Skip to main content

Full text of "Die Gartenwelt"

See other formats


^^^ 


*■?    '  !-»■< 


V"^"«. 


Kv: 


-i^-'-^'t 


.*^        V. 


c;^„^  ^  ^^W^: 


DIE 


GÄHTENWEbT 

ILLUSTRIERTES  WOCHENBLATT 
FÜR  DEN  GESAMTEN   GARTENBAU 


HERAUSGEGEBEN 


MAX  HESDÖRFFER,  BERLIN 


9.  JAHRGANG        ^VU'c" 
(,904-19051  •*•"'"■ 


MIT  ZEHN  FARBIGEN  TAFELN.  EINER  TONDRUCKTAFEL 
EINEM   FARBIGEN   WANDKALENDER   UND   VIERHUNDERTFÜNFUNDNEUNZIG   ABBILDUNGEN   IM   TEXT 


LEIPZIG 

VERLAG  VON  RICHARD  CARL  SCHMIDT  &  Co. 
1905 


ALLE  RECHTE.  AUCH  DAS  DER  ÜBERSETZUNG  IN  ANDERE  SPRACHEN,  VORBEHALTEN. 


DRUCK:  .ANHALT.  BUCUDR.  GUTENBERG,  E.  G.  M.  B.  II.,    IN  DESSAU. 


Inhalt  des  neunten  Jahrganges. 


(Die  illu 


ehen 


Aus  deutschen  Gärten. 

Hesdörffer,  M. 

*Aus  der  Flora  in  Cöln  497.  —  *Aacheu 
als  Gartenstadt  529.  —  *Aus  dem  Sohloss- 
garten  zu  Bückeburg  510. 

Maaß,  Harry. 

*Eine  "Wanderung  durch  den  Bremer  Bürger- 
park 592. 

Tuteuberg,  Ferd. 

*Die  Anlagen  in  der  Kaiserstraße  zu  Mainz 
361. 

Aus  deutschen  Handelsgärtnereien. 

Hesdörffer,  M. 

*Jao.  Beterams  Söhne  in  Geldern  KJO. 
Trcnkner,  Berthold. 

*Streifzüge  durch  Quedlinburgs  Fluren.  Emji- 

fehlenswerte    Neuheiten   der   Firma   David 

Sachs,  Quedlinburg  255. 

Ausstellungsberichte. 

Anker,  Richard. 

Von  der  englischen  Provinzial-Ausstellung 
in  Shrewsbuiy  22. 

Bohlmann,  Ernst. 

Die  „Teniple  Show',  die  grosse  Londoner 
Frühjahrs -Gartenbau -Ausstellung.  I.  All- 
gemeiner Bericht  476;    II.  Orchideen  486. 

Geier,  Peter. 
Die  nationale  Chrysanthemum -Ausstellung 
im  Crystal  Palace  zu  London  129.  —  .,The 
Temple  show"  in  London  463.  —  Sommer- 
ausstellung der  Royal  Horticultural  Society 
im  Chelsea-Hospital  vom  11.  bis  13  Juli  1905 
544. 

Hesdörffer,  M. 

*lnternationale  Kunst-  und  Grosse  Garten- 
bau-Ausstellung Düsseldorf  1904.  I.  Die 
internationale  Herbst-Ausstellung  1.  —  Die 
Orchideen -Ausstellung  3.  —  II.  Schnitt- 
blumen 18.  —  III.  Sonstige  Handelspflanzen 
30.  —  *Die  internationale  Obst-Ausstellung 
in  Düsseldorf  73,  85.  —  Die  Jubiläums- 
Ausstellung  des  Leipziger  Gärtnervereins 
vom  12.  bis  20.  November  1904  115.  — 
Die  Weitausstellung  in  Lüttich  414,  423. 
—  *Die  allgemeine  Gartenbau -Ausstellung 
in  Darmstadt.  I.  "Wasserpflanzen  589; 
IL  Landschaftsgärtnerei  und  Gartenkunst 
601 ;  III.  Florblumen  und  Handelspflanzen 
613;  LV.  Neuheiten  615;  "V.  Schnittblumen 
616;  VI.  Baumsohulartikel  617.  VII.  Ver- 
schiedenes 617. 

Jordi,  H 

*Die  internationale  Gartenbau- Ausstellung 
in  Paris  461. 

Krauß,  Otto. 

Ausstellung  von  überwinterten!  Obst  und 
Konserven  vom  17.  bis  18.  Februar  in 
Frankfurt  a.  M.  309.  —  *Die  Orchideen- 
schau  im  Palmengarten  zu  Frankfurt  a.  M. 
vom  29.  April  bis  7.  Mai  1905  421. 

Krone,  K. 

Die  Chrysanthemnra- Ausstellung  in  Göttin- 
gen 119. 

Plantener,  Aug. 

Chrysanthemum- Ausstellung  des  Vereins 
Hamburger  Chrvsanthemum  -  Freunde    143. 

Riebe,  H. 

Die  nationale  Chrysanthemum- Ausstellung 
im  Crystal.  Palace  zu  London  117.  —  Die 
frühe  "Winter -Ausstellung  der  nationalen 
Chi^santhemum- Gesellschaft  im  Crystal- 
Palace  zu  London  172. 

Schütz,  H.  J. 

*Frühjahrs-Ausstellung  von  Zwiebel-  und 
KnoUengewächsen  zu  Haarlem  vom  17.  bis 
21.  März  1905  337. 


Tscheuke,  "W. 

Garten-  und  Obstbau- Ausstellung  für  die 
Provinz   Brandenburg   in   Eberswalde   vom 

3.  bis  11.  September  1904  31. 

Die  Obstschau  auf  der  Ausstellung  der 
D.  L.-G.    in    München    vom    29.   Juni  bis 

4.  JuU  1905  545.  —  Die  Gemüseschau  auf 
der  AussteUung  der  D.  L.-G.  in  München 
vom  29.  Juni  bis  4.  Juli  1905  587. 

Blumenbindekunst. 

Sandhack,  Herrn.  A. 

*Trauerkränze  306. 
"Wällnitz.  M. 

Dresden  im  Blumenschmuck  465. 


Berlii 


Blumenhandel. 

kauf    an    ersten    Feiertagen 


372. 

Blumentreiberei. 

Baum,  J. 

Einiges    über  da 


Marechal- 


Treiben 
Niel-Rosen  244. 

Beuß,  H. 
Sind   abgetriebene  Hyazinthen   im    darauf- 
folgenden "Winter  abermals  treibfähig?  261. 

Hesdörffer,  M. 

*Aus  Hamburger  Treibgärtnereien  210,  *222. 

Kleyhonz,  J.  A. 

Nochmals  wohlfeiler  Treibflieder  261. 

ßäde,  Karl. 

*Wohlfeiler  Treibflieder  237. 

Tscheuke,  W. 
Hortensien  398. 

Ziskoven,  Carl. 

Calla  und  Aniaryllis  als  Schnittbinmen  235. 

Crysanthemum. 

Etzold,  Albin. 

Das  veilchenblaue  Chrysanthemum  „Sou- 
venir de  Madame  Dor"  207. 

Ziskoven,  Carl. 

Die  bemerkenswertesten  Chrysanthemum- 
Sorten  auf  der  Jubiläums -Ausstellung  des 
Leipziger  Gärtnervereins  158. 

Dahlien. 

Beuß,  H. 

Einiges  über  Dahlien  80. 

Blau,  Georg. 

DahlienveredUing  149. 

Hesdörffer,  M. 

*Neue  Riesendahlien  für  1905  322.  — *Neue 
RiesendahHen  353. 

Kern,  Alfred. 
„Neues   und  Allerneuestes"  von  der  VII. 
Ausstellung  der  Deutschen  Dahlien-Gesell- 
schaft 45,  54,  65. 

Kohlmannslehner,  Heinrich. 

*,,Mikado"  und  „Havel",  zwei  neue  Edel- 
dahhen  148.  —  *Drei  wertvolle,  riesen- 
blumige, französische  Dahlien-Neuheiten  184. 
—  *Die   Edeldahlie  „Schneewittchen"  198. 

Mühle,  Arpäd. 

Die  modernen  Dahlienzüchtungen  303. 

Farne. 

Anker,  Richard. 

»Ptei-is  Binoti   122. 
Bernstiel,  Otto. 

*Scolopendrium   officinarum    f.    undulatum 

121.    —    *Adiantum    Edgeworthii    Hook., 

eine  schöne  Ampelpflanze  122.  —  *Stenoch- 

laena  meyeriana,  Prsl.  373. 
Bonstedt,  C. 

*Polypodium  Heracleum.  Kze.  55. 
Gr aebener,  Hofgartendirektor. 

*Stenochlaena  palustris,  Mett.  397. 


Nicolai,  "Woldemar. 

*Bilder  aus  der  Heimat  der  Baumfarne  25. 
Tutenberg,  F. 

■'■Acrosticlium  aureum,  L.  398. 

Nephrolepis  bostoniensis  355. 

Gärten  des  Auslandes. 

Breitsohwerdt,  Herrn. 

Die  Baron  Friedrich  Nathaniel  von  Roth- 
schild.schen  Gärten  in  "Wien  474. 

Gärtnerische  Betriebslehre. 

Lange,    Willv.     Friedlaender    "W.    und 

Hegar,  Karl."  ' 

Was  muß  geschehen,  um  die  Zier-  und 
llandelsgärtnerei  in  allen  ihren  Zweigen 
wieder  einträglich  und  unter  den  heutigen 
Verhältnissen  rentabler  als  bisher  zu  ge- 
stalten?    (Preisfrage.)     499,  535,  561. 

Gärtnerische  Reiseskizzen. 

Frank,  Paul. 

*Die  Riviera  des  Gardasees  289. 
i'  esdörffer,  M. 

Reisemappe.     Jena    440;    In 
449;  Erfurt  457.  —  Gärtnerisches 

aus  Stendal  577. 
Othmer,  Beruh. 

"^■Eine   Tropenfahrt.     I.   Nach   Westindien. 

und    auf   Dominica    145,    164.        IL    Auf 

Trinidad   und  in  Port   of  Spain  174.     III. 

Am  Orinoco  und  an  den  Wasserfällen  des 

Caroni;  Heimreise  185. 
Purpus,  C.  A. 

Reiseerlebnisse    eines  Sammlers  im  fernen 

Westen  27,  42,  56,  64. 
Riebe,  Heinrich. 

♦Meine  Rei.se    von    Venedig   nach   Abbazia 

99,  112,  127,  137. 
Rösner,  K. 

Die  „Seefelder"  bei  Bad  Reinerz  in  Schle- 
sien und  ihre  Vegetation  511. 
Schwartz,  Friedrich. 

Skizzen  aus  der  Bäderstadt  Wiesbaden  451. 

Gehölze. 

Beuß,  Heinrich. 

Cytisus  albus  als  Hochstammveredlung  88. 

Brand,  Otto. 

Koelreuteria  paniculata,  Laxm.  10.  —  Rhus 
Cotinus,  L.  16.  —  Polygonum  vaccinifoliuni 
377.  —  »Rhododendron  (Rhodora)  cana- 
dense  474.  —  Empfehlenswerte  winterharte 
Heideki-äuter  und  ihre  Verwendung  509. 

Geier,  Peter. 
Drei  Ziersträucher  des  Winters  257. 

Grote,  H. 

*Hortensien  im  Freien  509. 

Hermes,  Albreoht. 

Betrachtungen  über  das  Leben.salter  der 
Bäume  340. 

Horak,  Jos.  Fr. 
Magnolien  304. 

Hortus. 

Buntlaubige  Gehölze  im  Parke,  eine  Ge- 
schmacksverirrung 16. 

Juraß,  Paul. 

Dornige  und  stachelige  Gehölze  342. 

Liebsch,  Georg. 

Sambucus  raoemosa,  ein  einheimischer  Zier- 
strauch 17. 

Meyer,  F.  W. 

*Prachtpflanzen  seltener  Rhododendron  in 
England  109. 

Müller,  Herm. 

Clerodendron  trichotomum,  Thunb.  308.  — 
Gaultheria  procumbens  355. 

Mütze,  Wilh. 

*Buddleia  lindleyana,  Fortime  377,  *378. 


IV 


Gartenwelt. 


IX 


Peters,  Eugen  Jos. 

*Cornus  sanguinea  fol.  var.  247. 
Rehnelt.  F. 

*Hvdrangea  vestita  var.  pubescens  541.  — 

*Sälix  Cottetii  542. 
Rimann,  C. 

Amygdalus  davidiana,  Carr.   floie   albo   17. 

—  Vitex  Agnus  castus  355. 
Schneider.  Camillo  Karl. 

*Pterocarya  caucasica,  C.  A.  Meyer  10. 
Schulze,  G. 

Noch   einige   Worte    über    Bhododendron- 

Hybriden  für  das  freie  Land  142.   —  Die 

schönsten  Arten  und  "Varietäten  der  Gattung 

Rhus  248. 
Tutenberg,  F. 

*Andromeda  japonica  354. 

Hydrangea  scandens.  Maxim.  308.  —  Xan- 
thoceras  sorbifolia,  Bge.  308. 

Gemüsebau. 

Balke.  W. 

Neger-  oder  Zulukartoffelu  330. 

Beuß,  H. 

Beitrag  zur  erfolgreichen  Kultur  des  span. 
Pfeffers  329.  —  Ein  Urteil  über  den  „Er- 
furter roten  Delikate.ss- Wirsing"  330.  — 
*Melonenkultur  im  Freien  409.  —  Blunien- 
kolil  im  Winter  595. 

Breitschwerdt,  H. 

Neger-  oder  Zulukartoffel  400. 

Freiberg,  Fr. 

Champignonkultur  im  Sommer  in  der  Kgl. 
Melouerio  zu  Sanssouci  549. 

Hesdörffer,  M. 

*Eine  neue  Tomate  11.  —  Über  den  Ge- 
schmack der  Gemüse  330. 

Pauls,  Otto. 

*Spargelkultur  und  Treiberei  328. 

Spranger,  A. 

Radies  im  Winter  595. 


Bleichsellerie  378. 


Gerätschaften. 

Richter,  Ernst. 

*Ein  prakti-soher,  verstellbarer  Kübelhaken 
417. 

Rimann.  C. 

Schattendecken  au.s  Kokosfaser  344. 

Sattler,  C. 

Samen-Einback-  und  AValzgerät  für  Rasen- 
anlagen etc.  344,  416. 

*Uandzerstäubungsapparat  zur  Bekämpfung 
von  schädlichen  Insekten  und  Pilzkrank- 
heiten an  Pflanzen  mit  flüssigen  Mitteln  343. 


Holzmarkierstift 


N.  Wolf  f  &  Co.  345. 


Heizungsanlagen. 

Graebener,  L. 

Fernheizung  eines  Gartenbetriebes  6. 
Röder,  Richard. 

Der  Reform-Gliederkessel  54ö. 
Siemann,  IT. 

Die  Instandhaltung  derHeizung.sanlagcn  594. 

Insektenfressende  Pflanzen. 
»Baum,  ,1. 

•Pinguicula  caudata  482. 

Kakteen  und  Sukkulenten, 

Anker,  Richard. 

*Kalanchoo   kewensi.s  31(j.    —    ''Kalaiichoe 

hvbrida  felthamensis  391. 
Baum,  H. 

*Aloö  Baumii,  Engl,  et  Gilg  436. 
Berger,  Alwin. 

*Echinocereus  acifer,  Lem.  *410,  411. 


Graebener.  L 

*Cereus  triangularis,  Haw.  63. 

Heese,  Emil. 

*Fünf  dankbare  Kakteen  für  den  Handels- 
gärtner 265. 

Koniferen. 

Beißner,  L. 

*Pioea  excelsa  virgata,  die  Schlangen-  oder 
Rutenfichte  und  Picea  excelsa  viminalis, 
die  Hängefichte  410.  —  Nochmals  Abies 
arizonica,  Merriam  446.  —  Pinus  Pinaster, 
Sol.  521.  —  Picea  pungens  „Sämling 
Henkel-',  Nachschrift  542.  —  Abies  arizo- 
nica var.  pygmaea,  Nachschrift  543. 

Cavet,  Dr.  Louis. 

Picea  pungens,  die  schönste  und  härteste 
Konifere  309. 

Berger,  Alwin. 

■^Die  Kiefern  der  Riviera  469. 

Grube,  H. 

Die  mexikanische  Sumpfzeder  619. 

Horäk,  J.  F. 

Abies  arizonica,  Merr.  411. 

Rade,  Karl. 

*Picea  excelsa  virgata  (nicht  viminalis),  in 
der  Kgl.  Gartenbau  -  Lehranstalt  zu  Buda- 
pest 209. 

Rimann,  C.  _ 

Abies  arizonica  363. 

Tutenberg,  F. 

*.-Vbies  arizonica  427.  —  *Pioea  pungens 
pendula  „Sämling  Henkel"  542.  —  *Noch- 
mals  Abies  arizonica  543. 

VoUert,  Rud'. 

Abies  arizonica  497. 

Pinus  Nelsoni  248. 

Kultureinrichtungen. 

Rehnelt,  F.  .. 

*Das  neue  Überwinterungshaus  im  botani- 
schen Garten  zu  Gießen  169. 

Richter,  Ernst. 

*Ein  praktischer  Frühbeetkasteii  171. 

Siemann,  H. 

*Wasserbeförderuags-Anlagen  439. 

Wasserversorgung  225. 

Landschaftsgärtnerei. 

Beuß.  Obergärtner. 

Gehölzgruppierung   in    Rücksicht    auf    den 

Herbst  35. 
Boxberger,  Franz. 

*Hausgärten  163. 
Büttner,  M. 

*Eine  neue  Raseneinfriedigmig  330. 
Großmann,  J.  P. 

Die  Moderne  in  der  Gartenkunst  7,  331. 


Einheitliche  Bänke  242.  —  Proporiionen, 
Naturalismus,  Moderne  412. 

Lange,  Willy. 

*Altes  I5emäuer  im  Garten  37.  —  *Ruinen 
im  Garten  318.  —  'Künstliche  Ruine  als 
Badeanstalt  482.  —  »Kunstwerke  und  Kunst 
im  Garten  565. 

Liebert,  Hans. 

Einiges  über  Bach- und  Teichuferpflanzen  14. 

Liebs.  W. 

Hausgärten  52.  —  *Efeuberankung  an  einem 
Landhause  197.  —  »Entwässerungen  546. 


Natürlicher  Parkschmuck  319. 
artrat  h,  Stadt  gart  endirektor. 
Winke  für  die  dekorative  Gartengestaltung 
242. 

eitmar,  Hans. 

*Teppiohbeet  vor  dem  Kaiser  Franz  Josef- 
Theater  in  Berndorf  401,  *402. 
inze,  Karl. 

♦Ursachen  malerischer  Wirkungen  436. 
iehl,  W. 

'Feldbahnbetrieb  mit  der  Spaldingbahn  257. 
—  »Berliner  Plätze  279. 
niese,  L. 

Ȇber  die  Schreibweise  beimKrokieren  453. 
önig,  H. 

»Gartenschmuck  39. 
ühn,  V. 

»Der  Arbeitsplan  68.   —    »Zur  Herstellung 
perspektivischer  Ansichten  428. 
rone,  K. 
Ist  die  Gartenkunst   rückständig?   207.    — 


Maaß,  Harry. 

»Grundplan  und  Perspektive  in  ihrem  Zu- 
sammenhang 484. 

Meyer,  F.  W. 

*Kahnhäuschen  im  Schweizerstil  7.  —  »Ein 
künstlicher  Baumstamm  als  Sommerbäus- 
chen 126. 

Rimann,  Carl. 

Winke  für  dekorative  Gartengestaltung  429. 

Schneider,  C.  K. 

»Noch  einige  Worte  über  die  Bedeutung 
der  Photographie  für  den  Landschafts- 
gärtner 181.  —  »Eine  eiserne  Zierbrücke  343. 

Schulze,  G. 

Zwei  gute  alte  Zierpflanzen  243. 

Staudenmeyer,  R. 

Andeutungen  über  die  Aquarelltechnik  102. 
—  »Das  perspektivische  Zeichnen  im  Dienste 
der  Gartentechnik  273. 

Stüting,  A. 
»Vorgärten  15.  —  Über  Gruppengestaltung 
und   Verwendung   der   Gehölze   in    Gärten 
und  Parks  23. 

Thiem,  Georg. 

»Wirkungsvolle  Bepflanzungvon  Kaimauern. 
305. 

Ton,  Max. 

Gartenkolonien  558. 

Tutenberg,  F. 

»Zwei  Entwürfe  für  einen  Blumengarten  522. 

»Preisausschreiben  zur  Erlangung  von  Ent- 
würfen für  einen  Stadtpark  auf  dem  Gänse- 
anger in  Dessau  78. 

»Schwächen  der  Bepflanzungspläne  und  der 
Bepflanzung  195. 

Deutsche  Gartengestaltung  und  Kunst  378. 

Über  Rosengruppen,  deren  Einfassung  und 
Ünterpflanzung  391. 

Neue  Pflanzen. 

Anker,  Richard. 

»Rehmannia  angulata  114. 
Besoke,  G. 

»Wertvolle    Neuheiten    und    Einführungen 

Erfurter  Samenzüchter  und  Handelsgärtner 

277,  292. 
Heimann,  Richard. 

Marguerite  (Chrysanthemum  frutescens) 

,,Queen  Alexandra"  470. 
Hesdörffer,  M. 

»Papaver    hybridum    „Prinzessin    Viktoria 

Luise"   5.     —     Dunkellaubigo    chinesische 

Primeln  401.  —  »Neue  Hydrangea  Mariesii- 

Varietäten  413. 
Kohlmannslehner,  Heinrich. 

»Die  neue  Remontantnelke  „Meta"  152.  — 

»SelagineÜa  watsoniana  180. 
Rehnelt. 

»Die   Silberakazie,    Acacia    podalyriaefolia, 

A.  Cunn.  158. 
Stüting,  Arthur. 

Saturn,   eine   neue  gefüllte   Scariet-Pelar- 

gonie  143. 
Thürmor,  Wilhelm. 

»Begonia  hybrida  ,.Alsmeer  Oloire"   1.07. 


IX 


Die  Gartenwelt. 


Obstbau. 

Beuß,  H. 
Der  Sommer  des  Jahres  1904  51.   —  Soll 
man  Traubensäckchen   anbringen?   77.   — 
Drei  gefährliche  Obstbaumschädlinge   533. 

Buerbaum  ,  Josef. 

Der  Kalkanstrich  der  Obstbäume,  verbun- 
den mit  gleichzeitiger  Düngung  199. 

Gehlhaar,  Karl. 

*VeredelungsversHche  an  jungen  Sämlingen 
und  Stecklingen  271.  —  *Etwas  über  Form- 
obst und  Schnurbäumchon  im  besonderen 
325. 

Goethe,  R. 
Über  eine  Krankheit  der  Rebstöcko  in  den 
Treibhäusern  353. 

Graebener,  L. 

♦Nochmals:  „Die  serbische  Quitte  Wranj.ska 
Dunja"  52. 

Held,  Ph. 
*Eine  Zwerg-    und    Beerenobstanlage,    die 
frisches   Obst   zu  jeder  Jahreszeit   zu   ge- 
nießen ermöglicht  570. 

Hesdörffer,  M. 

Die  neue  Himbeere  „Goliath"  27.  — -  Obst- 
bau und  Obstverwertung  in  Nordamerika 
402.  —  *Schaufrüchte  aus  L.  Späths  Baum- 
schule 553. 

Heuwing,  Heinrich. 

*Änlage  von  Obstnutzgärten  465. 

Jacobs,  0. 

•Einige  Obstliebhaber  aus  der  Tnsekten- 
welt  447. 

Jansen,  Arthur. 

Über  das  Wurzelwachstum  der  Obstbäume 
340.  —  Der  Sommerschnitt  488.  —  Die 
Obsteintuhr  und  der  deutsche  Obstbau  571. 

Kall,  S.  von  der, 
♦Stachelbeere  ,, Angler"  361. 

Kindshoven,  J. 

Was  geschieht  in  Bayern  'zur  Förderung 
des  Obstbaues?  350. 

Liebs,  W. 

Soll  man  Traubensäckchen  anbringen'?  154. 

Lindner,  Herm. 

Zwei  genügsame  Birnensorten  619. 

Pauls,  Otto. 

Die  Düngung  der  Obstbäume  549,  554. 

Pfeiffer,  Carl. 

♦Gründüngung  für  Obstbäume  385. 

Seulen,  A. 

*Monatserdbeere  „Schöne  An haltinerin'' 473 

Tscheuke,  W. 

Internationaler  Obstbau  und  Weltmarkt  513' 

Thiem,  Georg.; 

♦Formlose  Aprikosen-Spaliere  241. 

Warneoke,  A. 
Die  Obstplantagen  mit  Rhabarber  als  Unter- 
frucht 472. 

Beförderung  von  Obst  auf  der  Eisenbahn  26. 

Südafrikanisches  Obst  27. 

*Wahl  der  Edelreiser  88. 

Orchideen. 

Baum,  J. 

♦Masdevallia  Bella  567. 
Bittner,  Josef. 

Nochmals  das  Spritzen  der  Orchideen  346. 
Bohlmann,  Ernst. 

Laelia    jongheana    112.     —     tlypripcdium 

fairianum  433. 
Brand,  Otto. 

♦Miltonia  vexillaria,  Kchb.  fil.  174, 
Cremer,  F. 

♦Ständer   zum    Aufhängen    von    Orchideen 

im  Zimmer  303. 
Gütig,  K.  W. 

Doch  Lauberde  für  Orchideen  bei  Zimmer- 


kultur 49.  —  Über  das  Spritzen  der  Orchi- 
deen 278. 
Hesdörffer,  M. 

♦Cattleya  Warscewiczii  „Frau  Melanie  Bey- 

rodt"  374. 
Kraemer,  Michael. 

♦Laelia    anceps    alba   253.    —    *Oncidium 

splendidum  434. 
Othmer,  B. 

♦Coryanthes    leucocorys,  Rolfe   und  Peris- 

teria  aspersa,  Rolfe  13. 
Schweizer,  Th. 

♦Wertvolle    Orchideen    für    den    Handels- 
gärtner und  den  Liebhaber  301. 
Sprenger,  C. 

Calanthe  japonica  und  ihre  weiße  Varietät 

316. 
Wolff,  L. 

♦Odontoglossum  grande  51. 

Cypripedium  hybridum  „Helvetia"  399. 

Über  die  Beziehungen  der  Orchideensäm- 
linge zu  anderen  Organismen  während  dor 
Keimung  607. 

Pflanzendüngung. 

Heine,  Dahlem. 

Der  Chihsalpeter  als  Düngemittel  387. 
Koopniann,  Karl. 

Über  die  Verwendung  der  Düngesalze  und 

konzentrierten  Dünger  149. 
Trenkner,  B. 

♦Chilisalpeter-Düngung  für  Obstbäume  313. 
Vogel,  Prof.  Dr.  J.  H. 

Pflanzenproduktion   und   Kun.stdüiiger  166. 

Pflanzenkrankheiten. 

Goethe,  R. 

♦Über    eine    Krankheit    der    Rebstöoke    in 

den  Treibhäusern  229. 
Kexel,  Dr. 

Vertilgung  von  Thrips  348. 
Lieb.  Werner. 

♦Der  Polsterschimmel  des  Obstes  557. 
Löbuer,  Max. 

♦Nematoden    an    Cyclamen    und    Begonien 

und  die  Komposterde  231. 
Stecker,  Gust. 

Lysol  als  Schädlinge  vertilgendes  Mittel  im 

Gartenbau  346. 
Tscheuke,  W. 

Botrytis  parasitica,  der  Erreger  einer  gefähr- 

liolien  Tulpenkrankheit  322.  —  Die  Rosen- 

okulatenmade,  Chnodiplosis  oculiperda  618. 
Völsing,  W. 

♦Ein  seltener  Eindringling  (Troglophilus)  471. 
Winkler,  Jos. 

Die  Schimmelpilze  512. 

Das  Kirschbaumsterben  am  Rhein  259. 

*üie  Fleokenkrankheit  des  Veilchens  567. 

Eine  neue  Orchideen  krankheit,  Uredo 
behnickiana  616. 


Sprenger,  C. 

Arten-    und    Sortenechtheit   im    Pflanzen- 
handel 58. 

Uhden,  Carlos. 

Mexiko  und  seine  Vegetation  80. 

Untersuchungen    über    das    Erfrieren,  dor 
Pflanzen,  551. 

Pflanzennamen  144, 


Pflanzenkunde. 


H. 


♦Welwitschia  mirabilis  Hook.  f.  294. 

Goeze,  E. 

Die  Mvrtaceen  268. 

Jacobs,'0. 

♦Lathraea  squamaria  378. 

Nehrling,  H.  (Florida). 

♦Einheimische  Planzen  meines  Gartens, 
I.  493,  IL  505,  HL  517. 

Schneider,  C.  K. 

Über  die  Ergebnisse  der  Nomenklatur- 
beratungen auf  dem  Internationalen  Botan. 
Kongreß  in  Wien,  Juni  1905  507. 


Pflanz.envermehrung. 

Peuker,  M. 

Die  Vermehrung  von  Antirrhinum  majus  267. 
Rehnelt,  F. 

♦Vermehrimg  von  Drosera  und  Ramondien 

durch  Blattstecklinge  320. 
Rosen. 
Anker,  Richard. 

Neue  Kletterrose  „Blush  Rambler"  34. 
Deegen,  Franz,  jr.  Nachfolger. 

Bemerkung  zu  dem  Artikel  „Die  Biographie 

der  weißen  Marochal  Niel-Rose"  35. 
Gelhaar,  Karl. 

♦Rosa  wichuraiana  hybrida  „Alberic  Barbier" 

136. 
Jacobs,  0. 

♦Erfolge  eines  deutschen  Rosenzüchters  110. 

—  ♦Die  Teehybride , Großherzogin  Alexandra' 

234. 
König.  W. 

♦Der  Verein  Elsaß-Lothringer  Rosenfreunde 

und  sein  Rosengarten  in  Zabern  606. 
Mühle.  Arpäd. 

Die    holländische    Rosa    rugosa    als    Hoch- 
stammunterlage 33, 
Tutenberg,  F. 

Die  neue  Teehybrid-Rose  ,,Etoile  de  France" 

376. 
Welter,  N. 

♦Die  neue  Teerose  „Albert  Hoffmann"  67. 

*Neue  Rose  ,.Richmond"  234.  —  Rosafarbige 
Teehybride   „Frau  Peter  Lambert"  235. 

SamenhandeL 

Der  neue  österreichische  Zolltarif.  Zoll  auf 

Samen,"  für   den  Detailhandel  hergerichtet, 

bei  der  Einfuhr  nach  Österreich  252. 

Schlingpflanzen. 

Anker.  Richard, 

♦Gloriosa  rothschildiana  112. 

Beuß,  H. 

Polygonum     baldschuanicum ,     eine     sehr 
empfehlenswerte  Schlingpflanze  307. 

Brand,  Otto. 

♦Die  Gattung  Bomarea,  Mirb.  434. 

Crusius,  C. 

♦Pilogyne  suavis,  Sohrad.  246. 

Grote,  H. 

♦Wistaria  chinensis,  eine  prächtige  Schling- 
pflanze 519. 

Lindner,  H. 
Thunbergia   alata,   eine   dankbare   Schlmg- 
flanze  für  schattige  Lagen  233, 

Tscheuke,  W. 

Cantua  buxifolia  425. 

Tutenberg,  F. 

'Passiflora     coccinea     princeps     482.    _— 
♦Clematis  montana  grandiflora  *433,  435. 

*  Etwas  vom  Efeu  425. 

Schnittblumenkultur. 

Hesdörffer,  M. 

'^♦EinträgUche  Schnittblumenkulturen  133.  — 

Reseda  Machet  „Weiße  Perle"  317. 
Rimann,  C. 

Cosmea  bipinnata  317. 

Sommerblumen. 
Balke,  W.  ,     ,^^ 

Sommerblumen  als  Garteu.schmuck  SOt. 


VI 


Die  Gartenwelt. 


IX 


Bohlmann,  Ernst. 
Niootiana  Sanderae  46. 

Ledien,  F. 
*Schizanthas  }iybridus  grandifloriis  268. 

Sprenger,  C. 

*Zur  Kultur  der  Centaurea  odorata,  Marga- 
ritae  und  Chamaeleon.  Was  ist  Centaurea 
imperialis':'  10.3. 

Stauden. 

Arends,  Georg. 
*PrimuIa  Auricula  ., Germania"  bS3. 

Beuß,  n. 

Zur  Empfehlung  der  Plox  decussata- Varie- 
täten ötiö. 

Hesdörtter,  M. 

*Xeue   herbstblühende   Staudenastern   272. 

—  *Tritoma  hybrida  „Expre.ss"  425. 
Hortus. 

Zur  Empfehlung  des  kalifornischen  Baum- 
mohnes, Komneya  Coulteri,  Harv.  367. 

.Junge,  Heinrich. 

*Neue  Herbstastern  193. 

Kohlmannslehner,  Heinrich. 
*Primu]a  Auricula  „Bavaria"  584. 

Lindner,  H. 

Pulmonaria  und  Ajuga,  zwei  hübsche 
Fmhlingsblüher  un.serer  heimischen  Flora 
283. 

Meyer,  F.  W. 

*Meconopsis  integrifolia  534. 

Müller,  Herrn. 
Die  Ramondien  283. 

Eimann,  C. 

*Corydalis  thalictrifolia  17. 

Rebnelt,  F. 

*Scutellaria   baicalensis   var.   coelestina  61. 

—  'Campanula  glonierata  var.  aoaulis  272. 

—  *Wulfenia  amherstiana,  Bth.  und  ihre 
Verwandton  374.  —  *Etwas  vom  Edel- 
weiß 452,  —  *Bemerkungen  über  winter- 
harte Selaginellen  und  Lyoopodien  519. 

Riniann,  C. 

Bergenia  crassifolia,  L.  374. 
Kuschpier,  Paul. 

Paeonia  chinensi.s  464. 
Siehe,  W. 

Acanthus  Peningi  354. 
Triebner,  W. 

Einige  Stauden  zu  Schnittblumengewinnung 

und    Topfverkauf    im    Fj-ühjahr    232.    — 

Physostegia  virginiana  als  Scbnitt.staude  354. 
Tsoheuke,  W. 

Die  Christrosen  oder  Helleboni.s  233. 
Tuten  borg,  F. 

Eranthis  hiemalis.  Sali.sb.  61. 

Doronicum  caucasicum  41. 


Sumpf-  und  Wasserpflanzen. 
Baum,  II. 

*Äponogeton  mouo.stachyus  L.  f.,  eine  neue 

Was.serpflanze  62.    —   'Die   Gitterpflanze. 

Aponogeton  fenestralis  (Poir.)  Hook.  f.  (syii. 

Ouvirandra  fenestialis)  97. 
Mütze,  Wilh. 

*Sagittaria    .sagittifolia   grandiflora   s\ipeiba 

197. 
Rehnelt,  F. 
,      Nymphaea  gigantea  447. 
Schweizer.  Th. 

Der  Sumpf-  und  Wasserpflanzengarten  und 

die    einheimischen    Bach-    und   Teichufor- 

pflauzen  99. 
Tutenberg,  F. 

*Nymphaea  zaiizibariensis  ro.sea  570. 

Topfpflanzen. 

Bartsch,  G. 

Salvia  splendons  „Freudenfeuer'-  184. 


Bauer,  ,Tak. 
*Heliotrop  „Madame  Barnsby"  als  Gruppen- 
pflanze 366. 

Bernstiel,  Otto. 

*Gleclioma  hederaceum  fol.  var.  245. 

Bohlmann,  Ernst. 

Potentlila   nepalensis  var.    Willmottiae  77. 

Braun,  V.  H. 

Impatiens  Sultani  als  dankbare  Gruppen- 
pflanze 284.  —  Senecio  Petasites  und 
Senecio  Ghiesbreghtii  308. 

Breitschwerdt,  H. 

*Conoclinium  janthinum,  Moore  481. 

Dänhardt,  Walter. 
*Hel.\ine  Soleirolii,  Reg.  246. 

Eicke,  n. 

Die  Ursache  des  Absterbens  der  Ei'ica  im 
vergangenen  Sommer  198.  —  *,,Adolf 
Wenzel'-,  eine  empfehlenswerte  Fuchsien- 
neuheit 206. 

Freiberg,  Fr. 

*Ma!maison- Nelken  in  der  Kgl.  Meloiierie 
zu  Sanssouci  558. 

Geier,  Peter. 

Die  rationelle  Kultur  der  Gardenia  220.  — 
Äsparagus  Sprengen  260.  —  Die  Kennedya 
411. 

G  r  a  e  b  e  n  e  r ,  Hofgartendirektor. 
*Yucca-Kreuzungen  426. 

Herbst,  A. 
Aspidium  falcatum  245. 

Hesdörffer,  M. 
*Ein  merkwürdiges  Cyclamen  355.  ~  Reh- 
mannia  angulata  426.  —  *Cyclamen  persi- 
cum  giganteum  „Brillantrosa"  479.  — 
*Türpes  winterblühender  niedriger  Gold- 
lack 520.  —  *ßegonia  „Gloire  de  Sceaux" 
520.  —  Gefranste  undRokoko-Cyclamen  568. 

Hinze,  Otto. 

*Cyclamen  persicum  margine  rubre  „Alpen- 
glühen" 568. 

.Jahn,  E. 

*Doryanthes  excelsa  und  Astelia  Banksii  520. 

Kohlmannslehner,  Heinrich. 

*,,La  Reine",  eine  neue  remontierende 
Federnelke  217.  —  'Gleohoma  hederaceum 
fol.  var.  244. 

Krauß,  Otto. 
*Zwei  neue  winterblühende  Begonien  205. 

Lindner,  H. 

*Lamium  Galeobdolon  376. 

Marquardt,  Georg. 

Salvia  splendens  „Silvor  Queen"  77. 

Müller,  Herrn. 
Erica  carnea  284. 

Oertel,  Gottfried. 

Der  Gummibaum  (Ficus  elastica)  296. 

Othmer,  B. 

'Dii^  G.attimg  Eucomis  5.  —  *Seneciü 
r^la-itcs  DG,  (syn.  Cineraria  platanifolia 
ht.il.i  137.  —   'Heckeria  umbellata,  L.  445. 

l'rlrisfM,   H. 
'Ncponthes  284. 

Kehnolt,  F. 

■Zui-  Ausnutzung  sonnig  gelegener  lliiusei'- 
wünde  6.  —  Zur  Kultur  der  Fuchsie  ,,An- 
drnkon  an  Heinrich  Henkel"  67.  —  Fuchsie 
„Andenken  an  Heinrich  Henkel"  und  „Oroß- 
lierzogin  Adelheid"  308.  —  Erica  nigiita 
355.  —  Grischowia  hirta  und  Exacum 
macranthum,  zwei  prächtige  Herbstblühcr 
426. 

Richter,  Ernst. 

Schnelle  Vermehrung  des  Gummibaumes 
375. 

liimann,  C. 
Büugainvillea  spectabilis  lateritia  284. 

Uuth,  Herm. 
Die  Malmaison-Nelke  6. 

Sprenger,  C. 

Die  Herkules-Nelken  Neapels  218. 


Tscheuke,  W. 

Verbena  „Miss  Willmott"  oder  „Ellen"  keine 

Neuheit  183. 
Wehrhahn,  R. 

*Psilotum  madagascariense  445,  *446. 
Winkler,  Josef. 

Impatiens  Sultani  284. 
Wulle,  Heinrich. 

*Canna  iridiflora  496. 

Dacrydiura  cupressinuni  1.^20. 

Begonia  hybrida  ..Aalsmeers   Glorie"   245. 

Begonia  hybrida  fl.  pl.  ..Fiau  Helene  Harms" 
376. 

*Musa  Ensete  399.  *400. 

**Musa  arnoldiana  400,  »401. 

Mitraria  cocoinea,  Cav.  400. 

Zwiebel-  und  Knollengewächse. 

Anker,  Richard. 

*Hippeastrum  (Amaryllis)   „Snowdon"  367. 
Brüggemann,  Ch. 

Das  Samentragen  abgeschnittener  Amaryllis- 

Blütenstiele  413. 
Horak,  Jos.  Fr. 

Veltheimia  viridiflora  Jacq.  155. 
Lübner,  M. 

Sommerblühende  Amaryllis  vittata  368.  — 

Amaryllis -Blütenstengel     zur    Samenzucht 

368. 
Othmer,  B. 

*Hippeastruni  equestre,  Herb.  367. 
Sprenger,  C. 

Trockenblüher  88. 

Mannigfaltiges. 

Beuß,  Heinrich. 

'Die  hauswirtschaftliche  und  Gartenbau- 
schule für  Damen  in  Schwetzingen  56.  — 
Ein  weiterer  nützlicher  Schädling  des  Garten-' 
baues  345. 

Breitschwerdt,  H. 
Folgen  der  Sommertrockenheit  1904  430. 

Contra. 
Schiller  und  die  Gartenkunst  404. 

Correvon,  Henry. 

Die  Alpengärten  und  der  erste  Kongreß 
von  Vertretern  alpiner  Gärten  und  von 
Freunden  der  Alpenpflanzen  im  August 
1904  140,  152. 

Fischer-Treuenfeld,  K.  v. 
Paraguav,  das  Land  der  Apfelsinen  201. 

Groß,  Michael. 
Der  Katalog  381. 

Frosfscliäden  an  den  Kulturen  der  Riviera 
und  I  ilicritaliens  21.5,  515. 

Kinslscliutzversuche  in  Hohcnlieim  285.  — 

l»ir  ,.r']i:,'i.    Zu'korgehalt    des    Trauben- 

>;il'         :   '     l;   I.  -iti>    „Fraiikentlialer   Trol- 

liDi .1  ,'.'.>'■    l'M4  431. 

Hcini-    ,    i.aitrn.liieklor. 

Mmüs    im    (lartciirasen    382.    —    Gras    im 

Pflaster  3S2. 
Hesdiliffer,  M. 

Vom    Maulwurf  346.    —    'Ein    elastiscbes 

Baumliand    380.    —    Zur    Vertilgung    der 

Wespen  und  Hornisse  498. 
Hortus. 

Doppelnamen  287. 
Koopmann,  Karl. 

Lehren  aus  der  Dürre  im  Jahre  1904  130. 
Krone, 

Heimatschutz  358. 


IX 


Die  Gartenwelt. 


VII 


Roemer,  Friedrieb. 

Wasserbefördeningsanlagenölß.  —  Wespen- 
Jnester  516. 

Seibt,  Kicliard. 

*Ein   schöner  Weilinaclatsbauin   141. 

Sprenger,  C. 

Freuden  und  Leiden  eines  deutschen 
Gärtners  in  Neapel  368.  —  Über  eine 
Schwindel-Anzeige  aus  der  Provinz  Neapel. 
479. 

Ton,  Max. 

Goethe  als  Gartenfreund  388. 

WinJiler,  Josef. 

Etwas  über  den  Nutzen  und  Schaden  der 
Frostwehren  345. 

Wittmütz,  A. 
Amerilianisches  Dörrobst  94.  —  Lysol  und 
Reblaus  94.  —  Verkaufseinrichtungen  für 
Gartenbauerzeugnisse  in  den  Niederlanden 
201.  —  Die  Unfallstatistik  in  der  Land- 
wirtschaft 562. 

Das  Wässern  des  Spargels  443. 

Aus  Deutsch-Südwestafrika  202. 

Der  Kamelienbaum  zu  Pillnitz  203. 

Das  Wandern  ist  des  Gärtners  Lust  357. 


Etiketten,  Neue  wetterfeste,  498.  —  Haft- 
pflicht der  Besitzer  verpachteter  Obstanlagen 
431.  —  Landesverschönerung,  Zum  Kapitel, 
540.  —  Kaninchen,  Zur  Vertilgung  der 
wilden,  247.  —  Militärische  Übungen,  Ver- 
legung der,  von  Gemüsegärtnern  aus  den 
Sommermonaten  in  das  Frühjahr  358.  — 
Preisfrage  287.  —  Sohillerhain,  Ein,  359.  — 
Spargel,  Gewässerter,  94.  —  Thermometer, 
Ein  Schutz-,  287. 

Plaudereien. 

Holthauseu,  M. 
Blumen  in  Rom  559. 

Gärtnerisches  Unterrictitswesen. 

Gartenbauschule  in  Weiheustephan,  Jahres- 
bericht über  die,  600. 

Gärtnerlehranstalt  zu  Dahlem,  *Die  Aus- 
stellung der,  vom  15.  bis  20.  Oktober  1904 
in  den  Räumen  der  Lehranstalt  (Von  Max 
Hesdörffer)  91.  —  Lehrgang  für  Garten- 
freunde 300.  —  Gartenkünstlerische  Vor- 
träge 588. 

Lehranstalt  für  Wein-,  Obst-  und  Gartenbau 
zu  Geisenheim  a.  Rh.,  Bericht  der,  Von 
Prof.  Dr.  J.  Wortmann  249.  —  Obstver- 
wertungskursus 551. 

Winterschule  für  Gärtner  in  Briegi.  Schi.  432. 

Zeit-  und  Streitfragen. 

Dickmann,  H. 

Ziele  für  den  Unterricht  an  den  Fort- 
bildungsschulen und  Betrachtungen  über 
die  Würdigung  des  gärtnerischen  Berufs 
392. 

Favero. 

Der  Anfang  vom  Elend  beim  Herrschafts- 
gärtner 252. 

Heimann  ,  Richard. 

Das  Wandern  ist  des  Gärtners  Lust  489. 

Heitmar,  Hans. 

Gärtner  oder  Taglöhner  393. 

Hermann,  Gustav. 

Zum  Kapitel  „Preisausschreiben"  356. 

Hesdörffer,  M. 

Etwas  über  gärtnerische  Amtstitel  384.  — 
Bücherbesprechungen  514.  —  Gärtnerei- 
Aktiengesellschaften  609. 

Hoffmann,  Karl. 

Tierschutz  in  öffentlichen  Anlagen  274.  • 


Hortus, 

Die  rote  Sonnenrose  94. 

Nehrung,  H. 

Deutsche  Gärtner  in  Amerika  92. 

Schipperin,  Fritz. 

Ein  Wort  eines  Nicht- .Anstalters  zu  dem 
Artikel  „Ziele  für  den  Unterricht  an  Fort- 
bildungsschulen" 466. 

Womacka,  Moritz. 

Das  Wandern  ist  des  Gärtners  Lust  405. 

Gartenverwaltung  und  Lokalpresse  24. 

Die  Fortbildungsschulen  und  dereti  Zweck 
und  Ziel  320. 

Etwas  über  die  Bezahlung  der  Garteu- 
techniker 430. 

Unser  Zeichenunterricht  an  den  Fort- 
bildungsschulen 574. 

Taglöhner  oder  Gärtner  610. 
Lohnbewegung. 

Altona  407. 

Berlin  und  Vororte  264. 

Hamburg,  Hannover  372. 

Kiel  348. 

Leipzig  372. 

Wien,  Wiesbaden  407. 

Aus  den  Vereinen. 

Autographisohe  [Gesellschaft   Dahlemer  a.  H. 

a.  H.  in  Steglitz  492. 
Bezirksobstbauverein  zu  Dresden  359. 
Dahlien-Gesellschaft,  Jahresversammlung  der 

Deutschen,  in  Düsseldorf  am  8.  September 

1904  23.     —    Erste     Jahresversammlung 

1905  der  deutschen,  216.  —  Bericht  über 
die  Jahresversammlung  der,  263. 

Gartenbau  -  Gesellschaf t    zu    Frankfurt  a.  M., 

Jahresbericht  der,  383. 
Gartenbauverein    für   Hamburg,    Altona    und 

Umgegend  84,  132. 
Niederländische    Gesellschaft    für    Gartenbau 

und  Botanik  504. 
Verband  der  Handelsgärtner  Deutschlands  564. 
V^erband  ehemaliger  Oranienburger  156. 
Verein    ausländischer    Gärtner    in-   Chatenay 

bei  Paris  und  Umgebung  72,  383. 
Verein   der   selbständigen  Landschaftsgärtner 

Leipzigs  359. 
Verein    Deutscher    Gartenkünstler   155,    191, 

203.  —  Hauptversammlung  zu  Berlin  am 

22.  Januar  1905  226.  —  Jahresversammlung 

600. 
Verein    zum    Schutze    und    zur    Pflege    der 

Alpenpflanzen  322. 
Verein  zur  Beförderung   des  Gartenbaues   in 

den  preußischen    Staaten,   Sitz   Berlin    11, 

82,  83.  143,  204,  239,  300,  406,  492,  525, 

576,  611. 
Vereinskrisen  11. 
Zittauer  Oärtnerverein  250. 
Zusammenkunft  und  Gesellschaftsabend  ehem. 

Schüler  deutscher  Gärtnerlehranstalten  am 

14.  Februar  1905  in  Berlin  228,  275. 

Kongresse,  Versammlungen. 

Botanischer  Kongreß  in  Wien  1905  347  ;  (Be- 
richt von  Herrn.  Breitschwerdt)  I  490, 
II  501. 

Deutsche  Dendrologische  Gesellschaft,  Pro- 
gramm 504.  —  Bericht  von  St.  Olbrich 
überdie  Jahresversammlung575, 584,595.  — 
Jahresversammlung  1906  in  Oldenburg  588. 

Internationale  Gartenbau-Kongresse  in  Lüttich 
und  Paris,  Ankündigung  383. 

Pomologen-Kongreß,  Deutscher,  in  Düsseldorf 
vom  8.  bis  11.  Oktober  1904,  Ankündigung 
12,  Bericht  70. 


Verein  Deutscher  Gartenkünstler,  Sitz  Berlin, 
Ankündigung  der  Jahresversammlung  552. 

Zusammenkunft  und  Gesellschaftsabend  ehe- 
maliger Schüler  deutscher  Gärtnerlehran- 
stalten in  Berlin  am  14.  Februar  1905  275. 

Aus  der  Fachpresse. 

Der  Blumenhändler  60. 

La  Villa  ed  il  Giardino  144. 

Zeitschrift  für  Gartenbau  144. 

Rechtspflege. 

Keine  Haftpflicht  des  Arbeitgebeis  24. 

Die  Instandhaltung  fremder  Gärten  durch  einen 
Gärtnereibesitzer  ist  keine  Invalidenver- 
sicheningspf lichtige  Tätigkeit  24. 

Eigentumsrecht  an  Fallobst  von  verpachteten 
Bäumen  95. 

Gewerbe.steuerpflioht  von  Baumschulbetrieben, 
Zur  Frage  der  252. 

Ist  die  Gärtnerei  ein  gewerbücher  Betrieb? 
144,  310. 

Gärtnergehilfen  324. 

Hasenjagd  im  Garten  347. 

Die  Gärtner  und  die  Ergänzung.ssteuer  in 
Sachsen  347. 

Gärtner  in  Österreich,  Unsichere  Rechtsver- 
hältnisse 347- 

Gartennachbarn  382. 

Schutzzoll. 

Handelsverträge,  Die  neuen  251. 

Verkehrswesen. 

Neuerungen  im  Postverkehr  48,  96,  348,  527. 
Zollinhaltserklärungen  zu  Postpaketen  240. 

Vogelschutz. 

Verwilderte  Hauskatzen  390. 

Unsere  Mitarbeiter. 

Hesdörffer,  M. 
*0.  A.  Purpus  249. 

Verdiente  Fachgenossen. 

Horiik,  Jos.  Fr. 

*Gartendirektor  Albrecht  Hermes  211. 

Tutenberg,  F. 

*Dem  Herzogl.  Promenaden-In.spektor  Fried- 
rich Kreis   zu   seinem  Dienstjubiläum  526. 

Nachrufe. 

Baron  Friedrich  Nathaniel  von  Rothschild-]- 467. 

Bücherschau. 

Alpenflora,     Von    Dr.  Gustav   Hegi   und  Dr. 

Gustav  Dunzinger  467. 
Ämeisenpflanzen  —    Pflanzenameisen.      Von 

Ernst  Rettig  324. 
Bäume,  Bemerkenswerte,  des  Großherzogtums 

Hessen.     Herausgegeben  vom  Großherzog!. 

Ministerium  250. 
Blumen    für    die   Kinder.       Von    Alexander 

Steffen  455. 
Blumen,  im  Garten,  Unsere.    Von  Alexander 

Steffen  310. 
Champignonzucht,  Die,  als  landwirtschaftlicher 

Nebenbetrieb.     Von  Curt  Schüler  311. 
Daheim-Kalender  1905  168. 
Dendrologischen    Gesellschaft,     Mitteilungen 

No.  13  aus  dem  Jahre  1904  der  deutschen. 

Redigiert  von  L.  Beißner  323. 
Deutscher  Garten-Kalender  1905  47. 
Einmachen,  Das,  und  Konservieren  der  Früchte 

und  Gemüse.     Von  Frau  Helene  156. 
Erdbeerkultur,  Praktische.     Von  E.  Spangen- 
berg 552. 
Frutioetum    Vilinorinianum.        Von    Maurice 

Leveque  de  Vilmorin  et  D,  Bois  564. 
Gartenbaues,  Lehrbuch  des.     Von  Max  Löb- 

ner  310. 
Gartengestaltung  und  Kunst,  Deutsche.    Von 

C.  K.  Schneider  36,  59. 


VIII 


Die  Gartenwelt. 


IX 


Gartenkunst,   Die,   in  Wort  und    !>iia.     Von 

Meyer  und  Eies  106,   167. 
Gartenpflege.  Die.     Von  Arthm-  Jauson  324. 
Gärtner-Tarif,  Deutscher  1'88. 
Gemüse,   Frübtreiberei   der.     Von   Jobannes 

Böttner  311. 
Geniüsealbum  von  Ernst  Benary  323. 
Genuisojiärtnerei,  Praktische.     Von  Jobannes 

Büttner  311. 
Gemüseland,  Auf  300  qm,   den  Bedarf  eines 
Haushaltes  zu  ziehen.  Von  Arthur  Jansen  324. 
Grundlagen,  Die,  der  künstlerischen  Bildung. 

Studien  von  Alfred  Lichtwark  28S. 
Handbuch    der    Laubholzkunde.      Von   C.  K. 
Schneider    299,    348,     396,    525.    -    Be- 
richtigung des   Verfassers   zur   Kritik   der 
dritten  Lieferung  29,  396. 
Heiiiuitsrhutz.     Von  Ernst  Rudorff  203. 
llüliniMzucht,  Rentable,  im  kleinen  und  großen. 

Von  Wilhelm  Haug  324. 

Uygieniselie  und  soziale  Betätigung  deutscher 

Städte  auf  dem  Gebiete  des  Gartenbaues  359. 

Jahresbericht    (15.)     des    Missouri    Botanical 

Garden  in   St.  Louis.    Von  William  Trele- 

a.se  250. 

Kalidüngung  derWeingärten.  Von  E.Lierke324. 

Kartoffelbau,  Anleitung  zum  lohnenden.  Von 

Johannes  Böttner  311. 
Kaufmanns    Herrschgewalt.       Von    Andrew 

Carnegie  563. 
Kiefernadel,  Die  Anatomie  der,  und  ihre  Ver- 
wendung   zur    systematischen    Gliederung 
der  Gattung  Pinus.      Dissertation    zur  Er- 
langung der  Doktorwürde  von  Wilhelm  Zang 
324. 
Konversationslexikon,  Meyers  47,  563. 
Krankheiten,  Die  schädhchen,   unserer  Feld-, 
Obst-,   Gemüse   und  Gartengewächse,   ihre 
Erkennung   und   erfolgreiche   Bekämpfung. 
Von  Dr.  J.  K.  Weiss  563. 
Kulturpraxis  der  Kalt-  und  Warmhauspflanzen. 

Von  Walter  Allendorf  348. 

Leben  der  Pflanze,  Das.  Von  H.  R.France  539. 

Naturdenkmäler,    Die  Gefährdung   der,    und 

Vorschläge  zu  ihrer  Erhaltung.   Denkschrift 

von  H.  Conwentz  563. 

Neumanns    Orts-    und   Verkehrslexikon    des 

Deutschen  Reichs  431. 
Nutzgärtnerei  oder   Grundzüge   des  Gemüse- 
und   Obstbaues.     Von  Hermann  Ji^ger  395. 
Obstbau,  Der.    Von  einem  langj.  Praktiker  323. 
Obstbau,  Der.     Von  R.  Noack  323. 
Obstbau,   Wie    ist   mit   dem   landwirtschaft- 
lichen Mittel-  und  Kleinbetrieb  zweckmäßig 
zu    vereinigen ,    wenn   die    Landwirtschaft 
Hauptbetrieb    bleiben    soll?     Eine    Preis- 
schrift von  Karl  Zinßer  323. 
Obstbau,    Zweckmäßiger,    im    landwirtschaft- 
lichen Mittel-  und  Kleinbetrieb  unter  Wah- 
rung der  Landwirtschaft  als  Hauptbetrieb. 
Eine  Preisschrift   von  Edmund  Voigt   323. 
Obstbaukunde.     Von   Nicolas  Gaucher  311. 
Obstbaum,    Der,    seine  Erziehung,   Pflanzung 

und  Pflege.     Von  Fritz  Krey  324. 
Obstbäume,     Anleitung    zur    Pflanzung    und 

Pflege  der.     Von  A.  Hagemann  395. 

Obstbäume,  Die  beste  Pflanzzeit  unserer,  und 

der    verbesserte  Wurzelschnitt.      Aus    der 

Praxis  —  Fiir  die  Praxis.    Von  H  Marx  324. 

Obstbäume,     Über    den    Krebs     der.      Von 

Rudolph  Goethe  323. 
Obste.s,  Die  Verwertung  des.  VonF.  Barth  156. 
Obstsorten,    Deutschlands.      Bearbeitet    von 

Müller,  Grau  und  Bißmann  .323. 
Obstweiubereitung,  Die.     Von  Johannes  Bött- 
ner 156. 
Obstweinbereitung,    Die.       Von     Prof.     Dr. 
Richard  Meissner  156. 


Orchideen,'' Die,  und  ihre  Kultur  im  Zimmer. 
Von  A.  Braecklein  107. 

Pflanzenkrankheiten,  Handbuch  der.  Von 
Prof.  Dr.  Paul  Sorauer,  Prof.  Dr.  G.  Lindau 
und  Dr.  L.  Reh  456. 

Pflanzenkrankheiten,  Jahresberichte  über  die 
Neuerungen  und  Leistungen  auf  dem  Ge- 
biete der.     Von  Prof.  Dr.  M.  Hollrung  311. 

Plantes,  alimentaires  indigenes,  Les.  Par 
Georges  Gibault  504. 

Plantes  medicinales  indigenes.  Von  G.  Gibault 
und  J.  Bouyssous  539. 

Praktisches  Taschenbuch  für  Gartenfreunde. 
Von  Max  Hesdörifer  406. 

Primeln,  Hautreizende.  Untersuchungen  über 
Entstehung,  Eigenschaften  und  Wirkungen 
des  Primelhautgiftes.  Von  Professor  Dr. 
A.  Nestler  324. 

Rosenbuch  für  Gartenliebhaber.  Von  Dr. 
Julius  Hoffmann  "j"  551. 

Scbnittblumenzücbter,  Der  praktische,  der 
Neuzeit.     Von  Otto  Schuurbusoh  431. 

Schulgärten,  Die.  an  den  Volksschulen  der 
Stadt  Dresden  im  Jahre  1903  431. 

Spargelzuoht,  Einträgliche.  Von  Franz  Göschke 
324. 

Thalackers  Adressbuch  für  den  deutschen 
Gartenbau  und  Kalender  1905  216. 

Verkehrshandbuch  für  den  gärtnerischen  Ver- 
sand.    Von  A.  Radetzki  456. 

Weinkulturbodens,  Anleitung  zui-  richtigen 
Behandlung  des.  Von  Ritter  Wilhelm 
Polese  323. 

Zwergobstbäume,  Kultur  der,  nebst  einem  An- 
hang: Der  immerwährende  Arbeitskalender. 
Von  Joseph  Werck.  Neubearbeitet  von 
Ulrich  Kiebler  323. 


Fragen  und  Antworten. 

*Abies  concolor  im  Park  des  Fürsten  A.  N. 
Metschersky  214.  —  Ameisen,  Mitttel  gegen, 
in  Orchideen-Häusern  455.  —  Anstrichmittel 
für  Gewächshauswände  538.  —  Botanik, 
Hilfsmittel  zum  Studium  der,  262.  —  BuSch- 
und  Beerenobstplantage,    Anlage  einer,   371. 

—  Chrysanthemum,  frühblühende,  welche 
Schaublümen  ergeben,  394.  —  Chrysanthemum 
in  Töpfen,  Behandlung  von,  um  kurze  starke 
Triebe  mit  dunklem  Laube  zu  erzielen   394. 

—  Dahlien-Knollen,  Einfluß  des  Höher-  oder 
Tieferlegens  auf  den  Blütenreichtum,  der  263. 

—  Dünger,  bester,  künstlicher,  für  Weinberge 
214.  —  Eichen,  Pflanzzeit  für,  371.  —  Elek- 
trizität und  Pflanzenwaohstum  524.  —  Eti- 
ketten für  Freilandsortimentspflanzen  619.  — 
Gehilfenverhältni.sse  in  England  334,  335.  — 
Geruch  der  Blumen  298.  —  Gewächshäusern, 
Mistbeeten ,  Heizungsanlagen ,  Literarisches 
Hilfsmittel  zum  Selbstunterricht  im  Entwerfen 
und  Zeichnen  von  454.  —  Handbuch  über 
Samenbau  418.  —  Hecke,  Geeignete,  für 
dürftigen  Sandboden  263.  —  Himbeeren  und 
Bienen  239.  —  Himbeersorten,  „Billards 
immerti-agende"  und  „Iiumertragende  von 
Feldbrunnen",  Unterschiede  der,  455.  — 
Kalken  von  Rosen  in  Häusern  420.  —  *Kessel 
für  Braunkohlenheizimg  610.  —  Kiefern- 
Blasenrost,  Vertilgung  610.  —  IHaulwurfs- 
grille,  Mittel  zur  Vertilgung  der,  213.  — 
Mäusen,  Gemüsesaaten  vor,  schützen,  298.  — 
Mäuse,  Schutz  früher  Gemüseaussaaten  vor, 
334.  —  Miltonia  vexillaria.  Keine  Schnitt- 
blume 441.  —  Moorerde  verbessern  durch 
Kalkzusatz  215.  —  Obstbaumkrebs  537.  — 
Oidium  an  Weintrauben  524.  —  Planzeichnen, 
Bücher  über,  zum  Selbstunterricht  418.  - 
Polygonum  baldschuauicum,  Boden  und  Stand- 


ort für,  441.  —  Primula  obconica.  Ein- 
fachste Kultur-  von,  238.  —  Prunus  Pissar- 
dü,  Beste  Vermehrung  von,  395.  —  Pyra- 
midenpappeln auf  Festungswällen  537, 
598.  —  Rosa-canina-Samen  stratifizieren 
298.  —  Rose  „Miß  Alice  Roseveit"  238.  — 
Rosen,  Düngungsversuche  mit  Freiland-,  191. 

—  Rosen,  Kalken  von,  in  Häusern  420.  — 
Ruß  aus  Kanalheizungen  und  seine  Ver- 
wendung zum  Düngen  418.  —  Ruß  zur  Bei- 
mischung unter  Chiysanthemumerde  und  Er- 
folge damit  419.  —  Samenbau,  Handbuch 
über,  418.  —  Samenertrag  von  100  qm  von 
Reseda,  Astern,  Mohn.  —  Stadtgärtnereieu, 
Die,  und  deren  Einfluß  auf  die  ortsansässigen 
Handelsgärtner  442.  —  Studium,  Hilfsmittel 
zum,  der  Botanik  und  anderer  Wissenschaften 
262.  —  Syringa  vulgaris-Sorten,  Vermehrung 
von,  395."  —  Teerose,  Woher  der  Name, 
stammt  215.  —  *Tsuga  canadensis,  Winter- 
härte von,  und  Abies  concolor  191.  —  Unter- 
richt in  Gartenbauschulen  598.  —  Veilchen- 
blumen, Ursache  der  HinfäUigkeit  abgeschnit- 
tener 455.  —  Veilchenhochstänimen,  Aufzucht 
und  Kultur  von,  454.  —  Verbene,  rosa- 
farbene, wohlriechende  262.  —  Vermehrungs- 
pflanzen, Was  man  unter,  versteht  524.  — 
Wasserversorgung  einer  kleinen  Gärtnerei 
202.   —   Weiher  von    Grünzeug    frei   halten 

371.  —  Weinbergs,  Umwandlung  eines,  in 
eine  Obstanlage  214.  —  *Winterhärte  von 
Tsuga  canadensis    und  Abies    concolor    212. 

—  Weidenanpflanzung  297. 

Briefkasten  der  Redaktion. 

Aphodius  arenarius,  ein  kleiner  Käfer,  zweifel- 
hafter Nelkenschädhng  480.  —  Gloxinien, 
Nematoden  an,  540.  —  Goldlackstellagen  492. 
KnoUenfäule  bei  Cyclamen  480.  —  Koniferen 
der  Insel  Mainau  540.  —  Liaburnum  Adamii, 
Lavall  444.  —  Mainzer  Ausstellung  480.  — 
Nelkenmade  552.  —  Orchideen  zur  Zimmer- 
kultur 300.  —  Pomologische  Institut  in 
Proskau,  Richtigstellung  einer  Notiz  über  das, 
120.  —  Preisausschreiben,  Unser,  468.  — 
Raseneinfriedigung    372.     —     Spaldingbahn 

372.  —  Wandkalender  1905,  168.  Zaponlack 
408. 

Tafeln. 

11  Farbentafeln  (einschließUch  des  Wand- 
kalenders) (F)  und  —  Tondrucktafel  (T). 

Papaver  hybridum  „Prinzessin  Viktoria  Luise" 
5.  (F). 

Arbeitsplan  von  V.  Kühn  68.  (F) 

Scolopendriumofficiuarumf.undulatum  121.(T) 

Rosa  wichuraiana  robra,  Rosa  macrantha, 
Rosa  „Beauty  of  the  prairies"  und  „Carmine 
Pillar"  dargestellt  auf  dem  farbigen  Wand- 
kalender für  1905.    Text  Seite  180.  (F) 

Teehybridrose  „Großherzogin  Alexandra"  234. 
(F) 

Neue  herbstblühende  Staudenastern  272.  (F) 

Neue  Riesendahlien  für  1905.  1.  Königin 
Wilhelmina,  2.  Ruhm  von  Baarn  322.   (F) 

Cattleya  Warscewiczii  „Frau  Melanie  Beyrodt" 
374.  (F) 

Tritoma  hybrida  „Expreß"  425.  (F) 

Cyclamen  persicum  giganteum  „Brillantrosa" 
479.  (F) 

Meconopsis  integrifolia  534.  (F) 

Primula  Auricula  „Germania"  cremefarben 
und  „Bavaria"  blau  583.  (F) 

Zur  Beachtung.  Die  Buchbinder 
sind  anzuweisen,  die  Tafeln  gegenüber  den 
oben  verzeichneten  Seiten  einzuieften. 


-.W  YOKK 


Alphabetisches  Sachregister. 


'  Aachen  als  Gartenstadt  529. 
Abbazia,  Meine  Reise  von  Venedig  nach  99, 
112,  127,  1"37. 

Abies  arizonica  363,   411,  427,   497; , 

Nochmals  44(5;   * var.  avgentea  427, 

545;  * var.  pygmaea  .543;  —  concolor 

191;  *—   -  in  Mittelrnßland  212. 

'Acacia  podalyriaefolia,  A.  Cunn.,  die  Silber- 
akazie  158. 

Aeanthus  Perringi  354. 

*Acrostiohum  aureuin  398,  '^'399. 

*Actinotus  Helianthi  453;  * —  leucocephalus 
453. 

Adiantum  24ö;  * —  Adiantum  Edgeworthii, 
eine  schöne  Ampelpflanze  122. 

Afrika,  Aus  Deutsch-Südwest-,  202. 

Ageratum  mcxicanum  „Blausternchen"  292. 

Ajuga,  Pulmonaria  und,  zwei  hübsi;he  Früh- 
lingsblülier  unserer  heimischen  Flora  283. 

*Aloc  Bauinii  436. 

Alpengärten,  Die,  und  der  erste  Kongreß  von 
Vertretern  alpiner  Gärten  und  von  Freunden 
der  Alpenpflanzen  im  August  1904  140. 

Amaryllis   Belladonna,    Abart  von  Kew  222; 

(Trookenblüher)  90;  —  Blütenstengel 

zur  Samenzucht  368;  —  Blütenstiele,  Das 
Samentragen  abgeschnittener  413;  — Calla 
und,  als  Schnittblumen  235;  * —  -Gruppe 
*339;  *—  „Snowdon'-  367.  *369;  *— 
Amaryllis  und  Clivien  als  Schnittblumen 
134;  —  vittata,  SonimerUühende  368. 

Ambrosinia  Bassii  (Trookenblüher)  91. 

Ameisen,  Mittel  gegen,  in  Orchideenhäusern 
455. 

Anipelopsis  heterophylla  Form  trioolor  244. 

Amtstitel,  Etwas  über  gärtnei-ische  384. 

Amygdalus  davidiana,  Carr.  fl.  albo  17. 

Andromeda-Artenin  Florida  518;  * —  Japonica 
354. 

*Ankereisen,  Schürmanns  Patent-,  330. 

'Anlagen,  Die,  in  der  Eaiserstraße  zu  Mainz 
361. 

Anstri(-hmittel  für  Gewächshauswände  538. 

Antirrhinum  majus.  Die  Vermehrung  von,  267, 
^_  *Apfel  „Adei-slebener  Calvill",  Plantage  mit 
^n  Halbstämmen  vom  578;  * —  „Große  Casseler 
5*  Reinette"  554;  * —  „Kaiser  Alexander"  ."53; 
^  * —  „London  Pepping"  554;  * —  „Neu.stadts 
gelber  Pepping"  555 ;  * —  „Pariser  Rambour" 
■^-       (Kanada    Reinette)    554;    * —    „Peasgoods 

Goldreinette"  553. 
^  Apfelernte,   Die,   in  den  Vereinigten   Staaten 
-^      von  Amerika  94. 
~~^  Apfelsinen,  Paraguay,  das  Land  der,  201. 

Apfelwein,  Was  istV  191. 

Aphodius  arenarius,  angeblicher  Nelkenschäd- 
ling 480. 


Aponogeton  distaohyus,  Winterhärte  von  441 ; 
* —  fenestralis  97;  * —  monostaohyus  L.  f., 
eine  neue  Wasserpflanze  62. 

*Aprikosen-Spaliere,  Formlose  241. 

Aquarellteehnik,   Andeutungen  über  die,  102. 

Aquilegia  vulgaris  compacta  rosea  fl.  pl.  292; 
*—  coerulea  hybr.  fl.  pl.  292,  *293. 

■'Arbeitsplan,  Der  68. 

.iristolochia  Sipho  440. 

Armeria  formosa  liybrida  292. 

Arum  corsicum  90. 

Asparagus  Sprengeri  260. 

Aspidium  falcatum  245. 

*AsteIia  Banksü  520. 

*A.ster  hybridus  .,Flossy"  195;  * —  Novi-Belgii 
,,Elsie  Perry"  194;  * —  „Lorenz",  * — 
„Regina"  193. 

*Asteru,  Neue  herbstblühende  Stauden-,  272. 

'■'Attalea  princeps  -'174,  176. 

Ausstellungen.  Dahlem.  *Die  Ausstellung 
der  Kgl.  Gärtner  -  Lehranstalt  in  Dahlem 
vom  15.  bis  20.  Oktober  1904  in  den 
Räumen  der  Lehranstalt  91.  —  Darmstadt. 
*Die  allgemeine  Gartenbauausstellung  in 
Darmstadt.  L  Wasserpflanzen  590;  II.  Land- 
schaftsgärtnerei    und     Gartenkunst     601 ; 

III.  Florblumen  und  Handelspflanzen  613; 

IV.  Neuheiten  615;  V.  Schnittblumen  617; 
VL  Baumsohulartikel  617.  —  Düssel- 
dorf. *Internationale  Kunst-  und  große 
Gartenbauaus.stelluEg  Düsseldorf  1904.  Die 
internationale  Herbstausstellung:  I.  Orchi- 
deen 1;  II.  Schnittblumen  18;  III.  Sonstige 
Handelspflanzen  30.  —  „Neues  und  Aller- 
neuestes" von  der  VII.  Ausstellung  der 
Deutschen  Dahlien  -  Gesellschaft  45,  54, 
65.  —  *Die  internationale  Obstausstel- 
lung in  Dü.sseldorf  73,  85.  —  Ebers  walde. 
'Garten-  und  Obstbauausstellung  füj-  die 
Provinz  Brandenburg  in  Eberswalde  vom 
3.  bis  11.  September  1904  31.  —  Frank- 
furt a.  M.  Ausstellung  von  überwintertem 
Obst  und  Konserven  vom  17. — 18.  Februar 
in  Frankfurt  a.  M.  309.  —  *Die  Orchideen- 
schau im  Palmengarten  zu  Frankfurt  a.M.  vom 
29.  April  bis 7.Mai  1905 421.  — Göttingen. 
Die  Chrysanthemumausstellung  in  Göttingen 
119.  —  Haarlem.  *Frühjahrsausstellung 
von  Zwiebeln-  und  Knollengewächsen  zu 
Haarlem  vom  17.  bis  21.  März  1905.  Von 
H.  J.  Schütz  337.  —  Hamburg.  Chry- 
santhemumausstellung des  Vereins  Ham- 
burger Chi-yanthemumfreunde  143.  — 
Leipzig.  Die  Jubiläumsausstellung  des 
Leipziger  Gärtnervereins  vom  12.  bis  20. 
November  1904  115.  —  London.  Die 
Nationale     Chrysanthemuraausstellung     im 


Crystal-Palace  zu  London  117,  129. —  Die 
frühe  Winterausstellung  der  nationalen 
Chrysanthemum-Gesellschaft  im  Crystal- 
Palace  zu  London  172.  —  Die  „Temple 
Show",  die  große  Londoner  Frühjahrs 
Gartenbauausstellung.  I.  Allgemeiner  Be- 
richt 476;  II.  Orchideen  486.  —  Sommer- 
ausstellung der  Royal  Horticultural  Society 
im  Chelsea  Hospital  vom  11.  bis  13.  Juli 
1905  544.  —  Lütt  ich.  Die  V/eltausstel- 
lung  in  Lüttich  414,  423.  —  München. 
Ausstellung  der  Deutschen  Landwirtschafts- 
gesellschaft in  München,  Obstsohau  auf  der, 
545;  —  Gemüseschau  auf  der,  587.  — 
Paris.  *Die  internationale  Gartenbauaus- 
stellung in  Paris  461.  —  Shrewsbury. 
Von  der  englischen  Provinzialausstellung  in 
Shrewsbury  22.  —  Wien.  Die  internationale 
botanische  Ausstellung  und  der  botanische 
Kongreß  in  Wien  I.  490,  II.  501. 

Bach-  und  Teichuferpflanzen,  Einiges  über  14. 

Bänke,  Einheitliche  242  243. 

Bäume,  Betrachtungen  über  das  Lebensalter 
der,  340 

*Baumband,  Ein  elastisches  380. 

*Baumfarne,    Bilder  aus  der  Heimat  der,  25. 

Baumniohnes,  Zur  Empfehlung  des  kali- 
fornischen, 367. 

*Baumstamm,  Ein  künstlicher,  als  Sommer- 
häuschen 126. 

Bayern,  Was  geschieht  in,  zur  Förderung  des 
Obstbaues?  350. 

*Begonia  Credneri  compacta  206;  *—  gigan- 
tea  elegans  205;  * —  „Gloire  de  Sceaux" 
*517,  521;  * —  hybrida  „Aismeer  Gloire" 
*157,  245:   —   —  „Aismeers  Glorie"  245; 

* fl.  pl.  „Frau  Helene  Harms"    *31, 

33,  376. 

Begonien,  Knollen-,  Hybriden,  278;  * —  Zwei 
neue  winterblühende,  205. 

Bejaria  racemosa  in  Florida  518. 

*Bepflanzung  von  Kaimauern,  Wirkungsvolle 
305. 

*Bepflanzungspläne,  Schwächen  der,  und  der 
Bepflanzung  195. 

Bericht  über  die  XIV.  Jahresversammlung 
der  Deutschen  Dendrologisohen  Gesellschaft 
in  Konstanz  vom  7.-10.  Aug.  1905  575, 
584,  595. 

'Berliner  Plätze  279. 

Berlin  in  Festschmuck  443. 

Berberis-Arten  für  Zierheckeu  und  als  Zier- 
sträucher 342. 

Bergenia  crassifolia,  L.  374. 

*Beterams,  Jacob  und  Enül,   160. 


Die  Gartenwelt. 


IX 


*Beterams  Söhne  in  Geldern  160. 
Biarum-Arten  (Trockeablüher)  90. 
*Birne  „Gute  Louise  von  Avranches"  555.;  *— 

„Neue  Poiteau"  555 ;  *—  „Clairgeaus  Butter" 

555;  * —  „Triomphe  de  Vienne"  55ö. 
Birnensorten,  Zwei  genügsame  619. 
Birnsauger  (Psylla  piri)  533. 
*BIattpflanzengruppe  im  englischen  Gärtchen 

zu  Mainz  361. 
Bleichsellerie,  Vom  378. 
Bleistift-Ceder  in  Florida  517. 
Blumen  in  Rom  559. 
*Blumenbeet  auf  dem  Bahnhofsplatz  zu  Mainz 

362,  363. 
*Blurr,engarten,    Zwei    Entwürfe    für    einen, 

522,  523. 
Blumenkohl  im  Winter  595. 
*Blumen  parterre    nach     dem    Entwurf     von 

Prof.  Olbrich  605. 
Blumen-   und  TopfpflanzenbandeLs,  Über  den 

Stand  des,  382. 
Blunienverkauf  an  ersten  Feiertagen  in  Berlin 

372. 
*Bomarea  conferta  435;  *—  Die  Gattung  434. 
*Bombax  Ceiba  am  Orinoco  187. 
Botrytis  parasitica.  der  Erreger  einer  gefähr- 
lichen Tulpenkrankheit  322. 
Bougainvillea  spectabihs  lateritia  284;   —  — 

var.  Cannelli  197. 
*Bremer  Bürgerpark.  Eiue  Wanderung  durch 

den,  592. 
*Brücke,  Eine  eiserne  Zier-   — ,  343. 
Bruckenthalia    spiculiflora,    ein    winterhartes 

Heidekraut  510. 
*Brunnenmotiv    aus    dem    Parke    zu    Schön- 

brann  bei  Wien  182. 
Bücherbesprechungen  514. 
Bückeburg,   Aus  dem  Schlossgarten  zu,   .')10. 
*Buddleia  lindleyana,  Fortune  377. 
Bureaukratenstückchen  247. 
*Bürgerpark,    Eine    Wanderung    durch    den 

Bremer,  592. 

Calanthe  japonica  und  ihre  weiße  Varietät  316. 

Calla    und    Amaryliis    als   Schnittblume   235. 

Calluna  vulgaris- Varietäten  510. 

*Campanula  glomerata  var.  acaulis  272. 

*Canna  iridiflora  496. 

Cantua  buxifolia  425. 

Capsioum  annuum,  Beitrag  zur  erfolgreichen 
Kultur  von,  329. 

*Caroni,  Am  Ufer  des, 

*Cattleya  Warscewiczii  „Frau  Melanie  Bey- 
rodt"  374,  611;  * „Imperator"  3. 

*Centaurea  odorata,  Margaritae  und  Chamae- 
leon,  Zur  Kultur  der  „Wag  ist  Centaurea 
imperialis?  105. 

Cephalanthus  occidentalis  in  Florida  518. 

*Coreen  und  Agaven,  Felsiger  Abhang  mit, 
in  der  Umgegend  von  Carupano  186. 

*Cereus,  Große,  in  der  Umgegend  von  Caru- 
pano 186;  * —  triangularis  63. 

Chaenomelfs  japonica  für  Zierhecken  342. 

n,:u:]ii  1,  .:;, rankheit  „La  Goutte"  204. 

C    ,1   i  .  tiir    im   Sommer   in    der    Kgl. 

.1  I  Sanssouci  549. 

ii)  ;    ,i!l- !■  I.  Der,  als  Düngemittel  387. 

'Chilisaipetcr-Düngnng  für  Obstbäume  313. 
,   Chionanthus  virginica  in  Florida  518. 

Christrosen,  Die  233. 

Chrj'santhemum- Ausstellung.  Die  nationale, 
im  Crystal  Palaco  zu  London  129;  —  Be- 
handlung von  Topf-,  um  kurze  starke  Triebe 
m.  dunkl.  Laub  zu  erzeugen394;—  carinatum 
radiatum  aureum  293;  —  frutesoens  „Queen 
Alexandra''  470;  —  Ruß  als  Beimischung 
für  die  Erde  zur  Topfkultur  von,  419;  — 
Sorten,   Die   bemerkeu.swertosten,   auf  der 


Jubiläums-A  usstellung  desLeipziger  Gärtner- 
vereins 158; frühblühende,  zur  Schau- 
blumenzucht 394;  —  „Souvenir  de  Madame 
Dor",  das  Veilchenblaue,  207 :  —  von  Otto 
Thalacker,  Leipzig  -  Gohlis  154;  * —  von 
Th.  Moench  jun.,  Leipzig  154. 

*Cinerarienkastens,  Teilansicht  eines,  in  der 
Handelsgärtnerei  von  Otto  Putz  in  Erfui-t 
460. 

Citrus  aurantiaca  var.  amara  in  Florida  518. 

*Clematis  montana  grandiflora  *433,  435. 

Clerodendron  trichotomum,  Thunb.  308. 

Clianlhus    Dampieri  auf  Colutea  arborescens 

*Conoclinium  janthinum  481. 

Cornus  sanguinea  fol.  var.  247. 

*Coryanthes  leucocoi'ys  und  Peristeria  aspersa 
13. 

*Corydalis  thalictrifofia  ]7. 

Cosmea  bipinnata  317. 

Crataegus-Ärten  für  Schutzhecken  und  als  Zier- 
sträucher 342;  —  Pyracantha  siehe  Pyra- 
cantha. 

Crinum  Powell!  Hort  155. 

*Croton,  Buntblättrige,  von  Anatole  Cordonnier 
et  fils,  Bailleul  21. 

*Cyathea  dealbata,  medullaris,  und  punga 
25,  26,  27,  29. 

*Cycas-  und  Palmenkulturen  in  der  Handels- 
gärtnerei von  Jac.  Beterams  Söhne  in 
Geldern  161. 

*Cyclamen,  Ein  merkwürdiges,  355;  —  Ge- 
franste und  Rokoko-  568;  —  Knollen- 
fäule bei,  480;  * —  persicum  giganteum 
„Brillantrosa"  479;  —  —  —  „Rokoko" 
278,  300;  * margine  nibro  „Alpen- 
glühen" 568. 

*Cymbidium  eburneo-  lowianum  423. 

*Cypripedium  callosum  Sanderae  422;  *— 
caudatum  var.  Lindeni  301;  —  fairieanum 
433;  ■'•—  hybr.  „Dr.  Clinge  Doorenbos" 
3;  * —  —  „Gartenverwalter  0.  Schmeiss" 

302; „Helvetia"  399;  * reflexum 

„Albert  Schneider-Fürst'-  302;  *—  lawren- 
ceanum-hyeanum  422. 

Cytisus  albus  als  Hochstammveredlung  88. 

Daboecia  polifolia,  ein  winterhartes  Heide- 
kraut 510. 

*Dacrydium  cupressinum  220. 

*Dahlie,  Die  Edel-,  „Schneewittchen"  198; 
* —  Edel-,  „Jeanne  Charmet"  und  Pompon-, 
„Rosea"  185;  —  „Lucifer", einfache  dunkel- 
laubige,  292;   * —  Neue  Riesen-,   „Herzog 

Heinrich"  *352;  *— , ,    „Rulim  von 

Baarn"   *351,   353;    *— , ,   „Königin 

Wilhelniina"  353. 

"Dablien,  Edel-,  „Mikado"  und  „Havel",  zwei 
neue,  148,  *149,  *150;  —  Einiges  über, 
80;  —  -Gesellschaft,  Jahresversammlung 
dor,  23;  —  -Knollen,  Einfluß  des  höher 
oder  tiefer  Legens  der,  auf  den  Blütonreich- 
tum  263;  *—  Neue  Riesen-,  322,  353;  *— 
-Neuheiten,  Drei  wertvolle,  riesenblumige, 
französische,  184;  —  Neues  und  Aller- 
neuestes von  der  VII.  Ausstellung  der 
Deutschen,  -Gesellschaft  in  Düsseldorf  45, 
54,  65. 

Dahlienveredlung  149. 

Dahlienzüohtungon,  Die  modernen  303. 

Danaea-Ait<  II   17'\ 

DendrolMtiii;   I    ,,      -.  -  senile  422. 

Dendroli'j!    n  '■  haft,  Bericht  über  die 

XIV.  .lalii'  -■  I  ainininng  der,  in  Konstanz 
575,  584,  J95. 

*Dessau,  Preisausschreiben  zur  Erlangung  von 
Entwürfen  für  einen  Stadtpark  auf  dem 
Gänscanger  in,  78. 


Dianthus  laciniatus  mirabilis293;  —  plumarius 
diadematus  292. 

Doppelnamen  287. 

Doronicum  caucasicum  41 ;  * —  —  in  der 
Gärtnerei  von  Heiur.  Junge,  Hameln  450; 
* —  plantagineum  in  der  Handelsgärtnerei 
von  Heinr.  Junge,  Hameln  451. 

Dörrobst,  Amerikanisches  94. 

*Doryanthes  excelsa  und  Astelia  Banksii  520. 

Dresden  im  Blumenschmuck  465. 

*Drosera  capensis,  acht  Wochen  alter  Blatt- 
steckling von,  320;  * —  und  Ramondien, 
Vermehrung  von,  durch  Blattstecklinge  320, 

Düngers,  Ist  die  Anwendung  künstlichen,  im 
Gartenbau  lohnend?  239. 

Düngesalze,  Über  Verwendung  der,  und  kon- 
zentrierten Dünger  149. 

•'■Düngung,  Chilisalpeter-,  für  Obstbäume  313; 

—  Die,  der  Obstbäume  549,  554. 
Dürre,  Lehren  aus  der,   im  Jahre  1904  130. 

Eocremocarpus  scaber  carmineus  293. 

*Eohinocactus  acifer  *410,  411;  *—  cachetia- 
nus  265,  *266;  *—  denudatus  var.  para- 
guayensis  266;  *—  Ottonis  var.  paraguay- 
ensis  266,  *267;  * —  Scopa  var.  candidus 
cristatus  267. 

Edelfäule  Pilz  (Botrytis  cinerea)  229. 

Edelreiser,  Wahl  der,  88. 

*Edelweiss,  Etwas  vom,  452. 

*Efeu   als  Schmuck   kahler  Hauswäude   197; 

—  Etwas  vom,  2,  425. 
•'■Eindringling,  Ein  seltener,  (Troglophilus)  471. 
Elektrizität  und  Pflanzenkultur  524. 
*Entwässerungen  547. 

Erauthis  hiemalis  Salisb.  61. 

Erdbeere,  Die  neue,  „Augustkönigin"  94;  * — 

Monats-,  „Schöne  Anhaltmerin"  473. 
Erdflöhe  472. 
Erfrieren  der  Pflanzen,  Untersuchungen  über 

das,  551. 
*Erfurt,  Aus  meiner  Reisemappe  457. 
Erica-Arten,  winterharte  510;  —  carnea  284; 

—  Die  Ursache  des  Absterbens  der,  im 
vergangenen  Sommer  198;  —  nigrita,  L. 
355. 

Etiketten  für  Freiland-Sortimenspflanzen  619; 

—  Neue  wetterfeste  Ideal-Patent-,  498. 
'Eucoinis,    Die  Gattung  5;    * —    punctata  5; 

* —  regia  5. 
Eupatorium  siehe  Conoclinium. 
Exacum   macranthum   und   Grischowia   hirta, 

zwei  prächtige  Herbstblüher  426. 

*Fagus  silvatica  pendula  im  Schloßgarteu  zu 
Bückeburg  510. 

Fallobst,  Eigentumsrecht  an,  von  verpachteten 
Bäumen  95. 

*Farbengärten  von  Professor  Olbrich  *601, 
603. 

Farfugium  grande  243. 

*Federnelke  „La  Reine",  eine  neue  remon- 
tierende 217. 

*Feldbahnbetrieb  mit   der  Spaldingbahn  257. 

Fernheizung  eines  Gartenbetriebes  6. 

*Ferula  Asa  foetida  in  der  Handelsgärtnerei 
von  Haage  &  Schmidt,  Erfurt  461. 

Ficus  elastica  296. 

Fleckenkrankheit  des  Veilchens,  Die  567. 

Flieder,  Betäuben  von,  223;  —  Nochmals 
wohlfeiler  Treib-,  261;  *—  Quartier  mit 
Treib-,  in  der  Baumschule  von  Chr.  Bertram, 
Stendal  577;  -  -Treiberei  in  Hambiu-g 
222;  *—  Wohlfeiler  Treib-,  237. 

»Flora  in  Cöln,  Aus  der,  497. 

*Florida,  Einheimische  Pflanzen  in,  *493, 
*505,  517. 


IX 


Die  Gartenwelt. 


XI 


*Formobst,  Etwas  über,  und  Sohnurbäumchen 
im  besonderen  325. 

Fortbildungsschulen,  Bio,  und  deren  Zwecli 
und  Ziel  320;  —  Ein  Wort  eines  Nicht- 
Anstalters  zu  dem  Artikel  „Ziele  für  den 
Unterricht  an"  466;  —  Unser  Zeichen- 
unterricht an  den,  574;  —  Ziele  für  den 
Unterricht  an  den,  und  Betrachtungen  über 
die  Würdigung  des  gärtnerischen  Berufs  392. 

Frostschäden  an  den  Kulturen  der  Kiviera 
und  Oberitaliens  215,  515. 

Frostwehren,  Etwas  über  den  Nutzen  und 
Schaden  der,  345. 

Frostschutzversuche  in  Hohenheini  1904  285. 

*Frühbeetkasten,  Ein  praktischer  171. 

Fuchsie  „Andenken  an  Heinrich  Henkel" 
184;  —  „Andenken  an  H.  H."  und  „Groß- 
herzogin Adelheid"  308;  —  „And.  a.  H.  H.", 
Zur  Kultur  der,  67;  *—  „Koralle",  Neue, 
von  Georg  Bornemann  614;  *—  „Göt- 
tingen", Neue,  von  Georg  Bornemann  614. 

*Fuchsienneuheit  „Adolf  AVenzel",  Eine 
empfehlenswerte  206. 

Funckia  Sieboldi  317. 

*©ardasees.  Die  Riviera  des,  289. 

Gardenia,  Die  rationelle  Kultur  der,  220. 

*GardenienbIume  von  Troglophilus  zerfressen 
472. 

Garten,  Kunstwerke  und  Kunst  im,  565; 
•—  ßuinen  im,  318. 

Gärten,  Die  Baron  Friedrich  Nathaniel  von 
Bothschildschen,  in  Wien  474, 

Gartenbau,  Unterricht  im,  an  Gartenbau- 
schulen 598. 

*Gartenbauschule,  Aus  der  hauswirtschaft- 
lichen und,  für  Damen  in  Schwetzingen  56. 

Gartenbetriebes,  Fernheizung  eines  6. 

*Gartengestaltung  und  die  Ursachen  malerischer 
Wirkungen  436;  —  und  Kunst,  Deutsche 
378;  —  Winke  für  die  dekorative  242,  429. 

Gartenkolonien  558. 

*Gartenkunst,  Blick  in  die  Halle  für,  (Düssel- 
dorf) 30;  —  Die,  in  Wort   und   Bild  106; 

—  Die  „Moderne"  in  der  7,  331;  —  Euro- 
päische   in   japanischer   Beleuchtung    190; 

—  Ist  die,  rückständig?  207. 
Gartennachbarn  383. 
*Gartenschmuck  39. 

Gartentechniker,  Etwas  über  die  Bezahlung 
der,  430. 

Garten  Verwaltung  und  Lokalpresse  24. 

Gärtnerei-Aktien-Gesellschaften  609;  —  Ist 
die,  ein  gewerblicher  Betrieb?  310. 

Gärtner,  Deutsche,  in  Amerika  92 ;  —  Lehr- 
anstalt, Kgl.  in  Dahlem  191;  —  Taglöhner 
oder,  393,  610. 

Gärtnergehilfen  324. 

Gärtners,  Freuden  und  Leiden  eines  deutschen 
in  Neapel  368. 

Gaidtheria  procumbens,  L,  355. 

üehilfenverhältnisse  in  England  334. 

Gehölze,  Buntlaubige,  im  Parke,  eine  Ge- 
schmacksverirrung IG;  —  Dornige  und 
stachehge  342;  —  für  Hausgärten  53;  — 
Über  Gruppengestaltung  und  Verwendung 
der,  in  Gärten  und  Parts  223;  —  Zier- 
früchtige,  zum  Schnitt  136. 

Gehölzgruppierung  in  Rücksicht  auf  den 
Herbst  35. 

*Gelsemium  sempervirens  493. 

*Gemäuer,  Altes  im  Garten  37. 

Gemüse,  Über  den  Geschmack  der,  330. 

Gemüsegärtnern,  Verlegung  der  militärischen 
Übungen  von,  aus  den  Sommermonaten  in 
das  Frühjahr  358. 

Gemüseschau,  Die,  auf  der  Ausstellung  der 
D.  L.-G.  in  München  587. 


Geruch  der  Blumen  298. 

*Gewächshausmotiv  aus  dem  Parke  zu  Schön- 
brunn bei  Wien   IS2. 

Gewerbesteuerpfliclit  von  Baumschulbetrieben, 
Zur  Frage  der,  252. 

*Gitterpflanze,  Die  (Aponogeton  fenestralis)  97. 

*Glechoma  hederaceum  fol.  var.  *244,  *245, 
*376. 

Gleditsohia  triaoanthos  342. 

*üloriosa  rothschildiana  112. 

*GIoxinia  (Sinningia)  Regina  277. 

Gloxinien,  Nematoden  an,  540. 

Goethe  als  Gartenfreund  388. 
,  Gordonia  Lasianthus  in  Florida  506. 

Gras  im  Pflaster  382. 

Griffinia-Arten  (Trockenblüher)  90. 

Grischowia  hirta  und  Exacum  macranthum, 
zwei  prächtige  Herbstblüher  426. 

*GrundpIan  und  Perspektive  in  ihrem  Zu- 
sammenliang  484. 

*Gründüngung  für  Obstbäume  385. 

Gruppengestaltung,  Über,  und  Verwendung 
der  Gehölze  in  Gärten  und  Parks  123. 

Gryllotalpa  vulgaris  213. 

Gummibaum,  Der,  296. 

Gummibaumes,  Schnelle  Vermehrung  des,  375 

Gm'ken,  Bewährte  Sorten  579. 

Haemanthus  ooccineus    (Trockenblüher)    90. 

Haftpflicht  der  Besitzer  verpachteter  Obst- 
anlagen 431. 

Hamamelis  japonica,  niollis  und  virginiana  2.j7. 

Hamelia  patens  in  Florida  518. 

*Hameln  449. 

Handelsverträge,  Die  neuen  251. 

*Handzerstäubungsapparat  von  Karl  Bosch 
343. 

Hausgärten  52,  163. 

*Häuserwände,  Zur  Ausnützung  sonnig  ge- 
legener, 6. 

Hebeclinium  siehe  Conoolinium. 

Hecke  für  dürftigen  Sandboden  263. 

Hecken,  Dornige  und  stachelige  Gehölze  für 
Schutz-  und  Zier-,  342. 

*Heckeria  umbellata  445. 

Heidekräuter,  Empfehlenswerte  und  ihre  Ver- 
wendung 509. 

Heimatschutz  203,  358. 

*Heizkessel  für  Braunkohlenfeuerung  610. 

Heizungsanlagen,  Die  Iu.standhaltung  der,  594. 

Holianthus  X  Echinacea,  die  lote  Sonnen- 
rose 94. 

Helicophyllum   Lemannii   (Trockenblüher)  90. 

^Heliotrop  „Madame  Barnsby"  als  Gruppeii- 
pflanze  366. 

Helleborus,  Die  233. 

*HeIxme  Soleirolii,  Reg.  246. 

Herbst,  Gehölzgruppierung  in  Rücksiclit  auf 
den,  35. 

*Herbstastern,  Neue  193. 

Herkules-Nelken,  Die,  Neapels  218. 

*Hermes,  Gartendirektor  Albrecht,  211. 

Herrschaftsgärtner,  Der  Anfang  vom  Elend 
beim,  252. 

Heteromeles  siehe  Photinia. 

Himbeere,  Die  neue  „Goliath",  27. 

Himbeeren  und  Bienen  239;  —  Unterschied 
zwischendenSorten„Billardslmniertragende" 
und  „Immertragende  von  Feldbrunnen"  455. 

Hippeastrum-Arten  (Trockenblüher)  90;  *— 
equestre,  Herb.  367,  *368;  —  „Snowdon" 
367,  *369. 

Hippophae  rhamnoides  257,  842. 

Holzmarkierstift,  Ein.  345. 

"Hornisse  als  Obstschädlinge  448. 

Hortensien  398;  *—  im  Freien  509;  — 
Niedrige  als  Topfpflanzen  398. 

Hottonia,    Darmstädter    Aquarienverein    591. 


*Hyazinthen  auf  Gläsern  getrieben  338,  *341 ; 
*—  in  Pfannen  338,  *341;  —  sind  abge- 
triebene, im  darauffolgenden  Winter  aber- 
mals treibfähig  261. 

*Hydrangea  Mariesii  grandiflora,  lilaoina  414; 
* —  —  perfecta  415;  * —  —  Varietäten, 
Neue  413;  —  soandens  Maxim.  308;  * — 
Vestita  var.  pubescens(=H.Brettschneiderii) 
541. 

Iberis  sempervirens  „Weißer  Zwerg"  in  der 
Gärtnerei  von  Heinr.  Junge,   Hameln  450. 

Impatiens  Holstii  278;  —  Sultani  als  dank- 
bare Gruppenpflanze  284. 

*Iris  pumila- Sorten  in  der  Gärtnerei  von 
Heinr.  Junge,  Hameln  450. 

Isatis  glauea  292. 

Juniperus  barbadensis  und  virginiana  in 
Florida  517. 

*I4ahnhäuschen  im  Schweizer-Stil  7. 

*Kaimauern,  Wirkungsvolle  Bepflanzung  von 
305. 

*Kakteen,  Fünf  dankbare  für  den  Handels- 
gärtner 265. 

*Kakteengruppe  mit  Diorama  vom  Bot.  Garten 
in  Darmstadt  613. 

*Kaianchoö  hybrida  felthamensis  391;  —  ke- 
wensis  316. 

Kalkanstrich  der  Obstbäume,  verbunden  mit 
gleichzeitiger  Düngung  199. 

Kamelienbaum  in  Pillnitz,  Der,  203. 

Kamerun,  Versuchskulturen  in,  190. 

Kaninchen,   Zur  Vertdgung  der  wilden.    246. 

*Karolina-Jasmin  siehe  Gelsemium. 

Kartoffeln,  Neger-  oder  Zulu-,  330,  400. 

Katalog,  Der  381. 

Katzen,    Verwilderte  Haus-,  390. 

Kennedya,  Die  411. 

Kessel,  Der  Reform-Glieder-,  546. 

Kiefern  Blasenrost  (Peridermium  Strobi)  Ver- 
nichtung 610. 

*Kiefern,  Die.  der  Riviera  469. 

Kirscfabaumsterben  am  Rhein,  Das  259. 

Kirsohensterben  (Valsa  leucostoma)  Gegen- 
mittel 582. 

Knollenfäule  bei  Cyclamen  480. 

*Koelreuteria  panioulata  *9,  10 . 

*Kohlrabi  „Weißer  und  blauer  Delikatcß" 
255,  *256. 

Kokosfasern,  Schattendecken  aus,  344. 

^Komposterde,  Nematoden  an  Cyclamen  und 
Begonien  und  die,  231. 

Kongreß,  Der  intern,  botanische  in  Wien. 
I.  490,  IL  501. 

Koniferen  der  Insel  Mainau  540;  *—  in 
Abbazia  102. 

^Krankheit,  Eine  der  Rebstöcke  in  den  Treib- 
häusern 229,  353. 

*Kranz  aus  Cattley  enblumen  307;  *—  „Königin 
Olga  von  Griechenland"  306. 

Krebs    der  Obstbäume  537,  538 

*Krokieren,  Über  die  Schreibweise  beim,  453. 

*Kübelhaken,Ein  praktischer,  verstellbarer,417. 

*Kulturen  an  einer  sonnig  gelegenen  Gewächs- 
hauswand 6. 

Kunstdünger,  Pflanzenproduktion  und,  166. 

'Kunstwerke  und  Kunst  im  Garten  565. 

Liaburnum  Adamii  444. 

*Laelia  anceps  alba  253;  jongheana  112. 

*Lamium  Galeobdolon  376. 

*Larix  europaea  im  Schloßgarten  zu  Bücke- 
burg 512. 

*Lathraea  squamaria  378. 

Lauberde,  Doch,  für  Orchideen  bei  Zimmer- 
kultur 49. 

Lavatera  trimestris  L.  1.54. 

*Lebenseiche  in  Florida  505. 


XII 


Die  Gartenwelt. 


IX 


*Ledeibeeren-Krankheit  (Peronospora  viticola') 

229. 
Leinstiöinsche  Fiostfackeln  285. 
Levkojen,  Winter-,  „Schöne  von  Nizza"  und 

,. Königin  Alexandra''  293. 
*Levkojen.stelIage  in  der  Handelsgärtnerei  von 

Otto  Putz,  Erfurt  457. 
Ligularia  Kaempferi  243. 
Lobelien  zur  Samenzucht  580. 
Lokalpresse,  Gartenverwaltung  und,  24. 
Lonicera  sempervirens  in  Florida  518. 
Lyciura- Arten  für  Zierheoken  342. 
*Lycopodien,   Bemerkungen  über  winterharte 

Selaginellen  und,  519,  *520. 
*Lycopodium  dendroideum  520. 
Lysol  als   Schädlinge   vertilgendes   Mittel   im 

Gartenbau  346;  —  und  Reblaus  94. 


Magnolia  grandiflora  3ü5;  —  obovata  305. 

Magnolien  364;  —  in  Florida  50U;  *~  Ge- 
triebene 223. 

Maiblumentreiberei  in  Hamburg  210. 

■•■Mainz,  Die  Anlagen  in  der  Kaiserstraße  zu, 
361. 

■'Mamillaria  dolichoeentra  265. 

.Mar^'ui-rito  „Queen  Alexandra"  470. 

Markcrli^eu  „Sensation"  und  „Ideal"  256. 

Markschabe,  ßlastodacna  helerella  533. 

*Masdevallia  BeUa  567. 

Maulwurf,  Vom,  346. 

Maulwürfe,  Vertreiben  der,  444. 

Maulwurfsgrille  213. 

*Mauritia  setigera  und  Gebüsch  von  Malpig- 
hiaceen  *177,  178. 

Mäuse  in  Frühbeeten  vertilgen  334. 

Mäusen,  Gemüse  vor,  schützen  298. 

*Meconopsis  integrifolia  534. 

*Meloiienkultur  im  Freien  409. 

Mexiko  und  seine  Vegetation  80. 

*Miltonia    vi-xillaria    Rchb.    fil.    *16!t,    174; 

—  —  keine  Schnittblume  441. 
Mitraria  coocinea  400. 

„Moderne",  Die,  in  der  Gartenkunst  7,  331; 

—  Proportionei-,  Naturalismus  412. 
■•■Monilia  fructigena,  der  Polster.schimmel  des 

Obstes  557. 

Moorerde,  Aufschließung  von,  durch  Kalk- 
zusatz 215. 

Moos  im  Gartenra.sen  382. 

*Musa  arnoldiana  400.  *401;  ■■-  Ensete  399, 
*400. 

Myosotis  alpostris  „Sylphe"  292;  —  als  ein- 
tragliche Schnittblume  130. 

Myrica  cerifera,  die  Wachsmyrte  in  Florida 
506. 

Myrtaceen,  Die,  268. 


Neapel,  Über  eine  Scinvindclanzeigo  aus  der 

Provinz,  479. 
Nelko,    Die    Malmaison-,   6;    * —    Die    neue 

Reniontant-,  „Meta"  152;  * —  „La  Reine", 

eine  neue   remontierende  Feder-,   217;   — 

„Schiavone"  219. 
Neuen,    Die    Herkules-,    Neapels   218;   '^— 

Malmaison-,     in     der    Kgl.    Melonerie    zu 

Sanssouci  558. 
Nelkenmade  552. 
Nelkenschädling,   angeblicher   (Afhudios  are- 

nariu.s)  480. 
*Nematoden   an  Cyclamen  und  Begonien  und 

die  Komposterde  231, 
*Nepenthes    284;     *—    Courtisi    285;     *— 

ma.stersiana  285. 
Nephrolepis  bostoniensis  355. 
Nerine    sarniensis    (Trockenblüher)    90;     — 

Weiße  155. 


*Neuheiten,  Empfehlenswerte,  der  Firma 
David  Sachs.  Quedlinburg  255;  * —  und 
Einführungen,  Wertvolle,  Erfurter  Samen- 
züchter und  Handelsgärtner  277,  292. 

Nicotiana  Sanderae  46. 

Niederlanden,  Verkaufseinrichtungen  für 
Gartenbauerzeugnisse  in  den,  201. 

Nomenklaturberatungen,  Über  die  Ergebnisse 
der,  auf  dem  Intern.  Bot.  Kongreß  in 
Wien,  Juni  1905  507. 

Nordlingersche  Räucherraasse  28j. 

*Nymphaea  gigantea  447;  * —  zanzibariensis 
rosea  570. 

Obst,  Beförderung  von,  auf  der  Eisenbahn 
26;  Formiertes,  auf  der  Weltausstellung  in 
Lüttich  424;  —  Theorie  und  Praxis  bei 
der  Beförderung  von,  auf  der  Eisenbahn 
132;  ^  Südafrikani.sches,  27. 

*Obstanlago,  Eine  Zwerg-  und  Beeren-,  die 
zu  jeder  Jahreszeit  Obst  zu  genießen  er- 
möglicht 570. 

*Obstausstelhuig,  Die  internationale,  in  Düssel- 
dorf 73,  85. 

Obstbau  und  Obstverwertung  in  Nordamerika 
402. 

Obstbaues,  Was  geschieht  in  Bayern  zur 
Förderung  des,  350. 

Obstbäume,  aus  warmer  Gegend  bezogen  und 
in  rauher  Lage  gepflanzt  418 ;  Chilisalpeter- 
Düngung  für,  313;  —  Die  Düngung  der, 
549,  554 ;  —  *—  Gründüngung  für  385 ; 
—  Über  das  Wurzelwachstum  der,  340; 
Über  den  Somnierschnitt  der,  488. 

Obstbaumschiidlinge,  Drei  gefährliche  533. 

Obsteinfuhi,  Die,  und  der  deutsche  Obstbau 
571. 

*Obstliebhaber  aus  der  Insektenwelt  447. 

*Obstnutzgärten,  Anlage  von  465. 

Obstplantagen  mit  Rhabarber  als  Unterfrucht 
472. 

Obstschau,  Die,  auf  der  Ausstellung  der  D.  L.-G. 
in  München  vom  29.  Juni  bis  4.  Juli  1905. 
545. 

Obstverkaufsvermittlungsstelle  in  München  350. 

*Odontoglossum  crispum  -  Gruppe  auf  der 
Orchideenschau  im  Palmengarten  421,  *— 
grande  *49,  51;  * —  Rossii  majus  303. 

*Ohrwürmer  als  Obstschädlinge  449. 

Oidium  Tuokeri  auf  Weintrauben  524. 

*Oncidium  splendidum  434. 

Orange,  bitteisüße  518. 

Orangenkulturen  in  Florida  494. 

•^'Orchideen  3;  —  Die  und  ihre  Kultur  im 
Zimmer  107;  —  Doch  Lauberde  für,  bei 
Zimmerkultur  49; —  Nochmals  das  Spritzen 
der,  346 ;  *—  Ständer  zum  Aufhängen  von, 
im  Zimmer  303;  Über  das  Spritzen  der, 
278;  * — Wertvolle,  für  den  Handelsgärtner 
und  den  Liebhaber  301;  * —  Wie  man  in 
den  Tropen,  pflegt  *175,  177. 

*Orchideengruppe  von  Firmin  Lambeau, 
Brüssel  2 ;  * —  von  G.  Lesueur  462. 

Orchideenkrankheit,  Eine  neue,  Uredo 
behnickiana,  618. 

■*Orchideenkranz  307. 

Orchideensämlinge,  Über  die  Beziehutgen  der, 
zu  anderen  C»rganismon  während  der 
Keimung  607. 

*Orchideenschau,  Die,  ijii  Palmengarten  zu 
Frankfurt  421. 

*Oreüdoxa  regia  *174,  176. 

Osmanthus  americauus  in  Florida  500. 

*Ouviiandra  fenestralis,  siehe  Aponogeton. 


i464: 


Knospen, 


Paeonia  chinen 

Ursache  620. 
*Paeonienniohn,  Teilansicht  eines  Feldes  mit, 

581. 


*Palmen-  und  Blattpflanzen  20. 

*Palmeukulturen  bei  Emil  Neubert,  Wandsbek 
223,  224. 

Pancratium- Arten  (Trockenblüher)  90. 

*Papaver  hybridum  „Prinzessin  Viktoria 
Luise"  5. 

Paraguay,  das  Land  der  Apfelsinen  201. 

Parkschmuck,  Natürlicher  319. 

*Parktor,  Altes,  aus  dem  Belvedere-Garten  in 
Wien  *181,  182. 

«Passiflora  coccinea  princeps  482. 

Pelargonie,  „Saturn"  eine  neue  gefüllte 
Scarlet-,  143. 

*Pelargonium  peltatum  „Leopard"  *32,  33. 

*Pensees  579,  *581. 

Poridermium  Strobi  (Kiefern  Blasenrost),  Ver- 
nichtung 610. 

■'■Peristeria  aspersa  13. 

"^Perspektive,  Grundplan  und,  in  ihrem  Zu- 
sammenhang 484. 

*Per.spektivischer  Ansichten,  Zur  Herstellung, 
428. 

*Petunia  grandiflora  fimbriata  intus  aurea 
256;  *—  hybrida  grandiflora  superbissima 
quadrioolor  293. 

Petunien  580. 

«Pflanzen,  Einheimische  meines  Gartens  493. 

Pflanzeneinfuhr  132. 

Pflanzenhandel,  Arten-  und  Sortenechtheit  im, 
58. 

Pflanzennamen,  Deutsche  144. 

Pflanzenproduktion  und  Kunstdünger  166. 

«Philodendron,  Epiphytisches  '•■176,  177. 

Phlox  decussata- Varietäten,  Zur  Empfehlung 
der,  569. 

*Phoenix-Kulturen  in  der  Handelsgärtnerei 
von  Jac.  Beterams  Söhne  in  Geldern   161. 

Photinia  arbutifolia  in  Florida  518. 

«Photographie,  Noch  einige  Worte  über  die 
Bedeutung  der,  für  den  Landschaftsgärtner 
181. 

«Phyllostachys  291. 

Physostegia  virginiana   als  Schnittstaude  354. 

«Picea  excelsa    var.    viminalis    41 1 ;    * 

virgata,  die  Sehlangen-  oder  Rutenfichte 
und  Picea  excelsa  viminalis,  die  Hänge- 
fichte 410;  * —  —  —  (nicht  viminalis) 
in  dei^  Kgl.  Gartenbau  -  Lehranstalt  zu 
Budapest  L'ü9:  —  pungens,  die  schönste 
und  härteste  Konifere  309;  *—  —  glauca 
pendula  543;  * —  —  pendula  „Sämling 
Henkel"  542. 

«Pilogyne  suavis,  Schrad.  246. 

«Pinguicula  caudafa  482. 

«Pinus  halepensis  409,  471;  —  Nelsoni  248; 
«—  Pinaster  (P.  maritima)  470,  521. 

«Pithecolobium-Stamm,  Alter,  mit  Epiphyten 
*176,  177. 

«Plan,  Der  Arbeits-,  68. 

Planzoichnen,  Bestes  Buch  über,  418. 

«Plätze,  Berliner  279. 

Pleurothallis  ornata  423. 

^■Polsterschimmel  des  Obstes  557. 

Pülygonum  baldschuanicum,  eine  sehr  em- 
pfehlenswerte   Schhngpflanze  307; , 

Standort  und  Boden  für,  441;  *—  vaccini- 
folium,  Wall.  377. 

*Polypodium  Heracleum,  Kze  55. 

Poniologenkongreß,  Der  deutsche,  vom  8.  bis 
21.  Okt.  1904  in  Düsseldorf  70. 

Potentilia  nepaleiisis  var.  WiUmottiae  77. 
„Preisausschreiben",  Zum  Kapitel,  356;  * — 
zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  einen 
Stadtpark  auf  dem  Gänseanger  in  Dessau  78. 
Preisfrage  287;  —  nach  Möglichkeiten  für 
die  Abstellung  von  Mißständen  in  der  Zier- 
und  Handelsgärtnerei.  Antworten:  L  499, 
IL  535,  III.  501. 


Die  Gartenwelt. 


XIII 


Primeln,  Dunkellaubige  chinesische  401. 

*Primula  Auricula  „Germania"  und  „Bavaria", 
zwei  neue  farbenprächtige  Aurikel  583, 
584;  —  obconica,  Einfache  Kultur  von,  238. 

*Prunkvase  aus  der  Kg).  Porzellan-Manufaktur 
in  Berlin,  ein  der  Firma  Jacob  Beterams 
Söhne  in  Geldern  zuerkannter  Ehrenpreisl62. 

Prunus  Pissardii,  beste  Vermehrung  von  395 ; 

—  semperflorens  in  Florida  518;    —    um- 
bellata  in  Florida  517. 

*PsiIütum  madagascariense  445. 
'Pteris  Binoti  122;  *—  umbrosa  373. 
*Pterocarya  oaucasica  C.  A.  Meyer  *9,  10. 
Pulmonaria  und  Ajuga,   zwei   hübsche   Früh- 
lingsblüher  unserer  heimischen  Flora  283. 
*Purguay  Wasserfall  189. 
*Purpus,  C.  A.  249. 
Pyraoantha  coccinea  257. 
Pyramidenpappeln  uiu  Festungen  598. 

*Quercus  virginiana  in  Florida,  505. 
*Quitte    „Wranjska    Dunja",     Nochmals    die 
serbische,  512. 

Radies  im  Winter  .595;  — ,  Saiiienzucht  von, 
597. 

Bamondien,  Die  283. 

Rasen,  Moos  im,  382. 

Basenanlagen,  Samen-Einback-  und  Walzgerät 
für,  344,  416. 

*Raseneinfriedigung,  Eine  neue  330. 

Haucherns  gegen  Spätfröste,  Nutzen  und 
Schaden  des,  345. 

*Eavenala  madagasoariensis  *175,  176. 

Eebendünger  191. 

Reblaus,  Lysol  und,  94. 

Bebsorte  „Frankeuthaler  TroUinger",  Der  ge- 
ringere Zuckergehalt  des  Traubensaftes  der, 
431. 

*Rebstöoke,  Eine  Krankheit  der,  in  den  Treib- 
häusern *229,  353. 

*Rehmannia  angulata  *114,  426,  *4ö9. 

*Reise,  Meine,  von  Venedig  nach  Abbazia 
99,  112,  127,  137. 

Reiseerlebnisse  eines  Sammlers  im  fernen 
Westen  27,  42,  56,  64. 

*Beisemappe,  Aus  meiner.  In  Hameln.  449; 
Jena  440. 

Reseda  als  einträgliche  Schnittblume  136; 
*—  „Bismarck"  256;  —  Machet  „Weiße 
Perie«  317. 

Resedakultur  zur  Samenzuoht  579. 

Rhabarber,  Die  Obstplantagen  mit,  als  Unter- 
frucht 472. 

Rhapidophyllum  hystrix  496. 

Rhododendron  -  Arten  in  Florida  518;  * — 
campanulatum  110;  * —  canadense  (Rhodora) 
474;  *—  ciHatum  und  Rh.  arboreum  album 
109;  —  -Hybriden,  Noch  einige  Worte 
über,  für  das  freie  Land  142;  *— ,  Pracht- 
pflanzen seltener,  in  England  109. 

Rhodora  siehe  Rhododendron. 

Rhus  Cotinus  16;  —  Die  schönsten  Arten 
und  Varietäten  der  Gattung,  248. 

Ribes   sanguineum   „König  Eduard  VII."  142. 

♦Rittersporn,   Hyzinthen-,    und  Pensees   581. 

*Riviera,  Die  des  Gardasees  289. 

Robinia  Pseudacacia   für  Schutzhecken   342. 

Romneya  Coulteri  367. 

Rosa  canina  stratifizieren  298;  —  rugosa, 
Die  holländische,  als  Hochstammunterlage 
33;  * —  wichui-aiana  hybrida  „Alberic 
Barbier"  136. 

Rose,  Bemerkiing  zu  dem  Artikel  „Die  Bio- 
graphie der  weißen  Marcchal  Niel.'-  35;  — 
Die  neue  Kletter-,  „Blush  Rambler"  34; 
*—  Die  neue  Tee-,  „Albert  Hoffmann"  67; 

—  Die  neue  Teehybrid-,  „Etoile  de  France" 


376;  *—  Die  Teehybrid  „Großherzogin 
Alexandra"  234;  —  „Miß  Alice  Roosevelt" 
238;  -  Neue  „Richmond"  234;  —  Tee-, 
„Cherry  Ripe"  209;  — ,  — ,  „Liberty"  111, 
*615;  —  Teehybrid-,  „Helene  Welter"  111. 

*Roseau,  Aus  dem  botanischen  Garten  in, 
146,  147. 

Rosen,  Einiges  über  das  Treiben  von  Marechal 
Niel,  242;  —  kalken,  die  in  Häusern  aus- 
gepflanzt sind  420;  * — ,  Schling-,  dargestellt 
auf  dem  färb. Wandkalender.  Text  Seite  180. 

*Rosengarten  in  Zabern,  Der  Verein  Elsaß- 
Lothringer  Rosenfreunde  und  sein,  in 
Zäbern  606. 

Rosengruppen,  Über,  deren  Einfassung  und 
Unterpflanzung  391. 

Rosenokulatenmade,  Clinodiplosis  oculiperda 
618. 

*Rosenzüchters,  Erfolge  eines  deutschen  110. 

tRothsohild,  Baion  Friedrich  Nathaniel  von, 
467. 

Rothschildschen  Gärten,  Die  Baron  Friedrich 
Nathaniel  von,  in  Wien  474. 

Rotkohl  „Othello"  256. 

♦Rotkraut,  Berliner  frühestes  32,  *33. 

Kudbeckia  fulgida  variabilis  292. 

*Ruine,  Künstüche  als  Badeanstalt  482. 

*Ruinen  im  Garten  318. 

Sabal  Adansoni  in  Florida  496;  *—  Palmetto 
494,  495. 

*Sagittaria  sagittifolia  grandiflora  superba  197. 

Saintpaulia  ionantha  alba  277. 

*Sahx  Cottetii  542. 

Salvia  splendens  „Freudenfeuer"  184;  —  — 
„Silver  Queen"  77. 

Sambucus  racemosa,  ein  einheimischer  Zier- 
strauch 17. 

Samenertrag  von  100  qm  von  Astern,  Mohn, 
Stiefmütterchen,  Balsaminen  418. 

Sauromatumarten  (Trockenblüher)  90. 

Schädling,  Ein  weiterer  nützlicher,  des  Garten- 
baues 345. 

Schattendecken  aus  Kokosfasern  344. 

*Schaufrüchte  aus  L.  Späths  Baumsuhule  553. 

Schiller  und  die  Gartenkunst  404. 

Sohillerhain,  Ein  359. 

*Schizanthus  hybridus  grandiflorus  268;  — 
wisetonensis  278. 

Schlingpflanzen  in  Florida  519. 

*Schnittblumenk-ulturen,  EinträgUche  133. 

*Schnurbäumchen,  Etwas  über  325. 

*Schnurbäumchengang  in  Gebr.  Gehlhaars 
Baumschule  in  Lawsken  325,  326,  327. 

Sohwindelanzeige,  Über  eine,  aus  der  Provinz 
Neapel  479. 

Scilla- Arten  -(Trockenblüher)  91. 

*Scolopendrium  officinarum  f.  undulatum  121. 

•'•Scutellaria  baicalensis  var.  coelestina  61. 

*Selaginella  watsoniana  180. 

*Selaginellen,  Bemerkungen  über  winterharte, 
und  Lycopodien  519,  *520. 

Sellerie,  Vom,  Bleich-,  378. 

*Senecio  Petasites,  DC  (syn.  Cineraria  platani- 

folia,  hört)  137; und  Seneoio  Ghies- 

breghtii  308. 

Serenoa  serrulata  in  Florida  494. 

Süene  pendula  fl.  pl.  „Bijou"  293. 

*Sinningia  Regina  u.  S.  Regina  hybr.  277,  278. 

Sommer,  Der,  des  Jahres  1904  51. 

Sommerblumen  als  öartenschmuct  307. 

*Sommerhäuschen,  Ein  künstlicher  Baum- 
stamm als,  126. 

Sommerschnitt,  Über  den,  488. 

Sommertrockenheit  1904,  Folgen  der,  430. 

Sonnenrose,  Die  rote  94. 

*Spalding-Feldeisenbahn  257,  372. 

*Spaliere,  Formlose  Aprikosen-,  241. 


Spanischen  Pfeffers,  Beitrag  zur  erfolgreichen 
Kultur  des,  329. 

Spargel,  Gewässerter,  94. 

Spargels,  Das  Wässern  des,  443. 

*Spargelkultur  und  Treiberei  328. 

Sprekelia  formosissima  (Trockenblüher)  91. 

Spritzen,  Über  das,  der  Orchideen  278. 

*Stachelbeere  „Angler",  Die,  349. 

Stadtgärtnerei,  Die  und  deren  Einfluß  auf 
die  ortsansässigen  Handelsgärtner  442. 

*Ständer  zum  Aufhängen  von  Orchideen  im 
Zimmer  303. 

Stauden  580;  — ,  Einige,  zu  Schnittblumen- 
gewinnung und  Topf  pflanzen  verkauf  im 
Frühjahr  232;    —   für  Hau.sgärten  52,  53. 

»Stendal,  Gärtnerisches  aus,  577. 

*Stenochlaena  meyerriana,  Prsl.  373;  *—  pa- 
lustris 397. 

*Streifzüge  durch  Quedlinburgs  Fluren  254. 

Sumpf-  und  Wasserpflanzengarten,  Der,  und 
die  einheimischen  Bach-  und  Teichufer- 
pfianzen  99. 

Sumpfzeder,  Die  mexikanische  619. 

Syringa  vulgaris-Sorten,  Vermehmng  von,  395. 

Taglöhner  oder  Gärtner  610. 

Tarif,  Deutscher  Gärtner-,  288. 

Taxus  bacoata  521 ; Stecklinge,  erkrankt 

durch  Sauerstoffmangel  192. 

*Teichmotiv  aus  dem  Stadtgarten  zu  Wien  183. 

Teichuferpflanzen,  Einiges  über  Bach-  und,  14. 

Temple  show,  in  London  463,  476,  486. 

*Teppichbeet  vor  dem  Kaiser  Franz  Josef- 
Theater  in  Berndorf  401,  *402. 

Thermometer,  Nachtfrost-,  286,  287. 

Thrinax-Arten  in  Florida  506. 

Thrips,  Vertilgung  von,  346. 

Thunbergia  alata,  eine  dankbare  Schlingpflanze 
für  schattige  Lagen  233. 

Tierschutz  in  öffentlichen  Anlagen  274. 

*Tomate,  Eine  neue,  11. 

Traubensäckchen,Soll  man,  anbringen?  77, 154. 

*Trauerkränze  306. 

*T'reibflieder,  Wohlfeiler,  237. 

*Treibgärtnereien,  Aus  Hamburger  210,  *222. 

Trichomanes  164;  —  Arten  178. 

*Tritoma  hybrida  „Expreß"  425. 

Trockenblüher  88. 

*Troglophilus,  ein  seltener  Schädling  472. 

*Tropenfahrt,  Eine  145,  164,  174,  185. 

Tsuga  canadensis  197;  * in  Mittelrußland 

212. 

*Tulpen-  und  CaUagruppe  338;  * —  65  Sorten 
Darwin-,  eingefaßt  von  Freesien  338,  *339. 

Tulpenkrankheit,  Botrytis  parasitica,  der  Er- 
reger einer  gefährlichen,  322. 

Tumboa  siehe  Welwitschia. 

*ljberwinterungshaus.  Das  neue  im  botanischen 
Garten  zu  Gießen  169. 

Unfallstatistik  in  der  Landwirtschaft,  Die, 
562. 

Uredo  behnickiana,  eine  neue  Orchideenkrank- 
heit  618. 

Uropedilum  siehe  Cypripedium  Lindeni. 

*Ursachen  malerischer  Wirkungen  436. 

Utricularia  164. 

Valsa  leucostoma  auf  Kirschbäumen  259. 

*Vanda  coerulea  von  A.  A.  Peeters,  St.  Gile.s- 
Brüssel  1. 

Veilchenblumen,  Ursache  des  Verderbens  ab- 
geschnittener, 455. 

Veilohenhochstämmen,  Anzucht  und  Kultur 
von,  454. 

Veilchens,  Die  Fleckenkrankheit  des,  567. 

Veltheimia  viridiflora  Jacq.  155. 

Verbena  „Miß  Willmott"  oder  „Ellen"  keine 
Neuheit  183. 

Verbene,  rosafarbene,  wohlriechende  262. 


XIV 


Die  Gartenwelt. 


IX 


*'Veibeneakultur  zur  Sanienzuoht  580. 

*Veredelungsversucbe  an  jungen  Sämlingen 
und  Stecklingen  271. 

Vereinskrisen  11. 

Verkaufseinrichtungen  für  Gartenbauerzeug- 
nisse in  den  Niederlanden  201. 

Vitex  Agnus  castus  355. 

Vitis-Arten  in  Florida  518;  —  hetoroijbylla 
Form  tricolor  244. 

*  Vorgärten  15. 

Walzgerät  für  Rasenanlagen  344. 
Wandern,    Das,    ist   des  Gärtners  Lust    357, 

405,  489. 
Wandkalender,  Zu  unserem  180. 

*  Warmhauspflanzen  von  C.  Petrick,  Gent  21. 
*Wasbingtonia  filamentosa  290. 
*Wasserbeförderungs-Änlagen  439,  516. 
Wasserpflanzengarten,  Der  Sumpf-  und,  und 

die    einheimischen    Bach-    und    Teichufer- 
pflanzen 99. 

*Wasserpflanzenhaus  der  Hofgärtnerei  Rosen- 
höhe 590,  591. 


Wasserversorgung  225,  262. 

Weidenkultur  297. 

*Weihermotiv  aus  der  Mark  184,  183,  *184. 

■'■Weihnachtsbaum,  Ein  schöner  141. 

Weinbergs,  Umwandlung  eines,  in  eine  Obst- 
anlage 214. 

"\N'einbergsdünger,  Künstlicher  214. 

*Weiustocks,  Eine  Krankheit  des,  in  den 
Treibhäusern  229. 

*Welwitschia  mirabilis  294. 

•'•Weißkohl,  Braunschweiger  in  den  Kulturen 
von  Chr.  Bertram,  Stendal  579,  580. 

"Weißkraut,  Blankenburger  32,  *33. 

*  Wespen  als  Obstschädlinge  448;  —  und 
Hornisse,  Zur  Vertilgung  der,  498. 

Wespennester  vertilgen  516. 

Windmotore  zur  Wasserversorgung  225. 

•Wintergarten,  Blick  in  den,  der  Garttiubau- 
austellung  von  Adolf  Koschel  155. 

Wirsing  „Erfurter  roter  Delikateß",  Ein 
Urteil  über  den,  330. 

■■*-Wistaria  chinensis,  eine  prächtige  Schling- 
pflanze 519. 


*Wulfenia  amherstiana,  Bth.  und  ihre  Ver- 
wandten 374. 

Xanthoceras  sorbifoüa,  Bge.  308. 
Xanthoxylon  americanum  in  Florida  518. 

"Yucca  gloriosa  mit  Früchten  426;  *— 
-Kreuzungen  426. 

Zeichenunterricht  an  den  Fortbildungsschulen, 
Unser,  574. 

*Zeichnen,  Das  perspektivische,  im  Dienste 
der  Gartenteohnik  273. 

*Zerstäubungsapparat  von  Karl  Bosch  343. 

*Zierbrücke,  Eine  eiserne  343. 

Zierpflanzen,  Zwei  gute  alte  243. 

Ziersträucher  des  Winters,  Drei  257. 

Zoll  auf  Samen,  für  den  Detailhandel  herge- 
richtet, bei  der  Einfuhr  nach  Österreich 
252. 

Zweigabstecher,  Rhynohites  conicus  533. 

*Zwiebel-,  Knollen-  und  Staudengewächsen, 
Gmppe  von  75  versch.  337. 


ustriertes  Wochenblatt   für  den  oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


1.  Oktober  1904. 


No.  1. 


Xaclidruck  und  Nachbildung 


Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Ausstellungsberichte. 


TNTERNflTlON/^LE®  KUNST- @flü55TEÜ=üNa 

U.  QR05SE®G/SRTENBflU-@/1ü55TLlLUNQ 

V]  ®Dü55ELD0RF®©190t-©    [^ 

^!»^  VOh-l    l    ,--1AI-    23.  OKTOBER  ^^/ 


Vom   Uerausgeber. 

Die  Internationale  Herbst- Ausstellung. 
I. 

(liier XU  vier  Äbhildungen.) 

Mau  hatte  sich  in  Düsseldorf  sehr  viel  vorgenommen. 
Die  Sonderausstellungen  wechselten  in  rascher  Folge,  die 
Schnittblumenausstellungen    gar   von    Woche    zu  Woche,   und 


es  ist  deshalb  begreiflich,  daß  nicht  jede  dieser  Sonder- 
veranstaltungen den  Fachmann  voll  befriedigte.  Manche  der 
Schauen  mögen  unter  dem  Mangel  an  Einsendungen,  besonders 
guter  Einsendungen  gelitten  haben.  Wer  aber,  wie  ich, 
regelmäßig  nach  Düsseldorf  kam,  der  konnte  deutlich  genug 
waiirnehmen,  daß  allen  von  gewisser  Seite  gegen  das  Unter- 
nehmen gerichteten  Quertreibereien  zum  Trotz,  in  gärtnerischen 
Kreisen  ein  ständig  wachsendes  Vertrauen  zu  dem  Unter- 
nehmen zum  Durchbruch  kam.  Man  sagte  sich,  es  muß 
doch  etwas  Gutes  an  der  Saclie  sein,  nicht  nur  weil  dies 
aus  den  Berichten  der  unparteiischen  Fachzeitschriften  hervor- 
ging, sondern    weil    auch  von    anderen  Seiten  mit  einem  un- 


A.  .\.  Peeters,  St.  Gilles-Brüssel 


für  die  „Garte 


Die  Gartenwelt. 


IX,  1 


geheuren  Aufwand  von  Tinte  und  Druckerschwärze  beharrlich 
gegen  die  Ausstellung  gearbeitet  wurde.  Und  in  der  Tat, 
es  ist  Gutes  an  der  Ausstellung.  In  den  ersten  September- 
tagen  waren  zur  internationalen  Herbst-  und  zur  internationalen 
Orchideen -Ausstellung  Hunderte  von  Fachleuten  aus  dem 
Reiche  und  den  Nachbarländern  als  Aussteller,  Preisrichter 
und  Zuschauer  in  Düsseldorf  erschienen.  Niemals  habe  ich 
zuvor  auf  einer  Ausstellung  eine  gleich  stattliche  Kollegen- 
schaft ans  aller  Herren  Länder  getroffen.  Es  herrschte  -wolü 
unter  allen  fachmännischen  Besuchern  der  Ausstellung  nur 
eine  Stimme,  die  Stimme  der  Anerkennung,  welcher  auch 
das  internationale  Preisgericht,  dessen  Vorsitz  R.  Wilson 
Kerr  aus  Liverpool  führte,  Ausdruck  verlieh;  es  gab  für 
Herrn  Rudolf  Seidel,  den  Leiter  der  internationalen  Handels- 


zahlreichen und  teilweise  ganz  vorzüglichen  Einsendungen 
konnte  auf  dem  gewaltigen  Ausstellungsgelände  kaum  Raum 
geschafft  werden. 

Wer  die  Herbstausstellung  als  Laie  besichtigte,  die 
Leistungen  der  Ausländer  mit  denen  der  deutschen  Kultivateui-e 
verglich,  der  konnte  zu  der  Überzeugung  kommen,  daß  bei 
uns  im  Vaterlande  jetzt  alles  bestens  bestellt  sei,  daß  wir  in 
der  Kultur  von  Palmen,  Croton,  Cordylinen,  feinsten  Farnen, 
buntblättrigen  Aroideen,  Orchideen  u.  a.  mindestens  die  gleichen 
Leistungen  wie  die  Ausländer  aufzuweisen  haben.  Diese 
Schlußfolgerung  würde  aber  in-ig  sein.  Dem  kritischen  Blick 
des  Fachmanns  konnte  es  nicht  verborgen  bleiben,  daß  sich 
eine  Anzahl  deutscher,  speziell  rheinländischer  Handelsgärtuer 
mit     fremden    Federn    geschmückt    hatte.       Fast     sämtliche 


Orchideengruppe  v 


fuahme   für  die  ..Gartenwelt" 


pflanzen-Ausstellung,  eine  elirenvolle  Anerkennung,  zu  Protokoll, 
worin  es  seine  volle  Bewunderung  für  die  Schönheiten  der 
großen  Herbstausstellung  aussprach  und  außerdem  erklärte, 
daß  bis  zum  heutigen  Tage  keine  Herbstausstellung  statt- 
gefunden habe,  die  der  Düsseldorfer  an  die  Seite  zu  stellen 
wäre.  Neben  Herrn  Seidel  verdient  noch  Herr  OttoBeyrodt 
volle  Anerkennung;  er  hat  trotz  der  Ungunst  der  Jahreszeit 
eine  zweite  internationale  Orchideen  -  Ausstellung  zustande 
gebracht,  die  zwar-  nicht  ganz  den  Umfang  der  Maiausstellung 
erreichte,  ater  ein  wertvolles  Material  an  Hybriden  und 
Varietäten  aufzuweisen  hatte,  wie  es  wohl  niemals  zuvor  auf 
dem  Kontinente  zu  schauen  war. 

Für  die  Orchideenschau  stand  wieder  der  sogen.  Hördener 
Pavillon  links  am  Eingange  der  Ausstellung  zur  Verfügung, 
während  die  Eingänge  zur  Herbstausstellung  die  ganze 
gi'oße  Hauptausstellungshalle,  verschiedene  Zelthallen,  einzelne 
Gewächshäuser   und   andere  Räumlichkeiten  füllten.     Für  die 


Palmen  deutscher  Ausstoller  ließen  in  unzweideutigster  Weise 
die  belgische  Herkunft  erkennen,  denn  Töpfe  und  Erde  werden 
zu  Verrätern.  Ich  habe  die  traurige  Überzeugung  mit  heim 
genommen,  daß  sieh  unter  allen  Ausstellern  der  Rheinprovinz 
nur  eine  einzige  Firma  befand,  deren  großartige  Palmen- 
kollektionen den  Beweis  erbrachten,  daß  sie  in  bezug  auf 
Palmenkultur  hinter  den  belgischen  Pflanzenfabriken  nicht 
zurückzustehen  braucht.  Eine  Anzahl  solcher  Spezialkulturen  in 
Rheinland  und  Westfalen  und  der  Import  belgischer  Palmen 
nach  Süd-  und  Westdeutsclüand  wäre  abgeschnitten.  Bei 
einigen  Ausstellern  berührte  es  angenehm,  daß  sie  die  aus- 
gestellten, aus  Belgien  bezogenen  Palmen  schon  geraume  Zeit 
in  Kultur  hatten,  bei  anderen  wai-  das  zweifellos  nicht  der  Fall, 
und  von  einem  Düsseldorfer  Aussteller  wurde  allseits  behauptet, 
daß  diese  Pflanzen  erst  am  Tage  vor  Eröffnung  der  Aus- 
stellung in  Düsseldorf  eingetroffen  seien.  Die  Pflanzen  ließen 
auch  erkennen,  daß  diese  Behauptung  den  Tatsachen  entsprach. 


IX.  1 


Die  Gartenwelt. 


Es  wäre  aber  verfehlt  zu  glauben,  daß  sieh  nur  deutsche 
Handelsgärtner  mit  fremden  Federn  zu  schmücken  verstehen. 
Das  verstehen  auch  unsere  belgischen  Kollegen.  Manche  der 
großen  Firmen,  die  mit  Paradepflanzen  in  imponierender  Zahl 
und  Schönheit  auftraten,  sind  nur  Handelsfirmen,  die  sehr 
wenig  selbst  kultivieren  und  viel  mehr,  oft  vorzügliches 
Material,  von  kleineu  und  kleinsten  Züchtern  für  Ausstellungs- 
zwecke und  Wiederverkauf  erwerben.  So  fand  ich  in  der 
Orchideenhalle  eine  wirklich  prächtige  Kollektion  verschieden- 
artiger Orchideen  von  einem  Genter  Händelsgärtner  der 
jüngeren  Generation,  von  dem  mir  bekannt  ist,  daß  er  keine 
Orchideen  kultiviert.  Er  soll  die  Pflanzen  bei  Kollegen  seiner 
engeren  Heimat  zusammengeliehen  haben,  mit  denen  dann 
die  Preise  und  sonstige  Einnahmen  verrechnet  werden. 
Die  Orchideen-Ausstellung. 

Wie  ich  bereits  vorhin  erwähnt  hatte,  erreiclite  die 
Orchideen-Ausstellung  im  September  nicht  ganz  den  Umfang 
iiu-er  Vorgängerin  im  Mai  (Bericht  in  No.  35,  VIII.  Jahrg.). 
Im  Mittelpunkt  der  Halle  für  Sonderausstellungen  war  ein 
beträchtlicher  Raum  für  gi-oßartige"[Schaublattpflanzeü  ge- 
blieben und  an  der  rechten  Seite  konnte  man  einer  Hof- 
lilumenhandlnng  noch  eine  stattliche' Tablette  zur  Vorführung 


Cattleya  Warsccwiczii  „Imperator".  Orig 


Cypripedium  hybr.  ,,Dr.  Clinge  Doorenbos" 

Originalzeichnung  für  die  „Gartenwelt". 

frisch    aus    dem    Auslande    bezogener    kleiner 
Blattpflanzen  und  Palmen  einräumen. 

Das  Ausland  war  wieder  überaus  reich- 
haltig, das  Inland  dagegen  spärlicher  als  im 
Frühjahr  vertreten.  Otto  Beyrodt  war  der 
einzige  Vertreter  deut.scher  Handelsgärtner, 
denn  ein  zweiter,  der  Cypripedien  ausstellte, 
hatte  sich  die  Pflanzen  frisch  aus  Belgien  ver- 
schrieben, und  Freiherr  von  Fürstenberg, 
Schloß  Hugenpoet  bei  Mintard,  war  der  einzige 
deutsche  Liebhaber- Aussteller.  Letzteres  ist 
auf  den  Umstand  zurückzuführen,  daß  es  einer- 
seits ia  Deutschland  nur  sehr  wenige  Privat- 
gärtnereien gibt,  die  für  Orchideen  etwas  auf- 
wenden und  gute  Kultiu-en  besitzen,  und  daß 
diese  wenigen  andererseits  ihre  Lieblinge  nicht 
gern  den  Strapazen  einer  Ausstellung  aussetzen. 
Wären  nicht  unsere  großen  botanischen  Staats- 
institute, so  könnte  sich  die  ganze  deutsche 
Oi-ciiideen  -  Privatliebhaberei  begraben  lassen. 
Freiherr  von  Fürstenberg  war  schon  auf  der 
ersten  Schau  vertreten.  Er  scheint  ein  reich- 
haltiges Sortiment  zu  besitzen,  und  die  Pflan- 
zen, die  er  jetzt  vorführte,  Avaren  weit  besser 
in  Kultur  als  seine  im  Frühjahr  gezeigten. 
Äußerlich  unterschied  sich  die  diesmalige  Schau 
sehr  wesentlich  von  der  Frühjahrsausstellung. 
Mit  Rücksicht  auf  die  Jahreszeit  fehlten 
Odonlo(jlossuni  crispum,  Vanda  suavis  und 
iricolor  fast  vollständig,  dagegen  wurde  die  Aus- 
stellung beherrscht  von  Cattleyen,  Laelio- 
Cattleyen,  Cypripedien  und  in  gewissem 
Sinne  auch  von^Oncidien.  Die  vollkommensten 
Leistungen  unter  den  Ausländern  hatten  L.  J. 
Draps-Dom,   Laeken  bei  Brüssel,  und  A.  A. 


Die  Gartenwelt. 


IX.  1 


Peeters,  St. Gilles  bei  Brüssel,  aufzuweisen.  Ihnen  gesellte  sich 
als  Hauptaussteller  Otto  Beyrodt  aus  Marienfelde  bei  Berlin 
zu.       Das    internationale     Preisgericht     gab     den    höchsten 
Ehrenpreis     dem     letztgenannten    Aussteller.       Dieser    Preis 
soll,    -wie    ich    höre,    in    einer    der    beiden    goldenen    Staats- 
medaillen   bestehen,    die    neben    einer    wertvollen    Porzellan- 
vasc    von   S.    M.    dem    Kaiser    gestiftet   wurden.     Auch    der 
höchste    Preis    für   die   beste   C'a«%a-Varietät  wrude   Herrn 
Beyrodt  für  Cattleya   Warseewicxii  (Syn.   gigas)   „Imperator"- 
zuerkannt  (Ablnldung  Seite  3).  Diese  Hybride  war  wohl  zweifel- 
los  die  größtbluraige   der  Ausstellung.     Sie   ist   zartlilafarbig 
mit  hellerer  Zeichnung  und  prächtig  gefranster  Lippe.   Prächtig 
waren    die    Oncidium,    die   Beyrodt    als   0.  7narskallianum 
Rogersii  ausstellte.      0.  marshallianum  ist  aber  eine  Art  für 
sich   und  Rogersii   gilt   als  Varietät  von    0.  varicosum.     Die 
ausgestellten  Pflanzen  waren  auch    0.   varicosum  Lindl.   var. 
Rogersii    Rchh.  fil.      Diese    Varietät   bringt    an    sehr    großen 
Rispen  viele,    fünf   cm   im    Durchmesser    haltende    goldgelbe 
bi-aunpimktierte     Blüten.       Ein     sicheres    Kennzeichen     von 
0.  varicosum  bildet  die  vierteilige  Lippe.     Als  einziger  führte 
Beyrodt  eine  recht  stattliche  Gruppe  vollblühender  Odontoglossmn 
gründe  Ldl.    in    jüngeren    Pflanzen    vor.      Es    ist    sonderbar, 
daß    diese   vorzügliche  Zimmer-   und   Handelsorchidee,    deren 
natürliche  Blütezeit  in    die  Monate  September   bis  November 
fällt,  nicht  auch  von  anderen  Ausstellern  zahlreich  vorgeführt 
wurde.     Von  Cattleyen  zeigte  dieser  Aussteller,    von  der  be- 
reits erwähnten  Varietät  abgesehen,  in  stattlicher  Anzahl  die 
schöne  aber   kleinblumige    G.  harrisoniana   Baiem,   lilafarbig, 
die  gelbe  C.  aurea  mit  prächtiger  Lippe,   C.  gaskelliana,  deren 
Blüten  schwach  duften;    Sepalen  und  Petalen  sind  weiß  mit 
rosa  Hauch,    die  Lippe    ist  purpurfarben,    der   Schlund    gelb 
gestreift.     Zu  erwähnen   ist   noch  eine  weiße   Cattleya  fiani- 
soniana  var.  alba,  eine  prächtige  Schnittblume,   die   übrigens 
viele    Atissteller    zeigten.     C.    luirrisoniana    führt    auch    den 
Namen  C.  Loddigesii  Ldl.  var.  Harrisoniae,  während  Bateman 
sie    als    selbständige    Art,    C.  harrisoniana   beschrieben    hat. 
Sehr   schön  ist  auch   das  von  Beyrodt  gezeigte  Dendrobium 
formosum  (giganteum?)    mit   großen   weißen,    an    der   Lippe 
orangegelb  gefleckten  Blumen.     Auch  mit  verschiedenen  guten 
CJyiiiijuMlien    war    dieser    Aussteller    vertiefen.      Seine    ganze 
Kiplliktion  zeigte,    daß    es    ihm    nur    darauf   ankam,  die  vor- 
ziigliilisten    Schnittsorten    der   Jahreszeit    vorzuführen.      Mit 
eiiifm    Orchideenimport   erhielt   Herr  Beyrodt   unverhofft   ein 
ganz  düimtriebiges,  kleinblättriges   und   dabei   ganz  mißfarbig 
und   unscheinbar  blühendes  Anthurium,  das  als  A.  leucarpum 
scniidriis   bestimmt   winde.     Der   Blütenkolben  dieser   Art  ist 
.■twa    vi(;rmal    so    groß    als    das    winzige    Hochblatt.      Dieses 
AiiUiurium   ist  zwar    keine  Handelspflanze,    aber  eine    Lieb- 
haberpflanze  ersten   Ranges.     Mit  der  Samenreife   neigt  sich 
der  anfangs  aufrechte  Kolben  herab   und   .schmückt   sich  mit 
außerordentlich  anmutigen  und  schmuckvollen  milchglasfarbigen 
ifceren,  welche  einen    wirkungsvollen   Kontrast  zum   duTiklen 
Grün    der    Belaubung    bilden.     Unter    den    ihrer    zierenden 
Früchte  halber  in  unseren  Gewächshäusern  kultivierten  Pflanzen 
mag  es  kaum  etwas  annmtigeres  geben. 

Was  in  der  Kultur  starker  Orchideenpflanzen  bei  Sach- 
kenntnis und  aufmerksamster  Pflege  erreicht  werden  kann, 
das  führte  uns  A.  A.  Peeters,  St.  Gilles,  in  großartiger  Weise 
vor  Augen.  Die  Vanda  coerulea  dieses  Ausstellers,  dje  wir 
auf  der  Titelseite  im  Bilde  vorführen,  gehören  zu  den 
schönsten  Kulturpflanzen  dieser  Art.  Das  Blau  der  Blüte  dieser 
Orchidee  ist  außerordentlich  varialjol,  mitunter  zeigt  es  reines 


Himmelblau,  dann  aber  wieder  schiefergrauen  Ton.  Die 
Blüten  stehen  z\i  zehn  bis  fünfzehn  in  langen  lockeren  TranViea 
zusammen  und  sind  von  stattlicher  Größe.  Leider  fällt  ja 
bei  fast  allen  für  die  Schnittblumenkultur  geeigneten  Vandeen 
die  Blütezeit  in  den  Frühling  und  Sommer,  wirkliche  Winter- 
blüher  gibt  es  unter  ihnen  nicht.  V.  iricolor  und  V.  suavis  blühen 
von  April  bis  Juni  und  dann  wieder  im  August  bis  Oktober, 
kimballiana  meist  im  Juli  und  August  und  coerulea  vom  Juli  bis 
Oktober.  Peeters  zeigte  in  vorzüglichen  Kulturpflanzen  auch 
prächtige  Cattleyen  und  Laelio-Cattleyen,  worunter  mir 
besonders  Cattleya  pittiana  „Der  Kronprinz",  zu  Ehren  des 
Protektors  der  Ausstellung  so  genannt,  mit  leuchtend  rubin- 
roten Blumen  und  C.  cluimberlainiana  (C.  guttata  var.  Leopoldii 
XC".  dowiana  var.  aurea),  gleichfalls  rubinrot  mit  dimkellila 
Lippe  gefielen.  Schön  waren  auch  MiUonia  vexillaria 
superba  und  Phalaetiopsis  Aphrodite  Rchb.  f.  (Syn.  amabilis 
bezw.  grandifJora).  Unter  den  Cypripedien  dieses  Ausstellers 
ragte  eine  in  zahlreichen  Exemplaren  vertretene  Hybride 
C.  hybridum  „Di:  Clinge  Doorenhos"  (launenceanumyiroth- 
schildianum)  hervor.  Abbildung  Seite  3  zeigt  eine  Pflanze 
dieser  herrlichen  Hybride;  sie  trägt  stets  zwei  bis  drei 
Blüten  auf  sehr  hohem  Schaft  und  ist  eine  Sciinittblume 
ersten  Ranges  für  Vasendekoration.  Die  Blüten  verleugnen 
ihre  Abstammung  nicht.  Die  Lippe  ist  blaßrot,  Petalen  ge- 
tupft, Sepalen  gestreift.  Auch  unter  den  Laelio-Cattleyen 
dieses  Ausstellers  befanden  sich  prächtige  Sorten. 

In  der  Kollektion  von  L.  J.  Drap s- Dom,  Laeken, 
herrschten  die  Cypripedien-Hybriden  vor,  die  überhaupt 
zu  den  Glanzstücken  der  Ausstellung  gehörten  und  diejenigen 
der  Frühjahrsschau  vielfach  an  Schönheit  weit  übertrafen. 
Hervorgehoben  seien  C.  Curtisii  var.  amoenum,  superciliare 
{barbatumXsnperbiens)  superhum,  und  C.  hybridum  „yl.  de 
Lairesse'',  Lippe  dunkel,  Petalen  auf  hellem  Grunde  dunkel 
getupft,  Sepalen  längsstreifig. 

Hugh  Low  &  Co.,  Bush  Hill  Park  bei  Enfield-England, 
zeigten  viele  Schöne  Cattleyen,  DendroUum  und  Cypri- 
pedien, ferner  prächtige  Oncidion,  wie  0.  concolm-  Hook. 
aus  Brasilien,  das  sonst  im  Mai  und  Juni  blüht.  Blüten  kanarien- 
gelb ;  0.  ecm-nutum  (?),  kleinblumig  hellgelb,  und  0.  varicosum 
mit  reingelber  Lippe,  dessen  Blütezeit  in  den  Herbst  fällt. 

Ganz  vorzüglich  waren  die  Cattleyen  von  Charles 
Maron  in  Brunoy  (Seine  et  Oise).  Prächtig  ist  die  weiße 
Caltleipi  DH^schiorffvi,  weiß  mit  blauer  Lippenzeichnung, 
C.  I<:i'tlnra,ln  rar.  alba,  weiß  mit  gelber  Lippenzeichnung,  und 
CaUlnia  ..I.ikIij  higrani"-  rar.  de  Brunoy,  nach  dem. Aussteller 
eine  Kreuzung  zwischen  C.  dowiana  aurea  und  C.  „Lady 
Ingram'',  Lippe  blau,  gelb  gezeichnet. 

In  der  gemischten  Kollektion  von  H.  C.  Hacke,  Baai-n, 
Holland  fielen  herrliche  Cypripedien  auf.  C.  macropterum 
(Kreuzung  zw.  C.  LowiiXsuperbierus),  rosarot,  zwei  Blumen 
auf  einem  Schaft,  „Mite  Hacke",  Sepalen  gestreift,  Petalen 
getupft,  drei  Blumen  auf  einem  Schaft,  und  die  bekanntere 
Art  C.  Stonei,  rosarot  mit  schmalen,  lang  herabhängenden, 
hellgelben,  schwarzbraungetupften  Petalen  mit  schwarzbraunen 
Spitzen  zeichneten  sich  durch  vornehme  Schönheit  aus. 

Charlesworth  &  Co.,  Bradford,  England,  hatten  neben 
Cypripedien  und  Cattleyen  auch  viele  Laelio-Cattleyen 
ausgestellt,  darunter  fiel  dio  Laelio- Cattleya  „Prof.  Fritz  Roeber" 
vorteilhaft  auf,  deren  Petalen  und  Sepalen  rubinrot  gewölkt  sind. 
Die  Lippe  ist  dunkellila,  geschmückt  mit  zwei  hellgelben  Augen. 
Als  Liebhaberaussteller  tat  sich  wieder  Firmin  Lambeau, 
Brüssel    (Rue   du   Fosse   aux   Loups  No.  39)   hervor,   desseu 


Papaver  hybr.  JP 

„Prinzessin  Viktorf-MLuisf^ 

Züchter:  Emil  Finger, 
Hamburg-Uhlenli 


Die  Gartenwelt" 

JAHRGANG  IX.    No.  I. 


hniidt  ä  Co..  Le<Dzi?. 


I 


]X    1 


Die  Gartenwelt. 


Gruppe   zu  den    reichhaltigsten  Sortimenten  gehörte  und  sich 
durcli  gute  Kultur  auszeichnete. 

Es  ist  hervorzuheben,  daß  sämtliche  ausgestellte  Pflanzen 
von  vorzüglicher  Beschaffenheit  und  fi'ei  von  allem  Ungeziefer 
waren.  Das  große  Publikum  brachte  der  internationalen 
Orchideenschau  wieder  das  weitgehendste  Interesse  entgegen 
und  der  Andrang  war  enorm.  Zu  bedauern  ist  nur,  daß 
außer  Herrn  Beyrodt,  dem  Arrangeur  dieser  Ausstellung, 
niciit  ein  einziger  deutscher  Handelsgärtner  in  deikLage  war, 
die  deutsche  Orchideenzucht  auf  dieser  internationalen  Schau 
mit  zu  vertreten. 


und  Freunden  stattlich  blühender,  deko- 
rativer Gartenstaudeu  kann  dieser  neue 
Mohn  warm  empfohlen  werden. 

M.  H. 


Eucomis  regia.     ( Blütenstand  I. 

Vom  Verf.  f.  d  „Gartenwelt"  photogr.  aufgen 


Neue  Pflanzen. 

Tapaver  liybrithim 

„Prinzessin  Viktoria 

Luise". 

(Uicru(  die  Farbentafel.) 

JLm  Juni  dieses  Jahres 
fand  ich  auf  der  Düsseldorfer 
Ausstellung  in  der  Halle  für 
Schnittblumen  diesen  herr- 
lichen Mohn,  dessen  Blüten 
tuisere  Tafel  farbentreu  und 
in  natürlicher  Größe  veran- 
schaulicht. Diese  für  Binderei 
und  Gartenausstattung  gleich 
wertvolle  Neuheit  ist  eine 
Züchtung  des  Handelsgärtners 
Emil  Finger,  Hamburg21, 
hervorgegangen  aus  einer 
Kreuzung  des  Papaver  Orien- 
tale mit  dem  ihm  sehr  nahe- 
stehenden P.brarteatuin.  Wäh- 
rend die  erstgenannte  Art 
gewöhnlich  ziegelrot  blüht,  sind 
die  größeren  Blüten  der  letztgenannten  scharlachrot;  sie  kann  als 
Varietät  von  P.  Orientale 
angesehen  werden.  Im 
Gegensatz  zu  ihren  Stamm- 
eltern tragen  die  Blüten 
der  Sorte  ,.Prinxessin  Vik- 
toria Liiise"  eine  präch- 
tige zarte  Lachsfarbe  zur 
Schau,  die  weit  mehr  an- 
spricht als  die  grellen  Far- 
ben der  ersteren.  Die 
Riesenblüten  werden  auf 
hohen,  kräftigen  Stielen 
getragen  und  zahlreich 
hervorgebracht.  20  bis 
30  Blüten  gehören  bei 
einer  starken  Pflanze  nicht 
zu  den  Seltenheiten.  Ein 
ganz  besonderer  schwer- 
wiegender Vorzug  dieser 
Züchtung  liegt  in  der  Halt- 
barkeit der  Blumen.  Die 
Blumen  erweisen  sich  ab- 
geschnitten sehr  haltbar, 
während  sie  beidenStamni- 
eltern  und  anderen  Mohn- 
arten hinfällig  sind. 

Schnittblumenzüchtern  Eucomis  regia. 


Eucomis  punctata. 

m  Verfasser  für  die  „Garten- 
elt" photogr.  aufgenommen. 


Topfpflanzen. 

Die  (iatlung  Eucomis. 

Von  B.  Othmer,  Kgl.  Gartoninspektor, 

München. 

(Hier KU  drei  Abbildimgen.) 

Uie  „Zwiebulaceen",  und  was  so 
drum  mv\  dran  hängt,  standen 
ehemals  mit  Eecht  in  großer  Gunst 
und  wurden  viel  gepflegt,  heute 
dagegen  trifft  man  sie  selten  in 
den  Sammlungen  der  Liebhaber 
und  fast  nur  in  botanischen  Gärten. 
Zu  diesen  Vernachlässigten  gehört 
auch  die  südafrikanische  Gattung 
Eucomis,  der  Lilienschopf. 

Die  stattlichste  ihrer  Arten 
ist  Eucoynis  regia  Ait.  mit  kräf- 
tigen ,  straffen,  breit  schwertförmigen, 
etwas  nach  oben  hin  eingebogenen 
Blättern,  von  fast  einem  halben 
Meter  Länge  bei  ca.  7 — 8  cm  Breite. 
Wie  die  beistehenden  Abbildungen 
zeigen,  sind  die  kurzgestielten 
Blüten  an  gedrungenem  Schafte  in 
dichter  Traube  angeordnet,  etwa 
die  halbe  Länge  des  Schaftes  einnehmend.  Gekrönt  wird 
die  Infloreszenz  durch  einen  kleinen  Blattschopf.  Die  Farbe 
der  sechsstrahligen  Blüte  ist  ein  gelbliches  Grün,  wie  auch 
die  Blätter  vorn  von  lebhaft  gelbgrüner  Farbe  sind. 

Häufiger  findet  man  in  den  Kulturen  die  kleineren  und 
schlanker  gebauten  Eu- 
comis punctata  L'Her. 
und  E.  undulata  Ait. 
Die  Blätter  beider  sind 
dunkler  grün,  als  die 
der  E.  regia.  Die  Blätter 
von  E.  puiwtata  sind 
unterseits  mitbraunroten 
Streifenpunkten  bedeckt, 
die  von  E.  undulata  am 
Rande  gewellt  (undula- 
tus  =  gewellt,  wellen- 
förmig). Die  Blüten 
sind  ebenfalls  grünlich, 
aber  durch  dunkelvio- 
letten ,  stark  hervor- 
tretenden Fruchtknoten 
au.sgezeichnet.  Die  Ab- 
bildung rechts  oben 
zeigt  die  Infloreszenz 
von  E.  punctata,  die 
bedeutend  von  der  ge- 
drungeneu von  E.  regia 

ie  „Gartenwelt"  photogr.  aufgenommen,  abweicht. 


Die  Gartenweit. 


IX.   1 


Die  Kultur  dieser  schönen  Pflanzen  ist  die  denkbar 
einfachste.  Sie  lieben  eine  recht  nahrhafte,  etwas  lehmige 
Erde,  während  der  Vegetationszoit  reichlich  Wasser  und  kräf- 
tigen Dungguß.  Beim  Verpflanzen  schone  man  die  fleischigen 
Wurzeln  möglichst.  Zwielieln  haben  die  Encotnis  nicht. 
Während  des  Winters  begnügen  sie  sich  mit  einem  nicht 
allzu  dunklen  Platze  im  Kalthause,  während  des  Sommers 
haben  sie  gerne  einen  luftigen,  jedoch  nicht  allzu  sonnigen 
Platz  im  Freien.  Auch  für  die  Zimmerkultur  sind  die 
Eucomis  hervorragend  geeignet.  Gut  gepflegte  Exemplare 
bringen  auch  hier  aus  einem  Blattschopfe  mehrere  Blütenstiele. 


ist  mir  unbekannt,  doch  ist  sie  in  Mecklenburg  schon  seit  vielen 
Jahren  sehr  verbreitet.  Wenn  nicht  gerade  in  bester  Kultur,  so 
findet  man  doch  in  jeder  Gärtnerei  und  namentlich  in  den  Schloß- 
gärtnereien einige  Dutzend  Pflanzen  dieser  Gattung.  Auch  sieht 
man  vorherrechend  an  den  Fenstern  der  Privathäuser,  selbst  auf 
dem  Lande,  einige  Malmaison-Nelken  in  Blüte. 

Mau  unterscheidet  drei  Farben:  dunkelrosa  wie  die  Rose  „La 
Franee'\  fleischfarbig  bezw.  weiß  und  gelblich.  Im  Wuchs  und  Habitus 
sind  alle  gleich  und  diese  Abänderung  in  der  Farbe  hat  wohl  die  Natur 
.selbst  ohne  menschliche  Beihilfe  heivorgebracht.  Die  Vermehrung 
geschieht  durch  Stecklinge  auf  möglichst  kaltem  Wege  und  durch 
Senker.  Die  Kulturpflanzen  werden  recht  kalt  überwintert,  weil 
sie  sonst  leicht  zu  lang  werden.  Die  Nelken  vegetieren  auch 
bei  niedriger  Temperatur,  daher  muß 
man  im  Laufe  des  Wintere  mindes- 
tens einmal  verpflanzen.  Man  nehme 
nahrhafte  Mistbeeterde  mit  Lehm  und 
Sand  vermischt.  Es  sollte  mich  freuen, 
wenn  diese  Zeilen  zur  Hebung  der 
Kultur  der  schönen  Malmaison-Nelke 
beitragen  würden. 


Zur  Atisiuitzuiig  sonnig 
gelegener  Hänserwände. 

iii  F.Rehnelt.Großh.  Garteninspektor, 
Gießen. 


Un 


(Hierzu  eine  Abbildung.) 


Kulturen  an  einer  sonnig  gelegenen  Gewächshauswand 
botanischen  Garten  zu  Giessen  für  die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgenömi 


Die  Malmaison-Nelke. 

Von  Herrn.  Ruth,  Handelsgärtner,  Wismar. 

Zjn  den  schönsten  Blutenpflanzen  des  Sommers  gehört  unstreit- 
bar  die  Malmaison-Nelke.  Neben  Hortensien,  Lilien,  Pelargonien  usw. 
ist  sie  bei  Arm  und  Reich  beliebt.  Hübsch  gezogene  Exemplare 
finden  vielseitige  Verwendung  und  weiden  stets  gern  gekauft,  auch 
gut  bezahlt.  Der  Flor  fällt  je  nach  Vorkultur  in  die  Monate  Mai  bis 
Augast.  Bei  guter  Kultur  erzielt  man  leicht  ü — 10  Blütenstiele  an 
einer  Pflanze.  Die  Entwicklung  geht  langsam  vor  sich  und  die 
Pflanze  braucht  hierzu  viel  Sonne  und  Wasser  und  öfter  einen 
Dungguß.  Durch  rechtzeitiges  Verpflanzen  verliindeit  man  das 
Gelbwerden  der  unteren  Blätter;  durch  das  gelbe  Laub  verliert  die 
Pflanze  sehr  an  Ansehen.  Da  nun  die  Malmaison-Nelken  zur  Ent- 
wicklung viel  Zeit  gebrauchen,  dauert  der  Flor  um  so  länger.  An 
der  Pflanze,  wie  abgeschnitten,  halten  sich  die  Blumen  sehr  lange. 
Vermöge  ihrer  guten  Eigenschaften:  wie  Haltbarkeit  der  Blumen, 
hochfeine  Farben,  Wohlgeiuch,  lange  straffe  Blütenstiele  sind  die 
Blumen  zu  jeglicher  Binderei  sehr  geeignet.  Zum  Schnitt  pflanze 
man  die  Nelken  unter  Glas  in  Erdbeeto  aus;  mehijährigo  Bestände 
bringen  dann  enorme  PJrtrüge.     Der   Ursprung  der  Malmaison-Nelke 


nser  Bildchen  hierneben  zeigt 
den  Giebel  eines  kleinen  Warmhauses, 
an  dessen  Fuß  auf  einer  nach  Süden 
gelegenen  Rabatte  jetzt  schon  seit  zwei 
Jahien  eine  Menge  Pflanzen  im  Freien 
ausdauern,  die  man  sonst  nur  im 
Schutze  der  Gewächshäuser,  sorglich 
gegen  Frost  geschützt,  durchbringen 
kann;  so  einen  umfangreichen  Busch 
von  Erythrina  crista  (jalli,  Fuchsien, 
Qnaphaliiim  Icnuitum,  Oaxania  splen- 
dens,  Lobelia  Erinus  var.  speciosa, 
Trichosanthes  japonica,  Passiflora 
,.,Imperatrice  Eu.genie^'-  und  noch 
einige  andere  botanische  Kräuter  aus 
dem  wärmeren  Himalaya.  Auch  Miisa  Basjoo  (syn.  japonica)  hält 
selbstverständlich  an  dieser  Stelle  aus  (sie  verträgt  aber,  wie  ein 
freier  Standort  beweist,  bedeutend  mehr).  Der  Platz  wird  ihr  aber 
hier  zu  eng,  wesbalb  sie  entfernt  werden  muß. 

Es  gibt  eine  Menge  schöner  Zierpflanzen,  namentlich  Schling- 
gewächse, die  wie  der  echte  Jasmin  {.Tasminiim  o^ßcinale)  sich  für 
solche  Plätze  eignen  und  an  denen  man,  namentlich  als  Liebhaber, 
seine  Freude  haben  kann. 


Von 


Heizungsanlagen. 

Fenilioizung  eines  Gartenbetriehes. 

L.  Craebener,  tiroßh.  Gartendirektor,  Karlsruhe  i.  B. 


Hiin  großartiges  Unternehmen  für  den  botanischen  Gai'ten 
.in  Karlsruhe  geht  in  wenigen  Tagen  der  Vollendung  ent- 
gegen, ein  Unternehmen,  wie  es  in  dieser  Art  bis  jetzt  wohl 
einzig    in   Deutschland    dastelit:    es    ist    die  Errichtung    eines 


IX,   1 


Die  Gartenwelt. 


Fernheizwerkes*),  einer  vom  äußersten  Punkt  des  Gartens 
ülier  einen  Kilometer  weit  entfernten  Zentrale,  welche  niclit 
nnr  Wärme,  sondern  auch  Licht  imd  Wasser  für  das  ganze 
Großherzogliche  Schloß  mit  allen  Nebengebäuden,  für  Theater, 
Bildergalerie  und  den  gesamten  Betrieb  des  Hof-  und  bo- 
tanischen Gartens  liefert.  Bislier  wurden  das  große  Palmen- 
und  Warmhaus,  das  Kamelien-  und  Victoria  regia-Wzws,,  sowie 
die  vier  Kulturhäuser  durch  Dampf  geheizt,  der  dicht  hinter 
dem  Warmhaus  in  zwei  großen  Kesseln  erzeugt  wurde;  die 
mächtige  Orangerie  hatte  noch  unterirdische  Kanalheizung, 
Wintergarten  imd  Kaphaus  Niederdruck-Wasser-Heizung  mit 
Klimax-Kesseln.  Im  kommenden  Winter  werden  nun  alle 
Gewächshäuser,  Wohn-  und  Diensträume  von  oben  genannter 
Zentrale  ihren  Dampf  erhalten.  Wo  schon  Dampf  vorher  war,  sind 
die  Leitungen  nur  au  das  Fernheizwerk  angeschlossen  ^yorden, 
statt  der  Klimaxkessel  wurden  Kessel  mit  Dampfspiralen 
gesetzt,  die  Orangerie  wird  durch  Rippen-Heizkörper, 
das  heißt  durch  direkten  Dampf  erwärmt  werden. 
Eine  große  und  nicht  gerade  schöne  und  an- 
genehme Arbeit  liegt  hinter  uns.  Der  botanische 
und  Schloßgarten  wurden  ganz  durchwühlt,  denn 
ein  L.50  m  breiter  und  2  m  hoher,  also  bequem 
begehbarer  Tunnel  durchzieht,  einen  Meter  nnter 
der  Erdoberfläche,  in  Zickzacklinien  beide  Gärten. 
In  dem  Ttmuel  liegen  die  13  cm  und  7,5  cm 
dicken  Heizrohre,  sowie  das  Kondenswasserrohr 
>ind  die  elektrischen  Kabel.  Die  dicken  Heiz- 
rohre sind  für  die  Winterleitung,  die  andern 
für  die  Sommerleitung  und  hauptsächlich  für  den 
Garten  bestimmt.  In  einer  großen,  gleichfalls  einen 
Meter  unter  der  Erdoberfläche  liegenden  Verteilungs- 
kammer wird  aus  dem  Hauptstrang  der  Dampf 
nach  den  verschiedenen  Stellen  hin  verteilt;  hier- 
her strömt  auch  von  allen  Seiten  in  ein  großes 
Reservoir  das  durch  die  Kondenstöpfe  gesammelte 
Kondenswasser ,  von  wo  es,  durch  elektrisclie 
Pumpen  gehoben,  mit  eigenem  Gefäll  in  das  Kessel- 
haus zurückfließt.  Das  Kondenswasser  wird  wieder 
m  die  allzureichliche  Bildung  von 
u  verhüten,  die  eintritt,  wenn  die 
häufig  mit  neuem  Wasser  gespeist  werden 
Im  Kesselhaus  liegen  sechs  mächtige 
Heizkessel,  welche  Dampf  und  Kraft  erzeugen,  letztere 
für  Erzeugung  von  Elektrizität  und  zum  Betrieb  der  Pump- 
maschinen, welche  das  wohltätige  vmd  nötige  Naß,  hier  in  nie 
versiegender  Menge  vorkommend,  in  den  40  m  hohen 
Wasserturm  pumpen.  Nach  Fertigstellen  des  Heizwerkes 
werden  alle  Heizstellen  und  alle  Schornsteine  im  ganzen 
Hofbezirk  verschwinden,  was  vom  ästhetischen  Standpunkt 
und  für  unsere  Pflanzen,  besonders  für  die  Koniferen, 
von  wohltätiger  Wirkung  sein  wird.  Möge  die  großartige 
Anlage  sich  auch  gut  bewähren,  auch  wenn  der  Nordwind 
bei  12  Grad  Kälte  pfeift;  doch  zweifeln  wir  nicht  daran,  die 
Leistungsfähigkeit  der  ausfülirenden  Dresdener  Firma  Ritschel 
&  Henneberg  bürgt  dafür  und  die  sechs  großen  Dampfkessel, 
welche  dann  Tag  und  Nacht  genügend  Dampf  von  3  Atmo- 
sphären Spannung  uns  zuschicken,  werden  ihre  Schuldigkeit  tun. 


Landschaftsgärtnerei. 
Kiilinliäiischon  im  Schweizer  Stil. 

Vcjii  F.  W.  Meyer,  LandschaftsgUrtner,  Exeter  (Englaud). 
(Ilierxii  eine  Abbildung.) 

in  meinem  Belichte  über  die  Felsenanlagen  zu  Bystock 
bei  Exmouth  im  achten  Jahrgang  Seite  174  der  „Garten weit" 
wurde  auch  das  hier  abgebildete  Kahnhäuschen  im  Schweizer 
Stil  kurz  erwähnt.  Das  Häuschen  stand  schon  über  20  Jahre  und 
fing  an,  zu  verfallen.  Vor  zwei  Jahren  erhielt  es  deshalb  ein 
neues  Dach  und  ein  neues  Geländer  und  ist  jetzt  fast  wieder 
so  gut  wie  neu.  Leider  hat  der  Zimmermann  es  unterlassen, 
außer  den  Steinen  auch  starke  rauhe  Balken  auf  das  Dach 
zu  legen,  wie  wir  sie  in  der  Schweiz  finden. 

Die   Original-Konstruktion    war    die    denkbar    einfachste. 


Kahnhäuschen  im  schweizer  Stil. 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photographisch  aufgenommen. 

An  den  unteren  Enden  gebrannte  und  mit  Teer  getränkte 
Lärchenstämme  bildeten  die  Pfosten.  Die  Galerien  und  Treppen 
wurden  ebenfalls  aus  rauhem  Lärchenholz  gezimmert.  Die 
starke  Bretterbekleidung  der  Seitenwände  geschah  aus  Fichten- 
holz und  erhielt  einen  Ülanstiüch.  Die  aus  Natur-Eichenholz 
gefertigten  Geländer  wurden  in  gekochtes  Leinöl  getaucht, 
was  ihre  Haltbarkeit  verlängert.  Aber  selbst  trotz  dieser 
Vorsichtsmaßregel  halten  dergleichen  aus  krummem  Eichen- 
holz gefertigte  Geländer  sich  nicht  lange  und  müssen  alle 
sechs  Jahre  erneuert  werden. 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.  In  Dresden  besteht  bereits 
seit  einigen  Jahren  ein  solches  Fernheizwerk,  das  das  Kgl.  Schloß, 
die  Museen,  das  Opernhaus  und  zahlreiche  andere  Gebäude  des  Hofes 
im  weiten  Umkreise  beheizt,  auch  sämtliche  Bauten  und  Glashäuser 
der  Heilstätten  zu  Beehtz  in  der  Mark  haben  Fernheizuug. 


Die  „Moderne"  in  der  Gartenknnst. 

Von  J.  P.  Großmann,  Garteningenieur,  Dresden-Leipzig. 

1/ie  Moderne  ist  jetzt  die  Losung  in  der  bildenden  Kiuist. 
Was  ist  nun  die  Moderne? 

Modern  ist  im  Sprachgebrauch  die  Bezeichnung  für 
etwas  Neues  oder  Altes,  der  jeweiligen  Geschmacksrichtung 
zusagendes  ohne  Rücksicht  darauf,  ob  es  auch  wirklich  schön 
ist.     Daher   paßt  der  Ausdruck   „die  Moderne"    sehr   gut  für 


Die  Gartenwelt. 


IX,  1 


die  neue  Kunstrichtung,  die  ausgegebene  Pai'ole  lautet  leider 
noch:  etwas  Neues  inn  jeden  Preis. 

Etwas  Neues  zu  schaffen  zeigt  aber  auch  stets  das 
Bestreben  vorwärts  zu  sclireiten  und  in  dieser  Hinsicht  ist 
der  frische  Zug,  der  die  Kunst  durchweht,  mit  Freuden  zu 
begrüßen;  denn  Stillstand  bedeutet  Eückschritt. 

Die  in  der  letzten  Kulturepoche  vorzugsweise  geübte 
Nachahmung  antilcer  Vorbilder  oder  das  Anlehnen  an  diese 
mußte  zu  einer  Verflachung  der  Kunst  führen.  Das  vor- 
zugsweise geübte  Wiederauffrischen  der  Stilarten  vergangener 
Zeiten  maclite  die  Künstler  zu  Gelehrten,  die  iiire  Kenntnisse 
der  Stilartcn  imd  Schulen  vorliergehender  Kulturepochen  an 
iiiivii  Srhr.i, fangen  zur  Geltung  brachten;  sie  kultivierten  oder 
iniitiertoii  i!  s  Überlieferte,  ohne  das  mit  herüberzunehmen, 
was  zur  Weiterentwicklung  hätte  dienen  können:  den  Geist. 

Originelle,  nicht  stilgerechte  Kunstwerke  wurden  von  der 
akademischen  Kritik  als  unschön,  wenn  nicht  gar  als  verrückt 
verschrieen.  Konventionelle  Sujets  bei  Gemälden,  wie  „Liebes- 
glück und  Liebesleid'-,  „der  Herr  Syndikus  sein  Pfeifchen 
rauchend"  und  dergl.  mehr  waren  an  der  Tagesordnung. 

Schließlich  merkte  man  doch,  daß  man  an  dem  toten 
Punkt  angelangt  war  und  die  Moderne  brach  sich  Bahn,  erst 
schüchtern,  dann  aber  mit  elementarer  Gewalt.  Wie  es  nun 
in  der  Natur  derartiger  Umwälzungen  liegt,  wurde  über  das 
Ziel  hinausgeschossen  und  vieles  Moderne  geschaffen,  nur  um 
modern  zu  sein,  und  das  Bizarrste  und  Häßlichste  bekam 
die  Fabrikmarke  „Modern".  Doch  schon  ist  die  Moderne 
in  ruhige  Bahnen  eingelenkt:  das  Zeichen  einer  gesunden 
Entwickitmg.  Wie  erst  aus  dem  schäumenden  Most  der  reine 
Wein  sich  klärt,  so  wird  auch  die  Moderne  sich  klären  und 
anknüpfend  an  die  Tradition  der  lieimischen  Kunst  sich  weiter 
entwickeln. 

Die  künstlerische  Wirkung  eines  Kunstwerkes  wird  im 
allgemeinen,  d.  h.  abgesehen  von  den  Gefühlswerten,  die  es 
in  sich  birgt,  docli  immer  auf  den  guten  Proportionen  beruhen, 
wie  sie  uns  die  Natur  lehrt  und  unsere  alten  Meister  ihr 
abgelauscht  haben,  ohne  sie  niu-  zu  kopieren  und  der 
Phantasielosigkeit  zu  verfallen. 

Man  kann  sagen:  Sind  die  Verhältnisse  der  einzehien 
Formen  und  Farben  eines  Kunstwerkes  unter  sich  gut, 
so  ist  auch  die  Gesamtwirkung  gut. 

Die  Moderne  sucht  nun  diesen  guten  Verhältnissen 
gerecht   zu  werden. 

Diese  Tendenz  wird  auch  für  die  Gartenkunst  maß- 
gebend sein  müssen,  deiui  gerade  in  der  Gartenkunst  wird 
wohl  dagegen  am  meisten  gesündigt.  Die  von  Meyer  in 
seinem  „Lehrbuch"  der  schönen  Gartenkunst  aufgestellten 
Regeln,  die  wohl  in  vielen  F'ällen  ihre  Berechtigung  haben, 
haben  eine  unheilvolle  Verwirrung  in  den  Köpfen  gedanken- 
loser Landschaftsgärtner  angerichtet,  indem  sie  nun  überall, 
jedem  Terrain,  sei  es  auch  noch  so  klein  \md  ungeeignet, 
das  angelernte  Schema  aufzwingen. 

Diese  s  c  h  e  m  a  t  i  s  c  h  e  Nachahmung  der  Meyerschen  Regeln 
hat  uns  die  badewannengroßen  Teiche,  mit  Brücken  darüber, 
welche  gi-ößer  als  der  ganze  Teich  sind,  groteske  Steinhaufen 
in  den  „Parks"  von  20  qra  und  dergl.  Sachen  geschenkt. 

Der  wahre  Garteiddinstlcr  wird  dagegen  stets  die 
jeweilig  gegebenen  Vcrliältnisse,  wie  Bodenfomiation,  Lage 
und  Größe  des  Grimdstückes,  die  Umgebung  desselben,  Klima 
usw.  berücksichtigen.  Er  wird  niclit  etwas  schaffen  wollen, 
was  dem  Charakter  des  Terrains  nicht  entspricht,  sondern  er 
wii'd   aus   dem    gegebenen   Terrain   das   charakteristische    mit 


künstlerischem  Feingefühl  herausholen  und  mit  der  Umgebung 
zusammenstimmen. 

Tut  er  das,  so  wird  er  auch  nicht  in  einseitige  „Meyerei" 
verfallen,  seine  Werke  werden  reich  an  originalen  Motiven 
sein  und  er  wird  sich  nicht  wiederholen. 

Wie  schon  Stimmen  aus  Fachkreisen  hervorgehoben 
liaben,  ist  imsere  Gartenkunst  anderen  Künsten  gegenüber 
zm-iickgeblieben*)  imd  aucli  schon  von  außerhalb  der  Garten- 
kunst lassen  sich  Stimmen  hören,  die  ihr  Fortschritt 
wünschen.  Dieser  Wunsch  ist  sehr  berechtigt,  denn  das 
schablonenmäßige  Nachahmen  von  Gartenanlagen  nach  Sciiema 
„Meyer"  hat  sich  auch  in  der  Gartenkunst  breit  gemacht. 
So  haben  z.  B.  aucli  viele  bekannte  Gartenkünstler  ihre  eigne 
Bepflauzungsweise,  ihre  besondere  Wegeführung  usw.,  von 
der  sie  unter  keinen  Umständen  abweichen,  die  für  alle 
Gartenanlagen  passen  muß  und  natürlich  überall  dieselben 
Effekte  hervorruft.  Der  mit  der  Zeit  vorwärts  schreitende 
Gartenkünstler  wird  daher  auch  jede  von  außen  kommende 
Anregung  wohl  beachten  müssen,  um  seine  vielleicht  ein- 
seitigen Ansichten  über  Gartenkunst  zu  verbessern. 

Verkehrt  dagegen  ist  es  von  den  Gartenkünstlern  sicli 
gegen  „freie  Luft  von  außerhalb"  wie  mit  einer  chinesischen 
Mauer  abschließen  zu  wollen  und  zu  sagen:  Wir  brauchen 
keine  neue  Richtung. 

Wer  so  denkt,  bezeugt  seine  völlige  Unkenntnis  des 
Wesens  des  modernen  Stils  und  versteht  darunter  nur  seine 
Auswüchse  mit  ihren  möglichen  und  unmöglichen  Schnörkel- 
linien  und  Bizarritäten,  wie  z.  B.  viele  Gartenkünstler  meinen, 
durch  seltsam  verschnörkelte  Bliunenrabatten  oder  gar  in 
modernen  Linien  gehaltene  Wege  und  Schmuckplätze  der 
neuen  Richtung  ihren  Tribiit  gezollt  zu  haben.  Das  ist  aber 
ein  großer  Irrtum,  denn  gerade  die  guten  Leistungen  des 
modernen  Stils  haben  uns  mit  überzeugender  Kraft  den  von 
allen  klassischen  Stilepochen  beachteten  Satz  gelehrt : 

Form  und  Inhalt  eines  Gegenstandes  müssen  im 
Einklang  mit  Material  und  Zweck  stehen. 

Aus  obigem  Grundsatz  ergibt  sich  aber  auch,  daß  die 
„Moderne"  nicht  unbedingt  die  klassischen  Vorbilder  verwirft. 
Sie  alimt  sie  aber  nicht  nach,  wie  es  vorzugsweise  in  der 
letzten  Kulturepoche  geschehen  ist,  sondern  sie  zeigt  das 
Bestreben,  sich  anknüpfend  an  die  heimische  Tradition  ih 
der  Kunst  zu  einem  der  jetzigen  Zeit  mit  ihren  veränderten 
Bedürfnissen  angepaßten  charakteristischen  Stil  zu  entwickeln. 

Die  Aufgabe  des  modernen  Gartenkünstlers  aber  wird 
es  sein,  sich  die  guten  Grundsätze  der  , .Moderne"  anzueignen, 
indem  er  sie  an  guten  modernen,  sowie  klassischen  Werken, 
sei  es  der  Malerei,  Skulptur  und  Architektur  und  des 
modernen  Kunstgewerbes,  studiert.  Sein  Ziel  muß  auch 
darauf  gerichtet  sein,  das  Gute  von  der  Moderne  zu  ent- 
nehmen, daß  sie  bestrebt  ist,  auch  mit  den  bescheidensten 
Mitteln  künstlerisches  zu  schaffen.  Der  Gartengestalter  darf 
sich  nicht  nur  begnügen  bei  reichen  Mitteln  dem  Parke  des 
Reichen  ein  vornehmes  Aussehen  zu  geben,  sondern  er  muß 
aucli  den  Garten  des  weniger  Bemittelten  geschmackvoll  zu 
gestalten  wissen.  Hierzu  gibt  ihm  das  Studium  der  Moderne 
die  beste  Handhabe. 

Man    muß  staunen,    wenn  man  z.  B.  sieht,  mit  welchen 


u'ikung  der  Hodaktioii.  Man  vergleiclie  dagegen  den 
K'iono  im  VI.  Jahrgang,  Seite  180,  über  das  Thema 
' 'Uiteukuust.  Seui  Verfasser  kommt  darin  zur  Ansicht, 
><  nkuiist    in   ihrer   Entwicklung    den    anderen   Künsten 

:  L'i,  um  mehr  als  100  Jahre. 


IX,  1 


Die  Gartenwelt. 


einfachen  Mitteln  bei  niodemen  ZininiereinricJitungon.  Architek- 
turen und  Malereien  künstlerische  Wirkungen  erzielt  werden,  im 
Gegensatz  zur  alten  Eichtung,  bei  welcher  der  falschen  Pracht- 
liobe  durch  Vortäuschung  von  Gold,  wo  nur  Gips  ist,  oder  durch 
Imitation  edler  Hölzer,  wo  nur  Fichte  ist,  zii  viele  Konzessionen 
gemacht  werden.  Ebenso  unajigenehm  wirkt  es,  eine  Fassade 
zu  sehen  mit  allen  möglichen  Gesimsen,  Ornamenten  u.  dgl., 
die  aus  Zementputz  auf  Backsteine  aufgepappt  sind. 

Ehrlichkeit  in  der  Kunst  strebt  die  Moderne  an;  sie 
sucht  Kunstwerke  zu  schaffen,  die  olme  aus  falschem 
Material  imitiert  zu  sein,  durch 
sinngemäße  Verwendung  auch  des 
bescheidensten  Materials,  durch  ihr 
Material  allein  schon  ansprechen. 
Der  modernen  Ideen  huldigende  Garten- 
kiinstler  wird  von  der  „Moderne"  lernen 
können,  daß  Einfachheit  und  Zweck- 
mäßigkeit immer  künstlerischer  ist,  als 
falscher  Luxus  und  Vorspiegelung  von 
Vornehmheit.  Dieser  falsche  Luxus  macht 
sich  auch  vielfach  in  imseren  heutigen 
Itausgärten  breit.  Man  kann  sie  sehr  nft 
mit  der  „guten  Stube"  bei  kleinen  I  reuten 
vergleichen,  welche  sich  in  irgend  einem 
engen  Raum  zusammenpferchen,  damit  der 
Besuch,  der  sich  alle  Jubeljahre  einmal 
ein.stellt,  alles  in  der  „guten  Stube"  wie 
geleckt  findet.  So  ist  es  auch  in  unseren 
naturalistischen  Parade-  und  Schaugärten. 
Der  Besitzer  hat  sich  ein  kleines  Fleckehen 
in  der  Ecke  reserviert,  das  übrige  aber 
ist  Kunst,  Pardon:  Natur!  Obstbäume  und 
Beerensträucher,  mit  Buchsbaum  eingefaßte 
Beete  mit  Sommerblumcn  aller  Art  umi 
Gemüse  sind  zu  profan  füi-  einen  der- 
artigen „Naturgarten". 

Unsere  heutigen  Gartenkünstler  ver- 
kennen vielfach  vollständig  den  Zweck  des 


Hausgartens.  Er  soll  doch  wohl 
in  allererster  Linie  dem  Besitzer 
einen  behaglichen  Aufenthaltsort 
und  gewissermaßen  eine  Wohnung 
im  Freien  sein  und  erst  in  zweiter 
Linie  ein  Gegenstand,  mit  dem  er 
repräsentieren  will. 

Es  läßt  sich  aber  auch  sehr 
wohl  beides  vereinen.  Hierzu  ge- 
hört aber  nicht  nur  praktische 
Kenntnis  von  Kultur-  und  Lebens- 
bedingungen des  Pflanzen materials, 
wie  viele  „Nurpraktiker"  meinen, 
sondern  auch  ein  feines  künst- 
lerisches Verständnis. 

Leider  bilden  diese  „Nur- 
praktiker" unter  den  Landschafts- 
gärtnern die  Mehrzahl  imd  drücken 
die  Land  Schaftsgärtnerei  gleichsam 
auf  die  Stufe  eines  handwerks- 
mäßigen Gewerbes  herab.  Das 
schlimmste  hierbei  ist  noch,  daß 
die  oft  sinnlosen  Machwerke  sol- 
cher Stümper  als  solche  der  Garten- 
kunst angesehen  werden  und  systematisch  den  Oescliiiiaek 
des  Publikums  verderben,  dem  künstlerisch  fühlenden  Laien 
aber  eine  falsche  Meinung  von  der  Leistungsfälligkeit  dei- 
Gai-tenktmst  beibringen. 

Wie  ans  dem  Vorangegangenem  zu  ersehen  ist,  gilrt  es 
genug  Punkte,  wo  die  „Moderne"  erfolgreich  a>if  die  Garten- 
kunst einwirken  könnte. 

So  wie  mm  die  moderne  Kunst  und  das  Kunstgewerbe 
gewissermaßen  von  der  „Moderne"  befruchtet  worden  ist,  so 
wollen    wir   auch    hoffen,   daß    unserer  Gartenkunst  durch  die 


reutena  paniculata. 

Kinalaiifiiiihme  für  die 

„Gartenwelf. 
(Text  Seite   IG.) 


^/' 

1      '^ 
//     ' 

N. 

(A 

W^ 

|>0;%J^4 

J 

^ 

^^ü 

Hm 

QS' ■'-  '  4 

1 

Hl 

If'iw  -^ 

Beilin       \o      \  erfassen  I  ir  d  e     Gate    \e 


.milol  1  Sp 
pl  utogr    a 


1  tcn 

1   ) 


10 


Die  Gartenwelt. 


IX,  1 


Moderne  neue  Ziele  gegeben  werden.  Dieses  Vorgehen  gegen 
die  Schablone  und  das  Eingewurzelte  in  der  Gartenkunst 
wii-d  den  wenigen  zeitgenössischen  Gartenkünstlern  zu  schwer 
werden,  darum  rufen  sie  den  übrigen  Künstlern  zu:  Kommt, 
helft  uns,  agitiert  und  gewinnt  das  Publikum  für  uns,  wie 
ihr  es  für  das  moderne  Kunstgewerbe  gewonnen  habt. 

Dann  kann  man  hoffen,  daß  der  durch  die  Moderne 
geläuterte  Geschmack  des  Publikums  künstlerische  Garten- 
anlagen von  unkünstlerischen  unterscheiden  lernt  und  Mach- 
werke mit  aller  Entschiedenheit  zurückweist. 

Dies  möge  der  große  Einfluß  der  Moderne  auf  die 
Gartenkunst  sein.  Der  moderne  Gartenkünstlcr  wird  dann 
die  Gartenkunst  aus  ihrer  Aschenbrödel- 
rolle gegenüber  den  anderen  bildenden 
Künsten  befreit  haben  und  ebenbürtig 
gelten  dem  Maler,  Bildhauer  und  Archi- 
tekten. 

Gehölze. 


Koelreuteria  pauiculata  Laxni. 

Von  Otto  Brand,  Wilhelmshölie. 
(Hierzu  eine  Abbildung.) 

JjJiii  schöner,  baumartiger  Strauch  ans 
China  ist  Koelreuteria  paniculata  (Supinda- 
ceac).  Mit  ihrem  aufrechten  Wüchse  eignet 
sie  sich  vorteilhaft  zur  Freistellung  auf 
dem  Rasen.  Die  bis  zu  30  cm  laugen,  ge- 
fiederten, lebhaft  grünen  Blätter  bilden  eine 
schöne  Belaubung.  Einen  wahrhaft  feenhaften 
Anblick  gewahrt  der  Strauch  aber  in  der  Blüte- 
zeit, und  mancher  Gartenfreund  und  Blumen- 
liebhaber wird,  wenn  er  einmal  Koelreuteria 
paniculata  in  Blüte  gesehen  hat,  den  Wunsch 
gehabt  haben,  diesen  schönen  Strauch  auch  zu 
besitzen.  Die  kleinen  grünlichgelben  Blüten 
sind  an  und  für  sich  unscheinbar,  stehen  aber 
in  großen,  aufrechten  Eispen  an  den  Spitzen 
der  Zweige  und  wirken  großartig,  zumal  sie 
sich  von  der  grünen  Belaubung  vorteilhaft  ab 
lieben.      Abbildung  Seite  9  oben. 

Leider  ist  dieser  schöne  Strauch  in  Nord- 
und  Mitteldeutschland  in  seiner  Jugend  etwas 
empfindlich,  und  dies  wiid  wohl  auch  der 
Hauptgrund  sein,  daß  man  ihn  so  selten  antrifft. 
Der  Strauch  wuide  nach  J.  K  öl  reut  er,  Pro- 
fessor in  Karlsiuhe,  benannt,  einem  der  tüch- 
tigsten Botaniker  der  zweiten  Hälfte  des  18.  .fahr- 
hunderts. 


D,. 


Pterocai'ya  caiicasica  C.  A.  Meyor. 

Von  Camillo  Karl  Schneider,  AVicn. 
(Hierzu  eine  Abbildung.) 


kaukasische  oder  eschen blättnge  Flügelnuß  wird  mit  Recht 
in  unseren  Anlagen  immer  häufiger  angepflanzt.  Sie  entwickelt  sich 
meist  zu  ganz  charakteristischen  Pflanzen,  wie  eine  solche  von  be- 
sonderer Schönheit  unser  Bild  Seite  9  zeigt.  Diese  Pflanze  steht  im 
botanischen  Garten  zu  Berlin  nahe  dem  Viktoriahause  und  bleibt 
hoffentlich  auch  nach  der  vollendeten  Eäumung  des  Gartens  die 
Zierde  einer  öffentlichen  Anlage.  Gerade  im  Winter  fällt  der  eigen- 
artige Habitus,  den  ich  angesichts  des  Bildes  kaiun  zu  schildern 
brauche,  gut  ins  Auge.     Auch   die  glänzend  schwarzgraue  Beiiiidung 


mit  ihren  dunklen  Furchen  ist  sehr  charakteristisch,  wie  denn  über- 
haupt an  den  „Wintermerkmalen",  d.  b.  an  den  Knospen  etc.,  die 
Pterocaryen  gut  zu  erkennen  sind. 

Ich  möchte  diese  Knospen -Merkmale  im  Vergleich  mit  den 
verwandten  Gattungen  kurz  charakteiisieren.  Die  Flügelnuß  gehört, 
der  Name  deutet  es  schon  an,  zu  den  Juglandaceen  oder  Walnuß- 
gewäcliseu.  Allerdings  sehen  die  Früchte  gar  nicht  unseren  Nüssen 
gleich,  da  sie  ja  viel  kleiner  sind.  Sie  hängen  in  Trauben  herab, 
während  die  von  Jitglans  und  Carya  (Hicoria)  meist  nur  zu  1 — 3 
beisanunen  stehen.  Indes  gibt  es  ja  von  unserer  Juglans  regia 
eine  Abart,  die  Traubennuß,  wo  bis  12  Früchte  in  traubenartigem 
Fruchtstand  vereinigt  sind.  Auch  andere  Jttglans-kvteo,  wie  die 
japanische  sieboldiana,  haben  regelmäßig  mehrfrüchtige  Fruchtstände. 
Außer    den    drei     erwähnten    Gattungen 

würde    noch    die    Zapfennuß    (Platycarya)  zu 

dieser  Familie  zu  zählen  sein.  Sie  ist  nur  in 
der  Art  strobilaeea  aus  O.-Asien  bekannt  und  in 
unseren  Baumschulen  höchstens  als  ganz  kleine 
Pflanze  zu  finden,  so  daß  ich  sie  heute  über- 
gehen will. 

Die  Juglans-  und  Pterocarya- Alten  be- 
sitzen ein  ausgezeichnetes  Merkmal,  nämlich 
quergefächertes  Mark  in  den  Zweigen. 
Wenn  wir  einen  einjährigen  Zweig  längs  spalten, 
so'  finden  wir  keine  solide  runde  weiße  Masse, 
wie  etwa  das  bekannte  Holundermark,  sondern 
sehen  das  Mark  durch  senkrecht  zur  Längsachse 
des  Zweiges  stehende  Scheidewände  gefächert 
und  die  Fächer  hohl.  Solches  gefächertes  Mark 
ist  auch  für  andere  Gehölze  charakteristisch. 
Ich  kann  aber  darauf  heute  nicht  eingehen, 
verweise  vielmehr  auf  meine  „Dendrolo- 
gisohen  Winterstudien",  die  im  siebenten 
.Jahrgang  der  „Gartenwelt-'  besprochen  wurden. 
Die  Hickory-Nüsse  besitzen  kein  ge- 
fächertes Mark.  Sie  sind  dadurch  von  den  in 
den  Knospen  manchmal  ähnlichen  Flügelnüssen 
leicht  zu  unterscheiden.  Im  allgemeinen  wird 
man  auch  auf  Grund  der  Knospen-Meikmale 
die  drei  Gattungen  leicht  trennen  können. 
Bei  Pterocarya  sind  die  Knospen  nackt,  d.  h. 
nicht  von  echten  Schuppen  umgeben,  sondern 
aus  mehr  oder  minder  deutlichen,  unausgebildeten 
Blättchen  zusammengesetzt.  Eine  Ausnahme 
macht  allerdings  P.  sorbifolia  S.  et  Z.,  deren 
lange  Knospen  2—3  sich  oft  ablösende  Schup- 
pen tragen.  Außei-dem  stehen  sie  zu  (2 — ) 
3  übereinander  und  die  oberste  ist  gewöhn- 
lich recht  lang  gestielt.  Unter  der  untersten 
befindet  sich  die  Blattnarbe,  auf  der  wir  drei 
deuthche  „Spuren"  sehen,  d.  h.  wir  sehen  die 
Stellen,  wo  die  Gefäßbündel  aus  dem  Holze 
in  den  Blattstiel  treten.  Diese  Spuren  sind 
meist  halbmondförmig.  Bei  Juglans  haben 
wir  gleichfalls  drei  Spuren  in  der  Blattnarbe, 
doch  .sind  hier  die  Knospen,  die  einzeln  oder  nur  zu  zwei  überein- 
ander stehen,  nie  so  auffällig  gestielt  und  meist  deutlich  beschuppt. 
Ganz  anders  sind  die  Blattnaiben  bei  Carya.  Hier  finden  wir 
zahlreiche  feine  Punkte,  die  imr  selten  zu  drei  Gruppen  angeordnet, 
meist  am  Rande  und  in  der  Mitte  der  Narbe  verteilt  sind.  Die 
Knospen  sind  bald  deutlich  beschuppt,  bald  nackt. 

Auf  die  einzelnen  Arten  kann  ich  hier  nicht  zu  sprechen  kommen. 
Sie  lassen  sich  alle  durch  die  „Wintermerkmale"  gut  imterscheiden, 
doch  bedarf  es  noch  mancher  Beobachtungen,  um  die  Kennzeichen 
scharf  für  jede  Spezies  zu  präzisieren.  Da  ich  wohl  mit  Recht  die 
Erkennung  der  laubabwerfenden  Gehölze  im  blattlosen  Zustande  für 
jeden  Gärtner  für  wichtig  halle,  so  möchte  ich  mit  diesen  Zeilen 
von  neuem  zu  Untersuchungen  in  dieser  Hinsicht  anregen. 

Zum  Schluß  sei  noch  bemerkt,  daß  unsere  Pterocarya  zuweilen 


IX.  1 


Die  Gartenwelt. 


auch  als  einstämmiger  Hochstamm  auftritt  (man  kann  sie  ja  auch 
so  erziehen),  dann  aber  mutet  sie  uns  fürs  erste  ganz  fremd  an, 
da  gerade  die  „Vielstämmigljeit"  im  allgemeinen  ein  Kennzeichen 
für  sie  ist. 


Gemüsebau. 

Eine  neue  Tomate. 

(Hierxu  eine  Abbildung.) 

ixn  Gemüsesorten  ist  wahrlich  kein  Mangel  und  vor  allem  auch 
nicht  an  Tomatensorten.  Wir  haben  Sorten  mit  Früchten  in  allen 
Grüßen,  die  reich  tragend  sind  und  früh  reifen,  aber  darunter  doch 
nur  verhältnismäßig  wenige,  die  bei  der  Freilandkultur  in  Mittel- 
und  Norddeutschland  noch  mit  einiger  Sicherheit  reifen.  Auf  einem 
Spaziergange  entdeckte  ich  in  einem  Gärtchen  eines  in  viele  kleine 
Gärten  zerschnittenen  Spekulationsterrains,  das  an  sogenannte  „kleine 
Leute"  verpachtet  wird,  eine  Tomate,  die  mir  höchst  bemerkenswert 
erschien.  Der  betreffende  „Laubenbesitzer"  hatte  diese  Tomate 
nicht  nur  im  Freien  ausgepflanzt,  sondern  er  kultivierte  einige  Sämlinge 
auch  in  Töpfen.  Eine  dieser  Topftomaten  zeigt  die  Abbildung  Seite  10. 
Die  Früchte  haben,  wie  auf  dem  Bilde  ersichtlich  ist,  in  der  Form 
größte  Ähnlichkeit  mit  der  bekannten  und  beliebten  Sorte  „König  Hum- 
bett\  werden  aber  erheblich  größer.  Was  aber  die  Sorte  vor  allem 
auszeichnet,  ist  neben  ihrer  frühen  Keife  der  reichliche  und  zeitige 
Fruchtansatz.  Während  alle  übrigen  Sorten  zunächst  tüchtig  ins 
Kraut  schießen,  bevor  sie  zu  blühen  beginnen,  bringt  die  abgebildete 
Tomate  nach  den  ersten  Laubblättern  bereits  die  ersten  Blüten,  so 
daß  sie  von  unten  bis  oben  mit  Früchten  besetzt  ist.  Hierfür  liefert 
das  Bildchen  den  besten  Beweis. 

Auf  meine  Nachfrage  nach  der  Herkunft  erhielt  ich  den  Be- 
scheid, daß  eine  Dame  Samen  aus  Mexiko  mitgebracht  und  sie  einem 
benachbarten  Gärtner  zur  Aussaat  übergeben  habe.  Ich  habe  dafür 
Sorge  getragen,  daß  die  Kultur  dieser,  auch  als  Topfpflanze  inter- 
essanten Tomate  von  sachkundiger  Seite  aufgenommen  wird,  so  daß 
sie  in  den  nächsten  Jahren  dem  Handel  übergeben  werden  kann. 

M.  H. 


Aus  den  Vereinen. 
Vereiuskrisen. 

Xjs  kriselt  in  den  großen  gärtnerischen  Fachvereinen.  Den 
Anfang  machte  vor  längerer  Zeit  der  Allgemeine  Deutsche 
Gärtner-Verein,  von  dem  sich  ein  Teil  der  Mitglieder  wegen 
politischer  Meinungsverschiedenheiten  ablöste  und  den  Deutschen 
Gärtner-Verband  gründete.  In  den  Verein  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  in  Bedin  wm-de  eine  Krise  gelegentlich  der 
Vorstandswahl  durch  ein  in  den  Gärtnerstand  eingewechseltes  Mitglied 
hineingetragen.  Der  zweite  und  dritte  Vorsitzende  sind  als  Opfer 
dieser  Krisis  auf  dem  Platze  geblieben  und  es  wird  ihnen  im 
nächsten  Jahre  der  Generalsekretär  folgen,  der  dann  sein  Amt 
dreißig  Jahre  lang  inne  gehabt  hat.  Über  die  Vorkommnisse  im  Verein 
deutscher  Gartenkünstler  haben  wir  bereits  in  No.  48  v.  Jhrg. 
berichtet.  Auf  der  Jahresversammlung  dieses  Vereins  in  Düsseldorf 
wurde  bekanntlich  ein  vollständig  neuer  Vorstand  gewählt,  doch 
wird  die  Sache  noch  gerichtlicher  Entscheidung  unterliegen.  Ähnlich 
ging  es  auf  der  Hauptversammlung  des  Verbandes  der  Handela- 
gärtner  Deutschlands  zu,  die  gleichfalls  in  Düsseldorf,  am  2'J.  und 
23.  August  stattfand.  Ein  Wiesbader  Handelsgärtner  warf  dort 
dem  Verbandsvorstand  leichtfertiges  Gebahren  in  der  Geldwirt- 
schaft vor  und  verschiedene  Delegierte  zollten  ihm  Beifall,  was 
den  gesamten  Vorstand  veranlaßte,  die  Ämter  niederzulegen.  Auf 
Ersuchen  erklärten  sich  schließlich  die  Herren  vom  Voretand  zur 
vorläufigen  Weiterführung  der  Geschäfte  bereit.  Der  Handels- 
blattredakteui-,    Herr    Johannes  Beckmann,    kündigte    gleichfalls 


seine  Stellung,  hat  die  Kündigung  später  aber  zurückgenommen. 
Herr  Beckmann  ist  in  seiner  langjährigen  redaktionellen  Tätigkeit 
viel  angefeindet  worden.  Das  Handelsblatt  genügte  den  meisten 
Mitgliedern  nicht  und  die  Herren  beschränkten  sich  darauf  zu 
kritisieren  statt  dem  Redakteur  durch  Lieferung  gediegener  Bei- 
träge seine  Aufgabe  zu  erleichtem.  Die  Mitarbeiter  des  Handels- 
blattes aus  den  Kreisen  der  Verbandsmitglieder  kann  man  an  den 
Fingern  abzählen.  Außerdem  sind  Herrn  Beckmann  permanent 
Hände  und  Füße  gebunden,  da  es  nicht  nur  an  den  notwendigsten 
Mitteln  zur  Ausgestaltung  des  Handelsblattes  fehlt,  sondern  er  auch 
gezwungen  ist,  die  meist  inhaltlosen  Berichte  der  einzelnen 
Verbandsgnippen  ungekürzt  aufzunehmen.  Trotz  mancher  Meinungs- 
verschiedenheiten, die  gelegentlich  zwischen  mir  und  Herrn  Beckmann 
bestanden  haben,  habe  ich  ihn  als  ehrenwerten  und  tüchtigen  Kollegen 
stets    hochgeschätzt. 

Fast  auf  der  ganzen  Linie  der  großen  allgemeinen  Vereine 
scheint  es  rückwärts  zu  gehen.  Es  ist  dies  im  Interesse  des  Garten- 
baues lebhaft  zu  bedauern.  Leute,  die  zeitlebens  noch  nichts  für 
ihre  Fachvereine  getan  haben,  fühlen  sich  oft  berufen,  auf  den 
Jahresversammlungen  das  große  Wort  zu  führen,  die  Tätigkeit  der 
Vorstandsmitglieder,  die  im  Interesse  der  Allgemeinheit  ihre  oft  auf- 
reibenden ehrenamtlichen  Posten  begleiten,  herabzusetzen,  sie  sang- 
und  klanglos  zu  stürzen  und  dadurch  die  Vereine  schwer  zu  schädigen. 
Wer  den  Undank  der  Welt  am  eigenen  Leibe  erfahren  will,  der  lasse 
sich  in  einen  Vereinsvorstand  wählen.  Wenn  man  auf  den  Jahres- 
versammlungen nur  diejenigen  zu  Worte  kommen  ließe,  die  den 
Nachweis  erbringen  können,  daß  sie  nicht  nur  ihren  Vereinsbeitrag 
bezahlt,  sondern  auch  ihre  sonstigen  Pflichten  als  Mitglieder  in  jeder 
Weise  erfüllt  haben,  mit  ganzer  Kraft  für  die  Erreichung  der  ge- 
steckten Ziele  eingetreten  sind,  so  würde  es  um  die  Sache  der 
deutschen  Gartenbauvereine  besser  bestellt  sein.    Max  Hesdörffer. 

Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  Berlin.  In 
der  Augustversammlung  zeigte  Herr  Ukonomierat  Bolle  durch  seinen 
Garteniuspektor,  Herrn  Greinig,  ein  Obstsortiment  von  der  Plantage 
Marienhain  bei  Cöpenick.  Die  geradezu  prachtvolle  Entwicklung  der 
Früchte  läßt  die  Wirkungen  der  Berieselung,  die  besonders  in  diesem 
Sommer  so  schrecklichster  Dürre  segensreich  war,  sofort  erkennen.  Ich 
habe  Früchte  gleicher  Sorten  von  unbewässerten  Bäumen  gesehen, 
die  nur  ein  Schatten  der  Bolleschen  waren. 

Herr  Hiller,  Obergärtner  des  Herrn  von  Mendelssohn  in 
Grunewald,  hatte  blühende  Lilium  auraium  vorgeführt,  die  von  guter 
Kultur  zeugten. 

Recht  interessant  hätte  ein  Vortrag  über  winterharte  Rho- 
dodendron werden  können,  wenn  der  Vortragende.  Herr  Garteninspektor 
Weidlich  von  Boi'sigs  Garten  in  Berlin,  zweiter  stellvertretender 
Vorsitzender,  etwas  redegewandter  wäre  und  sich  besser  präpariert 
hätte.  Über  einige  wichtige  Fragen,  wie  Entstehung  der  winterharten 
Sorten  etc.,  hat  der  Redner  zu  wenig  gesagt,  obwohl  es  ihm  an 
der  Hand  des  Gartenweltartikels  in  No.  45  des  VIII.  Jahrganges,  der 
Anspruch  auf  allseitige  Beachtung  hat,  ein  leichtes  gewesen  wäre, 
sich  ausführlich  daniber  zu  äußern.  Immerhin  waren  einige  Be- 
obachtungen, die  Herr  Weidlich  zum  Besten  gab,  sehr  interessant.  Ob 
er  mit  seiner  Behauptung  recht  hat,  daß  es,  so  weit  er  zurückdenken 
könne,  bei  uns  schon  immer  winterharte  Rhododendron  gegeben  habe, 
möchte  ich  dahingestellt  sein  lassen,  um.somehr  als  Herr  Weidlich 
eine  Anzahl  nur  bedingt  winterharter  Sorten  genannt  hat,  die  also 
nicht  überall  winterhart  sind,  wie  „Julius  Riipell\  .,Prinxessin  Louise-'-, 
„Kate  Wafcrer",  „Oabriele  Liebig'^  u.  a.  Ein  sehr  wichtiger  Umstand 
ist  der,  daß  die  Rhododendron  vor  der  Blüte  am  voi-teilhaftesten  zu 
verpflanzen  sind,  also  im  Frühjahr.  Das  Verpflanzen  zu  anderer 
Zeit,  selbst  im  Herbst,  stört  die  nächste  Blüte,  während  das  andere 
Verfahren  den  Flor  wesentlich  fördert.  Von  großer  Wichtigkeit  ist  es 
ferner,  die  alten  Blütenstande  nach  der  Blüte  auszubrechen  oder  aus- 
zuschneiden, damit  die  damnter  befindlichen  Augen,  die  mei.st  zu 
5  bis  6  vorhanden  sind,  austi-eiben.  Unterläßt  man  das  Ausbrechen, 
so  bleiben  die  Knospen  schlafend.  Von  den  jungen  Trieben  läßt 
man  bei  kräftigen  Pflanzen  drei,  bei  schwächeren  zwei  Triebe  oder 
einen  Trieb   stehen.     Das  Verpflanzen  während  des  Triebes  ist  nicht 


Die  Gartenwelt. 


IX,  1 


Gräben      gezugeu,     die 

e     Erde     ist    Heideerde 

und    Hornspänen     auf 


zu  empfehlen.     Sehr  wesentUch  ist  auch   das  gründUche  Bewässern 
und     das     Düngen     der     Pflanzen.       Um     große     Exemplare, 
man     nicht     verpflanzen     kann,     werden     Gräben      gezogen, 
mit     neuer     Erde    gefüllt     werden.        Best 
mit     Gartenerde     vermischt,     mit    Kuhdung 

Haufen  gesetzt,  im  Sommer  tüchtig  mit  Wasser  und  Jauche  be- 
gossen und  mehrfach  umgesetzt.  Der  beste  Standort j  ist  freie  Lage 
in  voller  Sonne.  Es  empfiehlt  sich,  die  Khododendrou  in  kleine  Ver- 
tiefungen zu  pflanzen,  damit  sie  leicht  zu  bewässern  sind.  HeiT 
Brodersen  empfiehlt  die  ßhododendron  für  Fasanengehege,  für 
die  sie  viele  Vorteile  bieten,  und  erwähnt,  daß  die  Holländer  regel- 
mäßig vor  der  Blüte  verpflanzen  und  die  neuen  Triebe,  damit  sie 
nicht  durchtreiben,  mit  einem  besonderen  Messer  dui  chstechen.  Die 
zu  bepflanzenden  Beete  werden  in  Holland  vorher  mit  einer  Schicht 
Schlamm  aus  den  Gräben  bedeckt,  die  den  Rhododendron  sehr  zusagt- 
Der  Verein  bewilligte  eine  große  silberne  und  eine  bronzene 
Medaille  für  den  Gartenbauverein  für  Steglitz  und  Umgegend  für 
die  PrämiieruDg  schöner  Balkon-  und  Fensterdekorationeu.  Die  Be- 
wertungskommission verfolgt  in  Steglitz  die  nachahmenswerte  Praxis, 
nicht  nur  die  angemeldeten  Dekorationen,  sondern  alle  vorhandenen 
zu  bewerten  und  nach  Verdienst  auszuzeichnen,  was  viel  zur 
Fördening  der  auf  Verschönerung  des  Straßen bildes  hinzielenden 
Bewegung  beiträgt.  W.  Tscheuke,  Berlin. 


Tagesgeschichte. 

Darmstadt.  Eine  Gartenstadt  wird  demnächst  in  der  Nähe 
von  Sprendlingen,  einer  Station  der  Main-Neckar-Bahn,  entstehen. 
Der  Wohnungsgesellschaft  „Buchschlag''  in  Frankfurt  a.  M.  wurde 
mit  Genehmigung  des  Großherzogs  vom  hessischen  Fiuanzministerivyn 
ein  Waldterrain  von  30  ha  zum  Kaufpreise  von  1  Mk.  pro  qm  zur 
Anlage  einer  Villenkolonie  überlassen.  Von  Prof.  Pützer-Darmstadt 
wird  ein  ParzeUierungsplan  entworfen,  in  dem  u.  a.  Kirche,  Schule, 
Postamt,  Gas-  und  Wasserwerk,  Badeanstalt  etc.  voigesehen  sind. 
Durch  eine  besondere  Bedingung  in  den  Verträgen  ist  jeder  Boden- 
wucher für  alle  Zukunft  ausgeschlossen ;  durch  den  billigen  Gelände- 
preis wird  die  Anlage  geräumiger  Nutz-  und  Ziergärten  möglich 
gemacht.  Für  eine  wirklich  geschmackvolle  Bauweise  soll  ebenfalls 
Sorge  getragen  werden. 

Da  das  betreffende  Gelände  zum  Familienbesitz  des  großherzog- 
lichen Hauses  gehört,  so  gebührt  dem  Landesfürsten,  durch  dessen 
Entgegenkommen  viele  Menschen  in  die  Lage  versetzt  werden,  sich 
ohne  große  Opfer  ein  eigenes  Heim  zu  erwerben,  doppelter  Dank. 
Möchten  dieser  Gartenstadt  viele  andere  in  allen  Gauen  unseres 
Vaterlandes  folgen. 

Da  die  Vorteile  der  vorerwähnten  Gründung  hauptsächlich 
Frankfurt  a.  M.  zugute  kommen  werden,  sckreitet  man  in  Darmstadt 
zur  Bildung  einer  „Garteustadt-Gesell.schaft".  Den  Platz  zu  einer 
Ansiedelung  großen  Stiles  soll  hier  die  herrliche  Gegend  bei  Traisa, 
kaum  ^^  Stimde  von  der  Stadt  im  Odenwald  und  am  Eingang  der 
Bergstraße  gelegen,  bieten.  Man  hofft,  Künstler,  Architekten  und 
Behörden  dafür  zu  gewinnen,  daß  das  ganze  Land,  den  von  Darmstadt 
ausgehenden  neuen  Bestrebungen  gemäß,  einheitlich  ausgebaut  wird. 
Auch  hier  soll  ungesunden  Bodenspekulationen  ein  Riegel  vorgeschoben 
werden. 

Man  daif  mit  Recht  auf  die  Entwicklung  der  Gartenstadt- 
Frage  gespannt  sein.  Für  die  „Gartenkünstler''  unter  den  deutschen 
Landächaftsgärtnern  erwächst  da  ein  großes  Arbeitsfeld.  Umsomehr 
tut  es  not,  daß  auch  sie  einmal  über  „neuere  Bestrebungen"  und 
„einheitlichen  Ausbau"  nachdenken.  W.  L. 

Leipzig.  Für  das  Jahr  1905  sind  zahlreiche  gärtnerische  Neu- 
anlagen  in  Aussicht  genommen.  So  auf  dem  Platze  vor  dem  Künstler- 
hause, längs  des  regulierten  Pleißebettes,  auf  dem  Geliertplatze  und 
in  der  Promenade  der  Kronprinzenstraße.  Die  Gesamtkosten  für 
diese  und  zwei  .ludere  Projekte  belaufen  sich  auf  etwa  23  700  Mark. 


Preisausschreiben. 

Berlin.  Die  Stadtverordneten  bewilligten  zur  Erlangung  von 
Entwürfen  für  den  im  Norden  der  Stadt  auf  dem  Gelände  der 
jetzigen  Wurzelberge  zu  schaffenden  Nordpark  für  die  drei  besten 
Entwürfe  Preise  von  5000,  3000  und  2000  Mk.  Über  die  Art  der 
Verteilung  soll  eine  besondere  Kommission  der  Parkdeputation  ent- 
scheiden.   Die  Magistratsvorlage  wird  nach  kurzer  Debatte  angenommen, 

Die  Preise  sind  so  gut  dotiert,  daß  auf  eine  umfangreiche  Be- 
teiligung gerechnet  werden  kann.  Hoffentlich  gelingt  es  unseren 
befähigten  Landschaftern,  aus  der  sicher  scharfen  Konkurrenz  mit 
Ai'chitekten  als  Sieger  hervorzugehen.  Wir  werden  auf  diese  An- 
gelegenheit zurückkommen. 

Kongresse,  Versammlungen. 

Deutscher  Pomologen- Kongreß  in  Dfisseldorf.  Während 
der  internationalen  Obstausstellung  in  Düsseldorf  findet  vom  7.  bis 
12.  Oktober  der  Kongreß  deutscher  Obstzüchter  tmd  Pomologen, 
sowie  die  Generalversammlung  des  deutschen  Pomologenvereins  statt. 
Bis  jetzt  sind  fijr  diese  Sitzungen  nachstehende  Vorträge  vorgesehen: 
Stand  und  Entwicklung  des  Obstbaues  in  der  Rheinprovinz  (Obst- 
bauinspektor Schulz -Bonn);  Die  Entwicklung  des  Baurawärter- 
Ausbildungswesens  und  zeitgemäße  Vorschläge  zur  Verbesserung  des- 
selben (Dr.  von  Peter- Friedberg);  Bodenlüftung  und  Gründüngung 
in  ihrer  Bedeutung  für  den  Obstbau  (Fachlehrer  Pfeiffer- Oppen- 
heim a.  Rhein);  Anwendung  der  Bordelaiser  Brühe  zur  Bekämpfung 
des  Fusicladiums.  Mit  praktischen  Demonstrationen  (Dr.  Schander- 
Geisenheim  a.  Rhein);  Welche  Lehren  können  aus  der  Düsseldorfer 
Deutschen  Obstausstellung  gezogen  werden?  (Redakteur  Böttner- 
Frankfurt  a.  0.) ;  Welche  Lehren  können  aus  der  Düsseldorfer  inter- 
nationalen Obstausstellung  gezogen  werden?  (Professor  Reiohelt- 
Friedberg  in  Oberhessen).  Die  Vorbereitungen  für  diesen  Kongreß 
liegen  in  der  Hand  des  Direktors  der  landwirtschaftlichen  Lokal- 
abteilung, Herrn  Staatsanwalt  Stupp  in  Düsseldorf,  an  den  alle  An- 
fragen zu  richten  sind. 

Gelegentlicli  der  Jubiläums -Ausstellung  des  Bezirks- 
Obstbau -Vereins  „Oberes  Elbtal"  in  Tolkewitz  werden  sich 
Sonntag,  den  2.  Oktober  er.,  erstmalig  nach  30  jährigem  Bestehen  die 
Mitglieder  des  Landesobstbauvereins  zu  einem  Kongreß  vereinigen, 
der  vom  Vorsitzenden  des  Direktoriums  des  Landesobstbauvereins. 
Herrn  Amtshauptmann  Dr.  Uhlemann- Großenhain,  eröffnet  und 
geleitet  werden  wird  und  der  u.  a.  einen  Vortrag  „Über  den  Nutzen 
der  korrekten  Formierung  der  Obstbäume",  verbunden  mit  Demon- 
strationen und  Lichtbildern,  bieten  wird.  Auch  an  den  übrigen 
Tagen  sind  Vorträge  und  praktische  Vorführungen  im  „Einmachen 
von  Obst"  geplant.  Die  Jubiläums -Obstausstellung  des  Bezirks- 
Obstbauvereins  „Oberes  Elbtal"  findet  vom  30.  Sept.  bis  4.  Okt. 
in  den  Räumen  des  Etablissements  „Donaths  Neue  Welt"  in  Tolke- 
witz  bei  Dresden  statt.        

Personalnachrichten. 

Hybler,  Stadtgarteninspektor  in  Wien,  wurde  vom  Kaiser 
Franz  Joseph  das  goldene  Verdienstkreuz  mit  der  Krone  verliehen, 
in  Anerkennung  der  Verdienste,  die  sich  Herr  Hybler  um  die  Aus- 
gestaltung der  städtischen  Anlagen  erworben  hat.  In  persönlicher 
Audienz  wurde  Herrn  Hybler  vom  Monarchen  großes  Lob  gezollt, 
daß  er  es  verstanden  habe,  die  Anlagen  in  dem  heißen  Sommer  so 
frisch  zu  erhalten. 

Reimers,  Garteninspektor,  Inspektor  des  Parks  und  Gartens 
der  Frau  Etatsrat  Donner  in  Ottensen,  ist  vom  Großherzog  von 
Mecklenburg-Schwerin  der  Hausorden  der  Wendischen  Krone  ver- 
liehen worden. 

Tiedjens,  A.,  bisher  städtischer  Gartentechniker  in  Aachen, 
wurde  zum  ObergUrtuer  und  Gartenbaulehrer  der  landwirtschaftlichen 
Schule  zu  Hagen  i.  W.  für  die  Kreise  Hagen-Stadt,  Hagen-Land 
und  Schwelm  ernannt. 


Veriuiwortl.  Redakteur:  Ma 


Berlin.  —  Verlag 


Schmidt  Sc  Co.,  Leipzig.  —  Druck:  Anhalt.  Buchdr.  Gntenberg. 


ustriertes  Wochenblatt   für  den   oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


8.  Oktober  1904. 


No.  2. 


Xachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Orchideen. 


Coryaiitlies  leucocorys  Rolfe  und  Peristeria 
aspera  Rolfe. 

Von  B.  Othmer,  Kg!.  Garteninspektor,  München. 
(Hierxu  x-wei  Abbildungen.) 

Cyoryanthes  leucocorys  Rolfe  ist  eine  neuere  Ein- 
führung aus  Peru,  die  wohl  zuerst  bei  Linden  in  Brüssel 
blühte.  In  der  äußeren  Tracht  ist  diese  seltene  Pflanze 
einer  mittelgroßen  Stanhopea  ähnlich.  Die  Scheinknollen 
sind  etwas  schlank,  gerieft,  (.las  Blatt  ein  wenig  gefaltet,  kurz 
gestielt,  breit,  zugespitzt.  —  Die  hochinteressanten  Blüten 
erscheinen  an  abwärts  gerichteten,  straffen,  ca.  20  cm  langen 
Stielen.  Sie  sitzen  meist  einzeln  oder  auch  seltener  zu  zweit. 
Die,  wie  bei  den  Stanhopeen,  zarteren  Kelchblätter  sind  auf 
gelblichem  Grunde  rotbraxm  gestreift,  die  paarigen  Blumen- 
blätter sind  weiß  mit  purpurnen  Flecken.  Die  Lippe  ist 
leicht  purpurn  gefärbt  und  dunkel  piu^pur  gefleckt,  auf  weiß- 
lichem Grunde.  Die  eigentümlich  sackartige  Lippe  dient  zum 
Auffangen  des  von  der  Pflanze  so  reichlich  erzeugten  Honigs. 
Es  soll  vorkommen,  daß  der  Sack  der  Lippe  bis  zum  Über- 
fließen gefüllt  wird. 

Das  Gedeihen  der  Coryanthes  gehört  zu  den  seltenen 
Freuden  des  Orchideen-Kultivatem-s.  Entweder  gehen  die 
Pflanzen  bald  nach  Import  zugrunde,  ohne  erst  einmal  geblüht 
zu  haben,  oder  aber  kurz  nach  der  Blüte  an  Erschöpfung. 

Sie  sind  eben  eigensinnig  und  haben  sich  bislang  noch 
nicht  lange  halten  lassen.  Woran  mag  es  liegen,  an  geringer 
Wachstumsenergie  oder  am  Hunger?  Man  pflanze  sie  in  die 
für  die  epiphytischen  Orchideen  allgemein  übliche  Mischung 
und  lasse  ihnen  dann  an  Wärme,  Luftfeuchtigkeit  und  Sonne 
möglichst  viel  zukommen.  Vielleicht  gelingt  es  so,  vielleicht 
regen  auch  mit  Vorsicht  verabreichte  Nälu-lösungen  zum 
Wurzelmachen  und  damit  fi-eudigerem  Wachsen  an. 

Peristeria  aspera  Rolfe.,  Abbildung  Seite  14,  aus 
Venezuela  ähnelt  der  oben  erwähnten  Coryanthes.  Sie  ist 
eine  etwas  eigensinnige  Art,  welche  dem  Pfleger  manche  Sorge 
zu  bereiten  pflegt. 

Die  Scheinknollen  sind  9—12  cm  hoch,  kegelförmig; 
die  Blätter  kurz  gestielt,  breit,  gefaltet,  von  wenig  derber 
Textur,  etwa  30—40  cm  lang.  Die  Blüten  dieser  Art  sind 
an  kurzem,    fleischigem,  abwärts  gebogenem  Stiele  in  dichter 

Gartenwelt.     IX. 


Coryanthes  leucocor\-s. 
Krankfurt  a.  M,  für  die  „Gartenwelt"  photog-r.  aufgen. 

2 


Die  Gartenwelt. 


IX,  2 


Traube  zu  etwa  zehn  angeordnet.  Sie  sind  rundlich,  halb- 
geöffnet fast  wachsartig,  gelblichbraun  mit  dichten  rötlichen 
Streifen.  Die  Lippe  ist  dunkler  gefärbt,  besonders  der  vordere 
verbreiterte  Lappen.  Die  kurze,  dicke  Säule  trägt  an  der  Spitze 
jederseits  einen  etwas  flügelartigen  Ansatz.  —  Wie  schon  im 
fünften  Jahrg.  Seite  126  für  die  dort  abgebildete  P.  elata 
empfohlen,  liebt  auch  diese  Art  eine  nahrhafte  Erdmischung, 
der  vor  allem  grobfaserige  Lehm  er  de  zugesetzt  sei,  insbesondere 
aber  auch  sehr  reichlieh  Wärme,  Luftfeuchtigkeit  und  Be- 
lichtimg, sowie  während  der  Wachstumsperiode  gelegentlichen 
Guß  aufgelösten  Kuhdungs.  Die  Buheperiode  sei  möglichst 
lang  andauernd. 

Landschaftsgärtnerei. 
Einiges  über  Bach-  und  Teichuferpflaiizen. 

Von  Gartentechniker  Hans  Liebert, 

Xn  No.  37  des  achten  Jahrganges  der  „Gartenwelt"  beschrieb  Herr 
Obergärtner  TheodorSchweizer  in  Zürich  den  Sumpf- uud  Wasser- 
ten von  Dr.  Vouea  in 


St.  Äubin  (Neuchätel).  Ich  fand 
jedoch  in  dieser  Beschreibung, 
daß  dieser  Wasserpf  lanzeugarten 
wohl  wunderschön  sein  mochte, 
jedoch  für  den  Landschafts- 
gärtner  wenig  von  Bedeutung 
sein  kann,  da  er  eigentlich  nur 
botanisch  wichtige  Gewächse  zu 
beherbergen  scheint,  unsere  ein- 
heimischen Sumpfpflanzen  aber 
fast  völlig  ausschließt.  Und  ge- 
rade diese  braucht  doch  der  Land- 
schaftsgärtner fast  ausschließ- 
lich für  unsere  Parks  und  Gär- 
ten, um  letztere  den  heimischen 
Verhältnissen  entsprechend  zu 
gestalten.  Da  können  wir  nicht 
das  subtropische  Adiantum  Ca- 
pillus  Veneris,  wenn  es  auch  in 
Mitteleuropa  fast  völlig  winter- 
hart ist,  neben  unsere  einhei- 
mische Typha  latifolia  setzen, 
oder  gar  die  ostsibirische  hym- 
phaea  pygmaea  neben  unsere 
einheimische  N.  alba.  Das  ist 
eben  nicht  natürlich  und  daher 
nicht  brauchbar  für  unsere 
Gärten,  die  doch  zumeist  der 
WirkUchkeit  entsprechen  sollen ! 
Es  sei  mir  daher  gestattet, 
eine  heimatliche  Bach-  uml 
Teiohuferszenerie,  wie  sie  der 
Landschaftsgärtner  verwenden 
kann,  zu  besprechen.  Ehe  ich 
zu  denOewäciisen  unsererTeieb- 
ufer  übergehe,  muß  ich  zuerst 
logischerweise  die  Pflanzen  der 
Bäche  besprechen,  da  ja  erst 
ein  Bach  da  sein  muß,  ehe  sicli 
die    Wasserpflanzensameu 


ein  Teich  bilden  kann.  Da 
zum  grüßen  Teil  mit  Schwimmvor- 
richtung  voreehen  sind,  können  wohl  dieselben  Gewächse,  die  am 
Bache  wachsen,  auf  den  Teich  übergehen,  aber  nicht  umgekehrt,  da  das 
Wasser  bekanntermaßen  nicht  den  Berg  hinauffließt.  Von  dieser  Regel 
sind  natürlich  unsere  Windblütler  ausgenommen.  Beim  Bach  müssen  wir 
den  eigentlichen  wilden  Gebirgsbach  und  den  ruhigen,  träge  dahin- 
fließenden   Bachlauf    der    Ebene    unterscheiden.      Der    Geb 


stürzt  wild  und  regellos  über  massige  Felsblöcke  dahin,  bildet  häufig 
Wassej-fälle  und  Kaskaden  und  hat  meist  ein  felsiges  Bett  und  eben- 
solche Ufer.  Daraus  ergibt  sich  schon,  daß  wir  an  derartigen  Wasser- 
läufen  wenige  Pflanzenarten  vorfinden,  da  diese  in  dem  rissigen  und 
zerklüfteten  Gestein  herzlich  wenig  Nahrung  finden.  Hier  sieht  man 
fast  nur  Farnkräuter  und  einige  wenige  Stauden,  Moos  überwuchert 
die  Felsen  und  hie  und  da  fristet  wohl  auch  eine  Konifere  oder  eins 
unserer  Laubgehölze  des  Waldes  ein  kümmerliches  Dasein.  Sobald 
aber  der  Bach  etwas  weniger  zügellos  dahinfließt,  finden  wir  schon 
eine  üppigere  Vegetation.  Saftiges  Gras  wuchert  an  den  Ufern,  die 
Farnkräuter  entwickeln  sich  hier  zu  riesigen  Exemplaren,  hier  und 
da  erblickt  man  schon  Weiden,  EUem  etc.,  auch  wächst  die  Zahl 
der  Stauden  beträchtlich.  Der  sehr  gekrümmte  Bachlauf  der  Ebene, 
der  naturgemäß  träge  seinem  Ziel  zuwandert  und  kraftlos  jedem 
kleinen  Hindernis  ausweicht,  fließt  schon  durch  üppige  W^iesenflächen, 
verschwindet  zeitweise  in  einem  Gebüsch  und  bildet  wohl  sogar  kleine 
Inseln.  Hier  sieht  man  auch  schon  die  stolzen  Schwertel  oder  Iris, 
das  Pfahlrohr,  Äntfido  Dmiax,  das  Teichrohr,  Phragmites  communis, 
mit  seinen  langen,  spitzigen  Blättern  und  rotbraunen  Blütenrispen, 
die  Ufer-Segge,  Carex  r-iparm,  die  große  Segge,  C.  maxima,  und 
mancherlei  Stauden.  Die  Pflanzenwelt  des  Teichufers  ist  sehr  viel- 
gestaltig. Fast  alle  unsere  Baumarten,  ausgenommen  vieUeioht  einige 
wenig  Feuchtigkeit  liebende 
Arten,  die  aber  höhere,  felsige 
Uferstellen  krönen  mögen,  ge- 
deihen ja  am  Wasser  und  locken 
durcb  ihre  malerische  Form  in 
der  Spiegelung  des  Wassers  den 
Beschauer  zu  eingehender  Be- 
trachtung an.  Hier  sieht  man 
die  gelben  Blüten  der  Teich- 
lilie, Iris  Psetid -Acorus,  das 
1  ohrartige  Glanzgras,  Phalaris 
unmdinacea,  weiter  den  Wasser- 
knöterich, Pobjgowiim  amphi- 
lihon,  mit  seinen  purpurroten 
IJlütenähren,  den  breiten  Rohr- 
kolben Typha  latifolia,  unsere 
hulische  und  wirkungsvolle  gelbe 
Sumpfdotterblume,  Ca  Witt  pa./2*s- 
tris.  den  ästigen  und  einfachen 
Igelkolben  Sparganiu?n  ramo- 
.•</i?H  und  Simplex,  das  flutende 
Süßgras  und  den  Manna-Schwa- 
den, Olyceria  fluitans  und  spee- 
fubilis,'deB  Wasserliesch,  Btäo- 
11/ IIS  umbellalus,  unsern  viel  be- 
sungenen Schachtelhalm,  Equi- 
situm,  und  nicht  zu  vergessen 
<las  wunderschöne  und  inter- 
(■ssaute  Pfeilkraut,  Sagittaria 
saijittifolia.  So  könnte  ich  noch 
vieles  aufzählen.  Einen  Anspruch 
auf  Vollständigkeit  machen  meine 
Ausführungen  natürlich  nicht. 
b:h  will  nicht  zu  weit  aus- 
holen imd  eben  nur  eine  An- 
regung geben;  eine  AVanderung 
in  die  Umgebung  wird  jedem 
aufmerksamen  Beobachter  die 
Reichhaltigkeit  unserer  Ufer- 
pflanzen vor  Augen  führen.  'Was  brauchen  wir  da  die  exotischen  Gewäclise, 
die  wir  im  Winter  womöglich  noch  im  Haus  überwintern  oder  für 
deren  sonstigen  Schutz  wir  Sorge  tragen  müssen.  „Warum  in  die  Ferne 
schweifen,  sieh,  das  Gute  liegt  so  nah  !•'  Derartige  Fremdlinge  ge- 
hören wohl  in  einen  botanischen  Garten  oder  in  eine  Liebhaber- 
sammlung, aber  nicht  in  unsere  Gärten  und  Parks!  Es  kann  nichts 
Widersinnigeres  geben,  als  solche  Exoten  mit  unsern  einheimischen 
Gewächsen  zusammenzubringen!    Möge  sich  das  jeder  Landschafts- 


Peristeria  aspera. 

nkfurt  a.  M.  für  die  „Garten 


IX,  2 


Die   Garlenwell. 


15 


giii-tner  zu  rierzen  nehmen ;  ein  Herz  und  Seele  ei-quickender  Spazier- 
gang in  unsere  scliöne  heimatliche  Natur  wird  ihn  von  der  Wahrheit 
nieinor  "Worte  überzeugen. 

Nachschrift  der  Kedaktlon.  Wir  finden  darin  nichts  "Widersinniges,  vrcnn  in 
den  Gilrten  exotische  Gewllchse  aufgestellt  werden.  Gedeihen  doch  viele  willirend 
der  Soininotnionato  gar  prUchtig  im  Freien,  sodaß  man  mit  deren  sachkundi^'or 
Verwendung  keinen  Fehler  beu'ehl.  Man  soll  sie  nur  ni^ht  in  solcher  Fülle  ver- 
wenden, daß  man  das  heimische  Vegetationsbild  vollkommen  verändert,  und  nicht 
Arten  durt^heinander  bringen,  die  nicht  zusammenpassen.  Wie  würden  unsere  Gärton 
ohno  fremde  Laub-  und  NadelbUume  aussehen,  die  den  Hauptbosland  ausmachen? 


Vorgärten. 

Von  A.  Stüting,  Köstritz. 
(Ilierxii  eitle  Abbildung.) 

De'i  sauberer  Ausfühning  und  sacligemäßer  Untorlialtiing 
hildcn  die  Vorgärten  immer  einen  Sclimuck  der  Sti-aßon  und  der 
Häuser.    Die  Tiefe  der  Vorgärten,  d.  h.  der  Abstand  zwisclien  der 


Die  Gartenwelt. 


IX.  2 


Baufluchtlinie  und  der  Straßenfluclitlinie,ist  sehr  verschieden  und 
schwankt  zwischen  2  und  20  m ;  zuweilen  beträgt  die  Tiefe  noch 
melir.  Die  für  Straße  und  Haus  angenehmste  Vorgai-tentiefe 
liegt  zwischen  3  bis  4  und  10  m.  Gewöhnlich  sind  von  den 
Stadtverwaltungen  bestimmte  Vorschriften,  sogenannte  Vor- 
garten-Vorschriften, festgesetzt,  die  beim  Verkauf  von  Bau- 
grundstücken in  Anwendung  kommen.  In  diesen  Vorschriften 
sind  die  erlaubten  Längen,  Tiefen  und  Höhen  der  Vorbauten 
angegeben.  Ferner  heißt  es  hierin  gewöhnlich,  daß  die 
nicht  zu  Vorbauten  verwendeten  Flächen  zwischen  Bau-  und 
Straßenfluchtlinie  von  den  Eigentümern  als  Garten-  und 
Wegeflächen  eingerichtet  und  immer  in  geordnetem  Zustande 
ei-halten  werden  müssen.  Meist  sind  auch  Bestimmungen 
über  die  Eiufi-iedigungen  an  der  Straßenfluchtlinie  und  an 
den  Nachbargrenzen  getroffen  und  die  erlaubten  Sockel-  und 
Gitterhöhen  über  dem  Bürgersteig  genau  angegeben.  Aus- 
nahmen von  diesen  Vorgarten  -  Vorschriften  werden  zwar 
gemacht,  bedürfen  aber  erst  einer  besonderen  Erlaubnis  seitens 
der  Stadtverwaltimg. 

Die  Einteilung  der  Vorgärten  ist  gewöhnlich  in  streng 
architektonischen  Linien  gehalten,  eine  landschaftliehe  An- 
ordnung pflegt  erst  bei  größeren  Vorgarten-Tiefen  einzutreten. 
Bei  kleineren  Vorgärten  ist  eine  Wegeeinteilung  nicht  an- 
gebracht. Der  zur  Hausttire  fülirende  Weg  ist  entweder  mit 
Kies  bedeckt,  mit  Platten  belegt,  asphaltiert  oder  manchmal 
mit  Mosaik-Pflaster  befestigt,  während  die  möglichen  anderen 
Wege  schmäler  angelegt  werden  müssen  und  nur  mit  Kies 
abgedeckt  werden. 

Die  Bepflanzung  der  Vorgärten  geschieht  meist  mit  Zier- 
sträuchern, Stauden  und  je  nach  Größe  auch  mit  i^yramiden- 
förmigen,  nicht  zu  hohen  Einzelbäumen  und  mit  immergrünen 
Gehölzen.  Die  Bänder  des  zum  Haupteingang  führenden 
Weges  können  auch  mit  wintei-harten  Rhododendron,  Rh. 
sinense  und  flavum  (=  Azalea  mollis  und  jwntka),  Mahonien, 
Hex,  Cydonia,  Hedera  oder  Vinca  bepflanzt  werden.  Bei 
regelmäßigen  Vorgärten  erhalten  die  oft  tiefer  liegenden 
Innenfelder  meist  Blumenschmuck,  je  nach  der  Jahreszeit 
wechselnd,  oder  Teppichbeete.  Gebäiidefassacjfn  mit  wenig 
oder  keinem  ornamentalen  Schmuck  werden  am  besten  mit 
Schlingpflanzen  besetzt ;  desgleichen  können  die  Ein- 
friedigungen an  der  Straße  und  die  Grenzen  der  Nachbar- 
grundstücke mit  Schlingpflanzen  verschönert  werden. 

Die  Einfriedigung  der  Vorgärten  muß  nach  der  Straße 
zu  möglichst  durchsichtig  sein,  damit  der  Zweck  der  Vor- 
gärten, auch  der  Straße  als  Vei-schönerung  zu  dienen,  erreicht 
wird.  Am  geeignetsten  sind  Eisengitter,  auf  Sockeln  aus 
Hau-  oder  Mauersteinen  errichtet.  Selbstverständlich  sind 
hohe  Sockel  und  hohe  Gitter  hier  nicht  am  Platze,  denn 
diese  beeinträchtigen  den  Eindruck  des  Vorgartens.  Die 
beste  Höhe  für  den  Sockel  ist  20 — 40  cm  und  für  die 
Gitter  1  — 1,5  m  über  dem  Bürgersteig.  Bei  Gitter  von 
mehr  als  10  m  Länge  ist  eine  Unterbrechung  des  Musters 
zu  empfehlen. 

Wo  angängig,  können  die  Vorgärten  noch  mit  Vasen, 
allegorischen  Figuren,  Grotten,  Springbrunnen,  Lauben  etc. 
ausgestattet  werden.  (Man  hüte  sich  aber  in  Si)ielereien  zu 
verfallen.     Die  Eed.) 

Im  allgemeinen  hat  man  sich  bei  der  Einrichtung  von 
Vorgärten  genau  nach  der  Architektm-  der  Gebäude  zu  richten. 
Natürlich  kommen  die  Wünsche  des  Besitzers  und  die  zur 
Verfügung  gestellten  Mittel  hierbei  auch  in  Betracht. 


Erläuterung  des  Vorgartenplanes. 
Umgebung  des  Gebäudes: 

a)  Hocbstäinniige  Rosen,    mit   Clemalis  oder   Periploea  guir- 
landeuartig  verbunden. 

b)  Wistaria    rliitioisis    oder    Att/jiclopsts    rndicantissinia    f. 
Eni/fl»ia»/ii. 

c)  RItododendron  verjnisobt    mit  Prunus  Launiceiasus  scliip- 
kaünsis. 

1.  Rand  Pflanzung    aus    diversen    Ziergehölzen    mit    Stauden- 
vorpflanzung. 

2.  Tilia  mbra  f.  euchlora  oder  Aescidus  rubicunda. 

3.  Gemischtes  Blumenbeet. 

4.  Teppicbbeet. 

fi.  I'nimis  jiriid/dd,  Hallistamm. 

G.   ( n/)/rriiiiii  (ii(/riiteum  oder  Euhdia  jajioiiiia  fol.  rur. 

7.  P'inil.1,1  nlinrata. 

8.  Mayiiolia  kiineana. 

9.  Calijcdtitlius  floridus. 

10.  Paeonia  arborea. 

11.  hochstämmige  Rosen. 

12.  Betida  alba  fastigiata. 


Gehölze. 

Biiiitlaiil»itj;e  Gehölze  im  Parke,  eine  Geschmacks- 


Ei, 


verirriiiifi;. 


/ii)ii;e  Gai-tenliebbaber  finden  eine  besondere  Freude  daran,  ihren 
Garten  oder  Park  mit  allerlei  künstlichen  Ornamenten,  GLiskugeln, 
Gipsfiguren  verechiedenster  Art  usw.  auszustatten;  andere  glauben, 
daß  ein  Park  nur  dann  schön  sei,  wenn  er  möglichst  mit  grell-  und 
buntlaubigen  Gehölzen  bestanden  ist. 

Solange  solche  Gehölze  in  der  Nähe  des  Hauses  stehen,  lasse 
ich  sie  gelten.  Auch  in  den  alten  französischen  Stil  passen  sie  oder 
richtiger  sie  sind  für  ihn  unerläßhch.  Doch  in  einen  freien,  sogenannten 
wilden  Garten  im  modernen  deutschen  Gartenstil,  wie  ihn  eine 
amerikanische  Zeitung  nennt,  gehören  sie  nicht.  Hier  sei  die  Grund- 
farbe grün,  welches  wir  in  den  wundervollsten  Schattierungen  von 
leichten)  Gelblichgrün  bis  zum  dunkelsten  Schwarz-  und  Blaugrün 
haben  können.  Und  liegt  nicht  gerade  über  dem  grüuen  Blätterdach, 
den  saftigen  dunkeln  Rasenmatten,  ein  ruhiger  Friede,  der  uns  wohl 
tut,  nachdem  wir  aus  dem  aufregenden  Geschäftskanipfgewühl  hierher 
flüchteten? 

Wollen  wir  eine  lebhaftere  Abwechselung  haben,  so  finden  wir 
ein  passsendes  Material  unter  unseren  leider  oftmals  zu  wenig  be- 
achteten schön  blühenden  Gehölzen  und  Stauden. 

Ein  praktischer  Landschaftsgärtner  muß  unbedingt  ein  guter 
Gehölz-  und  Staudenkenner  sein.  Durch  richtige  Wahl  der  Pflanzen 
und  Gehölze  ist  es  wohl  möglich,  einen  abwechselnden  Blütenflor  das 
ganze  Jahr  hindurch  zu  unterhalten. 

Sind  die  grellfarbigen  Blüten  mit  dem  sanften  Grün  der  Be- 
laubung in  gute  Harmonie  gebracht,  so  wird  das  Auge  sich  erquicken. 
Der  Park  wird  uns  das  geben,  was  er  soll,  unserem  Geist  und  Körper 
einen  erfrischenden  Genuß.  Hortus. 


Rhiis  Cotinus  L. 

Ubwohl  der  Perücken  st  rauch  ein  alter  Bekannter  ist,  wird  doch 
eine  Erwälinung  an  dieser  Stelle  nicht  zwecklos  sein,  deim  schöne 
und  wertvolle  Pflanzen  können  nicht  oft  genug  empfohlen  werden. 
Der  gut  geformte,  bis  auf  den  Boden  belaubte  Strauch,  ist  zur 
Einzelpflanzung  auf  den  Rasen  ganz  besonders  zu  empfehlen  und 
sollte  in  keiner  Anlage  fehlen.  Ritus  Cotinus  ziert  fast  den  ganzen 
Sommer  von  Juli  bis  in  den  Herbst  durch  seine  Fruohtstände  und 
nimmt  besonders  in  sonniger  Lage  im  Herbst  eine  goldgelbe  und 
scharlachrote  Färbung  an.     Der  Strauch  eignet  sich  vorzugsweise  für 


IX. 


Die  Gartenwelt. 


heiße  und  trockene  Lagen.  Ein  feuchter  und  schattiger  Platz  be- 
finträchligt  sehr  die  Herbstfärbung  und  er  ist  dann  auch  weniger 
widerstandsfähig  gegen  hohe  Kältegrade,  denn  leider  ist  Rhm  Cotimts 
nicht  ganz  winterhart  und  friert  in  strengen  Wintern  oft  zurück. 

Dieser  schöne  Zierstrauch  gel)ört  zur  Familie  der  Anacardiaceen 
und  ist  in  Südeuro]  a,  Orient  bis  Südwestsibirien  zu  Hause. 

Eine  schöne  Form  ist  Rhtis  Colinus  atropurpurea  hört,  mit 
lobhaft  rot  gefärbten  Rispen.  Rhus  Colinus  pendula  üermes  ist 
eine  mehr  eigenaitige  als  schöne  Form.  Außerdem  sei  noch  K/ius 
Colinus  lanceolala  hört,  erwähnt.  Otto  Brand. 


Saiiibiiciis  niccinosa,  ein  einheimischor  Ziorstraiicli. 

Von  Georg  Liebsch,  Dahlem-Berlin. 

Jjei  meinen  sommerlichen  Ausflügen,  die  ich  als  .Schüler  und 
angehender  Gärtner  in  die  heimatlichen  Bergwälder  unternahm,  er- 
freute mich  jedesmal  ein  Strauch, 
dessen  Namen  ich  damals  noch 
nicht  kannte,  der  mir  aber  als 
der  Inbegriff  alles  Schönen  er- 
schien. Zwar  zierten  ihn  zur 
Sommerszeit  keine  Blüten,  dafür 
aber  waren  die  langen  schlan- 
ken Zweige  mit  einer  Unmenge 
scharlachroter  Früchte  beladen, 
die.  in  kugeligen  Rispen  ange- 
ordnet, von  Ferne  wie  Granat- 
blüten leuchteten.  Unvergeßlich 
wird  mir  der  Anblick  eines 
.sonnigen  Bergabhaiiges  bleiben, 
der  über  und  über  mit  diesen 
Sti-äucliern  bewachsen  war  und 
nur  da  und  dort  von  den  purpur- 
nen Blütenständen  des  schmal-' 
blättrigen  Weidenröschens  und 
des  roten  Fingerhutes  unter- 
brochen wurde.  Vergebens  hoffte 
ich  später,  als  ich  in  Landschafts- 
gärtnereien tätig  war,  meinen 
schönen  Bekannten  wiederzu- 
treffen; erst  der  Besuch  bo- 
tanischer Gärten  belehrte  mich, 
daß  es  ein  naher  Venvandter 
des  schwarzen  Holunders  und 
zwar  Sambucus  raccmosa 
L.  war.  Hier  konnte  ich  auch 
feststellen,  daß  der  rote  Trauben- 
oder Bergholunder  keine  beson- 
deren Ansprüche  an  die  Kultur 
stellt,  er  wächst  in  der  Sonne 
und  im  tiefen  Schatten  gleich 
gut,  entwickelt  auf  nahrhaftem 
Boden  das  hellgiüne  Laub  etwas 
üppiger,  während  er  auf  durch- 
lässigem Standort  besonders 
dankbar  blüht  und  Früchte  an- 
setzt. Wohl  sind  die  eiförmigen, 
im    Mai    erscheinenden    ßlüten- 

rispen  von  wenig  leuchtender  gelblichweißer  Färbung,  sie  erreichen 
auch  nicht  die  bedeutende  Größe  der  Trugdoldeu  von  Sambucus 
nigra  L.,  dafür  ist  der  Wuchs  des  gemeinen  Traubenholunders  viel 
zierlicher,  die  Belaubung  schöner  und  haltbarer. 

Gewiß  wäre  es  kein  Verlust,  wenn  an  Stelle  des  sparrig  wachsenden 
schwarzen  Holunders  sein  rotfrüchtiger  Vetter,  der  von  Ende  Juni 
bis  tief  in  den  Herbst  hinein  durch  seine  Früchte  ziert,  welche  dann 
noch  den  nützlichen  Siugvögeln  zum  Schmause  dienen,  in  kleinen  und 
größeren  Gälten  mehr  verwendet  würde. 


Amygdalus  davidiana  Carr.  flore  albo.  Wenn  das  Frühjahr 
nahe  ist  und  es  sich  allenthalben  in  den  Zweigen  regt,  Blatt-  und 
Blütenknospen  schwellen  und  springen,  dann  schaut  wohl  der  Garten- 
liebhaber und  auch  der  Gärtner  gern  ir.vU  ili-n  Oobölzen,  die  zuerst 
ihre  Blüten  öffnen.  Seidelbast,  Foi-si/lJii,i.  I'niiuix,  Chaenorncles 
(Cydonien)  gelten  wohl  als  erste  unter  'l-'ii  (ulMil/.n.  die  eine  ansehn- 
liche Blume  öffnen.  In  Ami/gdalux  daridiiuui  Curr.  fl.  albo  haben 
wir  aber  einen  Strauch  oder  Baum  —  derui  er  wird  mehr  als  4  Metei- 
hoch  —  der  mit  den  zeitigsten  Frühjahrsblühern  unter  den  Gehölzen 
wetteifert.  Forsylhia  z.  B.  schlummert  noch  mit  ihren  Blüten,  weim 
.1.  ihii-iiliana  bereits  im  schönsten  Schmuck  ihrer  leuchtend  weißen 
lüntcii  prangt,  die  so  zahlreich  erscheinen,  daß  der  Baum  oft  wie 
liesi-hiicit  aussieht.  Wem  also  daran  gelegen,  seine  Frühjahrsblüher 
um  einen  neuen,  herrlichen,  ansehnlichen  Vertreter  zu  bereichern, 
der  i)flaiize  Amygdalus  davidiana  fl.  albo.         C.  Rimann,  Wien. 


Corvdalis  thalictrifolia. 


Stauden. 

Corydalis  Üiaüclrifolia.*) 

Von  C.  Rimann,   Wien. 
(Uicn.,1  eine  Al,hilduiig.) 

üeistehende  Abbildung 
zeigt  eine  neue  Erscheinung 
unter  unseren  Pflanzen,  welche, 
wenn  in  weiteren  Kreisen  erst 
bekannt,  ihrer  guten  Eigen- 
schaften wegen  vielfach  in  Kul- 
tur kommen  wird.  Corydalis 
thalictrifolia  ist  eine  Einführung 
aus  Zeutral-China,  woselbst  sie 
an  Bergabhängen  im  Gestein 
und  Fels  wuchert.  Wir  werden 
sie  daher  als  empfindliche  Frei- 
landpflanze  behandeln,  d.  h.  sie 
kann  im  Sommer  auf  einer  Fels- 
[lartie  ausgepflanzt  werden,  wo- 
gegen sie  über  Winter  im  Kalt- 
haus gehalten  wird.  Diese  Vor- 
sicht wird  aber  in  milderen 
Gegenden  auch  nicht  nötig  sein, 
weil  es  bereits  erwiesen  ist, 
daß  Corydalis  thaliclrifolia 
unter  schützender  Laubdecke 
Fröste  unter  10°  ganz  gut  über- 
dauerte. Wie  die  Abbildung 
zeigt,  welche  von  einem  etwa 
7  Monate  alten  Sämling  gefertigt 
w'urde,  baut  sich  die  Pflanze 
sehr  elegant  und  leicht  auf.  Die 
Blätter  sind  fünf-  bis  sieben- 
teilig, gekerbt  und  gelappt  und 
ähneln  etwa  in  der  Form  dem 
Ciiclidonitim,  das  zur  selben 
Familie  der  Papaveraceae  ge- 
hört. Die  Färbung  der  Blätter 
ist  lichtgrän  mit  einem  Schein 
ins  Bläuliche. 
Die  Blüten,  welche  vom  Mai  bis  zum  Beginn  des  Frostes  zahl- 
reich hervorkommen,  sind  gelb  und  stehen  an  aufrechten,  leicht 
überhängenden,  10—1.')  cm  langen  Trauben,  in  großer  Anzahl  zusammen. 
Der  elegante,  lockere  Bau  der  Pflanze  und  ihr  reiches  Blühen  macht 
sie  geeignet  als  Ampeliiflanze,  als  welche  sie  von  großem  Effekt 
ist.  Der  Umstand  ferner,  daß  die  Corydalis  thalictrifolia  selbst  im 
blühenden  Zustande  sehr  gut  das  Umpflanzen  verträgt,  wird  sie  auch 
für  Gruppenauspflanzung  verwendbar  machen.     Jedenfalls   ist  diese 


„Garteuweh" 


')  Vgl.  Jg.  Vm,  Seite  142. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  2 


neue  Eiufühning  für  alle  genannten  Verhältnisse  infolge  ihrer  Eleganz  und 
willigen  Blühbarkeit  eine  willkommene  Bereiohemng  unserer  Gärten  und  wert 
allerorts  in  die  Kultui-en  aufgenommen  zu  werden,  besonders  weil  die  Anzucht 
aus  Samen  leicht  ist  und  die  Pflanze  mit  jedem  Boden  vorlieb  nimmt. 


Ausstellungsberichte. 

TNTERNflTlON/ILE  ©  KUNST- ®flüS5TEli=üNG 

U.  QR055E©G/SRTENBflü-<5/qü55TLlLÜNG 

[V]  ©DÜSSELDORF©©  190^©    (^ 

^S^  VOM    1.    r^AI-    23.   OKTOBER  \y 

A'om   Ilerausgelie  r. 

Die  Internationale  Herbst-Ausstellung. 

IL 

Schnittblumen. 

(Hierxti  sechs  Ahhildungeii.) 
-Uie  Tage  der  Herltstaiisstelluiig  brachten  in  der  bekannten  Schnitt- 
blumenhalle,  die  im  Verlaufe  des  Sommers  bereits  ein  so  lien-liches 
vielseitiges  Sehnittbliimenmaterial  beherbergt  hat,  wieder  eine  prächtige 
Schnittbltiraenkollektion.  Im  Vordergrunde  des  Interesses  standen  hier 
die  außerordentlich  reichhaltigen  und  gewählten  Gladiolensortimente, 
die  V.  Lemoine  &  Sohn,  Nancy,  und  Wilhelm  Pfitzer,  Stuttgart, 
gebracht  hatten.  Lemoine  muß  als  Altmeister  der  Grladiolenzüchtung 
angesehen  werden.  Ihm  ist  wohl  in  erster  Linie  die  hauptsächliche  Ver- 
besserung der  sogenannten  Genter  Gladiolen  und  die  eigentliche  Züchtung 
weiterer  Hassen,  speziell  des  Gl.  Lenioinei  und  des  Gl.  7iancei- 
anus  zu  danken.  Die  riesenblumigen  G.  nanceianus  können  sich 
ihrer  Hinfälligkeit  halber  neben  den  beiden  anderen  genannten 
Rassen  nicht  so  recht  behaupten.  Lemoine  beschränkte  sich  in 
Düsseldorf  darauf,  ein  selten  schönes  Sortiment  Gl.  Lenioinei  in 
seinen  neuesten  und  schönsten  Züchtungen  zu  zeigen.  Äußerlich 
zeichnen  sich  diese  Sorten  bekanntlich  dwch  intensiv  gefärbte 
Schlundflecken  aus,  im  übrigen  sind  sie  bemerkenswert  durch 
ihre  Härte.  Sie  wurden  seinerzeit  als  winterharte  Gladiolen  ein- 
geführt. Wer  es  aber  gut  mit  ihnen  meint,  tut  besser  daran,  in 
unserem  Klima  die  häutigen  Knollen  nach  Eintritt  der  ersten 


Brunnengruppe  von  Max  Blondat,  Paris,  auf  der 
Ausstellung  in  Düsseldorf. 

Originalaufnahrae  für  die  .,GartenweU". 


Fröste  auszugraben,  zu  trocknen  und  frostfrei  aufzubewahren. 
Die  beistehende  Abbildung  gibt  ein  Bild  des  Blütensortimentes 
genannten  Ausstellers.  Die  einzelnen  Sorten  waren  mit  nach 
vorn,  dem  Beschauer  zugekehrten  Bispen  in  Gläser  gestellt 
worden;  auf  diese  Weise  wurde  eine  bessere  Wirkung  als  bei 
der  Anordnung,  die  Pfitzer  gewälilt  hatte,  erzielt.  Die 
Blumen  zeigten  ihre  Gesichter  mit  den  leuchtenden  Augen 
und  das  wirkte.  Von  einem  Eingehen  auf  Einzelheiten  muß 
ich  absehen.      Mich  interessierten  speziell   die  neueren  Züch- 


Gladiolus  Lemoinei-Sorten  von  V.  Lemoine  &  Sohn,  Nancy,    on^naiaufnahn 


IX,  2 


Die  Gartenwelt. 


tungen  in  blauen  Farbentönen, 
da  das  Blau  der  Gladioleiiblütc 
eine  züchterischo  Errungenschaft 
der  letzten  Jahre  darstellt.  Von 
diesen  blauen  Sorten  seien  ge- 
nannt ,,Bar(m  Joseph  Hidol''- 
(1900),  ganz  dunkelblau,  ferner 
„General  de  Nansoiäy'-'-  (1900), 
„Micrmnegus'-'-  (1900),  „Le  Ver- 
rier"'  (190O),  „Mcdilcrrancen"' 
(1 90 J), „Setialeur  I  oMa;«/-'(l 90 1 ). 
Von  andersfarbigen  Sorten,  die 
.siih  teils  d\irch  die  enorme  Größe 
ilirer  Blüten,  teils  durch  Farbcn- 
.schönheit  auszeichnen,  seien  ge- 
nannt ,,Solfalare'\  gelb  mit  rotem 
Schlund,  „Aphrodite"-,  weiß  mit 
dunkler  Schlimdzeiclinung,  „Vel- 
lcda''\  weiß  mit  roter  Schlund- 
zeichnung, „Richesse'^  (1900), 
riesenblumig,  rosa  mit  heller 
Schlundzeichnung,  „Arhsienna"^ 
hellrosa,  dunkelrosa  gezeichnet, 
und  „Ferdinand  Kegeljan'\  orange 
mit  heller  Zeichnung. 

Dieser  Lemoinesclien  Kollek- 
tion   stellte    Wilhelm    Pfitzer 

ein  prächtiges  Sortiment  von  Gl.  gandavcnsis  Sorten  der  hervor- 
ragendsten Züchter,  zu  denen  der  Aussteller  selbst  gehört,  ent- 
gegen, auch  einige  Lc???owiei-Hybriden  waren  in  dieser  Sammlung 
enthalten,  wie  die  schöne,  sehen  vorhin  genannte  „Baron 
Joseph  Hulot'^.     Untei   den  sLhun';t(^n  Seiten  des  Pfit/eischen 


Palmen  von  Jac.  Beterams  Söhne,  Geldern, 
von  L.  J.  Draps-Dom,  Laeken  bei  Brüssel. 


links  Aspidistra  elati 

Originalaufnahme  für  die 


Sortiments  fiel  mir  zunächst  die  prächtig  mto,  hübsch  ge- 
zeichnete Sorte  „Neues  Jahrhundert'-  auf.  Ich  begrüßte  sie 
als  alte  Bekannte,  da  ich  vor  fünf  oder  sechs  Jahren  in 
Stuttgart  die  Mutterpflanze  dieser  Neuheit  bei  Pfitzer  in 
Bluti  '■ih  '^le  s(  11  nun  m  kommenden  Jahre  dem  Handel 
übergeben  werden.  Man 
sieht  daran,  daß  Jahre  ver- 
gehen, bis  eine  schöne 
Sorte,  die  nur  durch  Brut 
konstant  vermehrt  werden 
kann,  nennenswerte  Ver- 
mehrung ergeben  hat.  Die 
Pfitzerschen  Blumen  sind 
in  diesem  Jahre  alle  etwas 
unter  normaler  Grüße  ge- 
blieben, da  sie  unter  der 
großen  Dürre  des  Sommers 
zu  leiden  hatten.  Trotz- 
dem wiesen  einzelne  Blüten 
einen  Durchmesser  von  14 
bis   15  cm  auf. 

Ich  nenne  von  schönen 
Sorten  „Moni  bland\  rein- 
weiß, „Panther"-,  rot,  rosa 
gestrichelt,  „Äem/«oM5m<- 
schwerdt",  feuerrot,  „He- 
lios"- und  „Hohenxollern'-^ 
beide  hellgelb,  „Gelber 
Prinx'-'-,  kanariengelb,  „Ne- 
ger fürst"- ,  dunkel  purpur- 
farben, und  „Frau  Baurat 
Ph.  Hohmann'-^  feuerrot, 
matt  dunkelrot  getuscht.  Die 
Gladiolenliebhaberei  wächst 
sich   zu   einem  Sport   aus. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  2 


Die  einzelnen  herroiTagenden  Sorten  sind  näinlicli  teuer 
und  Preise  von  drei  Mark  pro  Stück  gehören  für  schöne 
Züchtungen  bereits  zu  den  alltäglichen.  Ein  Steckenpferd 
des  Herrn  Pfitzer  bilden  auch  die  großblumigen  Canna. 
Auch  davon  zeigte  er  Pi-achtsorten  eigener  Züchtung,  -wie 
„Professor  Frit»  Höher",  feuerrot,  „Monte  Rosa",  dunkolrosa, 
„Frau  Marie  Nagel",  gelb,  „Fabrikant  Berg",  ockergelb  und 
„Moni  blanc",  -weiß;  auch  waren  diverse  noch  unbekannte 
Sämlinge  von  vullfii'loter  Schönheit  vorhanden.  Prächtig 
wirkte  in  dii's.r  IvilLktion  das  gefüllte  Schleierkraut,  Ggp- 
sophila  ))aiiiciilii/ii  //.  /J.  "Was  Pfitzer  in  der  Kultur  der 
herrlichen  Ceaiiotliiis-\\y\:]']i\<]\  leistet,  ist  bekannt,  ancli  um 
die  Verbesserung  dir  Kiinll.iil.cgonien,  speziell  um  Hervor- 
bringung gekrauster  Sorten,  hat  er  sich  große  Verdienste 
erworben.  Sortimente  beider  Gattungen  und  seine  wunder- 
baren Montbretien  zeigte  er  in  Düsseldorf. 

Eine  Sehen swih-digkeit  ersten  Banges  unter  den  Schnitt- 
blumen bildeten  die  neuen  riesenblnmigen  Dahlien  von 
H.  Copijn  &  Zoon,  Groenelcan  bei  Utrecht.  Der  Züchter 
dieser  Dahlien  ist  Herr  Hornsfeld  in  Baarn,  während  sie 
durch  die  ausstellende  Firma  dem  Handel  übergeben  werden. 
Einfache  Dahlien  mit  Riesenblumen  hat  ja  schon  früher 
Herr  Mönch  jun.  in  Leipzig  gezeigt,  aber  die  Dahlien  von 
Copijn  stellen  tatsächlich  eine  ganz  neue  Rasse  dar.  Sie 
sind  weder  einfach  noch  gefüllt.  Die  Petalen  sind  weder 
gleichmäßig  noch  von  der  Gestalt  derjenigen  der  Kaktusdahlien, 
und  man  kommt  der  Form  der  Blüten  am  nächsten,  wenn  man 
sie  mit  halbgefüllten  Paeonia  chinensis  vergleicht.  Sie  stehen 
auch  bezüglich  der  Größe  hinter  denen  der  besten  Paeonien- 
sorten  nicht  zurück,  werden  auf  sehr  langen  und  kräftigen 
Stielen  geti-agen  und  sehen  infolge  ihrer,  ich  möchte  sagen 
phantastisch  unregelmäßig  gestalteten  Petalen  in  der  Tat 
originell  aus.  Dem  Binder  werden  diese  Blüten  ein  imver- 
gleichiiches  Material  für  die  Füllung  großer  dekorativer  Vasen 
in  die  Hand  geben,  während  sie  der  Landschaftsgärtner  als 
Solitärpflanzen  im  Parkgarten  gern  verwenden  wird.  Unter 
den  zahlreich  vorhandenen  Sorten  gefielen  mir  ausnehmend 
gut  „Baron  G.  de  Uraiicy,  cremefarbig,  in  Amsterdam  durch 
Wertzeugnis  erster  Klasse  ausgezeichnet,  und  „Ruhm  von  Baarn", 
ro.sa.  Sonstige  Schönlieiten  sind  noch  „H.  Honisfeld",  lachs- 
farbig, „Hollandin",  rosa,  einfach,  „Pius  X",  gelb,  einfach 
mit  zwei  Petaleiireiiion,  „Ilerzog  Heinrich",  rot  mit  20  cm 
HInmendurchracsser.  Wir  worden  späterhin  den  Lesern  zwei 
dieser  Züchtungen  auf  farbiger  Tafel  vorführen. 

Neben  den  vorgenannten  Ausstellern  neuer  Spezialitäten 
liegegneten  wir  hier  wieder  den  bekannten  Staudenfirmen.  Die 
Firma  Goos  &  Koenemann,  Nieder-Walluf,  zeigte  eine  große 
Kollektion  abgeschnittener  Zweige  buntlaubiger,  schönfrüchtiger 
und  auch  schönblühender  Geliölze.  Die  Firma  besitzt  be- 
kiumtlich  neben  ihren  Staudenknlturen  auch  vorzüglich  ge- 
Iritctr  Hauin.-rhiilon.  NoIh.h  ,]],-s,-u  ('«-Ur.h.ru,  von  welchen 
nur  bliilioii,!.-  ■/;-,, „,„.  /;,,/,/«„,  h,sj,„l„,  lUi.ldlcia  variabilis, 
Koflrn,l,rn,   painnihihi.    Dirrrilhi    uimI    ;iiidor,.    i,i    voller  Blüte, 

HdlllllllrllS       IllrrlllOSd       tcnuifolia,       lllil         Kor:ill,!l]nt('ü        ü.'Or.'ll, 

Ul/jirnr/nii  iiiasi  riiinum  tricolor,  Ciiuinll/ns,  l'i)liii/(jjiiiiii  Imlil- 
schuaniiinn  mit  Blüten  und  Lonicrm  mit  piäriiti-,Mi  V.^'Qv^'W 
genannt  seien,  fesselten  einige  hübsche  Stauden,  so  die  früh- 
blühende  Asler  Aniellus  bessarabicus,  Solidago  Shortü  mit 
eleganten  Rispen  und  hübsche  Cannas. 

Emil  Finger,  Hamburg-Uhlenhorst,  zeigte  Dahlien  in 
besten  Sorten,  H.  Junge,  Hameln,  wieder  die  schönen  Ceanolhus- 
Hybridcn,   ferner  Anemone  japonka,  Rudljeckicn,  Echinaceen, 


Delphinium,  Tritonia  imd   andere.     Die   Firma  A.  Keilholz 
in    Quedlinburg    war    mit    einem    prächtigen    Asternsortiment 
vertreten,  das  Sorten  aus  den  wichtigsten  Klassen  enthielt. 
Palmen  und  Blattpflanzen. 

Unter  den  Palmenausstellern  habe  ich  in  erster  Linie 
der  Firma  Jac.  Beterams  Söhne,  Geldern,  zu  gedenken, 
deren  gewaltige  Massen  hei-rlicher  Palmen,  von  der  markt- 
gängigen Ware  bis  zu  den  prächtigsten  Schaupflanzen  ohne 
Fehl  und  Tadel,  ein  herrliches  Bild  von  den  rationell  durch- 
geführten eigenen  Kulturen  dieser  großen  rheinischen  Firma 
boten.  Mit  großem  Geschick  waren  diese  Palmen,  wie  die 
Abbildung  Seite  19  oben  eikennen  läßt,  zu  wirklich  dekorativen 
Gruppen  zusammengestellt.  Vor  den  Leistungen  dieser  einen 
Firma  kormten  die  übrigen  mit  Palmen  vertretenen  rheinischen 
Firmen  die  Segel  streichen.  Bei  diesen  Firmen  konnte 
übrigens  im  besten  Falle  nur  von  eigener  Weiterkultur  die 
Rede  sein.  Die  Grnjipe  von  Wilhelm  Winkelmann,  Roden- 
kirchen  bei  Cöln,  enthielt  neben  Schaupflanzen,  die  ihren 
Ursprung  nicht  verleugneten,  auch  seltenere  Arten,  für  die 
in  Dcntsciiland  kein  nennenswerter  Absatz  vorhanden  ist,  so 
die  mein'  inleri',s>ante  als  schöne  gelbblättrige  Abart  der 
Livistoii'i  rhiiiri/sts  (Latania  borbonica\  Geonoma  gracilis 
und  inijfi  ri'dis.  Kiiifiii  sandrriaiia  und  Alberti,  sowie  Cha- 
macdorin  .liruhrri/ii.  Dali  die  prächtigen  Chamaedoreen  mit 
ihren  liamliusrelnaitigen  dünnen  Stänimchen  so  gänzlich  von  den 
Ausstellungen  und  aus  den  Kulturen  verschwunden  sind,  ist 
recht  bedauerlich;  sie  würden  entschieden  zu  den  gern  ge- 
kauften, sich  im  Zimmer  gut  haltenden  Palmen  gehören.  Auch 
Geonoma,  Seaforihia,  Caryota,  Areca  und  andere  verdienen  es  in 
großer  Zahl  auf  den  Markt  gebracht  zu  werden.  Auch  die  Firmen 
W.  Stoffregen,  Dortmund,  und  Carl  Oser&  Co.,  Diez  a.  L., 
führten  viele  Palmen  vor,'' von  denen  ich  es  dahingestellt  sein 
lasse,  wie  lange  sie  schon  von  den  Ausstellern  kultiviert  waren. 

Die  Palmen  wurden  fast  noch  in  den  Schatten  gestellt  durch 
andersartige  tropische  Blattpflanzen.  Bei  diesen  handelt 
es  sich  aber  meist  um  Pflanzen,  die  bei  ims  zwar  auf  Aus- 
stellungen angestaimt,  aber  im  gewöhnlichen  Leben  nur 
selten  und  ausnahmsweise  gekauft  werden.  Für  den  Zimmer- 
gärtner haben  sie  keinen  Wert;  für  große  Dekorationen  sind 
sie  zu  hinfällig  und  in  kleinen  Exemplaren  für  Jardiniei-en, 
sowie  für  Schnittzwecke  zu  teuer.  In  Belgien  mögen  diese 
Pflanzen  einen  gewissen  Markt  haben.  Hierher  gehören 
Dracae)ia  gonidiana,  D.  godseffiana  und  I>.  sanderiana. 
Die  beiden  letzteren  hatte  L.  J.  Draps-Dom,  Laeken,  in 
der  Orchideenhalle  in  wahren  Riesenexemplaren  vorgeführt. 
In  seiner  Gruppe  befanden  sich  noch  Riesen  von  Plalycerium 
grande,  Maranta  kumeriana,  Nephititis  picturaia,  Anthurium 
ivaroqueanum,  die  herrliche  Ileliconia  illustris,  Phyllotaenium 
Lindenii,  Aletris  Litidemi  und  diverse  Dieffenbachien. 
AuchW.  Winkelmann,  Rodcnkirehen,  zeigte  solche  belgische 
Schaupflanzen,  untermischt  mit  FIcns  radirans  fol.  var„  Poa 
trivialis  variegata,  einem  herrliehen  weißbunten  Gras  für 
Jardiiiieren,  Asparagus  Sprcni/m  Sehauptlanzen,  Pandanus 
Iliipli.^lii  mit  uriinon,  gelbstreifigen,  unbewehrten  Blättern, 
seltene  Farne  und  andere  Gewächse.  Auf  gleiche  Stufe  mit  bunten 
Ardiiloen  und  ähnlichen  bunten,  prunkvollen,  aber  leicht  ver- 
gänglichen Blattpflanzen  sind  die  buntblättrigen  Dracaenen, 
richtiger  Cordylincn,  zu  stellen.  Vor  zwanzig  Jahren  gehörten 
sie  zu  den  gesuchtesten  Blattpfhuizon  und  wuixlen  in  Deutsch- 
land zahlreich  kultiviert,  noch  zahlreicher  aber  aus  Belgien 
eingeführt.  Sorten  wie  Baptistii,  imperialis,  amabilis  imd 
terminal is  rosea  waren   volkstümlich;  heute  will  niemand  mehr 


IX,  2 


Die  Gartenwelt. 


etwas  von  ilinen  wissen.  Von  den 
ausländisclien  Ausstellern  buntblilttriger 
Schaupflanzen  sind  noch  tinser  deut- 
scher Landsmann  C.  Petrick,  Gent, 
und  L.  van  Houtte  pere,  Gent,  zu 
nennen.  Die  Alibildung-  S.  19  unten  zeigt 
im  Vonlergiiiml  o'itwn  T.'il  der  Pflanzen 
des  lotztgriianii(.-n  Aii>st.'ll.'rs;  darunter 
liefnndon  sich  SlrrliCi'i  injinae  in  Blüte, 
Lycojiiii/i/nii  /'iniiilifiiiiin/i  als  Ballon  ge 
zogen,  ilrs^.Mi  (Iriin  Irlihaft,  an  Grypto- 
meriit  jajHfinrn  erinnert,  Alocasien, 
Piiyllotaenien,  Maranten,  ferner 
Oycadeen  und  Nepenthes,  letztere  in 
wahren  Prachtsorten  mit  Kiesenkannen. 
Eine  Hälfte  der  Petrickschen  Gruppe  zeigt 
imtenstehende  Abbildung.  Sie  enthielt 
recht  beachtenswerte  Farne,  wie  Nephro- 
lepis  davallioides  plumosa  und  Darallia 
cpiphylla  mit  sehr  langstieligen  und 
haltbaren  Wedeln,  ferner  die  von  der 
herrschenden  Jloderichtung  völlig  vor- 
drängten Dioffenbachien  in  den  Sorten  nmoena.  Baiisei^ 
Bumannü  und  i/mi/Ni/ini,  sämtlich  buntl)lättrig,  Maranten,  Bro- 
meliaceen,  l'<uiJ<iini.-<  Sninhn  und  Plioeitix  Rochclcnii,  die  in 
einem  besonders  schrmen  lv\eni]ilar  auch  in  dei-  Palmengnii)pe 
der  A.-Ges.  Flandria,  Brügge,  vorhanden   war. 

Auf  dem  Bilde  der  Petrickschen  Kollektion  sehen  wir 
von  der  Seite  auch  die  niedliche  Brunnengruppe  des  französischen 
Bildhauers  Blondat;  ich  habe  diese  prächtige  Gruppe,  die 
in  einem  Gipsabguß  ein  stets  gern  gesehenes  Schaustück  der 
Düsseldorfer  Ausstellung  bilde't,  noch  von  vorn  aufgenommen 
(Abbildung   Seite   18).      Drei   kleine   Krabben,    nackte   Mädels 


Buntblattrige  Croton 


Anatole  Cordonnier  et  fils.  Bailleul  (Dep.  Nord; 

Originalaiifuahme  für  die  „Gartenwelt". 

mit  schelmischen  Gesichtszügen,  hocken  auf  eineni  F"elsen  am 
plätschernden  Wasserquell  zusammen  und  betrachten  von 
dieser  sicheren  Höhe  herab,  halb  staunend,  halb  belustigt,  zwei 
Wasserfrösche,  die  sie  mit  ihren  großen  Froschaugen  verdutzt 
anglotzen  und  nicht  wissen,  ob  sie  angesichts  der  scheinbaren 
Gefahr  den  Sprung  ins  nasse  Element  wagen  sollen.  Es  ist  eine 
reizende,  zum  Herzen  sprechende  Komposition,  deren  Original  in 
Paris  Aufsehen  erregte.  Sie  brachte  dem  Künstler  dort  neben 
der  goldenen  Medaille  einen  Ehrenpreis  von  10  000  Franken. 
Das  beste  in  der  Kultur  buntblättriger  Pflanzen  hat 
meiner  Überzeugung    nach  die  Firma  Anatole  Cordonnier 


Teilansicht  der  Warmhauspflanzen  von  C.  Petrick,  Gent.     Orig 


Die   Gartenwelt. 


IX,  2 


Eils  (zu  deutsch  Schnliraacher  &  Sohn),  Baillenl,  Dep.  Nord, 
geleistet.  Das  waren  Oi-oton,  die  sich  überall  in  Ehren  sehen 
lassen  konnten.  Unser  Bild  S.  21  oben  gibt  nur  einen  schwachen 
Begriff,  von  der  Schönheit  dieser  kraftstrotzenden,  farben- 
siirülienden,  eintriebigen  Pflanzen  von  Metei'höho.  Gleich 
gutes  in  dieser  Kultur  habe  ich  nni-  zu  den  Zeiten  gesehen, 
als  die  Oroton  des  Färbereibesitzers  Spindler  in  Berlin  eine 
Spezialität  bildeten,  die  nicht  ihresgleichen  hatte.  Die 
bunten  Croton  sind  ausschließlich  Liebhaberpflanzen  für  reiche, 
große  "Warmhäuser  unterhaltende  Gartenbesitzer.  In  •  der 
Binderei  werden  ihre  Blätter  nur  noch  selten  und  ausnahms- 
weise verarbeitet,  da  sie  ein  zu  kostbares  Material  darstellen. 
Besonders  schöne  Sorten  wai-en  ,.Benoit  Comte,'\  „President 
Demole'',  „Pres.  Eiffaud''\  „Andreanum^\  „Reidii^\  „Mr.  Alhert 
TruffauV-^  und  „Thom'psoniv'' .  An  anderer  Stelle  zeigte  die 
Firma  Croton  in  kleinen  Exemplaren  und  prächtige  Pandanus. 
Unter  der  erdrückenden  Konkurrenz  der  Ausländer  konnte 
auch  die  bekannte  Berliner  Firma  Spielberg  &  De  Coene, 
Franz.  Buchholz,  mit  Ehren  bestehen.  Ihre  gleichmäßigen 
Topfexemplare  von  Celosia  Thompsonü  magnifica  zeigten,  wie 
man  aus  dieser  hübschen  Sommerblume  auch  eine  gute  Markt- 
pflanze machen  kann.  Die  Billbergia  rhodocyana  in  Bifite 
ließen  nichts  zu  wünschen  übrig  imd  die  Sehaupflanzen  von 
Bouijainvillea  glahra  sanderiana  waren  oluie  Konkui'renz. 
Schöne  Ananasgewächse  zeigte  auch  A.  Hartstein  sen., 
Düsseldorf.  H.  Kohlmann slehner,  Britz  bei  Berlin,  war 
mit  sehr  gut  kultivierten  Nepltrokjns  Piersonn  vertreten,  einer 
guten,  etwas  monsti-ösen  Handelssorte,  die  aus  Nordamerika 
zu  uns  gelangt  ist. 


Von  der  oiiglisclien  Provinziell -Aiisslclliiiij» 
in  Slirewsbury. 

Von  Richard  Anker,  Addison  Nursery,  West-Kensington. 

U  nter  den  deutschen  Fachleuten,  die  die  Tempel  Show 
Londons  besuchen  und  durch  die  Reichhaltigkeit  der  aus- 
gestellten Pflanzen  und  Blumen  zu  Urteilen  und  Vergleichen 
angeregt  werden,  hört  man  oft  die  Anschauung  laut  wei'den, 
daß  sie  den  um  die  Weltstadt  herum  wohnenden  Gärtnern 
eine  günstige  Gelegenheit  böte  ihre  Produkte  der  breiten 
Öffentlichkeit  zu  zeigen,  daß  das  Ausstellungsterrain  so 
besonders  gut  gelegen  sei  und  das  Publikum  für  ein  ver- 
hältnismäßig geringes  Eintrittsgeld  zugelassen  werde.  Diesen 
au  und  für  sich  so  günstigen  Vorbedingungen,  so  nimmt  man 
an,  seien  die  glänzenden  geschäftlichen  und  gärtnerischen  Er- 
folge allein  zuzuschreiben,  die  diese  Ausstellung  jedes  Früh- 
jahr im  Gefolge  hat. 

Es  ist  ein  Iirtum  anzunehmen,  daß  keine  perfekte  mehr- 
tägige Ausstellimg  abgehalten  werden  kaiui,  wenn  die  Aus- 
steller an  entfernten  Orten  und  wenn  die  Besucher  nicht 
in  allernächster  Nilhe  wohnen,  oder  sich  sonstige  lokale  Miß- 
stände zeigen.  Dies  beweist  die  kürzlich  stiittgehabte  zwei- 
tägige Ausstellung  im  Städtchen  Slirewsbury,  einem  Orte, 
der  westlich  von  Birmingham  gelegen,  von  dichtbestandenen 
Hügeln  umrahmt,  wie  geschaffen  zur  Abhaltung  eines 
gärtnerischen  Festes  ist. 

Die  Stadt  hat  30000  Einwohner  und  beherbergt  während 
der  Ausstellungswoche  weitere  CO  000  Gäste,  welche  allerdings 
teilweise  gezwungen  sind,  die  Nacht  in  einigen  benachbarten 
Dörfern  zuzubringen.  —  Die  erste  Ausstellung  fand  statt  im 
Jahre  1875   und   im  Laufe   der  Jahie   hat  sich  die   Leitung 


des  Gartenbau -Vereins  der  Grafschaft  Shropshire  sehr  bemüht, 
die  stets  im  August  wiederkehrende  Ausstellung  zu  einem 
solchen  Ereignis  für  den  Blumenliebhaber  zu  machen,  daß 
die  „Exhibition"  dieser  Provinzialstadt  wohl  unerreicht 
dnsteht.  Im  Jahre  1902  passierten  die  Tore  75  000  Gäste; 
1903  wurden  4G800  Mk.  Eintrittsgelder  vereinnahmt,  ob- 
gleich das  Wetter  sehr  ungünstig  war;  iin  .lahre  1875  betrug 
die  für  die  Prämiierung  ausgesetzte  Summe  4000  Mk., 
diesen  Sommer  war  die  Summe  auf  22500  Mk.  angewachsen. 
Außer  den  Geldpreisen  gelangte  eine  große  Anzahl  Medaillen, 
silberner  und  goldener  Geräte,  und  endlich  der  Champion 
Grape  Cup  —  ein  riesiger  silberner  Pokal  —  für  die  best- 
gezogeneu  Trauben  ziu-  Verteilung. 

Der  Park,  in  dem  die  Ausstellung  allgehalten  wird,  ist 
recht  groß  und  hat  seine  Schönheiten  speziell  in  einem 
kleinen  Tal,  welches  inmitten  desselben  gelegen  ist  und  einen 
kleinen  Wasserfall,  Alpengärten  und  Fontänen  aufweist.  So- 
bald die  Zelte  uach  Dunkelwerden  geschlossen  sind,  erfreut 
sich  das  Publikum  an  Konzerten  und  Feuerwerken,  und  es 
hat  sich  herausgestellt,  daß  auch  die  so  beliebten  Pferdesports 
und  andere  Belustigungen  so  begehrt  waren,  daß  man  sie 
eingeführt  hat.  Im  Laufe  des  Nachmittags,  wenn  die  Zelt- 
atmösphäi-e  zu  drückend  wirkt,  sieht  man  sich  wohl  ein 
offenes  Theater  oder  den  Aufstieg  eines  lenkbaren  Luftschiffes 
durch  Spencer,  den  berühmten  Äronauten,  an.  Alle  diese  Sachen 
tragen  jedoch  nicht  den  Charakter  eines  Jahrmarkts,  sondern 
werden  derart  geleitet,  daß  man  diesen  Teil  des  Parkes  mehr 
als  eine  Erholung  nach  den  Zeltwanderungen,  wie  als  Tingel- 
tangel ansehen  muß. 

Den  Ausstellern  ist  ausgezeichnete  Gelegenheit  geboten, 
ihre  Produkte  vor  allen  Zufälligkeiten  geschützt  zu  zeigen. 
Bei  Ankunft  eines  jeden  Eisenbahnzuges  warten  bereits  Wagen 
am  Bahnhof,  die  den  Ausstellern  gratis  zur  Verfügung  stehen, 
um  die  Objekte  an  Ort  und  Stelle  zu  schaffen.  In  der  ersten 
Nacht  werden  sämtliche  Zelte  elektrisch  beleuchtet,  jeder 
Aussteller  erhält  vom  Komitee  soviel  Platz  angewiesen,  wie 
er  zur  effektvollen  Schaustellung  seiner  Artikel  benötigt  und 
außerdem  alles,  was  er  an  Blattpflanzen  und  Palmen  braucht, 
um  den  Hintergrund  eines  Standes  günstig  abzuschließen. 
Angestellte  erhalten  am  nächsten  Morgen  freies.  .Frühstück, 
und  die  Wasserversorgung  zum  Bewässern  und  Spritzen  der 
ausgestellten  Pflanzen  ist  vorzüglich  vorgesehen,  indem  hierfür 
in  nächster  Nähe  eigene  Tanks  angelegt  sind.  Die  Frucht- 
abteilung wird  besonders  beschützt,  indem  man  dieselbe  mit 
Drahtgeflechten  umgibt,,  deren  Maschen  gerade"  weit  genug 
sind,  tun  auf  die  Augen  des  Besuchers  niöh't  störend  zu  wirken. 

In  den  Fruchtkonkurrenzen  findet  man  neben  den 
berühmten  englischen  Gewächshausü-aüben ,  welche  oft  in 
800 — 400  Fuß  langen  Häusern  gezogen  werden,  noch  Feigen, 
Melonen,  Nektariiion  und  Piirsiche,  sowie  alles  denkbare  Frei- 
landobst in  allL'rbesten  (^tiialitäten.  Von  der  Güte  der  Trauben, 
die  übrigens  einen  bedeutenden  Ausfuhrartikel  bilden,  kann 
man  sich  nur  einen  Begriff  machen,  wenn  man  dieses  herr- 
liche Tafelobst  hier  sieht.  Der  Preis-Pokal  geht  erst  in  den 
Besitz  des  Bewerbers  über,  wenn  er  ihm  dreimal  zuerkannt 
wurde. 

12  Ti-auben  sind  zur  Koiikui-renz  unerläßlich  nötig; 
man  fand  die  folgenden  vor  unter  dem  Sortiment,  welches 
den  ersten  Preis  errang:  1  „Alnwick  Sämling-',  A  „Madresfield 
Court",  4  „Museal  of  Alexandria",  1  „Black  Hamburgk'-, 
2  „Gros  Maroc." 

Eine  andere  vielumstrittene  Ausstellungs-Aufgabe  war  die, 


IX, 


Die  Gartenwelt. 


23 


welche  vorschreibt  eine  Gruppe  von  Gewächshauspflanzen 
zu  zeigen,  die  300  Quadratfuß  einnimmt  und  für  Effekte 
bestimmt  ist. 

Die  Firma,  welche  den  ersten  Preis  davontrug,  zeigte 
Codiaeum  (Orotoii),  Aralia,  Palmen,  Begonien  und  Orchideen. 

Ein  Preisausschreiben  für  15  Gewächshauspflanzen, 
10  davon  blühend,  war  stark  umworben  worden.  Der  Sieger 
des  ersten  Preises  zeigte  Ixora  salicifoUa,  Williamsü  und 
Duffii,  Slatice  profusa  und  intermedia,  Dijiladenia  regina,  Ertca 
marnockiana.  Bougainvillea  glabra  sanderiana,  Allamanda 
(/randiflora,  liondelelia  speciosa  major,  Codiaeum  „Sunsef-^ 
und  „Vietoria'-'  nebst  drei  Palmen. 

Die  Bougainnlleen  allein,  deren  Brakteen  strahlend  das 
Grün  der  Pflanzen  verdeckten,  verdienen  elu-ende  Anerkennung. 

Eine  Cannagruppe  war  ferner  ausgestellt,  wie  man  sie 
in  derartig  wechselnden  Varietäten  und  voUkoramnen  großen 
Blütenrispen  recht  selten  findet. 

Es  befinden  sich  lüer  Firmen,  welche  bei  Anlässen,  wie 
solche  diese  Ausstellung  bot,  ihre  Kunden  (Ämatem-e)  in  Wett- 
bewerb treten  lassen.  Diesmal  wünschte  eine  derselben,  ihre 
letzten  Neuheiten  in  Konkurrenz  erscheinen  zu  lassen.  Ein  Ama- 
teur erhielt  einen  Pokal  für  folgende  selbst  gezogene  Pflanzen: 
Ceropegia  Woodii,  Dracaena  Victoria,  Davallia  lucida,  Helicofiia 
ilhisi7-is,   Ficus  radicans  variegata  und   Aneinia   rotundifolia. 

Die  Einzelaufführungen  der  Gruppen,  in  denen  speziell 
Oroion,  Anthurium,  Caladium,  auch  herrliche  Nelken  glänzten, 
würde  zu  weit  führen. 

Bindereien  waren  stark  vertreten  und  aus  dem  kostbarsten 
Orchideenmaterial  gearbeitet.  An  den  gefälligen  Schaubuketts 
ist  leicht  zu  sehen,  daß  der  kontinentale  Einfluß,  der  sich 
schon  in  den  Westendläden  Londons  bemerkbar  macht,  das 
kompakte,  althergebrachte  Ai-rangement  hier  langsam,  aber 
sicher  verdrängt. 

Stauden  in  allen  Gattungen  waren  leidlich  vertreten. 
Montbretia,  Coj-eopsis,  Erigeron  speciosus  tnajor,  Orinum 
Powelii,  Kniphofia  {Tritoma)  „Dr.  Reget',  Delphinium,  Phlox, 
Campanula  und  Gladiolus  hybr.  princeps  glänzten  durch  ihre 
Schönheit. 

Auch  Dahlien  waren  häufig  ausgestellt;  fast  nur 
Kaktustypen  in  allen  Nuancen.  Der  so  warme  Sommer  hatte 
vermocht  allerbeste  feinste  Schattierungen  und  Blüten  von 
bedeutender  Größe  zu  zeitigen,  und  man  konnte  diese  Klasse 
als  eine  reich  beschickte  Sonderausstellung  betrachten. 

Von  den  Gemüse-Abteilungen  will  ich  nur  sagen,  daß 
ich  selten  solche  gesunde  Zeugen  gärtnerischen  Fleißes  sah. 
Besonders  Blumenkolü,  Zwebeln  und  Sellerie  waren  wirldich 
nicht  besser  zu  kultineren. 

Alles  in  allem  stellte  diese  Ausstellung  ein  Ganzes  dar, 
welches  einzig  in  seiner  Art  war. 

Das  vollkommene  Fehlen  minderwertiger  Objekte,  die 
Ansammlung  von  Produkten  aus  fast  allen  Teilen  des  König- 
reichs, die  Vollkommenheit  der  Blüten  alles  Ausgestellten, 
•das  Entgegenkommen  des  Komitees,  die  Volkstümlichkeit  der 
ganzen  großen  Idee,  den  Gartenbau  zu  heben,  und  die  Art 
wie  der  kolossale  Verkehr  geleitet  und  bewältigt  wurde,  alle 
diese  Tatsachen  werden  sich  in  solcher  VoUkoramenheit  wie 
.hier  wolü  auf  keiner  anderen  Ausstellung  zusammenzufinden. 


Aus  den  Vereinen. 

Jahresversammlung  der  Deutschen  Dahlien -Gesellschaft 
in  Düsseldorf  am  8.  September.  Im  Anschluß  an  ihre  große 
Dahlienausstt'Uunfr    im     Pavillon     für    Sonderau.sstelluDgen    hielt    die 


Deutsche  Dahlien -Gesellschaft  üire  diesjährige  Jahresversammlung 
unter  der  Leitung  des  Vorsitzenden  Herrn  Georg  Bornemann- 
Blankenburg  a.  H.  ab.  Da  Herrr  Professor  Roeber  am  Erscheinen 
verhindert  war,  wurde  die  Ausstellungsleitung  durch  Herrn  Direktor 
Frauberger  vertreten,  der  nach  Eröffnung  der  Sitzung  ein  Be- 
grüßungswort sprach.  Vom  Grafen  Schwerin  war  ein  Begrüßungs- 
Telegramm  eingelaufen,  das  der  Vorsitzende  zur  Verlesung  brachte. 
Der  Geschäftsführer,  Herr  Heinrich  Kohlniannslehner-Brietz 
b.  Berlin,  erstattete  darauf  den  Eechnungsbericht,  der  allerdings  mu- 
unvollkommen  wiedergegeben  werden  konnte,  da  der  Kassierer,  Herr 
Craß,  erkrankt  war  und  die  Aufstellungen  nicht  zui'  Hand  waren.  Die 
diesjährige  Ausstellung  hat  bis  dahin  einen  Aufwand  von  ca.  1000  M. 
erfordert,  die  insbesondere  zur  Vorbereitung  des  Auspflanzgeländes 
in  der  Ausstellung,  für  Reisespesen,  Drucksachen  usw.  verwendet 
wurden.  Der  Betrag  wird  sich  voraussichthch  noch  erhöhen;  trotz- 
dem ist  davon  eine  Belastung  der  Gesellschaft  oder  ein  Defizit  nicht 
zu  erwarten,  da  die  hiesige  Ausstellungsleitung  der  Gesellschaft  in 
zuvorkommendster  "Weise  für  ihre  Sonderausstellung  2000  M.  zur 
Verfügung  gestellt  hat.  Der  Geschäftsführer  bedauert,  daß  die  ein- 
zelnen Mitgüeder  zu  wenig  tätige  Anteilnahme  an  der  Entwicklung 
und  an  den  Arbeiten  der  Gesellschaft  nähmen  und  bittet  die  Mit- 
glieder um  regere  Unterstützung.  Im  Anschluß  au  den  Rechnungs- 
bericht entspann  sich  eine  Debatte  über  die  Gläserfrage,  in  der  be- 
schlossen ward,  den  Blumengläser-Bestand  der  Gesellschaft,  der  bisher 
den  wertvollsten  Besitz  derselben  ausmachte,  zu  ergänzen  und  wie 
bisher  für  Ausstellungen  in  Bereitschaft  zu  halten.  Die  kostspielige 
Veranstaltung  selbständiger  Dahhenausstellungen,  wie  sie  in  den  ersten 
Jahren  seitens  der  Gesellschaft  erfolgte,  soll  in  Zukunft  unterbleiben,  die 
Ausstellungen  sollen  möglichst  im  Anschluß  an  größere  Unter- 
nehmungen stattfinden,  da  die  Gesellschaft  dabei  am  besten  fort- 
komme. Als  nächster  AussteUungsort  wurde  auf  Einladung  hin 
Darmstadt  in  Vorschlag  gebracht.  Die  Vorstandswahl  wird  wegen 
Abwesenheit  des  Kassierers  bis  zur  nächsten  in  Hannover  stattfindenden 
Hauptversammlung  vertagt.  Um  den  Mitgliedern  auch  praktische 
Vorteile  zu  gewähren,  soll  der  Versuch  gemacht  werden,  die  neuen 
Errungenschaften  in  der  Dahlienzucht  alljährlich  bekannt  zu  geben. 
Zu  diesem  Zweck  wird  eine  Kommission  regelmäßig  die  Hauptkultur- 
stätten für  Dahlien  besuchen,  um  das  notwendige  Material  zu  sammeln. 
Nach  Erledigung  des  geschäftlichen  Teiles  hielt  Herr  Kohlmannslehner 
einen  interessanten  Vortrag  über  die  Geschichte  der  Dahlie,  die  m 
diesem  Jahre  ihr  hundertjähriges  JubUäum  seit  ihrer  Einführung  in 
Deutschland  feiert.  Danach  wurde  die  Dahlie  aus  Mexiko  zunächst 
in  England  eingeführt.  3804  erfolgte  ihre  Einführung  in  Deutsch- 
land. Der  Samen  der  ersten  deutschen  Dahhen  stammte  von  Alexander 
von  Humboldt,  dem  also  die  Einführung  der  Dahlie  in  erster  Linie 
zu  danken  ist.  Eine  der  Hauptkulturstätten  war  Köstritz,  woselbst 
die  Firma  Christian  Deegen  große  Dahlienkulturen  anlegte.  Es 
ist  dieselbe  Firma,  die  heute  noch  große  Dahlienspezialzucht 
treibt  und  auch  auf  der  hiesigen  Ausstellung  vorteilhaft  vertreten  war. 
Im  Jahre  1836  fand  in  Jena  die  erste  Dahlienschnittblumeu-Aus- 
stellung  statt,  die  auch  noch  von  Alexander  von  Humboldt  besucht 
wurde  und  auf  welcher  die  ebengenannte  Firma  Deegen  bereits  mehr 
als  200  Sorten  von  Dahlien  ausstellte.  Ums  Jahr  1840  ließ  das 
Interesse  für  Dahlien  wieder  nach,  ohne  daß  darum  die  Leistungen 
der  deutschen  Gärtner  geringer  geworden  wären.  Im  Gegenteil,  die 
deutschen  Züchter  waren  fortgesetzt  an  der  Arbeit,  um  neue  Spiel- 
arten zu  ziehen,  aber  es  zeigte  sich  auch  hier  die  auf  anderen  Ge- 
bieten vielfach  beobachtete  Erscheinung,  daß  ein  deutsches  Produkt 
eret  dann  Anerkennung  findet,  wenn  es  aus  dem  Auslande,  in  diesem 
Falle  England,  neu  eingeführt  wird.  Die  deutschen  Züchter  waren 
die  ersten,  die  an  Stelle  der  großköpfigen  runden  Dahlie  die  spitz- 
blättrige gefälligere  Dahlienform  züchteten,  die  uns  unter  dem  Namen 
der  Kaktusdahlie  bekannt  ist.  Diese  Form  fand  aber  lange  Zeit  keinen 
rechten  Eingang,  bis  in  den  80er  Jahren  die  ersten  Kaktusdahlien 
von  England  herüberkamen,  die  nun  als  große  Neuheit  bewundert 
und  gekauft  wurden.  Im  Anschluß  an  diesen  Vortrag  erfolgte  noch 
eine  anregende  Aussprache  über  einzelne  spezielle  Fi'agen.  Herr 
Margot- Köstritz,  der  Enkel  des  ersten  großen  deutschen  Dahlien- 
zücbters,  war  in  der  Versammlung  anwesend. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  2 


Zeit-  und  Streitfragen. 
Garteiiverwaltuiig  und  Lokalpresse. 

Jji  Hannover  griff  in  der  Sitzung  der  städtischen  Kollegien  vom 
15.  September  Stadtdirektor  Tramm  in  einer  die  Finanzpolitik  der 
Stadt  begründenden  großen  Rede  als  Beispiel  auf  die  Entwioklungs- 
stadien  der  städtischen  Gartenaulagen  zurück,  die  er  mit  den  gleich- 
zeitigen Kommentaren  der  Lokalpresse  begleitete.  Bei  der  Um- 
gestaltung des  Theaterplatzes  ließ  sich  eine  „vox  populi  vox  Bei" 
vernehmen,  die  wegen  der  Opferung  einiger  nicht  sehr  glänzender 
Pyramidenpappeln  zugunsten  eines  großen  Verkehrsweges  die  Stadt- 
leitung der  Verdammnis  übergeben  wollte,  die  das  Bauwerk  des 
genialen  Laves  (das  Hoftheater)  schände  und  132000  Mk.  ausgäbe, 
um  die  grandiose  Idee  des  großen  Mannes  in  die  Erde  zu  karren. 
Bei  der  landschaftlichen  Umgestaltung  des  Stadtwaldes  Eilenriede 
wurde  festgestellt,  daß  auf  dem  Rathause  ein  vollständiger  Barbarismus 
herrsche,  der  nur  darüber  nachsinne,  wie  er  die  schattigen  Bäume 
der  Eilenriede  beseitige.  Und  als  der  Marschpark  angelegt  werden 
sollte,  da  wui-de  gesagt,  daß  dieser  Platz  in  seiner  großen,  unregel- 
mäßigen Form  sich  niemals  für  einen  Park  eignen  würde.  Wenn  er 
aber  geschaffen  würde,  so  würde  er  die  umliegenden  Bauwerke 
vollständig  erdrücken ;  und  wenn  Bäume  darin  aufwüchsen,  was  man 
bezweifele,  so  würde  es  lange  Jahre  dauern,  bis  diese  irgendwie 
zur  Geltung  kommen  würden.  Die  Wirklichkeit  hat  inzwischen  alle 
Bedenken  der  Zweifler  zunichte  gemacht,  und  kein  Mensch  möchte 
die  der  Stadt  durch  die  Anlagen  gewonnenen  Reize  heutzutage  mehr 
missen.  Der  ausführenden  Gartenverwaltung  kann  dagegen  durch 
diese  Art  der  Kritik  manche  Verlegenheit  bereitet  werden,  ehe  sich 
die  Lokalpresse  daian  gewöhnt  hat  zu  erkennen,  daß  die  Sachkunde 
jedes  beliebigen  Reporters  oder  Bürgervereinsmitgliedes  nicht  aus- 
reicht, um  gartenkünstlerische  Projekte  zu  beurteilen.  Kr. 


Rechtspflege. 

Keine  Haftpflicht  des  Arbeitgebers.  Das  Reichsgericht 
hat  neuerdings  eine  für  Arbeiter  und  Arbeitgeber  höchst  wichtige 
Entscheidung  getroffen  und  die  Frage,  ob  der  Arbeitgeber  für 
den  Schaden  haftbar  ist,  der  seinen  Arbeitern  durch  das  unter- 
lassene Einkleben  von  Invaliditäts-  imd  Altersversicherungsmarken 
rrwächst  bezw.  erwachsen  ist,  verneint,  wie  die  D.  Tagesztg. 
mitteilt.  In  der  betreffenden  Entscheidung  heißt  es  u.  a.  Das  Gesetz 
bezweckt  eine  öffentliche  Fürsorge  für  die  Arbeiter.  Die  Niohtent- 
richtung  der  Beiträge  ist  mit  Strafe  bedroht.  Die  Vorschriften  weisen 
darauf  hin,  daß  die  Verpflichtung  der  Arbeitgeber  zum  Markenkleben 
nicht  auf  dem  Dienst-  oder  Arbeitsvertrage  beruht,  sondern  eine 
öffentliche  Pflicht  ist,  die  dementsprechend  auch  nur  durch  öffentliche 
rechtliche  Zwangsmittel  zur  Eifüllung  gebracht  werden  kann. 

Die  Instandhaltung  fremder  Gärten  durch  einen  Gärt- 
nereibesitzer ist  keine  invalidenversicherungspflichtige  Tätig- 
keit. Diesen  Grundsatz  hat  das  Reichsversicherungsarat  kürz- 
lich aufgestellt.  Der  betreffende  Gärtner  hatte  nur  einen  ver- 
hältnismäßig kleinen  Teil  des  Jahres  bei  einer  beträchtlichen  Zahl 
von  Auftraggebern,  unter  Verwertung  seiner  besonderen  fachlichen 
Ausbildung  und  in  entsprechender  Unabhängigkeit,  in  fremden  Gärten 
gearbeitet,  dabei  einen  Teil  der  erforderlichen  Pflanzen  selbst  aus 
i5einer  Gärtnerei  geliefert  und  einen  Lehrling  verwendet.  Nach  der 
Ansicht  des  Keichsversichorungsamtes  hat  dieser  Gärtner  sich  nicht 
anders  betätigt  als  die  zahlreichen  anderen  Gärtner,  bei  denen  die 
Instandhaltung  fremder  Gärten  einen  Teil,  unter  Umständen  den 
Hauptteil  ihres  Gewerbebetriebes  bildet,  ohne  daß  ein  Zweifel  an 
ihrer  Stellung  als  selbständige  Gewerbetreibende  entstände. 


Tagesgeschichte. 


Düsseldorf.  Über  die  Finanzlage  der  Düsseldorfer  Ausstellung 
wurde  von  hei-ufener  Seite  folgendes  mitgeteilt:  In  dem  Voi'anschlag 
für  die  finanzielle  Gestaltung  des  Unternehmens  waren  für  Einnahmen 


an  Abonnements  und  Entrittsgeldern  72Ö000  Mk.  angesetzt  worden, 
diese  Summe  war  aber  bereits  ausgangs  August  um  mehr  als  eine  Viertel 
Million  Mark  überholt  worden,  denn  die  Einnahmen  aus  den  Abonnements 
und  den  Eintrittsgeldern  betrugen  Ende  August  schon  1 069  976  Mk. 
Ähnlich  günstig  hat  sich  das  Verhältnis  für  die  Haupteinnahmequelle 
der  Ausstellung,  das  Oktroi,  gestaltet.  Es  war  im  Voranschlag  auf 
93000  Mk.  festgesetzt.  Bis  heute  hat  die  Ausstellung  bereits  über 
200000  Mk.  für  Oktroi  eingenommen.  Bei  diesem  günstigen  Stande 
der  Einnahmen  liat  die  Leitung  ihre  Ausgaben  für  eine  möglichst 
vollkommene  Gestaltung  und  Durchführung  der  Ausstellung  ent- 
sprechend erböht,  da  es  bei  diesem  aus  sozialen  und  gemein- 
nützigen Gründen  ins  Leben  gerufenen  Unternehmen  nicht  auf 
die  Erzielung  eines  Überschusses  abgesehen  ist. 

Frankfurt  a.  JH.  Der  gemeinsam  von  der  Gartenbau-Gesell- 
schaft, vom  Verschönerungs-Verein  und  vom  Verein  zur 
Förderung  des  Fremdenverkehrs  in  Frankfurt  a.  M.  zum 
dritten  Male  veranstaltete  Wettbewerb  im  Balkonschmuck  hatte 
sich  in  diesem  Jahre  einer  etwas  lebhafteren  Beteiligung  zu  erfreuen. 
Wenn  auch  die  Zahl  der  angemeldeten  Balkone  keine  viel  größere 
als  im  Vorjahre  war,  so  hat  doch  der  Wettbewerb  auch  außerhalb 
des  Kreises  der  Teilnehmer,  wie  zu  beobachten  war,  Anregung  gegeben. 
Namentlich  zeigten  die  Straßen  der  Außenstadt  eine  überaus  reiche 
und  zum  Teil  recht  geschmackvolle  Schmückung  der  Balione,  welche 
dem  Gesamtstraßenbilde  verschiedentlich  eine  ganz  reizvolle  Ab- 
wechslung boten. 

Zum  Wettbewerb  waren  ca.  50  Anmeldungen  ergangen.  Die 
Beurteilung  erfolgte  durch  eine  aus  Mitgliedern  der  beteiligten  Vereine 
gebildete,  zum  großen  Teil  aus  Fachleuten  bestehende  Kommission, 
die,  sich  in  drei  Bezirke  teilend,  im  Laufe  des  Sommers  einmal 
gemeinsam  und  danach  von  Zeit  zu  Zeit  einzeln  Besichtigungen 
vornahmen.  Letztere  sollten  namentlich  zur  Prüfung  der  Unterhaltung 
der  für  die  Prämiierung  vorgesehenen  Balkone  dienen.  Die  Be- 
urteilungskommission machte  dabei  vielfach  die  Bemerkung,  daß  die 
Bewerber  durch  Massenverwendung  von  allerlei  Pflanzenmaterial 
eine  gute  Wirkung  zu  erreichen  glaubten,  dabei  aber  durch  die 
Überfüllung  sehr  außer  acht  ließen,  daß  der  Balkon  in  der  Haupt- 
sache doch  immer  ein  bequemer  Aufenthaltsort  bleiben  soll.  Was 
das  Pflanzenmaterial  anbetrifft,  so  fanden  wieder  lorzugsweise  Zonal- 
und  Efeupelargonien,  sowie  in  gemischter  Zusammenstellung  Fuchsien. 
Tropaeolum,  Petunien,  Lobelien  etc.  Verwendung.  Wenn  auch  nicht 
zu  verkennen  ist,  daß  besonders  die  Vei-wendung  von  „Meteor''- 
Pelargonien  in  Verbindung  mit  rosablühenden  Efeupelargonien  eine  sehi- 
dankbare  Sache  ist,  so  ist  aber  zu  befürchten,  daß  ein  Allzuviel  ein- 
förmig wirken  muß.  Man  sollte  vielmehr  zeigen,  daß  sich  mit  dem 
zur  Verfügung  stehenden  vielseitigen  Pflanzenmaterial  nicht  nur 
färben-,  sondern  auch  formenharmonische  und  eigenartige  Zusammen- 
stellungen machen  lassen. 

Unter  Berücksichtigung  einer  nicht  nur  der  ästhetischen  Wirkung 
entsprechenden,  sondern  auch  dem  praktischen  Zwecke  des  Balkons 
Rechnung  tragenden  Schmückung  und  Anordnung  wurden  vom  Preis- 
gericht 3  Ehrenpreise,  10  silberne  und  9  bronzene  Medaillen. 
15  Diplome  sowie  4  Lobende  Erwälmungen  erteilt.  F.  K. 

Geestemfinde.  Der  Plan  der  Schaffung  eines  Geestemünder 
Bürgerparks  ist  wieder  einen  Schritt  weiter  gekommen.  In  einer 
abgehaltenen  Sitzung  des  Waldvereins  wurde  ein  vom  Parkdirektor 
Ohrt  in  Bremen  entworfener  Plan  für  die  126  ha  große  Waldanlage 
vorgelegt  und  genehmigt.  Es  wurde  beschlossen,  den  Grunderwerb 
weiter  zu  betreiben  und  die  Fortsetzung  des  augenblicklich  i-iihenden 
Enteignungsverfahrens  zu  veranlassen.  Es  stehen  für  die  Ausführung 
des  gemeinnützigen  Werkes  bereits  70000  M.  zur  Verfügung,  wenn 
sie  auch  noch  nicht  für  die  Vollendung  desselben  ausreichend  sind. 
Oelsnitz  i.  V.  Eine  sehr  kalte  Nacht  war  die  vom  U.  zum 
12.  September.  Das  Thermometer  zeigte  früh  5  Uhr  3  Grad  Celsius 
unter  Null.  In  den  Gärtnereien  und  in  den  Privatgärten  sind  die 
empfindlicheren  Pflanzen  durch  den  Frost  erheblich  beschädigt  worden. 
Dem  trockenen  heißen  Sommer  wird  voraussichthch  ein  ebenso 
trockener  Herbst  mit  zeitigen  starken  Frösten  folgen.  In  der 
Berliner  Gegend  traten  die  ersten  Fröste  vom  18.  zum  19.  September 
auf,  ihm  fielen  u.  a.  stellenweise  Dahlien  und  Gurken  zum  Opfer. 


Verantwortl.  Bedaktenr:  Max  Heediirffor.  Berlin.  —  Verlag  v.  Richard  Carl  Schmidt  4:  Co..  Leipzig.  —  Druck:  Anhalt.  Bnchdr.  Gutenbere.  e.  G.  m.  b.  H..  Dessau. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


15.  Oktober  1904. 


No.  3. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Farne. 


Bilder  aus  der  Heimat  der  Baurafarne. 

Von  Woldemar  Nicolai,    Paiadiesgarten,  i^Coswig  i.  S. 
{Iliei-xu  i-ier  Abbildungen.) 
Die    Nordinsel    Neuseelands,  Te  Ika  a  Maui,    auch 
Auckland  genannt,  ist  wegen  ihrer  üppigen,  subtropischen 
Vegetation    bemerkenswert;    sie    ist   aber   gebirgig    und 
sehr  vulkanisch.    In  den  Niederungen  gibt  es  viele  heiße 
Quellen  und  warme  Seen.     Der  Aufstieg  ins  Gebirge  ist 
ein    schwieriges    Unter-    . 
nehmen,  denn  die  Berge 
sind  steil  und  der  Wald 
ist  wegen   der  zahllosen 
engverschlungenen    Lia- 
nen    nur     mühsam     zu 
durchdringen.      Die   Er- 
habenheit der  Natur  ver- 
mag   es  aber,  den  Men- 
schen    für     die     ausge- 
standenen  Strapazen    zu 
entschädigen.  Höher  hin- 
auf steht  Hochwald,  der 
so    recht   die  Lebensbe- 
dingungen    für     Farne 
bietet:  Feuchte  Luft  bei 

mittlerer  Temperatur, 
schattiges  Laubdach  und 
humusreiche  Erde.    Hier 
gelangen    die  Farne  zur 

höchsten  Entwicklung 
und  der  Sammler  macht 
reiche  Ausbeute.      Hun- 
derte niedriger  und  baum- 
artiger Farne,  meist  den 

Gattungen     AUophila, 
Cyaihea.   Dichsonia   und 
Todea  angehörend,  haben 
hier   ihre   Heimat.    Cya- 

Gartenwelt.     IX. 


thea  meduUaris  Sic,  C.  dealbaia  Sic.  und  C.  punga 
wetteifern  in  Größe  und  Schönheit.  Einzelstehende 
Exemplare  haben  Stämme  bis  12  Meter  Höhe  und  der 
Durchmesser  ihrer  Wedelkrone  beträgt  6 — 8  Meter.  Aber 
alles  wird  überragt  von  gewaltigen  Laubbäumen,  die  den 
Baumfarnen  Schutz  vor  den  Sonnenstrahlen  gewähren. 
Die  Gebirgsbäche,  die  rauschend  zu  Tale  eilen,  sind  an 
ihren    Ufern     dicht    mit    zahllosen    Farnen     bewuchert. 


Wohnung  des  Farnsam 
(Cvathea  dealbata 


mlers,  im  Vordergrund  Cordyline   australis   und  Farne 

und    niedullari^).      Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 


Die  Gartenwelt. 


IX,  3 


Myrtengewächse,  Mimosen  und  Proteaceen  sind  die 
Hauptvertreter  der  Laubhölzer.  Von  Farnen  finden  sich 
noch  Alsophila  contanünans  Wall..  A.  bmulafa  R.  Br.^ 
Dicksotiia  antarctica  B.  Br.  (Labill.)  =  Balantium 
antarcticum,  dazwischen  niedrige  und  halbhohe  Cyatheen. 
"Wohl  die  größte  aller  Cyatheen  ist  C.  punga.  deren 
Stämme  bis  20  m  hoch  werden  und  deren  Kronen  bis 
5  m  lange  Wedel  tragen.  Diese  Art  nimmt  auch  mit 
trockneren  Standorten 
vorlieb,  vorlangt  aber, 
wie  die  anderen,  Be- 
schattung durch  hö- 
here Bäume  zum  guten 
Gedeihen.  Wo  der 
Hochwald  stellenweise 
zurücktritt,  ändert  sich 
sofort  das  Laudschafts- 
bild.  Cordyline,  P/ior- 
mium  fena.r,  Lepto- 
spennuin  -Arten  zei- 
gen sich  dann  in  voll- 
endeter Schönheit,  und 
wo  sich  dem  Auge  ein 
Ausblick  bietet,  sieht 
es  in  weiter  Ferne, 
in  der  Sonne  weiß  er- 
scheinend und  zitternd 
das    Meer.    Tof/cn  s^/- 

pcrha,  Plati/cen'niii, 
Lycopodiurn,  Selagi- 
nellen  sind  von  ver- 
blüffender Schönheit 
und  Größe  und  reizen 
den  Sammler  zum  Mit- 
nehmen. Leider  ist 
der  Weg  beschwerlich 
und  es  ist  eine  furcht- 
bare Plackerei,  zwei 
Meter  lange  Stamm- 
stücke über  Felsen, 
Schluchten  und  schier 
unpassierbare  Stellen 
zu  bringen.    Mit  Hilfe 

von  Eingeborenen 
(Maoris)  werden  die 
Stämme  auf  Kähnen 
zu  Tale  befördert  und 
gehen  dann  mit  dem 
Dampfer,  in  lange  und 

breite  Kisten  verpackt,  nach  Europa.  Die  beigegebenen 
Abbildungen  sind  nach  Photographien  meines  Sammlers 
gefertigt.  Sie  sagen  uns  mehr  als  Worte  es  vermögen  über 
die  großartige  Entwicklung  der  neuseeländischen  Cyatheen 
und  Dicksonien.  DasBild  der  Titelseite  neigt  links  Cordi/line 
australis  und  rechts  Cyathea  dealbata  und  medidlnrh. 
Das  Bild  Seite  29  führt  uns  in  den  Urwald,  wo  Cyathea 


punga  in  Riesenexemplaren  inmitten  des  üppigsten 
tropischen  Waldes  steht.  Die  Abbildung  Seite  27  zeigt 
Cyathea  medullaris  und  Cordyline  australis  und  das  Bild 
dieser  Seite  läßt  uns  einen  Blick  tun  in  einen  herr- 
lichen Waldweg,  an  dessen  Seite  stolze  Gyatliea  dealbata., 
mediälmis  und  punga,  sowie  Dichsonia  antarctica  stehen. 
Wenn  wir  auch  diese  Baumfarne  in  unserem  kälteren, 
weniger  sonnigen  Laude  nicht  zu  derselben  üppigen 
Entfaltung  bringen 
können,  wie  in  ihrer 
Heimat,  so  können 
wir  doch  stattliciie 
Kulturpflanzen  aus 
ihnen  erziehen,  die 
über  Sommer  zur 
Dekoration  im  Freien 
vorteilhaft  verwendet 
werden  können  und 
die  sich  über  Winter 
bei  5  bis  6  Grad  im 
Kalthause  gut  halten. 
Der  weiteren  Ver- 
breitung sind  diese 
Baumfarne  würdig. 
Mögen  diese  Zeilen 
dazu  beitragen. 


Cyathea  medullär 

Originalauftiahm 


Obstbau. 

Beförderung  von 
Obst  auf  der  Eisen- 
bahn. Für  die  gegen- 
wärtige Obstzeit  sind  die 
Dienststellen  erneut  an- 
gewiesen worden,  dar- 
Übel  zu  wachen,  daß  der 
Ob«tversaad  mit  tunlich- 
ster  Beschleunigung  er- 
folgt. Besonderes  Augen- 
merk soll  darauf  gerich- 
tet werden,  daß  zur  Be- 
ladimg keine  mangelhaft 
gereinigten  und  nament- 
lich keine  frisch  desinfi- 
zierten Wagen  gestellt 
werden.  Bei  notwendig 
werdender  Umladung  von 
Obst  in  loser  Sohüttung 
ist  eine  genaue  Tat- 
bestandsaufnahme anzu- 
fertigen, die  über  den 
Befund  des  Obstes  vorund 
bei  der  Umladung  Aufschluß  gibt.  Die  Verwendung  eiserner  Schaufeln 
bei  dem  Umladen  ist  untersagt.  Da  bei  dem  Verwiegen  der  Obst- 
wagen au  den  Empfangsstationen  vielfach  bedeutende  Abgänge  (bis 
rSOO  kg!)  festgestellt  worden  sind,  und  zwar  auch  bei  Wagen,  dei-en 
Frachtbriefe  die  amtlichen  Wägestempel  getragen  haben,  und  diese 
Verluste  nicht  aliein  durch  Eintrocknen  des  Obstes  entstehen  können, 
ist  anzunehmen,  daß  das  Verwiegen  nicht  ordnungsmäßig  statt- 
gefunden hat,  oder  daß  später  wieder  Obst  dem  Wagen  entnommen 
worden   ist.      Es    ist   daher   darauf   zu   achten,   daß   die  amtlichen 


dealbata  und  punga. 

"ür  die  „Gartenwelt". 


IX,  3 


Die  Gartenweh. 


27 


Wägestenipel  nur  dann  auf  die  Frachtbriefe  aufgedrückt  werden, 
wenn  die  Gewiohtsfeststellung  ordnungsmäßig  von  selten  der  Bahn 
erfolgt  ist. 

Sfldafrikanisches  Obst.  Nachdem  in  den  letzten  Jaliren  der 
amerikanische  Wettbewerb  einen  gewaltigen  Aufschwung  genommen 
hat,  tritt  nun  neuerdings  auch  noch  Rüdafrika  mit  seinem  Obst  auf 
den  Plan.  Das  ist  wohl  eine  Folge  der  Einführung  besserer  Ver- 
fahren für  den  Versand  von  Obst  und  von  anderen  leicht  dem  Ver- 
derben au.sgesetzten  Erzeugnissen.  So  sollen  nach  dem  „Westd.  Ldw.- 
in  New-York  vor  kurzem  in  einer  Woche  .550  Kisten  südafrikanischer 
Pfirsiche,  Aprikosen  und  Pflaumen  umgesetzt  worden  sein.  Das  aus 
Südafrika  kom- 
mende Obst  wird 
von  Kapstadt  aus 
verschifft  und  ist 
bisher,  dank  be- 
sonders sorgfäl- 
tiger Verpackung. 
in  Amerika  in  vor- 
züglichem Zu- 
stande angelangt. 
DieserVersand  da- 
tiert erst  aus  dem 
Jahre  1903,  in  wel- 
chem die  erste 
Probesendung  er- 
folgte, welche  so 
gut  aasfiel,  daß 
alsbald  größere 
Bestellungen  an 
Südafrika  erteilt 
wurden.  In  Lon- 
don kennt  man  das 
südafrikanische 
Obst  schon  länger. 
Es  stammt,  soweit 
es  dorthin  ver- 
sandt wird,  fast 
ausschließlich  aus 
den  Obstgäi'ten  der 
Cecil  Khodes  Co., 
die  erst  vor  we- 
nigen Jahren  an- 
gelegt worden  sind. 
Man  riihmt  dem 
südafrikanischen 
Obst  ansehnliche 
Größe,  sehrschöne 

Färbung  und 
Frische  nach,  die 
es  nicht  ahnen 
läßt,  welch  weite 
Seereise  das  Obst 
hinter  sich  hat. 
Die  Obstzucht  in 

Südafrika  ist  auf  einen  Amerikaner  zurückzuführen,  dem  die 
Ähnlichkeit  von  Boden  und  Klima  Südafrikas  mit  dem  seines  Heimat- 
landes auffiel.  Er  bezog  daher  aus  Kalifornien  Obstsamen  und  Schöß- 
linge, und  seine  Bemühungen  waren  von  Erfolg  gekrönt.  Heute 
rülimt  man  besonders  von  den  südafrikanischen  Pfirsichen,  sie  seien 
von  hei-vorragender  Güte,  schön  gefärbt  und  hätten  süßen  und  zarten 
Duft,  wie  ihn  die  kalifornischen  Früchte  selten  aufwiesen. 

Die  neue  Himbeere  „Goliath",  auf  der  Plantage  Feldbrunnen 
bei  Osterode  am  Harz  gezüchtet,  von  J.  C.  Schmidt,  Erfurt,  im  Herbst 
1902  in  den  Handel  gebracht,  hat  sich  bei  mir  sehr  schlecht  bewährt 
und  ist  jedenfalls  für  Sandboden  absolut  untauglich.  Die  Ausläufer- 
bildung dieser  Sorte  ist  geradezu  unheimlich;  in  weitem  Umkreise 
saugt  sie  das  Land  aus,  hunden  und  mehr  Schosse  bildend.  25  Pflanzen 
bezog  ich  im  Hertet  1902,   die  in  diesem  Herbste  über  40  Quadrat- 


ruten überwuchert  hatten.  Ich  habe  die  ganze  unnütze  Sippschaft 
ausroden  und  verbrennen  lassen.  Die  Früchte  stehen  an  Größe  und 
Aroma  denjenigen  der  für  Sandboden  weit  besseren  „Lmmcrlragendmi 
run  Fcldbnmnen"  erheblich  nach,  letztere  ist  übrigens  in  den  meisten 
Jahren  auch  nur  eine  Einmaltragende,  denn  die  jungen  Triebe  blühen 
wohl  noch  im  Sommer,  zur  Eeife  gelangen  aber  nur  vereinzelte 
Früchte  im  September  und  dies  selbst  in  diesem  heißen  Sommer.  Die 
besten  Himbeeren  sind  und  bleiben  die  einmaltragenden  Sorten, 
worunter  ich  „Fastolf"  in  erste  Eeihe  stelle,  jedenfalls  ist  sie  die 
allerbeste  Sorte  für  unseren  märkischen  Sandboden.  M.  H. 


Cyathea  medullaris  und  Cordyline  aiit.tralis.     Origuiaiaufnahme  fu 


Gärtnerische  Reiseskizzen. 

Reiseerlcldiisso  eines  Sammlers  im  fernen  Westen. 

Von  C.  A.  Purpus,  San  Diego,  Californion. 
I. 

-Uer  Ausdruck  „Ferner  Westen"  hat  einen  wunderbaren 
Reiz.  Man  denkt  sofort  an  weite  Prairien  am  Fuße  hoher 
Gebirgsketten,  einst  belebt  von  riesigen  Büffellierden,  jetzt 
von  Viehherden,  herumschweifenden  Cowboys  und  Indianern. 

In  der  Tat,  alles  das  kann  man  noch  sehen,  sobald  man 
den    eigentlichen  Westen    Amerikas    bereist,    ein    Gebiet,  das 


Die  Gartenwelt. 


IX,  3 


sieh  von  Colorado  bis  zum  Stillen  Ozean  erstreckt,  aber  die 
Büffelherden  sieht  man  nicht  mehr,  sie  sind  verschwunden. 
Auf  diesem  ungeheueren  Gebiet,  welches  größer  ist  als 
Deutschland,  gibt  es  eine  Fülle  des  Interessanten  zu  sehen,  und 
die  Ei-lebnisse  eines  Sammlers,  welcher  den  wilden  Westen 
bereist,  sind  oft  sehr  aufregender  Ai't,  auch  erfordert  das 
Reisen  daselbst  einen  gesunden  Körper. 

Ich  habe  während  meines  vieljährigen  Aufenthalts  im 
westlichen  Amerika  Länderstrecken  zu  Wagen  durchstreift, 
welche  Deutschland  an  Größe  weit  übertreffen. 

Vor  etwa  vier  Jahren  bereiste  ich  zu  Wagen  das  süd- 
östliche Californien,  einen  Teil  von  Nevada,  Arizona  und  Utah. 

Über  diese  interessante  Reise  will  ich  nun  den  Lesern 
dieser  geschätzten  Zeitschrift  einiges  mitteilen. 

An  einem  schönen  Aprilmorgen,  wie  man  ihn  nur  im 
mittleren  Californien  kennt,  verließ  ich  mit  einem  Begleiter 
Porterville  in  Tulare  County.  Porterville  ist  ein  kleines  Städtchen 
und  liegt  am  Fuße  der  Vorberge  der  Sierra  Nevada.  Es  ist 
bekannt  diu-ch  seine  Orangengärten,  deren  Bäume  gerade  in 
voller  Blüte  standen  und  einen  herrlichen  Duft  verbreiteten. 
Das  milde  Klima  erlaubt  es,  Palmen  im  Freien  zu  ziehen, 
welche  ihi-e  Heimat  weit  südlicher  haben,  so  z.  B.  die  schöne 
Washingtonia  fUameniosa,  welche  im  äußersten  Südosten  von 
Californien  und  im  Norden  von  Unter-Californien  vorkommt, 
auch  Phoenix  dadylifera  gedeiht  hier  sehr  gut.  Ferner  sieht 
man  schöne  Oleanderbäume,  Feigen,  Oliven  und  Granatäpfel. 
Von  Porterville  ging  unsere  Fahrt  südlich.  Die  Orangen- 
gärten verschwanden  und  an  ihre  Stelle  traten  Weizenfelder, 
aus  denen  sich  freundliche  Farmhäuser,  von  Obstbäumen  um- 
geben, erhoben.  Bald  traten  aucii  dünne  Bestände  von  Eichen 
auf,  aus  Quercus  Douglasü  bestehend.  Nach  eintägiger  Fahrt 
erreichten  wir  das  kleine  Städtchen  White- River  am  Fuße 
der  Blue  Mountains,  der  Ausläufer  der  südwestlichen  Sierra. 
Hier  befinden  sich  Goldminen,  welche  jedoch  keine  große 
Ausbeute  liefern. 

Von  hier  ging  es  steil  Ijergab  in  das  höher  liegende 
obstreiche  Linn  Valley.  Von  Linn  Valley  führt  ein  Paß, 
„Greenhornpaß",  über  die  Greenhorn  Mountains,  der  Ausläufer 
der  SieiTa,  in  das  Tal  des  Kern-River.  Diesen  Paß  mußten 
wir  überschreiten,  um  nach  dem  südöstlichen  Californien  zu 
gelangen.  Ein  schöner  Weg  führte  uns  bergauf.  Anfangs 
durch  lichte  Eichenwälder,  aus  denen  die  langnadelige  Pinus 
sabiniana  hervorragte,  später  folgte  dichtes  Gebüsch  „Chaparral" 
genannt,  welches  Californien  eigentümlich  ist.  Dieser  Chaparral 
besteht  zumeist  aus  Adenostoma  fasciculatum  Hook,  et  Arn., 
einer  Rosacee,  die  wie  eine  Erica  aussieht,  untermischt  mit 
strauchartigen  Eichen,  Quercus  Breweri  und  andern,  ver- 
schiedenen (Jcanothus  und  Arctostaphylos.  Seltener  sind  Garrya 
Vealchii  Kellogg.,  ein  Harti-iegelgewächs,  und  die  wundervolle 
Fremonlia  californica  (Syn.  Sarcohatus  Nees),  welche  über 
den  Chaparral  emporragt  und  durch  ihre  großen,  leuchtend 
gelben  Blumen  weithin  sichtbar  ist. 

Nahe  der  Paßhöhe  kamen  wir  in  die  Region  der 
Coniferen,  welche  bei  etwa  1700 — 2000  m  liegt.  Die  Wälder 
bestanden  hier  aus  Abies  lasiocarpa.,  Lihocedrus  decurrens, 
Pinus  lanibertiana  und  Pinus  Jeff'reyi,  während  Seguoia 
gigantea,  welche  weiter  nördlicli  gefunden  wird,  hier  nicht 
mehr  vorkommt. 

Diese  Gebirgskette,  wie  überhaupt  die  südliche  Sierra 
Nevada,  ist  noch  reich  an  Wild,  und  es  ist  gerade  keine 
Seltenheit,  Hirschen  oder  Bären  zu  begegnen.  So  hatte  ich 
z.  B.  eine  Begegnung  mit  einem  sog.  Cinnamonbäi-en,  als  ich 


sammelnd  den  Gipfel  eines  hohen  Berges  in  dieser  Gebirgs- 
kette erkletterte. 

Während  ich  an  einem  steilen  Abhang  hinaufstieg,  sah 
ich,  oben  angelangt,  den  Bären  langsam  an  der  andern  Seite 
heraufkommen.  An  ein  Ausweiclien  war  nicht  mehr  zu  denken 
und  so  blieb  ich  ruhig  stehen,  suchte  aber  durch  Schreien 
das  Tier  zu  verscheuchen,  da  ich  unbewaffnet  war. 

Die  Situation  war  recht  ungemütlich,  obschon  ich  wußte, 
daß  Bären  nicht  so  ohne  weiteres  auf  den  Menschen  los- 
gehen ;  auch  war  dies  nicht  der  erste  Bär,  der  mir  in  die 
Quere  kam,  denn  als  ich  vor  ein  paar  Jahren  in  der  Coast 
Range  im  nördlichen  Californien  in  der  Wildniß  kampierte, 
sah  ich  des  Nachts  einen  Bären  im  hellen  Mondschein  stehen 
und  ins  Zelt  hineinschauen.  —  Erschreckt  durch  mein  Schreien 
trappte  das  Tier  in  ziemlich  weitem  Bogen  um  mich  herum, 
sprang  dann  auf  einen  Felsen  in  Angriffsstellung,  worauf  ich 
es  für  geraten  hielt,  mich  nach  einem  Baume  umzusehen,  um 
liinaufzuklettern.  Als  ich  die  Rückkehr  antrat,  war  von  dem 
Tier  nichts  mehr  zu  sehen  imd  gegen  Abend  erreichte  ich 
ohne  weitere  Abenteuer  unser  Camp  im  Schatten  einer 
prächtigen  Libocedrus.  Es  war  ein  herrlicher,  warmer  Abend 
und  wir  blieben  noch  bis  gegen  Mitternacht  um  das  hell- 
flackernde Campfeuer  sitzen. 

Am  nächsten  Morgen  wurde  zeitig  aufgebrochen.  Auf 
schlechtem  Wege  ging  es  steil  bergab.  Der  Wald  lichtete 
sich  inniH-r  nnlir.  auch  der  Chaparral  fing  an  dünner  zu 
w.kI.ii.  Au  '1(11  Allhängen  des  Gebirges  wuchsen  Massen 
welche  ihre  hohen  Blütenschäfte,  bedeckt 


117, 


i'l>l'i 


V(.n    Yiin 

mit  wachswoißen  Blumen,  aus  dem  Chapai-ral  emporhoben.  )&s 
war  ein  prachtvoller  Anblick,  ebenso  schön  war  der  Blick 
von  der  Höhe  in  das  in  fii.sches  Grün  gekleidete  Tal  des  Kern- 
Ri\*er,  welches  von  steilen  felsigen  Bergen  eingeschlossen  wird. 

Nach  mehrstündiger  Fahrt  gelangten  wir  an  den  Fuß 
des  Gebii-ees.  An  den  unteren  Abhängen  traten  nun  andere 
Bäume  nml  Sti.'iihhi'r  auf,  so  z.  B.  die  interessante  ./i<»();e?7«s 
califormrii  uiiW  ij/urms  Douglasü,  von  Sträuchern  bemerkte 
ich  verscliitidfiic  Enogonum  und  Tetradymia  stenolepis; 
darunter  wuchsen  Massen  von   Opuntia  basilaris. 

Als  wir  den  Kern -River  erreichten,  fanden  wir  den 
Fluß  stark  angeschwollen  und  mit  Mühe  und  Not  wurde  das 
linke  Ufer  erreicht,  längs  dessen  der  Weg  wieder  talaufwärts 
führte.  Wir  passierten  schöne  Farmen,  in  denen  die  Obstbäume 
in  voller  Blüte  standen,  imd  welche  ihre  Existenz  künstlicher 
Bewässertuig  verdanken. 

Gegen  Abend  erreichten  wir  den  Walkerpass,  über 
welchen  ein  Weg  in  die  Mojäve -Wüste  führt,  durch  welche 
die  Fahrt  gehen  sollte. 

Der  Walkerpass  führt  über  den  südlichsten  Teil  der 
Sierra  Nevada.  Es  ist  ein  trockenes,  sehr  spärlich  bewaldetes 
Gebirge  und  hat  Wüstencharakter.  Die  dünne  Bewaldung 
besteht  aus  Pinus  monophylla  und  Juniperus  californica. 
Da,  wo  Wasser  ist,  findet  sich  Pojntlus  Freniontii,  ver- 
schiedene Weidenarten  und  Fraxinus  coriacea.  Ferner  finden 
sich  hier  an  gewissen  Stellen  interessante  Wüsten-  und 
Felsensträucher,  von  denen  ich  Foresiiera  neomexieana, 
Purshia  glandulosa,  Andibertia  incana,  Salaxaria  mexicana 
besonders  hervorheben  will.  Wie  fast  überall  im  Wüsten- 
gebiet, wächst  auch  hier  Artemisia  tridentata.  Von  Kakteen 
bemerkte  ich  Opuntia  echinocarpa  imd  basilai-is,  welche  bis 
nach  Nevada  verbreitet  sind. 

Auf  halber  Höhe  des  Passes,  „Canebrake"  genannt,  wurde 
Halt    gemacht    und    ich    beschloß    für    zwei    Tage    hier   zu 


IX. 


Die  Gartenwelt. 


29 


kampieren,  um  die  interessante  Flora,  welche  zur  Hälfte  aus 
Einjährigen  besteht,  kennen  zu  lernen.  Leider  sind  auoh 
Cojoten  oder  Heuhvölfe  hier  sehr,  häufig  und  in  der  Nacht 
wurden  wir  öfters  durch  das  Geheul  dieses  frechen  Gesindels 
aufgeweckt.  An  einem  schönen,  sonnenklaren  Morgen  wurde 
aufgebrochen.  Ein  sehr  sandiger  Weg  führte  an  einem  halli- 
trocknen  Bache 
dahin    imd     nach 

vierstündiger 
Fahrt  hatten   wir 
die    Paßhiihe    er- 
reicht. 

Von  hier  er- 
schloß sich  ein 
sehr  interessanter 
Ausblick  über  die 
zu  Füssen  sich 
ausbreitende  Mo- 
jäve-Wüste,  wel- 
che von  fast  baum- 
losen, rötlichen 
oder  fast  schwar- 
zen, felsigen  Ber- 
gen durchzogen 
wird.  Besonders 
schön  präsentier- 
ten sich  die  kah- 
len Kuppen  der 
El  Paso  Range  im«  1 
der  Argus- Bergi' 
Ferner  sah  man 
Teile  der  vulka- 
nischen CosoMts-, 
aus  deren  grau- 
rötlichem Felsgt;- 
stein  sich  die  dun- 
kelbraunen bis 
schwarzen  er- 
loschenen Krater, 
welche  für  dieses 
Gebirge  so  cha- 
rakteristisch sind, 
emporhoben. 

Sehr  merk- 
würdig sehen  die 
Stellen  aus,  wo 
die  Lavamassen 
über  die  Bergab- 
hänge herabge- 
flossen sind  und 
sich  in  die  Wüste 
ergossen  haben. 
Man  glaubt,  die- 
selben seien  von 
Wolken  beschattet,  während  die  hellen  Teile  der  Gebirge  im 
vollen  Glanz  der  Sonne  erstrahlen. 

Von  der  Paßhöhe  ging  es  ziemlich  steil  bergab.  An  den 
Abhängen  stand  Yticca  arboresce7is ,  die  Baum -Yucca  der 
Mojäve-Wüste,  in  stattlichen  Exemplaren.  Dazwischen  wuchs 
Larrea  mexicana  Moric,  ein  Strauch,  der  in  der  ganzen  Sonora- 
region  des  südlichen  Wüstengebietes  in  großer  Menge  wächst 
und    für    dasselbe    sehr    charakteristisch    ist.      Ferner   Daka 


Urwaldpartie,  im  Vordergrund  Cyathea  punga. 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 


Firmnntii,  ein  schön  blühender  Wüstenstrauch,  und  an  alkali- 
lialtigiMi  Stollen  Strauchchenopodiaceen.  An  einer  Quelle  wm-de 
für  i'iiio  Stunde  Halt  gemacht,  alsdann  ging  es  weiter  hinab  in 
die  Wüste,  die  zwar  baumlos  ist,  aber  von  Larrea  mexicana  auf 
weite  Strecken  bedeckt  wird,  wie  wir  bereits  gesehen  haben. 
Gegen  Abend  erreichten  wir  Indian  Wells,  wo  eine 
alkalische  Quelle 
aus  einei  Hohle 
hei  \  Ol  klimmt  In- 
diuiWdls  istPost- 
stiti  in  lui  die  Post 
\  uAI.ju.  bisKee- 
It  1  im  Owenslake, 
auf  den  ich  spatei 
7uspiechen  komme 
Es  befindet  sich  eine 
Lehmhütte  hiei  und 
ein  Coral  fui  die 
Pfeide  ImHintei- 
guind  ei  heben  sich 
die  kahlen  Felsen- 
zacken dei  Sieira 
und  daiuber  wölbt 
sich  der  blaue  Him- 
mel Califoiniens 

Das  ganze  bie- 
tet ein  Bild  -von 
wundeibaiem  Reiz 
Wir  vei  brachten 
hier  die  Nacht  und 
biachen  am  näch- 
sten Morgen  zeitig 
auf  da  wii  einen 
sein  best  ln\  01  liehen 
Weg  zui  uckzulegen 

hatten,  welcher 
quer  duich  die 
Wüste  nach  den 
Argus  Mts.  führte, 
die  ich  besuchen 
wollte. 

Die  Argus  Moun- 
tains sind  eine  fast 
baumlose  Gebirgs- 
kette des  südöst- 
lichen Californien, 
bestehend  aus  erup- 
tiven Gesteinsarteu, 
Granit,  Diorit  und 
Porphyr  und  durch- 
brochen von  vulka- 
nischem Gestein. 
Nach  einer  sein- 
beschwerlichen 

Fahrt  durch  die  Sandwüste  erreichten  wir  den  Moiintainspring 
Canon,  durch  den  der  Weg  in  das  Herz  des  Gebirges  führt. 
Wir  rasteten  ein  paar  Stunden  an  einer  Quelle,  die  von 
einer  einzelnen  Weide  beschattet  wurde,  alsdann  fuhren  wir- 
weiter  bergauf.  Nach  kurzer  Fahrt  wurde  die  kleine  Station 
Argus  erreicht,  die  damals  aus  einem  halben  Dutzend  Stein- 
hütten bestand,  die  von  Goldgräbern  bewohnt  waren. 


Die  Gartenwelt. 


IX, 


Ausstellungsberichte. 

TNTE:RNflTlON/1LE@KUNST-®flüS5TElLüNG 

U.  GR055E©G/1RTENBflU-@yqU55TEÜ=UNQ 

[V]  ©DÜSSELDORF©©  190V©    [^ 

V;^  VOM    1.    .~1A1-    23.   OKTOBER  Vj/ 

Vom   Herausgeber. 

Die  Internationale  Herbst -Ausstellung. 

III. 

Sonstige  Handelspflanzen. 

(Hierxu  eine  AbbildiiiKj.) 

Icli  unterscheide  zwischen  Schau-  und  Handels- 
Iiflanzen.  Unter  Handelspflanzen  fasse  ich  alles  zusammen 
was  auf  dem  Markte  gesucht  ist  und  von  den  breiten 
-Scliiehten  der  Bevölljerung,  die  auf  das  Zimmer  uml  den 
Garten  angewie- 
sen sind,  gekauft 
wird,  sowie  das- 
jenige, was  der 
Blumenbinder  je- 
derzeit brauclien 
kann  und  bevor- 
zugt. Unter  den 
Handelspflanzen- 
ausstellern nali- 
men  die  Frank- 
furter Spezi- 
alisten einen 
ehrenvollen  Platz 
ein.      Die    Erika, 

Cyclamen   und 
Farnkulturen    der 
Frankfurter      er- 
freuen   sich     im 

ganzen  Reiche 
eines  vorzüglichen 
Eufes.  Meister  in 
der  Cyclavienkwl- 
tur  ist  Julius 
Kropff,  Frank- 
furt am  Main,  der 

übrigens  auch  vorzügliche  Lomaria,  Cordylinen  und  Palmen 
eigener  Kultur  vorführte.  Die  besten  Cyclamen  der  Aus- 
stellung waren  die  von  Jul.  Kropff,  C.  F.  Buch  und 
A.  Ruthe,  sämtlich  Frankfurt  a.  M.,  prachtvolle  Schaupflanzen, 
die  gerade  zu  blühen  begannen.  Remontantnelken,  die 
sich  sehen  lassen  konnten,  zeigte  Wilh.  Schlerff,  Frankfurt 
a.  M. ;  mit  vorzüglichen  Erica,  vorzugsweise  E.  gracüis,  waren 
die  Frankfurter  Handelsgärtner  Buch,  Kropff,  Ruthe  und 
Schlerff  vertreten.  Ruthe  zeigte  auch  schöne  Handels- 
farne. Als  Aussteller  winterharter  Eiica  in  landschaft- 
licher Anordnung  tat  sich  Georg  Arends,  Ronsdorf,  hervor. 
Beherrscherin  der  großen  Handelspflanzenhalle  war  un- 
bestreitbar die  Firma  Jak.  Beteram s  Söhne,  Geldern. 
Wenn  diese  Firma  auf  dem  besehrittenen  Weg  weiter 
schreitet,  wird  sie  dem  Absatz  der  Belgier  nach  dem  Rhein- 
lande schweren  Abbruch  tun.  Die  rheinländischen  Firmen 
sind  nun  einmal  bis  heute  noch  auf  den  Bezug  aus  Belgien 
angewiesen;  die  größeren  dortigen  Firmen  besuchen  alljährlich 
Gent  und  Brügge,  \un  die  Pflanzen  waggonweise  einzukaufen. 
Reise,  Fracht  und  Zollspescn  verloueru  die  Einkäufe   und    es 


Blick  in  die  Halle  für  „Gartenkunst" 


ist  eigentlich  unbegreiflich,  daß  die  Rheinländer  nicht  schon 
früher  Großkulturen  von  Palmen  und  Blattpflanzen  aufgenommen 
haben.  Neben  Erica,  Aralien,  Kamelien,'  Araukarien, 
Citrus,  Musa  Ensde,  Aucuba  japonica  und  Palmen  ver- 
schiedenster Art  in  marktgängigen  Größen,  alles  eigene  Kultur, 
zeigte  diese  Firma  auch  ihre  für  Deutsehland  neuen  Lorbeer- 
kulturen vom  einjährigen  Steclding  bis  zum  dreijährigen 
Bäumchen  mit  Kronenansatz.  Die  zweijährigen  Stecklinge 
wiesen  anderthalb  Meter  Stammhöhe  auf,  angehende  Pyra- 
miden  waren  in  fünfjährigen  Kulturpflanzen  vertreten  und 
alle  diese  Pflanzen  zeigten,  daß  man  auch  im  Rheinlande 
mit  Erfolg  Lorbeerkultur  betreiben  kann.  Gute  Araukarien 
zeigten  noch  Carl  Oser  &  Co.,  Diez,  F.  Wiche,  Düssel- 
dorf-Bilk,  und  F.  Tanner,  Düsseldorf,  Ehrenstraße.  Die  besten 
Ficus  elasiica  führte  Mathias  Schmitz,  Düsseldorf,  vor. 
Früher  war  diese  Ficus  eine  Allerweltspflanze,  heute   ist   sie 

so  gut  wie  ver- 
schwunden aus 
den  Kiüturen.  Die 
Bfr  Begonien,  die 
auch  nicht  mehr 
lecht  gehen  wol- 
len, waren  in 
schonen  Gnippen 
vorhanden,  so  von 
Karl  Kremen- 
dahl Remscheid, 
dei  die  Rexsorte 
Maiqms  de  Fe- 
lakla  in  schönen 
gedrungenen-  • 
Pflanzen,  daneben 

noch  Begonia 
Ctedneu  u.  disco- 
loi  gebi  icht  hatte. 
L  J  Diaps-Dom, 
Lieken  zeigte  die 
auf  der  linken 
Hälfte  des  Bildes 
Seite  19  in  No.  2 
sichtbaren  Schau- 
pflanzen von  ^s- 
pidistra  elatior  fol.  rar.  Die  grünen  und  die  bunten 
Asjiidistra  sind  Handelspflanzen,  die,  wenn  man  sie 
hat,  etwa  so  abgehen  wie  die  warmen  Semmeln  bei  den 
Bäckern.  Leider  hat  sie  niemand,  weil  sie  nicht  so  rasch 
wachsen  wie  Coleus  und  Kohlköpfe.  Aus  der  großen  Zahl 
von  Handelspflanzen-Ausstellern  seien  noch  herausgegriffen 
Josef  Wirtz,  Düsseldorf  mit  hervorragenden  Remontantnelken 
in  Schaupflanzen  der  Sorte  „PreÄ.  CariioC;  Otto  Krüger, 
Stockum  bei  Düsseldorf,  mit  Solaiiia)i  Pseudo-Caj}sieum 
mit  Früchten,  auch  eine  Handelspflanze,  die  man  aus 
der  Rumpelkammer  hervorholen  sollte;  G.  &  H.  van  Thiel, 
Düsseldorf,  zeigten  eine  Kollektion  sehr  schöner,  aber  un- 
glücklich arrangiei'ter  Ampelpflanzen;  Wilhelm  Mehlem, 
Düsseldorf,  7?ca:-Begonien,  speziell  die  schöne  Sorte  „Luise 
Closson",  deren  Patin  ich  in  der  Gärtnerei  ihres  Vaters  in 
Lüttich  auch  in  persona  als  Schönheit  kennen  gelernt  habe; 
Viktor  von  Oven,  Cöln-Merheim,  großes  Begonia  Rex- 
Sortiment,  vollblühende  Liliwii  liniri/dlium  ulliinu  und  roseutii; 
F.  Tanner,  Düsseldorf,  zeigte  .\hin!<  l.iiidnnr.  Kranz  Eich- 
ung,    Kaiserslautern,     bunte     ( i/jhidj/ui/un    Juhumn,     starke 


IX. 


Die  Gartenwelt. 


31 


Schaupflanzen;  Wasem  &  Lobermeyer,  Ahlemer  Turm  bei 
Hannover,  starke  Asparagua  Sj/rengeri;  Karl  Oser&Co.,  Diez, 
schöne  Farne,  die  harte  Dracaena  Bruaidi  in  jirachtvoller 
Kultur,  Asjjiirai/i(s  plunwsics  nanus  und  S/nriiiirn  in  Fracht- 
pflanzen;  \V.  Holtmann,  Düsseldorf,  rhiiiih,„in  ,;iiHi,sis  als 
blühende  Tiiiifpfkinzen;  Otto  Kiihrig.  Alin'iisliurg  bei 
Hamburg,  Bcgonia  In/brida  „Gloire  de  Lorraine-'  grmidiflora 
alba;  Jean  üiehl,  Hretzenhoini  bei  Mainz,  bunte  ,1s/)/- 
distra  und  I'liilodcndroii  pcrliisutn  eigener  Kultur,  sowie  Ficus 
elastica. 

Die  Aussteller  waren  zahlreich,  der  Raum  ist  zu  knapp,  um 
auf  jede  Einzelheit  eingehen  zu  können,  aber  rühmend  sei 
noch  hervorgehoben  eine  reiche  Kollektion  tropischer  Nutz- 
jiflanzen  der  Hofgartendirektion  Karlsruhe  (Gartendirektor 
Graebener).  Unter  Graebeners  Leitung  sind  die  Gewächs- 
häuser des  Großherzoglichen  Hofgartens,  botanischer  Garten 
genannt,  wahre  Schatzkästlein  geworden,  die  manchem 
staatlichen  botani- 
schen Garten  vor- 
bildlich sein  könn- 
ten. In  einem  gros- 
sen flachen  Glas- 
kasten, dessen  In- 
halt in  der  Orchi- 
deenhalle viel  be- 
wundert wurde, 
zeigte  Herr  Grae- 
bener,  der  sich 
als  Hybridisateur 
einen  festgegrün- 
deten Ruf  erworben 
hat,  seine  kraft- 
strotzenden Sone- 
rila  oricntalis-JlyhTklen  Sie  sin  1 
hart  und  reichblühend  D  i  Zuch 
ter  hat  sie  hier  im  achten  Jihi 
gang,  Seite  219,  vorgefühlt  Dil 
zweite  Hälfte  dieses  Ghskistens 
hatte  L.  J.  Draps-Dom,  Laeken 
gleichfalls  mit  buntblätti-igen 
Kleinodien  des  Warmhauses  gefüllt,  und  zwar  mit  Pflänzchen  aus 
den  Gattimgen  Sonerüa,  Bertolonia,  Bertonerila  und  Eriocema. 
Diesen  buntlaubigen  Raritäten  der  Orchideenhalle  hätte  man  die 
buntblättrigen  Zwerge  der  Orchideenfamilie,  die  Vertreter  der 
Gattung  Anoectochüus,  gegenüber  stellen  sollen,  die  ich  unter 
ihren  stattlich  liliihenden  Schwestern  sehr  vermißte.  Von  ihnen 
sagt  der  selige  Stein  mit  Recht,  daß  sie  „durch  die  Pracht 
ihrer  Blätter  die  Freude  des  Besitzers,  durch  die  Schwierig- 
keiten der  Kultur  das  Kreuz  des  Gärtners"  seien!  Ich  habe 
aber  in  Belgien  schon  Praehtpflanzen  dieser  Orchideen  gesehen, 
die  mir  den  Beweis  geliefert  haben,  daß  die  Schwierigkeit  in 
der  Kultur  in  der  Hand  des  fähigen  Gärtners  ein  über- 
wundener Standpunkt  ist.  Eine  wirkliche  Glanzleistung 
bildete  schon  in  Rücksicht  auf  die  vorgeschrittene  Jahreszeit 
eine  herrliche  Gruppe  hochstämmiger  Rosen  in  vollem  Flor, 
die  besten  Sorten  enthaltend,  von  Jul.  Renneberg  in  Godes- 
berg  und  Remagen. 

Zum  Nachdenken  forderte  ein  überaus  i'eichhaltiges 
Blumenzwiebelsortiraent  von  J.W. Beisenbusch,  Dorsten  i.W., 
wohl  der  ältesten  deutschi'ii  Hlumenzwiebelhandliuig,  heraus. 
Hier  fanden  wir  ZwirlMln  und  Knollen  von  Kleinoden  vne 
Ostrowskija  magnificn.  Iris  pirsira  und  alafa,  Gloriosa  superba, 


Be£;onia  hxbiida  d    pl 

Ong:inaIaufnah 


'Proparoliiiii  Irirolur.  S/inraria,  Bahiana,  Brodiaea,  Pancratium, 
solteniM-  i'nriiihilis.  (':iiiiiissi,i ,  < 'nlochortus,  Ariim  \i.  a.  Wann 
wird  einnial  (li>'  Kultur  mjIiIht  I'flanzenschönheiten,  die  freilich 
keine  Handelspdanzen  im  landläufigen  Sinne  sind,  bei  uns 
aufgenommen  werden?  Herrschaftsgärtnern,  die  einmal  etwas 
anderes  als  Hyazinthen  und  Tulpen  zeigen  wollen,  seien  diese 
Sachen  empfohlen. 

Es  sei  noch  eines  belgischen  Künstlers  gedacht,  des 
Orchideenmalers  A.  Goddens  in  Auderghem.  Die  Orchideen- 
aquarelle dieses  Künstlers  können  sich  wahrlich  sehen  lassen; 
er  führt  nicht  nur  den  Pinsel  mit  vollendeter  Sicherheit, 
sondern  er  hat  auch  ein  scharfes  Auge  für  die  intimsten 
Reize  der  Blumen,  wodurch  seine  Aquarelle  so  hoch 
über  jenen  mancher  anderer  Blumenmaler  stehen,  bei  denen 
sich  alles  um  das  dekorative  Beiwerk  dreht,  während  sie  die 
Blumen,  welche  sie  malen  sollen,  nicht  richtig  sehen  können. 
Damit  auch  die  Gartenkünstler  zu  ihrem  Rechte  gelangen, 
bieten  wir  auf  S.  30 
noch  einen  Blick 
^  in    die    Halle    der 

">  ^  Gartenkunst       mit 

^  "^       ,  dem     den     Mittel- 

punkt bildenden 
stark  verschnörkel- 
ten Blumenbeet.  Er- 
gänzend sei  noch 
nachgetragen,  daß 
zu  den  Stauden- 
ausstellern      auch 

Julius  Schar- 
lock, Arnswalde, 
gehört,  dessen  Stau- 
den eine  gute  Ent- 
\Mfklunf,  erlangt  haben,  während 
seine  an  einem  Abhang  aus- 
gepflanzten Gehölze  unter  der 
Dürre  des  Sommers  Not  leiden 
mußten  Herr  Junge  in  Hameln 
legt  Weit  darauf,  festgestellt  zu 
sehen,  daß  sein  an  sich  hoch- 
interessantes Staudensortiment  landschaftlich  nicht  zur  Gel- 
tung kommen  konnte,  weil  ihm  der  leitende  Ingenieur  der 
Ausstellung  statt  des  ihm  ursprünglich  zugesagten  günstigen 
Platzes  schließlich  eine  beschränkte  Ecke  zuwies,  die  vielleicht 
für  den  zehnten  Teil  der  ausgestellten  Staudon  ausreichend 
gewesen  sein  würde. 

Garten-  und  Obstbau-Ansstelliin*; 

fiii-  die  Provinz  Brandenbnrg  in  Ebei'swaide 

vom  3.  bis  11.  September  1904. 

Von  W.  Tscheuke,  Berlin. 

JJer  Gaitenbauverein  Ferouia  in  Eberswalde  wollte  die  Feier 
seines  fünfundzwanzigjährigen  Bestehens  durch  Veranstaltung  einer 
Ausstellung  würdig  begehen.  Der  Verein  hatte  sich  viel  vorgenommen 
als  er  es  unternahm  eine  Pro\-inzial-Ausstellung  zu  veranstalten,  und 
es  ist  erfreulich  zu  sehen,  daß  seine  BemühuDgeii  einen  bedeutenden 
Erfolg  zu  verzeichnen  hatten.  Die  Ausstellung  war  von  Handels- 
und Privatgärtnern,  Obstzüchtern  und  Obstliebhabern  recht  reichlich 
beschickt.  Hier  hatten  sich  viele  Handelsgärtner  ein  Stelldichein 
gegeben  und  der  gemütliche  Ton,  der  allenthalben  herrschte,  ließ 
darauf    schließen,    daß    man   zum    friedlichen   Wettbewerb    und   zur 


Die  Gartenwelt 


IX,  3 


Abwicklung  von  Geschäften  zusaniniengekommen  war.  So  eine  kleine 
Ausstellung  vermag  die  Fachkreise  häufig  weit  mehr  zu  interessieren 
als  ein  groß  angelegtes  Ausstellungsunternehraen,  das  Aussteller  aus 
allen  Teilen  des  Reiches  und  des  Auslandes  heranholt.  Die  kleinen 
Ausstellungen  dienen  dem  Bedarfe  der  engeren  Heimat  und  zwar 
sind  es  in  der  Hauptsache  die  Konsumartikel  der  gärtnerischen 
Kulturen,  die  hier  gezeigt  und  gehandelt  werden.  Der  Handelsgärtner, 
der  ausstellt,  weiß  ja,  daß  das  Interesse  des  Publikums  ihm  erst  in 
zweiter  Linie  Nutzen  bringt.  Die  meisten  Besucher  bringen  es  wohl 
zu  staunenden  Ahs  und  Ohs,  aber  das  wird  wohl  in  den  meisten 
Fällen  ihr  ganzes  Interesse  am  Gartenbau  sein.  Anders  bei  den 
besuchenden  Kollegen.  Diese  kommen  mit  der  Absicht  um  zu  kaufen, 
um  ihre  Bestände  zu  ergänzen,  und  so  wird  in  aller  Stille  ein  Umsatz 
erzielt,  der  sich  über  das  ganze  Gebiet  der  Provinz  erstreckt. 

In  Eberswalde  war  die  Obstschau  recht  fesselnd,  besonders 
da  einige  Aufgaben  zahlreiche  Lösungen  gefunden  hatten,  die 
interessante  Vergleiche  zuließen.  Die.  Aufgaben  99  und  101  ver- 
langten Sortimente  von  Äpfeln  und  Birnen,  nicht  über  20  bezw. 
l.ö  Sorten,   welche  in  der  Gegend   des  Ausstellers  die   höchste  Rente 


Pelargoniiim  peltatum  „Leopard 


abwerfen,  wobei  auf  richtige  pomologische  Benennung  Wert  gelegt 
wurde.  Aufgabe  99  war  für  Genossenschaften,  Aufgabe  101  für 
Emzelaui^Nteller  offen.  Zusammen  mögen  sich  25  Aussteller  daran 
beteiligt  haben.  Die  am  meisten  vertretenen  Sorten  waren  der 
„Orareiislciner",  der  ,,Priiixi'ii(fpfel".  der  „Cliarlamowshy",  die 
„Wintcr-Oul(l]iuniiäni".  ili,'  „/.„iidslicri/ir  Rrhutti"  und  die  anderen 
Reinetten,  wir  „ijntiir  /nur.usisrl/,".  „liiircliunlls-",  „Ananas-", 
„Spital-"  und  „'iraßr  Cissr/rr  UniirUf" .  Uli'  Ausliilduug  der  Früchte 
war  oft  recht  verschiedenartig,  was  besonders  beim  „Charlamowsky" 
auffiel.  Im  großen  und  ganzen  war  die  Größe  der  Früchte 
normal,  aber  auf  den  Ei-nteausfall  im  allgemeinen  kann  man 
daraus  i.i.  I,t  m  lilL-Ren.  Von  Birnen  waren  „  IT7///-//».v  rhrisfhirne", 
„Difls  l'mlli  ihiiiii",  „Najioleons  Bb",  „Busen  FInsi  hniliimr"  und 
die  „(iiili'  Louise  niii  Avranehes"  am  häufigsten  Mitiitin,  ilanobon 
konnte  man  noch  ein  Dutzend  andere  Sorten  sehen,  darunter  auch 
einige  alte  französische.  Die  Sortenschilder  trugen  auch  den  A''ermerk, 
wieviel  von  der  betr.  Sorte  abzugeben  sind.  Nach  meiner  Zusammen- 
stellung der  vorhandenen  Angebote  wurden  seitens  der  Aussteller  in 
den  Aufgaben  100,  101  und  102  23000  kg  Äpfel  und  über  10000  kg 
Birnen  als  abgebbar  bezeichnet.  Der  am  meisten  angebotene  Apfel 
war  die  „Winter- Qoldparniäne"  mit  .5700  kg  und  der  „Oi-avensteiner" 


mit  2650  kg.  Von  den  Birnen  wurde  „Boscs  Flaschenbirne"  mit 
2400  kg  am  meisten  angeboten,  allerdings  entfallen  2000  kg  auf 
einen  Aussteller  (Lorberg).  Die  Aufgabe  106  lautete  auf  ein 
Sortiment  von  Kernobst-Sorten,  die  für  Zwergbäume  (bes.  Buschobst) 
geeignet  und  auf  solchen  gezogen  sind.  Hier  zeigte  Johannes 
"Wulff,  Lankwitz  eine  recht  hübsche  Kollektion,  aus  der  von  Äpfeln 
der  „Adersleber  Cahill",  der  „Schöne  von  Boskoop"  mit  prächtigen 
Früchten,  der  „gelbe  Bellefleur",  „Baumanns  Reinette",  „CeUini", 
.jW-inter-Ooldparmäne'-'-,  von  Birnen  „Clapps  Liebling"  und  ,,Liegels 
Wititer-Btitterbirnc^^  hervorgehoben  seien.  Auch  Meier,  Meilen  bei 
Zossen,  und  Blauert,  Vietz  an  der  Ostbahn,  und  versch.  andere 
beteiligten  sich  an  dieser  Aufgabe.  Unter  den  Äpfeln  und  Birnen, 
die  sich  für  Straßenpflanzungen  eignen  sollen  (Aufgabe  105),  sah 
man  den  „Rheinisc/ien  Bohnapfel",  den  ..Boikenapftl-\  die  ,,Cham- 
pagnen-einette,  die  „Winter- Goldpamiäne^K  den  „geflammten  /reißen 
Cardinal-\  unter  den  Birnen  „Prinxessin  Mariechen",  „Oute  Louise 
von  Avranehes",  „Esperine"  u.  a.  Eine  hübsche  Kollektion  Pfirsiche 
zeigte  Ad.  Krahnast  aus  Werder  a.  H ,  ein  schönes  Sortiment  Schal- 
obst F.  Palmie,  Zossen.  Er  hatte  auch  ein  Sortiment  Stachelbeeren 
in  Sägespänen  zu  konservieren  versucht,  was 
aber  nicht  gut  geglückt  ist.  TorfmuU  wäre 
besser  gewesen.  Von  den  postfertigen  Ver- 
packungen waren  die  Wellpappkistohen  am 
besten,  die  F.  W.  Kind-Angermünde zeigte. 
Er  hatte  ein  famoses  weiches  Papier  ver- 
wendet, das  Abfall  von  dem  zu  Servietten 
verarbeiteten  japanischen  Papier  zu  sein 
schien. 

In  der  Gemüseabteilung  hatte  Herr 
Balke,  der  von  Randowsche  Obergärtner, 
die  Aufgabe  73  für  die  reichhaltigste  Samm- 
lung gut  kultivierter  Gemüse,  und  Auf- 
gabe 77  für  Küchen-  und  Gewürzkräuter 
wirklich  vortrefflich  gelöst.  Das  Sortiment 
Zwiebeln,  Mangold,  Petersilienwurzeln,  To- 
maten, welches  dieser  Aussteller  neben  Möh- 
ren, Schwarz-  und  Hafenvurzeln,  Topinam- 
bur, Kohlrabi,  Sellerie,  Bohnen  etc.  etc. 
zeigte,  war  wirklich  sehenswert.  Die  Samm- 
lung der  Küchenkräuter  begriff  fast  alles  in 
sich,  wie  den  Ysop,  die  Bruunenkresse,  die 
Gartenkresse,  den  Esdragon,  den  Dill,  den 
Wermuth,  die  Weinraute,  den  Beifuß,  die 
Salbei  u.  a. 

Die  Vorführung  des  Herrn  B.  Ruthe, 
Vietz  a.  d.  Ostbahn,  war  insofern  sehr  be- 
achtenswert, als  der  Aussteller  Gemüse- 
im  Großen  vorführte,  die  in  der  Gegend  gut 
gedeihen.  Da  ist  das  ,.Blankenhurger  Weißkraut''^  Abbild.  Seite  33,  als 
ertragreiche,  feste  Köpfe  bildende  Sorte  zu  nennen,  die  stets  höhere 
Preise  erzielt,  ferner  der  mittelfrühe  „dunkelrote  Berliner  Rotkohl'', 
Abbildung  Seite  33,  mit  schön  dunkelroten,  festen  Köpfen,  die 
„Berliner  schwarxroie  Roterübe''  mit  tiefdunkelrotem  Fleische  und 
die  sohwaizrote  „Aow  plus  ultra",  gleichfalls  schön  dunkelrot 
und  gute  Erträge  liefernd  zu  nennen.  Von  den  Kartoffeln  war 
die  für  Massenbau  selbst  in  magerem  Boden  sich  eignende  „Prof. 
Dr.  Merker"  vertreten  und  die  in  gutem  Boden  so  dankbare  „lange 
weiße'-  und  „la^ige  blaue  Sechsicochen- Kartoffel."  Der  ..Berliner 
Markt-Porree"  hält  den  Winter  ohne  Decke  aus  und  ist  daher  für 
die  Gemüsegärtner  der  beste.  Auch  die  übrigen  Darbietungen  waren 
beachtenswert. 

Unter    den    Warm'iau^|iflan?.tn    konnte    man  die  gangbarsten 

Farne,    darunter    sehr    --ili A'lnnilinn.    Selaginellen,   Asparagus 

tenuissimus  u.  a.,  und  Piilinr,,  \ri,rlii,.,lener  Aussteller,  wie  H.  Ditt- 
mann,  Eberswalde,  Otto  Dubt;,  l'alkenberg  bei  Grünau,  C.  Hae- 
recke,  Eberswalde,  Laudes-Irrenan.stalt,  Eberswalde,  (Ober- 
gärtner Flügel),  sehen.  Von  den  Kalthauspflanzen  sind  Asparagus 
Sprengeri  und  Begonien  in  ziemlicher  Anzahl  gezeigt   worden.     Von 


Sorten  für  den 


IX.  3 


Die  Gartenwelt. 


33 


sonstigen  Topfgewächsen  waren  bemerkenswert  die  englischen  Pclar- 
gmiium  peltalttm-Soiieu  von  Severin  in  Kremmen.  Die  schön  catt- 
leyenfarbige  „Leopard"'-  mit  liellei  Zeichnung  verdient  volle  Beachtung 
(Abb.  S.  32).  Sie  soll  aber  schwach  rankend  sein.  Da  aber  die  Färbung 
und  Zeichnung  außerordentlich  schön  ist,  wird  diese  Züchtung  und  eine 
.Anzahl  ähnlicher  wohl  doch  Verbreitung  finden.  Die  von  Severin  gezeigten 
Dahlionblumen,  besonders  die  Sorte  ,,Pitcs  X",  waren  wirklich 
schön.  —  Die  in  Handelsware  gezeigten  Topfgewächse  wie  Cyclamen, 
Pelargonien,  Hortensien,  Myrten,  Fuchsien  u.  a.  waren  gut,  boten 
aber  nichts  bemerkenswertes  Neues.  Cyclamen  waren  schon  in  voller 
Blüte  vorhanden,  was  meines  Erachtens  eher  ein  Nachteil,  als  ein 
Vorteil  ist.  Man  will  die  Cyclamen  lieber  um  Weihnachten  herum 
in  Vollflor  haben.  —  Sehr  hübsch  wirkte  im  Freien  ein  Beet  von 
der  Knollenbegonienhybride  „Frau  Helene  IIarms"\  ausgestellt  vom 
Züchter  W.  Harms,  Falkenberg  i.  d.  Mark,  Abbildung  Seite  31.  Die 
schöne  gelbe  Farbe  der  gut  gefüllton  Blume  und  der  reiche  Flor, 
verbunden  mit  gedrungenem  Wuchs,  werden  dieser  vorjährigen 
Neuheit  zahlreiche  Freunde  zuführen.  Auch  die  blauen  „Apollo- 
Aster"'-,  die  Carl  Haerecke,  Eberswalde,  zeigte,  waren  sehr 
hübsch.  Diese  Züchtung  und  die  nachstehend  genannte  .,  Waldersee- 
Astem"'  .scheinen  das  zu  halten,  was  der  Züchter  Martin  Gras- 
hoff  von  ihnen  versprach. 

Das  Beet  von  Waldersee-Astern  war  in  dem  jenseits  der  Straße 
liegenden  Teile  der  Ausstellung,  wo  die  Baum  seh  ulerzeugnisse 
untergebracht  waren  und  wo  man  bepflanzte  Vorgärten  und  mit 
Blumen  geschmückte  Fenster  an  Kulissen  sehen  konnte.  Die  Vor- 
gärten kann  ich  nicht  loben :  ihre  Einrichtung  und  Anlage  war  trotz 
reichlich  verwendeten  Pfianzenmaterials  kleinlich,  und  besonders 
häßlich    wirkten    die    in    „schön   geschw-ungener  Linie   verlaufenden 


Alles  in  allem  bot  die  Ausstellung  eine  Fülle  des  Sehenswerten 
und  sie  wird  deshalb  bei  denen,  die  sie  gesehen  haben,  in  angenehmer 
Erinnerung  bleiben.    Sie  wurde  von  llOOÜ  zahlenden  Personen  besucht. 


^Jlk 

^A 

^^ni^ 

ff^j^^^S 

s.«    ^^^^ 

^^^^^^^^^Hf^ii^  '"^^ii 

Berliner  frühestes  Rotkraut. 

Originalaufnahme  für  die  „Garlenwelt". 

AVege'-  einzelner.  Dagegen  waren  wirklich  tadellose  Baumschulartikel 
vertreten.  Die  Baumschule  von  H.  Lorberg  in  Biesental  war  in 
umfa.ssender  Weise  mit  Koniferen,  Fonnobst  und  sonstigen  Obst- 
bäumen, hochstämmigen  Johannis-  und  Stachelbeeren  u.  a.  vertreten. 
Ganz  besondere  schön  waren  wieder  die  Stachelbeerhochstämmo  von 
F.  Palniie,  Zossen,  die  trotz  des  voraufgegangenen  heißen  und 
trockenen  Sommers  eine,  wenn  auch  nicht  so  üppige  Entwickelung 
zeigten  wie  die  in  Steglitz  seinerzeit  vorgeführten,  aber  doch  in 
kurzer  Zeit  zu  stattlichen  Exemplaren  herangewachsen  waren. 
Schön  waren  auch  die  hochstämmigen  und  niedrigen  Rosen  von 
A.  Hülse  in  Wriezen  a.  0. 


I)i( 


)ll;iii(li 


Rosen. 

Itosa  rugosa  als  Hoclistainni- 
iiiiterlage. 

Vuu  Arpad  Mühle,  Rosenzüchter,  Temesvar  (Ungarn). 

Anknüpfend  an  den  Artikel  des  Herrn  0.  Jacobs- Weiten- 
orf in    der   Nummer    ,51,    Seite  .592,    des   achten   .Talirgangs 


Blankenburger  Weißkraut. 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

dieser  Zeitschrift,  möchte  ich  ebenfalls  meine  diesbezüglichen 
Erfahrungen  hier  zu  Nutz  und  Frommen  der  Rosenhochstamm- 
Kultivateure  niederlegen. 

Im  Frühjahre  1902  erhielt  ich  von  einer  deutschen 
Exportfirma  50  Stück  Hochstamm-Rosen  zur  Probe  eingesandt, 
welche  tadellose  Kronen  und  ebensolche  Stämme  aufwiesen, 
ebenso  ließ  die  Bewurzelung  nichts  zu  wünschen  übrig.  Die 
Stämme  waren  allerdings  nur  einen  Meter  hoch,  doch  sehr 
kräftig  und  mit  ungewohnter  Borke  versehen;  ich  erkannte 
sofort,  daß  es  sich  hier  um  eine  i?M(/osa-Unterlage  handelte, 
auf  welcher  diese  starken  Kronen  wuchsen.  Die  Naclifrage 
ergab,  daß  diese  Rosenhochstämme  holländischer  Herkunft 
seien  und  sofort  erging  meinerseits  an  zirka  35  holländische 
Firmen  die  Umfrage,  ob  ich  einige  Tausende  von  dieser  be- 
wußten 7&(/osa-Unterlage  erhalten  könne.  Hierauf  gingen  fünf 
ablehnende  Antworten  tmd  zwei  Offerten  ein,  alle  anderen 
Anfragen  blieben  unbeantwortet.  Im  vergangenem  Herbste 
ließ  ich  in  der  Husumer  Plantenbeurs  ein  Inserat  einschalten, 
in  welchem  ich  diese  Unterlage  in  größeren  Mengen  zum  Kaufe 
suchte,  und  so  ward  ich  nach  vielem  Bemühen  Besitzer  von 
1500  Stück  dieser  so  viel  versprechenden  und  sehnlichst  ge- 
wünschten Hochstammunterlage.  Die  Pflanzen  kamen  mitten  im 
Winter  bei  scharfem  Froste  an  und  waren  tüchtig  festgefi-oren, 
was  ihnen  jedoch  nicht  im  mindesten  schadete.  Es  waren 
zumeist  alle  einjährige,  gutbewuvzelte,  schöne  Exemplare;  eine 
Partie  von  150  Stück  ließ  ich  als  fertige  Hochstämme  eben- 
falls mitkommen,  und  allem  Anschein  nach  versprachen  diese 
ki-äftigen  Exemplare  das  Schönste  und  Beste.  Diese  fertigen 
Hochstämme  ließ   ich   bei   günstigem  Wetter  sofort   pflanzen, 


34 


Die  Gartenwelt. 


IX.  3 


ohne  einzudecken;  alle  anderen  einjährigen  Exemplare  wurden 
radikal  zusammengeschnitten  und  jedes  Zweiglein  verwendet. 
So  erliielt  ich  zirka  5000  kräftige  Stecklinge,  welche  Ende 
Februar  auf  gutvorbereiteten  Boden  in  Reihen  gesteckt  wurden. 
Das  heurige  trockene  Frühjahr  (wir  hatten  vom  26.  März 
bis  10.  Juni  keinen  Troijfen  Regen),  ebenso  der  abnorm  heiße 
und  fürchterlich  trockene  Sommer  (abermals  2  Y-»  Monate  ohne 
jeglichen  Regen)  hat  bei  uns  alles,  was  im  Herbste 
oder  zeitig  im  Februar  gepflanzt  wurde,  erbarnningslos  zu- 
grunde gerichtet,  so  daß  ganze  Quartiere  von  Buxus,  Coniferen, 
Obstsetzlingen  etc.  aus  den  Baumschulen  als  Mumien  auf  den 
Komposthaufen  wandern  mußten  —  kurz  das  Wetter  war 
ganz  dazu  angetan,  um  meinen  mit  so  viel  guter  Hoffnung 
gesteckten  T^M^rosa-Stecklingen  einen  derben  Streich  zu  spielen! 
Doch  zu  meiner  größten  Freude  trieben  fast  sämtliche  Steck- 
linge aus  und  nur  den  ganz  trostlosen  und  heißen  Sommer- 
monaten ist  es  zuzuschreiben,  daß  zirka  ein  Fünftel  der  ge- 
steckten und  angetriebenen  Rugosen  zugrunde  ging.  Von  den 
gepflanzten  150  Stück  Äw^osa- Hochstaramunterlagen  blieb 
nicht  ein  Stück  aus,  sie  entwickelten  bei  all  dem  heißen 
Wetter  einen  guten  Trieb  und  waren  im  Vergleiche  zu  den 
Caninastämmen  ganz  großartig  anzuschauen.  Anfangs  Juli 
wurden  die  Stämme  okuliert  und  die  eingesetzten  Augen,  mit 
Ausnahme  derjenigen  einiger  heikleren  Sorten,  sind  durchweg  gut 
angewachsen.  Im  August,  als  ich  die  Augen  untersuchte, 
gab  der  erste  Stamm,  den  ich  zu  diesem  Zwecke  zur  Seite 
bog,  einen  gelinden  Knacks  ab  und  mir  blieb  sofort  ein  Stück 
Stamm  zu  meinem  nicht  geringen  Schrecken  in  Händen!  Nun 
produzierte  ich  dieses  Manöver  bei  sämtlichen  Stämmen  und 
die  Hälfte  der  Stammzahl  brach  sofort  in  zwei  oder  gar  drei 
Stücken  herunter,  so  daß  ich  meinen  Augen  nicht  trauen 
wollte!  Die  Ursache  dieser  argen  Enttäuschung  mit  meinen 
Zukunftshochstämmeu ,  denn  als  solche  habe  ich  sie  mir 
schon  gewaltig  vorspiegeln  lassen,  war  eine  Art  Bohrmade, 
welche  sich  au  beliebigen  Stellen  des  Hochstammes  unter  der 
Rinde  festfraß  und  dann  ihr  Zerstörungswerk  sjoiralartig, 
rings  um  den  Stiimm  herum,  mit  großer  Gewissenhaftigkeit 
vollführte,  wodurch  eine  Verdickung  am  Stamme  auftritt 
und  nach  einigen  Monaten  der  Stamm  durch  jede  leichte 
Biegung,  —  auch  bei  starkem  Wind,  wenn  die  Kronen  etwas 
schwerer  sind  —  vollständig  abbricht,  so  gründlich,  als  wenn 
er  aus  Glas  wäre!  Mein  Bestürzung  war  groß  und  sofort 
ging  ich  in  die  Rosenscliule,  wo  die  jungen  Quartiere  der 
Rugosenpflanzungen  stehen,  —  und  untersuchte  sämtliche 
StecklingspDanzen,  sowie  auch  die  au.sgepflanzten  Originalr 
pflanzen  und  zu  meinem  Leidwesen  fand  ich  dieselbe  Gefahr 
überall  reiclilich  vertreten.  Fast  überall  traf  ich  mehr  oder 
minder  angebohrte  Triebe,  die,  sobald  man  sie  zur  Seite  bog, 
ebenso  wie  die  fertigen  Hochstämme,  abbrachen.  Es  mag  an 
dem  Auftreten  dieser  Krankheit  auch  unsere  abnorm  trockene 
und  regenlose  Jahreszeit  ein  gut  Teil  Sehidd  tragen  —  jedoch 
war  mir  das  heurige  Jakr  insofern  vollkommen  erwünscht, 
als  ich  mich,  bevor  ich  noch  im  großen  Stile  die  Rugosa- 
Pflanzungen,  auf  welche  ich  so  viel  Hoffnung  setzte, 
betrieben  habe  —  von  der  ünbrauchbarkeit  dieser  Sorte 
noch  beizeiten  vollends  überzeugen  und  meine  vielen 
anderen  Roseuuntorlagen  auf  ilu'e  Tugenden  und  Untugenden 
gründlich  studieren  konnte.  —  Angenommen ,  daß  die  liugosa- 
Stämme  in  kühleren  Himmelsstrichen,  z.  B.  Holland,  Nord- 
deutschland  etc.,  diesen  fürchterlichen  Verheerangen  nicht 
ausgesetzt  sind,  was  ich  mir  jedoch  nicht  gut  denken  kann, 
und  dies  eventuell  in  günstigen  Jahren  bei  uns  in  Südungarn 


auch  nicht  der  Fall  wäre,  und  ferner  angenommen,  daß  man 
diese  Unterlage  bereits  ausschließlich  für  die  Hochstammzucht 
verwenden  würde  und  daß  man  schon  seine  ganzen  Vorräte 
auf  Eugosa  veredelt  hätte  —  so  könnte  ein  einziger  solcher 
Sommer  wie  der  heurige  schier  unersetzliche  Verluste  in  den 
Hochstamm  -  Quartieren  anrichten!  Ein  einziger  gewaltiger 
Sturm  könnte  sämtliche  Stämme  mit  ihren  schweren  Kronen 
zuschanden  machen ! 

Schließlich  ist  das  Holz  der  EugosaSorte  an  sich  sehr 
spröde,  fast  glasig,  so  daß  nach  einigen  Jahren  die  Biegsam- 
keit der  Stämme  wohl  sehr  nachlassen  würde.  Ich  denke 
mir  das  Eindecken  solcher  mehrjähriger  Hochstamm rosen  als 
eine  sehr  heikle  Arbeit,  welche  nie  ohne  namhaftere  Verluste 
vor  sich  gehen  würde.  Auch  ist  der  Trieb  und  die  Saftzirku- 
lation bis  anfangs  August  vollkommen  beendet,  weshalb  bis 
zu  dieser  Zeit  alle  Okulationen  vorgenommen  sein  müssen, 
denn  später  lösen  die  Stämme  schwer  oder  gar  nicht  —  was 
bei  den  Hundsrosenstämmen  nie  der  Fall  ist,  die  man  hier 
getrost  bis  Ende  September  noch  okulieren  kann. 

Die  leichte  Vermehrung  der  Eugosa-SoTte,  das  schnelle 
Wachstum,  die  prächtigen  zweijährigen,  fertigen,  bis  2  Meter 
hohen  Hochstammunterlagen  ließen  diese  Sorte  wahrlich  als 
Ideal  für  die  Hochstammzucht  erscheinen,  wie  man  es 
sich  nicht  besser  wünschen  könnte.  Von  einigen  Mängeln 
wie  geringe  Biegsamkeit,  überreiche  Bestachelung  usw.  könnte 
man  getrost  absehen,  denn  vollkommen  auf  Erden  ist  ja 
bekanntlich  nichts  —  doch,  da  sie  dermaßen  dem  Ungeziefer 
ausgesetzt  ist,  ist  diese  sonst  so  schöne  Rugosa-Sorte  für 
wärmere  Gegenden  vollkommen  unbrauchbar. 

Es  wird  eben  nach  all  den  vielen  Versuchen,  welche 
auf  die  Gewinnung  einer  möglichst  ki'äftigen,  raschwachsenden 
und  dauerhaften  Rosenhochstamm-Unterlagensorte  abzielen,  die 
Schlußerkenntnis  immer  dieselbe  bleiben,  daß  man  die 
gewöhnliche  Canina  durch  keine  andere  Sorte  weder  ersetzen 
noch  verdi'ängen  kann. 


Nene  Kletterrose  „Blusli  Rambler". 

V'üu  Richard  Anker,  Addison  Nursery  in  West-Kensington,  England. 

Dei  der  Unmenge  von  NeueinfUhrungen  speziell  auf  dem  Ge- 
biete der  Rosen  ist  es  schwer,  wii'khch  wertvolle  Sorten,  die  als  dank- 
bare Handelspflanzen  dauernd  auf  dem  Markt  verlangt  werden,  heraus- 
zufinden. 

Voriges  Jahr  biachte  die  Firma  Benjamin  R.  Cant  &  Sons,  Colohester 
eine  Kletterrose  in  den  Handel,  welche  ich  Gelegenheit  hatte,  auf 
einer  Schau  der  Roy.  hört.  Sog.  zu  betrachten.  Es  bandelt  sich  liier 
um  eine  vortreffliche  Rose,  die  in  allen  Teilen  den  Ansprächen  ent- 
spricht, die  an  eine  wertvolle  Rank  -  Rose  gestellt  werden.  Kein 
Wunder,    daß    ihr   bereits    8  Ehrenpreise  in  England  zuteil  wurden. 

Im  Wuchs  gleicht  sie  der  „Crimson  Ratnbler" -Rose.  Die 
Blüten  erscheinen  in  großen  Dolden,  sind  beinahe  einfach  imd  voll- 
kommen rund.  Wenn  sie  sich  offnen,  zeigen  sie  ein  entzückendes 
Rosa,  leicht  weißlich  .schattiert  nach  der  Mitte  zu,  aber  sobald  sie 
vollkommen  geöffnet  sind,  nimmt  die  ganze  Blüte  ein  zartes  Rosa 
an,  was  Uir  eine  große  ÄhnUchkeit  mit  einer  Apfelblüte  verleiht. 

Diese  Rose  hat  einen  sehr  angenehmen  Duft,  eine  Eigenschaft, 
die  nur  wenige  Kletterrosen  aufweisen. 

Die  Varietät  ist  natürlich  vollkommen  winterhart.  Die  Pflanzen 
nehmen  in  sehr  kurzer  Zeit  beträchtliche  Größe  an,  und  sind  deshalb 
für  Wände,  Säulen,  Hecken  und  Bögen  zu  empfehlen.  Die  Sorte 
blüht  sehr  reich  und  ihre  Blüten  sind  besonders  widoretandsfähig 
gegen  Wind  und  Regen. 


IX.  3 


Die  Gartenwelt. 


ßemerkiing  zu  dem  Artikel  „Die  Biographie  der 
weißen  Marechal  Niel-Rose". 

U 111  Irrtüiiioru  vorzubeugen,  sehen  wir  uns  durcli  den  in 
Nr.  .")  1  und  52  des  aoliton  Jahrgangs  der  „Gartenwelt"  veiöffentliciiten 
Artiiicl  des  Herrn  Blau  veranlaßt,  darauf  hinzuweisen,  daß  Herr 
Franz  Deegen  bereits  vor  vier  Jaliren  sein  Geschäft  verkauft  und 
.sich  zur  Kühe  gesetzt  hat. 

Die  von  Herrn  Blau  angesclinittene  Streitfrage  hat  also  mit 
unserer  Firma  nichts  zu  tun,  sondern  ist  eine  8 — 10  Jahre  zurück- 
liegende Privatsache  zwischen  dem  Rentier  Herrn  Franz 
Deegen  und  dem  Vater  des  Herrn  Blau. 

Unsere  Firma  legt,  nachdem  die  weiße  Marechal  Niel-Rose  nun- 
mehr langst  eingeführt  und  allen  Liebhabern  bekannt  ist,  durchaus 
keinen  übertriebenen  Wert  mehr  auf  die  Bezeichnung  „Deegens 
iceißc  Mdi-ccImI  Xiet\  unsertwegen  könnte  die  Kose  getrost  auch 
..ülniis  iiiißr  \liii  1  r//al-NieP^  heißen,  wenn  nicht  der  Name  „Z>ee(/(?»2s 
H-ei'/ii   ,!/((/. '/„,/ A/,/-'  durch  jahrelangen  Gebrauch  eingebürgert  wäre. 

W  a^  IUI  uliiiL^iMi  den  Angriff  gegen  Herrn  B'ranz  Deegen  jr. 
betiifft,  SU  stammt  doch  zugestandenermaßen  (siehe  VHl.  Jahrg. 
No.  51,  Seite  608),  die  Rose  aus  den  Kulturen  des  Herrn  Franz 
Deegen  jr.,  weshalb  ihm  die  Züchterehre  nicht  abgesprochen 
werden  kann. 

Franz  Deegen  jr.  Nachfolger. 

Nachschrift.  Wir  bringen  diese  Bemerkung,  obwohl  an  den 
Ausführungen  in  No.  ')1  und  52  des  vorigen  Jahrgangs  der  „Garten- 
welt" durchaus  nichts  zu  berichtigen  ist.  Der  gesamte  Briefwechsel 
des  Herrn  Franz  Deegen  jr.  in  der  Angelegenheit  der  weißen 
Marechal  Niel-Rose  liegt  uns  im  Original  vor.  W^er  sich  dafür  in- 
teressiert, kann  ihn  in  unserer  Redaktion  einsehen.  An  den  Aus- 
führungen in  der  „Gartenwelt"  ist  also  nicht  zu  rütteln  und  jeder 
Unbefangene  wird  uns  darin  beistimmen,  daß  nur  der  Handelsgärtner 
Blau  in  Münchenbernsdorf  als  Züchter  der  weißen  Marechal  Niel- 
Rose  zu  gelten  liat.  Es  ist  ja  jn  gärtnerischen  Kreisen  allgemein 
bekannt,  daß  zahlreiche  Züchter  hervorragender  Neuheiten  des  lieben 
Geldes  halber  auf  den  Züohterruhm  verzichten  müssen,  indem  sie 
ihre  Züchtungen  an  kapitalkräftige  Firmen  verkaufen,  die  sie  dann 
oft  unter  Verschweigung  des  Züchternamens  einführen.  Da  aber  die 
Ansicht  aufkommen  könnte,  daß  der  gegenwärtige  Inhaber  der  Firma 
Franz  Deegen  jr.  Nachfolger  irgendw'ie  mit  den  geschilderten 
Vorkommnissen  in  Zusammenhang  stehe,  so  hielten  wir  es  für 
imsere  Pflicht,  die  vorstehende  Erklärung  zu  veröffentlichen.  In  der 
Abhandlung  in  No.  51  und  52  der  ..Gartenwelt"  war  lediglich  von 
Herrn  Franz  Deegen  jr.  die  Rede,  der  .seit  vier  Jahren  Privat- 
mann ist,  nirgends  aber  von  der  Firma  Franz  Deegen  jr.  Nach- 
folger. Die  Redal{tion  der  Gartenwelt. 


Landschaftsgärtnerei. 
Gehölzgnippioriiiig  in  Rücksicht  auf  den  Herbst. 

\'<n  Obergärtner  Beuß,  Schwetzingen. 


.Uieses  Motto  bezieht  sich  in  erster  Linie  auf  das  Wesentlichste 
des  Gartens:  Die  Pflanzen.  Die  richtige  Verteilung  des  Pfhanzen- 
niaterials  nach  verschiedenen  Gesichtspunkten  ist  wohl  die  vornehmste 
Aufgabe  des  Gartenkünstlers,  die  an  sein  Können  hohe  Anforderungen 
stellt,  denn  es  bedarf  umfassender  Kenntnisse  aller  in  Frage  kom- 
mender Pflanzen,  ihrer  Gewohnheiten  und  Ansprüche,  ihres  Ver- 
haltens zu  Jahreszeit  imd  Klima,  ihres  Wuchses  und  ihrer  sonstigen 
Eigenschaften,  wie  Gestalt  und  Farbe  der  Blätter  und  Blüten,  Blüte- 
zeit, Berindung. 

So  legt  man  vielfach  schon  bei  der  Pflanzung  Wert  auf  die 
Erzielung  eines  farbenfrohen  Bildes  im  Herbst.  Allerdings  läßt  es 
sich   nicht  immer  so   fügen,   daß   ein-   und   dieselbe  Pflanzung    ihre 


höchsten  Reize  im  Sommor  und  zugleich  im  Hei'bsto  entfalte,  denn 
nicht  jedes  Gehölz,  das  uns  im  Sommer  gefällt,  zieht  im  Herbst 
unsere  Blicke  auf  sich,  da  viele  Arten  schon  völlig  entlaubt,  während 
andere  noch  im  Schmucke  ihres  noch  grünen  oder  bereits  in  den 
glühenden  Tinten  des  Herbstes  gefärbten  Laubes  sind.  Um  gewisse 
Wirkungen  zu  erzielen,  müssen  eben  ganze  Partien  oder  einzelne 
Gruppen  mit  Rücksicht  auf  die  Herbstfärbung  gepflanzt  werden  unter 
Auswahl  besonders  für  diesen  Zweck  geeigneter  Geholze.  Solche 
Gehölze  kennen  zu  lernen,  bietet  natürlich  der  Herbst  dem  Fach- 
mann die  erwünschte  Gelegenheit. 

Es  bedarf  nicht  nur  der  Kenntnis  der  für  bestimmte  Zwecke, 
so  in  unserem  Falle  zur  Erzielung  eines  schönen  Herbstbildes,  geeig- 
neten Gehölze,  sondern  man  muß  auch  wissen,  welche  Gehölze  durchaus 
nicht  zusammen  passen  und  muß  auf  solche  Fehler  in  vorhandenen 
Anlagen  achten  und  sie  sich  zur  Warnung  dienen  lassen. 

So  sieht  es  beispielsweise  sehr  unschön  aus,  wenn  hart  am 
Wege  neben  einem  noch  völlig  grünen,  ja  vielleicht  noch  blühenden 
Strauch  ein  völlig  kahler,  sparriger  Strauch  sich  breit  macht.  (Solche 
unschöne  Wirkungen  werden  erzielt,  wenn  man  die  Sträucher  ohne 
Rücksicht  auf  ihre  oft  sehr  verschiedene  Heimat  pflanzt.  Sträucher 
aus  Japan  und  Sträucher  aus  Sibirien  werden  sich  z.  B.  sehr  ver- 
schieden verhalten.     Die  Red.) 

So  sah  ich  im  Oktober  vorigen  Jahres  in  einer  nahe  am  Wege 
gelegenen  Strauchgruppe  eine  Anzahl  schöner,  noch  völlig  belaubter 
und  blühender  Spiraea  pumila  (Syn.  Bumalda,  Eltern  Japaner,  Red.) 
neben  einem  fast  kahlen,  nur  mit  wenigen  schmutziggelbroten  Blättern 
behangenen  sibirischen  Hartriegel,  Cornus  sibirica.  Die  schöne 
Spiraea  pumila  kam  natürlich  in  dieser  Nachbarschaft  nicht  zur 
Geltung  und  die  Gesamtwirkung  war  unästhetisch.  Außerdem  eignet 
sich  dieser  Hartriegel  überhaupt  nicht  zur  Randpflanzung  in  Gruppen, 
besonders  nicht  nahe  am  Wege;  als  Unterholz  und  für  den  Hinter- 
grund einer  Gruppe  mag  er  eher  am  Platze  sein. 

Besonders  in  der  Nähe  menschlicher  Wohnungen  oder  an 
Punkten,  die  von  deren  Fenstern  aus  gut  zu  beobachten  sind,  kann 
eine  Zusammenstellung  von  einer  Anzahl  möglichst  gleich  lange  schön 
bleibender  Gehölze  angenehm  empfunden  werden  und  es  sei  mir  ge- 
stattet, nachstehend  Gehölze  aufzuführen,  die  in  dieser  Hinsicht 
zu  einander  passen.  Da  nenne  ich  an  erster  Stelle  Physocarpus 
opulifolius  {Syn.  Spiraea  opiil/folin).  fi'iiiLM  Spiraea  1  Iniiibcrgii, 
die  häufig  zweimal  im  Jahre  tivilit  un'l  lilulit.  Sj,inii'i  pmiiUa,  Sp. 
arguia  nnd hyperieifolia,  iernei-  Vihirniinii  D/ndiis  und  \'ili.  l.nidana, 
Symphor/rtiijjiis  nuemosus,  versciiiedene  Fliederarteu,  Sciieinquitten, 
Forsyt/iiii  rindissinia,  Deutxia  crenata,  Ribcs,  besonders  Ribes  san- 
guineuiii.  Jv m'n  /njimiica,   Ligustnmi  ovalifoliuni  und   L.  vulgare. 

Von  Bäumen  eignen  sich  Robinia  inermis  und  R.  Pseud- 
aeacia,  letztere  allerdings  durch  das  allmähliche  Laubwerfen  ein 
lästiger  Baum,  Crataegus.,  ferner  einzelne  Sumacharten  (ÄAi/s),  Buchen, 
Eichen,  Trompetenbaum  (Catalpa)  und  Platanen.  Die  Platanen  treiben 
allerdings,  wie  auch  einige  der  genannten  Sträucher,  spät  aus  und 
lassen  ihr  Laub  bei  früh  eintretenden  Frösten  im  gränen  Zustande 
fallen,  ähnlich  wie  dies  auch  die  Prunus  virginiaria  tut.  Die  Roß- 
kastanien, die  Magnolien  und  viele  andere  behalten  wohl  lange  das 
Laub,  sehen  aber  doch  mehr  oder  weniger  unschön  aus.  Casfanea 
vesca  wirft  ihr  Laub  sehr  zeitig.  Von  den  verschiedenen  Linden 
wird  JSlia  rubra  euchlora  (Syn.  dasystyla),  eine  der  schönsten, 
recht  früh  kahl.  Ich  sah  junge  üppige  Bäume  dieser  Art  schon 
Anfang  Oktober  kahl  dastehen,  was  vielleicht  auch  durch  die  Milpen- 
spinne  verursacht  wird.  Auch  von  den  zahlreichen  Ahornarten  eignen 
sich  manche  zur  Anpflanzung  für  den  Herbstschmuck.  Von  den 
Ulmen  ist   U.  montana  f.  Dampieri  die  geeignetste. 

Eine  allerorts  gültige  Zusammenstellung  solcher  Gehölze  kann 
man  natürlich  nicht  geben,  dazu  sind  Nebenumstände  zu  einfluß- 
reich, wie  Standort,  Bodenfeuchtigkeit,  Klima,  Alter  der  Gehölze, 
freie  oder  geschützte  Lage  usw.  Nirgends  läßt  sich  weniger  ein 
Schema  F  aufstellen  als  für  die  Gartengestaltung.  Jeder  beobachte, 
probiere  und  sammle  Erfahrungen,  deren  Summe  in  unserem 
Falle  zur  Erzielung  eines  schönen  „Herbstanstriciies"  hinreichen  möge. 


36 


Die  Gartenwelt. 


IX,  3 


Bücherschau. 

Deutsche  Gartengestaltung  und  Kunst.  Von  C.  K.  Schneidei-, 
Leipzig  1904.  Verlag  vuu  Carl  Seholtze  (W.  Junglians).  8°,  184  S. 
Preis  broch.  4,50  Mk. 

Dem  Tripsohen  Ausfalle  gegen  die  Vorschriften  des  Meyerschen 
Lehrbuches  läßt  C.  K.  Schneider  einen  Nachstoß  folgen,  und  wie 
jener  ist  er  davon  überzeugt,  der  rückständigen  Gartenkunst  die 
Bahn  damit  gebrochen  zu  haben  zum  Sonnenaufgang  der  Moderne. 
Aber  dieses  Irrtums  ungeachtet  kann  man  an  der  forschen  Fechterart 
der  Schrift  seine  Freude  haben,  obwohl  der  Stoß  der  Behauptung 
nicht  immer  aus  der  Parade  des  Beweises  erfolgt.  So  bei  dem 
wichtigen  Satze  Seite  10:  „Das  Genie  braucht  stärkere  Ausdrucks- 
mittel zur  Gestaltung  seiner  Ideen,  als  die  Gartenkunst  sie  bieten 
kann",  der  aus  dem  vorher  angeführten  sich  nicht  ableiten  läßt;  und 
wenn  im  folgenden  der  Gartenkunst  ihr  Platz  angewiesen  wird  neben 
oder  unter  der  Baukunst,  ein  Thema,  das  sich  zur  weiteren  Diskussion 
übrigens  recht  wohl  eignet,  so  ist  auch  damit  eine  Stütze  nicht 
gegeben.  Überhaupt  erschweren  die  seitenlangen,  oft  nur  durch 
dürftige  Ideenbmcken  verbundenen  Zitate  die  Lektüre.  Auch  tief- 
gründige Beweisführungen  lassen  sich  glatt  lesen,  wenn  man  nicht 
immer  wieder  anderen  Autoren  in  die  Hände  gerät.  —  Eine  vor 
zwei  Jahren  von  mir  in  der  Gartenwelt  (VI,  Seite  186)  veröffent- 
lichte Arbeit  läßt  sich  der  Autor  als  Sprungbrett  dienen  ins  Thema; 
und  da  sie  sich  in  ihrer  Tendenz  dazu  nicht  hergibt,  so  mußte  sie 
durch  Außerachtlassung  meiner  Beweisführung  willig  gemacht  werden. 
Ich  tat  an  jener  Stelle  dar,  daß  die  Gartenkunst  ihre  Moderne  bereits 
gehabt  hätte  und  glaubte  mit  diesem  Nachweis  etwas  Neues  gebracht 
zu  haben,  werde  nun  indes  belehrt,  daß  Dutzende  von  Stimmen 
ähnliches  behauptet  hätten;  den  in  Aussicht  gestellten  Beweis  hat  der 
Verfasser  aber  gar  nicht  versucht.  Auch  für  die  Rückständigkeit  der 
Gartenkunst  anderen  Künsten  gegenüber  fehlt  der  Nachweis.  Trips 
Ausstellungen  und  sein  darauf  laasiertes  Programm  beweisen  nur, 
daß  Meyer  tot  und  niemand  in  die  Bresche  gesprungen  ist,  sein 
"Werk  strebend  und  forschend  fortzuführen.  Denn  nur  in  der 
Geometrie  schreibt  man  Lehrbücher  für  ewige  Zeiten.  An  Einzel- 
fortschritten hat  es  inzwischen  nicht  gefehlt,  aber  es  mangelte  der 
Brennpunkt,  sie  zu  sammeln.  Wenn  Trips  Programm,  das  sämtliche 
Neuerungen  begreift,  erfüllt  sein  wird  in  allen  Punkten,  dann  wird 
sich  zeigen,  daß  es  eine  organische  Fortentwicklung  darstellt,  die 
unsere  Kunst  brauchte,  um  nicht  in  Stillstand  und  Rückschritt  zu 
verfallen.  Die  Sezession  der  anderen  Kunstgebiete  aber  ignorierte 
das  Bestehende  und  baute  auf  neuem  Grunde  nach  neuen 
Gesichtspunkten.  Genaueres  darüber  siehe  Garten  weit  VI,  Seite  186. 

Die  Schrift  vertritt  alles,  was  an  neuen  Bestrebungen  auf 
unserem  Gebiete  in  den  letzten  .lahi'cn  geltend  gemacht  wurde,  so- 
wohl von  Lichtwark,  Schultze-Naumburg  und  der  Architekten- 
schaft wie  von  Willy  Lange,  und  löst  den  Widerstreit  der  Ziele 
durch  Aufrichtung  des  Gartenzaunes,  von  dem  sie  hüben  jenen, 
drüben  diesem  das  Feld  zuweist.  Des  Letzteren  photographisches 
Sehen  soll  zuvor  jedoch  zu  künstlerischem  Schauen  veredelt  werden, 
während  für  die  Anderen  Bedingungen  nicht  beliebt  werden,  da  ja  der 
(Haus-)Garten  immer  unmittelbar  unter  dem  Einfluß  von  Bauwerken 
stünde.  Als  ob  die  moderne  Villa  mit  gruppierter  Anlage,  ver- 
schobener Achse,  regellosem  Grundriß  und  exzentrischer  Platzgebung 
fähig  wäre,  einen  architektonischen  Garten  zu  beherrschen! 

Der  unbestrittene  Wert  des  Buches  liegt  in  dem  Überblick 
der  Bestrebungen,  der  nirgends  noch  geboten  wurde,  zudem  ist 
die  Darlegung  des  ästhetischen  Verhältnisses  wichtig,  und  auch  von 
den  Angriffen  ist  manches  berechtigt.  Zur  Orientierung  —  bei 
eigenem  Urteil  —  ist  deshalb  das  Buch  vorläufig  unschätzbar.  Aus- 
gezeichnet ist  die  Kritik  an  den  Langeschen  Vorschlägen,  während 
sie  bei  den  architektonischen  Neuerern  versagt;  folgt  Schneider  ihnen 
doch  sogar  bedingungslos  auf  das  Gebiet  der  Vorgartenfrage.  So 
lange  das  Münchener  Programm  nicht  in  positiver  Fassung  und 
Auslegung  vorliegt,  wird  man  mit  dieser  Schrift  und  ihi-en  etwaigen 
Folgeer.scheinungen  auskommen  müssen,  auf  die  Dauer  aber  wird 
der,  der  den  Stein  ins  Rollen  brachte,  sich  der  Aufgabe  klärend  und 
abwägend  der  Materie  sich  anzunehmen  nicht  entziehea  können.    Daß 


der  mitten  in  der  Praxis  stehende  Künstler  dazu  erforderlich  ist, 
beweisen  die  Schneiderschen  Ideal  Umbildungen  Wiener  Plätze.  Da 
ist  beim  Rathauspark  die  von  Falke  geforderte  Längsachse  mit  den 
Bäumen  des  Spielplatzes  zugepflanzt  (Seite  132),  wofür  dann 
die  jenseits  der  Bäume  befindliche  begrenzende  Hecke  den  Blick 
hinüber  erlaubt  und  auf  der  anderen  Seite  wird  ein  Loch  von  etwa 
fünfzehn  Meter  als  fi-eie  Sicht  ausgegeben.  Schlimmer  erging  es 
noch  dem  Platz  vor  der  Votivkirche  (Seite  123),  dem  man  das 
Kuckucksei  der  Sezession  tatsächlich  ins  Nest  gelegt  hat.  Rmgs  eine 
Mauer  von  zwei  Metern  Höhe,  dann  eine  Baumreihe,  darauf  Gürtel- 
pflanzung mit  Staudenvorpflanzung,  eine  geringe  Rasenfläche  und 
schließlich  Wegrandpflanzung  aus  Kronenbäumchen  mft  Festons.  Zu 
dieser  Umgebung  paßt  das  eiförmige  Parterre  mit  dem  kreisrunden 
Fontänenbecken  darin.  „Zum  Heulen",  um  mit  einem  im  Buche 
beliebten  Ausdrucke  zu  reden.  Was  werden  die  parvenuhaften  Stadt- 
gärtner mit  ihren  antiquierten  Anschauungen  von  der  verschiedenen 
Vornehmheit  der  Plätze  dazu  sagen?! 

Blumenbeete,  Stauden,  Teppichbeete,  Palmengärten,  Friedhofs- 
anlagen, Gartenzubehör  und  viele  andere  Gegenstände  werden  durch- 
gesprochen, andere  Abschnitte  dienen  der  Orientierung  des  Laien. 
Das  Buch  schließt  mit  emer  Lobeserhebung  auf  Dahlem  und  einer 
Darstellung  der  sozialen  Lage  des  Garten  künstle  rs. 

Wir  dürfen  uns  freuen,  daß  wir  dies  Buch  haben,  denn  e.* 
bringt  eine  eigenartige  und  markante  Erscheinung  in  unsere  Fach- 
literatur, von  der  man  wünschen  möchte,  daß  sie  ansteckend  wirkte. 
Jedem  Gartengestalter  sei  es  zum  Studium  empfohlen,  und 
niemand  wird  die  darauf  verwendete  Zeit  zu  bereuen  haben. 

Krone. 

P.  S.  Persönlich  bin  ich  Herrn  Schneider  die  Entgegnung 
schuldig,  daß  ich  beim  Niederschreiben  meiner  Phrasen  zu  denken 
pflege,  wogegen  ich  ihm  die  Fragen  fpräsentiere,  ob  er  es  mit  der 
schriftstellerischen  Rücksichtnahme  vereinbar  hält,  den  Angegriffenen 
ohne  Notiz  zu  lassen  und  ferner  Satzteile  als  Zitat  zu  geben  nach 
Ausscheidung  einer  den  Sinn  beeinflussenden  Stelle? 

Nachschrift  des  Herausgebers.  Herr  C.  K.  Schneider,  der 
Verfasser  des  oben  besprochenen  Buches,  war  zwei  Jahre  in  meiner 
Redaktion  erfolgreich  und  unermüdlich  tätig  und  ist  nicht  nur  nach 
seinem  Austritt  Mitarbeiter  der  „Gartenwelt"  geblieben,  sondern  hat 
sich  zu  meiner  Freude  auch  durch  anderweite  erfolgreiche  literarische 
Tätigkeit  einen  geachteten  Namen  gemacht. 

Daß  Herr  Schneider  in  seiner  Gartengestaltung  offen  erklärt, 
daß  seine  landschaftsgärtnerischen  Anschauungen  von  den  meinigen 
abweichen,  nehme  ich  ihm  nicht  nur  nicht  übel,  ich  rechne  ihm  sogar 
diese  Offenheit  hoch  an,  da  ich  nicht  auf  dem  Standpunkt  jener 
stehe,  die  alle  AVeit  in  ihre  eigenen  Anschauungen  hineinzwingen 
wollen.  Aber  andere  seiner  ehemaligen  Lehrer  bezw.  Vorgesetzten, 
die  Herren  Gartenbaudirektoren  Bertram  und  Hampel,  werden 
vielleicht  über  den  Fehdehandschuh,  den  ihnen  Schneider  zugeworfen, 
wenig  erbaut  sein,  ihm  indessen  das  Recht,  seiner  eigenen  Ansicht 
öffentlich  Ausdruck  zu  verleihen,  nicht  aberkennen  können.  Ich 
habe  die  Kritik  des  Buches  Herrn  Krone  überlassen,  weil  man  mir 
vielleicht  Befangenheit  hätte  vorwerfen  können  und  beschränke  mich 
hier  darauf,  trotz  abweichender  Stellung  zu  vielen  von  Schneider 
aufgeworfenen  Fragen  meiner  Anerkennung  über  seine  vielen  und 
sorgiältigen  Quellenstudien  und  seine  anregenden,  vielfach  über- 
zeugenden Ausführangen  Ausdruck  zu  verleihen.  Als  Kritiker  ist 
Schneider  etwas  zu  kampflustig  und  scharf  und  allzu  scharf  macht 
bekanntlich  schartig.  Sein  jugendliches  Feuer,  dem  ich  diese  Schärfe 
zuschreibe,  wird  aber  mit  der  Zeit  erkalten. 

Personal  -Nachrichten. 

Kessler  Fritz,  wurde  als  Ij-itcr  der  Stadtgärtneroi  in  Branden- 
burg a.  U.  augestellt  und  erhielt  den  Titel  Stadt-Garteniuspektor. 
Herr  Keßler  ist  ehemaliger  Wildpark-  und  Kgl.  geprüfter  Obergärtner. 

Schneider,  Ernst,  Gartenarchitekt  und  staatl.  geprüfter  Ober- 
gärtner, langjähriger  Techniker  der  Firma  E.  Finken  in  Cöln,  als 
solcher  Leiter  der  Neuanlagen  des  Stagtgartens  in  Neuß  und  der 
Parkfriedhöfe  in  Remscheid,  zuletzt  Architekt  der  Stadtparkneuanlage 
in  Bochum,  wurde  zum  städt.  Parkinspektor  in  Görlitz  gewählt. 


Verantwortl.  Redakteur:  Max  He 


Berlin.  —  VerlaB  ' 


Schmidt  4  Co..  Leipzig.  —  Drnck:  Anhalt.  Buchdr.  6utenberg,  e.  G.  m. 


Listriertes  Wochenblatt  für  den  besamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


22.  Oktober  1904. 


No.  4. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfo/gt. 


Landschaftsgärtnerei. 


Altes  Gemäuer  im  Garten. 


Di. 


Von  Willy   Lange -Dietharz,  Lehrer  der  Gartenkunde  an  der 

Kgl.  Gärtnerlehranstalt  in  Dahlem. 

{Hierxu  eine  Abbildung.) 

'ie  AVertschätzung  des  Alten  in  unserer  entwickelungs- 
geschichtlich  denkenden  Zeit  läßt  uns  in  der  Landschaft  an 
Heldenmalen  vergangener  Geschlechter  sinnend  weilen. 

Solche  Stätten  such'  ich  gerne 
Mühsam  auf  in  Wald  und  Wiese 
Denn  sie  sind  ein  Rest  vom  Kerne, 
D'raus  erwachsen  ist  ein  Eiese. 
Und  ob  auch  in  Trümmer  fallen 
Jetzt  die  Tore  und  das  Haus, 
Bricht  im  Frühling  doch  aus  allem 
Jährlich  neu  ein  Blühen  aus.  — 


Und  wer  von  den  alten  Tagen 
Leise  Kunde  hören  will, 
Jene  Steine  muß  er  fragen 
Scheinen  sie  auch  tot  und  still. 
Denn  es  schläft  ein  Lied  in  Dingen, 
Die  da  träumen  fort  und  fort; 
Und  die  Welt  hebt  an  zu  singen. 
Trifft  man  nur  das  Zauberwort. 

Die  Steine  reden:  Ära  Ehein,  der 
großen  Heer-  und  Kiüturstraße  mit  ihren 
Seiten-  und  Querwegen  und  in  Süddeutsch- 
land  von  den  heidnischen  Römern,  den 
Kämpfen  und  Siegen  kirchlicher  Send- 
boten. Im  Norden,  auf  Rügen  sprechen 
Opfersteine,  auf  der  Heide  Hünengräber, 
Ringwälle  von  dem  letzten  Ringen  der 
alten  Götter  und  Helden  mit  dem  milden 
Gott  des  Südens.  Uns  noch  verständlicher, 
weil  jünger,  ravmen  Ruinen  der  Ritter- 
burgen und  Klöster,  deren  Mauern  in 
den  Bniderkämpfen  des  deutschen  Mittel- 
alters zerschmettert  wurden. 

In  den  Spuren  vergangener  Menschen 
Tage  lassen  sich  weniger  charakteristisch 
landschaftliche  Gestaltungen  nachweisen, 
als  in  den  Volksbauten  der  jüngsten  Zeit. 
Denn  der  eigentlich  landschaftliche  Bau- 


stoff ist  längst  verweht.  Für  ihre  Verteilung  in  unserem  heutigen 
Deutschland  ist  daher  vielmehr  die  Geschichte  der  vei-schiedenen 
Landschaften,  ihre  Schicksale  im  Laufe  der  Zeiten,  der  historische 
Wechsel  ihrer  Bewohner  bestimmend.  Neben  der  Naturkenntnis 
und  der  Beobachtung  ihrer  heutigen  Volksbauweise  kommt  land- 
schaftliche Geschichtskenntnis  in  Betracht,  wenn  wir  Menschen- 
werke vergangener  Zeit  als  Mittel  benutzen  wollen,  um  durch 
sie  unsere  Gärten  künstlerisch  anregend  zu  gestalten.  Längst 
hat  man  Ruinen  in  Gärten  geschaffen,  aber  von  anderen 
Empfindungen  ausgehend:  teils  nur,  um  „Motive  für  dekorative 
Effekte"  (man  überhöre  ja  nicht  den  gi-auenhaften  Mißklang 
der  Fremdworte),  zu  haben,  mehr  aber  noch,  um  in  jener 
kranken  Zeit,  als  Ruinen,  Gräber,  ,,in  denen  man  niemand 
begrub",  in  Gärten  „Mode"  waren,  in  schlaffer  Klage  über 
alles  Vergängliche  der  eigenen  weltschmerzlichen  Stimmung 
ein  äußerliches  Denkmal   zu  setzen. 


'^ 


\    / 


Altes  Gemäuer.     Vom  v 


Gartenwfflt"  photograpI"Sch  aufgenomrr 


Die  Gartenvvelt. 


IX,  4 


In  diesem  Sinne  wollen  -wii"  keinesfalls  die  Ruinen  und 
alles  ähnliche  wieder  aufleben  lassen.  Aber  kräftige,  gesunde 
Lebensanschauung  darf  sich  nicht  schämen,  wenn  sie  in  der 
heiteren  Gartensymphonie  durch  einen  vollen  Mollakkord  in 
künstlerisch  vollendeter  Abtönung  mächtig  ergriffen  wird, 
doch  ist  wohl  kaum  irgendwo  der  Schritt  vom  Erhabenen 
zum  Lächerlichen  so  klein,  wie  hier.  Darum  sehe  jeder, 
wie  er's  treibe!  Eine  Grundbedingung  für  die  beabsichtigte 
Wirkung  ist  hier,  noch  mehr  als  bei  Schaffung  ländlich  natur- 
wahrer Menschenwerke,  die  „Echtheit",  wie  man  überhaupt 
keine  Sache,  außer  der  Bildung  des  eigenen  Charakters,  so 
ernst  nehmen  sollte,  als  die  sogenannte  heitere  Kunst.  Wenn 
man  nun  echte  Denkmäler  alter  Zeit  einfach  aus  der  benach- 
barten Landschaft  in  den  Garten  setzen  könnte,  wäre  die 
Forderung  der  Natiu-wahrheit  leicht  erfüllt.  Das  geht  nun 
meistens  nicht,  obwohl  es  bei  gutem  Willen  und  entsprechender 
Aufmerksamkeit  öfter  möglich  wäre. 

Wie  viele  alte  Kirchen-  und  Burgruinen,  Säulen,  Kloster- 
gebäude haben  billigen  Baustoff  für  Scheunenhäuser  und  Vieh- 
ställe hergeben  müssen  in  einer  Zeit,  da  die  Vergangenheit 
wortlos,  tot,  unbeachtet  war.  Da  wäre,  wo  dies  noch  möglich 
ist,  im  Gai'ten  eines  historisch  empfindenden  Altertums-  und 
Kunstfreundes  wohl  ein  würdigerer  Platz  für  sie.  In  allem 
Echten  haben  wir  in  diesem  Sinne  auch  Goethe  auf  unserer 
Seite,  der  im  übrigen  die  gekünstelte  sentimentale  Altertümelei 
treffend  verspottet. 

Wie  nun,  wenn  wir  das  Alte  lieben  und  es  echt  niclit 
erhalten  können?  Nur  zum  Teil  beantworte  ich  heute  diese 
Frage,  indem  ich  mich  der  Abbildung  zuwende:  Man  braucht 
kein  Finsterling  zu  sein,  nicht  Eulen-  und  Unkensinn  zu 
haben,  lun  an  altem  Gemäuer  Freude  zu  finden.  Aber  dieses 
Gemäuer  muß  wenigstens  Jahrhunderte  alt  sein  oder  —  aus 
jener  Zeit  zu  stammen  „scheinen"  und  eine  Geschichte,  Er- 
lebnisse, haben  —  oder  sie  uns  wenigstens  vortäuschen. 
Altes  Gemäuer  ist  der  Best  einer  Ruine.  Nicht  mehr  so  fest 
gefügt  wie  diese,  hat  der  Zahn  der  Zeit  mehr  an  ihm  genagt. 
Form  und  Zweck  des  ursprünglichen  Bauwerkes  lassen  sich 
nicht  mehr  erkennen.  Nichts  mehr  von  der  sterbend  noch 
trotzigen  Kraft  der  Burgen,  nichts  von  dem  ergebenen  Frieden 
der  Klosterruine  blieb  der  Erscheinung  des  alten  Gemäuers: 
es  ist  ein  Symbol  der  Auflösung,  der  Gleichheit  alles  Irdischen 
im  Zerfall.  Jede  welke  Blume  im  Herbst,  und  jedes  Körnchen 
am  Wege,  das  wir  zu  Staub  zertreten,  sagt  uns  dasselbe: 
Blut'  und  Frucht  sind  nur  die  Stufen 
Auf  dem  Wege  zur  Verwesung. 

Wer  im  Irdischen  das  Ende  aller  Dinge  sieht,  ist  mit 
diesem  Gleichnis  auch  am  Ende  seiner  Gedanken  —  ein  trost- 
loses Ende.  Aber  der  freudige  Sinn  unserer  Weltanschauung 
sieht  die  Welt  in  anderem,  in  besserem  Lichte,  im  Vergehen 
kein  Ende,  sondern  nur  Wandel;  und  „kein  Verderben  gibts 
und  kein  Sterben,  Ewiges  Werden  nur  in  der  Natur". 

So  wird  uns  lebensfrohen  Gartenfreunden  zerfallenes 
Gemäuer  zum  Nährboden  lieblicher  Pflanzen.  Überall,  natür- 
lich glaiibliaft,  können  wir  Gemäuer  künstlich  herstellen,  um 
uns  die  oft  nicht  natürlich  begründeten  imd  meistens  unnatürlich 
gebildeten  Felsengruppen  zu  ersetzen.  Namentlich  den  Kleinen 
aus  der  Pflanzenwelt,  deren  zai-te  Schönheit  wir  sonst  kaum 
würdigen,  weil  sie  dem  betrachtenden  Auge  zu  fern  am 
Boden  stehen,  wird  liier  ein  geschütztes  Plätzchen.  All  die 
zierlichen  Dickblattgewächse,  kleinen  Frühjahrsstauden,  wie 
Primeln,  Aurikeln  und  einjährigen  Pflänzchen,  die  im  Rasen 
leicht  umkommen,  oder,  um  dies  zu  vermeiden   und  gesehen 


zu  werden,  nur  in  Hunderten  von  gleichartigen  Stücken  in 
regelmäßigen  Gruppen  verwendet  werden,  können  hier  in 
reichster  Artenzahl,  in  Fugen  und  Ritzen,  an  Fensterbrüstungen 
und  auf  der  Krone  der  Mauern  zu  voller  Geltung  kommen. 
Große  Erdfarne  und  alle  Pflanzen  des  Waldbodens  finden 
hier  einen  so  naturgemäßen  Platz  wie  zwischen  den  Steinen 
ihres  Waldes.  Größere  Mauerflächen  werden  berankt  mit 
unseren  allbeliebten  Schling-Sträuchern  und  -Kräutern.  Die 
Auswahl  der  Arten  richtet  sich  danach,  ob  das  Gemäuer  frei 
beleuchtet,  oder  beschattet  ist.  Ist  es  im  Grundriß  zwei-, 
dreiseitig  oder,  wie  ein  Turmrest,  rundlich,  so  bieten  sich  in 
ihm  selbst  die  verschiedensten  Beleuchtungsgrade.  Umrankte 
Fenster  im  Mauerwerk  ergeben  schöne  Rahmen  außerhalb  des 
Gartens  oder  in  ihm  selbst  stehender  Bilder.  Vor  der  Aus- 
fühi-ung  empfielüt  sich  die  genaue  Feststellung  dei-  Lage, 
Höhe,  Breite  der  Fenster  durch  ein  leichtes  Stangengerüst. 
Die  ganze  Anordnung  folgt  der  vorher  bestimmten  Lage  der 
Fenster.  Liegt  das  Gemäuer  frei,  so  muß  auf  eine  ab- 
wechselungsvolle Begrenzungslinie  Bedacht  genommen  werden, 
welche  durch  Bepflanzung  des  oberen  Mauerrandes  (z.  B.  durch 
Schlingrosen)  für  das  Auge  teils  versteckt,  teils  besonders 
erhöht  und  hervorgehoben  wird.  — 

Doch  nun  wollen  wir  unseren  geschickten  Maurer  rufen, 
damit  er  gleich  hört,  was  wir  über  die  technische  Herstellung 
unseres  Gemäuers  zu  sagen  haben.  Atich  er  ist  Naturfreund 
und  als  Fachmann  wird  es  ihm  leicht  werden,  an  der  Hand 
unseres  Bildes  sich  in  die  Mauerweise  früherer  Jahrhunderte 
einzuleben.  Seine  strengen  Gesetze  von  Fuge  und  Lager 
muß  er  einmal  zu  vergessen  suchen,  Wasserwage  und  Lot, 
Winkelmaß  und  Latte  zu  Hause  lassen.  Wenn  die  Sache 
ein  bißchen  schief  wird,  ist  es  um  so  besser.  Wir  brauchen 
nur  Natursteine  und  Mörtel  — •  für  Erde  und  Pflanzen  haben 
wir  schon  gesorgt.  Die  Natursteine  sind  in  allen  Formen  recht, 
jedoch  sollten  sie  in  demselben  Gemäuer  immer  von  gleicher 
Art  sein :  Porphyr,  Granit,  Sandstein  (die  flachste  Seite  nach 
außen).  Um  eine  Grenzmauer  zu  ziehen,  müssen  wir  erst 
unsern  Nachbarn  um  Erlaubnis  bitten;  vielleicht  fühlt  er  nicht 
so  historisch  wie  wir  imd  betrachtet  eine  „alte  Mauer"  als 
eine  Verunstaltung  an  der  Grenze  seines  Ziergartens  Dem 
Einspruch  begegnen  wir,  indem  wir  jene  für  uns  unsichtbare 
Außenseite  in  heut  üblicher  Weise  mit  schönen  Ziegeln 
herstellen,  so,  als  hätte  jener  Nachbar  die  alte  Mauer  zin- 
Stütze  „seiner"  neuen  benutzt.  In  jedem  Falle  besteht  nämlich 
unser  altes  Gemäuer  aus  zwei  parallelen  Wänden,  die  mit 
Steinen  gelegentlich  verbunden  werden ;  im  Innern  bleibt  also  ein 
hohler  Zwischenratmi.  Hierdurch  täuschen  wir  die  natürlich 
charakteristische  Mauerstärke  vor  und  geben  den  wuchernden 
Pflanzen  durch  Ausfüllen  des  Hohlraumes  mit  humoser  Erde 
die  Möglichkeit  üppigen  Gedeihens.  So  weit  nötig,  werden 
die  Pflanzen,  namentlich  Farnrhizome  und  Efeupflanzen, 
wälirend  des  Mauerns  in  passende,  späterem  Wachstum  Spiel- 
raum gewährende  Lücken  gepflanzt.  Auf  diese  Weise  können 
hohe  Flächen  selbst  mit  kleinen  Efeu-  und  anderen  Kletter- 
pflanzen schnell  überzogen  werden.  Die  Fugen  müssen  tief 
sein  und  dürfen  den  Mörtel  nicht  sehen  lassen.  Erscheinen 
die  Steine  zu  neu  und  leuchtend,  so  färbt  man  sie  mit  sand- 
und  zeraentgemischter  Farlie  ..alt". 

Nachschrift  der  Redaktion.  Uns  will  eine  Mauer,  be.setzt 
mit  Farnen  und  alpinen  Pflanzen,  auch  passender  erscheinen  als  die 
oft  unschön  aussehenden  „Felspartien"  vieler  Gärten.  Außerdem  kann 
man  auf  einer  Mauer  seine  Lieblinge  in  Augenhöhe  Laben  und  sie 
viel  besser  studieren. 


IX,  4 


Die  Gartenweh. 


39 


Gartenschmuck. 

Von  H.  König,  stiidt.  Gartenteclmiker,  MUiichon-Gladbach. 

(Ilieriu  fihifxilin  roin    Verfasser  für  die  „Oarteiiicelt"  ge^eitlinete 

Äbbildungefi.) 

iOeit  Äubeginn  aller  Kultur  machte  sich  bei  den  Menschen  das 
Bestreben  bemerkbai-,  den  architektonischen  Schmuck  des  Hauses  auch 
auf  seine  Umgebung,  den  Garten,  zu  übertragen.  An  und  fui  sich 
eine  ganz  logische  Folgerung  des  menschhchen  Empfindens,  die  litn 
plötzlichen  Übergaug  des  regelmäßigen  Stiles  der  WohnungsaichitLktui 
in  den  freien  Landschaftsstil  des  Gartens  störend  empfindet  Aul 
dieser  Beobachtung  ruht  wohl  auch  der  Gedanke  des  legelmaßig«  n 
oder  französischen  Gartenstils.  Wenn  nun  früher  die  Regelmäßigkeit 
auch  in  den  Gartenanlagen  vorherreohte,  so  ist  im  Laufe  der  Zeit 
im  Menschen  der  Wunsch  nach  einer  Trennung  des  i'egelmäßigen 
Stils  vom  natürlichen  Stil  erwacht,  welche  endlich  mit  einem  Siege 
des  letzteren  endete.  Selbstverständlich  i.st  auch  die  Anwendung  des 
natürlichen  Stils  in  dem  Parkgarten  nicht  ununisohränkt,  da  die  nähere 
Umgebung  der  Wohugebäude  immer  eine  mehr  oder  weniger  regel- 
mäßige Einteilung  erhält.  So  unschön  und  unnatürlich  uns  ein  größerer 
Park  im  symmetrischen  Stil  erscheint,  so  lächerlich  würde  sich  ein 
kleines  Hausgärtchen  ausnehmen,  worin  wir  die  Verkörperung  der 
freien  Landschaft  zum  Ausdruck  bringen  würden.  Denn  im  Haus- 
gärtchen wird  die  Gartenanlage  von  der  Architektur  des  Hauses  be- 
herrscht und  muß  sich  ihr  in  ihrer  Ausgestaltung  naturgemäß  an- 
gliedern. 


Fig.  1. 

Terrassen,  regelmäßige  Bassins  und  Teppichbeete  müssen  natürlich 
ebenso  wie  die  Einfriedigungen  auf  die  Architektur  des  Hauses  Bezug 
nehmen.  Bei  den  Einfriedigungen  geht  man  von  diesem  Grundsatz 
ab,  wenn  besonders  große  Parks  oder  Landsitze  in  Betracht  kommen, 
dagegen  sollte  man  die  Villengärten  und  städtischen  Vorgärten  der 
Architektur  des  Hauses  entsprechend  einfriedigen.  In  vielen  Fällen 
wird  die  Umzäunung  leider  immer  noch  recht  stiefmütterlich  be- 
handelt, aber  mit  Unrecht;  denn  wie  man  ein  Buch  in  geschmack- 
vollem Einbände  mit  ganz  anderen  Erwartungen  öffnet,  als  ein  anderes, 
das  nur  einen  beschmutzten,  unschönen  Umschlag  hat,  so  wird  man 
auch  von  einer  dürftigen  Einfriedigung  auf  den  dahinterliegenden 
Garten  und  schließlich  auch  noch  auf  den  Besitzer  schließen.  —  Es 
ist  uns  gerade  in  der  Einfriedigung  eine  gute  Gelegenheit  geboten,  den 
Besucher,  gewissermaßen  schon  von  außen,  auf  all'  die  Herrlichkeiten 
vorzubereiten,  die  sich  beim  Eintritt  in  den  Garten  seinen  Blicken  dar- 
bieten werden.  Natürhch  wird  es  nicht  immer  möglich  sein,  bei  der 
Einfriedigung  den  Stil  des  Hauses  zu  kopieren,  in  diesem  Falle  achte 
man  wenigstens  darauf,  daß  sie  einfach  und  geschmackvoll,  ohne 
Überladung  gehalten  ist.  Man  findet  oft  in  den  zugesandten  Kata- 
logen der  betreffenden  Fabriken  recht  geschmacklose  Muster,  ohne 
irgend  welche  Idee:  sinnlose  und  verwirrende  Schnörkel  und  Ver- 
zierungen, welche  einen  derartigen  Zaun  äußerst  geschmacklos  er- 
scheinen la.ssen.  Viel  eher  könnte  man  sich  mit  den  modernen  Ein- 
friedigungen, welche  ihre  Motive  der  Natur  entlehnen  und  stilisierte 
Blumen,  Pflanzen  etc.  zur  Verwendung  bringen,  befreunden. 

Abbildung  I  zeigt  einen  sehr  einfach  gehaltenen  Eisenzaun, 
dessen  übliche  Sprossen  durch  die  eiserne  Imitation  stilisierter  Baum- 


Fig.  2. 

äste  ersetzt  werden,  das  dazu  gehörige  Tor  ist  in  demselben  Genre 
gehalten  und  paßt  sich  dem  Ganzen  harmonisch  an.  Infolge  der 
einfachen  Ausstattung  und  der  dichten  Verzweigung  der  Äste,  welche 
ein  Eindringen  von  Wild  zur  Unmöglichkeit  macht,  würde  sich  diese 
Art  Einfriedigung  besonders  für  ein  einfaches  Landhaus  eignen. 
Weniger  bei  einem  ländlichen,  als  einem  städtischen  Wohnhause 
würde  der  in  Abbildung  II  gezeigte  Zaun  Verwendung  finden.  In 
seiner  Ausstattung  ebenfalls  sehr  einfach,  sind  die  Öffnungen  in  dem 
Tor  etwas  größer  als  in  1,  aus  welchem  Grunde  diese  Einfriedigung 
für  ländliche  Verhältnisse  weniger  zu  empfehlen  ist,  da  der  durch 
diesen  Zaun  gebotene  Schutz  gegen  das  Eindringen  schädlicher  Tiere 
verhältnismäßig  gering  ist. 

Die  in  Abbildung  I  und  II  gezeigten  Einfriedigungen  beruhen 
auf  dem  Prinzip  der  geraden  und  gebrochenen  Linie,  während  uns 
Abbildung  III  die  geschwungene  bezw.  gebogene  Linie  in  einem 
sezessionistisohen  Entwurf  vor  Augen  führt.  Das  Motiv  dieses  Zaunes 
ist  in  der  Lyraform  zu  suchen ;  natürlich  ist  diese  Art  Einfriedigung 
nur  für  städtische  Gebäude  mit  kleinem  Vorgarten  geeignet.  — 

Die  Idee,  die  moderne  Kunstrichtung  auch  auf  dem  Gebiete 
der  Gartenkunst  und  Gartentechnik  zur  Geltung  zu  bringen,  ist  viel- 
fach angefeindet  worden,  aber  mit  Unrecht,  denn  aus  welchem 
Grunde  sollte  nicht  auch  die  Gartenkunst  der  modernen  Richtung 
huldigen  und  sich  ihre  Vorzüge  nutzbar  machen;  natürlich  in  der 
richtigen  Weise  und  nur  da,  wo  es  angebracht  ist,  denn  wenn  man 
Bäume  und  Sträucher  in  die  Formen  des  Jugend-  oder  Seze.ssiousstils 
pressen  wollte,  so  wäre  dies  eben  eine  grausame  Verstümmelung  der 
Natur,  die  an  Vandalismus  grenzte. 

Das  Brückentor  in  Abbildung  IV  erfüllt  insofern  seinen  Zweck 
vollkommen,  als  neben  entsprechender  Höhe,  welche  das  Übersteigen 
erschwert,  zu  beiden  Seiten  noch  Flügel  angebracht  sind,  die  ein  Ein- 
dringen von  der  Seite  unmöglich  machen. 

Vorstehende  Muster  sind  für  Einfriedigungen  -aus  Eisen  be. 
stimmt.  Ihre  Verwendung  beschränkt  sich  hauptsächlich  auf  „Lust- 
und  Ziergärten",  wohingegen  die  in  Abbildung  V  gezeigte  Einfriedigung 
mehr  für  Nutzgärten  geeignet  ist.  Sie  ist  aus  Naturholz  hergestellt 
und  bei  der  Konstruktion  wurde  auf  Solidität  und  Haltbarkeit,  sowie 
auf  entsprechend  gefälliges  Aussehen  Gewicht  gelegt.  Die  Sprossen 
sind  so  eng  zusammengefügt,  daß  diese  Einfriedigung  auch  selbst 
gegen  kleine  Tiere  hinreichenden  Schutz  gewährt. 


Fig.  3. 


40 


Die  Gartenwelt. 


IX,  4 


Fig.  4. 

Weitere  Naturholzeinfriedigungen,  bei  denen  die  Stämme  in 
den  verseil  iedensten  Formen  Verwendung  fanden,  zeigen  die  Ab- 
bildungen VI  und  VII.  Erstere  erscheint  in  ihrer  Ausführung  ge- 
fälliger. Besonders  die  schräge  pergolaartige  Bedachung  gibt  dem 
Ganzen  ein  zierliches  Aussehen,  während  die  andere  Einfiiedigung, 
die  den  Zweck  verfolgt,  mehr  noch  wie  die  vorhergehende  das  Natür- 
liche und  Urwüchsige  zu  verkörpern,  ungleich  schwerfälliger  erscheint. 
Die  eiserne  Einfriedigung  verdient  vor  der  Naturholzeinfriedigung 
infolge  ihrer  größeren  Stabilität  und  Haltbarkeit  den  Vorzug,  obgleich 
andrerseits  wiederum  nicht  zu  verkennen  ist,  daß  Holz  einen  hüb- 
scheren Anblick  gewährt  und  dem  Charakter  des  Gartens  mehr  an- 
gepaßt erscheint  als  Eisen. 

Einen  größeren  Schutz,  als  wir  durch  eiserne  oder  Naturholz- 
einfriedigungen erzielen  können,  gewähren  die  Mauern.  Obgleich 
der  Gartenbesitzer  schließlich  nicht  gezwungen  werden  kann,  den 
Vorübergehenden  Einblick  in  seinen  Garten  zu  gestatten,  würde  es 
sieh  doch  schon  aus  ästhetischen  Gründen  empfehlen  an  Stelle  der 
Mauer  einen  Zaun  zu  setzen,  da  der  Zaun  auch  von  den  Wegen 
und  Plätzen  des  Gartens  aus  einen  weiteren  Blick  über  und  durch 
die  Einfriedigung  zuläßt  und  dadurch  der  Garten  größer  erscheint. 
Ad  einer  belebten  Straße  allerdings  wird  der  Abschluß  durch  eine 
Mauer  zu  entschuldigen  sein,  da  es  nicht  gerade  zu  den  Annehmlich- 
keiten' gehört,  andauernd  durch  die  Blicke  Vombergehender  belästigt 
zu  werden.  Trotzdem  sollte  aber  auch  in  diesem  Falle  durch  kreis- 
förmige und  ovale  Öffnungen  ein  Blick  vom  Garten  auf  die 
Straße  geschaffen  werden!  —  Derselbe  Zweck  läßt  sich  allerdings 
auch  dadurch  erreichen,  daß  man  die  Mauer  nur  in  Schulterhöhe 
aufführt  und  dann  mit  einem  kleinen  Zaun  bekrönt.  Abbildung  VIII 
zeigt  uns  eine  dekorative  Mauer;  für  Unterbrechungen  in  der  glatten 
Mauerfläche  sorgen  Spiegelquadei-n  und  andere  Verzierungen.  Das 
Tor  ist  im  gotischen  Spitzbogen  aus  Eisen  aufgeführt,  die  Pfeiler 
weiden  von  je  einer  Kugel  geziert,  während  eine  Laterne  für  ent- 
sprechende Beleuchtung  bei  Dunkelheit  sorgt. 

FaJls  eine  höhere  Mauer  zum  Schutz  gegen  räuberische  Ein- 
fälle vonnöten  erscheint,  würde  es  sich  empfehlen,  eine  derartige 
Mauer  mit  einer  Pergola  zu  versehen,  um  ihr  das  kahle  Aussehen  zu 


nehmen,  welche  später  mit  AVeinlaub  berankt  einen  ganz  freundlichen 
Anblick  gewährt.  Bei  ansteigendem  Terrain  darf  die  Mauer  nicht 
den  Unebenheiten  des  Terrains  angepaßt  sein,  sondern  muß  in  hori- 
zontaler Lage  aufgeführt  werden,  wodurch  sich  dann  entsprechende 
Abstufungen  ergeben. 

Doch  auch  bei  der  mit  einer  Pergola  bekrönten  Mauer  sollte 
man  nicht  auf  jede  weitere  architektonische  Verzierung  verzichten, 
sondern  doch  auch  auf  diese  oder  jene  Art  für  eine  Unterbrechung 
der  glatten  Mauertläche  Sorge  tragen.  Bei  Abbildung  IX  ist  dies 
durch  eine  rustike  Behandlung  der  Mauerfläche  erreicht,  während 
Abbildung  X  Bruchsteinmauervveik  mit  Fugenbetonung  zeigt,  — 
Man  benutzt  außer  den  angeführten  wohl  noch  Einfriedigungen  aus 
Drahtgitter,  zum  größeren  Schutze  Stacheldraht.  Ganz  abgesehen 
nun  von  seiner  wenig  schönen  Wirkung,  darf  Stacheldraht  nicht  in 
unmittelbarer  Begi'enzung  belebter  Straßen  verwendet  werden,  da 
er  infolge  seiner  Stacheln  leicht  Verletzungen  Vorübergehender  be- 
wirken könnte. 

Nicht  nur  in  der  Einfriedigung,  sondeni  auch  in  anderem 
Gartenschmuck  wie  Statuen,  Tompelchen,  Lauben  etc.  bietet  sich  uns 
Gelegenheit,  die  Architektur  im  Garten  zur  Geltung  zu  bringen. 
Allerdings  sollte  man,  besonders  bei  den  Statuen,  eine  sorgfältigere 
Auswahl  treffen,  als  es  in  der  Regel  geschieht,  da  man  recht 
oft  im  Garten  architektonischem  Schmuck  begegnet,  der  keinen 
Kunstwert   hat.      Lächerlich    und    kleinlich    wirken    meist   die  be- 


Fig. 


Fig.  6. 

kannten  Erzeugnisse  der  Ton-  und  Zementindustrie  (Gnomen,  Pilze, 
Hirsche  etc.).  Wo  die  Mittel  nicht  ausreichen,  guten  architektonischen 
Schmuck  im  Garten  zur  Geltung  zu  bringen,  sollte  man  lieber  ganz 
davon  absehen. 

Sehr  nett  läßt  sich  bei  andern,  im  Garten  notwendigen  Gegen- 
ständen das  Angenehme  mit  dem  Nützlichen  verbinden,  so  würde 
es  sich  z.  B.  empfehlen,  anstatt  der  Papier-Körbe  aus  Draht  solche 
aus  Naturholz  in  Häuschenform  anzubringen.  Ebenso  lassen  sich 
auch  Futterhäuschen,  Schwanen-  und  Entenhäuschen  etc.  recht  nett 
ausgestalten.     (Abbildung  XI  und  XII.). 

Die  Gartenlauben  und  Pavillons  sollen  in  erster  Linie  Schutz 
und  Unterkunft  bieten;  dies  schließt  aber  eine  architektonische  Ge- 
staltung nicht  aus,  im  Gegenteil  wird  man  sich  sogar  oft  des  Eindrucks 
nicht  erwehren  können,  daß  sie  vorzugsweise  als  architektonisches 
Schmuckstück  gelten,  oft  zum  Nachteil  ihres  praktischen  Zweckes. 
Pavillons  und  Häuschen,  die  nur  eine  romantische  Stimmung  in  der 
Landschaft  iiervorrufen  sollen,  ohne  einen  praktischen  Zweck  zu  ver- 
folgen, grenzen  an  die  Spielerei  der  Eokokozeit,  einem  Zeitalter,  über 
dessen  zopfige  Gepflogenheiten  wir  lächeln.  —  Wohl  läßt  sich  aber 
hier  sehr  gut  das  Zweckentsprechende  mit  dem  Schönen  vereinen. 
—  In  den  meisten  Fällen  kann  bei  derartigen  Bauten  Naturholz  Ver- 
wendung finden,  obgleich  auch,  hauptsächlich  bei  Gartenlauben  und 
Laubengängen,  das  Eisen  eine  große  Rolle  spielt. 

In  neuerer  Zeit  kommen  besonders  die  offenen,  halbrunden 
Gartenlauben  in  Aufnahme  und  auch  hierin  hat  die  moderne  Kunst- 
richtung viel  Anhänger  gefunden.  Abbildung  XIII  veranschaulicht  eine 
Gartenlaube  im  Jugendstil.  Das  Material  besteht  aus  Eisen,  zu  beiden 
Seiten  der  eigentlichen  Laube  befinden  sich  schräg  abfallende  Gitter, 
welche  beiderseitig  in  eine  Säule  auslaufen  und  die  Laube  flankieren. 


IX,  4 


Die   Gartenwelt. 


41 


Das  Ganze  eignet  sich  hauptsächlich 
zur  Berantung  mit  Wein,  wildem 
Hopfen  etc.  —  Der  chinesische 
Tavillon  (Abbildung  XIV)  ist  ein 
Schmuckstück  größerer  Gartenlagen 
An  einem  lauschigen  Parkfleckchen 
in  der  Nahe  einiger  Felsengrotten 
oder  dergleichen  wird  er  sich  gut 
ausnehmen. 

In  einem  Park  mit  größerer 
Erdbewegung  kann  auch  ein  Aus- 
sichtstempelcheii  (Abbildung  XV) 
errichtet  werden.  Von  einem 
freiliegenden  Hügel  auf  Fel.sen- 
füßen  gewährt  es  einen  schönen 
Blick    über    den    Park    und    die 

nächste  Umgebung.     Eine  Galerie  bietet  Gelegenheit,  die  Gegend  von 
allen  Seiten  zu  betrachten. 

Damit  dieses  Tempelchen  auch  bei  Unwetter  genügend  Schutz 
gewährt,  sind  Fenster  eingelassen. 

Der  architektoni^che  Gartenschmuck  ist  in  unsern  heutigen 
Gärten  lange  nicht  in  dem  Maße  vertreten,  wie  es  eine  geschickte 
Ausgestaltung  der  Landschaft  wünschenswert  erecheinen  ließe.  Natür- 
lich soll  hier  nicht  der  kleinlichen  Spielerei  der  Wasserschlößchen, 
Eremitagen  usw.  Ludwigs  des  XIV.  d.is  Wort  geredet  werden.  Es  sei 
ferne  von  uns,  ihnen  eine  fröhliche  Wiederkehr  zu  wünschen,  aber 
trotzdem  sollte  man  darauf  hinweisen,  daß  ein  geschickt  angebrachtes 
architektonisches  Schmuckstück  wohl  geeignet  ist,  die  Landschaft 
zu  beleben  und  die  Stimmung  bis  zu  einem  gewissen  Grade  zu 
beeinflussen. 

Nachschrirt  der  Redaktion.  Die  Wünsche  des  geschätzten 
Verfassers  nach  vermehrter  Architektur  im  Garten  mögen  in  mancher 
Hinsicht  berechtigt  sein.  Ob  er  mit  seineu  Entwürfen  der  modernen 
Kunstrichtung  einen  Liebesdienst  erwiesen  hat,  möchten  wir  aber 
bezweifeln.  Wir  sind  vielmehr  'der  Ansicht,  daß  die  gezeigten  Bei- 
spiele weit  mehr  abschrecken  als  zur  Nachahmung  reizen.  Abgesehen 
von  den  unglaublich  hohen  Kosten,  die  solche  eisernen,  veischrobenen 
Umzäunungen  verursachen  würden,  sind  sie  auch  nicht  aus  Zweck- 
mäßigkeitsgründen anzuempfehlen.  Der  beste  eiserne  Zaun  zur 
Abschließung  herrschaftlicher  Gärten  ist  der  Stabeisenzaun.  Er  ist 
schon  teuer  genug  auch  ohne  jeden  Zierrat.  Sein  schönster  Schmuck 
seien  wilder  Wein,  Efeu  oder  ähnliche  Schlingpflanzen.  Das  Ein- 
gangstor w^ürde  dem  entsprechen.  Es  ist  sehr  anfechtbar,  in  die  die 
Sockel  oft  höchst  überflüssig  krönenden  Schalen  Agaven  und  ähnliche 
Pflanzen  aus  Blech  zu  setzen.  liebende  Pflanzen  sind  darin  schwer 
zu  pflegen  und  daraus  folgt,  daß  die  Schalen  besser  wegbleiben,  da 
sie  überflüssig  sind.  Was  der  Herr  Verfasser  sich  bei  dem  Entwurf 
zu  einem  Brückentor  (Abbildung  IV)  gedacht  hat,  ist  schwer  zu  er- 
raten. Das  ist  kein  Jugendstil,  was  der  Verfasser  zeigt,  sondern  das 
Spiel  einer  Phantasie  ohne  hannonisches  Empfinden.  Auch  hier 
würde,  wenn  das  Tor  aus  Eisen  sein  soll,  gerades  Stabeisen  am  Platze 
sein.  Ein  hölzerner  Zaun,  wie  in  Abbildung  VI,  ist  gottlob  auch 
sehr  teuer  und  hält  nicht  lange.  So  einen  Zaun  in  sich  zu  festigen, 
ist  selbst  für  geübte  Hände  ein  saures  Stück  Arbeit.      Ein  einfacher 


Fig.   7, 


mit  Ölfarbe  gestrichener  Latten- 
zaun ist  wohlfeiler  und  hält  noch 
einmal  so  lange.  Was  die  Mauern 
betrifft,  so  ist  der  Verfasser  auch 
damit  ein  schlechter  Rechner.  Wer 
sich  eine  einfache  Ziegelmauer 
setzen  läßt,  wird  über  die  Kosten 
schon  wenig  erbaut  sein ,  und 
selbst  reiche  Leute  würden  über 
den  Preis  einer  Mauer,  wie  Ab- 
bildung VIII,  jammern.  In  Ab- 
bildung IX  begnügt  sich  der  Ver- 
fasser mit  einer  schlichteren  Aus- 
führung, die  genügend  teuer  ist, 
um  vornehm  zu  sein.  Wer  eine 
schöne,  stabile  Mauer  haben  will, 
lasse  sie  sich  aus  Sandstein  oder  Granitsteinen  erbauen.  Eine  solche 
Mauer,  hier  und  da  unterbrochen  von  Stabeisengitter,  wirkt  wirklich 
nicht  übel,  auch  ohne,  daß  man  Pergolas  und  andere  Zierrate  an- 
bringt. Die  Jugendlaube,  Abbildung  XIII,  ist  als  Spalierwerk  für 
wilden  Wein  oder  Hopfen  doch  auch  etwas  zu  kostspielig.  Wenn 
die  Schlingpflanzen  ihre  Schuldigkeit  tun,  ist  selbst  das  einfachste 
Gestell  mit  einem  Zauber  umgeben,  den  kein  Architekt  und  Kunst- 
schmied dem  Ding  einblasen  kann. 


AVir  haben  die  Arbeit  des  geschätzten  Verfassers  hier  ver- 
öffentlicht, um  das  Gebiet  der  Gartenaussohmückung  von  irgend  einer 
Seite  zu  streifen.  Es  steht  jedem  frei,  falls  er  andere  Ansichten 
vertritt,  sich  zum  Worte  zu  melden.  Unsere  ausübenden  Landschafts- 
gärtner werden  für  einfache  brauchbare  Entwürfe,  die  ohne  beträcht- 
liche Kosten  aus  einem  leicht  zugänglichen  Materiale  ausführbar 
sind,  immer  A''erwendung  haben.  Das  Einfache  und  Ungekünstelte 
ist  unseres  Erachtens  nach  das  Beste,  Haltbarste  und' Wohlfeilste 
und  weit  mehr  imstande  das  Auge  durch  harmonische  Ruhe  der 
Linienführung  zu  erfreuen  als  ein  Durcheinander  anscheinend  regel- 
loser Linien. 


Stauden. 
Dorouiciim  caiicasicum. 

Jjine  unserer  ersten  Blütenstauden  ist  Doronieum  cancasicum, 
das  bereits  Ende  April  bis  Anfang  Mai  (manchmal  bereits  im  März) 
mit  seinem  herrlich  gelben  Blütenflor  erfreut.  In  zahlreichen 
Gärten  findet  man  es.  Es  wetteifert  erfolgreich  mit  dem  Tulpou- 
und  Hyazinthenflor,  und  belebt,  wenn  die  Pflanzen  vor  den  Ge- 
hölzen oder  in  Trupps  im  Rasen  angepflanzt  werden,  die  noch  recht 
farbenarme  Landschaft  recht  angenehm. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  4 


Fig.  10. 

Doronicmn  caucasicum  ist  eine  sehr  anspruchslose  Staude  die 
fast  mit  jedem  Gartenboden  vorlieb  nimmt,  und  für  einigennaßen  auf- 
merksame Pflege  durch  reichliches  Blühen  sehr  dankbar  ist;  wenn 
man  etwas  an  dieser  Pflanzenart  auszusetzen  hat,  so  ist  es  wohl 
der  Umstand,  daß  sie  so  schnell  verblüht,  bei  warmer  Witterung  in 
8—14  Tagen,  während  kühle  Tage  den  Blumenflor  ziemlich  3  Wochen 
hinhalten. 

Die  Vermehrung  von  Doronicum  caucasicum  wird  am  besten 
nach  der  Blüte  vorgenommen;  man  zerteilt  die  alten  Pflanzen  durch 
Zerreißen  in  kleinere  Büsche  und  pflanzt  diese  auf  Beete  im  Abstand 
von  25 — 30  cm;  bis  zum  kommenden  Herbst  haben  sich  die  jungen 
Pflanzen  derartig  entwickelt,  daß  wir  damit  wieder  die  Blumenbeete 
im  Garten  bepflanzen  können.  Schreiber  dieser  Zeilen  hat  jedoch 
immer  erst  im  Frühjahr,  Anfang  März,  die  Bepflanzung  vorgenommen 
und  gefunden,  daß  man  D.  sogar  noch  kurz  vor  der  Blüte  ohne 
Schaden  verpflanzen  kann.  In  den  Mainzer  städtischen  Garten- 
anlagen ist  die  besagte  Staude  recht  häufig,  und  viele  Fachleute  haben 
sich  von  der  Wirkung  dieser  noch  sehr  verkannten  Pflanze  an  Ort 
und  Stelle  überzeugen  können.  Mögen  denn  voretehende  Zeilen  dazu 
beitragen,  dem  ausübenden  Gärtner  ein  Fingerzeig  zu  sein  bei  der 
Ausschmückung  seiner  Gärten,  zumal  D.  e.  mit  einer  leichten  Be- 
deckung im  Winter  vollkommen  zufrieden  ist.  F.  T. 


hasilaris  imd  ursina,  und  an  basalthaltigen 
Abhängen  wächst  der  schöne  Edimoeactus 
polycephalus ,  seltener  findet  man  den 
interessanten  E.  polyandstrus. 

Bäume  findet  man  nur  sehr  wenige, 
d.   h.  wenn  man  die  Baumyucca,      Yucca 
arbwescens,  nicht  zu  den  Bäumen  rechnet. 
Die    einzigen    Bäume    sind   ein  paar  ver- 
krüppelte   Exemplare    von    Pinus    mono- 
phylla,  nahe  dem  Gipfel  des  Argus  Peak. 
"^^     Die  Flora  ist  reich  an  Annuellen,  da  jedoch 
die  Niedersclüäge  im  Winter  äußerst  gering 
waren,  so  kamen  sie  nicht  zur  Entwicklung. 
Auf  einer  vulkanischen  Mesa,  die  ich  be- 
suchte, -wurde  mir  der  entzückende  Anblick  tausender  feurig- 
rot blühender  Calochortus  Ketmedyi  Porter. 

Im  Eifer  über  diesen  herrlichen  Fund  wäre  ich  aber 
beinahe  auf  eine  Klapperschlange  getreten,  die  in  diesem 
trockenen  Gebirge  selu-  häufig  ist.  Auf  einer  anderen  Tour 
hätte  ich  beinahe  in  eine  Sclilange  gegriffen.  Ich  kletterte 
nämlich  an  einem  Felsen  hinauf,  um  eine  seltene  Loasacee 
zu  sammeln,  als  ich  plötzlich  auf  einem  Absatz  den  Kopf  einer 
Klapperschlange  ganz  nahe  bei  meiner  Hand  sah.  Ich  fuhr 
erschreckt  zurück,  suchte  rasch  einen  Stock  und  tötete  das 
scheußliche  Tier  mit  einem  wohlgezielten  Hieb.  Da  die 
Klappersclüangen  manchmal  in  die  Betten  kriechen,  so  ist 
große  Vorsicht  beim  Schlafen  auf  dem  Boden  am  Platze, 
namentlich  in  den  Wüstengebirgen  Californiens,  wo  sie 
häufig  sind. 

Nach  Ausführung  mehrerer  interessanter  Touren  wurde 
die  Weiterfahrt  nach  Darwin,  einer  kleinen  Minenstadt  in  den 
Coso  Mountains,  angetreten.  Der  Weg  führte  fortwährend 
bergauf  bis  zur  Paßhöhe.  Von  hier  genießt  man  einen  herr- 
lichen   Blick   auf    die    Madurango    Range    uud    die  Panamint 


Polygonum  equisetiforme  austräte.  Unser  Mitarbeiter,  Herr 
C.  Sprenger,  Vomero- Neapel,  übereandte  uns  einige  Blütenzweige 
dieses  herrlichen,  in  Kreta  heimischen  Knöterichs.  Es  handelt  sich 
hier  tun  einen  \orzügliohen  Herbstblüher,  dessen  meterlange  Blüten- 
triebe mit  Tausenden  weißer  Sternchen  bedeckt  sind.  Diese  Triebe 
sind  auch  in  getrocknetem  Zustande  für  Dauerbindereien  von  hohem 
Wert.  Vielleicht  unternimmt  es  der  eine  oder  andere  unserer  Leser, 
die  Pflanze  auf  etwaige  Verwendbarkeit  und  Winterhärte  in  unserem 
Klima  hin  zu  prüfen. 


Gärtnerische  Reiseskizzen. 

Reiseerlebnisse  eines  Sammlers  im  fernen  Westen. 

Von  C.  A.  Purpus,  San  Diego,  Californien. 


Ge 


n. 


fegen  Abend  kamen  wir  zum  Fuß  des  Argus  Peak, 
des  höchsten  Berges  der  Argus  Mts.,  wo  eine  schwache  Quelle 
hervorkommt,  an  der  ich  für  einige  Tage  das  Zelt  aufsclüagen 
ließ,  um  ein  paar  Touren  in  dieses  interessante  Gebirge  aus- 
zuführen. Die  Argus  Mountains  sind  ein  Sträuchergebirgc. 
Hier  wachsen  die  schon  vorerwähnten  Wüstensträucher,  ferner 
straucliige  PeMtslemon,  worunter  ich  eine  neue  Spezies  fand, 
verschiedene  Lycium,  wie  L.  Ander soni  und  L.  Cooperi, 
ferner  strauchige  Corapositen  und  Eriogonum\  eine  neue 
Art,  die  ich  hier  entdeckte,  wurde  E.  Purpusii  benannt.  Da- 
zwischen findet  man  verschiedene  Opuntien,  wie  0.  echinocarpa, 


Fig.  11. 


IX,  4 


Die  Gartenwelt. 


43 


Mountains  mit  ihren  schöngeforniten  Gipfeln,  die  eine  Höhe 
v<m  3300  Metern  erreiclien.  Wir  kamen  an  praclitvoUen 
Exemplaren  von  Yucca  arborescens  von  10  m  Höhe  vorüljer 
und  erreichten  nach  rachistündiger  Fahrt  Junction  Fiat,  eine 
weite  Ebene,  welche  sich  am  Fuße  der  Madurango  Range  aus- 
breitet. Neben  Massen  von  Arlermsia  iridenlaia  und  ver- 
schiedenen Bigelovien  sah  ich  hier  Coleogync  ramosiasinin 
(Rosacee),  einen  niedrigen  Wi'istonstrauch,  und  an  den  Folseii 
der  benachbarten  Mesas  (vulkanische  Tafelberge)  wuchs  Epliedra 
viridis.  Einen  imposanten,  eigenartigen  Anblick  bot  die 
2700  m  hohe  Madurango  Range  mit  ihren  rotbraimen  Spitzen, 
die  in  einer  unbeschreiblichen  Steilheit  emporragen  und  sich 
nach  Norden  bis  zu  den  Inyo-Bergen  fortsetzen. 

Da  es  Nacht  wurde,  ehe  wir  Darwin  erreichten,  so  kam- 
pierten wir  am  Fuße  der  Madurango  Range,  deren  säge- 
zahnartigen  Spitzen  auf  uns  hernieder  schauten.  Die 
Nacht  war  wieder  sehr  warm,  der  Himmel  von  wunderbarer 
Klarheit,  so  daß  wir  noch  lange  am  hellodernden  Lagerfeuer 
saßen,    welches    die    interessante    Landschaft   mit   magischem 


Liclit  übergoß.  Auch 
hier  heulten  die  Cojoten 
um  die  Wette.  Eines 
unserer^;Maultiere  riß 
sich  los  und  mein  Be- 
gleiter hatte  große 
Mühe,  es  wieder  ein- 
zufangen. 

Wir  erreichten  Darwin,  das  in  einer  sehr  trockenen 
Gegend  zwischen  den  Inyo-,  Coso-  und  den  Darwin- Bergen 
gelegen  ist,  am  nächsten  Tag  gegen  Mittag,  hielten  ein  paar 
Stunden  Rast  und  setzten  alsdann  unsere  Fahrt  über  den 
nördlichen  Teil  der  Cosoberge  fort  nach  dem  Bittersee  Owens 
Lake.  Der  Weg  führt  durch  eine  höchst  wunderbare  Land- 
schaft, die  ganz  vulkanischer  Natur  ist.  Man  passiert  mehrere 
erloschene  Krater,  die  mit  spärlicher  Vegetation  bedeckt  sind. 
Die  ganze  Umgebung  dieser  Krater  ist  mit  schwarzen  oder 
braunroten  Lava-  und  Schlacken  massen  bedeckt,  die  sich 
meilenweit  erstrecken. 

Der  Owens  Lake  ist  ein  Bittersee,  der  keinen  Abfluß 
hat.  Zahlreiche,  fast  durchweg  stark  Schwefel-  und  alkali- 
haltige  Quellen  und  der  Owens-River,  der  größte  Fluß  im 
südöstlichen  Californien,  ergießen  sich  in  diesen  See.  Das 
Wasser  des  Sees  ist  eine  Art  Lauge,  welche  von  geradezu 
ätzender  Wirkung  ist  und  viel  kohlensaures  Natron  enthält, 
welches  in  Keeler,  am  mittleren  Seeufer  gelegen,  gewonnen  wird. 
Das  ätzende  Wasser  hat  eine  sehr  verderbliche  Wii-kung 
auf  die  im  See  herumschwimmenden  Wildenton  und  andere 
Wasservögel.  Diese  Tiere  sterben  nämlich,  wenn  sie  längere 
Zeit  auf  dem  See  herumschwimmen,  und  man  findet  ihre 
Leichen  zu  Hunderten   an   den  Ufern    des  Sees   herumliegen. 


Fig.  13. 

Da  ich  die  Flora  der  Umgebung  des  Sees,  die  sehr 
interessant  ist,  kennen  lernen  wollte,  so  kampierten  wir  für 
zwei  Tage  an  einer  warmen  Schwefelquelle,  die  sich  in  den 
See  ergießt.  Ich  machte  hier  eine  sehr  interessante  Kollektion 
und  fand  eine  neue  Oleome  an  den  Ufern  des  Sees,  der  eine 
eigentümliche  Flora  hat.  Der  außerordentlichen  Dürre  wegen 
war  jedoch  die  Flora  in  den  Bergen  nur  teilweise  zur  Ent- 
wicklung gelangt,  so  daß  hier  die  Beute  gering  ausfiel. 

Von  hier  fuhren  wir  weiter  nach  Keeler.  Keeler  liegt 
dicht  am  See.  Über  der  kleinen  Stadt  erheben  sich  die  stark 
durciifurchten  Rücken  und  die  dunkeln,  nur  sehr  spärlich  be- 
waldeten Krater  der  Inyoberge.  Gegen  Westen  stiegen  die 
noch  mit  Schnee  bedeckten  Eiesengipfel  der  Sierra  Nevada 
empor,  teilweise  in  Wolken  eingehüllt.  Dazwischen  breitet 
sich  das  Owens  Valley  aus,  ein  Hochtal,  das  in  seinem 
südöstlichen  Teil  größtenteils  Wüste  ist,  die  zum  Teil 
von  dem  Owens  Lake  ausgefüllt  wird.  Das  Tal  wird  durch- 
strömt von  dem  Owens-River,  in  welchen  zahlreiche  Wild- 
bäche, die  von  den  steilen  Hängen  der  Sierra  herabstürzen, 
einmünden.  Der  Owens-Fluß  ist  die  Lebensader  des  nörd- 
lichen Owens -Tales  und  verwandelt  es  in  eine  fruchtbare 
Landschaft.  Da  es  hier  wenig  regnet,  so  wäre  Ackerbau 
ohne  künstliche  Bewässerung  nicht  möglich. 

Wir  hielten  uns  nur  kurze  Zeit  in  Keeler  auf  und  setzten 
unsere  Fahrt  nach  Norden  fort.  Die  Wege  sind  hier  sehr 
sandig,  man  kommt  daher  sehr  langsam  fort.  Wir  kamen 
an  einem  Marmorbruch  vorbei  und  hatten,  als  es  Abend 
wurde,  beinahe  Lone-Pine  erreicht,  eine  kleine  Stadt  am 
Fuße  des  4540  m  hohen  Mount  Whitney,  des  höchsten  Berges 
der  Sierra  Nevada,  der  als  riesiger  Zacken  eine  Reihe 
niedriger,  ähnlich  geformter  Spitzen  überragt  >ind  senkrecht 
in  ein  Hochtal  abstürzt. 

Wir  verbrachten  die  Nacht  am  Ufer  des  Owens-Flusses 
und  fuhren  am  nächsten  Morgen   über  Lone-Pine  weiter  nach 


44 


Die  Gartenwelt. 


IX,  4 


Independence,  dem  Hauptort  von  Inyo  County.  Das  Städt- 
chen liegt  dicht  am  Faße  dei-  steilen  Felswände  der  Sierra, 
welche  hier  fast  ohne  Vorberge  in  das  Tal  abfallen.  Von 
Independence  ging  es  durch  eine  meist  viilkanisclio  Gegend 
nacli  Big-Pine,  wo  wir  uns  nach  rechts  in  die  Inyoberge 
wandten.  Von  hier  ging  es  langsam  bergauf.  Auf  der  Hölie 
bot  sich  uns  eine  wuntlerbare  Aussicht  auf  die  wie  Kulissen 
sich  ineinander  schiebenden,  mit  frischem  Schnee  bedeckten 
Spitzen  der  Sierra,  während  sich  gegen  Norden  die  langen 
Rücken  der  White  Mts.,  die  ebenfalls  weiß  verschneit  waren, 
präsentierten.  Die  „Weißen  Berge"  sind  die  sicli  nach  Norden 
ziehende  Fortsetzung  der  Inyoberge,  welche  eine  Höhe  von 
über  3700  m  erreicht. 

Bei  dem  Zolliiaus,    das    liier    einsam    am   Fuße  schroffer 
Felsen    steht,     wurde    für    zwei  Tage  Halt  gemacht,    die  ich 
dazu  benutzte,  einige  Touren  in    die   nächsten 
Berge   auszuführen. 

Am  nächsten  Tage  besuchte  ich  die  Berge 
auf  der  linken  Seite  der  Paßhöhe.  Ich  fand 
die  aus  Scliiefer  und  Kalk  bestehenden  Berge 
bis  etwa  3000  m  Hohe  dünn  bewaldet  mit 
Pitius  monophylla,  welche  für  die  Inyoberge 
charakteristisch  ist,  und  dazwischen  Juniperus 
californica.  An  den 
felsigen  Abhängen 
sah  ich  Opunlia 
rutila  und  basilaris 
und  an  Felsen  den 
dem  Cercus pJioeni- 
ccus  ähnlichen  C. 
mojavcnsis.  Tags 
darauf  machte  ich 
eine  andere  Tour 
in  die  „Weißen 
Berge",  wo  ich  die- 
selben Coniferen 
fand.  Hier  sah  ich 
auch  zum  ersten 
Male  die  interes- 
sante Cowania  me- 
xicana,  einen  zu  den 
Rosaceen  gehören- 
der Strauch  und  an  Felsen  Ckamaebatia  Millr/nl 
kiesigen  Abhängen  der  Berge  blühte  die  scliönr  /,( 
Pursh,  einePortulacacee.  Beim  Durchstreifen  einc> 
Pinus  monophylla  und  Juniperus  californica  stieß  ich  a>if  eine 
Anzahl  Tipis  (aus  Ästen  und  Zweigen  erbaute  Hütten)  der  Pali- 
Ute  -  Indianer,  welclie  im  südöstlichen  Kalifornien  leben.  Die 
Hütten  waren  verlassen  und  walirscheinlich  nur  zur  Zeit  der 
Reife  der  Samen  von  Pitius  monophylla,  welche  ein  Haupt- 
nahrungsmittel der  Indianer  bilden,  bewohnt  gewesen.  Um 
die  Hütten  lagen  noch  die  Haken,  mit  denen  sie  die  Äste 
herunterziehen,   um  die  Samen  zu  ernten. 

Der  nächste  Morgen,  ein  heiTÜcher  Maimorgen,  sah  uns 
auf  dem  Wege  nach  Deepspring- Valley.  Der  Weg  führte 
anfangs  bergan,  dann  über  eine  mit  Pitius  tnonophylla  sehr 
dünn  bewaldete  Hochebene,  welche  sich  allmählich  hinab- 
senkte. Das  Deepspring  -  Valley  ist  ein  wüstenartiges  Tal, 
nm-  mit  Sträuchern,  meist  Chenopodiaceen,  bewachsen.  Das 
Tal  wird  von  Bergen  eingeschlossen  und  an  seinem  unteren 
Ende  befindet  sich  ein  kleiner  See,  der  von  verscliiedenen 
Quellen  gespeist  wird,  aber  keinen  Abfluß  hat.     In  der  Mitte 


Flg. 

An  den 

''<i  Kilirica 
laiiilesvon 


des  Tales  befand  sich  zurzeit  nur  eine  Ranch  (Farm),  wo 
ich  für  einen  Tag  zu  rasten  beschloß.  Bei  einem  Ausflug 
in  die  Vorberge  der  Weißen  Berge  fand  ich  Piiiladelphus 
micfophyllus,  welcher  füi-  Kalifornien  neu  war.  An  sandigen 
Stellen  wuchs  die  schön  blühende  Ojnmlia  pulchella.  Am 
folgenden  Tage  ging  es  weiter  über  die  südlichen  Ausläufer 
der  Weißen  Berge  nach  Fischlake- Valley,  einem  großen,  über 
2700  m  hoch  gelegenen  Tal,  welches  teilweise  Wüste,  teil- 
weise aber  auch  gut  angebaut  ist  und  von  mehreren  Farmen 
eingenommen  wird,  deren  Existenz  von  den  verschiedenen 
Quellen,  die  hier  entspringen,  abhängt.  Wie  Deepspring- 
Valley,  wird  auch  dieses  Tal  fast  vollständig  von 
Bergen  eingeschlossen  und  zwar  von  der  Palmetto-Range 
und  den  Red  Mountains  (Roten  Bergen)  im  Osten  und  den 
bis  3300  ni  ansteigenden   Weißen  Bergen  im   Westen. 

Wir  kampierten 
in  der  Nähe  einer 
Farm ,  „Oasis"  ge- 
nannt. Am  Abend 
erhob  sich  ein  Sturm, 
der  schwarze  Wolken 
über  die  Berge  von 
Westen  heranjagte. 
Es  dauerte  nicht 
lange,  so  fing  es  an 
zu  regnen,  während 
in  den  Bergen  selbst 
Schneestürme  tobten. 
Am  nächsten  Morgen 
waren  die  Berge  weiß 
verschneit    und    die 

ganze    Landschaft 
hatte      ein     winter- 
liches Aussehen.  Wir 
brachen     zeitig    auf 

und  überscliritten 
nach  zweistündiger 
Fahrt  die  Grenze  von 
Kalifornien  und  be- 
fanden uns  in  Ne- 
^'  vada    am    Fuße    der 

Palmetto  Range,  über 
welche  die  Reise  nach  Osten  gelien  sollte.  Durch  einen 
Caflon  ging  der  Weg  langsam  bergan.  An  den  ,  Hängen 
blühten  Massen  von  Anuuellen,  welche  sich  zumeist  aus  den 
Gattungen  Phacclia,  Eriogonum,  Ocnothera,  Gilia  und  Kry- 
nitxkia  zusammensetzten.  Hier  trat  auch  wieder  Yucca 
arborescens  oder  hrcvifolia  auf,  welche  ich,  seit  wir  die  Argus- 
Berge  verließen,  nicht  mehr  gesehen  hatte.  Nach  dieser 
Yucca,  die  zuweilen  im  Westen  „Palmetto"  genamit  wird, 
hat  dieses  Gebirge  seinen  Namen.  Gegen  Mittag  gelangten 
wir  zu  dem  zur  Zeit  stillstehenden  Bergwerk  „Palmetto 
mine"  auf  der  Hochebene  am  Fuße  des  Mt.  Gabb  und 
Magruder. 

Wir  machten  liier  für  ein  paar  Tage  Station  und  am 
nächsten  Morgen  bestieg  ich  die  höchste  Spitze  des  in- 
teressanten Gebirges,  den  3G00  m  hohen  Mount  Gabb. 

Auf  dem  Wege  fand  ich  eine  reiche  Flora,  sehr  in- 
teressanter Kompositen,  darunter  verschiedene  Bigelovien, 
Baileya,  Toivnsendia  u.  v.  a.  Die  Abhänge  fand  ich  spärlich 
bewaldet  mit  Juniperus  californica  var.  uiahetisis  neben 
Pinus  monophylla.    Cercocarpus  ledifolius  Nutt.,  den  man  in  der 


IX,  4 


Die   Gartenwelt. 


45 


Sierra  Nevada  an  vielen  Orten  findet,  bildet  liier  einen  Ideinen 
Baum  und  stieg  bis  zu  nahezu  3300  m  Höhe  empor. 

Nach  sehr  anstrengendem  Steigen  erreichte  ich  die 
Spitze  des  Mt.  Gabb,  über  die  ein  eisiger  Wind  dahinfogte, 
so  daß  man  kaum  aufrecht  stehen  konnte.  An  Felsen  der 
Spitze    wuchs    eine    Opmitia,    welche    0.  rutila  ähnlich  sah. 

An  einem  der  folgenden  Tage  besuchte  ich  die  südlichen 
Abhänge  des  Mount  Magruder.  An  seinem  Fuß  breitet  sich 
nach  Süden  das  Death- Valley,  das  berüchtigte  Todestal,   aus. 

Ich  fand  hier  eine  sehr  interessante  Landschaft.  Riesige 
Sandsteinfelsen  von  roter  und  gelber  Farbe  erhoben  sich  bis 
zu  einer  Höhe  von  300  m  über  das  Todestal  und  von 
den  Spitzen  erschloß  sich  eine  großartige  Aussicht.  Zu 
Füßen  lag  das  teilweise  in  einen  bläulichen  Nebel  eingehüllte 
Tal,  darüber  stiegen  die  steilen  Gipfel  der  Panamint-Berge 
empor  und  nach  Westen  präsentierten  sich  die  schneebedeckten 
Spitzen  der  Sierra  Nevada  in  ihrer  garizen  Großartigkeit. 

Am  Fuße  der  steilen  Sandsteinfelsen  bircht  eine  Quelle 
hervor,  welche  stark  alaun-  und  arsenikhaltig  ist;  ihr  Wasser 
verschwindet  nach  kurzem  Lauf  im  Sande  der  Wüste. 

Auch  hier  fand  ich  eine  sehr  interessante  Flora,  die  sieh 
aus  den  Gattungen  Andihertia,  Townsendia,  Äslragalus  und 
Oilia  zusammensetzte,  darunter  auch  ein  neues  Pentstemon, 
Pentst.  flm-ibimdus  Brandeg.  Eine  kleine  strauchartige  Celtis^ 
die  hier  in  einigen  Exemplaren  vorkam,  scliien  mir  C.  occidentalis 
var.  reticulata  zu  sein.  Auf  dem  Rückwege  scheuchte  ich 
mehrere  Cojoten  auf,  die  auch  hier  sehr  zahlreich  sind  und 
ilu-  durchdringendes  Geheid  in  allen  Richtungen  hören  lassen. 

Wir  blieben  noch  zwei  Tage  in  diesem  interessanten  Ge- 
birge und  setzten  dann  unsere  Fahrt  gegen  Osten  fort.  Wii' 
fulu-en  über  einen  Paß,  vorbei  an  mehreren  Hütten  derPah-üte- 
Indianer  und  erreichten  gegen  Mittag  die  kleine  Minennieder- 
lassung ,,Lida",  welclie  zugleich  ein  Hauptversamralungsplatz 
der  Pah-Üte-Indianer  ist.  Diese  Indianer  waren  früher  sehr 
gefürchtet  und  sind  auch  jetzt  noch  wenig  vertrauenerweckend. 
Vor  ein  paar  Jahren  erschoß  ein  Pah-Ute  zwei  Prospektors 
aus  dem  Hinterhalt.  Auf  einem  freien  Platze  in  der  Nähe  des 
kleinen  Ortes  trafen  wir  einige  hundert  Pah-Ute-Indianer,  welche 
eine  Art  Palawe  abhielten;  sie  sahen  sehr  wenig  vertrauen- 
erweckend aus  und  betrachteten  uns  mit  mißtrauischen  Blicken. 

Bei  einem  Pochwerk,  in  dem  goldhaltiger  Quarz  zer- 
kleinert wurde,  verbrachten  wir  die  Nacht  und  am  nächsten 
Morgen  ging  es  durch  eine  wasserlose  Wüste  nach  Gold 
Mountaia,  nach  einem  fast  ganz  baumlosen  Gebirgsstock, 
welcher  nach  Westen  in  das  Death- Valley  abfällt,  so  benannt. 
Der  ganze  Gebirgsstock  ist  mit  Minen  bedeckt,  welche  jedoch 
meist  nicht  mehr  bearbeitet  werden.  Früher  wurde  hier  sehr 
viel    Gold    gefunden,  daher  auch  der  Name  „Gold  Mountain". 

An  den  verlassenen  Gebäuden  der  größten  Mine  in  dieser 
Gegend  wurde  Halt  gemacht,  da  ich  das  interessante  Gebirge 
für  ein  paar  Tage  durchstreifen  wollte. 

Auf  den  tiefroten  Spitzen  der  Berge  wuchsen  hin  und 
wieder  ein  paar  Exemplare  von  Pinus  monophylla,  welche 
einen  hohen  Grad  von  Trockenheit  vertragen  kann. 

Ich  bestieg  mehrere  Spitzen  und  fand  eine  interessante 
Flora.  Von  Kakteen  fand  ich  Echinonactus  poh/ancisirus  und 
die  sehr  häufige  Opuntia  hasilaris.  Verschiedene  Mesas 
waren  bedeckt  mit  dem  goldgelb  blühenden  Calochortu.t 
aureus,  dazwischen  blühte  die  schöne  Aster  cordifolius  und 
ein  schönes  Penisteinon  Roezlii  var.  i'iolaceus,  eine  neue 
Varietät.  Besonders  groß  war  die  Zahl  der  einjährigen 
Pflanzen,  meistens  zu  der  Gattung  Eriogonum  gehörend. 


Dahlien. 

„Neues  und  .Vlloniciicstes"  von  der  VII.  Aiisstollmig 
der  Doiitscheii  Dalilien-Gesellscliaft  in  Düsseldorf. 

Von  Ohergäitner  Alfred  Kern. 
I. 

IJetreu  ihren  Prinzipien,  von  .lahr  zu  Jaiir  einem  gi'oßem 
Publikum  das  zu  zeigen,  was  an  neu  geborenen  Dahlien-Kindern 
nicht  nur  im  lieben  deutschen  Vaterlande,  sondern  auch  in 
England  und  Frankreich  zur  Welt  gekommen  ist,  immer  wieder 
Anregung  gebend  dem  Fachmann  und  dem  Liebhaber,  hielt 
die  Deutsehe  Dahlien -Gesellschaft  auch  in  diesem  Jahre  ihre 
Jahresschau,  es  .war  die  siebente,  ab  und  zwar,  wie  das  eben 
nicht  anders  zu  erwarten  und  unbedingt  auch  glücklich 
gewählt  war,  in  der  Ausstellungsstadt  am  Rhein,  in  dem 
vielgeschmähten  Düsseldorf.  Und  sie  konnte  sich  würdig 
anschließen  all  ihren  Vorgängerinnen  die  heurige  Dahlien- 
Blütenschau,  so  sehr  auch  der  heiße  und  den  Dahlien  un- 
günstige Sommer  das  Gelingen  erschwerte.  Wer  schon  öfter 
Zeuge  war,  mit  welcher  Schnelligkeit  xmd  harmonischen 
Einigkeit  sich  die  Arbeit  des  Aufbauens  der  nach  vielen 
Tausenden  zählenden  Dahlienbhimen  vollzieht,  dem  konnte  es 
be.sondere  Freude  machen,  den  wenige  Stunden  vorher  von 
den  Orchideengärtnern  verlassenen  Ausstellungsraum,  den 
schönen  Hörder-Pavillon,  gar  bald  in  eine  herrliche  Blumen- 
galerie alt-  und  neumodischer  Georginen  umgewandelt  zu 
sehen.  Manch  einen  Getreuen  der  Dahlien-Gesellschaft  mußte 
man  leider  vermissen,  dem  der  arg  heiße  Sommer  einen  Strich 
durch  die  Ausstelhmgsrechnung  gemacht  hatte,  und  recht  er- 
freulich war  es,  daß  deren  Raum  neue  Dahlien-Kämpen  ein- 
nahmen, die  mit  gleich  großer  Lust  in  die  konkurrenzlose 
Dahlienschlacht  zogen.  Denn  das  ist  schließlich  nicht  jedem 
Leser  der  Gartenwelt  bekannt,  daß  die  Mitglieder  der  deutschen 
Dahlien-Gesellschaft  stets  außer  Wettbewerb  ausstellen,  gern 
auf  jeden  Preis  verzichten  und  nur  den  löblichen  Zweck 
verfolgen,  die  Sache  der  Gesellschaft  zu  fördern  und  den 
Dahlien  immer  neue  Liebhaber  und  Verehrer  zuzuführen. 
Unter  den  vielen  Tausenden  von  Blumen  und  Hunderten  von 
Sorten  immer  wieder  das  bewährte  Alte  aufführen  zu  wollen, 
würde  im  Rahmen  einer  kleinen  Ausstellungskritik  ermüden, 
auch  haben  berufene  Federn  des  öfteren  auf  unsere  vielen, 
nmi  schon  älter  gewordenen  Schönheiten  unter  den  Dahlien 
in  diesem  Blatte  aufmerksam  gemacht.  Zahlreiche  dieser 
Züchtungen  sind  inzwischen  mehr  oder  weniger  auch  Gemein- 
gut unserer  Blumenliebhaber  und  Schnittblumen-Gärtner  ge- 
worden. Deshalb  habe  ich  mir  die  schwierige  Aufgabe 
gestellt,  soweit  mein  eigenes  Urteil  reicht  und  Urteile  von 
Fachleuten  dieses  ergänzten,  das  Neuere  bis  zum  Allerneuesten 
eifrigst  zu  studieren.  Ich  bitte  um  milde  Beurteilung,  wenn 
ich  einmal  nicht  ganz  recht  haben  sollte  —  denn  die 
Witterungsverhältnisse  lassen  ja  bei  der  variablen  Dahlie  nie 
ein  allgemein  maßgebendes,   sicheres  Urteil  zu.  —  So  sei  es 


Von  einem  Ausstellungstisch  bis  zum  anderen  wandernd, 
bringe  ich  dem  Leser  die  zahlreichen  Neuzüchtungen 
Deutschlands  und  Englands  vor  Augen,  und  weil  man  gern 
mit  dem  „A"  beginnt,  so  sei  auf  „Ansorges  Weiße"  auf- 
merksam gemacht,  eine  im  Stiel  vollkommene  und  formen- 
schöne, noch  nicht  im  Handel  befindliche  Züchtung  mit  ganz 
prächtiger  Haltung,   deren  Farbton  ein  volles  Rahmfarben  zu 


Die  Gartenwelt. 


IX, -4 


nennen  ist,  das  nach  der  Blumenmitte  noch  etwas  tiefer 
erscheint.  Im  Vergleich  zu  bisherigen  weißen  und  creme- 
farbigen Züchtungen  will  mir  bei  allen  ihren  guten  Eigen- 
schaften der  Farbton  als  etwas  zu  tief  rahmfai-ben  ersclieinen, 
vielleicht  wird  dies  manchem  aber  lieb  sein. 

„Graf  Pritx  von  Schwerin",  eine  Neuheit  desselben 
Züchters,  Ansorge  in  Kleinflottbek,  ist  goldgelb,  im  Farben- 
tone noch  voller  als  die  schon  bekannte  „Volker",  reich 
gefüllt,  von  selir  ansprechender,  regelmäßig  feiner  und  nicht 
zu  spitzstrahliger  Form;  der  Stiel  ist  ideal  imd  die  Blunien- 
haltung  dem  vollen  Sonnenlicht  zugewandt,    also  vollkommen. 

„Alpha''''  vom  vorigen  Jahrgang  ist  alles  in  allem  gesagt 
eine  verbesserte  „Frankofurda",  weil  sie  langpetaliger  ist, 
sonst  von  ganz  gleicher  Färbung  wie  diese. 

„Canielie"  (Meyer  in  Tecklenburgl  ist  ein  bescheidenes 
Blümchen;  sie  gehört  aber  dennoch  zu  den  verwendungs- 
würdigsten Dahlien,  wenngleich  sie  vermöge  ihrer  Hybridform 
von  den  strengen  Dahlien-Kennern  als  nicht  sportlike,  weil 
sie  keine  echte  spitzstrahlige  Form  hat,  erachtet  wird.  Sie 
ist  siebertfarben  (Herr  Palmengartendirektor  Siebert  mag 
mir  diese  Bezeichnung  nicht  übelnehmen),  denn  sie  gleicht 
tatsächlich  in  der  Färbung  unserer  alten  garten.sclimückenden 
Hybride  „Direktor  Siebert-'  auf  ein  Haar;  sie  hat,  wie  der 
Name  schon  sagt,  kamelienartigen,  ich  möchte  beinahe  sagen 
gardenienähnlichen  Bau  und  erinnert  in  der  Blütengröße  an 
unsere  beinahe  uralte  englische  Züchtung  „Glare  of  the 
Garden'.  Blumenkünstler  werden  dieses  farbenschöne  Kleinod, 
das  einen  ganz  vorzüglichen  Stiel  besitzt,  mit  großer  Freude 
begrüßen  und  auch  der  Schnittblumengärtner  wird  sie  schätzen 
lernen,  da  die  Züchtung,  wovon  man  sich  auf  dem  Dahlien- 
felde der  deutschen  Dahlien-Gesellschaft  überzeugen  konnte, 
reichblütig  ist. 

„Thusnelda"  (Deegen  in  Köstritz)  soll  Massenblüher 
sein,  so  stand  am  Namenschild.  Außen  zart  charaois  und 
nacli  der  Mitte  zu  vermittelnd  in  creme  übergehend,  ist  die 
in  Form  und  Stiel  befriedigende  Blume  sicherlich  recht  be- 
achtenswert, und  wenn  dem  Urteile  ihres  Züchters  Glauben 
beizumessen  ist,  wird  sie  wirklich  etwas  „Gutes"  sein. 

„Aurora",  durch  ihre  Ähnlichkeit  offenbar  ein  Schwester- 
kind der  Vorgenannten,  ist  gelblich  chamois,  während  deren 
Blumenmitte  mehr  einen  kanariengelben  Ton  im  leichten 
Übergange  erreicht. 

Auf  „SpoÜess  Queen",  die  so  viel  gerühmte  englische 
Züchtung,  möchte  ich  nicht  ganz  mit  der  Hochachtung  ein- 
gehen wie  sie  uns  in  vorjährigen  Berichten  geschildert  wurde. 
Der  Name  ist  zu  deutsch  „Unbefleckte  Königin"  und  die  Sorte 
zeigt  in  der  Färbung  tatsächlich  ein  jungfräuliches  Weiß. 
Aber  daran  ist  nichts  zu  ändern,  daß  sie  im  letzten,  aller- 
dings für  Dahlien  unglücklichen  Sommer,  ich  spreche  hier 
von  mehrfachen  Beurteilungen  in  verschiedentlichen  Lagen, 
sehr  mäßigen  Wuchs  gezeigt  hat.  Auch  der  Stiel  ist  nur 
kurz,  wenn  er  auch  die  mittelgroße,  angenehm  geformte  Blüte 
recht  gut  trägt.  Es  ist  eine  reinweiße  Dahlie  annehmbarster 
Art,  die  sich  sehen  lassen  kann  unter  ihren  deutschen  Schwestern, 
aber  das  Ideal  einer  reinweißen  Dahlie,  den  formenvollendeten 
Erscheinungen  in  anderen  Farbtönen  entsprechend,  das  bedeutet 
„Spotless  Queen"-  doch  noch  nicht. 

Die  strengen  Dalilien-Menschen  mögen  es  mir  verzeihen, 
daß  ich  auch  eine  einfache  Dahlie,  noch  nicht  mal  eine  rassen- 
reine einfache  Kaktus-Dahlie  oder  besser  gesagt  Edel-Dahlie 
liier  erwähne.  Sie  begegnete  mir  schon  in  Erfurt,  von  einer 
dortigen    Firma    ausgestellt    und    ist    ein    Schmuckblümchen 


hinsichtlich  ihrer  feinen  Farbenzusammenstellung,  und  offenbar 
weil  ihre  Blüten  im  scharlachorange  Grunde  mit  weiß  ge- 
bändert sind,  die  Landesfarben  der  Schweiz  wiederspiegelnd, 
hat  sie  den  Namen  „Helvetia"  erhalten.  Unbedingt  ist  diese 
Züchtung  etwas  Apartes,  nicht  nur  für  den  Liebhaber,  sondern 
auch  für  den  Blumenbindekünstler,  welcher  feine  und  seltene 
Blumen  zu  seinen  Zusammenstellungen  benötigt. 

Ich  komme  nun  zu  einem  schwierigen  Kapitel,  zum 
Vergleiche  der  Pfitzerschen  und  Copijnschen  Riesendahlien, 
und  da  muß  ich  sagen,  so  schön  die  Pfitzerschen,  zumeist 
regelmäßig,  breit  und  vollpetalig  geformten,  einfachen  Riesen- 
dahlien auch  sein  mögen,  sind  die  Einführungen  des  Holländers 
doch  ungleich  schöner.  Gerade  ihre  Ungleichmäßigkeit  und 
Größe  lassen  diese  Blumengebilde  vielleicht  etwas  zu 
sezessionistisch ,  aber  unbedingt  modern  erscheinen.  Ich 
glaube,  daß  die  Blumen  durchschnittlich  1/5  —  Vi  Meter  Durch- 
messer besaßen,  oft  in  der  Form  an  unsere  früheren  einfachen 
Edel- Dahlien  herankommend,  oft  aber  Phantasiegebilde  dar- 
stellend, wie  sie  sich  ein  Maler  und  ein  Blumenkünstler 
nicht  zeitgemäß  idealer  vorstellen  kann.  Altmeister  Kotte 
nannte  diese  Züchtungen  in  der  Sitzung  der  Deutschen 
Dahlien-Gesellschaft  herrliche  Motive  für  die  moderne  Malerei 
und  Bildhauerei.  Die  noch  nicht  so  weit  ins  sezessionistische 
Fahrwasser  geratene  Blumenbinderei  wird  solche  Züchtungen 
vielleicht  weniger  verstehen  bezw.  verwerten  können.  Ich 
bin  der  Meinung,  daß  diese  holländischen  Züchtungen,  in 
ihren  eigenartigen,  oft  an  imsere  baumartigen  Paeonien  er- 
innernden Füllungen  sehr  beachtenswert  sind,  selbst  wenn 
sie  nicht  überall  so  große  Blumen  zeitigen  wie  im  holländi- 
schen Klima  und  Boden.  Wer  weiß  was  noch  daraus  her- 
vorgehen wird,  denn  bei  der  Dahlia  variabilis  ist  noch  vieles 
möglich,  viel,  viel  mehr  als  wir  vielleicht  ei-warten.  Zur 
Beruhigung  derer  sei  es  gesagt,  die  sich  immer  einbilden, 
daß  die  Dahlienzüchtungen  doch  bald  über  ihren  Höhepunkt 
hinweg  seien.  Wer  über  meine  Ansicht  lächeln  möchte,  dem 
hätte  ich  gewünscht,  er  hätte  die  kostbaren  Tölkhausschen 
Neuzüchtungen  in  Düsseldorf  sehen  dürfen,  die  Kohlmanns- 
lehner,  Britz-Berlin,  im  nächsten  oder  übernächsten  Jahre 
einführen  wird.  Wahre  Ideale  an  Formenvollendung  und 
Farbenschönheit,  besonders  in  zweifarbigen  Tönimgen  hatte 
dieser  Züchter  zur  Schau  gebracht.  Da  diese  Züchtungen 
nur  unter  Nummern  ausgestellt  waren  und  man  der  Zeit 
nicht  gerade  vorauseilen  soll,  so  werden  im  nächsten  und 
übernächsten  Jahr  unsere  Fachzeitungen  schon  Näheres  darüber 
verraten. 

,,Prinzessin  Ilse"  (Bornemann  in  Blankenburg)  gehört 
zu  den  etwas  variabelen  Dahlien,  d.  h.  sie  hat  nicht  immer 
die  gleiche  Blütenfärbung  und  man  wird  unwillkürlich  an 
unsere  Cyclamen  erinnert,  wenn  man  die  leuchtend  karmin- 
roten nach  der  Spitze  heller  gefärbten  Blüten  sieht.  Die 
Züchtung  gehört  nicht  zu  den  reichblühenden,  soweit  ich  sie 
kennen  lernte,  aber  schön  ist  sie  unbestritten. 


Sommerblumen. 
Nicotiaiia  Sanderae. 

in  No.  47  des  vorigen  Jahrganges  brachte  Herr  Anker  einen  kleinen 
Artikel  über  diese  allerliebste  und  wertvolle  Neuheit.  Es  sei  mir 
gestattet,  noch  einige  Worte  hinzuzufügen.  In  dieser  Neuheit  haben 
wir  allerdings  etwas  ganz  Hervorragendes,  welches  es  verdient,  aufs 
wärmste  empfohlen  zu  werden.     Die  Geschichte  dieser  neuen  Hybride 


IX,  4 


Uie   Gartenwclt. 


ist  kurz  folgende :  Herr  Forget,  ein  Sammler  der  Firma  Sander  &  Söline, 
fand  in  Brasilien  in  der  Provinz  Santa  Catharina  eine  neue  Nicotiana- 
Spozies,  die  sich  von  anderen  Tabalq)flanzen  durch  ihren  ge- 
drungenen Wuchs,  eine  außerordentlich  reiche  Verzweigung  und 
ungeheure  Reichblütigkeit  auszeichnet.  Die  dunkelpurpurroten 
Blüten  sind  schwach  duftend.  Dem  Entdecker  zu  Ehren  wurde  sie 
yieotiana  forgetiana  genannt.  Mit  Nicotiana  afßnis  gekreuzt,  die 
bekanntlich  weißhlühend,  großblütig  und  stark  duftend  ist,  ent- 
standen Hybriden,  die  die  guten  Eigenschaften  von  Nicotiana  forge- 
tiana übernommen  haben,  sich  von  dieser  jedoch  durch  größere 
Blüten  unterscheiden,  die  allerdings  nicht  die  Größe  der  Blüten  von 
Nicotiana  affinis  erreichen.  Die  Blüten  sind  dunkelkarmin;  sie 
duften  nur  abends  fein  und  nicht  aufdringlich.  Wertvoll  ist  die  den 
meisten  anderen  Tabakptlanzen  fehlende  Eigenschaft,  daß  sich  die 
Blumen  von  A".  Sanderae  auch  tagsüber  nicht  schließen.  Die 
Pflanzen  sind  vom  Frühjahr  bis  Herbst  ununterbrochen  in  Blüte  und 
entwickeln  im  Laufe  des  Jahres  Tausende  von  Blüten.  Die  Hybride 
ist  im  Wuchs  kräftiger  als  N.  forgetiana,  hat  aber  deren  graziösen 
Charakter  geerbt,  der  in  der  reichen  Verzweigung  liegt.  Kreuzungen 
von  iV.  Sanderae  mit  A'.  afßnis  bringen  nicht  den  schönen  Habitus. 
jV.  Sanderae  wurde  schon  1903  auf  der  Temple-Show  und  HoUand- 
House-Show  in  London  ausgestellt.  In  seinem  Bericht  über  die 
Temple-Show  im  .siebenten  Jahrgang  Seite  488  schrieb  Herr  Kohl- 
niannslehner  ganz  entzückt  davon.  In  diesem  Jahre  erhielt  Nico- 
tiana Sanderae  in  der  königlichen  Gartenbaugesellschaft  zu  London 
ein  Wertzeugnis  ereter  Klasse  und  auf  der  diesjährigen  Temple-Show 
eine  goldene  Medaille.  Samen  sind  bereits  dem  Handel  übergeben. 
Ernst  Bohlmann,  St.  AI  bans. 


Bücherschau. 

Deutscher  Garten-Kalender  1905.  Herausgegeben  von  Max 
Ilesdörffer  in  Berlin.  Zweiunddreißigster  Jahrgang.  Verlag  von  Paul 
Parey,  Berlin.  Preis  in  Leinen  geb.  mit  einer  halben  frrien  Seite 
pro  Tag  2  Mark,  in  elegantem  Ledereinband  mit  einer  ganzen  freien 
Seite  pro  Tag  3  Mark. 

Dieses  handliche  und  J)rakti^ohe,  für  jeden  mitten  im  Beruf 
stehenden  strebsamen  Fachmann  geradezu  unentbehrliche  Taschenbuch 
hatte  sich  in  den  letzten  Jahren  fortgesetzt  steigender  Beliebtheit  und 
eines  ständig  wachsenden  Absatzes  zu  erfreuen.  Dieser  wachsende 
Erfolg  scheint  andere  nicht  nihen  zu  lassen.  Neue  Gartenkalender 
sind  aufgetaucht,  deren  Inhalt  .stark  an  Nachahmung  streift,  aber 
rasch  verschwinden  sie  wieder  von  der  Bildfläche,  während  sich  der 
vorliegende  Kalender,  trotz  seiner  zweiunddreißig  Jahre,  wieder  in 
jugendlicher  Frische  präsentiert.  Zahlreiche  der  unersetzbaren  Tabellen, 
die  zum  eisernen  Bestand  gehören,  sind  dem  Fortschreiten  der  Zeit 
entsprechend  durchgesehen  und  neu  bearbeitet  worden.  Andere  hatten 
ihre  Schuldigkeit  getan  und  wurden  durch  neue  ersetzt.  Das  Inhaltsver- 
zeichnis ist  wesentlich  erweitert  worden,  indem  es  auf  die  wichtigsten 
Artikel  früherer  Jahrgänge  zurückgreift  Durch  den  wechselnden 
Inhalt  der  einzelnen  Jahrgänge  erhält  man,  wenn  man  sie  aufbewahrt, 
mit  der  Zeit  eine  unschätzbare  Bibliothek,  die  auf  alle  herantretenden 
Tages-  und  Berufsfragen  sichere  Auskunft  gibt,  iimständliche  Rechen- 
aufgaben erspart  usw.  Der  umfangreiche  Arbeitskalender  ist  für  den 
neuen  Jahrgang  ergänzt  und  erweitert  worden.  Unter  anderm  wurden 
neu  eingefügt  die  engeren  Normal-Kernobst-Sortimente  der  haupt- 
sächlichsten Landwirt-schaftskammern  und  Landesobsfbauvereine,  die 
neuen  und  wichtigsten  Kosensorten.  die  besten  Äpfelsorten  zur  Busch- 
obstkultur, die  besten  Chrysanthemum-  und  Edeldahlienzüchtungen 
des  letzten  Jahres,  das  neue  Reichsgesetz  betreffend  die  Bekämpfung 
der  Reblaus,  die  neuen  städtischen  Gartenetats  sämtlicher  deutscher 
Großstädte  mit  100000  Einwohnern  und  darüber,  die  neue  Gebühren- 
ordnung für  die  Arbeiten  des  Gartonkünstlers,  Artikel  über  Beeren- 
obstkultur  und  eine  Plauderei  über  den  Zettelkatalog,  eine  Anleitung 
wie  man  sich  tägliche  Notizen  macht  und  in  sachgemäßer  Weise  für 
den  Gebrauch  leicht  auffindbar  einordnet.  Über  staatliche  Ober- 
gärtnerprüfungen, über  Aufnahmebedingungen  und  sonstige  Verhält- 
nisse sämtlicher  Gärtner-Lehranstalten  im  Reiche  und  über  hunderteriei 
anderes    Wissenswerte,    so    über   Pflanzweiten    und    Pflanzenbedarf, 


Gewichts-  und  Keimtabellen  von  Samen,  Auswahl  gebräuchlicher 
Gemüsesorten,  über  Pflanzenbedarf  bei  verschiedenen  Anordnungen 
und  Abstanden,  über  die  wertvollsten  neuen  Pflanzen  des  letzton 
Jahres,  über  Lohn-  und  Arbeitsverhältnisse  in  den  verschiedenen 
Städten,  über  Kostenberechnungen  hei  Erdarbeiten  und  über  vieles 
andere  gibt  das  Ruch  sofort  Auskunft.  Verschiedene  Tabellen,  unter 
welchen  sich  auch  eine  Lohntabelle  befindet,  dienen  täglichen  Ein- 
tragungen. Unter  den  von  anderer  Seite  angebotenen  Gartenkalendern 
gibt  es  keinen,  der  an  Reichhaltigkeit  und  Brauchbarkeit  an  den 
deutschen  Gartenkalender  heranreichen  könnte.  W.  T. 

Meyers  Großes  Konversations-Lexikon.  Ein  Nachschlagewerk 
des  allgemeinen  Wissens.  Sechste,  gänzlich  neubearbeitete  und  ver- 
mehrte Auflage.  Mehr  als  148000  Artikel  und  Verweisungen  auf 
über  18240  Seiten  Text  mit  mehr  als  11000  Abbildungen,  Karten 
und  Plänen  im  Text  und  auf  über  1400  Illustrationstafehl  (darunter 
etwa  190  Farbendrucktafeln  und  300  selbständige  Kartenbeilagen), 
sowie  130  Textbeilagen.  20  Bände  in  Halbleder  gebunden  zu  je 
10  Mark.    Verlag  des  Bibliographischen  Instituts  in  Leipzig  und  Wien. 

Bei  dem  ständigen  Fortschritt  in  der  Technik  ist  es  begreiflich, 
daß  ihr  weitverzweigtes  Gebiet  in  einem  Nachschlagewerk  des  allge- 
meinen Wissens  einen  großen,  mit  jederneuen  Auflage  wachsenden  Raum 
einnimmt.  Auch  in  dem  kürzlich  erschienenen  VI.  Bande  von  Meyers 
Großem  Konversations-Lexikon  findet  man  eine  Unmenge  von  Fach- 
artikeln, aus  deren  Fülle  einige  genannt  werden  sollen.  Einen  großen 
Raum  nehmen  die  Artikel  aus  dem  Gebiete  der  Elektrizität:  ,, Fernmelde- 
apparat", „Fernsprecher'-,  ., Fernphotograph",  ein.  Unter  dem  Stich- 
wort „Feuer"  und  den  anschließenden  Artikeln:  „Feuerlösohmittel", 
„Feuerschutz"  etc.,  sind  die  gegen  Feuersgefahr  vorhandenen  Schutz- 
mittel ausführlich  behandelt  und  durch  mehrere  Tafeln  veranschaulicht. 
Aus  dem  Gebiete  des  Ma.schinenwesens  greifen  wir  nur  die  Artikel 
„Fahrrad",,, Faß  baumaschinen",,, Feldeisenbahn",  ..Feueriuftmaschinen" 
„Filterpresse".  „Fördermaschinen"  hieraus.  Von  weitern  Artikeln 
der  Technik  erwähnen  wir:  „Eigograph",  „Estrich",  „Feder",  „Festig- 
keit", „Feuerungsanlagen",  „Filtrieren",  „Flaschenzug",  „Flußver- 
messung". Auch  die  Naturwissenschaft  ist  in  allen  ihren  Zweigen 
vertreten;  wir  führen  nur  die  Artikel:  .,Erdfrüchller",  „Erle",  .,Erz- 
lagerstätten",  ..Esche",  .,Eucalyptus",  „Eulen",  „Euphorbiaceen", 
„Farne",  „Fichte",  „Fische",  „Flechten",  „Fledermäuse",  „Fort- 
pflanzung", an.  In  das  Gebiet  der  Physik  und  Chemie.  Geologie  und 
Mineralogie  greifen  die  Artikel  „Erdgas",  „Erdstrom",  „Erz",  „Erz- 
lagerstätten", „Essig",  „Essigsäure",  „Fette",  „Fluor",  „Fluorescenz", 
,.Flußspat",  „Forrcault".  Die  Länder-  und  Völkerkunde  ist  durch  die 
Artikel  „Erdkunde",  „Eskimo",  „Esthland",  „Finnland",  „Flandern", 
„Florenz",  „Florida",  „Frankfurt  a.  M.",  sowie  die  Sammelartikel 
„Europa",  „Frankreich",  vertreten.  Die  beiden  letzten  Abschnitte 
bringen  in  zahlreichen  Unterartikeln  alles  Wissenswerte  bis  auf  die 
neueste  Zeit  ergänzt  und  sind  durch  viele  Karten  erläutert.  Aktuelles 
Interesse  wird  durch  den  russisch-japanischen  Krieg  der  Abschnitt 
„Festung.skrieg"  finden,  dem  drei  interessante  Karten  beigegeben  sind. 
Auf  weitere  Einzelheiten  des  Textes  können  wir  hier  nicht  eingehen, 
möchten  aber  noch  die  Artikel  über  „Forst",  ,. Forstfach"  und  die 
zugehörigen  Themen  erwähnen.  Besondere  Beachtung  verdienen  auch 
wieder  die  Tafeln,  deren  Anzahl  gegen  die  frühere  Auflage  eine  be- 
deutende Vermehrung  erfahren  hat.  Wir  führen  namentlich  die 
farbigen  Tafeln:  .,Euphorbiaceeu;',  .,Farne",  ,,Fasanen",  „Prachtfische 
der  südlichen  Meere".  „Flaggen",  „Flechten",  „Fliegen-  und  Schnecken- 
blumen", „Forstinsekten",  auf.  Eine  besondere  Textbeilage:  „Die 
wichtigsten  Erfindungen"  wird  in  zweifelhaften  Fällen  gute  Dienste 
leisten.  

Tagesgeschichte. 

Berlin.  Die  von  Rudolf  Messe  geleitete  Protesterklärung  zum 
Schutze  des  Grunewaldes  hat  bisher  zwölftausend  Unterschriften  ge- 
funden. Die  Protestnote  behauptet,  daß  der  geplante  Voltspark  nur 
ein  Vorwand  für  die  Bevölkerung  sein  solle  und  daß  in  aller  Stille 
große  Teile  des  Grunewalds  vom  Fiskus  an  Spekulanten  und  Terrain- 
gesellschaften verkauft  worden  sind.  Auffallend  Ist  es  allerdings,  daß 
eine  vor  kurzem   im  Grunewald   entstandene  Kolonie  wie  Nikola,ssee, 


Die  Gartenwelt. 


IX,  4 


die  erst  aus  wenigen  Villen  besteht,  bereits  zwei  Bahnhöfe  hat, 
während  andere  Kolonieen,  z.  B.  an  der  Obstbahu,  sich  dieser 
Förderung  seitens  der  Eisenbahnverwaltimg  nicht  zu  erfreuen  haben. 
Auch  Herr  Scherl,  der  Zeitungsverleger,  soll  von  der  Krone  einen 
großen  Komplex  erworben  haben,  der  auch  im  Grunewald  liegt. 

Dortmund.  Die  Stadt  beabsichtigt  gegen  die  Errichtung  der 
geplanten  neuen  Schachtanlage  der  Zeche  Kaiserstuhl  des  Stahlwerks 
Hoesch  Einspruch  zu  erheben,  da  der  angrenzende  zum  Volkspark 
herzurichtende  Stadtwald  dadurch  entwertet  werden  würde. 
Für  die  Umwandlung  des  Waldes  sind  von  der  Stadt  400000  Mark 
vorgesehen. 

Dresden.  Die  pflanzenphysiologische  Versuchsstation  zu 
Tharandt,  deren  bisheriger  Leiter  Geh.  Hofrot  Professor  Dr.  Nobbe 
in  den  Ruhestand  getreten  ist.  ist  jetzt  mit  der  Versuchsstation  für 
Pflanzenkultur  in  Dresden  vereinigt  worden.  Die  vereinigten  Stationen 
führen  von  nun  an  die  amtliche  Bezeichnung  Königliche  pflanzen- 
physiologiscbe  Versuchsstation  zu  Dresden".  Sie  zerfällt  in  eine 
Abteilung  für  Gartenbau  und  eine  Abteilung  für  Landwirtschaft. 
Erstere  ist  dem  Direktor  des  botanischen  Gartens  Herrn  Geh,  Hofrat 
Professor  Dr.  Drude  unterstellt,  die  verantwortliche  Leitung  der 
landwirtschaftlichen  Ahteilung  einschließlich  der  Samenkontrolle  wurde 
dem  Vorstand  des  landwirtschaftlichen  Versuohswesens  Herrn  Professor 
Dr.  öteglich  übertragen.  Die  Aufgabe  der  nunmehr  vereinigten 
Versuchsstation  Dresden  ist  die  Förderung  der  Landwirtschaft  und 
des  Gartenbaues  durch  wissenschaftliche  Forschungen  auf  dem  Gebiete 
der  Pflanzenphysiologio  in  ihrer  Anwendung  auf  den  Pflanzenbau 
durch  Prüfung  von  Kulturmethoden,  durch  Anbau-.  Akklimatisations- 
und Düngungsversuche,  Rassenzüchtungen.  Untersuchung  und  Be- 
kämpfung von  Pflanzenkrankheiten  und  Pflanzenschädlingen,  boden- 
bakteriologische Untersuchungen  imd  klimatisoh-phänologische  Beob- 
achtungen ,  insbesondere  auch  durch  Untersuchung  von  Saatgut 
und  Überwachung  des  Saatguthandels.  Die  Station  ist  außerdem 
befugt,  in  ihr  Arbeitsgebiet  einschlagende  Untersuchungen  und  Ver- 
suche gegen   entsprechende  Vergütung  vorzunehmen. 

Hagen  i.  W.  Auf  der  Kreisstraße  zwischen  Ohle  und  Tripel 
wurden  von  März  bis  Mai  von  den  angepflanzten  jungen  Obstbäumen 
30  Stück  teils  abgebrochen,  teils  an  der  Krone  abgeschnitten,  ohne 
daß  es  gelang  des  Täters  habhaft  zu  werden.  In  einer  Mainacht 
legten  sich  nun  einige  Gendarmen  auf  die  Lauer  und  es  gelang  ihnen 
den  Urheber  des  Frevels  in  der  Person  eines  Landwirtes  aus  Ohle 
zu  entdecken,  als  er  gerade  wieder  6  Bäumchen  umgebrochen  hatte. 
Er   wurde   für  seine  Heldentaten  zu  9  Monaten  Gefängnis  venirteilt. 

A.  W. 

Hamburg.  Der  Zentral-Ausschuß  hamburgischer  Bürgervereine 
nahm  einen  Antrag  des  Mühlenkamper  Bürgervereins  auf  Be- 
schleunigung der  Eröffnung  des  "Winterhuder  Stadtparkes,  wenn 
möglich  bis  Pfingsten  1905,  an.  Auch  die  Dringlichkeit  des  Antrages, 
wurde  anerkannt.  Es  ist  zu  hoffen,  daß  der  Park  nun  wenigstens 
teilweise  fertig  gestellt  wird. 

Herne.  Für  die  Anlegung  eines  Friedhofes  bewilligte  das  Stadt- 
verordneten-Kollegium 27000  Mk.,  die  Gesamtkosten  belaufen  sich 
auf  90000  Mk. 

Hildesheim.  Das  Alter  des  berühmten  „tausendjährigen"  Rosen- 
stocks am  Dom  zu  Hildesheim,  das  der  verstorbene  Senator  und 
Naturforscher  Römer  auf  300  Jahre  geschätzt  hat,  wird  in  einem 
kleinen  Schriftchen  von  H.  Bonck  auf  400—500  Jahre  berechnet. 
Im  Jahre  1903  gab  es  acht  Ausläufer  des  Rosenstocks.  Die  vier 
ältesten  sind  stark  und  gesund  und  ranken  hoch  hinauf;  ein  kümmer- 
liches Dasein  fristen  zwei  schwache  Schosse  von  1898,  hingegen  sind 
die  beiden  letzten  vom  Jahre  1902  kräftig  und  frisch.  Die  neuen 
Schosse  haben,  nachdem  sie  Ende  der  neunziger  Jahre  von  Schild- 
läusen befreit  wurden,  jahraus,  jahrein  geblüht. 

Lindau  i.  B.  Das  bekannte  und  vielbesuchte  Bad  Schachen 
bei  Lindau  ist  durch  Ankauf  eines  angrenzenden  Grundstückes  be- 
deutend erweitert  worden.  Herr  Schielin,  der  Besitzer  des  Bades, 
beabsichtigt,  das  um  140000  Mk.  angekaufte  Grundstück  zu  einer 
Parkanlage  und  zu  einer  Wandelbahn  am  See  umzugestalten. 

Lissa  i.  P.  Der  hiesige  Verschönerungsverein  ist  damit 
beschäftigt,   an    der  Nordpromenade   einen   Wildpark  anzulegen. 


Ein  großer,  mit  Sträuchern  und  Fichten  bepflanzter  Platz  ist  bereits 
mit  einem  Drahtzaun  umfriedigt  worden.  Innerhalb  der  Umwehrung 
hat  man  einen  Stall  und  ein  an  einer  Steingrotte  angebrachtes  Wasser- 
becken, das  von  der  Wasserieitung  gespeist  wird,  erbaut.  Der  Wild- 
park soll  Hirschen,  Rehen  und  anderen  Tieren  zum  Aufenthalt  dienen. 
Die  Kosten  für  diese  Anlage  sind  größtenteils  durch  freiwillige 
Spenden  aufgebracht  worden. 

Solingen.  Die  Stadtverordneten  wählten  auf  Vorschlag  Wer 
Baukommission  eine  besondere^  Gartenkommission,  die  aus  einem 
unbesoldeten  Beigeordneten  als  Vorsitzenden  und  fünf  Mitgliedern 
besteht. 

Stendal.  Die  Stadtverordnetenversammlung  bewilligte  die 
Mittel  zur  gärtnerischen  Ausgestaltung  des  AVinkelmannplatzes  in 
Höhe  von  3440  Mk.  Für  die  gärtnerischen  Anlagen  an  der  Ost- 
promenade ist  bereits  vor  Jahren  vom  Gartenbaudirektor  Encke  ein 
diesbezüglicher  Anlageplan  entworfen  worden,  der  dem  neuen,  vom 
Stadtgärtner  Paech  entworfenen  zum  Vorwurf  diente.  Die  Gesamt- 
kosten dieses  Projekts  in  Höhe  von  11576  Mk.  wurden  genehmigt. 
Dieser  Betrag  verteilt  sich  auf  die  Herstellung  der  Anlagen  zwischen 
Bruchstraße  und  Schulhaus,  Bruchstraße  und  Rathenowerstraße  und 
für  die  Anlage  einer  Wasserleitung. 

Wilmersdorf  bei  Berlin  soll  einen  neun  Morgen  großen 
Schniuckplatz  auf  dem  Gelände  der  sog.  Sandgruben  erhalten,  das 
von  der  Brandenburgischen,  Pommerschen  und  Bayerischen  Straße 
begrenzt  wird.  Der  Schmuckplatz  gelangt  nach  den  Entwürfen  des 
Tiergartendirektors  Geitner  zur  Ausführung  und  paßt  sich  dem 
Charakter  der  Gegend  an.  Mit  der  Einebnung  des  Geländes  hat  man 
bereits  begonnen.  . 

Verkehrswesen. 

Das  Postblatt  No.  14  vom  1.  Oktober  1904  veröffentlicht 
folgende  eingetretene  Neuerungen- 

1)  Für  Postfrachtstücke  nach  Rußland  ist  ein  neuer, 
ermäßigter  Tarif  in  Kraft  getreten. 

2)  Der  Meistbetrag  für  Postanweisungen  im  Verkehr  mit 
Britisch-Indien  ist  von  20  auf  40  Pfund  Sterling  erhöht  worden, 

3)  Postpakete  bis  5  kg  und  bis  zu  einer  Wertangabe  von 
400  Mark  können  nach  einzelnen  Orten  in  Persien  gegen  ermäßigte 
Taxen  auf  dem  Landwege  über  Rußland  versandt  werden. 

4)  Postfrachtstücke  nach  Gibeon  (Deutsch-Südwcstafrika) 
sind  im  unmittelbaren  Austausch  zwischen  den  Postanstalten  bis  auf 
weiteres  nicht  zugelassen. 

5)  Zu  Feldpostkarten  an  die  Truppen  in  Deutsch-Südwest- 
afrika sind  besondere  Formulare  hergestellt  worden,  die  zum  Preise 
von  5  Pfg.  für  10  Stück  verkauft  werden. 


Personal  -Nachrichten. 

Bendiks,  Christoph,  Gutsgärtner  in  Stragna  im  Kreise  Memel, 
wurde  das  Allgemeine  Ehrenzeichen  verliehen. 

Büst,  August,  langjähriger  Gutsgärtner  des  Rittergutes  Demker 
bei  Stendal,  f  '"i  ^Itei'  ^on  62  Jahren. 

Fiert,  A.,  Universitätsgärtner  (Hortulanus)  in  Groningen  (Holland), 
feierte  am  1.  Oktober  sein  25 jähriges  Amtsjubiläuni. 

Garbers,  Friedrich,  hat  die  Baumschulen  des  Rittergutes 
Schönebeck,  Post  St.  Magnus  bei  Bremen,  käuflich  erworben 
und  sich  als  Garteningenieur  und  Landschaftsgärtner  niedergelassen. 

Neuer,  H.,  bisher  Obergärtuer  des  Musee  Stracke  in  Mariakerke 
bei  Ostende,  hat  sich  in  Neckarsteinach  in  Hessen  als  Gärtner 
niedergelassen. 

Siebrecht,  Ludwig,  Gärtnereibesitzer  in  Cassel,  t  a<"  6-  Sept. 

Wille,  Walther,  bisher  Gartentechniker  bei  der  Friedhofs- 
verwaltung  in  Stettin,  wurde  vom  Stettiner  Magistrat  zum  Verwalter 
des  Nemitzer  Friedhofes  ernannt. 

Zopes,  Lorenz,  bisher  Prokurist  der  Fa.  J.  G.  Schmidt  in 
Erfurt,  kaufte  die  Samen-  und  Blumenzwiebelhandlung  des  Herrn 
Carl  Kämpf  in  Mainz,  die  er  unter  der  Firma  Carl  Kämpf, 
Samen-,  Blumenzwiebel-  und  Gartengeräte-Handlung  weiterführen  wird. 


VerMitwortl.  Redakteur:  Mai  HesdRrffer,  Berlin.  —Verlag  v.  Eiohard  CarlSchniidt  i  Co.,  Leipzig.  —  nruck:  Anhalt.  Buchdr.  Qntanberg, 


l 

2i 


ustriertes   Wochenblatt  für  den   gesamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


29.  Oktober  1904. 


No.  5. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Orchideen. 


Doch    Lauberde   für  (Jrcliideon   bei    Ziiiiiiiorkiiltiir. 

Von  K.  W.  Gütig,  Iserlohn. 

Der  Artikel  „Keine  Lauberde  für  Orchideen  bei  Ziraraer- 
kiiltur'-  in  Nr.  37  des  achten  Jahrgangs  der  Gartenwelt  ver- 
anlaßt mich,  meine  Erfahrung  bei  Verwendung  von  Lauberde 
für  Orchideen  (im  Zimmer)  zum  besten  zu  geben.  DerVer- 
fa,sser  des  erwähnten  Artikels  behauptet,  viel  Luft  und  ein 
wenig  Feuchtigkeit  seien  die  beste  Kost  für  ein  üppiges  Ge- 
deihen der  Orchideen.  Ich  denke  aber,  aus  Luft  und  Feuchtig- 
keit allein  können  die  Orchideen  unmöglich  alle  die  Stoffe 
entnehmen,  deren  sie  zu  ihrem  Aufbau  bedüi-feu.  Keine 
Orchidee  ist  imstande  von  Luft  und  Feuchtigkeit  allein  zu 
leben;  \-ielmehr  nehmen  die 
Wurzeln  im  Wasser  schon 
aufgelöste  anorganische  Nähr- 
stoffe a\if  oder  aber  die 
Wurzeln  lösen  durch  Aus- 
scheidung einer  aus  ihr-en 
Saugfasern  hervorkommen- 
den zersetzenden  Säure  den 
festen  Nähi'stoff  auf  und  ab- 
sorbieren ihn  dann.  Wenn 
nun  die  Wurzeln  der  Orchi- 
deen erfolgi-eich  arbeiten 
■■ollen,  dann  muß  ihnen  auch 
ein  Kompost  geboten  werden, 
der  erstens  solche  Stoffe  ent- 
hält, die  die  Pflanze  zum 
Gedeihen  nötig  hat,  der 
aber  auch  zweitens,  und 
das  ist  sehr  wichtig,  so  be- 
schaffen sein  muß,  daß  die 
Wurzeln  in  ihm  leben  und 
arbeiten  können  ohne  zu  ver- 
derben. Es  ist  nun  bekannt, 
daß  die  Orchideen  einen  sehr 
lockern,  durchlässigen,  luft- 
haltigen und  dabei  doch  nahr- 
haften Kompost  lieben,  und 
daß  in  einem  schweren  oder 

Gartenwelt.    IX. 


dichten  Pflanzstoff  die  Wurzeln  faulen.  Durchlässigkeit  ist  nun 
dem  aus  Moos  und  Farnwurzeln  bestehenden  Kompost  in  hohem 
Grade  eigen.  Da  aber  beide  Stoffe  namentlich  bei  Ver- 
wendung im  frischen  Zustande  sich  nur  sehr  langsam  zer- 
setzen —  und  das  m>iß  erst  geschehen,  elie  sie  den  Orchideen 
als  Nahrung  dienen  können  —  so   bieten   sie  den  Orchideen 


nicht    hinreichende    Nahrung. 


Odontoglossum  grande. 

Originalzeichnung  für  d 


(Text  Seite 

„Gartenwelt". 


Dagegen  besitzt  gerade  das 
halbverrottete  Laub  (lücht 
Laub  erde,  wie  sie  die  Gärtner 
gebrauchen)  jene  Eigen- 
schaften, die  es  zum  Pflanz- 
stoff für  Orchideen  sehr  ge- 
eignet machen.  Es  ist  ohne 
allen  Zweifel  reich  an  Nähi-- 
stoffen  und  dient  auch  den 
Orchideen  in  ihrer  Heimat 
als  Nahrung.  Alle  Orcliideen- 
sammler  bekunden  über- 
einstimmend, daß  sich  in  dem 
Wurzelgeflecht  der  epiphy- 
tischen  Orchideen  fast  immer 
^  ein  Voi-rat  von  Laub  findet. 
Dann  ist  das  halbverweste 
Laub  auch  sehr  locker  und 
durchlässig.  Lauberde,  d.  h. 
zu  Erde  gewordenes,  also 
vollständig  verwestes  Laub, 
ist  bei  der  OrcWdeenkultur 
unver mischt  ebensowenig 
tauglich,  als  llistbeeterde  oder 
eine  andere  bessere  Erde. 
Mau  sollte  überhaupt,  wenn 
von  Orchideenkultiu-  die  Rede 
ist,  das  Wort  Lauberde 
vollständig  fallen  lassen  und 
statt  dessen  den  Ausdruck 
halbverwestes  Laub  ge- 
brauchen. Dann  würde  kein 
Anfänger  in  der  Orchideen- 
pflege in-egeführt,  so  daß  er 
seine    Orchideen     in     Erde 


Die  Gartenwelt. 


IX,  5 


pflanzt,  worin  sie  recht  bald  ebenfalls  zu  Erde  werden.  Aller- 
dings muß  zugegeben  werden,  daß  die  Pflanzung  in  unver- 
mischtes  Laub  große  Vorsicht  im  Gießen  erfordert.  Gießt  man  zu 
\äel,  so  werden  die  Wurzeln  leicht  faul ;  gießt  man  zu  wenig,  so 
verkümmern  die  Wurzeln  und  es  fehlt  ihnen  jene  Frische,  die 
man  in  einem  mooshaltigen  Pflanzstoifan  ihnen  bemerkt.  Auch 
werden  dann  die  Blätter  gelb.  Da  nun  in  der  trockenen 
Zimmerluft  der  Topfinhalt  bei  reinem  Laubkompost  sehr  rasch 
austrocknet,  so  geht  der  Anfänger  in  der  Orchideenkultur 
sicherer  luid  erleichtert  sich  die  Orchideenpflege,  wenn  er 
1/4  Laub  und  ^|^  Moos  vermischt.  Dieser  Kompost  ist 
sowohl  gegen  ein  zu  schnelles  Austrocknen  als  auch 
gegen  Versäurung  ziemlich  geschützt  imd  bietet  den 
Orchideen,  die  wegen  ihres  langsamen  Wachstums  kein 
allzugroßes  Nährstoffbedürfnis  haben,  Nahnmg  genug. 
Sehr  viel  wird  das  Gedeihen  der  Orchideen  in  Laub  auch 
beeinflußt  durch  die  Art  und  Weise  des  Einpflanzens 
und  durch  das  Gießen.  Wenn  man  das  Laub  allzufest  in 
den  Topf  drückt,  so  wird  es  zu  wenig  durchlässig  und 
zerfällt  auch  rasch  zu  Erde.  Bei  lockerer  Pflanzung  dagegen 
ist  es  immer  durchlässig  und  lufthaltig,  und  keine  Orchideen- 
wurzel wird  darin  ersticken.  Ich  verwende  das  Laub  beim  Ein- 
topfen gegen  alle  Regel  in  ganz  trockenem  Zustande,  weil  es  dann 
elastisch  ist  und  ein  zu  festes  Pflanzen  nicht  so  leicht  vor- 
kommen kann.  Oben  auf  den  Topf  kommt  dann  eine  finger- 
dicke Moosdecke,  die  ein  allzu  rasches  Austrocknen  des 
Topfinhaltes  verhindert  und  den  neuen  Wurzeln  eine  sehr 
willkommene  Vorkost  ist.  Nach  dem  Einpflanzen  wird  der 
Topf  sofort  reiclilich  gegossen;  später  wird  eine  massige 
Feuchtigkeit  (wähi-end  des  Wachstums)  unterhalten. 

Die  Ursache  der  Wurzelfäule  bei  den  Orchideen  ist  nicht 
immer  im  Pflanzstoff  zu  suchen.  Ein  zu  großer  Topf, 
schlechte  Drainage,  zu  häufiges  und  reichliches  oder  auch 
unzeitiges  Gießen  können  jene  Krankheit  hervorrufen.  Läßt 
man  nach  dem  jedesmaligen  Gießen  die  Töpfe  bis  zum  ge- 
wissen Grade  austrocknen,  so  kommt  ein  Faulen  der  Wurzeln, 
vorausgesetzt  daß  die  Pflanzung  locker  und  der  Topf  nicht 
zu  groß  ist,  so  leicht  nicht  vor. 

Einige  Beispiele  für  erfolgreiche  Kultur  in  Laul)  mögen 
liier  folgen.  Im  Juni  1902  erhielt  ich  von  Herrn  John  in 
Andernach  ein  kleines,  frisch  importiertes  Dendrohium 
wardianum  ohne  eine  lebende  Wurzel.  Ich  pflanzte  es,  wie 
oben  besclirieben,  ein.  Nach  einem  Monat  kam  ein  Trieb 
hervoi-,  der  im  darauffolgenden  Februar  sieben  Blüten  brachte. 
Der  nächste  Trieb  erfreute  mich  mit  zehn  Blüten.  Anfang 
Mai  dieses  Jalires  bezog  ich  ebenfalls  von  Herrn  John  eine 
frisch  aus  Brasilien  eingefülu-te  GatÜeya  lab.  autumnalis,  ein 
Prachtexemplar  mit  vierzehn  Bulben  und  zehn  Blättern. 
Nach  der  Reinigung  pflanzte  ich  diese  Caltkya  in  Laub. 
Nach  einigen  Wochen  begann  die  Bewurzelung.  Heute  haben 
die  sehr  zahlreichen  Wurzeln  schon  den  ganzen  Kompost 
durchzogen,  und  die  hervorgekommenen  kräftigen  Triebe  er- 
wecken die  Vermutung,  daß  die  Catileya  diesen  Herbst  noch 
blühen  wird. 

In  meinem  bei  Herrn  John  erschienenen  Schriftchen 
„Die  Orchideen  im  Zimmer"  habe  ich  ein  Beispiel  dafür  an- 
geführt, daß  manche  Orchideen  in  Laub  auch  viel  reichlicher 
blühen  als  in  Sphagnum  mid  Polypodium.  Oncidium 
varicosum  brachte  an  einer  Rispe,  als  es  noch  in  Moos  und 
Farnwurzeln  kultiviert  wurde,  gewöhnlich  60 — 70  Blüten; 
nachdem  es  aber  zwei  Jahre  in  Laub  gestanden  hatte,  ent- 
wickelten sich   144  Blüten  an  einer  Rispe. 


Nebenbei  sei  bemerkt,  daß  sich  der  Erfolg  der  Lauh- 
kultur  erst  nach  Jahresfrist  zeigt. 

Bezüglich  der  vielgepriesenen  flandrischen  Lauberde 
habe  ich  bei  einem  befreundeten  Gärtner,  der  sie  un ver- 
mischt für  seine  kleine  Orchideensaramlung  gebrauchte, 
folgendes  beobachtet.  In  dem  ersten  Jahre  wuchsen  manche 
Orchideen,  z.  B.  Lycasie  Deppei  und  Skimier%  Odontoglossum 
Imrryanum,  pulchellum  und  noch  einige  andere  Spezies  äußerst 
üppig  und  brachten  viele  Blüten  hervor.  Nach  und  nach 
aber  fingen  die  Pflanzen  an  zu  kränkeln,  sie  bekamen  faule 
Wurzeln.  Also  ganz  dieselbe  Erscheinung  im  Gewächshause, 
we  sie  Herr  Jacobs  an  seinen  Orchideen  im  Zimmer  be- 
obachtet hat.  Auch  der  betreffende  Gärtner  hat  die  flandrische 
Lauberde  auf  den  Komposthaufen  geworfen  und  seine  Orchideen 
in  grobes  westfälisches  Laub  gepflanzt,  worin  sie  schöne  ge- 
sunde Wurzeln  ti'eiben.  Nach  meinem  Dafürhalten  ist  die 
flandrische  Lauberde  un  vermischt  viel  zu  fein,  zu  erdig 
und  deshalb  für  die  Orchideen  nicht  locker  und  lufthaltig 
genug.  Will  man  absolut  diese  Erde,  die  sehr  nahrhaft  sein 
soll,  als  Kompost  benutzen,  so  setze  man  einem  Teil  Erde 
drei  Teile  Moos  zu.  Diese  Mischung  wird  sicher  locker 
bleiben  und  nicht  leicht  schmierig  werden. 

Was  die  Pflanzweise  des  Herrn  John  betrifft,  die 
Herr  Jacobs  am  Schlüsse  seines  Artikels  beiläufig  erwähnt, 
so  hat  sich  Herr  Jacobs  durch  die  Moosdecke  täuschen  lassen. 
Herr  .John  verwendet  in  seiner  Gärtnerei  flandr.  Lauberde 
in  ausgedehnter  Weise  mit  dem  besten  Erfolge.  Rein  wird 
sie  gebraucht  für  Bletia  und  Calanihe,  mit  ^/^  Moos  ver- 
mischt bei  fast  allen  anderen  Orchideen.  Eine  Ausnahme 
wird  gemacht  mit  frisch  eingeführtem  Odontoglossum  erispum. 
Dieses  wird  bis  zur  vollständigen  Bewurzelung  und  Bildung 
eines  neuen  Triebes  in  y,  Moos  und  1/2  Farnwurzeln  kul- 
tiviert, kommt  dann  aber  in  1/2  flandr.  L.  und  1/2  Moos. 
Vahdeen,  Aerides  und  ähnliche  Orchideen  werden  in  reines 
mit  Topfsclierben  vermischtes  Moos  gepflanzt.  —  In  der 
Gärtnerei  des  Herrn  de  Langhe  in  Brüssel,  der  zuerst  die 
Kultur  der  Orchideen  in  Laub  versucht  und  mit  großem 
Erfolge  durchgefühi-t  hat,  werden  noch  heute,  wie  mir  auf 
meine  Anfrage  in  liebenswürdiger  Weise  mitgeteilt  wui-de, 
alle  Orchideen  ausschließlich  in  Laub  kultiviert.  Wenn  also 
bedeutende  Orchideenzüchter  durch  reichliche  Verwendung 
von  Laub  große  Erfolge  erzielen  und  zwar  Jahre  hindurch, 
so  kann  man  das  Laub  auch  ohne  Bedenken  im  Zimmer  als 
Kompost  für  Orchideen  benutzen.  Im  Zimmer  bedürfen  die 
Pflanzen  keines   anderen    Nälirstoffes   wie   im  Gewächshause. 

Ein  wichtiges  Moment  für  die  Gesunderhaltung  der 
Orchideen  im  Zimmer  ist  die  Zuführung  frischer  Luft. 
Fast  den  ganzen  Sommer  hindurch  ist  bei  mir  das  Oberlicht 
der  Fenster,  an  welchen  Orchideen  stehen,  Tag  und  Nacht 
geöffnet.  Die  einströmende  frische  Luft,  auch  ein  milder 
Wind,  härtet  die  Orchideen  sehr  ab  und  verhindert  durch 
Förderung  der  Verdunstung  das  Faulen  der  Orchideen- 
wui'zeln.  In  geschlossener  Stubenluit  gedeihen  Orchideen 
ebensowenig  wie  Menschen. 

Zum  Schluß  kann  ich  es  nicht  unterlassen,  allen  Stuben- 
gärtnern die  Pflege  der  Orchideen  sehr  zu  empfehlen, 
weil  ich  diese  Pflanzen  für  die  besten  und  dankbarsten 
Zimmerpflanzen  halte,  natürlich  nur  unter  den  Händen 
eines  wahren  Bhunenfreundes,  der  sich  die  Pflege  seiner 
Zöglinge  mit  ebenso  großem  Eifer  wie  richtigem  Verständnis 
sein  läßt. 


IX,  5 


Die  Gartenwelt. 


Odontoglossiim  grande. 

Von  L.  Wolff,  Fürstlicher  Ilofgärtner  in  Margarethen  a.  M. 
(Hierxu  eine  Abbildung.) 

V  ielfach  b6rt  man  klagen,  daß  Odontoglossiim  grande  gainiclit 
oder  nur  wenig  blühen  will.  Dies  hat  nur  seinen  Grund  in  der 
unsachgemäßen  Behandlung  der  Pflanzen.  Oft  sieht  man  diese 
Orchideen  an  der  wärmsten  Stelle  des  Warmhauses  aufgehängt,  in 
der  Triebporiodo  fast  vertrocknend,  dagegen  im  Winter,  in  der  Ruhe- 
periode, mit  allem  möglichen  Dünger,  vom  chemisch  reinsten  bis  zum 
unästhetischsten  gegossen  oder  vei'gossen.  Es  ist  oft  zum  wundern, 
wie  lange  so  eine  anne  Pflanze  diese  Liebesgaben  verträgt,  bis  dann 
endlich  noch  eine  Bulbe  im  sechszölligen  Topf  von  einer  gewesenen 
Pflanze  zeugt. 

Von  Guatemala  stammend,  lieben  die  Odontoglossum  grande 
eine  feuchte,  kühle  Luft  im  Sommer,  der  Zeit  der  Wachstumsperiode, 
dagegen  im  Winter,  in  der  Ruhezeit,  eine  kühle,  mehr  trockene 
Luft.  Wir  kultivieren  unsere  Pflanzen  von  Mai  ab  ganz  im  Freien 
auf  Stellagen,  die  mit  Fenstern  zum  Schutze  gegen  Regen  bedeckt 
werden.  Die  Stellagen  sind  neben  dem  Fischerbach,  der  den  Park 
durchfließt,  aufgestellt  und  von  hohen  Bäumen  beschattet  ohne  die 
Sonne  ganz  abzuschließen.  Hier  bleiben  die  Pflanzen  bis  in  den 
Herb.st  hinein  stehen  und  erst. wenn  die  ersten  Nachtfröste  zu  be- 
fürchten sind,  kommen  sie  in  ein  Sattelhaus.  Wir  kultivieren 
unseren  Bestand  von  nahezu  600  Stück  in  drei  Sätzen,  von  Mitte 
September  angefangen  bis  Ende  Dezember  und  Mitte  Januar  blühend. 
Ks  wird  dies  durch  Zurückhalten  des  Triebes  im  Frühjahr  erreicht, 
l'as  Verpflanzen  geschieht  jedes  zweite  Jahr  vor  dem  Triebe  in 
eine  Mischung  von  Lauberde,  Peat  und  Sjihagnum.  Die  Hauptsache 
ist  ein  poröses,  leicht  Wasser  durchlassendes  Gemisch.  Gegossen 
wird  von  dem  Zeitpunkte  an,  wenn  die  Pflanzen  in  Trieb  kommen 
bis  zur  Entwickelung  der  Blumen, 
dann  folgt  die  T.ookenperiüde 
wahrend  des  ganzen  Winters  hin- 
durch, bei  einer  Temperatur  von 
10—12  Grad  Celsius.  Die  Titel- 
seite zeigt  eine  Pflanze  mit  selten 
schönem  Blütenstande,  diese 
Pflanze  brachte  aus  einer  Bulbe 
vier  Stengel,  zwei  rechts,  zwei 
links  mit  zahlreichen  Blumen. 


Obstbau. 

Der 
Soiiiraer  des  Jahres  1904. 

Von  Heinrich  Beuß,  Übergärtner, 

-p^      Schwetzingen. 

XJk  anhaltende  Trockenheit 
des  verflossenen  Sommers  hat  in 
den  meisten  Gegenden  unseres 
Vaterlandes  zu  berechtigten  Klagen 
Anlaß  gegeben.  Die  Trockenheit 
war  in  manchen  Gegenden,  so  z.  B. 
an  der  Bergstraße,  derart,  daß  ein 
allgemeiner  Wassermangel  eintrat. 
Die  Folge  war.  daß  in  einigen 
Städten  ein  Verbot  gegen  den 
Verbrauch  von  Leitungswasser  im 
Garten  erlassen  wurde.  In  Wein- 
heim an  der  Bergstraße  wurden 
Stiafen  bis  zu  50  Mark  bei  un- 
nötigem Wasserverbrauch  ver- 
hängt. 

Nach  solch  außergewöhnlich 
trocknen  Sommern  bleiben  unlieb- 


Strauch  der  Quitte  „Wranjska  Dunja"  mit  Früchten. 

Vom  Verfasser  für  die  „Garteawelt"  photogr.  aufgenommen. 


same  Polgen  im  Obst  und  Gartenbau  natürlich  nicht  aus.     Besonders 
die  Obsternte  wurde  vielerorts  beeinflußt. 

Außergewöhnlich  viel  Fallobst  gibt  es,  was  mit  Rücksicht  auf 
den  müßigen  Pieis  des  Obstes  in  diesem  Jahre  und  die  zeitigere 
Ernte  iil.rih:iii|ii.  sehr  unliebsani  ist.  Dazu  kommt  von  selbst,  hervor- 
gonifrii  (liihli  lliize  lind  Trockenheit,  die  frühere  Reife,  so  daß  viele 
Sorten  schrmer  Apfel  und  Birnen,  die  in  anderen  Jahren  noch  drei 
bis  vier  Wochen  hangen  durften,  schon  Ende  August  bis  Mitte  Sep- 
tember abgenommen  werden  mußten. 

Will  man  in  solchen  Jahren  noch  etwas  aus  dem  Obst  herau.s- 
schlagen,  so  ist  man  eben  darauf  angewiesen,  die  Bäume,  welche 
starken  Fall  und  gefärbte  Früchte  zeigen,  baldigst  abzuernten  und 
die  Früchte  lagerreif  oder  besser  gleich  vom  Baum  zu  verkaufen. 
Für  das  Fallobst  findet  sich  ja  mannigfache  Verwendung  und  auch 
immer  Abnehmer.  Besonders  in  den  südlicheren  Gegenden,  wie  hier, 
macht  sich  der  „kleinste  Mann"  gern  sein  Fäßchen  Apfelwein,  welcher 
ein  billiger,  gesunder  und  angenehmer  Haustrunk  ist.  Leider 
kennt  man  den  Wert  eines  solchen  Getränkes  in  Nord-  und  Mittel- 
deutschland gar  wenig  und  weiß  eben  den  Vorzug  und  die  guten 
Eigenschaften  dieser  Produkte  gegenüber  dem  Bier  noch  nicht  ge- 
nügend zu  schätzen.  Als  weitere  sofortige  Verwendung  vielen  Fall- 
obstes sei  Apfelbrei,  Apfelgelee,  Bimenschnitz,  Kraut,  Marmelade, 
Kuchen  usw.  erwähnt.  Jedenfalls  kann  man  bei  regelrechter  Ver- 
wertung des  Obstes  auch  hier  den  durch  zu  viel  Fallobst  entstehenden 
Schaden,  wenn  zeitig  eingreifend,  bedeutend  mildern. 

Das  hängenbleibende  Frühobst,  welches  also  zeitiger  als  sonst  zu 
pflücken  wäre,  nehme  man  mitnoch  größerer  Vorsicht  ab,  als  ingünstigen 
Fällen.  Man  achte  darauf,  daß  das  Obst,  nach  Qualitäten  geordnet, 
soi-gfältig  in  Hürden  gelegt  wird,  damit  es  langsam  nachreifen  kaim. 
Ich  habe  hier  Gelegenheit,  eine  ebenso  praktische  wie  ein- 
fache Einrichtung  von  Obstkammern  kennen  zu  lernen,  auf  welche 
Weise  das  Obst  nur  einmal  in 
die  „Hand-'  genommen  zu  werden 
braucht  und  somit  sehr  wenig 
leidet.  Die  einzelnen  Hürden  sind 
wie  Schubläden  gearbeitet;  der 
Boden  besteht  aus  glattgehobelten 
Lättchen,  welche  je  einen  Abstand 
von  2 — 3  cm  haben.  Die  Hürden 
selbst  sind  mit  Handgriffen  (ein- 
geschnitten) versehen  und  somit 
bequem  für  zwei  Mann  tragbar. 
Die  Stellagen  reichen  vom  Fuß- 
boden bis  zur  Decke  und  die 
Pfosten  sind  in  Abständen  derart 
auf  beiden  Seiten  mit  Falzen 
versehen,  daß  die  „Schubladen" 
ungefähr  nur  10 — 15  cm  Abstand 
haben.  Zum  Sortieren  zieht  man 
die  Hürde  heraus  und  das  Obst 
präsentiert  sich  auch  dem  Be- 
schauer besser  in  einfacher 
Lagerung  und  läßt  trotzdem 
eine  viel  größere  Ausnutzung  des 
Raumes  zu  als  bei  anderen  Obst- 
gestellen und  Stellagen,  wo  man 
zum  Hantieren  mit  dem  Obst 
meist  40 — 50  cm  Abstand  lassen 
mußte.  Eine  doppelte,  ja  drei- 
fache Lagerung  mußte  dann  Er- 
satz leisten. 

Diese  obenerwähnten,  hier 
üblichen  Hürden  wenlcu  uh.^ti'.tt 
Körbe  mit  in  die  0'i.-,t,u'arteu  :'e- 
nommen,  mit  sorgS,l:i;4  s«.  rticrteiri 
Obst  belogt  und  im  „Übstmagazin" 
in  die  Stellagen  oder  Regale 
eingeschoben. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  5 


Minderwerte  Qualitäten  werden  in  Körben  transportiert.  Eine 
Hürde  faßt  annähernd  25  kg  Birnen  oder  Äpfel. 

In  diesem  Herbst,  wo  eine  sorgfältige  Behandlung  des  zeitigeren 
Obstes  zum  Lagern  erforderlich  ist,  erscheint  mir  dieser  Hinweis  recht 
angebracht. 

Hier  war  es  nötig,  schon  am  23.  August  „Amanlis  B.  B."  und 
die  „Nationalbergamottc^\  einige  Tage  später  die  ^^Herxoyin  von 
AngouUme-^  sowie  schon  am  12.  August  den  ^,Kaiser  Alexandcr'-- 
Apfel  und  den  „Idolen  Herbst  Calvill"  abzunehmen.  Ferner  war  es 
nötig  geworden,  die  Birnen  ,,  Chtte  Luise  v.  Ävranches^'-  (Hochstamm) 
und  ,,Neiie  Poiieau^^  (Hochstamm)  und  den  „Herrenhäuser  Prinxen- 
apfei^  Anfang  September  abzunehmen.  „Winter  Ooldparmäne'^ 
vom  Hochstamm  lagert  auch  bereits  seit  Ende  August. 

Zwergobst  hält  im  allgemeinen  etwas  länger  an,  doch  warfen 
hier  sogar  größere  Pyramiden  (besonders  Birnen)  nach  der  langen 
Trockenheit  und  dem  plötzlichen  Wechsel  dui'ch  Eintritt  starken  an- 
haltenden Eegens  sehr  ab,  was  zur  fi-ühzeitigen  Ernte  führte. 

Dieser  plötzliche  Wechsel  hatte  auch  keinen  günstigen  Einfluß 
auf  die  Tafeltrauben.  Man  sah  sehr  viele  der  schönsten  Trauben 
aufplatzen.  Die  diinnen  Häute  —  eine  Folge  der  langen,  heißen  und 
trocknen  Zeit  —  vermochten  dem  durch  plötzliche  Wasserzufuhr 
eintretenden  Schwellen  der  Früchte  nicht  zu  widerstehen  und 
zersprangen;    eine    dem 

Samenbruch  (durch 
Oidium  Ttickeri  hervor- 
gemfene)  ähnliche  Er- 
scheinung. Man  sollte 
in  solchen  Fällen  ohne 
Schaden  die  überreiche 
Sattzufuhr  durch  Schrö- 
pfen etc.  ablenken,  was 
jedoch  beim  Weinstock 
jedenfalls  nicht  ganz  ohne 
Schaden  abgeht. 

Man  versäume  auc 
nicht,  gerade  nach  einem 
solchen  trocknen  Sommer, 
die  außerhalb  der  Gärten 
auf  dem  Felde  und  an 
Landstraßen  stehenden 
Obstbäume  (bes.  späte 
Äpfel  und  Birnen)  zeitig 
zu  prüfen,  denn  das 
Obst  erhält  nach  trocknen 
Sommern  viel  früher  eine 

schöne  Färbung,  die  Qualität  wird  ja  doch  selten  so  vollkommen  und 
schön  wie  unter  normalen  Verhältnissen,  man  darf  dann  schou  un- 
beschadet zeitiger  abnehmen,  als  die  Bäume  dem  Obstdiebstahl 
und   der   damit   verbundenen  Schädigung  preiszugeben. 


wir  in  der  Wranja-  oder  Bereozki-Quitte  eine  Schau-  und  Nutz- 
fruoht  allerersten  Ranges,  die  das  ihr  in  No.  19  und  40  des  achten 
Jahrgangs    der  ,,Gartenwelt"  gespendete  Lob  vollauf  verdient. 


I  Lichte  dt 


(Juitte  „Wranjbka  Dunja" 

Vorn  Verfasser   für  die  „Garti 


Nochmals:  „Die  serbische  Quitte  Wranjska  Dunja". 

Von  Hofgartendiroktor  L.  Graebener,  Karlsruhe  i.  B. 


ün 


(Hierzu  xtcei  Ahhildimgen.) 


I  uter  dem  Namen:  „Quitte  von  Wranja"  erhielt  ich  im 
Jahre  1897  von  Herrn  Oskar  Bierbach,  damaligem  Obergärtner, 
jetzigem  GartcninspektOT  am  botanischen  Garten  in  Belgrad,  mehrere 
Pflänzchen  dieser  von  ihm  in  den  schönsten  Farben  geschilderten 
Quittensorte.  Schon  vor  einigen  Jahren  trugen  sie  die  ereten  Früchte, 
die  unsere  hiesigen  Quittonsorten  an  GrölJe  weit  übertrafen.  Nun 
aber  die  Pflanzen  starker  geworden  sind,  nehmen  auch  die  Früchte 
immer  an  Grüße  zu,  und  jede  Frucht  wird  etwa  ein  Pfund  schwer. 
Die  vor  mir  liegende  größte  Quitte  ist  530  Gramm  schwer,  IS'/j  cm 
hoch  und  hat  31  cm  Umfang;  sie  ist  von  glänzend  gelber  Farbe 
und  hat  Birnform.  Ob  hier  Gewichte  von  1200 — 1300  Gramm  erzielt 
werden,  wie  in  Serbien,  muß  dahin  gestellt  bleiben,  jedenfalls  haben 


Landschaftsgärtnerei. 
Hausgärten. 

Von  W.  Liebs,  Steglitz. 
-LLausgärten  zu  schaffen  sollten  sich  die  Beliörden, 
Hausbesitzer,  Ai'chitekten  und  Landschaftsgärtner  vielmelir 
angelegen  sein  lassen.  Nirgends  wii-d  das  frische  Grün  mehr 
Freude  bereiten,  nirgends  wohltuender  auf  Gemüt  und  Sinn 
wirken  als  in  größeren  Städten  zvrischen  Häusern  und  hohen 
Mauern.  Ungleich  größer  als  der  ästhetische  ist  der  hygienische 
Wert  dieser  Gärten,  und  man  kann  Bau-Polizei-Vorschriften, 
wie  sie  in  Breslau  tmd  München  bereits  bestehen,  nicht  genug 
begrüßen,  schon  deshalb,  weil  dadurch  die  ungeheuren,  oft 
krankhaften  Bodenspekulationen  indirekt  in  mäßigere  Bahnen 
gelenkt  werden.  Auf 
den  hygienischen  Wert 
ausführlicher  einzu- 
gehen, kann  ich  mir 
wolil  ersparen.  Jeder 
Großstädter  wird  sich 
nur  zu  oft  nach  voll- 
brachtem Tagewerk 
oder  in  sorgenvollen 
Stunden  nach  einem 
in  der  Nähe  befind- 
lichen ruhigen ,  lau- 
schigen Plätzchen,  ab- 
seits des  Großstadt- 
lärms umgesehen  ha- 
ben, ganz  abgesehen 
davon,  daß  Kinder  nir- 
gends besser  unter- 
bracht sind  als  eben 
dort. 

Es  muß  leider  zu- 
gegeben werden,  daß  diese  Gärten  nur  zu  oft  das  Schmerzens- 
kind der  mit  der  Unterhaltung  Beauftragten  sind,  besonders 
dort  wo  ihre  Anlage  und  Einrichtung  ganz  der  Willkür 
der  Bauspekulanten  überlassen  ist  und  bleibt.  In  solchen 
Fällen  wird  wenig  oder  gar  nicht  darauf  Eüeksicht  ge- 
nommen, ob  die  Lebensbedingungen  für  die  Pflanzen  vor- 
handen sind  oder  herbeigeführt  werden  können,  ob  sich 
diese  oder  jene  Pflanze  besser  oder  überhaujat  zur  An- 
pflanzung eignet.  Außer  Verbesserungen  des  Bodens,  Vor- 
richtung zur  Bewässerung,  richtiger  und  aufmerksamer  Pflege, 
wird  sich  im  allgemeinen  für  die  Pflanzen  nicht  viel  mehr 
tun  lassen.  Wo  auch  dieses  fehlt,  ist  die  Auswahl  geeigneter 
Pflanzen  sehr  beschränkt. 

Die  anspruchslosesten  unter  den  Gehölzen,  welche  mit 
trocknem  Sandboden  vorlieb  nehmen  imd  auch  im  Schatten 
gedeihen,  sind ;  Carpiiiiis  Betulus;  Cornus  sanguinea;  Berberi.s' 
■mdgaris;  lori/hi.-.  An  Unna;  Crataegus  Oxgacantlui  xinä  cordata ; 
Diervilla  (nfnln  Mmiirli  syn.  D.  Lonkera  Mill.,  bezw.  D.  cana- 
detisis  Willd.;  Etunynius  europaea,  E.  verrucosa;  lAguslrum 
vulgare;  Lonicera  Xylosteum,  L.  tatarica;  Oytisus  capüatus; 
Fhüadelphus   coronarius,    Ph.  inodorus  speciosus  Hort.,   Ph. 


und  Fruchte  der  gevsohnlKhen  (Juittc 

nwelt"  photoi;!     aulgenunuiien 


IX,  5 


Die  Gartenwell. 


53 


latifolius;  Ribes  alpinum;  Rosa  canina;  Samhuma  nigra, 
S.  racemosa;  Symphorycarjms  racetnoms,  S.  orhicnlalus  ; 
Vihurnum  Opulus,   V.  Lanlana;   Syringa  vulgaris,  S.  Josikaca. 

Von   Immergrünen:  Juniperus  communis. 

Auf  troekiiera  Sandboden,  jedoch  bei  hinreichend  Luft 
imd  Licht,  also  in  melir  freien  Lagen  gedeihen  außerdem: 
Acer  platatioides,  A.  Pseudoplatanus,  A.  tataricum;  Ailanthus ; 
Alnus  incana;  Amorpha;  Berheris  chinensis  Desf. ;  Amelanchier 
ovalis  syn.  Pirus  ovalis  Willd.,  A.  vulgaris;  Betula  alba,  B. 
nigra,  B.papyracea;  Castanea.  pumila;  Celiis  ausiralis;  Cara- 
gana;  Ceanothus;  Coluiea  orientalis,  (1.  arborescens;  Cornus 
scricea  L.  syn.  paucifloni  Jmiii:  Ciili^ni.^  srs-xilifolius  syn. 
Lembotropis ;  Gnilsla:  llippui^lmy :  .hnjl^nis  iiiijn,:  Laburnuni; 
Ligusirum;  Louinni:  L;/riiiiii :  l'hihiilrlpliNs  :  Mrs/iiliis;  Malus 
cerasifera  Spach.  syn.  Firns  mirrocarpa  Wcmll.  M.  /inn/ifnUa 
Borkh. ;  Prunus  Malialeb,  P.  scrotina,  P.  fniiicusu  au^li  P. 
insilia;  Ptelea;  Robinia;  Ribes;  Rosa  rubii/nmsii.  J:.  nn/osa, 
R.  spinosissinia ;  Rhus;  Spiraea;  Swbus  auciqiaria,  S.Aria; 
Spartium;  Siaphylea. 

Von  Immergrünen:  Buxus;  Juniperus  vir giniana;  Thuya 
ocoidentalis ;  Picea  alba,  P.  excelsa,  nuch  P.  jnmgcns  und  alle 
Pmws- Arten. 

Auch  einige  Populus,  Qucrcus,  Rubus,  Salix,  Tilia  (aber 
nur  die  kleinblättrigen)  und  C7ZwMs-Arten  gedeihen,  wenn 
der  Feuchtigkeitsgehalt  zwar  mäßig  aber  anhaltend  ist,  was 
in  Hausgärten  wohl  meistens  der  Fall  sein  wird. 

Daß  alle  hier  angeführten  Pflanzen  ein  gleich  gutes 
Wachstum  zeigen,  darf  nicht  ohne  weiteres  angenommen 
werden.  Während  die  meisten  einen  sandigen  Boden  ver- 
langen, habe  ich  einige  mit  angeführt,  welche  auf  solchen 
ein  immerhin  noch  befriedigendes  Gedeihen  zeigen. 

Warnen  will  ich  vor  allzu  häufigem  Anpflanzen  der  Ko- 
niferen. Diese  werden  immer  ein  kümmerliches  Aussehen 
zeigen  und  selten  ein  höheres  Alter  erreichen.  Der  Grund 
hierzu  ist  Vergiftung  durch  den  in  den  Steinkohlen  enthal- 
tenen Schwefel,  welcher  durch  die  Verbrennung  in  die  gasige 
schweflige  Säure  übergeht,  die  sich  unter  gewissen  Umständen 
zu  Schwefelsäure  oxydiert,  eines  der  schärfsten  Gifte  für 
alle  Pflanzen.  Bedenkt  man  nun,  welch  ungeheure  Mengen 
Steinkohlen  in  den  Großstädten,  in  Berlin  z.  B.  ca.  50 
Millionen  Zentner  jährlich,  verbraucht  werden,  so  erklärt 
sich  das  schlechte  Wachstum  in  vom  Hinzutritt  frischer  Luft 
abgeschnittenen  Eauchwinkeln  zur  Genüge. 

Stauden,  welche  einen  sandigen  und  trockenen  Stand- 
ort lieben,  giebt  es  sehr  wenige,  und  auch  diese  werden  ganz 
ohne  Bewässerung  nie  zur  Vollkommenheit  gelangen.  Am 
dankbarsten  sind  noch:  Aquilegia,  Bocconia,  Cerastium,  Digi- 
talis, Eryngimn,  Oeum  imd  Heuchera.  Bei  einiger  Pflege 
auch  Delphinium,  Gaillardia,  Physalis  Alkekengi  imd  einige 
Herbst-Astern. 

Auf  ein  Übel  möchte  ich  hier  noch  aufmerksam  machen, 
die  ungenügende  Unterholzpflanzung.  Fast  in  allen  älteren 
Gärten  sind  infolge  schlechter  Behandlung,  sclilechtei-  Auswahl 
der  Gehölze  etc.,  die  inneren  Partien,  also  die  Kernmassen  der 
Gehölzzüge  oder  Gruppen,  nach  Licht  strebend,  mächtig  in  die 
Höhe  geschossen,  die  Vorpflanzung  aber  so  lückenhaft  und 
selbst  oft  in  einem  so  schlechten  Zustande,  daß  man  sich 
solche  mit  dem  Tode  ringende  Gerippe  nicht  gern  an- 
sieht. Ist  hier  durch  Verjüngung  nichts  mehr  zu  erreichen, 
so  müssen  solche  Gehölze  ganz  heraus  genommen  werden. 
Damit  aber  solche  Gruppen  vollkommen    erscheinen   und  das 


Innere  nicht  zu  übersehen  ist,  muß  Unterholz  gepflanzt 
werden.  Hierzu  eignen  sich  außer  den  oben  zuerst  angege- 
benen Gehölzen,  aber  für  bessere  Bodenarten:  Berberis  Aqui- 
foliuni;  Cornus  mas,  C.  alternifolia;  Hex  Aquifolium ;  Cotone- 
a.fter"^ vulgaris,  C.  acutifolia;  Prunus  Padus,  P.  tdrginiana; 
Rliamnus  catharlica,  Rh.  Frangula;  Rubus  odoratus,  R.  idaeus 
und  j^l-'^C'tus ;  Rhododendron;  Ribes  nigrum;  Physocarjms 
(Spiraea)  opulifolia. 

Wo  auch  diese  Unterholzpflanzung  trotz  Pflege  nicht 
gedeihen  will,  soUte  man  nicht  schlechthin  alle  Versuche 
aufgegeben  und  sich  mit  den  Worten  „Es  wächst  einmal 
nichts''  zu  trösten  suchen.  Noch  stehen  uns  Schlingpflanzen, 
Stauden  etc.  zur  Verfügung,  womit  manche  Lücke  aus- 
gefüllt, manch  häßlicher  Blick  verdeckt  werden  kann.  Alte 
Gemäuer,  lange  häßliche  Baumstämme  etc.  können  mit 
Epheu  und  wildem  Wein  berankt,  der  Untergiund  aber  kann 
mit  Farnkräutern,  Immer-  oder  Sinngrün  und  Maiblumen 
bepflanzt  werden.  Wer  Ausgaben  nicht  scheut,  kann  noch 
andere  schöne  Stauden  pflanzen.  Es  giebt  deren  genug,  die 
im  Gehölz  noch  gut  fortkomr^en  und  den  Garten  ausstatten 
helfen.  Die  brauchbarsten  sind:  Artmi  macMlatuni;  Galanthus; 
Actaea  [Cimicifuga);  Anemone;  Corydalis;  Crocus  vernus; 
Gentiana  cruciaia;  Leucojum;  Lilium  Martagon;  Luzula  al- 
bida;  Leberblümchen;  Eranthis;  Viola  odorata;  Myosotis 
silvaiica;  Spiraea  Ulmaria  L.;  von  Orchideen  Oy2)rip)edium, 
Orchis  pallens  u.  a.  Arten. 

Als  Eadikalmittel,  solche  verwahrloste  Hausgärten  aufzu- 
frischen und  in  dauernd  gutem  Zustande  zu  erhalten,  bleibt 
uns  nur  noch  das  Eigolen,  wobei  möglichst  alle  Gehölze 
herauszunehmen  und  die  besten  wieder  zu  pflanzen  sind. 
Kann  man  die  rigolten  Flächen  dem  Frost  aussetzen,  so  ver- 
säume man  dies  nicht.  Sauer  gewordene  und  schlechte 
Böden  sind  zu  ersetzen,  oder  durch  Kalk,  Mergel  und  Bau- 
schutt zu  verbessern. 

Der  Rasen  solcher  Gärten  (ich  habe  immer  ältere,  in  Städten 
zwischen  Häusern  befindliche  Anlagen  im  Auge)  läßt  immer 
viel  zu  wünschen  übrig.  Aber  nicht  immer  kann  das  Schuld- 
konto des  Pflegers  damit  belastet  werden.  Es  giebt  Stellen, 
auch  Böden,  wo  alle  Kunst  versagt.  Auf  solchen  schattigen 
Plätzen  müssen  rasenartig  wachsende,  polsterbildende  Pflanzen 
verwendet  werden.  Gute  Erfolge  erzielt  man  mit  Asaruni 
europaeum,  Circaea  alpiiM,  und  Impatiens  jMrviflora..  Auch 
Epheu  und  Vinca  minor  finden  Verwendung.  Auch  hier 
wird  Bodenverbesserung  allein  helfen.  Das  zeitweise  Um- 
graben und  frisch  Besäen  hilft  in  der  Regel  nicht  viel,  weil 
die  oberste  Erdkrume  versauert,  oder  arm  an  Nährstoffen  ist. 

Derartige  Mißstände  und  Übel  werden  vorzugsweise  in 
Hausgärten  mit  leichten  Humus-Böden  zu  verzeichnen  sein. 
Zieht  man  in  Betracht,  daß  der  Zutritt  der  Luft  oft  recht 
minimal  ist,  Humusboden  aber  auf  100  Gewichtsteile  181 
Gewichtsteile  Wasser  aufnehmen  und  halten  kann,  so  findet 
man  solche  Übel  recht  begreiflich.  Die  Annahme,  daß  die 
schwarzen  Bodenarten  die  fruchtbarsten  seien,  trifft  hier 
nicht  zu,  denn  in  diesen  Gärten  ist  alles  „schwarz".  Die 
beste  Erde  ist  eine  durchlässige,  mehr  lehmige,  aber  mürbe 
Ackererde. 

Die  Ausstattung  soll  immer  eine  mehr  bescheidene  und 
einfache  sein.  Eine  Laube,  ein  Spielplatz,  in  größeren  Gärtchen 
noch  ein  Was.serbassin  evtl.  mit  Springstrahl,  und  wo  es 
durchaus  sein  muß,  einen  Steinhaufen,  Grotte,  auch  Alpinum 
genannt.     Obst   und  Blumenschmuck  verwende  man   nm-  da, 


54 


Die  Gartenweil. 


XI,  5 


wo  genügend  Sonne  vorlianden.     Ganz  zu  verwerfen  ist.  liier 
der  altdeutsche  Spruch: 

„Wo  ein  Raum, 

Pflanz  einen  Baum 

Und  pflege  sein, 

Er  bringt  dir's  ein", 
welcher  leider  von  vielen  Gartenliebhabern  noch  viel  zu  sehr 
beherzigt    wird.      Im    Gegenteil,    lieber    etwas    weniger    als 
zuviel,  damit  „Luft  und  Licht"  möglichst  freien  Zutritt  haben 
und   der  Aufenthalt  angenehm  und  nicht  bedrückend  ist. 


Dahlien. 


„Neues  und  Allerneuestes"  von  der  VII.  Ausstellung 
der  Deutschen  Dalilien-Geseilschaft  in  Düsseldorf. 


Von  Obergärtner  Alfred  Kern. 
11. 


Di 


'ie  Sorte  „Erika  Bornemmui^'-  erscheint  mir  zu  wenig  von 
„Bornemanns  Liebling'^  verschieden.  Letztere  Sorte,  die  ich  hoch- 
schätze, ist  unbedingt  eine  der  apartesten  und  feinsten  zart- 
rosafarbenen Züchtungen  bei  mittlerer  Pflanzenhöhe,  die  wir 
bis  heute  erreicht  haben.  „  Victor  v.  Scheffel",  der  sogenannte 
Rivale  von  „Bornemanns  Liebling^K  ist  doch  wesentlich  von 
letzterer  verschieden,  weil  er  mehr  im  Laube  blüht  und 
feinstrahliger  in  der  Form  ist,  während  ^.Bornemanns  Liehlimf'- 
ein  reicher  und  freierer  Blüher  ist,  bei  mehr  einwärts  ge- 
bogener Blütenform. 

„Kitler  Bodo'-'^  „Prunelhi'-^  und  „Rosel  Klemrn^'-,  des 
gleichen  Züchters  Kinder,  lassen  mir,  weil  sie  besonders  in 
ihrer  Färbung  nichts  aufweisen,  mangels  näherer  Bekanntschaft 
ein  sicheres   Urteil  nicht  zu. 

Unter  „J.  H.  Jackson'-^  zeigten  die  Herren  Dänhardt 
&  Müller  in  Mettmann,  Neulinge  im  Dahlien-Zuehtgebiete, 
eine  wirklich  prächtige  schwarzfarbene  Dahlie,  in  der  Farbe 
wie  „Night-\  aber  in  der  Form  „Uncle  Tom''^  sich  nähernd, 
jedoch  größer  und  die  breiten  Fetalen  ganz  lang  und  spitz 
auslaufend,  auf  vorzüglichem  Stiel.  Diese  Neuheit  eigener 
Einführung  genannter  Firma  war  mit  das  Beachtenswerteste 
unter  dem  „Neuen"   auf  der  diesjährigen  Dahlien-Ausstellung. 

„Frai(,  Hermine  Marx^^  ist  eine  Züchtung,  die  ihr  Wetter, 
sagen  \y\v  Dahlienwetter,  d.  h.  nicht  zu  heiß  haben  will, 
dann  aber  ganz  kostbar  wird.  Ihre  Grundfärbung  wie  die 
Rose  „La  France^'-  ist  einzig  schön;  sie  hat  vorzügliche  Stiele, 
einen  leichten  hochstrehenden  Wuchs  und  ist  wie  die  aus- 
gestellten Blüten  und  Pflanzen  zeigten,  eine  für  Gartenaus- 
schmückung und  Binderei  hervorragend  geeignete  Sorte. 

„/fcis"  (englisch),  fast  'Diniinijiii-i.nXmx.  ist  entbehrlich, 
weil  sie  gegen  unsere  deutsclu'  ..Tlmniii/ia''  nicht  viel  Be- 
sonderes darbietet,  wenn  sie  auch  iii  der  Mitte  etwas  leb- 
hafter Orangescharlach  gefärbt  und  spitzstrahliger  ist. 

„Lord  Roberls^\  die  in  diesem  Jahre,  wo  ich  sie  sali, 
ein  undankbarer  Blüher  war,  reicht,  wenn  sie  auch  noch 
etwas  gewölbteren  Baues  ist,  an  „Lotte  Kohhnannslekner" 
in  ihrem  Handels-  oder  sagen  wir  Schnittwert  nicht  im  ent- 
ferntesten heran,  weil  „Lotte  Kohlmannslehtier'-^  vor  allem 
viel  frühblühender,  reichblühender  und  schließlich  auch  noch 
im  Stiele   besser  ist.     Ein   allseitiges  Urteil   fand  ich    dahin- 


gehend, daß  „Lotte  Kohlmannshhner'-^  gegenwärtig  unsere 
beste  zartcremefarbene  Massenschnitt-Daldie  sei. 

„Winsome'-'  (englisch)  geht  nicht  genug  mit  der  Blume 
aus  dem  Laube  heraus,  um  eine  dekorative  Sorte  zu  werden ; 
aber  die  große,  edelgeforrate  und  krallige,  etwas  an  ^.Jugend'-^ 
erinnernde  Blüte,  ist  schön  und  liat  immerhin  genügend  Stiel, 
um  die  Blüten  verwendungswürdig  zu  machen.  Sie  ist 
ähnlich  wie  „Hanna  Draiviel^\  die  allerdings  noch  etwas 
.später  zur  Blüte  gelangt. 

„Mrs.  E.  S.  Maivley"-  (englisch)  hat  ein  feines  Grün- 
gelb, vielleicht  in  ihrer  Färbung  etwas  Besonderes  darstellend, 
doch  ist  diese  Sorte  keine  auffällige  Neuheit,  da  gelbe  Dahlien 
besonders  für  die  Binderei  wenig  gebraucht  werden. 

„Hildegimde"  (Goos  &  Koenemann  in  Nd.-Walluf)  ist 
zart  fliederfarben,  in  der  Mitte  heller  verblassend.  Wenn  sie 
in  der  Blüte  größer  ist  als  „Hildegard  Weimar'^  so  erscheint 
sie  mir  sehr  annehmbar.  Ihre  Züchter  halten  sie  für  das 
beste  ihrer  Einführungen  für  1905,  während 

„Frute^\  Züchtung  derselben  Firma,  wohl  von  fast  allen 
Kennern  und  Liebhabern  für  eine  ganz  ideale  Farbensciiönheit 
unter  den  noch  nicht  im  Handel  befindlichen  Neuheiten  an- 
erkannt wurde.  „Frute^'-  ist  nicht  sehr  gedreht  in  der  Form, 
die  Fetalen  stehen  in  der  Mitte  etwas  tiefer  als  die  äußeren, 
nach  innen  gebogenen  Blütenblätter,  aber  die  Blüte  besitzt 
einen  selten  schönen,  rosig  erhellten  Aprikosenton,  der  nach 
der  Mitte  zu  in  Creme  bis  Schwefelgelb  allmählich  verläuft. 
Besonders  in  der  Entfernung  und  bei  Tageslicht  machte  die 
Färbung  der  ausgestellten  Blüten  einen  au-ßerordentlich  günstigen 
Eindruck. 

„Attila^\  ein  weiteres  Nibelungenkind,  ist  „Hildegunde^" 
nahe  verwandt,  dieser  aber  in  Färbung  und  Feinheit  des 
Blütenbaues  meines  Erachtens  nach  nicht  ganz  gleich- 
kommend. 

„Ballmimg'-' ^  noch  ein  Kind  der  Rhein-Sage,  war  in  Farbe 
und  Form  mit  „Alt-Heidelberg^'-  vergleichbar.  Der  Stiel  ist 
gut,  aber  unschön  ist,  daß  sich  die  langen  feinen  Fetalen  öfter 
umdrehen,  luu  die  etwas  fahle  und  so  eine  doppelte  Blüten- 
färbung  ergebende  Rückseite  sehen  zu  lassen. 

„Alt-Heidelberg^',  die  vergleichshalber  hier  erwähnt  wurde, 
ist  unter  den  roten,  sagen  wir  besser  scharlach-orangefarbenen 
Edel-Dahlien  unbedingt  eine  Perle.  Die  Form  ist  hochedel, 
die  Blüte  hat  trotz  ihrer  Größe  Leichtigkeit,  dabei  vorzüg- 
liche Haltung  auf  einem  ziemlich  langen  Stiel.  Als  De- 
korations-  und  Biride-Dahlie  gebührt  dieser  vorjährigen  Züchtung, 
zumal  sie  an  Frische  der  Färbung  die  etwas  ähnliche 
„Thuringia"-  drückt,  ein  hohes  Lob. 

„Gotelinde^'  mit  kanariengelbem  Tone  ist  in  Stiel  und 
Form  gut,  so  daß  man  sie  als  eine  verfeinerte  „Volker"  be- 
zeichnen möchte.     Hoffentlich  blüht  sie  ebenso  reich  wie  jene. 

„Maurice  Rivoire'',  eine  Halskr^ausen-Dahlie,  ist  eine  ver- 
vollkommnete „President  Vigcr'-',  weil  die  äußeren  Blüten- 
blätter runder  und  vollkommener  gebaut  sind,  bei  fast 
wagerechter  Haltung;  sonst  kommt  sie  der  erstgenannten 
CoUerette- Dahlie  gleich.  Alle  Collerette-Dahlien,  die  uns 
Revoire  auch  in  seinem  Auspflanzstück  vorführte,  sind 
sicherlich  eigenartige  Blumen ;  von  dem  Begriffe  der  Schönheit 
sind  diese  Züchtungen  aber  bis  heute  noch  weit  entfernt. 

„Schneewittchen"  (Deegen  in  Kostritz),  die  der  Züchter, 
wie  er  bedauernd  erklärte,  zu  früh  herausgegeben  hat,  bot  in 
allen  'ausgestellten  Blumen  nicht  die  hohe  vollkommene  Schön- 
heit wie  im  vorigen  Jahre  in  Kostritz,  woran  offenbar  der 
trockene,  heiße  Sommer  schuld  wai'.   Auf  die  außerordentlich 


IX,  5 


Die  Gartenwelt. 


55 


stoffige,  in  ihrer  Form  au  kleine,  'zusamniengedrelito  Papicr- 
dütchen  in  den  einzelnen  Fetalen  erinnernde  Blüte  sei  außer- 
dem, weil  sie  gute  Haltung  und  schöne  Stiele  besitzt,  besonders 
hingewiesen. 

„General  Buller"  ist  und  bleibt  eine  schöne  Liebhabor- 
Dahlie,  karmesin  mit  hellrosa  bis  weißen  Spitzen. 

„Florence  M.  Stredwwk"'  ist  eine  englische  Neuzüchtung, 
scheinbar  von  großem  Werte.  Die  Blume  hat  eine  sehr  volle 
Mitte,  aus  der  sich  immerfort  neue  Blütenblättchen  entwickeln, 
wenn  auch  die  ä\ißeren  schon  längst  verblüht  sind.  Der 
reine,  zarte  Elfenbeinton  und  die  sehr  vollkommene,  immer 
sehr  langpetalige  Blüte  werden  diese  Züchtung  zii  den  aller- 
besten weißen  Edel-Dahüen  einreihen,  die  wir  liis  heute  be- 
sitzen. 

Das  Edel  -  Dahlien-Farbwunder  „Serpenima''  präsentierte 
sich  uns  auf  der  Ausstellung  in  einer  großen  Sammlung  von 
Blüten  eigenai-tigster  Färbungen.  Selbst  der  Fachmann  hielt 
es  kaum  für  möglich,  daß  diese  Blüten  von  einer  Sorte  her- 
rühren sollten.  Nicht  nur  Blüten  in  zartrosa  Färbung  be- 
ginnend, bis  zum  tiefsten  Rot  verlaufend,  sondern  viele  anders- 
farbige Töne,  die  nach  den  gelblichen  Nuancierungen  gems- 
farbig und  zart  bronze  zu  nennen  waren,  waren  vom  Einführer 
ausgestellt.  Dabei  hat  diese  Züchtung  unbedingt  eine  feine, 
elegante  und  leicht  spitzstrahlige  Form ;  die  Pflanze  ist  von 
größter  Reichblütigkeit,  und  jede  neu  erscheinende  Blüte  wird 
dem  Liebhaber  die  Frage  abnötigen,  welche  Färbung  wohl 
daraus  entstehen  wird. 

,,Serpentma"  ist  eine  Liebhaber-Dahlie  allerersten  Ranges, 
mit  welcher  aber  auch  der  Scluiittl)lumengärtner  auf  seine 
Rechnung  kommen  wird,  weil  ein  wirklit-lier  Blumenbinde- 
liünstler  aus  ihren 
verschiedenartigen 
Blüten  zart  abge- 
tönte Bindewerke 
verfertigen  kann. 
Nach  den  Tölkhaus- 
schen  Neuzüchtun- 
gen, zumeist  ,,&er- 
pe)itina"-A\Aömm- 
linge,  urteilend,  ist 
es  wt)hl  möglicli, 
daß  wir  noch  eine 
Serpentina  -  Klasse 
fcinformiger  und 
vielfarbiger  Edel- 
üahlien  bekommen 
werden. 


Farne. 

Polypodiiini 
lleracloiini  Kze. 

Von  C.  Bonstedt, 

Göttingeu. 
(Hierxu  1  Abbildung.) 

l/ieses  Polypo- 
diuni,  das  nach  Diels 
zur  Tochtergattung 
Oynaria,  als  D.   He- 


raelciim  Bory  gehört,  ist  der  größte  bekannte  Tüpfelfarn  und 
wohl  auch  der  riesigste  Vertreter  der  epiphytischen  Farne.  Das 
bis  armdicke,  oberirdisch  kriechende  Khizom  ist  mit  hellbraunen, 
langen,  fadenartigen,  seidenweichen  Schuppen  dicht  besetzt.  Die 
enormen  uugestielten  Blätter  sind  in  dichter  Reihe  auf  dem  Rhizom 
angeordnet.  Die  Blattbasis  ist  breit,  herzförmig,  bucbtig  gelappt, 
dem  Rhizom  aufliegend  und  hier  ebenso  wie  die  Nischenblätter  der 
dimorphen  Arten  wirkend.  Sie  besitzen  auch  deren  Eigenschaft,  nach 
dem  Trockenwerden  noch  längere  Zeit  an  der  Pflanze  zu  haften. 
Die  Basis  wird  auch  früher  trockenhäutig  als  der  obere  Blatteil; 
dieser  ist  tief  fiederspaltig,  wie  dies  ja  aus  der  Abbildung  ersichtlich 
ist.  Der  Wedel  unserer  Pflanze  ist  über  2  m  lang  und  85  cm  breit. 
Die  Sporenhäufchen  sind  verhältnismäßig  klein,  braun  und  unregel- 
mäßig auf  der  Unterseite  verteilt.  Auf  der  Blattoberseite  zeichnen 
sie  sich  als  kleine  Erhabenheiten  ab. 

Die  Pflanze  wächst  an  Baumstämmen  und  zwar  umschlingt 
das  Rhizom  die  Stämme  spiralig.  Diese  Eigentümlichkeit  hat  auch 
unsere  im  Gefäß  gezogene  Pflanze  beibehalten.  Das  Rhizom  be- 
schreibt hier  einen  völligen  Kreisbogen,  ist  bereits  über  seinen  Aus- 
gangspunkt hinweggewachsen,  so  daß  es  dieselbe  Bahn  zum  zweiten 
Male  einschlägt.  Ein  kleineres  Exemplar  habe  ich  an  einen  mit 
Bromeliaceen  und  kleineren  Farnkräutern  bewachsenen  Stamm 
pflanzen  lassen,  deu  es  in  schönster  Spirale  umschlingt.  Diese 
Ptlanzweise  ist  entschieden  vorzuziehen.  Für  größere  Warm-  oder 
Farnhäuser  ist  dieses  Riesenpolypodium  ein  empfehlenswertes  Schau- 
stück. Es  kommt  aut  Java,  Celebes,  den  Philippinen  und  Neu-Guinea 
vor  und  ist  dementsprechend  in  einer  wärmeren  Abteilung  zu 
kultivieren. 

Dem  epiphytischen  Charakter  Recbnung  tragend,  wähle  mau 
zur  Topfkultur  eine  recht  poröse,  Luft  durchlassende  Erdmischung. 
Die  schönsten  und  gesündesten  Wurzeln  liegen  stets  der  Erdoberfläche 
auf,  sie  sind  wie  die  der  Platyeerium  braun  und  mit  zahlreichen 
Wurzelhaaren  bekleidet. 


Polypodium  Heracleum, 


alaiifnahrae  für  die  „Gartenwelt' 


56 


Die  Gartenwelt. 


IX,  5 


Mannigfaltiges. 


Die  liaiiswiiiseliaftlicho  und  (jai1eiil);uiscliiilc  für 
Damen  in  Schwetzingen. 

Von  Heinrich  Beuss,  Schwetzingen. 
{Hierx.u  zwei  Abbildungen.) 
_Ln  den    letzten   Jahren    sind    zahlreiche   Gartenbanschulen    für 
Damen  entstanden,  mit  welchen   die  Schule   in  Scliwetzingen,   deren 
Entstehung  dem   praktischen  Sinne  der  Großherzogiu   von  Baden  zu 
verdanken  ist,  nicht  verwechselt  werdea  darf.     Über   die  Onrtenbau- 
schulen  für  Damen  hat  sich  die  gesamte  Fachpresse  abfällig  geäußert, 
und  die  Entwicklung  dieser  Institute  hat  den  Beweis  dafür  geliefert, 
daß  die  gärtnerischen  Urteile  zutreffend  gewesen  sind  und   daß   von 
Brotneid    bei    diesen    keine   Rede    gewesen    sein    kann.     Obwohl   die 
Damen  -  Gartenbau- 
schulen bereits  auf 
ein  zwanzigjähriges 
Bestehen      zurück- 
blicken, ist  bis  heute 
der    Name    keiner 
einzigen    Schülerin 
bekannt    geworden, 
die  sich  durch  gärt- 
nerische Leistungen 
einen  Ruf  erworben 
hat.    Die  Gärtnerei, 
die  nicht  nur  große 
Anforderungen     an 
kaufmännische  Um- 
sicht, sondern  auch 
an  Körperkraft,  Aus- 
dauer, Unempfind- 
lichkeit   gegen   alle 
Witterungseinflüsse 
voraussetzt,    erfor- 
dert auch  technische 
Vorkenntnisse,    die 
sich  der  Gärtner  in 
langjähriger  auf- 
reibender Gehilfen- 
arbeit aneignen  muß, 
während  sie  den  ge- 
bildeten  Damen  in 
2  jährigem  Schulun- 
terricht beigebracht 
werden  sollen.  Der  Großherzog  und  die  Großherzogin 

Die  Schule  in  ^^'"  hauswirtschaftlichen  Schule.    F 

Schwetzingen     will 

von  anderen  Gesichtspunkten  aus  betrachtet  sein.  Sie  will  in 
bezug  auf  den  Gartenbau  ihre  Schülerinnen  nur  so  weit  ausbilden, 
daß  sie  späterhin  als  Frauen  in  der  Lage  sind,  auf  dem  Lande  die 
gründliche  Bewirtschaftung  des  eigenen  Gartens  selbst  zu  leiten 
oder  selbst  zu  betreiben  und  die  Ernten  sachgemäß  zu  verwerten; 
sie  verbindet  hauswirtschaftlichen  Unterricht  mit  Gartenkultur 
und  bietet  den  Schülerinnen  Gelegenheit,  sich  neben  der  Haus- 
arbeit in  der  gesunderen  Gartenarbeit  zu  betätigen.  Theoretischei' 
Unterrieht  geht  Hand  in  Hand  mit  den  praktischen  Unterweisungen. 
Der  Großlierzog  und  die  Großherzogin  bringeri  der  Schwetzinger  An- 
stalt im  altberühmten  Hofgarten  andauernd  lebhaftes  Interesse  ent- 
gegen. Hiervon  logen  auch  unsere  Bilder  Zeugnis  ab,  welche  das 
Großherzogliche  Paar  mit  Gefolge  in  der  Schwetzinger  Schule  zeigen. 
Der  Besuch  erfolgte  im  verflossenen  Sommer  und  bei  dieser  Gelegen- 
heit wurden  alle  Einrichtungen  der  Schule  und  der  damit  verbundene 
Schulgarten  einer  eingehenden  Besichtigung  unterzogen. 


Gärtnerische  Reiseskizzen. 

Reiseerlebnisse  eines  Sammlers  im  fernen  Westen. 

Von  C.  A.  Purpus,  San  Diego,  Californien. 

ni 

iiach  dreitägigeiu  Aufenthalt  brachen  wir  wieder  auf 
nach  Oriental,  einem  kleinen,  um  eine  schwache  Quelle 
gelegenen  Minenort.  Von  Oriental  ging  es  auf  furchtbar 
steilem  Wege  hinab  nach  einer  anderen  Mine,  wo  wir  für  die 
Nacht  bei  einem  Brunnen  Halt  machten.  Der  Hitze  wegen 
wurde  am  nächsten  Morgen  zeitig  nach  der  Sarcobatusflat, 
einer  wasserlosen  Wüste,  die  einen  Teil  der  Rolston  -  desert 
ausmacht,  aufgebrochen.     Wir    passierten    mehrere  Dry  lakes 

(trockene  Seen), 
da?  sind  große, 
ganz  ebne  Flä- 
clien,  welche  für 
das  Wüstengebiet 

sehr  charakte- 
ristisch sind.  Bei 
starken  Regen- 
güssen findet  man 
Wasser,  sonst  sind 
sie  aber  staub- 
trocken. Der  Bo- 
den ist  von  blen- 
dender Weiße, 
liart  wie  eine 
Tenne  und  enthält 
Borax,  Salz  und 
Natron.  Ich  wurde 
hier  sehr  durch 
die      wtmderbare 

Luftspiegelung 
getäuscht,  welche 
das      Land      mit 
Wasser  bedeckt  er- 
scheinenließ.Beim 

Näherkommen 
aber  wich  das  ver- 
meintliche Wasser 
immer  mehr  zu- 
rück, und  ich  er- 
kannte bald  die 
walu-e  Natur  dieses  höchst  merkwürdigen  Phänomens. 

Die  Sarcobatusflat  war  meist  mit  strauchigen  Chenopo- 
diaceen  bedeckt.  Dieses  trockene  Gebiet  wird  gegen  Westen 
begrenzt  von  den  Grapevine  Mountains,  einer  größtenteils 
vulkanischen  Gebirgskette,  deren  dunkelrote  bis  braune  Fels- 
massen einen  merkwürdigen  Eindruck  machen.  Die  Gebirgs- 
kette ist  auf  den  höchsten  Spitzen  dünn  bewaldet.  Auch 
gegen  Osten  steigen  meist  braunrote  vulkanische  Gebirgszüge 
mit  phantastisch  geformten  Felsmassen  empor,  die  entweder 
ganz  kahl  oder  äußerst  spärlich  bewaldet  sind. 

Die  Fahrt  über  die  Sarcobatusflat  nahm  den  ganzen  Tag 
in  Anspruch  und  erst  spät  in  der  Nacht  erreichten  wir  Oasis 
Valley,  eine  Art  Oase  in  der  Wüste.  Dieses  Tal  ist  ein 
Unikum,  wie  so  viele  inmitten  der  öden  Sandwüsten  des 
südlichen  Nevada.  Es  ist  mit  Wiesen  bedeckt,  die  von  den 
vielen  Quellen  bewässert  werden,  die  der  Ursprung  des  Amar- 


.'on  Baden  im  Gespräch  mit  den  Dame 

ir  die  „Gartenwelt"  photogr.  aiifge 


IX,  5 


Die  Gartenwelt. 


gosa-River  sind.  Alle  diese  Quellen  versickern  jedoch  im 
Sande  und  das  Bett  des  Araargosa-River  ist  vollständig  trocken. 
Wir  hielten  hier  zwei  Tage  Rast,  erstens  um  die  Umgegend 
kennen  zu  lernen  und  zweitens,  um  ims  für  die  Fahrt  durch 
die  über  64  engl.  Meilen  breite,  ganz  wasserlose  und  sehr  trockne 
Amargosa  -  desert  vorzubereiten.  Die  Trockenheit  war  hier 
außerordentlich  groß,  deswegen  war  auch  die  Flora  äußerst 
kümmerlich.  Unser  Lager  befand  sich  an  einem  kleinen 
Rinnsal,  das  nach  sehr  kurzem  Lauf  im  Sande  verschwand, 
wie  alle  diese  Wüstengewässer.  Sehr  merkwürdig  war  das 
V^orkoramen  von  kleinen  Fischen  in  diesem  kurzlebigen 
Bäclüein.  Ich  unternahm  von  hier  aus  mehrere  interessante 
botanische  Touren,  jedoch  war  das  Ergebnis  wegen  der  außer- 
ordentlichen Trockenheit  sehr  gering.  Nachdem  wir  ims  ge- 
nügend mit  Wasser  versehen  hatten,  brachen  wir  auf,  um 
die  Amargosa  -  desert 
zu  überschreiten.  Die- 
ses Gebiet  ist  eine  der 

trostlosesten  und 
trockensten  Landschaf- 
ten des  westlichen 
Amerikas  und  zugleich 
des  südlichen  Nevada. 
Ich  fand  sie  sehr  dünn 
bewachsen  mit  Larrea 
»lexicana,  zu  welcher 
sich  an  günstigen 
Stellen  auch  noch 
Strauchchenopodiaceen 
gesellten.  Von  ein- 
jährigen Pflanzen,  die 
man  in  der  Mojäve- 
Wüsteso  vielfach  findet, 
war  nichts  zu  sehen. 
Der  Gebirgszug 
gegen  Westen,  welcher 
die  Wüste  von  dem 
fast  noch  unwirt- 
licheren und  verrufenen 
Death -Valley,  das  dort 
bis  100  m  unter  den 

Meeresspiegel  geht, 
scheidet,  wird  „Funeral 
Mountains"  genannt. 
Es  ist  dies  ein  höchst 
ominöser  Name,  zu  deutsch  „Begräbnisberge",  welcher  daher 
kommt,  daß  dort  vor  Jahren  ein  Zug  Emigranten  aus  dem 
Osten  elend  umkam,  d.  h.  verdurstete.  Man  sieht  jetzt  noch 
die  Überreste  ihrer  Wagen  und  die  gebleichten  Knochen  der 
gefalleneu  Tiere.  Wehe  dem,  der  sich  in  diese  Wüste  wagt, 
ohne  genügend  mit  Wasser  versehen  zu  sein.  Der  Besitzer 
der  Farm,  wo  wir  unser  Lager  hatten,  sagte  mir,  daß  erst 
vor  kurzem  ein  Mann  umgekommen  sei,  da  er  trotz  dringen- 
den Rates  sich  nicht  genügend  mit  Wasser  versehen  hatte. 
Wir  fanden  später  sein  Grab,  eines  der  vielen  namenlosen 
in  diesem  Wüstengebiet,  am  Wege.  Unsere  Fahrt  ging  der 
Hitze  wegen  sehr  langsam  vorwärts.  Sehr  merkwürdig  waren 
hier  die  Luftspiegelungen.  Man  sah  Hügel  oder  Berge  gleich- 
sam in  der  Luft  schweben,  auch  Bäume  zeigten  sich  manch- 
mal, die  gar  nicht  vorhanden  waren.  Wir  hatten  ungefähr 
die  Hälfte  der  Wüste  durchquert,  als  es  Abend  wurde,  auch 
waren  unsere  Tiere   sehr-   müde    und  abgetrieben,    sodaß    wdr 


Ankunft  des  Großherzogs  v 
hauswirtschaftlichen   Schule 

Für  die  „Gartenwelt" 


gezwungen  waren  in  der  Wüste  über  Nacht  zu  rasten.  Ich 
habe  nie  vorher  einen  helleren  Himmel  gesehen,  wie  in  dieser 
Wüste,  auch  war  die  Nacht  außerordentlich  angenehm,  nach 
der  Hitze  des  Tages  ein  wahrer  Genuß.  Schon  vor  Tages- 
anbruch wurde  die  Weiterfahrt  angetreten,  da  wir  noch  ein 
gutes  .Stück  Wüste  zu  durchqueren  hatten,  bis  wir  die  Asli- 
Meadows  am  südlichen  Rande  erreichten.  Als  wir  unser 
fnigales  Mittagsmahl  verzehrten,  war  unser  Wasservorrat  stark 
auf  die  Neige  gegangen  und  noch  waren  die  Ash-Meadows 
(meadow=  Wiese)  nicht  in  Sicht.  Es  w>u-de  Nachmittag  und 
der  Durst  fing  an  sich  bei  uns  sehr  fühlbar  zu  machen;  mir 
klebte  die  Zunge  am  Gaumen.  Da  auf  einmal  tauchten 
Bäume  auf,  allerdings  noch  in  weiter  Entfernung.  Ich  hielt 
sie  anfangs  für  Luftspiegelungen,  bis  ich  mit  Hülfe  meines 
Feldstechers  ermittelte,  daß  es  in  der  Tat  Bäume  seien,  und  daß 
wir  nicht  allzuweit  von 
den  Ash-Meadows  ent- 
fernt waren.Inzwischen 
wurde  es  Abend,  ohne 
daß  wir  unserem  Ziele 
viel  näher  gerückt 
waren.  Unsere  Tiere 
waren  beinahe  am  Um- 
fallen, uns  selbst  ging 
es  nicht  besser.  Als 
die  Nacht  hereinbrach, 
hatten  wir  den  Rand 
der  Wiesen  erreicht, 
aber  noch  war  kein 
Wasser  zu  sehen.  Doch 
schien  dasselbe  nicht 
weit,  da  die  Maultiere 
plötzlich  kräftiger  an- 
zogen, sie  hatten  das 
Wassergewittert.  End- 
lich spät  um  Mitter- 
nacht kamen  \vir  zu 
einer  Quelle  warmen 
Wassers,  in  das  die 
Tiere  beinahe  hinein- 
gestürzt wären.  Es 
war  die  höchste  Zeit, 
sonst  wäre  es  uns  nicht 
besser  gegangen  wie 
so  vielen  andern. 
Wir  tranken  von  dem  warmen  Wasser,  so  viel  wir  nur 
trinken  konnten,  auch  unsere  Tiere  konnten  gar  nicht  genug 
bekommen.  Unter  der  niedrigen  Krone  eines  Mesquitebaumes, 
Prosopis  juliflora,  schliefen  wir  bald  ein.  Am  nächsten 
Morgen  entdeckte  ich  mit  Schrecken,  daß  wir  in  der  Nacht 
am  Rande  eines  trichterförmigen  tiefen  Loches  Halt  gemacht 
hatten;  wie  ich  durch  Messung  fand,  war  das  Loch  5  m  tief. 
Es  ist  als  ein  Wunder  zu  betrachten,  daß  wir  nicht  iiinein- 
gestürzt  waren. 

Das  Wasser  war  tief  blau  und  hatte  eine  Temperatur 
von  27—380  C.  Die  ganze  Wiesenfläclie  der  Ash-Meadows 
ist  mit  solchen  Quellen  durchsetzt,  welche  fast  durch- 
wegs trichterförmige  Löcher  bilden,  deren  Tiefe  zwischen 
5 — 15  m  schwankt.  Eines  der  Löcher,  „Devilshole"  (Teufels- 
loch) genannt,  soll  unergründlich  tief  sein.  Das  Wasser  sämt- 
licher Quellen  ist  warm,  von  wunderbarer  Klarheit  und  belebt 
von  kleinen,    sehr    hübschen  Fischchen.     Diese  Quellen    ver- 


on  Baden  zum  Besuche  der 
für    Damen    in    Schwetzinge 

photogr.  aufgenommen. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  5 


einigen  sich  zu  kleinen  Bächen,  die  alle  im  Sande  der  Wüste 
versickern,  nachdem  sie  die  Wiesen  verlassen  haben. 

Um  die  Wiesen  fand  ich  die  gumraihaltige  I'rosopis 
juliflora  DC,  die  Mesquite  der  Mexikaner,  die  meist  auf  Sand- 
hügeln wächst  und  einen  niedrigen  Baum  mit  niederliegendem 
Stamme,  der  aber  halb  im  Sande  begraben  ist,  bildet.  Schöner 
ist  Prosopis  pubescens,  welche  auch  hier  vorkommt,  und  einen 
hübschen  Strauch  mit  aufrechten  Ästen  bildet.  An  den 
Abhängen  der  nächsten  Berge  fand  ich  verschiedene  Haplo- 
papjMs,  Astern j  Tetradymia^  ferner  die  interessante  Viiis 
arizonica.  Wir  verließen  die  Ash-meadows  nach  zweitägiger 
Rast  und  fuhren  weiter  nach  Pah-Rump- Valley  am  Fuße  der 
Charleston-Mountains,  eines  Sedimentbergstocks  (Sand  und  Kalk- 
stein) von  nahezu  3600  m  Höhe.  Wir  erreichten  das  Tal 
noch  zeitig  am  nämlichen  Tage  und  lagerten  am  Fuße 
eines  steilen  Kalkfelsens  bei  einer  schwachen  Quelle  im 
Schatten  schöner  Prosopis  juliflora.  Um  den  Felsen  fand  ich 
eine  Anzahl  trichterförmige  Löcher,  welche  wohl  schon  vor 
Jaluliunderten  von  den  Indianern  in  das  Gestein  gebohrt 
wurden,  um  die  Samen  verschiedener  Gräser  rmd  der  Pimis 
monophylla  darin  zu  mahlen. 

An  Kallcfelsen  fand  ich  einen  seltenen  Strauch,  Mortonia 
scabrella  A.  Gray.^  der  zu  den  Celastraceen  gehört.  Um  die 
Quelle  wuchs  das  an  ähnlichen  Stellen  in  Californien  weit 
verbreitete  Anemopsis  californica,  das  Yerba  mansa  der  Mexi- 
kaner (Sylt.  Houüuynia  californica  Benth.  et  Hook,  vel  Aei- 
danthera).  Am  nächsten  Morgen  setzten  wir  unsere  Fahrt 
fort  nach  der  Farm  „Pah-Eumii"  und  blieben  dort  bis  zum 
folgenden  Tage.  Diese  Ansiedelung  verdankt  ihre  Existenz 
verschiedenen  Quellen,  welche  hier  am  Fuße  der  Berge  her- 
vorbrechen. Sie  bilden  einen  kleinen  Bach,  der  zum  Be- 
wässern des  Landes  Verwendung  findet  und  dann  im  Sande 
der  Wüste  verschwindet.  Eine  der  Quellen  ist  von  bedeuten- 
dem Umfang  und  speist  einen  Bach.  Von  die.sem  Wasser- 
reichtum, der  hier  so  plötzlich  aus  der  Erde  hervorbricht, 
hat  auch  der  Ort  seinen  Namen.  Pah-Rump  heißt  nämlich 
in  der  Pah  Ute-Sprache  Wassermund. 

In  den  Charleston-Bergen  fand  ich  an  den  Abhängen 
anfangs  fast  nur  Larrea  mexieana.  Bei  etwa  1000  — 1300  m 
ei'schien  Yucca  brevifolia,  Yucca  ^naa'oearpa  und  Mamillaria 
deserti.  In  den  washes,  das  sind  trockene  Racliläufe,  wuchsen 
Amygdalus  fasciculaia,  Purshia  glandulosa,  Salazaria  mexieana 
und  verschiedene  Lycium-Arten.  Etwas  höher  erschien  die 
schöne  Cowania  mexieana  Don  und  eine  andere  Rosacee 
Fallugia  paradoxa  Endl;  beide  waren  schon  verblüht  und 
mit  ihren  federgeschwänzten  Früchten  bedeckt;  ferner  fand 
sich  hier  auch  das  interessante,  weißbh'ihende  E)-iodictyon 
anguslifoliwn.  Beim  Höhersteigen  fand  ich  Coivania  noch 
in  voller  Blüte,  einen  herrlichen  Duft  verbreitend,  ebenso 
Fallugia  mexieana.  Die  Cowania  zog  sich  bis  zur  Region 
der  strauchigen  Quercus  Gambelii  hinauf.  Aus  dem  Gebüsch 
leuchteten  die  scliarlaehrütcn  Blüten  von  Pentstemon  Eatoni 
hervor,  eines  der  schönsten  seines  Geschlechts,  ferner  be- 
merkte ich  Penislernon  Palmeri,  eine  interessante  Andibcriia 
und  Rhus  trilobata.  An  Felsen  wuchs  die  niedliche  Spiraea 
caespito.ia  und  Buddleia  utahensis,  ein  interessanter  und  seltner 
kleiner  Strauch  mit  schwefelgelben  Blumen  und  woißfilzigen 
Blättern.  Bei  etwa  1600  m  trat  dünne  Bewaldung  von  Pinus 
monophylla  und  Jiiniperus  monosperma  auf.  Wir  passierten 
sehr  interessante  Felsmassen,  die  wie  alte  verfallene  Ruinen 
aussahen.  An  einer  "Quelle  wurde  für  ein  paar  Tage  Halt 
gemacht.     Als    wir    uns    am   Abend    zur  Ruhe    niederließen, 


fand  ich  einen  Skorpion  in  meinem  Kopfkissen,  der  unten  im 
Tale  hinein  gekrochen  war.  In  der  Regel  ist  der  Stich  dieses 
Insektes  ungefährlich.  Am  nächsten  Morgen  machte  ich  mich 
zeitig  auf,  um  eine  Besteigung  des  Charleston -Peak  aus- 
zuführen. 

An  den  Abhängen  traf  ich  eine  'ziemlich  dichte  Be- 
waldung. Anfaii-s  lijmi  irli  meist  duivh  Eiili,.im,.stn"ipp  von 
Quercus  Oatiihi In  Xn/l..  iiiitriinisi-ht  mit  zwei  '  Vr(/,(y///y/.s--Arten, 
alsdann  folgte  7V///^s-  iiin,i„j,hi/l/,i,  Jxiujicius  „mHospcrma  und 
californica;  liei  2000  —  2300  m  Piims  ponderosa  >ind  var 
scopulorum,  dann  Abies  concolor  und  Pinus  flexilis  und  zu- 
letzt bis  2700—3000  m  Pinus  aristaia,  welche  hier  bis 
3300  m  Höhe  hinansteigt. 

Von  Sträuchern  wuchs  hier  noch  Philadelphus  micro- 
2)hyllus,  Whipplra  modesta,  Jamesia  americana,  Holodiscus 
(Spiraea)  disculor  dumosa  und  die  schöne  halbstrauchige 
Oenothcra  Ilartweyü  mit  schönen  gelben  Blüten.  In 
Schluchten  wuchs  Populus  iremuloides  und  auf  Kaikfelsen 
Cercoearpus  intricatus  und  eine  neue  Oenothcra,  0  saxosa, 
ferner  Opuntia  Palmeri,  welche  der  0.  chloratica  äiinlich  ist. 
Leider  erreichte  ich  die  höchste,  noch  mit  Schnee  bedeckte 
Spitze  des  Piks  nicht  und  kam  noch  vor  Einbruch  der  Dunkel- 
heit  ziemlich    müde  ins  Lager  zurück. 


Pflanzenkunde. 
Arloii-  uiul  Sortencchtlieit  im  Pflaiizenhandel. 

Von  C.  Sprenger  in  Vomero-Neapel. 

Jjei  meiuen  häufigen  Pflanzen-,  Knollen-  und  Samen-Einkäufen 
habe  ich  schon  so  viel  Falsches,  unrichtig  I:ienanntes,  dem  Namen 
niclit  Entsprechendes  und  auch  ersichtlich  wissentlich  unrichtig  Fort- 
gegebenes erhalten  und  die  Tatbestände  durch  Zeugen  feststellen 
lassen,  daß  ich,  wollte  ich  alles  publizieren,  darüber  ein  nettes 
Bändchen  herausgeben  müßte.  Um  aber  eine  notwendige  und 
drängende  Läuterung  und  womöglich  Besserung  solcher  unverzeih- 
licher Irrtümer  möglichst  zu  beschleunigen,  wiU  ich  einige  schlagende 
Beispiele  hier  nennen.  —  Diese  Beispiele  können  und  sollen  keinen 
Menschen  schädigen,  sie  sollen  nur  einen  Übelstand  beseitigen  helfen, 
der  geeignet  ist,  dem  Pflanzenhandel  im  aligemeinen  zu  schaden,  das 
Vertrauen  zu  imtergraben  und  Enttäuschungen  hervorzurufen.  Es 
ist  mir  klar,  daß  in  den  wenigsten  Fällen  die  Inhaber  der  Finnen, 
denen  solche  Fehler  unterliefen  und  auch  noch  unterlaufen,  selbst 
schuldig  waren.  Bei  den  zu  erschreckendem  Umfang  angewachsenen 
Sortimenten  und  der  Unmöglichkeit  für  die  Besitzer  großer  Geschäfte 
alles  selbst  zu  prüfen  und  mit  vielfach  nicht  immer  genügend  ge- 
schultem Personal  sind  Irrtümer  allerdings  möglich.  Nur  in  zwei 
Fällen  ward  es  mir  klar,  daß  die  Pflanzen  wissentlich  falsch  fort- 
gegeben wurden  und  diese  beiden  Fälle  kamen  in  Italien  bei  Nicht- 
itahenern  vor. 

Folgende  Aufzeichnungen  gehen  vom  Jahre  1900  bis  heute. 
Über  ältere  Verwechselungen  ist  nichts  mehr  zu  sagen.  Es  sind 
daran  Europa,  Asien,  Amerika  und  Australien  beteihgt.  Afrika  kommt 
außer  Betracht.  Die  Lieferanten  waren  Handelsfirmen  aber  auch 
Botanische  Gärten;  diese  letzteren  nur  in  wenigen  Fällen.  Links 
stehen  die  Namen  der  Pflanzen,  Knollen  oder  Samen,  die  ich  kaufen 
oder  tauschen  wollte  und  rechts  steht  was  ich  dafür  bekam. 


Ich  bestellte: 

Ich  erhielt  dafür: 

Delphi. 

Mlimi, 

Hiuiii  niidicavlc 

nrrnsi,,hnn 

Delphinium  scrophulormii 
Iris  Fseiid -Acorus 
AUium  roscnbachianum 

I..n,irr 

ni  sriiijurniriis  cocfinei 
.siis  iinrlii-Ks  fframlifloru 

i     iMtücera  sempervircns  ! 
s     Narcissiis  biflorus! 

tlunoleuca  D.  Mook.  liichardia  albo-maciäata 


IX,  5 


Die  Gartenwdlt. 


59 


Campaniila  punctata 

Campantda  lalifo/ia 

Adcnophora  verticillata  Fisch. 

PlaltimdoH    Marirsii  Hort. 

cnmiiimiis 

Camprni,,/,,   tnlifolia  L. 

Crhiiim  Itmgifüliuni 

Anniniihs    I;,ll,„hlina.' 

variahile 

Croun,,   ln,ni,l„l,um.' 

Äspa/w/iis  falcalus 

A  s/ii  1  rai/iis  S/iiviii/cri .' 

HemervcdUis  japimica  grandiflo 

ra  Fiihkia   SitH,ldii 

Rosa  „Meteor- 

Rosa  „Soiin-iiir  ,lr  l,i  Maliiinison" .' 

Amjetoitiii  (/raiidi/lora 

Angclonia  ;ir<iiitlilliira  iillia 

Canipanula  isophijlla  alba 

Campanula   isoj,l,i,ll„,  blau 

Stapelia  grandiflnm 

Stapelia  jMtii/a 

Papaver  croceum,  Scharlach 

Papaver  croceum,  gelb  (es  handelte 

sich  um  Pflanzen,  nicht  um  Samen) 

Canna  „Aiistralia" 

Canna  „Charles  Nalidin^' 

.,        „Camp,„u<,- 

„Perseus" 

,,Emilia'- 

„       „La  France"- 

„       „BoiiKninii- 

„       „Pluto'' 

.,       „Sicilia- 

„       „Persetts'' 

„  T'inliria- 

„        „Rhca'' 

Loiiirny,  Sallininln 

Lo„;rn-a  j„,,.,nl,., 

Cri,n,m   unill.rnn, 

Z,  1,1, lim  „Uns   „nra 

Oa\aiiifi  sinin/i/iiilli! 

r,',r.„»,„-M,^rlu,ng 

Lupinus  nanu,   ' 

Lupinus  affiius 

reniistiis 

„        pubescens 

,.          ralifo)-nicus 

„        pubeseens 

„         tricolor  mutabilis 

„        pubeseens 

Ricinus  inermis 

Ricinus  eonimunis  miiwr 

Ipomoea  Aitoni 

Ipomoea  purpureaf 

„        eleijans 

„         purpurca! 

Es  handelte  sich  bei  deo 

letzten  8  Arten  um  Samen,  nicht  um 

Pflanzen. 

Hcmcrocallis  midilendorfiana  Hein,  di.-ilie/ia  /!.  pl. 

distieha  fl.  pl.  Ihn,.   Kie,in.^',  /I.  pl. 

Rieliardia  clliutliuna  ,    L'ir/nii-dia  , /liulfiaiia  alba 

Die  echte  elliottiana  hat  goldgelbe  Blüten. 
Cainpanida  pyramidalis  alba         C.  pyramidalis,  blau! 
Epipactis  erecta  Trieyrtis  hirta! 

Tanakaea  radieans  Saxifraga  cortusaefolia! 

Primida  acaulis  gratidiflora  alba  Primula  veris  elatior ! 

„        acaulis  caerulea  Primula  veris,  mennigrot! 

Wistaria  chitiensis  alba  Wi.^farin  r/iinensis,  blau 

Phormium  tenax  atrosanguincum  Pin, r  im  um    h  mi.v  purpureum 


vel 


Rosa  „loeiße  Marechcd  Niel" 
Clematis  patens  alba  plena 
Iris  Korolkowii  Leichtlinii 
Symphaea  pn/gmaea  lielcolu 

Laydeckeri  purpurata 

gracilis 
„  pygmaea 

Lycoris  sanguinea 
ausländischen  Firma  in  Yokohama, 


gelb! 


Rimi   „Marer/ial  Niel" 
Clematis  patens 
Iris  Korolkoieii  eiolacea 
Nynipliaea  oehrata  sulpliurca 
Lai/dcckcri  lilaeca 
...Vrs.  C.   ir.   Ward- 
„  caroliniana,  weiß 

Lycoris  radiata.     Diese  von  einer 
während  die  japanischen  Firmen 
sich  nicht  voraasbezahlen  ließen,  aber  die  echte  Spezies  lieferten. 
Agave  salmiana  fol.  aur.  var.   war  ein    Gemisch    von   Agare  picta 
fol.  var.  und  der  typischen  grünen  Art. 

Diese  Lieferung,   die   ein    bißchen  weiter  vor   1900  liegt,  möge 
den  Schluß  bilden. 


Bücherschau. 

Die  schönsten  BIGten-Sträucher  für  Garten-AusschmCckung 
und  Treiberei,  lli'iausgegeben  von  Max  Ilesdörffer.  24  Farben- 
drurkt:ifclii  nach  ( Iriginalen  von  Johanna  Beckmann  mit  be- 
schreibendem Text  und  Habitusbildern.  Berlin  1904.  Verlagsbuch- 
handlung  Paul    Parey.     Preis  gebunden  10  Mark. 

Der  vornehmste  Inhalt  des  schönen,  in  Quartformat  herausgegebenen 


Werkes  sind  die  24  ganz  ausgezeichneten  Färbend mcktaf ein*),  die  zu- 
sammen in  charakteristischen  Blütenzweigen  42  Arten  und  43  Formen 
schönblühender  Geholze  darstellen.  Die  Tafeln  sind  musterhaft  und 
kün.stlerisch  schön.  Diesen  sind  beigegeben  nach  einem  guten,  3  Seiten 
umfassenden  Inhalt,  geordnet  nach  Tafeln,  nach  Habitusbildern,  und 
nach  botanischen  und  deutschen  Namen,  70  Quartseiten  Text,  der 
eine  gute,  ausreichende  Beschreibung  der  auf  den  Tafeln  dargestellten 
Gehölze  gibt,  mit  Angabe  des  Vaterlandes,  der  Blütezeit,  der  Höhe,  des 
bestgeeigneten  Bodens,  der  Art  der  Verwendung  im  Garten  und  Park, 
in  der  Treiberei  und  Binderei,  sowie  der  Vermehrung.  Bei  Angabe 
des  Vaterlandes  wäre  es  bei  diesem  schönen,  für  den  Fachmann  wie 
Liebhaber  gleich  wertvollen  Buche  erwünscht  gewesen,  daß  auch  der 
Name  des  Entdeckers  mit  der  Jahreszahl,  das  Jahr  der  Einführung 
und  der  Name  des  ersten  Züchters  und  Verbreiters  in  Europa  an- 
gegeben worden   wäre. 

In  diesen  Text  nun  sind  als  ganz  besonders  wertvolle  Zugabe 
von  38  Gehölzen  geradezu  prachtvolle  Habitusbilder  in  großen,  deut- 
lichen Abbildungen  nach  Photographieen  eingefügt,  die  alle  recht  gut 
sind  bis  auf  eines,  das  letzte,  von  Syringa  persiea  L.  Diese  schwarzen 
Habitusbilder  bringen  22  Arten  und  16  Formen  von  Gehölzen,  von 
denen  Beißner  1859  Straucharten  ohne  die  Formen  aufführt. 
Ich  sage  ausdrücklich  Gehölze,  weil  nicht  nur  Blüten-Sträucher, 
sondern  auch  15  Blüten -Bäume  ganz  richtig  aufgenommen  sind, 
denn  ich  rechne  2  Aescidus,  3  Aynygdalus,  2  Crataegus,  2  Magnolia 
(die  dritte  M.  stellata  ist  ein  Strauch),  3  Malus  und  3  Prunus  zu 
den  Bäumen.  Diese  Habitusbilder  sind  eine  für  den  Gartenkünstler 
und  für  den  Laien  durchaus  nötige  Ergänzung  der  Farbendrucktafeln, 
auf  denen  natürlich  nvir  einzelne  Blütensprosse  in  natürlicher 
Größe  dargestellt  werden  konnten,  nach  welchen  sich  der  Nichtfaoh- 
mann  nie  ein  sicheres  Bild  des  ganzen  Strauches  machen  kann.  Das 
Fehlen  der  Habitusbilder  war  z.  B.  bei  dem  ganz  gleichartigen  schönen 
Werk  desselben  Verfassers  „Die  schönsten  Stauden  für  die  Schnitt- 
blumen- und  Gartenkultur"  gerügt  und  ist  hier  in  anerkennenswerter 
AV^eise  vermieden  worden.  Entsprechend  den  schönen  Tafeln  und 
Bildern  ist  auch  der  Text  mit  Vermeidung  alles  Überflüssigen  und 
aller  Reklame  gut  geschrieben.  Nur  möchten  wir  raten,  bei  einer 
zweiten  Auflage  die  Seiten  zu  numerieren,  und  dann  die  Seitenzahlen 
auch  im  Inhalt  anzugeben. 

„Die  schönsten  Blütensträucher"  ist  ein  prächtiges  Werk,  das 
jedem  Fachmann  Freude  machen  wird  beim  Durchblättern,  das  ihm 
aber  auch  eine  vortreffliche  Gelegenheit  gibt,  dem  Laien  sofort 
zeigen  zu  können,  welchen  Strauch  er  ihm  zur  Anpflanzung  in  seinem 
Garten  empfehlen  kann.  Das  Buch  erscheint  auch  gerade  zur  richtigen 
Zeit,  um  jetzt  zur  bevoretehenden  Nikolaus-  und  Weihnachtsfeier  dem 
jungen  Lehrling,  dem  Schüler  der  Fachschule,  dem  fleißigen  Gehilfen 
als  Anerkennung,  und  besonders  auch  jedem  Gartenbesitzer  auf  den 
Gabentisch  gelegt  zu  werden.  Möge  das  Buch  die  Verbreitung  finden, 
die  es  verdient.  Papier  und  Druck  des  Buches  sind_  sehr  gut, 
dabei  ist  der  Preis  mäßig  zu  nennen.  Grube. 

Deutsche  Gartengestaltung  und  Kunst.  Der  Kritik  meines 
Buches  in  No.  3  der  Gartenwelt,  S.  3ti,  fügt  Herr  Krone  noch  eine 
kurze  Nachschrift  an,  in  der  er  sagt,  ich  habe  aus  einem  Artikel 
von  ihm  Satzteile  als  Zitat  gegeben  ,,nach  Ausscheidung  einer  den 
Sinn  beeinflussenden  Stelle".  Aber  um  nicht  in  den  Verdacht  zu 
kommen,  daß  ich  unkoi-rekt  zitiert,  also  gewissermaßen  Tatsachen  ge- 
fälscht habe,  möchte  ich  den  von  Herrn  Krone  angezogenen  Passus 
genau  anführen.  Ich  sage  auf  S.  1  meines  Buches:  „Sie  (d.  h.  nur 
zu  viele,  die  sich  Gartenkünstler  nennen)  glauben,  daß  das,  was  in 
der  Kunst  nach   Krones  Worten    heute   zielbewußt  erstrebt,   in   der 


*)  Anmerkung  des  Herausgebers.  Die  auf  den  Tafeln 
dargestellten  Gehölze  wurden  in  liebenswürdiger  Weise  von  Herrn 
Ökonomierat  Späth  in  Baumschulenweg  zui'  Verfügung  gestellt  und 
in  dessen  Arboü  tinr  •.•n:i!r.  wie  auch  zahlreiche  Habitusbilder  nach 
Aufnahmen  \"ii  ^  :  .  :  m/rn  im  Späthsohen  Arboretum  gefertigt 
sind.    Für  dir.    1.  !■  Liderung  dieses  durchaus  unparteiischen, 

für  alle  Facliki-  _  ,i  -tenen  und  gemalten  Werkes,  worin  selbst- 
verständlich jedt'  Reklunif  für  die-se  oder  jene  Firma  vermieden  ist, 
sage  ich  Herrn  Ökonomierat  Späth  auch  an  dieser  Stelle  herzlichen 
Dank. 


60 


Die  Gartenwelt. 


IX,  5 


Gartenkunst  schon  längst  erreicht  wurde  —  nänihch  «der  Triumph 
der  freien  Linie  über  die  festgebannte  Form»."  Herr  Krone  hatte 
nun  in  der  Gartenwelt,  Jahrgang  VI,  S.  188,  am  Schluß  seiner 
AusfiÜLi-ungen  über  ,, Moderne  und  Gartenkunst-'  gesagt :  „Wir  dürfen 
trotzdem  (d.  h.  trotzdem  die  Gartenkunst  all  den  andern  Künsten 
um  mehr  denn  100  Jahre  vorausgeeilt  ist)  gewöhnlich  nicht  auf  den 
Lorbeeren  ausruhen,  doch  ist  immerhin  die  Erkenntnis  wiclitig,  daß 
von  der  heutigen  Kunstrichtung  eine  Anregung  nicht  zu  erwarten  ist, 
denn  was  sie  zielbewußt  erstrebt,  das  haben  wir  längst  —  wenn  auch 
auf  mancherlei  Irrwegen  —  erreicht,  den  Triumph  der  freien  Linie 
über  die  festgebannte  Form."  Camillo  Carl  Schneider. 

Bevorstehende  Ausstellungen. 

Die  Jubiläumsausstellung   des  Leipziger  Gärtnervereins 

findet  am  iL',  bis  L'O.  November  ds.  Js.  im  Kristall-Palast  zu  Leipzig 
statt  und  verspricht  ein  gärtnerisches  Ereignis  zu  werden.  Mit  der 
Ausstellungseröffnung  ist  die  Feier  des  61.  Stiftungsfestes  des 
Vereins  verbunden.  Der  Leipziger  Gärtnerverein  hat  gegenwärtig 
nahezu  200  Mitglieder.  Die  Leipziger  Gartenbauausstellung  wird 
die  größte  Gartenbauausstellung  sein,  welche  im  November^in  Deutsch- 
land stattfindet.  Aus  vielen  Plätzen  des  Inlandes  und  auch  aus  dem 
Auslande  sind  Anmeldungen  und  Anfragen  eingetroffen,  die  besonders 
die  Einsendung  von  Neuheiten  und  Neuzüchtungen  betreffen.  Die 
Haadelsgärtner  bei  Leipzig  und  überhaupt  im  ganzen  Kreise  reser- 
vieren ihre  besten  Erzeugnisse  für  diese  Ausstellung.  In  dem  großen 
Varietesaal  des  Krystallpalastes  werden  neben  Palmen  und  Blatt- 
pflanzengruppen blühende  Pflanzen  in  farbenreichen  Beeten  inmitten 
grünen  Rasens  arrangiert.  In  den  Seitenhallen  wird  neben  der 
Industrie  der  Leipziger  Bezirks -Obstbauverein  auf  langen  Tafeln  an 
der  nach  dem  Garten  zu  gelegenen  gut  beleuchteten  Seite  seine 
Früchte  in  einer  Kollektivausstellung  aufstellen  und  daneben  wird 
auch  das  Gemüse  plaziert  sein.  Man  geht  bereits  infolge  der  zahl- 
reichen Anmeldungen  mit  dem  Plane  um,  einen  Teil  des  Gartens  in 
eine  große  Glashalle  umzuwandeln.  Im  Vestibül  der  Alberthalle, 
welches  auf  das  geschmackvollste  dekoriert  wird,  finden  die  Meister- 
werke der  BindekuDst  ihre  Aufstellung.  In  der  Alberthalle  selbst 
plant  ein  Leipziger  Land.schaftsgärtner  eine  Gebirgsszenerie,  welche 
an  die  mexikanischen  Felsengebirge  und  deren  Flora  erinnern  soll. 
Es  wird  somit  alles  geschehen,  um  diese  große  Leipziger  Herbst-  und 
Winterblumenausstellung  so  zu  gestalten,  daß  der  alte  berühmte  Ruf 
Leipzigs  als  Gärtnerstadt  gewahrt  bleibt.  Außerdem  erwartet  man 
aus  allen  deutschen  Gauen  zahlreichen  Besuch  von  Seiten  der 
Fachleute.  

Tagesgeschichte. 

Berlin.  Der  neue  Botanische  Garten  in  Dahlem  bei  Steglitz 
ist  vom  15.  Oktober  1904  bis  15.  März  1905  für  das  Publikum  ge- 
schlossen. Für  Fachleute  ist  der  Garten  jedoch  geöffnet,  wenn  man 
sich  beim  Kgl.  Obergärtner  Peters  meldet. 

Charlottenburg.  Die  in  den  Tagen  vom  12.  bis  22.  Oktober 
in  den  Räumen  der  Sezession  von  der  Firma  Adolf  Koschel  ver- 
anstaltete Große  Herbst -Gartenbau -Ausstellung  machte  in  allen 
Teilen  einen  überaus  guten  Eindruck  und  das  gesamte  Arrangement, 
die  Propaganda,  die  Einteilung  der  Räume  ließen  eine  geschickte, 
geschäftsgewandte  Hand  erkennen.  Angenehm  berührte  es,  daß  alle 
Reklame  in  der  Ausstellung  vermieden  war,  so  daß  man  tatsächlich 
den  Eindruck  einer  ansehnlichen  Blumen-  und  Pflanzen-Ausstellung 
hatte.  Die  Ausstellung  zeigte  im  Empfangsraume  zwei  Dekorationen 
für  Hochzeit  und  Taufe,  ferner  einen  kleinen  Saal  mit  roten  Cyclamen, 
einen  Orchideensaal  mit  Oncidien,  Odontoglossen  etc.,  Farnen,  Selagi- 
nellen,  einen  Maiblumensaal,  einen  wirklich  geschmackvoll  eingerich- 
teten Wintergarten  mit  reicher  Verwendung  marktgängiger  Palmen 
und  Blattpflanzen.  Hieran  reihte  sich  in  U-Form  eine  Wandelhalle 
in  Form  von  nach  innen  offenen  Zelten,  in  der  Bindereien,  darunter 
wirklich  schöne  Arbeiten,  sowie  Topfpflanzen,  wie  Chrysan- 
themen, Cyclamen,  Dracaenen,  Araucarien,  Palmen  aufgestellt  waren. 
Dann  betrat  man  wieder  die  Räume  der  Sezession  und  wurde  von 
einem  m\t  Begonia  „Oloire  de  Lurraine"  au.sgeschmückten  Saal  auf- 
genommen, worauf  man   in  einen  zweiten  Cylamensaal  gelangte,   der 


in  den  Empfangssaal  zurückführte.  Die  Pflanzen  trugen  Namen  und 
die  Besichtigung  war  bequem.  Nichts  konnte  übersehen  werden,  da 
das  Publikum  einen  förmlichen  Rundgang  machen  mußte.  Mau  kann 
Herrn  Koschel  zu  diesem  Unternehmen,  dessen  Durchführung  Ent- 
schlossenheit, Routine  und  nicht  zum  letzten  beträchtliche  Geldopfer 
erforderte,  besten  Erfolg  ^\ünschen.  Herr  Koschel  hat  gezeigt,  wie  eine 
Ausstellung  arrangiert  werden  muß,  um  sie  zu  einem  einheitlichen 
Ganzen  zu  gestalten  und  wird  hoffentlich  auf  seine  Kosten  kommen, 
obwohl  der  Besuch  an  einigen  Tagen  wegen  des  schlechten  Wetters 
%'iel  zu  wünschen  übrig  ließ.  Kollegen,  die  die  Ausstellung  besucht 
haben,  äußei-ten  sich  gleichfalls  sehr  anerkennend  darüber.  Die 
Ausstellung  besuchte  u.  a.  Se.  Exzellenz  Herr  von  Cramm-Burgdorf, 
der  Direktor  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues.  An- 
genehm berührte  es  auch,  daß  bei  der  Eröffnung,  die  in  aller  Stille 
vor  sich  ging,  das  übliche  offizielle  Zeremoniell  vermieden  wurde, 
das  zum  Gelingen  der  Ausstellung  nicht  das  geiingste  beiträgt  und 
das  immer  den  Anschein  erweckt,  als  sei  die  Ausstellung  nicht  das 
Werk  derer,  die  sie  tatsächlich  mit  vieler  Mühe  geschaffen  haben. 
Herr  Koschel  hat  gezeigt,  daß  er  mit  der  Zeit  fortschreitet  und  daß 
ihm  die  Erfahnmgeu  auf  der  Fiühjahrs-Ausstellung  genützt  haben. 
Die  teuren  Inserate  in  den  Berliner  Zeitungen  hatten  aber  nicht  den 
gewünschten  Erfolg.  W.  T. 

Dfisseldorf.  Der  Kaiserpreis  der  Ausstellung  wurde  als  höchste 
Auszeichnung  der  Firma  Jac.  Beterams  Söhne  für  ihre  vielseitigen, 
ganz  vorzüglichen  Leistungen  zuerkannt. 

Elberfeld.  Der  Antrag  über  die  Verwendung  der  Ländereien 
und  Räumlichkeiten  des  städtischen  Gutes  Elisenhöhe  zu  Zwecken 
der  Stadtgärtnerei  vom  1.  Mai  1905  ab  wurde  in  geheimer  Sitzung 
abgelehnt. 

Lübeck.  Zur  Schaffung  von  Parkanlagen  in  Neu-Travemünde 
wurden  rund  24000  M.  gefordert.  Der  Bürgerausschuß  empfahl  der 
Bürgerschaft  die  Annahme  des  Antrages. 

iVlünchen-Gladbach.  Eine  Stadtverordnetensitzung  beschloß  den 
Ankauf  mehrerer  Grundstücksparzellen  zur  Vergi-ößerung  des  Volks- 
gartens. 

Osterfeld  i.  Westfalen.  Zur  Anlage  eines  Volisgartens  hat 
die  Gemeinde  17  Morgen  Land  erworben. 

Plauen  i.  V.  Der  Stadtgemeinderat  hat  in  seiner  Sitzung  vom 
11.  d.  Mts.  zur  Anlage  eines  Stadtparkes  auf  den  herrlich  gelegenen 
Tenneragrundstücken  die  Summe  von  60  000  M.  als  I.  Rate  bewilligt. 
Die  Gesamtkosten  betragen  124000  M.  Erfreulicherweise  können 
nunmehr  im  nächsten  Früjahr  die  Ai'beiten  beginnen. 

Posen.  Der  Stadtgemeinde  wurden  30  000  M.  überwiesen.  Die 
Zinsen  des  Kapitals  sollen  zur  Schmückung  der  Anlagen,  Plätze  usw. 
mit  Werken  der  Kunst  und  des  Kunstgewerbes  Verwendung  finden. 

Stuttgart.  Der  badisohe  Staat  erwarb  um  den  Preis  von 
150000  M.  den  beim  Soolbad  Dürrheim  gelegenen  großen  Kapfwald; 
ein  großer  Teil  desselben  soll  zu  Parkanlagen  verwendet  werden. 

Aus  der  Fachpresse. 

In  Wien  hat  eine  neue  Fachzeitschrift  „Der  Blumenhändler" 
das  Licht  der  Welt  erblickt.  Wie  so  viele  andere  Blätter  hat  sich 
auch  das  Wiener  Blatt  bemüht,  der  „Gartenwelt"  die  Mitarbeiter 
wegzunehmen,  ein  Bemühen,  das  natürlich  erfolglos  gebheben  ist. 
Die  Redaktion  und  Administration  hat  ein  in  Schreibmaschinenschrift 
vervielfältigtes  Schreiben  an  Mitarbeiter  unserer  Zeitschrift  gesandt, 
worin  folgender  Passus  zu  lesen  ist: 

„Da  es  uns  aus  der  Literatur  von  Zeitschriften  gleicher  Tendenz 
bekannt  ist,  daß  Sie  literarisch  tätig  sind,  ersuchen  wir  Sie  höflich, 
uns  Ihre  Aufsätze  einzusenden,  welche  wir  gratis  in  unserem 
Blatte  publizieren  werden."  Diese  Hochherzigkeit  ist  wirklich 
rührend,  hat  aber  auf  unsere  Mitarbeiter  keinen  Eindruck  gemacht. 
Zum  Verständuis  dieser  Mitteilung  sei  bemerkt,  daß  es  in  Österreich- 
Ungarn  zahlreiche  Blätter  gibt,  die  nicht  nur  kein  Honorar  bezahlen, 
sondern  sich  noch  für  den  Abdruck  von  Artikehi  aus  der  Feder  von 
Hohlköpfen  bares  Geld  herauszahlen  lassen.  Vielleicht  hat  auch  die 
Redaktion  des  Wiener  Blattes  eingesehen,  daß  diese  Art  des  Gimpel- 
fanges die  rentabelste  ist. 


Verantwortl.  Eedakt 


•Verlas  v.  Richard  Ca 


Schmidt  4:  Co..  Leipzig.  —  Druck:  Anhalt.  Buchdr.  Gut«nberg.  e.  &.  m.  b.  H.,  Dessau. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenbc 


Jahrgang  IX. 


5.  November  1904. 


No.  6. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Stauden. 


Soiitelliiriii  haicalonsis  var.  cnolesliiia. 

Von  F.  Rehnelt,  Grolih.  Garteninspektoi-,  Gießen. 
{Hierxii  eine  Abbildimcj.) 

jDereits  im  sechsten  Jahrgang  der  Gartenwelt,  Seite  42, 
raaclUe  ich  auf  die  wertvolle  neue  Scutellaria  baicalensis 
Georgi  aufmerksam.  Sie  ist  aber  kaum  verbreitet,  nur  wenige 
botanische  Gärten  besitzen  sie  und,  wie  es  mir  scheint,  viel- 
fach nicht  die  richtige  Art.  Inzwischen  hat  die  bekannte 
deutsche  Firma  überto  HiHebrand  in  Pallanza  eine  be- 
sonders schöne  hellblaue  Form  von  ihr  in  Kultur  genommen, 
die  unter  der  Bezeichnung  Varietät  coelestina  im  nächsten 
Frühjahr  in  den  Handel  kommen  soll.  Als  ich  mich  ver- 
gangenen Sommer  für  einige  Tage  in  dem  reizend  gelegenen 
Pallanza  aufhielt,    hatte   ich   das   Glück, 

das  Quartier  der  neuen  Sciotellaria  gerade 

in  voller  Blüte  zu  treffen.  Ohne  t^ber- 
treibung  kann  ich  sagen,  daß  es  wenig 
hellblaue  Stauden  gibt,  welche  ihr  an 
Schönheit  gleichkommen.  Zudem  fällt 
die  Blütezeit,  Anfang  Juli  bis  August,  in 
eine  Periode,  wo  blühende  Stauden  in 
dieser  Färbung  ziemlich  selten  sind.  Die 
großen,  etwa  einen  halben  Meter  hohen 
und  ebenso  breiten  Büsche  waren  tat- 
sächlich mit  Blüten  ganz  überdeckt,  und 
als  Stecklinge  gemacht  werden  sollten, 
zeigte  es  sich,  daß  nicht  ein  Trieb  ohne 
Blütenstände  zu  finden  war.  Diese 
Vermelu-ungsart  mußte  deshalb,  weil 
knospende  und  blühende  Zweige  nicht 
wachsen,  aufgegeben  werden.  Die  Farbe 
ist  ein  heDes,  reines  Blau.  Bei  mir 
blühte  Scutellaria  baicalensis .  regel- 
mäßig bis  September,  und  auch  Herr 
HiHebrand  sehrieb  Ende  Aaigust,  dalj 
seine  BeQte  zum  zweiten  Male  in 
vollem  Flor  ständen.  Meiner  eben  ci- 
wähnten  früheren  Notiz  möchte  it'li 
noch  hinzufügen,  daß  die  Scutellaria 
baicalen.fis    zum    rechten    Gedeihen   der 

Gartenwelt.     IX. 


vollen    Sonne   bedarf.      An    den    Boden    stellt    sie    keine    be- 
sonderen Ansprüche. 

Da  sie  absolut  winterhart  ist,  außerordentlich  reich  und 
schriu  blüht,  sobald  man  zwei  und  mehrjährige  Pflanzen  hat, 
sich  aus  Samen  leicht  heranziehen  läßt,  so  haben  wir  es  mit 
einer  Staude  zu  tun,  die  gleich  wertvoll  ist  für  Gartenschmuck, 
wie  für  Blumenschnitt. 

Erauthis  hiemalis  Salisl). 

_-,  Von  F.  Tutenberg,  Mainz. 

-C^ranthis  hiemalis,    der    Winterling,    ist    eine    wegen    ihrer 

frühen  Blütezeit  sehr  empfehlenswerte  Pflanze   aus   der  Familie  der 

Rcimmculaccac.     Er  ist  in  Süddeutschland  einheimisch  und  man  kann 

ihn  hier  im  zeitigen  Frühjahr  unter  Bäumen  oder  zwischen  Geholzen 


Die  Gartenvveli. 


IX.  6 


Aponogeton  monostachyus  (junge  Pflanze). 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  gezeichnet. 

im  vollen  gelben  Blütenflor  antreffen.  So  fand  ich  s.  Zt.  in  dem 
Königl.  Garten  der  Wilhelma  bei  Stuttgart  große  Flächen  nnt  die.ser 
lieblichen  und  ersten  Fi-ühlingsblume  förmlich  ühereät.  Die  Pflanze 
wird  10  cm  hoch  und  verbreitet  sich,  wenn  einmal  -angepflanzt,  durch 
Samen  und  Knollen  in  einigen  Jahren  zusehends. 

In  lockerem,  sandigem  Boden,  sei's  im  Rasen  oder  im  Boskett 
oder  unter  Bäumen,  fühlt  sie  sich  zu  Haus,  und  man  sollte  nicht 
versäumen,  jetzt  im  Herbst  einige  der  dunkelbraunen  Kuolloben 
im  Garten  oder  größere  Mengen  im  Park  zu  legen,  um 
möglichst  frühzeitig  und  alljährlich  im  Frühjahr  Blumen 
im  Freien   zu  haben. 

Die  grundständigen  Blätter  von  Eranthis  hiemalis 
sind  bandförmig  geteilt,  die  Blumenblätter  gelb  gefärbt 
und  ,5 — 8  blättrig.  Wir  besitzen  noch  mehrere  Arten 
Eranthis;  erwähnt  sei  X  sÄ?Vica  ÜC.  welche  der  ersteren 
sehr  ähnlich  sieht  und,  wie  der  Artname  bereits  andeutet, 
aas  Sibirien  stammt,  aber  nicht  so  verbreitet  ist  wie 
E.  hiemalis  (vergl.  VI.  Jahrg.,  S.  111). 

Eine  noch  früher,  als  die  beiden  genannten,  blühende 
Eranthis  ist  E.  cilicica  Schott  dt  Kotschy,  welche  aus 
Klein -Asien  stammt  und  bedeutend  empfindlicher  als  die 
vorhergenannten  ist,  aber  größere  und  schönere  gelbe 
Blumen  und  feinere  Blätter  aufweist. 

Im  allgemeinen  ähneln  sich  diese  drei  Eranthis - 
Arten  aber  sehr,  und  wer  im  zeitigen  Frühjahr  sich  an 
dem  leider  nur  kurze  Zeit  dauernden  Blütenflor  erfreute, 
wird  dem  Winterling  gera  ein  Plätzchen  im  Garten  ein- 
räumen;  er  verdient   die  allgemeinste  Verbreitung. 


nisehen  Gartens  in  München.  Wir  haben 
demselben  Herrn  noch  zwei  weitere 
Einführungen  von  Wasserpflanzen  zu 
verdanken,  nämlich  Ambulia  lielerophylla, 
welche  ebenfalls  aus  Ost- Indien  stammt 
und  die  allbekannte  Cahomba  aqiiatica 
aus  Britisch -Guyana.  Diese  Cabomba 
hat  sich  wegen  ihrer  vortrefflichen  Eigen- 
schaften und  schönen  Aussehens  derart 
verbreitet,  daß  sie  heute  fast  überall, 
auch  in  den  kleinsten  Atjuarien  der  Lieb- 
haber angetroffen  wird.  Die  zweite  von 
Herrn  Professor  Dr.  Göbel  eingefülu-te 
Wasserpflanze,  Ambulia  heierophylla,  ent- 
wickelt unter  Wasser  pracht\-olle,  smaragd- 
gi-üne  Rosetten,  die  denen  der  Cabotnba 
ähnlich,  aber  dichter  gestellt  sind.  Diese 
Ambulia-kvt  scheint  noch  nicht  sehr  ver- 
breitet zu  sein,  ist  es  aber  wert,  in  den 
Aquarien  öfter  angepflanzt  zu  werden. 

Aponogeton  monostachyus  wird  seiner 

Größenverhältnisse    und    der   langsamen 

Vermehrung   wegen  wahrscheinlich  nicht 

zum  Allgemeingut  der  Aquarienfreunde 

werden.     Für  größere  geheizte  Behälter 

dagegen,  besonders  aber  für  Wasserpflanzenhäuser,  bildet  diese 

neue,   wirklicli    schöne    Art    eine    willkommene   Bereicherimg 

des  verhältnismäßig  nicht  zu  großen  Sortiments  der  tropischen 

Wasserpflanzen. 

Aponogeton  monostachyus  erreicht  bei  gut  kultivierten 
Pflanzen  im  Laufe  eines  Sommers  einen  Durchmesser  von 
50  cm.    die    Blattfläche    eine    Länge    von    1 7    cm    imd    eine 


Sumpf-  und  Wasserpflanzen. 

Aponogeton  monostachyus  L.  f.,  eine  neue 
Wasserpflanze. 

Von  H.  Baum,  Kostock. 

(Hierxu  %wei  Abbildungen.) 

JJiese  schöne,  neue  Wasserpflanze  aus  Ost-Indien 

eingeführt    zu    haben,    ist   da.s   Veidicnst   von  Herrn 

Prof.    Dr.  Göbel,    Direktor    des    Königlichen    bota- 


Aponogeton  monostacl 

Originalaufnahni( 


IX.  6 


Die   Gartenwelt. 


Breite  von  6  cm,  der  Blattstiel  mißt  12— 14  cm*).  Die  Blatt- 
ränder  sind  .stark  gewellt,  die  Blattunterseite  zeigt  sechs 
deutliche  Längsnerven,  und  in  schräger  Richtung  zu  diesen 
ist  über  die  ganze  Rlattunteiseite  eine  charakteristische  braun- 
streitige riiiiklieruiig  ant^oordiirt.  Der  HliUenstiel  erreicht  eine 
Länge  von  'JS  cm,  ilie  Hlütenähre  eine  solche  von  10 — 15  cm; 
es  wird  nur  eine  Rliitonähre  gebildet,  welche  allerdings  an 
der  Basis  mitimter  eine  oder  mehrere  verkümmerte  Soiteii- 
ähren  erkennen  läßt.  Die  gesamte  Ähre  wird  im  Knos]ien- 
stadium  von  einer  häutigen  Hülle  bedeckt,  welche  bei  der 
von  unten  nach  oben  fortschreitenden  Entwickelung  der 
Blüten  immer  weiter  vorgeschoben  wird,  bis  die  ilülle  an 
der  Spitze  schließlich  abgestoßen  wird.  Die  gesamte  Blüten- 
ähre ist  im  Stadium  der  vollen  Blüte  milchweiß,  sämt- 
liche weißgefärbten  Teile  nehmen  aber  nach  dem  Verblühen 
eine  grüne  Färbung  an.  Die  Blumen  sind  geruchlos.  Die 
einzelnen  Blüten  sind  aus  3  —  .5  Fruchtknoten,  5,  mitunter 
auch  0  Stauligefiißen  mit  blaiigrauen 

Staubbeutohi     und     2    Blütenhüll-  , 

14ättern  zusaiiunengesetzt.  Einen 
ähnliehen  einährigen,  aber  viel 
lockeren  Bliitonstand  mit  größeren 
Blütenhüllblättern  entwickelt  Apo- 
nogclon  undulaius  Roxb.,  ebenfalls 
in  Ost-Indien  heimisch,  aber  zurzeit 
noch  nicht  in  Kultur. 

Aponpgelon  monoslachyus  ist 
eine  ünterwasserpflanze,  nur  die 
Blütenähren  erheben  sich  über  die 
Wasserfläche;  nach  dem  Samen- 
ansatz senkt  sich  die  Ähre  wieder 
ins  Wasser,  um  darin  die  Samen 
auszureifen.  Diese  Art  entwickelt 
ebenso  wie  A.  monostachyufi  von 
Zeit  zu  Zeit  einen  Blütenstand  und 
setzt  ebenso  leicht  wie  diese  Samen 
an.  Man  erntet  von  einem  Bluten- 
stand ater  nur  wenige,  etwa 
.") — G  Samen,  die,  um  ihre  Keim- 
fähigkeit zu  bewahren,  bis  ziu- 
Aussaat  im  Wasser  aufbewahrt 
werden  mü.ssen.  Die  Keimnng 
erfolgt  bei  einer  Wassertemperatur 
von  22  — 25"  C.  in  kurzer  Zeit. 
Pflanzen,  die  im  März  ausgesät 
wurden,  entwickelten  in  der  an- 
gegebenen Wassertemperatur  bis 
zum  September  ca.  30 — 3.5  Blätter. 
Die  Pflanzen  brauchen  viel  Nah- 
rung; man  verwende  daher  beim 
Verpflanzen  eine  kräftige,  gut  ver- 
rottete, mit  Lehm  vermischte  Erde 
und  nicht  zu  kleine  Gefäße,  setze 
die  Pflanzen  anfangs  flach  imter 
den  Wasserspiegel  und  bringe  sie 
dann  bei  zunehmendem  Wachstum 
in  eine  Wassertiefe  von  20 — 25  cm. 


,,Di 


Kakteen  und  Sukkulenten. 
Cereiis  triaiigiilaiis  Ilaw. 

Uofgarteiidiiektor  L.  Graebener,  Karlsruli,;  i.  II. 
(IlicrXH  eine   AbhililiuKj.) 
Königin   der    Nacht",    unter    welchem    Namen    Ccr 


*)  Anmerkung  der  Redak- 
tion. Der  kgl.  bot.  Garten  in  München 
besitzt  gleichfalls  prächtige  Exemplare, 
die  von  Herrn  Garteninspektor  Ot  lim  er 
kultiviert  werden. 


Cereus  triangulari; 

fOr  die  „Gartenwelt"  phi 


nyctiatlHs,  r/rmidi'flonis,  Mac  Donaldiae  und  ähnliche  grolUilumige 
Cereen  gehen,  ist  im  allgemeinen  gut  bekannt  und  auch  häufig  in 
Kultui-,  ja  jetzt,  wo  die  Kakteen-Liebhaberei  so  bedeutende  Fort- 
schritte macht,  wird  sie  als  Paradestück  so  wenig  in  einer  Sammlung 
fehlen  wie  das  Oreisenhaupt,  Üephalocereus  {Pilocereiis)  senilis,  der 
gelbstacholige  Echinocaciiis  Ontsonii,  die  langblütigen  Eclnnopsis 
und  ähnliche;  aber  der  abgebildete  Cereus  trimtgularis  IIiiw,  der 
bekannt  zu  werden  verdient,  fehlt  fast  noch  in  jeder  Sammlung. 
Auch  er  ist  ein  Nachtbläher,  ähnelt  in  der  Form  der  „Königin  der 
Nacht-'  und  ist  mindestens  ebenso  groß,  wenn  nicht  größer  als  diese. 
Das  Vaterland  dieser  Pflanze  ist  das  südliche  Mexiko,  wo  sie  in 
lichten  Wäldern  vermöge  der  aus  den 
Gliedern  hervorbrechenden  Wurzeln 
an  Bäumen  mehrere  Meter  hoch  empor- 
steigt oder  Baumstämme  und  Felsen 
überwäclist.  Ist  der  Körper  der  oben 
genannten  Nachtblüber  im  Durchschnitt 
rundlich  oder  vier-  bis  sechskantig,  aber 
immer  verdickt,  so  ist  C.  triangularis 
scharf  dreikantig  mit  breiten  konkaven 
Flügeln,  die  im  Durchschnitt  schmal 
sind.  Die  Pflanze  wild,  wie  schon 
gesagt,  ziemlich  hoch,  ja  sie  blüht 
erst,  wenn  sie  mindestens  einen  Meter 
Höhe  erreicht  bat.  Sie  verzweigt  sich 
reichlich,  die  einzelnen  Triebe  setzen 
sich  auf  dünner  Basis  auf  der  Spitze 
der  Triebe  auf  oder  brechen  seitlich 
aus  dem  Stamme  aus;  sie  erreichen 
bei  uns  durchschnittlich  eine  Länge  von 
etwa  20 — 30  cm,  sollen  in  ihrer  Heimat 
aber  länger  sein.  Die  Blüte  ist  nicht 
schön  in  der  Farbe,  denn  sie  ist  grün- 
lich-gelb, öffnet  sich  nachts,  blübt  den 
andern  Tag  noch,  um  sich  den  nächst- 
folgenden Tag  zu  schHeßen.  Die 
inneren  Blütenblätter  sind  weiß  und 
S'/o  cm  breit,  die  äußeren  grünlich- 
gelben sind  schmal,  zugespitzt  und 
etwa  15  cm  lang.  Die  zahlreichen 
Staubfäden  sind  an  der  Blütenröbre 
angewachsen  und  wie  die  vielver- 
zweigle  Narbe  schwefelgelb.  Der 
Durchmesser  der  ganzen  offenen  Blüte 
betlägt  34  cm.  Der  Geruch  ist  schwach 
unangenehm.  Seltener  in  der  Kultur, 
\nelleicht  gar  nicht  mehr  vorhanden 
ist  die  Form  Cereus  Napoleonis,  die 
weniger  breite  Flügel  und  längern 
Stacheln  hat;  denn  C.  triaiigidaris  bat 
•in  den  etwas  vertieften  Areolen  nur 
3—5  ganz  kui-ze,  etwa  3  mm  lange 
Stacheln.  Der  Name  Napolcouis  soll 
von  der  Form  des  Querschnittes  eint'.s 
Zweiges  herrühren,  welcher  ciiu:.'i  .\a- 
poleonshut  ähnlich  sieht.  Beid'.-  r'li'i- 
zen  sind  schon  am  .\nfanjr  des  vu:-  -.^  , 
Jahrhunderts,  wo  man  den  Kiiln  «"i 
mehr  Aufmerksamkeit  wie  spi!' ;■ 
schenkte,  kultiviert  worden. 


iifgeiio 


Die  Gartenwelt. 


IX,  6 


Gärtnerische  Reiseskizzen. 

Reiseerlebnisse  eines  Sammlers  im  fernen  Westen. 

Von  C.  A.  Purpus,  San  Diego,  Califoinien. 
IV.    (Schluß.) 

Da,  das  Futter  für  die  Maultiere  knapp  wurde,  so  mußte 
ich  am  nächstfolgenden  Tage  aufbrechen.  Wir  fuhren  eine 
kleine  Strecke  auf  einer  Hochebene  dahin,  alsdann  ging  es  auf 
geradezu  halsbrechendem  Wege  hinab  in  das  am  östlichen 
Fuß  des  Gebirges  gelegene  Indian  Spring- Valley,  eine 
trockne,  heiße  Wüste,  in  welcher  ein  kleiner  Bach  entspringt, 
welcher  die  Existenz  einer  Farm  ermöglicht.  Dieses  Tal  wird 
gegen  Osten  von  zwei  steilen  Gebirgsketten,  den  Sheep-  und 
Desert-Gebirgen,  begrenzt,  die  von  tiefen  Cafions  durchfurcht  sind. 
Ich  verweilte  zwei  Tage  auf  der  Farm  und  besuchte  die  öst- 
lichen Abhänge  der  Charleston -Berge,  wo  ich  interessante 
Formen  von  Echinocactus  eylindraceus  und  Wisli^enii  und 
die  schöne  Opuntia  tesselata  fand.  Es  war  Ende  Juni, 
als  wir  die  Farm  verließen  und  im  vollen  Sonnenbrande 
nach  Süden  fuhren,  wo  ich  für  zwei  Tage  am  Lone  Creek 
am  Fuße  der  Sheep  Mountains  Halt  machen  wollte.  Der 
kleine  Bach  war  von  einer  üppigen  Vegetation  eingefaßt, 
zumeist  aus  hohen  Annuellen,  Meliantlius,  üatura,  Gilien  usw. 
bestehend.  Die  Sheep  Mountains  erreichte  ich  nach  zwei- 
stündigem Marscli  durch  eine  trockne  Wüste.  Ein  Pfad 
führte  mich  in  eines  der  merkwürdigen  Canons,  von  welchen 
dieses  Gebirge  durchbrochen  wird.  Diese  Schluchten  ziehen 
sich  tief  in  die  Berge  liinein,  werden  dort  sehr  enge  und 
teilen  sich  in  mehrere  Seitenschluchten,  die  meist  ganz  un- 
passierbar sind,  da  plötzlich  eine  Felswand  sich  erhebt,  die 
man  nicht  zu  überklettern  vermag.  Ich  traf  hier  zum  ersten 
Male  Agave  utahensis,  die  ihre  leuchtendgelben  Blütenschäfte 
über  das  Gestein  erhob.  An  einer  Felswand  fand  ich  ein 
neues,  i'asenbildendes  Olossopetalum  und  ein  neues  Pent- 
s-tetnon,  P.  peiiola7-is,  auch  wuchsen  dieselben  Kakteen  hier, 
die  ich  an  den  Charleston-Bergen  fand.  Im  Sande  eines 
trocknen  Bachbettes  stand  Chilopsis  saligna.  eine  wie  eine 
Weide  aussehende  Bignoniacee,  ferner  die  für  das  südliche 
Wüstengebiet  charakteristische  Acacia  Qreggii.  Das  ganze 
Gebirge  ist  botanisch  hochinteressant,  aber  wegen  Wasser- 
mangel schwer  zugänglich. 

An  einem  der  nächsten  Tage  ging  es  weiter  nach  Vegas 
Valley,  einer  quellenreichen,  von  Bergen  umgebenen  Ebene, 
die  von  mehreren  Farmen  bedeckt  wird.  Das  Vegas  Valley 
ist  eine  der  Oasen  in  dem  unwirtlichen  Wüstengebiet  Nevadas. 
Von  liier  zogen  wir  nach  dreitägiger  Rast  weiter  durch  die 
Vegas-Wüste,  welche  an  Trockenheit  mit  der  Amargosa- 
Wüste   wetteifert. 

Wir  gebrauchten  zwei  Tage,  um  die  Wüste  zu  über- 
schreiten und  lagei-ten  etwa  auf  halbem  Wege.  An  den 
Felsen,  welche  sich  manchmal  'längs  des  Weges  erhoben, 
fand  ich  den  schönen  Echinocactus  polycephalus,  einen  Wüsten- 
Kaktus,  sonst  war  die  Vegetation  dieselbe  wie  in  der  Amar- 
gosa-Wüste,  auch  hier  waren  der  Trockenheit  lialber  die 
Annuellen  nicht  zur  Entwicklung  [gelangt.  Wir  passierten 
mehrere  namenlose  Gräber  und  gelangten  durch  einen  felsigen 
Canon  zum  Muddy  Creek,  der  ein  gut  angebautes,  teilweise 
mit  Wiesen  bedecktes  Tal  durchfließt.  Wir  rasteten  zwei 
Tage  am  Muddy  Creek  und  brachen  dann  wieder  auf,  \\m 
nach  St.  Thomas,  einem  kleinen  M(jrmonenstädtchen,  zu  ge- 


langen. St.  Thomas  liegt  in  einem  breiten  Tal,  durch  welches 
der  Muddy  Creek  Hießt,  es  ist  sehr  fruchtbar,  aber  heiß  im 
Sommer.  Von  St.  Thomas  ging  es  weiter  nach  dem  Virgin 
River,  dessen  schmutzigrotes,  fast  ungenießbares,  in  breitem 
Bette  dahinströmendes  Wasser  von  hohen  felsigen  Ufern, 
„Bluffs",  begrenzt  wird.  An  den  Felsen  wuclisen  Echinocactus 
Wislixenii,  und  Prosopis  pubescens  bildete  Dickiclite,  jedoch 
nur  längs  des  Flusses. 

Auf  sandigem  Wege  ging  es  nun  flußaufwärts,  bis  wir 
kurz  vor  Bunkerville,  einer  Mormonenansiedelung,  für  zwei 
Tage  am  rechten  Ufer  des  Virgin-River  Halt  machten,  da 
ich  die  interessante  Virgin-Range,  eine  teils  granitische,  teils 
aus  Gneis  bestehende  Gebirgskette  besteigen  wollte.  Diese 
Berge  erheben  sich  bis  zu  einer  Höhe  von  2300—2700  m 
und  erstrecken  sich  bis  ins  nördliche  Arizona  und  südliche 
Utah.  Ich  mußte  den  Fluß  durchwaten,  da  das  Gebirge  sich 
am  linken  Ufer  dahinzog.  Nachdem  ich  den  Fluß  über- 
schritten, ging  es  langsam  bergab  auf  trocknen,  fast  vegetations- 
losen Abhängen  bis  zu  einer  Quelle,  wo  sich  einige  Populus 
Fremontü  und  Gebüsch  befanden,  das  sicli  aus  Rhus  trilobota, 
Fraxinus  anomala,  Forestiera,  Weiden  usw.  zusammensetzte. 
Ich  fand  hier  Scharen  der  californischen  Wachtel  (Calii^epla) 
imd  trat  beinahe  auf  eine  Klapperschlange,  als  ich  mich  nach 
einer  Blume  bückte.  An  den  felsigen  Abhängen  des  Gebirges 
fand  ich  eine  interessante  strauchige  Lippia,  ferner  Ptelea, 
Fendlera  rupicola,  Eriodictyon  angustifolium,  von  Kakteen 
Echinocactus  Wislizenii^  Lecontei,  auch  die  schöne  Yucca 
baccaia  kam  hier  vor  und  ging  bis  zur  Region  der  Pinus 
nionophylla,  welche  im  Verein  mit  Juniperus  californica, 
untermischt  mit  zwei  Arctostaphylos-Avten,  die  Bewaldung 
bildeten. 

Am  nächsten  Tage  setzten  wir  imsere  Fahrt  weiter  fluß- 
aufwärts fort  und  erreichten  nach  mehrmaliger  I^berschreitung 
des  Flusses  Bunkerville  am  Fuße  des  Virginpeak,  welcher, 
von  einem  riesigen  Felsenklotz  gekrönt,  die  kleine  Mormonen- 
stxidt  überragte. 

Wir  übernachteten  in  Bimkerville,  wurden  fürchterlich 
von  Mosquitos  zerstochen  und  setzten  früh  am  Morgen  unsere 
Fahrt  fort  nach  Beaverdam,  einer  Mormonenansiedlung 
am  Beaverdam  Creek  im  nördlichen  Arizona,  welche  am  Fuße 
der  schon  in  Utah  sich  befindenden  Beaverdam -Mountains 
(Biberbau-Gebii'ge)  liegt. 

Aus  den  stalaktitenartigen  Kalkfelsen  am  Fuß  des  Ge- 
birges kamen  viele  kleine  Quellen  zum  Vorscliein,  die  von 
Glematis  und    Vitis  arizonica  überwuchert  waren. 

Am  nächsten  Tage,  einem  herrlichen  Julimorgen,  ging 
es  langsam  bergan  über  die  Beaverdamberge,  ein  Sediment- 
gebirge (Kalk  und  Sandstein),  nach  St.  George  in  Utah.  Die 
Abhänge  der  Berge  waren  mit  Larrea  niexicana  und  den 
gewöhnlichen  Wüstensträuchern  bewachsen,  dazwischen  wuchsen 
prächtige  Exemplare  von  Yucca  macrocarpa ,  welche  einen 
kleinen  Stamm  bildet  und  Yucca  baccata,  welche  stammlos  ist. 
Bei  etwa  2300 — 2700  m  erschien  der  .schöne  Echinocactus 
Johnsonii,  ein  sehr  seltener  Kaktus  des  südlichen  Utah, 
welcher,  je  höher  wir  stiegen,  um  so  häufiger  auftrat. 

Gegen  Abend  erreichten  wir  einen  alten  Lagerplatz  am 
Fuße  steiler  Felsen  und  kampierten  hier  bis  zum  nächsten 
Tage.  Die  kurze  Zeit  bis  zum  Einbruch  der  Dunkelheit  be- 
nutzte ich  noch,  um  die  Umgebung  unseres  Lagers  abzusuchen. 
An  den  Felsen  fand  ich  die  bereits  erwähnte  Buddleia  uta- 
hensis, ferner  Agave  utahensis  und  Echinocactus  Wislixenü 
und  Lecontei. 


IX,  6 


Die  Gartenwell. 


Die  dünne  Bewaldung  bestand  aus  den  bereits  erwähnten 
Koniferen.  Leider  mußten  wir  aus  Mangel  an  Futter  für 
die  Tiere  schon  am  folgenden  Morgen  unsere  Reise  fortsetzen. 
Wir  erreichten  den  Paß  noch  vor  Mittag  und  von  hier  bot 
sich  mir  ein  überraschender  Ausblick  üVter  eine  eigentümliche 
Landschaft,  aus  welcher  merkwürdige  phantastisch  geformte 
Sandstcinfelsen  und  steile  Berge  emporragen,  an  deren  Fuße 
sich  grüne  Täler  ausbreiten,  welche  von  dem  emsigen  Volke 
dei-  Mormonen  besiedelt  sind.  Auf  dem  AVege  nach  Santa 
Clara,  im  Tal  gleichen  Namens  gelegen,  trafen  wir  mehrere 
kleine  Lidianerdörfer,  deren  schmutzige  Bewohner,  die  Pah- 
Utes,  vor  ihren  Teepes  herumsaßen,  auch  begegneten  uns 
ganze  Trupps  zu  Pferde  auf  der  Weiterreise.  Die  Siiuaws 
mit  lang  ins  Gesicht  hängendem  Haar. 

Wir  erreichten  Santa  Clara,  am  Bache  gleichen  Namens, 
noch   vor  Abend  und  übernachteten  daselbst. 

Am  nächsten  Tage  setzten  wir  die  Fahrt  nach  St.  George 
fort,  der  kleinen  weltentlegenen  Mormonenstadt,  dem  Ziele 
meiner  Reise.  Wir  hatten  somit  im  Wagen  einen  Weg 
von  etwa  1250  Kilometer  zurückgelegt.  St.  George  liegt  in 
einem  weiten  gut  bewässerten  Tale,  das  sich  am  Fuße  der 
Pine  Valley  Mts.  ausbreitet,  von  denen  die  kleine  Stadt  auch 
ihr  Wasser  zum  Trinken  erhält. 

Die  Gegend  ist  sehr  fruchtbar,  die  Sommer  sind  sehr 
heiß  und  die  Winter  entsprechend  mild.  Feigen  gedeihen 
im  Freien,  auch  gibt  es  hier  sehr  viel  Obst,  so  namentlich 
Pfirsiche  usw. 

Ich  hielt  mich  der  großen  Hitze  wegen  nicht  lange  in 
St.  George  auf  und  wir  traten  von  hier  aus  die  Rückreise 
durch  das  südwestliche  Utah,  das  mittlere  Nevada  und  Kali- 
fornien nach  dem  Ausgangspunkte  meiner  Reise  an. 

Die  auf  dieser  Reise  gesammelten  Stauden  erhielt  die 
rühmlichst  bekannte  Staudengärtnerei  von  Georg  Arends 
in  Ronsdorf. 


Dahlien. 


„Noiu's  1111(1  Alloiiieiiestes"  von  der  VII.  Aiissteüuiig 
der  Deutschen  Dahlien-Gesellschaft  in  Düsseldorf. 

Von  Obergärtiier  Alfred  Kern. 

IlL      (Schluß.) 

1  ast  wollte  es  den  Eindruck  hervorrufen,  als  ob  das 
zur  Schau  gestellte  Neue  der  diesjährigen  Düsseldoiier  Aus- 
stellung in  der  Hauptsache  —  besonders,  was  die  Säralings- 
pflanzen  anlangt  —  auf  englischem  Boden  gewachsen  sei. 
Dem  Uneingeweihten  sei  deshalb  erklärend  bemerkt,  daß  alJe 
englischen  Züchtungen,  die  als  neu  ausgestellt  werden, 
bereits  ein  Jahr  früher  oder  im  .selben  Jahr  in  England  in 
den  Handel  gekommen  sind.  In  England  w-erden  viel  mehr 
ungenügende  Neuheiten  alljährlich  in  den  Handel  gebracht, 
als  in  Deutschland,  wo  man  in  Fachkreisen  schon  jammert, 
wenn  uns  die  vereinten  Züchter  in  einem  Jahre  ein  ganzes 
Dutzend,  zum  Teil  noch  durch  die  Jury  der  Deutschen  Dahlien- 
Gesellschaft  gutgeheißener  Sorten  bescheren.  Genugsam  ist 
ja  von  nichtfachmännischer  Seite  das  Bewertungssystem  der 
Deutschen  Dahlien-Gesellschaft  angefeindet  oder  als  überflüssig 
erklärt  worden,  aber  im  Vergleich  zu  den  viel  größeren 
Jahresausgaben  englischer  Neuzüchtungen,  welche  dort  drüben 
nur  nach  der  abgeschnittenen  Blume   bewertet   werden,  wird 


es  selbst  dem  Nichtfachmanne  erklärlieh  sein,  weshalb 
Deutschland  in  der  Anzahl  der  Züchtungen  noch  gegen  die 
englische  Konkurrenz  zurücksteht;  in  Qualität  nehmen  es 
heute  die  deutschen  Züchter  —  durchschnittlich  genonunen  — 
sehr  wohl  mit  den  Leistungen  ihrer  englischen  Kollegen  auf. 

So  haben  wir  in  „Pius  X"  eine  schneeweiße  Edel- 
Dahlie  von  grünlicher  Grundtönung,  die  von  entzückender, 
einwärts  gebogener  kralliger  Form  ist,  und  deren  äußere 
Blütenblätter  mit  federartigen  Anhängseln  versehen  sind. 
Obwohl  die  Blume  etwas  schwer  ist  und  nur  auf  halblangen 
Stielen  steht,  verdient  sie  mit  Fug  und  Recht  das  ihr  erteilte 
Wertzeugnis  der  D.  D.-G.  mit  der  hohen  Anzahl  von 
85   Punkten. 

Nicht  minder  schiin  und  unbedingt  besser  als  „Spolk.ss 
ljitcen'\  der  sie  in  der  erblühten  Blume  ähnlich  ist,  ist 
„Schöne  Else^\  die  wohl  etwas  höher  wird  als  die  .ähnliche 
englische  Sorte,  dafür  aber  wüchsiger  und  noch  reichblühender 
ist.  Auch  hier  ist  die  Blütenfarbe  ein  Scheines  i-eines  Weiß, 
obgleich  sich  im  Erblühen  ein  zarter  rosiger  Schimmer  in 
der  Blüte  bemerkbar  macht,  der  bei  der  geöffneten  Blume 
gänzlich  verschwindet.  „Coronation^\  offenbar  eine  Züchtung 
des  Krönungsjahres  des  Königs  Eduards,  hat  sich  auch  bei 
uns  schon  den  Ruf  erworben,  eine  der  dekorativsten  roten 
Dahlien  zu  sein.  Sie  ähnelt  in  der  B'ärbung  der  ^Rakete'-'-, 
ist  aber  feinstrahliger  und  hat  sehr  straffe  Stiele. 

„Pink  Pearl'^  (die  rosa  Perle)  wäre  mit  „Kriemhilde" 
vergleichbar,  doch  ist  sie  voller,  feinpetaliger  imd  auch 
strahliger  geformt,  während  der  Cremeton  in  der  Mitte  etwas 
weniger  scharf  abgegrenzt  erscheint. 

„Charm'-'  und  „Ringdove^'-  sind  zwei  englische  Züchtungen, 
die  erstere  neueren  Datums,  welche  sich  sehr  ähneln.  Die 
äußeren  Petalen  sind  fein  terrakottafarben,  nach  den  Spitzen 
hellgelb  gefärbt,  während  die  Blütenmitte  in  einen  helleren 
Schwefelton  verblaßt. 

Liebhabern  von  bunten  Dahlien  sei  „6'<rM«s"  genannt, 
eine  gelb  und  rot  gestrichelte  Blume,  ähnlich,  wie  unser 
bald  vergessener  „ßfonosrt"- Sport  „Badenia"  gefärbt,  gegen 
jene  aber  viel  feinere  Form  besitzend. 

„Mikado^'-  war  in  ganz  wunderbaren  Blumen  ausgestellt. 
Es  kann  einen  mit  Stolz  erfüllen,  daß  das  eine  deutsche 
Züchtung  ist.  Sie  wurde  als  Chrysanthemum-Dahlie  in  diesem 
Jahre  empfolüen,  eine  Bezeichnung,  die  sie  auch  verdient; 
denn  tatsächlich  kann  die  schönste  Chrysanthemum-Schau- 
blume nicht  schöner  in  ihrer  imposanten,  weit  und  leicht  aus- 
gestrahlten Blüte  sein,  wie  „Mikado^'.  Bedauerlich  ist  es, 
daß  der  Einführer  dieser  Neuheit  diese  Sorte  zu  früh  in 
den  Handel  gegeben  hat,  denn  er  konnte,  wie  er  mir  sagte, 
kaum  der  Hälfte  des  Bedarfes  genügen. 

,,il/(7.-rtf/o"  wird  auf  viele  Jahre  hinaus  das  Ideal  in 
Forinenschiinheit  bei  einer  gut  verwendbaren  Farbe  bleiben, 
zumal  diese  Züchtung  im  Gegensatz  zu  englischen  riesen- 
blumigen Edel-Dahlien  wie  „Red  Rover'^  und  anderen  von 
einem  vorzüglichen  Stiel  getragen  wird. 

„Mrs.  K.  L.  Bronsson'''  ist  in  ihrem  Farbton  der 
deutschen  Neuheit  „Totti"'-  ähnlich,  hat  also  eine  aprikosen- 
farbene  Blüte  auf  zitronengelbem  Grunde,  nur  ist  sie  fein- 
strahliger als  jene,  ob  aber  auch  so  blütenreich,  das  wird 
das  nächste  Jahr  ergeben. 

„Comet^\  lilarosa,  bunt  gestrichelt,  gehört  zu  den  Lieb- 
haber-Züchtungen. 

„Peace'-\  eine  kleinblumige  englische  Züchtung,  ist 
schon    einige   Jahre   im    Handel,  aber  uocli  wenig   verbreitet; 


Ü6 


Die  Gartenwelt. 


IX, 


sie  ist  wohl  eine  der  besten  weißen  Dekorations-Dalilien, 
weil  sie  sehr  reichblühend  ist  und  dabei  niedrig  in  der 
Pflanze  bleibt.     Sie  hat  einen  scliönen  Elfenbeinton. 

„Grelchen^\  ebenfalls  sehr  blütenreich,  ist  für  alle  Zwecke 
gilt  zu  verwenden,  bringt  jedoch  bei  ihrer  Reichblütigkeit 
nicht  immer  korrekt  geformte  Blüten. 

Eine  j^i'ächtige,  regelmäßig  erstrahlende  Blüte  hat  „Sun- 
rise^^  (Sonnenaufgang),  matt  terrakottarosa  in  den  äußeren 
Fetalen,  nach  innen  zu  leicht  übergehend  in  eine  goldige 
Färbung. 

Wie  leicht  man  Dahlien  ungerecht  verurteilen  kann, 
zeigte  uns  die  Erfurter-NeuzQchtung  „D/e  7'ee",  die  sich  bei 
den  Dahlien-Züchtern  keines  guten  Rufes  erfreut,  die  aber 
eine  Trierische  Firma  in  wundervollen  langstieligen  Blüten 
ausgestellt  liatte,  wie  überhaupt  die  Blumen  dieser-  Aus- 
steller von  außerordentlicher  Schönheit  waren. 

Das  Ausstellen  von  langstieligen  Dahlien-Blumen,  woliei 
immer  einzelne  Sorten  an  Stäben  oder  mit  Draht  unterbunden 
werden  müssen,  hat  sein  Aber.  Bei  den  ersten  Ausstellungen 
der  D.  D.-G.  wurde  streng  auf  langstieliges  Ausstellen 
gesehen,  daß  aber  die  Züchter  dabei  schlecht  weg  kamen, 
welche  ihre  Blumen  eine  ganze  Tagereise  weit  zu  den  Aus- 
stellungen hin  bringen  mußten,  sah  man  bald  ein  und  deshalb 
wurde  diese  strenge  Bestimmung  aufgehoben.  So  wird  jede 
Dahlien -Ausstellung  —  das  sei  hier  nebenbei  bemerkt  — 
immer  den  Ausstellern  den  größeren  Vorteil  bringen,  die  infolge 
der  Nähe  des  Ausstellungsortes  täglich  neue  Blumen  bringen 
können.  Wenn  aber  eine  Dahlien-Schau  fünf  Tage  währt, 
so  ist  es  ausgesclüossen,  im  Gesamtbild  langstielig  geschnittene 
Blüten,  womöglich   noch   mit  Blättern   versehen,  vorzufi'ihren. 

Eine  Züchtung  derselben  Erfurter  Firma,  welche  „Die 
Fee'-'-  einführte,  ist  „T-Uatiia'\  eine  Sorte,  die  zu  plump  ist, 
um  schön  zu  sein.  Sie  ist  samtig  purpurfarben  und  nur 
dem  ausgeprägten  Licbliaber  zu  empfehlen,  zumal  nicht  jede 
Blume  vollkommen  wird.  Ebenfalls  nur  Liebhaberwert  hat 
„Gigantea",  auch  eine  riesenblumige  Hybride,  die  sonderbarer- 
weise von  „Mrs.    Pearl"  abstammt. 

Eine  reizende  gelbe  Züchtung  ist  „Kanarienvogel-^,  wie 
schon  der  Name  sagt,  kanariengelb  mit  kleinen  spitzstrahligen 
sternigen  Blumen,  welche  auf  einer  ebenfalls  kleinen  Pflanze 
stehen.  Sie  ist  unter  allen  gelben  Züchtungen  bisher  wohl 
die  niedrigste  und  denen,  welche  hochwachsende  Dahlien 
nicht  lieben,  besonders  zu  empfehlen. 

„Rolher",  eine  Züchtung  vom  Rheine,  scheint  als  dunkel- 
rote, reichblühende  Dekoratious-Dahlie  jjassend  zu  sein, 
während  mir  „Yellow- Gern"  nicht  -  ganz  der  „gelbe  Edel- 
stein" zu  sein  scheint  wie  es  der  Name  besagt,  weil  sie 
einen  schlechten  Stiel  besitzt.  Die  Form  ist  schön  sternig 
gebaut. 

Eine  nie  versagende  Dekorations-Dahlic  ist  luid  bleibt 
„Brimh-ilde",  die  gleichfalls  nicht  sehr  hoch  wird.  Sie  ist 
bläulich  ]iuri)ur  oder  sagen  wir  pflaumenfarben  imd  hat  bei 
großer  l'Viili zeitigkeit  im  Flor  spateiförmig  abgerundete  Fetalen. 

„llungaria",  auch  eine  deutsche  Züchtung  wie  vorige, 
hat  ein  schönes,  volles  Orangerot,  und  wenn  sie  auch  nicht 
allzu  fein  geformt  ist,  hat  sie  doch  großen  Wert  als  Garten- 
ausschmückimgssoi-te,  weil  die  Blumen  in  ihrer  frischen  Färbung 
weit  aus  der  Pflanze  herausleuchten. 

Ebenfalls  in  der  Hauptsache  eine  Gartenschmucksorte 
ist  „Deutscher  Gartenkünstler"  mit  weit  aus  dem  Laube 
blühenden  straldigen,  bronzefarbenen,  nach  der  Mitte  zu 
orangegolblichen  ]51üten. 


„Alexander  hnmer",  die.  wohl  die  schwärzeste  Dahlie 
ist,  die  wir  bis  heute  besitzen,  hat  den  einen  Fehler,  daß 
sie  voll  erblüht,  in  der  Mitte  leicht  etwas  hohl  wird.  Sie 
verlangt  daher,  lun  gut  zu  gedeihen,  besonders  kräftigen  Boden. 

„Dainty",  die  mit  vielem  Pomp  seitens  einer  Firma  als 
die  derzeitig  schönste  rosige  Dahlie  in  den  Handel  gegeben 
wurde,  ist  weniger  rosagrundig  als  ihr  damals  angedichtet 
wurde.  Es  ist  überhaupt  schwer,  auf  englische  Farb- 
beschreibungen hin  eine  Dahlie  in  den  Handel  zu  geben,  mit 
der  Gewißheit,  der  Wahrheit  nahe  zu  kommen.  In  Wirklichkeit 
sind  die  äußeren  Fetalen  dieser  außergewöhnlich  schönen 
Neuziichtung  frischrosig  mit  terrakotta,  wodtn-ch  ein  prächtiger 
Mischton  entsteht;  die  Spitzen  der  Blütenblätter  scliimmern 
gelblich,  welche  FärbuTig  auch  aus  der  Mitte  der  Blüten- 
blätter hervortritt.  Der  Stiel  ist  befriedigend,  doch  blüht 
diese  Züchtung  etwas  im  Laube.  Bei  Tage  gesehen  i.'il  die 
Blüte  schon  eine  Schönheit,  während  sich  diese  Farbwirknng 
liei  Licht  noch  bedeutend  erliöht. 

AVeil  ich  als  gewissenhafter  Berichterstatter  auch  das 
anführe,  was  wir  missen  können,  nenne  ich  „Princess"-  als 
überflüssig.  Die  Blume  ist  zu  flattrig  und  zu  leicht,  wenn- 
gleich der  nelkenrosae  Ton  annehmbar  wäre.  Aber  sie  hat 
die  unangenehme  Eigenschaft,  ein  schlechter  Blüher  zu  sein. 
Wie  die  vorige,  ebenfalls  eine  englische  Züchtung,  ist„IF. /<■. 
Baldincj"  auch  kein  reicher  Blüher,  wenngleich  die  aus- 
gestellten Blumen  schön  zu  nennen  waren;  Farbe  bernstein- 
orange, Mitte  in  Gelb  verlaufend. 

Schön  in  der  Färbung  ist  noch  „Sweet ,  Nell-\  Blüte 
si-hfin  rnscnrnt,  mit  oinor  leiilfr  nur  U'iflit  tcefüllten  aprikosen- 
larl-nrii  Miilr,  ]'„■]  all  ilir.T  FailH.n.rl„-„,l„.it,  wird  sie  nie 
eiiiv  -j-nlJ'j  SniiL'  wri'drii.  l'jii  ivirlnT  jü ülicr  ist  dagegen 
„i<lcrnscltniipi>e'\  wenngleicli  nur  mäßig  in  der  Farbenwirkung. 
Maisfarbig,  Mitte  gelb,  wäre  diese  Färbung  zu  bezeichnen. 

„Mabel  TuUoch"  steht  in  der  Blüte  fast  rechtwiidilig 
zum  Stiel,  blüht  aber  nicht  über  dem  Laube  und  hat  eine 
aus  Gelb  und  Rosa  bestehende  Mischfarbe;  sie  ist  recht  mäßig 
im  Werte. 

Einige  deutsche  Züchter  befassen  sich  neuerdings 
mit  der  Zucht  von  Zwerg-Edel-Dahlieu.  Wenngleich  man 
noch  nicht  von  vollendeten  Züchtungen  reden  kann,  wie 
wir  eine  solche  in  der  alten  englischen  Sorte  „Oporio  Tau" 
haben,  so  sind  immerhin  „Piwk",  welche  ein  sehr  reicher 
Blüher  ist,  mit  orangescharlach  gefärbten  Blüten,  „Zaunkönig'\ 
leuchtend  karmoisin,  S])itzen  heller,  ebenfalls  ein  i-echt 
befriedigender  Blühei*,  und  „Citronenvogel"  mit  weit  über  dem 
Laube  stehenden,  gut  gebauten  gelben  Blüten,  welche  iu  den 
Spitzen  der  Fetalen  rosig  verblassen,  beachtenswert.  Ob 
„Harter  Kind",  in  Form  und  Farbe  „Island  Queen"  nahe- 
kommend, jedoch  etwas  melir  rosiger  im  Gruudton  und,  wie 
man  sagt,  ein  außerordentlicher  und  freier  Blüher,  sowie 
„Neck",  bläulich-rot,  Blüten  selu'  spitzpetalig,  auf  einem  sehr 
drahtigen  Stiele  stehend,  ebenfalls  Zwergedeldahlien  sind,  ver- 
mag ich  nicht  bestimmt  zu  behaupten,  den  Blüten  nach  war 
dies  sehr  wohl  anzunehmen. 

In  der  Sorte  „Freibeuter",  einer  noch  nicht  im  Handel 
befindlichen  Neuzüchtung,  haben  wir  eine,  wenn  ich  es 
vergleichshalber  sagen  soll,  riesenblumige  „Bridesmaid"  vor 
uns.  Die  Blumen  haben  einen  vorzüglichen  starken  Stiel 
und  von  ihrem  Züchter  wurde  auch  die  Reichblütigkeit  der 
Sorte  gelobt. 

Eine  noch  neue  Dahliensorte  mit  kleinen  reizenden 
Blütchcn  in  einer  frischen  angenehmen  bläulich-rosaeu  Färbung 


IX,  ß 


Die  Gartenwelt. 


67 


wurde  zu  Ehren  dos  Fneclliofsinspektors  Kittel  in  Düsseldorf 
.Jnspektw  Kittet  getauft,  und  wenn  sie  so  viele  Vorzüge  be- 
sitzt, wie  ihr  Pate,  der  ja  vielen  in  Düsseldorf  gewesenen 
Kollegen  in  seiner  unermüdlichen  Liebenswürdigkeit  wohl 
bekannt  geworden  ist,  so  wird  ihr  wohl  überall  eine  gute 
Aufnahme  beschieden  sein.  „Inspektor  Kittel-^  soll  bei  einem 
mäßig  langen  aber  festen  Stiele,  wie  man  sirti  überzcntren 
konnte,  besonders  reich- 
blühend und  wertvoll  in 
dekorativer  Bezieluuig  sein. 
Ich  kann  meine  Aiis- 
stellungsbesprechungeii  nicht 
schließen,  ohne  im  Gegcn- 
.satz  zu  anderen,  die  mit 
vielen  Woiten  im  Iteporter- 
tiine  iiii-hts  sagten,  zu  sagen, 
daß  die  <iosamtleistungen  der 
Aussteller  in  einem  Farb- 
bilde vornehmstorund  feinster 
Art  harmonisch  zusammen- 
wirkten und  daß  die  er- 
schienenen Ausstoller  der 
Deutschen  D.-G.  mit  viel 
Mühe  und  Fleiß,  ob  sie  kleine 
0(h3r  große  Aussteller  waren, 
das  zusammenbrachten,  was 
ihnen  ein  unglücklicher 
Dahlien-Sommor  nur  irgend 
ermöglichte.  Über  solche  Aus- 
stcllungsleistungen  gleich- 
mütig hinwegzusehen,  das 
kann  schließlich  jeder  Be- 
richterstatter, aber  mit  etwas 
Fleiß,  Eifahrung  und  gutem 
Willen  sich  in  die  Einzel- 
heiten hineinvertiefen,  um 
den  Lesern  dienlich  zu  sein, 
die  sich  aus  dem  großen 
Wiri-warr  alljähilicher  Neu- 
heiten schwer  herausfinden 
können,  das  ist  schließlich 
doch  eine  andere  Sache,  der 
ich  mich  gerne  zum  Wohle 
der  Leser  der  Gartenwelt 
unterzogen  habe,  ohne  An- 
spruch darauf  zu  machen, 
daß  ich  in  allen  meinen 
Ausfülu'ungen  und  Behaup- 
tungen unumstößlich  Recht 
hätte. 


durch  kräftiger,,  gedmngonen,  aufrechton  Wuchs  aus.  Iliro  Bhuiien 
erscheinen  zumeist  einzeln  an  25  bis  40  oiti  langen  Trieben.  Die 
Knospen^  sind  eiförmig,  diu  halbgeöffnete  Blume  ist  von  liprückonder 
Eleganz.  Im  vollen  Flor  erreichen  die  Blumen  einen  Durchmesser 
von  10  cm  und  sind,  wie  die  Abbildung  zeigt,  stark  gefüllt  und  von 
ebenmäßigem    Bau.      Die    Farbe    ist    hellgelb    bis    dunkclgelb.      Die 


äuRe 


1,  graziös  zurückgebogenen  Blume 


Der  llurt  der  B 


ätte 

si 

id 

weiß   un 

1  a> 
Die 

Ku 

rh 

,,Alha-t 

rosa 


Ihff' 

iiiiiii»-^  ist  für  kalte  und  warme 
Kl  ti  11,  fiii'  den  Schnitt  und 
II  ' '  iiiciiausschmückunggleich 
u-:i ■■"!!.  Sie  blüht  dankbar 
iuiii  jedes  Auge  treibt  leicht 
aus.  Sie  wurde  dem  Leiter 
des  Sangerliauser  Vereinsrosa- 
riuras,  Albort  floffmann,  zu 
Ehren  benaunt.  IJo.senkenner, 
wie  0.  Jacobs,  Weitendorf. 
E.  M.  J.  Krorame,  Gescliäfis- 
führer  des  holländischen  Küsen- 
Vereins,  Arthur  William 
Paul,  Waltham  Gross,  England, 
sjjrachen  sich  sehr  lobend  über 
meinen  Sämling  aus  und  ich 
hoffe,  daß  alle,  die  ihn  in  Kultur 
nehmen,  zum  gleichen  Urteil 
gelangen.  Ich  verweise  auf  das 
Inserat  in  dieser  Nummer. 


Neue  Teerose  „Albert  Hoffmann". 

der  Roseugärtuerei  von  N.  Welter,  Trier,  für  die  ,,Ga 


Rosen. 
Die  iioiip  Teerose  „Albort  lloll'manii". 

Von  Nicola  Welter,  Rosenzüchter,  Pallien  bei  Trier. 
(llierxu  eine  Abbildung.) 

i\.uf  der  Kosenschau  in  Düsseldorf  im  Sommer  dieses  Jahres 
riogtc  der  mit  No.  2131  bezeichnete  Sämling,  ein  Kreuzungs- 
ri,'ebnis  zwischen  „Snuretiir  de  Catlicriiie  Guillot"  und  weißer 
Mamaii  Cucliet",  Aufsehen.  Diese  Teerose,  der  ich  den  Namen 
Albert   Hoffmann"   gegeben    habe,   zeichnet  sich  vor   allen  anderen 


Topfpflanzen. 

Zur  Kultur  der  Fiiclisie 

„Andenken  an  Heinrich 

Henkel". 

W  enn  ich  auf  diese  Sorte 
zurückkonune,  so  geschieht  es 
nicht,  um  sie  zu  empfehlen, 
denn  einer  Empfehlung  bedarf 
sie  nicht  mehr.  Sie  ist  aner- 
kannt. Wohl  aber  muß  ich 
wiederholen,  daß  man  sie 
nicht  anders  als  in  der  vollen 
Sonne  kultivieren  muß,  wenn 
sie  ihre  ganze  Schönheit  und 
Blühwilligkeit  entfalten  soll.  Ich 
habe  sie  iu  Töpfen  und  aus- 
gepflanzt als  Gartenschmuek  ver- 
wendet, und  überall  da,  wo  sie 
in  vollster  Sonne  steht,  blüht 
nat.  Gr.)  sie    ununterbrochen    von.  Mitte 

weif  photogr.  aufgen.  Juni  ab  und  leuchtet  wie 
ein  Begonienbeet,  während  sie 
im  Halbschatten  beinalie  so  kümmerhch  war,  wie  die  Exemplare  auf 
der  internationalen  Herbstausstellung  in  Düsseldorf,  die  sonst  so 
außerordentlich  viel  Schönes  bot.  Ich  muß  gestehen,  bei  ihrem 
Anblick  habe  ich  mich  etwas  geschämt.  Der  diese  Pflanze  kultiviert 
hat,  hätte  besser  getan,  sie  nicht  auszustellen. 

Also  Fuchsie  „AtulenkeH  an  Heinrick  Henkel"  will  ganz  im 
Gegensatz  zu  andern  Sorten  den  Standort  so  sonnig  wie  nur  möglich 
und  zwar  im  Freien  haben.  Jede  Kultur  unter  gekalkten  und 
schattierten  Fenstern  oder  sonstigen  Schutzvorrichtuugen  gegen  Sonne 
und  Luft  ist  einfach  schädlich.  F.  Rehneit. 


68 


Die  Gartenwelt. 


IX, 


Landschaftsgärtnerei. 

Der  Arbeityplaii. 

Von  V.  Kühn,  Plauen  i.  V. 
(Hier MC  die  Farbentafel.) 

,, Verlangt  wird  ein  Reinplan  und  ein  Arbeits- 
plan", das  ist  zumeist  eine  der  regelmäßig  wieder- 
kehrenden Forderungen,  die  das  Programm  bei  Aus- 
schreibung eines  gärtnerischen  Wettbewerbs  enthält. 
Wenn  man  sich  beim  Betrachten  der  eingegangenen 
Pläne  dann  fragt,  was  der  eigentliche  ünteischicd  des 
Rcinplanes  und  des  Arbeitsplanes  sei,  dann  kann  man 
sehr  oft  sehen,  daß  beide  Pläne  sich  im  Grunde  nur 
durch  die  Ausführung  und  durch  die  Einzeichnung  von 
Horizontalkurven  in  den  Arbeitsplan,  wie  sie  das  neue 
Terrain  verlangt,  unterscheiden.  Es  scheint,  als  wäre 
der  Reinj^lan  dazu  bestimmt,  ein  angenehmes  Bild  über 
Wegeführung  und  Verteilung  von  Rasen,  Wasser,  Pflanzung 
zu  geben,  während  an  den  Arbeitsplan  keine  andere 
Forderung  zu  stellen  sei,  als  daß  er  über  die  geplanten 
Höhenverhältnisse  etwas  Aufschluß  gebe.  Bei  einem 
kleinen  Hausgarten  und  bei  einem  Gelände,  das  fast 
eben  liegt  und  vor  der  Bearbeitung  nichts  weiter  als 
AViesen-  oder  Feldfläche  darstellt,  mag  so  ein  Arbeits- 
plan genügen,  bisweilen  überhaupt  nicht  nötig  sein. 
Haben  wir  es  aber  mit  einer  großen  Fläche  zu  tun,  mit 
(iinem  Gelände,  das  starke  Höhenunterschiede  zeigt,  Boden-' 
bewegung  bei  der  Ausführung  der  Anlagen  verlangt, 
(Ui.s  schon  Pflanzungen,  einzelne  Bäume,  Wiesen,  Wasser- 
läufe, Gebäude  usw.  enthält,  so  sind  an  einen  guten 
Arbeitsplan  ganz  andere  Anforderungen  zu  stellen.  Es 
muß  ein  Plan  sein,  der  auch  den  Namen  ,,ArbeitK- 
])lan"  verdient;  nicht  nur  etwa  dadurch,  daß  er  mehr 
Arbeit  als  ein  Reinplau  verursacht,  sondern  er  uuiß  auch 
wirklich  etwas  erkennen  lassen  von  der  Arbeit,  die  zur 
Durchführung  des  Projektes  zu  leisten  ist. 

Nehmen  wir  z.  B.  eine  Aufgabe,  die  heut  häufig 
ein  Wettbewerb  stellt,  die  Herstellung  eines  Stadt- 
parkes an,  auf  einem  Terrain,  wie  das  eben  erwähnte. 
AVas  ist  im  Grunde  genommen  an  Zeichnungen  für  eine 
eingehende  Bearbeitung  und  Berechnung  der  Kosten 
nötig  neben  einem  sauber  gezeichneten  Reiuplan? 
Zunächst  muß  das  vorhandene  Terrain  in  allen  seinen 
Einzelheiten  und  in  seinen  Höhen  dargestellt  werden, 
das  gleiche  muß  für  die  geplante  Situation  gefordert 
werden.  Zieht  man  es  nicht  vor,  die  Erdbewegung  aus 
dem  Quadratinhalt  der  Flächen  zwischen  den  Horizontalen 
zu  berechnen,  so  sind  besondere  Profilzeichnungen  an- 
zufertigen. Auch  ein  Bepflanznngsplan  wird  zumeist 
nötig  sein  und  für  größere  Trcppenanlagen,  Blumenbeete 
und  sonstige  Einzelheiten,  die  Darstellung  in  einem 
größeren  Maßstabe  für  ihre  genaue  Veranschlagung  und 
Herstellung  verlangen,  sind  besondere  Zeichnungen  aus- 
zuführen. Den  beiden  ersten  Forderungen,  Darstellung 
der  vorhandenen  und  geplanten  Lige,  entsprechen  wir  am 
besten  auf  einem  Blatte,  dem  Arbeitspläne.     Die  Farben- 


tafel, die  der  heutigen  Nummer  beiliegt,  zeigt  annähernd, 
wie  ein  solcher  Arbeitsplan  ausgeführt  werden  kann, 
nach  einer  Methode,  deren  Brauchbarkeit  sich  in  meiner 
Praxis  schon  oft  bewährt  hat.  So  werden  jetzt  zu  fast 
allen  Entwürfen  von  Gartenanlagen  für  die  Stadt  Plauen 
derartige  Zeichnungen  verlangt.  Bemerken  möchte  ich 
zur  Farbentafel,  daß  mit  Rücksicht  auf  eine  Verein- 
fachung der  Reproduktion  hier  weniger  Farben,  als  es 
in  der  Praxis  vorteilhaft  ist,  verwendet  und  einige 
durch  Schraffierung  ersetzt  worden  sind  und  daß  wegen 
technischer  Schwierigkeiten  eine  genaue  AViedergabe  der 
Vorlage  nicht  möglich  war. 

Bei  der  Herstellung  eines  solchen  Arbeitsplanes, 
dem  Durcheinanderzeichnen  von  eigentlich  zwei  Plänen, 
wird  zunächst  ein  Gewirr  von  Linien  entstehen,  das  alle 
Aufmerksamkeit  des  Zeichners  beansprucht.  Beim  Aus- 
ziehen ist  aber  leicht  Klarheit  hineinzubringen,  indem 
die  verschiedenen  Linien  in  verschiedenen  Farben  und 
in  verschiedener  Strichelung  ausgezogen  werden  und 
alsdann  die  einzelnen  Flächen  durch  Überlegen  mit 
kräftigen  Farbentönen  hervorgehoben  werden.  So  ist  man 
in  der  Lage,  auf  einem  Blatte  das  Verhältnis  zwischen 
alter  und  neuer  Situation  zur  Anschauung  zu  bringen, 
das  Ineinandergreifen  beider,  die  geschickte  Ausnutzung 
gegebener  Vorteile,  der  vorhandenen  Pflanzungen  usw. 
darzustellen.  Man  kann  zeigen,  was  beseitigt  werden 
muß,  was  zu  erhalten  und  was  neu  zu  schaffen  ist.  Die 
Bodenbewegung  wird  durch  Einzeichnen  der  alten  und 
neuen  Horizontalkurven  veranschaulicht  und  durch  einige 
Profile,  die  man  aus  ihnen  an  Stellen,  die  die  geplanten 
Veränderungen    am    besten  erkennen  lassen,  konstruiert. 

Zu  den  Einzelheiten  der  Ausführung  sei  folgendes 
licmerkt:  Regel  ist,  daß  das  Alte  io  schwarzer  Tusche 
ausgezogen  wird  und  die  Flächen,  die  man  zusammen- 
fassen und  hervorheben  will,  grau  abgetönt  werden.  Die 
neue  Situation  wird  dagegen  in  roten  Linien  ausgezogen 
und  durch  verschiedene  starke  Farben  hervorgehoben. 
Mit  recht  feinen  schwarzen  Sti-ichen  zieht  man  zunächst 
die  Grundstücksgrenzen,  wie  sie  von  Grenzstein  zu 
Grenzstein  verlaufen,  aus.  Zäune  werden  durch  fein 
gestrichelte  Linien  mit  kleinen  Kreuzen  in  kurzen  Ab- 
ständen angegeben.  Gebäude  werden  ausgezogen  und, 
wenn  sie  von  Stein  sind,  mit  starkem  Schattenstrich  ver- 
sehen. Ihre  Fläche  -wird  mit  stark  verdünnter  schwarzer 
Tusche  leicht  grau  angelegt.  Den  gleichen  Ton  kann  man 
zum  Anlegen  der  etwa  vorhandenen  Wegeflächen  be- 
nutzen, deren  Randlinien  gestrichelt  werden.  Überhaupt 
kann  man  beim  Ausziehen  der  alten  Lage  die  Strichelung 
der  Linien,  die  keine  ganz  scharfen  Grenzen  darstellen, 
als  Regel  annehmen.  Bestehende  Pflanzungen  werden 
so  umrändert,  während  man  Bäume  in  der  bekannten 
Weise  angibt  und  grau  abtönt.  Die  Pflanzungen  werden 
entweder  auch  vollständig  grau  dünn  überlegt,  oder  man 
umzieht  sie  nur,  um  die  Fläche  für  sich  mehr  abzu- 
schließen, mit  einem  grauen  Rand,  wie  es  die  Tafel  zeigt. 
Mit  Vorteil  unterscheidet   mau   nach  Art  der   Geometer 


■x# 


IX,  6 


Die  Gartenvvelt. 


Laubliolzbestände  durch  Ausfüllen  mit  runden  Häkchen 
mit    Sclnittenstrich    von    N  a  d  e  Ih  o  1  z  flächen,    die    mit 
ähnlichen,  aber  oben   spitzen  Häkchen    auszufüllen    sind. 
Wiesen  flächen  deutet  man  durcli  Verteilung  von  je  zwei 
kleinen  feineu   Strichelcheu  an,  nasse  Stellen  durch  un- 
regelmäßige wagerechte  Striche  (vergl.  den  Plan).  Letztere 
müßten    nach    den    allgemein    gültigen    Vorschriften   für 
Kartenzeichnungen  in  J31au  ausgezogen  werden,  da  aber 
Blau  zum  Ausziehen    der   geplanten    Wasseraniagen    ge- 
braucht wird,  ist  Schwarz  hier  vorzuziehen.  Das  gleiche 
gilt  für  vorhandene  Teichflächen.     Sie  sind  außerdem 
durch  eine  starke  graue  Umränderung,  die  nach  innen 
verwaschen  wird,  herauszuheben.     (In  der  Tafel  sind  aus 
dem    weiter   oben   erwähnten  Grunde   Wasserlinien    ver- 
wendet und  die  ganze  Fläche  ist  gleichmäßig  grau  über- 
legt.)     Gräben    werden    durch    starke    schwarze    unter- 
brochene Linien  bezeichnet.     Ihre  Unterführungen  unter 
Wege  werden  fein  gestrichelt.     Die  Horizontalkurven 
gibt    mau    zur   leichteren    Unterscheidung    von    anderen 
Linien    in     Sepiatusche     an    und    läßt    beim    Ausziehen 
Strich    und  Punkt  abwechseln.      Allemal  die  fünfte  und 
zehnte  hebt   man   durch  starken  Strich   hervor.     An  den 
Rändern  der  Zeichnung  schreibt    man    neben    die   Hori- 
zontale ihre  Höhenzahl.    Hat  man  die  Nivellementspunkte, 
ilio  zu   ihrer  Konstruktion    nötig   waren,   zur  Verfügung, 
so  zeichnet   man   sie  als   kleine  Kreise  ein  und  schreibt 
die    Höhenzahl   in    Schwarz    dazu.     Im    Gegensatz    dazu 
werden  die  Horizontalen^der  neuen  Lage,  sowie  alle 
darauf    bezüglichen    Höhenzahlen     durch    Zinnoberrot 
bezeichnet.     Liegt  aber  eine  Horizontale  in  einer  Wasser- 
fläche,   so    ist   .sie    blau    anzugeben.     Die    Zahlen    sind, 
wenn    möglich,    stets    auf  N.  N.,    d.  h.  Höhe    über    dem 
Meeresspiegel,  zu  beziehen,  andernfalls  ist  als  Nullpunkt 
einer  der  tiefsten  Punkte  zu  wählen,  so  daß  die  Höhen- 
zahlen  stets  positiv  sind.     Anzugeben  sind  in  dem  Plane 
ihrer  Lage  nach  die  zur  Berechnung  nötigen  Profile,  und 
zwar  durch  einen  schwarzen  Strich.     Ausgezogen  werden 
nur    einige    zur    Erleichterung    der    Übersicht    über   die 
Bodenbewegung,   die  allein   durch  Horizontalen  nicht  so 
ins  Auge  fallend  darzustellen  ist.    Es  ist  vorteilhaft,  für  die 
Höhen  in  den  Profilen  den  doppelten  Maßstab  der  Längen 
anzuwenden.     Neben  der  Grundlinie  des  Profils  muß  be- 
merkt sein,   wieviel   sie  über   dem  Nullpunkt  liegt.     Sie 
ist  stets  auf  eine  runde   Höhenzahl    zu   legen,   z.  B.   10, 
20,  30  usw.     Die  Höhenzahlen  sind  aber,  auf  den  Null- 
punkt bezogen,   einzuschreiben.     Auch    in    den    Profilen 
werden  Punkte  und  Ordinalen,   soweit   sie    sich    auf  die 
alten    Höhen     beziehen,    mit    Schwarz    ausgezogen,    die 
anderen    mit    Zinnoberrot.     Die    alte    Terrainlinie     be- 
zeichnet   ein    starker   schwarzer,  die    neue    ein    starker 
zinnoberroter  Strich.     Stellt  die  Fläche  zwischen  beiden 
Auftrag  dar,  so  ist  sie  zinnoberrot  anzulegen,  der  Abtrag 
dagegen  wird   in  starkem    Grau   mit   verdünnter  Tusche 
angelegt.     Die  Terrainlinie,  wie  sie  sich  in  Zukunft  dar- 
stellen   soll,     wird    mit    einem    schmalen,     nach    unten 
zerrissenen  Streifen   aus  Sepia  unterlegt.      In    ähnlicher 


Weise  kann  man  auch  längs  der  Horizontalen  der  ge- 
planten Situation  einen  dünnen  l)raunen  oder  roten  Farb- 
streifen ziehen,  um  sie  deutlicher  hervortreten  zu  lassen. 
(Die  Farbentafel  zeigt  statt  der  Farbe  rote  Schraffierung.) 
Um  das  Profil  besser  für  sich  als  etwas  Ganzes  und 
gewissermaßen  wie  über  die  andere  Zeichnung  darüber- 
gelegt erscheinen  zu  lassen,  tönt  man  seine  gesamte 
Fläche  hellgraublau  ab.  Zum  Ausziehen  aller  Linien 
der  geplanten  Lage  verwendet  man  Karmintusche.  Die 
Linien  werden  alle  durchgehend  ausgezogen.  Die 
Wege-  und  Platzflächen  erhalten  einen  kräftigen  gelb- 
braunen Ton,  gemischt  aus  lichtem  Ocker  und  etwas 
gebrannter  Sienna.  Für  Gebäude  istein  dünner  Karmin- 
ton zu  verwenden.  Bei  den  vielen  Linien,  die  der  Arbeits- 
plan enthält,  ist  dessen  Verwendung  dem  Schraffieren, 
wie  es  die  beigegebene  Zeichnung  aus  technischen 
Gründen  zeigt,  vorzuziehen.  Rasen-  und  Wiesenflächen 
bleiben  weiß.  Pflanzungen  und  Panzelbäume  werden 
grün  angelegt  und  mit  einem  grünen  dunkleren  schmalen 
Streifen  längs  der  roten  Umrißlinie  umrandet.  Diese 
Umrandung  trägt  sehr  dazu  bei,  die  einzelne  Fläche  für 
sich  abzuschließen  und  hervortreten  zu  lassen,  und  sie 
ist  eine  gute  Gegenwirkung  gegen  die  Unruhe,  die  leicht 
durch  die  verschiedenen  grauen  Töne  dei"  alten  Situation 
entstehen  kann.  Laub-  und  Nadelholz  werden  passend 
durch  den  Farbton  der  ganzen  Fläche  oder  nur  der  Um- 
randung unterscliieden.  In  der  Tafel  wurde  statt 
dessen  verschiedene  Schraffierung  angewandt.  Bäiune, 
die  erhalten  bleiben,  w^erden  ebenfalls  grün  augelegt 
und  kennzeichnen  sich  durch  ihre  seh  w  a r z  e  U  m  r  a n  d  u n  g. 
Oft  kann  es  vorkommen,  daß  eine  vorhandene  Pflanzung 
wegen  Bodenveränderung  oder  aus  anderen  Gründen 
fallen  muß,  obwohl  dort  wieder  Pflanzung  entstehen  soll. 
Um  nun  die  Teile  der  alten  Pflanzung,  die  erhalten 
bleiben,  besonders  hervorzuheben,  kann  man  sie  vorher 
mit  Grau  anlegen.  Teichflächen  werden  wie  Bäche 
blau  umrandet,  blau  angelegt  und  durch  einen  nach 
innen  verwaschenen  dunkleren  Streifen  längs  des  Randes 
b_etont.  Bäche  erhalten  den  Streifen  nur  auf  der  Schatten- 
seite. Die  Farbentafel  zeigt  statt  dessen  wieder  nur 
Wasserlinien.  Gräben  sind  wie  bei  der  alten  Situation, 
aber  in  Blau,  auszuziehen. 

Von  einem  derartig  durchgearbeiteten  Plane  wird 
man  mit  Recht  behaupten  können,  daß  er  viele  Einzel- 
heiten bietet,  und  daß  er  das  Verhältnis  des  jetzigen 
Zuslandes  zu  <lem  geplanten  klar  veranschaulicht.  Die 
neue  Anlage  als  das  Wichtigere  wirkt  durch  die  leb- 
haften Farben,  während  das  Schwarz  und  Grau  in  den 
verschiedenen  Tönen  dagegen  zurücktritt,  aber  gerade 
noch  stark  genug  ist,  sich  genügend  bemerkbar 
zu  machen.  Der  Reichtum  an  Einzelheiten,  das  Über- 
einandergreifen  von  Farben  und  Linien  verlangt  von 
dem  ernsten  Beurteiler  des  Projektes  ein  Hineinarbeiten. 
Besucht  er,  mit  so  einem  Plane  ausgerüstet,  das  zu 
bearbeitende  Gelände,  so  wird  es  ihm  leichr  sein  sich 
zu    orientieren    und    zu    erkennen,     was    aü    den    ein- 


70 


Die  Gartenwelt. 


IX,  ü 


zelnen  Punkten  entstehen  soll,  welche  Umgestaltung'  die 
Umgebung  erfahren  soll  oder  welche  Durchsichten  und 
Bilder  sich  später  von  seinem  Standpunkte  aus  bieten 
werden. 

Die  angedeutete  Art  und  Weise  ist  natürlich  nur 
ein  Weg  zur  Darstellung  eines  wirklichen  Arbeitsplanes; 
allgemein  anerkannte  Regeln  darüber  gibt  es  leider  noch 
nicht.  Wie  Geometer  und  Architekten  ihre  bestimmten 
Vorschriften  für  die  Ausführung  der  Zeichnungen  haben, 
so  sollte  auch  von  gärtnerischer  Seite  mehr  auf  eine 
einheitliche,  allgemein  angewendete  Methode  für  Aus- 
arbeitung guter  Arbeitspläne  hingearbeitet  werden.  Beim 
Keinplan,  der  doch  mehr  als  Bild  wirken  soll,  wird  man 
dagegen  immer  für  die  Ausführung  dem  Geschmack 
des  einzelnen  freies  Spiel  lassen.  Technisch  wertvoller 
als  ein  Reinplan  ist  ein  genauer  Arbeitsplan  ent- 
schieden. Der  Reinplan  bildet  aber  leider  in  fast  allen 
Lehrbüchern  für  Planzeichnen  die  Hauptsache.  Oft  kann 
man  überhaupt  vergeblich  nach  einer  Vorlage  für  einen 
Arbeitsplan  oder  technisch  brauchbaren  Darstellungen 
eines  Projektes  in  seinen  Einzelheiten  suchen.  Eine 
gute  Ausnahme  davon  macht  unter  anderen  das  Werk 
über  Planzeichuen  von  Encke.  Wie  es  mit  den  Lehr- 
l)üchern  steht,  so  ist  es  oft  auch  im  Unterricht 
an  Gartenbauschulen.  Der  Hauptwort  wird  gelegt 
auf  Herstellung  recht  schön  aussehender  Reinpläne. 
Man  verkennt  dabei  vollständig  den  hohen  Wert,  den 
ein  technisch  richtiger  Arbeitsplan,  für  das  richtige  sicli 
Hineindenken  in  eine  Anlage  hat,  imd  die  Tatsache, 
daß  eine  solche  Zeichnung  den  Geist  des  Zeichners  viel 
mehr  in  Anspruch  nimmt  und  schult,  und  daß  sie  bei 
weitem  höhere  Anforderungen  an  seine  Auffassungskraft 
und  sein  Denkvermögen  stellt  als  das  Malen  schöner 
Finselgruppen. 


Kongresse,  Versammlungen. 

Der  Deutsche  Pümologeiikoiigrel»  vom  8.  bis 
11.  Oktober  1904  in  Düsseldorf. 

Xin  Kunstpalast- Kestauiant  (Schieveibusch)  vereinigten  sich  am 

7.  Oktober,  abends  8  Uhr,  eine  große  Anzahl  Teilnehmer  des  Deutschen 
Pomologenkongresses,  die  von  den  Herren  Landesökonomierat  Goethe 
und  Staatsanwalt  Stupp  herzlich  begi'üßt  wurden.  Dieser  Abend 
verging     rasch     bei     angeregter     Unterhaltung.       Sonnabend,     den 

8.  Oktober,  vormittags,  versammelten  sich  die  Preisrichter  aus  dem 
In-  und  Auslande  in>  Restaurant  Schieveibusch  und  wurden  durch 
den  Vorsitzenden  der  Obstausstellung,  Herrn  Frhr.  von  Solemacher, 
bewillkommnet.  Um  \2  Uhr  wurde  die  Ausstellung  im  Kuppelbau 
des  Kunstpalastes  unter  großer  Beteiligung  vom  Freiherrn  von 
Solemacher  eröffnet.  Am  Abend  desselben  Tages  fand  ein  Fest- 
essen für  die  Preisrichter  statt,  woran  auch  die  Vertretei'  der  aus- 
ländischen Regierungen  teilnahmen. 

Am  9.  Oktober,  vormittags  'j^lO  Uhr,  fand  die  erste  Sitzung 
des  Pomologenvereins  statt.  Naclidem  Frhr.  von  Schorlemor  die 
Sitzung  eröffnet  hatte  übernahm  Heir  Landesökonomierat  Goethe 
den  Vorsitz.  Als  erster  Referent  trat  Herr  Dr.  von  Peter, 
der  Direktor  der  laudwirtschaftlicUeu  Winter-  und  Obstbauschule  iu 
Friedberg  in  Hessen,  auf.     Er  sprach  über  die  Entwickeiung  des 


Baumwärterausbildungswesens  und  kam  zu  dem  Schlüsse, 
daß  es  den  heutigen  Verhältnissen  nicht  entspiäche,  Baumwärter  in 
den  kurzfristigen  Kursen  auszubilden.  Die  Ausbildung  müs.se  mindestens 
zehn  aufeinanderfolgende  Wochen  während  des  Winters  und  Früh- 
jahrs, eine  AVoche  während  des  Sommers  dauern  unil  nacli  erfolgter 
praktischer  Betätigung  in  einem  zweiwöchentlichen  Wiederholungs- 
kursus bestehen.  Ferner  solle  eine  Kontrolle  erfolgen,  und  nicht  zu 
übersehen  sei,  daß  der  Baumwart  geprüft  und,  wenn  ein  brauch- 
barer Mann,  auch  piämiiert  werde.  Nicht  minder  sei  eine  an- 
gemessene Bezahlung  vonnöton,  die  entschieden  über  dem  gewöhn- 
lichen Tagelohn  stehen  mü.sse,  da  der  Baumwart  kein  Arbeiter  seij  um 
den  Ansporn  zu  giößerem  Interesse  zu  geben.  Es  solle  nach  Möglich- 
keit eine  Miudestlohntaxe  von  maßgebender  Seite  bekannt  gegeben 
werden.  Des  weiteren  solle  der  Baumwart  für  öffentliche  Arbeiten 
bei  Verwaltungen  herangezogen  werden.  Dadurch  würde  seine  Tätig- 
keit die  eines  Beamten,  was  wesentlich  zur  Hebung  seines  Standes 
beitrüge.  Als  Minde.st-TageIohn  solle  man  4  Mark  ansetzen.  Der 
Bauniwart  müsse  ein  Arbeitsbuch  führen,  worin  über  Vorbildung, 
Patent  und  bisherige  Verwendung  Angaben  gemacht  werden.  Es 
müsse  darin  Tag  und  Stunde  der  Arbeitsleistung  und  Art,  sowie 
Sorte  des  Baumes  niedergeschrieben  werden,  damit  der  Besitzer  den 
Baumwart  nötigenfalls  haftbar  machen  könne.  Der  Baumwart  solle 
auch  für  Erhaltung  der  Namenschilder  besorgt  sein.  Ebenso  wünschte 
der  Referent  den  Obstbaumhandel  in  die  Hand  des  Baumwartes 
gelegt,  was  aber  Garteninspektor  Lorgus  nicht  für  zweckmäßig  hielt, 
indem  er  darauf  hinwies,  daß  man  unseren  Baumschulen  volles  Ver- 
trauen schenken  könne.  Auch  sei  es  nicht  am  Platze,  die  Baum- 
schulen durch  Baumwarte  prüfen  zu  lassen.  Der  Baumwart  solle 
in  seiner  Tätigkeit  nur  angehalten  werden,  piaktischer  Pfleger  be- 
stehender Anlagen  zu  sein.  Von  Peter  bemerkte,  daß  er  den 
Baumschiilenbesitz  bei  Baumwärtern  nicht  für  zweckmüßig  halte,  er 
habe  nur  gemeint,  der  Baumwart  solle  den  Baum  nur  besorgen,  was 
auch  durch  die  Herren  Hofgärtner  Hoffmann-Beriin  und  Ökonomie- 
rat  Lucas -Reutlingen  bestätigt  wurde.  Der  zweite  Referent,  Herr 
Obstbauinspektor  Schultz-  Bonn,  sprach  über  den  Stand  und 
die  Entwickeiung  des  Obstbaues  in  der  Rheiuprovinz. 
Auch  dieser  Vortrag  wurde  mit  lebhaftem  Beifall  aufgenommen. 
Der  nacli  Kaiserswerth  geplante  Ausflug  am  Nachmittage  fiel  aus. 
Am  10.  Oktober  fand  die  zweite  Sitzung  statt.  Zuerst  sprach 
Herr  Dr.  Schander  aus  Geisenheim  über  die  Anwendung  der 
Bord elaiser Brühe  zur  Bekämpf  ung  des  Fusicladiums.  Unter 
anderem  betonte  der  Referent,  daß  das  Mittel  wohl  indirekt  wirke, 
indem  wahrscheinlich  eine  in  dem  Keimschlauche  des  Pilzes  enthaltene 
Lösung  bei  ihrem  Ausscheiden  die  auf  dem  Blatte  liegenden  Kupfer- 
teilchen löse  und  so  den  Pilz  töte.  Gegen  die  sich  durch  häufiges 
Spritzen  oft  zeigende  Korkbildung  an  Birnbäumen  konnte  der 
Referent  auf  eine  Aufrage  aus  der  Versammlung  noch  nichts  positives 
mitteilen.  Nach  Schluß  der  Sitzung  führte  Herr  Dr.  Schander 
eine  Anzahl  Baumspritzen,  unter  denen  die  Holderschen  (Urach) 
als  beste  angesehen  wurden,  vor.  Die  Ausführungen  ernteten 
großen  Beifall, 

Als  zweiter  Redner  der  Versammlung  am  10.  Oktober  be- 
richtete Fachlehrer  Herr  Carl  Pfeiffer  von  der  Oroßh.  Wein-  und 
Obstbausohule  Oppenheim  über  das  Thema:  Neue  praktische  Be- 
obachtungen über  den  Einfluß  der  Bodenlüftung  in  der 
Obstkultur  unter  besonderer  Berücksichtigung  der  An- 
wendung der  Gründüngung.  Der  mit  Beifall  aufgenommene 
Vortrag  brachte  ein  galiz  neues  Material  und  ein  neues  Gebiet 
in  die  Verhandlungen  des  Kongresses.  Leider  hatte  der  Vor- 
tragende sein  reiches  gesammeltes  Material  durch  die  Säumig- 
keit der  Post  nicht  ei-halten  und  vorführen  können.  Seine  Aus- 
führungen begannen  mit  dem  Hinweise,  daß  man  mehrere  Jahrzehnte 
reicher  Arbeit  und  wohl  auch  Erfolge  hinter  sich  habe,  daß  aber  in 
Verkennung  w-eit  wichtigerer  Sachen  d?r  Erziehung  und  Erkünstelung 
neuer  Baumkronen  ein  viel  zu  großes  Interesse  zugewandt  worden 
wäre,  während  man  sich  bis  heute  erst  langsam  zu  regen  beginne, 
um  der  Frage  der  Düngung  der  Obstbäume  mehr  Beachtung  zu 
schenken.  Die  Wichtigkeit  der  Bodenlüftung,  mit  der  eine 
Wui-zelpflege  und  damit  die  Förderung    der  Gesamtentwickelung  des 


IX.  G 


Die  Gartenwell. 


Baumes  Haad  in  Hand  gehe,  habe  man  ganz  außer  acht  gelassen. 
Mau  könne  schon  dort,  wo  schwere  Böden  mit  Geröll  gemischt 
würden,  wie  es  im  Weinbau  laugst  erkannt  sei,  ein  wesentlich 
anderes  Bild  in  der  Wurzelbildung  und  dem  Baumwachstura  sehen. 
Es  sei  aber  schwer  und  kost.spielig  derartig  lockerndes  Material  zu 
beschaffen  und  doch  könne  die  gleiche  Wirkung  in  günstiger  Weise 
durch  Anbau  von  Gründüngungspflaazen  erreicht  werden.  Die  Grun- 
düngungspflanzen  wurzeln  tief,  die  Wurzelfasern  dienen  als 
Humus,  die  entstandenen  Kanäle  aber  sind  die  wahren  Luftkanäle, 
die  noch  ganz  besonders  in  P'unktion  treten,  wenn  die  Gründüngung 
untergegraben  wird  und  so  den  oberen  Boden  hebt.  Der  Referent 
hat  auch  beobachtet,  daß  die  äußerst  günstige  Beschattung  des 
Bodens  durch  diesen  Anbau  auf  die  Bodenbilduug  hin.sichtlioh  des 
Nährstoffverbrauchs,  der  sogen.  Bodengahre.  äußerst  günstig  wirke; 
auch  sei  der  Umstand,  daß  die  Gründüngungspflanzen  aus  der  Tiefe 
größere  Mengen  Wasser  heraufheben  und  verdunsten,  sehr  günstig 
auf  Blatt-  und  Fruchtbildung,  da  durch  die  lebhafte  Blattätigkeit 
der  Gründüngungspflanze  entschieden  dazu  beigetragen  werde,  daß 
die  Luft  feuchter  werde,  was  das  Wachstum  der  Bäume  fördere. 
Die  Gründüngung  sei  ja  außer  ihrer  günstigen  Wirkung  auf  die 
Durchlüftung  des  Bodens  sehr  wertvoll  als  Humusbereicherer,  da 
künstliche  Dünger  dadurch  günstiger  wirken  und  der  oft  teure 
Stallmist  erspart  werden  könne.  Redner  bespricht  nach  weiteren 
Ausführungen  den  durch  ihn  an  der  Großh.  Wein-  und  Obstbau- 
schule zu  Oppenheim  eingeführten  Kulturplan.  Dort  handelte  es 
sich  weniger  um  größere  vergleichende  Versuche,  obwohl  auch 
diese  in  kleinem  Maßstabe  ausgeführt  wurden,  als  vielmehr  um 
die  erfolgreiche  Anwendung  im  praktischen  Wirtschaftsbetriebe. 
AVachstum,  sowie  Fruchtbarkeit  der  Bäume  habe  in  auffallender 
AVeise  zugenommen  und  die  Ergebnisse  berechtigten  zur  Nach- 
ahmung in  Obstkulturen.  Referent  bemerkte,  daß  er  die  ihm  unter- 
stellten Kulturen  in  verschiedene  Pläne  geteilt  und  teilweise  auch 
mit  Stallmist  gedüngt  habe;  doch  seien  die  Ergebnisse  bei  der 
Beigabe  von  Stallmist  durchaus  nicht  günstiger.  Besonders  gut  habe 
sich  sein  Verfahren  auf  Ländefeien  bewährt,  die  dem  Obst-  und 
Gemüsebau  dienen.  Infolge  der  günstigen  Entvfickelung  habe  sich 
auch  die  Beseitigung  aller  Schäden  äußerst  günstig  gestaltet,  so  daß 
die  früher  in  den  Anlagen  beklagten  Mißerfolge  in  unverkennbarer 
AVeise  verdrängt  seien.  Zum  Schluß  ermuntert  Redner  zu  weiteren 
A'ersuchen  in  der  obstbautreibenden  Bevölkerung. 

Herr  Landes-Okonomierat  Goethe  eröffnete  dann  die  Debatte 
und  betonte,  daß  er  dem  Redner  darin  wohl  widei-sprechen  müsse, 
daß  dei-  Stallmist  von  untergeordneter  Bedeutung  sei.  Darauf 
korrigierte  Redner  die  Ausführungen  Goethes  dahin,  daß  ihm 
wohl  bewußt  sei,  daß  der  Stallmist  als  Grundlage  aller  Düngung 
seine  Beachtung  verdiene,  doch  werde  dieser  die  Aufgabe  der  Boden- 
lüftung nicht  so  vorteilhaft  erfüllen  als  Gründüngung,  und  ferner  sei 
der  Stallmist  in  vielen  Gegenden  schwer  erhältlich,  weshalb  auch 
der  Gründüngung  der  Vorzug  gegeben  werden  müsse.  Darauf  be- 
stätigte Herr  Direktor  Hub  er  aus  Oberzwehren  die  Ausführungen 
des  Referenten  durch  Mitteilung  günstiger  Erfahrungen  auf  diesem 
Gebiete.  Herr  Bürgermeister  Biesenbach  sprach  seine  Freude 
über  die  sehr  zeitgemäße  neue  Anregung  des  Referenten  aus  und 
bestätigte  durch  Mitteilung  eigener  Erfahrungen  das  Gesagte.  Ferner 
empfahl  Herr  Biesenbach  bei  der  Pflanzung  bezüglich  der  Lüftung 
in  die  Baumgrube  lockerndes  Material,  wie  Reiser,  Krautstrünke  und 
anderes  zu  füllen,  er  habe  damit  sehr  gute  Erfolge  gehabt.  Herr 
Rebholz,  Konsulent  in  München,  brachte  eine  Ergänzung  zu  den 
Ausführungen  des  Referenten  dahingehend,  daß  er  als  Schöpfer  der 
Oppenheimer  Anlagen  sich  freue  zu  hören,  daß  die  anfangs  gar  nicht 
gedeihende  Anlage  nunmehr  gute  Erfolge  bringe;  er  hob  hervor,  daß 
es  sich  hier  um  ein  schlechtes  Gelände  handle,  in  dem  die  von  ihm 
gereichten  Dünger  sogleich  in  die  Tiefe  versunken  wären  und  keine 
Erfolge  bringen  konnten. 

Am  10.  Oktober,  nachmittags,  hielt  Herr  Chefredakteur  Job. 
B  ö  1 1  n  e  r  einen  Vortrag  über  das  Thema :  Welche  L  o  h  r  e  n  können 
aus  der  Düsseldorfer  Deutschen  Obst-Ausstellung  ge- 
zogen werden?  Er  hob  hervor,  daß  bei  derartigen  Obstschauen 
die  Aufgaben   zu   vereinfachen    seien,    wenn    Erfolge   erzielt   werden 


sollten  und  war  gegen  die  Zersplitterung  der  Kräfte  der  Aussteller. 
Die  Konkurrenznummern  seien  in  Düsseldorf  alle  besetzt  gewesen, 
aber  die  vielen  Einzelaussteller  waren  bedeutend  zerstreut  und  ver- 
loren sich  dadurch.  Bezüglich  des  künstlerischen  Arrangements 
bliebe  noch  viel  zu  wünschen  übrig.  Hinsichtlich  der  Sortenechtheit 
könne  man  Fortschritte  feststellen.  Ebenso  könnten  hinsichtlich  der 
Verpackung  Fortschritte  beobachtet  werden;  besonders  geschickt 
sei  die  A'erpackung  von  Otto  Dahlem,  Ibersheim.  Bezüglich  der 
Qualität  der  Sorten  spricht  sich  Redner  zufrieden  aus.  Bezüglich 
der  praktischen  Aufgaben  könne  man  nicht  recht  zufrieden  sein. 
Bei  den  Landwirtschaftskammern  tadelt  Böttner  die  Auswahl  des 
Obstes  scheinbar  vom  Spalier  und  betont,  daß  es  sich  hier  doch  um 
Handelsware  handeln  .solle;  Westfalen  und  Westpreußen  habe  die 
Aufgabe  richtig  aufgefaßt  und  sehr  gutes  Handelsobst  ausgestellt. 
Eine  gute  Übersicht  des  Obstbaues  im  eigenen  Betriebe  hätten 
Schmitz-Hübsch-Merten,  Zorn-Hofheim  und  Schloß  Breyll 
gegeben.  Die  belehrenden  Sortimente  von  Reutlingen,  Friedberg  und 
Simon  Louis  freres  seien  recht  reichhaltig  und  das  Friedberger  be- 
sonders schön  und  zweckmäßig.  Hinsichtlich  der  Lokalsorten  stehe 
Hessen  an  der  Spitze.  Zum  Schluß  bemerkte  Redner,  daß  man 
nach  dem  Gesehenen  sagen  könne,  Deutschland  kann  mit  dem  Aus- 
land wohl  konkurrieren,  man  solle  zielbewußt  vorgehen  und  die 
neuen  Sorten  auch  nicht  ganz  verwerfen.  Er  nennt:  „Minister  von 
Hammer stein^-,  „Freiherr  v.  Berlepsch'\  „Zuccalmaglio  Rtle.''\ 
,,Berner  Rosenapfeh-  und  von  Birnen  besonders  „Frau  Luise 
Ooethe-'-.  Der  A'orsitzende  sehlägt  vor,  erst  den  zweiten  Vortrag 
über  die  ausländische  Ausstellung  folgen  zu  lassen  und  erteilte 
Herrn  Professor  Reichelt  aus  Friedberg  das  Wort.  Redner  gab 
zuerst  die  Mittel  an,  mit  denen  man  der  ausländischen  Konkurrenz 
begegnen  könne  und  bespricht  in  günstigem  Urteile  das  Ausland, 
bemerkt  jedoch,  daß  man  in  Deutschland  wohl  mitkomme.  An 
diesen  A'ortrag  knüpfte  sich  eine  sehr  lebhafte  Debatte.  Lorgus 
hält  die  internationale  Ausstellung  für  belehrend,  fürchtet  aber  Kon- 
kurrenz, und  tadelt  die  Einführung  der  Kunst  in  Obstausstellungen, 
wie  es  Hessen  getan  habe.  Ökonomierat  Dr.  Müller,  Sekretär  des 
Landwirtschaftsrats,  erwidert,  Hessen  sei  exportierendes  Obstland  und 
müsse  sich  durch  Reklame  bemerkbar  machen,  ob  das  schön  aus- 
sehe oder  nicht,  sei  gleichgültig.  Gutsbesitzer  Domnik-Kunzendorf 
reizte  eine  Äußerung  von  Lorgus,  das  westpreußische  Obst  be- 
treffend, zu  der  Entgegnung,  daß  dort  das  schönste  Obst  noch  an  den 
Bäumen  hänge  und  daß  die  klimatische  Lage  berücksichtigt  werden 
müsse.  Noch  ein  Redner  richtete  sich  energisch  gegen  das  Aus- 
land. Freiherr  von  Solemacher  erklärte,  daß  die  Vorwürfe  aiis 
der  A^ersammlung,  das  Ausland  habe  Händler  hierher  gesandt,  un- 
gerecht seien;  er  habe  dafür  gesorgt,  daß  im  Katalog  ausdrücklich 
bemerkt  sei,  Händler  dürfen  sich  nicht  beteiligen,  und  seines  Wissens 
habe  sich  auch  kein  Händler  angemeldet.  Er  bemerkte,  die  freie 
Konkurrenz  mit  dem  Auslande  diene  zum  Studium  für  die  Aus- 
steller. Darauf  schloß  der  Vorsitzende  mit  AVorten  des  Dankes  an 
die  Veranstalter,  die  Regierungen,  die  Stadt  und  die  Herren 
Referenten  den  Kongreß. 

Dienstag,  den  IL  Oktober,  9  Uhr  vormittags  fand  die  General- 
versammlung des  Deutschen  Pomologen-Vereins  statt.  Den 
A'oi-sitz  führte  Herr  Landesökonomierat  Goethe.  Den  Geschäfts- 
bericht erstattete  Herr  Ükonomierat  Lucas,  Reutlingen.  Dann  nahm 
Herr  Goethe  das  AA'ort  zu  den  Hannoverschen  Antragen  und  be- 
dauert, daß  er  eigenmächtig  die  weitere  Kommission  nach  Ei.senach 
berufen  habe;  es  habe  das  viel  Staub  aufgewirbelt,  doch  habe  er  im 
besten  Vorhaben  gehandelt.  Die  Hannoverschen  Anträge  werden 
durch  Herrn  Lorgus  verlesen  und  finden  Genehmigung.  Die  von 
Goethe  neu  ausgearbeiteten  Statuten  werden  vorerst  nicht  an- 
genommen und  auf  Vorschlag  des  Hofgärtners  Hoff  mann  einer 
Kommission  zur  Beratung  überwiesen.  In  diese  Kommission  wurden 
die  in  Hannover  anwesend  gewesenen  Herren  gewählt.  Als  Ort  der 
Tagung  wird  Berlin  vorgeschlagen.  Darauf  wird  zur  Wahl  des 
Vorstandes  geschritten.  Nachdem  Herr  Ökonomierat  Späth  seinen 
Austritt  erklärt  hat,  wurde  er  einstimmig  zum  Ehrenmitgliede  er- 
nannt. Die  AVahl  ergab  folgendes  Resultat:  1,  A'orsitzender 
Landesökonomierat  Goethe:  2.  A'oi sitzender  Garteninspektor  Lorgus, 


Die  Gartenwelt. 


IX,  6 


Xeustrolitz ;  Geschäftsführer  Okoiiomierat  Lucas.  Beisitzer  .sind: 
Freiherr  von  Soleniacher,  Burg  Naniedy,  Garteninspektor  Maurer- 
Jena,  Wanderlehrer  Lesser-Kiel;  Kassenrevisoren:  Banliier  Pel^run- 
Dre.sden,  Gartenbauinspektor  Braunbart-Dresden,  Dr.  von  Petor- 
Friedborg.  Als  nächster  Ort  des  Kongresses  wird  Nürnberg  ge- 
nannt. Hofgärtner  M.  Hof f mann,  Berlin,  dankte  nochmals  allen,  die 
sich  au  dem  großen  Werke  der  Ausstellung  uod  am  Kongreß  beteiligt 
haben.  Danach  schloß  der  Vorsitzende  die  Sitzung.  Am  Nach- 
mittage fand  bei  reicher  Beteiligung  die  Besichtigung  der  Muster- 
anlage des  Herrn  Schmitz-Hübsch  in  Merten  statt. 


Aus  den  Vereinen. 

Halbjahresbericht  des  Vereins  ausländischer  Gärtner 
in  Chatenay  (bei  Paris)  und  Umgebung.  Diese  im  Jahre  lOÜU 
gegründete  Vereinigung  hat  ihren  Sitz  in  Sceaux  und  hat  den  Zweck, 
Berufsgenossen  aller  Nationen,  welche  die  deutsche  Sprache  einiger- 
maßen beherrschen  und  sich  in  der  Umgebung  von  Paris  aufhalten, 
zu  vereinen,  edle  Geselligkeit  zu  pflegen  und  ihre  Mitglieder  in  deu 
Fachkenntnissen  weiter  auszubilden.  Dies  wii-d  erstrebt  durch  die 
Sitzungen  und  gemeinsamen  Ausflüge  zur  Besichtigung  sehenswerter 
Kulturen.  So  wurden  besucht  Versailles  mit  seinem  berühmten 
Schloßpark,  die  dortige  Gartenbauschuie  und  die  Firmen  Duval 
(Orchideen),  Truffaut  (Warmhauspflanzen)  und  Moser  (Rhododen- 
dron), die  Gewächshäuser  der  Stadt  Paris,  die  Samenkulturen  der 
Firma  Vilmorin  Andrieux  &Co.  und  das  prächtige  Rosarium  des 
Herrn  J.  Gravereaux  in  L'Hay,  das  mit  seinen  6800  Sorten  das 
reichhaltigste  des  Erdkreises  ist.  An  jedem  Vereinsabend  wird  von 
einem  Mitgliede  ein  Vorh-ag  gehalten.  Dei-  Verein  legte  sich  ein 
Vereinsabzeichen  zu,  ein  blau-weiJ5-rotes  Scbildchen  mit  den  Initialen 
V.  A.  G.  auf  weißem  Felde. 

In  der  Hauptversammlung  am  3.  September  wurde  der  Vor- 
stand neugewählt.  Er  besteht  nunmehr  aus  den  Herren  E.  Nilson, 
erstem  Vorsitzenden,  H.  Märten,  stellvertretendem  Vorsitzenden, 
H.  Zulauf  erstem  Schriftführer,  C.  Birkmeyer,  zweitem  Schrift- 
führer, P.  Koeppe,  Kassenführor,  K.  Mayer,  Bücherwart,  H. Maag 
und  E.  Schreiber,  Revisoren.  Für  außergewöhnliche  Leistungen 
wurden  den  abgereisten  Kollegen  H.  Nekam  aus  Kantendorf  in 
Nieder-Ö.sterreich und  V.  Hrdlin  aus  Böhmen  Ehrendiplome  überreicht. 

Die  Vereinsversammlungen  finden  alle  Sonnabend  Abend  in 
Sceaux,  Cafe  Lacanal,  Rue  Houdan  6,  statt,  wohin  auch  alle  Briefe  etc. 
zu  richten  sind.  Gäste  smd  jederzeit  herzlich  willkommen.  Kollegen, 
die  über  hiesige  Verhältnisse  Auskunft  wünschen,  wird  solche  bereit- 
willig erteilt.     Den  Aufragen  ist  Rückporto  beizufügen. 

I.  A.  des  Vereinsvorstandes  gez.  Herrn.  Zulauf,  erster  Schriftführer. 


Tagesgeschichte. 


Dessau.  Für  die  Umwandlung  des  Gänseangers  wurde  be- 
schlossen, zur  Erlangung  von  Entwürfen  einen  öffentlichen  Wett- 
bewerb auszuschreiben  und  zur  Teilnahme  an  der  Preisbewerbung  in 
Deutschland  ansässige  Gartentechniker  einzuladen.  Es  wurden  zwei 
Preise  von  500  und  250  Mk.  ausgesetzt.  Als  Preisrichterkollegiiun 
wurden  in  Übereinstimnmng  mit  den  allgemeinen  Grundsätzen  für 
derartige  Wettbewerbe  eingesetzt  die  .  Herren  Oberbürgermeister 
Dr.  Ebeling,  Stadtverordnetenvorsteher  Justizrat  Dr.  Döring,  Stadt- 
baurat Engel,  Stadtverordneter  und  Baumschulenbesitzer  Weiser, 
Vorsteher  des  Gartenbauvereins,  Stadtverordneter  Paufier,  Stadtgärtner 
Kirchner,  Hofgärtner  Ilerre  und  Baumschulenbesitzer  Bertram.  Nach- 
dem die  Lagepläne  ausgearbeitet  und  die  Bedingungen  festgesetzt 
waren,  erging  das  Ausschi-eiben  vom  16.  Februar  1904  mit  der  Auf- 
forderung, Entwürfe  bis  15.  August  einzureichen.  Auf  dieses  Aus- 
schreiben sind  58  Entwürfe  eingegangen.  Nach  einer  Vorprüfung 
durch  das  Preisriehterkollegiuin  wurde  über  die  Entwürfe  endgültige 
Beratung  Freitag,  den  23.,  und  Montag,  den  26.  September,  g{>- 
halten.  Die  Beratung  und  schließlich  die  Abstimmung  wrirde  nach 
Vorschrift  der  allgemeinen  Grundsätze  vorgenommen.     Hierbei  wurde 


festgestellt,  daß  fast  sämtliche  Entwürfe  mit  außerordentlichem  Fleiß 
bearbeitet  waren.  In  geheimer  Abstimmung  wurden  für  jedes  Projekt 
von  den  einzelnen  Mitgliedern  1 — 10  Punkte  gegeben.  Es  fand  dann 
eine  engere  Auswahl  von  10  Projekten  statt.  Sämtliche  80  Punkte 
der  8  Preisrichter  entfielen  auf  den  Entwurf  „Loreley"  und  79  Punkte 
auf  den  Entwurf  „Bürgerwiese".  Bei  der  Eröffnung  ergab  sich  als 
Verfasser  des  Entwurfes  „Loreley"  Herr  Gartentechniker  Friedrich 
Seheror  am  Volksgarten  zu  Cöln  a.  Rh.  und  als  Verfasser  des 
zweiten  Projektes  Herr  Garteningenieur  J.  P.  Großmann  in  Dresden 
und  Leipzig.  Mit  Rücksicht  dara,uf,  daß  außerordentlich  fleißige 
Projekte  ausgearbeitet  waren,  wandte  sich  das  PreisrichterkoUegium 
an  das  Kuratorium  der  städtischen  von  Cohn- Oppenheim -Stiftung, 
welches  400  Mk.  zum  Ankauf  von  je  4  Projekten  bewilligt  hatte. 
Es  wurde  beschlossen,  die  Projekte  „Gelingt's,  so  klingt's",  ,.Dessouwe", 
„Frisch  gewagt"  und  „Enka"  anzukaufen.  Bei  Eröffnung  der  Zettel 
ergab  sich,  daß  die  Verfasser  in  Wiesbaden,  Cöln,  Darmstadt  und 
Steglitz  bei  Berlin  wohnen. 

Oberhausen.  In  geheimer  Stadtverordnetensitzung  wurde 
beschlossen,  den  in  der  Nähe  des  Rathauses  belegenen  Terlindenpark 
(früher  Grillopark)  anzukaufen  und  zwar  zum  Preise  von  114000  Mk. 
Der  Park  wurde  vor  mehreren  Jahren  von  dem  berüchtigten  Schwindel- 
bankier Gerhard  Terlinden  hergerichtet  und  mit  einer  wertvollen  Um- 
zäunung versehen.  Der  Park  wird  wohl  auch  einen  anderen  Namen 
erhalten. 

Quedlinburg.  Der  Stadtgemeinde  wurde  das  Recht  orteilt,  zur 
Anlegung  eines  kommunalen  Begräbnisplatzes  das  Grundstück  Karten- 
blatt 24  Parzelle  76  der  Gemarkung  Quedhnburg  im  Wege  der  Ent- 
eignung zu  erwerben. 

Bevorstehende  Ausstellungen. 

Eine  nortlwestdeiitsclie  Obstausstellung  in  Hannover 
im  Jalire  1905. 

In  seiner  Sitzung  vom  10.  September  beschloß  der  Hannover- 
sche Obstbauverein  die  Veranstaltung  einer  großen  Obst- 
ausstellung im  Herbste  des  nächsten  Jahres.  Das  Herzogtum  Braun- 
schweig,  das  Großherzogtum  Oldenburg,  die  Lippeschen  Fürstentümer, 
sowie  die  freien  Hansestädte  Hamburg  und  Bremen  sollen  zur  Be- 
teiUgung  aufgefordert  werden.  Das  Programm  soll  im  Februar  1905 
herauskommen.  Im  vorläufigen  Entwurf  sind  hohe  Preise  vorgesehen 
für  zweckdienliche  Verpackung  unter  bestinunten  Bedingimgen. 
Außerdem  ist  grundsätzlich  die  Scheidung  ausgesprochen  zwischen 
den  Konkurrenzen  des  Liebhaberobstbaues  einerseits  und  der  Händler 
und  Korporationen  anderereeits.  Bemerkenswert  sind  ferner  die 
Konkurrenzen  solcher  Sortimente,  die  ohne  Bespritzung  als  frei  von 
Schorf  sich  bewährt  haben.  Das  Budget  ist  auf  25  000  Mk.  bemessen. 
Ein  so  geeigneter  Boden  gerade  Hannover  für  eine  solche  Aus- 
stellung zu  sein  scheint,  hatte  doch  die  vorjährige  Landwirtschafts- 
ausstellung einen  nie  zuvor  dagewesenen  Überschuß,  so  schwierig  ist 
es,  dafür  eine  in  jeder  Hinsicht  geeignete  Örtlichkeit  zu  beschaffen, 
da  Bella  Vista,  der  Ort  der  letzten  Provinzial-Gartenbau-Aus- 
stellung,  umgestaltet  werden  soll  und  also  ausscheidet.  Bei  einem 
Lokal  fehlt  der  freie,  beim  anderen  der  überdachte  Raum;  und  im 
letzteren  Falle  kommt  der  Mangel  guter  Verbindung  dazu.  Es  wui'de 
daher  beschlossen,  von  einer  Aus.stellung  im  Freien  abzusehen;  und 
damit  wurde  kurzerhand  der  wichtigen  Baumschulindustrie  der  Provinz 
die  Tür  zu  dieser  großartigen  Veranstaltung  verschlossen.     Krone. 


Personal  -Nachrichten. 

Bacher,  Johannes,  früherer  Gärtnereibesitzer  in  Pankow. 
t  am  18.  Oktober  im  60.  Lebensjahre. 

Gaude,  Carl,  Ohergärtner,  ist  am  1.  Oktober  1904  aus  der 
Verwaltuni,'  diT  Tempelhofer  Baumschulen  ausgeschieden. 

Weiß,  Engelbert,  Gärtnereibesitzer  in  München,  fam  19.  Okt. 


rersuitwortl.  Reiiaitenr:  Ma 


rffer,  Berlin.  —  Verlag  ■ 


rd  Ca 


imidt  &  Co..  Leipzig.  —  Druck:  Anhalt.  Buchdr.  Gntenberg. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  gesamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


12.  November  1904. 


No.  7. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Ausstellungsberichte. 


Die    iiitcniationale  Obstausstellung    in    Dusseldorf. 

Vo  m  Herausgeber. 
[Hierxu  fünf  Abhüdungeti.) 

Jüer  internationalen  HerbstaussteUung  vom  September, 
über  welche  ich  eingehend  berichtet  habe,  schloß  sich  die 
internationale  Obstausstellung  würdig  an.  Der  eifrigen  und 
zielbewußten  Tätigkeit  des  Freiherrn  von  Solemacher  ist 
die  umfassende  und  internationale  Beteiligung  an  dieser  Aus- 
stellung zu  verdanken.  Ii)  einem  engherzigen  und  kurz- 
sichtigen Kreise  hatte  man  die  Internationalität  dieser  Ver- 
anstaltung schief  genommen.  Die  fremde  Konkurrenz  sollte 
dadurch  ins  Land  gebracht  werden,  was  eine  schwere 
Schädigung  des  deutschen  Obstbaues  bedeute.  Die  inter- 
nationale Konkurrenz  haben  wir  aber  schon  sehr  lange.  Alle 
obstbautreibenden  Länder  der  Welt  suchen  und  finden  in 
Deutschland  Absatz,  aber  nur  soweit,  als  die 
deutsche  Produktion  nicht  ausreicht.  Kommt 
ein  gutes  Obstjahr  wie  das  gegenwärtige,  welches 
u.a.  Rheinland,  Westfalen,  Hessen  und  Württemberg 
mit  reichem  Obstsegen  überschüttete,  so  werden 
es  sich,  trotz  der  Düsseldorfer  Ausstellung,  die 
österreichisch-ungarischen,  schweizerischen  und 
anderen  Obstzüchter,  von  den  Amerikanern  ganz 
abgesehen,  wohlweislich  überlegen,  bevor  sie 
ihre  Produkte  nach  Deutschland  bringen.  Wir 
haben  vorderhand  ohne  die  ausländische  Kon- 
kurrenz reichlichen  Überfluß.  In  der  Berliner 
Engrosmarkthalle  sind  vielfach  für  50  Kilo  hoch- 
feiner Tafelbirnen  nicht  einmal  4i/.,  Mark  zu 
erzielen  gewesen  und  50  kg  feiner  Winter- 
tafeläpfel waren  allenthalben  für  6  bis  10  Jlk. 
zu  kaufen.  Daß  bei  derartigen  Preisen  für 
deutsches  Obst  die  ausländische  Konkurrenz 
keine  Seide  spinnen  kann,  da  die  Erträge  niclit 
einmal  zur  Deckung  der  Unkosten  ausreichen, 
liegt  auf  der  Hand.  Nach  Weihnachten  imd 
im  Frühling  steigen  natürlich  die  Preise  wieder, 
dann  liaben  aber  viele  deutsche  Obstzüchter 
längst  ihren  Ertrag  veräußert  und  die  aus- 
ländischen Züchter   werden   nun  ihre  Rechnung 

Gartenwelt.     IX. 


finden.  Wenn  sich  die  deutschen  Obstzüchter  erst  dazu  auf- 
raffen, das  sorgfältig  geerntete  Obst  sachgemäß  einzubringen» 
und  dann  zur  günstigen  Zeit  anzubieten,  werden  sie  auch 
in  guten  Obstjahren  gute  Preise  erzielen.  Die  deutsche 
Handelsgärtnerei  wird  durch  den  Import  ausländischen  Obstes 
nur  wenig  berührt,  denn  die  großen  Handelsgärtner,  die  auch 
rationelle  Obstkultur  für  den  Großhandel  treiben,  kann  man 
fast  an  den  Fingern  abzählen,  Obst-  und  Gemüsekultur  sind 
heute  fast  ausschließlich  Sache  der  Landwirtschaft  und  einiger 
Privatunternehmer. 

Ich  sehe  in  einer  internationalen  Obstausstellung  keine 
Gefahr  für  die  deutsche  Obstkultur.  Wir  können  auf  dem 
Gebiete  des  rationellen  Obstbaues  und  der  Obstverwertung 
noch  sehr  viel  vom  Auslande  lernen.  Und  das  was  wir 
lernen  können,  speziell  in  bezug  auf  die  Aufmachung,  auf 
die  Art  wie   das  Obst  verpackt   und   dem   feineren  Publikum 


r 

«^i| 

w 

t 

«^tt^ 

^ 

1 

^L   '^ 

fcd 

k: 

ü 

m 

^^*^'S*^       -.„:■.. 

^^^^1 

■Bi^*"'-* 

-  ^*^ 

^srnf"  ,ßisi-\. 

•1 

BBT/^t^- 

1 

s«e 

tkistchen  mit  Tiroler  Tafeläpfeln  in  Seidenpapierspäne  verpackt  und 

mit  Papierspitzen  garniert.      Onginalaufnahme  fOr  die  „Ganeowell". 

7 


Die  Gartenwelt. 


IX,  7 


angeboten  werden  soll,  das  kann  man  am  besten  auf  einer 
internationalen  Obstausstellung  beobachten.  Die  Ausländer 
haben  uns  auf  den  verschiedenen  Düsseldorfer  Obstausstellungen 
gezeigt,    wie    es    gemacht    werden    soll    und  die    heimischen 


Spankiirtie  und  JMSter 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

Obstproduzenten    haben    daraus    gelernt    und    sich    auf    der 
letzten  Ausstellung  bemüht,    es  den  fremdländischen  Kollegen 
gleiehzutun.     Hiervon  geben  meine  diesen  Artikel 
begleitenden  Aufnahmen  ein  getreues  Bild. 

Mir  hat  die  internationale  Ausstellung  den 
Beweis  erbracht,  daß  in  gewissen  Landesteilen 
unseres  Vaterlandes  das  Gleiche  geleistet  wird, 
was  man  in  Südfrankreich,  Tirol  und  in  anderen 
von  der  Natur  mehr  begünstigten  Ländern  in  der 
Obstkultur  zu  leisten  vermag.  Gewiß,  die  Früchte 
der  Franzosen  und  Tiroler  verblüfften  dui-ch  ihre 
vorzügliche  Ausbildung.  Es  handelte  sich  hier 
meist  um  Sorten,  die  in  Deutschland  nicht  an- 
gebaut werden,  für  unsere  klimatischen  Verhält- 
nisse nicht  geeignet  sind,  um  Sorten,  die  in  der 
Hauptsache  mehr  auf  das  Auge  als  auf  den  Mund 
spekulieren,  mit  deren  schönem  Äußeren  der  innere 
Gehalt  nicht  immer  gleichen  Sehritt  hält.  Wir 
kultivieren  viele  Sorten,  die  unter  der  beschei- 
denen Haut  ein  köstliches  Fleisch  bergen.  Man 
lasse  aber  auch  nicht  außer  acht,  daß  das  was 
das  Ausland  auf  eine  deutsche  Ausstellung 
sendet  vom  besten  das  allerbeste  ist.  Für  diese 
Paradefrüchte,  die  mit  einer  Mark,  mit  zwei, 
selbst  mit  drei  Mark  das  Stück  bezahlt  werden, 
und  die  man  nur  an  individuell  behandelten 
Spalierbäumen  in  wenigen  Exemplaren  erzielt, 
ist  in  Deutschland  nur  ein  engbegrenztes  Absatz- 
gebiet vorhanden.  Wir  brauchen  Obst  füi-  die  Millionen, 
d.  h.  für  das  Volk,  nicht  für  die  Millionäre,  die  sich  ohne 
Rücksicht  auf  hohe  Kosten  tadelloses  Obst  diu-ch  eigene 
Gärtner  heranziehen  lassen  können.     Bei  Borchardt,  Grune- 


wald t,  Junker  und  anderen  berühmten  Delikatessenfirmen 
Berlins  kostet  ein  tadelloser  Wintercalvill  drei  Mark, 
eine  Winterdechantsbirne  zwei  Mark  und  darüber.  Wenn 
man  aber  bei  diesen  Firmen  Umfrage  hält,  so  wird  man  die 
Antwort  erhalten,  daß  der  Umsatz  an  solchen 
Früchten  ganz  geringfügig  ist.  Die  reichen  Fein- 
schmecker Frankreichs  scheinen  mehr  Geld  für 
derartige  Raritäten  übrig  zu  haben  und  dem- 
zufolge finden  auch  dort  Spalierobst-  und  Tafel- 
traubenzüchter ihre  Rechnung.  In  Deutschland 
hat  immer  und  immer  wieder  festgestellt  werden 
müssen,  daß  der  Handelsgärtner  bei  derartigen 
Kulturen  nicht  seinen  Nutzen  findet.  Daß  die 
Ausländer  auf  unseren  Ausstellungen  ihr  bestes 
zeigen,  wird  ihnen  niemand  verdenken  können, 
aber  von  diesem  besten  haben  sie  erstens  nm- 
sehi'  wenig  abzugeben  und  zweitens  steht  dieses 
wenige  so  hoch  im  Preise,  daß  es  den  meisten 
Sterblichen  unzugänglich  ist,  und  der  deutsche 
Obstbau  hat  davon  nichts  zu  befürchten.  Für 
den  Betrag,  welchen  der  Geldmann  für  zwei 
Stück  weißer  Wintercalvill  aufwendet,  bekommt 
der  Bürger  in  diesem  Jahre  50  kg  brauchbares 
Winterobst.  Eine  Schattenseite  der  großen  Obst- 
ausstellungen ist  es,  daß  vieles  auf  Schein  beruht. 
Ich  habe  mir  schon  mehrfach  auf  Obstausstellungen 
Obst  in  Kistenpackung  gekauft  und  sah  später, 
daß  ich  geleimt  war.  Die  beiden  obersten 
Schichten  sind  p)rima,  je  mehr  man  nach  unten 
kommt,  um  so  schlechter  wird  das  Obst  und  um 
so  größer  die  Enttäuschung.  Es  ist  schade,  daß  sich  die  Preis- 
richter nicht   die   Zeit   genommen  haben,    einmal    einigen    der 


roler  Aptelsortiment  in  Spankörben. 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 


ausgestellten  Tiroler  Kisten  „auf  den  Grund"  zu  gehen.  Es 
wäre  doch  interessant  gewesen  zu  erfahren,  ob  die  ßO  Kilo 
Inhalt  der  großen  Kisten  wii'klich  von  gleichmäßiger  Qualität 
gewesen  sind,  oder  ob  diese  Gleichmäßigkeit  nur  ('        '       ' 


IX,  7 


Die  Gartenwelt. 


Lagen  eigentümlich  war.  Das  Verbot,  nichts  zu  berühren 
verhinderte  mich  eine  derartige  Probe  selbst  zu  machen,  der 
Preisrichtern  aber  hätte  mau  sie  nicht  verwehren  können. 

Ich  gehe  in  nachfolgender  Besprechung  auf  das  Pro- 
gramm nicht  weiter  ein.  Ich  habe  schon  bei  einer 
früheren  Besprechung  des  Programms  im  ach  ton 
Jahrgang,  No.  25,  Seite  298  hervorgehoben,  daß  es 
sich  in  ausgetretenen  Geleisen  bewegte,  daß  es  also  in 
seinem  Werte  weit  unter  dem  Programm  der  Bremer 
Ausstellung  vom  Jahre  1900  stand.  Große  neue  Auf- 
gaben, dazu  berufen,  dem  deutschen  Obstbau  neue,  Er- 
folge versprechende  Bahnen  zu  weisen,  habe  ich  in 
diesem  Programm  vergeblich  gesucht.  Ich  habe  mich 
deshalb  darauf  beschränkt,  die  Ausstellung  in  meiner 
Weise  zu  studieren  und  festzustellen,  welcher  Nutzen 
sich  aus  ihr  ziehen  lasse.  Da  interessierten  mich 
zunächst  die  Verpackungen.  Korbpackungen  waren 
selten  und  sind  meiner  Oberzeugung  nach  für  den 
Bahntransport  auch  die  ungeeignetsten.  Der  Haupt- 
vorteil  des  Weidenkorbes  ist  der,  daß  er  der  Luft  Zu- 
tritt gestattet;  diesem  Vorteil  steht  aber  die  Schatten- 
seite gegenüber,  daß  er  nur  geringen  Schutz  gegen 
Druckschäden  bietet.  Wenn  man  sich  vergegenwärtigt, 
wie  sehr  die  Körbe  auf  der  Bahn  umhergeschleudert 
werden,  kann  man  sich  denken,  daß  den  Früchten  bei 
dieser  Paekungsart  Druckschäden  nicht  erspart  bleiben, 
namentlich  dann  nicht,  wenn  die  Körbe  nur  um  den 
Rand  herum  ein  Stroh-  oder  Holzwollepolster  erhalten 
imd  dann  mit  Früchten  vollgefüllt  werden.  Diese  ^' 
Packungsart  ist  auch  bei  Fässern  und  Kisten  üblich  und 
die  typische  der  Amerikaneit  Daß  das  amerikanische 
<»bst  bei  seiner  Ankunft  in  Eiu'opa  verbeult  und  dadurch 
minderwertig  ist,  dürfte  hinreichend  bekannt  sein.     Die  Öster- 


Spankörbe  mit  seitlich  angebrachten  bogenförmigen  Henkeln 
sehen  schmuck  aus,  eignen  sich  aber  nur  für  den  Platzverkauf. 
Auch  die  zweite  Abbildung  der  gleichen  Seite  zeigt  derartige 
Körbe  Tiroler  Aussteller.     Die  Österreicher   wickeln    die   für 


^^^^^iiE^^ö 


Tafelobst  französischer  Aussteller.     Originalaufnahme  far  die  „Gar 

reicher  verpacken  ihr  Obst  in  lange  Kisten  von  verschiedener 
Größe,  deren  Inhalt  meist  zwischen  15  und  30  Kilo  schwankt. 
Abbildung  Seite  74  zeigt  diese  Kistenpackung  böhmischer 
Aussteller.      Die    über    den    Kisten    sichtbaren    geflochtenen 


lobst   der   Societe   Regionale   d'Horticulture  in  Montreul, 
Treppenstellage  mit  Weißem  Wintercalvill. 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

Kistenpackung  bestimmten  Früchte  einzeln  in  Seidenpapier  und 
betten  sie  dann  in  Holzwolle  ein.  Bei  dieser  Verpackungsart 
tut  der  Empfänger  gut  daran,  das  Obst  mög- 
lichst bald  nach  Eintreffen  auszupacken  und  auf 
Obsthürden  zu  lagern.  Die  Holzwolle  ist  kein 
einwandfreies  Packmaterial,  denn  wenn  ein  Apfel 
fault,  so  fängt  sie  bald  zu  stinken  an  und  dieser 
Holzgestank  geht  auf  alle  Früchte  über  und 
beeinflußt  ihren  guten  Geschmack  erheblich. 
Diese  Kistenverpackung  leidet  aber  noch  an 
einem  zweiten  Übelstand,  weil  sie  das  Obst  voll- 
ständig von  der  Außenluft  abschließt.  Diesem 
Übelstande  helfen  durchbrochene  Kisten  ah,  deren 
Bretter  so  zusammengefügt  sind,  daß  Spalten  da- 
zwischen bleiben.  Solche  Kisten  hatte  neben 
anderen  auch  Schmitz-Hübsch  in  Herten  bei 
Cöln  verwendet.  Auf  demselben  Prinzip  be- 
rxihen  die  aus  Buchenholz  gefertigten  zylinder- 
förmigen Obstversandfässer  der  Faßfabrik 
Gittelde  am  Harz,  welche  die  Plantage  Feld- 
brunnen bei  Osterode  auf  verschiedenen  Aus- 
stellungen der  letzten  Jahre  vorführte.  Diese 
Fässer  werden  für  I2V2,  25  und  50  Kilo- 
packtmgen  hergestellt,  sie  sind  beiderseits  zu 
öffnen,  die  größeren  Fässer  außerdem  in  der 
,^^.gn,.  Mitte  geteilt,  wodurch   Druckschäden  vermieden 

werden.  Neben  Holzwolle  findet  man  gegen- 
wärtig als  Paekmaterial  hauptsächlich  Seidenpapierspäne 
verwendet.  Torfpackung  war  auf  der  ganzen  Aus- 
stellung nicht  zu  finden,  sie  bietet  aber  große  Vorzüge,  da 
sie    die    Früchte     vorzüglich    konserviert,    Übertragung    von 


76 


Die  Gartemwelt. 


IX,  7 


Fäulnis  von  einer  Fniclit  auf  die  andere  unmöglich  macht 
und  den  Empfänger  der  Mühe  des  Ausiaackens  überhebt. 
Der  Empfänger  kann  sein  in  Torfmull  verlocktes  Obst  unaus- 
gepackt in  den  Keller  stellen  und  seinen  Bedarf  nach  und 
nach  entnehmen.  Bei  Verwendung  von  Torf  als  V^erpackungs- 
material  ist  es  aber  geboten,  die  einzelnen  Früchte  sorgfältig 
in  Seideupapier  zu  wickeln,  da  bei  manchen  Obstsorten  der 
Torfstaub  auf  der  Schale  haften  bleibt  und  das  Ansehen  des  Obstes 
beeinträchtigt.  In  der  Kollektion  der  Plantage  FeUlbrnnnen 
lernten  wir  ein  neues  Obst- Konservienuigsjnil vor  keimen, 
nach  Vorschrift  der  Firma  Eoever  &  Lüer  in  Neustadt  am 
Eübenberge  hergestellt.  Dieses  Verpackungspulvei-  besteht 
aus  getrocknetem  und  gemahlenem  Sphagnutn,  das  sicherlich 
die  gleichen  konservierenden  Eigenschaften  wie  Torfmull,  das 
ja  zumeist  aus  Sumpfjnoos  entstanden  ist,  hat,  aber  gleichfalls 
staubt.  Es  bleibt  dahingestellt,  ob  sich  das  Konservierungs- 
pulver von  besonderem  Vorteil  erweist.  Ein  Postpaket 
von  5  kg  Sphagnumjiulver  genügt  zum  Verjiacken  von 
100  kg  Obst. 

Zum  Verpacken  feinsten  Tafelobstes  werden  hauptsächlich 
Postkistchen  für  5  kg  Sendungen  verwendet.  Ein  solches 
Kistchen  faßt  neun  Stück  große  weiße  Wintercalvill  oder 
zwölf  Stück  kleinere,  die  sich  die  Tiroler  mit  über  20  Mark 
bezahlen  lassen.  Als  Packmaterial  für  derartige  Kistchen 
verwendet  man  entweder  feinste  Seidenpapierspäne  oder 
Cellulosewatte  in  Stücken  oder  Flocken.  Die  Tiroler  ver- 
wenden nur  Späne.  Abbildung  der  Titelseite  zeigt  Tafelobst, 
von  Tiroler  Ausstellern  in  derartige  mit  Papierspitzen  verzierte 
Kisten  verpackt.  Will  man  die  Verpackung  noch  peinlicher 
ausführen,  so  teilt  man  die  Kistchen  durch  mit  Watte  um- 
wickelte Stäbchen  in  so  viel  Gefache  als  sie  Früchte  aut- 
nehmen können.  Da  man  auf  die  Verpackung  in  kauf- 
kräftigen Kreisen  besonderen  Wert  legt,  liegt  es  nahe,  daß 
das  am  sorg-fältigsten  verpackte  Obst  auch  die  höchsten  Preise 
erzielt. 

Auf  die  hübsche  Ausstattung  der  Ausstellungsräumlich- 
keiten imd  auf  die  schmuckvolle  Anordnung  war  gleichfalls 
besonderer  Wert  gelegt.  Ganz  sezessionistisch  war  die  Aus- 
stellung der  Österreicher,  in  welcher  unsere  drei  ersten 
Bilder  gefertigt  sind.  Der  prächtige  Hörder  Pavillon  hatte 
diese  Spezialschau  aufgenommen  und  Herr  Gartendirektor 
Lauche,  Eisgrub,  verstand  es  dem  Inneren  ein  salonmäßiges 
Aussehen  zu  verleihen.  Er  stellte  mit  ausgespannter  Leine- 
wand eine  künstliche  Decke  her,  die  dem  gewaltigen  Räume 
das  Aussehen  eines  Saales  gab.  Zwei  Säulenhallen  bargen 
die  Büsten  des  deutschen  und  des  österreichischen  Kaisers 
und  an  den  Wänden  befanden  sich  Blattpflanzendekorationen. 
Zur  Feier  des  Tages  gab  Direktor  Lauche  auch  eine  Broschüre 
heraus,  die  genauen  Aufschluß  über  den  Obstbau  der  ver- 
schiedenen österreichisch-ungarischen  Staaten  gibt.  Der  Wort 
der  Obstausfuhr  aus  Österreich  betrug  im  Jahre  1903 
24  130  000  Kronen,  im  Jahre  vorher  gegen  16  Millionen 
Kronen.  Die  Tiroler  Kollektionen  enthielten  folgende  Äpfel- 
eorten:  Weißer  Wintercalvill,  weißer  und  roter  Rosmarin, 
Edelböhmer  und  Edelroter,  Ölkofer  Pepping,  Lanaer  Böhmer, 
Morgenduftapfel,  roter  Eierapfel,  Sternapi,  weißer  Winter- 
Taffetapfel,  Carmcliterreinette,  roter  Wintcr-IIimbeerapfel, 
roter  Ostercdvill,  Köstlicher,  Mautuaner,  grüner  Fürstenajifel, 
Edelreinette,  Qrazer  Marchansker,  Hoslinger,  Batidlenapfel, 
Tiroler  Spitzlederapfel,  und  von  Sorten,  die  auch  bei  uns  in 
Deutschland  allgemein  angebaut  werden:  Gravensteiner,  Pur- 
purroter Cousinot,  Englische  Spitalreinette,  Baumanns-,  Lands- 


berger-, Ananas-,  Canada-,  Champagner-  und  Orleansreinette, 
Boikenapfel,  gelber  Bellefleur,  roter  Stettiner,  Winter-Goldparmäne 
und  London -Pepping.  Unter  den  Birnen  befinden  sich  nur 
wenige  bei  uns  nicht  bekannte  Sorten  wie  Pas-sa  Tutti  di  Verona, 
Zephirine  Gregoire,  Spina  Garpi,  und  Virgouleuse,  daneben 
Pastorenbirne,  Diels  B.-B.,  weiße  Hej-bst-B.-B.,  Colomana 
Herbst  B.-B.,  Hardenponds  Winterbirne,  Regentin,  Winter- 
Dechantsbirne,  Esperens-Bergamotte,  Olivier  de  Serres,  Winter- 
nelis  und  Gute  Loiiise  von  Avranches.  Die  Ungarn  hatten 
einen  besonderen  Raum  bei  der  Industriehalle.  Was  sie  dort 
vorführten,  war  nur  sehr  mäßig  in  der  Qualität,  jedenfalls 
steht  das  imgarische  Obst  erheblich  hinter  dem  Tii-oler 
zurück.  Am  besten  waren  noch  die  Winter- Goldparmänen. 
Daß  Österreich-Ungarn  im  großen  und  ganzen  nicht  Obst  in 
der  Qualität  wie  es  die  Ausstellung  zeigte  nach  Deutschland 
exportiei't,  dafür  mag  das  böhmische  Obst  einen  Beweis 
liefern.  Das  auf  dem  Wasserwege  in  gewaltiger  Menge  aus 
Böhmen  nach  Berlin  gelangende  Obst  ist  durchweg  gewöhn- 
liches Wirtschaftsobst,  wie  man  es  bei  uns  an  der  Land- 
straße erntet. 

Die  Beteiligung  der  deutschen  Aussteller  übertraf  die 
der  Ausländer  ganz  erheblich.  Und  wenn  das  deutsche  Obst 
weniger  zu  Geltung  kam,  so  liegt  dies  daran,  daß  es  auf 
verschiedenartige  Räume  imd  zum  größten  Teile  auch  auf 
schlecht  beleuchtete  Hallen  verteilt  war.  Den  besten  Teil 
der  gewaltigen  Hauptausstellungshalle  hatte  man  den  Franzosen 
eingerämnt,  weiteren  Löwenanteil  an  dieser  Halle  hatten  die 
Holländer  und  Schweizer,  es  blieben  hier  nur  zwei  be- 
scheidene Plätzchen  für  die  Wormser  und  für  eine  Teilaus- 
stellung der  Hessen  übrig. 

In  der  Aufmachung  erwiesen  sich  die  Franzosen  als 
Meister.  Unsere  Abbildungen  Seite  75  geben  zwei  TeUansichten 
französischer  Aussteller.  Das  stufenförmig  aufgebaute  Obst 
des  einen  Bildes  gibt  eine  Teilansicht  der  So ciete  regionale 
d'Horticulture,  Montreul  sous  Bois.  Die  links  auf  dem 
Bilde  sichtbare  Obsttreppe  ist  mit  weißem  Wintercalvill  besetzt. 
Solche  Treppen,  welche  die  einzelnen  Früchte  vorzüglich  zur 
Geltung  bringen,  waren  mehrfach  in  der  Kollektion  vorhanden. 
Die  weißen  Wintercalvül  waren  die  schönsten,  wenn  auch 
nicht  die  größten  der  Ausstellung.  Die  Früchte  gleicher  Art 
der  deutschen  und  tiroler  Aussteller  sind  fahl,  ohne  Zeichnung, 
die  der  Franzosen  mit  frischen  roten  Backen  gesehmiickt, 
was  die  Schönheit  sehr  erhöht.  Die  weitaus  größten  weißen 
"(Vintercalvill  der  ganzen  Ausstellung  hatte  die  Wesselsche 
Garten  Verwaltung  in  Bonn,  Obergärtner  Otto  Wagner,  aus- 
gestellt. Das  waren  Früchte,  die  sich  sehen  lassen  konnten, 
wenn  ihnen  auch  noch  die  Farbe  fehlte.  Die  Kollektion  der 
Societe  regionale  glänzte  noch  durch  andere  Riesenfrüchte, 
die  auf  den  inneren  Wert  zu  prüfen  mir  leider  die  Gelegenheit 
fehlte.  Die  Kaiser  Alexander,  in  Frankreich  Grand  Alexandre 
genannt,  ließen  nichts  zu  wünschen  übrig.  Andere  Riesen- 
fi'üchte  sind  Peasgoods  Goldroinette  (Nonesuch),  der  rote 
Rambour  d'Amerique  und  der  gelbe  Großpapa,  welch 
letztere  wahrscheinlich  zu  den  Sorten,  die  mehr  dui-ch 
Größe  als  Geschmack  hervorragen,  gehören,  luid  mit  der 
Riesenbirne  Belle  Angevine  verhält  es  sich  ebenso,  sie  ist 
wie  König  Karl  von  Württemberg,  die  man  in  gärtnerischen 
Kreisen  Kohlrübe  nennt,  nur  durch  ihre  Größe  ausgezeichnet. 
Das  prächtigste  Exemplar  der  schönen  Angevine  befand  sich 
in  der  Sammlung  der  Geisenheiraer  Lehranstalt.  Wundervolle 
Winterdechantsbirnen  und  die  schönsten  und  größten  Canada- 
Reinetten  liatte  die  Firma  Anatole  Cordonnier  &  Sohn  in 


IX,  7 


Die  Gartenwelt. 


Hüilleiil,  Nordfrankreich,  neben  gleiclischöncn  weißen  Winter- 
talvillen ausgestellt.  Eine  Glanzleistung  dieser  Firma  bildeten 
auch  die  Pfirsiche  in  den  Sorten  Baltet,  Salway,  Bon  ouvrier. 
Was  aber  diese  Firma,  die  sich  auch  auf  der  Herbstausstellung 
durch  ihre  vorzüglichen  Oroton  auszeichnete,  die  noch  im 
I  »ktober  in  allen  Düsseldorfer  Blumengeschäften  prangten,  in 
der  Weinkultur  leistet,  übertraf  alles  Dagewesene.  Pracht- 
voll waren  Gros  Colnian  und  von  weißen  Sorten:  Förster,  Muscat 
iif  Alex-indria,  Cannon  üall  Muscat  mit  Riesenbeeren,  außer- 
liein  vrischicdeno  Kreuzungen  eigener  Zucht.  Diese  Firma 
hiU  CS  nicistrrliaft  verstanden  in  A^'erbindung  anit  feinen  Blatt- 
pfhiiizi'u  um!  Palmen  eine  prächtige  Gesamtwirkung  zu  er- 
zielen. Neben  feinen  "Waruihauspflanzen  befaßt  sie  sich  haupt- 
sächlich mit  Obsttrcilierci.  Nach  einem  ausgelegten  Prospekt 
Ijeträgt  ihre  Jahresproduktion  SO  000  Kilo  Weintrauben,  un- 
initerbrochen  zu  jeder  Zeit  im  Jahre  lieferbar,  90000  bis 
110000  Kilo  Pfirsiche  von  April  bis  Oktober,  imd  80000 
bis  100  000  Kilo  andere  Luxusfrüchte,  außerhalb  der  natür- 
lichen Reifezeit  lieferbar. 

Vorzüglich  waren  auch  die  Trauben  von  E.  Saloraon 
&  Sohn  in  Thoniery  in  den  Sorten  Black  Alicante,  Burchardts 
Piince,  Boudales,  Madres  Field  Court;  eine  weitere  weiße 
Sorte  schien  mir  mit  unserem  weißen  Gutedel  identisch  zu 
sein.  Als  deutscher  Traubenaussteller  war  nur  Rudolf 
Richard  in   Brühl  vertreten.  (SchhUi  folgt.) 


Topfpflanzen. 

Salvia  splendciis  „Silvei-  Queen". 

Von  Georg  Marquardt,  Ilandelsgärtner,  Zossen. 

J  iingst  zeigte  ich  im  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
zu  Berlin  eine  Gruppe  vollblühender  Salvia  splendens  „Silver  Queen'-\ 
die  in  ihrer  leuchtenden  Farbe  angenehm  auffiel.  Ich  habe  die 
Pflanzen  im  Mai  aus  Stecklingen  erzogen,  die  nach  der  Bewurzelung 
im  freien  Grunde  ausgepflanzt  und  zur  Förderung  des  Wachstums 
stets  gut  gegossen  und  wiederholt  gedüngt  wurden.  Nach  Verlauf 
von  sechs  Wochen  wurden  die  Salvien  in  den  Ballen  entsprechende 
Töpfe  eingepflanzt  und  unter  Glas  gestellt.  Ohne  weitere 
Behandlung  als  reichliches  Gießen  blühen  dann  die  Pflanzen  im 
September,  zu  einer  Zeit,  wo  kaum  eine  andere  Pflanzengattung  in 
dieser  warmen  roten  Farbe  blüht,  die  überall  ihre  Wirkung  erzielt. 
Die  Chrysanthemum  sind  zu  die.ser  Zeit  noch  nicht  auf  der  Bild- 
fläche, die  Stauden  sind  zumeist  vom  Froste  vernichtet,  wenn  die 
Fiöste  so  früh  eintreten  wie  heuer,  somit  ist  diese  Salvie  für  Binde- 
und  Dekorationszwecke,  wie  für  Hochzeiten  und  andere  Familien- 
feste etc.,  sehr  gut  zu  gebrauchen.  Überall,  wo  man  sie  mitver- 
wendet, belebt  sie  durch  ihre  freudigen  Farben  —  ein  schönes  sattes 
Grün  der  Blätter  und  ein  unvergleichliches  Rot  der  Blüten.  Die 
Blätter  von  Silrer  Quee7i  sind  weiß  punktiert,  woher  der  Name  stammt. 
Nacliselirift  der  Redaktion.  Diese  Salvia  „Silver  Queen'-'', 
die  eine  ältere  Splaickiis  Sorte  ist,  ist  wie  so  manches  andere  Gute 
in  Vei-gessenheit  geraten.  Herr  Marquardt  hat  sich  unbestreitbar  ein 
Verdienst  erworben,  daß  er  diese  Salvie  wieder  auf  den  Berliner 
Markt  bringt.  Sie  ist  wirklich  eine  vorzügliche  Handelspflanze, 
da  ihre  Kultur  nur  etwa  vier  Monate  währt  und  die  denkbar  geringste 
Mühe  macht,  ein  Umstand,  der  bei  Handelsgärtnern  sehr  in  die  Wag- 
schale fällt.  Was  hilft  uns  eine  schöne  Pflanze,  wenn  sie  schwer 
zu  kultivieren  ist  und  dadurch  teuer  wird,  sagen  die  meisten.  Daß 
diese  Salvie  außerdem  nicht  zu  Krankheiten  neigt,  ist  eine  weitere 
wertvolle  Eigenschaft.  Ganz  besonders  schön  in  der  Farbe  und 
enorm  reich  und  lange  blühend  ist  die  Sorte  „Freuden fcuer'%  die 
wir  in  Wannsee  in  prachtvollen  Pflanzen  sahen.  Eine  ganz  niedrige 
Sorte  (80  cm  hoch)  ist  Salvia  splendens  praecox. 


rotentilla  iiepalensis  var.  Williuottiao. 
V 

üiino  reizende  kleine,  neue  Potentilla  wurde  unter  dorn  Namen 
Poientüla  nepalcnsis  var.  WillmoUiae  von  der  Firma  Sander  & 
Sons,  St.  Albans,  auf  der  Holland-House-Show  in  London  1904 
ausgestellt.  Nicht  mehr  als  15  cm  hoch,  gleicht  diese  Pflanze  mit 
ihrer,  den  Erdbeerblätlern  sehr  ähnlichen  Belaubung  beim  ersten 
Blick  einer  Monatserdbeere.  Die  Blüten  haben  einen  Durchmesser 
von  etwas  über  2  cm  und  sind  leuchtend  magenfarot.  Diese  hübsche 
kleine  Staude  läßt  sich  leicht  aus  Samen  ziehen  und  eignet  sich  vor- 
züglich fürs  freie  Jjand.  Das  ganze  Jahr  hindurch  bringt  sie  un- 
unterbrochen ihre  zahlreichen  Blüten.  Da  nicht  winterhart,  nmli 
sie  im  Herbst  eingetopft  und  im  Hause  ülierwintert  werden.  Herr 
E.  Ä.  Itolte,  Kew,  widmet  dieser  Pflanze  im  „The  Gardeners' 
Clironicle",  No.  917  des  3ö.  Bandes  (1904),  einen  kleinen  Artikel. 
Eine  Pflanze  war  zur  Bestinunung  nach  Kew  gesandt  worden,  wo- 
selbst ihre  Identität  mit  Potentilla  tiepalensis  Hooker.,  vom  Himalaya, 
festgestellt  wurde.  Der  einzige  Unterschied  ist  der,  daß  Potentilla 
Iiepalensis  eine  Höhe  von  etwa  einen  Meter  erreicht,  während  die 
Sandersohe  Neueinführung  nicht  höher  als  15  cm  wird.  Herr 
Forget,  einer  von  Sanders  Sammlern,  entdeckte  diese  Pflanze  in 
Kolumbien.  Da  nun  zwischen  diesen  beiden  Pflanzen  außer  der 
Verschiedenheit  im  Habitus  absolut,  auch  anatomisch,  kein  Unter- 
schied zu  finden  war,  und  noch  dazu  kleine  und  gedrungene  Pflanzen 
von  P.  nepalcnsis  in  Herbarexemplaren  in  Kew  vorhanden  sind,  die 
eine  Pflanze  aber  vom  Himalaya,  die  andere  von  Kolumbien  kommt, 
so  hält  Herr  Rolfe  irgend  einen  Irrtum  für  möglich  und  stellt 
Kolumbien  als  Heimat  dieser  Neuheit  in  Zweifel,  obgleich  Mr.  Forget 
aussagt,  die  Pflanze  in  Kolumbien  wildwachsend  und  nicht  etwa  in 
einem  Garten  angepflanzt,  gefunden  zu  haben.  Sind  die  beiden 
Pflanzen  wirklich  miteinander  identischj  so  ist  es  pflanzengeographisch 
eine  sehr  merkwürdige  Erscheinung,  daß  dieselbe  Pflanze,  die  im 
Himalaya  zu  Hause  ist,  auch  in  den  KordilJei-en  Kolumbiens  in 
einer  andern  Varietät  wild  .  vorkommt.  Mr.  Forget  wurde  in  dem 
Artikel  aufgefordert,  nähere  Angaben  über  die  Auffindung  zu  machen, 
woraufhiu  er  jnir  gegenüber  erklärte,  daß  diese  Potentilla  tatsächlich 
wildwachsend  in  Kolumbien  vorkommt,  und  zwar  fand  er  sie  in  den 
Odonfoglossuin  c>-j'.sjt)!««-Distrikten  der  Provinz  Santander.  Daraus 
geht  auch  hervor,  daß  sich  die  Pflanze  auch  für  deutsches  Klima, 
Winter  natürlich  ausgeschlossen,  zur  Freilandkultur  eignet.  Sie 
mußte  als  eine  Varietät  der  Art  vom  Himalaya  angesehen  werden 
und  erhielt  als  solche  den  Namen  Potentilla  nepalensis  var.  Will- 
niottiae,  zu  Ehren  der  bekannten  großen  Pflanzenliebhaberin  Miss 
Will m Ott.  Ernst  Bohlmann,  St.  Albans. 


Obstbau. 


Di, 


Soll  man  Traiibensäckclien  anbringen? 

Von  H.  Beuß,  Obergärtner,  Schwetzingen. 


'iese  Frage,  die  ich  auch  gleich  selbst  beantworten  will,  möge 
Anregung  zu  weiteren  Urteilen  geben,  denen  ich  gerne  entgegensehe. 
Ich  kann  mich  mit  dem  Gedanken,  daß  die  so  viel  empfohlenen  und 
auch  angebrachten  Traubensäckcbeii  sich  bezahlt  machen  sollen,  nicht 
recht  vertraut  machen.  Verschiedene  Beobachtungen  meinerseits 
lassen  mich  zu  dem  Schlüsse  kommen,  daß  nur  dem  Liebhaber  und 
Besitzer  einiger  Rebspahere  (von  Rebstüoken  ganz  abgesehen)  die 
Mühe  des  „Einsäckeins"  etwas  gelohnt  wird.  Denn  frähere  Sorten, 
wie  ,,Diamant^\  „Ontedel^'-,  „Muskateller^^  usw.,  faulen  bei  nassem 
Sommer  sehr  leicht  in  den  Säckchen  und  spätere  Sorten  werden 
schwerer  reif  oder  faulen  ebenfalls.  Nur  ein  ganz  sorgfältiges  und 
häufiges  Ausbeoren  kamt  dazu  beitragen,  daß  aus  den  Säckchen 
fehlerfreie  Trauben  hervorgehen,  was  bei  größeren  Anlagen  ebenso 
viel  Nebenarbeit  verursacht,  als  das  Einsäckeln  selbst.  Dazu  kommt 
noch  der  Umstand,  daß  besonders  in  einem  traubein-eichen  Jahre  die 
Preise  zu  dem  Kostenaufwand  für  Säckchen  usw.  in  keinem  Ver- 
hältnis stehen,   so   daß    diese    mühevolle   Arbeit   ruhig    unterbleiben 


Die  Gartenwelt. 


IX,  7 


kann.     EmpfeMen   möchte    ich    nur,   einige    der 
besten  wirklich   schönen    Trauben    zu   schützen. 


was  auch  durch  Vorhängen  von  dichtraaschigen 
Netzen  geschehen  kann. 

Das  ganze  Einsäokeln  richtet  sich  im 
wesentlichen  gegen  die  Wespen  und  Hor- 
nissen; wie  wenig  aber  diese  Hautflügler  die 
Säckchen  respektieren,  habe  ich  kürzlich  be- 
obachtet. Ein  solches  war  von  einer  Hornisse 
(oder  Wespe?)  derart  ausgenagt,  daß  die  Traube 
vollständig  entblößt  war  und  abgefressen  wurde. 
In  dem  neuen  (!)  Säckchea  hing  nur  noch  das 
„üerippe"  der  einst  schönen  Traube;  auch  Mäuse 
haben  hier  ähnliches  geleistet. 

Ich  meine,  man  sollte  die  Trauben  dadurch 
schützen  können,  daß  man  an  den  Mauern  in 
gewissen  Abständen  Fanggläser  aufhängt  zum 
Fangen  der  Wespen.  Das  Aufhängen  von  Fang- 
gläsern hat  sich  hier  recht  gut  bewäbrt.  Die 
Gläser  waren  gejjfropft  voll  Ungeziefer  und 
mußten  oft  geleert  werden.  Geht  auch  etwas 
Wein  durch  Insektenfraß  verloren,  so  ist  er  doch 
nicht  so  der  Gefahr  des  Faulens  bei  nassem 
Wetter  ausgesetzt,  als  unter  dem  Schutze  der 
Säckohen  und  wird  meiner  Ansicht  nach  auch 
schöner  und  süßer.  

Landschaftsgärtnerei. 

Preisausschreiben  zur  Erlangung    von  Entwürfen 
für  einen  Stadtpark  auf  dem  Gänseanger  in  Dessau. 

1/as   als  Park  anzulegende  Terrain   ist  ca.   IG  ha   groß 


?3VW(X«;%;ü^. 


SnWtvt^ 


*ni^?5i^ 


d<K\^om(oicsc  ■-'  -V''  (äon^con^ 


Äx*>au. 


'^. 


Entwurf  „Lorelev' 


von  Friedr.  Scherer, 

Originalaufnalime  für  di 


Entwurf  Lorcley.     Teilansicht:  Haupteingang  an  der  Mozartstraße. 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 


und  hat  nm-  geringe  Höhenuntersuliiede.  Die  neu  projektierten 
Straßen  um  den  Park  sollen  houhgelegt  werden.  Der  Park 
.sollte  Fahrstraßen,  Spielplätze,  einen  Teich  von  nicht  zu 
großer  An.sdehnung  und  einen  Platz  für  ein  später  zu  er- 
richtendes Restaurant  erhalten.  Die  Kosten  der  Ausführung 
durften  85  000  Mark  nicht  überschreiten.  Im  übrigen  waren 
löblicherweise  den 
Ideen  der  Bewerber 
keine  Schranken  ge- 
setzt. Das  Preisaus- 
schreiben war  mit 
58  Entwürfen  be- 
schickt. DasPreisge- 
riclit  bestand  aus  den 
Herren :  Oberbürger- 
meister Dr.  E  bei  in  g, 
Stadtverordnetenvor- 
stehor  Justizrat  Dr. 
Döring,  Stadtbaurat 
Engel,  Stadtverord- 
neter u.Baumschulen- 
besitzer  Weiser, 
Stadtverordneter  und 
Vorsitzender  des  Gar- 
tenbauvereins 
Paufler,  Hofgärtner 
Herre,  Stadtgärtner 
Kirchner  u.  Baum- 
schulenbesitzer  Ber- 
tram. 

Den  1.  Preis,  im 
Betrage  von  500  Mk., 
erhielt  der  Entwurf 
des  Herrn  Garten- 
ingenieurs Friedrich 
Scherer,  Cölna.Rh., 
Volksgartou  daselbst 
(Motto:  Loreley). 


Cöln.     Mit  erstem  Preis  gekrönt. 


IX,  7 


Die  Gartenwelt. 


79 


Den  2.  Preis  im  Betrage  von  250  Mark  erhielt  der 
Entwurf  des  Herrn  Garteningenieurs  J.  P.  Groß  mann  in 
Dresden — Leipzig  (Motto:   Bürgerwiese). 

Angeliauft  zu  je  100  Mark  wurden  die  Entwürfe  der 
Herren:  1.  Leo  Heer  wagen,  Darmstadt,  Stadtgärtnerei 
(Motto:  „Gelingt's,  dann  klingt's'').  2.  Heinrich  Steinringer, 
Wiesbaden,  Stadtgärtnerei  (Motto:  „Dissouwe  0.").  3.  Alfred 
Strenger,  in  Firma  W.  Strenger,  Steglitz-Berlin  (Motto: 
„Frisch  gewagt").  4.  Diermayer,  Cöln,  Stadtgärtnerei 
(Motto:  „Erika"). 

Der  mit  dem  1.  Preis  bedachte  Entwurf  mit  dem  Jlotto 
„Loreley"  zeichnet  sicli  durch  großzügige  Behandlung  der 
l'arkanlage  aus.  Sowohl  die  Lage  des  Restaurants,  als  auch 
die  des  Teiches  war  geschickt  gewählt.  Die  Form  des  Teiches 
hätte  etwas  interessanter  sein  körinen.  Hauptsächlich  ist  auch 
anzuerkennen,  daß  das  Wiesenterrain  nicht  durch  viele  Wege 
und  Pflanzung  zerrissen  ist,  so  daß  das  Charakteristische 
der  Dessauer  Mulde-  und  Elbeiiiederung,  nämlich  große 
Wiesenflächen  mit 
schöner  Laubholz- 
umrahmung, auch 
auf  die  Parkanlage 
übertragen  worden 
ist.  Wiederum  ist 
aber  der  Verfasser 
in  der  Absicht,  recht 
geschlossene  Pflan- 
zungsmassen zu  er- 
halten, etwas  zu 
weit  gegangen,  und 
es  hätten  dieselben 
besser  durehEinzel- 
bäume  und  Vor- 
pflanzung aufgelöst 
werden  müssen. 

Im  übrigen 
scheint  sich  der  Ver- 
fasser über  die  Gro- 
ßenverhältnisse  ge- 
täuscht zu  haben, 
denn  sonst  hätte  er 
wohl  nicht  das  Re- 
staurant so  groß 
projektiert  und  einen  Kompostplatz  von  ca.  1500  qm  angelegt. 
Der  Plan  ist  technisch  sehr  gut  ausgeführt.  Die  beiden 
Aquarelle  zeigten  das  Gewollte  sehr  gut  und  legten  von  dem 
Fleiße  des  Verfassers  ein  sehr  gutes  Zeugnis  ab. 

Der  mit  dem  2.  Preise  ausgezeichnete  Entwurf  des 
Garteningenieurs  J.  P.  Groß  mann,  Dresden— Leipzig  muß 
ebenfalls  als  sehr  gute  Lösung  der  gestellten  Aufgabe  be- 
trachtet werden.  Im  Gegensatz  zur  Anordnung  der  Pflan- 
zung des  ersten  Entwin-fs  ist  der  Verfasser  dieser  Arbeit 
in  den  entgegengesetzten  Fehler  verfallen  und  hat  die 
Gruppen  zu  stark  in  Einzelpflanzung  aufgelöst.  Die  Lage 
des  regelmäßigen  Parterres  am  Parkeingang  des  Restaurants 
und  des  Teiches  ist  sehr  gut.  Der  Teich  mit  der  eingebauten 
Konzertterrasse  zeigt  malerische  Uferformation. 

Der  Konzertgarten  besteht  aus  drei  Terrassen  von  ver- 
schiedener Höhe,  so  daß  alle  Besucher  des  Gartens  einen 
ungehinderten  Ausblick  in  den  Park  haben. 

Der  Park  im  allgemeinen  besteht  aus  zwei  Durchblicken, 
einem  breiteren  und  einem  schmäleren  Durchblick. 


Entwur!  „Loreley".     Teilansicht: 

Originalaufnahme  für  d 


Die  Wegeführung  ist  zweckentsprechend.  Obwohl,  im 
Programm  gewünscht  worden  war,  daß  der  Schulgarten 
möglichst  nahe  an  die  Stadt  zu  liegen  kommen  soll,  ist  der- 
selbe am  Ende  des  Parkes  projektiert,  wo  er  am  wenigsten  stört. 
Der  Plan  ist  technisch  ebenfalls  gut  ausgefülirt,  jedoch 
sind  die  Farben  desselben  für  Ausstelhmgszwecke  zu  matt. 
Die  beiden  sehr  wirkungsvollen  perspektivischen  Ansichten 
zeigen  als  Parkeingang  das  regelmäßige  Blumenparterre  mit 
dem  Restaurationsgebäude  im  Hintergrunde  und  dem  Blick 
von  der  in  den  Teich  eingebauten  Restaurationsterrasse  in 
den  Park. 

Über  die  angekauften  Entwürfe  ist  zu  berichten,  daß 
sich  hierunter  sehr  gute  Arbeiten  befinden,  und  nur  der 
Entwurf  mit  dem  Motto  „Erika"  hätte  keinen  Anlcauf  verdient, 
da  bessere  Entwürfe  vorhanden  waren,  wie  „Gänseliesel  C", 
„Waldwiese  und  Garten".  Vor  allen  Dingen  ist  bei  diesem 
angekauften  Entwurf  schwer  zu  tadeln,  aufgeklebte  Ansichts- 
postkarten, wo  der  übliche  ,,Gruß  aus  Kalau"!  mit  Deckfarbe 
übermalt  ist,  als 
perspektivische  An- 
sichten aus  dem 
Park  auszugeben. 
Hoffentlich  findet 
ein  derartiges  Ver- 
fahren, das  das  An- 
sehen der  Garten- 
künstler auf  das 
schwerste  gefähr- 
det, nicht  Wieder- 
holung! 

Im  allgemeinen 
maciite  die  Aus- 
stellung der  Pläne 
den  Eindruck,  dass 
die  technische  Dar- 
stellungsweisc  un- 
serer gärtnerischen 
Entwürfe  im  Ver- 
gleich mit  denen  von 
Arcliitekten  noch 
niclit  auf  jener  Höhe 
steht,  die  wün- 
schenswert wäre. 
So  werden  z.  B.  für  die  Pläne  meistens  zu  gi-elle  oder 
zu  wässrige  Farben  gewählt.  Es  wird  zuviel  Wert  auf  die 
Details  und  zu  wenig  Wert   auf  den  Gesamteindruck  gelegt. 

In  perspektivischen  Ansichten  waren  zum  Teil  haar- 
sträubende Sachen  vorhanden.  Es  ist  dringend  notwendig,  daß 
auf  unseren  Gartenbauschulen  mehr  Wert  auf  Anfertigung  von 
perspektivischen  Ansichten  gelegt  wird.  Das  öde  Kopieren 
von  Plänen  hat  sehr  wenig  Zweck. 

Anzuerkennen  ist  der  große  Fleiß,  den  die  meisten 
Arbeiten  zeigen.  Man  gewann  von  der  Ausstellung  den 
Eindruck,  daß  viele  Verfasser  nach  einer  neuen  ansprechenden 
Darstellungsweise  suchten.  So  haben  sich  viele  Bewerber 
außerordentliche  Mühe  gegeben,  durch  Strichel-  und  Schraffier- 
manier eine  bessere  Wirkung  der  Pläne  zu  erzielen,  was 
jedoch  nur  zum  Teil  gelungen  ist. 

Der  einzige  Weg,  wirkungsvolle  Pläne  zu  erzielen,  ist  der, 
dezentere,  gut  zueinander  abgestimmte  Farben  zu  verwenden. 
Hierauf    wird    noch    viel    zu    wenig  Wert    gelegt,   und    alles 


Die  Gartenwelt. 


IX,  7 


Herumprobieren    und  Suchen    nach  neuen  Darstellungsweisen 
wird  sich  dadurch  von  selbst  erledigen. 

Trotzdem  die  zeichnerische  Tüchtigkeit  den  Gartenkiinstler 
allein  nicht  ausmacht,  so  ist  doch  bei  dem  überhand  neiimenden 
Eingreifen  von  Architekten  in  unseren  Beruf  sehr  zu  raten, 
hei  derartigen  Preisbewerbeu  in  technischer  Hinsicht  vorwärts 
zu   schreiten    und   iiiclit   an    Altem,    Eingelerntem    liängen  zu 


bleiben. 


Argus. 


Pflanzenkunde. 


Mexiko  iiiul  seine  Vegetation. 

Von  Carlos  Uhden,  Acanibavo  (M«xikD). 
in  Nu.   48    des    achten   Jahrgangs    der    Gartenwelt    las 
einen    Artikel    von    Herrn    0.  A.  Piirpus,     welciier    alier 


■   LnTwvkp  • 

EiNE>1    5TfMSrPF\KK 

■  In  [^e.55f\v  ■ 


J^^- 


,3«mL> 


Mc5fto      BVRC^ERWIE.'ÖL 


Entwurf  „Bürgerwiese 


von  J.  P.  Großmani 

OriginalaufnahiT 


Dresden  und  Leipzig. 

für  die  „GarteuweU". 


durchaus  nicht  das  widerlegt,  was  ich  in  No.  40  des 
gleichen  Jalu'gangs  über  Mexiko  und  seine  Vegetation  ge- 
schrieben habe.  "Was  ich  dort  sagte,  war  das  Ergebnis  meiner 
Forschungen,  die  ich  als  wissenschaftlicher  Chemiker  und 
Geologe  gemacht  habe.  Wo  ist  der  Kalk,  von  dem  Herr 
Purpus  spricht?  Das  ganze  Reich  des  Moteczuraazin  vom 
nördlichen  Catifornien  bis  Honduras  ist  mit  einem  weißen, 
dem  Kalk  täuscliend  ähnlichen  Gestein  bedeckt,  was  sogar 
stellenweise  eine  enorme  Mächtigkeit  erreicht.  Dieses  Gestein 
heißt  Kieseltuff.  Credners  Geologie  sagt,  „Kieseltuff  ist  eine 
bald  erdige,  lockere,  poröse,  bald  kompakte  Qiiarzmasse,  welche 
zum  Teil  auffallende  äußerliche  Ähnlichkeit  mit  Kalktuff 
besitzt-'.  Das  ist  der  „Kalkstein",  worin  die  Kakteen  wachsen. 
Meine  Analyse  ergab  99'/,,  %  (S' 0  2)  Kieselsäure!  Älmlich 
verhält  es  sich  mit   den  anderen  Substanzen.  —  Jedoch  rate 


ich  den  Kakteenliebhabern  im  Anschluß  an  Herrn  Purpus,  ihre 
Kakteen  nicht  mit  Jod-,  Brom-  oder  Chlorkalium-  oder 
Natrium-Lösungen  zu  begießen,  denn  nur  der  Boden,  worin 
sie  hier  in  Mexiko  wachsen,  enthält  diese  Substanzen  in  der 
richtigen  Form. 

Damit  aber  die  Kakteenliebhaber  auch  heute  nicht  leer 
aii.sgehon,  sei  folgendes  Geschichtchen  erzählt.  Der  König 
Carlos  in.  von  Spanien  ließ  sich  aus  der  Wüste  von 
Atacama  und  aus  den  Wüsten  von  Peru  und  Mexiko,  deren 
Boden  in  der  Hauptsache  Salz-  und  Salpeterfelder  sind,  denn 
sie  enthalten  Brom  imd  Jod  in  beträchtlicher  Menge,  die 
verschiedensten  Arten  Kakteen  kommen,  die  dann  am  mittel- 
ländischen Meere  ausgepflanzt  wurden;  aber  alle  Pflanzen, 
mit  Ausnahme  einiger  Opuniia,  gingen  zugrunde.  Die  Frau 
des  Aufsehers  aber,  der  diese  Pflanzen  gefielen,  sagte  zu 
ihrem  Mann:  „Ich 
erziehe  meine  Kinder 
mit  Milch,  und  ich 
will  mal  versuchen, 
ob  es  nicht  mit  diesen 
Kindern  auch  so 
geht."'  Gesagt,  getan. 
Die  Frau  begoß  ihre 
Kakteen  mit  Milch 
und  konnte  zu  ihrer 
Freude  sehen,  daß 
ihnen  diese  Kost  zu- 
sagte, denn  nach  län- 
gerer Zeit  hatten  sich 
die  Pflanzen  zu  präch- 
tigen Stücken  ent- 
wickelt. Der  Bericht 
an  den  König  ent- 
hielt nur  die  Be- 
merkung, daß  die 
Kakteen  in  Spanien 
nicht  wachsen,  wenn 
sie  nicht  mit  spa- 
nischer Milch  be- 
gossen werden.  Die 
Milch  enthält  näm- 
lich Jod-,  Brom-  und 
Chlor-Salze  in  kleiner 
Menge  neben  Stick- 
stoff,    und    das    ist 

des  Milchwunders 
Lösung. 

Auch  scheinen  die  Pcrsea  gratissiiiia  dem  Herrn  Purpus 
sehr  fragwürdig  zu  sein.  Erst  kürzlich  sah  ich  auf  dem 
hiesigen  Fruchtmarkte  eine  sehr  auffällige  Sorte,  19  cm  lang 
und  3  cm  breit,  wie  eine  Keule,  von  liellgrüner  Farbe. 


Mit  zweitem  Preis  gekrönt. 


Dahlien. 
Einiges  über  Dahlien. 

Von  Heinrich  Beuß,  Schwetzingen. 

U  her  jede  Kultur  läßt  sich  viel  und  immer  wieder  reden 
und  wo  zwei  Fachleute  zusammenkommen,  da  „werden  sie 
nie  fertig  mit  dem  Meinungsaustausch".  Wenn  ich  heute 
über  Dahlien  etwas  berichten    möchte,    so  geschieht  dies  auf 


IX,  7 


Die  Gartenwell 


Grund  meiner  Beobachtungen  und  Versuche.  Beim  Durch- 
lesen früherer  Jahrgänge  der  „Gartenwelt"  liabe  ich  überdies 
gefunden,  daß  icli,  wie  ich  weiter  unten  näher  angebe,  in 
uiaMclieiu  Punkte   anderer  Meinung  bin,   als    dort  angegelxin. 

Im  wesentlichen  möchte  ich  einiges 
über  die  Vermehrung  der  Dahlien 
ergänzend  anführen  und  ich  will  gleich 
im  vora\is  betonen,  daß  ich  die  Ver- 
mehrung durch  Stecklinge  ent- 
schieden der  durch  Veredlung  vor- 
ziehe, trotzdem  letztere  sehr  empfohlen 
wird  und  ich  selbst  mit  dem  Resultat 
meiner  in  den  letzten  Jahren  gemachten 
Veredlungen  sehr  zufrieden  sein  kann, 
indem  95  von  100  meiner  Veredlungen 
wuchsen.  Selbst  die  Schülerinnen  der 
hiesigen  Großh.  hauswirtschaftlichen  und 
Gartenbauschule  haben  immer  ein  großes 
Vergnügen  an  dem  Veredeln  der  Dahlien 
bekundet,  kein  Wunder,  weil  die  Ver- 
e<lhmgen  leicht  wachsen;  dennoch  möchte 
ich  diese  Vermehrung,  wie  ich  später 
näher  angeben  werde,  nicht  als  rationoll 
bezeichnen.  Zunächst  empfiehlt  sieli,  wo 
es  nicht  auf  Massenvermehrung  ankommt, 
Teilung  der  älteren  Knollen  und  zwar 
nur  solcher,    die   dieses   leicht  zulassen. 

Will    man    seinen    Bestand    jedoch 
reichlicher  vermehren,  so  schreite  man  zur 
Vermehrung   durch   Stecklinge;    diese 
wachsen  bekanntlichwillig  und  bilden,  in  Töpfen  vorkulti  viert, 
später   im    freien    Lande    bis    zum  Herbst   kräftige   Pflanzen. 


des  Winters  in  große  Töpfe  in  eine  kräftige,  aber  doch 
durchlässige,  sandige  Ei-de  und  stelle  sie  vorläufig  in  einen 
temperierton  Raum,  wo  sie  sich  allmählich  bewurzeln  können. 
Erst  nach  Erscheinen  der   ersten  Triebspitzen  stelle  man  die 


Entwurf  „Bürgcrvviesc". 

Originalaufnahme 


cht:  Parkeingang. 

tenwelt". 


Die  Mutterknollen  sind  im  Frühjahr  zeitig  anzutreiben,  so 
daß  man  etwa  Mitte  Mai  kräftige  Pflänzchen  mit  Topfballcn 
zum  Aussetzen  hat.  Die  alten  Knollen,  welche  sich  nicht 
gut    zur   Teilung  verwenden    lassen,    pflanze    man    im    Laufe 


ie".     Teilansicht;  Blick  von  der  Terrasse  des  Konzertgartens. 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

Töpfe  etwas  wärmer,  z.  B.  in  das  kühlere  Ende  des  Warm- 
hauses, so  daß  man  etwa  Anfang  bis  Mitte  März  Stecklinge 
schneiden  kann.  Andere  legen  die  Knollen 
einfach  in  ein  sandiges  Beet,  um  sie  zum 
Austreiben  zu  bringen;  ich  halte  aber  das 
Einpflanzen  in  Töpfe,  besonders  bei  besseren 
Sorten,  für  richtiger.  Man  kann  diese 
Pflanzen  mit  dem  Topfballen  später,  nach 
allmählichem  Abhärten,  besser  auspflanzen 
und  erhält  auf  diese  Weise  einen  teil- 
weisen zeitigeren  Flor,  der  besonders  in 
geschäftlicher  Beziehung,  da  der  Flor  dann 
mehr  in  die  Reisezeit  fällt,  von  Vorteil 
sein  kann.  Hier  blühten  Mitte  Juni  die 
SiiiiiMi  ..Fiirhrand",  ,, Meteor",  ,,LMcius" 
iimi  ..l'riiiiriiiior"  in  voller  Größe,  so  daß 
üliriiiaiipt  unser  Sortiment,  von  welchem 
je  eine  Knolle  zwecks  Vermeiirung  ein- 
getopft tuul  angetrieben  wurde,  etwa  Ende 
Juni  bis  Anfang  Juli  in  Blüte  steht.  Diese 
zeitige  Blüte  wird  allerdings,  schon  in  Hin- 
sicht auf  den  herbstlichen  Eindruck,  den 
Dahlien  ülierhaupt  hervorrufen,  nicht  gern 
i^osehen. 

Also  Anfang  bis  Mitte  März  schneide 
ich  die  Stecklinge  und  stecke  sie  auf 
ein  freies,  sandiges  Verraelirung.sbeet  im 
feuchten  Warmhause,  wo  sie  bei  leichtem  Schalion  und 
Spritzen,  je  nach  Bedarf,  bald  Wurzeln  bilden.  Daß  man 
das  Spritzen  aus  Furcht  vor  Fäulnis  verwerfen  will,  ist  un- 
verständlich; bei  andauerndem  Heizen  oder  bei  hellem  Wetter 


82 


Die  Gartenwelt. 


IX,  7 


ist  das  Spritzen  unentbelirlich.  Nach  dem  Eintopfen  härte 
icli  die  Pflanzen  (aucli  später  im  Mistbeet)  ab  nnd  pflanze, 
wie  angedeutet,  auf  guten  nahrhaften  Boden  aus. 

Anfang  März  beginnt  auch  die  Zeit  des  Veredeins  der 
Dahlien,  auf  welches  ich  noch  liurz  eingelien  möchte.  Die 
kleinen,  zu  Unterlagen  verwendbaren,  mehr  länglichen  Knollen- 
teilchen älterer  bezw.  viel  vorhandener  Sorten  pflanze  man 
in  mehr  tiefe  als  flache  Töpfe,  oder  lege  sie,  was  mir  auch 
gut  gelungen  ist,  in  mit  sandiger  Erde  gefüllte  Handkästen 
und  pflanze  sie,  zum  Veredeln  herausgenommen,  in  ent- 
sprechende Töpfe  und  zwar  so  tief,  daß  die  gewachsene 
Veredlung  noch  mit  Erde  bedeckt  werden  kann. 

Ich  bevorzuge  das  Spaltpfropfen  in  die  Seite,  da  es 
besser  und  rentabler  (wenn  man  so  sagen  kann)  ist  als 
Pfropfen  in  den  Spalt  oben  auf  die  Knollen,  da  die  obere 
Spitze  oft  sehr  saftlos  und  geschrumpft  ist,  und  hier  die 
Veredlung  selbst  auch  sehr  leicht  eintrocknet,  jedenfalls  aber 
sich  langsamer  eine  Verbindung  zwischen  Reis  und  Knolle 
bemerkbar  macht,  als  an  der  saftreicheren   Seite. 

Das  Reis  sehneidet  man  am  besten  keilartig  von  beiden 
Seiten  unterhalb  eines  Knotens  an,  da  es  sich  nach  innen 
und  außen,  also  mit  zwei  Schnittflächen  der  Knolle  ver- 
binden kann,    im  Gegensatz  zu  einem  „Kopiilierschnitt" ! 

Der  Verband  bestehe  einfacli  aus  Bast  und  die  fernere 
Pflege  besteht  dann  nur  im  Schattieren  und  Spritzen ;  letzteres 
hat  gar  keine  nachteilige  Wirkung.  Das  geschlossene  Warm- 
haus ist  anfangs  der  beste  Standort  imd  die  Veredlungen 
können  etwa  Mitte  bis  Ende  Mai  (bei  trübem  feuchtem 
Wetter),  nach  allmählicher  .  Abhärtung  im  Mistbeet,  aus- 
gepflanzt werden. 

Im  Handel  mit  Sortimentspflanzen  sind  meines  Erachtens 
Dahlienveredlungen  überhaupt  sehr  unzuverlässig,  wenn  nicht 
ganz  besonders  viel  Sorgfalt  auf  ihre  Behandlung  bei  der 
Weiterkultm-  gelegt  wird.  Zu  beachten  ist  ganz  entschieden: 
Genügendes  Tiefpflanzen  zwecks  Knollenbildung  an  der  Ver- 
edlungsstelle und  ferner  im  ersten  Herbst  nach  der  Heraus- 
nahme, Einschlagen  der  Veredlungen  in  trocknen  Sand, 
da  diese  oft  noch  sehr  leicht  einschrumpfen. 

Das  „Okulieren  der  Dahlien"  ist  auch  meinerseits 
genügend  erprobt,  doch  kann  ich  dieses  Verfalu-en  nicht 
sonderlich  em]ifehlen;  es  läuft  eben,  wie  auch  seitens  der 
Redaktion  der  Gartenwelt  im  Jahrg.  VII,  Seite  245,  richtig 
bemerkt  wird,  auf  „Massenanzucht  und  Bombengeschäft" 
hinaus,  unbekümmert  auf  Erhaltung  der  Eigenart  und  vollen 
Schönheit  der  einzelnen  Sorte.  Besonders  bei  Neuzüchtuugen, 
deren  „oft  nur  kurzes  Zeitalter"  man  ja  von  selten  ver- 
schiedener Züchter  oft  selir  auszunützen  sich  bemüht,  wird 
ja  alles  mögliche  gemacht;  man  erreicht  aber  auf  diese 
Weise  nur  das  Gegenteil  von  dem,  was  man  eigentlich  will. 
Die  Pflanzen  werden  geschwächt  und  der  Käufer  wird 
den  eigentlichen  Genuß  der  „Neuheit"  nie  recht  erfahren 
und  sieh  immer  mehr  Anpreisungen  gegenüber  verschließen. 

Ich  habe  schon  in  früheren  Jahrgängen  der  Gartenwelt 
über  „Neuheiten"  berichtet  und  mich  im  ähnlichen  Sinne 
ausgesprochen;  es  gilt  dieses  nicht  nur  für  Dahlien! 

In  Privatgärtnereien  oder  auch  Stadtgärtnereien,  wo  es 
gilt  für  das  laufende  Jahr  seinen  Bestand  an  Dahlien  rapid 
zu  vermehren,  um  für  den  Herbst  eventl.  große  Beete,  über- 
haupt Dahlien  im  Großen  anzupflanzen,  mag  die  Veredlung 
neben  der  Stecklingsvermehnmg   empfohlen    sein. 


Auf  ein  vorzügliches  Dahliensortiment,  welches  hier 
im  Schwetzinger  Schulgarten  und  auf  den  Rabatten  im 
Schloßgarten  angepflanzt  ist,  möchte  ich  zum  Schlüsse  noch 
hinweisen. 

Es  sind  dieses  besonders  folgende  Sorten: 
„Exquisite'-'- ,  gedrungen  wachsend  und  reich  zimt-  bis 
aprikosenrot  blühend ;  eigenartige  Färbung,  aber  schön ;  ^,Ldicius". 
Blumen  langstrahlig,  dunkelorange;  ,,Bridesniaid'^,  fleischfarbig 
rosa;  „Matchkss^',  dunkelrot  samtartig;  ,, Meteor"  ein  schönes 
leuchtendes  Rot,  Blumen  tragen  sich  gut;  „Magnificeni" ,  leder- 
farbig, hell ;  ,,Couniess  ofLonsdale'-^ ,  Blume  von  herrlicher  Farben- 
abtönung, lachsfarbig,  nach  den  S2)itzen  karminrosa  verlaufend, 
langstielig  und  reichblühend.  „Königin  Wilhelmina",  zartgelb 
mit  dunkelsamtrot;  „Firebrand-\  das  leuchtendste  Karmin, 
sehr  schön  samtartig  gedreht;  „Night",  schwarzrot;  „Rtiby", 
besonders  gut  über  dem  Laube  blühend,  karmin  bis  rubinrot; 
„Progenitor'--,  karminrot,  schön  geformt,  jedes  Blumenblatt 
ist  an  der  Sjjitze  gespalten  und  doch  wieder  geröhrt;  ,,Mrs. 
J.  J.  Grawe",  ein  sciiönes  Kanariengelb,  Blumen  gut  über 
dem  Laub  getragen;  ,, Siegfried'^,  elfenbeinweiß,  sehr  schön 
in  den  Blumen,  Bau  hier  nicht  sehr  gut;  ,,  Geiselher",  von 
rubinroter  Farbe,  sehr  zierlieh  und  hoch  über  dem  Laube 
die  Blumen  tragend.  Blüht  sehr  reich  und  ist  mit  den 
langen  dünnen,  aber  festen  Stielen  für  Vasenfüllung  sehr 
wertvoll. 

Aus  den  Vereinen. 

Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  Berlin.*)    Die 

Septembervereammlung  war  stark  besucht  und  hatte  bemerkens- 
werte Darbietungen  zu  verzeichuen.  Von  Blutenpflanzen  fielen  die 
Slreplocarptis  ochinieniflorus-HyhTiden  besonders  auf,  die  Spielberg 
&  de  Coene,  Franz.-Bucbholz  bei  Berlin,  in  prächtigen  Kulturpflanzen 
vorführten.  Wie  büreaukratisch  manche  Herren  im  Verein  denken, 
bewies  ein  Zwischenfall,  der  sich  an  die  Piämiierung  dieser  Praoht- 
pflanzen  knüpfte.  Es  fand  si(;h  ein  alter  Herr,  der  Name  tut  nichts 
zur  Sache,  der  es  als  nicht  zulässig  und  der  bisher  geübten  Ge- 
pflogenheit zuwiderlaufend  erachtete.  Pflanzen  zu  prämiieren,  die  aus 
Samen  hervorgegangen  seien,  die  der  Verein  seinen  Mitgliedern  zu 
Versuchszwecken  zur  Verfügung  gestellt  habe.  Wer  nicht  ganz  im 
Büreaukratismus  untergegangen  ist,  mußte  zugeben,  daß  ein  solcher 
Einwand  durchaus  nicht  am  Platze  ist  Die  Prämiierung  hat  sich 
lediglich  mit  der  Kulturleistung  zu  befassen.  Es  bleibt  doch  immer 
der  Mühe  des  Kultivateurs  vorbehalten,  aus  Samen  solche  Pracht- 
ptlanzen  zu  ziehen,  und  die  Firma  Spielberg  &  de  Coene  wird 
sich  nicht  mit  einem  Gegenstand  Mühe  gegeben  haben,  der  als 
Handelsartikel  für  sie  gar  nicht  in  Frage  kommt,  um  dann  in  der 
Monatsversammlung  bei  Vorführung  der  Sachen  wegen  eines  nichtigen 
Einwandes  nicht  ausgezeichnet  zu  werden.  Die  Versammlung  be- 
schloß dann  auch  einmütig  diese  Streptoearptis  zur  Piämiierung  zu- 
zulassen, zu  welchem  Zwecke  das  Preisgericht  noch  einmal  zusammen- 
trat.    Ergebnis:  große  silberne  Medaille. 

Otto  Bernstiel,  Bornstedt  bei  Potsdam,  einer  unserer  tüch- 
tigsten Famspezialisten  und  Farnkenner  hatte  eine  Anzahl  Scolopen- 
drium  officinarum  var.  undulatum  ausgestellt,  die  eine  hervor- 
ragende Kulturleistung  waren,  aber  anscheinend  nicht  die  verdiente 
Würdigung  fanden,  da  diese  Farne  nur  mit  der  kleinen  silbernen 
Medaille  bedacht  wurden.  „Ja,  wenns  Blütenpflanzen  gewesen  wären, 
es  sind  ja  nur  Farne",  sagte  Herr  Bernstiel  resigniert.  Tatsächlich 
scheinen  unsere  schönen  Farne  Stiefkinder  zu  sein.  Obgleich  die 
Bernstieischen  Scolopendrium  in  etwas  großen  Töpfen  standen,  muß 
doch  zugegeben  werden,  daß  sie  eine  Entwicklung  zeigten,  wie  man 
sie  von  diesen  Farnen  sonst  nicht  zu  sehen  gewohnt  ist.  Die  Garten- 
welt wird   in  nächster  Zeit  Abbildungen  von   Fai'nen   aus  den  Bein- 


Wegen  Kaummangel  verspätet. 


IX,  7 


Die  Gartenwelt. 


stielscheii  Kulturen  bringen  und  sich  dafiu  auch  mit  diesen  schönen 
Farnen  nälier  befassen.  Wer  die  Bernstieische  Gärtnerei  kennt, 
weiß,  daß  ihr  Inhaber  seine  Sache  aus  dem  FF  versteht.  An  Absatz 
seiner  Erzeugnisse  fehlt  es  Herrn  Bernstiel  wahrlich  nicht,  aber 
eine  andere  Würdigung  im  A'erein   hatte  ihm  doch  Freude  gemacht. 

Des  weiteren  hatte  Georg  Marquardt,  Zossen,  eine  Gruppe 
blübender  Salvia  splendens  „Sili-e?-  Queen"  vorgeführt,  die  von  den 
Preisrichtern,  die  ihren  Wert  anscheinend  nicht  erkannten,  nicht 
bedacht  wurden,  aber  doch  nach  der  Sitzung  für  1  Mk.  .50  Pfg.  pro 
Stück  flotten  Absatz  fanden  und  am  nächsten  Tage  im  Hotel  Bristol 
Aufsehen  erregt  haben  sollen.  Diese  Salvien  zeigten,  was  für  hübsche 
wirkungsvolle  Topfpflanzen  sie  smd.  Es  gibt  aber  noch  eine  voll- 
kommenere Sorte  als  die  gezeigte,  nämlich  die  Sorte  ,,Frendenfeuer". 
die  an   Reiohblütigkeit  und  Stattlichkeit   wohl   alle  andern  übertrifft. 

Der  Firma  Liebau  &  Co.,  Erfurt,  Filiale  Berlin,  wurde  ein 
Wertzeugnis  verliehen  für  die  großblumige  Cometaster 
„Riihin". 

Von  den  Herren  R.  Körner,  Britz,  Kommerzienrat  Arnhold, 
Ökonomierat  Bolle,  Marienhain  bei  Cöpenik,  und  Obergärtner  Mende, 
Berlin,  war  eine  große  Obstkollektion  gezeigt  worden.  Leider  fehlt 
OS  immer  an  Zeit,  alle  Darbietungen  genauer  zu  besichtigen. 

Der  übrige  Teil  der  Versammlung  wurde  von  Referaten 
über  die  Düsseldorfer  und  die  Eberswalder  Ausstellung  ausgefüllt. 
Herr  Brodersen  sprach  von  allgemeinen  Gesichtspunkten.  Er  kam 
zu  dem  Schlüsse,  daß  die  Düsseldorfer  Ausstellung  ein  Zusammen- 
gehen von  Kunst  und  Gartenbau  nicht  erkennen  lasse  und  daß  die 
gai-tenkünstlerische  Anlage  des  Geländes  durchaus  verfehlt  sei.  Herr 
Otto  Beyrodt  berichtete  über  die  zweite  internationale  Orchideen- 
Ausstellung,  Herr  de  Coeue  und  Herr  Garteninspektor  Weidlich 
sprachen  über  die  deutsche  Handelspflanzen-Ausstellung,  Herr  Braun 
referierte  noch  über  die  wohlgelungene  Eberswalder  Ausstellung  und 
ihre  vortrefflichie  Organisation.  Interessant,  aber  betrübend  für  den 
Verein  war  der  Vergleich  zwischen  dem  Besuch  der  Großen  Fiiih- 
jahrs-Gartenbau-Ausstellung  in  Berlin  und  der  Eberswalder  Jubilä- 
ums-Ausstellung.  Die  Berliner  Ausstellung  wurde  nämlich  in  der 
Zeit  vom  29.  April  bis  8.  Mai  nur  von  27.500  zahlenden  Personen, 
die  Eberewalder  Ausstellung,  die  vom  3.  bis  12.  September  währte, 
von  IIÜOO  zahlenden  Personen  besucht.       W.  Tscheuke,  Berlin. 

Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  Berlin.  Die 
Oktoberversammlung  hatte  ein  vorwiegend  sozialpolitisches  Gepräge, 
denn  der  Ministerialdirektor  Geheime  Oberreg.-Rat  Dr.  Thiel  .sprach 
über  Tarifgemeinscliaft  und  Tarifreform,  ein  Thema,  das  auch 
für  gärtnerische  Kreise,  die  auch  den  Wandlungen  der  Zeiten  zu  folgen 
gezwungen  sind,  von  Interesse  ist.  Trotzdem  nun  Herr  Dr.  Thiel 
nicht  als  Regierungsvertreter  sprach,  sondern  lediglich  seine  Privat- 
ansichten vertrat,  was  er  ganz  besonders  betonte,  um  Mißverständnissen 
vorzubeugen,  muß  doch  anerkannt  werden,  daß  der  objektive  Vortrag 
für  Arbeitgeber  und  Arbeitnehmer  viel  Beherzigenswertes  bot.  Zwar 
war  der  Vortrag  mehr  allgemein  gehalten  und  nicht  auf  die  so 
schwierigen  gärtnerischen  Verhältnisse  zugeschnitten,  doch  ent- 
schuldigte sich  der  Redner  damit,  daß  ihm  das  Thema  eigentlich 
fem  liege,  da  ihm  die  intimen  Kenntnisse  der  verschiedenartigen 
Verhältnisse  der  Gärtnerei  fehlten.  Wichtig  war  vor  allem,  daß 
Redner  die  Berechtigung  der  Tarifbewegung  anerkannte  und  daß  er 
der  Ansicht  ist,  daß  Tarifverträge  zwischen  Arbeitgebern  und  Arbeit- 
nehmern, unter  Mitwirkung  beider  Teile  aufgestellt,  wert- 
voll sind.  Gedeihliche  Zustände  sind  in  jedem  Gewerbe  nur  möglich, 
wenn  beide  Parteien  wissen,  worauf  sie  sich  einzurichten  haben. 
Während  man  eine  Zeitlang  das  Heil  in  individueller  Zersplitterung 
gesucht  habe,  käme  man  mehr  und  mehr  wieder  zu  der  Ansicht,  daß 
größere  Organisationen  nützlich  sind.  Man  könne  heute  in  vielen  Fällen 
von  einem  latenten  Kriegszustand  zwischen  Arbeitgebern  und  Arbeit- 
nehmern reden,  den  in  offenen  Krieg  zu  verwandeln  genug  Zündstoff 
vorhanden  sei,  umsomehr  als  ^^ele  von  der  Erregung  von  Haß  und 
Unzufriedenheit  lebten  und  bei  den  Bedrängten  ein  nur  zu  williges 
■Ohr  fänden,  was  deren  Lage  verschlimmerte.  So  wäre  es  besser, 
wenn  an  Stelle  dieses  unerquicklichen  Zustandes  ein  möglichst  langer 
Friede  trete,  der  gewiß  beiden  Teilen  Vorteile  bringen  würde. 
Natürhoh   könnten  Tarif -Vereinbarungen    nicht    von    einzelnen,    also 


quasi  über  die  Köpfe  anderer  hinweg  gemacht  werden,  sondern  es 
müßten  beide  Teile  ein  Übereinkommen  schließen.  Redner  kam  dann 
auf  den  Buchdruckerverband  zu  sprechen,  der  seit  1890  mit  einem 
Tarife  arbeite  und  sehr  gut  dabei  fahre.  Allerdings  läge  beim  Buch- 
druckergewerbe die  Sache  günstig,  da  es  verhältnismäßig  leicht  sei  die 
Mehrforderung  auf  die  Konsumenten  abzuwälzen.  Den  Nutzen  der 
Tarifverträge  faßte  der  Redner  dahin  zusammen,  daß  sie  für  einige  Jahre 
Sicherheit  und  Stetigkeit  gewährleisten,  zwei  der  wesentlichen  Grundlagen 
geschäftlichen  Aufschwungs.  Mit  ständig  wechselnden  Löhnen,  Streiks, 
Arbeitermangel  läßt  sich  ein  sicherer  Geschäftsgang  nicht  erzielen. 
Außerdem  sichert  der  Tarifvertrag  vor  der  verderblichen  Schmutz- 
konkurrenz, indem  er  die  Lasten  gleichmäßig  verteilt,  was  im  Gärtnerei- 
gewerbe leider  noch  nicht  der  Fall  ist.  Auch  die  Lehrlingszüchtereien 
und  die  Einstellung  ungelernter  Arbeiter  für  geringe  Löhne  könnte 
dadurch  geregelt  werden.  In  bezug  auf  die  eigenartigen  und  kompli- 
zierten Verhältnisse  in  der  Gärtnerei  meinte  Redner,  daß  der  Ab- 
schluß von  Tarifverträgen  für  größere  Gebiete  zunächst  nicht 
möglich  sei.  Die  gärtnerischen  Stellen  seien  vielfach  nur  Durohgangs- 
posten  für  Leute,  die  nicht  davon  zu  leben  brauchen  und  bald  wieder 
ausscheiden,  auch  würden  die  Gehilfen  in  großer  Anzahl  frühzeitig 
aus  der  Gehilfenstellung  ausscheiden  und  vielfach  in  andere  Berufs- 
stände übergehen.  Redner  ist  der  Ansicht,  daß  man  aber  in  der 
Gärtnerei  den  Versuch  machen  müsse  der  Frage  näher  zu  treten. 
Unsere  Zeit  dränge  auf  allen  Gebieten  dazu,  daß  sich  die  ver- 
schiedenen Interessen  vereinigen.  Der  Redner  erntete  reichen  und 
verdienten  Beifall.  Es  wäre  erfreulich,  wenn  er  auch  die  gärtnerischen 
Verbältnisse  so  gründlich  kennen  lernen  würde,  daß  es  ihm  zu 
gegebener  Zeit  vielleicht  möglich  wäre,  auch  vor  der  Regierung,  von 
deren  hohen  Beamten  er  einer  ist,  einen  ähnlichen  Standpunkt  zu 
vertreten  zum  Wohle  des  gewerblichen  Gartenbaues.  Herr  Bluth, 
der  erste  Diskussionsredner,  erwartet  das  Heil  von  den  Gartenbau- 
kammern, die  erst  da  sein  müßten,  ehe  Tarifverträge  geschlossen 
werden  könnten,  eine  Ansicht,  die  Herr  Bluth  wohl  besser  für 
sich  behalten  hätte,  da  er  sich  von  den  künftigen  Kammern 
wohl  zuviel  verspricht.  Man  sollte  doch  mehr  die  Uneinigkeit  in 
den  eigenen  Reihen,  die  Zerfahrenheit  in  wirtschaftlichen  Dingen, 
die  politische  Kurzsichtigkeit  dafür  verantwortlich  machen,  daß  bis 
heute  noch  nichts  Rechtes  erreicht  wurde.  Als  Vertreter  der  Arbeit- 
nehmer beteiligte  sich  Herr  Albrecht,  der  Vorsitzende  des  All- 
gemeinen deutschen  Gärtnervereins,  an  der  Diskussion,  der 
natürlich  ein  Freund  der  Tarifverträge  ist  und  auch  mit  einigen 
Beispielen  aus  Berlin  und  Hamburg  aufwartet,  die  aber  von  Herrn 
Brodersen  in  wesentlich  anderem  Lichte  gezeigt  wurden.  Als  Wurzel 
des  Übels  sieht  Albreoht  das  Lehrlingsunwesen  an,  und  man  muß 
ihm  beipflichten,  dass  vieles  besser  wird,  wenn  einmal  darin 
ernstlich  Remedur  geschaffen  wird. 

Sehr  altertümliche  Anschauungen  vertritt  Herr  Hofgärtner 
Habermann  von  der  Pfaueninsel,  der  meinte,  die  Gärtnerei  sei 
ein  idealer  Beruf  und  in  ihm  liege  eine  Bescheidenheit,  für  die  die 
Politik  nicht  passe.  Mit  solchen  Anschauungen  läßt  sich  nun  freilich 
sozialpolitische  Arbeit  nicht  schaffen.  Es  gehört  nicht  viel  Ober- 
legung  dazu,  um  zu  der  Erkenntnis  zu  kommen,  daß  die  Ideale  erst 
anfangen,  wenn  die  Bedürfnisse  des  Magens  erfüllt  sind;  denn  von 
Idealen  allein  kann  selbst  Hofgärtner  Habermann  nicht  leben,  der 
ganz  wohlgenährt  aussieht.  Die  Gärtner,  die  dem  Ideale  huldigen 
können,  sind  weit  davon  entfernt,  sich  am  Kampfe  des  Proletariats 
der  Gärtnerei  zu  beteiligen.  Warum  sollten  sie  auch?  Sehr  be- 
achtenswerte Worte  sprach  dagegen  Herr  Landschaftsgärtner 
Brodersen,  ein  Geschäftsmann  von  Erfahrung,  der  auch  der  Über- 
zeugung ist,  daß  Tarifverträge  in  engeren  Gebieten  nützhch  sein 
können.  Der  Verband  der  Handelsgärtner  sei  noch  nicht  so  weit 
gekommen,  einen  solchen  Tarifvertrag  aufzustellen  (hat  zu  viel  am 
eigenen  Kleide  zu  flicken.  Der  Verf.).  Redner  gibt  ferner  zu, 
daß  der  Gehilfe  ein  Recht  habe,  am  Tarifvertrage  mitzuarbeiten. 
Herr  Bernstiel,  Bornstedt,  meinte,  daß  noch  zehn  bis  zwanzig 
Jahre  ins  Land  ziehen  müßten,  bis  die  Gärtnerei  für  Tarifverträge 
reif  sei.  Hoffentlich  hat  Herr  Bernstiel  mit  seinem  Pessimismus 
nicht  recht.  Wie  die  Dinge  heute  liegen,  ist  es  allerdings  mög- 
lich,  daß    noch    ein    Jahrzehnt    vergeht,    bis    gründliche   Arbeit  ge- 


Die  Gartenwelt. 


IX, 


leistet  wird.  Selie  jeder  wie  er's  treibe.  Wenn  erst  einmal  die 
Wahrheit  erkannt  und  geachtet  ist,  daß  die  Arbeit  eine  Ware 
ist,  die  stets,  bezahlt  werden  muß,  und  daß  jeder,  der  sich 
Arbeit  unrechtmäßig  (im  sozialpolitischen  8inne)  unter  Marktpreis 
verschafft,  ein  Betmger  (am  Volkswohl)  ist,  dann  wird  auch  der 
Boden  genügend  für  Tarif-  und  andere  Verträge  reif  sein. 

W.  Tscheuke,  Berlin. 

Der  Gartenbauverein  für  Hamburg,  Altena  und  Umgegend 
hielt  Montag,  den  3.  Oktober,  im  Logenhaus  seine  erste  Monats- 
versammlung der  Saison  1904/05  ab.  Nachdem  der  Vorsitzende, 
Direktor  Professor  Dr.  E.  Zacharias,  über  die  geplant  gewesenen, 
aber  infolge  mangelnder  Beteiligung  nicht  zustande  gekommenen 
Gesellschaftsreisen  zur  Düsseldorfer  Ausstellung  berichtet  hatte, 
sprach  Herr  Schumacher  als  Vorsitzender  des  Vereins  Hamburger 
Chj-ysanthemumfreunde  über  die  große  Düsseldorfer  Chrysanthemum- 
ausstoUung,  zu  deren  Beschickung  er  aufforderte.  Alsdann  erstattete 
Herr  C.  Krück  Bericht  über  die  auch  in  die.sem  Jahr  wieder  ver- 
anstaltete Balkonkästen-  und  Verandaausschmückungs  -  Konkurrenz. 
Die  Beteiligung  war  erfreulich;  es  waren  176  Konkurrenten,  die  bis 
auf  12  mit  Prämien  bedacht  wurden.  Diese  mit  jedem  Jahr  sich 
größerer  Beliebtheit  erfreuende  Konkurrenz  verdient  es,  daß  sie  von 
allen  Seiten  unterstützt  und  gefördert  wird. 

Hierauf  hielt  der  durch  seine  epochemachende  Entdeckung  des 
Ätherisierens  schnell  bekannt  gewordene  dänische  Pflanzenphysiologe 
Professor  Johansen  aus  Kopenhagen  einen  Vortrag  über  „die 
Äthertreiberei-'.  Herr  Johansen  machte  vor  einigen  Jahren  durch 
Zufall  die  AVahrnehmung,  daß  Äther  und  Chloroform  die  Eigen- 
schaft haben,  je  nach  Art  und  Zeit  ihrer  Anwendung  hindernd  oder 
fördernd  auf  die  Entwicklung  der  im  Ruhezustand  befindlichen 
Pflanzen  einzuwirken.  Johansens  Entdeckung  ging  schnell  in  die 
gärtneiische  Praxis  über.  Hier  in  Hamburg  waren  es  vor  allem  die 
Firmen  Herrn.  Seyderhelm  und  Fr.  Harms,  die  die  ersten 
praktischen  Versuche  machten  und  heute  bereits  in  ausgedehnter 
Weise  das  Ätherisieren  in  der  Frühtreiberei  mit  sehr  guten  Erfolgen 
anwenden. 

Die  Äthertreiberei  hat  noch  eine  sehr  große  Zukunft,  da  ihre 
Vorzüge  vor  den  in  Eis  und  Kühlräumen  zurückgehaltenen  Pflanzen 
ganz  bedeutende  sind  und  bereits  allseitig  anerkannt  werden.  Mit 
Flieder  sind  die  Versuche  heute  soweit  gediehen,  daß  schon  im 
Oktober  mit  gutem  Erfolg  brauchbarer  Flieder  erzielt  wird.  Für 
das  Ätherisieren  wird  gewöhnlicher  Schwefeläther,  sowie  das  nicht 
feuergefährliche  Chloroform  verwendet.  Benzin  ist  auch  geeignet, 
doch  erstens  sehr  feuergefährlich  und  dann  zeigen  die  damit  be- 
handelten Pflanzen  eine  zu  große  Sterblichkeit.  Die  besten  Erfolge 
wurden  bisher  mit  Flieder,  Prunus,  Rosen  und  einigen  anderen 
Treibsträuche rn  erzielt;  in  letzter  Zeit  auch  schon  mit  Knollen  und 
Zwiebelgewächsen,  Maiblumen  und  Erdbeeren,  doch  sind  diese  Ver- 
suche noch  nicht  abgeschlossen.  Mit  Erdbeeren  erzielte  Jamrach- 
London  schon  recht  gute  Resultate.  Die  heute  vollkommensten 
Ätherisierapparate  stellt  Agmard  in  Paris  her,  doch  kann  sich  jeder 
selbst  hierzu  brauchbare  Kästen  herstellen.  Hauptsache  ist,  daß  solche 
gut  dicht  sind,  da  der  Äther  in  gasförmigem  Zustand  auf  die  Pflanzen 
einwirken  muß.  Professor  Johansen  schilderte  dann  eingehend  die 
genaue  Dosierung  der  Äthermengen  (35 — 40  gr.  per  Hektoliter 
Luftraum  für  Flieder,  40  gr.  =  56  ccm  Äther),  sowie  die  wissen- 
schaftliche Seite,  das  Warum  und  Weshalb;  diese  Einzelheiten  hier 
ausführlich  zu  besprechen  fehlt  der  Raum.  Da  die  Ausführung 
aus  dem  Munde  des  Entdeckers  der  Methode  von  großem  Wert 
ist,  so  gedenke  ich  in  einem  besonderen  Artikel  darauf  zurück- 
zukommen, unter  Benutzung  weiterer  Erfolge  aus  der  Praxis. 
Interessenten  ist  die  kleine  Schrift  des  Herrn  Johansen  „Das  Äther- 
verfahren bei  der  Frühtreiberei,  mit  besonderer  Berücksichtigimg  der 
Fliedertreiberei"  sehr  zu  empfehlen,  das  bereits  vor  Jahren  in  der 
Gartenwelt  besprochen  und  empfohlen  wurde. 

Redner  erklärte  ausführlich  die  Wirkung  des  Äthers  in  der 
Vor-,  Mittel-  und  Nachruhe.  Der  Eintritt  der  Ruhe  bei  der  Pflanze 
sei  unabhängig  vom  Blattabfall  und  beginne  schon  mit  Vollendung  der 
Knospenbildung  in  den  Blattwinkeln  mit  der  sogenannten  Vorruhe, 
es  beginnt  eine  allmählich  fortschreitende  Abnahme  der  Wachstums- 


tätigkeit bis  zur  Mittelruhe,  wo  jede  Tätigkeit  stockt;  während  dieser 
Zeit  hat  der  Äther  keine  Wirkung,  die  eigentlich  für  die  Treiberei 
in  Betracht  kommende  Zeit  zum  Ätherisieren  ist  von  der  Mittel-  bis 
zur  Nachruhe,  gegen  Ende  der  Nachruhe  ist  die  Wirkung  schon 
wieder  mehr  schädlich  als  nützlich. 

Redner  ergänzte  seine  Ausführungen  durch  interessante  Ver- 
gleiche (Einfahrt,  Halt  und  Ausfahrt  eines  Eisenbahnzuges),  sprach 
noch  über  Regulierung  der  Wachstumstätigkeit,  stellte  Vergleiche 
zwischen  Tier  und  Pflanze,  Nerven-  und  Herztätigkeit  an,  worüber 
heute  freilich  noch  vieles  sehr  unaufgeklärt  sei,  und  schloß  damit 
seinen  hochinteressanten  Vortrag,  der  ihm  reichen  Beifall  der  zahl- 
reichen Hörer  brachte.  In  der  nachfolgenden  Diskussion  be- 
antwortete Herr  J.  die  gestellte  Frage,  ob  der  Äther  einen  nach- 
teiligen Einfluß  für  später  auf  die  behandelten  Pflanzen  ausübe, 
auf  Grund  vieler  praktischer  Versuche  mit  „Nein".  Ältere  Versuchs- 
pflanzen seien  mit  gutem  Erfolg  mehrere  Jahre  nacheinander  ohne 
Nachteil  ätherisiert  und  wieder  zum  Blühen  gebracht  worden.  Auf 
eine  Frage,  welche  Erfolge  mit  dem  Ätherisieren  von  Samen  zwecks 
besseren  Keimens  gemacht  seien,  konnte  Herr  J.  leider  von  bisher 
nur  wenig  guten  Erfolgen  berichten.  Eine  günstige  Ausnahme  mache 
Gerste,  die  in  manchen  Jahren  schwer  keimt;  hiermit  seien  schon 
recht  günstige  Resultate  durch  Äther  erzielt  worden. 

Aug.  Plantener,  Hamburg  I. 

Tagesgeschichte. 

Ilversgehofen  bei  Erfurt.  Die  Ausstellungsobjekte  der  Firma 
Metallwerke  Bruno  Schramm,  G.  m.  b.  H.,  auf  der  Inter- 
nationalen großen  Gartenbauausstellung  Düsseldorf  1904,  bestehend 
aus  zwei  in  modernem  ütil  gehaltenen  großen  Gewächshausbauten  in 
Eisenkonstruktion  mit  i)n  Betriebe  vorgeführten  Warmwasser-Heizungs- 
anlagen, sowie  einer  reichhaltigen  Kollektion  freistehender  schmiede- 
eiserner Triumph-Kessel  und  gußeiserner  Gegenstrom-Gliederkessel 
,,Caloria"  Deutsches  Reichs-Patent,  wurden  mit  der  goldenen  Medaille, 
der  höchsten  Auszeichnung,  prämiiert. 

Wilmersdorf  bei  Berlin.  Zu  unserer  Notiz  in  No.  4,  Seite  48, 
ging  uns  eine  ergänzende  Mitteilung  zu.  Die  auf  dem  sogenannten 
Remisenberg  (Platz  D)  belegene  Neuanlage,  unweit  des  künftigen 
Hohenzollerndamms,  der  Prachtstraße  Wilmersdorfs,  wird,  mit  Aus- 
schluß der  herumführenden  6  bis  8  m  breiten  Promenade,  16644  qm 
groß  und  mit  einem  Kostenaufwande  von  26  400  Mk.  ausgeführt. 
Die  Anlage  gelangt  aber  nicht  nach  den  Entwürfen  des  Tiergarten- 
direktors Geitner,  sondern  nach  den  Entwürfen  der  hiesigen 
Garten  Verwaltung  —  des  Gemeinde-Obergärtners  Thieme  —  zur 
Ausfuhrung,  dessen  Projekte  ganz  andere  Prinzipien  zugrunde  liegen 
und  in  der  Parkdoputation  vom  1.  Juli  1904  vorgelegt  und  genehmigt 
wurden.  13  000  Mk.  sind  in  der  Sitzung  der  Gemeindevertretung 
für  dieses  Jahr  sofort  bewilligt  worden  und  bereits  im  August  wurde 
mit  den  Erdarbeiten  begonnen,  die  Ende  November  beendet  sein 
werden.  B.  B. 

Personal-Nachrichten. 

Gebhardt,  Gurt,  bisher  Assistent  der  Kgl.  Forstakademie  in 
Tharand,  trat  am  1.  November  nach  Eingehen  der  dortigen  Versuchs- 
station in  die  Firma  Hamelner  Samenzucht  Reese  G.  m.  b.  H.  in 
Hameln  ;ils  Zuchtleiter  über. 

Glünicke,  Johannes,  langjähriger  Direktor  der  Gärtnerei  Aktien- 
Gesellschaft  Sattler  &  Bethge,  hat  sich  in  Halle  a.  S.  als  Blumen- 
geschäftsinhabor  niedergelassen,  woselbst  er  die  bekannte  Tiebelsche 
Blumenhandlung  käuflich  erworben  hat. 

Kaiser,  Wilhelm,  Kunst-  und  Handelsgärtner  in  Würzbui-g, 
bekannter  und  erfolgreicher  Frhhgemüsezüchter,  feierte  jüngst  seine 
silberne  Hochzeit. 

Richter,  Wilhelm,  Zwickau,  der  älteste  Kai-toffelzüchter 
Deutschlands  und  in  gärtnerischen  Kreisen  weit  bekannt,  hat  seine 
Kartoffelzuchtanstalt  au  die  Firma  Reese  G.  m.  b.  H.  in  Hamehi 
verkauft.  Das  Geschäft  wird  unter  der  Firma  Wilhelm  Richter, 
Hameln,  weitergeführt. 


Veraiilwortl.  Redakteur:  Max  H  esdörtfer,  Berlin.  —  Verlag  T.  Biohard  Carl  Schmidt  t  Co.,  Leipzif.  —  Drock:  Anhalt.  Bnckdr.  Gntenberg, 


Jahrgang  IX. 


ustriertes  Wochenblatt  für  den  gesamten  Gartenbau. 

"     '  No.  8. 


19.  November  1904. 


Nachdruck  und  Nachbildung  afis  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafreclitlich  verfolgt. 


Ausstellungsberichte. 


Die    iiiteniatioiiale  Obstausstellung    in    Düsseldorf. 

Vom  Herausgeber. 
(Ilierxu  sieben  Abbildungen.) 

(Schluß.) 

V  on  der  Schweizer  Ausstellung  gibt  die  nebenstehende 
Abbildung  eine  Teilansicht.  Besonders  schön  waren  die  Äpfel 
dieser  Kollektion.  Hervorzuheben  sind  die  prächtig  gefärbten 
Winter-Goldparmänen,  der  rote  Herbstcalvill,  Ananas-Reinette, 
Danziger  Kantapfel,  Große  -Kasseler  Reinette,  Jakob  Lebel, 
gelber  Edolapfel,  Landsberger  Reinette,  der  spitze  Hans  Uhli 
und  Hausmütterchen,  sehr  großfrüchtig.  Unter  den  Birnen 
sind  zu  nennen  die  Edel-Crassane,  die  prächtig  gezeichnete 
Forellenbirne,  Gellerts-,  Diels-  und  Glairgeaus- Butterbirne, 
Pastorenbirne,  Herzogin  von  Angouleme,  Olivier  de  Serres 
und  Colmar  d'Arenberg. 

Holland  war  durch  den  niederländischen  Pomologenverein 
gut  vertreten.  Abbildung  Seite  86.  Die  Kollek- 
tion dieses  Vereins  enthielt  viele  Schaufrüchte, 
so  von  Peasgoods  Nonesuch,  Gloria  Mundi,  Adams 
Parmäne,  Königin  Emma,  groß  bis  sehr  groß, 
Present  von  England,  walzenförmig,  Lord  Derby, 
Königin-Apfel,  Jägers  Reinette  und  die  prächtige 
rote  Sternreinette.  Letztere  gehört  zu  den 
ältesten  Lokalsorten,  die  man  am  Niederrhein 
und  in  Holland  zu  den  gesündesten  Bäumen 
rechnet.  Die  Früchte  sind  von  vorzüglichem 
aber  süßem  Geschmack,  etwas  klein,  prächtig 
rot  und  mit  sternförmigen  hellen  Tapfen  be- 
setzt. Die  Färbung  ist  intensiv,  wie  bei  den 
viel  kleineren  Api  rouge  und  Api  noir  der 
Franzosen. 

Durch  außerordentlich  reiche  und  vielseitige 
Beteiligung  konnte  der  deutsche  Obstbau  Ehre 
einlegen.  Die  hauptsächlichsten  Landwirtschafts- 
kamraern  waren  fa.st  vollzählig  mit  großen  Kollek- 
tionen ihrer  Normalsortimente  vertreten.  AI1- 
bildung  Seite  86  zeigt  das  Sortiment  aus  dem 
Regierungs-Bezirk  Cassel.  Die  an  die  Industric- 
halie  sich  anschließende  Halle  hatte  man  haupt- 
sächlich    diesen    Landwirtschaftskammern    ein- 


geräumt. Ich  kann  hier  davon  absehen  auf  Einzelheiten  ein- 
zugehen, da  der  neue  Jahrgang  meines  deutschen  Garten- 
kalenders diese  Normalsortimente  enthält.-  Leider  stellen 
die  meisten  Landwirtschaftskammern  zusammengekaufte  beste 
Früchte  von  Formobstbäumen,  statt  normale  von  Bäumen 
an  Landstraßen  und  von  in  landwirtschaftlichem  Besitz 
befindlichen  Hochstämmen  geerntete,  aus.  Von  solchem, 
auf  Irreführung  berechneten  Verfahren  sollte  Abstand  ge- 
nommen werden.  Von  den  großeu  gärtnerischen  Lehranstalten 
waren  Geisenheim  und  Pros  kau  vertreten.  Die 
Geisenheimer  Kollektion,  Abbildung  Seite  87,  zeichnete  sich 
in  erster  Linie  durch  die  Vorzüglichkeit  der  zur  Schau  ge- 
stellten Früchte  und  dann  auch  durch  die  vorzügliche  An- 
ordnung derselben  aus.  Mit  den  Obsttellern  wechselten  har- 
monisch Blumen-  und  Fruchtarrangements  und  Fruchtkörbe. 
Unsere  Abbildung  gibt  leider  nur  einen  schwachen  Begriff 
von  iler  Schönheit  dieser  Anordnung.     Die  ausgestellten  Äi)fel 


Die  Gartenwelt. 


IX. 


und  Birnen  waren  durchweg  Schaufrüchte ,  die  sich  sehen 
lassen  konnten.  Die  Ausstellung  der  Königl.  Lehranstalt  in 
Proskau  zeigte  eine  anerkennenswerte  wissenschaftliche  An- 
ordnung    der     Früchte.     Sie    wies   neben   diversen  Riritäten, 


itaus; 

Originalaufnal 


aus  höchst  Überflüssigen  Sorten  bestehend,  in  der  Hauptsache 
die  vom  deutschen  Pomologenverein  empfohlenen  Sorten  auf. 
Manche  der  ausgestellten  Sorten  waren  bereits 
halb  verfault,  alle  übrigen  ausnahmslos  von 
sehr  mangelhafter  Ausbildung.  Es  gehörte 
wahrlich  Mut  dazu,  solch  minderwertige  Früchte 
auf  einer  internationalen  Ausstellung  vorzu- 
führen! Wenn  diese  mangelhafte  Qualität  der 
Früchte  in  der  ungünstigen  Lage  und  Boden- 
beschaffenheit Proskaus  begründet  ist,  so  schien 
die  Düsseldorfer  Ausstellung  den  Beweis  zu 
liefern,  daß  doch  eine  Verlegung  der  Anstalt 
nach  einem  günstigeren  Teile  Schlesiens  ge- 
boten erscheint.  Die  ausgestellten  Schöner  von 
Boskoop,  Orleans  Ette.,  Adersleber  Calvill  und 
ähnliche  können  nur  als  kümmerliche  Krüppel 
bezeichnet  werden.  Wenn  der  Anstalt  nicht 
gute  Wachsmodelle  zur  Verfügung  stehen, 
werden  die  Eleven  die  einzelnen  Sorten  im 
späteren  Leben  nicht  wieder  erkennen. 

Mit  die  beste  Leistung  aus  dem  Reiche 
war  die  auf  die  einzelnen  Lokale  der  Aus- 
stellung verteilte  Kollektion  des  Großherzogtums 
Hessen.  Hübscli  arrangiert  hatte  der  Garten- 
bauverein Worms  seine  Kollektion.  Abbildung 
Seite  87.  Aus  Füllhörnern  quollen  Früchte 
der  verschiedensten  Sorten  heraus,  andere  waren 
auf  Tellern  arrangiert.  Der  Raum  für  diese 
Ausstellung  war  viel  zu  gering  bemessen.  Schöne  große 
Sorten  aus  Hessen  waren  u.  a.  Schöner  von  Boskoop,  Schafs- 
nase, einer  der  besten  Mostäpfel,  Harberts-,  Landsberger  imd 
Canada-Reinette,  roter  und  gelber  Edelapfel,  sowie  geflammter 


Kardinal.  Eine  weniger  günstige  Entwickelung  zeigten  der 
große  rheinische  Bohnapfel,  Parkers  Pepping,  die  große  Casseler 
Reinette,  die  man  in  den  meisten  Landesteilen  kleine  Casseler 
Reinette  nennen  sollte,  und  der  rote  Trierer  Weinajjfel.  Wäre 
letzterer  so  groß  wie  der  große  Edelapfel,  den 
die  fürstlich  Salm  -  Reifferscheidt  -  Djcksche 
Gartenverwaltung  als  roten  Trierer  Weinapfel 
fälschlich  vorfühi-te,  würde  er  mir  besser  ge- 
fallen. Zu  erwähnen  ist  aus  der  hessischen 
Kollektion  der  leider  nur  klein  früchtige  Edel- 
borsdorfer,  der  fast  auf  dem  Aussterbeetat 
steht.  Seine  kleinen  Früchte  passen  nicht  mehr- 
in  die  Gegenwart,  da  die  großen,  aber  gering- 
wertigeren Äpfel  bevorzugt  werden,  auch  trägt 
<;v  erst  in  späteren  Jahren  reich.  Unter  den 
iiessischen  Birnen  zeichneten  sich  aus:  großer 
Katzenkopf,  trockener  Martin,  Petzelbirne, 
Pastoren-,  Forellen-  und  Diels  Butterbirne. 
Der  hessische  Landwirtschaftsrat  hatte  den 
Versuch  gemacht,  die  Verbreitung  des  Obst- 
baues in  Hessen  .statistisch  vorzufühi-en.  Zu 
diesem  Zwecke  waren  auf  einer  riesigen  Stellage 
Pflaumen,  Äpfel  und  Birnen  in  Häufchen  sor- 
tiert, deren  Fruchtzahl  für  jeden  hessischen 
Landesteil  mit  der  Anzahl  der  airf  zehn  Hektar 
Grundfläche  angepflanzten  Bäume  überein- 
stimmte. Die  größeren  oder  Heineren  einzelnen 
Fruchthäufchen  sollten  die  Verbreitung  der 
einzelnen  Fruchtarten  im  Großherzogtum  aus- 
weisen. Besser  als  diese  Spielerei  gefielen 
mir  die  statistischen  Karten,  die  ich  schon  auf  früheren  Aus- 
stellungen  kennen  gelernt  hatte. 


reilansicht  der  Gesamtausstellung  des  Regierungsbezirks  Casüel 

Originalaufnahrae  für  die  „Gartenwelf. 


Von  den  deutschen  Baumschulen  hat  \mbedingt  die 
Firma  Gebrüder  Simon  Louis  in  Plan tieres  bei  Metz  das  Vor- 
züglichste geleistet.  Die  Sammlung  dieser  altberühmten  Firma 
war    die   lehrreichste    der    ganzen  Ausstellung.      Sie    enthielt 


IX,  8 


Die  Gartenwelt. 


auch  große  Sortimente  von  Sorbiis,  Pinis  und  Malus,  nament- 
lich die  zierlichen  Kirschäpfel  waren  reich  vertreten.  Einige 
der  Ijerühmten  Wcrder.schen  Obstzüchter  zeigten  Kuriositäten 
in  Johannisbeeren,  Sjjätlinge  der  Erdbeersorte  Noble,  große 
lange  Lotkirschen,  Türks  neue  rote  Himbeere.  Mandeln, 
Nü.sse,Feigen,KastanienundPfirsiche.  H. Maurer 
in  Jena  führte  ein  Sortiment  von  üO  verschiedenen 
Hasel  niißsorten  diesjähriger  Ernte  vor,  alle  in 
kleinen  mit  Glasdeckeln  verschlossenen  Kästchen, 
die  den  Diebstahl  während  der  Ausstellung  aus- 
srldossen,  vielleicht  aber  noch  nach  Schluß  ge- 
maust worden  sind ;  denn  gewisse  „Kollegen" 
treiben  .seit  langem  auf  den  Gartenbau -Aus- 
stellungen ihr  Unwesen,  und  es  wäre  an  der 
Zeit,  dieselben  einmal  der  gerechten  Besti'afung 
zuzuführen.  Herr  Maurer  hält  die  große  Hallesche 
Haselnuß  für  die  beste  Sorte,  zumal  sie  auch 
von  dem  verheerend  auftretenden  Nußbohrer 
verschont  wird.  Von  dem  vielen  Schonen,  das 
zu  sehen  war,  seien  noch  kurz  die  Kollektionen 
von  Gebrüder  Siesmayer,  Frankfurt  a.  M.,  R.  Zorn's, 
Hofheim  a.  T.,  des  Seckbacher  Gartenbauvoreins, 
Seckbaoh  bei  Frankfurt  a.  M.,  der  von  Malling- 
rotlischen  Gärtnerei  in  Wachendorf,  Ferd.  Heck's, 
Heidelberg,  Abbildg.  Seite  89.  mit  Winzer  und 
Winzerin,  der  Dyckschen  Gartenverwaltung,  Schloß 
Üyck  bei  Neuß,  des  Rittergutsbesitzers  C.  A.  Over- 
hof,  Lichterfelde  bei  Seehausen,  Altmark,  und 
des  Forstamts  Büdingen  erwähnt.  Letzteres  treibt 
Apfelhochstammzucht  auf  Waldboden  als  forst- 
lichen Nebenbetrieb,  und  zwar  mit  großem  Erfolg 
ausgestellten  Früchte  auswiesen. 

Eine  sehr  reiche  Beteiligung  hatten  die  Konkurrenzen 
für  Einzelsorten  zu  verzeichnen.  Da  konnte  man  sehen, 
was  Kultur  adsmacht,    da    sich    oft   die  Früchte   einer  Sorte 


konkurrenzen  und  in  den  großen  Sortimenten,  von  den  un- 
vermeidlichen Verfehlungen  der  Ausländer  ganz  zu  ge- 
schweigen,  zutage  gefördert  wurde,  spottet  tatsächlich  jeder 
Beschreibung.  Für  diese  falsche  Nomenklatur  sind  aber 
vielfach    auch    naililässig    geleitete    Baumschulen    verantwort- 


Gruppe  der  Kgl.  Lehranstalt  für  Wei 
zu  Geisenheim  a.  Rh.     Originalaufna 


Obst-  und  Gartenbau 

t  für  die  „GartenweU". 


den  di( 


Gruppe  des  Gartenbauverein 


Originalaufiiahme  für  die  „GartenweU* 


wie  Tag  und  Nacht  unterschieden,  daß  manche  Sorten,  wie 
I^ndsberger  Reinette,  Gravensteiner  oder  Goldparmäne  außer- 
ordentlich variieren,  und  daß  sclüießlich  in  weiten  Kreisen 
der  Obstzüchter  noch  eine  erschreckliche  Sortenunkenntnis 
herrscht.       Denn    was    an    falschen    Namen    in    de 


lieh  zu  machen,  welche  den  Bestellern  falsche  Sorten  liefern. 
Es  würde  zu  weit  führen,  die  einzelnen  Aussteller  der 
Einzelkonkurrenzen  namhaft  zu  machen.  Es  seien  nur  die 
Früchte  genannt,  die  sich  bei  einigen  Einsendern  durch  beste 
Qualität  auszeichneten.  Hierher  gehörten  neben  dem  weißen 
Wintercalvill  die  Prachtreiuette,  die  wir  jetzt  in 

Deutschland  ziemlich  allgemein  Pariser  Rambour- 

Reinette  nennen,  während  sie  der  Franzose  nur 
als  Canada-Reinette  kennt.  Prächtig  waren 
ferner  gelber  Bellefleur,  Baumanns  Reinette, 
Landsberger  Reinette,  Ananas-Reinette,  Schöner 
von  Boskoop  und  Prinzeuapfel,  von  Birnen  Qellerts 
Butter-Birne,  Boscs  Flaschenbirne,  Gute  Luise  von 
Arvranches,  Vereins-Dechantsbirne  und  Clairgeaus 
Butter-Birne.  Vorzüglich  waren  u.  a.  die  Leistungen 
des  HeiTn  Schmitz-Hübsch,  Merten,  in  Schau- 
früchten. Wer  der  herrschenden  Moderichtung 
entsprechende  Apfelsorteu  anpflanzen  will,  die 
sich  durch  besondere  Größe  auszeichnen,  aber 
auch  Wohlgeschmack  und  Schönheit  mit  der 
Größe  vereinen,  dem  empfehle  ich  in  erster  Linie 
für  mildes  Klima  weißen  Wintercalvill,  ferner 
Canada-Reinette  und  Schöner  von  Boskoop,  dann 
Landsberger  Reinette,  gelben  Bellefleur,  Orlean.s- 
Reinette,  Paesgoods  Goldreinettc  und  Ribston 
Pepping. 

Eine  Spielerei,  das  Auszeichnen  der  Früchte 
mit  Tierfiguren,  Namen,  Wappen  etc.,  machte  sich  mehrfach  breit. 
Zu  diesem  Zweck  werden  entsprechende  Papiersehablonen  auf 
die  Sonnenseite  der  noch  ungefärbten  aber  ausgewachsenen 
Früchte  geklebt  und  nach  der  Ernte  wieder  abgelöst, 
unter    der    Schablone    bleibt    die     Fruchtschale    weiß    und 


Die  Gartenwelt. 


IX, 


die  Zeichnung  hebt  sich  nun  von  der  rosig  gefärliten  Um- 
gebung ab. 

Unter  den  neuen  Apfelsorten,  die  man  in  einer  dunklen 
Zelthalle  zusammengestellt  hatte  befand  sich,  soweit  das  Auge 
für  die '  Beurteilung  maßgebend  ist,  nichts,  was  einem 
„dringenden  Bedürfnis"  abhelfen  könnte.  Neue  Sorten  sind 
erforderlich,  soweit  sie  den  Fortsehritt  markieren.  Gewiß, 
wir  haben  Überfluß  an  Sorten,  aber  ein  zeitgemäßer  Ersatz 
für  altersschwache,  kränkliche  und  überlebte  Sorten  ist  als 
absolute  Notwendigkeit  zu  betrachten. 

Topfobst  hatte  nur  die  Hofgärtnerei  Sanssouci,  Hofgärtner 
Kuhnert,  ausgestellt.  Herr  Euhnert  ist  ein  Meister  auf  dem 
Gebiete  der  Topfobstkultur  und  Obsttreiberei  und  die  Obst- 
kulturen in  Sanssouci  haben  sich  unter  seiner  Leitung 
musterhaft  entwickelt.  Die  reich  behangenen  Topfbäumchen 
aus  Sanssouci,  meist  der  Sorte  weißer  Wintercalvill  an- 
gehörig, fanden  in  Fach-  und  Liebhaberkreisen  volle  An- 
erkennung.    (Abbildung  Seite  89.) 


Gehölze. 


Cytisus  albus  (Link)  als  Hochstaniinveredluiig. 

Von  Heb.  Beuß,  Schwetzingen. 

Jjlütensträucher  in  Hochstammform  sind  an  sich  und  be- 
sonders in  Schauhäusern  von  ganz  hervorragender  Wirkung, 
zumal  wenn  mit  verhältnismäßig  zierlichem  Wuchs  und 
leichtem  Bau  der  Kronen  ein  starker  Blütenflor  verbunden 
ist.  Und  es  ist  ein  schöner  Anblick,  wenn  solche  Kronen- 
bäumchen  mit  ihrem  reichen  Blütensehmuck  sich  leicht  und 
zierlich  über  die  andern  Pflanzen  erheben,  diese  gleichsam 
mit  einem  Schleier  bedeckend. 

Von  einer  kaum  zu  übertreffenden  Wirkung  können  die 
niedlichen  Cytisus-Rochstämmchen  bei  richtiger  Verwendung 
sein.  Ich  habe  sie  teils  in  der  Orangerie  und  im  Schauhaus 
verwendet,  teils  später  (April,  Mai)  im  Freien,  was  sieh  durch 
Zurückhalten  einer  Anzahl  Pflanzen   leicht   ermöglichen   läßt. 

Ein  Beet  dieser  herrlichen  CytisusStämme,  unterpflanzt 
mit  Calla  aethiopica  und  Calla  „Liltlc.  Gern",  nahm  sich  hier 
sehr  vorteilhaft  aus  und  konnte,  da  ini  geschützten  Teile  des 
Schloßgartens  (Arboretum)  angebracht,  schon  zeitig  (Anfang 
April)  zur  Bereicherung  des  Freilandflores  beitragen.  Ich 
habe  Cytisus  albus  auf  Laburnum  vulgare  im  Januar  1903 
veredelt  und  zwar  diu-ch  Pfropfen  in  den  Spalt.  Sie  wachsen 
sehr  leicht,  vorausgesetzt,  daß  die  Unterlagen  entsprechend 
behandelt  und  gesund  und  die  Reiser  gut  reif  und  zeitig  ge- 
schnitten worden  sind. 

Als  Unterlagen  wähle  man  nicht  zu  starke,  fehlerfreie, 
zwei-  bis  dreijährige  Sämlinge,  die  man  im  Herbst  oder  besser 
noch  im  Frühjahr  des  Jahres  vor  der  Veredlung  eintopft. 
Die  Töpfe  füttere  man  bis  über  den  Eand  auf  Beete  ein. 
Im  Spätherbst  oder  Winter  bringt  man  die  Unterlagen  zum 
Antreiben  in  ein  Warmhaus  und  versäume  nicht,  rechtzeitig 
seinen  Bedarf  an  Reisern  zu  schneiden  resp.  zu  bestellen; 
besonders  wenn  man  seine  fertigen  Hochstämmchen,  von  denen 
man  Edelreiser  schneidet,  zum  zeitigen  Blühen  gegen  Weih- 
nachten wärmer  stellen  will,  muß  man  vorher  die  zum  Ver- 
edeln zu  verwendenden  Reiser  reservieren  und  bis  zur  Ver- 
wendung in  einem  frostfi-eien  Raum  einschlagen.  Im  Januar, 
Februar,  je  nachdem  die  Unterlagen  auszutreiben  begiimen, 
wird  zur  Veredlung  geschritten.  Die  Edelreiser  sind  nicht 
zu  lang  zu  schneiden  (ca.  10  cm).     Die  Veredlung  verstreicht 


man  mit  Baumwachs.  Das  Pfropfen  in  den  Spalt,  das  übrigens 
in  hiesiger  Gegend  im  allgemeinen  auch  bei  Obst-  und  Ge- 
hölzbäumen mehr  als  in  andern  Bezirken  angewendet  wird, 
ist  für  diesen  Cytisus  als  einfachste  und  sicherste  Methode 
zu  empfehlen. 

Man  halte  die  Stämmchen  bis  zum  völligen  Anwachsen 
und  bis  zur  erfolgten  Bildung  kleiner  Kronen  bei  feuchter 
Luft  möglichst  geschlossen  im  Warmhause,  um  sie  nachher 
abgehärtet  mit  den  Töpfen  im  Freien  auf  Beete  tief  ein- 
zusenken. 

Durch  kräftiges  Gießen  und  Dnngguß  erhält  man  bis 
zum  Herbst  starke  Kronen,  welche  sich  im  Frühjahr  je  nach 
Temperatur  des  Hauses  früh  oder  spät  mit  einem  herrlichen 
weißen  Flor  schmücken.  Zur  Überwinterung  genügt  ein  frost- 
freier, aber  heller  Kaum. 


Obstbau. 


Ma 


Walil  der  Edelreiser. 


Lanche  reichtragendeu  Sorten  angehörige  Bäume  bleiben  un- 
fruchtbar, obgleich  sie  recht  wüchsig  sind.  Die  Unfmchtbarkeit 
dieser  Obstbäume  hängt  sehr  oft  von  der  falschen  Wahl  der 
Edelreiser  ab.  Natürlich  treten  auch  andere  Erscheinungen  in  den 
Vordergrund,  welche  die  Unfruchtbarkeit  veranlaßt  haben.  Ein 
Hauptgrund  der  Unfi-uchtbarkeit  der  Obstbäume,  der  noch  viel  zu 
wenig  beachtet  wird,  liegt  in  der  Verwendung  der  Edelreiser,  die  aus 
den  Baumschulen  geschnitten  sind.  Ganz  besonders  ist  dieses  der  Fall 
bei  neuen  und  zum  Massenanbau  empfohlenen  Sorten.  In  den  kleinen 
Betrieben  wird  dem  Abschneiden  der  Edelreiser  aus  den  Baum- 
schulen leider  sehr  gehuldigt,  obgleich  man  die  Sorte  oft  noch  gar  nicht 
geprüft  hat  und  die  Bäume  kraftlos  sind.  Aber  auch  die  Unfruchtbar- 
keit der  jungen  Standbäumchen  ist  im  allgemeinen  Schuld  daran,  daß 
die  jungen  Bäume,  die  mit  Reisern  von  diesen  veredelt  wurden, 
gleichfalls  unfruchtbar  bleiben.  Man  soll  nur  Edelreiser  von  frucht- 
baren Bäumen  nehmen,  die  bereits  Frächte  getragen  haben  und  in 
dem  reichsten  Fruchtbarkeitsalter  stehen.  Nehmen  wir  z.  B.  die  nicht 
mit  Unrecht  stets  hervorgehobene  Vererbungstheorie  als  Beispiel,  so 
muß  es  uns  klar  werden,  daß  der  unfruchtbare  Mutterbaum  nicht  im- 
stande ist,  die  Fruchtbarkeit  auf  die  Tochter  zu  vererben.  Als  un- 
fruchtbar müssen  doch  die  jungen  Baumschulveredlungen  angesehen 
werden,  weU  sie  noch  nicht  in  das  Stadium  der  reichen  Fruchtbarkeit 
eingetreten  sind.  Die  Fruchtbarkeit  tritt  bei  den  meisten  Sorten  ei-st 
dann  ein,  wenn  der  Baumkörper  alle  Eigenschaften  und  Kräfte  für 
die  Fruchtbarkeit  gesammelt  hat.  Wird  fortgesetzt  von  un- 
fruchtbaren jungen  Stämmchen  das  Edelreismaterial  geschnitten,  so 
kann  es  fast  mit  Bestiminheit  angenommen  werden,  daß  sich  die  Un- 
fruchtbarkeit von  Generation  zu  Generation  vererbt.  Es  ist  dieses  ein 
großer  Schaden  für  den  gesamten  Obstbau,  der  nicht  allein  das  Inter- 
esse für  die  Obstkultur  lahm  legt,  sondern  auch  den  Baumschulbesitzern 
den  Absatz  erschwert,  mn  so  mehr,  je  häufiger  das  Xichttragen  der 
Bäume  aus  den  betreffenden  Baumschulen  bewiesen  worden  ist. 
Allen  Baumschulbesitzern  ist  daher  zu  empfehlen,  stets  tragbare 
Standbäume  bereit  zu  halten.  Bf. 


Zwiebel-  und  Knollengewächse. 
Trockenblüher. 

Von  C.  Sprenger,  Vomero-Neapel. 

i/er  Titel  ist  passend  gewählt  als  Handelsname,  wenn 
man  ihn  richtig  auffaßt,  nämlich  in  dem  Sinne,  daß  gewisse 
Zwiebeln  und  Knollen  ihre  Blüten  entfalten,  ohne  dazu  in 
Erde  oder  Moos  gelegt,  oder  auf  mit  Wasser  gefüllte  Karaffen 
gestellt    zu    sein.     Die    Knollen    resp.    Zwiebeln    selber    aber 


IX,  8 


Die  Gartenwelt. 


89 


Sturm  und  Regen  betten  und  keimen  lassen  zu  können.  Und 
wir  hallen  ferner  falsche  Trockeublüher,  d.h.  solche,  die  zur 
kurrekten  Entfaltung  ihrer  Blüten  Erde  und  einen  gewissen 
Gehalt  von  Frische  und  Feuchtigkeit  nicht  entbehren  können 


Gruppe 


idelberg 


können  nicht  trocken  sein,   sondern  sie  befinden  sich  im  Zu- 
stande der   natürlichen   Ruhe  und  entfalten  nach  Beendigtuig 
derselben  ihre   Blüten    so    vollkommen,   als   ob   sie   an    ihren 
lieimischen  Felsen  klebten  oder  auf  sonnendurchglflhter  Heide 
ständen.      Vollkommen    aber    entfalten    sie  ihre 
Blüten    nur    dann,    wenn    man    tadellose,    wohl 
ausgewachsene  und  genährte  Knollen  resp.  Zwiebeln 
besitzt  und  diese  in  nicht  zu  trockener  Luft  hält. 
Das  alte  „Hinter  den  Ofen"  legen  der  Zwiebeln 
von  Sprekelia  forrnosissima  ist   nichts    und  die 
dort  verschruinpfenden  bedauernswerten  Zwiebehi 
werden  vielleicht  eine  Angstblüte   treiben,   aber 
welche   elende    und    verkümmerte    Dinger    sind 
das  dann. 

Es  ist  zeitgemäß,  diese  Trockeublüher 
einmal  etwas  genauer  zu  beleuchten,  umsomehr 
als  schon,  kaum  daß  man  sich  ihnen,  d.  h. 
den  rechten  naturgemäßen  Trockenblühern,  zu- 
wendet, der  Unfug  damit  beginnt,  natürlich  um 
Geld  zu  suchen,  das  gar  so  wichtig  zum  Wohl- 
leben ist.  —  Um  nun  aber  den  rechten  Trockeu- 
kindern  Floras  das  Leben  recht  lange  zu  er- 
halten und  sie  nicht  gar  so  bald  mit  dem  ganzen 
Hokuspokus  der  welken  Scheintrockenblüher  in 
den  Orkus  der  Modebegräbnisstätte  verschwinden 
zu  sehen,  wird  es  ganz  recht  sein,  diese  von 
jenen  zu  sondern.  Wir  haben  echte  Trockeu- 
blüher, also  solche  Knollen  oder  Zwiebeln, 
die  in  der  Heimat  an  sonnendurchglühten  Felsen  kleben  und  die  infolgedessen,  wenn  sie  der  Erde  entnommen  und 
oder  a>if  im  Sommer  ausgedörrtem  Lehmboden  stehen,  und  der  Wurzeln,  so  sie  solche  dauernd  tragen,  beraubt,  länger 
dort    ohne    Regen    und    Tau    oder    irgend    welcher    anderer      lagern  als  ihre  Zeit  erlaubt  und  vielleicht  in  trockenen  Räumen 

aufbewahrt,  traurige  Angstblüten  treiben,  die 
sich  nicht  sehen  lassen  können  und  ganz  medusen- 
haft  närrisch  aussehen.  Daß  die  Knollen  oder 
Zwiel)eln  besonders  dieser  zweiten  Klasse,  die 
wir  „Angsttroekenblüher''  nennen  wollen,  ver- 
dorren, vertrocknen,  oder  wenn  sie  noch  recht- 
zeitig in  Erde  gebracht  und  gepflegt  werden,  so 
vollständig  geschwächt  sind,  daß  sie  jahrelang 
kümmern  oder  den  Keim  zu  Krankheiten,  die  dann 
auf  gesunde  danebenstehende  Zwiebeln  tiber- 
gehen, aufnehmen,  braucht  wohl  kaum  gesagt 
zu  werden.  Und  das  alles  erscheint  mir  schon 
melir  als  Quälerei;  denn  wenn  das  Glas,  \\i& 
der  berühmte  Prof.  Dr.  Schrön  der  hiesigen 
Universität  konstatiert,  also  auch  der  Felsen 
lebt  tmd  Tränen  vergießen  kann,  wie  viel  mehr 
können  es  dann  unsere  schönen,  so  formvollendeten 
Pflanzen!  Der  denkende  und  fühlende  Pflanzen- 
freund wird  diese  neueste  Modesache  kaum  gut 
heißen  können,  denn  sie  muß  naturgemäß  ver- 
rohen, sie  muß  die  Liebe  zur  Pflanzenwelt  be- 
einträchtigen, und  die  Leute,  die  diese  krank- 
hafte Liebhaberei  empfehlen  und  fördern,  um 
ihre  unverkauft  gebliebenen  Knollen-  und  Zwiebel- 
reste los  zu  werden,  versündigen  sich  am 
rtenweii".  eignen    Leibe,    und    das    werden    Gärtner    von 

Herz  und  Geist  nicht  tun. 
Echte  Trockenljlüher,  also  solche  Zwiebeln  mid  Knollen, 
die  ihre  Blüte  im  Sommer,  Herbst  oder  Winter,  geeignet  auf- 
bewahrt   oder  aufgestellt,    entfalten,   ohne  sonderlich  darunter 
zu  leiden,  sind  in  erster  Linie  folgende: 


Topfobstbäumchen   der   Kgl.    Hofgärtnere 
Teilansicht  der  gestifteten  Ehrenpreise. 


Sans 

Origina 


bei   Potsdam,  link 

ufnahme  für  die  „Gartenwell' 


Feuchtigkeit  als  den  natürlichen  Feuchtigkeitsgehalt  der  Luft 
vorzeitig  blühen,  vielleicht  aus  Erhaltungsgrüuden,  um  zur 
Zeit  der  Sonnenglut  die  Selbstbestäubtmg  wirksam  zu  besorgen, 
oder  um  Zeit  zu  gewinnen,   die  Samen  noch  vor  Winter  mit 


Die  Gartenwelt. 


IX, 


Arum  corsicum  mit  sammetner  sch-warz-purpurner  Bluten- 
scheide, ziemlich  selten  im  Handel  und  in  der  Heimat  an 
leicht  beschatteten  Felsen  wachsend,  wo  es  zur  Zeit  der  natür- 
lichen Blüte  vollkommen  ohne  jedwede  Feuchtigkeit  an  den 
Wurzeln  übersommert.  Nach  der  Blüte  gepflanzt,  leidet  es 
nicht  und  die  Knolle  schrumpft  nicht  wesentlich  ein,  wenn 
die  umgebende  Luft  nicht  allzu  trocken  ist.  Wohltuend  ist 
es  ihm,  wenn  mau  die  Knolle  über  Wasser,  aber  ohne  sie  mit 
demselben  direkt  in  Berührung  zu  bringen,  sie  also  auf  ein 
passendes  Gefäß,  Karaffe  usw.,  stellt.  Ich  hatte  vor  vielen 
Jahren  von  dieser  Art  eine  weißblühende  sehr  interessaute 
Varietät  aus  Samen  gezogen,  aber  wo  ist  sie  geblieben? 

Biartini.    tenuifolmm,    Blumeuscheide    schwarz-purpurn. 


Plan  des  Kgl.  Gartens  Sanssouci 


Eleven  gezeichnet.     Origin 


gemein  auf  sonnigen  Felsplateaus  des  Monte  Pelegrini  bei 
Palermo.  Blüht  von  Juli  bis  September. 

Biaruni  Carduchorum,  Blumenscheide  sehr  groß,  fast 
samtig  schwarz,  von  September  bis  Januar  blühend;  gemein  in 
Syrien,  Aleppo  tisw. 

Biarum  eximium,  Bluraenscheide  schwarz,  jnirpurn,  im 
August,  September  und  später,  sehr  groß,  aus  Klein-Asien. 
Von  W.  Siehe  in  Mersina  für  den  Export  mit  Erfolg  in 
seinem  Tuskulum  kultiviert,  so  daß  man  von  ihm  gut  gereifte 
und  starke  blühbare  Knollen  bek-ommt,  fllicr  welche  er  auch 
selbst  berichtet  hat. 

Biarum  Pyrami,  Blumenscheidc  dunkel-purpurn,  kaum 
duftend,  im  September,  Oktober,      in  Klein-Asien. 

Biarum  Bowel,  zweifarbig,  innere  Scheidewand  meist 
purpurn,  sonst  olivenfarben,  nicht  duftend,  im  September. 
Außerordentlich  variabel.    Am  Libanon,  aber  auch  in  Nord-Afrika. 


Biarum  angustanum,  verschiedenfarbig,  sehr  variabel, 
aber  meist  düster,  im  September  oder  später.  Im  südlichen 
Syrien. 

Biarum  russelianum,  dunkel-purpurn,  blüht  im  Winter, 
Januar  bis  März,  kann  aber  unbeschadet  trocken,  d.  h.  außer 
Ei-de,  aufbewahrt  worden. 

Biarum  ale.i<t)i<lriiiutii,  dunkel-purpurn,  vom  November 
an   und  .später.     In  Ägypten. 

Hüicopliylhnn  Lemannii,  mit  tiefscliwarzer  ansehnlicher 
Blumenscheide,  blüht  im  Januar  und  später.  H.  Rauwolfßi 
und  crassipes  blühen  erst  mit  den  Blättern. 

Sauromatum  guitatum,    sehr  große  Knollen,  im  Herbst; 

bereits  seit  langem  als  Trockenblüher  bekannt.    Im  Himalaya. 

Sauromatum    ahyssi- 

nicum,  schöner  und  größer 

als  guttatum,  im  Winter. 

Sauromatum  ptdch- 
rum,  von  Sumatra,  ist  das 
schönste,  hat  sehr  große 
Knollen  imd  ist  einstweilen 
zu  kostbar  zur  Marter. 

Amaryllis  Belladonna, 
zart,  Inkarnat  oder  rosen- 
farben,  im  August  bis  Sep- 
tember. Entwickelt  sich 
recht  gut,  auch  wenn  die 
immer  lebenden  Wurzeln 
abgeschnitten  wurden,  ist 
aber  nie  so  schön  und  so 
groß  und  frisch  als  aus  dem 
Lande,  liebt  Halbschatten, 
kann  aber  nicht  im  Wasser 
auf  Karaffen  gehalten  wer- 
den. Man  muß  sich  größte 
Z  wiebeln  ausNeapel  oder  von 
den  Azoren  kommen  lassen. 
Die  besten  imd  schönsten 
bringen  meist  zwei  Schäfte. 
Oriffinia  Blumeimvia, 
dryades,  hyacinthina  und 
ornata,  alle  aus  Brasilien 
in  recht  starken  Zwiebeln 
importiert,  blühen  trocken 
ohne  Sehaden  zu  nehmen. 
Blumenavia  ist  in  ihrer 
Heimat  stellenweise  geraein. 
•  coccineus  aus  Süd-Afrika  ist  einer  der  besten 
uiß   aber  über  Wasser,  nicht   in  das  Wasser 


Haemantku. 
Trockenblüher,  i 
auf  geeignete  Gefäße  gesetzt  werden. 

Hippeastrum  equestre,  aulicutn,  Rcginae  und  das  bläu- 
liche procerum  mit  Scheinstamm,  blühen,  wenn  man  sie  in 
sehr  starken  Zwiebeln  importiert,  trocken  ohne  Schaden  zu 
nehmen,  müssen  danach  aber  bald  eingepflanzt  werden. 

Nerine  sarniensis,  sowie  alle  südafrikanischen  Spezies, 
nicht  die  in  Europa  gezogenen  Hybriden,  blühen  gut  trocken, 
müssen  aber  danach  alsbald  eingepflanzt  werden.  Nerine 
sarniensis  ist  auf  den  Azoren  gemein. 

Pancratiu»!  iiiiiriHiiiiiiii.iitiiurioisr,  ilh/ricum,pari-iflorum, 
collinum  \m\  fiirtidinii  blührn  similirh  im  Sommer  und  Herbst 
trocken  ohno  somioiiiili  zu  ||.iüon  und  entfalten  auch  ihre 
Blumen  recht  hübsch. 


IX,  8 


Die  Gartenwelt. 


91 


Seilla  (TJrginia)  maritima  {die  Ueerz-mehel) ,  fugax,  cau-  Gärtnerisches   Unterrichtswesen. 

casica,  hyacintkoides,  au(u7nnalis,  fallax  und  parviflora  blühen  

alle  ohne  Schaden  zu  leiden  trocken.     Man  pflanze  sie  alsbald      Die    Ausstelluilg    dci'    Kgl.    Gärtner -Lehranstalt    in 

nach  der  Blüte  ein.  p  ,  j  J5    j^j     20.  Oktober  1904    in    dcn 

Sprekelm  formosismnia,  aus  Mexiko,  blüht  recht  gut, 
aber  nicht  immer  leicht  trocken,  vorzeitig  im  Winter  oder 
Frühling.  Sie  blüht  sonst  mit  den  BLättern  im  Sommer  und 
Herbst  und  ist  etwas  eigensinnig  als  Trockenblüher,  nimmt 
aber  nicht  sonderlich  Schaden. 

Die  kleine  niedliche  Ambrosinia  Bassii  von  Sardinien 
blülit  im  Herbst  sehr  gut  trocken.  Es  gibt  wahrscheinlich 
noch  andere  rechte  Trockenblüher,  die  ich  alier  als  solche 
bisher  nicht  kennen  lernte. 

Ich 


nun  mit  kurzen 
Worten  zu  den 
Angst  trocken- 
blühern.  Ihrergibt 
osrechtzalilreiclie 
und  alle  ohne  Aus- 
ii;ihuieleiden  nicht 
nur  fürchterlich 
Iji'i  dieser  Proze- 
dur, sondern  ge- 
hen meist  auch 
danach  ein.  Sie 
werden  alle  zu 
Tode  gemartert 
luid  langsam  ge- 
opfert. Ob  daran 
Fi-eude  zu  ge- 
winnen, ob  es  Ge- 
luiß  bereiten  kann 
ohne  Schaden  am 
eignen  reinen  Ge- 
fühle zu  nehmen, 
das  muß  jeder  mit 
sich  selbst  ab- 
machen ;  ich  für 
mein  Teil  finde  es 
mehr  als  grausam 
und  ganz  unnütz 
und  verwerflich. 
Unter  diesen 
Angstblühern  ste- 
hen die  herbst- 
blühenden Cyclamen obenan,  -wieCCoum,  alpinum,ncapolitanui>i, 
afncanuiiucüicicum,  graecum  und  macropkyllum^  sowie  andere 
mehr.  Man  sehe  sich  nur  die  Abbildung  an,  die  vom  hiesigen 
C.  mapnlilraium  durch  Bücher  und  Kataloge  geht  und  wird 
das  gleich  fühlen.  Die  kümmerlichen  Blümchen  an  den 
wirren,  nach  Halt  suchenden  Stengeln  resp.  Stielen  kommen 
mir  vor  wie  ein  Knäuel  wilder  GiftsclilangeD,  die  Rache 
zisclien.  Man  kann  alle  diese  Cyclamen,  besonders  das  graecum, 
massenhaft  importieren  und  wem  es  Freude  macht,  der 
kann  sie  sich  ziemlich  billig  verschaffen.  Aber  mir  scheint, 
es  gehört  schon  etwas  Zwang  dazu,  so  etwas  schön  zu  finden. 
—  Auch  alle  herbstblühenden  Crocus  gehören  hierher,  auch 
Colchicum,  Sternbergia,  Leucojum  auiumnale,  Muscari  parvi- 
floi-um,  viele  capische  Oxalis  u.  a.  m.  Sie  entwickeln  sich, 
trocken  gehalten,  schlecht  und  gehen  meist  zugrunde. 


Obstbausaal,  im  Vordergrund  dekorierte  Jagdtafel.    Personen  von  links  nach  rechts: 
Landwirtschaftsminister  v.  Podbielski,  Ministerialdirektor  Ur.  Thiel,  Unterstaats- 
sekretär   V.    Conrad.      Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 


Ränmen  der  Lehranstalt. 

Vom  Herausgeber. 
{Uierxu  drei  Abbildungen.) 

L/iese  Ausstellung  der  Lehranstalt  war  dazu  berufen,   weitere 
Kreise    der    reiohshauptstädtischen    Bevölkerung    mit    der    Tätigkeit 
dieser  Schule    und    mit    deu    Leistungen   ihrer   Schüler   bekannt    zu 
machen.     Sie  übte  eine  unvermutete  große  Anziehimgskraft  aus,  und 
der  Besuch    war  während  der  ganzen   Dauer,   besonders   des  Nach- 
mittags, sehr  rege  und 
der  Andrang  bisweilen 
so  groß,  daß  die  Tore 
geschlossen      werden 
mußten.  Gelegentlich 
dieser    Ausstellung 
lernten  viele  Berliner 
erst    die    neue    Ko- 
lonie Dahlem  kennen. 
Wo      vor      wenigen 
Jahren       noch       die 
l'flugscbar    den    Bo- 
den    lockerte,     sieht 
man      jetzt      große, 
breite,     promenadeu- 

artig  angelegte 
Straßen.  Einewissen- 
schaftliche     Kolonie, 
wie    sie    im    Reiche 
einzig  dasteht,  ist  hier 

entstanden,  eine 
Villenkolonie  im  Ent- 
stehen begriffen.  Par- 
zellierung und  Ver- 
kauf der  Gnindstücke 
hat  der  Fiskus  selbst 
in  die  Hand  ge- 
nommen, um  die 
Bodenspekulation  aus- 
zuschalten. Die  wis- 
senschaftlichen Insti- 
tute, die  sich  in 
Dahlem  angesiedelt 
haben,  sind  der  Bo- 
tanische Garten,  das 
Pharmazeuti.sche  In- 
stitut, die  Zweig- 
niederlassung des  Kaiserlichen  Reichs-Gesuudheitsamls  mit  ihren  großen 
gärtnerischen  und  landwirtschaftlichen  Veisuchskultuien  und  schließlieh 
die  sich  dem  botanischen  Garten  direkt  anschließende  Kgl.  Gärtner- 
Lehranstalt.  Das  Schul-  und  Verwaltungsgebäude  der  Gärtner-Lehr- 
anstalt stellt  einen  geräumigen  Prachtbau  dar,  der  inmitten  einer 
au-sgedehnten  Anlage  liegt.  Da  die  Lehranstalt  durch  den  ben.ich- 
barten  botanischen  Garten  der  Anlage  keines  Arboretums  bedurfte, 
so  beschränken  sich  ihre  eigenen  Kulturen  in  der  Hauptsache  auf 
Obst-  und  Gemüsebau.  Der  Spalierobstkultur  dienen  viele  lang- 
gestreckte massive  Talutmauern,  und  es  ist  anzunehmen,  daß  die 
Tafelobstkultur  hier  in  späteren  Jahren  Triumphe  feiern  wird. 

Die  Ausstellung  der  Anstalt  verteilte  sich  auf  verschiedene 
Bäume  des  ersten  Stockwerks,  die  teilweise  auf  unseren  Abbildungen 
dargestellt  sind.  Die  obenstehende  Abbildg.  bietet  einen  Blick  in  den 
Saal  für  Obstbau.  Er  enthielt,  hübsch  arrangiert,  eine  schöne  und 
gewählte  Kollektion  von  Apfel-  und  Birnensorten.  Die  Früchte 
stammten    zum   größten  Teil   noch   aus   dem  Wildparker  'harten   der 


Die  Gartenwelt. 


IX,  8 


Lehranstalt,  der  noch  einige  Jahre  in  Betrieb  gehalten  wird.  In 
Wildpark  wirkte  früher  der  ungewöhnlich  hohe  Grundwasserstand 
sehr  ungünstig  auf  die  Entwicklung  der  Obstbäume  ein.  Durch  den 
inzwischen  erfolgten  Bau  des  Teltowkanals  ist  aber  das  Grundwasser 
ganz  erheblich  gefallen,  was  die  gute  Ernte  dieses  Herbstes  zur  Folge 
hatte.  Im  Vordergrund  des  Bildes  sehen  wir  eine  dekorierte  Jagd- 
tafel, links  die  drei  in  der  Unterschrift  genannten  Regieruugs- 
vertreter.  Ein  zweiter  Saal  enthielt  die  Arbeiten  der  Schüler  auf 
dem  Gebiete  der  Gartenkunst:  Gartenpläne,  sauber  gearbeitete  Modelle 
undFreihandzeiohnungen.  Einen  mit  vielem  Fleiß  ausgearbeiteten  Riesen- 
plan der  Kgl.  Gärten  in  Sanssouci,  woran  mehrere  Schüler  gearbeitet 
haben,  zeigt  unser  Bild  Seite  90.  Der  kleine  Nebenraum,  worin  dieser 
Plan  aufgestellt  war,  war  mir  Guirlanden  und  begrünten  Postamenten 
geschmückt,  auch  die  Büste  des  Schöpfers  von  Sanssouci,  Friedrichs  des 
Großen-,  war  hier  aufgestellt.  Ein  dritter  Saal  diente  der  AVissenschaft. 
Zwischen  Früchten  und  Zapfen  waren  hier  zahlreiche  wissenschaft- 
liche Apparate  und  Mikroskope  aufgestellt.  Auch  der  landschaftlichen 
Naturkunde  war  hier  durch  Aufstellung  einer  großen  Anzahl 
systematisch  geordneter,  hochinteressanter  Naturaufnalimen  Rechnung 
getragen.  Diese  Aufnahmen  rühren  von  Herrn  Willy  Lange  her, 
während  andere  zeigten,  daß  sich  auch  unter  den  Schülern  geübte 
Amateurphotographeu  befinden.  Zu  erwähnen  sind  aus  diesem  Saal 
noch  die  von  Hörern  der  Gartenbaukunde  hergestellten  Modelle,  aus- 
geführt auf  Grund  der  bei  Exkursionen  gemachten  Naturstudien 
unter  Anleitung  von  Willy  Lange. 

Ein  vierter  Saal,  Abbildung  unten,  diente  der  Blumenbiuderei 
und  Blumensohmuckkunst.  Der  Lehrsaal  war  in  geschickter  Weise 
zu  einem  Festsaal  zur  Feier  einer  Kindtaufe  umgewandelt  worden. 
Mit  Rücksicht  darauf  waren  die  Dekorationen  bis  ins  einzelne  ge- 
wählt. Wer  den  Raum  betrat,  fühlte  sich  feierhch  gestimmt  und 
hatte  trotzdem  das  Gefühl,  in  einem  behaglichen  Räume  zu  sein. 
Dem  Eintretenden  fiel  ein  Altar  auf,  der  mit  Thujagrün  und  weißem 
Mull  bekleidete  Katheder,  der  im  Glänze  von  Kerzen  erstrahlte.  Die 
Wandtafel  dahinter  war  gleichfalls  in  sinniger  Weise  auf  die  religiöse 
Handlung   umgewandelt.     Sie    trug    ein    Kreuz    aus    Thujagrün    auf 


Heim  eine  außerordentliche  Regsamkeit.  Das  Institut  weiß  zu  seinem 
Vorteil  fortgesetzt  von  sich  reden  zu  machen.  Die  Lehrer  sind  ganz 
von  ihrer  hohen  Mission  erfüllt,  und  es  ist  nur  zu  bedauern,  daß 
die  Direktion  nicht  so  kann  wie  sie  eigentlich  möchte,  denn  die 
Mittel  sind  im  Gegensatz  zu  den  Staatsanstalten  sehr  beschränkt. 
Die  Dahlemer  Anstalt  ist  leider  immer  noch  nicht  staatlich,  sie  ist 
ein  Zwitterding  zwischen  Staats-  und  Privatschule.  Wenn  sie 
Staatsanstalt  wird,  geht  ihr  der  kleine  Zuschuß  von  8000  Mark 
verloren,  den  zurzeit  die  Krone  gewährt.  Und  um  diesen  Zu- 
schuß zu  erhalten,  wurde  bislier  seitens  des  Landwirtschaftlichen 
Ministeriums  von  der  dringend  notwendigen  Umwandlung  in  ein 
staatliches  Institut  bedauerlicherweise  Abstand  genommen. 


Zeit-  und  Streitfragen. 
Deiitsclie  Gärtner  in  Amerika. 


JJer  Artikel    des    Herrn 
Bordighera.      Die    Redaktion.) 


weißem  Mullgrunde.  Der  weiße  Altar  war  mit 
Lon-o»me"  -  Blütenzweigen  in  duftiger  Wi 
Abb.)  Das  AVasoh- 
becken  war  zum 
Taufbecken  umge- 
wandelt. Die  Festtafel 
bezog  sich  auf  den 
Namen  des  Täuflings 
Erika  und  war  mit 
Erica  und  Bcgmiia 
„Oloire  de  Lorravnß^'- 
und  Medeolarranken 
einfach  und  geschickt 
dekoriert.  Die  Wände 
trugen  Spaliervverk, 
das  wieder  der  Träger 
der  Bilder  war.  Auf 
Seitentischen  und  Pa- 
neelen standen  ge- 
schmackvolle Vasen 
mit  Herbstblumen- 
füllung. Alles  in 
allem  war  dieser  Saal 
ein  erfreuliches  Bei- 
spiel von  gemütstiefer 
Arbeit,  das  eifrige 
Nacheiferung  ver- 
dient, keine  Massen- 
arbeit und  gedanken- 
lose Ausschmückung ! 
Die  Gärtnerlehr- 
anstalt zu  Dahlem  ent- 
faltet seit  ihrer  Über- 
siedlung     ins      neue 


„fffo/rc   de 

(Vf 


ist  Richter  in  Ragaz  (jetzt  in 
No.  36  des  achten  Jahrgangs 
der  „Gartenwelt"  hat  mich  als  geborenen  Amerikaner  etwas 
eigentümlich  berührt.  Es  ist  allerdings  wahr,  daß  unsere  Ein- 
wanderungsgesetze gegenwärtig  etwas  strenger,  vielleicht  auch  etwas 
parteiisch  gehandhabt  werden.  Amerika,  das  „Land  der  unbegrenzten 
Möglichkeiten",  ist  gerade  jetzt  und  schon  seit  einer  Reihe  von 
Jahren  das  Ziel  der  allerniedrigsten  Klassen  lateinischer  und  slawischer 
Völker.  Sie  kommen  zu  Tausenden  und  Abertausenden  und  bleiben 
meist  in  den  Großstädten  hängen.  Nach  meinem  Dafürhalten  und 
nach  dem  Urteile  aller  Amerikaner,  die  ihr  Land  und  Volk  lieb 
haben,  sind  diese  Menschen  kein  veredelnder  Zusatz  zum 
amerikanischen  Völkergemisoh.  Die  germanischen  Völker  —  Deutsche, 
Dänen,  Holländer,  Norweger,  Schweden  und  Engländer  —  kommen 
schon  seit  Jahren  nicht  mehr  massenweise.  Früher  war  das  anders! 
Da  bildeten  diese  nebst  Irländern  das  Hauptkontingent  der  Ein- 
wanderer. Ist  es  ein  Wunder,  wenn  der  Amerikaner,  der  die  Horden 
dieser    lateinischen    und    slawischen  Völker   sieht,    stutzig    wird    und 

strenge  Sichtung  der 
neuen  Ankömmlinge 
verlangt?  Daßdurch 
un.sere  Einwander- 
ungsgesetze auch  die 
germanischen  Na- 
tionalitäten mit  be- 
troffen werden,  ist 
allerdings  wabr,aber 
auf  sie  sind  diese 
Gesetze  nicht  ge- 
münzt. Ist  Herr 
Richter  ein  Mann, 
der  sein  Fach  ver- 
steht, besitzt  er 
Tatkraft,  Strebsam- 
keit und  guten  Wil- 
len, dann  soll  er 
nur  kommen.  Ihm 
wird's  nicht  fehlen! 
Das  Land  ist  groß 
genug  für  noch  sehr, 
sehr  viele  tüchtige 
Deutsche.  Ihnen 
wird  keine  Schwie- 
rigkeit in  den  Weg 
gelegt.  Ist  genannter 
Herr  tüchtig  in 
seinem  Fache,  dann 
bedarf  es  eines 
K  ont  raktes  durchaus 
nicht.    Er  wird  sich 


IX,  8 


Die  Gartenweh. 


selbst  seinen  Weg  balnien  ohne  das  Gängelband  eines  verlier 
getroffenen  Übereinkommens.  Niemand  wird  sich  einen  deutschen 
Giirtiipr  aufs  (ieratewohl  kommen  lassen,  ohne  ihn  und  seine  Leistungs- 
fähigkeit und  seinen  Chai'kter  zu  kennen.  Das  wäre  durchaus  un- 
gesohäftsniäßig!  Früher,  als  noch  Mangel  an  tüchtigen  deutschen 
Gärtnern  hier  herrschte,  mag  das  anders  gewesen  sein.  Heute  muß 
der  Mann  die  ihm  zusagende  Stellung  suchen,  und  wenn  er  das  Zeug 
in  sich  hat  und  den  nötigen  Ehrgeiz,  dann  gelingt  ihm  das  aucb 
stet.s.  Millionen  Deutsche  sind  in  dieses  Land  gekommen  und  haben 
sich  den  Weg  zu  Reichtum  und  Ehren  selbst  gebahnt.  Sie  dachten 
niclit  an  einen  vorher  abgeschlossenen  Kontrakt. 

Der  Äusdrack  „schlauer  Yankee",  S.  429  oben,  wird  von  Herrn 
Kicliter  wohl  selbst  kaum  verstanden.  Man  bezeichnet  mit  dem  Worte 
„Yankee"  den  Neuengländer,  niemals  aber  die  übrigen  Bewohner  der 
Union.  So  wie  der  Ausdruck  gebraucht  wurde,  liegt  etwas  Beleidigendes 
darin.  Der  Amerikaner  ist  viel,  viel  besser  als  sein  Ruf.  Er  ist 
allerdings  meist  ein  scharfer  Geschäftsmann,  aber  die  Noblesse  seines 
Charakters,  seine  Hilfsbereitschaft  in  allen  Fällen  der  Not,  seine 
vornehme  Denkungsart,  seine  stets  offene  Hand  für  das  Gemeinwohl 
sind  Eigenschaften,  die  zu  bekannt  sind,  um  näher  darauf  einzugehen. 
Tatsächlich  arbeiten  deutsche  Gärtner  hierzulande  viel  lieber  für 
einen  Anglo-Amerikaner  als  für  einen  Deutschen,  weil'  sie  sich  einer 
freieren  Bewegung  erfreuen  und  sehr  freundschaftlich  —  nicht  von 
oben  herab  —  behandelt  werden.  Ihre  Arbeit,  ihre  Kunst  findet 
viel  mehr  Anerkennung  und  wird  mehr  nach  Verdienst  gewürdigt. 

Der  Satz  ,,Jeder  ist  sich  selbst  der  Nächste,  die  guten 
Stollen  für  uns,  die  anderen  für  die  Ausländer"  klingt  höchst 
absurd.  Der  Herr  hat  eben  gar  keiueu  Begriff  davon,  aus 
welchen  Bestandteilen  das  amerikanische  Volk  eigentlich  zu- 
sammengesetzt ist,  daß  es  eine  erst  im  Entstehen  begriffene 
Nation  vieler  europäischer  Völker  ist.  Gerade  tüchtige  deutsche 
Gärtner  und  „Ausländer"  nehmen  in  ihrem  Berufe  die  höchsten 
Stellungen  ein.  Zu  Nutz  und  Frommen  der  Leser  der  „Garten- 
welt" will  ich  aus  vielen  nur  wenige  Beispiele  anführen.  Herr 
H.  P  f  i  s  t  e  r ,  ein  Deutsch-Sehweizer,  war  dreißig  Jahre  lang 
Obergärtner  des  „Weißen  Hauses"  —  der  Wohnung  des  Präsidenten 
der  Union  —  in  Washington.  Er  wurde  vom  Präsidenten  Hayes 
ernannt  und  behielt  dann  auch  unter  Garfield,  Arthur,  Cleve- 
land,  Harrison  und  Mc.  Kinley  seine  Stellung,  was  er 
lediglich  seiner  Tüchtigkeit  zu  verdanken  hatte.  Das  herrliche 
Palmenhaus  und  die  prächtigen  Pflanzensammluugen  in  Hortikultural 
Hall,  Fairmount  Park,  Philadelphia,  stehen  unter  der  Leitung  des 
Herrn  Xavier  Schmitt,  eines  Elsässers,  der  die  deutsche,  fi-an- 
zösische  und  englische  Sprache  beheiTScht.  Der  kürzlich  verstorbene 
Georg  Huster  aus  Lindau  war  ein  ganzes  Mensohenalter  hindurch 
Obergärtner  der  großen  Gewächshäuser  und  Anlagen  des  Girard- 
College  in  Philadelphia.  Alfred  Rehder  ist  schon  seit  Jahren  in 
hochangesehener  Stellung  im  Arnold-Arboretum  bei  Boston,  wo  er 
nicht  nur  gärtnerisch,  sondern  auch  wissenschaftlich  tätig  ist,  wie 
dies  seine  vielen  gediegenen  Aufsätze  in  Dr.  H.  L.  Baileys  „Cyolopedia 
of  American  Horticulture"  zeigen.  Dieses  Arboretum  steht  unter 
der  Direktion  Prof.  C.  S.  Sargents,  des  berühmten  Verfassers  der 
„Silva  of  North  America"  und  gehört  zur  Harvard -Universität. 
Professor  Sargent  selbst  hat  einen  herrlichen  Platz  mit  ausgedehnten 
Parkanlagen  und  Gewächshäusern  „Holm  Lea",  dem  Herr  Zander, 
ein  Deutscher,  als  Obergärtner  vorsteht.  Einer  der  bekanntesten  und 
reichsten  Handelsgäiiner  des  Landes,  Herr  J.  L.  Childs  im  Floral- 
Park  N.  Y.,  imterhält  zu  seiner  eigenen  Belehrung  und  Freude  eine 
Anzahl  Gewächshäuser  seltener  und  feiner  Pflanzen.  Diesen  steht 
Herr  Adolf  Jaenicke  als  Obergärter  vor.  Das  von  Childs  heraus- 
gegebene Gartenmagazin  „The  Mayflower"  enthält  stets  einen  oder 
mehrere  Artikel  des  genannten  Herrn.  Wie  mir  Herr  Childs  selbst 
sagte,  erblickt  er  in  Jaenicke  nicht  nur  den  zuverlässigen  Mitarbeiter, 
sondern  auch  einen  Freund.  In  der  Gartenbauschule  der  Cornell- 
Universität  sind  mehrere  deutsche  Gärtner  tätig.  Ich  nenne  hier  nur 
Heinrich  Hosselbring  und  G.  A.Wiegand.  Dr.  H. L. Bailey,  der 
Direktor  dieser  Schule  und  Herausgeber  des  monumentalen  Werkes 
„Cyclopedia  of  American  Horticulture"  (4  Bde),  weiß  tüchtige  deutsche 
Gärtner  sehr  wohl  zu  schätzen  und  ihm  liegt  es  jedenfalls  fern,   die 


guten  Stellen  den  Anglo-Amerikanorn  zugeben.  Den  Parkanlagen 
Chicagos,  die  viele  Hunderte  von  Morgen  einnehmen,  und  den  darin 
befindlichen  großartigen  Pflanzenpalästen  stehen  fast  ausnahmsweise 
deutsche  Gärtner  vor.  Die  Namen  de  Voy,  Kannst,  Karnatz, 
Jensen,  Raffs  etc.  sind  unzertrennlich  mit  diesen  verbunden,  teils 
als  Obergärtner,  teils  als  Landsehaftskünstler.  In  St.  Louis  finden 
wir  das  gleiche.  Dort  befindet  sich  auch  der  dem  Volke  geschenkte 
Henry  Shawsche,  jetzt  der  Missouri-botanische  Garten,  in  welchem 
wohl  von  Anfang  an  deutsche  Gärtner  Anstellung  fanden.  Einer  der 
ersten  deutschen  Obergärtner  dort  ist  Herr  J.  H.  Bannes,  der  .sich 
durch  seine  Kenntnisse  und  Pflichttreue  nicht  nur  die  Achtung  seiner 
Kollegen,  sondern  ganz  besonders  auch  der  Schüler  der  mit  dem 
Garten  verbundenen  Gärtner-Lehranstalt  erfreut.  In  Milwaukee 
nehmen  deutsche  Gärtner  in  den  verechiedenen  großen  Parkanlagen 
die  ersten  Stellen  ein.  So  stehen  z.  B.  die  Gebrüder  Raasch  an 
der  Spitze  des  West- Parks,  August  Gerlach  ist  Obergärtner  im 
Mitchall-Park.  Dort  befindet  sich  auch  das  große  Pflanzenhaus,  das 
Ger  lach  zu  dem  gemacht  hat,  was  es  heute  ist. 

Die  großen  Hotelpaläste  an  Floridas  Ost-  und  Westküste  mit 
ihren  herrlichen  tropischen  Anlagen  und  Palnienwäldern  sind  aus- 
schließlich das  Werk  deutscher  Gärtner,  Da  ist  z.  B.  das  Tampa- 
ßay-Hotel,  das  mehrere  Millionen  Dollars  gekostet  hat,  mit  seinen 
feenhaften  Gärten.  Dort  waltet  seines  Berufes  Herr  Anton  Fiehe 
und  der  Name  klingt  doch  sicherlich  nicht  anglo-amerikanisch. 

Als  Laudschaftsgärtner  waren  die  Deutschen  von  jeher  oben- 
auf. Adolf  Strauch  ist  der  geniale  Schöpfer  des  herrlichen  park- 
artigen Spring  Grove  Begräbnisplatzes  bei  Cinoinnati,  violleicht  der 
schönsten  Totenstätte  der  Welt.  Der  deutsch-amerikanische  Geschichts- 
forscher und  Dichter  H.  A.  Rottermann  hat  ihm  im  „Deutschen 
Pionier"  (Bd.  XV,  No.  11,  12)  ein  würdiges  Denkmal  gesetzt. 
Herr  Scholz  war  in  gleicher  Weise  in  dem  Motairie  bei  New- 
Orleans  tätig.  Zahlreich  sind  auch  Deutsche  in  sehr  lukrativen 
Forststellungen.  Bernhard  Fornow  war  viele  Jahre  hindurch 
Chef  des  Forstdepartments  in  Washington,  einer  der  angesehensten 
Stellungen  des  Landes,  und  Dr.  Sohenck  ist  der  Direktor  der  Bilt- 
more-Forstsohule,  welche  durch  den  Millionär  Vanderbilt  ins  Leben 
gerufen  wurde.  Zugleich  ist  er  der  Forstexperte  der  großen 
Vanderbiltschen  Besitzung  Biltmore  bei  Ashville,  N.-C. 

Diese  flüchtige  Skizze  würde  sehr  mangelhaft  sein,  ohne  Herrn 
Ferdinand  Mangold  aus  Karlsruhe  zu  erwähnen.  Genannter 
Herr  war  der  Superintendent  und  Obergärtner  des  Eisonbahnkönigs 
Jay  Gould  und  ist  in  derselben  Eigenschaft  noch  heute  im  Dienste 
der  Tochter,  Fräulein  Helen  Gould.  Herr  Gould  hielt  so  große  Stücke 
auf  seinen  deutschen  Obergärtner,  daß  er  ihn  sehr  reichlich  in 
seinem  Testamente  bedachte.  Wollte  ich  ein  auch  nur  annähernd 
vollständiges  Verüeichnis  der  deutschen  Gärtner  in  hervorragenden 
Stellungen  geben,  so  würde  das  den  Rahmen  dieses  Aufsatzes  weit 
überschreiten. 

Selbstverständlich  ist  es,  daß  deutsche  Gärtner  nicht  nur  mit 
guter  Praxis,  sondern  ganz  besonders  mit  einer  gediegenen 
Bildung  und  mit  tüchtigen  botanischen  Kenntnissen  der- 
artigen Stellungen  gewachsen  sind.  Minderwertige  Gärtner 
und  Gartenarbeiter  gibt  es  hier  in  Hülle  und  Fülle.  Sie  sind  es, 
die  für  10  bis  15  Dollar  zu  arbeiten  gezwungen  sind.  Ein  ordent- 
licher tüchtiger  Gärtner  erhält  50  bis  75  Dollar  pro  Monat  und 
noch  mehr. 

BHcken  wir  auf  das  Mitarbeiterverzeichnis  der  „Cyclopedia  of 
American  Horticulture"  —  ich  kenne  weder  in  deutscher  noch 
englischer  Sprache  etwas  gleich  gediegenes  —  so  werden  wir  auch 
hier  deutschen  Namen  fortwährend  begegnen. 

Das  Zentralorgan  der  Handelsgärtner  Amerikas  ist  der  „American 
Florist".  Jeder  Gärtner,  der  nach  Amerika  auswandern  will,  sei  es 
um  als  Gärtner  zu  arbeiten,  sei  es  um  eine  Handelsgärtnerei  ein- 
zurichten, sollte  das  Blatt  hier  und  da  lesen.  Hierdurch  wird  er 
mit  den  hiesigen  Geschäftsverhältnissen  vollständig  vertraut.  Unter- 
werfen wir  die  Anzeigen  einer  genauen  Prüfung,  so  werden  wir 
auch  hier  finden,  daß  unter  den  amerikanischen  Handelsgärtnern  die 
deutschen  mit  im  Vordergrunde  stehen.  Der  Präsident  der  großen 
amerikanischen    Gärtnergesellschaft  (Society  of  American  Florists  and 


Die  Gartenwelt. 


IX, 


Ornamental  Horticultuiists)  ist  Herr  Philipp  Breitmayer  von 
Detroit  und  der  Vizepräsident  Herr  J.  J.  Benelte  von  St.  Louis. 
Die  Namen  scheinen  doch  beide  deutsch  zu  klingen! 

Schauen  wir  uns  einmal  in  einer  der  größten,  wenn  nicht  der 
größten  Handelsgärtnerei  des  Landes,  der  von  H.  A.  Dreer  in 
Philadelphia,  um.  Auch  dort  begegnen  wir  in  den  höchsten  Stellungen 
deutschen  Namen.  Da  ist  der  Geschäftsführer,  ja  der  eigentliche 
Schöpfer  des  Geschäftes  wie  es  jetzt  besteht,  Herr  G.  D.  Eisele  und 
sein  Assistent  Herr  Strohlein,  beides  Mitglieder  der  Firma,  bereits 
hier  geboren,  aber  beide  ein  schönes  reines  Deutsch  spiecheud.  Der 
Name  des  Farnkraut- Experten  des  Geschäftes  ist  Nicholas  N.  B  r  u  c k  n  e  r. 

Wo  es  auch  sein  mag,  auf  allen  Gebieten  der  Kunst  und  Wissen- 
schaft, aucli  der  Gartenkunst,  finden  sich  Deutsoli-Amerikaner  in  den 
höchsten  Stellungen. 

Und  wie  steht  es  mit  der  deutschen  Sprache  unter  den  Anglo- 
Aiiiorikaiiern?  Sehr  viele  der  Gebildeten  sprechen  ein  vorzügliches 
Deutsch  und  suchen  es  sogar  in  ihrer  Familie  zu  sprechen.  Ich  will 
nur  ein  Beispiel  anfübren,  den  bekannten  Naturforscher  Dr.  "W".  M. 
Wheeler,  der  nicht  nur  das  schöü.ste  und  reinste  Deutsch  perfekt 
schreibt  und  spricht,  sondern  der  auch  mit  den  Werken  Fiitz  Reuters 
besser  vertraut  ist  als  sehr  viele  Deutsche.  Solche  Beispiele  ließen 
sich  verhundertfältigen.  Daß  die  deutsche  Schrift  am  Fortkommen 
hinderlicli  sei,  ist  mir  sehr  neu.  Wir  haben  hier  in  Amerika  sehr 
viele  große,  vielgelesene,  ausgezeichnet  redigierte  Tages-  und  Woohen- 
zeituiigen,  wie  z.  B.  die  „New-Yorker  Staats- Zeitung",  die  ., Westliche 
Post",  die  „Illinois  Staats-Zeitung'',  die  „Germania"  etc.,  von  denen 
■iiianclie  über  hunderttausend  Abonnenten  haben,  obwohl  sie  in  Amerika 
in  deutscher  Schrift  gedruckt  werden.  Niemand  stößt  sich 
daran,  ja  es  wäre  sicher,  daß  der  Versuch,  sie  in  lateinischer  Schrift 
zu  drucken,  die  Zahl  ihrer  Subskribenten  sehr  schnell  ganz  bedeutend 
verringern  würde.  H.  Nehrling. 

Die  rote  Sonnenrose. 

^^JJie  rote  perennierende  Sonnenrose"  (Echinaceay^Helianthns) 
bietet  die  Firma  Köhler  k,  Rudel,  Windischleuba,  als  epoche- 
machende Neuheit  au.  Ich  fand  diese  Ankündigung  im  Horti- 
cultural  Advertiser,  dem  Hauptinsertionsorgan  der  englischen 
Handelsgärtner.  Gleichzeitig  mit  ihrem  Insertionsauftrag  hatte  die 
genannte  Firma  einige  Blumen  dieses  neuen  ,, Staudenschlagers"  an  die 
Redaktion  genannter  Zeitung  eingeschickt.  Da  aber  die  Redaktion 
aus  dem  Begleitschreiben  nicht  die  Überzeugung  gewinnen  konnte, 
daß  es  sich  wirklich  um  eine  EchtnaeeayC^  Heiianthus  Hybride 
handelt,  so  mußten  die  Echinacienblüten,  denn  solche  waren  es  in 
der  Tat,  die  weite  Reise  zu  den  Autoritäten  des  Kewgartens  an- 
treten, wo  man  sie  gleiclifalls  als  Ecliinacea -B\ütea  erkannte.  Viel- 
leicht hatte  der  Inhaber  der  Firma  Köhler  &  Rudel,  eingedenk  des 
Sprichworts,  daß  der  Prophet  nichts  in  seinem  Vaterlande  gilt,  es 
einmal  zunächst  mit  den  englischen  Kollegen  versuchen  wollen,  die 
aber  schlauere  Geschäftsleute  sind  als  er  annahm.  Die  angebotene 
Neuheit  ist  eine  Züchtung  des  einstmaligen  luliabers  der  Firma 
Köhler  &  Rudel,  Ernst  Köhlers;  der  jetzige  Inhaber  ist  sein 
Schwiegervater,  Herr  Heise.  Als  ein  spezieller  Staudenliebhaber 
und  in  Anerkennung  der  Verdienste,  welche  sich  die  alte  Firma 
Köhler  &  Rudel  um  die  Einführung  guter  Neuheiten  erworben  hat, 
bedauere  ich  den  Rückgang  dieser  Firma.  Ti'otzdem  nuiß  ich  Stellung 
nehmen  gegen  den  von  der  Firma  beschrittenen  Weg,  um  ihre  neue 
Echinacea  an  den  Mann  zu  bringen.  Hortus. 

Nachschrift  der  Redaktion.  Auch  uns  ging  eine  Anpreisung 
und  eine  farbige  Abbildung  der  sogenannten  roten  Sonnenrose  zu. 
Ob  die  Farbe  dieses  Bildes  der  Wirklichkeit  nahe  kommt,  lassen  wir 
dahingestellt.  Jedenfalls  zeigt  die  Blume  unverkennbaren  Echhiacea- 
und  nicht  Heliantkits-OhaTakteT.  Eine  rote  Echinacea  ist  aber  etwas 
allbekanntes,  eine  rote  Sonnenrose  würde  dagegen  eine  Kuriosität 
ersten  Ranges  sein.  Deshalb  mußte  ein  Abstammungsmärchen  er- 
funden werden.  Hat  man  wohl  schon  einmal  gehört,  daß  der  Züchter 
einer  neuen  Aster,  eines  neuen  Chry.santhemums,  einer  neuen  Dahhe 
oder  einer  neuen  Sonnenrose  sich  den  Scherz  erlaubt  hätte,  die 
Eltern    seiner    Züchtung    anzugeben  V      Die    künstliche    Befruchtung 


einer  Kompositenblüte,  deren  Blüte  sich  aus  Hunderten  von  Einzel- 
blütchen  zusammensetzt,  die  alle  Griffel  und  Staubfäden  haben, 
derart,  daß  man  angeben  könne,  eine  Fi-emdbestäubung  habe  statt- 
gefunden, ist  überhaupt  ein  Ding  der  Unmöglichkeit.  Alle  Korb- 
blütensorten sind  Zufallszüchtungen ;  Kreuzbefruchtungen  sind  möglich 
aber  nicht  nachweisbar.  Eine  Hybride  zwischen  Echiitacea  und 
Helianthus  ist  in  Rücksicht  auf  die  nahe  Verwandtschaft  beider 
Gattungen  wohl  möglich,  aber  erst,  wenn  uns  Ernst  Köhler 
den  strikten  Nachweis  führt,  daß  er  die  Scheibenblüten  einer  Sonnen- 
rose von  den  Staubfäden  vollständig  befielt  habe,  bevor  sie  stäubten, 
—  es  ist  dies  eine  absolute  Unmöglichkeit  — ,  dann  die  Befrachtung 
mit  dem  Blütenstaub  der  Echinacea  ausgeführt  und  die  Blume  derart 
geschützt  habe,  daß  auch  nachher  keine  Fremdbestäubung  durch  Wind 
oder  Insekten  möglich  war,  glauben  wir  ihm,  daß  seine  Neuheit  eine 
Echinacea  X  Helianthits-Kxeuinng  ist. 


Mannigfaltiges. 


Gewässerter  Spargel  ist  minderwertig.  Nach  den  Versuchen 
von  Dr.  C.  Windisch  und  Dr.  Th.  Schmidt  in  Geisenheim  nimmt  der 
gewässei-te  Spargel  beträchtliche  Mengen  Wasser  auf;  in  zwei  Tagen 
vermehrt  der  unter  Wasser  gelegte  Spargel  sein  Gewicht  schon  um 
zehn  Prozent.  Auch  Nälirstoffe,  besonders  stickstoffhaltige  und 
Mineralstoffe  werden  durch  die  Wässerung  dem  Spargel  entzogen. 
Spargeln,  deren  Schnittflächen  mit  Paraffin  bestrichen  wurden,  zeigten 
unerklärlicherweise  noch  größere  Aufnahme  von  Wasser,  aber  der 
Verlust  an  Nährstoffen  war  bei  diesen  Spargeln  bedeutend  geringer. 
Darnach  ist  endlich  klargestellt,  daß  gewässerter  Spargel  tatsächlich 
minderwertig  ist. 

Die  Apfelernte  in  den  Vereinigten  Staaten  von  Amerika 
verspricht  in  diesem  Jahre  gering  zu  werden.  Nach  einem  Berichte 
des  Kaiserlichen  Generalkonsulats  in  New- York  vom  15.  September 
scheint  nur  in  den  Staaten  New-York,  Java,  Michigan  und  den  Neu- 
englandstaaten, in  denen  die  Obstkultur  an  erster  Stelle  steht,  ein  guter 
Erfolg  in  Aussicht  zu  stehen.  Apfel  werden  daher  voraussichtlich 
knapp  und  teuer  sein  und  nur  in  beschränktem  Umfange  ausgeführt 
werden. 

Amerikanisches  Dörrobst.  Die  amtliche  städtische  Anstalt 
zur  Untersuchung  von  Nahrungs-  und  Gonußmitteln  in  Krefeld  hat 
bei  der  Prüfung  des  zum  Verkauf  gelangenden  Dörrobstes  folgende 
Feststellungen  gemacht,  die  das  amerikanische  Dörrobst  in  einem  recht 
zweifelhaften  Lichte  erscheinen  lassen:  „Von  49  Proben  —  wohl 
ausschließlich  amerikanischen  Ursprunges  —  mußten  37  wegen  zum 
Teil  ganz  übermäßiger  Schwefelung  beanstandet  werden.  Gemäß 
Verfügung  des  Herrn  Ministers  der  geistlichen  und  Medizinal-Ange- 
legenheiten  ist  vorläufig  ein  Gehalt  von  1,25  v.  H.  schwefhger  Säure 
als  noch  zulässig  erklärt  worden,  ein  Satz,  der  jedoch  in  vielen  Fällen 
überschritten  wird  und  dann  als  gesundheitsschädlich  zu  beanstanden 
ist.  Da  eine  derartige  Schwefelung  nicht  etwa  behufs  besserer 
Konservierung  angewendet,  sondern  nur  vorgenommen  wird,  um  den 
betreffenden  Früchten  ein  schöneres,  helleres,  durchscheinendes  Aus- 
sehen zu  geben,  und  da  ferner  diese  Früchte  mit  Vorliebe  gerade 
zur  Kinder-  und  Krankenkost  verwendet  werden,  erscheint  eine  end- 
gültige gesetzliche  Regelung  des  Verkehrs  mit  solchen  Frachten,  evtl. 
ein  völliges  Verbot  jeder  Schwefelung  durchaus  wünschenswert. 

A.  W. 

Die  neue  Erdbeere  „Ai(gnstkünif/in''  (Reine  d'Aoüt),  eine 
Züchtung  der  Firma  Vilmorin  Andrieux  &  Co.  in  Paris,  erhielt  von 
der  nationalen  Gartenbaugosellschaft  ein  Verdienstzeugnis.  Die  neue 
Sorte  soll  sich  wesentlich  von  allen  bekannten  remontierenden  Erd- 
beeren durch  glänzende  remontierende  Eigenschaften  auszeichnen. 
Sollen  doch  bereits  die  Ausläufer  im  ersten  Sommer  einen  Ertrag 
liefern.  Die  Früchte  sollen  mittelgroß,  von  regelmäßiger  Foi-m  und 
scharlachroter  Farbe  sein.  Im  Ertrag  soll  Augustkönigin  die  Sorten 
,ySf.  Joseph^^  und  „St.  Antonie^''  übertreffen. 

Lysol  und  Reblaus.  Selten  sind  in  einem  Jahre  so  viel  neue 
Reblausherde  aufgefunden  worden  als  bei  den  diesjährigen  Unter- 
suchungen.    So  sind  u.  a.  neue  Herde  entdeckt  worden  in  Hochheim 


IX, 


Die  Gartenwelt. 


Kreuznach,  Laubenheim  (Nalie)  und  Muffendorf-Godesborg.  Am 
gefährlichsten  scheint  die  Sache  in  der  Gemarliung  Laubenheim  zu 
liegen,  wo  bisher  über  400  verseuchte  Stöcke  und  5  getrennte  Herde 
aufgefunden  wurden. 

Unter  diesen  Umständen  gewinnen  neue  in  den  letzten  .Tahren 
ausgeführte  Bekämpfungsversuche  durch  Bodendesinfektion  erhöhte 
Beachtung.  Zu  Beginn  des  Herbstes  steigt  bekanntlich  das  befruchtete 
■Weibchen  der  Reblaus  zur  Erde  hinab,  um  darin  ihr  Wintere! 
abzulegen.  Da  aus  einem  Ei  Millionen  von  Rebläusen  entstehen 
und  jede  einzelne  der  Ursprung  eines  neueq.  Herdes  werden  kann, 
ist  die  Hauptaufgabe  wirksamer  Reblausbekämpfung  die  Vernichtung 
dieser  "Wintereier.  Das  war  zwar  schon  seit  langem  bekannt,  es 
gelang  aber  immer  noch  nicht  ein  wirksames  Gegenmittel  zu  ent- 
decken. Vor  drei  Jahren  nun  hatte  Dr.  Gantin  (Paris)  eingehende 
Versuche  mit  Lysol  als  Desinfektions-  und  Bekämpfungsmittel 
begonnen,  und  nach  seinem  Bericht  (in  der  Nordd.  Allg.  Ztg.  wieder- 
gegeben) übertrifft  der  Erfolg  alle  Erwartungen.  Einen  völlig  auf- 
gegebenen "Weinberg  hatte  er  zu  seinem  Versuchsfelde  erwählt,  und 
schon  Ende  1903  konnte  der  "Weinberg  als  gerettet  betrachtet  werden, 
ja,  die  Ernte  war  sogar  größer  als  sonst.  Die  Behandlung  bestand 
in  einem  zur  "Winterszeit  ausgeführten  Bestreichen  der  Stöcke  mit 
einer  .0  v.  U.  Lj'sollösung.  Dr.  Gantin  unternahm  noch  einen  zweiten 
Versuch,  indem  er  ein  dicht  neben  einem  verseuchten  "Weinberg 
liegendes  Gelände  mit  heimischen  Reben  ohne  Pfropfung  bepflanzte. 
Trotz  des  mit  Reblaus  gesättigten  Bodens  gediehen  die  Reben  vor- 
züglich und  zeigten  schon  nach  einem  Jahr  ein  außerordentliches 
"Wachstum  und  durchaus  gesunde  "Wurzeln,  was  ausschließlich  durch 
Lysol-Behandlung  erreicht  wurde.  Es  wäre  zweifellos  von  außer- 
ordentlicher Bedeutung  für  den  "Weinbau,  falls  diese  glänzenden  Er- 
gebnisse Bestätigung  finden  wüi'den.  Weitere  umfangreiche  Versuche 
sollen  noch  angestellt  werden. 


Tagesgeschichte. 

Berlin.  Die  Anlegung  von  Schulgärten  hat  die  Schuldeputation 
jüngst  be.schlossen.  Für  diese  Aulagen  kommen  die  Höfe  der  Gemeinde- 
schulen in  Betracht.  Die  Gärten  sollen  mit  Nutzpflanzen  bepflanzt 
werden,  um  so  den  Kindern  der  Großstadt  einen  Anschauungs- 
Unterricht  auf  einem  Gebiete  zu  erteilen,  das  ihnen  bisher  so  gut 
wie  verschlossen  gewesen  ist.  Natürlich  eignen  sich  nicht  alle  Schul- 
höfe für  eine  Erfolg  versprechende  Gartenanlage.  Jedenfalls  darf 
mit  der  Freudigkeit  der  Kinder   bei  dieser  Sache   gerechnet  werden. 

—  Die  Ergebnisse  des  Übstmarktes,  der  von  der  Branden- 
burgischen Landwirtschaftskammer  vom  26. — 28.  Oktober  veranstaltet 
wurde,  waren  gut,  so  daß  dieser  Herbstmarkt  als  eine  bleibende  Ein- 
richtung beibehalten  wird.  Jedoch  sind  mannigfache  Verbesserungen 
der  Einrichtungen  notwendig.  Insbesondere  ist  für  die  Verpackung 
eine  einheitliche  Form  erwünscht,  sodaß  sich  die  Früchte  auch  in 
einer  gefälligen  Hülle  darbieten  werden.  Über  die  Zustellung  der 
"Waren  wurde  diesmal  lebhaft  geklagt.  Es  sind  große  Unregelmäßig- 
keiten bei  der  Lieferung  an  die  Käufer  vorgekommen,  die  darob  sehr 
erbittert  waren  und  es  sich  wohl  überlegen  werden,  ehe  sie  zum 
zweiten  Male  den  Obstmarkt  in  Nahrung  setzen.  Es  ist  sehr  zu 
verwundern,  daß  die  Organisation  gerade  in  diesem  wichtigen  Punkte, 
der  Spedition,  versagt  hat. 

Bremen.  Der  Großkaufmann  FranzSchütte  hierselbst  stellte 
ein  12  Morgen  (3  Hektar)  großes  Grundstück  für  einen  botanischen 
Garten  und  die  nötigen  Mittel  zu  dessen  Begründung  und  Erhaltung 
der  Stadt  Bremen  zur  Verfügung. 

Der  botanische  Garten  soll  zunächst  als  Bildungsmittel  dienen 
und  soll  in  seiner  ganzen  Anlage  vorzugsweise  den  Bedürfnissen 
des  Schulunterrichts  angepaßt  werden.  Er  soll  aber  zugleich  mit 
Rücksicht  auf  landschaftliche  Schönheit  angelegt  werden,  so  daß  er 
auch  als  angenehmer  Spaziergang  dienen  kann. 

Durch  die  Bekanntschaft  mit  einem  von  der  Stadt  Cöln  für 
Unterrichtszwecke  begründeten  Garten,  sowie  durch  mancherlei  ge- 
legentlich geäußerte  "Wünsche,  die  auf  Umwandlung  eines  Teils  des 
Bürgerparks    in   einen    botanischen    Garten    hinzielten,    wurde    Herr 


Schütte  veranlaßt,  dieses  große,  jenseits  der  ,, Weserlust-'  am  Oster- 
deich, der  Ringstraße  und  verlängerten  Hamburgerstraße  gelegene 
Grundstück  für  einen  botanischen  Garten  zu  bestimmen.  Mittels 
der  Straßenbahn  ist  die  Gegend  leicht  zu  erreichen. 

Der  Garten  bleibt  Eigentum  des  Herrn  Schütte,  welcher  auch 
sämtliche  Kosten  der  Anlage  und  Unterhaltung  übernimmt.  Die  für 
die  Fortführung  des  Unternehmens  erforderlichen  Mittel  sollen  für 
25  Jahre  sichergestellt  werden.  Nach  Ablauf  dieser  Frist  können 
der  Begründer  oder  seine  Erben  frei  über  den  Garten  verfügen. 
Der  Zutritt  soll  vorläufig  während  des  größten  Teils  des  Tages  allen 
Erwachsenen  und  den  von  ihnen  beaufsichtigten  Kindern  offen 
stehen;  es  muß  indessen  vorbehalten  bleiben,  Beschränkungen  ein- 
treten zu  lassen,  falls  die  völlig  freie  Zugänglichkeit  mißbraucht 
werden  sollte.  Ein  zwischen  den  Anlagen  der  Weserlust  und  dem 
botanischen  Garten  gelegenes  Grundstück  beabsichtigt  Herr  Schütte 
ebenfalls  parkartig  bepflanzen  zu  lassen  und  bis  zur  weiteren  Ver- 
wendung für  Besucher  offen  zu  halten,  später  jedoch  bei  Bedarf  zu 
dem  "Weserlustgarten  zu  ziehen.  Die  Arbeiten  zur  Fertigstellung 
des  botanischen  Gartens  sollen  tunlichst  gefördert  werden,  doch  wird 
'die  Eröffnung  der  Anlage  schwerlich  vor  der  zweiten  Hälfte  des 
nächsten  Sommers  zu  ermöglichen  sein. 

Es  wird  beabsichtigt,  die  einzelnen  Gewächse  nach  den  ver- 
schiedensten Gesichtspunkten,  insbesondere  auch  nach  den  Ursprungs- 
ländern zu  gruppieren,  sowie  die  vor  dem  zunehmenden  Anbau  mehr 
und  mehr  verschwindende  einheimische  Vegetation  der  Heide  und 
des  Moores,  der  Dünen  und  des  Strandes,  soweit  dies  möglich  ist, 
zur  Anschauung  zu  bringen. 

Hamborn.  Der  Gemeinderat  beauftragte  die  Grundstücks- 
kommi.ssion,  mehrere  Grundstücke  zu  öffentlichen  Zwecken  zu  er- 
werben. Es  wird  u.  a.  die  Anlage  eines  Volksgartens  und  eines 
Gemeindebegräbnisplatzes  beabsichtigt.  Etwa  eingesandte  Angebote 
sollen  dem  Gemeinderat  baldmöglichst  vorgelegt  werden. 

Karlsruhe.  Durch  Entschließung  des  Stadtrates  wurde  die 
Stadtgarten-Inspektion  aus  ihrem  Verhältnisse  zum  städtischen  Tief- 
bauamte gelöst  und  als  selbständige  Behörde  mit  der  Bezeichnung 
„Städtische  Gartendirektion'-  dem  Stadtrate  direkt  unterstellt.  Garten- 
inspektor Ries  ist  zum  städtischen    Gartendirektor   ernannt  worden. 

Lüneburger  Heide.  Die  Zwergbirke,  deren  Bestand  in  der 
Lüneburger  Heide  sehr  gefährdet  ist,  soll  nun  auf  einem  3  Morgen 
großen  Gelände  vor  weiterer  Ausrottung  geschützt  werden.  So  soll 
auf  Betreiben  des  Professors  Conventz,  Direktors  des  Museums  in 
Danzig,  der  drei  Morgen  große  Bestand  von  Zwergbirken  (Betiila  nana) 
im  Moore  der  Gemeinde  Schafwedel  bei  Bodenteich  geschützt  werden. 
Außer  an  dieser  Stelle  findet  sich  die  Zwergbirke  in  der  ganzen 
norddeutschen  Tiefebene  nur  noch  an  einer  Stelle  östlich  der 
"Weichsel,  wo  diese  sehr  seltene  Holzart  sich  von  der  Eiszeit  bis 
auf  die  Jetztzeit  lebend  erhalten  hat.  Conventz  hat  beim  Kultus- 
minister und  bei  dem  Landschaftsrat  des  Fürstentums  Lüneburg  in  Celle 
Schritte  getan,   um    einen  Ankauf  der  Birkenfläche  zu  ermöglichen. 

Vom  Niederrhein.  —  Auf  verschiedenen  größeren  Obstgütern 
im  niederrheinischen  Industriegebiet  wurde  amtlich  angefragt,  ob  sich 
der  von  den  Fabriken  und  anderen  industriellen  Anlagen  erzeugte 
Rauch  irgendwie  für  das  Blühen  und  den  Fruchtansatz  der  Obst- 
bäume schädlich  erwiesen  hätte.  In  weiten  Kreisen  der  Land- 
bevölkerung ist  man  wenigstens  davpn  überzeugt  und  glaubt  diesem 
Umstände  den  teilweisen  Rückgang  des  Obstbaues  am  Niederrhein 
zuschreiben    zu  müssen. 


Rechtspflege. 


Eigentumsrecht  an  Fallobst  von  verpachteten  Bäumen. 

Über  diese  Frage  teilen  die  „Lößnitzer  Annalen''  im  2ö.  Band  folgende 
Entscheidung  des  Dresdener  Oberverwaltungsgerichtes  mit:  Die  Ansicht, 
daß  das  von  den  Bäumen,  deren  Ertj-ag  verpachtet  ist,  herabgefallene 
Obst  sich  nicht  mehr  im  Eigentume,  sondern  nur  noch  im  Gewalirsam 
des  Grundstückseigentümers  befindet,  ist  unrichtig.  Ein  Ohstpächter, 
welcher  die  Äpfel  auf  dem  Stamme  gekauft  hat,  ist  nicht  vermöge 
eines  Forderungsrechtes  zu  ihrer  Aneignung  befugt.  Der  kraft  eines 
Forderungsrechtes  Aneignungsberechtigte  erwirbt  aber  das  Eigentum 


Die  Gartenwelt. 


IX.  8 


an  den  Erzeugnissen  der  Sache  nur,  wenn  der  Besitz  der  frucht- 
tragenden Sache  ihm  überlassen  ist,  mit  der  Trennung,  anderenfalls 
erst  mit  der  Besitzergreifung.  Wenn  der  Pächter  sich  nicht  im  Be- 
sitze des  Obstgartens  befindet,  kann  er  erst  durch  die  Besitzergreifung 
Eigentümer  des  Fallobstes  werden.  Daß  bis  zu  diesem  Zeitpunkte 
das  Obst  im  Eigentume  des  Grundstückseigentümers  verbleibt,  geht 
klar  hervor  aus  der  Vorschrift,  wonach  die  Erzeugnisse  einer  Sache 
auch  nach  der  Trennung  dem  Eigentümer  der  fruchttragenden  Sache 
gehören,  soweit  nicht  der  Besitz  derselben  einem  anderen  zur  An- 
eignung ihrer  Erzeugnisse  überlassen  ist.  Es  kann  hiernach  nicht 
bezweifelt  werden,  daß  das  Eigentumsrecht  an  dem  Fallobst 
zunächst  bei  dem  Gartenbesitzer  verbleibt  und  nicht  schon 
mit  der  im  voraus  erfolgten,  auf  Übertragung  dieses  Eigentums  ge- 
richteten Willenserklärung  des  Verpächters,  sondern  erst  mit  der 
Besitzergreifung  durch  den  Pächter  an  diesen  übergeht. 


Bevorstehende  Ausstellungen. 

Allgemeine   Gartenbau-Ausstellung    in    Darmstadt   1905. 

In  einer  Äusschußsitzung,  die  kürzlich  stattfand,  wurde  die  Dauer  der 
Ausstellung  endgültig  auf  3  Wochen  —  vom  19.  August  bis  10.  Sept. 
—  festgesetzt.  Der  Gesamtkosten -Voranschlag  sieht  einstweilen 
30000  Mk.  in  Einnahme  und  Ausgabe  vor.  Ein  Garantiefonds  von 
15000  Mk.  ist  schon  zum  großen  Teil  gezeichnet.  Es  wurde  ferner 
beschlossen,  von  einer  Prämiierung  der  einzelnen  Ausstellungen  ab- 
zusehen, den  Ausstellern  hingegen  eine  Plakette  als  Erinnerungszeichen 
zu  verleihen.     (Ein  sonderbarer  Beschloß.  Red.  der  Gartenwelt.) 

Das  Ausstellungsgelände,  der  vom  Großherzog  zur  Verfügung 
gestellte  Orangeriegarten,  eignet  sich  zu  diesem  Zwecke  vorzüglich. 
Er  wurde  um  1700  im  französischen  Gartenstil  angelegt  und  ermöglicht 
dadurch,  daß  er  in  drei  Terrassen  zerfällt,  eine  natürliche  Gliederung 
der  Ausstellung.  Das  Orangeriehaus  wird  als  Repräsentationshaus 
dienen. 

Sehr  erfreulich  ist  die  Tatsache,  daß  die  Darmstädter  Künstler- 
kolonie sich  in  ausgedehntem  Maßstabe  an  der  AussteUung  zu  be- 
teiligen gedenkt.  Ihre  Arbeiten  werden  sich  dem  Rahmen  des 
Ganzen  anpassen,  die  übrigen  Zweige  der  Ausstellung  nicht  unter- 
drückend,  sondern  weitgehend  unterstützend.     Darüber  später  mehr. 

Einer  Einladung  der  Stadt  Darmstadt  folgend,  hat  der  Verein 
Deutscher  Gartenkünstler  seine  Versammlung  zur  Ausstellung  zu- 
gesagt. Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  auch  der  deutsche  Pomologen- 
verein  seine  Jahresversammlung  hier  abhält,  ebenso  wird  wohl  die 
Teilnahme  der  Dahhengesellschaft  gesichert  werden.  Der  Kongreß 
deutscher  Forstleute,  der  voriges  Jahr  in  Eisenach  tagte,  wird  hierher 
kommen;  für  die  Vertreter  des  Forstfachs  beabsichtigt  man  eine 
(kleine  forstwirtschaftliche  Sonderausstellung  zu  veranstalten.    W.  L. 

Gartenbau-Ausstellung  im  Rahmen  der  großen  Gewerbe- 
und  Industrie-Ausstellung  in  Görlitz  vom  1.  Juni  bis  30.  Septbr. 
auf  dem  Geliui^lr  dfi  i-heiiialigen  IvuNunausstellung  an  der  Ruhmes- 
halle.    Leite]-   der  .\usstellung  Gartenbaudirektor  Sperling   in  Görlitz. 

Frühjahrsausstellung  von  Zwiebel-  und  Knollengewächsen 
in  Haarlem,  verunstaltet  von  dem  Königlich  Niederländischen  Verein 
für  Blumenzwiebelzucht,  vom  17.  bis  21.  März  1905.  Das  neulich 
erschienene  Programm  enthält  über  135  Nummern,  wofür  eine  große 
Anzahl  Preise  festgestellt  wurde.  Diese  Ausstellung  wird  eine  der 
bedeutendsten  sein,  welche  bis  dahin  vom  obengenannten  Verein  ver- 
anstaltet wurden.  Auf  Anfrage  wird  der  Generalsekretär  des  Vereins, 
Herr  Jobs  de  Brouk  zu  Haarlem,  Holland,  an  Interessenten  ein 
Exemplar  des  Programms  senden. 

Rosen-Ausstellung  zu  Kreuznach  vom  Mai  bis  Oktober  1905, 
veranstaltet  vom  Verein  Deutscher  Rosenfreunde.  Das  vom  Geschäfts- 
führer des  Vereins  Deutscher  Rosenfreunde,  Herrn  Peter  Lambert 
in  Trier,  zu  beziehende  Programm  umfaßt  48  Aufgaben  für  Kosen- 
pflanzen  und  -13  Aufgaben  für  abgeschnittene  Rosenblumen. 
Die  Abteilung  der  Rosenpflanzen  zerfällt  in  die  Unterabteilungen  der 
im  Freien  ausgepflanzten  Kosen  und  der  Topfrosen.  Die  Freiland- 
rosen smd  in  folgende  Gruppen  getrennt:  Hoch-  und  Halbstämme 
Aufg.  3—12),  Niedere  Rosen  (13—38),  Wildrosen  (39—41),  Neuheiten. 


Die  abgeschnittenen  Rosenblumen  sind  in  Liebhabereinsendungen  und 
Einsendungen  von  Gärtnern  getreSnt.  Die  Aufgaben  lassen  weiten 
Spielraum  und  eine  ausgedehnte  Beteihgung  zu.  Von  den  Aufgaben 
seien  einige  interessante  herausgegriffen: 

29.  Eine  Sammlung  von  10  Sorten  Schlingrosen. 

30.  „  „  „     10      „       Kugosa-Rosen. 

31.  „  .,  Kapuziner-,  Pimpinell-,  Moos-,  Centifolien-  und 

einmal  blühender  Rosen. 

35.  Das  schönste  ßosenspalier  fürs  Freie  mit  remontierenden  Sorten. 

Auf  Widerstandsfähigkeit  gegen  Krankheiten  und  Kälte  ist 
Rücksicht  zu  nehmen. 

36.  Die  beste  Sammlung  Herbstblüher  in  10—20  Sorten  a)  je  20  Stück. 

b)  „  50     „ 

37.  Die  beste  Sammlung  Treibsorten  je  25  Stück  in  Sorten. 

40.  Eine  Sammlung   solcher  Wildrosen  usw.,    welche  sich  zu  Ein- 

friedigungen eignen. 

41.  Die  schönsten  und  besten  Rosen- Unterlagen   für  Hochstämme 

und  Niedere  Kosen:   a)  Waldstämme 

b)  Sämlingsstämme. 

42.  Die    beste   Sammlung    solcher    Sorten,    welche   seit    1900   im 

Handel  sind. 

43.  Die   beste  Sammlung  solcher  Sorten,  welche  seit  1904  im  Han- 

del ist. 

44.  Die    schönste    deutsche    Neuheit,    welche     noch     nicht    im 

Handel  ist. 

45.  Die    schönste   Neuheit   ausländischer    Zucht,    welche    noch 

nicht  im  Handel  ist. 
47.  Eine  Gruppe  zum  Treiben  vorbereiteter  Topf-Treibrosen. 

a)  100  Stück  in  10  Sorten. 

b)  50      „       „     5       „ 

31.  (Blumen)  die    20  größten  und  schönsten  Rosen   überhaupt,   in 

20  Sorten. 

32.  (Blumen)   20  mustergültige  Rosen  für  langstieligen  Schnitt,  je 

10  Blumen. 
Die  Anmeldungen  sind  bis  1.  März  1905  zu  bewirken  und  sind 
ausschließlich  zurichten  an  Herrn  Karl  Hübsch  in  Kreuznach,  die 
Sendungen  selbst  an  Herrn  Stadtgärtner  Ahrens. 


Verkehrswesen. 


Auf  wiederholte  Anfragen  aus  dem  Leserkreise  über  den  Pflanzen- 
export nach  der  Türkei  teilen  wir  folgendes  mit:  Pflanzenfracht- 
sendungen gehen  am  besten  über  Triest,  von  wo  sie  mit  dem  Österr. 
Lloyd  befördert  werden.  Den  Sendungen  ist  ein  Reblausattest,  eine 
Zollinhaltserklärung  und  eine  Statistik  des  Warenverkehrs  beizufügen. 
Dem  Österr.  Lloyd  macht  der  Absender  Avis  unter  genauer  Angabe 
der  Art,  des  Zeichens  und  des  Inhalts  der  Sendung,  sowie  des  Namens 
und  Wohnorts  des  Empfängers. 

Postsendungen  richtet  man  direkt  au  den  Empfänger  unter 
Beifügung  eines  Reblausattestes  und  zweier  Zollinhaltserklärungen, 
deren  eine  in  deutscher,  deren  andere  in  französischer  Sprache  ab- 
zufassen ist. 

Personal  -Nachrichten. 

Müller,  Frau  Louise,  Inhaberin  der  Blunienhandlung  in 
Firma  A.  Müller  Sohu  zu  Frankfurt  a.  M.,  wurde  das  Prädikat  einer 
Königlichen  Hoflieferantin  verliehen. 

Müller,  Reinhold,  ObergUrtner  in  Praust  im  Kreise  Danziger 
Höhe,  wurde  der  Kgl.  Kronenorden  vierter  Klasse  verliehen. 

Ries,  bisher  städt.  Gartoninspektor  in  Karlsruhe  i.  B.,  wurde 
zum  städt.  Gartendirektor  ernannt. 

Burgaß,  Fritz,  jun.,  Ingenieur,  trat  als  Gesellschafter  in  die 
Firma  L.  Nitschke  (Inhaber  Fr.  Burgaß  son.),  Zentralheizungs-,  Lüf- 
tungs-  und  Trocken-Anlagen-Fabrik  in  Landsberg  a.  d.  W.  ein.  Die 
entstandene  offene  Handelsgesellschaft  führt  nunmehr  die  Firma 
Burgaß  &  Sohn. 


Veramwortl.  Koilakteiir:  Mai  Hesdörffer,  Berlin.  —  Verlag  v.  Richard  Carl  Schmidt  i  Co.,  Leipzig.  —  nmck:  Anhalt.  Buchdr.  Gutenberg,  e.  G.  m.  b.  H.,  Dessau. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  gesamten   Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


26.  November  1904. 


No.  9. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Sumpf-  und  Wasserpflanzen. 


Dio  (iitterpflanze,  Aponogeton  fenestralis  (Poir.j 
Hook.  f.  (syii.  Oiivirandra  fenestralis). 

Von  H.  Baum,  Rostock. 
{Hiefxii  drei  Ahbildumjen.) 

Die  Kultur  der  Gitterpflanze  beansprucht  die  vollste 
Aufmerksamkeit  sowie  das  ganze  Interesse  von  Seiten  des 
Pflegers.  Aus  diesem  Grunde  ist  wahrscheinlich  die  Gitter- 
pflanze so  selten  in  den  Kulturen  anzutreffen.  Man  findet 
sie  jetzt  nur  in  einzelnen  botanischen  Gärten,  allerdings 
meist  in  kümmerlichen  Exemplaren,  welche  bald  das  Zeitliche 
segnen.  Im  Hamburger  botanischen  Garten  ist  sie  vor  einigen 
Jahren  in  guter  Kultur  gewesen*),  scheint  aber  auch  dort 
wieder  zurückgegangen  zu  sein,  da  sie  sonst  sicherlich  in 
der  Wasserpflanzen -Abteilung  der  Düsseldorfer  Ausstellung 
vom  Hamburger  bo- 
tanischen Garten  ge- 
zeigt worden  wäre. 
Der  Breslauer  bo- 
tanische Garten  hat 
früher  ebenfalls  gut 
kultivierte  Pflanzen 
aufzuweisen  gehabt. 
In  Deutschland  ist 
die  Gitterpflanze  im 
Handel  nicht  zu  haben, 
in  England  werden 
mitunter  Pflänzchcn 
mit  drei  bis  vier 
Blättern  zu  20  Mk. 
das  Stück  angeboten. 

Eine  von  dem 
Verfasser  gepflegte 
Gitterpflanze  hat  von 
Februar  bis  Sep- 
tember 1904  gerade 
zwanzig  Blätter  ent- 
wickelt, von  denen 
sich  die  letzten,  wie 


dies  auf  der  nebenstehenden  Abbildung  ersichtlich  ist,  zu 
recht  schönen,  durchbrochenen  Blättern  ausgebildet  haben. 
In  und  um  St.  Petersburg  werden  zurzeit  die  meisten 
Gitterpflanzen  kultiviert  und  gelingt  die  Kultur  dort 
wohl  deshalb  am  leichtesten,  weil  das  weiche  Newawasser 
den  Pflanzen  am  besten  zuzusagen  scheint.  Weiches, 
kalkfreies  Wasser  ist  überhaupt  die  Grundbedingung  für 
das  gute  Gedeihen  der  Gitterpflanze.  Man  verwendet  daher 
entweder  ganz  weiches  Flußwasser  oder,  wo  dieses  nicht  zu 
beschaffen  ist,  auch  Regenwasser,  das  aber  keinen  Schmutz, 
wie  Ruß  etc.  enthalten  dai-f,  da  sich  sonst  die  Blätter  der 
Gitterpflanzen  schwarz  färben.  Man  benutzt  deshalb  am  besten  fil- 
triertes Regenwasser.  Je  nach  Vorrat  gießt  man  alle  zwei  bis 
drei  Tage  eine  Gießkanne  frisches  Regenwasser  in  den  Kultur- 
Behälter  nachdem  man  eben  so  viel  altes  abgefüllt  hat.    Einen 


*)  Vergl.  die  Abbild. 
IV.  Jahrg.  S.  351. 


1%  fffl 

\ 

1 

>^|/ 
-^^:«^ 

?!%--^                        _^^ 

p^^^^'W:^'' ■■■■■■'"        o/¥üe2*»'^»-'a,«iBv;»^|^ 

7^^^^ 

faki 

Kulturpflanze  von  Aponogeton  fenestrali: 


Gartenwelt.     IX. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  9 


Tropfapparat,  der  durch  Tropfenfall  die  Wasseroberfläche  in 
stete  Bewegung  bringen  soll,  halte  ich  für  überflüssig;  die 
Pflanze  wächst  ebensogut,  wenn  nur  das  Wasser,  wie  vor- 
stehend angegeben,  erneuert  wird.  Die  Gitterpflanze  scheint 
ferner   in    einem   sauberen  Holzkübel  am  besten  zu  gedeihen. 


Aponogeton  fenestraUs  (junge  Pflanze). 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  gezeichnet. 

Ein  weiterer  unerläßlicher  Faktor  für  das  Gedeihen  der 
Gitterpflanze  ist  ein  schattiger  Standort.  Da  die  Gitter- 
pflanze in  Madagaskar  an  ruliigen,  von  Gebüschen  überragten, 
flacheren  Stellen  der  Flußufer  wächst,  so  ist  die  Wasser- 
oberfläche des  Kübels  bei  sonnigem  Wetter  zunächst 
durch  eine  Schicht  von  Salvinien  zu  bedecken;  außer- 
dem wäre  bei  starkem  Sonnenschein  in  den  Sommer- 
monaten noch  eine  Rohrmatte  am  Fenster  oder  Glas- 
dach zu  befestigen.  Hat  man  für  einen  derartig 
schattigen  Standort  gesorgt,  so  ist  das  für  die  Gitter- 
pflanze überaus  schädliche  Auftreten  von  Algen  zwar 
nicht  ausgeschlossen,  aber  weniger  zu  befürchten. 
Die  Gitterpflanzen  müssen  also  in  einem  durchaus 
weichen,  kalkfreien,  öfters  zu  erneuernden  Wasser 
an  einem  schattigen  Standort  kultiviert  und  vor 
Algenansiedlungen  möglichst  geschützt  werden.  Man 
erreicht  diesen  Schutz  am  besten  dadurch,  daß  man 
eine  Anzalü  Posthornschnecken  und  im  Frühjahr. 
Kaulquappen  in  den  Behälter  setzt;  namentlich  letztere 
räumen  gründlich  mit  den  Algen  auf,  auch  ist  ihnen 
das  Abwaschen  der  Blätter  dienlich. 

Man  stellt  die  Pflanzen  nicht  zu  weit  vom 
Licht,  entweder  ans  Zimmerfenster  oder  1  bis  l^/j  m 
vom  Glasdach  entfernt.  Die  Wassertemporatur  be- 
trägt im  Winter  am  besten  18  bis  20^  C,  im  Sommer 
22,5  bis  27  "C,  die  AVasserhöhe  über  den  Pflanzen 
je  nach  deren  Große,  etwa  10 — 20  cm,  so  daß  die 
Blattspitzen  etwa  die  Wasseroberfläche  berühi-en. 

Das  Verpflanzen  scheinen  die  Gitterpflanzen  sehr  übel 
zu  nehmen,  denn  ich  halje  gefunden,  daß  sie  eine  lange  Zeit 
(mitunter  vier  Monate)  danach  gar  nicht  trieben,  oder,  wenn 
sie  sich  wirklich  dazu  bequemten,  zunächst  nur  sehr  kleine, 
verkrüppelte   Blätter   erzeugten,   die   eine   zusammenhängende 


Blattfläche  aufwiesen  und  nur  lün  und  wieder  an  einzelnen 
Stellen  durchbrochen  waren.  Man  läßt  daher  die  Pflanzen, 
so  lange  es  angängig  ist,  etwa  2  bis  3  Jahre  in  denselben 
Gefäßen  stehen  und  benutzt  beim  Verpflanzen,  das  aber  erst 
vom  Februar  ab  vorgenommen  werden  darf,  flache  Gefäße 
und  eine  Mischimg  von  lehmiger  Rasenerde,  gut  verrotteter 
Komposterde  und  etwas  Sand.  Die  haarfeinen,  bläulich 
schwarzen  Würzelchen  müssen  dabei  nach  Möglichkeit  ge- 
schont werden. 

Das  Wachstum  der  jungen  Blätter  wickelt  sich  folgender- 
maßen ab.  Anfangs  liegt  die  Blattanlage  dicht  an  der 
Basis  des  jüngsten  Blattes,  löst  sich  dann  von  dieser,  und 
indem  sich  das  junge  Blatt  allmählich  auseinander  rollt, 
läßt  es  schon  das  vollkommen  entwickelte  Netzwerk  des 
Blattes  deutlich  erkennen.  Bei  fortschreitendem  Wachstum 
dehnt  sich  das  junge  Blatt  bis  zu  einem  Winkel  von  45  *> 
nach  beiden  Seiten  derart  aus,  daß  zeitweise  die  Blatt- 
unterseite die  Wasseroberfläche  berührt.  Sobald  das  Blatt 
seine  volle  Größe  erreicht  hat,  hört  das  Strecken  und 
Dehnen  der  jungen  Blätter  auf  und  wir  sehen  nunmehr, 
daß  das  Blatt|)arenchym  vollkommen  fehlt  und  nur  die 
längs-  und  querlaufenden  Nerven  ausgebildet  sind. 

Da  die  ausgewachsenen  Blätter  der  Gitterpflanze  trotz 
ihres  zarten  Aussehens  von  fester,  man  kann  sagen,  immer- 
grüner Beschaffenheit  sind  und  sich  infolgedessen,  abweichend 
von  den  meisten  anderen  untergetauchten  Wasserpflanzen, 
sehr  lange  an  der  Pflanze  erhalten,  so  ist  die  Frage,  ob 
die  Pflanze  in  der  Heimat  regelmäßig  einzieht,  nur  schwer 
zu  beantworten.  Der  knollige  Wurzelstock,  den  die  Pflanze 
besitzt  und  der  in  Madagaskar  von  den  Eingeborenen  ge- 
nossen wird,  läßt  allerdings  erkennen,  daß  die  Pflanze  von 
Zeit  zu  Zeit  der  Ruhe  bedarf;  die  festen,  lange  ausdauernden 
Blätter  dagegen   scheinen    zu   beweisen,   daß   die  Pflanze  nur 


Aponogeton  fenestralis.     Original 


für  die  „Gartenwelt" 


gelegentlich  einzieht:  nämlich,  wenn  das  Wasser  in  den 
Flüssen  so  viel  fällt,  daß  die  Blätter  vertrocknen  und  nur  der 
Wurzelstock  im  feuchten  Schlamme  oder  in  flachen,  vom 
Flusse  abgetrennten  Tümpeln  das  Eintreten  der  nächsten 
Regenperiode   erleben    kann.      Wahrscheinlich   aber  wird    die 


IX, 


Die  Gartenwelt. 


Ruheperiode  der  Gittei'pflanze  in  der  Heimat  durch  kühlere 
Wassertemperaturen  oder  andere  Umstände  bedingt.  In  der 
Kultur  muß  den  Gitterpflanzen  von  Anfang  November  ab  eine 
Ruhezeit  durch  kühlere  Wassertemperatur  (von  18  bis  20''  C.) 
gewährt  werden ;  die  Pflanzen  zeigen  den  Beginn  der  Ruhe- 
zeit meist  von  selbst  an,  indem  sie  auf  einmal  kleine,  un- 
i-ogelmäßig  ausgebildete  Blätter  entwickeln. 

Es  ist  fast  als  sicher  anzunehmen,  daß  die  Blätter 
dieser  Art  deshalb  durchbrochen  sind,  um  an  der  Pflanze 
den  unteren,  übereinanderliegenden,  außergewöhnlich  lange 
ausdauernden,  also  immergrünen  Blättern  das  zu  ihrer  Er- 
haltung notwendige  Licht  zuzuführen.  Bei  anderen  Wasser- 
pflanzen, wie  z.  B.  Hydrocleis  nymphoides,  bemerkt  man  sehr 
häufig,  daß  sonst  ganz  gesunde,  kräftige  Blätter  sogleich 
gelb  imd  hinfällig  werden,  sobald  mehrere  Blätter  flberein- 
anderwachsen  und  sich  gegenseitig  das  Licht  fortnehmen. 
Bei  Hydrocleis  gleicht  sich  der  Verlust  der  gesunden  Blätter 
durch  das  rasche  Wachstum  der  Pflanze  sehr  bald  wieder 
aus,  anders  aber  bei  der  Gitterpflanze,  welche  viel  langsamer 
wächst  und  durch  Lichtniangel  verlorene  Blätter  nicht  so 
schnell  ersetzen  könnte. 

Blütenbildung  haben  meine  Gitterpflanzen  noch  nicht 
gezeigt,  wahrscheinlich  müssen  die  Pflanzen  ein  gewisses 
Alter  erreicht  haben,  ehe  sie  die  Blüten  entwickeln. 


Der  Siiiiiiil-  1111(1  \Vasser|iHaiizeiigiirteii  iiiul  die  ein- 
heimisclieii  Bacli-  und  Teichuferptianzen. 

Vou  Th.  Schweizer,  Obergärtner,  Zürich. 


Ob 


'bgleich  die  Redaktion  dieser  Zeitschrift  schon  darauf  hin- 
gewiesen hat,  daß  fremde  Pflanzen  sich  mit  heimischen  vereinigen 
las.sen,  ohne  Widersinn  hervorzurufen,  kann  ich  es  doch  nicht  unter- 
lassen, Herrn  Gartenteohniker  H.  Liebe rt  darauf  aufmerksam  zu 
machen,  daß  meine  Einsendung  über  den  Sumpf-  und  Wasserpfianzen- 
garten  in  No.  37  des  achten  Jahrganges  sich  lediglich  auf  den  Teich 
eines  Liebhabers  bezieht  und  Herr  Liebert  eine  gänzlich  falsche  Auf- 
fassung meines  Artikels  hat.  (Bezieht  sich  auf  den  Artikel  in  No.  2, 
Seite  U.    Die  Red.) 

Wenn  ich  nur  über  Bach-  und  Teiohuferpflanzen  geschrieben 
hätte,  könnte  ich  seine  Einwendung  begreifen;  ich  würde  aber  auch 
in  diesem  Fall  keine  Hybriden  und  Einführungen  von  Seerosen,  viel 
weniger  noch  Adiantum  CapUlus  Veneris  erwähnt  haben. 

Ich  unterschätze  die  einheimischen  Gewächse  und  deren  Wert 
für  Uferbepflanzungen  nicht  im  geringsten,  da  mir  hin  und  wieder 
vergönnt  ist,  sie  ihrem  Charakter  entsprechend  anzuwenden,  muß 
aber  Herrn  Liebert  speziell  darauf  aufmerksam  machen,  daß  diese 
Pflanzen  nur  höchst  selten  angebracht  werden  können,  weil  es  die 
Verhältnisse  nicht  erlauben.  Es  ist  nicht  jedermanns  Liebhaberei, 
Pflanzen  in  seinem  Garten  anzusiedeln,  welche  gleich  Unkräutern  in 
der  Nähe  zu  finden  sind.  Auch  hat  der  Naturfreund  Gelegenheit 
genug  und  mehr  Freude,  die  heimischen  Pflanzen  zu  suchen,  wo  sie 
ihren  natürlichen  Standort  haben. 

Indessen  scheint  mir,  daß  Herr  Liebert  es  mit  der  Grenze 
seiner  einheimischen  Pflanzen  nicht  so  genau  nimmt,  dieselbe  reicht 
sogar  noch  über  diejenige  des  von  mir  erwähnten  Ä.  Capillun  Veneris 
hinaus;  es  wäre  für  mich  und  manchen  Botaniker  interessant  zu  er- 
fahren, wo  Herr  Liebei-t  seine  Arundo  Donax  in  Deutschland  idyllisch 
zusammen  mit  unserem  heimischen  Schilf,  Phraymiles  communis, 
und  mit  Carex  riparia  etc.  gefunden  hat. 

Trotz  alledem  wäre  es  mir  nicht  eingefallen,  auf  den  schönen 
poetisch  angehauchten  Artikel  einzugehen,  wenn  in  demselben  nur 
eine  Idee  gegeben  wäre,  auf  welche  Weise  eine  Teichpartie  geschmack- 
voll,   geeignet    für   einen    größeren    Park   oder  Stadtgarten,  mit   nur 


heimischen  Gewächsen  zu  bepflanzen  ist.  Würde  Herr  Liebert  wohl, 
wenn  er  einmal  in  diese  Lage  käme,  einen  solchen  Garten  anzulegen, 
sich  mit  Nymphaca  alba  und  Nuphar  luteum  begnügen?  Würde  er 
die  vorgeschriebene  Grenze  nicht  überschreiten  und  stillschweigend  zu 
den  schönen  Einführungen  und  Züchtungen,  auf  welche  die  ganze 
Gärtnerwelt  das  Augenmerk  richtet,  greifen? 

Widersinnig  nennt  Herr  Liebert  das  an  Felsen  in  denkbar  natür- 
lichster Weise  üppig  weiterwachsende,  an  diesem  Orte  vollständig 
Winterhärte  Adiantum  Capillus  Veneris!  Unnatürlich  die  Ver- 
wendung von  der  niedlichen,  hier  ebenfalls  winterharten  Nymphaea 
pygmaca,  weil  sie  aus  Ostsibirien  stammt !  Alle  die  schönen  aus- 
ländischen Sumpf-- und  Wasserpflanzen,  die  großartigen  Errungen- 
schaften berühmter  Botaniker  und  Züchter  will  Herr  Liebert  den 
Liebhabern  und  den  Pflanzenfreunden,  den  Besuchern  der  öffent- 
lichen Parks,  welche  dieselben  Sonntags  und  in  den  freien  Stunden 
besuchen,  weil  sie  die  schönen  Pflanzen  liebgewonnen  haben,  vor- 
enthalten, um  sie  in  bot.  Gärten  für  die  Wissenschaft  zu  verbannen, 
obgleich  letztere  für  Hybriden  etc.  am  wenigsten  Interesse  zeigen. 

Wie  wollte  Herr  Liebert  als  Landschaftsgärtner  einen  Park  ge- 
stalten ohne  die  verhaßten  exotischen  Pflanzen?  Wo  sollte  der 
Gartenfreund  aufgemuntert  werden,  im  Interesse  des  Gartenbaues 
Liebe  zu  den  Pflanzen  zu  gewinnen?  In  botanischen  Gärten,  welche 
gewöhnlich  um  die  Zeil,  zu  welcher  der  Pflanzenfreund  einige  freie 
Stunden  hat,  geschlossen  sind,  oder  in  den  öffeuthchen  Anlagen? 

Widersinnig  nenne  ich  dagegen  die  viel  zu  häuf  ige  Anwendung 
von  Teppichbeeten  und  Blumenarrangements  an  ungeeigneten  Stellen. 
Widersinnig  werden  vielfach  Palmen  verwendet,  sogar  Felsgrotten  mit 
Geranien,  Fuchsien  etc.  bepflanzt.  Diese  und  noch  viele  andere  grobe 
Fehler  geben  Herrn  Liebert  ein  sehr  dankbares  Feld,  für  seine 
natürhoh  landschaftlichen  Ideen  eine  Lanze  zu  brechen. 


Gärtnerische  Reiseskizzen. 

Meine  Reise  von  Venedig  uacli  Abi^azia. 

Von  Heinrich  Riebe. 

{Hicrxu  vier  Abbildungen.) 
L 

Oeit  einigen  Stunden  schaukelten  wir  uns  auf  den  blauen 
Wogen  des  adriatischen  Meeres.  Der  Mond  war  noch  nicht  auf- 
gegangen, nur  vereinzelte  Sterne  blinkten  durch  die  Wolken  in  lauer 
dunkler  Nacht.  Fern  am  Horizont  verriet  ein  Lichtschimmer  woher 
wir  gekommen  imd  zeigte  uns  noch  jetzt  die  Lage  Venedigs,  jener 
Stadt,  die  unser  ganzes  Sinnen  und  Denken  noch  immer  gefangen 
hielt,  und  unter  deren  Bann  wir  noch  immer  standen.  So  märchen- 
haft schön  wie  es  den  Fluten  entstiegen,  war  es  auch  wieder  unter- 
getaucht —  doch  nicht  ins  Meer  der  Vergessenheit!  In  unserm 
geistigen  Auge  leben  die  Bilder  und  Eindrücke,  die  wir  in  jener  Stadt 
der  Lagunen  und  Paläste,  der  Pracht  und  Herriichkeit  empfangen 
haben,  fort  und  fort  und  sind  fester  und  schöner  in  unserm  Herzen 
eingeprägt  als  man  dies  mit  Bleistift,  Pinsel  und  Palette  oder  auf 
der  photographischen  Platte  zu  tun  vermag. 

Doch  nicht  lange  währte  dieser  idyllische  Teil  unserer  Seefalirt. 
Bald  nach  Mitternacht  —  wir  mußten  uns  auf  der  Höhe  der  Süd- 
spitze Istriens  befinden  —  wurde  das  Meer  bewegter  und  unser 
Dampfer  begann  zu  stampfen.  Immer  gewaltiger  rollten  die  Wogen 
heran  und  immer  mehr  legte  sich  das  Schiff  nach  rechts  oder  links, 
stieg  immer  höher  vornauf  und  glitt  immer  tiefer  hinunter.  Wir  er- 
hoben uns,  teils  getrieben  aus  Furcht  vom  Bett  geworfen  zu  werden, 
über  welchem  zur  allerdings  zweifelhaften  Berahigung  der  Passagiere 
zu  lesen  war:  „Der  Rettungsgürtel  befindet  sich  unter  dem  Kopf- 
kissen"; anderseits,  um  auf  Deck  das  wilde  Spiel  einer  erregten  See 
beobachten  zu  können.  Ein  drückend  warmer,  sturmartiger  Wind 
fegte  uns  entgegen ;  der  Scirocco,  das  gerade  Gegenteil  der  Bora,  doch 
ihr  an   Heftigkeit   wenig   nachstehend.     Soeben   verschwand   in   der 


100 


Die  Gartenwelt. 


IX,  9 


Ferne  das  Leuchtfeuer  von  Pola  —  wir  nähern  uns  nun  dem  Quainero, 
einem  stets  sehr  bewegten,  stürmischen  und  daher  mit  Recht  ge- 
fürchteten Teil  der  Adria.  —  Wir  haben  uns  ein  siclieres  Plätzchen 
auf  dem  Oberdeck  ausgesucht,  wo  wir  uns  festhalten  können.  Der 
Soirocco  heult  durch  die  Takelage  und  das  auf-  und  niedergeworfene 
Schiff  ächzt  und  stönt  in  allen  Fugen.  Dazu  brausen  und  donnern 
"Woge  auf  Woge  gegen  die  Planken  und  senden  ihre  weiße,  staub- 
artige Gischt  über  unseru  Dampfer. 

Der  Morgen  beginnt  bereits  zu  grauen,  als  die  von  vielen 
kleinen  Buchten  durohrissene  Küste  Istriens  auftaucht.  Reoliter 
Hand  des  Arso-Kauals,  eines  langestreckten,  fjordartigen  Ein.schnittes, 
wird  ein  weit  ins  Meer  vorspringendes  Vorgebirge,  die  Punta-Nera, 
sichtbar.  Ihr  gegenüber  liegt  die  langgestreckte  Insel  Chei-so,  und 
bildet  mit  ihrer  hohen,  steilufrigen  Nordwestspitze,  der  Punta-Pernata, 
das  Eingangstor  in  den  Quarnero.  Hier  stürzt  sich  der  Sturm  noch- 
mals mit  vehementer  Gewalt  auf  unser  heransteuerndes  Schiff  —  der 
Kampf  mit  den  Wogen  erreicht  hier  seinen  Höhepunkt.  —  Später 
erweitert  sich  die  See  wieder.     Der  Monte  Syss,  ein  hoher  Kegelberg 


Gondelhafen  in  Abbazia, 


auf  der  Insel  Cherso,  entschwindet  in  dei  Moigendunmeiung  und 
die  ersten  Oliven-Inseln  entsteigen  dem  Meere  Endlich  blinkt  in 
weiter,  grauer  Ferne  das  Leuchtfeuer  von  Fiume  auf. 

Es  ist  bereits  heller  Tag  als  wir  im  Hafen  dieser  ungarischen 
Seehandelsstadt  einlaufen  und  im  Schutze  der  Wellenbrecher  an  der 
Kiva  del  Lido  vor  Anker  gehen. 

Doch  schon  nach  einer  halben  Stunde  führt  uns  ein  kleiner 
sauberer  Lokaldampfer,   Abbazia,   dem   Endziel  unserer  Seereise  zu. 

Die  Gewalt  des  Sturmes  ist  bereits  gebrochen,  nur  das  Meer 
wühlt  und  b)-andot  noch.  Der  Monte-Maggiore,  an  dessen  Fuß  Abbazia 
liegt,  hat  sein  Haupt  in  Wolken  gehüllt.  Nach  zirka  einstündiger 
Fahrt  übe)-  den  Golf  von  Fiume  nähern  wir  uns  jener  grünenden 
Waldstatte,  aus  welcher  uns  die  so  malerisch  eingebetteten,  schmucken 
Villen  des  Kurortes  entgegenleuchten.  Ein  Bild  lieblichster  Anmut 
bietet  dieser  paradisische  Küstenstrich  vom  Meere  gesehen  und  unser 
Blick  schweift,an  den  Gestaden  entlang  bis  zu  den  Nachbarstädtehen 
Volosca,  Ika,  Lovrana,  und  Icici  und  bis  hinauf  zu  den  felsigen  Zacken 
der  mächtigen  Bergkette  im  Uintorgrund.  Am  schützenden  Molo 
gehen  wir  in  dem  kleinen,   buntbewegten  Hafen   vor  Anker  —  und 


im    nächsten  Augenblick    umhüllt  uns  das  geheimnisvolle  Dunkel  des 
Lorbeerwaldes  von  Abbazia. 

Vor  allem  ist  es  wohl  die  Vegetation  Abbazias,  die  an  dem 
reizenden  Landschaftsbilde,  dem  diese  Perle  Istriens  ihie  Berühmtheit 
verdankt,  lobhaften  Anteil  nimmt.  Sie  allein  vermag,  hesser  als  alle 
Thermometerablesungen  und  Durohsohnittsberechnungen  der  mittleren 
Jahrestemperaturen,  die  günstige  Lage,  ein  subtropisches  Klima  zu 
zeigen.  Immergrün  ist  dieser  Gottgesegnete  Erdenfleok.  Da  haucht 
das  dunkelgrüne  Laubwerk  des  Lorbeerhaines  unter  dem  Glänze  einer 
südlichen  Sonne  stets  ein  würziges  Aroma  aus  und  unter  seinem 
Schutze  zeitigen  südliche  und  subtropische  Gewächse  ihre  duftenden 
farbenprächtigen  Blüten.  In  erquickend  frischen  Meeresbrisen  wiegen 
stolze,  wohlgepflegte  Palmen  ihre  herrlichen  Wedel,  Agaven  und 
andei-e  Ainaryllidaceen  zieren  den  klippenreichen,  wogenum brausten 
Strand. 

Wir  betreten  nun  den  ältesten  Teil  der  Anlagen,  der  links  von 
der  Villa  Angiolina  liegt.  Diese  Anlagen  entstanden  in  den  .fahren 
1845  bis  1860  unter  dem  als  großen  Naturfreund  bekannten  Herrn 
Ingenieur  Ritter  von  Scarpa. 
Sie  bilden  ein  Labyrinth  von 
Gängen  in  dem  dichtesten, 
wildwachsenden  Lorbeerwalde, 
woselbst  an  heißen  Sommer- 
tagen kühle  Lüfte  wehen  und 
der  angenehme  Schatten  nur 
.selten  vom  Sonnenstrahl  durch- 
drungen wird.  Hier  finden 
wir  eine  Menge  seltener  Pflan- 
zen und  Bäume,  die  sich  meist 
zu  sehenswerten  Exemplaren 
entwickelten.  Unter  andern: 
Cnlnis  J.lhaui  MnynoUa 
,jn,wl,lh,n,.  l;,„lon-nia  iw- 
pcrialis.  Mynlu-n,  Aucubeii 
uiid\ur  allein  Ueqiwia yigaiilea 
(Wellingtonia,  Mammuth-.- 
Baum),  der  berühmte,  vielge- 
nannte Riesenbaum  Califor- 
niens.  Er  ist  auf  der  Sierra 
Nevada  des  mittleren  Cali- 
forniens.  an  den  Quellen  der 
Flüsse  Stanislau  und  St.  An- 
tonio (löOO  Meter  über  dem 
Meere)  heimisch,  und  wurde 
im  Jahre  1850  von  dem  eng- 
lischen Reisenden  Lobb  ent- 
deckt. Dieser  fand  dortselbst 
einen  Hain  von  Bäumen  die 
eine  Höhe  von  80—100  Meter 
xmd  einen  Durchmesser  von 
j— 10  Metei  hatten,  deren  Alter  auf  1500—2000  Jahre  geschätzt 
wuule 

Als  im  Jahre  1882,  wo  die  Villa  AngioHna,  welche  seit 
1875  Eigentum  des  Grafen  Viktor  Chorinsky  war,  durch  den 
Herrn  Generaldirektor  Friedrich  Schüler  namens  der  k.  k.  priv. 
Südbahngesellschaft  angekauft  wurde,  verwirklichte  sich  die  Idee  des 
bekannten  Schriftstellers  Heinrich  Noe,  an  diesem  Orte  einen  klimati- 
schen Kurort  zu  errichten.  Dem  Direktor  der  k.  k.  Gartenbaugesell- 
sohaft  zu  Wien,  Herrn  Carl  Schubert,  wurde  der  ehrende  Auftrag, 
die  neu  zu  erstehenden  Gartenanlagen  auszuführen  und  den  alten  Park 
zu  rekonstroieren.  Seit  jener  Zeit  wurde,  oft  unter  den  schwierigsten 
Verhältnissen,  manches  geschaffen,  das  die  Anlagen  zu  der  heutigen 
Ausdehnung  brachte.  So  wurden  die  weiteren  Schöpfungen  des  Parkes 
vor  der  Villa  Angiolina  188.S,  die  vor  dem  Hotel  Quarnero  1884,  die^ 
vor  dem  Hotel  Stefanie  1886  ausgeführt  und  fanden  ihren  Abschluß 
in  den  Parkanlagen  von   Mandria  in  den  Jahren  1892/93. 

Der  Teil  vor  der  Villa  Angiolina  Abb.  S.  101  gehört  mit  zu  den 
prächtigsten  und  weist  eine  Reihe  der  schönsten  Palmen-Solitärs,  Teppich- 
beete und  Gehölzgruppen  auf.  Auch  die  Villa  selbst  macht  einen  äußerst 


IX, 


Die  Gartenwelt. 


vornehmen  Eindmck  und 
zählte  neben  anderen  holten 
Fürstlichkeiten  auch  unsere 
kaiserlichen  Prinzen  lind 
Prinzessin  Victoria  vorüber- 
gehend zu  ihren  Bewohnern, 
während  Ihre  Majestät  die 
deutsche  Kaiserin  zu  f,'leicher 
Zeit  (1894)  die  in  den  be- 
nachbarten Anlagen  gelegene; 
Villa  Amalia  bewohnte.  Als 
dann  auch  noch  unser  Kaiser 
auf  seiner  Yacht  über  die 
blauen  Wogen  des  Quarnero 
zu  seiner  hier  weilenden 
Familie  eilte  und  KaiserFiaiiz 
Josef  erschien,  um  den  deut- 
schen Kaiser  zu  begrüliin, 
hallten  die  Lorbeerhaine  Ah- 
bazias  unter  dem  Jubel  eituT 
Keihe  rauschender  Feste 
wider  —  der  sonst  s.j 
stille,  nocb  vor  einem  Jabr- 
zentvöUig  unbekannte  Erden- 
fleck  ward  durch  dieses  Ei- 
eignis  zum  TV'eltkurort.  In 
den  Anualen  der  Geschichte 
des  Ortes  finden  wir  dies  fol- 
gendermaßen aufgezeichnet: 

„Es  folgt  nun  die  für 
Abbazia bedeutungsvolle  Zeit. 

Am  13.  März  189i  langte  Ihre  Majestät  die  deutsche  Kaiserin  Auguste 
Victoria  mit  ihren  blühenden  Prinzen  und  Prinze.ssin  Victoria  am 
Kahiiliof  zu  Mattuglie  au  und  fuhr  nach  Abbazia,  woselbst  Ihre 
Majestät  die  Villa  Amalia,  die  kaiserlichen  Kinder  die  Villa  Angiohna 
bewohnten.  Beim  Eintreffen  der  Kaiserin  in  Abbazia  leistete  das  tags 
zuvor  vor  Anker  gegangene  deutsche  Schiffsjungen-Schulschiff  Moltke 
den  üeschützsalut. 

Am   21.   März  langte  Seine  Majestät    Kaiser  Wilhelm   IL,    von 
Fiume  auf  der  Yacht  Christabel  kommend,  in  .\bbuzia  an.  begeistert 


Villa  Angiolina  in  Abbazia. 

Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photogr.  a 


willkommen  geheißen  von  einem  massenhaft  am  Gestade  angesammelten 
Publikum..  Der  29.  März  1894  bleibt  für  alle  Zeiten  Abbazias  großer 
Festtag.  J3r  brachte  uns  den  Besuch  Seiner  Majestät  des  Kaisers 
Franz  Josef  L,  der  als  Landesherr  hierhergekommen  war,  um  seinen 
treuen  Bundesgenossen,  den  jugendlichen,  feuergeistigen  deutscheu 
Kaiser  zu  begrüßen."  —  So  die  Geschichte,  und  nun  zur  Gegenwart 
zurück. 

Nachdem  wir  auch  Villa  Amalia  passiert  haben,  gelangen  wir  zu 
dem  langgestreckten,  fashionablen  Gebäude  des  Hotels  Quarnero.  Vor  dem 
Hotel,  Abb.  S.  103,  stehen  hohe, 
stolze  Palmen  undDracaenen,  teils 
mit  Früchten  behangen,  und  von 
den  lauschigen  Ruheplätzchen  im 
Schutze  mächtiger  Lorbeer-,  Myr- 
then-  und  Pittosporum-Bosketts 
genießt  man  einen  weiten  Bhck 
über  das  Meer.  Wir  erreichen 
nun  das  älteste  Gebäude  des  Ortes, 
die  von  säulenförmigen  Zypressen 
umgebene  Abtei  St.  Giacomo  Ab- 
bazia, die  im  Jahre  1399  als  Be- 
nedektiner-Abtei  des  San  Giacomo 
al  palo  entstand  und  so  der 
Bucht  und  der  Ortschaft  den 
Namen  gab.  In  der  Umgebung 
wuchern  dickblättrige,  stachel- 
bewehi'te  Agaven,  von  deneu 
Ayare  americana  am  häufigsten 
vertreten  ist,  und  einzelne  mäch- 
tige Blütenschäfte  zeigt;  ferner 
finden  wir  Agave  micracantha, 
die  aus  Mexiko  .stammende,  kleiu- 
-fa.  li.li,t,'e  Art.  Nach  Verlassen 
'li' >i's  iiltesten  Teiles  betreten  wir 
den  biidlithen  Strandweg,  welcher 
wohl  einzig  in  seiner  Art  ist.  Auf 
diesem  AVege,  der  viele  Kilo- 
meter lang  völlig  eben,  teils  über 


Die  Gartenwelt. 


IX,  9 


die  Klippen  der  Küste  geführt  ist,  wandelten  wir  stundenlang  im  Schutze 
mächtiger,  überhängender  Lorbeeren,  vorbei  an  zahlreichen  Villen  mit 
lieblichen  Gärten,  stets  das  blaue,  brandende  Meer  vor  Augen.  Auch 
hier  fand  ich  wieder  häufig  den  mir  von  Triest  bekannten  scbmal- 
blättrigen  Lorbeer  (Launis  angmtifolius),  sodann  Lamiis  camphora, 
den  Kampfer -Lorbeerbaum,  welcher  aus  China-Japan  stammt.  Das 
rötlich -braune,  streifige  Hoiz  verbreitet  einen  durchdringenden 
Kampfergeruch,  weshalb  es  von  den  Würmern  nicht  angegriffen  und 
in  seiner  Heimat  aus  diesem  Grunde  gerne  zu  Kleiderschränken  ver- 
arbeitet wird.  Der  Kampfer  befindet  sich  zwischen  der  Rinde  und 
dem  Holze  als  eigentümlicher,  weißer,  leichter,  durchscheinender, 
kristallinischer  Körper  von  aufdringlichem,  flüchtigem  Gerüche. 
Kamelien  ließen  in  Mengen  bereits  ihre  Knospen  durchschimmern  und 
ihre  Blütenpracht  ahnen.  Rosen,  Viburmmi  tinus,  Forsythien 
und  andere  Blütensträucher  machten  uns  den  "Winter  vergessen  und 
neben  den  Safrano-Rosen  rankten  sich  zahlreiche  immergrüne  Schlinger, 
wie  Clematis,  Passifloren  und  Ahebia  quinata  von  Baum  zu  Baum 
und  festonartig  hingen  die  Ranken  von  einem  Ast  zum  andern. 
Außer  den  sehr  häufig  vorkommenden  Evonymiis  japonica,  Launis-, 
Rhododendron-  und  Prunus  -  kvian  waren  namentlich  wieder  die 
schönen,  buntblättrigen  Varietäten,  wie  z.  B.  Pittospmum  Tobira 
fol.  rar.  von  zierendem  Weit.  Diveree  Bambusen  bilden  stellenweis 
meterhohe  Büsche  und  erhöhen,  im  Vereine  imposanter  Pampasgräsei', 
den  ausgesprochen  tropischen  Charakter  der  Landschaft.  Längs 
des  Gartenweges  zur  Dependenoe  finden  wir  Gruppen  schöner  Yucca 
und  Dracaenen.  Für  das  beste  Gedeihen  wohl  sämtlicher  Nadelhölzer 
bietet  das  feuchtwarme  Klima  des  Landes  die  günstigsten  Bedingungen. 
Die  Zahl  der  verschiedensten,  vorkommenden  Koniferen,  von  denen 
sich  ein  großer  Teil  zu  wahrhaft  stattlichen  Exemplaren  entwickelt 
hat  und  worunter  auch  seltene  und  interessante  Neueinführungen 
nicht  fehlen,  ist  schier  endlos  und  würde  ein  Namhaftmachen  aller 
zu  weit  führen.  Von  Tannen  seien  hervorgehoben:  neben  den  be- 
kannteren Arten  und  Veredlungen  von  Abies  pccHnata,  A.  7iobüis, 
A.  nordmanniana  etc.,  die  aus  Kanada  stammende  Balsam-Tanne 
A.  balsamea  {Syn.  A.  balsamifera),  deren  Blätter  in  der  Hand  ge- 
rleben außerordentlich  aromatisch  duften ;  ferner  A.  eepl/aloniea,  auch 
Kukunaria  genannt,  welche  aus  Griechenland  stammt  und  namentlich 
auf  den  jonisohen  Inseln,  zumal  am  Berge  Enos  auf  Cephalonica  bis 
zu  einer  Erhebung  von  1300  Metern  Seehöhe  ausgedehnte  Wälder 
bildet;  ebenfalls  aus  Griechenland  und  zwar  vom  Hofgärtner  Schmidt, 
Athen,  1856  in  Deutschland  eingeführt  wurde  die  Königin-Amalia- 
Tanne  (A.  cephal.  rar.  Reginae-Arnaliae);  sie  wurde  von  Forstbeamten 
in  den  umliegenden  Hochtälern  des  Berges  Rhondia  in  1000  Meter 
Höhe  entdeckt.  Ein  schönes  Exemplar  dieser  Ait  fanden  wir  in  der 
Nähe  des  Hotels  Stefanie.  Vor  der  Frontseite  dieses  stattlichen 
Gebäudes  befinden  sich  auch  zwei  ausgedehnte  Gruppen  üppiger 
Kamelien.  Von  Pioeen  nenne  ich  neben  den  nie  fehlenden  Picea- 
o?io- Varietäten  vor  allem  die  durch  die  schöne,  bläulich-grüne  Rück- 
seite ihrer  Nadehi  auffallende  P.  alkoekiana;  sie  stammt  aus  Japan, 
wo  sie  in  den  Gebii-gen  von  Fusi-Yama  und  auf  der  Insel  Nippon, 
bis  in  Höhen  von  2300  Meter  über  dem  Meere  vorkommen  soll.  Als 
eine  völlig  abweichende  Form  der  gewöhnlichen  Rottanne,  P.  excelsa. 
fanden  wir  P.  exe.  clanbrasiliana.  Eine  vom  Erdboden  an  beästeto, 
zierliche  Pyramide  bildet  die  morgenländische  Fichte  P.  orientalis, 
auch  unter  dem  Namen  Sapindus-Fichte  bekannt  und  bereits  zu 
Anfang  des  19.  Jahrhunderts  speziell  aus  dem  Kaukasus  bei  uns  ein- 
geführt. Zu  dieser  Zeit  ungefähr  kam  auch  die  Hiinalaya-Fichte, 
P.  Morinda,  zu  uns.  Ihren  Namen  erhielt  sie  in  bezug  auf  die  mit 
durchsichtigen,  hellen  Harztropfen  behafteten,  gleichsam  Tränenüber- 
flossenen  Zapfen,  von  den  Eingeborenen  Morinda  genannt,  das  heißt 
Nektartropfen  oder  Honigträne.  Diese  Picea  geht  im  westlichen, 
temperierten  Ilimalaya  bis  zu  einer  Höhenlage  von  3600  Meter,  wo 
sie  sich  auch  an  niederen  Abhängen  mit  Laubhölzern  mischt.  Von 
Pimis-Arteü  war  wiederum  häufig  P.  Pinea,  die  italienische  Stein- 
kiefer vertreten,  sodann  die  Schwarzföhre (P.  nigra, P.  nigra  auslriaea), 
die  hier  speziell  in  den  südösterreichischen  Küstenländern,  doch  auch 
in  Kärnten  imd  Niederösterreich  heimisch  ist;  an  den  Meeresufern 
und  Anhöhen  der  Mittelmeerländer  vorkommend,  ist  die  Strandkiefer 
P.  P/tiaster  zu  nennen;  desgleichen   ist   eine   echte  Seestrandkiefer, 


P.  halepensis,  die  Aleppo-  oder  See-Kiefer,  welche  rings  im  Mittel- 
meergebiet auf  dem  verwitterten  Felsboden  gedeiht,  und  in  der 
Region  des  Olivenbaumes  ein  mildes  Klima  verlangt.  Als  letzte  dieser 
umfangreichen  Koniferen-Gattung,  nenne  ich  P.  australis  (Sgn.  P. 
americana),  ihr  Holz  ist  uns  als  wertvolles  Nutzholz  unter  dem 
Namen  Pitoh-Pine-Holz  bekannt.  Von  Cedern  fanden  wir  in  schönen 
Exemplaren  Cedrus  Libani,  die  bekannte  und  nützliche  Libanon-Ceder 
und  C.  deodara  (Syn.  G.  indiea),  die  Himalaya-Ceder.  Mehrere 
Biota-orientalis-Aiten  seien  ebenfalls  erwähnt;  von  diesen  ist  eme 
schöne,  empfehlenswerte  Form  von  schlankpyramidaiem  Wuchs,  die 
als  Spielart  im  k.  k.  Hofgarten  zu  Laxenburg  (Österreich)  gezogene 
B.  Orient,  laxenbiirgensis;  sie  ist  auffallend  dicht  bezweigt,  von 
schöner  gelbgrüner  Färbung  und  besonders  wideistandsfähig.  Ferner 
nenne  ich  von  zahlreichen  Cypressen  die  echte  Cypresse,  Cupressws 
sempenirens,  die  als  weitverbreitete  Art  durch  ihren  imposanten, 
säulenförmigen,  schlanken  Wuchs  als  weithin  sichtbares  AVahrzeichen 
die  subtropische  Landschaft  charakterisiert  und  heute  noch  bei  den 
Orientalen  in  hohem  Ausehen  steht.  Eine  ebenfalls  prächtige  Art 
ist  C.  excelsa,  und  als  Trauer-Koniferen  geschätzt  sind  C.  funebris 
und  C.  horixontalis  pendula;  beider  Vaterland  ist  China.  Von  Taxus 
waren  die  meisten  teccoto-Formen  vertreten,  ebenso  war  Thuja 
oeeidentalis  in  diversen  Abarten  vorhanden.  Von  auffallender  Schön- 
heit waren  Thuja  gigantea,  der  Riesenlebensbaum  und  Thujopsis 
dolobrata,  der  beilblätfj-ige  Lebensbaum,  ersterer  aus  Amerika,  letz- 
terer aus  Japan  stammend,  woselbst  er  am  schönsten  in  mehr  kaltem 
Gebirgsklima  und  feuchten  Talgrüuden  gedeiht;  majestätische  Bäume 
von  35  Meter  Höhe  sollen  dort  keine  Seltenheit  sein.  Lärchen 
waren  nur  spärlich  vertreten ;  wir  konnten  nur  die  gemeine  Lärche 
(Larix  decidua,  L.  ewopaca)  ausfindig  machen.  Als  interessante 
Konifere  nenne  ich  noch  die  zu  den  Araucarien  gehörende  Ounning- 
hamia  chinensis,  chinesische  Spießtanne,  die  übrigens  auch  von 
Maximovicz  in  Y'okohama  beobachtet  wurde.  N'ielfach  mit  Taxiis 
fastigiata  verwechselt  wird  Podocarpus  koraiana,  die  koreanische 
Stielfrucht.  Einige  schöne,  bekannte  Chamaccyparis.  verschiedene 
japanische  Cryptomei-ia,  Taxodium  distichinn  —  <\]r  Surnpf-i  'yi.rcsse, 
und  der  in  der  Koniferen-Welt  einzig  dasti'lM'inl.  il"ii>i.  >r||i,ii,.  wie 
interessante  Gingko -'Bsium  (Gingko  biloba.  SalishiniK-  iiili,iiilif<ilial 
mögen  den  Reigen  meiner  Aufzählung  dieser  statthchun  Coniferen- 
sammlung  beschließen. 

Landschaftsgärtnerei. 
Andeiitiingon  über  die  Aqiiarelltecliiiik. 

Von  R.  Staudenmayer,  Gartentechnisches  Bureau,  Stuttgart. 

W  enn  ich  im  nachstehenden  versuclie,  einige  Winke 
über  die  für  uns  Landschaftsgärtner  sehr  wichtigen  Aquarell- 
technik zu  geben,  so  bin  ich  einerseits  dadurch  angeregt 
worden,  daß  der  technischen  Herstellung  von  Gartenplänen, 
perspektivischen  .Ansichten,  Aquarellen  etc.  viel  zu  wenig  Be- 
achtung geschenkt  wird,  andererseits  leitete  mich  der  Grund- 
satz, daß  unser  schwieriger,  von  gewisser  Seite  über  die 
Achsel  angesehener  Beruf  zum  großen  Teil  dadurch  sozial 
gehoben  werden  könnte,  wenn  wir  analog  den  Architekten 
unsere  landschaftsgärtnerischen  Ideen  bildlich  vorführen 
und  bezüglich  der  Zeichentechnik  niu-  etwas  künstlerisches 
leisten  würden. 

Wie  oft  kommt  der  Landschaftsgärtner  in  die  Lage, 
einer  Behörde  oder  einer  Baukommission  Pläne  und  Aquarell- 
ansichten einreichen  zu  müssen.  Wenn  nun  die  eingereichten 
Zeichmmgen  und  Aquarelle  mangelhaft  ausgeführt  sind,  was 
leider  sehr  häufig  vorkommt,  so  darf  der  Verfertiger  sich 
gewiß  nicht  wundern,  wenn  er  mit  seinen  vielleicht  sonst 
gut  entworfenen  Plänen  zvu-ückgewiesen  wird. 

Der  Gedanke,  aus  dem  Landschaftsgärtner  einen  Land- 
schaftsmaler   machen    zu    wollen,    liegt    mir    fern,    aber    die 


IX.  9 


Die   Gartenwelt. 


gegenwärtigen  Verhältnisse  verlangen  dringend,  daß  der  Land- 
schaftsgärtner  nicht  nur  malerisch  empfindet,  sondern  daß  er 
auch  imstande  ist,  seine  gartenkünstlerischen  Ideen  bildlich 
zum  Ausdruck  zu  bringen.  Denn  ebenso  wie  beim  Archi- 
tekten- und  Bildhanerberuf  das  Entwerfen  und  Aiiuarellieren 
ein  dringendes  Bedürfnis  ist,  so  ist  dies  bei  jedem  anderen 
Kunstgewerbe,  namentlich  bei  der  scliönen  Gartenkunst  eine 
größte  Notwendigkeit. 

Es  ist  natürlich  ausgeschlossen,  daß  man  eine  Kunst 
durch  Wort  und  Schrift  auf  andere  Menschen  übertragen 
könne.  Jedoch  kann  ein  Begabter  durch  ßeherzigung  guter 
Winke  und  Ratschläge  die  Zeichen-  und  Maltechnik  soweit 
erlernen,  daß  er  es  bei  Fleiß  und  gutem  Willen  in  kur/.er  Zeit 
zu  ganz  hübschen  Arbeiten  bringen  kann. 

um  eine  gute  Maltechnik,  wie  sie  in  allen  Kunstgewerben 
eingeführt  ist,  zu  erlangen,   ist  es  in  erster  Linie  nötig,    mit 
dem  Wesen  der  Farben,    der   Farbentlieorie,    mit   der  Pinsel- 
fülirung,  mit  den  Materialien, 
sowie  mit  verschiedenen  Dar- 
stellungsweisen bekannt  und 
vertraut  zu  werden. 

Wie  die  Erfahrung  lehrt, 
ist  es  gar  nicht  gleichgültig, 
welche  Farben,  welches  Far- 
benfabrikat und  welche  Ma- 
terialien man  verwendet.  So 
gibt  es  beispielsweise  be- 
rühmte Firmen,  die  wohl 
gute  Papiere  aber  schlechte 
Farben,  oder  umgekehrt, 
liefern.  Ebenso  sind  die 
Farben  an  sich  sehr  ver- 
schieden. Es  ist  z.  B.  gar 
nicht  einerlei,  ob  ich  Indisch- 
gelb oder  Gummigutt,  Saft- 
grün oder  Chromoxydgrün 
verwende.  Ebenso  sind 
manche  Farben  in  Aquarell 
sehr  zuverlässig,  während 
sie  in  Öl  möglichst  zu  meiden 
sind.  Kobalt  und  van  Dyek 
sind  in  Aquarell  sehr  baltbar 
und  geradezu  unentbelirlich, 
wälirend  in  Öl  damit  sehr 
sparsam  umzugehen  ist.  Umgekehrt  ist  Chromgelb  in  Ol 
ein  beliebtes  feuriges  und  warmes  Gelb.  Dagegen  ist  es  in 
Aquarell  unbrauchbar. 

Da  für  unsere  Zwecke  speziell  das  Aquarell  in  Betracht 
kommt,  so  ist  es  nötig,  daß  der  Landschaftsgärtner  sich  nur 
mit  den  Aquarellfarben  bekannt  macht.  Die  Farben  werden 
nach  ilirer  Lichtbeständigkeit  in  zwei  Klassen  geteilt.  Ihre 
Qualität  .steht  somit  mit  der  Lichtbeständigkeit  in  engem  Zu- 
sammenschluß. Die  beiden  Klassen  werden  nun  wiederum 
ihrem  Gebrauchswert  entsprechend  in  zwei  Abteilungen  ge- 
trennt.    Dabei  erhält  man  folgende  Tabelle: 

I.   Klasse.      Absolut  lichtbeständige  Farben. 


I.  Linie. 
Gebrannte  Terra  Siena. 
van  Dycks  Brami. 
ritramarin. 


Beinahe 


II.  Linie. 
Caput  mortuum. 
Französischgrün. 
Grünerde. 
Indischrot, 
ichtbeständigo  F;i 

II.  Linie. 
Preußischblau. 


rljon. 


II.   Klasse. 
I.   Linie. 
Elfenbeinschwarz. 
Indigo. 
Indischgelb  und  Paynes  Grey. 

Alle  anderen  Farben  sind  mehr  oder  weniger  unbeständig 
und  müssen  in  die  dritte  Klasse  der  lichtempfindlichen  mid 
unbeständigen  eingereiht  werden. 

Die  Farbe  ist  ein  weiter,  in  der  Malerei  auf  alle  Tc'ine 
zu  beziehender  Begriff.  Indes  versteht  man  .aber  unter  Ton 
ein  ohne  Rücksicht  auf  die  Farbe  bestehendes  Verhältnis 
letzterer     bezüglich     dos     Holligkeitswertei=,     d.   h     auf    die 


Hotel  Ouarnero  in  Abbazia 


weit"  photogr.  aufgenomn 


I.  Linie. 
Kobaltblau. 

Gebrannter  heller  Ocker. 
Lichter  Ocker  I. 
Permanentes  chinesisch.  Weiß. 
Terra  Siena. 


IL  Linie. 

Krapplack,  rosa. 

„        ,  dunkel. 
Neapelgelb. 
Zinnober,  dunkel. 
Kadmiuingelb,  hell. 


Schattierung,  sodaß  nicht  jeder  Ton  farbig  zu  sein  braucht, 
dagegen  jede  Farbe  einen  gewissen  Ton  aufweist. 

Alle  Farben  drehen  sich  um  die  beiden  Pole  ,, Licht  und 
Finsternis"  —  Weiß  und  Schwarz.  Infolgedessen  sind  Weiß  und 
Schwarz  keine  Farben.  Man  unterscheidet  zunächst  primäre, 
sekundäre  und  tertiäre  Farben.  Die  drei  primären  oder 
Grundfarben  sind  Gelb,  Rot  und  Blau.  Diese  Grund- 
farben können  nie  durch  Mischungen  hergestellt  werden. 
Die  sekundären  Farben  sind  Orange,  Violett  und 
Grün;  sie  sind,  wie  die  Primärfarben,  dem  Sonneuspektrum 
entlehnt,    können    aber    durch    Mischung    dargestellt    werden. 

Die  in  der  Mischung  jeweils  Weiß  ergebenden  Farben 
werden  als  Komplementär-  oder  Ergänzungsfarben 
bezeichnet. 

Diese  Ergänzungsfarben  bilden  den  wichtigsten  Faktor 
in  allen  farbigen  Kompositionen ;  sie  sind  aus  Primär-  oder 
Sekundärfarben  entstanden  und  kommen  in  der  Natur  in 
endloser  Mannigfaltigkeit  vor. 


Die  Gartenwelt. 


IX, 


Für  die  Praxis  ist  die  Scheidung  der  Farben  in  warme 
und  lullte  Töne  von  größter  Wichtigkeit.  Erstere  treten  voi-, 
letztere  zurück.  Zu  den  warmen  Tönen  gehören:  Rot  und 
Gelb,  doch  geht  letzteres,  mit  nur  wenig  Blau  gemiseiit,  zu 
den  kalten  Tönen  über. 

Der  Kontrast  zwischen  warmen  und  kalten  Tönen  kann 
zur  Darstellung  des  Körperlichen,  zum  Herausarbeiten  aus  der 
Fläche  in  zweckmäßiger  Weise  herangezogen  werden,  was  bei 
Herstellnng  von  Gartenplänen  sehr  zu  beherzigen  ist. 

Eine  genaue  Kenntnis  der  Materialien  ist  zum  Gelingen 
besserer  Leistungen  von  großem  Vorteil.  Diese  Kenntnis  ist 
für  bestimmte  Zwecke  höchst  nötig,  da  eine  gewisse  Darstellung 
davon  abhängig  ist.  Andererseits  darf  aber  das  Material 
nicht  überschätzt  werden,  damit  nicht  tjnalität  und  Eleganz 
der  Materialien  im  verkehrten  Verhältnis  zu  dem  künstlerischen 
Wert  der  damit  vollendeten  Arbeit  stehe,  deiin  eine  kleine, 
mit  geringen  Mitteln  hingeworfene  künstlerische  Skizze  steht 
ungleich  höher  als  ein  mit  den  feinsten  Künstlerfarben  be- 
klexter  Quadratmeter  Papier. 

Bei  allen  Zeichnungen  und  Aquarellen,  bei  denen  die 
Beißfeder  eine  gewisse  Rolle  spielt,  verwendet  man  am  besten 
gutes  glattes  Zeichenpapier,  etwa  Whatman  -  Ersatz,  Marke 
Hammer.  Für  Aquarelle  im  wahren  Sinne  des  Wortes  ist 
nur  ganz  rauhes  Papier  zu  gebrauchen.  Das  rauhe  Whatman- 
Papier  ist,  weil  sehr  teuer,  nur  für  Äusstellungszwecke  zu 
empfehlen. 

Zum  Malen  und  Kolorieren  braucht  man  eine  gewisse 
Anzahl  Farben.  Wie  bereits  erwähnt,  ist  die  richtige  Au.s- 
walil  der  Farben  imd  der  Fabrikate  von  allergrößter  Wichtig- 
keit und  man  behalte  den  einmal  auserwählten  Satz  für  immer 
bei.  Für  kolorierteund  aquarellierte  Gartenpläne  genügen:  Indisch- 
gelb. Hell-  oder  Neapelgelb  (je  nach  Fabrikat),  gebrannte 
Terra  Siena,  Karmin,  Ultramarin,  Paynes  Grau  und  Preußisch- 
blau. Für  gewisse  Techniken  kommen  jedoch  noch  die  für 
eigentliche  Aquarelle  bestimmten  Farben  in  Betracht  imd  diese 
sind:  Kobalt,  Lichtes  Ockergelb,  permanentes  chinesisches  Weiß, 
van  Dycks  Braun,  Krapplack  rosa,  Zinnober  dunkel  (hell  un- 
beständig), Kadmiumgelb,  Indigo  und  eventl.  Französischgrün. 
Mit  diesem  Farbensatz  können  die  schwierigsten  Aquarelle 
hergestellt  werden.  Als  sehr  gute  Farben  haben  sich  die  von 
Günther  Wagner  und  Dr.  Schönfeld  namentlich  in  bezug  auf 
Lichtbeständigkeit  glänzend  bewährt. 

Eine  richtige  Auswahl  von  Pinseln  ist  ebenso  wichtig 
und  es  werden  in  der  Aquarelltechnik  Haarpinsel,  vorwiegend 
Mai-derhaarpinsel  verwendet.  Man  gewöhne  si(;h  gleich  von 
Anfang  an  große  gute  Haarpinsel,  da  sich  die  kleineren 
imd  Marderha<irpinsel  nur  für  scharfe,  bestimmte  Zeichnung 
und  sehr  feines  Detail  eignen  aber  saftige,  breite  Mal  weise 
nie  ermöglichen,  was  doch  gerade  erreicht  werden  soll. 
Pinsel,  von  denen  einzelne  Haare  abstehen  oder  ausfallen, 
Ausbuchtungen  zeigen,  die  sich  spreizen,  oder  einige  Spitzen 
bilden,  sind  unbrauchbar.  Ein  Pinsel  ist  dann  gut,  wenn 
er,  nachdem  man  ihn  ins  Wasser  getaucht  und  ausgeschwungen 
hat,  eine  gutgeformte  Spitze  zeigt.  Man  verwende  einen 
großen  und  einen  mittleren  Haarpinsel,  sowie  einen  feinen 
Marderhaarpinsel  fih-  bestimmtes  Detail. 

Man  unterscheidet  im  allgemeinen  zwei  Techniken  in 
der  Aquarellmalerei.  Die  erste  ist  das  Aquarell  im  engeren 
Sinne,  wobei  es  hauptsächlich  auf  Naturwahrheit  in  Kolorit 
und  Ton  ankommt,  und  wobei  die  feinen  Töne  in  der  Natui- 
wiedergegeben  werden  müssen,  was  niu'  sehr  begabten 
Künstlern  möglich  ist.     Bei  der  anderen  Technik  bleiben  die 


feinen  Übergangstöne  tinberücksichtigt  und  die  Naturwahrheit 
beschränkt  sich  nur  auf  die  Formen.  Diese  letzte  Technik 
wird  hauptsächlich  von  allen  technischen  Gewerben  angewandt 
und  sollte  auch  bei  uns  angewendet  werden. 

Aus  dem  Gesagten  geht  ganz  unzweideutig  hervor,  daß 
der  junge  Landschaftsgärtner  bezw.  Gartentechniker  nicht  ein 
Landschaftsmaler,  sondern  ein  tüchtiger  technischer  Zeichner 
und  Aquarellist  werden  möge.  Aus  der  Technik  entsteht  die 
Manier.  Wie  bei  jedem  Menschen  eine  ihm  eigentümliche 
Handschrift  nachzuweisen  ist,  so  ist  auch  bei  jedem  Künstler 
eine  ihm  angeborene  Manier  deutlich  zu  erkennen. 

Einführung  in  die  Technik. 

Ein  von  Reflexen  freies  und  gleichmäßiges  Licht  ist 
beim  Malen  stets  erwünscht,  infolgedessen  ist  auch  ein  Zimmer 
mit  nach  Nord,  Nordost  oder  Nordwest  gerichteten  Fenstern 
am  empfehlenswertesten.  Ist  man  nicht  in  dem  Besitze  eines 
derartigen  Zimmers,  so  suche  man  möglichst  das  Einfallen 
des  falschen  Lichtes  durch  Verhäiigen  der  unteren  Fenster- 
hälfte zu  verhüten.  Ebenso  dürfen  keine  glänzenden  Möbel, 
Spiegel  etc.,  welche  Reflexe  hervorrufen  könnten,  im  Zimmer 
angebracht  3ein.  Wer  noch  nie  gemalt  hat,  der  tut  gut,  vor 
dem  Aquarellieren,  Pinselführungen  auf  altera  Skizzenpapier 
vorzunehmen  und  zwar  mit  langer  und  kurzer,  steiler  und 
geneigter  Pinselhaltung  und  zwar  mit  mehr  oder  weniger 
raschem  oder  regelmäßigem  Strich.  Die  Pinselführung,  d.  h. 
die  Art  und  Weise  wie  man  den  Pinsel  im  allgemeinen,  wie 
zur  Erreichung  gewisser  Effekte  zu  führen  pflegt,  ist  von 
großer  Wichtigkeit,  da  von  leichter  sicherer  Pinselführung 
sehr  häufig  die  ganze  Wirkung  abhängig  ist.  Je  freier  und 
ungezwungener  und  bestimmter  die  Pinselführung  ist,„desto 
größer  und  gewaltiger  ist  der  Eindruck  auf  den  Beschauer. 
Flüchtige,  mit  geringen  Mitteln  hingeworfene  Skizzen  werden 
immer  bevorzugt  und  höher  geschätzt,  da  sie  von  hoher  Ge- 
nialität des  Künstlers  zeugen,  während  andererseits  nach  allen 
Regeln  der  Kunst  ausgeführte  Arbeiten  nie  diesen  Erfolg  er- 
zielen. Sichere,  bewußte  Pinselführung  ist  neben  natürlicher 
Begabung  ganz  und  gar  das  Resultat  längerer  Übungen. 
Ergo  kann  dies  dem  Anfänger  nie  eigen  sein,  welcher  nicht 
in  den  Wahn  vei-fallen  darf,  als  wären  schneidige  Pinselstriche 
ins  Blaue  hinein  vollkommen  ausreichend,  um  geniale  Arbeiten 
herzustellen. 

Wie  bereits  erwähnt,  gehören  die  uns  in  der  Natur  ge- 
botenen Farben  beinahe  durchweg  den  gebrochenen  Tönen, 
den  Komplementären,  an.  In  der  Theorie  bestehen  allerdings 
diese  Töne  aus  den  drei  Grundfarben,  aber  in  der  Praxis  läßt 
uns  die  Theorie  insofern  im  Stich,  als  es  gar  nicht  einerlei  ist, 
welches  Pigment  wir  als  Ergänzung  verwenden.  Es  ist  z.  B. 
nicht  gleichgültig,  ob  wir  der  grünen  Farbe  zu  iiirer  Ergänzung 
Zinnober  oder  Karmin  hinzursetzen. 

Bevor  ein  Anfänger  sich  an  das  Aquarell  heranwagen 
kann,  muß  er  die  Technik  des  Zeichnens  vollständig  beherr- 
schen und  soweit  vorgeschult  sein,  daß  er  die  Baumgruppen 
richtig  zu  zergliedern  und  zu  beurteilen  versteht  tmd  daß  er 
die  verschiedenen  Tonabstufungen,  die  perspektivischen  Ver- 
änderungen und  die  charakteristischen  Formen  richtig  erfaßt. 
Eine  exakte  Zeichnung,  sei  es  nun  ein  Gartenplan  oder  eine 
perspektivi.sche  Ansicht,  bildet  die  Basis  jeden  Aquarells;  daher 
ist  es  auch  nötig,  daß  zunächst  eine  genaue  Umrißzeichnung 
ohne  Schatten  hergestellt  wird.  Denn  diese  Umrißzeichnung 
schützt  vor  Enttäuschungen,  erspart  vieles  Unangenehme,  läßt 
zielbewußte  Pinselführung    zu,    wodurch    die    Töne  hell    und 


IX, 


Die  Gartenwelt. 


105 


klar  bleiben.  Das  Aquarell  ist,  wie  sein  Name  schon  sagt, 
eine  sehr  wässerige  Malerei  gegenüber  der  (jlmalerei.  Die 
Pigmente  müssen  daher,  \un  etwas  Hervorragendes  leisten  zu 
können,  sehr  stark  mit  Wasser  verdünnt  werden  und  man 
braucht  bei  dieser  Verdünnung  keinerlei  Befürchtung  haben, 
mit  dem  Weingesetz  in  Kollission  zu  geraten.  Ebenso  müssen 
die  stark  verdünnten  Töne  stets  „in  feucht"  aufgetragen  werden. 

Der  Gang  der  Arbeit  ist  ungefähr  folgender.  Nachdem 
beim  Plan  die  Umgrenzungslinien  des  Terrains,  der  Gelände 
und  Wege  mit  Tusche  ausgezogen  sind,  wird  das  Ganze,  mit 
Ausnahme  der  Wasserpartien,  mit  einem  äußerst  dünnen  warmen 
Ton  angelegt,  nachdem  zuvor  die  ümrißzeiehnung  der  Banm- 
schläge  leicht  und  unbestimmt  angegeben  wurde. 

Solange  der  Grund  noch  etwas  „feucht"  i.st,  wird  nach 
dem  üblichen  Verfahren  die  Rasenpartie  überlegt  und  auf 
diesen  Ton  der  erste  Gruppenton  gesetzt.  Auf  diesen  ersten 
Ton  folgen  noch  zwei  gebrochene,  etwas  tiefere  Töne,  die  sich 
den  ersteren  eng  anschließen  müssen,  d.  h.  sie  dürfen  nicht 
herausfallen.  Eine  andere  Art  ist  die,  daß  man  die  Gruppen- 
töne für  sich  behandelt  und  die  jeweiligen  Töne  direkt  ein- 
setzt, wodurch  die  Töne  alle  rein  bleiben  und  eine  großartiges 
Wirkung  erzielt  wird.  Da  die  Gebäude  und  Baumgriippen 
Körpermas.sen  sind,  so  müssen  diese  auch  als  solche  behandelt 
werden.  Aus  diesem  Grunde  müssen  die  Körpermassen  von 
den  Kasenflächen  herausgearbeitet  bezw.  herausmodelliert  wei-den, 
was  nur  durch  schroffe  Kontraste  erreicht  werden  kann.  Wir 
werden  daher,  wie  ich  dies  eingangs  bei  der  Farbentheorie 
erörterte,  die  Rasenflächen  im  Ton  kälter  und  dünner,  die 
Körpermassen  dagegen  im  Ton  wärmer  und  etwas  dichter 
halten.  Dadurcli  erreichen  wii-,  daß  die  in  kaltem  Ton  ge- 
haltenen Rasen  zurücktreten,  die  Baumgruppen  dagegen  als 
Körpermassen  heraustreten.  Ein  mir  bekannter  gebildeter 
Landschafter  meinte,  man  müsse,  um  die  Baumgruppen  von 
den  Rasenflächen  herauszuheben,  dem  Grün  Karmin  beimischen, 
weil  das  Karmin  selir  leuchtend  sei.  Daß  dies  vollständig 
unrichtig  ist,  habe  ich  bereits  schon  im  vorstehenden  nach- 
gewiesen und  bedarf  dies  keines  weitei-en  Kommentars.  Ganz 
\mrichtig  werden  oft  auch  die  Gewässer  tmd  Felspartien  be- 
handelt. Der  Ton  für  Wasser  muß  so  angelegt  werden,  daß  der 
erste  Ton  auch  zugleich  die  Schattentöne  gibt.  Die  Fels- 
partien müssen  ebenfalls  als  Körpermassen  hervortreten,  d.  h. 
in  warmen  Tönen.  Ferner  muß  auch  die  Pinselführung  so 
gehalten  werden,  daß  die  Gesteinsformation  leicht  zu  erkennen 
ist.  Der  Schlagschatten  ist  in  farbigem  Grau  zu  geben. 
Man  hat  zu  beachten,  daß  der  Schatten  nicht  verschiedene 
Richtungen  einnimmt.  Dies  ist  leicht  zu  vermeiden,  wenn 
man  die  Schatten,  ähnlich  wie  bei  der  Perspektive,  als  Sil- 
houette behandelt. 

Weit  schwieriger  gestaltet  sich  die  Herstellung  von  Per- 
spektiven von  Aquarellen  einzelner  Gartenszenerien,  Villen- 
fassaden etc.  Hierher  gehört  zunächst  ein  längeres  Vor- 
studium namentlich  der  charakteristischen  Baumgruppen  und 
Baumforraen.  Das  technische  Aquarell  erfordert  ein  gutes 
glattes  Papier,  während  das  eigentliche  Aquarell  rauhes  Papier 
und  flotte  kecke  Pinselführung  bedingt.  Bei  ersterer  Technik 
werden  die  Umrisse  in  ultramariner  Tusche  ausgezogen,  ebenso 
die  Wolkenführung.  Die  übrige  Luft  bleibt  hell  und  die 
Baumformen  heben  sich  als  Silhoutte  wirkimgsvoll  von  der 
Luft  ab. 

Bei  jeder  Malerei  hat  man  sich  zu  hüten,  daß  durch 
Mischung  der  di-ei  Grundfarben  Schmutztöne  entstehen.  Ferner 
ist  vor  Grün  streng  zu  warnen,  da  Griln  in  der  Natur  wohl 


sehr  schiJn  aussieht,  dagegen  in  der  Malerei  leicht  Schmutz- 
töne erzeugt  und  ßelir  schwierig  zu  behandeln  ist.  Am  besten 
wird  Grün  nur  als  Kontrast  und  möglichst  sparsam  angewandt. 
Sehr  schöne  brauchbare  Töne  liefern  van  Dycks  Braun  mit 
Kobalt,  Französisches  Grün  mit  gebrannter  Sienna,  Ultramarin 
mit  Krapprosa  oder  Karmin,  Preußis5chl)lau  mit  Indisch-  oder 
Neapelgelb,  Zinnober  mit  Kobalt,  Ziiuioljei-  mit  Indischgelb, 
Indigo  mit  Karmin,  heller  Ocker  I  mit  und  oliiie  gebrannte 
Terra  Riena  oder  Zinnober. 

Die  meisten  Töne  sind,  wie  bereits  angegeben,  die  ge- 
brochenen, diese  können  jedoch  nicht  beschrieben  werden,  da 
die.se  Mischimgen  je  nach  den  Umständen  und  nach  den  in- 
dividuellen Inspirationen  abhängig  .sind.  Als  Regel  möge  nur 
gelten,  daß  immer  eine  Primärfarbe  vorherrschen  muß. 

Wie  bei  der  Bleistiftzeichnung,  ist  auch  beim  Aquarell 
das  bestimmte  Einsetzen  und  Aussetzen  des  Pinsels  von  großer 
Wichtigkeit.  Ferner  ist  auch  darauf  zu  achten,  daß  die  warmen 
hellen  Töne  zuerst  gemalt  und  dann  erst,  wenn  diese  beinahe 
trocken  sind,  die  tieferen  und  kälteren  Töne  gegeben  werden. 

Zuletzt  möchte  ich  noch  darauf  hinweisen,  daß  Baum- 
grnppen  etc.  häufig  entweder  zu  plump  oder  auch  zu  unruhig 
gemalt  werden.  Dies  ist  möglichst  zu  vermeiden,  denn  in 
beiilen   Fällen  erkennt  man  keine  Technik. 


Sommerblumcn. 

Zur  Kultur  (hv  Ceiitaiirea  odorata,  Margaritae  und 
Clianiacloou.     Was  ist  Centaurea  imperialis!-' 

Von  C.  Sprenger,  Vomero-Neapel. 
(Hierxu  eine  Abbildung.) 


D. 


'en  schönen  Berichten  des  Herausgebers  der  Garteuwelt 
mit  vielem  Interesse  folgend,  sehe  ich  zu  meiner  Freude,  daß 
meine  schönen  Centaureen,  als  odorata,  Margarüae  und 
Chamaehon,  doch  noch  in  Ehren  gehalten  werden  und  auch 
ihre  Meister  in  der  Heimat  gefunden  haben;  denn  wenn  sie 
würdig  befunden  werden  auf  der  gi-oßen  internationalen 
Gartenbau-Ausstellung  in  Düsseldorf  zu  figurieren,  kann  man 
sich  vorstellen,  daß  sie  sehr  gut  kultiviert  WMirden.  Das 
aber  kann  in  der  Tat  auch  in  Deutschland,  und  selbst  in 
feuchten  Sommern,  nicht  gar  so  schwer  sein,  wenn  man 
diese  vornehmen  Praehtdingerchen  etwa  wie  allerfeinste 
Sommerblumen  behandelt.  Etwas  Mühe  kann  man  sich  aber 
wohl  auch  mit  ihnen  geben,  da  sie  zu  den  feinsten  und 
schönsten  Schnittblumen  gehören,  die  wir  bisher  kennen. 

Um  diese  Flockenblumen  mit  Erfolg  zu  erziehen,  zu 
kultivieren  und  zu  veräußern,  versuche  man  es,  sich  zunächst 
an  Ort  und  Stelle  selbst  die  nötige  Samenmenge  zu  erzeugen, 
denn  eigene  Samen  werden  abgehärteter,  akklimatisierte!-  und 
also  wertvoller  sein  als  im  Süden  gewonnene.  Dann  säe 
man  in  kleine  Töpfe  an  halbw^armem  Standort,  ganz  nahe 
dem  Glase  in  sandige,  kräftige  aber  lockere  Lehmerde,  und 
gebe  soviel  Sonne,  Luft  und  gleichmäßige  Feuchtigkeit  liei 
vorzüglicher  Drainage  als  nur  immer  möglich,  vermeide  jeden 
Tropfenfall  und  jeglichen  direkten  Regen  oder  kalten  Wasser- 
strahl, bewässere  stets  nur  in  der  Frühe  des  Morgens  und 
bebrause  die  keimenden  und  bald  erstarkenden  Pflänzchen 
nie,  auch  dann  nicht,  falls  sie  einmal  nach  hellem  Sonnen- 
lichte   schlaff   werden   sollten;    sie    erholen    sich    des  Nachts 


106 


Die  Garten'welt. 


IX,  9 


vollkommen,  wenn  die  Frische  des  Erdreichs  nicht  fehlt. 
Auch  soll  der  külile  Wasserguß  sie  nicht  direkt  berühren, 
und  um  das  zu  vermeiden  sät  man  auf  kleine  Erderhöhungen 
und  gießt  die  Töpfe  nur  am  Bande.  Das  alles  erscheint  auf 
den  ersten  Blick  allerdings  mühevoll  und  nicht  für  den 
Großbetrieb  passend,  ist  es  aber  doch  und  macht  sich  sehr 
gut  bezahlt.  Sobald  die  Pfiänzchen  kräftiger  werden  und  die 
Wurzeln  sich  am  Rande  resp.  der  Topfwand  verflechten, 
verpflanze  man  sie,  ohne  Herausnahme  der  groben  Stein- 
untei-lage  resp.  Topfscherben,  die  recht  klein  geschlagen  sein 
sollten  und  vor  allem  sauber  und  nicht  mit  Algen  und 
Schmutz  belegt  sein  dürfen,  in  angemessene,  größere  Töpfe 
in  sehr  nahrhafte,  durchlassende,  aber  mehr  feste  als  sandige 
Erde,  die  recht  abgelagert,  öfters  gelüftet  und  stets  gleich- 
mäßig frisch  gehalten  werde.  Auf  diese  Art  durch  alle 
Fi'ühlingsgefahren  als  heftige  Regengüsse,  Hagel  imd  Stürme 
und  starke  Temperaturwechsel  gefördert,  pflanzt  man  die 
bald  die  Topfränder  deckenden  und  rasch  und  kräftig  wachsen- 
den Sämlinge  an  Ort  und  Stelle,  d.  h. 
am  besten  auf  nach  Süden  oder  Süd- 
osten abfälliges  oder  terrassenförmiges, 
hügeliges  Terrain,  nicht  zu  tief  und 
nicht  von  Mulden  oder  Rinnen,  zur 
Aufnahme  des  Wassers  bestiranit,  um- 
geben. Sollten  dieselben  indessen  not- 
wendig sein,  so  legt  man  sie  ca.  20  cm 
oberhalb  der  Pflanzen  an,  so  daß  das 
Wasser  die  Erde  feuchtet,  niemals  aber 
den  Fuß  der  Pflanzen  berührt.  Das 
Wasser  soll  unter  allen  Umständen 
abgestanden,  fast  lau  sein,  und  in  der 
Temperatur  niemals  unter  22—25"  C. 
Auch  im  Freien  ist  jedes  Überbrausen 
der  Pflanzen  mehr  schädlich  als  nütz- 
lieh und  ganz  zu  unterlassen.  Der 
Feuchtigkeitsgehalt  der  Luft,  besonders 
in  kühler  Nacht,  erfrischt  die  Centaureen 
genügend.  Wichtig  ist  das  Lockern 
des  Bodens,  das  jede  Woche  geschehen 
sollte,  imd  wenn  es  irgend  angeht, 
schütze  man  die  Pflanzen  wenigstens 
in  der  ersten  Zeit  nach  der  Pflanzung 

bei  drohendem  Gewitterregen  gi-ündlich  onginaiaufnaiime 

ohne   sie   aber    auch    stundenlang    ge- 

scMossener  Stickluft  auszusetzen.  Ein  leichter  Landregen, 
sofern  er  nicht  zu  lange  anhält,  schadet  ihnen  nun  nichts 
mehr.  Ihre  schlimmsten  Feinde  sind  schwerer  Regen,  Sturm 
und  schroffe  Temperaturwechsel.  —  Sie  lieben  sehr  fettes, 
aber  doch  altes  Erdreich;  jede  frische  Düngung  ist  unbekömm- 
lich und  tötet  sie  oft  in  voller  Vegetation.  Dagegen  sind 
sie  sehr  danklmr  für  verdünnte  Latrinengaben,  Chilisalpeter 
und  Phosphate. 

Die  prachtvollen  Blüteii  aber,  besonders  der  imvergleich- 
lichen  C.  Margaritae,  finden  inmier  willige  Abnehmer  und 
werden  teuer  bezahlt;  sie  lohnen  durch  gute  Einnahme  jede 
angewandte  Pflege. 

Die  mit  vielem  Pomp  und  unverdienter  Reklame  in  die 
Welt  gesetzten  C.  imperiaiis  haben  sich  als  unwürdige  Ab- 
kömmlinge der  alten  guten  Centaiirea  moschata,  die  leicht  mit  den 
genannten  Formen  Verbindungen  eingeht,  erwiesen,  weil  alle 
Centaureen  zur  Blütezeit,  besonders  hier  im  Süden,  von  zahl- 
reichen Kerfen  eifrig  beflogen  werden.    Ich  habe  diesen  Flocken- 


bhunen,  die  kommen  und  wieder  verschwinden,  keine  weitere 
Beachtung  geschenkt.  Die  Abbildung  der  Cmtaurea  im- 
periaiis, soll  aber  heißen  C  odorata  resp.  C.  Margaritae,  in 
den  Listen  der  „Züchter"  in  Neapel  ist  übertrieben.  Solehe 
Blüten  mit  10  cm  Durchmesser  hat  bisher  niemand  gesehen. 
Die  „(7.  imperiaiis^',  die  ich  hier  nachbaute  aus  „Originäl- 
samen",  ergaben  meist  federige  kleine  C.  moschata  von  3, 
höchstens  5  cm  Durchmesser.  Auch  zeigt  sich  die  alte 
Centaurea  moschata,  die  bereits  um  1629  als  „purple  sweet 
Sultan"  in  England  kultiviert  wurde,  ebenso  empfindlich  im 
Norden  bei  kaltem  Wetter,  wenn  sie  aus  Samen  stammt,  die 
im  Süden  nachgebaut  wurden,  wie  das  meist  der  Fall  ist! 
Im  übrigen  verweise  ich  auf  meinen  Artikel  über  diesen 
Gegenstand  im  Novemberhefte  1901  der  „Wiener  Illustrierten 
Gartenzeitung". 

Bücherschau. 

„Die  Gartenkunst  in  Wort  und  Bild". 

Von  Meyer  und  Kies.  Leipzig  1904,  Ver- 
lag von  Carl  Sciiultze  (W.  Jungbans).  Preis 
geb.  26  Mk.,  brosch.  24  Mk. 

Bei  dem  Eisoheinen  eines  neuen  Buches 
fragt  man  sich  zuerst:  „Was  will  der  Ver- 
fasser damit  bezwecken?"  Eine  Übeischrift 
ist  selten  imstande  bei  derartigen  Büchern 
dies  völlig  klar  zu  legen.  Sie  ist  es  meist, 
die  uns  verleitet  ein  Buch  zu  kaufen,  das 
wir  dann  entweder  mit  Befriedigung  lesen 
oder  bereuen,  unser  Geld  unnütz  ausge- 
geben zu  haben.  Der  Titel  des  oben  ge- 
nannten AVerkes  ist  für  Fachleute  schon 
ein  Sporn,  einen  Blick  hinein  zu  tun. 

Jeder  Verfasser  einer  Schrift  glaubt 
ja,  im  Reporterstil  zu  reden,  sein  Werk 
wäre  dazu  da,  „einem  dringend  gewordenen 
Bedürfnis  abzuhelfen". 

Die  Versuchung  liegt  nahe,  bei  einem 
in  den  jetzigen  Zeiten  herausgegebenem 
Buche  über  „Gartenkunst",  zu  vermuten, 
dal!  die  breit  getretenen  Pfade  älterer  Bücher 
mehr  oder  minder  verlassen  und  etwas 
Neues  geboten  werden  würde.  Der  gediegene 
Einband,  die  stattliche  Größe,  der  klare 
Druck,  das  gute  Papier  und  die  besonders 
im  ersten  Teile  des  Buches  schönen  Bilder 
erweckten  zunächst  völlig  den  Eindruck,  als  wäre  die  Vermutung 
richtig.  Das  Werk  erhebt  sich  zwar  über  den  Durchschnittsstand- 
punkt,  hat  aber  doch  manches,  was  nicht  einwandfrei  ist,  geschweige, 
daß  es  imstande  wäre,  andere  über  diesen  Punkt  handelnde  Bücher 
zu  verdrängen  oder  älmliches  Aufsehen  zu  erregen  wie  Schultze- 
Naumburgs  ..Gärten"  oder  C.  K.  Schneiders  „Deutsche  Gartengestaltung 
und  Kunst". 

Aufrichtig  gestanden:  Ich  weiß  nicht  recht,  waram  das  Bucli 
geschrieben  wurde.  Die  Verfasser  ließen  uns  die  gewohnte  Einleitung 
oder  Vorrede  entbehren,  man  mußte  also  das  Buch  durchlesen  und 
selber  versuchen,  sich  klar  zu  machen,  was  sie  mit  dem  Werke 
bezweckten. 

Sollte  es  etwa  den  Kunstgewerbeschülern,  besonders  denen  von 
Karlsruhe,  zum  Studium  dienen?  Dann  kann  ich  mich  über  rein 
gärtnerische  Erörterungen,  die  darin  den  breitesten  Platz  einnehmen, 
nicht  genug  wundern.  Das  wäre  eine  Erziehung  der  Kunstschüler 
zu  Halbgärtnern. 

Franz  Sales  Meyer,  Professor  an  der  Großherzoglichen  Kunst- 
gewerbeschule in  Karlsruhe,  hat  ein  sehr  gutes  Buch  über  Ornamente 
verfaßt,  das  jedem  Gartenkünstler  zur  Anschaffung  empfohlen  werden 


IX,  9 


Die  Gartenwell. 


kann,  eine  große  Verbreitung  gefunden  und  Übersetzungen  in  fremde 
Sprachen  erlebt  liat.  Es  mag  die  Hergäbe  seines  Namens  und  die 
Beteiligung  an  dem  Werke  für  viele  auch  ein  Grand  sein,  sich  in 
Erwartung  großer  Dinge  das  Buch  zu  kaufen. 

Ja,  wer  noch  kein  Buch  über  Gartenkunst  besitzt,  mag  es 
immerhin  tun,  —  der  hohe  Preis  (26  Mark)  wird  aber  nicht  dazu 
beitragen,  daß  es  einen  großen  Leserkreis  erwirbt.  Wer  jedoch  etwa 
schon  den  ,,Meyer'-,  —  diesmal  ein  anderer  Meyer  — ,  „Die  schöne 
Gartenkunst-'  oder  ein  ähnliches  Werk  hat,  der  mag  getrost  auf  An- 
schaffung des  besprochenen  Buches  verzichten. 

Nun  zu  den  Einzelheiten!  Zunächst  die  Bilder.  Daß  sie 
meist  schön  sind,  erwähnte  ich  schon.  Es  ist  auch  keins  der  „alten 
Bekannten"'  darin,  wie  man  das  meist  aus  speziell  gärtnerischen 
Verlagen  gewohnt  ist,  die  gerne  wieder  in  anderen  Büchern  vor- 
kommende Bildstöcke  verwenden.  Nui-  ein  paar  Grundrisse,  wie  der 
Plan  von  Versailles,  die  Villa  d'Este  bei  Tivoli  und  Aldobrandini 
bei  Frascati,  dürften  bekannt  sein.  Was  die  dargestellten  Land- 
schaften anlangt,  so  zeigen  sie  (mit  Ausnahme  einzelner  prächtiger, 
wie  der  Ruinen  des  Hadrian,  der  Gärten  der  Villa  d'Este  bei  Tivoli 
und  des  Alkazargartens  zu  Sevilla,  die  aus  der  Mappe  des  Herni 
F.  S.  Meyer  stammen  dürften),  in  der  Hauptsache  Karlsruher 
Gartenkunst. 

Wenn  man  einem  Werke  den  stolzen  Titel:  „Die  Gartenkunst 
in  Wort  und  Bild"  gibt  und  beschränkt  sich  in  seinen  Abbildungen 
(es  sind  300!)  im  wesentlichen,  einzelne  itahenisohe  Landschaften  ab- 
gerechnet, auf  die  Karlsruher  Gegend,  so  ist  das  mindestens  etwas 
engherzig  gehandelt. 

Im  übrigen  sind  auch  Abbildungen  darin,  die  meines  Erachtens 
nicht  hineingehören.  Dazu  rechne  ich  richtige  Katalogsbilder, 
wie  vor  allem  der  Aquarellmalkasten  mit  Farben  (!),  die  verschiedenen 
eisernen  Umfriedigungen  und  ähnliches  mehr.  Hierzu  gehören  auch 
die  Reklamebilder  Nummer  160,  161  und  162.  Auch  die  .Abbildungen 
246,  durch  Blitzschlag  verstümmelter  Baum,  247,  248,  und  249,  un- 
beschnittener,  seitlich  besclinitten^r  und  stark  gekappter  Baum,  die 
mit  großem  Fleiße  gezeichnet  sind,  wären  wohl  besser  fort  ge- 
blieben, weil  ihr  Wert  nicht  ersichtlich  ist.  Was  man  sich  ferner 
an  dem  „jAlpinum;  des  botani.schen  Gartens  der  Hochschule  zu 
Karlsruhe'-  absehen  soll,  ist  mir  unklar. 

Über  die  „Schönheit'-  der  ,,Zier"gitter  aus  Schmiedeeisen 
(Fig.  154)  läßt  sich  streiten.  Herr  König  würde  sich,  nach  seinem 
Aufsatze  in  No.  4  der  „Gartenwelt"  zu  schließen,  allerdings  sehr 
darüber  freuen.  Fig.  201  zeigt  eine  der  hinreichend  bekannten 
Gartenbänke,  die  einem  Schultze-Naumburg  einen  Wehruf  entlocken 
würde.  Auch  das  Eisengeländer  S.  361  und  Figur  210  „Bohlen- 
trägerbrücke  (natürlich)  im  Stadtparke  zu  Karlsruhe"  mit  seinem 
Knüppelholz  mid  dem  eisern  an  Zaun  im  Vordergrund  gehören  dazu. 
Vielleicht  aber  kennen  doch  die  Verfasser  Schnitze -Naumburgs 
packende  Artikel  im  ,, Kunstwart"  und  sein  Buch  ,,Kulturarbeiten", 
sonst  würde  der  Satz  auf  S.  364  voraussichtlich  nicht  so  quasi  als 
Entschuldigung  gedruckt  worden  sein:  „Waram  sollte  man  dem  Eisen 
im  Gai-ten  die  Daseinsberechtigung  abstreiten,  in  einer  Zeit,  in  ,der 
es  eine  weltbeherrsohende  Rolle  spielt  wie  nie  zuvor?"  Ja,  warum 
sollte  man  nicht?  .  .  . 

Da  kommt  aber  später  der  gut  gemeinte  Vorschlag,  da-s  I-Eisen 
mit  Baumrinde  zu  bekleiden!! 

Das  ist  ja  gerade  das  Verkehrte!  Jedes  Vortäuschen  und  Un- 
wahrsein hat  mit  einer  wahren,  vornehmen  Kunst  nichts  zu  tun. 

Ich  wundere  mich  ferner  über  eine  Abbildung,  die  zeigt,  wie 
man  einen  regelmäßig  gehaltenen  Teich  ,, naturalistisch  garnieren'- 
konnte,  wie  es  heißt,  —  und  das  schön  findet!  Ich  kann  kaum 
finden,  daß  das  ein  ., Ornament"  sein  soll.  Oder  hat  es  mit  dem 
Wesen  des  Teiches  etwas  zu  tun?  Schultze-Naumburg  würde  diesen 
Steinkranz  einen  „recht  armseligen  Aufputz"  nennen.  Da  sitzt  in 
der  Abbildung  auch  ein  leicht  bekleideter  Mensch  auf  diesen  Steinen 
und  schaut  ins  Wasser.  Vermuthch  hat  der  auch  blos  so  lange  da- 
gesessen, bis  er  photographiert  war  — ,  denn  länger  würde  man's 
auf  einem  solchen  ungemütlichen  Sitze  freiwillig  nicht  aushalten.  — 


Das  Buch  geht  teilweise  sehr  bis  in  Einzelheiten,  %.  ß.  bei  den  Er- 
kläi-ungen  der  Synonyme!  Hier  sei  als  Beispiel  das  Synonym  der  Fagus 
süvaliea  L.  genannt,  als  welches  Castanea  Fagus  Seoj).  angegeben  ist. 
Das  ist  meines  Erachtens  eine  höchst  unglückliche  Wahl,  da  es 
Hunderte  von  Pflanzennamen  gibt,  deren  Synonyme  noch  heute  Be- 
deutung und  Wichtigkeit  haben.  Das  Zitierte  führt  selbst  der  hierin 
sehr  gewissenhafte  Garcke  in  seiner  Flora  von  Deutschland  nicht 
an,  da  er  es  sicher  nicht  für  wesentlich  hielt. 

Sehr  bevorzugt  sind  auch  die  Rosen.  50  Seiten  beschäftigen 
sich  allein  mit  ihnen!  (S.  98—127  und  S.  283—304.)  Das  ist  ein 
bischen  viel  in  einem  Buche  über  Gartenkunst!  Dazu  die  mehr 
eigenartige  als  wertvolle  Abbildung  eines  Rosariums  im  Winter- 
sohutzkleide ! 

Was  mir  u.  a.  angenehm  aufgefallen  ist.  ist  der  Gartenplan 
von  Stowe;  das  Schema  über  die  Verhältnisse  der  Stufenhöhe  zur 
Stufenbreite  (Fig.  29);  die  breitere  Erwähnung  der  Drainage,  der 
Hinweis  auf  die  wichtige  Bedeutung  der  Bepflanzung  (Abschn.  VIII), 
viel  neue  Teppichbeete,  darunter  solche  im  neuen  Stil.  Da  gefällt 
mir  besonders  Fig.  108. 

Zum  Schlüsse  möchte  ich  noch  den  Abschnitt  VIII :  Das 
gärtnerische  Zeichnen  etc.  besprechen.  Der  auf  Fig.  255,  S.  420 
angegebene  Proportionalwinkel  zum  Verkleinern  und  Vergrößern 
düi-fte  wohl  selten  gebraucht  werden!  Die  zweimal  zitierte  Ver- 
kleinerung resp.  Vergrößerung  1  :  1  kann  man  sich  nicht  gut  vor- 
stellen! Der  auf  S.  422  gegebene  Rat,  durch  Beigabe  der  Schlag- 
schatten Haus-  etc.  Höhen  zu  bestimmen,  dürfte  wohl  auf  steinichten 
Boden  fallen!  Der  Wert  ist  ziemlich  illusorisch  und  steht  in  gar 
keinem  Verhältnis  zu  der  (recht  unnötigen)  Mühe,  die  man  damit  hätte. 
Die  zu  den  einzelnen  Plänen  angegebenen  Maßstäbe  entbehren 
meist  der  Zahlen,  die  Buchstaben  sind  dafür  recht  —  architektonisch. 
Die  Umständlichkeiten  beim  Ziehen  einer  Wegkurve  (Fig.  270), 
die  Ordinalen,  die  alle  2,50  m  (!)  von  einander,  bei  der  Darstellung 
des  Planauftrages  im  Gelände,  entfernt  sind,  können  nicht  ernst 
genommen  werden.  Die  Plänchen,  z.  B.  über  Schmuckplätze,  haben 
auch  recht  wenig  Wert,  da  wir  über  ihre  UmgeT)ung  völlig  im  Un- 
klaren bleiben. 

Im    allgemeinen   findet   die    Gartentechnik  weit    mehr  Berück- 
sichtigung  als    die  Gartenkunst   an   sich.     Doch    schließlich    werden 
sich  die  Verfasser  mit  der  im  Buche  zitierten  Lebensweisheit  trösten : 
„Der  eine  betrachfs. 
Der  andere  acht's. 
Der  dritte  verlacht's. 
Was  macht's.-'  Contra. 

Die  Orchideen  und  ihre  Kultur  im  Zimmer.  Von  A.  Braeck- 
lein.  Mit  .00  Abbild.  Frankfurt  a.  0.  1904.  Verlag  von  Trowitzsch 
&  Sohn.     Preis  geb.  3  Mark. 

Die  Annahme  des  Verfassers,  daß  seine  Schrift  die  erste  über 
Zimmerkultur  der  Orchideen  sei,  ist  unzutreffend.  Abgesehen  davon, 
daß  schon  die  1895  erschienene  erste  Auflage  meines  Handbuches 
der  praktischen  Zimmergärtnerei  sich  mit  der  Kultur  der  Orchideen 
beschäftigt,  ist  auch  eine  spezielle  Schrift  über  die  Zinimerkultur  der 
Orchideen  eine  geraume  Zeit  vor  der  vorliegenden  im  Verlage  von 
K.  W.  John  in  Andornach  erschienen.  Die  Braeckleinsche  Schrift 
spricht  äußerlich  an,  wie  so  ziemlich  alle  aus  dem  Trowitzschen 
Verlag  hervorgegangenen  Bücher.  Ich  bin  auch  davon  überzeugt, 
daß  der  Verf.  auf  dem  Gebiet  der  Zimmerkultur  der  Orchideen  Er- 
fahrungen besitzt,  aber  trotzdem  kann  ich  mich  nicht  mit  allem,  N^as 
er  schreibt,  einverstanden  erklären.  Er  unterschätzt  die  nachteilige 
Wirkung  der  trockenen  Zininierluft,  hält  Zimmertreibhäuschen, 
wie  sie  in  Liebhaberkreisen  allgemein  üblich  sind,  für  überflüssig 
und  ist  der  komischen  Ansicht,  daß  ein  wöchentliches  ein-  bis  zwei- 
maliges Abwaschen  der  Pflanzen  die  Schädlichkeit  der  Lufttrockenheit 
einigermaßen  aufhebe.  Solche  Waschungen  sind  nur  das,  was  man 
im  gewöhnlichen  Leben  emen  Tropfen  auf  einen  heißen  Stein  nennt. 
Nach  ganz  kurzer  Zeit  ist  die  auf  den  Blättern  haftende  Feuchtigkeit 
von  der  Zimmerluft  aufgenommen.  Die  trockene  Stubenluft  entzieht 
der  Orchidee   mehr  Wasser,  als   ihr  die  Wurzeln  zuführen   können. 


108 


Die  Gartenwelt. 


IX,  9 


deshalb  kränkelt  sie,  aber  Ziraniertreibbäuser,  die  selbsh-erstUndlioh 
mit  Oberlüftung  versehen  sein  müssen,  schützen  die  Orchideen  gegen 
die  Lufttrockenheit,  gegen  Staub,  Zug  und  große  Temperatur- 
Schwankungen.  Schon  im  Jahre  1885  lernte  ich  in  Berlin  die  vor- 
züglichen Resultate  kennen,  die  der  verstorbene  Polizeihauptmann 
Bieger  mit  seinen  Orchideen  in  einem  Zimmertreibhaus  erzielte. 
Das  Exemplar  von  Odontoglossmn  grande,  dessen  Abbildung  Braecklein 
als  Beweis  dafür,  daß  Orchideen  auch  im  freien  Zimmer  vorzüglich 
gedeiben,  auf  Seite  19  vorführt,  beweist  gar  nichts;  es  veranschaulicht 
einen  Kümmerling  ersten  Ranges.  Als  Gegenstück  sehe  man  sich 
die  auf  Seite  49  des  laufenden  Jahres  abgebildete  Pflanze  gleicher 
Art  au.  Der  Verfasser  kann  sich  darüber  beruhigen,  daß  es  den 
im  geeignet  aufgestellten  Zimmertreibhaus  untergebrachten  Orchideen 
nicht  an  Licht  fehlt.  Hat  er  etwa  noch  nicht  gesehen,  daß  zahl- 
reiche Orchideenhäusor  bei  uns  Doppelglas  haben  und  trotzdem  vor- 
zügliche Kulturleistungen  aufweisen,  und  weiß  er  nicht,  daß  in 
solchen  Orchideenhäusern  die  Pflanzen  oft  1  bis  2  Meter  vom  Glase 
entfernt  stehen?  In  Wien  und  in  Rußland  ziehen  die  Liebhaber 
allgemein  Orchideen  in  Zimmertreibhäuschen,  die  meist  direkt  am 
Fenster  angebracht  sind  und  zwar  oft  mit  vorzüglichen  Erfolgen. 
Und  Zimmertreibhäuschen  sind  doch  wohl  auch  die  Terrarien,  wenn 
sie  auch  neben  Pflanzen  Reptilien  und  Amphibien  enthalten.  Wenn 
sieb  Verfasser  einmal  die  Mühe  nimmt,  eine  Aquarien-  und  Terrarien- 
Ausstellung  zu  besuchen,  dann  kann  e"  die  großartigen  Kultur- 
erfolge sehen,  die  Hunderte  von  Liebhabern  in  solchen  Zimmer- 
treibhäusohen  vulgo  Terrarien  vorführen.  Nach  Braecklein  sollen 
die  Orchideen  direkt  am  Fenster  aufgestellt  werden  und  zwar 
empfiehlt  er  Hochstellung.  Je  höher  eine  Pflanze  im  Zimmer 
über  dem  Fenstergesimse  steht  oder  hängt,  desto  weniger 
Licht  empfängt  sie,  je  tiefer  sie  steht,  desto  voller  fällt  das  Licht 
auf  sie  ein.  Bei  direktem  Stand  am  Fenster  zieht  es  aber  selbst 
bei  Doppelfenstern  ganz  gewaltig  auf  die  Pflanzen ;  weder 
Moosrahmen  noch  sonstiger  Schutz  vermag  bei  Frost  diesen  Zug  auf- 
zuheben. Deshalb  steht  die  Orchidee  besser  etwas  entfernt  vom 
Fenster  in  etwa  30  cm  Abstand  und  auf  einem  besonderen,  10  bis 
15  cm,  je  nach  Höhe  der  Orchideen,  tiefer  als  das  Fenstergesimse 
angebrachten  Bänkchen.  Und  wie  stellt  sich  der  A'erfasser  zur 
Lüftung  der  Zimmer  während  des  Winters?  Darüber  ist  in  seiner 
Broschüre  rein  gar  nichts  gesagt.  Der  Durchschnittsliebhaber  pflegt 
seine  Blumen  im  Wohnzimmer  und  bei  Leuten,  die  etwas  auf  ihre 
Wohnung,  sowie  auf  gesunde  Luft  halten,  wird  doch  das  Wohn- 
zimmer beim  täglichen  Reinemachen  gründUch  ausgelüftet.  Wo 
bleiben  da  die  Orchideen  und  wie  werden  sie  geschützt?  Das  Zimmer- 
treibhäuschen scheint  mir  bei  der  Kultur  dieser  Pflanzen  doch  nicht 
so  überflüssig  zu  sein,  wie  Verfasser  annimmt.  Künstliches  Licht 
ist  nach  Angabe  des  Verfassers  auch  nicht  weiter  schädlich,  höchstens 
soll  das  veraltete  Gaslicht  aus  Sohlitzbrennern  schädlich  gewesen  sein. 
Nach  meiner  Ansicht  ist  künstlii-hes  Licht  immer  und  unter  allen 
Umständen  nachteilig,  namentlich  wenn  die  Wohnräume  im  Winter 
andauernd  erleuchtet  werden.  Eine  Folge  dieser  andauernden  Be- 
leuchtung ist  die  ungewöhnliche  Lufttrockenheit,  welcher  sich  Orchi- 
deen im  freien  Wohnraum  nie  gewachsen  zeigen;  außerdem  veiderben 
die  Verbrennuugsgase  der  künstlichen  Beleuchturg  die  Zimmerluft. 

Im  Kapitel  Pflanzstoff  hätte  der  Begriff  Lauberde  dem  Lieb- 
haber unbedingt  erläutert  werden  müssen.  Wenn  der  Liebhaber  das 
nimmt,  was  man  im  gewöhnlichen  Lehen  Lauberde  nennt,  so  ruiniert 
er  seine  Orchideenpflanzen  sicher.  Orchideenlauberde  ist  halb  ver- 
rottetes Laub  ohne  eigentliche  erdige  Bestandteile.  An  Stelle  der 
acht  Abbildungen  ven  Sphagnum  hätte  eine  einzige  vollauf  genügt. 
Von  den  Ratschlägen  über  die  Vermehrung  der  Orchideen  werden 
nur  sehr  wenig  Liebhaber  Gebrauch  machen  können,  trotz  der  Dar- 
stellung in  vielen  Bildern.  Manche  Bilder  sind  recht  gut,  andere, 
wie  Odoninglussum  Rossii,  zeigen,  daß  sie  Pflanzen  aus  Laienhänden 
darstellen  und  das  Blütenbild  von  Oncidium  leucoehilitm  mit  Aspa- 
ragus  hätte  sich  hesser  für  den  Katalog  einer  Blumenbinderei  geeignet. 

Aber  abgesehen  von  manchen  Bedenken,  die  diese  Schrift  er- 
weckt, i.st  ihr  Erscheinen  dankbar  zu  begrüßen,  da  sie  hoffentlich 
dazu  beitragen  wird,  den  Orchideen  neue  Freunde  zuzuführen.  Der 
Verfasser  ist  ein  begeisterter  Orchideenfreund  und  es  soll  ihm  des- 
VerRntirortl.  Redattenr:  M»i  Hesinrffer.  Berlin.  —  Verla?  t.  Richard  Carl  Sc 


halb  nicht  weiter  nachgetragen  werden,  daß  hie  und  da  die  Phantasie 
mit  ihm  durchzugehen  scheint.  So  schreibt  er  von  Cattleya  aurea: 
„Nie  gesehen  von  Alltagsmenschen,  steht  sie  da  in  majestätischer 
Schönheit  und  in  tiefem  Schweigen''.  loh  möchte  dazu  bemerken, 
daß  sich  bis  zum  heutigen  Tage  noch  alle  Blumen  durch  tiefes 
Schweigen  ausgezeichnet  haben,  fingen  sie  erst  an  zu  schwatzen,  so 
würde  gar  mancher  die  Zimmergärtnerei  an  den  Nagel  hängen. 

M,  H. 

Tagesgeschichte. 

Berlin.  Zum  ersten  Vorsitzenden  der  Deutschen  Botanischen 
Gesellschaft  wurde  neuerdings  Geh.  Rat  Kny  von  der  Landwirt- 
schaftlichen Hochschule  gewählt.  Zu  Stellvertretern  sind  die  Geheim- 
räte Engler  und  Wittmack  gewählt  worden. 

Rötha  in  Sachsen.  Anläßlich  des  30jährigen  Bestehens  der 
Freiherrl.  von  Friesenschen  Gärtnerei  zu  Rötha  brachte  die  ,,D.  Tages- 
zeitung" einige  bemerkenswerte  Mitteilungen  über  diesen  be- 
deutenden gärtnerischen  Betrieb.  In  jahrelanger  Arbeit  hat  der 
Besitzer  trotz  vieler  Anfechtungen  tmd  trotz  großer  Schwierigkeiten, 
die  manchmal  schier  unüberwindlich  schienen,  die  Gärtnerei  aus 
kleinen  Anfängen  zu  einem  vorbildlichen  Musterbeti'ieb  entwickelt. 
Heute  umfaßt  der  gärtnerische  Betrieb  eine  Fläche  von  140  ha.  Es 
sind  im  ganzen  über  18000  Obstbäume  und  fast  40000  Beeren- 
sträucher angepflanzt.  Davon  werden  durchschnittlich  jährlich 
4000—6000  Ztr.  Äpfel,  2000  Ztr.  Birnen,  1200  Ztr.  Kirschen  und 
1200  Ztr.  Beerenobst  geerntet.  Die  Baumschulen  haben  einen  Bestand 
von  600000  Bäumen  in  den  verschiedensten  Formen  imd  Sorten. 
In  den  weitesten  Kreisen  ist  die  Gärtnerei  besonders  durch  ihre  Obst- 
und  Beerenweine  bekannt  geworden.  In  den  Weinkellern  lagern 
4000  hl  Apfelweine,  2500  hl  verschiedener  Beerenweine,  120000 
Flaschen  alkoholfreie  Fruchtsäfte  und  15000  Flaschen  schäumende 
Obstweine.  Mit  der  Gärtnerei  sind  verschiedene  Lehrkurse  verbunden 
für  Baum-  und  Straßenwärter,  Lehrlinge,  Gehilfen,  Lehrer  usw. 
Insgesamt  haben  fast  1000  Personen  an  diesen  Kursen  teilgenommen. 
Die  russische,  belgische,  schwedische  und  die  dänische  Regierung  haben 
Vertreter  nach  Rötha  gesandt,  um  die  Anstalt  zu  besichtigen.  Bei 
der  Jubelfeier  hielt  Kammerherr  Frhr.  v.  Friesen  eine  tiefempfundene 
Ansprache,  in  der  er  ganz  besonders  seinen  Beamten  und  Arbeitern 
für  die  aufopfernde  Treue  dankte,  die  sie  ihm  und  dem  Betriebe 
bekundet  hätten.  Dieser  Treue  dankte  er  es  hauptsächlich  mit,  daß 
es  ihm  gelungen  sei,  die  gewaltigen  Schwierigkeiten  zu  überwinden. 
Die  „D.Tgsztg."  ließ  es  zum  Schlüsse  nicht  unerwähnt,  daß  die  Gärtnerei 
es  immer  vermieden  hat,  den  kleinen  selbständigen  Gärtnern  Konkurrenz 
zu  machen.  Sie  hat  es  sich  vielmehr  angelegen  sein  lassen,  vor- 
bildlich auch  auf  diese  zu  wirken  und  in  der  Verwertung  gärtnerischer 
Erzeugnisse  bahnbrechend  voranzugehen. 


Personal  -  Nachrichten. 

Lincke,  W.,  bisher  Stadtgärtner  in  Magdeburg,  wurde  an  Stelle 
des  leider  unheilb,ar  kranken  städtischen  Gartendirektors  Schoch  zum 
städtischen  Gartendirektor  ernannt,  welches  Amt  er  am  1.  Januar  1905 
antreten  wird.  Herr  Lincke  wurde  am  24.  Januar-  1866  in  Helm- 
stedt bei  Braunschweig  geboren,  besuchte  die  Kgl.  Gärtnerlehranstalt 
am  Wildpark  und  ist  seit  1891  bei  der  städtischen  Garteuverwaltung 
in  Magdeburg  angestellt,  wo  er  im  Jahre  1895  zum  Stadtgärtner 
ernannt  wurde. 

Rimann,  C,  bisher  Obergärtner  in  Wien,  übernahm  am  11.  No- 
vember die  Stelle  des  Schloßgärtners  des  Grafen  Nako  in  Nagy  Szt. 
Miklos,  Comitat  Torontal,  Süd-Ungarn. 


Briefkasten  der  Redaktion. 

Zur   Beachtung.     Die   Dezembertafel   wird  der  No.  11   vom 
10.  Dezember  beigelegt. 

imidt  &  (>!..  I.eip/ii:.  —  Dmck:  Anhalt.  Riirhrir.  Ontonhprß:.  e.  (i.  m.  h.  H.,  Dessau. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  gesamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


3.  Dezember  1904. 


No.  10. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Gehölze. 


I'racht])fl,inzen  seltener  Rhododendron  in  England. 

Von  F.  W.  Meyer,  Landschaftsgäitner  und  Garten-Architekt, 

Exeter  (England). 

(Hicrxii  xicei  Abbildungen.) 

TT  ohl  unstreitig  die  schönsten  Rhododendron  in  ganz 
England  befinden  sich  in  Tremongh,  der  in  der  Nähe  von 
Falmouth  gelegenen  Besitzung  des  Herrn  Shielson. 

Viele  Hunderte  von  Prachtexemplaren  in  über  hundert 
verschiedenen  Sorten  wachsen  dort  im  Freien  und  zeigen 
alljährlich  einen  Farbenreichtum,  wie  solcher  schwerlich 
anderswo  zu  finden  sein  wird.  Am  zahlreichsten  sind  die 
Sikkim-Arten  vertreten. 

Herr  W.  Shielson,  der  längst 
verstorbene  Vater  des  jetzigen 
Besitzers,  erhielt  die  Samen  direkt 
von  Sir  William  Hooker  aus 
dem  Himalayagebirge.  Pflanzen 
im  Alter  von  50  bis  60  Jahren 
stehen  in  Tremough  in  üppigster 
Entwickelnng  und  viele  haben 
eine  Höhe  von  über  1 0  Meter  und 
einen  Durchmesser  von  mehr  als 
5  Meter.  HeiT  Shielson  und  sein 
strebsamer  Obergärtner  Herr  G  i  11 
ließen  es  auch  an  Kreuzungsver- 
suchen nicht  fehlen  und  präch- 
tige Hj'briden  sind  das  Resultat 
dieser  Bemühungen. 

Bliododendron  Shielsoni  z.  B. 
wird  unzweifelhaft  einen  Welt- 
ruf erlangen.  Es  ist  eine  herr- 
lich karminrote  Sorte  mit  glän- 
zenden wachsartigen  Blumen,  ent- 
standen durch  eine  Kreuzung 
von  Rh.  ThomsoniiyCRh.  barba- 
tum.  Von  dieser  Sorte  sind  Pracht- 
exemplai-e  von  4  bis  5  Meter 
H()he  und  3  bis  4  Meter  Durch- 
messer vorhanden.  Rhododendron 
.,Mrs.  Henry  Shielson"  ist  hier 

Gartenwelt,    IX. 


Rhododendron  ciliatum  und  Rh.  arboreum  albtim 
zu  Tremough  (England). 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgenommen. 


5  Meter  hoch.  Die  prächtig  großen,  rosa  gefärbten  Blüten 
entstanden  durch  Kreuzung  von  Rhod.  arboreum  X  Rhod.  niveum. 
Auf  der  Frühjahrs  -  Ausstellung  in  Truro  erregten  noch 
2  andere  Hybriden  großes  Aufsehen,  Kreuzungen  zwischen 
Rhododendron  Aucklandii  X  Rh.  Thomsonü.  Die  Blüten  haben 
die  enorme  Größe  des  Rh.  Aucklandii^  sind  aber  in  einem 
Falle  rosa  und  in  dem  anderen  Falle  karmoisinrot  in  der 
Farbe.  Die  diesen  neuen  Prachtsorten  beigelegten  Namen 
sind  „Beauty  of  Iremough"  und  „Glory  of  Penjerrick". 

Gelegentlich  meines  Besuches  zu  Tremough  machte  ich 
einige  photographische  Aufnahmen.  Da  es  aber  unmöglich 
ist,  die  schönen  ilunkelroten  Farben  erfolgreich  zu  photo- 
graphieren,  begnüge  ich  mich 
hier  damit,  einige  der  heller 
gefärbten  Sorten  bildlich  dar- 
zustellen. 

Die  nebenstehende  Abbildung 
zeigt  ein  Exemplar  von  Rhod.  ci- 
liatum, von  mehr  als  zwei  Meter 
Durchmesser.  Neben  der  Pflanze 
steht  der  Obergärtner  Herr  Gill 
uad  hinter  diesem  ist  auf  dem 
Bilde  ein  großes  Exemplar  von 
Rhod.  arboreum  album  sichtbar. 
Besagte  Pflanze  ist  über  fünf  Meter 
hoch.  Die  Blüten  sind  weiß  und 
haben  je  einen  großen  dunklen 
Fleck.  Die  dicken  lederartigen 
Blätter  sind  lanzettförmig  und 
auf  der  Unterseite  mit  einem  zähen, 
rahmfarbigen  Filz  überzogen. 

Das  Bild  Seite  1 1 0  zeigt  rechts 
eine  große  Pflanze  von  Rhod.  carn- 
panulatum  und  links  nochmals 
Rhod.  ciliatum.  Letzteres  Exem- 
plar ist  größer  als  das  Bild  ver- 
muten läßt  und  erscheint  teilweise 
verdeckt.  Die  Pflanze  hat  einen 
Durchmesser  von  vier  Meter  und 
eine  Höhe  von  über  zwei  Meter. 
Das  Abpflücken  der  Samenkapseln 
10 


Die  Gartenwelt. 


IX,  10 


nach  dem  Verblühen  nahm  einen  vollen  Tag  Arbeit  in 
Anspruch. 

ßkododendron  arhoreum  roseiini  ist  in  Treniough  zehn 
Meter  hoch  vorzufinden.  Die  Blätter  sind  auf  der  Unterseite 
silberweiß,  die  Blüten  sind  hochrosa. 

Von  anderen  Rhododendron  erwähne  ich  nur  Rhod.  Falco- 
neri,  sechs  Meter  breit,  Rliod.  harbatum,  acht  Meter  hoch,  Rhod. 
arboreum,  zehn  Meter  hoch,  sowie  herrliche  Pflanzen  von 
Rhod.  Aucklandii,  Thomsonii,  fulffens,  cinnamomeum,  cinna- 
harinum,  niveum,  argenieum  und  Roylei. 

Die  vielen  Prachtpflanzen  in  voller  Blüte  zu  sehen,  war 
in  der  Tat  ein  Hochgenuß. 


Rosen. 

Erfolge  eines  deiitsc-lieii 
Rosenzücliters. 

Von  0.  Jacobs.  Weiteudorf. 
{Hierzu  eine  Abbildimg.) 

i/ie  Ausstellungen  der  letzten 
Jahre  haben  genügend  gezeigt. 
daß  deutsche  Rosenzttchter  nicht 
vergeblich  gearbeitet,  sondern  die 
Erfolge  ihrer  Mühe  getrost  den 
Züchtungen  des  Auslandes  zur 
Seite  stellen  können,  ohne  be- 
fürchten zu  müssen,  daß  deutsche 
Neuheiten  von  ausländischen  über- 
troffen werden.  Ja,  deutsche 
Rosenzüchter  können  stolz  sein, 
daß  gerade  ihre  Züchtungen,  wie 
,, Kaiserin  Auguste  Victoria", 
,.Frau  Karl  Druschki-^  und  andere, 
große  Verbi'eitung  gefunden  haben 
und  noch  finden  werden.  Unter 
den  deutschen  Rosenzüchtern 
zeichnet  sich  neben  Herrn  Peter 
Lambert  Herr  Nicola  Welter 
in  Pallien  bei  Trier  durch  seine 
glücklichen  Erfolge  auf  dem  Ge- 
biete   der   Rosen-Neuheitenzucht 

hervorragend  aus.  Da  ich  die  meisten  Rosen  des  Herrn 
Welter  in  meinem  Garten  beobachtet  habe,  glaube  ich  mit 
Recht  einiges  sagen  zu  können. 

Eine  der  ersten  Züchtungen  Welters,  die  meine  Auf- 
merksamkeit erregte,  ist  ,,Palmengarien- Direktor  Siebert", 
wovon  die  Gartenwelt  im  vierten  Jahrgang,  Seite  212,  eine 
Karbeutafel  brachte.  Diese  Rose  schätze  ich  sehr  hoch  ein 
und  sie  wrd  wohl  für  immer  ihren  Platz  in  meinem  Garten 
behaupten.  Die  große  Blume  weist  reine,  zartrosa  Töne  auf 
gelbem  Grunde  auf,  oft  aber  verschwindet  das  Rosa  ganz 
imd  man  erkennt  dann  die  tieforangegefärbten  Blumen  kaum 
wieder.  Die  Pflanze  hat  starken,  aufrechten  Wuchs  und  die 
Blumen  erscheinen  auf  langen  Trieben  meistens  einzeln,  wo- 
durch sie  für  den  Schnitt  sehr  wertvoll  werden. 

In  jeder  Beziehung  gut  und  hervorragend  schön  war 
bei  mir  „Dorothea  Soeffker^^  Sie  bringt  recht  häufig  wahre 
Riesenblumen  in  der  Form  von  „Tlie  Bride^^.  Ich  schätze 
jedoch  „Dorothea  Soeffker'^   höher  als  „The  Bride'\   weil   sie 


Rhododendron  campanulatum  zu  Tremough  (England 


Verfasser  für  di( 


aufrechten  Wuchs  und  starke  Triebe  hat,  die  atich  im  Frei- 
lande gut  durchwintern.  Das  breite  schöne  Laub  wurde  hier 
nie  von  Krankheiten  befallen.  Für  völlig  identisch  mit 
„Dorothea  Soeffker"  halte  ich  „Angela  Müll'-\  die  ein  anderer 
Züchter  später  brachte.  Ich  habe  beide  Rosen  nebenein- 
ander beobachtet,  kann  aber  nicht  den  geringsten  Unterschied 
entdecken. 

Durch  prächtig  lange  Knospen  von  rötlich-goldgelber 
Färbung  und  feinem  Duft  zeichnet  sich  „Gustav  Sobry'-'-  aus. 
Der  Wuchs  ist  auch  bei  dieser  Rose  stark  aufrecht  und  das 
glänzendgrüne  Laub  ist  groß  und  gesund.  Auch  diese  schöne 
Teehybride  leidet  selten  unter  Erddecke  im  Winter.  Durch 
reine  goldgelbe  Farbe  fällt  „Kaiserkrone''  auf,  die  ebenfalls 
gut  gefüllte  Blumen  bringt.  Die 
lange  Knospe  erblüht  leicht  und 
die  offene  Rose  besitzt  köstlichen 
Duft.  Wuchs  und  Belaubung 
lassen  nichts  zu  wünschen  übrig. 
Diese  Rose  kann  als  Ersatz  gelten 
für  die  schöne  Teerose  „Mme. 
Eugene  Verdi£r'-\  die  bekanntlich 
im  Freien  sehr  schwer  zu  über- 
wintern ist. 

„Bernhard  Hähnel'\  ein  Säm- 
ling von  „Clara  Watson'\  bringt 
sehr  große  und  gut  gefüllte 
Blumen,  die  pfirsichrosa  und  gelb 
nuanciert  sind.  Die  Blumen  er- 
scheinen fast  nur  einzeln  und 
stehen  aufrecht  auf  kräftigen 
Stielen.  Ein  Schmuck  der  Pflanze 
ist  das  breite,  gesunde  Laub. 
Sie  kann  jedem  Rosenfreunde 
empfohlen  werden. 

Wahre  Riesenblumen  in  der 
Färbung  von  „Manian  Cochef' 
bringt  ,,  Oberhofgärtner  Terks". 
Die  langen  Knospen  sind  sehr- 
schön  und  die  starkgefüllte  Blume 
ist  außerordentlich  haltbar.  Der 
Wuchs  und  die  Belaubung  er- 
innei'u  an  „La  Fra?ice'\  Diese 
Rose  bringt  in  warmen  Sommern 
und  auf  sonnigem  Standort  wirkliche  Prachtblumen. 

Zu  den  besten  gelben  Teehybriden  rechne  ich  „Friedrich 
Harms'\  die  in  allen  Teilen  an  „Kaiserin  Auguste  Victoria'' 
erinnert.  Die  Knospen  erscheinen  meist  einzeln  auf  langen, 
aufrechten  Trieben  und  erschließen  sich  zu  großen,  edel  ge- 
bauten Blumen,  die  besonders  bei  kühler  Witterung  eine 
tief  oraugegelbe  Färbung  annehmen  und  köstlich  duften.  Wo 
immer  Rosen  gepflegt  werden,  auch  in  der  kleinsten  Sammlung, 
darf  diese  Prachtrose  nicht  fehlen. 

Eine  vorzügliche  Gruppen-  und  Gartenrose  und  eine 
feine  Schnittrose  ist  „Frau  Peter  Lambert".  Die  große,  gut 
gefüllte  Blume  erinnert  in  der  Form  an  „Kaiserin  Auguste 
Victoria",  von  welcher  sie  ein  Sämling  ist.  Die  dunkelrosa, 
lachsfarbig  schattierten  Blumen  sind  sehr  wohlriechend  und 
stehen  auf  kräftigen  Trieben. 

Zu  den  besten  Züchtungen  Welters  gehört  entschieden 
auch  die  leuchtendrosa  Teehybride  „Helene  Welter".  Die 
halbgeöffneten  Blumen   sind  von   selu-  schöner  Form  und  die 


ufgeii 


IX,   10 


Die  Gartenwell. 


reine  Farbe  ist  bei  jeder  Witterung  beständig.  Die  Blumen 
erscheinen  nur  einzeln,  aufrechtstehend  auf  starken  Trieben 
und  duften  fein.  Auffallend  an  dieser  Rose  ist,  daß  nicht 
nur  die  Ti-iebe  mit  Stacheln  versehen  sind,  sondern  auch  der 
Hlütenstiel  wirklich  kräftige  Stacheln  aufweist  (vergl.  die  Ab- 
liildung),  während  der  Stiel  bei  anderen  Rosen  nur  Borsten 
trägt.  Die  Pflanze  blüht  aucli  im  Herbste  selir  dankbar  und 
hat  als  feine  Schnittrose  liohen  Wert. 

„Großherzog  von  Oldenburg'',  eine  Neuheit  für  1904, 
hat  ganz  meinen  Beifall  gefunden. 
Die  sehr  großen  Blumen  haben  alle 
edle  Form  und  sind  genügend  gefüllt. 
Die  Farbe  ist  rein  rosenrot,  der  Duft 
angenehm.  Der  Strauch  hat  guten 
Wuchs  und  blüht  reich  und  dankbar. 

ln„Edelsiem'\  ebenfalls  eine  neue 
Teehybride  für  1  904,  haben  wir  eine 
reinweiße  Rose  von  großer  Schönheit 
erhalten.  Trotzdem  die  Füllung  sehr 
stark  ist,  blühten  bei  mir  alle  Knospen 
gut  auf.  Die  offene  Blume  erinnert 
in  der  Form  an  „The  Bride''.  Der 
Wuchs  der  Pflanze  ist  kräftig  und 
die  Zweige  sind  fast  ohne  Stacheln. 
„Edelstem"  ist  eine  schöne  Garten- 
rose und  jedenfalls  als  weiße  Sclinitt- 
rose  sehr  wertvoll. 

Es  würde  entschieden  zu  weit 
führen  und  über  den  Rahmen  dieser 
Arbeit  hinausgehen,  wollte  ich  sämt- 
liche Rosen  Welters  hier  aufführen. 
Ich  habe  vorwiegend  Teehybriden  zur 
Anpflanzung  und  Beobachtung  gewählt, 
weil  ich  diese  zurzeit  für  die  besten 
Gartenrosen  halte,  jedoch  zweifle  ich 
nicht,  daß  auch  die  Teerosen  d 
erfolgreichen  Züchters  gute  Eigen 
Schäften  aufweisen. 

Von  den  Neuheiten  für  1 
sandte  mir  HeiT  Welter  in  liebens- 
würdiger Weise  eine  ganze  Postkiste 
abgeschnittener  Rosen,  die  in  vorzüg- 
lichem Zustande  ankamen  und  noch 
vier  Tage  bei  mir  schön  und  haltbar 
waren.  Ich  lese  öfter  in  Fachschriften 
bei  Besprechung  der  Rosenausstel- 
lungen, daß  ich  bei  meinen  Rosen 
Mastkultur  anwende  oder  dieselben 
unter  Glas  ziehe,  was  beides  nicht 
zutrifft.  Die  Neuheiten  des  Herrn 
Welter  waren  ebenfalls  so  kräftig  ent- 
wickelt, daß  man  da  füglich  von  Mastkultur  hätte  reden  können. 

Auffallend  schön  war  die  neue  Teerose  „Albert  Hoffmann" 
(bereits  in  No.  6,  Seite  67  abgebildet),  wovon  ein  Strauß 
eine  ganze  Vase  füllte.  Die  großen,  feinduftenden  Blumen 
auf  langen,  roten  Trieben  weisen  sehr  zarte  Töne  von  gelben 
und  rosa  getuschten  Farben  auf.  Die  Bhmie  ist  gut  gefüllt 
und  auch  voll  erblüht  noch  von  sehr  edler  Form.  Die 
starken  Triebe  ließen  auf  krä|ftigen  Wuchs  dieser  Rose 
schließen.  Wertvoll  für  den  Schnitt  wird  diese  schöne  Neu- 
heit auch  dadurch,  daß  die  Blumen  einzeln  stehen.  Seit 
mehreren  Jahren  ist  wohl  kaum  eine  so  edle  Teerose  in  den 


Handel  gekommen,  von  der  man  annehmen  darf,  daß  sie  infolge 
ihrer  herrlichen  Eigenschaften  allgemeine  Verbreitung  finden  wird. 
Einer     Kreuzung     von     „AugiisHne    Guinoisseau"     mit 
„Viscountess    Folkestone"    und    „Kaiserin    Auguste    Victoria" 
entstammt    die    neue    Teehybride    „Frau  J.  Reiter",    die    der 
Gattin  des  bekannten  Baumschulbesitzers  Herrn  J.  Reiter  sen. 
in  Trier  gewidmet   ist.     Die   Knospen    und    Blumen    standen 
auf   sehr  starken    und   gut   belaubten  Trieben    aufrecht.     Die 
großen    Blumen    sind    stark    gefüllt,    von    edlem    Bau    mit 
hoher  Mitte.     Die    Farbe    ist   seiden- 
artig reinweiß,  zuweilen  leicht  fleisch- 
farbig.    Da   auch  bei  dieser   Neuheit 
die  Blumen    fast    immer    einzeln   auf 
langen   Trieben    erscheinen,   wird  sie 
als    Schnittrose    hohen    Wert   haben, 
zumal  die  Blumen   sehr  haltbar  sind 
und  nicht  zu  den  Eintagsrosen  gehören. 
Von  guten  Eltern,    nämlich  von 
„M.  Jules  Grolez"  und  „M.  Abel  Cha- 
tenay",   stammt   die  neue  Toehybride 
„Professor  Fritz  Roeber"  her,  die  dem 
Leiter  der  großen  Kunst-  und  Garten- 
bau-Ausstellung    in    Düsseldorf    ge- 
widmet ist.    Die  großen,  gut  gefüllten 
umen    waren    von    schöner    Form, 
lachsfarben  mit  Gelb  und 
seht.      Die  inneren  Blüten- 
liegen strahlenförmig  und  die 
x\^^  '       "        w       Blume  erinnert  durch  ihre  ; 


'<T  \ 


Teehybridrose  „Helene  Welter 

Originalzeichnung  für  die  „Garteowelt" 


Form  an  eine  Edel-Dahlie.  Auch  der 
Wuchs  schien  gut  zu  sein,  das  Laub 
war  dunkelgrün   und   gesund. 

Einer  Kreuzung  von  „Gruß  an 
Teplitz"  mit  „Reine  Marie  Henriette" 
entstammt  eine  rankende  Teerose 
„Mohrenkönig".  Der  Strauch  ist 
starkwüchsig  und  eignet  sich  deswegen 
nur  zu  Einzelpflanzungen  und  be- 
sonders für  Pyramiden.  Die  Pflanze 
ist  infolge  ihres  starken  Wuchses 
erst  vom  zweiten  Jahre  an  sehr  reich- 
blühend. Die  große,  gut  gefüllte 
Blume  ist  in  der  Färbung  dunkel- 
samtig mit  Karmin.  Da  diese  Neu- 
heit die  harte  „  Gruß  an  Teplitz"  zur 
Mutter  hat,  steht  zu  erwarten,  daß 
sie  bei  der  Überwinterung  nicht  zu 
empfindlich  ist. 

Als  letzte  Neuheit  bringt  Herr 
Welter  eine  reich  bemooste,  feueiTote 
Moosrose,  „Venus"  genannt.  Sie  be- 
sitzt alle  gute  Eigenschaften  dieser  Klasse  und  steht  mit 
ihrer  weithin  leuchtenden  Farbe  jedenfalls  unübertroffen  da. 
Den  Freunden  und  Sammlern  von  Moosrosen  wird  diese  Neu- 
heit gewiß  willkommen  sein. 

„Liberty",  die  neuere  enghsche,  prächtig  rot  gefärbte  Teerüso, 
eine  Züchtung  von  Dick.son  &  Sohn,  scheint  aussichtsreichste  Zukunft 
zu  haben.  In  Amerika  hat  man  längst  ihren  hohen  Wort  als  Topf- 
und Treibrose  erkannt.  Auch  für  den  Spätherbstflor  scheint  sie  her- 
vorragend geeignet  zu  sein.  Ein  weitsichtiger  deutscher  Handels- 
gärtner hat  bedeutende  Posten  von  „Liberty"  in  Amerika  angekauft, 
um  Massenvermehrung  durch  Winterveredlung  auszuführen. 


Die  Gartenwelt. 


IX,   10 


Schlingpflanzen. 

Gloriosa  rothscliildiaiia, 

V'iii  Richard  Anker,  Addison  Nursery,  Keusington  W. 
{Hierzu  eine  Abbildung.) 

(jrioriosa  rolhschildiana  erregte  mit  Recht  auf  der  dies- 
jährigen Temple  show  großes  Aufsehen.  Die  Gloriosa  sind 
belv-anntlieh  Kletterpflanzen  für  das  Warmhaus,  die  sich  ziemlich 


Gloriosa 

Orierinalzeichnur 


leiclit  liultivieren  lassen.  Gloriosa  roih- 
srhihUaiia  hat  Gloriosa  superba*)  in  jeder 
Hinsicht  gesehlagen:  sie  ist  nicht  niu- 
weit  ansehnlicher  im  Wuchs,  sondern  die 
Bhnnen  sind  doppelt  so  groß  als  die  von  Gl.  superba.  Die 
nach  oben  zurückgeschlagenen  Blätter  der  Blüte  haben  einen 
größten  Diu-chmesser  von  2^/2  cm;  sie  sind  von  scharlachroter 
Farbe  und  von  einem  goldgelben  Rande  eingefaßt,  der  nur 
an  der  Spitze  verschwindet  und  sich  mit  dem  fortschreitenden 
Alter  der  Blume  allmählich  verliert.  Die  Pflanzen  machen 
einen  seltsamen  Eindruck  durch  die  vielen  Ranken  an  den 
Blättern,  die  sich  überall  anklammern,  und  durch  den  sonder- 
bar geformton  Stempel  der  Blüte,  der  ein  i-echtwinkliges 
Knie  bildet  und  seine  dreiteilige  Spitze  weit  hervorstreckt. 

Die  Gloriosa  (Liliaceen)  sind  tropische  Knollengewächse, 
die  man  im  zeitigen  Frülijahr  in  gut  drainierte  Töpfe  mit 
nahrhafter,  etwas  lehmiger  Erde  einpflanzt  und  später  noch 
einmal  veriiflanzt.  Die  Blütezeit  fällt  in  den  Oktober.  Be- 
merkenswert ist,  daß  Gl.  rothschildiana  im  Mai  blühend  ge- 
zeigt wurde. 

und    Dcsclireibung 


Orchideen. 

Laelia  jongheana  ist  eine  schöne  und  kulturwüidige  Orcliidee 
mit  einer  sehr  intores.santen  Geschichte.  Mit  Laelia  pumila  und  L. 
dayana  sehr  nahe  verwandt,  ist  sie  diesen  sehr  ähnlich,  jedoch 
größer  in  ihren  Verhältnissen.  Die  Blüten  erscheinen  einzeln  oder 
zu  2  bis  5  zusammen  und  sind  im  Verhältnis  zu  den  kleinen, 
niedrigen  Pflanzen  von  außerordentlicher  Größe,  über  15  cm  im 
Durchmesser.  In  der  platten  Form  ähneln  die  Blüten  denen  von 
L.  pumila.  Die  langgestreckte,  gekräuselte  Liijpe  ist  dunkelpui-pur 
gerandet,  der  Schlund  ist  gelb.  Die  Behandlung  ist  sehr  einfach 
und  dieselbe  wie  bei  ihren  Verwandten;  sie  gedeiht  gut  im  kühlen 
Hause,  am  besten  nahe  am  Glase.  Sie  wurde  1855  von  Libon  ent- 
deckt, einem  Sammler  Mr.  de  Jonghes  in  Brüssel.  Libon  starb 
bald  darauf.  Er  hatte  den  Standort  dieser  Laelia  nicht  verraten, 
und  so  blieb  L.  jonglieana  für  lange  Jahre,  bis  1899,  auf  der  Liste 
der  ., verlorenen  Orchideen".  Soweit  bekannt  war,  befand  sich  das 
einzig  überlebende  Exemplar  in  Kultur  in  der 
beiühmten  Sammlung  des  Barons  v.  Schröder, 
The  Dell,  Egham  bei  Windsor.  Dann  er- 
eignete es  sich,  daß  Sanders  Sammlei-,  Mr. 
Forget,  in  Brasilien  eine  Laelia  fand,  die 
er,  da  er  die  Blüten  nicht  sah,  für  eine 
Varietät  von  L.  pumila  hielt.  Als  unbekannte 
Lae/w-Spezies  kam  sie  von  Sander  in  den 
Handel.  Dies  war  im  Jahre  1898.  Als  im 
darauffolgenden  Jahre  die  erste  Blüte  erschien, 
stellte  es  sich  heraus,  daß  es  L.  jongheana 
war.  Die  "Wiederauffindung  hat  s.  Z.  ganz 
außerordentliches  Aufsehen  erregt.  An  dem 
Platze,  wo  Mr.  Forget  L.  jongheana  entdeckt 
hat,  sind  alle  Pflanzen  weggesaniraelt,  somit 
ist  auch  keine  Ursache  vorhanden,  den  Stand- 
ort länger  geheim  zu  halten,  und  aus  Forgets 
Munde  habe  ich  genaue  Angaben  über  die 
Wiederauffindung  dieser  so  lange  verloren  ge- 
wesenen Orchidee  vernommen,  die  ich  das 
Vergnügen  habe,  in  der  ,,GartenweIt"  wieder- 
zugeben, was  für  Orchideenfreunde  vielleicht 
von  Interesse  ist.  Im  brasilianischen  Staate 
Minas-Geraes,  nahe  dem  Kloster  Cara^a, 
nicht  weit  von  Ouro  Preto,  der  alten  Haupt- 
stadt des  Staates,  fand  er  sie  am  Abhang  des 
Gebirges  auf  Bäumen,  sowie  auf  den  unzu- 
gänglichen Felsen  wachsend.  Höher  oben  auf  dem  Plateau  fand 
Forget  noch  Laelia  erispilabia,  L.  flava,  Oncidium  spilopterum  und 
eine  Sophronitis- Art.  Alle  diese  angeführten  Orchideen  sind  Pflanzen 
des  kühlen  Hauses.  Ernst  Bohlmann,  St.  Albans. 


rothschildiana. 

g  für  die  „Gartenwelf 


Anmerkung  der  Redaktion.     Abbilduc 
von  Ol.  superba  im  dritten  Jahrgang,  Seite  294. 


Gärtnerische  Reiseskizzen. 
Meine  Heise  von  Venedii;  nach  Abhazia. 

Von  Heinrich  Riebe. 

{Hierzu  xivci  Abbildungen.) 
II. 

V  T  ir  haben  inzwischen  bei  der  Masarei-Binicke  das  Ende  des 
eigentlichen  Strandweges  erreicht,  betreten  nun  die  Reichsstraße  und 
verlassen  somit  den  Kurbezirk.  Ein  unterirdisches  Brausen  und 
Gurgeln  macht  uns  hier  auf  eine  merkwürdige  Naturerscheinung 
aufmerksam,  den  sog.  Teufelsbrunnen.  Zu  gewissen  Zeiten  strömt 
nämlich  aus  dieser  Höhle  Wasser  in  großer  Menge  dem  Meere  zu 
und  zu  andern  Zeiten  wieder  ergießt  sich  ein  mächtiger  Strom  von 
Seewasser  in  diese  Höhle. 

Der  prächtige  Weg  führt  uns,  stellenweise  von  Lorbeeren  und 
Kastanien  beschattet,  nach  Icici,  einem  malerisch,   hart  an  bergiger 


IX,    10 


Die   Garlenwelt. 


Küste  gelegenen  Städtchen.  Was 
diesen  lieblichen  Eidenlleck  fin- 
den Naturfreund  und  Gürtner 
besondoi's  interessant  und  an- 
ziehend gestaltet,  das  sind  seine 
liinimelhohen,  säulenartigen  Cy- 
pressen  (Cupressus  scmper- 
rirois),  deren  einige  sich  mit 
unseren  höchsten  Pyramiden- 
pappeln messen  könnten.  Ab- 
liildung  in  nächster  Nummer. 
Durch  Olivenhaine  und  an  Wein- 
bergen vorüber  gelangen  wir 
nach  Ika.  Der  Boden  eignet 
sich  trotz  seines  dürren,  stei- 
nigen, nichts  weniger  als  üppigen 
Aussehens  ganz  vorzüglich  für 
Uliven-  und  Weinbau.  Die 
Heben  bringen,  zumeist  nach 
italienischer  Art  in  Lauben  (T'er- 
golas)  oder  Gewinden  gezogen, 
einen  reichen  Ertrag;  es  gedeihen 
auch  Mais,  Gerste,  AVeizen  und 
Kartoffeln.  Die  einzelnen  Par- 
zellen werden  von  schmalen 
Beeten  von  Feigen-,  Maulbeer- 
und  Mandelbäumen  durchzogen 
und  die  freundlichen  Häuser  der 
Besitzer  verbergen  sich  im 
Schatten  von  Obstbäumen,  Oliven 
und  Lorbeer.  So  pilgern  wir  schließlich  bis  nach  L 
wildromantischen  Med vea-Schlucht,  woselbst  inmitten  einer  üppig- 
grünen  VegetatioQ  zwischen  zerklüfteten  Felsen  ein  wildes  Karst- 
wasser zum  Meere  stürzt.  Nach  Lovi-ana  zurückgekehrt,  wurde 
unter  dem  rosenübersponnenen  'Laubendach  einer  0.steria  gerastet 
und  dann  der  Heimweg  angetreten. 

Die  Sonne  verfehlte  ihre  AVirkung  zumal  an  den  steinigen  AA^ein- 
liängen  des  AVeges  nicht.  Dazu  wehte  ein  lauer,  fast  schwüler  AVind 
—  die  Nachwehen  des  Scirocco  —  und  trug  das  Seinige  dazu  bei, 
uns    den   Sommer    vorzuzaubern.     Kosmarin-Büsche    vor   den    Dorf- 


Arn    nördlichen  Strandweg  bei  Abbazia.      Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgenommen. 


la  und  zur 


Am    südlichen   Strandweg  bei  Abbaz 


häusern  strömten  in  Gemeinschaft  mit  Kosen  und  Narzissen  einen 
würzigen  Duft  aus.  In  den  Olivenhainen  längs  der  Landstraße  waren 
die  Einwohner,  die  durch  ihre  eigenartige  Tracht  und  kahnartigen 
Lederschuhe  (Opanken)  auffallen,  mit  der  Olivenernte  beschäftigt. 
In  Abbazia  empfing  uns  ein  buntbewegtes  Leben  und  Treiben:  man 
promenierte  in  luftigen  Kostümen  und  Strohhüten  am  Strandweg  und 
im  Park  und  saß  dortselbst,  um  den  künstlerischen  Weisen  der  Kur- 
musik zu  lauschen  —  fast  hätten  wir  vergessen,  daß  es  AVeihnachts- 
zoit  war. 

Sonniger,  fast  wolkenloser  Himmel  begünstigte  auch  in  den 
folgenden  Tagen  unsere  Unter- 
nehmungen, und  so  wurde  denn 
eine  Reihe  von  Streif  zügen  durch 
sämtliche  Anlagen  und  in  die 
reizende  Umgebung  unter- 
nommen. 

Einen  ebenfalls  einzig  schönen 
Spaziergweg  bietet  der  nördliche 
Strandvveg.  Bevor  wir  diesen 
lietraten,  statteten  wir  der  in  der 
Nähe  befindlichen  Gärtnerei 
einen  Besuch  ab.  Viel  Sehens- 
wertes fanden  wir  jedoch  hier 
nicht.  Zwei  Gewächshäuser  für 
empfindlichere  Sachen,  einige 
Kästen  mit  reichblühenden  Cy- 
clamen  etc.  und  im  Freien  zahl- 
reiche Anzuchtbeete  für  immer- 
grüne Pflanzen,  Palmen  u.  dergl. 
machen  so  ziemlich  den  Be- 
stand aus  —  für  Kulturen  ist 
hier  auch  nicht  der  Platz, 
denn  ganz  Abbazia  gleicht  einem 
großen  Kulturhause. 

Der  nördliche   Strandweg 
nimmt     seinen     Anfang     beim 
Hafen  und  führt  stets  unmittel- 
bar  an   der  Küste   entlaug   bis 
well    photot,!   auit,ciiommeii  zum  Hafen  von  Volo.soa,  einem 


Die  Gartenwelt. 


IX,  10 


reizenden  Nachbarstädtchen.  Auch  hier  pilgern  wir  wieder  wie 
am  südlichen  Strandweg  über  Riffe  und  Klippen,  an  welche  die 
Wogen  donnern,  unter  Lorbeeren  und  Magnolien.  Hier  wie  dort 
Villen  und  Hotels  im  dunklen  Grün  versteckt,  Gärten  und  Parks 
in  üppigster  Vegetation.  Auch  niedere  Gehölze,  Stauden  und 
Halbstauden  finden  wir  in  Mengen  als  Einfassungen  oder  zu 
schönen  Gruppen  vereinigt.  Eine  auffallende  Erscheinung  ist  das 
hier  häufig  vorkommende  Klarinettenrohr,  Anmdo  donax  L.  Dies 
Pfahlrohr  wird  hier  wie  in  Italien  regelrecht  angebaut  und  wird  zu 
Angelruten,  Weinpfählen,  Einzäunungen,  Schalmeien  und  Mund- 
stücken an  Blasinstrumenten  verarbeitet, 
dient  auch  als  Brennholz  undzuÄufhänge- 
stangen  zum  Trocknen  der  Maccaroni  und 
vielem  anderem  mehr.  AsjMistra,  div. 
Anemonen,  Azaleen,  Mahonien,  Hex, 
zwei  Ficus-kjien^  Ficus  carica  und 
der  kletternde  Feigenstrauch  F.stipulata, 
und  eine  Abart  der  Opuntia  Ficus  indica, 
ferner Paeonien,  Cotoneaster,  verschiedene 
Buxus  und  die  als  Dekorationspflanze 
hochgeschätzte  Fatsia  japoniea,  deren 
Blätter  in  ihrer  Heimat  (Japan),  das 
Material  zu  verschiedenen,  in  den  Handel 
kommenden  chinesischen  Papieren  lie- 
fert, erwähne  ich  hier  als  neben  vielen 
anderen  vorkommend.  Evonymus  waren 
wohl  in  acht  Abarten  vertreten,  fast 
ebenso  zahlreich  einige  interessante 
Quercus-  und  Pn<n<<s -Varietäten.  Auch 
die  so  beliebte  Lorbeer-Rose,  der  aucli 
bei  uns  allbekannte  Oleander  [Nermm 
Oleander),  fehlt  wohl  in  keinem  Garten 
und  erreicht  hier  erstaunliche  Größen. 
Oliven  trafen  wir  in  vier  verschiedenen 
Formen  au.  Der  Kulturbauni,  Olra 
europaea,  ist  namentlich  auf  den  be- 
nachbarten Inseln  allgemein  verbreitet. 
Drei  stechpalmenblättrige,  in  den  An- 
lagen vorkommende  Sorten  sind  Oka 
aquifolia  Thtmh.,  0.  iiicifolia  Hort,  und 
der  aus  China-Japan  stammende  wohl- 
riechende Ölbaum  0.  fragrans  Thunb., 
dessen  äußerst  angenehm  riechende 
Blüten  dem  chinesischen  Tee  beigemischt 
werden,  um  ihm  einen  eigentümlich 
guten  Geruch  zu  geben.  Gleichzeitig 
erfreut  er  sich  als  schönblühende  Zimmer- 
pflanze m  Rußland  eines  besonderen 
Ansehens.  Von  den  diversen  Citrus- 
Arten,  unter  denen  Orangen-  und  Zi- 
tronenbäume wohl  am  zahlreichsten  vor- 
handen waren,  sei  hier  noch  die  drei- 
blättrige Zitrone,  Citrus  trifoliata,  als 
Eigentümlichkeit  erwähnt.  Neben  den 
himmelanstrebenden,  echten  Cypressen 
und  den  ausgedehnten  Lorbeei'wälderu 
verdient  die  stolze  Palme,  die  der  Gegend 

eineigenes,  fremdartig  schönes  Gepräge  verleiht,  genannt  zu  werden.  Wie 
wir  unsere  Nadelhölzer  die  Palmen  des  Nordens  nennen,  möchte  ich  die 
Palme  als  Königin  des  Südens  bezeichnen.  Schon  der  Anblick  mäch- 
tiger, unter  Glas  kultivierter  Palmen- „Bäume",  wie  man  wohl  sagen 
darf   und    wie    ich   solche    in   den    Glaspalästen    von    Herrenhausen, 


Chamaerops  humilis,  die  niedrige  Zwergpalme,  eine  häufig  in  den 
Anlagen  von  Abbazia  vorkommende  Erscheinung.  Sie  ist  überhaupt 
die  einzige  Palmenart,  die  in  Europa  heimisch  ist  und  erreicht  hier 
in  den  südlichsten  Ländern  Österreichs  ihre  nördlichste  Kulturgrenze. 
Hier  und  in  Italien  schmücken  die  noch  ungeöffneten  Wedel  am 
Palmsonntag  die  christlichen  Kirchen,  während  die  offenen  Blätter 
hauptsächhch  von  den  Israeliten  beim  Laubhütteofeste  verwendet 
werden,  weshalb  man  ihr  auch  den  Beinamen  Judenpalme  gegeben 
hat.  Doch  auch  im  Handel  spielen  die  Blätter  eine  Rolle,  da  aus 
ihnen  Fächer,  Besen,  Stuhlsitze,  Hüte,  aus  ;den  Fasern  sogar  Seile 
sretertigt  werden. 

Wenn  ich  nun  noch  hervorheben 
möchte,  daß  es  naturgemäß  auch  an 
stattlichen  und  wertvollen  Parkbäumen 
nicht  fehlt,  so  ist  jedoch  die  Reihe 
der  immergrünen,  schönblühenden[_frem- 
den  wie  einheimischen  Gewächse  noch 
bei  weitem  nicht  erschöpft.  Häufig  treffen 
wir  neben  letzteren  und  akklimatisierten 
Gewächsen  auch  alte  Bekannte  aus  dem 
Norden,  die  jedoch  nicht  selten,  wie 
beispielsweise  einige  Spiraeen,  sich  hier 
im  südlichen  Lande  wohler  zu  fühlen 
scheinen.  So  bemerkten  wir,  daß  Spiraea 
cantoniensis  syn.  recresiana,  die  bei  uns 
in  Deutschland  nicht  immer  winterhart 
ist,  hier  erst  gar  nicht  das  Laub  fallen 
läßt,  sondern  es  dem  Lorbeer  gleich  tut 
und  Winter  wie  Sommer  im  freudig 
grünen  Blätterschmuck  sich  zeigt. 


Rehmannia  angulata. 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  gezeii 


Neue  Pflanzen. 
Reliiuaiiiiia  angulata. 

Von  Richard  Anker,  Addison  Nuisery, 

Keusington  W. 

[Hierzu  eine  Abbildung.) 

Uie  Firma  James  Veitch  & 
Sons,  Chelsea,  die  sich  bekanntlich 
durch  die  Einführung  zahlreicher 
wertvoller  Neuheiten  große  Ver- 
dienste erworben  hat,  hat  vor  einiger 
Zeit  eins  Pflanze  aus  dem  Innern 
Chinas  importiert,  die  sich  zur  Kultur 
im  temperierten  Hause  vortrefflich 
eignet.  Diese  Pflanze  heißt  Reh- 
mannia angulata  { Scrophulariaceae). 
Ihr  Wuchs  ist  aufrecht  und 
erreicht  beinahe  einen  Meter  Höhe. 
Die  einzeln  stehenden  Blumen  ent- 
springen aus  den  Blattacliseln  der 
Blätter,  die  sich  am  oberen  Teile 
der  Pflanze  befinden.  Die  Blumen 
erreichen  bis  7  cm  Durchmesser,  haben  eine  rosenrote  Fär- 
bung und  einen  gelben  Schlund  mit  dunkelpurpurfarbenen 
Flecken,  und  ähneln  in  dieser  Hinsicht  etwas  den  Blumen 
von  Incarvillea  Delavayi. 

Die  Pflanze  ist  sehr  leicht    zu  kultivieren    und  entfaltet 


Schönbrunn   bei  AVien  etc.  zu  bewundern  Gelegenheit  fand,  verfehlt  ^^  ^^^^  g  .^^^  ^^^  Stengels  fortwährend  neue  Blüten,  wäiirend 

seine  Wirkung  auf  den  Beschauer  nicht.    ^  >eviel  »«1«^^  ^'tisxte  und                   J  nacheinander  abwelken.      Da    die  Blüten 

zugleich    anmutsvoller    iJiasentieit   sich    jedoch    solch    ein   Kind    des  ,  ^  />,      ■   •           i  •  ,  i                        ^       •  u     f    • 

Südens   in  der  Freiheit,   inmitten    immergrünen,   blühenden  Lebens,  ^    der  Große  den  Gloxinien    gleichkommen    und     sich    frei 

seine   herrlichen  Wedel    in  Licht    und  Sonne  badend  und  von  lauen  tragen,  nimmt  man  mit  Recht  an,  daß  die  Pflanze  einen  gut 

Lüften  sanft  gewiegt.  verwendbaren  Werkstoff  der  Binderei  abgeben  wird. 

Nächst  mehreren  Arten  Vliauuierops,  Phoenix  und  Latanien  ist  


IX,  10 


Die  Gartenwelt. 


Ausstellungsberichte. 

Die  Jiil)iliiiiiii.s-Atisslolliiii«>;  des  Leipziger  Gärtiier- 
Vereiiis  vom  12.  bis  20.  Noveniher  1904. 

Vorn   Herausgeber. 

-Uer  im  Jahre  1843  begründete,  noch  immer  rührige 
und  jugendfrisclie  Verein,  der  im  vorigen  Jahre  die  Feier 
seines  sechzigjährigen  Bestehens  festlich  beging,  ließ  nun 
dieser  Feier  noch  eine  Jubiläums- Ausstellung  folgen;  sie  stand 
unter  dem  Protektorat  des  erst  kürzlich  zur  Regierung  ge- 
langten Königs  Friedrich  August  von  Sachsen.  Die  Aus- 
stellung war  von  Anfang  an  als  lokale  Veranstaltung  geplant; 
man  wollte  zeigen,  auf  welcher  Stufe  die  Leistungen  der 
Vereinsmitglieder  stehen,  die  in  Leipzig  und  seiner  Umgebung 
ansässig  sind.  Auswärtige  Aus.steller  sollten  nach  Punkt  4 
der  allgemeinen  Bestimmungen  für  diese  Ausstellung  nur 
soweit  zugelassen  werden,  als  sie  Neuheiten  vorzuführen 
gedachten.  Den  Neuheitenbegriff  hat  man  aber  in  sein- 
liberaler  Weise  ausgelegt,  denn  man  ließ  unter  anderen  nicht 
nur  die  Begonia  „Gloire  de  Lorraine'-\  die  sich  bereits  seit 
zwölf  Jahren  im  Handel  befindet,  sondern  auch  Handels- 
orchideen in  bekannten  Arten  und  Lilium  longifolium  als 
Neuheiten  gelten  und  auswärtige  Aussteller  mit  denselben 
zur  Konkurrenz  zu. 

Die  Ausstellung  fand  im  Kristallpalast  statt,  dem  aus- 
gedehntesten und  prächtigsten  Vergnügungslokal  Leipzigs. 
Die  gewaltigen  Säle  und  Seitengänge  der  imteren  Etage 
würden  in  der  Tat  ideale  Ausstellungslokalitäten  sein,  wenn 
die  Beleuchtung  derselben  einwandfrei  wäre.  Leider  empfangen 
aber  die  Nebenräumo  nur  wenig,  die  Haupträume,  namentlich 
der  Zirkus,  gar  kein  Tageslicht,  sodaß  dem  Liohtmangel 
durch  künstliche  Beleuchtung  abgeholfen  werden  muß,  die 
wohl  für  manche  Blumenarten  in  Rot  und  Rosa  vorteilhaft  sein 
mag,  aber  die  meisten  Blüten-  und  Blattpflanzen  nicht  zur  Geltung 
gelangen  läßt.  Diese  Verhältnisse  machten  photograpliische 
Aufnahmen  fast  unmöglich.  Es  ist  dies  umsomehr  zu  be- 
dauern, als  sowohl  die  Gruppen  im  einzelnen  als  auch  ihre 
Gesamtanordnung  in  den  Haupträumen  als  geradezu  muster- 
haft bezeichnet  werden  mußten.  Die  Hauptaussteller  erwiesen 
sich  als  Meister  in  der  Pflanzendekorationskunst,  und  auch 
das  Gesamtbild  zeigte,  daß  der  leitende  Ordner  seiner  Auf- 
gabe nach  jeder  Hinsicht  gewachsen  war.  Den  obligaten  Aus- 
stellungskatalog hatte  man  durch  eine  Ausstellungszeitung  ersetzt, 
deren  Redaktion  Garteninspektor  M  ö  n  k  e  m  e  y  e  r  mit  Erfolg  in 
die  Hand  genommen  hatte.  Sie  enthielt  zahlreiche  Inserate, 
auch  verschiedene  interessante,  dem  Publikum  Belehrung 
bietende  Artikel  neben  den  die  Ausstellung  selbst  betreffenden 
Mitteilungen.  Alles  in  allem  zeigte  die  Ausstellung,  daß  die 
Leipziger  Handelsgärtner,  die  ja  größtenteils  für  den  Export 
arbeitende  Spezialisten  sind,  auf  der  Höhe  stehen  und  in 
ihren  Spezialkulturen  tüchtiges  leisten. 

Der  Jahreszeit  entsprechend  herrschte  unter  den  Blüten- 
pflanzen das  Chrysatithemum  vor.  Die  .Leipziger  Privat- 
und  Handelsgärtner  zeigten  sie  nur  als  Kulturpflanzen,  meist  in 
regelmäßiger  Buschform,  als  einblütige  Sommerstecklinge  und 
hier  und  da  auch  als  Halbstämmchen.  Was  die  Ausstellung 
an  Chrysanthemumpflanzen  bot,  konnte  nur  bescheidenen  An- 
sprüchen genügen.  Wirkliche  Kulturpflanzen  fehlten  voll- 
ständig, was  gewiß  auf  den  heißen  und  trockenen  Sommer 
zurückzuführen  ist,  auch  hat  ein  Nachtfrost  im  September 
die    Kulturen    geschädigt.      Die    schönsten    Kronenbäumchen, 


der  Sorte  „Ada  Owen"  angehörig,  zeigte  Albin  Etzold, 
Hoflieferant,  Altenburg,  S.-A.,  der'  auch  mit  einblütigen 
Sommerstecklingen  und  mit  mehrblütigen  Pflanzen  ver- 
treten war.  Sehr  gut  waren  die  eintriebigen  Pflanzen 
von  Theodor  Moench  jr.,  Leipzig,  in  den  Sorten 
„h'ai/onnani'',  „Mme  Edmond  Boger^\  ^^Souvenir  de  petite 
Atme'\  „New  Phoehus"-  und  „Modeste'-'- .  Von  sonstigen 
Handelsgärtnern,  die  gute  Chrysanthemumpflanzen  zur  Schau 
stellten,  seien  genannt:  Otto  Thalacker,  Leipzig-Gohlis, 
J.  Papsdorf,  Dölitz,  E.  Manhenke,  Connewitz,  F.  C.  Mack- 
roth, Eutritzsch.  und  H  e  r  m  a  n  n  S  c  h  m  i  d  t ,  Wahren.  Letzterer, 
der  erste  Vorsitzende  des  Leipziger  Gärtnervereius,  hatte 
sich  in  umfassendster  und  verdienstvollster  Weise  an  der 
Ausstellung  beteiligt.  Die  schönsten  Pflanzen  des  Privat- 
gartenbaues waren  die  der  H.  D  od  eischen  Gartenverwaltung, 
Obergärtner  Beyer.  Chrysanthemum -Neuheiten  in  Sorten 
vorjähriger  Einführung  hatte  0.  Heyneck,  Cracau  bei  Magde- 
burg, in  einer  kleinen  Gruppe  eintriebiger  Pflanzen  gebracht. 
Mit  abgesclmittenen  Chrysanthemumblumen,  vorzugsweise  in 
neueren  inid  neuesten  Sorten,  waren  nur  zwei  Aussteller  ver- 
treten: GeorgBornemann,  Blankenburg  a.H.,  und  E.R.Rudel, 
Naunhof  bei  Leipzig.  Die  Bornemannsche  Kollektion  war, 
wie  das  von  diesem  Aussteller  nicht  anders  zu  erwarten, 
geradezu  musterhaft,  imd  jede  Blume  war  eine  Schaublume 
ersten  Ranges,  wie  sie  sghöner  selbst  auf  englischen  Aus- 
stellungen nicht  gezeigt  werden  könnte.  Neben  den 
neuen  und  neuesten  Sorten,  d.  h.  den  Einführungen  der 
letzten  Jahre  und  den  Neuheiten  für  1905,  zeigte  Bornemann 
auch  einige  alte  Sorten,  die  sich  teilweise  schon  seit  Jahr- 
zehnten im  Handel  befinden,  aber  in  ihrer  Eigenart  bis  heute 
noch  nicht  übertroffen  worden  sind.  Unter  den  vielen 
englischen  und  französischen  Neuheiten  befand  sich  wieder 
einmal  ein  höchst  beachtenswerter  deutscher  Sport,  die  Sorte 
,,Nohel",  die  im  kommenden  Frühjahr  in  den  Handel  kommen 
soll.  Sie  ist  ein  Sport  der  bekannten  Sorte  „Rayonnant" , 
von  der  sie  sich  etwas  in  der  Form,  hauptsächlich  aber  in 
der  Farbe  unterscheidet.  Die  langen  feinen  Petalen  sind 
gerollt  bezw.  röhrenförmig,  die  Farbe  ist  zart  aprikosenrosa. 
Dieser  Sport  soll  an  drei  verschiedenen  Stellen  aufgetreten 
sein.  Die  Firma  I.  C.  Schmidt,  Erfurt,  die  gleichfalls  einen 
Strauß  davon  ausstellte,  hat  ihn  „iVoie/''  getauft  und  Bornemann 
akzeptierte  vernünftigerweise  diesen  Namen,  so  daß  uns  das 
Schauspiel,  die  gleiche  Sorte  unter  verschiedenen  Namen  an- 
geboten zu  sehen,  gewiß  erspart  bleibt.  In  der  Kollektion  der 
Firma  E.  R.  Rudel  erregten  besonders  die  Neuheiten  des 
Marquis  de  Pins  in  Montbrun,  Frankreich,  Aufsehen.  Ich 
verzichte  an  dieser  Stelle  darauf,  auf  einzelne  Sorten  näher 
einzugehen,  da  die  hervorragendsten  Chrysanthemumneuheiten 
noch  in  einem  besonderen  Artikel  behandelt  werden. 

Zu  den  Blütenpflanzen,  die  in  den  einzelnen  Räumen 
vorwiegend  auftraten,  gehörte  auch  die  AUerweltsbegonie 
„Gloire  de  Lorrahie^'-  und  das  Cj^clamen.  Beide  Pflanzen 
haben  in  Leipzig  bevorzugte  Pflegcstätten ;  in  beiden  war  die 
Konkurrenz  heiß,  aber  die  Preisrichter  sind  mit  der  Ver- 
gebung erster  Anerkennungen  auch  außerordentlich  freigebig 
gewesen.  Begonia  „Oloire  de  Lorraine"  mit  krankhaft  ge- 
färbten Blättern  gehörten  zu  den  Seltenheiten.  '  Die  meisten 
Pflanzen  hatten  gesundes  Laub  und  viele  Blumen.  Schöne 
Pflanzen  zeigten  Gustav  Taubmann,  Merseburg,  C.  F.  Mack- 
roth, Eutritzsch,  und  Georg  Matthes,  Naumburg.  Schön 
waren  auch  die  Pflanzen  von  Otto  Thalacker,  Gohlis. 
Was    nun    die     Cyclamen    betrifft,    so    zeugten    fast    alle 


Die  Gartenwelt. 


IX,  10 


Pflanzen  der  Ausstellung,  ohne  unförmige  Riesen  zu  sein, 
von  ganz  vorzüglicher  Kultur  und  alle  gehörten  sie  den 
modernen  großblumigen  Sorten  an.  Auf  strenge  Regelmäßigkeit 
im  Bau  der  Blumen  scheint  man  jetzt  kein  großes  Gewicht 
mehr  zu  legen,  denn  unregelmäßige  Blüten  mit  einem  nach 
unten  über  den  Stiel  zusammengeschlagenen  Blumenblatt  und 
mit  unregelmäßigen  Umrissen  der  Fetalen,  von  gefransten 
Sorten  abgesehen,  herrschten  vor.  Prächtig  ist  das  neue 
lachsfarbige  Cyclamen,  C.  sahnoneum^  in  der  Färbung 
etwas  variierend,  aber  bei  künstlichem  Licht  großartig  wirkend. 
Es  ist  eine  Züchtung  der  Firma  Otto  Froebel,  Zürich,  die 
wir  schon  im  fünften  Jahrgang,  Seite  481,  als  farbige  Tafel 
brachten.  Recht  beachtenswert  sind  auch  die  sogenannten 
Kriemhild e-Varietäten,  und  unter  den  gefransten  Sorten 
zeichnete  sich  .,Ardor  Alpium'^  aus.  Diese  neueren  Cyclamen 
hatte  Georg  Matthes,  Naumburg  a.  S,  ausgestellt. 
C.  aalmoneum  war  auch  durch  die  Gartenverwaltung  des 
Hauses  Berglinden,  Obergärtner  Wetzel,  Naumburg  a.  S., 
vertreten.  Folgende  Firmen  hatten  noch  vorzügliche  Leis- 
tungen in  der  Cyclamenkultur  aufzuweisen:  M.  Z  ei  big, 
Taucha,  Rieh.  Tasche,  Leutzsch,  Herm.  Schmidt,  Waliren, 
J.  C.  Haniscli,  Leipzig,  H.  Dodelsche  Gartenverwaltung, 
Gaulis  bei  Bohlen  i.  S.,  und  die  Dodelsche  Garten- 
verwaltung, Dösen  bei  Dölitz. 

Zu  den  in  neuerer  Zeit  bei  uns  iu  Deutschland  recht 
vernachlässigten  Handelspflanzen  gehören  die  Eriken  und 
die  Camelien,  doch  wird  ihre  Kultur  in  und  um  Leipzig 
noch  hochgehalten,  wo  man  mit  diesen  Pflanzen  einen  leb- 
haften Export  betreibt.  Von  den  hübschen  Eriken,  die  man 
in  prächtigen  Arten  und  Varietäten  in  manchen  botanischen 
Gärten  bewundern  kann,  die  aber  teilweise  recht  schwierig  in  der 
Kultur  sind,  werden  mir  noch  wenige  wüchsige  Arten  für 
den  Handel  in  Massen  vermehrt.  Die  Haupthandelssorte  ist 
Erica  gracilis  die  fast  alle  Aussteller  zeigten,  sonst  wird 
hauptsächlich  E.  hiemaUa  und  persohäa  alba  und  hie  und 
da  auch  E.  hlanda  mit  pi  ächtigen  Röhrenblüten  kidtiviert. 
Letztere  hatte  nur  Ed.  M  e  y  n  e  r ,  Lindenau  ausgestellt, 
E.  (jracilis  herrschte  vor.  Folgende  Aussteller  erwiesen  sich 
als  vorzügliche  Ericakultivateure:  Arthur  Arnold,  Gautzsch, 
Rud.  Dohrmann,  Gröbern-Gaschwitz,  Albort  Seydewitz,- 
Dölitz,  Herrn.  Schmidt,  Wahren,  Richard  Scheffel, 
Rötha  und  Karl  Schröder,  Taucha.  Camelien  waren  nur 
spärlich  und  nur  in  kleinen  aber  mit  reichem  KnuNpiiiansatz 
versehenen  Handelspflanzen  vorhanden.  C.  ''Iminlli it  rln/ans 
ist  zur  Zeit  wohl  die  wichtigste  Sorte  des  llanil.'ls,  lUineben 
wird  immer  noch  die  uralte  C.  alba  jikna,  die  auch  schon 
im  Herbst  zu  blühen  beginnt,  geschätzt.  Als  Bindeblumen 
sind  die  Camelien  ganz  außer  Kurs  gesetzt.  Blühende 
Pflanzen  beider  genannter  Sorten  zeigte  Gustav  Scheibe, 
Holzhausen,  Pflanzen  mit  Knospen  u.  a.  Karl  Schröder, 
Taucha,  und  Albert  Seydewitz,  Dölitz. 

Primula  obconina  fehlten  fast  ganz.  Schön  waren 
die  Pflanzen  von  Herm.  Schmidt,  Wahren,  und  Job.  Sauer, 
Leipzig-Gohlis.  Letzterer  zeigte  als  Kuriosität  auch  bereits 
vollblühende  Cinerarien,  gute  Begonia  Eex,  sowie  Farne. 
Sonstige  Blütenpflanzen  waren  spärlich  vertreten.  Erwähnung 
verdienen  davon  ganz  vorzügliche,  gedrungene  und  voll- 
blühende Topf  reseda  von  Ernst  Kremer,  Dösen,  blühende 
Lilium  lowjifoJium  von  Lindner  k  Kleeberg,  Chemnitz, 
sowie  die  Mi-(lii(l,_M.-ii.  Von  letzteren  zeigte  J.  C.  Haniscli 
Oyprijii :liiiiii  nis/i/nc  als  schöne  Topfpflanzen,  aber  nicht 
eigner    Kultiii-.      Eine   Hauptanziehungskraft    der  Ausstellung 


bildete  die  reichhaltige  Kollektion  von  Otto  Beyrodt, 
Marienfelde  bei  Berlin.  Es  waren,  von  einigen  Cattleyen- 
Sorten  abgesehen,  keine  Seltenheiten  und  Seltsamkeiten,  die 
Beyrodt  vorfülirte,  sondern  raustei-gültii:t'  Kultiii|iflanzen  in 
anerkannten  Handelsarten,  wie  Oiiri,l,i(iii  l',,rhraii  und 
varicosum  Rogersii,  Oncidium  ciisptmi  Innun  mllimmm,  Epi- 
dendrum  godseffianum ,  das  herrliche  Dendrobium  PJialae- 
no2}sis  var.  Schrocderae,  eine  beachtensweite  langstielige  neuere 
Schnittorchidee,  Odonloglossum  erispiun  und  Adrianae,  Catt- 
leyen  in  verschiedenen  Varietäten,  sowie  Cyiiripedien,  darunter 
die  seltene,  hellgelb  blühende  Varietät  C.  insigne  var.  sander- 
ianuin.  Auch  Otto  Thalacker  trat  als  Orr-hidcenaussteller 
mit  hübschen  Kulturpflanzen  von  i  'i/jui/^i  ,Innii  hisigne  auf, 
daneben  zeigte  er  bereits  einige  blühfinli'  J///f//7////.v-Hybridon, 
Primula  acaulis  coendea  in  Blüte,  eine  gewiß  anerkennens- 
werte Leistung  im  November,  Heliotrop  und  die  neuere  Ver- 
bena  „Miss  Ellen  WillmoW,  die  sich  in  dieser  vorgerückton 
Jahreszeit  aber  nicht  mehr  recht  präsentierte. 

Primula  chinensis  stehen  in  den  Großstädten  wohl 
auch  auf  dem  Aussterbeetat.  Die  gefüllten  Sorten  fehlten 
ganz,  einfach  blühende  zeigten  Theodor  Moench  jr.,  Leipzig, 
A.  Heidmann,  Stettin-Neutorney,  und  Otto  Wolf,  Bolditz- 
Ehrenberg,  der  besonders  kräftige  Pflanzen  gebracht  hatte. 

Auch  mit  den  Eismaiblumen  gehts  nicht  mehr-  so 
recht;  sie  waren  in  nur  geringer  Anzahl,  aber  in  guter 
Qualität  von  Herm.  Schmidt,  Wahren,  Georg  Matthes. 
Naumburg,  und  Hermann  Scheibe,   Probstheida,   vertreten. 

An  Neuheiten  glaubte  ich  mehr  vorzufinden.  Heinrich 
Kohlm  annslehner,  Britz-Berlin,  hatte  einen  Sport  der 
Begonia  „Gloire  de  Lorrainc^\  die  Sorte  „Berolina^'-  gebracht, 
die  sich  etwas  in  der  Färbung  von  ihrer  Stammutter  unter- 
scheidet, ferner  seine  bekannt.,  mv  iicul.lättrige  Medeola  in 
schönen  Pflanzen  und  SelagimUn  ir,its,iiii<tna,  eine  prächtige 
Jardinierenpflanze  mit  gelbweiJJin  Spitzen.  Eine  hübsche  neue 
Begonie  ist  Begonia  „Alsmar  Gloire'\  Aussteller  Taub  mann, 
Merseburg.  Sie  scheint  Credneriblut  zu  führen  imd  ist  Blatt- 
und  Blütenpflanze  zugleich.  Die  großen,  dunkelmetallisch 
glänzenden  Blätter  sind  dicht  behaart,  die  stattlichen  dunkel- 
rosa  Blüten  werden  von  straffen  fleischigen  Stielen  hoch  über 
dem  Laube  getragen.  Als  Winterblüherin,  Zimmerpflanze 
und  Schnittblume  scheint  diese  Begonie  wertvoll  zu  sein. 

Farne  fehlten  in  Schaupflanzen  ganz,  waren  aber  in 
guter  Handelsware    reichlich    vorhanden.      Hauiitfaiuaussteller 


war  Herm.  Schmidt,  Wahren,   der  Adianth 


I'nhjp,,,!. 


Scolojiendrium,  Pteris  und  Asplenkan  gebracht  hatte.  Vor- 
züglich waren  die  Ad.  cunealum  von  Theodor  Schröder, 
Zwenkau.  Als  Aussteller  schöner  Araucarien  in  Handelsware 
sind  die  Firmen  J.  C.  Hanisch,  Leipzig,  Herm.  Schmidt, 
Wahren,  und  Albert  Wagner,  Gohlis  zu  nennen.  Letzterer 
war  auch  der  Hauptpalmenaussteller,  der  Palmen  in  allen 
Größen  aus  seinen  berühmten  Kulturen  gebracht  und  in  großen 
Gruppen  musteriiaft  zusammengestellt  hatte.  Schöne  Latanien 
brachte  Louis  Richter,  Lindenau,  schöne  Cori/plia  australis 
Emil  Dann,  Connewitz,  Phoeni.r,  Cocos  weddelliana,  Kcniia 
und  Geonoma  H e i' m.  Sc h m i  d t ,  Wahren.  Prächtig  kon- 
trastierten mit  den  Palmen  von  Albert  Wagner  dessen 
Kakteen  und  Sukkulenten  in  schönen  und  seltenen  Schau- 
pflanzen. Die  Firma  besitzt  liekanntlich  bedeutende  Palmen 
und  Araucarionkulturen  und  war  frülier  die  Hauptimportfirma 
für  Cycas  revolula,  dessen  Kultur  die  billigen  importierten 
und  prä2)arierten  Wedel  fast  den  Garaus  gemacht  haben,  eine 
recht  bedauerliche 


IX,  10 


Die  Gartenwelt. 


Von  dem  Schönen,  was  die  Ausstellung  noch  an  Blütcn- 
und  Kultlirpflanzen  enthielt,  seien  noch  genannt  Spiraea  jap. 
„Blondine'',  im  Kühlraiira  zurückgehaltene,  innerhalb  von 
sechs  Wochen  zum  Vollflor  gebrachte  Pflanzen  von  Otto 
Mann,  Eutritzsch,  Canna  indica  „Senator  Millaud'-'  als  rot- 
blättrige Dekorationspflanze,  Mnm  Kmete  und  Bambusen 
des  gleichen  Ausstellers;  die  sclir.n.'  Aitilin  nDilmiiiriisi.';  v.ai 
R.  Sauerbrey,  Gotha;  bunte  Aschj^is  hihI  rljrn-nlclic  In/'/- 
di^tra  von  Carl  Richter,  Lindciiau.  Maiant-u  uw\  AnUs,,, 
cirnulata,  letztere  in  unscliniici- StraurhtVirm,  von  .loh.  Nenn- 
liöfer,  Dölitz,  und  Amuriillis  Til/mn  von  Friedr.  Kampf, 
l'robstheida.  Mit  den  scbi'm.'ii  .1.  ril/nta-Hyhriden  hält  diese 
einfach  dunkelrot  blühende  Amaryllis  zwar  keinen  Vergleich 
aus,  sie  ist  aber  als  im  November  und  Dezember  blühende 
Vor  lauf  er  in  für  Binderei  und  Topfpflanzenverkauf  recht 
wertvoll.  Remontantnelken  und  Myrten,  beide  Leip- 
ziger Spezialitäten,  hätten  reichlicher  vertreten  sein  können. 
Die  Remontantnelken  von  Carl  Arnold,  Taucha,  zeichneten 
sich  durch  schöne  Kultur  und  reichen  Flor  aus,  und  ganz 
vorzüglich  waren  die  starktriebigen  Myrtenkronenbäumchen 
von  OttoBlocksberger,  Liebertwolkwitz.  Als  Kuriosität  seien 
noch  die  recht  hübsch  zusammengestellten  sukkulenten  Teppich- 
beete von  Franz  Otto  Worch,  Leipzig,  hervorgehoben. 

Die  Landschaftsgärtnerei  wurde  durch  die  Firma  Otto 
Mooßdorf,  L.-Lindenau,  gut  vertreten,  die  zahlreiche  Pläne 
ausgeführter  Anlagen  zeigte.  Zu  erwähnen  ist  auch  Friedr. 
Man  henke,  Connewitz,  der  u.  a.  mit  schönen  Aufnahmen 
ausgeführter  Anlagen  und  Balkonbepflanzungen  vertreten  war. 

Die  Binderei  steht  seit  langem  in  Leipzig  auf  hoher 
Stufe.  Hauptvertreterin  der  Stadt  ist  auf  diesem  Gebiete  die 
Firma  J.  C.  Hanisch,  Grimmaischestr.  Im  Hauptausstellungs- 
raum, einem  Theatersaal,  hatte  diese  Firma  die  Bühne,  die 
durch  einen  gewaltigen  Spiegel  abgeschlossen  wird,  in  wirklich 
nuisterhafter  und  eleganter  Weise  mit  ihren  Erzeugnissen  an 
Kulturpflanzen  \mA  Bindereien  dekoriert.  Fih-  diese  Leistung 
wurde  der  Firma  die  höchste  Auszeichnung,  iler  Ehrenpreis 
lies  Königs  von  Sachsen,  zuteil. 

In  den  Bindereien,  die  einen  geläuterten  Geschmack  er- 
keimen  ließen,  herrschten  Orchideen,  speziell  Laelien  und 
Oncidmm  varicosum  liogersii,  vor.  Musterhaft  waren  u.  a. 
auch  die  Bindereien  von  Herm.  Schmidt,  Wahren,  deren 
Brennpunkt  eine  hochelegante  Tafeldekoration  bildete.  Viel 
bewundert  wurde  ein  prächtiger  Strauß  der  roten  Tee- 
rose „Liberty'-',  einer  Dicksonschen  Züchtung,  die  sich  in  den 
Voreinigten  Staaten  von  Nord-Amerika  großer  Beliebtheit  erfreut. 
Die  hierzu  verwendeten  Blüten  sollen  von  einem  Gärtner  aus 
der  Umgebung  Berlins  stammen  und  zwölf  Mark  pro  Dutzend 
kosten.  Wer  diese  zwölf  Mark  für  das  Dutzend  zahlt, 
ist  jedenfalls  das  Geheimnis  des  Züchters,  der,  wie  mir  in 
Leipzig  mitgeteilt  wurde,  seine  Gärtnerei  gegen  den  Be- 
such Fremder  sorgfältigst  hütet,  was  als  Geheimniskrämerei 
bezeichnet  werden  muß.  Es  felilte  nur  noch,  daß  der  Mann 
sich  auf  die  Anstellung  blinder  Gehilfen  und  Arbeiter  be- 
schränkte oder  den  Sehenden  eine  Gesichtsmaske  überzöge. 
•Jeder  Blumengeschäftsinhaber  wird  mir  bestätigen,  daß  es  in 
der  jetzigen  Geschäftszeit  schwierig  ist,  für  die  duftigste 
Rose  auch  nur  eine  Mark  zu  erzielen;  die  schönsten  Rosen 
finden  für  7  Mark  pro  Dutzend  kaum  Käufer. 

Eine  recht  interessante  Beigabe  der  Ausstellung  bildeten 
verschiedene  Obstkollektionen.  In  der  Kultur  feiner 
Tafelfrüchte  leistet  die  H.  Dodelsche  Gartenverwaltung, 
Gaulis  bei  Bohlen  i.  S.,   Obergärtner  A.  Beyer,    ganz  Vor- 


zügliches. Ganz  ausnahmsweise  soh(">n  in  der  Entwicklung  waren 
von  Äpfeln  Ccllmi.  Kni.«  r  II  illnlm.  I\,n~,r  Alexander,  Bismarck- 
apfel,  Cox'  J'oiiinii't.  Srliuin  r  inii  /n,//.,/sr  tiüd  Muskatreinetle, 
von  Bii-nen  Diels  iltiltiibinii',  J'Jspeims  Beryamotte,  Birne  von 
Tongres  sowie  Herzogin  von  Angoideme.  Die  Kloster- 
gärtnerei  Sornzig  hei  Leipzig  führte  ihre  Apfel  in 
Kisli'H  sailit;cuinri  \ i'ijiai'kt,  jede  Kiste  einen  Zentner  netto 
von  <-\ui-v  S..ii,>  .iitlMltiiid,  in  den  vier  Sorten  Goldreinelte 
niii  ISIiiiIkiih.  ISisiiiiiirLitpfel,  Winter- Goldparmäne  und  Grö/le 
Knsneler  lieinctle  vor.  Die  auf  Tellern  ausgestellten  Früchte 
dieser  Ausstellerin  waren  mit  Öl  abgerieben,  wodurch  sie 
einen  unnatürlichen  Glanz  erhielten,  ein  ebenso  verwerfliches 
als  unappetitliches  Verfahren,  das  auch  einzelne  Aussteller 
in  Düsseldorf  angewendet  hatten,  Vor  Nachahmung  wird 
gewarnt !  Unter  der  Marke  des  B  e  z  i  r  k  s  o  b  s  t  b  a  u  v  e  i-  e  i  n  s 
Leipzig  zeigten  verschiedene  Mitglieder  ihr  Bestes.  In 
dieser  Gruppe  waren  die  Früchte  von  F  r.  W  i  1  h.  D  o  d  e  1 , 
Dösen  bei  Dölitz  (Bez.  Lpz.),  die  schönsten.  Von  schlecht 
vertretenen  Sorten  aus  dieser  Kollektion,  die  in  der  Um- 
gebung von  Leipzig  nach  den  ausgestellten  Proben  die  An- 
pflanzung ni<lif  vcrdinicM,  sind  zu  nennen  Schöner  von  Nord- 
hauseii  und  Srlmn,  r  mi,  Ihskoop,  Bibston  Peppiiig,  Baumanns 
Beinette  und  Kni.-icf  Ali.nn/der.  In  dieser  Kollektion  befanden 
.sich  auch  hübsche  Weintrauben.  Reich  mit  Früchten 
behangene  Topfreben  hatte  die  H.  Dodelsche  Garten- 
Verwaltung  in  Gaulis  zu  einem  Laubengang  zusammen- 
gestellt. Recht  anerkennenswert  war  auch  die  Kollektion  der 
Gräflich  von  H  o  h  e  n  t  h  a  1  -  und  B  e  r  g  e  n  s  c  h  e  n 
Schloßgärtnerei  in  Knauthain,  wenn  sie  auch  die  minder- 
wertigsten Prinzenäpfel  enthielt,  die  ich  bis  dahin  gesehen 
hatte.  Das  falsche  Bestreben,  möglichst  große  Sortimente 
auszustellen,  führt  dazu,  solch  schlechte  Früchte  fiffentlicher 
Kritik  auszusetzen. 

Die  Leipziger  sind  recht  gemütliche  Leute  oder  richtiger 
gesagt  gastfreundliche  Gemütsmenschen.  Als  Preisrichter 
hatten  sie  sich  tüchtige  Fachgenossen  aus  der  näheren  und 
weiteren  Umgebung  versehrieben,  die  mit  Eifer  ilu-es  schwierigen 
Amtes  walteten.  Der  Abend  des  1  2.  November  vereinte  alle 
zu  einem  solennen  Festessen,  an  dem  einige  hundert 
Lebenslustige  beiderlei  Geschlechts  teilgenommen  haben.  Auf 
das  durch  heitere  imd  ernste  Reden  gewürzte  Festmahl  folgte 
ein  Ball,  der  die  Tanzlustigen  bis  zum  hellen  Morgen  zu- 
sammenhielt. Es  wäre  zu  wünschen,  daß  an  Stelle  der 
großen,  an  die  auswärtigen  Aussteller  ungewöhnlich  hohe 
Ansprüche  stellenden  Ausstellungen  für  die  Folge  mehr  imd 
mehr  Lokalausstellungen  treten,  die  keineswegs  Pflanzen- 
märkte zu  sein  brauchen.  Ein  solcher  war  die  Leipziger 
Ausstellung  jedenfalls  nicht,  wir  wünschen  aber,  daß  sie  den 
Ausstellern  zu  neuen  und  vorteilhaften  Geschäftsverbindungen 
verhelfen  möge.  Lokale  Veranstaltungen  aber,  die  sich  weit 
über  den  engeren  Kreis  des  betrefPenden  Ortes  hinaus  Be- 
achtung zu  erringen  vermögen,  können  selbstverständlich  mu' 
in  Städten  veranstaltet  werden,  die  man,  wie  Leipzig,  mit 
Recht  zu  den  führenden  auf  dem  Gebiete  des  Gartenbaues  zählt. 


Die  Nationale  Chrysaiitlieimmi-AusstelJiiii^  im 
Crystal  Palace  zu  London. 

Von  H.  Riebe,  London-Riohmond. 

Die  große  Ausstellung  der  Nationalen  Chrysanthemum-Gesell- 
schaft fand  am  2.,  3.  und  4.  November  im  Crystal  Palaoe  zu  London  statt. 


118 


Die  Gartenwelt. 


IX,   10 


Diese  drei  Tage  gelten  als  Glanz-  und  Festtage  der  Tätigkeit 
der  Gesellschaft.  T)ie  Ausstellung  bot  fast  durohgehends  Material 
ersten  Ranges,  das  selbst  einem  verwöhnten,  ich  möchte  sagen  mit 
Ausstellungen  übersättigten  Londoner  Publikum  volle  Bewunderung 
abzuringen  vermochte.  Die  dargebotenen  Blumen  zeugten  von  ge- 
sundem, kräftigem  Wachstum  und  waren  meist,  wenn  auch  nicht 
immer,  von  edler  Form  und  brillanter  Färbung. 

Die  Gesamtanordnungen  ge.schahen  unter  Leitung  des  Sekretärs  der 
Gesellschaft  Mr.  R.  Dean  und  unter  Assistenz  des  Mr.  G.  Caselton, 
Garden-Superintendent  of  the  Palace. 

An  Preisen  waren  vorhanden,  neben  den  gebräuchlichen  goldenen, 
silbernen,  bronzenen  Medaillen  und  Ehrenpreisen,  109  Speziaipreise 
ä  5  Shilling  und  einer  von  10  Shilling  6  Pence,  welche  neben  der 
Gesamtauszeichnung  noch  für  einzelne  Blumen  von  besonderer  Voll- 
kommenheit bestimmt  waren. 

Merkwürdigerweise  waren  Chrysanthemum  in  Töpfen  nur  in 
verschwindend  geringer  Anzahl  vorhanden.  Es  kamen  neben  einigen 
reichgarnierten,  schirmartig  gezogenen  Pflanzen  nur  zwei  größere 
Gruppen  in  Betracht.  Der  erste  Preis  fiel  auf  die  Gruppe  der  Lady 
Täte,  auf  Park  Hill  bei  Streatham  Common,  Gärtner  Mr.  W.  Howe. 
Dieses  Gruppenbeet  war  geschmackvoll  zusammengestellt  unter  Zu- 
hilfenahme einer  Anzahl  Palmen,  Banibusen,  Farne.  Crotons,  Asparagus 
etc.  und  enthielt  in  der  erhöhten  Mitte  eine  größere  Änzalil  wohl- 
gezogener  und  schön  geformter  Chrysanthemen  von  dekorativem  Wert. 

Mit  dem  zweiten  Preise  wurde  die  Gruppe  der  Firma  J.  Reed 
&  Son,  West-Norwood  bedacht,  die  in  ähnlicher  Weise  wie  oben  er- 
wähnte ausgeführt  war.  Die  hierzu  verwendeten  Blattpflanzen  waren 
von  tadelloser  Beschaffenheit  und  als  hervorragend  schön  seien 
folgende  Chrysanthemumsorten  erwähnt:  .^Henry  Perkitvs^^  ,.Lord 
Hopetouw\  „W.  Duckham",  ,,Dora  Pn//«e",  „Charles  Longley", 
„Oeo  Milcham''^  etc. 

Den  Hauptbestandteil  der  Ausstellung  bildeten  die  Schnitt- 
blumen. Diese  waren  neben  einer  Anzahl  langstieliger,  in  Vasen 
gestellter  Blumen  zum  weitaus  größeren  Teil  als  ganz  kurz  ge- 
schnittene und  in  Hülsen  auf  Kisten  (exhibition  boxes)  nach  Schema 
F  geordnete  Blumen  zur  Schau  gestellt.  Wenngleich  diese  Art  der 
Zurschaustellung  den  Effekt  der  einzelnen  Blume  nicht  beeinträchtigt, 
80  ist  doch  der  Gesamteindruck  dieser  unendlich  langen,  symmetrisch 
gestellten  Reihen  höchst  monoton.  Eine  rühmhche  Ausnahme  hiervon 
machten  die  im  Mittelraume  des  Palastes  gegenüber  der  großen 
Orgel  sich  befindenden  ausgedehnten  Darbietungen  von  Norman 
Davis  aus  Framfield  Nursery  in  Uckfield-Sussex  und  von  H.  J. 
Jones,  Ryecroft  Nurseries  in  Lewisham,  die  den  Hauptanziehungs- 
punkt der  Ausstellung  bildeten;  namentlich  die  Art  der  Anordnung, 
und  das  gezeigte  Material  erstgenannter  Firma  war  von  grandioser 
Wirkung.  Wahrend  im  Hintergrund  der  Schaufront  abwechselnd 
Pflanzen  und  Schnittblumen  aller  Varietäten  der  Chrj'santhemum 
Aufstellung  gefunden  hatten,  zog  sich  in  der  Mitte  der  Tafel  eine 
Reihe  ca.  4—5  Fuß  hoher  Bambusständer  hin,  jeder  eine  Vase 
mit  zwölf  ausgewählten  Blumen  enthaltend  und  passend  garniert 
mit  bunt-  und  zierblättrigem  Laubwerk.  Hiervor  endlich  befand 
sich  das  große  Sortiment  geschnittener  Blumen  von  wahrhaft 
edlen  Formen  und  Farben.  Wenn  diese  auch  nach  der  üblichen 
Art  und  Weise  ganz  kurz  geschnitten  und  in  Hülsen  gesteckt 
waren,  so  wurde  doch  diese  unschöne  Art  der  Schaustellung  dadurch 
erheblich  geschwächt,  daß  man  jede  einzelne  Blume  in  die  Mitte 
eines  herrlich  begrünten  Adiantumtopfes  ge.stellt  hatte.  Die  in  derselben 
Frontlinie  sich  befindende  Anordnung  der  Firma  H.  J.  Jones  war  in 
ähnlicher  Weise  geschehen,  nur  mit  dem  Unterschied,  daß  an  Stelle 
der  Adiantumtöpfe  die  „Ausstellungskisten"  verwendet  waren.  Als 
Spezialität  des  Mr.  N.  Davis  mögen  die  Varietäten  und  Neu- 
züchtungen der  „Mme.  C«r«oi"-Klasse  gelten;  er  zeigte  Blumen 
von  vollendeter  Schönheit.  Zahlreich  waren  ferner  andere  Varietäten 
japanischer  Chrysanthemen,  und  eine  hervorstechende  Neuheit  ist 
,,Mona  Davis^\  weiß  mit  gelblichem  Zentrum;  ferner  „Lady  Curxon'\ 
reiches  Gelb,  zur  Bronzotönung  neigend ;  ,,Mr.  Charles  Davis^\  die  eine 
Verbesserung  der  Varietät  „Duchess  of  Sutherland''  zu  sein  scheint. 
Beiden  genannten  Firmen  wurde  die  goldene  Medaille  zuerkannt. 


Vor  diesen  eben  beschriebenen  Gruppen  befanden  sich  eine 
größere  Anzahl  langgestreckter  Tafeln,  welche,  flankiert  von  präch- 
tigen Schaufronten  der  Firmen  Cannell  &  Son,  Swanley,  einerseits 
und  Hobbies'  Limited  in  Dercham-Norfolk  auf  der  anderen  Seite, 
den  Mittelpunkt  der  Ausstellung  im  großen  Orgelsaal  des  Palastes 
bildeten.  Cannell  &  Son,  Swanley,  zeigten  neben  einem  reichen 
Sortiment  schöner  Chrysanthemen  eine  Anzahl  prächtiger  „Orcbid- 
Cannas"  (orohideenblütiger  Cannas)  und  eine  stattliche  Sammlung  ge- 
schnittener Pelargonien.  Von  diesen  seien  als  hervorragend  erwähnt: 
,,Countess  of  Hopeiowv^  weiß,  rosa  Zentrum;  .,Diichess  of  Roxbta-gh", 
lachsfarben;  „Geor^'e  Coats",  feurig  rot;  „King  Victor";  klares  Kirschrot; 
„Lady  Warwicf-,  weiß  mit  rosa  Kanten;  „Lord  Kitchetier",  weiches 
Rot;  „Mrs.  Simpso}i",  weiß,  rosa  Zentrum;  „Princess  of  IFafes", 
rosenrot;  Sir  E.  Cassel",  brillant  rot;  „The  Mikado'%  kirschrot  usw. 
Von  besonders  edlen  Chrysanthemen  dieser  weitbekannten  Firmen 
seien  erwähnt:  „Mme  Paolo  Radaelli'\  große,  edelgefornite,  zart^ 
gelbe  Blume;  Miss  Muriel  Tait^\  breite,  lange  Fetalen,  reinweiße 
Mitte  mit  oremegrünem  Schatten;  „Capt.  Ä.  H.  KendaW-^  eine  der 
besten  Neuheiten  der  Saison  von  vollendeter  tiallform  und  tief  gold- 
gelber Färbung.  Als  eine  Spezialität  der  Firma  gelten  die  einfachen 
Chrysanthemen,  unter  denen  sich  eine  reiche  Zahl  höchst  dekorativer 
Neuheiten  befinden;  ich  nenne  hier  nur  Oiant  single  Eureka;  auch 
dieser  Firma  wurde  die  goldene  Medaille  zuteil. 

Mr.  W.  G.  Godfrey,  Nursery-Exinouth,  brachte  eine  imposante 
Gruppe  vorzüglicher  Ausstellungsblumen,  ferner  eine  Anzahl  klein- 
blumiger Varietäten  und  erhielt  eine  goldene  Medaille. 

Mrss.  John  Laing  &  Sons,  Forest  Hill,  London,  stellten  eben- 
falls eine  reichhaltige  Sammlung,  teils  in  Töpfen,  zur  Schau,  daneben 
ein  gutes  Sortiment  Tafelobst.  Silberne  Medaille.  Eine  der  Haupt- 
preisklassen bildete  die  Klasse  für  verwandte  Gesellschaften.  Verlangt 
waren  84  Blumen,  enthaltend  je  24  Spielarten  und  Japaner.  In 
Wettbewerb  traten  „The  Epsom  and  District  Chrysanthemum  Society" 
und  „The  Bromley  and  District  Chrysanthemum  Society",  Erst- 
genannte Vereinigung  errang  den  ersten  Preis  und  war  namentlich 
die  Gruppe  der  Japaner  hervorragend  schön.  „Bessie  Oodfrey", 
,.Mafeking  Hero'\  „Duchess  of  Sutherland''^,  „Mr.  F.  S.  Vallis^^  „Sen- 
sation" und  zahlreiche  andere  waren  bemerkenswert.  Die  andere 
Gesellschaft  erhielt  den  zweiten  Preis  für:  „Ännie  Hill''';  „Mme.  0. 
Bruanf^  „Mrs.  Jiulson'-'-  und  für  die  Japaner:  „Duke  of  Devon- 
shire",  „Mme.  Paolo  Radaelli^\  .^Chenon  de  Leche^^  etc.  Weitere 
größere  Preisklassen  standen  offen  für  ausschließlich  japanische 
Varietäten  und  wurden  verlangt  Sammlungen  von  84,  24  und  12 
diversen  Blüten,  ferner  Vasen  mit  je  5  Blumen  einer  Sorte.  Der 
Preis  der  84er  Gruppe  fiel  auf  die  Sammlung  des  A.  Täte  Esqu., 
Leatherhead.  In  Form  und  Farbe  vollendet  waren  „Le  Orand 
Dragon",  „Mr.  T.  Canington'\  „Miss  Olive  Miller'\  „Mr.  F.  S.  Vallis", 
„Mermaid-\  „Oeo  Lawrence",  „Lord  Litdlow",  „Oodfrcys  King", 
„Ethel  Fitxroy'-'-,  „Beaiity  of  Siissex^\  „J.  R.   Upton"  etc.  etc. 

In  der  24er  Gruppe  wetteiferten  nicht  weniger  denn  17  Be- 
teiliger um  den  großen  Preis,  welcher  den  Speziaipreis  des  Präsidenten 
von  5  Guineen  (105  Mark)  einschloß.  Er  wurde  gewonnen  von 
J.  B.  Hankey  Esqu.,  Fetcham  Park,  Fetcham  (Gärtner  Mr.  W. 
Higgs) :  für  „Mafeking  Hero'-;  „Manddu  Cros",  Mrs.  Milcham",  „S.  T. 
Wright".  „Oodfreys  Pride^K  „Bessie  Oodfrey^%  „0.  T.  Tornyerofp'-  etc. 

2G  Bewerber  rangen  um  den  Preis  der  dritten  Abteilung.  Als 
Sieger  ging  hervor:  Mr.  Goremi  ah  Lyon,  Riddings  Court,  Caterham- 
Valley.  Neben  bekannten,  bereits  erwähnten  Sorten  zeichneten  sich 
aus :  „Elsie  Fulton",  „ÄustraUe",  „  W.  R.  Chureh"  und  „Mrs.  Mease'K 

Die  Gruppe  der  Vasen  mit  je  fünf  langgestielten  Blüten  mit 
belaubten  Stielen  war  namentlich  für  den  Fachmann  von  besonderem 
Interesse.  Leider  war  gerade  hierin  die  Beteiligung  schwach.  Mit 
Leichtigkeit  konnte  der  Preis  für  fünf  weiße  Blumen  einer  Sorte 
Colin  Campbell  Esqu.  mit  „Mme.  Gustave  Eenri",  einer  Blume 
von  ausgebildeter  Form  und  Farbe,  zuerkannt  werden.  Ferner  waren 
verlangt  fünf  gleichartige  Blumen  irgend  einer  gelben  und  fünf  irgend 
einer  anderen  Farbe  oder  Sorte.  Den  Preis  für  gelbe  Blumen  gewann 
John  Balf  our  Esqu.  mit  ,,il/»-.  F.  S.  Vallis",  einer  wahrhaft  herrlichen 
Ausstelliingsblume.  Derselbe  Aussteller  erntete  den  Preis  der  dritten 
Gruppe  mit  fünf  gleichartig  schönen  Blumen  der  „Mrs.  Barkley". 


IX,  10 


Die  Gartenwelt. 


119 


Die  näcbstgrößte  Abteilung  war  die  Abteihuig  für  Sorten  mit 
einwärts  gekrümmten  Fetalen.  Den  Preis  der  Gruppe  I,  enthaltend 
36  verschiedene  Blumen,  errang  G.  B.  Hankey  Esqu.  mit  hervor- 
ragenden Schönheiten  von:  ,,Duchess  of  Fife'-\  „Nellie  Threlfalt\ 
,,/l.  Tatc'\  „Ilatiicell  Oliirif\  ..Mrs.  0.  Bri/ce'',  „Annie  Hill';  „Paiiiia 
Ra/Ii-  etc. 

(jruppe  II:  12  diverse  Blumen;  erster  Preis  wiederum  G.  B. 
Ilankey  Esqu.  mit  ,..!/;■«. ./owe.s",  ,,Eiiiprcss  of  I)ulia^\  „Chas.  Ciiriies^', 
..Major  Bonnaffoii",  „Jalem''-  otc.^ 

Gruppe  III:  6  Blumen  einer  Sorte.  Preis:  Sir  A.  Henderson 
mit  (j  ausgezeichneten  Blumen  von  „Diwltcis  of  Fife'''-.  Eine  weitere 
Hauptklasse  dieser  Abteilung  bestand  für  Chrysanthemum  in  Vasen. 
Der  Pi'eis  von  12  Guineen  der  „Crystal  Palace  Company"  fiel  auf 
die  Sammlung  von  Sir  W.  G.  Pearoe,  Bart.,  Chilton  Lodge-Hunger- 
ford,  auf:  „Mrs.  Q.  ]Jadaway^\  „Miss  E.  Shrimptotr'-,  „W.  Duek- 
lia)?i'-,  „Mrs.  Barkl€(f^  und  andere  bereits  genannte  Soi-ten. 

Ein  Preis  für  6  Vasen  in  6  ausgewählten  Varietäten  war  ge- 
spendet von  „The  Ichtemic  Guano  Company  in  Ipswich".  Er  fiel 
auf  J.  B.  Hankeys  Vasen  mit  vollendeten  Blüten  von  „Mrs.  J. 
Scward^\  „Lady  lsabel'  und  „7b/ja?c   Orientale^''. 

Interessant,  wenn  auch  bei  schwacher  Beteiligung,  war  die 
Sammlung  emfach  blühender  Chrysanthemen.  Von  besonders  dekora- 
tivem Wert  waren  die  von  J.  Courtenay  Esqu.,  Weybridge,  ge- 
brachten Sorten,  wie :  „Edith  Pagram'",  große  Blume  von  rosig- 
purpurner Farbe,  „Farina'-\  dunkelrot,  ,,Pink  Beauty",  wohl  die 
schönste  Blume  in  der  Sammlung  mit  zart  rosa  Fetalen,  „Orace^'' 
und  „Else  Melrille". 

Leistungen  von  bindekünstlerischem  Wert  waren  nicht  vor- 
handen. Während  eine  Anzahl  Körbe  und  Vasen,  zusammengestellt 
von  herhstlich  gefärbtem  Laubwerk  und  Beeren  wie  Coieneaster, 
Crataegus,  Schneebeeren,  auch  Clematis  etc.,  noch  einigen  Geschmack 
verrietsn,  waren  die  in  Chrysanthemum  gearbeiteten  Sachen  durchaus 
minderwertig. 

Weit  größeie  Beachtung  verdienten  und  reges  Interesse  erweckten 
die  Leistungen  der  Firmen  Cutbush  &  Sons,  Highgate -London 
(gold.  Medaille),  Crose  &  Son,  Cheshunt-Herts  (gold.  Medaille), 
David  Russell,  Essex  Nurseries  in  Brentwood,  T.  Rochford  & 
Sons,  Broxbourne,  eine  der  größten  Gärtnereien  unter  Glas.  Alle 
diese  Firmen  brachten  neben  reichen  Sortimenten  von  AVarm-, 
Kalthaus-  und  dekorativen  Pflanzen  als  Spezialitäten  größere  Mengen 
von  auf  Eis  zurückgehaltenen  Lilien,  Font.  Azaleen,  div.  Syringen, 
Laburnum  und  Maiblumen.  Eine  reiche  und  auffallend  schöne  Gruppe 
von  Eriken  zeigten  die  Gregory  &  Evans,  Longlands  Nurseries- 
Sidcup  in  Kent.  Als  Neuheit  der  Firma  war  Erica  gracilis  nivalis 
von  Bedeutung. 

Selbst  Früchte  waren  in  reicher  und  gewählter  Auswahl  ver- 
treten und  Preise  für  Trauben  wie  für  Kernobst  ausgesetzt.  Preis- 
gekrönt wurden  nachstehende  Trauben  von  wirklich  edler  Beschaffen- 
heit: „Gros  Colmar-'-  und  „Muscat  of  ÄJcxandria^^  von  W.  Taylor 
Tewkesbui-gh  Lodge-Fores  Hill,  „Black  Alieanse''  von  A.  B.  "Wadds, 
Paddockhuret-Crawley. 

Neben  mehreren  guten  Kernobstsortimenten  waren  zwei  der 
schönsten  Tafeln  die  der  Firmen  Bunyard  &  Company-Limitid, 
Maidstone  (Kens)  und  Cannell  &  Son,  Swanley  (Kent);  letztere 
Firriia  stellte  ein  prächtiges  Sortiment  von  345  Varietäten,  Äpfel  wie 
Birnen,  zur  Schau.  Form  und  Farbe,  namentlich  der  Äpfel,  waren 
in  der  Tat  auffallend  und  verrieten  die  Vorzüge  des  Bodens  und 
Klimas  ihrer  Heimat  Kent,  der  Garten  von  England  genannt.  Die 
goldene  Medaille  ward  diesen  Früchten  zuerkannt. 

Zum  Schlüsse  möchte  ich  über  den  Gesamteiudruck.  den  eine 
Ausstellung  derartigen  Umfanges  eigentlich  hervorrufen  müßte,  noch 
ainige  Worte  sagen.  Ein  Gesamteindruck  war  einfach  nicht  zu  ge- 
winnen. Ich  will  keineswegs  bestreiten,  daß  ein  Koloß  wie  der 
Kristall-Palast  zu  London  sich  für  derartige  Unternehmungen,  vom 
praktischen  Standpunkte  aus  betrachtet,  vorzüglich  eignet  —  Raum 
ist  genügend  vorhanden.  Jedoch  wie  verschwindend  wirkt  selbst  ein 
Material  reichster  und  schönster  Auswahl,  wie  es  hier  vorhanden 
war,   gegenüber   diesen    unendlichen    Hallen    oder   gar   dem    weiten, 


domartigen  Orgelsaal,  wo  Tausende'  von  leeren  Sitzplätzen  von  den 
Emporen  und  Galerien  herunterstaiTen !  So  etwas  läßt  sieh  nicht 
wegdekorieren. 

Die  ClH'ysanthemum -Ausstellung  in  Göttingen. 

Vom  11.  bis  13.  November  fand  im  „Stadtpark''  zu  Göttingeu 
eine  große  Chrysanthemum-,  Herbstflor-  und  Binderei -Ausstellung 
statt,  deren  gute  Durchführung  um  so  mehr  anzuerkennen  ist,  als 
nach  Lage  der  Verhältnisse  von  vornherein  ersichtlich  war,  daß  die 
Last  sich  nur  auf  wenige  Schultern  verteilen  würde.  Im  wesentlichen 
waren  es  die  Firmen  Hermann  Starke  und  Heinrich  Scheuer- 
mann, beide  in  Göttingen,  die  ]'echt  eigentlich  das  Unternehmen 
trugen.  Diese  beiden  Konkurrenten  nahmen  je  eine  Hälfte  dos  sehr 
geräumigen  Saalbaues  derart  in  Anspruch,  daß  die  eingesprengten 
übrigen  Einsendungen  in  ihrer  Gesamtheit  dagegen  nicht  aufzukommen 
vermochten.  In  der  Mitte  hatte  die  Stadtgärtnerei  eine  höchst  de- 
korative Gruppe  aufgebaut.  In  bester  Verfassung  stehende  Aus- 
steUungsware  herrschte  überall  vor.  Das  Arrangement  war  geschickt, 
doch  litten  einige  Gruppen  durch  zu  dichten  Stand.  Hervorragend 
ausgebildete  Blumen  wies  die  Privatgärtnerei  der  Villa  Levin  auf. 
Eine  andere  Privatgärtnerei,  Villa  Freya  in  Wilhelmshöhe,  führte 
herrliche  Bongainvilleen  vor.  Mächtige  Exemplare  von  Asparagus 
Sprengeri  hatten  Scheuermann,  Starke  und  die  Stadtgärtnerei  aus- 
gestellt. Außerdem  waren  noch  Cyclamen,  Begonien,  Primeln,  Mai- 
blumen, Kakteen  vertreten,  aber  in  so  kleinen  Emsendungeu,  daß 
dadurch  der  Charakter  als  Chrysanthemum -Ausstellung  gar  nicht  be- 
rührt wurde.  Sehr  gefällig  war  die  von  Starke  gestellte  große 
Kaisergruppe.  Die  in  zwei  Nebensälen  untergebrachten  Binderei- 
erzeugnisse litten  durch  die  reichliche  Verwendung  weißlackiertor, 
mit  Gold  abgesetzter  Gestelle,  wie  sie  ja  in  allen  erdenklichen 
„geschmackvollen  Mustern"  denen  angeboten  werden,  welche  den 
Korbmacher  für  sich  komponieren  lassen  möchten.  Und  dabei  zeigten 
viele  recht  gute  Arbeiten,  daß  es  dieser  Krücke  gar  nicht  bedurft 
hätte,  um  zum  Ziele  zu  gelangen.  Das  Blumenmaterial  war  schön 
und  teilweise  kostbar.  —  In  abgeschnittenen  Chrysanthemum-Blumen 
schlug  Georg  Bornemann,  Blankenburg  a.  H.,  die  lokale  Kon- 
kurreuz  ohne  Schwierigkeit  aus  dem  Felde. 

Eine  besondere  kleine  Chrysanthemum-Ausstellung  bestand  außer- 
dem, wie  alljährlich,  im  Victoriahause  des  botanischen  Gartens. 
Gartenmeister  Bonstedt  wird  vermutlich  mit  dieser  alljährhchen 
Darbietung  erleseneu  Blumenraaterials  der  schönen  Ausstellung  den 
Boden  im  Göttinger  Publikum  geebnet  haben,  das  jetzt  durch  regen 
Besuch  sich  dankbar  erwies.  Daß  der  Göttinger  Gartenbau-Verein 
an  die  große  Aufgabe  sich  getraut  imd  sie  erfolgreich  durchgeführt 
hat,  möge  andern  kleinen  Vereinen,  die  häufig  in  Obst-  imd  Gemüse- 
simpelei völlig  verkommen,  ein  gutes  Beispiel  abgeben.        Krone. 


Tagesgeschichte. 

Brüssel.  Eine  nachahmenswerte  Einrichtung  besteht  im 
Brüsseler  Botanischen  Garten:  Alljährlich  im  Herbst  werden  (nach 
belgischen  Blättern)  die  überschüssigen  Pflanzen  an  dortige  Wohlfahrts- 
vereine verteilt.  Diese  Blumen  und  Pflanzen,  die  früher  auf  die 
Komposthaufen  geworfen  wurden,  wandern  jetzt  mit  einer  gedruckten 
Anweisung  wie  sie  zu  behandeln  sind,  in  die  Häuser  der  Pfleglinge 
von  wohltätigen  Vereinen  und  werden  mit  großer  Dankbarkeit  von 
diesen  entgegengenommen. 

Düsseldorf.  Die  Stadtverordnetenversammlung  genehmigte  die 
Bepflanzuiig  folgender  Straßen:  Urdingerstraße  (zwischen  Kai-er.-^- 
werther  und  Roßstraße),  Prinz  Georgstraße  (zwischen  Park-  und 
Winkelfelderstraße),  Ahnfeldstraße  (zwischen  Grafenberger  Allee  und 
Schumannstraße),  Erkratherstraße  (zwischen  Albert-  und  Marken- 
straße), Dorotheenstraße  (zwischen  Platanen-  und  Birkenstraße), 
Gustav  Poensgenstraße  (zwischen  Hütten-  und  Luisenstraße).  Da  die 
vorhandenen  Mittel  hierzu  nicht  ausreichen,  wurden  14055,20  Mk. 
bewilligt.  VV. 


Die   Gartenvveli. 


IX,   10 


—  Die  Stadtverordneteiiveisamnilung  hatte  ferner  über  den 
Ankauf  der  bekannten  Palmeusamnilung  von  Winter-Bordigbera  (aus 
der  Hauptblumenhalle)  zu  entscheiden.  Gefordert  wurden  9000  Mk., 
während  der  tatsächliche  Wert  16000  Mk.  betragen  soll.  Der 
Hofgartenausschuß  befürwortete  den  Ankauf,  die  Finanzkommissiun 
hielt  ihn  dagegen  für  einen  Luxus,  den  man  sich  gerade  jetzt  nicht 
leisten  könnte.  Es  wurde  auch  darauf  hingewiesen,  daß  die  städtischen 
Gewächshäuser  durchaus  nicht  d^fi  Anfordeningen  der  Gegenwart 
entsprächen.  Die  Vorlage  wurde  schließlich  mit  18  gegen  16  Stimmen 
abgelehnt.  W. 

Essen.  Die  Stadt  beschloß  in  geheimer  Sitzung  der  Stadt- 
Tcrordneten  den  Ankauf  des  Langenbrahmer  AValdes  des  Frhrn.  von 
Schell  in  Größe  von  307  Morgen  für  1'/^  Millionen  Mark.  Die  zur 
Abrundung  notwendigen  eingesprengten  Parzellen  von  Luthe,  Springob, 
Schulte,  Geiser,  Grote  und  Beuten  hat  die  Stadt  ebenfalls  zum  Preise 
von  231800  Mk.  an  der  Hand,  so  daß  das  ganze  geschlossene  Terrain 
demnächst  für  den  Preis  von  rund  V/.,  Millionen  Mark  im  Besitze 
der  Stadt  ist.  Auf  dem  so  gewonnenen  Gelände  soll  ein  Stadtpark 
größeren  Stiles  angelegt  werden.  Dieser  Beschluß  ist  mit  Freuden 
zu  begrüßen,  einerseits  weil  er  unseren  befähigten  Gartenkünstlem 
Gelegenheit  zu  edlem  Wettstreit  bieten  wird  und  anderseits  weil  die 
Bevölkerung  in  einer  Reihe  von  Jahren  den  so  nötigen  Stadtpark  er- 
halten wird.  Man  sieht  also  in  dem  rheinisch-westfälischen  Industrie- 
gebiet mehr  und  mehr  ein,  wie  wichtig  für  die  Volkswohlfahrt  die 
öffentlichen  Parkanlagen  sind  und  trachtet  danach  die  Unterlassungs- 
sünden der  Gründeijabre  gut  zu  machen,  so  gut  wie  es  eben  noch 
geht.  Das  angenommene  Projekt  deckt  sich  im  großen  und  ganzen 
mit  dem  früheren  Langenbrahmer  Piojekt,  ist  jedoch  etwas  erweitert. 
So  erstreckt  sich  jetzt  das  Waldterrain  nach  Nordosten  über  den 
Bahnhof  Rellinghausen-West,  während  unmittelbar  an  der  Kolonie 
Altenhof  ein  Teil  des  Waldes  wegfällt,  der  inzwischen  an  die  Firma 
Krupp  verkauft  ist.  Nach  Süden  erstreckt  sich  der  Wald,  der  sonst 
ganz  in  der  Bürgermeisterei  Rellinghausen  liegt,  ein  gut  Stück  nach 
Bredeney  hinein.  Nachdem  so  Essen  auch  in  Rellinghausen  Großgrund- 
besitzerin geworden,  Lst  und  einen  Schritt  nähei'  auf  die  Ruhr  zu 
getan,  wird  wohl  auch  die  Zeit  nicht  mehr  unabsehbar  sein,  wo  Essen 
in  Wirklichkeit  an  der  Ruhr  liegt. 

Die  Mittel  werden  wohl  durch  eine  Anleihe  beschafft  werden 
müssen,  zu  deren  Verzinsung  und  Tilgung  die  Pachtbeträgü  aus 
einzelneu  Wirtschaftsbetrieben  im  Stadtwalde,  aus  den  Mitteln  der 
Kruppstiftung,  den  Ueberschü.ssen  der  Sparkasse  imd  hauptsächlich, 
nach  erfolgter  Eingemeindung  von  Rüttenscheid,  durch  Parzellierung 
des  Haumannshofes  gewonnen  werden. 

Frankfurt  a.  M.  Gelegentlich  des  hier  tagenden  Bundes 
deutscher  Nahr\ingsmittelfabi-ikanten  und  Händler  Ist  ein 
Verband  deutscher  Obst-  und  Beerenweinproduzenten  mit 
dem  Sitz  in  Frankfurt  a.  M.  gegründet  worden.  Vorstand:  A.  H. 
Freyeisen,  Fr.  Rackles,  L.  H.  Freyeisen,  Henry  Roth- 
schild, Conrad  Rackles,  sämtlich  in  Frankfurt  a.  M.,  M.  Poetko, 
Guben,  und  Kommerzienrat  Scherer,  Langen  bei  Darmstadt. 

Mannheim.  Das  Gerücht,  daß  die  Errichtung  eines  Zoologi- 
srh'ii  (Jarii'iis  für  Mannheim -Ludwigshafen  geplant  sei,  findet  jetzt 
sfiiH-  üi'stiiti^ung.  Als  Terrain  sollen  180000  Quadratmeter  Gelände 
läng.s  des  Ncckarauer  Waldes  am  hoohwasserfreien  Rheindamm  j,for- 
geselien  werden.  Die  Konstituierung  einer  Gesellschaft  von  kapital- 
kräftigen Mannheimer  und  Ludwigshafeuer  Bürgern  soll  demnächst 
ei-folgen.  Man  will,  um  das  unternehmen  rentabel  zu  gestalten, 
einen  kleinen  botanischen  Garten  und  eine  permanente  Kolonial- 
ausstellung mit  dem  Zoologischen  Garten  verbinden.  An  einer  Ver- 
wirklichung des  Projektes  ist  nicht  mehr  zu  zweifeln,  wenn  sich 
genügend  kapitalkräftige  Garantiezeichner  finden. 

Ob  sich  ein  Zoologischer  Garten  hier  auf  die  Dauer  halten  kann, 
ist  sehr  fraglich.  Gute  Zoologische  Gärten  gibt  es  ja  zur  Genüge  im 
Deutschen  Vaterland,  es  gibt  auch  mehrere  minderwertige  Unter- 
nehmungen, doch  ob  derartige  Gründungen  auch  jetzt  in  die  „rechte 
Gründerzeit"  fallen,  sei  dahingestellt.  Das  „Inventar"  ist  immerhin 
ein  „fortwährend  zehrendes"  und  gehört  bedeutend  mehr  Kapital 
dazu,  wie  zu  Unternehmungen  anderer  Art,  wenn  nicht  da.s  Ganze 
an  „Zehrung"  frühzeitig  zugrunde  gehen  soll.  Beuß. 


Aus  dem  Rheinlande.  Die  Stadtverordnetenversammlung  zu 
M.-Gladbach  bewilligte  am  9.  November  die  Summe  von  7500  Mk. 
für  die  Bepflanzung  von  städtischen   Grundstücken   mit  Obstbäumen. 

—  Die  Instandhaltung  der  städtischen  Anlagen  in  Ürdingen 
erforderte  immer  dringender  den  Bau  eines  eigenen  Gewächshauses, 
Neuerdings  wurde  nun  beschlossen,  ein  solches  auf  dem  Grundstück 
neben  dem  Friedhof  zu  errichten.  Die  Kosten  hierfür  belaufen  sieh 
auf  4000  Mk. 

Solingen.  In  der  Nacht  zum  9.  November  brannte  das  Wohnr 
haus  des  Gärtnereibesitzers  Hoßfeld  in  der  Burgstraßu  vollständig 
nieder.  

Personal-Nachrichten. 

Frank,  Dr.  Ad.,  Charlottenburg,  erhielt  die  große  goldene  Liebig- 
Medaille  für  Verdienste  um  die  Agrikultur-Chemie  von  der  bayrischen 
Akademie  der  Wissenschaften.  Wir  verdanken  bekanntlich  diesem 
verdienstvollen  Chemiker  die  Einführung  der  Düngung  mit  Kali- 
salzen und  auch  neuerdings  die  Nutzbarmachung  der  Stickstoffs  der 
atmosphärischen  Luft  durch  Umwandlung  desselben  in  ein  Dünge- 
mittel. Die  vor  3.ö  Jahren  zum  Andenken  an  Justus  von  Liebig  ge- 
schaffene Medaille  ist  bisher  eret  14  Gelehrten  verliehen  worden. 

Loock,  J.  F.,  Berlin,  Hoflieferant,  Schatzmeister  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  feierte  sein  40jähriges  Geschäfts- 
jubiläuni. Der  Jubilar  ist  eine  in  den  weitesten  gärtnerischen  Kreisen 
bekannte  und  überall  beliebte  Persönlichkeit. 

Uhmeyer,  Heinrich,  früherer  Gartenmeister,  starb  im  Alter 
von  85  Jahren  in  Hannover. 

Wychgran,  J.,  aus  Loga  (Ostfriesland),  übernahm  käuflich  die 
Handelsgärtnerei  von  Burineister,  Eutin  (Holstein),  und  errichtete 
dortselbst  gleichzeitig  ein  gartenteehnisches  Bureau. 


Briefkasten  der  Redaktion. 

In  meinem  Schlußbericht  über  die  internationale  Obst- 
ausstellung in  Düsseldorf  in  No.  8  Seite  86  ist  mir  ein  Versehen 
unterlaufen,  wahrscheiniich  verursacht  durch  ein  falsch  angebrachtes 
Ausstellungsschikl.  Herr  Obstbauinspektor  Schulz  in  Bonn  machte 
mich  nun  darauf  aufmerksam,  daß  das  Kgl.  pomologischc  Institut 
in  Proskau  nicht  als  Ausstellerin  vertreten  war,  sondern 
neben  der  Kgl.  Lehranstalt  für  Wein-.  Obst-  und  Gartenbau 
in  Geisenheim,  von  deren  Kollektion  ich  Abbildung  gebracht 
habe,  nur  noch  das  Pomologische  Institut  in  Reutlingen  und 
die  Obstbausohule  in  Friedberg,  Hessen.  Das  Sorliment  also,  über 
dessen  wissenschaftliche  Anordnung  ich  mich  anerkennend  aus- 
.spracb,  während  ich  die  schlechte  Be.schaffenheit  der  Früchte  ab- 
fällig kritisierte,  stammte  aus  Reutlingen.  Herr  Obstbauinspektor 
Schulz  bestätigt  mir,  daß  bei  diesem  Sortiment  viel  Birnen  in 
Fäulnis  übergegangen  waren  und  fügt  hinzu,  daß  der  Platz  der 
Reutlinger  Anstalt  recht  ungünstig  gewesen  sei;  das  Dach  war 
undicht  und  die  Früchte  hatten  demzufolge  auch  durch  Regen  und 
Schmutzwasser  zu  leiden.  Im  übrigen  muß  ich  immer  wieder  darauf 
hinweisen,  daß  einerseits  durch  das  falsche  Bestreben,  möglichst  große 
Sortimente  zu  zeigen,  nicht  nur  regelmäßig  wieder  Sorten  auf  Aus- 
stellungen gebracht  werden,  die  am  besten  in  der  Vergessenheit 
bleiben  würden,  und  daß  andererseits  es  immer  und  immer  wieder 
die  großen  Sortimente  sind,  die  wirklich  gute  Sorten  in  minder- 
wertiger Kultur  enthalten,  so  daß  sie  auch  der  Verbreitung  des  wirk- 
lich Guten  entgegen  arbeiten.  Sobald  die  mir  unterlaufene  Ver- 
wechselung festgestellt  war,  hielt  ich  es  für  meine  Pflicht,  Herrn 
Landesökononiierat  Prof.  Dr.  Stoel  davon  Kenntnis  zu  geben  und 
ihm  mitzuteilen,  daß  eine  Berichtigung  erfolgen  werde.  In  seiner 
Antwort  drückte  mir  der  Genannte  seine  Freude  über  meine  „ritter- 
liche Zuschrift"  aus.  Wie  in  diesem  Falle,  so  wird  es  mir  stets  eine 
Ehrenpflicht  sein,  ein  unterlaufenes  Versehen  ehrlich  einzugestehen 
und  nach  Möglichkeit  wieder  gut  zu  machen.  M.  H. 

C.  P.  in  Altona.  Das  Werk  von  Otto  Schnurbusch,  Die 
praktischen  Kultureinrichtungen  der  Neuzeit,  ist  jetzt,  statt  in  drei 
Bänden,  in  einem  Bande  zu  haben  und  kostet  gebunden  10,50  Mark, 
während  die  drei  Bände  einzeln  früher  13,60  Mark  kosteten.  Beachten 
Sie  den  dieser  Nummer  beiliegenden  Prospekt. 


Verwitwortl.  Rctiakteur:  Ma 


Verlag  v.  Richard  Carl  Schmidt  k  Co.,  Leipzig:. 


nhalt.  Buchdr.  Qntenber?, 


ustriertes  Wochenblatt  für  den   oresamten   Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


10.  Dezember  1904. 


No.  11. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wii'd  strafrechtlich  verfolgt. 


Farne. 


Scolopendriiira  oflicinaniiii  f.  iiiidiilatiim. 

Von  Otto  Bernstiel,  Farngärtnerei,  Bornstedt  bei  Potsdam. 

{Hierxu  die  Tondrucktafei.) 
U  nter  den  in  Deutschland  im  Freien  ausdauernden 
Farnen    gibt    es    viele    Arten,    welche    bezüglich    ihres 
Wertes  als  Handels-  und  Dekorationspflanzen  verdienten 
mehr  beachtet  zu  werden. 

Unsere  schönen  Freilandfarne  finden  leider  beim 
groiien  Publikum  meistens  nicht  die  richtige  Würdigung, 
weil  sie  fast  alle,  mit  kleinen  Abweichungen,  das  Blatt 
unserer  Waldfarne  haben,  und  da  diese  an  allen  Wegen 
und  Gräben  in  Wald  und  Heide  wachsen,  so  wird  die 
ganze  Sippe  sozusagen  als  Unkraut  angesehen. 

Eine  Ausnahme  machen  hiervon  die  seltener  ge- 
pflanzten Osnmnda,  Onoclea,  Aspidium  falcatum  und 
Scolopendrhim.  Obgleich  Scolopendrium  offidnarum 
keine  besondere  Schönheit  ist,  so  ist  es  doch  in  Farn- 
oder Gehölzgruppen  oder  als  Topfpflanze  immerhin  noch 
gut  zu  verwenden.  Dagegen  wird  es  von  seiner  Form 
tindidatiim  in  jeder  Beziehung  weit  übertroffen.  Wer 
diese  Pflanze  in  guter  Kultur  gesehen  hat,  wird  mir  bei- 
stimmen, daß  sie  unbedingt  einer  der  schönsten  und 
vornehmsten  Farne  ist.  Die  vorzügliche  Abbildung  auf 
der  Tafel  wird  jedenfalls  Kenner  wie  Nichtkenner  von 
dem  Gesagten  voll  und  ganz  überzeugen. 

Leider  ist  dieser  Farn  in  unseren  Gärten,  wie  auch 
in  den  Gärtnereien,  noch  sehr  selten  und  wird  es  wohl 
noch  lange  bleiben;  Aa.A\QYorm  undiüatuin,  wie  so  viele 
andere  Farne,  ich  erinnere  nur  an  Adiantinn  farleijense^ 
vollständig  unfruchtbar  ist,  bereitet  die  Vermehrung 
Schwierigkeiten  und  ist  nur  durch  Teilung  zu  er- 
möglichen ;  aber  auch  diese  muß  vorsichtig  vorgenommen 
werden,  da  die  einzelnen  Teile  bei  unvorsichtigem  Ab- 
trennen schwer  anwachsen. 

Im  Freien  halbschattig  ausgepflanzt  wird  Scolo- 
poidrium  offidnarum  f.  tmdulatum  stets  Bewunderung 
erregen,  besonders  wenn  es  mehrere  Jahre  nicht  gestört 

Gartenwclt.     IX. 


wurde:  überdies  verträgt  es  unter  leichter  Laubdecke 
den  stärksten  Frost.  Seine  volle  Schönheit  erreicht  dieser 
Farn  jedoch,  wenn  er  als  Topfpflanze  unter  Glas,  z.  B. 
im  luftigen,  gut  schattierten  Doppelkasten  kultiviert  wird; 


122 


Gartenwel  t. 


IX,  11 


dann  hängen  die  ca.  50  cm  langen,  gewellten  gelbgrünen 
Wedel  elegant  über  den  Topf  und  eine  solche  Pflanze 
hat  in  ihrer  eigenartigen  Schönheit  einen  hervorragend 
dekorativen  Wert. 

Wenn  nun  auch  vorläufig  nicht  daran  gedacht 
werden  kann,  dieses  Scolopendnum  als  Massen-  und 
Marktpflanze  zu  verwenden,  da  sie  als  solche  auch  zu 
teuer  ist.  so  kann  sie  für  temperierte  Wintergärten  und 


Afliantum  Edgeworthii,  in   (  )i'rliiilr 

Kalthäuser  der  Privatgärtnereien  nicht  genug  empfohlen 
werden.  Die  schönen  Wedel  lassen  sich  besonders  für 
die  Binderei  verwenden,  und  schließlich  werden  die  ihrer 
Blätter  beraubten  Pflanzen,  falls  sie  im  Januar,  Februar 
in  ein  Warmhaus  gestellt  werden,  bei  fleißigem  Spritzen 
im  April  wieder  in  ihrer  ganzen  Fülle  prangen. 


AdiaiiUim  Kdiiowortliii  Hook.,  oiiio  schöne  Ampel- 
pflanze. 

Von  Otto  Bernstiel,  Famgärtnerei,  Borustedt  bei  Potsdam. 
(Hierxu  xtvei  Abbildungen.) 

Von  der  artenreichen  Gattung  der  Frauenhaarfarne 
{Adiantum)  werden  utu-  die  wenigen  Schnittsorten  recht  ge- 
würdigt, während  manche  Perle  mibeachtet   bleibt    oder   ver- 


vemachlässigt   wird    und    schließlich    aus   den    Kulturen    ver- 
schwindet. 

Selten  ist  wohl  eine  Pflanze  ihrem  Werte  nach  mehr 
verkannt  worden  als  das  zierliche  Adiantum  Edgeworthii 
(nach  anderen  Adiant.  caudaium  L.  Form  Edgeworthii.  Red.) 
und  selten  wird  eine  Pflanze,  welche  so  geringe  Ansprüche 
an  die  Kultur  stellt  wie  diese,  die  aufgewendete  Mühe  mehr 
lohnen  als  das  Adiantum  Edgeworthii  Hook. 

Da  man  es  fast  überall  als  Topfpflanze  auf  Tischen  tmd 
Stellagen  derGewächs- 
häuser  stehend  antrifft, 
so  kommt  es  nicht 
recht  zur  Geltung,  um 
so  mehr  als  an  jedem 
Blattende  ein  neues 
Pfiänzchen      entsteht, 

welches    Nahrung 
suchend    sich    in    der 

Nachbarschaft  fest- 
klammert. Schon  der 
ganze  Habitus  dieses 
Adiantums  weist  dar- 
auf hin,  daß  es  eine 
Ampelpflanze  ist 
und  jedenfalls  gleich 
<3rchideen  und  Brorae- 
liaeeen  in  seiner  Heimat 
Vorderindien,  speziell 
Pimjab,  auf  Bäiunen 
lebt. 

loh  pflanzte  daher 
.AFitte  Mai  .3  bis  4  in 
Stecklingstöpfen  ste- 
hende Pfiänzchen  mit 

etwas  Sphagimm, 
Heide-  und  Lauberde 
in  kleine  Orchideen- 
körbchen,  und  schon 
im  August  hatte  ich 
Pflanzen  mit  meter- 
langen Ranken,  welche 
mit  ikrem  Gewirr  von 
Pfiänzchen  undWedeln 
eine  so  eigenartige  Er- 
sclieinung  sind,  daß 
jeili'i-Miii.'Fn'iiilodaran 
hat.  Da  die  luftigen  Körbchen  schnell  iiuMmi  kn.  n.  taucht 
man  sie  an  heißen  Tagen  mehrere  Mal  in  t"iii|Hii>'itrs  Wasser 
ein  oder  gießt  recht  oft,  deim  Vergießen  ist  ausgeschlossen. 
Ebenso  ist  zweimal  die  Woche  ein  Duiigguß  recht  fördernd. 
Hoffentlich  tragen  diese  Zeilen  wie  auch  die  wohlgelungenen 
Abbildungen  dazu  bei,  daß  dieser  schöne  Ampelfarn  wieder 
mehr  kultiviert  wird. 

Pteris  l)iii(»ti. 

Von  Richard  Anker,    Addison  Nursery,    \Vest-Kensington,   England. 
{Hierxu  eine  Abbildung.) 

Xis  unterhegt  keinem  Zweit«!,  daß  in  keinem  Laude  die  Favn- 
kultur  mehr  betrieben  wird  als  in  England,  und  so  mancher,  der  die 
ungeheueren  hiesigen  Marktgärtnereien  besichtigt,  wird  sich  nicht 
genug  darüber  wundern  können,    in   welch  riesigen   Quantitäten  und 


eben  wachsend. 

ie  „GartenweU"  photogr.  aiifgi 


IX,  11 


Die  Gartenweli. 


perfekter  Schönheit  die  Pterts.  Adiantiim,  /'oh/im/iiim,  Aspleniiim 
und  andere  kultiviert  werden.  Es  ist  insufrin  M.iikbiir,  daß  es  den 
Züditorn  oft  gelingt,  uehen  vielen  eit;viitiiinli.  hm  Aljweiclumgen  vom 
Typus  nianclier  Gattung,  welclie  unter  dun  Kultuicn  auftreten,  wirk- 
liche Varietäten  hervorzubringen,  die  eiustinimig  als  wertvoll  an- 
erkannt werden.  Neben  den  ganz  neuen  zwei  Ncphrotepis,  die  bei 
Cragg,  Harrison  &  Ciagg  entstanden  sind,  erweckte  Pterts  Bmoti 
auJäcigewöhniiches  Interesse. 

Diese  Pflanze  ist  im  Habitus  ein  Mittelding  zwischen  P.  pnl- 
iiiata  und  F.  ludens.  Die  unteren  kleinen  unfruchtbaren  Wedel 
.sind  dreiteilig,  aber  bilden  ein  Ganzes,  die  oberen  fruchtbaren 
weiden  über  einen  Fuß  hoch  und  teilen  sich  in  drei  bis  fünf  fast 
vullkominen  getrennte  Abschnitte,  die  sich  ihrerseits  wieder  in 
2  oder  3  Teile  teilen. 

Die  Hauptfarbe  ist  ein  sattes  dunkles  Giün.  Nur  die  Mittel- 
lippe  jedes  Wedelteiles  i.st  blaßgrün. 

Es  ist  sicher,  daß  die  Pflanze  in  nicht  allzuferuer  Zeit  hier 
überall  anzutreffen  ist,  wo  man  sich  mit  der  Kultur  wertvoller 
Farne  beschäftigt. 

Landschaftsgärtnerei. 

Über  Gnippengestaltiiiig  uiul  Verwendiiiig  der 
Gehölze  in  Gärten  und  Parks. 

Von  Garteninspektor  Arthur  Stüting. 


Gruppe  aus  nur  wenigen  Geliölzgattungen  auf  zubauen,  von  denen 
die  am  stärksten  wachsende  stets  den  Kern  bildet,  dem  sich 
die  übrigen  je  nach  Größe  nach  außen  hin  abstufen.  Die  se 
Erscheinung  beruht  bekanntlich  auf  der  Erfahrung,  daß  m 
Kampfe  um  die  Existenz  die  schwächeren  zu  unterliegen 
pflegen  und  daß  infolgedessen  die  am  stärksten  wachsende 
Pflanzenart  die  größte  Fläche  beherrscht.  In  dem  durch 
sie  geschaffenen  örtlichen  Scluitz  siedeln  sich  die  kleineren, 
si'hwäeher  wachsenden  Gehölze  an,  und  zwar  nur  da,  wo  die 
stärkeren  Gehölze,  die  Kri nui  ii|,|,en,  Luft  und  Licht  genug 
übrig  ließen.  In  (I<t  .\;iiiir  1»  -;t.-lit  demgemäß  jede  Gruj)pe 
aus  einer  hochaufstivlHii'lni  Ki  iiipflanzuiig,  um  welelie  si<'h 
mittelhohe  Gehölze  gruppieren.  Da,  wo  der  Schutz  am 
größten  ist,  lagern  sich  vor  diesen  oft  weit  ausladende 
Gruppenköpfe  vor. 

Um  natürlich  zu  schaffen  tnid  daher  wirklich  künst- 
lerisch zu  arbeiten,  muß  auch  der  Landschaftsgärtner  diese 
Gestaltung  der  Gruppe  in  seitien  Gärten  beibehalten.  Damit 
soll  aber  nicht  gesagt  sein,  daß  der  Landschaftsgärtner  nicht 
auch  Abweichungen  von  dem  natürlichen  Aufbau  treffen  dürfte. 
Doch  darf  diese  Abweiclmng  sich  nur  auf  die  Verwendung 
des  Fflanzanmaterials  beziehen,  insofern  wir  nämlich  sehr 
wohl  Gehölzarten  nebeneinander  verwenden  können,  deren 
Heimat   verschieden    ist.      Auf    die  Form    der  Gesamtgriippe 


Üjin  jedes  Gehölz  kann  ntir  dann  seine  volle  Schönheit      darf  sich    die  Abweichung    nicht   beziehen.     Wären    wir 
entfalten,  wenn  es  in  richtiger  Weise  verwendet  ist.     Dieser      künstlerischen  Gründen  genötigt,  absolut  natürlich  zu  arbeiten, 
Bedingung  gemäß  darf  aber 


ein  jeder  Baum  oder  Strand: 
nur  einen  Platz  erhalten, 
welcher  ihm  genügend  gün- 
stige Vorbedingungen  bietet, 
sich  in  seiner  ganzen  Größe 
und  Scliönheit  auszubreiten. 
Demnach  wäre  bei  der  Ver- 
wendung einer  gewissen  Ge- 
hölzart zu  allererst  Obacht 
darauf  zu  nehmen,  ob  ihr 
der  zugedachte  Standort  in 
bezug  auf  Klima,  Boden- 
verhältnisse, Beleuchtung 
usw.  zusagt.  Zuweilen  gibt 
uns  .schon  der  Habitus  der 
Pflanze  die  hierzu  nötige 
Erkenntnis,  indem  nämlich 
untei  unseren  Gehölzen  die- 
jenigen mehr  Licht  und 
Sonne  lieben  und  auch  mehr 
trockene  Bodenverhältnisse 
vertragen  können,  welche 
sich  durch  helle  und  leichte 
Belaubung  mit  schmalen, 
dünnen  und  behaarten  Blät- 
tern auszeichnen ;  ebenso 
wie  viele  Gehölze  mit  Blät- 
tern lederartiger,  dunkler 
Beschaffenheit  meistenteils 
mit  feuchtem  und  dunklerem 
Standort  fürlieb  nehmen. 

Allgemeine  Regeln  f  ür 
Gruppierung  der  Gehölze 
gibt  es  eigentlich  nicht.  Die 
Natur  pflegt    die    einzelne 


Fruchtbarer  und  unfruchtbarer  Wedel  von  Pteris  liinoti. 

Vom  Verfasser  für  die  „Garlenwelt"  gezeiclinel. 


d.  h.  in  deutscheu  Gärten 
und  Parks  z.  B.  nur  in 
Deutschland  -heimische  Ge- 
wächse zu  verwenden,  so 
würde  uns dadurchdiereiche 
Abwechslung,  die  fremd- 
ländische Gewächse  in  das 
Gru]ipenbild  tragen ,  ge- 
nommen. Im  Gegenteil 
trägt  die  Verwendtmg  exo- 
tischer Pflanzen,  hier  Ge- 
hölze, sehr  wesentlich  zur 
Hebung  der  einzelnen  Grup- 
pen wie  des  gesamten 
Landschaftsbildes  bei,  da 
der  fremde,  ungewohnte 
Charakter  vieler  dieser 
Fremdlinge  wirksam  mit 
der  Umgebung  kontrastiert. 
Selbstverständlich  darf  man 
diese  exotischen  Gehölze 
nicht  in  solcher  Anzahl 
anpflanzen,  daß  dadurch 
das  natürliche  Vegetations- 
bild der  Heimat  zu  sehr 
verändert  wird  tmd  das 
Ganze  im  richtigen  Sinne 
des  Wortes  auffallend  fremd 
auf  den  Beschauer  einwirkt. 
Auch  dürfen  diese  fremd- 
ländischen Gehölze  nicht 
zu  sehr  empfindlich  sein, 
sie,  trotz  Schutz- 
decke im  Winter,  nur  ein 
kümmerliches  Dasein  fris- 
ten würden. 


Die  Gartenwelt. 


IX,   11 


Ans  dem  bisher  Gesagten  ergibt  sich  für  den  Land- 
schaftsgärtner, daß  er  die  Grnpije  in  der  Hauptsache  aus 
drei  konzentrischen  Ringen  aufbaut,  deren  innerster  durch 
einen  stark  wachsenden  Baumbestand  gebildet  wird,  welchem 
ein  minder  stark  wachsender  Baum  vorgelagert  wird.  Der 
dritte  dieser  Ringe  endlich  besteht  aus  Sträuchern  und 
Stauden.  Er  ist  von  sehr  ungleichmäßiger  Breite,  da  er  an 
manchen  Stellen  sehr  weit  ausladet,  um  auf  diese  Weise  die 
lanilschaftliche  Unregelmäßigkeit  zu  betonen.  Er  ist  auch 
nicht,  wie  die  Kerngruppe,  aus  einer  einzigen  Gehölzgattung 
zu  bilden,  sondern  er  bestehe  aus  soviel  Pflanzenarten,  als 
Gruppen  vorsprünge  vorhanden  sind.  Diese  eigentümliche 
Formation  der  Gruppe  muß  so  erklärt  werden,  daß  sich  hier 
und  da  vor  die  Kerngruppe  ein  einzelnes  Gehölz  lagei-te, 
welches  entweder  aus  Stnckuiisschlag,  Ausläufer  oder  Aussaat 
seine  nächste  Umgel mim  li.'.liM'ki,.,  dann'aber  beim  Zusammen- 
treffen mit  seiner  Naclibarpllaiiznng  sich  weit  in  die  Rasen- 
fläche vorschob.  Dieses  für  den  dritten  Ring  gesagte  kann 
auch  schon  für  den  zweiten  Ring  gelten,  nur  müssen  in  ihm 
die  Komplexe  derselben  Planzenwelt  bedeutend  größer  sein. 
Da  nämlich  die  höher  liegenden  Partieen  der  Gruppe  fast  stets 
aus  größerer  Entfernung  gesehen  werden,  als  die  Vorpflanzungen, 
so  wih-de  die  Farbe  wie  der  Charakter  eines  einzelnen  Ge- 
hölzes in  der  Masse  verschwinden,  ohne  den  gewünschten 
Kontrast  hervorzubringen.  Anderseits  aber  würde,  wenn 
mehrere  solche  kontrastierende  einzelne  Gehölze  nebeneinander 
gestellt  würden,  das  Gruppenbild  unruhig  und  unwirksam 
werden. 

Im  großen  ganzen  gilt  das  bisher  Gesagte  für  Garten- 
Anlagen  jeder  Größe.  Selbstverständlich  muß  je  nach  Umfang 
der  Anlage  auch  die  Größe  der  Gruppe  abnehmen  resp.  zu- 
nehmen. Das  geht  so  weit,  daß  schließlich  selbst  die  Gruppe 
geringster  Ausdehnung  für  das  Hausgärtchen  noch  zu  groß 
sein  würde  und  die  Gruppe  des  kleinen  Gartens  zu  einem 
Solilär  zusammenschrumpft.  Da  in  solchen  kleinen  Anlagen 
die  Gruppen  resp.  Einzelpflanzen  aus  nächster  Nähe  gesehen 
werden,  sollten  wir  stets  solche  Pflanzen  hineinbringen,  welche 
auch  aus  der  Nähe  wirken.  Diesen  Effekt  in  der  Nähe  er- 
zielen unsere  Gehölze  durch  schöne  Blüten*),  besonders  eigen- 
artigen Wuchs  oder  farbiges  Laub.  Besonders  Gehölze  letzterer 
Art  können  fast  nur  im  kleineren  Villengarten  verwendet 
werden,  weil  die  kleinen  Flecken  und  Streifen  auf  den  Blättern 
schon  in  wenigen  Metern  Entfernung  nicht  mehr  genau  sicht- 
bar sind.  Im  Gegenteil  sehen  solche  Gehölze  aus  größerer 
Entfernung  meistens  ganz  anders  als  schön  aus,  indem  sich 
nämlich  der  farbige  Teil  der  Blätter  mit  der  grünen  Blatt- 
fläche zu  einer  schmutzigen  Farbe  verbindet,  welche  zugleich 
meistenteils  außerordentlich  stumpf  wdrkt.  In  größeren  An- 
lagen sollten  wir  deshalb  solche  Gehölze  nur  ganz  in  der 
Nähe  der  Wege  verwenden.  Ähnlich  steht  es  mit  den  schön- 
blühenden Gehölzen,  unter  denen  man  jedoch  unterscheiden 
muß,  ob  sie  sehr  reich  und  auffällig  blühen  oder  nicht. 
Reichblühende  Gehölze,  wie  z.  B.  Lahurnum-,  Prunus-, 
Pirus-,  Crataegus-,  Syringa-,  Vibiirmmi-  u.  a.  Arten  wirken 
infolge  ihrer  massotdiaft  auftretenden  Blüten  aucji  aus  größerer 
Entfernung  gut.  Dann  konunt  bei  der  Wirkung  auf  größere 
Entfernung  auch  noch  in  Heti'acht,  daß  hellblühende  Gehölze, 
überhaupt  Gewächse,  auffallender  sind  als  dunkelblühende, 
woraus  sich  erklärt,  daß  auch  bei  ihnen  die  Entfernung  hei 
gleicher  Größe  der  Farben  komplexe  größer  sein  kann. 

*)  Siehe  Hesdörffor,  Die  soliönsten  Blütensträuoher  für  Garten- 
ausschmückung  und  Treiberoi.     Berlin  1904.     Verlag  Paul  Parey. 


Dieselben  Gesichtspunkte  kommen  selbstverständlich  auch 
bei  jenen  Gehölzen  in  Betracht,  welche  sich  durch  einfarbige 
bunte  Belaubung  auszeichnen.  Ja,  sogar  noch  viel  mehr, 
weil  sie  die  ganze  Vegetationsperiode  über  ihre  malerische 
Wirksamkeit  beibehalten,  während  sich  die  Blütezeit  und 
daher  der  Effekt  der  Blütenpflanzen  doch  nur  über  kurze 
Zeit  erstreckt.  Zu  erwähnen  sei  noch,  daß  nicht  nur  die 
Farbe  der  Blüten  oder  Blätter  die  malerische  Wirkung  bedingt, 
sondern  daß  auch  deren  Oberfläche  ein  wichtiges  Wort  mit- 
zureden hat.  Rauhbehaarte  Pflanzen  erscheinen  matt, 
während  andererseits  fein-  und  seidenartig  behaarte  meist 
außerordentlich  glänzend  erscheinen  und  dabei'  ain-h  auf  weite 
Entfernungen  gesehen  werden  (Salix-,  Popidus-.  T/Iiu-  u.  a. 
Arten).  Die  Blätter  anderer  Gehölze  sind  mit  w.-ilii.'ii  Schjlfer- 
schüppchen  bedeckt  (Elaeagnus,  H/ii/iujili,/,  i,  w.jlclie  den 
Effekt  auf  weite  Entfernung  hin  sielii.'in.  inliril/c  mit  glän- 
zender Belaubung  (Magnolia,  Aucuhn  Ih'x,  I'niuus  Lauro- 
cerasus,  Quercus,  Alnus,  Fagus  etc.)  sind  ebenfalls  aus  größeren 
Entfernungen  besser  sichtbar  als  solche  mit  matter  Oberfläche. 
Auch  die  malerischen  Fruchtstände  mancher  Gehölze  {Sorbus, 
Orataegus,  Berheris,  Ligusirum,  Cornus,  Vibiirnum.  Hex, 
Symphoricarpus,  Evonymus  etc.)  werden  wegen  ihrer  deko- 
rativen Eigenschaften  häufig  verwendet,  desgleichen  die  schöne 
Herbstfärbung  mancher  Gehölze.  Doch  sind  bei  ihrer  Ver- 
wendung ebenfalls  die  oben  angegebenen  Gesichtspunkte 
maßgebend. 

Schon  oben  wurde  gesagt,  in  welcher  Weise  in  der  Regel 
buntlaubige  Gehölze  Verwendung  finden  können.  Doch  möchte 
ich  an  dieser  Stelle  noch  näher  darauf  eingehen,  da  die 
Kombinationen  der  verschiedenen  Farben  außerordentlich  reich- 
haltig sind.  Während  einiger  Jahre  wurde  die  Verwendung 
farbiger  Gehölze  bis  zum  Übermaß  gesteigert,  und  ergab  sich 
daraus  eine  große  Unruhe  in  der  malerischen  Wirkung  vieler 
Landschaftsbilder.  Vernünftige  und  denkende  Landschafts- 
gärtner erkannten  allerdings  sehr  bald  die  Ursache  dieses 
Fehlers  und  verbannten  daher,  manchmal  leider  zu  oft,  die 
farbigen  Gehölze  ganz  aus  ihren  Anlagen.  Auch  dieser 
Rückschlag  ist,  vom  landschaftsgärtnerischen  Standpunkte  be- 
trachtet, eigentlich  nicht  richtig,  denn  die  künstlerische,  sach- 
gemäße und  in  beschränktem  Maße  geübte  Verwendung  farbiger 
Gehölze  ist  zur  wirksamen  Ausgestaltung  eines  Bildes  oft  sehr 
notwendig.  Besonders  in  der  Umgebung  der  Gebäude  und 
selbst  noch  in  der  Gartenanlage  sind  bnntlaubige  Gehölze 
sehr  dekorativ,  wenngleich  sie  in  der  freien  Anlage  weniger 
oft  verwendet  werden  sollten.  Nur  in  einem  Falle  sollten 
buntlaubige  Gehölze  von  der  Nähe  der  Gebäude  ferngehalten 
werden,  wenn  es  sich  nämlich  um  die  jetzt  so  modern  ge- 
wordenen, oft  in  stark  kontrastierenden  Farbentönen  gestrichenen 
Häuser  mit  hohen  Dächern  untl  Türmen,  welch  letztere  noch 
mit  bunten  glänzenden  Ziegeln  versehen  sind,  handelt.  Die 
Unruhe  in  der  malerischen  Wirkung  würde  hier  zu  groß  sein, 
lind  man  kann  dann  mit  Recht  von  Geschmacksverirrung 
sprechen.  Hier  müßten  mehr  Gehölze  mit  grünem  und  dunkel- 
grünem Laub  angepflanzt  werden.  Es  gibt  ja  genug  Lieb- 
haber von  buntlaubigen  Gehölzen  unter  den  Gartenbesitzern, 
deren  Geschmack  sich,  wie  in  manchen  anderen  Punkten,  der 
richtige  Geschmack  des  ausübenden  Landsehaftsgärtners  nur 
zu  oft  unterwerfen  muß.  Grün  ist  für  den  Landschaftsgärtner 
die  indifferente  Farbe,  und  zu  dieser  kann  er  jede  ander  Farbe 
gruppieren.  Nur  dann  kann  für  ihn  die  Gefahr  eintreten 
Felller  zu  machen,  wenn  mehrere  Farben  miteinander  zu 
kontrastieren    haben.      Direkte    Anweisungen,    Regeln,    lassen 


IX,  1 


Die  Gartenwelt. 


sich  in  bezug  auf  Farbenzusammenstellungen  bei  buntlaubigen 
Gehölzen  nicht  geben,  denn  die  Farbenniiancen  verschiedener 
buntlaubigcr  Gehölze  sind  sehr  fein  und  meistens  je  nach 
Boden  und  Klima  nicht  konstant.  Ein  guter  Geschmack  wird 
auch  hiiTin  immer  das  Richtige  finden,  vorausgesetzt,  daß  der 
betreffende  Landschaftsgärtner  auch  guter  Gehölzkenner  ist 
und  mit  dem  Charakter  resp.  der  Eigenart  eines  jeden  Gehölzes 
vertraut  ist.  Rezepte  können  nicht  gegeben  worden,  da  in 
keiner  Kunst,  deshalb  auch  nicht  in  der  Gartenkunst,  mechaniscli 
gearbeitet  werden  kann. 

Es  sei  nochmals  bemerkt,  daß,  wie  bei  den  schönblühenden 
Gehölzen  erwähnt  wurde,  auch  mehrere  buntlaubige  Gehölze 
(natürlich  derselben  Art  resp.  Abart)  zusammengestellt  werden 
nuissen,  um  in  großen  Parks  bei  weiten  Blicken  die  gewünschte 
Wirkung  kräftig  genug  zu  erzielen,  und  gilt  hierbei  die  Regel: 
„Je  größer  die  Entfernung  vom  Standpunkte  des  Beschauers, 
desto  größer  die  Masse  in  der  Farbe".  Man  nimmt  bei 
Kontrasten,  welche  von  weither  gesehen  werden,  aus  schon 
früher  genannten  Gründen  lieber  hellfarbige  Gehölze,  und  nur 
da  dunkle,  wo  es  gilt  eine  Perspektive  nach  einer  Seite  hin 
verlängert  erscheinen  zu  lassen.  Da  bekaiuitlich  hellfarbige 
Gehölze  mehr  Sonnenstrahlen  reflektieren  als  dunkle,  so  werden 
auch  stets  die  hellen  Gehölze  gegen  die  dunklen  vorgeschoben 
ei'scheinen,  oder  aber  der  dvmkle  Hintergrund  wird  gegen  den 
hellen  Vordergrund  bedeutend  zurücktreten. 

Nicht  genug  kann  vor  der  übermäßigen  Anwendung 
gelblicher  Nuancen  gewarnt  werden,  da  die  gelbe  Farbe  stets 
den  Eindruck  des  Krankhaften  in  der  Pflanze  erweckt;  denn 
bekanntlich  ist  das  erste  Krankheitssymijtom  bei  eineni  jeden 
Gehölz  fast  immer  die  Chlorose.  Demgemäß  sollten  wir  die 
rein  gelbe  oder  weißliehe  Farlie,  wie  z.  B.  bei  Physornriuis 
opidifol.  lutcus,  Saiiihu<;i>:  )iiijni  nir.  ainni.  (), n/Ins  Arp/Iruia 
aiirca^  Acer  Pseinhq'hiUnno  ]\'ni-li'<i,  rimii.s  mniihn/'i  Jimii- 
pieri,  (jue.rcus  pcduitcnhda  i 'iiiirord/n,  Aar  Xrijmnh,  jol.  anj. 
mriegatis  usw.,  nur  sehr  sparsam  verwenden,  und  nur  da, 
wo  uns  daran  gelegen  ist  düstere  Farben  zu  heben,  vnid  auch 
da  nicht  in  zu  großen  Massen. 

Manche  Landschaftsgärtner  sind  der  Ansicht,  daß  man 
Koniferen  in  geschlosseneu  Massen  nicht  anwenden  dürfe. 
Gewiß  ist  ihre  Ansicht  nicht  unbegründet,  wenn  sie  behaupten, 
daß  ein  größerer  Park,  nur  mit  Koniferen  bestanden,  düster 
und  ernst  wirke.  Wir  haben  aber  auch  imter  den  Nadel- 
hölzern solche,  welche  durch  leichten,  zierlichen  Wuchs  und 
helle  Farbe  freundlich  und  anmutend  wirken.  Ich  erinnere 
hier  nur  an  die  Larix  europaea,  die  zu  Kontrasten  gegen 
die  dunklei-e  Fichte  und  Taime  in  größeren  Massen  ange- 
wendet werden  kann,  ohne  Gefahr  zu  laufen  zuviel  zu  tun, 
wie  solches  bei  Kontrastbildungen  heller  Laubhölzer  zu  leicht 
geschieht.  Auch  haben  wir  eine  große  Anzahl  bunter 
Koniferen  von  weißlicher,  gelber,  blaugrüner,  blauer  uud  blau- 
violetter Farbe,  tlie  uns  genug  Abwechslung  gewährleisten. 
Selbst  in  bezug  auf  die  Horizontlinie  brauchen  wir  keine 
große  Eintönigkeit  zu  befürchten,  da  wir  genug  verschieden- 
kronige  Nadelhölzer  haben. 

Übrigens  ist  auf  die  landschaftliche  Wirkung  eines  Bildes 
die  Horizontlinie  auch  son,st  von  großem  Einfluß,  da  sie  gleich- 
sam den  Rahmen  das  Gemäldes  bildet.  Wie  unsere  Anlagen 
modernen  Stils  in  jedem  ihrer  J'aktoren  größtenteils  unregel- 
mäßig gehalten  sind,  so  soll  auch  die  Horizontlinie  unregel- 
mäßig in  ihrem  Aufbau  verschiedenwipfeliger  Bäume  sein. 
Niemals  darf  die  Wipfellinie  von  derselben  Gehölzart  gebildet 
werden.       Dieselbe  hat  gleichstarkes  Wachstum    und 


Ki'onenbildung,  infolgedessen  würde  die  Horizontlinio  parallel 
der  Bodenlinie  laufen  und  dieselbe  immer  wiederkehrende 
Kontiu-  zeigen.  Wenn  auch  bei  größeren  Liandschaftsbildern 
die  Grenzpflanzung  aus  nur  wenigen  Bauinarten  zu  bilden  ist, 
sie  mithin  eine  ruhige  Horizontlinie  darstellt,  so  muß  dieselbe 
doch  hin  und  wieder  durch  Wipfel  irgendwelcher  kontrastier- 
ender Eigenschaft  unterbrochen  werden.  Wertvoller  in  bezug 
darauf,  als  die  Farbe,  ist  der  Habitus  dieser  kontrastierenden 
Gehölze,  sodaß  z.  B.  kaum  ein  wirksamerer  Kontrast  in  der 
Wipfellinie  geschaffen  werden  kann,  als  ihn  eine  rundkronige 
Lauliholzpflanzung  mit  einer  spitzwipfeligen  Konifere  dar- 
stellt. Natürlich  ist  der  Effekt  um  so  größer,  je  verschiedener 
die  Eigenschaften  der  kontrastierenden  Gehölze  in  bezug  auf 
die  äußere  Gestalt  sind.  Der  regelmäßige,  geschlossene  Bau 
einer  Pyraniiilrii|iaii|"'l  wiid  sich  besonders  gegen  den  fi-eieu, 
unregelmäßi,t;vii  Wn.li-  -iiier  Eiche  oder  Akazie  abheben.  Die 
schöne,  sozusagi'ii  aliiliilii'nde  Krone  einer  Birke  wird  guten 
Effekt  machen,  wenn  sie  mit  der  ornamental  wirkenden  Roß- 
kastanie verbunden  ist. 

Besondere  Vorsicht  erfordert  im  (iruiipenaufliau  die  Ver- 
bindung von  Koniferen  mit  Laubhölzern  zu  einer  kompakten 
Masse.  Wir  dürfen  nie  beide  Gehölzfamilien  unvermittelt 
nebeneinander  bringen,  sondern  müssen  vermitteln,  indem  wir 
die  eine  Art  allmählich  in  die  andere  überführen.  Das  er- 
reichen wir  dadurch,  daß  wir  einen  Komplex  Koniferen  solitär- 
artig  in  das  Laubholz  einsprengen,  wodurch  uns  Gelegenheit 
geboten  ist,  zugleich  hübsche  Farbenkontraste  zu  erzielen.  In 
technischer  Beziehung  sei  noch  erwähnt,  daß  gerade  in  Koniferen- 
pflanzungeu  das  Lichten  der  anfangs  eng  gepflanzten  Bestände 
wichtig  ist,  da  die  Koniferen  mehr  wie  die  Laubhölzer  dazu 
neigen,  nach  unten  hin  kahl  zu  werden.  Überhaupt  soll  man 
Nadelhölzer  in  Massen  nur  da  anpflanzen,  wo  sie  infolge  kli- 
matischer Verhältnisse  ihre  größte  Schönheit  entfalten  können. 

Es  wurde  bereits  gesagt,  daß  zur  Erzielung  von  Farben- 
effekten die  betreffenden  Gehölze  am  besten  aus  der  Gruppe 
heraus  und  weit  vorgeschoben  würden.  Wir  können  sogar 
solche  Gehölze  aus  der  Gruppe  heraus  in  die  Rasenfläche 
treten  lassen  und  wir  bezeichnen  sie  dann  als  Einzelbäume 
(Solitärs).  Die  Hervorhebung  der  Farbenwirkuug  ist  in- 
dessen nur  der  eine  Grund,  den  wir  für  die  vorgeschobene 
Lage  haben.  Der  zweite  ist  jener,  daß  wir  durch  die  An- 
bringiuig  von  Solitärs  in  den  Stand  gesetzt  werden,  die  Gruppe 
durch  Schattenschlag  des  Solitärs  zu  beleben.  Ein  dritter 
Grund  ist  der,  daß  wir  durch  die  freie  Lage  der  betreffenden 
Pflanzung  den  schöu  entwickelten  Baum  von  allen  Seiten  be- 
quem beschauen  können,  und  wir  werden  deshalb  für  solche 
Solitärs  möglichst  in  Färbung  und  Wuchs  vollkommen  schöne 
Pflanzen  wählen.  Die  Grujjpierung  solcher  Einzelpflanzen 
kann  entweder  einzeln  oder  zu  i.uehreren  erfolgen.  Im  letzteren 
Falle  muß  in  der  Zusammenstellung  größte  Unregelmäßigkeit 
gewahrt  werden.  Sind  deren  zwei  vorhanden,  so  stelle  man 
sie  nicht  in  gleicher  Entfernung  vom  Gruppenrande,  sondern 
nähei-e  demselben  die  eine  von  beiden.  Bei  der  Dreizahl 
müssen  die  Solitärs  die  Eckpunkte  eines  ungleichseitigen  Drei- 
ecks, in  der  Vierzahl  jene  eines  Rhomboids  einnehmen.  Kurz 
gesagt,  sollen  die  Solitärs,  durch  gerade  Linien  untereinander 
verbunden,  stets  eine  migleiehseitige  Figur  bilden.  Unent- 
behrlich sind  sie  da,  wo  Wald-Lisieren  und  Greuzpflanzungen 
wenig  Unterbrechung  zeigen,  da  durch  dieselbe  auch  die 
Körperlichkeit  der  betreffenden  Pflanzung  wenig  zur  Geltung 
kommt  und  sie  eine  gleichmäßig  beleuchtete  Fläche  dar- 
stellt.    Unter  solchen  Umständen    gibt   uns  gei-adc    das  Vor- 


Die  Gartenwelt 


IX,  11 


pflanzen  von  Solitärs  ein  Mittel  an   die    Hand,    Abwechslung 
zu  schaffen. 

In  einigen  Gegenden  Deutschlands  hat  die  Verwendung 
von  Obstbäumen  in  den  Gärten  und  Parks  eine  erhöhte 
Beachtung  gefunden,  trotzdem  bekannte  Landschaftsgärtner 
die  freien  Anlagen  unseren  Obstgehölzen  gänzlich  ver- 
schließen. Es  ist  ja  vollkommen  richtig,  daß  ein  frisch 
gepflanzter  Obstbaum  (Hochstamm)  nicht  schön  wirkt;  die 
Wirkung  kommt  erst  nach  mehreren  Jahren,  erst  durch  die 
Blüte  und  später  im  Herbst  durch  die  oft  schön  gefärbten 
Früchte,  mag  nun  der  Baum  einzeln  in  Trupps  oder  als 
Gruppenkopf  gepflanzt  sein.  Besonders  sind  es  Äpfel-  und 
Kirschbaum,  welche  größeren  Zierwert  besitzen.  Es  werden 
so  viele  Ziergehölze  mit  schönen,  zierenden  Früchten  in 
unseren  Gärten  und  Parks  angepflanzt,  warum  sollte  man  da 
unseren  Obstgehölzen  nicht  auch  einen  Platz  in  der  freien 
Anlage  gönnen,  zumal  sie  neben  dem  ästhetischen  Wert  doch 
auch  einen  praktischen  Wert  für  uns  haben!  In  ihrem  Äußeren, 
besonders  zur  Blütezeit,  genügen  sie  allen  Ansprüchen,  welche 
man  an  einen  guten  Zierbaum  stellen  kann.  Allerdings 
müssen  sie,  wenn  man  auf  Fruchtertrag  reflektieren  will,  frei 


stehen,  also  als  Solitärs  gepflanzt  werden.  Da  aber  die 
einzelnen  Sorten  sich  wesentlich  im  Habitus  unterscheiden, 
so  können  ruhig  ziemlich  viel  in  einem  größeren  Park 
angebracht  werden,  ohne  daß  der  Landschaftsgärtner  in 
Gefahr  kommt,  langweilig  zu  werden.  Selbstverständlich 
muß  die  Pflege  der  Bäume  auf  das  allernotwendigste  beschränkt 
werden,  da  durch  Schnitt  und  Aussägen  von  Ästen  wohl 
dem  Baum  genützt  wird,  er  aber  dadurch  an  Natürlichkeit 
und  ästhetischer  Wirkung  verliert.  An  der  Pflanzung  im  all- 
gemeinen verdirbt  der  Obstbaum  luid  auch  der  Obststrauch 
sicher  nichts. 

Die  verschiedenen  Schling-  und  Klettersträucher  dienen 
dem  Landschaftsgärtner  ebenfalls  als  Verschönerungsmittel 
und  spielen  als  solche  oft  eine  wichtige  Rolle.  Sind  sie  es 
doch,  mit  welchen  wir  Gebäudefassaden  mit  wenig  ornamen- 
talem Schmuck,  kahle  Wände,  Gartenhäuser,  Veranden,  Balkone, 
Balustraden,  Geländer,  Garteneinfriedungen  (besonders  an  der 
Straße),  Baumstümpfe,  Felsblöcke  etc.  verschönern.  Auch  als 
Guirlanden  und  Festons  zwischen  Bäumen,  Säulen,  Ständern  etc. 
sind  sie  oft  von  malerischer  Wirkung. 

Am  Schlüsse  meiner  Ausführungen,  welche  sich  ja  noch 
sehr  vervollständigen  lassen,  möchte  ich 
noch  der  Stauden*)  gedenken,  welche 
als  Vorpflanzungen  der  Gehölzgruppen, 
wenn  mit  Maß  angewandt,  sehr  zur 
Gesamtwirkung  der  ganzen  Gruppe  bei- 
tragen. Eine  scharfe  Abgrenzung  der 
Grnppenränder  mit  Stauden  und  Sommer- 
blumen, richtigen  ßlumenborden,  ist  un- 
schön, weil  unnatürlich.  In  die  archi- 
tektonische Anlage  jmssen  solche  Blumen- 
borden hinein,  aber  nicht  in  die  freie, 
natürliche  Anlage. 


Kill    künstlicher  Baiiinslanim   als 
Sommerliäihsclieii. 

Von  F.  W.  Meyer,  Land-scbaftsgärtner, 

Exeter  (England). 

{Hicrxn  eine  Abbildung.) 

In  No.  15,  Seite  174,  des  achten 
Jahrgangs  der  Gartenwelt  zeigte  ich  den 
Lesern  ein  Bild  des  von  mir  vor  24  Jahren 
angelegten  Felsengartens  zu  Bystock.  Auf 
einer  der  zugehörigen  Abb.  (Seite  174) 
ist  auch  ein  Soramerhäuschen  in  Ge- 
stalt eines  Baumstammes  siclitbar  und 
dieses  will  ich  heute  etwas  näher  in  Wort 
und  Bild  beschreiben. 

Schon  in  No.  1  der  deutschen  Gärtner- 
zeitung, Jahrgang  1884,  gab  ich  unter 
dem  Titel  „Ein  Sommerhäuschen  für  wilde 
Szenerien"  eine  durch  Zeichnungen  und 
Photographie  erläuterte  Beschreibung, 
aber  seitdem  sind  20  Jahre  verflossen 
und  das  Häuschen  sieht  jetzt  ganz  anders 
aus,  wie  die  nach  einer  im  vorigen  Jahre 


Kün.stlicher  Baunisi 

\'om  Verfasser  für  die  ./. 


*)  Siehe  Hesdörffer,  Köhler  &  Kudel. 
Die  scliön.sten  Stauden.  Berlin  1901.  Verlag 
P.  Paroy. 


IX,  11 


Uie  Garienweli. 


127 


aufgenommenen  Photographie  cangefertigtc  Abbildung  zeigt,  üai^ 
das  jetzt  24  Jahre  alte  Häuschen  noch  steht  und  vom  Zahn  der 
Zeit  nur  wenig  gelitten  hat,  veranlaßt  mich  darüber  zu  berichten. 
Im  Jahre  1880.  als  ich  die  große  Felsenanlage  zu  Bystock  bei 
Exmouth  zu  leiten  hatte,  zerbracli  ich  mir  den  Kopf  darüber, 
wie  sich  wohl  ein  bequemes  Sommerhäuschen  mit  der  wilden 
Felsenszencrie  vereinigen  ließe.  Ein  zufällig  neben  der 
Landstraße  angetroffener  vom  Blitz  zerschmetterter  Baumriese 
gab  mir  die  gesuchte  Idee,  und  die  Abbildung  zeigt  die  Aus- 
führung. Wie  das  Bild  zeigt,  steht  das  Häuschen  auf  einer 
Insel,  welche  vom  Ufer  aus 
durch  eine  Naturholzbrückc 
erreicht  wird.  Der  Eingang 
ist  links  auf  dem  Bilde  halb 
durch  Gebüsch  verdeckt  und 
mit  einer  verschließbaren 
Borkentür  versehen.  Die 
Fenster  bestehen  (von  außen 
gesehen)  anscheinend  aus 
Spaltungen  und  Astlöchern. 
Auf  der  rechten  Seite  scheint 
ein  vor.springender  besonders 
starker  Zweig  der  Säge  ver- 
fallen zu  sein  und  die  Ast- 
wunde ist  in  der  Überwallung 
begriffen.  Am  oberen  Ende 
des  Stumpfes  haben  Efeu 
und  C/ewiatesich  angesiedelt, 
und  die  Baumrinde  ist  mit 
natürlichem  Moose  und  Flech- 
ten teilweise  überwachsen, 
sodaß  das  ganze  Häuschen 
einem  wirklichen  Baum- 
stamme täuschend  ähnlich 
sieht. 

Das  Innere  ist  ganz 
regelmäßig.  Ein  Sechseck 
bildet  die  Grundform  imd  die 
Seitenwände  sind  mit  Matten 
liedeckt.  Auch  die  dre\ 
Fenster  haben  —  von  innen 
gesehen  —  eine  sechseckige 
Gestalt.  Der  Raum  ist  groß 
genug    für   sechs   Personen. 

Ganz  merkwürdig  ist 
die  außerordentlich  gute  Kon- 
servierung, welche  wohl  dem 
sehr  starken  Unterbau  zuzu- 
schreiben ist.  Das  die  Baum- 
rinde darstellende  Zierkork- 
holz hat  sich  trotz  des  feuchten 
englischen  Klimas  vortrefflich 
gehalten.  Nur  hier  und  da,  wo  die  Nägel  verrostet  waren, 
nnißten  neue  Stücke  angebracht  worden.  Das  Untergestell 
bilden  sechs  sehr  starke  Eichenstämme,  von  denen  alles 
weiche  Holz  bis  auf  den  Kern  entfernt  wurde.  Durch  Quer- 
streifen, ebenfalls  aus  Eichenholz,  wurden  diese  Stämme  dann 
verliunden  und  nacli  außen  zu  mit  Korkholz,  nach  innen  zu 
mit  Bretterwänden  bekleidet.  Das  Dach  ist  ein  Doppeldach, 
von  denen  das  obere  mit  gewalztem  Blei  belegt  ist,  sodaß  trotz 
der  angebrachten  Erde  keine  Feuchtigkeit  durchdringen  kann. 


Cvpresse  (Cupres^^us 

Vom   Verfasser  für  d 


Gärtnerische  Reiseskizzen. 

Meine  Ileiise  von  Venedig  nach  Abba/ia. 

Von  Heinrich  Riebe. 

(Hier'.u  eine  AbbUdutiij.) 
III. 
Vi  0  in  oincm  so  reich  gesegneten  KüstenstricLie  wie  in  Abbazia 
die  Natuf,  teii.s  mit  Hilfe  der  Menschenhand,  dcudrolugisclie  Schatze 
der  geschilderten  Art  aufgehäuft  hat,  tritt  auch  die  submarine  Flora 
hier  im  Quarnero,  wie  auch  die 
Fauna  des  Meeres  und  des 
Landes,  'besonders  reichhaltig 
auf.  —  Ein  Blick  in  die  klar- 
blauen Fluten  läßt  uns  auch 
unter  dem  Wasserspiegel  auf 
seichtem  Grunde  zahlreiche  im 
Wellenspiel  hin-  und  herflutende 
Algen  erkennen,  von  denen  viele 
bei  heftigerBrandung  in  Mengen 
ausgeworfen  werden.  Als  zu 
den  sohön.sten  und  häufigsten 
Pflanzen  zählend,  fanden  wir 
die  Zonaria  pavonia,  ein  merk- 
würdiges, namentlich  in  kolo- 
ristischer Beziehung  hochinter- 
essantes Gebilde:  fast  stiellos 
aufgewachsen,  halbkreisrund,  bis 
20  cm  im  Durohmesser,  oliven- 
griin  mit  konzentrischen,  weißen 
Zonen.  Ferner  fein  verästelte, 
rotbraune  Polysiphonia-Arten, 
.schwärzliche  Blasentange,  man- 
cherlei Rottange,  SargasKimi. 
baecifemm,      ein     meist     über 

Meter  langes,  bewegliches 
Strauchwerk  mit  gestielten  Luft- 
blasen, die  den  Vogelbeeren 
ähnlich  sehen ;  schon  Aristoteles 
erwähnt  diese  merkwürdige 
Pflanze.  Auch  sie  werden  alle 
hiiufig  vom  Wellen.schlag  los- 
gerissen und  an  den  Strand 
ueworfen.  Als  „Meeresspinat" 
kunnte  man  Uha  lactuca  be- 
zeichnen, die  sich  in  ihrem  herr- 
lichen, saftigen  Grün  regehnäßig 
über  größere  Flächen  des  Meeres- 
grundes ausbreitet,  sodaß  dieser 
an  solchen  Stellen  einem  un- 
gepflegten, wilden  Gemüsebeete 
ähnelt. 

Während  die  eben  aufge- 
zählten Gewächse   neben  vielen 
anderen  den   Hauptbestand   der 
submarinen    Flora    ausmachen, 
zeitigt   die    marine   Strandflora 
rande    in    Felsenspalteu    und   Ver- 
das     Wasser     tauchen,    wohl    aber 
mit   salzigen 


empervirensi  in  i>ici  bei  .Abba 

„Gai'tenweU"   photogr.  aufgenommen. 


ihre    Kinder    knapp    am    Was.s 

tiefungen,     die     niemals     unter 

beständig   von   dem   Gischt  der  Brandung  genetzt 

Krusten  überzogen  werden.     Zu  dem  am  meisten  auffallenden  Meer- 

feuchel,   Criihiinnj,    tiinritiiinn,,.   mit    ?einpm    fleischigen  Fiederblatt 

und  den  aber  sunst  uhm  li..inli;iivii  D.-M.'ul.lut.'n  gesellen  sich:  Imüa 

viseosa,    LepiiUiiui    ,j,;i,i,ini(''liiini.    Ftnimna     VaillanUi,     Conium 

mamlatum,   Ai/iapynuji    (/tuiicuut,   Dqjbiaxis   tenidfolia  und   viele 

andere. 

Doch  auch  für  den  Zoologen  gibt  es   hier  in  dieser  Gegend, 
namentlich  unter  den  Insekten  und  Reptilien,  reiche  Ausbeute.     Von 


128 


Die   Garlenwek. 


IX,  11 


ersteren  zeigen  uns  besonders  Käfer  und  Schmetterlinge  den  Typus 
einer  südlichen,  wärmeren  Zone.  Eidechsen  kommen  in  überraschenden 
Mengen  und  in  großer  Mannigfaltigl;eit  vor.  Diverse  Schlangen  und 
Skorpione  sind  zumal  in  den  Steinbrüchen  häufig;  ebenso  erscheinen 
in  großen  Mengen  neben  den  sogen.  Rollmäuseu,  der  Siebenschläfer 
oder  Bilob  (Myoxiis  glis).  Von  Raubsäugotieren  werden  neben  Fuchs, 
Wildkatze,  Marder  und  Iltis  in  den  Waldein  der  einsamen,  hoch- 
gelegene Karst|ilateaux  bisweilen  Wölfe  und  Bären  angetroffen.  — 
Eine  ebenso  große  und  zahlreicbe  Vogelfauna  herrscht  in  Abbazia 
und  seiner  Umgebung,  welche  teils  durchziehenden,  teils  ständigen 
Arten  angebört  und  überraschend  reich  an  Singvögeln  ist.  Aus  deu 
dunklen  Lorbeerbainen  entzückt  der  Schlag  der  Nachtigallen  das 
iau.schende  Ohr  und  vorzugsweise  au  den  Klippen  der  Küste  findet 
man  Tauober,  AVildenten,  Korinorane  und  Moven.  Letztere  treten 
hier  in  Abbazia  in  großen  Mengen  auf  und  sind  so  zahm,  daß  sie  die 
ihnen  gereichten  Fleischstückchen  aus  der  Hand  fressen.  Gleich  der 
Fütterung  der  Tauben  am  Markusplatz  in  Venedig,  bietet  das  Füttern 
der  Möven  hier  am  Strand  ein  Bild  lieblichster  Anmut I 

In  Volosca  angelangt,  ist  e.s  namentlich  wieder  der  kleine 
Fiscberbafeu,  der  uns  anzieht  und  ein  eigenartiges  Leben  und  Treiben 
vorführt.  Die  Fischerboote  mit  ihren  riesenhaften,  bunten,  meist  in 
Gelb  und  Rot  prangenden,  auch  mit  Schriftzeichen  versehenen  Segeln, 
lielebeu  in  Mengen  die  gauze  Küste.  Diese  sogen.  Chiogiotten  fahren 
oft  zu  lluuderleri  des  Nachts  mit  Fackeln  und  Lichtern  versehen 
hinaus  auf  die  See  zum  Sconibro  (Makrelen)-Fang  und  kehren  schwer- 
beladen mit  ibi'or  köstliuhen  Ausbeute  heim.  Die  interessante.ste  Art 
des  Fischeus  ist  jedoch  der  Thuu-Fischfang,  wie  man  ihn  namentlich 
hier  bei  Volo.sca  beobachten  kann.  Es  wird  ein  mächtiges,  oft 
3  —  400  Meter  langes  Netz  parallel  der  Küste,  jedoch  an  einem  Ende 
im  Wink'-'l  znm  Laude  abgebogen,  aufgestellt  und  auf  diese  Weise 
eine  Sackgasse  geschaffen,  die  am  anderen  Ende  ein  Netz  in  Foira 
eines  gefalteten  Vorhanges  besit'.t.  Dies  kann  vim  Ufer  aus  ver- 
mittelst eines  Taues  zugezogen  weiden.  Bemerkt  nun  der  in  der 
Nähe  dieses  Netzes  auf  dem  Ende  einer  mächtigen,  schräg  über  die 
Wasserfl.icbe  geneigten  Leiter  (Tonara)  sitzende  AVächter  (Spiai  das 
Herannahen  eines  Thuii-Fischzuges,  so  verständigt  er  seine  Gefährten, 
welche  sowohl  den  in  das  Netz  cingedrungeneu  Schwärm  durch  Steiii- 
wiirfe  am  Rückzuge  hindern,  als  auch  etwaige  Nachzügler  noch 
hineintreiben  tind  SL-hließlicli  den  vorhangartigen  Teil  des  Netzes 
zuziehen.  Die  endlich  an  >  Land  gebrachte  Beute  wird  hier  mit 
Steinen,  Knütteln  und  Mcsseiu  getötet. 

Nachdem  wir  nun  das  teriMSsenförmig  am  ziemlich  steilen  Ufer 
erbaute  Städtchen  durchwandert  und  noch  einen  Abstecher  nach  den 
in  der  Nähe  l..'finf|lii-!i.>i!,  pist  ueueutdeckten  Tropfsteinhöhlen  und 
dem  idyllisch  -  '  !  •  n  i  n:  Djaga  San  Marina  gemacht  haben,  lenken 
wir,  znrüel>;j' I  .  ,  i  ,  iü.  Schritte   zum  Berge   hinauf,  um   von   der 

Höhe  aus  eiin  n  1  mci 'i,  über  das  Meer  zu  genießen.  —  Es  ist 
nun  interessant  zu  beobachten,  wie  in  den  verschiedenen  tlölienlagen 
die  einzelnen  Vegetatious-Hegionen  einander  ablösen. 

Liebliche  Waidwege  führen  uns  empor  zu  ausgewählten  Ruhe- 
plätzen, die  oft  auf  Anlegung  hoher  Fürstlichkeiten  geschaffen  und 
nach  ihnen  benannt  sind.  Von  den  zahlreichen,  hochherzigen  Gönnern 
Abbazi.as  widmete  wohl  bisher  kein  fürstlicher  Gast  für.  Auf- 
schwang und  Verschönerung  dieses  Kurortes  eine  so  namhafte  Summe 
wie  der  König  Karol  von  Rumänien,  der  mit  seiner  erhabenen 
Gemahlin,  der  Dichterfürslin  Carinen-Sylva,  nahezu  alljährlich,  bejubelt 
von  jung  und  alt,  seinen  Einzug  in  Abbazia  hält. 

So  führt  uns  jetzt  in  leicht  geschwungenen  Serpentinen  iler 
Köufg-Karol-Waldweg  hinauf  zu  dem  mit  einer  Pergola  gekrönten 
Elisabeth-Fels,  zur  Carraen-Sylva-Ruhe,  oder  zur  Auroia-Höhe. 

Noch  befinden  wir  uns  im  geschlossenen  Lorbeerwalde  in  der 
Region  des  immergiünen  Pflanzenwuchses.  In  wenigen  Wochen 
pulsiert  liier  bereits  wieder  kräftiges  Leben,  denn  schon  schwellen 
die  Knospen  und  hie  und  da  im  warmen  Kalkgeklüfte  prangen  die 
duukelbolaubten  Äste  schon  überladen  mit  goldenem  Blütenschmucke. 
Allerdings  in  seinem  schattigen  Innern  sieht  es  meist  immer  recht 
monoton  aus.  Zwischen  den  braunen  Mengen  abgefallener  Leder- 
blätter sprießt  neben  zahlreiclieni  Lorbeernachwuchse  zumeist  nur 
der  dornbewehrte  Mäusedorn,  Riotcu^  aculcatiis,  in  undurchdringlichen 


Massen,  noch  mit  zierenden,  korallroten  Beeren  auf  den  blattartigen 
Stengeln  besetzt.  Sein  immergrünes,  äußerst  hartes  Laubwerk  hat 
in  unserer  heimischen  Binderei  wohl  allgemein  Eingang  gefunden 
und  ist  auch  in  gefärbtem  Zustande  ein  sehr  geschätztes  Bindematerial. 
Doch  auch  hier  im  Süden  wird  diese  wilde  Myrthe  des  Dioskorides 
vielfach  verwendet.  Während  die  jungen  Sprossen  oft  als  Gemüse 
genossen  und  seine  Säfte  medizinisch  geschätzt  werden,  hefert  der 
Same  ein  Kaffee-Surrogat,  und  aus  seinen  Zweigen  weiden  Kehrbesen 
fabriziert.  In  den  Anlagen  fanden  wir  auch  den  von  den  kanarisclien 
Inseln  eingeführten  zwitterblütigen  Mäusedorn,  H.  androgynus.  der 
im  Gegensatz  zu  der  vorgenannten  Art  hellgrüne,  oval  gespitzte, 
glänzende  Blätter  besitzt  und  dessen  klimmender  Stengel  nicht  selten 
eine  Höhe  von  zwei  Metern  erreicht.  Ein  treuer  Begleiter  der 
ersteren  wildwachsenden  Form  im  Lorbeerwalde  ist  der  Efeu.  Er 
schlingt  sich  an  den  glatten  Stämmen  empor  oder  deckt  das  öde 
Kalkgestein  mit  seinem  dunklen  Laube. 

Erst  dort,  wo  der  Lorbeerwald  sich  lichtet,  wo  der  überall  ge- 
schlossen auftretende  Nachwuchs  auseinanderweicht,  da  bietet  er  ein 
ebenso  abwechslungsreiches  als  interessantes  Bild  dar,  welches  in 
einem  bunten  Gemenge  sommergrüner  Laubhölzer,  vermischt  mit  den 
immergrünen  Gewächsen  der  Meditorranflora  und  in  einer  nie  ge- 
ahnten üppigen  Entwicklung  von  Kletter-  und  Schlinggewächsen  zum 
Ausdrucke  gelangt. 

Insbesondere  in  den  Felsonschluchten,  die  aus  der  Bergregion 
zum  Meere  führen  und  in  denen  die  Gewässer  des  Karstes  in  Kas- 
kaden talwärts  stürzen,  erhalten  wir  einen  Einblick  in  eine  derartige 
Gestaltung  des  gemischten  Lorbeerwaldes. 

Diesen  Teil  erreichen  wir  zwischen  der  A'illa  Quisisaua  und 
der  Vrutki-Quelle  in  ca.  100  m  Höhe  über  dem  Strand.  Die  auf- 
fälligsten und  häufigsten  Bänme  sind  hier:  Lannis  nobilis,  Qiiereus 
pubescens  f.  lajiughiosa.  Ca.slanea  vesca.  Ostnjn  rnrpinifoUn  und 
Pisiacia  Tcrcbinthns.  Die  Waldrebe,  Ch  niii-  ]'ii,i;!>,i.  r.uilt  sich 
in  taudickeu  Strängen  durch  das  undiiii  ic  n  ,  i  i.  lihkKht  nnd 
entfaltet  iu  den  Laubki'onen  ihre  milchw.  ,  ■  h  i.  i  i.  -i  .,■■].  L-iufer 
von  Brombeeren,  liubtts  nlinifolius  (sijit.  iniii,cmis\  steigen  durch 
Stauden  und  Buschwerk  empor.  Mit  ihren  nach  lückwäits  gebogenen 
Stacheln  verankern  sie  sich  von  Busch  zu  Busch,  von  Ast  zu  Ast, 
um  selbst  das  äußerste  Lorbeergeäste  zu  erreichen.  Vom  Sturmwind 
niedergeworfen,  will  der  Schößling  neuerdings  empor.  Ist  auch  der 
'\^'il)fel  gebrochen,  so  bilden  sich  rasch  neue  Zweige,  die  nach  allen 
Richtungen  Stützpunkte  suchen  und  finden,  um  so  dem  Lichte  wieder 
zuzustreben  und  dort  duftende  Lilablüten  und  glänzend  schwarze 
Früchte  zu  zeitigen.  Infolge  der  Eigentümlichkeit  der  Brombeeren, 
die  Spitzen  ihrer  Läufer  wieder  einzuwurzeln,  bilden  sich  alsdann 
vom  Laubdacbe  herabhängende,  oft  5  bis  8  Meter  lange,  lotrechte, 
bleistiftstarko  Senker,  die  dem  Boden  zustreben,  ihn  aber  nicht  immer 
erreichen.  Das  sind  aber  für  die  andei-en  Sehlinggewäcliso  will- 
kommene Kletteitaue.  Uebor  junge  Lorbeerbäunichen  und  Manna- 
eschen  hinweg  züngelt  die  windende  Spitze  der  Scbmeerwurz,  Tamus 
communis^  um  ein  derartiges,  pendelndes  Tau  zu  erreichen.  Mit 
ein  paar  Windungen  ist  es  eingefangen  und  rasch  schießt  der  zarte 
Stengel  mit  den  zierlichen,  glänzenden,  herzförmigen  Blättern  in  die 
Höhe.  Doch  schon  klammert  sich  an  ihren  Fuß  ein  mit  feinen  faden- 
artigen Scheinliliittciii  \ci>cliciier  Spargel,  Asparagus  tetmifolius,  um 
daran  seine  wem-,  r  ,iii-c|.i:(M|e  Windekunst  zu  erproben.  Wein- 
reben von  Vilis  niii/ini.  (lurchranken  wild  hie  uud  da  weitästige 
Feigeubäume,  Ficiis  Carica,  und  Heckenwindling,  Calystegia  (syn. 
Volvulus)  scptu7n,  verschlingt  das  niedrige  Buschwerk.  Auch  mit  der 
in  allen  Teilen  mit  Widerhaken  versehenen  Stechwinde,  Smilax 
aspcra,  kommen  wir  an  manchen  Stellen  in  unangenehmste  Be- 
rührung. Von  den  am  häufigsten  in  diesem  Teil  vorkommenden 
Sträuchern  nenne  ich  noch :  Cnrptii/i.f  oricniaUs  {syn.  duinensis), 
Cory/iis  Anl/'iHii.  Krnnymii.--  iiirn/„ir,i.  FiK.n'nus  Onius.,  Paliurus 
amlralis.  \'ihiiiii,iin  Tm,/.-.  <ni.,i,,ll,i  hnirnis  miiÜiflora  {syn. 
mc>-oid)s  Uniss.).  l;hiis  (  ,y////».s.  ;,iicli  iiucli  liiiscus  uud  viclo  andere. 

Haben  wir  jedoch  diese  so  überaus  reiche  Zone  des  gemischten 
Lorbeerwaldes  übei-schritten,  so  verändert  sich  wieder  das  Bild.  W'ir 
gelangen  in  die  schon  wesentlich  höher  gelegene  Kegion  der  Eichen 
und  Edelkastanien,  die  sich   über  Veiuinaz  bis   zu  den  Flanken  des 


IX, 


Die   Gartenwelt. 


129 


Monte  Maggiore  erstreckt.  Iliu  und  wieder  sinießt  aus  offouen 
Flächen  ein  Riedgras  auf.  luimei-giiiii,  \'iiiii,  minor,  lugt  am  Ge- 
mäuer mit  blauen  Rhimen  aus  und  teilt  luinicrlicli  mit  gefleckt- 
blättiigen  roten  Ne.sseln,  l.diiiiinn  iintiiiUilnin.  Aw  sminendurcli- 
wärmte  Stätte.  Auf  unfinrlitl.aivin  r.(»|rn  rnil:il!' i  :"i  ■','  ' -lihittrigo 
Löwenzalm,  Taraxnnnii  i;inii,  iil.iiiini.  -iin  : .  Ii  ■,  i^i.  I  ■■■H"  ^iialilen- 
köpfclien,  während  teils  uiitn- Mliui/j/mlrii  Du  rl,.',]  Ii.  II-' ll-  rrimeln, 
l'rimida  acaulis,  ihre  Blumen  entwickelt  haben,  oder  im  Wiesen- 
lioden  weithin  auffällige  Schwärme  bilden  und  auch  aus  dem  braunen 
Laube  hervorgucken.  Die  grünende  Nießwurz,  IkUcborus  viridis, 
tritt  in  Mengen  auf,  und  je  höher  wir  steigen,  um  so  zahlreicher 
werden  auf  kaistigcm  Boden  die  leuchtend  grünen,  kaum  fußhohen 
Büsche  mit  den  .sonderbaren  laubgrünen  Blumen.  Einen  köstlichen, 
wohlbekannten  Duft  strömt  uns  ein  tiefblaues  Vi'ililicn,  l'iu/a  seolo- 
/i//i/lla,  entgegen,  de.ssen  wir  uns  mit  Freuili'  I'mikh  liii^m.  Bei 
i'ifrigem  Suchen  entdecken  wir  noch  Chrysuiilliriiiiiin  rori/uihonim, 
<  'i/lin/is  ratisliii/iriisif:  (.<//".  aiipimis).  Lallujrus  rariryntiiH  und 
L.  iiiijer,  Aristiilochiii  pn/lida  etc.  etc.  Wenn  cann  noch  später 
die  zahlreich  vorkommenden  Mannaeschen  mit  hellen  Blütenri.spen, 
schneeweißen  Federhüschen  gleich,  sich  schmücken,  dann  entsprießt 
dieser  stein-  und  busohreichen  Karstlandschaft  ein  leider  nur  zu  bald 
vergängliches  Bild  üjipigster  Naturentwicklnng. 


Ausstellungsberichte, 

Dit'  iialioiialo  ChrysaiitliPiiuini-iViisstelliii)^  im 
Crystal-Palaco  zu  London. 

Von  Peter  Geier,  London. 

J-/iese  Ausstellung  bot  in  Schaublumen  wirklich  großartige 
Leistungen,  jedoch  befremdete  mich  der  Mangel  guter  Chrysanthemum 
in  Töpfen.  Die  gezeigten  Pflanzen  waren  nicht  nur  nicht  schon, 
sondern  für  eine  Ausstellung  in  London  sehr  schlecht.  Ob  man  hier 
.so  wenig  auf  Chrysanthemum-Topfpflanzen  gibt,  oder  ob  man  nicht 
die  Schönsten  nach  der  Ausstellung  sandte,  weiß  ich  nicht.  Unter 
andern  zeigten  zwei  Aussteller  in  den  Sorten  „Princesse  Bassaraba 
de  Brancovan",  „  W.  H.  Lincoln",  ,,SouFenir  de  petite  amie\  ,,Nelli 
PockeW-  usw.  fächerförmig  gezogene  Pflanzen,  für  welche  ich  mich 
jedoch  nicht  begeistern  konnte,  da  man  ihnen  sofort  an.sah,  daß  sie 
sich  nur  unfreiwillig  in  ihre  Fessel  fügten.  Eine  Pflanze  als  freier 
Hochstamm  oder  Busch  gezogen,  wie  ich  sie  schon  auf  andern  Aus- 
stellungen sah,  sieht  entschieden  gefälliger  aus.  Ferner  waren  in 
verschiedenen  Gruppen  Pflanzen  wie  Croton,  Cocos  usw.  zum  Arran- 
gement mit  verwendet  worden,  die  man  in  der  Mehrzahl  auch  lieber 
zu  Hause  hätte  lassen  sollen.  Allerdings  war  ja  zu  sehen,  daß  das 
meiste  Gewicht  auf  Ausstellung  abgeschnittener  Blumen  gelegt  war, 
die  in  ihrer  ganzen  Reichhaltigkeit  entschieden  bestechend  wirkten. 
Es  war  alles  bei  reichlich  zur  Verfügung  stehendem  Platz  so  auf- 
gestellt, daß  ein  jeder  Aus.steller  voll  und  ganz  zur  Geltung  kam  und 
durch  Ausstellung  von  Früchten  und  Gemüsen  war  das  Ganze 
abwechslungsreich  gestaltet.  Ich  konnte  die  Ausstellung  erst  am 
dritten  Tage,  anr  Freitag,  den  4.  November,  besuchten,  was 
den  entschiedenen  Vorteil  hatte,  daß  man  die  empfindlicheren 
Chrysanthemnm-Sorten  herausfinden  konnte,  was  am  ersten  Tage  nicht 
gut  möglich  ist.  Daß  auf  dieser  Aiwstellung  alle  Sorten  in  besten 
Blumen  vertreten  waren,  ist  natürlich.  Die  Sorten,  welche  ich  nach 
langer  und  genauer  Prüfung  der  Ausstellung  notierte  und  hier  auf- 
zähle, sind  die  in  Farbe,  Form  und  Haltbarkeit  besten  der 
Ausstellung.  Auch  habe  ich  darauf  gesehen,  einer  Sorte  erst  dann 
ein  gutes  Zeugnis  zu  geben,  wenn  ich  sie  in  mehreren  Kollektionen 
als  schön  vorfand,  denn  manche  Sorten  waren  bei  diesem  Aussteller 
ein  Paradestück,  während  sie  bei  einem  anderen  Mängel  zeigten. 
Eine  Aufzählung  der  Aussteller  und  der  ihnen  zuerkannten  Aus- 
zeichnungen halte  ich  für  überflüssig. 

Gleich  beim  Betreten  der  Ausstellung  fiel  ein  Aussteller  auf, 
der  nur  Calvatsche  Neuheiten  von  1903  und  1904  zeigte.    Man  sah 


hier  sowie  in  andern  Kollektionen,  wo  manche  Oalvafsohe  Züchtung 
erstrahlte,  daß  er  als  Züchter,  wenn  nicht  als  erster,  so  doch  als 
einer  der  ersten  zu  nennen  ist.  Die  besten  von  dieser  Kollektion 
waren  die  Sorten  ..Rni  d' Ifidir'^  cUuikelgelb  mit  feinen  Petalen, 
lockere  ballfönniL;r  Hlnme.  eh,  ,.]tun  in  Form  und  Faibe  und 
haltbar;  „Chri/.omf/i,  iiu.-,/r  Muh/i,/,,,/-.  strohgelb,  mit  langen,  herab- 
hängenden Petalen;  .../nui  Calr:il-\  hi'aun  mit  goldiger  K'iiekscite. 
nach  innen  gebogen,  herrliche  Farbe;  ,.Miiie.  Muniiirritr  du  \l,,iis\ 
reinweiß,  sehr  große  Blume,  sehr  schön;  ,,,Son.rriiir  du  ('<iln,l  /»/v-, 
weiß  mit  rosa  Tupfen  und  grünlichen  Kndeu  der  Blnmeiiliiätter; 
herrliche  Sorte  in  Form  und  Farbe;  „Prisidmi  IVv»/-,  lila  mit  .sehr 
langen  Petalen;  kolossale  Blume,  scheint  ,i-ii  je,].,,  ti  wegen  ihrer 
Größe  etwas  schwer  zu  entfalten;  „Lir/ii.  Cnl.  Itncrniact",  e\ne  reich 
gelbe,  lockere  Blume  mit  breiten  Petalen ;  „Mute.  Henry  Douillei", 
rosa  mit  hellerRückseite,  breite,  einwärts  gebogene  Petalen,  fefne  Sorte. 
Nach  dieser  Gruppe  hatte  ich  mir  als  Sorten,  die  mir  von  allen 
am  eindruckvollsten  erschienen,  folgende  notieit :  .,Mme.  Paolo Radaelli", 
eine  herrliche  Blume,  ich  möchte  fast  sagen,  die  Königin  aller.  Sie 
ist  rosafarben  mit  gelblichem  Hauch.  Es  ist  sicher,  daß  sich  diese 
Sorte  überall  einbürgern  wird.  Sie  war  hier  in  fast  jeder  Kollektion 
zu  finden  und  nur  in  sehr  guter  Qualität.  ,,Mr.  F.  S.  Vallis''  ist 
auch  eine  Calvatsche  Züchtung.  Ich  war  im  Zweifel,  ob  diese  die 
beste  in  Gelb  sein  sollte  oder  „Bessic  Oodfrey",  bis  ich  sie  beide 
nebeneinander  in  großartigen  Schaubkimen  vorfand  und  ersterer 
entschieden  den  Vorzug  gab.  Sie  errang  auch  den  ersten  und 
zweiten  und  .,Bessie  Godfrey"-  den  dritten  Preis.  ,.Mrs.  Barkley'-^ 
ist  eine  weitere  Perle  in  sanft  lila-rosa  F'ärbung.  Sie  ist  wunderschön 
in  Farbe  und  Forni  und  sehr  dauerhaft.  „  W.  R.  Chureh"  kennen 
wir  schon  mehrere  Jahre.  Sie  ist  ein  Kleinod  in  Farbe,  rosakarmesin 
mit  amaranthfarbenem  Hauch  und  bronzefarbiger  Rückseite.  Die  Pe- 
talen sind  nach  innen  gebogen  und  grünlich-gold  an  den  Enden. 

Es  sind  dies  vier  Sorten,  die  in  einem  Sortiment,  das  auf  Größe, 
Farbe,  Form  und  Haltbarkeit  der  Blumen  Anspruch  erhebt,  nicht 
fehlen  dürfen. 

Als  weitere  sehr  gute  Sorten  notierte  ich  „Countess  of  Arran"; 
kirschrot  mit  fahlem  Grunde,  sehr  groß;  „Oodfrey's  King",  braun 
mit  goldiger  Rückseite,  ballförmig;  „Nellie.  PockeW-,  rahmweiß,  sehr 
schöne  Porte;  „Mrs.  J.  I.  Tlioi-neycrofl'-\  aprikosenfarbig  mit  orange, 
schöne  lockere  Blume;  .,Se»  Wells",  große,  weiße  Blume  mit  .schmalen 
Petalen,  sehr  schön;  „Bessic  Oodfrey",  gelb,  nach  der  Mitte  dunkler, 
und  herabhängend,  eine  der  Schönsten ;  .,,Mrs.  Harry  Emmerton", 
gelbe  kolossale  Blume,  sehr  schön  in  Farbe;  „Maiid  du  Cros", 
kanariengelb  mit  hellerer  Rückseite,  immense  Blume  in  gefälliger 
Ballform;  „General  Hutton",  hellgelb  mit  langen  herabhängenden 
Petalen,  welche  an  den  Rändern  mit  rötlichen  Linien  gezeichnet  sind; 
.,Phyllis"  war  schön  als  lachsrosae  Blume,  obschon  ich  mich  für 
die  feste  Form  nicht  erwärmen  konnte;  .,Mrs.  Oeo  Mileham",  silber- 
und mauvefarben  mit  rosa  Hauch,  sehr  schön  in  Farbe;  „Edith 
Smith",  eine  schöne  lockere,  weiße  Blume,  scheint  jedoch  etwas  leicht 
zu  faulen;  „Ethel  Fitxroy",  sehr  groß,  laohsrosa;  „Harry  Skrimpton", 
tief  gelb  und  rot-bronze  punktiert  mit  goldig-bronze  Rückseite,  schöne 
immense  Blume;  „Lady  Conyers",  ro.sa  lila  mit  silbrig  weißer  Rück- 
seite, schöne  sehr  große  Blume;  ,. Sensation",,  orange-goldig  mit 
rötlichem  Anflug,  sehr  schon;  „Loveliness",  sanft  gelb  mit  breiten 
lockeren  und  nach  innen  gebogenen  Petalen;  ,.Mme.  G.  Nagelmackers", 
rein  weiß,  enorme  Blume,  sehr  wertvolle  Sorte;  „Bultercup",  dunkel- 
gelb, nach  innen  gebogene  breite  Petalen;  ,/^uecn  Alexandra",  reh- 
farbig schattiert  mit  rosa  Punkten,  sehr  schön;  „Miss  Lucy  Evans", 
sehr  haltbare  Blume  in  rosa  Farbe;  „Lord  Alrerstone",  eine  schöne 
Farbe,  ähnhch  der  „  IF.  li.  Chureh",  rot  mit  goldiger  Rückseite; 
,,Henry  Perkins",  kupferig  rot  mit  gelbem  Grund,  eigentümliche 
Farbe,  kolossale  Blume;  ,.MarqHis  Visconti  Venosta",  immense  rosa- 
mauvefarbige  Blume.  Diese  Sorte  dürfte  doch  wohl  durch  ,..l//-.s-. 
Barkley"  entbehrlich  sein.  „Mrs.  Mease",  schöne  gefällige  Blume  mit 
rahmgelber  Farbe;  „Qodfreys  Pride",  karmesinrot  mit  lieller  Rück- 
seite, sehr  große  Blume,  Petalen  nach  innen  gebogen;  .,Tliomas 
Humbrey",  sehr  schöne  Farbe,  kastanienbraun;  „Miss  Acland"  ist  sehr 
schön  und  von  gelber  Farbe.  Diese  Sorte  errang  einen  Extra-Preis 
von  5  sh;  „George  Lawreme",  goldig-bronze  mit  rotem  Anflug,  schöne 


130 


Die  Garlenvvelt. 


IX,  11 


Sorte  mit  riesiger  Blume;  .^Magiiificenf  und  ,,Mafch'»(/  Uero" 
zwei  selir  gute  Sorten  mit  langen  herabhängenden  Petalen  sind  ähn- 
lich in  Farbe,  braun  mit  silbriger  Rückseite;  .,Mrs.  E.  Huimnei',  weiß- 
rosa,  uaeh  der  Mitte  gelblich  schattiert,  lange  herabhängende  Blume, 
bekam  auch  einen  Extra-Preis  von  5  sh;  „Elsie  Sultan"  ist  eine 
schöne  weiße  ballföimige  Blume;  ,,Mme.  O.  Debrie'\  malmaispnfarbig, 
sehr  schön  in  Farbe  und  haltbare  Blume;  „S.  T.  Wright'".  schöne 
Farbe,  feurigrot  mit  silbriger  Rückseite:  ..Mrs.  Wheeler  Bennett", 
kupferig  lachsfarben,  sehr  schön;  „Lady  Lennnrd-',  gelb,  braun  ge- 
streift, sehr  große  ballförmige  Blume;  ,,Mi:s.  J.  Ä.  Miller';  sehr  schön 
ziegelrot  mit  lachsrosa  Rückseite;  ,,Lord  lyiidlow",  goldig  gelb  mit 
braunen  Streifen,  eine  bekannte  schöne  Sorte;  ,,Florence  Molyncux'\ 
rein  weiße,  sehr  schöne  Blume;  die  Petalen  sind  eigentümlich  gedreht; 
„The  Princess',  rahmweiß,  ist  wohl  eine  der  größten  Sorten;  ,,Miss 
Olive  Miller'-,  lila  mit  herabhängenden  Petalen,  sehr  schön  in  Farbe 
und  Form;  „Mnie.  Waldeck  Rotisscati-\  reiches  Rot  mit  gelb  punktie'rt, ' 
und  fahler  Rückseite,  enorme  Blume;  ,,Lady  Hopetomi^;  rosa  heliotrop- 
farbig, kolossale  Blume,  sehr  schön;  „Miss  E.  Seward",  gelb,  braun 
gestreift,  ist  eine  Ballenblume  mit  schöner  Farbe;  ^.Ihichess  of  Fife^\ 
rosa-lila  und  weiß  schattiert;  ,^Mme.  Canwi-\  eine  alte  Bekannte  und 
eine  der  ersten  Glanzleistungen  Calvats,  behauptete  noch  ganz  ent- 
schieden ihren  Platz,  obwohl  ihr  manche  Sport- Rivalin  an  der 
Seite  stand.  „Mme.  Gustave  Henryk,  habe  ich  schon  manchmal  ver- 
werfen hören  mit  der  Begründung,  daß  die  Blume  sich  nicht  schön 
baut;  sie  sei  zu  flach,  aber  sie  ist  ganz  entschieden  schön  und  hat 
auch  bei  der  Bewerbung  für  „die  fünf  besten  weißen  Blumen  von  einer 
Sorte",  den  ersten  Preis  errungen.  An  ihr  zu  rühmen  ist  besonders, 
daß  sie  sehr  willig  ist  in  der  Kultur,  was  man  auch  von  „Princesse 
Bassaraba  de  Brancovan"  sagen  kann;  auch  diese  Sorte  war  in 
schönen  Blumen  vertreten.  Sie  ist  wohl  für  Großkulturen  noch 
nicht  von  irgend  einer  anderen  Sorte  überti'offen.  Es  wunderte  mich, 
„Miss  Alice  Byron",  und  ,,Mer)riaid-\  die  man  vor  zwei  Jahren 
so  viel  nannte,  nicht  mehr  anzutreffen;  sie  sind  ganz  entschieden 
schön,  waren  jedoch  nur  in  2 — 3  Sortimenten  zu  finden.  Ich  habe 
schon  von  Fachgenossen  die  Meinung  gehört,  die  höchste  Vollendung 
in  den  Chrysanthemen-Züchtungen  sei  erreicht  und  die  Sortimente 
seien  überfüllt.  Ich  empfand  jedoch  gerade  auf  dieser  Ausstellung, 
wo  die  mannigfaltigsten  Farben  und  Formen  vertreten  waren,  daß 
noch  manche  Lücke  mit  Neuzüchtungen  auszufüllen  ist.  AVeun  eine 
Farbe  den  Höhepunkt  erreicht  haben  sollte,  so  würde  es  wohl  am 
ersten  Gelb  sein,  denn  wir  haben  wirklich  so  viele  und  schöne  gelbe 
Sorten  in  allen  Nuaucen  und  Formen,  daß  man  kaum  noch  an  eine 
Verbesserung  denken  kann.  Doch  haben  wir  wirklich  schöne  dunkle 
Sorten  in  solcher  Verschiedenheit  der  Färbung  und  Form?  Nein. 
Die  beste  in  Dunkel  ist  wohl  noch  lieute  die  alte  „William  Seivard'-. 
Ferner  vermisse  ich  die  herrliche  „Rayonnant"  oder  eine  Verbesserung 
von  ihr  in  derselben  Farbe  und  Form.  Sie  hat  den  Fehler,  daß  sie 
leicht  schwarze  Blätter  bekommt,  welche  dann  abfallen;  geschieht 
dies,  so  entwickelt  sie  ihre  Blumen  nicht  gut.  Ich  habe  sie  jedoch 
auch  schon  sehr  schön  gesehen.  Von  „Mme.  Edtn.  Roger"  konnte 
ich  nicht  eine  Blume  entdecken  mit  Ausnahme  von  ein  paar  Pflanzen 
mit  kleineren  Blumen.  Auch  von  ihr  habe  ich  schon  wirkliche  Schau- 
blumen gesehen.  Hier  in  England  jedoch  trifft  man  sie  wenig  an, 
wahrscheinlich,  weil  sie  etwas  anspruchsvoll  ist.  Wäre  nicht  ein 
besserer  Wachser  mit  noch  intensivere)-  grüner  Farbe  als  Sport  von 
ihr  zu  ziehen?  Wir  sehen,  es  ist  ein  reiches  Feld  offen,  noch  Ver- 
besserungen zu  bringen  und  es  wäre  sehr  erfreulich,  wenn  sich  auch 
die  deutschen  Spezialisten  daran  beteiligten  dieses  Feld  auszufüllen, 
denn  man  findet  unter  den  gangbarsten  Sorten  kaum  eine  mit  deuisch- 
kliugendem  Namen.  Hier  möchte  ich  gleich  erwähnen,  daß  die 
Etikettierung  der  Sorten  in  der  Ausstellung  sehr  gut  war;  nur 
einige  Aussteller  hatten  französische  Namen  in  der  Schreibweise 
verunglimpft.  Clibrans  in  Altrincham  führte  Züchtungen  von  ein- 
fachen Chrysanthemen  vor,  welche  sehr  großen  Beifall  fanden,  und 
es  steht  fest,  daß  sich  besonders  diese  einfachen  Sorten  für  Binderei 
Bahn  brechen  werden.  Als  beste  Sorten  notierte  ich  mir  folgende: 
„Stella",  reinweiß;  „Piiik  Beauty",  zartrosa,  herrliche  Sorte; 
„Mrs.  E.  Roberts",  vorzügliche  Sorte  mit  gi'oßen  Petalen  und 
weißem  Grund,  rosa  übergössen;  „Mrs.  R.  N.  Parkinson'',  hellgelb. 


sehr  .schön;  „Edith  Payram",  tief  rosa  mit  hellem  weißlichen  Ifand. 
Der  Sämling  No.  17  war  eine  federartige  rosa,  sehr  schöne  Sorte. 
Pompon-Chrysanthemum  waren  auch  ausgestellt,  denen  ich  jedoch 
absolut  nichts  abgewinnen  konnte. 

Die  bekannte  große  Maiktgärtnerei  von  Roohford  &  Sons 
brachte  getriebene,  auf  Eis  zuiückgehaltene  Sachen  in  schöner 
W-.iV  zur  Srliiui,  \vi(.  ;.///«»/  towiilh.nnn.  Icninfnlhau.  ainaliim, 
IninHiiiN.  F,„-Ih,i,,.  I.nl,nnuin>  nihii,r,\  l;l,n.h„l,inln.„snnH,r.  .^piraea 
jap,, „Oll.  P,i„l.,„  ,i,„lnl.,t,j.  lar..  Alaililuiiiri.  und  1- ii.-M.-r;  Iri/.terer 
war  jedoch  ziemlich   mangelhaft. 

H.  Cannel  &  Sons  zeigten  wie  gewöhnlich  ihre  Cannas  und 
ein  sehr  schönes  Soi'timent  von  langstielig  geschnittenen  Pelargonien- 
blumen. Von  den  Cannas  pi-fiolon  mir  .../.  B.  ran  dor  Scliool-'  nnd 
„Oscar  Danneker".  BesuiM-is  ;jiii  ^rf,rl,.,i  mii-  ^li-  einfachen  Pelar- 
goniensorten: „Chas.  Ciirhs-.  ..Imuilrss  ,,/.Jns,';r.  ..Hiilr  o/ Nor/olt', 
„George  Coats'-,  „Lord  Küvhciicr-,  „Mr.  J.  A.  Bell-',  „Mrs.  Simpson'', 
„Princess  of  Wales",  „Sir  Thomas  Hanbury'',  sehr  schön  Scharlach 
karmesin,  „The  .Mikado".  Von  den  gefüllten  fand  ich  „Qtistav 
Einich'-'  schön. 

Die  Ausstellung  der  Früchte  und  Gemüse  war  gut  zu  nennen. 
Es  war  Material  in  sehr  guter  Qualität  vertreten  und  in  gutem 
Arrangement  auf  Tafeln   zwischen   den  Blumen   zur  Schau  gebracht. 


Mannigfaltiges. 
Lehren  aus  der  Dürre  im  Jalire  11H)4. 

Auch  das  Schilf  im  Teicli  produziert  im  dürren,  regen- 
ariuen  Sommer  weniger  als  rmter  dem  Einfluß  befruchtender 
Gewitter  imd  Regen;  was  soll  da  die  Landpflanze  auf 
trockenem  Boden  erst  machen! 

Klagen  hat  man  nun  genug  geliört  und  mit  Recht;  wir 
müssen  aber  immer  mal  mit  solchen  Jahren  rechnen  und  da 
ist  es  gut,  aus  gemachten  Erfahrungen  Nutzen  für  die  Zukunft 
zu  ziehen.  Es  handelt  sich  dabei  nicht  allein  um  die  prak- 
tische "Verwendung  des  "Wasserqiiantums,  welches  für  be- 
stimmte Kulturen  im  Notfall  zur  Verfügung  steht,  sondern 
vielmehr  noch  um  andere  allgemeine  kulturelle  Maßnahmen, 
über  welche  man  bei  dieser  oder  jeuer  Kultur  mit  Rücksicht 
auf  die  Wasserversorgung  ins  klare  kommen  mulr ;  Fragen 
aus  dem  Gebiete  der  Bodenbearbeitung  und  Düngung  treten 
in  den  Vordergrund;  allein  voran  steht  aber  die  große  Haupt- 
frage: Kann  und  darf  man  gewisse  Gartenkulturen  ohne  die 
Möglichkeit  einer  ausreichenden  Wasserversorgung  überhaupt 
in  Angriff  nehmen?  Diese  Frage  tritt  besonders  in  der 
Nutzgärtnerei  und  —  wenn  man  von  dem  Gemüsebau  absieht, 
den  wohl  keiner  ohne  Wasser  betreiben  will  —  in  erster 
Linie  beim  Obstbau  in  den  Vordergrund,  um  so  melir,  als 
man  seit  Jalu-en  bestrebt  ist,  für  ganz  billigen  Obstbau 
Propaganda  zu  machen:  Ohne  Schnitt,  billigster  Kunstdünger, 
billigste  Bäume,  Busch  und  Besen  wie  \Veiden"oder  Himbeeren. 

Vor  einem  Jahre  wurde  ich  um  eine  gutachtliche  Äußerung 
gebeten,  wie  sich  der  Obstbaii  auf  Heideland  —  Areal  1  Quadrat- 
Meile  —  bei  hinreichendem  Dung  aus  Stadtkehricht  rentieren 
würde.  Nachdem  ich  den  Erfolg  von  der  Wasserfrage  ab- 
hängig gemacht  habe,  ist  mir  niclits  mehr  von  dem  Projekt 
zu  Ohren  gekommen;  wahrscheinlich  hat  man  sich  an  billigere 
Gutachter  gewendet.  Es  wird  aber  auch  das  eine  letzte  Jahr 
hinreichende  Belehrung  gegeben  haben,  daß  die  Wasserfrage 
oft  die  erste,  oft  die  teuerste  bei  der  Anlage  sein  wird. 
Wir  aber  fassen  kurz  zusammen:  die  Wasserversorgung 
gibt  den  Ausschlag  für  den  Erfolg  und  zwar  muß  die 
Anlage,  auch  mit  Aufwand  von  Kosten,  so  gestaltet  sein,  daß 


IX,  11 


Die   Gartenwelt. 


131 


im  Betriebe   oline   außergewöhnliche   Arbeitskosten    eine    hin- 
reichende Bewässerung  stattfinden  kann.*) 

Was  für  die  Obstplantage  gilt,  liat  gleiche  oder  ähidiclie 
Geltung  auch  für  andere  Park-  mid  Gartenanlagen.  Wer 
bei  der  Anlage  hierin  spart,  wirtschaftet  teuer! 
Das  gilt  nicht  allein  für  junge  Anlagen.  Zum  Beweise  hier- 
für liedarf  es  keineswegs  einer  durch  5  Monate  anhaltenden 
Dürn>:  jede  trockene  Periode  von  4  Wochen  genügt,  hierfür 
die  nötige  Erfahrung  zu  sammeln. 

Sobald  sich  eine  trockene  Periode  ins  Unendliche  aus- 
dehnt, handelt  es  sich  um  eine  wirtschaftliche  zweckent- 
sprechende Verwertung  des  zur  Verfügung  stehenden  Wassers; 
denn  selbstredend  hat  das  Wasserquantura  eine  Grenze,  auch 
ist  mit  den  vorhandenen  Arbeitskräften  zu  rechnen.  Da 
stoßen  wir  nun  auf  einen  Hauptfehler,  der  nur  gar  zu  oft 
gemacht  wird:  das  ängstliclie  Verteilen  und  Verzetteln  der 
Arbeitskraft  und  des  Wasservorrats  auf  das  Ganze,  damit 
nur  jeder  Quadratmeter  Fläche  seinen  gleichen  Teil  bekomme! 
Damit  aber  erreichen  wir  nichts,  wir  schaden  nur  dem 
Ganzen  durch  Anregung,  der  eine  immer  wieder  sich 
steigernde  Erschlaffung  auf  dem  Fuße  folgt.  Der  Kultivateur 
muß  tagtäglich  seine  Strecken  begehen,  beobachten,  beurteilen; 
wo  es  am  nötigsten  ist,  muß  die  ganze  Kraft  und 
der  ganze  Vorrat  eingesetzt  werden,  ja  wiederholt,  bis 
eine  durchsclilagende  Wirkung  erreicht  ist;  dann  hat  man 
hier  genützt  mid  für  die  nächste  Folge  Ruhe,  man  kann  sich 
den  nächst  bedürftigen  Individuen  zuwenden.  Wer  nicht  zu 
spät  anfängt  bzw.  aufsteht,  dagegen  die  in  Aussicht  stehende 
Gefahr  bei  Zeiten  erkennt  und  beseitigt,  wird  auch  bei  laug 
andauernder  Dürre  mit  verhältnismäßig  kleinem  Verbrauch 
stets  Bedeutendes  leisten,  l^s  handelt  sich  allerdings,  wie  in 
dem  verflossenen  Sommer,  auch  darum,  nicht  zu  erlahmen, 
selbst  wenn  nicht  allein  der  Eegen,  sondern  auch  der  Tau 
aussetzt  und  ein  stets  trockener  Wind  den  Boden  ausdorrt. 
Welche  Freude  hat  aber  gerade  in  diesem  Herbst  nach  über- 
standener  Gefahr  die  Mühe  und  Arbeit  gelohnt!  Herrlich 
ausgebildetes  Obst,  vollkommene  Holzreife,  prachtvolle  Herbst- 
färbung in  den  gut  gepflegten  Anlagen,  kräftiger  Rasen,  der 
noch  im  November  des  Schnittes  bedurfte.  Gärtnerische  Arbeit 
und  planmäßiges  Kultur -Verfahren  hat  wirklich  mal  offen- 
kundige Ei-folge  erzielt,  selbst  dort  anerkannt,  wo  man  sonst 
pflegt  alles  von  selbst  wachsen  zu  sehen !  Wer  aber  zu 
klagen  hat  über  Obstabfall  und  andere  Mängel,  der  mag  mit 
sich  zu  Rate  sitzen,  ob  nicht  doch  etwas  faul  in  .seinem 
Staate  ist. 

Wasser  tut  es  nun  allerdings  allein  nicht,  wie  ich  oben 
schon  andeutete.  Sehen  wir  uns  daher  jetzt  die  anderen 
Mittel  zur  Überwindung  widriger  Witterungsverhältnisse  an. 

Der  trockene  Sommer  1904  hat  wieder  mal  den  Idarsten 
Beweis  erbracht,  daß  jede  künstliche  Düngung  ohne 
Grundlage  einer  rationellen  Stallmist- oder  Humus- 
Düngung  mehr  schadet  als  nützt.  Die  überaus 
wertvollen  Errungenschaften  der  letzten  Jahrzehnte  auf  dem 
Gebiete  des  wissenschaftlichen  wie  praktischen  Versuchs  in 
der  Düngerlehre  haben  zmn  Teil  recht  vei-kehrtc  Nutz- 
anwendung gezeitigt. 

Wenn  in  einem  Gefäß  mit  sterilisiertem  Sand  eine 
Kulturpflanze  zur  höchsten  Entwickelung  gebracht  wird  durch 
prozentual    genau    abgemessene   Quanten    von    Nährstoffsalzen 


*j  AVähreud  ich  dieses  geschrieben,  erfahre  ich,  daß  Werder 
80000  Mark  in  den  nächstjährigen  Etat  für  Wasser- Anlagen  ein- 
gestellt hat! 


und  hinreichender  Darbietung  von  Wasser,  su  ist  damit 
nicht  gesagt,  daß  wir  solch'  wissenschaftlich  unanfechtbaren 
Versuch  in  der  Praxis  auf  dem  Felde  einfach  kopieren 
können;  denn  erstens  fehlt  dann  immer  das  Wasser, 
zweitens  aber  haben  wir  es  mit  Dauerkulturen  zu  tun;  der 
Boden  wird  seit  Jahrhunderten  bebaut  und  alljährlich  er- 
schöpft. Ein  ganz  neuer  Boden  kann  wohl  einmal  das,  was 
ihm  durch  Ernten  entzogen  ist,  durch  abgepasste  Kunstdünger 
ersetzt  erhalten;  aber  liald  geht  es  mit  den  Erfolgen  rapid 
zurück,  zumal  wenn  Wasser  fehlt.  Im  günstigsten  Fall 
treiben  wir  so  lange  Raubbau,  bis  wir  dann  gelegentlich  vor 
der  Katastrophe  stehen.  Mineralischer  Dünger  beutet 
und  trocknet  den  Boden  aus,  entedelt  ihn,  während 
Stalldünger  oder  Dung-Kompost  dauernde  Bereicherung  schafft, 
vor  allem  die  Feuchtigkeit  haltende  Kraft,  das  Absorptions- 
vermögen und  die  allgemeine  Tätigkeit  und  Leistungs- 
fähigkeit des  Bodens  vermehrt.  Der  Wert  der  Kunst- 
dünger, besonders  der  Düngesalze,  besteht  darin,  einen 
anderweit  hoch  kultivierten  Boden  auszunutzen,  die  Ernten 
zu  verdoppeln;  das  aber  kann  nur  erreicht  werden,  wenn  der 
Boden  in  physikalischer  Beziehung  auf  der  Höhe  bleibt  oder 
besser  noch  durch  die  Kultur  gehoben  wird.  Je  schlechter 
und  trockener  der  Boden,  desto  gefährlicher  ein  Experiment 
mit  Düngesalzen,  sobald  Wasser  fehlt. 

Ein  Spaziergang  durch  die  Felder  war  in  diesem  Jahre 
sehr  belehrend.  Spargelanlagen,  Getreidefelder,  Rüben  und 
Kartoffelkulturen,  welche  ausschließlich  oder  doch  vorwiegend 
mit  Kunstdünger  —  insbesondere  Thomasmehl,  Kainit,  Stickstoff- 
Salzen  —  gedüngt  waren,  versagten  vollständig.  Man  wird 
wohl  kaum  ein  falsches  Urteil  fällen,  wenn  man  behauptet, 
allen  Feldfrüchten  wäre  in  diesem  Jahre  ohne  Düngersalz 
wohler  gewesen.  Wo  rationell  ge wirtschaftet  wird,  bot  auch 
der  Feldbau  ein  ander  Gesicht.  Scharf  markierte  Linien  auf 
den  Feldern  bezeichneten  die  Grenzen  zwischen  guter  und 
schlechter  Wirtschaft,  vollem  und  mangelhaftem 
Betrieb,  viel  und  Avenig  Ertrag,  Wohlfahrt  und  Pleite. 
Ueber  das  geizende  Verfahren  hat  der  Sommer  1904  zu 
Gericht  gesessen!  — 

Wir  kehren  ziu-  Gartenkultur  zurück.  Der  Rasen  hat 
manchem  Besitzer  Kopfschmerzen  erzeugt.  Wie  kam  es 
denn?  Der  flachwurzelnde  Rasen  verlangt  eine  unausgesetzte 
Feuchtigkeit  in  den  oberen  Bodenschichten;  er  nimmt 
jede  Tauwirkung  und  Besprengung  an,  wenn  eine  nahrhafte 
Humusschicht  die  Bodenkrume  durchsetzt.  Wo  solche  felüt, 
ist  alle  Mühe,  auch  Wasser  spende  vergeblich.  Ganz  klare 
Veri:!.'!' hl'  ü. 'statteten  mir  folgende  Beobachtungen:  Auf 
huuiu-aniii'iii  W'.'iMboden  versagte  der  Rasen  gänzlich,  auch 
der  lli'i-list  liiM.'hte  keine  Erholung,  wogegen  gut  gepflegter 
Rasen,  iler  im  Sommer  kein  Wasser  erhalten  konnte,  im 
Herbst  herrlich  frisch  ergrünte.  Düngesalze  beschleunigen 
bei  Trockenheit  ein  Verdorren  und  kommen  naturgemäß 
bei  der  Rasenkultur  nur  unter  bestimmten  Vorbedingungen 
zur  Geltimg.  Die  Widerstandsfähigkeit  des  Rasens  wächst 
mit  dem  Dung-  und  Humusgehalt  der  Krtniie.  Nach  dem 
Mäiien  hilft  scharfes  Abharken,  Walzen  und  Berieseln,  be- 
sonders über  Nacht,  wolüfeil  wirtschaften. 

Blumenbeete,  Knollengewächse,  auch  Stauden,  gestatten 
die  Mitwirkung  eines  Bundesgenossen  in  der  Bekämpfung  der 
Dürre;  das  ist  Bodenlockerung  in  Verbindung  mit  Boden- 
decke. Torfstreu  und  Nadelstreu  eignen  sicii  hierzu  besser 
als  die  viel  empfohlene  Dungdecke,  da  erstere  locker  bleiben. 
Nach     einmaligem    gründlichem    Guß     längere     Pause, 


Gartenwell. 


IX,   11 


Arbeitsverteilung,  Ersparnis!  Besonders  Knollen- 
gewächse erweisen  sich  dankbarer  im  Blühen,  wenn  das  täg- 
lich sich  wiederholende  summarische  Spritzen  und 
Gießen  aufhört.  Für  Erdbeeren  und  aller  Art  Gemüse- 
kulturen bewährt  sich  die  vorgenannte  Behandlung  aufs  beste 
und  sollte  man  in  der  Beziehung  etwas  mehr  französische 
Lehren  annehmen. 

Gehölzgruppen  haben  bei  der  anhaltenden  Dürre  viel 
Sorgen  bereitet,  namentlich  bei  jungen  Anpflanzungen;  selbst 
die  Wirkung  des  Spritzens  versagte  bei  den  immergrünen 
Gehölzen;  es  mußte  energisch  eingegriffen  werden,  um  vor 
empfindlichen  Schäden  bewahrt  zu  bleiben.  Da  hat  sich  am 
billigsten  und  vorteilhaftesten  Abend-  und  Nacht- 
berieselung bewährt,  um  Arbeitskräfte  zu  sparen,  werden 
weittragende  Selbstsprenger  unter  Berücksichtigung  des  Terrain- 
gefälles in  größeren  Gruppen  aufgestellt.  Wer  einen  sich 
selbst  einstellenden  Windmotor  zur  Verfügung  hat,  also  pr. 
cbm  Wasser  nielit  zu  rechnen  hat,  wird  auf  solche  Weise  billig 
und  gi-ündlich  wirtschaften,  ebenso  mit  langsamem  Rieseln  im 
geringen  Gefälle  auf  Alleebaum-  und  Obst-Rabatten.  Doch 
solche  Einzelfälle  ergeben  sicli  von  selbst.  Die  Hauptsache  ist 
gründliche  Arbeit.  Da  wir  aber  auch  noch  im  November  über 
die  Kalamität  der  Dürre  vielfach  noch  nicht  hinweg  waren 
und  gerade  in  diesem  Monat  noch  viele  Gehölze  den  Rest 
bekamen,  so  mußte  man  weiter  gießen  und  rieseln,  und  dies 
muß  man,  wenn  es  not  tut  durch  den  ganzen  Winter,  bis  der 
Untergrund  genug  hat;  man  greife  sogar  zur  Lochdüngung 
und  Bewässerung,  um  in  die  Tiefen  zu  kommen  und  fülle 
mit  Kompost  nach.  Doppelte  Gefahr  ist  im  Anzüge  für 
das  nächste  Jahr!        Karl  Koopmann. 

Aus  den  Vereinen. 

Im  Gartenbau -Verein  ffir  Hamburg-Altona  und  Umgegend 

hielt  am  7.  November  Herr  Gavteninspektor  Chr.  Koopmann, 
Altona-Ottensen,  einen  Vortrag  über:  „Landesverschönerung'' 
und  Herr  Oberlehrer  "W.  E.  Keim  über:  „Landschaftsbilder 
aus  Hamburgs  Umgebung-  (mit  70  Lichtbildern).  Infoige  Ein- 
ladung durch  die  Tagesblätter  und  die  zu  erwartenden  interessanten 
Vorträge  waren  nicht  nur  viele  Mitgliedei-  mit  ihren  Damen,  sondern 
auch  zahlreiche  Gäste,  darunter  ebenfalls  viele  Damen  erschienen, 
trotz  des  strömenden  Regens.  Der  Voi-trag  über  ,. Landesverschönerung'- 
ist  ein,  besonders  durch  die  Bestrebungen  des  Vereins  „Heimatschutz", 
welcher  bekannthob  die  Erhaltung  der  heimatlichen  Naturschönheiten 
anstrebt,  sehr  aktuelles  Thema.  Herr  Koopmann  fühlte  etwa  folgendes 
aus.  Die  Aufgaben  der  Landesverschönerung  zerfallen  in  drei  Haupt- 
punk-te:  1.  die  Erhaltung  der  seit  Jahrhunderten  vorhandenen  Natur- 
Rchönheiten  Deutschlands;  2.  die  Erhaltung  und  Vermehrung  der 
Waidbestände;  3.  die  Idealisierung  öder  Landstrecken  durch  An- 
pflanzungen. Die  ärgsten  Feinde  der  Versohönerungsbestrebungen 
seien  Handel  und  Industrie,  durch  diese  würden  idyUisch  in  Wiesen- 
und  .Waldesgrün  gelegene  Ortschaften  verwüstet  und  an  ihre  Stelle 
treten  qualmende,  rauchende  Fabriken,  welche  durch  ihren  Qualm 
die  Luft  verpesten  und  jegliche  freudige  Vegetation  unmöglich  maclien. 
Eisenbahnen  usw.  und  andere  Gefolgschaften  von  Handel  und  Industrie 
tun  das  Übrige;  wenn  vieles  auch  Zeit  erfordert,  so  kann  doch 
viel  geschehen,  um  einer  förmlichen  Raubwiitschaft  zu  steuern.  Es 
fallen  oft  für  ganz  geringe  Summen  reizende  Waldiuigen  in  nächster 
Nähe  der  Städte  der  Axt  (Profitsucbt)  zum  Opfer.  Redner  nennt 
ein  Beispiel,  die  Bahrenfelder  Tannen,  von  denen  in  allerletzter  Zeit 
erst  ein  großer  Teil  abgeholzt  wurde,  für  Hamburger  Hafenanlagen 
—  Stamm  für  Stamm  ö  Mark.  Es  müßte  etwas  geschehen,  denn 
solcher  materieller  Gewinn  stehe  in  keinem  annähernden  Verhältnis 
zu  dem  sozialen  Nutzen  solcher  vielbesuchter  Waldungen  in  dur 
Nähe  großer  Städte.  Gleichfalls  sehr  scharf  zu  verurteilen  sei  die 
Reklamewut,    welche    ständig    größere    Dimensionen    annimmt    und 


ohne  auch  die  geringste  Rücksiebt  auf  Natursohönheiten,  ihre  Riesen- 
plakate und  anderen  ahseheulioh  wirkenden  Tamtam  anbiingt.  An 
geeigneten  Orten  errichtete  Aussichtstürme  befürwortet  Redner, 
aber  auch  nur,  wenn  an  richtiger  Stelle  aufgestellt,  andernfalls 
sei  ihr  Zweck  verfehlt  und  es  sei  besser,  dann  solche  (häufig 
sogar  recht  unschöne  Kolosse)  nicht  zu  errichten.  Eine  größere 
Aufmerksamkeit  sei  der  Aufstellung  von  Denkmälern.  Statuen  und 
Gruppen  zu  schenken,  auch  vor  allem  der  Erhaltung  von  Burg- 
ruinen und  Hünengräbern  usw.,  wohingegen  wieder  Auswüchse, 
wie  die  beabsichtigte  Anbringung  einer  Bronzejungfrau  auf  dem 
schönen  Loreleyf eisen,  entschieden  zu  bekämpfen  seien.  Der  Vor- 
tragende verlangt  von  den  Gartenbauvereinen  und  Regierungen 
ein  kräftigeres  Eintreten  für  die  Landesversohönerung  und  mehr 
Schutz  vor  allem  für  den  Deutschen  Wald,  der  seit  Jahrhunderten 
verwüstet  würde;  diese  idealsten  Güter  müßten  der  Gegenwart  und 
Nachwelt  erhalten  bleiben.  Hiermit  schloß  Kerr  Koopjnann  unter 
lautem  Beifall  seinen  Vortrag.  Herr  Dr.  Briok  empfahl  darauf 
allen  Interessenten  das  diese  Angelegenheit  behandelnde  Werk  „Die 
Gefährdung  der  Naturdenkmäler  und  Vorschläge  zu  ihrer 
Erhaltung'-.  Von  H.  Conweutz.  (Preis  2  Mk.)  Herr  Dr.  Brick 
sowie  auch  Herr  Prof.  Dr.  Zacharias  nahmen  die  Regierungen  in 
Schutz,  resp.  wiesen  darauf  hin,  daß  gei'ade  diese  sich  der  Sache  in 
weitgehendstem  Maße   angenommen  hätten. 

Hierauf  folgte  durch  Herrn  Keim  die  Vorführung  von  70  Licht- 
bildern ,.LaBdschaftsbilder  aus  Hamburgs  näherer  und  weiterer  Um- 
gebung-'.    Auch  Herr  Keim  erntete  reichen  Beifall. 

Aug.  Plantener,  Hamburg, 

Verkehrswesen. 

Pflanzeneinfuhr.  Die  Einfuhr  aller  zur  Kategorie  der  Rebe 
nicht  gehörigen  Pflänzlinge,  Sträuoher  und  sonstigen  Vegetabilien, 
welche  aus  Pflanzschulen,  Gärten  oder  Gewächshäusern  stammen, 
über  die  Grenzen  des  Reiches  darf  fortan  auch  über  das  König- 
lich preußische  Nebenzollamt  I  Straelen  erfolgen,  in  Gemäßheit 
der  Vorschrift  im  §  4  Ziffer  1  der  A''eroidnung,  betreffend  das  Verbot 
der  Einfuhr  und  der  Ausfuhr  von  Pflanzen  und  sonstigen  Gegen- 
ständen des  Wein-  und  Gartenbaues,  vom  4.  Juli  1883  (Reichs- 
gesetzbl.  S.  I.ö3i. 

Theorie  und  Praxis  bei  der  Beförderung  von  Obst  auf 
der  Eisenbahn.  Vor  kurzem  wurde  in  der  „Gartenwelt-'  Seite  2(i 
mitgeteilt,  daß  die  bahnamtlichen  Dienststellen  erneut  darauf  hin- 
gewiesen worden  wären,  keine  mangelhaft  gereinigten  und  namentlich 
Ijeine  frisch  desinfizierten  Wagen  zum  Obstversand  zu  benutzen. 
Vortrefflich  paßt  dazu  eine  Nachricht  aus  Bonn.  Danach  schickte 
ein  Obstverfrachter  eine  Sendung  Pflaumen  im  Werte  von  400  Mk. 
mit  der  Staatshahn  nach  Gelsenkirchen.  Hier  traf  die  Ladung  in 
völlig  verdorbenem  Zustande  ein.  Der  zur  Beförderung  benutzte 
Wagen  war  kurz  vorher  mit  Guano  gefüllt  gewesen  und  anscheinend 
gar  nicht  oder  doch  nur  notdürftig  gereinigt  worden !  Wenn  der  sich 
in  diesem  Jahre  besonders  fühlbar  machende  Wagenmangel  auch 
vieles  entschuldigt,  so  ist  doch  nicht  zu  verstehen,  daß  zur  Obst- 
beförderung ausgerechnet  ein  Wagen  genommen  werden  mußte,  der 
zuvor  Guano  geladen  hatte. A.  W. 

Personal -Nachrichten. 

Haindl,  A.,  geschätzter  Mitarbeiter  der  „Gartenwelt",  zurzeit 
Obergärtner  der  Obstplantago  Feldbnmnen  bei  Osterode  a.  Harz, 
übernimmt  vom  1 .  März  ab  die  Obergärtnerstelle  der  auf  einer  Rheininsel 
belegenen  Frh.  v.  Stumm-Halbergschen   Besitzung  EltviUer  Aue. 

Herrmann,  Robert,  Leiter  der  Gräfl.  v.  Tiefe- Wincklerschen 
Gartenverwaltung  in  Moschen  (O.-Schles.),  erhielt  von  Sr.  Maj.  dem 
Kaiser  eine  mit  Brillanten  besetzte  goldene  Busennadel  als  Anerkennung 
für  seine  gärtnerischen  Leistungen. 

König,  Hermann,  bisher  städt.  Gartentechniker  in  München-Glad- 
hach,  wurde  als  städt.  Gartentechniker  in  Schöneberg  b.  Berlin  angestellt. 

Pohl,  Carl,  bisher  Stadgärtner  in  ülmütz,  wurde  seitens  der 
Stadtvertretung  zum  städtischen  Gartendirektor  daselbt  ernannt. 


VerRnnrorti.  Rodaktenr: 


Berlin 


Verlag  ■ 


rd  Ca 


LeipziK 


Druck:  Anhalt.  Buchdr.  Gutenberp. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den   (gesamten   Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


17.  Dezember  1904. 


No.  12. 


Nachdruck  und  Xachbildiina  aus  dem    Inhalt  dieser  Zeitschrift   wird  strafrechtlich   verfolgt. 


Schnittblumenkultur. 


pjiitriiyiiclio  S(.'liiiittl)liiiiieiikiiluiren. 

Vom  Herausgeber. 
{lUcrxii  eine  Abbildung.) 

Auf  die  Frago  „warum  sind  Schnitthlumeukulturen, 
speziell  solclie  im  Win- 
ter, so  wenig  rentabel?'" 
wird  man  in  den  meisten 
Füllen  die  Antwort  er- 
halten, ..weil  wir  der 
Konkurrenz  der  kli- 
matisch begünstigteren 

Länder  nicht  ge- 
wachsen sind'".  Dies 
mag  in  gewisser  Hin- 
sicht zutreffen.  Der 
Mittelstand  wird  sich 
selten  teure  Treibhaus- 
blumen kaufen:  ihm 
fehlt  auch  häufig  noch 
das  Verständnis  zwi- 
schen frisch  im  Glas- 
haus geschnittenen  und 
zwischen  geringwerti- 
geren importierten  Blu- 
men zu  unterscheiden. 
Esistabersicher,daßder 
Import  aus  dem  Süden 
in  den  letzten  Jahren 
i.'ine  erliebliche  Einbulif 
erlitten  hat.  Künstlich 
mit  Draht  zusammen- 
geflickte Safranorosen. 
geruchlose  Veilchen  und 
Nelken,  stinkende  Ta- 
zetten.  daneben  noch 
Anemonen  und  Ranun- 
keln, stellen  meist  das 
ilar,  was  uns  der  Süden 

Gartenwelt,     IX. 


vom  November  ab  liefert.  In  Berlin  und  anderen  Großstädten 
werden  diese  Blumen  hauptsächlich  im  Straßenhandel 
vertrieben:  mit  ihnen  ist  einem  feinen  Käuferkreis  nicht 
gedient  und  deshalb  muß  sich  eine  zielbewußt  durch- 
geführte Schnittblumenkultur  Johnen.  Wenn  sie  trotzdem 
mitunter  nicht  loiinend 
ist.  so  hat  dies  folgende 
(iründe:  Die  Gewächs- 
häuser entspreciien  oft 
nicht  gesteigerten  An- 
forderungen und  der 
Treibgärtner  versteift 
sich  zu  viel  auf  Blumen- 
arten, die  wohl  einmal 
lohnend  waren,  über  die 
aber  die  Laune  höherer 

Gesellschaftskreise 
längst  hinweggegangen 
ist.  Da  ist  es  nicht  an- 
gebracht, eigensinnig  zu 
sein  und  dem  Publikum 
permanent  Blumen  auf- 
zudrängen, von  welchen 
es  nichts  wissen  will. 
Manche  Blumen  stehen 
ja  über  der  Mode  und 
für  sie  ist  voraussicht- 
lich ständiger  Absatz 
vorhanden,  wie  für  Ro- 
sen, Flieder  und  Schnee- 
ball. Aber  warum  ver- 
steift man  sich  in  der 
Hauptsache  allein  auf 
diese  Geliölze,  allenfalls 
noch  auf  Pnmus  tri- 
loha  ?  Das  ist  ei  n  großer 
S'ehler.      Das    Gleiche 

langweilt  schließlich 
auch  den  begeistertsten 


134 


Die  Gartenwelt. 


IX,   12 


Blumenfreund,  der  auch  Abwechslung  haben  will.  Da  gibt  es 
prächtige  Gehölze,  die  sich  leicht,  vielfach  schon  im  Kalt- 
hause treiben  lassen,  wie  Forsythien,  Malus  spectahilis. 
die  modernen  Chcienonieles  oiloi-  Srh(Mii(|uittensorten,7irema, 
die  prächtigen  Magnolien,  s/nji/z/flio.  alle  friihblülienden 
Spiraeen,  Cytisiis  und  Lubuinaiu,  llihrs,  üiervillen, 
Ceanothus  und  viele  andere.  Auskunft  über  diese  Treib- 
gehölze findet  man  in  meinem  Buch  „Die  schönsten 
Blütensträucber  für  Gartenausschmückung  und 
Treiberei"'.  Nun  mustere  man  einmal  im  AYinter  die 
Schaufenster  von  Blumenhaudluugen,  die  auf  der  Höhe 
stehen  wollen,  und  man  wundert  sich,  wie  selten  man 
etwas  Apartes  sieht.  Die  Schuld  hierfür  fällt  nicht  auf 
die  Geschäftsinhaber,  sondern  auf  die  Treibgärtner,  die 
nur  das  Landläufige  anbieten.  Braucht  man  einmal  etwas 
Apartes,  so  kann  man,  besonders  zur  Weihnachtszeit, 
vergeblich  von  Pontius  zu  Pilatus  laufen. 

Von  den  neuerdings  bei  der  Treiberei  angewendeten 
Kunstgriffen    will    ich  das  Ätherisierungsverfahren, 


dessen  sich  in  neuerer  Zeit  viele  Treibgärtner  bedienen, 
gelten  lassen,  denn  es  ermöglicht  uns,  gewisse  Treib- 
blumen vier  bis  sechs  Wochen  früher  auf  den  Markt 
zu  bringen,  was  aus  denselben  noch  keine  Alltags- 
blumen macht. 

Auf  einem  anderen  Staudpunkte  stehe  ich  dem  Kühl- 
verfahren gegenüber.  Was  hat  es  zuwege  gebracht? 
Die  herrliche  Maiblume,  die  früher  im  November, 
Dezember  bei  ihrem  ersten  Erscheinen  mit  Jubel  be- 
grüßt wurde,  deren  Blütenstengel  man  vor  zwanzig  bis 
dreißig  Jahren  zu  AVeihnachten  mit  25  bis  30  Pfennig  pro 
Stück  bezahlte,  ist  eine  ganz  gewöhnliche  Straßenblume  ge- 
worden. Von  August  bis  in  den  Dezember  hinein  be- 
lästigen die  Blumenweiber  auf  den  Straßen  der  Reichs- 
hauptstadt die  Passanten  mit  ihren  Eismaiblumen,  die 
man  zu  wahren  Schleuderpreisen  erstehen  kann.  Wenn 
dann  der  Treibgärtner  zu  Weihnachten  mit  seinen  Pracht- 
maiglöckciien  kommt,  haben  dieselben  für  die  bessere 
Gesellschaft  keinen  Wert  mehr:  man  hat  ja  diese  Blumen 


yllis  vittata  Hybriden  und  Clivien  in  der  Handelsgärtnerei  von    Georg  Borncniann,  Mlankenburg  a.  1 

OriKinalaiifnahme  für  die  „Garteinvelt". 


IX,   12 


Die  Gartenwek. 


während  des  Sommers  an  jeder  Straßenecke  gesehen. 
Auch  dem  Absatz  des  Treibflieders  hat  das  Kiihlver- 
fahreu  nur  geschadet.  Die  Leute  sehen  ja  schon  im 
August  Treibflieder,  und  zwar  in  nichts  weniger  als  an- 
sprechender Beschaffenheit.  Für  das  Kühlverfahren 
können  dagegen  die  neuen  Spiraea-  beziehungsweise 
Js</7ie-Züchtungen  Wert  erlangen,  speziell  für  das  Toten- 
fest, wenn  sie  sechs  "Wochen  vorher  unter  Glas  gebracht 
werden.  Otto  Mann  hatte  jüngst  auf  der  Leipziger 
.lubiliiumsausstellung  solche  Eis-Astilben  vorgeführt,  die 
mir  beachtenswert  erschienen.  Sie  lassen  sich  ja  in  der 
Regel  auf  warmem  Wege  nicht  vor  Januar  zur  Blüte 
bringen,  und  es  macht  deshalb  weniger  aus,  wenn  man 
sie  schon  einmal  im  November  gesehen  hatte,  zumal  sie 
immer  nur  Nebenblumeu  der  Saison  sein  werden.  Bergab 
ist  es  auch  mit  den  Eislilien  gegangen.  Die  Lilien 
sind  Blumen  des  Sommers  und  mehr  Garten-  als  Binde- 
bhimen.  Vor  einigen  Jahren  noch  waren  die  Schau- 
fenster der  Berliner  Blumenhandlungen  im  AVinter 
voll  von  Lilinm  auratuni  und  von  L.  landfolium 
in  den  verschiedenen  Varietäten.  Warum  sucht  man 
heute  vergeblich  nach  diesen  Sachen?  Das  Publikum 
hat  sich  an  den  Riesenblüten  satt  gesehen  und  die 
Geschäftsinhaber  haben  bald  herausgefunden,  daß  sich 
solche  Riesen  wohl  zur  Dekoration  großer  Schaufenster 
eignen,  vom  Publikum  aber  nicht  gekauft  werden.  Wer 
umfangreiche  Dekorationen  auszuführen  hat,  mag  solche 
Lilien  bereit  halten,  aber  im  Auge  behalten,  daß  sie  zur 
Tafelausschmückung  nicht"  beliebt 
sind,  da  man  mehr  und  mehr  den 
zierlichen  Dekorationen  den  Vorzug 
gibt.  Es  bleiben  von  Riesenblüten 
nur  drei  Arten,  deren  Kultur  vorder- 
hand noch  einigermaßen  lohnend  ist: 
die  Calla,  die  Amari/Uis  und  die 
Clivia.  Hoffentlich  findet  sich  mal 
jemand,  der  feststellt,  welche  schwer- 
wiegende Unterschiede  die  ver- 
schiedenen Callasorten  eigentlich 
untereinander  aufweisen.  C.  Kotte, 
Berlin-Südende,  hatte  im  vorigen 
Jahre  ein  Riesenhaus  voll  Calla  ge- 
trieben. Der  Hauptbestand  setzte  sich 
aus  der  alten  C.  ac/A«o;rt'ca  zusammen, 
in  einigen  Exemplaren  waren  neue 
Sorten  versuchsweise  angeschafft 
worden,  die  sich  in  nichts  von  der 
Stammutter  unterschieden.  Bei  An- 
wendung von  Mastkultur  wird  Calla 
„Perle  von  Stuttgart-'-  ebenso  üppig 
wie  1'.  (/ir/a>itra\  es  hat  aber  wenig 
Zweck,  Blüten  mit  100  und  125  cm 
langen  Stielen  zu  züchten.  Wenn 
sich  die  Calla  längere  Zeit  behaupten 
sollen,  muß  man  zur  Abwechslung 
einmal  die  neue  Hybride  „Sol 
fatara'-'  treiben,   deren  gelbe  Spatha 


neues  Interesse  erweckt.  Amaryllis  und  Clivien  lohnen 
sich  auch  nur,  wenn  sie  in  bescheidener  Zahl  als  etwas 
Apartes  auf  den  Markt  kommen.  Die  neueren  feuerrot 
blühenden  Sorten  mit  großen  aufrechtstehenden  Blüten 
werden  Liebhaber  finden.  Wie  solche  Amaryllis  und 
Clivien  beschaffen  sein  sollen,  zeigt  die  Abbildung  S.  1.34 
aus  den  Bornemannschen  Kulturen  in  Blankenburg  a.  H. 
Orchideen  sind  ja  zurzeit  Modeblumen.  In  Berlin 
treten  sie  bereits  als  Alltagsblumen  auf,  und  ich  bin 
überzeugt,  daß  das  Interesse  des  Publikums  für  Orchideen 
um  so  mehr  schwindet,  je  reichlicher  sie  auf  den  Markt 
geworfen  werden.  Die  Orchidee  muß  eine  Blume  für 
außergewöhnliche  Festlichkeiten  bleiben,  und  die  gegen- 
wärtig vorhandenen  Spezialzuchten  vermögen,  trotzdem 
sie  auch  Export  nach  nordischen  Ländern  treiben,  den 
Bedürfnissen  bereits  vollauf  zu  genügen.  Die  Frage,  ob 
Orchideenschnittblumenkultur  rentabel  ist,  wird  man  in  den 
meisten  Fällen  verneinen  müssen.  Die  Einrichtung  ge- 
eigneter Gewächshäuser  und  die  Beschaffung  des  eisernen 
Pflanzenbestandes  stellen  pekuniäre  Anforderungen  an 
den  angehenden  Orchideengärtner,  welchen  er  in  den 
meisten  Fällen  nicht  gewachsen  sein  wird.  Der  Schnitt- 
blumenverkauf macht  bei  den  immerhin  gedrückten  Preisen 
die  Kultur  allein  nicht  lohnend.  Wer  Gelegenheit  hat^ 
schöne  Schaupflanzen  abzusetzen,  wer  selbst  einen  Sammler 
hinausschicken  kann,  unter  dessen  Sendungen  sich  ge- 
legentlich seltene  Varietäten  befinden,  mag  alles  in  allem, 
seine  Rechnung  finden. 


.^tiiCt-iO  Peta:-. 


DL.  al^   Einzelpflanze  auf  dem  Ka^c 
Originalaufiiahjue  für  die  ,,Gartenwolt". 


Die   Gartenwelt. 


IX,  12 


Warum  ist  die  Scbnittbluraenkultur  im  Freiland  so 
häufig  unlohnend?  Weil  auch  hier  die  Schuiltblumen- 
züchter  zu  wenig  Abwechslung  bieten  und  immer  nur 
das  bringen,  was  in  der  betreffenden  Zeit  alltäglich  ist. 
Im  Hochsommer  ist  Schnittblumenkultur  überhaupt  recht 
unrentabel.  Wer  z.  B.  mit  Dahlienblüten  ein  Geschäft 
machen  will,  würde  sich  gewöhnlich  verrechnen.  Frei- 
landschnittblumen sollen  sich  aus  solchen  Sachen  zu- 
sanmiensetzen,  die  so  zeitig  als  möglich,  spätestens 
im  Juni  blühen,  und  dann  aus  solchen,  die  so  spät  als 
möglich,  d.  b.  vom  September  bis  JSfovember  geschnitten 
werden  können.  Kulturen  von  Sommerblühern  sind  nur 
in  Badeorten  lohnend.  Bis  zum  Juni  sind  die  meisten 
Vertreter  der  reichen  Gesellschaft  noch  in  den  Städten 
anwesend. 

Zeitig  im  Jahre  kann  man  oft  mit  ganz  bescheidenen 
Blüten,  wie  Vergißmeinnicht,  Reseda,  Doronicum, 
Helenium,  Campanula  Medium  und  C.  ■persicifolia  ein 
recht  hübsches  Geschäft  machen. 

Nachdem  die  Badesaison  verstrichen  und  diejenigen, 
die  sich  die  Reise  leisten  konnten,  wieder  zu  den 
heimischen  Penaten  zurückgekehrt  sind,  kommt  der 
Schnittblumengärtner  mit  Herbstblumen  auf  den  Markt. 
Bei  Beobachtung  einer  entsprechenden  Vorkultur  kann  er 
Reseda  und  Vergißmeinnicht,  Rosen,  Edeldisteln, 
spät  ausgesäte  Sommerastern,  Staudenastern  und  Gla- 
diolen bis  zum  Eintritt  des  Winters  anbieten.  Warum  hält 
man  nicht  Gladiolenknollen  in  kühlen  luftigen  Räumen  bis 
in  den  Juni  zurück,  um  sie  dann  erst  auszulegen  ?  In  diesem 
Jahre  wartete  ein  kleiner  Schnittblumengärtner  in  der 
Berliner  Engrosmarkthalle  im  Oktober  und  November  mit 
blühenden  Gladiolen  auf;  es  waren  ganz  gewöhnliche 
Sorten,  deren  Stengel  zu  dem  schönen  Preise  von  4  Mk. 
pro  Dutzend  reißenden  Absatz  fanden.  Ein  anderer  mir 
bekannter  kleiner  Handelsgärtner,  der  ohne  Gehilfen 
arbeitet,  hatte  sich  auf  die  Herbstkultur  von  Myosotis 
])abi.strisSorten  und  einer  stattlich  blühenden  Reseda  ver- 
legt. Diese  Freilandkultur  brachte  zwei  Monate  lang  täg- 
lich neun  Mark  ein;  dabei  gingen  die  Blumen  noch  durch 
die  Hand  eines  Zwischenhändlers,  der  sie  dem  Züchter 
aus   dem  Hause  holte. 

Die  Reseda  ist  in  ihren  modernen  Züchtungen  über- 
haupt eine  Sommer-  und  Herbstschnittblume  ersten 
Ranges.  Die  großblumigen  starkährigen  roten,  gelben, 
besonders  aber  die  weißen  Sorten  würden  sich  bei  der 
Schnittblumenkultur  bezahlt  machen.  Ich  habe  im  ver- 
flosseneu Sommer  das  ganze  Reseda-Sortiment,  soweit  es 
aufzutreiben  war,  kultiviert,  doch  machte  leider  die 
Trockenheit  einen  Strich  durch  die  Rechnung.  Die 
beste  Sorte  des  Sortiments  für  Schnittblumenkultur  war 
die  „ TFei/jß  Per fe"  mit  langen  dünnen  Ähren  rein  weißer, 
wohlduftender  Blüten.  Kränze  aus  dieser  Reseda  ge- 
bunden, würden  unbedingt  Liebhaber  finden.  Diese  Sorte 
ist  ebenso  wie  die  scliöne  rote  „Euhhi^'  aus  der  alten 
Reseda  ^Machet  hervorgegangen. 

AVelche  Schnittblumonzüchter  machen  heute  der 
Vorliebe  des  Publikums  für  zierf rüch tige  Stauden 


und  Gehölze  Konzessionen?  Gewiß  nur  sehr  wenige. 
Im  vorigen  Monat  rissen  sich  die  Blumengeschäftsinhaber 
um  F/ii/sal/s  Franclicttii^  die  ein  kleiner  Gärtner  mehrere 
Wochen  hintereinander  in  die  Engrosblumenhalle  an  der 
Lindenstrasse  in  Berlin  brachte.  Auf  Bestellungen  von 
auswärts  ließ  sich  der  Mann  gar  nicht  ein  und  bestand 
auf  seinem  Preise,  der  eine  Mark  für  das  aus  sechs 
Stielen  zusammengesetzte  Bund  betrug.  Dabei  handelt 
es  sich  hier  um  eine  staudenartige  Pflanze,  die  den 
Boden  queckengleich  überwuchert  und  bei  welcher  von 
einer  eigentlichen  Kultur  gar  nicht  die  Rede  ist.  Mir 
haben  Blumengeschäftsinhaber  gesagt,  daß  sie  einen  täg- 
lichen Absatz  für  Zweige  zierfrücbtiger  Gehölze,  wie 
Cotoneaster,  Liguster,  Schlehen,  Schneebeeren, 
Kirscbäpfel,  Pf  affenhütchen  und  ähnliche  hätten,  daß 
diese  Zweige  aber  für  schweres  Geld  in  den  meisten 
Fällen   nicht   zu  erhalten  seien. 

Die  vorstehenden  kurzen  Notizen  werden  vielleicht 
manchem  angehenden  Schnittblumengärtner  Fingerzeige 
bieten,  wo  er  einzusetzen  hat,  um  möglichst  einfache  und 
dabei  lohnende  Schnittblumenkultur  zu  treiben. 


Rosen. 
Rosa  wichiiraiaua  hybrida  „Alberic  Barbier". 

Von  Karl  Gehihaar,  Handelsgärtner,   Lawsken  bei  Königsberg  i.  Pr. 
(Hierxu  eine  Abbildung.) 

-Uie  auf  der  Titelseite  abgebildete  Wichuraiana-Rose  „Alberic 
Barbier",  die  im  Jahre  1900  von  der  Firma  Barbier  &  Co.  in 
Orleans,  Frankreich,  dem  Handel  übergeben  wurde,  verdient  unter  den 
in  den  letzten  Jahren  gezüchteten  Rosen  entschieden  Beachtung  und 
vielfache  Verwendung  in  unsern  Gärten. 

Einen  besonderen  Wert  hat  diese  Rose  schon  in  dem  herrlich 
satt  dunkelgrünen  Laub,  glänzend  wie  Mahonien,  doch  weit  zierlicher, 
worin  sie  sich  vor  andern  Rivalen  dieser  Rasse,  z.  B.  „Rmie  Andre", 
„Ertust  Orandpierre",  deren  Blätter  kleiner  und  hellgrüner  sind, 
vorteilhaft  auszeichnet.  Sie  remontiert  nicht  eigentlich,  wenngleich 
ich  auch  noch  im  Herbst  einzelne  Blumen,  die  dann  oft  besonders 
schön  sind,  gefunden  habe;  doch  zieht  sich  die  eigentliche  Blütezeit 
sehr  lange  hin,  so  daß  man  für  diesen  Mangel  genügend  entschädigt 
wird.  Man  sieht  am  Strauch  zu  gleicher  Zeit  voll  erblühte  Blumen, 
farbenzeigende  Knospen  und  solche,  die  sich  eben  erst  bilden.  Die 
Blüten  stehen  meist  in  kleinen  Dolden,  oft  auch  einzeln;  sie  sind 
leuchtend  milchweiß,  im  Zentrum  kanariengelb,  schön  gefüllt  und 
erreichen  fast  die  Größe  einer  „Oloire,  de  Dijon".  Sie  besitzen  einen 
feinen  Teerosenduft  und  sind  auch  voll  erblüht  recht  hübsch  und  von 
langer  Haltbarkeit. 

Eine  eigentliche  Schnittrose  für  den  Handelsgärtner  ist  sie 
nicht,  obwohl  sie  als  solche  gelegentlich  recht  gut  kultiviert  werden 
kann.  In  unsern  Ziergärten  am  Rande  von  Gehölz-  und  Strauch- 
gruppen hinrankend  —  einjährige  Zweige  oft  über  3  Meter  lang  — , 
zum  Bekleiden  von  Felspartien,  Gräbern,  auch  wie  das  E.xemplar  der 
Abbildung  an  ein  paar  Stäben  aufgebunden,  als  Einzelpflanze  im  Rasen 
oder  endlich  hochstämmig  veredelt  als  Trauerrose,  wird  sie  bei  guter 
Kultur  immer  von  vornehmer  Wirkung  sein  und  diese  neuere  Rosen- 
klasse würdig  vertreten. 

In  kälteren  Gegenden  wird  der  schnellen  Verbreitung  aller- 
dings die  erforderliche  sorgfältige  Durchwinterung  etwas  hindernd 
im  AVege  stehen ;  sie  hat  durch  die  Kreuzung  entschieden  viel  Tee- 
rosenblut erhalten.  Da  das  Laub  sich  in  seiner  stolzen  Zierde  bis 
spät  in  den  Herbst  hinein  fest  an  den  Zweigen  hält,  wird  man  nicht 


IX,   12 


Gartenwelt. 


umhin  kounen,  um  Stockeu  und  Fäulnis  unter  der  Scliutzdecko  zu 
verhindein,  dasselbo  vorher  sorgfältig  abzuschneiden. 

Ihre  übrigen  Vorzüge  können  aber  doch  die  Freude,  sie  üppig 
blühen  und  gedeihen  zu  sehen,  auch  bei  uns  im  kalten  Nordosten 
trotzdem  recht  wohl  hervorbringen  und  wollen  diese  Zeilen  etwas 
hierzu  beigetragen  haben. 

Topfpflanzen. 

Seiiecio  Petasites  D(\  (syii.Cinerana  plataiiifolia  hört.) 

JVon  Bernh.  Othitier,  Kgl.  Oarteninspektor,  München. 
(Hierui  eine  Abbildung.) 

f-,  JjJbenfalls  eine  prächtige  alte  Pflanze,  die  ein  Dekorations- 
stück für  Gnippen  und  in  Einzelstellung  auf  Rasen  ist,  ist 
Senecio  Petasites  DC.  (Abb.  Seite  1.35)  aus  Mexiko.  Man 
trifft  sie  leider  nur  noch  gelegentlich  einmal  an. 

Die  Pflanze  erreicht  mehr  denn  Meterhöhe,  ihr  holziger 
Stamm  ist  nur  wenig  verzweigt.  Die  Blätter  sind  gestielt, 
breit  rundlich,  fast  tellerartig  mit  etwa  10  bis  12  stumpf- 
winkligen Einschnitten.  Die  jungen  Stamnitriebe,  Blattstiele 
und  die  Unterseite  der  Blätter  überzieht  ein  dichter  Filz, 
welcher  an  den  Trieben  und  Blattstielen  anfänglich  braunrote 
Schattierung  zeigt,  späterhin  in  Grün  übergeht;  an  den 
Blättern  ist  der  Filz  weißlich-grün.  Die  Aderung  des  Blattes 
ist  handförraig  geteilt,  etwas  vertieft  liegen  in  der  stumpf- 
grünen Blattmassi^  iXi^-  'limkilrotbraunen  Adern.  Die  Blüten 
stehen  in  wenigldii'i^'ii  -.^li;iimten  Doldentrauben,  sind  gold- 
gelb und  aus  schni:iliriliiii;.>ii  Kinzelblütchen  zusammengesetzt, 
aus  welch'  letzteren  die.  ebenfalls  gelben  Staubfäden  hervor- 
ragen. 

Die  Anzucht  der  außerordentlich  leicht,  aber  ein  wenig 
langsam  wachsenden  Pflanze  geschieht  aus  Stecklingen  im 
Frül>jahr,  um  im  darauf  folgenden  Jahre  kräftige  Exemplare 
zu  liaben.  Wir  überwintern  diese  in  der  wärmeren  und 
trockneren  Abteilung  des  Kalthauses  an  einem  etwas  hellen 
und  luftigen  Platze.  Wenn  im  Frühjahr  Nachtfröste  nicht 
mehr  zu  befürchten  sind,  werden  sie  ausgepflanzt,  an  sonnige 
Plätze -in  nahrhaften  Boden.  Späterhin  darf  es  natürlich  an 
Feuchtigkeit  und  Dünger  nicht  fehlen.  Ältere  'verzweigte 
Pflanzen,  wie  die  Seite  135  abgebildete,  erfreuen  besonders 
durch  das  schön  geformte,  massige  Laub  und  bilden  mit 
diesem  einen  angenehmen  Gegensatz  zu  heller  gefärbten  Blatt- 
püanzen. 

Gärtnerische  Reiseskizzen. 

Meine  Reise  von  Venedig  nach  Abbazia. 

Von  Heinrich  Riebe. 

(Hierxu  xwei  Abbildungen.) 
IV.    (Schluß.) 

Uoch  betrachten  wir  uns  einmal  diesen  Baumbestand  .selbst, 
worunter  .sich  all  dies  blühende  Leben  entfaltet.  —  Betreten  wir 
einen  dieser  herrlichen  Kastanienhaine,  wie  es  deren  mehrere  um 
Abbazia  an  den  steinigen  Hängen  gibt,  so  umfängt  uns  ein  un- 
beschreiblich hehres  Gefühl.  Wirkt  dieses  Gefühl  schon  auf  jeden 
Naturfreund  beim  Eintritt  in  jeden  altehrwürdigen  Hochwald,  so 
steigert  es  sich  zu  heiliger  Scheu,  wenn  uns  der  kühlende  Schatten 
dieser  Baumriesen  aufnimmt.  Ein  Bild  von  unvergleichlicher  Schönheit 
liegt  vor  uns!  Während  sich  das  herrliche  Astwerk  der  Edelkastanien 
(Caslatiea  vescd)  mit  den  wohlgeformten  Blättern  domartig  über 
Unseren     Häuptern    wölbt,    schweifen     unsere     Blicke    hinunter    zu 


den  bläulichen,  weißgesäumten  Wogen  des  Quarnero,  über  die  im 
Äther  auftauchenden  Inseln  und  bis  zu  den  schneebedeckten  Kuppen 
derKapela  und  den  weit  entfernten  Bergriesen  des  kroatischen  Küsten- 
landes. Mit  Wohlgefallen  haftet  unser  Blick  an  den  von  grünen 
Reben  und  Feigen  umstrickten  Anwesen  der  in  blondenden  Sonnen- 
schein getauchten  Landschaft,  und  gerne  vergessen  wir  in  diesen 
ehrwürdigen  Hainen  die  oft  halsbrecherischen  Karstpfade,  die  uns 
hier  hinauf  geleiteten,  und  mit  Wonne  genießen  wir  eine  er- 
qiückende  Rast. 

Schreiten  wir  nun  über  die  grasigen  Waldblößen  und  steigen 
bis  zu  einer  Höhe  von  1000  Metern  empor,  so  f;elangen  wir  in  die 
Buchenregion.  Heimatlich  muten  uns  diese  Wälder,  die  namentlich 
die  steilen  Flanken  des  Berges  mit  herrlichem  Hochwalde  bekleiden, 
an.  In  ihren  .schönen  Beständen  zeigen  sie  große  Ähnlichkeit  mit 
ihrem  nördlichen  Gefährten,  unserem  kraftstrotzenden,  deutschen 
Laubwalde.  —  Dazwischen  dehnen  sich  prächtige  Bergwiesen  aus,  die 
zusammen  mit  den  Buchen  sofort  eine  ganz  andere  Vegetation  ver- 
raten, die  um  volle  drei  Monate  später  als  die  unten  in  Abbazia  sich 
zu  beleben  beginnt.  —  Zu  gewissen  Zeiten  gleichen  dann  diese  Berg- 
wiesen farbenwogenden  Blütenteppichen.  Neben  den  uns  bereits 
bekannten  Alpen  -  Gewächsen,  wie  wir  solche  in  buntester  Reihe  auf 
den  bergigen  Hängen  von  Cilli  in  Steiermark  fanden,  können  wir 
dann  hier  in  noch  reicherer  Auswahl  folgende  sammeln:  Ranunkeln, 
Saxifrageu,  Narzissen,  Silenen,  Achilleen,  Myosotis,  Primeln,  Crocus, 
Oenista  sagittali,^.  diverse  Canipanula,  Paeonia  peregrina,  Dianthus, 
Arnica  montana,  Valeriana  tripteris,  diverse  Gentianen,  Leontodon 
crisjjus,  Adoxa  moschatellina,  das  duftende  Mosohusblümchen,  und 
viele  andere. 

Jedoch  viel  zu  schnell  ist  all  diese  blühende  Pracht  dahin. 
Nur  zu  bald  sendet  der  Sommer  seine  glühenden  Sonnenstrahlen  auf 
diese  blumigen  Gefilde  —  und  bietet  der  Vegetation  Stillstand.  Dann 
verändert  sich  das  Bild  in  kürzester  Zeit,  und  wie  mit  Zauberschlag 
sind  die  farbenglüheuden  Matten  verschwunden.  Nur  kleine,  stachelige 
Rosenbüsche  von  Rosa  alpina,  R.  rubiginosa,  R.  canina,  R.  pimpi- 
nellifolia  etc.  bieten  mit  unzähligen  weißen  und  helh'üten  Blüten  einen 
einigermaßen  anziehenden  Schmuck.  Bestgehaßtes  stacheliges  Gestrüpp, 
zahlreiche  Disteln  und  dergleichen  tritt  an  die  Stelle  der  herrlichen 
Blumen  —  ödes  Grau  und  erschreckende  Nacktheit  des  Karstes 
starrt  dem  Wanderer  entgegen  bis  hinauf  zu  dem  zackigem  Felsen- 
haupt des  Monte  Maggiore.  —  Trotzdem  es  uns  drängt,  immer  weiter 
vorzudringen  in  die  Wunder  dieser  Bergwelt,  erreichen  wir  jedoch 
den  Gipfel  nicht  mehr,  denn  die  Tage  sind  jetzt  zu  kurz.  In  zirka 
1000  Meter  Höhe  machen  wir  Halt  und  begnügen  uns  mit  einem 
prächtigen  Fernblick  von  dem  in  der  Bachenregion  gelegenen  „Kron- 
prinzessin-Stefani-Schutzhaus"  über  die  Regionen  der  Eichen,  Kastanien 
und  Lorbeeren  zum  Quarnero. 

Abenddämmerung  umgibt  uns  bereits  beim  Abstieg.  —  Mir 
fielen  Henrik  SeharUngs  Worte  ein,  Woiie  jenes  jungen  dänischen 
Schriftstellers,  welcher,  von  der  unvergänglichen  Schönheit  des  Südens 
ergriffen,  seinen  Gruß  aa  die  geliebte,  ferne  nordische  Heimat  etwa 
folgendermaßen  beginnt: 

Siehe,  es  dämmert,  die  Sonne  scheidet 
Hinter  den  Palmen  am  schützenden  Hang; 
Wogen  des  Meeres,  die  das  Schifflein  durchschneidet, 
Flüstern  so  wunderbar  heimlichen  Sang! 
Und  am  südUcheu  Nachthimmel  funkeln 
Zahllose  Sterne  in  blitzender  Glut, 
Schatten  des  Abends,  die  schweigsamen,  dunkeln, 
Lagern  sich  über  den  Spiegel  der  Flut.  —  — 
Ein  fernes  Getöse  weckte  uns  plötzlich  aus  unseren  Träumen  — 
von  deh  Höhen  fegte    mit  Blitzesschnelle    ein  Wirbelwind    herunter 
und  raschelnd  sauste  das  Laub  über  die  weiten  Flächen.     Die  Gewalt 
des  Windes  wächst  von  Minute  zu  Minute  und  erschwert  den  Abstieg. 
Draußen    in    dunkler   Nacht   stürmt    plötzlich    die    Bora    auch 
durch    den    grünenden    Lorbeerhain,    und    rauschend    und    biausend 
schlagen  die  wütenden  Wogen  des  Quarnero  an  die  felsige  Küste. 

Am  andern  Morgen  schon  haben  sich  die  Elemente  beruhigt. 
Friedlich  und  goldig  liegt  das  herrliche  Landschaftsbikl  wieder  vor 
uns,    verlockend  und  einladend:    bleibt  hier  bei  uns,    hier  ist  ewiger 


Die   Gartenwelt. 


IX,  12 


Sommer!  Doch  dem  rastlosen  Wanderer,  der  die  schöne  "Welt  durch- 
streift, klingt  immer  wieder  die  alte  Melodie  vom  Scheiden  und 
Meiden  —  schon  schlägt  auch  luis  die  Abschiedsstunde  ! 

An  Bord  des  fJinlien,  hellgrauen  Dampfers  gingen  wir  wieder 
in  See.  Hoch  und  blau  wölbt  sich  der  Himmel  über  die  grünenden 
Lorbeerwipfel.  —  Aber  dort  oben,  in  einer  anderen  Welt,  auf  den 
Zinnen  des  Monte  Maggiore  und  den  weiten,  öden  Karstflächen,  da 
glänzt  und  glitzert  in  der  Morgensonne  ein  weißes  Schneekleid.  Dort 
oben  hat  der  AVinter  sich  eingestellt  —  unten  da  grünt  und  blüht 
es  freudig  weiter  in  dem  gottbegnadeten,  grünen  Erdenfleck  an  der 
liburnisohen  Riviera. 

Eine  ausgeprägte  Ähnlichkeit  mit  dem  milden  Klima  und  der 
überreichen  Vegetation  von  Abbazia  weist  auch  Fiume  auf.  Nament- 
lich sind  es  die  benachbaiien  Küstenstriche,  die  uns  eine  Reihe 
wonniger  Landsohaftsbilder  vor  Augen  führen,  während  die  Stadt 
selbst  mehr  ein  Schauplatz  hastenden  Lebens  und  Treibens  ist.  Als 
ungarischer  Hafen  und  Seehandelsplatz  sind  namentlich  die  aus- 
gedehnten Hafenanlagen  sehenswert.  Das  bunte  Gewoge  auf  der 
Riva  am  Meere  gemahnt  an  Triest,  nur  scheint  hier  das  Völker- 
gemisch noch  weit  bunter  zu  sein.  Itahenische,  ungarische, 
kroatische,  dalmatinische  und  viele  Laute  der  anderen  orientalischen 
Sprachen  schlagen  an  unser  Ohr, 

imd  besonders  der  letztere  Uni-  

stand  beweist,  daß  namentlich 
der-  Verkehr  mit  dem  nahen 
Orient  sich  äußerst  lebhaft  ge- 
staltet. Berge  aufgestapelter 
Weinfässer  zeugen  von  dem 
Weinreichtum  des  Landes,  wozu 
sich  noch  ein  überseeischer  Im- 
port der  verschiedensten  Weine 
gesellt. 

Betreten  wir  nun,  vom 
Hafen  über  den  Piazza  Adamioh 
kommend,  den  Corso,  so  finden 
wir,  daß  dieser,  gleich  jenem 
in  Triest,  die  Hauptverkehrsader 
der  Stadt  und  eine  der  schön- 
sten und  breitesten  Straßen  ist. 
Mit  zu  den  vornehmsten  Plätzen 
zählt  auch  der  mit  einer  sehr 
sauberen,  öffentlichen  Anlage 
versehene  Uimenji  Platz.  Der 
Scoghetto,  die  breite  platanen- 
geschmückte Promenade  der 
eleganten  Welt,  führt  uns  dem 
Weichbilde    der  Stadt   zu.     In 

dem  parkähnhohen  Garten  vor  der  erhöht  liegenden  Marine-Akademie 
fallen  uns  besonders  prächtige,  knorrige  Koniferen  ins  Auge  und 
gleich  darauf  betreten  wir  den  Giardino-ijublioo  mit  .seinen  reichen 
Beständen  immergrüner  Gehölze,  Palmen  und  Nadelhölzer  und  dem 
an  der  Berglehne  sich  anschließenden,  dunklen  Lorbeerhain. 

Vom  Scoglietto  aus  gelangen  wir  mit  der  elektrischen  Straßen- 
bahn zur  Fiumara-Schlucht,  die  mit  der  über  diesen  Abgrund  führen- 
den Brücke  gleichen  Namens  eine  Sehenswürdigkeit  von  Fiume  ist. 
Am  Grunde  der  Schlucht  tost  ein  Karstgewässer  über  Geröll  und 
Steinblöcke  hinweg,  Wa.sserfälle  und  Kaskaden  bildend.  Die  steilen, 
zerklüfteten  Felspartieen  schmückt  das  dunkle  Grün  einer  üppigen 
Vegetation.  Durch  den  jenseits  sich  öffnenden,  torartigen  Durchgang 
und  über  den  steilen  Treppenweg  erreichen  wir  schließlich  die  Höhe 
von  Tersato.  Während  des  Aufstieges  öffnen  sich  zuweilen  unter 
stattlichen  Bäumen  hübsche  Durchblicke  auf  die  gegenüberliegenden 
Anhöhen  mit  Gärten  und  sauberen  Landhäusohen  und  auf  die  Stadt. 
Das  Plateau  des  Berges  trägt  eine  kleine  Ortschaft,  das  alte  Schloß 
der  Frangipani  und  eine  berühmte  AVallfahrtskirche.  In  der  Nähe 
des  Schlosses  wurden  wertvolle  und  interessante  Funde  aus  der  einst 
blühenden  römischen  Stadt  Mintunmm  gemacht.  —  Von  der  Ufer- 
böho  unweit  Tersato  haben  M'ir  eine  großartige  Aussicht  auf  den 
ganzen  Quarnero. 


Wandern  wir  nun  zum  entgegengesetzten  Ende  der  Stadt  hinaus, 
so  gelangen  wir  zu  dem  nahe  am  Eingange  zur  Buccaraner  Bucht 
liegenden  Porto -Re,  dem  uralten  Königshafen.  Auf  der  hiesigen 
Weil't  wurde  einst  der  erste  österreichische  Staatsdampfer  gebaut, 
jene  „Maria- Anna",  welche  während  eines  Sturmes  auf  der  Fahrt 
von  Venedig  nach  Triest  in  den  Wogen  versank,  ohne  daß  man  je 
näheres  über  die  Katastrophe  erfahren  hätte.  Keiner  der  Mit- 
fahrenden hat  sie  überlebt,  kein  Strandgut  wurde  aufgefunden.  — 
Das  altertümliche  Schloß  Porto-Re  ist  noch  gut  erhalten  —  aus  ihm 
ist  ein  Jesuiten -Seminar  geworden.  Von  Wein  und  Efeu  wird  es 
malerisch  umsponnen. 

Einen  der  lieblichsten  Orte  in  der  Umgebung  Fiumes  erreichen 
wir  mit  dem  Dampfer.  Es  ist  Cirkvenica.  Nach  fast  zweistündiger 
Seefahrt  durch  den  Kanal  von  Maltempo  zwischen  der  oliven- 
bestandenen  Insel  Veglia  und  dem  kroatischen  Festlande  steigen  wir 
in  diesem  beliebten  Seebade  und  klimatiscben  Kurorte  an  Land.  Der 
kiesige,  von  klarblauen  Wellen  bespülte  Strand  ladet  zum  Baden  ein. 
In  ähnlicher  Weise,  wie  dies  in  Abbazia  regelmäßig  am  ersten  Januar 
geschieht,  finden  auch  hier  des  öfteren  größere  Wettschwimmen  statt. 
Das  Suchen  von  Seesternen,  Muscheln  und  dergleichen  bietet  uns 
eine   reizvolle    Abwechslung.     Auch   eine  Wanderung  durch   das  Tal 


An   den    Klippen    von   Lovrana   bei   Abbazia.       Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photogr 


ffgen 


Eichen-  und  Kastanienwäldern  hält 
letzten  frohverlebten  Stunden  im 


von  Vindol  mit  seinen  herrlichei 
Erinnerungen  in  \ins  wach  an  o 
unvergleichlich  schönen  Süden.  — 

Bereits  am  nächsten  Morgen  führt  uns  der  Eilzug  der  ungari- 
schen Staatsbahn  wieder  gen  Norden.  Eine  schier  endlose  Fahrt 
bannt  uns  für  viele  Stunden  zwischen  die  engen  Wände  eines 
Eisenbahnwagens. 

Gleich  nach  Verlassen  des  Bahnhofs  beginnt  die  Steigung  und 
schon  nach  wenigen  Minuten  Hegt  das  Häusermeer  der  Stadt  zu 
unsern  Füßen.  In  ungeheuren  Serpentinen  geht  es  nun  zur  Höhe 
des  Karstes  empor.  Anfänglich  gewahien  wir  noch  von  der  Bahn 
aus  sehr  anmutige  Ortschaften  im  Bereiche  weinbebauter  Hänge. 
Zwischen  den  eigenartigen,  hellen  Häusern  mit  der  davorliegenden, 
rebenübersponnenen  Pergola  schimmern  noch  sattgrüne  Lorbeeren 
und  schlanke  Zypre.ssen  wiegen  sich  in  den  Lüften.  Zuweilen  ver- 
decken nackte  Felsmauern  zu  beiden  Seiten  der  Bahn  jegliche  Aus- 
sicht. Auch  die  Vegetation  nimmt  dann  nach  und  nach  einen  anderen 
Charakter  an  und  wird  allmählich  immer  spärlicher.  —  Schließlich 
starrt  uns  auch  hier  wieder,  wenn  auch  nicht  in  gleichem  Maße  wie 
auf  der  Triester  Seite,  die  erschreckende  Öde  des  Karstes  entgegen. 
Bora  und  Regen  streiten  auch  hier  mit  einzelnen,  neu  erstehenden 
Waldfläohen   um  die  Hcrischaft.     Terrassenförmig  steigt   das   Karst- 


IX,    12 


Die  Gartenwelt. 


land  hinauf,  von  vielgestaltigen,  zerrissenen,  oft  äußerst  wilden  Berg 
reiben  und  Kalkstöcken  durchzogen.  Kesseltaler,  sogenannte  Dolinen 
tun  sich  auf,  nicht  selten  von  3  —  500  Meter  hohen  Felsen  einge- 
rahmt und  von  kleinen  Bächen  bewässert,  die  aus  einer  Höhle  austreten 
um  nach  kurzem  Laufe  bald  wieder  in  einer  anderen  zu  verschwinden 
Für  den  Karstbewohner  sind  auch  hier  wieder  die  trichterförmigen 
am  Grunde  mit  eigenartiger  roter  Erde  (Terra  rossa)  bedeckten  Ver- 
tiefungen von  griiliter  Bedeutung,  da  sie  ihm  den  Betrieb  seiner 
spärlichen   Landwirtscliaft  ermöglichen. 

AVilde  Gieübäclie,  sogen.  Torrenti,  stürzen  mit  rasender  Eile 
zum  Meere  hinab,  verschwinden  auch  nicht  selten  durch  Fel-sspalten 
in  ungeahnte  Tiefen,  um  erst  unweit  der  Küste  am  Meeresgrunde 
hervorzubrechen,  wo  sie  alsdann,  wie  beispielsweise  vor  Moschenizza, 
als  submarine  Quelle  aufwallen.  Der  Wasserschwall  dieser  hoch- 
interessanten unterseeischen  Brunnen  ist,  namentlich  nach  heftigen 
Regengüssen  im  Hinterland,  oft  so  bedeutend,  daß  ein  darüber 
fahrendes  Boot  in  bedenkliches  Schwanken  gerät.  —  Unsere  Berg- 
fahrt   dauert    in    äußerst   langsamem  Tempo    mehrere    Stunden    und 


zeitweise  die  Aussicht.  —  Allmählich  verliert  sich  die  Gestaltung  des 
Hochgebirges  und  des  Karstes.  Wir  durcheilen  nun,  meist  dem  Laufe 
eines  Flusses  folgend,  das  hügelige  Gelände  Kroatiens  und  kurz 
vor  Agram,  der  Hauptstadt  dieses  südslavischen  Landes,  überschreiten 
wir  die  Save. 

Eine  schneeige  Decke  liegt  über  der  ungarischen  Tiefebene  aus- 
gebreitet und  eriiöht  noch  den  monotonen  Charakter  der  weiten, 
unendlichen  Pußta.  Der  Himmel  hat  sich  in  bleiernes  Grau  gehüllt, 
und  kürzt  auf  diese  Weise  noch  den  ohnedies  nicht  langen  Wintertag. 
So  schleichen  Stunde  auf  Stunde  dahin,  ehe  wii-  Kaposvär,  Domboviir, 
Siirbogard,  Adony  und  schließlich  bei  Morgengrauen  die  Hauptstadt 
des  Landes  errreichen. 

Budapest   wird    mit   seinem    echt   großstädischen    Leben,    mit 
seinen  eleganten,    breiten  Straßenzügen  und  den  herrlichen  Partieen 
an    beiden    Ufern    der  Donau    nicht    mit  Unrecht    das    zweite   Paris 
genannt.  —  Auch  in  landschaftsgärtnerischer  Beziehung  könnten  wir 
hier  viel  sehen    und  lernen  —  wenn    es    nicht  Winter    wäre.      Der 
Gartendirek-tor   der   Stadt,    bekanntlicli    ein    Reichsdeutscher,    erteilt 
jedem  Jünger  Floras    bereit- 
. .        willigst  die  Erlaubnis  zur  Be- 
sichtigung der  umfangreichen, 
sauberen  Gärtnerei.  Die  präch- 
tigen    Parks     und     Anlagen 
bieten   ein  reiches  Feld    zum 
Studium  für  den  Landschafts- 
gärtner,    ebenso    die  reizende 
Umgebung    und    die    Donau- 
insel.    Ein  Besuch  Budapests 
zur    Maienzeit     würde     sich 
lohnen,    und    wertvolle    Aus- 
beute, .sowie  reichen  Stoff  zu 
einem  dankbaren Theniageben! 


ik^ 


J?^»^ 


IVTotiv  an  der  Straße  von  Abbazia  nach  Ika.    Vom  Verfasser  mr  die  „Gan 


während  dieser  ganzen  Zeit  haben  wir  ein  weites,  prächtiges  Pano- 
rama vor  unseren  Augen,  das,  je  höher  wir  steigen,  an  Großartigkeit 
und  Au.sdehnung  gewinnt.  Wir  passieren  einige  kleine  Gebirgs- 
ortschaften  und  gelangen  endlich  bei  Meja  zur  Paßhöhe.  —  Unter 
uns  Hegt  Baccari,  noch  tiefer  Fiume.  Dahinter  das  weite,  blaue 
Meer  —  der  Golf  von  Fiume,  der  Quarnero  mit  seinen  in  bläulicher 
Feme  schwimmenden  Inseln  Veglia,  Cherso,  Lussin - piccolo  und 
anderen.  Linker  Hand  schweift  unser  Blick  bis  hinüber  zu  den  Ge- 
birgen des  kroatischen  Küstenlandes,  während  auf  der  gegenüber- 
liegenden Küste  das  grünende  Gestade  von  Abbazia,  mit  dem  dahinter 
liegenden,  schneegekrönten  Monte  Maggiore,  das  von  goldigem  Sonnen- 
schein bestrahlte  Gemälde  abgrenzen. 

Eine  Biegung  des  Schienenweges,  eine  vorspringende  Felswand 
—  und  der  ganze  märchenhatte  Zauber  des  Südens  ist  verschwunden, 
es  geht  talwärts  zur  ungarischen  Tiefebene. 

Bereits  werden  die  ersten  Schneefelder  sichtbar  und  ein  feiner 
Rauhreif  bedeckt  die  Tannen  der  mehr  oder  weniger  bewaldeten 
nördlichen  Hänge  des  Karstes.  Aus  den  Tälern  steigen  Nebelwolken 
empor,  ziehen  träge  an  den  felsigen  Wänden*  entlang  und  Verdecken 


photogr.  aufgenommen 


Wir  begnügten  uns  also 
diu  llauptsehenswürdigkeiten 
der  Stadt  mitzunehmen  und 
schritten  durch  die  prächtige 
Kossuth  LajosUtcza  zur  Donau 
und  der  neuen  Elisabeth- 
Brücke,  die,  den  mächtigen 
Strom  in  einem  einzigen, 
kühnen  Bogen  überspannend, 
ein  Meisterwerk  der  modernen 
Brückenbaukunst  ist.  Nach 
Hinterlegen  des  üblichen  Pas- 
sier-Zolles,  gelangten  wir  zum 
jenseitigen  Stadtteil.  Hier  er- 
hebt sich  hart  an  dar  Donau 
der  felsige,  steile  Blocksberg. 
Wir  biegen  jedoch  rechts  ab 
und  ersteigen  die  Höhe  zur  königl.  Hofburg,  woselbst  auch  eine 
Seilbahn  hinanführt.  Hier  oben  finden  wir  herrliche  Bauten  und 
eine  Reihe  kunstvoller  Anlagen.  Von  der  Terrasse  vor  dem  Schlosse 
haben  wir  ein  großartiges  Panorama:  unter  uns  liegt  der  breite 
Donaustrom  mit  seinem  regen  Dampferverkehr  und  den  Brücken, 
zu  beiden  Seiten  die  Häusermeere  der  sich  gegenüberliegenden  Stadt- 
teile Ofen  -und  Pest.  Das  langgestreckte,  neue  Parlamentsgebäude 
am  jenseitigen  Ufer  und  die  mehr  im  Innern  liegende,  eigenartig 
schöne  Basilika  fallen  besonders  ins  Auge. 

Nach  Verlassen  der  Hofburg  schritten  wir  an  der  Donau  ent- 
lang. Eine  breite,  saubere,  mit  Alleebäumen  bepflanzte  Promenade 
führte  uns  an  der  alten  Kettenbrücke  vorbei  zu  der  verkehrsreicbon, 
langen  Margarethen-Brücke.  Ungefähr  in  der  Mitte  derselben  zweigt 
ein  Übergang  zur  Margarethen-Insel  ab.  Hier  fanden  wir  Konzert- 
hallen, Spielplätze  und  schöne  Anlagen.  Zur  Sommerszeit  bietet  dies 
reizende,  von  den  Wellen  der  blauen  Donau  umspülte  Eiland  einen 
beliebten  Tummelplatz  der  budapester  Welt.  Mit  dem  Dampfboot 
verließen  wir  die  Insel  und  besichtigten  noch  eingoliends  das  reich 
mit  architektonischen  Kunstwerken  verzierte  Parlamentsgebäudo,   das 


Die  Gartenwelt. 


IX.   12 


in  seiüer  gigantischen  Ausdehnung  und  einzig  schönen  Bauart  eines 
der  schönsten  der  Welt  sein  soll.  Nachdem  wir  alsdann  den  in  der 
Nähe  befindlichen  Scabadsagter-PIatz  mit  seinen  prachtvollen  Anlagen 
passiert,  und  ^ach  eingetretener  Dunkelheit  die  schnurgraden,  endlos 
scheinenden  Lichtzeilen  der  Andrassy  Straße  bewundert  haben, 
gelangen  wir  wieder  zur  Kerepesi  Utcza  und  zum  Bahnhof. 

Nochmals  heißt  es  stnndenlang  eingepfercht  sitzen  und  sich 
schütteln  lassen  im  engen  dumpfen  Eaum.  Das  ist  die  Kehrseite 
der  Medaille,  und  wir  empfinden  sie  umsomehr,  als  Bewegungsfreiheit 
in  der  reinen  frischen  Luft,  in  der  freien  Natur  geradezu  Lebens- 
bedingung für  unsereinem  ist.  Wie  ungleich  schöner  läßt  es  sich 
doch  an  Bord  des  sanft  schaukelnden  Dampfers  über  die  Wogen  des 
weiten  Meeres  reisen! 

Beim  ersten  Morgenlicht  fanden  wir  uns  einmal  wieder  mitten 
im  Hochgebirge  —  ein  Wintertag  in  den  Karpathen!  In  starrem 
Weiß  lag  die  mächtige  Gebirgswelt  vor  uns,  wildromantisch  türmten 
sich  Felsen  auf  Felsen.  Obgleich  es  auch  hier  an  malerischen  Land- 
schaftsbildern und  idyllischen  Tälern  nicht  fehlte,  vermißten  wir 
doch  die  liebliche  Anmut  der  Steiermark.  —  Bei  Kremnitz  über- 
schritten wir  in  einem  Eehrtunnel  die  Paßhöhe.  Schneewolken 
stürmten  über  die  Felsen  der  Tatra  —  tief  unter  uns  im  Tal  lag 
das  einsame  Gebirgsstädtchen.  — 

Dann  ging  es  weiter  talwärts  und  durch  das  bergige  Sudeten- 
Land  unaufhaltsam  gen  Norden,  der  deutschen  Grenze  und  durch 
Schlesiens  Gefilde  der  Heimat  zu. 


Mannigfaltiges. 

Die  Alpengärten  nnd  der  erste  Kongreß  von  Ver- 
tretern alpiner  Gärten  nnd  von  Freunden  der  Alpen- 
pflanzen im  August  1904, 

Von  Henry  Correvon,  Floraire  bei  Genf. 
I. 
öeit  15  Jahren  findet  man  vielerorts  in  c'en  Alpen  und  Vor- 
alpen, auf  Hügeln  und  Bergen  Gärten,  die  ein  besonderes  Aussehen 
haben  und  die  ausschließlich  den  Bergpflanzen  gewidmet  sind.  Früher 
schon  hatten  Naegeli  und  Kerner  in  den  bayrischen  und  Tiroler 
Alpen  Versuche  angestellt,  die  aber  erfolglos  geblieben  sind. 

Im  Jahre  1885  wurde  ein  Garten  beim  Hotel  am  Weißhorn 
in  23ÜO  m  Höhe  im  Eifischtal,  Kanton  Wallis,  angelegt,  der  besonders 
für  Gebirgspflanzen  bestimmt  war.  Der  Eigentümer  wollte  dem 
Alpinistenpublikum  eine  Darstellung  der  Alpenflora  bieten,  und  der 
Alpenakklimatisationsgarten  in  Genf  half  ihm  und  schenkte  ihm  eine 
Anzahl  Pflanzen.  Ein  großer  Teil  davon  gedieh  prächtig,  aber  da 
der  Garten  nicht  gepflegt  wurde,  ist  die  Mehrzahl  der  zarten  Pflanzen 
verschwimden. 

Ein  Jahr  später  (1886)  nahm  die  Naturforschergesellschaft  von 
Wallis  einen  Vorschlag  von  Dr.  Beck  an  und  streckte  dem  Großen 
Kat  des  Kantons  eine  gewisse  Summe  Geldes  vor,  um  drei  Alpen- 
pflanzengärten an  verschiedenen  Plätzen  in  Wallis  anzulegen.  Diese 
Schöpfungen  hatten  aber,  obschon  sie  reichlich  dotiert  waren,  nur 
ein  kurzes  Leben  und  wurden  teils  aufgelöst,  teils  in  Schulgärten 
verwandelt. 

Im  Jahre  1889  wurde  die  Linnaea  in  Bourg-St.  Pierre 
(1800  m)  gegründet,  seit  dieser  Zeit  ist  die  Sache  populär  geworden 
und  es  entstanden  zahlreiche  Alpengärten,  so  daß  es  ungefähr  20  solcher 
botanischen  und  Alpengärten  gibt,  die  keinen  Zusammenhang  haben 
und  als  einzelne  Schöpfungen  bestehen. 

Um  mm  diesen  Gärten  einen  gewissen  Zusammenhang  zu 
geben,  hatte  ich  als  der  Leiter  des  Gartens  Eambertia  eine  Ver- 
sammlung aller  Vertreter  alpiner  Gärten  einberufen.  Dieser  Kongreß 
fand  statt  auf  den  2000  m  hohen  Kochers  de  Naye  über  Montreu.x, 
in  dem  Garten  der  Karabertia  und  im  nahe  gelegenen  Hotel  de  Naye. 
Der  Präsident  des  Kongresses  war  der  Prinz  Roland  Bonaparte, 
ein  Großneffe  des  Kaisers  Najioleous  I.  Prinz  Roland  Bonaparte  ist 
ein  eifriger  Freund  der  Alpengärton.  Am  17.  August  d.  J.  kamen 
dort    auf    der   Spitze    eines    der    schönsten    Schweizer    Berge    etwa 


45  Personen  zusammen,  welche  12  verschiedene  Gärten  vertraten 
oder  die  sich  mit  der  Frage  sonstwie  beschäftigen.  Ich  nenne 
folgende  Herren,  deren  Namen  in  der  Gartenbau-  und  der  botanischen 
Welt  gut  bekannt  sind:  Maurice  de  Vilmorin  von  Paris, 
Dr.  Flahault,  Prot,  der  Botanik  in  Montpellier,  Dr.  Voglino,  Prof. 
der  Botanik  in  Turin,  Prof.  Rinino  von  Mailand,  Dr.  Antoniotti 
von  Turin,  Abgesandter  des  italienischen  Alpenvereins,  Prof.  Dav. 
Monnet  von  Pinerolo,  Dr.  Wilzoeck,  Prof.  der  Botanik  in  Lausanne, 
Dr.  Chatelenat  etc. 

Die  zurzeit  bekannten  Alpengärteu  sind  folgende: 

1.  Die  Linnaea,  im  Jabre  1889  in  Bourg-St.  Pierre  in  den 
Walliser  Alpen  gegründet,  liegt  tiefer  als  das  St.  Bernhard-Hospiz.  Dieser 
Garten  wurde  durch  die  Association  pour  la  protection  des  plantes  ge- 
gründet, und  der  Grund  und  Boden  wurde  durch  eine  Gabe  von 
1300  Francs  von  Dr.  Romanes  aus  Oxford  gekauft.  Der  schweizer, 
der  englische  und  der  französische  Alpenkiub  haben  beigesteuert 
—  auch  die  Schweizer  Regierung  gibt  diesem  Garten  eine  jährhche 
Beihilfe  von  500  Francs.  Der  Garten  liegt  prächtig  auf  einem 
Hügel  von  60  m  Höhe  und  dehnt  sich  auf  den  vier  Seiten  des 
hübschen  Berges  aus.  Vier  verschiedene  Wege  schlängeln  sich  auf 
allen  Seiten  empor  und  führen  von  einer  Steingruppe  zur  andern. 
Natürhche  Granitfelsen  erheben  sich  und  bilden  die  verschiedensten 
natürlichen  Terrassen.  Hie  und  da  stehen  schöne  Bäume,  vorzugs- 
weise Läi'chen,  auch  eine  Tanne,  und  auf  der  Nordseite  ist  ein  kleiner 
Wald,  der  ca.  50  Jahre  alt  ist.  Der  Berg  hat  sogar  einen  sehr  ge- 
fährlichen Abgrund  von  100  m  Tiefe,  auf  dessen  Grunde  ein  Bach 
schäumt  und  rauscht.  Und  damit  jeder  überzeugt  wird,  daß  der 
Garten  der  Linnaea  eine  echte  Synthese  der  alpinen  Welt  bietet,  muß 
ich  noch  erwähnen,  daß  eine  Lawine  in  jedem  Winter  von  seiner 
Nordostseite  stürtzt.  Jetzt  aber  macht  sie  wenig  Schaden,  weil  man 
mehr  als  100  Arven  {Pinus  Cembra)  auf  diesen  Abhang  gepflanzt  hat. 

AVohl  die  meisten  Gebirgspflanzen  der  Welt  sind  dort  in  mehr 
als  40  verschiedenen  Gruppen  akklimatisiert  worden.  Hier  sind  die 
Pflanzen  der  Pyrenäen,  dort  die  des  Kaukasus;  da  die  himalayischeu 
Pflanzen  und  daneben  die  von  Sibirien  untergebracht.  Natürlich 
sind  die  Alpenpflanzen  am  reichhaltigsten  vertreten  und  bilden  den 
größten  Teil  der  Sammlungen.  Es  gibt  besondere  Genusgruppen 
(Saxifragen,  Campanulen  etc.),  aber  dieses  hat  den  Nachteil,  daß 
die  Pflanzen  sich  zu  leicht  hybridisieren.  Die  geographische 
Gruppierung  scheint  w-irkhch  die  bequemste  und  praktischste  zu  sein. 
Der  Garten  bedeckt  ungefähr  2  ha  Boden. 

Der  Zweck  des  Gartens  ist  nicht  rein  wissenschaftlich,  obschon 
ein  kleines  Laboratorium  mit  Mikroskop  und  Bibliothek  damit  ver- 
bunden ist.  Er  ist  durch  Alpinisten  gegründet  worden  und  bat  eine 
niehr  alpinische,  ästhetische  und  gärtnerische  Bestimmung.  Mehrere 
Studenten  von  Genf  imd  von  Zürich  haben  schon  dort  gearbeitet  und 
das  Laboratorium  benützt,  aber  ganz  besonders  hat  der  Garten  der 
Alpenpflanzen-Literatur  geholfen,  indem  die  Autoren  mehrerer  Werke*) 
die  Pflanzen  der  Linnaea  für  ihre  Abbildungen  benutzt  haben.  Denn 
dort  oben,  so  nahe  am  blauen  Himmel,  gedeihen  die  Bergpflanzen 
viel  besser  als  in  der  Ebene  und  behalten  nicht  nur  ihre  intensiven 
Blütenfarben,  sondern  auch  den  ihnen  eigenen  Wuchs.  Ein  Gärtner 
ist  beständig  dort  und  wohnt  im  Dorf  Bourg  St.  Pierre,  in  der  Nähe. 

2.  Der  Garten  Thomasia  (zu  Ehren  des  verstorbenen  Botanikers 
Thomas  von  Bex)  wurde  zu  Pont-de-Nant  in  den  waadtländischeu 
Alpen  (1300  m)  im  Jahre  1890  durch  den  Verschöneruiigsverem  von 
Bex  gegründet.  Seit  1893  gehört  dieser  Garten  der  Universität 
von  Lausanne,  welche  dort  ein  Laboratorium  und  ein  Haus  für  den 
Direktor  errichtet  hat.  Ein  Gärtner,  der  vom  Staate  bezahlt  wird, 
wohnt  dort  im  Sommer. 

Unglücklicherweise  ist  dieser  Garten  im  Grunde  eines  Tals  ge- 
legen und  es  fehlt  ihm  Sonne  und  Licht.  Doch  gedeihen  die  meisten 
Bergpflanzen  gut  und  besonders  die,  welche  die  Feuchtigkeit  lieben. 
Der  Direktor  des  Gartens  ist  Dr.  Wilzceck,  Professor  der  Botanik 
an  der  Universität  Lausanne. 


*)  Flore  ooloriee  de  poche  des  plantes  alpines;  Atlas  de  la  Flore 
alpine  (Atlas  der  Alpenflora),  herausgegeben  vom  Deutsch  -  Oster- 
reichischen Alpenverein.*  Franz.  Ausgabe  von  Henry  Correvon  u.  a. 


IX,  12 


Die  Gartenwelt. 


3.  Im  Jahre  1891  wurde  bei  Leoco  am  Comosee  ein  lileiuer 
Garten  an  den  Abhängen  des  Monte  Barro  (800  m  hoch)  angelegt. 
Der  Gründer  ist  Grat  Luraui ,  im  Namen  der  Sektion  Mailand  des 
italienischen  Alpenklubs.  Der  Name  des  Gartens  ist  Daphnaea, 
unter  Anspielung  auf  Daphne  Cneormn,  die  sehr  häufig  in  der  Um- 
gebung und  im  Garten  selbst  ist. 

Dann  fingen  die  Franzosen  auch  an  Alpengärten  anzulegen,  und 
Dr.  Lachniann,  Prof.  der  Botanik  an  der  Universität  Grenoble, 
griindete  nacheinander  drei  solcher  Vei-such.sgärten  in  den  Alpen 
des  Dauphine.  Im  Jahre  1892  wurde  in  Champrousse  (1850  ni 
hoch)  der  erste  Garten  angelegt,  welcher  nur  .öOOü  qm  hatte  und 
üOOO  Francs  kostete;  sein  Ziel  war  rein  wissenschaftlich  und  er 
diente  besonders  den  »Studenten  der  Universität.  Aber  seiner  schwer 
zugänglichen  Lage  wegen  legte  Dr.  Lachmann  bald  einen  andern 
Garten  am  Col  du  Lautaret  (2075  m  hochl  an,  der  an  der  breiten 
schönen  Straße,  die  von  Gronoble  durch  die  großartigen  Äliten  des 
Dauphine  nach  Brianvon  tührt^  liegt.  Dort,  auf  dem  Paßübergang, 
war  ein  altes  Hospiz,  das  in  einen  Gasthof  umgewandelt  wurde. 
Dicht  dabei  wurde  der  Garten  im  Jahre  1896/97  angelegt.  Im 
Juni  1899  fing  man  aber  erst  an  Pflanzen  anzusiedeln. 

Dieser  Garten  ist  einer  der  bestgelegenen,  da  er  einen  natür- 
lichen Sumpf  und  pi'ächtigen  Boden  besitzt;  er  liegt  inmitten  der  welt- 
berühmten Wiesen  des  Lautarets,  welche  die  reichhaltigste  Flora 
besitzen.  Dort  wachsen  die  Veronica  AUiomi,  Dianthus  neglecttis, 
Aretia  vitaliana,  Androsace  carnea,  Brassica  Ricken,  Asphodelus 
albits,  Saxifraga  Valdensis  etc.  etc.,  und  von  dort  kann  man  die 
höchsten  und  schönsten  Berge  der  westlichen  Alpen  besteigen.  Kein 
Standort  konnte  besser  gewählt  werden. 

Die  Flora  der  Westalpon  ist  am  besten  vertreten,  bereits  in 
GOO  Arten.  Dann  kommen  die 
Pflanzen  der  übrigen  Alpen, 
des  Juras,  der  Karpathen,  des 
Kaukasus,  der  Pyrenäen  etc., 
die  alle  besondere  Gruppen 
bilden,  wie  wir  sie  in  der 
Linnaea  haben.  Ein  Gärtner 
ist  dort  angestellt,  auch  hat 
Prof.  Lachmann  ein  Labora- 
torium für  seine  Studenten 
dort  angelegt. 

Im  Jahre  1899  endlich 
wurde  der  dritte  Garten  (400  m 
hoch)    in     Villard  d'Arene 

gegründet,  ungefähr  eine 
Stunde  tiefer  im  Tale  (1600m). 
Er  ist  ein  Tochtergarten  des 
zweiten  und  für  Kulturver- 
suche mit  Getreide,  Gemüse 
und  Obst  bestimmt,  hat  also 
mehr  praktischen  und  land- 
wirtschaftlichen Zweck. 

4.  Fünf  Jahre  später 
wurde  in  den  waadtländischen 
Alpen  wieder  ein  Garten  an- 
gelegt, der  Garten  der  Eam- 
bertia,  wo  auch  der  Kongreß 
abgehalten  wurde.  AVie  schon 
erwähnt,  liegt  dieser  Garten 
in  2045  m  Höhe  über  dem 
Meeresspiegel  auf  dem  Gipfel 
der  Kochers  de  Naye  über 
Montreux.  Eine  Bergbahn 
führt  den  Reisenden  bis  zum 
großen  Hotel,  das  dort  steht, 
d.  h.  10  Minuten  weit  vom 
Eingang  des  Gartens,  so  daß 
die  Rambortia  (so  genannt 
nach  dem  waadtländischen  Bo- 
taniker uudDichterRambert, 


Weihnachtsbaum  mit  künstlichem  Schnee  bedeckt. 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgenommen. 


ein  Kind  von  Montreux)  am  meisten  besucht  wird,  weil  sie  leicht 
zu  erreichen  ist.  Dieses  Jahr  z.  B.  haben  mehi'  als  lOÜO  zalilende 
Personen  (ä  50  Centimes)  den  Garten  besucht,  was  dem  Budget  des- 
selben   eine  -schöne   Zulage  bringt.  (Schluß  folgt.) 


Ein  schöner  Weilmachtsbauni. 

Von  Richard  Salbt,  Obergärtner  auf  Villa  Wulfriede  bei  Ahrensburg. 
(Hieran,  eine  Abbildumj.) 

JJie  schönsten  von  allen  christlichen  Festtagen  im  Jahre  sind 
wohl  die  Weihnachtsfeiertage,  und  um  nach  alter  schöner  Sitte  die 
Weihnachtsfeier  recht  freudig  und  würdig  zu  begehen,  wird  wohl  in 
keiner  Familie  der  strahlende  Ch)'istbaum  fehlen. 

In  meiner  früheren  Stellung  auf  Schloß  Bockdorf  bei  Kempen 
am  Rhein  fiel  mir  die  Aufgabe  zu,  den  Christbaum  zu  schmücken, 
was  gewohnheitsmäßig  alljährlich  mit  den  teuersten  und  besten  Süßig- 
keiten geschah,  bis  ich  auf  den  Gedanken  kam,  einmal  den  Weihnachts- 
baum so  aufzuputzen,  wie  ihn  die  Natur  im  strengen  Winter  mit 
Schnee  und  Eis  beladen  zeigt  und  wie  ich  mir  einen  schöneren, 
prächtigeren  Schmuck  gar  nicht  denken  kann.  Der  Baum  hatte  eine 
Höhe  von  5  Meter  und  stand  im  Wintergarten,  wo  ihn  von  allen 
Seiten  die  Frühlingsboten  unter  den  Pflanzen  und  selbst  tropische 
Palmen  begrüßten,  während  er  durch  sein  winterliches  Kleid  fröh- 
liche Weihnachten  verkündigte. 

Ich  will  in  kurzen  Worten  die  Hei  Stellung  des  wirklich  schön 
wirkenden  Christbaumes  den  geschätzten  Lesern  dieser  Zeitschrift 
mitteilen.  Man  begießt  den  Baum  gründlich  mit  Wasser,  bestreut  ihn 
dann  mit  der  Hand  mit  pul- 
verisiertem Gips,  so  daß  er 
ganz  weiß  wird,  und  stellt 
ihn  an  Ort  und  Stelle  auf. 
Nun  belegt  man  die  Äste  mit 
Christbauniwatte,u.  zwarmög- 
hchst  natürlich,  dem  Schnee 
ähnelnd.  Dann  begießt  man 
die  Watte  mit  einer  wai-men 
Alaunlösung,  wobei  das  Wasser 
fortwährend  umgerührt  wird, 
so  lange,  bis  die  Ä.ste  sich 
unter  dieser  Last  senken,  als 
ob  Schnee  darauf  läge.  Die 
sich  bildenden  glitzernden 
Alaunkristalle  sollen  das  Eis 
darstellen.  Die  Wirkung  hängt 
also  im  wesentlichen  von  der 
natürlichen  Verwendung  der 
Watte  ab.  Ist  der  Baum  so- 
weit fertig,  dann  kann  man 
noch  etwas  Gips  auf  die  be- 
schneiten Äste  werfen.  Alles 
übrige  ist  wohl  auf  der 
beistehenden  Abbildung  recht 
deutlich  zu  ersehen.  Den 
Fuß  des  Baumes  bekleiden 
ürottensteine  und  Heideki'äu- 
ter,  die  ebenfalls  mit  Gips 
beworfen  sind. 

Welche  große  Freude 
dieser  herrliche  Weihnachts- 
baum im  vorigen  Jahre  meinen 
Herrechaften  bereitet  hat,  be- 
weist der  Umstand,  daß  der 
Baum  noch  bis  in  den  Februar 
hinein  zur  Freude  anderer 
Herrschaften  stehen  bleiben 
mußte. 


142 


Die  Gartenwel 


IX,  12 


Gehölze. 

Noch  einige  Worte  über  Rliododeiidroii- Hybriden 
für  das  freie  Land. 

In  seiner  Besprechung  und  Empfehlung  der  herrlichen  Ehodo- 
dendron-Hyhriden  für  das  freie  Land  in  No.  45,  Jahrg.  VIII  der 
„Gartenwelt",  gedenkt  Herr  Bolilmann  auch  jenes  für  das  Gedeihen 
im  freien  Lande  so  wichtigen,  aber  vielfach  vergessenen  Umstandes, 
welchen  ich  für  die  Koniferen  in  meiner  kleinen  Arbeit  „Koniferen 
im  Winter"  in  No.  13  desselben  Jahrganges  besonders  hervorgehoben 
habe.  Wie  bei  jenen,  so  ist  auch  bei  den  Bhododendron  die  Gefahr 
des  Vertrocknens  durch  ein  totales  Austrocknen  der  Wurzelballen, 
wodurch  sie  im  Winter  leiden  und  zugrunde  gehen  können  bezw. 
müssen,  nicht  außer  acht  zu  lassen.  Deshalb  hat  man  im  Herbst 
dafür  zu  sorgen,  daß  durch  genügende  Wasserzuführung  zu  den 
Wurzelballen  die  Pflanzen  imstande  sind,  für  eine  kommende  längere 
Zeit  die  notwendige  Lebenskraft  aufzuspeichern.  Niemals  bedecke 
man  bei  Eintritt  des  Winters  —  wenn  es  überhaupt  geschieht  — 
den  Boden  um  solche  Pflanzen  herum,  ohne  sich  überzeugt  zu  haben, 
daß  ihre  filzigen  Wurzelballen  auch  gnindlich  durchfeuchtet  sind. 
Bei  länger  andauernder  schneeloser  und  trockener  Zeit  gieße  man 
auch  einmal  selbst  mitten  im  Winter,  wenigstens  aber  bei  Eintritt  ' 
längerer  Tage  —  Ende  Februar  und  im  März  —  unter  der  Boden- 
bedeckung,  aber  selbstverständlich  immer  nur  aus  dem  Kanuenrohre, 
denn  ein  Naßmachen  der  Pflanze  selbst  ist  im  Winter  zu  vermeiden. 
Es  muß  ja  einleuchten,  daß  ballentrockene  Pflanzen,  wenn  man  sie 
nicht  schon  vor  der  Zeit  des  allgemeinen  Begießens  gründlich  be- 
wässert, zugrunde  gehen  müssen.  In  der  feuchteren  Luft  Englands, 
woselbst  viele  Rhododendron  im  Freien  stehen,  mag  diese  Gefahr  ja 
ungleich  geringer  sein  als  bei  uns  und  in  trockenen  Perioden  des 
Wmters.  Aber  auch  selbst  dann,  wenn  bereits  allgemein  gegossen 
und  gesprengt  wird,  gießt  man  solche  Pflanzen  immer  besser  separat 
und  intensiver  aus  dem  Rohre  der  Kanne,  wobei  man  eine  bessere 
Kontrolle  über  die  Prozedur  und  das  Maß  der  zugefühi'ten  Wasser- 
menge hat. 

Das  Gesagte  bezieht  sich  zunächst  und  hauptsächlich  auf  all- 
gemein trockene  Perioden,  in  welchen  ein  Notleiden  solcher  Pflanzen 
durch  Ballenaustrocknen  zu  erwarten  ist,  besonders  in  baumreichen 
Gärten  und  lücht  zuletzt  auf  pUe  jene  Fälle,  in  welchen  nicht  immer 
ein  Gärtner  zur  Hand  ist  und  die  Pflege  solcher  Pflanzen  bezüglich 
des  Gießens  in  den  Händen  unkundiger  und  gleichgültiger  Personen 
liegt.  Alle  immergrünen  Pflanzen  bedürfen  in  bezug  auf  AVasser- 
zuführung  einer  von  der  allgemein  gewohnten  Art  und  Weise  des 
Begießens  etwas  abweichenden  aufmerksamen  Beobachtung,  etwa  wie 
Kübelpflanzen.  Nicht  allzu  selten  sind  aber  solche  Pflanzen  in 
dieser  Beziehung  mit  ihrer  Anpflanzung  gleichsam  in  ein  Siechenhaus 
versetzt  worden  mit  der  bedeutungsvollen  Verschärfung  jedoch,  daß 
.sie  sich  nicht  selbst  helfen  können  wie  es  vielen  siechen  Jlenschen 
in  der  schlimmsten  Not  dennoch  möglich  ist.  In  dem  Schreckens, 
jähre  1904  mit  seiner  außerordentlichen  Dürre  werden  gewiß  zahl- 
reiche Pflanzen  die.ser  Art,  Koniferen,  Buxus.  Rhododendron  usw., 
an  ausgetrockneten  Wurzelballen  arg  zu  leiden  gehabt  haben  und 
wird  eine  Borücksichtigimg  obiger  Ratschläge  für  dieselben  gewiß 
sehr  geboten  erscheinen.  An  Vernachlä-ssigungen  in  dieser  Richtung 
geht  so  manche  schöne  Pflanze,  wenn  auch  nach  und  nach,  zugnmde, 
ohne  daß  man  an  die  Ursache  ihres  Untergangs  denkt  oder  sie  er- 
kennt und  diese  im  ., Erfrieren"  vermutet,  was  bei  den  vollkommen 
winterharten  Rhododendron  ebensowenig  der  Fall  ist  wie  bei  den 
Koniferen,  welche  an  vertrockneten  Wurzelballen  zugrunde  gehen. 
Beherrecheu  in  überaus  vielen  Gärten  die  mit  der  Zeit  allzuviel  und 
zu  groß  werdenden  Laubbäume,  von  welchen  sehr  oft  die  Hälfte 
genügen  würde,  die  gesamten  Verhältnisse,  so  ist  mit  der  fort- 
schreitenden Veränderung  dieser  Verhältnisse  für  die  übrige  Pflanzen- 
welt ganz  besonders  zu  rechnen  und  derselben  auch  eine  dem- 
entsprechende  Aufmerksamkeit  zuzuwenden,  worunter  in  erster  Linie 
die    genügende    Wasserzuführung    zu    immergränen  'Pflanzen    fällt, 


welche  in  solchen  Lagen  hieran  ungleich  mehr  Mangel  leiden  als  in 
freien  Lagen. 

Doch  ist  bei  der  sonst  unbedingt  notwendigen  genügenden 
Wasserzuführung  bei  den  Rhododendron  auch  noch  ein  anderer  Um- 
stand zu  beachten,  weil  es  bei  diesen  auch  eine  Zeit  gibt,  in  welcher 
man,  wie  es  im  Leben  zuweilen  geschieht,  in  seinem  edlen  Drange 
auch  des  Guten  zu  viel  tun  und  sich  hierdurch  den  Erfolg  bezüglich 
der  Blüten  beeinträchtigen  kann.  Es  geht  nämlich  während  der 
Knospenbildung,  im  Juli  bis  August,  wie  bei  den  Kamelien,  gern  ein 
Teil  der  Knospen  „durch",  wenn  man  wälirend  dieser  Zeit  reichlich 
gießt,  das  heißt  die  Blütenknospen  treiben  noch  einmal  neue  Triebe, 
zweite  Triebe,  welch'  letztere  eine  Blütenknospe  in  diesem  Jahre 
dann  nicht  mehr  bilden  können. 

Dieses  „Durchgehen"  der  Blütenknospen  in  zweite  Triebe 
wird  verhindert,  wenn  man  während  der  Zeit  der  Knospenbildung  mit 
der  Wasserzuführung  einhält  und  —  wenn  überhaupt  nötig  —  nur 
so  viel  gießt,  als  eben  während  dieser  Zeit  gerade  zur  Erhaltung  der 
Pflanze  unbedingt  notwendig  ist,  mehr  nicht.  Sind  erst  die  Knospen 
vollkommen  ausgebildet,  so  daß  augenscheinlich  ein  „Durchgehen" 
derselben  nicht  mehr  zu  befürchten  ist,  so  ist  —  natürüch  nach  Be- 
dürfnis, wie  es  von  der  jeweiligen  Witterung  bedingt  wird  —  ein 
intensiveres  Gießen  der  Pflanzen  bis  zur  Zeit  des  Bodenbedeckens 
wieder  zweckmäßig,  welches,  wie  gesagt,  niemals  auf  trockene 
Wurzelballen  geschehen  sollte. 

Es  mag  hierzu  noch  besonders  bemerkt  sein,  daß  ich  nur  die 
wirklich  winterharten  Rhododendron,  wie  sie  der  Verfasser  der 
eingangs  dieser  Zeilen  erwähnten  Abhandlung  anfühj't,  im  Auge  habe, 
besonders  die  herrlichen  Uafawbiensc  -  SyhTiden  mit  ihrem  außer- 
gewöhnlichen Blütenreichtum,  welche  auf  das  wärmste  empfohlen 
werden  müssen. 

Von  ganz  besonderer  Wichtigkeit  für  die  so  wünschenswerte 
Verbreitung  dieser  herrlichen  Rhododendron  für  das  freie  Land  ist 
aber  auch  noch  der  Hinweis  des  geschätzten  Verfassers  jener  Ab- 
handlung in  No.  45,  „daß  es  durchaus  nicht  notwendig  sei, 
die  Rhododendron  in  Moorerde  zu  pflanzen,  da  ihnen  jeder 
lockere  Gartenboden,  mit  etwas  Humus  vermischt,  zusage".  Dieser 
Umstand  bedeutet  für  alle  Fälle,  wo  man  nicht  Moorerde  zur  Hand 
hat  und  die  Beschaffung  solcher  mit  gewissen  Schwierigkeiten  und 
Extrakosten  verknüpft  ist,  eine  wesentliche  Erleichterung  bei  An- 
pflanzung solcher  Schönheiten.  Ich  selbst  besitze  darin  noch  keine 
Erfahiung  imd  habe  Rhododendron  bisher  nur  in  Moorerde  ge- 
pflanzt und  mit  bestem  Erfolge.  Diese  trocknet  allerdings  noch 
rascher  aus  als  lockere  Gartenerde  und  erfordert  bekanntlich,  wenn 
einmal  total  ausgetrocknet,  mehrmaliges  gründliches  Gießen,  ehe  sie 
wieder  ganz  durchfeuchtet  ist.  Nichtsdestoweniger  ist  aber  für  alle 
auch  in  gewöhnlichem  Gartenboden  stehenden  immergrünen  Gehölze 
die  empfohlene  Aufmerksamkeit  auf  ein  genügendes  gleichmäßiges 
Feuchthalten  der  Wurzelballen  nie  zu  unterlassen.  Sie  steigert  sich 
mit  dem  Heranwachsen  und  Ausbreiten  der  Pflanzen  selbst  und  mit  dem 
Größerwerden  der  etwa  vorhandenen  benachbarten  starken  Laubbäume. 

Möchten  die  herrlichen  Rhododendron-Hybriden,  wie  sie  in  der 
betreffenden  Abhandlung  geschildert  sind,  recht  bald  allenthalben  die 
so  wohlverdiente  Verbreitung  finden.  Im  Verein  mit  Koniferen  imd 
Freiland  -  Azaleen  geben  sie  den  Gärten  und  Anlagen  ein  total  ver- 
ändertes und  würdevolles  Ansehen,  auch  im  'U'inter.  G.  S. 


Ribes  sanguineum  „König  Eduard  VII.'*  ist  eine  wertvolle 
Verbesserung  des  als  frühblühender  Zierstrauch  beliebten  blutroten 
Johannisbeerstrauchs,  dessen  mannigfache  Verwendbarkeit  in  Zier- 
gärten bekannt  ist.  Die  von  der  Firma  H.  Cannell  &  Sons  in 
Swanley  unter  dem  Namen  „König  Edtmrd  VW^  in  den  Handel 
gebrachte  Sorte  gleicht  in  Wuchs  und  Habitus  der  Stammart,  hat 
aber  den  Vorzug,  größere  Blüten  in  stattlicheren  Trauben  in  helleren 
und  kräftigeren  Farben  zu  besitzen,  was  den  Strauch  zu  einer 
prächtigen  Erscheinung  der  Gehölzgruppen  macht.  Diese  Neuheit 
erhielt  ein  W^ertzeugnis.  Nach  „The  Gardeners  Magazine". 


IX.  12 


Die  Gartenwcli. 


Neue  Pflanzen. 
Saturn,  eine  neue  S2;efüllte  Scarlet-Pelargonie, 

Von  Arthur  StUting,  fiaiteninspektor,  Köstritz. 

JJei  einem  Besuclie,  den  ich  vor  einiger  Zeit  dem 
Handelsgilrtner  HugoFriedrich  in  Seelingstädt  bei  Werdau 
in  S.  abstattete,  fiel  mir  eine  Scarlet-Pelargonie  wegen  ihres 
l;ompakten  Wuclises,  ihrer  Reichblütiglieit  und  der  leuch- 
tend scliarlachroten  ,  lialbgefüllten  Blüten  auf.  Ich  dachte, 
ein  gefülltes  .Meteor"-  vor  mir  zu  haben,  und  sprach  dieses 
auch  dem  Züchter,  Herrn  Friedrich,  gegenüber  aus,  worauf 
er  mir  sagte,  daß  „Sattirn"  ein  Sämling  von  „Meteor^  y\„Ras2)ail 
improved'-^  sei,  den  er  vor  fünf  Jahren  auf  dem  Wege 
künstlicher  Befruchtung  gezogen  hätte. 

Die  Sorte  baut  sich  kompakt  und  regelmäßig  auf,  ver- 
zweigt sich  sehr  leicht  von  imten  an  und  blülit  sehr  reich 
und  willig.  Fast  jedes  zweite  Blatt  bringt  eine  Blumendolde, 
welche  sich  auf  langem,  starkem  Stiel  frei  über  das  Laub  erhebt. 
Die  zahlreichen  halbgefüllten  Blüten  sind  oft  größer  als  ein 
Fünfniarkstück  und  erreichen  einen  Durchmesser  von  5  bis  7  cm. 
Sehr  auffallend  ist  die  feurig  scharlachrote  Blüten färbung. 
Der  Züchter  erklärte  mir,  daß  „Saturn"-  sehr  willig  und  reich 
den  ganzen  Winter  hindurch  blühe  und  sich  mithin  sehr  gut  zur 
Belebung  von  Blatt-  und  Blütenpflanzengruppen  in  Winter- 
gärten und  zur  Fenster-  und  Bluraentischdekoration  eigne. 
Im  Freien,  auf  Beeten  mit  recht  nahrhafter  Erde,  sollen  nach 
Aussage  des  Züchters  die  Blütendolden  oft  einen  Umfang  von 
40  bis  50  cm  erreichen.  Da  ,,Saturn'^  im  übrigen  dem 
„Meteor^'-  sehr  ähnelt,  in  Große,  Färbung  tuid  Schönheit  der 
Blüten  dieses  aber  sogar  übertrifft,  gegen  Regen  und  große 
Hitze  gleich  unempfindlich  ist, 'so  kann  man  die  Sorte  zur  Topf- 
kultiir  und  zm-  Gruppenbepflanzung  sehr  empfehlen.  Jeder, 
der  ,,Saiur7i'-'  in  voller  Blüte  gesehen  hat,  wird  sich  sagen, 
daß  sie  eine  gute  Zukunftssorte  sein  wird. 

Der  Züchter,  Herr  Handelsgärtner  Friedrich,  ist  gern 
bereit,  Interessenten  auf  Anfragen  noch  näheres  mitzuteilen. 
Auf  der  letzten  Jubiläums -Gartenbau -Ausstellung  in  Leipzig 
wurde  „Safw-}/'^  als  Neuheit  mit  einem  ersten  Preise  aus- 
gezeichnet. 

Ausstellungsberichte. 

riirysantlieinuin-Ansstellung  des  Vereins  Hamburger 
Clirysantlienium-Freunde. 

jJie  elfte  Spezialausstellung  des  Vereins,  abgehalten  vom  15. 
bis  20.  November  d.  .J.  in  den  Räumen  der  „A Isterlust-',  gab  wiederum 
Zeugnis  von  der  Tüchtigkeit  der  Mitglieder  des  Vereins,  resp.  der 
betreffenden  Obergärtner,  denn  die  meisten  Aussteller  waren 
auch  in  diesem  Jahr  wieder  Liebhaber.  Die  ganz  vorzüglichen 
Kulturleistungen  verdienen  um  so  größere  Anerkennung,  als  dieselben 
,\usstellpr  bereits  auf  der  Düsseldorfer  Chrysanthemum-Ausstellung 
durch  ihre  hervorragende  Beteiligung  und  Vorführung  nur  muster- 
gültiger Kulturen  geglänzt  hatten.  Es  waren  keine  großen  Massen 
ausgestellt  wie  in  manchen  anderen  Jahren,  was  aber  gezeigt  wurde, 
war  ei'sten  Ranges  und  veranlaßte  selbst  Leute,  die  nicht  gerade 
Freunde  des  Chiysanthemums  sind,  zu  rückhaltloser  Anerkennung. 
Besonders  hervorgehoben  zu  werden  verdienen  die  Leistungen  des 
Herrn  Obergärtner  Pauly  bei  Frau  Hell  in  Harvestehude,  die 
Gruppen  der  Herren  Schumacher,  Obergärtner  R.  Nitschke; 
■G.  Engfilbrecht,  Oberg.  Ad.  Kögel;  Kirsten,  Oberg.  H.  Seebeck; 


Illies,  Oberg.  Zilliger;  H.Reincke,  Oberg.  Schiller;  H.Budge, 
Oberg.  Sander.  Es  war,  da  sämtliche  ausgestellte  Pflanzen,  Hoch- 
stämme, Schaupflanzen  und  Sommerstecklinge,  vorzüglich  waren, 
schwer  zu  sagen,  welche  die  besten.  Alle  stellten  ihren  Züchteni 
das  Zeugnis  vorzüglicher  Kultivateuro  aus.  Von  auswiiitigcn  Aus- 
stellern verdienen  Erwähnung  die  Kulturen  des  Herrn  Koinmissiona- 
rats  Lemm,  Boitzenburg;  von  Berufsgärtnern  die  Handelsgärtrier 
Bredemann  &  Kroger,  Blankenese,  Fr.  Schnell,  Gr.  Borstel 
und  Chr.  Danner,  Wandsbek,  welche  sehr  schöne  Schaublumen 
ausstellten.  War  die  Ausstellung  in  diesem  Jahr  in  engerem  Rahmen 
gehalten,  so  ist  für  das  kommende  Jahr  dafür  eine  große  inter- 
nationale Ausstellung  geplant,  mit  einem  Preise  von  1000  Mk.  für 
die  beste  Gesamtleistung  und  500  Mk.  für  einfach  blühende  Chry- 
santhemums, speziell  für  die  reizende,  in  Hamburg  sozusagen  zur 
Spezialität  gevvoi'dene  ,,Äda  Owen''.  Aug.  Plantener. 


Aus  den  Vereinen. 

Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  Berlin.    Die 

Novemberversammlung  beglückwünschte  den  Schatzmeister  des  Ver- 
eins Herrn  J;  F.  Loook  zu  seinem  40  jährigen  Geschäftsjubilävim  durch 
Überreichung  einer  Adresse.  Zu  Ehren  des  abwesenden  Jubilars  er- 
hoben sich  die  Versammelten  von  ihren  Sitzen. 

Eine  schöne  Darbietung  waren  dieBegonien,,  Oloire  de  Lorraine'-^ 
aus  den  Kulturen  des  Herrn  Adolf  Koschel  in  Lichtenberg  bei 
Berlin,  denen  die  große  silberne  Medaille  des  Vereins  zuerkannt 
wurde.  Herr  Heinrich  Kohlraannslehner-Britz  zeigte  seinen 
Sport  „Berolina'^  von  der  „Gloire  de  Lorraine'-  und  rühmt  an  ihm 
seine  größere  Widerstandsfähigkeit  und  den  gedmngeneren  Wuchs 
und  die  etwas  spätere  Zeit  des  Blühens.  Dieser  Sport  hat  nicht  den 
lockeren,  für  viele  Zwecke  sehr  wirkungsvollen  Bau  der  .,Gloire  de 
Lorrain&\  ist  aber  in  der  Blütenfarbe  etwas  heller,  was  man  ihm  je 
nach  Geschmack  zum  Vorteil  oder  zum  Nachteil  auslegen  kann,  und 
hat  dunkleres  Laub,  das,  wie  der  Züchter  sagte,  gegen  Pilzkrankheiten 
widerstandsfähig  sein  soll.  Der  Züchter  nimmt  das  Recht  der  Priorität 
in  Anspruch  gegenüber  den  an  anderen  Orten  entstandenen  ähnlichen 
Sports.  Bekannt  ist,  daß  die  Begonie  ,.Gloire  de  Lorraine"-  in  der 
Regel  nur  männliche  Blüten  erzeugt,  und  man  gibt  sich  schon 
lange  Mühe,  dieser  Erscheinung  auf  den  Grand  zu  gehen.  Herr 
Garteninspektor  Lindemuth  glaubt  nun  im  Gegensatz  zu  Prof.  Noll, 
der  Zweihäusigkeit  bei  dieser  Sorte  als  Ursache  anzunehmen 
geneigt  ist,  daß  die  oymösen  Blütenstände  auch  weibliche  Blüten  er- 
zeugen, falls  der  Blütenstand  zur  vollkommenen  Entwicklung  gelangt, 
was  natürlich  nur  selten  der  Fall  ist,  weil  die  Pflanze  als  verblüht 
gilt,  wenn  die  cf  Blüten  den  Höhepunkt  ihrer  Entfaltung  über- 
schritten haben.  Gewöhnlich  werden  dann  die  Blütenstände  zuriick- 
geschnitten.  Geschieht  dies  nicht,  so  wächst  die  Blütenachse  weiter 
und  erzeugt  als  letzte  Blüte  eine  fruchtbare  weibliche  Blüte.  Sollte 
sich  dies  bestätigen,  so  wäre  die  Möglichkeit  gegeben,  eine  Bestäubung 
auszuführen,  wenn  man  eine  Anzahl  Pflanzen  so  zurückhält,  daß  sie 
mit  reifen  Antheren  im  Vollflor  stehen,  wenn  andere  ihre  weiblichen 
Blüten  entfalten.  Eine  Selbstbestäubung  ist  ausgeschlossen,  worauf 
schon  die  große  Neigung  der  Begonien,  sich  mit  Artgenossen  zu 
bastardieivn,  hindeutet. 

Weiterhin  zeigte  Herr  Lindemuth  eine  4  kg  schwere  Knolle 
von  Ämor})ltophallus  und  erwähnte  dabei,  daß  Gewichte  von  8  kg 
leicht  zu  erzielen  und  daß  sogar  22  kg  schwere  Knollen  beobachtet 
worden  .seien. 

Herr  Geheimrat  Prof.  Dr.  L.  Wittmack  berichtete  über  den 
Gartenbau  auf  der  Wellausstellung  von  St.  Louis  in  Missouri,  und 
wenn  es  der  Vortragende  auch  nicht  sagte,  so  konnte  man  doch  er- 
kennen, daß  mit  dem  Gartenbau  auf  dieser  Weltausstellung  nicht  viel 
los  war.  So  fehlten  namentlich  Gehölze  und  Koniferen,  an  welchen 
die  Vereinigten  Staaten  doch  so  unendlich  reich  sind,  fast  vollständig. 
Auf  den  Blumenbeeten  hatte  man  sich  verschiedene  Extiav.ngaiizen  er- 
laubt, und  eine  sogenannte  Blumenuhr  diente  als  Reklame  für  eine 
Uhrenfabrik.     Die  Zeiger  sollen   23    bezw.    14   Metei;  lang  gewesen 


144 


Die  Gartenwelt. 


IX,  12 


sein  und  2500  engl.  Pfund  gewogen  haben.  Redner  lobte  besonders 
die  geschickte  Aufmachung  der  Erzeugnisse  der  Landwirtschaft,  was 
das  Interesse  der  Beschauer  stets,  von  neuem  fesselte.  W.  T. 


Pflanzenkunde. 

Deutsche  Pflanzennamen.  Der  Provinzial-Gartenbau- 
verein  in  Hannover  hat  vor  geraumer  Zeit  einen  Aufruf  zur  Ver- 
breitung deutscher  Pflanzennamen  erlassen,  worauf  eine  Anzahl  Vor- 
schläge eingegangen  sind.  Den  deutschen  Pflanzennamen  wird  in 
Fachkreisen  wenig  Wert  beigelegt,  und  die  Bestrebungen  auf 
Schaffung  deutscher  Namen  für  bisher  nur  mit  wissenschaftlichen 
Namen  versehene  Liebhaberpflanzen  werden  ihrem  Werte  nach  vielfach 
unterschätzt.  Wir  sind  der  Ansicht,  daß  deutsche  Namen,  sofern  .sie 
sich  für  den  Volksmund  eignen  und  keine  krampfhaften  Versuche 
darstellen,  unter  allen  Umständen  etwas  Deutsches  zu  bieten, 
wesentlich  dazu  beitragen  können,  die  eine  oder  die  andere  Pflanze 
in  weiten  Kreisen  bekannt  und  beliebt  zu  machen. 

Von  Verdeutschungen,  die  dem  oben  genannten  Verein  zu- 
gegangen sind,  führen  wir  nachstehend  einige  an.  Die  in  Klammern 
beigefügten  Namen  sind  weniger  glückliche  Versuche  oder  älteren 
Ursprungs.  Ageratum  oder  Blauköpfchen  (Leberbalsam,  Bastard- 
hanf, Vanilleblume);  Asparagus  oder  Zier-  bezw.  Zimmerspargel; 
Begonia  htberosa  oder  Knollenschief blatt  bezw.  Knollenbegonie; 
semperflorens  oder  Gartenschief  blatt;  Chrysanthemum  oder 
(Wucherblume);  Colcus  oder  Tuschnessel  (Scheide,  Bunt- 
lippe); Cuphea  oder  Höckerblume  (Rbhrenblume,  Höckerkelch); 
Heliotropitim  oder  Sonnenwende  (Skorpionssohwanz,  Vanille);  Chry- 
santhemum frutescens  und  ähnliche,  Maiguerite  oder  Gretenblume ; Pelar- 
gonium  oder  Immerblüh,  auch  Storchschnabel,  Oeranium,  Scharlach- 
Pelargonien.  Blühender  Efeu,  Glüoksblatt,  Peterseisen,  Fächerstrauß 
(Odier),  Efeublume  (Efeupelargonie);  Petunia  oder  Trichterblume; 
Phalangium  oder  Staffel  ranke;  Salvia  splendens  oder  Feuersalbei; 
Tradescantia  odei-  Ampelranke;   Verhena  oder  Nesselblümchen. 


Rechtspflege. 


Ist  die  Gärtnerei  ein  Gewerbe?  Die  Uuterstellimg  der 
Gärtnerei  bezw.  des  darin  tätigen  Personals  unter  die  Reichsgewerbe- 
urdnung  wird  seit  langer  Zeit  angestrebt.  Um  nun  eine  Klärung 
der  streitigen  Frage  der  Rechtsstellung  der  Gärtner  herbeizuführen, 
veianstaltet  zunächst  das  preußische  Laudwirtschaftsmmisterium  eine 
Erhebung  über  die  Verhältnisse  in  der  Gärtnerei.  Diesem  Schritte 
werden  sich  voraussichtlich  auch  die  übiigen  deutschen  Staaten  an- 
sehließen. Es  wird  beabsichtigt,  mit  der  für  das  Jahr  1905  in  Aus- 
sicht genommenen  Reichs-,  Berufs-  und  Gewerbezählung  statistische 
Erhebungen  über  die  Berufsgliederung  und  die  Betj-iebsverhältnisse 
im  Gärtnereigewerbe  zu  verbinden.  Die  aufzunehmende  Statistik 
soll  Klarheit  darüber  schaffen,  inwieweit  die  Gärtnerei  als  Gärtnerei- 
gewei'be  oder  als  landwirtschaftlicher  Betrieb  zu  erachten  ist.  Zu 
diesem  Zwecke  werden  zwei  Fragebogen  ausgegeben,  in  denen  ins- 
besondere alle  diejenigen  Punkte,  die  für  die  Beurteilung  des  Begriffs 
Gewerbetrieb  von  Wichtigkeit  sind,  Beantwortung  finden  sollen. 


Aus  der  Fachpresse. 

Zeitschrift  für  Gartenbau,  Organ  der  baltischen  Gartenbau- 
vereine, ist  eine  neue,  .seil  dem  1.  Juli  ds.  Js.  in  Reval  erscheinende 
gärtnerische  Monatsschrift  in  deutscher  Sprache.  In  der  Vorrede 
wird  auf  die  eigenartigen  wirtschaftlichen  Verhältnisse  der  baltischen 
Provinzen  hingewiesen,  die  es  bewirkten,  daß  man  die  auf  dem  Ge 
biete  des  Gartenbaues  anderswo  gemachten  und  in  den  Zeitschriften 
niedergelegten  Erfahrungen  nicht  ohne  weiteres  verwerten  könne. 
Die  Zeitung  hat  sich  ein  reichhaltiges  Programm  gestellt,  dessen 
Hauptpunkte  Forderung  des  Gartonbaues,  der  Obst-  und  Gemüsezucht, 
Blumenzucht,  Akklimatisationsversuche,  Gartenbau  der  Kleingrund- 
besitzer, Abhandlungen  über  nützliche  und  schädliche  Insekten,  Bl^- 
kämpfung  schädlicher  Insekten  sind.  Jedes  Heft  umfaßt  16  Quart- 
seiten. Als  verantwortliche  Redakteure  zeichnen  Baron  W. 
Hoyningen-Huene   und   0.  Nieberg.     Wenn   es   der   Zeitschrift 


späterhin  nicht  au  geeigneten  Mitarbeitern  mangelt,  so  ist  es  wohl 
möglich,  daß  ihr'  eine  wachsende  Verbreitung  in  den  baltischen  Pro- 
vinzen sicher  ist. 

La  Villa  ed  il  Giardina,  Monatsschrift  für  Gartenbau,  Direktor 
N.  Severi,  Rom,  Piazza  Rusticucci  3-1,  ist  eine  neue  italienische 
Gartenzeitschrift,  die  seit  Juli  1904  ei-scheint.  Jede  Nummer  hat 
16  Quartseiten. 

Tagesgeschichte. 

Aus  dem  Rheinlande.  Die  Stadtverordneten  von  Barmen 
bewilligten  2000  Mk.  zur  Vergrößerung  des 'Spielplatzes  im  Sohön- 
beoker  Busch  und  1000  Mk.  zur  besseren  Instandsetzung  dieses 
prächtigen  Wäldchens  durch  Einfriedigungen  und  Anpflanzungen. 
Zur  Schaffung  eines  weiteren  Spielplatzes  wurden  2981  Mk.  aus- 
geworfen. —  In  Solingen  wuiden  für  Erweiterung  des  Spielplatzes 
an  der  Dorperstraße  und  damit  zusammenhängende  Arbeiten  6000  Mk. 
bewilligt.  Leider  wird  das  zur  Vergrößerang  bestimmte  Grundstück 
von  dem  benachbarten  Schulgarten  abgetrennt.  —  Aus  den  Sparkassen- 
überschüssen der  Stadt  Neuß  a  Rh.  sollen  17000  Mk.  zur  Refundation 
von  Grundstücken  für  den  Stadtgarten  Verwendung  finden.  Für 
Baumpflanzungen  in  der  Straße  hinter  dem  Stadtgarten  und  auf  dem 
für  das  neue  Krankenhaus  bestimmten  Grundstücke  werden  1750  Mk. 
ausgesetzt.  —  Die  stark  verschlammten  Wasserläufe  und  Teiche  im 
Königl.  Schloßpark  zu  Brühl  sollen  endlich  änmal  gründlich  ge- 
reinigt werden.  Die  Kosten  übernimmt  bis  zu  dem  Betrage  von 
36000  Mark  die  Kronkasse.  —  Die  aus  Holz  erbaute  und  sehr  aus- 
besserungsbedürftige Schutzhalle  im  Kaiserpark  zu  Rheydt  soll  durch 
Aufführung  von  niassiven  Wänden  zu  einer  Art  Festhalle  umgestaltet 
werden.  Die  Kosten  betragen  20000  Mk.  —  Die  Stadtverordneten 
von  Duisburg  lehnten  den  Antrag  der  vereinigten  BürgeiTereine 
auf  Freigabe  eines  Teiles  des  Stadtwaldes  an  der  Mülheimer-  und 
LüÜiarstiasse  zur  Errichtung  von  villenartigen  AVolinhäusern  und 
auf  Verlegung  des  daselbst  geplanten  Friedhofes  in  ein  anderes 
Stadtviertel  ab.  Den  in  der  Eingabe  gezogenen  Vei'gleich  Duisburgs 
mit  Düsseldorf  bezeichnete  Oberbürgermeister  Lehr  als  völlig  un- 
berechtigt, da  Duisburg  stets  eine  Industriestadt  bleiben  werde  und 
müsse,  während  Düsseldorf  eine  Kunststadt  sei.  Duisburg  müsse  in 
erster  Linie  darauf  bedacht  sein,  Handel  und  Industrie  heranzuziehen  ; 
eine  Erholungsstätte  für  Rentner  oder  Leute,  die  nur  dem  Vergnügen 
leben  wollen,  werde  und  könne  Duisburg  niemals  sein.  Diese  Be- 
gründung wirkt  zum  Mindesten  befremdend.  Selbst  ein  Industrieort 
trägt  doch  schließlich  Verlangen  nach  einem  Villenviertel.  —  Der 
aus  der  Verschmelzung  dreier  Vereine  entstandene  „Verein  für  Ver- 
schönerung, Rosen-  und  Gartenbau'-  zu  Münohen-Gladbaoh  wählte 
in  seiner  ersten  Hauptversammlung  zum  ersten  Vorsitzenden  Herrn 
Ferdinand  Paas  und  zum  Stellvertreter  Herrn  Stadt- Gartendirektor 
Hartrath.  A.  W. 

Cöln.  Die  Aktiengesellschaft  Flora  in  Cöln-Riehl  war  auch 
in  diesem  Jahre  wieder  mit  einer,  wenn  auch  kleinen  Chrysanthemum- 
Ausstellung  vor  die  Öffentlichkeit  getreten.  Der  Wintergarten  zeigte 
daher  ein  freundliches,  buntbelebtes  Bild.  Die  Mittelgruppe  wurde 
von  emer  großen  Gruppe  ,,Sybaris''-  gebildet,  deren  lockere,  edel  ge- 
formte grüngelbe  Blumen  ungemein  gefielen.  Die  Verwaltung  hatte 
sich  befleißigt,  eine  große  Anzahl  eintriebige  Sommerstecklinge  zu 
kultivieren  und  zeigte  diese  in  wirklich  ganz  hervorragenden  Exem- 
plaren. —  Die  Firma  Carl  Wilh.  John  von  Andernach  hatte  eine 
Kollektion  Orchideenblumen  zur  Ansicht  gesandt  und  die  Firma 
W.  Winkelmann  von  Rodenkirchen  war  mit  einer  großen  Warm- 
haus-Pflanzengruppe vertreten.  Die  Ausstellung  war  rege  besucht 
und  nicht  nur  die  Flora,  .sondern  auch  die  beiden  beteiligten  Firmen 
haben  ihre  Rechnung  gefanden,  wie  auch  andererseits  derartige 
kleine  Lokalausstellungen  die  Liebe  und  das  Verständnis  für  die 
Blumenpflege  nur  fördern  können.  Rausch. 

Herne.  Die  Anlage  eines  Volksparkes  in  Herne  wurde  im 
beschränkten  Wettbewerb  von  fünf  Firmen  dem  Gartenarchitekten 
Hoemann  in  Düsseldorf  übertragen.  Der  Kostenanschlag  schließt  mit 
83  450  Mk.  ab.  Der  Fabrikant  Baum  überwies  der  Stadt  zur  Anlage 
des  Parkes  ein  Geschenk  von  10000  Mk.  W. 


Verantwortl.  Redakteur:  Ma 


sdnrffer,  Berlin.  —  Verlag  v.  Richard  Carl  Schmidt  k  Ck>.,  Leipzig.  —  Druck:  Anhalt.  Bachdr.  Oatenberg, 


.  b.  H..  Dessau.. 


i^^^^Ml^ 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den   eesamten   Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


24.  Dezember  1904. 


No.  13. 


Xachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Gärtnerische  Reiseskizzen. 


Kiiie  Tropenfahrt. 


Von  Bernh.  Othmer,  kgl.  Gatteninspektor,  München. 

I.  Nacli  West-Indien  und  auf  Dominica. 

[Hierau  drei  Abbildungen.) 

iiu  Vorjahre  wurden  mir  von  der  Kgl.  bayerisclien 
Akademie  der  Wissenschaften  die  Mittel  für  eine  Informations- 
und Sammelreise  in  die  Tropen  bewilligt. 

Es  wurde  mir  damit  der  seit  vielen  Jahren  gehegte 
sehnliche  Wunsch  erfüllt,  die  Tropen  aus  eigener  Anschauung 
kennen  zu  lernen ;  ich  dnrfte"  hoffen  bald  zu  sehen,  wie  so 
manche  nur  aus  den  Glashaus-Kulturen  botanischer  Gärten 
oder  aus  Reisebeschreibungen  bekannte  Pflanzen  in  üppigster 
freier  Entwickelung  gedeilien. 

Mir  wurde  dafür  der  Auftrag,  einige  spezielle,  nahe- 
liegende Wünsche  zu  erfüllen.  So  galt  es  besonders  für 
unsern  botanischen  Garten  lebendes  Material  mitzubringen, 
selbstverständlich  von  Ai-ten,  die  bei  uns  weder  in  Kultur, 
noch  durch  Kauf  und  Tausch  erhältlich 
sind.  Auf  Herbarmaterial  wurde  weniger 
Wert  gelegt,  d.  h.  nicht  jedes  angeti-offene 
Ki-aut  zu  Heu  gemacht,  manch  Alkohol- 
material wurde  gesammelt  (interessante 
Blüten  und  Früchte)  und  so  unter 
letzterem  ganz  besonders  nach  Podoste- 
maceen  gefahndet,  einer  biologisch  inter- 
essanten Phanerogamenfamilie,  deren  Ver- 
treter in  den  Tropen  beider  Hemi- 
spliären  in  sehr  rasch  fließenden  klaren 
Gewässern    stellenweise   zu   finden   sind. 

Als  Reiseziel  wurde  aus  mancherlei 
Gründen  schließlich  Westindien,  speziell 
Dominica  und  Trinidad,  gewählt, 
sowie  das  untere  Orinocogebiet,  wobei 
es  zu  den  Wasserfällen  des  Caroni,  eines 
Nebenflusses  des  Orinoco,  gehen  sollte, 
in  dessen  Zuflüssen  man  zahlreiche 
Podostemaceen  vermutete. 

Gegen  Ende  September  1903,  an 
einem  schönen  Herbsttage,  verließ  ich 
München,  machte  noch  einen  kurzen  Be- 
such in  der  nordischen  Heimat  imd  traf 

Gartenwelt.    IX. 


am  30.  September  in  Hamburg  ein.  Am  2.  Oktober  end- 
lich war  die  „Markomannia"  reisefertig;  wir  wenigen 
Passagiere  hatten  uns  für  einige  Zeit  auf  ihr  häuslich 
eingerichtet,  die  Anker  wurden  aufgezogen  und  fort  gings, 
die  graue  Elbe  hinunter.  Das  prächtige  Herbstwetter 
der  letzten  Wochen  war  vorüber,  in  der  Nordsee  wars 
stürmisch  und  neblig  und  so  blieb's  für  die  nächste  Zeit, 
mit  geringer  Abwechslung  bis  zu  den  Azoren,  in  deren  Nähe 
wir  einen  derben  Sturm  erlebten.  Neptiui  schien  mit  seinen 
Opfern  noch  nicht  zufrieden  zu  sein  und  schüttelte  uns  kräftig 
durch.  Auf  diesen  weniger  komfortablen,  aber  desto  gemüt- 
licheren Schiffen  der  Hamburg -Westindien -Fahrt  der  großen 
H.-A.-P.-A.-G.  schließen  sich  die  Fahrtgenossen  bald  enger  an 
einander  an,  mit  Kapitän  und  Offizieren  bildet  alles  eine 
Familie  und  so  kommt  man  in  angenehmem  Verkehr  über 
die  Ozeanfahrt  hinweg.  Jenseits  der  Azoren,  als  wir  in 
südlichere  Breiten  kamen,  wurde  es  immer  angenehmer  und 
wärmer,     man    verbrachte    den    ganzen    Tag    auf    Deck     und 


Die  Gartenwelt. 


IX,  13 


erfreute  sieh  angeneliraer  Ruhe  nach  den  angesti-engten  Tagen 
der  Reisevorbereitungen,  trieb  noch  etwas  Spanisch,  ließ  sich 
vnii  erfahrenen  Troijenvvanderern  gute  Ratschläge  geben  oder 
—  und  das  war  die  Hauptsache  —  genoß  in  vollen  Zügen 
jene  eigenartige  Schönheit,  die  das  Meer  im  stets  wechselnden 
Spiel  seiner  Wellen  und  seiner  Bewohner  darbietet.  An 
einem  Sonntagmorgen  passierten  wir  den  Wendekreis,  zwei 
Tage  später  kam  St.  Thomas  in  Sicht,  ich  war  in  den  Tropen, 
der  Wunsch,  den   ich   mein   Leben   lang   gehegt,  war   erfüllt. 

St.  Thomas  ist  eine  dänische  Besitzung,  sein  Hafen  ist 
einer  der  besten  der  Welt.  Die  Hafenstadt  Charlotte  Amalie 
ist  %uf  drei  Hügeln  erbaut  und  bietet  mit  ihren  hübschen 
weißen  Häusern  und  roten  Dächern,  die  zwischen  Palmen 
imd  großen  Kakteen  hervorlugen,  dem  Ankommenden  ein 
freundliches  Willkommen  in  der  neuen  Welt.  Der  gnte  Ein- 
druck bleibt  auch,  wenn  man  die  Stadt  betritt,  denn  sie  ist  auch 
in  ihrem  Innern  recht  freundlich  und  sauber.  Die  Bevölkerung 
besteht  zumeist  aus  Negern  in  bunter  Kleidung  nach  euro- 
päischem Muster.  In  aufdringlicher  Weise  gucken  sie  die 
ankommenden  Fremden  an  und  offerieren  zum  Teil  mit  lautem 
Geschrei  ihre  Dienste. 

Die  Vegetation  ist  für  ein  Trnpeneiland  sehr  dürftig 
zu  nennen  und  dennoch  machen  die  mächtigen  Phoenix 
und  Oreodoxa,  die  riesigen  Cereen  und  Opimtien,  die  farben- 
prächtigen Acalyphen  und  Hihwcus  auf  den  von  Europa 
Kommenden  einen  tiefen  Eindruck ;  man  verkennt  nicht, 
daß  man  die  Tropen  betreten  hat. 

Meine  AVisicht  war,  mich  einige  Tage  hier  aufzuhalten, 
die  Kakteenflora  mir  genau  anzusehen,  Melocaclus  zu 
sammeln  und  die  Mangroven  zu  besuchen.  Aber  das 
Interkolonialboot  des  Royal  Mail  Service,  welches  mich  nach 
Dominica  ti-agen  sollte,  die  schmucke  „Solent",  lag  schon  im 
Hafen  zur  Abfahrt  für  denselben  Nachmittag  bereit;  hätte 
ich  ihre  Abfahrt  verpaßt,  so  hätte  ich  14  Tage  auf  das 
nächste  Boot  warten  müssen.  Ich  beeilte  mich  drum,  mii- 
einen  guten  Platz  zu  belegen,  in  der  Hoffnung,  Mangroven- 
Sümpfe  und  Melocactus  weiter  südlich  auch  noch  zu  finden, 
was  sich  denn  auch  später  erfüllte.  Auf  dem  schönen  und 
komfortablen  Dampfer  ging  es  dann  weiter  südlich,  an 
St.  Kitts  und  Nevis  vorbei,  kleinen  smaragdgrünen  Eilanden 
im  tiefblauen,  caribischen  Meer.  Wii-  nahmen  jeweils  nur 
kurzen  Aufenthalt,  um  Passagiere  rmd  Post  auszuwechseln. 
In  Antigua  war  ein  Aufenthalt  von  einigen  Stunden  vor- 
gesehen, den  ich  benützte,  um  mir  die  Insel  etwas  näher 
anzusehen.  Sie  ist  relativ  flach  und  trocken ;  Zuckerrohr  und 
Ananas  sind  die  Hauptkulturpflanzen.  Der  botanische  Garten 
in  St.  John,  dem  Hauptorte,  ist  nur  klein:  ohne  irgend  ein 
System  sind  in  ihm  eine  Anzalü  tropischer  Pflanzen  zusammen- 
gestellt, an  denen  allerdings  ob  ihrer  üppigen  Entwicklung 
das  Auge  des  europäischen  Gärtners  seine  Freude  haben  kann. 

Donnerstag,  den  22.  Oktober,  mittags,  kamen  wir  vor 
Roseau  auf  Dominica  an.  womit  ic)i  mein  erstes  eigentliches 
Reiseziel  erreichte. 

Dominica  bietet  sieh  dem  Auge  des  Ankommenden  als 
ein  sehr  bergiges,  beti'ächtlich  hohes,  dicht  bewaldetes  Eiland 
dar,  das  von  zahlreichen  Wasserläufen  zerklüftet  ist.  Die 
Hafenstadt  Roseau.  an  der  südwestlichen  Ecke  der  Insel 
gelegen,  hat  etwa  3000  Einwohner,  meistens  Neger, 
wohl  nur  etwas  mehr  als  100  weiße  Bewohner.  Aus 
französischer  Zeit  (Dominica  war  bis  179G  französischer  Besitz) 
stammt  die  verhältnismäßig  große  katholische  Kirche  sowie 
einige   größere  Bauten,   aus  späterer  englischer  Zeit  der  Bau 


des  Hospitals,  der  englischen  Kirche  und  ganz  neuerdings 
die  Anlage  einiger  Brücken  und  guter  Sti'aßen.  Das  Städtchen 
besteht  zumeist  aus  Holzhäusern,  die  an  graden,  rechtwinklig 
sich  schneidenden  Straßen  stehen.  Abbildung  auf  der  Titelseite. 
Die  Behausungen  der  farbigen  Eingeborenen  entbehren  natürlich 
verschiedener  Abteilungen  und  der  Glasfenster.  Durch  die 
beim  Bau  belassenen  Öffnungen  strömt  ungehindert  frische 
Luft  ein,  was  sehr  nötig  und  zweckdienlich  ist;  wenn  es 
regnet  werden  die  Läden  geschlossen.  Des  sich  stauenden 
Regenwassers  wegen  stehen  sämtliche  Häuser  sehr  hoch  auf 
Balken.stelzen  oder  Steinen.  Wünscht  jemand  mal  umzu- 
ziehen, so  zieht  er  mit  seinem  Hause  nach  einer  anderen  Straße, 
ohne  es  erst  abzubrechen,  und  hilfreich  stehen  ihm  die  Nach- 
barn und  guten  Freunde  dabei  zur  Seite. 

Das  Klima  von  Roseau  und  der  tiefer  gelegenen  Teile 
von  Dominica  ist  feucht  und  warm ;  die  Temperatur  bewegt  sich 
zwischen  22  bis  32  Grad  Celsius  im  Schatten.  In  den  höher 
gelegenen  Teilen  der  Insel  ist  es  natürlich  kühler  und 
feuchter.  In  diesen  Teilen  beträgt  die  jährliche  Regenmenge 
etwa  27., — 3  m,  während  sie  in  den  Bergtälern  bedeutend 
hölier  ist,  so  z.  B.  in  Laudat  etwa  doppelt  so  hoch  als  in 
Roseau.  Der  Boden  ist  vulkanischen  Ursprungs,  sehr  locker 
und  fruchtbar  und  so  kann  man  sich  die  ungemein  üppige 
und  frische  Vegetation  dieser  herrlichen  Insel  erklären. 
Während  man  in  den  Niederungen  mit  dem  besten  Erfolge 
Kakao  zieht,  kultiviert  man  höher  hinauf  Zitronen  f Citrus 
Limonitm)  und  Orangen  (Citrus  aurantium)  in  größerer 
Menge  und  sind  die  Früchte  wegen  ihres  Aromas  auf  dem 
New -Torker  resp.  Londoner  Markte  hoch  geschätzt.  Zucker 
wurde  früher  viel  kultiviert,  ebenso  Kaffee,  man  ist  davon 
abgegangen;   für  Ananas  ist  es  meistens  zu  feucht. 

Man  kann  das  Klima  Dominicas  gesund  nennen;  Sümpfe 
fehlen  fast  ganz,  somit  auch  Malariaherde.  Das  in  We.st- 
indien,  sowie  Süd-  und  IMittelamerika  so  gefürchtete  gelbe 
Fieber  kommt  hier  nicht  vor.  Günstig  soll  das  milde  Klima 
sein  für  Lungenkranke,  für  Hautkranke  könnten  sich  die 
zalilreichen  heißen  Quellen,  meistens  stark  schwefelhaltig, 
sehr  nützlich  erweisen.  In  früheren  Jahren  war  die  Insel 
stark  vernachlässigt,  neuerdings  tut  man  viel  für  sie  und 
manche  jungen  Pflanzer  ringen  dem  Urwalde  eine  neue 
Heimstätte  mit  gutem  Erfolge  ab.  Die  englische  Regierung 
unterstützt  diese  Arbeiten  durch  Wegebauten  und  Lieferung 
billigen,  guten  Pflanzenmaterials.  Vor  ca.  13  Jahren  ist 
nämlich  bei  Roseau  eine  botanische  Station  eingerichtet  worden, 
welche  die  verschiedensten  Sorten  der  in  Betracht  kommenden 
Kulturpflanzen  erpi-obt,  die  sich  bewährenden  in  Massen  heran- 
zieht, und  luiter  Selbstkostenpreis  an  die  Pflanzer  abgibt. 
So  wurden  im  Jahre  1902  über  60000  Pflänzlinge  abgegeben. 
Der  Kurator  dieses  praktisch  angelegten  und  schön  gehaltenen 
kleinen  botanischen  Gartens,  Mr.  Jones,  hat  auch  sein 
Areal  dem  Urwalde  abgerungen,  weiß  so,  was  Not  tut  und 
wie  es  gemacht  werden  muß  und  ist  der  beste  Instruktor 
für  die  Verhältnisse  des  Landes,  den  man  sich  denken  kann. 
Als  eliemaliger  Kewenser  versteht  er  es  alier  auch,  schöne 
Pflanzen  neben  den  nützlichen  zu  ziehen  und  die  wenigen 
weißen  Besucher  zu  orfreuen  durch  schiino  Schmuckbeete 
von    Aciili//il'i(    lus/iidii    ismii/ir/iiiKil .    ii/usiiini    und    obovaia, 

Allaill,u„hi.  'flnnilnnin,  li-intsn.  I :,.u,i.,n,r,ll,„.  Ixora,  Croton 
etc.  Wie  iii'pig  entwickelt  ^i.•h  ull.'s  111  dem  jiing-fi-äidichen 
Boden,  welche  Farbenglulen  werden  durch  tlie  Tropensonne 
hervorgerufen!  Es  fehlt  nicht  eine  Menge  der  besten  und 
seltensten  Palmen  in  zwar  nocli  jungen,  aber  schönen  Exem- 


IX,  13 


Die  Gartenwelt. 


147 


plaren  und  an  die  europäische  Gartenkultur  erinnert  ein 
sorgfältig  gepflegter,  dnni<elgrüner  Easenteppich,  vorwiegend 
aus  Panicum- Arten  gebildet,  wie  ich  ihn  nirgends  wieder  so 
schön  in  den  Tropen  gesehen  habe.  Die  beistehenden  Ab- 
bildungen mögen  das  Gesagte  der  Form  nach  veranschaulichen. 

Der  Strand  in  der  Umgegend  von  Roseau  an  der  süd- 
westlichen Küste  von  Dominica  zeigt  die  typische  Vegetation 
mit  Ipomoea  pes  caprae,  verschiedenen  Convolviilus  imd 
Commclinen,  dickblättrigen  Portulacaceen  und  Cnriiniif;  Ävgxria, 
ganz  besonders  aber  auch  das  bekannte  Z^/-//- 7'//////"///  filiiriimm, 
welches  sich  stark  vermehrt  durch  die  abfall^iulrii  r,|;itt[i'il«_'iii 
diT  geteilten  Blätter.  In  den  Strandgebüsohen  fielen  mir 
die  Coccoloba  uvifera  mit  ihrer  eigentümlichen  Stellung  der 
vertikalen,  alternierenden  Blätter,  sowie  einige  Prachtexemplare 
der  so  selten  in  unsern  Glashäusern  schön  entwickelten 
Coccoloba  piibescens  auf.  Poinciania  regia  leuchtete  weit 
hervor  mit  den  flammend  roten  Blütenrispen,  Tamarindus 
indica,  hier  wohl  verwildert,  blühte  schön  violett.  Bixa 
(Ji-ellana  stand  mit  stacheligen  Schoten  und  daneben  eine 
herrliche  orangerote  Malvacee.  Das  wäre  was  für  ein  euro- 
päisches Glashaus  als  Erinnerung  an  diese  erste  Exkursion, 
aber  die  Blüten  waren  noch  kaum  entfaltet  und  reife  Samen  fanden 
sich  nicht,  so  mußte  ich  verzichten.  —  Andern  Tages  zogs 
mich  in  die  bergige  Gegend;  es  ging  nach  Rotten  Waven 
und  zu  den  Schwefelquellen.  Hier  war  die  echte  Tropen- 
s/.enerie  und  schon  prächtig  entwickelte  Epiphytenflora. 

An  Orchideen  waren  es  unter  letzteren  nur  klein- 
blumige „botanische"  Arten,  von  größeren  kommen  auf 
Dominica     nur    Epidendrmn    noctnrnum    und    ciliare,     sowie 


Aus  dem  botanischen  (iartcn  von  Kfisuau. 
Unten  rechts  Gruppen  von  Acalypha  hispida. 

Vom  Verfasser  für  die  ,. Garteuwelt"  photogr.  aufgenommer 


.     Hier   sah  ich    Isochiliis   linearis 
einige    kleinblumige    Epidendriim, 


Oitcidium  gphacelatuia  v( 
in  mächtigen  Büschen, 
sowie  Pleurothallis -Arten.  Von  Bromeliaceen  gab  es  vor- 
zugsweise Tillandsien,  von  Farnen  Polypodium  aus  der 
( accmi/bfmHi-Gruppe.  An  Abhängen  im  Walde  tmd  etwas 
freistehend  gab  es  bis  zu  12  m  hohe  Alsopliilen,  niedrigere 
Cibolium,  sowie  ein  kriechendes  Acrostichum  mit  etwa  meter- 
langen, breit  gefiederten,  glänzend  hellgrünen  Wedeln.  Es 
war  ein  schöner,  aber  heißer  Tag.  Am  genußreichsten  ge- 
staltete sich  aber   die  Exkursion   über    das   Örtchen  Laudat 


nach  dem  sog.  Frischwasser-  sowie  dem  kochenden  See. 
Nachdem  ich  mich  mit  Proviant  für  einige  Zeit,  mit  Trägern 
für  die  zu  sammelnden  Sachen  und  Kleidung  versehen,  wurde 
an  einem  frühen,  taufrischen  Morgen  aufgebrochen.  In  den 
Tropen  muß  man  früh  aufstehen,  darnach  trachten,  mit  Beginn 
der  Tageshelle  um  6  ühr  früh  auszurücken  und  sich  die 
frühen  Morgenstunden  recht  zunutze  machen;  denn  schon 
nach  8  ühr  sendet  die  Sonne  solch  warme  durchdringende 
Strahlen  hernieder,  daß  man  die  Hitze  stark   em]>findot,  rasch 


Aus  dem  botanischen  Garten  von  Roseau. 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"   photogr.  aufgenommen. 

eruiattet  und  meistens  die  Wanderung,  sofern  man  nicht  recht 
hoch  ist  oder  besonders  schattig  geht,  nach  halb  elf  Uhr  auf- 
gibt, tim  bis  nach  zwei  Uhr  zu  rasten.  Die  Dunkelheit  bricht 
bekanntlich  nach  sechs  Uhr  sehr  schnell,  fast  ohne  eigentliche 
Dämmerung  herein  und  man  ist  dann  gerne  an  der  nächtlichen 
Ruhestätte.  Ich  habe  auf  Dominica  und  auch  meistens  auf 
Trinidad  stets  irgendwo  ein,  wenn  auch  oft  sehr  primitives 
Dach  gefunden,  wohin  ich  stets  zurückkehrte,  meine 
Sammlungen  besorgte,  und  von  wo  aus  ich  in  den  ver- 
schiedensten Richtungen  meine  Exkursionen  machte. 

Bald  nachdem  man  Roseau  verläßt,  steigt  der  Weg  be- 
trächtlich an.  Hier  und  da  passieren  wir  Kokospalmen  oder 
die  noch  mehr  imponierende  mächtige  Kohlpalme  (Oreodoxa 
oleracea),  die  auf  wuchtigem  glattem  Säulenstamme  ihre 
gefiederten  Blätter  trägt.  Haine  und  Gruppen  von  Bananen 
sehen  wir  hier  und  dort  als  Fnichtbäume,  ebenso  Mangifera 
indica,  die  Mangos  mit  ihrem  dunkelgrünen  Laube,  den  Brot- 
fruchtbaum, Artocarpus  incisa,  die  Clavijas,  Carica  Papaya, 
imd  einen  alten  Calebassenbatun,  Crescentia  Cujete.  Yams 
(Dioscwea  sativa),  Bataten  (Batatas  edulis)  und  Manihot 
(Manihot  uülissima  Pohl.)  sind  als  Gemüsepflanzen  angebaut;  als 
Unkräuter  sehen  wir  zwischen  Gräsern  ilimosa  imdica 
und  ähnlich  unserm  Bilsenkraute  mit  Vorliebe  auf  Schutt, 
Heliolropiuin  indicum,  sowie  Stachytarpheia  giiyanensis. 

Dann  passieren  wir  wohlgepflegte  Kakaopflanzungen, 
in  denen  es  nichts  besonderes  zu  sehen  gibt,  und  dann  end- 
lich kommen  wir  mehr  in  die  Unkultur  und  in  was  für  eine! 
Riesige  Urwaldbäume,  deren  Blätter  und  Blüten  wir  ntir  mit 
dem  Fernglase  betrachten  können,  dominieren,  dazwischen 
kleinere    Bäume    und    Sträucher,    dann    wieder    breitblättrige 


Die  Gartenwelt. 


IX,   13 


Scitamineen  (Heliconien) ,  Aroideen  (Anthtirien) ;  auf  den 
Zweigen,  an  lierabhängenden  Lianen,  ja  an  den  Luft- 
wurzeln der  Araceen,  Epipliyten  aus  verschiedenen  Familien, 
eine  solche  Fülle  des  herrlichsten  Pflanzenmaterials, 
daß  man  sich  eine  ganze  Weile  sammeln  muß,  um  in  diesem 
Gewirr  sich  zurecht  zu  finden  und  einige  Einzelheiten  genauer 
zu  unterscheiden,  womöglich  zu  identifizieren.  Da  kommt  eine 
Lichtung;  in  der  Ferne,  schon  zu  unsern  Füßen,  liegt  Roseau, 
dahinter  die  tiefblaue  caribische  See,  einige  farbenprächtige 
Kolibris  umschwiiTen  die  Gostusblüten  zu  imserer  Linken  —  das 
ist  ein  Tropenbild  —  wie  es  zu  schauen  so  selten  vergönnt 
ist  und  das  zu  erstreben  es  wohl  des  Schweißes  lohnt. 
Weiter  seilen  wir  an  den  Stämmen  größerer  Bäume  klimmende 
Cmiudovica  Plumieri  bis  etwa  20  cm  lioch,  am  Eande  eines 
Gebüsches  gewahren  wir  eine  prächtige  strauchige  Begonia 
[Begonia  dominicetisis),  eine  feine  Ersclieinung  mit  dunkel- 
roten  Blütenstielen  und  ebensolchen  Blumen.  Eine  Alsophila- 
Art  gewahren  wir,  dort  eine  Cyathea  mit  dunkelbraunem 
Stamme  und  etwas  weiter  einen  anderen  Farn  mit  kurzem 
dickem  Stamme  und  über  zwei  Meter  langen  violett  schillernden 
AVedeln:  Cyathea  Tussacü.  An  einer  lichteren  Stelle  am 
Wege  zwischen  Gräsern  blüht  in  zierlichen  reichblütigen 
weißen  Eispen  eine  kleine  krautige  Melastomaeee.  Wäre  sie 
zu  dieser  Zeit,  Ende  Oktober,  zu  mehreren  in  Töpfen  in  einem 
Glashause  der  Heimat,  gewißlich  würden  sie  Freunde  zier- 
licher Pflanzen  gerne  sehen.  Ich  bin  so  glücklich,  einige 
reife  Samen  zu  finden  und  hebe  sie  sorgfältig  auf,  um  später 
einmal,  wenn  es  gut  geht,  eine  Erinnerung  an  diesen  Weg 
zu  haben.  Auch  von  den  vorhin  gesehenen  Baumfarnen 
und  den  hier  sich  zeigenden  Hemüelia  wird  eine  Anzahl 
die  Reise  über  den  Atlantic  machen  müssen,  um 
vielleicht  daheim  unsere  Glashäuser  zu  zieren.  So  geht  es 
immer  höher  hinauf;  wir  überschreiten  ein  kleines  Rinnsal 
mit  erfrischend  külüem  klarem  Bergwasser  und  sehen  bald 
rechts  abzweigend  einen  Weg.  Einige  hundert  Schritte  weiter 
erblicken  wir  auf  einer  dem  Urwalde  s.  Z.  abgerungenen  Berg- 
wiese das  erste  Ziel  unserer  Wanderiuig,  das  aus  wenigen 
Hütten  bestehende  Örtchen  Laudat.  In  der  Wohnung  unseres 
Führers  machen  wir  es  uns  bequem  für  die  nächsten  Tage, 
um  also  später  die  Umgebung  etwas  genauer  anzusehen. 
An  diesen  licliter  gestellten  Bäumen  hatten  die  Epiphyten 
auch  weiter  nach  unten  hin  Platz  genommen  und  gaben  so 
Gelegenheit,  sie  etwas  näher  und  genauer,  als  es  durch  das 
Fei'nglas  möglich  war,  zu  betrachten.  Welch  treibender 
Faktor  das  Licht  für  die  Pflanzenwelt  ist,  kann  man  im 
Tropenwalde  so  recht  an  der  Epiphytenflora  beobachten.  Wo 
ein  lichteres  Plätzchen  ist,  haben  sich  die  verschiedensten 
Individuen  angesiedelt  und  ihr  Leibesaufbau  zeigt  oft  die 
interessantesten  Anpassungen  an  die  jeweiligen  Verhältnisse. 
So  weisen  zahlreiche  Vertreter  der  Pteridophyten  (Lyco- 
podium,  rolypodiimi-Arten),  Aroideen  {Anthurii an -Arten) 
Orcliideen  (Pleurotluillis,  Odomeria,  Stelis,  Epideiidrum,  Iso- 
chilus),  Piperaceen  (Pcpnroiiiia),  Gesneriaceen  (Coluninea),  eine 
starke  Verminderung  der  Blattflächen  und  eine  selu-  starke, 
dicke  Blattma.sse  auf,  stellenweise  auch  eine  starke  Behaarung, 
um  die  von  der  Rinde  ihrer  Unterlage  so  schnell  abfließenden 
Wässer  festhalten  zu  können.  Höchst  interessant  ist  es 
dabei,  besonders  an  den  Lycopodien  zu  beobachten,  daß 
Exemplare  einer  Species,  je  nachdem  sie  an  sonnigen  oder 
schattigem  Platze  gewachsen  sind,  ihre  äußere  Erscheinung 
wechseln.  Epiphyten  anderer  Art,  die  mit  dem  einen  Teile 
ihrer  Wurzeln    den   hohen  Standpunkt  am  Lichte   behaupten, 


mit  dem  anderen  aus  dem  Erdboden  ihre  Nahrung  auf- 
nahmen, wie  Carhulovica-,  Anthuriuvi-  und  ri/ilinli'iidroii- 
Arten,  zeigen  diese  Anpassung  in  ihren  Laubmasson  nicht, 
sie  sind  breit  imd  üppig,  haben  wenig  wasserhaltige  Gewebe. 
Aber  die  Wurzeln  sind  differenziert,  sowohl  im  inneren  Bau 
als  in  ihrem  Verhalten.  Die  Kraftwurzeln  wenden  sich  vom 
Lichte  weg,  dringen  in  die  Rindenspalten  ein  und  schmiegen 
sich  dem  Leibe  der  Wirtspflanze  an,  während  die  Nähr- 
wurzeln dem  Erdboden  zustreben,  siiezifi.seh  geotropisch 
erscheinen.  Andere  wiederum,  einige  Anthurien  und  Asplcnien, 
haben  trichterförmig  gestellte  breite  Blätter  und  nestartige 
Wurzelkörper,  womit  sie  die  humosen  Zersetzungsprodukte 
festhalten  und  daraus  die  zum  Lebensunterhalt  nötigen  Nahrung.s- 
stoffe  aufnehmen.  Nur  wenige  Wurzeln  dienen  als  Haft- 
organe, aber  sie  sind  so  fest,  daß  die  oft  n'iehr  als  '/.,  m 
im  Durchmesser  haltenden  Pflanzen  an  den  Luftwurzeln  von 
Glusien-  oder  FiciLs -Arten  sich  halten.  Die  größeren  Brome- 
liaceen,  Aechmea  und  Tülandsia  hier  oder  Brocchinien  in 
höheren  Lagen,  halten  am  Grunde  der  Blattrichter  verhältnis- 
mäßig große  Wassermengen,  in  denen  Humusteile  und  kleine 
Tierleiber  verfaulen  und  die  befähigt  sind,  durch  kleine 
schildföi-migo  Schuppen  diese  nährstoffhaltigen  Lösungen  direkt 
aufzunehmen.  Die  Wurzeln  dieser  Pflanzen  sind  hier  nur 
Haftorgane. 

Dahlien. 

„Mikado"  und  „Havel",  zwei  neue  Edeldalilicii. 


Da 


(Hierxu  xicei  Abbildungen.) 


/ahlien- Sämlinge  werden  bekanntlich  da  am  schönsten,  wo 
sie  geboren  sind  und  die  beigegebene  Abbildung  einer  Blume  von 
„Mikado'-\  welche  ich  als  die  „Chrysanthemum -Dahlie'-  in  diesem 
Jahre  in  den  Handel  gab,  kommt  in  ihrer  Schönheit  noch  lange  niclit 
den  Blumen  gleich,  wie  ich  solche  während  zweier  .Tahre  bei  dem 
Züchter  beobachten  konnte:  denn  bekanntlich  haben  wir  in  Berlin 
sehr  dürftigen  und  leichten  Boden,  während  bei  dem  Züchter  dieser 
Neuheit,  Herrn  W.  Tölkhaus  in  Broxten,  ein  üppiger,  humus- 
reicher und  vor  allen  Dingen  tiefgründiger  Boden  vorhanden  ist. 
Trotz  unseres  ungünstigen  Bodens  und  des  noch  viel  ungünstigeren 
letzten  Sommers  hat  sich  „Mikado"  dennoch  als  ein  prächtiger 
Wachser  bei  mir  bewährt;  stets  haben  die  Blumen  einen  vorzüglichen 
langen  Stiel,  doch  brauchen  sie  eine  geraume  Zeit,  ehe  sie  sich  in 
ihren  vielen,  feinen,  langen  Fetalen  gänzlich  entfaltet  haben. 

Die  Tatsache,  daß  eine  schöne  Chiysanthemum- Schaublume  an 
Formenschönheit  nicht  schöner  sein  kann  als  „iÄarfo",  gab  mir  die 
Veranlassung  dieser  Züchtung  den  Beinamen  „Chrysanthemum-Dahlie" 
zu  geben  und  wenn  ich  noch  maßgebende  Urteile  dazu  anführen 
darf,  so  waren  die  Mitglieder  des  Voi'standes  und  Ausschusses  der 
Deutschen  Dahlien-Gesellschaft  in  ihrem  Urteile  einig,  daß  diese 
Dahhenneuheit  das  Formenvollendetste  im  Edeldahlien-Gebiete  sei, 
was  wir  bis  heute  besitzen.  Die  Farbe  ist  ein  tiefes  Ponceaurot, 
oder  vielleicht  verständlicher   ausgedrückt,    glänzend  dunkelkirechrot. 

Aber  leider  habe  ich,  wie  das  uns  Gärtnern  so  oft  passiert, 
auch  diese  Züchtung  bei  noch  zu  geringen  Beständen  ein  Jahr  zu 
früh  dem  Handel  übergeben  und  trotz  hohen  Pflanzenpreiscs  ein 
Drittel  der  Aufträge  nicht  ausführen  können,  aber  ich  hoffe  für  das 
kommende  Jahr  gerüstet  zu  sein,  um  allen  an  mich  herantretenden 
Aufträgen  auf  Pflanzen  genügen  zu  können,  die  vielleicht  zahlreich 
werden,  zumal  sich  „.l/?>arfo"  auf  der  Düsseldorfer  Ausstellung  sehr 
viele  Freunde  erwarb. 

Die  Sorte  „flaj'ei",  Abb.  S.  150,  ist  eine  neue  seerosenförmige  Züch- 
tung. Hat  sicli  die  frühere  Tölkhaussche Züchtung  „Nymphaca"  in  ihre'' 
eigenartigen  Seerosenform  schon  viele  Freunde  erworben,  so  bin  ich 
überzeugt,  daß  diese  Neuzüchtung  „Havel",  welche  ich  ab  Mai  190.') 
dem  Handel  übergebe,  überall  gut  aufgenommen  werden  wird. 


IX.  13 


Die  Gartenwelt. 


149 


Nachschrift  der  Redaktion.     Wii  bostätiguti  ilio 
Auffassung  des  Einsenders  der  vorstehenden  Notiz. 


riMT 


Sie  liat  den  Vorzug  vor  „Nyryiphaea'-\  daß  sie  vor  allen  Dingen, 
das  zeigt  ja  die  Abbildung  zur  Genüge,  langstielig  ist  und  nicht  so 
sehr  im  Laube  blüht  wie  jene,  sondern  ihre  Blütenstiele  weit  über 
der  leichtgebauten  Pflanze  trügt. 

Bei  vorzüglicher  Haltung  ist  die  Farbe  der  Blüten  ein  an- 
genehmer Lachston,  während  die  Mitte  lebhafter  hervorschimmert- 
Auch  in  der  Form  ist  ,,Eavel-'  schöner  als  ^^NyinphaecC-K  Die 
Blumenblätter  sind  breit,  an  den  Enden  etwas  gewellt  und  oben 
scharf  zugespitzt.  Die  Blumenstiele  sind  schwarz  und  werden,  wie 
schon  bemerkt,  außerordentlich  lang  und  da  sich  die  Züchtung  selbst 
im  letzten  ungünstigen  Dahliensonimer  als  reichblütig  zeigte,  so  wird 
ihr  wohl  in  normalen  Jahren  dieser  Vorzug  noch  viel  mehr  eigen  sein. 
Heinrich  Kohlmannslehner. 

Dahlienveredlung.  In  seinem  Artikel  Einiges  über  Dahlien 
in  Nu.  7  ds.  .Jahrgangs  erwähnt  Herr  Beuß  auf  Seite  82  auch  einen 
Artikel  von  mir  im  siebenten  Jahrgang  Seite  245  nebst  Nachschrift 
der  Redaktion.  Das  von  mir  empfohlene  Veredeln  der  Dahlien 
bezweckt  etwas  ganz  anderes  als  eine  „Massenvermehruug  und 
Bombengeschäft,  unbekümmert  auf  Erhaltung  der  Eigenart  und  vollen 
Schönheit  der  Sorte".  Die  Redaktion  gebrauchte  iu  ihrer  Nachschrift 
zu  meinem  Artikel  die  voren\'ähnten  Ausdrücke  in  einem  ganz  anderen 
Sinne  als  sie  Herr  Beuß  ihnen  unterlegt.  Unter  Massen  Ver- 
mehrung kann  bei  Dahlien  nur  die  Vermehrung  durch  kraut- 
artige Stecklinge  ver,standen  werden.  Georg  Blau. 


Pflanzendüngung. 

die  Verwendung  der  Düiigersalze 
lind  konzentrierten  Dünger, 

VY  er  sich  auch  nur  mit  einigem  Erfolg  im  Garten- 
liau  betätigt,  wird  heutzutage  mit  fragen  über 
Kunstdünger  überlaufen,  fast  noch  mehr,  als  von 
jeher  über  das  Wasserquantum,  welches  diese  oder 
jene  Pflanze  bedarf.  Ich  werde  dieses  unerschöpf- 
liche Thema  daher  einmal  an  einigen  Beispielen 
behandeln. 

Allgemein  gültige  Rezepte  gibt  es  allerdings 
nicht;  jede  Nutzanwendung  ist  von  Vorbedingungen 
abhängig.  Nur  eins  bleibt  die  Basis  für  jede 
Düngerlehre  auch  heute  noch:  Die  Dung-Kom- 
post-Düngung bildet  die  Grundlage  jeder 
rationellen  AVirtschaft. 

Das  kannten  imsere  Voreltern  auch  sclion,  und 
dem  Pächter,  welcher  vor  Ablauf  der  Pacht  mergelte 
und  kalkte,  wurde  scharf  auf  die  Finger  gesehen, 
ob  dem  erhöhten  Ertrage  auch  die  folgende  Stall- 
düngung entsprach;  denn  ein  ausgemergelter 
Boden  geht  im  Pachtertrage  zurück! 

Jetzt  wird  unser  Boden  mit  hundert  anderen 
Mitteln  ausgemergelt,  um  so  mehr  muß  vor 
solcher  Kultur  überall  da,  wo  sie  in  Raubbau  aus- 
artet, gewarnt  werden;  denn  es  gibt  keine 
Kultur,  die  dauernd  auf  Kunstdünger  be- 
gründet werden  kann.  Ein  s.Z.  gut  gekannter 
Meister  des  Gartenbaus  —  zu  Hause  war  er  Vege- 
tarier —  wollte  den  Kuhdünger  als  Gift  verdammen 
und  keinen  auf  Kuhdünger  gewachsenen  Kohlkopf 
speisen ;  allerhand  Steinmehle  mußten  Ersatz  liefern ; 
aber  der  Kohlkopf  wurde  zum  Steinkopf  und  das 
System  versagte  auf  die  Dauer. 
Der  ganz  außerordentliche  Wert  der  konzentrierten 
Dünger  besteht,  wie  bei  der  Ausmergelung,  in  der  Aus- 
nutzung des  Bodens,  Beschleunigung,  Vermehrung,  Ver- 
besserung der  Ernten.  Intensivster  Betrieb  ist  ohne  Kunst- 
dünger nicht  möglich.  Aber  nur  durch  rationelle  An- 
wendung der  Hilfsmittel,  welche  uns  in  den  konzen- 
trierten Düngemitteln  zur  Verfügung  stehen,  gelangen  wir  zu 
schnelleren,  doppelten  und  besseren  Ernten,  wenn  wir  es  ver- 
stehen, dieselben  richtig  und  rechtzeitig  anzuwenden.  Hier- 
für   einige  Beispiele. 

Im  Chilisalpeter  und  schwefelsauren  Ammoniak 
haben  wir  ganz  vorzügliche  Mittel,  Neupflanzungen  von  Ge- 
müsen, Blumen,  jungen  Gehölzen,  Stauden  etc.  schnell  zur 
Weiterentwickelung  zu  bringen.  Das  Verpflanzen  ruft  eine 
Störung  hervor,  die  aber  durch  Vermehrung  des  Wurzcl- 
vermögens  .si)äter  wieder  ausgeglichen  wird.  Wenn  nmi 
etwa  8  Tage  nach  der  Pflanzung  die  Neubildung  von  Wurzeln 
kräftig  eingesetzt  hat,  wirkt  eine  ganz  schwache  Auf- 
lösung von  oben  genannten  Salzen  im  Gießwasser  (1  Kilo- 
gramm auf  40  bis  50  Liter)  auf  eine  rapide  Entwickelung  der 
Setzlinge,  wodurch  2  bis  4WochenKult  urzeitgewonnen 
wird.     Wurzel-  wie   Blattbildung   werden   durch   schnellere 


Die  Gartenwelt. 


IX,  13 


Nutzbarmacliung  der  im  Boden  enthaltenen  Ncährstoffe  ge- 
fördert. Der  -weitere  Erfolg  hängt  davon  ab,  ob  der  Boden 
den  erhöhten  Ansprüchen  der  schnell  angeregten  Pflanze 
entspricht,  ob  die  Pflanze  die  anderweitigen  Nährstoffe  mit 
den  schnell  und  weitausgreifenden  Wurzeln  vorfindet.  Boden 
ohne  gut  verteilten  Stalldung  wird  wohl  etwas  geileres,  aber 
kein  kräftiges  Wachstum  zeitigen;  das  Endresultat  wird 
meist  geringer  ausfallen,  als  ohne  Nachhilfe  mit  Salzen. 

Diese  einfaclie  und  in  der  Wirkung  klare  und  charakteris- 
tische Anwendung  von  Düngesalzen  ist  geeignet,  in  das 
Wesen  der  Hilfsdüngemittel  einzuführen;  aber  nichts  mehr. 
Während  genannte  Stickstoffzufuhr,  eventl.  einmal  wieder- 
holt, durch  keine  andere  Jauchemischung  ersetzt  werden 
kann,  handelt  es  sich  später,  wenn  durch  weitere  Aus- 
beutung des  Bodens  ein  intensivstes  Kulturverfahren  verfolgt 
werden  soll,  um  Nachhilfe  im  Ausbau  der  in  ihren  An- 
spriichen  sehr  verschieden  veranlagten  Pflanzen.  Da  bleiben 
selbst  dem  erfahrensten  Kultivateur  Ai-beit  und  Beobachtungen 
nicht  erspart ;  er  muß  seinen  Boden  und  sein  Kultur-Material 
beobachten,  studieren. 

Für  vorwiegende  Blattent- 
wickelung (Blattgemüse,  Blatt- 
pflanzengruppen) ist  Düngung 
mit  Jauche,  welcher  pro  100  1 
3  bis  5  Kilogramm  Guano  zu- 
gesetzt ist,  in  den  meisten  Fällen 
das  beste.  Unter  Jauche  ver- 
stehe ich  ganz  allgemein  in 
erster  Linie  Kuhdung  in  Wasser 
gelöst  in  dem  Verhältnis  1:15 
bis  20.  Aber  auch  entsprechende 
Verdünnungen  aus  dem  Abfluß 
von  Dunghaufen  und  Abtritt 
sind  nicht  zu  verachten. 

Für  Knollengewächse  (Stau- 
den, Sommerblumen,  auch  Wur- 
zelgemüse) ist  eine  stickstoff- 
i-eiche  Düngung  zu  vermeiden; 
Knochenmehl  in  Wasser  aus- 
gelaugt (3  :  100)  erweist  sich 
meist  als  eine  vorzügliche  Nach- 
düngung. Wurzelgemüse  sind 
allerdings  kurz  nach  Aufgang 
der  Saat  oder  nach  der  Aus- 
pflanzung mit  schwachen  Lö- 
sungen von  Chilisalpeter  zu  be- 
leben. Charakteristisch  im  Er- 
folg für  die  SellerieKultur  ist 
eine  starke  Düngung  mit  Holz- 
asche vor  der  Pflanzimg;  Chili- 
salpeter nach  der  Pflanzung 
und  Knochenmehljauche  vor  der 
Periode  derKnollenbildung,  nach- 
dem die  erste  Knollenbildung 
umputzt,  und  wiederholt,  nach- 
dem das  Kraut  im  September 
niedergetreten  ist.  Vorbedingung 
für  den  Erfolg  der  Hilfsdüngung 
ist  auch  hier  ein  kräftiger  Dung- 
Humus-Bestand. 

Bekannt  ist,  daß  alle 
Hülsenfrüchte  in  der  Blüte  bez. 


dem  Ertrage  durch  Stickstoffdüngung  beeinträchtigt  werden; 
hier  ist  ohne  Stall-  und  Jauche-Düngung  eine 
Kali-Pliosphatgabe  angebracht,  also  ist  Kainit  und 
Thomasschlacke  in  erster  Linie  am  Platze.  Man  mache  die 
Probe  mit  wohlriechenden  Wicken  (Lathyriis  odoratus)  auf 
Blumenbeeten ;  man  wundere  sich  aber  nicht,  wenn  ein 
gleicher  Versuch  auf  demselben  Beet  im  zweiten  Jahre  voll- 
ständig mißglückt!  Auch  hier  muß  eine  volle  Stalldüngung 
mit  anderer  Kultur  dazwischen  treten,  wenu  die  Sonder- 
düngung mit  der  Sonderkultur  einen  vollen  Erfolg  zeitigen  soll. 
Betrachten  wir  mm  in  kurzen  Zügen  die  einem  re- 
gulären Wechselbetriebe  angeioaßte  Düngung  im  Gemüse- 
garten: 

1.  Bei  3 jährigem  Turnus: 
1.  .labr:    Vulle    oder    doppelte    Stallmist-Herbbtdünguuy     für 

Kraut-  und  Blattgemüse,  Lauch  etc. 
-.  Jiibr;    Kompost-Herbstdüagung,  eveutl.   mit  Kalk-Zugabe 
für  Wurzel-  und  KnoUen-Gemüse,   Sellerie,    Zwiebeln, 
Gurküugewäohse. 
'i.  Jabr:    Kainit-Thomas-AA'iutordüugungfürHülsenfrüohteete. 
2.  Bei  5 jährigem  Turnus: 

1.  Jabr:  VoUeStallmist-Herbst- 
düngung  für  gevröhnliobe 
Koblgewäcbse,  Sellerie, 
Spinat,  Mangold  etc. 

2.  Jabr:  Kompost  -  Kalkdüng- 
ung für  Wurzeln,  Knol- 
len, Eüben  etc. 

3.  Jahr:  Doppelte  Stallmist- 
Herbstdüngung  für  fein- 
ste Kohlgewächse,  Lauch, 
Bleichsellcrie  etc. 

4.  Jabr:  Ohne  Düngung,  wenn 
es  sich  vorwiegend  um 
Frühkartoffeln  und  Zwie- 
beln bandelt; 
mit  Jauchedünguug 
für  Gurkengewächse,  Arti- 
schocken, Salat,  Endivien 
etc. 

5.  Jabr:  Kainit  -  Thomas-Win- 
terdüngung für  Hülsen- 
früchte, Zuokermais  (Ku- 
kuruz), Gewürzsamen  etc. 

Das  klingt  höchst  einfach 
und  docli  wird  gegen  solche 
erste  Grundgedanken  viel  und 
oft  verstoßen.  Abänderungen  im 
Grundplan  werden  natürlich 
durch  die  Verliältnisse  bedingt; 
so  ist  die  Kalkdüngung  ganz  vom 
Inhalt  des  Bodens  abhängig; 
überhaupt  wird  man  nun  erst 
im  Rahmen  eines  solchen  Planes 
seine  Erfahrungen  und  Beob- 
achtungen spielen  lassen,  Zu 
den  vollkommensten  Produkten 
in  Quantität  und  Qualität  ge- 
langt man  erst  durch  ent- 
sprechondeHilfsdüngemittel, 
welche  meist  in  flüssiger 
Y  0  r  m  gegeben  werden ;  da 
muß  manseinekon  zentrierten 
Dünger  und  Salze  kennen, 
lun  sie  in  anfangs  angedeutetem 


IX,   13 


Die  Gartenwelt. 


151 


Sinne  voll  ausnutzen  zu 
können.  Um  auch,  wo 
es  angebracht  ist,  nach 
Möglichkeit  billig  zu  wirt- 
schaften, beschränke  man 
sich  auf  gut  bekannte  und 
garantierte  Original  -  Pro- 
dukte wie  Peru  -  Guano, 
Thomasschlacke,  Schwefel- 
saures Kali,  Kainit,  Chili- 
salpeter, schwefelsaures 
Ammoniak,  Knochennield, 
Ilornsiiäue,  Gips,  Kalk  (ge- 
mahlenen für  leichte,  ge- 
brannten für  schweren' 
Bodenarten),  man  vernieidr 
dagegen  alle  Heureka,  Ideal, 
K.  P.  D.,  X.  P.  und  andere 
Nonplusultra -Dünger,  dif 
zwar  selten  schaden,  im 
Gegenteil  auch  ihre  Wir- 
kung äußern,  aber  stets 
zu  teuer  sind.  —  Wer 
aber  nun  noch  glauben 
sollte,  es  käme  bei  dem 
Generalplan  fiu'  den  Betrieb 
im  Gemüsegarten  garnielit 
darauf  an,  in  welchem  Jahr- 
gang z.  B.  Kainit  verwendet 
werde,  den  verweise  ich 
auf  den  rohen  Geschmacic 
der  Blattgemüse  und  auf 
den  bekannteren  seifigen 
Geschmack  der  Kartoffeln. 
unter  welch  letzteren  weib' 
Bevölkerungsschichten  jetzt 
zu  leiden  haben,  weil  es  ja 
so  bequem,  billig  und  ra- 
tionell erscheint,  die  Kali- 
pflanze „Kartoffel"  auf 
Kainit-Diät  zu  setzen. 

Nun  zu  einer  anderen  Kultur.  Bekannt  ist,  daß  ein 
guter  Rasen  zu  den  kostspieligeren  Vergnügen  des  Garten- 
besitzers gehört.  Leider  ist  durch  billige  Kunstdünger  daran 
nichts  zu  ändern.  Vorbedingung  ist  eine  sorgfältige  zweispaten- 
stichtiefe  Durcharbeitung  des  Bodens  mit  gründlich  ver- 
rottetem S  t  a  1 1  d  u  n  g.  Nach  dem  ersten  oder  zweiten 
Schnitt  —  man  wartet  feuchtes  Wetter  ab  —  wirkt  eine 
schwache  Kopfdüngung  mit  C  h  ili  salpe  ter,  1  Kilogramm 
pro  lOÜ  qm.,  außerordentlich  günstig  auf  Wuchs  luul  Färbung 
des  Rasens.  Diese  Wirkung  hält  an,  wenn  die  Graspflanze 
im  Boden  den  nötigen  Nährstoff  findet;  sonst  ist  selbst  durch 
Bewässerung  kaum  ein  Verbrennen  abzuwenden,  weim  mal 
14  Tage  Dürre  eintritt.  Für  besseren  Rasen  gibt  es  für  die 
Folge  kein  anderes  Rezept  als  alljährliche  Kopfdüngmig  mit 
gut  verkompostiertem  Stalldung  über  Winter,  und  Nacli- 
hilfen  mit  Amraoniak-Superpho s phat  im  Sommer,  weini 


und  Chaussee- Kehricht, 
dem  nach  Bedarf  Kalk 
zugesetzt  werden  kann,  etwa 
50  kg  Kalk  pro  cbm  solchen 
Kompostes,  welcher  für  2  bis 
3  Ar  eine  guteDüngung  gibt. 
Daß  durch  Kainit- Tho- 
mas der  Kleewuchs  im 
Rasen  außerordentlich  ge- 
fördert wird,  ist  hier  noch 
zu  betonen;  sehr  vorteil- 
liaft  für  den  Nutz-R;ison  — 
Wiese  — ,  sehr  unpassend 
für  feinen  Rasen;  daher  ist 
dieser  Kunstdünger  im 
letzten  Falle  ganz  auszu- 
schalten, auch  Kalk  ist  ina- 
in dringenden  Fällen  zu  ver- 
abreichen. Im  übrigen 
bleibt  die  Lehre  bestehen: 
Wer  auf  kalkhungrigem 
Boden  nach  Kainit  den 
Kalk  vergißt  und  wer 
nach  und  vor  Kalk  oder 
Merger  den  Stalldung 
spart,  der  wirtschaftet 
bergab.  Das  gilt  für  fast 
alle  Kulturen  mehr  oder 
weniger;  man  wird  aber 
hier  wie  überall  Dünger- 
folge, ihre  Wirkung,  be- 
sondere Einflüsse,  Nach- 
hilfen für  Spezialfälle  be- 
obachten und  zu  ergründen 
suchen,  um  dadurch  seinen 
Grundplan  zu  koi-rigieren. 
Die  zuletzt  in  den 
Vordei'grund  geschobene 
Kalkdüngung  ist  be- 
sonders für  Obstkultur, 
auf  welclie  ich  noch  kurz 
hinweisen  will,  von  größter  Bedeutung. 

Sciion  bei  der  Pflanzung  bereichert  man  den  Beden, 
auch  wenn  er  nachweislich  einen  kleinen  Kalkgehalt  zu  ver- 
zeichnen liat,  mit  Kalk;  selbst  Kainit,  Thomasscldackc,  zer- 
kleinerte Knochen,  grobe  Hornspäne  und  andere  Abfälle 
werden  mit  Dung  und  Erde  gemischt,  der  Pflanzgrube  ein- 
verleibt; aber  wohl  gemerkt,  nichts  davon  kommt  in 
den  Bereich  der  Wurzelkrone;  der  ersten  Wurzel- 
bildung schadet  jede  Berührung  mit  konzentriertem  Dünger. 
Direkt  an  die  WurzeUfrone  kommen  einige  Hände  voll 
Torfstreu  und  in  die  nächste  Umgebung  mit  Erde  ge- 
mischter vollkommen  verrotteter  S  t  a  1 1  d  u  n  g.  Sobald 
die  erste  Knospenentfaltung  auf  erfolgte  Wurzelbildung 
schließen  läßt,  erhält  der  Baum  einen  Dungguß  von  auf- 
gelösten Kuhfladen  mit  einem  kleinen  Zusatz  von  Cliili- 
salpeter. 


Bei  gesundem  Pflanzmaterial  gibt  diese  Pflanzmethode 
Rasen-  oder  Wiesenflächen  ist  dagegen  in  dreijährigem  Turnus]^' nicht  allein  volle  Garantie  füi-  das  Anwachsen  sondern  auch 
mit  Dungkompost,  Kainit-Thomas  und  Jauche  zu  für  einen  normalen  Holztrieb  im  ersten  Jahr  nacli 
wechseln;  in  Ermangelung  der  letzteren  greift  man  auch  mal  x,  der  Pflanzung,  wenn  richtig  geschnitten  wurde.  Die 
zum  gewöhnlichen  Gartenkompost  gemischt  mit  Straßen-^üppige  AVurzelbildung  greift  bald  aus  bis  in  die  Vorräte  des 


Die  Gartenwelt. 


IX,  13 


Untergrundes  und  nun  kommt  eine  rationelle  Weiterdüngung 
an  die  Reilie.  Man  wird  auch  bei  kräftigem  Holztrieb  auf 
D  u  n  g  d  e  o  k  e  im  Winter  nicht  verzichten  dürfen.  Aber 
schon  im  dritten  Winter  kann  unter  normalen  Verhältnissen 
eine  Kaini  t-Tho  m  asdüngung  bei  langem  Schnitt  auf 
die  Infruchtsetzung  hinwirken;  dieser  muß  im  folgenden 
Jahre  eine  Korapost-Kalkdüngtuig,  die  untergegraben  wird, 
folgen.  So  setzt  ein  Wechsel  ein.  Bei  nachlassendem  Trieb 
wird  eine  ergiebige  Stick  st  off  düngung  in  der  Form  von 
Jauche  zur  B'rühjaiirszeit  mithelfen  müssen;  bei  übermäßigem 
Holztrieb  wird  StickstoffdOng>ing  auch  in  der  Form  von 
Jauche  und  Stallmist  beschränkt  oder  ganz  ausgesetzt,  um  so 
mehr  aber  Kaliphosphat  gegeben  eventl.  im  Wechsel 
mit  der  Kompost-Kalk  düngung.  Später  greift  man  zur 
L  0  c  h  d  ü  n  g  u  n  g  mit  Hilto  eines  schweren  Locheisens ;  hier 
verwendet  man  wieder  flüssigen  Dung,  den  man  je 
nach  Art  und  Entwickelung  des  Baumes  in  milderer  oder 
strengerer  Form  gibt  und  füllt  die  Löcher  nach  mit  Kom- 
])  0  s  t ,  dem  man  nach  Bedarf  gemahlenen  Kalk,  Kainit, 
Thomas-,  Knochenmehl  oder  dergl.  untermischt  hat. 
Einige  Hauptregeln  zum  Schluß. 

1.  Kulidünger  ist  die  mildeste  Form  der  Pfianzennahrung 
besonders  in  flüssiger  Form,  selbst  für  kranke  Pflanzen  geeignet. 

2.  Alle  anderen  Stalldünger,  besonders  die  wertvollen 
Geflügeldünger  sind  gut  verkompostiert  am  vorteilhaftesten 
zu  verwenden. 

3.  Konzentrierte  Dünger  passen  für  Pflanzen  mit  krank- 
haften Neigungen  nicht,  am  allerwenigsten  Salze. 

4.  Selbst  gesunde  Pflanzen,  die  sich  erfahrungsgemäß 
leicht  den  Magen  verderben,  sind  unbedingt  mit  Salzen  zu 
verschonen. 

5.  Je  konzentrierter  der  Diuiger,  desto  sparsamer  seine 
Verwendung;  dafür  sind  Wiederholungen  angebracht. 

6.  Für  alle  Salze  gelte  dem  vorsichtigen  Kultivateur  pro 
Ar  1  Kilogramm,  das  macht  pro  tpn,  den  ein  junger  Baum 
einnimmt,  10  g;  dieser  Satz  kann  unter  normalen  Verhält- 
nissen verdoppelt,  bei  Kainit  im  Winter  auf  60  —  80  g  er- 
höht werden. 

7.  Ist  eine  Pflanze  dem  Hunger  verfallen,  so  ist  mit 
den  mildesten  Düugerformen  in  kräftigen  und  wiederholten 
Gaben  zu  beginnen;  erst  nach  wahrnehmbaren  Erfolgen  sind 
Nachhilfen  mit  konzentrierten  Düngemitteln  gestattet. 

8.  Jedes  Düngesalz  läßt  die  Tätigkeit  des  Bodens  bei 
Mangel  an  Wasser  und  Stalldung  erstarren. 

9.  Jede  rechtzeitige  Nachhilfe  und  Ergänzung  des  Stall- 
dunges durch  konzentrierte  Dünger  verdoppelt  die  Ernten. 

10.  Ein  Normal -Quantum  Düngersalz  bedingt  eine 
dopi)elte  Stalldüngung. 

Wie  jegliche  Verrichtung  in  der  Pflanzen-Pflege,  so 
birgt  besonders  die  Darreichung  der  Nahrung  eine  uner- 
schöpfliche Quelle  anregender  Arbeit,  durch  Versuch  imd  Be- 
obachtung gewürzt,  durch  Erfolg  belohnt,  wenn  man  sich 
nicht  auf  Abwege  verlocken  läßt,  die  aller  guten  Kultur  zu- 
wider laufen.  Karl  Koopmann. 

Neue  Pflanzen. 
Die  iit'iio  Remontant- Nelke  „Mela". 

{IlicrxH  einn  Alibüchmxj.) 
JL/iese  prächtige  Nelkensorte  wurde  von  dem  belcanntm  Ni'lkeu- 
Spuzialisten  Carl  Schulz,  Leipzig-Stotteritz,  gezüchtet  und  mir  vom 
Züchter  im  Vorjahre  zum  Ankauf  angeboten. 


Den  mir  überlassenen  Probepflanzen  konnte  man  gleich  an- 
sehen, daß  man  es  hier  mit  einer  außerordentlich  wüchsigen 
und  besonders  für  Topfverkaufszwecke  überaus  wertvollen 
Züchtung  zu  tun  habe.  Ich  stellte  im  Interesse  des  Züchters  einige 
Töpfe  im  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  aus,  mit  dem  Er- 
folge, daß  dieser  Nelken -Neuheit  die  silberne  Medaille  zuerkannt  wurde. 

Eine  gewisse  Scheu  vor  dem  Nelkengeschäft,  weil  es  seinen 
Haken  hat,  wenn  man  es  nicht  als  Spezialität  betreibt,  hielt  mich  leider 
ah,  schon  damals  diese  vorzügliche  Remontantnelke  in  den  Handel  zu 
bringen.  Wenn  ich  das  jetzt  tue,  so  geschieht  es,  weil  ich  durch  einen 
( igenartigen  Umstand  aufs  neue  auf  diese  Züchtung  aufmerksam  ge- 
macht worden  bin.  Von  den  mir  von  Herrn  C.  Schulz  überlassenen 
vorjährigen  Mutterpflanzen  verkaufte  ich  nämlich  zwei  Stück  an 
einen  mir  befreundeten  Kollegen,  der  auf  ,,3/c<i"  in  der  erwähnten 
Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  auf- 
mei-ksam  wurde.  Trotz  der  Ungunst  des  letzten  Sommers  entwickelte 
sich  seine,  von  diesen  Mutterpflanzen  gewonnene  Vermehrung  so 
überraschend  gut,  daß  ich  ersuclit  wurde,  ein  ganz  bedeutendes 
Quantum  Steeklint  e  vom  Züchter  zu  besorgen.  Nun  bin  ich  fest 
überzeugt,  daß  diese  Sorte  eine  Empfeblung,  ich  betone,  besonders 
für  Topfverkaufszwecke,  nicht  nünder  aber  auch  zum  Schnitt,  mit 
Fug  und  Recht  verdient,  zumal  ich  diese  Nelke  auf  der  Leipziger 
Jubiläums-Ausstellung  in  schönen  Pflanzen  sah.  Bestärkt  in  diesem 
Urteile  haben  mich  die  Ansichten  verschiedener  Marktgärtner,  so  die 
des  tüchtigen  Fachmannes  Heinrich  Voesch  in  Neuendorf- 
Nowawes,  welcher  ihren  Marktwert  als  Topfpflanze  nicht  genug 
rühmen  konnte. 

Kurz  beschrieben  ist  die  Farbe  dieser  ganzrandigen  Reniontant- 
Nelke  ein  dunkles  Braunrot  aber  doch  leuchtender  und  prächtiger 
in  der  Fa'benwirkung  als  sie  „Pres.  Cai-nol"  eigen  ist. 

Im  Wuchs  baut  sich  die  Nelke  „Meta"'  kurz  und  gedrungen 
und  anscheinend  ist  sie  auch  sehr  hart,  denn  Krankheiten  sind  meines 
Wissens  bei  dieser  Züchtung  noch  nicht  beobachtet  worden. 

Ohne  daß  man  die  Pflanze  zu  stutzen  braucht,  baut  sie  sich 
kurz  und  gedrungen,  wie  es  die  Aufnahme  Seite  151,  die  ja  der 
Wahrheit  entspi'eohen  muß,  bestens  wiedergibt. 

Vermöge  ihres  gedrungenen  und  sehr  üppigen  Wuchses  ver- 
trägt „J/ete"  noch  sehr  spät  das  Eintopfen  und  bringt  willig  und 
leicht  jede  farbezeigende  Knospe  bis  in  den  spätesten  Herbst  hinein 
noch  prächtig  zur  Entwicklung.  Wenn  ich  „3/eto"  mit  „President 
Carnot"  vergleichen  wollte,  welche  ja  in  der  Farbe  etwas  ähnUch 
ist,  so  würde  ich  für  Schnittzwecke,  weil  sie  langstieliger  wird,  „Pres. 
Carnol''  den  Vorzug  geben;  als  Topfpflanze  haben  wir  aber  in 
der  so  beliebten  braunroten  Farbe  bis  heute  noch  keine  bessere 
Kemontant-Nelken-Züchtung,  als  diese  Neuheit,  mit  welcher  sich  der 
Züchter  unbestreitbar  ein  großes  Verdienst  erworben  hat. 

Heinrich  Kohlmannslehner. 


Mannigfaltiges. 

Die  Aipeiigärten  und  der  erste  Kongrel)  von  Ver- 
tretern alpiner  Gärten  und  von  Freunden  der  Alpeu- 
ptlanzen  im  August  1904. 

\'on  Henry  Correvon,  Floraire  bei  Genf. 
II.  (Scliluß). 

Die  Rambertia  bedeckt  beide  Seiten  der  Bergkuppe  (Nord  und 
SUd)  und  hat  ungefähr  8  ha  Boden.  Sie  besitzt  großartige  steilauf- 
ragende Felsen,  und  man  genießt  von  der  Höhe  eine  prächtige  Aus- 
sicht. Die  Felsen  sind  kalkhaltig,  so  daß  die  kalkfeindlichen  Pflanzen 
dort  nicht  gedeihen.  Trotzdem  ist  die  Zahl  der  eingeführten  und  der 
natiu-Iich  dort  wachsenden  Arten  sehr  groß,  obschon  die  große  Höhe 
es  uns  nicht  erlaubt,  zu  große  Bestände  anzupflanzen.  Während  wir 
in  der  Linnaea  (granitis<'h)  mehr  als  2000  Arten  akkliniatisieri  haben, 
konnten  wir  in  drr  ];;indM'rti;i,  li.  j.-lzi  wviii-strns.  iiiclit  mehr  als 
800  zählen.  Solch-  J'flanzrn  ali^r  \y\r  J'.ipairr  alpiuiim  und  be- 
sonders P.  niidk-aiile,  Eryiitjiuin  alpiiiuiii.    Vlula  luniida,   üiantlius 


IX.    13 


Die  Gartenwelt. 


m'tjle.ctus,  Campamela  pnlla,  Orrciniii»!  nri/ri>tri(>ii  und  (1.  rhicniim 
gedeihen  so  gut,  daß  .sie  von  dorn  li.arteii  auch  auf  liii,'  X.ifhlmr- 
Felsen  gewandelt  sind. 

Mit  Bäumon  haben  wir  dort  nur  mit  Arven  {l'imis  Cembra)  und 
Bergföhren  (Pinns  moutana)  guten  Erfolg  gehabt.  Lärchen,  Tannen 
und  Birken  gedeihen  nicht  in  dieser  hohen  Lage. 

5.  u.  ü.  In  den  Jahren  189.3 bis  1895  wurden  in  Frankreich  wieder 
zwei  Alpengärten  angelegt;  der  eine  durch  die  Sektion  Nizza  de.s 
französischen  Alpenklubs  in  den  Seealpen,  der  aber  nur  drei  Jahre 
bestand  und  dann  einging;  der  zweite  durch  die  Sektion  Beifort 
de.s.selben  Klubs  auf  dem  Ballon  d'Alsaoe  (1150  m  hoch).  Der  letzte 
scheint  sehr  gut  zu  gedeihen. 

7.  u.  8.  Von  1897  bis  1899  wurden  in  den  graischen  Alpen 
(Piemont)  in  Italien  zwei  Gärten  angelegt,  die  als  Kinder  der 
Linnaea  angesehen  werden  können;  der  erste  auf  dem  Col  du 
Petit  St.  Bernard  (die  Chanousia),  der  zweite  bei  Cour- 
luayeur  (Jardin  Henry).  Der  erste  liegt  2200  m  hoch  und  ist 
jetzt  ziemlich  vernachlässigt;  der  zweite,  der  durch  die  Botanische 
(jesellschaft  von  Ao.sta  unterhalten  wird,  scheint  eine  bessere  Zu- 
kunft zu  haben. 

9.  In  den  französischen  Pyrenäen  wurde  im  Jahre  1899  beim 
Observatorium  des  Pic  du  Midi  (2860  m)  der  höchst  gelegene 
Garten  angelegt,  und  zwar  durch  Prof.  Marchand,  den  Direktor  des 
Observatoriums.  Diesen  Garten  habe  ich  noch  nicht  gesehen,  ich 
kenne  ihn  nur  durch  die  Beschreibung  des  Dr.  Marchand. 

10.  In  den  Cevennen,  aber  in  der  gleichen  Zone,  befindet  sich 
der  botanische  alpine  Garten,  der  meiner  Ansicht  nach  der  voll- 
kommenste und  wissenschaftlich  wertvollste  aller  ähnlichen  Schöpfungen 
ist.  Er  wurde  durch  Prof.  Dr.  Ch.  Flahault  von  Montpellier  ge- 
gründet und  dient  Studienzwecken.  Herr  Prof.  Flahault  hat  dem 
Kongreß  einen  sehr  interessanten  Bericht  darüber  vorgelegt  und  uns 
gezeigt,  daß  man  wirklich  Kunst,  alpines  Leben,  Wissenschaft  und 
auch  noch  Gärtnerei  vereinen  kann.  Die  französische  Regierung  hat 
ihm  geholfen,  dort  ein  fönnliches  In.stitut  für  das  Studium  der  Alpen- 
pflanzen mit  botanischem  Garten,  Gartenbau,  landwirtschaftlichem  und 
Förstereiwesen  Versuchsstationen  zusammen  zu  erbauen.  Der  Garten 
liegt  in  der  Nähe  des  Observatoriums  de  l'Aigoual  (1565  ni)  und 
bietet  verschiedene  Stationen  in  den  Höhen  von  200,  600,  800,  900, 
10.00,  1100,  1300  und  1500  m;  dann  wird  eine  zwischen  1255  und 
1360  m  Höhe  von  7  ha,  welche  schon  seit  dem  XVI.  Jahrhundert 
durch  ihre  reiche  Flora  berühmt  ist,  als  botanischer  Garten  benützt, 
und  nicht  weit  davon  liegt  eine  andere  Station  mit  natürlichen 
Sümpfen  und  teilweisem  Heidebestand,  wo  Ericaceen,  Vaccinien  etc. 
kultiviert  werden.  Prof.  Flahault  hat  schon  mehr  als  40  verschiedene 
Heideerdesträucher  dort  gepflanzt  und  teilweise  akklimatisiert. 

Eigentlich  sind  auf  dem  Aigoual  drei  verschiedene  und  wohl 
unterscheidbare  botanische  Gärten  in  der  Ebene  bis  zum  Gipfel  des 
Berges  gegründet  worden,  deren  jeder  eine  Versuchsstation  hat.  Be- 
sonders wertvoll  sind  forstwirtschaftliche  und  landwirtschaftliche  Ver- 
such.skulturen.  Die  Forstbeamten  sind  die  Gärtner  der  Anstalt,  und 
der  Direktor,  Dr.  Flahault,  wohnt  dort  im  Sommer. 

11.  Zu  gleicher  Zeit  wurde  ein  sehr  interessanter  Garten  in  den 
cottischen  Alpen  (Pedemonte)  gegründet,  einige  Stunden  weit  von 
Turin.  Er  wurde  Rostania  getauft,  zu  Ehren  des  Dr.  Rostan,  des 
verstorbenen  Pedemonteser  Botanikers,  der  die  Flora  der  cottischen 
.Upen  am  besten  bearbeitete  und  veröffentlichte.  Dieser  Garten  hat 
nur  einen  Wächter,  welcher  die  gröbsten  Arbeiten  macht.  Der  Pro- 
fessor Monnet  von  Pinerolo  ist  Direktor  und  hofft  in  diesem 
1300  m  hoch  gelegenen  Garten  mit  der  Zeit  eine  vollständige 
Sammlung  der  italienischen  Bergpflanzen  zu  vereinigen.  Er  hat 
schon  etwa  400  Arten,  und  der  Garten  besitzt  natürliche  Bäche  und 
Teiche,  wo  man  eine  sehr  schöne  Alpen.sumpfflora  kultivieren  kann. 

12.  In  Turin  selbst  wurde  ein  solcher  Alpengarten  durch  die 
Verwaltung  des  italienischen  Alpenklubs  angelegt,  und  zwar  auf  drei 
Seiten  des  Monte  dei  Cappucoini,  eines  Hügels,  der  sehr  gut  dazu 
geeignet  ist  und  gerade  am  Ufer  des  Pos  liegt.  Dort  werden  alle 
Pflanzen  der  Berge,  aber  besonders  die  der  italienischen  Alpen,  kul- 


tiviert. Der  Direktor  ist  Prof.  Dr.  Valbusa.  Der  Name  des  Gartens 
ist  Allionia,  zu  Ehren  des  berühmten  ehemaligen  Botanikers 
Allioni. 

13.  In  den  Bergamasker  Alpen,  nicht  weit  von  Bergamo,  wurde 
im  Jahre  1902  ein  Alpengarten  gegründet  durch  ein  Mailänder 
Ehepaar,  Herrn  und  Frau  Silvestri.  Er  hat  schönste  Lage  in 
1300  m  Höhe,  mitten  in  den  prachtvollen  Bergamasker  Dolomiten, 
dort  wo  Jilioi/oi/i'iii/inii  i/iamaeeisttis,  Campanula  elatinoides  und 
Raineri,  Pliytiinini  inninsnm,  Primula  glaucescens  etc.  wild  wachsen. 
Dieser  Garten  Ncrspiicht  mit  der  Zeit  einer  der  .schönsten  und 
reichsten  zu  werden,  und  ist  jetzt  schon  von  großem  Interesse. 

14.  Im  gleichen  Jahi-  wurde  an  der  Quelle  der  Mosel  auf  den 
Hohen  Vogesen  ein  alpiner  botanischer  Garten  durch  Dr.  Brunotte, 
Prof.  der  Botanik  in  Nancy,  gegmndet.  Dieser  Garten  soll  besonders 
Studienzwecken  der  Universität  zu  Nancy  dienen. 

Auch  in  Deutschland  wurden  1900  die  ersten  Alpengärteu 
angelegt  durch  den  in  Straßburg  gegründeten  „Verein  zum  Schutze 
und  zur  Pflege  der  Alpenpflanzen".  Zwar  hatten,  wie  schon 
erwähnt,  Professor  Kern  er  im  Jahre  1875  (auf  dem  Blaser)  und 
Prof.  Naegeli  im  Jahre  1884  (auf  dem  Wendelstein)  alpine  Stationen 
zu  gründen  versucht.  Beide  Schöpfungen  aber  mußten  aus  Mangel 
au  Interesse  der  einschlägigen  Behörden  und  infolgedessen  aus  Mangel 
an  Geld  wieder  fallen  gelassen  werden.  Aber  den  Bemühungen  des 
sehr  eifrigen  und  tätigen  Dr.  Schmolz,  Apothekers  in  Bamberg,  ist 
es  gelungen,  jenen  Verein  zu  gründen,  der  ungefähr  den  gleichen 
Zweck  hat  wie  unsere  Association  pour  la  protection  des  plantes.  Im 
Juli  1900  wurde  der  Verein  gegründet  mit  125  persönlichen  Mit- 
gliedern, 28  Gesellschaften  und  Alpenvereinen,  und  zwei  Jahre  später 
war  die  Zahl  der  ersteren  auf  332  und  die  der  Vereine  auf  72  gestiegen. 
Der  Zentralausschuß  des  D.  u.  Ü.  A.-V.  beschloß  ihm  von  Anfang  an 
1000  Mk.  als  jährliche  Beihilfe  zu  geben,  so  daß  der  Verein  mit  Ruhe 
in  die  Zukunft  sehen  kann. 

15.  Ln  Sommer  1901  wurde  der  Garten  auf  dem  Schachen 
(1800  m  hoch)  eingeweiht;  derselbe  liegt  herrlich  und  besitzt  natür- 
liche und  künstliche  Felsen.  Ein  kleines  Haus  wurde  dort  erbaut, 
und  Herr  Obrist,  Obergärtner  des  Müuchener  botanischen  Gartens, 
pflanzte  eine  gewisse  Anzahl  Alpen-  iind  Bergpflanzen.  Herr 
Dr.  Goebel,  Prof.  der  Botanik  in  München,  ist  Direktor  des 
Gartens.*) 

16u.l7.  Gleichzeitig  wurde  in  den  Tiroler  Alpen  ein  andereralpiuer 
Garten  durch  den  genannten  Verein  angelegt,  und  zwar  im  Gschnitz- 
tal  bei  der  Bremerhütte  (2380  m  hoch).  Bald  aber  wurde  eine 
Filiale  tiefer  im  Tale  angelegt  (1700  m  hoch),  damit  man  solche  Arten, 
welche  in  der  hohen  Lage  der  Bremer  Hütte  nicht  leben  konnten, 
auch  dort  kultivieren  konnte.  Beide  Gärten  stehen  unter  der  Direktion 
von  Dr.  von  Wettstoin,  Prof.  der  Botanik  an  der  Wiener  Uni- 
versität, und  sollen  neben  Belehrung  des  Publikums  aucli  wissen- 
schaftlichen Zwecken  der  Wiener  Universität  dienen. 

19U.20.  Ein  dritter  Garten  wurde  im  Jahre  1903  auf  der  Kaxalpe 
(1770  m  hoch)  gegründet,  an  der  steiermärkischen  Grenze,  und  ein 
vierter  auf  dem  Neureut  (1200  m  hoch).  Der  letztere  durch  die 
Initiative  der  Sektion  Tegernsee  des  D.  u.  Ö.  Alpenvereins.  Auch  in 
den  Karpathen  wurde  jüngst  ein  solcher  botanischer  Alpengarten 
durch   die  Universität  von  Lemberg  gegründet. 

21.  Auch  in  Sizilien  ist  auf  dem  Ätna  ein  botanischer  Alpen- 
garten im  Entstehen  begriffen,  was  den  Bemühungen  von  Prof. 
Cavara,  Direktor  des  botanischen  Gartens  in  Catania,  zu  danken 
ist,  und  neuerdings  plant  man  zwei  solcher  Schöpfungen  wieder  im 
Herzen  der  Schweiz,  nämlich  auf  dem  Pilatus  und  Rigi  Scheideck. 

Die  Begründung  und  Einrichtung  von  Alpengärten  auf  den 
Bergen  i.st  also  in  gutem  Gange,  und  es  erscheint  mir  unzweifelhaft, 
daß  in  kurzer  Zeit  die  Anlage  derselben  ein  bedeutender  Zw^eig  des 
Gartenbaues  sein  wird. 


*)  Siehe   Artikel   Jahrg.  V,   Seite   553    (mit   Abbildungen),   und 
rg.  VI,  Seite  523. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  13 


Zu  unseren  beistehenden  Bildern.  Wir  bieten  heute  den 
Lesern  zwei  Aufnahmen  von  der  Leipziger  Jubiläums-Ansstelhmg,  über 
die  wir  bereits  in  No.  10  eingehend  berichtet  haben.  Die  Be- 
leuchtungsverhältnisse  im  Krystallpalast  waren  für  photographische 
Aufnahmen  außerordentlicli  nnuiinstig  und  es  l;onnte  deslialH  in  den 
Hanpträumen  vom  rim- 
tographieren  Iceine  Kede 
sein.  Die  beiden  bei- 
stehenden Bilder  sind  in 
einem  Nebenraum  ge- 
fertigt, der  vom  Hofe 
etwas  direlites  Licht  er- 
hielt. Das  erste  Bild 
bietet  eine  Teilansiclit 
der  Gruppe  von  Otto 
Thalacker,  Leipzig- 
Gohlis ;  es  zeigt  Chrysan  - 
themuni  -  Soniniersteck- 
linge  in  guter  Ent- 
wicklung. Das  zweite 
Bild  zeigt  die  Chrysan- 
themum-Kollektion von 

Tb.  Moench   jr., 
Leipzig.     Den   Hinter- 
grund bildete  ein  grotier, 
vou  zwei  Kugellorbeeren 
flankierter  Spiegel,  vor 

welchem  die  guten 
ChrysaDthemum  -  Kul- 
turpflanzen wirkungs- 
voll gruppiert  waren. 
Das  Bildchen  Seite  15.5 
führt  uns  zurück  zur 
PrivatausstelluDg  des 
Herrn  Adolf  Koschel 

in  den  Bäumen  der  Sezession  in  Charlottenburg,  über  die  wir  be- 
reits in  No.  5,  Seite  60,  kurz  berichteten.  Es  bietet  einen  Blick  in  den 
großartig,    mit   prächtigen  Palmen    dekorierten  "Wintergarten.      Eine 


Chrysanthemum  von  Utto  Thalacker,  Leipzig- (lohlis,  auf 

Ausstellung   in   Leipzig.      Originalaufnahme  für  die  „Gart! 


ich  auch  dem  Liebhaber,  wenn  er  nicht  über  große  Geduld  und  Zeit 
verfugt,  diese  Art  Schutz  gegen  "Wespen  und  Hornissen  nicht 
empfehlen  kann.  Ich  habe  auch  die  Verwendung  dieser  Säckchen 
noch  nicht  allzu  häufig  gefunden. 

Das  beste  und  wohlfeilste  Mittel  ist  das  „"SV'egfangen"  der  In- 
sekten. Hierzu  kann  man 
sich  der  Insekten- 
fanggläser  bedienen. 
Doch  tut  es  auch 
schließlich  jede  Art 
Flaschen ;  ich  habe 
Selterwasser  -  Flaschen 
genommen,  mit  Zucker- 
wasser gefüllt  und  die 
Öffnung  resp.  den  Hals 
der  Flaschen  mit  Koch- 
zucker bestreut  und 
gute  Resultate  erzielt. 
Aber  die  Lasekteu 
wollten  trotz  alledem 
nicht  alle  werden,  so 
daß  ich   schließlich  zu 

einem  Radikalmittel 
griff,  „Vertilgung  des 
ganzen  Wespennestes", 
welches  ausfindig  zu 
machen  allerdings  etwas 
Aufmerksamkeit  erfor- 
dert. Denn  nicht  nur 
der  Wein,  sondern  auch 
die  Birnen  erfreuten 
sich  allgemeiner  Be- 
liebtheit, und  ausge- 
nagte  Fruchte  waren 
durchaus  keine  Selten- 
weil wir   ein   trockenes 


Jnbiläums- 


junge    Bi'ut    dieser   Insekten 


Tafeldckonation  aus  dii 
arrangement  werden  w: 
liehen.  M.  H. 


Ausstellung   und    ein    hübsches   Blumen- 
in  einer   der  nächsten  Nummern  veniffent- 


Obstbau. 

Soll  man 

Traiibeiisäckchcii 

anbringen? 

Von  W.  Liebs,  Steglitz. 

/i\\  dieser  bereits 
in  No.  7  dieser  ge- 
schätzten Zeitschrift  an- 
geschnittenen Frage 
möchte  ich  auch  meini^ 
Erfahnmgen  mitteilen. 
Bezüglich  der  Trau- 
ben.säckchen  stehe  ich 
vollkommen  auf  dem 
Standpunkt  des  lleirri 
Beuß.  Trotzdem  ich 
mir  die  Säckchen  selbst 
anfertigte  und  viel  Auf- 
merksamkeit und  Fleili 
auf  das  Ausbeeren  ver- 
wendete, war  ich  mit 
dem  Ergebnis  durchaus 
nicht  zufrieden,*'sodaß 


heit.     l)i( 

und  warmes  Friihjaln-  hatten,  gut  ausgekommen.  Das  Nest  befand 
sich  in  der  Erde  und  war  so  groß  wie  ein  Kinderkopf.  Es 
mögen  ungefähr  noch  an  500  Insekten  und  Larven  darin  gewesen 
sein.  Dieses  Mittel  ist  sehr  einfach;  ich  goß  am  Abend  in  das 
2—3   cm    große    Loch 

des    Nestes    Schwefel- 

^  kohlenstoff  und  trat  das 

Lochfestzu.  Amandern 
Morgen  waren  nur  noch 
einige  Nachtschwärmer 
übrig.  Daß  man  hierzu 
die  für  die  Vertilgung 
der  Engerlinge  empfoh- 
lenen Schwefelkohlen- 
stoff-Kapseln nehmen 
kann,  ist  sehr  wahr- 
scheinlich. Dahinge- 
liende  Versuche  anzu- 
stellen fehlte  es  mir 
seitdem  an  Gelegenheit. 
Es  ist  ratsam,  sich  zu 
dieser  Prozedur  etwas 
Salmiak,  ein  Wirksames 
Mittel  gegen  Wespen- 
stiche, mitzunehmen. 


Leipzig 


Sommer- 
blumen. 

Lavatera  trimes- 
tris  L.,  eine  annuelle 
Sommerblüherin  aus 


IX.   13 


Die  Gartenwelt. 


Südeuropa  und  Nordafrika,  entwickelt  sich  bei  guter  Kultur  zu  einem 
überaus  stattlichen  und  zierenden  Gewächs,  das  von  Juli  bis  Sep- 
tember in  reicher  Fülle  blüht.  Der  Eindruck  ist  aber  erst  voll- 
kommen, wenn  sie  in  größeren  Mengen  gepflanzt  wird,  und  ein  Beet 
oder  eine  Rabatte  dieser  Lavateren  ist  von  prächtiger  "Wirkung.  „The 
(iarden'-  zeigte  in  No.  1696  eine  hübsche  Abbildung  einer  solchen 
Lavaterenrabatte  (ca.  1  m  hoch)  im  Vollflor,  die  den  prächtigen  Ein- 
druck, den  die  Rabatte  gemacht  haben  muß,  wohl  ahnen  läßt.  In 
großzügigen  Anlagen  würde  ein  Versuch  in  ähnlicher  Weise  gewiß 
lohnend  sein  und  eine  aparte,  vom  alltäglichen  abweichende  AVirkung 
erzielen.  Gleich  anderen  Ännuellen  muß  diese  Laratera,  so  schreibt 
A.  H.  P.  in  „The  Garden",  mit  Sorgfalt  herangezogen  werden,  wenn 
die  Ergebnisse  zufriedenstellend  sein  sollen.  Es  ist  besser  die  Samen 
in  Kästen  im  Kalthaus  im  April  auszusäen,  als  gleich  ins  Freie.  In 
den  Kästen  können  die  Sämlinge  besser  gepflegt  und  zu  kräftigen 
Pflänzlingen  herangezogen  werden.  Es  ist  wichtig,  daß  das  Beet 
oder  die  Rabatte  gut  gegraben  und  gelockert  wird, .  dagegen  ist  es 
nicht  ratsam  friscli  zu  düngen,   da   die  Pflanzen   sonst   zwar  üppig 


wenig  blühen.     In  ganz  mageren  Boden 


ins  Kraut  schießen,  aber 
blühen  die  Malven  zwar 
stark,  aber  die  Pflanzen 
werden  im  Wachstum 
gehemmt  und  die  Be- 
laubung wird  dürftig,  ja 
zu  Beginn  der  Blüte 
lassen  die  Pflanzen  die 
meisten  Blätter  fallen  und 
sehen  dann  von  unten 
aus  kahl  aus.  Lavatera 
trimesfris  ist  auch  eine 
gute  Schnittblume  für 
Vasenfüllung. 


Zwiebel-   und 
Knollengewächse. 

Voltliciiiiia    viridi- 
tloia  .liUMj. 

Von  Jos.  Fr.  Horäk, 

Schloß  Dyok.  Rheinland. 

JLm  fünften  Jahr- 
gang, Seite  208,  dieser 
geschätzten  Zeitschrift  be- 
schrieb ich  die  Kultur  und 
das    Treibverfahren    von 

Veltheimia  virirliflora  Jacq..  wobei  ich  mich  auf  eine  die  Kultur  des 
Zwiebelgewächses  betr.Notiz  des  Herrn  Hofgartendirektors  Graeben er. 
auf  Seite  112  gleichen  Jahrgangs  bezog,  wo  bemerkt  wurde,  daß  sich 
die  Veltheimia  nicht  treiben  lasse.  Ich  habe  nun  in  den  ver- 
flossenen Jahren  diesbezügliche  Versuche  angestellt,  um  festzustellen, 
inwieweit  die  Veltheimia  als  Treibpflanze  in  betracht  kommen  kann. 
Ich  behandelte  meine  Zwiebeln  auf  zweifache  Art.  Den  einen  Teil 
kultivierte  ich  zu  3  bis  5  in  einen  Topf  gepflanzt  im  Kalthaus  ohne 
künstliehe  AVärme,  während  ich  den  andern  Teil  blühbarer  Zwiebeln, 
die  bereits  einmal  getrieben  wurden,  wiederholt  zum  Treiben  an- 
setzte, .auffallend  war  die  kurze  Vegetationsperiode  der  getriebenen 
Zwiebeln  im  Gegensatz  zu  den  im  Kalthaus  kultivierten,  denn  erstere 
zogen  bald  nach  der  Blüte  ein.  Die  durch  das  wiederholte  und 
immer  früher  beginnende  Treiben  veränderte  Lebensweise  der  Velt- 
hcimien  hatte  einen  recht  nachteiligen  Einfluß  auf  den  Ausfall  der 
Blüte.  Es  zeigte  sich  nämlich,  daß  die  Blüten  von  Jahr  zu  Jahr 
kleiner,  schwächer  und  mißfarbener  wurden.  Die  Anzahl  der  Blüten- 
glocken wurde  immer  geringer,  ja  viele  Knospen  kamen  gar  nicht 
mehr  zur  Entwicklung,  obwohl  die  Zwiebeln  sonst  gesund  und  stark 
waren  und   das  Laub  gesund  aussah,  wenngleich    es  auch   spärlicher 


erzeugt  wurde,  auch  waren  die  Blätter  schmäler  und  nicht  so  schön 
gewellt  wie  die  normaler  Zwiebeln.  Dagegen  blühten  die  im  Kalt- 
hause im  Januar  bis  Februar  zur  Blüte  gebrachten  Zwiebeln  alljährlich 
gleichmäßig  schön. 

Ans  diesen  Erfahrungen  ist  zu  folgern,  daß  die  Veltheimien 
sich  zwar  treiben  lassen,  daß  sie  aber,  wie  andere  Zwiebeln,  durch 
diese  Prozedur  sehr  geschwächt  werden  und  ein  wiederholtes 
Treiben  nicht  vertragen.  Ich  möchte  daher  die  in  meinem 
vorher  erwähnten  Artikel  ausgesprochene  Empfehlung  der  Voltheimie 
als  Treibpflanze  dahin  ergänzen,  daß  sie  zur  einmaligen  Treiberei 
wohl  geeignet  ist  und  besonders  vor  "Weihnachten  in  schöner  Blüte 
zu  haben  ist,  daß  sie  aber  einer  mehrjährigen  Erholung  bedarf,  ehe 
man  sie  wieder  treiben  kann. 

Weiße  Nerine.  Herr  H.  M.  Arderne,  The  Hill  in  Clare- 
mont  bei  Kapstadt,  dem  wir  schon  manche  schöne  kapische  Neuheit 
verdanken,  es  sei  nur  an  Watsonia  alba.  Ardernei  erinnert  (Ab- 
bildung im  VI.  Jahrgang,  Seite  546)  hat  eine  weiße  Nerine  entdeckt, 
von  der  er  behauptet,  daß  sie  die  schönste  ihm  bekannte  weiße 
Nrrinc  sei.  Ihr  Weiß  soll  reiner  als  das  von  Watsonia  alba 
Ardernei  sein.  Wie  ihre 
nahe  Verwandte,  iV.  sar- 
iiie)isis,  hat  sie  sehr 
schöne  Blumen  mit  präch- 
tigem Glanz,  aber  nicht 
golden,  wie  bei  der  ge- 
wöhnlichen Art,  sondern 
wie  bereiftes  Silber.  Die 
Stammzwiebel  der  weißen 
Xcrine  wurde  in  einem 
Tale  bei  Caledon,  90  Mei- 
len von  Kapstadt,  unter 
tausenden  einer  rosa  Va- 
rietät als  Naturspiel  ge- 
funden und  hat  bei  Herrn 
Arderne    bereits    Samen 


Charlottenbur 


Nach  The  Garden. 

Crinum  Powell! 
Hort.*)  ist  nach  Baker 
•■ine  Kreuzung  zwischen 
C.  lungifoliimi  und  C. 
Moorei.  Unser  Mit- 
arbeiter, Herr  C.  S  p  r  e  n  - 
ger,  berichtet  aber  in 
The  Gardeners  Chronicle 
No.  934,  daß  er  eine 
dem  C.  I'oivelli  gleiche 
oder  zum  mindesten  sehr 
ähnliche  Hybride  aus  einer  Kreuzung  des  Crinum pedunculatum  R.  Br. 
(Vater)  aus  Ost-Australien  mit  C.  longifolium  Thtmb.  (Mutter)  er- 
zielt habe.  Zum  Beweise,  daß  C.  Moorei  nicM  Vater  von  0-  Powelli 
sein  kann,  führt  Sprenger  an,  daß  er  mehrere  schöne  Hybriden  von 
C.  Moorei  besäße,  deren  Blüten  alle  größer  als  die  größten  von 
C.  Moorei  seien,  niemals  kleiner,  was  doch  bei  C  Poirelli  der  Fall 
wäre,  das  etwas  kleinblumig  ist. 


Aus  den  Vereinen. 

Dem  Verein  Deutscher  Gartenkflnstler  (eingetragener  Verein) 
ist  der  Beschluss  des  Königl.  Amtsgerichtes  zu  Berlin  zugegangen, 
wonach  die  in  Dü.sseldori  vollzogene  Vorstandswahl,  die  auf  Grund 
einer  in  dieser  Hauptversammlung  beschlossenen  Satzungsänderung 
erfolgt  war,  ungültig  sei.  Der  bisherige  Vorstand  hat  daher,  so  lange 
er  im  Vereinsregister  steht,  seine  Rechte  und  Pflichten  weiterhin  aus- 
zuüben und  eine  einzuberufende  Hauptversammlung  hat  einen  neuen 


")  Siehe   auch  Abbildung   und    eingehenden   Artikel  .lahrg.  IIL 
Seite  361. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  la 


Vorstand  zu  wählen.  Daß  diese  Hauptversammlung  in  Berlin  statt- 
finden wird,  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel. 

Durch  einen  \richtigen  Versammlungsbeschluss  liat  sich  die 
Lage,  sagen  wir  die  politische  Lage,  im  Verein  wesentlich  geklärt  und 
man  hofft,  das  die  Vorstandswahl  so  ausfallen  wird,  daß  Berlin  auch 
künftighin  der  Sitz  des  Vereins  deutscher  Gartenkünstler  bleibt.  Be- 
sagt^e  Versammlung  vom  12.  d.  Mts.  bescliloß  nämlich  einem  Antrag 
Lesser  zufolge  mit  großer  Einmütigkeit  (es  waren  nur  drei  Gegen- 
stimmen vorh;inden,  darunter  die  des  Korreferenten  des  Hrn.  Lesser, 
Hen-n Vogeler)  .sich  zu  einer  Gruppe  der  Provinz  Brandenburg 
zusammenzuschließen.  Die  Wahl  des  Gruppenvorstandes  soll  im 
Januar  in  einer  besonders  für  diesen  Zweck  einzuberufenden  Mit- 
glieder-Versammlung erfolgen.  Für  die  Vorbereitungen,  die  dazu  er- 
forderlich sind,  wurde  ein  Ausschuß,  bestehend  aus  den  Herreu 
Brodersen,  Lesserund  Potente,  gewählt.  Mit  dem  Zusammenschluß 
der  berliner  und  brandenbui-ger  Mitglieder  zu  einer  Gruppe  ist  eine 
Basis  für  eine  friedliche  Lösung  der  schwebenden  Konflikte  geschaffen, 
wie  sie  alle  Freunde  des  Vereins  nur  wünschen  können,  da  nunmehr 
der  Hauptvorstand  die  Stellung  einnimmt,  die  ihm  in  das  gleiche  Ver- 
hältnis allen  Gruppen  gegenüber  bringt.  Es  wird  wieder  Zeit,  daß 
die  Mitglieder  sich  besinnen,  daß  es  nützlich  ist,  wenn  der  Verein 
sich  wohl  nach  außen  hin  als  juristische  Person  gebärdet,  daß  es  aber 
besser  ist,  wenn  man  sich  in  den  eigenen  Reihen  nicht  mit  juristischen 
Streitfragen  befaßt,  die  nui-  zersetzend  wirken.  Der  Verein  ist  nicht 
um  der  Statuten  willen  da,  sondern  die  Statuten  sind  um  des  Vereins 
und  des  lieben  Friedens  willen  vorhanden;  sie  sollen  das  Fundament 
sein  für  einen  soliden,  nach  innen  und  außen  gefestigten  Bau.  Auch 
Außenstehende  wünschen,  daß  dem  Verein  deutscher  Gartenkünstler 
Gäningen  erspart  bleiben,  wie  sie  im  Verband  der  Handelsgärtner 
Deutschlands  in  unheilvoller  "Weise  auflösend  w-irken.  W.  T. 

Verband  ehemaliger  Oranienburger.  Es  wird  hiermit 
öffentlich  bekanntgegeben,  daß  es  dem  Verbände,  Dank  den  Be- 
mühungen eines  ehemaligen  Oranienburgers,  des  Kollegen  P.  Eader- 
macher,  gelungen  ist,  in  der  Reichshauptstadt  eine  Ortsgruppe  zu 
gründen.  Die  erete  Sitzung  dieser  Ortsgruppe  Berlin  fand  statt  am 
4.  Dezember  1904  im  Vereinslokal  Johannisstr.  14/15.  Hierzu  waren 
erschienen:  11  ehemalige  und  5  aktive  Oranienburger,  der  Direktor 
der  Gärtner-Lehranstalt  zu  Oranienburg,  Herr  Pfannenstiel,  sowie 
die  Lehrer  Herren  Gene  und  ßeyher. 

Zum  Vorsitzenden  der  Ortsgruppe  wurde  Kollege  Max  Desens, 
Gr.-Lichterfelde,  gewählt.  Nach  Beratung  wichtiger  Vereinsangelegen- 
heiten drückten  die  Herren  Pfannenstiel  und  Gene  mit  herzlichen 
Worten  ihre  Freude  über  das  Zustandekommen  der  Ortsgruppe  Berlin 
aus  und  wünschten  dem  Verbände  ein  ferneres  Blühen,  Wachsen  und 
Gedeihen.  —  Eine  gemütliche  Fidelitas  schloß  sich  dem  geschäftlichen 
Teile  an  und  währte  bis  in  die  Nacht  hinein.  —  Ein  jeder  der  Teil- 
nehmer verließ  die  Sitzung  mit  dem  frohen  BewuBtsein,  einen  be- 
deutenden Schritt  in  der  Entwicklung  des  Verbandes  vorwärts  ge- 
kommen zu  sein. 

Max  Desens,  Vorsitzender,       Max  Hillmann,  Korrespondent. 
(}r. -Lichterfelde.  Berlin  N.  58. 

Chausseestraße   5111.  Lychenerstraße  1161. 

Bücherschau. 

Schriften   über   Obstweinbereitung  und  Obstverwertung. 

Die  bei  uns  erfreuliche  Fortschritte  machende  Förderung  der  Obst- 
kultui-  bat  es  mit  sich  gebracht,  daß  weitere  Kreise  neuerdings  auch 
der  Obstkonservierung  und  Obstweinbereitung  besondere  .  Auf- 
merksamkeit zuwenden.  In  reichen  Obstjahren  sind  diese  Verfahren 
von  großer  Bedeutung.  Überflüssiges  Beerenobst,  Steinobst  und 
Sommer-Kernobst  muß  dann  auf  einfache  Weise  konserviert,  bezw. 
vergoren  werden,  um  nicht  nutzlos  zu  verderben.  In  neuerer  Zeit 
.sind  verschiedene,  sich  mit  der  Obstvveinbereitung  und  Obstver- 
wertung befassende  wohlfeile  Schriften  erschienen.  Hierher  gehört 
in  erster  Linie  das  Werkchen:  Die  Obstweinbereitung  von 
Johannes  Böttner.  Anleitung  zam  Keltern  des  Apfelweines  u;iJ 
der  anderen  Obst-  und  Beerenweine.  Die  Pflege  des  AVeines  auf 
dem  Fasse  und  in  der  Flasche.  Die  alkoholfreien  Weine.  Mit 
60  Abbildungen.     Siebente  Auflage.     Frankfurt  a.  0.     1904.     Verlag 


von  Trowitzsoh  &  Sohn.  133  Seiten  8".  Preis  geb.  1,50  Mk.  Neu 
ist  auf  diesem  Gebiete  erschienen  das  Büchlein:  Die  Obstwein- 
bereitung von  Prof.  l'r.  Richard  Meißner.  Verlag  von  Eugen 
ülmer  in  Stuttgart.  8".  82  Seiten  Text  mit  45  Abbildungen.  Preis 
gleichfalls  1,50  Mk.  In  dieser  Schrift  werden  auch  die  Krankheiten 
und  Fehler  des  Obstmostes  in  eingehender  und  wissenschaftlicher 
AVeise  behandelt  und  die  diese  Krankheiten  und  Fehler  verursachenden 
Bakterien  und  Hefen  in  guten  Abbildungen  stark  vergrößert  vor 
Augen  geführt. 

Mit  der  gesamten  ( ib^tvi-iwurtuiiu  lit'Mjluiftigt  sich  in  knappster 
Form  das  Büchlein:  Die  Verwertung  des  Obstes  von  F.  Barth 
mit  11  Abbildungen.  Leipzig.  Koniad  (iivthifins  Verlag.     Preis  1  Mk. 

Das  Einmachen  und  Konservieren  der  Früchte  und 
Gemüse  ist  der  Titel  einer  anderen  Broschüre,  die  in  dritter  Auflage 
erschien.  „Frau  Helene''  zeichnet  als  Verfasserin.  Verlag  von 
von  Tb.  Schröter,  Zürich.  Wir  verzichten  darauf,  den  Inhalt  dieser 
kleinen  Schriftchen  eingebender  Kritik  zu  unterziehen.  Sie  fallen 
mehr  in  das  Gebiet  der  Hauswirtschaft,  auf  welchem  wir  nicht 
kompetent  sind,  als  in  das  des  Garteubaues. 

Tagesgeschichte. 

Berlin.  Die  Petitionskommission  des  Reichstages  beschloß  dem 
B.  T.  zufolge  die  Überweisung  einer  Petition,  die  das  gärtnerische 
Personal  der  Handelsgärtnereien  den  Bestimmungen  der  Gewerbe- 
ordnung zu  unterwerfen  wünscht,  dem  Plenum  zu  überweisen.  In 
einem  schriftlichen  Bericht  soll  der  Wunsch  der  Kommission  zum 
Ausdruck  gebracht  werden,  daß  die  Gärtnereigehilfen  unter  die 
Gewerbeordnung  gestellt  werden  mögen. 

Frankfurt  a.  M.  In  der  Generalversammlung  am  4.  Dezember 
wurde  der  Vorstand  der  Gartenbaugesellsohaft  neu  gewählt.  Er 
besteht  aus  den  Herren  Königlichem  Gartenbaudirektor  A.  Siebert, 
erstem  Vorsitzenden,  Städtischem  Gartendirektor  Heioke,  zweitem' 
Vorsitzenden,  F.  Wassersleben,  Kassierer,  Obergärtner  Krauß  und 
Dr.  L.  Schmidt-Griesheim,   Schriftführern,  Dr.   Gentsch,  Bibliothekar. 

—  Wie  wir  hören,  beschäftigt  sich  die  Palmengarten-Gesell- 
schaft hierselbst  mit  dem  Gedanken  der  Errichtung  eines  großen 
Komplexes  von  Pflanzen-Schauhäusern.  Mit  diesei-  Anlage  wird  auch 
ein-  großes  Viktoria  regia-Haus  verbunden  sein,  dessen  Bau  einem 
für  den  Palmengarten  längst  vorhandenen  Bedürfnis  entspricht. 
Zweifellos  wird  bei  dem  neuen  Projekt  auch  dem  Umstände  Rechnung 
getragen  werden,  daß  der  Besuch  der  einzelnen  Häuser  sich  in  an- 
genehmer Weise  bewerkstelligen  läßt  und  eine  zusammenhängende 
A nlage  geschaffen  wird,  die  die  Besichtigung  aller  Häuser  ermöglicht, 
ohne  daß  man  genötigt  ist,  in  das  Freie  zu  treten.  Dies  ist  bei  der 
derzeitigen  Anlage  sehr  unbequem  und  besonders  bei  schlechter 
Witterung  lästig.  Wenn  das  Projekt  greifbare  Gestalt  annehmen 
wird,  so  würde  dies  für  das  Institut  nur  von  Vorteil  sein,  da  es 
einerseits  einen  neuen  Anziehungspunkt  bilden  und  audererscits  auch 
eine  günstigere  Aufstellung  der  vorhandenen  reichen  Pflanzenbestände 
ermöglichen  wird. 

Gramm  i.  Schleswig.  Die  hiesige  Schloßgärtnerei,  die  seit 
einer  langen  Reihe  von  Jahren  an  die  Familie  Behrens  verpachtet 
war,  ist  an  den  Gärtner  Asbjörn  Hansen  aus  Soherrebek  mit  Über- 
nahme zum  1.  Mai  1905  verpachtet  worden. 

Hamborn.  Der  Gemeinderat  beschloß  den  Ankauf  eines 
47  Morgen  großen  Geländes,  um  dort  später  einen  öffentlichen 
Park  anzulegen.  Die  Kaufsumme  soll  durch  eine  mit  2  Prozent 
zu  amortisierende  Anleihe  aufgebracht  werden. 

Hamburg.  Eine  Schönheitskonkurrenz  für  das  Publikum,  ver- 
anstaltet auf  der  Chrysanthemum-Ausstellung  in  der  Alsterlust,  hatte 
folgendes  Ergebnis  in  bezug  auf  die  drei  mit  den  meisten  Stimmen 
ausgezeichneten  Sorten:  ,.Mme.  C.  Cmlhury^'  587  Stimmen,  „ilfe-wtCMVi" 
561  Stimmen,  ,,Mme   Paolo  Nai/ac/li"  567  Stimmen. 

Personal  -  Nachrichten. 

Schmitz,  Emil,  Garten-Architekt  in  Düsseldorf  und 
Seidel,  T.  J.  R.,  Laubegast  bei  Dresden,  wurde  von  der  Jury 
der  AVeltausstellung  in  St.  Louis  die  Goldene  Medaille  füi'  Leistungen 
im  Gartenbau,  Abteilung  I,  Gruppe  108,  zugesprochen. 


Verimtwortl.  Redaktenr:  Max  Hesdörffer 


Verlag 


Schmidt  t  Co.,  Leipzig.  —  nruck;  Anhalt.  Buchdr.  Ontenberg,  e.  G.  m.  b.  H..  Deasan. 


lustriertes  Wochenblatt  für  den   o-esamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


31.  Dezember  1904. 


No.  14. 


.Yachdruck  und  Nachbildung  aus  dem   Inhalt  dieser  Zeilschrifl  wird  strafrechtlich   verfolgt. 


Neue  Pflanzen. 


Begoiiia  liybrida  „Alsineer  (iloire". 

Von  Wilhelm  Thiirmer,   Handeisgäitner  in  Diemitz   bei   Halle  a.  S. 
{Hierxu  eine  Abbildimg.) 

lleiT  Gustav  Taubmann,  Gärtnereibesitzer  in  Merse- 
Viurg,  hatte  auf  der  letzten  Leipziger  Ausstellung 
außer  einigen  tadellosen  Pflanzen  von  Begonia 
„  Oloire  de  Loiraine'-\  die  er  gleichsam  als  Visiten- 
karte abgegeben  hatte,  um  atif  seine  vorzüglichen 
Vorräte  in  dieser  wertvollsten  aller  Herbstblüten- 
jiflanzen  aufmerksam  zu  machen,  auch  eine  Gruppe 
der  ausgezeichneten  strauchartigen  Blatt-  und 
Blütenbegonie  ..Aismeer  Gloire'--  ausgestellt.  Auf 
Anregung  des  geschätzten  Herausgebers  dieser 
Zeitschrift  hat  Herr  Taubraann  drei  Stecklings- 
pflanzen dieser  Sorte  für  die  Gartenwelt  photo- 
graphieren  lassen;  es  sind  Spätfrühjahrsstecklinge, 
und  man  erkennt  auf  der  Abbildung  sehr  deutlich 
Habitus,  Blätter  und  Blüten  dieser  Sorte,  welchi' 
sehr  an  Begonia  Oredneri  erinnern,  diese  aber 
doch  in  jeder  Hinsicht  bedeutend  übei-treffen. 
Auf  der  letzten  großen  Berliner  Winterblumen- 
ausstellung vor  ca.  fünf  Jahren  war  eine  sehr 
ähnliche  Begonie  unter  dem  Namen  „Henri  de 
Vilmorin"  ausgestellt;  ob  diese  vielleicht  identisch 
mit  dieser  ist,  weiß  ich  nicht,  möchte  es  aber 
fast  glauVien.  Die  Ähnlichkeit  ist,  soweit  ich  miih 
erinnere,  eine  sehr  große.  Nun,  wie  dem  auch 
sei,  auf  den  Namen  kommt  es  jedenfalls  nicht 
an,  die  Hauptsache  ist,  daß  „Aismeer  Gloire-' 
etwas  Gutes  ist,  eine  nicht  mehr  ganz  neue 
Neuheit,  die  es  verdient,  mehr  gewürdigt  zu 
werden,  als  es  bis  jetzt  geschehen  ist.  In  Leipzig 
hat  sie  jedenfalls  großes  Aufsehen  erregt.  — 
„Strauchartige  Blatt-  und  Blütenbegonie"  nenne 
ich  diese  Neuheit  mit  einigem  Recht,  denn  sie 
hat  von  jeder  der  drei  Hauptgi'uppen ,  in  die 
man  die  Begonien  gewöhnlich  einteilt,  etwas  und 
vereinigt  alle  gute  Eigenschaften  dieser  drei 
Gruppen  in  sich!  —  Der  Wuchs  ist  strauchartig, 
aber  trotzdem  bleibt  diese  Sorte  viel  niedriger 
als  Beg.  Oredneri,  wächst  aber  dabei  üppiger 
imd  gednmgener.     Das  Laubwerk  erinnert  eben- 

Gartenwelt.     IX. 


falls  an  Beg.  Oredneri,  ist  aber  größer,  üppiger  und  dabei 
auch  noch  fester,  —  die  Blüten  sind  aber  viel  größer  und 
erscheinen  in  viel  größerer  Anzahl,  als  bei  Beg.  Oredneri. 
imd  dann  sind  die  Blumen  von  einer  Haltbarkeit,  die  wirklich 
erstaunlich    ist.      Bei   geeigneter,   nicht    zu  hoher  Temperatur 


Begonia  hybr.  „.Alstneer  Glou' 

justav  Taubmann,  Merseburg,  für  die  , 


Die  Gartenwelt. 


IX,  14 


halten  sie  sich  1/4  Ja'"'  '""'  länger.  Welche  Widerstands- 
fähigkeit dieser  Begonie  innewohnt,  konnten  die  Besucher  der 
Leipziger  Ausstelhing  am  Schlnß  derselben  sehen ;  die  Pflanzen 
hatten  durch  die  zehntägige  Ausstellungsperiode  absolut  nicht 
gelitten,  sondern  sahen  "ebenso  frisch  wie  am  ersten  Tage 
aus.  Gewiß  ein  Beweis  dafür,  daß  wir  in  dieser  Begonia 
hybrida  „Aismeer  Gloire'-'-  eine  hervorragende  Zimmerpflanze 
besitzen,  welche  die  weiteste  Verbreitung  verdient! 


Die  Silberakazie,  Acacia  podalyriaefolia  A,  Cunn. 

{Hier>iu  eim  Abbildung.) 

./xcacia  podalyriaefolia  A.  Cwnn.^  A.  Fräser i,  eine  australische 
Art  mit  silberglänzender  Belaubunsr  und  prächtigen  goldgelben 
Mimosenblüteu ,  wurde 
vor  etwa  60  .Jahren  als 
ein  sehr  geschützter 
Winterblüher  des  Neu- 
holländerhauses gepflegt. 
Da  sie  aber  in  der  Kultur 
etwas  empfindlich  ist,  be- 
sonders ein  Zuviel  an 
Nässe  nicht  vertragen 
kann,  so  starb  sie  ganz 
aus,  denn  die  Gärtner, 
welche  die  neuere  Zeit 
hervorbrachte ,  lernten 
alles  andere  eher,  denn 
richtig  gießen. 

Diese  kulturwürdige 
Pflanze  wieder  eingeführt 
zu  haben,  ist  ein  Ver- 
dienst der  deutschen 
Firma  von  Ludw.  Win- 
ter in  Bordighera,ItaUcn. 
welche  sie  nun  in  den 
Handel  bringt,  nachdem 
durch      Veredlung     auf 

Acacia  dealbata  eiu 
großer  Vorrat  gut  ge- 
zogener Topfpflanzen  be- 
reit gestellt  ist.  Außer- 
dem hat  Herr  "Winter  in 
einer  sonnig  und  windge- 
sehützt  gelegenen  Bucht 
in  der  Nähe  der  Stadt 
ganze  Abhänge  mit  der- 
selben bepflanzt,  die  alle 
auf  die  starkwüchsige 
A.  dealbata  veredelt  sind.  Dem  außerordentlich  günstigen  Klima  ent- 
sprechend zeigt  sich  hier  eine  erstaunliche  Üppigkeit  im  Wachstum 
und  man  sieht  bereits  ganze  Bestände  stärkerer  Stämme,  an  denen 
die  Veredhingsstelle  vollkommen  glatt  verwachsen  ist.  Da  Acacia 
jmdabjriacfolia  nicht  nur  viel  schöner  ist,  als  die  bekannte  A.  dealbata^ 
deren  Blumen  als  ., Mimosenblüten"  in  jedem  Blumenladen  von 
Januar  bis  März  zu  finden  sind,  sonderii  auch  früher  —  bereits  Mitte 
^  Dezember  —  zu  blülien  beginnt,  während  -I.  dealbata  an  geschützten 
Stellen  der  Eiviera  erst  nach  Neujahr  in  Blüte  kommt  (was  früher 
vereendet  wird,  ist  meist  durch  künstliche  Wärme  zur  Entwickelung 
gebracht  und  hält  sich  deshalb  nur  beschränkte  Zeit),  so  wird  Acacia 
podalyriaefolia  —  die  Silberakazie  —  bald  ein  geschätzter  Artikel 
für  Blumenbinderei  werden.  Ihr  flauptwert  für  uns  Gärtner  liegt 
aber  in  dem  Umstand,  daß  veredelte  Exemplare  auch  im  Gefäß 
vorzüglich  gedeihen  und  daB  somit  eine  wertvolle  Bereichei-ung 
unserer  winterblühenden  Gewächse  um  eine  Art  zu  erwarten  steht, 
die  in  der  Belaubung  und  in  der  Blüte  einen  herrlichen  Anblick 
gewährt.  Rehnelt. 


Nachschrift  der  Redaktion.  Die  beistehende  Abbildung  ist 
nach  einem  Zweige  gefertigt,  den  uns  Herr  Winter  freundlichst  zur 
Verfügung  stellte.  Auch  Herr  Winter  bestätigt,  daß  A.  podalyriae- 
folia in  bezug  auf  den  Boden  und  die  Feuchtigkeit  heikel  sei;  so 
verträgt  sie  u.  a.  keinen  Kalkgehalt  im  Boden.  Auch  ist  ihre  natür- 
liche Vermehrung  schwierig.  Ganz  anders  ist  aber  das  Verhalten  der 
Pflanze  auf  der  Unterlage  von  A.  dealbata^  auf  welcher  sie  üppig 
gedeiht,  ohne  empfindlich  zu  sein.  Wir  haben  uns  von  der  Schönheit 
dieser  Akazie,  die  übrigens  nicht  mit  A.  celastrifolia  identisch  ist, 
überzeugt  und  wünschen  dieser  alten  Pflanze,  deren  Schönheit  un- 
vergleiohUch  ist,  weite  Verbreitung  in  den  Kulturen  als  Kalthaus- 
und Topfpflanze.  Sie  wird  die  Kultur  lohnen,  vorausgesetzt,  daß 
man  sie  auf  ^1.  dealbata  veredelt  und  nicht  wurzelecht  heranzieht. 
Als  Vasenfüllung  und  für  Bindezwecke  ist  diese  Akazie,  durch  den 
herrlichen  Kontrast  ihrer  goldgelben,  wohlriechenden  Blütchen  zu  dem 
silbergrauen  Ijaube,  hervorragend  geeignet  und  von  ihrer  Haltbarkeit 
im  kühlen  Zimmer  sind 
wir  sehr  befriedigt.  Auch 
blühten  die  noch  nicht  er- 
schlossenen Blüten  noch 
auf,  während  die  Zweige 
im  Wasser  standen.  Eine 
Zusammenstellung  von 
dieser  Akazie  mit  Cypri- 
pedien  sieht  sehr  gefällig 
aus. 


Acacia  podal 


Chrysanthemum. 

Die  bemerkens- 
wertesten Ohrysaii- 
tlieniiim-Sortenauf 
der  Jiibiläiinis- 
Ausstellung  des 
Leipziger  Gärtner- 
[vereins. 

Von  Carl  Ziskoven, 

Obergärtner, 
Blaukenburg  a.  H. 

J]is   war  erfreulich, 
daß  trotz  des  uugewölm- 
lich    trockenen  Sommers 
.schöne  Chrysanthemum- 
ai.uHiwiiuiu-  Im  fhe  „(..iiuiiwcir'  Blumen      in     statthcher 

Anzahl  auf  der  Leip- 
ziger Ausstellung  zu  sehen  waren.  AVeun  auch  das  Chrysanthemum, 
im  Verhältnis  zu  andern  Pflanzengattungen  mäßig  vertreten  war, 
so  hatten  doch  seine  Aussteller  gezeigt,  daß  man  auch  in 
trockenen  Jahren,  bei  reichlicher  Bewässerung  und  äußerster  Aus- 
nützung der  vorhandenen  Hilfsmittel  gute  Blumen  erzielen  kann.  In 
der  Gärtnerei,  die  ich  leite,  sind  die  Resultate  noch  nie  so  befriedigend 
gewesen  wie  in  diesem  Herbste;  wenn  auch  die  Größe  der  Blumen 
gegen  andere  Jahre  zurückblieb,  so  war  doch  die  Entwicklung  der 
Knospen  vorzüghch,  namentlich  sehr  schön  und  gleichmäßig.  Die 
Farbentöne  traten  so  rein  hervor,  und  die  Füllung  der  Blumen  war 
so  großartig,  wie  ich  dies  noch  in  keinem  Jahre  beobachtet  habe. 
Allgemein  machte  ich  auf  der  Ausstellung  die  Beobachtung,  daß  sich 
bei  den  Clnysantheiinim-Züchtern  der  Grundsatz  fester  eingebürgert 
hat,  neue  Sorten,  welche  sich  bewährt  haben,  schnell  in  ihre  Stamm- 
sortimente aufzunehmen,  und  ältere  übertroffene  Sorten  auszumerzen. 
Darmn  fand  ich  auch  nur  wenige  ältere  Sorten,  dafür  aber  in  den 
meisten  Einsendungen  die  besten  und  wertvollsten  Einführungen  der 
letzten  Jahre.     Nachfolgend  gebe  ich  eine  Sortenübersicht: 


IX,  14 


Die  Gartenwelt. 


159 


„PF.  Duckham>^  wird  wohl  für  viele  Jalire  hinaus  in  ihrer 
zarten,  prächtigen  malvenrosa  Färbung  die  allerbeste  Schnittsorte  sein. 
Die  Blume  ist  ballförmig  und  von  außergewöhnlicher  Haltbarkeit,  im 
Wuchs  ist  sie  ausgezeichnet  und  deshalb  auch  als  Topfpflanze  be- 
sonders empfehlenswert. 

„Soiiv.  de  Mme.  Buron'-''  ist  ein  Sport  von  „Prüicesse  Alice  de 
Monaco"-  und  hat  dieselben  guten  Eigenschaften  wie  diese.  Die 
Färbung  ist  ein  feines  Primelgelb,  übergehend  in  Schwefelgelb.  Die 
Stammsorte  ist  ja  fast  in  jedem  Sortimente  zu  finden,  und  wird 
dieser  hei-rliche  Sport  bald  ebenso  beliebt  sein,  da  die  aparte  Farbe 
hei  I.icht  noch  feiner  hervortritt  und  diese  Sorte  keine  Kultur- 
ansprüche macht. 

„iVoie/-'  hat  ein  fein  chamois  abgetöntes  Fleischfarben,  eine  ganz 
eigenartige  Färbung,  und  ist  eine  wertvolle '  Neuheit,  ein  Sport  der 
alten  bekannten  Sorte  „Rayonnant^\  ebenso  leicht  wachsend,  fi-üh- 
und  leiohtblühend. 

,,F.  A.  Cobbold'-;  tief  malvenrosa,  große  volle  Blume,  mit  langen 
geraden  Blumenblättern.  Die  ausgestellten  Topfpflanzen  ließen  den 
vorzüglichen  Wuchs  erkennen;  das  Laub  ist  fast  lederartig  und  un- 
empfindlich.    Die  Blume  wird  ungewöhnlich  groß. 

„Cheltoni-';  dunkelgelb,  ein  Sport  der  verbreiteten  Sorte  „Nellie 
PockeW;  die  riesige  gelockte  Blume  .sieht  auf  der  niedrigen  Pflanze 
sehr  .eigenartig  aus. 

,,Lord  Hnpetoim'-'-  ist  unter  den  dunkleren  Sorten  wohl  die 
schönste.  Die  purpurrote  Färbung  mit  der  goldigen  Rückseite  ver- 
leiht der  großen  Blume  einen  eigenartigen  Reiz. 

..O.  W.  Childs"-,  sammetig  blutrot,  eine  der  ältesten  Sorten, 
war  in  besonders  schönen  Blumen  ausgestellt.  Es  ist  keine  groß- 
blumige Sorte  und  man  kann  den  Unterschied  den  neuen  Ein- 
führungen gegenüber  bald  erkennen,  da  diese  wohl  den  dreifachen 
Umfang  haben.  Dagegen  ist  die  Färbung  unter  den  dunklen  die 
schönste  und  noch  von  keiner  neuen  Sorten  übertroffen. 

„Florenee  Penford'-'-,  gelb  und  chamois,  eine  ganz  eigenartige 
Färbung. 

,.Souv.  de  Calvat  pere'-\  weiß  mit  lichtem  rosa  Schein,  zeichnet 
sich  durch  besonders  hen-liche  große  Blumen  mit  einwärts  gebogenen 
Blumenblättern  aus;  es  ist  ein  ganz  vorzüglicher  Wachser  und  blüht 
zeitig  und  besonders  sicher. 

„Terra  Cotta':^  klares  terracotta,  Rückseite  goldig  bernsteinfarben ; 
neben  „Mr.  F.  S.  Väll-is'^  ist  es  eine  der  größtblumigen  und  in 
der  Blume  eine  sehr  haltbare  Sorte. 

.,Mlle.  R.  Avixard",  isabellfarben,  eine  ganz  eigenartige,  neu- 
artige, gelbliche  Tönung  und  ein  Sport  der  wertvollen  Sorte  „Mad. 
Oahrielle  Debrie'^. 

ySada  Yae«)",  milchweiß,  grünlich  schattiert,  eine  sehr  eigen- 
artige aber  schon  bekanntere  Sorte. 

„Ouy  Hamilton",  weiß  mit  grünlicher  Mitte;  die  Blume  ist 
sehr  zierlich,  aber  dennoch  voll-  und  gut  gefüllt 

„Charles  Schwartx'-' ,  mahagonibraun,  mit  mennigfarbener 
Schattierung,  ballförmig. 

„Mrs.  Alexander  Mc.  Kinlei/^  rosiges  Terracotta,  sehr  sicher 
blühend. 

„Mr.  F.  S.  Valhy\  zitronengelb,  sehr  lang  herabhängende 
Blumenblätter. 

„Nellie  Bean'\  zart  lavendelrosa,  eine  edel  geformte  groß- 
blumige Sorte. 

„M.  R.  Marguery^'.  malvenrosa,  Rückseite  .silbrig,  sehr  haltbare 
Blumen,  mit  lang  herabhängenden  Blumenblättern. 

„Dorothy  Pytcelt',  elfenbeinweiß;  schöne  lockere  Blume  mit 
lang  herabhängenden  Blumenblättern;  zum  Schnitt  sehr  wertvoll. 

,,M.  Martignier",  lebhaft  rot  mit  goldiger  Rückseite,  sehr  zeitig 
blühend ;  haltbare  Blume  und  ganz  sicher. 

„Madame  Paolo  Radaelli",  pfirsichrosa,  dunkler  schattiert. 

„Mlle.  Cl.  Touxet",  weiß  und  fleischfarben,  hell  malvenrosa 
getu.srht;  gerade  Blumenblätter,  die  an  den  Spitzen  einwärts  gebogen  sind. 
Die  Blume   wird   ungeheuer  groß,   ist  aber  dennoch  herrlich  gebaut. 

.yMeerleiwhteii",  grünhch  weiß  mit  meergrüner  Mitte,  eine  eigen- 
aitige  und  zierliche  Blume,  welche  für  Schnitt  und  feine  Binderei 
hervorragend  gut  ist. 


,,Girysanthemiste  Ckoulet",  orangegelb,  Rück.seiio  goldig. , 

„Mme.  Edmond  Roger",  meergrün.  Die  ausgestellten  Pflanzen 
zeigten  einen  üppigen  Wuchs  und  gut  ausgebildete  Blumen,  doch 
wird  diese  Sorte  bald  durch 

,,Syharis^\  feinstes  Lichtgrön,  verdrängt  werden.  Ihre  Blumen 
sind  leicht  feinstrahlig,  sehr  eigenartig,  und  in  der  Kultur  ist  diese 
Sorte  viel  anspruchsloser,  daher  für  Sohnittblumenzüohter  sehr  wert- 
voll; da  diese  eigenartige  Färbung  für  feine  und  vornehme  Binde- 
arbeiten unentbehrlich  ist,  wird  sie  auch  gerne  verwendet. 

Von  den  herrlichen  Neuheiten  für  1905  haben  wir  Gutes  zu  er- 
warten,   soviel  die  ausgestellten  Blumen  erkennen  ließen. 

„Merstham.  Yellow",  wunderbares  Chromgelb,  lang  herabfallende 
Blumenblätter.  Der  Wuchs  ist  besonders  niedrig.  Die  Sorte  ist 
eine  ausgezeichnete  Verbesserung  von  „Mrs.  T.   W.  PockeW\ 

„Beauty  of  Leigh'-'-  hat  riesige,  volle  gelbe  Blumen  mit  breiten  ein- 
wärts gebogenen  Blumenblättern. 

„Dora  Stevens^'-,  rosig  kupferrot,  Rückseite  chamois,  eine  ganz 
neuartige,  wundeiToUe  Färbung. 

„/.  H.  Silsbury'-\  leuchtend  braunrot,  mit  goldgelber  Rückseite;  die 
breiten  lang  herabhängenden  Blumenblätter  sind  an  den  Spitzen  gelockt. 

„Miss  Stopford'\  rahmweiß  mit  grünlicher  Mitte;  eine  riesige 
volle  Blume  mit  ineinander  verschlungenen  Blumenblättern.  Der 
Wuchs  ist  vorzüglich  und  der  ganze  Bau  der  Blume  herrlich. 

„W.  A.  Etlieriiigton^'- ,  rosig  malvenfarben,  mit  silbriger  Rück- 
seite, eine  sehr  gut  gefüllte  Blume  mit  teils  herabhängenden,  teils 
einwärts  gebogenen  Blumenblättern,  in  allen  Eigenschaften  ein  Neben- 
stuck zu  der  vorhergehenden. 

„W.  Pascoe'\  zart  lilarosa;  edelgeformte,  ballförmige,  sehr  halt- 
bare Blume. 

„Willie  Bullitnore"-,  reines  Karmin,  Rückseite  silbrig,  besonders 
lange  abwärts  gebogene  Blumenblätter;  eine  sehr  eigenartige  Neuheit. 

„Mrs.  H.  A.  Allen'-'-,  tief  rosig  karmin,  eine  der  größten 
Blumen,  mit  besonders  breiten  Blumenblättern;  im  Wuchs  außer- 
gewölinlich  niedrig. 

„Mrs.  I.  A.  Miller",  rötlich  terracotta;  die  langen  geraden 
Blumenblätter  sind  teils  geröhrt,  teils  bandartig. 

,,Mrs.  Sivinbiirne",  reinweiße,  wirre  Blumenblätter;  ist  eine  ganz 
spätblühende  sehr  wertvolle  Schnittsorte. 

„Mattd  du  Ch-os'^\  reines  Karmingelb  mit  hellerer  Rückseite, 
eine  sehr  edle  Blume. 

„Valerie  Oreenlmm" ,  lebhaft  rosa,  große  Blume  mit  gelockt 
herabfallenden  Blumenblättern. 

„Mrs.  Emily  Mileham",  reinweiß;  eine  riesig  große,  schöne  Blume 
mit  breiten,  gelockt  herabfallenden  Blumenblättern. 

„F.  T.  Taggarf-^  leuchtend  gelbe,  breite,  behaarte,  einwärts 
gebogene  Blumenblätter;  für  Liebhaber  dieser  eigenartigen,  schönen 
Rasse  eine  besonders  wertvollere  Neueinführung. 

Von  den  Neuheiten  des  Marquis  de  Pins,  von  denen  soviel 
erwartet  wurde,  schien  mir  nur  eine  beschränkte  Anzahl  wertvoll 
zu  sein  wie:  „Charles  Bacque",  hell  bernsteingelb,  ballförmige,  sehr 
große  Blume;  „Vierge  Montbmnoise'-^,  elfenbeinweiß,  riesig  groß, 
dichtgefüllt,  ballförmig;  „Mme.  de  la  Verteville-'-,  rosa,  im  Grunde 
weiß;  schöne  volle  Blume;  „Mad.  de  la  Motte  de  Saint -Pierre'-'-, 
Chromgelb  mit  grünlicher  Mitte;  „Baronne  Victor  Reille'-'-,  dunkellila 
mit  heller  Mitte;  „Baronne  Rene  Reille",  breite,  goldgelbe,  einwärts 
gebogene  Blumenblätter;  „Yolande  de  Pins",  kräftiges  Rosalila;  „Mad. 
Marie  Carrere"-,  grünlichweiß  mit  grüner  Mitte,  sehr  große  gut- 
gefüllte Blume. 

Als  größtblumige  Sorten  fielen  mir  auf  der  Ausstellung  auf: 
„Mr.  F.  S.  Vallis",  „W.  Duckham",  „Mrs.  C.  M.  Paige",  „Terra 
Cotta",  „Soda  Yaceo",  „Miss  Stopford'\  „F.  A.  Cobbold-',  „Mrs. 
1.  A.  Miller^'-,  „Willie  Bullimore",  „Mlle.  Rene  Avixard-^,  „Mtiie. 
Paolo  Radaelli",  „Beauty  of  Leiglv'-. 

Bei  den  meisten  Einsendungen  ließ  die  Belaubung  den  ver- 
gangenen trockenen  Sommer  erkennen,  dagegen  waren  die  Farbentöne 
wundervoll  ausgebildet.  Das  Publikum  scheint  dorn  bekundeten 
Interesse  nach  die  Chrysanthemum  als  die  dankbarsten  und  farben- 
prächtigsten Lieblinge  des  Herbstes  zu  verehren. 


160 


Die  Gartenwell. 


IX,   14 


Aus  deutschen  Handelsgärtnereien. 
Jac.  Beterains  Söhne  in  Geldern. 

Vom  Herausgeber. 
(Rierxru  vier  Abbildwigen.) 

-Lm  Laufe  des  verflossenen  Sommers  war  viel  von  der 
Firma  Jac.  Beterams  Söhne  in  Geldern  die  Rede, 
welche  bisher  mit  größeren  LeisUmgen  wohl  niclit  vor  die 
Öffentlichkeit  getreten  war,  da  sie  unter  den  gärtnerischen 
Oroßzüchtern  Deutschlands  zu  den  jüngeren  gehört.  Wer 
die  von  mir  und  anderen  verfaßten  Berichte  über  die  große 
Gartenbau-Ausstellung  zu  Düsseldorf  in  der  Gartenwelt  einiger- 
maßen aufmerksam  verfolgt  hat,  wird  öfters  auf  den  Namen 
dieser  Firma  gestoßen  sein,  der  dabei  immer  mit  Ehren  ge- 
nannt worden  ist.  Und  in  der  Tat  verdient  die  Firma  Jac. 
Beterams-  Söhne  «nter  den  deutschen  gärtnerischen  Firmen, 
die  auf  dem  internationalen  Düsseldorfer 
Wettstreit  gute  Kulturleistungen  den  viel- 
fach   bevorzugten    Erzeugnissen    des    Aus- 


handelte, der  gewaltigen  Hauptausstellungshalle  einen  würdigen 
Rahmen  zu  geben  oder  den  sogenannten  Hörder  Pavillon  in 
der  Zeit,  die  zwischen  verschiedene  Sonderausstellungen  fiel, 
mit  Kulturpflanzen  auszustatten,  wobei  ich  den  in  der  Zeit 
vom  1 .  Juli  bis  1 .  September  von  der  Firma  arrangierten 
großartigen  Palmengarten  besonders  erwähnen  möchte,  wandte 
sich  die  Ausstellungsleitung  nicht  vergelilich  an  .lac.  Beterams 
Söhne. 

Es  gibt  auch  unter  den  Kollegen  manche,  die  vorschnell 
mit  ihrem  Urteil  fertig  sind  und  diese  hörte  man  gelegenilich 
leichthin  sagen,  daß  alle  Palmen  der  Firma  Beterams  aus 
Belgien,  alle  Koniferen  und  ßaumschulartikel  aus  Holland 
bezogen  seien.  Daß  diese  Behauptungen  den  Tatsachen  nicht 
entsprechen  konnten,  sagte  mir  schon  eine  oberflächliche  Be- 
sichtigung der  Ausstellungsobjekte.  Jeder  Fachmann  vermag 
mit  Leichtigkeit,  allein  schon  an  der  Beschaffenlieit  der  Töpfe 
und  der  vorwendeten  Erde,  eine  deutsche  Pahne  von  einer 
belgischen  zu  unterscheiden.  Bei  Laub- 
und Nadelbäumen  ist  dagegen  das  Er- 
kennen der  Tlrsjirungsorte  schon  schwiei'igei'. 


landes  entgegenstellten  imd  daljei  der  ausländischen  Kon- 
kurrenz ehrenvoll  stand  hielten,  an  erster  Stelle  rühmend 
genannt  zu  werden.  Gewiß,  wir  haben  in  Düsseldorf  viel- 
fach vorzügliche  Leistungen  deutscher  Züchter  gesehen,  und  die 
Orchideenkulturen  Otto  Beyrodts,  die  winterharten  Rhodo- 
dendron T.  J.  Seidels,  die  dekorativen  Stauden  von  Goos 
&  Koenemann,  die  alpinen  Gewächse  von  Georg  Arends, 
die  Wasserpflanzen  und  musterhaften  Baumschulartikel  vieler 
deutscher  Aussteller  stellten  Leistungen  dar,  die  keine  inter- 
nationale Konkurrenz  irgendwelcher  Art  zu  scheuen  brauchten. 
Im  Gegensatz  zu  diesen  Ausstellern,  die  alle  als  Spezialisten 
auftraten,  verblüffte  die  Firma  Jac.  Beterams  Söhne  durch 
die  Vielseitigkeit  ihrer  Kulturen  xmA  daneben  noch  durch 
die  gewaltigen  Massen,  in  welchen  sie  diese  ausstellte. 
Mehrfach  hatte  die  Ausstellung  geradezu  den  Charakter  einer 
Spezialausstellung  dieser  Firma.  Mit  vorzüglichen  Koniferen, 
Obstbäumen  und  Ziergehölzen  trat  sie  nicht  nur  dominierend 
auf,  sondern  auch  mit  Topfpflanzenkulturen,  speziell  mit  Kulturen 
von  Palmen  und  feinen  Blattpflanzen,  Pyramiden-  und  Kugel- 
lorbeeren und  immergi-ünen  Gehölzen.     Wenn  es  sich  darum 


Den  fachmännischen  Besuchern  der  Düsseldorfer  Ausstellung 
ist  es  aber  niclit  schwer  gewesen  sich  an  Ort  und  Stelle 
davon  zu  überzeugen  was  Jac.  Beterams  Söhne  eigentlich  leisten. 
In  knapp  zwei  Stunden  kann  man,  wenn  auch  nicht  in  direkter 
Fahrt,  so  doch  lieqnem  von  Düsseldorf  nach  Geldern  gelangen, 
welches  an  der  von  Krefeld  nach  Cleve  führenden  Eisenbahn 
liegt.  Die  klimatischen  Verhältnisse  der  rheinischen  Tiefebene 
stimmen  mit  denen  Hollands  so  ziemlich  üherein.  Nur  findet 
man  hier  nicht  den  holländischen  Moor-,  sondern  den  für 
Baumschul -Betriebe  weit  günstigeren  Lehmboden.  Daraus 
ergibt  sich,  daß  Baumschulkulturon  in  Geldern  mit  gutem 
Erfolge  ausgeübt  werden  können.  Ich  habe  den  Abstecher, 
welchen  ich  im  Oktober  von  Düsseldorf  nach  Geldern  machte, 
nicht  zu  bereuen  gehabt,  denn  ich  habe  dort  soviel  gärt- 
nerisch Interessantes  wie  selten  an  anderen  Orten  gesehen. 
Man  muß  allerdings  die  Firma  suchen,  um  sie  zu  finden; 
nin-  ein  kleines,  unauffälliges  Schildchen  bezeichnet  ihr  Domizil, 
an  welchem  man  wiederholt  achtlos  vorübergehen  kann.  Die 
Baumschulen  liegen  außerhalb  der  Stadt  über  ein  großes 
Gebiet   verteilt   und  umfassen  zurzeit  45  Hektare.     Sie    sind 


IX,  14 


Die  Gartenwelt. 


im  letzten  Jahre  um  10  Hektare  erweitert 
worden  und  sollen  noch  sehr  vergrößert  werden, 
da  sicli  die  Baumschulerzeugnisse  der  Firmu 
eines  guten  Rufes  erfreuen,  schlanken  Ab- 
satz finden  und  von  vorzüglicher  Qualität 
sind.  Zum  Zwecke  weiterer  Vergrößeruiiu 
der  ikumschulen  hat  die  Firma  das  Ritter- 
gut Hau.s-Steeg  bei  Issum  mit  einem  Grund- 
besitz von  54  Hektaren  und  den  Woldershof 
bei  Winnekendonk  mit  einem  Grundbesitz 
von  26  Hektaren  erworben.  Besondere  Für- 
sorge wird  auf  Anzucht  von  Obstbäumen 
verwendet  und  es  gelangen  nur  durchaus 
bewährte  Sorten  zur  Massenvermehrung'. 
Darunter  befinden  sich  viele  Lokalsorten, 
die  auch  außerhalb  der  Rheinebene  An- 
erkennung verdienen.  V^on  beträchtlicher 
Ausdehnung  sind  auch  die  Kulturen  von 
Ziergehölzen  und  namentlich  von  Koni- 
feren. Ein  einziges  der  von  mir  ein- 
gehender besichtigten  Koniferenquartiere  wies 
nach  Angaben  der  Besitzer  einen  Bestand 
von  50000  Stück  auf.  Lage  und  Boden 
sind  in  Geldern  dem  Baunischulbetrieb  sehr 
günstig;  das  Erdreich  ist  ein  sandiger,  aber 
kalkarmer  Lehmboden.  Der  Kalkarmut  wird 
durch  systematisches  Kalken  abgeholfen 
und  dies  nicht  nur  in  der  Beteramsschen 
Baumschule;  ich  konnte  auf  der  Fahrt 
nach  Geldern  beobachten,  daß  auch  die 
Bauern  ihre  Felder  zu  kalken  pflegen.  Der  zum  Düngen 
der    Baumschulen  erforderliche  Kuhdung  muß  aus  den  Groß- 


Gewächshausabteiking  mit  Cycas-  und 
von  Jac.  Beterams  Söhne,  Geldern 


Städten    des    rheinisch- 
werden  und  .stellt  sich 


Gewächshausabteilung  mit  Phoenix -Kulturen  in  der  Handelsgärtnerei 

von  Jac.   Beterams  Söhne,   Geldern.      Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 


'almenkulturen  in  der  Handelsgärtnerei 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

westfälischeu  Industriegebietes  bezogen 
Ulf  etwa  80  Pf.  pro  Zentner.  Im  Gegen- 
satz hierzu  sei  bemerkt,  daß 
in  Berlin  die  Dunghändler  den 
nicht  zu  weit  von  der  Peri- 
pherie Großberlins  entfernt 
wohnenden  Handelsgärtnern 
den  reinen  Kuhdung  zu 
12  Pfennig  pro  Zentner  frei 
auf  das  Grundstück  liefern. 
Einen  noch  wohlfeileren  Dung 
hat  man  in  den  Großstädten 
im  Straßensclilik  an  der  Hand. 
der  in  Berlin  für  50  Pfennig 
pro  zweispännige  Fuhre  frei 
auf  das  Grundstück  geliefert 
wird;  er  ist  wertvoll  durch 
seinen  Reichtum  an  minera- 
lischen Bestandteilen.  Der 
Grundwasserstand  ist  in  den 
Beteramsschen  Baumschulen 
stellenweise  ziemlichhoch;  man 
kann  aber  beobachten,  daß  sich 
nur  Pflaumen  direkt  ablehnend 
dagegen  verhalten,  während 
er  anderen  Obstarten  durchaus 
zusagt.  Für  die  Kultur  vuu 
Buxus,  Rhododendron,  Prunus 
Laurocerasus,  Aucuba,  Skim- 
miaxi.  a. immergrüne  und  Moor- 
pflanzen besitzt  die  Firma  in 
B  0  s  k  0  0  p  (Holland)  eine  Filiale. 


Die  Gartenwelt. 


IX.  14 


Die  Firma  Jac.  Beterams  Söhne  wurde  von  dem  vor  2  Jahren 
verstorbenen  Vater  der  gegenwärtigen  Inhaber  im  Jahre  1862 
in  Geldern  gegründet.  Herr  Jacob  Beterams  beschränkte  sieh  in 
der  Hauptsache  auf  das  Platzgeseliäft,  betrieb  aber  daneben  auch 
Versand.  Im  Jahre  1895  zog  er  sich  von  den  Geschäften 
zurück  und  übertrug  das  Geschäft,  das  sich  schon  damals 
des  besten  Rufes  erfreute,  seinen  beiden  Söhnen  Emil  und 
Ludwig,  die  es  von  nun  ab  unter  der  Firma  Jac,  Beterams 
Söhnegemeinschaftlich  weiter 
führten  und  es  in  verhält- 
nismäßigkurzer Zeit  zu  einem 
großen  gärtnerischen  Ver- 
sandgeschäft ausgestalteten, 
yie  wir  solche  in  Deutsch- 
land nicht  viele  besitzen.  Vor 
Übernahme  des  Geschäftes 
waren  beide  Brüder  in  Holland 
und  Belgien  tätig.     Für  das 

Baumschulengeschäft  ist 
ihnen  der  holländische  Be- 
trieb, für  das  Topfpflanzen- 
geschäft der  belgische  Betrieb 
vorbildlieh.  Es  kommt  dies 
schon  dadui-ch  zum  Ausdruck, 
daß  in  den  Baumschulen  ein 
holländischer  und  in  den  Topf- 
pflanzenkulturen ein  belgi- 
scher Obergärtner  angestellt 
ist.  Beide  Brüder  arbeiten  in 
besterEintracht  zusammen;sie 
marschieren  gewissermaßen 
getrennt,  um  vereint  zu  sclüa- 
gen.  Sie  haben  den  Weg 
gewählt,  der  auch  unter 
Brüdern  beim  gärtnerischen 
Kompagniegeschäft  der  einzig 
gangbare  ist,  indem  der  ältere 
Bruder  Emil  Baumschul- 
spezialist ist  und  seine  Haupt 
arbeitskraft  dem  Baum  schul- 
betrieb widmet,  während  der 
jüngere  Tojjfpflanzenspezia- 
list  ist.  In  wichtigen  Fragen 
wird  selbstverständlich  ge- 
meinsam beraten  und  be- 
schlossen. 

Die  Topfpflanzengärt- 
nerei liegt  inmitten  des  Städt- 
chens Geldern  und  ist  in  der 
Hauptsache  noch  so,  wie  sie 
vom  verstorbenen  Vater  ge- 
gründet wurde.  Die  Söhne 
haben  die  alten  Bauten  pietät- 
voll erhalten,  daneben  aber 
große  Gewächshausblöcke  ge- 
nau nach  belgischem  Vor- 
bilde neu  errichtet.  Jedei 
Block  bildet  eine  Anzahl 
aneinander  gereihter  Sattel- 
häuser, die  nicht  durch 
Mauern  getrennt  sind;  ihre 
Dachkoustruktion  wird  viel- 


Prunkvase  aus  der  Königl.  Porzellan-Manufaktur  in  Berlin. 
Vom  Kaiser  für  die  Ausstellung  in  Düsseldorf  gestifteter 
und  der  Firma  Jacob  Beterams  Söhne,  Geldern,  zuerkannter 

Ehrenpreis.      Originalaufnahme  fOr  die  „Gartenwelt". 


mehr  durch  Säulen  getragen  und  der  Innenraum  bildet  somit 
ein  Ganzes.  Die  Hauptkulturen  sind  Palmen.  Latanien  sind  in 
Tausenden  und  Abertausenden  von  Pflanzen  vom  Sämling  bis 
zur  großen  Schaupflanze  vertreten,  daneben  werden  Phoenix, 
Cwyplia  ausiralis,  Kentia  und  Cocos  weddelliana,  aber  auch 
Ghamaerops  in  großen  Massen  kultiviert.  Diese  Massen- 
kultur ermöglicht  der  Firma  günstige  Preisstellmig  und  damit 
erfolgreichen  Wettbewerb  mit  ausländischen  Erzeugnissen.  Wir 
bieten  hier  zwei  Teilansichten 
aus  den  Palmenkulturen.  Das 
untere  Bild,  Seite  161,  bietet 
einen  Blick  in  eine  Gewächs- 
hausabteilung mit  Phoenix, 
das  zweite  Bild  zeigt  Latanien 
und  Cycas.  Die  Cyeaskulturen 
sind  ja  heute  nur  noch  von 
geringer  Bedeutung,  da  der 
Import  präparierter  Wedel 
das  ganze  Geschäft  verdorben 
liat.  Weitere  Spezialitäten  der 
Beterainsschen  Topfpflanzen- 
kulturen sind  Dracaenen 
luid  Cordylinen,  grüne 
imd  bunte-  Aspidistra, 
Araucarien  imdMyrthen, 
auch  Cyclamen  werden  kul- 
tiviert. 

Auf  der  internationalen 
Herbstausstellung  in  Düssel- 
dorf wurden  auch  die  Leis- 
tungen der  Firma  in  der 
Lnrbeerkultur  allgemein  be- 
wandert. Die  Firma  ist  die 
einzige  mir  bekannte  in 
Deutschland,  die  sich  auf 
das  Gebiet  der  Lorbeerkultur 
begeben  hat,  die  früher  aus- 
schließlich ein  Privileg  des 
Auslandes  wai\  Es  sind 
bereits  ansehnliche  Bestände 
von  Kugeln  und  Pyramiden 
vorhanden;  allerdings  darf 
man  niclit  fünfzig-  imd  hun- 
dertjährige Riesen  suchen, 
wie  man  sie  bei  den  bel- 
gischen Spezialisten  findet, 
denn  diese  Kultur  ist  in  Gel- 
dern noch  jung  und  wird, 
den  vorhandenen  Beständen 
nach  zu  tirteilen,  dort  seit 
etwa  sechs  Jahren  ausgeübt. 
Aber  es  ist  eine  hoffnungs- 
volle Kultur;  die  Pflanzen 
sind  gesund  und  wüchsig 
und  zweijährige  Stecklinge 
zeigen  bereits  den  Ansatz 
zur  Kugelbildimg. 

Leider  war  es  mir  nicht 
möglich  meine  Absicht,  eine 
Anzahl  Aufnahmen  in  diesen 
Kulturen  zu  machen,  zu  ver- 
wirklichen.   Das  Wetter  war 


IX,  14 


Die  Gartenwelt. 


163 


trübe  und  unter  den  stark  gekalkten  Gewächshausscheiben 
lierrschte  deshalb  nur  Dämmerlicht.  Ich  hoffe  aber,  daß  sich 
mir  im  nächsten  Jahre  eine  Gelegenheit  bieten  wird,  das 
Versäumte  nachzuholen. 

Für  ihre  umfassende  tind  großartige  Beteiligung  an  der 
Düsseldorfer  Ausstellung  hat  die  Firma  Beterams  Söhne  die 
verdiente  Änerkenhung  gefunden.  Neben  vielen  Geld-  und 
anderen  Preisen  wurde  ihr  die  höchste  Auszeichnung  zuteil, 
welche  die  Ausstellungsleitung  zu  vergeben  hatte,  der  Ehren- 
preis S.  M.  des  Kaisers,  eine  kunstvolle  Prunkvase  aus  der 
König!  Porzellanmanufaktur  in  Berlin,  deren  Abbildung  wir 
Seite   1G2  bieten. 

Auf  Seite  160  finden  die  Leser  noch  die  Porträts  des 
verstorbenen  Herrn  Jac.  Beteranis  und  seiner  beiden  Söhne 
Enal  und   Ludwig,  der  jetzigen  Inhaber  der  Firma. 


Landschaftsgärtnerei. 
Haiisgärtcii. 

Von  Franz  Boxberger,  Landschiiftsgärtuer, 
{Hierxu  eine  Abbildumj.) 
Im    Anschluß 


belehrend  zu  wirken.  Es  ist  leicht  erklärlich,  daß  jeder  Schüler 
lieber  einen  großen  Plan,  resp.  eine  große  Parkanlage  zu 
Papier  bringt,  als  einen  kleinen  Hausgarten,  aber  deswegen 
sollen  Hausgärten  noch  lange  nicht  übersehen  werden  und 
würden  durch  größere  Beachtung  derselben  viel  Spielereien 
aus  der  Welt  geschafft.  Wie  oft  findet  man  in  einem  kaum 
2.")  lim  großen  Gärtchen  Teichanlagen,  Grotten  mit  Wasserfällen 
unil  sonstigen  Künsteleien.  Dabei  sind  aber  die  Wege  so 
schmal,  daß  eine  Person  kaum  darauf  gehen  kann  und  oft 
noch  Gefaiir  läuft  den  Hals  zu  brechen,  weil  die  Wege 
noch  mit  Grotten  steinen  eingefaßt  sind,  was  man  nur  zu 
häufig  sieht. 

Der  landschaftliche  Stil  ist  in  einem  Hansgarten  ganz 
zu  verwerfen.  Er  soll  sich  lediglich  den  Formen  des  Hauses 
anpassen.  Dabei  muß  aber  darauf  geachtet  werden,  daß  er 
nicht  etwa  steif  und  einförmig  wirke  und  daß,  wenn  mehrere 
zusammen  zur  Ausführung  gelangen  sollen,  sie  ein  zusammen- 
gehöliges Ganzes  bilden.  Es  sei  nicht  etwa  gesagt,  daß 
Wasser  ganz  fehlen  soUe,  im  Gegenteil,  wo  die  nötigen  Mittel 
vorhanden  sind,  kann  Wasser  auch  im  kleinen  Garten 
belebend  wirken,  nur  sollte  es  dann  in  einem  regelmäßigen 
Bassin  mit  Springstrahl  oder  in  ähnlicher  Form  zurjWirkung 
gelangen.     (Etwa  wie  im  VIIL  Jg.,  No.  31.     Red.) 


an  den  in  No.  2  die- 
ser   Fachzeitschrift 

veröffentlichten 
Artikel  über  Vor- 
gärten, gestatte  ich 
mir  heute  den  Le- 
sern eine  Reihe 
von  Hausgärten 
vor  Augen  zu  füh- 
ren. Gerade  der 
Hausgarten  ist  es, 
der  sichimmer  mehr 
Bahn  bricht,  nach- 
dem durch  die  ver- 
schiedenen Bau- 
spekulationen und 
durch  die  Industrie 
im  Laufe  der  letzten 
zwanzig  Jahre  das 
Gelände  so  kolossal 
im  Werte  gestiegen 
ist,  so  daß  große 
Parkanlagen       von 

Privatleuten  nur 
noch  in  sehr  be- 
schränktem Maße 
geschaffen  werden. 
Leider  wird  auch 
den  Hausgärten, 
ebenso  wie  den 
Vorgärten,  viel  zu 
wenig  Beachtung 
geschenkt ,  sowohl 
vom  Publikum  als 
auch  von  denGarten.- 
bauschulen,died(ich 
in  erster  Linie  be- 
rufen  wären,  hier 


ax,v.- 


Vom  Verfasser  fOr  die  „Garleawelt"  gezeichnet. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  14 


Der  Seite  163  abfjel>il(lete  Plan  zeigt  eine  aus  12  Ge- 
bäuden bestehende  Kolonie,  welche  je  nach  Größe  von  einer 
bezw.  zwei  Familien  bewohnt  werden  sollen,  wovon  selbst- 
verständlich jede  Familie  ihren  eigenen  Garten  iiaben  muß. 
Die  Einteilung  ist  möglichst  verschieden,  nur  bei  den  Ge- 
bäuden für  zwei  P"aniilien  sind  die  Gärten  gleich.  Die  Gärten 
sind  durch  Zäune  und  Drahtgeflecht  von  einander  getrennt. 
Ein  jeder  Garten  muß  auch  seinen  Sitzplatz,  resp.  eine  Laube 
haben  und  war  darauf  zu  achten,  daß  diese  Sitzplätze  nicht 
allzu  nahe  beisammen  liegen,  da  es  nicht  angenehm  ist,  wenn 
man  von  einem  Sitzplatz  aus  jedes  Wort  hört,  welches  auf  dem 
anderen  gesprochen  wird;  nur  bei  einem  Garten  wurde  auf 
besonderen  Wunsch  anders  verfahren. 

Die  B  e  ji  f  1  a  n  z  u  n  g  besteht  größtenteils  aus  Zier- 
sträuchern, unterbrochen  durch  einige  größere  Bäume  und 
vereinzelt  von  Koniferen;  die  Rasenplätze  sind  durch  schöne 
Rhododendron-,  niedrige  Rosen  -  Gruppen  und  anderes  ver- 
schönt. Auch  nicht  allzu  teuere  Stauden  wurden  verwendet. 
Wie  ja  leicht  erklärlich,  mußte  alles,  was  die  Anlage  verteuert, 
wegbleiben,  da  die  feinere  Ausgestaltung  Sache  des  Mieters 
bezw.  späteren  Besitzers  bleibt. 


Gärtnerische  Reiseskizzen. 
Eine  Tropenfahit 

Von  Bernh.  Othmer,  kgl.  Garteninspektor,  .München. 

I.     Nach  Westindien  und  auf  Dominica. 
^j  Fortsetzung. 

V  ou  Laudat  aus  machten  wir  einen  Ausflug  zum  höher 
gelegenen  sog.  Fresh  water  lake,  dem  Frisch wasser- See. 
Gleich  rechts  am  Wege,  in  der  Nähe  eines  alten  hohlen 
Baumes,  der  mir  und  meinen  beiden  Begleitern  während 
eines  echt  tropischen,  sehr  ergiebigen  Regenschauers  in 
seinem  Innern  einen  bequemen  Unterschlupf  gewährte,  sah 
ich  reife  Himbeeren,  unserer  heimischen  in  Gestalt  und  Ge- 
schmack ähnlich;  es  war  Ruhus  janiaicensis.  Die  prächtige 
Begonia  dominicensis  sah  ich  wieder,  Epidendrum  nocturnum 
an  Bäumen,  mächtige  Klumpen  von  Isoehilus  linearis^  Sobralia 
macrantha  u.  ä.  In  der  Nähe  des  Sees,  an  senkrechten 
Wänden  von  Kalkfelsen,  gewahrte  ich  eine  große  weiße  Blüte, 
welche  ich  dann  zu  meiner  großen  Freude  in  der  Nähe  als 
ülricularia  montana  rekognoszierte.  Nicht  weit  davon  wächst 
auch  zwischen  dieser  eine  zweite,  lichtblau  blühende  Art 
Utricularia  arnethystina.  Diese  Utricularien  unterscheiden  sich 
wesentlich  von  unsern  in  moorigen  Gewässern  schwimmenden, 
untergetauchten  Arten.  Sie  haben  tmgeteilte,  schmale  lanzett- 
liclie  Blätter,  starke  Knöllchen  als  Reservestoffbehälter  während 
der  Trockenzeit  und  lange  fadenartige  Ausläufer,  an  denen 
sich  die  zum  Tierfang  eingerichteten  krugförmigen  Organe 
befinden,  die  sich  nicht  sonderlich  von  denen  an  unseren  ein- 
heimischen Arten  allseitig  bekannten  unterscheiden.  Hin  und 
wieder  findet  sich  V.  montana  als  interessante  und  auch 
schöne  Pflanze  nebst  U.  longifolia-  und  Endresi  in  Kultur. 
Ich  habe  selbst  im  II.  Jahrgang  (1898),  Seite  414  mit 
Abbildungen  auf  sie  hingewiesen.  Ihre  Bekanntschaft  nun 
am  heimatlichen  Standorte  zu  machen,  war  drum  doppelt 
interessant  imd  ich  konnte  sehen,  wie  ungemein  weit, 
30 — 40  cm,  diese  mit  Krügen  reich  besetzten  Fäden  gingen 
und  wie  reich  diese  Umgebung  an  tierischem  Leben  war. 
Ich  sammelte  sehr  viel  Utricularien,  aber  leider  verfaulte  fast 
alles  auf  der  Reise.  Der  See  ist  wohl  die  Füllung  eines 
alten   Kraterloches;   seine   Umgebung   mit    tropischen   Sumpf- 


pflanzen und  der  üppigsten  mannigfaltigsten  Vegetation  macht 
ihn  besonders  schön  und  su  ist  er  ein  beliebter  Ausflugsort 
der  wenigen  für  Naturschönheiten  empfänglichen  weißen 
Bewoiiner  Roseaus. 

Ganz  anders  und  viel  romantischer,  wilder  ist  die  Um- 
gebung und  viel  beschwerlicher  gestaltet  sich  der  Aufstieg 
zum  kochenden  See,  zum  „Boiling  lake".  Hinter  Laudat 
führt  ein  mühsam  offen  gehaltener  Fußweg  durch  Pflanzungen 
der  Eingeborenen  hinab  in  ein  Flußtal  und  dann  hört  bald 
der  Weg  auf;  man  sieht  nur  stellenweise,  daß  gelegentlich 
sehr  interessierte  Menschen  mal  ihren  Fuß  hierhin  gesetzt 
haben.  In  Verfolgung  unseres  Zieles  nun  haben  wir  mehrere 
kleinere  Flußläufe  zu  durchschreiten,  Höhen  zu  erklimmen 
und  in  Täler  hinabzusteigen.  Alles,  was  uns  umgibt,  ist 
dichtester,  jungfräulicher  Urwald,  zwei  Männer  haben  hin- 
reichend zu  tun,  um  uns  mit  den  Cutlashes,  großen  Wald- 
messern, Weg  zu  bahnen,  von  Zeit  zu  Zeit  halten  wir  Um- 
schau nach  Pflanzen  und  bemerken  in  dieser  außerordentlich 
feuchten,  warmen  Atmosphäre  eine  besondere  Menge  und 
Vielgestaltigkeit  von  Moosen  und  Hautfarnen.  Welche  Arten- 
menge würde  ein  Spezialkenner  bei  längerem  Aufenthalte 
und  eingehenden  Forschimgen  hier  entdecken!  Mir  fiel 
zunächst  ein  in  fußtiefem  modrigem  Laube  wachsender  sehr 
großer,  vielfach  zerteilter  Farn  auf,  der  zu  den  größten  und 
schönsten  seiner  Sippschaft  gehört:  Trichomanes  Leprieurii. 
Gebüschelt  stehen  die  einen  halben  Fuß  langen  mehrfach  zer- 
teilten Wedel  auf  kurzem  Stamme  und  schillern  metallisch 
blaugrün,  etwas  dunkler  wie  die  allgemein  bekannte  Sela- 
ginella  laevigaia,  in  den  Gärten  gewöhnlich  als  caesia  arborea 
geltend.  An  den  Ufern  des  hier  über  große  Felsblöcke 
herabstürzenden  Roseau-Flusses  fand  ich  an  überhängenden 
Felsen  zu  meiner  großen  Freude  das  so  seltene  Trichomanes 
iiienibranaceuni,  mit  seinem  dünnen  Rhizome  und  dessen 
wurzelähnlichen  Haaren  sich  ans  nackte  Gestein  fest  an- 
schmiegend, so  daß  es  fast  unmöglich  war,  einiges  unverletzt 
abzunehmen.  Andere  Arten  noch  finden  sich  am  Waldes- 
grunde und  zwischen  Moosen,  kleinen  Pleurothallidinen  an 
den  Stämmen  der  Waldbäume,  deren  Gipfel  sich  in  den 
Höhen  verstricken,  es  ims  unmöglich  machend,  ihre  Art 
und  ihr  Geschlecht  festzustellen.  Das  ist  tropischer  Urwald 
ureiiienster  Art!  Mit  jedem  Schritte  kommen  wir  höher. 
Wo  es  mal  etwas  freier  ist,  haben  scharfe  Süß-  und  Sauer- 
gräser von  mehr  denn  Meterhöhe  Platz  gegriffen  und  machen 
das  Vorwärtskommen  noch  schwieriger,  denn  des  öfteren 
verstrickt  sich  der  Fuß  in  ihren  Ausläufern.  Weiter  höher 
hinauf  sind  es  mehr  Bromeliaceen  und  Aroideen,  welche  die 
epiphytische  Vegetation  bilden,  wie  einige  größere  und  härtere 
Farne  (Polypodiaceen).  Nach  vierstündigem  Marsche  bergauf 
und  bergab  scheinen  wir  recht  hoch  zu  sein,  es  weht  eine 
verhältnismäßig  kühle  Brise,  uns  umgibt  ein  eigenartiger 
Koniferen-,  ein  Podocarpns -Wald.  Hier  sind  Epiphyten 
spärlich  entwickelt,  Flechten  finden  wir  mehr  und  mehr, 
nur  stellenweise  recht  klein  gebliebene  Brocchinien.  Leider 
waren  wir  noch  in  der  Regenzeit,  ungeheure  Regenströme 
gingen  nieder  und  verhinderten  mich  den  photographischen 
Apparat  in  solcher  Weise  zu  gebrauchen,  als  es  hier  wohl 
wünschenswert  gewesen  wäre.  Anstatt  auf  der  Platte 
mußte  ich  die  Eindrücke  im  Gedächtnis  festhalten.  Kräftige 
Windstöße  zerrissen  zeitweilig  die  schweren  Wolken 
und  in  der  Sonne  trockneten  die  nassen  Kleider  etwas, 
bis  ein  anderer  Regenschauer  uns  wieder  durchnäßte.  Ein 
intensiver   Schwefelgeruch    machte   sich   nun   auch  zeitweilig 


IX.  14 


Die  Gartenwelt. 


aii.s  der  Windrichtung  bemerkbar  und  verkündete  uns,  daß 
wir  nicht  mehr  allzufern  vom  Ziele  der  Wanderung  waren. 
Nachdem  wir  den  Gipfel  überschritten,  genossen  wir  ein 
großartig  wildes  Panorama,  das  total  verschieden  von  dein 
bislang  geschauten  war.  Hinter  uns  liegt  der  massige,  dichte 
rrwald,  voi'  \uis  mit  vielen  Schluchten  fast  kahles  Gestein. 
.Aus  seinen  Felsen  kommen  Gewässer  in  blauer,  gelber,  weiß- 
licher oder  auch  lir.äunlicher  Farbe,  je  nach  den  Mineralien, 
die  sie  aufgelöst  enthalten.  Hinter  einer  Felswand  sahen 
wir  eine  mächtige  Dampfwolke  aufsteigen  und  unser 
Führer  bedeutete  uns,  daß  dort  der  Krater  mit  kochendem 
Wasser  sei.  Wir  kletterten  nun  weiter,  wieder  hinab,  durch 
Gräser,  Mertensien-  und  Lycopodicngestrüpp;  nur  einige  wenige 
schön  dunkelrot  blühende  liaumartige  Melastomaceen  vertreten 
die  höhere  Pflanzenwelt.  Endlich  befanden  wir  uns  in 
einem  riesigen  vulkanischen  Kessel,  der  nun  jeglicher 
Vegetation  bar  ist,  nur  verkohlte  imd  morsche  Teile  zeigen 
Spuren  einstiger  Vegetation.  Ganz  ermattet  von  dem  ewigeit 
Auf  und  Nieder  auf  den  schlechten  Wegen,  durchnäßt  bis 
auf  die  Haut,  verzehrten  wir  an  einer  klaren  frischen 
Quelle  einige  Konserven  als  Mittagsmahl.  Dann  hatten  wir 
eine  tiefe  Schwefelquelle  zu  dm-chschi-eiten,  deren  Wasser  ca. 
1/4  Stunde  von  der  Stelle  ihres  Ursprungs  noch  so  heiß  ist,  daß 
man  kaum  den  Finger  hinein  halten  kann.  So  geht  es  noch 
einige  Male  in  ähnlicher  Weise,  dann  endlich  erreichten  wir  den 
„See".  In  einem  Kessel  von  etwa  200  m  im  Durchmesser  sahen 
wir  auf  Momente,  wenn  der  Wind  die  WasserdampfsäuJe 
verweht,  eine  brodelnde  Wasserfläche  von  etwa  50  m.  Die 
Höhe  und  Weite  dieser  schwankt  sehr.  Zu  Zeiten  soll  sie 
fast  verschwunden  .sein,  damals  Ende  Oktober  1903,  war  sie 
relativ  breit  und  sehr  aktiv.  .Ich  wagte  darum  auch  nicht 
gar  zu  dicht  heranzugehen,  umsomehr  als  ein  Jahr  früher 
ein  junger  Amerikaner  mit  einem  seiner  Begleiter  hier  seinen 
Tod  gefunden  hatte.  Die  dem  Krater  entspringenden  Dämpfe 
hatten  beide  betäubt.  Mein  derzeitiger  Führer  war  der  einzige 
Überlebende  dieser  kleinen  Expedition  gewesen  und  die 
Schrecken  dieser  Erlebnisse  bewegten  ihn  noch  so  sehr,  daß 
ihn  nur  die  Summe  von  1 1/2  £  und  Aussicht  auf  weitere 
Führerdienste  bewegen  konnten,  mich  wieder  hinauf  zu  geleiten. 

Auf  demselben  Wege  ging  es  dann  wieder  zurück,  nur 
noch  mühsamer,  denn  die  stets  sich  wiederholenden  Regen- 
güsse hatten  den  zähen  Lehmboden  stark  aufgeweicht  und 
recht  schlüpfrig  gemacht.  So  hatte  das  Erklimmen  der 
Höhen  große  Schwierigkeiten,  das  Hinabsteigen  nicht  minder, 
des  öfteren  rutschten  wir,  meine  Begleiter  und  ich,  einen 
Teil  des  Hanges  hinunter,  nicht  auf  den  Füßen,  sondern 
auf  einem  Körperteil,  der  sonst  zum  Sitzen  zu  dienen  pflegt. 
Die  zu  überschreitenden,  resp.  zu  „durch"schreitenden  Wasser- 
läufe waren  im  Laufe  des  Tages  beträchtlich  tiefer  geworden 
und  wir  hatten  Mühe  hindurch  zu  kommen.  Aber  es  ging 
alles  gut  und  mit  dem  Anbruch  der  Nacht  betraten  wir  die 
gastliche  Hütte  unseres  Führers.  — 

Auf  dieser  Tour,  einer  der  für  mich  anstrengendsten 
der  ganzen  Reise,  habe  ich  .so  recht  empfunden,  wie  not- 
wendig es  ist,  ganz  besonders  in  den  wenig  kultivierten 
Tro])enlän(lorn,  die  rechte  Jahreszeit -für  das  Reisen  zu  wählen. 
Während  der  Trockenzeit  wird  man  ja  gelegentlich  einen 
Regenguß  und  auch  einen  kräftigen  erhalten,  man  rechnet 
damit  und  findet  nichts  besonderes  darin,  wenn  aber  das 
segenspendendo  Naß  täglich  in  solch  ergiebiger  Menge  vom 
Himmel  kommt,  dann  hört  alle  Gemütlichkeit  und  was  noch 
Bchlimmer  ist,  alle  Saramel-  etc.  -Tätigkeit  auf.    Zum  Kochen 


haben  die  Eingeborenen  die  allerprimitivsten  Feuenmgs- 
einrichtungen,  der  Wärme  wegen  brauchen  sie  ja  keine 
Heizstellen  und  so  ist  der  gesittete  Europäer  genötigt  seine 
durchnäßten  Habseligkeiten  an  der  Sonne  zu  ti-ocknen,  wenn 
sie  kommt.  Will  man  etwa  Pflanzen  herbarisieren,  so  hat 
das  seine  ganz  besonderen  Schwierigkeiten.  Die  Pflanzen 
werden  nicht  trocken  und  das  durchweichte  Papior  erst 
recht  nicht.  Schließlich  wird  alles  ein  vom  Schiuunelpilz 
durchsetzter  Brei,  den  man  dann  fortwirft.  Am  besten  ist 
es  da  schon,  nach  der  bekannten  Warmingschen  Methode 
die  Pflanzen  in  Alkohol  zu  präparieren.  In  Bezug  auf  den 
Vei'sand  lebender  Pflanzen  ist  es  nicht  viel  anders.  Die  in 
vollster  Vegetation  herausgerissenen,  saftstrotzenden  Pflanzen 
werden  in  Kisten  zusammengepackt,  müssen  vielleicht,  und 
das  ist  meistens  der  Fall,  irgendwo  in  einem  heißen  Hafenorte 
längere  Zeit  auf  passenden  Anschluß  nach  E\u-opa  warten,  sei 
es  mm,  daß  der  zu  erreichende  Dampfer  bereits  ])as«iert  oder 
wie  es  mir  erging,  wegen  mal  wieder  dikti.-rt.  r  (.»niraiitäne 
nicht  anlief,  dann  verfault  die  ganze  Sendung;,  zu  li.ni-.'  kummt 
für  viel  Geld  eine  geringe  Bereicherung  dos  KoiniH,-,iliauf.Mis  an. 

Es  empfiehlt  sich  darum  in  der  Trockenzeit,  d.  h.  in  der 
Ruhezeit,  die  zur  Ruhe  gekommenen  Pflanzen  zu  sammeln, 
zwischen  Hobelspäne  zu  packen,  wenn  man  sie  haben  kann 
und  mit  schnellster  Gelegenheit  heimzuschicken.  Auf  der  Reise 
in  den  Tropengewässern  sollen  die  Kisten  .  kühl  stehen, 
späterhin  mäßig  warm.  Viele  transatlantische  Dampfer 
haben  für  Fruchttransport  solche  Räumlichkeiten  jetzt  ein- 
gerichtet; weim  man  dafür  bezahlt  und  den  nötigen  Druck 
dahinter  setzt,  kann  man  seine  Pflanzen  dort  untergebracht 
bekommen. 

Ich  sammelte  nun  in  Laudat  und  Umgegend  in  den 
bezeichneten  Richtimgen  eine  ganz  ansehnliche  Menge  Pflanzen, 
Farne,  Lycopodien,  Orchideen  und  verschiedenes  andere.  So 
manche  einzelne  Beobachtung  über  das  Gedeihen  dieser  und 
jener  Art  konnte  ich  in  Muße  machen  und  wenn  ich  schließlich 
das  Fazit  zog,  besonders  aus  der  üppigen  Epiphyten-  und 
Baumfarnvegetation,  so  mußte  ich  mir  sagen,  daß  wohl  die 
reiche  Wasserzufuhr,  die  stets  so  reiche  Luftfeuchtigkeit,  die 
in  dem  modernden  Laube  erhalten  bleibt  bei  sich  ziemlich 
gleichbleibender  Wärme,  und  die  gi-oße  Menge  Lichtes  diese 
Wachstumsfaktoren  waren.  Auffallend  war  mir,  wie  überall 
für  den  raschen  Abfluß  des  überschüssigen  Wassers  gesorgt 
schien,  Baumfarne  fand  ich  stets  nur  an  Abhängen. 

Das  Packen  aller  Sammlungen  hatte  schließlich  in  Roseau 
seine  großen  Schwierigkeiten,  denn  auf  dem  jeder  Industrie 
baren  Eilande  fehlte  es  an  Kisten  und  Packmaterial.  Aber 
der  stets  hilfsbereite  Kollege  Jones  schaffte  nach  Kräften  Rat. 
Am  Abend  des  5.  November  war  ich  wieder  an  Bord  und 
es  galt  Abschied  zu  nehmen  von  der  schönen  Insel,  wo  ich 
zum  ersten  Mal  Tropenvegetation  in  üp])igster  Entwickelung 
gesehen,  und  die  mir  so  lieb  geworden.  Vom  Schiffe  beobachtete 
ich  einen  selbst  für  Westindien  außergewöhnlich  großartigen 
Sonnenuntergang,  die  Glocken  der  alten  Jesuitenkathedrale 
von  Roseau  läuteten  von  auch  hierher  gedrungener  christlicher 
Kultur,  die  hohen,  von  Urwald  bedeckten  Berge  zeugten  von 
unbefleckter  Natur,  eine  Wolke  in  weiter  Ferne  zeigte  wie 
die  Dämpfe  des  kochenden  Sees  aufstiegen  und  am  Himmel 
ging  die  Scheibe  des  vollen  Mondes  auf. 

Die  Dampfpfeife  der  „Eden"  ertönte,  die  Schiffsschraube 
machte  die  ersten  lang,samen  Umdrehungen,  der  Union  Jack 
am  Ufer  senkte  sich  —  fort  gings,  neuen  Wundern  entgegen. 
(Fortsetzung  folgt.) 


Die  Gartenwelt. 


IX,  14 


Pflanzendüngung, 
rtlaiizeiiprodnklioii  uml  Kiiii8t(lüno(M-.*) 

Von  Prof.  Dr.  J.  H.  Vogel,    Berlin. 

V  or  kurzem  ist,  wie  bereits  (in  No.  10,  Red.)  mitgeteilt  wurde, 
dem  Cliemiker  Prof.  Dr.  A.  Frank  in  Charlottenburg  durch  Ver- 
leihung der  goldenen  Liebigmedaille  seitens  der  königlichen  Akademie 
der  Wissenschaften  zu  München  eine  seltene  Auszeichnung  zuteil 
geworden.  In  der  Begründung  wurde  ausdrücklich  betont,  daß  dies 
u.  a.  geschehen  sei  für  die  erfolgreichen  Bemühungen,  den  Luft- 
stickstoff in  ein  wertvolles  Düngemittel  zu  verwandeln. 

Die  Stickstoffverbindungen,  insbesondere  der  sogenannte  Chili- 
salpeter und  das  schwefelsaure  Ammoniak,  sind  wertvolle  Handels- 
produkte, die  außer  in  der  Industrie  im  landwii-tsohaftlichen  Betriebe 
als  Düngemittel  eine  besonders  weite  Verbreitung  gefunden  haben. 
Da  nun  ungefähr  80°/o  dei-  Luft,  die  uns  umgibt,  aus  Stickstoff 
bestellt,  so  ist  es  begreiflich,  daß  seit  .Jahrzehnten  das  Streben  der 
Chemiker  dabin  geht,  die  .sogenannte  Bindung  dieses  Luftstick- 
stoffes, d.  h.  seine  Überführung  in  ähnliche  oder  gleichwertige  Ver- 
bindungen, wie  die  vorgenannten,  zu  erreichen.  Alle  darauf  ge- 
richteten Bemühungen  waren  bis  vor  kurzem  vergeblich.  Nachdem 
nunmehr  durch  die  Frankschen  Forschungen  dieses  Problem  als 
gelöst  angesehen  werden  kann,  verlohnt  es  sich  wohl,  kurz  die  volks- 
wirtschaftliche Bedeutung  dieser  bedeutsamen  Tatsache  einer  Würdigung 
zu  unterziehen. 

Liebig  hat  uns  gelehrt,  daß  es  von  den  zahlreichen  Stoffen, 
aus  denen  sich  der  Pflanzenleib  zusammensetzt,  insbesondere  drei 
sind,  an  denen  der  Kulturboden  bald  verarmt,  wenn  ihm  nicht  in 
geeigneter  Form  Ersatz  dafür  geboten  wird:  Kali,  Phosphorsäuie  und 
Stickstoff.  Unterbleibt  ein  Ersatz  auch  nur  eines  dieser  Stoffe,  so 
gehen  die  Erträge  des  Bodens  bald  zurück,  während  umgekehrt  eine 
Anreicherung  mit  denselben  unter  sonst  geeigneten  Verhältnissen 
eine  bedeutende  Steigerung  der  Ernten  zu  bewirken  vermag.  Es 
hat  lange  gedauert,  bis  diese  von  Liebig  klar  zum  Ausdruck  gebrachte 
Tatsache  zum  Allgemeingut  der  Landwirtschaft  wurde.  .Tahrzehnte 
vergingen,'  bis  in  der  Praxis  stehende  Forscher,  von  denen  nur 
Julius  Wolf  in  Hohenheim,  M.  Maercker  in  Halle  und  P.  Wagner 
in  Darmstadt  genannt  seien,  und  ein  Praktiker,  der  erst  vor 
einigen  Jahren  verstorbene  Schulz-Lupitz,  durch  ihre  unermüdliche 
Arbeit  es  fertig  brachten,  daß  die  früher  nur  vereinzelt  benutzten 
Kunstdünger  heute  jedem  kleinen  und  kleinsten  Landwirt  bekannt 
sind  und  ihre  regelmäßige  Anwendung  auch  in  den  bäuerlichen 
Kreisen  als  etwas  Selbstverständliches  gilt.  Die  von  Jahr  zu  Jahr 
zu  beobachtende  Steigerung  im  Kuustdüngerverbrauch  gibt  ein  be- 
redtes Zeugnis  dafür. 

Es  kann  deshalb  nicht  wundernehmen,  wenn  angesichts  dieser 
Tatsache  immer  wieder  die  Fragen  erörtert  werden,  wie  für  eine 
geeignete  Beschaffung  der  erforderlichen  Kunstdüugermengen  zu 
sorgen  ist  und  wie  dies  insbesondere  möglichst  unabhängig  vom 
Auslande  geschehen  kann.  So  einfach,  wie  uns  dies  heute  schon 
für  einen  Teil  der  in  Frage  kommenden  Stoffe  erscheint,  lag  die 
Sache  durchaus  nicht  immer.  So  wußte  man  bereits  vor  f)0  Jahren 
durch  die  Liebigschen  Forschungen,  daß  der  Ersatz  des  dem  Boden 
durch  den  Pflanzenbau  entzogenen  Kalis,  insbesondere  für  das  Ge- 
deihen der  Knollengewächse,  von  unschätzbarem  Werte  ist.  Tiotzdem 
nun  aber  das  Vorkommen  großer  Mengen  von  Kalisalzen  im  Staß- 
furter  Becken  bekannt  war,  wußte  man  dieselben  doch  nicht  als 
Pflanzennahning  zu  verwerten,  sondern  wandte  die  nur  in  beschränkter 
Menge  verfügbare  Holzasche  und  andere  kalihaltige  Stoffe  an,  deren 
Bezug  meist  mit  erheblichen  Kosten  verbunden  war.  Erst  durch  das 
ebenfalls  von  Frank  vor  etwa  40  Jahren  aufgefundene  Verfahren  aus 
den  Staßfuiter  Rohsalzen  das  Chlorkalium  herzustellen,  wurde  der 
Weg  gewiesen,  auf  welchem  die  im  deutschen  Boden  vorhandenen 
Kalischätze  der  Landwirtschaft  nutzbar  gemacht  werden  konnten. 
Die  Forschungen   eines  Rimpau  und  Schulz-Lupitz   haben   dann 


*)  Mit  Genehmigung  des  Herrn  Verfassers  und  der  Schriftleitung 
der  Täglichen  Rundschau  in  Berlin. 


später  gezeigt,  wie  man  auf  Moor-  und  Sandboden  auch  die  rohen 
Kalisalze  direkt  in  großen  Mengen  als  Düngemittel  verwenden  und 
damit  auf  diesen  von  Natur  minder  begünstigten  Bodenarten  un- 
geahnte Erträge  erzielen  kann. 

Nicht  viel  anders  lagen  die  Verhältnisse  in  bezug  auf  die  Vei'- 
sorgung  des  Bodens  mit  Phosphorsäure.  Von  dem  immerhin  nur  in 
beschränkten  Mengen  verfügbaren  Knochenmehl  abgesehen,  nahm 
man  i\och  vor  2.t  Jahren  allgemein  an,  daß  wir  in  der  Deckung  des 
Phosphorsäurebedarfs  stets  auf  das  Ausland  angewiesen  sein  würden. 
Da  erfand  Thomas  sein  bekanntes  Verfahren  zur  Entphosphorung 
des  Eisens,  bei  dem  die  Phosphorsäure  an  Kalk  gebunden  als  Abfall- 
produkt erzielt  wird,  und  ein  hannoverscher  Apotheker,  Hoyermann, 
lehrte  uns  dieses  heute  unter  der  Bezeichnung  Thomasphosphat- 
mehl bekannte  Abfallprodukt  als  Dünger  venvenden.  Damit  war 
auch  die  Frage,  wie  ein  Ersatz  der  Phosphorsäure  unabhängig  vom 
Auslande  erfolgen  könne,  ihrer  Lösung  insofern  um  einen  guten 
Schritt  näher  gebracht,  als  die  heimische  Produktion  an  Thomas- 
phosphatmehl genügt,  um  etwa  die  Hälfte  der  bei  uns  verbrauchten 
Phosphorsäuredünger  zu  decken. 

Nur  für  den  teuersten  und  in  gewisser  Hinsicht  auch  wichtigsten 
Pflauzennährstoff,  den  Stickstoff,  fand  man  im  Inlande  keine  auch 
nur  annähernd  ausreichende  Quelle.  Zwar  werden  in  Deutschland 
alljährlich  große  Mengen  schwefelsauren  Ammoniaks  gewonnen,  die 
als  Kunstdünger  schlanken  Absatz  finden,  allein  sie  genügen  nicht 
im  entferntesten  zur  Deckung  des  Bedarfs  und  man  war  deshalb  auf 
den  aus  Chile  bezogenen  Salpeter  und  den  vornehmlich  in  Peru  in 
großen  Mengen  aufgefundenen  Guano  als  Hauptstickstoffdünger 
angewiesen.  Da  zeigte  in  den  achtziger  Jahren  des  vorigen  Jahr- 
hunderts ein  praktischer  Landwirt,  der  schon  erwähnte  Schulz-Lupitz, 
wie  man  auf  einem  vorher  nicht  einmal  geahnten  Wege  in  ein- 
fachster Weise  den  Stickstoff  der  Luft  einfangen  und  in  geeignete 
Pflanzennahrung  umwandeln  könne.  Er  hatte  nämlich  beobachtet, 
wie  gewisse  Pflanzen,  die  Leguminosen,  durch  die  Mitwirkung  kleinster 
Lebewesen,  welche  sie  in  ihren  Wurzeln  beherbergen,  sich  von  dem 
freien  Stickstoff  der  Atmosphäre  zu  ernähren  vermögen  und  gründete 
auf  dieser  Kenntnis  sein  jetzt  längst  zum  Allgemeingut  der  ganzen 
Landwirtschaft  gewordenes  System  der  Gründüngung.  Allein,  so 
groß  auch  die  Bedeutung  dieses  Systems  sein  mag,  so  erhebliche 
Mengen  Stickstoff  dadiuch  alljährlich  aus  dem  unerschöpflichen 
Vorrat  der  Atmosphäre  in  Pflanzennahruug  umgewandelt  werden, 
die  Erfahrung  hat  gelehrt,  daß  auf  diesem  Wege  leider  ein  voller 
Ersatz  der  dem  Boden  durch  die  Pflanzen  entzogenen  Stickstoff- 
mengen niemals  möglich  sein  wird,  da  die  Gründüngung  immerhin, 
bedingt  durch  die  Verhältnisse  des  Bodens  und  des  Klimas,  nur 
beschränkte  Anwendung  finden  kann.  Die  von  Jahr  zu  Jahr  wachsende 
Einfuhr  der  vorerwähnten  Stickstoffdünger  bestätigt  dies  zur-  Genüge. 
Diese  Tatsache  und  der  umstand,  daß  die  Verwendung  der  Stick- 
stoffdünger noch  immer  nicht  annähernd  so  groß  ist  wie  sie  rationeller- 
weise sein  sollte,  haben  die  Frage  einer  vom  Auslande  unabhängigen 
Versorgung  mit  diesem  wichtigen  Pflanzennährstoff  um  so  mehr  zu 
einer  akuten  gemacht,  als  die  Salpeterlager  in  Chile  nur  noch  für 
eine  beschränkte  Zeit  ausreichen  werden.  Der  vor  einigen  Jahren 
erfolgte  Ankauf  eines  dieser  Salpeterlager  durch  deutsche  Landwirte 
charakterisiert  zur  Genüge  die  Bedeutung  der  Auffindung  eines 
brauchbaren  Verfahrens  zur  Bindung  des  Luftstickstoffs. 

Frank  hat  über  sein  Verfahren,  das  eine  einwandfreie  Lösung 
dieses  Problems  ermöglicht,  erstmahg  auf  dem  im  Sommer  1903  in 
Berlin  abgehaltenen  Internationalen  Kongress  für  angewandte  Chemie 
berichtet.  Seine  Mitteilungen  riefen  in  weiteren  Kreisen  begreif- 
liches Aufsehen  hervor  und  wurden  mehrfach  als  das  bedeutsamste 
Ereignis  des  Kongresses  bezeichnet.  Daß  es  sich  tatsächlich  um 
eine  volkswirtschaftlich  wie  landwirtschaftlich  gleich  bedeutende 
Errungenschaft  handelt,  lehren  die  sicheren  Unterlagen,  auf  denen 
das  Verfahren  aufgebaut  ist.  Schon  im  Jahre  189.T  hat  Frank  den 
geeigneten  Weg  gefunden,  um  mit  Hilfe  der  Carbide,  aus  denen 
man  heute  allgemein  das  Acotylengas  hei-stellt,  den  Luftstickstoff 
zu  binden,  zunächst  in  der  Absieht,  das  so  gewonnene  Produkt  als 
Cyan  —  einer  Verbindung  von  Stickstoff  und  Kohlenstoff  —  zu 
verwerten.     Das  Verfahren   besteht  kurz  darin,   daß  der  Stickstoff 


IX,  u 


Die  Gartenwelt. 


der  Luft  unter  gewissen  Bedingungen  über  die  zur  Rotglut  orkitzten 
Karbide  geleitet  wird,  wobei  der  in  letzterem  enthaltene  Kohlenstoff 
den  Stickstoff  chemisch  bindet.  Nacli  mehrjährigen  Vorarbeiten  im 
Laboratorium  errichtete  Frank  im  Jahre  1897  eine  größere  Verauchs- 
aalage,  um  darin  sein  inzwischen  vereinfachtes  Verfahren  im 
größeren  Betriebe  zu  erproben.  Später  wurden  ebenfalls  im  großen 
Umfange,  d.  h.  fabrikmäßig,  die  Versuche  in  Frankfurt  a.  M.  fort- 
gesetzt und  hier  war  es  der  Sohn  des  Erfindere,  Dr.  Albert  Frank, 
welcher  auf  die  Idee  kam,  das  stickstoffhaltige  Produkt  als  Dünger 
zu  verwenden.  Da  die  darin  enthaltene  Stickstoffverbindung  als 
Düngemittel  nicht  erprobt  war,  stellte  man  daraus  Ammoniaksalze 
her.  Vor  reichlieh  zwei  Jahren  wurde  die  Versuchsanlage  nach 
Berlin  verlogt  und  Weltfirmen  wie  Siemens  &  Halske,  in  Verbindung 
mit  der  Deutschen  Bank,  und  andere  beteiligten  sich  an  der  weitereu 
Ausarbeitung  des  Verfahrens.*)  Man  sah  zunächst  von  der  Um- 
arbeitung auf  Ammoniak  ab  und  wandte  sich  an  den  bekannton 
Darmstädter  Agrikulturchemiker  Professor  Dr.  P.  Wagner  mit  dem 
Ersuchen,  das  Rohprodukt,  welches  14  bis  22  v.  H.  Stickstoff  ent- 
hält, im  praktischen  Betriebe  direkt  auf  seine  Düngerwirkung  zu 
untereuchen.  Auch  Prof.  Gerlach  in  Posen,  sowie  Dr.  Otto  in 
Proskau  stellten  Versuche  an.  Sie  alle  haben,  wie  aus  ihren 
Veröffentlichungen  hervorgeht,  übereinstimmend  gefunden,  daß  dieses 
Rohprodukt,  welches  nach  seinen  beiden  Hauptbestandteilen  kurz 
.■,Kalkstickstoff"  (Cyanid)  genannt  wird,  als  direkter  Pflanzennährstoff 
große  Dienste  zu  leisten  vermag.  Die  zahlenmäßig  begründeten 
Versuchsergebnisse  zeigen,  daß  der  Kalkstickstoff  dem  schwefel- 
sauren Ammoniak  nach  jeder  Richtung  gleichwertig  ist.  Auch  aus 
der  Schweiz  und  aus  Schweden  liegen  schon  Berichte  über  Düngungs- 
versuche mit  Kalkstickstoff  vor,  die  einen  gleich  günstigen  Verlauf 
nahmen.  In  der  Zwischenzeit  haben  Prof.  Frank  und  seine  Mit 
arbeiter,  unter  denen  namentlich  noch  Dr.  Erlwein,  der  Chef- 
chemiker von  Siemens  &  Halske,  zu  nennen  ist,  das  Fabrikations- 
verfahren soweit  vereinfacht,  daß  in  Jahresfrist  zum  Großbetriebe 
übergegangen  werden  kann.  Wir  können  die  Stiokstofffrage,  so  weit 
es  .sich  dabei  um  Beschaffung  'der  für  die  Landwirtschaft  erforder- 
lichen Stickstoffkiinstdüuger  handelt,  als  gelöst  betrachten,  so  daß 
wir  nötit'en falls  imstande  sein  werden,  unsern  Bedarf  an  Kali  und 
Stickstoff  vollständig,  den  an  Phosphorsäure  zu  einem  erheblichen 
Teil  unabhängig  vom  Auslande  zu  decken.  Die  heimischen  Produkte, 
Kalkstickstoff,  Thomasphosphatmehl  und  Chlorkahum,  haben  noch 
den  Vorzug,  daß  sie  sich  unbedenklich  miteinander  mischen  lassen. 
In  dem  Gemenge  wäre  zum  Beispiel  ein  vollständiger  Ersatz  des 
Guanos  gegeben  mit  einem  Gehalte  von  je  etwa  8 — 10  v.  H.  Stick- 
stoff und  Phosphorsäure,  sowie  3 — 4  v.  H.  Kali  neben  erheblichen 
Mengen  Kalk,  deren  Anwesenheit  erfahrungsgemäß  zur  vollen  Aus- 
nutzung der  erwähnten  Pflanzennährstoffe  unbedingtes  Erfordernis  ist. 


Bücherschau. 

Die  Gartenkunst  in  Wort  und  Bild.**)  Herausgegeben  von 
Franz  Sales  Meyei-,  Prof.  der  Großh,  Kunstgewerbeschule  in  Karls- 
ruhe, und  Friedrich  Kies,  Gartendirektor  in  Karlsruhe,  Mit  300  Ab- 
bildungen und  Plänen  im  Text.  Leipzig  1904.  Verlag  von  Karl 
Scholtze  (W.  .Junghans),  Vorlag  für  Architektur,  Technik  und  Kunst- 
gewerbe. Quart.  S.  V— XII  Inhalts -Verzeichnis  und  Verzeichnis  der 
Abbildungen.     484  Seiten  Text,    darunter   5  Seiten    zu    einem    sehr 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Die  Cyanid-Gesellschaft 
m.  b,  H,  in  Berlin  SW,,  eine  Tochtergesellschaft  von  Siemens  &  Halske, 
befaßt  .sich  mit  der  Heretellung  des  Cyanid  benannten  Düngers,  Vor- 
läufig wird  der  Kalkstickstoffdünger  allerdings  nur  in  kleinem  Maß- 
stabe in  Berlin  dargestellt  und  mit  Rücksicht  auf  die  in  diesem  Be- 
triebe Verhältnismäßig  hohen  Kosten  und  die  nur  einige  hundert 
Tonnen  pro  .lalir  betragende  Fabrikationsmenge  im  Handel  noch 
nicht  abgegeben.  Mit  dem  allgemeinen  Verkauf  wird  begonnen 
werden,  wenn  die  geplanten  Fabriken  im  Auslande  unter  Benutzung 
gewaltiger  Wasserkräfte  in  Betrieb  sind,  was  im  Herbst  1905  vor- 
aussichtlich der  Fall  ist, 

**)  Vgl,  die  erste  Besprechung  dieses  Werkes  in  No.  9. 


guten    Sachregister,    durch     welches     man     alles    Gesuchte     schnell 
finden  kann.     Preis  broscli.  25  Mk.,  geb.  27  Mk. 

In  14  großen  Abschnitten  wird  das  ganze  Gebiet  der  Garten- 
kunst dargestellt.  Abschn.  I  bringt  auf  39  Seiten  mit  23  Figuren  den 
allgemeinen  und  geschichtlichen  Überblick,  Hier  wird  die  Gartenkunst 
als  bildende  und  schöne  Kunst  eingeführt,  der  Gegenstand  die.ser 
Kunst  besprochen  nach  der  allgemeinen  Einteilung  der  Gärten  in 
landschaftliche  und  regelmäßige,  und  nun  die  geschichtlichen  Stile  in  der 
bisher  üblichen  Reihe  in  7  Abteilungen  erklärt  als  Gärten  des  Altertums, 
des  Mittelalters,  des  italieni.schen,  französischen,  englischen,  chinesisch- 
japanischen und  neuzeitlichen  Stils.  Die  Gärten  des  Altertums  werden 
nur  erwähnt,  etwas  mehr  wird  auf  die  römischen,  aber  ohne  Plan  und 
Bild,  eingegangen.  Bei  dem  Tusculum  des  Plinius  ist  die  Rekonstruktion 
bis  Schinkel  erwähnt,  nicht  aber  die  vorzügliche  von  Meyer,  die  derselbe 
in  seinem  Lehrbuch  der  Gartenkunst  1860  veröffentlichte.  Alle  Teile 
eines  römischen  Kaiserparkes  sind  genannt,  aber  eine  kurze  Erklärung  der 
Worte  für  den  Lernenden  ist  nicht  gegeben.  Die  beiden  Figuren  dazu 
sind  schöne  Bilder,  geben  aber  kein  charakteristisches  Bild  eines  römischen 
Gaiieos;  auch  bezweifle  ich,  daß  die  schönen  Mädchen  so  barfuß  bis 
an  den  Hals  die  alten  Parks  dort  durchwanderten.  Anschaulich 
sind  die  Gärten  des  Mittelalters  mit  schönem  Bild  aus  Sevilla  dar- 
gestellt und  vortrefflich  der  italienische  Gartenstil  mit  6  schönen 
Ansichten  und  2  Plänen.  Sehr  richtig  ist  dabei  auf  den  zeithchen 
Gegensatz  zwischen  Architektur  und  Garten  hingewiesen:  „Die  Werke 
des  Architekten  und  Bildhauers  werden  schon  von  den  Zeitgenossen 
bewundert;  der  Gartenkünstler  feiert  seine  Triumphe  erst  im  Grabe." 
Sehr  gut  ist  der  französische  Stil  behandelt,  dazu  3  gute  Ansichten 
und  3  charakteristische  Pläne;  doch  ist  zu  bemerken,  daß  der  Plan 
von  Versailles  wohl  nach  einem  der  alten  Pläne  dargestellt  ist  und 
auch  einen  Überblick  mit  Trianon  bietet,  aber  undeutlich  und  schlecht 
ist,  so  daß  für  den  Nichtkenner  jede  Schönheit  der  Einzelheiten  ver- 
loren geht.  Ebensogut  ist  dann  der  englische  und  danach  der 
chinesische  und  japanische  Stil  behandelt,  aber  die  zugehörigen  Ab- 
bildungen genügen  nicht;  eine  englische  Parkansicht  fehlt  ganz,  der 
Plan  von  Stowe  ist  zu  klein  und  für  den  Laien  unleserlich,  die 
Chinoiserie  ist  das  Gegenteil  eines  stets  groß  angelegten  chinesischen 
Gartens,  und  von  japanischen  Gärten  sind  viele  Hunderte  mehr 
charakteristische  und  bi.-ssere  Ansichten  vorhanden,  als  die  unklar  ge- 
gebene, um  so  bedauerlicher,  als  dem  Kunstsinn  der  Japaner  ver- 
dientes Lob  gespendet  w^ird.  Der  folgende  Teil,  die  Gartenkunst  im 
19.  Jahrhundert,  ist  trotz  seiner  Kürze  vortrefflich  geschrieben,  auch 
Deutschland,  Frankreich,  England  genannt,  Nordamerika  berührt;  die 
3  Pläne  sind  gut,  aber  leider  auch  etwas  klein.  Zu  bedauern  ist,  daß 
all  der  neueren  großen  Anlagen  in  Mittel-  und  Südamerika,  in  Ost- 
indien und  Ostasien  sowie  am  Mittelmeer  keine  Erwähnung  geschieht. 
Ein  gediegenes  Schlußwort  führt  uns  in  die  Moderne  und  fragend  in 
die  Zukunft.  Dieser  historische  Teil  ist  anmutig  und  lehrreich  ge- 
schrieben, wenn  er  auch  nicht  erschöpfend  ist  und  sein  will. 

Der  folgende,  größere  Teil  des  lehrreichen  Buches  könnte  der 
praktische  Teil  genannt  werden.  Im  II.  Abschn.  wird  sehr  gut  und  sehr 
ausführlich  das  Wichtigste,  das  Pflanzenmaterial,  behandelt.  Nach 
botanischer  Einleitung  folgt  die  Systematik,  die  bedauerlicherweise 
mit  Eichler  schließt  und  dessen  1883  aufgestelltes  System  bringt, 
während  Engler  gar  nicht  genannt  ist  und  dessen  allseitig  anerkanntes 
System,  seit  1903  schon  im  Syllabus  in  vierter  Auflage  veröffentlicht, 
ganz  übergangen  ist ;  das  muß  in  einer  zweiten  Auflage  verbessert 
werden.  Die  geographische  Übersicht  ist  sehr  gut,  wenn  sie  sich 
auch  nicht  auf  Drude,  Leunis  oder  Engler  stützt.  In  25  Abteilungen 
folgen  dann  alle  Park-  und  Gartenpflanzen  nach  ihrer  Verwendungs- 
art sehr  ausführlich  in  alphabetischer  Folge,  sehr  wertvoll  für 
den  Techniker.  Zu  bedauern  ist  das  Fehlen  der  Höhenangaben 
m  allen  Abteilungen,  die  hier  durchaus  hingehören;  auch  hätten  die 
Alleebäume  unter  g,  Frachtbäume  unter  m,  und  seltene  Bäume  in 
die  Größenreihen  eingereiht  werden  müssen.  Warum  überall  unter 
den  Alleebäumen  die  schönen  Nadelhölzer,  Abies,  Picea,  Pimis  und 
Taxodium  (Taxodiiim  ist  nur  für  feuchte  Orte  genannt)  fehlen,  die 
so  prachtvolle  Alleen  geben,  ist  mir  unverständlich.  Trotzdem  73  Allee- 
bäume aufgeführt  werden,  fehlen  noch  viele  bewährte  Bäume,  dar- 
unter z.  B.  die  wichtige  Fagus,    Carpimes,  Carija,  Corylus  Ojluma 


Die  Gartenwell. 


IX.  14 


und  Prunus  seroti?m.  Bei  (3.)  den  Gruppengebölzen  lernen  wir  ein 
neues  Wort,  die  „Durchschießer",  kennen  und  schätzen.  Sehr  aus- 
führlich handelt  der  III.  Abschnitt  über  die  Rosen,  die  nach  Crepins 
bewährtem  System  und  nach  ihrer  Verwendung  aufgeführt  werden. 
Für  die  Praxis  vorzüglich  und  mit  guten  Abbildungen  folgen  IV.:  die 
Wege,  V.:  der  Boden  und  die  Erdarten  (mit  der  Bodenplastik),  VI.:  der 
Rasen,  VII.  mit  25  prächtigen  Abbildungen:  das  Wasser  und  die 
Felsen,  mustergültig,  dabei  neu  das  Wasser  als  Eis  in  Springbrunnen 
und  Wasserfall;  dann  VIII.:  die  Bepflanzung  im  Naturstil  mit  dem 
Verpflanzen  älterer  Bäume,  und  nach  Skells  Vorgang  mit  40  guten 
Beispielen  zur  liruppenbildung.  Vortrefflich  und  mit  48  großen,  guten 
Figuren  geziert  ist  der  IX.  Abschnitt:  die  Bepflanzung  im  germanischen 
Stil  mit  ausführlichen  lehrreichen  Pflanzungsangaben.  Es  fehlt  nur  der 
Beetschmuck  im  Winter,  wie  ihn  besonders  die  Belgier  gerne  machen. 
Denn  wenn  man  im  Sommer  die  Pflanzen  wie  Steine  behandelt,  dann 
darf  man  im  Winter  auch  Steine,  Muscheln  und  Perlen  zum  Schmucke 
benutzen.  Es  folgt  der  X.  sehr  interessante  Abschnitt  über  das  Rosa- 
rium, mit  ausführlichen  Kulturangaben,  das  Nymphaearium,  ein  neues 
Wort,  das  wohl  besser  Seerosenbecken  oder  Seerosenteich  hieße,  wie 
Rosarium  =  Rosengarten,  das  Arboretum  =  Gehölzgarten,  und  eine 
gute  Anleitung  zur  Etikettierung,  d.  h.  die  Verwendung  der  Namen- 
schilder. Ausführlich  und  mit  87  guten  Bildern  bringt  der  XI.  Abschn.die 
baulich-technischen  Gartenzutaten,  z.  B.  Einfriedigungen,  Türen,  Lauben, 
Sitze,  Brücken  bis  zu  Tempeln,  Ruinen  und  Denkmäler.  Abschn,  XII 
bespricht  in  guter,  lehrreicher  Weise  die  Unterhaltung  der  Gärten 
und  XIII  in  guter  Anleitung  mit  18  Bildern  das  gärtnerische 
Zeichnen,  Modellieren,  Entwerfen  und  Übertragen  der  Pläne.  Ab- 
schnitt XIV  bringt  in  klarer  Weise  die  verschiedenen  Arten  von 
Gärten  zur  Kenntnis,  wobei  in  12  Teilen  vom  Vor-,  Haus-  und  Villen- 
garten, vom  Garten  um  Kirchen  und  öffentlichen  Bauten,  über 
Schmuokplätze,  Schul-  und  Studiengärten,  Wirtschafts-,  Bade-,  Stadt- 
und  Volksgärteu,  Promenaden,  Parks,  Alleen  bis  zum  Ausstellungs- 
und Friedhofsgarten  nichts  vergessen  ist.  Zur  Erläuterung  dienen 
30  Musterpläne  und  Ansichten.  Daß  von  Karlsruhe  allein  43  Ab- 
bildungen geboten  werden,   ist  trotz  ihrer  Güte  etwas  viel. 

Ein  ausführliches  Sachregister  schließt  das  sehr  gute  Werk, 
welches  dem  Fachmann  in  klarer  Sprache  dankenswerte  Anregung 
bietet,  für  den  Techniker  fast  als  unentbehrlich  und  für  den  Lernenden 
als  notwendig  bezeichnet  werden  muß. 

Papier  und  Druck  sind  sehr  gut,  der  Preis  für  BO'/j  Bogen 
mit  prachtvollen  Bildern  von  25  Mk.  (gebunden  27  Mk.),  also  42  Pfg. 
für  den  Bogen,  ist  sehr  mäßig.  Das  empfehlenswerte  Buch  wird 
sicher  weiteste  Verbreitung  finden  und  dann  segensreich  wirken. 

Grube. 

Daheim-Kalender  1905.  Wie  alljähriich,  so  hat  die  Daheim- 
Eedaktion  auch  für  1905  einen  statthchen,  elegant  in  Leinen  ge- 
bundenen Kalender  herausgegeben,  der,  wie  seine  Vorgänger,  wieder 
als  üniversalhausbuch  bezeichnet  werden  kann.  Von  dem  außer- 
ordentlich reichhaltigen  Inhalt  dürfte  unsere  Leser  speziell  der  reich 
mit  farbigen  Textabbildungen  geschmückte  Artikel  „Die  Vögel 
unseres  Gartens"  interessieren.  Die  malerisch  schön  und  zugleich 
naturwahr  ausgeführten  farbigen  Vogelbilder  von  der  Meisterhand 
Christian  Vottelers  führen  vierzehn  verschiedene,  vorzugsweise 
nützliche  Gartenvögel  in  solcher  Porträtähnlichkeit  vor,  daß  jedermann 
in  der  Lage  ist,  jene  Arten  nach  den  Bildern  ohne  weiteres  wieder 
zu  erkennen.  Von  diesem  Artikel  abgesehen  ist  der  Inhalt  des 
Kalenders  an  belehrenden  und  unterhaltenden  Beiträgen  außer- 
ordentlich reichhaltig. 


Tagesgeschichte. 


Berlin.  In  der  Sitzung  der  städtischen  Parkdeputatiou  vom 
14.  Dezember  wurden  die  Entwürfe  des  Gartenbaudirektors 
Mächtig  für  den  Brunnen-  und  Arnim-Platz  genehmigt.  Das 
Projekt  für  den  Brunnen  -  Platz,  an  der  Pankstraße,  gegenüber  dem 
neuen  Amtsgericht,  sieht  nur  streng  gerade  Linien  vor.  Der  Arnim- 
Platz  liegt  unweit  des  Ringbahnhofs  Schönhauser  Allee  an  der 
Stolpischen  und  Behmstraße. 


Erfurt.  Die  Kreis -Obstbau -Kommission  für  den  Stadt-  imd 
Landkreis  Erfurt,  der  die  Herren  J.  Rebenstorff,  [C.  AVeigelt, 
A.  Kneisel  undEbert  angehören,  hat  einen  Berichtfür  das  Jahr  1904 
herausgegeben,  der  sich  über  folgende  Punkte  äußert:  1.  Sorten- 
wahl. Es  wird  empfohlen  planmäßig  wertvolle,  geeignete  Sorten  zu 
pflanzen  und  den  „Edel  Borsdorfer'  beim  Veredeln  zu  berücksichtigen; 
2.  Edelreiser  können  durch  die  Kommission  beschafft  werden  unter 
Garantie  der  Sortenechtheit;  3.  Gemeindebaumschulen  sind  nicht 
mehr  zeitgemäß,  begünstigen  den  Sortenwirrwarr  und  erzeugen 
zumeist  minderwertiges  Material;  4.  Sp alier- Pf lanzungen  werden 
zur  Ausnutzung  leerer  Wände  und  Giebel  empfohlen;  5.  Unter- 
kultur ist  zu  vermeiden;  Klee  ist  überhaupt  unzulässig;  Getreide 
und  Gemüse  bedingungsweise  gestattet;  6.  Hügelpflanzung  bei 
hohem  Grundwasserstand;  7.  Schnitt  an  Kirschbäumen  nur  im 
Frühherbst  auszuführen,  Wunden  veistreichen;  8.  Wildfraß  wird 
verhütet  durch  ein  schützendes  Drahtgeflecht;  9.  Etikettierung 
ist  zur  Förderung  der  Sortenkenntnis  unerläßlich;  10.  Aprikosen- 
etc- Anpflanzungen  werden  in  gewissen  Gemeinden  gefördert; 
11.  Pläne  der  Obstplantagen  sind  den  neuen  Anlagen  zugrunde 
zu  legen;  12.  Obstbau-Etat  für  Gemeinden  zur  Beorderung  des 
Obstbaues;  13.  Düngen  ist  unbedingt  notwendig,  besonders  mit 
Jauche  und  Kalk;  14.  Obstschauen  und  Sortimente  sollen  weiter- 
hin veranstaltet  bezw.  gezeigt  werden,  um  mit  der  Zeit  ein  durch 
die  Praxis  erprobtes  Normal-Sortiment  aufstellen  zu  können;  15.  Obst- 
bau-Vereine sind  ein  vorzügliches  Mittel  zur  Hebung  des  lokalen 
Obstbaues;  16.  Obstbau-Kurse  sollen  dem  Mangel  an  Personen, 
die  praktisch  tätig  sind,  abhelfen;  17.  Blutlaus  .soll  in  ihrem  Auf- 
treten allgemein  verständlich  gemacht  vrerden;  18.  Obstbau-Statistik 
über  die  Erträgnisse  der  Gemeinden  des  Kreises  aus  ihren  Gemeinde- 
pflanzungen in  den  letzten  zehn  Jahren;  die  Einnahme  betrug  ins- 
gesamt 170  734  Mark. 

Personal-Nachrichten. 

Hinze,  August,  dem  langjährigen  Obergärtner  des  Zoologischen 
Gartens  in  Berlin,  der  unter  der  Oberleitung  des  Tiergartendirektors 
Herrn  Geitner  den  Tierpark  gärtnerisch  auf  seine  jetztge  Höhe 
gebracht  hat,  ist  der  Titel  eines  „königlichen  Garten-Inspektors"  ver- 
liehen worden.  Die  schönen  Anlagen  des  Zoolog.  Gartens  haben  wir  den 
Lesern  im  sechsten  Jahrgang,  Seite  505.  in  Wort  und  Bild  geschildert. 

Nahlop,  Wilhelm,  .seit  17  Jahren  Obergärtner  des  Rittergutes 
Britz  bei  Beriin  8.,  ist  der  Titel  eines  „königlichen  Garten -Inspektors" 
verliehen  worden.  Über  den  prächtigen  Park,  dem  Herr  Nahlop 
vorsteht,  brachten  wir  im  vierten  Jahrgang,  Seite  265,  einen  illu- 
strierten Artikel,  auf  den  hiermit  hingewiesen  sei. 

Reisner,  Adolf,  Obergärtner  des  botanischen  Gartens  in  Ham- 
burg, starb  im  Alter  von  39  Jahren. 

Roeber,  Prof.  Fritz,  in  Düsseldorf,  wurde  von  der  königl. 
sächsischen  Gesellschaft  für  Botanik  und  Gartenbau  Flora  in  Dresden 
wegen  seiner  ,,von  unvergleichlichem  Erfolg  gekrönten  Durchführung 
der  Ausstellung"  zum  Ehrenmitglied  ernannt.  Wir  beglückwünschen 
die  Flora  zu  ihrem  neuen  Ehrenmitglied. 


Briefkasten  der  Redaktion. 

Wandkalender  fflr  1905.  Wie  in  früheren  Jahren  so 
werden  wir  auch  mit  dem  neuen  Jahre  unseren  Abonnenten 
einen  farbenprächtigen  Wandkalender  nach  einem  Aquarell 
von  Johanna  Beckmann  bieten,  dessen  Blütenschmuck  dies- 
mal aus  prächtigen,  einfach  blühenden  Rosen  besteht. 

Zum  Jahreswechsel  entbieten  wir  unseren  Abonnenten 
und  Mitarbeitern  die  herzlichsten  Glückwünsche.  Wir  hoffen, 
daß  wie  bisher,  so  auch  im  neuen  Jahre  uns  reiche  Unter- 
stützung aus  der  ständig  an  Ausdehnung  gewinnenden  Leser- 
gemeinde unserer  Zeitschrift  zu  teil  werden  wird,  die  uns 
auch  weiterhin  in  die  Lage  versetzt,  die  Gartenwelt  nach 
Inhalt  und  Ausstattung  musterhaft  zu  gestalten. 

Die  Redaktion  der  Gartenwelt. 


Verantwortl.  Redakteur:  Ma 


Verlag  \r.  Richard  Carl  S  c  hmi  d  t  t  C  o.,  Leipzi?.  —  Drnrli :  Anhalt.  Bnchdr.  Gntenberg, 


iustriertes  Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


7.  Januar  1905. 


No.  15. 


Xnchilruck  und  Nnchbildnng  aus  dam   Inhalt  dieser  Zeitsehriß  wird  slrafrcclillich   verfolgt. 


Kultureinrichtungen. 


Das  neue  Cborwiiitcnuij^sliaus  im  botanischen 
(larten  zu  Gießen. 

Von  F.  Rehnelt,  Großh.  Garteniiispektoi,  Gießen. 
iHkrxu  drei  Abbildtmgcn.l 
Uie  Gewächshäuser  der  botanischen  Gärten 
leiden  meistens  au  Überfüllung.  Auch  wo  man 
gewohnt  ist,  im  Herbst  vor  Beginn  des  Ein- 
räumens  alles  Minderwerte  und  Entbehrliche 
auszuscheiden,  fehlt  es  in  der  Regel  doch  noch 
an  Raum  zur  übersichtlichen  und  zweckmäßigen 
Aufstellung.  Bei  uns  sah  es  in  dieser  Hinsicht 
nicht  besser  aus,  denn  die  großen  Gewächs- 
häuser, 1858  erbaut,  hatten  von  vornherein  den 
Fehler,  zu  schmal  zu  sein.  Wie  das  in  der  da- 
maligen Zeit  Sitte  gewesen,  hatte  man  von  der 
notwendigen  Bausumme  gleich  die  Hälfte  ab- 
gestrichen. Mit  der  Hälfte  des  Geldes  konnten 
rlie  Gewächshäuser  natürlich  auch  nur  halb  so 
groß  werden.  Die  Länge  derselben  war  bei- 
behalten, aber  man  sparte  desto  mehr  an  der 
Breite.  So  entstanden  Räume,  in  denen  die 
Pflanzen  zu  dicht  zusammengedrängt  werden 
mußten. 

Um  diesem  tJ  beistände  abzuhelfen,  wurde 
im  vergangenen  Jahre  ein  Gewächshaus -Neubau 
fertiggestellt,  der  nicht  nur  in  seinem  Äußern 
eigenartig  und  gefällig,  sondern  auch  in  jeder 
Hinsicht  brauchbar  und  zweckmäßig  ausgefallen 
ist.  Seine  Form  läßt  sich  aus  den  beiden  Ab- 
bildungen und  der  beigefügten  Grundrißzeichnung 
(C)  zur  Genüge  erkennen.  Die  Länge  beträgt 
24  m,  die  Breite  in  der  Mitte  innen  9  m,  in  den 
Seitenflügeln  8  m,  die  Höhe  der  beiden  Seiten- 
flügel am  First  7  m,  die  Höhe  der  Kuppel  13  m. 
Anstatt  des  Verputzes,  der  bei  Gewächshäusern 
leicht  schadhaft  wird  und  dessen  Ausbesserung 
mit  der  Zeit  kostspielig  und  störend  für  den 
Garten    wird,    hat    man    im    Innern    mattweiße, 

t.artfnwelt.     IX. 


glasierte  Steine  und  im  Fassadenbau  hellgraue  Basaltlava 
verwendet.  Die  Verglasung  ist  einfach,  dagegen  ist,  um 
unnütze    Abkühlung   und   Tropfenfall   zu  vermeiden,  der 


Miltonia  vexillaria.     (Text  Seite 


Die  Gartenwelt. 


IX, 


obere  Teil  der  Kuppel  durch  eiue  horizontale  Glasdecke 
doppelt  von  der  Außenluft  abgeschlossen.  Die  Sprossen 
sind,  wie  jetzt  allgemein  üblich,  aus  Pitch-Pine-Holz,  mit 
Messingschrauben  auf  Eisenfacetten  befestigt. 

Für  den  gebogenen  Teil  der  Kuppel  mußten  der 
Haltbarkeit  wegen  Eisensprossen  verwendet  werden.  Dem 
Tropfenfall  mußte  hier  durch  schmale  Schweißrinnen 
aus  Zink  vorgebeugt  werden.  Die  Scheiben.  40  x  80  cm 
groß,  liegen  in  Kitt  und  sind  in  der  gowöhnlichon  Weise 


neuen   Überwinterungshauses  im  botanischen  Garten 

Originalzeichnung  für  die  „Gartenwelf. 


mit  Kittfalz  verstrichen.  Auch  im  Berliner  botanischen 
Garten  zu  Dahlem  ist  man  nach  einer  Reihe  von  Ver- 
suchen wieder  zu  der  alten  Methode  des  Yerkittens 
zurückgekommen.  Erwärmt  wird  das  Haus  durch  zwei 
Schramm'sche  stehende  Röhrenkessel  (im  Räume  A)  von  je 
20  qm  Heizfläche,  von  denen  einer  als  Reservekessel  ge- 
dacht ist.  Die  Heizrohre  sind  zum  Teil  oben  am  Glasdach, 
zum  Teil  an  den  Wänden  verteilt.  Jeder  der  14  Heiz- 
körper, die  mit  schmiedeeisernem  Zu-  und  Ableitungs- 
rohr mit  den  Kesseln  in  Verbindung  stehen,  ist  für  sich 


wasserdicht  abstellbar,  so  daß  etwa  nötig  \vordende 
Reparaturen  ohne  Störung  im  Betrieb  jederzeit  vorge- 
nommen werden  können.  Sehr  bequem  zu  handhaben 
sind  die  Lüftungseinrichtungen  mit  Patentwinden  von 
Wehner  &  Co.  in  Britz  bei  Berlin.  Damit  die  Pflanzen 
auch  von  oben  zugänglich  sind,  läuft  an  der  Rückwand 
des  Hauses  eine  Galerie  aus  Eisensprossen.  Die  Tabletten 
sind  aus  starken  Winkeleisen  mit  Rohglasplatten  her- 
gestellt. Da  das  Haus  bisweilen  zur  Demonstration  im 
Anschluß  an  die  abends 
stattfindenden  Vor- 
lesungen benutzt  wird, 
können  die  Räume 
durch  vier  Stück  250- 
kerzige  Nernstlampen 
und  1.5  (ilühlampen 
erhellt  werden.  An- 
schließend an  das 
Haus  und  durch  eine 
Treppe  und  Tür  mit 
diesem  verbunden,  be- 
findet sich  an  der  Nord- 
seite in  der  Erde  lie- 
gend eine  künstliche 
Grotte  mit  kleinem 
Wasserfall  etc.  zurKul- 
tur  feinerer  Farne, 
namentlich  Hymeno- 
phylleen.  (Auf  dem 
Grundriß  links  neben 
A.)  Die  Südseite 
schließt  mit -einer  5  m 
breiten  und  1 1/.,  m 
hohen  Terrasse  (D)nach 
dem  Garten  zu  ab.  An 
den  sonnigen  Bösch- 
ungen haben  die  win- 
terharten Kakteen  und 
eine    Gruppe   Mesera- 

brianthemum  ihren 
Platz  gefunden,  wäh- 
rend die  Mitte  durch 
ein  9  m  im  Durch- 
messer haltendes,  heiz- 
bares Bassin  (E)  ge- 
bildet wird,  das  zur 
Kultur  tropischer  Was- 
serpflanzen während  der  Sommermonate  dient.  Die  Bau- 
summe beträgt  46  000  Mark.  Die  Eisenkonstruktionen 
wurden  von  der  Firma  üönges  &  Co.  in  Darmstadt  alle 
übrigen  Arbeiten,  mit  Einschluß  der  meisterhaftausgeführten 
Heizungsanlage  (von  H.  Schaffstaedt  hier),  von  hiesigen 
Firmen  und  Handwerkern  ausgeführt.  Die  Umgehung  eines 
Spezialgeschäftes,  die  übrigens  fast  sämtlich  zur  Kon- 
kurrenz aufgefordert  waren,  war  allerdings  nur  möglich 
durch  die  gewissenhaften  bis  in  die  kleinsten  Einzelheiten 
durchdachten  Vorarbeiten    unseres   Hochbauamtes,    unter 


Gielten. 


IX,  15 


Die  Gartenwelt. 


171 


dessen  Leitung  ein  Werk  entstanden  ist,  bei  dem  der 
Gärtner  wie  der  Arciiitekt  in  gleiclier  Weise  zu  ilirem 
Reclit  gekommen  sind. 

Nacliselirift  des  Herausgebers.  Das  ueue  Überwiiiterungs- 
liaus  des  botanischen  Gartens  in  Gießen  ist  in  der  Tat  ein  ebenso 
wirliiuigsvolloi-  als  praktisch  .lusgnführtoi-  l'rachtbau,  der  diesem  vorzüg- 
lich gcIritrt.Mi  Institut  zur  Zii'i'.lr  i^cnMclit  und  seinen  Schöpfern  Ehre 
üi.'ii'hl  Irli  sili  ui.^.'ii  i'.iiii  kill.',  iKi' li  seiner  Vollendung  und  bat 
Heiin  l.'ciin.lt    uin   \  ■  ii -I.  li-riOiii    Aitik'-l,    für  welchen  ich  ihm  auch 


dagegengeschlagen  luid  nun  hält  der  Kasten  wieder  einige  Zeit 
bis  der  nächste  Winter  das  Zerstörungswerk  fortsetzt  und  die 
Flickerei  wieder  von  vorne  los  geht.  Schade  um  die  Zeit, 
die  bei  solchen  ewigen  Flickereien  vertrödelt  wird  und  schade 
um  die  Bretter  und  die  Nägel,  die  bei  solcher  Gelegenheit 
verzimmert  werden.  Ein  praktischer  Kasten,  den  man  im 
Herbst,  sobald  er  niclit  mehr  gebraucht  wird,  unter  Dach 
und  Fach  bringen  könnte,  würde  alle  diese  unnötigen 
Ausgaben    ersparen.      Im    folgenden    will    ich    einen    Kasten 


Das  neue  l'bervvinterungshaus  im  botanischen  Garten  zu  Gießen  (Südseite) 


Ein  praktischer  Frühbeetiiasten. 

Von  Ernst  Richter  in  Bordighera  (Italien). 
(Hierzu  eitle  Zeichnung.) 

Jllancher  Handelsgärtner  jammert  im  Frühjahre  über  seine 
zerfallenen  Frühbeetkästen,  da  durch  die  viele  Nässe  im 
Winter  hier  ein  Brett  und  dort  ein  Brett  morsch  geworden 
ist  tmd  fast  bei  jeder  Berührung  ein  Stück  abbröckelt.  Um 
einem  gänzlichem  Verfall  vorzubeugen  wird  ein  altes  Stück 
Brett  übergenagelt,  zur  Sicherheit  wohl  auch  noch  ein  Pfahl 


beschreiben,  der  sich  leicht  von  einem  Mann  in  fünf  bis 
zehn  Minuten  von  einer  Stelle  zur  andern  schaffen  läßt, 
Atiseinandernehmen  und  Zusammensetzen  mit  einbegriffen. 

Man  läßt  sich  vom  Schmied  Haken  anfertigen  von  Form 
und  Größe  der  Zeichniuig  D  und  D^.  Die  Länge  der  Haken 
beti-ägt  etwa  200  uiiu.  die  Breite  50  mm  und  die  Stärke 
6  mm.  Von  diesen  Haken  (auf  der  Zeichnung  U  tnid  D^) 
befestigt  man  mittelst  Schrauben  mit  Gegenmuttern  an  jedem 
Brettende  zwei,  natürlich  auf  der  Außenseite  und  so,  daß 
sich  die  Seitenbretter  A  und  B  und  Querbretter  C  ineinander- 


172 


Die  Gartenwelt. 


IX,  15 


---%2r 


Ein^praktischer  Frühbeetkasten. 

Originalzeichnung  für  die  „Gartenwelt". 

haken  lassen,  wie  es  ans  der  Zeichnnng  ersichtlich  ist.  Die 
Verbindnngslatte  E,  welche  man  anbringt,  damit  sieli^  [die 
Seitenbretter  A  und  B  nicht  nach  außen  oder  innen  biegen, 
macht  man  vorteilhafter  Weise  nur  gerade  so  lang,  wie  der 
Kasten  lichte  Breite  hat,  von  Oberkante  des  Brettes  A  zu 
Oberkante  B  gemessen.  Man  befestigt  die.so  Latten  am 
besten  auf  Holzklötzchen,  auf  der  Zeichnung  bei  F,  die  man 
vorher  an  der  Innenseite  des  Kastens  an  den  Stellen  fest- 
genagelt hat,  wo  man  die  Latte  wünscht.  Diese  Latten  kann 
man  auf  die  Klrit/.chen  festnageln  oder  zapfenartig  (wie  auf 
der  Zeichnung)  in  dicsi'  oinlasscii.  Dieses  Befestigen  an 
der  Innenseite  hat  vor  dem  direkten  Einlassen  in  die  Seiten- 
liretter  den  großen  Vorteil,  daß  das  Wasser  zum  allergrößten 
Teile  abfließt,  was  bei  einem  direkten  Einlassen  nicht  der 
Fall  ist,  im  Gegenteil,  hier  lileibt  stets  viel  Feuchtigkeit  in 
den  Ritzen  zurück,  wodtn-ch  die  Bretter  schon  nach  zwei 
Jahren  schlecht  werden.  Dagegen  ziehe  ich  das  Einlassen 
in  die  Klötzchen  dem  Annageln  unbedingt  voi',  da  man  die 
Latten  dann  mit  Leichtigkeit  entfernen'  kann. 

Ein  so  konstruierter  Mistbeetkasten  ist  wohl  der 
praktischste,  der  sieh  überhaupt  bauen  läßt,  da  er  alles  in 
sich  verriiiiL;t,  was  dif  Rentabilität  des  Betriebes  fördern 
kann;  er  ist  nämlich  einlach,  haltbar,  leicht  zu  handhaben 
und  nicht  teurer  als  ein  feststehender,  genagelter  Mistbeet- 
kasten. 

Die  Vorteile  dieser  Kästen  sind  derartig,  daß  sich  jeder 
zu  seinen  feststehenden  einige  zusammenlegbare  bauen  sollte, 
besonders  wenn  er  Gemüse  treibt.  Ist  das  Gemüse  abge- 
härtet genug,  sodaß  es  des  Schutzes  nicht  mehr  bedarf,  so 
nimmt  man  den  Kasten  weg  und  stellt  ihn  an  einer  anderen 
Stelle  auf,  um  ihn  mit  frischen  Setzlingen  zu  bepflanzen 
oder  eine  neue  Aussaat  zu  machen. 

Ich  lernte  diese  Kästen  im  vergangenen  Sommer  in  der 
Schweiz  kennen  und  habe  dort  ihren  praktischen  W(>rt  nach 
jeder  Seite  ausprobieren  können. 

Sind  in  dem  Betriebe  mehrere  Leute,  so  läßt  sich  die 
Transportfähigkeit  des  Kastens  noch  bedeutend  dadurch  ver- 
bessern, daß  man  die  an  den  Brettern  A  imd  B  befestigten 
Haken  umdreht,  so  daß  der  Einschnitt  nach  unten  ist,  und 
am  Brett  C  stellt  man  die  Haken  so,  daß  der  Einschnitt 
nach  oben  ist.  Bringt  man  an  Brett  C  einen  Griff  an,  so 
läßt  sich  der  Kasten  durch  zwei  Mann  mit  Leichtigkeit  ver- 
setzen,   ohne    ihn    auseinanderzunehmen.     Die    letztere    Kon- 


struktion, die  man  in  Italien  verschiedentlich  antreffen 
kann,  ist  noch  praktischer  als  die  erste,  da  beim  Um- 
stellen Zeit  gespart  wird.  Die  Höhe  der  Bretter  richtet 
sich  natürlich  ganz  nach  der  Gegend.  In  Norddeutsch- 
land muß  ein  Kasten  bedeutend  mehr  Neigung  haben 
als  am  Bodensee  oder  in  der  Schweiz;  an  der  Nord- 
see kann  man  sogar  das  obere  Brett  um  so  viel  höher 
machen,  daß  die  Differenz  etwa  30  cm  beträgt,  denn 
in  nördlichen  Gegenden  muß  man  jeden  Sonnenstrahl 
voll  und  ganz  abfangen.  Die  angegebenen  Maße 
würden  für  die  Bodenseegegend  noth  maßgebend  sein. 
Berechnet  ist  der  Kasten  für  vier  Fenster. 


Ausstellungsberichte. 

Die  frühe  Winleiaiisstellunti;  der  nationalen  Ohry- 
santhenuini-Gesellsciiaft  iin  Crystal-Paiacezii  London. 

Vom  Heinrich  Riebe,  London -RicbmoiicJ. 


Es 


is  ist  geradezu  erstaiinliuli,  was  in  der  Riesenstadt  London  an 
Ausstellungen  von  Blumen  und  Pflanzen,  wohl  auch  Gemüsen  und 
Früchten,  geleistet  wird  und  dieser  T'mstand  beweist  inuner  wieder 
aufs  Neue  eine  Eigenart  der  Bewohner  Englands:  Eine  ausgesprochene 
Liebe  für  die  Pflanzenwelt. 

Die  .sogen,  frühe  Winterausstellung  der  Chrysanthemum- 
Gesellschaft  fand  am  7.  uud  8.  Dezember  im  Crystal -  Palace  statt 
und  war,  wenn  auch  nicht  im  gleichen  Maße  wie  die  vorhergegangene 
große  nationale  Ausstellung,  doch  mit  reichem  und  fast  durchgehend 
gutem  Material  beschickt.  Namentlich  waren  es  wiederum  die  Chry- 
santhemum, die  im  Verein  mit  zahlreichen  anderen  Saisonblumen 
und  Blatti)flanzen,  dem  Beschauer  ein  farbenreiches  Bild  vor  Augen 
führten.  Leider  wirkt  jedoch  ein  nebliger  Londoner  Dezembertag 
nachteilig  auf  den  Effekt  der  Farben  und  ebensowenig  waren  die 
bereits  in  den  frühen  Nachmittagsstunden  eingeschalteten  elektrischen 
Bogenlampen  imstande,  den  Effekt  zu  erhöhen,  denn  bestimmte 
Farben   und   Schattierungen    verlieren    sogar   bei  elektrischem  Licht. 

Erfreulicherweise  waren  diesmal  die  sogen.  „Ausstellungskisten" 
in  der  Minderheit,  dafür  langstielig  geschnittene  Blumen  und  Topf- 
pflanzen zahlreicher  vertreten.  —  Eine  der  Hauptklassen  war  die  für 
Chrysanthemum  in  Vasen.  Hier  wurden  bekannte  Sorten,  wie: 
„Charles  Davis",  „Bessie  Oodfrey",  ,,öuy  HomiUon^'  etc.  gezeigt. 

Reich  und  interessant  war  die  Klasse  für  dekorative  Chry- 
santhemum. Die  feinsten  und  zierlichsten  Sorten  waren  hier:  „King 
of  the  Plumes'\  „Cannels  Faroiirite",  .,Sa»i  Caswell"  etc.  inid  im 
Vergleich  zu  den  tellergroßen  höchst  vollkommenen  Blumen  wie: 
„Mme.  Paolo  Radaelli^^  ist  es  staunenswert,  wie  sich  diese  Königin  der 
Herbst-  und  Winterblunien,  das  modebeherrschende  Ohiysanthemum, 
biegen  und  formen  läßt. 

In  der  Abteilung  für  große  Vasen  mit  Chrysanthemum 
irgend  einer  Sorte,  ausgeschlossen  Pompons,  war  von  auffallender 
Schönheit  eine  Vase  mit  der  Sorte  „Daiwiian",  einer  höchst  voll- 
kommenen Blume  mit  einwärts  gebogenen  Petalen.  Das  Ganze  war 
sehr  geschmackvoll  aufgestellt  unter  Zuhilfenahme  von  Crotonblättern, 
Medeola-  uud  Asparagusranken. 

So  unscheinbar  wie  die  kleinblumigen  Pomponsorten,  wie, 
„Stioti'drnp'^,  „Aurora  Boreale"-,  „Elsie  Walker'-'-  etc.  im  einzelnen 
sind,  so  dekorativ  wirken  sie.  wenn  sie  in  Massen  verwendet  oder 
locker  und  mit  Geschmack  in  Vasen  angeordnet  werden,  wie  es  hier 
bei  einigen  Stücken  der  Fall  war,  oder  wie  ich  es  in  den  be- 
nachbarten botanischen  Gärten  von  Kew  jüngst  beobachtet  habe.  In 
Kew  sah  ich  im  temperierten  Haus  No.  4  einige  umfangreiche  Büsche 
der  Sorte  „Snowdrop",  die,  übei-sät  von  winzigen  Blumen,  einen 
bezauhernden  Anblick  gewährten. 


IX,  15 


Die  Gartenwelt. 


173 


UiittT  den  in  Aiisstelluugski.sten  vorgeführten  Sorten  erregte 
riue  jiiif  dem  eisten  Preis  ausgezeiclmete  Sammlung  von  24  japanischen 
Suiten  Aur-,rlicii.  Als  die  schönsten  Sorten  sind  zu  nennen: 
,.  ir.  //.  \\'/ii/ihii!iae'-,  eine  perfekte  Blume  von  rosiger  Farbe  und 
etwas  dunklerer  Mitte;  ferner  „Qui/  Haniilton'-,  ,,Ben  Wells'-. 
„Oen.  nutlon';  ,,Ö.  J.  .1/ee",  „Äeme'\  „Mrs.  W.  Meas&\  „Dorollii/ 
PijweU-,  „Miss  Kellte  Poc/cett'%  „Bessie  Oodfrey'\  „Mme.  Paolo 
Radaelli-  ute.  Namentlich  letütgenanuto  Sorten,  die  hier  und  auch 
auf  der  vorigen  Ausstellung  in  den  meisten  Sortimenten  zu  finden 
waren,  beweisen  dadurch  neben  ihrer  allgemeinen  Beliebtheit  auch 
eine   hüelist   scbUtzeiisweite   Ausdauer   und  iraltkiikeit    in    der  Blüte. 


Schatten,  eine  auffallende  Blume;  „Amy  Fktcher^\  reines  Weiß, 
sehr  lange  Petalen,  daher  äußerst  zierend;  .JäuIij  Wiiulsor^  rosen- 
rot mit  breitem,  weißem  Zirkel;  „Mrs.  IL  Broom",  das  größte,  ein- 
facli  blühende  Chrysanthemum,  das  'bis  heute  gezüchtet  wurde;  die 
heil;,'elbe  Blume  mißt  l(j— 18  cm  im  Durchmesser;  ,,.\Irs.  A.  ü.  Solley'-\ 
terianjttafarben  mit  verschiedenen  strahlförmigen  Quirlen;  „Mrs, 
Will,  .liiri/tin",  crimsonrot  mit  einem  weißen  King;  ,.Aimie  JltW, 
sehr  schönes  Rot,  sich  frei  tragend;  „Lord  Metlnien" ;  „Ecenimj 
Heftnlif-;  „Ellen  Swales^'-  und  viele  andere. 

Wertzeiignisse    erster   Klasse    erhielten    drei    Marktsorten.     Es 
waren:    ..(Idldrn   ,^lii)iä(ird'\    ein  neiii;r  S|i<jrt   von  ..Bron\c   T/txedo'^. 


L)as    neue  L  berwinterung.-haus  im  botanischen  Garten  zu  Gießen  (Xordseite).     Originalaufnahme  rar  die  „Garte 


Audi  den  schönen  wie  dekorativen  einfach  blühenden  Chiysan- 
tliemen  war  ein  weites  Feld  offen.  Es  wurden  verlangt:  6  groß-  und 
einfachblühende  Sorten  frei  gezüchtet  ohne  Endknospen.  Die  schönsten 
Sorten  wareu:  ..Edith  Payram'-^  reiches  Rosa  mit  einer  weißen  Zone 
und  ,.Earlsiiood  Beaiäy"  primelgelb. 

Die  Kultur  einfach  blühender  Chrysanthemum  scheint  eine 
Spezialität  der  Firma  Harold  D.  Goolden,  Nureeryman  in  Alt- 
rincham  zu  sein.  Aus  dem  sehr  reichen  Sortiment  hebe  ich  folgende 
hervor:  „.Ifc.s  Ethel  King",  reinstes  Weiß;  hiervon  war  eine  große 
Vase  gestellt,  die  ihren  Eindruck  nicht  verfehlte;  ..Etsie  Xeville'-, 
terracottafarben,  schöner  Wuchs;  ..Oraoe",  helles  Celb  mit  rötlichem 


Die  Farbe  ist  ein  wunderbar  leuchtendes  Gelb,  das  sich  auf.  einem 
geschickt  gewählten  dunkelblauen  Untergrund  besonders  vorteilhaft 
präsentierte.  Die  Petalen  sind  steif,  doch  nicht  ungefällig  und  lassen 
auf  gute  Haltbarkeit  schließen,  welcher  Umstand  für  Marktptlanzeu 
wertvoll  ist.  Auch  der  ganze  Wuchs  der  Pflanze  ist  aufrecht. 
Züchter  derselben  ist  0.  E.  Turner,  Nurseryman  in  Haie  bei  Liver- 
pool. —  Sodann:  „Market  Qold^\  wie  der  Name  schon  sagt,  eben- 
falls eine  Blume  für  den  Markt;  in  Farbe  eretgenannter  Sorte  nicht 
unähnlich,  jedoch  leichter  gebaut  und  mehr  zur-  japanischen  Form 
Zeigend.  Sie  ist  namentlich  als  spätblühende  Sorte  zu  schätzen  imd 
war  noch  mit  zahlreichen  Knospen  bedeckt.    Sie  wurde  gezeigt  von 


174 


Die  Gartenwelt. 


IX,  15 


H.  J.  Jones    in  Lewisham.    —    Eine   dritte    nennenswerte  Varietät       Colmar"-   und    der   mit   großer  Reklame  v 
war  „Oiarm  ofthe  Winter";  die  nur  mittelgroßen,  doch  zahlreichen       gesetzte  „Mdto7i    Conslahle'\    eine   Traube. 


Blumen   tragen   sich  frei  und  sind  von  tadellosem  Weiß   mit  grün-       schiedenen  Ausstellungen 
Hoher  Mitte,  welch'   letztere  Tönung   sich  aber  bei  vorgeschrittenem       erster  Klasse  errang! 


der  Firma  in  die  Welt 
ie  in  2  Tagen  auf  ver- 
goldene Medaille  und  3  Wertzeugnisse 


1 

1 

■ 

n 

1 

1 

1 

^B 

>>Ä--\                                               :■;'■  ',-. 

m 

p 

m 

1 

^£IS- 

.-.- 

—  W 

- 

GW. 

Vorgarten  mit  Üreodoxa  regia  und  Araucana  Cooki 
in  Port  of  Spain. 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgenommen. 

Stadium  der  Blüte  vollkommen  verliert.    Aussteller  war  David  Ingamells. 

Einen  interessanten  wie  abwechslungsreichen  Teil  der  Ausstellung 
bildeten  die  Gruppen  und  Tafeln,  von  diversen,  der  Jahreszeit  entsprechen- 
den, blühenden  Sachen  und  Blattpflanzen.  Den  Mittelpunkt  der  schönsten 
Gruppe  bildete  eine  Anzahl  wohlkultivierter  Chrysanthemen;  hieran 
reihten  sich  in  gefälliger  Anordnung  Dracaenen,  Farne,  Crotons,  Bouvardien, 
Narzissen,  Cypripedien  und  Maiblumen,  während,  dazwischen  veiteilt,  weit- 
hinleuchtende Poinsettien  (P.  pulcherrima)  dem  ganzen  einen  effektvollen 
Farbentusch  gaben  und  im  Hintergrund  Palmen  wie  Cocos,  div.  Kentien 
etc.  einen  passenden  Abschluß  bildeten.  In  ähnlicher  Weise  war  auch 
die  zweite  Gruppe  gestellt;  sie  machte  jedoch  einen  mehr  steifen  und  ge- 
zirkelten Eindruck.  Schön  waren  2  reicliblübende  in  sogen.  Pfannen 
gezogene  Gypripedium  msigne  und  Exemplare  von  Dracaena  sanderiana. 

Für  den  Fachmann  besonders  anziehend  waren  die  gemischten  Schau- 
fronten der  hier  wohlbekannten  Firmen  Cannell  and  Sons,  Swanley-Kent 
imd  Ambrose  and  Sons,  Cheshunt-Herts.  Namentlich  die  Spezialitäten 
erster  Firma  als:  Begonien,  „GfoiVe  de  Lorraina'-'  und  ähnliche,  Zonal- 
Pelargonien,  Chrysanthemum,  Celosia  pyramidalis  und  Canna  waren  her- 
vorragend. Ein  Auszug  aus  den  riesigen  Sortimenten  würde  zu  weit 
führen,  zumal  ich  eine  Anzahl  der  schönsten  Pelargonien  bereits  in 
meinem  Bericht  in  Nr.  10  dieser  Zeitschrift  anführte.  Die  Firma 
Ambrose  zeigte  neben  reichhaltigen  Sammlungen  von  Farnen,  Blattpflanzen, 
Cyclamen,  Rosen,  Azaleen,  Maiblumen  (sehr  schön)  auch  Eucharis  grandi- 
flora.  Eine  große  Tafel  mit  vorzüglichen  Weintrauben  und  dazwischen 
gestellten  Nelken  in  Vasen  fand  viele  Bewunderer.  Wein  und  Nelken 
sind  Spezialkultureu  von  Ambrose  &  Sons.  Als  die  feinsten  Nelken 
nenneich:  ,,Montblanc'\  reinweiß;  „Olympia'-\  weiß  mit  rot,  „Chivalry", 
dunkelrot;  „Vulcan",  leuchtend  rot  und  die  neueste  Züchtung:  „Fascina- 
tion'-\  eine  sogen.  Baumnelke  Ausgezeichnete  Trauben  waren:  „Mvscat 
of   Aleaandria'\    „Black    Alicante',    „Comtnon    Haie    Mi3cat'\    ,,Qros 


Orchideen. 

Miltonia  vexillaria  Rchb.  fil,  Abbildung  auf  der  Titelseite,  stammt 
aus  Columbien  und  ist  wohl  eine  der  beliebtesten  Schnittorchideen  der 
Gegenwart  und  das  mit  Recht,  denn  bei  einigermaßen  aufmei'ksamer 
Kultur  ist  die  Pflanze  äußerst  blühwillig  und  außerdem  sind  die  Blumen- 
rispen von  langer  Dauer,  was  für  den  Schnittblumenkultivateur  und  auch 
für  den  Bindekünstler  sehr  wertvoll  ist.  Je  nach  der  Stärke  der  Pflanzen 
erscheinen  die  Blüten  in  vier-  bis  elfblumigen  Trauben.  Die  einzelnen 
Blumen  sind  ziemlich  groß  und  in  der  Farbe  veränderlich.  Die  Ab- 
bildung veranschaulicht  eine  kleine  Gruppe  dieser  schönen  Schnittorchidee. 
Die  Sepalen  und  Fetalen  der  Blüten  sind  rosa,  die  zweilappige,  sehr  große 
Lippe  ist  weiß  mit  rosa  Lappenflecken,  am  Grunde  mit  gelben,  rot  ge- 
strichelten Flecken.  Die  Kultur  dieser  Orchidee  ist  nicht  schwierig.  Man 
hüte  sich  aber  davor,  Miltonia  vexillaria  zu  warm  zu  kultivieren,  da  sie 
dann  leicht  von  Ungeziefer  befallen  wird.  In  der  kalten  Abteilung  des 
Orohideenhauses  ist  ihr  Platz.  Während  der  Triebzeit  verlangen  sie  viel 
Wasser,  Licht  und  Luft,  in  der  Ruhezeit  hält  man  sie  ziemlich  trocken, 
ohne  sie  aber  bis   zum  völligen  Einschrampfen   kommen  zu  lassen. 

Otto  Brand. 

Gärtnerische  Reiseskizzen. 

Eine  Tropenfiihrt. 

A'oa  Bernh.  Othmer,  kgl.  Garteninspektor,  München. 
II.     Auf  Trinidad  und  in  Port  of  Spain. 
(Hierzu  sieben  Abbildungen.) 
l5ei  herrlichem  Mondschein  passierten  wir  um  Mitternacht  Mar- 
tinique   mit    dem  alten    Speiekel    (wie  Frau  "Wilhelraine  Buchholz 


Attalea  princeps  im  botanischen  Garten  in  Port  of  Spain. 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgenommen. 


IX,  15 


Die  Gartenwelt. 


sagen  würde)  Mont  Pelee.  Mit  dem  Fernglase  sah  ich  deutlich 
die  öde  Lava  liegen,  eine  Rauchwolke  hüllte  die  Spitze  des 
Berges  ein,  alles  war  still  und  friedlich  wie  die  Kiihe  des 
Grabes. 

Morgen.s  um  G  Uhr  liefen  wir  in  Port  ('astries,  Sanct 
Luoias    schönem  kleinen    Hafen,  ein.     Da    hier  Kohlen    ge- 


Vorgarten in  Port  ot'  Spain :  im  Mittelgrund  Ravenala 
madagascariensis. 

Vom  Verfasser  für  die  ,,Garteawelt'*   photogr.  aufgenommen. 


nommen  werden  sollten,  verließ  ich  bald  nach 
dem  Frühstück  das  Schiff  und  spazierte  durch 
die  Stadt  zum  botanischen  Garten  hinaus. 
Dieser,  überhaupt  die  ganze  Gegend  erinnerte 
mich  sehr  an  Antigua.  Der  Garten  bietet 
nicht  sehr  viel;  es  schien  mir,  als  ob  hier 
früher  einmal  nach  dem  System,  secunduin 
ordines  naturales,  die  Anpflanzungen  gemacht 
seien,  daß  man  sich  aber  späterhin  an  andere 
Prinzipien  gehalten  habe.  Ich  vermerkte  als 
besonders  auffallend  eine  ganz  riesige  Flciis 
Beiijamina  am  Eingange,  sowie  eine  Euphorbia 
Tiriicalli  oder  eine  ihr  ähnliche  Art  von  4  m 
Höhe,  ferner  Älocasia  macrorrhixa  variegata 
und  Alpinia  rafflesiana  variegata  in  auch  für 
die  tropischen  Verhältnisse  besonders  großen 
Exemplaren,  sowie  eine  Gruppe,  resp.  einen 
Busch  von  Nephrolepis  rnfescens  tripinnalifida 
von  reichlich  IY3  ni  Höhe  tmd  Breite!  Diese 
Form  und  die  Nephrolepis  Duffi  (Abbildung 
im  fünften  Jahrg.,  Seite  30)  fand  ich  un- 
gemein häufig  in  West-Indien  angepflanzt.  — 
Gegen  Abend  ging  es  weiter  nach  Barbados, 
wo  wir  nach  genußreicher  Fahrt  am  andern 
Tage  gegen  Mittag  anlangten. 

Barbados     besitzt     einen     geräumigen 
und     prachtvollen    Hafen,    der     seit    einigen 
.Jahren  eineit  Hauptstützpunkt  für  die  Dampfer 
der  Royal-Mail-Linie  bildet.     Hier  legen  die  von  Southampton 
kommenden    Dampfer    zunächst    an    und    treffen    auch    hier 
die     kleineren     Dampfer,     die    nordwärts    bis    St.    Thomas 
gehen,    südwärts    bis    Demerara    und    Paramaribo    bezw.    La 
Guayra.     Die  Hafenstadt  Bridgetown  zeigt  prächtige  Gebäude 


und  üppige  Vorgärten,  ein  durchaus  internationales  Leben 
und  eine  recht  gemischte  Bevölkerung,  wenngleich  auch  die 
Neger  in  allen  Schattierungen  die  weitaus  grcilite  Mehrheit 
haben.  Das  ganze  Inselland  zeigt  nur  geringe  Erhebungen, 
seine  ursprüngliche  Vegetation  hat  der  Kultur  weichen  müssen, 
üppigst  gedeiht  das  Zuckerrohr. 

Die  botanische  Station  ist  hier  zu  einer  zentralen  Ver- 
suchs- und  Untersiichungs-Anstalt  für  tropische,  speziell 
westindische  Agrikultur  erweitert  und  leistet  unter  der 
Direktion  von  Sir  Daniel  Morris  außerordentlich  Er- 
sprießliches. In  ihrem  M'est-Indian-Bulletin,  in  den  Agricultural- 
News,  sowie  verschiedenen  „Pamphlets",  die  für  wenige 
Pence,  resp.  erstere  für  ebenso  wenig  Schillinge  allgemein 
zugänglich  sind  und  überall  ausliegen,  werden  die  Versuchs- 
und Untersnchungsergebnisse  bekannt  gegeben  und  gern  von 
den  Pflanzern  verwertet.  Der  Engländer  treibt  die  Wissen- 
sciiaft  weniger  um  ihrer  selbst  willen,  versteht  vieliuehr 
deren  Ergebnisse  in  der  Praxis  zu  verwerten  und  sie  in  Tat 
umzusetzen. 

Zwei  Tage  sjxiter  gingen  wir  vor  Port  of  Spain  auf 
Trinidad  vor  Anker  und  ein  anderer  Abschnitt  meiner  Reise 
begann. 

Wie  in  Roseau  auf  Dominica,  so  war  auch  hier  die 
gastfreiuidliche  englisohe^.Regierung  dem  im  Staats-Auftrage 
reisenden  gegenüber  sehr  koulant  und  inbezug  auf  Revision 
des  umfangi-eichen  Gepäcks  so  nachsichtig  als  möglich,  sans 
visite  durfte  ich  pä,ssieren.  Während  Roseau  in  jeder  Be- 
ziehung äußerst  primitive  Einrichtungen  zeigte,  präsentierte 
sich    Port  of  Spain    als   eine    höchst    moderne    und    reinliche 


Xus  dem  botanischen  Garten  von  Port  of  Spain.     Wie  man  in  den  Tropen 
Orchideen  pflegt.    Herr  Hart  und  sein  schwarzer  Orchideengärtner. 

Vom  Verfasser   für  die  „Gartenwelt"   photogr.  aufgenommen. 

Stadt,  mit  Wasserleitung,  Telephon,  elektrischem  Licht  und 
elektrischer  Straßenbahn.  Breite,  rechtwinklig  sich  schneidende 
Straßen  weisen  reich  ausgestattete  Läden  auf,  in  denen  man 
ziemlich  preiswert  so  ungefähr  alles  kaufen  kann,  was  das 
Herz   etwa    begehren    sollte.     Alles  was    zu    haben    ist,    muß 


Die  Gartenwelt. 


IX.  15 


importiert  werden,  Imhistrie  und  Technik  ist  im  Lande  niclit 
entwickelt,  hervorgebi'acht  werden  nur  landwirtschaftliuhe 
Produkte    und    der    Schwerpunkt   des    Handels  von    Trinidad 


Alter  Pithecolobiuni-Stannn   mit  Epiphyten  im  botanischcTi 

Garten  von  Port  of  Spain. 

Vom  Verfasser^für  die  „Gartenwelt"   photogr.  aurgenorameii. 

liegt  eben  in  dem  Austausch  europäischer  Waren  und  süd- 
amerikanischer Produkte,  ganz  besonders  Produkte  aus  dem 
östlichen  venezolanischen  Guyana.  Zur  Zeit  meiner  An- 
wesenheit lag  der  Handel  ganz  darnieder,  denn  durch  Don 
Castros  Machtwort  war  die  direkte  Schiffahrt  zwischen  Ciudad 
Bolivar  und  Trinidad  vollständig  aufgehoben,  der  Handel  von 
dort  aus  ging  über  Carupano  und  La  Gruayra.  So  stieß  auch 
ich  inbezug  auf  späteres  Weiterkommen  auf  Schwierigkeiten. 
Einstweilen  richtete  ich  mich  in  Port  of  Spain  häuslich  ein, 
suchte  ein  Standquartier  für  mich  und  meine  späteren  Samm- 
lungen und  informierte  mich,  in  welchen  Teilen  der  Insel 
ich  am  meisten  finden  könnte.  Ersteres  wurde  bald  vmd 
bestens  vermittelt  durch  Mr.  Boos,  den  Chef  des  Hauses 
Harrimau  u.  Co.,  an  den  ich  von  Hamburg  aus  beste 
Empfehlungen  hatte;  letzteres  durch  Mr.  Hinchley  Hart, 
meinen  Kollegen  vom  botanischen  Garten,  einem  Herrn,  der 
bereits  27  Jahre  in  den  Tropen  tätig  ist  und  über  bedeutende 
Kenntnisse  auf  dem  Gebiete  tropischer  Agrikultur  und  Botanik 
verfügt.  In  dem  ihm  unterstellten  Institut  fand  ich  alles, 
was  ich  wissen  wollte,  dm-ch  ihn  praktisch  und  handlich 
zusammengestellt,  ein  wohl-  und  praktisch  geordnetes  Herbarium 
von  Trinidadpflanzen  mit  trefflichen  Standortsangaben,  vieles 
noch  herrührend  von  unserem  etwa  1860  verstorbenen 
Landsmann  Crüger,  einem  seiner  Vorgänger. 

Der  botanische  Gai'ten  in  Fort  of  Spain  liegt  außerhalb 
der  eigentlichen  Stadt,  in  dem  Vororte  St.  Claire  und  zer- 
fällt in  den  älteren  Teil,  den  Governors  Garden  uad  den 
jüngeren,  die  Experimental-Station.  Man  gelangt  dorthin  seit 
kurzer  Zeit  mittels  elektrischer  Styaßenbahn;  ich  zog  es  zu 
verschiedenen  Malen  vor,  zu  Fuß  zu  gehen,  um  mehr  Muße 
zu  haben,  mich  über  tropische  Straßen-  und  Gartenbilder  zu 
freuen.  Mein  Weg  führte  über  Straßen  mit  herrlichen 
Qreodoxa  regia,  den  Königspalmen,  in  diesem  Fürsten- 
geschlechte  mit  zu  dem  Stolzesten  gehörend,  was  man  sich 
denken  kann.     Ich  konnte  es  mir  nicht  versagen,  zwei  dieser 


Palmen  im  Bilde  festzuhalten,  Abbildung  Seite  174,  sowie 
auch  eine  stattliche  Gruppe  von  Ättalea  pririceps  wieder- 
zugeben. Der  kräftige  Stamm  ist  so  glatt,  so  machtvoll  und 
ebenmäßig,  daß  man  glauben  könnte,  eine  künstliche  Säule 
vor  sich  zu  haben,  würde  nicht  der  mächtige  Schopf  ge- 
vvaltiger  Wedel  uns  eines  Besseren  belehren.  Sehr  schön 
entwickelt  war  auch  die  Seite  175  oben  abgebildete 
Ravenala  niadagascariensis ,  der  Baum  der  Eeisenden. 
Auf  den  Plätzen  der  Stadt  sehen  wir  mächtige,  schatten- 
spendende Bäume,  deren  Namen  uns  fremd  sind,  daneben 
aber  auch  den  unvermeidlichen  Gummibaum,  den  Brotfi-ucht- 
baum,  Ärloearpus  incisa,  Pandanus,  Musen,  Mangos  ti.  a.  m. 
Weiter  nach  Norden  kommen  wir  in  die  Region  der  Villen 
mit  ihren  so  reichen  und  piächtigen  Vorgärten,  in  denen  es 
strotzt  von  üppigster  Blütenfülle.  Was  ist  die  Vegetation 
tmserer  größten  und  schönsten  Glashäuser,  sei  es  auch  zu 
Kew,  Herrenhausen,  Schönbrunn  oder  sonstwo,  gegen  diese 
üppige  Entwickelung  im  Freien,  wo  neben  den  so  günstigen 
natürlichen  Verhältnissen  noch  die  pflegende  Hand  des  Lieb- 
habers oder  Gärtners  hinzukommt!  Das  Gefühl,  was  uns  bei 
Betrachtung  all  dieser  Herrlichkeiten  überkommt,  ist  nicht 
zu  beschreiben;  man  muß  sie  gesehen  haben,  um  es  zu 
empfinden.  Was  denkt  der  Gärtner  bei  Poinsettien  mit  einem 
Stamm  von  der  Stärke  eines  Mannessehenkels  mit  viel  ver- 
zweigten Ästen  und  cinfer  leuchtend  dunkelroten  Krom'  von 
■4^2  'u  Durchmesser  !V  Oder  wenn  er  ein  Gartentor  sieht, 
leuchtend  rötlich-violett,   etwa  8  m  hoch,    alles    eine  Blüten- 


Epiphytisches  Philodendron  mit  Bronieliaceen  im  botan. 
Garten  von  Port  of  Spain. 

Vom  Verfasser  für  die  „Garlenwelt"  photogr.  aulgenommen. 


IX,  15 


Dlie  Gartenwelt. 


177 


fülle  von  BmigawriUid  s/irrf^iliilis.'  üinl  so  geht  es  weiter 
mit  Allamanda,  Tlnuilifii/in.  Iporaoeen,  Antigonon  kptopus, 
Ilibiscns  usw..  danol.rn  liic  linntblättrigen  Gewächse  der 
Tropen,  Acalj'phen,  Croton,  Caladium  und  all  die  Mannig- 
faltigkeit der  epiphytischen  Bromeliaceen,  Kakteen  und 
Aroideen,  Orchideen  nicht  zu  vergessen.  Im  Garten  der 
Herren  Siegert  sah  ich  eine  Vanda  tei-es  etwa  7  m  hoch 
kletternd,  ich  sah  riesige  Klumpen  von  EpidendrUm  und 
Onddium.  die  sich  sogar  an  glatten  Palmstämmen  an- 
klammerten, und  in  der  Villa  Stollmeyer  auf  einer  Veranda 
um  die  Weihnachtszeit  27  blühende  Orchideen,  darunter 
Oncidium  Papilio,  laiueiniiiiii,  ai)ipliatmn  und  Sprucei,  div. 
Epidendnim  und  CuUlri/u,  Srliomhnriikia  \\.  s.  w.  Das 
macht  einen  anderen  Eindruck  als  Fuchsien 
und  Pelargonien.  Die  letztgenannten  und 
bedeutenderen  Vorgärten  liegen  an  der  Sa- 
vannah,  einem  großen,  etwa  2 — 3  km  im 
Durchmesser  haltenden  Platz,  der  mit  Rasen 
bewachsen  und  stellenweise  mit  recht  frei- 
stehenden großen  Bäumen  be.standen  ist.  Rind- 
vieh weidet  friedlich  dort,  wie  in  den  großen 
englischen  Parks,  abends  wird  Fußball,  Cricket 
dort  gespielt,  geritten  und  alljährlich  lun  die 
.Jahreswende  werden  Pferderennen  abgehalten, 
zur  Präraiierung  westindischer  Züchtungen. 
Hier  liegt  nun  anch  der  botanische 
Garten,  in  dessen  älterem  Teile  sich  die 
Residenz  des  Gouverneurs  befindet,  inmitten 
einer  herrlichen,  recht  wertvollen  Parkanlage, 
die  reich  an  großen  Bäumen  ist  nnd  die 
dermaßen  mit  Epiphyten  bedeckt  sind,  daß 
sie  den  Inhalt  einiger  europäischer  Glashäuser 
auf  ihrem  Leibe  tragen.  Herrliche  Palmen, 
Bambusen,  Cycadeen  und  tropische  Nutz- 
pflanzen sind  geschmackvoll  angeordnet. 
Einen  solchen  Baumriesen,  den  Stamm  einer 
Art  von  PiÜiecolohium  zeigt  die  Abbildung 
Seite  17G.  Der  Stamm  und  seine  Äste  sind 
mit  zahllosen  Epiphyten  bedeckt,  deren  Luft- 
wurzeln wie  Seile  herabhängen.  Noch  inter- 
essanter ist  die  nächste  Abbildung,  die 
uns  ein  riesiges  Philodendroti  in  seiner  troiiisehen  Ent- 
faltung zeigt.  In  ungebändigter  l'ippigkeit  gedeiht  alles,  so 
daß  mir  Kollege  Hart  seufzend  sagte:  „Ja,  ihr  da  drüben 
im  alten  Europa  habt  Sorge,  daß  die  Pflanzen  wachsen, 
wir  hier  haben  die  Scliwierigkeit,  daß  es  zuviel  wächst, 
und  das  geht  jahraus,  jahrein;  hätte  ich  doch  mal  einen 
europäischen  Winter  mit  seiner  Ruhe."  (Tberall  bleibt  eben 
dem  Menschen  zu  wünschen  übrig,  selbst  im  gesegneten 
und  so  schönen  Trinidad.  Im  anderen  Teile  des  Gartens 
befinden  sich  die  Orchideen-  nnd  Farn-Kulturen,  in  2  Schatten- 
hallen, und  die  Vergleichs-  und  Versuchsfelder  für  die 
tropischen  Kulturpflanzen.  Wie  die  Orchideen  dort  kultiviert 
werden,  zeigt  die  Abb.  Seite  175,  auf  der  auch  Herr  Hart  und 
sein  Orchideengärtner  sichtbar  sind.  Wir  sahen  da  eine  An- 
zahl Sorten  von  Kakao,  Katfee  und  den  jetzt  so  wichtigen  Kaut- 
schukpflanzen. Über  alles  erzählte  mir  der  allezeit  entgegen- 
kommende Kollege  Hart  eine  Menge  sehr  schätzenswerter  Er- 
fahrungen ;  ihre  Mitteilung  würde  zu  weit  führen  und  nur 
für  Tropenpflanzer  und  a\ich  nur  solche  West-Indiens  speziell 
von  Wert  sein.  Ich  weise  hier  nur  darauf  hin,  um  zu  zeigen, 
was  die  englische  Regierung  für  ihre  Kolonien  tut  und  auch 


welche  Erfolge  sie  damit  erzielt.  Hart  hat  als  Superintendent 
ein  .stattliches  Gehalt,  seine  Obergärtner  nicht  minder  und  anch 
seine  braunen  und  schwarzen  Gärtner  und  Arbeiter  sehen, 
wie  ihr  Herr,  nicht  notleidend  aus. 

Nach  diesen  Genüssen  ging  es  nun  in  verschiedenen 
Streifzügen  und  nach  allen  Windrichtungen  ins  Innere  der 
Insel.  Herr  Hart  hatte  es  frenndlichst  unternommen,  alle 
gesammelten  lebenden  Pflanzen  bis  zu  meiner  Abreise  im 
Frühjahre  zu  beherbergen  und  pflegen  zu  lassen;  alles  tote 
Material  versorgte  ich  in  meinem  Domizil  in  der  Stadt,  das 
ich  zu  diesem  Zwecke  von  Zeit  zu  Zeit  aufsuchte. 

Gibt  es  nun  in  Port  of  Spain,  abgesehen  von  Theater 
und  gutem  Konzert,    wohl  alles,    was  iler  Kulturmensch  sich 


)n  Malpighiaceen 
Trinidad. 


po  Savannah  auf 


für  die  „Gartenwelt 


wünschen  kann,  so  hat  man  doch  schon  in  nicht  allzu  großer 
Ferne  die  unberührteste  Natur.  So  galt  einer  meiner  ersten 
Besuche  den  Mangrove-Silmpfen,  aus  denen  ich  die  Ent- 
wickelungsformen  der  Rhixophora  und  aerotropische  Wurzeln 
der  Avicennia  nitida  holen  sollte.  Die  Fahrt  mußte  in  einem 
kleinen  und  sehr  flach  gehenden  Boote  über  den  Golf  von 
Paria  gemacht  werden,  damit  wir  auch  in  die  sehr  flachen 
Kanäle  der  Sümpfe  einfahren  konnten.  Sehr  behaglich  war 
mir  die  Situation  in  dieser  Nußschale  nicht,  sorgte  doch  auch 
gelegentlich  ein  mächtiger  Hai  dafür,  uns  in  Erinnening 
zu  bringen,  daß  auch  für  den  Homo  sapiens  es  noch  einen 
Meister  gebe.  Schon  vor  Sonnenaufgang,  wir  waren  um 
2  Uhr  nachts  abgefahren,  lief  unser  Kahn  unter  Laternen- 
beleuchtung mit  der  Flut  ein.  Wir  machten  ihn  an  einer 
Rhizophora  fest,  verzehrten  unser  mitgenommenes  Frühstück 
und  warteten  den  Sonnenaufgang  ab.  Es  war  ein  eigen- 
artiges, unvergeßliches  Schauspiel,  in  dieser  morastigen 
Einöde  (das  Wasser  war  gefallen,  es  war  Ebbe)  zu  sehen, 
wie  die  Sterne  allgemach  verblichen,  die  Nachttiere  vor  dem 
Tagesgestirn  sich  zurückzogen  und  dafür  mit  der  rasch  hoch- 
kommenden Sonne  eine  Menge  anderer  Tiere  erwachten   und 


178 


Die  Garlenwelt. 


IX,  15 


den  neuen  Tag  begrüßten  Aus  tausend  und  abertausend 
Taulropfen  glitzerte  ein  reiclies  Licht,  Nebel  und  Tau  vei-- 
flogen  vor  der  Sonne  Macht,  es  war  Tag  geworden,  und  vor 
unseren  Angen  lag  die  eigenartige  Mangrove-Landschaft  aus- 
gebreitet. Ich  entsann  mich  eines  Bildes,  das  vor  einer 
Eeihe  von  Jahren  im  Gymnasium  uns  davon  vorgelegt  war, 
und  —  wie  ganz  anders  war  i\un  die  Wirklichkeit!  Der 
Gärtner  konnte  nicht  viel  Freude  an  diesem  einseitigen,  wenn 
auch  üppigen  Leben  im  Brackwasser  haben,  es  war  düster 
und  farblos  —  alier  vom  Standpunkte  des  Naturfreundes 
aus  lag  ihm  ein  eigentümlicher  Reiz  inne.  Welch  merk- 
wih-dige  Anpassung  an  die  Verhältnisse  zeigen  die  Samen 
der  Rhixophoraf  Am  Baume  hängend  keimen  sie  schon,  die 
Wurzeln  entwickeln  sich  spannenlang  und  fingerdick,  dann 
lösen  sich  die  Samen  vom  Baum  und  bohren  sich  vermöge 
ihrer  Schwere  gleich  in  den  Schlamm  ein,  pflanzen  sich 
gleichsam  selber  ein.  Die  im  Schlamm  und  Brackwasser 
wurzelnden  Avicennien  treiben  aus  dem  Wasser  heraus  eine 
Unmenge  von  Luftwurzeln,  um  so  dem  unteren  Teile  des 
Pflanzenkörpers  Jjuft  zukommen  zu  lassen  und  zahlreiche 
Krabben  sind  befähigt,  ebenso  rasch  auf  die  Bäume  zu 
kommen  als  im  Wasser  zu  schwimmen.  Sie  in  die  Spiritus- 
flasche zu  bringen,  ist  eine  recht  mühsame  Arbeit  und  Acht 
muß  man  geben,  ihren  mächtigen  Scheren  nicht  zu  nahe  zu 
kommen.  Die  hier  in  Menge  heimischen  Alligatoren  halten 
sich  noch  zurückgezogen,  es  ist  noch  nicht  Jagdsaison,  was 
uns  auch  recht  ist,  denn  wir  wollen  mit  ihnen  in  Frieden 
auseinander  kommen. 

Ganz  anders,  fai'benprächtiger  und  ungemein  abwechselungs- 
reicher, gestaltet  sich  ein  Streifzug  in  den  Urwald  Trinidads. 
Auch  dazu  brechen  wir  zeitig  auf,  denn  es  ist  in  Trinidad 
bedeutend  wärmer  als  in  Dominica  und  so  gilt  es  hier 
noch  weit  mehr  die  Morgenstunden  auszunutzen  als  dort. 
Es  geht  bergan,  zunächst  durch  Kakao-Kulturen  und  unter 
Kokospalmen,  sowie  Bananen  und  dann  in  den  üppigsten, 
mannigfaltigsten  Wald  mit  seinen  Blüten,  Epiphyten  und 
Lianen. 

Dort  steht  einsam  wieder  eine  Palme,  eine  eigenartige, 
prächtige  und  distinkte  Erscheinung,  die  Gouglou-Palme,  eine 
^«•oco?nia-Spezies.  Stamm,  Blätter  und  Früchte  sind  in  lange 
und  spitzige  Stacheln  eingehüllt.  Später  traf  ich  an  einer 
freieren  Stelle  des  Waldes  eine  Gruppe  kleiner  Heliconien,  fast 
so  als  ob  sie  zur  Zierde  hingepflanzt  wären,  wohl  Heliconia 
psütacorum.  Diese  reichlich  einen  halben  Meter  hohe  Pflanze 
hat  Blätter  wie  die  in  unseren  Warmhäusern  allgemein  ver- 
breiteten Cienanthe  oder  Maranta  setosa,  trägt  alior  an  frei  und 
straff  aufgerichtetem  Stiele  5 — 6  salmfarbene  Blüten,  ge- 
tragen von  eben  solclien  Brakteen.  Ich  habe  diese  Pflanze 
später  auf  der  ganzen  Insel  häufig  gefunden,  sie  blüht  während 
der  Wiiitermonate  und  hält  sich  abgeschnitten  längere  Zeit. 
Das  wäre  so  etwas  für  unsere  Glashäuser  während  des  Winters. 
Weiter  sah  ich  Centropogon  lucyanus,  Lygodien  (L.  vemistum 
luid  volubik)  bis  zu  20  m  die  Bäume  hinauf  klimmend, 
Adiantum  pubescms,  Lycojjodien  und  kleinere  Orchideen 
an  Bäumen,  nicht  minder  Bromelien  und  Rhipsalideen.  An 
feuchten,  sumpfigen  Stellen  vereinzelt  Aci-ostichum  aureum 
in  mächtigen  Hüschi-ii.  1'/.,  m  breit  und  reichlich  so  hoch, 
ebenso  Cyclanlhu.s  hi/jarUhiti  (Vergl.  Abb.  im  VIII.  Jahrg. 
Seite  153),  Sjjalhi/ilii/llinii;  in  modrigem  L-Mihc  Hymcmmillis, 
I Lippeastrum ;  weiter  Aphdandra  u.  a.  Orcliideen  und 
Bromeliaceen  treten  nur  an  freier  gelegenen  und  sonniger 
gestellten    Bäumen   auf,    während    die    Lygodien,    Heliconien, 


Cyclmithus,  Spathiphylleen  nur  in  tiefem  Schatten  gedeihen. 
Kommt  man  liöher  in  die  Bei-ge,  wo  die  Temperatur  kühler 
und  die  Luft  feuchter  ist,  wie  am  Tocuche,  dem  höchsten 
Berge  Trinidads  oder  in  den  Bergen  am  Oropuche  im  Nord- 
osten, die  ich  in  der  Folge  besuchte,  dann  werden  Farne 
häufiger  und  kleinblütige  Orchideen  aus  der  Pleurothallidineen- 
Gruppe  u.  a.  In  feuchten  Schluchten  am  Tocuche  fand  ich 
die  zu  den  Marattiaceen  gehörigen  Danaeen,  Danaea  sim- 
plicifolia,  nodosa  und  eliiptica,  sodann  in  großer  Mannig- 
faltigkeit Hymenophyllaceen,  ebenso  wie  die  Danaeen  im  puren 
Lehm  wachsend  aber  aucli  epiphytisch.  Alles  ti-ieft  von 
Wasser!  Erwähnen  möchte  ich  an  Arten  nur  die  schon  aus 
Dominica  bekannte  Trichomanes  Leprieurii,  Tr.  menihrana- 
ceuni,  an  Baumstämmen  wachsend,  und  das  einfach  gefiederte 
Trichomanes  pinnaium.  Das  letztere  hat  an  der  Spitze  der 
Blattspindel  eine  Blattknospe,  die  sich  entwickelt,  ähnlich  wie 
bei  den  Erdbeeren,  '  zur  kleinen  Pflanze  ausbildet,  sich 
niederlegt,  Wurzeln  bildet  und  so  für  eine  ausgiebige  Ver- 
breitung der  Art  sorgt.  Wie  schade,  daß  diese  schönen 
Pflanzen  so  schwer  reisen  und  ihre  Kultur  ist  außerdem  nicht 
ganz  leicht.  Doch  darüber  ein  ander  Mal  mehr.  Es  fehlt 
hier  ebenfalls  nicht  an  einer  Anzahl  verschiedenster  Baum- 
farne aus  den  Gattungen  Alsophila,  Cyathea,  Cihotium 
Dicksonia  und  Hemitelia.  Überhaupt  gehörte  die  Vegetation 
am  Tocuche  und  besonders  am  Oropuche  imd  Torure,  zu  dem 
Üppigsten,  was  ich  an  Troiienvegetation  gesehen,  es  war  der 
„Regen"wald  ]iar  excellence,  dessen  Erscheinungen  an  Üppig- 
keit auch  nicht  übertrotfen  wurden,  von  dem  was  ich  später 
am  Orinoco  sah.  Alle  Pflanzen  zu  nennen,  welche  ich  hier 
traf  und  sammelte,  würde  viel  zu  weit  führen;  ich  will  nur 
noch  von  den  Farnen  Schixaea  elegans  erwähnen,  eine  Pflanze, 
die  leider  bei  uns  nicht  recht  gedeihen  will.  Sie  wächst  im 
modernden  Laube  recht  schattig.  Dann  gibts  hier  Oncidium 
Pajnlio  und  iitridutn,  OrnüJweephalus  gladiatus,  Euterpe 
edulis  und  die  mächtige  Maximiliana  regia,  verschiedene  Begonien, 
eine  Brownea-Art  und  kriechend  am  Boden  im  Waldesschatten 
eine  Rubiacee  (wahrscheinlich  Coccocypselum)  mit  dunkel- 
blauen Beeren  dicht  besetzt;  eine  prächtige  kleine  Zierfrucht. 
Dort  am  Oropuche  war  ich  einige  Tage  Gast  des  s.  Z.  be- 
rühmten und  berüchtigten  venezolanischen  „Generals" 
Mendoza,  der  hier  im  Exil  auf  eine  neue  und  aussichts- 
reichere Revolution  wartet.  Er  ist  hier  z.  Z.  ein  recht 
friedlicher  und  erfolgreicher  Kakaopflanzer;  seine  Wohnung 
bildete  eine  von  Ungeziefer  aller  Art  wimmelnde  Lehmhütte. 
Ganz  in  der  Nähe  seiner  Behausung  ist  eine  Höhle  mit 
Guacharo- Vögeln,  die  durch  Humboldt  aus  Nord- Venezuela 
bekannt  geworden  sind.  Mit  jener  Höhle  kann  sich  diese, 
in  welcher  nach  meiner  Schätzimg  sich  etwa  6  —  800  Vögel 
befinden,  nicht  messen,  aber  sie  genügte  doch,  luu  mk  einen 
Eindruck  davon  zu  geben.  Für  imsere  Sammlungen  nahm 
ich  ein  Nest  imd  einige  Eier  mit,  gleichzeitig  bedauernd, 
daß  ich  nicht  erfahren  in  der  Kunst  des  FeU  über  die 
Ohren  ziehens. 

Ein  wahres  Dorado  für  den  Pflanzen  Sammler  ist,  wie 
s.  Z.  schon  Crüger  schrieb,  die  Aripo-Savannah,  aus  der  die 
Seite  17  7  wiedergegebene  Aufnahme  stammt.  In  geradezu 
für  den  Pflanzen  Sammler  idealer  Weise  findet  man  hier 
dicht  neben  einander  ty])ische  Savannenflora,  harte  Gräser 
mit  vereinzelt  stehenden  hartblättrigen  Sträuchern  imd  den 
sinnpfigen  Untergrund  verratenden  Mori  che -Palmen  {Mauritia 
seligera)  und  tropischen  Urwald  mit  stark  entwickelter 
EpLphytenflora. 


IX, 


Die  Gartenwelt. 


Ganz  ^pezlell  suclitt  und  fand  i  h  liiei  Itiicnlanen, 
sowohl  in  kleinen  Tümpeln  schwimmende  Formen  aus  der 
Verwaudschaft  unserer  vulgaris,  als  auch  Landformen  aus 
der  Grupi«  der  bifida.  Kleine  zarte  Pflänzchen  mit  zwei 
spateiförmigen  Blättern  von  etwa  2  bis  3  cm  Länge  und  da- 
zwischen herausragenden  Blütenstielen  von  etwa  Spannenlänge. 
Neben  und  zwischen  den  Würzelchen  im  feuchten  Sande  be- 
finden sich  die  insektenfangenden  krugförmigen  Organe.  Ich 
war  zweimal  hier;  in  der  Mitte  des  November  war  alles 
trocken,  glühender  Sonnenbrand  hatte  alles  ausgedörrt;  Ende 
Dezember  jedoch  hatten  ausgiebige  Regen  das  schlummernde 
Leben  erweckt,  ich  watete  zeitweilig  bis  an  die  Knie  im 
Wasser,  von  oben  gab  es  des  segenbringenden  Nasses  auch 
mehr  denn  reichlich  —  atier  ich  brachte  sieben  verschiedene 
Arten  heim.  Auch  Ei'doi'chideen  gibt  es  hier,  Gyrlopodium 
jmnctatum,  ein  Geodoruni,  Pogonia,  Gleist.es,  sodann  die  Lind- 
sayen,  das  sind  der  zeitweiligen  Trockenheit  angepaßte  Farne, 
unter  den  Sträuchern  einige  Malpighiaceen,  auf  ihnen 
schmarotzend  eine  Cassythenart,  eine,  wenn  man  so  sagen  darf, 
verholzte  Cuscuta,  zu  der  Familie  der  Lauraceen  gehörig.  -- 

Älmlich,  aber  kleiner  in  Ausdehnung  ist  die  Piacoh- 
Savannah:  sie  ist  trockener,  daher  fehlen  die  Mauritien,  um- 
somehr  gibt  es  Maximiliana-  und  Desmoncus-kTten.  Zwischen 
<lem  niedrigen  Grase  fiel  mir  eine  eigenartige  Pflanze  auf, 
<leren  Blätter  wie  Eselsohren  erscheinen.  Bis  an  die  Spitze 
des  Vegetationspunktes  sitzen  die  knollenartigen  Staramstückc 
im  Bollen,  gekrönt  nur  von  3  bis  4  großen  lederartigen, 
filzigen  Blättern,  zwischen  denen  Rispen  mit  gelben,  braun 
punktierten  Blüten  stehen.  Es  war  Byrsonema  verhasdfolia. 
Auch  sonst  gab  es  verschiedenes  Interessante,  so  zwei 
ätraiichige  Jussieun- Arten  u.  a.  m. 


Die  Exkursionen  nach 
dem  Süden,  nach  dem  As- 
phaltgee,  La  Brea,  Gap  de 
Ville  und  Erin,  sowie  der 
Gegend  nach  Siparia  und 
n\ü\  dem  im  Innern  iso- 
lieit  stehenden  Tamana  Hill 
%viien  alle  i  echt  interessant 
und  lohnen  1  Die  Fiora  in 
lei  Gegend  des  Asphiltsees 
hat  zum  Teil  Sivannen- 
Chuaktfi  Mel  Mauritien 
und  Miximilianr  n  tietenauf. 
ebenso  viel  schon  blühende 
Mahaceen  und  Solamim- 
iiten  |Bei  Cai  de  ViUe 
Ulli  Fun  i'~t  uijpigster 
Lrwald  au  der  flachen 
Küste  einges  lumt  von  Man- 
j:io\en  In  letzteiem,  an 
De<<}nn»  ?(>;  Alten  fand  ich 
irl  <■  il  I  tum  einige  Stan- 
li  j  f  am  I  (hl  idmm  stellen- 
w  eise  im  Walde  auch  Cory- 
iiithes  Reich  1  st  besonders 
lu  Geg(  nd  \  011  Siparia  an 
Oichideen  Ich  fand  Owct- 
lium  hiHceanum  und  amp- 
hatum  sowie  Pxpiho  Jonop- 
sis  Eodi  tgue^ia  Epiden- 
d?  um  in  einei  Anzahl  von 
Alten,  bchonibuigliia,  Catlleya  bkinne^  i  n.  &.  Der  Urwald  ist 
reich  an  üppigen  Lianen,  Farne  gibt  es  wenig,  Baumfarne  garnicht. 
So  war  denn  mein  Aufenthalt  in  Trinidad  ein  in  jeder 
Beziehung  sehr  angenehmer,  abwechselungs-  und  erfolgi-eicher. 
Von  einigem  Unwohlsein,  leichte  Malaria- Anfälle,  abgesehen 
befand  ich  mich  recht  gut  und  hatte  unter  der  Tropenhitze  nicht 
allzusehr  zu  leiden.  Die  Touren  ins  Innere  brachten  freilich 
genügend  Anstrengungen  und  einige  Entbehrungen,  dafür 
wurde  man  aber  auf  Schritt  und  Tritt  lielohnt  durch  neue 
Bilder,  die  sich  dem  Auge  darboten,  und  dieser  Reiz  wirkt 
unendlich  anregend.  Meine  Begleiter,  Neger,  ließen  sieh  für 
ihre  Arbeitsleistungen  recht  gut  abrichten,  waren  sehr  willig, 
und  oft  genug  hatte  ich  Gelegenheit,  ihre  Findigkeit  zu  be- 
wundern. — 

Nun  möchte  ich  noch  einige.-  über  die  Kulturpflanzen 
Trinidads  sagen.  —  Es  kommt  da  zunächst  der  Kakao  in 
Betracht,  der  vorzüglich  auf  der  Insel  gedeiht  und  an  dem 
man  dort  mit  ganzem  Interesse  hängt.  Der  Trinidad  Kakao 
steht  auf  dem  Markte  in  sehr  hohem  Preise,  er  gehört  zu 
den  besten  Sorten.  Er  wird  im  Norden  und  Osten  sowie  im 
Süden  vorwiegend  in  großen  Pflanzungen  gebaut,  die  von 
Kulis,  aus  Ost -Indien  importiert,  bearbeitet  werden.  Der 
in  Trinidad  heimische  Neger  arbeitet  lieber  ein  wenig  bei 
den  Kaufleuten  oder  bummelt  am  Hafen  herum.  Seine  Be- 
dürfnisse sind  gering,  so  hat  er  auch  wenig  Grund  Geld  zu 
verdienen.  Der  Kakao  wird  auf  jungfräulichem  Boden  an 
Stelle  abgetriebenen  Urwaldes  gepflanzt.  Seinem  Schatten- 
bedürfnis  kommt  man  entgegen  durch  das  Pflanzi'u  von  Ba- 
nanen für  die  erston  Jahre;  für  spätere  dienen  die  selir  groß 
werdenden,  anfangs  langsamer  wachsenden  Erythrina  Corallo- 
dmdron.      Einen    ganz    prächtigen    Anblick    gewähren    diese 


Die   Gartenwelt. 


IX,  15 


Bäume  zur  Trockenzeit,  wo  sie  ihre  Blätter  fallen  Jassen,  die 
Zweige  sich  mit  orangeroten  Blüten  bedecken.  Das  Bild, 
welches  sich  mir  gelegentlich,  von  einer  Anhöhe  kommend, 
auf  die  in  der  Talsenkung  liegende  Kakaopflanzung  mit  ihrem 
dunkeln  Grün  und  der  darüber  befindlichen  orangeroteu  Decke 
der  Ei'ythrina -Xxonen  darbot,  ist  mir  ob  seiner  Schönheit 
unvergeßlich  und  erinnerte  mich  damals  an  Bilder  aus  den 
Voralpen,  auf  welchen  die  Herbstfärbung  der  Blütenbäume  mit 
dem  dimkeln  Grün  des  Nadelholzes  kontrastierte.  Hier  wie  dort 
darüber  ein  tiefblauer  Himmel.  —  Zucker  wird  mehr  im 
Innern  gebaut,  sein  Wert  hält  dem  des  Kakao  ungefähr  die 
Wage  oder  steht  ihm  nach.  Kaffee  wird  wenig  gebaut,  für 
Baumwolle  ist  es  zu  feucht,  dagegen  denkt  man  an  Vanille- 
Kultur  und  besonders  an  Kautschukbäume.        (Schluii  folgt.) 


Ma 


Neue  Pflanzen. 
Selaginella  watsoniaiia. 

Ton  Heinrich  Kohlmannslehner,  llandelsgärtcer,  Britz  bei  Berlin. 
(Hierxu  eine  Abbilchmg.) 
ist  begreiflicherweise  geneigt,  eine  Pflanze,  in  Jie 
man  sich  wahrend  eines  ganzen  Kulturjahres  gewissermaßen  hinein- 
vertieft hat,  schöner  zu  beschreiben,  als  das  Urteil  der  Allgemein- 
heit lauten  würde.  Deshalb  ist  es  wohl  gewagt,  diese  Se  lag  ine  IIa 
als  die  „Schönste  aller  Selaginellen''  zu  bezeichnen.  Eine  der., Schönsten'- 
ist  aber  Selaginella  watsoniana  doch,  die  aus  der  wohl  nur  in  Lieb- 
haber- oder  botanischen  Sammlungen  zu  findenden  Selaginella  Mar- 
tensii  hervorgegangen  ist.  Die  hauptsächlichste  und  beste  Eigen- 
schaft dieser  Züchtung  ist,  daß  sie  willig  und  außerordentlich  flott 
wächst  und  —  last  not  least  —  sich  auch  leicht  und  rasch  ver- 
mehren läßt. 

Die  Pflanze  wird  vom  Topfrande  gerechnet  ca.  20  bis  25  cm 
hoch,  baut  sich  leicht  und  locker  und  erreicht  nach  einjähriger  Kultur 
einen  Durchmesser  von  25—30  cm.  Das  Köstlichste  an  der  Pflanze 
sind  die  silberweißen  Blattspitzen,  während  die  Zweige  nach  ihrer 
Basis  zu  üppig  frischgrün  gefärbt  sind.  Mau  kann  aber,  wenn  man 
den  Pflanzen  mehr  Schatten  gibt,  diese  silbrig- weiße  Panachierung 
auch  in  eine  gelbweiße  verwandeln,  wobei  auch  der  Gnmd  der  Zweige 
eine  etwas  gelblich-grüne  Färbung  annimmt.  Je  sonniger  die  Pflanzen 
aber  kultiviert  werden,  um  so  schöner  und  prächtiger  tritt  die  silber- 
weiße Blattfärbung  hervor. 

Herr  Garteninspektor  Weidlich  aus  Borsig's  Garten  in  Berlin 
empfahl  in  der  Oktober -Sitzung  des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues,  wo  ich  S.  watsoniana  vorführte,  nur  eine  Kultui'wärme 
von  ca.  I27„»  C,  da  sonst  die  Schönheit  der  Färbung  beeinträchtigt 
würde.  Ich  glaube  aber,  daß  man  nicht  zu  ängstlich  zu  .sein  braucht, 
denn  um  genügend  Stecklinge  zu  erzielen,  habe  ich  meine  Pflanzen 
den  ganzen  Sommer  und  Herbst  hindurch  auf  warmem  Kasten  ge- 
halten, ohne  Farbeinbiiße  bei  denselben  zu  erleiden,  und  auch  jetzt 
noch  stehen  meine  Vermehningsptlanzen  im  Hause  bei  15—18  Orad  C, 
wo  ich  zu  meiner  Freude  beobachte,  daß  zwei  starke  Pflanzen,  welche 
im  Kasten  wohl  zu  schattig  standen,  sich  kösthch  nachzufärben  be- 
ginnen. Allerdings  bezweifle  ich  nicht,  daß  sehr  salpeteibaltiges 
Wasser  auf  die  Färbung  einen  wenig  günstigen  Einfluß  ausüben  wird. 
Als  eine  den  Pflanzen  zusagende  Erde  hat  sich  bei  mir  Lauberde, 
etwas  mit  Moorerde  und  Sand  vermischt,  bewährt. 

Daß  diese  Selaginella  watsoniana  besonders  hart  ist. 
konnte  ich  an  meinen  auf  der  Leipziger  Jubiläums- Ausstellung  aus- 
gestellten Pflanzen  erkennen,  welche  zehn  Tage  ohne  Tageshcht  in 
exponierter  Lage  standen,  und  welche  eben.so  frisch  und  schön  wieder 
hier  ankamen,  als  sie  aus  meiner  Gärtnerei  heraus  gingen. 

Eingeführt  wurde  <S'.  watsoniana  von  dem  berühmten  botani- 
schen Garten  in  Kew  bei  London,  und  es  spricht  schon  dafür,  da  II 
man  auch  an  dieser  Stätte  ihren  Wert  erkannte,  weil  sie  zu  Ehren 
des  verdienstreichen  Leiters  dieses  Welt  -  Institutes ,  Herrn  Watson, 
watsoniana   benannt  wurde. 

Torantwonl.   Bedaktenr;  lUx   Hesdörffer.  Berlin.  —  Yerla«  f.  Richard  Carl  S 


Auf  englischen  und  belgischen  Ausstellungen  des  Vorjabr&s 
wurde  diese  Neuzüchtung  zum  ersten  Male  gezeigt  und,  da  ich  die 
Züchtung  nun  ein  ,Tabr  eingehend  studiert  und  beobachtet  habe,  kana 
ich  ihr  das  Zeugnis  als  „Handelspflanze  besonderen  Wertes- 
ausstellen. 

Bevorstehende  Ausstellungen. 

München.  Die  bayerische  Gartenbau-Ausstellung  wird  vom 
29.  April  bis  7.  Mai  d.  J.  eine  Frflhjahrs-BIumenausstellung  ver- 
anstalten, deren  Protektorat  Se.  kgl.  Hoheit  Prinzregent  Luitpold 
übernonnnen  hat. 

Personal-Nachrichten. 

Baake,  während  35  Jahren  Klosteigärtnei-  des  Klosters  Drübeok, 
seit  i.  Juli   1904  im  Ruhestand,  starb  am  12.  Dezember  1904 

Eckardt,  Dr.  Heinrich,  Assistent  an  der  kgl.  bayer.  Agri- 
kulturbotanischen Anstalt  (Prof.  Dr.  Hiltiier)  in  München,  ist  kurz 
vor  Weihnachten  seinem  Herzleiden  in  der  Blüte  seiner  Jahre  er- 
legen. Der  Verstorbene  war  gelernter  Gärtner  und  hat  nach  Ab- 
solviemng  der  Dresdener  Gartenbauscbule  mit  solchem  Eifer  natur- 
wissenschaftliche Studien  getrieben,  daß  er  die  Doktorwürde  erlangt 
bat.  Leider  war  es  ihm  nur  kurze  Zeit  vergönnt,  die  Früchte  seiner 
Strebsamkeit  zu  genießen. 

Holfelder,  Peter,  bisher  bei  der  städt.  Gartendirektiou  in 
München  tätig,  wurde  als  Obergärtner  und  Lehrer  an  die  kgl.  Garten- 
bauschule in  Weihenstephan  bei  Freising  berufen. 

Personalveränderungen  im  Verwaltungsbereiob  der  kgl.  bayer. 
Hofgärtendirektion  in  München: 

Bauer,  Georg,  bisher  kgl.  Obergehilfe  im  Hofgarten  zu  Bayreuth. 
wurde  in  gleicher  Eigenschaftin  den  Hofgarten  zu  Berchtesgaden  versetzt. 

Haas,  Karl,  bisher  k.  Obergehilfe  im  Hofgarten  zuNymphenbuig 
bei   München,   wurde   zum   kgl.  Obergärtner   in   Schleißbeim  ernannt. 

Rauneker,  Johann,  Hofgartengebüfe  in  Nymphenbürg,  wurde 
als  Obergehife  in  den  kgl.  Hofgarten  zu  Bayreuth  versetzt. 
_       Weiß,  Max,  bisher  kgl.    Obergehilfe  im  Hofgarten    zu  Schön- 
busch  bei  Aschaffenburg,  wurde  zum  kgl.  Obergärtner  daselbst  ernannt. 

Briefkasten  der  Redaktion. 

Zu  unserem  Wandkalender.  Die  auf  dem  beiliegenden 
farbigen  Wandkalender  für  das  Jahr  1905  von  der  Meister- 
hand unserer  Künstlerin  Johanna  Beckmann  dargestellten 
Rank-  und  Kletterrosen  dürfen  als  dankbare,  reichblühende 
und  wirkungsvolle  Garlenschmuckpflanzen  mit  Recht  warm 
empfohlen  werden.  Es  gibt  kaum  passendere  Gewächse,  um 
unschöne  Wänds.  Zäune,  Säulen,  Tore  und  ähnliches  in 
malerischster  Weise  mit  freudigem  Grün  und  auf  längere 
oder  kürzere  Zeit  mit  kaum  geahnter  Blütenpracht  zu  über- 
ziehen, als  diese  Rosen.  Auf  dem  Kalender  sehen  wir  oben 
links  einen  Blütenzweig  der  Kosü  ,vhii,ir,ii,inii  ruhra,  der 
rosa  gefärbten  Abart  der  R.  »ichuraiana.  hervorlugen,  einer 
Rose,  die  mit  Vorteil  zur  Beeteinfassung,  als  Trauerrose  auf 
Gräbern  und  an  anderen  Orten  verwendet  werden  kann.  Dar 
unter  sehen  wir  Rosa  marrnnl/in,  deren  Blütezeit  in  den  Juni 
und  Juli  fällt,  während  die  vorhergenannte  eine  ziemlich 
lange  Blütezeit  im  Sommer  hat.  Die  dritte  rosa  Rose  unten 
links  ist  die  alte  bekannte  und  mit  Recht  beliebte  Kletter- 
rose .Jiciuily  of  Uli-  Prairies'-,  die  wie  kaum  eine  zweite  zur 
Bekleidung  von  Lauben,  Veranden  und  Portalen  geeignet 
und  von  malerischer  Wirkung  ist.  Leuchtender  in  der  Farbe 
und  deshalb  eindrucksvoller  ist  ..Carmine  Pillai",  eine  Kletter- 
rose mit  zahllosen  leuchtend  karminroten  Blüten,  die  fast 
den  ganzen  Sommer  hindurch  erscheinen.  ,,Carnnne  Pillar" 
ist  rechts  auf  dem  Kalender  dargestellt  und  bereits  im 
Vlll.  Jahrgang,  Seite  .")2,  beschrieben  und  abgebildet  worden. 
Mögen  die  farbenprächtigen  Rosen  einen  Sommergruß  in  die 
kahle  farblose  Winterstiinmung  bringen  und  nicht  vergeblich 
den  Empfängern  zurufen:  Seht  wie  schön  wir  sind,  pflanzt 
uns  zum  Schmucke  eurer  Häuser  und  Gärten! 


Leipiii 


Druck:  Anhalt.  Duchdr. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  gesamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


14.  Januar  1905. 


No.  16. 


Nnchilruck  and  Nachbildung  aus  dem    Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich   verfolgt. 


Landschaftsgärtnerei. 


Nocli  eiiiiiie  Worte  über  die  Bedeiitting  der 
Photographie  für  den  liaiidschaftsgärtner. 

(Hierxii  seclis  Abhikhimjcn.) 

iJereits  im  sechsten  Jalu-gang  Seite  193  habe  ich  einiges 
über  den  Wert  der  Pliotographie  für  den  Landscliaftsgärtner 
gesagt.  Es  sei  mir  gestattet,  heute  noclimals  auf  dieses 
Thema  zurückzulvommen  und  an  der  Hand  einiger  Abl)ild\ingen 
weitere  Anregungen  zu  geben. 

Wer  sich  mit  Ernst  dem  Studium  der  Gartenkunst 
widmet,  wird  sehr  bald  den  Nutzen  eines  photographischen 
Apparates  zu  schätzen  wissen.  Besteht  doch  ein  guter  Teil 
des  Studiiuns  darin,  die  Natur  und  die  bestehenden  Garten- 
anlagen recht  genau  kennen  zu  lernen.  Die  Garten- 
gestaltung ist  mit  Recht  eine  schwierige  Kunst  zu 
nennen,  weil  das  Material,  mit  dem  wir  arbeiten,  so 
vielen  äußeren  Einflüssen  unterworfen,  weil  es  ver- 
änderlich, lebendig  ist.  Die  Baukunst,  mit  welcher 
die  Gartenkunst  ausschließlich  in  Parallele  gestellt  werden 
darf,  hat  es  ja  mit  einem  unendlich  gefügigeren  Material  zu 
tun.  In  gewissem  Sinne  liegt  ja  auch  in  den  Pflanzen  etwas 
ganz  Konstantes,  insofern  wir  unter  bestimmten  Verhältnissen 
sehr  wohl  wissen,  wie  sie  sich  entwickeln  werden.  Aber 
das  ist  eben  der  Haken,  nur  unter  bestimmten  Bedingungen. 
Ein  imgewöhnlicher  Frost  in  sonst  warmer  Lage,  ein  Sturm, 
ein  Gewitter,  kurz  Gefahren,  die  wir  weder  berechnen  noch 
abwehren  können,  werfen  leicht  unsere  ganzen  Erwai-tungen 
über  den  Haufen.  Deshalb  muß  der  Gartenkünstler,  will  er 
diesen  Namen  überhaupt  verdienen,  neben  der  angeborenen 
Begabung  —  die  ihm  keine  Schule  und  kein  Lehrer  ein- 
iinpfen  kann!  —  ein  umfangreiches  Wissen  sein  eigen  nennen, 
vor  allem  einen  klaren,  durch  langjährige  Beobachtungen 
geschärften  Blick  für  die  Entwickelung  des  Pflanzmaterials 
unter  den  wechselnden  Bedingungen.  Wenige  Menschen  be- 
sitzen ein  so  ausgezeichnetes  Gedächtnis,  um  sich  auch  nur 
aimähernd  aller  wichtigeren  Abschnitte  ihres  Lebens  zu  er- 
innern. Wir  alle  müssen  mehr  oder  weniger  unserem  Ge- 
dächtnis zu  Hilfe  kommen.  Notizen  sind  gewiß  gut,  doch 
für  die  Zwecke,  die  ich  momentan  im  Auge  habe,  kaum  aus- 
reichend.    Wir  müssen  solche  Beobachtungen  skizzieren.     Das 


bequemste  Mittel  dazu  ist  der  photographische  Apparat.  Wir 
haben  heutzutage  ganz  vorzügliche  Handkameras,  die  leiciit 
und  bequem,  auch  eben  nicht  zu  teuer  sind.  Freilich  rate 
ich  sehr  ab,  zu  billig  zu  kaufen.  Die  mehr  geopferten 
50  Mark  werden  sich  stets  als  nützlich  angewendet  erweisen. 
Man  lernt  dies  erst  nach  Jahren  einsehen,  wenn  man  Ge- 
legenheit hatte,  hunderte  von  Aufnahmen  mit  verschiedenen 
Apparaten  zu  machen.  Ich  meinesteils  habe  von  Jahr  zu 
Jahr  mehr  empfunden,  daß  ich  die  besten  Erfolge  nur  mit 
guten  Werkzeugen    erzielte.      Gerade    wo    es    sich    oft    um 


Ein  altes  Parktor  aus  dem  Belvedere-Garten  in  Wien. 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photofr.  aufgenommen. 

16 


182 


Die  Gartenwelt. 


IX,  16 


Brunnenmotiv  aus  dem  Parke  zu  Sclionbrunn  bei  Wien 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt'*   photogr.  aufgenommen, 

sclinelles  unauffälliges  Photographieren  handelt,  ist  ein  licht- 
starkes Objektiv  von  höchster  Bedeutung.  Dementsprechend 
müssen  die  Platten  hochempfindlich  sein.  In  anderen  Fällen 
sind  orthochromatische  Platten  unerläßlich,  am  besten  farben- 
empfindliche Momentplatten  (z.  B.  die  „Perorto"-Platten  von 
Perutz-Münehen).  Dort,  wo  die  Lichtgegensätze  zwischen 
Himmel  und  Landschaft  sehr  stark  sind,  wo  man  die  helle 
Partie  nur  kurz,  die  dunkle  lange  belichten  müßte,  da  helfen 
uns  die  Isolar-Platten  (z.  B.  von  der  Gesellschaft  für  Anilin- 
Fabrikation  Berlin).  Für  Architekturaufnahmen  und  Sachen, 
wo  es  mehr-  auf  die  bloße  Festhaltung  der  Form, 
als  dei-  Licht-  (Farben-)  Wirkungen  ankommt, 
nehme  ich  mit  Vorliebe  Platten  von  Sclileußner. 
Aber  es  gibt  ja  unzählige  brauchbare  Sorten 
im  Handel.  Ich  wollte  nur  für  den  Laien  einige 
der  mir  als  sehr  gut  bekannten  Marken  heraus- 
greifen. Auf  weitere  rein  photographische  Details 
kann  ich  indes  wenigstens  heute  nicht  eingehen. 

Nun  zu  unseren  Skizzen.  Zuerst  einige 
architektonische  Momente.  Die  Abb.  der  Titelseite 
zeigt  uns  ein  schönes  altes  Parktor  aus  der 
Spätbarockzeit.  Es  ist  von  hohem  Interesse, 
solche  alte  Eingänge  im  Bilde  festzuhalten;  wir 
können  aus  einer  Sammlung  derartiger  Photos 
viel  lernen  und  finden  auch  heutzutage  diese 
Typen  nicht  eben  häufig.  Doch  gilt  hier  das 
Gleiche  wie  von  der  obigen  Abbildung.  Wir  sollen 
die  Aufnahmen  nicht  machen,  um  sie  zu  kopieren, 
sondern  nur  um  unser  Auge,  unser  Empfinden 
daran  zu  bilden.  Das  kleine  Brunnenmotiv  mit 
dem  wasserspeienden  Ungeheuer  lehrt  uns  auch 
noch,  wie  man  etwas  nicht  machen  soll.  Denn 
die  Art  des  Wasserspeiens  ist  doch  recht  ver- 
kehrt dargestellt.  Das  Bild  zeigt  es  so  deutlich, 
daß  ich  nichts  weiter  darüber  zu  sagen  brauche. 

Auch  auf  der  nebenstehenden  Abbildung 
war  für  mich  die  Architektur  des  Palmenhauses 


die  Hauptsache.  Dieses  große  Glashaus  zeigt 
recht  wirkungsvolle  Gliederung  und  ist  neben- 
bei auch  praktisch.  Wenn  man  bedenkt,  was 
füi'  unschöne  und  unpraktische  Kolosse  man 
in  Herrenhausen,  im  botanischen  Garten  zu 
Berlin  und  ähnlichen  Orten  sehen  kann,  da 
nimmt  man  gern  zur  Erinnerung  eine  Skizze 
einer  guten  Anlage  mit.  Der  Landschafts- 
gärtner hat  oft  bei  der  Lösung  ähnlicher  Fragen 
mitzuwirken  und  sollte  deshalb  an  solchen 
Anlagen  nicht  achtlos  vorüber  gehen.  Über 
die  Schmuckanlage,  wie  sie  auf  dem  Bilde  nur 
zum  Teil  sichtbar,  möchte  ich  nichts  weiter 
sagen. 

Die  nächsten  Abbildungen  Seite  183  geben 
einen    guten    Begriff  davon,    wie  wirkungsvoll 
eine  Pyramidenpappel  ist.    Ich  will  zwar  gleich 
gestehen,    daß    der    Ausschnitt,     wie    ihn    die 
Photographie    gibt,  uns  kein  rechtes  Bild  von 
der  wahren    Wirkung   an  Ort    und   Stelle   ge- 
winnen   läßt.     Wie   ja   meist,   wenn   die  Auf- 
nahme nicht  gar  zu  ungeschickt  erfolgte,  wirkt 
das  Photo  besser  als  das  natürliche  Bild     Aber 
heute  kommt  es  mir  ja  nicht  darauf  an,    den 
Stadtpark    in  Wien,    wo    die  Pappel    steht,  zu 
besprechen,  ich  will  lediglich  den  landschaftlichen  Effekt  einer 
schönen    pyramidalen    Pflanze    illustrieren.       Das    Motiv   läßt 
sich  gewiß  verwerten,   ohne  daß  man  die  in  Wirklichkeit  so 
unschönen  steineingefaßten  Uferlinien  u.  dergl.  nachahmt. 

Ich  zeige  auf  dem  unteren  Bilde  Seite  183  die  Pappel 
noch  von  einer  anderen  Seite.  Auch  dieser  Blick  ist  recht 
stimmungsvoll.  Und  solche  Motive  soll  man  sich  sammeln 
und  dazu  auch  genau  notieren,  was  in  Wirklichkeit  unschön 
war,  nur  airf  dem  Bilde  nicht  mehr  wirkt.  Wenn  wir  aller- 
dings eine  bestimmte  Anlage  schildern  wollen,   dann   müssen 


^ 

, 

73  t  i^'^ 

nl         A 

»■'       k      lii^y? 

^^HIH' 

^^^T^^^^^^^^^^^^l 

^K 

SBHjjpB^^H 

Pl^^^l 

^ 

m 

^1 

m 

:hshausmotiv  aus  dem  Parke  zu  Schönbrunn   bei  Wien. 

/^om  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgen 


IX,  1( 


Die  Gartenwelt. 


183 


wir  uns  hüten,  die  Photos  nicht  einseitig  werden  zu  lassen, 
d.  h.  einmal  nur  das  beste  im  Bilde  „herauszuschneiden" 
odei-  im  Gegenteil  den  Apparat  so  zu  richten,  daß  er  die 
Wirklichkeit  verzerrt  Wir  müssen  beim  Pliotographieren, 
wie  ich  ja  schon  früher  betonte,  immer  daran  denken,  daß 
die  natiu-getreiie  Wiedergabe  der  Objekte  durch  die  Linse 
nur  eine  bedingte  ist.  Es  ist  recht  verkehrt  zu  behaupten, 
eine  Photographie  kann  nicht  trügerisch  sein.  Sie  kann  es 
sogar  in  recht  unangenehmer  Weise  sein. 

Zu  guter  Letzt  noch  eine  Skizze  aus  der  Natur,  Abb. 
Seite  184.  Ein  kleiner  Wiesenweiher  in  der  Mark,  an  dem 
der  M'anderer  wohl  achtlos  vorübereilt.  Doch  solche  Motive 
sind  in  vieler  Beziehung  sehr  wertvoll.  Gerade  in  Wasser- 
anlagen wird  so  viel  und  so  oft  gesündigt,  daß  wir  hierin 
vmseren  Blick  schärfen  müssen.  Noch  sehr,  sehr  Vieles  ließe 
sich  sagen,    doch  ich  wollte   heute  nur   einige  Winke  geben. 

C.  K.  S. 

Topfpflanzen, 
Verbeiia  „Miss  Willmott"  oder  „Ellen"  keine  Neuheit. 

IJie  über  England  zu  uns  gekommene  und  durch  E.  Neubert  iu 
Wandsbek  iu  Deutschland  eingefübrte  Verbena  „Miss  Ellen  Willmott''" 
oder  ,,Ellen"  hat  sich  ra.sch  viele  Freunde  erworben ;  denn  welche 
Verbene  wiese  eine  ähnliche  schöne  Rosafärbung  bei  stattlicher  Größe 
der  Blumen  und  ertreuhcher  Reichblütigkeit  auf!  Die  Sorte  wurde 
von  einer  begeisterten  und  vielvermögenden  englischen  Blumenfreundin, 
der  vielgenannten  Miss  Willmott,  in  deren  Gärten  zu  Warley  sie 
seit  25  Jahren  kultiviert  wird,  in  hochherziger  und  freigebiger  Weise 


11 

1 

'B^^L't^ 

mm- 

fe? 

-■  •    -^-}^m 

PI 

Teichmotiv  mit 

Vom  Verfasser  für  die  „Garteawelt"   photogr.  aufge 


idenpappel  au>  dem  Stadtgarten 
zu  Wien. 


:;hmotiv  aus  dem   .Stadtgarten  zu  \\ 

•rfasser  für  die    „Gartenwelt*'    pliotogr. 


in  England  verbreitet,  so  daß  sie  dort  nunmehr  allgemein  bekannt 
und  beliebt  ist.  Der  Name  „M'ss  Willmott'-'  wurde  der  Sorte  durch 
die  Königliche  Gartenbaugesellschaft  zu  London  beigelegt,  um  die 
Eigentümerin,  die  selbst  keinen  Züchterruhm  beansprucht,  damit  zu 
ehren.  Daß  diese  alte  bewährte  Sorte  nun  mit  einer  französischen 
Sorte,  welche  die  Firma  Rivoire  in  Lyon  schon  lange  unter  dem 
Namen  „Perle  rose"  (Seite  142  des  Kivoireschen  Katalogs)  veräußert, 
identisch  ist,  kam  durch  einen  Zufall  ans  Tageslicht.  Von  einem 
Pariser  Gärtner  wurde  nämlich  die  Verbena  „Ellen  Willmott"  der 
Societe  nationale  d'horticulture  de  France  zur  Bewertung  vorgelegt, 
was  die  Firma  Rivoire  bewog,  die  Sorte,  die,  wie  ihr  bekannt 
war,  in  Deutschland  verbreitet  wurde,  aus  Deutschland  zu  beziehen. 
Zu  ihrem  Erstaunen  erhielt  sie  eine  Verbene,  die  ihr  seit  langem 
als  .,Perle  rose"  (mit  dem  Synonym  „BcKe  d'Äix")  bekannt  war. 
Zur  Erklärung  dieses  sonderbaren  Zufalls  diene  folgendes:  Miss 
Willmott  besitzt  in  Warley,  England,  und  in  Aix-les-Bains 
Gärten  und  hat  vermutlich  die  im  Garten  von  Warley  entstandene 
Hybride,  deren  Schönheit  gleich  auffiel,  auch  nach  Aix-les-Bains  ge- 
bracht und  auch  dort  an  andere  weitergegeben.  Die  Firma  Rivoire 
hat  sie  dann  s.  Z.  von  Aix-les-Bains  als  „Belle  d'Aix''  oder  „Perle 
rose''-  bezogen  oder  ihr  letzteren  Namen  selbst  beigelegt.  Daß  die 
Sorte  erst  Ende  der  neunziger  Jahre  in  England  als  „Miss  Willmott" 
bekannt  wurde,  rührt  daher,  dass  Miss  Willmott  selbst  sie  bisher  ohne 
Namen  oder  einfach  als  Warley-Verbeue  in  freigebiger  Weise  in 
England  verbreitet  hat;  erst  durch  die  R.  H.  S.  erhielt  sie  dann,  wie 
gesagt,  ihren  Namen.  Zwischen  der  Firma  Rivoire  und  Herrn  Correvon 
hat  sich  über  die  Verbene  und  ihren  Ursprung  ein  kleiner  Federkrieg 
entsponnen,  der  sich  in  der  Zeitschrift  Le  Jardin*)  abspielt. 

Im  Anschluß  daran  ist  es  zu  verwundern,  daß  diese  Verbene, 
deren  Vorzüge  augenfällig  sind,  so  spät  nach  Deutschland  gebracht 

*)  Vgl.  Le  Jardin  1904  No.  423,  424,  426. 


Die  Gartenwelt. 


IX.  1( 


worden  ist,  wo  sie  förmlich  als  Neuheit  begräßt  wui-de,  während  sie 
tatsächUch  nur  für  uns  eine  neue  Einführung  ist.  Aber  der  Begonie 
„Gloire  de  Lormine"  ging  es  ja  ähnlich.  Fast  ein  Jahrzehnt  ver- 
ging, ehe  sie  ihre  Ruhnieslaufbahn  begann,  und  heute  ist  sie  die 
Allerweltsbegonie,  die  bald  ihres  holden  Zaubers  entkleidet  sein  wird  — 
als  Massenartikel.  W.  T. 


Dahlien. 

Drei  wertvolle,  rieseiiblumige, 
Dahlien -Neuheiten. 


aiizösische 


Salvia  splendens  „Freudenfeuer"  verdient  ihre  Bezeichnung 
Freudenfeuer  mit  Recht,  denn  von  allen  Salvia  splendens -Varietäten 
ist  sie  sicher  die  schönste  und  reichblühendste.  Sie  wächst  kräftig 
und  gedrungen,  erreicht  als  Topfpflanze  eine  Höhe  und  einen  Durch- 
messer von  circa  ^4  '"•  D'^  dunkelscharlachroten  Blütenrispen, 
welche  bis  zu  20  cm  lang  werden,  erscheinen  im  August  und  Sep- 
tember in  solcher  Anzahl,  daß  eine  kräftige  Einzelpflanze  mit  Topf 
im  Rasenteppich  eingesenkt,  einem  großen  Blütenball  gleicht.  Nach- 
dem die  Pflanzen  völlig  aufgeblüht  sind,  lassen  sich  dieselben  gut, 
selbst  an  sehr  schattigen  Plätzen  unterbringen,  wo  sie  lustig  weiter 
blühen,  bis  es  friert.  Das  dunkelgrüne  Blattwerk  gibt  dieser 
Sorte  ein  recht  gesundes  Aussehen.  Rechtzeitig  im  kalten  Hause 
untergebracht,  blühen  sie  noch  lange  foi-t  und  wenn  dann  ab- 
geschnitten, bilden  sich 
noch  bis  gegen  Weih- 
nachten immer  wiedei- 
neue  Blüten.  Als  Ein- 
zelpflanze für  Rasen- 
anlagen istsie  besonders 
wirkungsvoll  und  kann 
nicht  genug  empfohlen 
werden,  nur  verlangt 
sie  eine  vor  starken 
Winden  geschützte  La- 
ge, da  die  Salvienzweige 
am  Stamm  leicht  aus- 
brechen. — 

Salvia  spl.  „Freu- 
denfeuer" bezog  ich  vor 
drei  Jahren  von  Nonne 
&  Hoepker  aus  Ahrens- 
burg. Ihre  Kultur  ist 
sehr  leicht.  Im  Januar 
oder  Februar  geschnit- 
tene Stecklinge,  die  sich 
schnell  bewurzeln,  wer- 
den in  Töpfe  ge[)flanzt 
und  im  Frühjahr  in  den 
Kasten  gebracht.    Zum 

Verpflanzen,  was  mehrere  Male  geschehen  muß,  wird  recht  nahr- 
hafte Erde  verwendet.  Die  Töpfe  können  zuletzt  bis  30  cm  Weite 
haben.  Nachdem  sie  durchgewurzelt,  werden  sie  freistehend  in  voller 
Sonne  behandelt  und  erhalten  häufig  kräftige  Dunggüsse. 

G.  Bartsch,  W'annsee. 

Fuchsie  „Andenken  an  Heinrich  Henkel".  Zu  der  Notiz 
auf  Seite  67  teilt  uns  ein  Mitarbeiter  in  Schlachtensee  mit,  daß  er 
die  Mitteilungen  des  Herrn  Rehnelt  vollauf  bestätigen  könne. 
Fuchsie  „ÄiulenA-en  an  Heinrich  Henkel''  hat  sich  in  voller  Südlage 
vor  einer  Hauswand  prächtig  entwickelt  und  von  Anfang  Mai  bis 
Ende  September  ununterbrochen  geblüht.  Wunderbar  leuchteten  die 
langen,  dunkelrosafarbenen  Blütenröhren  an  den  tief  herabhängenden 
Zweigen.  Die  Pflanzen  wurden  mehrfach  verpflanzt  und  gut  gegossen, 
standen  aber  immer  in  voller  Sonne,  was  bei  einem  heißen  Sommer, 
wie  dem  vergangenen,  viel  sagen  will.  Auch  die  Sorten  „Adrian 
Berge)-'',  „Phaenomenal"  und  „Deutsche  Kaiserin"  haben  sich  bei 
ihm  bewährt.  Dagegen  kann  er  nicht  finden,  daß  Fuchsie  „Andenken 
an  Heinrich  Henl-et'  xmd  ,,Fuchsia  splendens"  gute  Uerbstblüher 
seien,  wie  Herr  Trenkner  im  achten  Jahrgang,  Seite  98,  der  Garten- 
welt sagte.  Sie  hörten  auf  zu  blühen,  als  die  Sonne  fehlte,  womit 
das  von  Heri-n  Rehnelt  Gesagte  nur  bestätigt  wird. 


Von  Heinrich  Kohlmannslehner,  Britz  bei  Beilin. 
(Uierxu  eine  Abhildmig  ) 

-L  ast  möchte  man  glaviben,  -wenn  man  die  riesenblumigen 
einfachen,  beziehungsweise  halbgefüllten  holländischen  Riesen- 
Dahlien  gesellen  hat  und  ferner  etwas  aufmerksam  die  Zucht- 
richtung  unserer  französischen  Kollegen  verfolgt,  welche  nicht 
einseitig,  jedoch  mit  Vorzug  auf  riesenblumige  Edeldahlien- 
Züehtungen  hinarbeiten,  daß  wir,  ebenso  wie  bei  den  Chrysan- 
themen, auch  im  Dahliengebiete  in  den  riesen blumigen  Züch- 
tungen die  Modeblumen  vor  uns  haben. 

Wenngleich  ich  von  meinem  Standpunkte,  namentlich  in 
Rücksicht  auf  die  Verwendbarkeit  als  Bindeblumen,  nur  den 
mittelgroßen  und 
kleinblumigen,  t'ein- 
strahligen  Edel- Dah- 
lien den  Vorzug  geben 
nifichte,  so  ist  es 
doch  nicht  von  der 
Hand  zu  weisen,  daß 
als  einfache  Vasen- 
und  als  Kranzblumen 
großbl  ütigere  Formen 
auch  ihren  Wert  be- 
sitzen und  besonders 

für  Gartenaus- 
schmückungszwecke, 
sofern  solche  Züch- 
tungen gut  und  frei 
über  dem  Laube  blü- 
hen, dürften  Blumen- 
liebhaber auch  in  den 
riesenblumigen  fi-an- 
zösischen  Neuzüch- 
tuiigen  etwas  Befrie- 
digendes finden,  zu- 
mal uns  bei  den  nachfolgenden  drei  Züchtungen  besonders 
reizvolle  Farbtöne  begegnen. 

„Mad.  Keller",  ein  Name,  der  uns  fast  deutsch  an- 
mutet, ist  ebenso  wie  die  nachfolgenden  Züchtungen  ein  Kind 
Südfrankreichs.  Wenn  ich  mein  Dahlien  -  Sortimentsbuch 
sprechen  lasse,  in  welches  ich  mich  bemühe,  meine  Auf- 
zeichnungen gewissenhaft  und  streng  einzuzeichnen,  so  steht 
da  zu  lesen:  „entzückende  riesenblumige  Hj'bride  von  ganz 
hervorragendem  Liebhaberwei-te,  leuchtend  rosa,  lila  gestreift 
flammt  auf  gelblichem  Grunde". 

Weiter  vermerkt  und  unterstrichen  habe  ich  die  Eigenschaft 
„sehr  reichblühend"  und  bezüglich  des  Stieles  die  Bemerkung 
stark,  lang  aus  dem  Laube  hervorragend,  gemacht.  Diese 
Aufzeichnungen  sprechen  fih-  den  Wert  dieser  Züchtung  und 
ich  kann  noch  hinzufügen,  daß  die  Herbstfärbung  von  „Mad. 
Keller"  geradezu  eine  Farbenschönheit  bedeutete,  und  daß 
die  Blumen  nicht  nur  Liebhaber,  sondern  auch  jeden  Gärtner 
und  Blumenhändler  entzückten. 

Noch  höheren  Wert,  besonders  was  Bindeverwendbarkeit 
anbelangt,  hat  „Jeanne  Charmei".  Sie  ist  ebenfalls  eine 
riesenhafte    Hvbridforra,    so    wie    wir    solche    in    der    älteren 


aus  der  Mark. 

nwelt"    photogr.  aufgenommen. 


IX,  l(i 


Die  Gartenwelt. 


Züchtung  ,.Mad.  v.  d.  Darle>i''  besitzen,  dabei  aber  trotz  ihrer 
großen  und  breiten  Fetalen  leielit  gebaut.  „Zart  rosig  flieder- 
farben auf  silbrigem  Grunde"  lautet  die  Farbbeschreibung  in 
meinen  Versuclisfeldnotizen  und  ich  kann  aus  dem  Gedächtnis 
dazu  vermerken,  daß  dieser  Fliedertou  von  so  unvergleich- 
liarer  Schönheit  und  Zartlieit  war,  wie  wir  eine  ähnliche 
Tönung  in  diesem  beliebten  Farbgebiete  bis  heute  noch  bei 
keiner  Dahlie  besitzen.  Sowohl  der  Wuchs,  wie  auch  die 
Blumenstiele  dieser  Züchtung  verdienen  mit  Kug  und  Recht 
die  Bezeichnung  prima.  Sie  ist,  und  das  erliöiit  iiiren  Wert, 
auch  ein  reicher  Blüher. 

In  „Cor  p  nie" 
haben  wir  eine  ausge- 
prägte Liebhaber-Züch- 
tiuigvoruns.  DieseSorte 
ist  in  der  Pflanze  ein 
großartiger  Wachser  und 
auch  ein  Frühblühei'. 
Der  Stiel  ist  enorm  lang, 
kommt  ganz  aus  dei 
Pflanze  heraus  und  die 
enorm  große  Blume  (sie 
liat    im    Verhältnis    zu 

den  vorhergenannten 
Sorten  wohl  die  größten 
Blumen)  ist  auf  milch- 
weißem Grunde  leuch- 
tend karmin  gestreift  und 
gespritzt,  eine  ü1"t;iu> 
freundliche  und  fn-ili' 
Gesanitfärbung  bidi-nd, 
welche  dieser  Züchtung 

auch     in     gartenaus- 
schnnickenderBeziehung 
eine  beste  Note  einträgt. 

Ich  bekam  die  Ver- 
suchsstecklinge dieser 
drei  Züchtungen  mit 
noch  einigen  andern  fran- 
zösischen Züchtungen 
leider  erst  mitte  Juni 
vom  Züchter  zugeschickt 
und  konnte  sie  daher  erst 
sehr  spät  auspflanzen. 

Trotz  des  sehr  un- 
günstigen Dahlien-Som- 
mers des  letzten  Jahres 
haben  alle  drei  Züch- 
tungen im  Wuchs  und 
im  frühen  und  reich- 
lichen Blühen  alle  ihre  Versuchsschwestern  überholt  und 
es  spricht  wohl  für  den  Wert  dieser  drei  Neuheiten,  daß 
sich  in  einer  mondklaren  Herbstnacht  ein  Liebhaber  fand, 
welcher  sich,  ohne  meine  Rechnung  darüber  abzuwarten,  die 
Dahlien  ausgnib  und  bis  heute  seine  Adresse  verschwiegen 
hat,  wie  es  auch  ganz  natürlich  ist,  daß  ein  reeller  Spitzbube 
niemals  das  Schlechteste  nehmen  -.vird.  Ich  teilte  meinem 
Freund  mein  Mißgeschick  mit  und  hatte  die  Freude,  von 
diesen  drei  Züchtungen  einige  Landknollen  zugesagt  zu  be- 
kommen, da  wir  uns  im  gegenseitigen  Tau.schverkehr  be- 
finden, und  ich  t)in  überzeugt,  daß  im  nächsten  Jahre  jedem 
Besucher    meiner    Dalüieufelder     eine    größere    Anpflanzung 


dieser    französischen    Züchtungen    sehr    viel    b'reude    machen 
wird. 

Nachschrift  der  Redaktion.  Hierzu  bringen  wir  „Jeanne 
CItarmet'-  im  Bilde,  welche  wir,  uiii  die  Großbhmiiskeit  zu  veran- 
scliauMohen,  mit  der  reizenden  eiighschen  Pompon-Dalilie  (Liliput- 
üeorgine)  „Äosere"  auf  eiuej-  Platte  zur  Aufnahme  brachten. 


Edeldablie  „Jeanne  Charmet"  und  Poiiipon-Dahlie  „Rosea 

Originalaufnahme  lür  die  „Garteuwelt". 


Gärtnerische  Reiseskizzen. 

Eine  Tropeiifuhrt. 

Bernh.  Othmer,  ligl.  Garten  nspektor,  München. 

IV.  Am  Orinoco  und 
an  den  Wasserfällen 
des  Caroni;  Heim- 
reise. 
HierxH  seclis  Abbildwujen. 
(Schluß). 

Jjindlich  waren  die 
Sammlungen  in  Trinidad 
für  einige  Zeit  versorgt 
und  eine  Gelegenheit  ge- 
kommen, nach  Venezuela 
und  zwar  in  die  Orinoco- 
gegend  zu  gelangen. 
Direkten  Weges,  wie 
früher,  über  den  Golf  von 
Paria  und  durch  den 
Macareo-Arm  des  Ori- 
noco ging  es  nicht,  wir 
mußten  zuerst  nach  Ga- 
rupano  und  von  dort 
wieder  über  den  Golf 
und  dann  durch  die  Boca 
de  Navios  in  den  Ori- 
noco. So  woUte  es,  um 
seine  Machtfülle  zu  zei- 
gen, für  eine  Zeitlang 
Herr    Cypriano    Castro, 

und  die  Ausführung 
seines  Gebotes  wurde 
sehr  strenge  gehandhabt. 
In  der  Nähe  Caru- 
panos  hatte  ich  ein  wenig 
Muße,  um  die  Xero- 
phyten -Vegetation  ken- 
nen zu  lernen,  Kakteen 
(Cereen  und  Melocactiis) 
sowie  Agaven  sah  ich 
in  riesigster  Entwick- 
lung, wie  die  Abbildungen  Seite  186  zeigen.  Die  klein- 
und  schmalblätti'ige  Strauchvegetation  war  recht  mäßig 
und  bot  wenig  Interessantes.  Soviel  Zeit,  in  die  ^vinkenden, 
nicht  allzu  fernen  Berge  zu  gehen,  hatte  icli  nicht,  denn  der 
Dampfer  „Whitney"  wurde  täglich  und  stündlich  erwartet. 
Schade,  denn  in  den  Bergen  sollen  Cattleya  gaskelUana 
wachsen  und  wohl  noch  anderes  mehr.  Berühmt  und  mit 
Recht  sehr  geschätzt  ist  der  Carupano-Rum,  ebenso  ist  der  hier 
wachsende  Kakao  eine  der  besten  Arten. 

So  ging  es  denn  nun  weiter  wieder  über  den  Golf  von 
Paria,  vorbei  an  Icacos  Point,  Trinidads  Hauptpiuikt  von 
Kokospalmenkulturen,    durch    die    Boca    de    Navios    in    den 


Die  Gartenwelt. 


IX,   16 


Orinoco.  Der  Dampfer  beherbergte  eine  recht  gemischte 
Gesellschaft,  spanisch,  englisch,  deutsch,  portugiesisch  konnte 
man  hören,  Passagiere  von  allen  Hautfarben  sehen;  es  gab 
recht  respektable  Persönlichkeiten  an  Bord,  vorwiegend  aber 
Menschen,  denen  man  die  wechselnden  Erlebnisse  ansah  und 


Große  Cereus  in  der  Umgegend  von  Carupano  in  Venezuela. 

Vom  Verfasser  für  die   „Gartenwelt"  photographisch  aufgenommen. 

die  mit  einem  gewissen  Gleichmut  den  unsicheren  venezo- 
lanischen Zuständen  entgegensahen.  Bei  Tagesanbruch  lagen 
wir  vor  der  Orinocomündung,  die  Wellen  des  Ozeans  waren 
kurz  und  brechend,  das  stahlgraue  klare  Wasser  des  Atlantic 
war  geschwunden,  die  schmutzig-gelben  Fluten  des  ge- 
waltigen Orinoco  machten  sich  bemerkbar.  Ein  Leuchtschiff 
sollte  eigentlich  die  Einfahrt  markieren,  es  ist  auch  eins  da 
—  aber  es  leuchtet  nur,  wenn  Petroleum  für  die  Laternen  vor- 
handen ist.  Das  fehlt  aber  häufig,  und  so  bleibt  die  schwer 
zu  findende  Einfahrt  des  Flusses  eben  im  Dunkel  liegen. 
Den  Schiffen  bleibt  dann  nichts  weiter  übrig,  als  irgendwo 
Anker  zu  werfen  und  zu  warten,  bis  Helios  mit  den  Sonnen- 
rossen wieder  heraufzieht.  Es  geht  auch  so  —  zu  was  also 
andere  Umstände  —  der  Reisende  bekommt  so  gleich  am 
Tor  eine  Ahnung,  wie  es  da  drinnen  im  Lande  zugeht,  und 
das  ist  gut,  er  hat  sich  mit  manchem  in  Zukunft  abzufinden. 
Der  Orinoco  ist  ein  breiter,  wasserreicher  Strom,  auch 
im  Januar,  Februar,  wo  er  niedrig  ist,  —  zur  Regenzeit  steigt 
er  um  14  Fuß,  —  noch  von  gewaltiger  und  imponierender 
Größe.  Allerdings  verliert  er  durch  die  Teilung  in  ver- 
schiedene Arme,  die  viele  bewaldete  Inseln  einschließen.  Die 
nördlichen  Ufer  sind  besonders  flach.  Sie  sind  an  vielen 
Stellen  in  der  Nähe  der  Mündung  eingefaßt  mit  Mangroven, 
davor  ein  Kranz  Montrichardien  und  vor  diesen  wieder  ein 
breites  Band  Eichhornia  axurea.  Aus  dem  Hintergrunde 
treten  große  Waldbäume,  auch  Palmen  (Mauritia  und  Euterpe) 
hervor.  Auffallend  sind  die  zahlreichen  Lianen.  Der  ganze 
Komplex  des  Deltas  ist  Sumpf,  der  einen  großen  Teil  des 
Jahres  unter  Wasser  steht,  in  dessen  schmalen  natürlichen 
Kanälen  der  wilde  Indianer  das  reiche  Tierleben  nur  wenig 
stört.  Für  den  weißen  Mann  ist  das  Orinoco-Delta  einer  der 
ungesündesten  Plätze  der  Erde,  reisen  kann  er  hier  weder 
zu  Fuß  noch  zu  Maultier,  höchstens  per  Kanoe,  um  in  diese 
fiebergesegneten  Gegenden  einen  Blick  zu  werfen.  Das  südliche 
Ufer  ist  fester   und  steiler,    die  Bäume   dort   sind  höher  und 


größer,  Mangroven  fehlen  und  über  den  Wipfeln  dieser 
Bäume  erscheinen  die  Spitzen  der  Sierra  Imataca  und  Piacoa, 
Gegenden,  die  nicht  allzu  fern  von  Europa  liegen,  die  aber 
noch  garnicht  in  ihrem  Innern  erforscht  sind  und  die  ganz 
sicher  eine  große  Menge  von  Naturschätzen  aller  Art  bieten. 
Ich  habe  nichts  mehr  bedauert,  als  nicht  Zeit  und  Geld 
genug  zu  haben,  utu  mich  in  diese  Gebiete  zu  begeben. 

Als  die  erste  Nacht  auf  venezolanischem  Gebiete  herein- 
brach, erlebte  ich  einen  Sonnenuntergang  mit  einer  Färbung 
des  Himmels  in  Goldorange,  Dunkelrot  und  Violett,  wie  es 
wohl  nur  in  diesen  Breiten  und  dieser  mit  Dünsten  ge- 
sättigten Luft  möglich  ist.  Es  ist  Januar,  daheiui  auf  der 
bayrischen  Hochebene  liegt  Schnee,  viel  Schnee,  VI  oder  l.ö" 
Kälte  werden  sein,  und  in  den  Glashäusern  fristen  Dank  der 
wärmespendenden  Kohle  und  ummterbrochenen  Heizung  die 
Verwandten  dieser  uns  umgebenden  Flora  ein  recht  kümmer- 
liches Dasein.   . 

Das  sind  Gegensätze,  und  diese  Gedanken  spann  ich 
auf  Deck  des  Orinocodampfers  weiter  aus,  bis  mich  schreiende 
Papageien,  die  ihre  Ruheplätzchen  für  die  Nacht  suchten, 
aus  diesen  und  ähnlichen  Gedanken  aufschreckten.  Nun  wird 
es  dunkler,  nur  die  Sterne  leuchten,  langsam  fährt  unser 
Schiff,  der  breite  träge  Fluß  setzt  dem  Rade  wenig  Wider- 
stand entgegen.     Gegen  Morgen  erreichen  wir  San  Felix,  das 


F"elsiger   Abhang   mit   Cereen   und  Agaven   in   der  Um- 
gegend von  Carupano  in  Venezuela. 

Vom  Verfasser   für  die  „Garteawelt"  photogr.  aufgenommen. 

alte  Las  Tablas,  das  seine  Bedeutung  hat  als  Ausfuhrhafen 
für  die  im  Innern  liegenden  Goldminen  von  Callao.  Der  Ort 
macht  einen  wenig  erhebenden  Eindruck.  Die  Ufer  sind 
recht  flach  und  sandig,  die  Vegetation  ist  dürftig,  schwarze 
Granitfelsen    treten    vor,   und  sogar   auf   den    Inseln,   die  im 


IX,  u 


Die  Gartenwelt. 


Orinnco  gelegen  sind,  gewalire  ich  zwischen  kleinblättrigen 
Sträuchern  Cereen  wie  in  Carupano.  Weiter  stromaufwärts 
nach  Ciudad  Bolivar  wechselt  die  Breite  des  Stromes;  im 
Bette  liegende  riesige  Felsblöcke  und  kleinere  Inseln  machen 
die  Schiffahrt  recht  gefahrvoll.  Die  üter  bleiben  fast  immer 
flach  und  sandig  und  bilden  die  Ruheplätze  zahlloser 
Alligatoren  und  den  Aufenthaltsort  vieler  Wasservögel.  Südlich 
gewahren  wir  geschlossenen  Galeriewald,  nördlich  tritt  die 
Savanne  bis  an  den  Fluß.  Wir  sind  in  Guyana,  das  im 
unteren  Teile  Savannen-,  im  oberen  Teil  Wald  Vegetation  zeigt 
und  dessen  Berge  die  Quellen  der  großen  Nebenflüsse  des 
Orinoco  und   weiter  des  Essequibo  enthalten. 

Endlich  ward  Ciudad  Bolivar  erreicht,  das  alte  Angostura 
der  Spanier.  Es  liegt  malerisch  am  rechteu  Dfer,  baut  sich 
terrassenförmig  auf  und  wird  gekrönt  durch  die  alte  Kathedrale. 
Es  ist  eine  Stadt  vou  vielleicht  16  000  Einwohnern,  hat 
aber  große  Bedeutung  als  Handelsmittelpunkt  für  das  ganze 
nord-  und  mittelöstliche  Venezuela;  ein  Gebiet,  das  nach 
Westen  begrenzt  wird  vom  Rio  Apure  einerseits,  dem  Orinoco 
und  Rio  Negro  andererseits;  nach  Norden  reicht  es  bis 
Maturin,  nach  dem  Osten  bis  an  die  Grenzen  Britisch  Guyanas 
und  im  Süden  bis  an  jene  Orte,  wohin  je  der  Fuß  des 
weißen  Kulturträgers  gekommen.  Ein  Gebiet,  so  groß  als 
drei  Vierteile  Europas.  Der  Handel  liegt  zumeist  in  den 
Händen  deutscher  Kaufleute,  vorzugsweise  der  Häuser  Blohm 
und  Sprick.  Engländer  gibt  es  wenig  hier,  wie  denn  auch 
in  Venezuela  englisch  sehr  wenig  oder  garnicht  gesprochen 
wird,  spanisch  ist  die  alleinige  Verkehrssprache.  Importiert 
wird  alles  dem  Kulturmenschen  zum  Leben  Nötige,  exportiert 
lebendes  Vieh,  Rinderhäute,  Balatagummi,  Dividivi  (stark 
Gerbsäure  enthaltende  Samen  Von  Caesalpinia  coriaria),  Reiher- 
federn, Gold  u.  a.  Die  dort  ansässigen  Landsleute  nahmen 
mich  in  liebenswürdiger  Weise  auf  und  die  venezolanischen 
Behörden  kamen  mir  infolge  der  Weisungen  von  der  Central- 
regierung  in  Caracas  sehr  entgegen,  sodaß  ich  bald  alle  Vor- 
bereitungen  für   die  Fahrt    nach  dem  Caroni    getroffen    hatte. 


Mit  drei  Leuten  fuhr  ich  mit  dem  rürkki-hiendcu  Whitney 
nach  San  Felix  zurück,  von  wo  es  dann  w.'itoi'  süillich 
gehen  sollte. 

Zunächst  galt  es  nun,  hier  an  die  Erwerbung  von 
Booten  zu  gehen,  eine  sehr  wichtige  Sache  für  die  Weiter- 
reise.    Diese 

hier    ge- 
bi'äuchlichen 
Boote  sind 
Kanoes,  aus- 
gehöhlte 
Stämme   von 

Bombax 
Ce'iba;   die 
Äbbilduni;^ 
zei-t    ein 
gewaltiges 
Bombax 
Ceiba;  meis- 
tens sind  Sil.' 
5  — 6  m  lang, 

aber  sehr 
schmal  und 
luu-  ein  nor- 
mal gebauter 
Mann  kann 
zwischen  den 

Wänden 
sitzen.      Fiii 

unsere 
Zwecke    war 
nicht      jedes 
Erreichbare 


zu 

ä'ebrauchen 


„GartenweU"  photogr 


Diese  Boote  mußten  zunächst  .sehr  durabel  sein,  um  bei 
einem  etwaigen  Aufstoßen  auf  die  Felsen 
im  Flusse  nicht  beschädigt  zu  werden,  so- 
dann mußten  sie  auch  leicht  sein,  um  über 
die  unfahrbaren  Stellen  des  Flusses  geh-agen 
werden  zu  können.  Wir  hatten  zumindest 
zwei  Boote  nötig  für  Proviant,  Sammlungs- 
utensilien, verschiedene  Gebrauchsgegenstände 
und  die  zu  sammelnden  Sachen.  Endlich 
waren  auch  diese  Boote  beschafft,  von  In- 
dianern am  Orinoco  eingehandelt  worden  und 
waren  glücklich  über  den  mächtig  flutenden 
Strom  gebracht.  Ich  hatte  in  der  Zwischen- 
zeit mit  einigen  anderen  meiner  Leute  ein 
Stück  Galeriewaldes  am  Orinoco  besucht  und 
hier  verschiedenes  Interessante  gesehen.  An 
'  •rchideen  fand  ich  reiclüich  Oncidium  Spiicei, 
mit  fast  meterlangen  stielrunden  Blättern. 
Tausende  von  Pflanzen  hätte  man  sammeln 
krmnen.  Der  Flor  dieser  üppigen  Pflanzen 
war  überwältigend  schön.  Unweit  San  Felix 
bildet  der  kleine  Fluß  San  Rafael  sumpfige 
Becken,  in  deren  einem  ich  neben  Utricularien, 
der  U.  vulgaris  sehr  ähnlich,  Nyynphaea  blanda 
und  ampla  fand  und  eine  schwimmende 
Jussieua,  die  im  Habitus  einer  kleinen  Trapa 
nalans  so  ähnlich  sah,  daß  ich,  bevor  ich  Blüten 


Die  Gartenwelt, 


IX,   16 


gesellen,  nach  Nüssen  suchte.  Leider  fand  ich  keine  reifen  bamen, 
die  später  mitgenommenen  lebenden  Pflanzen  gingen  auf  der 
Heimreise  ein  und  mußten  im  Ozean  begraben  werden.  Wie 
schade;  ich  halte  diese  Pflanze  für  neu  in  den  Gärten. 
Später  fand  ich  im  Sumpf  auf  der  Savanne  am  Caroni  eine 
reichlich  1  Meter  hohe  strauchige  Melastomacee,  etwa  unserer 
Lasiandra  ähnlich,  über  und  über  mit  dunkelkarrainroten 
Blüten  bedeckt,  sodaß  mich  von  weitem  diese  Blütenfülle 
anzog.  Die  Pflanze  wuchs  ähnlich  unseren  strauchigen 
Jussieuen.  Reichlich  sammelte  ich  Samen ,  der  daheim  in 
München  auch  bereitwillig  keimte,  und  die  jungen  Pflanzen 
entwickelten  sich  anfangs  tadellos,  mit  dem  dritten  oder 
vierten  ßlattpaare  aber  kränkelten  sie  und,  ob  schattig  oder 
sonnig,  kühl  oder  warm  gehalten,  gingen  sie  nach  und  nacli 
ein,  sodaß  ich  von  wohl  300  jungen  Pflanzen  jetzt  nicht 
mehr  drei  besitze.  Ich  habe  von  dem  Samen  an  einige 
Kollegen  abgegeben,  vielleicht  sind  die  glücklicher.  Es  wäre 
zu  wünschen,  denn  die  Pflanze  ist  fast  das  Schönste,  was 
ich  auf  meiner  Reise  gesehen.  Selten  scheint  diese  Pflanze 
auch  dort  zu  sein,  denn  ich  sah  trotz  eifrigen  Suchens  nur 
fünf  Exemplare  dicht  beisammen  stehend.  Es  ist  mir  über- 
haupt im  Verlauf  der  Reise  des  öfteren  aufgefallen,  daß  viele 
Pflanzengattungen  sehr  vereinzelt  vorkommen.  So  sah  ich 
z.  B.  am  Tocuche  in  Trinidad  eine  Pleurothallis  aus  der 
Verwandschaft  der  gelida  nur'  in  einem  einzigen  Exemplare 
(sie  wächst  hier  gut),  Coryanthes  fand  ich  in  nur  zwei  oder 
drei  Exemplaren,  während  ich  manche  Bromeliaceen  in  wenigen 
Stunden  zu  Tausenden  hätte  sammeln  können.  Das  waren 
jedoch  immer  Formen,  die  in  unseren  Gärten  ebenfalls  keine 
Raritäten  sind. 

Endlich  ging  es  nun  in  den  Caroni,  unter  Führung 
von  Marcelino,  einem  Bastard-Indianer,  der  den  imteren 
Fluß  kennt  wie  sich  selbst  oder  noch  besser.  Das  Bild 
Seite  187  zeigt  einen  Lagerplatz  am  Ufer  des  mächtigen 
Stromes. 

Der  Caroni  ist  ein  breiter  Strom,  vor  seiner  Mündung 
etwa  doppelt  so  breit,  wie  der  Rhein  bei  Köln.  Seine  Tiefe 
ist  sehr  wechselnd;  Sandbänke  imd  einzelne  Granitfelsen 
machen  eine  Fahrt  mit  größeren  Booten  oder  Dampfern  un- 
möglich, im  späteren  Laufe  treten  sogar  Felsenwälle  als  un- 
überwindliches Hindernis  auf.  Seine  Quelle  ist  wie  die  des 
Orinoco  noch  unbekannt,  liegt  aber  wohl  etwa  in  der  Gegend 
des  Roraima-Stockes.  Während  das  östliche,  das  rechte  Ufer, 
im  unteren  Laufe  flach  ist  und  mit  seinen  Sandbänken  un- 
gemein zahlreichen  Krokodilen  Lagerstatt  bietet,  ist  das  linke 
Ufer  vielfach  recht  felsig  und  steil.  An  ihm  besonders  treten 
zahlreiche  Zuflüsse  aus  den  höher  gelegenen  Teilen  der 
Savannah  ein,  die  über  mächtige  schwarze  Granitfelsen  her- 
unterdonnern. An  diesen  Felsen,  über  welche  das  Wasser 
mit  mächtiger  Gewalt  stürzt,  wachsen  die  Podostemaceen. 
Wir  mußten  mit  unsern  Booten  so  dicht  als  möglich  an 
diese  Zuflüsse  heranzukommen  svichen,  etwa  hinter  einem 
vorstehenden  Felsen  Schutz  suchend  vor  der  ungeheuren 
Strömung  und  dann  in  einer  Bucht  vor  Anker  gehen.  So- 
dann suchten  wir  durch  Gebüsch,  über  Land  und  Felsen 
kletternd,  in  die  Fälle  hinein  zu  kommen.  Besondere  Vor- 
sicht war  geljoten,  dabei  nicht  in  zu  tiefes  Wasser  zu  ge- 
raten, man  wäi'e  sonst  si(;her  durch  den  starken  Strom  in 
die  Tiefe  gerissen  worden.  Icii  besichtigte  nun  in  den  ersten 
Wochen  unseres  Aufenthaltes  am  Caroni  die  sämtlichen  elf 
Zuflüsse  von  der  Westseite,  durchsuchte  dieselben  eingehend 
nacli   Podostemaceen    imil    hatli',    die   unendliche  Freude,    die- 


selben in  sechs  verschiedenen  Arten  und  den  verschiedensten 
Entwicklungsstadien  zu  finden.  Es  gehört  dazu  auch  ein  ge- 
wisses Glück,  da  man  gerade  eine  gewisse  Höhe  des  Wasser- 
standes antreffen  muß.  Während  der  großen  Regenzeit 
sind  die  Flächen  dafür  zu  hoch,  steigen  doch  auch  die  Wasser 
des  Caroni  wohl  um  vier  Meter.  In  der  trockenen  Jahreszeit 
dagegen  sind  viele  Wasserläufe  versiegt  und  man  findet  die 
Pflanzen  dann  nur  vertrocknet.  Ich  hatte  glücklicherweise 
das  goldene  Mittel  getroffen  und  fand  an  hochgelegenen 
Felsen  trockene  Samenpflanzen,  etwas  tiefer  Sämlinge  und 
voll  entwickelte  Formen.  Nach  der  Art  des  Wassers,  d.  h. 
in  Hinsiclit  auf  seine  Bewegung,  fand  ich  bald  die  verschiedenen 
Spezies.  Die  verzweigten  und  vielfach  zerteilten  Lacjs-Arten 
im  wildesten  Wasser,  zum  Teil  untergetaucht,  die  langgezogenen 
Ryncholacis  an  Felsen,  über  die  das  Wasser  hinwegstürzt 
und  die  mächtige  Mourera  fluviatilis  mit  über  1/2  l'^i  großen, 
blasig  aufgetriebenen,  braungrünen  Blättern  nur  in  relativ 
stillem  Wasser  in  dem  von  Felsen  gebildeten  Becken.  Dort, 
wo  das  wild  tosende  Wasser  über  die  Felsen  hinweg  fließt 
oder  sie  ständig  bespült,  fanden  sich  die  moosähnlichen 
Formen,  welche  noch  der  Namengebung  harren.  Je  mehr 
die  Pflanzen  im  Wasser  stehen,  desto  üppiger  sind  sie,  desto 
massiger  ist  die  Laubentwicklung,  je  mehr  außerhalb,  desto 
kürzer  und  dürftiger  werden  sie,  aber  der  Blüten-  und  Frucht- 
ansatz nimmt  zu.  Alle  Blüten  entfalten  sich  außerhalb  des 
Wassers  in  mehrblütigen,  bei  Mourera  zweizeilig  gestellten, 
federartigen  Rispen.  Ganz  eigenartig  ist  die  ungemein  feste 
Anhaftung  der  Wurzeln  an  den  glatten  Felsen. 

Die  Wasser  des  Caroni  sind  schokoladenbraun,  doch  da- 
bei klar  und  rein,  gelblichweiß  ist  der  Gischt  des  tosenden 
Wassers,  schwarz  sind  die  Granitfelsen  und  sattig  hellgrün 
die  massenhaft  auftretenden  größeren  Lacis-  und  Eyncholaeis- 
Arten.  Die  Fälle  der  Zuflüsse,  wie  der  Seite  189  abgebildete 
Purguay,  sind  oft  25  —  30  ra  hoch  und  von  majestätischer 
Schönheit.  Ungebetene  Gesellschaft  störte  mich  nicht  im 
Genüsse  dieser  Naturschönheiten;  ich  war  mit  meinen  Be- 
gleitern allein  in  dieser  Einsamkeit.  Es  war  Trockenzeit, 
eine  Anzald  der  Bäume  an  den  Flußufern  hatte  sich  seiner 
Blätter  entledigt  und  prangte  dafür  im  Blütenschmuck,  gelb, 
orange,  weiß  die  meisten,  andere  üppig  grün.  Viele,  wie  z.  B. 
der  auf  Seite  189  abgebildete  Baum  trugen  Epiphyten, 
Tillandsien  und  Orchideen  {Diacrmm,  Oneidium,  Epidendrum) 
und  gaben  so  dem  großartigen  Bilde  einen  lieblichen  Rahmen. 
Tagelang  habe  ich  solche  Szenerien  atif  mich  einwirken  lassen, 
vergessen  werde  ich  sie  nie;  es  war  vielleicht  das  Erhabenste, 
was  an  Naturschönheiten  zu  schauen  mir  im  Leben  vergönnt 
sein  soll.  Es  hat  mich  reichlich  belohnt  für  alle  Entbehrungen 
und  Strapazen  vorher  \md  nachher. 

Die  Vegetation  der  Savannen  wird  zumeist  gebildet  durch 
herzblättrige  und  dickstengelige  Kräuter  aus  den  Familien 
der  Leguminosen  und  Rosifloren  und  aus  kleinen  Bäumen 
und  Sträuchern  aus  den  Familien  der  Malpigliiaceen  imd 
Laurineen.  Stellenweise  tritt  das  nackte,  rötliche,  steinige 
Erdreich  zu  Tage  und  demonstriert  eincb-inglichst,  daß  nicht 
nur  Licht  imd  Wärme,  sondern  auch  Feuchtigkeit  des  Bodens 
und  der  Luft  notwendig  sind,  um  in  den  Tropen  üppige 
Vegetation  hervorzurufen.  Die  Letztere  fehlte  hier,  und  so 
vermißte  ich  Urwaldriesen,  Palmen,  Scitamineen,  Aroideen, 
die  insgesamt  das  auszumachen  pflegen,  was  wir  tropische, 
üppige  Vegetation  nennen. 

Jetzt  sollte  es  noch  weiter  südlich  gehen,  um  wieder 
Üppigcrc  Gegenden   aufzusuchen,   da   befiel   mich   die  Malaria 


IX.  ir, 


Die  Gartenwelt. 


189 


in  oiner  Weise,  fl.aß  dagegen  nicht  aufzukommen  war  und 
ich  iiir  beinahe  unterlegen  wäre.  Meine  Zeit,  mein  Geld 
ging  damit  dem  Ende  merklich  näher,  und  so  mußte  ich 
leider  Kehrt  machen. 

Wie  gerne  wäre  ich  noch  weiter  gegangen,  hätte  ich 
doch  sicher  eine  Menge  hochinteressanter  Sachen  finden 
können,  denn  hier  am  Caroni  weiter  hinauf  liat  nocli  niemand 
gesammelt. 

Nachdem  ich  mich  einigermaßen  erholt,  ging  es  über 
dieselben  Etappen  heimwärts,  denn  überall  dort  hatte  ich 
kleine  Depots  von  Sammlungen  angelegt.  Aus  Caruimnos 
Umgegend  nahm  ich  Cereus,  Melocaclus  und  Tillandsien  mit 
und  traf  dann  immerhin  reich  beladen  iti  Trinidad  wieder 
ein.  Kollege  Harts  schwarzer  Orchideen- Kultivateur  hatte 
meine  Sammlungen  gut  behandelt,  fast  alle  Orchideen  waren 
bereits  etabliert  an  ihren  Holzklötzen  resp.  hatten  sich  an 
den  Originalklötzen  gut  gehalten,  imd  so  ging  es  denn  ans 
Einpacken.  In  geräumigen  Kisten  wurden  die  Sachen  unter- 
gebracht, die  Klötze  an  den  Seiten  und  an  Zwischenwänden 
angenagelt.  Hobelspäne  dazwischen  gepackt,  alles  luftig  und 
trocken.  Die  Baumfarnstämme  kamen  in  lange,  breite  und 
nicht  zu  hohe  Kisten,  fest  zwischen  Hobelspäne,  Kakteen 
wurden  in  Papier  gewickelt  und  dann  ebenfalls  fest  in  Kisten 
verpackt.  Alle  Deckel  und  Seiten  wände  waren  mit  Bohr- 
löchern versehen,  die  ersteren  auch  nur  aufgeschraubt,  um 
einerseits  fest  zu  iialten,  andererseits  um  leicht  abgenommen 
werden  zu  können.     Den  Schraubenzieher   hatte  ich   stets  in 


der  Tasche.  Hymenophyllaceen  hatte  ich  trocken  in  eine 
mit  Blech  ausgcschlagene  Kiste  verpackt.  Endlich  war  alles 
in  Kisten  und  Kasten  untergebracht;  23  große  und  kleine 
Kolli  waren  mein  Gepäck!  Auf  der  „La  Plata"  l)ekamen 
durch  liebeniswürdigstes  Entgegenkommen  des  Kapitäns  meine 


Wasserfall,    30   ni    hoch, 

Lacis-Art  wächst. 

Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photogr. 


mit  Kpiphytcn. 

Dwell"   pfiutofjr.  aufgei: 


lebenden  Pflanzen  den  denkbar  günstigsten  Platz,  Rämulich- 
keiten,  die  zum  Fruchttransi}Ort  eingerichtet  sind,  die  in  den 
Tropen  gut  ventiliert,  in  den  nördlichen  Breiten  vor  Kälte 
geschützt  werden.  Während  der  Fahrt  sah  ich  des  öfteren 
nach  ihnen,  lüftete  die  Kisten  und  versah  zartere  Sachen  mit 
Wasser.  So  erreichte  alles  in  gutem  Zustande  nach  ange- 
nehmer Fahrt  Southampton.  Einen  passenden  Anschluß  an 
einen  deutschen  Hafen  fand  ich  nicht,  und  so  entschloß  ich 
mich  denn  über  Le  Havre  imd  Paris  München  zuzustreben,  um 
so  mehr,  als  das  Wetter  mir  bitterkalt  erschien  und  es  durch 
die  Nordsee  wohl  noch  eine  stürmische  Fahrt  gegeben  hätte. 

Bei  der  Umladung  auf  den  nach  Le  Havre  gehenden  Dampfer 
ging  mir  die  Royal  Mail  Steara-Packet-Company  sehr  an  die 
Hand  und  muß  ich  dankbarst  hervorheben  die  rücksichtsvolle 
und  sehr  anständige  Behandlung,  welche  meinen  lebenden 
Pflanzen  von  allen  Angestellten  dieser  Gesellschaft  sowohl  in 
den  westindischen  Gewässern  als  auch  auf  dem  Atlantic  zu 
teil  wurde.  Und  wieviel  habe  ich  sonst  englischer  Gast- 
fi-eundschaft  und  weitgehendstein  Entgegenkommen  in  West- 
indien zu  danken  gehabt! 

In  Le  Havre  hatte  ich  dann  große  Schwierigkeiten, 
meine  Pflanzen  unbehelligt  zu  expedieren.  Die  französiseiien 
Beamten  erwiesen  sich  weit  weniger  entgegenkommend  als 
ihre  enghschen  und  venezolanischen  Kollegen.  Ja,  was  mir 
auf  der  ganzen  Reise  infolge  meiner  Empfehlungen  nicht 
passiert  war,  hier  mußte  ich  sogar  mein  Handgepäck  revidieren 
lassen.  Endlich  kam  ich  hier  mit  ein  wenig  deutsclier  Grell- 
heit zurecht  imd  übergab  alles  als  Eilgut  der  Bahn,  denn 
selbst  nur  die  lebenden  Pflanzen  als  Passagiergut  mitzunehmen 
war  nicht  möglich.  Da  es  kalt  war,  ließ  ich  alle  Ritzen 
und  Löcher  der  Kisten  mit  Watte  verstopfen  und  veranlaßte 
die  Einladung  in  einen  mit  Stroh  gedichteten  Güterwagen. 
Dann  ging  es  mit  dem  Eilzuge  durch  die  gesegnete  Normandie 
über  Reims    nach    Paris.     Welche  Gegensätze   wieder  —  die 


Die  Gartenwelt. 


IX,  l( 


einsame  großartige  Natur  am  Caroni  und  hier  die  Kultur  des 
modernen  Menschen  in  höchster  Entwicklung.  Mich  zogs 
heimwärts  und  so  gings  in  der  Nacht  weiter,  am  Sonntag, 
den  13.  März  früh  betrat  ich  in  Avricourt  wieder  deutschen 
Boden.  Ich  verständigte  den  Vorstand  des  Zollamtes  von 
der  in  Aussicht  stehenden  Durchfahrt  meiner  Sammlungen, 
bat  um  zweckmäßige  Behandlung  und  beschleunigte  Weiter- 
beförderung. Dann  trug  uns  der  Eilzug  über  die  Schlacht- 
felder des  großen  Krieges,  durch  Badens  schönes  Land  und 
Württembergs  Obstfluren.  Weiter  gings  über  die  Donau  an 
Ulms  prächtigem  Münster  vorbei,  durch  Augsburg  und  dann 
grüßten  wieder  die  lieben  Münchner  Frauentürme.  Glücklich 
erreichte  ich  nach  genau  25  wöchentlicher  Abwesenheit  die 
Heimat,  einen  Hauptwimsch  meines  Lebens  hatte  wieder  ein 
gütiges  Geschick  erfiült. 

Zwei  Tage  später  trafen  wohlbehalten  alle  Sammlungen 
ein,  und  wenn  in  der  Folge  auch  nicht  all  und  jedes  ge- 
wachsen, es  ist  genug  für  die  überfüllten  Häuser  des  Gartens, 
und  manche  Stücke  mahnen  mich  an  schöne  Stunden  des 
reinsten  Naturgenusses. 


Mannigfaltiges. 


Versuchskulturen  in  Kamerun.  In  Kamerun  wird  in  aller 
Stille  ernste  kcjIouiaKvirtsi;haftliche  Arbeit  geleistet  und  Versuche 
werden  unternommen,  die  für  diese  klimatisch  bevorzugte  Kolonie 
von  größter  Wichtigkeit  sind,  da  sie  den  Beweis  erbringen,  daß  die 
Kolonie  ein  günstiger  Boden  zur  Kultur  gewisser  Kolonialpflanzen 
ist,  deren  Erzeugnisse  sich  bei  uns  hoher  Wertschätzung  und  großen 
Absatzes  erfreuen.  Hierzu  gehören  in  erster  Linie  Caoao,  Tee, 
Kautschuk,  Chinin.  So  wurden,  wie  uns  von  befreundeter  Seite 
mitgeteilt  wird,  in  Buea,  an  den  Abhängen  des  Kameningebirges, 
größere  Teepflanzungen,  zunächst  mit  aus  Samen  eigner  Ernte  ge- 
zogenen Pflänzlingen  angelegt.  Die  Sträuoher  sind  bisher  sehr  gut 
gediehen.  Später  wurden  dann  Atissaaten  mit  Samen  vom  Berliner 
Botanischen  Garten  gemacht,  wodurch  der  Bestand  an  Sämlingen  auf 
1000  Stück  erhöht  wurde.  Das  Klima  ist  für  die  Gesundheit  des 
Europäers  zwar  recht  gefährlich,  aber  für  Pflanzungen  sind  Boden 
und  Klima  sehr  zuträglich  und  sogar  günstiger  als  in  anderen  Tropen- 
ländern. Die  Begutachtung  der  Böden  des  Kamerungebirges  und  der 
Bakossiberge  ergab  im  Vergleich  mit  den  Böden  der  Gebirge  alter 
Tropenländer,  wie  Indien  und  Ceylon,  eine  weit  bessere  Beschaffen- 
heit für  eine  aussichtsreiche  Kultur.  Die  Versuche  sollen  daher  fort- 
gesetzt werden,  um  eine  konkurrenzfähige  Qualität  zu  erzielen.  Die 
Erntebereitung  stößt  auf  große  Schwierigkeiten,  da  die  Neger  noch 
nicht  bewandert  damit  sind. 

Die  Cinchooakultur  ist  1902  in  Versuch  genommen  worden 
mit  Pflanzen  aus  dem  Berliner  botanischen  Garten.  Jetzt  besteht 
hier  eine  kleine  Plantage  von  400  üppig  gedeihenden  jungen  Bäumchen, 
teils  aus  Samen,  teils  avis  Stecklingen  herangezogen,  beides  sehr 
schwierig  bei  der  Gattung  Cmchona.  Die  Samen  stammten  aus  Berlin 
vom  botanischen  Garten  und  vom  kolonialwirtschaftlichen  Komitee, 
welche  das  größte  Interesse  an  der  Kultur  dieser  wichtigsten  Fieber- 
heilpflanze  haben.  Gepflanzt  wurden  in  der  Hauptsache  Cinchona- 
Hybriden  von  C.  kdgeriana  und  C.  siiccindira,  die  alle  von  hoch- 
prozentigen Bäumen  aus  den  besten  Plantagen  Javas  stammen  sollen, 
das  bisher  in  seinen  Cinchonakulturen  unerreicht  dastand,  Die 
holländische  Koloniahegierung  darf  überhaupt  in  der  Fürsorge  für 
die  Kolonialwirtsoliaft  als  vorbildlich  gelten,  wie  auch  der  Garten  in 
Buitenzorg  auf  Java  der  beste  und  bedeutendste  Kolonialgarten  ist. 
Die  Cinchonapflanzungen  sollen  bis  zu  einer  Höhe  von  1800  bis 
2000  Meter  angelegt  werden,  damit  festgestellt  werden  kann,  in 
welcher  Höhenlage  die  Pflanze  hier  am  be.sten  gedeiht,  und  eine  an 
Chinin  möglichst  reiche  Rinde  erzielt  wird.  Unser  Gewährsmann 
hofft,  daß  bereits  in  einigen  Jahren  eine  Partie  Rindo  zur  Begut- 
achtung nach  Deutschland  gesandt  werden  kann. 


Was  den  Kautschuk,  das  ergiebigste  Produkt  Westafrikas 
anlangt,  so  wird  die  einheimische  Kickcia  elastica,  die  Dr.  Preuß, 
der  jetzige  Direktor  der  Neu  Guinea  Kompagnie,  entdeckt  hat,  in 
der  Hauptsache  gepflanzt.  Die  Bestände  darin  zählen  schon  an  die 
Tausende  von  Pflanzen.  Diese  Kichxia  macht  geringe  Ansprüche 
an  den  Boden  und  gedeiht  bis  hinauf  zu  800  m  über  dem  Meere. 
Zwar  werden  im  Gebirge  in  Höhen  von  1000  m  und  darüber  Gummi 
liefernde  Pflanzen,  in  der  Hauptsache  Landolphien,  eine  Liane,  an- 
getroffen, doch  sind  die  Landolphien  zur  Anpflanzung  nicht  geeignet. 
In  Buea  wird  auch  Erythroxylon  Coca  angebaut,  ein  Strauch, 
aus  dessen  Blättern  da-s  Alkaloid  Cocain  gewonnen  wird,  wohl  das 
wertvollste  Anaestheticum,  das  die  Wissenschaft  unserer  Tage  kennt, 
da  es  örtlich  betäubt.  Die  Sträucher  wachsen  in  dem  hochgelegenen 
Buea  kräftiger  als  in  der  Ebene  und  führen  wahrscheinlich  dort  mehr 
Cocain.  Indessen  ist  plantagenmäßiger  Anbau  zu  kostspielig,  weshalb 
die  Kultur  seitens  der  Eingeborenen  eingeführt  werden  sollte. 

Vor  dem  neuerbauten  Gebäude  des  Gouverneurs  sind  Terrassen- 
gärten mit  großer  Mühe  angelegt  worden,  da  der  Untergrund  felsig 
war.  Alle  Erdbewegungen  haben  die  Neger  mit  Blechgefässen,  die 
sie  auf  den  Köpfen  tragen,  bewerkstelligt.  Die  Pflanzungen  auf 
diesen  Terrassen  versprechen  sehr  schön  zu  werden. 

In  den  Gemüsegärten  sind  auch  gute  F>folge  mit  heimischen 
deutschen  Gemüsearten  erzielt  worden,  hauptsächlich  in  der  Trocken- 
zeit, während  in  der  Regenzeit,  wo  es  viel  Nebel  gibt,  das  Gemüse 
leicht  fault.  Im  vorigen  Jahre  wurde  erstmals  schöner  Blumenkohl 
geerntet,  auch  der  Spargel,  der  vor  Jahren  von  dem  Stationsleiter 
Herrn  Leuschner  gepflanzt  wurde,  wirft  während  zweier  Monate  im 
Jahre  Erträge  ab.  Erdbeeren  geben  alle  drei  Monate  zu  jeder 
Jahreszeit  während  drei  Wochen  guten  Ertrag. 

Europäische  Gartenkunst  in  japanischer  Beleuchtung. 
Wir  sind  gewohnt,  die  Werke  der  Gartenkunst  auf  der  ganzen  Erde 
nach  unseren  europäischen  Anschauungen  zu  betrachten  und  zu  be- 
sprechen, und  den  europäischen  Maßstab  überall  anzulegen.  Aber 
die  außereuropäischen  Völker  haben  auch  Gärten  nach  ihrem  Ideen- 
gang und  nach  ihrem  Schönheitsbegriff.  Da  ist  es  lehrreich  für  uns, 
über  unsere  Gartenkunst  Fachleute  anderer  Völker  urteilen  zu  hören. 
In  anerkennenswerter  Weise  hat  dies  jetzt  ein  kun.stsinniger  Japaner 
getan,  der  Baron  Sugematsu,  der  in  dem  interessanten,  neu- 
erschienenen Werke  „Unser  Vaterland  Japan".  Ein  Quellenbuch 
geschrieben  von  Japanern.  Leipzig,  Seemann,  1904,  XXXVI  und 
736  Seiten",  im  Kapitel  „Kunst",  auf  Seite  558  schreibt: 

„Obwohl  hier  nicht  die  geeignete  Stelle  sein  mag,  von  der 
Kunstgärtnerei  Japans  zu  sprechen,  kann  ich  doch  nicht  umhin, 
dieses  Gebiet  zu  streifen,  weil  unsere  Manier,  Gärten  anzulegen,  in 
engem  Zusammenhang  mit  der  Landschaftsmalerei  steht  und  viel 
Künstlerisches  an  sich  hat.  Selbst  auf  der  kleinsten  Fläche  wird 
ein  Garten  so  ausgestattet,  daß  er  einen  malerischen  AnbUck  —  wie 
man  ihn  auf  den  Bildern  sieht,  bietet.  Daher  werden  künstliche 
Hügel,  natürliche  Steingruppen,  und  wo  es  zulässig  ist,  künstliche 
Seen  und  Wasserfälle  angelegt.  Ich  darf  behaupten,  daß  diese  An- 
lagen auf  künstlerischen  Grundsätzen  beruhen,  während  es  mir  bei 
Betrachtung  der  europäischen  Gärten  scheinen  will,  daß  ihre  ur- 
sprünglichen Entwürfe  von  den  alten  Besitzungen  herstammen,  und 
daß  ihre  spätere  Entwicklung  mehr  auf  industrielle  Kunst  basiert 
ist.  —  Sie  haben  z.  B.  Springbrunnen,  aber  nicht  in  der  Form 
natürlicher  Wassenjuellen,  sondern  durch  mechanische  Apparate  her- 
vorgebracht —  sie  haben  behauene  Steine,  eiserne  Gitter,  eiserne 
Brücken,  und  wenn  Wasser  überhaupt  vorhanden  ist,  so  erscheint  es 
meistens  in  der  Form  eines  runden  oder  viereckigen  Beckens.  Wenn 
die  Bewohner  des  Abendlandes  Blumen  einpflanzen,  werden  die 
Beete  unfehlbar  viereckig  oder  dreieckig  geformt  sein,  und  so  genau 
geometrisch,  wie  die  Zeichnung  eines  Teppichs.  Sie  scheinen  keinen 
Begriff  von  der  Regelmäßigkeit  zu  haben,  die  in  der  Unregelmäßigkeit 
liegt,  oder  vielmehr  von  der  Harmonie  der  Mannigfaltigkeit.  In 
japanischen  Städten  gibt  es  zahlreiche  Läden,  in  denen  Natursteine 
verkauft  werden.  In  Europa  findet  man  keine  derartigen  Läden. 
Gewiß  haben  unsere  Gärten  auch  einen  Nachteil  —  d.  i.  sie  sind 
mehr  ein  Schmuck  als  oin  Nutzen.     Diesem  Mangel  sollte  abgeholfen 


IX, 


Die  Gartenwelt. 


191 


werden,  und  das  geschieht  auch  schon  vielfach;  doch  andrerseits 
scheint  den  europäischen  Gärten  das  künstlerische  Element  vielfach 
zu  fehlen.  Es  erscheint  mir  fast  unbegreiflich,  daß  die  Europäer, 
die  es  sehr  lieben,  Landschaftsbilder  in  ihren  Zimmern  aufzuhängen, 
die  so  gern  in  gebirgigen  Gegenden  umherreisen,  um  schöne 
Szenerien  und  Ausblicke  auf  Landschaften  verschiedenster  Art  zu 
genießen,  kaum  daran  gedacht  haben,  ihre  Gärten  nach  solchen  Ideen 
zu  gestalten.  Auf  diesem  Gebiet,  darf  ich  wohl  ohne  Übertreibung 
behaupten,  steht  Japan  über  jeder  andern  Nation  der  Welt,  und  es 
würde  den  Ausländern  nur  zum  Vorteil  gereichen,  wenn  sie  unsere 
Art,  Gärten  anzulegen,  richtig  w^ürdigen  wollten.  Ich  habe  mich 
gefreut,  zu  sehen,  daß  einige  Bewohner  des  Abendlandes  in  ver- 
schiedenen Ländern  schon  damit  den  Anfang  gemacht  haben." 

Grube. 

Was  ist  Apfelwein  ?  Der  Bund  deutscher  Nahrungsmittel- 
fabrikanten  und  -Händler  beschloß  folgende  Definition  in  das  in  Vor- 
bereitung befindliche  Nahrungsmittelbuch  aufzunehmen:  Apfelwein 
ist  das  durch  die  alkoholische  Gärung  aus  dem  Safte  frischer  Äpfel 
hergestellte  Getränk.  Ein  angemessener  Zusatz  von  Wasser  und 
Zucker  ist  unter  Umständen  je  nach  der  Eigenart  und  Reife  des  zu 
verwendenden  Obstes  wälireud  der  Kelterzeit  geboten  und  zulässig. 
Für  die  Kellerbehandlung  des  Apfelweins  sind  dieselben  Grundsätze 
maßgebend  wie  füi-  die  Kellerbehandlung  des  Weines.  Für  Beeren- 
wein gelten  die  gleichen  Grundsätze  wie  für  Apfelwein.  Eine  zeit- 
liche Begrenzung  des  Zucker-  und  Wasserzusatzes  ist  jedoch  bei 
diesen  unzulässig. 

Rebendünger.  Ein  ganz  ausgezeichneter  Dünger  für  die  Reben  ist 
gute  Holzasche,  und  namentlich  am  Rhein  wird  sie  von  den  Winzern 
hochgeschätzt.  Doppelt  vorteilhaft  ist  sie  in  älteren  schon  etwas  im 
Holz  zurückbleibenden  Weinbergen.  Enthält  doch  gute  Holzasche 
b — 10  V.  H.  Kali  und  2—4  v.  H.  Phosphorsäure,  also  gerade  die 
beiden  Stoffe  in  reichlicher  Menge,  die  jede  Pflanze  vor  allen  anderen 
nötig  hat  zur  Erzeugung  guten  Wuchses  und  reichen  Fruchtansatzes. 
Zudem  ist  jedermann  imstande,,  sich  den  Bedarf  an  Holzasche  selbst 
herzustellen,  vorausgesetzt,  daß  der  Weinberg  nicht  allzu  groß  ist. 
Zu  bevorzugen  ist  dabei  die  Asche  von  Buchenholz.  In  Ver- 
bindung mit  Stalldünger  wird  sie  von  um  so  größerer  Wirkung  sein; 
doch  mache  man  nicht  den  vielfach  zu  beobachtenden  Fehler,  die 
Uolza.-iche  dem  Stalldünger  unmittelbar  auf  dessen  Lageretätte  bei- 
zumischen, da  hierdurch  eine  allzu  rasche  Zersetzung  des  Stalldüngers 
bewirkt  wird.  A.  W. 


Fragen  und  Antworten. 

Die  geehrten  Einsender  der  in  den  letzten  Monaten  eingeschickten 
Fragen  haben  zu  unserem  eigenen  Leidwesen  sehr  lange  auf 
.Antwort  warten  müssen.  Um  Mißverständnissen  vorzubeugen,  bitten 
wir  die  Leser  nachstehende  Erklärung  zu  beachten  und  sich  kommenden 
Falles  danach  zu  richten.  Es  ist  uns  wegen  des  vielen  drängenden 
Materials  nicht  möglich  gewesen,  eingegangene  Fragebeantwortungen 
früher  als  jetzt  zu  veröffenthchen.  Aus  diesem  Grunde  ist  es 
uns  auch  nicht  möglich,  irgend  eine  Verpflichtung  zur  sofortigen 
Erledigung  eingehender  Fragen  zu  übernehmen;  die  Veröffentlichung 
der  Fragen  und  Antworten  kann  nur  nach  Maßgabe  des  zur  A^er- 
fügung  stehenden  Raumes  erfolgen;  sie  ist  unabhängig  von  der  Jahres- 
zeit. Die  Fragen  werden  in  der  Reihenfolge  wie  sie  eingehen 
fortlaufend  numeriert  und  in  dieser  Reihenfolge  veröffentlicht  und 
beantwortet. 

Beantwortung  der  Frage  No.  289.  Wie  weit  sind  Düngungs- 
versuche mit  Freilandrosen  gediehen  und  welche  Ergebnisse  hat  man 
erzielt? 

Nach  den  bis  jetzt  vorliegenden  Erfahrungen  ist  den  Rosen  mit 
minerahschen  Düngern  mit  Ausnahme  von  Kalk  wenig  gedient.  Die 
Praxis  hat  mir  den  Beweis  geliefert,  daß  ein  üppiges  Wachstum  und 
ein  reiches  unermüdliches  Blühen  bei  Rasen  jeder  Art  nur  in 
humusreichem  Boden  zu  erzielen  ist.  Der  wichtigste  und 
geeignetste  Rosendünger  ist  und  bleibt  der  Rinderdung.     Das   haben 


wohl  alle  maßgebenden  Roseugärtner  längst  eingesehen  und  deshalb 
arbeiten  fast  alle  ausschließlich  damit.  Bei  reichlicher  Mistdüngung 
und  Kalkdüngung  kann  man  noch  in  armen  Sandboden  in  der  Rosen- 
kultur  Erfolge  erzielen,  die  weitgehenden  Anforderungen  entsprechen. 

M.  H. 

Beantwortung  der  Frage  No.  290.  Sind  Tsuga  canadensis 
und  Äbies  euncolor  im  nördlichen  Mittolrußland  wintorharf? 

Abies  concolor  ist  entschieden  frostempfindlicher  als  Tswja 
caiiadensis.  Im  nördhchen  Mittel-Rußland  wird  es  sich  durchaus 
empfehlen  Abies  concolor  alljährlich  gegen  den  Winterfrost  zu  schützen. 
Es  geschieht  dies  bei  großen  Pflanzen  am  besten  durch  Umbauen 
mit  Brettern,  ein  Verfahren,  das  auch  in  Norddeut.schland  ziemlich 
verbreitet  ist.  Tsuga  canadensis  leidet  nur  in  ungewöhnlich  strengen 
Wintern.  In  dem  strengen  Winter  1879  zu  1880  sind  selbst  in  Süd- 
deutschland diese  Koniferen  teilweise  vollständig,  teilweise  an  den 
Nadelspitzen  erfroren,  doch  erfroren  damals  auch  zahlreiche  Eiben- 
bäume ( Taxus).  Seitdem  sind  wohl  ernstliche  Frostschäden  an  Tsuga 
canadensis  nicht  mehr  beobachtet  worden.  M.  H. 


Gärtnerisches  Unterrichtswesen. 

Vorträge   über  Gartenkunst.     In   der   kgl.  Gärtner-Lehr- 
anstalt zu  Dahlem  b.  Steglitz-Berlin  werden  von  Mitte  Januar 
bis  Mitte  Februar  190.")  stets  abends  von  ti— 7  Uhr  zwölf  garten- 
künstlerische Vorträge  mit  Lichtbildern  gehalten. 
L  Montag,  den  16.  L,  23.  L,  30.  I.  und  6.  II.  spricht  Abteilungs- 
vorstand   Willy    Lange    über    „Entwickelung    der    Garten- 
gestaltung und  ihre  landwirtschaftlich -naturkundlichen  Grund- 
lagen". 
IL  Mittwoch,  den  18. 1.,  '-'S.  L,  1.  U.  und  8.  IL  spricht  Regierungs- 
baumeister   Otto    Stahn    über    „Beziehungen    von  Landhaus 
und  Garten.     Architektonische  Einzelheiten  im  Garten.    Femer 
Vorfühning  von  Architekturgärten  in  Deutschland,  Italien  und 
England". 
III.  Freitag,  den  20.  L,  27.  L,  3.  IL  und  10.  IL  spricht  Abteilungs- 
vorstand    Fritz    Zahn     über     „Die    königlichen    Gärten    in 
Sanssouci.     Die  Gartenkunst  im  Privatleben.     Die  Gartenkunst 
im  Dienste  der  Öffentlichkeit.     Schrebergärten". 
Das  Honorar  für  die  zwölf  Vorträge  beträgt  10  Mark. 

Es  empfiehlt  sich,  die  Anmeldungen  so  bald  als  möglich  bei 
der  Direktion  der  kgl.  Gärtner  -  Lehranstalt  zu  Dahlem  bei  Steglitz 
zu  bewirken. 


Aus  den  Vereinen. 

Der  Verein  Deutscher  Gartenkflnstler  beruft  zum  22.  .Januar 
1905  vorm.  10  Uhr  eine  außerordentliche  Hauptversammlung 
nach  Berlin  mit  der  Tagesordnung: 

1.  Wahl  des  Vorstandes  und  des  Hauptausschusses  für  die  Zeit  vom 

1.  Januar  1905  bis  31.  Dezember  1906. 

2.  Wahl  des  Kassenausschusses  für  die  gleiche  Zeit. 

3.  Genehmigung  der  redaktionellen  Ändeiung  des  Wortes  „Vorstand" 

in  „Hauptvoretand"  in  den  §§  1 — 6  der  Satzungen. 
Die  Versammlung   findet   im   Vereiuslokal    Dessauer  Straße  14 
statt  (Klub  der  Landwirte). 


Tagesgeschichte. 


Düsseldorf.  Die  Düsseldorfer  Zeitung  veröffentlicht  nach- 
stehende auf  die  große  Garten  hau- Ausstellung  1904  bezügliche  Notiz: 
Als  am  23.  Oktober  1904  die  große  Ausstellung  geschlossen  wurde, 
erregte  es  einiges  Aufsehen,  daß  nicht  wie  bei  der  Ausstellung  1902 


Die  Gartenwelt. 


IX,  16 


auch  S.  M.  der  Kaiser  durch  entsprechende  Auszeichnungen  von  der 
großartigen  Durchführung  dieses  Unternehmens  Kenntnis  genommen 
hatte.  Heute  dürfen  wir  es  sagen,  daß  die  Zahl  dei  Leute,  die 
offen  oder  versteclit  gegen  die  an  der  Spitze  stehenden  Männer  ge- 
arbeitet und  die  mit  einem  gewissen  Neid  auf  den  Erfolg  der  Aus. 
Stellung  geblickt  haben,  nicht  gering  gewesen  isr.  Daß  auch  viele 
Gärtner  und  insbesondere  gärtnerische  Zeitschriften,  die  von  kleinen 
Gerngroßen  geleitet  werden,  sich  recht  häßlich  gegen  die  Ausstellung 
betragen  haben,  ist  fernerhin  bekannt.  Vielleicht  war  es  solchen 
Stimmen  auch  gelungen,  in  Kreise  zu  dringen,  die  in  Berlin  einfluß- 
reich sind  und  die  vielleicht  Anteil  daran  haben,  daß  am  Schlußtage 
der  Ausstellung  die  offizielle  Anerkennung  auf  eine  Anzahl  von 
silbernen  Medaillen  beschränkt  geblieben  ist,  die  der  Landwirtschafts- 
minister zu  vergeben  hatte.  Inzwischen  hat,  wie  wir  annehmen, 
S.  M.  der  Kaiser  sich  von  kompetenter  Stelle  Bericht  über  das  große 
Unternehmen  erstatten  lassen  und  wie  nicht  anders  zu  erwarten  war, 
hat  er  sich  dem  Eindrucke  von  der  Großartigkeit  dieser  Ausstellung, 
von  ihrem  hervorragenden  Verdienst  einerseits  um  die  Kunst,  anderer- 
seits um  die  Pflege  des  Gartenbaues  nicht  verschließen  wollen.  Er 
wird  ohne  Zweifel  auch  darüber  unterrichtet  worden  sein,  wie  sehr 
durch  diese  Ausstellung  der  Sinn  für  das  Schöne  und  Ideale  in 
Tausenden  von  Ausstellungsbesuohern  geweckt  worden  ist  und  wie 
auch  hervorragende  soziale  Einflüsse  von  dieser  Ausstellung  aus  in 
weite  Kreise  des  Volkes  gedrungen  sind.  Die  Stimme  der  Piesse 
des  In-  und  Auslandes  über  die  hervorragenden  Veranstaltungen  auf 
dem  Gebiete  der  Gartenkunst  wird  auch  in  Berlin  nicht  ungehört 
gebheben  sein.  In  Anerkennung  des  Geleisteten  hat  nunmehr  S.  M. 
der  Kaiser  eine  Reihe  von  höchst  ehrenden  Auszeichnungen  verliehen. 
Es  wurden  verliehen:  dem  ordentlichen  Lehrer  rn  der  Kunstakademie 
in  Düsseldorf,  Maler  Professor  Fritz  Roober,  der  Königliche  Kronen- 
Orden  zweiter,  Rittergutsbesitzer  Kammerherrn  Freiherrn  Arnold  von 
Solemacher-Antweiler  auf  Burg  Namedy  der  Rote  Adler-Orden  dritter 
Klasse  mit  der  Schleife,  dem  Direktor  des  Kunstgewerbemuseums  in 
Düsseldorf  Heinrich  Frauberger  und  dem  Rechtsanwalt  Wilhelm  Lohe 
in  Düsseldorf  der  Rote  Adler-Orden  vierter  Klasse,  dem  Orolüdeen- 
züchter  Otto  Beyrodt  zu  Marienfelde  im  Kreise  Teltow  und  dem 
Redakteur  und  Verleger  der  Fachieitschrift  „Die  ßindekunst"  Jobann 
Olbertz  in  Erfurt  der  Königliche  Kronenorden  vierter  Klasse.  Es 
haben  ferner  den  Professortitel  erhalten  der  Maler  Max  Volkhart  zu 
Düsseldorf  und  der  Privatdozent  Dr.  Firmenicli-Richartz.  Bonn. 

—  Die  in  der  Generalversammlung  des  Vei-eins  zur  Veranstaltung 
von  Kunstausstellungen  vorgelegte  Abrechnung  über  die  internationale 
Kunst-  und  Gartenbauausstellung  Düsseldorf  1904  ergab  ein  recht 
günstiges  Resultat.  Der  Verein  erhält  aus  den  Überschüssen  150000  M. 
als  Ausstellungsfonds.  In  dieser  Versammlung  erstattete  Professor 
Fritz  Roeber  eingehend  Bericht  über  die  Ergebnisse  der  Ausstellung. 
Die  schwache  Seite  der  Ausstellung  war  der  Vergnügungspark,  der 
eine  Zubuße  von  T5000  Mk.  erfoi'derte.  Die  Ausgaben  mußten  gegen 
den  Voranschlag  ganz  unverhältnismäßig  überschritten  werden.  Der 
Bauetat  hat  im  Voranschlag  150000  Mk.,  die  tatsächliche  Ausgabe 
aber  550000  M.  botragen,  davon  entfallen  auf  das  Diorama  150000  M. 
Für  Reklame  sind  134000  M.  ausgegeben  worden,  für  Illuminationen, 
Konzerte,  Feuerwerke,  Festlichkeiten  usw.  150000  M.  Für  Frachten 
hatten  die  Sachverständigen  nach  genauer  Rechnung  (!)  20000  M.  in 
Anschlag  gebracht;  ausgegeben  wurden  200000  M.  Für  Dünger  hatte 
man  2400  Mk.  aufwenden  müssen,  die  Bureaukosteu  betrugen  388000 M. 
Die  Preise  für  die  Gärtner  konnten  von  den  anfänglich  vorgesehenen 
30000  M.  auf  173000  Mark  erhöht  werden.  Preise  von  der  Höhe 
der  Düsseldorfer  Geldpreise  sind  bisher  auf  Gartenbau-Ausstellungen 
noch  nicht  verliehen  worden,  und  es  wird  nachträglich  mancher  be- 
dauern, sich  solche  Preise  verscherzt  zu  haben.  Gerade  der  Düssel- 
dorfer Ausstellung  gegenüber  hat  sich  die  Kurzsichtigkeit  und  Eng- 
herzigkeit der  Mehrzahl  der  deutschen  Handelsgärtner  in  einem 
betrübenden  Lichte  gezeigt.  So  haben  sich  viele  durch  die  über  die 
Ausstellung  in  böswilliger  Absicht  in  Umlauf  gesetzten  Gerüchte,  daß 
die  Ausstellung  ein  Spektakel.stiick  sei,  abhalten  lassen,  sich  daran  zu 
beteiligen,  und  haben  eine  schöne  Gelegenheit,  ihren  Geschäftskreis 
und  Gesichtskreis  zu  erweitern,  verpaßt.  —  Von  den  Schwierigkeiten 
der  Platzeinteilung  kann  man   sich  kaum  einen  Begriff  machen.     So 

Vnr«ntwortI.  Redakteur:   .«ai  H  eslör  f  f  e  r .  Berlin.  —  Yerlai;  r.  Kiohard  Carl  S 


sind  naoli  dem  Berichte  des  Ingenieurs  E.  Ducker  zum  Eröffnungs- 
tage für  Gartenbauzwecke  zwölfeinhalbtausend  Quadratmeter  bedeckten 
Raumes  verlangt  worden,  benutzt  wurden  aber  nur  viereinhalbtausend. 
Dann  hatte  man  gesagt,  daß  man  mit  etwa  fünfzig  Tisclien  aus- 
kommen würde,  nötig  gewesen  seien  drei  Kilometer  Tische  gleich 
1500  Stück.  Hieraus  erklären  sich  die  Steigerungen,  die  der  Etat 
erfahren  hat.  Die  Bautätigkeit  und  die  teclinische  Tätigkeit  sind 
durch  die  Unberecheubarkeit  der  Forderungen  der  Aussteller  außer- 
ordentlich erschwert  worden,  und  es  ist  nicht  mehr  als  billig,  wenn 
man  der  trotzdem  wohlgL'lungenen  Ausstellung  und  ihren  fleißigen 
Mitarbeitern,  die  Großes  geleistet  haben,  die  verdiente  Anerkennung 
nicht  versagt 

Mflnchen.  Die  Lohnverhähnis.so  des  nicht  statusmäßigen 
Personals  bei  der  Städtischen  Gartendirektion  in  München  wurden 
auf  Antrag  des  Stadtgartendirektors  J.  Heiler  durch  Magistrats- 
beschluß vom  13.  Dezember  1904  in  folgender  Weise  geregelt; 

1.  Obergärtner  und  Garten  tech  niker.  wenn  sie  Absol- 
venten einer  Lehranstalt  sind,  mit  entsprechenden  praktischen  Kennt- 
nissen: pro  Tag  ü  Mk.  mit  Smaliger  Vorrückung  von  3  zu  3  Jahren 
um  je  40  Pfg.  pro  Tag. 

2.  Gehilfen,  welche  durch  ihre  theoretischen  und  praktischen 
Kenntnisse  als  Paitieführer  geeignet  sind:  pro  Tag:  5  Mk.  mit 
ö  maliger  Vorrückung  von  3  zu  3  Jahren  um  je  30  Pfg.  pro  Tag. 

3.  Gärtner  pro  Tag  3,60  Mk.  mit  5maliger  Vorrückung  von 
3  zu  3  Jahren  um  je  20  Pfg.  pro  Tag. 

4.  Arbeiter:  pro  Stunde  32  Pfg.  mi  Smaliger  Vorrückung 
von  3  zu  3  Jahren  um  je  2  Pfg.  die  Stunde. 

5.  Arbeitsfrauen:  pro  Stunde  24  Pfg.  Nach  lOjähriger 
Dienstzeit  mit  Smaliger  Vorrückung  von  3  zu  3  Jahren  um  je  2  Pfg. 
die  Stunde. 

Die  Arbeitszeit  beträgt  vom  15.  März  bis  15.  Oktober  10  Stunden, 
vom  16.  Oktober  bis  14.  März  S'/j  Stunden  pro  Tag.  Überstunden 
werden  mit  107»  ^ies  Tagelohnes  bezahlt,  an  Sonn-  und  Feiertagen 
mit  50°/,,  Zuschlag.  Bei  jungen  strebsamen  Gärtnern,  welche  aus 
verschiedenen  Ländern  zum  Zwecke  ihrer  Ausbildung  in  die  hiesige 
Stadtgärtnerei  eingestellt  werden,  bleibt  es  dem  Gaitendirektor  vor- 
behalten, denselben  nach  ihren  Leistungen  einen  höheren  oder  niederen 
Lohn  zu  gewähren.  G.  Thiem. 

Natal  hat  Schutzvorschriften  gegen  die  Einschleppung  von  Pflanzen- 
krankheiten erlassen.  Durch  eine  in  der  „Natal  Gouvernment  Gazette" 
vom  23.  August  d.  J.  veröffentlichte  Verordnung  (Plant  Diseases 
Act.  1904)  wird  unter  gleichzeitiger  Aufhebung  der  Verordnung 
Nr.  15  vom  Jahre  1881  der  Gouverneur  ermächtigt  die  Einfuhr  von 
Pflanzen  zu  verbieten,  wenn  dadurch  die  Einschleppung  von  Pflanzen- 
krankheiten zu  befürchten  ist.  Ein  solches  Verbot  kann  durch 
Proklamation  allgemein  oder,  falls  es  der  Gouverneur  für  angebracht 
hält,  unter  gewissen  Bedingungen   und  Ausnahmen   erlassen   werden. 

Wien.  Der  niederösterreichische  Landtag  bewilligte  eine  Bei- 
hilfe von  1000  Kr.  für  den  diesjährigen  II.  inernationalen  botanischen 
Kongreß,  der  in  Wien  stattfindet. 


Briefkasten  der  Redaktion. 

H.  H.,  Xanten  a.  Rh.  Die  Untersuchung  der  Stecklingspflanzen 
von  Tbxus  baccata  weist  darauf  hin,  daß  die  Wurzeln  durch  Sauerstoff- 
mangel erkrankt  sind.  Das  Wachstum  des  letzten  Jahresringes  ist 
ein  außerordentlich  üppiges  gewesen,  so  daß  ich  schließe,  die  Pflanzen 
sind  viel  gegossen  worden  oder  haben  Düngung  erhalten.  Bei  den 
Pflanzen,  deren  stärkere  Wurzeläste  noch  gesund  sind,  möchte  ich 
zum  Verpflanzen  in  lockeren,  milden  Boden  raten.  Die  Pflanzen 
sind  wenig  zu  gießen  aber  reichlich  zu  beschatten. 

Paul  Sorauer. 


m.  b.  H..  Dosomi- 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


21.  Januar  1905. 


No.  17. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Stauden. 


Neue  Hcrbslasteni, 

Von  Heinrich  Junge,  Ilinulelsgärtner  iu  Hameln. 
[Hier All  vier  Abbildungen.) 

öelion  im  achten  Jahrgang,  Seite  109,  der  „Gaitenwelt" 
habe  icli  über  den  gaiu  besonderen  Wert  der  Stauden-Herbst- 
astern ausfiUirlieh  berichtet,  und  mehr  und  mehr  kommt  den 
Handels-  und  Landschafts- 
gärtnern, den  Bindel^ünst- 
lern  wie  den  Staudenlieb- 
habern die  außerordentlich 

vielseitige  Brauchbarkeit 
dieser  dankbaren  Pflanzen 
/.um  Bewußtsein. 

Es  ist  deshalb  auch 
nicht  zu  verwundern,  daß 
deutsche  und  ausländische 
Staudenzüehter  mit  ganz 
besonderer  Hingabe  in  der 
Ei'zielung  guter  Neuzüch- 
tungen  von  Herbstastern 
wetteifern.  Die  letzten  Jahre 
haben  erfreuliche  Beweise 
der  Erfolge  dieser  Züchter 
erbracht. 

Schon  etliche  Jahre 
liindurch  habe  ich  Sämlinge 
von  Herbstastern  in  großen 
.Mengen  hei-angezogen  und 
zur  Zeit  Tausende  von  Ver- 
suchspflanzen teils  Arends- 
scher,  teils  eigener  Zucht 
aufgepflanzt,  unter  denen 
sich  noch  manche  selir  wert- 
volle Neuheiten  für  die  kommenden  Jahre  befinden  werden. 
Ich  habe  besonders  der  Xovi- Belgü -Khsse  meine  Auf- 
merksamkeit gewidmet  und  daraus  solche  Mutterpflanzen 
gewählt,  die  sich  entweder  durch  ihren  guten  Wuchs,  durch 
die  Größe  ihrer  Blumen  oder  durch  die  Färbung  der  Blüten 
und  den  Blütenreichtnm  vorteilhaft  auszeichneten. 

Meine  Züchtungen,    die  ich  hier  auf  Wimsch  des  Herrn 
Hesdörffer    selbst    beschreiben    will,    gehören    alle    zur  Novi- 

Gartenwelt.     tX. 


Belgü-Klnsse,  und  da  möchte  ich  zunächst  die  fünf  aller- 
besten, wirklich  ausgezeichneten  Sorten  hervorheben,  die  zwei 
Jahre  erprobt  und  auch  von  ersten  Autoritäten  der  Stauden- 
züchter, Liebhaber  und  Landschaftsgärtner  als  wertvolle  Be- 
reicherungen des  Staudenastern -Sortiments  anerkannt  worden 
sind,  nämlich  die  Sorten  „Wulf",  „Gertrude'-\  „Lwenz^', 
„Regina"  und  „Hameloa''.  Was  die  gewählten  Namen  an- 
belangt, so  will  ich  hierzu  bemerken,  daß  mir  als  geborenen 
Hamelenser  nichts  näher  lag,  als  die  bekannten  Namen  aus 
der  von  Julius  Wolff  gedichteten  Aventiure:  ..Der  Ratten- 
fänger von   Hameln". 

Walf-^, 


Aster  Novi-Belgii 
wertvollste  der 
Neuheiten  für 
Liebhaber  und 
Landschafts- 
gärtner ,  soll 
später  im  März 
den  Lesern  der 
Garten  weit  auf 
einer  farbigen 
Tafel  veran- 
schaulicht wer- 
den, die  nach 
einem  von  Frl. 
B  e  c  k  m  a  n  n  t^vv 
vorzüglich  aus- 
geführten 
Aquarell  ange- 
fertigt  wurde. 

Die  Äster 
,,Trj<;/""  gehört 
zu  den  mittel- 
frühen Herbst- 
asteru.  Die 
buschig  pyra- 
midenförmig 
wachsende, 
mittelhohe 
Pflanze  ent- 
wickelt Endo 
September  bis 


nach    meiner    Ansieht    die 


■'mm 


V  '"^'-vS|i^«B|^! 


194 


Die  Gartenwelt. 


IX. 


Ende  Oktober  an  lockeren  Rispen  prächtig  leuclitende,  rein 
(Umkel  lavendelblaue  Blumen  mit  strahlenförmig  auslaufenden, 
locker  gestellten  Zungenblütohen,  die  ein  Fünfmarkstück  über- 
decken. Die  blühende  Pflanze  wirkt  geradezu  entzückend  mit 
ihrer  Fülle   großer,  wohlgebauter  Blumen. 

Eine  ganz  eigenartige  neue  Färbung  zeigt  Aster  N.  B. 
.,Gertrude'\  die  ebenfalls  auf  der  später  zu  veröffentlichenden 
Farben tafel  vorzüglich  wiedergegeben  ist.  Aster  „Oertrude" 
lileibt  niedriger  und  entfaltet  zu  Anfang  Oktober  ihre  mittel- 
großen, an  lockeren  pyramidenförmigen  Rispen  sitzenden 
schalenförmig  gebauten  IBlumen  von  eigenartig  fleischfarbig- 
rosa  Färbung  mit  lila- milchfarbigem  Anflug,  um  die  gelbe 
Mitte  ist  die  Farbe  heller,  oft  weiß.  Aster  „Gertrude"  ist 
sehr  reiehblühend  und  auch  für  Schnittzwecke  sehr  zu 
empfehlen. 

Die  zwei  auf  der  Titelseite  abgeliil- 
deten  Astern,  die  vom  Herausgeber 
der  Gartenwelt,  dem  ich  im  Herbst 
meinen  ganzen  Satz  Neuheiten  eben- 
falls zur  Begutachtung  in  Pflanzen 
vonderFrühjahrsverraehrung  von  1904 
übersandt  hatte,  photographisch  auf- 
genommen wurden,  sind  Aster„Lore7if 
und   Aster   ., Regina". 

Erstere  ist,  wie  die  Abbildung 
zeigt,  ganz  niedrig  gebaut,  mit  fast 
abgeflachten  breiten  Blütenrispen, 
deren  große  schalenförmige,  leuchtend 
lilarosa  gefärbten  Blumen  sich  Mitte 
September  erschließen. 

Aster  Novi-Belgii  ,.LoreHi,''  eignet 
sich  vorzüglich  zur  Topfkultur  und 
zur  Beetbepflanzung;  die  Blumen  sind 
fast  so  groß  wie  bei  ^.  „Tl'iwZ/'".  Die 
zweite  hier  abgebildete  Neuheit,  Aster 
Novt-Belgii  „Regina"  baut  sich  schön 
pyramidenförmig,  wird  auch  nur 
mittelhoeh  und  blüht  ungemein  dank- 
bar. An  lockeren  Rispen  entfaltet 
Aster  ,, Regina"  Ende  September  bis 
Ende  Oktober  ihre  großen  federartigen, 
leuchtend  hellviolett-rosafarbenen  Blu- 
men, deren  gelbe  Scheibe  oft  noch 
mit  fadenförmigen  Zungenblütchen  be- 
.setzt  ist.  Für  Landschaftsgärtner  und 
Schnittblumenzüchter  ist  die  prächtige  Aster  gleich  wertvoll. 
Die  fünfte  Neuheit  im  Bunde  ist  Aster  Novi-Belgii 
,,Hameloa",  eine  rein  hellrosafarbene  Herb.staster,  die  sich 
durch  reine  Färbung  der  zart  gebauten  Blumen  bald  in  jede 
Schnittblumen -Gärtnerei  Eingang  verschaffen  wird.  Ebenso 
wie  die  vor  3  Jahren  von  mir  aus  England  eingeführte 
kräftig  rosafarbene  Herbstaster  „Edna  Mercia'^  (Abbild,  im 
VIII.  Jg.  Seite  109)  wird  ,,Hameloa'"  rasch  beliebt  werden 
und  bald  zu  den  gesuchten  Staudenastern  gehören. 

Die  Pflanze  erreicht  mittlere  Höhe;  die  zart  hellrosa- 
farbenen mit  gelber  Mitte  versehenen,  mittelgroßen  Blüten 
stehen  in  locker  gebauten  Rispen  und  entfalten  sich  von 
Mitte  September  bis  Mitte  Oktober.  Auch  bei  Abendbeleuchtung 
behalten  die  Blüten  der  „//awetoa"  ihre  entzückende  Färbung  und 
kfinnen  daher  für  langstielige  Tafelsträuße  sehr  empfolilen  werden. 
Außer  diesen  fünf  besten  Neuheiten  möchte  ich  noch 
zwei   von  mir  ausgewählte  Herbstastern  erwähnen,  die  vielen 


Aster  Novi 

Originalaufnahmi 


Liebhabern  wegen  ihrer  außerordentlichen  Reichblütigkeit 
willkommen  sein  werden;  es  sind  dies  Aster  Novi-Belgii 
,,.Heribertus"  und  „Dorothea^^. 

Beide  ähneln  sich  in  der  Farbe  ihrer  Blüten,  aber 
„Heribertus''  hat  den  Wuchs  der  Aster  .,Wulf-'  und  fast 
ebenso  große,  alier  leuchtend  lila-rosafarbeno  Blumen  mit  dicht 
aneinanderliegenden  Zungenblütchen;  die  Blumen  stehen  in 
lockeren  Rispen. 

Aster  Novi-Bdyii  ..Dorothea'-'-  hingegen  hat  lange  Rispen 
mit  fast  ..sitzenden"  Blüten,  die  den  Rispen-  ein  Aussehen 
von  langgestiellen  ßiüteuähren  geben;  die  Farbe  der  Blumen 
bei  ,.Dorotkea'-  ist  heller  und  noch  lenciitender  als  bei 
„Heribertus''. 

Schließlich  empfehle  ich  noch  von  meinen  eigenen  Neu- 
züchtungen Aster  Novi-Belgii  „Hu- 
nold  Singuf-'  wegen  der  auffällig 
dunkel  braunrot  gefärbten  Stengel 
\md  Belaubung  und  der  eigenartig 
dunkel  purpurvioletten  rundlich- 
schalenförmigen  Blumen  mit  gold- 
gelber Scheibe.  ,,Hunold  Singuf"- 
zeigt  schwächeren  Wuchs  mit  meist 
pyramidenförmigen  Blütenrispen.  — 
Heute  schon  will  ich  erwähnen, 
daß  ich  von  der  sehr  beliebten 
blendendweißen  Herbstaster  „Coie- 
rette  blanche'-'  einen  fast  rein  rosa- 
farbenen Sämling  besitze,  der  sich 
nur  durch  diese  auffallende  Farbe 
von  der  Mutter  unterscheidet,  sonst 
dieselben  vorzüglichen  Eigenschaften 
besitzt  wie  diese;  doch  hiervon  erst 
siÄter,  im  nächsten  Herbst!  Durch 
die  beiden  folgenden  Abbildungen 
wül  ich  die  geehrten  Leser  noch  mit 
/.wei  vorzüglichen  englischen  Neu- 
züchtungen bekannt  machen,  von 
denen  Aster  Novi-Belgii..Elsie  Perry- 
ein  prächtiges  Gegenstück  zu  ,,Edna 
3Icrcia"  bildet.  Im  Gegensatz  zu 
,.Edna  Merda"  trägt  „Elsic  Perry'' 
iiu-e  seitlichen  Blütenrispen  rund- 
herum fast  wagerecht  nach  vorne 
geneigt,  und  zeigt  so  in  vorteilhafte«' 
Weise  dem  Beschauer  die  großen 
leuchtend  rosafarbenen  Blüten  von  der  Größe- eines  Zwei- 
markstückes". Der  Wuchs  der  ,,Elsie  Perry"  ist  niedriger 
und  gedrungener  als  derjenige  der  „Edna  Mercia'-',  die  Blumen 
der  ersten  sind  größer  und  leuchtender.  Aster  „Elsie  Perry"  und 
die  letzte  noch  zu  beschreibende  Aster  .,Flossy"  werden  auf 
der  Farbentafel  später  den  Lesern  ihre  Farben-  imd  Formen- 
schönheit  kundtun. 

Aster  hybridus  .,Flossy'-.  Abbildung  Seite  195,  ist  ein 
„Stern"  unter  den  weißen  Herbstastern  im  wahrsten  Sinne 
des  Wortes.  Die  Pflanze  wird  mittelhoch,  ist  buschig,  aber 
locker  gebaut  und  bedeckt  im  September — Oktober  mit  ihren 
großen  Chrysanthemum  ähnlichen,  schneeweißen  Blumen  die 
Pflanze  vollständig.  Aster  hybridus  „Flossy"  wurde  bei  mir 
in  einer  starken  Pflanze  in  meinen  Stauden-Anlagen  allgemein 
bewundert  und  die  lockeren,  mit  prächtigen  weißen  Sternen 
übersäten  Blütenrispen    waren  für  Schnittzwecke  sehr  begehrt. 


IX,  17 


Die  .Gartenwelt. 


195 


Landschaftsgärtnerei. 

Schwiichoii  der  iioplianzungspläiie  und  der 
Beptlaiiziiiig. 

-Eis  ist  allgemeiner  Brauch  bei  Herstellung  von  Garten- 
anlagen, großer  oder  kleiner  Art,  ßepflanzungspläne  zu 
fertigen.  Es  ist  klar,  daß  sie  von  hoher  Bedeutung  für  die 
Anlage  sind.  Ist  doch  die  Bepflanzung  nächst  der  Boden- 
liewcgnng  das  Wesentlichste  in  einer  Garten-Anlage. 

Ich  glaube  aber,  im  allgemeinen  kommt  der  Bepflanzungs- 
plan  schlecht  weg  bei  einem  Projekt.  Der  eigentliche  Grund- 
plan, der  Höheni)lan,  Profil  Zeichnungen  und  dergleichen  pflegen 
meist  mit  großer  Sorgfalt  iiergestellt  zu  werden,  weniger 
genau  dagegen  der 
Bepflanzungsplan. 

Aber  gerade 
der  jetzige,  der  so- 
genannte „eng- 
lische" Stil*)  ver- 
langt ein  gründ- 
liches Eingehen  auf 
das  Pflanzmaterial, 
weil  man  in  diesem 
Stil  jeder  Pflanze  in 
ihrer  Eigenart  mehr 
gerecht  werden  will 
als  früher  und  auch 
seit  der  Blütezeit  des 

ausschließlichen 
regelmäßigen  Stiles 
der  Sciiatz  der  bei 

uns  gedeihenden 
Pflanzen  bei  weitem 
größer  geworden  ist. 

Bei  der  Be- 
trachtung der  heute 
beliebten     Art     zu 

pflanzen,  könnte 
man  an  eine  Schab- 
lone glauben,  deren 
sich  ein  großer  Teil 
unserer  praktisch 
tätigen  Landschafts- 
gärtn  er  bedient.  Wo- 
ran das  liegt?    An 

vielem.  Da  käme  zuerst  in  Betracht:  Es  sind  Anhänger 
einer  bestimmten  „Schule''.  Der  eine  rühmt  sich  bei- 
spielsweise bei  Meyer,  der  andere  bei  Schulze  oder  Müller 
so  und  so  lange  gewesen  zu  sein  oder  wenigstens  „die  Art 
ihrer  Auffassung"  zu  vertreten.  Ach,  solche  Meyerianer  laufen 
ganz  wohlgemut  als  ,,bedeiitende"  Männer  herum.  Wer  hätte 
nicht  schon  diese  kleinliche  Nachahmung  des  „Berg-  und  Tal- 
systems" Meyers  in  irgend  einer  Anlage  ausgeführt  gesehen? 

Da  wird  auf  einer  einige  100  qm  großen  Fläche  eine 
Mulde  gemacht,  die  in  ihren  Höhonschichten  die  bekannte 
Kurvenlinealform  der  ebenso  bekannten  Wasserläufe  hat,  mit 
Inseln  und  Halbinseln,  jedes  Bäumchen  oder  jede  Strauch- 
gruppe   womöglich    noch   sorgfältig   auf   einem  kleinen  Hügel 


stehend.  Besonders  dies  ist  immer  schmerzlich  zu  sehen 
und  muß  auffallen! 

In  der  Auffassimg,  oh  beispielsweise  Meyer  wirklich  ein 
großer  Künstler  gewesen  sei,  kann  man  ja  verschiedener 
Meinung,  etwa  der  bejahenden,  sein.  Aber  kein  Mensch 
biaucht  ihn  darob  zu  kopieren!  Solche  Leute  kommen  mir 
immer  wie  Maler  vor,  die,  um  bedeutend  sein  zu  wollen, 
nicht  bloß  für  Böcklin  schwärmen  (lieber  Leser,  das  „mußt" 
Du!|  —  sondern  sogar  das  Typische  seiner  Art  zu  malen 
nachahmen,  ja  womöglich  seine  Motive  stehlen  oder  sich 
ihnen  anlehnen. 

Sodann  spielt  die  Unkenntnis  des  Pflanzenmaterials 
eine    große    Rolle.     Man    muß    gestehen,    daß    die    Pflanzen- 


kenntnis   auch    ihre  Grenzen  haben 


*)  Man  sollte  ihn  den  deutschen  Stil 


immer  wieder  und 
wieder  gibt  es  Neues 
aufzunehmen     und 

hinzuzulernen. 
(Zwar  ist  das  in 
jedem  Fach  ähnlich, 
z.  B.  im  Baugewerbe. 
Dort  mehrt  sich 
dinch   immer  neue 

Erfindtmgen  die 
Fülle  des  Bau- 
materials. Neubaue, 
alle  Industrie-  oder 
Kunstgewerbe-Aus- 
stellungen und  die 
Fachzeitungen  be- 
lehren uns  darüber.) 
Aber  Einiges 
muß  man  fordern, 
das  ist:  DerGarten- 
kün.stler  muß  Ge- 
liülze  kennen,  oder 

allermindestens 
einenKenner  als  Be- 
rater zurSeite  haben. 
Unter  Gehölz- 
kenntnis möchte  ich 
hier  nicht  allein  das 
verstehen,  daß  man 
eine  Anzahl  Bäume 
und  Sträucher  im 
Sommer-  und  Win- 
terkleide erkennt,sie 
zu  unterscheiden  versteht,  sondern  auch,  daß  man  ihre  Wirkung 
zu  einander  und  auf  den  Beschauer  kennt.  Ein  großer 
Teil  unserer  Fachleute  ist  sehr  zufrieden,  wenn  er  nur  seine 
„Durchblicke"  und  „Entrees",  seinen  Schatten,  seine  „Solitärs" 
inid  Teppichbeete  hat.  Wenn  da  nicht  manchmal  der  Zufall 
eine  Rolle  spielte,  würde  man  häufig  genug  keine  Spur  wert- 
vollen Erfassens  dessen  finden,  was  wir  als  Gartenästhetik 
kennen. 

Schnurrige  Kerle  und  Kunsteunuchen  gibt  es  ja  überall. 
Aber  nirgends  wudelt  es  so  von  diesen,  wie  in  unserem  Fache. 
Lichtwark  weist  allerdings  nach,  daß  ziu-  Zeit  allgemein 
größeres  Verständnis  beispielsweise  für  Musik,  als  für  bildende 
Künste  herrscht.  Und  wie  häufig  findet  man  eine  Bestätigung 
der  Ansicht  dieses  feinsinnigen  Ästhetikers. 

Am  ti-aurigsten  steht  es  mit  der  Unkenntnis  unserer 
heimischen    Gehölze.      Daher    und   vielleicht    auch    aus    der 


Die  Gartenwelt. 


IX,  17 


Vorliebe  der 
Deutsehen, 
das     Fremd- 
ländische 
mehr  als  das 
Heimische  zu 

schätzen, 
rührt      aucli 
der  Fehler,  an 
Stellen,  wo  es 

verfehlt  ist,  ausländische  (oder  liuntblätterige)  Gehölze  zu 
pflanzen,  die  der  ganzen  Gegend  ihr  typisches  Gepiäge  und  ihren 
Reiz  rauben.  Es  gibt  zwar  „Ausländer",  die  uns  als  solche 
nicht  anmuten.  Nun,  diese  mögen  dann  noch  gelten.  Trotz- 
dem brauchen  wir  sie  nicht  an  Stellen,  wie  z.  B.  an  Wegen 
mit  daran  stoßenden  Wiesen,  die  Ortschaften  mit  einander 
verbinden,  und  die  nun  auf  Anregung  der  Bürger  der  in  der 
Nähe  liegenden  Stadt  oder  der  Dominialbesitzer  landschaftlich 
beijflanzt  werden  sollen.  Oft  ist  schon  Anregung  gegeben 
durch  Mutter  Natur:  Weiden,  Pappeln,  Erlen,  Eichen  oder 
andere  Bäume  und  Sträucher  sind  schon  hier  und  da  zer- 
streut oder  gesammelt  vorhanden.  Aber  mein  Herr  Landschafts- 
gärtner sieht  das  nicht! 

Wahrscheinlich    wird  zunächst    für    eine    oder    mehrere 
Baumreihen  gesorgt.    Die  Bäume  stehen  dann  in  regelmäßigen 
Zwischenräumen  und  sind  meist  von  einer  Art.     Aber  selbst 
bei    Vermeidung    dieser    Fehler    wird 
man  oft  einen  anderen  finden,  ungleich 
häßlicher:    Man   gebraucht    nicht    aus- 
schließlich    deutsches    Geholzmaterial. 
Das  ist  der  Stadt  und  dem  Gartenküustler 
nicht  ,,fein"  genug.    Diese  verwünschten 
„Solitärs"  gehören  in  besonderer  Weise 
dazu. 

Gibt    man    einem    Gewächs    den 
rechten    Standort,  die  Möglichkeit  sich  in  seiner  Eigenart  zu 
entwickeln,  dann  kann  es  ein  „Solitär"  werden  und  wenn  es 
auch   sonst   ein  recht  verachteter  Geselle  wäre. 

Wer  will  leugnen,  daß  solche  als  Einzelgehölze  in  den 
Katalogen  aufgeführte  Gewächse  in  ihrer  stolzen  Knallprotzig- 
keit  in  vorher  erwähnten  Gebieten  die  ganze  Gegend  ver- 
schandeln können'?  So  schön  sie  vielleicht  auch  im  Parke 
in  der  näheren  oder  weiteren  Umgebung  des  Hauses  sich 
ausnehmen. 

Solchen  freilich,  die  nicht  wissen,  welches  Gehölz  für 
uns  fremdländisch  wirkt,  ist  schwer  zu  helfen.  Denen  könnte 
man  den  Bat  geben,  vorsichtigerweise  nur  deutsche  und  nicht 
buntlaubige  und  fremde  Gewächse  zu  pflanzen. 

Dies  Gefühl  des  „Exotischen"  mag  ja  bei  manchen  Leuten 
ausgeprägter  sein  als  bei  anderen.  Im  Wesentlichen  aber 
kommen  doch  meist  Wissen  und  Verstehen  als  Grundursachen 
eines  derartigen  Feingefühls  in  Betracht.  Auch  Liebe  zur 
Heimat. 

Greulich,  wenn  ich  da  an  ein  di-astisches  Beispiel  denke: 
Das  geräuschvolle  Treiben  der  Vorstadt  mit  einer  Art 
Wiener  Prater  widert  uns  an  und  wir  woUen  nach  einer  in 
der  Nähe  gelegenen  kleinen  Ortschaft  pilgern.  Der  Weg 
führt  in  angenehmer  Kurve  durch  Wiesen,  die  von  einem 
Flüßchen  durchzogen  werden.  Da  und  dort  stehen  einige 
einzelne  Bäume  und  Weidengebüsche  auf  dem  Anger.  Der 
vom  Gartenkünstler  behandelte  Weg,  den  wir  beschreiten, 
zeigt    an    beiden    Seiten    Bhitbuehen,    virginische    Kirschen. 


Hänge-  oder  Trauereschen,  Schneebeeren,  Götterbäume,  Silher- 
ahorne,  Caraganen  u.  dorgl.  mehr. 

Sollen  wir  denn  die  aufgeputzte  Stadtkunst  gar  nicht 
los  werden?  — 

Ein  anderer  Grund,  weshalb  die  Bepflanzungspläne  ein- 
ander so  oft  wie  ein  Ei  dem  anderen  gleichen,  —  besonders 
wenn  sie  von  demselben  Gartenkünstler  stammen  —  ist  der 
Mangel  an  Phantasie  und  die  Furcht  „botanisch"  zu 
werden.  Solche  Herren,  die  diese  Furcht  teilen,  halten 
sich  für  zu  gut  und  ihre  Zeit  zu  schade,  wieder  einmal  die 
Nase  in  eine  Dendrologie  zu  stecken.  Wenn  man  die  Kata- 
loge unserer  bedeutenden  Baumschulen,  wenn  man  die  Inhalts- 
verzeichnisse unserer  Dendrologien  mit  dem  Pflanzenmaterial 
vergleicht,  was  so  gang  und  gäbe  ist,  dann  mochte  man  wirk- 
lich fragen :  Warum  führen  unsere  Baumschulen  noch  seltenere 
Gehölze,  warum  gibt  es  noch  neu  erscheinende  Dendrologien? 
Diese  Furcht,  „botanisch"  zu  werden,  ist  oft  nur  ein  Deck- 
mantel der  Ignoranz! 

Nicht  zum  wenigsten  auch  trägt  das  zur  Monotonie  der 
Bepflanzungspläne  bei,  daß  in  den  in  der  Nähe  befindlichen, 
oder,  wenn  die  Anlagen  städtisch  sind,  in  den  städtischen 
Baumschulen  grade  nur  ein  ganz  bestimmtes,  jedes  Jahr  in 
derselben  Weise  vermehrtes  Material  vorhanden  ist.  Da 
hat  man  einmal  eine  Riesenaussaat  von  Spitzahornen  oder 
Äilanthen  gemacht.  Nun  müssen  natürlich  diese  Bäume,  wenn 
sie  herangewachsen  sind,  auch  verbraucht  werden!  Da  wird 
nicht  viel  gefi-agt,  ob  man  ihrer  über- 
drüssig wird.  Immer  wieder  bei  Neu- 
^.^    .  anpflanzvmgen    dieselbe    Baumart    sein- 

-iii  ^^„— -"^  merklich    zu    bevorzugen,    wirkt    ent- 

schieden langweilig  und  eintönig. 

Der    Geldpunkt    ist    auch    so    ein 
Förderer   der    Aftorkimst.      Der  Land- 
schaftsgärtner   kann    nirgends    so   an- 
genehm  und   so   unauffällig  in  seinem 
Kostenanschläge  sparen  als  bei  der  Stelle :  Pflanzmaterial.    Wie 
es    Raucher    gibt,    die    sagen:  wenns    man    roocht,    so    gibts 
auch  Leute,    die  sagen:    wenns  man  Schatten  gibt! 

Aber  auch  in  der  Art  der  Anordnung  der  Gehölze 
trifft  man  vielfach  Schablone.  Nur  zwei  besonders  häufige 
und  in  die  Augen  fallende  Pflanzweisen  seien  zum  Schlüsse 
hier  erwähnt. 

Die  erste  ist  das  stetig  wiederkehrende  Bepflanzen  der 
Wegkreuzungen  (Fig.  a).    Wenn  irgend  angängig,  wird  natürlich 


IX,   17 


Die  Gartenwelt. 


197 


auch  die  Pflanzfläche  an  der  in  die  Wegefläche  hinein- 
ragenden Spitze  liügelig  gewölbt.  Welcher  Landschaft.sgärtner 
„vergißt"  das!?  Ach,  wie  schön,  wenn  dann  diese  Dreck- 
hänfchen,  auf  denen  stolz  Sträucher  und  Bäume  thronen,  uns 
an  jeder  Wegegabel  begrüßen! 

In  ähnlicher,  Weise  kann  es  Leidenschaft  eines  Garten- 
inspektors oder  Gartenarchitekten  sein,  den  Leuten,  die  in 
ihrem  Parke  lustwandeln  wollen,  schon  von  weitem  die 
Einmündung  eines  Seitenweges  zu  zeigen.  Ist  die  Zunge 
der  Pflanzfläche,  die  durch  eine  Wegkreuzung  gebildet  wird, 
etwas  lang  ausgezogen,  so  ist  das  freilich  nicht  schön.  Man 
weiß  sich  zu  helfen:  Bums  wird  sie  abgestumpft  und  ein 
einzelner  Baum  an  die  äußerste  Spitze  gesetzt.     (Fig.  b.) 

Am  schönsten  wird  die  Sache  aber,  wenn  sich  2  solcher 
bösen  Spitzen  gegenüber  befinden.  (Fig.  c.)  Nun,  kein 
Mensch  wird  das,  wenn  es  einmal  an- 
gewandt wird,  auffällig  finden.  Wird 
es  aber  durch  Wiederholen  zum  Cha- 
rakteristikum der  Wegkreuzungen,  dann 
ist  es  geradezu  widerwärtig!  Der  Ge- 
schmacklosigkeit setzt  man  aber  die 
Krone  auf,  wenn  man  nun  den  „Wege- 
solitärs''  kreisrunde  oder  (juadratische 
Gieflschüsseln  gibt,  die  berast  werden. 
Fig.  d.) 

Mir  ist  nicht  bekannt,  ob  vorher 
genannte  Schwächen  schon  an  anderen 
Orten  ihre  Beurteilung  gefunden  haben. 
Es  ist  deshalb  aber  nicht  gesagt,  daß 
sie  selten  und  nicht  beachtenswert 
wären.  .  Contra. 

Efeu  als  Schmuck  kahler 
Hauswände. 

\uii  Willy  Liebs,  Steglitz. 
(Hierxit  eine  Abbildung.) 

V  or  einigen  Jahren  gab  ich  einem,  in 
einem  westlichen  Vorort  von  Berlin  wohnen- 
den Landwirt  den  Rat,  den  an  seinem  Wohnhäuschen  befind- 
hchen  Efeu  in  bestimmte  Formen  zu  zwingen.  —  Da  die  Vorder- 
front des  Häuschens  grade  neu  geputzt  wurde,  ließ  sich  der 
betreffende  die  Umrisse  der  (nach  meiner  Skizze)  mit  Efeu  zu 
bekleidenden  Wandflächen  in  Zement  absetzen.  Er  erreichte  damit, 
daß  ihm  die  Form  stets  vorgeschrieben  und  erhalten  blieb,  und  er- 
leichterte ihm  dadurch  das  nötige  Anbinden,  Schneiden  etc.;  auch 
haftet  der  (kleinblättrige)  Efeu  gut  auf  rauhem  Zement. 

Jetzt  nach  ca.  3  Jahren,  vom  Grunewald  kommend,  war  ich 
erfreut  dieses  Bauernhäuschen  im  teilweisen  Schmucke  der  Be- 
kleidung zu  sehen.  Es  macht,  trotzdem  die  Fensterbekleidung  (der 
Efeu  hatte  infolge  Unachtsamkeit  der  Putzer  stark  gelitten)  noch  im 
Werden  begriffen  ist,  einen  wirklich  freundlichen  und  wohltuenden 
Eindruck,  zumal  wenn  man  vorher  die  Prachtbauten  dei-  Kolonie 
Grunewald  mit  Uiren  möglichen  und  unmöglichen  Verzierungen,  Be- 
kleidungen etc.  in  Augen.schein  nahm.  Man  fühlt  instinktiv,  daß  die 
Bewohner  dieses  Häuschens  fürs-  Anheimelnde  etwas  übrig  haben. 
Die  gediegene  und  einfache  Ausführung  aber  verrät  Wohlhabenheit, 
und  man  wird  versucht  zu  behaupten,  hinter  solchen  Maueru  mehr 
Glück  und  Zufriedenheit  zu  finden  als  hinter  den  Mauern  der  Pracht- 
bauten. 

Beistehende  Abbildung,  die  nach  einer  Skizze  gefertigt  wurde, 
zeigt  dieses  Bauernhäuschen  mit  der  von  mir  entworfenen  Efeu- 
hekleidung,  welche,  wie  schon  weiter  oben  gesagt,  bis  auf  die  Fenster- 
bekleidung fertig  ist.  


Schlingpflanzen. 


BougalnviUea  spectabUis  var.  Cannelli  ist  eine  Farben- 
abart von  B.  spcciabilis,  die  in  der  Gärtnerei  Cannell  &  Sons  ent- 
standen ist.  Sie  hat  große,  stumpf  ovale,  leuchtend  nelken- 
rosarote Brakteen,  die  von  den  mauvefarbenen  der  Stammart  und 
den  ziegelroten  Brakteen  der  Abart  tateritüi  vorteilhaft  abweichen. 
Die  Stammart  ist  in  Brasilien  und  Zentral-Amerika  heimisch  und  hat 
wesentlich  anders  gefärbte  Brakteen,  anders  gestaltete  Blätter  und 
andere  Behaarung.  B.  glabra,  aus  denselben  Gegenden  stammend, 
ist  vielleicht  auch  nur  eine  Abart  von  B.  spcdabilds,  unterscheidet 
sich  aber,  wie  der  Name  schon  andeutet,  durch  ihre  fast  klebrige 
Beschaffenheit,  durch  die  Blätter,  die  kleiner  als  die  der  B.  spccta- 
hilis  sind  und  sich  nach  der  Spitze  zu    rascher  verjüngen. 

(Nach   The    Gard.  Chron.) 


Efeuberankung  an  einem  Laudhause. 

Vom  Verfasser  für  die  „GarlenweU"  gezeichnet. 


Sumpf-  und  Wasserpflanzen. 

Sagittaria  sagittifolia  graiidiflora  siiperba. 

Vou  Obergärtner  Wilh.  Mütze,  Dahlem, 


Di. 


[Hierzu  eine  Abbildung.) 


"ieses  ausgezeichnete  Pfeilkraut  erzog  ich  aus  Samen,  die  ich 
vou  Haage  &  Schmidt  aus  Erfurt  erhielt.  Meist  nimmt  man  als 
Fachmann  die  Bezeichnung  „grandiflwn  superba'^  etwas  vorsichtig 
auf  und  bei  unserer  Sagittaria  sa<jittifulia  schien  mir  dies  besonders 
angebracht.  Ich  war  deshalb  ganz  erstaunt,  als  mir  in  un- 
geahnter Weise  kräftige  Pflanzen  erwuchsen,  deren  eine  schon  nach 
2'/2  Monaten  einen  starken  Blütenstiel  mit  herrlichen,  ganz  großen 
Blüten  brachte.  Es  ist  eine  prächtige  Sagittaria;  strotzend  von 
Gesundheit  standen  meine  Pflanzen.  Auch  im  Freien  erzielte  ich 
gute  Resultate. 

Jedes  Blumenblatt  hat  einen  zarten,  kaum  wahrnehmbaren 
violetten  Fleck  und  ich  kann  mich  fast  des  Gedankens  n'cht  er- 
wehren, daß  hier  etwas  montevidensis-Blut  in  der  Pflanze  steckt. 

Die  Anzucht  der  Pflanze  ist  leicht  aus  Samen  zu  bewerk- 
stelligen, man  .suche  solchen,  je  näher  dem  Herbst  um  so  besser, 
baldigst  auszusäen  und  stelle  die  Töpfe  oder  Schalen  so  auf,  daß  sie 
flach  mit  Wasser  bedeckt  sind:  nachdem  die  Pflänzclion  ca.  2  cm  lang 
sind,    vereinzelt    man    zu    je    5    in    kleine    Töpfe    und   pflanzt    sie 


198 


Die  Gartenwelt. 


IX,  17 


von  hier  später  an  Ort  und  Stelle.  Eine  fette  Lehmerde,  oder  a 
Moorerde,  sagt  den  Sagittaria  besonders  zu. 

Ausläufer  habe  ich  au  der  Pflanze  nicht  bemerkt,  siiät 
T^'inte^  zieht  sie  auf  eine  wallnußgroße  Wurzelknolle  eiu. 

Ich  glaube,  daß  der  Aquariensport  sich  dieser  Pflanze  bald 
nehmen  wird;  sie  ist  gewiß  noch  zu  wenig  bekannt  geworden. 


Beobachtungen  ist  ^^Schneewittchen''  mit  eine  der  allerbe.sten  weißen, 
sagen  wir  richtiger  reinweißen  Edeldahlien,  die  wir  bis  heute  besitzen, 
und  es  kann  uns  nur  befriedigen,  daß  sie  auf  deutschem  Boden  ge- 
wachsen ist.  Heinrich  Kohlmannslehner. 


Dahlien. 

Die  Edeldalilie 
„Schneewittchen". 


{Hu 


Abbildimg.) 


L/ie  Frage,  ob  die  EdeldahUe 
„Schneewittchen''  wirklich  eine  wert- 
volle Züchtung  sei,  wie  die  Berichte 
üher  die  Dahlien  -  Ausstellung  in  Kö- 
stritz  1903  besagten,  obwohl  sie  an- 
scheinend im  vorigen  Jahre  (1904) 
versagte,  da  man  auf  der  Dahlien- 
Ausstellung  in  Düsseldorf  wenig  Blumen 
dieser  Neuzüchtung  ausgestellt  fand, 
möchte  ich  mit  ja  beantworten,  wenn- 
gleich ich  zugeben  muß,  daß  nur  ganz 
wenige  Blumen  in  Düsseldorf  vor- 
handen waren,  welche  auch  nicht  die 
Schönheiten  dieser  Züchtung  bewiesen. 
Wohl  aber  glaube  ich,  daß  „Schnee- 
wittchen" keine  zu  heiße,  tiockene 
Witteiung  liebt,  weil  ich  beobachten 
konnte,  daß  nur  die  Herbstblumen  bei 
mir  von  wirklicher  Schönheit  waren. 
Allerdings  hatte  das  seinen  Grund,  daß 
ich  von  den  Fmhblumen  wenig  zu 
sehen  bekam,  weil  man  Neuheiten  im 
Einfühi'ungsjahre,  besonders  wenn  sie 
knapp  und  gefragt  sind,  immer  erst 
etwas  spät  in  die  Hände  kekomnit,  und 
man  doch  gern  einen  Kopfsteckling 
von  den  Pflanzen  abstibitzen  möchte. 
Die  Pinna  Deegen  hat  offenbar  den 
Fehler  begangen,  daß  sie  „Schnee- 
wittehen" zu  früh  in  den  Handel  gab, 
denn  sie  konnte  wohl  kaum  der  Nach- 
frage nach  jungen  Pflanzen  genügen. 
Ich  hatte,  als  seitens  der  Kedaktion  der 
Gartenwelt  im  Oktober  v.  J.  einige 
Dahlien-Neuheiten  photographiert  wur- 
den, gerade  prächtige  Schneewittchen- 
Blumen,  und  so  wurden  bei  dieser  Ge- 
legenheit zwei  davon  auf  die  Platte 
gebannt,  die  wir  in  der  Abbildung 
Seite  199  wiedersehen.  Der  eine 
Fehler,  den  „Schneewittchen"  hat,  ist 
vielleicht,  daß  die  Blume  etwas  weicher 
Konsistenz  ist.  Den  Farbton  möchte 
ich  als  Schneeweiß  oder  Papierweiß 
auf  grünlichem  Gi-unde  bezeichnen.  Die 
einzelnen  Blütchen  oder  Fetalen,  wie 
man  fälschlich  sagt,  sind  .spitz  und 
dütenförmig  arrangiert,  sodaß  die  ganze  Sagittaria  sagitti' 
Blüte  einem  schön  ausgeprägten  Stern  fgüa  grandiflora 
in  der  Form  gleicht.  Die  Pflanze 
wird  hier,  auf  Sandboden,  halb  hoch, 
der  Stiel  ist  mäßig  lang  und  die 
straff  am  Stiel  stehende  Blüte  hat  eine 
vorzügliche    Haltung.      Nach    meinen 


superba. 
(^'j  nat.  Gr.) 


Vom  Verfasser 
die  „Gartenwe 
gezeichnet. 


Topfpflanzen. 

Die  Ursache  des  Absterbens 

der   Erica  im   vergangenen 

Sommer. 

Von    H.  Eicke,    Stadtgärtnerei  Frank- 
furt a.  M. 


i  m  Verlauf  des  letzten  Sommers 
hatte  ich  Gelegenheit,  in  verschiedenen 
Gärtnereien  Fi'ankfurts  und  Umgebung 
in  den  .Sr/co-Kulturen  eine  Erschei- 
nung zu  beobachten,  die  wohl  nicht 
oft  in  dem  Maße  auftritt,  als  dies  ge- 
rade im  verflossenen  Jahre  der  Fall 
war,  nämlich  das  plötzliche  Absterben 
der  Erica  und  zwar  bei  fast  allen 
gangbaren  Marktsorten  in  mehr  oder 
weniger  hohem  Maße.  Die  Meinungen 
über  die  Ui'sache  dieser  Erscheinung 
gehen  nun  im  Kreise  der  Praktiker 
sehr  weit  auseinander;  während  einige 
der  Ansiclit  waren,  daß  eine  Pilz- 
Infektion  vorlag,  führten  es  andere 
auf  ungeeignetes  Gießwasser  zurück; 
andere  behaupten,  daß  die  stetige  un- 
geschleciitliche  Vermehrung  eine  De- 
generation der  Pflanzen  zur  Folge  hat. 
Dies  alles  liegt  wohl  im  Bereich  der 
Möglichkeit,  ist  aber  in  diesem  Falle 
nicht  zutieffend,  sondern  das  Übel  ist 
einzig  und  allein  auf  allzustarke  Er- 
hitzung der  Wurzelballen,  auf 
Temperaturen,  die  für  die  Wurzeln  un- 
bedingt tötlich  sein  mußten,  zurück- 
zuführen. Denn  so  gut,  wie  die 
Pflanzen  durch  Kälte  beschädigt  oder 
getötet  werden,  d.  h.  erfrieren,  so  gut 
kann  es  vorkommen,  daß  durch  Ein- 
wirkung größerer  Wärme  der  Ge- 
sundheitszustand der  Pflanzen  beein- 
trächtigt wird.  Wenn  man  nun  in  Be- 
tiaoht  zieht,  daß  der  töthch  wirkende 
Wärmegrad  der  Luft  höher  liegt,  als 
der  des  Wassers  und  des  feuchten 
Erdreichs,  so  eiklärt  sich  auch,  daß 
die  Ericen  wohl  noch  einen  gesunden 
oberirdischen  Teil  erkennen  ließen,  wäh- 
rend die  Wurzeln  und  der  Wurzelhals 
bereits  abgetötet  waren.  Nach  Hugo 
de  Vries  können  JEV-j'ca- Zweige  eine 
Temperatur  von  50  °  C  nicht  mehr 
vertragen ;  die  Wurzeln  dagegen  sterben 
bereits  bei  einer  Temperatur  von  45 
bis  47  °  C  ab,  sofern  sie  sich  in  voller 
Vegetation  befinden.  Daß  nun  Tem- 
peraturen von  45  bis  47  °  C  im  ver- 
gangenen Sommer  häufig  waren,  wird 
jedem  Gärtner  in  Erinnerung  sein,  und 
diese  abnorm  hohen  Wärmegrade 
brachten  unseren  ^EVicn-Züchtern  so 
ungeheure    Verluste.    In  der  hiesigen 


\ 


IX,  17 


Die  Gartenwelt. 


Stadtgärtnerei  wurden  an  mehreren  Tagen  des  vergangenen  Sommers 
47  bis4S°C.  Lufttemperatur  abgelesen,  welche  Temperatur  die  Erica- 
Beete  in  schattenloser  meist  eingeengter  Lage  sicher  hatten ;  dazu  kommt 
nun  noch  der  Umstand,  daß  die  Wurzelballen  der  in  Töpfen  gezogenen 
Pflanzen  noch  höher  erwärmt  wurden,  weil  sie  zum  Teil  noch  über 
dem  Beete  standen  und  durch  die  von  der  Sonne  getroffenen  Topf- 
teile {Topfrand)  die  Wärme  direkt  an  die  nahrungaufnehmenden 
Wurzeln  geleitet  wurde,  was  den  Tod  der  äußerst  feinen  und  zarten 
Wurzeln  der  Friea  beschleunigte. 

Das  Absterben  vollzieht  sich  in  der  Form,  daß  der  in  den 
Zellen  der  Wurzeln  sich  befindende  Zellsaft  in  die  Intercellular- 
räume  eintritt,  da  die  Zellenwände  durch  das  Übermaß  von  Wärme 
ihre  Diffusionsfähigkeit  verloren  haben.  Die  Wasserverdunstniig 
wird  dadurch  begünstigt,  dein  Plasma  in  den  Zellen  fehlt  die  zu 
seiner  Bewegung  nötige  Zellsaftmenge,  es  stellt  seine  Bewegungen 
ein,  was  wiederum  die  Einstellung  der  Wurztltätigkeit  zur  Folge  hat. 
Diese  Beeinträchtigung  des  AVurzelsystems  äußert  sich  an  dem  ober- 
irdischen Teile  der  Pflanze  durch  das  Welken  und  Eintrocknen. 

Der   einzige  Schutz   gegen   die  Gefahr   des  Verbrenuens   durch 
die  Sonnenwärme   ist    ein    zeitweiliges  Schattieren    ilor  Pflanzen,    um 
einer  allzugroßen  Er- 
hitzung der  Beete  und 
der   Topfballen     vur- 
zubeugen. 

Nachschrift  der 
Redaktion.  Es  ist 
doch  nicht  anzuneh- 
men, daß  allen  Erica- 
Züchtern  das  gleiche 
Mißgeschick  zuteil 
wurde,  sondern  es 
werden  wohl  einige 
die  Gefahr  erkannt 
haben,  die  inderüber- 
mäßigen Erwärmung 
des  Bodens  durch  die 
wochenlang  nieder- 
brennende Sonne  lag 
und  rechtzeitig  schat- 
tiert und  ihre  Kul- 
turen vorVernichtunu 
bewahrt  haben.  Die 
geschilderte  Erschei- 
nung des  Absterbens 
gibt  einen  Fingerzeig, 
daß  man  sich  in  kom- 
menden Fällen  vor  übermäßiger  Erwärmung  rechtzeitig  durch  ein 
Bodenthermometer  warnen  läßt  und  rasch  für  Abhilfe  sorgt,  wenu 
der  Boden  sich  über  30°  C.  erwärmt,  denn  nur  so  hat  man  einen 
sicheren  Anhalt  über  die  Wärmeverhältnisse  des  Erdbodens.  In 
keiner  Gärtnerei  sollte  daher  ein  Bodenthermoineter  fehlen. 


Es  wird  dieses  besonders  angeführt  und  betont,  weil  es  noch 
immer  Leute  gibt,  die  steif  und  fest  behaupten,  der  K.alkanstrich  sei 
zu  verwerfen. 

Wer  aber  etwas  tut,  muß  auch  wissen,  warum  rr  es  tut.  Es 
soll  daher  die  Frage  beantwortet  werden :  Warum  kalken  wir  und 
welche  Vorteile  bringt  es  mit  sich. 

1.  Es  entzieht  den  Insekten  die  Schlupfwinkel  am  Stamm  und 
hemmt  oder  verhindert  das  Ausschlüpfen  der  I/arven  aus  den  Eiern. 

2.  Der  Baum  erhält  dadurch  eine  gesunde  glatte  Rinde,  wo- 
durch diese  allen  äußeren  Einflüssen,  sowie  den  Angriffen  tiori.scher 
und  pflanzlicher  Feinde  besser  gewachsen  ist. 

3.  Es  schützt  die  Stämme  besonders  vor  Hasenfraß. 

4.  Es  tötet  die  Moose  und  Flechten  und  verhindert  die  neue 
Bildung  und  Entwicklung  derselben. 

b.  Es  schützt  den  Baum  vor  schädlichen  Witterungseinflüssen, 
z.  B.  vor  Frostschäden  (Brandplatton  und  Frostrisse),  indem  au 
sonnenhellen  warmen  Wintertagen  das  Aufsteigen  der  Säfte  verhindert 
wird,  wodurch  eben  Frostschäden  entstehen. 

ti.   .Als  Vorbeugungsmittel  gegen  die  Moiiiliakrauklicit. 


Obstbau. 

Der  Kalkanslricli  der  Obsthäiimc,  vciiniiideii  mit 
gleichzeitiger  Düngung. 

Von  Josef  Buerbaum,   Düsseldorf. 

JJer  Kalkanstrich  ist  ein  heiß  umstrittenes  Thema,  das  bereits 
viel  Staub  aufgewirbelt  hat,  da  die  einen  für  und  die  anderen  gegen 
das  Kalken  sind.  Aus  den  vielen  Veröffenthchungen  der  letzten  Jahre, 
von  in  der  Praxis  stehenden  Fachleuten,  geht  jedoch  unzweideutig 
hervor,  daß  sich  die  große  Majorität  für  den  Kalkanstrich 
ausspricht. 

Dieses  Resultat  beruht  auf  langjähriger  Erfahrung  und  Be- 
obachtung und  damit  ist  auch  die  Frage,  ob  überhaupt  ein  Kalk- 
ansü-ich  erfolgen  soll  oder  nicht,  gegenstandslos  geworden. 


7.  Der  Anstrich  im  Frühjahr  bewirkt  ein  späteres  Austreiben 
und  Blülien  der  Bäume. 

8.  Das  Spritzen  mit  Kalkmilch  wird  im  Frühjahr  mit  Eifolg 
gegen  den  Blutenstecher  angewendet. 

Hieraus  sehen  wir  also,  daß  das  Kalken  der  Obstbäume  in  dem 
Kapitel  „Obstbaumpflege"  eine  große  Rolle  spielt.  Ebenso  wichtig 
ist  auch  der  Umstand,  daß  sich  viele  übstzüchter  durch  den  Kalk- 
anstrich erst  der  eigentlichen  Rindenpflege  angenommen  haben. 

Wenn  wir  uns  die  vorhin  erwähnten  Gründe,  weshalb  das  Kalken 
der  Obstbäume  vorteilhaft  ist,  einmal  genauer  ansehen,  so  kommen  wir 
doch  zu  dem  Schlüsse,  auf  alle  Fälle  den  Kalkanstrich  vorzunehmen, 
selbst  wenn  die  Bäume  sich  der  besten  Gesundheit  erfreuen,  glatt- 
rindig, frei  von  Insekten,  Moosen,  Flechten  und  Algen  sind.  Denn 
als  Vorbeugungsmittel  gegen  schädliche  Einflüsse  ist  der  Anstrich 
immer  unschätzbar. 

Sehr  wirksam  ist  der  Kalkanstrich  gegen  schädliche  Witterungs- 
einflüsse. In  rauhen,  exponierten  Lagen  oder  bei  frühblübenden 
Sorten,  die  durch  Nachtfröste  leiden,  oder  bei  Schädigung  der  Blüte 
durch  Spätfröste  ist  es  uns  möglich,  durch  den  Kalkansti'ich  das  Aus- 
treiben und  Blühen  der  Bäume  um  mindestens  14  Tage  hinauszu- 
schieben (also  ein  Zurückhalten  des  Saftes  zu  bewirken),  wodurch  die 
Gefahr  des  Erfrierens  der  Blüte  beseitigt  ist  und  manche  Ernte  ge- 
rettet werden  kann. 


200 


Die  Gartenwelt. 


IX,  17 


Einen  vorzüglichen  Schutz  bietet  der  Anstrich  auch  gegen 
Frostschäden,  und  zwar  gegen  die  sogen.  Frostrisse  und  Frostplatten. 
Diese  entstehen  durch  das  Gefrieren  des  aufsteigenden  Saftes  nach 
sehr  warmen  Winteitagen  und  nachfolgender  starker  Kälte.  Die 
weiße  Farbe  des  Kalkes  reflektiert  eben  die  Sonnenstrahlen  so  wirk- 
sam, daß  keine  Saftbewegung  eintritt.  Auch  gegen  die  nachteiligen 
Einflüsse  allzu  großer  Hitze  im  Sommer  schützt  der  Anstrich  den 
Stamm. 

Außerordentliche,  in  ihrer  Wi)kung  noch  viel  zu  wenig  ge- 
würdigte Vorteile,  bringt  das  Kalken  der  Obstbäume  im  Frühjahr  mit 
sich,  einesteils  durch  das  schon  vorhin  erwälinte  Zurückhalten  der 
Bäume  im  Austrieb  und  Blüte,  anderseits  verhindert  das  Spritzen 
der  Blütenknospen  die  höchst  schädliche  Tätigkeit  des  Blütenstechers. 
Der  richtige  Zeitpunkt  des  Spritzens  darf  jedoch  nicht  verpaßt  werden, 
es  hat  in  dem  Augenblick  zu  erfolgen,  wo  die  Blütenknospen  aus 
ihrer  Winterruhe  hervortreten  und  aufbrechen.  Es  dürfte  ohne 
weiteres  einleuchten,  daß  in  beiden  Fällen  manche  Ernte  vermehrt 
oder  gar  gerettet  werden  kann. 

Die  Bildung  und  Entwicklung  von  Flechten,  Algen  und  Moosen 
an  den  Bäumen  kann  hervorgerufen  werden  durch  Standort,  Lage, 
Bodenverhältnisse,  sowie  durch  mangelhafte  Obstbaumpflege. 

Die  Nähe  von  Waldrändern,  besonders  der  Nordseite,  nördliche 
Abhänge,  sowie  von  hohen  Gebäuden  umgebener  Grundstücke,  wo 
wenig  Luft  und  Licht  hinzukaun,  sind  unbedingt  als  schlechte  Stand- 
orte anzusehen. 

Ferner  begünstigt  ein  nährstoffarmer,  ein  naßkalter  zäher  Ton- 
boden, ein  schlecht  durchlüfteter  nasser  Boden  mit  undurchlässigem 
Untergrund,  ein  hoher  Grundwasserstaud,  ein  allzu  ti-ockener  Boden, 
ein  zu  enger  Stand  und  zu  tiefes  Pflanzen  der  Bäume,  sowie  zu 
dichte  Baumkronen  mit  altem  abgestorbenen  Holz,  die  Bildung  von 
Flechten  und  Moosen  etc.  Letztere  bewirken  zwar  nur  eine  indirekte 
Schädigung,  indem  sie  sich  von  alten  verfaulten  Borkenteilen  ernähren, 
sie  hindern  aber  die  gute  Atmung  der  Bäume  und  gewähren  Insekten 
angenehmen  Unterschlupf.  Dadurch,  daß  sie  ferner  die  Feuchtigkeit 
zu  lange  anhalten,  werden  die  faulen  Borkenteile  zu  einem  schmierigen 
Brei,  welcher  die  Zersetzung  auf  der  gesunden  Rinde  herbeiführt. 
Das  Faulen  der  gesunden  Rinde  ist  bekannt  unter  dem  Namen 
„Lohkrankheit". 

Es  ist  Pflicht  eines  jeden  Obstziichters,  seine  Bäume  alljährlich 
im  Herbst  und  im  Frühjahr  zu  kalken.  Der  geeignetste  Zeitpunkt 
dazu  ist  im  Herbst  der  Monat  November,  aber  auch  im  Dezember 
kann  der  Anstrich  noch  erfolgen,  wenn  die  Witterung  so  mild  war, 
wie  verflossenen  Monat;  im  Frühjahre  erfolgt  der  Anstrich  am  besten 
einige  Wochen  vor  Beginn  der  A''egetation. 

Zur  Herstellung  der  Flüssigkeit  verwende  man  nur  frisch  ge- 
löschten Kalk,  etwa  4  —  5  kg  auf  je  100  Liter  Wasser  mit  einem 
Zusatz  von  '/i  kg  Kupfervitriol.  Alle  anderen  Zusätze  wie:  Lehm, 
Kuhfladen,  Petroleum,  Asche,  Ruß,  Blut  und  Zucker  etc.  sind  durch- 
aus zu  verwerfen,  da  sie  mehr  oder  weniger  die  gute  Atmung  der 
Rindeuteile  beeinträchtigen  oder  doch  andere  durch  das  Kalken  er- 
hoffte Vorteile  in  ihrer  Wirkung  abschwächen  oder  gar  zu  nichte 
machen.  —  In  den  letzten  Jahren  wurde  von  einigen  Fachleuten 
auch  Bau-Tünchegips  zum  Anstrich  der  Bäume  empfohlen,  doch  liegen 
hierüber  noch  zu  wenig  Erfahrungen  vor,  als  daß  man  diese  Flüssig- 
keit allgemein  verwenden  könnte. 

Dem  Kalkanstrich  im  Herbst  nmß  eine  gründliche  Reinigung 
der  Stämme  vorausgehen.  Man  bedient  sich  hierbei  des  Baumkratzers, 
auch  Baumscharre  genannt,  sowie  einer  Stahldrahtbürste.  Mit  diesen 
Gerätschaften  werden  die  alten  Borkenteile  abgekratzt  oder  abge- 
bürstet, wobei  aber  vorsichtig  zu  verfahren  ist,  damit  nicht  die 
darunter  lebende  grüne  Rindenschicht  verletzt  wird.  Bevor  jedoch 
diese  Arbeit,  welche  bei  feuchter  Witterung  geschehen  soll,  ausgeführt 
wird,  müssen  Tücher  oder  alte  Säcke  auf  dem  Boden  ringsum  gelegt 
werden,  um  Insekten  und  deren  Eier  sammeln  und  vernichten  zu 
können.  Bei  alljährlicher  Reinigung  oder  bei  jungen  Bäumen  darf 
die  Baunischarre  unter  keinen  Umständen  gebraucht  werden,  weil 
selbst  bei  größter  Vorsicht  die  gesunde  Rinde  stets  verletzt  wird. 
Ein  Abbürsten  mit  der  Stahldi'ahtbürste  erfüllt  liior  vollkomnieii  den 
Zweck. 


Der  Auftrag  der  Kalkmilch,  welche  stets  warm  verwendet  werden 
soll,  geschieht  nun  zweckmäßig  mittels  eines  Maurerquastes,  eines 
Pinsels,  den  die  Manier  beim  Tünchen  der  Wände  gebrauchen. 

Nicht  allein  der  Stamm,  sondei'n  auch  sämtliche  Äste  und  Zweige 
werden  angestrichen,  soweit  es  nur  eben  geht,  und  kleinere  Zweige 
sowie  Fruchtruten  dies  nicht  verhindern.  Mit  einer  Handspritze,  wie 
sie  auch  zum  Auftrag  von  Kupferkalk  oder  Kupfersodabrühe  gebraucht 
wird,  bespritzt  man  dann  den  oberen  Teil  und  das  kleine  Geäst  des 
Baumes.  Es  ist  selbstverständhch,  daß  die  Arbeit  des  Spritzens  unu 
Kaikens  nur  an  trockenen  und  frostfreien  Tagen  ausgeführt  werden 
darf.  Erwähnt  sei  auch  noch,  daß  im  Herbst  alles  Laub  zusammen- 
geharkt werden  muß  und  am  besten  verbrannt  wird,  da  es  viel 
Insektenbrut  enthält. 

In  großen  Ob.stbaumgüteru  oder  Plantagen  bedient  man  sich 
zum  Auftrag  der  Kalkmilch  zweckmäßiger  einer  fahrbaren  Hand- 
feuerspritze, womit  die  Arbeit  rascher  von  statten  geht. 

Je  mehr  wii-  unsere  Obstbäume  pflegen  und  für  eine  geeignete 
Ernährung  Sorge  tragen,  desto  besser  werden  sie  auch  gegen  ihre 
vielen  Feinde  gerüstet  sein.  —  Die  Düngung  ist  deshalb  auch  die 
Hauptsache  bei  der  Obstbaumpfiege  und  macht  sich  bei  richtiger 
Anwendung  auch  reichlich  bezahlt.  Freilich  an  der  richtigen  Ver- 
wendung, besonders  beim  Kunstdünger,  mangelt  es  noch  sehr  viel, 
wodurch  große  Kosten  und  Mühen  entstehen  und  der  erhoffte  Erfolg 
nur  gering  ist  oder  gar  ausbleibt.  Vor  allen  Dingen  ist  in  der  ein- 
seitigen Verwendung  von  Kunstdüngern  große  Vorsicht  anzuraten, 
wie  leicht  wird  hierbei  das  Geld  zum  Fenster  hinausgewoi-fen.  — 
Wer  etwa  glaubt  mit  künstlichem  Dünger  allein  seinen  Obstbäumen 
auf  die  Beine  helfen  zu  können,  würde  durch  Versuche  bald  eines 
besseren  belehrt  werden. 

Nur  bei  gleichzeitiger  Verwendung  von  natürlichen  und  ani- 
malischen, besonders  der  festen  Düngei',  welche  den  Boden  physi- 
kalisch verbessern,  indem  sie  den  Humus  vermehren,  der  für  die 
wasserhaltende  Kraft  von  großer  Bedeutung  ist,  werden  die  größten 
Erfolge  erzielt. 

Die  festen  natürlichen  Dünger,  wie  Stallmist,  sind  im  Herbst 
oder  im  Winter  unterzugraben  unter  Beigabe  von  Thomasmehl,  Super- 
phosphat  oder  Knochenmehl,  sowie  konzentrierte  Kalisalze  wie  schwefel- 
saures Kali,  Chlorkaliura  oder  schwefelsaures  Magnesia. 

Der  Sandboden  verlangt  kalte  Düngerarten,  wie  Rinder-  oder 
Schweinemist;  der  Lehmboden  dagegen  warme  Dünger,  wie  Pferde- 
oder Mauleselmist. 

Stalljauohe  ist  im  Frühjahr  vorzüglich  zu  verwenden.  Um  den 
geringen  Phosphorgehalt  der  Jauche  zu  erhöhen,  setzt  man  auf  je 
500  Liter  Jauche  15  kg  20  prozentiges  Thomasmehl  oder  15  kg 
Knochenmehl  zu.  Auch  die  Beigabe  von  Asche  und  Latrine  erhöht 
den  Phosphorgehalt  der  Jauche.  Die  Jauche  soll  nicht  am  Stamm 
oder  nur  einfach  auf  die  Oberfläche  des  Bodens  geschüttet  werden. 
In  der  Kronentraufe  befinden  sich  die  kleinen  Saugwurzeln,  die 
Haupternährer  des  Baumes.  Hier  mache  man  Gräben  oder  Löcher, 
bei  den  Birnen  tiefer  als  bei  den  Äpfeln,  und  fülle  dieselben  mit 
Jauche  an. 

Künstliche  phosphoi-  und  kalihaltige  Dünger,  sowie  Kalk  werden 
im  Herbst  flach  ausgestreut  und  dann  gut  untergegraben  oder  auch 
in  Rinnen  oder  Löcher,  die  stets  in  der  Kronentraufe  zu  machen 
sind,  eingestreut. 

Die  Düng-ung  mit  Chilisalpeter,  welcher  das  Wachstum  befördert 
und  stark  stickstoffhaltig  ist,  darf  nur  im  Fiühjalu-  erfolgen,  am 
besten  im  April  und  Mai.  Das  Salz  wird  auf  dem  Boden  ausgestreut, 
ohne  jedoch  untergegraben  zu  werden. 

Die  erforderliche  Quantität  künstlichen  Dünger  auf  1  Hektar 
beträgt:  1000  kg  Kainit,  800  kg  Thomasphosphatmehl  und  400  kg 
Ohilisalpeter.  Schweren  Böden  verabfolgt  man  dabei  von  Zeit  zu 
Zeit   eine  kräftige  Kalkdüngung. 

Für  jeden  Baum,  mittleren  Alters  berechnet,  empfiehlt  sich 
folgende  Menge:  600  gr  Doppelsuperphosphat,  500  gr  Chlorkalium, 
beide  im  Herbst  oder  Winter  unterzugraben,  und  600  gr  Chilisalpeter, 
im  März  oder  April  auszustreuen,  welcher  jedoch  nicht  unter- 
gegraben wird. 


IX,  17 


Die  Gartenwelt. 


201 


Jungen  Biiumen  gibt  man  weniger,  älteren  Bäumen  entspieohend 
melir.  —  Auch  Poudrette  ist  ein  vorzügliclies  Düngemittfl.  Für 
jeden  Baum  genügen  8  kg,  die  in  7—10  Löcher,  etwa  50  cm  tief 
(in  der  Kronentraufo)  verteilt  werdfii. 


Mannigfaltiges. 

Farafiiiay,  das  Land  der  Apfelsinen.*) 

JJie  geographische  Lage  Paraguays,  zwischen  dem  22.  und 
28.  Grade  südl.  Breite,  ist  dem  subtropischen  Pflanzenwuchs  über- 
aus günstig,  der  in  seiner  (ippigkeit  noch  dadurch  gefördert  wird, 
daß  das  Land  zwischen  zwei  mächtigen  Flilssen,  dem  Oberen  Parana 
und  dem  Paraguayfiuß,  liegt  und  von  einem  dichten  Netze  von 
Nebenflüssen  und  Bächen  nach  allen  Richtungen  durchquert  wird. 
Bei  einer  mittleren  Jjihrestemperatur  von  23°  C  und  einer  jährlichen 
Regenhöhe  von  1200  bis  1800  Millimeter  oder,  was  dasselbe  ist.  mit 
ebenso  viel  Litern  Regenwasser  auf  jeden  einzelnen  Quadratmeter, 
sind  die  Vorbedingungen  für  reichhaltige  Ernten  an  Apfelsinen, 
Bananen,  Ananas,  Tomaten  und  anderen  subtropischen  Früchten 
bestmöglichst  erfüllt.  Nirgend.s  in  der  Welt  gelangt  daher  der 
Apfelsinenbaum  zu  einer  solchen  Entwicklung  wie  in  Paraguay,  so 
daß  dort  Bäume  von  einem  halben  Meter  Stammdurchmesser  und 
9  bis  10  Meter  Hölie  vorkommen. 

Außer  den  klimatischen,  h5'drographischen  und  hygroskopischen 
Vorteilen  kommt  dem  Lande  noch  seine  günstige  Lage  mit  Bezug 
auf  Absatzgebiete  in  den  großen  Städten  der  La  Plata- Vorderländer 
zugute.  Asuncion,  die  Hauptstadt  des  Binnenlandes  Paraguay, 
obwohl  1850  Kilometer  vom  Meere  entfernt,  wird  doch  während 
des  ganzen  .lahres  von  Seedampfern  bis  zu  5  Meter  Tiefgang  von 
Montevideo  oder  Buenos  Aires  aus  erreicht,  welche  auf  ihren  Rück- 
fahrten nicht  nur  jene  Seehäfen,  sondern  auch  die  dazwischen  liegenden 
Städte  Corrientes,  Santa  Fe,  Parana,  Rosario  und  La  Plata  mit 
Parag-uay- Produkten  versorgen  und  darunter  auch  mit  Früchten,  die 
in  dem  kälteren  südlichen  Argentinien  entweder  gar  nicht  angepflanzt 
werden  können  oder  doch  erst  einige  Monate  später  als  in  dem 
wäimeren  Paraguay  zur  Reife  kommen. 

Unter  der  diktatorischen  Regierung  der  beiden  Lopez  (1840—1869) 
war  jeder  ünindbesitzer  Paraguays  verpflichtet,  eine  Anzalil  der 
schönen  und  nützlichen  Apfelsinenbäume  anzupflanzen.  Daher  finden 
sich  über  das  ganze  Land  schattige  Haine  dieser  wertvollen,  duftenden 
Bäume,  deren  reiche  Ernten  in  früheren  Jahren  infolge  mangelhafter 
Transportmittel  nicht  nach  entfernten  Absatzgebieten  gebracht  werden 
konnten  und  somit  nur  den  eigenen  Bewohnern  zugute  kamen. 
Mit  dem  schnellen  Wachstum  der  argentinischen  Städte  und  dem 
regeren  Verkehr  der  Flußschiffahrt  haben  sich  dann  auch  jene  Ver- 
hältnisse geändert,  und  unmittelbar  an  den  Ufern  des  Paraguayflusses, 
südlich  von  Asuncion,  haben  sich  Pflanzungen  für  den  Früchtebedarf 
Argentiniens  und  Uruguays  herangebildet,  die  erhebliche  Dimensionen 
besitzen  und  die  nach  einem  englischen  Konsulatsberichte  vom 
Jahre  1897  bereits  damals  alljährlich  7000  Tonnen-Gewicht  Orangen 
nach  Buenos  Aires  und  Montevideo  ausführten.  Unter  diesen 
Pflanzstätten  sind  die  hauptsächlichsten  San  Antonio,  Colonia  Elisa, 
Villeta,  Pilar  und  Humaita.  Da  eine  Gesamtstatistik  der  Früchte- 
ausfuhr leider  nicht  vorhanden  ist,  so  kann  die  Größe  derselben  nur 
aus  vereinzelten  offiziellen  Bekanntmachungen  ermessen  werden. 

Die  beiden  Häfen  Villeta  und  San  Antonio  zusammen  exportierten 
im  Jahre  1899  bereits  120000000  Apfelsinen,  außerdem  über 
4000  Körbe  Tomaten  und  spanischen  Pfeffer,  während  die  Haupt- 
stadt Asuncion  31000000  Apfelsinen  verschiffte.  Nach  den  Steuer- 
berichten des  Hafens  von  San  Antonio  werden  daselbst  wöchentlich 
2500000  bis  3000000  Apfelsinen  und  oft  mehr  verschifft,  zu  deren 
Herbeischaffung  700  bis  900  Oehsenkarren  beschäftigt  sind.  Dieser 
Verkehr  dauert  7  bis  8  Monate  im  Jahre,  so  daß  in  dieser  Zeit 
etwa  75000000  Apfelsinen  allein  in  San  Antonio  verschifft  werden, 
die  mindestens  15000  Wagenladungen   zu  je  5000   Früchten   bean- 


spruchen. Außerdom  werden  auch  noch  sehr  bedeutende  Quantitäten 
Bananen  verschifft. 

Die  Kolonie  Elisa,  die  im  Jahre  1895  nur  11000  Bananen- 
trauben exportierte,  besaß  im  Jahre  1900  bereits  297075  Bananen- 
pflanzen, 14185  Orangenbäume,  86025  Ananaspflanzen  und  3493  Wein- 
reben. Diese  Kolonie  gebrauclit  allein  für  ihren  Bananentransport 
5000  Wagenfahrten,  um  250000  Trauben  nach  dem  Veriadungshafen 
zu  schaffen,  und  weitere  3000  Wagenladungen   für   andere  Früchte. 

Pilar,  mit  nur  9000  Einwohnern,  ist  eines  der  lieblichsten 
Städtchen  Paraguays,  fast  gänzlich  von  zwei  Flüßen  umspült,  bildet 
es  einen  großen  Orangenhain,  in  welchem  die  Häuser  und  Straßen 
kaum  sichtbar  versteckt  liegen.  Pilar  besitzt  32770  Orangenbäume, 
die  jähriich  etwa  32  770000  Früchte  Liefern;  man  rechnet  1000  Früchte 
auf  jeden  ausgewachsenen  Baum.  Außerdem  kommen  im  Durch- 
schnitt jähriich  zur  Verschiffung:  704000  Pfirsiche,  447000  Zitronen, 
1453  Bananentrauben,  111000  Tomaten;  ferner  Baumwolle,  Rizinusöl 
(Palma  Cristi),  Mais,  Mandioca,  Süße  Kartoffeln,  Zuckerrohr,  Pistazien- 
Nüsse,  Zwiebeln,  Tabak,  Bohnen  und  Reis. 

Die  etwa  210  Millionen  Apfelsinen,  welche  alljährlich  aus 
Paraguay  flußabwäits  nach  den  La  Plata-Häfen  schwimmen,  bilden 
indes  nur  den  kleineren  Teil  des  ganzen  Erzeugnisses.  Viel  größere 
Mengen  werden  im  Lande  selbst  verzehrt  und  sind  ein  Haupt- 
nahrungsmittel, das  zugleich  gesund,  erfrischend,  wohlschmeckend, 
durststillend  und  nahrhaft  ist  und  zu  jeder  Tageszeit  in  Mengen 
genossen  wird.  Je  nach  der  Jahreszeit  und  nach  der  Güte  der 
F''rüchte  werden  dieselben  in  Paraguay  mit  20  bis  50  Mark  für  jede 
Wagenladung  von  5000  Stück  bezahlt.  Neuerdings  ist  versuclit 
worden,  Paraguayer  Orangen  auf  den  englischen  Markt  zu  bringen; 
die  Reise  dauerte  45  Tage,  und  die  Früchte  gelangten  in  gutem 
Zustande  nach  London;  Fracht  6  Mark  für  je  5000  Orangen. 

Als  Nebenprodukte  der  Orangen-Pflanzungen  werden  Apfelsinen- 
wein, gedörrte  Apfelsinenschalen  und  Apfelsinen-Essenzen  hergestellt. 
Gut  präparierter  Apfelsinenwein  ist  dunkelfarbig,  kräftig  und  hat 
einen  dem  Portwein  ähnlichen  Geschmack.  Man  erzielt  bei  vor- 
sichtiger Herstellung  ein  Getränk  von  feinem  Geschmack  und  großer 
Haltbarkeit,  dessen  Herstellungspreis  kaum  20  Pfennige  pro  Flasche 
beträgt  und  das  den  Vorzug  besitzt,  ungefälscht  zu  sein. 

Die  Blätter  der  Apfelsinenbäume,  besonders  die  der  bitteren 
Art,  liefern  das  Orangen  blätteröl,  das  zu  Parfümen  gebraucht  wird 
und  einen  bedeutenden  Handelsartikel  bildet,  der  dem  früher  nur 
aus  den  unreifen  Früchten  des  Pomeranzenbaumes  in  Süd-Frank- 
reich hergestellten  „Petit-Grain-r)l"  bedeutende  Konkurrenz  macht. 
Aus  den  Orangenblüten  wird  das  köstliche  Neroli-Öl  destilliert,  das 
zum  Parfümieren  von  Seifen  gebraucht  wird,  und  aus  den  Schalen 
der  Apfelsinen  das  Pomeranzen-Öl,  welches  zu  Likören  mannig- 
fache Verwendung  findet.  Die  Schalen  dienen  ferner  zur  Her- 
stellung von  Apfelsinen-Extrakt,  Essig  und  Marmelade.  Aus  Apfel- 
sinensaft werden  Kompots,  Cremes,  Speisen  und  Limonaden  hergestellt. 

Apfelsinenbäume  sind  überaus  widerstandsfähig;  weder  große 
Hitze  noch  langandauernde  Trockenheit  stören  das  immergrüne  frische 
Aussehen,  und  selbst  geringer  Frost  verursacht  keinen  Schaden. 
Erklärte  Schädiger  der  Früchte,  die  fast  das  ganze  Jahr  die  Bäume 
.schmücken,  selbst  noch,  wenn  diese  wieder  in  jungfräulich  weißem 
Blütengewande  prangen,  sind  jedoch  Scharen  von  Papageien,  die 
sich  mit  Voriiebe  in  den  dunklen  Orangenhainen  niederlassen,  nicht 
etwa,  um  die  Früchte  zu  verzehren,  sondern  nur,  um  sie  anzupicken. 
Die  Fnicht  wird  davon  schnell  überreif  und  fällt  ab;  solche  ab- 
gefallenen Früchte  sind  nur  noch  als  Futter  für  Pferde  und  Rinder 
zu  verwerten,  von  denen  sie  mit  sichtbarem  Wohlgefallen  verzehrt 
werden.  R.  v.  Fischer-Treuenfeld. 


*)  Genehmigter  Abdruck  aus  der  Südamerikanischen  Rundschau. 


Verkaufseinriclituugeu  für  Garteubaneizeugnisse 
in  den  Niederlanden. 

iJekanntlioh  versorgen  die  Niederlande  seit  Jahren  und  in 
immer  steigendem  Maße  Deutschland  und  andere  Länder  mit  Garten- 
erzeugnissen aller  Art,  namentlich  mit  Gemüse.  Es  erscheint  dies 
auf  den  ersten  Blick  um  so  wunderbarer,   als  in  Holland  die  kleinen 


205 


Die  Gartenwelt. 


IX,  17 


und  kleinsten  gärtnerischen  Betriebe  überwiegen.  Aber  gerade  dieser 
Umstand  bewirkt,  daß  Holland  so  billig  produzieren  und  so  viel  aus- 
führen kann.  Der  deutsche  landwirtschaftliche  Sachverständige  für 
die  Niederlande,  Dr.  Frost,  weist  in  einem  eingehenden  Bericht 
auch  nach,  weshalb  dies  der  Fall  ist.  Zunächst  erklärt  er  es  für 
einen  Irrtum,  sich  die  ganzen  Niederlande  als  ein  großes  Gartenland 
vorzustellen.  Nur  22  v.  H.  oder  72  329  ha  sind  in  gärtnerischer 
Kultur.  Freilich  wird  die  Gartenwirtschaft  äußerst  intensiv  betrieben, 
und  dem  Boden,  der  überall  in  ganz  kleinen  Betrieben  bebaut  wird, 
werden  erstaunliche  Ernten  abgewonnen.  In  der  geringen  Größe  der 
einzelnen  Betriebe  liegt  für  den  niederländischen  Gartenbau  ein  ganz 
riesiger  Vorteil  im  Konkurrenzkampf;  ein  Vorteil,  der  weder  durch 
eine  hochvollendete  Technik,  noch  durch  den  vorzüglichsten  Boden 
aufgewogen  werden  kann.  Wären  hundert  solcher  Gärtnereien  zu 
einem  Großbetriebe  von  100—200  ha  zusammengefaßt,  so  würde  der 
Großbetrieb  aus  technischen  Gründen  nie  eine  so  große  und  so  vor- 
zügliche Bruttoernte  bringen  wie  die  hundert  kleinen;  und  der  Netto- 
ertrag, d.  h.  das  Einkommen  des  Unternehmers  und  seiner  Arbeiter^ 
würde,  insgesamt  beschaut,  auch  niedriger  sein.  „Der  gärtnerische 
Kleinbetrieb  produziert  billiger  als  der  Großbetrieb  und  ist  auch  ein- 
träglicher als  dieser";  das  ist  eine  Einsicht,  welcher  sich  nach 
Dr.  Frost  niemand  verschließen  würde,  der  die  wirtschaftlichen  Zu- 
stände in  den  holländischen  Gartenbaugegenden  studiert  hätte.  Der 
Hauptgrund  liege  darin,  daß  diese  Kleingärtner  ihre  eigene  Arbeits- 
kraft, welche  in  der  Regel  den  größten  Teil  der  Betriebsmittel  dar- 
stellt, zu  sehr  geringen  Preisen  in  Rechnung  setzen  könnten. 
Trotzalledem  könnten  die  holländischen  Gärtner  nicht  mit  solchem 
Erfolge  in  den  allgemeinen  Wettbewerb  eintreten,  hätten  sie  nicht 
ihre  vorzüglichen  Absatzwege  zui"  Verfügung.  Man  muß  dem  Ver- 
fasser beipflicliten,  wenn  er  sagt:  „Ein  Gärtner,  der  nicht  weiß,  wie 
er  mit  seinen  Erzeugnissen  zum  Markt  kommen  kann,  ist  auf  einem 
Stückchen  Land  von  '/4  —  2  ha  so  gut  wie  nichts.  Tausende  solch 
kleiner  Gärtner,  die  ohne  große  Kosten  ihre  Erzeugnisse  zusammen- 
bringen und  in  Riesennlengen  auf  den  Markt  werfen  können,  sind 
ein  wirtschaftlich  außerordentlich  starkes  Gefüge."  Wie  nun  die  Er- 
zeugnisse der  verschiedenen  Betriebe  gesammelt  werden  und  wie  der 
Verkauf  vermittelt  wird,  das  schildert  Dr.  Frost  in  interessanter  Weise 
wie  folgt:  „Handel  und  Wandel  bewegen  sich  in  den  holländischen 
Gartenbauzentren  auf  dem  AVasser.  Die  Abfuhr  der  Produkte  vom 
Lande  wird  stets  durch  den  Gärtner  selbst  besorgt.  Mit  einer  Stange, 
die  er  mit  großer  Geschicklickkeit  handhabt,  bewegt  er  seinen  Kahn 
vorwärts.  Hoch  beladen  mit  Gemüsen,  Pflanzen  usw.  sieht  man 
ganze  Flotten  dieser  kleinen  Kähne  sich  auf  dem  Wasser  bewegen. 
Die  meisten  Erzeugnisse  gelangen,  wie  das  die  Empfindlichkeit  der- 
selben erfordert,  unmittelbar  vom  Felde  zum  Verkauf  und  Versand 
nach  den  Verbrauch-sorten.  Der  Verkauf  geschieht  fast  überall  auf 
einer  sog.  „Veihng",  d.  h.  auf  öffentlicher  Versteigerung.  Um  eine 
Vorstellung  von  dem  Betrieb  einer  Veiling  zu  haben,  mag  eine  solche 
hier  kurz  beschrieben  werden. 

Es  ist  in  der  Erntezeit  morgens  früh  5  Uhr.  Auf  den  Kanälen 
wimmelt  es  von  hochbeladenen  Booten,  die  sich  alle  in  der  Richtung 
nach  dem  Veihngplatze  zu  bewegen,  woselbst  sich  Boot  an  Boot 
drängt  und  man  das  Wasser  mit  diesen  Kähnen  völlig  bedeckt  sieht. 
In  einer  Reihenfolge,  die  durch  einen  Beamten  festgesetzt  ist,  schiebt 
sich  dann  Kahn  für  Kahn  zum  Veihngsgebäude  vor.  Die  Einrichtung 
der  Veiling,  die  Feststellung  der  Satzungen  und  die  Ordnung  des 
Betriebes  geht  gewöhnlich  von  dem  Gartenbauvereine  des  betreffenden 
Platzes  aus.  Er  errichtet  in  der  Regel  auch  das  Veilinggebäude. 
Dieses  besteht  aus  einer  großen  Bude,  die  dicht  am  Wasser  steht 
und  nach  dem  Wasser  zu  offen  ist.  Darin  stehen  terrassenförmig 
aufgestellt  eine  Anzahl  Bänke,  auf  denen  die  Käufer  Platz  nehmen. 
Diesem  Gebäude  gegenüber  steht  im  AVasser  eine  kleine  Bude  für 
den  Versteigerer.  Zwischen  beiden  Gebäuden  ist  nur  so  viel  Zwischen- 
raum, daß  ein  Kahn  gei'ade  durchfahren  kann. 

Die  Käufer,  die  sich  aus  Kleinhändlern,  Krämern,  Agenten  usw. 
zusammensetzen,  haben  auf  ihren  Bänken  Platz  genommen.  Jeder 
Käufer  hat  eine  Nummer;  er  wird  während  der  Veiling  nicht  nament- 
lich, sondern  nach  seiner  Nummer  bezeichnet,  um  unehrliche  Be- 
günstigungen zu  verhindern.     In   der  Bude   stehen   der  Versteigerer 


und  die  übrigen  Beamten,  welche  die  Aufzeichnungen  machen  und 
die  Verkaufsbescheinigungen  ausschreiben.  Jeder  Gärtner,  der  zur 
Veiling  kommt,  muß  die  Menge  und  Güte  seiner  Erzeugnisse  vorher 
schriftlich  genau  angeben. 

Nun  schiebt  sich  ein  Kahn  zwischen  beide  Gebäude,  der  Ver- 
steigerer ruft  die  Menge  und  Güte  der  Ladung  aus;  ein  auf  dem 
Boot  stehender  Beamter  nimmt  verschiedene  Stücke  der  Ladung 
heraus  und  hebt  .sie  hoch  in  die  Luft,  so  daß  die  Käufer  die  Ware 
sehen  und  beurteilen  können.  Dann  beginnt  der  Versteigerer  mit 
dem  höchsten  denkbaren  Preis  für  eine  handelsübliche  Menge,  z.  B.  für 
100  Stück  Kohl,  und  geht  dann  mit  dem  Preise,  den  er  ausruft, 
langsam  herunter,  bis  sich  einer  der  Käufer  mit  dem  genannten 
Preise  einverstanden  erklärt  und  ihm  die  Ware  zugeschlagen  wird. 
Der  Beamte  notiert  nun  etwa:  No.  10  hat  eine  Ladung  Kohl  von 
500  Stück  gekauft  und  für  100  Stück  10  Mark  bezahlt.  Sogleich 
schreibt  er  auf  einen  kleinen  Zettel  Menge  und  Preis  der  verkauften 
Ladung  und  reicht  diesen  Zettel  dem  Gärtner  auf  dem  Kahn  zu, 
worauf  dieser  weiterfährt  und  dem  folgenden  Kahn  Platz  macht. 
Das  ganze  Geschäft  wickelt  sich  ohne  viel  Lärm  und  mit  großer 
Geschwindigkeit  ab:  In  2— 3  Stunden  können  einige  hundert  Kahn- 
ladungen verkauft  werden. 

Der  Gärtner,  dessen  Ladung  verkauft  ist,  erhält  dann  sogleich 
von  dem  Käufer  Anweisung,  wohin  er  seine  Erzeugnisse  bringen  soll. 
Entweder  werden  sie  sogleich  an  Ort  und  Stelle  auf  größere  bereit- 
liegende Boote  geladen  und  gehen  mit  diesen  zmn  Konsum  oder 
•weiteren  Versand  (z.  B.  nach  England)  nach  den  großen  holländischen 
Städten,  oder  die  Ladung  wird  vom  Gärtner  nach  der  nächsten 
Eisenbahnlädestelle  gebracht  und  dort  verladen. 

ist  die  Veiling  abgelaufen,  so  sind  die  Gärtner  sämtlich  beim 
Verladen,  die  Käufer  bezahlen  in  der  Regel  sofort  die  gekaufte  Ware 
und  gehen  dann  auch  ihres  Weges.  Die  Beamten  stellen  für  die 
Lieferanten  die  Berechnungen  auf  und  zahlen  sobald  wie  möglich  auf 
Vorzeigung  der  mitgegebenen  Verkaufsbescheiniguug  das  Geld  aus. 

Das  ist  so  der  äußere  Verlauf  einer  Veiling.  Sie  sind  natür- 
lich nicht  alle  genau  gleichartig:  In  Elste-Gelderland  z.  B.  passieren  an 
Stelle  der  Boote  die  Bauernwagen  das  Veihngsgebäude.  Im  wesent- 
lichen ist  die  Einrichtung  aber  überall  dieselbe.  Man  zählt  heute 
einige  40  solcher  Veilingsplätze  für  Verkauf  von  Gartenerzeugnissen, 
und  zwar  etwa  18  in  Südholland,  19  in  Nordholland,  2  in  Geldern, 
1  in  Friesland  und  1  in  Limburg.  Die  Zahl  der  jede  Woche  abge- 
haltenen Versteigerungen  ist  natürlich  sehr  schwankend,  je  nach  der 
Warenanfuhr;  in  der  Regel  wird  zweimal  in  der  Woche  Versteigerung 
gehalten,  in  der  Hochsaison  vielfach  täglich. 

Über  die  großen  Vorteile,  welche  die  öffentlichen  Versteiger- 
ungen sowohl  für  die  Gärtner,  als  für  die  Händler  haben,  erscheint 
es  fast  überflüssig,  noch  ein  Wort  zu  sagen.  Es  liegt  in  diesen 
Einrichtungen  die  Kraft  des  Zusammenschlusses  vieler  zu  einem 
starken  Ganzen,  wie  man  sie  etwa  aus  dem  Genossenschaftswesen 
kennt.  Und  doch  sind  diese  Verkaufsvereine  durchaus  nicht  genossen- 
schaftlicher Art.  Der  Gärtnerstand  in  Holland  würde  sogar  für  das 
Genossenschaftswesen  eine  recht  schlechte  Grundlage  liefern.  Der 
Wettbewerb  unter  den  einzelnen  Gärtnern  derselben  Gegend  ist  viel 
zu  heftig,  jeder  fühlt  sich  viel  zu  sehr  als  eine  für  sich  arbeitende 
und  handelnde  Persönlichkeit,  als  daß  sich  auf  solcher  Grundlage  ein 
gesundes  Genossenschaftswesen  entwickeln  könnte.  An  seiner  Stelle 
steht  in  den  holländischen  Gartenbaugegenden,  wunderbar  in  den 
Rahmen  eingepaßt,  das  Veilingswesen.  Es  bildet  die  Brücke,  über 
die  der  kleine  holländische  Gartenbauer  mit  seinen  Erzeugnissen  den 
Weltmarkt  erreicht.  W. 

Aus  Deutsch-Südwestafrika. 

V  on  einem  Freund  und  Fachgenossen,  welcher  sich  zurzeit  bei 
der  Schutztruppe  in  Deutsch-Südwestafrika  befindet,  erhielt  ich  eine 
kiu'ze  Schilderung  der  dortigen  pflanzlichen  und  gärtnerischen  Ver- 
hältnisse. Unser  Afrikaner  schreibt  nach  einigen  privaten  Äußerungen 
wörtlich : 

„Im  allgemeinen  ist  es  ganz  schön  hier  im  Süd-West,  nur  hat 
das  Land   den  großen  Fehler,    daß   es  zu  wasserarm  ist.    Viel  ver- 


IX,   17 


Die  Gartenwelt. 


.scliiedene  Arten  von  Pflanzen  findet  man  aus  diesem  Grunde  nicht; 
vorherrschend  sind  die  Akazienarten,  vor  allem  der  Ihnen  vielleicht 
bekannte  flakjesdorn,  Acaeia  detinens,  der  uns  schon  manchmal  i-echt 
unangenehm  geworden  ist.  Durch  einen  etwas  dichten  Bestand  dieser 
r>ornart  ist  ohne  Beil  einfach  nicht  durchüukomnien,  von  den  llereros 
wird  sie  als  Verteidigungswei-k  mit  Voi-liebe  benutzt.  .■Vußer  diesem 
Dorn  gibt  es  noch  ca.  30  andere  Arten,  von  denen  mir  aber  nur 
einige  bekannt  sind.  An  verschiedenen  Stellen  findet  man  Laub- 
holzbestände, aber,  obwohl  ich  Missionare,  alte  Farmer,  Buren  usw. 
gefragt  habe,  habe  ich  Namen  von  den  einzelnen  Gewächsen  nicht  er- 
fahren können.  In  den  Bergen  finden  sich  in  großer  Anzahl  schöne 
Exemplare  von  Aloe-  und  A^avenarten. 

Anbauen  läßt  sich  hier  fast  alles,  nur  Kernobst  und  Nadelhölzer 
(mit  Ausnahme  der  gut  wachsenden  Cypresse)  wollen  nicht  gedeihen. 
Geradezu  herrlich  gedeiht  der  Wein,  er  trägt  jährlich  zweimal  in 
großen  Massen.  Aber  auch  Tabak,  Baumwolle,  alle  .■Vrten  Gemüse, 
sowie  viele  Schmuokpflanzen  wachsen  sehr  gut.  ebenso  eine  große 
.Vnzahl  Laubholzarten  und  Palmen.  Die  Rose  habe  ich  nirgends 
gesehen,  es  sollen  aber  einige  Exemplare  in  Klein -Windhuk 
sein.  In  Windhuk  und  Okahandja  habe  ich  sehr  schöne  Gärten 
gesehen,  leider  hatte  ich  zu  wenig  Zeit,  da  große  Studien  treiben  zu 
können.  Nun.  vielleicht  bietet  sich  noch  einmal  bessere  Gelegenheit, 
und  dann  werde  ioli  nicht  vergessen,  genaueren  Bericht  über  alles 
Gesehene  zu  erstatten." 

Aus  diesem  Bericht  läßt  sich  ersehen,  daß  es  in  dieser  Kolonie 
night  so  .,öde  und  wüst"  sein  kann,  wie  es  von  gewisser  Seite  gern 
dahingestellt  wird.  Wii-  wollen  hoffen,  daß  der  Verfasser  der 
.Schilderung  aus  den  Kämpfen  heil  hervorgeht,  vielleicht  erfreut  er 
uns  später  einmal  mit  einem  ausführlichen  Bericht  über  die  gärt- 
nerischen Verhältnisse  in  unserer  so  teuer  erkauften  Kolonie.     K. 

Der  Kamelienbaum  zu  Pillnitz,  unstreitig  eine  der  größten 
Seltenheiten  ihrer  Art  aus  dem  Pflanzenreiche  innerhalb  der  Grenzen 
des  Deutschen  Reiches,  hat  seit  dem  3.  Januar  d.  Js.  aufgehört  zu 
sein.  Dieser  alte,  mächtige,  alljährhch  mit  Tausenden  von  Blumen 
bedeckte  Baum  (soviel  mir  bewußt  Camelia  jap.  pueoniflora)  steht 
im  freien  Grunde  und  wurde  über  Winter  mit  einem  Holzhause  um- 
und  überbaut,  welches  nach  Bedürfnis  geheizt  wurde.  Am  3.  Januar 
früh  in  der  6.  Stunde  brannte  das  Holzhaus  und  mit  diesem  zugleich 
leider  der  alte,  ehrwürdige  und  so  seltene,  in  Deutschland  einzige 
Baum  total  nieder.  —  Wie  man  den  seltenen  Baum,  der  ein  so 
tragisches  Ende  finden  sollte,  von  Herzen  bedauert,  wird  man  als 
Gärtner  doch  auch  gleichzeitig  dem  Gärtner,  dem  das  Unglück 
passierte,  sein  aufrichtiges  und  mitfühlendes  Beileid  nicht  versagen 
können.  Wird  ihm  doch  dieser  unglückselige  Vorfall  lebenslänglich 
als  eine  düstere  Erinnerung  an  diese  Schreckeusstuuden  nicht  aus 
seinem  Gedächtnis  kommen.  Ebenso  wird  aber  auch  gewiss  jeder 
Gärtner  mit  uns  wünschen,  daß  der  herrliche  Baum  vielleicht  doch 
nicht  gänzlich  der  Vernichtung  anheim  gefallen  .sein  und  sich  — 
vielleicht  —  dereinst  wieder  wie  ein  Phönix  aus  seiner  Asche  zu 
neuem  Leben  erheben  möchte,  wozu  nach  Prüfung  der  Überreste 
Aussicht  vorhanden  sein  soll.  G.  S. 

Bücherschau. 

„Heimatschutz."  Von  Ernst  Rudorff.  München  und  Leipzig 
190-1.  Verlag  von  Georg  Müller.  3.  verbesserte  und  vermehrte  Auflage. 
Preis  L80  Mk.  In  letzter  Zeit  war  des  öfteren  in  diesen  Blättern 
vom  „Hoimatschutz"  die  Rede.  Es  mag  daher  angebracht  sein  auf 
das  obengenannte  Werk  aufmerksam  zu  machen.  Der  A"erfasser  ist 
als  der  eigentliche  Urheber  der  ganzen  Heimatschutzbewegung  zu 
bezeichnen  und  als  der  Erfinder  dos  Wortes  „Hoiraatschutz'-,  das  all 
die  verschiedenen  Bestrebungen  so  schön  und  sinnig  umschreibt. 
Bezeichnend  ist.  daß  die  Schrift  schon  1897  in  den  „Grenzboten" 
erschien,  nachdem  ihr  bereits  1880  und  1892  ähnliche  Arbeiten  von 
'lern  gleichen  Verfasser  vorausgegangen  waren.  Und  erlebt  die 
.Schrift  in  Buchform  3  starke  Aivflagen  hintereinander,  gewiß  ein 
erfreuliches  Zeichen  dafür,  welch  gi'oße  Fortschritte  die  Bewegung 
genommen  hat  und  wie  weite  Kreise  einen  wirksamen  Heimatschutz 
herVieisehnen.     Einen   breiten  Raum   nehmen   die  Erörterungen   über 


die  Erhaltung  der  landschaftlichen  Schönheit  ein.  Da  wird  so  manches 
beherzigenswerte  Wort  gesagt  über  die  Entstellung  der  Landschaft 
durch  Verkoppeluugen.  durch  die  einseitig  rationelle  moderne  Forst- 
wirtschaft, über  das  Aussterben  alter  Waldbestände,  das  rücksichts- 
lose Verfahren  der  Wegebaukommissionen  und  Ortsbehörden  usw. 
Scharf  geht  der  Verfassei-  auch  mit  den  sog.  „Verschönerungsvereinen" 
ins  Gericht.  Sie  sollten  den  ganzen  unleidlichen  Sports-  und  pro- 
fessionsmäßigen Apparat  des  ,,Touristentums"  über  Bord  werfen  und 
sich  einzig  und  allein  auf  Bestrebungen  des  Naturdenkmals-  und 
Volkstumsschutzes  beschränken.  Statt  dessen  hielten  sie  es  für 
etwas  Verdienstliches,  ihren  Mitmenschen  en  masse  jedes  Punktchen 
Schönheit  möglichst  mundgerecht  zu  machen,  an  dem  sich  der  Einzelne 
mal  erfreut  hat.  und  vernicliteten  mit  all  ihren  Zumstungen  auf  Be- 
quemlichkeit gerade  das  in  der  Natur,  was  jedem  tiefern  Menschen- 
gemüt Bedingung  ist,  um  den  Atemzug  freier,  echter  Poesie  überhaupt 
zu  empfinden.  Wer  für  „Heimatschutz"  Teilnahme  hat,  wird  das 
Werk  sehr  gern  lesen  und  mancherlei  Anregung  daraus  empfangen. 
In  seiner  Art  i.st  es  jedenfalls  als  grundlegend  zu  betrachten. 

Wittmütz-Aachen. 

Aus  den  Vereinen. 

Verein  deutscher  Gartenkünstler.*)  Ein  Mitglied  desV.  d.  G. 
schreibt  uns:  „Zur  Richtigstellung  der  Notiz  in  No.  13,  Seite  1.Ö5. 
156  der  ,, Gartenwelt''  sei  bemerkt,  daß  ein  Beschluß  des  zuständigen 
Amtsgerichtes  über  die  in  Düsseldorf  angenommene  Satzungsänderung 
noch  nicht  vorliegt,  auch  nicht  vorliegen  kann,  weil  durch  das  pflicht- 
widrige Verhalten  einiger  Vorstandsmitglieder  die  ordnungsmäßige 
Anmeldung  der  Düsseldorfer  Beschlüsse  bisher  verhindert  worden 
ist.  Bis  jetzt  liegt  nur  eine  Mitteilung  des  Amtsgerichtes  vor,  daß 
die  Satzungsänderung,  auch  wenn  sie  regelrecht  angemeldet  werde, 
keine  Aussicht  habe,  Gültigkeit  zu  erlangen,  da  aus  den  dem  Richter 
vorliegenden  Aktenmaterial  der  Nachweis  der  erfordei'lichen  ''|^  Majorität 
nicht  hervorgehe. 

Daß  dieser  Nachweis  nicht  zu  erbringen  sei,  kann  von  keiner 
Seite  behauptet  werden,  denn  es  ist  jeder  ernstliche  Vereuch,  ihn  zu 
erbringen,  bisher  unterblieben.  Es  ist  daher  zu  erwarten,  daß  auf 
dem  nach  §§  GO  bezw.  71  des  B.  G.-B  zulässigen  Beschwerdewege 
die  Gültigkeit  der  Beschlüsse  der  Dü.sseldorfer  Hauptversammlung 
entgegen  etwaigen  Berliner  Beschlüssen  erstritten  wird. 

Wenn  der  Einsender  der  Notiz  in  No.  13  die  Entdeckung 
gemacht  hat,  daß  ein  Verein  nicht  der  Statuten  wegen  da  sei,  und 
wenn  er  weiter  auf  die  zersetzende  Wirkungen  gerichtlicher  Ails- 
einandersetzungen  hinweist,  .so  rennt  er  damit  offene  Türen  ein. 
Auch  wäre  es  sehr  nützlich  gewesen,  wenn  er  in  diesem  Sinne  bereits 
im  vergangenen  Herbst  auf  seine  Berliner  Kollegen  eingewirkt  hätte; 
dann  wäre  wahrscheinlich  die  ganze  gegenwärtige  Krisis  dem  Verein 
D.  G.  erspart  geblieben. 

Eine  Lösung  dieser  Krisis  kann  weder  durch  Bildung  einer 
Berliner  Gruppe,  noch  durch  Beschlüsse  einer  Berliner  Hauptver- 
sammlung, auf  der  natürlich  die  in  Berlin  ansässigen  Mitglieder  das 
Übergewicht  haben,  erzielt  werden.  Es  ist  sogar  höchst  unwahr- 
scheinlich, daß  dadurch  auch  nur  eine  notdürftige  Verkleisterung  des 
bestehenden  Zwiespaltes  erreicht  wird. 

Der  Gegensatz  zwischen  den  Berliner  Mitgliedern,  und  den 
Nichtberlinern  bildet  den  Kern  der  Krisis.  Solange  es  im  V.  d.  G. 
Mitglieder  I.  Klasse  gibt,  die  lediglich  auf  Grund  ihrer  Ansässigkeit 
in  Berlin  das  Vorrecht  haben,  in  die  wichtigsten  Vorstandsämter 
gewählt  zu  weiden  und  Mitglieder  LI.  Klasse,  die  davon  ausgeschlossen 
sind,  weil  sie  nicht  in  Berlin  wohnen,  so  lange  kommt  die  Gärung 
im  Verein  nicht  zur  Ruhe. 

Die  in  Düsseldorf  beschlossene  Satzungsändenrng  bezweckte  die 
Bestimmung,  wonach  der  1.  Vorsitzende,  der  Schatzmeister  und  der 
1.  Schriftführer  in  Berlin  ansässig  sein  müssen,  aufzuheben.  Die 
Mehrheit,   mit  der  dieser  Beschluß  gefaßt  wurde,  war  so  groß,  daß 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Wir  veröffentlichen  diese 
Einsendung  eines  Mitarbeiters  ohne  Stellung  zu  dereelben  zu  nehmen, 
da  sich  die  Redaktion  der  Gartenwelt  in  interne  Vereinsangelegenheiten 
nicht  einzumischen  beabsichtigt. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  i: 


sie  fast  au  Einstimmigkeit  grenzte  und  Iceiner  der  Anwesenden  auuh 
nur  den  geringsten  Zweifel  an  der  Giltigkeit  des  Beschlusses  hatte. 
In  der  gehobenen  Stimmung,  die  infolgedessen  herrschte,  ist  es 
unbeachtet  geblieben,  daß  das  Vorbandensein  der  erforderlicliun 
■'/j Majorität  im  Sitzungsprotokoll  nicht  ausdrücklich  vermerkt  worden  ist. 

Wenn  die  Berliner  Mitglieder  .sich  nicht  gescheut  haben,  auf 
Grund  dieses  rein  formalen  V'ersehens  die  Durchführung  der  Düssel- 
dorfer Beschlüsse  zu  hintertreiben,  wenn  sie  ferner  alles  tun  und 
getan  haben,  um  an  einem  durch  nichts  gerechtfertigten  Vorrechte 
festzuhalten,  durch  das  mehr  als  80%  der  Vereinsmitglieder  von  der 
tätigen  Mitwirkung  im  Vorstande  ausgeschlossen  sind  und  die  Aus- 
wahl der  für  die  wichtigsten  Ämter  geeigneten  Personen  auf  einen 
ganz  kleinen  Kreis  beschränkt  wird,  so  ist  das  ein  Zeichen  dafür, 
daß  es  aussichtslos  ist,  eine  Verständigung  mit  den  Berlinern  zu 
erhoffen. 

Das  ganze  Verhalten,  insbesondere  der  Versuch,  die  Angelegen- 
heiten auf  einer  Versammlung  in  Berlin  zu  ordnen,  läßt  aber  auch 
erkennen,  daß  die  Herrn  im  Gefühl  ihrer  Schwäche  nur  dann 
Beschlüsse  in  ihrem  Sinne  erwarten,  wenn  .sie  tunlichst  unter  sich  sind. 

Nun,  es  kann  ihnen  in  Aussicht  gestellt  werden,  daß  sie  am 
L'2.  Januar  1905,  wie  auch  in  Zukunft,  unter  sich  sein  und  bleiben 
werden. 

Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  Berlin. 
Dezemberversammluug.  Die  Firma  Kroger  &  Schwenke,  Schönebei-g, 
zeigte  ein  Exemplar  der  Begonia  „Gloire  de  Lorraine"  alba  grandi- 
flora.  (Veigl.  Beschreibung  im  achten  Jahrgang  Seite  538.)  Dieser 
hübsche  Sport  stammt,  wie  Herr  De  Coene  mitteilen  konnte,  aus  der 
Gärtnerei  des  ver.storbenen  Herrn  L.  J.  Draps-Dom  in  Laelien  bei 
Brüssel.  Die  Sorte  verdient  die  Beachtung  der  Züchter,  da  sie  in- 
folge der  fast  weißen  Färbung  für  manche  Zwecke  besser  geeignet 
ist  als  die  rosablüheude  Stammsorte. 

Herr  Körper,  Handelsgärtner  in  Fürstenwalde,  führte  25  hoch- 
stilnijiiige  Küsenwildlinge  vor  und  betonte  die  Vorteile  der  fast  stachel- 
losen AVildlinge  gegenüber  den  bestaohelten. 

Au  Stelle  des  durch  Krankheit  verhinderten  Kgl.  Garteninspektors 
Herrn  Liudemuth  referierte  Herr  Grobben  über  die  große  inter- 
nationale Obstausstellung  in  Düsseldorf,  die  nach  Ansicht  des  sach- 
kundigen Herrn  wohl  die  größte  übstausstellung  gewesen  ist,  die 
Deutschland  je  gesehen  hat.  Die  Ausstellung  habe  gezeigt,  daß  der 
deutsche  Obstbau  sich  keiuesweg.s  hinter  dem  Ausland  zu  verstecken 
brauche,  daß  es  aber  in  Deutschland  noch  sehr  an  geschickter  Auf- 
machung und  sachgemäßer  Behandlung  des  Obstes  fehle.  Wer  die 
Ausstellung  offenen  Auges  und  vorurteilslos  besucht  hat,  wird  viel 
gelernt  haben.  Tatsächlich  zeigte  sich  auch,  daß  viele  Aussteller  von 
den  auf  den  vorhergehenden  Obst-Sonderausstellungen  gezeigten  ge- 
schickten Anordnungen  der  Ausländer,  besonders  der  Franzosen, 
gelernt  hatten.  Im  übrigen  sei  auf  No.  7  und  8  der  Gartenwelt 
hingewiesen. 

Der  Versammlung  wurde  der  Etat  des  laufenden  Jabres  vor- 
gelegt, wobei  der  Punkt  fünf  der  laufenden  Ausgaben  eine  längere 
Auseinandersetzung  hervorrief.  Es  handelt  sich  um  1050  Mark,  die 
zu  gärtnerischen  Vereuchen  ausgesetzt  sind  und  deren  bisherige  Ver- 
wendung Anlaß  zu  Bedenken  gab.  Bisher  wurden  außer  Neu- 
anschaffungen für  den  Versuchsgarten,  einer  von  der  Stadtgemeinde 
ßerhn  dem  Verein  kostenfrei  überlassenen  Landparzelle,  für  300  Mk. 
Sämereien  aller  Art  an  Mitglieder  gratis  verteilt,  wobei  manche  viel, 
und  die  meisten  gar  nichts  bekommen.  Dagegen  sah  und  hörte 
niemand,  außer  den  Ausschußmitgliedern,  etwas  vom  Vorsuchsgarten, 
und  der  Wunsch,  man  möge  wenigstens  von  den  blühenden  Pflanzen 
in  den  Monatsversammlungen  abgeschnittene  Teile  vorführen,  ist  sehr 
berechtigt  und  ohne  besondere  Unkosten  aaszuführen.  Freilich  müßte 
damit  mit  einer  jahrelangen  Gepflogenheit  gebrochen  werden,  und 
solche  Verstöße  gegen  die  gute  alte  Tradition  begeht  man  im  Vereine 
nicht  gerne.  W.  T. 

Tagesgeschichte. 

Berlin.  Ein  volkswirtschaftlicher  Verein  zur  Förderung  der 
Obst-  und  Gemüseverwertung  in  Deutschland  bat  sich  in  Berlin 


gebildet.  Der  Verein  erstrebt  die  Erreichung  seines  Zweckes  unter 
anderem:  a)  durch  Belehrungen  in  Wort  und  Schrift,  b)  durch  Veran- 
staltung von  Wanderkursen,  o)  durch  Gründung  von  Volkseinmacbe- 
küchen,  d)  durch  ständige  Bekanntgabe  aller  Verbcsserungen  und 
Neuerungen  der  verschiedenen  Verwertungsarten  und  Hilfsmittel. 
e)  durch  Einrichtung  von  Vermittelungsstellen,  f)  durch  Nachweis 
der  wirtschaftlichen  und  gesundheitlichen  Vorteile  einer  vermehrten 
und  zweckmäßigen  Obst-  und  Gemüseverwertung.  Der  jährhche 
Milgliederbeitrag  ist  auf  3  Mark  festgesetzt;  für  Verbreitung  von  Auf- 
klärungen, durch  Wanderbelehrungen  und  die  weiteren  oben  an- 
gedeuteten Ziele  sind  beträchtliche  Mittel  nötig.  Der  erste  Vorsitzende 
ist  der  Königl.  Gartenbau-Direktor  Echtermeyer,  Direktor  der  kgl- 
Gärtnerlehranstalt  Dahlem  bei  Steglitz. 

—  über  eine  zweifelhafte  gärtnerische  Firma  in  St.  Louis  bei 
Marseille  sind  den  Ältesten  der  Kaufmannschaft  von  Berlin  von 
zuverlässiger  Seite  Mitteilungen  zugegangen,  über  deren  Inhalt 
vertrauenswürdigen  Interessenten  im  Zentralbureau  der  Korporation, 
Neue  Friedrichstraße  51,  an  den  Werktagen  zwischen  9  und  3  übr 
mündlich  nähere  Auskunft  gegeben  wird. 


Personal-Nachrichten. 

Ascherson,  Dr.  med.  et  phil.  Paul,  bekannter  Botaniker  und 
a.  ord.  Professor  der  Berliner  Universität,  beging  am  4.  Januar  die 
50jährige  Doktorjubelfeier. 

Bitter,  Dr.  Georg,  bisher  Privat-Dozent  tmd  Assistent  ftin 
botanischen  Garten  zu  Münster  i.  W.,  wurde  zum  Direktor  des  neu- 
zugründenJeu  botanischen  Gartens  nach  Bremen  berufen.  Amts- 
antritt am  1 .  Juli  ]  ÜÜ5.  Herr  Dr.  Bitter  beabsichtigt  seine  Tätigkeit 
durch  eine  Reihe  zusammenhängender  Vorträge  einzuleiten.  (Vergl. 
Tagesgeschichte  in  No.  S.) 

Dorsch,  Edmund,  gepräfter  Obergärtner  (Köstritz),  Assistent 
für  Obstbau  an  der  Königl.  Obstbauschule  zu  Veitshöohheini,  wurde 
als  Kreis-Obstbautechniker  für  den  Kreis  Darmstadt  mit  Wirkung 
vom  l.  Februar  1905  definitiv  angestellt. 

Folger,  Johann,  bisher  Obergärtner  und  Hilfslehrer  an  der 
Königl.  Gartenhausohule  zu  Weihenstephan,  wurde  nach  Veitshöchheim 
als  Obstbau- Wanderlehrer  berufen. 

Kornacker,  Frau  Anna,  Wehrden  a.  d.  Weser,  starb  am 
10.  d.  Ms.,  im  sechzigsten  Leben.sjahre.  Die  Vei-storbene  war  ihrem 
am  11.  Februar  1900  im  zweiundachtzigsten  Lebensjahre  verstorbenen 
Gatten  eine  geistig  hochstehende  unermüdliche  Mitarbeiterin,  den 
zahlreichen  Angestellten  der  Firma  eine  fürsorgliche  Hausmutter. 
Die  gegenwärtigen  und  früheren  Angestellten  der  Firma  Kornacker, 
zu  denen  ich  auch  gehöre,  werden  der  Verstorbenen  ein  gutes  An- 
denken bewahren.  M.  H. 

Migula,  Prof.  Dr.  Walter,  aus  Zyovna,  hisher  außerordentlicher 
Professor  für  Botanik  und  naturwissenschaftliche  Hygiene  an  der 
Technischen  Hochschule  zu  Karlsruhe,  wurde  auf  den  Lehrstuhl  für 
Botanik  an  der  Forstlehranstalt  Eisenach  berufen.  Migula  wirkte 
seit  1889  in  Karlsruhe. 

Vorhagen,  seit  25  Jahren  Gärtner  im  Burtscheid  -  Aachener 
Kurgarteu,  .starb  im  Alter  von  75  Jahren.  Er  erfreute  sich  zu  Leb- 
zeiten grußer  Beliebtiieit. 

Briefkasten  der  Redaktion. 

Champignonkrankheit.  Abonnent  in  Z.  Die  uns  übersandten 
erkrankten  Champignons  haben  wir  der  biologi.schen  Abteilung  des 
Kaiserlichen  Gesundheitsamtes  zur  üntereuchung  übergeben  und  dar- 
auf den  Bescheid  erhalten,  daß  es  sich  um  die  von  französischen 
Forschern  als  „La  Goutte"  bezeichnete  Krankheit  handelt.  Die 
braunen  Flecken  auf  den  Hüten  und  Stielen,  welclie  die  Krankheit 
kennzeichnen,  sind  nach  Angabe  jener  Forscher  auf  Bakterien  zurück- 
zuführen. Auch  an  den  von  Ihnen  gesandten  Pilzen  fanden  sieh  in 
der  Tat  Milliarden  solcher  Organismen  an  den  abgestorbenen  Stellen. 
Zur  Bekämpfung  der  Krankheit  soll  sich  die  Behandlung  der  aus- 
geräumten Anlagen  mit  zwoieinhalbprozentiger  Kresolseifenlösung 
bewährt  haben. 


VorÄMwortl.  Redakteur;  Ma 


rd  Carl  Schmidt  i  Co.,  Leipzig.  —  Drnek:  Anhalt.  Bnchdr.  Gntenberg,  e.  G.  m.  b.  H.,  Dessau. 


% 


/  W[ 


-  ^-g^  ^ 


lustriertes   Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


i.  Januar  1905. 


No.  18. 


Nachdrtfck  and  Nachbildung  aus  dem   Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich   verfolgt. 


Topfpflanzen. 


D 


Zwei  neue  winterblüheiule  Begonien. 

Von  Obergärtner  Otto  KrauB,  Frankfurt  a.  M. 
(Hierxu  %xvei  Abbildungen.) 
ie  Familie  der  Schietblattgewächse,  Begoniaceae, 
bietet  uns  eine  große  Menge  von  Arten  und  Formen, 
die  für  den  Schmuck  der  Blumengruppen  im  Freien  und 
für  den  Flor  im  Gewächshaus  außerordentlich  wertvoll 
sind.  Auch  die  Begonien, 
die  nur  durch  schöne 
Zeichnung  der  Blätter 
erfreuen,  sind  gern  ge- 
sehene Gäste  in  unseren 
Kulturen  und  werden 
häufig  gezogen. 

Wie  wäre  es  heut- 
zutage wohl  möglich, 
eine  solche  Mannig- 
faltigkeit bei  der  Grup- 
penbepflanzung  zu  er- 
zielen, wenn  wir  nicht 
die  vielen  Spielarten  der 
Regonin  ffemperflorem 
hätten,   die    teils  durch 

schöne  Blüten,  teils 
gleichzeitig  durch  auf- 
fallende Blattfärbung 
ausgezeichnet  sind,  oder 
die  strauchartigen  Be- 
gonien in  Sorten  wie 
.,Corheilk  de  feu^\„Ful- 
gurant"  u.  a.  m.  oder  die 
herrlichen  Knollenbe- 
gonien, deren  vielseitige 
Farbentönungen  uns  un- 
entbehrlich geworden 
sind? 

Zweck  dieser  Zeilen 
ist   es   aber  nicht,  auf 

Gartcnwelt.     IX. 


diese  für  das  freie  Land  geeigneten  Begonien  einzugehen, 
sondern  wir  wollen  die  Aufmerksamkeit  auf  einige  Ab- 
arten lenken,  die  als  Winterblüher  wertvoll  und  sehr 
dekorativ  sind.  Eine  schöne  Varietät,  die  man  selten  trifft, 
ist  Begonm  gigantea  elcgans.  Die  Firma  F.  C.  Heine- 
mann in  Erfurt  sandte  uns  vor.  drei  Jahren  einige 
Pflanzen  zur  Probe;  Herr  Heinemann  hatte  Pflanzen 
dieser  Sorte  auf  einer  kleinen  französischen  Lokal- 
ausstellung, wo  sie  von 

einem  Privatgärtner 
ausgestellt  waren  und 
durch  die  großen  Dol- 
den und  Blüten  die 
Aufmerksamkeit  erreg- 
ten, gesehen  und  er- 
worben. 

B.  gigantea  clegans 
soll  einer  Kreuzung  von 
B.  schar ffiana  und  pic- 
Inviejisis  entstammen. 
Sie  ähnelt  der  ersteren 
Art  im  Habitus  und  ist 
sehr  kräftig  und  buschig 
gebaut ;  selbst  ältere 
Pflanzen  zeigen  diesen 
gedrungenen  Wuchs,der 
z.  B.  der   anderen,  am 


Anmerkung  des  Ver- 
fa.ssers:  Ähnliche  Begonien 
wurden  in  der  Keviie  hor- 
ticole  von  1899  unter  dem 
Namen  B.  hybrida  „lAger- 
Ligneau"  und  Jahrg.  1897 
als  B.  Wiaudi  beschrieben. 
Es  ist  möglich,  daß  unsere 
B.  gigantea  elegans  von  der 
ersteren  abstammt,  da  diese 
sehr  variabel  sein  soll  oder 
aber  mit  einer  der  beiden 
identisch  ist. 

18 


Die  Gartenwelt. 


IX,  18 


meisten  hekmmXen  schar ffiana-Rjhnde,  der  B.  Crcdneri 
nicht  eigen  ist. 

Die  Blätter  sind  groß,  die  Unterseite  ist  dunkelrot 
und  stark  behaart,  die  Oberseite  olivgrün,  mit  weißlichen 
dichtstehenden  Haaren  bedeckt;  auch  Blatt-  und  Blüteu- 
stiele  haben  diese  starke  Behaarung.  Die  Blütenstiele 
sind  sehr  kräftig,  bis  10  mm  im  Durchmesser  und  sind 
oben  in  zwei  Hauptäste  verzweigt,  sie  erheben  sich  frei 
über  das  Blattwerk.  Die  in  einer  Trugdolde  angeordneten 
Blüten  sitzen  sehr  dicht  und  sind  von  bedeutender 
Größe.  In  der  Entwicklung  gleicht  die  Blütendolde 
einem  Ball  und  erhält  ein  eigenartig  fesselndes  Aussehen 
dadurch,  daß  die  Rückseite  der  Blumenblätter  mit 
leuchtend  roten  Haaren  ziemlich  reich  besetzt  ist,  die 
mit  dem  milchweißen  Ton  des  Blumenblattes  einen 
reizenden  Gegensatz  bilden.  Die  offene  Blüte  ist  weiß 
mit  zartrosa  Anflug, 
die  zwei  äußeren  Blätt- 
chen der  Blüte  sind  sehr 
groß,  bis  4  cm  lang  und 
3  cm  breit,  die  zwei 
inneren  sehr  schmal  und 
etwas  kürzer.  Diese 
Größe  erreichen  nur  die 
männlichen  Blumen,  die 
weiblichen  bleiben  klein 
und  unansehnlich. 

Wir  sprachen  vor- 
hin von  Beg.  Credneri, 

einer  Kreuzung 
zwischen  scharffiana  X 
metalliea;  von  dieser 
Hybride  besitzen  wir 
eine  niedrig  wachsende 
Form,  die  B.  Crediurt 
cowpacto,  welche  seiner- 
zeit von  derFirma  Ernst 
Benary  in  Erfurt  ver- 
breitet wurde  und  wegen 
des    sehr    gedrungenen 

Wuchses  Erwähnung  verdient.  Aus  der  beigegebenen 
Abbildung  ist  dies  deutlich  zu  ersehen,  so  daß  sich  eine 
eingehende  Besprechung  erübrigt,  umsomehr,  als  Ver- 
schiedenheiten   anderer    Art    nicht    vorhanden  sind. 

Bei  dieser  Gelegenheit  sei  noch  auf  einige  reich 
und  willig  blühende  Begonien  für  das  temperierte  Haus 
hingewiesen.  Begonia  inearnata  perfecta  robusta  ist  eine 
amerikanische  Einführung  und  wurde  1897  von  der  Firma 
W.  Pfitzer  in  Stuttgart  bezogen.  Die  Pflanze  ähnelt 
sehr  der  B.  cocciiiea  (B.  corallirui  hört.),  unterscheidet 
sich  von  ihr  aber  hauptsächlich  durch  die  rosenrote 
Blütenfarbe,  die  zu  dem  schönen  Grün  der  Blätter  vor- 
züglich paßt.  Was  den  Begonien  dieser  Art  einen  be- 
sonderen Reiz  verleiht,  ist  der  Umstand,  daß  die  Samen- 
kapseln dieselbe  schöne  Färbung  haben  wie  die  Blüten, 
die  bedeutend  größer  sind  als  l)ei  B.  inmrnata. 


Im  Palmengartei 


Begonia  ridnifoUa  ivehleana  ist  eine  Pflanze  mit 
mächtigen  dunkelgrünen  unregelmäßig  gelappten  Blättern, 
die  unterseits  purpurrot  sind.  Von  vollendeter  Schönheit 
ist  diese  Varietät  zur  Zeit  der  Blüte.  Auf  einem  meter- 
hohen Bltitenschaft  ist  eine  große  Menge  von  zart  rosa- 
farbenen Blüten  in  verästelten  Dolden  angeordnet;  die 
Blüten  sind  zwar  nicht  groß,  wirken  aber  durch  die 
Masse  und  die  gefällige  leichte  Anordnung.  Die  Blüten- 
stände sind  außerdem  von  sehr  langer  Dauer  —  unsere 
Pflanze  blüht  beinahe  drei  Monate  mit  zwei  Blüten- 
schäften — .  weshalb  diese  Begonie  ein  Schmuckstück 
ersten  Ranges  für  das  temperierte  Haus  darstellt. 

Ebenso   reizend    zur    Blütezeit    ist    die    sogenannte 
Manschetten -Begonie,  B.  manicata.     Die    Blätter   haben 
an  den  Nerven  unterseits  zurückgebogene  purpurfarbene 
Schuppen,  die  namentlich  an  dem  Blattstiel  in  mehreren 
Ringen  manschetten- 
artig  angeordnet   sind. 
Die  Blätter  sind  ober- 
seits  kahl  und  glänzend 
'lunkelgrün.     Die  zahl- 
reich   erscheinenden 
Blütenstiele  werden  ca. 
40  cm  hoch  und  tragen 
eine  große  Menge  rosen- 
roter Blütcheu,  die  auf 

dem  dunkelgrünen 
Laubgrund  außerordent- 
lich zierend  wirken. 
Diese  Art  ist  ein  sehr 
empfehlenswerter  Win- 
terblüher. 

Über  die  Kultur 
dieser  Begonien  etwas 
zu  sagen,  ist  eigentlich 
überflüssig^  jedoch  sei 
noch  besonders  darauf 
hingewiesen,  daß  nur 
gutgezogene,  kräf- 
tige Pflanzen  imstande 
id,  vollkommene  und  schöne  Blumen  hervorzubringen. 


„Adolf  Wenzel",  eine  empfehlenswerte 
Fnchsienneuheit. 

Von  H.  Eicke,   Stadtgärtnerei,  Frankfurt  a.  M. 
{Hierzu  eine  Abbildung.) 

W  as  im  Verlauf  der  letzten  Jahre  an  guten  marktfähigen 
Fuchsienneuheiten  dem  Handel  übergeben  wurde,  z.  B.  Fuchsie 
„FVau  Josephine  Frankenfeld'' ,  ,,AndenIcen  an  Heinrich 
Henkel",  „Gruß  aus  dem  Bodetat'  etc.,  wird  die  in  diesem 
Jahre  erscheinende  Sorte  „Adolf  Wenzel"  weit  übertreffen. 

Die  Sorte  entstand  schon  vor  Jahren  bei  dem  Frankfurter 
Handelsgärtner  Jean  Wenzel,  der  sie  neben  allen  anderen 
neuen  Marktsorten  als  seine  gangbarste  Sorte  mit  den  besten 
Erfolgen  zieht.     Im  vorigen  Jahre  wurde  ich  auf  diese  Sorte 


IX,  18 


Die  Gartenwelt. 


207 


aufmerksam  und  nahm  sie  in  Kultur;  die  Erfolge  fielen  über 
Erwarten  gut  aus,  wie  beistehende  photographische  Aufnahme 
erkennen  läßt.  Diese  Stämmchen,  von  1  m  bis  1,20  m  Höhe, 
standen  zur  Zeit  der  Aufnahme  bereits  zum  zweiten  Male  in 
Blüte  und  hatten  schon  einmal  zur  Ausschmückung  der 
hiesigen  Anlagen  mit  etwa  70  gleich  schönen  Pflanzen  der- 
selben Sorte  gedient. 

Wie  groß  der  Blütenreichtum  und  wie  üppig  das  Wachs- 
tum ist,  kann  man  an  der  Aufnahme  sehr  wohl  erkennen, 
letzteres    wird   noch   durch    die   Tatsache    bekräftigt,    daß    die 

Stämmchen  aus 
Junistecklingen  im 
Vorjahre  herange- 
zogen wurden  und 
zur  Zeit  der  Auf- 
nahme gerade  ein 
Jahr  alt  waren.    Die 

Belaubung  ist 
äußerst  üppig  und 
von  saftgrüner  Fär- 
bung, wovon  sich 
die  herrlichen  sehr 
großen  Blumen  mit 
leuchtend  korallen- 
roten langen  Se- 
palen  und  purpur- 
violetten Corollen 
äußerst  vorteilhaft 
abheben.   Fast  noch 

schöner  präsen- 
tieren sich  die  kurz 
vor  dem  Aufblühen 
stehenden  Knospen 
von  ca.  7  cm  Länge, 
von  einem  ebenso- 
iangen  Stiel  ge- 
tragen. Blüten  und 
Knospen  erscheinen 
an  den  einzelnen 
Trieben  so  zahl- 
reich, was  nament- 
lich bei  älteren 
Pflanzen  der  Fall 
ist,  daß  das  Laub 
fast  vollständig  verdeckt  wird.  Im  Verlauf  dieses  Sommers 
konnte  ich  beobachten,  daß  die  Pflanzen  nach  jedem  reichen 
Flor  mit  Trieb  und  Knospenansatz  stets  kräftig  wieder  ein- 
setzten, was  bei  den  meisten  danebenstehenden  Sorten  nicht 
in  dem  Maße  der  Fall  war. 

Ich  bin  fest  überzeugt,  daß  diese  Sorte  sich  in  kurzer 
Zeit  einen  dauernden  Platz  unter  den  Markt-  und  Gruppen- 
pflanzen erringen  wird. 

Chrysanthemum. 

Das  veilchenblaue  Chrysanthemum 
„Souvenir  de  Madame  Der". 

Von  Albin  Etzold,  Hoflieferant,  Altenburg,  S.-A. 

Ochon  im  Herbst  1903  verbreitete  sich  die  Kunde,  daß  es  ein 
blaues  Chrysanthemum  gäbe.  Dies  schien  mir  zwar  eine  Fabel  zu 
sein,   doch   bemühte    ich  mich,   in    den    Besitz   der    neuen   Sorte   zu 


gelangen.  Ich  durchsuchte  alle  mir  zugesandten  neuen  Chrysanthemum- 
listen  und  schließlich  fand  ich  „Souv.  de  Mad.  Dor",  als  einzige 
Sorte,  die  veilchenbläu  blühen  sollte.  Da  ich  nun  dieser  Behauptung 
gpgenüber  sehr  nüßtrauisch  war,  vertröstete  ich  mich  bis  auf  die 
Blütezeit  und  war  nicht  wenig  erstaunt  als  die  ersten  Blumen  ein 
dunliles  Karminrot  zeigten.  Aber  wir  haben  doch  wenigstens  einen 
blauen  Schimmer  im  Chrysanthemum,  denn  die  dunkellcarminroten 
Blumenblätter  sind  mit  einem  blauen  Hauch  überzogen,  was  die 
Chrysanthemumzüchter  in  die  größte  Hoffnung  versetzt,  bald  ein 
wirklich  blaues  zu  züchten.  ,,Souv.  de  Mad.  Dor"  bringt  übermäßig 
große,  dichtgefüllte   Blumen;  die  Blumenblätter  smd  auf  der  Rück- 


der  Stadtgär 


Fuchsia  hybrida  „Adolf  Wenzel". 

zu  Frankfurt  a.  IVI.  für  die  „Gartenwelt"  photogr. 


aufgenommen. 


Seite  silbergrau  und  das  wesentlichste  ist  bei  dieser  Sorte,  daß  sie 
sich  überaus  lange  hält,  ohne  fleckig  zu  werden.  Bei  mir  haben  die 
Blumen  etwa  sechs  Wochen  geblüht  und  konnten  dann  noch  zur 
Binderei  verwendet  werden,  was  sich  bei  einer  andern  Sorte 
gewöhnUch  nicht  erreichen  läßt. 


Landschaftsgärtnerei.'" 
Ist  die  Gartenkunst  rückständig? 

JJie  Überzeugung  von  der  Rückständigkeit  der"  Garten- 
kunst, die  in  der  Architektenschaft  umgeht,  haben  einige  Fach- 
genossen sich  zu  eigen  gemacht  und  suchen  nun  sich  und 
anderen  eine  Moderne  zu  kombinieren  aus  der  Modifizierung 
einzelner  allzuoft  gesehener  Detaildispositionen  des  Parkgartens 
und  aus  von  Außenstehenden  entworfenen  regelmäßigen 
Hausgärten  und  Schmuckplätzen.  Den  eingestandenen  Grund, 
nicht  rückständig  zu  erscheinen  den  übrigen  Künsten  gegen- 


208 


Die  Gartenwelt. 


IX,  18 


über,  könnte  man  bedingungslos  gelten  lassen,  wenn  man 
in  der  Moderne  eine  Mode  erblickt.  Das  ist  sie  aber  nicht, 
auch  kein  Stil,  sondern  ein  nengefundenes  Kvmstprinzip,  das 
in  Gegensatz  tritt  zu  dem  in  der  Antike  wurzelnden  Prinzip 
der  gebundenen  Form  und  der  akademischen  Proportions- 
lehren und  nicht  dessen  Fortentwickelung  bedeutet.  Es  ist 
recht  wohl  möglich  und  sogar  wahrscheinlich,  daß  neben 
dem  modernen  Prinzip  das  alte  weiter  prosperiert;  denn  so 
ausgebeutet  ist  trotz  allem  noch  nicht  sein  Gebiet,  daß  nicht 
ein  begnadeter  Künstler  noch  Neues  und  Eigenartiges  darin  zu 
geben  vermöchte.  Aber  das  große  Heer  der  Künstler  wird 
bei  der  Fülle  des  bereits  Geschaffenen  immer  wieder  in  Nach= 
ahraung  verfallen;  und  mit  Recht  registriert  Albin  Schultz  i) 
den  grimmigen  Ausspruch,  die  Kunst  werde  nie  wieder  etwas 
Tüchtiges  hervorzubringen  imstande  sein,  wenn  nicht  alle 
Museen  und  Gemäldegalerien  verbrannt  würden.  Das  war 
vor  dem  Erstarken  der  Moderne,  die  es  jetzt  jedem  Künstler 
ermöglicht,  aus  sich  heraus  zu  schöpfen,  nicht  behindert 
durch  Regeln,  Vorbilder  und  kunsthistorische  Wissenschaft. 
Ob  in  einer  späteren  Zeit  Normen  und  Lehren  je  die  Be- 
deutung erlangen  werden,  die  ihnen  in  der  alten  Kunst 
zukommt,  erscheint  zweifelhaft,  doch  sind  jetzt,  nach  annähernd 
zwei  Dezennien  immerhin  einige  Forderungen  schon  zur 
Anerkennung  gelangt.  In  der  uns  zunächst  interessierenden 
räumlichen  Kunst  sind  das:  Werkgerechtigkeit  und  Zweck- 
mäßigkeit; und  sie  beeinflussen  die  freie  Gestaltung  derart, 
dass  jene  darunter  vielfach  nicht  mehr  klar  als  das  Wesent- 
liche erkannt  wird.  Dem  ist  J.  P.  G  r  o  ß  m  a  n  n  -)  zum 
Opfer  gefallen,  der  in  der  Moderne  nur  die  Fortentwicklung 
und  Neueinkleidung  des  bewährten  Alten  zu  erblicken  ver- 
mag. —  Meyer  und  Ries 3)  sehen  dagegen  gerade  in  den 
Äußerlichkeiten  der  modernen  Ornamentik  die  Quintessenz  der 
Moderne,  die  sie  im  Garten  nachzuahmen  trachten.  Von 
Werkgerechtigkeit  kann  dabei  naturgemäß  so  wenig  die  Rede 
sein  wie  ron  eigentlich  freiem  Schaffen.  —  C.  K.  Schneider 
hantiert  mit  dem  „Brandpfeil  der  Sezession"  und  wer  ihm 
seine  Feststellung  „Denn  die  Gartenkunst  ist  rückständig"  ■*) 
nicht  aufs  Wort  glaubt,  der  begibt  sich  in  die  Gefahr,  mit 
mir  über  einen  Kamm  geschoren  zu  werden.  —  Pietzner^) 
fühlt  sich  von  diesem  Schneiderschen  Ausspruch  gefesselt, 
„denn  wo  nichts  mehr  zu  erstreben  ist,  hört  die  Entwicklung 
auf".  —  Wenn  es  nun  nicht  gelingen  sollte,  eine  Kunst 
nachzuweisen,  in  der  es  nichts  mehr  zu  erstreben  gibt  und 
die  daher  der  Makel  der  Rückständigkeit  nicht  trifft,  gegen 
wen  sind  wir  dann  rückständig? 

Daß  wir  die  Kunstrevolution  der  letzten  Jahre  nicht  mit- 
machen konnten,  liegt  darin  begründet,  daß  diese  Bewegung 
bei  uns  weit  früher  eintrat  und  längst  in  ruhigen  Bahnen 
sich  bewegt.  Deshalb  sind  wir  außer  Stande,  Werke  zu 
planen,  „die  hier  begeisterte  Zustimmung,  dort  leidenschaft- 
lichen Widerspruch  hervorrufen",  wie  Trip  das  verlangt,  des- 
halb wird  sich  auch  weiter  die  Zeitschriften-Literatur  „fast 
niemals  unserer  neuen  Parkschöpfungen  annehmen".  Die 
große   Zeit    des  Werdens   ist   vorüber.      Im    18.  Jahrhundert 


')  Albin  Schultz,  Kunst-  und  Kunstgeschichte,  Leipzig  l  G.  Freytag), 
1890. 

')  Großniann.  Die  Moderne  in  der  Gartenkunst,  Gartenwelt, 
IX.  Jahrgang,  S.  7. 

')  Meyer-Ries.  Die  Gartenkunst  in  Wort  und  Bild.  Leipzig, 
(Carl  Scholtze)  1904.  —  Einleitung. 

')  Schneider.  Deutsche  Gartengestaltung  und  Kunst.  Leipzig, 
(Carl  Scholtze)  1904.  —  Einleitung. 

')  Bücherschau  in  der  ,,Gartenkunst".     Band  VI,  S.  100. 


aber  hat  ein  Kampf  gewogt  und  in  der  zeitgenössischen 
Literatur  sich  widergespiegelt,  wie  er  nie  vordem  eines 
Kunstprinzips  wegen  ausgefochten  wurde.  —  Trip  führt  die 
Kritiklosigkeit  des  Publikums  und  die  erbarmmigslose  Kritik 
einseitiger  Ästhetiker  als  Beweise  der  Rückständigkeit  an. 
Einem  begeisterten  Neuerer  mag  das  genug  sein,  der  Zweifler 
wird  dadurch  nicht  überzeugt. 

Trips  Münchener  Programm  verliert  nichts  von  seiner 
hohen  Bedeutung,  wenn  man  den  auf  die  .Moderne  bezüg- 
lichen Wendungen  lediglich  rhetorischen  Wert  beimißt, 
denn  Fortschritt  und  Moderne  sind  nicht  kongruent.  Fort- 
schreiten soll  und  wird  unsere  Kunst  und  jede  Anregung 
dazu  sei  willkommen.  Aber  das  seit  anderthalb  Jahrhunderten 
geübte  freie  Prinzip  kann  sie  nicht  von  neuem  entdecken. 
Detaildispositionen  dafür  auszugeben,  wäre  Überhebung.  Groß- 
mann') klammert  sich  an  das  Schlagwort  Proportion.  — 
Was  sind  denn  gute  Verhältnisse?  Wir  können  sie  nicht 
konstruktiv  ermitteln  trotz  Hogarth  und  Bochenek.  Und 
das  ist  gut.  Wie  Großmann  aber  gegen  badewannengroße 
Teiche  und  ähnliche  Spielereien,  die  in  der  ersten  Ent- 
wiekelung  unserer  Kunst  schon  als  solche  erkannt  wurden, 
die  Moderne  anzurufen  für  nötig  finden  kann,  erscheint  ebenso 
ungeklärt,  wie  er  Meyer,  wenn  auch  indirekt,  dafür  ver- 
antwortlich zu  machen  versucht.  Auch  die  Propaganda  für 
die  Nutzgärtnerei  im  Hausgarten  verfehlt  den  Zweck,  denn 
die  penible  Hoehkultur  macht  den  Garten  nicht  wohnlicher 
als  es  der  verlästerte  naturalistische  Schaugarten  ist,  auf 
dessen  eckenlosen  Wegen  der  dem  Zimmer  Entfliehende  sich 
frei  bewegen  kann ,  und  dessen  wohlgepflegter  Rasen  das 
gelegentliche  Betreten  oder  selbst  einmal  Lagern  dui'chaus 
nicht  übel  nimmt.  Überflüssig  ist  der  übrigens  oft  anzutreffende 
Hinweis  auf  das  mäßige  Bildungsniveau  unserer  Landschafts- 
gärtner; es  wäre  besser,  ihnen  gute  Vorbilder  zu  stellen. 
Beseitigen  läßt  sich  die  handwerksmäßige  Ausübung  nicht, 
denn  auf  anderen  Gebieten  ist  der  Abstand  vom  größten 
Künstler  bis  zum  letzten  Pfuscher  nicht  geringer.  Die 
gesellschaftliche  Stellung  des  fähigen  und  erfolgreichen  Garten- 
künstlers hat  sich  ständig  gehoben;  ob  es  geraten  erscheint, 
den  andern  durch  Examina  und  Diplome  zu  helfen,  braucht 
hier  nicht  erörtert  zu  werden,  denn  mit  der  Förderung  der 
Kunst  des  Gartens  als  solcher  hat  es  so  wenig  gemein,  wie 
mit  der  Notwendigkeit  der  Moderne. 

Die  Rückständigkeit  der  Architektur  ist  so  alt  wie  die 
an  Erfolgen  reiche  Geschichte  der  Landschaftskunst,  denn 
der  Baroekgarten  wurde  vom  Parkgarten  verdrängt,  der 
Barockbau  starb  an  Entkräftung.  Seitdem  hat  man,  um  die 
Lücke  zu  füllen,  die  historischen  Stile  zu  beleben  versucht 
und  damit  wohl  einzelne  Erfolge  erzielt,  nicht  aber  eine 
volkstümliche  Bauweise  geschaffen.  Jetzt  ist  in  der  gruppierten 
Anlage  und  im  unsymmetrischen  Fassadenriß  endlich  das 
freie  Prinzip  zum  Durchbruch  gelangt.  Gleichzeitig  rüttelt 
man  im  Städtebau  an  dem  allgewaltigen  Diagonalsystera, 
plädiert  für  krumme  und  selbst  winkelige  Straßen,  für 
malerische  Anlage  statt  der  herkömmlichen  Reißbrettarbeit. 
Und  den  freien  Garten,  in  dem  alles  das  gegeben  ist,  was 
anderswo  erstrebt  wird,  möchte  man  zurückführen  auf  den 
alten  akademiscli-geometrischen  Grundriß!  Das  ist  nicht 
Logik,  sondern  Marotte.     Diese  Art  der  Gärten  verblüfft  mit 


')  Es  ist  interessant,  die  Großmannsche  Arbeit  „Die  Moderne 
i.  d.  G."  mit  seiner  früheren  „Architekt  und  Gärtner"  (Gartonwelt 
VI,  S.  599)  zu  vergleichen.  Heute  liest  man  „Kommt  helft  uns", 
vordem  „Schuster  bleib   bei   deinem   Leisten".     Ja  ja,  die   Moderne. 


IX,  18 


Die  Gartenwelt. 


209 


ihrem  inneren  Widerspruch  gegen  die  freigruppierte  Haus- 
siliiouette  den  Laien  (vor  einem  regelmäßigen  Hause  würde 
er  sie  langweilig  finden);  und  das  unverstandene  Gerede 
von  der  Moderne  läßt  ihn  um  so  mehr  daran  Geschmack 
finden,  als  die  Wortführer  sich  dieser  Wandlung  der  Belle- 
tristik bemächtigt  haiien. 

Nicht  ,,Los  von  der  Schablone"  lautet  der  Wahlspruch 
der  Moderne,  sondern  „Los  von  der  Antike  und  ihrer  Des- 
zendenz". Wollten  wir  die  Begriffe  von  Klassik,  Stil  und 
Schule  unter  das  Schlagwort  Schablone  bringen,  dann  hieße 
das  die  Künstlerschaft  der  alten  Meister  anzweifeln. 

Im  Garten  hat  die  aus  der  Antike  heraus  entwickelte 
Art  der  Gestaltung  längst  einer  Moderne  das  Feld  geräumt. 
Einer  Neubelebiing  dieses  zurückgedrängten  regelmäßigen 
Gartens  durch  Anregungen  aus 
dem  Gebiete  der  modernen  Orna- 
mentik und  Dekoration  können 
wir  uns  nur  sympathisch  gegen- 
überstellen, sobald  wieder  Häuser 
gebaut  werden  von  regelmäßigem 
Grund-  und  Aufriß.  Das  wird 
indessen  so  bald  nicht  geschehen, 
denn  noch  gärt  es  in  der  Bau- 
kunst und  die  ruhige  (fast  zu 
ruhige)  Abgeklärtheit,  welche  im 
Gebiete  der  einst  so  revolu- 
tionären Gartenkunst  obwaltet, 
wird  lange  noch  auf  sich  warten 
lassen.  Aber  trotz  des  Vorsprunges, 
den  uns  die  Geschichte  ließ, 
dürfen  wir  „gewißlich ')  nicht  auf 
den  Lorbeeren  ausruhen",  wie  ich 
schon  früher  einmal  betonte;  \mä 
von  Lange,  Trip  und  anderen  sind 
uns  die  nächsten  Ziele  gewies'i 
Mögen  einzelne  dieser  Vorschlag- 
sich  nachdem  wirklich  als  ver- 
fehlt herausstellen,  so  ist  ein  Sehn  I  '< 
übers  Ziel  hinaus  oder  daran 
vorbei  immer  noch  besser  al- 
selbstgenügsam  die  Flinte  am 
Nagel  zu  belassen.  In  der  Reg- 
samkeit können  wir  von  den 
modernen  Künstlern  lernen.  Für 
die  Fortentwicklung  der  land- 
schaftliehen Kunst  aber  sind  wir 
auf  uns  allein  angewiesen  und  können  die  Ergebnisse  aus 
anderen  Kunstgebieten  nicht  verwerten. 2)  Die  Entstehung  der 
Landschaftsgärtnerei  stellt  die  Moderne  in  der  Gartenkunst  dar. 
Einer  nachhinkenden  Moderne  bedürfen  wir  nicht.      Krone. 


kirschrote  Färbung    haben    uud    sehr  wohlriechend    sein.     Die  Sorte 
wird  als  Winterblüheria  vielleicht  eine  große  Zukunft  haben. 


Picea 

Vom  Verfasser  für  die  „Ga; 


Rosen. 


„Cherry  Ripe",  reife  Kirsche,  heißt  eine  neue  Teerose,  ein 
Sämling  von  .,Mrs.  W.  J.  Oiant'\  die  von  der  Firnia  Paul  &  Son, 
Cbeshunt,    in    den  Handel  gebracht    wird.     Die    Blumen    sollen  eine 

')  In  einer  Gegenäußerung  (Gartenwelt,  Lfd.  Jahrg.  S.  60) 
steht  irrtümlich  gewöhnlich  zu  lesen.  Meine  Auffassung  von  der 
besonderen  Art,  in  der  Schneider  Gegner  zitiert,  wird  durch  das 
unterlassen  einer  Berichtigung  nicht  verbessert. 

')  Für  Ausnahmen  und  alles  Nähere  sei  auf  meine  Arbeit 
„Moderne  und  Gartenkunst",  Gartenwelt  VI,  S.  186,  verwiesen. 


Koniferen. 

Picoa  viiiiinalis  Hort, 
in  (l((r  kgl.  Garteiibaii-Lehranstalt  zu  Budapest. 

Von  Karl  Rade,  Staatsobergärtner  in  Budapest. 

___  (Hierxu  eine  Abbildung.) 

VV  eniger  schön,  aber  desto    interessanter  ist  die   untenstehend 

abgebildete   Picea  excelsa  Zk.  var.  viminalis  Casp.,   die  sogenannte 

schwedische   Hängefichte.     Diese   Ficlite   zeichnet  sich   hauptsächlich 

durch  ihre  meterlangen   unverzweigten  Triebe  aus,  wodurch  sie 

aligemein  auffällt  und   die  Aufmerksamkeit  eines  Jeden  auf  sich  zieht. 

In  unserm   mehrere   hundert  Sorten 

zählenden  Koniferen-Sortiment  bildet 

die  scbwedische  Hängefichte  stets  die 

Zielscheibe,  die  schon  von  weitem  aller 

Augen  Pfeile  auf  sich  lenkt,  was  mich 

veranlaßte,denfreundlichen  Lesernein 

Bild  davon  vor  Augen  zu  fübren.  Der 

daneben     stehende,    hochgewachsene 

junge   Mann    gibt   Zeugnis    von    der 

Länge  der  unverzweigten  Triebe 

Bemerken  möchte  ich,  daß  die 
Fichte  angepfählt  ist,  weil  sie  vor 
zwei  Jahren  verpflanzt  wurde,  da  sie 
früher  zu  nahe  am  Wege  stand.  Als 
junger  Baum  zeigt  sie  gegenwärtig 
allerdings  nicht  viel,  verspricht  aber 
mit  jedem  Jahre  interessanter  zu 
werden.  Wie  Beißner  sagt,  soll  sie 
Ijinne  für  einen  Bastard  zwischen 
Picea  und  Pinus  gehalten  haben. 

x,^  Nachschrift  der  Redaktion. 

<i!^H^er  '%V  Die  beistehende  Abbildung  der  schwe- 

'V^^^te^        X'.^!"^          dischen   Hängefichte   ist  in  mancher 
^W    ^^Ca,         ^'    .  I         Hinsicht    beachtenswert.      Sie    zeigt 
nämlich    eine    recht    deutliche    Ab- 
^  W    '.•*<' T'!         weichung    der    var.    viminalis    zur 

8ks-    '-'*W  ■     I         rirgata-     oder    Schlangenform    und 

man  könnte  sogar  vermuten,  das 
Bild  einer  Schlangeafichte  vor  sich 
zu  haben.  Da  ist  es  interessant  hier 
y^'iSIWijiiaiKä^l  einen  Ahschnitt  zu  zitieren  aus  einem 
Artikel  des  Herrn  Kgl.  Garten- 
inspektors B  e  i  ß  n  e  r  ün  d  ritten  Jahr- 
gang, Seite  433,  der  über  die  H  ä  n  g  e  - 
flehten  im  Park  zu  Keinhardsbrunn  handelt  und  der  durch  3 
Sehr  gute  Abbildungen  unterstützt  wird.  Beißner  sagt  dort  u.  a.:  ,.Die 
als  eigentümliche  Sämlinge  an  verschiedenen  Orten  durch  Knospen- 
variation entstandenen  abweichenden  Pflanzen  können  nun  verschieden 
gebildet  sein,  also  voller,  dichter  und  schöner,  oder  magerer  und  un- 
schön bezweigt  (wie  die  hier  abgebildete.  Red.)  vorkommen.  Danach 
ist  auch,  je  nach  den  Individuen,  der  dekorative  Wert  ein  verschie- 
dener. Um  die  schönsten  Formen  in  ihren  Eigentümlichkeiten  sicher 
zu  erhalten,  bleibt  also  nur  Vermehrung  durch  Veredlung  auf  die 
gemeine  Fichte,  die  Stammform.  —  Bei  diesen  eigentümlichen  Säm- 
lingen kommen  nun  Zwischenformen  vor,  einerseits  zwischen  der 
Hängefichte  (viminalis)  zur  Ruten-  oder  Schlangenfichte  (virgata)  und 
anderseits  zur  normalen  Stammform.  Dies  betont  zumal  Prof.  Fries 
in  Upsala.  Ja,  dereelbe  Baum  kann  in  der  Jugend  die  Form 
virgata,  im  Alter  dagegen  die  Form  riminalis  darstellen.  Nach  Graf 
Berg  kommen  auch  beide  Typen  auf  demselben  Baume  vor.-' 


Die  Gartenwelt. 


IX,  18 


Blumentreiberei. 
Aus  Hamburger  Treibgärtiiereieii. 

Vom  Herausgeber. 
I. 

Unter  den  Städten,  die  ich  mit  Vorliebe  gelegentlich 
besuche,  rangiert  Hamburg  mit  an  erster  Stelle.  Seine  herrliche 
Lage,  sein  berühmter  Hafen,  seine  betriebsamen,  gastlichen 
Bewohner  und  nicht  zum  wenigsten  seine  herrlichen  Gärten 
und  Gärtnereien  sind  es,  die  immer  wieder  erneute  An- 
ziehungskraft auf  mich  nnd  wohl  auch  auf  jeden  anderen 
Menschen  ausüben,  der  Verständnis  füi-  den  Pulssclüag  der 
Zeit  hat.  Zur  Abwechslung  habe  ich  mir  einmal  den  Winter 
zur  Fahrt  nach  Hamburg  ausersehen.  Winterlich  wars  nicht, 
aber  gewaltige  Stürme  peitschten  den  schier  endlos  nieder- 
gehenden Eegen.  Hunderte  und  Tausende  von  Möven  be- 
lebten das  Alsterbassin  und  spielten  sich,  ohne  dem  hastenden 
Leben  ringsum  Beachtung  zu  schenken,  als  Herren  der  Situation 
auf.  Diese  Wintergäste  verleihen  dem  Jungfernstieg  und  seiner 
Umgebung  ein  ganz  eigenartiges  Gepräge;  sie  sind  die  Lieb- 
linge der  Hamburger,  ähnlich  wie  die  Möven  der  Limmat  die 
Lieblinge  der  Züricher  sind. 

Hamburg  ist  nicht  nur  eine  der  größten  Handelsstädte 
des  Erdkreises,  sondern  gehört  auch  zu  den  reichsten 
Städten,  wenn  es  auch  in  dieser  Beziehung  im  Reiche  erst 
an  dritter  Stelle  steht,  nachdem  Charlottenburg  in  bezug  auf 
die  Steuerkraft  seiner  Bewohner  an  die  erste  Stelle  empor- 
gerückt ist.  Armut  und  Reichtum  wohnen  in  der  freien 
Hansestadt  dicht  beisammen.  Daß  die  Reichen  neben  der 
Arbeit  auch  dem  Lebensgenüsse  nicht  abgeneigt  sind,  wird 
durch  die  zahlreichen  Delikatessengeschäfte,  die  mit  den 
köstlichsten  Früchten  des  Südens  ausgestattet  sind,  durch  den 
gewaltigen  Wein-Import  und  unter  anderen  auch  durch  die 
vornehmen  Blumensalons  auch  äußerlich  in  sprechender  Weise 
illustriert.  Die  Hamburger  Blumengeschäfte  haben  fast  durcli- 
weg  einen  vornehmen  Anstrich.  Im  Verhältnis  zur  Ein- 
wohnerzahl stehen  sie  Berlin  gegenüber,  das  mit  Bluraen- 
handlungen  mehr  als  überreich  gesegnet  ist,  au  Zahl  nach, 
in  manchen  Stadtteilen  sind  sie  spärlich,  gelegentlich  findet 
man  aber  auch  ihrer  zwei  dicht  nebeneinander  liegend.  Man 
kann  dann  immer  annehmen,  daß  die  Liebenswürdigkeit  und 
Anhänglichkeit  eines  Kollegen  an  den  anderen  bewirkt  hat, 
sich  gerade  dort  anzusiedeln,  wo  vielleicht  der  zuerst  ansässig  seit 
Jahrzehnten  sein  gutes  Auskommen  gefunden  hat,  mit  dem 
stillen  Wunsche,  ihm  nun  etwas  von  seinem  Erwerb  abzu- 
nehmen, um  ihn  zu  „entlasten".  Neben  Maiblumen,  Flieder 
und  Calla  herrschten  allenthalben  in  den  Blumenhandlungen 
italienische,  bezw.  südfranzösische  Importblumen  vor,  denn 
die  großen  Hamburgischen  Blumengeschäfte  sind  auch  heute 
noch  auf  den  Bezug  aus  dem  Auslande  und  aus  anderen 
Orten  des  Reichs  angewiesen.  Wohl  ist  es  allgemein  bekannt, 
daß  in  Hamburg  in  der  Wintertreiberei  ganz  Hervorragendes 
geleistet  wird,  denn  die  Hamburger  Rosentreibereien  waren 
vorbildlich  für  das  ganze  Deutsche  Reich  und  die  zuerst  von 
den  dortigen  Treibgärtnern  festgestellten  besten  Treibsorten 
werden  auch  heute  noch  allenthalben  gewürdigt.  Aber  in 
Hamburg  befaßt  man  sich  nicht  mit  der  frühesten  Rosen- 
treiberei. Die  ersten  Teibrosen  kommen  dort  günstigenfalls 
Anfang  Februar  auf  den  Markt,  noch  später  aber  in  einem 
Winter,  der  im  Dezember  so  sonnenlos  wie  der  gegenwärtige  war. 
Wie  überall,  so  haben  sich  auch  in  Hamburg  die  Gärtnereien 


mehr  und  mehr  spezialisiert  und  auch  die  Treib-  und 
Schnittblumengärtnereien  haben  sich  Spezialgebieten  zugewandt. 
Einer  treibt  vorzugsweis  Flieder,  ein  zweiter  vorzugsweise 
Maiblumen,  ein  dritter  nur  Calla  u.  s.  f.  Für  diese  teilweise 
in  bedeutendem  Umfang  betriebenen  Spezialtreibereien  bietet 
Hamburg  kein  ausreichendes  Absatzfeld.  Nur  wenige  arbeiten 
vorzugsweise  für  das  Platzgeschäft,  andere  setzen  nur  die 
geringeren  Qualitäten  am  Orte  selbst  ab.  In  der  Hauptsache 
wird  Versand  und  selbst  Export  betrieben. 

Unter  den  Spezialisten  der  Maiblumen  trei  b  erei 
nimmt  die  altbekannte  Firma  E.  Neubert  in  Wandsbek,  die 
sich  jetzt  schon  durch  drei  Generationen  im  Besitze  der  Familie 
befindet,  die  erste  Stelle  ein.  Herr  Woldemar  Neubert, 
der  gegenwärtige  Inhaber,  hat  das  Maibluinengeschäft  auf 
eine  ungeahnte  Höhe  gebracht  und  die  Neubertschen  Mai- 
blumenkulturen und  Treibereien  sind  die  größten  im  Reiche. 
Von  drei  Gewächshäusern  von  beträchtlicher  Größe  sind  zwei 
ausschließlich,  das  dritte  teilweise  der  Maiblumentreiberei 
gewidmet.  Eines  dieser  Häuser  dient  ausschließlich  dem 
Treiben  von  .Eismaiblumen.  Bis  zum  1.  März  eines  jeden 
Jahres  kommen  täglich  28000  Maiblumenkeime  in  die  Treiberei, 
vom  1.  März  ab  täglich  40000.  Die  beiden  großen  Gewächs- 
häuser haben  einen  dauernden  Bestand  von  70  bis  80  000 
blühenden  und  erblühenden  Keimen.  Die  Konservierung  von 
Eismaiblumenkeimen  betreibt  die  Firma  Neubert  in  großartigem 
Maßstabe.  Von  den  etwa  12  Millionen  Eiskeimen,  die  jährlich 
in  Deutschland  konserviert  werden,  konserviert  E.  Neubert 
allein  sechs  Millionen.  Zu  diesem  Zwecke  wurden  entsprechende 
Räumlichkeiten  in  einem  dortigen  Külilhause  dauernd  gepachtet. 
Das  Konservieren  der  Maiblumen  auf  Eis  verdanken  wir 
bekanntlich  den  Versiichen  des  Handelsgärtners  F.  W.  Böttcher 
in  Hamburg-Lokstedt,  einem  der  Hamburgersenioren,  über 
welchen  die  Leser  im  siebenten  Jalirgang,  Seite  191,  192 
nachlesen  können.  Herr  Böttcher,  der  immer  noch  rüstig 
tätig  ist,  erzählte  mir,  daß  ihn  das  Bestreben  der  deutschen 
Handelsgärtner,  sich  vom  Auslande  möglichst  unabhängig  zu 
machen,  vor  Jahren  auf  die  Idee  gebracht  habe,  Blumen- 
zwiebeln und  Maiblumenkeime  in  dem  Eiskeller  einer  nahe 
belegenen  Brauerei  künstlich  zurückzuhalten,  um  so  schon 
vom  Herbst  ab  brauchbare  Schnittblumen  zu  erzeugen.  Die 
Versuche  waren  sehr  mühevoll  und  umständlich,  da  bei  dem 
ständigen  Eisverbrauch  der  Brauerei  sich  Herr  Böttcher  fort- 
gesetzt nach  seinen  Versuchsobjekten  umsehen  und  dieselben 
immer  wieder  umlagern  mußte.  Das  Verfahren  hatte  aber 
Erfolg  und  wurde  zuerst  von  den  berliner  Blumengeschäfts- 
inhabern anerkannt,  die  den  Erfinder  auszeichneten,  während 
die  Preisrichter  einer  von  Böttcher  beschickten  Ausstellung 
der  Meinung  waren,  daß  das  ganze  nur  eine  nutzlose  Spielerei 
sei.  Diese  Ansicht  hat  aber  in  der  Folgezeit  keine  Bestätigung 
gefunden.  Dem  Anraten  seiner  Freunde  gegenüber,-  sich  die 
Erfindung  patentieren  zu  lassen,  verhielt  sich  Herr  Böttcher 
ablehnend,  da  er  bei  seinen  Versuchen  nur  das  Wohl  des 
Gartenbaues  im  Auge  gehabt  habe.  Später  kam  dann  ein 
Nacherfinder,  der  sich  das  Eisverfahren  patentieren  ließ  und 
gegen  jene  Prozesse  anstrengte,  die  neben  ihm  Maiblumenkeime 
auf  Eis  konservierten.  Die  Prozesse  verliefen  aber  ungünstig 
für  den  zweiten  Erfinder,  sein  Patent  wurde  für  nichtig 
erklärt  und  heute  kann  jeder  Maiblumen  auf  Eis  legen,  der 
sich  Erfolg  davon  verspricht.  Das  Eisverfahren  hat  manchen 
Gärtnern  guten  Verdienst  gebracht,  freilich  ist  andererseits, 
wie  sich  Herr  Böttcher  äußerte,  der  Maiblume  hierdurch  das 
Ideale    verloren     gegangen.      Den    ganzen    Sommer    hat    das 


IX.  18 


Die  Gartenwe'lt. 


Publikum   die   Blüten   der  Eisraaiblumen   vor  Augen   und   im 
Dezember  und  Januar,  wenn  die  Maiblume  etwas  Apartes  dar- 
stellen soll,  wird  sie  als  alltägliche  Erscheinung   nicht   mehr 
gewürdigt.     Die    Preise   für   blühende  Maiblumen   sind   rapid 
gefallen,    auch    für    Keime    ist    der    Preis    auf    zwei    Drittel 
seiner  früheren  Höhe  gesunken.     Vor  20  Jahren   zahlte  man 
noch    30    Mark    für    1000  Treibkeime    guter   Qualität,    heute 
erhält  man  für  diesen  Betrag  bereits  die  gleiche  Anzahl  bester 
Eiskeime.     Das  Geschäft  mit  Eiskeimen  ist  im  letzten  Jahre, 
wie  mir  Herr  Neubert  mitteilte,  besonders   schlecht   gewesen. 
Die  Eiskeime  haben  abgesehen  von  dem  Umstände,  daß  man 
sie  vom  Sommer  ab  zu  jeder  Zeit  zum  Blühen  bringen  kann, 
ein  Umstand,    den   ich  nur  gering  einschätze,  da  er  der  Mai- 
blume den  Charakter  der  Saisonblume  genommen  hat,  einen  ganz 
speziellen  Wert  für  die  frühe 
Wintertreiberei:    Der  Eiskeim 
blüht  im  Gegensatz   zum  ge- 
wöhnlichen   Keim     schon    im 
DezembermitLaub,  während 
die  gewöhnlichen   Treibkeime 
bis    in  die   zweite  Hälfte  des 
Januars  hinein  ganz  oder  fast 

blattlos  sind.     Von  Januar  ab  ^ 

gewinnt  allerdings  beim  Eis- 
keim das  Laubwerk  die  Ober- 
hand, und  die  Blätter  teilweise 
frühzeitig  auszubrechen,  ist  in 
Rücksicht  auf  den  Tiefstand 
des  Preises  eine  unlohnende 
Arbeit.  Die  Blätter  absorbieren 
die  Hauptreservestoffe,  die  . 
Blumen  werden  kleiner  und 
unscheinbarer.  Eiskeime  erster 
Qualität  bieten  dann  der  bil- 
ligeren und  minderwertigeren 
Ware  gegenülier  immer  noch 
den  Vorteil,  daß  sie  auch  in 
der  vorgerückten  Jahreszeit 
die  Blüten  über  das  Laub  er- 
heben. Viele  Abnehmer  legen 
ein  besonderes  Gewicht  auf 
das  Vorhandensein  von  Blät- 
tern und  Herr  Neubert  ist 
deshalb  gezwungen,  auch  noch 
im  Januar  einen  großen  Pro- 
zentsatz von  Eismaiblumen  zu 
treiben,  da  manche  Geschäfte  ausschließlich 
ungeachtet  der  kleineren  und  unscheinbareren  Blumen. 

Eiskeime  müssen  möglichst  getrennt  von  gewöhnlichen 
Keimen  getrieben  werden.  Sie  vertragen  erstens  das  Spritzen 
nicht  imd  überhaupt  keine  zu  hohe  Luftfeuchtigkeit,  zweitens 
dürfen  sie  auch  nur  mäßig  bewässert  werden.  Bei  zu  reich- 
licher Wassergabe  gehen  viele  Keime  an  Fäulnis  zugrunde. 
Die  Preise  für  blühende  Maiblumen  sind  auf  einem  Tiefstand 
angelangt,  der  einen  weiteren'  Eückgang  kaum  noch  möglich 
erscheinen  läßt.  Die  hamburger  Treibgärtnereien  liefern 
blühende  Maiblumen  erster  Qualität  zum  Preise  von  5  Mark, 
die  zweite  Qualität  erzielt  .3—4  Mark  und  die  dritte  Qualität, 
die  aber  immer  noch  aus  brauchbaren  Blumen  bestehen  muß, 
wird  zu  einer  Mark  pro  hundert  Stück  verkauft:  immer  je 
vier  Bund  von  je  25  Stück  erzielen  diesen  Betrag  und  werden 
YTohl  vorzugsweise  im  Straflenhandel  abgesetzt.     In  besonders 


Albrecht  Hermes, 


umfangreicher  Weise  importiert  auch  die  Firma  Neubert 
Palmen  und  Lorbeerbäume  aus  dem  Ausland,  danolion  besitzt 
sie  aber  auch  große  eigene  Kulturen  in  Azaleen  und  namentlich 
von  Farnsämlingen,  die  hier  für  den  Handel  in  besonders  sorg- 
fältiger Weise  kultiviert  werden. 

Eine  recht  umfangreiche  Maiblumentreiberei  sah  ich  auch 
bei    C.    Nupnau    in    Wandsbek.     Herr    Nupnau,    der    wohl 
heute    einer    der    ersten    Hamburger    Blumenhändler    ist,  ist 
nicht  Gärtner  von  Beruf.     In    dem    für  Hamburg   so    folgen- 
schweren   Cholerajahre    1892    begann    er    seine    gärtnerische 
Laufbahn,    mit   dem    Blumenkorb    unter    dem   Arm    die    auf- 
gekaufte Ware  vertreibend.     Das  Geschäft  florierte,  da  Freund 
Hein    schreckliche    Ernten    hielt    und   das    Kranzbinden    kein 
Ende    nahm.      Eine    besondere    Spezialität    der    Nupnauschen 
Gärtnerei     bildet     heute     die 
Kultur  von  Medeola,  Asparagiis 
plumosus  und  namentlich  Aspa- 
ragus    Sprengeri   zur  Schnitt- 
grüngewinmmg.    Ä.  Sprengeri 
ist  noch  immer  die  gesuchteste 
und  ertragreichste  Pflanze  des 
SehnittgTÜnzüchters.  A  uch Pal- 
men und  Araucarien    werden 
von  Nupnau   für   den    Handel 
importiert,    daneben    kauft    er 
in  anderen  Gärtnereien  Topf- 
pflanzen   zum    Wiederverkauf 
auf.     Daß    die   Importe    auch 
l'ei  bester  Verpackung  mit  Ge- 
fahren verbunden  sind,  konnte 
ich  an  einer  Araucariensendung 
wahrnehmen.      Der    Waggon, 
der  diese  Araucarien  enthielt, 
war  beim  Rangieren  nn't  solcher 
Vehemenz  auf  einen  Prellbock 
aufgefahren,  daß  den  Pflanzen 
teils    die    Köi^fe,    teils    ganze 
Astserien  abbrachen.  Ausdieser 
Sache  hat  sich   ein   Schaden- 
ersatzprozeß gegen  die  betref- 
fende   Eisenbahnbehörde    ent- 
sponnen,   die    wohl    den  ent- 
standenen Schaden  zugibt,  aber 
keine  Geldbuße  leisten  will. 


Verdiente  Fachgenossen. 
Garteiidirektor  Albrecht  Hermes. 

Von  Jos.  Fr.  Horäk,  Schloß  Dyck,  Rhld. 

Albreoht  Hermes!  Seit  Jahren  hat  man  diesen  Namen  weder 
gelesen  noch  gehört,  aber  vergessen  ist  er  uicht,  und  der  in  Fachkreisen 
sehr  gesehätzte  und  geachtete  Träger  diese.s  Namens  lebt  noch;  aber 
Albrecht  Hermes  ist  jetzt  schlichter  PrivatmauD,  der  sich  nur  noch 
zum  eigenen  Zeitvertreib  etwas  mit  Botanik  beschäftigt.  Welches 
Ansehen  er  besaß,  beweisen  mir  zur  Genüge  die  häufig  an  mich 
gerichteten  Anfragen;  viele  Briefe  und  Karten  laufen  noch  ständig 
unter  seiner  Adresse  bei  mir  ein,  trotzdem  er  bereits  länger  als 
fünf  Jahre  im  wohlverdienten  Ruhestand  lebt.  Auch  wälirend  der 
Anwesenheit  der  Mitglieder  der  „Deutschen  Deudrolo;;.  liesellschaft", 
die  im  verflossenen  Sommer  den  hiesigen  Parkanlagen  einen  Besuch 
abstatteten,  wurde  ich  viel  nach  ihm  gefragt,  und  mancher  der  Teil- 


Die  Gartenwelt. 


IX,  18 


nehmer  war  aufs  höchste  erstaunt,   ihn   nicht  mehr  hier  angetroffen       Ohsti 
zu  haben.  wied 

Es  sei  mir  gestattet,  den  Lesern  der  Gartenwelt  und  damit 
weiten  gärtnerischen  Kreisen  ein  Lebensbild  des  Gartendirektors 
Hermes  in  kurzen  Umrissen  zu  geben  und  im  Rahmen  dieser  Zeilen 
ihn  selbst  gelegentlich  reden  zu  lassen,  die  ich  mit  dem  Wunsche 
veröffentliche,  daß  es  dem  verdienten  Herrn  Hermes  Freude  bereitet, 
auf  diese  Weise  geehrt  zu  werden. 

Albrecht  Hermes  wurde  1833  in  Neuzelle  geboren.  Er 
lernte  die  Gärtnerei  in  Belvedere  bei  Weimar  und  erweiterte  seine 
ersten  Kenntnisse  in  Potsdam.  Dann  bereiste  er  Deutschland,  Öster- 
reich, Frankreich,  England  und  andere  Länder,  wo  er  an  verschiedenen 
Stellen  als  Gehilfe  tätig  war.  In  Breslau  hörte  er  zwei  Jahre  lang 
die  Vorlesungen  des  Prof.  Göppert  über  Botanik.  Später  wurde 
er  Garteninspektor  des  botanischen  Gartens  in  Königsberg  i.  Pr., 
gab  jedoch  diese  Stellung  wohl  infolge  eingetretener  Meinungs- 
verschiedenheit zwischen  ilim  und  dem  Prof.  Caspary  bereits  nach 
zwei  Jahren  wieder  auf  und  betrieb  dann  auf  eigene  Rechnung  die 
Landschaftsgärtnerei.  So  legte  er  in  dieser  Zeit  den  Seminarsgarten 
für  das  Provinzial-Schulkollegium  der  Provinz  Brandenburg  in  Kyritz 
an.  Dort  wurde  ihm  auch  das  Anerbieten  gemacht,  die  Leitung  der 
hiesigen  Gärten  zu  übernehmen. 

„Der  klassiche  Hauch,  welcher  durch  den  Fürsten  Josef  zu 
Salm-Dyck,  den  berühmten  und  hervorragenden  Kenner  der  sukku- 
lenten Pflanzen  und  zugleich  den  angesehensten  Schriftsteller  der 
in  dies  Facli  schlagenden  Literatur,  ausging,  wehte  noch  mächtig  zu 
jener  Zeit,  und  ich  beschloß  die  mir  angebotene  Stellung  in  Schloß 
Dyck  zu  übernehmen."  So  schrieb  mir  Hermes  in  einem  seiner 
Briefe,  und  ich  lasse  ihn  am  besten  selbst  weiter  erzählen:  „Als  icb 
im  Frühjahr  1872  nach  Schloß  Dyck  kam,  war  die  Sammlung  der 
Kakteen  freilich  nicht  mehr  in  der  Vollständigkeit  vorhanden,  wie 
sie  Fürst  Josef  bei  seinem  im  Jahie  1861  erfolgten  Tode  hinterließ; 
das  ist  wohl  ganz  natürlich,  da  Abgänge  immer  vorkommen,  aber 
keine  Ergänzung  erfolgt.  Dagegen  waren  viele  wirkliche  Pracht- 
exemplare von  Cereen,  Agaven  und  anderen  vorhanden ;  so  z.  B. 
entfaltete  ein  alter  Cereus  rosirafus  im  Jahre  1874  eine  Blüten- 
pracht von  12ö  Blüten.  Agaven  waren  in  prachtvollen  Schaupflanzen 
und  seltenen  Arten  vorhanden.  Be.sonders  reichhaltig  war  die  Aloe- 
Sammlung  nut231  verschiedenen  Spezies,  und  die  Mesembrianthemum 
wiesen  allein  213  verschiedene  Spezies  auf.  Natürlich  bekam  ich  die 
Hände  voll  Arbeit,  es  wurde  mir  aber  niobt  scbwer,  und  ich  be- 
freundete mich  sehr  bald  mit  meinen  stacheligen  Pfleglingen.  Durch 
Tausch  suchte  ich  das  Fehlende  zu  ergänzen.  Doch  der  Naolifolger 
des  Fürsten  Josef,  Fürst  und  Altgraf  Alfred,  1861  —  1888,  hatte  weit 
weniger  Interesse  an  diesen  Pflanzen,  wünschte  aber  trotzdem  die 
Sammlungen,  so  wie  er  sie  von  seinem  Onkel  erbte,  erhalten  zu 
wissen  und  bot  sie  u.  a.  auch  dem  botanischen  Garten  in  Bonn  zum 
Geschenk  an,  doch  wurde  die  Annahme  damals  wegen  Platzmaugel 
abgelehnt. 

Mit  der  Übernahme  der  Besitzung  durch  den  jetzigen  Fürsten 
gingen  baldigst  die  ganzen  Sammlungen  der  Sukkulenten  in  andern 
Besitz  über,  und  mit  diesen  ging  gleichzeitig  der  einstige  Weltruf 
von  Schloß  Dyck  verloren.  Andere  Geschlechter  —  andere  Passionen!" 
Soweit  Hermes;  ich  habe  nur  noch  weniges  diesem  hinzu- 
zufügen. Es  wäre  falsch,  wenn  man  glauben  würde,  daß  Garten- 
direktor Hermes  nur  ein  „Kakteen"- Spezialist  war.  •  Seine  hier 
geschaffenen  Anlagen  beweisen,  daß  er  auch  auf  dem  Gebiete  der 
Landschaftsgärtneiei  ein  Meister  war.  Er  veränderte  und  erweiterte 
die  bestehenden  Parkanlagen  bedeutend,  und  namentlich  wurde  auch 
der  viele  Morgen  Land  umfassende  „alte  Hopfengarten"  von  ihm  zur 
schönen  Parkanlage  umgewandelt,  die  sich  heute  an  die  älteren  Teile 
passend  anschließt. 

Aber  nicht  nur  durch  die.se  landschaftlichen  Anlagen  hat  Hermes 
hier  bleibende  Schönheiten  geschaffen,  er  bewährte  sich  aucli  als  ein 
tüchtiger  Pomologe  und  Obstzüchter.  Er  legte  einen  großen  Obst- 
garten an,  worin  er,  der  damaligen  Sortenjägerei  entsprechend,  dann 
aber  auch,  um  den  Schülern  (Zöglingen)  der  Landwirtschaftlichen 
Schule,  die  zu  der  Zeit  vom  Fürsten  Alfred  hier  unterhalten  wurde, 
ein    reichhaltiges    Lehrmaterial    zu    liefern,    eins    der    reichhaltigsten 


timente  unterbrachte,  das  wohl  seinesgleichen  nicht  so  leich 
fand.  Noch  jetzt  werden  hier  etwa  240  Sorten  Äpfel  und 
180  Sorten  Birnen  kultiviert,  obwohl  ich  bereits  vieles  ausgemerzt 
und  durch  besseres  ersetzt  habe.  Heute  pflanzt  man  seine  Obst- 
bäume nicht  mehr,  um  diese  oder  jene  Sorte  zu  besitzen,  sondern 
in  der  Erwartung  eines  frühen  und  reichen  Ertrags.  Heute  spielt 
die  Rentabilität  des  Baumes  die  Hauptrolle  und  die  möglichste 
Beschränkung  in  der  Auswahl  der  Sorten  ist  ein  wesentlicher  Faktor, 
um  rentable  Obstkultur  zu  treiben. 

Das  schönste  Denkmal  aber  setzte  sich  Hermes  selbst  in  den 
Bäumen,  die  er  hier  anpflanzte.  Seltene  Bäume  und  Sträucher,  die 
er  fast  alle  selbst  aus  Samen  großzog,  sind  Zeugen  seiner  dendro- 
logischen  Verdienste.  Es  würde  zu  weit  führen,  alle  diese  herilichen 
Bäume,  die  heute  schon  als  wirkliche  Prachtstücke  die  hiesigen  Park- 
anlagen schmücken,  näher  zu  beschreiben.  Sie  verkünden  dem 
Beschauer  deutlich,  mit  welcher  Liebe  und  Sorgfalt  ihr  Züchter  sie 
einst  pflegte.  Er  wußte  stets  mit  weitem  Blick  auch  den  richtigen 
Platz  für  sie  zu  finden,  wo  sie  jetzt,  in  ihrer  vollen  Entfaltung 
stehend,  die  Augen  zahlreicher  Bewunderer  erfreuen. 

Mit  Gartendirektor  Hermes  trat  eine  auf  vielen  Gebieten  tüchtige 
Kraft  vom  Berufsleben  zurück,  die  noch  lange  hätte  wirken  können. 
Dies  ist  bedauerlich,  aber  durch  die  Verhältnisse  bedingt  worden. 
Nachdem  man  ihm  seine  bevorzugten  Lieblinge,  die  Kakteen,  genommen 
hatte,  konnte  ihn  nichts  mehr  in  Schloß  Dyck  halten,  und  so  trat  er 
am  1.  April  1899  nach  27  jähriger  Tätigkeit  in  den  zwar  wohl- 
verdienten aber  doch  zu  frühen  Ruhestand. 

Trotz  der  vielen  Auszeichnungen,  die  er  sich  durch  sein  Können 
und  Wissen  erworben  hat,  scheint  es.,  als  grolle  Hermes  seinem 
einst  so  gehebtem  Berufe.  Alles  was  ihn  nur  irgendwie  an  seine 
einstige  Lebenstätigkeit  erinnern  konnte,  verteilte  er  in  alle  Himmels- 
gegenden. Seme  reichhaltigen  Schritten  und  seine  Bücher  verschenkte 
er  an  verschiedene  gärtnerische  Vereine.  Vereinsamt  und  zurück- 
gezogen lebt  er  jetzt  und  fast  so  „stachelig  und  unnahbar"  wie  seine 
ehemaligen  Pfleglinge  ist  er  geworden  —  bitte  das  nicht  übel  zu 
nehmen,  Herr  Hermes  —  aber  sein  gutmütiges  treues  Hera  wußte 
er  sich  bis  jetzt  noch  zu  erhalten.  Bei  seinen  alljährhchen  Besuchen 
hier,  vergißt  er  nicht,  auch  dem  letzten  seiner  ehemaligen  Arbeiter 
irgend  ein  „Andenken  an  Breslau"  mitzubringen. 

Hier  im  fröhlichen  Kreise  seiner  alten  Freunde,  da  wird  Hermes 
wieder  jung  und  ist  dann  einer  der  liebenswürdigsten  und  angenehmsten 
Gesellschafter. 

Daß  er  noch  lange  Jahre  im  Vollbesitz  seiner  Gesundheit  zu 
uns  nach  dem  schönen  Rheinland  wiederkehre,  das  ist  der  Wunsch 
seiner  alten  Freunde,  das  wünscht  ihm  sein  altes  Personal  und  sein 
ihn  stets  hochverehrender  Nachfolger. 


Fragen  und  Antworten. 

Beantwortung  der  Frage  No.  290.  Sind  l'suga  eanadensis 
und  Abics  cniinilor  im  nördlichen  Mittolrußland  winterhart?  {Hier- 
xu  xwei  AbbikUinijrn.) 

Die  kanadische  Hemlockstanne,  Tsttga  eanadensis  Carr.  (Syn. 
Abies  eanadensis  Mieh.  —  Pinus  eanadensis  L.  —  Pinus  americana 
Du  Roi),  kann  sehr  gut  im  nördlichen  Mittelrußland  durchwintern; 
jedoch  ist  geschützte,  ja  sogar  schattige  Lage  und  schwerer  Boden 
für  ein  üppiges  Gedeihen  unerläßlich.  Man  hüte  sich,  nach  denselben 
Prinzipien  wie  beim  Pflanzen  von  Picea  pungens,  P.  Eiigelmanni  etc., 
welche  in  leichtem  Boden  und  sonniger  Lage  am  besten  aushalten, 
zu  verfahren.  Bei  uns  gedeiht,  Tsuga  eanadensis  am  besten  an 
schattigen  Stellen  in  feuchtem  Lehmboden. 

Als  ich  die  Leitung  der  hiesigen  fürstlichen  Gärtnerei  über- 
nahm, waren  im  Parke  schon  zwei  Hemlockstannen  vorbanden ;  die 
größere  war  damals  bereits  etwa  meterhoch  und  ist  jetzt  eine 
stattliche  Pflanze  von  über  3  m  Höhe  und  fast  derselben  Breite;  ich 
führe  sie  im  Bilde  vor  (siehe  Abbildung  Seite  213).  Auch 
mehrere  Exemplare,  die  ich  später  anpflanzte,  gedeihen  vorzüglich, 
um  die  Hemlockstannen  vor  Bruch  bei  starken  Schneefällen,  Glatteis 


IX,  18 


Die  Gartenwelt. 


213 


und  Sonne  zu  schützen,  werden  sie  im  "Winter  mit  einfachen, 
dünnen  Bastmatten  umkleidet;  so  ertragen  sie,  ohne  je  zu  leiden  bis 
—  40°  C. 

Die  gleichfarbige  Weilltanue,  Abtes  concolor  lÄndl.  (Syn.  Abtes 
lasiocarpa  Hort.  —  Pimis  coticnlor  Pariatore  —  Picea  concolor  Oord. — 
Ahies  grandis  Carr.)  hält  ebenfalls  hier  sehr  gut  aus,  wenn  ähnlich 
wie  'liiiga  behandelt.  Nur  möchte  ich  raten ,  sie  nicht  zu 
schattig  zu  pflanzen,  weil  sonst  die  schöne  bläuliche  Färbung  der 
Nadeln  ausbleibt. 

Hier  standen  früher  zwei  Abtes  concolor  in  recht  sonniger 
Lage,  gegen  Norden  geschützt,  wo  sie  fast  regelmäßig  von  der  Früh- 
lingssonne litten  und  schlecht  wuchsen.  Seit  ich  diese  Tannen  in 
halbschattige  Lage  pflanzte,  gedeihen  sie,  wie  die  Abbildung  zeigt, 
vorzüglich.  (S.  Abb. Seite  214.)  nieylÄ/esccweo/or  werden  nur  von  oben 
und  von  der  Südseite  mit  cuu'i-  Bastmatte  den  Winter  über  geschützt. 
Herrn.  A.  Sandhack,  Obergärtner,  Dugino,  Rußland. 

Beantwortung  der  Frage  No.  291.  Welches  ist  das  sicherste 
Mittel  zur  Vertreibung  der  Maulwurfsgrille,  QnjUotalpa  vulgaris,  aus 
Mistbeetkästen  und  aus  dem  freien  Lande? 

Maulwurfsgrillen  in  den  Kulturen,  sei  es  im  Mistbeet  oder  Frei- 
land zu  haben,  ist  keine  angenehme  Sache,  da  diese  gefräßigen  Kerb- 
tiere nicht  allein  den  Boden  nach  Art  dei-  Maulwürfe  unterwühlen, 
sondern  auch  die  Pflanzen  direkt  anfressen  und  somit  außerordentlich 
großen  Schaden  verur- 
sachen. Daß  frisohge- 
packte  Mistbeete  beson- 
ders von  diesen  Insekten 
aufgesucht  werden,  be- 
ruht   nur    auf  der  dort- 

selbst  vorhandenen 
Wärme,  wo  sie  alsbald 
beginnen  Nester  zu  bauen 
und  von  diesen  nach 
allen  Seiten  Laufgänge 
aufwerfen,  um  zu  ihren 
Nahruugsspendern,  den 
Keimlingen  oder  jungen 
Pflanzen  gelangen  zu 
können.  In  gleicherweise 
übt  Qryllotalpa  t;ulgaris 
ihre  schädigende  Tätig- 
keit auch  im  freien  Lande 
aus.    Das  Vorhandensein 

von  Maulwurfsgrillen 
äußert  sich  meist  in  dem 
Welkwerden  der  jungen 
Pflanzen,  deren  Wurzeln 
man  beim  Nachsehen  ab- 
gefressen findet.  Wenn 
Werren  in  der  betref- 
fenden Gegend  überhaupt 
häufig  auftreten,  so  kann 
man  gewiß  sein,  an  sol- 
chen Verwiistungsorteu 
im  Umkreis  von  30  bis 
40  cm  auf  ein  Werren- 
nest  zu  stoßen.  Dort  wo 
es  die  Kulturen  erlauben, 
die  Gänge  der  Gryllotalpa 
zu  verfolgen,  was  durch 
ein  Aufreißen  mitteist 
Finger  oder  Draht  ge- 
schehen kann,  wird  man 
bald  zu  dem  Nest  ge- 
langen. Letzteres,  in  der 
Größe  eines  Taubeneies, 
ist  durch  eine  speiohel- 
artige  Ausscheidung  der 
Maulwurfsgrille  fest   zu- 


Tsuga    canadensis   im    Park  des  Fü 
(Rußland).     (Zur  Fragt 

Vom  Verfasser  für  die  „Garn 


sammengefügt,  sodaß  es  leicht  durch  einen  Spatenstich  heraus- 
befördert werden  kann.  Geschieht  das  Ausheben  der  Nester  im 
Juni  oder  Anfang  Juli,  in  welcher  Zeit  die  Eiablage  (200—300 
Stück)  erfolgt,  und  werden  diese  sofort  durch  Verbrennen  vernichtet, 
so  kann  auf  diese  Weise  der  schnellen  Vermehrung  dieses  Schädlings 
vorgebeugt  werden.  Ein  weiteres  Mittel  ist  das  Einsenken  großer 
Töpfe,  welche  bis  zur  Hälfte  init  irgend  einer  Flüssigkeit  gefüllt 
sind.  Will  man  bei  diesem  Gebrauch  auch  Erfolg  erzielen,  so 
empfiehlt  es  sich,  die  Töpfe  miteinander  durch  Stäbe,  die  glatt  am 
Erdboden  liegen  müssen,  zu  verbinden,  an  welchen  die  Werren  ent- 
lang kriechen,  um  schließlich  in  die  Töpfe  zu  fallen.  So  Manchen 
wird  dieses  unmöglich  erscheinen,  doch  ist  durch  Beobachtungen  die 
Tatsache  festgestellt  worden,  daß  während  der  Begattungszeit  die 
Qryllotalpa  vor  ßegattungseifer  gleichsam  blind  umherlaufen  und  in 
diesem  Zustand  durch  erwähnte  Methode  leicht  zu  fangen  sind. 

Anders  verhält  es  sich  im  Saatbeete,  wo  den  Schädlingen  weniger 
gut  beizukommen  ist.  Dafür  existieren  nun  eine  Anzahl  Mittel,  wie 
Eingießen  von  Wasser  und  starkriechenden  Flüssigkeiten,  Aufstellen 
von  Fallen  usw.  in  die  Gänge  der  Maulwurfsgrillen.  Die  Anwendung 
dieser  Mittel  ist  ja  allbekannt.  Nur  em  wirksames  Mittel,  das 
jedenfalls  weniger  bekannt  ist,  mochte  ich  erwähnen.  Wer  die 
Dr.  Neßler'sche  Blutlaustinktur  kennt,  wird  auch  ihren  starken 
Geruch  wahrgenommen  haben.  Die  Anwendung  dieser  Tinktur  ist 
folgende.  Zueret  verfolgt 
man  den  Werrengang 
mittelst  eines  Drahtes, 
bis  er  nach  abwärts  führt. 
Dort  hinein  wird  ein 
kleines  Quantum  der  er- 
wähnten Blutlaustinktur, 
die  man  eventuell  mit 
Wasser  verdünnen  kann, 
gegossen.  Um  ein  Ver- 
schlemmen der  engen 
Eingangsröhre  zu  ver- 
hüten, benutzt  der  prak- 
tische Gärtner  einen,  aus 
einem  Laubblatt  zusam- 
mengefalteten Trichter 
und  gießt  dadurch  die 
Flüssigkeit.  Darauf  ent- 
fernt man  den  Blatt- 
trichter und  nach  Vj  b's 
1  Minute  kommt  die 
Werre  zum  Vorschein, 
die  aber  am  Eingang  der 
Öffnung  durch  den  star- 
ken Geruch  betäubt  liegen 
bleibt  und  in  diesem  Zu- 
stand getötet  werden 
kann.  Diese  Methode  ist 
keineswegs  zeitraubend, 
wie  sie  zu  sein  scheint, 
sondern  man  kann,  wenn 
an  mehreren  Stellen  zu- 
gleich vorgenommen,  in 
einer  Stunde  ca.  30  bis 
40  Stück  fangen. 
Georg  Thiem-Müncheii. 
—  Auf  einem  Ge- 
rn üseland,  wo  viel  Maul- 
wurfsgrillen waren,  habe 
ich  mit  Fallen  auf  fol- 
gende Weise  gute  Erfolge 
gehabt.  Es  wurden  Blu- 
mentöpfe (4  bis  ■)  Zöller) 
rsten  A.  N.  Metschersky  zu  Dugino  im     Verband     an      den 

beantwortung  No.  290.)  Seiten  des  Beetes  bis  an 

nwelt"  photogr.  aufgenommeu.  den     Rand     eingelassen 


\i^   '"'- 

:-^ 

,. 

^x^y 

■ 

i\^^ 

H|B^ 

1^      '  ^*' 

,  '"^^^ 

HHHE 

Hf?       M^^r 

n 

<     &v     »jH^K? 

^9 

W^m" 

H 

I 

<pB 

Im| 

Wä 

^^P^' 

-=^F^ 

^ 

WtHfP^ 

Wt- 

:S&® 

6W. 

214 


Die  Gartenwelt. 


IX,  18 


und  durch  1  cm  starke  Stäbe 
verbunden.  Die  Grillen 
kommen  aus  ihren  Löchern, 
laufen  an  den  Stäben  ent- 
lang, fallen  in  die  Töpfe  und 
werden  morgens  aufge,sam- 
melt.  M.  Kockel-Hainburg. 
—  Das  sicherste  Mittel 
zur  Vertreibung  der  Maul- 
wurfsgrille ist  nach  meiner 
Beobachtung  das  Weg- 
fangen.  Sobald  man  merkt, 
daß  ein  frischer  Gang  ge- 
graben ist,  was  man  am 
be.sten  bei  einem  frisch  ge- 
ebneten Mistbeet  oder  Beet 
im  freien  Lande  sieht,  gräbt 
man  einen  Blumentopf  oder 
,'ein  Glas  oder  sonstiges  Ge- 
fäß so  in  die  Erde,  daß  es 
mitten  unter  den  Gang  zu 
stehen  kommt,  und  zwar 
mit  dem  obersten  Rand  1  bis 
2  cm  tiefer  als  der  Gang 
selbst.  Da  man  mehrere 
Töpfe  in  ein  Beet  eingraben 
kann,  so  werden  die  Maul- 
wurfsgrillen auch  bald  hin- 
ein fallen.  Ich  hatte  Ge- 
legenheit, diese  Methode  in 
einem  größeren  Geschäft  in 
Süd-Deutschland  gründlich 
auszuprobieren,  wo  ich  man- 
chen Tag  1.5—20  Stück  ge- 
fangen habe.  Das  Gefäß  ist 
so  einzugraben,  daß  die 
beiden  abgeschnittenen  En- 
den des  Ganges  mögUchst  mit 
den  Rändern  des  Gefäßes  ab- 
schneiden. Man  kann  auch, 
sobald  mau  merkt,  daß  dei- 
Gang  der  Grille  tiefer  in 
die  Erde  geht,  nachgraben, 
bis   er  ziemlich  steil  abfällt, 

hier  gießt  man  etwas  Petroleum  hinein  und  dann  W 
Minuten  kommt  die  Grille  von  selbst  heraus. 


O.  Seise,  Gut,sgärtner,  Gr.-Benkenhagen  (Pomm.). 

—  Außer  dem  Aufstellen  bzw.  Einsenken  von  Töpfen,  Ausbreiten 
von  Strohmatten,  Abfangen  bei  Lampenlicht,  halte  ich  es  für  das 
Zweckmäßigste,  sich  auf  das  Ausheben  der  Nester,  die  etwa 
Mitte  Juni  zu  finden  sind,  zu  beschränken.  Eme  bessere  Metbode 
gibt  es  bisher  nicht.  C.  Pfeiffer. 

Beantwortung  der  Frage  No.  292.  Welches  ist  der  beste 
künstliehe  Dünger  für  Weinberge  und  woher  kann  man  ihn  beziehen  .•" 

In  den  Weinbergen  wird  nicht  ,,ein"  Dünger  als  ..bester" 
verwendet,  sondern  wie  bei  jeder  anderen  Kulturpflanze:  Stickstoff 
in  Form  von  schwefelsaurem  Ammoniak,  Chilisalpeter,  Hornspänen 
usw.:  Kali  als  Kainit,  40  °/o  Kalisalz  usw.  und  die  Püosphorsäure  meist 
als  Thomasmehl,  da  der  in  dem  Thomasmehl  enthaltene  Kalk  gleich- 
falls von  Wert  ist,  oder  es  werden  Superphosphate  usw  verwendet. 
Der  Bezug  ist  durch  die  Düngerhandlungen,  die  wohl  in  jeder  kleinen 
Stadt  zu  finden  sind,  möglich.  Sog.  Mischdünger,  die  bereits  die 
Düngestoffe  Kali.  Phosphor.säure  und  Stickstoff  enthalten,  können  Sie 
ebenfalls  anwenden;  auch  das  Wagnersche  Nährsalz.  Zum  großen 
Bezüge  wenden  Sie  sich  an  die  Düngerfabrik  H.  und  C.  Albert  in 
Biebiich.  C.  Pfeiffer. 

Beantwortung  der  Frage  No.  293.  Ist  es  ratsam  einen 
WeiiilH-rg  niederzulegen   und  da^  Land  mit  Zwergobst,  halb.stämmigen 


Obstbäumen  und  Erdbeeren 
zu  bepflanzen?  Welche  Obst- 
sorten eignen  sich  am  besten 
dazu? 

Einen  Weinberg  nieder- 
zulegen, um  Zwergobstkultur 
etc.  zu  betreiben,  kann  unter 
gewissen  Verhältnissen,  wenn 
für  den  Wein  die  sachver- 
ständige Pflege  fehlt,  für 
das  Obst  dagegen  vorhanden 
ist.  wohl  angeraten  werden, 
wenn  die  Bodenbeschaffen- 
heit es  zuläßt,  daß  Obstbau 
betrieben  werden  kann.  Be- 
kanntlich sind  viele  unserer 
vorzüglichsten  Weinbergs- 
lagen wegen  ihres  Bodens 
für  den  Obstbau  absolut 
nicht  zu  empfehlen;  ebenso 
wird  man  sich  wohl  hüten, 
in  günstigen  Weinbergsver- 
hältnissen  dem  Obstbaum 
den  Vorzug  zu  geben.  Im 
Weinklima  finden  sich  aber 
nichtsdestoweniger  häufig 
genug  Landereien,  die  nur 
ganz  minderwertige  Erzeug- 
nisse an  Kebsaft  liefern  und 
deren  Verwendung  für  den 
Tafelobstbau,  sich  vom  wirt- 
schaftlichen Standpunkte 
ohne  Zweifel  glücklicher  ge- 
stalten würde.  In  solchen 
Fällen  aber  Zwergobstbau 
treiben  zu  wollen,  wäre 
nicht  minder  verfehlt,  da  die 
Pflege  der  Zwergobstbäume 
im  Verhältnis  zum  Ertrage 
zu  hohe  Opfer  fordert.  Em- 
pfehlenswerter erscheint  mir 
in  dem  Falle  der  Busch- 
obstbauni,  die  Beeren  kuitur 
und  der  Hochstamm.  Die 
hierfür  empfehleusweiten  Sorten  sind  möglichst  nach  den  ieistungs- 
fäbigsten  Sorten  der  Umgebung  auszuwählen  und  könnten  im  All- 
gemeinen empfohlen  werden  von  Äpfeln  im  Weinklima:  „Qratie 
Herbst-"  und  „Oraua  Franx  RUe.'\  „Baumanns  Rtte",  „Kgl.  Kurx- 
stiel",  „Kanada  Rtte.'',  „Landsberger  Rtte.",  „Cax  Orangen  Rtte." 
Wtr.-Gokiparviäne",  „Schöner  von  Boskoop".  „Gelber  Belleflew" 
„Harbsrts  Rtte.",  „Scharlachrote  Parmäne",  „Roter  u.  weißer  Astra- 
chan", „Cellini".  Birnen:  „Hardcnponts  W.  B.  B." ,  „Liegels  Hoh- 
turbige",  Oirie  Luise  von  Ävranches",  „Herzogin  von  AngouUme", 
„Mad.  Favre",  „Neue  Poiteau",  „Clapps  Liebling'-^  usw.  Ohne  Kennt- 
nis der  örtlichen  Lage  kann  aber  zu  etwas  Bestimmtem  nicht  ge- 
raten werden.  Pfeiffer-Oppenheim. 

—  Einen  Weinberg  auszurotten  und  mit  Obstbäumen  an- 
zupflanzen kann  unter  Umständen  empfohlen  werden.  Hier  wird  das 
in  den  letzten  Jahren  häufig  ausgeführt,  da  infolge  der  so  ver- 
heerend auftretenden  Pilzkrankheiten  die  Kulturkosten  so  hohe  sind 
und  sich  daher  für  viele  Besitzer  der  Weinbau  nicbt  mehr  rentabel 
erweist.  Ein  etwa  40  Ar  großes  Weinstück  wurde  hier  vor  zwei 
Jahren  in  der  Gärtnerei  ausgerottet,  60 — 70  cm  tief  rigolt  und  zu 
gleicher  Zeit  mit  Kalk  gedüngt,  die  Lage  ist  eine  südwestliche,  nach 
Osten  von  einem  bis  zu  4  ni  hohen  Felsen  begrenzt.  Zur  An- 
pflanzung wurden  Birnpyramiden  verwendet,  die  in  einem  Keihen- 
abstand  von  5  in  gepflanzt  wurden,  als  Zwischenkultur  wurden 
Stachel-,  Johannis-  und  Erdbeeren  gepflanzt.  Da  in  den  ersten 
Jahren    noch    Platz    genug   vorhanden    ist,    so    werden    noch    Steck- 


Abies  concdlur   im  Park  des  Fürsten  A,  N.  Metschersky 
zu  Dugino  (Rußland).    (Zur  Fragebeantwortung  No.  2900 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgenommen. 

asser,  in  wenigen 


IX.   18 


Die  Garlenwelt. 


zwiebeln,  Kartoffeln  und  verschiedene  Gemüse  angebaut.  Diese  Art 
der  Anpflanzung  hat  sich  sehr  lolriend  erwiesen.  Von  Birnen  wurden 
„Williams  Cfirisibirne",  „Diels-"  und  „Hardenponts  Bb.",  „Duchesse 
<l' Ä?igouleme" .  „Ciapps  Liebliny",  „Oure",  „Amanlis  Butterbirne" 
gepfhuizt.  J.  B.,  Vevey. 

Beantwortung  der  Frage  No.  294.  In  sumpfigem  Gelände 
fand  ii;l]  eine  hehr  gute  Moorerde.  Wie  kann  ich  diese  Erde  am 
1-a.schestcn  für  gärtnerische  Kulturen  brauchbar  maclienV  Ist  Zusatz 
von  Kalk  zum  Neutralisieren  der  Huniussäuren  zu  empfehlen  oder 
schadet  der  Kalkzusatz  spätei-  beim  Gebrauch  der  Erde  für  Topf- 
pflanzen? 

Zui-  Nutzbarmachung  einer  recht  sumpfigen  Moorerde  kann 
ohne  Schaden  eine  Kalkung  vorgenommen  werden,  wenn  man  vor- 
sichtig zu  Werke  geht.  Die  sumpfige  Moorerde  ist  in  der  Regel 
reich  an  Humussäure,  welche  mit  Kalk  zu  neutralisieren  ist.  Kalk 
trägt  sehr  zur  Zersetzung  der  organischen,  in  der  Moorerde  viel  vor- 
kommenden ungelösten  Bestandteile  bei,  jedoch  sollte  zugleich  eine 
Zufuhr  von  Kali  erfolgen,  da  es  dem  Moorboden  hieran  mangelt.  Eine 
schädigende  nachwirkende  Kraft  auf  die  Kulturen  übt  der  Kalk  nicht 
aus;  es  ist  jedoch  anzuraten,  die  Erde  zeitig  genug  zu  präparieren, 
damit  der  Zweck  vollständig  erreicht  ist  und  die  Erde  in  die  brauch- 
bare, lockere,  trockene,  krümelige  Form,  wie  es  der  Kalk  bewirkt, 
gebracht  ist.  Wir  haben  z.  B.  im  vorigen  Herbst  einen  Erdhaufen 
(Erdmischung  für  Orangenbäume)  reichlich  mit  Kalk  durchsetzt,  um 
die  Verwitterung  der  teils  noch  jungen  Erde  zu  beschleunigen.  Es 
hat  sich  nun  trotz  mehrfachen  Umstecheus  desselben  bis  zum  Früh- 
jahr (zur  Zeit  des  Verpflanzens;  noch  ein  starker  Kalkgeruch  er- 
halten; das  Umpflanzen  wurde  doch  vorgenommen  und  die  Bäume 
fühlen  sich  recht  wohl  „in  dem  Kalk'-.  Bei  empfindlichen  Kulturen 
möchte  ich  jedoch  anraten,  eine  vollständige  Zersetzung  der  Mischung 
und  Schwinden  des  Kalkgeruches  abzuwarten. 

Der  beste  und  am  schnellsten  wirkende  Kalk  wird  der  gebrannte 
Kalk  (Ätzkalk)  sein,  er  läßt  sich  gut  mit  der  Erde  mengen,  wird  im 
Boden  leichter  gelöst,  als  der  kohlensaure  Kalk.  Der  [gebrannte 
Kalk  wird  gelöscht  durch  Befeuchten  mit  Wasser,  wodurch  er  zu 
feinem  Pulver  wird ;  dieser  gelöschte  Kalk  wirkt  am  energischsten 
und  wenn  es  dem  Fragesteller  dai'auf  ankommt,  schnell  zum  Ziele 
zu  kommen,  so  wird  dieser  Zusatz  der  geeignetste  sein.         BeuQ. 

—  Um  frisch  ausgehobene  Moorerde  recht  bald  gebrauchsfähig 
zu  machen  i.st  sie  zwecks  Neutralisierung  der  Humussäure  der  Ein- 
wirkung von  Kohlensäure  auszusetzen.  Letztere  ist  in  unserer  Luft- 
zusammensetzung  reichlich  vorhanden,  deshalb  ist  die  Erde  in  schmale, 
nicht  zu  hohe  Hügelbeete  aufzuschütten,  sodaß  die  Luft  von  allen 
Seiten  hinzu  kann,  und  die  Erde  dem  Durchfrieren  ausgesetzt  ist. 
Ein  Zusatz  von  ungelöschtem,  sogenanntem  Ätzkalk  ist  nur  zu 
empfehlen,  weil  die  Erde  dann  schon  in  einigen  Monaten  ge- 
brauchsfähig ist.  Nachteile  für  die  Pflanzenkulturen  folgen  aus  dem 
Kalkgehalt  der  Erde  in  solcher  Form  nicht.  A.  G.  Radde. 

Beantwortung  der  Frage  No.  295.  Warum  nennt  man  die 
Teerosen  Teerosen  und  woher  stammt  der  Name? 

In  einer  alten  Zeitschrift  wurde  diese  Frage  in  dem  Sinne  be- 
antwortet, daß  die  Rose  den  Namen  Teerose  erhalten  habe,  weil  sie 
aus  dem  Teelande  China  kam  und  neben  ihrer  gelben  Farbe  einen 
wirklich  feinen  Teegeruch  aufwies.  So  war  es  nur  zu  erklärlich 
auf  den  Namen  ,, Teero.se"  zu  verfallen.  A.  G.  Radde. 

Neue  Frage  No.  307.  in  einer  vielgelesenen  gärtnerischen 
Ijebhaberzeitschrift  wurde  verschiedenthch  vor  Anwendung  des  Chili- 
salpeters zur  Obstbaumdüngung  gewarnt  und  dafür  die  Grün- 
düngung empfohlen.  In  No.  10  der  Pomol.  Monatshefte,  Jahrg.  1904 
wurde  dagegen  die  Anwendung  des  Chilesalpeters  lebhaft  empfohlen, 
auf  Gnind  angestellter  erfolgreicher  Versuche.     Wer  hat  Recht? 

Neue  Frage  No.  308.  Ich  beabsichtige  größere  Flächen  mit 
Weiden  anzupflanzen.  Welche  Art  oder  Sorte  müßte  ich  wählen 
auf  Lehmboden,  stellenweise  unterbrochen  von  Torfmoor  in  nasser 
Lage?  Kann  ich  diese  Flachen  noch  besser  ausnützen  als  durch 
Weidenkultur  V 

Neue  Frage  No.  309.  Wie  werden  Rosa  cawrna-Samen  sach- 
gemäß stratifiziert  und  bis  zur  Aussaat  behandelt?  Wann  geschieht 
die  Aussaat  am  besten,  im  Herbst  oder  Frühjahr? 


Neue  Frage  No.  310.  Wie  kann  man  frühe  Aussaaten  von 
Gemüsen  im  Mistbeet  vor  Mäusen  schützen? 

Neue  Frage  No.  311.  Wodurch  entsteht  der  Geruch  der 
Blumen  und  was  ist  der  Träger  desselben? 

Neue  Frage  No.  312.  Kann  jemand  zuverlässigen  Aufschluß 
über  die  G  ehilfen verbal tnisse  in  England  geben?  Ist  es  für 
Deutsche  vorteilhaft,  dort  Stellung  anzunehmen?  Wohin  wendet 
man  sich  und  wie  sind  die  Gehaltsverhältnisse  und  Anforderungen? 

Neue  Frage  No.  313.  Ist  jemand  ein  Mittel  b.^annt.  um 
einen  Weiher  von  Grünzeug  frei  zu  halten.  Der  Weiher  ist 
1100  ijm  groß,  1,4  m  tief  und  hat  an  T  Liter  Wa.sser-Zulauf  per 
Sekunde.     Kupfervitriol  hilft  nur  für  kurze  Zeit. 

Neue  Frage  No.  314.  Ich  beabsichtige,  mir  eine  Busch- 
und  Beerenobstplan tage  anzulegen.  Welche  Apfel-,  Birnen-, 
Johannis-  und  Stachelbeer-Sorten  sind  für  die  nachstehend  bezeich- 
neten Verhältnisse  die  geeignetsten?  Der  Boden  ist  humusreicher, 
durchlässiger  Lehmboden  in  allseitig  durch  hohe  Berge  geschützter, 
jedoch  sonniger  Lage.  Das  Grundstück  ist  12  00y  qm  groß  und 
erstreckt  sich  von  Nord  nach  Sud.  Bewässerung  kann  leicht  durch 
Fluß-  und  Leitungswasser  erfolgen.  Würden  sich  Erdbeeren  für 
diesen  Boden  eignen?  Rinderdung  ist  genügend  vorhanden.  Kann 
zur  Pflanzung  Komposterde,  aus  Gerbereiabfällen  entstanden,  mit 
verwendet  werden? 

Neue  Frage  No.  315.  Welches  ist  die  beste  Pflanzzeit 
für  Eichen,  der  Herbst  oder  der  Frühling?  Kollegen  wollen 
beobachtet  haben,  daß  Frübjahrspflanzung  für  Eichen  vorzuziehen  sei. 

Neue  Frage  No.  316.  Welche  frühblühenden  CAry- 
santhcmum -Horten  ergeben,  in  Häusern  mit  abnehmbaren  Fenstern 
ausgepflanzt,  gute  Kultur  vorausgesetzt,  große  Schau blumen?  Der 
Boden  ist  kräftiger  Lehm,  gedüngt  mit  Kuhdung,  Ruß  und  Hornmehl. 

Neue  Frage  No.  317.  Wie  sind  Topfchrysanthemum  zu 
behandeln,  um  kurze,  starke  Triebe  mit  großem  dunkel- 
grünem Laub  zu  erzeugen?  Ich  gebe  meinen  Pflanzen  zur  Hälfte 
kräftige  Landerde  und  zur  Hälfte  Mistbeeterde  (keine  Misterde)  und 
entsprechend  Sand,  mische  unter  die  Erde  Knochenmehl  und  gebe 
vom  August  ab  Jauche;  dabei  schießen  sie  mir  beängstigend  in  die 
Höhe,  bringen  wohl  halbwegs  schöne  Blumen,  Stiel  und  Laub  bleibt 
aber  immer  etwas  schwach. 

Neue  Frage  No.  318.  Lassen  sich  Syringa  vulgär is-Soiten 
durch  llol/.stfiklinyc.  .Stecklinge  von  halbreifem  Holz  oder  krautartig 
vermehren  und  wie  ist  die  Behandlung? 

Neue  Frage  No.  319.  Wie  ist  die  beste  Vermehrung  von 
Prunus  I'issardi?  In  einem  Buche  wird  Vermehrung  durch  Samen 
empfohlen;  wo  ist  Samen  in  keimfähiger  Qualität  erhältlich? 

Beantwortung  aus  dem  Leserkreise  freundlichst  erbeten. 


Mannigfaltiges. 

Frostschäden  an  den  Kulturen  der  Riviera  und 
Oberitaliens. 

Von  Richard  Heimann,  Kultivateur  der   Firma   Rene  Adnet, 
„La  Koseraie"  au  Cap  d'Antibes,  Frankreich,  A.  M. 


He 


Lerrliches  Wetter  brachte  uns  der  Herbst  vorigen  Jahres. 
Im  ganzen  gab  es  nur  fünf  Regentage,  sonst  waren  es  lauter  sonnige 
Tage  bei  einer  Temperatur  von  durchschnittlich  18°  C  im  Schatten. 
Alles  grünte  und  blute,  jeder  Kultivateur  tat  sein  Möglichstes,  um 
die  Ernte  gewinnbringend  zu  gestalten.  Schon  im  Monat  November 
und  Dezember  gingen  ganze  Berge  von  Blumen  nach  allen  Wind- 
richtungen und  insbesondere  nach  Deutschland.  Es  war  wirklich 
eine  Augenweide,  diese  ganze  Blumenpracht  um  diese  Jahre.szeit  mit 
anzusehen.  Für  Weihnachten  und  Neujahr  war  die  Nachfrage  so 
groß,  daß  es  unmöglich  war  jeden  einzelnen  zu  befriedigen,  weshalb 
viele  auf  den  Januar  und  Februar  vertröstet  werden  mußten,  denn 
bei  solchem  Wetter  war  in  diesen  beiden  Monaten  noch  mehr  zu 
erwarten.      Doch    da    brach    das    Verhängnis    lierein,   das    so    viele 


Die  Gartenwelt. 


IX.  18 


arm  gemacht  hat.  Am  1.  Januar  nachmittags  vier  ühr  fiel  das 
Thermometer  plötzlich  bis  auf  den  Gefrierpunkt  herab,  die  Luft 
war  klar  und  von  den  Alpen  her  wehte  ein  scharfer  eisigkalter  Wind, 
um  8  übr  abends  war  es  schon  2°  C  kalt.  In  den  Gärtnereien  war 
meist  alles  ausgeflogen,  denn  an  Neujahr  denkt  man  selb'st  hier  ans 
Amüsieren  und  nicht  ans  Gefrieren,  und  keiner  der  vom  Wein  er- 
hitzten Köpfe  fühlte  die  Kälte,  immer  tiefer  fiel  das  Thermometer 
und  immer  näher  kam  das  Verderben.  Nur  an  wenigen  Stellen  sah 
man  einige  Pechfeuer  auflodern,  doch  auch  diese  konnten  gegen  die 
für  den  Süden  so  ungeheure  Kälte  nicht  ankämpfen,  denn  gegen 
Morgen  war  das  Thermometer  bis  auf — 10"  C  gefallen,  eine  Kälte,  die 
am  blauen  Meere  kaum  je  verzeichnet  wurde.  Bei  solcher  Witterung 
ist  natürlich  alles  erfroren,  Rosen,  Nelken,  Orangen,  Tomaten  etc. 
Der  Schaden  ist  unberechenbar  und  auf  Millionen  zu  schätzen. 
Von  Cannes,  Antibes,  Nizza,  Monte-Carlo  bis  San-Remo,  die  ganze 
Strecke  entlang  ist  alles  erfroren.  Am  besten  scheinen  wir  auf  dem 
Oap  d'Antibes  davongekommen  zu  sein,  das  sich  drei  Kilometer  ins 
Meer  hinaus  erstreckt  und  somit  seine  Wärme  von  der  See  her  er- 
hält; wir  hatten  nur  7°  C,  in  unserer  Gärtnerei  sogar  nur  4'/,"  C, 
da  dieselbe  zirkusförmig  in  einer  geschützten  Bucht  liegt  und  durch 
große  Feuer  unter  Rauch  gehalten  wurde.  So  wurden  außer 
80  geheizten  Rosenbäusern  auch  ebenso  viele  kalte  und  unsere 
Palmen-  und  Medeolen-Knlturen  erhalten.  Wie  sehr  die  Kälte  ge- 
haust hat,  beweisen  hier  am  besten  Zahlen;  es  wurden  von  Antibes 
täglich  900  Körbe  mit  Blumen  verschickt,  während  jetzt  nach  der 
Kälte  kaum  120  auf  den  Tag  kommen  und  doch  war  unser  Cap  am 
meisten  geschützt.  Doch  nach  vier  kalten  Nächten  hat  sich  die 
Wärme  wieder  Bahn  gebrochen  und  zeigt  das  Thermometer  während 
der  Nacht  7—9°  C  (über  dem  Gefrierpunkt)  und  mittags  20—21°  C 
(im  Schatten).     Ein  wahrer  Hohn  nach  dieser  Kälte. 

unter  diesen  Umständen  ist  dem  deutschen  Kultivateur  nun 
die  Gelegenheit  geboten,  zu  zeigen,  ob  er  im  Stande  ist,  den  Blumen- 
reichtum des  Südens  zu  ersetzen.  Umsomehr,  da  für  die  kommende 
Saison  auch  bedeutend  weniger  produziert  wird,  wie  in  andern  Jahr- 
gängen, denn  viele  von  den  kleineren  Züchtern,  welche  alles  ver- 
loren haben,  sind  nicht  mehr  fähig,  wieder  anzubauen,  was  ihnen 
die  Kälte  zerstört  hat,  weil  sie  meist  aller  Mittel  entblößt  sind, 
denn  ihr  ganzes  Vermögen  steckte  in  den  Kulturen;  andere, 
die  Vermögen  in  den  Händen  haben,  müssen  erst  das  Verdorbene 
wieder  ersetzen,  anstatt  sich  zu  vergrößern.  Doch  schlimm  wird  es 
immer  für  den  deutschen  Blumenhändler  sein,  wenn  er  sich  jetzt 
ganz  auf  den  einheimischen  Handel.sgärtner  verlassen  muß,  denn 
die  täglich  einlaufenden  Briefe  mit  Bitten  um  Blumen  und  wenn  es 
nur  wenige  seien,  jeder  Preis  werde  gerne  bezahlt,  auch  die  Händler, 
die  hier  von  Gärtnerei  zu  Gärtnerei  laufen,  um  Blumen  aufzutreiben, 
beweisen  am  besten,  wie  es  daheim  bestellt  i.st. 

Die  Preise  für  Blumen  sind  auch  in  Paris  riesig  gestiegen. 

Bücherschau. 

Thalackers  Adreßbuch  für  den  deutschen  Gartenbau  und 
Kalender  1905.  Verlag  von  Bernhard  Thalacker,  Leipzig  -  Gohlis. 
Klein  8»,  347  Seiten.     Preis  in  Leinewand  geb.  2  Mk.  öO  Pfg. 

Das  Adreßbuch  beginnt  mit  einer  Abhandlung  über  die  Lage 
des  deutschen  Garten bauhandels  im  Jahre  1904,  die  in  der  Haupt- 
sache pessimistisch  gehalten  ist.  Die  fortschreitende  Bewegung  für 
die  Erholungsgärten,  Balkongärtnerei  und  die  Blumenpflege  durch 
Schulkinder  wird  als  fördernd  für  den  Gartenbau  im  allgemeinen 
dargestellt,  während  die  ungünstige  Witterung  des  vergangenen 
Sommers  in  ihrer  Wirkung  auf  übst-  und  Gemüsekulturen  ge- 
schildert wird,  wobei  aber  der  Topf pflanzenkulturen  keine  Erwähnung 
geschieht.  Die  Konkurrenz  des  Auslandes  gibt  erneut  Anlaß  zu 
Klagen  und  von  dem  Schutzzoll  wird  wenig  Erbauliches  gehofft 
Dann  wird  den  Ausstellungen  ein  Blatt  gewidmet  und  festgestellt 
daß  sich  eine  gewisse  Ausstellungsmüdigkeit  zeige.  Die  Kredit-Ver- 
hältnisse, das  Vereins-  und  Verbandswesen,  die  Gehilfenbewegung, 
Handel  und  Verkehr  werden  in  großen  Zügen  besprochen.  Die  kleine 
Eechtskunde  für  den  deutschen  Handelsgärtner  ist  wie  im  Vorjahre. 
Nach    den    Bestimmungen    der   Internationalen    Reblaus -Konvention 

Vorantwortl.  Redakteur:  Max  Headörffer.  Berlin.  —  Terlae  t.  Rieh; 


hätte  das  neue  Reblaus-(5esetz  aufgenommen  werden  sollen.  Das 
Ortsverzeichnis  ist  diesmal  zur  erleichterten  Auffindung  auf  grüne|ni 
Papier  gedruckt  und  im  Adressen-Verzeichnis  sind  ca.  l.ö(Xl  Adressen 
in  50  Orten  weggefallen,  während  etwa  3000  Pinnen  in  ca.  400 
Orten  hinzugekommen  sind.  Dieses  handliche  Taschenbuch  dürfte 
sich  immer  mehr  Freunde  erwerben,  da  es  mannigfachen  Bedürf- 
nissen des  Handelsgärtners  in  seinen  Kontorarbeiten  entgegenkommt. 

Aus  den  Vereinen. 

1.  Jahresversammlung  der  Deutschen  Dahlien-Gesellschaft, 

Sonntag,  den  5.  Februar,  nachmittags  2'/.,  Uhr,  im  Restaurant  Börse, 
Hannover,  Osterstrasse  16. 

Tagesordnung: 

1.  Jahres-  und  Kassenbericht. 

2.  Vorträge : 

a)  Herr  H.  Junge,  Hameln:  „Die  Düsseldorfer  Aus- 
stellung mit  besonderer  Berücksichtigung  der  ausge- 
pflanzten Dahhen." 

b)  Herr  C.  Bergmann,  i.  F.  Pape  &  Bergmann,  (Quedlin- 
burg:  „Die  besten  Dahlien  für  Gartenau.sschmückung.- 

c)  Besprechung  der  ausländischen  Dahlien  -  Neuheiten. 
Referenten  die  Herren  Tölkhaus,  Bornemann, 
Kohlmannslehner. 

3.  Satzungsänderungen    betreffs    Vorstandswahl     und    .Jahres- 
versammlung. 

4.  Neuwahl  des  Vorstandes. 

5.  Beschlußfassung. 

6.  Verschiedenes. 

Mittags  1  Uhr  gemeinsames  Mittagessen  im  Restaurant  „Börse--. 
Gäste  sind  willkommen ! 

Der  Vorstand. 
G.  Bornemann,  H.  Kohlmannslehner, 

1.  Vorsitzender.  Geschäftsführer. 

Personal-Nachrichten. 

Burbank,  Luther,  Santa  Rosa  in  Kalifornien,  über  dessen  'Er- 
folge auf  dem  Gebiete  der  Pflanzenzucht  wir  im  VII.  Jahrgang, 
Seite  366,  einen  bemerkenswerten  Artikel  brachten,  erhielt  von  der 
Carnegie- Anstalt  in  Washington  400tX)0  Mk.  für  die  Förderung  seiner 
Forschungen  auf  dem  Gebiete  des  Gartenbaues. 

Hallier,  Prof.  Dr.  Ernst,  starb  Ende  Dezember  1904  in 
Dachau  bei  München  im  73.  Lebensjahre.  Hallier  war  gelernter 
Gärtner,  der  im  Jahre  1848  seine  Lehrzeit  im  bot.  Garten  zu  Jena 
begann,  sich  im  Jahre  18.54  jedoch  dem  Studium  der  Naturwissen- 
schaften und  der  Philosophie  zuwandte.  Er  .studierte  in  Berlin,  Jena 
und  Göttingen  und  habilitierte  sich  1860  in  Jena,  wo  er  1864  zum 
außerordentlichen  Professor  ernannt  wurde.  Seit  1883  war  er  Privat- 
mann.     Von    seinen  Werken    sind    von    gärtnerischem  Werte   seine 


der  Landschaftsgärtnerei  und  die  Aesthetik  der  Natur. 

Knaack,  Bertold,  langjähriger  Techniker  der  städtischen 
Gartenvt'iwaltung  in  Magdeburg,  zuletzt  Geschäftsführer  in  der 
Handelsgärtnerei  von  W.  H.  Kraatz  in  Rastede  (Oldenburg),  über- 
nahm käuflich  am  1.  Januar  d.  J.  die  Villa  .,Waldesruh''  im  Ostsee- 
bade Bruiishaupten  und  ließ  sich  dort  als  Landschaftsgärtner  nieder. 

R6vdß,  Stefan,  Hilfslehrer  an  der  Kgl.  ung.  Gartenbaulehr- 
anstalt zu  Budapest,  wui-de  zum  ordentlichen  Gartenbau-Professor 
ernannt. 

Rose,  Johann  Heinrich,  Handelsgärtner  in  Kassel,  t  am 
11.  Januar  im  83.  Lebensjahre. 

Wittmack,  Geh.  Ober -Regierungsrat,  Prof.  Dr.  zu  Berlin, 
wurde  zum  Ehrenmitgliede  der  Academy  of  Science  in  St.  Louis,  Mo. 
ernannt. 

Wflnsche,  Oberlehrer,  Prof.  Dr.  Otto,  in  Zwickau  i.  S.  ist  im 
Alter  von  66  Jahren  gestorben.  Seine  Excursionsflora  von  Deutsch- 
land und  vom  Königreich  Sachsen  sind  beliebte  botanische  Werke, 
die  viele  Auflagen  erlebt  und  ihrem  Verfasser  dauernden  Ruf  ge- 
sichert haben. 


Schmidt  &  Co.,  Leipzit?.  —  Draek:  Anhalt.  Bachdr.  6nt«uberg,  e.  Q.  m.  b. 


K^-ei/y 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den   oesamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


4.  Februar  1905. 


No.  19. 


Snchdruck  und  A'nchhittitin^  aus  dem    Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich   verfolgt. 


Topfpflanzen. 


.La    Hl 


„La  Reine",  eine  neue  reniontiereude  Federnelke. 

Von  Heinrich  Kohlmannslehner,  Handekgiiitner,  Britz-Beiliii. 
(Hierxu  eine  Abbildung.) 

Aus  der  Sturm 'seilen  Züclitiing  „Blarktkönvjin"  ist  die 
neue  Federnelke  ., La  Beine"  als  Sportzüchtung  hervorgegangen. 
Der  Züchter,  Herr  Riis  in  Horsens,  fand  unter  Tausenden 
von  Pflanzen  der  Sorte  „Marktkömgin"  einen  Sport,  welcher 
vollständig  reinweiße  Blumen  hatte.  Bekanntlich  ist  die 
Muttersorte  nicht  ganz  reinweiß,  sondern  hat  in  der  Mitte  der 
Blüte  eine  rötliche  Zone.  Es  gelang  dem  Züchter,  diesen 
Sport  festzuhalten  und  inzwischen  fleißig  zu  vermehren.  Daß 
derselbe  der  Züchtung  den  Namen  ,,La  Beine"  gab,  hat,  v,rie 
er  mir  selbst  schrieb,  den  Grund,  weil  er  dieser  Nelke  eine 
ähnliche  Bedeutung  und  Verbreitung  wünscht  wie  der  be- 
kannten Tulpe  ,,La  Beine". 

Nim,  eine  Königin  in  ihrer  Art 
sächlich  unter  den  Federnelken,  weil 
sie  neben  der  reinweißen  Farbe  eine 
noch  größere  Blühfähigkeit  als  die 
Muttersorte  besitzt.  Das  Remontieren 
der  alten  Pflanze  wird  noch  wertvoll 
ergänzt  durch  die  frühe  Blühbarkeit  der 
jungen  Pflanzen,  sobald  sie  ungestutzt 
bleiben.  So  beginnen  Stecklinge  von 
April  und  Mai  bchon  Anfang  August 
zu  blühen,  Stecklinge  von  Anfang  Juni 
blüiien  den  ganzen  September  hindurch 
und  solche  von  Ende  Juli  oder  Anfang 
August  sind  noch  während  des  ganzen 
Oktobers  in  Blüte  zu  haben. ^  Ich  be- 
sitze eine  Photographie,  welche  am 
19.  September  aufgenommen  war  und 
welche  ganze  Beete  in  vollendetstem 
Flor  zeigt.  Daß  diese  Angaben  wahr 
sind,  kann  ich  damit  beweisen,  daß  ich, 
ehe  ich  einen  größeren  Abschluß  auf 
Pflanzen  einging,  den  Züchter  bat, 
mir  wiederholt  Blumen  zu  übersenden. 
So  erhielt  ich  u.  a.  Mitte  Oktober 
Blumen  von  vollendeter  Schönheit,  die 
gut  gestielt,  an  den  Rändern  fein  gefranst 
und  bei  gut  mittlerer  Blütengröße  noch 

Gartenwelt.     IS. 


Neue  remontierende  Federnelke  „La  Reine 

Originabufnahmo  für   die    „Garlenwelt". 


die  schönste  rein  weiße  Färbung  aufwiesen.  Selbst  in  den  letzten 
(^ktobertagen  erhielt  ich  noch  eine  Blütensendung,  welche  leider 
auf  dem  Transport,  gelitten  hatte,  so  daß  ich  sie,  entgegen 
meiner  Absicht,  nicht  im  Verein  zur  Beförderung  des- Gartenbaues 
zu  Berlin  vorführen  konnte.  Einige  damals  mitgeschickte 
Pflanzen,  welche  noch  reichlich  mit  Knospen  besetzt  waren, 
bewiesen  mir,  daß  es  tatsächlich  eine  Kleinigkeit  ist,  diese 
neue  remontierende  Federnelke  in  überbauten  Kästen  unter 
Umständen  selbst  noch  bis  in  den  November  hinein  in  Blüte 
zu  haben. 

Daß  diese  Nelke  tatsächlich  eine  remontierende  Feder- 
nolke  von  großer  Bedeutung  ist,  geht  aus  einem  Briefe  des 
Herrn  Jac.  Sturm  an  Herrn  Riis  hervor,  in  dem  es  u.  a. 
heißt:  „Die  Federnelke  "Markiköni(jin<'  ist  zurzeit  von  mir 
als  Neuheit  eingeführt  worden  und  zwar  sind  ihre  Vorzüge 
folgende:  frühere  Blütezeit  als  bei  anderen  Federnelken-Sorten 
und  vor  allem  remontierend  bis  zum  Herbst.  Als  voll- 
ständig  rein  weiß    ist   dieselbe   niemals 

von    mir   angepriesen    worden.     Schon 

beim  Erscheinen  von  •> Marktkönigin« 
sagte  ich  mir,  daß  eine  ähnliche  — 
aber  rein  weiße  Nelke  von  größtem 
Werte  sein  würde,  hätte  aber  nicht  ge- 
glaubt, daß  Sie  eine  solche  finden  sollten. 
Wenn  diese  Nelke  nicht  überall  gut 
reraontierte,  so  rührt  dies  wohl  von  zu 
großer  Trockenheit  während  des  Som- 
mers her." 

Der  Züchter    selbst    schreibt    mii- 
über   seine  Neuheit: 

„Im  Oktober  1899  habe  ich  unter 
vielen  Tausenden  von  Pflanzen  von 
„llarkikönigin'-'-  eine  Pflanze  mit  rein- 
weißen Blumen  gefunden,  die  eingetopft 
und  vermehrt  wurde.  Dieser  Sport  hat 
sich  genügend  konstant  gezeigt.  Ver- 
einzelt können  noch  rotgesprenkelte 
Blumen  vorkommen,  was  jedoch  im 
großen  und  ganzen  ohne  Bedeutung  ist. 
Diese  Nelke  „La  Beine'^  blüht  hier  be- 
sonders reichlich  im  Juni.  Die  Blumen 
des  ersten  Flores  sind  zwar  nicht  so  groß 
und  langstielig  als  die  von  „Diamant", 
19 


Die   Gartenwelt. 


IX,   19 


jedoch  sind  sie  zu  dieser  Zeit  mehr  begehrt.  Wenn  „Dia- 
mant" im  Jidi  sich  entfaltet,»  sollte  man  lieber  alle  übrigen 
Blumen  und  Knospen  von  ,.La  Reine^'-  abschneiden  und  wenn 
erforderlich,  die  Pflanzen  begießen.  Der  nächste  Floi'  fängt 
dann  liier  Anfang  August  an,  und  diesmal  sind  es  große 
Blumen  auf  langen,  kräftigen  Stielen.  Wenn  die 
Pflanzen  nicht  Not  leiden,  werden  sie  bis  zum  Eintreten 
stärkerer  Nachtfröste  noch  im  Oktober  blühen  und  stehen 
dami  voll  mit  Knospen  besetzt.  Damit  die  Pflanzen  sich 
nicht  zu  sehr  erschöpfen,  sollte  man  Mitte  Oktober  alle  ülirigen 
Blütenstiele  abschneiden. 

In  südlichen  Gegenden  würde  diese  Nelke  wohl  den 
ganzen  Winter  liindurch  blühen  und  vielmehr  Blumen  geben 
als  Remontantnelken." 


Dio  Herkiiles-Nelkeii  Neapels. 

Vou  C.  Sprenger,  Vomero-Neapel. 

Als  ich  im  .lahre  1878  eben  nach  Neapel  gekommen 
war,  und  noch  lange  Zeit  nachher,  waren  die  Nelken  fast  eine 
Mythe,  man  kannte  nur  eine  scharlachrote  ganz  hübsche 
und  sehr  stark  würzig  duftende  Art  Baumnelke,  nach 
Art  der  „Grenadin^\  d.  h.  Granatnelke  Frankreichs,  die  zur 
Frühlingszeit  mit  den  Rosen  konkurrierte  und  von  der  man 
sich  an  den  Straßenecken  um  wenige  Soldi  (1  Soldi  gleich 
5  Centesimij  einen  gi-oßen  Strauß  kaufen  konnte.  Weiter 
gab  es  dann  und  wann  eine  kleine,  aber  hübsche  rein  weiße, 
etwas  remontierende  Nelke,  die  Herr  Georg  Schottler, 
unser  noch  hier  wirkender  Landsmann,  aus  Frankfurt,  icli 
weiß  nicht  unter  welchem  Namen,  eingeführt  hatte;  endlich 
gab  es  da  und  dort  einen  Nelkenfreund  unter  dem  alten  Adel,  der 
halb  versteckt  hoch  oben  auf  den  flachen  Dächern  seine.s 
Palastes  auf  den  Mauerrändem  in  viereckigen  Terracottakästen 
Nelken  zog,  von  denen  aber  die  Allgemeinheit  nichts  erfuhr, 
weil  sie  kein  Mensch  begehrte  und  es  keine  Blumen-Ausstellungen 
gab.  —  Dann  gab  es  noch  da  und  dort  auf  einem  alten  ver- 
rosteten, halb  verfallenen  Balkon  in  einer  "Vorstadt  oder  an 
der  Außenperipherie  zuweUen  in  allen  möglichen  odei-  unmög- 
lichen, oft  seltsamen  Geschirren,  undefinierbare  alte  Nelken- 
stöcke, die  zur  Klasse  der  Baiunnelken  gehörten  und,  mehr 
als  Ami)elpflanze  dienend,  durch  die  Eisengitter  herabwallten, 
um  mit  ihren  seltenen,  meist  feurigen  Blüten  den  Vorüber- 
gehenden zur  Frühlingszeit  zuzunicken,  als  wollten  sie  ihm 
Geschichten  erzählen  von  Sehnen  und  Lieben  und  wilder 
Leidenschaft  hinter  den  verstaubten  trüben  Scheiben.  Auch 
draußen  auf  dem  Lande,  in  den  Städtchen  und  Dörfern,  gab 
es  solche  Nelken  und  dort  findet  man  sie  auch  heute  noch. 
Das  war  alles.  Dann  aber  kam  neues  Leben  nach  Neapel. 
Allerlei  fremdes  Volk,  Gärtner  und  solche,  die  es  gerne 
werden  wollten,  weil  ihnen  die  Millionen,  die  der  Samen- 
handel und  die  Blumenzucht  den  Dippe's,  den  Benary's  und 
Vilmorin's  abgeworfen  hatte  und  die  sie  nun  so  im  Vorüber- 
gehen aufzulesen  hofften,  wenn  sie  sich  einen  „braven  Gärtner" 
verschrieben,  um  es  hernach,  wenn  sie  ihm  alles,  wie  sie 
glaubten,  abgesehen  hatten,  selber  zu  machen  und  den 
„braven  Gärtner"  dann  abzulehnen.  —  Aber  es  kam  oft 
anders. 

Der  damalige  Prinz  von  Neapel,  unser  jetziger  König,  dem 
jeder  Mensch  mit  Kopf  und  Herz  am  rechten  Flecke  gut  sein  muß, 
war  großer  Blumen-  und  .vornehmlich  Nelkenfreund  und  da  er 
jahrelang  als  kommandierender  General  und  Oberbefehlshaber 


der  hie.sigen  Truppen -Abteilungen  in  Neapel  residierte,  zog  er 
selber  zur  Erholung  mit  seinen  norditalienischen  Gärtnern  auf 
den  sonnigen  Terrassen  des  gewaltigen  Königsschlosses  schöne 
Nelken,  nicht  nur  was  es  hier  gab,  sondern  er  sammelte  auch 
in  den  neapolitanischen  Landen,  und  sein  besonderer  Liebling 
war  die  alte  Granatnelke  von  Torre  del  Greco  am  Fuße  des 
feurigen  Vesuv,  nahe  beim  wieder  erstandenen  Pompeji. 
Diese  Nelke  hatte  auch  Samen  erzeugt  und  aus  diesem  Samen 
Zügen  die  kronprinzlichen  Gärtner  eine  schöne  hellscharlach- 
rote Art  ,,Grenadin'\  die  man  bald  nachlier  allgemein  als 
,^Principc  di  Napoli.-  .sah  und  kultivierte  und  die  eine  der 
Pioniere  der  heutigen  Nelkenzucht  Neapels  war.  Dem  selu- 
beliebten  damaligen  Kronprinzen  zu  Liebe  pflanzte  bald  alle 
Welt  Nelken  und  alle  Terrassen  und  Balkone,  besonders  die 
der  verwandten  Aristokratie  und  hohen  Beamten,  wimmelten 
zur  Frühlingszeit  von  blühenden  Nelken.  Dazu  machte  sich 
aber  auch  der  gute  Geschmack  in  der  Binderei  und  in  den 
Blumen -Arrangements  immer  mehr  geltend  und  immer  neue 
und  mehr  frische  Blumen  wurden  zur  Fremden-,  also  Winters- 
und Frühlingszeit,  begehrt.  Neue  Gärtner,  Neapolitaner,  die 
früher  auswanderten  und  den  heimischen  vmdankbaren  Boden 
verlassen  hatten,  kehrten  heim  und  brachten  den  guten 
Geschmack,  ilen  zu  verbreiten  sich  auch  deutsche  Gärtner, 
nicht  alifi  ili.'  [liiiicller,  bemüht  haben,  mit.  So  entdeckten  die 
guten  X(:i|M.litaiiii  plötzlich,  was  ihnen  gefehlt  hatte  und 
was  sie  'ly.'ntliih  so  lang  entbehrt  hatten  und  fanden,  daß 
eigentlich  die  Nelke,  ihre  Lieblingsblume,  ihre  National- 
blume sei  —  liebten  sie  mit  einem  aufwallenden  Feuer,  das 
so  lichterloh  loderte  und  noch  lodert,  daß  Neapel  zur  Frülilings- 
zeit  förmlich  in  Nelken  schwimmt  und  diese  edle  Blume  der 
Stadt  für  eine  gute  Zeit  lang  ihren  Stempel  aufdrückt. 
Würde  man  den  bourbonischen  Schimmel  aus  dem  Stadtwappen 
als  veraltet  entfernen  wollen,  ich  würde,  so  man  meinen  Rat 
begehren  würde,  sagen:  nehmet  das  Savoyardenkreuz  mit 
einer  feurigen  Schiavoner-Nelke  darin  als  Wappen!  — 
„Schiavone",  d.  h.  eigentlich  „Slave",  könnte  aber  auch 
auf  Venedig  deuten,  wo  die  Riva  dei  Schiavoni  der  schönste 
Quai  ist.  „Scliiitmui-  hcilJt  nämlich  eine  Nelkenklasse  oder 
eigentlich  nur  mi.'  ii.  I  pm  purfarbene  Riesennelke  mit  einem 
grünen  Schopf  m  'l'i-  Mitte,  die  mitten  im  Nelkentrubel  in 
Neapel  a\iftauchto  und  von  der  niemand  sagen  konnte,  woher 
sie  kam.  Sicher  war  sie  lange  da,  vielleicht  Jahrhunderte. 
Sie  fristete  ihr  sonniges,  aber  einsames  Leben  irgendwo 
hoch  oben,  über  allem  Erdenjammer  ei'habeji  und  nm-  zu- 
weilen trug  ein  halb  melancholischer,  vornehmer  oder  exotischer 
Jüngling  eine  solche  Purpurnelke  im  Knopfloch,  die  dann 
wohl  berochen  und  bewundert  wurde,  um  die  man  sich 
sonst  aber  weiter  nicht  kümmerte,  denn  „leben,  lieben  und 
lachen"  sind  die  drei  ausschließlichen  Beschäftigungen  eines 
Neapolitaners  oder  sie  waren  es  doch.  Jetzt  ändern  sich 
allerdings  die  Zeiten  und  mit  ihnen  auch  diese  harmlosen 
Menschen.  Warum  also  nennt  man  diese  Riesennelke  nun 
„Slave"?  Das  ist  dunkel  und  ich  konnte  nicht  ergründen, 
woher  dieser  Name  stammt.  Der  Lateiner  liebt  nur  sich 
selbst,  er  liebt  weder  die  Slaven  noch  andere  Völker. 
Die  Deutschen  respektiert  er,  aber  er  liebt  sie  nicht,  d.  h. 
natürlich  im  allgemeinen.  Vielleicht,  sage  ich  mir,  hat 
der  Name  ..Schiavone"-  einen  religiösen  Ursprung,  weil  im 
Süden  da  und  dort  berühmte  und  wundertätige  Mutter- 
gottosbilder  dunkel,  fast  schwarz  sind  und  man  diese  Ma- 
donnenbilder auch  „Schiavone"  nennt;  so  ist  vielleicht  ganz 
zufällig  dieser   sonst   hier   so    absonderliche   Name    auf  diese 


IX,    19 


Die  Gartenwelt. 


äl9 


seltsame  dunkelfarbene,  fast  düstere  Nelke  übergegangen,  die  dem 
harmlosen,  kindlich  reinen  Gemüte  des  Neapolitaners  ganz 
mysteriös  erscheinen  mochte,  als  sie  plötzlich  da  war,  ohne 
daß  er  wußte,  woher  sie  kam.  Sie  war  wie  ein  Mädchen 
aus  der  Fremde,  das  viele  Gaben  verteilte.  So  komme  ich 
nun  auf  die  Klöster. 

Ich  glaube  fest,  daß  diese  Riescnnelke  ein  Produkt  der 
Klostergärten  vergangener  Jahrlnmderte  ist.  Als  diese 
Klöster  aufhörten  zu  sein  und  ihre  Gärten  verwildeiten, 
nahmen  ihre  Getreuen,  die  Vornehmen  und  Reichen,  auch  die 
Schätze  der  Gärten  in  ihre  Obhut.  Hier  ganz  nahe  bei 
mir  liegt  das  alte  Kloster  San  Martino,  jetzt  ein  Museum, 
unter  der  Königin  Johanna  I.  zur  Zeit  des  Papstes  Urban  X. 
erbaut  und  Jahrhunderte  hindurch  von  Carthäusermönchen 
bewohnt,  die  den  einst  wilden,  bewaldeten  Hügel,  die  Kuppe 
des  Vomero,  in  blühende  Rebengärten  verwandelten  und  die 
in  ihren  stillen  Gärten  der  Blumenpflege  lebten  und  sicherlich 
neben  Rosen,  Lilien  und  den  Münzenkräutern  auch  die  Nelken 
jiflegten. 

Auch  pflegten  einst  die  weißen  Benediktiner  Rosen  und 
Nelken,  sowie  weiße  Lilien.  Ihr  Kloster  lag  in  einem  Stadt- 
teil, der  noch  heute  den  Namen  Montoliveto,  also  Ölberg, 
trägt,  obwohl  ihn  jetzt  ein  dichtes  Häusermeer  einnimmt. 
Ein  Sitz  der  Nelkenzncht  war  einst  auch  das  alte  nun  ver- 
lassene Kloster  Montesarco  in  einer  Nachbarprovinz  und 
dort  gilit  es  im  Juni  des  Jahres  noch  heute  ein  hohes 
Kirchenfest,  bei  dem  die  Nelke  eine  bedeutende  Rolle  spielt, 
und  endlich  ist  das  berühmte  Kloster  Monte  Cassino  noch 
heute  der  Sitz  der  Blumenzucht,  denn  die  duftende  Nelke  war 
die  Lieblingsblnnie  der  Äbte.  So  blieb  mir  kein  Zweifel 
mehr,  daß  eines  dieser  Klöster,  einst  der  Schauplatz  gründ- 
licher Nelkenkultur,  der  Schiavonernelke  das  Leben  gab,  das 
sie  später  auf  einer  grauen  Terrasse  eines  alternden  Palrizier- 
hauses  irgendwo  im  großen  Neapel  weiter  fristete,  bis  die 
Mode  kam,  vereint  mit  der  Gewinnsucht,  und  sie  an  das 
Licht  zog. 

Die  „Herkulesnelke\  wie  ich  diese  „Schiavone''  nannte, 
da  der  Name  schlecht  paßte,  gefiel  mir  vor  etwa  sieben 
Jahren  so  sehr,  daß  ich  sie  in  Kultur  nahm,  weiter  darauf 
baute,  um  sie  später,  wie  ich  hoffte  und  wünschte,  trotz 
ihrer  Felder  womöglich  in  einem  gewählten  Sortimente  dem 
Handel  zu  übergeben.  Sie  ist  eine  völlig  von  allen  bekannten 
und  kultivierten  Nelken  verschiedene  Art,  eine  Baumnelke,  die 
viele  Jahre  ausdauert,  aber  doch  am  besten  durch  Senker 
iider  Stecklinge  alljährlich  verjüngt  wird.  Sie  hat  schlanke, 
hochragende  Stengel,  mit  schmalen,  lichthell  aschenfarbenen, 
purpurn  angehauchten  Blättern  und  meist  einzeln  stehende, 
auf  hohen  geschmeidigen  Stielen  ragende,  sehr  große  Blumen, 
die,  so  man  sie  gut  kultiviert  und  etwaige  Nebenknospen, 
wie  bei  den  Chrysanthemums,  zeitig  entfernt,  einen  Durch- 
messer von  10  cm  und  mehr  erreichen,  dicht  gefüllt  sind 
und  in  der  Mitte  einen  knorpeligen,  meist  grünen  Knopf 
tragen.  Die  Farbe  der  typischen  Art  ist  ein  reines,  tiefes 
Purpurrot,  doch  gibt  es  jetzt  scharlachrote,  rosafarbene,  blaß- 
rote und  weiße,  auch  eine  schwefelgelbe  und  gesprenkelte. 
Sie  bringt  bei  sorgfältiger  Behandlung  ab  und  zu  ein  paar 
Samenkörner  imd  diese  gaben  andere  Farben,  alier  keiner  ihrer 
Abkömmlinge  erreicht  die  Größe  des  Typus.  Sie  remontiert, 
doch  nicht  stark,  und  blüht  bei  geeigneter  Pflege  und  Wärme 
vom  Dezember  bis  Juli,  also  zu  einer  Zeit,  wo  man  ihre 
Blumen  gut  bezahlt.     Aber  sie  platzt,  das  heißt,  ihre  Kelche 


sind  nicht  stark  genug,  um  den  Druck  der  Fülle  der  Petalen 
auszuhalten.  Das  ist  ihr  einziger,  allerdings  schlimmer  Fehler. 
Die  hiesigen  Nelkenzüchter,  und  deren  sind  jetzt  Legion, 
schneiden,  um  das  zu  vermeiden,  die  Kelchzähne  vorzeitig 
ab  und  erreichen  dadurch,  daß  die  Blumenblätter  gleichmäßig 
verteilt  bleiben.  Aber  so  was  ist  mühsam  und  sieht  auch 
nicht  gut  aus,  es  verletzt  des  Kenners  Blick  und  man  ver- 
wirft im  allgemeinen  nicht  mit  Unrecht  solche  Platzer.  Da 
sie  aber  so  viele  Vorzüge  hat  und  vor  allem  eine  Zukunft 
als  sogenannte  Treibnelke  hätte,  da  sie  leicht  in  geeigneten 
Häusern  aufblüht  und  den  ganzen  Winter  ihre  schönen  Blumen 
bietet,  so  könnte  man  ihr  diese  Fehler  verzeihen.  Auch  sind 
nicht  alle  ihre  Nachkommen,  die  aber  auch  nicht  mehr  reinen, 
unverfälschten  Blutes  sind.  Platzer. 

Neben  diesen  „Herkules'^-  resp.  „6W»aüo«e"-Nelken  gibt 
es  in  Neapel  eine  andere  kulturwürdige,  wie  im  Handum- 
drehen entstandene  Nelkenklasse,  die  weiter  keinen  Namen 
hat  und  die  ich  deshalb  einfach  „Remontant- Nelken  von  Neapel'' 
nennen  will.  Sie  verdanken  ihr  Dasein  den  obgenannten 
Granatnelken,  vielleicht  dem  Blute  dieser  oder  jener  Herkules- 
nelke und  einigen  aus  Erfurt  hier  eingeführten  Sorten.  Ich 
selbst  ließ  mir  vor  Jahren  aus  Erfurt  gute  Nelkensenker 
kommen,  die  meinen  Nelken  etliches  frisches  Blut  zuführten, 
soAveit  einige  von  ihnen,  wie  die  gelbe  „Gerj/iawia'',  überhaupt 
zur  Blüte  kamen  und  nicht  bereits  nach  einem  halben  Jahre 
abstarben.  Deutsche  Nelken  passen  für  unser  Klima  schlecht 
und  gehen  fast  alle  ein!  Diese  Remontantnelken  werden 
von  den  Züchtern  ebenfalls  alljährlich  verjüngt  und  wachsen 
ziemlich  leicht  aus  Stecklingen.  Die  Anzucht  aus  Senkern 
ist  hiesigen  Züchtern  viel  zu  beschwerlich  und  umständlich,  auch 
garnicht  nötig.  Sie  machen  Stecklinge  zeitig  im  Herbst  \md 
Winter,  schneiden  ihre  Blätter  kurz  und  stopfen  sie  in  große 
Töpfe  recht  eng  beisammen  in  leichte  sandige  Tufferde! 
Wir  haben  meist  Tufferde.  Lehm,  wie  deutsche  Gärtner  von 
hier  vor  Jahren  einmal  berichteten,  haben  wir  \\m  Neapel 
nicht.  Die  guten  Leute  wollten  die  Welt  hier  verbessern  und 
konnten  selber  nicht  einmal  Lehm  von  vulkanischer  Tufferde 
unterscheiden.  Lehm  findet  sich  erst  in  der  Provinz  von 
Salerno.  —  Im  F'rühling  pflanzt  man  die  gut  bewurzelten 
Stecklinge  an  Ort  und  Stelle,  entspitzt,  stutzt,  läßt  nicht 
blühen  und  bereitet  die  Pflanzen  gut  zum  Winter-  und  Früh- 
lingsflor vor.  Das  ist  alles.  Diese  neapolitanischen  Remontant- 
nelken sind  schlaff,  müssen  aufgebunden  werden,  geben  aber 
reichlich  sehr  langstielige,  resp.  stengelige,  große  und  schöne 
Blumen.  Es  sind  besonders  rote  Farben  beliebt,  und  eine 
hat  ein  so  entzückendes  leuchtendes  Karmesinrosa,  daß  unser 
Kaiser  beim  letzten  Weilen  im  Golfe,  als  man  ihm  Sträuße 
der  schönen  „Partenope"  auf  den  Ti.sch  gestellt  hatte,  davon 
mehr  begehrte  und  die  Nelke  für  Berlin  bestellte,  wie  man 
mir  erzählte.  Aber  auch  sie  sind  teilweise  Platzer,  dennoch 
aber  so  leicht  imd  reichblühend,  so  unendlich  dankbar,  daß 
es  wirklich  der  Mühe  lohnen  müsse,  sie  unter  Glas  für  den 
Winter  zu  ziehen.  Ich  glaube,  es  kommt  noch  dazu!  Auch 
sind  die  meisten  dieser  Kinder  Neapels  immerblühend,  wenn 
man  will,  und  der  Züchter  hat  es  in  der  Gewalt,  ihre  Blüten 
zu  sammeln,  wann  es  ihm  paßt.  Geschwemmt  blühen  sie 
den  heißen  Sommer  hindurch,  fallen  nach  dem  ersten  Herbst- 
regen unbedingt  aufs  Neue  mit  reichem  Flore  ein,  ruhen 
nicht  den  langen  Winter  und  sind  unermüdlich  zur  eigent- 
lichen Nelkenzeit.  Das  sind  Eigenschaften,  die  selbst  die 
beliebten  Lyoner  Remontant-Nelken,  die  auch  zuweilen  Platzer 
sind,  nicht  haben.     Noch    im    Herbst   sah    ich,    nachdem   die 


Die  Gartenwelt. 


IX,    Hl 


ersten  Herbstregeii  gefallen  waren,  wunderbar  frische,  herr- 
liche Nelken  auf  den  Straßen  feilbieten. 

Alle  diese  Nelken  wachsen  hier  an  den  nach  0.sten. 
Süden  und  Westen  liegenden  Bergterrassen  des  Posilipo,  des 
Voniero  und  Capodiraonte  in  der  leichten,  oft  recht  sandigen 
Tufferde  ganz  ausgezeichnet  und  gedeihen  bei  pa.ssender 
Düngung  und  Pflege  prächtig.  Wie  gesagt,  erschöpfen  sie 
sich  unter  fortwährendem  Blühen  rascli,  die  Pflanzungen 
müssen  alljährlich  verjüngt  werden,  und  damit  müßte  auch 
wohl  der  Treibgärtner  und  Nelkenkultivateur  im  Norden 
rechnen.  Sie  haben  selbstredend  mit  meinen  Margareten- 
Nelken  nichts  zu  tun.  Diese  bilden  eine  ganz  aparte  Rasse 
für  sich  und  sind  ursprünglich  in  verschiedenen  Gegenden 
Siziliens  heimisch.  Jede  gegenteilige  Mitteilung  ist  falsch  und 
beruht  auf  Täuschung.  —  Es  ist  schwer  festzustellen,  welche 
Flächen  hier  mit  Nelken  bebaut  werden,  doch  ist  ihre  Kultur 
jetzt  sehr  bedeutend  geworden;  ich  schätze  nach  ganz 
allgemeinen  Überschlägen  die  Gesamtkulturen  auf  12—15 
Hektare.  Die  meisten  Blumen  gehen  im  Herbst  und  Winter 
nach  Rom  und  den  anderen  großen  norditalienischen  Städten, 
manche  in  das  Ausland,  auch  hat  sich  neuerdings  ein 
stilles  Syndikat  unter  den  neapolitanischen  Händlern  gebildet, 
um  die  Preise  zu  halten,  und  das  war  sehr  vernünftig. 
Alles  Minderwertige  wird  hier  verbraucht,  zur  Fremdenzeit 
bilden  Nelkensträuße  zeitweise  den  Hauptartikel  der  Händler 
und  Hausierer.  Im  Winter  sind  auch  hier  Nelkenblumen 
sehr  teuer,  aber  die  Nachfrage  steigt  von  Jahr  zu  Jahr,  und 
wenn  ich  bedenke,  was  vor  ca.  15  Jahren  hier  war  und 
diesen  gewaltigen  Aufschwung  sehe,  so  muß  ich  staunen,  um 
so  mehr,  als  ich  wohl  weiß,  was  das  gerade  für  Neapels 
Verhältnisse  sagen  will. 

Zum  Schluß  möge  man  mir  es  gestatten,  hier  noch  ein 
kleines  Nelken-Intermezzo  mitzuteilen,  das  zwar  kein  weiteres 
Interesse  hat,  aber  dennoch  vielleicht  nützlich  erscheinen 
mag,  indem  es  einige  Streiflichter  auf  des  deutschen  Gärtners 
Leiden  und  Freuden  in  der  berühmten  Golfstadt  werfen 
wird.  —  Ich  hatte  mir  vor  zirka  7  Jahren  einen  Nelken- 
garten angelegt  und  kultivierte  mit  Eifer  Herkules-  und 
neapolitanische  Remontant  -  Nelken ,  um  die  schon  vor- 
handene große  pm-pua-ne  Herkules  und  andere  zu  verbreiten. 
Da  es  aber  nicht  konvenierte,  Listen  darüber  zu  verscliicken, 
so  offeiierte  ich  sie  einem  Hause  in  Europa  außerhalb  Italiens. 
Dieses  Haus  fragte  darnach  bei  einem  deutschen  „Samenhändler" 
in  Neapels  Umgebung  an  und  verlangte  Auskunft  über  meine 
Nelken!  Der  Händler  war  aber  nicht  in  der  Lage,  eine 
solche  Auskunft  zu  geben,  weil  er  von  Nelken  überhaupt 
nichts  versteht;  er  schickte  deshalb  seinen  Obergärtner  bei  den 
Nelkenbauern  hier  oben  umher,  um  darnach  seine  Bericht- 
erstattung zu  formulieren;  wie,  kann  ich  mir  lebhaft  vor- 
stellen, denn  das  Geschäft  zerschlug  sich.  Nicht  lange 
darnach  waren  zur  Nachtzeit  Menschenkiuder  über  die 
Mauern  in  meinen  Garten  geklettert,  hatten  meine  Nelken 
teilweise  gestohlen,  den  Rest  aber  herausgerissen  und  ver- 
nichtet. Ich  selber  ging  darnach  auf  Reisen,  nachdem 
ich  meinen  Leuten  zuvor  den  Wunsch  ausgesprochen  hatte, 
bei  meiner  Rückkehr  in  meinem  Garten  von  Nelken  nichts 
mehr  finden  zu  wollen.  Jetzt  ist  bereits  einigen  Nelken- 
bauern die,  ich  weiß  nicht  genau,  aber  mir  scheint:  10  000 
Franken-Nelke  der  Zeitimgen  in  den  Kopf  gefahren,  auch 
haben  Engländer  und  Amerikaner  die  purpurne  Herkules  im 
Triumphe  entfülu-t,  —  der  neue  Nelkentaumel  kann  also 
losgehen. 


Dacrydiiiiii  eiipressiniim  Solander. 

llUerxu  eine  Abbildmig.) 

XJ\e  oypressenaitige  (Juinmitanne*),  die  zur  Familie  der 
Taxaceen  gehört  und  auf  Neuseeland  heimisch  ist.  i.st  eine  bei  uns 
selten  anzutreffende  Kalthauspflanze,  die,  im  Sonimei'  im  Freien 
aufge.stellt,  einen  eigentümlichen  Reiz  ausübt.  Die  hängenden  Zweige 
sind  bei  gut  kultivierten  Pflanzen  von  großer  Wirkung.  Je  älter 
die  Pflanzen  werden,  um  so  großartiger  i.st  die  Bekleidung  des 
Stammes,  was  man  von  anderen  Kübelkoniferen  nicht  sagen  kann. 

Das  Seite  221  abgebildete  Exemplar  befindet  sich  im  Garten  des 
Hochadligen  Fräuleinstiftes  zu  Mosigkau  bei  Dessau  und  wurde  vom 
Stiftsgärtner  Ad.  Herre  während  seiner  fast  öOjährigen  Tätigkeit 
aus  einem  Steckling  erzogen. 

Finger-  oder  handlange  Triebe  wachsen  aufrecht  unter  eine 
Glasglocke  gestellt  sehr  leicht  im  Kalthause. 

Die  Erde  besteht  aus  gutem  Kompost  und  etwas  Laub-  und 
Nadelerde. 

Der  Stand  darf  im  Winter  nicht  zu  gedrückt  sein,  da  die 
jungen  Triebe  leicbt  stocken.  Auch  gegen  Nachtfröste  ist  die 
Gummitanne  sehr  empfindlich.  Vom  24.  Mai  bis  25.  September 
steht  sie  hier  im  Freien.  C.  H. 


Die  rationelle  Kultur  der  Gardenia. 

Von  Peter  Geier,  ßicbmond  (England). 

Öohon  als  junger  Gehilfe,  als  welcher  ich  in  einer  Gärtnerei 
Gardenien  kultivierte,  hegte  ich  reges  Interesse  für  diese  henliche 
Blume  und  ich  habe  bereits  im  VII.  .lahrgang  Seite  302  der 
„Gartenwelt"**)  meine  Erfahrungen  in  der  Gardenienkultur  ver- 
öffentlicht. Erneut  wurde  ich  an  die  Gardenien  erinnert,  als  ich 
vergangenes  Frühjahr  nach  London  kam  und  Gardenienblumen  von 
Straßenhändlern  für  2  Pence  :=  1(3  Pfennig  das  Stück  feilgeboten 
sah.  Da  dachte  ich,  im  stillen  bedauernd  darüber,  daß  man  diese  schöne, 
in  Deutschland  nur  seilen  anzutreffende  Blume  hier  so  alltäglich  ge- 
macht imd  im  Preise  gedrückt  habe.  Ich  sollte  jedoch  später  eines 
Besseren  belehrt  werden  und  erfahren,  daß  viele  englische  Handels- 
gärtner einen  schönen  Verdienst  von  der  Gardenienkultur  haben,  ob- 
sohon  die  Blumen  in  der  Hauptsaison  so  wohlfeil  auf  der  Straße 
käuflich  sind.  Natürlich  sind  diese  Blumen  für  1—2  Pence  von 
geringerer  Qualität;  bessere  Blumen  werden  in  Blumengeschäften 
weit  teurer  vei'kauft.  Es  ist  tatsächlich  ein  Wunder,  daß  in  Deutsch- 
land die  Gardenie  noch  nicht  ein  Handelsartikel  geworden  ist  und 
die  Gardenienkultur  noch  auf  dem  Standpunkt  steht  wie  vor  10  bis 
15  Jahren.  Sollten  die  Blumen  nicht  den  Beifall  des  Publikums  ge- 
funden haben?  Ich  glaube  das  Gegenteil  ist  der  Fall.  Würde  man 
sie  in  so  gießen  Mengen  anbieten  können,  wie  hier  in  England,  so 
würde  sicherlich  ein  jeder  sich  heber  eine  Gardenienblume  fürs 
Knopfloch,  als  eine  welke,  geruchlose  Rose  oder  Nelke  des  Südens 
kauten.  Vor  ö  bis  7  Jahren  war  ich  in  Deutsehland  in  einer  Gärtnerei 
tätig,  die  Gardenienblumen  für  30  bis  60  Pfg.  das  Stück  versandte, 
zu  derselben  Jahreszeit,  zu  welcher  man  sie  in  England  schon  für 
10  bis  20  Pfg.  auf  dem  Markt  verkauft.  Trotzdem  glaube  ich,  daß 
der  englische  Gärtner  von  seiner  Großkultur  ent.schieden  bessere 
Verdienste  bei  größerem  Absatz  und  rationeller  Kultur  hat,  als 
sein  deutscher  Kollege,  der  höhere  Preise  bei  kleinem  Umsatz 
erzielt.  Man  ist  in  Deutschland  noch  allgemein  der  Ansicht,  daß 
die  enghschen  Gärtnereien  förmliche  Goldgruben  seien  und  Blumen 
in  England  besser  bezahlt  würden.  Dies  ist  entschieden  unrichtig. 
Ebenso  falsch  wäre  es,  über  eine  schmutzige  Konkurrenz  zu  zetern, 
weil  die  schöne  Gardenie  so  wohlfeil  verkauft  wird,  denn  eine  schone 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Im  VI.  Jahrg.,  Seite  594, 
finden  die  Leser  eine  Abbildung  des  verwandten  Podocarpus 
dacryoides. 

**)  Anmerkung  der  Redaktion.  Man  lese  ferner  über 
Gardenien  im  II.  Jahrgang  Seite  225,  305,  im  III.  Jahrgang  Seite  401 
und  im  VIT.  Jahrgang  Seite  208   nach. 


IX,    l!t 


Die  Gartenwelt. 


221 


Blume  sollte  aucli  so  volkstümlich  als  möglich  gemacht  werden.  Nur 
wenige  kümmern  sich  um  eine  Blume,  die  von  der  Gärtnerei  nach 
dem  Blumengeschäft  für  30—60  I'fg.  geliefert,  dort  mit  60  Pfg.  bis 
1  Mk.  pro  Stück  verkauft  wird.  Es  würde  entschieden  leichter  sein, 
t!  Blumen  ä  10  Pfg.  als  eine  einzige  Blume  für  60  Pfg.  zu  ver- 
kaufen und  das  Publikum  wüide  .sich  viel  mehr  für  unser  Geschäft 
interessieren,  wenn  es  ■/..  B.  schone  Gardenienblumen  zu  annehm- 
barem Preise  haben  könnte,  während  es  in  der  Hauptsache  auf 
die  geruchlosen  und  von  der  K'eise  verdorbenen  Blumen  des  Südens 
angewiesen  ist. 

Durch  nichts  anderes  könnte  man  die  Zijfuhr  aus  dem  Süden 
mehr  unterbinden,  als  dadurch,  beliebte  Schnittblumen  durch  rationelle 
Kultur  zu  möglichst  niedrigen  Preisen  auf  den  deutschen  Markt  zu 
bringen.  Das  breite  Publikum  würde  dann  schon  auf  den  Geschmack 
kommen.  Das  wäre  praktische  „Selbsthilfe"  und  besser  als  das 
Betteln  um  hohe  Zölle.  Heute  wüi'don  die  Zölle  nur  den  Erfolg 
haben,  daß  der  Blumenhandel  empfindlich  geschädigt  würde,  da  die 
deutschen  Gärtner  noch  nicht  in  der  Lage  sind,  zu  Preisen  zu  liefern, 
die  das  Mittelstandspublikum  für  frische  Blumen  bezahlen  kann. 

Man    muß    nur    in     London     im    Winter   den   Covent   Garden 
Market    besuchen,    um    einen  Begriff  davon  zu  bekommen,    was  hier 
m  südländischen    Blumen  abgesetzt  wird;  trotzdem  scheinen  die  eng- 
lischen     Handelsgärtner 
nicht  viel  über  diese  Kon- 
kurrenz  zu  klagen.      Es 
mag  sein,   daß   das  eng- 
lische Publikum   im    all- 
gemeinen mehr  für  Blu- 
men   anwendet    als    das 
deutsche,  aber  sollte  das 
deutsche  Publikum  nicht 
auch  mehr  dafür  zu  ge- 
winnen sein? 

Nach  dieser  Ein- 
leitung, die  ich  voraus- 
schickte, um  anzudeuten, 
daß  man  sich  in  Deusch- 
land  der  Gardenienkultur 
an  nehmen  sollte,  als  Zweig 
der  Großkulturen,  komme 
ich  zum  Gegenstande  des 
Artikels,  der  Gardenien- 
kultur. Darüber  will  ich 
auf  Gi-und  meiner  Er- 
fahmngen  berichten,  die 
ich  in  Deutschland  und 
im  Auslande  gemacht 
habe  und  die  ich  in  Eng- 
land um  wichtige  Einzel- 
heiten bereichern  konnte. 

Die  Vermehrung 
der  Gardeniaist  zwar  auch 
durch  Samen  und  Ab- 
leger möglich,  geschieht 
aber  am  besten  durch 
Stecklinge  von  Febniar 
bis  Mai.  Man  schneide 
tunlichst  kurze  vor- 
jährige Triebe,  welche 
man  an  ihrer  Basis  am 
alten  Holz  von  den  Mut- 
terpflanzen abschneidet 
und  in  ein  Vermehrungs- 
beet in  Sand  oder  sandige 
Heideerde  steckt,  wo  sie 
sich  bei  22— 27  °C  Boden- 
wärme und  guter  Feuch- 
tigkeit schnell  bewurzeln. 
Nachdem    .sie    in    kleine 


Prachtpflanze  von  Dacr 

Originalaufnahme  für 


Töpfe  gepflanzt  sind,  können  sie  im  temperierten  Hause  oder,  was 
vorzuziehen  ist,  im  warmen  Kasten  untergebiacht  werden.  Man 
halte  sie,  besonders  an  .sonnigen  Tagen,  durch  öfteres  Spritzen  gut 
feucht  und  gewöhne  sie  sobald  als  möglich  an  die  Sonne,  damit  selbst 
im  Sommer  nur  ein  ganz  leichtes  Überspritzen  der  Fenster  mit 
Kalkmilch  genügt.  Man  verpflanze  bis  Ende  August  zweimal, 
zuerst  in  3 zöllige  (8  cm)  und  dann  in  .ö zöllige  (13  cm)  Töpfe  in 
Ra.sen-,  Laub-  und  Heideerde  etwa  zu  gleichen  Teilen  und  mit  Sand 
und  Hornspänen  oder  Kuhfladen  vermischt.  Die  Pflanzen  müssen 
pinciert  weiden,  damit  sie  buschig  wachsen.  Nach  dem  ersten  Ver- 
pflanzen ist  ihnen  etwas  Bndenwärme  noch  sehr  bekömmlich;  später 
an  milden,  taureichen  Nächten  oder  nach  leichten  warmen  Regen 
hebe  man  die  Fenster  ab.  Im  Herbste  darf  den  Pflanzen  das 
Wasser  nicht  mehr  in  so  reichlicher  Menge  geboten  werden,  jedoch 
ist  auch  im  Herbste  an  sonnigen,  warmen  Tagen  das  Spritzen  nicht 
zu  unterlassen,  selbst  nicht  im  Winter;  denn  Luftfeuchtigkeit  ver- 
langt die  Gardenie  stets.  Sobald  kühle  Witterung  eintritt,  werden 
die  Pflanzen  in  ein  recht  helles  Haus  von  10—15"  C  gebracht. 
Man  kann  auf  diese  Weise  im  Frtihjahr  schon  nette  blühende 
Pflanzen  in  Töpfen  haben,  welche  auch  als  Topfpflanzen  Absatz 
finden  können. 

Zur  Seh  nittblumuugewinnung  ist  das  Auspflanzen  im 
Hause  das  Beste.  Man 
hat  sich  hierzu  vor  allem 
kräftige  Pflanzen  heran- 
zuziehen, was  in  zwei 
Jahren  geschehen  kann. 
Im  Februar- März  werden 
am  besten  die  an  den 
einjährigen  Pflanzen  vor- 
handenen Knospen  unter- 
drückt und  die  Pflanzen 
sogleich  ein  wenig  in 
Form  geschnitten.  So- 
dann ist  ein  Verpflanzen 
in  dermaßen  große  Töpfe 
vorzunehmen,  daß  in 
dem  Jahre  nicht  wieder 
verpflanzt  zu  werden 
braucht.  Man  stelle  sie 
dann  etwa  in  einen  war- 
men Kasten  oder  in  ein 
Warmhaus  und  gebe 
ihnen  im  übrigen  die- 
selbe Behandlung  als  im 
Vorjahre.  Auf  diese  Art 
und  Weise  ist  man  in 
der  Lage,  im  dritten  Jahre 
schöne,  zum  Auspflanzen 
geeignete  Pflanzen  zu 
haben.  Ehe  ich  weiter 
über  die  Kultur  berichte, 
möchte  ich  zuerst  die 
zur  Schnittblumenkultui- 
der  Gardenia  geeigneten 
Häuser,  wie  ich  sie  hier 
in  englischen  Gärtnereien 
gesehen  habe,  beschrei- 
ben. Es  sind  Sattelhäuser, 
die  in  der  Mitte  etwa 
2,75  m  und  an  den  Seiten 
0,70  m  hoch,  also  ziem- 
lich steil  sind.  Bei  einer 
inneren  Breite  des  Hauses 
von  6  m,  ist  der  Raum 
derartig  verteilt,  daß  zwei 
65  cm  breite  Wege  durch 
das  Haus  führen,  während 
das    Mittolbeet    2,10   m 


yclium  cupressii 

die  „Gartenwelt". 


222 


Die  Gartenwelt. 


IX,   19 


und  die  Seitenbeete  je  1,30  m  breit  sind.  Was  die  Heizung 
anbetrifft,  so  möchte  ich  für  jedes  Haus  einen  besonderen  Kessel 
empfehlen,  natürlich  nur,  wenn  es  große,  etwa  50—00  m  lange 
Häuser  sind.  Ich  fand  diese  Einrichtung  in  §ehr  großen  englischen 
Gärtnereien  mit  vielen  Glashäusern  vor.  Vier  bis  acht  Reihen 
Heizungsrohre,  je  nach  der  lichten  Weite  derselben  und  der  Kälte 
der  Gegend,  werden  genügen.  Als  Ventilation  dienen  oben  ange- 
brachte Luftfenster,  welche  man  der  Schnelligkeit  halber  mittels 
eines  Zuges  auf  einer  Seite  öffnen  kann.  Diese  Lüftungsvor- 
richtungen sind  so  bekannt,  daß  eine  iiäheie  Beschreibung  über- 
flüssig ist.  Man  grabe  nun  den  Boden  im  Hause  tief  um  und  drainiere 
ihn  gut,  wenn  er  nicht  genügend  durchlässig  ist.  Dieselbe  Erd- 
mischung, wie  oben  angegeben,  wird  auch  zum  Auspflanzen  der 
Gardenien  verwendet  und  diese  auf  den  umgegrabenen  Boden  ins 
Haus  gebracht.  Man  pflegt  in  England  die  Erde  zum  Auspflanzen 
hügelförmig  zu  setzen  (—-w  — ~^"^),  was  entschieden  vorteilhaft 
ist,  da  erstens  das  durch  das  viele  Spritzen  und  Gießen  sich  unten 
ansammelnde  Wasser  besser  abzieht,  Luft  und  Licht  mehr  auf  die 
Tätigkeit  der  Wurzel  einwirkt  und  später,  wenn  die  Pflanzen  stärker 
werden,  mit  frischer  Erde  aufgefüllt  weiden  kann. 

Man  pflanzt  also  die  Gardenien  auf  die  iiräparierten  Hügelohen 
im  Abstände  von  80  cm  bis  1  m  im  Verband  aus.  Es  können  so 
ungefähr  3  Reihen  auf  das  Mittelbeet  und  je  2  auf  die  Seitenbeete 
gebracht  werden.  Die  beste  Pflanzzeit  ist  natürlich  April-Mai,  wo 
die  Pflanzen  bei  Wärme  in  kürzester  Zeit  mit  ihren  Wurzeln  in  die 
frische  Erde  eindringen  werden.  Zur  ferneren  Behandlung  ist  das 
früher  Erwähnte  stets  zu  beachten.  Wärme  und  Feuchtigkeit  ist 
das,  was  die  Gardenia  zum  guten  Gedeihen  unbedingt  verlangt.  Auch 
im  Sommer  heize  man  an  kühlen  Tagen  und  Nächten,  um  vollen 
Erfolg  zu  haben.  Schon  im  nächsten  Heibst  ist  dann  ein  kleiner 
Flor  zu  erwarten.  Im  November  gönne  man  den  Pflanzen  etwas 
Ruhe  durch  vermindertes  Gießen  und  Heizen,  sodaß  die  Temperatur 
10 — 12,5"  C  beträgt.  Mitte  Januar  ist  jedoch  die  Temperatur,  um 
einen  frühen  Flor  zu  haben,  auf  15—20°  C  und  später  im  Februar 
auf  22°  C  zu  steigern.  Das  Gießen  und  Spritzen  wird  mit  dem 
Fortschreiten  der  Pflanzen  und  Erhöhung  der  Wärme  vermehrt,  wie 
auch  die  Luftfeuchtigkeit  durch  Naßmachen  der  Wege  und  Heizungs- 
rohre gesteigert  werden  muß.  Auch  ein  wöchentlicher  Dungguß  mit 
Kuhjauchc  oder  Hornspänewasser  ist  ihnen  nun  sehr  willkommen. 
Als  Lohn  der  Mühen  wird  man  die  Freude  haben,  von  Mitte  bis  Ende 
März  beginnend  und  bis  zu  Weihnachten  andauernd,  herrlich  duftende 
Blumen  zu  schneiden.  Der  Hauptflor  fällt  in  die  Monate  April,  Mai 
und  September.  Man  kann  sich  kaum  was  schöneres  in  weißen 
Blumen  denken,  als  ein  Haus  mit  Gardenien  in  tadelloser  Kultur. 
Ich  hoffe  den  verehrten  Lesern  der  ,,Gartenwelt"  dieses  Jahr  eine 
Photographie  eines  solchen  Hauses  hier  vorführen  zu  können.*)  Vieles 
Beschneiden  der  Pflanzen,  ausgenommen  das  Auslichten,  wo  Triebe  zu 
dicht  stehen,  ist  nicht  anzuwenden.  Je  nach  Bedarf  bringe  man 
frische  Erde  auf  die  Hügel,  jedoch  häufe  man  nicht  zuviel  auf  einmal 
an,  lieber  öfters.  Um  die  Pflanzen  wirklich  gesund  und  ertrags- 
fähig zu  halten,  versäume  man  nie  das  Aufbinden,  das  Auflockern 
und  Reinehalten  etc.  Man  spritze  an  sonnigen  Sommertagen  4  bis 
5  Mal  täglich  und  schattiere,  wie  schon  bei  den  jungen  Pflanzen  er- 
wähnt, nur  sehr  leicht  durch  Überspritzen  der  Häuser  mit  dünner 
Kalkmilch,  lüfte,  wenn  zu  warm,  lieber  etwas  mehr,  hüte  sich  jedoch 
trockene  Luft  im  Hause  zu  haben,  was  ich  nochmals  erwähnen  will. 
Es  ist  nicht  ratsam,  die  Gardenien  länger  als  sechs  Jahre  im  Hause 
zu  haben,  man  sorge  somit  zeitig  für  frischen  Nachwuchs,  um  die 
alten  Pflanzen  zu  ersetzen,  womit  selbstverständlich  auch  die  Erde 
vollständig  frisch  ersetzt  und  das  Haus  gereinigt  und  gestrichen  wird. 
Zur  Sohnittblumengewinnung  kommt  unter  den  verschiedenen  Sorten 
eigentlich  nur  Oardenia  /lorida  in  Betracht,  jedoch  ist  Oardenia 
radicans,  auf  orstere  veredelt,  als  Topfpflanze  sehr  schön  und  leicht 
verkaufbar.  Man  erziehe  sich  schöne  40—50  cm  hohe  Slämmchen 
von    Oardenia   florida    und    kopuliere    Oardenia    radicans    darauf. 


natürlich  im  Frühjahr.  Im  Schwitzkasten  feucht  gehalten,  werden 
sie  bald  angewachsen  sein  und  sie  verlangen,  nachdem  allmäblig 
abgehärtet,  dieselbe  Behandlung  wie  die  andern  Gardenien,  nur  muß 
man  suchen,  durch  Pincieren  .schöne  Kronen  zu  erziehen,  welche  im 
April-Mai,  wenn  vollblühend,  leicht  Käufer  finden  weiden. 
Die  Feinde  der  Gardenia. 

Zu  den  schlimmsten  Feinden  der  Gardenia  gehört  die  Schild- 
laus. Dieselbe  siedelt  sich  sehr  leicht  doit  an,  wo  verdorbene  Luft  i.st, 
oder  wo  die  Pflanzen  zu  dicht  stehen.  Es  ist  vor  allem  aufzupassen, 
daß  die  Laus  nicht  überhand  nimmt,  sondern  es  sind  gleich  bei  ihrem 
gering.sten  Erscheinen  Bekämpfungsniiltel  anzuwenden.  Eines  der 
besten  Bekämpfungsmittel  ist  Bespritzen  der  Pflanzen  mit  Nikotin, 
was  dos  Abends  vorzunehmen  ist,  jedoch  passe  man  auf,  die  Nikotin- 
lösung nicht  zu  stark  zu  nehmen  und  bespritze  die  Pflanzen 
gut  an  der  Unterseite  der  Blätter,  wo  die  Schildlaus  meistens  sitzt. 
Die  grüne  Laus  ist  ebenso  mit  Nikotin  oder  Räuchern  zu  ver- 
tilgen. Eine  Krankheit,  welche  bei  der  Gardenia  auftritt,  ist  die 
Wurzelkrankheit,  bei  der  sich  Knoten  an  den  Wurzeln  bilden 
und  die  Pflanzen  ein  kümmerhches  Aussehen  eihalten.  Es  soll  dies 
durch  ein  Insekt  ,,Eederodera  radicicola^^  verursacht  werden,  wo- 
gegen es  noch  kein  Radikalmittel  gibt.  Ein  hiesiger  Gardenien- 
kulfivateur  will  eine  zweiprozentige  Petroleumemulsion  in  Wasser 
mit  Vorteil  gegen  diese  Krankheit  angewendet  haben.  Sobald  man 
diese  Krankheit  auch  nur  an  einigen  Pflanzen  wahrnimmt,  reiße  man 
diese  aus  und  verbrenne  sie,  erneuere  auch  die  Erde  auf  diesen 
Stellen.  Glücklicherweise  kann  ich  sagen,  daß  diese  Krankheit  noch 
nie  im  großen  Maßstabe  aufgetreten  ist.  Ich  habe  ähnliche  Knoten- 
bildung auch  schon  an  Chrysanthemum  wahrgenommen,  die  in  zu 
leichte  Erde  gepflanzt  waren  und  kümmerlich  ausschauten;  nachdem 
sie  wieder  in  schwerere,  ihnen  besser  zusagende  Erde  kamen,  ge- 
sundeten sie  bald.  Im  Hinblick  darauf  ist  es  möglich,  daß  die.se 
Krankheit  auch  bei  Gardenien  oft  dieselbe  Ursache  hat  und  somit 
auch  durch  dasselbe  Verfahren,  Verpflanzen  in  schwerere  Erde,  be- 
seitigt werden  kann.  Die  Gardenia  ist  auch  bisweilen  mit  der  Gelb- 
sucht behaftet.  Es  rührt  dies  vielfach  von  mangelhafter  Kultur  her. 
Gießen  mit  Eisenvitriol  in  Wasser  ('/looo  Lösung)  ist  hiergegen 
das  Beste. 

Ich  halte  es  noch  für  angebracht,  zum  Schluß  auch  die  Preise, 
die  man  in  London  zu  den  verschiedenen  Jahreszeiten  für  Gardenien- 
blumen erzielt,  anzuführen.  Sie  kommen  in  Kistohen  auf  den  Govent 
Garden  Market,  die  entweder  18  Blumen  erster,  oder  24  Blumen 
zweiter  Qualität  enthalten.  Für  ein  Kistchen  Gardenienblumen  zahlt 
man  im  März  2  bis  6  sh.  im  April  2  bis  4  sh,  Anfang  Mai  1  sli 
6  pence  bis  4  sh.  Von  Ende  Mai  bis  November  1  bis  2  sh  und  im 
Dezember  2  bis  4  sh  (1  sh  =  1  Mark  2  Pfg.) 

Amaryllis  Belladonna,  Abart  von  Kew,  ist  naeli  einer 
guten  Abbildung  in  The  Gardeners  Chroniole  eine  Abart  mit 
reichlich  dreifach  so  großen  Blütendolden,  die  zahlreichere  und  be- 
deutend größere  und  auch  in  der  Farbe  dunklere  Blumen  haben. 
Eine  Verbesserung  von  Amaryllis  Belladonna  ist  mit  Freuden  zu 
begrüßen.  Jedenfalls  wird  die  neue  Abart  von  Kew  einer  gärtnerischen 
Firma  zur  weiteten  Verbreitung  übergeben  werdtn,  wie  dies  z.  B. 
mit  der  tielaginella  watsoniana  geschehen  ist. 


*)  Es  sei  auf  die  wohlgelungene  Abbildung  Seite  402  und  403 
des  dritten  Jahrgangs  verwiesen,  wo  das  Gardenienhaus  der  Großh. 
Hofgärtnerei  Rosenhöbe  bei  Darmstadt  abgebildet  ist. 


Blumentreiberei. 
Ans  Hamburger  Treibgärtiiereieii. 

Vom  Herausgeber. 

(Hierzu  drei  Abbildungen.) 

II.     (Schluß.) 

Auf  gleicher  Höhe  wie  die  Maibliiraentreiberei  steht  in 
Hamburg  die  Fliedertreiberei.  Führend  ist  auf  diesem 
Gebiete  die  Firma  Herrn.  Seyderhelm  in  Hamburg-Hohen- 
felde.  Herr  Seyderhelm  ist  Augehöriger  der  bekannten  Gärt- 
nerfamilie, die  in  Hamburg  eine  zweite  Heimat  gefunden  hat. 


IX,    1! 


Die  Gartenwelt. 


Daß  er  Gärtner  mit  Leib  und  Seele  ist,  beweist  schon  der  Umstand, 
daß  er  auch  seine  drei  Söhne  wieder  dem  Berufe  zugeführt  hat, 
während  ihm  die  einzige  Tochter  als  Blumenbinderia  zur  Seite  steht. 
Die  Seyderhelmsehe  Gärtnerei  ist  eine  der  ältesten  in  Hamburg.  Sie 
befindet  sich,  heute  umgeben  von  Mietskasernen,  bereits  seit  2G  Jahren 
am  gleichen  Orte.  Beim  Aufbau  der  Gewächshäuser  hat  sich  der  In- 
haber von  dem  Grundsatz,  praktisch  und  wohlfeil  zu  bauen,  leiten 
lassen.  Die  Fliederhäuser  sind  ausschließlich  aus  Holz  gebaut,  selbst- 
verständlich aber  mit  "Was.serheizung  versehen.  Infolge  der  im  Innern 
beträchtlichen  Luftfeuchtigkeit  ist  die  Haltbarkeit  dieser  Häuser  nicht 
groß,  aber  acht  bis  zehn  Jahre  halten  sie  aus  und  in  dieser  Zeit 
machen  sie  sich  bezahlt.  Die  Seyderhelmsehe  Fliedertreiberei  ist  in 
mehrfacher  Hinsicht  von  besonderem  Interesse.  Einmal  treibt  Herr 
Seyderhelm  nur  wenig  Topfflieder,  sondern  fast  ausschließlich  starke, 
aber  für  die  Treibkultur  vorbereitete,  etwa  zwei  Meter  hohe,  reich  mit 
Knospen  besetzte  Büsche  aus  dem  freien  Lande;  sie  werden  in  Lehm- 
boden kidti viert  und  halten  gute  Wurzelballen.  Die  Sträucher  werden 
zum  Treiben  in  einem  Hause,  das  keine  Stellagen  oder  Tabletten  ent- 
hält, dicht  beisammen  eingeschlagen.  Ich  habe  selbst  in  früheren  Jahren 
in  dieser  "Weise  kultivierte,  aus  Paris  bezogene  Marlyflieder  mit  bestem 
Erfolge  getriqben.  Auch  Herr  Seyderhelm  treibt  in  der  Hauptsache 
Marlyflieder,  überhaupt  nur  einfache  Sorten,  die  unbedingt  den 
Vorzug  verdienen,  und  nur  wenig  „Charles  X".  Wohl  bringen  letztere 
die  stattlichsten  Dolden,  aber  sie  strecken  sich  nicht  recht  und  sehen 
namentlich  beim  frühen  Treiben  etwas  kümmerlich  aus.  Für  die 
Kultur  von  Treibflieder  besitzt  Seyderhelm  in  Lokstedt  ein  vier  Hektar 
großes  Grundstück;  da  aber  sein  Bedarf  an  Treibpflanzen  in  die 
Tausende  geht,  so  bezieht  er  seit  Jahren  noch  Flieder  aus  Frankreich, 
die  sich  einschließlich  der  Spesen  auf  etwa  1  Mark  25  Pfg.  pro  Stück 
stellen.  Herr  Seyderhelm  hat  sich  einen  Namen  damit  gemacht,  daß 
er  als  einer  der  ersten  das  Betäubungsverfahren  in  die  Praxis  ein- 
führte. Über  dieses  Verfahren'  haben  wir  zuerst  bereits  im  fünften 
Jalirgang  in  der  Gartenwelt  berichtet,  auch  aus  der  Feder  des  Erfinders, 
Professor  Johannsen,  eine  sachliche  Darstellung  gebracht.  Drei  Jahre 
lang  war  Sej'derhelm  der  einzige  in  Hamburg  und  Umgebung,  der  das 
Betäubungsverfahren  anwendete;  heute  wird  es  auch  von  anderen 
dortigen  Treibgärtnern  gehandhabt.    Zum  Betäuben  hat  Herr  Seyderhelm 


;nkiihiireii   bei   Kmil   Neubcrt,  Wandsbck. 
Originalaufiialime  für  die  „GartenweU". 


an  der  steinernen  Rückwand  eines  Hauses  einen 
großen,  länglich  viereckigen  Kasten  aus  Holz  selir 
solide  gebaut  und  ihn  durch  Belegen  der  Innen- 
wände mit  Glasscheiben  vollständig  luftdicht  ge- 
macht. Zu  dieser  Verglasung  wurden  sorgfältigst 
eingekittete  Gewächshausscheiben  verwendet.  Die 
Tihv  ist  abschranbbar  und  mit  Gummirahmen  ver- 
sah, ii,  der  nach  dem  Einbringen  der  Flieder  ein 
liiftilichtes  Versehraubeu  ermöglicht.  Ein  Rohr 
der  Warmwasserheizung  führt  durch  den  Raum. 
Auf  der  Außenseite  befinden  sich  seitlich  zwei 
kleine  runde,  gut  verschließbare  Löcher;  darunter 
hängen  im  Innern  Gefäße  zur  Aufnahme  der  Be- 
täubungsflüssigkeit. Der  Kasten  faßt  rund  200 
starke  Fliedersträucher,  die  vorsichtig  und  dicht 
zusammengelegt  werden.  Sind  sie  eingebracht, 
so  wird  die  Türe  verschlossen  und  fest  vor- 
siliraubt  und  danach  mittels  eines  Trichters  die 
Betäubungsflüssigkeit  durch  die  erwähnten  Löcher 
in  die  Gefäße  gegossen,  worauf  die  Löcher  wieder 
sorgfältig  verstöpselt  wei'den.  Statt  Äther  ver- 
wendet Herr  Seyderhelm  jetzt  ausschließlich 
Chloroform,  auf  dessen  Verwendbarkeit  Prof. 
Johannsen  schon  vor  langer  Zeit  in  der  Gartenwelt 
lüngewiesen  hatte.  Für  zwei  Mark  Chloroform 
genügt  zur  Betäubung  von  200  Fliedersträuchern, 
außerdem  empfiehlt  sich  dieses  Anä.sthetikum, 
weil     es    nicht     feuergefährlich    wie    Äther    ist. 


224 


Die  Gartenwelt. 


IX,  19 


Herr  Seyderhelm  schätzt  die  Vorteile,  die  das  Ätherisieren 
dem  Handelsgärtner  bietet,  nicht  ungebührlich  hoch  ein;  er 
sagte  mir,  daß  speziell  für  seine  Zwecke  das  A'erfahren  nur 
von  nebensächlicher  Bedeutung  sei,  obwohl  es  die  frühe 
Treibbarkeit  wesentlich  erleichtere.  In  Hamburg  und  auch 
sonst  fast  allenthalben  ist  im  Oktober  und  November,  also 
zu  einer  Zeit,  wo  das  Ätherisieren  am  Platze  ist,  für  Treib- 
blumen noch  kein  rechter  Absatz  vorhanden.  Erst  im  De- 
zember und  .Januar  ist  Flieder  gefragt  und  wird  dann  an- 
gemessen bezahlt.  Ich  habe  schon  fiüher  immer  und  immer 
wieder  darauf  hingewiesen,  daß  durch  Äther  und  Eislagerung 
wichtige  Handels-  und  Saisonartikel  mehr  und  mehr  entwertet 
werden,  weil  diese  Verfahren  aus  den  Saisonblumen  wertlose 
Alltagsblumen  machen.  Herr  Seyderhelm  verarbeitet  einen 
Teil  seines  Flieders  im  eignen  Atelier,  da  er,  ohne  ein 
Blumengeschäft  zu  besitzen,  viel  Kundschaft  für  Binderei  hat. 
Die  Hauptproduktion  verkauft    oi-  diic-kt  an   Blumengeschäfte: 


Palmenkulturen  bei  Emil  Neubert,  Wandsbek. 

Originalaufnahrae  für  die  „Gartenwelt". 

er  erzielt  durchschnittlich  30  Pf.  für  den  tadellosen  Blüten- 
stiel. Neben  Flieder  wird  bei  Seyderhelm  noch  etwas  Schnee- 
ball getrieben,  daneben  Maiblumen  für  den  eignen  Bedarf 
und  aus  Holland  bezogene  Magnolien  fi'ir  das  Weihnachts- 
geschäft.   Abbildung  Seite  223. 

Die  gleichen  Erfolge,  die  sich  mit  dem  ätherisierten 
Flieder  erzielen  lassen,  erreicht  man  auch  mit  Eisflieder. 
Von  allen  Treibgehölzen  ist  wohl  der  Flieder  das  einzige, 
bei  dem  sich  das  Zurückhalten  auf  Eis  als  einigermaßen 
lohnend  erweist.  Die  Firma  E.  Neubert  hat  dieses  Verfahren 
ausgebaut.  Sie  beschäftigt  sich  selbst  nicht  mit  der  Flieder- 
treTberei,  hat  aber  alljährlich  IG 000  Stück  Eisflieder  in  zehn 
verschiedenen  Sorten  abzugeben,  unter  welchen  wohl  neben 
„Charles  X"  die  prächtige,  überall  geschätzte  Sorte  „Marie 
Legraye"  die  Hauptrolle  spielt.  Die  für  das  Zurückhalten 
auf  Eis  bestimmten  Flieder  werden  zu  je  20  bis  24  Stück 
in  Kisten  gepackt  und  so  in  die  Kühlhalle  gebracht.  Der 
Preis  einer  solchen  Fliedei-kiste  stellt  sich  auf  50  bis  CO  Mk. 
Es  ist  von  großer  Wichtigkeit,  diese  Eisflieder  beim  Ein- 
treffen ganz  allmählich  auftauen    zu  lassen  und  sie  dann  bei 


einer  mäßigen  Temperatur  von  höchstens  12  bis  15"  C  an- 
zutreiben. „Charles  A'"  werden  nach  dem  Auftauen,  damit 
sich  die  Blumen  gut  strecken,  zunächst  acht  Tage  bei  15 
bis  16°  dunkel  gehalten  und  dann  am  Lichte  bei  12  bis 
14 "  C  weiter  getrieben.  Wie  die  Eismaiblumen,  so  darf  auch 
der  Eisflieder  nicht  gespritzt  werden ;  er  ist  auch  gegen  nasse 
Niederschläge  zu  schützen.  Eine  nennenswerte  Verbreitung 
hat  das  Treiben  der  Eisflieder  bis  heute  noch  nicht  gefunden. 
Die  Konservierung  der  Flieder  ist  teuer  im  Verhältnis  zu 
den  mäßigen  Preisen,  die  das  Publikum  vom  August  bis  No- 
vember für  solchen  Flieder  zu  zahlen  bereit  ist. 

Eine  hamburger  Winterblumenspezialität  bilden  auch  die 
Orchideen.  Sie  werden  zum  kleineren  Teile  am  Orte  ver- 
arbeitet, zum  größeren  Teile  exportiert.  Die  dortigen  Orchideen- 
kulturen sind  nur  bescheidenen  Umfangs,  und  bei  einer  Be- 
sichtigung findet  man  nur  wenig  Blüten,  da  jede  aufblühende 
Blume  sofort  zu  Geld  gemacht  wird. 

Eine  sehr  interessante  Treiberei  lernte  ich 
bei  S.  M.  Kieken  in  Wandsbek  kennen.  Seine 
Spezialität  ist  das  Treiben  von  Blumen- 
zwiebeln, aber  er  treibt  sie  nicht  nur,  er  kul- 
tiviert auch  seine  meisten  Treibzwiebeln  selbst, 
und  es  mögen  sich  dort  etwa  eine  Million  Tulpen- 
zwiebeln neben  großen  Posten  Hyazinthen  und 
Narzissen  in  Kultur  befinden.  Rieken  treibt  in 
jeder  Saison  50  bis  60  000  Hyazinthen,  60  bis 
70  000  Narzissen  und  100  000  Tulpen.  Früher, 
als  das  Treiben  der  Blumenzwiebeln  noch  lohnender 
war,  wurden  in  diesem  einen  Betriebe  150-  bis 
200000  Hyazinthen  abgetrieben.  Die  früheste 
weiße  Hyazinthe  .^Romaine  bkmche'\  die  früher 
iin  Dezember  gar  nicht  genug  herbei  geschafft 
werden  konnte,  wird  fast  gar  nicht  mehr  ge- 
trieben. Als  ich  vor  dreiundzwanzig  Jahren 
Gehilfe  bei  Fleisch-Daum  in  Frankfurt  a.  M. 
war,  trieben  wir  allein  von  dieser  Sorte  in  Holz- 
kästen, wie  sie  für  die  Maiblumentreiberei  ge- 
bräuchlich sind,  10  000  Stück  pro  Jahr  für  den 
Schnitt.  Die  früheste  wohlriechende  Tulpe  ,,Duc 
van  Tholt^  ist  heute  dagegen  noch  fast  ebenso 
beliebt  wie  vor  zwanzig  Jahren.  Während  die 
Berliner  Treibgärtner  immer  drei  Hyazinthen  in 
einen  Topf  und  immer  sehr  hoch  pflanzen,  so  daß  sie  mehr  auf  dem 
Topf  sitzen  als  eingepflanzt  sind,  läßt  Rieken  die  Hj^azinthen 
stets  einzeln  in  10  cm  weite  Töpfe  pflanzen.  Beim  Aus- 
nehmen der  in  die  Treiberei  zu  transportierenden  Töpfe  aus 
den  Gartenbeeten  wird  darauf  gehalten,  daß  ein  Berg  von 
Gartenerde  auf  den  einzelnen  Topfen  verbleibt,  der  die  jungen 
Triebe  umschließt.  So  werden  die  Töpfe  zunächst  unter  die 
Stellagen  der  Häuser  gestellt.  Dies  Verfahren  verhindert  das 
leidige  Steckenbleiben  der  Blütentrauben. 

Eine  Blume,  die  früher  in  den  Hamburger  und 
so  manchen  anderen  Kulturen  eine  große  Rolle  spielte,  die 
Camelie,  ist  als  Schnittblume  heute  leider  völlig  ausgeschaltet. 
Wo  Camelien  zur  Schnittblumenkultur  unter  Glas  ausgepflanzt 
waren,  hat  man  sie  ausgerodet  und  die  Häuser  mit  lohnenderen 
Kulturen  besetzt.  Nur  Altmeister  F.  W.  Böttcher  in  Lok- 
stedt  besitzt  noch  ein  Camelienhaus,  bepflanzt  mit  gewaltigen 
Büschen  der  herrlichen  Camelia  alba  plena,  die  ich  mit 
Blüten  und  Knospen  bedeckt  vorfand.  Vor  zwanzig  bis  fünf- 
imdzwanzig  Jahren  war  die  Camelienblume  eine  Modeblume 
ersten    Ranges,    ein    Liebling    der    Damenwelt.      Wenn    eine 


IX.  10 


Die  Gartenwelt. 


225 


Schöne  der  Gesellschaft  im  weißen  Kleide  mit  tiefem  A»i.s- 
schnitt  auf  den  Ball  fuhr,  pflegte  sie  sich  die  Ilaaitour  mit 
■weißen  oder  roten  Camelien  zu  bestecken.  Speziell  ziuii 
Haarsehmuck  sind  die  Blumen  von  wunderbarer  Wirkung, 
dabei  halten  sie  die  heißeste  Ballnacht  in  unverwüstlicher 
Frische  aus,  so  daß  man  nicht  recht  einsehen  kann,  was  diese 
Blüten  so  ins  Hintertreffen  gebracht  hat.  Früher  war  die 
Kultur  sehr  loimend.  Die  tadellose  Blume  wurde  im  Groß- 
liandel  mit  80  Pfg.  bis  1  Mark  bezahlt.  Die  Blumengeschäfte 
bekamen  bis  2  Mark  dafür,  während  sich  heute  für  20  Pfg. 
kaum  ein  Käufer  findet.  Woran  das  liegt?  An  den  Umstand, 
daß  der  ßindekünstler  nicht  die  Mode  macht,  wie  es  die 
Modistin  tut,  sondern  sich  von  den  Damen  der  Gesellschaft 
die  Mode  vorschreiben  läßt.  Die  maßgebenden  Blumen- 
geschäitsinhaber  sollten  es  einmal  versuchen,  selbst  etwas 
Mode  zu  machen,  die  Damen  der  Gesellschaft  und  die  Bühnen- 
raitglieder,  die  zu  ihren  Kunden  gehören,  für  das  zu  interessieren, 
was  berufen  ist,  Mode  zu  machen.  Die  gescliäftlichen  Erfolge 
dürften  nicht  ausbleiben.  Wenn  erst  einmal  maßgebende 
Damen  der  Geburts-  und  Finanzaristokratie  auf  einem  vor- 
nehmen Balle  wieder  mit  Camelien  im  Haar  erschienen  sind, 
wird  alle  Welt  die  Sache  nachäffen  und  die  Camelie  ist  dann 
Modeblume.  Von  besonderem  Interesse  sind  bei  Böttcher 
noch  die  großen  Citrus-Kulturen ;  natürlich  war  längst  alles 
verkauft,  was  Fruchtansatz  hatte. 

Einer  der  interessantesten  und  intelligentesten  Gärtner 
in  der  Umgebung  von  Hamburg  ist  C.  Stoldt  in  Wandsbek, 
der  Altmeister  der  Cyclamenzüchter.  Obwohl  ich  es  nur 
auf  Schnittblumen  abgesehen  hatte,  machte  ich  ihm  wieder 
meine  Aufwartung,  wobei  mich  auch  die  Vermutung  leitete, 
daß  ich  die  eine  oder  andere,  interessante  Orchidee  dort  in 
Blüte  finden  würde.  In  Bezug  hierauf  wurde  ich  enttäuscht, 
aber  die  Enttäuschung  war  nicht  unangenehm.  Die  Odon- 
toglossum,  die  sonst  den  Hauptbesfcind  seines  Orchideenhauses 
ausmachten,  standen  unter  den  Stellagen,  womit  sie  sich  ab- 
finden, da '  sie  gerade  Euhe  halten.  Der  Kaum  ist  knapp, 
meinte  Herr  Stoldt,  und  da  die  Bestellungen  auf  Cyclamen- 
samen,  trotz  der  zunehmenden  Konkmrenz,  ständig  wachsen, 
haben  die  Samenpflanzen  schließlich  auch  das  Orchideenhaus 
in  BescMag  genommen.  Nie  sind  die  C3'clamen  bei  Stoldt 
so  schön  gewesen  wie  in  diesem  Jahre  und  das  will  viel 
sagen.  Obwohl  fast  alle  Pflanzen  reichlich  Samen  angesetzt 
liaben  und  die  Samenkapseln  die  Nährstoffe  absorbieren,  sind 
die  Nachzügler  unten  den  Blüten  doch  noch  von  erstaunlicher 
Größe  und  Vollkommenheit.  Ich  stimme  mit  Herrn  Stoldt 
darin  überein,  daß  in  Formvollendung  und  Größe  der  Blüten 
der  Höhepunkt  bereits  erreicht  ist;  der  Züchter  ist  da  an- 
gelangt, wo  ihm  die  Natur  ein  energisches  Halt  gebietet. 
Man  sieht  dies  bei  jenen  Blüten,  die  besonders  breite  vollendete 
Fetalen  haben;  sie  neigen  zu  Extravaganzen,  richtiger  gesagt 
zu  Monstrositäten.  Herr  Stoldt  meinte  treffend,  daß  sie 
närrisch  geworden  seien.  Im  nächsten  .lahre  wird  Stoldt 
seine  ersten  lachsfarbigen  Alpenveilchen  in  den  Handel 
geben,  die  er  unabhängig  von  den  Frübelschen  in  fünfzehn- 
jähriger Arbeitsperiode  heraus  gezüchtet  hat,  indem  er  immer 
und  immer  wieder  den  größten  Teil  der  Pflanzen,  d.  h.  alle  mit 
minderwertigen  Blumen,  dem  Komposthaufen  überantwortete. 
Weitere  Erfolge  sind  nur  noch  mit  der  Züchtung  neuer  Farben 
zu  erzielen  und  als  leider  wohl  unerreichbares  Ideal  steht 
da  dem  Züchter  die  gelbe  Farbe  vor  Augen.  Die  Lachs- 
farbe bedeutet  ja  einen  kleinen  Schritt  von  Eot  und  Weiß 
zu  Gelb,    aber   die   Erzielung   wirklich    gelber    Blumen    setzt 


eine  Befruchtung  mit  irgend  einer  anderen  gelbblühenden 
Primulacee  voraus.  Versuche  dieser  Art  sind  bereits  vor 
.lahrcn  von  Stoldt  gemacht  worden,  aber  stets  ohne  Erfolg. 
Interessant  sind  einige  Angaben  über  die  Stoldtschen  Cyclamen- 
kulturen.  Von  seinen  Samenpflanzen,  die  vom  G\iten  nur 
das  Allerbeste  enthalten,  erntet  Stoldt  jährlich  ein  bis  ein- 
einhalb Millionen  Korn.  Im  Durchschnitt  wiegen  1000  Korn 
etwa  10  g,  80  000  bis  90  000  Korn  gehen  auf  ein  Kilo. 
Die  Größe  allein  ist  nicht  maßgebend  für  die  Qualität  des 
Samenkorns.  Das  riesenbluraige  reinweiße  Cyclamen  hat 
ebenso  wie  das  neue  lachsfarbige  nur  ganz  kleine  Körner, 
während  das  rot  und  weiße  die  stärksten  Körner  aufweist. 
Während  in  den  Häusern  nur  die  teilweise  noch  reich 
blühenden  Mutterpflanzen  stehen,  werden  die  pikierten  Sämlinge 
ausschließlich  in  heizbaren  Kästen  kultiviert,  worin  sie  ziemlich 
dicht  am  Glase  und  hohl,  d.  h.  auf  Unterlage  stehen.  Es 
wurden  im  vorigen  Jahre  145  000  Sämlinge  pikiert,  von 
welchen  sieh  zurzeit  noch  100000  in  Kultur  befinden.  Die 
Kästen  werden  nicht  mit  Strohmatten,  sondern  bei  Kälte  mit 
doppelten  Mistbeetfen,stern  bedeckt,  die  während  des  Winters 
von  den  nicht  heizbaren  Kästen  frei  geworden  sind. 

Ich  führe  die  großen  Erfolge,  die  Herr  Stoldt  in  der 
Kultur  der  Cyclamen  erzielt  und  die  bis  heute  weder  über- 
troffen noch  erreicht  sind,  zurück  auf  die  peinliche  Art,  durch 
welche  er  Selbstbefruchtimg  verhütet  \md  Kreuzbefruchtung 
ausführt,  auf  die  sorgfältige  Zuchtwahl,  auf  die  große  Ordnung 
und  Sauberkeit,  die  in  diesem  Betriebe  hei'rscht  und  auf  den 
Umstand,  daß  Herr  Stoldt  kein  moderner  Pflanzenfabrikant, 
sondern  seinen  Pfleglingen  das  ist,  was  ein  guter  Vater  seinem 
Sohne  sein  soll.  Er  kennt  jede  einzelne  Pflanze,  ihre  Licht- 
imd  Schattenseiten,  ihre  Lebensbedürfnisse  und  richtet  danach 
die  Behandlung. 

Leider  war  es  mir  nicht  möglich,  das  mir  gesteckte 
Programm  in  Hamburg  im  vollen  Umfange  durchzuführen. 
Die  Witterung  spielte  mir  einen  bösen  Streich.  Der  gewaltige 
Sturm  und  die  unaufhaltsam  niedergehenden  Regengüsse,  die 
mich  niemals  trocken  werden  ließen,  veranlaßten  mich  zu 
vorzeitiger  Abreise.  Was  mir  diesmal  zu  sehen  nicht  ver- 
gönnt war,  hoffe  ich  aber  bei  einem  späteren  Besuche  nach- 
holen zu  können. 


Di, 


Kultureinrichtungen. 
Wasserversorgung, 


'ie  im  verflossenen  Sonuiier  außergewöhnlich  lang  anhaltende 
Trockenheit  bat  Privat-  und  Handelsgärtnern  sehr  viel  Schaden  an 
den  Gemüse-  und  Obstkulturen  zugefügt,  namentlich  dort  wo  AVas.ser- 
leitungen  noch  nicht  vorhanden  sind,  sodaß  mancher  unwillkürlich 
der  Frage  näher  getreten  sein  wird,  wie  kannst  du  dir  wohl  für  die 
Zukunft  das  nötige  Wasser  wahrend  Trockenzeiten  verschaffen? 
Man  wird  zuerst  an  alles  möglichen  und  zumeist  nicht  an  eine  Wind- 
motor-Punipaulage  denken.  Dei'  AA'ind,  diese  unermüdliche  Kraft, 
die  einem  fast  täglich  umsonst  in  großen  Mengen  zur  Verfügung 
steht,  wird  so  wenig  ausgenützt.  Windmühlen  für  große  Kraft- 
leistungen e.xistieren  schon  lange,  daß  solche  aber  auch  in  kleineren 
Dimensionen  für  geringere  Leistungen  verwendet  werden,  ist 
weniger  bekannt. 

Auf  fast  jedem  Grundstück  mit  Garten  ist  ein  Bruimen  vor- 
handen und  in  den  allerseltensten  Fällen  kommt  es  vor,  daß  ein 
solcher  bei  Trockenheit  veisiegt.  Das  Pumpen  mit  der  Hand  ver- 
ursacht aber  viel  Schwierigkeiten  und  Zeitverlust  und  selbst  daran 
scheitert  oft  eine  regelrechte  Bewässeiiing.  Setzt  man  nun  über 
oder  neben  den  Bninnen  auf  eine  entsprechende  Holzsäule  oder  ein 


226 


Die  Gartenwelt. 


IX,  19 


Turmgerüst  aus  Eisen  einen  Windmotor  in  Verbindung  mit  einer 
entsprechenden  Pumpe,  beschafft  sich  noch  ein  großes  Faß  oder  ein 
Reservoir  und  schließt  lüeran  beliebige  Leitungen  nach  entfernt 
gelegneren  Stellen  an,  so  ist  die  Wasserversorgungsanlage  fertig  und 
mau  kann  sprengen,  gießen,  spritzen  wie  es  erforderlich  ist.  Der 
Windmotor  hat  dann  Tag  und  Nacht  Zeit,  das  Reservoir  immer  wieder 
voll  zu  pumpen.  Solche  Anlagen  lassen  sich  für  jede  gewünschten 
Wassermengen  errichten  und  wenn  man  noch  berücksichtigt,  daß 
Windmotore  neuerer  Konstruktion  absolut  .sturmsicher  sind,  sich 
selbsttätig  nach  Windrichtung  und  Wandstärke  regulieren,  schon  bei 
leichtem  Winde  arbeiten,  dabei  Tag  und  Nacht  ohne  Aufsicht  im 
Betriebe  sein  können  und  keine  Betriebskosten  erfordern,  so  wird 
man  daraus  den  Schluß  ziehen,  daß  ein  solcher  für  viele  Zwecke 
verwendbar  ist. 

Als  eine  der  ältesten  und  erfahi'ungsreichsten  Firmen  wollen 
wir  hier  die  Firma  G.  R.  Herzog  in  Dresden,  gegründet  1870,  an- 
führen, welche  Windmotor-Anlagen  auch  für  landwirtschaftliche  Be- 
triebe in  jeder  Größe  zur  Wasserförderung,  sowie  zum  Antrieb 
landwirtschaftlicher  Maschinen  ausführt. 


Bevorstehende  Ausstellungen. 

Niederschlesische  Gewerbe-  und  Industrie -Ausstellung 
in  Görlitz  1905.  Der  Gartenanlagen-Ausschuß  hat  nach  Veriauf  der 
Versammlung  am  15.  Dezember  v.  J.,  in  welcher  Gilrtner-Verein  und 
Gartenbau- Verein  ihre  unterstützende  Mitwirkung  bei  dem  Zustande- 
kommen einer  Gartenbau-Ausstellung  zugesagt  haben,  sotoit  seine 
Tätigkeit  begonnen.  Kgl.  Gartenbau-Direktor  Sperling  hat  sein  Amt 
als  Vorsitzender  im  Ausschuß  niedergelegt.  An  seine  Stelle  wurde 
Stadtältester  Stadti-at  Prinke  zum  Vorsitzenden  gewählt.  Die  Auf- 
forderungen zurTeilnahme  an  dem  Gartenbau-Ausstellungs-Unternehmen 
gehen  an  alle  Interessenten  ab  und  es  ist  selbstverständlich,  daß  auch 
diejenigen,  welche  keine  besondere  Einladung  eriialten  sollten,  auf 
dahingehendes  Ersuchen  mit  den  erforderiichen  Aussteilungs-Beding- 
uugen  und  Fiagebogen  umgehend  versehen  werden.  Die  Gartenbau- 
Ausstellung  wird  sich  über  das  ganze  Ausstellungs-Terrain  verbreiten, 
damit  eine  reiche  Anzahl  von  Gärtnern  und  Gartenbautreibenden  Ge- 
legenheit hat,  zu  zeigen,  was  auf  den  verschiedensten  Gebieten  des 
Gartenbaues  und  der  Ziergärtnerei  geleistet  werden  kann.  Daß  keine 
Platzmiete  für  die  im  Freien  angebrachten  gärtnerischen  Ausstellungs- 
objekte erhoben  und  die  Pflege  der  Pflanzen  von  der  Ausstelluiigsleitung 
tunlichst  übernommen  wird,  kann  jeder  Aussteller  mit  Freude 
begrüßen.  Vom  1.  bis  4.  Juni  darf  in  geschlossenem  Ausstellungs- 
räume eine  Binderei-Ausstellung  und  etwa  vierzehn  Tage  vor  Schluß 
der  Ausstellung  wiederum  eine  Sonder- Ausstellung  für  gärtnerische 
Produkte  daselbst  stattfinden.  Zu  erwarten  steht  auch,  daß  in  der 
übrigen  Zeit  Räume  für  Gartenbau-Ausstellungszwecke  hier  und  da 
bereit  gehalten  werden  können.  Für  künstliche  Blumen-  und  über- 
haupt Kunstprodukte  auf  dem  gärtnerischen  Gebiete  ist  Platzmiete 
zu  zahlen.  Da  es  zu  den  Obliegenheiten  des  Gartenanlagen-Aus- 
sohusses  gehört,  für  gärtnerische  Ausschmückung  des  Ausstellungs- 
terrains im  allgemeinen  zu  sorgen,  so  wird  sich  für  die  Gärtnerschaft 
von  Göriitz  und  Umgegend  Gelegenheit  bieten,  gute  Ware  (Teppich- 
beet-Pflanzen und  Florblumen)  in  Absatz  zu  bringen. 

Für  die  Provinzialausstellung  schlesischer  Gartenbau- 
vereine 1905  ist  Grfinberg  i.  Schi,  als  Ort  der  Veranstaltung  in 
Aussicht  genommen  worden.  Die  Trebnitzer  Delegierten  hatten  ihren 
Ort  in  Vorschlag  gebracht,  und  da  die  Wahl  auf  Grünberg  fiel,  wollen 
die  gekränkten  Trebnitzer  eine  eigene  Jubiläums- Ausstellung  veran.stalten. 

Allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  in  Darmstadt  zur  Feier 
des  TOjälirigen  Bestehens  des  Gartenbau-Vereins  vom  10.  August 
bis  10.  September  1905.  Dem  bereits  erschienenen  Programm  zu- 
folge sollen  nur  die  tüchtigsten  Leistungen  auf  dem  Gebiete  des 
Gartenbaues  und  der  Gartenkunst  zugelassen  werden.  Ferner  hat  die 
Ausstellungsleitung  auch  die  Mitglieder  der  DaTmstädter  Künstler- 
kolonie zur  Beteiligung  eingeladen. 

Im  Gegen.satz  zu  anderen  Gartenbauausstellungen  findet  keine 
Preisverteilung  statt;  dafür  werden  Erinnerungß-Plaketten  —  sämtlich 


in  gleicher  Ausführung  und  von  Darmstädter  Künstlern  entworfen  — 
an  die  Teilnehmer  verliehen,  was  jedenfalls  nicht  zur  reichen  Be- 
schickung der  Ausstellung  beitragen  wird. 

Während  der  Ausstellungsdauer  werden  auch  mehrere  Kongresse 
stattfinden,  so  z.  B.  wird  der  Verein  Deutscher  Gartenkünstler  seine 
diesjährige  Hauptversammlung  in  Darmstadt  abhalten,  ebenso  die 
Vereinigung  Deutscher  Forstmänner  und  auch  die  Deutsche  Dahlien- 
gesellschaft. 

Der  Orangeriegarten  ist  für  derartige  Veranstaltungen  sehr 
günstig  gelegen.  Das  Terrain  besteht  aus  drei  Hauptabteilungen,  von 
denen  jede  besonderen  Zwecken  dient.  Die  Alleen  und  die  vor- 
handenen Orangeriehallen,  sowie  einige  der  seithch  gelegenen  zur 
Hofgärtnerei  gehörigen  Gartenteile  werden  mit  vei-wendet. 

Der  Verein  für  Aquarien-  und  Terrarienkuude  in  Dannstadt 
und  die  Großh.  Hofgärtnereien  weiden  in  eigenen  Gebäuden  eine 
Ausstellung  veranstalten. 

Das  große  Orangeriehaus  wird  in  seiner  Mittelhalle  den  Haupt- 
repräsentationsraum, der  eine  exotische  Landschaft  darstellt,  enthalten. 
Zu  beiden  Seiten  dieses  Hauptraumes  schließen  sich  die  zu  Winter- 
gärten eingerichteten  Nebenräume  an,  während  das  an  der  Westseite 
liegende  Orangeriehaus  die  reichhaltigen  Sammlungen  von  Warm- 
und Kalthauspflanzen  Darmstädter  und  auswärtiger  Kunst-  und 
Handelsgärtnereien  bergen  wird. 

Für  die  Bindereien,  .sowie  für  Obst  und  Gemüse  werden  be- 
sondere Hallen  und  Zelte  errichtet,  während  in  den  Räumen  des  öst- 
lichen Orangeriehauses  die  vorhin  erwähnten  Kongresse  abgehalten 
werden  sollen.  Der  große  Platz  vor  diesem  Gebäude  wird  in  einen 
Restaurationsgarten  umgewandelt  und  mit  Orangenbäumen  bestanden 
werden.  Ein  besonderes  Cafe  soll  in  der  Mitte  der  höchsten  Terrasse 
Platz  finden  und  durch  seine  Architektur,  sowie  durch  die  künst- 
lerische Anordnung  seiner  nächsten  Umgebung  einen  geeigneten  Ab- 
schluß des  Prospektes  bilden. 

Es  sei  hierbei  zugleich  auch  hervorgehoben,  daß  der  französische 
Charakter  des  Orangeriegartens  in  seinen  Grundzügen  durchaus  ge- 
wahrt werden  soll,  wodurch  auch  schon  von  vornherein  eine  ein- 
heitliche Wirkung  gesichert  wird. 

Die  großen,  dichten  Alleen,  welche  das  Gelände  umgeben,  werden 
einen  wirkungsvollen  Abschluß  bilden. 

Folgende  Sonderausstellungen  sind  geplant: 
19.  bis  23.  August:  Bindekunst  und  Schnittblumen. 
24.  Aug.  bis  10.  Sept.:  Obst  und  Gemüse. 
19.     „        .,    10.       „      Forstwirtschaft!.    Spezial  -  Ausstellung. 
2,     „        „    10.       .,      Dahlien. 
Die  Anmeldungen  sind  bis  I.Juni  zu  bewirken.    Für  gärtnerische 
Anlagen,   lebende  Pflanzen,  frische   Gemüse,   abgeschnittene  Blumen, 
Früchte,  Blumenzwiebeln,  Sämereien,  Bäume  und  Sträucher  wird  keine 
Platzmiete  erhoben.     Alle  Anfragen  sind  zu  richten  an  den  „Vorstand 
der  allgemeinen  Gartenbau-Ausstellung  Darmstadt  1905"  zu  Darmstadt. 


Aus  den  Vereinen. 

Hauptversammlung  des  Vereins  Deutscher  Gartenkflnstler 
zu  Berlin  am  22.  Januar  1905.  Der  Verein  hat,  den  bestehenden 
Statuten  gemäß,  seinen  Sitz  in  Beriin.  In  Mitgliederkreisen  war 
nun  aus  Gründen  verschiedener  Art  der  Wunsch  rege  geworden,  den 
betr.  Passus  der  Satzungen,  daß  der  Vorstand  in  Beriin  wohnen 
müsse,  durch  einen  allgemeiner  gehaltenen  zu  ersetzen  ui<d  es 
wurde  diesei-halb  ein  Antrag  auf  Abänderung  des  betr.  Paragraphen 
fürdie  Hauptversammlung  in  Düsseldorf  1904  eingebracht.  Der  Wunsch, 
den  Sitz  des  Vereinsvorstands  von  Beriin  loszulösen,  war  besonders  in 
W'estdeutsohland  rege  und  man  war  in  den  dortigen  Kreisen  sicher,  daß 
der  Paragraph  in  der  gewünschten  Weise  abgeändert  werden  würde. 
Dem  Protokoll  zufolge  wurde  der  Anti-ag  mit  72  Stimmen  angenommen. 
Auf  diesen  Beschluß  folgte  die  Vorstandswahl;  man  hatte  nichts 
eiligeres  zu  tun,  als  den  Vorstand  auf  Grund  der  geänderten  Satzung 
zu  wählen  und  eriebte  die  Überraschung,  daß  Hannoveraner  in  den 
Hauptvorstand  gewählt  wurden.  Darob  auf  der  einen  Seite  große 
Freude,   auf   dei'  anderen   Bestürzung,   und  namentlich  war  der  alte 


IX.    1! 


Die  Gartenwelt. 


Vorstand  höchlichst  überrascht,  hatte  man  ihm  doch  noch  am  Vor- 
abend eine  Vertrauenskundgebung  bereitet.  Aber  der  Verein  ist  ein 
„Eingetragener  Verein"  und  hat  sich  deshalb  an  die  Bestimmungen 
des  Vereinsrechtes  zu  halten,  die  ihm  in  diesem  Falle  verhängnisvoll 
wuiden.  Als  die  Satzungsänderung  beschlossen  wurde,  hatte  es  der 
Vorstand  übersehen,  feststellen  zu  lassen,  ob  die  erforderliche 
', Mehrheit  für  die  Änderung  war,  und  bei  der  später  beantragten  Ein- 
tragung lehnte  das  Amtsgericht  die  Eintragung  ab,  mit  dem  Begründen, 
daß  der  Nachweis  der  satzungsgemäßen  -'y'^  Mehrheit  fehle,  außerdem 
fehlten  auch  noch  ünterschiitten  einzelner  Vorstandsmitglieder.  So 
konnte  auch  der  in  Düsseldorf  gewählte  Vorstand  nicht  gesetzlich 
anerkannt  worden.  Über  diese  Rechtsfrage  entspann  sich  nun  ein 
heftigfr  Streit,  der  zu  recht  unliel«iimen  Erörternngen  zwischen  den 
Mitgliedern  führte  und  bei  dem  iiimu  dem  damaligen  Vorstand  übel 
mitspielte.  Da  der  in  Düsseldorf  neugewählte  Vor.stand  keine  Aussicht 
hatti--,  eingetragen  zu  werden,  mußte  der  alte  Vorstand  im  Amte 
bleiben,  obwohl  er  den  Wunsch  hatte,  keinesfalls  über  die  am 
31.  Dezember  1904  ablaufende  Frist  weiter  zu  fungieren.  Deshalb  wurde 
eine  Hauptversammlung  zum  '22.  Januar  einberufen,  die  den  Zweck 
hatte,  einen  neuen  Vorstand  auf  Grund  der  bestehenden  Satzungen 
zu  wählen.  Die  Berechtigung,  diese  Versammlung  einzuberufen, 
wuide  von  verschiedenen  Seiten  angezweifelt.  Die  Zweifler  werden 
inzwischen  verstummt  sein,  nachdem  die  Rechtslage  in  klarer  Weise 
durch  den  Rechtsbeistand  des  Vereinsvorstands,  Justizrats  Dr.  Zeidler, 
auf  der  Hauptversammlung  dargelegt  worden  ist. 

Die  Prophezeiung  meines  geschätzten  Widersachers  in  No.  17, 
daß  die  Berliner  in  der  Hauptversammlung  vom  2'J.  Januar  1905 
unter  sich  sein  würden,  ist,  wie  voraus  zu  sehen  war,  nicht  ein- 
getroffen, weil  sich  nicht  alle  Mitglieder  so  antiberlinisch  verhielten, 
oder  die  Bedeutung  dieser  Versammlung  unterschätzten.  So  waren 
denn  zum  22.  Januar  aus  dem  Reiche  zahlreiche  Mitglieder  zusammen- 
gekommen, um  den  Vorstand  für  die  Jahre  1905  und  1906  zu  wählen. 
Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  auf  die  Einzelheiten  dieser  Versammlung 
einzugehen,  nur  so  viel  sei  gesagt,  daß  sich  der  gewesene  Vorstand 
durch  sein  taktvolles  und  korrel^tes  Verhalten  einen  guten  Abgang 
gesichert  hat  und  daß  die  dort  gegebenen  Erklärungen  seitens  des 
Rechtsbeistandes  des  Vereins.  Justizrats  Dr.  Zeidler,  sehr  zur 
Klärung  beigetragen  haben.  Das  Wesentlichste  aus  den  überaus 
klaren  Darstellungen  dieses  Herrn  ist,  daß  der  damalige  Vorstand 
durchaus  pf licht  mäßig  gehandelt  hat  und  daß  er  nur  insofern 
einen  Formfehler  begangen  habe,  als  er,  um  den  juristischen  An- 
forderungen zu  genügen,  bei  dem  in  Düsseldorf  gewählten  Vorstand 
hätte  anfragen  müssen,  ob  er  bereit  sei,  seinen  Wohnsitz  nach 
Berlin  zu  verlegen,  nachdem  eine  Statutenänderung  mangels  eines 
rechtsgiltigen  Nachweises  einer  ''/j SJehrheit  nicht  zu  erbringen 
war  und  demgemäß  nach  dem  alten  Statut  der  Vorstand  seinen  Wohn- 
sitz in  und  bei  Berhn  haben  müsse.  Auch  jene  Vorstandsmitglieder, 
welche  ihre  Unterschrift  nicht  hergeben  wollten,  weil  sio  die  Düssel- 
dorfer Beschlüsse  nicht  für  rechtsgiltig  erachteten,  haben  richtig 
gehandelt  Daß  die  Feststellung  bei  der  Abstimmung  damals  nicht 
satzungsmäßig  erfolgt  ist,  ist  ein  bedauerliches,  aber  menschen - 
mögliches  Versehen  der  damaligen  Düsseldorfer  Versammlung  und 
ihres  Leiters.  Namentlich  hätte  die  Partei,  der  an  der  Änderung 
dieses  Paragraphen  so  viel  gelegen  war,  Veranlassung  gehabt,  darauf 
zu  achten,  daß  kein  Formfehler  unterlief.  Das  naive  Verlangen  des 
Vertreters  von  Sachsen-Thüringen  auf  der  Berliner  Versammlung, 
jetzt  noch  durch  Anschreiben  an  die  damaligen  Teilnehmer  in  Düssel- 
dorf feststellen  zu  lassen,  wie  sie  in  Bezug  auf  die  Satzungsänderung 
gestimmt  haben,  wurde  nicht  weiter  diskutiert,  denn  eine  nachträg- 
liche Feststellung  der  Abstimmung  bei  einer  geheimen  Abstimmung 
wäre  aussichtslos  und  ungesetzlich.  Tatsächlich  war  wohl  auch  eine 
^ ,  Mehrheit  gar  nicht  vorhanden,  denn  der  Vorstand  ist  der 
Ansicht,  daß  UÜ  Mitglieder  anwesend  waren,  als  über  diese  Satzungs- 
änderung abgestimmt  wurde,  wovon  72  für  Änderung  der  Satzung 
stimmten;  die  ^4 Mehrheit  wären  88  gewesen.  Das  Amtsgericht 
verlangt  den  genauen  Nachweis  der  erforderlichen  Mehrheit. 

Die  Beschwerde  des  Herrn  Hoemann  aus  Düsseldorf,  daß 
durch  die  Abhaltung  der  Versammlung  in  Berlin  die  übrigen  Mit- 
glieder von  einer  Minorität  majorisiert  seien,  wurde  widerlegt,  indem 


Herr  Vogeler,  Charlottenburg  erklärte,  daß  wohl  fast  alle  Haupt- 
ver.sammlungen  des  Vereins  bisher  in  west-  oder  süddeutschen  Städten 
abgehalten  worden  sieieii  und  daß  der  Osten  und  Norden  stets 
majorisiert  worden  sei,  wenn  man  sich  auf  diesen  Standpunkt  stellen 
wolle.  Er  behalte  es  sich  vor,  einen  Antrag  in  Darmstadt  einzubringen, 
der  die  Abhaltung  der  Hauptversammlungen  abwechselnd  im  Norden, 
Osten,  Süden  und  Westen  und  im  Zentrum  des  Reiches  statutarisch 
festlege.  Auf  allen  Hauptversammlungen  dieser  Art  sind  Zufalls- 
majoritäten vorhanden,  da  immer  aus  dem  Bezirke,  wo  gerade  die 
Versammlung  abgehalten  wird,  mehr  Mitglieder  zur  Versammlung 
erscheinen,  als  von  weit  entfernten  Teilen  des  Reiches.  Sehr  sym- 
pathisch berührten  die  versöhnlichen  Worte  des  Herrn  Friedhof- 
inspektors Hannig  aus  Stettin,  und  sein  Tadel  war  berechtigt,  daß  es 
eine  ungehörige  Beeinflussung  der  oft  in  abhängiger  Stellung  be- 
findlichen Mitglieder  sei,  wenn  von  gewisser  Seite  gegen  den  Besuch 
der  Berliner  Hauptvei Sammlung  unter  Beifügung  von  Rückantwort- 
karten agitiert  wurde.  Die  Herren  Hallervorden,  Kube,  Erbe 
konnten  dem  bisherigen  Vorstand  für  sein  korrektes  und  vornehmes 
Verhalten  nur  Anerkennung  zollen  und  es  darf  von  einem  Unparteiischen 
offen  anerkannt  werden,  daß  der  Vorstand  dies  taktvolle  Verhalten 
gezeigt  und  diese  Ruhe  bewahrt  hat,  trotzdem  er  in  höchst  unfeiner 
Weise  in  Zuschriften  angegriffen  und  sogar  beschimpft   worden  war. 

Nachdem  durch  eine  gegen  drei  Stunden  währende  Debatte  die 
Sachlage  geklärt  war,  erfolgte  die  Wahl  des  neuen  Vorstandes.  Zum 
ersten  Vorsitzenden  wurde  Landschaftsgärtner  Brodersen,  Steglitz, 
zum  Schriftführer  Stadtgärtner  Schlegel,  Schöneberg  und  z\un 
Schatzmeister  Landschaftsgärtner  Wendt.  Berlin  -  Ha-senhaide,  ge- 
wählt. Der  Schatzmeister  ist  also  derselbe  geblieben  und  es  hat 
allgemeinen  Beifall  gefunden,  daß  dieser  Herr,  der  sich  um  die 
Finanzen  des  Vereins  wirklich  große  Verdienste  erworben  hat, 
wiedergewählt  wurde  Zu  Beisitzern  wurden  gewählt  die  Herren 
Glum  ,  Giemen,  Schuster  in  Berlin  und  von  auswärtigen  Finken. 
Cöln,  Goeschke,  Proskau,  Heicke.  Frankfurt  a.  M.,  Heiler, 
München  und  Kube.  Posen.  Die  Zukunft  wird  es  nun  beweisen,  ob 
Herr  Singer,  Kissingen  mit  seiner  Ansicht  Recht  hatte,  daß  es  momentan 
an  geeigneten  Personen  für  den  Vorstand  in  Berlin  fehlen  könne. 
Dieser  neugewählte  Vorstand  wird  seine  Eintragung  in  das  Register 
ungesäumt  beantragen  und  auch  erhalten,  da  die  Versammlung  in 
rechtsgiltiger  Form  abgehalten  war.  Es  steht  jedem  Mitglied  frei, 
gegen  diese  Eintragung  beim  Amtsgericht  in  Berlin  Klage  zu  erheben. 
Mit  der  Befehdung  der  Vorstandsmitglieder  erreicht  man  nur,  daß 
der  Frieden  in  höchst  unangenehmer  Weise  gestört  wird. 

Ob  die  Ansicht  vieler  Mitglieder,  besonders  in  den  westlichen 
Teilen  des  Reichs,  richtig  ist,  daß  die  Anschauungen  der  Berliner 
Vorstände  einen  unerwünschten  Einfluß  auf  die  Haltung  des  Vereins 
in  gartenkünstlerischen  Fragen  gehabt  haben,  bleibe  dahingestellt. 
Jedenfalls  entsprang  hieraus  der  Wunsch,  den  Sitz  des  Vereins  von 
Berlin  zu  verlegen.  Es  würde  dies  nur  beweisen,  daß  sich  die 
übrigen  Mitglieder  bisher  in  solchen  Fragen  zu  passiv  verhalten 
haben.  Getadelt  wurde  von  Herrn  Hoemann  die  Bevormundung 
einzelner  Mitarbeiter  an  der  Vereinszeitscbrift,  wobei  der  Nachsatz 
der  Redaktion  zu  dem  Engelhardtsohen  Artikel  in  No.  1  der  Garten- 
kunst d.  J.  von  ihm  scharf  getadelt  wurde.  Durch  solche  Nachsätze 
wird  allerdings  der  Eindruck  hervorgeiiifen,  als  ob  man  in  Berlin 
von  einer  ganz  bestimmten  Anschauung  befangen  wäre.  Es  würde 
im  Interesse  des  Vorstandes  liegen,  wenn  solche  Zusätze  unter- 
blieben. 

Das  Vorgehen  des  in  Düsseldorf  gewählten  ersten  Vorsitzenden 
findet  nur  geteilten  Beifall.  Herr  Direktor  Trip  hätte  besser  daran 
getan,  in  den  Gang  der  Ereignisse  weniger  derb  einzugreifen  und 
unparteiisch  zu  bleiben,  wie  auch  die  Beeinflussung  der  Mit- 
glieder durch  allerhand  Zuschriften  mit  Rückantwort  die  Krisis  im 
N'erein  nur  verschärfte.  Es  hätte  einen  guten  Eindruck  gemacht, 
wenn  auch  Herr  Trip  vor  das  Forum  der  Berliner  V'ersammlung 
getreten  wäre  und  seine  Ansichten  vertreten  hätte.  .\uch  er  hätte 
sich  überzeugen  lassen  müssen,  daß  von  den  Düsseldorfer  Beschlüssen, 
die  ein  Mißgeschick  vereitelt  hat,  nichts  mehr  zu  retten  ist.  Die 
diesjährige  Vereammlung  in  Darmstadt  gibt  Gelegenheit,  die  Satzungs- 
änderung   erneut  zu  diskutieren;    der    Ort    liegt   günstig    für  diesen 


228 


Gartenwelt. 


IX,   19 


Zweck.  A'ielleioht  wird  dann  die  Satzungsänderung  bescliiossen, 
der  Vorstand  kann  dann  seinen  Sitz  an  irgend  einem  Orte  im 
Reiche  haben  und  die  Berliner  Mitglieder  ..erstei-  Klasse"  gehören 
der  Geschichte  an.  Hoffentlicli  gönnt  man  aber  dem  Vorstand  seine 
bevorzugte  Stellung,  um  die  er  nach  den  jüngsten  Vorgängen  im 
gärtnerischen  Vereinsleben  keineswegs  zu  beneiden  ist.         W.  T. 

Zusammenkunft  und  Geselischaftsabend  ehem.  Schüler 
deutscher  Gärtnerlehranstalten  während  diinroßen  Landwirtschafts- 
woche zu  Berlin  am  14.  Keliruar.  :ibeiids  7  Ihr,  im  grossen  Saale  des 
Restaurants  zum  Heidelberg. t.  BerlinNW.,Doiotheenstr.l8/21. 
.\lle  ehemaligen  Anstalter  sind  zur  Teilnahme  höflichst  eingeladen. 
Der  Ausschuss  d.  V.  Ehem.  Geisenheimer  u.  Proskauer. 
gez.  H.  Cornelius. 


Tagesgeschichte. 


Berlin.  Die  letzte  von  den  vielen  Boxhagener  Gärtnereien, 
die  Götzesche,  ist  der  vordringenden  Großstadt  zum  Opfer  gefallen, 
und  zugleich  wurde  auch  das  letzte  Gärtner-Landhaus,  Boxhagener- 
straße  20/21,  abgerissen.  Einst  glich  das  ,  ganze  Boxhagener  Ge- 
lände, da.s  sich  zwischen  der  Frankfuiter  Allee  und  der  Ringbahn 
hinzieht,  einem  blühenden  Garten,  jetzt  sind  überall  breite  Straßen 
angelegt  worden,  an  denen  sich  moderne  vierstöckige  Häuser  erheben, 
die  zum  Teil  schon  fertig  sind  und  bewohnt  werden.  Nur  eins  hat 
sich  von  der  früheren  Ländliohkeit  dei-  Gegend  erhalten  und  wird 
vorläufig  auch  noch  bestehen  bleiben,  das  ist  das  Vorwerk  Boxbiigen. 
das  noch  in  derselben  Verfassung  besteht  wie  vor  200  Jahren,  und 
jetzt  durch  einen  neuen  hohen  Zaun  von  dem  Straßengewirr  rings- 
umher abgeschlossen  wurde.  In  den  Boxhagener  Gärtnereien  wurde 
die  Fliedertreiberei  und  die  Zucht  von  Blumenzwiebeln  zuerst  im 
großen  Maßstabe  eingeführt.  Bei  der  Einholung  König  Wilhelms  I. 
wurden  besondere  Schienengeleise  über  das  Boxhagener  Gelände  hin- 
weg bis  zur  ,,Sohiefen  Haube",  einer  uralten  Gärtnerkneipe  an  der 
Ecke  der  Boxhagonerstraße  und  der  Frankfurter  Allee,  gelegt,  wo 
der  König  zu  Pferde  stieg  und  neben  dem  Wageh  seiner  Gemahlin 
reitend  in  die  Stadt  einzog. 

Breslau.  Wenig  bekannt  dürfte  es  sein,  daß  in  Breslau 
Gärtnergehilfen,  Parkwärter  und  Arbeiter  nach  lOjähriger  Dienstzeit 
bei  der  Promenaden -Verwaltung  bei  Unfall  oder  Krankheit,  oder  wenn 
der  Angestellte  bereits  Invaliditäts-  oder  Altersversicherung  bezieht, 
eine  Rente  erhalten  können.  Sie  betragt  im  Anfang  '/^  des  Gehaltes, 
steigt  von  Jahr  zu  Jahr  um  ',„„  und  erreicht  mit  vierzigjähriger 
Dienstzeit  ihren  Höhepunkt  mit  ^/j  des  Gehaltes. 

Bflhl.  Die  Stadt  erläßt  ein  Wettbewerbausschreiben  für  die 
Umwandlung  des  jetzigen  Holzhofs  in  einen  Stadtgarten.  Fabrikant 
Netter  in  Straßbrfrg  hat  seiner  Vaterstadt  Bühl  kürzlich  .5000  Mark 
für  den  erwähnten  Zweck  geschenkt. 

Coblenz.  Die  Stadtverordneten-Versammlung  hat  beschlossen, 
Modelle  der  städtischen  gärtnerischen  Anlagen  anfertigen  zu  lassen 
und  zwar,  wie  zur  Begründung  ausgeführt  wurde,  zu  Reklamezwecken. 
Wir  bezweifeln,  daß  die  Modelle  nach  dieser  Richtung  hin  eine  große 
Wirkung  ausüben  werden.  Die  Modelle  werden  wohl  die  meiste 
Zeit  ein  beschauliches  Dasein  in  irgend  einer  verborgenen  Ecke  der 
Stadtbibliothek  oder  irgend  einer  derartigen  Anstalt  führen  und  nur 
alle  5—10  Jahre  einmal  auf  ein  [laar  Monate  für  den  Besuch  irgend 
einer  Ausstellung  ans  Tageslicht  gezogen  werden.  Mit  einer  Reklame 
ist  es  also  nichts.  Reklamezwecke  erreicht  man  wohl  durch  Bilder 
und  Pläne,  die  überall  in  fremden  Städten  ausgehängt  werden,  aber 
schwerlich  durch  Modelle,  die  ihrer  Beschaffenheit  nach  die  meiste 
Zeit  verborgen  bleiben. 

Darmstadt.  Die  Stadtverordneten  bewilügten  2000  Mk.  in 
baar  und  2000  Mk.  für  den  Garantie-Fonds  der  Allgemeinen  Garten- 
bau-Ausstellung 190.Ö.  L. 

Eschweiler.  Die  Stadtverordneten  beschlossen  zufolge  eines 
Antrags  vom  Versohönerungsverein  die  Anstellung  eines  städtischen 
Gärtners. 

Gießen.  Die  Firma  Gebr.  Siesmayer  in  Frankfurt  a.  M.  -  Bocken- 
heim schenkte  aus  ihrer  Baumschule  in  Vilbel  eine  größere  Anzahl 
wertvoller  Gehölze   für   die    dendrologischen    Anpflanzungen    in  Bad 

Vornntwortl.  Redaktear:  Max  Hesdftrffer.  Berlin.  —  Yerlac  v.  Ki  chard  Carl  S 


Salzhausen,  welche  der  Gießener  botanische  Garten  vor  einer  Reihe 
von  Jahren  daselbst  begonnen  hat.  R. 

Hagen  i.  W.  Die  Polizeiverwaltuug  hat  für  den  Stadtkreis 
Hagen  eine  Verordnung  erlassen,  deren  §  1  folgenden  Wortlaut  hat: 
Es  ist  verboten,  Gemüse.  Obst  sowie  andere  Nabrungs-  und  Genuß- 
mittel, die  auf  den  Wochenniärkten  oder  in  offenen  Durchfahrten 
oder  auf  Höfen  zum  Verkauf  feilgehalten  werden,  unmittelbar  auf 
das  Pflaster  oder  die  Eide  oder  nur  durch  dazwischen  gelegte  Decken, 
Säcke,  Laken  oder  dergl.  Unterlagen  vom  Boden  getrennt,  nieder- 
zulegen. Die  Verkäufer  sind  vielmehr  verpflichtet,  ihre  Waren  ent- 
weder in  Körben,  Kisten  oder  dergl.  unterzubringen,  oder  auf  Unter- 
lagen aus  Holz  oder  anderem  undurchlässigen  Material  niederzulegen. 
Dieses  Verbot  soll  die  Verunreinigung  der  Nahrungsmittel  verhüten 
und  damit  der  Verbreitung  ansteckender  Krankheiten  vorbeugen,  deren 
Keime  bekanntlich  oft  im  Straßenscbmutz  vorkommen. 

Hamburg.  Die  Angelegenheit  des  geplanten  Stadtparkes  war 
jüngst  Gegenstand  einer  Besprechung  im  Bürgerverein.  Herr  Rambatz 
machte  folgende  Mitteilungen:  Ursprünglich  war  nur  das  Sierichsche 
Gehölz  als  Park  vorgesehen.  Von  vielen  Seiten  wurde  jedoch 
empfohlen,  ein  erweitertes  Terrain  über  den  Borgweg  hinaus  bis  an 
das  Tal  des  Goldbeck  ins  Auge  zu  fassen.  Es  sinddemeutsprechend 
schon  einige  Koppeln  hinzugekauft  worden,  und  nach  Anhörung  von 
Autoritäten,  u.  a.  der  Direktoren  des  Ohlsdorfer  Friedhofes  und  der 
Kunsthalle,  hat  man  sich  an  maßgebender  Stelle  für  den  erweiterten 
Stadtpark  entschieden.  Das  erweiterte  Projekt  liegt  jetzt  dem  Senate 
zur  Genehmigung  vor. 

London.  Die  Londoner  Parks  werden  mit  großen  Kosten 
unterhalten  und  ausgeschmückt.  Einige  Zahlen  sprechen  am  besten 
dafür.  Elf  mächtige  Treibhäuser  werden  von  der  Stadtverwaltung 
unterhalten,  um  die  Parks  mit  Blumen  und  Pflanzen  zu  vereehen. 
und  ein  Stab  von  880  fest  angestellten  Gärtnern  und  Gehilfen  sowie 
durchschnittlich  100  Hilfsarbeitern  wird  in  den  Parks  beschäftigt. 
Nicht  weniger  als  zusammen  105  Parks  und  freie  Plätze,  die  4920 
Acker  Landes  umfassen,  stehen  unter  der  Verwaltung  der  Stadt,  und 
dazu  kommen  noch  das  große  Gebiet  des  Epping  Forrest  und  zehn 
grüne  Plätze  in  der  City.  Großer  Beliebtheit  eifreuen  sich  die  Frei- 
Konzerte,  welche  das  County  Council  in  verschiedenen  Parks  regel- 
mäßig veranstaltet;  1233  Konzerte  dieser  Art  fanden  im  letzten  Jahre 
statt.  Der  Etat  der  Parks  beläuft  sich  auf  rund  127  000  Lstrl.  oder 
auf  mehr  als  2'l„  Millionen  Mark.  Der  Gartenetat  der  Stadt  Berlin 
beträgt  nicht  ganz  eine  Milbon  Mark. 

Personal-Nachrichten. 

Aderhold,  Dr.,  Geheimer  Regierungsrat  und  Direktor  im  Kaiser- 
hchen  Gesundheitsamt  in  Berlin,  wurde  der  Rote  Ädlerorden  vierter 
Klasse  verliehen. 

Ascherson,  Dr.  Paul,  außerordentlicher  Professor  der  Botanik 
an  der  Berliner  Univensität,  wurde  zu  seinem  goldenen  Doktorjubiläuni 
der  Charakter  als  Geheimer  Regierungsrat  verliehen. 

Boas,  Romanus,  Handelsgärtner  in  Speyer,  t  am  17.  Januar 
im  64.  Lebensjahre. 

Groll,  Leopold,  Kunst-  und  Handelsgärtner  in  Leipzig,  t  am 
13.  Januar. 

Habermann,  Kgl.  Hofgärtner  auf  der  Pfaueninsel,  wurde  der 
Kgl.  Krunenorden  vierter  Kla,sse  verliehen. 

Körte,  Rudolf,  zurzeit  noch  Hörer  der  Gartenkunst  an  der 
Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  in  Dahlem,  wurde  als  Obergärtner  und  Vor- 
steher der  Gemeinde-Gartenverwaltung  nach  Friedenau  bei  Berhn 
berufen.     Amtsantritt  am  1.  April. 

Thury,  Marc,  Professor  in  Genf,  Dozent  für  Botanik  an  der 
Universität,  ■]■  am  17.  Januar  im  Alter  von  82  Jahren. 

Wutzdorff,  Dr.,  Geh.  Regierungsrat  und  Direktor  im  Kaiserl. 
Gesundheitsamt,  wurde  der  Kgl.  Kronenorden  dritter  Kla.ssp  verliehen. 

Briefkasten  der  Redaktion. 

Die  Farbentafel  für  Februar  wird,  da  sie  nicht 
rechtzeitig  fertiggestellt  werden  konnte,  der  nächste  Woche 
erscheinenden   Nummer  20   beigelegt  werden. 


Leipzii;. 


nhalt.  Bactidr.  linienDerg,  i 


b.  H..  Dessau. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  o;esamten   Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


11.  Februar  1905. 


No.  20. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem   Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich   verfolgt. 


Pflanzenkrankheiten. 


Über  eint'  Knmklu'it  der  Keltslöeke  in  den  Treib- 
liänsern, 

Von  Laiiiies-Ökouomieiat  R.  Goethe,  Darmstadt. 
<Hic)"n  nclil   Oiiiiinalabbildungen,  nach  Eandxeichnungen   vom  Ver- 
fasser niid  Aufnahnm  von  R.  Zc  issig  in  Geisenheim) 

üiüifig    genug-    hört    inan    in    don    Weintreibereien    die 
Klage  über  das  Wellcwenlen  und  Abfalli'n  der  Beeren,  welches 


unter  Umständen  einen  so  großen  Umfang  annehmen  kann, 
daß  dadurch  die  Trauben  lüclienhaft  und  damit  für  ihren 
Zweck  wertlos  werden.  Zweifellos  gibt  es  für  diese  Erscheinung 
mehrere  Ursachen,  wie  denn  Barron  in  seinem  Werke  V  in  es 
and  Vine-Culture  deren  sieben  anführt.*)     Es  sind  dies: 

1.  Allzu  reichlicher  Ansatz  von  Trauben. 

2.  Die  Beschädigung  der  Blätter  durch  die  rote  Spinne. 

3.  Übermäßiges  Ausbrechen  von  Blättern. 

4.  Kalter  Luftzug  oder  schroffer  Temperaturwcchsel. 

5.  Das  Eindringen  der  Wurzeln  in  kaltes  Erdreich. 
C).  l'herreiche  Düngung. 

7.   Allzu   großer  Mangel    oder  Überfinli    an  Feuchtigkeit 

im  Boden. 
Zu  diesen  Ursachen  des  Wolkwerdens  der  Beeren  bezw. 
der  Beeren-  und  Traubenstiele  kommen  noch  weitere,  Barron 


')    Siehe     Handbuch    der    Tafeltr 
rlin.  Verlag  von  Paul  Parey,  1894. 

Gartenwelt.    IX. 


.ibenkultui- 


R.   Goethe. 


nicht  bekannt  gewesene,  nämlich  zwei  Schmarotzei'pilze.  Der 
erste  ist  der  sogenannte  Edelfäule-Pil  z  (Botrytis  cinerea) 
und  der  zweite  der  falsche  Mehltau  (Pero/w.spora  viticoln), 
der  zum  Urheber  der  „Lederbeeren-Krankheif' wird,  wobei  die 
Beeren  ein  lederfarbiges  Aussehen  annehmen  und  wie  Tabaks- 
beutelchen alter  Art  faltig  einschrumpfen,  hei  der  leisesten 
Berührung  abfallend. 

Im  Frühjahr  1903  zeigte  man  mir  gleich  nach  meiner 
Übersiedlung  nach  Darmstadt  in  einer  Treiberei  die  Erscheinung 
des  Welkwerdens  und  Abfallens  der  Beeren,  wie  solche  in 
Figur  1  dargestellt  ist.  Damit  verbunden  waren  sehr  kleine, 
fühlbar  hervortretende,  warzenartige  Auftreibungen  auf  dei- 
Blattunterseite,  die  anfänglich  die  natürliche  grüne  Farbe 
hatten,  sich  später  bräunten  imd  schließlich  schwarz  wurden. 
Figur  2  zeigt   ein  solches  Blatt   auf   der  Unterseite,  Figur  3 


Fig. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  20 


ein  Stück  desselben  bedeutend  vergrößert.  Auf  der 
Blattoberseito  entsprach  diesen  Stellen  immer  eine 
leichte  Vertiefung;  auch  verloren  sie  die  natürliche 
grüne  Färbung  und  wurden  deutlieh  wahrnehmbar 
gelblich,  ohne  aber  abzusterben.  Figur  4  zeigt  das 
Bild  eines  erkrankten  Blattes  von  der  Oberseite 
betrachtet.  (Diese  drei  Abbildungen  verdanke  ich 
der  freundlichen  Hilfsbereitschaft  >ind  großen  Ge- 
.'ichicklichkeit  des  Assistenten  Herrn  R.  Zeißig  in 
Geisenheim.)  Wälirend  die  welken  Beeren  bald  nach 
ihrer  Erkrankung  leicht  abfielen,  war  dies  bei  den 
Blättern  nicht  oder  nur  ausnahmsweise  der  Fall : 
immerhin  wird  durch  die  erkrankten  Stellen  die 
assimilationsfähige  Fläche  der  Blätter  wesentlicli  ver- 
ringert, was  auf  die  Ernälirung  der  Beeren  nacli- 
teilig  einwirken  muß 

Zunäclist  wurden  die  Beeren  auf  Pilze  unter- 
.sucht:  weder  der  eine  noch  der  andere  der  weiter 
oben  angeführten  Schmarotzer  war  vorhanden.  Ebenso 
wenig  Erfolg  hatten  die  Nachforschungen  nacli 
etwaigen  tierischen  Schädlingen.  Es  fanden  sich 
wohl  einige  Milben,  aber  diese  nur  in  so  geringer 
Zahl,  daß  sie  als  Ursache  gar  nicht  in  Betracht 
kommen  kounten.  Die  mikroskopische  Untersuchung 
der  Blätter,  welche  ich  in  dem  Laboratorium  des 
Herrn  Professors  Schenck  ausführen  konnte,  ließ 
erkennen,  daß  die  kleinen  Wärzchen  unförmliche 
Auftreibungen  der  Oberhaut  der  TTnterseite  und  des 
Blaltiiarenehyms  sind.  Figur  5  stellt  den  Durch- 
schnitt durch  ein  noch  grünes  Wärzchen  in  starker 
Vcrgrolierung  dar.  Figur  ö  gibt  eine  solche  Stelle 
in  bereits  gebräuntem  und  Figur  7  in  geschwärztem 
Zustande  wieder.  Die  Oberhaut- Zellen  der  Blatt- 
oberseite sind,  wie  aus  diesen  drei  Abbildungen  er- 
sichtlich, gar  nicht  in  Mitleidenschaft  gezogen  und 


in  ihrer  Form  unverändert  geblieben;  das  leichte  Einsinken  der  er- 
krankten Stelle    wird    unter    dem    Mikroskope    n\u'   wenig   bemerklicli. 

Fortgesetzte  Beobachtmigen  haben  mich  nun  überzeugt,  daß  die 
Anftreiliungen  der  Blattunterseite  die  Folgen  von  Kulturfelilern  sind. 
Wachsende  Blätter  von  Eebstöcken,  die  sich  in  gespannter  feuchter 
Luft  und  in  reichgedüngtem,  oft  bewässertem  Boden  befinden  und 
denen  man,  wie  dies  zur  Blütezeit  zu  geschehen  pflegt,  sämtliche 
Triebspitzen  nimmt,  vertragen  andauerndes  Sonnenlicht  von  großei- 
Stärke  nicht,  ohne  auf  der  Blattunterseite  die  beschriebenen  Auf- 
treibungen zu  bilden,  die  das  Welkwerden  der  Beeren  und  der  Trauben- 
stiele zur.  Folge  haben.  Als  Beweis  für  die  Richtigkeit  dieser  An- 
nahme kann  die  Tatsache  gelten,  daß  die  Krankheit  zum  Stillstande 
kam,  als  fleißig  gelüftet  wurde  und  man  mit  dem  oftmaligen  Begießen 
des  Bodens    und    der   starken   flüssigen  Düngung  aufhörte. 

Es  wäre  nun  sehr  wünschenswert,  wenn  diese  Erklärung  auch 
von  andern  Seiten  geprüft  und  darüljer  berichtet  würde,  denn  die  Er- 
scheinung des  WeLkwerdens  und  der  kleinen  Wärzchen  an  den  Blättern 
ti'itt,  wie  ich  aus  eigener  Beobachtung  sagen  kann,  in  nmnchen  Wein- 
treibereien auf.  Daß  sie  auch  in  Frankreich  imd  Belgien  rait- 
mitunter  empfindlichen  Schaden  anrichtet,  lehrt  eine  Arbeit  über  die 
Verrues  de  la  vigne  von  P.  Viala  und  P.  Pacottet  in  der  Revue 
de  Viticulture  1904  No.  527,  528  und  530.  Sowohl  die  dort  ge- 
gebene Beschreibung  als  die  dazu  gehörigen  Abbildungen  lassen  keinen 
Zweifel  darüber  aufkommen,  daß  es  sich  um  dieselbe  Krankheit  handelt, 
zumal  auch  dort  bei  mehrjähriger  Beobachtung  niemals  ein  tiei-ischer 
(ider  pflanzlicher  Schädling  gefunden  wurde.  Aus  den  Ausführungen 
der  genannten  Verfasser  Lst  zu  enl nehmen,  daß  die  Wärzchen  auch 
auf  grünen  Trieben  auftreten  und  daß  die  Krankheit  immer  im  Mittel- 


IX,   L'U 


Die  Gartenwelt. 


W 

■^^x 


puiikt  der  Blät- 
teram  Blattstiele 

beginnt.  Die 
ersten  'W^arzen 
.  bemerkt  man  in 
den  Frühtreibe- 

<-l^^  l'll  bN'  I  1  l/'"^!  \--.-^^3^\J-^^Y        '''^'^"    "^   April 
^^^^UAjJu-ie:^;-^^^^^^  oder  Mai;  beiden 

^~^        —  .späten  oder  sehr 

Fig.  5.  späten      Sorten, 

deren  Reife 
iliirch  HeizunKllierbeigeführt  werden  nmß,  erscheinen  die  Warzen 
■/MV  Zoit  der  vollsten  Vegetation  im  Juni,  Juli  und  August,  «wei- 
uiid  ihvijährige  Reben  werden  mehr  befallen  als  ältere,  langsam 
wachsende,  beide  besonders  während  der  Blütezeit  oder  gleich 
nachlier,  am  stärksten  die  Blätter  dicht  unter  dem  Glase, 
am  wenigsten  die  am  weitesten  davon  ent- 
fernt im  Schatten  stehenden.  Wenn  die  Blätter  ^^_.r_;^..— =/-« 
ausgewachsen  sind,  hört  die  Warzenbildung  auf. 

Nach  Ansicht  der  beiden  genannten  '— 
Forscher  werden  die  Warzen  durch  ein  Über-  stA 
maß  von  Licht  wähi-end  des  stark  gesteigerten 
Wachstumes  der  Treibzeit  hervorgerufen  und 
es  sind  zu  ihrem  Erscheinen  20  bis  25  7oi 
feuchte  Luft,  Wärme,  und  eine  Reihe  von  son- 
nigen Tagen,  nach  Tagen  mit  bedecktem 
Himmel  erforderlich.     Audi  die  Düngung  dürfte  Einfluß  haben. 

Wie  aus  diesen  Mitteilungen  liervorgeht,  stimmen  unsere 
Ansichten  in  der  Hauptsache  flberein,  nur  daß  ich  dem  oft 
so  streng  durchgeführten  Entspitzen  einen  Teil  der  Schuld 
gebe  und  wohl  mit  Recht.  Wenn  die  Rebstöcke  durch  große 
Wärme  und  Feuchtigkeit  dauernd  gespannter  Luft,  sowie 
durch  oftmaliges  Begießen  bei  mehr  als  reichlicher  Ernährung 
auf  der  einen  Seite  zu  äußerstem  Wachstum  angereizt  und 
gezwungen  werden,  dann  ist  es  begreiflich,  wenn  durch  fort- 
wälirendes  Entspitzen  und  die  dadurch  hervorgerufene  Stockung 
des  Wachstumes  auf  der  andern  Seite  Krankheitserscheinungen 
auftreten,  welche  der  Ausdruck  eines  unnatürlichen  Zustandes, 
eines  übermäßigen  Saftdruckes,  sind.  Interessant  wäre  es, 
festzustellen,  wie  .sich  bei  dieser  Krankheit  die  Wurzeln  ver- 
halten, die  höchst  wahrscheinlich  auch  Not  leiden  und  teil- 
i;   gewiß    verfügen   beobachtende   Fachmänner 


über  Erfahrungen,  deren  Veröffentlichung  sehr  nützlich  und 
lehrreich  sein  würde.  Vermutlich  steht  auch  die  Bildung 
von  Luftwurzeln  (Seite  205  meines  Werkes)  mit  dieser  Krank- 
heit in  Beziehung. 

Schließlich    sei    auch    noch    des    Einflusses    andauernd 
starker  und  dabei  einseitiger  Düngung  gedacht,  wie  ich  einen 
solchen  im  Jahre  1895  an  Blättern  u^d  Beeren  des  I'^rankcn- 
thal    aus    einem    Frankfurter  Wein-Ti  jbhause    zu   beobachten 
Gelegenheit  hatte;  die  Beeren  waren  welk  geworden  wie  die 
in  Fig.   1  dargestellten    und    die    Blätter   sahen    seltsam   ver- 
kümmert  aus,   wie   dies  Fig.  8  zeigt.     Ihre  Farbe   war  ganz 
gesund    grün,    aber    schon  während    des  Wachstums    standen 
sie,  wie  der  Verlauf  der  Blattrippen  zeigt,  unter  einem  inneren 
schädlichen  Einflüsse,  der  Verkrümmungen  und  Verküiy.ungon 
bewirkte   und    so    eine  ganz  unregelmäßige  Blattforin  hervor- 
rief.    Am  Blattrande   bemerkte    man    mehrfach  graue,    weiß- 
filzige Stellen,  die  aussahen,   als   ob  ein  In- 
s^'^^Sjgsrs^Jf-;^    sekt  daran  genagt  hätte,  was  aber  nachweis- 
lich nicht  der  Fall  war;  vielmehr  mußte  man 


diese    Stellen    als  Folgen    der  verkümmerten 
]\^''^'     und    zwischen    den    Rippen    befanden    sich 


Blattrippen  ansehen.   In  der  Blattfläche  selbst 


eigenartige  Ausbuchtungen  und  Vertiefungen 
der  ßlattsubstanz.  mit  teilweise  ganz  scharfen 
Rändern  und  Falten.      Die  damaligen  Nach- 
forscliungen    führten    zu    der    Annahme,  daß 
man    es   mit    den    Folgen    einer    zu    oft  wiederholten    Abort- 
dünguiig  zu  tun  habe,  deren  großer  Gehalt  an  Stickstoff  und 
Salzen   bei    gleich- 
zeitiger  Kalkarmut       :^~        ■  ^-^ 
die  Mißgestaltungen            '^ '                                               --—5-' 
der  Blätter  und  das            '•^J                                             '       • 
Welkwerden       der             F"  ^_    ,  .        ,            -^:,!^^r^ 
Beeren    verursacht                  ■0'^-^ '''f  f--^ ^^MA-'^^'f''^-^  '  '^ 
habe.                                           *""'  ■*:^^^^'i^^"  -'  ' 


Nematoden  an  Oychimen  und  Begonien  und  die 
Komposterde. 

JUen  meisten  Gärtnern  sind  die  Nematoden  oder  Fadenwüinier 
völlig  imbekannt,  und  doch  haben  wir  alle  Ursache,  uns  mit  diesen 
gefährlichen  Schädigern  unserer  Kulturen  näher  zu  befassen. 

Die  Familie  der  Nematoden  umfaßt  sehr  viele  Arten,  zu  ihr  gehören 
auch  die  Trichine  im  Tierkörper,  das  Roggenälchen  und  die  Rüben- 
nematode,  die  die  gefürohtete  Krankheit  der  Zuckerrüben  bewirkt. 
An  gärtnerischen  Kulturpflanzen  hat  man  die  Nematoden  bisher 
weniger  beobachtet  und  es  ist  das  Verdienst  von  Dr.  Osterwalder- 
Wädenswil,  uns  auf  eine  Reihe  gefährlich  auftretender  Nematoden- 
erkrankungen  aufmei'ksam  gemacht  zu  haben.  Dr.  Osterwalder  stellte 
Nematodenschäden  an  Chrysanthemumblättern,  an  Blättern  ver- 
schiedener Gesneriaceen  [Oloxhiia,  Sainipai<lia),a.n  Begonia  Rcx  u.  a. 
Arten  und  an  Farnblättern  fest.  An  Farnblättern,  z.  B.  Pleris,  sind  diese 
Erkrankungen  recht  schön  zu  sehen  als  die  lange  bekannten,  durch 
die  Nervatur  des  Blattes  scharf  abgegrenzten  braunschwarzen 
Streifen;  hier  leben  unter  der  Blattepidermis  eine  Menge  mikroskopisch 
kleiner  Würmer,  „Älchen-'.  Über  diese  Erkrankungen  veröffentlichte 
der  genannte  Gelehi'te  eine  sehr  eingehende,  mit  Abbildungen  ver- 
sehene Abhandlung  in  der  Zeitschrift  „Schweizerischer  Gartenbau" 
1/1900,  die  später  erweitert  auch  in  der  „Gartenflora-  1001  erschien. 

Gegen  die  Weitelausbreitung  dieser  Nematoden  können  wir 
aber,  sofern  die  Krankheit  erkannt  ist,  durch  rechtzeitige  Wegnahme 
und  Verbrennen    der    Blätter   und    offenbar   wohl   auch    vorbeugend 


Die  Garlenwelt. 


IX,  20 


durch  Spritzmittel,  ßoideauxbrühe  bei  Chrysanthemum  oder  öfters 
wiederholtes  Schwefeln  bei  Begonien  mit  ziemlichem  Erfolge  auf- 
treten. Schwieriger  gestaltet  sich  die  Bekämpfung  derjenigen  Nema- 
toden oder  Fadenvvürnier,  die,  in  ungeheurer  Anzahl  in  Pflanzen- 
wurzeln lebend,  dicke  Anschwellungen  derselben,  ..Wurzelgallen", 
hervorbringen  und  uns  damit  unsere  Erden  verseuchen.  Zu  diesen 
Fadenwürmern  gehört  die  berüchtigte  ßübennematode,  Häerodcra 
radicicola.  die  neuerdings  an  einer  ganzen  Reihe  gärtnerisch  wichtiger 
Kulturpflanzen  beobachtet  worden  ist. 

Vor  2  Jahren  ließ    ich  mir  aus    einer  bekannten   französi.schen 
Baumschule   die   neue  Clemafis  „Ville  de  Lyon'-   kommen,    die    icli 
nach  Empfang  sofort  dem  Feuer  über- 
geben mußte,  denn  sie  zeigte  dicke,  von 
Nematoden  heiiiii    "ni'  W  nr  i'li::allen. 

Die   Cyclamei  i'i: i    mi    vor- 

sohiedenenschwfi/:-!  i-rhrniMiirurstät- 
ten  nematodeiikrank.  Man  sieht  es 
den  Pflanzen  mit  ihren  verkrüppelten 
Blättern  an,  sie  wollen  nicht  recht 
von  der  Stelle ,  wachsen,  sie  kommen 
schließlich  zum  Blühen,  aber  was 
Rechtes  wird  aus  den  Blüten  nicht, 
da  die  erkrankten  Wurzeln  die  Er- 
nährung nur  kümmerlich  besorgen 
können.  Diese  kranken  Cyolamen 
geben  natürlich  auch  keine  brauch- 
baren Samenträger  mehr  ab,  so  daß 
es  gewiß  nicht  übertrieben  erscheint, 
den  wirklichen  Schaden,  den  ein 
Geschäft  durch  Verseuchtsein  seiner 
Cyclaraenkultur  erleidet,  nach  Tausen- 
den zu  taxieren. 

Auch  an  den  Cyclamenpflanzen 
unserer  Schule  fand  ich  vor  2  Jahren 
Nematodenaiischwellungen  der  Wur- 
zeln; die  erkrankten  Pflanzen  wurden 
verbrannt  samt  dem  ihnen  anhaften- 
den Erdmaterial.  Erklärlicherweise 
mögen  aber  verschiedene  kranke 
Pflanzen  vor  Erkennung  der  Krank- 
heit auf  den  Kompost  gekommen 
sein,  so  daß  ich  mich  entschließen 
mußte,  diese  werdende  Komposterde 
von  der  Topfkultur  auszuschliessen 
und  sie  im  Gemüse-  und  Blumen- 
garten unterzugraben.  Und  welchen 
Erfolg  hatte  ich  im  Garten?  Ich 
bekam  die  Nematoden  an  einer  Reihe 
anderer  Pflanzen,  au  verschiedenen 
Semperflorctis-  Begonien -Sorten,  an 
Lobelia  Erinus,  Lohelia  fulgens. 
Eine  Seinpe?-florens  -  Begonie,  die 
reizende  ^Jjiibeca^',  habe  ich  im 
vorigen  Herbste  nach  Abräumen  der 
Blumenbeete  photographieren  lassen 
und    man    sieht   deutlich    die    dicker 

meiner  früheren  Schüler  aus  Amerika  schreibt,  haben  dort  die 
Veilchenkulturen  häufig  ,, faustdicke"  Wurzelanschwellungen,  die  durch 
Nematoden  bewirkt  worden  sind.  Diese  Erkrankungen  sind  offenbar 
viel  häufiger,  als  mau  annehmen  möchte. 

Leider  ist  die  Bekämpfung  dieser  Krankheit  sehr  mühsam,  doch 
bei  radikalem,  energischem  Vorgehen  nicht  ohne  Erfolg,  sie  ist  ganz 
die  gleiche  und  gleicli  langwierige,  wie  bei  der  gefürchteten 
Kropfkrankheit  der  Kohlgewächse  Keine  erkrankte  Pflanze 
oder  aus  erkrankten  Pflanzen  ausgeschüttelte  Erde  darf 
auf  den  Kompost  wandern,  alles  wird  verbrannt,  und  auf 
dem  Komposthaufen,  auf  den  ohne  unser  Wissen  möglicherweise 
doch  kranke  Pflanzen  geraten  sind,  bringe  man  ein  Schild  „Gift!" 
an;    diese   Komposterde    muß    bei    der    Kultur    völlig   aus- 


geschaltet werden.  Man  verwende  völlig  frische  Erde 
und  kultiviere  in  neuen  Handkästen  und  Töpfen,  denn 
diese  Nematoden  vermögen  sich  in  abgestorbenen  Wurzelgallen,  wie 
■  solche  in  Handkästen,  gebrauchten  Töpfen  oder  auch  in  der  Koks- 
schlacke, dem  Sand  oder  Sägemehl  auf  unsern  Tabletten  trotz 
scheinbar  sorgfältigster  Reinigung  noch  zurückbleiben  können,  in 
einer  Ait  Schlummerstadium  lebend  zu  erhalten,  um  schließlich, 
\vir(i,'i-  :m  l,.lieiide  Wurzeln  gelangend,  ihre  enorme  Fortpflanzung 
uiMJ  liii  7,ii-i'ii  uiigswerk  von  Neuem  zu  beginnen.  Im  übrigen  ver- 
wri-,'   i(  li    Interessenten    auf   die    angeführte,  treffliche    Abhandlung 


Ü>terw:ilde 


Max  Löbner,  Wädenswil. 

Stauden. 

Einige  vStaiulen  zu  Schnilt- 

bl  nniengewiniiiiiig  und  Topf- 

verkauf  im   FrCilijahr. 

Im 

Vorräte  ' 
dergl.    lan 
wissen  uns 
oft   nicht.    \vi. 
Publikums  n:i, 
zen   und   färb: 


zeitigen  Frühjahr,  wenn  die 

on  Primeln,  Cyclnmen  und 

Neige    gehen, 

siliaftsinhaber 

ilenTopfpflan- 
littblumen  be- 


Bh 


S&.S 


Nematoden  an  den  Wurzeln  von  Begonia  semperflorens 

Originalaufnahme   für  die  „Gartenwelt". 


Wurzelgallen.     AVie 


reinweißor     Blüte 


friedigen  sollen.  Eiicen,  Rhododen- 
dron, Azaleen,  Flieder  usw.,  sowie 
ausländische  Schnittblumen,  wie  Ra- 
nunkeln, Anemonen.  Narzissen. Tulpen 
usw.  sind  wohl  massenhaft  vorhanden, 
aber  das  ist  dem  Publikum  etwas 
Altes;  es  verlangt  nach  Abwechslung 
und  da  sind  unsere  Stauden  berufen, 
diese  empfindliche  Lücke  auszufüllen. 
Es  gibt  unter  den  Stauden  so 
viele,  die  uns  bei  sachgemäßer  Be- 
handlung bereits  im  März  mit  ihrem 
Flor  erfreuen,  daß  es  wirklich  wunder 
nimmt,  daß  die  Staudentreiberei  noch 
nicht  die  Au.sdehnung  erreicht  hat, 
die  im  Interesse  unseres  Gartenbaues 
wünschenswert  wäre,  umsomehr,  als 
dieselbe  mit  sehr  wenig  Kosten  ver- 
knüpft ist.  Ein  kalter  Kasten,  oder 
ein  Kalthaus  mit  einerTeinperatur  von 
6-12  Grad  genügen  vollständig,  höhere 
Temperatur  ist  nicht  nur  nichts  nütze, 
sondern  ist  sogar  recht  oft  Schuld 
an  den  Mißerfolgen,  über  die  fort- 
während geklagt  wird. 

Zur  Treiberei  im.  kalten  Kasten 
eignet  sich  vor  allen  Dingen  das 
bekannte  Gänsekraut,  Arahis  alpina 
fl.  pl.  mit  kleinen  Rispen,  levkojen- 
Die     Vorbereitung     zum     Treiben 


ähnlicher 

ist  sehr  einfach.  Jitnge  Pflanzen  {Julivermehrung),  am  besten  in 
kleinen  Töpfen  durchwurzelte,  pflanzt  man  Anfang  September  mit 
einem  Abstand  von  20  cm  in  einen  mit  einer  Mischung  von  sandiger  Mist- 
beeterde und  Lehm  gefüllten  Kasten.  Abstand  vom  Glas  mindestens 
50  cm.  Nach  dem  Anwachsen  stutzt  man  die  Pflanzen  mehrere 
Male  und  läßt  sie  auch  beim  Eintreten  kälterer  Witterung  offen, 
d.  h.  ohne  Glas  stehen.  Je  nachdem  man  nun  den  Flor  früher  oder 
später  haben  will,  kann  man  schon  vom  Januar  ab  Fenster  auflegen, 
doch  muß  bei  milder  Witterung  fleißig  gelüftet  werden.  So  kann 
man  schon  Anfang  März  die  ersten  Blumen  schneiden,  welche  in 
überreicher  Fülle  an  den  Pflanzen  erscheinen.  Ebenso  kann  man  mit 
Aster  alpiiiiis  sujinliKs,  blaublühend,  und  den  bekannten  Varietäten 
von  Vritiiiila   Siihnldii  verfahren,  nur  tut   man  gut,  hier   der  Erde 


IX.  20 


Die  Gartenwelt. 


einen  Teil  Torfmull  zuzufügen.  Beide  Arten  eignen  sich  auch  vor- 
züglich zum  Topfverkauf  und  man  kann  .sie,  wenn  im  Herbst  ein- 
gepfi.iTizt,  schon  im  März  blühend  haben. 

Bei  der  Treiberei  im  Topf  im  Kalthaus  kommen  in  erster  Linie 
unsere  A  kf  li'i  arten  in  lictrac-ht ').  Wir  haben  da  die  herrliche 
Zürhtuiig  Ai/Hi/ei/id  IIf:Ujiiic  *).  Sr\ta.leii  tief  dunkelblau,  CoroUe  rein- 
weili.  dii-  cImmi^o  sfhiinc.  langgespornte,  blauweiß  blühende  A</iiilf(/ia 
(■(lerulea  und  die  in  verschiedenen  Farbenniianceu  inuii'jeiiiiei)  Aiju. 
coer.  kybric/a,  die  niedrige  weißblühende  Ai/ii.  /Ii:l„  li,i/,i  nana  und 
die  etwas  höher  werdende,  ebenfalls  weißblühende  .!</«,  iiimi  ifniinli- 
flora,  welche  sich  alle  gleich  gut  zum  Schnitt  wie  zum  Topfverkauf 
verwenden  lassen.  Die  Pflanzen  werden  am  besten  im  Herbst  ein- 
getopft im  kalten  Kasten,  die  Töpfe  mit  Laub  bedeckt,  ohne  Glas 
iiberwintert  und  im  Februar  bei  einer  Temperatur  von  4— 6°/o  zitü 
Treiben  eingesetzt.  Etwas  Vorsicht  ist  beim  Gießen  nötig,  da  die 
lüütenstengel  leicht  faulen. 

Noch  leichter  wie  Aquilegien  lassen  sich  die  prachtvoll  rein- 
weißen HcUeborus  m/jer  grandiflorus,  sowie  die  verschiedenfarbigen 
/i<;//t7/or»s-Hybriden  im  Haus  treiben,  die  man  schon  zu  Weihnachten 
in  Blüte  haben  kann;  sie  geben  um  diese  Zeit  ein  gesuchtes 
und  gut  bezahltes  Material  zum  Schnitt  wie  für  Topfverkauf. 
Leider  sind  Helfeborus  niger  bei  uns  selten  käuflich  zu  haben,  und 
die  aus  Holland  importierten  lassen  beim  Treiben  in  jeder  Hinsicht 
zu  wünschen  übrig. 

Ebenfalls  zur  Treiberei  im  Kalthaus  geeignet  und  teilweise  zur 
Schiiittblumengewinnung,  teilweise  zum  Topfverkauf  zu  verwenden 
sind:  Die  aus  Italien  stammende,  unserm  Buschwindröschen  ähnelnde, 
blaublühende  Anemone  apennina,  die  Sumpfdotterblume,  Caltha  pa- 
liistrh  fl.pl.  mit  gefüllten,  goliipvllien  Blumen,  die  bekannte  Campanula 
Mnliiiiii.  Iiirhilrn  si,rrt,,l,ilis.  ll„/i/„li.s  ,i/,>.ri„/,i,/l„ni.  Doronimm 
caiii'usHKiii  iihiijiitfiriiin  und  plaiilaijiiK  Hill  i.n  i  i^iiiii.  beide  gelb- 
blühend, Uriirlii-ni  siiiiijuiiini^  riilirt^criis  und  liri-.iinlfs,  llicris  Coro- 
naria  und  sempenirens,  Mcycmca  (Beryeuia)  kybrida  mit  schöner 
Belaubung  und  prachtvollen  rosa  bis  dunkelroten  Blütendolden,  die 
Frühlingswaldwicke,  Laihyrns  (Orabus)  rcrn/is,  l'hlo.r  aiiwe.na,  Nel- 
soiii,  niirilis.  nctncen.  ilinirii-iitii  ifiniailriisi.-:)  \\ni\  ilinirifiln  nihil  und 
ovala,  I'rimiild  acuiihs.  lasliiiirriinin.  iliiitiriilnlu.  nffiiiiinlis  ijntnil. 
und  roi<ea  grand..  h'iiiiiiiiriiliis  iinDiltif.  //.  ///.  mit  remweiUen  und 
Trollhm  hybridus  mit  verschiedenfarbigen  Blütenköpfchen,  sowie  das 
vergißmeinichtähiiliche  Oniphalodes  rerna  und  vcrna  alba. 

Sämtliche  hier  angeführte  Stauden  wachsen  am  besten  in  einer 
kräfiigen  Gartenerde,  vermischt  mit  etwas  Lehm  und  Sand.  Vor- 
bereitung zum  Treiben  ist  weiter  nicht  nötig.  Man  hebt  die  Pflanzen 
von  Anfang  Februar  ab  nach  Bedarf  aus  dem  freien  Lande  aus, 
pflanzt  sie  in  genannte  Erdmischung  in  entsprechend  große  Töpfe 
und  stellt  sie  bei  einer  Temperatur  von  6—8  Giad,  die  man  allmählig 
bis  auf  10  Grad  steigern  kann,  im  Kalthaus  zum  Treiben  auf.  ***) 

Gerade  jetzt,  wo  die  meisten  Zweige  unseres  Berufes  überfüllt 
sind,  wird  vielleicht  der  eine  oder  andere  sich  mehr  der  Stauden- 
treiberei widmen  und  dadurch  dem  im  Frühjahr  herrschenden  Mangel 
an  deutschen  Schnittblumen  und  billigen  Topfpflanzen  abhelfen. 

W.  Triebner. 

Die  Christrosen  oder  Helleborus.  Über  die  Kultur  der 
Christrosen  veröffentlicht  ein  Herr  Jenkins,  von  Hampton  Hill, 
einen  sehr  beachtenswerten  Beitrag  in  „The  Gard.  Chron."  No.  939, 
dem  nachstehend  einige  Angaben  entnommen  sind,  weil  sie  die  Be- 
achtung der  Kultivateure  verdienen.  Helleborus  niger  und  seine 
Formen  {angustifoliiis)  ist  bei  uns  und  in  England  als  Weihnachts- 
blume noch  nicht  populär  geworden.  Ohne  Zweifel  ist  er  aber  ein 
Gewächs,    das    die  Beachtung   vorwärtsstrebender   Kollegen   verdient. 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Zur  Sclmittblumenkultur 
haben  sich  Aquilegien  zu  hinfällig  gezeigt. 

**)  Anmerkung  der  Redaktion.  Beschreibung  und  Farben- 
tafel im  .sechsten  Jahrg.  Seite  211. 

*'*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Dieses  Verfahren  hat  nicht 
bei  allen  Stauden  Erfolg,  weil  viele  nicht  blühen,  wenn  sie  kurz  zuvor 
dem  freien  Lande  entnommen  wurden.  Es  empfiehlt  sich  vielmehr 
die  zum  Treiben  bestimmten  Pflanzen  in  Töpfen  vorzukultivieren  imd 
mit  gutem  Wurzelvermögen  zum  Treiben  anzusetzen. 


such. 


Imgen, 
häufen 


Von  der  zweckmäßigen  Kultur  allein  hängt  es  ab,  ob  mit  Helleborus 
als  Handelsartikel  Geld  zu  verdienen  ist  oder  nicht.  Schon  der  Um- 
stand, daß  die  Helleborus  nicht  eigentlich  getrieben  werden,  sondern 
schon  bei  mittlerer  Temperatur  zu  Weihnachten  blühend  zu  haben 
sind,  empfiehlt  sie  sehr;  spart  doch  der  Kultivateur  wesentlich  an 
Heizung.  Rentabel  wird  die  Kultur  aber  nur  dann  .sein,  wenn  sie 
in  einem  Umfange  betrieben  wird,  daß  sich  die  Kulturunkosten  auf 
eine  große  Zahl  verteilen  und  dadurch  ein  mäßiger  Verkaufspreis 
gestellt  werden  kann  und  daß  das  Produkt  nicht  durch  Zwi.schon- 
handel  verteuert  wird.     Nun  zu  dem  Artikel  in  Gard.  Chron. 

Der  Verfasser  glaubt  den  Hauptgrund  der  häufigen  Mißerfolge 
bei  der  Christrosenkultur  und  -Treiberei  darin  suchen  zu  müssen, 
daß  man  die  Pflanzen  zum  Treiben  kurz  zuvor  dem  freien  Lande 
entnimmt,  ein  Verfahren,  das  vielfach  empfohlen  werde,  aber  grund- 
falsch sei,  weil  es  der  ganzen  Natur  der  Pflanze  zuwiderlaufe.  Ganz 
recht  setzt  der  Verfasser  denkende  Gärtner  voraus,  die  ihre  Pflanzen 
individuell  behandeln  und  daher  wissen,  was  der  einen  frommt  und 
der  anderen  schadet.  Die  Christrose  ist  eine  starkwurzelnde  Pflanze, 
die  ihre  Hauptwurzeln  bis  metertief  in  die  Erde  sendet.  Jeder  Ver- 
aen  ausgewachsenen  oft  über  60  cm  im  Durchmesser  haltenden 
n  Herbst  aus  dem  freien  Lande  zu  verpflanzen,  muß  miß- 
lie  Pflanzen  würden  nach  kurzer  Zeit  für  den  Kompost- 
reif sein,  da  an  Wurzelfäule  zugmnde  gegangen. 
Man  hat  vielmehr  folgendes  Verfahren  zur  Vorbereitung  von 
Treibpfianzen  und  zur  Vermehrung  überhaupt  einzuschlagen.  Gegen 
Ende  August  und  im  September  (für  Deutschland),  je  eher  je  besser, 
werden  die  Stöcke  in  möglichst  viele  Stücke  mit  anhaftenden  Wurzeln 
zerteilt,  je  mehr  Teile,  desto  besser.  Diese  Teile,  mit  je  ein  paar 
Blättern,  werden  entweder  wieder  an  passende  Plätze  in  den  Garten  ge- 
pflanzt, um  sich  dort  zu  starken  Pflanzen  auszuwachsen  oder  zu 
mehreren  zusammen  in  Kübel  oder  große  Töpfe  gepflanzt.  Letztere 
sind  dann  dazu  bestimmt,  im  Jahre  darauf  in  ein  Kalthaus  gebracht 
zu  werden,  um  zur  Weihnachtszeit  zu  blühen.  Während  des  Sommers 
werden  die  Kübel  oder  Töpfe  im  freien  Grunde  eingesenkt  und 
reichlich  bewässert  und  gejaucht.  Der  Kultivateur  muß  in  erster 
Linie  darauf  bedacht  sein,  daß  seine  Helleborus  gute  und  reichliche 
Belaubung  erhalten.  Wenn  er  das  erreicht  hat,  so  folgen  die  Blumen 
sicher,  so  sicher  sagt  der  Verfasser,  wie  die  Nacht  dem  Tage  folgt. 
Kreideboden  und  heißer  Sandboden  sagt  den  Helleborus  nicht  zu, 
dagegen  erreichen  die  Pflanzen  in  sandigem  und  tonhaltigem  Lehm- 
boden größte  Vollkommenheit. 

Die  Helleborus  blühen  also  bei  geeigneter  Behandlung  wie  die 
Veilchen  im  Kalthaus  und  sollten  wie  diese  behandelt  werden.  Es 
genügen  einfache  Erdhäuser,  deren  Temperatur  man  etwa  auf 
2 — n"  hält.  Zum  Treiben  im  eigentlichen  Sinne  eignen  sich  nur 
solche  Gewächse,  die  ihre  Blüten  schon  in  den  Knospen  vorgebildet 
haben.  Bei  diesen  bedarf  es  nur  einer  anregenden  Wärme,  um  sie 
zum  Blühen  zu  bringen.  Die  Kultur  und  das  Kultivieren  auf  die 
Blütezeit  zu  Weihnachten  ist  natürlich  nur  rentabel,  wenn  jede 
Pflanze  zahlreiche  Blumen  bringt.  Der  zitierte  Verfasser  bestätigt 
au.sdrücklich ,  daß  gutbelaubte  Pflanzen  sehr  dankbar  blühen. 
GO  Blumen  ä  10—15  Pfg.  von  einer  Pflanze  wäre  ein  Ertrag,  bei 
dem  man  seine  Rechnung  finden  könnte.  T. 


Schlingpflanzen. 

Tliiinhergia  ahita,  eine  dankbare  Scliliiigptlaiize  für 
schattige  Lagen. 

J?  ast  in  jedem  Garten  gibt  es  schattig  gelegene  Orte  und  an 
diesen  wieder  Stellen,  die  man  gern  auch  mit  schönblühenden  Ge- 
wächsen schmücken  möchte.  Bekanntlich  haben  wir  aber  nur  vrenige 
Pflanzenarten,  die  auch  unter  schattigen  Bäumen  oder  au  nach 
Norden  gelegenen  Hauswänden  noch  einen  andauernden  Blumenflor 
entfalten.  Ich  will  daher  ein  zierliches  Schlinggewächs,  und  zwar 
die  noch  lange  nicht  genug  bekannte,  aus  Südostafrika  stammende 
Thunbergia   alata   für  diesen  Zweck   empfehlen.     Als   Ampel-   oder 


2.U 


Die  Gartenwelt. 


IX,  20 


auch  als  Hängepflanze  für  Blumenkästen,  die  man  an  nördlich  ge- 
legenen Balkons  aufstellt,  ist  sie  wie  geschaffen.  Auch  zur  Be- 
kleidung von  Gitterwerk,  Drahtzäunen  etc.  läßt  sie  sich  gut  ver- 
wenden. Sie  klettert  dort,  nach  mehrmaligem  Anheften,  ganz  von 
selbst  bis  reichlich  einen  Meter  hoch. 

Die  Anzucht  von  TInmbergia  alata  ist  mühelos.  Man  sät  den 
Samen  im  März  aus  und  setzt  die  Pflanzen  dann  einzeln  in  kleine 
Töpfe.  Solche  Pflanzen,  die  Ende  Mai,  zu  welcher  Zeit  sie  schon 
blühen,  im  Freien  zur  Verwendung  kommen  sollen,  härtet  man  nach 
und  nach  ab  und  verpflanzt  sie  auch  etwa  Anfang  Mai  in  etwas 
größere  Töpfe.  Sie  gedeihen  in  jedem  nahrhaften  nicht  zu  schweren 
Boden  und  lieben  eine  milde  regelmäßige  Feuclitigkeit. 

Die  Thunbergien  blühen  auch  im  Winter  willig  und  eignen 
sich  in  dieser  Zeit  vorzüglich  zur  Dekoration  in  Wintergärten  und 
Warmhäusern.  Hierzu  nimmt  nian  Pflanzen  von  einer  August- 
aussaat, da  solche  reicher  blühen  als  alte  E.xemplare.  Auch  gebe 
man  ihnen  im  Winter  recht  helle  Standorte,  sie  sind  dann  sehr 
dankbai-.  Dii>  nn'istHn  Saiiienhandhingen  führen  von  Thunbergia 
alata  nin-  Ml^^vlnul-.  in  wrl<  hci-  j.'(\\  nhnlich  folgende  Varietäten  ver- 
treten Mini:  ///.  iihiiti  nliii/hii-d,  wiili  mit  sehwarzblauem  Auge, 
aiiraiilidiii ,  g^M-^'^Wt  mit  m;1i\v;uz,  sehr  schön,  Baker i ,  reinweiß, 
iiiliis  alba,  gelb  mit  weiß,  und  alata  sulphurea,  rein  schwefelgelb. 
H.  Lindner,  Obergärtner,  Wannsee. 


Rosen. 


Die  Teeliybride  „Großherzogin  Alexandra". 

Von  0.  Jacobs,  Weitendorf. 
[Hiermu  die  Farbentafel  und  eine  Abbildung.) 

Jus  ist  nicht  ganz  leicht,  die  Eemontantrose  „Merveille 
de  Lyon"  zum  Samenansatz  zu  bringen.  Seit  langen  Jahren 
habe  ich  diese  Prachtrose  in  den  Kreis  meiner  Beobachtungen 
und  Versuche  gezogen,  doch  meistens  war  alle  Mühe  umsonst, 
da  nicht  eine  Blume  Samenansatz  brachte.  Endlich  gelang 
es  mir,  ein  paar  kleine  Früchte  mit  wenigen  Körnern  zu  er- 
halten, aus  welcher  Aussaat  ,, Schneerose"  und  ein  anderer, 
aber  wertloser  Sämling  entstanden  sind. 

Das  Jahr  1901  war  für  Neuheitenzücliter  hier  in  Nord- 
deutschland  als  ein  gutes  zu  bezeichnen,  da  während  der 
Bestäubungszeit  helle,  warme  Witterung  vorherrschte  und 
auch  später  die  Sommerwärme  die  angesetzten  Früchte  gut 
zur  Reife  brachte.  Im  Sommer  1901  erhielt  ich  zum  ersten 
Male  von  „Merveille  de  Lyon"  eine  gute  Frucht  mit  7  Samen- 
körnern, die  ein  Kreuzungsprodukt  mit  der  allbeliebten  Böse 
„Kaiserin  Auguste  Victoria"  war.  Von  den  7  Samen  ge- 
langte im  Frühling  1902  nur  einer  zur  Keimung,  und  der 
junge  Sämling,  der  bald  auf  Canina  veredelt  wurde,  zeigte 
sogleich  guten  Wuchs.  Ich  stellte  dann  noch  einige  Ver- 
edlungen her,  konnte  aber  die  jungen  Pflanzen  erst  spät  ins 
Freie  auspflanzen  und  infolgedessen  kamen  sie  nicht  mehr 
zu  voller  Entwicklung,  doch  gelang  es  mir,  mehrere  gute 
Augen  auf  Hochstamm  zu  veredeln. 

Im  Sommer  1903  wurden  die  besten  deutsehen  Kosen- 
sämlinge  in  Frankfurt  a.  0.  zur  Schau  gestellt.  Unter  den 
50  eingesandten  Züchtungen  wurden  die  5  besten  mit  einem 
Ehrenpreise  von  je  100  Mai-k  ausgezeichnet;  unter  diesen 
war  auch  mein  Sämling  „Ch-oßherzogin  Alexandra"^  der 
damals  noch  unter  der  No.  98  geführt  wurde.  Im 
Sommer  1904  auf  der  internationalen  Kunst-  und  großen 
Gartenbauausstellung  zu  Düsseldorf  wurde  „Großherzogin 
Alexandra"  in  der  Gruppe  4.5  „für  die  beste  deutsche  Neu- 
heit" abermals  mit  einem  wertvollen  Ehrenpreise  ausgezeichnet. 


„Großherzogin  Alexandra"  hat  kräftigen  Wuchs,  so  daß 
junge,  ausgepflanzte  Veredlungen  in  meinem  Garten  aucli 
ohne  Mastkultur  ^j^  m  hohe  Triebe  brachten.  Das  große, 
schöne  Laub  ist  von  dunkelgrüner  Farbe  und  blieb  bisher 
frei  von  Krankheiten.  Charakteristisch  sind  an  den  Trieben 
die  zahlreichen,  kräftigen  Stacheln,  die  von  beiden  Seiten 
gleichmäßig  zu  einer  geraden  Spitze  auslaufen  und  keine 
Krümmung  nach  unten  zeigen.  Will  man  die  große,  edle 
Blume  mit  einer  andern  Rose  in  Vergleich  ziehen,  so  kann 
dieses  nur  ,, Kaiserin  Auguste  Victoria"  sein.  Die  Knospe 
und  auch  (Vm-  iIhmi  aulMüliend''  RluinH  ist  kaum  von  ,. Kaiserin" 
zu  untersrhrMiriu  .'iirii-u  sliiiin.t  .li('  Färlmn-  und  der  Duft 
vollständij;-  mit  dir^rr.  hie  v.ill,.il,|iiht."  Rnsu  i.^t  durchweg 
größer  und  die  F<irm  mehr  becherförmig,  aber  in  jedem 
Stadium  sehr  schön. 

„Großlicrzogin  Alexandra"  blüht  bei  jeder  Witterung 
gut  auf,  und  bei  der  Überwinteiung  im  Freilande  leidet  das 
Holz  dieser  Neuheit  nicht,  während  die  Pflanzen  von  „Kaiserin" 
leider  im  Winter  unter  Nässe  leiden  und  eingehen. 

Der  Blutenstand  erscheint  ebenfalls  ähnlich  wie  bei 
„Kaiserin",  zuweilen  einzeln,  meistens  aber  bringt  ein  Trieb 
drei  und  mehr  Knospen,  die  alle  gut  öffnen,  wodurch  sich 
der  Flor  bei  Freiland  pflanzen  sehr  in  die  Länge  erstreckt. 
Zieht  man  noch  das  unermüdliche  Remontieren  der  „Groß- 
herzogin Alexandra"  in  Betracht,  so  kann  man  wohl  mit 
Recht  behaupten,  daß  sie  eine  feine  und  ergiebige  weiße 
Schnittrose  ist.  Ein  im  Frühling  mit  jungen  Pflanzen  be- 
setztes Beet  stand  im  letzten  trockenen  Sommer  bei  ge- 
nügender Bewässerung  unaufhörlich  in  Blüte.  Vermöge  ihrer 
vielen  guten  Eigenscliaften  wird  „Großherzogin  Ak'xatidra" 
bald  allgemeine  Verbreituua  ciian^i^n  und  sich  in  unsern Rosen- 
gärten einen  bleibenden    l'l.ii/   ^-i^  IhTn. 

In  heller  Freude  julioltcn  wir  Mecklenburger  unserer 
jungen  Landesfürstin  entgegen,  und  wie  seit  alters  her  sich 
immer  ein  enges  Band  um  Fürstenhaus  und  Volk  schlang,  so 
gewann  auch  die  junge  Fürstin  rasch  die  Herzen  ihres  Volkes. 
Da  entstand  auch  bei  mir  der  Gedanke,  die  schönste  Rose, 
die  im  Obotritenlande  der  Mutter  Erde  entsproß,  müsse  den 
Namen  der  Landesfürstin  tragen,  was  denn  auch  von  Sr.  König- 
lichen Hoheit  dem  Großherzoge  gnädig  gestattet  wurde. 

Zu  besonderem  Danke  bin  ich  der  hochgeschätzten  Re- 
daktion verpflichtet,  die  nicht  nur  die  erheblichen  Mittel  zu 
einer  Farbentafel  zur  Verfügung  stellte,  sondern  auch  das 
Bild  der  jungen  Fürstin  den  Rosenfreunden  vorfülii't.  Mit 
großem  Eifer  ging  Freund  Pohls  an  die  Aufgabe,  die  Rose 
seiner  Landesfürstin  für  die  Gartenwelt  zu  malen.  Gerne  be- 
zeuge ich  ihm  hier,  daß  er  diesen  Auftrag  mit  bekannter 
Künstlerschaft  ausgeführt  und  ein  durchaus  naturwahi-es  Bild 
geschaffen  hat. 

„Großherzogin  Alexandra"  wurde  von  dem  bekannten 
Rosenzüchter  Nicola  Welt  er  in  Pallien-Trier  erworben  und 
wird  von  dort  aus  demnächst  ihre  Verbreitung  finden. 


Neue  Rose  „Richmond",  eine  Züchtung  der  Firma  E.  G. 
Hill  &  Co.  in  Richmond,  Indiana,  Ver.-St.,  ist  aus  einer  Kreuzung 
von  ,JJberty"  und  „Lady  Battersea"  entstanden.  Nach  Angaben 
des  Züchters  in  der  amerikanischen  Zeitschrift  „Gardening'-  ist  es 
eine  starkwachsende  dunkelbelaubte  Sorte,  die  lange  Stiele  macht. 
In  Knospenzustand  geschnitten,  verpackt  und  versandt,  soll  sie  doch 
nach  der  Ankimft  noch  aufblühen,  ähnlich  wie  ..Americain  Beauty^'. 
Sie  soll  außerdem  nicht  wie  „Liberty'-'  in  den  Blüten  nachlassen, 
sondern  wie  „Bride"  und  „Bridcsmaid^'-  konstant  sein.  Die  Farbe 
der  neuen  Rose  ist  scharlachrot,  heller  als  ,,Liber/y''  und  wird  nicht 


Teeliybritli-osc  ,,(h-oßhorzogin  Alex  and  r; 

(N.  Wolter,  Trier-Pallion  1905.1 


Die   Gartenweli 


JAHKGANC.    IX. 


IX,  20 


Die  Gartenwelt. 


235 


dunkler  mit  zunehmendem  Alter.  Die  Blumea 
sind  sehr  wohlriechend  und  von  derber  Be- 
schaffenheit, sodaß  sie  eine  gute  Handelssorte 
zu  sein  scheint.  —  AVenn  man  sich  von  hier 
aus  auch  kein  Urteil  über  diese  Rose  bilden 
kann,  so  wäre  ein  Versuch  damit  doch  zu  raten. 
.\us  Amerika  sind  .schon  sehr  gute  Sorten 
herübergekommen  und  die  amerikanischen 
Züchter  haben  es  verstanden,  ihren  Züchtungen 
Eigenschaften  anzuzüohten,  die  sie  für  Groß- 
kultur  in  besonderem  Maße  geeignet  machen. 
Nach  der  in  Gardening  gezeigten  Abbildung 
kann  man  auf  eine  herrlich  geformte,  mittel- 
große Rose  schließen,  deren  Knospen  einzeln 
auf  langen,  mittelstarken,  aber  doch  aufrechtcti 
Stielen  stehen.  T. 

Rosafarbige  Teehybride  „Frau  Peter 
Lambert'".  Diese  prächtige  neue  Rose  ist  eine 
Züchtung  von  Nicola  Welter  aus  dem  Jalire 
l'JÜl'.  Der  Strauch  ist,  nach  der  in  der  Rosen- 
zeitung No.  6,  1904  gegebeneu  Beschreibung, 
der  eine  Farbentafel  beigegeben  ist,  buschig, 
von  unten  an  verzweigt.  Die  Zweige  sind 
gleichmäßig  hoch  und  endigen  stets  in  eine 
oder  zwei  Knospen.  Holz  und  Laub  sind 
ähnlich  der  „Kaiserin  Äiujiiste  Viktoria^-.  Die 
Blume  ist  groß  bis  sehr  groß,  ganz  gefüllt  und 
hat  die  Form  der  Kaiserin;  ihre  Farbe  ist 
silbrig  lachsrosa.  Die  oberen  Augen  treiben 
sehr  schnell  aus  und  blühen  sicher.  Weil  .sie 
reich  blüht  und  gleichmäßigen  kräftigen  Wuchs 
hat,  ist  sie  eine  gute  Gruppensorte.  Die 
Rosenzeitung  bemerkt  ferner,  daß  die  Rose 
durch  die  forzierte  Vennehrung,  vvozu  der 
starken  Nachfrage  wegen  auch  manches 
schwache  und  nicht  genügend  ausgebildete 
Auge  verwendet  worden  sei,  geschwächt  sei 
und  in  den  Kulturen  erst  wieder  erstarken 
müsse.  Wir  bemerken  hierzu,  daß  es  im 
Interesse  der  Züchter  selbst  liegt,  wenn  sie 
in  der  Vermehrung  ihrer  guten  Neuheiten  ge- 
wisse Grenzen  einhalten  und  lieber  mit  deren 
Heraiisgabe  wai'ten  bis  hinreichend  zahlreiche 
und  kräftige  Ware  da  ist.  Das  Mißtrauen 
wird  durch  Verkauf  schwächlicher  Pflanzen 
nur  vermehrt,  und  gar  manchem  Liebhaber  ist 
die  Anschaffung  von  Neuheiten  aus  diesem 
Grunde  schon  verleidet  worden. 


:%M^j'u      v\       <^4 


N^4^,^ 


Bildnis  Ihrer  Kgl.  Hoheit  der  Croßherzogin  Alexandra  von  Mecklenburg-Schwerin, 
umrahmt  von  der  ihr  zugeeigneten  Rose.    Aufnahme  von  Hofphotograph  Heusehkel, 

Schwerin,    Zeichnung  von   F.    Pohls.       Originalabbildung  für  die  „Gartenwelt". 


Blumentreiberei. 


Calla  und  Amaryllis  als  Schnittblumen. 

\'jn    Carl   Zisitoven,    Obergärtner  der   Handelsgärtnerei   von   Georg 
Bornemaun  in  Blankenburg  a.  H. 

Wenn  auch  der  Calla-  und  Amaryllis-KwMm  seit  einigen 
Jahren  eine  erhöhte  Aufmerksamkeit  zugewandt  wird,  so  ver- 
diente sie  doch  eine  noch  größere  Beachtung,  da  der  Erfolg 
bei  richtiger  und  sachgemäßer  Behandlung  sicher  und  lohnend 
ist.  Es  sei  damit  nicht  gesagt,  daß  die  Blumen  von  Calla 
und  Amaryllis  zu  Tausenden  auf  den  Mai-kt  gebracht  werden 
sollen;  dafür  sind  dieselben  zu  edel  und  vornehm  und  auch 
nicht  für  jedes  kleinere  Bindestück  verwendbar.  Wähi-end 
die  Calla  als  abgeschnittene  Blume  und  als  Blütenpflanze 
populärer  ist,  wird  eine  Amaryllis  beim  Publikum  stets  als 
etwas  Apartes  angesehen.  Für  den  Handels-  und  Schnitt- 
irtner    sind  beide  Gattimgen    schon  aus  dem  Grunde 


wei'tvoll,  weil  die  Pflanzen  im  blühbaren  Alter  jeden  Winter 
blühen  und  während  des  Sommers  geringe  Ansprüche  an  die 
Kultur  machen.  Nur  während  der  Übergangsperiode  von 
der  Wachstums-  zur  Ruhezeit,  während  deren  sie  trockener 
gehalten  werden,  um  sie  zur  Treiberei  vorzubereiten,  erfordern 
sie  einige  Aufmerksamkeit.  Da  es  oft  erwünscht  ist,  die 
Pflanzen  zu  einer  bestimmten  Zeit  in  Blüte  zu  haben,  kann 
man  durch  früheres  oder  späteres  Antreiben  den  Flor  zeitiger 
haben  oder  verzögern.  Schöne  blühende  Topfpflanzen  von 
Calla  und  Amaryllis  finden  leicht  Abnehmer  und  die  ab- 
geschnittenen Blüten  werden  vom  Bindekünstler  gern  verarbeitet, 
besonders  zu  größeren  Arrangements,  worin  sie  wegen  der 
eleganten  schönen  Formen  effektvoll  wirken.  Ueber  die  Kultiu- 
und  die  Anzucht  der  Calla  und  Amaryllis  habe  ich  schon  in 
früheren  Jahrgängen*)  ausführlich  berichtet.  Ich  beabsichtige 
nachstehend  nur  die  Treiberei  eingehend  zu  besprechen. 


')  Man  vergleiche  meine  Artikel  im  fünften  Jahrgang  Seite  208 
und  im  sechsten  Jahrgang  Seite  185,  3.ö7. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  20 


I.  Die  Calla-Treiberei. 

Gerade  für  den  kleineren  Schnittblnmenziichter  ist  diese 
Treiberei  empfehlenswert,  weil  keine  besonderen  Vorrichtungen 
erforderlich  sind  und  die  Pflanzen  im  temperierten  Hause 
leicht  blühen.  Wie  schon  vorher  erwähnt,  ist  ein  sicherer 
Erfolg  abhängig  von  der  Verwendung  kräftiger  und  blühbarer 
Knollen  und   Wurzelstücke. 

Von  Calla  haben  wir  verschiedene,  für  die  Treiberei 
besonders  geeignete  Sorten.  So  sind  nach  meinen  Erfahrungen 
Calla  aelhiopica  multiflora  fraecüx  sowie  Calla  „Perle  von 
Stuttgart"'  am  wertvollsten;  wenn  auch  verschiedentlich  andere 
weiße  Sortefl  als  besser  und  reichblüliender  bezeichnet  wurden, 
so  glaube  ich  bestimmt,  daß  es  sich  dann  um  ältere  Pflanzen 
geliandelt  hat.  Calla  multiflora  praecox  und  „Perle  von 
Stuttgart'^  blühen  auch  als  ältere  Pflanzen  sehr  reich;  ihr 
Hauptwert  liegt  aber  speziell  darin,  daß  sie  bei  guter  Kultur 
bereits  im  zweiten  Jahre  nach  der  Aussaat  reiclilich  blühen 
und  auch  schon  im  ersten  Jahre  einige  Blüten  bringen. 
C.  multiflora  praecox  beginnt  auch  viel  zeitiger  mit  dem  Flor 
wie  alle  anderen  Sorten;  der  Blütenschaft  ist  auch  länger, 
weshalb  diese  Sorte  auch  zu  Schnittzwecken  empfehlenswerter 
ist.  Als  Topfpflanze  dagegen  ist  ,,Perle  von  Stuttgart'- 
wegen  ihres  gedrungenen  Wuchses  geeigneter.  Hat  man 
für  die  Treiberei  genügend  Raum  zur  Verfügung,  so  ist  es 
empfehlenswert,  die  Calla  in  einem  Hause  mit  Erdbeeten 
auszupflanzen  und  zu  treiben.  Auf  gut  durchgearbeitetem 
Boden,  in  einer  lehmigen  Mistbeeterde,  werden  die  Wurzel- 
stöcke Mitte  September  ausgepflanzt,  nachdem  diese  von  Juni 
an  trocken  gehalten  wurden.  Bei  reichlicher  Lüftung  und 
öfterem  Spritzen  an  schönen  warmen  Tagen  ist  es  vor  allem 
notwendig,  sie  schnell  in  Vegetation  zu  bringen.  Mit  dem 
Antreiben  der  TojDf pflanzen  beginnt  man  Anfang  Oktober; 
bei  diesen  wird  vorher  die  obere  Erdschicht  erneuert.  Sehr 
viel  Luft  und  Feuchtigkeit  ist  bei  der  Treiberei  der  Calla 
eine  Hauptbedingung,  denn  grüne  Blattläuse  stellen  sich  sehr 
leicht  ein  und  es  ist  daher  ratsam,  das  Haus  alle  vierzehn 
Tage  auszuräuchern,  um  dem  Ungeziefer  vorzubeugen.  Sind 
die  Pflanzen  in  gutem  Wachstum,  so  brauchen  sie  viel 
Nahrung,  weshalb  man  ihnen  jeden  zweiten  Tag  einen  Dung- 
guß  gibt;  die  ausgepflanzten  Calla  beanspruchen  besonders 
gute  Düngung.  Am  besten  gedeihen  sie  in  einer  Temperatur 
von  10 — 12"  C  Die  ersten  Blüten  erscheinen  im  November 
und  sind  um  diese  Zeit  besonders  wertvoll.  Der  Flor  dauert 
bis  April  und  die  Pflanzen  bringen  durchschnittlich  fünf  bis 
acht  Blumen.  Ich  habe  auch  schon  Pflanzen  beobachtet, 
welche  in  einem  Winter  elf  Blumen  brachten.  Die  Reich- 
blütigkeit  hängt  allein  von  der  Bestockung  der  Pflanzen  ab, 
die  eben  bei  genannten  beiden  Sorten  viel  reichlicher  ist  als  bei 
anderen.  Am  schönsten  werden  die  Blumen  bei  den  aus- 
gepflanzten Exemplaren,  auch  bringen  letztere  mehr  als  die  Topf- 
pflanzen. Die  schöne  blendendweiße  BluraenhüUe  hat  in  der 
Breite  einen  Durchmesser  bis  20  cm  und  in  dei-  Länge,  über 
der  Blumenliüllc,  bis  28  cm,  manchmal  auch  noch  mehr. 
Die  ersten  Blumen  sind  aber  meist  bedeutend  kleiner.  Ich 
habe  auch  gefunden,  daß  „Perle  von  Stuttgart-'  keine  so 
großen  Blumen  bringt  wie  C.  multiflora  praecox.  Zum  Versand 
sind  Callablumen  aucli  sehr  geeignet,  da  sie  besonders  fest 
und  widerstandfähig  sind.  Gelegentlich  der  Düsseldorfer 
Ausstellung  sah  ich  einige  hundert  Calla-Blüten,  welche  aus 
Frankreich  stammten  und  durch  irgend  einen  Umstand  2  Tage 
unterwegs  gewesen  waren.  Diese  Blumen  sahen  nach  der 
Ankunft  ganz  unansehnlich   aus,  doi'h  als  sie  einige  Stunden 


standen,  sah  man  es  ilmen  nicht  mehr  an,  daß 
sie  eine  solch  lange  Reise  hinter  sich  hatten;  sie  prangten  nun 
in  ihrem  schönen  reinen  Weiß,  wie  frisch  geschnitten.  Dies 
waren  Blumen  von  Calla  devoniensis,  ebenfalls  eine  gute  Sorte 
und  die  Stammsorte  von  C.  multiflora  praecox,  die  eine  Ver- 
besserung von  dieser  ist. 

Calla  „Solfatara"  wird  wohl  in  einigen  Jahren,  wenn 
mehr  Vorrat  vorlianden  ist,  auch  als  Schnitt-Calla  sehr  begehrt 
werden.  Die  reine  schwefelgelbe  P'ärbung  ist  einzig  und  bei 
Lieht  liesonders  effektvoll;  allerdings  ist  diese  Sorte  nicht  geeignet 
zum  frühzeitigen  Treiben.  Ich  habe  gefunden,  daß  die  Blumen 
klein  bleiben,  wenn  man  diese  Sorte  zu  zeitig  antreibt  und 
auch  die  heriliche  Färbung  nicht  so  schön  ausgeprägt  hervor- 
tritt. Die  Sorte  „Solfatara'-'  besitzt  bekanntlich  Knollen, 
während  die  aethiopica-Sorten  Wurzelstöcke  bilden.  Man  legt 
diese  Knollen  zweckmäßig  Mitte  Januar  in  ein  Beet  mit 
lehmiger  sandiger  Mistbeeterde.  Die  Behandlung  ist  wie  bei 
den  weißen  Sorten:  reichliche  Lüftung,  viel  Wasser  imd  bei 
gutem  Wachstum  ein  öfterer  Dungguß.  Bei  einer  Temperatur 
von  10  —  1.0'^  C.  blühen  sie  nach  zehn  Wochen.  Die  großen 
schönen  Blumen  sind  noch  haltbarer  als  die  der  weißen 
Sorten.  Calla  „Solfatara^^  entwickelt  sich  auch  sehr  gut  im 
Freien.  Die  Knollen,  im  März — April  in  einen  kalten  Kasten 
gelegt,  blühen,  wenn  bis  zum  Antreiben  mit  Fenstern  bedeckt, 
nach  acht  Wochen;  im  Freien  jedoch  wird  die  Färbung  be- 
deutend kräftiger  als  unter  Glas.  Ähnlich  behandelt  man  die 
goldgelbe  Calla  ellioltiana,  von  der  Solfatara  eine  Hj'bride 
ist ;  sie  ist  empfindlicher  und  kann  im  Freien  nur  an  sehr 
geschützten   Stellen  gehalten   werden. 

IL  Die  Amaryllis-Treiberei. 
Zur  Treiberei  eignen  sich  die  neuen  großblumigen 
Hippeastrum-viilatiim-'H.yhTiden*)  am  besten,  weil  sich  die 
Blätter  mit  den  Blüten  zugleich  entwickeln  und  solche  Amaryllis 
mit  Laub  auch  gerne  als  Topfpflanzen  gekauft  werden.  Während 
der  Ruhezeit,  welche  vom  September  ab  beginnt,  richtet  sich 
das  beginnende  Wachstum  danach,  in  welcher  Temperatur  man 
die  Zwiebel  überwintert.  Werden  sie  wärmer  fiberwintert,  so 
müssen  sie  feuchter  gehalten  werden,  wodurch  sich  die  Knospen 
zeitiger  bilden.  Bei  kälterem  Ilberwintern  kann  man  es  so 
einrichten,  daß  sich  die  Blüten  erst  im  Mai  entfalten,  aller- 
dings .  darf  man  sie  nicht  unter  6"  C.  halten.  Icli  habe 
beobachtet,  daß  die  Zwiebeln  leiden,  sogar  teilweise  eingehen, 
wenn  man  sie  bei  einer  Temperatur  von  unter  G"  C.  über- 
wintert. Am  besten  liegen  die  Zwiebeln  in  ruhendem  Zustande 
unter  Stellagen,  müssen  aber  vor  Trockenheit  geschützt 
sein.  Auch  dürfen  sie  während  der  Ruheperiode  nicht  so 
trocken  gehalten  werden,  daß  die  Wurzeln  einschrumpfen, 
was  für  die  Knospenbildungen  von  großem  Nachteil  wäre. 
Zeigen  sich  die  ersten  Knospen,  so  erneuert  man  die  obere 
Erdschicht  und  bringt  die  Töpfe  dann  in  ein  temperiertes 
Haus.  Bei  schönem  Wetter  werden  sie  gespritzt,  denn  sie 
lieben  im  allgemeinen  viel  feuchte  Luft.  Wenn  die  Knospe 
in    guter   Entwickelung    ist,    sagt    den    Pflanzen    ein    öfterer 


*)  Anmerkung  der  Red.  Wir  verweisen  auf  die  schöne 
Abbildung  iu  Nr.  12  Seid'  ]:>4,  sulche  Amaryllis  aus  den 
Borneniann-ili''ri     Kiiltuhi:      i:'      ;'-iii.       Es     sei     noch     bemerkt, 

daß  die  Aiiiurijllis  dn    li, iumAx  Hippeastrwn  beißt;  von 

der  A-HKiri/llis  im  lintani-  1'       '  t  •  's  bis  jetzt  nur  eine  bekannte 

Art  und  z\v;u  AinurijlU.-i  U,  limiuiintt.  diu  bei  uns  im  Herbst  ohne 
Blätter  blüht  und  erst  nach  der  Bliite  im  folgenden  Frühjahr  ihre 
Blätter  entwickelt.  Amaryllis  {Hippeastrum)  vittatiim  ist  in  der 
typischen  Form  rot  mit  weißer  Zeichnung. 


IX,  20 


Die  Gartenwelt. 


237 


M 

m 

^J 

i     'li 

-    pw»y-iii 

Wohlfeiler  Treibflieder. 

Vdii  Karl  Rade,  Obergärtner  der  kgl.  Gartenbau-Lflnanstalt 


Getrieben«     il  M     It  i/    c     t 

Vom  Veii";tsser      rde  r,r    a   Ij^e     n  neu 

I)iiii,s;guß  von  verdünnter  Jauche  sehr  zu.  Es  ist  nicht  not- 
wendig, blühbare  Zwiebeln  jedes  Jahr  umzupflanzen,  sondern  es 
genügt  ein  Umpflanzen  alle  zwei'  bis  drei  Jahre.  Es  ist  aber 
bei  der  Treiberei  der  Ämaryllis  auf  eine  gleichmäßige 
Temperatur  des  Hauses  zu'achten,  da  sonst  die  Knospen 
in  der  Entwickelung-  leiden  und  die  Blumen  klein  bleiben. 
Botreibt  man  die  Treiberei  im  großen,  so  kann  man  immer 
einen  größeren  Satz  aufstellen,  weil  doch  die  Knospen  nicht 
zu  gleicher  Zeit  erscheinen  und  man  eine  mehrmalige  Auslese 
halten  muß.  Sind  die  Zwiebeln  gtit  ausgereift,  so  bringen 
auch  die  meisten  Knospen  und  Blumen.  Durch  das  Auf- 
stellen von  nur  knospenzeigenden  Pflanzen  zum  Treiben 
erzielt  man  einen  längeren  Flor.  Bei  richtiger  Ktiltiu-  tritt 
die  Blüte  einer  knospenzeigenden  Ämaryllis  bei  einer  gleich- 
bleibenden Temperatur  von  15  —  18"  C.  nach  acht  Wochen 
ein.  Die  ersten  Ämaryllis  kann  man,  wenn  die  Ruhezeit 
Mitte  September  beginnt,  zu  Weihnachten  in  Blüte  haben 
und  werden  die  Blumen  sowie  Pflanzen  tun  diese  Zeit  am 
besten  bezahlt.  In  der  hiesigen  Gärtnerei  bringen  viele 
Zwiebeln  zwei  Blütenschäfte  und  jeder  trägt  bis  vier  Blumen 
Die  Treiberei  der  Ämaryllis  ist  noch  lohnend,  denn  sie  macht 
wonig  Arbeit  und  eine  einzelne  Blüte  wird  im  Großhandel 
im  Durchschnitt  mit  .öU  Pfg.  bezahlt.  Für  die  feine  Bimli'ivi 
worden  diese  jirächtigcn  Blüten  auch  gerne  verarlioitet  und 
für  geschmackvolle,  elegante  Ari-angements  besonders  bovoiv.ugt. 
TiCider  ist  den  Schnittblumenzüchtern  der  Wert  dieser  Blüten 
noch  viel  zu  wenig  bekannt.  Man  muß,  um  die  Blumen  gut 
absetzen  zu  können,  meistens  hellfarbige  Sorten  treiben. 

'  Anmerkung  der  Redaktion.  Im  siebenten  Jabrgang. 
Seite  266,  berichtete  unser  Mitarbeiter  Herr  B  a  1  k  e  bereits  von 
Treibversnclien  mit  abgeschnittenen  FUederzweigen.  Schon  damals 
wies  der  genannte  darauf  hin,  daß  diese  Art  Flieder  zu  treiben 
keineswegs  als  Spielerei  aufzufassen  sei.  Namentlich  für  Ilerrschafts- 
gärtner  wird  das  Verfahren  nützlich  sein. 


_  (Hicrx.u  xioei  Abbildungen.) 

JL/ie  beistehenden  kleinen  Abbildungen  nach  photographischen 
Aufnahmen  zeigen  einen  im  Monat  Dezember  1904-  getriebeneu  und 
am  ü.  Januar  d.  J.  photographierten  Fliederstrauß  und  einige  Topf- 
flieder. Die  Blumen  des  Straußes  wurden  jedoch  nicht  nach  dem 
allgemein  bekannten  Verfahren  —  den  Flieder  mit  Wurzeln  zu 
treiben  —  hervorgebracht,  sondern  indem  abgeschnittene  Zweige*) 
von  einem  alten,  im  Arboretum  überzählig  gewordenen  Flieder.strauch 
einfach  in  Wasser  gesteckt  und  in  den  ca.  j!(j"  C.  warmen  Treibraum, 
zu  den  andern  in  Töpfen  stehenden  Fliedern  gestellt  wurden. 

Das  Aufstellen  des  Flieders  geschah  in  der  ersten  Woche 
des  Dezembers  und  zwar  unter  Berücksichtigung  des  bei  der  Flieder- 
treiberei üblichen   Verfahrens. 

Bei  regelmäßigem  täglichem  Spritzen  mit  lauem  Wasser  platzten 
die  Blutenknospen  bereits  nacli  10  Tagen  und  zwar  merkwürdiger- 
weise beim  abgeschnittenen  Flieder  stärker  als  beim  Topfflieder. 
Später  allerdings  entwickelten  sich  die  Blütenrispen  des  Topfflieders 
vollkommener  als  die  Knospen  der  abgeschnittenen  Zweige,  wie  das 
ja  auch  ein  Vergleich  beider  Abbildungen  erkennen  läßt,  doch  sei 
bemerkt,  daß  die  abgeschnittenen  Zweige  von '  Syringa  vulgaris 
stammen,  während  die  Topfpflanzen  die  Sorte  Syr.  vulg.  .„Charles  X" 
zeigen.  Beide  wurden  aber  in  ein  und  demselben  Räume  gleich- 
förmig behandelt. 

Es  ist  möglich,  daß  abgeschnittene  Zweige  von  bekannten  Treib- 
sorten noch  ein  besseres  Resultat  ergeben  können,  immerhin  ist  auch 
dieser  Erfolg  mit  dem  gewöhnlichen  Flieder  nicht  zu  verachten  und 
fast  jeder  Gärtner  —  wenn  er  sich  auch  nicht  speziell  mit  Fheder- 
treiberei  befaßt  —  ist  in  der  Lage,  mit  verhältnismäßig  wenig 
Mühen  seine  Umgehung  im  Winter  mit  einem  Strauß  blühenden 
Flieders  zu  erfreuen. 


in 

df  ^  i. 

K— «^M^-  m-^ii 

'lopfflieder  „Charles  X". 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwell"  photogr.  aufge 


238 


Die  Gartenwelt. 


IX,  20 


AVahrscheinlicli  würde  der  Erfolg  im  Jamiar  und  später  noch 
vollkommener  sein,  aber  auch  das  Resultat  vom  Dezember  ist  — 
wie  unsere  Abbildung  zeigt  —  zufriedenstellend. 

Das  gleiche  Verfahren  kann  auch  mit  anderen  Blütenzweigen 
z.  B.  mit  Schlehen  [Prunus  spinosa  fl.  pL),  mit  gefüllt  blühenden 
Pfirsichen,  Mandeln  usw.  gemacht  werden,  jedoch  versäume  man 
nicht,  die  Zweige  lang,  d.  h.  mit  viel  Holz,  zu  schneiden;  je  mehr 
Holz  (Keservestoffe)  dabei  belassen  wird,  desto  sicherer  und  voll- 
kommener ist  der  Erfolg.     

Fragen  und  Antworten. 

Beantwortung  der  Frage  No.  296.  Weiß  jemand  etwas  über 
die  neue  Rose  ..Miss  Alice  Jfooserelt"  und  ihre  Eigenschaften  ? 

Die  Teerose  „Miss  Alice  Roosevclf'  ist  ein  Spoit  der  Teerose 
„Mnie.  Cusin'-\  einer  Guillotschen  Züchtung  aus  den  achtziger  Jahren 
des  vorigen  Jahi-hunderts.  „Mme.  Cusin'-'-  ist  puipurrosa  mit  weißlich 
gelbem  Grunde,  während  „Miss  Alice  Rooserelt"  fitwas  beller  in  der 
Farbe  ist.  Sie  treibt  sich  gut,  ist  jedoch  keine  hervorragende  Sorte 
und  findet  nicht  die  erhoffte  Verbreitung.  Züchter  resp.  Einführer 
ist  J.  N.  May  in  Summit,  New  Jersey,  Nord-.iVmerika. 

Peter  Lambert,  Trier. 

Beantwortung  der  Frage  No.  297.  Wie  kultiviere  ich  am 
einfachsten  I'rimula  obconica'f  Kann  ich  sie  im  kalten  Kasten  aus- 
pflanzen V 

Anfang  Februar  sät  man  Primida  obconica  in  Samenschalen 
auf  lockerer  Laub-  und  ilistbeeterde  aus,  hält  sie  im  temperierten 
Hause  von  12—16  C  wie  alle  Samen  gleichmäßig  feucht  und 
pikiert  dann  die  kleinen  Pfläuzchen  zwei-  bis  dreimal,  wonach  sie 
in  kleine  9  cm  weite  Töpfe  gepflanzt  werden  können.  Braucht 
mau  den  Platz  im  Frühjahr  in  den  Mistbeeten  nötig,  so  kann  man 
sie  auch  in  kleinen  Kästen,  bis  sie  schon  ziemlich  kräftige  Pflanzen 
geworden  sind,  stehen  lassen.  Primula  obconica  braucht  zu  einer 
guten  Entwicklung  viel  Nahrung,  und  man  verwende  bei  der  Kultur 
immer  nur  nahrhafte  Laub-  und  Mistbeeterde  mit  Sand  gemischt. 
Man  lüfte  die  Primeln  im  Mistbeetkasteu  reichlich  und  achte  darauf, 
daß  die  Erde  nicht  versauert.  Ein  öfterer  Duugguß,  vorzugsweise 
von  Kuhdiinger,  und  Beimischung  von  Hornspänen  zwischen  die  Erde, 
wird  viel  zu  einem  guten  Wachstum   beitnigen. 

Bevor  die  Pflanzen  nicht  völlig  ausgewachsen  sind,  Ende  August, 
kneife  man  alle  erscheinenden  Knospen  aus.  Die  häufig  gelbliche 
Farbe  der  Blätter  ist  ein  Zeichen  von  Nahrungsmangel,  man  achte 
also  immer  darauf,  daß  die  Primeln  eine  dunkelgrüne  Farbe  behalten; 
erst  dann  kann  der  Gärtner  Anspruch  auf  vorzügliche  Kulturleistung 
machen.  Ebenso  liebt  Primula  obconica  einen  schattigen  Standort. 
Bei  guter  Pflege  müssen  die  Pflanzen  zum  Herbst  einen  Durchmesser 
von  30—35  cm  haben  und  in  13  cm  weiten  Töpfen  gut  durchwurzelt 
sein.     So  weit  die  Topfkultur. 

Das  Auspflanzen  der  Primeln  in  den  Kasten  ist  auch  ein  ganz 
gutes  Verfahren,  obgleich  ich  die  Topfkultur  vorziehe.  Zu  diesem 
Zweck  bringt  man  auf  den  Kasten  etwa  lf>  cm  hoch  von  oben  ge- 
nannter Erde  und  verpflanzt  die  Primeln  bis  Ende  Juni  mehrere  Male 
dem  Wachstum  entsprechend  weit,  dann  kommen  sie  gleich  in  eine 
Entfernung,  daß  sie  bis  Mitte  August  stehen  bleiben  können.  Dann 
werden  sie  in  Töpfe  gepflanzt,  damit  sie  noch  gut  durchwurzeln. 
Mit  dem  Gießen  muß  man  bei  ausgepflanzt  gewesenen  Primeln  nach  dem 
Eintopfen  vorsichtig  sein,  sonst  faulen  die  Pflanzen  leicht  oder 
werden  gelb.  Während  des  Winters  blühen  die  Pflanzen  im  trockenen, 
temperierten  Hause  fortwährend.  Herrn.  Musielik,  Wannsee. 

—  Die  Kultur  der  Primida  obconica  ist  eine  dankbare  und 
lohnende  Arbeit.  Die  Aussaat  geschieht  hier  im  April  oder  Mai  in  sandige 
Lauberde.  Die  Samenschalen  sind  auf  ein  lauwarmes  Mistbeet  zu  stellen, 
derSamen  keimt  leicht  und  rasch.  Nach  einigen  Wochen  werden  dieSäm- 
Jinge  pikiert.  Wieder  nach  einigen  Wochen  topfe  ich  die  Pflanzen  ein. 
Sobald  sie  Topfbaileu  haben,  verpflanze  ich  sie  abermals  in  größere 
Töpfe,  worin  sie  dann  schon  stehen  bleiben,  um  sich  für  den  Winter 
gut  durchwurzeln  zu  können.  Das  ist  ein  Hauptpunkt:  die  Pflanzen 
müssen  beim  Einwintern  vollständig  durchgewurzelt  sein,  will  man 
keine  gelben  kränklichen  Exemplare    im  Zimmer   stehen  haben. 


Nach  jedesmaligem  Veriiflanzen  stelle  ich  die  Töpfe  in  einen 
gerade  leeren  Kasten,  also  immer  kalt.  Hier  spritze  ich  an  sonnigen 
Tagen  etwa  dreimal  täglich,  lüfte  niedrig  und  schatiiero.  Als  Erd- 
mischung verwende  ich  durchweg  sandige  Erde  mit  etwas  Torf.  Die 
Pflanzen  wuchern,  wenn  man  so  sagen  darf,  wie  Unkraut.  Im  Winter 
stelle  ich  sie  abwechselnd  partieweise  warm,  wie  ich  sie  eben  in 
Blüte  brauche;  es  genügen  plus  8—10°  C.  um  einen  reichlichen  Flor 
zu  erlangen. 

Vom  Auspflanzen  im  Kasten  bin  ich  kein  Anhänger.  Denn 
wird  die  Erde  mal  zu  naß,  so  werden  die  Pflanzen  gleich  gelb. 
Im  Topfe  trocknet  die  Erde  leichter  aus  und  die  Pflanzen  bleiben 
mir  gesund  und  wachsen  üppig.  Es  werden  vielfach  die  alten  Pflanzen 
getollt  und  im  Kasten  ausgepflanzt.  Diese  MeÜiode  lasse  ich  ruhig 
sein.  Ich  kultiviere  ausschließlich  Primula  obconica  nach  der  oben 
angeführten  Art  und  habe  kein  einziges  Mal  mißlungene  AVare  erzielt, 
sondern  stets  prima  Qualität.  Wenn  dem  Herrn  Fragosteller  mit 
meinen  bescheidenen  Angaben  gedient  ist,  wird  is  m:- ii  fn n  n. 
Hans  Heitmar,  Ben   i  i    '      n 

—  Um  Primula  obconica  zu  kräftigen  Pfhin  ■  i  ■  i  :;  i  ■  hi.n, 
lege  man  in  er.ster  Linie  Wert  auf  die  passm  p'  I.iuiihm  Imng: 
L'  Teile  Lauberde,  1  Teil  gut  abgelagerte  Mistbect''iil.'.  i  Tim!  Sand 
und  dem  Ganzen  eine  Kleinigkeit  Hornmehl  beigemi-.lit.  Cru.ilmlich 
macht  man  zwei  Aussaaten,  eine  im  Juh,  die  andere  im  .laiuiar.  Die 
Januar- Aussaat  1905  bringt  schon  zum  Herbst  desselben  Jahres  schöne 
blühende  Pflanzen,  jedoch  entwickelt  sich  die  Hauptblüte  erst  im 
folgenden  Frühjahr.  Die  Juli-Aussaat  1905  liefert  für  Herbst  190G 
einen  sehr  starken  Blütenflor.  Die  Aussaat  geschieht  in  sandige 
Lauberde  mit  etwas  Mistbeeterde,  diese  halte  man  mäßig  feucht  und 
schließe  die  Schale  mit  einer  Glasscheibe  bis  der  Samen  aufgegangen. 
Sind  die  Pfläuzchen  genügend  erstarkt,  so  werden  sie  in  flache 
Schalen  verstopft.  Das  erste  Auspflanzen  ins  Mistbeet  geschieht  im 
April  in  angegebene  Erdniischung.  Das  zweite  Auseinanderpflanzen, 
sobald  sich  ilii'  l'flanzrn  i^cuvnsritig  l'criihren  und  die  Mistbeete  dann 
auch  frei  wvi.b'n  \(.ii  i iru|i|«Mipflaiizen  und  Frühgemüse.  Einen 
kräftigen  \\'ii.  h-  .niw  i.  kein  dv  rfiaiizon  erst  dann,  wenn  sie  an- 
fangen   -.1  1-    zu    berühren,   weshalb   ich   stets    etwas    eng 

pflanze  m  i  n  !  i  : ü/cn  lieber  zweimal  auseinanderrücke.  Nach 
dem  Beplhiii '.rii  ii:i!i.  man  einige  Wochen  etwas  gespannte  Luft  mit 
reichlich  Schatten  und  öfterem  Bespritzen  am  Tage,  dagegen  ist  die 
Ei'de  von  unten  nicht  zu  feucht  zu  halten,  da  sonst  die  Primida  obconica 
ein  gelbes  Aussehen  bekommen  und  nicht  weiter  wachsen  wollen.  Sind 
dieselben  angewachsen,  dann  fordern  sie  genügend  Luft  mit  reichlich 
Schatten.  Im  August  oder  September  werden  sie  locker  in  an- 
gemessene Töpfe  gepflanzt  und  im  Mistbeet  aufgestellt.  Sobald  die 
Pflanzen  in  den  Töpfen  gut  durchgewurzelt  sind,  erhalten  sie  wöchent- 
lich einen  Duugguß  von  aufgelösten  Kuhfladen,  auch  aufgelöstes  Horn- 
mehl ist  mit  Wasser  verdünnt  sehr  gut.  Im  Winter  erhalten  sie 
ihren  Standort  am  besten  im  Kalthause  bei  8—10  Grad,  wo  viel 
Licht  und  Luft  zugeführt  werden  kann. 

Richard  Seibt,  Schloß  Bookdorf  b.  Kempen  a.  Rh. 

—  Der  Herr  Fragesteller  hat  leider  nicht  angegeben,  ob  er 
zum  Sommer  oder  zum  Herbst  und  Winter  verkaufsfähige  Pflanzeu 
haben  will.  Im  ersten  Falle  rate  ich  Ende  Januar  oder  Anfang 
Februar  auszusäen,  ein-  oder  zweimal  in  Kistchen  zu  pikieren,  nach 
2—3  Wochen  in  kleine  Töpfe  zu  verpflanzen  und  auf  halb  warmen 
Kasten  zubringen.  Die  Pflanzen  werden  auf  halbwarinem  Kasten 
sehr  viel  schöner  als  auf  warmem.  Sind  die  Pflanzeu  durchwurzelt, 
so  verpflanzt  man  sie  ein  zweites  Mal,  wobei  man  die  Größe  des 
Topfes  nach  dem  Wurzelvermögen  der  Pflanze  wählt.  Ein  halbwarmer 
Fuß  kann  nicht  schaden,  obgleich  auch  ein  kalter  Kasten  gute  Dienste 
tut.  Hat  der  Kasten  halbsohattige  Lage,  so  wird  nur  zu  Anfang 
nach  jedesmaligem  Verpflanzen  ein  leichtes  Schattieren  nötig  sein, 
jedenfalls  sperre  man  die  Sonne  nicht  zu  ängstlich  ab,  ebensowenig 
die  Luft,  in  beidem  wird  noch  von  vielen  Gärtnern  überaus  gesündigt. 
Als  Erde  wähle  man  eine  nahrhafte,  etwas  schwere  Erde  mit  reichlich 
Sand  vermischt.  Bei  dieser  Kultur  kann  man  im  Juli — August  verkaufs- 
fähige Pflanzen  haben.  Wie  sich  die  Pflanzen  beim  Auspflanzen  auf 
kalten  Kasten  bei  dieser  Kultur  veriialten,  weiß  ich  aus  eigener  Erfahrung 
nicht;   ich    wüßte  jedoch    nicht,    in  ^welcher  Weise   ein   Auspflanzen 


IX,  20 


Die  Gartenwelt. 


auf  kalten  Kasten  das  Wachstum   beeinflussen    sollte,   höoiistens  daß 
die  Pflanzen  2—3  Wochen  später  fert[g  sind. 

Eine  spätere  Au.ssaat  kann  man  Ende  März  bis  Ende  April 
vornehmen.  Bald  nach  dem  Aufgehen  des  Samens,  der  am  besten 
nicht  bedeckt,  sondern  nur  leicht  eingedrückt  wird,  werden  die  jungen 
Sämlinge  in  Haudtästen  mit  leichter  Erde  pikiert,  die  im  Hause 
lileihon.  Hat  man  so  viel  Haudkästen,  daß  man  mehrere  Fenster  damit 
füllen  kann,  so  kann  mau  auch  statt  des  Hauses  einen  am  besten  halb- 
warrni'u  Kasten  verwenden.  Mit  kaltem  Kasten  habe  ich  im  vergangenen 
.lalire  in  der  Schwein  schlechte  Erfahrungen  gemaclit  und  sind  meine 
l'flanzen  dadurch  etwa  vier  Wochen  zuräckgekommen.  Sind  die  einmal 
pikierten  Pflanzen  stark  genug,  so  kann  man  sie  ruhig  auf  kalten 
Kasten  auspflanzen  und  Ende  August  oder  Anfang  September  in 
i'iitspreclu'nde  Töpfe  setzen,  damit  sie  bis  zum  Winter  noch  gut 
durcliwurzeln.  loh  liess  die  Sonne  bis  gegen  9  Uhr  ruhig  in  den 
Kasten  brennen  —  der  Kasten  war  nach  Südwest  geneigt  —  gab  dann 
Luft  uud  gegen  11  Uhr  leichten  Schatten.  Je  nach  Witterung  muß 
gespritzt  werden.  '/Als  Schatten  verwendete  ich  durchweg  sogenannte 
Papiertenster.  Das  Papier  ist  geölt  und  hat  eine  weitmaschige 
Oazeunterlage.  Verkauft  wird  es  nach  Metern  und  man  kann  es 
sich  auf  seibstangefertigte  Rahmen  von  beliebiger  Größe  simnnen. 
Dnrch  diese  Papierfenster  wird  ein  ausgezeichneter  Schatten,  der  das 
Licht  an  keiner  Stelle  zurückhält,  erzielt;  sie  haben  den  großen 
Vorteil,  daß  sie  schnell  und  leicht  zu  heben  und  wegzunehmen  sind. 
15ei  dieser  zweiten  Kulturart  hat  man  den  ganzen  Winter  blühende 
Pflanzen. 

Gute  Erfolge  habe  ich  auch  durch  Teilung  erzielt.  Gleich 
nachdem  die  Pflanzen  von  der  Dekoration  zurückkamen,  riß  ich  sie 
m  lauter  Stücke,  jedes  Stück,  das  ein  paar  Wurzeln  hat.  wäch.st 
weiter  und  gibt  gute  Pflanzen.  Bei  allen  Knltinarten  kneife  ich  die 
ersten  Blütenstiele  aus,  ich  erziele  dadurch  einen  u])pii;eren  Blatt- 
wuchs und  infolgedessen  mehr  vorstellende  Pflanzen.  Pflanzen  mit 
l.ö — 18  Blütenstielen  (gleichzeitig)  waren  keine  Seltenheit.  Die 
Kultur  im  Winter  geschieht  natürlich  im  Kalthause. 

Ernst  Richter,  Bordigheia. 

Beantwortung  der  Frage  No.  298.  Hat  schon  jemand  die 
Beobachtung  gemacht,  daß  Himbeertrüchte  von  Bienen  angenagt  und 
ausgefressen  werden?  Ich  habe  das  nur  von  Wespen  gesehen,  aber 
niemals  von  Bienen.  Einer  meiner  Kunden  glaubt,  daß  eine  Himbeer- 
anlage da  nicht   möglich   wäre,  wo  Bienenstände   in  der  Nähe  sind. 

Ich  erinnere  mich,  die.se  Frage  schon  vor  Jahren  in  einer  Zeit- 
schrift gelesen  zu  haben.  Hier  wurde  die  Vermutung,  daß  die 
Bienen  die  Himbeeren  annagen  .sollten,  als  eine  Verläumdung  unserer 
fleißigen  braven  Biene  hingestellt.  Durch  diesen  Fall  aufmerksam 
gemacht,  habe  ich  sjcher  festgestellt,  daß  die  Bienen  an  die 
Himbeeren  gehen  und  diese  ihres  Saftes  berauben.  Bei  genauerer 
Betrachtung  aber  habe  ich  wahrgenommen,  daß  die  Bienen 
iiui  dann  an  die  Himbeeren  gehen,  wenn  eine  längere  Kegen- 
periode  gewesen  ist,  nach  welcher  die  Früchte  aufplatzen  und 
in  Fäulnis  übei'gehen,  in  solchen  Fällen  kommen  die  Bienen  und 
retten  was  noch  zu  retten  ist.  An  gesunde  Früchte  geht  die  Biene 
nicht,  ich  habe  schon  solche  zerdrückt  und  vor  den  Ausflug 
des  1-iienenstockes  gelegt,  die  Früchte  blieben  unberührt.  Daß  in 
der  Nähe  eines  Bienenstandes  gelegene  Himboerplantagen  durch 
Bienen  geschädigt  oder  gar  tmmöglich  gemacht  werden  sollen,  ist 
keineswegs  zutreffend.  Ag.  Radde. 

—  Die  Himbeere  ist  eine  der  besten  Bienenfutterpflanzen, 
da  ihre  Blüten  eine  Menge  Honig  spenden.  Die  Himbeere  wird  des- 
halb auch  besonders  reich  beflogen  und  kann  ein  oberflächlicher 
Beobachter  wohl  zu  dem  Schlus.se  gekommen  sein,  daß  diese  Tierchen 
die  Früchte  anfressen,  was  jedoch  nicht  der  Fall  ist.  Gerade  dort, 
wo  der  Honig  am  reichsten  fließt,  sollte  die  Biene  sich  an  den 
Früchten  vergreifen  1  Die  Nähe  eines  Bienenstandes  bedeutet  einen 
unschätzbaren  Vorteil  für  eine  Himbeeranlage,  da  die  Bienen  die 
ausgiebigste  Bestäubung  der  Blüten  vornehmen.  Mütze. 


Aus  den  Vereinen. 

Verein    zur    Förderung   des   Gartenbaues   in  Berlin.     Die 

Januarversammlung  wurde  bereits  am  19.  abgehalten.  L'nter  den  aus- 
gestellten Gegenständen  war  eine  Obstkollektion  von  Herrn  Beuster, 
Obergärtner  des  Herrn  von  Siemens  in  Biesdorf,  bemerkenswert 
wegen  des  tadellosen  Zustandes  der  Früchte.  Die  gute  Konserviening 
soll  eine  Folge  der  einzig  zweckmäßigen  Aufbewahrung  in  tiefen, 
frostsicheren  Kellern  mit  gleichbleibender  Temperatur  sein.  Geheizte 
Käume  bewirken  ein  baldiges  Verderben  der  darin  aufbewahrten 
Früchte.  Herr  BeiTster  lobte  den  Apfel  von  Lunow  als  dauer- 
hafte und  wohlschmeckende  Frucht.  —  Sehr  schöne  Primulu  ubeonica 
zeigte  Herr  Röber  aus  Rixdorf.  Die  stattlichen  Pflanzen  sollen  im 
Mai  vorigen  Jahres  ausgesät  worden  sein.  Der  Aussteller  hat  einen 
Vorrat  von  14000  Stück.  Herr  Javer  aus  Lichtenberg  zeigte  eine 
Anzahl  schöner  Oyclamen  salmmiewn,  Nachzucht  Fröbelscher  Samen. 
Die  Pflanzen  waren  auffallend  gedrungen  und  im  Verhältnis  zu  den 
jetzt  bekannten  Riesenkulfurpflanzen  klein  zu  nennen.  Herr  De  Coene 
bemerkte  dazu,  daß  dies  eine  Folge  davon  wäre,  daß  Oyclamen 
sahnoneum  eine  Kreuzung  einer  Cyclamen-Zuchtsorte  mit  einer 
Stammart  sei,  welche  einei-seits  den  bemerkenswerten  Farbenfort- 
schritt gebracht,  andererseits  aber  aus  der  wüchsigen  Kulturpflanze 
einen  Rückschlag  zur  bescheiden  wachsenden  Stammform  bewirkt 
habe.  Dabei  bemerkte  er,  daß  Oyclamen  salmonrnm,  das  sehr 
kleinblumige  lachsfarbene  Cyclamen  eine  Züchtung  von  Hugh  Low 
&  Co.  in  England  sei,  und  daß  Fröbel  in  Zürich  von  diesem  Cyclamen 
salmoneum  eine  großblumige  lachsfarbene  Spielart  züchtete,  die  er 
Cyclamen  persicum  yiyanteum  salmoneum  oder  Fröbels  lachsrotes 
Cyclamen  nannte. 

Die  Gartenwelt  brachte  im  fünften  .lahrgang,  Seite  481,  eine 
Farbentafel  dieses  schönen  Cyclamens. 

Biologisch  interessant  war  die  Mitteilung  von  Herrn  Oarten- 
inspecktor  Lindemuth  über  Amorphophallus ,  daß  auch  kleine 
Knollen  blühfähig  sind,  wenn  man  sie  nur  rechtzeitig  antreibt,  d.  h. 
in  ein  warmes  Beet  einlegt.  Die  Blüte  muß  im  Herbst  oder  Winter 
eintreten,  damit  die  Pflanze  in  der  Lage  ist,  im  Frühjahr  ihr  einziges 
aber  mächtiges  Blatt  zu  entwickeln.  Gärtnerisch  wertvoll  wird 
Amorphophallus  oder  wie  er  botanisch  richtig  heißt  Hydrosme 
Bivieri  JDurieu  nicht  werden,  dafür  sorgt  schon  der  widerwärtige 
Geruch  der  Blumen  und  die  melancholische  braunviolette  Färbung 
des  allerdings  mächtigen  Blütenstandes. 

Von  besonderem  Interesse  war  der  V'ortrag  des  Abends  über  das 
Thema:  Ist  die  Anwendung  der  künstlichen  Dünger  im 
Gartenbau  angebracht  und  lohnend,  den  Herr  Berthold 
Trenkner,  Plantage  Lehhof  in  Quedlinbui^,  hielt.  Herr  Trenkner 
ist  einer  der  wenigen  Gärtner,  die  zuerst  das  Vorurteil  gegen 
die  Anwendung  künstlicher  Dünger  überwunden  und  sich  zu  einer 
rationellen,  also  nicht  verkehrten  Anwendung  bekehrt  und  damit 
schöne  Erfolge  erzielt  haben.  Vor  allem  warnte  der  Redner 
vor  einem  Fehler,  den  viele  bei  der  Verwendung  von  künst- 
lichen Düngemitteln  begehen,  indem  sie  einseitig  [angewendet 
werden.  Bei  einseitiger  Anwendung  ist  aber,  wie  der  Redner 
nachweist,  nicht  nur  ein  geringer  Erfolg  zu  erwarten,  sondern  die 
Düngung  kann  direkt  schädlich  und  verlustbringend  sein.  Ferner 
wies  er  lediglich  auf  die  drei  künstlichen  Dünger  hin,  die  man 
jederzeit  und  in  gleichbleibender  Qualität  und  an  allen  Orten  im 
Handel  haben  kann,  das  sind  Chilisalpeter  (Stickstoff),  Superphosphat 
(Phosphorsäure)  und  Chlorkalium  (Kali).  An  Stelle  der  Jauche 
empfahl  Redner  eine  Nährlösung  von  100  gr  Sph.,  100  gr 
Chlorkalium  und  300  gr  Chilisalpeter  auf  100  1  Wasser,  die  von  au.s- 
gezeichneter  Wirkung  sei,  auch  für  Topfpflanzen.  In  der  Diskussion 
betonte  der  Vortragende  anderen  Stimmen  gegenüber,  daß  er  es 
absichtlich  unterliH-i'n  halie.  noch  auf  andere  künstliche  Düngemittel 
hinzuweisen,  um  np  lii  \'  i  Miiung  zu  schaffen.  Auch  warnte  der 
Redner  vor  den  miIIi  ii  m-i  priesenen  Mischdüngern  und  empfahl 
nur  in  anerkannt  s.jli-hii  i.  ■-chäften  zu  kaufen.  Aus  der  Versamm- 
lung heraus  wurden  daraufhin  die  verschiedensten  ICrfahrungen  mit 
künstlichen  Düngern  bekannt  gegeben;  teilw^eise,  besonders  im  Obst- 
bau,   konnte    von    überraschenden    Resultaten,    teilweise    von    Miß- 


Die   Gartenwell 


IX,  20 


eifolgeti  berichtet  werden,  letztere  zumeist  verursacht  durch  fehler- 
hafte ÄDweudung.  Besonders  wurde  der  Wert  des  Kalkes  als 
unerläßlichen  Düngemittels  von  den  Diskussionsrednern  betont:  man 
tut  gut  daran,  den  Kalk  stets  bei  Empfehlung  von  Kunstdüngern 
mitzunennen.  Alle  Düngungsversuche  mit  künstlichen  Düngern, 
besonders  an  Topfpflanzen  müssen  stets  in  einer  Hand  liegen.  Die 
Düngemittel  sollten  den  Topfpflanzeu  stets  in  gelöster  und  stark  ver- 
dünnter Form  zugeführt  werden. 


Tagesgeschichte. 


Cöln.  Der  Verband  der  Kunstfreunde  in  den  Ländern 
am  Rhein  veranstaltet  in  Cöhi  im  nächsten  Jahre  eine  Kunst- 
ausstellung. Für  die  Ausstellung-sräume  sind  250000  Mk.  vor- 
gesehen. Die  Entwürfe  für  das  Hauptgebäude,  dessen  Grundriß 
durchaus  neuartig  werden  soll,  wie  für  die  gesamtm  il.ii  tcnii  n  I  a,urii 
und  einem  Restaurationsbau  wird  Professor  Bi  1 1  i  n  _  -  Kaiisnilir  im-- 
arbeiten.  —  Man  darf  mit  Recht  auf  die  Lusuhl;  dn'-'i  Auf.;aliiii 
gespannt  sein.  K. 

Danzig.  Der  hiesige  Gartenbauverein  hat  an  den  Magistrat 
und  an  die  Stadtverordneten  eine  Petition  gerichtet,  in  der  gebeten 
wird,  für  die  gärtnerisch  benutzten  Flächen  eine  mildere  Form  der 
Besteuerung  festzustellen,  wie  dies  auch  in  anderen  Gemeinden  ge- 
schehen sei.  Als  Maßstab  für  die  neue  Besteuerung  nach  dem  zu 
ermittelnden  Wert  wird  gebeten,  höchstens  ein  Zehntel  dieses  Wertes 
zur  Grundlage  zu  nehmen.  Veranlaßt  wurde  diese  Petition  durch 
die  bevorstehende  Beratung  der  Besteuerung  des  Grundbesitzes  inner- 
halb des  Stadtbezirks  Danzig  nach  dem  gemeinen  Wert. 

Offenbach  a.  M.  Die  Stadtverordneten  erklärten  sich  grund- 
sätzlich mit  der  Anlage  eines  neuen  Friedhofs  auf  einem  70000  ijm 
großen  Gelände  der  Gewann  „Buohhübel''  einverstanden,  da  der 
gegenwärtige  Friedhof  in  10  Jahren  belegt  sein  dürfte.  Mit  der 
Anpflanzung  gärtnerischer  Anlagen  wird  im  kommenden  Sommer 
begonnen  werden.  Für  Anlagen  auf  einem  freien  Platz  am  Friedrichs- 
ring wurden  7000  Mk.  bewilligt.  L.  W. 

Oldenburg.  An  der  diesjährigen  Landesausstellung  beteiligen 
sich  der  Verband  oldenburgischer  Handelsgärtner  sowie  die  olden- 
burgisohe  Landwirtscbaftskammer  nach  ihren  endgiltigen  Beschlüssen 
nicht.  Dem  Vernehmen  nach  soll  der  Kostenpunkt  der  Hinderungs- 
grund sein. 

Rheinland  -  Westfalen.  Die  sogenannte  Kaiserlinde  am 
Erftkanal  zu  Neuß  ist  kürzlich  gefällt  worden,  da  sie  der  Kanal- 
erwciterung  weichen  mußte. '  Unter  den  Wurzeln  der  Linde  fand 
sich  eine  Blechkapsel  vor  mit  einer  Urkunde,  nach  der  die  Linde 
am  23.  April  1871  von  'einigen  Neußer  Bürgern  zum  Andenken  an 
den  glorreich  verlaufenen  Feldzug  gepflanzt  worden  ist.  Von  den 
an  der  Pflanzung  beteiligt  gewesenen  Personen  lebt  nur  noch  der 
Kunst-  und  Handelsgärtner  Deniming  sen.  —  Auch  in  Neuß  beab- 
sichtigt man  jetzt  die  Anlage  einer  Anzahl  Schrebergärten,  — 
Im  Jahre  18S6  wurde  zu  Zons  a.  Rh.  ein  Obst-  und  Gartenbauverein 
gegründet.  Lange  Jahre  hindurch  entwickelte  er  sich  in  erfreulicher 
Weise  und  gründete  u.  a.  eine  eigene  Baumschule.  Dann  kam  eine 
Zeit  des  Niederganges.  Neuerdings  sind  nun  die  Satzungen  ent- 
sprechend geändert  und  man  hofft  auf  eine  neue  Blüte  des  Vereins.  — 
Auf  Antrag  der  Rheinischen  Laudwirtsohaftskamnier  hat  der  Land- 
wirtschaftsmiuister  dem  Verein  ,. Rheinische  Obst-  und  Gartenbau- 
.schule  für  Frauen''  zu  Godesberg  a.  Rh.  eine  ein  male  Beihilfe  von 
1000  M.  gewährt.  —  Die  Stadt  Bonn  beabsichtigt  auf  einem  der 
Armenverwaltung  gehörigen  Grundstück  im  Süden  der  Stadt  eine 
Baumschule  anzulegen.  Die  Kosten  betragen  6000  Mk.  —  Die  Stadt- 
verordneten zu  Koblenz  be.schlossen  die  Lagerschuppen  im  alten 
Zollhof  am  Rhein  niederzulegen,  ebenso  die  ihn  umschließenden 
Festungsmauern  zu  schleifen  und  das  ganze,  vor  dem  Regierungs- 
neubau gelegene  Gelände  im  Anschluß  an  die  Kaiserin  Augusta-An- 
lagen  mit  gärtnerischem  Schmuek  zu  versehen.  —  In  Remscheid 
wurden  aus  den  Sparkasseiiiiln  i  .  im -mh  '.ioiki  \lk  zur  Unterhaltung 
des  Stadtparkes  bewiUigt.  -  1'  -  n  idiiv  l".il  jr  i  midete  Stadtpark 
zuAVitten    der  damals  120  .Mii.n  i.rjin'  li.ni^.  i-t  inzwischen  be- 


reits auf  3371/2  Morgen  angewachsen.  Es  sind  bisher  129490  Mk. 
für  den  Park  ausgegeben  worden.  —  Für  den  Bochum  er  Stadtpark 
ist  ein  Gewächshaus  von  der  Düsseldorfer  Ausstellung  angekauft 
worden.  A.  W. 

Schwenningen.  Im  hiesigen  Gemeindewalde  steht  die  größte 
Weißtanne  Deutschlands;  sie  führt  den  Namen  Hölzleskönig.  Eine 
am  Stamm  der  Tanne  angebrachte  Tafel  trägt  folgende  Aufschrift: 
„Württembergischer  Schwarzwald  bei  Schwenningen.  Größte  Tanne 
Deutschlands:  Gesamthöhe  43  m,  bei  1  m  Höhe  2  m  Durchmesser 
und  6  m  Umfang,  bei  30  m  Höhe  360  cm  Umfang.  Kubikinhalt  des 
Stammes  44  kbm.     Alter  etwa  350  Jahre.'' 

Trier.  Der  Vorstand  des  Vereins  für  häusliche  Blumeupflege 
der  Schulkinder  hat,  durch  Unterstützung  eines  Freundes  seiner 
Bestrebungen  dazu  in  Stand  gesetzt,  von  der  Hospitienverwaltung 
einen  Teil  der  Kandelbachwiese  auf  einen  Zeitraum  von  10  Jahren 
gepachtet  —  zwecks  Anlage  von  Schrebergärten.  Das  Grundstück 
\\\m\f  in  einige  "20  Parzellen  aufgeteilt,  welche  an  Fabrikarbeiter, 
Ta^rlohner,  kleine  Handwerker  ohne  Gewinn  pachtweise  abgegeben 
wi'id.^n.  Die  einzelnen  Gärten  sind  auf  100  Quadratmeter  bemes.sen 
und  die  Nebenpäcbter  sind  nicht  verpflichtet,  die  Pachtung  auf  die 
vollen  10  Jahre  des  Vertragsformulars  mit  der  Hospitienverwaltung 
auszudehnen. 

Wannsee.  Des  am  Kleinen  Wannsee  gelegene  Grab  des 
Dichters  Heinrich  von  Kleist  wird  mit  einem  würdigen  Zugang  ver- 
sehen werden.  Man  plant  eine  gärtnerische  Anlage  von  ernstem, 
würdigem  Charakter,  wie  er  der  Bedeutnng  des  Kleistgrabes  entspricht, 
zu  schaffen,  Sie  wird  mit  einigen  Ruhebänken  und  einer  angemessenen 
gärtnerischen  Bepflanzung  versehen.  Mit  dem  künstlerischen  Entwurf 
der  Anlage  in  Verbindung  mit  der  neu  anzulegenden  Straße  ist 
Regierung-sbaumeistii-  Otto  Stalin  lietraut.  Das  ganze  Gelände  am 
östlichen  Ufer  des  Kleinen  Waunsee  ist  aus  dem  Besitz  des  Prinzen 
Leopold  an  die  Landgesellschaft  Kleiner  Wannsee,  deren  Vorstands- 
mitglied Herr  Stalin  ist,  übergegangen. 


Verkehrswesen. 

Zollinhaltserklärungen  zu  Postpaketen.  Die  Bestimmungen 
ülier  die  S]irache,  in  der  die  Zollinhaltserklärungen  zu  Postpaketen 
und  Piif.tfrachtstücken  auszustellen  sind,  wurden  am  1.  Februar 
dahin  geändert,  daß  die  Zollinhaltserklärungen  fortan  für  ein  und 
dasselbe  Paket  immer  in  einer  Sprache  abgefaßt  werden  sollen, 
z.  B.  sämtlich  in  französischer  Sprache,  wenn  bisher  eine  Zollinhalts- 
erklärung in  deutscher  und  die  übrigen  in  französischer  Sprache  aus- 
zufertigen waren.  Die  Zahl  der  Zollinhaltserklärungen  bleibt  durch- 
weg unverändert. 


Personal-Nachrichten. 

Angyal  Desiderius,  von.  Direktor  der  kgl.  ung.  Gartenbau- 
Lehranstalt  zu  Budapest,  wurde  in  Anerkennung  seiner  langjährigen 
erfolgreichen  Tätigkeit  im  Dienste  des  Gartenbaus  von  S.  M.  dem 
König  von  Ungarn  der  Titel  Königl.  Rat  verliehen.  Aus  diesem 
Anlaß  wurden  ihm  von  Weit  und  Breit,  sowie  vom  Lehrkörper  und 
Schülern  genannter  Anstalt  besondere  Ovationen  zuteil. 

Brettschneider.  Friedrich,  hevin-  am  1.  Krbniavdas  Jubiläum 
seiner  fünfund/.w.iii  1  Mhn  n  T:if  !;•  :il^  1;-  .'i.il'!  f;ilirer  der  Lor- 
bergschen  Baiim  ■  '  l:  i.  h  i;^  r':.  ;  II' n  Tii.  1;  .  Iiiieider,  ein  in 
weiten  gärtnerisrlHii  ki-i  ■■!,  l-i.,ini!i,'i  ihm  L:/-I:,if.  n-i  hervorragender 
Fachmann,  steht  jetzt  im  einuudacchzigsteu  Lebensjahre  und  blickt 
auf  eine  lange,  erfolgreiche  Praxis  zurück.  Wir  wünschen  dem 
Jubilar  noch  eine  langjährige  Berufstätigkeit  in  voller  Rüstigkeit. 


Briefkasten  der  Redaktion. 


Zu   unserem   Artikel  Aus  Hamburger  Treibgärtnereien,    sei    be- 
richtigend mitgeteilt,  daß  Herr  Nupnau,  AVandsbek,  Berufsgärtner  ist. 


VnrAn 


Redabtear:  Ma 


rffer,  Uarli 


Yerlai;  v.  Richard  Carl  Schmidt!:  Cn..  Leip^ii;,  —  Druck:  Anhalt.  Bachdr.  Gutenberg,  e,  G. 


Illustriertes   Wochenblatt  für  den  gesamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


18.  Februar  1905. 


No.  21. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aas  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Obstbau. 


Ist  di( 


Formlose  Aprikosen  -  8paliere. 

Von  Georg  Thiem,  München, 
(Hierxu  drei  Abbildungen.) 

JN  icht  unbenutzt  sollte  ein  Obstfreund  die 
Hauses  lassen,  denn  auch  diese  erweisen  sich,  wenn  mit 
entsprechenden  Obstspalieren  bepflanzt,  äußerst  rentabel,  voraus- 
gesetzt, daß  den  Spalieren  die  erforderliche  Pflege  zuteil 
wird  und  sie  nicht,  wie  maji  oft  walu-nehmen  kann,  ver- 
nachlässigt werden. 

Die  nebenstehende  Abb.  und  die  Abb.  Seite  243  zeigen  den 
großen  Blütenflor,  welchen  formlose  Aprikosen-Spaliere  bei  guter 
Pflege,  h-ei  vom  Zwange  der  Schere,  entwickelt  haben.  Sie  erfüllen 
vollkommen  ihren  Zweck,  indem  sie  die  Wand  mit  frischem 
Grün  schmücken  und  nebenbei  auch  reichlich  Obst  produzieren. 
Fast  jährlich  erscheinen  im  Frühjahr  die  Blüten 
daß  die  Zweige  der  Spaliere  vollständig  bedeckt  sind. 
Witterung  günstig,  so  daß  die  Blüte  ohne  Störung 
Turüber  geht,  so  kann  man  auch  auf  einen  guten 
Fruchtansatz  und  auf  entsprechende  Ernte  rechnen 

Wie  allgemein  die  Einwinterung  der  Aprikosen- 
spaliere  erfolgt,  so  erhalten  auch  diese  zum  Schutze 
gegen  Frost  nur  eine  schwache  Deckung  von  Fichten- 
zweigen, die  im  zeitigen  Frühjahr  aber  bald  ent- 
fernt wird.  ^  An  deren  SteUe  treten  nun,  wie 
auf  der  Abbildung  ersichtlich,  zum  Schutze  gegen 
Nachtfröste,  große  Tücher  von  Zeltleinwand,  die 
über  den  Spalieren  an  der  Dachrinne  befestigt 
werden.  Die  Tücher  werden  am  Tage  bei  schönem 
Wetter  aufgerollt,  um  Luft  und  Sonnenlicht,  als 
Hauptfaktoren  zur  giiten  Entwicklung  der  Blüten, 
zugänglich  zu  machen.  Das  Auf-  und  Zudecken 
ist  allerdings  mit  großei-  Sorgfalt  auszufühi'cn,  da 
sonst  zu  leicht  eine  Beschädigung  der  zarten  Blüten, 
durch  Abschlagen  mit  der  schweren  Leinwand  er- 
folgt. Hier  empfielüt  es  sich,  Querstäbe  an  der 
Wand  so  zu  befestigen,  daß  die  Leinwand  mindestens 
40 — 50  cm  von  den  Spalieren  abgehalten  wird, 
welche  Vorrichtung  auch  gegen  starken  Wiml- 
scJilag  schützt. 


Die  weitere  Pflege  besteht  in  einer  guten  Bewässerung» 
welche  namentlich  zur  Zeit  der  Fruchtentwicklung  bei  trockener 
Witterung  vorgenommen  werden  muß.  Die  entstehenden  Holz- 
triebe werden,  wenn  sie  kräftig  und  genügend  lang  sind, 
stets  dort,  wo  Lücken  am  Spalier  sich  befinden,  hingezogen 
und  angeheftet;  jeglicher  Eingriff  durch  Pinzieren  unterbleibt. 
Gerade  bei  letzterer  Arbeit,  wie  auch  bei  dem  sonst  vielfach 
ausgeführten  Winterschnitt  wird  schwer  gesündigt,  indem 
hier  oft  zu  Gunsten  einer  schönen  Spalierform  viel  wertvolle.s 
Tragholz  vernichtet  wird.  Ungemein  fördernd  auf  die  Ent- 
wicklung der  Früchte  wirkt  ein  leichtes  Bespritzen  der  Spaliere 
und  Mauern  mit  reinem  Wasser  an  Abenden  nach  heißen 
Tagen,  da  die  hierdurch  entstehende  feuchtwarme  Temperatm- 
da,'^  Wachstum  der  Früchte   sehr  fördert. 

Nach  der  Ernte,  etwa  im  August  bis  September,  erfolgt 
die  Hauptarbeit,  die  in  einem  gewissenhaften  Auslichten 
besteht,  und  zwar  werden  zu  dicht  stehende,  ältere  und  meist 


-e~   .\pnko>c„., 


Die  Garienweli. 


IX,  21 


abgetragene  Zweige  gänzlich  entfernt,  dafür  junge  Zweige, 
von  denen  man  im  näclisten  Jahr  Früchte  erwartet,  angeheftet. 
Selbstverständlich  sind  alle  mit  Krankheiten  oder  Ungeziefer 
behafteten  Zweige,  Blätter  etc.  mit  zu  entfernen. 

Wie  groß  die  Ernteerträge  der  auf  der  Abbildung  walu- 
iiehmbaren  Spaliere  sind,  ist  daraus  ersichtlich,  das  vier  große 
Aprikosenspaliere,  welche  im  Jahre  1897  angepflanzt  wurden 
und  gegenwärtig  eine  Fläche  von  42  qm  bedecken,  im 
Sommer  1904  zirka  3500  Stück  schön  ausgebildete  Früchte 
lieferten.  Die  beistehende  Abbildung  zeigt  die  Teilansicht 
eines  Sj^alieres  mit  Früchten,  wovon  noch  zahlreiche  von  den 
.-aftig  grünen  Blättern  verdeckt  sind. 


Blumentreiberei. 
Einiges  ül)er  das  Treiijen  von  Maivchal  Niel-Ilosen 

Von  J.  Baum,  i.  F.  Baum  iV  Huj,menin.  Vevey. 
ihs  unterliegt  keinem  Zweifel, 
daß  die  Treiberei  der  „Man- 
chal  iViieZ"-Rosen  in  den  letzten 
Jahren  seit  dem  Aufkommen 
der  Treiberei  von  niedrigen 
Rosen  in  kalten  Häusern  oder 
Kästen  eine  starke  Einbuße  er- 
fahren hat.  Allerdings  sind  die 
langgestielten  „Kaiserm  Auguste 
Victoria^\  ,^Mme  Caroline  Testout'\ 
„Belle  Siebrechf^  usw.  auf  schlan- 
kem Stiel  für  den  Blumenkünstler 
oder  Händler  eine  begehrens- 
wertere Ware.  Langstielige  kräf- 
tige „Mareahal  MeZ"  -  Rosen  zu 
erhalten  ist  aber  auch  bei  richtiger 
Kultur  möglieh;  diese  Blumen  sind 
auch  immer  gesucht  und  eine 
.solclie  Kultur  ist  immerhin  löhnend, 
da  da.s  Haus  ja  auch  noch  für 
andere  Kulturen  benutzt  werden 
kann.  Außer  einer  größeren  An- 
lage für  die  Treiberei  von  niedrigen 
Rosen  bauten  wir  vor  drei  Jahren 
ein  40  Meter  langes  Haus  für 
„Mareclml  iVii«/"-Rosen.  Das  Haus 
ist  einseitig  ganz  in  Holz  kon- 
struiert und  mit  Warmwasser- 
heizung versehen.  Die  Pflanzen, 
Wurzelhalsveredlungen ,    wurden 

in  einem  Abstände  von  1,50  m  der  Vorderwand  des  Hauses 
entlang  gepflanzt.  Der  nach  dem  Rückschnitt  erscheinende 
kräftigste  Trieb  blieb  stehen.  Aus  diesem  Triebe  entwickelten 
sich  später  die  zalilreichen  kräftigen  Triebe,  die  nun  an  Drähte, 
30  cm  vom  Glas  entfernt,  geheftet  wurden. 

Häufig  findet  man,  daß  bei  ,,Mar6chal  A'»e/"- Rosen 
die  Triebe  gezwungen  werden  nach  unten  zu  wachsen,  ebenso 
häufig  entblättert  man  auch  die  Pflanzen  vor  der  Treiberei, 
beides  ist. aber  unnatürlich;  die  Blumen  werden  bedeutend 
schöner  imd  kräftiger,  wenn  die  alten  Blätter  so  lange  als 
möglich  an  der  Pflanze  bleiben,  übrigens  fällt  ja  auch  beim 
Spritzen  eine  Masse  alter  Blätter  ab,  warum  sich  also  diese 
unnütze  Arbeit  machen?  Nach  der  Blüte  werden  die  Pflanzen 
kräftig  zurückgeschnitten,  alles  Holz,  welches  Blüten  gebracht 


w. 


Teilansicht  eines   form 
mit  Früchten.     Oriirinala 


hatte,  wird,  wenn  eben  möglich,  entfernt,  es  bilden  sich  mm 
im  Sommer  eine  Masse  kräftiger  Triebe.  Im  Herbst  werden 
alle  starken  Triebe  sorgfältig  auseinandergebundon ,  alles 
schwache  Holz   wird  entfei'nt. 

Unsere  Rosen  mv\  das  ganze  Jalu-  unter  Glas. 
Trotzdem  die  Sonne  hier  schon  stark  brennt  und  das  Hau.s 
im  Sommer  unbeschattet.  aber  gut  gelüftet  ist,  gedeihen  die 
Niel-Rosen  wirklich  prächtig.  Wir  fangen  mit  Heizen  erst 
im  Dezember  an,  Mitte  Februar  blühen  dann  die  ersten  Rosen. 
Von  Meltau  werden  unsere  Niel-Rosen  nicht  befallen,  ich 
schreibe  dies  auch  viel  der  Holzkonstruktion  des  Hauses  zu. 
Zeigen  sich  die  ersten  Ti'iebe.  so  stellen  sich  auch  gelegentlich 
Blattläuse  ein;  ein  energisches  Räuchern  mit  Rippentabak 
räumt  mit  diesen  ungebetenen  Gästen  für  gewisse  Zeit  auf. 
Häufige  Dunggttsse  und  reichliches  Gießen  vor  und  während 
der  Blüte  sind  unbedingt  erforderlich  fiu-  eine  lohnende 
Kultur.  

Landschaftsgärtnerei. 

Winke  für  die  dekorative 
Gartengestaltung. 

Von  Stadtg:artendirektor  Hartrath, 
M.-  Gladbach, 
alle.s  Schöne  im  Leben 
einer  gewissen  geschickten  Auf- 
machung und  Darbietung  bedarf,  so 
han|.rt  auch  von  der  Art  der  Ver- 
wpniiung  der  schönen  Gegenstände 
•  ler  Natur  die  künstlerische  M''ir- 
kung  ab. 

Vorausgeschickt  sei,  daß  in  Garten- 
anlagen  nicht  die  reine  Natur,  sondern 
eine  d\irch  die  kunstvolle,  dekorative 
Ausgestaltung  der  Fläche  des  Grund- 
stückes und  die  Anordnung  der 
Pflanzung  veredelte  Natur  wirken  soU. 
Die  Hervorhebung  gewisser  Punkte 
im  Garten  kann  im  wesentlichen 
Uurcli  die  Bodengestaltung  be- 
wirkt werden,  indem  alles  was  in  die 
Augen  fallen  soll,  durch  Bodenaufwurf 
gekennzeiclinet  werden  kann.  Durch 
geschickt  ausgeführte  Niveammter- 
schiede,  sowie  durch  Heckenpflan- 
zungen erzielt  man  eigenartige  Wir- 
kungen, die,  durch  Böschungen  ver- 
stärkt, noch  mehr  ins  Auge  fallen. 
Meines  Erachtens  wirken  durch  Ni- 
veauunterschiede betonte  Blumen- 
beete im  Verein  mit  ihrer  Umgebung  weit  mehr,  als  die  heute  noch 
meist  oder  fast  stets  gebräuchlichen  flachen  Beete  auf  vertieften 
und  flachen  Rasenanlageu  mit  kleiner  Böschung,  umgeben  von  ver- 
schnörkelten Blumenrabatten  und  Wegen,  längs  deren  häufig  Rosen- 
hoohstämme  durch  Festons  verbunden  aufgepflanzt  werden.  Der 
gräne  Vertieftliegende  Rasen  ist  dann  der  Verlegenheitsmittelpunkt, 
um  welchen  sich  alles  dreht. 

Wie  oft  hat  man  Gelegenheit,  auch  in  nach  neuen  Gesichts- 
punkten geschaffenen  Anlagen  (erinnert  sei  an  die  Ausstellung  in 
Düsseldorf  1904)  Vertieftliegende  Aulagen  ausgeführt  zu  sehen.  Wie 
unpraktisch  und  teuer  sind  aber  solche  unnützerweise  geschaffenen 
Niveauunterschiede  und  wie  viel  einfacher  und  wohlfeiler  könnte 
auf  ebener  Erde  ein  weit  schöneres  Gärtchen  eingerichtet  werden. 
Es  könnten  z.  B.  Paradestücke  des  Gai'tens,  vielleicht  bestehend  in 
einzelnen  oder  zu  Gruppen  vereinigten  Dekorationspflanzen,  Vasen  etc. 


losen   Aprikosensp; 

ufnahme  für  die  „Gartenwel 


IX.  21 


Die  Gartenwelt. 


243 


hervorgehoben  werden,  wenn  sie  durch  erhöhte  Stellung  dem  Auge 
näher  gerückt  würden ,  statt  dessen  wird  es  meistens  umgekehrt 
gemacht. 

Ich  finde  im  übrigen  größere,  durch  Böschungen  umrahmte 
Ra.senflächi'u  mit  der  üblichen  Umpflanzung  unschön  und  kostspielig, 
weil  man  dadurch  einen  Gegenstand,  den  man  präsentieren  will,  er- 
niedrigt und  unscheinbarer  macht,  selbst  wenn  man  ihn  dann  noch 
erhöht  aufstellt  bezw.  pflanzt,  und  weil  meistens  durch  künstliche 
Vertiefung  größere  Bodenbewegungen  und  -Verbesserungen  not- 
wendig werden. 

Legt  liiati  dahingegen  die  Wege  in  Terrainhöhe  an  und  benutzt 
den  Bodenaushub  an  hierfür  geeigneten  Stellen,  so  stellt  man  die 
.\nlage  nicht  nur  mit  weniger  Kosten  her,  sondern  schafft  auch  für 
die  .Aufstellung  von  Dekorationspflanzen  und  ganzen  Dekoration.s- 
gnippen  günstig  hervorragende  Standorte. 

In  auf  diese  Weise  durchgeführten  Anlagen  dient  die  an  sich 
geringe  Erdbewegung  zum  Kontrast  zwischen  hoch  und  tief,  und  ist 
daher  wirkungsvoll   zur  Geltung  gebracht. 


KiiilR'illii'lie 
Bänke. 

J  11  allen  Garteii- 
verwaltungen  und  Pii- 
vatparks,  die  auf  eiup 
längere  Geschichte  zu- 
rückblicken, findet  man 
eine  mehr  oder  minder 
reichhaltige  Sammlung 
von  Bankmodellen,  wie 
sie  zu  verschiedenen 
Zeiten  von  verschie- 
denen Fabrikanten  offe- 
riert worden  sind  und 
den  Ansichten  der  auf- 
einander folgenden  Gar- 
tenvorstände entspra- 
chen resp.  von  Ver- 
schöuerungsvereinen 
seinerzeit  übernommen 
wurden.  Es  mag  auch 
zugegeben  werden,  daß 
nicht  jedes  Bankmodell 
an  irgend  einem  Ort 
ohne  weiteres  hinpa,ssen 
würde,  daß  hier  eine 
lange,  dort  eine  im 
Bügen  geführte,  anders- 
wo eine  hochlehnige 
Bank  am  besten  aus- 
sieht; aber  in  derPraxis 
bilden  diese  veisohie- 
deneuMustereineQuelle 
von  Verlegenheiten  und 
zw;ir  besonders  in  öf- 
fentlichen Anlagen,  in 
Jenen  ja  die  Notwendig- 
keit der  Reparaturen  be- 
deutend häufiger  ein- 
tritt als  in  geschlo.ssenen 
Privatgärten.  Ein  Glück 
noch,  wenn  der  Van- 
dalismus  sich  an  den 
Brettern  des  Sitzes  oder 
der  Lehne  genügen  ließ, 
denn  die  lassen  sich 
wenigstens    noch     am 


Orte  beschaffen;  die  gußeisernen  Ständer  und  Lehnenstützen  aber 
mü.ssen  von  der  Fabrik  nachbezogen  werden,  falls  sich  dieselbe  noch 
ermitteln  läßt  und  sie  die  Anfertigung  des  betr.  Modelles  nicht  schon 
seit  langem  eingestellt  hat.  Aber  auch  wenn  durch  Alter  oder  Be- 
schädigung nur  die  Bretter  des  Ersatzes  bedürfen,  bleibt  die  Reparatur 
immerhin  noch  umständlich  und  kostspielig;  denn  das  einzelne  Brett 
muß  gemessen,  nach  Bestellung  angefertigt  und  genau  eingepaßt  werden. 
Deshalb  ist  die  ausschließliche  Benutzung  eines  einzigen  Modelles 
besonders  in  großen  Verwaltungen  vom  praktischen  Standpunkte  aus 
äußerst  wünschenswert,  da  Ersatz  dann  leicht  zu  beschaffen  ist,  selbst 
wenn  man  es  versäumt  haben  sollte,  fertig  zugerichtete  Reservebretter 
in  die  Bestellung  einzuschheßen,  wie  das  bei  großem  Bestände  eigentlich 
unerläßlich  erscheint. 

Welches  von  den  vielen  Modellen  nun  zur  alleinigen  Verwendung 
bestimmt  werden  soll,  wird  in  jedem  einzelnen  Falle  zu  entscheiden 
sein.  Im  allgemeinen  aber  sollte  den  kurzen  Bänken  der  Vorzug 
gegeben  werden,  also  solchen,  die  etwa  drei  Personen  gerade  genügenden 
Raum  gewähren.  Denn  eine  Bank  gilt  als  besetzt,  sofern  auch  nur 
eine  Person  darauf  Platz  genomiiien  hat.  An  langen  Bänken  haben 
nur  die  Geselligkeit  lie- 
benden Kinderwärter- 
innen ein  Interesse. 

Die  Eisenteile  seien, 
wo  Vandalismus  nicht 
ausgeschlossen  ist,  aus 
Schmiedeeisen.  In  ge- 
schlossenen Anlagen  ver- 
dient Gußeisen  den  Vor- 
zug, weil  es  dem  Roste 
widersteht.  Die  etwa- 
igen besonderenFormen 
seien  Zierformen,  denn 
die  eiserne  Knüppel- 
imitation hat  sich  end- 
Uch  überlebt. 

Ist  von  vornherein- 
bei  Gestaltung  der  An- 
lagen auf  die  Ver- 
wendung einheitlicher 
Bänke  Rücksicht  ge- 
nommen, dann  wird  man 
an  keiner  Stelle  anders 
gestaltete  Bänke  ver- 
missen. Krpne. 


.eilansicht  eines  formlosen 

Originalaufnahme  fUi 


Aprikosenspalier.' 

r  die  „Gartenwelt*'. 


Zwei  gute  alte 
Zierpflanzen. 

in  der  alten  lA- 
giilaria  Kämpf eri  Syn. 
Farfugium  gründe , 
einer  Komposita  aus 
Ostasien,  be.sitzen  wir 
eine  auch  für  gewisse 
Zwecke  und  Örtlich- 
keiten im  Freien  sehr 
geeignete  und  dekora- 
tive Blattpflanze,  wel- 
che als  solche  leider 
zu  wenig  benutzt  wird. 
Nur  als  Topfpflanze 
taucht  sie  hier  und  da 
auf.  Wie  so  manche 
gute  ältere  Pflanze  ist 
auch  diese  unverdient 
in  Vergessenheit  ge- 
raten.     Möglich,    daß 


244 


Die  Gartenwelt. 


IX,  21 


auch  sie,  wie  man  an  der  "Wiederaufnahme  mancher  solcher  alten 
Püanze  aus  der  Steudenwelt  beobachten  kann,  wieder  zu  besserer 
Aufnahme  und  Würdigung  gelaugt.  Mit  ihren  großen  runden,  in 
markanter  Weise  gelblich  gefleckten  Blättern  ist  sie  zunächst  in 
nächster  Nähe  des  Wassers,  an  Teichufern,  Wasserläufen  usw.  aus- 
gepflanzt oder  mit  den  Töpfen  eingesenkt,  mit  großem  Vorteil  zu 
verwenden.  Durch  ihre  originelle  Blattzeichnung  hebt  sie  sich  von 
den  nachbarlichen  Pflanzen  wirkungsvoll  ab  und  entgeht  so,  den 
ganzen  Sommer  über  gleichmäßig  schön  bleibend  und  immer  schöner 
werdend,  niemals  einer  allgemeinen  und  besonderen  Beachtung.  Als 
starke  buschige  Pflanzen  wird  man  sie  auch  als  Einzelpflanze  auf 
feinem  Rasen  unter  Teppioharrangements  oder  auch  an  gewissen 
passenden  Stellen  truppenweise  im  Käsen  wie  in  gemischten  Blatt- 
pflanzengruppen ebenso  vorteilhaft  benutzen.  Auch  als  Zimmer- 
pflanze hat  sie  viele  Freunde.  Vermehrung  durch  Teilung  älterer 
Pflanzen  und  Kultur  im  temperierten  oder 
auch  Kalthause,  ersteres  besser,  sind  äußerst 
einfach.  Damit  verwandt  ist  der  ein- 
heimische und  ausdauernde  Huflattich  Tii^- 
silago  Farfara  und  71  Farfara  fol.  varieg. 
Hort,  mit  bunten  Blättern  und  den  deutschen 
Synonymen:  Ackerlattich,  Eselshuf,  März- 
blume, Sominertürchen,  Brandlattich  und 
Brustlattich. 

Entweder  allezeit  nur  ganz  wenig  be- 
kannt gewesen  oder  ebenfalls  —  aber  voll- 
ständig —  ins  Vergf-ssen  geraten  ist  eine 
andere  Zierpflanze,  die  man  zu  den  größten 
Seltenheiten  unter  den  ausdauernden  Pflanzen 
zählen  muß.  Wohl  nur  ganz  selten  und 
nur  in  verborgenen  Winkeln  bei  Raritäten- 
sammlern kann  man  einmal  dem  aller- 
liebsten zwergartigen  Zierwein  Ampelopsis 
(Vitis)  heterophylla  Form  tricolor.  be- 
gegnen. Zweimal  im  Leben  ist  mir  diese 
seltene  Pflanze  zu  Gesicht  gekommen.  Es 
geht  derselben  wie  so  mancher  Schönheit 
im  Pflanzenreiche,  die  nie  zur  verdienten 
Würdigung  gelangt,  obsohon  ihr  Besitz  mit 
keinerlei  Schwierigkeiten  verbunden  ist. 

Dieser  allerliebste  zwergartige  Zier- 
wein mit  seinem  schön  ausgeprägten,  in 
Grün,  Weiß  und  Kot  dreifarbig  bunten 
Miniatur-Weinlaub,  den  Gärtnern  völlig  ein 
Fremdling,  machte  sich  in  ferneren  Felsen- 
partieen,  besonders  in  solchen  mit  unter- 
mischten Tropfsteinen,  zwischen  welchen 
er  seine  zierlichen  roten  Jahrestriebe  hm- 
kriechen  läßt,  wunderbar  schön  und  zierlich. 
„Das  sieht  ja  aus  wie  ein  kleiner  Weiu.stock" 
sagt,  wer  ihn  sieht,  und  gewiß  möchte  jeder, 
der  eine  gut  ausgebildete  Pflanze  zur  Zeit 
ihrer  höchstea  Vollkommenheit  sieht  —  das 
ist  noch  während  des  Triebes  —  eine  solche 
besitzen.  Die  Winterhärte  Pflanze  bedarf 
eines  Schutzes  nicht,  außer  höchstens  in 
rauhen  Lagen  vorsichtshalber  ein  wenig 
Eeisig.  Wenn  auch  die  noch  nicht  ver- 
holzten Enden  der  Jahrestriebe,  welche  über 
Sommer,  gleich  dem  Wein,  mit  zierlichen 
Klammerfüßchen  versehen  sind,  alljährlich 
teilweise  zurückgehen,  weil  sie  nicht  bis  in 
die  Spitzen  reif  weiden,  so  treibt  die  Pflanze 
—  wie  der  Weinstock  —  aus  dem  alten 
harten  Holze  aus.  Kräftige,  gut  garnierte 
Pflanzen ,  aufgebunden  oder  hängend, 
auch  in  Töpfen,  mögen  recht  schöne  Er- 
scheinungen sein,  gleich  den  buntlaubigen 
oder    besser    zweifarbigen    Efeusorten,    die 


man  aber  ebenfalls  nur  selten  findet.  Wie  gesagt,  ist  die  Pflanze 
von  zwergartigem  Wuchs  und  beansprucht  im  Freien  keinen  großen 
Kaum.  In  dem  vor  laugen  Jahren  einmal  aufgetauchten  und  wieder 
verschwundenen  dreifarbig  bunten  ,,Judenbart'',  Saxifraga  sarmentosa 
tricolor,  hatte  dieser  Zierwein  bezüglich  der  Blattfärbung  ein  Seiten- 
stück. Jedenfalls  würde  in  einer  Tofpflanzengärtnerei  eine  nebenher 
gehende  Heranzucht  gewisser  seltener  und  aparter  ■  Pflanzen  nicht 
uninteressant  sein  und  würden  diese  allezeit  willige  Abnehmer  finden. 

G.  S. 


Glechorna  hederacea   fol.  va 
Schlingpflanze. 

der  Handelsgärtnerei  von  Heinr.  Kohlmanns- 
mcr,    Britz    bei    Berlin,  für  die  „Gartenwelt" 
phologr.  aufgcDommeti. 


Topfpflanzen. 

(Tloclioiiin  hederacea  fol.  var. 

Von  Heinrich  Kohlmannslehner,  Handelsgärtner,   Britz-Berlin. 
(Hierzu  eine  Abbildung.) 

Auf  einer  Reise  nach  Frankreich 
begegnete  mir  diese  Pflanze,  die  alte 
Erinnerungen  an  meine  Lehrzeit  wach- 
rief, aber  im  Strudel  des  Geschäftes 
blieben  meine  Notizen  vergessen,  die 
ich  mir  über  diese  Pflanze  wieder  ge- 
macht hatte,  und  erst  als  ich  vor 
Jahresfrist  meinen  verehrten  Freund 
Karl  Schmidt,  Inhaber  der  Firma 
Haage  &  Schmidt,  Erfurt,  besuchte  und 
ihm  mitteilte,  daß  unsere  großstädtischen 
Dalkons  arm  wären  an  Verschiedenheit 
der  Bepflanzung,  machte  mich  dieser 
wieder  auf  unsere  Gundermann- Arten 
aufmerk.sam;  bekanntlich  i.st  Gkchoma 
hederacea  fol.  var.  die  buntblättrige 
Varietät  unseres  einheimischen  Gunder- 
manns, welcher  in  unseren  Wäldern 
üppig  gedeiht  und  da  vollständig  winter- 
hart ist.  Die  Synonyme,  aber  falsche 
Bezeichnung  für  diese  Pflanze,  Nepeta 
Gkchoma  fol.  rar.,  sei  der  Wissenschaft 
halber  mit  angefülirt.  Herr  Schmidt 
berichtet  mir,  daß  er  auf  seinen  Reisen, 
besonders  in  Kalifornien,  die  verschie- 
denen Gundermann-Arten  in  üppigem 
Wachstum  und  vielfach  zum  Schmucke 
von  Vasen  und  als  Ampelpflanze  an- 
getroffen hat  und  riet  mir,  damit  einen 
Versuch  zu  machen.  Nun,  ich  muß 
sagen,  daß  die  Kultur  der  Glechomen 
durchaus  nicht  schwierig  ist  und  daß 
wohl  keine  Kontrastpflanze  so  dankbar 
ist  wie  unsere  buntbiättrige  Glechorna. 
Die  grünblättrigen  verschiedenartig  blü- 
henden Gundermann-Arten  sind  bei  mir 
leider  im  letzten  Jahre  etwas  vernach- 
lässigt geblieben,  und  ich  kann  mir 
über  diese  noch  kein  Urteil  gestatten, 
da  ich  bald  herausgefunden  hatte,  daß 
die  schönste  Art  eben  diese  bunt- 
blättrige Form  war.  Die  Blätter  er- 
innern etwas  an  die  bekannte  weiß- 
bunte Pelargonie  „Mid.  Salleray ' .  Obwohl 
in  der  Erde  nicht  wählerisch,  sagt  ihr 
doch  eine  etwas  humusreiche  Mischung 
am  besten  zu;  sie  erzeugt  fippigen  Blatt- 


IX,  21 


Die  Gartenwell. 


245 


wuchs,  ohne  das  schöne  bunte  Kolorit  zu  beeinflussen,  während 
schwere,  feste  Erde  kurze  Triebe  und  auch  kleinere  Belaubung 
erzeugt.     Ob    Frühjahr,    Sommer   oder    Herbst,    unser    bunter 
Gundermann  ist  stets  im  fleißigem   Wachstum  begriffen.     Die 
Vermehrimg  ist  die  denkbar  leichteste,    da   sich   die  Ranken- 
ausläufer  sogar,    wo   sie   Nahrung   fassen    können,   von  selbst 
bewurzeln.     Es  ist  wohl  als  ziemlich  sicher  anzunehmen,  daß 
Glechoma  hederacca  fol.  var.  ebenso  winterhart  wie  die  Stanim- 
sorte   ist,    und    wenn    es    sich    ermöglichen    ließe,    daß    diese 
Pflanze  den  Winter  selbst 
als    Balkonpflanze    aus- 
halten würde,  wäre  ihr 
Wert  gerade   für   diese 
Zwecke  außerordentlicli 
groß.    Sie  ist  aber  auch 
als  Ampelpflanze,    weil 
sie  sich  sehr  schnell  voll 
garniert,    wie   auch    an 
Stäben      hochgebunden, 
im     Topf    ansprechend 
und  schön.    Die   Abbil- 
dung   Seite    244    zeigt 

eine  hochgebundene, 
junge  Pflanze.  Ich  glaube 
aber,  daß  der  größte 
Wertdieseralten  Pflanze 
darin  zu  suchen  ist, 
daß  sie  für  alle  Ampel- 
z wecke,  für  Balkon-  wie 
für  Vasenbepflanzuni; 
und  für  Felspartieii 
eine    üppige    und  dank 

bare  Konfrastpflanze 
vermöge  ihrer  weiß- 
bunten Färbung  sein 
wird.  Jedem,  der  für 
solche  Zwecke  Mangel 
an  geeigneten  Pflanzen 
hat,  und  der  ist  zweifel- 
los überall  vorhanden, 
empfehle  ich,  es  einmal 
mit  der  buntblättrigen 
Glechovia  zu  versuchen. 
Sie  könnte  ebenfalls  eine 
beliebte  Zimmerpflanze 
werden,  weil  die  Blätter 
einen  aromatischen  pfef- 
ferminzartigen Duft  be- 
sitzen. 

Glechoma  hederacea  fol.  var. 

In  der  Handelsgartnerei  von  O.   Bernstiel,  Eornstei 


Glechoma  hederacea  fol.  var. 

Von  Otto  Bernstiel,  Versandt-  und  Farngärtnerei 

in  Bornstedt  hei  Potsdam. 

(Hierzu  eine  Abbildung.) 

'lese  zierliche  Ampelpflanze  ist,  wie  ich  annehme,  keine 

heit.  und   fristet  jedenfalls   schon    lange  Jahre   unter  Ai; 

Öffentlichkeit  ihr  Dasein,  nur  ist  es  eigentümlich,  daß   e 


Da    sich    ihrer    jetzt    auch    Freund    Kohlmannslehner    freundlichst 
angenommen   hat,   so    wird   man    diese   Ampelpflanze    bald    in   jeder 
Gärtuerei    finden.     An    verwendbaren    und    leicht    zu    kultivierenden 
Ampelpflanzen  ist  kein  Überfluß  und  wird  Glechoma  eine  Lücke  aus- 
füllen, da   sie  allen   Anforderungen   genügt.     Wenn   sie    auch   nicht 
durch  schöne  Blüten    besticht,  so   sind   die   langen  Ranken   mit   den 
grünweißen  Blättern,  welche  denen   der  Pelargonie  „Maxi.  Salkray'-^ 
täuschend  ähneln,  sehr  apart  und  auch  für  feine  Binderei  verwendbar. 
Sollte    Glechoma,  besonders  als   Balkonpflanze  das  halten,  was 
sie  verspricht,  so  wird  sie  z.  B.  in  die  jetzt   meistens  sehr  eintönig 
mit   Pelarg.  peltatum  be- 
pflanzten Berliner  Balkone, 
wie  auch   in   die  meistens 
ebenso   und   mit  Efeu  be- 
pflanzten Berliner  Restau- 
rations- Ampeln  eine  dan- 
kenswerte     Abwechselung 
bringen. 

Begonia  hybrida 
„Aalsmeers  Glorie".  Zur 
Eigänzung  des  Artikels  in 
No.  14  über  diese  neue 
Begonie,  die  dort  fälsch- 
lich als  Begonia  ,,Äls)neer 
Oloire^'  bezeichnet  wird, 
ging  uns  aus  Holland  eine 
Mitteilung  zu,  der  wir 
entnehmen,  daß  Begonia 
.,  Aalsmeers  Olorie'\  so 
lautet  der  Name,  den  der 
Züchter  D.  J.  Keessen 
in  Äalsmeer,  Holland,  der 
Sorte  gegeben  hat,  eine 
Begonia- schar ffiana  -  Hy- 
bride ist,  die  sich  nur 
aus  Kopfstecklingen 
vermehren  läßt.  Es  ist 
bedauerlich,  daß  die  neuen 
Sorten  so  häufig  unter  ent- 
stellten Namen  in  den 
Handel  kommen,  obwohl 
es  eine  An.standspf  licht  dem 
Züchter  gegenüber  wäre, 
seine  Züchtung  unter  dem 
von  ihm  gewählten  Namen 
zu  verbreiten. 

H.  Seh.  i.  Aalsmeer. 
Aspidium  falcatum 
wurde  in  dem  Artikel  über 
Scolopendrium  officina- 
rum  f.  undulatum  in 
No.  11  als  Freilandfarn 
bezeichnet,  welcher  Auf- 
fassung ich  widersprechen 
möchte.    In  meinem,  dem 

Ostwind   ausgesetzten 

Grundstück       überwintert 

Adiantum  pedatuyn  L.  gut, 

als    Freilandfarn    nicht    bo- 

Park  unter  hohen  Buchen  hat 

darauf- 


ils  Ampelpflanze. 

t  bei  Potsdam,  für  die 


Di. 


Neu- 
chluß  der 
so  nettes 
'flänzchen  bis  jetzt  so  wenig  verbreitet  ist.  Bei  einer  Anwesenheit 
in  Holstein  fiel  mir  in  einer  dortigen  Gärtnerei  eine  schöne  Qlechoma 
auf,  so  daß   ich  mir   sofort  Vermehrungspflanzen  davon   anschaffte. 


während     sich     Aspidium    falcatum 

währt  hat.     Auch  bei  Versuchen   in 

dieser  Farn  zwar   einen  Winter    ausgehalten,    ist   aber 

folgenden  zugrunde  gegangen.     Es   wäre  interessant  zu  erfahren,   in 

welcher    Gegend    Deutschlands    Aspidimn   falcatum   mit   Erfolg   als 

Freilandfarn  kultiviert  wird.  A.  Herbst,  Wandsbek-Maiiental. 

Adiantum  sollte  man  während  des  Winters  nicht  in  Treibereien 
aufstellen.  Unter  dem  Einflass  der  hier  stark  mic  Feuchtigkeit  ge- 
sättigten Luft  stellt  sich  ein  weißer  Schmarotzeipilz  ein,  der  die  eben 
hervorbrechenden  Wedeltriebchen  befällt  und  vernichtet.  Durch  vomber- 
gehenden  Standort  in  sonniger,  trockener  Luft  wird  der  Pilz  abgetötet. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  21 


Helxine  SoleiroHi. 

Verfasser  für  die   „Clartenwelt"  geze 

;Helxine  Soleirolii  Reg. 


Di, 


(Hierxu  eine 


ese  uiedliehe,  kleine  Urtioacee  von  Korsilia  und  Sardinien, 
wo  sie  in  schattigen  feucliteu  Felsspalten  als  kriechendes  Pflänzohen 
vorkommt,  fand  ich  auf  einem  Streifzuge  in  einer  Marktgärtnerei 
Twickenhams.  Man  hatte  sie  dort  von  einem  Londoner  Privatmanne 
als  eine  unbekannte  Neuheit  bekommen,  nach  dem  Botanischen  Garten 
in  Kew  geschickt  und  erst  nach  erfolgter  Blüte  als  Helxine  Soleirolii 
bestimmt  erhalten. 

Das  kriechende  Pflänzohen  mit  den  kleinen,  teils  stumpf  herz-, 
teils  stumpf  nierenförmigen,  freundlich-grünen  Blättern  und  rötlichen 
Stengeln  erinnert  an  die  hübsche  Nerfera  ikpressa^  ist  aber  viel 
anspruchsloser,  dabei  raschwüchsiger  als  diese.  Tuffsteine  sah  ir-h 
dicht  mit  dem  leichten  Rankengewirr  überspannt,  zwischen  diu 
Töpfen  lugten  die  grünen,  in  der  Asche  wurzelnden  Triebspit/.'ii 
hervor,  ja  selbst  in  dem  anscheinend  immer  nur  halbgefüllten  Wasser- 
behälter wucherte  die  unverwüstliche  Helxine  in  dem  dicken  Überzug 
Monate  alter  Algen  und  Moose  und  hing  bis  in  den  Wasserspiegel 
hinein.  —  Einige  eingepflanzte  Ranken  überziehen  bald  lückenlos  den 
ganzen  Topf.  Ältere  Pflanzen  wachsen  über  den  Topfrand  hinaus 
und  sind  als  Ampelpflanzen  und  zum  Bepflanzen  von  Drahtkörbchen, 
die  man  hier  recht  viel  sieht,  gut  verwendbar.  Handelswert  hat  ja 
dieses  bescheidene  Mauerpflänzchen  kaum,  aber  zur  Bekleidung  von 
Stein-  und  Felsengruppen  im  Warm-  und  Kalthause  und  Winter- 
garten im  Verein  mit  Selaginellen  und  der  bei  uns  auch  so  selten 
anzutreffenden  Sibtfioi-pia  europaea,  zur  schnellen  Herstellung  eines 
dichten  Teppichs,  als  Ersatz  für  den  unvermeidlichen  Selaginellen- 
Ra.sen,  für  Pflanzen- 
sammlungen und 
Liebhaber  ist  es 
wertvoll,  und  daher 
verdient  die  kleine 
Südländerin  ein  em- 
pfehlendes Wort  auf 
ihren  Lebensweg. 
Walter  Dänhardt. 


Schling- 
pflanzen. 

Pilogyne 
suavis  Schrad. 

(Hierxu    ein,:    Ah- 
bildung.] 

YV  enn  wii' 
schönblühende  Fes- 
tons im  Freien  bil- 
den wollen,  so  haben 
wir  nur  eine  be- 
.,.(,pi,i,.,i,.    Auswahl 


von  hierzu  geeigneten  Pflanzen.  Mina  lobata,Gobaea  scmidens.  Oyclan- 
thera  wachsen  zu  üppig,  um  eine  gleichmäßige  Guirlande  zu  bilden,  auch 
Maurandia  and  Lathyrus  eignen  sich  nicht  sehr  gut.  Pilogyne  suavis  ddr- 
gegen  verdockt  manche  Mängel  und  eignet  sich  gut  zur  Festonbildung. 
Die  beistehende  Abbildung  zeigt  die  Verwendung  der  Pilogyne  oder 
Melothria  punctata  Cogn ,  wie  sie  neuerdings  heißt,  als  Feston 
zwischen  Fuohsienhochstämmen  im  Leipziger  Palmengarten.  Sie  wächst 
rasch,  sodaß  sie  bald  ansehnlich  wird,  läßt  sich  sehr  gut  im  Schnitt 
halten  und  bildet  durch  die  kleinblättrige  Belaubung  eine  reizende 
Guirlande.  Die  alten  Pflanzen  topft  man  im  Herbst  wieder  ein  und 
überwintert  sie  kalt;  sie  bilden  am  Wurzelstock  ein  Rhizoni  und 
man  kann  sie  ganz  einziehen  la.ssen  und  ziemlich  trocken  halten. 
Im  zeitigen  Frühjahr  rege  man  sie  wieder  an  tmd  decke  seinen 
Bedarf  an  Stecklingen  gleich  von  den  ersten  Trieben,  die  sehr  leicht 
wachsen.     Zeitiges  Abhärten  und  öfteres  Stutzen  ist  notwendig. 

Die  vielen  Nachfragen  nach  dem  Namen  dieses  Sclilingers 
bewiesen  uns  aber,  das  P.  suavis  noch  nicht  sehr  bekannt  ist,  und  ich 
bin  überzeugt,  daß  eine  gleich  reizende  Schlingpflanze  für  Guirlanden 
oder  Festons  nicht  existiert.  Crusius. 

Mannigfaltiges. 

Zur  Vertilgung  der  wilden  Kaninchen. 

-Dekanntlich  ist  die  Kaumchenplage  in  manchen  Gegenden 
Deutschlands  für  die  Landwirte,  Gärtnerei-  und  Baumschulenbcsitzer 
unerträglich  geworden.  Unter  diesen  Umständen  ist  eine  Entscheidung 
des  Oberverwaltungsgerichtes  vom  2.ö.  Januar  v.  J ,  wie  die  Köln. -Ztg. 
-•  liivilit.  nicht  nur  für  die  Jäger  von  Bedeutung,  sondern  besonders  auch 
Im  <\\r  l.aiiilwirte  usw.  in  allen  den  Gegenden,  wo  viele  wilde  Kaninchen 
voiiiandeii  sind.  Die  Kaninchen  vermehren  sich  ja  meist  so  stark, 
daß  selbst  dort,  wo  ein  angemessener  Abschuß  oder  die  Vertilgung 
durch  Frettchen  und  Gift  erfolgt,  die  Klagen  über  den  von  den 
Kaninchen  an  Feldern  und  Forstkulturen  angeiichteten  Schaden 
nicht  verstummen  wollen.  AVo  aber  gar  dei-  gute  Wille  fehlt,  der 
Kaninchenseuche  nach  Möglichkeit  abzuhelfen,  da  findet  nicht  nur 
eine  schwere  Schädigung  der  Landwirte  statt,  sondern  es  wird  auch 
eine  Erbitterung  unter  der  Bevölkerung  erzeugt,  die  politisch  sehr 
bedenklich  ist.  Die  Verwaltungsbehörden  haben  deshalb  von  jeher 
nach  Möglichkeit  auf  eine  Einschränkung  der  Kaninchenplage  hin- 
gewirkt. Es  war  aber  eine  schwierige  Aufgabe  für  sie,  in  wirksamer 
Weise   einzugreifen.      Nach    g    28   des   Jagdpolizeigesetzes   kann   der 

Landrat  als  Jagd- 
polizeibehörde bei 
erheblichem  Wild- 
schaden den  Jagd- 
pächter zum  Ab- 
schüsse des  Wil- 
des auffordern  und, 
wenn  dieser  Auf- 
forderung nicht  Fol- 
ge geleistet  wird, 
den  Grundbesitzern 
die  Genehmigung 
erteilen,  dasaufihr? 
Grundstücke  über- 
tretende Wild  auf 
jede  erlaubte  Weise 
zu  fangen,  nament- 
lich auch  mit  Än- 
wendungdesSchieß- 
gewehrs  zu  töten.  Im 
zweiten  Absatz  des- 
selben Paragraphen 
wurde  dem  Land- 
rat dann  die  näm- 
liche Befugnis  für 
Kaninchen     erteilt. 


IX,  21 


Dlie  Gartenwelt. 


247 


Nach  dem  aber  durch  §  15  des  Wildschadengesetzes  bestimmt 
war,  daß  wilde  Kaninchen  dem  freien  Tierfange  unterliegen,  ging 
die  Auffassung  der  maßgebenden  Instanzen  dabin,  dall  die  Landräte 
Anordnungen  wegen  Abändenmg  des  Wildstandes  bei  den  Kaninchen 
nicht  mehr  zu  treffen  befngt  seien,  weil  Kaninchen  kein  Wild  mehr 
seien,  und  daß  der  Absatz  2  des  §  23  des  Jagdpolizeigesetzes  durch 
den  §  15  des  Wildschadengesetzes  als  aufgehoben  angesehen  werden 
müsse.  Für  die  Vertilgung  der  Kaninchen  war  man  hiernach  auf 
den  Fang  in  Tellereisen,  mit  Frettchen,  auf  das  Ausgraben  der 
jungen  Kaninchen  aus  den  Satzröhren  und  auf  das  Einbringen  von 
Schwefelkohlenstoff  in  die  bewohnten  Baue  angewiesen.  Da  aber  die 
Freigabe  der  Kaninchen  für  den  Tierfang  natürlich  noch  nicht  das 
Recht,  fremde  Grundstücke  zu  betreten,  in  sich  schloß,  so  war  mit 
den  an  sich  schon  unzulänglichen  Mitteln  die  Kaninchenplage  nicht 
wirksam  zu  bekämpfen,  fn  der  Literatur  teilte  man  die  Auffassung 
der  Zentralinstanzeu  vielfach  nicht,  besonders  trat  der  Oberlandes- 
gerichtspräsident Holtgreven  in  seinem  Kommentar  des  Wild- 
schadengesetzes dafür 
ein,  daß  §  23,  Absatz 
2  des  JagdpoHzei- 
gesetzes  noch  gül- 
tig sei,  und  das 
Oberverwaltungs- 
gericht hat  jetzt 
diese  Auffassung 
als  richtig  aner- 
kannt. In  der  Be- 
gründung des  Urteils 
wird  darauf  hingewie- 
sen, daß  die  Kaninchen 
zur  Zeit  des  Erlasses 
des  JagdpoUzeigesetzes 
in  desseuGeltungsbezirk 
durchaus  nicht  überall 
zu  dem  vom  freien  Tier- 
fange ausgenommenen 
jagdbaren  Wilde  ge- 
hört hätten.  Wenn 
gleichwohl  der  Land  rat 
allgemein,  also  auch  für 
die  Bezirke,  in  denen 
Kaninchen  dem  freien 
Tierfange  unterlagen, 
ermächtigt  worden  sei. 
den  Grundbesitzern  den 
Fang  und  die  Erlegung 
mit  dem  Schießgewehr 
zu  gestatten,  so  sei  es 
klar,  daß  damals  die 
Freigabe  der  wildi'n 
Kaninchen  für  den 
Tierfang  nicht  als  ein  un- 
bedingt ausreichendes 
Mittel  erachtet  worden 

sei,  um  die  zur  Ausübung  des  .Jagdrechtes  nicht  befugten  Grund- 
besitzer vor  Schaden  zu  bewahren.  Die  Freigabe  des  Tierfanges 
allein  habe  nicht  die  Wirkung,  daß  damit  die  Gesetze  ihre  Gültigkeit 
verloren  haben,  die  die  Befugnis  der  Aufsichtsbehörden  zu  erzwing- 
baren  Anordnungen  gegenüber  dem  Jagdpächter  regeln.  Die  fort- 
dauernde Gültigkeit  des  §  23,  Absatz  2  des  .JagdpoUzeigesetzes  sei 
außer  Zweifel.  Hiernach  werden  die  Landräte  wieder  befugt  sein, 
Genehmigungen  zum  Abschuß  von  Kaninchen  an  die  Grundbesitzer 
zu  erteilen,  wenn  der  Jagdpächter  der  Aufforderang,  für  genügenden 
Abschuß  zu  sorgen,  nicht  nachkommt.  Damit  scheint  ein  wirksames 
Mittel  für  die  Bekämpfung  der  Kaninchenplage  gegeben  zu  sein. 
An  sich  allerdings  bietet  die  Schußwaffe  noch  keine  Gewähr  für  die 
erfolgreiche  Vertilgung  der  Kaninchen,  weil  Übung  dazu  gehört,  die 
Kaninchen  abzuschießen.  Die  Hauptbedeutung  der  Befugnis,  solche 
Abschußgenehmigungen   zu   orteilen,   beruht    vielmehr  darin,  daß  die 


aiigt 


Jagdpächter  geneigt  sein  werden,  selbst  für  ( 
tilgung  der  Kaninchen  zu  sorgen,  um  zu 
Personen  in  ihrem  Jagdbezirk  die  Jagd  auf  Kanineln-n  ausüben. 
Auf  alle  Fälle  ist  die  Gerichtsentscheidung  jnit  Freuden 
begrüßen. 


Vei-- 
fremdo 


Ein  hübsches  Bureaukratenstflckchen  ist  in  der  Handels- 
uiid  Gewerbekammer  für  Oberbayern  zur  Sprache  gebracht  worden. 
Nach  einer  Verordnung  vom  April  1904  der  Generaldirektion  der 
bayerischen  Stsatsbahnen  werden  nämlich  Rotkohl,  gelbe  Rüben  usw., 
weil  ihnen  die  grüne  Farbe  fehlt,  nicht  mehr  nach  dem  für  ,,grüne", 
d.  h.  frische  Gemüse  geltenden  niederen  Frachtsatz  befördert.  Mehrere 
Gemüse-Großhändler  veiJangen  Aufhebung  dieser  sonderbaren  Ver- 
fügung; die  Handels-  und  Gewerbekammer  schloß  sich  diesem  Ver- 
langen natürlich  an. 


Cornu 


D.. 


Gehölze. 

Com  IIS  saiiuiiiiiea  fol.  var. 

Von  Eugen  Jos.  Peters,  Giaz. 
{Hicrxii  eine  Äbhildung.) 
veißbuntblättrige  Form  des  blutroten  Hartriegels  Cornus 
fol.  var.  gehört,  wie  die  leider  der  Farbe  ermangelnde 
Abbildung  zeigt,  zu  den  besten  unter  den  zahlreichen,  unseren  Gärten 
und  Parkanlagen  zum  Schmucke  gereichenden  Ziersträuchern.  Manche 
davon  tun  sich  wohl  durch  eine  größere  und  aus  diesem  Grunde 
auffallendere  Belaubung  hervor,  doch  macht  sich  dieser  Hartriegel 
ganz  besonders  durch  seine  wirklich  ausnehmend  hübschen,  auf  weite 
Entfernung  hin  ins  Auge  fallenden,  mehr  oder  weniger  weißbunten, 
oft,   vor  allem  an   den  oberen  der  vollen  Sonne  ausgesetzten  Zweig- 


248 


Die  Gartenwelt. 


IX,  21 


spitzen  ganz  woiRen  Blattei'  bemerkbar.  Er  ziert  auch  dui'ch  seine 
lebhaft  rotgefärbten  Äste  und  Zweige,  weniger  durch  die  gleich  den 
Blättern  weißgefärbten,  daher  von  die.sen  sich  wenig  abhet enden 
Blüten,  die  im  Mai  — Juni  in  Enddolden  an  den  Spitzen  der  Zweige 
zum  Vorschein  kommen.  Den  Bltiten  folgen  kugelige,  bei  völliger 
Reife  schwarzrot  gefärbte  Steinfrüchte. 

Da  die  Stamniart  dieses  hübschen,  sehr  kulturwürdigen 
Strauches  ihre  Heimat  in  Ländern  mit  meist  starker  Winterkälte 
hat,  im  rördlichen  und  mittleren  Europa,  sowie  im  nördlichen  Asien 
und  in  Nordamerika  zu  Hause  ist.  so  folgt  daraus,  daß  er  bei  uns 
während  der  lauhen  .Jahreszeit  keinerlei  Decke  nötig  hat. 


Die  schönsten  Arten  und  Varictiiten 
Galtung  Rh  US. 


der 


xlbgesehen  von  dem  bekannten,  in  voller  Entwicklung,  die  er 
jedoch  nur  in  Einzelstellung  erlangt,  herrlichen  Perückeubtrauch, 
RIms  Cofinits  L.,  sind  als  die  schönsten  und  empfehlenswertesten  der 
■«Gattung  die  Arten  Rliits  cjlabraL.,  kahler  Sumach,  mit  seinen  beiden 
Formen  Eh.  glabra  rar.  elegans  Engler  und  Rhvs  glabra  elegans 
laciniata  Carn'ere  neben  RIms  semialota  rar.  Osheckii  de  Canclolle 
zu  bezeichnen.  Ganz  besonders  gilt  dies  auch  lür  kleinere  Räume 
und  Anlagen,  weil  diese  sehr  interessanten  Gehölze  nur  von  verhält- 
nisniäliig  geringem  Umfange  sind  und  man  deshalb  schon  bei  der  An- 
pflanzung die  passendste  Stelle  auch  für  spätere  Zeiten  bestimmen  kann. 

Mit  ihrer  ganzen  Gestalt  wehren  sich  jedoch  die  genannten 
Alten  und  Formen  gegen  gemischte  Gesellschaft  und  verlangen 
Einzelstellung  im  Rasen,  woselbst  sie  sich  dann  auch,  gleichsam  wie 
aus  Erkenntlichkeit,  in  allen  ihren  Einzelheiten  auf  das  Vorteilhafteste 
präsentieren.  Leider  begegnet  man  ihnen  trotz  ihrer  Schönheit  in 
Form  und  Färbung  in  den  Gärten  und  Anlagen  nur  sehr  selten. 
Dabei  sind  sie  aber  nicht  teuerer  als  die  meisten  für  die  gleichen 
Zwecke  verwendeten  Solitairgehölze,  aber  weit  interessanter  als  viele 
derselben. 

Der  etwa  2  Meter  hoch  werdende  kahle  Sumach,  Rhus  glabra 
—  die  Stammart  der  folgenden  beiden  —  ist  in  Gestalt  dem  Geweih- 
suMiach,  Rh.  typhina  L.  ähnlich.  Er  hat  35  bis  40  cm  lange  Blätter 
und  schmale,  scharf  gesägte,  länglich  lanzettförmige,  unten  blau- 
grüne und  völlig  kahle  Blättchen  und  große  gelblichgrüne  ßlüten- 
rispen  an  den  Zweigendeii  und  ist  ein  schöner  Solitairstrauch  mit 
prachtvoll  roter  Herbsifärbung.  In  der  rotbluhenden  Form  elegans 
mit  ihren  Zweigen,  dem  intensiver  bläulichen  Tone  der  Belaubung 
und  schönen  roten  Blütenrispen  hat  der  vorstehende  einen  eben- 
bürtigen wenn  nicht  überlegenen  Nebenbuhler  um  unsere  Gunst. 

Rhii.^  glahrn  ilegans  laciniata.,  die  geschlitztblättrige  Form,  die 
wohl  erst  gegen  die  Mitte  des  vergangenen  Jahrhunderts  aus  China 
in  Europa  eingeführt  wurde,  ist  eine  herrliche  hochinteressante  und 
ornamentale,  aber  seltene  Erscheinung  in  unseren  Anpflanzungen. 
Alle  seine  Teile:  die  bräunlichgrauen  etwas  warzigen  alten  Zweige, 
wie  die  .stumpfkantigen  jungen  Triebe;  die  elegante,  oben  dunkel- 
grüne, an  der  Unterseite  grauweiß  bereifte  zarte  Belaubung  mit 
ihren  etwa  40  bis  45  cm  langen  und  ca.  15  cm  breiten,  länglich 
eiförmigen  Blättern  und  fiederspaltigen,  oft  selbst  wieder  gefiederten 
Blättchen,  geben  dem  schönen  Strauche  sein  hoohornamentales  Aus- 
sehen, weswegen  sein  Platz  stets  gesondert  und  bevorzugt  sein  muß. 
Seine  Herbstfärbung  ist  ebenso  prachtvoll  rot  wie  bei  der  Stammart. 

Diese  Sumach-Arten  wach.sen  gut.  Nach  Anpflanzung  in  rohem, 
ungedüngtem,  scharf  kiesigem  Boden  zeigte  sich  das  Gedeihen  als 
sehr  zufriedenstellend  und  wird  in  kräftigem  Boden  jedenfalls  rascher 
und  üppiger  auch  in  bezug  auf  Blätter  und  Blütenrispen  sein.  Ver- 
mehrung aus  Wiirzelausläufern. 

Rlnis  seniialata  vor.  Osbeekn,  Osbeoks  halbgeflügelter  Sumach, 
aus  Japan  und  China,  bildet  im  Gegensatz  zu  vorgenannten  Strauch- 
formen einen  durch  seine  Belaubung  und  Blütenrispen  nicht  minder 
hochintere.ssanten  und  ornamentalen  kleinen  Baum  von  3  bis  6  ra 
Höhe  und  darüber.      Die  Blätter,  fast   so   elegant  wie  die   der  Rktis 


glabra  elegans  laciniata,  mit  etwa  5  cm  langem  Stiele  sind  oft  mehr 
als  40  cm  lang  und  halb  so  breit.  An  dem  allgemeinen  geflügelten 
Blattstiele  .sitzen  eine  größere  Anzahl,  8  bis  12,  kleine  kurz  gestielte 
und  grob  gesägte,  oben  dunkelgrüne  und  behaarte,  unten  mit  gelblich 
weißem  Filz  bedeckte  kleine  Blättchen  mit  aufgesetzter  Spitze.  Die 
Blütenrispen  --  Juli-Augu.st  —  bis  40  cm  lang  und  an  der  Basis 
beinahe  ebenso  breit,  bestehen  aus  kleinen  weißen  Blütohen  Der 
kleine  Baum  tiägt  auf  kurzem  Stamme  eine  mehr  rundliche,  stark 
verästelte,  breite  Krone. 

Während  sich  dieser  durch  ßelaubung  und  Blütenstand  gleich 
interessante  Baum  um  Paris  ganz  hart  erweist,  im  südlichen  Deutsch- 
land demnach  den  Winter  auch  ohne  Nachteil  erträgt,  ist  er  im 
übrigen  Deutschland  nur  in  sehr  geschützten  Lagen  winterhart  und 
muß  gedeckt  werden,  dagegen  hielt  er  in  Mitteldeutschland  Ende  der 
siebziger  und  Anfang  der  achtziger  Jahre  ohne  Bedeckung  gut  aus. 
Über  sein  späteres  Befinden   weiß   ich   allerdings  nichts  Bestimmtes. 

Selbst  wenn  man  den  zuletzt  genannten  schönen  Zierbaum  als 
nicht  ganz  sicher  ausläßt,  hat  man  in  den  drei  vorher  angeführten 
Strcauolifornien  wirklich  herrliche  und  hochornamentale  Snlitair- 
stiäucher,  die  jedem  Freunde  eigenartiger  und  hochinteressanter 
Gehölze  warm  zu  empfehlen  sind. 

Dagegen  ist  die  Anpflanzung  des  Giftsumachs,  Rhus  Toxico- 
dendron  L..  der  sehr  giftig  ist  und  des  sehr  gegen  Kalte  empfind- 
lichen Firnisbaums,  RIms  vermicifera  DC  Sgn.  reriiisco  L.,  wo  es 
sich  nicht  ausschließlich  um  wissenschaftliche  Zwecke  handelt,  keines- 
falls zu  empfehlen. 

Der  baumartige,  bekannte  Geweihsumach  oder  Essigbaum,  Hirsch- 
kolben-Sumach  ist  zwar  im  Herbst  ebenfalls  oft  prächtig  gefärbt  und 
trägt  schöne  Fruchtkolben,  wird  aber  durch  seine  allzureichen  Wurzel- 
ausläufer in  großem  Umkreise  sehr  unbequem  und  ist  für  kleinere 
Verbältnisse  jedenfalls  nicht  zu  empfehlen.  Sein  Platz  ist  nur  in 
großen  Parkanlagen.  G.  S. 

Koniferen. 

Pinus  Nelson!  ist  eine  neue  Kiefernart,  die  von  E.  W.  Nelson, 
von  der  Biologischen  Warte  der  Ver.  Staaten  im  Juni  1898  auf 
einem  Berge  bei  Miquihuana,  nahe  bei  der  Grenze  zwischen  den 
Staaten  Tamanlipas  und  Nuevo  Leon  in  Nordost-Mexiko  gefunden 
imd  gesammelt  wurde.  Ein  typisches  Erkennungszeichen  dieser  neuen 
Art  ist,  daß  sie  auf  dem  Rücken  der  Zapfenschuppen  keine  harte 
Erhöhung  haben,  wie  z.  B.  P.  albicaulis.  Die  Zapfen  springen  nicht 
auf,  sondern  schrumpfen  zusammen,  sodaß  die  Samen  teilweise  zum 
Vorschein  kommen,  aber  nicht  herausfallen,  und  wenn  sie  den  Krähen 
und  Eichhörnchen  entgehen,  hängt  ihre  Freiwerdung  von  der  Ver- 
witterung des  Zapfens  ab.  Gleichzeitig  mit  dem  Fehlen  der  Höcker 
sind  die  Holzfasern,  welche  das  Gerippe  der  Schuppen  bilden,  außer- 
gewöhnlich schwach,  als  ob  die  Vorsehung  Vorkehrungen  für  ihren 
baldigen  Zerfall  getroffen  hätte.  Wegen  der  Bauart  des  Zapfens, 
des  außergewöhnlich  langen  Stiels  und  der  bei  einer  anderen 
Kiefer  nicht  beobachteten  Festigkeit  der  Grundscheide  wird  P.  Nel- 
soiii  als  neue  und  seltsame  Art  beschrieben.  Die  botanische  Be- 
schreibung ist  wie  folgt:  Zweige  sehr  dünn,  deutlich  graugrün, 
aschgrau  werdend.  Blätter  7  cm  lang  zu  dreien  mit  gesägtem  Rand, 
aber  mit  den  Oberflächen  so  zusammenhängend,  daß  es  den  Anschein 
hat,  als  ob  die  Art  einnadelig  sei.  Schuppen  andauernd.  Ätem- 
öffnungen  auf  der  ganzen  Oberfläche.  Fibrovasalsträuge  einfach, 
Unteihautzellen  groß,  meist  eine  Zellreihe  (zuweilen  auch  zwei  Reihen) 
stark  und  die  Randharzgänge  umschließend,  die  aber  oft  fehlen. 
Verstärkungszellen  auch  über  und  unter  den  Fibrovasalsträngen. 
Zapfen  untergipfelständig,  symmetrisch,  gegen  7  cm  (2'/,  ")  lang, 
nahezu  zylindrisch  und  von  sehr  langen,  kräftigen,  gebogenen  Stielen 
getragen.  Schuppenhöcker  nahezu  rhomboidal,  der  Querdurchmesser 
beträchtlich  länger,  der  Länge  nach  zusammengepreßt,  deuthch  mehr 
oder  weniger  zurückgebogene  nahezu  dreieckige  Höcker,  Samen  groß, 
ungeflügelt.  Nelson.  No.  4501  Nat.-Mus.,  Washington.  Gard. 
Chron.  921.     Band.  30. 


IX,  21 


Die   Gartenwell. 


249 


w 


Unsere  Mitarbeiter. 

('.  A.  rurpiis. 


sind  lieuti'  in  der  Lage  unseren  Lesern  da.s  Forträt 
unseres  Mitarlieiters  0.  A.  Furpus  zu  bieten,  dem  die  Gartenwelt 
manche  interes.sante  Abhandlung  zu  verdanken  hat.  Unter  den  er- 
folgreichen Sammlern  gärtnerisch  wichtiger  Pflanzen  steht  Purpus 
zweifellos  mit  an  erster  Stelle.  Wir  verdanken  ihm  unter  anderm 
die  Einführung  der  Winterhärten  Kakteen,  der  Äbies  arixonica,  sowie 
zahlreicher  Geholze  und  St.iuden  von  dauerndem  Werte.  Purpus  ist 
nicht  Gärtner  von  Beruf,  wie  sein  Bruder  A.  Purpus,  der  Inspektor 
des  botanischen  Gartens  in  Darmstadt,  welcher  gleichfalls  zu  unseren 
langjährigen  Mitarbeitern  gehört. 

C.  A.  Purpus  stammt  aus  der  Rheinpfalz,  studieite  in  Gießen 
Pharmazie,  gab  jedoch  diesen 
Beruf  auf,  um  sich  seinem  Lieb- 
lingsfache, der  Botanik  widmen 
zu  können.  Als  Jüngling  be- 
reiste er  die  Schweiz,  den  Vor- 
arlberg, den  Schwarzwald,  die 
Vogesen,  und  andere  Gebiete, 
um  Pflanzen  zu  sammeln,  und 
bildete  sich  auf  diesen  kleineren 
botanischen  Touren  für  seinen 
gegenwärtigen  Lebensberuf,  zum 
botanischen  Sammler,  aus. 

Im  Jahre  1887  machte 
<\  A.  Purpus.  gemein.sohaftlich 
mit  seinem  jetzt  in  Darnist.idt 
tätigen  Bruder,  seine  ei-ste 
größere  Sammelreise  nach  Nord- 
amerika, die  ihn  nach  Kanada, 
hauptsächlich  in  die  Gegenden 
längs  der  Indian-Pacific-Eisen- 
bahn  führte,  welche  beide  bo- 
tanisch durchfwschten.  Auf  die- 
ser Reise  wurden  Samen  von 
Koniferen  und  andern  Gehölzen 
und  Stauden  gesammelt  und 
nach  Deutschland  geschickt. 

Später  bereiste  A.  PurpUN 
die  östlichen  Staaten  der  Union, 
während  C.  A.  Purpus  in  As.si- 

niboia,     einem    Territorium     in 

Britisch   Columbia  und  auf  der 

Insel  Vancouver  sammelte.   Eine 

zweite  Reise  führte  Purpus  nacli 

Dakota,  Montana,  Idaho,  Oregon 

und    Washington,     eine     dritte 

Reise    nach    Illinois,    Michigan 

und  Ohio. 

In  den    Jahren    1891    bis 

1893  bereiste  Purpus  Colorado. 

aann  das  nördliche  Cahfornien. 

in   den   Jahren    1897   bis    1898 

das  mittlere  Californien.  haupt- 
sächlich die  Sierra  Nevada,  als- 
dann  das  östliche  und  südliche 

Californien,  das  südliche  Nevada, 

das  nördliche  Arizona  und  süd- 
liche   Utah.     In   den    folgenden 

Jahren  wurde  das  mittlere  Baja 

California    (Mexiko),    im    Jahre 

1000  das   mittlere    Arizona,  ein 

Jahr   darauf  der   südliche    Teil 

von  Baja  California  durchstreift. 

im  Jahre  19ÜL'  zum  zweiteumale 


A.  Purpus 


das  südliche  Baja  California  und  die  Westküste  von  Mexiko,  Sonora 
und  Sinaloa,  alsdann  zu  Wagen  das  südliche  Arizona,  Neu-Mexiko 
und  Texas,  später  (nicht  per  Wagen)  die  Staaten  Chihuahua.  Coahuila, 
Zocateoas,  Mexiko  in  Mexiko.  Im  .lahre  190.3  bis  1904  bereiste  er 
wieder  das  südliche  Arizona  und  Mexiko,  und  zwar  die  Stauten  Coa- 
huila, Suanagato,  Jalisco,  Colima.  Vera  Cruz  Puebla  usw.,  in  Be- 
gleitung seines  Freundes  Kolonel  Hochderfer  aus  Flaystoff,  Arizona. 
Auf  allen  diesen  Reisen  wurden  ca.  l.öO  bis  200  neue  Pflanzen 
entdeckt,  darunter  ein  neues  Genus  Purpusia  saxosa,  zu  den 
Rosaceen  gehörend  und  in  den  Wüsten  Nevadas  wa<:hsend.  Keiner 
wurden  viele  neue  Kakteen  gefunden,  wie  MamiUaria  Genta.  M 
Hochderferi  in  Mexiko.  Eine  neue  Palme,  Erythea  Brawlegni.  in 
Boja  California. 

Einige  dieser  neuen  Pflanzen  wurden  nach  A.  Purpus  benannt, 
wie  Cornus  Purpusü,  von  diesem  in  Ohio  entdeckt,  andere  nach 
C    A    Purpus  und  Col.  Hochderfer.   wie  schon  oben  erwähnt. 

Nach  langjähriger  Ab- 
we,senheit  von  Deutschland,  hielt 
sich  C.  A.  Purpus  im  verflossenen 
Sommer  bei  seinem  Bruder  in 
Darmstadt  auf,  mit  welchem  er 
auch  gemeinschaftlich  an  den 
Verhandlungen  der  deutschen 
dendrologischen  GeselLschaft  in 
Düsseldorf  und  den  damit  ver- 
bundenen Exkursionen  teiUiahm. 
In  seiner  Begleitung  befand  sich 
auch  Kolonel  Hochderfer,  der 
Gefährte  seiner  letzten  erfolg- 
reichen Samnielreise.  Unser 
l'.ild  zeigt  Herrn  Purpus  neben 
einem  stattlichen  Echinocactiis 
ci/iin(lrarei(s  auf  dessen  heimat- 
lichen Standort  bei  Phoenix  in 
.\.rizona.  Der  Kaktus  mußte  die 
weite  Reise  über  den  Ozean 
antreten.  M.   H. 

Gärtnerisches 
Unterrichts  wesen. 

Bericht  der  Kgl.  Lehr- 
anstalt für  Wein-,  Obst-  und 
Gartenbau    zu     Geisenhelm 

a.  Rh.  für  das  Etatsjahr  1903. 
erstattet  vom  Direktor  Prof.  Dr. 
Julius  Wortmann.  Berlin  1904. 
Verlag  von  Paul  Parey.20.T  Seiten, 
Preis  geh.  3  Mk.  50  Pf. 

Ein  äußeres  Zeichen  von 
der  ständig  an  Umfang  zu- 
nehmenden Tätigkeit  der  Anstalt 
im  Dienste  des  Wein-,  Obst- 
und  Gartenbaues  ist  der  statt- 
liche Bericht  für  das  Jalir  1903. 
Der  Inhalt  zerfällt  in  vier 
größere  Abschnitte:  I.  Schul- 
nacbrichten,  IL  Tätigkeit  der 
Anstalt  nach  innen,  III.  Tätig- 
keit der  An.stalt  nach  außen, 
IV.  die  Versuchsstationen.  Für 
ehemalige  Schiller  und  sölclie, 
welche  die  Anstalt  besuchen 
wollen,  ist  der  erste  Abschnitt 
von  besonderem  Interesse.  In 
den  Kapiteln  Weinbau,  Obst- 
bau, Gartenbau  sind  eine 
Fülle  wertvoller  Ueobachtuiigen 
niedeigelegt,    so   Abhandlungen 


Die  Gartenwelt. 


IX,  21 


über  Dauerhaftigkeit  des  Pfahlniaterials  nach  verschiedenen  Methoden 
imprägniert,  Versuche  mit  Hagelraketen,  die  übrigens  ein  negatives  Er- 
gebnis hatten,  Bericht  der  Kebenverediungsstation  Eibingen-Geisenheini. 
Praktische  Maßnahmen  zur  Bekämpfung  der  Schädlinge  im  Obstbau, 
Prüfung  neuer  Geräte,  Bericht  der  Obstverwertungsstation.  Aus  dem 
Abschnitt  Gartenbau  sind  günstige  Versuche  mit  der  Kultur  von 
Orchideen  in  halbverrotteter  Buohenlauberde,  mit  der  Kultur  von 
Chi^santhemum  und  ihrer  Bespritzung  mit  Kupferkalklösung, 
Beobachtungen  über  verschiedene  Veilchensorten  (so  befriedigten  .sehr 
..Prineesse  de  OaUes,  ,.Californwa" -Veilchen  als  Frülijahrsblüher 
..Kaiserin  Auguste  -Victoria^'-  -VeAchen  als  Hei-bstblülu'rl  Die  Anstalt 
hat  femer  eine  große  Anzahl  Pflanzenneuheiten  t(..'prüft,  wovon 
die  Resultate  im  Bericht  vermerkt  sind.  Es  wuiden  S  Fuclisien-, 
lö  Pelargonien-,  6  Chrysanthemum-Sorten  beobachtet.  Auch  auf 
dem  Gebiete  des  Gemüsebaues  sind  umfangreiche  Veisuclie  ver- 
zeichnet, nur  sollte  mehr  Wert  auf  die  Beurteilung  der  Verwendbar- 
keit der  Produ'.:te  im  Haushalte  und  zur  Konservenfabrikation  gelegt 
werden,  da  darin  die  Güte  der  Sorten  liegt  und  nicht  lediglich  im 
geschlossenen  Wuchs  bei  Kohlarten  und  darin,  daß  Salatarten  und 
Spinate  spät  in  Samen  schießen  u.  dgl.  Der  IV.  Abschnitt  enthält  den 
Bericht  über  die  Tätigkeit  der  pflanzenphysiologischen  Versuchsstation 
von  Dr.  Karl  Kroemer,  den  Bericht  über  die  Tätigkeit  der  Hefe- 
reinzuchtstation von  Assistent  Dr.  R.  Schander,  den  Bericht  über 
die  Tätigkeit  der  önochemischen  Versuchsstation  von  Dr.  Karl 
Windisch,  den  Bericht  über  die  Tätigkeit  der  pfianzenpathologischen 
Versuchsstation  von  Dr.  Gustav  Lüstner  und  den  Bericht  über 
die  Tätigkeit  der  meteorologischen  Station  während  des  Etat.sjahres  1903 
von  demselben.  Bemerkenswert  ist  eine  Arbeit  von  Dr.  Lüstner 
über  die  Bedeutung  der  Rüokenröhren  der  Aphiden  (Blattläuse), 
worin  der  Nachweis  geführt  wird,  daß  die  Rückenröhren  ein  Schutz- 
mitte! der  Tiere  gegen  Feinde  ist  und  daß  auch  die  röhrenlosen 
Gattungen  eine  Schutzvorrichtung  gsgen  Schlupfwespen  haben,  indem 
ihr  Körper  mit  Wachsausscheidungen  bedeckt  ist,  wie  bei  Sckixo- 
neura  u.  a. 

Bücherschau. 

15.  Jahresbericht  (1903)  des  Missouri  Botanical  Garden 
in  St.  Louis.     Von  William  Tr.Mf;isc.     St.  Louis   1004. 

Aus  der  Fülle  des  in  den  Jahresbeiieliten  des  missourischen 
botanischen  Gartens  gebotenen  sei  in  ereter  Linie  die  vergleichende 
Arbeit  von  Samuel  Monts  Coulter  über  einige  nordamerikanisclie 
Sumpfdistrikte  (swamp  areas)  erwähnt.  Gärtnerisch  interessant  ist 
deren  pflanzengeographisoher  Inhalt,  da  die  Flora  bis  ins  einzelne  ge- 
schildert ist.  Prächtige  Illustrationen  nach  vorzüglichen  Photographien 
zeigen  charakteristische  Vertreter  dieser  Suinpfdistrikte,  die  räumlich 
weit  auseinander  liegen  und  daher  eine  sehr  unterschiedliche  Vege- 
tation haben.  Als  Fazit  der  Floiuschilderung  der  zehn  verschiedenen 
Rumpfdistrikte  gibt  der  Verfasser  eine  Tabelle,  worin  das  Auftreten 
der  hauptsächlichsten  Arten  von  Bäumen,  Sträuchern,  Stauden  und 
Kräutern  vergleichsweise  zusammengestellt  ist.  Diese  Tabelle  darf 
als  außerordentlich  lehrreich  angesehen  werden.  Von  den  Abbildungen 
seien  erwähnt  die  von  Nyssa  uniflora,  Forestiera  acuminata,  Taxo- 
dium  distiehum  von  gewaltiger  Größe  mitten  im  Wasser  stehend, 
Jaoeodium  und  Nyssa,  Rkiwphora  Mangle  und  zahlreiche  Vege- 
tationsbilder. — 

Perley  Span  Id  inj;  lii-.liii.ibt  zwei  Pilzarten,  Flammula 
sapineus  Fr.  und  C/niii/,,j,i,s  /m/nIrns,  die  in  Hohlräumen  auftreten, 
erzeugt  von  holzbohiHiiibn  Insi'kfn.  Diese  Arbeit  mit  zahlreichen 
vortrefflichen  Abbildungen  zeigt,  wie  gefahrvoll  die  Minierer  unter 
den  Insekten  sind,  da  ihre  an  sich  schädliche  Tätigkeit  noch  das  Auf- 
treten von  das  Holz  zersetzenden  Pilzen  begünstigt. 

Der  Direktor  William  Trelease  berichtet  von  einer  im 
Habitus  abweichenden  Begonia,  die  er  beim  Sammeln  von  einer  noch 
nicht  beschriebenen  Agave  zufällig  bei  Iguala  im  mexik.  Staate 
Guerrero  gefunden  hat.  Es  i.st  eine  neue  Art  Begonia  unifolia 
Rose,  eine  Art  der  Sektion  Htisxia.  Die  Pflanze  hat  nur  ein  Blatt, 
das  dem  Erdboden  aufliegt.  Das  Blatt  ist  10— .30  cm  breit  mit  niei.st 
10 — \2    strahlenförmig    ausgeh'-iidi'ii    ein-    oder    zweimal    gegabeltem 


Nei-ven.  tief  herzförmig  mit  übereinanderschlagenden  Lappen.  Vor- 
treffliche Abbildungen  ergänzen  die  interessante  Beschreibung  dieser 
eigenartigen  Begonie. 

Abweichende  Hautchenüberreste  bei  einigen  eßbaren  Agaricus- 
Arten  sind  Gegenstand  einer  weiteren  Arbeit  von  WilliamTrelease. 
Die  Hutpilze  sind  bekanntlich  im  unentwickelten  Zustande  mit  einem 
Häutchen  uriigeben,  das  schließlich  reißt  und  am  Stiel  meist  als 
Ring  und  auf  dem  Hute  und  am  Rande  als  Stücke  übrig  bleibt.  Bei 
Lepiota  naucimis  tritt  dieser  Ring  in  verscliiedener  Form  auf.  Bei 
Agaricus  amygdalinus  bleiben  Häutcheiirückstände  an  den  Lamellen. 
Bei  der  schmackhaften  Ilypkoloma  appendicttlatum  bleibt  das  Häutchen 
am  Rande  des  Hutes  gewöhnlich  in  unregelmäßigen  Fetzen  zurück, 
während    es  bei  amerikanischen  Pilzen   dieser  Art  häufig  ganz  fehlt. 

Den  Schluß  bildet  ein  Verzeichnis  aller  Bücher  und  Schriften, 
die  von  Januar  1899  bis  Dezember  1903  vom  botanischen  Garten 
veröffentlicht  wurden  oder  die  ihre  Entstehung  der  Benutzung  der 
wissenschaftlichen  Einrichtungen  des  Gartens  verdanken. 

W.  Tscheuke. 

Bemerkenswerte  Bäume  des  Großherzogtums  Hessen  in 
Wort  und  Bild.  Herausgegeben  vom  Großh.  Ministerium.  Verlag 
v(.in  Zedier  &  Vogel  in  Darmstadt. 

Aus  dem  Bestreben,  die  Naturdenkiniiler,  die  Zeugen  grauer 
Vorzeit  der  Nachwelt  zu  erhalten,  indem  man  die  Aufmerksamkeit 
der  Gegenwart  auf  sie  lenkt,  ist  das  vorliegende  Prachtwerk,  die 
Flucht  jahrelanger  Arbeit,  hervorgegangen  Auf  f>l  Abbildungen, 
darunter  3.Ö  Lichtdrucktafeln  führt  es,  begleitet  von  erläuterndem 
Text  die  bemerkenswertesten  Bäume  des  Gioßherzogtums  Hessen 
vor  und  reiht  sich  somit  würdig  den  in  der  letzten  Zeit  erschienenen 
Publikationen  ähnlichen  Inhaltes  an,  wie  „Baumalbum  der  Schweiz", 
„Bemerkenswerte  Bäume  des  Großherzogtums  Baden"  von  Prof. 
Klein  usw.  Es  sind  fast  durchweg  altehrwürdige  Eichen,  Buchen, 
Ulmen  und  Linden,  mit  denen  das  Buch  sich  befaßt,  so  die  „Schöne 
Eiche  bei  Harreshausen"  in  Starkenburg,  die  Mutter  unserer 
Pyramideneichen,  die  Schimsheimer  „Effe",  einer  Feldriister, 
TJlmus  eampestris,  der  stärkste  Baum  Deutschlands,  denn  der 
Stamm  mißt  über  15  Meter  im  Umfang,  u.  a.  Abnorme  Krüppel, 
die  häufig  als  etwas  ganz  besonderes  angesehen  werden,  sind  dabei 
nicht  berücksichtigt.  Die  Abbildungen  sind  meist  vorzüglich  und 
die  Beschreibung  klar  und  fließend.  R. 


Aus  den  Vereinen. 

Dei  Ztttauer  Gärtnerverein  l'eging  am  10.  Januar  in  feier- 
licher Weise  sein  l'.t jähriges  Stiftungsfest.  Einen  Rückblick  auf  die 
Geschichte  dieses  Vereins  gab  der  A'orsitzende,  Gartenbesitzer  und 
Handelsgärtuer  Heinrich  Berger,  in  seiner  schwungvollen  Festrede. 
Danach  wurde  der  Verein  18S0  auf  Grund  einer  Aufforderung  in 
den  Zittauer  Tageszeitungen  unter  dem  Namen  Verein  Zittau  er 
Gemüsegärtner  von  102  Gärtnern  gegründet.  Der  Verein  hatte 
im  wesentlichen  wirtschaftliche  Ziele.  So  versuchte  man  die  Be- 
schaffung der  Sämereien  für  die  Mitglieder  in  der  Weise,  daß  der 
Verein  Spareinlagen  annahm.  Dieser  Versuch  hatte  jedoch  nicht 
den  erwünschten  Erfolg,  und  man  ernannte  in  dieser  Angelegenheit 
die  Saraenkommission,  welche  seit  ihrem  nunmehr  14jährigon  Be- 
stehen für  rund  700()0  Mk.  Samen  für  die  Mitglieder  des  Vereins 
besorgte.  Diese  Kommission  war  ein  sehr  guter  Lebensnerv  für  den 
Verein,  denn  bei  ?5  Prozent  Gewinn  von  dieser  Summe  ergab  dieses 
3.^00  Mk.  oder  jährlich  250  Mk.  für  die  Vergnügungskasse,  und  hier- 
durch wurde  die  Vereinskasse  so  gestärkt,  daß  andere  Ausgaben 
daraus  bestritten  werden  konnten.  Auch  war  der  Verein  mit  Erfolg 
bemüht  die  scharfen  Bestimmungen  der  internationalen  Reblaus- 
konvention für  seine  Mitglieder  zu  erleichtern. 

Der  Verein  zählt  unter  seinen  Mitgliedern  noch  33  .Kollegen, 
die  an  der  Beginindung  im  .fahre  1880  teilgenommen  hatten  und  mit 
Recht  betont  der  Vorsitzende,  daß  Freundschaft  und  treue  Mitarbeit, 
sowie  ern.stes  Streben  die  Schutzgöttinnen  eines  Vereines  sein  müßten. 
Das  sollten  sich  andere  A''ereinp  merken  und  danach  handeln  und 
solchen  Geist  pflegen. 


IX.  21 


Die  Gartenwelt. 


Schutzzoll. 

Die  neuen  Handelsverträge.  Nach  laiigwi(>iif,'en  Verhand- 
lungen sind  endlich  die  Handelsverträge  mit  Oesterreich-Ungani. 
Kußland,  der  Schweiz,  mit  Belgien,  Rumänien,  Serbien  und  Italien 
zum  Absclüuß  gelanfrt  und  harren  einerseits  der  Genehmigung  de.s 
Keichstages,  die  ihnen  aller  Vorraussicht  nach  zu  teil  wird,  da  es 
liur  zwei  Wege,  den  der  Annahme  und  den  der  Ablehnung  gibt, 
andererseits  der  Ratifizierung  mit  den  vertragschließenden  Staaten. 
Wann  die  Verträge  in  Kraft  treten,  steht  noch  nicht  mit  Sicherheit 
fest;  man  nimmt  an  am  1.5.  Februar  1906.  Mit  diesen  Verträgen 
hat  das  gesamte  wirtschaftliclie  Leben  Deutschlands  vom  nächsten 
.liibre  ab  bis  zum  31.  Dezember  1917  zu  rechnen.  Ob  die  Hoff- 
nungen der  Landwirtschaft  und  die  Befürchtungen  der  Industrie  sich 
erfüllen  werden,  wird  die  beschichte  lehren,  die  Kriegskosten  zalilt 
in  jedem  Falle  das  deutsche  Volk  in  seiner  Gesamtheit,  sei  es.  daß 
die  wichtigsten  Nahrungsmittel  teurer,  sei  es,  daß  wertvolle 
Zweige  der  Industrie  lalimgelegt  und  dadurch  Arbeitskräfte  frei 
werden,  denen  es  schwer  werden  wird,  Unterkommen  zu  finden,  sei 
sei  e.s  auch,  daß  wir  von  anderen  Staaten  in  industrieller  Hinsicht 
überflügelt  werden  und  unser  Export,  die  Hauptquelle  von  Deutsch- 
lands Wohlfahrt,  empfindlich  geschädigt  wird.  Bei  Neugestaltung 
unserer  wirtschaftlichen  Verhältnisse  bedarf  es  in  erster  Linie  der 
Intelligenz  jedes  einzelnen  Gewerbetreibenden,  und  auch  der  Handels- 


gärtner wird  den  neuen  Verhältnissen  gerecht  werden  müssen.  Für 
die  Baumscliulliranche,  die  Topfpflanzenkulturen,  die  Gemüsezüchter 
ist  der  erhoffte  Zollschutz  zur  Wahrheit  geworden,  dagegen  werden 
die  Schnittblumenzüchter  nicht  befriedigt  sein,  da  frische  Blumen 
auch  in  Zukunft  zollfrei  bleiben,  andererseits  ist  den  Blumengeschäften 
eine  schwere  Sorge  genommen,  da  Zölle  auf  fiische  Blumen  zahllose 
Geschäfte  direkt  unmöglich  gemacht  hätten.  Nach  wie  vor  bleibt  es 
der  gärtnerischen  Intelligenz  und  Regsamkeit  überlassen,  die  deutsche 
Zier-  und  Handelsgärtnerei  vorwärts  zu  bringen,  während  andererseits 
auch  unter  den  neuen  Verhältni.ssen  denen,  die  nichts  leisten  können, 
nicht  zu  helfen  sein  wird.  Das  beste  Mittel  zum  Voi'wärtskommen 
sind  nicht  die  ZoUplaokereien,  unter  denen  doch  die  Gesamtheit  und 
der  Geschäftsmann  zu  leiden  hat,  sondern  die  Strebsamkeit,  der 
vorausscluuiendü  scharfe  Blick  und  soziales  Verständnis,  an  welchem 
es  in  gärtnerischen  Kreisen  noch  sehr  fehlt,  sonst  ließen  sich  nicht 
weite  Kreise  zu  dem  Glauben  bekehren,  daß  dem  Handelsgärtner  nur 
hinter  hohen  Zollmauern  wohl  sei.  Es  sind  nicht  die  wahren  Freunde 
des  Gärtners,  die  solche  Dinge  lehren. 

Wir  geben  nachstehend  eine  tabellarische  Übersicht  der  gärt- 
nerisch wichtigen  Positionen  unter  Berüchsichtigung  der  bestehenden 
Zollsätze  und  der  Zollsätze,  wie  sie  von  Seiten  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaus  und  vonSeiten  einiger  Reichstagsabgeordneten, 
als  Vertreter  der  Wünsche  aus  Benifskreisen,  vertreten  wurden. 


Nr.  d. 
Zoll- 
tarifs 


Vom  Verein  zur  Be- 
förderung des  Garten- 
baues vorgeschl.  Sätze 
antonomer  1  Vertrags- 
Tarif 


Von  anderer  Seite 
gewünschte  Zollsätze 


HandeJs- 
verträge  per 
lüO  kg  Netto 


39 

40 

''      I 

42  i 

43  I 

44  ! 


Frische  Küchengewächse,  Kotkohl,  Weißkohl  etc.,  eßbare  Kräuter, 
Knollensellerie, . Zwiebeln    (Rum.)*) 

Einfach  zubereitete  Champignons  (lt.)         

Tomaten     (It.)     .     .     .• 

Melonen,  Pilze    (Oe.)        

Lebende  Gewächse:  Zykasstämme.  Palmen,  indische  Azaleen,  Lorheer- 
bäume: Forstpflanzen 

Rosen 

Pflanzen  in  Töpfen 


Pfian'jen  ohne  Erdballen 

.andere 

Orcliideenbulbeu      .  

Blumenzwiebeln  und  Knollen 

Frische  Blumen.  Blüten  zu  Binde-  u.  Zierzweckeu  und 

Fabrikate  daraus 

Frische  Blätter,  Gräser  u.  Zweige  zu  dem  gleich.  Zwecke 

Csi/aswedel,  fiisch  oder  getrocknet 

Blumen,  Blätter,   Palmwedel,   Blüten,   Knospen   u.  Zweige  zu  Binde- 

u.  Zierzweckeu,  getrocknet 

Weintrauben,  frische,  zum  Tafelgenuß:  In  Postsendungen  bis  5  kg   . 
Auf  andere  AVeise  eingehend    (It.,  Serb..  Rum.,  Oe.) 


(It.,Bel.,Oe.) 


Andere  Trauben   (It.,  Oe.) 

Anderes  frisches  Obst  in  Postsendungen  bis  5  kg     (47  ii 

auf  andere  Weise  eingehend 

Äpfel,  Birnen.  Quitt..  Pflaumen,  unverpackt  od.  nur  in  Säcken 

bei  mindestens  50  kg  Rohgewicht  vom  1.  IX  —  30.  XI 


Vom  1.  XII  bis  31.  VUI 

In  anderer  Verpackung 

In  einfacher  Umschließung 

In  mehrfacher  Umschließung 

Aprikosen .     . 

Pfirsiche 

Süß-  u.  Sauerkii-schen 

Mispeln.  Hagebutten,  Schlehen  sowie  anderes 
nicht  genanntes  Kern-  und  Steinobst 

Erdbeeren      

Ändere  Beeren  m.  Ausn.  d.  Preißelbeeren 
Getrocknetes  Obst:  Durchweg 


allgem.  Taiif 


10,- 
auch  Edelreiser 


frei 
10,- 


Äutrag  Wallenboin 
40,-- 


7,50  (Wangenheim) 


300,— 
100,— 
500,— 

150,— 
15,— 


150,- 
50,- 
250,- 

50,- 


200,- 
75,- 
250,- 


2,50 
10,- 
4,— 

8,— 

frei 
12,— 
10,- 


250,- 
frei 

10,— 
frei 


IC- 
frei 
4,— 


*)  .Abkürzungen:  Rum.  =  Rumänien.  It. 


Oesterreich,  Bei.  =  Belgien. 


252 


Uie  Gartenwelt. 


IX,  21 


Rechtspflege. 

Zur  Frage  der  Gewerbesteuerpfliclit  von  Bauni- 
schulenbetriebeii. 

JJer  Inhaber  einer  Baumschule,  der  auf  einer  uugefähr  42  ha 
großen  Fläche  mit  einem  Buchhalter,  2  Obergärtnern  und  einer  Anzahl 
Gehilfen  und  Arbeiter  seineu  Betrieb  ausübte,  war  von  der  Steuer- 
behörde mit  seinem  ganzen  Betriebe  zur  Gewerbesteuer  herangezogen 
worden.  Indessen  waren  nicht  alle  Bäume,  die  der  Steuerpflichtige 
zum  Verkauf  brachto,  auf  seinen  Ländereieii  von  Samenkorn  und 
Stecklingen  aufgezogen  worden,  sondern  etwa  10  bis  12"!^  derselbdn 
wurden  von  ihm  selbst  angekauft  und  ohne  weitere  Behandlung 
weiter  veräußert.  Er  erhob  daher  Einspruch  gegen  seine  Ver- 
anlagung, indem  er,  unter  Bezugnahme  auf  den  Erlaß  des  Ministers 
für  Handel  und  Gewerbe  vom  20.  Januar  1902,  seine  Gewerbe- 
steuerpflicht nur  in  betreff  des  mit  fremden  Produkten  betriebenen 
Handels  zugab,  sie  im  übrigen  aber  —  insoweit  sein  eigener  Baum- 
schulenbetrieb in  Frage  steht  —  bestlitt. 

Da  der  Besohwerdefülirer  in  den  Vorinstanzen  mit  seinem 
Einspruch  abgevriesen  worden  war,  rief  er  die  Entscheidung  des 
Oberverwaltungsgerichtes  an,  und  dieses  hat  denn  auch  seine  An- 
schauung gutgeheißen.  Allerdings  ist  der  fragliche  Betrieb,  der  ja 
auch  in  das  Handelsregister  eingetragen  ist  und  eine  kaufmännische 
Einrichtung  besitzt,  als  Handelsgärtnerei  anzusehen.  Zur  Begründung 
der  Gewerbesteuerpflioht  gehört  aber  nach  §  4,  No.  1  des  Gewerbe- 
steuergesetzes, daß  der  Betrieb  einheitlich  als  Kunst-  und  Handels- 
gärtnerei erscheint,  wie  das  Oberverwaltungsgericht  schon  fmher 
erkannt  hat.  Die  hierzu  erforderlichen  Merkmale  treffen  bei  dem 
Gesamtbetriebe  des  Beschwerdeführers  nicht  zu,  denn  die  dazu  ge- 
hörigen besonderen  technischen  Einrichtungen  erscheinen  im  Ver- 
hältnisse zu  dem  Umfange  des  Gesamtbetriebes  unerheblich  und  von 
untergeordneter  Bedeutung.  Auch  ist  nirgends  behauptet,  daß  be- 
sondere künstliche  Methoden  bei  der  Aufzucht  und  Behandlung  der 
Pflanzen  befolgt  würden.  Daß  die  Betriebsinhaber  und  ihre  Gehilfen 
die  zum  Betriebe  einer  Baumschule  und  zur  Ausführuug  der  Arbeiten 
nötige  fachmännische  Kenntnis  und  Schulung  haben,  macht  diesen 
Betrieb  noch  nicht  zu  einem  Kunstbetriebe.  Der  Gesamtbetrieb  fällt 
darnach  also  nich  unter  den  Begriff  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei, 
indessen  darf  die  daraus  zu  folgernde  Gewerbesteuerfreiheit  doch 
nicht  auf  den  Teil  des  Handels  bezogen  werden,  der  mit  fremden 
Produkten  betrieben  wird. 

Aus  diesen  Gründen  konnte  die  getroffene  Steuerfestsetzung 
nicht  bestehen  bleiben,  vielmehr  mußte  sie  aufgehoben  werden,  um 
durch  Verhandlung  mit  dem  Beschwerdeführer  den  Ertrag  aus  dem 
gewerbesteuerpflichtigen  Zweige  des  Betriebes  zu  ermitteln  imd  hier- 
nach eine  neue  Festsetzung  zu  treffen.  A.  R. 


Zeit-  und  Streitfragen. 
Der  Aüfang  vom  Elend  beim  Herrschaftsgärtner, 

„iJärtner,  2.Ö  Jahre  alt,  durchaus  erfahren  in  allen  Zweigen  der 
Gärtnerei,  sucht  Herrschaftsstellung,  wo  baldige  Veriieiratung  gestattet 
ist."  Die  auffallend  große  Zahl  solcher  Stellengesuche  läßt  leider 
recht  unerfreuliche  Schlüsse  zu  auf  die  Art  und  Weise,  wie  unsere 
werdenden  Gärtner  ihr  Streben  betätigen.  Für  den,  der  solche  Ge- 
suche veranlaßt,  sind  diese  Zeilen  nicht  geschrieben.  Es  wäre  auch 
schade  um  jedes  Wort.  Den  anderen  unserer  jungen  Fachgenossen 
sei  es  immer  wieder  gesagt  und  vor  Augen  gehalten,  daß  Verhältnisse, 
aus  denen  diese  Stellengesuche  hervorgehen,  in  neunzig  von  hundert 
Fällen  den  Anfang  eines  armseligen  Daseins  bedeuten,  das  zwischen 
„Sicheiusohränken" ,  Katzenbuckeln.  Prozontejagen ,  Stellenwechsel 
und  mißlichen  FamiHenverbiiltnissen  hinduroh  sich  einem  ungewissen 
Ende  zu  bewegt.  Wer  es  mit  seiner  beruflichen  Ausbildung  Ernst 
meint,  wird  einsehen  gelernt  haben,  daß  man  mit  25  Jahren  als 
Gärtner  noch  lange  nicht  „tüchtig  in  allen  Zweigen  des  Faches"'  sein 


kann.  Er  wird  seine  Zeit  und  seine  schönsten  Jahre  besser  anzu- 
wenden wissen,  als  sie  mit  Weibsleuten  verplempern.  Er  wird  sich 
in  der  Welt  umsehen  und  dabei  .seine  Ideale  etwas  höher  stecken 
lernen,  wenn  er  sonst  ein  verständiger  Mensch  ist.  Am  rechten 
Platze  wird  er  auch  einmal  über  die  üblichen  52  Wochen  aushalten 
und  sein  Wissen  und  Können  nach  einer  bestimmten  Richtung  hin 
vervollkommnen.  War  sein  Streben  recht,  so  wird  er  mit  derselben 
Sicherheit  zur  richtigen  Zeit  als  der  rechte  Mann  auf  den  richtigen 
Platz  kommen,  wie  der  Unfähige  und  Träge  ins  Elend  sinkt.  —  Hat 
man  sich  eine  Existenz  geschaffen,  so  findet  sich  die  Gründung  einer 
Familie  als  eine  erfreuliche  Sache  ganz  von  selbst  und  immer  noch 
zeitig  genug.  Wer  aber  mit  25  Jahren  Privatstelle  sucht,  nur  um 
recht  bald  heiraten  zu  können,  der  gleicht  dem  Esel,  der  sich  mit 
seiner  Ladung  Scliwänime  in  das  Wasser  legte.  Favero. 


Tagesgeschichte. 


Berlin.  Eine  neue  gärtnerische  Anlage  mit  Spielplatz  wird  im 
Norden  zwischen  der  neuen  und  der  alten  Nazarethkirche  entstellen. 
Hier  befindet  sich  an  der  Schul-  und  Nazarethkirche  ein  der  Stadt 
gehörendes  Gelände,  welches  zum  Teil  an  einen  Gärtner,  zum  Teil 
als  Lagerplatz  veipachtet  ist.  Der  Haus-  und  Grundbesitzer- Verein 
des  Wedding  ist  vor  k-urzem  mit  Rücksicht  darauf,  daß  sich  in  der 
Gegend  eine  überaus  rege  Bautätigkeit  entwickelt  hat,  in  einer 
Petition  beim  Magistrat  dahin  vorstellig  gewoi'deu,  daß  der  Platz,  der 
die  Gegend  in  hohem  Maße  verunziert,  in  eine  Anlage  verwandelt 
und  dem  vor  der  alten  Nazarethkirche  bereits  bestehenden  kleinen 
Parke  angegliedert  würde.  Auf  diese  Petition  ist  jetzt  der  Bescheid 
eingegangen,  daß  in  den  Etatsentwiirf  für  1905  Mitte!  für  die  Anlage 
eines  solchen  Parkes  mit  Spielplatz  eingestellt  worden  sind. 

—  Die  „Beriiner  Neuesten  Nachrichten"  schreiben,  daß  an 
die  Berliner  Gärtnereibetriebe  in  diesem  Jahre  anläßlich  der  Kaisei- 
Geburtstagsfeier  außergewöhnliche  Anforderungen  gestellt  worden 
sind,  sodaß  selbst  die  größten  Gärtnereien  kaum  in  der  Lage  waren, 
den  Ansprüchen  zu  genügen.  Wesentlich  beeinflußt  wurde  da.<» 
Geschäft  durch  das  Ausbleiben  der  Blumen  und  Pflanzen  aus  Italien. 
Durch  die  ungewöhnliche  Kälte,  die  in  diesem  Winter  in  dem 
sonnigen  Lande  geherrscht  hat,  ist  dortselbst  lier  gesamte  Blumen- 
bestand vernichtet  worden,  sodaß  die  Italiener  nicht  in  der  Lage 
waren,  wie  sonst,  Massen  lief  erungen  zu  bewirken.  Die  hiesigen 
Gärtnereibeh'iebe  waren  infolgedessen  genötigt,  eine  ausgedehnte 
Blumenzucht  in  den  Treibhäusern  zu  bewirken,  wai-en  aber  dennoch 
nicht  in  der  Lage,  den  für  Kaisers  Geburtstag'  gestellten  Ansprüchen 
zu  genügen.  So  kam  es,  daß  verschiedene  Geschäftsleute,  die  für 
Kaisers  Geburtstag  ihr  Schaufenster  dekorieren  wollten,  nicht  die  für 
diesen  Zweck  notwendigen  Blumen  erhalten  konnten.  Wie  Gärtnerei- 
besitzer und  Blumenhändler  versichern,  haben  sie  seit  25  Jahren  kein 
so   gutes   Geschäft   gemacht  wie  in  diesem  Winter. 

—  Der  neue  Etat  für  die  städt.  Park-  und  Gartenverwaltung  hat 
eine  wesentliche  Erhöhung  gegenüber  dem  laufenden  Etat  erfahren, 
selbst  wenn  die  für  den  Erwerb  der  zur  Anlegung  des  Nordparks 
erforderlichen  Summe  in  Höhe  von  1800000  Mark  außer  Betracht 
bleibt.  Der  Etat  schließt  mit  einer  Ausgabe  von  rund  einer  Million 
Mark,  das  heißt  mit  einer  Mehrausgabe  von  95800  Mark. 


Samenhandel. 

Der  neue  Österreichische  ZoMtarif  enthält  eine  neue 
Position  No.  53,  Samen  aller  Art  in  Briefen  und  dergleichen 
für  den  Detailhandel  vorgerichtet,  wofür  nach  dem  auto- 
nomen Tarif  ein  Zoll  von  50  Kronen,  nach  dem  Vertragstarif 
(also  Deutschland  gegenüber)  ein  solcher  von  15  Kronen  per  100  kg 
in  Anwendung  kommt.  Diese  Bestimmung  tritt  im  nächsten  Jahre 
in  Kraft.  Im  derzeit  giltigen  Tarife  sind  Samen  für  den  Detailhandel 
hergerichtet  niclit  tarifiert.  Der  Vertragszollsatz  ist  so  niedrig,  daß 
die  Ausfuhr  von  Samen  in  verschlossenen  Paketchen  kaum  darunter 
leiden  wird. 


VorRntwortl.  Redakteur:  Ms 


r,  Berlin.  —  Terlag  v.  Richard  Carl  Schmidt  &  Co.,  Leipzig.  —  Druei:  Anhalt.  Bochdr.  Gntenberg,  e  G.  m.  b.  H.,  Desäa«. 


Illustriertes   Wochenblatt  für  den   besamten  Gartenbau. 

Jahrgang  IX. 


25.  Februar  1905. 


No.  22. 


Xachdruck  and  Nachhildang  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Orchideen. 


Lacüa  unceps  var.  alba. 

Vüii  Michael  Kraemer,  Obergartner  in  Potsdam. 
[Hier KU  xwei  Abbildungen.) 

l^aelia  aiweps  alba  mit  ihren  Formen  ist  einer  der 
•schönsten  Winterblüher,  die  wir  haben.  Die  Blütezeit  fällt 
in  die  Monate  Dezember  und  Januar.  Man  hat  leider  in 
Deutschland  wenig  Gelegenheit,  die  Pflanze  kennen  zu  lernen, 
weil  sie  so  selten  ist.  Die  Pflanzen  sind  nämlich  in  ihrer 
Heimat  Mexiko  so  gut  wie  ausgestorben.  Es  ist  deshalb 
leiclit  zu  erklären,  daß  der  Preis  für  eine  solche  Pflanze 
ziemlich  hoch  ist.  Ein  einigermaßen  starkes  Exemplar  kostet 
heute  immerliin  an  .HO  bis  50  Mk.  Die  Pflanze  ist  in  Europa 
bekannt  seit  Ende  der  sechziger  Jahre  vorigen  Jalirhunderts. 
Sie  blühte  damals  zuerst  in  den  Jahren  1867  und  1868  in 
verschiedenen  Gärtnereien  Englands.  In  ihrer  Heimat  hat 
man  die  Pflanzen  fmher,  wie  sie  noch  zalilreicher  waren,  viel- 
fach in  den  katholischen  Kirchen  zu  Weihnachten  zur 
Schraückung  der  Altäre  verwendet. 

Die  Kultur  ist  nicht  besonders  schwierig.  Viel  Licht, 
viel  Luft  und,  wie  alle  andern  mexikanischen  Orchideen,  nicht 
zu  viel  Schatten  im  Sommer.  Wird  die  Pflanze  zu  stark 
schattiert,  dann  hat  man  zwar  Aussicht,  schone,  gesund  aus- 
sehende Pflanzen  zu  haben,  aber  man  bekommt  wenig  oder 
gar  keine  Blumen.  Nach  beendeter  Blütezeit  müssen  die 
Pflanzen  etwas  kühler  und  trocken  gehalten  werden  und  eine 
gewisse  Ruhezeit  haben,  je  nach   Umständen  2  bis  3  Monate. 

Während  der  Bildung  des  jungen  Triebes  resp.  im 
Sommer  ist  eine  Dmclischnittstemperatur  von  18  —  20"  C 
den  Pflanzen  am  zuträglichsten ;  einige  Grad  mehr,  durch 
Sonnenwärme  erzeugt,  schaden  aber  nichts.  Die  Pflanzen 
haben  ScheiiiknoUen  von  10  — 15  cm  Länge,  welche  etwas  eckig 
gerippt  sind,  aber  nicht  in  dem  Grade,  wie  bei  der  Stammform 
Laelia  anceps.  Sie  haben  gewöhnlich  ein  oder  mitunter  auch  zwei 
dunkelgrüne,  länglich  lanzettförmige,  lederartige,  steife  Blätter. 

Der  Blütenstengel  ist  gewöhnlich  50 — 80  om  lang  und 
trägt  meistens  2,  3  oder  4  Blumen.  Jede  Pflanze  trägt  je 
nach  ihrer  Stärke  bei  guter  Kultur  2,  3  und  mehr  BlOten- 
schäfte.  Die  Blumen  haben  6  —  10  cm  Durchmesser.  Die 
Vai-ietät  Laelia  anceps  alba  hat  reinweiße  Blumen  mit  Aus- 
nahme der  Lippe  (des  Labellums),  an  welcher  eine  blaßgelbe, 
scheibenförmige  Tönung  wahrzunehmen  ist. 

Gartenwelt.     IX. 


Die  anderen  bemerkenswerten  Varietäten  sind:  Laelia 
anceps  amabilis,  L.  ane.  Dawsoni,  Lael.  anc.  delicala,  L.  anc. 
sanderiana,  L.  anc.  Stella,  L.  anc.  schröderiana,  L.  anc.  vestalis. 

Alle  diese  vorbenannten  Varietäten  haben  reinweiße 
Sepalen  und  Petalen;  der  unterschied  besteht  nur  in  der 
verschiedenen  Zeichnung  der  Lippe. 

Da  die  Pflanze,  wie  oben  bemerkt,  ziemlich  hoch  im 
Preis  steht,  kommt  dieselbe  als  Schnitt-Orchidee  nicht  be- 
sonders in  Betracht.  Es  ist  dies  wirklich  zu  bedauern,  da 
ihr  wenige  Orchideen  an  Schönheit  gleichkommen  und  die- 
selbe auch  den  Vorzug  hat,  daß  ihre  Blumen  in  abgeschnittenem 


Laelia  anceps  var.  alba.     Orig 


Die  Gartenwelt. 


IX, 


ßliitenstiel  von  Laelia  anceps  va' 


Zvistande  länger  frisclibleiben  wie  die  der  Steiiiinfonii    Laelia 
anceps. 

Nachschrift  der  Redaktion.  Die  Aufnahinen  zu  den 
beistehenden  Abbildungen  wurden  in  den  Kulturen  des  Herrn 
C.  F.  Karthaus  Anfang  Januar  d.  J.  gefei-tigt.  Es  waren 
zu  dieser  Zeit  eine  ganze  Anzahl  dieser  schönen  Laelien  in 
Blüte,  darunter  auch  Rispen  mit  vier  Blumen  und  Pflanzen 
mit  mehreren  Blütenschäfteu.  Für  die  Aufnahme  hatten  wir 
uns  ein  Exemplai'  mit  einem  Schaft  mit  zwei  Blüten  aus- 
gewählt. Während  die  Alibildung  der  Titelseite  eine  gut  kidtivierte 
ganze  Pflanze  zeigt,  erkennen  wir  in  der  zweiten  Abbildung 
die  graziöse  Haltung  der  Blumen  auf  schwankendem  Stiele.  — 
Herr  Karthaus  besitzt  auch  einen  schönen  Bestand  an  Phalaenopsis 
amabilis  rimesladiana^  clie  in  Deutschland  noch  wenig  ver- 
lireitet  ist.  Es  sind  aber  begründete  Atissichten  vorhanden, 
daJ;l  diese  herrliche  Phalaenopsis  auch  weitere  Verbreitung 
finden  wird,  da  ein  größerei  Import  von  Pflanzen,  den  Herr 
Rimestad  selbst  begleitet  und  beschützt  hat,  in  bestem  Zu- 
stand in  Europa,  wie  wir  hörten,  bei  einer  belgischen  Firma, 
eingetroffen  ist.  Eine  weitere  Spezialität  der  Karthausschen 
Orchideen-Gärtnerei  sind  Dendrobium  Pfmlaenopsis  Schroederae 
und  Cattleyen.  Bei  letzteren  können  wir  uns  auf  Über- 
raschungen gefaßt  machen. 


Aus  deutschen  Handelsgärtnereien. 
Streifzügo  diircli  Quedlinburgs  Fluren. 

Von  Berthold  Trenkner,  Plantage  Lehhof,  Quedlinburfc. 

I. 

t Hierin  vier  Abbildungen.) 

Unter  den  selbständigen  Gärtnern  und  Sanieidiändlern 
Deutschlands  und  des  Auslands  gibt  es  viele,  die  jälirlich 
oder  ein  Jahr  um  das  andere  eine  Reise  nach  dem  Mittel- 
punkt deutschen  Samenbaus,    nach  Quedlinburg    machon.  und 


in  den  Monaten  Juli  und 
August  erreicht  die  Zahl 
diesei-  Besucher  ihren 
Höhepimkt.    Nicht  zum 

Vergnügen  kommen 
diese  Herren  von  weit 
und  breit  nach  Quedlin- 
burg, sondern  mit  der 
Absicht,  in  den  vielen 
hiesigen  Geschäften  Um- 
schau zu  halten  und  zu 
erfahren  was  es  Neues 
gibt  und  wer  in  die- 
ser, wer  in  jener 
Kultur  Meister  ist. 

Diese  Besucher  Qued- 
linbui'gs    nelimen    nach 

Ijeendeter  Rundschau 
meist  ein  ganzes  Buch 
voll  Notizen  mit  nach 
Hause,  um  sie  daheim 
nach  Bedarf  nutzbrin- 
gend zu  verwerten. 

Daaber  viele,  man  kann 
sagen  die  meisten  Han- 
dels- und  Privatgärtner  nicht  in  der  Lage  sind,  sei  es  in  Rücksiclit 
auf  das  Geschäft,  den  Geldbeutel  oder  die  weite  Entfernung, 
nach  Quedlinburg  zu  reisen,  da  ferner  die  Kulturen  der 
Jahreszeit  entsprechend  stets  wechseln,  so  daß  der  Besucher 
zu  einer  bestimmten  Zeit  immer  nur  eine  beschränkte  Anzahl 
Kulturen  in  voller  Entfaltung  beurteilen  kann,  so  will  icli 
z\i  Nutz  und  Frommen  der  Leser  einige  Schilderungen  aus 
Quedlinburger  Kulturen  geben,  in  dei-  Hoffnung,  dadurch 
manchem  einen  Dienst  zu  erweisen. 

Da  ich  völlig  unabhängig  bin,  kaim  ich  ohne  jede 
Parteilichkeit  prüfen  und  urteilen.  Ich  betone  hier,  daß  es 
mir  bei  der  Beurteilung  durchaus  gleich  sein  soll,  ob  es  sich 
bei  der  Besprechung  um  eine  Neuheit  einer  der  hiesigen 
Weltfii-nien  oder  um  eine  Neuheit  eines  kleinen  Züchters 
handelt.  Was  wirklich  gut  ist,  soll  gebührend  gelobt  werden, 
was  dagegen  von  Neulieiten  nur  den  „Vorzug''  hat,  eine 
Neuheit  zu  sein,  muß  sich  meine  Kritik  eben  gefallen  lassen. 
Mit  dem  Neuheitenunwesen  muß  entschieden  aufgeräumt 
werden.  Wenn  alte,  vergessene,  aber  gute  Sorten  umgetauft 
werden,  lun  durch  die  Neuheitenreklame  Verbreitung  zu 
finden,  so  wird  wenigstens  mit  einer  nicht  einwandfreien 
Tat  ein  guter  Zweck  erreicht.  Wenn  aber  Neuheiten  in  den 
Handel  kommen,  die  nur  zweifelhaften  Liebhaberwert  haben, 
die  in  Färbimg  und  Zeichnung  nur  geringe  üntersclüede  von 
den  Eltern  zeigen  oder  diesen  so  gut  wie  völlig  gleichen, 
nur  im  Preise  nicht,  so  ist  dies  weniger  zu  billigen. 

Doch  sind  es  nicht  die  Züchter  allein,  die  au 
diesem  Neuheiteuunfug  schuldig  sind ,  sondern  in  erster 
Linie  trifft  die  Schuld  das  Publikum,  das  nicht  nur  in 
Kleidern  und  Hüten,  sondern  auch  in  Blumen  und  Gemüsen 
Neues  haben  will.  Nanu,  N.  N.  bringt  noch  nicht  mal  eine 
Neuheit,  so  ruft  mancher  entrüstet  aus  und  deckt  unter  Um- 
ständen seinen  Samenbedai'f  von  einer  Firma,  die  im  Katalog 
zehn  bis  zwölf  Neuheiten,  fein  säuberlich  auf  rosa  Papier 
gedruckt,  empfiehlt. 

Leider  verschwinden  unter  der  jährlichen  Neuheitenflut 
oftmals     wiiklicth     ganz    hervorragende    Nouzüchtungen    und 


IX.  22 


Die  Gartenwelt. 


255 


Verbesserungen  zum  Schaden  des  gesamten  Gartenbaues,  und 
diesen  wirklich  guten  Neuheiten  die  gebührende  Beachtung 
7,11  schaffen,  soll  mit  der  Hauptzweck  dieser  Veröffent- 
lichungen sein. 

Selbstredend    ziehe    ich    nur    Quedlinburger  Züchtungen 
in    den  Rahmen    meiner    Erörterungen,    die    vielleicht    durch 
Einsendungen  aus  anderen  Gegenden  ergänzt  werden. 
Emi»fehlpiiswerte  Neuheiten 
>\ov    Firma    UiwUl    Siiclis,    Quedlinburg. 
Kohlrabi  ,,  U'fissrr  und  blauer  Uelicatess". 
Im  vergangenen  Frühjahr  baute  ich  auf  meinem  DüngTings- 
Vorsuchsfelde  „Plantage  Lehliof"  neben  verschiedenen  anderen 


er  aus  diesem  Grunde  höhere  Preise  auf  dem  Markt  erzielt. 
Ferner  erkennt  man  auf  der  Abbildung  deutlich  die  eigen- 
artige Anordnung  der  Blätter,  die  tatsächlich  oftmals  inein- 
ander verschlungen  sind,  so  aufrecht  ist  der  Wuchs  derselben. 
Für  den  Gemüsezüchter  ist  dieses  eine  sehr  beachtenswerte 
Eigenschaft,  da  hierdurch  die  Sorte  so  eng  angebaut  werden 
kann,  wie  die  kleinen  allerfeinlaubigsten  Treibsorten.  Sehr 
richtig  hebt  auch  der  Züchter  in  seiner  Beschreibung  hervor: 
„Ein  großer  Vorteil  für  den  Marktgärtner  ist  es  ferner,  daß 
sich  die  Pflanzen  der  langen  aufrechten  Blattstiele  wegen 
weit  besser  bündeln  lassen  als  die  übrigen  Sorten  mit  ab- 
stehendem Laube."  Das  Fleisch  ist  schneeweiß,  ohne  jede 
Faserung  und  bleibt,  selbst  wenn  die  Knolle  schon  sehr  groß 


Kesedakiilturen  in  der  Handelsgärtnerei  von  David  Sachs,  Quedlinburg. 

Vom  Verfasser   für  die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgenommen. 


Kohlrabisorten  den  weißen  und  blauen  Delikateß  -  Kohlrabi, 
luid  ich  muß  sagen,  daß  es  wohl  kaum  etwas  besseres  bis 
heute  gibt,  als  diese  Sorte.  Leider  ist  sie  noch  sehr  wenig 
verbreitet,  eine  Schuld  des  Züchters,  da  er  es  an  der  Reklame 
fehlen  ließ,  die  eine  so  hervorragende  Sorte  verrlient.  Hat 
man  etwas  derartig  Gutes  wie  den  „Delikateß-Kohlrabi",  so 
soll  man  die  Reklametrommel  ganz  gehörig  rühren. 

Die  Abbildung  der  ganzen  Knolle  auf  Seite  256  oben  zeigt 
vorzüglich  die  charakteristischen  Merkmale.  Der  Delikateß- 
Kohlrabi  ist  nicht  abgeplattet  wie  fast  alle  Frühkohliabisorten, 
sondern  baut  sich  mehr  hoch.  Er  sieht  daher  schon  im 
Anfangsstadium  der  Entwicklung   recht   stattlich  aus,   so  daß 


ist,  noch  zart.  Das  photographierte  Exemplaj-  hatte  einen 
Durchmesser  von  12  cm,  bei  einer  Höhe  von  10  cm.  Das 
Fleisch  ist,  wie  die  Abbildung  der  durchschnittenen  KiidHo 
(Seite  256  unten)  zeigt,  trotz  der  Größe  noch  schneeweiß. 

Der  größte  Wert  dieser  Kohlrabisorte  liegt  aber  in  ihrer 
Widerstandsfähigkeit  gegen  rauhe  Witterung  und 
Frost.  Es  ist  eine  bekannte  Tatsache,  daß  früh  ausgepflanzte 
Kohlrabi,  wenn  rauhe  Witterung  und  Nachtfrö.<:te  eintreten, 
sehr  oft  durchtreiben  und  dadurch  für  den  Markt  unbrauchbar 
werden.  Mir  sind  aus  meiner  Praxis  Fälle  bekannt,  wo  die 
sonst  vorzügliche  Soitc  „Dreienbrunnen"  durch  Nachtfröste 
75»/n   Verluste  ergab.     Der  Delikateß-Kohlrn.bi  kann  dagegen 


Die  Gartenwelt. 


IX,  22 


sogar  einige  Grade  Frost  vertragen,  ohne  nennenswerte  Ver- 
luste zu  geben.  Wenn  ich  nun  noch  erwähne,  daß  sich  dieser 
Kohlrabi  sehr  gleichmäßig  entwiclielt,  so  daß  die  Beete  gleich- 
zeitig geräumt  werden  können,  so  glaube  ich  alle  guten 
Eigenschaften  dieses  idealen  Kohlrabis  hervorgehoben  zu 
haben. 

Erwähnen  möchte  ich  noch,  daß    die   blaue  Sorte  etwas 


Kohlrabi  „Uelikatess". 
Vom  Verfasser  für  die  „Garteawelt"  photogr.  aufgen. 

variiert,     was    ja    bei    allen    blauen    Kohlrabisorten 
mehr  oder  weniger  der  Fall  ist. 

Rotkohl  „Othello-^. 

Die  Vorzüge  dieser  diesjährigen  Neuheit  sind 
folgende:  Rotkohl  ,,Othello"  ähnelt  dem  echten  platten, 
weißen  Braun  Schweiger  Kopfkohl,  der  ja  all- 
gemein bekannt  ist  und  besitzt  die  gleichen  Eigen- 
schaften. Er  wird  ebenso  groß,  ist  ebenso  haltbar, 
gleich  plattrund  und  ebenso  fest  wie  der  weiße  Bi-aun- 
schweiger,  dabei  glänzend  tiefschwarzrot.  Ich  mache 
besonders  die  Gemüsezüchter  auf  diese  Neuzüehtung 
aufmerksam  und  empfehle  einen  Versuchsanbau. 

Markerbseii  „Sensation^^  und  „IdealM. 

Wer  im  letzten  Sommer  das  Versuchsfeld  der 
Firma  D.  Sachs  besuchte,  konnte  dort,  nebeneinander 
gebaut,  zirka  GO  Sorten  Erbsen,  fein  säuberlich  an 
Drahtgeflecht  gezogen  und  mit  Namen  vei-sehen, 
bewundern. 

Unter  vielen  anderen  guten  Sorten  fielen  mir 
besonders  zwei  Markerbsen  auf:  „Sensation"-  und 
„Meal^',  beides  Züchtimgen  der  Firma.  Beim  An- 
schauen der  etwa  60  cm  hohen  Triebe  der  „Sen- 
sation" mit  dem  enormen  Schotenbehang  kam  mir 
der  Gedanke,  hier  gibt  es  nichts  mehr  zu  vervoll- 
kommnen. Markerbse  „Sensation"  ist  mittelfi-üh.  Die  langen, 
geraden,  dunkelgrihien  Schoten  enthalten  acht  bis  elf  große, 
dunkelgrüne  Erbsen,  die  selbst  im  älteren  Stadium  noch  wohl- 
schmeckend sind.  Privatgärtner  und  Gemüsezüchtei-  maclie 
ich  auf  diese  Sorte  ganz  besonders  aufmerksam. 

Markerbse  „Ideal"  ist  die  einzige  bis  jetzt  gezüchtete 
Markerbse,  die  mit  den  fi'ühen  Maierbsen  zu  gleicher  Zeit 
gebrauchsfertige  Schoten   reift.     Sie   wird   zirka  80  cm   hoch 


und  liringt  eine  Unmasse  sehr  gi-oßer  Schoten  von  tiefgrüner 
Farbe.  Ich  habe  einzelne  Schoten  von  15  cm  Länge  ge- 
messen mit  einem  Inhalt  von  elf  ausgebildeten  Erbsen. 

Dort,  wo  Markerbsen  beliebt  sind,  sollte  keiner  versäumen, 
„Ideal'-  anzubauen,  er  wird  sein  Geschäft  mit  der  Sorte  machen. 

Reseda  ,^Bisniarck^\ 

Diese  Sorte  ist  eine  Verbesserung  der  Reseda  „Macfiet", 
schon  mehrere  Jahre  im  Handel  aber  noch  verhältnismäßig 
wenig  verbreitet.  Reseda  „Bismarck"  eignet  sicli  wegen 
ihres    vorzüglichen  Baues    ganz    besonders    zur  Topfkultur. 

Der  Wuchs  der  Pflanze  ist  von  Hause  aus  viel  ge- 
drungener als  bei  der  Stanmisorte  „Machet".  Die  Pflanze 
wird  im  freien  Lande  durchschnittlich  30  cm  hoch,  verzweigt 
sich  ganz  gleichmäßig,  eine  tadellos  geformte  Pyramide  bildend. 
Die  Blumen,  die  von  kräftigen  Stielen  getragen  werden,  sind 
an  der  Basis  um  ein  beträchtliches  breiter  als  bei  „Machet", 
eine  dicht  gebaute,  pyramidenförmige  Dolde  von  rötlicher 
Färbung  bildend.  Die  Überlegenheit  der  Reseda  „Bismarck" 
gegen  „Machet"  konnte  man  im  letzten  Sommer  sehr  gut 
beobachten,  wo  in  dem  großen,  an  das  Wohnhaus  des  Firmen- 
inhabers anschließenden  Garten  beide  Sorten  in  großen  Flächen 
nebeneinander  ausgepflanzt  waren. 

Die  Resedakultur  zur  Samenzucht,  speziell  der  Sorten 
für  Topfkultur,  wie  „Machet-Ruhin" ,  „Machet- Qoliath,"  „Bis- 
marck" bildet   eine  Spezialität  der  Firma  David   Sachs.     Die 


Abbildung  Seite  25.5    gibt   dem  Leser  einen  Begriff    von  der 
Pracht  und  Ausdehnung  eines  solchen  Resedafeldes. 
Petunia  grandiflora  pnibriata  intus  aurea. 

Diese  wunderschöne  Petunie,  die  in  der  Sachsschen 
Gärtnerei  entstanden  ist  imd  seit  mehreren  Jahren  kidtiviert 
wird,  sollte  in  diesem  Jalu'e  als  Neuheit  hinausgehen. 

Als  es  sich  aber  herausstellte,  daß  die  gleiche  Soi-te 
bereits  von  einer  großen  Ei-furtei   Firma  unter  obigem  Namen 


IX, 


Die  Gartenwelt. 


257 


geführt  wird,  wurde  sie  dem 
Sortiment  eingefügt,  ohne  als 
eigene  Züchtung,  als  Neuheit 
unter  einem  anderen  Namen 
empfohlen  zu  werden.  Recht  sol 
Dies  Vorgehen  sei  beteiligten  Krei- 
sen zur  Nachahmung  dringend 
empfohlen.  Der  Zufall  .spielt  sehr 
oft  in  der  Weise,  daß  an  zwei 
weit  von  einander  getrennten 
Oten  ganz  gleiche  neue  Spiel- 
arten fallen,  und  auch  ich  könnte 
eine  ganze  Reihe  solcher  Fälle 
aufzählen,  wo  aus  diesem  Anlaß 
ein  und  dieselbe  Sorte  unter  ganz 
verschiedenen  Namen  eingeführt 
wurde. 

Petunia  grandiflora  fimbriala 
intus  aurea  ist,  abgesehen  von 
dem  langen  Namen,  das  Graziöseste 
und  Schönste  was  ich  unter  den 
einfachen  Petunien  kenne. 

Das  wundervolle  Farbenspiel,  ^'°™  Verfasser  für  die  „Gar 

hervorgenifen    diu'ch    die    meist 

ganz  zarten  Färbungen,  mattrosa,  mattlila  usw.,  mit  dem 
in  verschiedenen  goldigen  Färbungen  strahlenden  Schlund, 
entzückt  das  Auge  eines  jeden  Beschauers,  der  Sinn  für  das 
Schöne  hat.  Dazu  kommt  noch  der  wunderschöne  Bau  der 
Pflanze,  wie  ihn  meine  Photographie  zeigt,  und  die  überaus 
starke  Kräuselung  der  Blume. 

Ich  hätte  diese  wundervolle  Petunia  „Graciosa"   getauft 
und  empfehle   diese  Sorte   ganz   besonders   zur  Topfkiiltur. 


Petunia  grandiflora  fimbriata  intus  aurea 

Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgenomn 


Gehölze. 


H.  japoniea  ist  ein  stattlicher 
Strauch  mit  hellgelben  Blumen. 
Mitte  Januar  entzückte  eine  Gruppe 
dieser  Sträucher  mit  Blumen  wie 
übersät  die  Besucher  des  Kew-Gartens 
und  man  hätte  sich  bei  ihrem 
Anblick  vollständig  in  den  Früh- 
ling versetzt  glauben  können,  wenn 
nicht  die  umgebende  Natur  die  Wirk- 
lichkeit des  rauhen  Winters  gezeigt 
hätte. 

Pyracwntha  coccinea  Roeni.  (Syn. 
Crataegus  Pyracantka  Pers.),  der 
Feuerdorn,  ist,  obschon  nicht  im 
Wmter  blühend,  durch  die  Zierde 
der  rotgefärbten  Beeren  mit  zu  den 
winterUchen  Ziersträuchern  zu  zählen. 
Der  Strauch  wurde  in  Süd -Europa 
im  Jahre  1629  entdeckt  und  ver- 
breitet. An  eine  Ost-  oder  Nord- 
mauer gepflanzt,  bekleidet  der  Feuer- 
dorn die  Fläche  mit  .seiner  immer- 
grünen Belaubung*)  mindestens 
ebenso  schön  wie  Efeu  etc.,  besitzt 
jedoch  durch  die  im  Winter  rot- 
gefärbten  in  Dolden  sitzenden  Beeren 
einen  weit  größeren  Zierwert  als 
Efeu,  weshalb  es  sehr  zu  verwundern  ist,  ihn  so  wenig  anzutreffen. 
Die  rosaweißen  Blumen  erscheinen  im  Mai  in  reicher  Fülle  und 
somit  ziert  dieser  Strauch  während  des  ganzen  Jahres  die  Wände 
tmserer  Wohnhäuser.  Eine  zweite  Pyracantka  coccinea  ähnliche 
Art  ist  Pyracantka  erenulata  Roem.  (Syn.  Crataegus  erenulata 
Roxb.),  aas  Nord-Indiens  Bergen  eingeführt. 

Als  winterlicher  Zierstrauch  zur  üferbepflanzung  ist  Eippopkae 
rhamnoides  L.  einer  der  wertvollsten;  er  ist  an  der  Ostküste  Groß- 
britanniens heimisch.  Der  Strauch  ist  zweihäusig,  weshalb  es  sich 
empfiehll,  weibhche  Exemplare  in  der  Mehrzahl  neben  männhchen 
zu  pflanzen.  Die  gelben  im  Frühjahr  erscheinenden  Blüten  sind  bei- 
nahe unscheinbar,  während  die  orangefarbigen  weitleuchtenden  Beeren 
auch  während  des  Winters  eine  Zierde  des  Strauches  bilden. 


Di. 


Drei  Ziersträiiehei'  des  Wiiiten 

Von  Peter  Geier,  Eichmond. 


'ie  Zahl  der  Ziersträucher,  d.  h.  der  Gehölze,  die  uns  durch 
ihre  Blüte,  Belaubung  oder  sonstigen  Schmuck  zu  den  verschiedenen 
Zeiten  des  Jahres,  vom  zeitigen  Frühling  bis  zu  den  herbsthohen 
Frösten,  entzücken,  ist  groß.  Aber  starr  und  kahl  stehen  sie  da 
im  Winter.  Es  gibt  jedoch  auch  einige  nicht  immergrüne  Gehölze, 
die  uns  auch  während  des  Winters  mit  ihrer  Blüte,  ihrem  Laub  oder 
der  Zierde  ihrer  Beeren  erfreuen.  Da  aber  die  Zahl  dieser  außer- 
gewöhnlichen Sträucher  sehr  beschränkt  ist,  sollte  man  sich  ihrer  an- 
nehmen. Wie  schön  würden  sich  solche  Sträucher  in  den  Parks  oder 
gärtnerischen  Anlagen  ausnehmen  und  es  würde  sicher  das  Herz 
eines  Jeden  erfreuen,  wenn  man  in  die  verödete  Natur  hinausblickend 
einen   Strauch  in    voller  Blüte  gewahrte. 

Fürs  erste  sei  hier  Hamamelis  virginiana*)  erwähnt,  ein 
Strauch,  der  aus  Nord-Amerika  stanmit  und  173ü  in  England  einge- 
führt wurde.  Die  virginische  Zaubernuß  hat  noch  mehrere  Ärtge- 
nossen,  die  teils  aus  China  und  Japan  stammen,  und  deren  Blüten 
vom  hellen  Strohgelb  bis  Dunkelgelb  vorkommen,  wie:  Hamamelis 
japoniea.  ein  großer  Strauch  mit  strohgelben  traubenartigen  Blumen 
(blüht  im  B'ebruar-März) ;  H.  mollis  aus  China,  niedriger,  mit  dunklerer 
Farbe  der  Blüten;  A.  virginiana,  Form  arborea,  bildet  sogar  kleine 
Bäumchen. 


*)  Anmerkung  der  Redaktion:  Hamamelis  virginiana 
blüht  in  Deutschland  im  September-Oktober,  üachdem  das  Laub  schon 
gelb  geworden  ist.  Die  Früchte  reifen  im  Fi-ühling.  Der  Verfasser 
beurteilt  den  .Stranch,  wie  er  im  englischen  Klima  ist. 


Landschaftsgärtnerei, 
Feldbahnbetrieb  mit  der  Spaldiiigbahn. 

Von  W.  Kiehl,  Gartenteohniker,  Aachen. 
(Hierxii  acht  Abbildungen  nach  Originalaufnakmen  des  Verfassers.) 

in  jedem  landsehaftsgärtnerischen  Betriebe  sind  Erd- 
bewegungen oder  Transporte  von  Mutterboden  und  Dünger 
unvermeidliche,  dabei  teure  Arbeiten,  deren  Kosten  mit  der 
Entfernung  des  Abladeorts  vom  Aufladeoi-t  steigen,  aber 
auch  wesentlich  von  der  Art  des  Transportes  abhängen.  Es 
ist  nun  ausgerechnet  worden,  daß  bei  einer  Entfernung  bis 
zu  100  m  der  Transport  mit  einer  Feldbahn  nicht  lohnend 
sei  imd  mindestens  ebenso  billig  durch  Handkarren  zu  be- 
werkstelligen wäre.  Dies  mag  zutreffend  sein  bei  den  bisher 
meistens  verwendeten  alten  Systemen  mit  den  5  m  langen 
Jochen,  die  bei  jeder  Verlegung  an-  bezw.  auseinander  geschraubt 
werden  müssen,  und  den  großen  eisernen,  schweren  Kipp- 
wagen, deren  Fortbewegung  in  den  meisten  Fällen  melu-  als 
zwei  Mann  erfordei-t. 

Ich  möchte  nun  in  dieser,  der  Praxis  dienenden  Zeit- 
schrift   auf   die    .sog.   Spalding-Feldeisenbahn    hinweisen, 


*)  Anmerkung  der    Redaktion:  Pyracantka  coccinea  verliert  in 
Deutschland  wohl  überall  das  Laub,  ist  aber  noch  winterhai-t. 


258 


Die  Gartenwelt. 


IX,  22 


I  i  einer  Feldbahnjoche  durch  Arbeiter. 

']  ^inalaufnahme  für  die  „Gartenwelt*'. 

die  ich  zwei  Jahre  hindixrch  zu  erproben  Gelegenheit  hatte.  Sie 
verdient  es,  gerade  in  gärtnerischen  Betrieben  überall  ein- 
geführt zu  werden,  wo  es  doch  sehr  oft  der  Fall  ist,  daß 
das  Geleise  an  einem  Tage  öfters  verlegt  werden  muß,  was 
meisten»    ein  Schrecken    der   Arbeiter   und   Unternehmer   ist. 

Der  größte  Vorteil  der  Spaldingbaha  liegt  nun  in  der 
überaus  leichten  Beweglichkeit  der  einzelnen  Teile. 
Die  Bahn  besteht  bei  einer  Spurweite  von  60  cm  aus  nur 
2  m  langen  Geleisjochen,  die  an  beiden  Enden  durch  Spur- 
stangen verbunden  sind  und  auf  Holzschwellen  ruhen.  Mit 
Leichtigkeit  kann  ein  Mann  ein  Joch  tragen  (Abb.  1).  Die 
Verbindung  der  Joche  erfolgt  durcii  eigenartig  geformte, 
diagonal  angebrachte  Laschen  (Abb.  2),  so  daß  die  Joche  au 
beiden  Enden  zusammenpassen  und  sich  durch  die  Beweg- 
lichkeit leicht  jedem  unebenen  Gelände  anpassen.  Die 
Laschen  halten  die  Stöße  ohne  jede  Verschraubung  fest 
zusammen,  dieselben  sind  jedoch  auch,  falls  das  Geleise 
für  lange  Zeit  auf  einer  Strecke  liegen  bleibt,  zum  Zu- 
sammenschrauben eingerichtet.  Bei  dem  hiesigen  Betriebe 
liaben  wir  im  Laufe  eines  ganzen  Jahi-es  nicht  eine 
Schraube  verwendet,  denn  wir  besitzen  überhaupt  keine. 
Wie  groß  dieser  Vorteil  ist,  wird  jedem  einleuchten.  Diese 
leichte  Verlegbarkeit  ermöglichte  es  mir,  eine  Strecke  von 
250  m  über  unebenes  Gelände  mit  drei  Mann  in  drei 
Stunden  fix  und  fertig  zu  verlegen,  wobei  noch  bemerkt 
sei,  daß  die  einzelnen  Joche  von  verschiedenen  Stellen 
zusammengeholt  werden  mußten.  Eine  weitere  große  Be- 
quemlichkeit sind  die  Kurvenjoche,  die,  nach  einem 
bestimmten  Radius  gebogen,  nur  IY2  ^  lang  sind  und 
als  Rechts-  und  Linkskurven  verwendet  werden  können. 
Das  leichte  Auseinandernehmen  ermöglicht  es  auch,  daß 
Fuhrwerk  sofort  passieren  kann,  indem  man  einfach  ein 
oder  zwei  Joche  heraushebt,  wie  dies  Abb.  3  zeigt. 

Die  4  m  lange  Spaldingsche  Universalweiche  ist  eben- 
falls überaus  praktisch.  Sie  ist,  wie  aus  Abb.  4  ersicht- 
lich, an  der  Stellvorrichtung  mit  sog.  Zwangsschienen 
versehen,  die  ein  Entgleisen,  selbst  bei  falscher  Weichen- 
stellung, unmöglich  machen.     Auch  hat  sie  die  große  An- 


nehmlichkeit, daß  sie  durch  einfaches  Abschrauben 
von  der  Unterlage  und  Umkippen  aus  einer  Rechts- 
in  eine  Linksweiche  verwandelt  werden  kann  und 
umgekehrt,  da  die  Schienen  auf  beiden  Seiten  das 
gleiche  Profil  liaben. 

Die  gleiche  leichte  Handlichkeit  finden  wir 
ebenfalls  bei  den  Wagen.  Ein  großer  Vorteil  ist 
es,  daß  das  Untergestell  ohne  die  an  den  beiden 
Enden  befindlichen  runden  Aufsätze,  die  durch 
einen  mit  Sehrauben  versehenen  Zapfen  festgehalten 
werden,  zu  jedem  beliebigen  anderen  Transport  be- 
nutzt werden  kann.  Die  Wagen  sind  je  nach 
Wunsch  mit  oder  ohne  Bremse  lieferbar.  Die 
Bremse  selbst  ist  eine  gleichzeitig  und  gleichmäßig 
auf  alle  vier  Räder  wirkende  Hebelbremse,  die 
mit  einem  Griff  oder  Zug  sofort  den  Wagen 
zum  Stehen  bringt  (Abb.  5).  Bei  Wagen  ohne 
Bremse  genügt  selbst  bei  sfairk  fallendem  Gelände 
ein  einfacher  Bremsknüppel  (Abb.  6).  Wie  schnell 
und  vollständig  das  Entleeren  der  Kippwagen 
vor  sich  geht,  zeigt  Abb.  7.  Der  Inhalt  fäUt 
soweit  vom  Geleise  ab,  daß  die  Bahn  stets  frei 
bleibt.  Beim  Umkippen  entledigen  sie  sich  von 
selbst  des  gesamten  Inhalts,  ohne  daß  man,  wie 
bei  den  anderen  Systemen,  einen  großen  Teil  heraus- 
sehaufeln  muß. 

Für  Fälle,  in  denen  sehr  starke  Biegungen  zu  über- 
winden sind,  kommt  eine  leicht  und  sicher  gehende  Dreh- 
scheibe mit  Anschlußschienen  zur  Verwendung  (Abi}.  8).  Die 
Scheibe  läßt  sich  nach  jeder  Drehung  durch  einen  leichten 
Hebel  feststellen. 

Der  größte  Nutzwert  der  Wagen  beruht  nun  in  ihrer 
Leichtigkeit.  Das  Eigengewicht  eines  Wagens  beträgt  200  kg, 
während  ein  eiserner  Wagen  bei  gleicher  Größe  und  Trag- 
kraft das  dopijelte  wiegt,  die  Arbeiter  also  stets  200  kg  tote 
Mehrlast  mitbewegen  müssen.  Die  Unterwagen,  sowie  die 
Kippkasten    sind   au.s   bestem   Kiefernholz   hergestellt   und   so 


Fig.  2.    Verbinden  der  Jociic, 


IX,  22 


Die  Gartenwelt. 


Fig.  3-     Das  Herausheben  der  Joche. 

Oripinalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 


einfach  gebaut, 
daß  sie  jeder 
Schmied  und 
jeder  Zimmer- 
mann ,  die  ja 
in  den  größeren 
Betrieben  und 
Verwaltungen 
mit  zum  stän- 
digen Personal 
gehören,  bei  et- 
waigen Beschä- 
digungen leicht 
ausbessern  kann. 
Das  ganze  rollen- 
de wie  liegende 
Material  ist  in- 
dessen so  solide 
hergestellt,  daß, 
wennnichtdurch 
Unvorsichtigkeit 
der  Arbeiter  ver- 
schuldet, nur 
höchst  selten  Re- 
paraturen   nötig 


sind.  So  sind  in  dem  hiesigen  Betriebe  während  eines  ganzen 
Jahres,  in  dem  die  Bahn  tagtäglich  im  Gange  ist,  bisher  keine 
Ausbesserungen,  die  besondere  Kosten  verursacht  hätten,  nötig 
gewesen. 

Jedem  Landschaftsgärtner,  der  Erdarbeiten  auszuführen 
hat,  kann  ich  diese  Bahn  auf  das  Wärmste  empfehlen,  er 
wird  bald  einsehen,  um  wie  .viel  billiger  und  leichter  sich 
mit  diesem  System  arbeiten  läßt,  das  aus  der  Praxis  für  die 
Praxis   erstanden  ist. 


Pflanzenkrankheiten. 
Das  Kirschbaiimsterbeii  am  Rhein. 

Jjinige  interessante  Mitteilungen  über  die  Krank- 
heit, die  unter  obiger  Bezeichnung  in  den  letzten  Jahren 
allgemeine  Aufmerksamkeit  erregte,  bringt  der  Jahres- 
bericht des  Ausschusses  für  Pflanzenschutz  der  Deutschen 
Landwirtschaftsgesellschaft.  Außer  am  Rhein  ist  eine 
ähnliche  Ki-ankheit  neuerdings  auch  in  Westfalen 
und  im  Alten  Lande  aufgetreten.  Die  Ursache  derselben 
ist  meist  ein  Schwächeparasit,  Valsa  leucostoma  (nur 
in  Westfalen  konnte  er  nicht  nachgewiesen  werden), 
bei  anderen  ist  ein  Zusammenfallen  mit  fühlbaren 
Frostschäden  und  ein  begleitendes  Auftreten  von  Monilia 
beobachtet  worden.  Ganz  aufgeklärt  ist  die  Krankheit 
trotz  alledem  noch  nicht.  Nach  der  Auffassung  der  Be- 
richterstatter (Prof.  Sorauer  und  Dr.  Reh)  ist  dieses  sug. 
„Kirschbaumsterben-'  gar  nichts  Besonderes,  sondern 
nur  ein  wieder  einmal  stark  hervortretender  Fall  einer 
Erscheinung,  die  alljährhoh  auftritt  und  keineswegs  auf 
die  Kirschbäume  beschränkt  ist,  sondern  bei  allen  Obst- 
bäumen zu  beobachten  ist  und  zeitweise  bei  Allee- 
und  Waldbäunien  ebenfalls  vorkommen  dürfte.  Sie  wird 
stets  einzelne  Gegenden  besonders  heimsuchen.  Soweit 
die  Verfasser  zu  untersuchen  Gelegenheit  hatten,  halten 
sie  an  der  Meinung  fest,  daß  Frostbeschädigungon  den 
häufigsten  Anstoß  dazu  geben.  Doch  brauchen  diese  nicht 
unbedingt  in   dem  Jahre  erfolgt  zu  sein,    in   welchem 


.sich  das  Absterben  bemerkbar  macht.  Häufig  Ist  dieses  eine  Folge- 
erscheinung früherer  Verletzungen,  die  unbemerkt  vorübergegangen 
sind,  aber  langsames  Siechtum  eingeleitet  haben,  das  nun  plötzlich 
zum  Ausbruch  kommt.  Bei  den  Kirschen  wird  die  Mehrzahl  der 
Fälle  durch  Gummosis  eingeleitet,  die  lange  im  Innern  der  Äste  oder 
Stämme  bereits  sich  ausbilden  kann,  ohne  äußerlich  bemerkbar  zu 
werden.  So  fanden  die  Verfasser  z.  B.  Fälle,  in  denen  gerade  bei 
Laubausbnich  ein  leichter  Frühjahrsfrost  den  jungen  Knospenkogel 
beschädigt  hatte.  Dann  blieben  solche  Knospen  im  Wachstum  stehen 
und  nur  die  bereits  entfaltet  gewesenen  schuppenförmigen  eisten 
Blätter,  die  vom  Frost  nicht  sichtlich  gelitten  hatten,  kamen  als  kleine 
grüne  Rosette  zur  Entwicklung,  die  Zweige  wurden  streckenweise 
kahl,  während  ihre  Spitze  weiter  fortwuchs.  AVurden  derartige  Herde 
im  folgenden  Jahre  untersucht,  konnte  in  vielen  Fällen  der  Anfang 
von  Gummifluß  nachgewiesen  werden,  ohne  daß  derselbe  sich  bereits 
nach  außen  bin  kennthch  machte.  Da  derartige  Störungen  seltener 
an  einzelnen  besonders  exponierten  oder  besonders  dazu  geeigneten 
E.vemplaren  sich  geltend  machen,  als  vielmehr  ganze  Gegenden  er- 
griffen werden,  deren  Bäume  sich  in  einem  bestimmten  Entwicklungs- 
zustande zufälhg  zur  Zeit  des  Eintritts  der  Frostwirkung  befinden,  so 
tritt  die  Erscheinung  des  Absterbens  der  Zweige  nachher  auch  in 
ausgedehnten  Baumptlanzungen  gleichzeitig  auf. 

Darüber  kann  em  Jahr  und  mehr  verfließen,  es  kann  sich  Valsa 
mitwirkend  unterdessen  angesiedelt  haben  oder  nicht,  es  kann  Gununi- 
fluß  in  reichem  Maße  sich  eingestellt  haben  oder  nicht,  stets  erweist 
sich  dann  das  Absterben  in  der  Gegend  allgemein  und  scheinbar 
plötzlich,  tatsächlich  ist  es  aber  nur  ein  plötzlich  in  die  Erscheinung 
tretender  Abschluß  längst  vorbereiteter  Krankheitsprozesse. 

Bei  anderen  Obstgehölzen,  die  nicht  an  direktem  Gummifluß 
erkranken,  findet  man  oft  teilweise  gummöse  Verstopfung  der  Gefäße, 
teilweise  Thyllenbildung,  teilweise  nur  Braunwandigkeit  der  Gefäße, 
aber  immer  irgendwelche  Störungen  in  den  Gefäßbündeln,  welche 
langsam  und  meist  unter  Mitwirkung  verschiedenartiger  Wund-  oder 
Schwächeparasiten  das  Absterben  einleiten. 

Die  Einwürfe,  daß  ein  derartiges  Zweigsterben  manchmal  an 
Örtlichkeiten  erfolgt,  die  besonders  selten  von  Frösten  heimgesucht 
werden,  während  sogenannte  Frostlagen  gerade  gesund  gebliebene 
Stämme  aufweisen,  sind  nach  Ansicht  der  Verfasser  für  denjenigen, 
der  sich  besonders  mit  Frostwirkungen  beschäftigt,  durchaus  nicht 
beweiskräftig.  Man  sieht,  wie  manchmal  nur  eine  Seite  der  Krone 
oder  in   einzelnen  Lagen   nur  der  untere,   in  anderen   nur  der  obere 


Fig.  4.     Spaldiii 


ie  „Carteuwelt". 


Die  Gartenwelt. 


IX,  22 


Teil  eiues  Baumes  beschädigt  wird  und  wie  in  Baumschulen  bisweilen 
die  Stämme  nur  in  einer  gewissen  Höhe  eine  ringförmige  Zone  er- 
froren zeigen,  wie  also  die  Frostwirkungen  nur  in  gewissen  Luft- 
schichten sich  ausbilden.  Es  hängt  also  ganz  von  dem  zufälligen 
Zusammentreffen  eines  frostempfindlichen  Stadiums  der  Pflanze  und 
der  Entwicklung  einer  Frostzone  in  bestimmter  Höhe  vom  Boden 
ab,  ob  eine  leichte  Frostbeschädigung  zustande  kommt  oder  nicht. 
Noch  weniger  haltbar  ist  der  Einwurf,  daß  in  den  Gegenden 
des  Kirschbaumsterbens  einzelne  Bäume  unbeschädigt  bleiben. 
Im  Gegenteil  ist  ein  derartiges  Vorkommnis  bei  Spätfrösten 
die  Regel,  weil  eben  die  Empfindlichkeit  je  nach  Sorte,  Stand- 
ort, Kräftigkeit  der  Entwicklung,  augenblicküchem  Wasser- 
reichtum der  Organe  ganz  individuell  verschieden  ist.  Die 
Verfasser  meinen  deshalb,  daß  solche  leichte  Spätfrostwirkungt-n. 
die  in  ihren  Folgen  vielfach  erst  später  bemerkbar  werden, 
ganz  besonders  zu  beachten  sind.  Sie  gehören  zu  den  im 
großen  wirksamen  Faktoren,  die  augenblicklich  ohne  wesentlich 
hervortretende  Schädigungen  Erkrankungsformen  einleiten,  abui 
später  als  scheinbar  plötzliches  Absterben  von  Zweigen  odci 
ganzen  Bäumen  die  Züchter  beunruhigen.  Bei  solchen  fast 
alljährlich  in  einzelnen  Orten  sich  einstellenden  Vorkommnis-sen 
ist  es  eben  ganz  erklärlich,  daß  einige  Monate  oder  Jahre 
später  einzelne  Bäume  oder  ganze  Pflanzungen  scheinbar  plötz- 
lich zugrunde  gehen. 

Nachschrift  der  Redaktion.  Nach  Ansicht  von 
W.  Spitzlay  in  der  Zeitschrift  „Der  Obstbau"  1902,  Seite  140, 
147  ist  das  Eirschensterben  auf  das  frühe  Abernten  der 
Früchte  und  die  dadurch  veranlaßte  Stockung  von  Nährsäfteu 
zui-ückzufiihren.  W.  Spitzlay  glaubt,  daß  das  Hängen-  und 
Ausreifenlassen  eines  Teiles  der  Kirschen  dem  Übel  begegnen 
würde. 


wäre  dieser  Zierspargel  nicht  anzutreffen?  Daß  er  auch  großarhgen 
Effekt  als  Blütenpflanze*)  macht,  habe  ich  im  vergangenen  Jahre 
an  der  Riviera  gesehen,  ich  dachte  mir,  daß  man  ihn  auch  im 
Norden  bei  zweckentsprechender  Behandlung  zum  Blühen  bringen 
müsse,    und    ich    täuschte    micli    nicht.      Die    Blütezeit    fällt    in   die 


vendung  des  Brcmsknüppels 

Originalaufnahnie  für  die  „Garten 


Stelle  der  1 


Topfpflanzen. 
Asi)aragus  Spi-engeri. 

Von  Peter  Geier,  Richmond-Londou  SW. 
Als  Schnittgrün  und  Dekorationspflanze  ist  Asparayus  Sprengeri 
wohl  keinem  Gärtner   mehr  unbekannt,   denn    in    welcher   Gärtnerei 


Monate  August,  September,  zu  welcher  Zeit  gerade 
in  London  wie  auch  in  anderen  Großstädten  Ge- 
schäftsstille herrscht  und  die  Pflanzen  wenig  Absatz 
finden  würden.  In  Bade-  und  sonstigen  Sommer- 
aufenthaltsorten würden  aber  solch  blühende  Pflan- 
zen jedenfalls  sehr  begehrt  werden,  da  Asparagus 
Sprengen  eine  unserer  widerstandsfähigsten  Ge- 
wächshauspflanzen ist  und  auch  auf  etwas  schat- 
tigen Veranden  und  Balkons  und  selbst  im  Park 
im  Halbschatten  hängend  sehr  wirkungsvoll  wäre, 
denn  die  robusten,  dunkelgrünen  Wedel  sehen, 
mit  den  kleinen  weißen  Blütentrauben  wie  übersät, 
sehr  zierend  aus.  Ferner  ist  der  Flor  von  langer 
Dauer  und  die  Blumen  haben  einen  sehr  intensiven 
angenehmen  Geruch.  Nicht  nur  die  Blüte  verleiht 
Asparagus  Sprengeri  eine  solche  Zierde,  sondern 
malerisch  sieht  er  auch  aus ,  wenn  die  Beeren 
an  den  Stengeln  sich  zu  röten  beginnen  und  wieder 
einen  andern  Farbenkontrast  an  der  Pflanze  her- 
vorrufen. Auch  dann  würden  die  Pflanzen  sowohl, 
als  auch  die  Stengel  abgeschnitten,  willig  Abnehmer 
finden,  indem  sie  dem  Publik-um  etwas  Schönes 
und  Neues  bieten. 

Eine  Kulturbeschreibung  dieser  so  allgemeinen 
bekannten  Pflanze   anzufügen   erachte   ich  als  un- 
nötig,  erwähnen   möchte   ich  jedoch   die  erforder- 
;iciii>i..  hebe    Behandlung,    um    sie    zu    schön    blühenden 

Exemplaren  zu  bringen.     Im  Frühjahr  nehme  man 
mit  vorjährigen    kräftigen   Stengeln    gut   garnierte 
Pflanzen  und  plaziere   sie    in    einem   luftigen    Kalthause    oder   unter 
einer    Schattenstellage.      Man    gieße    und    dünge    hier  reichlich  und 
spritze  bei  warmem  sonnigem  Wetter  täglich  mehrfach.    Der  Schatten 


*)    Wir   brachten    bereits    im  vierten    Jahrgang   Seite  109   das 
Bild    eines    blühenden    Asparagus    Sprenget-f,    worauf    hiermit    hin- 


IX,  22 


Die  Gartenwelt. 


jedoch  sollte  nicht  zu  dicht  sein,  denn  Asparagus  Sprcngeri  ver- 
trägt und  liebt,  wenn  daran  gewöhnt,  ziemlich  viel  Sonne.  Anfang 
Juli  ist  das  Gießen  etwas  zu  vermindern  und  das  Düngen  einzu- 
stellen, was  bewirkt,  daß  Anfang  bis  Mitte  August  die  Blutenknospen 
reichlich  erscheinen.     Alsbald    ist  dann  Gießen   und   Düngen    wieder 


Fig.   ..     Das  Entlee 

Originalaufnah 


der  Kippv^'agen. 

:  „Gartenwelt". 


ebenso  reichlich  ertorderlicli  wie  früher,  ja,  besonders  bei  der  Blüten- 
und  Samenbildung  benötigen  die  Pflanzen  viele  Nahrung.  Im  Herbst, 
wenn  kühles  Wetter  eintiitt,  sind  die  Pflanzen  in  einem  hellen, 
luftigen,  temperierten  Hause  unterzubringen,  damit  sie  die  Samen 
färben  und  reifen.  Ich  kann  mir  kaum  etwas  schöneres  in  dieser  Art 
Hängepflanzen  denken  als  Asparagus  Sprengen,  wenn  die  langen, 
herabhängenden  Wedel  mit  den  zierlichen  Blüten  bedeckt  sind  und 
in  ihrem  robusten  dunkelgrünen  Habitus  fein  zu  den  weißen  Blumen 
kontrastieren. 


Die  Kübel  wurden  ?iiit  frischem  Wasser  gefüllt,  dem  man  auf 
etwa  50  1  ungefähr  100  g  Schwefelsäure  zugesetzt  hatte.  Ein 
leinenes  Beutelchen  wurde  mit  Ätzkalk  gefüllt  und  in  das  Wasser 
gehängt.  An  der  Seite  des  Kübels,  nahe  dem  Boden  war  ein  Wasser- 
hahn, so  daß  "der  Kübel  leicht  entleert  werden  konnte.  Die  Füllung 
wurde  täglich  erneuert,  außer  reichlichem  Spritzen  war  weiter  keine 
Arbeit  damit. 

Wir  machten  die  Erfahrung,  daß,  wo  dem  Wasser  Schwefel- 
säure und  Ätzkalk  zugesetzt  wurde,  die  Blüten  früher  und  sicherer 
erschienen,  auch  bedeutend  haltbarer  und  kräftiger  wai'en,  jedoch 
wurden  die  Fliederblüten  rein  weiß,  auch  von  jenen  Sorten,  die  ur- 
sprünglich violett  blühten.  Forsythia,  Prumts,  Chaenomeles  (Cydonia) 
inp.  ließen  sich  willig  auf  die  Weise  zum  Blühen  bringen. 

Da  mancher  Gärtner  seiner  Herrschaft  gerne  etwas  Besonderes 
liieten  möchte,  jedoch  oft  nicht  über  spezielle  Treibpflanzen  verfügt, 
kann  ich  ilim  diese  einfache  Fliedertreiberei  wärmstens  empfehlen. 

Sind  abgetriebene  Hyazinthen  im  darauffolgenden  Winter 
abermals  treibfäbig? 

In  der  Kegel  wird  diese  Fiage  einfach  verneint  und  dennoch 
möchte  ich  nicht  versäumen,  von  einem  Versuch,  der  verhältnismäßig 
günstig  ausgefallen,  hier  zu  berichten.  Es  ist  allgemein  üblich,  die 
abgetriebenen  Hyazinthen  im  Freien  unterzubringen,  dieselben  ein 
.lahr  im  freien  Lande  zu  kräftigen  und  sie  erst  dann  (wenn  nicht 
neue  Zwiebeln  zur  Verfügung  stehen)  wieder  zum  Treiben  zu  verwenden. 

Jedoch,  wo  Sparen  groß  geschrieben  wird,  kann  man  doch  unter 
Beachtung  einiger  Regeln  die  getriebenen  Zwiebeln  im  Winter  darauf 
nochmals  treiben  und  zwar  bei  vielen  Sorten  mit  gutem  Erfolg. 

Es  ist  zunächst  zu  beachten,  daß  die  abgetriebenen  Hyazinthen 
langsam  einziehen,  den  Sommer  über  schattig  und  nach  dem  Putzen 
trocken  aufbewahrt  werden.  Ferner  beginne  man  mit  dem  Eintopfen  dieser 
Zwiebeln  nicht  allzufrüh,  etwa  Mitte  Oktober,  und  zwar  auf  gleiche 
Weise  wie  allgemein  üblich.  Dieser  Zeitpunkt  ist  insofern  früh 
genug,  als  man  mit  den  zum  zweitenmal  zu  treibenden  Zwiebeln 
nicht  so  früh  mit  dem  Aufstellen  beginnen  darf. 

Die  Töpfe  sind  so  klein  als  möglich  zu  wänlen,  damit  die 
Zwiebeln  durchwurzeln  können,  was  bei  ungeschwächten  leichter  vor 
sich  geht.  Man  nehme  die  Töpfe  nicht  zu  früh  aus  dem  Einschlag 
heraus,  sondern  warte  bis  die  Triebe  eine  Höhe  von  ca.  10 — 12  cm 
erreicht  haben.  Dann  sind  die  Blumen  genügend  vorgetrieten,  was 
Mitte  .Tanuar  der   Fall    sein   wird.     Die  .so  weit   im   Einschlag  „vor- 


Blumentreiberei. 
Nochmals  Wohlfeiler  Treibtlieder. 

,     Von  J.  A.  Kieyhonz,  Stuttgart. 

In  Nummer  20  dieser  geschätzten  Zeitschiift 
beschreibt  Herr  Obergärtner  K.  Eäde,  Budapest, 
ein  Verfahren,  abgeschnittene  Fliederzweige  in  Blüte 
zu  bringen,  indem  sie  einfach  ins  Wasser  gestellt, 
warm  gehalten  und  fleißig  gespritzt  werden. 

Ich  hatte  seinerzeit,  als  ich  noch  als  Ge- 
hilfe im  Hofgarten  Si.  Durchlaucht  des  Prinzen 
zu  Schaumburg-Lippe  in  Ratiboritz  tätig  war,  Ge- 
legenheit, diese  Ai-t  der  Blumentreiberei  kennen 
zu  lernen,  da  Herr  Hofgärtner  Friedrich  Ko- 
latschek  hiermit  eingehende  Versuche  anstellte 
und  hierbei  ein  besonders  gutes  Resultat  erzielte, 
durch  eine  Methode,  die  ich  im  nachstehenden 
anführe. 

Zur-  Treiberei  wurden  aus  dem  nächstbesten 
Gebüsche  die  nötigen  Äste  in  einer  Stärke  von 
4 — 6  cm  herausgeschnitten  und,  nachdem  der 
Schnitt  geglättet,  in  einem  großen  Kübel  so  auf- 
gestellt, daß  die  Schnittflächen  den  Boden  nicht 
berührten,  was  erreicht  wurde,  indem  an  die  Ast- 
enden kurze  Lattenstücke  festgebunden  wurden. 


'    i^^Ä^"' 


tJ&sMm 


-hscheibe  mit  Anschlußschienen. 

alaufiiahme  fllr  die  „Gartenwelt". 


Die  Gartenwelt. 


IX,  22 


getriebenen"  Zwiebeln  sollen  dann  nicht  mehr  in  einen  Treib-  bezw. 
Schwitzkasten  gelangen,  sondern  in  einem  Hause  bei  12 — 10"  C. 
langsam  weitergetrieben  werden.  Ich  habe  auf  diese  Weise  von 
derartig  getriebenen  Hyazinthenzwiebeln  Blumen  bezw.  Pflanzen 
erzielt,  die  den  erstmals  getriebenen  kaum  nachstanden. 

H.  Beuß,  Schwetzingen, 


Fragen  und  Antworten. 

Beantwortung  der  Frage  No.  300.  Oibt  es  eine  schöne 
rosafarbene,  wohlriechende  VerbeneV 

Wohl  allen  Verbenenblumen  ist  ein  feiner  Honigduft  eigen,  der 
aber  keineswegs  auffallend  ist  und  sich  in  der  Regel  nur  bei  Sonnen- 
schein in  nächster  Nähe  bemerkbar  macht.  Eine  schöne  rosarote 
Verbene  ist  die  Verberia  „Ellen''  {,,Miss  Ellen  Wülmotl-').  Auch 
unter  den  von  Sattler  &  Bethge  eingeführten  „Kaiser-Verbenen" 
gibt  es  rosafarbige  mit  weißer  Mitte. 

Beantwortung  der  Frage  No.  301.  Bei  Übernahme  einer 
Rosenschule  fand  ich  einen  Posten  Rosa  canina  vor.  Die.se  Wildlinge 
waren  anscheinend  zur  Hochstamm zucht  bestimmt,  aber  im  Alter 
von  vier  Jahren  "lOch  krautartig,  .sodaß  die  vorjährigen  Schößlinge 
.schwach  waren  und  zurückblieben.  Bisher  hat  man  sie  wachsen 
lassen.  Wäre  es  vielleicht  vorteilhafter,  die  Rosen  gänzlich  zurüok- 
zuschneiden,  um  kräftige  Triebe  zu  bekommen? 

Ich  würde  Ihnen  empfehlen  die  Rosenwildlinge  bis  auf  den 
Boden  zuriickzuschneiden.  Die  dann  entstehenden  Triebe  werden  bis 
auf  einen  entfernt.  Durch  Düngung  mit  Jauche  und  Ausputzen  er- 
halten Sie  bald  kräftige  Stämme  zur  Veredlung.  Dieses  Verfahren 
wird  vielfach  geübt  und  in  unseren  Baumschulen  nicht  nur  bei 
Rosen,  sondern  bei  allen  für  die  Hochstanimzucht  bestimmten  Allee- 
bäumen angewendet,  falls  einige  im  Wachstum  zurückbleiben  oder 
einen  schlechten  Stamm  liefern  würden.  H.  Beuss. 

Beantwortung  der  Frage  No.  302.  Ich  stehe  vor  der  Frage 
der  Wasserversorgung  meiner  kleinen  in  feinem  Vororte  belegenen 
Gärtnerei.  Zur  Autstellung  eines  Windniotores  auf  Holzgerüst  er- 
halte ich  wegen  des  plumpen  Aussehens  einer  solchen  Anlage  keine 
Genehmigung.  Ein  auf  Eisen  montierter  Motor  stellt  sich  für  meine 
bescheidenen  Verhältnisse  zu  teuer,  auch  in  Rücksicht  auf  meinen 
geringen  Wasserbedarf.  Grundwasser  steht  bei  vier  Meter  Tiefe  an. 
Ich  möchte  mir  einen  ergiebigen  Brunnen  bauen.  Wie  wäre  dieser 
Brunnen  anzulegen  und  welches  System  hat  sich  am  besten  bewährt? 

Für  die  geplante  Wasser-Versorgungs-Anlage  empfiehlt  sich 
sehr  das  in  den  letzten  Jahren  allgemein  bekannt  gewordene  Hy- 
drophor-System,  wie  es  von  der  Firma  Max  Brandenburg, 
Berlin  SO.,  Kiefholzstr.  19/20,  gehefert  wird.  Bei  einer 
solchen  Anlage  wird  das  Wasser  nicht  nach  einem  höher  aufzu- 
stellenden Reservoir,  sondern  in  einen  geschlossenen  Ke.ssel  gepumpt, 
der  zu  ebetier  Erde  oder  in  einem  Keller  frostfrei  aufgestellt 
werden  kann.  Das  zugepumpte  Wasser  komprimiert  die  in  dem 
Kessel  sowieso  vorhandene  Luft,  und  man  kann  das  Wasser  aus  der 
Anlage  mit  jedem  gewünschten  Druck  erhalten. 

Die  Apparate  werden  ganz  nach  Wunsch  für  mäßigen  oder 
großen  Wasserbedarf  geliefert.  Im  ersteren  Falle  erhalten  sie  eine 
anmontierte  Handpumpe;  im  letzteren  Falle  werden  sie  entweder 
mit  einem  Explosionsmotor  oder,  wenn  elektrische  Energie  vorhanden 
ist,  mit  einem  Elektromotor  angetrieben.  Für  Gärtnereien,  wo 
stundenlang  gesprengt  werden  soll  und  somit  große  Wassermengen 
gebraucht  werden,  sind  letztere  Anlagen  mit  motorischem  Betrieb 
geeigneter  und  auch  verhältnismäßig  billiger  als  jede  andere  gewöhn- 
liche Wasserversorgungs-Anlage  mit  Reservoir,  besonders  wenn  zur 
Aufstellung  des  Reservoirs  ein  Gerüst  oder  ein  Turm  geschaffen 
werden  muß.  Es  ist  auch  bei  elektromotorischem  Betriebe  eine  voll- 
ständig automatische  Funktion  der  Hydrophor-Anlage  angängig,  was 
ja  von  großem  Vorteile  ist. 

Die  genannte  Firma  liefert  als  Spezialität  einen  Explosionsmotoi- 
für  Benzin-  oder  Leuchtgasbeti  ieb  usw.,  der  für  Pumpenzwecke  ge- 
eignet ist,  in  zwei  Größen.  Eine  Hydrophoranlage  mit  einem 
solchen  Motor   und    der    erforderlichen  Pumpe    ist    —     je 


nach  Größe  —  bereits  von  1000  Mk.  ab  zu  erhalten.  Aus- 
führliche Offerten  werden  von  genannter  Firma  nach  Ausfüllung 
eines  zu   diesem  Zwecke  einzufordernden  Fragebogens  ausgearbeitet. 

Beantwortung  der  Frage  No.  303.  Welche  Methode  der 
künstlichen  Düngung  ist  für  einen  Obstgarten  in  reinem  groben  Sand- 
boden zu  empfehlen.  Der  Garten  wurde  vor  zwei  Jahren  rigolt  und 
dabei  reichlich  mit  Rindermist  gedüngt.  Für  die  Folge  möchte  ich 
den  teuren  Rindermist  abwechselnd  mit  Kunstdünger  geben. 

Um  meinen  Sandboden  für  die  Verabreichung  künstlicher 
Düngemittel  geeignet  zu  machen  und  ihn  zugleich  in  physikalischer 
Hinsicht  zu  verbessern,  liabe  ich  ein  Jahr  vor  der  Bepflanzung  mit 
dem  Anbau  von  Lupinen  begonnen,  die  im  Herbst  untergegraben 
wurden.  Bei  der  Pflanzung  wurde  Torfstreu  in  die  Pflanzlöcher 
gebracht  und  tunlichst  ndt  dem  Sandboden  vermischt.  Dabei  er- 
hielten die  Bäume  eine  Gabe  Knochenmehl.  Ich  ging  dabei  von  der 
Voraussetzung  aus,  daß  es  dem  Sandboden  in  erster  Linie  an  wasser- 
haltender Kraft  fehle,  sodaß  etwa  gegebene  künstliche  Düngemittel 
sofort  in  den  Untergrund  versickern  würden.  Auch  ist  es  erfahrungs- 
gemäß schädlich  Obstbäumen  in  humusarmen  Böden  Kunstdünger  zu 
geben.  Torfstreu  ist  sehr  wohl  in  der  Lage  den  nötigen  Humus  zu 
ersetzen,  sodaß  die  Obstbäume  mit  Kalisalz,  Superphosphat  und  Chili- 
salpeter gedüngt  werden  können,  den  erforderlichen  Kalk  nicht  zu 
vergessen.  Bei  waggonweisem  Bezug  von  dem  der  Verbrauchsstelle 
zunächst  gelegenen  Torfwerk  stellt  sich  der  Ballen  prima  Torfstreu 
auf  höchstens  3,75  Mk.  per  100  bis  125  kg  einschließlich  der  Spesen. 
Meine  Versuche  sind  noch  nicht  abgeschlossen.  W.  T. 

Beantwortung  der  Frage  No.  304.  Welches  sind  die  besten 
literarischen  Hifsmittel  zum  Studium  der  Botanik  und  anderer  für 
den  Gartenbau  in  Frage  kommender  Wissenschaften  für  einen  jungen 
Gehilfen,  der  nicht  in  der  Lage  war,  eine  Gartenbauschule  zu 
besuchen  ? 

Als  eines  der  besten  Werke  zur  Einführung  in  das  Studium 
der  Botanik  kann  ich  empfehlen  Leunis,  Schul-Naturgeschichte 
2.  Teil,  Botanik,  neubearbeitet  von  Professor  Dr.  Frank.  Dieses 
Werk  bietet  eine  genügende  Unterweisung  im  Bau  und  Leben  der 
Pflanze  und  bringt  außerdem  eine  Übersicht  über  unsere  häufigsten 
einheimischen  Gewächse,  über  Nutz-  und  Zierpflanzen,  sowie  leicht 
faßliche  Bestimmungstabellen.  Zu  bemerken  ist  allerdings,  daß  die 
in  dem  Buche  durchgeführte  Einteilung  nach  dem  Linneschen  System 
heute  etwas  veraltet  ist. 

Sehr  empfehlenswert  ist  ferner  „Elemente  der  Botanik" 
von  Dr.  H.  Potonie,  wo  auf  verhältnismäßig  engem  Raum  die  ein- 
zelnen Teile  der  Pflanze  und  ihre  Lebensweise  besprochen  werden. 
Auch  hier  wird  eine  Allgemeinübersicht  über  das  Pflanzenreich  ge- 
geben. Zu  nennen  wäre  vielleicht  noch  „Botanik  für  Land- 
wirtschaftsschulen" von  Fr.  Kozesohnik.  Wenn  auch  dieses 
Werk  eigentlich  .für  den  Unterricht  an  landwirtschaftlichen  Schulen 
geschrieben  ist,  so  ist  es  doch  in  der  Bearbeitung  des  Stoffes  so 
gehalten,  daß  auch  der  Gärtner  das  Buch  mit  Erfolg  studieren  kann; 
an  der  Gartenbauschule  zu  Dresden  wird  es  z.  B.  neben  anderen  als 
Unterrichtsmittel  verwandt. 

Wenn  auch  vorgenannte  Werke  geeignet  sind,  das  Selbst- 
studium der  Botanik  wesentlich  zu  unterstützen,  so  möchte  ich  dem 
betreffenden  jungen  Gehilfen  doch  raten  Anschluß  zu  suchen  bei 
einem  sattelfesten  Botaniker,  denn  bei  keiner  Wissenschaft  übt  die 
Anschauung  einen  solchen  belehrenden  Einfluß  aus  wie  in  den 
Natur-Wissenschaften,  und  gerade  bei  Botanik  ist  das  Studiiun  am 
lebenden  Material  von  größtem  Vorteil,  der  aber  nur  dann  voll  und 
ganz  erreicht  wird,  wenn  es  an  der  leitenden  Hand  eines  Sach- 
kundigen geschieht. 

Bemerken  möchte  ich  noch,  daß  die  in  der  „Sammlung 
Göschen"  erschienenen  kleinen  Werkchen  zum  Preise  von  je  80  Pfg. 
ihren  Zweck  recht  gut  erfüllen,  wenn  man  einen  gedrängten  und 
doch  inhaltreichen  Überblick  über  Botanik,  Chemie.  Physik,  Geologie, 
Mineralogie,  Zoologie  usw.  wünscht.  C.  Kniese,  (>burg. 

—  Aus  der  neueren  Literatur  würde  sich  das  Botanische 
Vademecum  von  Prof.  Dr.  Migula  sehr  gut  für  Ihre  Zwecke 
eignen.  Die  systematische  Einteilung  seht  auf  der  Höhe  und  der 
Text  ist  sachlich  und  leicht  verständlieh.     Außerdem  kann  Ihnen  nur 


IX.  22 


Die  Gartenwelt. 


empfohlen  weiden  eine  {,'ute  Fachzeitschrift,  wie  die  „Garteuwelt", 
fleißig  zu  lesen.  Wer  die  sämtlichen  Jahrgänge  der  Uartenwelt 
besitzt  lind  sie  fleißig  benutzt,  wird  finden,  daß  sie  eine  Fundgrube 
der  BelehruiiL'  iihcr  ii:;il:tisi'he  und  wis.senschaftliche  Dinge  sind. 
Will  man  ii;i>   i-l.     n      iuJi   wirklich    zum   eigenen  Wissen  machen. 

so    bedarf    ■"      i    i   ilmlteii    aufmerksamen    Lesens.       Da    die 

Wis.sensclial't  inu  -i  \\alii.:,i  i  .-^tiom  ist,  der  aus  Tausenden  von  Zuflüssen 
gespeist  wird,  su  ist  es  für  den  Anfänger  geraten,  erst  mit  den 
Quellen  zu  beginnen,  ehe  er  sich  in  den  Strom  stüi-zt  und  womöglich 
untergeht  in  der  gewaltigen  Flut,  die  auf  ihn  hereinstürmt.  Das 
soll  heißen,  daß  nur  der  eine  Sache  grändlich  erlernt,  der  sie  von 
Grund  auf  kennen  lernt  und  diesem  Zwecke  dient  die  Schule.  Das 
Selbststudium  scheitert  nur  zu  häufig  an  dem  Fehlen  eines  plan- 
mäßigen Studienganges  von  den  einfachsten  Begriffen  zu  komplizierten. 
Schließen  Sie  sich  gebildeten  Kollegen  an  und  lernen  Sie  von  diesen ! 

Philosophus. 

Beantwortung  der  Frage  No.  305.  Hat  das  Höher-  oder 
Tieferlegen  der  D.'dilicn-Kniillen  einen  merkbaren  EinfluH  auf  den 
Blütenreiclitum  '.- 

Vor  ungefähr  drei  .lahren  stellte  ich  nach  dieser  Kichtung  hin 
Versuche  an.  und  zwar  mit  mehreren  Exemplaren  der  Sorten  ..Keynes 
White\  „Lorelei/-  und  .^Sonnenstrahlen'^  Auf  feuchtem  Boden  in 
.5  bis  25  cm  Tiefe  gepflanzte  Dahlien  zeigten  keinen  Unterschied; 
auf  trocknem  durchlitssigen  Boden  waren  die  tiefer  gepflanzten 
Dahlien  nur  im.  Wuchs  und  im  Laub  kräftiger.  Um  den  Blüten- 
reichtura  etwas  zu  fördern,  hilft  ein  Bedecken  der  Gießränder  mit 
kurzem  Dünger  und  Gießen  an  heißen  Tagen.  Das  Verfahren  war 
im  letzten  trocknen  Sommer  besonders  zu  empfehlen,  der  Dünger 
wirkt  dann  schwach  und  verhindert  nebenbei  ein  zu  starkes  Austrocknen 
des    Bodens.  Erich  Berger,  r>ii-seldorf. 

Diese  Frage  kann  ich  dem  Herrn  Fragesteller  nn.ht  mit  voller  Be- 
stimmtheit beantworten,  aber  als  Empfehlung  voiüusschicken,  den  gol- 
denen Mittelweg  zu  wählen  und  die  Dahlienknollen  weder  zu  tief  noch  zu 
hoch  legen.  Ich  lege  die  Dahlien  einfach  so.  daß  sie  mit  Erde  vollständig  be- 
deckt sind.  Wird  die  Erde  durch  das  Gießen  weggeschwemmt,  dann  lasse 
ich  .sie  anhäufeln.  Ich  dünge  reichlich  mit  Abortdüngung  (verdünnt  mit 
Wasser),  und  der  Blütenreichtum  ist  eine  selbstverständhche  Sache. 
Die  Blumen  erscheinen  in  tadellosester  Vollendung.  Hauptsache  ist, 
nur  frühzeitig  raus  mit  den  Knollen  im  Frühjahr,  um  zeitig  genug 
einen  reichen  Flor  zu  erzielen.  An  Sorten  gibt  es  ja  schon  das 
denkbar  Schönste.  Legt  man  die  Knollen  tief  und  tritt  ein  feuchter 
Sommei-  ein.  läuft  man  Gefahr,  daß  sie  faulen.  Liegen  die  Knollen 
zu  hoch,  würde  man  kaum  genug  gießen  können;  die  Pflanze  wird 
dann  immer  ein  welkes,  trauriges  Aussehen  haben  und  ebensolche 
Blumen  bringen.     Das  beste  ist  der  goldene  Mittelweg. 

Hans  Heitmar,  Berndorf. 

Beantwortung  der  Frage  No.  306.  Eignet  sich  eine  Tlmja- 
Hecke  oder  eine  Carpinm-Uecke  besser  für  dürftigen  Sandboden 
und  mit  welcher  von  beiden  erzielt  mau  rascher  eine  schön  ge- 
schlossene Hecke? 

Wenn  es  sich  hier  nicht  darum  handelt,  eine  immergrüne 
Grenzbekleidung  eines  Haus-  oder  Villengartens  zu  haben,  so  möchte 
ich  dem  Fragesteller,  schon  mit  Rücksicht  auf  die  Bodenverhältnisse, 
zur  Anpflanzung  von  (hrpiniis-Eecien  raten.  Durch  kreuzweises, 
enges  Pflanzen  erhält  man  bald  eine  schöne,  gleichmäßige  Hecke, 
welche  auch  nicht  so  leicht  und  oft  durch  Absterben  einzelner 
Pflanzen  Lücken  enthält. 

Die  Hainbuche  macht  sich  bald  durch  üppiges  Wachstum  be- 
merkbar, da  sie  weit  weniger  Ansprüche  an  den  Boden  stellt,  als 
die  Thuja.  Letztere  entwickelt  sich  nur  gut  und  üppig  dort,  wo 
abgesehen  vom  guten,  etwas  schweren  Boden,  anfangs  durch  Gießen 
nachgeholfen  werden  kann.  Wer  das  nicht  kann,  oder  gai'  kein 
Wasser  in  der  Nähe  hat,  verzichte  bei  einem  leichten  Boden  auf 
die  Anpflanzung  von  Thuja:  die  Hainbuche  bildet  „langsam  und 
sicher'-  eine  schöne,  dichte  Hecke,  während  die  Tte/a-Hecke  ohnehin 
fast  fortwährend  lückenhaft  bleibt  und  Ausbesserungen  nötig  hat. 

Abgesehen  hiervon  macht  sich  auch  im  Kostenpunkt  ein 
wesentlicher  Unterschied  bemerkbar.  Will  man  jedoch  der  Thuja- 
Hecke  den  Vorzug  geben,    .so   beachte    man    bei    Anpflanzungen  das 


folgende,  um  billig  und  sicher  zu  einer  einigermaßen  dichten  Hecke 
zu  gelangen: 

Vor  allen  Dingen  nehme  man  ganz  junge  Pflanzen  von  ca. 
',2  —  1  m  Höhe,  ersteres  am  sichersten,  pflanze  dieselben  auf  min- 
destens 1  m  Abstand  und  schlemme  die  Pflanzung  gehörig  an. 
Dies  Anschlemmen  wird  oft  im  Laufe  des  Sommers  wiederholt,  be- 
sonders im  ersten  Jahre.  Die  Pflanzweite  von  einem  Meter  ist 
entschieden  nötig,  sollen  die  Pflanzen  von  unten  auf  bekleidet  bleiben 
und  später  Gewähr  für  eine  dichte  Hecke  bieten. 

Hieraus  ergibt  sich,  daß  man  mehrere  Jahre  schon  auf  eine 
dich*:  schließende  Hecke  warten  muß,  und  wenn  man  bedenkt,  daß 
dieselbe  an  vielen  SteUen,  besonders  in  dem  dürftigen,  heißen  Sand- 
boden, bald  von  unten  kahl  wird,  oder  gar  durch  Absterben  einzelner 
Thuja  Lücken  erhält,  so  kann  sich  der  Besitzer  wohl  nie  einer 
dichten,  dem  eigentlichen  Zweck  entsprechenden  Hecke  erfreuen. 

Sehr  empfehlenswert  ist  auch  eine  Heckenanpflanzung  mit  der 
schottischen  Zaun  rose  (sweet  briar  der  Engländer,  R.  rubi- 
ginosa  L.).  welche  undurchdringlich  wird  und  verhältnismäßig  schnell 
wächst.  In  gutem,  kräftigem  Boden  und  wo  es  sich  zugleich  um 
Schutzpflanzung  für  die  übrigen  Pflanzen  handelt,  bin  ich  auch  für 
Thuja-Püanznug:  denn  da  hat  diese  insofern  auch  Zweck,  als  man 
gleich  größere  Exemplare  pflanzen  kann.  H.  Beuss. 

Neue  Frage  No.  320.  Welche  Mengen  Samen  von  Reseda, 
Astern,  Mohn,  Stiefmütterchen.  Balsaminen  etc.  kann  man  von  1  Ar 
=:  100  qm  zur  Samengewinnung  bebauter  Bodenfläche  unter  normalen 
Verhältnissen  erzielen  V 

Neue  Frage  No.  321.  Gibt  es  ein  Handbuch  für  Samenbau 
das  zuverlässige  Angaben  über  das  Verhältnis  von  Saatgut  und  Er- 
ti-ag  erhält? 

Neue  Frage  No.  322.  Welche  Beobachtungen  sind  über  das 
Gedeihen  von  Obstbäumen  gemacht  worden,  die  aus  einer  wärmeren 
Gegend  bezogen  und  in  einer  rauhen  Gegend  gepflanzt  wurden?  Man 
begegnet   vielfach   der  Ansicht,   daß  solche  Bäume  schlecht  gedeihen. 

Neue  Frage  No.  323.  Wie  verwendet  man  den  Ruß  aus 
Kanalheizungen  zum  Düngen  imd  in  welchen  Mengen  wird  er  verab- 
folgt?    Erzielt  man  mit  dieser  Art  Düngung  merkbare  Erfolge? 

Neue  Frage  No.  324.  Welches  ist  das  beste  Buch  über 
Planzeichnen  zum  Selbstunterricht? 

Beantwortung  aus  dem  Leserkreise  freundlichst  erbeten. 


Aus  den  Vereinen. 

Die  Deutsche  Dahliengesellschaft  hielt  am  ö.  Februar  in 
Hannover  ihre  erste  Jahresversammlung  ab,  nachdem  in  den  Morgen- 
stunden auf  Einladung  des  Provinzial-Gartenbau -Vereins  und  unter 
Führung  des  Herrn  Hofgäi'tners  Pick  eine  Besichtigung  der  Pabnen- 
und  Orchideensammlung  in  Herrenhausen  stattgefunden  hatte.  Von 
den  Vorschriften  der  Satzungen  abweichend,  war  die  Vorstandswahl 
nicht  in  der  Herbstversammlung  erfolgt,  da  der  Kassenbericht  nicht 
rechtzeitig  fertig  gestellt  werden  konnte.  Ein  Antrag  der  Geschäfts- 
fühning.  den  Status  quo  nunmehi'  wieder  herzustellen,  fand  keine 
Unterstützung.  vieUnehr  wurde  einem  Antrag  Ansorge  zugestimmt, 
die  Frühjahis-Geueralversammlung  als  durch  die  besonderen  Ver- 
hältnisse bedingte  Ausnahme  anzusehen,  die  Vorstandswahl  zu  ver- 
schieben und  das  Geschäftsjahr  bis  zur  Herbsttagung  zu  verlängern. 

Aus  dem  Geschäftsbericht  sei  das  Folgende  hervorgehoben: 
Die  Beteiligung  an  der  Düsseldorfer  Ausstelhuig  hat  sich  als  äußerst 
vorteilhaft  erwiesen,  auch  in  finanzieller  Hinsicht.  Die  Dahhen- 
Blütenschau  (8.  bis  12.  September)  ist  ein  ganzer  Erfolg  geworden, 
die  ausgepflanzten  Dahlien  —  ca.  2000  qm  —  haben  sich  trotz  des 
abnormen  Sommers  vorzüglich  entwickelt,  so  daß  das  Dahlienfeld  in 
den  Herbstmonaten  eine  vielbeliebte  Aufenthaltsstätte  aller  interessierten 
Ausstellungsbe.sucher  war.  —  Neuheiten-Bewertungen  konnten  des 
heißen  Sommers  wegen  nicht  stattfinden:  doch  zeigte  die  Ausstellung, 
daß  die  deutsche  Zucht  einen  sehr  großen  Fortschritt  aufzuweisen 
hat.  Die  vergessenen  Lilipnt-  uud  Pompon -Dahlien  dürften  durch  die 
Ausstellung  zu  neuem  Ansehen   gelangt  sein.     Der.   englischen  Neu- 


Die   üartenweli. 


IX,  22 


Züchtungen  ist  höchste  Anerkeauuug  zu  zolleu.  Diu  Züchtungen, 
welche  der  Süden  brachte,  haben  durchweg  nicht  befriedigt.  Ganz 
eigenartige  Erscheinungen  sind  die  holländisclien  Riesen-Dahlien 
gewesen,  deren  Zuchtrichtung  mit  Interesse  zu  verfolgen  ist,  wenn- 
gleich die  enorme  Größe  der  Blumen  und  die  Länge  der  Blütenstiele 
wohl  in  etwas  dem  hollandischen  Klima  und  dem  üppigen  Boden  zu 
gute  gehalten  werden  dürfte.  Die  Halskrausen-Dahlien  der  französischen 
Züchter  haben  wesentUohe  Fort.schritte  nicht  gemacht.  Auch  die 
Gloria-Dahlien  halten  nicht,  was  sie  ursprünglich  versprachen. 

Das  Düsseldorfer  Ausstellungs-Unternehmen  hat  füi-  die  Gesell- 
schaft einen  Gewinn  von  1158,62  Mk.  abgeworfen.  Das  gesamte 
Gesellschaftsvermögen  beziffert  sich  damit  auf  1984,25  Mk.  Die 
Mitgliederzahl  beträgt  112. 

Herr  Junge- Hamelu  hielt  einen  interessanten  Vortrag  über 
die  aus  der  Düsseldorfer  Dahlienschau  und  anderen  Veranstaltungen 
sich  ergebenden  Lehren  bezüglich  der  Anordnimg  des  Auszustellenden. 
Die  Aufstellung  der  abgeschnittenen  Blumen  einzeln  in  Reih  und 
Glied  auf  langen  Tafeln  sei  ermüdend  und  unvorteilhaft.  Es  müßten 
besonders  schöne  Sorten  in  Massenvorführung  geboten  werden.  Durch 
Farntöpfe  oder  anderes  feines  Grün  müßten  die  Blumenfarben  gehoben 
werden.  Gute  Anläufe  seien  dazu  verschiedentlich  bereits  gemacht. 
Im  freien  Lande  müßten  die  Binderei-Sorten  von  denen  zur  Garten- 
ausschmückung  getrennt  werden.  Die  Einen  möge  man  auch  weiter 
in  Quailieren  übersichtlich  zusammenhalten;  bei  den  Garten-Dahlien 
solle  mit  dem  Kaum  dagegen  nicht  gespart  werden.  Sie  müßten  in 
freier  landschaftlicher  Weise  als  Beete,  Gruppen,  Solitärs  vor  Gehölz- 
gnippen  im  Rasen  ausgepflanzt  werden,  wobei  auf  Farbenzusammen- 
stellung und  Höhenwachstum  Rücksicht  zu  nehmen  sei.  Vorkulti- 
vierte schönblühende  Zwiebel-  und  Staudengewächse  seien  zur 
Abwechselung  einzustreuen.  —  Die  Anregung  wurde  sehr  sympathisch 
aufgenommen,  doch  ergab  die  Diskussion  einige  praktische  Schwierig- 
keiten für  die  allgemeine  Durchführung.  Ein  Versuch  in  dieser 
Riclituug  soll  —  wenn  auch  vielleicht  in  beschränktem  Rahmen  — ■ 
in  der  nächsten  Ausstellung  schon  gemacht  werden. 

Auf  den  sehr  zeitgemäßen  Vortrag  „Die  besten  Dahlien  für 
Gartenausschmückuiif;-'  mußte  wegen  Krankheit  des  Redners  (Berg- 
manu-(Juedlinl)urg)  leider  verzichtet  werden.  Die  Besprechung  der 
ausländischen  Dahlien-Neuheiten  durch  die  Herren  Tölkhaus,  Borne- 
mann und  K ohi manuslehner  ergab  im  wesentlichen,  was  schon 
im  Geschäftsbericht  zum  Andrucke  gekommen  ist.  Deutsche  Züchtungen 
wurden  nicht  besonders  besprochen.  Eine  im  Anschluß  daran 
gebrachte  Anlegung  des  Herrn  Wageuer-Hannover,  Neuheiten  zum 
Ausprobieren  zu  verteilen,  ist  recht  gut  gemeint,  mit  den  Intere.ssen 
der  Züoliter  aber  nicht  vereinbar.  Mehr  Beachtung,  als  ihr  bei- 
'  gemessen  wurde,  verdient  indessen  vielleicht  die  Anregung  Thürnau- 
Hannover,  in  den  Katalogen  die  Sorten  von  hervorragender  Haltbarkeit 
der  Blumen  besonders  hervorzuheben,  da  diese  Sorten  für  die  ßinde- 
geschäfte  besonders  wichtig  sein. 

Als  diesjähriger  Ausstellungsort  wird  einstimmig  Darmstadt 
gewählt,  nachdem  der  Geschäftsführer  eingehend  das  Entgegenkommen 
der  dortigen  Ausstellungsleitung  und  die  sonstigen  Vorteile  beleuchtet 
hatte.  Eine  Kommission  wurde  betraut,  die  schwebenden  Verhand- 
lungen zum  Abschlüsse  zu  bringen.  JCr. 


Lohnbewegung. 

Berlin  und  Vororte.  Die  Gärtnergehilfen  in  den  Kunst- 
und  Haudelsgärtnereien  Berlins  und  der  Vororte  sind  in  eine  Lohn- 
bewegung getreten.  Die  Gehilfenschaft,  soweit  sie  im  A.  D.  G.  V. 
organisiert  ist,  erhebt  nachstehende  Forderungen :  1.  auf  Wochenlohn 
ebne  Kost  und  Logis  pro  Woche  20  Mk.;  mit  freier  Wohnung,  Licht 
und  Heizung  pro  Woche  18  Mk.;  2.  bei  vollständig  freier  Station  pro 
Woche  10  Mk.;  8.  Die  tägliche  Höchstarbeitszeit  soll  11  Stunden 
betragen.  Sonntags  dürfen  nur  die  von  Natur  bedingten  Arbeiten 
verrichtet  werden  und  zwar  derart,  daß  jeder  zweite  Sonntag  voll- 
ständig freigegeben  wird.  Sonnabends  wird  eine  Stunde  früher 
Feierabend  gefordert.  Des  weiteren  wird  der  Arboitgeberschaft  der 
Vorschlag  gemacht    werden,    diese    ganzen    Verhältnisse    durch    eine 


Tarifgemeinschaft  korporativ  zu  regeln,  sowie  einen  paritätischen 
Arbeitsnachweis  zu  errichten,  der  von  einer  Kommission  aus  je  fünf 
Arbeitgebern  und  Arbeitnehmern  verwaltet  werden  soll. 


Tagesgeschichte. 


Berlin.  Ein  Preis  für  die  Auffindung  wildwachsender  Gutta- 
perchapflanzen  in  den  Kolonien  wurde  dem  Botaniker  Dr.  R.  Schlechter 
für  die  Entdeckung  des  Palaquium  supfianuni  in  Neu-Guinea,  gelegent- 
lich einer  Expedition  des  Colonialwirtschaftlichen  ComitLS  nach  der 
Südsee  im  vorigen  Jahre,  zuerkannt. 

Charlottenburg.  Die  Stadt  plant  eine  Anleihe  von  24  Millionen 
Mark,  um  große  sozialpolitische  Aufgaben  erfüllen  zu  können.  Davon 
sollen  nicht  weniger  als  4311000  Mark  zur  Beschaffung  der  Mittel 
für  Erwerb  eines  Teils  der  Jungfernheide  und  Umwandlung  desselben 
in  einen  Volkspark  angewandt  werden. 

Darmstadt.  In  Nr.  19  der  Gartenwelt  ist  die  Notiz  bezüglich 
der  ..Allgemeinen  Gartenbau-Ausstellung  Darmstadt"  dahin  zu  be- 
richtigen, daß  die  Stadtverordneten  nicht  2000  Mk.,  sondern  2ö00  Mk. 
für  den  Garantiefonds  und  eine  gleich  hohe  Summe  a  fonds  perdu 
bewilligt  haben.  —  Ferner  stellte  der  Staat  1000  Mk.  als  Beihilfe  zu 
den  Kosten  aus  dem  Fonds  für  öffentliche  und  gemeinnützige  Zwecke 
sofort  zur  Verfügung. 

In  der  Handelsgärtuer-Verbindung  ist  der  von  ihr  in  Aussicht 
gestellte  Betrag  für  den  Garantiefonds  bei  weitem  überzeichnet  worden. 
Die  Zeichnungen  zum  Garantiefonds  aus  dem  Kreise  der  Mitglieder 
des  Gartenbau- Vereins  sind  im  Gange. 

Von  Vereinen  und  Privaten  sind  bis  jetzt  ca.  1500  Mk.  für 
die  Herstellung  der  an  die  Aussteller  zur  Verteilung  kommenden 
Plakate  der  Ausstellungsleitung  zur  Verfügung  gestellt  worden. 

Ludwigshafen.  Zur  Erweiterung  des  Stadtparkes  wurde  seitens 
der  Stadtverordneten  die  Erwerbung  eines  Geländes  zu  35  Mark  die 
Rute  beschlossen. 

Plauen.  Man  beabsichtigt  eine  Vereinigung  zur  kunstgerechten 
Ausschmückung  der  Vorgärten,  Balkone  und  Fenster  an  den  Häusern 
unserer  Stadt,  wie  solche  schon  in  verschiedenen  größeren  Städten 
bestehen,  zu  gründen  und  will  sich  in  dieser  Beziehung  mit  dem 
Vogtländischen  Gärtnerverein  in  Verbindung  setzen. 

Schönheide.  Der  am  11.  Dezember  1904  hier  vei-storbene 
Sanitätsrat  Herr  Dr.  med.  Penzel  hat  der  Gemeinde  in  seinem 
Testamente  zum  Zwecke  der  Herstellung  öffentlicher  Gartenanlagen 
ein  Vermächtnis  in  Höhe  von  10000  Mk.  ausgesetzt. 


Personal-Nachrichten. 

Geyer,  Felix,  Kunst-  und  Handelsgärtuer  in  Dresden,  wurde 
die  Bezeichnung  Königlicher  Ilofheferant  verliehen. 

Jacob,  Joseph  Carl  Moritz,  bekannter  Landschaftsgärtner 
und  Baumschulenbesitzer  in  Leipzig-Gohlis,  t  ai^i  9-  d.  Mts.  nach 
langem  Leiden  im  47.  Lebensjahre. 

Kirchmaier,  Ludwig,  Gärtnereibesitzer  in  München,  t  an» 
12.  d.  Mts. 

Langer,  Gust.  Ad.,  staatlich  geprüfter  Obergärtner  und  Garteu- 
baulehrer,  wurde  zum  1.  April  d.  J.  von  der  Landwirtschaftskammer 
für  die  Provinz  Brandenburg  als  Gartenbaulehrer  nach  Oranienburg 
berufen. 

Mockr,  S.,  wurde  als  Gartenbaulehrer  an  der  königl.  ponio- 
logischen  Lehranstalt  in  Troja  bei  Prag  angestellt. 

Neumann,  Hofgärtner  in  Arolsen,  erhielt  die  goldene  Verdienst- 
medaille. 

von  Rhoden,  ehem.  Schloßgärtner  in  Ober-Peilau,  feierte  das 
seltene  Fest  der  diamantenen  Hochzeit. 

Richter,  Karl,  Schloßgärtner  und  Verwalter  in  Guteboru  bei 
Liegnitz,  wurde  das  Allgemeine  Ehrenzeichen  verliehen. 

Skalak,  Karl,  bisher  Stadtgartenverwalter  in  Prag,  wurde  zum 
Stadt-Gartendirektor  ernannt. 

Winkelmann,  Wilhelm,  bisher  Gartentechniker  in  Dresden, 
wurde  in  gleicher  Eigenschaft  am  Hauptfriedhof  in  Stettin  angestellt. 


Vorantwnrtl.  Redakteur 


sdr.rffe 


Berlin.  —  TerlaR  v.  Richard  Carl  Schmidt  k  Co..  Leipzig.  —  Drnck:  Anhalt.  Bnohdr.  Gutenberg,  e.  G.  ra.  b.  H..  Dessau. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  gesamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


4.  März  1905. 


No.  23. 


Xachdruck  und  Nnchbildnng  aus  dem   Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrec/itlich   verfolgt. 


Kakteen  und  Sukkulenten 

Fünf  (liiiikliare  Kaktceii  für  den  Handolsgärtner, 

Von  Emil  Heese,  Gioß-Liohterfelde. 
iHirrxii  fünf  ÄbbilduiKjen  nach   Originalen  von   7t'.   Ost.\ 

VTelten  aus  der  großen  Familie  der  Kakteen  meist 
die  Echinopsideen  als  die  besten  Zimnierjjflanzen,  so  gibt 
es  in  den  andern  Untergattungen  doch  so  manche  Pflanze, 
welche  ihren  Besitzer  viele  Jahre  hindurch  durch  williges 
Blühen  und  Vergrößerung  ihres  Körpers  erfreut  und  deren 
Kultur  deshalb  auch  den  Handelsgärtner  zu  empfehlen  ist. 
So  haben  wir  unter  den  Mamillarien  die  noch  viel  zu  wenig 
bekannte 
MamiUana  iloHchocentra{Leina  irr).    Abb.  beistehewl. 

Die  Pflanze  wächst  in  ihrer  Heimat  Mexiko  in  größerer 
Gesellschaft  beisammen;  die  einzelnen  Stücke  sind  meist  20 
l)is  30  cm  hoch,  doch  erreichen  einige  alte  Exemplare 
eine  Höhe  von  fast  einem  Meter.  Sie  kommt  sowohl  im 
Staate  Hidalgo  bei  Meztitlan  vor,  als  auch  bei  -Jalapa.  In 
der  Aztekensprache  wird  dieselbe  heute  noch  von  den 
Eingeborenen  Tecomite  genannt. 

Der  Körper  dieser  sehr  schönen  Pflanze  ist  dunkel- 
grün, oft  bräunlich,  der  Scheitel  mit  weißer  Wolle  bedeckt 
und  von  dunkeln  Stacheln  überragt:  die  ganze  Oberfläche 
ist  mit  ca.  1  cm  hohen  Warzen,  welche  in  sinnfälligen 
Schrägzeilen  geordnet  stellen,  bedeckt.  Jede  Warze  trägt 
an  der  Spitze  4  kreuzweis  gestellte  bis  2Y2  cm  lange 
dnnkelgelbe  Stacheln.  Die  bis  2  cm  langen  Blüten  er- 
scheinen in  doppelten  Kränzen  alle  Frühjahr.  Dieselbon 
sind  im  Innern  karminrot,  außen  n'itlich  grün,  wenig  gewimpert. 

Die  über  2  cm.  lange  Beere  von  dunkelroter  Farlie 
erseheint,  wie  bei  allen  Mamillarien,  unter  normalen  Ver- 
hältnissen im  Frühjahr  des  nächsten  Jahres  nach  dem 
Blühen  aus  den  AxiUen.  Diese  Beere  wird  von  den  Mexi- 
kanern gegessen  und  Chilite  genannt. 

Unter  der  gi-oßen  Zahl  der  Pflanzen,  welche  von 
der  Untergattung  Echinocactus  kultiviert  werden,  nimmt 
wegen  seiner  vielen  guten  Eigenschaften  der 
Echinocactus  cachetianus  (Monvillc).  Abb.  Seite  260. 
wohl  die  erste  Stelle  ein.  Anspruchslos  in  der  Kultur,  mit 
jeder    Erdart    fürlieb    nehmend,    ein    zu    vieles  Gießen  im 

Gartenwelt.     IX. 


Winter  nicht  gleich  übelnehmend,  erfreut  er  jeden  Sommer 
seinen  Besitzer  mit  den  schönsten  seidenglänzenden,  gelben 
Blüten,  oft  G  —  7  cm  lang,  welche  im  Grunde  in  ein  sattes 
Rot  übergehen.  Das  Verbreitungsgebiet  dieser  Pflanze  ist 
ziemlich  ausgedehnt.     Man    findet   sie    sowohl    in    Texas   am 


Mamillaria  dolii-h 


266 


Die  Gartenwelt. 


IX,  23 


FIchinocactus    cachetianus    (oben)    und    E.  denudatus 
var.  paraguayensis  (unten). 

Orisinalaufnahmen  für  die  „Gartenwelt". 

Brazos-ßivor,  als  auch  in  Mexiko  an  mehreren  Stellen  im 
Staate  Tainaulipas.  Die  in  Europa  im  Handel  vorkommen- 
den Pflanzen  sind  meist  10  cm  hoch,  doch  sieht  mau  bei 
alten  Kultivateuren  auch  solche  bis  20  cm  und  drüber. 
Der  in  Rippen  aufgelf'iste  Körper  ist  mit  kreisrunden 
Areolen  besetzt,  welche  je  nach  dem  größeren  oder  ge- 
ringeren Wassergehalt  des  Körpers  näher  oder  entfernter 
stehen  und  von  12  bis  15  weißen,  horizontal  stehenden 
Staclieln  geschützt  sind,  welche  einen  1  bis  2  cm  langen, 
angelhakig  gekrämmten,  dunkelbraunen  Mittelstachel  um- 
geben. Die  Pflanze  setzt  nach  dem  Blühen  bei  uns  leicht 
Früchte  an  und  pflanzt  sich  durch  Samen  ebenfalls 
leicht  fort. 

Eine  diesem  an  Schnellwüchsigkeit  gleichkommende 
Art  ist  der 

Echinocacius  denudaius  (Link  et    Otto)  var. 
paraguayensis.     Abb.  nebenstehend. 

Die  Stammform  dieser  unter  dem  Namen  „Spinnen- 
kaktus" aus  Brasilion  eingeführten  Art  ist  seit  langen 
Jahren  bekannt  luid  hat  sich  wegen  ihrer  glänzend  grünen, 
schönen  Körperform,  und  wegen  der  Schönheit  ilirer  Blumen 
längst  einen  Ehrenplatz  in  den  Sammlimgen  errungen.  Die 
Varietät  aus  Paraguay  scliien  anfangs  nicht  so  wüchsig  zu 
sein,    hat  sich  bei  genauerer  Bekanntschaft   aber    ebenfalls 


als  dankbare  Zimmerpflanze  bewährt.  Sie  will  während 
des  Winters  nicht  ganz  trocken  gehalten  sein,  sondern 
teansprucht  wöchentlirh  einmal  gespritzt  und  gegossen 
zu  werden.  Ein  Gleiches  ist  es  mit  der  Form  des  eben- 
falls lange  bekannten 

Echinoeactus   Ottonis  (Link  et    Otto)  var. 
paraguayensis.      Abb.  S.   267. 

Da  diese  Kinder  Paraguays  eine  andere  Regen- 
periode als  ihre  mexikanischen  Brüder  haben,  bei  welchen 
die  Trockenperiode  mit  unserm  Winter  zusammenfällt, 
so  will  auch  diese  Art  im  Winter  bei  uns  als  Import- 
pflanze nicht  ganz  trocken  stehen,  weil  sie  sonst  zu  sehr 
schrumpft.  Beide  Arten  lieben  auch  im  Sommer  nicht 
zu  lange  anhaltende  und  trockene  Wäi-me,  sondern  fühlen 
sich  in  schattiger  Lage  wohler.  Sowohl  die  denudatus-, 
als  auch  die  Olfonis-Formeu  aus  Paraguay  variieren 
schon  in  der  Heimat  sehr  und  man  findet  in  den  Kata- 
logen eine  große  Anzahl  von  Varietäten  aufgeführt. 

Sehr  eigenartige  Bildungen  sind  bei  den  Kakteen 
die  Fasciationen  oder  Verbänderungen,  auch  Ciistata- 
formen  genannt,  am  schönsten  beim 

Echniocactus  Scopa  (Link  et  Otto)  var.  candidus 
cristatus.  Abb.  Seite  267. 
Die  Zentralachse  wächst  bei  diesen,  HahnenkämmeR 
ähnelnden,  Bildungen  nicht  nach  oben,  sondern  ver- 
breitert sich  durch  Zwischenschieben  feiner  Rippen  immer 
mehr  nach  den  Seiten.  Da  diese  Verbänderungen  meist 
durch  Veredeln  (Pfi-opfen)  fortgepflanzt  werden,  so  hat 
sie  der  Besitzer  öfter  nachzusehen,  daß  sie  sich  bei 
gutem  Wachstum  nicht  durch  eignen  Druck,  der  von 
beiden    Seiten    auf   ilie    Unterlage    ausgeübt    wird,    von 


IX,  23 


Die  Gartenwelt. 


dieser  abheben.  Sehr  schön  ist  auch  die  Stammform 
dieser  Bildung,  die  als  rar.  candiduft  und  als  var.  rubcr- 
rinnis  vorkommt.  Als  solche  blüht  sie  mit  schön  gelber 
Blume,  überragt  von  einem  Griffel  mit  10 — 12  purpur- 
roten Narben  Die  Fortpflanzimg  der  Normalform  aus 
Samen  glückt  bei  naturgemäßer  Kultur  sehr  leicht.  Bei 
ilen  Verbänderungen,  welche  auch  in  den  andern  Untei-- 
gattungen  vorkommen,  sieht  man  nur  vereinzelt  Blüten : 
diese    Formen    müssen    daher   durch  Teilung    vermehrt 


Pflanzenvermehrung. 
Die  Vernielinino;  von  Antirrliiiiuin  majiis. 

Von  M.  Peuker,  Dahlem. 

V 

-Lis  ist  vielleicht  nicht  allgemein  bekannt,  daß  An- 
tirrhinum  sich  sehr  leicht  durch  Stecklinge  ver- 
mehren läßt. 

Da  nun  Antirrhinum  nicht  nur  allein  zu  Schnitt- 
zwecken kultiviert  wird,  sondern  auch  als  Gruppen- 
pflanze eine  vielseitige  Verwendung  findet,  so  ist  die 
Stecklingsvermehrung,  besonders  in  letzterem  Falle,  ganz 
entschieden  nicht  zu  unterschätzen,  handelt  es  sich  doch 
häufig  um  Erzielung  reiner  Farben  und  einigermaßen 
gleichmäßige    Höhe   der   Pflanzen. 


Ecliinocactus  Ottoni>  var.  paragu.ivensis  (oben)  und  E.  Sei 
var.  candidus  cristatus,  veredeltes  Exemplar  (unten). 

OriKinalaufnahmen  für  die  „Gartenwelt". 

Diese  zwei  Punkte,  die  bei  Verwendung  der  Antirrhinum 
als  Gruppenpflanze  (d.  h.  für  regelmäßige  Gruppen)  eine 
große  Rolle  spielen,  sind  bei  Anzucht  aus  Samen  oft  recht 
fraglich,  denn  obwohl  der  Samenzüchter  sich  die  größte  Mühe 
geben  mag,  so  liegt  doch  schon  in  der  leiciiten  Farbenvariation 
der  Antirrhinum  eine  nicht  geringe  Schwierigkeit.  Auch  bei 
netieren  Sorten  empfiehlt  sich  schon  ans  diesem  Grunde  die 
Stecklingsvermehrung 

Die  Vermehrung  durch  Stecklinge  hat  ferner  noch  den 
Vorteil,  daß  man  im  Frühjahr  gleich  kräftige  Pflanzen  zur 
Verfügung  hat,  die  auch  mit  dem  Blumenflor  viel  früher  be- 
ginnen als  Sämlinge. 

Als  Stecklinge  wählt  man  die  schwächeren  Triebe,  die 
keinen  Blütenansatz  zeigen  und  schneidet  sie  wie  jeden  anderen 
krautartigen  Steckling.  Vorztinehmen  ist  die  Vermehrung  im 
August  oder  A  n  f  a  n  g  S  e  p  t  e  m  b  e  r.  Die  Stecklinge  steckt 
man  in  kleine  Töpfe  mit  sandiger,  nahrhafter,  nicht  zti 
leichter  Erde  oder  gleich  ins  Fenster  in  Sand.  Zur  schnelleren 
Bewurzelung  ist  ein  halbwarmer  Kasten  zu  empfehlen.  Die 
Bewurzelung  geht  ziemlich  schnell  von  statten.  In  dem 
Falle,  daß  man  die  Stecklinge  gleich  in  den  Kasten  gesteckt 
hat,  pflanzt  man  sie  nach  Bewurzelung  in  kleine  Töpfe  in 
kräftige,  durchlässige  Erde.  Sollten  die  Pflanzer.  luin  zu 
lang  werden,  so  kann  man  sie  stutzen. 

Die  Überwinterung  geschieht  wie  beim  Goldlack  im 
kalten  Kasten  oder  Kalthaus.  Doch  ist  es  sehr  zu  empfehlen, 
wenn  man  die  Pflanzen  im  kalten  Kasten  überwintern  will. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  23 


die  Vermehrung  schon  Anfang  August  vorzunehmen,  da 
die  Pflanzen  dann  bedeutend  kräftiger  und  auch  -weniger  empfind- 
lich sind. 

Das  Auspflanzen  im  Frühjahr  erfolgt,  sobald  es  die 
Temperatur  gestattet.  Im  Haus  überwinterte  Pflanzen  wird 
man  in  der  Regel  etwas  später  auspflanzen  als  im  kalten 
Kasten  überwinterte. 

Diese  Vermehrung  wäre  auch  bei  Antirrhinum  mit 
pelorischen  Blumen  am  Platze  und  würde  es  mich  sehr 
freuen,  wenn  ich  erfahren  könnte,  daß  man  damit  Erfolge 
erzielt  hat,  somit  auch  den  weiteren  Kreisen  pelorische  Antir- 
rhinum zugänglich  machen  könnte,  was  aus  Samen  wohl 
noch  recht  lange  dauern  wird  (siehe  Artikel  Jahrgang  YI, 
Seite  589).  

Sommerblumen. 

Schizanthiis  hybridus  grandiflorus. 

Von  F.  Ledien,  Dresden. 
{Hierxu  eine  Abhildung .) 

U  nter  den  Kultiu-versuchen  mit  einjährigen  Pflanzen,  zu 
denen  ich  durch  die  Erfurter  Herbstausstellung  des  Jahres  1902 
angeregt  wurde,  befand  sich  unter  anderm  auch  Schixanthus 
hybridus  grandiflorus.  Ich  ging  um  so  lieber  daran,  als  ich  mich 
gern  an  die  Schwärmerei  des  verstorbenen  Hofgärtners  Eeuter 
auf  der  Pfaueninsel  bei  Potsdam  für  diese  Gattung  erinnerte, 
der  mit  Recht  auf  die  vielseitige  Verwertbarkeit  seiner  Lieb- 
linge hinwies.  Ich  versuchte  es  mit  der  Verwendung  der 
Pflanzen  auf  Sehmuckbeeten  im  Freien  in  ziemlich  zugiger 
Lage  und  konnte  mit  dem  Resultat  nicht  zufrieden  sein. 
Um  so  schöner  entwickelten  sich  aber  Topfexemplare  unter 
der  Azaleen-Schattenstellage  im  Freien.  Die  erste  Aussaat 
fand  Ende  Februar  im  Hause  statt;  das  war  viel  zu  früh, 
die  Pflanzen  der  Aussaat  von  Ende  März  wären  sicher  ebenso 
rasch  zur  Vollentwicklung  gekommen ;  Beginn  der  Blüte  erste 
Woche  des  Juni.  Viel  wichtiger  nun  aber  erscheint  mir 
eine  Kultur,  welche  für  die  Monate  Oktober  bis  Weihnachten 
und  darüber  hinaus  ein  ganz  vorzügliches  Dekorationsmaterial 
ergibt.  Man  sät  dazu  etwa  Ende  Juni;  nach  mehrmaligem 
Verpflanzen  Beginn  der  Blüte  Mitte  bis  Ende  August.  Die 
Schizanthus  halten  sich  in  der  Hand  des  Laien  und  Zimmer- 
gärtners am  schönsten,  so  lange  die  Pflanzen  außen  auf  dem 
Fensterbrett  oder  Balkon,  also  in  der  freien  Luft  stehen 
können.  Sie  sind  dann  unermüdlich  im  Blühen  und  bleiben 
sehr  lange  schön,  da  die  verblühten  Blumen  von  selbst  ab- 
fallen. Man  hat  die  Pflanzen  dann  monatelang  in  tadelloser 
Schönheit.  Innerhalb  der  Zimmer  hängt  das  Gedeihen  der 
Pflanzen  davon  ab,  daß  sie  nicht  zu  warm  stehen.  Im  un- 
geheizten Zimmer  nahe  am  Lieht  sind  sie  äußerst  haltbar. 
Da  man  immer  noch  hören  muß,  daß  es  Leute  gibt,  denen 
eine  monatelange  Erhaltung  der  Begonia  „Gloire  de  Lorraine''' 
nicht  glückt,  wage  ich  kaum  noch  eine  Empfehhmg  für  Zimmer- 
kulturen, zumal  mir  ein  Blumengeschäftsinhaber,  dem  ich 
einige  Pflanzen  zur  Erprobung  im  Zimmer  übergab,  trium- 
pliierend  meldete,  dass  er  die  Pflanzen  in  14  Tagen  tot 
kultiviert  hätte.  Ich  habe  allerdings  den  Herrn  stark  in 
Verdacht,  daß  er  an  abgeschnittenen  Blumen  und  Arbeiten 
daraus  mehr  verdient,  und  darum  bei  sich  einen  Haß  auf 
Topfpflanzen  nährt.  Ich  kann  aber  demselben  Herrn  die 
Schizanthuskultur  für  langgeschnittene  Vasenbouquets  eben- 
falls  empfehlen   und    werde    damit    sicher    Glück    haben,    da 


die  Haltbarkeit  der  abgeschnittenen  Blütenzweige  in  Wasser 
und  ohne  dieses  erstaunlich  ist,  trotz  der  scheinbaren  Zartheit 
des  Laubes  und  der  Blüten.  Im  übrigen  spricht  das  Bild 
wohl  für  sich  selbst.  Die  in  Frage  stehenden  Hybriden 
stammen  hauptsächlich  von  Seh.  pinnatus  und  zeigen  viele 
Farbentöne  in  Weiß,  Rosa  und  Lila;  für  den  Schnitt  sind  die 
dunkler  gefärbten  in  Lila  und  Rosa  die  wertvollsten  ;  sie  erinnern 
an  Oncidien-Blütemispen.  Ob  der  neuere  Seh.  wisetonensis 
die  guten  alten  Sorten  verdrängen  wird,  ist  mir  noch  zweifel- 
haft.    Mir  ist  das  frische  Hellgrün  der  pinnatus-Rnsse  lieber. 


Pflanzenkunde. 
Die  Myrtaceeii. 

Von  E.  Goeze,  Greifswald. 

ilus  immergrünen  Bäimien  und  Sträuchern  zusammengesetzt, 
zeigt  die  Familie  der  Myrtengewächse,  deren  Artenzahl  von  einigen 
Autoren  auf  1800,  von  anderen  auf  fast  3000  (Niedenzu  schätzt  2750 
Arten.  Bed.)  veranschlagt  wird,  im  tropischen  Amerika  und  auf  dem 
austi-alischen  Kontinent  ihre  höchste  numerische  Entwicklung,  tritt 
aber  im  tropischen  Asien  und  im  heißen  Afrika  zu  Gunsten  anderer 
zurück.  Nur  ein  bescheidener  Strauch  gehört  den  südlichen 
Ländern  unseres  Weltteils  an,  aber  gerade  durch  „die  sagenumwobene, 
liebliche  Zierde  der  Bräute"  ist  uns  die  ganze  Familie  näher  getreten, 
und  in  Myrtus  communis  erkennen  wir  gleichzeitig  den  nördüchsten 
Vertreter  derselben,  während  eine  andere  Art,  Myrtus  nummularia 
von  Feuerland,  die  äußerste  Spitze  von  Südamerika  bewohnt. 
Durch  Farbenpracht  der  Blüten,  die  Schönheit  der  glänzend  immer- 
grünen Belaubung,  wohl  aiich  durch  köstüchen  Wohlgeruoh  zeichnen 
sich  viele  Arten  aus,  noch  weit  größer  ist  aber  die  Schar  derer, 
welche  durch  die  Vielseitigkeit  nützlicher  Eigenschaften  für  die  Mensch- 
heit von  mehr  oder  minder  großer  Bedeutung  sind.  Eine  ganz  kurze 
Überschau  dieser  und  jener  dürfte  schon  manch  Neues  darbieten. 
Selbst  Myrtiis  communis  ist  uns  in  doppelter  Weise  tributpflichtig 
geworden,  denn  die  Destillation  der  frischen  Blüten  liefert  ein  als 
Schönheitsmittel  geschätztes  wohlriechendes  Wasser,  in  Frankreich  Eau 
d'ange  genannt.  Aus  den  getrockneten,  an  ätherischen  Ölen  sehr 
reichen  Blutenknospen  von  Caryophyllus  aroniaticus  gewinnt 
man  bekanntlich  die  überall  geschätzten  Gewürznelken,  und  Viele 
werden  .sich  erinnern,  daß  der  auf  den  Molukken  ursprünglich  heimische, 
seit  langem  in  den  Tropenländern  der  alten  und  neuen  Welt  angebaute 
Nelkenbaum  einst  zu  historischen,  für  Holland  wenig  rühmlichen 
Ereignissen  Veranlassung  gab.  Die  Blütenknospen  anderer  Arten, 
beispielsweise  der  brasilianischen  CalyptranUies  aromatica  finden 
ebenfalls  als  Gewürz  Verwendung.  Sehr  zahlreiche  Bäume  und 
öträucher  werden  wegen  ihrer  saftigen,  wohlschmeckenden  Früchte  in 
Ländern  mit  entsprechendem  Klima  angebaut  und  verdienen  die 
herrlichen  Guayaven,  die  Arten  der  Gattung  Psiih'imi  vom  tropischen 
Amerika,  wie  P.  Ouayava,  P.  Arafu,  P.  catüeyaniim  hier  wohl 
zuerst  genannt  zu  werden.  Die  Frucht  ist  oft  von  der  Größe  eines 
mittleren  Apfels  und  hat  ein  meist  rotes,  sehr  saftiges  Fleisch  von 
dem  der  Erdbeere  zu  vergleichenden  Wohlgeschmack,  und  in  den 
Treibhäusern  Englands  werden  diese  Sträucher  häufig  angetroffen. 
Ein  in  Westindien  sehr  geschätztes  Obst  ist  das  von  der  Anchovy 
Birne,  Orias  cauliflora,  das,  unreif  in  Zucker  eingemacht,  auch 
nach  Europa  kommt.  Die  vielgepriesenen  Rosenäpfel,  rote,  apfelgroße, 
rosenartig  riechende  Beeren ,  stammen  von  Jambosa  malaccensis 
und  J.  vulgaris.  Viele  Eugen ien,  Eugenia  Michdii,  —  Campoma- 
nesien,  Campomanesia  linearifolia,  —  Myrcien,  Myrcia  Oitchi, 
—  Marlieren,  Marliera  glomerata,  —  Calyplranthes,  Calyp- 
tranihes  variabilis,  Bhodomyrtus  tomentosa,  die  Bergstachel- 
beere Ostindiens  u.  a.  m.  bringen  sehr  wohlschmeckende  Früchte 
hervor.  In  Chile  sind  die  kirschgroßen,  süß-aromatischen  Beeren  von 
Myrtiis  Ugni  die  besten  wilden  Friichte,  auch  ein  magenstärkender 
Wein  wird  aus  ihnen  bereitet.     Als  Gewürz,  als  Arzneimittel  erfreuen 


IX,  23 


Die   Gartenwelt. 


2Ö9 


sich  die  uiiieifen  Früelite  der  Pimenta  officinalis  von  Zentralamerika 
und  Westindien  eines  besonderen  Rufes,  auch  die  Früchte  des  Nell^en- 
pfeffers,  Myrtiis  piperita,  Islo  de  France,  der  Nellienmyrte, 
Pimenta  acris,  Antillen,  und  die  reifen  Früchte  der  Myrtus  eommunis 
wurden  früher  noch  mehr  als  jetzt  von  den  Ärzten  verordnet.  Als 
einer  der  wertvollsten  Bäume  der  Ete -Wälder  Brasiliens  gilt  die  über 
30  m  hohe  Bertholktia  excelsa,  von  welcher  die  Allen  wohlbekannten 
Para -Nüsse  geerntet  werden.  Die  große  Frucht,  welche  bis  30 
dieser  Samen  einschließt,  mit  der  Schwere  einer  Kanonenkugel  von 
beträchtlicher  Höhe  herabfallend,  kann  für  den  Sammler  oft  gefahr- 
bringend weiden.  Auch  mehrere  Leeytliis -ArteD,  wie  L.  Pisoms, 
L.  Ämaxonutn  usw.,  stattliche  Bäume  des  tropischen  Amerikas,  liefern 
große,  ölhaltige  schmackhafte  Samen.  In  den  Blättern  bemlit  aber 
eine  der  niitzliclisten  Eigenschaften  der  Myrtaceen  und   dies  führt 


unter  dem  Einfluß  ausströmender  ätherischer  Ole.  Viele,  viele 
Jahre  hatten  die  armen  Bewohner  der  pontinisohen  Sümpfe  bei  Rom 
unter  der  furchtbaren  Malaria-Geißel  zu  leiden  und  es  war  unser 
verstorbener  Landsmann,  Baron  Ferdinand  von  Müller,  welcher 
dort  das  massenhafte  Anpflanzen  dieser  Bäume  zuerst  ins  Werk 
setzte  und  Wandel  schaffte.  Der  stechende,  durchdringende  Geruch 
dieses  Öls  wirkt  auf  Mikroben  tödlich  ein,  es  wird  deshalb  innerlich 
auch  gegen  Influenza  und  als  Ein.spritzung gegen  Diphtheritis  empfohlen. 
Für  technische  Zwecke  hat  sich  das  Öl,  besonders  auch  jenes  von 
Eucalyptus  piperita,  geradezu  unbezahlbar  gemacht  und  im  Haushalte 
kann  dasjenige  von  Eucalyptus  amygdalina  als  Ersatz  für  Petroleum 
sehr  empfohlen  werden,  da  es  sich  durch  angenehmen  Geruch  und 
geriuge  Neigung  zu  Explosionen  hervortut.  Auch  Pottasche,  Teer, 
Kino-Harze,  Essigsäure,  Tannin    werden    reichlich    ,ius   den    Blättern, 


Schizanthus    hybr.   grandiflorus.      Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photogr. 


.fgen 


uns  zunächst  zu  den  über  100  Arten  zählenden  Euoalypten 
Australiens,  woselbst  diese  oft  gigantischen  Bäume  die  Haupt- 
repräsentanten der  holzigen  Vegetation  ausmachen.  Das  jetzt  so 
bekannte,  hauptsächlich  in  den  Blättern  angehäufte  Eucalyptus-Öl, 
in  größeren  oder  geringeren  Mengen  von  all  den  verschiedenen  Arten 
gewonnen,  hat  seit  einer  Reihe  von  Jahren  in  der  Technik,  den 
Künsten,  der  Medizin  eine  vielseitige  Verweitung  gefunden.  Wer 
hätte  nicht  schon  gehört  von  den  erfolgreichen  Anpflanzungen  dieser 
Bäume  in  Ländern,  welche  unter  der  Malaria  jahraus  jahrein  zu  leiden 
hatten.  Dabei  haben  sich  besonders  hervorgetan  der  Riesengummi- 
baum von  Südost- Australien.  Eucalyptus  amygdalina,  wahrscheinlich 
der  höchste  Baum  der  Erde,  von  dem  Stämme  von  1.Ö5  m  Länge  mit 
über  30  m  basalem  Stammunifang  bekannt  sind,  und  der  Blaugummi- 
bau m  von  Victoria  und  Tasmanien,  fi«;-a;yp<jfcS5rfo6«/(es,  der  dem  ersteren 
in  seinen  Wachstumsdimensionen  nicht  sehr  nachsteht.  Die  fieber- 
vertreibenden Wirkungen  dieser  Bäume  beruhen  nun  einmal  auf  ihrer 
enormen  Wasserverdunstung,  sodann  auf  der  Entwicklung   von   Ozon 


bezw.  der  Rinde  und  dem  Holze  der  Eucalyptus -krien  gewonnen 
Ein  Produkt  der  Blätter  von  Melaleuca  Leucadeiulron,  eines  Baumes 
welcher  in  Nord-  und  Ost-Australien  bis  nach  Hinterindien  und  den 
Philippinen  verbreitet  ist,  ist  das  für  die  Arzneimittellehre  hoch- 
wichtige Cajeputöl.  Im  südöstlichen  Australien  wächst  der  bis 
100  m  hohe  Manna-Gummibaum,  Eucalypius  liminalis,  dessen 
Blätter  in  den  Monaten  Dezember  bis  März  eine  zuckerartige  Substanz, 
das  krümelige  Melitose-Manna  ausschwitzen,  das  nach  dem 
Trocknen  von  den  Eingeborenen  gesammelt  und  als  Leckerbissen  ver- 
zehrt wird.  In  Gegenden,  wo  es  bei  anhaltender  Dürre  nur  zu 
häufig  an  Futter  mangelt,  wird  das  süßliche  Laub  des  Eucalyptus 
corynocalyx  vom  Rindvieh  und  von  Schafen  begierig  gefit ,-;i"i.  Was 
nun  gar  das  Holz  betrifft,  so  gibt  es  wohl  nur  wenige  Kai.'iiV'ttungtii, 
deren  Hölzer  in  Bezug  auf  Massigkeit,  Stäiko,  i>[m"i:ij;itigke!t, 
Elastizität  und  leichte  Spaltbarkeit  jenen  der  austraiisciien  Euculypten 
gleichzustellen  wären.  In  langen  Abhandlungen  hat  F.  von  Müller 
in  Melbourne  hierüber  ausführlich  Krmde  gegeben,  hier  müssen  wir 


Die  Gartenwelt. 


IX,  WS 


uns  begnügen,  einige  ganz  beson- 
ders wertvolle  Arten  namhaft  zu 
niachen.  nämlich  Eucalyptus  ylo- 
hulus,  E.leucoxylon.  E.marginata, 
der  Mahagonibaum  Südwest- 
Australiens,  und  E.  rostrata,  der 
rote  Gummibaum,  dessen  Holz 
unter  den  Eiicalyptits-SöheTn  eins 
der  geschätztesten  im  ganzen  Austra- 
lien ist.  Um  so  erstaunlicher  ist 
es,  daß  viele  Arten  durch  ein  un- 
gewöhnlich rasches  Wachstum  sich 
auszeichnen;  so  erreichte  beispiels- 
weise Eucalyptus  glohulus  auf  den 
Bergen  von  Jamaica  in  12  Jahren 
eine  Höhe  von  38  m  und  auf  der 
azorischen  Insel  S.  Miguel  sahen 
wir  1866  Stämme  dieses  Blau- 
gummibaums, welche  nach  Aussage 
der  Besitzer  in  einem  Jahre  8  m 
gewachsen  waren.  Eine  säuerliche 
farblose  Flüssigkeit,  die  als  Getränli 
dient,  fließt  aus  den  in  den  Stamm  ge- 
machten Einschnitten  desEucalyptus ' 
raveretiana  und  Eucalyptus  Crunnii 
in  Tasmanien  verdient  mit  Kecbt 
die  Bezeichnung  „Ciderbaum".  Als 
Ersatz  für  chinesischen  Tee 
werden  die  Blätter  mehrerer  Myr- 
taceen  sehr  gern  benutzt,  so  in 
Austialien  die  von  Leptospermum 
T/iea,  ßaeckea  utilis,  in  Neu- 
seeland von  Leptospermum  scopa- 
rium,  auf  den  Falklands-Inseln  von 
Myrtus  nummularia  und  in  Chile 
von  Myrtus  Ugni.  Viele  Spalten 
ließen  sich  füllen,  um  den  Vertretern  dieser  Familie  als  Nutzpflanzen 
nur  einigermaßen  gerecht  zu  werden,  doch  muß  e.s  mit  diesen 
Andeutungen  genug  sein. 

In  unseren  Kalthäusern  und  Wohnräumen  fand  man  vor  etwa 
50  Jahren  manche  hübsche  Myrtaceen  vertreten,  die  jetzt  zu  den 
Seltenheiten  gehören.  Callistemon-  und  Metrosideros- Arten,  z.  B. 
C.  latieeolatus,  C.  sempeifiorens,  M.  florida,  M.  tomeniosa  mit  ihren 
leuchtend  roten  zylindrischen  Blumenständen  blühen  schon  als  niedrige 
Sträucher  sehr  dankbar  und  sind  in  ihren  Ansprüchen  äußerst  genüg- 
sam und  ähnlich  verhält  es  sich  mit  den  Beaufortia-,  Calothamnus- 
Arten,  der  schönen  Reyelia  grandiflora,  der  mit  schneeweißen  Blüten 
übersäten,  sodann  mit  leuchtend  purpurnen  Beeren  beladenen  Eugenia 
australis,  der  E.  Ltima  von  Chile  und  manchen  mehr.  Fein  und 
zart  ist  die  Belaubung  dej  Melaleuken  wie  Melaleiica  armillaris, 
hypericifolia,  pidchella,  der  Myrtus  bullata  und  für  Bindezwecke  sind 
sie  wegen  ihrer  Haltbarkeit  doppelt   zu   empfehlen. 

Für  die  Aristokraten  unserer  Familie  stehen  die  Tore  der  feuchten 
Warmhäuser  weit  geöffnet.  Wer  einmal  sein  Auge  hat  weiden  können  an 
der  Schönheit  der  Ottstavia  insignis  aus  dem  tropischen  Amerika,  der 
Barringtonia  speciosa  von  Java,  Sumatra,  der  Orias  cauliflora  aus 
dem  tropischen  Amerika,  der  Courottpita  odoratissima,  von  Veragua 
oder  der  Napoleona  imperialis  aus  dem  tropischen  Afrika,  wird 
solche  als  Gäste  immer  hoch  willkommen  heißen.  Die  Gattung 
Napoleona  wurde  einst  von  Beauvais  nach  der  eben  genannten 
Art  aufgestellt  und  in  den  großen  Blumen  derselben  erkennt  man  — 
bei  einigem  guten  Willen  die  Insignien  des  französischen  Ordens  der 
Ehrenlegion. 

Noch  einmal  möchten  wir  zu  den  Eucalypten  Austrahens 
zurückkehren,  um  unter  ihnen  einige  ausfindig  zu  machen,  die  als 
Ziinmersohmuck  sicher  Beifall  finden  werden.  Wenn  man  mitten  im 
Winter  kleine  Topfgewächse  hegen  kann,  deren  Blätter  schon  bei 
eiser  Berührung  einen  Gerach  ausströmen ,  der  dem  frischer 
Zitronenmelisse  sehr   ähnlich    ist,   so   wird   diese  augenehme  Zugabe 


I  -; 


Krautartige  Birnveredlung  im 
ersten  Jahre. 
E.  =  Edelreis,  V.  =  Veredlung, 
B.  =  Boden. 
Originalzeichnnng  fürd.  „Gartenwelt". 


wohl  kaum  verschmäht 
werden  und  Eucalyp- 
tus citriodora  erfüllt, 
was  er  verspricht.  Ganz 
niedrige,  aber  schon 
buschige  Exemplare  der 
Eticalyptus  piperita  mit 
feiner,  glänzend  tief- 
grüner Belaubung,  sind 
überall  gut  unterzu- 
bringen. Und  was  nun 
gar  den  erstaunlich 
rasch  wachsenden  Blau- 
gummibaum betrifft, 
kann  Eucalyptus  glo- 
bultcs  in  Wohnräumen 
wie  im  Garten  präclitig 
verwertet  werden,  er 
hat  durch  die  blau- 
grünen, harzig  duften- 
den, in  der  Jugend  breit- 
eirunden  Blätter  immer 
etwas  Apartes  an  sich. 
Samen  der  genannten 
drei  Arten  sind  ingröße- 
ren Handlungen  für 
wenige  Groschen  zu  be- 
ziehen und  keimen, 
wenn  nicht  zu  alt,  was 
leider  oft  der  Fall  ist, 
da  die  Nachfrage  nur 
gering,  im  Zimmer 
sehr  leicht.  Mitte  Fe- 
bruar in  sandige  Erde 
ausgesät,  erfolgt  die 
Keimung  gemeiniglich 
schon  nach  14  Tagen. 
Sechs    Wochen    später 

sind  die  jungen  Blaugummibäume  —  bei  den  beiden  anderen 
geht  es  nicht  so  fix,  schon  so  groß,  um  einzeln  in  ganz  kleine 
Töpfe  gepflanzt  zu  werden  und  nach  weiteren  vier  Wochen 
kann  ein  abermaliges  Verpflanzen  in  etwas  größere  erfolgen.  Ende 
Mai.  Anfang  Juni  ins  Freie  gepflanzt,  sei  es  in  eine  Blatt- 
pflanzengruppe oder  auch  am  Rande  eines  Bosketts,  entwickeln  sich 
die  Pflänzchen  bei  sonniger  Lage,  in  nahrhafter  aber  nicht  schwerer 
Erde  und  besonders  unter  reichlichem  Begießen  sehr  rasch  und  rufen 
durch  die  besondere  Färbung  der  Blätter  gefällige  Kontraste  hervor. 
Im  Spätherbst  haben  die  jungen  Eucalypten  meist  schon  Meter- 
höhe erreicht,  doch  scheue  man  sich  nicht,  sie  den  Nachtfrösten 
preiszugeben ;  in  Töpfe  gepflanzt  und  überwintert,  werden  die  Resultate 
im  nächsten  Sommer  nicht  so  befriedigen  wie  bei  den  einjährigen 
Exemplaren,  die  in  der  Tat  ganz  wie  saftige  AnnueUe  zu  behandeln  sind. 

Die  Brautmyrte  diente  als  Einleitung  dieser  kurzen  Besprechung 
der  Myrtaceen,  eine  solche,  aber  von  historischer  Bedeutung  für 
Deutsche,  möge  dieselbe  abschließen. 

Als  unser  Kaiser  im  August  1889  die  Königin  Victoria  in 
Osborne  besuchte,  zeigte  die  hohe  Frau  ihrem  Enkel  einen  sehr 
üppig  entwickelten  Myrtenstrauch,  der  wohl  wehmütige  Erinnerungen 
wachrufen  konnte.  —  Am  Hochzeitstage  des  Prinzen  Friedrich 
Wilhelm  nahm  derselbe  im  Augenblick,  wo  das  junge  Paar  von  der 
Königin  sich  verabschiedete,  einen  Myrtenzweig  aus  dem  Bouquet 
seiner  Gemahlin,  um  ihn  der  Brautmutter  zu  überreichen.  Die 
Königin  schickte  denselben  sofort  nach  Osborne,  ihrer  Sommerresidenz, 
damit  er  dort  Wurzel  schlüge  und  siehe  da,  aus  dem  Steckling  hat 
sich  im  Laufe  der  Jahre  und  unter  dem  milden  Klima  der  Insel 
Wight  ein  stattlicher  Strauch  entwickelt,  der  von  den  glücklichsten 
Zeiten  des  kaiserlichen  Dulderp.iares  zu  erzählen  weiß. 


Krautartig  veredelte  Birnen  im  zweiten 

Jahre,  dem  ersten  Vegetationsjahr,  also 

einjährige  Veredlungen. 

Orieinalaufnahme  für  die  „Gartenwelt", 


IX.  23 


Die  Gartenwelt. 


Obstbau. 

Veredeliinpsversuche  an  jungen  Sämlingen  und 
Stecklingen. 

Von  Karl  Gehlhaar,  Baumschulenbesitzer,  Lawskcn  b.  Königsberg  i.  Pr. 
{Hierzu  xwei  Abbildungen.) 

W  ie  bekannt,  okuliert  man  heute  in  den  meisten 
Handelsbaumsehulen  ara  liebsten  ein-  oder  zweijährige  kräftige 
Wildlinge  und  betrachtet  die  vielfach  früher  geübte  Verwendung 
mehrerer  Unterlagen  zumeist  als  übeiwundenen  Standpunkt. 
Wenn  man  die  jetzt  gewonnenen  Resultate  in  Betracht  zieht: 
unter  sonst  günstigen  Verhältnissen  Hochstämme  in  vier,  ja 
selbst  in  drei  Jahren  heranzuziehen,  wird  man  an  eine  weitere 
Steigerung  zum  wenigsten  durch  eine  Änderung  in  der  Ver- 
edlungsart oder  der  Verwendung  von  anderm  Wildlings- 
material   doch  nicht  recht  glauben  wollen. 

Zur  Veredlung  von  Wildlingen,  die  im  Frühjahr  kraut- 
artig pikiert  wurden,  ist  in  der  Praxis  durch  Okulieren  wohl 
nur  bei  Bösen  vorgegangen  worden  und  vielfach  mit  bestem 
Erfolg.  Über  Veredlungsversuche  mit  solcli  jungen  Obst- 
säralingen  durch  Okulieren  ist  hie  und  da  wohl  schon  auch 
etwas  veröffentlicht  worden;  leider  sind  mir  keine  derartigen 
Artikel  zur  Hand.  Solche  Versuche  habe  ich  hier  auch  an- 
gestellt. Die  Augen  wachsen  in  dem  jungen  Holz  sehr 
leicht  an.  Ein  Stehenlassen  der  veredelten  Wildlinge  auf 
dem  Pikierbeet  ist  wohl  nicht  ratsam,  da  dieselben  zu  dicht 
stehen  würden,  um  sich  in  Wurzeln  wie  im  Trieb  gut  aus- 
bilden zu  können.  Werden  sie  aber  verpflanzt,  dann  wollen 
oft  wieder  die  Augen  nicht  gut  austreiben,  wie  man  über- 
haupt in  der  Beziehung  speziell  bei  einzelnen  Sorten,  z.  B. 
„Gelber  Richard''^  auch  an  Wildlingen,  die  im  Standquartier 
veredelt  wurden,  besonders  bei  ungünstiger  Frühjahrswitterung 
seine  liebe  Not  hat. 

Da  nun  einmal  ein  ganz  besonderer  Reiz  darin  liegt, 
einen  Wildling  so  früh  wie  möglich  zu  veredeln  und  mit 
Vegetationsschluß  im  Herbst  z.  B.  auf  einem  Quadratmeter 
ca.  30  veredelte  Wildlinge  ernten  zu  können,  die  im  Früh- 
jahr noch  Samenkorn  oder  iinbewurzelte  Stecklinge  waren, 
habe  ich  obige  Resultate  nicht  als  zwecklos  angesehen  und 
will  nun  in  Nachstehendem  etwas  iUier  meine  Versuche  durch 
seitliches  Einsjjitzen  ara  Wurzelhals  auf  schlafende  Edeltriebe 
mitteilen,  die  meiner  Meinung  nach,  wenn  erst  mehr  bekannt, 
für  die  Praxis  von  einigem  Wert  sein  könnten. 

Eine  der  ersten  Vorbedingungen  für  das  Gelingen  ist 
natürlich  die  sorgfältige  Vorkultur  der  jungen  Sämlinge:  am 
besten  ins  Frühbeet  aussäen  und  frühzeitig  ins  Freie  pikieren. 
Die  Veredlung  selbst  ist  sehr  einfach.  Nach  dem  Weg- 
räumen der  Erde  am  Wurzelhals  wird  in  denselben  ein 
schräger  Einschnitt  ausgeführt  und  das  keilförmig  zugespitzte 
Edelreis  wenigstens  auf  einer  Seite  Rinde  auf  Rinde  passend 
hineingeschoben.  Ein  dünner  Bleistreifen  oder  Bleidraht  wird 
zur  Befestigung  einigemal  umwickelt  und  die  Wildlinge  werden 
hierauf  bis  über  die  Veredlungsstelle  wieder  angehäufelt.  Die 
Bleistreifen  schnüren  so  leicht  nicht  ein.  Nach  ca.  vier  Wochen 
können  dieselben  ganz  entfernt  und  zur  weiteren  Verwendung 
aufgehoben  werden. 

Welche  Vorteile  könnte  diese  Veredlungsart  nun  bieten 
und  aus  welchen  Gründen  könnte  sich  eine  Emiifehlung  für 
die  Praxis  herleiten  lassen? 


1.  Die  lange  durchaus  passende  Zeit  zm-  Veredhmg  von 
Mitte  Juli  bis  Anfang  September  hat  vor  der  Okulation  schon 
etwas  voraus.  Die  Edelreiser  wachsen  überhaupt  sehr  leicht 
an.  Das  ist  wohl  darauf  zurückzuführen,  daß  in  der  oberen 
Erdschicht  eine  meist  gleichmäßigere  und  wärmere  Temperatur 
vorhanden  ist,  als  über  dem  Boden.  Ein  geschickter  Ver- 
edler führt  sie  fast  in  derselben  Zeit  wie  die  Okulation  aus. 
Das  Wegschneiden  des  schwachen  Wildlingstriebes  wird  sich 
schneller  bewerkstelligen  lassen,  als  dies  bei  den  oft  mehrere 
Zentimeter  starken  Zapfen  der  Okulanten  der  Fall  ist. 

2.  Ein  im  Herbst  gut  angewachsenes  Auge  über  ileni 
Boden  ist  der  Beschädigung  durch  ungünstige  Witterungs- 
verhältnisse, z.  B.  Glatteis  und  tierische  Schädlinge,  weit 
mehr  ausgesetzt,  als  dieser  zum  Teil  in  der  Erde  befindliche 
eingespitzte  Edeltrieb  und  wird  man  auch  bei  etwa  später 
vorkommenden  Beschädigungen,  da  die  Veredelung  in  der 
Erde,  selten  wieder  zu  veredeln  brauchen. 

3.  Der  fest  verwachsene  Edeltrieb  regt  naturgemäß  den 
Saft  mehr  an  wie  ein  einzelnes  Auge  des  Okulanten  und 
man  hat  mit  dem  Unterdrücken  der  Wildtriebe  weniger 
Arbeit,  als  bei  im  Frühjahr  oder  Winter  kopulierten  Wild- 
lingen, bei  denen  ein  inniges  Verwachsen  und  eine  gute 
Saftzirkulation  erst-  vor  sich  gehen  soll. 

4.  Derart  auf  dem  Pikierbeet  veredelte  Wildlinge  werden 
nach  dem  Verschulen  zwar  noch  keinen  so  kräftigen  Trieb 
hervorbringen,  wie  die  Okulanten  ein  Jahr  später,  die  Wurzel- 
tätigkeit aber  doch  schon  genügend  beschäftigen  können,  vor 
allen  Dingen  abei'  ein  verhältnismäßig  billiges  Anschiüen  von 
Veredlungen  im  Baumschulquartier  darstellen,  in  dem  keine 
Wildlinge  mehr  nachzuveredeln  sind.  Ich  glaube,  der  Trieb 
dieser  Veredlungen  wird  im  allgemeinen,  weil  weniger  forciert, 
widerstandsfähiger  gegen  Frostschäden  sein. 

5.  Einen  ganz  besonderen  Vorteil  scheint  mir  die  Ver- 
edlung bei  Birnen  auf  Quitte  zu  bieten.  Vielfach  wird  mit 
Recht  das  Tieferpflanzen  solcher  Birn Veredlungen  empfohlen, 
damit  die  Veredlungsstelle  sich  bewiu'zelt  und  manche  auf 
Quitte  nicht  langlebige  Sorte  dann  ausdauernder  wird.  Be- 
sonders hat  dies  der  verstorbene  Gartenbaudirektor  Matthieu, 
Charlottenburg,  des  oftei-en  getan.  Wir  tun  liier  in  unserm 
kalten  Nordosten  Deutsehlands  überhaujit  gut,  wenn  dies 
nicht  geschehen,  alle  Birnen  auf  dieser  Unterlage  an  der 
Veredlungsstelle  über  Winter  anzuhäufeln,  da  dieselbe  hier 
schon  recht  empfindlich  ist.  Das  Tieferpflanzen  an  und  für 
sich  trägt  aber  wie  bekannt  besonders  bei  älteren  Veredlungen 
durchaus  nicht  zu  deren  freudigem  Weiterwachsen  bei,  wie 
wir  ja  jedem,  der  einen  Baum  pflanzen  will,  raten,  ja  nicht 
zu  tief  zu  pflanzen.  Durch  angeführte  Veredlung  haben  wir 
dies  nicht  nötig.  Die  Veredlung  kann  bei  ihrer  Ausführung 
in  die  Erde  gebracht  werden  und  wird  sich  da  weit  sicherer 
bewm-zeln,  als  wenn  sie  erst  nach  Jahren  da  hineinkommt. 
Die  Abbildungen  Seite  270  zeigen  derartige  Veredlungen  im 
ersten  (Veredlungsjahr)  und  zweiten  Jahre. 

Von  langjährigen  Versuchen  im  großen  kann  ich  selbst 
noch  nicht  reden  und  es  wii'd  daher  wohl  manchem  als 
verfrüht  erscheinen,  daß  ich  liiermit  an  die  Öffentlichkeit 
trete.  Vielleicht  wird  bei  weiteren  Versuchen  auch  noch 
einiges  erwiesen  werden,  das  in  dieser  oder  jener  Hinsicht 
zu  Ungunsten  der  beschriebenen  Veredlungsart  spricht.  Da 
Geld-  und  Zeitopfer  bei  einem  Versuche  aber  nifht  allzusclr.ver 
ins  Gewicht  fallen  dürften,  können  wir  wohl  im  allgemeinen 
Interesse   weiteren    Erfalu-ungen   recht   fi'eudig  entgegensehen. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  23 


gänzt  sein.  Diese  Abbildungen  zeigen  eine  Pflanze  von  oben 
und  von  der  Seite  gesehen.  Die  Vermehrung  geschieht 
durch  Teilung,  besser  und  einfacher  jedoch  durch  Aus- 
saat, da  diese  Züchtung  getreu  aus  Samen  wiederkommt. 


Stauden. 
Ganipaiinla  giomerata  L.  var.  acaulis. 

Von  F.  Rehnelt,   Großberzogl.  Garteniuspektor,  Gießen. 
{HierKu  -ucei  Abbildimgeii.) 

(^a)iij)amda  glomerala  L.  ist  nächst  der  beliebten  C. 
persicifolia  eine  der  schönsten  einheimischen  Glockenblumen. 
Sie  ist  eine  Zierde  der  Grastriften  und  von  auffallender  Schönheit, 
durch  die  großen,  prächtig  dunkellilauen  Blüten,  die  auf  30 
bis  40  cm  hohen,  etwas  steifen  Stengeln  in  koj)fförraigen. 
dichten  Sträußen  zusammen  stehen.  Denkt  man  sich  diese 
Blütenköpfe  zu  5  —  8  Stück  dicht  zusammen  auf  die  dem 
Boden  angeschmiegte  BJattrosette  gesteckt,  so  hat  man  das 
ungefähre  Büd  der  neuen  Form.  var.  acaulis,  welche  durch 
die  bekannte  Staudenfirma  von  Georg  Arends  in  Ronsdorf 
gegenwärtig  Verbreitung  findet.  Die  Bltttenköpfe  sind  aber 
noch  ansehnlicher  und  die  Pflanze  blüht  nicht  bloß  wie  die 
Staiiimi'orm  im  Juni -Juli  und  dann  gelegentlich  im  Herbst 
noch  firiinal,  sondern  nach  einer  kurzen  Pause,  die  nach  der 
Hau].tliliite  eintritt,  floriert  sie  unermüdlich  bis  zum  Frost. 
Es  hat  fast  den  Anschein,  als  wollte  die  Natur  die  Erspar- 
nisse, welche  durch  das  Ausscheiden  der  Stengel  entstehen, 
auf  die  Hervorbringung  möglichst  gi-oßer  Blütenmengen  ver- 
wenden. Diese  Züchtimg  wird  nur  10  —  12  cm  hoch  und  sieht  in 
der  vollen  Blüte  aus,  wie  ein  flaches  in  den  Boden  gestecktes 
Geburtstags-Bukett,  wie  sie  vor  20  -30  Jahren  einmal  Jlode 
waren.  Wenn  man  noch  hinzufügt,  daß  sie  eine  äußer.st 
dankbare  xmd  haltbare  Staude  für  Felsenanlagen,  zu  Ein- 
fassungen und  für  kleine,  zierliche  Beete  ist,  sich  wohl  auch 
für  Töpfe  eignet,  viel  Sonne  liebt,  aber  auch  im  Halbschatten 
noch  reich  blüht,  gelegentliche  Trockenheit  vertragen  kann 
und  in  nicht  zu  nährstoifreiohe  Erde  gepflanzt  werden  sollte, 
so  werden  die  beistehenden  Abbildungen,  die  nach  Photo- 
graphien einjälu'iger  Pflanzen    hergestellt    sind,  genügend    er- 


Neiie  herhstblühende  Stauden asterii. 

{Hirrx/i  die  Farbentafel). 

in  No.  17  des  laufenden  Jahrganges  berichtete  Herr  Heinr.  Junge, 
Hameln  über  neue  Herbstastern,  dabei  auf  die  Farbentafel  hinweisend, 
die  wir  nun  mit  gegenwärtigem  Hefte  unseren  Lesern  bieten.  Die 
Leser  finden  in  genanntem  Artikel  auch  die  auf  der  Tafel  dargestellten 
Sorten  beschrieben.  ,,Wulf"  und  „Oertnide^'-  sind  Jungesohe,  „Elsic 
Perry'-^  und  „Flossy  englische  Züchtungen,  von  welchen  wir  in  No.  17 
bereits  Habitusbilder  boten.  Von  dem  hohen  "Wert  dieser  Züchtungen 
haben  wir  uns  selbst  überzeugt,  da  Herr  Junge  sie  uns  im  vorigen 
Herbst  in  vollblühenden  Pflanzen  übermittelte,  nach  welchen  wir  die  ^ 
Habitusbilder  in  No.  17  fertigten.  Fachgenossen  und  Blumengeschäfts- 
inhaber, welche  die.se  Astern  bei  uns  sahen,  waren  entzückt  von 
denselben.  Wir  haben  diesen  herbstUohen  üartenzierden  und  aus- 
gezeichneten Schnittblumen  einen  bevorzugten  Standort  in  unseren 
Versuchskulturen  gegeben.  Die  vorzüglich  gelungene,  durchaus  natur- 
getreue Tafel  zeigt  den  Lesern,  was  sie  bei  Anpflanzung  dieser  Perlen 
deutschen  und  englischen  Züchterfleißes  zu  erwarten  haben. 


Campanula   giomerata   v.i 

sämlingsptlanzen,   von  de 

im  Herbst  i 


.Seite  und  vuu  oben  gesehen, 
ä  ersten  Jahres. 

uinahmeu  für  die  „Gartenwelt". 


Neue  herbstblühende  Staudenastern 

1.  „Wulf".      2.  „Flossy".      3.  „Gertrude". 
■i.  „Elsie  Perry". 


,DlE    Gartenwelt' 

JAHRGANG    IX. 


./ 


'^ 


\      ^?^ 


"N 


m 


4^/ 


}  fr'">. 


L     /*A« 


IX. 


Die  Gartenwelt. 


Landschaftsgärtnerei. 

Das  |)(Mspt'l(tivis('li<'  Zeielineii  im  Dienste  der  (iailcMi- 
technik. 

Von  R.  Staudenmayer,  Stuttgart. 
{Uicr-.u  rit:r  AhbilditiKjen  nach  Origiiialxeichnungcn  des   l'erfcis.scrs.) 

Wenn  ich  im  nachstehenden  eine  kurze  Abhandlung 
über  das  Thema:  Das  perspektivische  Zeichnen  im  Dienste 
der  Gartentechnik  gebe,  zu  der  ich  durch  verschiedene  Wahr- 
nehmungen gedrängt  wurde,  so  will  ich  nicht  etwa  die  ganze 
Lehre  der  Perspektive  und  ihre  praktische  Anwendung  da- 
mit erläutern,  sondern  nur  in  kurzen  Zügen  an  der  Hand 
eines  Beispiels  (Fig.  1 — 4)  die  geometrische  Konstruktion 
einer  perspektivischen  Ansicht  vorführen. 

Es  ist  leider  eine  nicht  wegzuleugnende  Tatsache,  daß 
die  meisten  sogen,  perspektivischen  Ansichten  in  den  Aquarell- 
technik auf  den  Beschauer  den  Eindruck  erwecken,  als  wären 
sie  in  die  Fläche  niedergedrückt.  Dieselbe  Beobachtung 
können  wir  auch  an  solchen  Ölgemälden  machen,  welche  nur 
nach  dem  „Augenmaß"  so  ungefähr  gemalt  wurden.  Be- 
trachten wir  z.  B.  die 
Malereien  der  romanischen 
Periode  genauer,  so  fällt 
-^"^  .uns  ganz  besonders  ihre 
__,  charakteristische  flache 
Wirkung  auf,  die  nur  auf 
die  Unkenntnis  bezw. 
Außerachtlassung  der  Per- 
spektive imd  ihrer  Regeln 
.,''  zurückzuführen  ist. 
^  '-'_'^_  Unlängst  hatte  ich  Ge- 

legenheit,   außer   einigen 
perspektivisch  falsch  ge- 
Fig.  I.  zeichneten    „preisgekrön- 

ten" Aquarellansichten, 
einen  ebenso  falsch  konstruierten  Pavillon  mir  etwas  näher  anzu- 
sehen. Wenn  ich  von  diesem  Pavillon  die  äußere  Form,  sein 
Gerippe,  wiedergebe  und  die  in  Betracht  kommenden  Linien 
verlängere,  so  treten  die  perspektivischen  Fehler  ganz  deutlich 
hervor  (Figiu-  1).  Denn  anstatt  daß  sich  diese  Linien  an 
bestimmten  Punkten  vereinigen,  gehen  dieselben  nach  allen 
Richtungen  der  Windrose  auseinander. 

Bei  der  per.spektivischen  Wiedergabe  eines  achteckigen 
Pavillons  sind  bestimmte  Gesetze  der  Persspektive  zu  befolgen, 
welche  nicht  außer  Acht  gelassen  werden  dürfen,  namentlich 
dann  nicht,  wenn  der  Gartentechniker  auf  der  gleichen  Höhe 
wie  seine  „Kunstbrflder"  stehen  will. 

Bevor  man  eine  Pavillonansicht  konstruieren  kann,  muß 
man  zunächst  einen  Grundriß  davon  haben,  denn  erst  von 
diesem  Gnmdriß  aus  ist  eine  genaue  perspektivische  Ansicht 
möglich.  Die  Konstruktion  eines  achteckigen  Pavillons  oder 
Turmes  im  Grundriß  ist  an  der  Hand  der  Fig.  2  folgende: 
Man  ziehe  zuerst  eine  beliebige  Wagerechte  n  1  und 
eine  Senkrechte  m  k,  welche  nl  im  rechten  Winkel  bei  i 
schneidet.  Ferner  bestimme  man  von  i  aus  mittelst  Zirkel- 
schlags die  Punkte  k  1  m  n  und  verbinde  dieselben  unter- 
einander. Von  diesen  Punkten  aus  erhält  man  durch  Zirkel- 
schlag die  Punkte  E  F  G  H,  die  man  durch  Linien  verbindet. 
Hierauf  werden  die  Diagonalen  EH  und  FG  gezogen.  Durch 
Übertragung  des  Halbmessers  i  n  auf  die  Diagonalen  bekommt 


man  die  Punkte  A 
B  0  D,  wodurch  ein 
dorn  ersten  gleich 
großes,  (kongruen- 
tes) (^)uadrat  ent- 
steht und  damit  das 
gewünschte  Acht- 
eck a  b  c  d  e  f  g  h. 
Fig.  3.  Soll 
nun  dieses  Achteck 
in  jjerspektivischem 
Grundriß  gezeichnet 
werden,  so  kom- 
men bei  dieser  Kon- 
struktion folgende 
Regeln  der  male- 
rischen Perspektive 
zur  Anwendung: 

1.  Alle  geometrisch 
perspektivisch  wagerecht. 

2.  Sämtliche  Linien 
zur  Wagerechten  stehen, 
„verkürzte  Senkrechte' 


wagerechten    Linien    bleiben    auch 


welche  geometrisch  rechtwinklig 
verkürzen  sich  und  werden  daher 
genannt.  Dieselben  haben  einen  ge- 
meinschaftlichen Flucht-  oder  Verschwindungspimkt  auf  der 
Horizontallinie  im  Haupt-  oder  Augenpunkt. 

3.  Die  schrägen  Linien  haben  gemeinsame  Fluchtpiuikte 
auf  der  Horizontallinie.  Diese  Fluchtpunkte  können  beliebig 
angenommen  werden,  jedoch  müssen  sie  mindestens  zweimal 
so  weit  auseinanderliegen  als  der  Augenpunkt  von  unserem  Auge. 
Der  Augenpunkt  ist  derjenige  Punkt,  welcher  in  der  Hori- 
zontallinie vor  unserem  Auge  liegt,  d.  h.  wenn  wir  von  unserem 
Auge  aus  eine  Senkrechte  auf  die  Horizontallinie  genannt 
fallen,  so  erhalten  wir  an  deren  Schnittpunkt  den  Augenpunkt. 

Die  Distanzpunkte  für  die  schräglaufenden  Linien  (in 
Fig.  3  kn  und  kl  etc.)  liegen  außerhalb  der  Zeichnung  auf 
der  Horizontallinie  Es  können  mehrere  Distanzpunkte  an- 
genommen werden,  wenn  die  zu  projizierende  Figur  recht 
vielgestaltig  ist.  In  dem  hier  erörterten  Beispiel  genügen 
zwei  Distanzpunkte,  deren  einer  links,  deren  anderer  rechts 
von  P  auf  der  Horizontallinie  liegt. 

Bei  der  perspektivischen  Darstellung  nach  Fig  3  ist  P 
der  Augenpunkt    auf  der  Horizontallinie.     Dieser  Augenpunkt 


Die  Gartenwelt. 


IX,  23 


hätte  auch  so  angenommen  werden  können,  daß  die  verlängerte 
Mittelachse  k  i  m  senkrecht  unter  P  gestanden  hätte..  Da  nun 
nach  der  perspektivischen  Regel  sämtliche  zur  Wagerechten 
rechtwinklige  Linien  ihren  Verschwindungspunkt  im  Augen- 
punkt haben,  so  müssen  alle  (Fig.  2)  mit  k  i  m  parallel- 
laufenden Linien,  z.  B.  EG  —  F  H  usw.  in  P  zusammen- 
treffen. Nach  dieser  Eegel  konstruiere  man  das  verkürzte 
Quadrat  Ä  B  C  D.  Eine  der  verkürzten  Seiten,  z.  B.  C  D 
oder  A  B  kann  dazu  benützt  werden,  um  mit  der  einen  Hälfte 
derselben  ein  gleichschenkliges  Dreieck  (in  Fig.  3  z.  B.  K  D  L)  zu 
errichten.  Wird  nun  K  o  =  K  L  gemacht,  so  ist  das  äußere 
Quadrat  E  F  G  H  leicht  zu  bilden ;  denn  eine  Linie  P  o  durch- 
schneidet die  verlängerten  Diagonalen  A  D  in  H  und  0  B  in 
F.  Auf  gleiche  Weise  erhalten  wir  die  Punkte  G  und  E; 
somit  sind  auch  die  Punkte  k  1  m  n  gegeben.  Durch  die 
entsprechenden  Schnittpimkte  a  b  c  d  e  f  g  h  ergiebt  sich  das 
perspektivische  Achteck. 

Die  Höhe  des  Pavillons,  Fig.  4,  richtet  sich  nach  den 
gegebenen  Verhältnissen.  Die  Linien 
rechts  und  links  vom  Hauptpunkt  auf 
der  Horizontallinie  haben  je  einen  ge- 
meinschaftlichen Verschwindungspunkt 
auf  der  Horizontallinie.  Wenn  diese 
Fluchtpunkte  außerhalb  der  Zeichen- 
fläche liegen,  wie  es  z.  ß.  in  Fig.  4 
der  Fall  ist,  so  kann  die  Konstruktion 
auf   folgende  Weise  geschehen : 

Man  errichtet  zunächst  auf  n  1 
in  i  eine  Senkrechte  F  i,  welche  durch 
die  Spitze  des  Dachhelms  geht.  Durch 
parallele  Senkrechte,  die  durch  die 
Eckpunkte  des  perspektivischen  Acht- 
ecks gehen,  ergeben  sich  die  Seiten- 
flächen von  selbst.  Nun  werden  die 
Linien  r  h  a  p  usw.  in  je  drei  gleiche 
Teile  zerlegt  und  die  erhaltenen  Punkte 
mit  einander  verbunden,  welche  Linien 
in  dem  gemeinschaftlichen  Verschwin- 
dungspunkt zusammentreffen,  somit  per- 
.spektivisch  parallel  laufen.    Durch  die 

Diagonalen  a  s,  h  s  usw.  bekommt  man  die  Schnittpunkte, 
durch  welche  die  perspektivische  Mittellinie  E  gelegt  wird. 
Die  Dachseiten  sind  an  diesem  Motiv  leicht  zu  zeichnen. 
Sind  die  Dachseiten  aber  nach  einwärts  oder  auswärts  ge- 
bogen, so  hat  man  zunächst  ein  gewöhnliches  Dach  zu 
zeichnen,  sodann  die  perspektivischen  Pimkte  ihres  größten 
bezw.  geringsten  Durchmessers  festzustellen,  welche  eben- 
falls mit  ihrer  Verlängenuig  in  die  Verschwindungspunkt« 
einmünden  müssen. 

Bei  der  Konstruktion  von  Gebäuden,  Dächern,  Straßen- 
jjrospekten,  Rondellen,  Staffagen  kommen  noch  weitere  Gesetze 
hinzu,  von  denen  ich  heute  absehea  möchte.  Namentlich 
wird  auch  in  der  perspektivischen  Darstellung  der  Staffage 
noch  schwer  gesündigt  und  ich  werde  aus  diesem  Anlaß  ge- 
legentlich ülier  diesen  Punkt  die  richtigen  Aufschlüsse  geben. 

Es  drängt  sich  uns  unwillkürlich  die  Frage  auf:  Warum 
wird  die  Perspektive  so  vernachlässigt  und  weshalb  gibt  es 
so  wenige  Techniker,  die  richtig  zeichnen  können?  Gehen 
wir  diesem  Übel  auf  den  Grund  und  untersuchen  es  ge- 
nauer, so  kommen  wir  zu  der  Tatsache,  daß  die  Vernach- 
lässigung der  Perspektive  hauptsächlich  darin  zu  suchen  ist. 
daß    in    vielen  bestimmten  Motiven  die  perspektivischen  Fehler 


nicht  auffällig  wirken  und  weil  sehr  viele  junge  Männer  gern 
Techniker  sein  wollen,  ohne  gute  Zeichner  zu  sein. 

Doch  liegt  auch  die  Versuchinig  sehr  nahe,  die  Perspek- 
tive stiefmütterlich  zu  behandeln  und  die  ganze  Zeichentechnik 
nur  als  notwendiges  Übel  anzusehen.  Andererseits  ist  aber 
auch  nicht  zu  verkennen,  daß  der  Unterricht  in  den  meisten 
Gartenbauschulen  gar  zu  vielseitig  ist,  dadurch  kommen  ge- 
wisse Fächer,  die  fiü-  den  Landschaftsgärtner  von  allergrößter 
Bedeutung  sind,  ei'st  in  zweiter  und  dritter  Linie  in  Betracht. 
Dagegen  treten  solche  Fächer  an  erste  Stelle,  welche  eigent- 
lich in  der  Praxis  besser  gelernt  werden  können  als  in 
der  Gärtnerlehranstalt.  Und  das  Resultat  der  Anstalt  ist  die 
Halbheit  in  der  Ausbildung  der  Zeichentechnik. 


Zeit-  und  Streitfragen. 
Tierschutz  in  ölleiitlichen  Anlagen. 

J.n  einer  großen  Stadt  Ostdeutsch- 
lands sind  in  einer  der  dort  befindlichen 
Parkanlagen  in  der  Zeit  vom  1.  Januar  bis 
31.  Dezember  1904  zum  Sclmtze  der  An- 
lagen und  der  Singvögel  vertilgt  worden: 
"^-~___  137    Kaninchen,    38    Hasen,     13    Krähen, 

116  Ratten,  261  Maulwürfe,  8693  Mäuse, 
7  Dohlen,  .0  Eulen,  5  Hamster,  963  Sper- 
linge, 679  Sperlingseier,  19  Würger, 
2  Wiesel,  3  Katzen,  2  Eichhörnclien, 
21  Amseln,  594  Eiohenbockkäfer.  — 

Das  gibt  reichlichen  Stoff  zum  Nach- 
denken: Air  das  bloß  in  einem  Parke! 
FreiUch  sind  das  die  ältesten  und  in  der 
Nähe  der  Stadt  größten  Anlagen.  Wenn  wir 
mm  die  aufgezählten  Tiere  wirklich  etwas 
auf  ihren  Nutzen  und  Schaden  betrachten, 
so  wird  mancher  Tierfreund  verwundert 
fragen:  Warum  mögen  wohl  261  Maul- 
würfe, 13  Krähen,  7  Dohlen,  5  Eulenund 
2  Wiesel  getötet  worden  sein?  Man  denke: 
in  weit  ausgedehnten  Parkanlagen  werden 
261  Maulwürfe  vertilgt!  Ist  es  mehr  um 
den  Rasen  oder  um  die  Maulwürfe  schade?  Denn  bloß  um  des  ,, schön 
geschornen"  Rasens  willen  ermordet  man  die  barmlosen  Gesellen. 
Wie's  unter  dem  Grase  aussieht,  wie  dort  Engerlinge  hausen,  das 
ist  gleichgültig:    Der  Mensch  sieht,    was  vor  Augen  ist! 

Auch  die  Krähen  und  Dohlen  *)  sind  bei  weitem  nicht  so  ge- 
lährlich,  wie  sie  verschrieen  sind.  Brehm  sagt  von  der  Raben- 
krähe, Corvus  corone:  „Der  Land-  und  Forstwirt  aber  dürfte  sehr 
wohl  tun,  sie  zu  schützen,"  und :  „daß  durch  den  Tod  einer  einzigen 
Krähe  der  Land-  und  Forstwirtschaft  weit  größerer  Schaden  erwächst 
als  durch  die  Tätigkeit  von  zehn  lebenden.  Vor  allem  hüte  mau 
sich  einzelne  Beobachtungen  zu  verallgemeinern."  Von 
der  Dohle  heißt  es  bei  Brehm:  „Ob  man  berechtigt  ist,  sie  als 
überwiegend  schädlichen  Vogel  zu  bezeichnen,  erscheint  mir  zweifel- 
haft, ich  möchte  im  Gegenteil  annehmen,  daß  der  Nutzen  den  Schaden 
ausgleicht,  wenn  nicht  übertrifft."  Überdies  sind  die  Dohlen  immer 
noch  nicht  so  häufig  wie  die  Krähen  und  Raben,  also  auch  ein  Grund 
ihnen  nicht  bedingungslos  das  Lebenslicht  auszublasen. 

Was  ist  das  alles  aber  gegen  das  Unrecht,  Eulen  und  Wiesel 
zu  töten !  Es  ist  vielleicht  möglich,  daß  einer,  ein  ganz  Neuzeitlicher 
„entdeckt"  hat,  daß  die  Eulen  gar  zu  viel  Vögel  fressen  und  deshalb 
vertilgt  werden  müssen.  Ich  möchte  hier  den  alten  Leunis  zitieren, 
der  von  den  Eulen  sagt,   daß  es  mit  Ausnahme  des  Uhus  nur  nütz- 


*)  Von   dem  Nutzen  ' 
der  ,, Gartenwelt"  die  Rede. 


ad  Schaden    der  Amseln   war   bereits  in 
D.  Verf, 


IX,   2 


Die  Gartenwelt. 


hello  Nachti-aubvögel  sind.  Bei  den  in  den  Anlagen  vertilgten  be- 
fanden sich  Uhus  sicher  nicht! 

Brehm  stimmt  mit  Lenz  überein,  der  den  Schleierkaiiz  un- 
bedingt für  nützlich  hält.  Von  dem  Waldkauz  heißt's  bei  dem- 
selben, daß  er  fast  ausschließlich  Mäuse  frißt.  Martin  fand  in 
dem  Magen  eines  Waldkauzes  75  große  Raupen  des  großen  Kiefern- 
sehwiirmere.  —  Macht  nichts,  die  Eulen  werden  erschossen ! 

Sehr  ist  auch  zu  beklagen,  daß  man  die  Wiesel,  diese  hübschen, 
gewandten,  zierlichen  und  nützlichen  Kerlchen  so  grausam  verfolgt. 
Kein  Tier  ist  imstande,  derartig  den  Ratten  und  Mäusen  zuzusetzen, 
\Tie  das  Wiesel.  Wer  mag  wissen,  was  die  Wiesel  der  Park -Ver- 
waltung getan  haben  mögen '?  Ich  möchte  hier  wieder  eine  Stelle 
aus  Brehnis  Tierleben  nennen,  wo  es  in  der  3.  Auflage,  aus  dem- 
.lahre  1890,  wie  folgt  heißt:  „Leider  werden  die  kleinen,  nütz- 
lichen Geschöpfe  von  unwissenden  Menschen  vielfach  verfolgt  und 
aus  reinem  Übernnite  getötet.  Wegen  des  großen  Nutzens,  den 
es  stiftet,  sollte  man  das  ausgezeichnete  Tier  kräftig  schützen,  anstatt 
es  zu  verfolgen.  Man  kann  dreist  behaupten,  daß  zur  Mäusejagd 
kein  andres  Tier  so  vortrefflich  ausgerüstet  ist,  wie  das  Wiesel. 
Der  Schaden,  den  es  anrichtet,  kommt  diesem  Nutzen  gegenüber  gar 
nicht  in  Betracht.  Doch  ist  gegen  Vorurteil  aller  Art  leider  nur 
schwer  auzukänipfen." 

Es  ist  bezeichnend,  daß  die  Anlägen  der  Stadt  sehr  unter 
Mäusen  und  besonders  Ratten  zu  leiden  haben,  und  daß  gerade  die 
tüchtigsten  Mäusejäger  unter  den  Tieren  dort  getötet  werden. 

Es  ist  nun  einmal  so,  daß  Tiere,  die  den  kleinen  Säugetieren 
zu  Leibe  gehen,  auch  Vögel  fressen.  Hier  kommt  es  aber  darauf  an, 
zu  ei-messen,  ob  der  Schaden  oder  der  Nutzen  eines  derartigen  Ge- 
schöpfes größer  ist.  Diese  Entscheidung  ist  allerdings  oft  schwer 
und  bei  besonders  eigenartig  liegenden  Fällen  anders  ausfallend,  als 
es  vielleicht  allgemein  anzunehmen  ist.  Wo  aber,  wie  hier,  die 
Fürsprache  der  Forscher  und  die  allgemeine  Sachlage  zugunsten  der 
vorher  genannten  Tiere  spricht,  dürfte  man  nicht  mehr  im  Unklaren 
sein,  sondern  >ie  als  zu  schonendß  ansehen. 

Sie  war  bereits  eine  fast  ständige  Rubrik  der  dortigen  Tages- 
zeitungen geworden:  Die  Rattenplage.  Es  war  in  den  Artikeln  stets 
die  Rede  von  vielen  Ratten,  die  vor  den  Augen  des  Spaziergängers 
meist  an  den  ausgedehnten  Wasseranlagen  im  Innern  der  Stadt  ihr 
Unwesen  trieben. 

Vielleicht  hätte  mau  dortbin  Wiesel  setzen  können.  Sie  hätten 
die  Stadt  vermutlich  vor  Ausgaben  und  vielem  Ärger  bewahrt. 
Schaden  an  dem  Wassergeflügel  hätten  sie  nicht  anrichten  können, 
denn  dies  nistet,  der  äußerst  steilen  Uferböschungen  wegen,  —  die 
noch  dazu  nach  dem  Wasser  zu  gepflastert  sind  — ,  nicht  am  Ufer, 
sondern  in  der  Mitte  des  Wassers  in  den  bekannten  Teicbgeflügel- 
häuschen.  Würden  sich  aber  auf  die  Dauer  die  Wiesel  nicht  be- 
währt haben,  wäre  es  immer  noch  Zeit  gewesen,  sie  in  Fallen  zu 
fangen  oder  zu  töten. 

Es  ist  jetzt  so  viel  von  Heimatsohutz  die  Rede.  Wer  mochte 
nicht  mitwirken,  die  Heimat  zu  schützen?  Dazu  gehört  aber  auch 
Liebe  zu  den  heimischen  Tieren,  in  diesem  Falle  sogar  . gleichviel, 
ob  .sie  für  den  großen  Egoisten,  Mensch  genannt,  schädlich  oder  nutz- 
bringend sind.  Wenn  aber  noch  offensichtlich  der  Nutzen  überwiegt, 
dürfte  es  niemandem  „schwer  fallen'-,  Heimatschutz  zu  üben. 

Es  ist  beklemmend  zu  beobachten,  wie  wenig  der  Großstädter 
..seine"  Flora  und  besonders  Fauna  kennt!  Ob  wohl  von  100  Spazier- 
gängern 25  ein  Wiesel  im  Freien  gesehen  oder  in  seinem  Treiben 
beobachtet  haben?!  Ich  glaube  kaum  5!  Wie  viele  mögen  sich  ge- 
wundert haben,  als  sie  in  der  Zeitung  lasen,  daß  es  überhaupt  in 
den  Anlagen  „solche  Tiere''  gibt!  Wie  häufig  sieht  man  die  Groß- 
städter in  großer  Zahl  an  einem  Baume  stehen  bleiben,  worauf  ein 
Eichhörnchen,  das  fürwahr  nicht  selten  ist,  sein  Wesen  treibt.  Di« 
Interesse  und  das  Vergnügen  am  Beobachten  ist  da,  bloß  die  Mannig- 
faltigkeit der  Objekte  nimmt  immer  mehr  ab. 

Der  bescheidene  Großstädter  freut  sich  schon  seiner  Spatzen 
und  —  Mäuse,  die  er  draußen  füttert,  nur  um  sich  so  besser  an 
ihrem  nnmteren  Treiben  zu  ergötzen. 


Ist  das  wirklich  nichts,  hat  das  gar  nichts  zu  bedeuten??  — 

Ob  ferner  die  Eier  immer  mit  Sachkenntnis  aus  den  Nistkästen 
genommen  werden,  kann  man  nur  ahnen,  nicht  wissen.  Ob  auch  wirk- 
Hch  nur  Feldmäuse  und  nicht  viele  Spitzmäuse  unter  den  getöteten 
gewesen  sind?  ... 

Nebenbei  sei  erwähnt,  daß  das  Töten  der  gefangenen  Tiere, 
besonders  der  von  den  meisten  Menschen  gehaßten  Katzen  in  vielen 
Fällen  grausam  ist,  —  da  sich  daraiii  niemand  kümmern  kann,  außer 
dem  glücklichen  Fänger,   der  sein  Geld    für   das   erlegte  Tier  erhält. 

Es  gibt  weiterhin  unter  den  Raubzeugvertilgern  auch  „Sanimler- 
zoologen",  die  nur  glücklich  siud,  wenn  sie  das  erbeutete  Tier  auch 
ausgestopft  zuhause  haben.  (Aus  diesem  Grunde  wird  beispielsweise 
lieber  einmal  ein  Wiesel  zertreten,  —  so  lange  auf  den  Leib  gestampft, 
bis  es  schließlich  unter  den  Fußtritten  verendet,  —  anstatt  daß  der 
„Jäger"  dem  armen  Burschen  den  Schädel  zertrümmert.  Freilich 
taugt  er  dann  nicht  mehr  zum  Ausstopfen.)  Solche  „Sammler- 
zoologen" irren  sich  auch  manchmal  in  den  Begriffen  der  Schädlich- 
keit eines  Tieres. 

Leider  ist  noch  nicht  genug  Liebe  zur  Heimat  vorhanden.  Es 
mag  unter  den  Wenigen,  die  sich  für  die  Tierwelt  weitgehender 
intere.ssieren,  ein  großer  Teil  sein,  der  dadurch  die  Tieifreundlichkeit 
zu  beweisen  glaubt,  wenn  er  Abonnent  eines  zoologischen  Gartens 
ist  oder  zuhause  einen  unglücklichen,  nach  Freiheit  schmachtenden 
Vogel  im  Käfig  oder  einen  Goldfisch  im  Marterglase  hat  oder  wa.s 
dergleichen  Liebhabereien  mehr  sind. 

Auf  dem  Gebiete  des  Vogelschutzes  wird  es  nicht  eher  besser, 
als  bis  nicht  nur  das  Fangen,  sondern  auch  das  Feilhalten  von  heimischen 
Vögeln  verboten  wird.*)  Glücklicherweise  achten  die  Verwaltungen 
sehr  streng  auf  Vogelfalleu  und  Vogelsteller. 

.Jedoch  noch  eins  ist  es,  was  beim  Kapitel  Vogelschutz  zu  erwähnen 
wäre.  Es  ist  die  grimme  Fehde,  die  man  allen  hohlwerdenden 
Bäumen  und  absterbenden  Ästen  erklärt.  Man  haut  die  alten  Bäume 
um  oder  pappt  alle  bemerkbaren  Löcher  ohne  Ausnahme,  selbst  wenn 
sie  sehr  hoch  am  Baume  sind,  mit  Mörtel  und  Ziegeln  zu.  Sehr  zum 
Nachteile  für  viele  Spechte  imd  Höhlenbrüter.  Eine  ganze  Anzahl 
besonders  scheuer  und  vorsichtiger  Vögel  dürften  überhaupt  die  Nist- 
kästen meiden,  die  doch  zumeist  vom  Sperling  mit  Erfolg  in  Beschlag 
genommen  werden.  Andrerseits  wäre  es  zu  bedauern,  wollte  man  den 
Vogel  schützen,  den  Baum  aber  dafür  vernachlässigen. 

Es  läßt  sich  aber  ein  Mittelweg  einschlagen:  Hin  und  wieder 
(besonders  in  weniger  „geleckten"  und  alten  Parks)  könnte  man  diesen 
oder  jenen  Baum  zu  diesem  Zwecke  uuzugemauert  lassen.  Auch  ein 
paar  trocken  werdende,  hoch  oben  am  Baume  stehende  Äste  könnten 
unter  Umständen  nicht  schaden. 

Das  alles  wird  mehr  zum  Schutze  der  Vögel  und  Belebimg  der 
Anlagen  beitragen,  als  das  meist  verfehlte  Aussetzen  von  oft  nicht 
unbedeutenden  Preisen  für  getötete  „Schädlinge''. 

Gerade  der  Geldgewinn  verleitet  den  Wärter  zur  rücksichts- 
losen ,,Jagd",  die  ja  außerdem  noch  den  Vorteil  hat,  viel  reizvoller 
als  die  tägliche  Berufstätigkeit  zu  sein.  Carl  Hoffmann. 


Kongresse,  Versammlungen. 

Zusammenkunft  und  Gesellschaftsabend  ehemaligerSchüler 
deutscher  Oärtnerlehranstalten  in  Berlin  am  14.  Februar  im 
Restaurant  zum  Heidelberger.  Dif  Antiberliuei  unter  den 
Ehemaligen  werden  .sich  ihr  Urteil  über  diese  Versammlung 
gleich  von  vornherein  dahin  „berichtigt''  haben,  daß  die  Berliner 
unter  sich  gewesen  seien.  Diese  Glaubensseligen  sind  Lügen 
gestraft  worden,  denn  der  Gesellschaftsabend  vereinigte  eine  statt 
liehe  Anzahl  Ehemaliger  aus  allen  Altersklassen  und  aus  allen 
Teilen  des  deutschen  Vaterlandes  zu  einer  wirklich  gemütlichen, 
zwanglosen  Zusammenkunft,  die  auf  alle  Teilnehmer  einen  nach- 
haltigen Eindruck  gemacht  haben  wird.  Durch  Namenaufruf  wurde 
festge.stellt,  daß  31  Geisenheim  er,  22  Wildparker  bzw.  Dahlemer, 
14  Proskauer,  12  Köstritzer,  6  Oranienburger.  1  Dresdener, 


*)  Anmerkung    der    Redaktion.     AVir  möchten  das  Recht, 
einen  heimischen  Sänger  im  Käfig  zu  halten,  nicht  verkümmert  sehen. 


Die  Gartenwelt. 


IX, 


1  Reutlinger  und  eine  Anzalil  Gäste  erschienen  waren,  also  eine 
ganz  stattliche  Versammlung  bildeten.  Unter  den  zahlreichen  älteren 
Herren  befanden  sich  welche,  die  ihre  Anstalt  bereits  in  den  siebziger 
und  im  Anfange  der  achtziger  Jahre  vorigen  Jahrhunderts  besucht 
haben  und  es  trafen  viele  an  jenem  Abend  zusammen,  die  sich  seit 
langen  Jahren  nicht  mehr  gesehen  hatten.  Daß  es  ohne  einige  An- 
sprachen nicht  abging,  ist  begreiflich,  auch  stand,  es  war  noch  nicht 
einmal  Mitternacht,  das  Gespenst  der  Vereinsmeierei  drohend  vor 
der  Tür  und  suchte  die  frohe  Laune  der  Teilnehmer  zu  stören,  doch 
ein  fröhlicher  Gesang  verscheuchte  die  unholde  Erscheinung  und  die 
alte  Fröhlichkeit  kam  wieder  zu  ihrem  Hechte.  Der  Geist  der  Ver- 
sammlung hieß  Kollegialität  der  Gebildeten  und  das  gleiche 
Bildungsniveau,  der  gleiche  Wunsch,  der  wohl  alle  Teilnehmer  be- 
wegte, nach  Kräften  für  die  Wohlfahrt  unseres  Standes  zu  wirken, 
ist  ein  engeres  Band  als  etwa  die  Zugehörigkeit  zu  einem  „Verbände 
ehemaliger  Schüler  deutscher  Gärtnerlehranstalten",  der  nicht  wüßte, 
welches  Programm  er  auf  seine  Fahne  schreiben  sollte.  Dagegen 
ist  es  wünschenswert,  daß  die  zwanglose  Zusammenkunft 
ehemaliger  Schüler  deutscher  Gärtnerlehranstalten  während  der  großen 
Land wirtschafts Woche  eine  dauernde  Einrichtung  bleibt.  Man  muß 
den  Veranstaltern,  den  Berliner  Mitgliedern  der  Vereinigung  ehe- 
maliger Geisenheimer  und  des  Verbandes  ehemaliger  Proskauer  Dank 
wissen  für  ihre  ernstlichen  Bestrebungen  diese  Versammlung  ins 
Leben  zu  rufen  und  durch  Propaganda  zu  einer  so  stark  besuchten 
zu  machen.  Die  Herren  hoffen  im  nächsten  Jahre  von  den  Vor- 
ständen aller  Vereine  ehemaliger  Lehranstalter  in  Deutschland  in 
ihren  Bestrebungen  für  das  Zustandekommen  solcher  Zusammen- 
künfte unterstützt  zu  werden  und  die  Teilnehmer  an  der  Ver- 
sammlung kamen  überein,  in  diesem  Sinne  in  ihrem  Kreise  zu  wirken. 
Wenn  auch  diese  Versammlung  lediglich  das  gemütliche  Beisammen- 
sein auf  die  Tagesordnung  gesetzt  hatte  und  weder  Resolutionen  noch 
Beschlüsse  gefaßt  noch  Telegramme  verschickt  hat,  so  ist  der  ideale 
Wert  der  Zusammenkunft  doch  nicht  gering,  da  Fachgenossen  aus 
allen  Zweigen  des  Obst-  und  Gartenbaues  und  in  allen  Altersklassen 
vom  Jüngling  bis  zum  ergrauten  Manne  zusammenkamen,  sodaß 
manche  neue  Bekanntschaft  angeknüpft,  manche  alte  aufgefrischt 
wurde  und  so  ein  lebhafter  Austausch  in  beruflichen  Fragen  statt- 
fand, der  manchen  nützlich  gewesen  sein  wird.  Wir  schließen  mit 
dem  Wunsche,  daß  die  Zusammenkunft  ehemaliger  Schüler  deutscher 
Gärtnerlehranstalten  im  nächsten  Jahre  noch  stattlicher  sein  und 
ähnlich  würdig  verlaufen  möge.  W.  T. 


Tagesgeschichte. 

Berlin.  Eine  Protestversanimhmg  der  Blumenhändler  in  der 
Markthalle  II  (Lindenstraße)  gegen  die  geplante  Verlegung  der  Blumen- 
halle  nach  der  Halle  in  der  Zimmerstraße  hatte  eine  entsprechende 
Eingabe  an  die  Markthallendeputation  beschlossen.  Auch  gegen  die 
Vergrößerung  der  Abteilung  wurde  Einsprach  erhoben,  da  bei  Ver- 
mehrung der  Stände  die  jetzigen  Standinhaber  in  ihrem  Geschäft 
geschädigt  und  die  übrigen  Stände  der  Halle  beengt  würden.  Die 
Verlegung  des  Blumenhandels  nach  der  Zimmerstraße  würde  aber 
die  Blumenhändler  insofern  sehr  schädigen,  als  das  Berliner  Publikum 
durch  die  jahrelange  Konzentrierung  des  Blumenhandels  in  der  Linden- 
halle  gewöhnt  sei,  dort  zu  kaufen. 

Cöthen.  Dem  im  vorigen  Jahre  verstorbenen  Herzoglichen 
Gartendirektor  Hooff  soll  inmitten  seiner  letzten  Schöpfungen,  den 
Anlagen  am  Buschteich,  ein  Gedenkstein,  mit  dem  Medaillonbild  des 
Verstorbenen  geschmückt,  errichtet  werden.  Der  Gemeinnützige 
Verein,  der  diesen  Gedanken  anregte,  hat  bereits  einen  Fonds  von 
etwa  700  Mk.  angesammelt.  Jedenfalls  wird  auch  die  Stadt  zu  den 
Kosten  beitragen,  denn  sie  vordankt  dem  Verstorbenen  fast  ihre  sämt- 
lichen Anlagen  und  Schmuckplätze.  So  sind  die  gärtnerischen  Anlagen 
am  Heinrichsplatz,  am  Technischen  Institut,  am  Schloßplatz,  Bär- 
teich usw.  nach  seinen  Angaben  und  Entwürfen  hergestellt. 

Dresden.  Das  Projekt  der  Eibpromenade  Dresden-Bla.scwitz- 
Laubegast-Tolkewitz   soll  erweitert  weixien,   dergestalt,   daß    man  die 


Kadfahrbahu  an  die  des  Großen  Gartens  anschließen  würde,  sodaß 
sie  vom  Großen  Garten  durch  die  Fürstenstraße  nach  der  Dresdner 
Vogelwiese,  von  dort  neben  dem  Promenadenweg  und  durch  die 
Zscbachwitzer  Königsallee  und  Leuben  nach  Reick  und  wieder  zum 
Großen  Garten  zurückführen  würde. 

Düsseldorf.  Die  Ausstellungsleitung  hat  den  Preisrichtern  der 
Großen  Gartenbau -Ausstellung  vergoldete  Plaketten,  begleitet  von 
einem  Dankschreiben,  übersandt.  zur  Erinnerung  an  diese  bedeutsame 
Veranstaltung. 

Gardelegen.  Hier  gründeten  zwanzig  Herren  einen  Obst-  und 
Gartenbau  -Verein. 

Hamburg.  Auf  dem  Terrain  des  Botanischen  Gartens,"  mit 
dem  Eingang  an  der  Jungiusstraße,  ist  ein  Neubau  für  das  Botanische 
Museum  in  Aussicht  genommen,  der  voraussichtlich  300  000  Mark 
kosten  wird. 

Strasburg  i.  E.  Die  Handelsgärtner  Elsaß-Lothringens  haben 
Schritte  zur  Gründung  eines  Verbandes  getan,  der  den  Namen  „Ver- 
bindung der  selbständigen  Handelsgärtner  Elsaß-Lothringens'-  führen 
soll.  In  der  die  Gründung  vorbereitenden  Versammlung  waren  Straß- 
burger, Colmar'er,  Saarburger,  Hagenauer,  Thanner,  BoUweiler  und 
Mühlhauser  Firmen  vertreten.  Es  wurde  lieschlossen,  drei  Sektionen 
des  Verbandes  zu  gründen  für  Unter-,  Ober-Elsaß  und  Lothringen, 
außerdem  Ortsgruppen  in  Mühlhausen,  Colmar,  Sohlettstadt  und 
Straßburg;  die  eigentliche  Gründungsversammlung  wird  Anfang  März 
stattfinden.  Den  Beratungen  wohnten  auch  Vertreter  des  Badisehen 
Handelsgärtnerverbandes  bei.  Ein  weiteres  Zeichen  der  Loslösung 
vom  Verband  der  Handelsgärtner  Deutschlands  und  ein  weiterer 
Beweis  für  die  wirtschaftliche  Ungleichmäßigkeit  der  deutschen 
Handelsgärtnerei  in  Nord  und  Süd,  West  und  Ostl 

Wiesbaden.  Der  Magistrat  der  größten  deutschen  Bäderstadt 
hält  die  Anstellung  eines  städtischen  Garteninspektors  anscheinend 
für  höchst  überflüssig  und  alle  Einsichtigen  kämpfen  einen  schweren 
Kampf,  um  die  Errichtung  des  Postens  zu  ermöglichen.  Wie  in 
anderen  Städten,  so  sitzen  auch  im  Wiesbader  Magistrat  Männer, 
deren  gartenlechnisches  und  gartenkünstlerisches  Verständnis  gleich 
Null  ist  und  die  sofort  zu  sparen  anfangen,  wenn  vom  Gartenetat 
die  Rede  ist,  den  sie  übrigens  als  lästiges  Anhängsel  des  Etats  der 
Baudeputation,  des  Tiefbauamts  oder  sonst  eines  technischen  Betriebs- 
zweiges betrachten  und  demgemäß  behandeln.  Daß  eine  Stadt  wie 
Wiesbaden  in  seiner  bevorzugten  Lage  gärtnerisch  weit  mehr  bieten 
könnte,  steht  außer  Frage.  Nicht  für  Werke  der  Baukunst  sollte 
sich  Wiesbaden  begeistern,  sondern  für  Werke  der  Gartenkunst, 
damit  die  Stadt,  deren  Bevölkerung  fast  so  rasch  wie  der  Fremden- 
verkehr wächst,  nicht  zu  einen  Steinbaukasteu  herabsinkt,  sondern 
eine  Gartenstadt  bleibt  und  damit  ein  gesunder  Aufenthaltsort  für 
Erholungsbedürftige.  Die  Verwaltung  der  Kuranlagen  befindet  sieh 
seit  vielen  Jahren  in  den  Händen  der  Firma  Gebr.  Siesmayer,  Frank- 
furt a.  M.,  für  die  Nerothal  -  Anlagen  ist  ein  städt.  Ohergärtuer 
angestellt.  C.  T.,  W. 


Personal-Nachrichten. 

Fuchs,  Richard,  bisher  Obergärtner  im  Augsburger  Stadtgarteu. 
wurde  im  Leipziger  Palmengarten  als  Obergärtner  angestellt. 

Hegelmeier,  Dr.  Fr.,  außerordentlicher  Professor  der  Botanik, 
ordentlicher  Honorarprofessor  zu  Tübingen,  tritt  am  Schluß  dieses 
Semesters  in  den  Ruhestand;  er  steht  im  72.  Lebensjahr. 

Kirchmaier,  Ludwig,  Gärtnereibesitzer  in  München,  f  'w 
50.  Lebensjahre  am  20.  Februar  d.  .1. 

Korff,  Dr.  phil.,  Gustav,  wurde  in  widerruflicher  Weise  zum 
Assistenten  der  Kgl.  Agrikulturbotanischen  Anstalt  in  München  an 
Stelle  des  verstorbenen  Dr.  Eckardt  ernannt. 

Kupitz,  Paul,  Obergärtner  in  den  Parkanlagen  des  Leipziger 
Palmengartens,  wurde  nach  Swinemünde  als  Stadtgärtner  berufen. 

Sadebeck,  Professor  Dr.  aus  Hamburg,  j  am  12.  Februar 
in  Meran.  Dr.  Sadebeck  war  bis  1901  Direktor  des  botanischen 
Museums  und  Laboratoriums  für  Warenkunde  in  Hamburg. 


Voriwtwortl.  Redaktenr: 


adörffer,  Berlin.  —  VerlaR  v.  Richard  Carl  Schmidt*  Co.,  Leipzig.  —  Druck:  Anhalt.  Bochdr.  Gnlenberg,  e.  G.  m.  b.  H.,  Dessau. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den   o^esamten   Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


11.  März  1905. 


No.  24. 


Nachdruck  und  Nncbbildung  aas  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Neue  Pflanzen. 


Wertvolle    Neuheileii    iiiid    Eiiifi'iliniiigeii    Erfurter 
Samenzüchter  und  Hundelsgärtner. 

Von  G.  Besoke,  Obergärtner  in  Erfurt. 
(Hierzu  xirei  Ahhildtingen.) 
I. 
Alljährlich   bringen  die   Erfurter  Saineuhandliingen   eine 
größere  Anzahl  neuer  Pflanzen  in  den   Handel,    unter    denen 
>ich  immer  recht  wertvolle  befinden,   welche  verdienen,    ver- 
breitet  und    in  weiten  Kreisen  bekannt  zu  werden.     Ich  ge- 
statte mir  in  nachstehenden  Zeilen   die    werten   Leser   dieser 
Zeitschrift   auf   eine  Anzahl    der   besten  Neuheiten    von   1 904 
und    1 90.")  aufmerksam  zu  machen. 

A.  Topfpflanzen. 

Sinningia  Regina  und  Sinningia  hybridar) 
Sinningia  Begina,  Abb.  nebenstehend,    ist    eine    pracht- 
volle Gesneriacee,    die  sich    bald   allgememei    Bt  liebth  1 
erfreuen    wird.     Vermöge    ihrer    Blätter    die  bis   IS  in 
lang  und   15  cm  breit  werden,  unterseits  pi  lohtig  [)\upiii 
oben  tiefsammtig    dunkelgrün    gefärbt    und    mit      tul 
kristallweißen  Nerven  durchzogen  sind,  ibt   Sikkui  11 1  I 
ijina,  schon  bevor  sie  blüht,  zu  den  .schönsten  Bhttptl  m 
zu    zählen  und   .steht  als   solche  unter  ihien  Mekn   \    1 
wandten  einzig  da.     Die  Blumen  sind  hcllviolett,  ^^tlll  1 
von  starken  Stielen  getragen  und  stehen  zu  mein  n  11    m 
>^iner   Blattachse.      In    Form    und  Stellung    eunn  m    I 
Hbimen,  die  etwa  die  Größe  einer    großen  l\(h    iiHm 
be.sitzen,  an  die  Blumen  von  Gloxinia  erassifolm  pi  ndia 
Aus  Kreuzungen  mit  verschiedenen    andi  m  Gesnenac 
gewann    die  Firma  Ernst  Benary  prachtvolle  Hybiid 
Ton  Sinningia  Regina  (.Abb.  S.   278),    welche   bedeut  1 
größere,   oft    nn^lir  als    doppelt  so   große  Bluten  brin_ 
als  die  Stammform,  auch  nehmen  die  Blumen  eine  111  h 
horizontale,    selten    nickende   Stellung    ein      Die    Failn  1 
variieren  bei  ihnen  von  hellrosa  bis  tief   dunkellila     dti 

Änmorkunfc  der  Redaktiun.     Sminii  n  1  \\       11 
jetzt  gebräaohliohe  botanische  Name    lui    'i'A.    //  /     Ih 
wir   hier   beibehalten,  weil  e.s  sich  nielii   mn  II   liil  n 
ninfjia  sjKciosa.   der    bekannten  Glo.viiiie,    Uai  aeh      jii  leii 
im    Habitus     in     der    Blüte     und    in     den     Blattern    \on 
lilininid  abweichende   Formen,    entstanden    durcli   Kreuzuin 
mit  anderen  Gesneriaceen. 


Sehluud  ist  ti'ils  reinweiß,  teils  fein  punktiert.  Ganz  be- 
sonders hervorzuheben  ist  bei  diesen  neuen  Gesneriaceen,  daß 
sie  nicht  nur  sehr  reich,  sondern  aucli  äußerst  lange  blühen 
und  in  dieser  Hinsicht  alle  andern  Arten  weit  übertreffen. 
Die  Kultur  der  Sinningia  ist  dieselbe  wie  die  der  Gloxinien, 
auch  lassen  sie  sich  mit  gutem  Erfolge  im  Zimmer  kultivieren. 

Erwähnen  möchte  ich  noch,  das  Sinningia  Regina  und 
auch  die  Hybriden  weiche  und  biegsame  Blätter  besitzen  und 
sich  viel  besser  verpacken  lassen  als  Gloxinien,-  auch  sind 
.sie  im  allgemeinen  bedeutend  härter  und  weniger  enipfindlieli 
als  diese. 

Saint paulia  lonaitilia  alba. 

Nachdem  die  Firma  Benary  von  ihn-m  vor  zehn  Jahren 
eingeführten  blauen  ostafrikanischen  Usambara -Veilchen 
in  den  letzten  Jahren  eine  rote  und  eine  lilarosa  blühende 
Varietät  einführte,  biingt  sie  in  diesem  Jahre  eine 
weißblühende    Spielart,     Sanitpaiilia    ionantha     allia.       Diese 


Die  Gartenwelt. 


IX. 


Soi'tc  i.st  noch  nicht  so  großbhimig  wie  ihre  Schwestern,  die 
in  den  letzten  Jahren  sehr  verbessert  worden  sind,  jedoch 
ist  die  Farbe  sehr  anmutig,  auch  blülit  sie  ebenso  dankbar 
wie  die  älteren  Sorten.  Die  üsambara- Veilchen  haben  sich 
allgemein  sehr  gut  eingeführt  und  werden  als  dankliar 
t)lühende  Zimmerpflanzen   sehr  gesehätzt. 

Impatiens  Holst ii. 

Als  Topf-  und  (iruppenpflanze  ist  Impatiens  Holstil*},  die 
von  der  Firma  Haage  &  Schmidt  eingeführt  wird,  wärmstens 
zu  empfehlen.  Die  Pflanzen  werden  40 — .öO  cm  iioch  und  ver- 
zweigen sich  sehr  stark.  Die  Blüten  sind  bedeutend  größer 
als  bei  /.  Sultani  und  zeigen  eine  leueiitcnd  zinnoberrote 
Färbung. 

Kiiollenbeyon  le  n- Hy br  id e u. 

Recht  schätzenswerte  Topf-  und  Gruppenpflanzen  sind 
Begouia  hyln-ida  chrysmtha  und  „Die  Braut'\  beides  Züchtungen 
von  Ernst  Benary.  Beide  Sorten  sind  sehr  robust  wachsend, 
haben  festes,  tief  dunkelgrünes,  zuweilen  braunoliv  gefärbtes 
Blattwerk  und  tragen  ihre  fast  kreisrunden,  10-12  cm  großen 
Blüten  auf  bleistiftstarken  Stielen  straff  über  dem  Laube. 
.,Chrysanthar  hat  kanariengelbe  Blunien  mit  kupferrosa 
Zentrum.  „Die  Braut'  zeigt  perlweiße  Blumen  mit  großer 
kirschroter  Mitte. 

Begoma  hybr.  Diarmorata  fl.  pleno  wurde  von  der  Firma 
Benary  im  vergangenen  Jahre  eingeführt  und  ist  unstreitig 
zu  den  besten  gefüllten  Sorten  zu  zählen.  Sie  bildet  eine 
ganz  neue  Gruppe  für  sich.  Die  Pflanzen  wachsen  gedrungen 
und  sind  reichlich  mit  kleinem,  frischgrünen  Blattwerk  garniert. 
Große,  gut  gefüllte,  verschieden  geformte  und  gefärbte,  teil- 
weise herrlich  gefranste  Blüten  werden  von  straffen  Stielen 
frei  über  dem  Laube  getragen.  Während  dieselben  an 
manchen  Pflanzen  großen,  dichtgefflUten  Nelkenblüten  ähnlich 
sehen,  erinnern  sie  an  anderen  Pflanzen  an  locker  gebaute 
Kamelien.  Die  Farbe  der  Blumen  variiert  noch  mannigfaltiger 
als  die  Form:  bald  ist  die  Grundfarbe  zartrosa,  bald  dunkel- 
rosa,  bald  lachsrot,  ziegelrot  oder  auch  zinnoberrot,  inuner 
aber  shid  die  Petalen  bedeutend  heller  punktiert  und 
marmoriert.  Als  Topf-  und  Marktpflanzen  sind  diese  neuen 
marmorierten  Begonien  von  hohem  Wert  und  werden  sicher 
bald  große  Verbreitung  finden.  Im  vergangenen  Sommer 
hatte  ich  einen  Teil  von  Begouia  hybrida  marinorata  flwe 
pleno    im    Freien    ausgepflanzt.      Die    Pflanzen    erhielten    von 


Kegina  hybrida 


alten  Solitärbäumen  einen  leichten  Schatten.  Auf  dieser 
Stelle  entwickelten  sie  sich  trotz  des  heißen  Sommers 
sehr  gut  und  brachten  vollkommene  große  Blüten.  Nach 
diesen  Beobachtungen  stehe  ich  nicht  an,  diese  wertvolle 
Neuheit  außer  zur  Topfkultur  auch  zur  Gruppeubepflanzung 
zu  empfehlen,  zumal  sie,  wie  bereits  erwähnt,  kompakt  bleibt 
und  ihre  Blüten  hoch  über  dem  Laube  trägt. 
Schizanthus  wisetonensis. 

Diese  vorzügliche  Marktpflanze  wird  bald  allgemein 
kidtiviert  werden.  Die  Pflanzen  verzweigen  sich  von- unten 
an  reichlich,  bauen  sich  streng  pyramidenförmig  und  erreichen 
ungefähr  40  cm  Höhe.  Aus  den  Endspitzen  der  Triebe  er- 
scheinen in  lockerer  Stellung  die  Blüten  in  reichen  Mengen. 
Während  die  Grundfarbe  meist  weiß  mit  rosa  durchsetzt 
ist,  ist  die  Oberlippe  verschiedenfarbig,  gelb,  rosa,  braun  oder 
karmin  gefleckt.  Im  vollen  Flor  sehen  die  Pflanzen  kleinen 
Blumenpyramiden  ähnlich  und  wirken  mit  ihren  lieblich  ge- 
färbten und  interessanten  Blumen,  mit  welchen  sich  die 
Scrophularineen  besonders  hervortun,  höchst  anziehend. 
Der  Flor  währt  sechs  bis  acht  Wochen  und  fällt  in  die  Zeit 
von  Mai  bis  Juli,  zu  welcher  Zeit  blühende  Topfpflanzen  immer 
etwas  knapp  sind.  Auch  die  neuen  Sehizaiithus  hyltridus 
yraiuUflorus,  welche  von  der  Firma  F.  C.  Heinemann  ein- 
geführt werden,  eignen  sich  gut  zur  Topfkultur.  Die  Pflanzen 
werden  nur  30  cm  hoch  luid  bringen  sehr  große  Blumen. 
welche  ein  außerordentlich  reichhaltiges  Farbenspiel  zeigen. 
(Jyclamen  persicinn  giganteuni   „Rokoko^'. 

Diese  J.  C.  Schmidtschen  Cyclamen  bilden  eine  ganz 
eigenartige  Klasse  für  sich.  Die  Blätter  sind  meist  schön 
gezeichnet,  enorm  groß  und  sehr  robust.  Die  Blumen  werden 
von  sehr  kräftigen  Stielen  getragen  und  sind  so  eigenartig 
geformt,  daß  man  sie,  wenn  sie  von  der  Pflanze  entfernt 
sind,  für  den  ersten  Augenblick  gar  nicht  für  Gyclamenblüten 
hält.  Die  Petalen  sind  fein  gewellt  und  gefranst,  aber  nicht 
hochgekämmt,  deim  sie  breiten  sich  flach  aus  imd  bilden  so 
eine  flache,  runde  Blume,  deren  Dirrchmesser  bis  zu  13  cm 
beträgt.  Für  die  Binderei  ist  diese  herrliche  Klasse  von 
großem  Wei't.  \orläufig  sind  bei  den  Rokoko-Alpenveilchen 
die  Färbungen:  weiß  mit  Auge,  lila,  karmin,  hellrosa,  dunkel- 
rosa,  rot  bis  dunkelrot  vertreten.  Schluß  folgt. 


Orchideen. 
Über  das  Spritzen  der  Oi'cliidepii. 

Von  K.  W.  Gütig,  Lserluhii. 

Als  ich  vor  einer  Reihe  von  Jahren  anfing  Orclüdeen  zu 
pflegen,  war  mein  Bestreben  darauf  gerichtet,  alles  das,  was 
die  Natur  diesen  Pflanzen  in  ihrer  Heimat  bietet,  ihnen 
nir)gliehst  auch  im  Zimmer  zukommen  zu  lassen.  Da  nun 
die  Triebzeit  der  meisten  •  h-clhdeen  an  ihrem  natürlichen 
Standorte  in  die  Hegenporiode  fällt,  die  Kalthausorchideen 
sogar  vielfach  in  immer  feuchten  Regionen  wachsen,  so  hielt 
ich  ein  reichliches  Spritzen  der  Orchideen  füi-  durchaus  gut 
und  notwendig.  Ich  schaffte  deshalb  eine  Spritze  mit  feinem 
Si.-b  an  und  überbrauste  die  Oreiiideen  täglich.  Der  Erfolg  dieser 
T;ieliesgal:)e    war    der,    daß    in  ganz    kurzer    Zeit    die   Triebe 

*)  Anmerkung    der    Redaktion.     Impatiens   Holstü  ymide 
beieits  im   achten   Jahrgang  Seite  .528   der  Ctartenwelt    beschrieben. 


IX,  24 


Die  Gartenvvelt. 


der  Pflanzen,  in  demMi  ila^-  S|.rit/,\v;issei-  zusammengeflossen 
und  stehen  geblieben  \v;ir,  ,iu>f;iiiltcii  und  das  im  Sommer.  Nach 
diesem  schlechten  Ergelmis  st. ■ihr  irh  das  regelmäßige  Spritzen 
ganz'  ein.  Nur  dann  und  wann  wurde  diese  oder  jenr 
•  »rchidee,  an  der  sich  gerade  kein  otTener  Trieb  befand,  auf 
das  Spülbrett  gestellt  und  recht  kräftig  überbraust,  nicht  um 
der  Pflanze  Feuchtigkeit  zuzuführen,  sondern  um  sie  vom 
Staube  zu  befreien.  Jahrelang  sind  meine  Orchideen  nicht, 
regelmäßig  gespritzt  worden,  ur.d  sie  haben  mich  doch  mit 
ihrem  Hliitciischmuek  erfreut,  sodaß  icli  das  ganze  Jahr  hin- 
tlurch  nllniunatlich  wenigstens  eine  Pflanze  in  Blüte  stehen 
hatte.  Hierdurch  war  icli  zu  der  Ansicht  gelangt,  daß  die 
Orchideen  das  Spritzen  wohl  entbehren  könnten,  und  daß  sie 
sich  vermöge  ihrer  Anpassvingsfähigkeit,  die  ja  allen  Pflanzen 
mehr  oder  minder  eigen  ist,  auch  an  trockene  Luft  eben  so 
gut  gewöhnen  würden,  wie  an  feuchte.  Bis  zu  einem  ge- 
wissen Grade  ist  das  ja  auch  möglich;  der  verflossene 
Sonuner  mit  seiner  anhaltenden  Hitze  und  Trockenheit  hat 
inicli  jedoch  gelehrt,  daß  die  Orchideen  während  ihres  Wachs- 
tums eine  andauernde  Lufttrockenheit  sehr  schlecht 
vertragen.  Odontoglossum  erisjmm  und  Lycaste  Skinneri 
stellten  bei  halbfertigem  Triebe  das  Wachstum  ganz  ein; 
Laelia  anceps,  autunmalis  und  majalis  brachten  luu-  ver- 
kümmerte Triebe  hervor.  Coelogyne  cristala  und  Oncidium 
mai-ranlhum  bekamen  gelbe  Blätter.  Dendrobium  nobile, 
Farmeri  und  thyrsiflorum  verloren  die  Blätter  teilweise ;  kurz- 
um die  ganze  Oi'chideengesellschaft  geriet  in  eine  jämmerliche 
Verfassung.  Da  kam  ich  auf  den  Gedanken,  einen  Zerstäuber 
mit  Gummiballgebläse,  wie  ihn  die  Barbiere  gebrauchen,  zum 
Spritzen  der  Orchideen  zu  verwenden.  Wie  allgemein  be- 
kannt ist,  wird  das  Wasser  durch  diesen  Apparat  so  fein  wie 
N.  1m1  v,-it.ill.  Bei  aufmerksamer  JTandhabung  findet  kein 
Zu-,iiiiiiiriiflip|;en  des  Wassers  auf  den  Blättern  und  in  den 
Tri.>l..'ii  ili.T  Orchideen  statt,  und  ein  Ausfaulen  der  Triebe 
ist  nicht  zu  befürchten.  Dreimal  täglich  wurden  die  Orchideen 
raittel.s  des  Zerstäubers  überbraust,  und  die  Wirkung  dieser 
Anfeuchtung  war  schon  nach  einigen  Wochen  ersichtlich.  Die 
Pflanzen  erholten  sich  allmählich,  bekamen  wieder  saftig  grüne 
Blätter  und  wuchsen  kräftig.  Manche  Orchideen  trieben 
noch  Anfang  Dezember,  obwohl  der  Dauerbrandofen  seine 
Herrschaft  im  Zimmer  angetreten  hatte,  der  gewöhnlich  das 
Wachstum  der  Orchideen  zum  Stillstand  bringt,  sie  gleichsam 
durch  Aiistrocknung  der  Luft  zum  Ruhen  zwingt.  Meine 
Ansicht  über  das  Spritzen  der  Orchideen  hat  sich  seit  der 
erfolgreichen  Anwendung  des  Zerstäubers  vollständig  ge- 
ändert. Jedem  Zimmergärtner,  mag  er  Orchideen  oder  andere 
Pflanzen  kultivieren,  kann  die  Anschaifting  eines  Zerstäubers 
zum  Spritzen  seiner  Pfleglinge  nicht  dringend  genug  empfohlen 
weiden.  Auch  in  gesundheitlicher  Beziehung  wirkt  das 
Zerstäuben  von  "Weisser  im  Zimmer  wohltätig.  Neben  der 
Anwendung  des  Zerstäubers  darf  aber  während  der  Heiz- 
periode das  Anbringen  eines  Gefäßes  mit  Wasser  zum  Ver- 
dunsten auf  oder  an  dem  Ofen  nicht  vergessen  werden. 

Wodurch  es  nun  koumit,  daß  die  Tiiebe  der  Orchideen 
in  der  Kultur  durch  hineingedrungenes  Wasser  so  leicht  aus- 
faulen, während  sie  doch  im  Freien  mächtige  Regengüsse, 
die  oft  tilgelang  dauern,  vertragen,  läßt  sich  nicht  bestimmt  sagen. 
Ein  bekannter  Orchideenzüchter  meint  in  einer  Abhandlung  über 
das  Gießen  der  Oichideen,  das  Faulen  der  Triebe  rühre  daher, 
daß  in  den  Kultumiumen  die  bewegte  Luft,  der  Wind  felüe, 
luid  deshalb  <lio  Verdun.stung  dortselbst  eine  minimale  sei. 
Ich  !rla\ilie  nicht,    daß  diesei-  Umstand    die   alleinige   Ursache 


dieser  Erscheinung  ist.  Ein  hiesiger  Gärtner  kultiviert  eine 
kleine  Anzahl  Orchideen  nebenbei.  Im  vergangenen  Sommer 
standen  sie  unter  Glas  mit  dauerndem  Lehraansti-ich  imd 
wurden  so  reichlich  gespritzt,  daß  die  Triebe  häufig  ganz 
mit  Wasser  angefüllt  waren,  und  doch  ist  kein  einziger  Trieb 
ausgefault.  Dabei  wai  die  Luftfeuchtigkeit  in  dem  betreffen- 
den Hause  so  groß,  daß  ■/..  B.  die  Knospen  von  Oncidium 
or)iithorynchnni  schimmelten.  Im  Zimmer  dagegen,  wo  die 
V'^erdunstung  bei  warmer  Witterung  oder  bei  Heizung  eine 
intensive  ist,  kommt  das  Ausfaulen  der  Triebe  sehr  leicht 
vor.  Aus  diesen  Beobachtungen  ziehe  ich  den  Schluß,  daß 
die  jungen  Ti-iebe  derjenigen  Orchideen,  die  nicht  den  direkten 
Sonnenstrahlen  ausgesetzt  sind,  kräftiger  und  gegen  Feuchtig- 
keit widerstandsfähiger  sind,  wie  diejenigen,  welche  von  der 
Sonne,  wenn  auch  täglich  nur  stundenweise,  beschienen 
werden. 

Demnach  vertrügen  also  in  der  Triebzeit  schattig  ge- 
haltene Orchideen  das  Spritzen  besser  wie  jene,  welche  dem 
direkten  Sonnenlichte  ausgesetzt  sind. 

Es  wäre  jedenfalls  interessant,  wenn  Fachleute  die 
Freundlichkeit  hätten,  ihre  Erfahrungen  in  diesem  Punkte  in 
der  Gartenwelt  zum  Besten  zu  geben. 


Landschaftsgärtnerei. 
Berliner  Plätze. 

Von.  Kiehl,  Aachen. 
(Hicr;.ii  sechs  Planxelchuimycn.) 

im  „Städtebau",  Monatsschrift  für  die  künstlerische  Aus- 
gestaltung der  Städte  nach  wirtschaftlichen,  gesundheitlichen 
imd  sozialen  Grundsätzen  (begründet  von  Th.  Goecke  und 
Camillo  Sitte,  Verlag  von  Ernst  Wasmuth,  Berlin)  brachte  Pro- 
fessor Goecke  eine  auch  für  unsere  Berufsgenossen  be- 
merkenswerte Abhandhuig  über  Berliner  Plätze  und  Pracht- 
straßen. Dieser  Aufsatz,  sowie  das  Lesen  dieser  vorzüglichen 
Zeitschrift  überhaupt,  könnte  unser  regstes  Interesse  bean- 
spruchen, da  ja,  wie  es  neuerdings  vielfach  der  Fall  ist,  auch 
die  städtischen  Gartenbeamten  neben  den  Ingenieuren  und 
Architekten  bei  der  Ausarbeitung  von  Bebauungsplänen  und 
der  künstlerischen  Ausgestaltung  der  Städte  mit  hinzugezogen 
werden. 

Im  Folgenden  gebe  ich,  nach  eingeholter  Erlaubnis, 
die  Betrachtungen  Goeckes  teils  wörtlich,  teils  auszugsweise 
wieder.  Wie  Goecke  schreibt,  haben  die  auf  der  Städtr- 
ausstellung  in  Dresden  1903  und  der  vorjährigen  Garten- 
bauausstellung in  Düsseldoi-f  ausgestellten  Pläne  der  Städte 
Berlin,  Charlottenburg,  Schöneberg  usw.  den  Anstoß  gegeben. 
,,Der  Einfachheit  halber  ist  im  Folgenden  immer  Großberliu 
gemeint,  d.  h.  Berlin  mit  dem  Kranze  von  Städten  und  Vor- 
orten, der  es  umgibt,  das  zwar  keine  politische  und  vorläufig 
auch  noch  keine  wirtschaftliche  Einheit  bDdet,  aber  doch  bau- 
polizeilich von  der  Mitte  nach  außen  hin  nach  denselben 
Grundsätzen  abgestuft  ist,  und  iubezug  auf  den  Verkehr  und 
die  Anbauung  als  ein  zusammenhängendes  Ganzes  angesehen 
werden  muß". 

„Die  älteren  Plätze  Berlins  —  der  Leipziger  Platz,  der 
Wilhelmplatz,  der  Pariser  Platz,  wenigstens  in  seiner  ersten 
Anlage,  z.  T.  auch  die  beiden  Plätze  am  Neuen  Tor  —  sind 
Schöpfungen  staatlicher  Fürsorce.      Dif'    sicii  der  Architektur 


iSQ 


Die  Gartenwelt. 


IX,  24 


nach  dem  das  Rundbeet  in  der  Mitte  des  Platzes  zwar  verbloiljen,  zwei 
Fahrdäraine  jedoch  im  Bogen  um  dieses  Rnndbeet  herum  über  den  Platz 
geführt  werden  sollen.  Die  Denkmäler  würden  dabei  ihre  gegenwärtigen 
Standorte  behalten.  Die  Frage  erscheint  wichtig  genug,  um  ihr  einmal 
näher  zu  treten.  Der  Platz  ist  regelmäßig  gestaltet  mit  verbauter  Mitte. 
Der  Verkehr  ging  aber,  wie  bei  fast  allen  Plätzen  älterer  Zeit,  an  einer 
Seile  des  Platzes  vortei.  Die  "Wilhelmstraße  war  die  ausgesprochene  Ver- 
kehrsstraße,  die  übrigen  Randstraßen  l;amen  für  den  Fahrverkehr  kaum  in 
Betracht.  Der  Platz  lag  also  in  einer  stillen  Bucht,  und  konnten  dem- 
zufolge die  ihn  umgebenden  Straßen,  da  auch  der  Verkehr  in  der  Wilhelm- 
straße selbst  kein  allzugroßer  war,  mit  in  die  Platzgestaltung  einbezogen 
werden.  Die  am  Rande  aufgestellten  Denkmäler  richten  das  Antlitz  nach 
außen.  Zu  ihrer  Betrachtung  war  rund  herum  Raum  und  Ruhe  genug. 
Dies  ist  andei's  geworden.  Die  Randstraßen  werden  jetzt,  bis  auf  den 
stillen  Winkel  beim  Palaste  des  Prinzen  Leopold,  vom  Verkehr  beansprucht, 
sie  gehören  also  gewissermaßen  nicht  mehr  zum  Platze,  und  die  Denkmäler 
schauen  in  das  Straßengetümmel;  damit  ist  die  frühere  Geschlossenheit 
der  Platzanlage  im  ästhetischen  Sinne  verloren  gegangen.  Kommt  nun 
hinzu,  daß  der  Verkehr  auch  mitten  über  den  Platz  hinüber  geführt 
werden  muß.  da  man  auf  die  Dauer  von  der  Mohrenstraße  nach  der  Voß- 


unterordnende  gärtnerische  Anlage  des  Leipziger  Platzes, 
eines  jetzt  städtischen  Schmuckplatzes  in  durchsichtiger, 
großflächiger  Anlage  mit  prächtigen  Baumkronen,  steht 
in  selten  gut  gelungener  Harmonie  zu  den  Platz  Wandungen. 
Die  geschlossene  Form  der  beiden  Plätze  am  Neuen  Tore, 
des  einen  außerhalb,  früher  nur  mit  Baumreihen  be- 
setzten, der  als  Kinderspielplatz  diente,  jetzt  aber  be- 
pflanzt ist,  und  des  anderen  innerhalb  ähnlich  wie  der 
Leipzigei-  Platz,  jedoch  in  kleinerem  Maßstabe,  mit 
Baumgru])ijen  und  Rasenflächen  angelegt,  die  durch 
die  Unterteilung  mit  Streifen  blühender  Gewächse  aller- 
dings weniger  groß  wirken,  verrät  noch  dasselbe  Raum- 
gefülil.  Auch  der  Pariser  Platz  steht  in  gutem  Ver- 
hältnis zur  ümbauimg,  deren  Höhe  jetzt  für  die  Dauer 
festgelegt  ist.  Endlich  der  Wilhelraplatz,  als  gärtnerisch 
geschmückter  Denkmalplatz,  paßte  vortrefflich  in  die  vor- 
nehme Wilhelmstraße,  als  hier  noch  Ruhe  herrschte, 
und  die  Voßstraße  noch  nicht  die  geschlossene  Straßen- 
wand nach  Westen  hin  aufgerissen  hatte.  Bessere  Plätze 
sind  seitdem  nicht  in  Berlin  entstanden,  sowenig  wie 
neuere  Parkanlagen  bisher  die  Schönheit  des  ebenfalls  vom 
Staate  geschaffenen  Tiergartens  übertrumpfen  können. 
Freuen  wir  uns,  daß  der  Leipziger  Platz  vor  einigen 
Jahren  dem  Schicksal  einer  „zeitgemäßen"  Umgestaltung 
entgangen  ist.  Abgesehen  davon,  daß  die  ihn  durch- 
schneidende Leipziger  Straße  einen  größeren,  aber  doch 
immer  noch  zu  bewältigenden  Verkehr,  da  dieser  z.  T. 
über  die  Voßstraße  abgelenkt  wird,  aufzunehmen  hat, 
ist  hier  nichts  geändert. 

Etwas  anders  steht  es  aber,  wie  bereits  angedeutet, 
mit  dem  Mülheim  platze.  Hier  sind  in  der  Tat 
die  Verhältnisse  wesentlich  anders  geworden.  Der  Ver- 
kehr verlangt  eine  Hberquerung  von  der  Mohrenstraße, 
bezw.  dem  Zieten-Platz  nach  der  Voßstraße  zur  Ent- 
lastung   der    Leipziger  Straße." 

„Vor  einiger  Zeit  hat  einmal  davon  verlautet,  daß 
der  Tiergarten-Direktoi-  einen  Entwurf  aufgestellt  hal>n, 


C'l- 

f^' 

.    1 

M 

IX,  24 


Die  Gartenwell. 


Straße  nicht  den  Platz  iinifaliren 
kann,  so  steht  man  heute  vor  einer 
anderen  Aufgabe,  als  der  Plan- 
verfasser s.  Z.  gestanden  hat." 

„In  der  Abb.  1  ist  die  gegen- 
wärtige Einteilung  nach  dem  Plan 
des  städtischen  Vermessungsamtes 
wiedergegeben  und  in  Abb.  2  ein 
Versuch  dargestellt,  wie  der  Platz 
den  heutigen  Anforderungen  ent- 
sprechend umgestaltet  werden 
könnte.  Die  Verbindung  Mohren- 
straße—  Voßstraße  ist  in  gerader 
Linie  angenommen  ;  daß  die  Axen 
der  so  verbundenen  Straßenzüge 
nicht  genau  aufeinanderiiassen,  wird 
wenig  auffallen.  Beide  jetzt  in 
dieser  Axe  stehenden  Denkmäler 
müssen  dann  versetzt  werden.  Dies 
ist  aber  auch  für  die  anderen  über 
Eck  angeordneten  und  damit  dem 
Fußgänger    im     Wege    stehenden 

Denkmäler  erwünscht.  Der  Platz  zerfällt  dann  in  zwei 
Teile;  um  ihm  nun  eine  innere  Gesclilo.ssenheit  zu  geben, 
sind  die  Denkmäler  vom  umbrandenden  Verkehr  ab  mit 
dem  Gesichte  nach  innen  hin  aufzustellen,  sodaß  wieder 
stille  Plätze  zur  Betrachtimg  geschaffen  werden.  Die  Gleich- 
wertigkeit aller  Denkmäler  liedingt  wie  bisher  einen  mög- 
lichst gleichen  Abstand  von  einander.  Die  Bepflanzung  be- 
schränkt sich  demnach  auf  den  Rand,  der  mit  geschorenen 
Taxushecken  abgegrenzt  wird  und  zugleich  den  Denkmälern 
einen  Hintergrund  gibt.  Steinerne  Brüstungen  im  Verein  mit 
Bänken  sorgen  für  den  Übergang  zum  mittleren  freibleibenden 
Teile,  der  mit  Steinplatten  zu  belegen  ist;  der  vorhandene 
Baumbestand  bleibt  möglichst  unverändert." 

"Weiter  bringt  Goecke  einen  gleich  beachtenswerten 
Vorschlag  zur  Umgestaltung  des  Dön  hof  f  platz  es  ,  .siehe 
Abb.  3  und  4.  Er  schreibt  dazu:  .,Der  Dönhoffplatz  war 
früher  Marktplatz  und  hat  noch    an  seiner  Ostseite,   also    im 


Donhoffplau   in   seiner   gegenwartigen    Anlage 


ist  die 


Anschluß  an  die  Stadt,  den  in  vergangenen  Zeiten  üblichen 
Zuschnitt,  indem  die  Leipziger  Straße  mit  geschlossener 
Wandung  durchgeht,  und  die  Kommandantenstraße  über  Eck 
einmündet,  wodiu'ch  hier  der  Platz  gesclüossen  erscheint.  Da, 
wo  der  neue  Stadtteil  ansetzt,  an  der  Westseite  des  Platzes, 
itberkreuzen  sich  die  Straßen  an  den  Ecken.  Die  Leipziger 
Straße  ist  die  alte  Hauptverkehrsstraße ;  später  sind  noch  die 
Jerusalemer-  und  die  Kommandantenstraße  für  den  Verkehr 
von  Bedeutung  geworden;  still  liegt  die  Krausenstraße  da. 
Im  ganzen  noch  eine  günstige  Platzanlage,  deren  Grundlinie 
die  Leipziger  Straße  abgibt.  Dieser  Platz  ist  nun  bepflanzt 
woi'den,  doch  welch  ein  Unterschied  gegen  den  Leipzigei' 
Platz!  Als  ob  man  auf  der  immerhin  nur  kleinen  Fläche 
eine  große  Parkanlage  hätte  schaffen  wollen.  Der  Platz  ist 
jetzt  unübersichtlich,  steht  außer  Beziehung  zur  Umgebung, 
entbehrt  also  der  architektonischen  Geschlossenheit ;  noch  dazu 
der  Schnittpunkt  der  hier  sich  überkreuzenden 
Fußwege,  verbaut.  Am  Rande,  nach  der 
Leipziger  Straße  hin,  steht  das  Minister- 
Stein-Denkmal,  also  mit  dem  Rücken  gegen 
den  Platz,  sodaß  der  Verkehr  an  dem 
Denkmal  vorbeihastet  und  keine  ruhige 
Betrachtung  erlaubt.  Da  ist  doch  die  Frage 
aufzuwerfen,  ob  das  Denkmal  nicht  besser 
auf  dem  Platz  selber  stünde.  Allerdings 
ist  es  jetzt  durch  die  Bepflanzung  nach 
hinten  gedeckt,  doch  ist  das  Denkmal  selber 
auch  sehr  klein  im  Verhältnisse  zum 
großen  Platz.  Die  Grundsätze  aber,  iVv 
schon  die  Akademie  des  Bauwesens  in 
ihrem  Gutachten  vom  Jahre  1898  über  dii' 
bauliche  Entwicklung  der  Stadt  Bei'liii 
über  die  Aufstellung  von  Denkmälern  dar- 
gelegt hat,  drängen  doch  zu  einem  Versuche, 
der  in  Abb.  -I  dargestellt  ist.  Hier  ist  das 
Stein-Denkmal  auf  den  Platz  gestellt,  mit 
dem  Rücken  gegen  die  stille  Ki'ausen- 
straße  als  Hintergrund,  das  Gesicht  dem 
den  Platz  überquerenden  Volk  zugewendet. 
Der  Kleinheit  des  Denkmals  entsprechend. 


Die   Gartenwelt. 


IX,  24 


ist  auch  die  es  unmittelbar  lungebende  Platzfläche  verkleinert, 
also  ein  Denkmalsplatz  gewissermaßen  innerhalb  des  Garten- 
platzes ausgespart.  Demnach  bleibt  die  Mitte  frei,  Sitzbänke 
dem  Denkmal  gegenüber  sollen  die  Betrachtung  erleichtern. 
Die  Becken  plätschernder  Brunnen  —  an  Stelle  hochsteigender 


Wasserstrahlen,  die  unzugänglich  auf  der  Rasenfläche  zer- 
stäuben, —  sind  bis  an  die  freie  mittlere  Fläche  herangezogen, 
um  dem  Spiele  des  belebenden  "Wassers  besser  folgen  zu 
kcinuen.  Steinbriistungen  fassen  im  übrigen  den  Denkraals- 
platz  ein." 

Zum  Dritten  zeigt  Goecke,  wie  er  sich  den  Lützow- 
jilatz  umgestaltet  denkt,  siehe  Abb.  5  und  6.  Er  schreibt: 
„Eine  völlig  moderne  Platzanlage  ist  der  Lützowplatz, 
an  dessen  Nordrande,  auf  dem  höchsten  Punkt  des  Platzes 
und  im  Schnittpunkte  mehrerer  Straßenzüge  als  „point  de 
vue"  unlängst  der  Herkulesbrunnen  errichtet  worden  ist,  in 
die  Ferne  und  namentlich  schön  im  Zuge  der  Maaßen- 
uud  Friedrich  Wilhelm  -  Straße  wirkend.  Dieser  vom  Tier- 
garten bis  zum  Nollendorffplatze  reichende  Straßenzug  geht 
für  das  Auge  quer  über  den  Lützowplatz,  während  in  der 
Tat  nur  der  Fußweg  hinüber  geführt,  und  der  Fahrdamm  ver- 
setzt und  zwar  an  der  Ostseite  herum  geführt  ist.  Bei  der 
Anlage  des  Platzes  war  s.  Zt.  angeregt,  auch  den  Fahrweg 
quer  über  den  Platz  zu  führen,  der  herrschenden  Anschauung 
folgend,  die  für  den  Verkelu-  die  gerade  Linie  aks  kürzeste 
Verbind\ing  unter  allen  Umständen  fordern  zu  müssen  glaubt. 
Auch  hierbei  wäre  die  Platzanlage  wohl  ästhetisch  auszuge- 
.stalten  gewesen,  wenn  man  auf  eine  symmetrische  gärtnerische 
Behandlung  verzichtet  hätte.  Die  Versetzung  der  Fahrstraße 
war  aber  im  verkelu-stcchnischen  Sinne  doch  richtiger,  weil 
sonst  eine  spitzwinklige  Überschneidung  zweier  Fahrsü'aßen 
an  der  Südwesteoke  entstanden  wäre,  wofür  nun  die  günstige 
Gabelung  getreten  ist.  Der  kurze  Umweg  ist  praktisch  be- 
deutungslos und  die  Platzgestaltung  im  ästhetischen  Sinne  er- 
leichtert. Bei  der  gegenwärtigen  Anordnung  scheiden  sicli  Fahr- 
und  Fußverkehr  streng  von  einander,  und  der  Fußgänger  hat  doch 
auch  Berücksichtigung  zu  fordei'u,  vielleicht  mehr  als  ihm  bisher 
in  der  Großstadt  zugebilligt  worden  ist.  Sogehen  über  den  Platz 
zwei  Fußwege  —  der  eine  von  derMaaßenstraße,  der  andere  von 


der  Schillstraße  her  — ,  die  sich  in  der  Mitte  des  Herkules- 
brunnens überschneiden,  und  dieser  steht  mitten  in  der  Ver- 
kehrsrichtung. Sieht  man  aber  einmal  von  der  Idee  des  „point 
de  vue'"  ab,  so  wäre  ja  auch  noch  eine  andere  Aufstellung  des 
Brunnens  denkbar.  Der  Platz  liegt  nach  dem  seine  Nordseite 
begrenzenden  Kanal  hin  offen,  die  Ostwand  geht  mit  leisem 
Knick  nach  der  Maaßenstraße  gesclilossen  durch;  die  West- 
seite ist  nebst  der  Wichniannstraße  verkehrsstiller,  und  die 
Südwand  bietet  einen  vortrefflichen  Hintergrund.  Hier  also 
wäre  auch  ein  Aufstellungsort  für  den  Bi'unnen,  nicht  den 
vorhandenen  Brunnen,  der  auf  seine  allseitige  Freilage  hin 
rund  gearbeitet  ist,  sondern  eines  anders  geformten,  mit  Rücken- 
deckung in  unmittelbarer  Beziehung  zum  Platze  selbst,  wie 
es  Abbildung  6  zeigt.  Auf  einem  etwas  erhöhten  Unterbau 
erhebt  sich  der  Brunnen,  dem  gegenüber,  außerhalb  der  den 
Platz  überquerenden  Fußwege,  wieder  Sitzbänke  angeordnet 
sind." 

„Nicht  von  der  Stadtgemeinde,  sondern  von  einer  Bau- 
gesellschaft ist,  wie  zum  Schlüsse  noch  angeführt  sein  möge, 
der  Viktoria  Luise-Platz  angelegt,  auf  Schöneberger  Gebiet, 
ein  Sternplatz  schlimmster  Form  als  Knotenpunkt  dreier  sich 
überkreuzender  Straßenzüge.  Da  war  es  ein  guter  Gedanke, 
diesen  Punkt  zu  betonen;  denn  sollen  sonst  auch  Platzmitten 
freibleiben,  so  war  doch  hier  die  gegebene  Stelle,  lun  die 
überlangen  Straßenzüge,  die  nun  einmal  der  Bebauungsplan 
festgelegt  hatte,  wirksam  zu  unterbrechen.  Schade  nur,  daß 
als  „point  de  vue"  ein  Wasserstrahl,  noch  dazu  ein  zu 
schwacher  Wasserstrahl  gewählt  worden  ist,  der  sich,  von  der 
Motzstraße  aus  gesehen,  vergeblich  abquält,  gegen  die  haus- 
hohen Straßenwandungen  zur  Geltimg  zu  kommen.  Hier 
würde  eine  hoch  aufsteigende  Säule  am  Platze  gewesen  sein. 
Daß  der  Fahrverkehr  um  den  Platz  herumgeführt  wird,  hat 
bei  seinem  geringen  Umfang  nicht  viel  zu  bedeuten,  und  auch 
die  Fußgänger  werden  sich  kaum  über  die  verbaute  Mitte  zu 


Vorschlag  zur  rmgestaltun^  des  Lützowplatzes 


Ijeklagen  haben,  —  ein  Vergleich  mit  dem  Wilhelmplatz 
würde  hier  verfehlt  sein.  Glücklich  den  Verkehrslinien  ent- 
rückt, befinden  sich  seitlich  monumentale  Sitzplätze,  deren 
llintfirwand  auf  der  Westseite  eine  Säulenkulisse  bildet. 
Warum  ist  dieses  Bauwerk  abei-  nicht  so  gestellt  worden, 
daß  damit  ein   Loch    in    der    Platzwanduug,    eine  Straßeneiu- 


IX,  24 


Die  Gartenwelt. 


müiuhiiif^'  goderkt  würde;  \md  warum  hat  man  nicht  auch 
gleich  rill.'  Säulenhalle  als  Schutzdach  gemacht?  So  wirkt 
i's  lediglich  dekorativ  im  Stile  der  Plakatkunst  etwa,  um 
zahlungsfähige  Käufer  für  Baustellen  anzulocken." 

Wie  die  Abbildungen  zeigen,  hat  Goecke  in  seinen  Vor- 
schlägen zur  Umgestaltung  den  Plätzen  eine  streng  regel- 
mäßige, architektonische  Einteilung  gegeben.  Die  Anordnung 
des  Wilhelmplatzps,  nach  der  Herstellung  der  Verbindung 
der  Mohrenstraße  zur  Voßstraßo ,  in  gerader  Richtung  über 
den  Platz,  die  aus  Rücksicht  auf  den  sich  immer  mehr 
steigernden  Verkehr  über  kurz  oder  lang  erfolgen  muß,  ist 
sehr  geschickt.  Hier  sind  trotz  des  hastenden  Verkehrs 
dach  zwei  ruhige  abgeschlossene  Plätze  geschaffen,  die  zur 
ungestörten  Betrachtung  der  Denkmäler  einladen.  Die  Stand- 
bilder selbst  werden  hierdurch  unzweifelhaft  gewinnen,  ja 
man  wird  nun  wieder  wissen,  daß  dort  überhaupt  Denkmäler 
ste-hen.  In  noch  stärkerem  Maße  dürfte  die  ruhige  Wirkung 
auf  dem  Dönhoffplatz  hervortreten.  Der  der  Kleinheit  des 
Denkmals  entsprechend  neu  zu  schaffende  Platz  innerhalb 
iler  Anlage  wird  auch  hier  von  gutem  Raumverhältnis  sein. 
Denn  „In  der  Kunst  des  Raumes",  so  sagt  Sitte  mit  Recht, 
„kommt  Alles  auf  die  gegenseitigen  Verhältnisse  an,  sehr 
wenig  dagegen  auf  die  absolute  Größe.  Es  gibt  Zwerg- 
bildnisse von  2  m  Größe  und  darüber  in  Gartenanlagen,  da- 
gegen Herkulesstatuetten  von  Däumlingslänge,  und  doch  ist 
der  Große  der  Zwerg  und  der  Däumling  der  Heros."  Warum 
aber  auch  der  Lützow-Plat-z  umgestaltet  werden,  und  der, 
wie  Goecke  selbst  schreibt,  in  die  Ferne  und  im  Zuge  der 
Friedrich  Wilhelm-  und  Maaßenstraße  schön  wirkende  Herkules- 
l)runnen  einen  anderen  Platz  und  selbst  eine  andere  Form 
erhalten  soll,  ist  nicht  einzusehen.  Der  Platz  in  seiner 
jetzigen  Gestalt  ist  einer  der  schönsten  Plätze  neueren  Datums. 
Der  Tadel,  den  Goecke  dem  Viktoria  Luise-Platz  zuteil  werden 
läßt,  und  der  die  Aufstellung  der  Säulenkulisse  und  den 
Springstrahl  betrifft,  ist  berechtigt.  Docli  ist  hier  dem  Ver- 
fasser weniger  die  Schuld  beizumessen,  als  dem  Auftraggeber. 
Es  war  an  Stelle  des  zu  schwachen  Springstrahles  ein  größerer 
Brunuenaufbau  vorgesehen,  der  auch  jedenfalls  das  Loch  in 
der  Platzwandung  gedeckt  hätte.  Im  übrigen  dürfte  dieser 
Platz  wohl  an  ruhiger  geschlossener  Wirkung  trotz  seiner 
Kleinheit  alle  anderen  Berliner  Plätze  übertreffen.  —  Nicht 
beistimmen  kann  ich  der  Meinung  Goeckes,  daß  Gartenplätze 
im  allgemeinen  keine  Denkmalsplätze  sind.  Ich  möchte  fast 
das  Gegenteil  behaupten,  zumal  wenn  man  an  die  vielen 
neuen  und  neusten  Kaiserdenkmäler  denkt,  die  an  Langweilig- 
keit nichts  zu  wünschen  übrig  lassen.  Gerade  durch  eine 
geeignete  Umpflanzung  wird  man  oft  erst  aufmerksam  auf 
ilas  Standbild,  und  unwillkürlich  geht  dann  auch  der  Blick 
vom  Blumenschmuck  auf  das  Denkmal.  Bei  so  manchem 
Denkmal  des  alten  Kaisers  tritt  dies  so  recht  am  22.  März 
in  Erscheinung,  wenn  der  Platz  um  dasselbe  reich  mit  Pflanzen 
geschmückt  ist,  dann  erinnert  sich  jeder,  daß  an  diesem  Tage 
der  große  Kaiser  das  Licht  der  Welt  erblickt  hat,  wogegen 
man  andernfalls  auch  an  diesem  Tage  achtlos  daran  vorüber- 
eilen würde. 

Obgleich  nun  unbedingt  zugegeben  winl,  daß  die  Um- 
gestaltung des  einzelnen  Platzes  glücklich  erdacht  ist,  muß 
doch  der  Befürchtung  Raum  gegeben  werden,  daß  nach  Aus- 
führung derselben  eine  gewisse  Einförmigkeit  hervortreten 
würde,  was  besonders  auf  dem  Dönhoff-  und  Lützowplatz 
der  Fall  sein  dürfte,  die  mit  einander  verglichen  fast  dasselbe 
Bild  zeigen.  


Stauden. 

I'iiltii()iiari;i  und  Ajiiiiii.zwei  hüljsclioKriililiii<>,sl)lüher 
unserer  heimischen  Flora. 

Von  H.  Lindner,  Obergärtner,  Wannsec. 

in  Ijaubwäldern  und  auf  Waldwiesen  finden  wii'  im  zeitigen 
Friihjabr  zwei  schönblühende  Staudengewächse,  die  sich  auf  mancherlei 
Art  auch  zur  Anpflanzung  im  Garten  eignen.  Das  eine  Gewäciis  und 
zwar  das  gemeine  Lungenkraut,  Pulmonaria  ofßcinalia,  habe 
ich  früher  sehr  vorteilhaft  zur  Begrünung  kahler  Stellen 
unter  hohen  lichten  Gehölzgruppen  verwendet.  Auch  zu 
Einfa.s.sungen  kann  mau  das  Lungenkraut  gut  gebrauchen,  da  es 
niedrig  bleibt,  einen  gleichmäßigen  Wuchs  und  eine  gefüllige  Be- 
laubung hat.  Pflanzen,  die  man  im  August  oder  auch  schon  früher 
in  Töpfe  setzt,  kann  man  im  Winter  leicht  zur  Blüte  bringen. 
Einige  Töpfe,  die  ich  voriges  Jahr  Anfang  Dezember  warm  setzte, 
standen  schon  am  25.  desselben  Monats  in  vollem  Flor.  Leider  sind 
die  einzelnen  Blumen  nicht  von  langer  Dauer,  ergänzen  sich  aber 
immerwährend  durch  neue.  Eine  Kalendernotiz  vom  16.  Januar  gibt 
an,  daß  die  Pulmonarien  mit  ihren  im  Aufblühen  rotfarbenen,  später 
dunkelvioletten  Blumen   immer  noch  neue  Blütenstiele  treiben. 

Endo  Mai  und  im  Juni  blüht  der  kriechende  Günsel,  Ajnga, 
reptans,  den  ich  besonders  zur  Anpflanzung  auf  Parkwiesen 
in  die  Nähe  der  Wege  empfehle.  Seine  hübschen  blauen  quirl- 
.ständigen  Blüten  fallen,  besonders  wenn  in  ganzen  Trupps  beisammen- 
stehend, jedem  Naturfreunde  sofort  auf  und  erfreuen  dessen  Herz 
oftmals  mehr  als  manche  andere  prunkende  Blutenpflanze.  Als  ich 
in  den  achtziger  Jahren  im  Priuzlioh  zu  Sohönaich-Carolathschen  Park 
als  Gehilfe  konditionierte,  habe  ich  diese  Günselart  kennen  und 
schätzen  gelernt.  Dort  war  am  Rande  eines  Wassergrabens  eine 
ganze  Fläche  damit  bestanden  und  ich  habe  diese  Stelle,  wenn  die 
Pflanzen  in  Blüte  standen,  oftmals  aufgesucht.  Ajuga  reptans 
gedeiht  an  etwas  feuchten,  sonnigen  und  auch  an  leiohtbeschatteten 
Orten  gleich  gut  und  vermehrt  sich  durch  Ausläufer  in  passendem 
Erdreich  ziemlich  schnell.  Eine  humose,  etwas  mit  Sand  vei'mischte 
Waldlauberde  ist  der  geeignetste  Boden. 


Die  Ramondien. 

Von  Herrn.  MüHer,  Whetstone,  Engl.and. 

Von  allen  Pflanzengattungen,  welche  unsere  Felsenanlagou 
beleben  und  schmücken,  sind  die  wundervollen  Ramondien  wohl  am 
seltensten  zu  finden.  Es  ist  in  der  Tat  sonderbar,  daß  jene  herrlichen 
Pflanzen  so  wenig  bekannt  sind,  obgleich  dieselben  doch  keine  be- 
sonderen Ansprüche  an  die  Pfleger  stellen.  Ein  guter,  luftiger,  jedoch 
schattiger  Ort  .sagt  diesen  Vertretern  der  Gesneriaoeen  am  besten  zu. 
Sehr  dankbar  sind  dieselben,  wenn  man  ihnen  eine  gut  drainierte 
lehmige  Heideerde  gibt,  die  man  jedoch  nicht  zu  trocken  werden 
lassen  darf.  Die  behaarten  Blätter,  aus  deren  Achseln  10—15  cm 
hohe  Blütenstengei,  je  mit  einer  Dolde  gekrönt,  entspringen,  sind  in 
einer  ornamentalen  Rosette,  welche  dem  Boden  augedrückt  ist,  an- 
geordnet.    Ich  empfehle  folgende  Arten: 

Ramondia  pyrr.naica.  Blüten  von  purpurvioletter  Farbe.  Im 
Schlünde  der  Blumenkronen  befindet  sich  vor  den  Staubfäden  ein 
Büschel  kurzer,  orangegelber  Haare  angeordnet.  Sehr  schön  ist  auch 
die  weiße  Varietät  dieser  Art. 

Ramomlia  Nathaliae.  Die  Blüten  dieser  Art  sind  heller  als 
die  vorhergehenden,  während  die  Blätter  mit  goldbrauner  Kand- 
behaarung  versehen  sind. 

Ramondia  serbica.  Diese  Art  hat  heileres  Laub  und  kleinere, 
ebenfalls  purpurviolette  Blumen.  An  Schönheit  steht  sie  den  vorher- 
gehenden nicht  nach.  Wie  schon  die  Namen  andeuten,  ist  die  Heimat 
der  beiden  letzten  Ramondien  der  Balkan,  während  die  erste  in  den 
Pyrenäen  zu  finden  ist. 


2S4 


Die  Garienwelt 


IX,  24 


Di, 


Topfpflanzen. 

Nepenthes. 

(Hier Ml  xuvi  Abbildungen. 


Nepenthes  sind  zwar  hochinteressante  Ersolieimingen  der 
Pflanzenwelt,  aber  in  den  Kulturen  selten  zu  linden,  denn 
nicht  überall  ist  man  in  der  Lage,  den  Pflanzen  die  Lebens- 
bedingungen zu  bieten,  die  sie  verlangen,  nämlich  eine  sehr  feucht- 
warn-.e  Atmosphäre,  die  selbst  im  Winter  nicht  fehlen  darf  und  die 
m  den  meisten  Fällen  andern  mit  ihnen  zusammen  kultivierten 
Pflanzen  nicht  zuträglich  ist.  Selten  sieht  man  daher  tadellose 
Exemplare,  und  selbst  dort,  wo  sie  in  größerer  Anzahl  kultiviert 
werden,  gehört  eine  Pflanze,  wie  sie  unsere  Abbildung  zeigt,  zu  den 
Seltenheiten.  Haben  doch  die  Kannen  bei  einer  Länge  von  23  bis 
L'8  cm  einen  Durchmesser  von  6 — 8  cm. 

Der  Palmengarten  zu  Frankfurt  a.  M.  besitzt  eine  recht  schöne 
und  in  vorzüglicher  Kultur  befindliche  Sammlung  dieser  Nepenthes, 
von  denen  außer  der  abgebildeten  N.  ynastersiana  noch  N.  Para- 
disiae-i  raff lesiana.  Wiliiamsii,  Courtisi,  intermedia,  maeulaia,  siiperba 
und  minor  sich  durch  in  Färbung  und  in  Form  schöne  Kannen  aus- 
,  zeichnen.  Von  besonderer  Schönheit  und  Größe  sind  die  Kannen  von 
A'cpewttfs  Cnurtisi,  von  welcher  eine  Kanne  auf  Seite  285  abgebildet  ist. 

H.  P.  L. 


D.e 


Bougainvillea  spectabilis  lateritia. 


ivilleen,  besonders  glabra  und  scDideriana ,  sind 
wegen  ihres  dankbaren  Blohens  allgemein  bekannt.  Das  größte 
Exemplar  in  Europa  befindet  sich  wohl  in  dem  Garten  des  Herrn 
Baron  v.  Rothschild  in  Wien,  woselbst  es,  in  Laubenform  gezogen, 
ein  etwa  20  m  langes,  5  m  breites  und  ä  m  hohes  Gewächshaus 
vollständig  einnimmt.  Man  kann  sich  kaum  den  Anblick  vorstellen, 
den  diese  BougainriU'ea  während  ihrer  Blütezeit  hervorruft  und  von 
allen  übrigen  Häusern  und  Anlagen  des  Parkes  der  „Hohen  Warte" 
ist  das  Bougainvillea -Kaas  das  sehenswerteste  und  interessanteste. 
Im  Vergleich  zu  B.  glabra  wird  Bougainm'llea  spectabilis  var.  lateritia 
sehr  selten  angetroffen  und  noch  seltener  in  Blüte  gesehen,  weil 
meist  nur  ältere  Exemplare  blühen.  Die  Blumen  von  B.  lateritia  haben 
leuchtend  soharlachzinnobeirote  Brakteen.  Deshalb  sollte  diese  seltene 
Form  mehr  gewürdigt  werden.  Im  Rothschildschen  Garten  ist  ein 
zweites  Haus  vorhanden,  das  eine  Bougainvillea  lateritia  beherbergt. 
Dieselbe  hat  bereits  geblüht  und  so  wird  wohl  auch  dieses  Haus  an 
den  Besuchstagen  dem  Publikum  geöffnet  werden.  Den  meisten 
Lesern  wird  die  Bougainvillea  lateritia  mit  ihren  zinnoberroten  Blüten 
unbekannt  sein  und  ich  möchte  hierdurch  auf  ihre  eigenartige  Schönheit 
aufmerksam  machen.  C.  Rimann. 

Impatieus  Sultaui  als  dankbare  Grupi)enpi1aiize. 

Von  V.  H,  Braun,   Schloßgärtner,  Arenfels. 

Im  achten  Jahrgang,  Seite  523  der  „Gartenwelt"  wurde  über 
die  neue  Impatieus  Hohtii  berichtet  und  dabei  bemerkt,  daß  sie 
Ähnlichkeit  mit  /.  Sultaui  habe.  So  sehr  ich  mich  über  eine  Ver- 
mehrung dieser  anmutigen  Pfianzengattung  freue,  möchte  ich  doch 
an  dieser  Stelle  einiges  über  den  Wert  der  /.  Sultani  bemerken, 
denn  obschon  letztere  fast  allgemein  verbreitet  ist  und  es  auch 
schon  mehrere  Varietäten  davon  gibt,  scheint  man  doch  im  all- 
gemeinen /.  Sultani  nach  ihrem  wahren  Wert  noch  nicht  erkannt 
zu  haben. 

Wohl  findet  man  diese  Pflanze  hin  und  wieder  in  manchen 
Gewäeh.shäusern  als  fast  immerblühendes,  anscheinend  jedoch  ziemlich 
zärtliches  Gewächs,  aber  welch  eine  Perle  /.  Sultani  als  Freiland- 
pflanze für  die  Sommermonate  zur  Ausschmückung  der  Gärten 
ist,  davon  habe  ich  micli  besonders  letzten  Sommer  überzeugt. 
Ein  Trupp  1.  Sultani,  welchen  ich  in  eine  ßlattpflanzengruppe  unter 
Musa  Ensete  und  zwischen  üanna  Croxy  und  anderen  Blattpflanzen 
brachte,  unterschied  sich  auffallend  von  den  zärtlichen  Gewächshaus- 


exemplaren  durch  ihren  kräftigen  Wuchs  und  den  verblüffenden 
ßlütenreichtuni;  besonders  kontrastierten  die  hübschen  rosa  Blüten 
sehr  gut  mit  den  dunkelroten  Blättern  mancher  Canrias. 

1.  Siilhiiii  '  ii.'int  in  ihrer  Heimat  ähnlich  wie  unsere  ein- 
lieimiM  hr.  hiipai  fiis  iioli  längere  /..,  m  der  Nähe  des  Wassers  und 
im  Ihillisrliattin  n-i zukommen,  worauf  die  sich  in  den  Stengelteilen 
häufig  bildenden  Stützwurzeln  hindeuten,  weshalb'  I.  Sultani  dazu 
berufen  sein  dürfte,  bei  der  Ausschmückung  von  in  Gärten  befind- 
lichen Bach-  und  Teichrändern  sowie  Inseln  noch  eine  hervorragende 
KoUe  zu  spielen,  zumal  die  Pflanze  noch  in  mancher  schattigen  Lage 
durch  ihre  fortwährende  Blüte  erfreut,  wo  manch  andere  versagten 
(z.  B.  für  Balkonkästen,  die  wenig  Licht  erhalten  und  schattig 
gelegenen  Blumengruppen)  und  sich  außerordentlich  leicht  und  massen- 
haft vermehren  läßt. 

Obschon  man  I.  Sultani  nicht  zu  den  eigentlichen  „Schnitt- 
blumen"' zählen  kann,  so  lassen  sich  die  mit  Blüten  besetzten  Zweige 
doch  für  manche  Zwecke  wie  Tafelaufsätze  und  einfachere  Buketts 
verwenden  und  wirkt  die  zwar  etwas  kleine  Blüte  besonders  bei 
Licht  durch  ihren  metallischen  Reflex  sehr  gut.  Auch  als  Topfpflanze 
läßt  sich  1.  Sultani  verwenden,  wenn  sie  im  Zimmer  nicht  allzu 
großem  Luft-  imd  Wärmewechsel  untei-worien  ist,  weshalb  die 
Pflanze  auch  als  Marktpflanze  mehr  Beachtung  verdient,  zumal  sich 
schon  kleine  Steckhngspflanzen  mit  Blüten  bedecken.  Ich  habe  in 
einem  Privathause  ein  am  Fenster  stehendes  Exemplar  schon  über 
ein  Jahr  beobachtet,  sodaß  ich  die  Pflanze  zur  Zimmerkultur 
empfehlen  kann. 

Impatiens  Sultani.  Eine  der  genügsamsten  und  dabei  dank- 
barsten, fast  das  ganze  Jahr  blühenden  Pflanzen  ist  unstreitig  Im- 
patiens Sultani.  Man  sieht  sie  an  manchen  Orlen  an  jedem  Fenster, 
sie  gedeiht  eben  ohne  Pflege  und  lohnt  das  oft  dürftig  gespendete 
Wasser  reichlich  mit  ihren  roten  Blumen.  Ihre  Popularität  scheint 
aber  die  Ursache  zu  sein,  daß  man  sie  mancherorts  verschmäht. 
So  habe  ich  sie  z.  B.  noch  nicht  in  öffentlichen  Blumenanlagen  aas- 
gepflanzt gefunden.  Hält  man  sie  für  zu  zart'?  Das  würde  freilich 
diese  Unterlassungssünde  entschuldigen.  Doch  verwöhnte  und  zärt- 
liche Blumen  werden  nicht  so  allgemein  von  Bürger  und  Bauer 
ans  Fenstei  gestellt  wie  die  Impatieus  Sultani. 

Wenn  diese  alle  Unbilden  der  Wohnrivume  verträgt,  sollte 
etwa  gar  frische  Luft  und  Sonnenschein,  der  Tau  des  Himmels  ihr 
schädlich  sein?  Gewiß  nicht,  dachte  ich  mir,  und  pflanzte  nach 
Mitte  Mai  blühende  Impatiens  Sultaui  auf  eine  Gruppe  aus,  wo  sie 
sonder  East  bis  zum  ersten  Frost  im  November  fortwuchsen  und 
unaufhörlich  blühten,  wenn  auch  manchmal  das  erfrischende  Naß 
spärlich  geboten  wurde,  obwohl  sie  in  voller  Sonne  standen. 

Dieser  Erfolg  regte  mich  zu  Versuchen  mit  den  schönen 
/.  Ä/item-Hybriden  an,  welche  ich  wie  sonstige  feinere  Anuuellen 
aus  Samen  heranzog  und  Ende  Mai  ins  Freie  pflanzte.  Diese  begannen 
Ende  Juni  zu  blühen  und  mit  jedem  Monat  nahm  ihr  Flor  zu. 

Es  würde  mich  freuen,  weim  ich  dieser  Pflanze  auch  ein 
Plätzchen  unter  ihren  vornehmeren  Schwestern,  die  weder  Sonnen- 
schein noch  Regen  gut  vertragen,  verschaffen  könnte.  Eine  Gi-uppe 
dieser  Blume  kann  sich  auch  sehen  lassen  im  Einerlei  der  Begonien, 
die  im  vergangenen  heißen  Sommer  mit  den  versengten  Blättern 
und  Blüten  recht  erbärmlich  aussahen. 

Josef  Winkler,  Neuaigen  N.-Ö. 

Erica  carnea  ist  dank  ihres  schönen,  niederliegenden  und  aus- 
gebreiteten Wuchses,  verbunden  mit  dem  reichen  Flor  prachtvoller, 
blaßroter  Blüten,  eine  reizende  Erscheinung.  Anfang  Mai,  oft 
sogar  schon  im  April,  erfreut  sie  uns  mit  ihren  Blüten,  welche  an 
den  Spitzen  der  Zweige  zu  einer  einseitigen  Traube  angeordnet  sind. 
Die  Blätter  sind  linienförmig,  dunkelgrün,  glänzend,  zu  3  bis  4  in 
Quirlen  stehend.  Die.  Blüten  sind  kurzgestielt,  hängend,  achselständig, 
röhrig,  glockenförmig.  Staubbeutel  schwarzbraun,  der  Griffel  hervor- 
ragend. Vorzüglich  eignet  sich  die  Pflanze  für  Felsenanlagen  und  Ab- 
hänge. Auch  als  Unterpflanzung  von  Kalmien-  und  Rhod<idendron- 
(Sruppon  nimmt  sie  sich  vorteilhaft  aus.  Ihre  Heimat  sind  die  Alpen 
und  andere  Gebirge  Süd-Europas.  Herrn.  Müller,  Whetstone. 


IX,  24 


Die  Garlenwelt. 


Mannigfaltiges. 

Frostscliiitzvorsuche  in  llolieiilieiiii  IDO-I. 

-Uioso  Fi'ostschutzversuohe  wurden  untei'  der  Leituiif;  von  Garteii- 
iiispcktor  Hold  iu  der  75  ar  großen,  Unnh-  mvl  !bll.^t;i!i"n.'  Spaliere, 
Pyramiden,  Buschfornion  und  Erdbc'n!'  :       i      ,  llceren- 

obstanlagc,  sowie  in  dem  Bahnhofsgardii  i:  i  i  ;  -:  i  l>  i  nfiungeu 
gegen  die  Frostgefahr  mittelst  fünfeilr:  \  i.iniM^.itMuil.jii  vorge- 
nommen. 

I.  Die  Vonsuche  erstreckten  sich  auf  die  Erprobung: 
1.  der  Leraström'schen  Frostfackeln; 

'2.  des  Käucherapparats  „Qualm"  von   Guisunheiiii; 

3.  des  Räuclierns   mittelst   Stroh,  Gras.  Reisig  usw.; 

4.  des  Räucherns  mittelst  Teer; 

ö.  des  Räucherns  mittelst  der  Nürdliiigerschon 
Räuchermasse  aus  Flörsheim  am  Main. 

II.  Die  Beobachtungen  erstreckten  sich: 

al  auf  den  Nachtfrost -Thermometer  zur  Ermittelung  des 
kommenden  Nachtfrostes  und  zur  Feststeilung  der  Tem- 
peratur inner-  und  außerhalb  des  Räucherkreises  sowie: 

b)  auf  die  leichte  Transportfähigkeit  des  Apparates, 

c)  auf  das  leichte  Anzünden  und  vorherige  Auslegen, 

d)  auf  langes  Brennen,  ferner 

e)  auf  Erzeugung  schwerer  Rauchwolken  u. schließlich 


Nepeiuhe 


f)  auf  d.  Kosten 
d.  verschiedenen 
Räucherungs- 
we  isen,  die  Ar- 
beitslohne,bezw. 
Arbeitszeit  mit 
eingerechnet. 

I.  Veisurhe. 

l.Das 
Lemströmsche 

Schutzver- 
fahren durch 
sogen.  Frost- 
fackeln. 
Die  mit  1.5  cm 
Durclimesser  u. 
'JO  cm  Höhe  aus 
Moorerde  her- 
gestellten Torf- 
eylinder  weisen 
eine  durch  die 
Mitted. Cylinders 
gehende  Röhie 
auf,  in  welche 
die  Zündmasse 
(Zündkegel)  ge- 
steckt wird. 

Nach  Angabe 
seil  die  Zünd- 
masse aus  Harz-, 
Kohlen-,  Teer- 
und Torfgemiscli 
bestehen  u.  muß 
vor  dem  Ein- 
setzen ind.Torf- 
cylinder  mit  Pe- 
troleum durch- 
tränkt werden. 

Es  sollen  die 
Cylinder  4  Std. 
glimmen,  haupt- 
säclilich  Rauch, 
auch  etwas  AVär- 
me  erzeugen,-wo- 
bei  die  Rauch- 
wolke die  Pflan- 
ze vor  Frost  zu 
schützen  hat. 

Man  will  als  sehr  vorteilhaft  gefunden  haben,  daß  man  die 
Frostfackeln  bei  etwaigem  Wechsel  der  Luftströmung,  sowohl  glim- 
mende (mittelst  Durchstecken  von  Pfählen)  wie  auch  noch  dicht 
brennende,  sehr  leicht  an  andere  nötigere  Stellen  bringen  kann. 

Bisher  kosteten  diese  Cylinder  nebst  Zünder  bei  Bezug  von 
mindestens  100  Stück  das  Stück  12  Pfennig.  Die  Fracht  für  100 
Stück  von  Helsingfors  bis  Stuttgart  beträgt  rund  8  Mark,  folglich 
kostete  bisher  eine  Fackel  ca.  20  Pfennig. 

Nach  den  im  .Jahre  1904  hier  zum  ersten  Male  gemachten  Vei- 
suchon  reicht  öfters  ein  Zünder  nicht  zum  Anbrennen  des  Cylinders; 
es  müssen  daher  stets  zur  Reserve  mehr  Zünder  bestellt  werden, 
ebenso  ist  reichlich  für  Kienspäne,  bezw.  Vei'g-,  Pech-  oder  be.ssor 
noch  Wachsfackeln  Sorge  zu  tragen. 

Es  sollen  nun  in  Deutschland  solche  Frostfaokeln  hergestellt 
werden,  sodaß  sich  der  Auschaffungs-  und  Frachtpreis  auf  ungefähr 
die  Hälfte  ermäßigen  würde. 

Die  durchschnittliche  Brennzeit  betrug  3—4  Stunden ;  bei  dem  Auf- 
streuen von  grünem  Reisern  (Triebe  und  Reiser  von  Lotiicem  tatarica) 
und  frischem  Gras,  sowie  halb  verwestem ,  dem  Kompostliaufen  ent- 
nommenen   TTnkraute,    dauerte   die  Glimmzeit    unu'cfähr    .ö   Stunden. 


Kanne  von  Nepenthes  Courtisi. 

Oriffinalaufnahme  für  die  „Garteuwelt". 


286 


Gartenwelt. 


IX,  24 


doch  erzeugten  einzelne  Fackeln  beinahe  gar  keinen  Rauch.  Vielleicht 
war  eine  ungleiche  Zusammensetzung  der  gepreßten  Moorerde  schuld 
oder,  da  die  Zünder  schon  verbrannt  waren,  trugen  das  trockene  Reis, 
die  Hobelspäne  usw.,  welche  behufs  brennend-,  bezw.  gliinmendmachen 
der  Kegel  angezündet  wurden,  zum  rascheren  Verbrennen  und  zu  ge- 
ringer Rauchentwicklung  der  Frostfackeln  bei. 

Für  210  Zünder  wurden  16  Liter  Peti'oleum  verbraucht. 

Der  bisher  empfohlene  Abstand  der  Fackeln  von  3  m  au  den 
(iraudstüokgrenzen  und  von  10  m  im  Innern  des  Landes  hat  sicli 
hier  nicht  bewährt.  Nach  den  hiesigen  Beobachtungen  soll  durch- 
schnittlich auf  je  .0  m  Entfernung  eine  Frostfaokel  zu  liegen  kommen, 
denn  für  empfohlene  10  m  Abstand  ist  die  Eauchentvdcklung  trotz 
des  Aufstreuen«  von  frischem  grünen  und  halbtrookenem  Grase,  ]>aub, 
Stalldünger,  frischem  Strauchgrün  usf.  noch  zu  gering. 

2.  Das  Frostschutzverfahren  mit  dem  Apparat  „Qualm". 

Erfinder  J.  Allendorf  in  Wicker  in  Hessen-Nassau. 

Fabrikant  Val.  Waas  in  Geisenheim  am  Rhein. 

Man  will,  den  Prospekten  nach,  den  „(Jualm"  als  Besten  be- 
zeichnen. Er  soll  alle  anderen  Räuoherapparate  der  Welt  in  den  Hinter- 
grund stellen,  denn  er  sei  der  einfachste  und  billigste  und  zeige  den 
größten  Rauoheffekt.  Doch  wie  viele  „Qualms"  auf  das  Hektar  Land 
kommen  müssen,  ist  nicht  angegeben. 

Nach  den  hiesigen,  von  '/■.  1  Uhr  bis  V26  Uhr  morgens  gemach- 
ten Beobachtungen  mit  der  von  Waas  in  Geisenheim  zu  beziehenden 
Räuchermasse  „Vaasol"  vom  2ü.  zum  27.  April  und  in  der  darauf 
folgenden  Nacht,  in  welcher  „Qualm"  mit  derNördlingerschen  Räuoher- 
masse  gefüllt  wurde,  wurden  bei  der  verhältnismäßig  geringen  Rauch- 
entwicklung durch  den  Schornstein  die  Apparate  mit  je  5  m  Abstand 
von  einander  aufzustellen,  dabei  kostet  jeder  Apparat  5  Mark  und 
.50  Pfennig ! 
3.  Das  Räuchern  mittelst  Stroh,  Gras  und  grünen  Reisern. 

Da  ein  Teil  der  Lemstromsclien  Frustfackeln  nicht  gleich  glimmen 
wollte,  jnanche  in  den  (.'ylinder  gesteckte  Zunder  nicht  ausbrennen 
wollten,  so  nahmen  die  Obst-  und  Garten baiischüler  Hobelspäne, 
trockene  Reisigwellen,  und  waren  die  angezündet,  so  hielten  sie  die 
nicht  glimmenden  Frostfackeln  mittelst  Pfählen  über  das  Feuer,  bis 
sie  zum  Brennen  kamen. 

Auf  solche  kleine  Feuer  ließ  ich  dann,  um  rascher  Rauch  zu 
erhalten,  grüne  Reiser  auflegen,  auch  getrocknete  Reisigbündel  anstecken 
und  darauf  von  einer  Lonicera  fatanca-R-ei:^e  die  grünen  Triebe 
sowie  dem  Komposthaufen  entnommenes,  halbverwestes  Unkraut 
imd  frisch  geschnittenes  Gras  über  das  offene  Feuer  streuen. 
Wohl  lieferten  diese  Qualmfeuer  einen  wasserdampfreicheren  Rauch 
als  die  Torffeuei-,  doch  direkt  an  der  Feuerstelle  ist,  wenn  sie  sich 
zu  nahe  an  Pyramiden,  Buschformen  und  Palmetten  befindet,  nicht 
ein  Erfrieren  sondern  \'erbrühen  der  Triebe  zu  befürchten.  Bei 
größeren  Abständen  zwischen  den  Feuern  wäre  diese  Rauoherzeugung, 
falls  keine  Verbrennung  von  Pflanzenteilen  erfolgt,  nicht  zu  verwerfen, 
doch  —  da  das  Reisig  nicht  gerade  in  letzter  Stunde  an  den  Platz 
gebracht  werden  kann,  sondern  schon  mindestens  einen  Tag  vor  der 
zu  befürchtenden  Frostgefahr,  —  wie  sieht  es  dann  bei  eintretendem 
Regenwetter  aus,  wenn  das  Holz  durchnäßt  ist?  —  Wie  viel  Petro- 
leum wäi'e  nötig,  um  das  Feuer  rasch  zu  entzünden  ?  Wogegen  die 
Lemströmschen  Frostfackeln,  auch  ohne  Bretter-  und  Ziegelsohutzdach, 
einen  starken  Regen,  ohne  völlig  diu'chnäßt  zu  werden,  gut  vertragen 
können. 

AVerm  man  im  österreichischen  uud  französischen  Weinbau  mit 
dieser  Räucherungsart ,  wobei  man  auch  Stalldünger  zur  Qualm- 
erzeugung über  das  Feuer  legte,  gute  Erfahrungen  gemacht  haben  will,  so 
kann  man  doch  hierselbst,  wo  man  erst  im  verflossenen  Jahre  mit 
Raucherzeugungsversuchen  bei  Obstbäumen  begann,  mit  den  wenigen 
gemachten  Erfahrungen  kein  richtiges  Schlußgutachten  abgeben. 
Hier  wollten  die  mit  Stalldünger  gefüllten  und  mit  Petroleum  be- 
gossenen Säcke  nicht  glimmen,  sobald  das  Petroleum  verbrannt  war, 
gingen  sie  ans. 

4.  Das  Räuchern  mittelst  Teer. 

Das  Anbrennen  vcju  Teer,  sei  es  nun  in  Holzkästchen,  Büchsen 
oder  in  Gruben,  bezw.  auf  dnr  Rrdo,  liat  auch  seine  Nachteile.    Z.  B. 


ist   das  Beschmutzen   der  Kleider  imd  Hände  bei   dem  zähflüssigen 
Teer  nicht  zu  vermeiden. 

Die  Rauchentwicklung  ist  wohl  stark,  doch  lange  nicht  so  stark 
als  bei  der  Räuchermasse  von  Dr.  Nördlinger.  Wenn  der  Teer  nicht 
öfters  umgerährt  w'ird,  so  bildet  sich  eine  Schlackenschicht,  die  das 
Ausgehen  des  Feuers  veranlaßt,  auch  erhitzt  am  Brennplatz  der  Teer 
stark,  sodaß  bei  engem  Pflanzenbestande  ebenfalls  ein  Verbrühen  von 
Pflanzenteilen  vorkommen  kann,  ferner  hinterläßt  der  Teer  bis  zu 
-'5°,„  Schlacken.  Man  kann  schließlich  durch  Nachschütten  von  Teer 
bei  unvorsichtiger  Handhabung  leicht  Brandwunden  erhalten. 

5.  Das  Räuchern   mit   der  Räuchermasse  aus   der  chemischen 
Fabrik  von  Dr.  Nördlinger  in  Flörsheim  am  Main. 

Die  auch  von  mir  schon  mehrmals  im  Jahre  1903  erprobte 
Räuchermasse  von  der  chemischen  Fabrik  Dr.  H.  Nördlinger  in  Flörs- 
heim am  Main  hatte  sowohl  in  den  Kistchen  von  Eisenblech,  die  auf 
zwei  Seiten  mit  Holzbrettchen  zum  Durchbrennen  versehen  sind,  als 
auch  in  Eimern,  Kistchen,  alten  Fäßchen,  Büchsen,  wie  auch  in 
Gruben,  den  meisten  Qualm  erzeugt.  Sie  kann  mit  einem  Streioh- 
holze  schon  entzündet  werden,  es  erfordert  daher  das  Anstecken  nur 
kurze  Zeit.  LTm  eine  ganz  i-asche  Entzündung  im  zu  i-äuchernden 
Grundstücke  zu  erhalten,  wird  es  sich  aber  doch  empfehlen,  eine 
kleine  Handvoll  Heu,  Stroh,  Hobelspäne,  Holzwolle,  Werg  und 
Papier  mit  Petroleum  angefeuchtet,  auf  der  Oberfläche  der  Masse  in 
Brand  zu  setzen. 

Die  Nördlingersche  Räuohermasse,  zu  deren  Zusammensetzung 
ja  auch  etwas  Teer  gebraucht  wird,  besitzt  gegen  den  reinen  Teer 
den  Vorteil,  daß  die  Masse  mit  Schaufeln  leicht  aus  den  Fässern  in 
die  Gefässe  gefüllt  werden  kann  und  daß  sie,  ohne  starke  Flamme  und 
Hitze  zu  erzeugen,  neben  den  Pflanzen,  ohne  sie  zu  schädigen,  aufge- 
stellf  werden  kann. 

Bei  der  Verwendung  der  von  der  Firma  angebotenen  Räucher- 
kästen aus  Eisenblech,  die  ich  mit  je  3  kg  Räuchermasse  fülle, 
brennen  die  zwei  seitlichen  Wände  von  dünnem  Holze  in  dem- 
selben Maße  nieder,  als  die  Räuchei'inasse  selbst.  Infolgedessen  kann 
die  zum  Verbrennen  erforderliche  Luft  stets  ungehindert  an  die 
brennende  Räuchermasse  herantreten.  Die  Verbrennung  erfolgt  daher 
fortgesetzt  gleichmäßig.  Die  beiden  längeren  unverbrennbaren  Wände 
aus  Eisenblech  bilden  einen  Schutz  gegen  seitlichen  Zugwind  und 
schützen,  auch  gegen  ein  zu  rasches  Verbrennen  der  Masse.  Man 
kann  die  Kästchen  mit  den  auswechselbaren  Holzwänden  stets  ver- 
wenden, ohne  eine  Störung  im  Brennen  befürchten  zu  müssen,  was 
bei  den  Blechbüchsen,  wegen  nicht  völlig  genügender  Zufuhr  von 
Luft  wohl  nicht  immer  der  Fall  sein  wird,  da  letztere  ohne  ganz 
auszubrennen  manchmal  erlöschen. 

Da  aber  solche  Kästchen  auf  80  Pfg.  das  Stück  zu  stehen 
kommen,  so  sind  sie  doch  zu  teuer,  man  wird  daher  in  den  meisten 
Fällen  die  Räuchermasse  auch  fernerhin  in  Blechbüchsen  füllen  oder 
in  kleine  Erdgruben  entleeren,  in  denen  die  Masse  ohne  Umrühren 
völlig  ausbrennt.  Mit  der  Nördliugerschen  Räuchermasse,  die  ja 
etwas  teurer  ist  als  die  Lemströmschen  Frostfackeln  und  gewöhn- 
licher Teer  und  zwar  im  Verhältnisse  wie  10  zu  8,  erspart  man  aber 
eine  Menge  Arbeitskräfte  bei  der  Vorbereitung  und  Räucherung  utid 
erzielt,  was  als  wesentlichstes  zu  betrachten  ist,  selbst  bei  15  m 
Abstand  der  Räucherkästen  von  einander,  eine  stärkere  raschere  und 
dichtere  Rauoherzeugung. 

Die  wenigen,  erst  seit  zwei  Jahren  vorgenommenen  Räucher- 
versuche lassen  allerdings  noch  kein  abschließendes  Urteil  zu,  doch 
könnten  einzelne  zweifelhafte  Punkte  bei  anderen  späteren  Versuchen 
genauer  beobachtet  weiden. 

11.  Beobachtungen. 

a)  Das  Nachtfrost-Thermometer. 

Das  zur  Nachtfrostprognose  erforderliche  Psychi'ometer  und 
zwar  das  vorgeschriebene  von  der  Firma  M.  Taube  in  Dresden, 
Sohloßstraßc,  zum  Preise  von  3,50  Mk.  bezogene,  ist  sehi'  wohlfeil, 
doch  da  die  Feststellung  der  Nachtfrostkurve  nach  Dr.  Lange, 
München  (Vergleichung  der  psychrometrischen  Differenz  der  mit 
Wasser  getränkten,  stets  die  Thermometerkugel  umhüllenden  Gaze 
mit    dorn    tiockenen    Thermometer)    umstäMdliclu'r    als    das    direkte 


IX,  24 


Die  Gartenwelt. 


Ablesen  von  oiuer  Tabelle  ist,  nur  von  den  anzulernenden  Schülein 
nicht  so  gerne  ausgeführt  wurde,  so  kann  den  im  Lesen  weniger 
Bewanderten  der  sehr  genau  gehende  Nachtfrost-Thermometer  von 
Felix  ijttu  AlJmann  in  Lüdenscheid  als  sehr  zuverlässig  und  ein- 
fach zur  Anschaffung  empfohlen  werden.     Preis  8,50  iMk. 

Bei  häufigem  Käucliern.  um  durch  viele  Nachtwachen  nicht 
zuviel  Zeit  zu  verschwenden,  wäre  ein  Alarmapparat  zum  Zwecke 
,  der  Mi'ldung  iles  Nachtfrostes  zu  beschaffen. 

SmIiIic  Apparate  befinden  sich  in  Goisenheim  und  in  Ingel- 
fini;.'n  im   Betrieb. 

Bei  dem  Käucliern  hier  waren  .sämtliche  Thermometer  sowohl 
an  der  Ablesestation  innen  als  auch  außerhalb  des  Geländes  durch 
Verwalter  rfist(!rer  mit  dem  Nurmalthermometer  der  hiesigen 
meteorologischen  Station  \cii;li(;licn  iiiid  in  die  vorgeschriebene  Ent- 
femmii;  und  Hohe  ,L:el.racht  w.jnieii. 

b)  Die  Transportfähigkeit  der  Apparate  ist  ziemlich  gleich; 
wohl  sind  ..Qualm"  und  die  Nördlingerschen  Räucherkästen  schwerer 
als  die  leichten  Frostfackeln,  doch,  da  die  Zünder  wieder  für  sich 
einzusetzen  sind  und  zwar  kurz  vor  dem  Anbrennen,  so  sind  bei 
den  I.emströmschen  Frostfackeln  die  meisten  Arbeitskräfte  erforderlich. 

c)  Das  leichte  und  rasche  Anzünden  der  Räucher- 
materialien. Bei  der  Nördlingerschen  Räuchermasse  und  dem  bei 
Vaasol  von  Waas  in  tfeisenheim  wurde  leichte  Entzündbarkeit  fest- 
gestellt. 

Hierbei  habe  ich  zu  bemerken,  daß  die  Nördlingersche  Räucher- 
niasse,  welche  wie  Vaasol  in  Fässern  versendet  wird,  hier  schon  seit 
April  19Üo  aufbewahrt  worden  war. 

d)  Langes  Brennen.  Am  längsten  brannte  der  Apparat 
ihia??-!  'v"'!  'li"  Luft  nicht  so  zutreten  konnte  und  auch  einige 
k!  !i  -■  I  '  II  eintraten.  Fast  ebenso  lange  brannte  die  Räucher- 
iiia  '•"  X'-rdlinger.  Die  Lemströmschen  Frostfaokeln  brannten 
i.rh.il'.ui.iii.a.if,  rasch.  Hätte  man  nicht  morgens  von  3  Uhr  an 
schon  die  Reiser  einer  50  m  langen  Lonicera-Hecke  zum  Qualmen  auf- 
uelegt,  so  wären  die  Frostfackeln  bis  5  Uhr  morgens  zu  Asche  ohne 
lüiucli  verglimmt  gewesen. 

e)  Den  raschesten,  dicksten  und  stärksten  Rauch  erzeugte 
die   Xi-,rdlin;_'oi-l..'    l.'aiirliiTmass,.. 

f)  Die  Kosten  des  Verfahrens  sind  nicht  leicht  genau  fe.st- 
zustellen,  denn  Frostfackeln  werden  noch  nicht  in  Deutschland  her- 
gestellt. Vaasol  kostet  per  100  kg.  12  Mk.  Die  Nördlingersche 
Räacherniasse  kostet  bei  Bezug  eines  Fasses  von  230  bis  .300  kg. 
das  Gleiche  und  ist  bei  Mehrbezug  billiger.  Werden  Fässer  zum 
Füllen  frei  Flörsheim  eingesendet,  so  ermäßigt  sich  der  Preis  noch 
extra  um  1  Mk.  per  100  kg.  Bei  Waas  in  G'eisenheim  wird  das  Faß 
noch  extra  mit  1.50  Mk.  berechnet.  Da  außerdem  der  Apparat 
„Qualm"  5,50  Mk.  kostet,  so  sind  die  Beschaffungskosten  dieses 
Mittels  sehr  große. 

Man  wird  sich  daher  dem  Urteile  des  Oberlehrers  Dr.  Christ 
an  der  Kgl.  Lehranstalt  für  Wein-,  übst-  und  Gartenbau  zu  Geisen- 
heim  anschließen  können  und  aussprechen  dürfen,  daß  die  Nörd- 
lingersche Räuchermasse  das  zur  Zeit  beste  raucherzeugende  Mittel 
ist,  weil  man  ni<:ht  viel  Arbeitskräfte  zum  Aufstellen,  Anzünden  und 
Unterhalten,  also  zur  Vorbereitung  und  Durchfühning  braucht  und 
dabei  doch  den  dichtesten,  nicht  zu  stark  erhitzenden  Qualm  erhält. 
Versuche  damit  an  anderen  Orten  sind  ratsam. 

Ein  Schutz-Thermometer.  Die  Schäden,  die  landwirtschaft- 
liche und  gärtnerische  Kulturen  durch  plötzlich  auftretende  Nacht- 
fröste besonders  im  Frühjahr  erleiden,  sind  so  häufig  und  so  groß, 
daß  jedes  Hilfsmittel,  das  zur  Herabminderung  solcher  Frostschäden 
dienen  kann,  von  vornherein  das  größte  Interesse  aller  beteiligten 
Kreise  verdient.  Ein  solches  Hilfsmittel  sahen  wir  auf  der  im 
vorigen  Herbst  veranstalteten  Ausstellung  in  der  Kgl.  Gärtner-Lehr- 
anstalt zu  Dahlem,  in  Gestalt  eines   Alarmapparates.     Er  besteht  aus 

•inem  im  Freien  aufgehängten  Thermometer  und  einem  damit  ver- 
liundenen  elektrischen  Läutewerk,  das  an  geeigneter  Stelle  im  Innern 

les  Hauses  angebracht  wird.  Das  Thermometer  ist  nach  Art  eines 
sixschen  Maximum-  und  Minimum-Thermometers  eingerichtet,  nur 
fehlt  auf  der  Seite  der  Minimumskala  der  auf-  und  niedergehende 
.Stift.     Dafür  sind  in  der  Glasröhre  am  unteren  Bogen  und  zwischen 


den  Gradstrichen  1  und  2  über  Null  Platiustifte  eingeschmolzen,  die 
durch  Klemmschrauben  mit  der  elektrischen  Leitung  in  Verbindung 
stehen.  Sinkt  die  Temperatur,  so  steigt  bekanntlich  auf  dieser  Seite 
der  U-förmigen  Thermometerrohre  das  Quecksilber.  Ist  die  Temperatur 
bis  auf  l,.o  Grad  über  Null  gesunken,  so  sind  beide  Kontakte  metallisch 
verbunden,  der  elektrische  Strom  wird  geschlo-ssen  und  in  demselben 
Augenblick  ertönt  das  Läutewerk,  sodaß  es  immer  möglich  sein 
wird,  noch  Schutzmaßregoln  gegen  die  drohende  Frostgefahr  zu  er- 
greifen. 

Doppelnamen.  Mit  vollem  Recht  stößt  sich  „Gardeners 
Chronicie"  in  einer  Besprechung  über  das  „Handbuch  der  Laub- 
holzkunde" von  C.  K.  Schneider  an  der  Benennung  „Oastanea 
G<istanea'\  Diese  Doppelnamen  wiederholen  .sich  noch  mehrfach. 
Gewi.sse  Reform -Nomenklatoren  scheinen  diese  Stammelnamen  .sehr 
zu  l'ebeii.  Der  Wiener  Kongreß  setzt  hoffentlich  diesem,  allem 
Sprachgefühl  spottenden  Benennungs-Unfug  für  immer  eine  Schranke, 
damit  unsere  Nachkommen  nicht  gar  zu  verächtlich  über  unseren 
derzeitigen  Wortschatz  denken  mögen.  Sollte  man  dennoch  in 
wissenschaftlichen  Kreisen  ähnliche  Neuerungen  für  berechtigt  an- 
erkennen, so  empfehle  ich  bei  etwaigem  eintretenden  Namenmangel 
„  Vossia  Vossia''  mit  zu  berücksichtigen,  zur  Ehrung  eines  der  Haupt- 
leiter dieses  neuzeitlichen  Konfusions-Sportes.  Hortus. 


Preisfrage. 

Ein  laugjähriger  Freund  und  Abonnent  der  Gartenwelt,  der 
nicht  nur  als  Handelsgärtner,  sondern  auch  als  gerichtlich  vereidigter 
Sachverständiger  vielfach  Gelegenheit  hat,  festzustellen,  wo  den 
Handelsgärtner  der  Schuh  drückt,  sucht  in  einer  Zuschrift  an  uns 
die  Gründe  für  die  vielfach  mißliche  Lage  der  deutschen  Handels- 
und Ziergärtnerei  in  folgenden  Umständen: 

1.  In  der  recht  wenig  entwickelten  kaufmännischen 
Berechnung,  sei  es  bei  der  Erzeugung,  sei  es  beim  Verkauf  der 
Ware  und  in  zu  teurem  Landkauf. 

2.  In  der  Überproduktion. 

3.  In  der  Konkurrenz  des  Auslandes  auf  jedem  Gebiete  der 
deutschen  Gärtnerei. 

4.  In  der  Gewerbefreiheit,  denn  fast  jeder  Ritterguts-, 
Guts-  und  Bauerngutsbesitzer,  Kantor,  Lehrer  und  Pastor  ist  Er- 
zeuger gärtnerischer  Artikel.  Die  einen  können  auf  der  eigenen 
Scholle  und  mit  schlecht  bezahlten  Kräften,  die  anderen  zum  Zeit- 
vertreib und  Nebenverdienst  Gemüse,  Obst,  Topfpflanzen,  Gehölze  etc. 
ziehen  und  zu  unglaublich  niedrigen  Preisen  verkaufen.  Sie  alle 
verkaufen  zu  Preisen,  bei  welchen  der  Handelsgärtner  seine  Rechnung 
nicht  finden  kann.  Jedes  Blümchen,  alles  Gemüse  wandert  auf  den 
Markt  und  wird  verschleudert,  denn  der  Zwischenhändler  weiß  ja, 
daß  diese  Leute  ihre  Ware  nicht  gern  wieder  nachhause  nehmen  und 
drückt  deshalb  die  Preise. 

5.  In  der  freien,  auch  steuerfreien  Konkurrenz  von 
Gartenverwaltungen  in  staatlichem  und  für.stHchem  Besitz. 

6.  In  der  Eigenanzucht  seitens  der  Stadtgärtnereien 
für  den  Bedarf  der  Städte,  die  besonders  die  Baumschulenbranche 
schwer  trifft. 

7.  Als  schlimmer  Faktor  soll  sich  in  einzelnen  Gegenden  das 
Sinken  des  Grundwertes  schwer  fühlbar  gemacht  haben,  sodaß 
es  an  diesen  Orten  außerordentlich  schwer  wird  auch  in  gesunden 
Grenzen  eine  zweite  oder  gar  dritte  Hypothek  zu  eilangen.  Dieser 
Zustand  soll  durch  Überproduktion  in  einzelnen  Industriozweigen, 
durch  Fallissements  von  Banken  und  Geschäftshäusern  und  durch 
die  hochprozentigen  auswärtigen  Anleihen  verschuldet  sein,  die  das 
Geld  aus  dem  Lande  tragen.  Auch  die  in  einigen  Orten  eingeführte 
Grundwertsteuer,  die  den  Gärtner  ungerecht  trifft,  hat  seine  Lage 
ver^ehlimmcit. 

Was  müßte  geschehen,  um  die  Zier-  und  Handels- 
gärtnerei in  allen  ihren  Zweigen,   trotz   der  angefürten  Miß- 

*)  Anmerkung  der  Redaktion:  u.  a.  Aniclmiles  Arachnites, 
A.Voss.  1004.  Tulipifera  Tulipifera,  A.Voss.  1()03.  Vatiilla  Vanilla, 
Karsten.     Filipetidula  Fi/iprndiila,  A.  Voss.  ISOt  etc. 


Die  Gartenwelt. 


IX.  24 


stände,  wieder  einträglich  und  unter  den  heutigen  Verhält- 
nissen rentabler  als  bisher  zu  gestalten? 

Wir  machon  diese  Fiai;';  zu  einer  Preisfrage,  fiir 
(leren  beste  Lösung  wii-  einen  Preis  von 

Hiimlert  3Iark 

aussetzen,  mit  dem  Vorbehalt,  diese  Summe  auch  in  drei 
Preisen  zu  fünfzig,  dreißig  und  zwanzig  Mark  verteilen  zu 
können,  falls  mehrere  preiswürdige  Antworten  eingehen. 
Die  Einsendungen  haben  bis  zum  1.  Mai  dieses  Jahres  zu 
erfolgen.  Allen,  die  sich  an  der  Preisaufgabe  beteiligen,  empfehlen 
wir,  sich  .so  sachlich  und  so  kurz  als  möglich  zu  äußern,  jede 
Weitschweifigkeit  zu  vermeiden  und  sich  bei  Erörterung  sozialer 
Fragen  mehr  von  allgemeinen  Gesich  ts]iunkt  en  als  von 
pereönlioh  einseitigen  leiten  zu  lassen. 

Die  Redaktion  der  Gartenwelt. 

Bücherschau. 

Deutscher  Gärtner-Tarif  (Entwurf)  zwecks  Beorderung  ein- 
heitlicher Grundsätze  für  den  Arbeitervertrag  im  Gärtnerberuf  sowie 
zur  Erzielung  einer  Gärtner -Tarifgemeinschaft,  veröffentlicht  vom 
Voi-stand  des  Deutschen  Gärtner-Verbandes  Berlin  1905,  AVeilJen- 
burgerstr.  G7.     Preis  25  Pf. 

Bereits  in  No.  44,  Seite  527,  des  achten  Jahrgangs  wurde 
dieser  Tarif-Entwurf  von  uns  besprochen.  Wir  stehen  ihm  sympathisch 
gegenüber,  denn  die  Forderang  nach  geregelten  Verhältnissen  in  der 
gewerblichen  und  privaten  Gärtnerei  könnten  durch  diese,  auf  den 
bestehenden  Verhältnissen  soweit  sie  auf  solider  Grundlage  beruhen, 
aufgebauten  Vorechlägen  wohl  durchgeführt  werden  und  zwar  nicht 
zum  Schaden  des  deutschen  Gartenbaues.  Der  Tarif-Entwurf  macht 
durchaus  den  Eindruck  eines  wohlerwogenen  und  mit  den  sozialen 
Gebrechen  der  gärtnerischen  Arbeitgeber  rechnenden  Vertrags- 
entwurfes und  ist  nicht  einseitig  auf  Wünsche  der  Arbeitnehmer 
zugeschnitten.  Die  Verbandsgruppe  Berlin  des  Verb,  der  Handels- 
gärtnei-  Deutschlands  hat  diesen  Tarif  bearbeitet  und  beabsichtigt  ihn 
in  Berlin  und  Vororten  einzuführen. 

Der  sozial  gerecht  Denkende  kann  sich  den  Forderungen  der 
Arbeitnehmer  nach  menschenwürdigen  und  einer  höheren  Zivilisation 
entsprechenden  Zuständen  nicht  verschließen.  Wer  sich  nur  einiger- 
maßen ohne  Voreingenommenheit  bemüht,  die  sozialen  Verhältnisse 
unserer  Zeit  zu  erkennen  und  den  gewaltigen  Zug  nach  festen  ge- 
ordneten Zuständen  zu  verstehen,  der  wird  darin,  selbst  wenn  er 
Arbeitgeber  ist,  keine  „rote  Gefahr"  erblicken  können.  Die  Intelligenten 
müssen  und  werden  den  Anfang  machen  und  die  Widerstrebenden 
oder  falsch  Belehrten  werden  bekehrt  oder  bezwungen  werden,  das 
steht  außer  Zweifel.  Wii-  können  die  Schrift,  deren  Anschaffung  ja 
nicht  viel  kostet,  jedem  Kollegen,  sei  es  Arbeitgeber  oder  Arbeit- 
nehmer, zur  Kenntnisnahme  warm  empfehlen. 

Die  Grundlagen  der  künstlerischen  Bildung.  Studien  von 
Alfred  Lichtwark.     Berlin  1904.     Verlag  von  Bruno  Cassirer. 

Unter  diesem  Titel  veröffentlicht  der  Verfasser  eine  Reihe 
höchst  interessanter  und  beachtenswerter  Schriften  über  die  Grund- 
lagen der  künstlerischen  Bildung.  Unter  den  13  Bänden  sind  Ab- 
handlungen, die  in  der  Gärtnerwelt  größte  Beachtung  verdienen.  So 
der  Band:  „Blumenkultus.  —  Wilde  Blumen." 

Kurz  und  übersichtlich  behandelt  Alfred  Lichtwark  in  diesem 
Werk  die  Blume  am  Fenster,  besonders  den  bisher  so  wenig  zur 
Geltung  gekommenen  Wert  unserer  wilden  Blume.  Er  tadelt  die 
Anordnung  dei-  Blumenläden,  die  nicht  entfernt  nach  den  im  Bereich 
der  Möglichkeit  liegenden  Kunstmitteln  ausgenutzt  würden,  welche 
Tatsache  im  Interesse  der  künstlerischen  Erziehung  des  Publikums 
höchst  bedauerlich  sei.  Eingehenden  Betrachtungen  über  künstlerische 
Ausgestaltung  von  Blurnontöpfen,  Körben,  Vasen  und  Gläsern  folgen 
kurze  Abhandlungen  „der  Garten  im  Hause",  „Wintergarten"  und 
„Hecke  und  Gitter". 

Möge  dieses  Werkchen  zahlreichen  Kollegen,  insbesondere  abei- 
den  Ladeninhabern  ein  treuer  Freund  und  Berater  weiden. 

MaaQ,  Magdeburg. 


Bevorstehende  Ausstellungen. 

Bonn.  Eine  Chrysanthemum-  und  Winterblumen  -  Aus- 
stellung beabsichtigt  die  ., Handelsgärtner- Vereiniguui;  von  Bonn  und 
Umgebung"  im  November  d.  J.  zu  veranstalten. 

Grflnberg.  Die  Schlesische  Provinzial-Obst-  und  Garten- 
bau-Ausstellung (vgl.  No.  19)  wird  in  der  Zeit  vom  16.  bis  20.  Sep- 
tember d.  J.  von  dem  hiesigen  Gewerbe-  und  Gartenbauverein  in  den 
Räumen  und  Gärten  des  Schützenbauses  sowie  auf  einem  daran 
grenzenden  Gelände  in  Grünberg  veranstaltet  werden.  Das  Programm 
für  diese  Ausstellung  ist  jetzt  herausgegeben  worden.  Der  Provinzial- 
verband  schlesischer  Gartenbauvereine  hat  die  Mitwirkung  seiner 
Verbandsvereine  in  Aussicht  gestellt  und  an  alle  Vereine,  die  sich 
mit  dem  Gartenbau  bescliäftigen,  die  Bitte  gerichtet,  die  Ausstellung 
möglichst  reichhaltig  zu  beschicken,  um  diese  Veranstaltung  zu  einem 
glücklichen  Gelingen  zu  führen.  Mit  der  Ausstellung  ist  auch  die 
diesjährige  Wanderversammlung  des  Provinzial- Verbandes  schlesischer 
Gartenbau-Vereine  verbunden.  Der  Geschäfts-Ausschuß  besteht  aus 
den  Herren:  Professor  Burmeister,  Vorsitzender,  Gartendirektor  Bromme 
und  Baumschulenbesitzer  Eichler. 

Tagesgeschichte. 

Essen  a.  d.  Ruhr.  Am  25.  und  26.  März  wird  hier  eine 
größere  Blumen-  und  Pflauzenbörse  vom  Verband  der  Handelsgärtner 
Deutschlands,  Gruppe  Niederrhein,  veranstaltet  werden. 

Liegnitz.  Eine  Blumen  und  Pflanzenscliau  wird  in  den  Tagen 
vom  (3.  bis  14.  Mai  d.  J.  in  der  Halle  des  Patria -Velodroms  in  der 
äußeren  Haynauerstraße  abgehalten  werden.  Eine  Prämiierung  wird 
jedoch  damit  nicht  verbunden  sein.  Sonntag,  den  7.  Mai,  vormittags 
10  Uhr,  findet  in  der  ..Kaiserhalle''  eine  Gärtner-Versammlung  statt, 
in  welcher  gärtnerische  Fragen  besprochen  werden  sollen.  Auch 
werden  hei-vorragende  Fachleute  einige  Vorträge  über  einschlägige 
Themata  halten.  Die  Veranstaltung  geht  vom  Gärtner -Verein  für 
Liegnitz  und  Umgegend  aus. 

Scheitnig-Breslau.  Der  hiesige  städt.  bot.  Schulgarten  soll  dui'ch 
Hiuzunahme  von  etwa  2  Hektar  50  Ar  (rund  zehn  Morgen)  der 
östlich  davon  gelegenen  städtischen  Ländereien  erweitert  werden. 
Der  Garten  wurde  im  Frühjahr  1889  in  einer  Grösse  von  2  Hektar 
7  Ar  59  Quadratmeter  angelegt  und  mußte  im  Jahre  1898  um 
2  Hektar  50  Ar  erweitert  werden.  Damals  wurden  von  116  Volks- 
schulen 53  mit  Pflanzenmaterial  aus  dem  Garten  versorgt.  Gegen- 
wärtig werden  außer  an  die  vier  Königlichen  höheren  Lehranstalten 
an  die  18  städtischen  höheren  und  mittlei'en  Schulen  und  an  95  Volks- 
schulen bei  einer  Gesamtzahl  von  136  Schulen  Lehrpflanzen  geliefert. 
Für  die  erste  Einrichtung  des  neu  zutretenden  Teiles  des  Gartens 
werden  9—10000  Mk.  notwendig  sein.  Als  erste  Rate  ist  in  den 
Etat  für  die  Verwaltung  des  Volkschulwesens  ein  Betrag  von  3000  Mk. 
eingestellt  worden. 

Tapiau.  Die  Wahldauer  der  derzeitigen  Mitglieder  des  Kura- 
toriums der  Gärtnerlehranslalt  Herren  Rittergutsbesitzer  v.  Jung- 
schulz-Röbern-Langgarben,  Forstmeister  a.  D.  Wohlfromm-Mittelhufen. 
Direktor  Voigt-Tapiau,  Gutsbesitzer  und  Ökonomierat  Ürsell-Nagurren 
läuft  am  1.  April  dieses  Jahres  ab.  Sämtliche  Herreu  sind  von  dem 
Provinzialausschuß  wiedergewählt  worden. 

Personal-Nachrichten. 

Czullik,  August,  Garteudirektur  des  Fürsten  Johann  von  und 
zu  Liechtenstein,  t  am  15.  Februar  in  Abbazia  im  Alter  von  .58  Jahren. 

Nordmann,  Otto,  bisher  Obstbaulehrer  an  der  Provinziai- 
Gärtnerlehranstalt  zu  Wittstook,  wurde  in  gleicher  Eigenschaft  an  die 
Provinzial-Wein-  und  Obstbauschule  m  Trier  berufen. 

Seeger,  Jacob,  Kunstgärtner  in  Oberrad,  t  am  23.  v.  M.  im 
Alter  von  78  Jahren. 

Wagner,  Nikolaus,  Uandelsgärtner  in  Trier,  und  Katharina 
Wagner,  geb.  Grün,  begingen  am  19.  v.  M.  die  Feier  der  goldenen 
Hochzeit. 


Vdriuitrortl.  Redakteur:  Ma 


Berlin.  —  Verla?  i 


jliard  Carl  Schmidt  i  Co.,  Leipzig.  —  Droci :  Anhalt.  Bnclidr.  Ontenberg,  i 


.  b.  H.,  Des: 


^w^^^ 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  gesamten   Gartenbau. 
Jahrgang  IX.  18.  März  1905. 


No.  25. 


.Vachdruck  und  iVnchbildiing  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Gärtnerische  Reiseskizzen. 


IHc  liivirni  des  (ianlnsees. 

\"ii  Paul  Frank,  (laiiione. 
{Hin-\u    rill-    Abbildungen.) 

in  den  letzten  Jahren  wurde  Gardon  e,  der  Mittel- 
punkt der  Riviera  des  Gardasees,  häutiger  genannt  und  ist 
besonders  durch  den  vor  zwei  Jahren  erfolgten  Besneh  weiland 
König  Georgs  von  Sachsen  oft  in  Zeitungen  und  Zeitschriften 
erwähnt  worden.  Die  Ri\iera  des  Gardasees  ist  etwa  sechs- 
zehn Kilometer  lang,  gemeint  ist  damit  das  nach  Süden  ge- 
richtete Ufei-  des  Gardasees,  welches  gegen  Norden  durch 
Vorläufer  der  Alpen  völlig  geschützt  ist.  Die  dadurch  be- 
dingte Windstille,  der  milde  und  sonnenreiche  Winter,  welcher 
dem  der  Riviera  des  mittelländischen  Meeres  so  ähnlich  ist, 
lassen  hier  eine  echt  südliche,  der  Breite,  luiter  welcher 
Gardone  liegt,  nicht  entsprechende   Vegetation  aufkommen. 

Eine  Beschreiljung  derselben,  wie  sie  sich  uns  in  Feldern 
imd  Gärten  bietet,  soll  der  Zweck  nachfolgender  Zeilen  sf^in. 

Olivenwälder  bedecken  die  Berghänge  aus- 
schließlich bis  zu  einer  Höhe  von  etwa  4(i0  Meter 
und  geben  mit  ihrem  silbergrauen  Laube  der  I^and- 
schaft  auch  im  Winter  ein  freundliches  Gepräge. 
Der  Olivenbanm  gibt  den  Hanptertrag  und  man  läßt 
ihm  deshalb  die  son:f;ilti->ti'  i'll.-v  /.utpil  \vnlen. 
indem  man  die  Bäuiih'  i-i'U'iiM:ii;i-  -.-Iiii.miI.'I.  •\wvzt 
und  sie  von  einem  lü-ti-vn  l',;iiiiii-;c|i\viiiiiiii  bi-froit. 
Die  Ernte  und  den  Schnitt  vorzunehmen,  scheint  oft 
wr^gen  der  beträchtlichen  Höhe  der  Bäume  sehr 
schwierig;  jedoch  gelingt  es  mit  den  hier  üblichen 
Einbaumleitern  recht  gut.  Sie  werden,  um  dem 
Arbeiter  die  nötige  Sicherheit  zu  gewähren,  mit 
ihrem  eisernen  Schuh  in  die  Erde  eingebohrt  und 
in  halber  Höhe  an  einen  Ast  festgebunden,  sodali 
der  betreffende  Arbeiter  ruhig  bis  auf  die  obersten 
Sprossen  treten  kann. 

Zwischen  den  i)livenbäumen  stehen  dann  noch 
Weinspaliere  oder  kleine  Halbstämme  von  Wein, 
außerdem  wird,  wo  noch  Platz  ist,  Mais,  der  Roggen 
dei'  Norditaliener,  angebaut. 

Eine  außerordentliche  Pflege  ist  natürlich  bei 
'liesem  dichten  Bestände  nötig,  um  von  allen  Ge- 
wächsen Ernten  zu  erhalten,  tlbei-  die  sorgfältige 
BehandlunK  der  Weinstöcke  mit  Bordelaiser-Brühc 


und  Schwefel  sprach  ich  schon  einmal  gelegentlich  eines 
Artikels  über  Veredelung  der  Edelreben  auf  amerikanische 
Reben  (Jg.  VI,  Seite  428). 

Schließlich  wird  noch  zum  Zwecke  der  Seidenraupen- 
zucht der  Maulbeerbaum  kultiviert,  dessen  Blätter  bekanntlich 
die  Nahrung  der  Seidenraupen  bilden. 

Natürlich  war  es,  daß  sich  die  Bevölkerung,  bei  dem  so 
außerordentlich  günstigen  Klima,  noch  auf  eine  andere  Kultur 
warf,  welcher  eben  dieser  klimatische  Vorzug  zustatten  kommen 
sollte.  Es  war  die  Zitronenkiiltur.  Für  die  Zitronen  ist  jedoch 
ein  Winterschutz  nötig,  da  sie  leicht  in  den  Blüten  und 
Knospen  leiden.      Unter  —   4"  C.   verträgt  der    Raum    kaum. 

Die  Bäume  werden  in  sogenannte  Serren  gepflanzt,  d.  s. 
unseren  Orangerieen  ähnliche  Gebäude,  welche  5  —  0  Meter 
hoch  und  nach  Süden  gerichtet  sind.  Die  Rückseite  ist  aus 
Mauerwerk  hergestellt,  wählend  die  Vorderseite  nur  eine  zirka 
2  Meter  hohe  gemauerte  Brüstmig  hat.  Auf  diese  werden 
im  Winter  schmale  aber  sehr  hohe  Fenster    gestellt,    welche 


;i  Ruhland.  G:i 

Gartenwelt"    photo 


290 


Die  Gartenwelt. 


IX,  25 


Alte  Washingtonia  filamentosa   mit   Cedrus   Deodaia 
im  Hintergrund  in  der  Villa  Wimmer,  Gardoue. 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"   photogr.  aufgenommen 

durch    genügende  Stützpfeiler    und    Balken    Halt    bekciumen. 
Die  Decke,   welche  Fall  nach  hinten  bekommt  imd  auf  diese 
Weise  sehr  viel  Licht  eindringen  läßt,  besteht  aus  Holzlädon 
imd  wird  im  Sommer  entfernt.      Dann   bieten 
ilie  Bäume  mit  ihrem  dmdcelgrünen  Laube,  den 
goldgelben    Früchten    und    den    vielen  weilien 
Stiitzpfeilern  dazwischen  einen  prächtigen  und 
eigenartigen      Anblick,      sodaß      Avohl     jedem 
Reisenden  das  bekannte  Lied  in  den  Sinn  kommt 

Kennst  Du  das  Land,  wo  die  Zitronen  blühen. 
Im  dunkeln  Laub  die  Goldorangen  glülien'r 

imd  er  sie  wohl  sehen  möchte,  wie  sie  so  ganz 
im  Freien  zur  prächtigsteuEntwickelung kommen, 
we   in  Sizilien  und   Spanien. 

Diese  beiden  Länder  sind  es  auch,  be- 
günstigt durch  den  Fortschritt  der  Verkehrs- 
verhältnisse, welche  die  Kultiu-  hier  mehr  und 
mehr  unrentabel  machen,  so  daß  ein  Garten 
nach  dem  anderen  aufgegeben  wird. 

Um  nun  auf  die  in  den  Villen  und  Hotel- 
gärten  sich  bietenden  Vegetationsbildcr  zu 
kommen,  wovon  die  Abbildungen  einige  Bei- 
spiele geben,  scliiek'-   n  h   tVilL^vudes  voraus. 

Da  Gardone  ei-.-i  -cii  etwa  fünfzehn  Jahren 
als  Winteraiüenthalt  in  .\ufnahme  gekonunm 
ist,  sind  die  meisten  Gärten  noch  sehr  juiii; 
und   unentwickelt. 

Von  Italienern  abei-  wurden  nur  wenige 
Ziergürten  angelegt.  Jedoch  genügen  die 
vorhandenen    für   unsere  Zwecke.      Nach  Ver- 


lauf weiterer  fünfzehn  Jahre  wird  die  Kiviera  des  Sees 
ein  weit  abwechselungsreicheres  Vegetationsbild  bieten.  Jetzt 
überwiegen  die  Spitzpappeln  des  Südens  und  die  säulen- 
artigen Cypressen,  die  von  Italiens  Landschaften  untrennbar 
sind.  Dazu  gehört  noch  eine  vor  allen  anderen  wichtige 
Pflanze  die  Pinie  (Pinuti  Pinea):  für  diese  beiden  hörte 
ich  einst  den  recht  passenden  Vergleich  mit  geschlossenen 
und  geöffneten  Regenschirmen.  Zu  ihnen  gesellen  sich  würdig 
Cedern  aller  Art  in  einer  Pracht  und  Kraft,  daß  man  über 
sie  staunen  muß.  Die  imposanteste  und  schönste  im  Wuchs 
ist  wohl  unbestritten  die  Hiraalaya  Zeder  {C.  Deodara),  von 
welcher  die  nebenstehende  Abbildung  links  im  Hintergnmde 
ein  scliönes  Exemplar  zeigt.  Cedrus  allantica  glauca,  die 
eine  prachtvoll  blaue  Färliung  aufweist,  ist  hier  und  da  zu 
sehen.  Sehr  schön  hebt  sich  von  diesen  Zedern  die  im 
Winter  kupferrote   Cryptomeria  japonica  ab ! 

Von  den  hier  angepflanzten  Cypressen  -  Arten  seien  be- 
sonders Oupressus  niacrocai-pa  tmd  funebi'is  hervorgehoben, 
ferner  sei  noch  Abics  Pin^apo,  die  spanische  Edeltanne, 
wegen  ihres  korrekt  pyramidalen  Wuchses  und  ihrer  ilunkelen 
fast  schwarzen  Färbung  besonders  erwähnt. 

Unter  den  Palmen  dominiert  Chamaerops  excelm,  welche 
in  Exemplaren  von  3 — 4  Meter  Höhe  vorkommt.  Die  Ab- 
bildung auf  der  Titelseite  zeigt  die  malerische  Villa  Ruhland 
mit  davorstehenden  Zwergpalmen.  Glmrnaerops  ist  härter  als 
z.  B.  der  Zitronenbaum  und  soll,  genaues  weiß  man  nicht. 
bis  15"  C.  unter  Null  vertragen.  (?  Die  Red.)  Hier  konnte 
man  ilieses  bisher  allerdings  nicht  erproben,  aber  der 
strenge  diesjährige  Winter  brachte  uns  sehr  niedrige  Tem- 
peraturen. Chamaerops  excelsa  wäre  die  einzige  Palme, 
welche  zu  Anpflanzungsversuchen  in  Deutschland  geeignet  ist.*) 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Solche  Versuclie 
seit  vielen  Jahren  erfolgi-eich  in  Deutschland  gemacht,  die 
erlialten  gute  Wuitcrdecke. 


hat  man 
Palmen 


(iartcnpart 


der  Villa  Ruhland.   (Jardo 
dahinter  Laurus,  links  D 

.ni   Verfasser  für  die  „Gartenwelt" 


le.  Washingtonia  filamei 
■acaena  indivisa. 

photogr.  aufgenommen. 


IX,  -21 


Die  Gartenwelt. 


Die  nächst  liärteste  Palme  ist  eine  Verwandte  fler  vorigen, 
nämlich  Chamaerops  hunnlis,  welche  noi^li  in  (h'r  Abart 
nrc/nitea   liier  vertreten  ist. 

Die  schönste  aller  Paliiirii.  wcirhe  wir  bishei-  hier  auf- 
weisen können,  ist  du-  WaslinujlnDin  filamentom  aus  Kali- 
fornien*), Priischardia  fi/ifcni  <\vv  (./arten,  von  der  das  impo- 
siinteste  Exemplar  etwa  S  .Mrior  hoch  ist,  einen  starken  Stamm 
und  eine  niäciitif^e  lilätterknuie  besitzt,  in  welcher  Blätter 
Ijis  2  Meti.a'  Spannweite  gemessen  wurden.  Äbbikhmgen 
Seite  290.  Auch  das  unten  abgebildete  Exemplar  ist  sehr 
stattlich.  Es  hat  einen  günstigen  Standort,  Im  Hintergrunde 
sehen  wir  einen  großen  Lorbeerbaum. 

Phoenix-^  Cocos-  und  Brahea- krten  sind  in  schönen  Exem- 
plaren verti-eten,  aber,  da  erst  in  den  letzten  Jahren  angepflanzt, 
noch  ohne  Stamm.  Als  völlig 
winterfest  erwiesen  sieh  hier 
folgende  Spezies:  Phoenix  ca- 
nariensis  und  reclinata  {Syn. 
leonetisis),  Cocos  australis  und 
fleruosa,  Enjthea  armata  {Siju. 
Brahm.  Rneäti).  sowie  .liihafa 
spertabilis  und  Sabal  A<laiis<„N 
in    besonders   günstigen   Lagen. 

Lorbeerbäume  werden 
wohl  noch  in  Gärten  angepflanzt, 
weil  sie  eben  übei-all  schön  sind, 
jedoch  wachsen  sie  meist  wild, 
indem  sie  sich  selbst  aussäen, 
was  mit  der  großen  Anspruchß- 
losigkeit  der  Pflanze  zusammen- 
hängt. Ans  den  Früchten  wird 
hier  das  Lorbeeröl  gewonnen, 
welches  besonders  nach  nordi- 
sc;hen  Ländern,  wie  Finnland 
und  Schweden,  exportiert  wird. 
Blätter  werden  selten  verkauft. 

Von  Lorbeer  -  Gewächsen 
werden  noch  gern  Cinnamomum 
(jlanduliferum  und  C.  Camphora, 
dei-  Kampferbaum  in  Gärten  an- 
gepflanzt. AuchderKirschlorbeer 
ist  häufig. 

Von  den  vielen  sonstigen 
Kalthauspflanzen,     welche    wir 

aus    ilen    Orangerien    Deutsch-  Vom  Verfasser  fur  ^ii.    i,.... 

lands  kennen,  seien  nur  als  die 

sch(">nsten  hier  folgende  genannt.  Arbulus  Unedo,  der  Erd- 
beei'baum.  wegen  seiner  erdbeerartigen  Früchte,  und  sein  Ver- 
wandter Arbtäus  Andrachne,  welcher  im  Winter  rote  und  im 
Frühjalu-  grüngelbe  Rinde  hat;  Magnolia  grandiflora  mit 
ihren  großen  weißen  Blüten  im  Juni;  Eriobolrya  japonica, 
Lindl.  {Stpi.  Mespilus  japonica,  Thunb.)  mit  der  Blüte  im 
Winter  und  der  angenehm  säuerlichen  Frucht  im  Juni. 
Oleander,  Myrten,  Granaten  mit  den  prachtvoll  roten  Blüten, 
aus  denen  sich  dann  bis  Oktober  die  schönen  Granatäpfel 
entwickeln,  und  schließlich  noch  Diospijros  Kaki,  L.,  welcher 
Baum  im  Oktober  mit  apfelsinenartigen  Früchten  geschmückt 
ist.  Die  Frucht  wird  jetzt  in  DeutscUand  verkauft,  auch  Bäume 
werden    zum    Anpflanzen    an    geschützten    Stellen    angeboten. 


Phvllostach\s  im 


*)  Anmerkung    der   Redaktiun.     Man 
bilduog  in  achten  Jahrgang,  Seite  601. 


ik'idie    die   Ab- 


Die    Kakipflaumn   ist    etwas    zu    süß    und    hat    einen    etwas 
adstiingierenden  Nachgeschmack. 

Nun  noch  einige  der  dekorativsten  Pflanzen,  welche  man 
sonst  nur  in  süiiliili.-ivu.  ja  fast  tropischen  Gegenden  antrifft. 
Vor  allfiii  dl.-  den  Bambuson  sehr  ähnlichen,  aber  von 
der  Gattung  liuiiilinsd  abweichenden  Phyllosiachys- Arien,  die 
allerdings  auch  unter  Bambusa  gehen  wie  Ph.  aurea, 
A.  &  C.  Riv.  {Bambusa  aurea,  hört),  Ph.  nigra,  Lindl.  (B. 
nigra  oder  nigricans,  hört.)  und  Ph.  milis,  A.  &  C.  Riv.  [B. 
tniiis,  Lour.).  Letztere  eiTeioht  in  einem  Jalu'e  die  stattliche 
Höhe  von  8  bis  10  Metern.  Besonders  geeignet  sind  diese 
Phyllostachys- Arten  als  Kübelpflanzen  für  Dekorationszwecke. 
Sie  gedeihen  sehr  gut  in  den  Gefäßen  und  man  sieht  sie  in  den 
italienischen  Städten  zur  Ausschmückung  der  Wirtshausgärten 
häufig  verwendet.  Das  Bild 
dieser  Seite  zeigt  acht  Meter 
hohe  Phyllostachys  im  Garten 
der  Villa  Röninger,  wo  .sie 
sich  besonders  üppig  entwickelt 
haben. 

Während  ich  dieser  Garten- 
pflanzen gedenke,  erinnere  ich 
mich  einer  fast  zum  Unkraut 
gewordenen  bekannten  Kübel- 
pflanze unserer  Kalthäuser,  der 
Agave  americana.  An  den  steilstei  i 
Bergabhängen  wuchert  sie  und 
alljährlich  im  Frühjahr  sendet 
da  und  dort  eine  alte  Pflanze 
ihren  Blütenschaft  in  die  Höhe, 
welcher  eine  täuschende  Ähn- 
lichkeit mit  einem  Riesenspargel 
hat,  da  sich  die  Seitenäste  des 
BlütenstandeserstöfFnen  und  ent- 
wickeln, wenn  der  Mittelstamm 
seine  größte  Höhe  en-eicht  hat. 
Pflanzt  man  sie  in  den  Gärten 
an,  so  geben  uns  die  Dracaena 
indhisa,  sowie  andere  Agaven- 
sorten, Opuntien,  Yucca,  einige 
Kakteen  das  geeignete  Material, 
u  in  ein  e  harmonische  u.  wirkungs- 
volle Gruppe  herzustellen. 

Erstaunen  ruft  meist 
das  fast  völlige  Fehlen  von 
Azaleen,  Kamelien,  Rhododen- 
dron etc.  hervor,  welches  seine  Erklärung  in  dem  Mangel 
geeigneter  Erde  findet.  Wer  gute  Azaleen  etc.  in  seinem 
Garten  haben  will,  ist  gezwungen  Erde  von  auswärts  zu 
beziehen. 

Reich  entschädigen  für  blühende  Azaleen-  und  Kamelien- 
gruppen dagegen  Rosen  aller  Art,  sowohl  im  Frühjahr  wi- 
im  Herbst.  Der  Hauptflor  fällt  je  nach  Witterungsumstäiulen 
einmal  in  die  Monate  April— Mai,  dann  in  den  September, 
Oktober,  November.  Er  dehnt  sich  oft  noch  länger  aus  und 
setzt  auch  früher  ein.  Wenn  sich  zum  Beispiel  die  Ruhezeit 
der  Rcsen  im  Sommer  infolge  großer  Trockenheit  bis  Mitte 
September  ausdehnt  und  der  November  und  Dezember 
trocken  sind,  so  hat  man  sicher  in  diesen  zwei  Monaten  noch 
sehr  viel  Rosen;  „Safrano'-',  bekanntlich  der  beste  Winter- 
blüher,  auch  andere  wie  „Papa  Oontier",  „M.  van  Houtie'\ 
setzen    dann    die    Blütezeit  in    mäßigem    Umfange    nocli    bis 


\  lila  Röninger,  Gardone. 

'-If  photogr.  aufg-enommeu 


Die  Gartenwelt. 


IX, 


Januar  fort.      Staunen .swert    ist    aber    die  Entwickehmg   und 
Fülle  dei-  Rosen  zur  Hauptblütezeit. 

Zum  Brechen  voll  bedecken  sich  besonders  die  ^.Maricltnl 
A'7c/-Rosen"  mit  den  edel  geformten  großen  Blüten  und  dieses 
alles  im  erhöhten  Maße,  wenn  Rosa  Banksiae,  R.  Br.  die 
Unterlage  bildet.  Reizend  sind  die  Banksrosen  schon  an  und 
für  sich;  sie  sind  besonders  zur  Bekleidung  von  Häuser- 
wiinden  geeignet.  An  der  ganzen  Länge  der  einjährigen 
Triebe  bedecken  sie  sich  mit  kurzen  Triebchen,  wovon  jedes 
:ui  der  Spitze  ein  ganzes  Bukett  kleiner  gelber  oder  weißer, 
stark  dtiftender  Blüten  trägt.  Ahnlich  in  der  Anordnung 
dos  Blütenholzes,  aber  mit  Stacheln  bewehrt,  ist  eine  hier 
heimische  Rose,  die  sogenannte  Gardone-Rose.  Die  Blumen 
stehen  auf  den  einjährigen  Trieben  einzeln,  nicht  in  -Dnlden, 
in  der  Form  der  „Safrano"  ähnlich,  die  Farbe  abei-  mehr 
sreriitct. 


Neue  Pflanzen. 


Wertvolle    Neuheiten 
Samenzüchter 


IIUl 


Eiiifülininiien    P^rfiirter 
lliindelsoiirtner. 


V.5Ö 


Von  G.  Besoke,  Obergärtner  in  Erfurt. 

(Hierx-u  xuei  Abhildungen.) 

II.    (Schluß.) 

IJ.  Stauden  und  Soiniiierbluiiicii. 

Isatis  glaiicn. 


'satis  glauca  ist  eine  in  Kleinasien  heimische  Krucifere, 
welche  verdient,  allgemein  bekannt  zu  werden.  Sie  besitzt 
große  lauzettliche,  silbergraue  Blätter,  über  welchen  sich  im 
/weiten  Jahre  der  bis  1  Meter  hoch  werdende,  reich  ver- 
zweigte Blütenscliaft  erhebt.  Die  Blüten  sind  goldgelb  >uid 
stehen  in  traubigen  Ständen.  Als  Solitärpflanze  oder  vor 
Gehölzpartien  nimmt  sich  diese  Staude  prachtvdll  aus  und 
sollte  häufig  angepflanzt  werden. 

Rudbeckia  fulgida  variahilis. 

Unter  den  perennierenden,  zTim  Schnitt  sich  eignenden 
Pflanzen  nehmen  die  Rudbeckien  eine  bevorzugte  Stellung 
ein.  Durch  Rudbeckia  fulgida  variabUis  (Benary)  erhalten 
sie  einen  wertvollen  Zuwuchs.  Die  Pflanzen  werden  unge- 
fähr einen  Meter  hoch,  verzweigen  sich  stark  und  tragen  auf 
kräftigen  Stielen  6  — 8  cm  große  Blüten.  Die  Farbe  der 
Blüten  ist,  wie  der  Name  schon  verrät,  sehr  verschieden. 
Die  gelb  und  bronze  grundierten  Petalen  sind  entweder 
piirpurbraun  getuscht  oder  gestreift,  oder  es  wechselt  fleck- 
weise Braun  mit  Gelb  ab. 

Aquilegia   caerulea  liijbr.  fl.  pl.    iitui   A.   riiignris 
compacla  ro-sca   fl.  pl. 

Aqmlegia  eoerulea  hybrida  flore  pleno  (Benary),  Abbildung 
Seite  293,  besitzt  die  guten  Eigen.schaften  der  St:nniiiform ;  sie 
ist  wie  diese  sehr  großblütig,  reichblühetid  uml  hat  denselben 
kugelförmigen  kompakten  Habitus.  Die  Blumen,  mit  denen  die 
Pflanzen  locker  bedockt  sind,  zeigen  die  Farben  Weiß,  Gelb, 
Hell-  und  Dunkelblau.  Als  fast  ebenbürtig  ist  ihr  Aqmlegia 
mdgarin  compacla  roxca  flme  ple.no  (Benary)  zur  Seite  zu  stellen. 
Diese  Varietät  wii-d  etwa  50  cm  hoch,  ist  vollbclaubt  und 
bringt  dichtgefüllte,  dunkelrosa  Blüten.  Lobend  zu  erwähnen 
ist  l)oi  <lieser  Spielart,  daß  sie  treu  aus  Samen  fällt  und 
äuBorst   reioh   blüht. 


Einfache  dnnkr.llauhige  Dahlie  „Lucifer". 

Erfi'eulich  ist  es,  daß  die  einfachen  Georginen  noch 
nicht  überall  von  den  Kaktus-  und  Edel-Dahlien  verdrängt 
worden  sind;  sie  haben  noch  viele  Freunde  und  das  mit 
Recht.  Zur  Anfertigung  von  leichten  Bindewerken  und  zu 
Tafeldekorationen  sind  sie  vortrefflich  geeignet  und  vorläufig 
durch  die  Edel-Dahlien  nicht  zu  ersetzen.  Die  neue  dunkellaubige 
Sorte  „L«(«/cr"  (Benary)  ist  berufen,  dazu  beizutiagen,  daß 
den  einfachen  Dahlien  ein  dauernder  Platz  in  unseren  Gärten 
gesichert  bleibt.  Dalilia  „Lucifer^^  wird  höchstens  l'j  cm 
hoch  und  baut  sich  sehr  buschig.  Die  Belaubung  ist 
metallisch  schwarzbraim.  7  —  9  cm  gi-oße,  dunkelscharlach, 
am  Grunde  tief  blutrot  gefärbte  Blumen,  werden  von 
langen,  drahtartig  steifen,  blauschwarzen  Stielen  getragen. 
Langstielig  mit  Laub  geschnittene  Blumen  nehmen  sich 
in  Bindereien  sehr  gut  aus,  bei  Licht  tritt  die  prächtige 
Färbung  besonders  wirksam  hervor.  Auch  zur  Gartenaus- 
schmückiuig  wird  Dahlia  ,.,Liieifer'-'  bald  viel  verwendet 
werden.  In  kleinen  Trupps  auf  Rasenflächen,  zwischen  Blatt- 
pflanzengruppen oder  in  großen  geschlossenen  Gruppen,  ist  diese 
reichblühende,  leuchtende  Sorte  von  großem  Effekt,  welcher 
diu'ch  eine  helle  Verpflanzung  noch  erhöht  werden  kann.  Es 
würde  mich  freuen  über  diese  Neuheit  im  kommenden  Sommer 
Urteile  zu  hören. 

Myosoti.s   alpe.ftri.s  ,.Sylphe". 

Myosotis  „Sylphe''  (Benary)  ist  eine  Abart  der  zierlichen 
Zwergsorte  „Liebesstern'\  mit  breiten  grundständigen  Blättern. 
Die  kleinen  .silberweißen  Sternblümchen  vereinigen  sich  in 
leichter  Anordnung  zu  zierlichen  Dolden  und  diese  stehen  in 
gedrängter  Fülle  straff  aus  dem  Laube  heraus.  Wie  ein 
locker  hingeworfener  weißer  Sclileier,  sieht  ein  blühendes 
Beet  von  Mi/o.sotis  ,^Sylphe''  aus. 

Armeria  formosa    hybrida. 

Von  den  großblumigen  Grasnelken  {Armeria  plantaginea 
formosa,  Plumbaginaceae)  kannte  man  bisher  zwei  Sorten, 
eine  rosa-  und  eine  weißblühende.  Unter  den  neuen  Benaryschen 
Hybriden  befinden  sich  außer  diesen  Farben  noch  Fleisch- 
farben, Karmin,  Karminrosa,  Karmesin  und  Lila.  Die  Armerien 
sind  reichV)lühende  und  harte  Pflanzen  und  soUten  häufiger 
in  den  Gärten  anzutreffen  sein. 

Dianthus  pluniarius  diademalus. 

Die  wohlriechende  Diadera-Federnelke  von  F.  C.  Heine- 
mann ist  eine  sehr  bemerkenswerte  Nelkenneuheit.  Die 
Pflanzen  blühen  sehr  reich ;  hunderte  von  Blüten,  die  in  allen 
Färbungen  diademartig  gezeichnet  sind,  erscheinen  an  einer 
Pflanze.  Diese  Federnelke  ist  vollständig  winterhart  und 
wird  sich  sicher  bald  viele  Freunde  erwerben. 

Die  meisten  Neuheiten  finden  wir  alljährlich  unter  den 
S  o  m  m  e  r  g  e  w  ä c  h  s  e  n  verzeichnet,  da  bei  ihnen  außer  durch 
künstliche  Kreuzungen,  Hybridisation  durch  Windbestäubung 
und  Insekten  häufiger  vorzukommen  scheint,  als  bei  anderen 
im  Freien  blühenden  Pflanzen.  Ich  beschränke  mich  darauf, 
nur  einige  der  besten  Neuheiten  hier  aufzuführen. 

Ageratum^  mexieanum  „Blausternchen''''. 

Eine  reizende  Teppichbeetpflanze  ist  Ageratum  mexiea- 
num „Blausternchen'-'  von  Haage  &  Schmidt.  Die  Pflanzen 
werden  höchstens  10  cm  hoch  und  erreichen  einen  Diurch- 
inesser  von  15 — 20  cm.  Die  Blätter  sind  klein  und  stehen 
dicht  an  dünnen,  straffen  Stengeln.  Die  Blumen,  die  einem 
Sternchen  oder  auch    einer    fein    gefi-ansten    Troddel    ähnlich 


IX,  25 


Die  Gartenwell. 


sollen,  sind  liellblau  und  ersclieinen  in  solcher  Fülle,  daß  die 
Pflanzen  wie  dicht  besteckte  Bluraenkissen  aussehen.  Da 
wir  in  niedrig  bleibeiulon,  reich  und  anhaltend  blühenden 
Teppichbeetpflanzen  nur  bescheidene  Auswahl  haben,  dagegen 
solche  Sorten,  die  mit  ihren  Blättern  wirken,  im  Überfluß,  so 
ist  sicher  anzunehmen,  daß  dieses  Ageratuni  als  sehr  will- 
kommene Einführung  allgemein  aufgenommen  wird.  Im 
Februar  ausgesät,  blüht  das  Blausternchen  bereits  im  Juni 
und  dann  ununterbrochen  bis  in  den  Spätsommer  hinein. 
Silene  pendula  fl.  pl.  „Bijuu". 

Auch  Silene  pen- 
ihila  fl.  plewi  ..Bijoir' 
v„ii    E.  BiMiary    ist   aU 

FrühjahrsgTuppeii- 
[itlanze    sehr  hoch   /u 
schätzen    Ihre  Blumen 
sind  dicht  gefüllt  und 

prächtig  leuchteiul 
laclisrosagefärbt.  Untei 
I  len  Silene  -  pendida- 
Varietäten  ist  „ßijou" 
unstreitig  die  be^tc 
Sorte  zur  Gruppeiibe- 
pflanzung. 

Eccrc  III  ocarp 
srnher    carmi  nc  n^ 

Von  Ecrrcinoi  in  - 
jiiis  ( ( 'alnuijiclis)  waieu 
bisluT  zwei  Sorten,  t  nn 
1  Hange  >uk1  eine  losa 
blühende,  im  Handel 
bekannt.  Es  sind  sehi 
beliebte  und  häufig  m 
den  Gärten  anzuti'ef- 
fende  Schlinger.      Im 

vergangenen  Jahre  führte  Ernst  Beuary  eine  leuchtend 
goldgell«  Varietät  Eccremocarpus  scaber  aureus  ein  und  in 
diesem  Jahre  bringt  die  Firma  Haage  &  Schmidt  eine  Spiel- 
art mit  karminroten  Blüten  E.  scaber  carmineus  in  den  Handel. 
Es  sind  beides  prächtige  Einführungen,  die  vermöge  ihrer 
leiichtenden  Blumenfärbung  die  älteren  Sorten  an  "Wert  noch 
übei'treffen.  Wenn  die  beiden  neuen  Ecoremocarpus  neben- 
einander verwendet  werden,  lassen  sich  gewiß  recht  hübsche 
Wii-kungen  erzielen. 

Öhr y santhemuni  carinatum  radiatum  aureum. 

Eine  eigenartige  Schnittblume  ist  Chrysanthemum  cari- 
natum radiatum  aureum  von  Ernst  Benary.  Die  Blumen 
werden  von  steifen  Stielen  getragen  und  sind  insofern  leicht 
gebaut,  als  die  geröhrten  Fetalen  in  gleichmäßigen  Abständen 
sb-ahleu-  oder  speichenartig  an  der  Scheibe  sitzen.  Die  Farbe 
tler  Blumen  ist  ein  leuchtendes  Goldgelb,  nach  der  Mitte  in 
Piu-pur  verlaufend. 

Petunia  hybrida  grandiflora  süperb issiina 
quadricolor. 

Eine  wunderschöne  Petunienneuheit  ist  die  neben- 
stehend abgebOdete  Petunia  hi/ln'ida  (jrandifla)-a  superbissiina 
(juadricohr,  eine  Züchtung  von  Benarj'.  Die  Blumen  sind 
leuchtend  rosa,  nach  dem  breiten  Schlnnde  zu  in  tiefes 
Purpur  verlaufend,  zu  zwei  Dritteln  mit  einer  lebhaft  karmin- 
farbigen Aderung  durchzogen ;  außerdem  gehen  von  der  Basis, 


gleichfalls  als  Auflage,  fünf  gleichartige,  intensiv  gelb  gefärbte 
Bänder  oder  Schilder  aus.  Die  I'arbenverteiluiig  V)ei  der  vier- 
farbigen Petunia  ist  äußerst  eigenartig  und  schön  zu  nennen. 
Von  den  vielen  Liebhabern  der  großblumigen  Pet\uiien  wird 
diese  Sorte  liald   sehr  geschätzt  werden. 

Dianthus  laciniatus  mirabilis. 
Von  Sommergewächsen    nenne    ich    schließlich  noch  als 
besonders    wertvoll  Dianthus  laciniatus  ndrabilis,  welcher  in 
diesem  Jahre    von    der    Firma   Haage  &  Sclimidt    eingefülirt 
wird.      Die    Pflanzen    bilden    reich    verzweigte,    30—35  cm 
hohe    Büsche;    und    tragen    auf    aufrechten    Blüten- 
stcngeln   lierrliche,  8 — 10  cm    große  Blumen,  deren 
lüunieiiblätter  ein  Drittel   bis    zur   Hälfte   zerschlitzt 
sind.       DaduM-li.    daß    die  Hauptfransen  sich  wieder 
in  vielo   f.Miir,  lad-MilVinnige  Teilchen  spalten,  die  sich 
dann   in   d.'ii  wuihbrliarsten  Formen  nach  allen  Seiten 
liin  auslircit.Mi.  -oiicn  die  Blumen  sehr  fein  und  eigen- 
artig   aus.     Das    Farbenspiel    ist    sehr    reich.      Alle 
Färbungen    der  Sommernelken    sind  vertreten,    auch 
gestreifte  Blumen  und  solche  mit  zebraartigen  Quer- 
streifen  sind    darunter      Die  großen  leicht  gebauten 
Blumen  werden  in  der  Binderei  besonders  geschätzt 
werden. 

Wilder- Lerkujen    „Schöne    von    Nizza"-  und 

„Königtn  Alexandra'^ 

Ich    mochte    meuie    Besprechung     über    neue 

Pflanzen  nicht  schließen      ohne    auf   die    prächtigen 

Wintei    Levkojen      Schone     Lon     Nizza''    und 

Königin  Aletandia'    Einfühlungen  dei  Firma  Ernst 

Henaiv      lufmeiksim    gemacht    /u    haben.      Beide 

S  rten  wachsen  1 1  itti      1    i    utei  Kultui  bis  zu  80  cm 


Hohe    und  veizw 


Aquilegia  coerulea  bybr.  fl.  pl.  (oben> 
Petunia    hybrida    quadricolor  (unten 


hl  staik  Die  Blüten- 
st  mde  wie  auch  die 
Einzelbluten  erreichen 
11(1  me  Größe.  Nicht 
nui  dei  Mittelstand, 
In  iis  zu  30  cm  lang 
wud  auch  die  aus  den 
Seitentrieben  hervorgc- 
^  ingenen  Blütenstände 
sind  mitbis  5  cm  großen 
Einzelbluten  locker  be- 
etzt  Die  Blumen  sind 
f  hl  \\  ohlriechend  und 
/eigen  \ornehme  mo- 
leine Falben.  „Schöne 
lon  Yi  a"  blüht  zart 
H  1  htaibigrosa,  „Kö- 
III /in  Alexandra''  zai't 
lilarosa.  Die  Sämlinge 
bringen  70  -  80  Yo  gute  gefüllte  Blumen.  Für  den  Blumensehnitt 
wie  auch  zum  Topf\erkauf  sind  es  Sorten  ersten  Ranges  uinl 
sehr  zu  empfehlen.  Die  Sorte  „Schöne  von  Nizza'-  hatte 
die  Firma  E.  Benary  in  zwei  größeren  Gruppen  auf  der 
Düsseldorfer  Ausstellung  ausgestellt,  welche  sehr  beachtet 
und  bewundert  wurden. 

Vielleicht  veranlassen  vorstehende  Zeilen  manchen  Leser, 
einen  Kultiu'versuch  mit  den  besprochenen  Neulieiten  zu 
machen,    von  deren  Knltiu'wüi-digkeit  ich  fest  überzeugt  bin. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  25 


Pflanzenkunde. 
Welwitschia  mirabilis  Hook.  f. 

Von  H.  Baum,  Rostock. 
(Hierzu  zwei  Abbildungen.) 

Als  eine  der  merkwürdigsten  Pflanzen  der  Erde  ist  die 
Welicilschia  mirabilis  (syn.  Tumhoa  Bainesii  Hook,  f.)  schon 
oft  beschrieben  und  abgebildet  worden.  Dem  Verfasser  dieser 
Zeilen  war  es  während  seiner  Reise  in  Angola  vergönnt, 
diese  Pflanzenwnnder  an  Ort  imd  Stelle  genauer  zu  beobachten. 
Da  es  an  einzelnen  Plätzen  früher  schon  gelungen  ist,  Wel- 
witschien  aus  Samen  zu  erziehen  und  einige  Jahre  am  Leben 
zu  erhalten,  so  sind  vielleicht  einige  Notizen  über  Vorkommen, 
Bodenverhältnisse  und  Wachstiimsbedingungen  dieser  in  den 
Kulturen  immer  wieder  eingegangenen  Pflanze  besonders  für 
diejenigen  willkom- 
men, die  einen  er- 
neuten Versuch  mit 
der  Aufzucht  bezw. 
Weiterkultur  von 
Welwitschien  ma- 
chen wollen. 

Das  Vorkom- 
men von  Welwit- 
schia mirahilis  ist 
nur  auf  wenige  eng- 
begrenzte Land- 
strecken an  der 
Küste  von  Südwest- 
Afrika  beschränkt. 
In  Deutsch  -  Süd- 
west-Afrika findet 
sie  sich  namentlich 
in  der  ca.  70  Kilo- 
meter breiten  Wüs- 
tenzone beiSwakop- 
mund  (wegen  des 
Vorkommens  der 
Welwitschien  in  dei- 
Nähe      der     Bahn 

Swakopmund- 
Windhuk  wm-de  die 
Station  bei  km  63 
„Wel  witsch"     ge- 


Welvvitschia  uürabiUs  (weibliche  Pflanze)  i 
Mossamedes.        Vom  Verfasser  fOr  die  „G 


nannt),  außerdem  ist  sie  iu  Deutsch-Südwest-Afrika  im  nördlicher 
gelegenen  Kaokofelde  gefunden  worden.  Fr.  Wel  witsch 
entdeckte  sie  zuerst  im  Jahre  1860  südlich  der  Stadt  Mossa- 
medes in  Angola.  In  derselben  Gegend  sind  dem  Verfasser 
dieser  Zeilen  wälirend  einer  sechstägigen  Reise  tausende  von 
Welwitschien  zu  Gesicht  gekommen.  Die  beiden 
Notizen  beigegebenen  Original  -  Photographien  sind  in 
Gebiet  aufgenommen  und  zwar  stellt  die  obenstehende  Abb.  eine 
Aufnahme  aus  dem  Hauptverbreitungsbezirk  dar,  in  welchem 
die  Welwitschien  vorherrschend  und  für  das  Landschaftsbild 
charakteristisch  sind.  Es  finden  sich  hier  neben  den  Wel- 
witschien nur  noch  niodiige  Gräser,  Kräuter,  ab  und  zu 
niedrige  Euphorbien  oder  sonstige  Stauden,  aber  niemals  höhere 
Sträucher. 

Auf  Abb.  Seite  295  sehen  wir  eine  Welwitschia  bei-eits 
in  der  Nachbarschaft  höherer  Sträucher  wie  Acaeia  detinens 
'mit  diT  siliirmai-tig  flaehfn  Kinne)  und   zu  gleicher  Zeit   1»- 


finden  wir  uns  auch  so  ziemlich  an  der  Grenze  ihres  Vor- 
kommens. Ich  habe  die  Welwitschien  in  den  ersten  Er- 
hebungen des  Shellagebirges  nur  bis  200  m  über  dem  Meere 
gefunden,  aber  weiter  landeinwärts,  also  im  höheren  Teil  des 
Gebirges,  nicht  mehr  entdecken  können.  Die  Entfernung  ihres 
letzten  landeinwärts  gelegenen  Vorkommens  bis  zur  Küste 
schätze  ich  auf  etwa  70  Kilometer;  diese  Strecke  würde  also 
dem  fast  ebenso  breiten,  mit  Welwitschien  bestandenen  Küsten- 
strich bei  Swakopmund  annähernd  gleichkommen. 

Der  Boden,  in  welchem  die  Welwitschien  wachsen, 
ist  sehr  verschieden.  Fast  immer  ist  es  ein  steriler,  sehr 
fester  Boden,  der  aus  Steinen  und  Kies  zusammengesetzt  ist; 
mitunter  ist  es  ein  lockerer  Sandboden,  der  aber  dann  viel- 
fach einen  steinigen  Untergrund  hat.  Häufig,  besonders  an 
der  Grenze  ihres  Vorkommens,  finden  wir  sie  zwischen  Ge- 
steinsspalten, hier  aber  niemals  zu  so  großen,  umfangreichen 
Exemplaren  ent- 
wickelt, wie  in  den 
sandigen  Tälern,  wo 
sie  anscheinend  am 
Ijesten  gedeihen. Ein 
einziges  Mal  fand 
i(  li  eine  kleine  Wd- 
ii-ttschia     zwischen 

Gneisgestein  an 
einer  senkrechten 
Felswand.  Diese 
Pflanze  zählte,  so 
klein  sie  war,  min- 
destens schon  zehn 
Jahre  und  aus  der 
Beschaffenheit  die- 
ses außergewöhn- 
lichen Standortes, 
der  nur  eine  äußerst 

geringe  Boden- 
feuchtigkeit haben 
konnte,  läßt  sich  am 
besten  ersehen,  wie 
lange  sich  eine  Wel- 
wHschia  unter  den 
ärmlichsten  Beding- 
ungen zu  erhalten 
vermag. 

Die  Wachs- 
tum sbe  dingungen  der  Welvntschia  sind  ganz  eigenartiger 
Natur.  Infolge  der  kalten  Südpolarströmung,  welche  die 
Küste  von  Deutsch -Südwest -Afrika  und  den  südlichen  Teil 
der  Küste  von  Angola  bis  zm-  portugiesichen  Stadt  Mossa- 
medes bespült,  ist  die  Tempergitur  in  den  Welwitschien- 
gebieten  während  des  ganzen  Jahres  verhältnismäßig  niedrig, 
z.  B.  notierte  ich  für  Mitte  August  an  sonnigen  Tagen  nur 
26"  C,  an  trüben  nur  IS^^"  C..  als  höchste  Tagestemperatur. 
Des  Nachts  sank  das  Thermometer  ziemhch  gleichmäßig  auf 
15 — 17"  C.  Die  kühlen  und  feuchten  Winde,  welche  vom 
Meere  landeinwärts  wehen,  werden  in  der  Regel  des  Nachts 
zu  so  starkem  Nebel  bezw.  Tau  niedergeschlagen,  daß  alle 
Gewächse  des  Morgens  förmlich  von  Wasser  triefen,  und  an 
einzelnen  Stellen  begünstigt  dieser  andauernde  Tau  sogar  das 
Auftreten  von  zierlich  gestalteten,  flach  auf  Steinen  ausge- 
breiteten Flechten.  Da  in  dieser  Gegend  die  RegenfäUe  mit- 
untfi'  L'  —  3  Jalire  ausbleibHn,  ^c  pi-yibt   sich,  daß  der  starke 


Burako-Tal,  30  km. 

nwelt"  photogr.  aufgenoi 


^üdlich  von 


IX,  25 


Die   Gartenwelt. 


nächtliche  Tau  eino  ilor  ersten  Lebensbedingungen  der 
Wehvitschien  ist. 

Eine  zweite  Hauptbedingung  für  das  Gedeihen  dieser 
i'flanzen  ist  nach  meiner  Meinung  ein  gewisser  Grad  von 
Bodenfeuchtigkeit.  Wenn  man  das  Auftreten  der  einzelnen 
Exemplare  genau  beobachtet,  so  findet  man  dieselben  an 
einzelnen  Stellen  häufig,  aber  immer  zerstreut  wachsend;  dann 
folgen  kiloineter-  bis  meilenweite  Abstände,  in  welchen  nicht 
ein  Stück  zu  entdecken  ist.  In  dem  fast  ebenen  Teil  der 
Wüste,  etwa  7 — 8  km  südlich  von  Mossamedes,  wachsen  die 
Wehvitschien  merkwürdigerweise  immer  nur  in  mit  niedrigem 
Gras  bewachsenen  Streifen,  welche  senkrecht  zur  Küste 
laufen.  Diese  Streifen  werden  aus  flachen  Vertiefungen  ge- 
liildet,  welche  bei  etwaigen  Regengüssen  das  Wasser  zur 
Küste  leiten  — ,  es  ist  auch  nicht  ausgeschlossen,  diili  ein 
gerniger  Teil  von 
Bodenfeuchtigkeit 
aus  den  höher  ge- 
legenen, landein- 
wärts befindlichen 
Gebieten  bis  hier- 
herdurchdringt. In 
tlen  eben  besproche- 
nen, mit  Gras  be- 
wachsenen Vertief- 
ungen findet  man 
gewöhnlichnurklei- 
nere  bis  raittelgioße 
Pflanzen :  die  größ- 
ten und  zahlreich- 
sten Exemplare  sah 
ich  in  sandigen 
Tälern,  welche  ent- 
weder von  Sand- 
steinerhebungen 
oder  Gneismassen 
begrenzt  waren.  Auf 
den  die  Täler  bil- 
dendenBodenerhöh- 
ungen  fand  ich  nie- 
mals eine  Wchvit- 
srliin.  Hierausfolgt  W'elu  itsch 
am  sichersten,  daß  südöstlii 

sich   dieselben  n\ir 

da  ansiedeln,  wo  die  tief  hinabreichenden  Wurzeln  wenigstens  eine 
gewisse  Bodenfeuchtigkeit  vorfinden.  In  den  Vorbergen  des 
Shellagebirges  und  zwar  in  2(10  m  Höhe  ü.  d.  M.,  wo  die  Wel- 
witschien  nicht  mehr  vorkommen,  findet  man  allerdings  öfter 
sandige  Täler,  welche  ein  Auftreten  von  Welwitschien  ver- 
muten lassen.  Die  Nebelregion  scheint  sich  jeiloch  nicht 
mehr  bis  hierher  zu  erstrecken,  auch  dürften  die  bei  Regen- 
güssen sich  in  diesen  Tälern  ansammelnden  größeren  Wasser- 
massen ein  Gedeihen  der  Wehvitschien  in  Frage  stellen. 

Die  größte  Schwierigkeit  bei  der  Kultur  der  Wehvit- 
scliien  besteht  demnach  darin,  den  Pflanzen  nur  eine  geringe 
Bodenfeuchtigkeit  zu  gewähren  und  einen  Ersatz  für  den 
nächtlichen  Tau  ausfindig  zu  machen.  Die  Erziehung  aus 
Samen  ist,  wie  ich  anfangs  bemerkte,  schon  mehrfach  ge- 
glückt: aber  trotzdem  wenig  eriolgversprechend,  weil  wenigstens 
HO  —  40  Jahre  dazu  gehören,  ehe  man  ein  kleineres  bis 
mittleres  Exemplar  daraus  erziehen  würde.  Die  einzige 
.Mödichkeit.    eine    üW.IUmv.    blühbare    Pflanze    IcIlmkI    aus    der 


h  von  Sambento  do  Sul.     Vom  Ver 


Heimat  zu  erhalten,  bestände  darin,  daß  man  in  Deutsch- 
Südwcst-Afrika  in  der  Nähe  der  Bahn  eine  mittlere  Pflanze 
mit  dem  den  Wurzeln  anhaftenden  Gestein  in  eine  große  Kiste 
vorpackte,  dann  mit  der  Bahn  nach  Swakopmund  beförderte 
und  von  hier  aus  per  Schiff  nach  Deutschland  schickte.  Da 
die  Wurzeln  ziemlich  tief  in  den  Erdboden  dringen,  also  ein 
großer  Erd-  bezw.  Steinballen  zu  transportieren  wäre,  so 
käme  ohne  Zweifel  eine  gehörige  Fracht  bis  Harabiu-g  heraus. 
Bei  der  weiteren  Pflege  ist  es  das  ei'ste  Gebotj  den  Wurzeln 
der  Pflanze  von  Zeit  zu  Zeit  eine  nur  geringe  Feuchtigkeit 
zuzuführen.  Die  Pflanze  müßte  in  einem  trockenen,  luftigen 
Hanse  k\iltiviert  und  der  nächtliche  Tau  in  den  Sommer- 
monaten durch  sanftes,  abendliches  Überspritzen  der  Blätter 
ersetzt  werden.  Für  Säinlingspflanzen  dürfte  eine  Mischung 
von  Quarzstücken,  Sandsteinbrocken,  Sand  luid  einem  sehr 
geringen  Zusatz  von 
Lohin,  welcher  das 
Ganze  zu  eiiiei' 
festen  Masse  ver- 
bindet, die  beste 
sein. 

Die  Form  des 
weichholzigen, krei- 
selartigen Holz- 
körpers ist  eine  so 
verschiedene,  daß 
man  in  den  selten- 
sten Fällen  gleich- 
artig aussehende 
Exemplare  an- 
treffen wird.  In  den 
meisten  Fällen  wird 
der  -obere  Teil  des 
verkürzten  Stam- 
mes, wie  man  den 
Holzkörper  w^ohl 
nennen  kann,  in 
zwei  Teile  geteilt ; 
mitunter    ragt    der 

Holzkörper  auch 
senkrecht  aus  der 
Erde  hervor  und 
trägt  dann  an  der 
Spitze  das  Blatt.  Bei 
normal  ausgebildeten  Pflanzen  steckt  der  Körper  meist  vollkommen 
im  Sande,  die  schüsselartige  Vertiefung  der  oberen  Platte  ist 
häufig  auch  noch  mit  Sand  gefüllt,  so  daß  hier  hin  mid  wieder 
kleinere  Gräser  etc.  emporsprießen.  Der  Durchmesser  der 
Platte  erreicht  bei  ganz  alten  Exemplaren  ca.  1  m  bis  1  m 
20  cm.  Das  Dicken  Wachstum  des  Stammes,  der  von  Jahr  zu 
Jahr  immer  breiter  wird,  findet  in  der  Weise  statt,  daß  sich 
alljährlich  oberhalb  und  unterhalb  der  Blätter  eine  neue  Hoiz- 
schicht  bildet,  welche  am  ganzen  Holzkörper  das  fri-scheste 
und  prallste  Aussehen  hat.  Die  jährlichen  Wachstimisschicliten 
sind  besonders  an  dem  kreiseiförmigen  Teil,  welcher  sich  im 
Boden  befindet,  zu  verfolgen.  Im  Innern  der  Platte  sind 
die  Wachstumsschiehten  dtirch  zahllose  Löcher,  welche  von  den 
AnsatzsteUeu  der  abgeblühten  Blütenstände  herrühren,  fa.st  ganz 
verwischt;  im  tief.sten  Teile  der  Platte  findet  mr.n  außerdem 
oft  fingerlireite  Risse,  so  daß  die  gtmze  Platte  total  rissig 
und  runzelig  erscheint.  Die  Blütenstände  orselieinen  stets 
aus   den    jüngst.Mi    Ijol/.scliiclitrn. 


^^n^ää. 


für  die  „Gartea 


'  photogr.  aufgen 


Die  Gartenwelt. 


IX, 


Die  größte  Merkwürdigkeit  der  Welwüschia  ist  wolil 
die,  daß  jede  Pflanze  außer  den  beiden  schnell  vergänglichen 
Keimblättern  nur  zwei  Blätter  erzeugt,  die  an  ihrer  Basis 
ständig  nachwachsen  und  der  Pflanze  während  ihrer  ganzen 
Lebensdauer  als  Assimilationsorgane  dienen.  Die  lederartigen, 
lilaugrünen  Blätter  sind  durch  Wind,  bezw.  Stürme  meist 
zerfetzt  und  in  viele  Streifen  eingerissen,  ferner  an  den  Spitzen 
vielfach  durch  Sonnenbrand  versengt.  Nur  dort,  wo  die 
Pflanzen  an  besonders  ruhigen,  vor  den  Ktistenwinden  ge- 
schützten Stellen  wachsen,  findet  man  ausgezeichnet  schöne 
Exemplare  mit  1  m  breiten,  vollkommen  ganzen  und  etwa 
3  m  langen,  vorzüglich  erhaltenen  Blättern.  Es  ist  natürlich, 
daß  die  Blätter  im  höheren  Alter  der  Pflanze  dann  durch 
das  Strecken  und  Ausdehnen  der  Holzschicht  einreißen.  Eine 
Verbreiterung  der  Blätter  findet  beim  jedesmaligen  Trieb  an 
beiden  Seiten  der  Wachsturaslinie  statt.  Die  Unterseite  der 
Blätter  ist  sehr  häufig  mit  fausenden  von  kleinen,  weißen 
Insekten,  wahrscheinlich  Läusen,  besetzt. 

Welvntscliia  mirabüis  gehört  zur  Familie  der  ünotaceen. 
Die  Pflanzen  sind  getrennten  Geschlechtes;  auffällig  ist  es, 
daß  in  der  Heimat  der  bei  weitem  überwiegende  Teil,  etwa 
-';';;  —  'Vi  aus  männlichen  Exemplaren  besteht.  Die  männ- 
lichen wie  weiblichen  Blütenstände  sind  mehrfach  ver- 
zweigt und  tragen  bei  den  mäiudichen  etwa  3  —  4  cm 
lange,  bei  den  weiblichen  8  —  9  cm  lange,  tannenzapfen- 
äluiliehe  Gebilde.  Die  Farbe  der  weibliehen  Blütenzapfen 
ist  ein  bräunliches  Rot.  In  den  botanischen  Lehrbüchern 
wird  die  Farbe  der  weiblichen  Blütenzapfen  meist  als 
scharlachrot  angegeben,  ich  selbst  habe  deiart  lebhaft 
gefärbte  Zapfen  nicht  angetroffen.  Bei  den  männlichen 
Blütenzapfen  ragen  die  mit  gelben  Staubbeuteln  besetzten 
Antheien  nur  wenig  über  die  Schuppen  liinaus.  Die  Blüte- 
zeit erstreckt  sich  bei  den  in  Süd  -  Angola  vorkommenden 
Welwitschien  von  Mitte  August  bis  Mitte  September.  Um 
Brennmaterial  zu  gewinnen,  werden  vielen  Pflanzen  von  den 
Eingeborenen  die  Blätter  genommen;  diese  ihrer  Lebens- 
organe, der  Blätter,  beraubten  Holzkörper  gehen  nicht  sofort 
ein,  sondern  haben  noch  Lebenskraft  genug,  sich  während 
einer  Reihe  von  Jahren  mit  Blüten  zu  schmücken.  Die 
Blüten  brechen  regelmäßig  oberhalli  der  Blattbasis  hervor, 
nieujals  aber  unterhalb  derselben. 

Die  ausgewachsenen  weiblichen  Zapfen  bergen  unter 
ihren  Schuppen  flache,  geflügelte  Samen,  deren  Ver- 
lireitung  hauptsächlich  durch  den  Wind  bewerkstelligt  wird. 
Die  Samen  werden  dann  meistens  in  die  anfangs  erwähnten 
rinnenartigen  Vertiefimgen  geweht,  woselbst  sie  dann  durch 
naehwehenden  Sand  bedeckt  werden  und  daselbst  zur  Keimung 
gelangen.  Es  ist  bemerkenswert,  daß  man  in  den  meisten 
Zapfen  nur  sehr  wenig  keimfällige  Samen  findet.  Außer- 
ordentlich viele  reife  weibliche  Zapfen  sind  von  einem  Insekt 
zerfressen,  die  meisten  Zapfen  aber  von  einem  Pilz,  Aspergillus 
Wclwitschiae  {Brex.)  I'.  Hennings  befallen,  der  sich  auf  den 
Schuppen  ansiedelt  und  soviel  Sporen  erzeugt,  daß  das  Innere 
des  Zapfens  von  einem  schwarzen  Pulver  vollkommen  er- 
füllt ist. 

Die  Wurzeln  der  Welwitschien  sind  fast  so  zähe  wie 
Schiffstaue.  Man  wird  beim  Zerhacken  der  Wurzeln  durch 
die  zähe,  faserige  Struktur  derselben  unwillküilich  an  aufge- 
löste Enden  von  Tauen  erinnert.  Es  ist  daher  ein  schwerc^s 
Stück  Arbelt,  eine  Pflanze  aus  dem  steinigen  Bodm  zu 
graben;  die  Wurzeln  sind  zwischen  den  Steinen  so  fest  ein- 
gezwängt, dalJ   man   A.xt  und   Brechstangen  zu   llilti'  ncliiucu 


muß,  um  ein  größeres  Exemplar  einigermaßen  wohlerhalten 
aus  dem  Boden  zu  nehmen.  Schon  kleinere  Pflanzen,  deren 
Holzliörper  etwa  die  Stärke  einer  Mohrrübe  erreicht,  sind  nur 
mit  größter  Anstrengung  aus  der  Erde  zu  ziehen. 

Da  die  Welwitschien  nur  eine  geringe  Feuchtigkeit  auf- 
zunehmen und  zu  verarbeiten  im  Stande  sind  und  infolge 
ihier  ärmlichen  Lebensbedingungen  nur  ein  langsames  Wachs- 
tum haben  können,  so  muß  das  Alter  der  größten  Exemplare 
naturgemäß  ein  sehr  hohes  sein.  Ich  schätze  daher,  daß  die 
meisten  Pflanzen  erst  blühfähig  werden,  wenn  sie  etwa  ein 
Alter  von  25 — 30  Jahren  erreicht  haben  ;  rechnet  man  nun 
die  zahllosen  Blütennarb(ni  auf  der  Platte  der  größten 
Exemplare  hinzu,  so  ergibt  sich,  daß  für  die  größten  Pflanzen 
ein  Alter  von  70 — lOU  Jahren  nicht  zu  hoch  gegritfen  ist. 
In  Mossamedes  sah  ich  Photographien  von  außergewöhnlich 
großen  Welwitschien,  die  an  schwer  zugänglichen  Stellen  am 
Coroca  aufgenommen  waren.  Die  dargestellten  Pflanzen  hatten 
ohne    Zweifel   ein    Alter    von    1 00  Jahren  weit  überschritten. 

Einen  Nutzen  gewähren  die  Welwitschien  nur  dadurch, 
daß  die  Eingeborenen  deren  abgebrochene  Blätter,  welche  am 
Wege  zuui  Trocknen  hingelegt  werden ,  als  Brennmaterial 
verwenden.  In  Mossamedes  werden  aus  den  Stämmen  auch 
originelle  Stühle  und  Tische  in  der  Weise  verfertigt,  daß 
die  Win-zelenden  zweier  Exemplare  mit  einander  verbunden 
werden.  Auch  unsere  in  Deutsch-Südwest-Afrika  gegen  die 
Hereros  känii)fenden  Soldaten  scheinen  die  Welwitschien,  welche 
von  unseren  Soldaten  „Wasserwurzeln"  genannt  werden,  in 
ähnlicher  Weise  als  Stühle,  Tische  und  sogar  als  Wasch- 
schüsseln zu  verwenden,  indem  zu  letzterem  Zwecke  die  von 
Natur  vorhandene  schüsselartige  Vertiefung  noch  weiter  heraus- 
gearbeitet wird. 

Ein  gelblich  brauner  Gummiausfluß,  welchen  die  Wel- 
witschien aus.schwitzon,  hat,  soviel  ich  weiß,  noch  keine  Ver- 
wendung gefunden. 

Topfpflanzen. 
!)<'!■  (iiiiiiinihiumi  (Fictis  elastica). 

Von  Gottfried  Oertel,  Uandelsgärtuer,  HopfKarten  h.  Erfurt. 

V  on  allen  Blattpflanzen,  die  durch  schöne  große  Form 
der  Blätter,  eleganten  Wuchs  der  Pflanze  >md,  bei  einiger 
Pflege,  leichtes  Gedeihen  dazu  angetan  sind,  ein  Liebling 
jedes  Pflanzenfreundes  zu  sein,  ist  es  der  Gummibaum,  der 
sich  durch  diese  Eigenschaften  überall  beliebt  gemacht  hat. 
Seine  Kultur  ist  denn  auch  immer  noch  lohnend,  da  nach 
gut  gezogener  Ware  stets  Nachfrage  herrscht  und  gern  an- 
gemessene Preise  gezahlt  werden.  Die  Kultur  muß  allerdings 
forciert  werden,  um  desto  lohnender  zu  sein.  Wer  sich  mit 
der  Anzucht  befassen  will,  sorge  vorerst  zui-  Vermehrung  für 
gesunde,  stark  verzweigte  Mutterpflanzen*),  also  alte  Pflanzen, 
die  durch  Ausschneiden  des  Kn|,fes  riM-ht  zahlreiche,  kräftige 
Seitentriebe  haben.  Diese  z\u-  Hergabe  von  Stecklingen  be- 
stimmten Pflanzen  stelle  man  während  des  Winters  ins 
Warmhaus  und  halte  sie  hier  frei  von  Ungeziefer  durch 
öfteres  Waschen  der  Blätter  —  besondei-s  der  Unterseite  — 


*)  Anmerkung  der  Reduktion.  Solche  Mutterpflanzen  kann 
Haudelsgäitner  oft  vorteilhaft  aus  Privatliand  beziehen.  Ältere 
iHiiiliUvune  werden  den  Pflair/,enfreunden  im  Zimmer  oft  recht 
iu  luid  nur  eine  gewisse  Pi(;tät  hält  sie  davon  ab,  den  alten  Freund 
veiiiielitcn  iider  an  den  ei-stcn  lie.sten  xu  verschenken.  An  einen 
liier  würdig  eine  solche  weit  liel)er  veriiulJert  werden. 


IX,  2C 


Die  Garienwelt. 


mit  Seifeiilauge.  Im  Januar — Febniar  muß  die  Vei-mehning 
beginnen  und  ist  zu  diesem  Zwecke  für  genügend  Raum  auf 
dem  Vermehrungsbeet  zu  sorgen.  Letzteres  ist  anzufüllen 
mit  einer  untersten  Schicht  Brocken  von  Heideerdo  und  darülici- 
i'ein  gewaschenen  Flußsand,  uiit  dem  man  etwas  |iulv(iisicrt(> 
Ffolzkohle  und  fein  gesiebte  Heideerde  vermischt. 

Die  Kopfstecklinge,  also  von  jedem  Zweige  die  Spitze, 
haben  den  Vorzug,  daß  sie  schneller  wachsen  als  die  Augen- 
stecklinge, die  aus  dem  Holze  mit  nur  1—2  Augen  ge- 
schnitten werden.  Aus  diesem  Grunde  schneide  man  zuerst 
alle  vorhandenen  Kopfstecklinge  mit  2  Unteraugen  ab;  als- 
dann kann  man  noch  Augenstecklinge  machen,  indem  die  ver- 
fügbaren Triebe  auf  2  Augen  Länge  zerschnitten  werden*), 
jedoch  sind  Kopf-  imd  Augenstecldinge,  wegen  der  Ver- 
schiedenartigkeit des  Wachstums  resp.  der  Weiterkultur  ge- 
trennt zu  halten.  Der  eigentliche  Schnitt  des  Stecklings 
nuiß  mit  scharfem  Messei-  unter  dem  letzten  Blatte  aus- 
geführt und  letzteres  daran  gelassen  und  nicht  wie  das  häufig 
geschieht,  abgeschnitten   werden. 

Nach  dem  Schneiden  liestreue  man  die  Schnittfläche  mit 
]inlverisierter  Holzkohle  und  stopfe  die  Stecklinge  in  das 
V'ermehrungsboet  imd  zwar  nicht  tiefer,  als  daß  das  letzte 
Auge  eben  mxjh  bedeckt  ist.  Das  Beet  muß  in  gleichmäßiger 
Temperatur,  22 — 25  "  C,  und  durch  öfteres  Spritzen  mit  er- 
wärmtem Wasser  feucht  gehalten  werden,  wobei  die  Be- 
wurzelung  bald  vorsichgehen  wird. 

Die  genügend  bewurzelten  Stecklinge  pflanze  man  in 
große  Stecklingstöpfe  in  eine  Erdraischung  von  gleichen 
Teileu  Laub-,  Heide-  und  Mistbeeterde  mit  starkem  Zusätze  von 
Flußsand  und  etwas  pulverisierter  Holzkohle.  Die  Töpfchen 
sind  auf  einen  frisch  gepackten  Kasten  zu  bringen,  wo  sie, 
nahe  am  Glas,  bis  an  den  Rand  in  Torfmull  oder  Sägespäne 
eingesenkt  werden.  Der  Kasten  ist  geschlossen  zu  halten 
und  täglich  öfter  mit  warmem  Wasser  zu  spritzen,  um  feuchte 
I^uft  zu  erhalten.  Haben  die  Pflanzen  den  Topfballen  gehörig 
durchwurzelt,  so  muß  man  sie  in  größere  Töpfe  in  genannte 
Erdmischung  verpflanzen ;  man  kann  dann  der  Erde  noch  etwas 
mittelfeine  Hornspäne  beimischen.  Die  Pflanzen  sind  nun 
wiodenun  auf  warmen  Kasten  zu  bringen  und  anfänglich  wie 
vorher  zu  behandeln. 

Die  Jahreszeit  wird  nun  schon  sehr  vorgeschritten 
sein  und  kann  man  nunmehr  an  warmen  sonnigen  Tagen, 
wenn  ilie  Pflanzen  kräftigen  Wuchs  zeigen,  etwas  lüften. 
Nach  und  nach,  je  nachdem  es  die  Witterung  zuläßt,  kann 
mehr  Luft  gegeben  werden,  liis  man  schließlich  die  Pflanzen 
ganz  für  das  Freie  abhärtet.  Nunmehr  füllt  man  ein  Aus- 
pflanzbeet oder  einen  Mistbeetkasten  mit  obiger  Erdmischung, 
der  man  noch  etwas  alte  Rasenerde  oder  fetten  Lehm  beimischt, 
/.irka  30  cm  hoch  an  und  pflanzt  hier  die  Pflanzen  in  solcher 
Entfernung  aus,  daß  sie  sich  später  bei  voller  Größe  nicht  be- 
rühren. Die  Ficus  bedürfen  keines  Schattens,  aber  ti-otzdem  rate 
ich,  von  Latten  eine  Stellage  darüber  zu  machen,  um  sie  im 
Notfalle  vor  Hagel  und  auch  allzu  intensiven  Sonnenstralilen 
schützen  zu  kiinnen.  Man  hat  nun  weiter  nichts  zu  tun,  als 
für  genügende  Wasserzufuhi-  zu  sorgen,  sodaß  die  Erde  stets 
bis  auf  den  Grund  gleichmäßig  durchfeuchtet  ist.  Von  Zeit 
zu  Zeit  ist  an  regnerischen,  trüben  Tagen  ein  Dungguß 
von  aufgelöstem  Kuhdünger  —  ich  rate  nur  zu  solchem  — 


zu  geben  und  werden  die  Pflanzen  sich  so  in    erfreulichster 
Weise  entwickeln. 

Im  September  müssen  die  Gummibäume  wieder  in  Töpfe 
gesetzt  werden,  um  darin  noch  vor  Eintritt  des  Herbstes  und 
Winters  Toiifl'allcn  /u  uuiclien.  Man  hebe  die  Pflanzen  mit 
ganzem  Wurzclliallcn  ans  dem  Beete  und  pflanze  gleich  an 
Oi't  und  Steile  in  die  Töpfe.  Der  umfangreiche  lockere 
Wurzelballen  darf  nicht  durch  Beschneiden  mit  dem  Messer 
der  Form  des  Topfes  angepaßt  werden,  sondern  dies  hat 
möglichst  durch  Abbröckelung  mit  den  Fingem  zu  geschehen 
und  indem  man  den  Ballen  mit  beiden  Händen  zusammen- 
drückt. Die  Töpfe  bezw.  Pflanzen  sind  in  einen  mit  Laub 
lauwarm  gemachten  sogenannten  Prellkasten  zu  bringen  — 
die  höchsten  nach  oben  —  wo  sie,  ohne  eingefüttert  zu 
werden,  soweit  zu  .stellen  sind,  daß  sie  sich  gegenseitig  nicht 
berühren  und  genaues  Gießen  möglich  ist.  Das  Gießen  muß 
sehr  vorsichtig  geschehen  imd  nur  werm  die  Töpfe  Trockenheit 
zeigen.  Ebenso  muß  ein  vollständiges  Austrocknen  dei'  Erde 
vermieden  werden,  wodurch  die  Blätter  gilben  und  abfallen.  Den 
Kasten  halte  man  anfänglich  mehrere  Tage  geschlossen  utid  gebe 
dann  nach  und  nach  wieder  mehr  Luft.  Ist  der  Ballen  ge- 
nügend festgewurzelt  und  zeigen  die  Pflanzen  gesundes  Au.s- 
sehen,  so  können  sie  ins  temperierte  Gewächshaus  gebraclit 
werden,  wo  mau  sie  auf  Tabletten  oder  Stellagen  möglichst 
nahe  unter  Glas  bringt.  Hier  sorge  man  ffir  gleichmäUige 
Wärme  von  10  — 12"  C.  tmd  halte  die  Pflanzen  regelmäßig  feucht. 
Die  Blätter  sind  vor  etwa  herabfallenden  Tropfen  zu  schützen 
und  während  des  Winters  öfters  mitteis  eines  Schwammes  mit 
Seifen wa.sser  abzuwaschen. 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Gewühnlicli  schneidet 
man  auf  nur  ein  Auge;  jedes  Blatt  liefert  mit  entsprechendem 
Zweigstück  einen  Steckling. 


Fragen  und  Antworten. 

Dil'  Beantwortung  der  Frage  No.  307  (vgl.  No.  IS  Seite  215) 
werden  w\v  aK  selliSländigen  .\rtikel  veröffentlichen,  da  sie  den  für 
die  Antworten   vi'rfiigbaren   Raum  iiberscIuHitet. 

Beantwortung  der  Frage  No.  308.  Ich  beabsichtige  größere 
Flächen  mit  Weiden  anzupflanzen.  Welche  Art  oder  Sorte  mutete 
ich  auf  Lehmboden,  stellenweise  unterbrochen  von  Torfmoor,  in  nasser 
Lage  wählen?  Kann  ich  diese  Fläclien  noch  besser  ausnützen  als 
durch  Weidenlcultur? 

Bei  den  ziemlich  ungenauen  Angaben  läßt  sich  die  Frage  nicht 
erschöpfend  beantworten.  Weidenkulturen  können  nm-  auf  solchen 
Flächen  mit  Vorteil  augelegt  werden,  die  wirtschaftlich  nicht  ander- 
weitig ausgenutzt  werden  können.  Boden,  der  zu  reinem  landwirt- 
schaftlichem oder  gärtnerischem  Betriebe  mit  Nutzen  verwendbar  ist, 
sollte  nicht  mit  Weiden  bepflanzt  werden.  Weiden  kann  man  über- 
haupt nur  dort  anbauen,  wo  günstige  Absatzquellen  vorhanden  sind, 
also  entweder  für  grüne  Ruten  gute  Preise  erzielt  werden  oder  aber 
gün.stige  Eisenbahnverbindungen  oder  Wasserstraßen  es  gestatten,  die 
grünen  Weiden  auf  größere  Entfernungen  hin  zu  verschicken.  Auch 
wenn  genügend  bilhge  Arbeitskräfte  es  ermöglichen,  die  grünen 
Weiden  mit  mäßigen  Kosten  zu  schälen,  wird  man  die  Anlage  einer 
Weidenkultur  empfehlen  können.  Für  feuchten  Moorboden  eignet 
sich  die  Mandelweide  f Salix  amygdalinu)  am  besten;  dagegen  würde 
sich  die  Hanfweide  {Salix  vhiiinalis  rngalis)  auf  trocknem  Lehm 
bewähren.  Es  ist  sehr  leicht  möglich,  daß  für  einzelne  Teile  des 
.\reals  sich  andere  Pflanzen  besser  bezahlt  machen.  Ohne  ge- 
nügende Angaben  aller  in  Betracht  kommenden  Punkte  ist  es  aber 
unmöglich,  einen  wiiklich  zuverlässigen  Rat  zu  erteilen.  Ein  Fach- 
mann wird  dies  an  Ort  vmd  Stelle  erwägen  müssen. 

Grams,  Schönsee. 

—  Die  Weidenkultur  ist  im  allgemeinen  sehr  lohnend,  besonders 
ilann,  wenn  im  eigenen  Betriebe,  sei  es  beim  Versand  oder  in  der 
Landschaftsgärtnerei,    viel  Weiden    gebraucht    werden.      Wer    seine 


Die  Gartenwell. 


IX,  25 


Weiden  (Pack-  und  Binde-  hezw.  Korbweiden)  selber  zu  zielieu  iu 
der  Lage  ist,  wird  am  besten  fahren;  denn  wie  schwer  in  niaiichen 
Gegenden  dieses  wichtige  Material  zu  haben  ist.  dürfte  schon  vielen 
Gärtnern  bekannt  geworden  sein. 

Wenn  der  Herr  Fiagesteller  ein  Grundstück  von  teils  lehmiger, 
teils  torfig-sumpfiger  Beschaffenheit  zur  Verfügung  hat,  so  dürfte 
sich  dieses  sehr  vorteilhaft  eignen.  Die  meisten  Weiden  lieben  ja 
einen  mehr  nassen  als  trocknen  Standort  und  gedeihen  an  Wasser- 
zügen, Teichen  und  in  Niederungen  am  besten.  Die  be.stgeeigneten 
Arten,  die  zur  Verwendung  als  Binde-  und  Korbweiden  dienen  sollen, 
sind  Salix  amygdalina.  Salix  purpurea  und  Salix  inminalis. 

Die  Pflanzweite  muß  in  geschlossenen  Flächen  mindestens 
l..")0  m  nach  allen  Seiten  betragen. 

Bei  der  Kultur  der  Weiden  versäume  mau  niemals  eine  gründ- 
liche Bodenbearbeitung,  da  besonders  das  Unkraut  die  Erzielung 
schöner  glatter  Weiden  beeinträchtigt.  Man  sieht  häufig  Weiden- 
anlagen in  sehr  vernachlässigtem  Zustande,  da  die  Besitzer  nicht  viel 
Werl  auf  diese  Kultur  leg<^n,  in  der  Annahme,  dieser  Nebenkultur 
dürfe  nicht  zu  viel  Zeit  geopfert  werden.  Dieses  rächt  sich  jedoch  nur 
zu  leicht.  Besonders  rankende  Unkiäuter,  wie  Winden  und  dergl. 
wuchern,  mit  dem  Wachstum  der  Weiden  Schritt  haltend,  bis  iu  die 
Spitzen  der  Triebe  hinein  und  halten  die  letzteren  wesentlich  zurück. 

Man  erhält  dann  nur  kümmerliche,  schwache  Weiden  und  darf 
auf  recht  üppige,  lange  Packweiden  überhaupt  nicht  rechnen.  Die 
Kentabilitätsfrage  hängt  also  im  wesentlichen  von  der  Nachfrage  in 
betreffender  Gegend,  suwie  von  dem  eigenen  Bedarf,  wie  oben  an- 
gegeben, ab.  Heinr.  Beuß. 

Beantwortung  der  Frage  No.  309.  Wie  werden  Rosa 
catiina-Samen  sachgemäß  stratifiziert  und  bis  zur  Auss^iat  behandeltV 
Wann  geschieht   die  Aussaat   am  besten,   im  Herbst   oder  Frühjahr? 

Was  den  ersten  Teil  der  Frage  betrifft,  so  möchte  ich  zunächst 
darauf  hinweisen,  daß  dem  eigentlichen  Stratifiziereu  der  Eom-caidna^ 
Samen  noch  eine  Vorbehandlung  vorausgehen  sollte,  will  man,  daß 
sie  rasch  und  sicher  keimen.  Die  Früchte  mü.ssen  vor  allen  Dingen 
teigig  werden,  was  durch  Frost  beschleunigt  wird  und  durch  Lagern 
an  einem  vor  Mäusen  sichern  Ort  vor  sich  gehen  soll.  In  diesem 
Zustande  lassen  sich  die  Früchte  leicht  mit  den  Händen  zerquetschen. 
Man  schüttet  sie  dann  in  ein  Gefäß  mit  Wasser  und  rührt  so  lange, 
bis  sich  die  Samen  von  der  Schale  lösen  und  niedersinken.  Schütlet 
man  öfters  neues  Wasser  auf,  so  bekommt  man  vollständig  reine 
Samen,  welche,  wenn  gleich  zum  Stratifizieren  verwendet,  nicht  erst 
getrocknet  werden  brauchen.  Das  Stratifizieren  selbst  ist  jedoch  nur 
dann  nötig,  wenn  man  nicht  in  der  Lage  ist,  vor  Frühjahr  aussäen 
zu  können ;  denn  im  Frühjahr  ausgesäte  Rosensaat  liegt  oft  2  Jahre 
und  geht  erklärlicherweise  sehr  unregelmäßig  auf.  Das  Stratifizieren 
geschieht  am  besten  in  großen  Töpfen  und  zwai-  auf  folgende  ein- 
fache Weise:  Die  Töpfe  erhalten  guten  Abzug,  darauf  eine  starke 
Schicht  Flußsand,  welcher  gut  feucht  sein  muß,  darauf  eine  einfach 
liegende  Schicht  Samenkörner  und  dann  bis  zum  Rand  abwechselnd 
beide  Schichten  in  der  Folge.  Auch  Sägespäne  leisten  gute  Dienste. 
Nachdem  man  sich  überzeugt  hat,  daß  der  Saii^  genügend  feucht 
ist,  legt  man  auf  den  Topf  eine  gut  schließende  Glasscheibe  und 
senkt  das  Ganze  in  eine  Grube  so  ein,  daß  noch  oberhalb  des  Topfes 
Laub  und  Erde  aufgeworfen  werden  kann.  Die  Ecken  der  Grube 
werden  wie  bei  Zwiebeleinschlägen  durch  Pfähle  markiert. 

Im  zeitigen  Frühjahr  muß  man  ab  und  zu  nachsehen,  ob  eine 
Keimung  stattgefunden,  damit  rechtzeitig  bei  offenem  Wetter  die 
Aussaat  erfolgen  kann.  Der  zweite  Teil  der  Frage  beantwortet  sich 
aus  Obenerwähntem  schon  von  seihst;  denn  wo  es  sich  mit  zeitiger 
Ernte  verträgt,  sollte  die  Herbstaussaat  der  Einfachheit  halber 
vorgezogen  werden,  die  Aussaat  mit  nicht  Torgekeiintem  Samen  ist  ent- 
schieden besser.  Die  Furcht  vor  Mäusen  hält  allerdings  oft  zurück, 
doch  lassen  sich  auch  hier  Mittel  und  Wege  finden.  Man  kann  die 
Samen  in  eine  leichte  Peti'oleumlösung  tauchen,  oder  die  Beete  durch 
Glaseinfassung  absperren.  Letzteres  ist  im  Großen  jedoch  kaum 
rentabel.     Im  Winter  ist  eine  Deckung  der  Beete  erforderlich. 

Beufi. 
—  Mau    schichtet   den  Rosa  eanina-S&men    im    Herbst   gleich 
nach   der  Ernte  zwischen  feuchten  Sand   in  Kisten,   weiche  man  zu 


diesem  Zweck  m  die  Erde  eingegraben  hat.  Diese  Kisten,  die  man 
zuletzt  mit  Laub  und  einigen  Brtttem  abdeckt,  niiussen  nun  bis 
zum  nächsten  Herbst  regelmäßig  recht  feucht  gehalten  werden.  Ende 
Oktober  und  Anfang  November  ist  die  be.ste  Zeit  zur  Aussaat. 

H.  Lindner.  Wannsee. 
Beantwortung  der  Frage  No.  310.      Wie  kann   man   frühe 
Aussaaten  von  Gemüsen  im  Mistbeet  vor  Mäusen  schützen? 

Einige  Wochen  vor  der  Anlage  der  Mistbeete,  in  welchen  man 
Gemüseselzlinge  ziehen  will,  sucht  man  wiederholt  die  anstoßenden 
Ländeieien  oder  Bäumlichkeiten  nach  Mäusen  ab.  Sobald  man  irgend 
welche  Spuren  dieser  lästigen  Nager  findtt.  .stelle  man  sofort  Fallen 
auf.  Im  Freien  haben  sich  bei  mir  stets  die  gewöhnlichen  billigen 
Feldniäusefallen.  wozu  man  gar  keinen  Köder  braucht,  bewährt.  Für 
alle  gedeckte  Räume,  besonders  auch  Frühbeetkästen,  gibt  es  wohl 
kaum  eine  einfachere  und  sicherer  fangende  Mäusefalle,  wie  solche,  deren 
ich  mich  bediene.  Ich  nehme  einen  flachen  Blumentopf  oder  eine  Saat- 
schale, stülpe  diese  auf  eine  entsprechende  Glasscheibe,  und  schiebe 
dazwischen,  auf  hohe  Kante,  ein  Holzetikett,  an  dessen  Spitze  ich 
ein  kleines  Stückchen  Brot  oder  sonstigen  Köder  befestigt  habe. 
Auf  diese  einfache  Ai't  fangen  sich  auch  die  geriebensten  Racker,  welche 
Drahtfallen,  auch  wenn  sich  jemand  noch  so  viel  Mühe  gibt,  gar 
nicht  angehen.  Nach  dem  Fange  wäscht  man  die  Glasscheibe,  nimmt 
am  besten  ein  neues  Gefäß  und  Holz,  damit  keine  Witterung  mehr 
nach  dem  stattgefundenen  B'ange  vorhanden  i.st.  An  solchen  Orten, 
wo  immer  neuer  Zugang  der  Mäuse  von  weiter  her  nicht  zu  vei- 
h  indem  ist,  i>t  es  das  beste,  wenn  man  die  Dünger  oder  Laublage 
der  Mistbeete  mit  ganz  engmaschigem  Drahtgeflecht  abdeckt  und 
dieses,  ehe  man  die  Erde  aufbringt,  an  den  Seitenwänden  festnagelt. 
Mit  kurzgeschnittenem  Dornengestrüpp,  das  man  dicht  auf  die  Dünger- 
lage bringt,  habe  ich  noch  keine  Versuche  gemacht.  Es  scheint  mir 
das  Mittel  anch  nicht  sicher  genug*).  Vorteilhafter  ist  das  Einsenken 
langer  Glas-  oder  Blechgefäße  dicht  vor  die  Auslaufslöoher.  Es 
dürfen  diese  Ait  Fallen  aber  nicht  einen  viel  größeren  Umfang  als 
etwa  Rotweinflaschen  haben,  auch  müssen  dieselben  mit  einem  Köder 
belegt  weiden.  Für  das  Auslegen  von  irgend  welchen  Giften  bin  ich 
gar  nicht.  Die  gewöhnlichen  harmlosen  Mittel  helfen  in  der  Regel 
nicht  und  die  schärferen  sind  zu  gefährlich.  So  pa.ssierte  es  hier 
vor  einigen  Jahren,  daß.  nachdem  ein  Kammerjäger  Gift  für  Ratten 
gelegt  hatte,  am  anderen  Morgen  fünfzehn  Stück  prächtige  Lege- 
hühner verendet  waren.  H.  Lindner,  Obergärtner,  Wannsee. 

—  Man  mache  die  Aussaaten  möglichst  in  tiefe  Handkästen, 
aber  so.  daß  die  Eid.schicht  ca.  5  cm  imter  den  Rand  des  Kastens 
kommt,  und  bedecke  die  Kisten  bis  zum  Aufgang  mit  Glasscheiben. 
Wo  dies  nicht  angängig  ist,  hilft  nur  Vergiften  der  Mäuse  mit  ver- 
giftetem Weizen  oder  Phosphorlatwergo.  Auch  wirkt  die  automatische 
Mäusefalle  ausgezeichnet.         Gottfr.  Oertel,  Hopfgarten  b.  Erfurt. 

Beantwortung  der  Frage  No.  311.  Wodurch  entsteht  der 
Geruch  der  Blumen  und  was  ist  der  Träger  desselben? 

Fachmann  wie  Laie  sind  entzückt  von  dem  Wohlgeruch  mancher 
Blumen,  doch  gibt  sich  selten  jemand  Mühe  nach  der  Ursache  dieser 
d(  n  menschlichen  Geruchssinn  so  eigenartig  berührenden  Er- 
scheinung zu  forschen.  So  verschiedenartig  der  Geruchssinn  der 
Menschen  entwickelt  ist,  ebenso  verschieden  ist  der  Geruch  selbst 
in  seiner  Wirkung.  Fallen  doch  manche  Gerüche,  wie  z.  B.  die 
Blüten  der  Philadelphis  coroimrius,  wo  dieser  Strauch  in  größeren 
Mengen  angepflanzt  ist,  höchst  unangenehm  auf  und  es  ist  nicht 
ratsam,  solche  stark  riechende  Blumen  in  die  geschlossenen  Räume, 
wie  in  die  Wohn-  und  Schlafzimmer,  zu  bringen,  wegen  der 
schädlichen  Wirkung  des  Blumenduftes. 

Der  vielen  Blumen  eigentümliche  Geruch  ist  niu-  auf  das 
Vorhandensein  ätherischer  Öle.  mitunter  auch  Harze,  zurückzuführen. 
Bei  Blüten  mit  zarten  Blütenblättern  sind  es  zumeist  ätherische  öle, 
die  sich  entweder  in  den  Blütenblättern  selbst  oder  in  drüsenartigeu 
Anschwellungen  am  Blütenboden  befinden.  Dort  lagern  sie  als  kleine, 
jedoch  stark  lichtbrechende  Tröpfchen  in  der  zähflüssigen  Sub.9tanz 
des  Protoplasmas  der  Pflanzenzelle,    lalso    in    jenem    Teile   der   Zell- 


*)  Anmerkung  der  Redaktion, 
aber  die  Maulwürfe. 


Hält  die  Mäuse  nicht  ab, 


IX,  25 


Die  Gartenwelt. 


299 


Substanz,  welcher  sicli  zwischen  dem  Zellkern  (Cytüljlast)  und  der 
Zelhvanduiig  bewegt.  In  chemischer  Zusammensetzung  bilden  Kohlen- 
wasserstoffe die  Hauptbestandteile  dieser  flüchtigen  ätherischen  Öle. 
Die  Ansammlungen  dieser  wohl  riechenden  Öle  in  gewissen  Teilen 
der  Blüte  gelangen  im  Stadium  der  vollen  Reife  und  der  Entfaltung 
der  Blume  zur  Verflüchtigung,  weshalb  der  Oeruch  zumeist  nur  bi.s 
zum   \erblüiien  der  Blumen  wahrnehmbar  ist. 

In  vielen  Fällen  lagern  diese  öltragendeu  Zellen  direkt  in  den 
Blütenblättern,  wie  bei  der  Kose,  wo  diese  Körper  auch  in  Kristall- 
form zu  beobachten  sind.  Durch  dieses  Vorkommen  in  den  Rosen- 
blumenblätteru  verbreitet  somit  auch  jedes  einzelne  Blatt  den  der 
Art  der  Rose  eigentümlichen  Wohlgeruch,  was  bei  vielen  Blüten 
anderer  Gewächse,  wo  die  mit  ätherischem  Öl  erfüllte  Zellen  am 
Grunde  des  Blütenbodens  sich  befinden,  nicht  der  Fall  ist.  Die 
Industrie  hat  sich  auch  dieses  Naturerzeugnisses  bemächtigt,  3enn 
schon  seit  Jahrhunderten  wird  aus  gewissen  Rosensorten  das  be- 
kannte Rosenöl  hergestellt.  In  Südfrankreich,  im  Orient,  besonders  im 
Balkantale  Kazanlik  sind  große  Mengen  dieser  ölliefernden  Rosen  an- 
gepflanzt. 

Als  Oxydationsprodukte  dieser  ätherischen  Öle  kann  man  auch 
-•'wisse  Harze  betrachten,  da  vielfach  solche  Essenzen  aus  den  sie 
produzierenden  Zellen  in  besondere  Behälter  ausgeschieden  werden  und 
dort  zu  Harzen  oder  Kampfer  oxydieren.  Solche  0.\-ydationsprodukte 
der  ätherischen  Öle  finden  wir  in  den  Blättern  unserer  I..orbeeren 
(Lannis  iiohiiis),  in  der  Rinde  der  Zimmetbäume  (Cnmamomuni}, 
in  den  Wurzelstocken  des  Ingwers  {Zingibei-  ufßcüiale),  ja  selbst  in 
der  Fi'uchtsohale  und  im  Samen  des  Pfeffers  (Piper  nigrum)  und 
in  vielen  anderen  Pflanzen,  wo  diese  Harze  nicht  allein  einen  Wohl- 
L'-M-uch  abgeben,  sondern  auch  starkes  Gewürz  entwickeln. 

Georg  Thiem,  München. 

Neue  Frage  No.  325.  Kann  Kuß  zur  Beimischung  der  für 
die  Topfkultur  von  i'hiysanthoinum  bestimmten  Erde  verwendet 
werden  und  in  welchem  Verhältnis?  Wirkt  Ruß  günstig  auf  den 
Wuchs  und  die  dunkelgrüne  Farbe  der  Belaubung  ein? 

Neue  Frage  No.  326.  'Kann  mau  in  Häusern  mit  ausge- 
pflanzten Rosen  den  Boden  kalken  V  Es  handelt  .sich  um  lehmiges, 
durch  Kompost  und  Kuhmist  verbe.ssertes  Erdreich.  Die  Rosen 
stehen  seit  einigen  Jahren,  werden  jähi'lich  getrieben,  und  haben 
aucli  schon  Kunstdünger  erhalten. 

Neue  Frage  No.  327.  Welih.'ii  Boden  und  welchen  Standort 
verlangt  Polyijomim  baldschiKiniciini,  \ini  zu  höchster  Entwickelung 
zu  gelangen?    Ist  die.ser  Schlingstrauch  in  Thüringen  winterhart? 

Neue  Frage  No.  328.  Ist  Mütmiia  vexiUaria  als  Schnitt- 
blume zu  empfehlen  oder  sind  ihre  Blumen  zu  hinfällig  für  diesen 
Zweck  ? 

Neue  Frage  No.  329.  Entstehen  den  ortsansässigen  Handels- 
gärtnern durch  eine  Stadtgurtnerei,  welche  nur  ihren  eigenen  Bedarf 
heranzieht  und  keinen  Handel  treibt.  Nachteili' ■;' 

Wir  bitten  unsere  Leser,  sich  zahlreich  an  der  Beantwortung 
der  gestellten  Fragen  beteiligen  zu  wollen. 


Bücherschau. 

Handbuch  der  Laubholzkunde.  Von  Camillo  Karl  Schneider. 
Mit  100  Abbldg.  Jena  1904.  Verkig  von  Gustav  Fischer.  2.  Lieferung, 
8°,  IV  und   144  Seiten.     Preis  brosch.  4  Mark. 

Von  diesem  schönen  Werk  ist  die  zweite  Lieferung  am 
1.  Sept.  1904  abgoschlos.sen  worden  (Preis  4  Mk.),  die  S.  161  bis  S.  304 
umfaßt,  reich  ausgestattet  mit  Figuren  von-  Nr.  96  bis  197.  eine 
schöner  als  die  andere.  Alles  was  ich  zum  Lobe  der  ersten  Lieferung 
im  8.  Jahrgang  dieser  Zeitschrift  vom  10.  September  1904  S.  598 
sagen  konnte,  darf  ich  bei  dieser  2.  Lieferung  auch  anerkennen. 
Diese  Lieferung  enthält  den  Rest  der  19.  Gattung  Pasania  und  die 
20.  Gattung  Qwrcus  L.  1737,  nicht  1753,  mit  6-')  echten,  nummerierten 
Arten,  während  das  Handbuch  der  Laubholz-Benennung  102  Arten. 
Koehne  49  und  Dippel  .'j6  aufführt,  alle  ohne  Unterarten  und  Formen. 
Es  folgen  dann  von  Familie  6  Ulmaceae  bis  Familie  19  Berberidaceae 
(zum  Teil),  mit  der  21.  bis  66.  Gattung.     Diese  alle  anzuführen  liat 


keinen  Zweck,  da  der  Dendrologe  sich  das  wertvolle  Buch  doch  .an- 
schaffen muß.  Doch  seien  einige  Bemerkungen  gestattet.  S.  162 
bis  164  bringt  eine  vielen  willkommene  Bestimmungstabelle  von 
'Mercuf  nach  den  Blättern.  Auf  S.  .11  fehlt  bei  der  Einteilung  der 
Ulmaceae  bei  a  Vlmonkae  der  durchaus  nötige  Hinweis  auf  b 
Cdtoideae  auf  S.  '1-i.  Der  Verfasser  darf  nicht  verlangen,  daß  man 
zur  Kenntnis  dei'  Abteilungsunterschiede  a  und  b  12  Seiten  suchend 
durchblättert,  um  b  zu  finden. 

Dann  halte  ich  die  Ansicht  aufrecht,  daß  bei  allen  Linueschen 
Gattungsnamen  die  Jahreszahl  1737,  bei  den  Artnamen  erst  1753 
zu  setzen  ist.  Daß  bei  der  Gattung  Quei-cus  kein  einziges  Habitus- 
bild gegeben  ist,  ist  sehr  zu  bedauern.  Die  21.  Gattung  Vlrnus  hat 
hier  elf,  im  Handbuch  sechzehn  Arten. 

Die  23.  Gattung  Hemiptelea  ist  neu,  fehlt  im  Handbuch  von 
Beißner  u.  Genossen ;  die  beiden  Gattungen  Hemiptelea  und  Abelice<i 
heißen  in  Engler,  Natürl.  Pfzfam.  Zelkowa.  Die  im  Handbuch  und 
bei  Eugler  Maelwa  Nutt.  1818  genannte  Gattung  heißt  hier 
richtiger  2:).  Joxulmi  Raf,  1817  (239),  S.  241  steht  bei  Sp.  2  M.  als 
Druckfehler  statt  B  {Broitssonetia).  S.  242  steht  Gttg.  31  Cudrania 
statt  CNi/niiiiis  l!,impf.  1747,  S.  243  steht  in  d.  Erklärung  der  Fig.  157 
C.  Iriliiliii  -t;itt  ii  iiiispidata.  —  S.  245  ist  Farn.  8,  l'rticaceae,  nach 
Wedd,  is:,i;  ypiKüint,  richtiger  wäre  Endl.  1837,  —  S.  246  Gttg.  33, 
Boehincna  Jaci^,,  heißt  richtiger  Ramium  Rumpf.  1747,  auch  fehlt 
das  Synou,  Splitgerbera  Mig,;  die  angeführte  Art  plalyphylla  Don 
ist  neu  gegen  Hdboh.  —  S.  247  steht  Gttg.  36,  Comandra  iNutt., 
statt  Therium  L.  1737.  syn,  mit  Hainiltonia  Spr,  1825,  —  S.  248 
Gttg.  38  Loranthiis  L.  heißt  die  Jahreszahl  1740  statt  1753. 

Neu  ist  Gttg.  40  (S.  251),  Razoumofskija.  —  Gttg.  42  S,  254, 
Eriogonum,  führt  neu  E.  Wrigthü  Torr,,  dabei  fehlen  aber  nach 
dem  Hdbch.  die  sp.  ovalifolium  Nutt.  1834  u.  stellatum  Bentham  mit 
einer  Form,  Dabei  sei  bemerkt,  daß  hier  alle  Spezies-Namen  nach 
Personen  stets  klein  geschrieben  sind,  während  sie  allgemein  groß 
geschrieben  werden*);  letzteres  ist  auch  deutlicher.  Neu  ist  S.  257 
die  5.  Art  Atraphaxis  latifolia  Koehne.  —  S.  257  Gattgn.  44, 
Calliii"iiinii  I...  ^oll  nach  Ktze,  Calogonwn  L.  1737  heißen,  S,  258 
Gttg.  ti.  I'i,/,i,/,,„,ni,.  führt  neu  sp.  P.  muüiflorum  Thbg.  1784,  aber 
es  fehli  '\K  Sihl.uii  des  Hdbchs.  Neu  ist  S.  264  Gttg.  51  Koehia 
Roth  Ihbi.i,  die  aber  nach  0.  Ktze.  Bassin  All.  1766  heißen  soll. 
Ebenso  fehlen  im  Handbuch  die  Gattgn.  52  Arthrocncmum  Moq. 
1840  und  53  Salieornia  L.  1737,  S.  267.  Gttg.  55  Suaeda  Forsk. 
1775  heißt  nach  0.  Ktze  Lereha  Holl  1751;  es  fehlt  die  Sji.  torreiinna 
W^ats,  lS74,des  Hdbchs. 

Fam.  16  Troelwdendraceae  S.  269  fehlt  die  im  Handbuch  auf- 
geführte Gttg,  Cercidiphylliim  S.  et  Z.  1846.  In  S.  270  Fam.  17 
Ramtriculaceae.  ist  von  Ad.  1763,  nicht  von  Juss,  1789,  S.  273 
ist  neu  die  Paeonia  lutea  aufgeführt  von  Delavay  1886,  die  wahr- 
scheinlich eine  ältere  Art  ist  als  die  von  Lambert  neuerdings  in  den 
Handel  gebrachte  Abart  Paeonia  lutea.  —  Auf  S.  279  ist  neu  der 
Bastard  Clcmatis  p.'ieudococcinca  CK.  Seh,  1904.  —  S.  283  steht  bei 
11  ('.  buchaniana  DC,  die  richtiger  nach  dem  Handbuch  C.  Biu:ha- 
nanii  DC.  1818  heißt.  —  S.  285  stehen  unter  15  C.  viticeüa 
sieben  Fonnen,  die  im  Handbuch  fehlen,  während  dieses  neun  Formen 
aufführt,  die  bei  Schneider  fehlen.  Ebenso  sind  die  Formen  der 
Olematis  Species  20,  21,  23,  30  und  34  neu  gegenüber  dem  Handbuch. 
Endlich  sind  bei  der  66.  Gttg.  Berbefis  neu  aufgeführt  die  Arten 
4  hakeoides  Hook.  1884,  B.  erispa  Gay  1845.  —  14  latirina  Billb. 
1817.  u.  15.  sanguinea  Franch,  1888.  Neu  ist  auch  16  B.  Hookeri 
Lern.  1859,  während  das  Handbuch  B.  Hookeri  hört,  als  Synonym  für 
17.  B.  uallichiana  DC.  1824  hat. 

Wenn  ich  diese  kleinen  Andeutungen  anführe,  so  sollen  diese 
die  Wertschätzung  zeigen,  die  ich  dem  Buche  entgegenbringe,  das 
ich  jedem  Gehölzfreunde  empfehlen  kann.  Hoffent- 
lich finden  jetzt  aber  einige  Bemerkungen  Anklang,  wie  auch  die 
Vermehrung  der  Habitusbilder  empfohlen  wird;  d;i.>  Bild  von 
Quei-cus  könnte  nachfolgen.  Die  Zahl  der  Lieferungen  ist  jetzt 
auf  9  angegeben,  was  nach  meinem  Gefühl  kaum  rt-icht.     Grube. 

*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Verfa-sT  i.li;^  dem  Beispiel 
der  Zoologen,  welche  jetzt  sämtliche  Spezies  ki'iii   ^ciireüien. 


300 


Die  Gartenwelt. 


IX. 


Aus  den  Vereinen. 

Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues   in  Berlin.     Im 

Berichte  über  die  Januarversainmlung  ist  mir  eine  Namenverwechs- 
luug  unterlaufen,  die  ich  hiermit  i-ichtigstellen  möchte.  Der  auf 
Seite  239  erwähnte  Aussteller  von  Ch^clamen  salwoneum  (jigantemn  ist 
Herr  F.  Gabbert,  Kunst-  und  Handelsgärtner  in  Lichtenberg.  Auch 
in  der  FebruaiTersammluug  waren  schöne  Cyclamen  zu  sehen,  die 
die  Firma  J.  C.  Schmidt- Erfurt  durch  ihren  Obergärtner  Herrn 
D a n k e r  vorführte.  Es  waren  ÄoA-o/.o-( //<■ /,//,/,■(,.  v-in  il^'m-n  bereits 
an  dieser  Stelle  (Seite  278)  die  Rede  \v:ii  l>b  -  I!,.l.ui.,,-Cijrla.)nen 
werden  Oyclatueii  persicum  (jiganteuni  z\\;u  nuli:  v.rdi.Mmcn.  bilden 
aber  eine  wertvolle  Bereicherung  des  Sortiments  und  durften  für 
das  zahlungsfähige  Liebhaberpublikum  eine  gern  gekaufte  Neuheit 
sein  und  gut  bezahlt  werden.  Die  gleiche  Firma  zeigte  noch  eine 
neue  Gestaltungsform  von  Cyclamen,  die  sie  cnstata-Formeu  nennt. 
Die  Blumenblätter  besitzen  eine  von  deren  Farbe  abweichende 
hahuenkammartig  geschlitzte  Auf  1  ag  e.  Die  Blumen  sind  im  Bau  flach 
wie  dieRokoko-  Cyclamen,  und  dieBlumenblätter  sind  phantastisch  gewellt. 
Unter  diesen  Oristata- Cyclamen  ist  auch  eme  blaßschwefelgelbe 
Spielart,  die  im  günstigen  Falle  die  Stammutter  eines  gelben 
Cyclamens  werden  kann.  Die  Blume  ist  allerdintjs  noch  krüppelig  und 
nicht  durchgezüchtet,  aber  die  Firma  I.  C.  Scbmi'lt  wiiM  .lurrh  sorg- 
fältige Zuchtwahl  im  Verlaufe  von  einigen  Jubivn  unllei,  ht  eine 
große  Verbesserung  erzielen.  Sie  würde  sich  durch  Ziirlitung  eines 
gelbblühenden  Cyclamens  ein  großes  Verdienst  erwerben.  Entschiedene 
Bevorzugung  verdienen  auch  die  reinweißen  Cyclamen  mit 
grünen  Stielen,  da  diese  viel  duftiger  und  zarter  aussehen  als  die 
mit  roten  Stielen.  Herr  Albert  Herzberg,  Chavlottenburg,  Tegeler- 
weg,  und  Herr  Binnewies  in  Alfeld  kultivieren  derartige  Cyclamen. 

Herr  Handelsgärtner  Tubbenthal,  rharloltenburg,  Tegelerweg, 
zeigte  ein  von  ihm  erzieltes  Kreuzungspnjdiikt  \ini  '  'iicUinifu  ..Salnion 
Queetf-  (von  Sutton  &  Son  1898)  mit  C  suhim,,, „,„  .jniuiitriiii,  (von 
Otto  Froebel)  das  bei  einer  ansehnlichen  i.miie  .inr  weit  lehhaftere 
Farbentönung  zeigt.  Diese  neue  Züchtung  soll  im  Sommer  in  den  Handel 
kommen.  Einen  Vergleich  mit  C.  salmomum  giyanteum  können  nur 
jene  anstellen,  die  Samen  von  Froebel  direkt  bezogen  haben,  da 
vieles  als  Orginalsaat  verkauft  wird,  was  in  Wirklichkeit  nachge- 
baut, im  schlimmsten  Falle  etwas  ganz  anderes  ist. 

Herr  Adolf  Koschel,  Charlottenburg,  zeigte  einen  blühenden 
Phajus  (jrandifloriis ,  der  unter  Umständen  eine  gewinnbringende 
Schnittblume  abgibt.  Herr  Koschel  hat  in  Belgien  4  Fros.  für  eine 
Pflanze  bezahlt.  Die  gezeigte  Pflanze  hatte  vier  Blütenstiele,  die 
kaum  unter  zehn  Mark  einbringen  werden,  sodaß  damit  etwas  zu 
verdienen  ist. 

A\ich  die  hübsche  Spiraea  Van  Houttei  ist  zum  Schnitt  ge- 
eignet, nur  müssen,  wie  Herr  Koschel  treffend  bemerkte,  die  Blumen 
in  die  richtigen  Hände  kommen  und  der  betreffende  Geschäftsmann 
muß  etwas  damit  anzufangen  wissen.  An  Grazie  ist  diese  Spiraea 
unvergleichlich.  In  welchem  Falle  sie  unver!;äuflich  ist,  demonstrierte 
Herr  "VV.  Ernst,  Charlottenburg,  der  viel  an  Zwischenhändler  ab- 
setzt. Als  Topfpflanzen  unverkäuflich,  wurden  sie  in  Kübel  ge- 
pflanzt und  zum  Schnitt  kultiviert.  Er  habe  dann  für  ein  Dutzend 
Blütenzweige  SO  Ff.  bekommen  und  wer  sie  gehabt  habe,  habe  sie 
nicht  wieder  gekauft.  Also,  wohlgemerkt,  Spiraea  Van  Houttei 
ist  für  Geschäfte  wie  das  Koschelsche  wertvoll  und  besonders  für 
Herrschaftsnärtner  als  Tafelschmuck  und  zur  Binderei  sehr  schön. 

Schönes  Winterob.st  zeigte  diesmal  Herr  Garteninspektor  Greinig 
von  den  P.olleschea  Plantagen  in  Marieuhain  bei  Cöpenick.  Das 
Bollesche  übst  zeichnet  sich,  dank  der  reichen  Düngung  durch 
Größe  und  Wohlgestalt  aus,  das  Fleisch  ist  aber  im  allgemeinen 
etwas  zu  locker  und  der  Geschmack  einzelner  Sorten  befriedigt  den 
Feinschmecker  nicht  ganz. 

Die  Kälteindustrie  im  Dienste  des  Obst-  und  Garten- 
baues war  das  Thema  zu  einem  Vortrag,  den  Herr  Ingenieur  Stete- 
feld,  Berlin,  hielt.  Die  Kaltlagerung  ist  in  Donfschland  noch  in  den 
Anfängen;  aus  den  Erfahrungen,  über  die  Herr  Stete feld  berichten 
konnte,  geht  hen-or,  daß  die  Kaltlagerräume  an  den  Produktionsstätten 
des  Obstes  am  nötigsten  sind,  weil  sich  das  "Winterobst,  das  von  den 


Bäumen  unverzüglich  in  das  Lagerhaus  kommt,  am  längsten  und  am 
besten  hält.  Obst,  das  nach  vier  Tagen  offener  Lagerung  oder  noch 
später  eingebracht  wurde,  hielt  sich  nicht  so  lange  und  verdarb  bis 
zu  einem  viel  höheren  Prozentsatz  in  der  gleichen  Frist  wie  das  so- 
fort gelagerte  Obst.  Die  Lagerung  ist  nur  dann  von  Vorteil,  wenn 
die  Lagerspesen  sich  auf  große  Mengen  verteilen,  sodaß  jeder  Doppel- 
zentner gelagerter  Früchte  nur  um  ein  Geringes  dadurch  verteuert 
wird.  Wir  glauben,  daß  sich  die  Kaltlagerung  nur  in  großen  obst- 
erzeugenden Betrieben  einbürgern  wird.  Der  Laie  imd  kleine  Kon- 
siunent  wird  nach  wie  vor  gute  Resultate  mit  sorgfältiger  Aufbe- 
wahrung im  Obstkeller  erzielen.  W.  Tscheuke,  Berlin. 


Gärtnerisches  Unterrichtswesen. 

'Die  königliche  Gärtner-Lehranstalt  zu  Dahlem  bei  Steglitz 

veraustaltet  in  den  Tagen  vom  27.  März  bis  I.April  d.  J.  einen  Lehr- 
gang für  Gartenfreunde,  wofür  das  Honorar  6  Mk.  beträgt.  Es  sollen 
u.  a.  die  Ernährung  der  Pflanzen,  die  zweckmäßige  Düngung,  die 
Wurzeltätigkeit  und  der  Boden,  der  Hausgarten,  der  Gemüsebau  im 
Hausgarten,  die  Zimmerpflanzen  und  Blumen  im  Hause,  dieChampignon- 
zueht,  die  Obstbaumpflege  und  die  Pflanzenkrankheiten  in  gemein- 
verständlicher Weise  behandelt  werden. 


Personal-Nachrichten. 

Grube,  H.,  Garteudirektor  in  Aachen,  ge.schätzter  Mitarbeiter 
der  Gartenwelt,  beging  in  aller  Stille  den  vierzigsten  Jahrestag  seiner 
Übersiedlung  nach  Mexiko,  wohin  er  jugendfrisch  hinauszog,  um  dort 
leider  nur  kurze  Zeit,  2'/4  Jahre,  als  Gartendirektor  des  edlen  Kaisers 
Ma.NimiIian  von  Mexiko,  der  selber  ein  großer  Gartenfreund  und  Kenner 
war,  zu  wirken. 

Kühne,  Paul  Rudolf  Louis,  Kunstgärtner,  geb.  am  17.  Okt. 
18.55  in  Braunschweig,  wurde  seitens  des  dortigen  Amtsgerichts  für 
tot  erkläi-t. 

Krupka,  Josef,  seit  1897  Stadtgärtner  in  Baden  bei  Wien, 
wurde  von  der  Stadtverwaltung  dortselbst-  der  Titel  „Stadtgarten- 
inspektor-  verliehen.  Über  die  hervorragenden  Leistungen  dieses 
Fachmannes,  welcher  einer  der  begabtesten  österreichischen  Garten- 
künstler ist.  brachte  die  Gartenwelt  im  VI.  Jahrgang  (No.  49  u.  ,^0) 
aus  der  Feder  unseres  geschätzten  Mitarbeiters,  Obergäitner  Herm. 
Breitschwerdt  in  Mödling.  eine  längere  Abhandlung. 

Latnp,  A.,  Landschaftsgärtner  in  Hamburg,  erhielt  für  einen 
gärtnerischen  Entwurf  für  einen  Garten  zu  einem  Laudhause  bei 
Hamburg  eine  Prämie  von  250  Mark. 

Pittrow,  Anton.  Schloßgärtner  beim  Grafen  Bray-Steinburg, 
Irlbacb.   Bayern,  feierte  am  2.  März  sein  SOjähriges  Dienstjubiläum. 

Reppin,  Karl,  (lutsgärtner  in  .lanow  bei  Anklam,  wurde  das 
Allgemeine  Ebreiizeiclien  verliehen. 

Schulze,  Wllh..  fiüherer  Obergärtner  in  Erfurt  uad  langjähriges 
Mitglied   der   Eifuiter    üärtner-Vereinignng,  f  am  28.  Februar  d.  J. 

Theile,  Heinrich  August,  Gärtnereibesitzer  in  Möckern  bei 
Leipzig.  T  1111  ;iilituiiilsii'l>/.ii;>teii  Lebensjahre. 

Ulmer,  Eugen,  Verl.-igsbuchhändler  in  Stuttgart,  w'urde  vom 
König  von  Württemberg  die  „Große  goldene  Medaille  für  Kunst  und 
Wissenschaft  am  Bande  des  Friedrichsordens"  verliehen. 


Briefkasten  der  Redaktion. 

Orchideen    zur  Zimmerkultur      Herrschaftsgärtner   i.  S. 

Sie  wünschen  eine  Anzahl  Arten  von  Orchideen  zu  erfahren,  die  Sie 
zur  Weiterkultur  im  Zimmer  anschaffen  können.  Wir  verweisen  Sie 
auf  den  der  vorigen  No.  24  beiliegenden  Prospekt  der  Orchideen- 
Spezialgärtnerei  von  Otto  Beyrodt  in  Marienfelde,  der  ein 
stattliches  Sortiment  solcher  Arten  verzeichnet.  Genannte  Fiima  be- 
sitzt bedeutende  Kulturen  von  Orchideen  aller  Art  und  die  in  ihrem 
Betiiebe  kultivierten  Pflanzen  dürfen  als  in  jeder  Hinsicht  vollkommen 
bezeichnet  werden.  Es  würde  in  Ihrem  Interesse  liegen,  wenn  Sie 
sich  bei  Auswahl  Ihres  Bedarfes  an  die  Arten  und  Sorten  hielten, 
welche  der  Beyrodt'sche  Prospekt  empfiehlt. 


Vnrantwortl.  Redakteur tjMax  Hesiiiirffer,  Berlin.  —  Verlae  t.  Richard  Carl  Schmidt  äi  Co.,  Leipzig.  —  Drack :  Anhalt,  Bnchdr.  Gntenbsrg, 


H.,  Dessau 


Jahrgang  IX. 


lustriertes  Wochenblatt  für  den  gesamten  Gartenbau. 

No.  26 


25.  März  1905. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem   Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Orchideen. 


u. 


Wertvolle  Oiclmleen  für  den  Handelspartner  und 
den  Lieliliahcr. 

Von  Th.  Schweizer,  Uburgüitiier,  Zürich. 
[Hier XU  vier  Abbildungen?) 

uter  den  vielen  in  Kultur  befindlichen  Orchideen  und 
besonders  auch  in  der  Gattung  Frauenschuh,  Oypripedium, 
gibt  es  Arten  und  Formen,  die  als  außergewöhnliche  und  auf- 
fallende Erscheinungen,  selbst  wenn  sie  verhältnismäßig 
verbreitet  sind,  in  den  Sammlungen  sehr  geschätzt  werden, 
weil  sie  den  Blick  des  Beschauers  sofort  auf  sich  lenken. 
Selbst  der  Gärtner  und  Eigentümer,  die  doch  täglich  die  Ge- 
legenheit haben,  ihre  Sammlung  zu  besichtigen,  werden  nicht 
müde,  solche  Pflanzen,  die  sich  durch  irgend  eine  besondere 
Eigenschaft  auszeiclmen,  zu  betrachten  und  zu  beobachten. 
Sind  auch  die  Orchideenblumen  in  der  letzten  Zeit  bei  uns 
zu  einem  Handelsartikel  und  dadurch  weiteren  Kreisen 
zugänglich  geworden,  in  einem  Umfang,  den  man  noch  vor 
wenigen  Jahren  kaum  geahnt  hat  und  wovon  in  erster  Linie 
die  zahllosen  Orchideen-Hybriden  Zeugnis  ablegen,  so  sind 
andererseits  natürliche  Abarten  und  Seltenheiten  immer 
noch  Perlen  der  Sammlungen.  Hybriden  können.  Dank  der 
Fortschritte,  die  man  mit  Kreuzungen  gemacht  hat,  ohne  große 
Schwierigkeiten  nachgezogen  werden,  während  seltene  Natur- 
spiele von  dem  glücklichen  Besitzer  stets  hochgeschätzt  werden. 
Ohne  den  verehrten  Lesern  eine  lange  Eeihe  von  Selten- 
lieiten  aufzuzählen,  will  ich  einer  Einführung  gedenken,  die 
wohl  nur  wenigen  bekannt  ist,  da  sie  sich  nur  selu-  vereinzelt 
in  Kultur  befindet.  Ich  meine  Gypripedium  caudalum 
var.  Lindeni,  von  Lucien  Linden  als  Uropedilum 
Lindeni  Ldl.  dem  Handel  übergeben.  Uropedilum  ist  aber 
von  keinem  Autor  als  Gattung  anerkannt,  sondern  nur  eine 
Monstrosität  wegen  der  Wachstumsabweichung  von  C.  caudatum. 
{Selenipedilum  caudatum,  Rchb.  f.  bezw.  Phragmopedilum 
caudatum,  Rolfe).  Nebenstehende  Abbildung  zeigt  links 
C.  caudatum  var.  Lindeni,  rechts  eine  Pflanze  von  C.  caudatum. 
mit  normal  entwickelten  Blumen.  Bei  der  Varietät  Lindeni 
hat  die  bekannte  pantoffelförmige  Lippe,  der  sogen.  Schuh, 
die  Form  der  bandartigen  Petalen  angenommen  und  hängt 
gleich  diesen  lang  herab.  Die  Blumen  erhalten  dadurch  ein 
gar  phantastisches  Aussehen.  C.  caudatum  Lindeni  wächst 
sehr  langsam  und  ist  in  der  Kultur  ziemlich  schwierig. 


Herr  Dr.  Vouga,  dem  ich  die  Aufnahme  zu  beistehendem 
Bilde  verdanke,  darf  auf  seinen  Kultur- Erfolg  stolz  sein, 
umsomehr,  als  die  Pflanze,  die  ich,  eben  importiert,  bei  ihm 
s.  Z.  erstmals  sah,  nicht  gerade  hoffnungerweekend  war. 

Anschließend  an  diese  Einführung  benütze  icli  noch  die 
Gelegenheit,  zwei  Cypripedimn-E.yhrk\en  zu  zeigen,  welche  es 
verdienen,    näher    betrachtet    zu    werden.       Cypripedium 


Cvpripediuui  ca 
(rechts) 


Lindeni  (links),  C.  caudatum 


302 


Die  Gartenwelt. 


IX,  26 


nützt.  Leitiei  hat  diese  Einführung  den  Erwartungen  nicht 
ganz  entsprochen.  Die  vorwiegend  grüne  und  braune  Färbung 
der  Bhunen  hat  in  den  meisten  Fällen  ungünstig  auf  die 
Nachliömiulinge  eingewirkt  und  es  sind  nur  wenige  bemerkens- 
werte Hybriden  aus  dieser  Rasse  hervorgegangen. 

Als  die  hervorragendste  und  zugleich  als  erste  darf 
wohl  C.  hybridum  „Helveiia^'-  (0.  F.)  (C.  cliamberlainianum 
superbumö  X  ^-  la&vigaium'^)  bezeichnet  werden.*)  C. 
Chamber -Chaiiesworihi,  G.  Clmmber- Ghanlini,  C.  Chamber- 
lailKüiiianum,  C.  deedmanianum  (C  spicerianum  X-  ^• 
rhaiiiherlnin.),  C.  „Prinz  Houssein  Kamit'  (C.  Boxalli  süperb. 
■;,■(  '_'.  r-hamherl.)  luid  einige  wenige  sind  bemerkenswerte 
Züelitungen  (Gartenwelt,  Jahrg.  .ö,  Seite  361),  während  viele 
andre  Hybriden  von  C.  chamherlainianum  als  minderwertig 
zu  liezeichnen  sind.  C.  exul  ist  ebenfalls  eine  neuere  Ein- 
führung, hat  einige  Ähnlichkeit  mit  C.  insigne,  ist  aber 
kleiner  und  hat  bedeutend  reinere  und  intensiver  glänzende 
Farben.  Dasselbe  wächst  sehr  langsam  und  kann  als  lohnende 
Pflanze  zu  Handelszwecken  kaum  in  betracht  kommen;  zu 
Kreuzungszwecken    wird    es   aber   vielfach    willkommen    sein. 

Ci/p-ipedium  hi/bridum  „Gartenverwalter  0.  Schmeiß'' 
vereinigt  so  ziemlich  den  Charakter  der  Eltern;  die  Blätter 
sind  intermediär,  der  ßlütenstengel  ist  drei  bis  fünfblumig,  von 
guter  Haltung,  die  Blume  mittelgroß,  gut  gefärbt;  auf  dem 
dunkelgelben  Grunde  heben  sich  die  intensiv  schwarzen 
Punkte  im  Zentnnn  der  Blume  besonders  hervor.  Außer 
dem  mehrblumigen  Blütenstengel  haben  die  Petalen,  welche 
im  Vergleich  zu  C.  exul  bedeutend  verlängert,  leicht  gedreht 
imd  behaart  sind,  noch  deutliche  Merkmale  von   C.  chamber- 


Cypripedium  hybridum  reflexum  „Albert  Schneider-Fürst' 

Qri''inalaufnahme    für  die  „Gartenwell". 


Anmerkuiif!'  de 
Eitern  der  „Helcdia- 
an,  da  Sander  C.  I.ur, 
nicht  C.  eh.  supcrhini, 
wobl  auf  einem   V-rsd 


Redaktion.  Sanders  Orcliid  Guide  gibt  als 
rliaiiihrrlainianum^^  und  C.  philippineiise'^ 
iliini  :ils  ('.  philippinense  bezeiclitiet.  Dali 
il>   \:iii'r    im    Guide    hezeiohuet    ist,    beruht 


hybridum  refle.rum  „Albert  Schneider-Fürisl'' vmd  Cy- 
pripedium  hybridum  „Gartenverwalter  0.  Schmeiß'^. 
Ersteres  ist  eine  Kreuzung  zwischen  dem  ziemlich  seltenen 
G.  Druryi  und  einer  guten,  sehr  robusten  Form  von  G. 
insigne  montanum.  Der  Kenner  wird  die  vereinigten  Eigen- 
schaften der  Eltern  bald  herausfinden. 

Der  geschlossene  Bau  der  Blume,  die  einwärtsgebogenen 
Fetalen  und  Sepalen,  die  reine  gelbe  Fai-be,  sowie  der  breite 
schwarze  Strich  in  .der  oberen  Sepale  (Fahne)  verraten  sofort 
C.  Druryi,  während  die  intensiv  schwarzen  Punkte,  die 
blendend  weiße  obere  Hälfte  der  Fahne  und  der  kräftige 
Habitus  der  Pflanze  G.  insigne  montanum  gleichen.  Leider 
sind  auf  dem  Bilde  weder  die  Farbe  noch  der  kräftige  Wuchs  und 
der  Bau  der  Pflanze,  sowie  die  langen  straften  Blütenstiele  zu 
sehen.  Als  Bindeblume  hat  dieses  Gypripedium  entschieden 
Wert  und  dürfte  ihm,  sobald  dasselbe  einmal  bekannt,  eine 
größere  Verbreitung  gesichert  sein. 

Die  zweite  Hybride  Gypripedium  hybridum 
„Gartenverw.  O.  Schmeiß"-  ist  in  ihrer  Art  ganz  einzig 
und  entstand  durch   C.  chaniberlainiänum  X   ^-  ß*"^- 

C.  chaniberlainiänum  wurde  von  F.  Sander  &  Co.  in 
St.  Albans  vor  13  Jahren  aus  Neu-Giiinea  eingeführt  und 
ziemlich  rasch  bekannt.  Als  ganz  neue  Form  mit  der 
Eigenschaft  zehn  bis  fünfzehn  Blumen  an  ein  imd  demselben 
Blütenstengel  zu  bringen,  wurde  G.  chamberlainianum  an- 
lanas  sehr  hoch  geschätzt  und  vielseitig    zu  Kreuzungen    Ije- 


Cypripediuni  liybriduni  „(lartenver 

Otiginalaufnalune  für  ( 


IX,  26 


Die  Gartenwelt. 


lainianum.  Beide  Züchtungen,  „Albert  Schneider-Fürst"  und 
„Oarlenverwalter  0.  Sehmeiß",  sind  gute  Hybriden,  die  es 
verdienen,  jeder  Sammlung  einverleibt  zu  werden. 

Eine  andere  Orchidee,  wenn  auch  keine  seltene,  aber 
ihrem  Wert  entsprechend  entschieden  zu  wenig  kultivierte, 
möchte  ich  an  dieser  Stelle  noch  erwähnen;  ich  meine 
Odontoglossurn  Bossii  var.  majits.  Es  wurde  durch  den 
berühmten  Sammler  Roß  in  der  Provinz  Oxaca  in  Mexiko 
entdeckt  und  zwar  ziemlich  in  den  höchsten  Lagen  dieser 
Provinz  an  der  Grenze  der  epiphytischen  Orchideen. 

O.  Eossü  majus  ist  jedoch  auch  in  Zentralamerika  bi.s 
Nicaragua  verbi-eitet.  Daß  diese  prächtige,  äußerst  dauerhafte 
Orchidee  weniger  zu  Schnittzwecken  kultiviert  wird,  als  sie 
es  verdient,  könnte  auf  drei  Hauptpunkte  zurückzuführen  sein. 
1.. wegen  ihrer  etwas  kurzen  Blütenstiele,  2.  in  Folge  der 
schlechten  Varietäten,  welche  ungewissenhafte  Sammler  ein- 
führten und  3.  wegen  der  vermeintlich  schwierigen  Kultur. 
Dies  sind  nach  meiner 
Ansicht  die  Fehler,  die 
bei  0.  Rossii  rar.  majus 
in  Betracht  gezogen  wei- 
den könnten. 

Allerdings  sind  die 
Stiele  der  etwas  unregel- 
mäßig verzweigten  Blü- 
tenrispen nicht  sehr  lang 
und  entsprechen  den 
heutigen  Anforderungen 
nicht  immer ;  dagegen 
sind  die  Blumen  sehr 
schön,  äußerst  dauerhaft 
und  angenehm  duftend. 
Die  Hauptfarben  sind 
weiß  bis  rosa  im  Zentrum, 
d.  h.  an  der  Basis  der 
Fetalen,  und  die  ganzen 
Sepalen  sind  hell  bis 
dunkelbraun  punktiert. 

Leider  sind  durch 
gewissenlose  Sammler 

viel  gewöhnliche  0.  Bossii  als  0.  Rossii  majus 
worden,  weil  nicht  zur  Blütezeit  ausgesucht.  Geschieht  diese 
Auswahl  zur  Blütezeit  nicht,  so  ist  es  schlechterdings  un- 
möglich, nur  gute  Varietäten  einzuführen.  Das  gewöhnliche 
0.  Rossii,  LindL,  ist  die  Kultur  entschieden  nicht  wert. 

Was  die  Kultur  von  0.  Rossii  var.  majus  anbetrifft,  so 
ist  sie  in  sofern  schwierig,  weil  es,  wenn  auch  keine  großen, 
doch  seine  besonderen  Ansprüche  macht.  Gewöhnlieh  wird 
0.  Rossii  majus  zu  warm  kultiviert  und  fällt  infolge- 
dessen der  wohlbekannten,  sehr  gefürehteten  weißen  Wolllaus 
zum  (Jpfer;  wenn  diese  sich  einmal  eingenistet  hat,  sind  die 
Pflanzen  in  kürzester  Zeit  verloren.  0.  Rossii  majus  kommt, 
wie  schon  bemerkt,  in  den  höchsten  Regionen  der  epiphytischen 
Orchideen- Vegetation  vor,  wo  die  Temperatur  bereits  auf  0" 
sinkt,  und  will  deshalb  kühl,  feucht  und  sehr  luftig 
stehen.  Es  soll  damit  aber  nicht  gesagt  sein,  daß  es  deshalb 
in  jedem  Kalthaus  gedeiht,  die  Luft  muß  sehr  feucht 
sein  und  die  Temperatur  darf  nicht  zu  lange  in  den  tiefen 
Oraden  sich  bewegen,  denn  in  den  Tropen  hält  die  tiefe 
Temperatur  nur  einige  Stunden  an,  dann  steigt  sie  wieder 
rasch  und  entwickelt  hohe  Feuchtigkeit. 


Odontoglossurn  Rossii 


führt 


Die  auf  dem  Bilde  im  fünften  Jahrgang  Seite  5,  auf 
das  ich  hier  verweisen  möchte,  ersichtlichen  Pflanzen  sind 
jetzt  acht  Jahre  in  Kultiu-,  und  jedes  Jahr  ohne  Ausnahme 
mit  Blüten  voll  garniert,  ein  Beweis,  daß  0.  Rossii  var. 
majus  bei  richtiger  Kultur  sehr  dankbar  ist. 

Von  0.  Rossii  majus  sind  einige  gute,  anscheinend 
natürliche  Hybriden  eingeführt  worden  z.  B.  0.  mo- 
meanum,  bis  in  die  Spitzen  der  Petalen  punktieit;  0. 
warnerianum,  sehr  großblumig,  Petalen  nicht  mit  Punkten, 
sondern  mit  einigen  braunroten  Querbinden  gezeichnet;  0. 
aspersum  und  O.  humeanuvi  (O.  maculaium  y(^  Rossii)  mit 
gelbem  Grund  in  mehreren  helleren  oder  dunkleren  Ab- 
weichungen. 

Varietäten  von  0.  Russii  sind  0.  Rossii  var.  rubescens 
mit  rosa  Anflug  und  karminroten  Punkten,  var.  rubescens 
superhum  (Obispo,  Kienast)  sowie  0.  Rossii  var.  coerulescens 
mit  violettrosaem  Anflug. 

Die  nebenstehende 
AI  ibildung  zeigt  eine  gute 
Form  von  0.  Rossii  ma- 
lus sehr  deutlich;  die 
Aufnahme  zu  dem  Bilde 
veidanke  ichHerrnF  e  1  i  x 
Cornu  in  Vevey.  Herr 
F.  Cornu  ist  ein  großer 
Fieund  der  Orchideen 
und  überhaupt  des  Gar- 
tenbaues. Viele  präch- 
tige und  seltene  Pflan- 
zen haben  in  seinen 
schönen  Anlagen  einen 
lievorzugten  Platz  ge- ' 
funden  und  gedeihen 
unter  der  sorgfältigen 
Pflege  ihres  Meisters 
vortrefflich. 


Ständer  zum  Auf- 
hängen von  Orchideen 
im  Zimmer.  Die  Zeich- 
nung Seite  304  verausohaulicht  einen  180  cm  hohen  eisernen 
Ständer,  wie  ich  ihn  mir  zum  Aufhängen  von  Orchideen  mit  lang 
herabhängenden  Wurzeln  habe  anfertigen  lassen,  um  diese  Orchideen 
als  eigenartigen  Zimmerschmuck  verwenden  zu  können.  Der,  um  die 
Standfestigkeit  zu  erhöhen,  möglichst  schwer  konstruierte  Fuß  besteht 
aus  kreuzweise  übereinander  liegenden  Eisenbändern,  die  so  verbunden 
sind,  daß  20  und  30  cm  lange  Schenkel  a  b  c  d  entstehen.  Der  Teil  mit 
den  kurzen  Schenkeln,  in  der  Zeichnung  bei  a  und  c,  läßt  sich  dann 
besser  in  eine  Ecke  stellen.  Der  Haken  f  ist  20  cm  vom  senkrechten 
Eisenstab  e  entfernt  und  dient  zum  Aufhängen  der  Orchideenkörbe, 
die  dann  etwa  in  Äugenhöhe  des  Beschauers  hängen  und  gut  zur 
Geltung  kommen.  Dieser  Ständer  hat  sich  in  meiner  Pra.vis  gut  be- 
währt, weshalb  ich  ilin  allen  Kollegen  empfehlen  kann. 

F.  Cremer,  Handelsgärtner,  Miiituid. 


Dahlien. 


Die  modcriion  Dalilienzüchtimgen. 

Von  Arpäd  Mühle,  llandelsgärtner,  Temesvar  (rnganii. 

W  ie    jegliches    Leben    und    dessen    Entwicklung,    kurz 
alles  was  da  imter  der  Sonne   keimt,  sproßt,   blüht  und  ver- 


Die  Gartenwelt. 


IX,   26 


dirbt,  wellenartig  seinen  Werdegang  vollzieht  und  nichts 
stai-r  und  ewig  seine  Formen  beibehält,  so  wurde  auch  die 
Dahlie  in  dem  noch  nicht  allzulangen  Kreislatif  ihres  uns 
Ijekannten  Daseins  schon  von  mancher  Welle  bergauf  und 
bergab  getragen. 

Wenn  moderne  Menschenkinder  mit  vei-feinerten  Nerven 
an  ganz  exzentrischem,  wirrem  und  jeder  Eegel  spottendem 
Liniengeschnörkel,  an  kunterbunten  nie  geschauten  Farben- 
kontrasten und  extremen  Kunstrichtimgen  ihre  besondere  Freude 
finden,  so  ahnen  wir  gar  nicht,  daß  wir  alle  von  einem  uns 
unerklärlichen,  tiefrätselhaften  Agens  mitten  in  das  Fahr- 
wasser dieser  wunderlichen  Erscheinimgen  allmählich  hinein- 
getrieben werden;  wir  .sträuben  uns  anfänglich  dagegen,  finden 
diesen  Umschwung  geradezu  verblüffend,  doch  wenn  wir 
uns  rings  in  der  Natur  umschauen  und  dies  ganz  besonders 
im  Pflanzenreiche  tun,  wo  die  Formen  der  organischen  Lebens- 
erseheinungen  am  allerschnellsten  die  äußeren  Hüllen  und 
Masken  wechseln  und  sich  stetig  in  neue  Gewandungen 
kleiden  — ,  so  finden  wir,  daß  unsere  ästhetischen  Kunst- 
anschauungen nicht  direkt  im  Kämmerlein  der  Sezessionisten 
ersonnen  wurden,  sondern  daß  diese  draußen  im  hellen 
Sonnenschein,  frei  und  unbewußt  im  natürlichen  Schöi^fungs- 
prozesse  erblühen.  Man  betrachte  nur  die  Orchideen,  das 
Chrysanthemum,  die  neuen  Canna-  und  Irissorten  oder 
die  heutige  Dahlie  in  ihren  schier  unendlichen  Abstufungen 
und  Variierungen,  diese  wahren  Sezessionskinder  im  blumigen 
Reiche  Floras,  und  man  wird  Schritt  auf  Schritt 
diesen  geheimnisvollen  Zug  der  Formenumwand- 
lungen finden,  denen  der  verfeinerte  und  ge- 
läuterte Geschmack  des  Künstlers  so  viel  Neues 
abgewonnen.  Diese  bizarren  neuen  Blumenformen 
sind  nicht  immer  dem  zielbewußten  Hybridisieren 
der  Gärtner  entsprungen,  sondern  tief  im  Schöße 
dei-  Natur  ruhen  eingekapselt  diese  Keime  jahre- 
lang und  treten  sodann  oft  gleichzeitig  an  einzelnen 
besonders  begnadeten  Pflanzenkulturstätten  beider 
Hemisphären  auf.  Sind  nun  solche  Abweichungen 
von  der  alten  Form  beobachtet  worden,  so  ist  es 
jetzt  der  Hybridisateur  und  Gärtner,  der  dieses 
entdeckte  Variierungstalent  mit  aller  Sorgfalt  und 
Liebe  zu  hüten  und  zu  pflegen  hat,  dem  es  obliegt, 
diese  neuen  Formen  aus  den  alten  Gewandungen 
herauszuschälen  und  durcli  richtige  Zuchtwahl  zu 
fixieren. 

Die  Dahlie  oder  Georgine  stammt  a\is  dem 
fernen  Mexiko,  von  wo  aus  sie  im  Jahre  1789 
durch  Vincente  Cervantes,  den  Direktor  des  bo- 
tanischen Gartens  zu  Ciudad,  Mexiko,  nach  dem 
botanischen  Garten  zu  Madrid  gesendet  wurde,  wo 
sie  im  Jahre  1791  zum  ersten  Male  ihren  farbigen 
Blütenstern  luitoi-  europäischem  Himmel  erstrahlen 
ließ.  Sie  wurde  damals  zu  Ehren  des  schwedischen 
Botanikers  Andrew  Dahl  „Dahlie''  genannt,  spätei' 
durch  den  berühmten  Berliner  Botaniker  Wilklenow 
zu  Ehren  des  Petersburger  Naturforschers  Georgi 
in  „Georgine"  umgetauft.  Beide  Namen  haben 
sich  bis  heute  vollgiltig  erhalten;  in  Oesterreich- 
Ungarn,  Deutschland*),  Itnßland  und  allen  nörd- 
lichen  und    östlichen   Ländern  Europas   geht    sie 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.  In  Deutschland 
ist  jetzt  die  Bezeichnung  Dahliu  allgemein  gebräuchlich 
geworden. 


.Ständer  zum  AutTiängen 

von  Orchideen 
im  Zimmer  (Text  S.  303). 


als  Georgine,  in  allen  westlichen  und  südlichen  Staaten  als 
Dahlie,  da  jedoch  dem  letzteren  Namen  die  Priorität  ge- 
bührt, so  ist  dieser  wohl  berechtigt,  den  Vorrang  für  sich 
zu  beanspruchen.  Als  große  Seltenheit  und  Blumenwunder 
damaliger  Zeit  betrachtet,  trotzdem  sie  nur  fünf  oder  sieben 
Blumenblätter  zeigte,  wurde  sie  sodann  in  den  königlichen 
Gärten  des  Escurial  gleich  einer  Gefangenen  volle  dreizehn 
Jalu-e  hindiu'ch  eifersüchtig  gehütet  und  bewacht,  und  kam 
dann  endlich  durch  tue  Vermittlung  eines  spanischen  Hof- 
herrn, Don  Marcia,  nach  dem  Jardin  des  Plantes  zu  Paris, 
wo  man  diesem  seltenen  Pflanzenschatze  etwas  recht  Gutes 
angedeihen  lassen  wollte,  ihm  in  einem  der  Warmhäuser 
einen  ganz  besonderen  Platz  einräumte  und  ihn  daselbst  in 
die  erdenklich  beste  und  teuerste  Erde  auspflanzte,  welch 
allzugroße  Liebe  jedoch  diese  lu-wüchsige  und  robuste  Pflanze 
auf  die  Dauer  nicht  vertrug  und  an  Knollenfäulnis  schmählich 
zugi-unde  ging. 

Humboldt  und  Bonpland,  welche  1803  Mexiko 
forschend  durchquerten,  fanden  die  Dahlie  auf  dürren  Ebenen 
und  sandigen  Wiesenflächen  mit  einfach  dunkelroten  imd 
gelben  Blüten,  sandten  Knollen  und  Samen  nach  Eui'opa  und 
verbreiteten  dieselbe  dadurch  gar  bald  in  allen  westlichen 
Staaten.  In  England  war  es  Lady  Holland,  die  eifrigste 
Förderin  botanischer  Bestrebungen,  welche  sich  dieser  Pflanze 
besonders  annahm,  in  Deutschland  gelang  es  dem  Garten- 
inspektor Hartweg  zu  Karlsruhe  die  erste  gefüllte  Dahlie  zu 
erzielen,  in  Leipzig  zeigte  Hofgärtner  Breitner 
bereits  1810  die  stattliche  Anzahl  von  55  Va- 
rietäten, im  Jahre  18 4 '2  waren  bereits  1376 
Varietäten  bekannt  und  heute  sind  es  vielleicht 
an  Viertausend,  wenn  man  alle  verschollenen  Züch- 
tungen mitrechnet.  Bis  zum  letzten  Drittel  des 
vorigen  Jahrhunderts  war  Köstritz  der  Ausgaugsort 
der  schönsten  und  mannigfaltigsten  Daliliensorten, 
wo  S  i  c  k  m  a  n  n ,  später  D  e  e  g  e  n  eine  Unzahl 
der  farbenreichsten  und  dem  Anschein  nach  ins 
Unerschöpfliche  sich  wandelnden  Neuzüchtungen 
in  die  Welt  setzten.  Die  Dahlie  zeigte  das  merk- 
würdige Talent,  daß  sie  bei  allen  neuen  Aussaaten 
eine  enorme  Menge  Bastarde  hervorbrachte,  also 
sich  als  eine  Variierungskünstlerin  ersten  Ranges 
unter  saclikundigen  Gärtnerhänden  entpuppte.  Wie 
dann  die  Formen  immer  voller  und  toller  wurden 
und  zum  Schluß  nur  mehr  ein  kreisrunder  Ball 
von  imglaublicher  Fülle  entstand  und  die  sym- 
metrische Anordnung  der  Blumenblätter  bereits 
ins  geometrisch  und  mathematisch  Genaue  über- 
ging und  mau  der  Georgine  keine  neuen  Reize 
mehr  abgewinnen  konnte,  begann  man  sich  dieser 
Blume  immer  mehr  zu  entfremden.  So  blühte 
sie  schließlich  fast  dreißig  Jahre  hindurch  nur 
mehr  als  Aschenbrödel  und  Lückenbüßerin  in 
größeren  Herrschaftsgärten,  in  Bauerngehöften  und 
in  Großmütterchens  Gärtchen  und  ist  auch  heute 
noch  an  Orten,  die  den  Pulsschlag  neuer  Kultiu- 
nur  schwach  verspüren,  anzutreffen.  Sind  doch, 
wie  in  der  Gartenwelt  einmal  zu  lesen  war,  selbst 
in  Zentralasien,  im  Tianschen  Gebirge,  alte  Köstritzer 
Georginensorten  zu  finden.  Heute  sind  diese  alten 
starren  Dahlienformen  nur  mehr  Zeugen  einer  ent- 
schwimdenen  Glanzperiode. 

Die    Neueinführungen    von    Dahlia   Juarexi, 


IX,  26 


Die  Gartenwelt. 


welche  abermals  eine  andere  Form  aufwiesen  und  eine  gefällige 
Neigung  ins  Lockere  und  ungebundene  hervortreten  ließen, 
brachten  die  Dahlienzüchter  neuerdings  um  ilu-e  Ruhe;  an 
allen  Ecken  und  Enden  begann  ein  lustiges  Draufzuhybridi- 
sieren,  und  die  Dahlie  als  ewig  junges,  lebensfrohes  Naturkind 
ließ  sich  tatsächlich  umformen,  begann  ihre  starren  Fesseln  zu 
sprengen,  streifte  die  alten  Reifröcke  ab  und  kleidete  sieh  in  solch 
farbenbunten  Flitter,  großartiger  und  schöner  als  die  kühnste 
Phantasie  es  sich  erträumen  ließ.  Heute  haben  wir  in  den 
Sorten  „Pro</emtor",  „Loyalty^',  „Countess  of  Lonsdale",  „Siey- 
fried'-\  „Kriemhüde''  und  vielen,   vielen  anderen   eine 


Landschaftsgärtnerei. 

Wirkiiii<i8volle  Bepflaiiznug  von  Kiiimiuicni. 

Von  Georg  Thiem,  ilünclien. 
(Hierxu  eine  Abbüdumj.) 

Jlohe  Kaimauern  bedürfen,  um  die  Einförmigkeit  der 
Steinmassen  etwas  zu  mildern,  stets  einer  zweckentsprechenden 
Bepflanzung.  Zwar  bespült  den  Fuß  der  Mauer  das  sonst 
überall  belebende  Wasser,  aber  das  genügt  nicht  und  der  obere 
Teil  der  Mauer  wird  ohne  jegliche  Unterbrechung  dem  Äuge 


Kaimauer  in  München,  mit  Lycium  barbarum  bepflanzt.      Originalaufnahme  für  die  „Gar 


der  prächtigsten  Neuzüchtungen,  welche  an  Schönheit  und 
Grazie  der  Formen  mit  den  Chrysanthemen,  an  Liebreiz  und 
Mannigfaltigkeit  der  Farben  mit  den  Rosen  und  Nelken  ge- 
trost rivalisieren  können.  In  jeden,  in  moderner  Geschmacks- 
richtimg  gehaltenen  Blumengarten  hielten  sie  triumphierenden 
Einzug  und  sind  dort  schlechterdings  unentbehrlich;  in  allen 
westlichen  Staaten  haben  sich  zur  Förderung  der  Dahlien- 
kultur Vereine  und  Dahliengesellschaften  gebildet,  alljährliche 
großangelegte  Ausstellungen  im  Spätsommer,  wo  dann  Tausende 
der  prächtigsten  Blüten  zusammengetragen  werden,  beweisen, 
zu  welchen  Ehren  die  alte  Georgine  sich  wieder  empor- 
geschwungen. Dies  alles  verdankt  sie  ihrem  sprudelnden, 
unerschöpflichen  Lebensdrang,  der  sich  in  hundert  bizarren, 
erstaunlichen  und  wunderlichen  Formen   und  Farben  auslebt! 


immer  kalt  erscheinen.  Wie  so  mancher  architektonische  Bau 
erst  an  Wirkung  gewinnt,  wenn  der  verständnisvolle  Land- 
schaftsgärtner die  umgebende  Natur  zu  gestalten  weiß,  so  er- 
halten auch  die  langgestreckten  Mauern  durch  geschickte  Be- 
pflanzung eine  reizvolle  Unterbrechung.  Doch  nicht  kleinlich, 
sondern  massig  muß  das  Grün  der  Pflanzen  auf  den  mächtigen 
Steinquadern  wirken. 

Die  obenstehende  Abbildung  zeigt  einen  Teil  der  Kai- 
mauern, wie  sie  in  München  zum  Schutze  gegen  die  ge- 
wöhnlich ruhig  dahinfließende  Isar,  die  aber  bei  Hochwasser 
zum  reißenden  Strome  wird,  errichtet  werden  mußten.  Die  Auf- 
führung dieser  gewaltigen  Steinmauern  erfolgte  in  letzter  Zeit  zu- 
gleich mit  den  Brückenneubauten  fast  im  ganzen  Stadtrayon, 
den  die  Isar  berührt  und  brachte  auch  einen  wesentlichen 
Gewinn  an  wertvollem  Terrain,  das  ausschließlich  in  gärtnerische 


Die  Garienwelt. 


IX,  26 


Anlagen  umgestaltet  wui-de.  Längs  der  Mauern  ziehen  sich 
Alleen  mit  zwei,  drei  und  selbst  vier  Reihen  Bäumen  und 
Anlagen  hin,  je  nach  der  Größe  des  gewonnenen  Terrains. 
Die  Anlagen  reichen  bLs  zur  Mauer  und  sind  an  verschiedenen 
Stellen  unterbrochen,  um  dem  Publikum  ein  Herangehen  zur 
Kaibrüstung  zu  ermöglichen.  Von  diesen  Stellen  genießt  man 
eine  schöne  Aussicht  über  die  Isar  auf  das  gegenüberliegende 
Ufer,  das  auch  durchweg  mit  Anlagen  geschmückt  ist. 

Damit  nun  auch  die  massigen,  eintönig  erscheinenden 
Kaimauern  dem  Auge  gefälliger  erscheinen,  sind  herabhängende 
Gehölze,  aber  in  unregelmäßiger  Anordnung  angepflanzt  worden. 
Zumeist  wurden  hier  Lycium  barbarum,  der  Bocksdorn,  Rosa 
multiflora ,,Prairie  QMeew"-Schlingrosen  und Ämpelopsis quinque- 
folia,  der  Wilde  Wein,  verwendet,  die  dicht  hinter  die  Kaibrüstung 
gejjflanzt,  ihre  Zweige  und  Ranken  über  das  Geländer  ab- 
wärts an  die  Mauer  legen.  Gerade  diese  Pfianzengattungen  eignen 
sich  vorzüglich  zu  dieser  Bepflanzung.  da  die  Ranken  locker 
an  der  Mauer  liegen,  sehr  hart  und  widerstandsfähig  sind, 
auch  keine  Haftwurzeln  treiben,  somit  eine  Beschädigung  der 
Mauer  ausgeschlossen  ist,  und  überdies  mit  ihrem  saftig  grünen 
Laub  auf  den  grauen  Steinquadern  ungemein  zierend  wirken. 

Erwähnenswert  ist,  daß  München  durch  Schaffung  dieser 
Kaianlagen,  welche,  wie  schon  erwähnt,  durchgängig  mit 
Baumpflanzungen  und  Anlagen  geschmückt  sind,  innerhalb  des 
Burgfriedens  der  Stadt  eine  ununterbrochene,  ca.  1  4  Kilometer 
lange  Promenade  an  der  Isar  besitzt,  die  in  Großhesselohe 
beginnt,  dann  durch  die  Stadt  sich  hinzieht  und  ihren  Ab- 
schluß in  den  landschaftlich  herrliehen  Isaranlagen  und  in  dem 
von  Skell  angelegten,  rühmlichst  bekannten  englisclien  Garten 
findet. 

Blumenbindekunst. 
Trauerkränze. 

Von  Hermann  A.  Sandhack, 

fürstl.  Obergärtuer,  Dugino 

(Rußland). 
{ Hierzu  drei  Abbildungen.) 


VI.  Jahrgang  dieser  Zeitschrift,  Seite  150,  an  der  Hand  einer  Abbildung 
auf  die.se  schöne  Rose  hingewiesen,  und  möchte  bei  dieser  Gelegenheit 
noch  darauf  aufmerlisam  machen,  daß  diese  Rose,  wenn  in  kalten  Kästen 
oder  Häusern  ausgepflanzt,  eine  voizügiiche  Herbstblüherin  ist. 
Gezeigten  Kranz  machte  ich  im  Oktober,  und  doch  war  der  größte 
Teil  der  Blumen,  wie  die  Abbildung  gut  erkennen  läßt,  von  vorzüg- 
licher Güte. 

Die  Abbildung  Seite  307  unten,  zeigt  einen  Kranz  mit  einigen 
Cattleyenblumen ,  sowie  Dendrohium  Phalaenopsis  Schroederae  und 
Demi,  formostmi  yiganteum,  ferner  einzelne  Blumen  von  Eucharis 
und  Coelogyne  cristata ;  als  Deckgrün  verwendete  ich  verschiedene 
Adiantum- Alien  und  Asparagus  Sprengeri. 

Einen  Kranz,  den  ich  mit  feinem  Farn-  und  Asparagus-Grim 
ausschließlich  aus  Blumen  der  schönen  Cattleya  labiata  autumnalis 
verfertigte,  zeigt  die  Abbildung  Seite  307  oben.  Leider  mußte  dieser 
Kranz  etwas  sehr  kompakt  gemacht  werden,  da  er  bei  — 12°  R  eine 
mehrtägige  Bahnreise  zu  machen  hatte,  und  die  frostsichere  Ver- 
packung keinen  zu  großen  Umfang  erreichen  durfte. 


ün 


I  nsere  deutschen  Kollegen 
haben  es  bei  der  Auswahl  der 
Blumen  für  Trauersymbole  etwas 
schwerer,  als  wir  in  Rußland; 
währendin  Deutschland  allegrellen 
Farben  verpönt  sind  und  in  der 
Regel  nur  weiße,  mattrosa  und 
blaßgelbe  Blumen  verwendet  wer- 
den dürfen,  obwohl  auch  Aus- 
nahmen vorkommen,  sind  in  Ruß- 
land alle  Farben  für  Trauer- 
binderei gang  und  gäbe.  Ich  machte 
beispielsweise  im  Frühling  einen 
Kranz  aus  dunkel  roten  Rosen, 
der  Sorte  „Liberty'-  und  gelben 
„Souvenir  de  Pierre  Notting"; 
der  Kranz  wurde  viel  bewundert 
und  niemand  dachte  daran,  gegen 
die  Wahl  der  Farben  zu  oppo- 
nieren. 

Die  beistehende  Abbildung 
zeigt  einen  Ki'anz  mit  über  zwei- 
hundert Rosen  der  schön  rosa- 
farbenen Teerose  „Queen  Olga  of 
Oreece''  (Königin  Olga  von  Grie- 
chenland).     Ich    habe  bereits  im 


Kranz   aus  Teerosen  „Königin  Olga  von  Griechenland" 
von  Obergärtner  Herm.  A.  Sandhack. 

Origiiiiiliiutnahme  für  die  „Garteuweli". 


Zwiebel-  und  Knollengewächse. 

Iris  Saari  Schott,  die  bereits  1854  von  Kotschy  in  Cilicien, 
Klein -Asien,  entdeckt  wurde,  besehreibt  W.  Siehe  von  Mersina  in 
No.  922  des  36.  Bandes  von  The  Gardeners  Chronicle.  Siehe,  der 
ein  Kenner  der  kleinasiatischen  Flora  ist,  scheint  diese  Iris  wieder 
entdeckt  zu  haben.  Iris  Saari  ist  eine  kräftig  wachsende  Pflanze. 
Siehe  fand  sie  in  etwa  2000  m  Höhe.  Sie  ist  die  härteste  und  die 
am  leichtesten  zu  kultivierende  aller  Arten  aus  der  Oncocyelus-K[a.sse. 
Sie  gedeiht  auf  Kalkboden  und  steht  im  Sommer  trocken.  Im 
Habitus  erinnert  I.  Saari  an  /.  iberiea.  Die  Blätter  sind  graugrün, 
l'/,  cm  breit  und  15  bis  20  cm  lang.  Die  Spitzen  sind  abgerundet, 
zusammengefaltet  und  sichelförmig  zurückgebogen.  Die  Blüte  wird 
gegen  30  cm  hoch  und  erhebt  sich  über  die  Blätter.  Die  Blumen 
stehen  einzeln;  sie  sind  mit  einer  zweiteiligen  Blütenscheide  versehen, 
die  von  graugrüner  Farbe  ist.  Sie  duften  fein  nach  Honig  und  sind 
sehr  mannigfaltig  gefärbt.  Sie  zeigen  nur  gelegentlich  die  flieder- 
blaue Farbe,  die  von  Boissier 
4  s.  Z.  erwähnt  wurde;  daneben  be- 

steht eine  solche  FüUe  aller  Va- 
riationen in  blau,  braun  und  gelb, 
daß  es  an  einer  wildwachsenden 
Pflanze  wunder  nimmt.  Die  mei- 
sten Farben  sind  sehr  schön  und 
eigenartig.  Die  Färbung  der  Blü- 
ten ist  meist  folgendermaßen: 
die  äußeren  Petalen  sind  blaß- 
gelb bis  zitronengelb  mit  purpur- 
farbenen oder  puipurbraunen 
Adern  und  großen,  purpurbraunen 
Flecken,  in  der  Mitte  hellgelb. 
Dil'  iiiiii'rt'n  Petalen  sind  weiß 
uimI  hhivinlftt  oder  schieferblau 
MiJt-r  purpurliraun  und  häufiger 
noch  kastanienbraun  schattiert  und 
gezeichnet. 

Gladiolus  Lemoinei  ist  aus 
einer  Kreuzung  von  Oladiolus 
purpureo-aurattis,  Hook.  fil.  mit 
Ol.  gandavensis  hervorgegangen. 
Ol.  purpureo-aurotus  wurde  1872 
von  William  Bull  aus  Süd- 
afrika eingeführt.  Öl.  Lemoinei 
ist  nicht  nur  weit  iiärter  als 
Ol.  gandavensis,  sondern  unter- 
scheidet sich  auch  durch  brillantere 
Färbung  und  weiter  geöffnete  Blu- 
men von  diesem.  Ol.  nanceianus 
entstand  durch  Kreuzung  von  Ol. 
Saundersii,  Hook.  fil.  mit  Öl. 
Lemoinei. 


IX,  26 


Die  Gartenwelt. 


Sommerblumen. 

Soiiiiiierlilimirii  als  (iartcnisclimiick. 

Von  W.  Balke,  <.)bcrgäi'tner,  Kloxia. 

Lm  Nachsteheudcn  iiiochte  ich  die  Aufnierks8iinkeit  der  Garteu- 
weltleser  auf  einige  alte  und  neue  Sommerblumen  richten,  welche  im 
Ciarten  gleich  an  Ort  und  Stelle  ins  freie  Land  gesät  werden  können 
und  dem^  Blumenfreund  ohne  viele  Mühe  und  Arbeit  viel  Freude 
und  Belehrung  durch  ihre  Mannigfaltigkeit  und  Lieblichkeit  bereiten 
werden. 

Obgleich  man  in  den  eigentlichen  Schmuck-  und  Ziergärten 
davon  absehen  wird,  diese  Arten  Sommerblumen  zu  verwenden,  so 
kann  man  doch  in  seinem  Garten  gerne  ein  Stückchen  Land  dazu 
hergeben,  und  sich  gewiß  mit  demselben  Recht,  mit  dem  man  sich 
einen  Staudengarten  anlegt,  auch  einen  Sommerblnmengarten  anlegen. 
Der  Staudengarten  soll  gewiß  sein  gutes  Recht  behalten,  aber  ein 
Sommerblumengarten,  der  mit  viel  weniger  Mühe  und  nur  geringen 
Kosten  angelegt  werden  kann,  erfreut  uns  schon  in  kurzer  Zeit  nach 
deisBestellung,  und  man  muß  sich  eigentlich  wundern,  warum  wohl 
so  wenig  Wert  auf  diese  Blumen  gelegt  wird,  wovon  doch  auch  vielf 
einen  Wert  als  Schnittblumen  haben  und  so  anspruchslos  in 
der  Pflege  und  Behandlung  sind  und  so  dankbar  im  Wachsen  und 
Blühen,  daß  ein  Mißerfolg  fast  ausgeschlossen  ist.  Jedem  Blumen- 
freund, auch  dem  Botaniker  wird  es  eine  Lu.st  sein,  in  seinem 
Sommerblumengarten  das  Aufgehen,  Wachsen  und  Blühen  dieser 
lieben  Blumen  zu  beobachten,  da  einige  Sorten  anfangen  ihre  Blüten 
zu  entfalten  ehe  wir  nur  daran  denken,  und  den  ganzen  Sommer 
hindurch  wird  es  an  Abwechselung  in  unserem  kleinen  Garten  nicht 
fehlen. 

Man  nimmt  im  April  ein  gut  gedüngtes  wohlzubereitetes  Stück 
Land  in  seinem  Garten  in  sonniger  Lage,  teilt  es  in  meterbreite 
Rabatten  mit  etwa  30  cm  breiten  Steigen.  Auf  den  Rabatten  zieht 
man  je  nach  der  auszusäenden  So'rte  3  bis  ö  Reihen  etwa  3  bis  5  cm 
tief,  sat  den  Samen  und  bedeckt  ihn  mit  gesiebter  Mistbeet-  oder 
Komposterde,    den    groben  Samen    stark    und    den    feinen   nur  ganz 


ans  Cattleyenblumen  von  Obergärtner  Herrn.  A.  Sandhack. 

Oiiginalaufnahme  fOr  die  „Gartenwclf. 

schwach.  Es  dauert  nun  garnioht  lange  und  eine  Sorte  nach  der 
anderen  wird  aus  der  Erde  hervorsprießen.  Man  lichtet  die  zu  dicht 
aufgegangenen  Pflanzen  einiger  hoch  und  üppig  wachsender  Sorten, 
hackt  die  Rabatten,  hält  dieselben  von  Unkraut  rein  und  steckt  Reiser 
an  rankende  Sorten. 

Die  große  Menge  aller  solcher  Sommerblumen,  die  gleich  ins 
freie  Land  ge.sät  werden  können,  hier  aufzuführen  und  dieselben  zu 
beschreiben,  würde  zu  weit  führen  und  will  ich  nur  aus  der  großen 
Anzahl  hier  einige  erwähnen. 

Arrorlinium,  Adonis,  Agrostemma,  Alyssum,  Amaranthus, 
As-pen/la  fixiirrn,  Aater  fmrUiis.  ('nli^nrhila.  Cnllinpsis^  Carduus, 
Campiiiiiilri  lüfliii.  ('riihiiirrii.  Ceiiti-tnilliiis,  ('hriraiilliHS  maritimun, 
Ch'ys,i„thai,N,„     rnniinhi,,,.     Chiini.     l're/'is.     roiirnh'ulus,     Oyno- 

HlnsXHI,!.     Ilriphniilln,     Ajuri.s,    Ernilllni,,    Esrhsrhollx  l,l .    G llio .    Godetia, 


Giiiisi,i,hil(,  r/ri/.i,!.--.  HiliiiHllui^.  Ilin-is,  limiiKini.  / ,,i/l,i/nis .  f.iniim, 
Liipiiiii^.  Mri/,\j„'.  Miralulis.  S,n,oi,lnh,.  Xnjrlla.  l'n/mrrr.  l'l/rice/ia, 
l'olijyiiiiiiiii,  h'iscda.  .Supo/iaiid,  Sihi>.anUnis,  Scncciu.  .S//t/(c,  Tro- 
paculurn^    Viscaria.    Whitlavia,  Xeranthemum. 


Orchideenkranz  von  Obergärtner  Herrn.  A.  Sandhack. 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwclf*. 


Schlingpflanzen. 

Polyf^oniim  baldschuanicuin, 
eine  sehr  empfehlenswerte  Schlingpflanze. 

Von  Obergärtner  H.  Beuß,  Schwetzingen. 

ÜJine  überaus  Schnellwachsonde,  reichblühende  und  anspruchslose 
Schlingpflanze  ist  der  baldschuanische  Knöterich,  welcher  für  manche 
Verhältnisse  schon  dadurch  wertvoll  ist,  daß  er  vollständig  winter- 
hart ist  und  somit,  wenn  einmal  an  irgend  einem  Orte  im 
Garten    vollständig    eingewurzelt,    jeweils    im    Frühjahr    schnellstens 


Die  Gartenwelt. 


IX,  26 


emporwächst.  Für  Wegebogen,  Laubengänge,  Pergolas,  Veranden 
kann  es  nichts  anmutigeres  geben.  Polygonum  baklschuamoim  ist 
eine  zu  den  neueren  Schlingern  zählende  Pflanze,  deren  Blüten, 
welche  in  oft  großen  Rispen  weiß  bis  fleischfarbig  erscheinen,  recht 
wertvolles  Bindematerial  liefern.  Unterseits  sind  die  zahlreichen 
einzelnen  Blüten  dunkler  gefärbt.  Die  Blütezeit  beginnt  etwa  Mitte 
Juli  und  dauert  bis  in  den  Spätherbst  hinein;  ja  sogar  die  erateu 
Fröste  überdauern  die  Blüten  oft  und  beobachtet  man  anfangs  den 
Einfluß  des  Frostes  nur  an  einer  schönen  intensiveren  Färbung  dei- 
Blüten. 

Im  sehr  strengen  Winter  frieren  nur  die  jüngeren  Triebe  zurück, 
so  daß  dieser  Kletterstrauch  als  vollständig  winterhart  bezeichnet 
werden  kann  und  durchaus  keiner  Bedeckung  bedarf. 

Obgleich  sich  dieses  Polygatium  durch  Stecklinge  vermehren 
läßt,   so  ist  doch  eine  Vermehrung  durch  Ableger  vorzuziehen. 


Topfpflanzen. 

Senecio  Petasites  und  Senecio  Ghiesbreghtii. 

Von  V.  H.  Braun,   Schloßgärtner,  Arenfels. 

JLn  No.  12,  Seite  137  der  „Gartenwelt"  wurde  Senecio  Petasites 
(st/n.  Cimraria  platanifolia)  zum  Auspflanzen  während  der  Sommer- 
monate empfohlen.  loh  kann  bestätigen,  daß  derartig  behandelte 
Exemplare  ein  ganz  anderes  Aussehen  als  die  kümmerlichen  Topf- 
exemplare erhalten,  die  man  nur  noch  hin  und  wieder  meist  unter 
den  sogen.  Orangeriepflanzen  vorfindet.  Jedoch  nicht  nur  als  Blatt-, 
sondern  auch  als  Blüten  pflanze  ist  S.  Petasites  zu  empfehlen,  da 
die  hübschen  hellgelben  Blüten  zu  einer  Zeit  erscheinen,  zu  der  oft 
wenig  anderes  in  Blüte  ist.  „Warum  zieht  man  solche  Sachen  nicht 
mehr?"  fragte  mich  vor  einiger  Zeit  der  Besitzer  des  ersten  Binde- 
gesohäftes  einer  größeren  Stadt  beim  Anbhck  eines  blühenden 
Exemplares,  ,,das  wäre  doch  einmal  etwas  anderes". 

Wie  Herr  Othmer  erwähnte,  läßt  sich  S.  Petasites  sehr  leicht 
und  in  Menge  vermehren  und  besteht  die  ganze  Kultur  im  zeitigen 
Aus-  und  Einpflanzen  der  Stecklingspflanzen,  welche  bis  zum  Winter 
schöne  Pflanzen  ergeben. 

Gleich  S.  Petasites  findet  man  auch  S.  Ghiesbreghtii  nur  noch 
hier  und  da  vor,  meist  im  Topfe  ein  kümmerliches  Dasein  fristend. 
Zu  welcher  Vollkommenheit  man  diese  Pflanze  bringen  kann,  habe 
ich  vor  zwei  Jahren  gesehen.  Von  drei  Exemplaren,  welche  ich  m 
Töpfen  stehend  vorfand,  pflanzte  ich  zwei  Stück  in  eine  Blatt- 
pflanzengruppe, wo  sie  sich  bei  guter  Pflege  sehr  gut  entwickelten. 
Zu  meiner  Verwuuderang  zeigten  die  starken  Kopftriebe  schon  im 
Herbst  Blütenknospen,  weshalb  ich  die  Pflanzen  alsbald  einpflanzte 
und  in  ein  temperiertes  Haus  stellte,  wo  die  Blüten  sich  vollkommen 
entwickelten  und  allgemein  gefielen.  Bei  der  einen  Pflanze  hatte  die 
leicht  gewölbte,  schön  goldgelbe  Trugdolde  ca.  40  cm  Durchmesser, 
während  jene  des  im  Topfe  verbliebeneu  Exemplars  einen  solchen 
von  kaum  10  cm  brachte.  Vergangenes  Frühjahr  pflanzte  ich  alle 
Exemplare,  wie  im  Jahre  vorher,  wieder  aus  und  ich  habe  damit 
wieder  denselben  Erfolg  erzielt;  blühten  die  Pflanzen  doch  schon 
etwa  vierzehn  Tage  vor  Weihnachten,  während  dies  sonst  meist  erst 
Ende  des  Winters  der  Fall  ist. 

Leider  läßt  sich  S.  Ghiesbreghtii  nicht  so  zahlreich  vermehren, 
wie  .S'.  Petasites,  da  ersterer  meist  etwas  einstämmig  wächst,  jedoch 
verleihen  ihm  die  oft  über  handlangen  und  handbreiten,  am  Rande 
seicht    ausgebuchteten    Blätter    auch    ohne    Blüten     ein    stattliches 


Beide  Senecio- Arten  verlangen  sowohl  ausgepflanzt  als  auch  im 
Topfe  ziemlich  viel  Wasser  und  Dunggüsse;  die  durchgewurzelten 
Pflanzen  vertragen  sogar  im  Winter  im  temperierten  Hause  bis  zur 
Entwickelung  dar  Blüte  lecht  gut  leichte  Dunggüsse. 

Wer  viel  mit  Zimmerdekoration  zu  tun  hat.  wird  es  nicht 
bereuen,  wenn  er  diesen  beiden  alten,  mißachteten  Pflanzen  oben 
erwähnte  einfache  Kultur  zu  teil  werden  läßt. 


Fuchsie  „Andenken  an  Heinrich  Henkel"  und  „GroS- 
herzogin  Adelheid".  Anschließend  an  die  Notiz  in  No.  16,  S.  184, 
möchte  ich  bemerken,  daß  Herr  Treu  kn  er  in  seinem  Artikel  im 
VIII.  Jahrg..  SeitH  98,  nicht  zuviel  gesagt  hat,  wenn  er  die  Fuchsie 
„Am/e/ü-en  an  Heinrich  Henkel-"  als  dankbaren  Herbstblüher  warm 
empfiehlt.  Einmal  in  Flor,  ist  sie  unermüdlich  im  Hervorbringen 
von  Blütenan.satz,  und  in  Töpfen  vorkultivierte  Pflanzen  blühen 
bei  hellem  Standort  und  bei  10  bis  12"  C  bis  Weihnachten.  Die 
Blütenfarbe  ist  dann  aber  viel  blasser. 

Bei  dieser  Gelegenheit  möchte  ich  nicht  unter!a.ssen,  auf  die 
Lambertsche  Neuheit  „Oroßherxogin  Adellieid-'  als  vorzüglichen 
Herbstblüher  hinzuweisen.  Das  dunkle  Karminrot  der  finger- 
langen prächtigen  Blüten,  die  in  dichten  Büscheln  zusammenstehen, 
verliert  auch  in  der  lichtärmsten  Winterszeit  nichts  von  seiner  Frische. 
Sie  ist  eine  vornehme  Sorte,  die  namentlich  jedem  Liebhaber  und 
.den  Herrschaftsgärtnorn  aufs  beste  empfohlen  werden  kann. 

Die  in  der  erwähnten  Notiz  genannte  Fitclisia  splendens  ent- 
wickelt ihre  Blüten  erst  gegen  das  Frühjahr.  Rehnelt. 


Gehölze. 

Clerodendron  trichototnum  Thunb.  Syn.  Gl.  serotinum  hört. 
ist  ein  seltener  Strauch  aus  Japan.  Auf  Seite  14  des  sechsten  Jahr- 
ganges dieser  Zeitschrift  wurde  dieser  Strauch  kurz  beschrieben.  Der 
Strauch,  der  in  England  als  winterhart  gilt,  ist  auch  in  Deutschland 
in  den  herrlichen  Nizza-Anlagen  zu  Frankfurt  a.  Main  zu  finden. 
Dort  steht  ein  Exemplar,  welches  gewiß  schon  manchen  Besucher 
im  September  mit  seinem  schönen  Blütenflore  erfreut  hat.  Der 
Strauch  hat  einen  gefälligen  Bau  und  wird  etwa  2,50  bis  3  m  hoch. 
Die  langgestielten,  großen,  ein  wenig  herzförmig  zugespitzten  und 
am  Grunde  ausgeschweiften  Blätter,  welche  sich  wollig  anfühlen, 
sind  gegenständig.  Der  Rand  ist  gezähnt.  Die  Länge  der  Blatt- 
spreite ist  bis  20  cm,  die  Breite  16  cm,  während  der  Blattstiel  bis 
15  cm  lang  ist.  Die  Blüten,  welche  sich  im  September  entfalten, 
gestützt  von  rötlichen  Deckblättern,  sind  zu  einer  Trugdolde  vereinigt. 
Der  rötlich  gefärbte  Kelch  ist  röhrig  und  fünfkantig.  Die  ebenfalls 
röthch  gefärbte  Blumenkronenröhre,  welche  doppelt  so  lang  ist  wie 
der  Kelch,  endigt  in  fünf  weiße,  flach  ausgebreitete  Abschnitte.  Die 
Griffel  und  Staubgefäße  ragen  aus  der  Blumenkronenröhre  weit  hervor. 
H.  Müller,  Whetstone. 

Hydrangea  scandens  Maxim.  Syn.  H.  petiolaris  Sieb,  et 
Zucc.  ist  ein  schöner  Schlingstrauch  aus  Japan.  Seine  Blätter  sind 
langgestielt,  oval  oder  elliptisch;  an  der  Basis  herzförmig,  an  der 
Spitze  zugespitzt,  gezähnt.  Die  weißen  Blumen  stehen  in  endständigen 
Trugdolden.  Die  sterilen  Randblüten  stehen  auf  langen  Stielen  und 
haben  drei  bis  vier  abgerundete  ganz  oder  leicht  gezähnte  weiße 
Kelchblätter.  Die  fruchtbaren  Blüten  sind  weißUch  ohne  entwickelte 
Blumenblätter  mit  meist  15  Staubgefässen. 

Dieser  bei  uns  winterharte  rankende  Strauch  ist  noch  ziemlich 
selten.  Er  eignet  sich  gut  zur  Bekleidung  von  Mauern,  wo  er  an 
ihm  zusagenden  Standorten  im  Juni  reich  blüht  und  dann  einen 
prächtigen  Anblick  bietet.  An  manchen  Orten  blüht  diese  Hydrangea 
aber  selten.  Ihr  sehr  ähnlich  in  der  Blüte  ist  Sehixophragma 
hydrangeoides  Sieb.  iC-  Zucc.  die  echte  Schein-Hortensie,  die 
gleichfalls  aus  den  Hochgebirgstälern  Japans  stammt,  aber  nicht 
überall  in  Deutschland  winterhart  ist. 


Xanthoceras  sorbifolia  Bge  i.st  ein  schöner,  aus  Nord- 
china stammender  Blütenstrauch  aus  der  Familie  der  Sapindaceen, 
der.  wenn  iiusgewaohsen,  gegen  fünf  Meter  hoch  ist.  Seine  Blüteu 
erscheinen  in  reicher  Fülle  Ende  Mai,  Anfang  Juni.  Die  weißen 
Blüten  stehen  in  etwa  20  cm  langen  Trauben.  Die  einzelnen  Blüten 
haben  etwa  \\„  cm  Durchmesser;  die  Fetalen  sind  weiß,  am  Grunde 
verschmälert  und  rot  gezeichnet.  Zwischen  den  Fetalen  befindet ' 
sich  eine  hornartige  gelbe  Drüse,  wonach  die  Gattung  den  Namen, 
zu  deutsch  Gelbhorn,  erhalten  hat.  Die  gefiederten  Blätter  erscheinen 
kurz  nach  der  Blüte.     Die   einzelnen  Blättchen   sind   lanzettlich   und 


IX,  26 


Die  Gartenwelt. 


309 


scharf  gesägt,  dunkelgrün  und  glatt  auf  der  Oberseite,  heller  auf  der 
Unterseite.  Die  Blätter  werden  in  Fülle  erzeugt  und  gereichen  dem 
Strauche  den  ganzen  Sommer  hindurch  zur  Zieide. 

Da  dieser  Strauch  in  Deutschland  in  geschützton  Lagen  voll- 
kuintnen  winterhart  ist,  kann  er  als  schön  blühender  und  schon 
belaubter  Zierstrauch  warm  enipfohltm  werden. 


Cousinot'',  „Brauner  und  spitzer  Matapfel",  „Goldreinelte  von  Blen- 
heint^  u.  a.  ni. 

Auch  die  Ausstellung  von  konservierten  Früchten  und  Gemüsen 
bot  eine  Fülle  des  Schönen  und  Sehenswerten.  Alle  möglichen 
Sorten  Obst  waren,  in  vereohiedener  Weise  eingemacht,  ausgestellt. 
Fruchtsäfte  und  Gemüse  waren  gleichfalls  sehr  gut  vertreten.  Die 
Ausstellung  war  im  großen  Ganzen  vorzüglich  gelungen  und  erfreute 
sich  eines  zahlreiclien  Besuches  Krauß. 


Ausstellungsberichte 

Ausstellung  von  i'iherwiiiterteni  Obst  und  Konserven 
vom  IT.  bis  18.  Februar  in  Frankfurt  a.  M. 

-Uie  Gartenbau  -  Gesellschaft  in  Frankfurt  a.  M.  veranstaltete 
am  17.  und  18.  Februar  in  ihrem  Vereinslokal  „Kaiserhof"  eine 
Ausstellung  von  überwintertem  Obst  und  Konserven,  die  mit  einer 
Prämiierung  verbunden  wai-.  Bereits  im  Jahre  1901  hatte  die  Gesell- 
schaft einen  solchen  AVettbewerb  veranstaltet,  der  sich  guter  Be- 
teiligung erfreute  und  schöne  Leistungen  zeitigte.  Die  diesjährige 
Ausstellung  sollte  vor  allem  ein  Bild  davon  geben,  wie  sich  die  Obst- 
sorten nach  dem  abnorm  trockenen  Sommer  des  Jahres  1904  inbezug 
auf  Haltbarkeit  bewährt  haben,  da  man  häufige  Klagen  hörte,  daß  sich 
das  Obst  nicht  gut  überwintern  lasse. 

Wenn  wir  nun  die  Leistungen  der  Züchter  auf  der  diesjährigen 
Au.sstellung  ins  Auge  fassen,  so  müssen  wir  vor  allem  konstatieren, 
daß  die  Flüchte  im  allgemeinen  sehr  schön  waren,  daß  also  bei  ge- 
eigneten Überwinterungsräunien  und  richtiger  Sortenwahl  selbst  nach 
abnormen  Witterungsverhältnissen  des  Erntejahres  ein  Erfolg  zu 
erzielen  ist.  Die  Beteiligung  beschränkte  sich  im  allgemeinen  auf 
die  nähere  Umgebung  von  Frankfurt  a.  M.,  den  Taunus  und  Hessen; 
aus  Rheinhessen  war  nur  ein  einziger  Aus.steller  vertreten;  kleinere 
Einsendungen  aus  Thüringen  konnten  nicht  als  Maßstab  für  die  dortigen 
Verhältnisse  gelten. 

Die  Ausstellung  gliederte  sich  in  drei  Abteilungen:  Obst,  von 
Liebhabern  gezogen  und  überwintert,  Obst,  von  Beruf.sgärtnern  ge- 
zogen und  überwintert,  und  Konserven,  von  Liebhabern  für  den  eigenen 
Bedarf  hergestellt.  Die  erste  Abteilung  zählte  24  Einzelaussteller 
und  die  Sammelausstellung  des  Obst-  und  Gartenbau -Vereins  Hom- 
burg v.  d.  H.,  die  zweite  i  Aussteller  und  die  dritte  10  Aussteller. 
Hervorragend  waren  in  der  ersten  Abteilimg  die  Leistungen  des  Herrn 
A.  Söhnge-  Ortenberg,  prachtvoll  erhaltene  Äpfel  von  tadellosem 
Aussehen:  des  Obst-  und  Gartenbauvereins  Homburg  v.  d.  H. 
mit  einem  reichhaltigen  Sortiment  schöner,  fehlerfrei  überwinterter 
Äpfel  und  Birnen;  des  Herrn  Rudolf  Koch,  Seckbach,  mit  einem 
gutgewählten  Sortiment  von  Äpfeln  und  Birnen;  Herr  Harry  Franok, 
Frankfurt  a.  M.,  brachte  gute  Sorten  von  Tafeläpfeln,  Herr  Otto 
Dahlem,  Ibersheim  sehr  schöne  weiße  Winterkalvill,  Außer  Kon- 
kurrenz hatten  die  Gartenverwaltung  Schloß  Friedrichshof,  Ver- 
waltungsdirektor E.  R.  Beeligmüller  u.  Se.  Exzellenz  Geh.  Medizinal- 
lat  Professor  Dr.  Schmidt-Metz ler,  Obergärtner  K.  Schuhmann, 
ausgestellt,  beide  mit  einer  erlesenen  Auswahl  von  Früchten.  Es 
würde  zu  weit  führen,  alle  Aussteller  namentlich  aufzuführen,  es 
ist  deshalb  nachstehend  eine  Aufstellimg  der  am  meisten  vertretenen 
Kernobstsorten  gegeben,  nur  sei  noch  die  schöne  und  reichhaltige 
Sammlung  der  Herreu  Franz  Ho  hm  Söhne,  Gelnhausen,  erwähnt, 
die  in  der  Abteilung  Berufsgärtner  konkurrierten. 

Von  Birnen  waren  gut  vertreten:  ,,Oroßer  Katxenkopf-, 
..Pastorenbirne",  ..Liegeis  Winlerbtitterbirne^\  „Winter forellenbirne'^, 
,.Esperens  Bergamotte'%  .,  Winter-Deehxintsbirne'\  „Notaire  Lepin", 
,.Schöne  von  Abres",  .,Süßbirne"  (Seckbacher  Lokalsorte),  ,,Olivier 
de  Serres",  „Bergamotte  Philippo",  „  Weiße  Kappesbirne",  „  Weiße 
Winierbime".  Die  Äpfel  waren  im  Sortiment  viel  reichhaltiger, 
es  traten  hervor:  „Landsberger-'",  „Champagner-'',  „Muskat-", 
„Kasseler",  „Ananas-'-'  und  „Harberts- Reinette",  „Oelber  Bellefleur", 
„  Weißer  Winterkalvill';  „Königlicher  Kurxstieb',  „Bischofsmiäxe'' , 
„Walxenförmiger  Anlialter''',  „Winter  Ooldparmäne",  „Srhafsnase", 
.,Schöner  von  Boskoop",  „Minister  von  Hammerstein';  „Purpttrroter 


Koniferen. 

Picea  pungens,  die  schönste  und  härteste  Konilere. 

Von  Dr.  Louis  Cavet,  kgl.  Garteninspektor,  Wiesbaden. 

l/ie  Zahl  der  in  Mittel-  und  Norddeutsohland,  sowie  in  unseren 
Hochgebirgen  gedeihenden  Nadelhölzer  ist  sehr  beschränkt.  Ich  möchte 
deshalb  auf  eine  Fichte  aufmerksam  machen,  welche  es  verdient, 
überall,  selbst  im  Hochgebirge,  wo  strenge  Kälte,  Stuiin  und  kurze 
Vegetationsperiode  vorherrschen,  angepflanzt  zu  werden.  Es  ist  Picea 
pimgens  Engelm,  syn.  J'ieea  parryana,  BaiTon  mit  ihren  Varietäten 
glauca  und  argentea.  Sie  wurde  auf  dem  Felsengebirge  des  west- 
lichen Nordamerika  an  den  Ufern  der  Gebirgsflüsse  aufgefunden.  Es 
ist  eine  nicht  zu  schnell,  sondern  gedrungen  wachsende  Fichte,  welche, 
frei  stehend  oder  in  lockeren  Gruppen  gepflanzt,  sich  zu  herrlichen 
Bäumen  entwickelt.  Die  Nadeln  sind  steif,  abstehend  und  stechend. 
Daß  diese  Fichte  gegen  hohe  Kältegrade  absolut  unempfindlich  ist, 
wird  am  besten  dadurch  bewiesen,  daß  sie  in  den  hohen  Gebieten 
der  Felsengebirge,  wo  die  Temperatur  sehr  weit  heruntergeht,  weite 
Wälder  mit  prächtigen  Einzelbäumen  bildet.  Durch  diese  Widerstands- 
fähigkeit ist  sie  befähigt,  sowohl  in  den  nördlichen  Gegenden  Europas 
als  auch  in  den  hohen  Bergregionen  der  Alpen  bis  zur  Baumgrenze 
gut  zu  gedeihen.  Auch  verpflanzt  sie  sich  sehr  gut,  selten  oder  fast 
nie  geht  durch  das  Verpflanzen  ein  Exemplar  zu  gründe,  wenn  nur 
einigermaßen  die  übliche  Vorsicht  bei  der  Ausführung  der  Arbeit 
gewahrt  und  die  nötige  Pflege  der  Pflanze  im  ereten  Jahre  zuteil 
wird.  In  den  Baumschulen  von  A.Weber  &  Co.  zu  Wiesbaden, 
welchen  auf  der  Allgemeinen  deutschen  Gartenbauausstellung  Mainz  1901 
der  Kaiserpreis,  die  große  goldene  Staatsmedaille,  zuerteilt  wurde,  wird 
diese  stolze  Fichte  schon  seit  dem  Jahre  1878  kultiviert  und  beobachtet 
und  besonders  große  Aufmerksamkeit  auf  die  Vermehi-ung  und  die  Ver- 
besserung der  schönen  blauen  Varietäten  verwendet.  Noch  nie  in  den  ver- 
flossenen 2ö  Jahren  hat  in  dem  genannten  Etablissement  auch  nur 
ein  Exemplar  dieser  Fichte  durch  Kälte  gelitten,  trotzdem  der  kalte 
Winter  1879/80  auch  hier  eine  Temperatur  von  —  30°  C.  brachte. 
Auch  große  Temperatur- Unterschiede  haben  absolut  keinen  Einfluß 
auf  Picea  pungens.  Wenn  im  Januar  oder  Februar  nach  starker 
Kälte  in  der  Nacht  die  Sonne  am  Tage  die  Temperatur  bedeutend 
erhöht  und  ein  schnelles  Auftauen  der  gefrorenen  Pflanzenteile  her- 
vorruft, leiden  häufig  die  Nadeln  sehr  vieler  Koniferen,  sie  sterben 
ab  und  werden  braun  und  die  Schönheit  solcher  Pflanzen  ist  für 
immer  vernichtet.  Selbst  unsere  gewöhnliche  Fichte,  Picea  exeelsa, 
ist  empfindHch  gegen  solche  Temperaturschwankungen,  aber  niemals 
die  Pieea  pungens.  Seit  etwa  20  Jahren  ist  die  Picea  pungens  in 
Riga,  Wilna,  Moskau,  St.  Petersburg  und  anderen  Städten  des 
Nordens,  wo  die  Temperatur  häufig  unter  —  30° C.  sinkt,  angepflanzt, 
aber  noch  nie  hat  ein  Exemplar  durch  die  Kälte  gelitten,  wie  alle 
Berichte,  welche  mir  von  dort  zugekommen  sind,  übereinstimmend 
melden.  Durch  die  Anführung  dieser  Tatsachen  dürfte  der  Bewei.s 
am  besten  erbracht  sein,  daß  die  Picea  pungens  und  ihre  Varietäten 
glauca  und  argentea  sehr  wohl  geeignet  sind,  sowohl  als  Waldbaum, 
als  auch  als  Zierbaum  in  rauhen  Klimaten,  besonders  im  Hochgebirge, 
angepflanzt  zu  werden.  Aber  nicht  nur  im  Hochgebirge,  nein,  in 
jedem  Garten,  verdient  die  herrliche  Silberblautanne  ihren  Platz, 
.sie  ist  unstreitig  eines  der  schönsten  Nadelhölzer,  wenn  nicht  das 
schönste  überhaupt,  nur  muß  sie  zu  ihrer  vollkommenen  Entwicklung 
frei  und  nicht  unter  Bäume  gepflanzt  werden.  —  In  bezug  auf  den 
Boden  ist  sie  gar  nicht  wählerisch,   mit  allen,  selbst  felsigen  Boden- 


Die  Gartenwelt. 


IX.  26 


arten  ist  sie  zufrieden,  nur  sorge  man,  daß  beim  Pflanzen  durch 
Beifügen  von  etwas  besserer  Erde  —  bei  Sandboden  von  Lebm,  bei 
schwerem  Boden  voh  Sand  und  Humus  —  das  Anwachsen  gesichert 
wird.  Auch  der  richtige  Zeitpunkt  ist  von  Wichtiglieit ;  man  wähle 
entweder  die  Monate  von  März  bis  Mai  vor  dem  Triebe,  oder  August 
bis  September  nach  dem  Triebe.  Wie  schon  oben  gesagt  wurde, 
wächst  sie  sehr  leicht  an. 

Es  würde  mich  sehr  freuen,  wenn  durch  obige  Anregungen  der 
Anpflanzung  und  Kultur  dieser  schönen,  widerstandsfähigen  P'ichte 
Vorschub  geleistet  würde,  die  herrliche  Picea  pungens  argentea 
verdient  mit  Reclit  die  weiteste  Verbreitung. 

Rechtspflege. 

Ist  Gärtnerei  ein  gewerblicher  Betrieb?  Wegen  Vergehens 
gegen  da.s  Gesetz  betr.  die  Kinderarbeit  in  gewerblichen  Betrieben 
vom  30.  März  1903  hatte  sich  der  Gärtnereibesitzer  Louis  Rostin  aus 
Ruinmelsburg  vor  dem  Schöffengericht  II  zu  verantworten.  Nach  §  .O 
jenes  Gesetzes  düifen  im  Betriebe  von  Werkstätten,  im  Handels- 
gewerbe und  im  Verkehrswesen  Kinder  unter  12  Jahren  nicht  be- 
schäftigt werden.  Die  Beschäftigung  von  Kindern  über  12  Jahren 
darf  nicht  in  der  Zeit  zwischen  8  Uhr  abends  und  8  Uhr  morgens 
und  nicht  vor  dem  Vormittagsunterricht  stattfinden.  Sie  darf  nicht 
länger  als  drei  Stunden  und  während  der  Schulferien  nicht  länger 
als  vier  Stunden  täglich  dauern.  Um  Mittag  ist  den  Kindern  eine 
mindestens  zweistündige  Pause  zu  gewähren.  Arn  Nachmittag  darf 
die  Beschäftigung  erst  eine  Stunde  nach  beendetem  Unterricht  be- 
ginnen. Der  Angeklagte  wurde  nun  beschuldigt,  mehrere  schul- 
pflichtige Knaben  in  seiner  Handelsgärtneiei,  die  als  Handelsgewerbe 
betrachtet  wurde,  beschäftigt  und  dabei  jene  Vorschriften  des  Ge- 
setzes nicht  beachtet  zu  haben.  Der  Angeklagte  machte  den  Einwand, 
daß  die  Kinder  nur  mit  ganz  leichter  Arbeit,  z.  B.  mit  Petersilie- 
binden, Unkrautjäten  usw.  in  frischer  Luft  beschäftigt  worden  seien, 
daß  diese  Beschäftigung  ihrer  Gesundheit  nur  förderhch  sein  konnte 
und  daß  die  Kinder,  die  während  der  Ferien  nichts  zu  versäumen 
hatten,  auf  ihre  eigene  Bitte  bisweilen  länger  beschäftigt  worden 
seien,  damit  sie  etwas  mehr  verdienten.  —  Der  Verteidiger  erhob 
den  grundsätzlichen  Einwand,  daß  bei  dem  Angeklagten  ein  „gewerb- 
licher Betrieb''  überhaupt  nicht  vorliege.  Er  betreibe  keine  Haudels- 
gärtnerei  in  dem  Sinne,  daß  er  gäi-tnerische  Erzeugnisse  in  der  Stadt 
in  einem  Gärtnerladen  feilbiete,  sondern  er  betreibe  eine  Gemüse- 
gärtnerei und  Landwii'tschaft,  baue  alles  selbst  und  verkaufe  sein 
Gemüse  in  der  Markthalle.  Ein  solcher  Betrieb  sei  nicht  zum 
Handelsgewerbe  sondern  zum  landwirtschaftlichen  Betriebe  zu  rechnen, 
und  das  Gesetz  betr.  Kinderarbeit  in  gewerblichen  Betrieben  sei  niclit 
darauf  anwendbar.  Das  Schöffengericht  schloß  sich  dieser  Auffassung 
an  und  erkannte  auf  Freisprechung. 


Bücherschau. 


Die  Zahl  der  neuen  gärtnerischen  Fachwerke,  die  seit  Beginn 
dieses  Jahres  das  Licht  der  Welt  erblickt  haben,  ist  ungewöhn- 
lich groß.  Wir  wollen  sie  mit  Freuden  begrüßen,  wenn  sie  als 
Maßstab  für  ein  mächtiges  Aufblühen  der  Gartenkultur  und  für 
.ständige  Zunahme  der  ernsten  Gartenliebhaber  gelten  können,  das 
heißt  derjenigen,  die  belehrungsfähig  sind,  sich  gern  belehren 
lassen  und  sich  nicht  lange  besinnen,  wenn  es  gilt  durch  die  An- 
schaffung und  das  Studium  eines  guten  Buches  Kenntnisse  und 
Gesichtskreis  zu  erweitern. 

Ein  den  Gartenblumen  gewidmetes  Buch,  das  gewiß  den 
Freunden  von  Sommerbluinen  und  Stauden  willkommen  sein  wird, 
führt  den  Titel:    Unsere  Blumen  im  Garten.*)     Es   ist   das   Erst- 


lingswerk von  A.  Steffen,  Redakteur  am  Ratgeber,  eines  jungen 
Fachmannes,  den  ich  als  strebsamen  Menschen  kenne  und  schätze. 
Dieses  Buch  ist  seit  langej-  Zeit  wieder  das  erste,  welches  sich  in 
eingehender  und  liebevoller  Weise  mit  den  Sommerblumen,  auch 
mit  den  anspruchsloseren  beschäftigt,  aber  auch  Stauden,  Zwiebel- 
und  KnoUenpfianzen.  sowie  Gruppenpflanzen  überhaupt  kommen  in 
diesem  Buche  zu  ihrem  Recht.  Den  verhältnismäßig  billigen 
Preis  des  elegant  ausgestatteten  Buches  ermöglichte  wohl  der  Um- 
stand, daß  zu  seiner  Illustrierung  fast  ausschließlich  bereits 
bekannte  Abbildungen  verwendet  wurden.  Zu  bedauern  ist  dabei 
nur,  daß  einzelne  Bilder  an  Verschwommenheit  leiden  und  nichts- 
sagend sind  und  daß  der  letzte  Teil  des  Buches  zahlreiche  Bilder 
enthält,  die  gar  nicht  in  das  Format  passen  und  die  Zeilenbreite  in 
unschöner  Weise  überschreiten.  Derartige  Bilder,  die  mit  geringen 
Kosten  hätten  verkleinert  werden  können  oder  deren  Clichees  sich 
noch  teilweise  ohne  Schädigung  der  Gesamtwirkung  entsprechend 
hätten  beschneiden  lassen,  beleidigen  das  Auge  des  ordnungliebenden 
Menschen.  Es  will  mir  auch  scheinen,  als  ob  die  dem  Schlußteile 
eingefügten  Grundpläne  zu  teppichbeetartigen  Blumengruppen  nicht 
recht  in  ein  Buch  passen,  dessen  Hauptinhalt  sich  mit  malerisch 
gestalteten  Sommerblumen  und  Stauden  befaßt,  die  sich  viel  besser 
auf  Rabatten,  zu  Gehölzevorpflanzungen  und  zu  Solitär-  oder  Tnipp- 
pflanzungon  im  Rasenteppich,  als  zur  Ausschmückung  von  Teppich- 
gärten eignen.  Alles  in  allem  ist  aber  das  vorliegende  Buch  in 
jeder  Hinsicht  brauchbar  und  vorzüglich  geeignet  zur  Belehrung 
weiter  Liebhaberkreise.  Störend  wirkt  die  fehlerhafte  Schreibweise 
zahlreicher  wissenschaftlicher  Namen.  Für  diese  Unrichtigkeiten 
ist  wohl  nur  zum  kleinsten  Teile  der  Druckfehlerteufel,  den  man  so 
gern  zur  Entschuldigung  heranzieht,  verantwortlich  zu  machen.  Bei 
oberflächlicher  Durchsicht  der  wissenschaftlichen  Namen,  ohne 
Berücksichtigung  der  Sortennamen,  fielen  mir  folgende  Fehler  auf: 
Drumondi  statt  Drummondi,  Escholtzia  statt  Eschscholtzia,  Poitulacca 
statt  Portulaca,  Campanula  calycantheinum  statt  C.  calycanthema, 
Eohinopsis  statt  Eohinops  (Kugeldistel),  Nymphaea  chrometella  statt 
N.  chromatolla,  Leuooyum  statt  Leucojum,  Santoline  statt  Santolina, 
Hortensis  statt  hortensis,  Linaria  cymbalaria  (Seite  83)  statt  L.  Cym- 
balaria.  Eine  detaillierte  Bearbeitung  des  Inhaltsverzeichnisses  hätte 
den  Wert  des  Buches  erhöht. 

Lehrbuch  des  Gartenbaues*)  nennt  Max  Löbner  sein  Buch, 
das  er  unter  besonderer  Berücksichtigung  schweizerischer  Verhältnisse 
geschrieben  hat.  Verfasser  ist  Obeigärtner  an  der  schweizerischen 
Gartenbauschule  in  Wädenswil,RedakteurderZeitschrift„Schweizerischer 
Gartenbau"  und  den  Gartenweltlesern  als  langjähriger  Mitarbeiter 
bekannt.  Das  Buch  ist  nicht,  wie  der  Titel  vermuten  lassen  könnte, 
für  den  Berufsgärtner,  sondern  ausschließlich  für  den  Liebhaber 
bestimmt,  dem  es  kurze  leichtverständliche  Belehrung  bietet.  Herr 
Löbner  ist  auch  Verfasser  des  Buches  „Der  Zwergobstbaum 
und  seine  Pflege",  in  welchem  alle  möglichen  und  unmöglichen 
Kunstfornien  behandelt  werden.  Im  Hinblick  hiei-auf  war  es  mir 
interessant,  aus  dem  vorliegenden  Buche  zu  ersehen,  daß  er  sich 
auch  der  modernen  Richtung  auf  dem  Gebiete  rationeller  Obstkultur 
nicht  verschließt.  So  schreibt  er  im  Abschnitt  über  den  Schnitt  der 
Zwergobstbäume:  „Man  kann  jedes  Wandspalier,  sei  es  Pfirsich, 
Aprikose  oder  Birne  oder  Apfel,  ohne  jeden  Schnitt  tadellos  erziehen 
und  bald  viele  und  gute  Früchte  ernten."  Ganz  meine  Ansicht! 
An  anderer  Stelle  heißt  es:  „Auch  ein  unsinniges  starkes  Zurück- 
schneiden der  Zweige  kann  Unfruchtbarkeit  bewirken;  unterbleibt  es 
einige  Jahre  ganz,  so  tritt  meist  sofort  die  Fruchtbarkeit  ein." 

Auf  anderem  Boden  steht  Nicolas  Gaucher.  Er  ist  Ver- 
fasser des  großen  „Handbuchs  der  Obstkultur",  hat  dann  das 
wichtigste  aus  diesem  Buch  in  einem  zweiten  kleineren,  unter  dem 
Titel  „Praktischer  Obstbau"  erschienenen,  zusammengestellt 
und   nun   wieder  aus   diesem   kleinen    einen    Auszug  gemacht,    den 


*)  Unsere  Blumen  im  Garten.  Von  A.  Steffen.  Frank- 
furt a.  0.  1905.  Voilag  von  Trowitzsch  &  Sohn.  8".  23.Ö  Seiten, 
202  Abb. 


*)  Lehrbuch  des  Gartenbaues,  unter  besonderer  Berück- 
sichtigung schweizerischer  Verhältnisse  von  Max  Löbner,  Obergärtner 
an  der  Schule  für  Obst-,  Wein-  und  Gartenbau  in  Wädenswil. 
Zürich  190.").  Verlag  von  Cä,sar  Schmidt.  8",  VIU  und  174  Seiten, 
43  Abbildungen.     Preis  brosch.  4  Mark  =:  5  Francs. 


IX,  26 


Die  Gartenwelt. 


311 


er  Obstbaukunde*)  nennt.  Einseitig  wie  Gauoherselbst  ist  auch  seine 
Obstbaiikunde.  Bei  ihm  vertörpert  sich  so  ziemlich  der  gesamte  Obstbau 
im  „künstlichen'-  Schnitt.  Das  Schneiden,  Formieren,  Abkneipen, 
Pinzieren,  Drehen  und  Foi-men  sind  seine  Lieblingsbeschäftigungen. 
Er  .sucht  der  deutschen  Obstkultur  auf  seine  Art  die  Lebensader  ab- 
zuschneiden, indem  er,  in  der  Formobstspielerei  verknöchert,  seiner 
Schwärmerei  für  regelrechte  Pyramiden,  Flügelpyramiden,  Spindeln. 
U,.  doppelte  U  und  x  fache  U-Formen  u.  s.  w.  Ausdruck  verleiht. 
Bedauernswert  sind  diejenigen,  die  in  derartig  künstlich  und  beharrlich 
verkrüppelten  Baumformen  noch  Bäume  sehen.  Für  die  Einseitigkeit 
der  Gaucherschen  Obstkulturschriftstellerei  mag  als  Beweis  dienen, 
daß  er  dem  wichtigsten  Kapitel  der  ganzen  Obstkultur,  der  Düngung, 
in  seiner  vorliegenden  Obstbaukunde  insgesamt  ganze  siebenund- 
zwanzig Zeilen  widmet!  Da  lesen  wir  etwas  von  Mist,  Küchen-, 
Gerberei-,  Leim-  und  Seifensiederei-Abfällen  u.  s.  w.  und  damit  ist 
die  Sache  abgetan.  Von  Stickstoff,  Phosphorsäure  oder  Kali  ist  in 
dem  ganzen  Kapitel  keine  Rede.  Von  Niederstämmen  oder  Busch- 
bäumen hat  Gaucher  noch  nichts  gehört  oder  er  will  davon  nichts 
hören.  Im  Kapitel  „Die  wichtigsten  Baumformen",  das  siebenund- 
sechzig Seiten  umfaßt,  ist  dagegen  sehr  viel  von  Pyramiden,  Palmetten, 
Guirlanden,  wellen-  und  zickzackförmigen  Kordons  und  sonstigem 
Schnick-Schnack  die  Rede.  Damit  will  Gaucher  dem  deutschen  Obst- 
bau helfen,  denn  es  soll  doch  nicht  etwa  eine  geschickte  Reklame  für 
seine  formierte  Baumschule  sein?  Dem  durchaus  deplazierten 
Schneiden  am  Fruehtholz  sind  sechsundzwanzig  (!)  Seiten  gewidmet. 
Wem  das  Verständnis  für  urwüchsige,  natürliche  Baumforiiien  fehlt, 
wer  auf  i  eiche  Erträge  Verzicht  leisten  will  und  wem  es  nur  darauf 
ankommt,  sich  im  ganzen  .Jahre  unablä.ssig  an  seinen  Bäumen  zu 
schaffen  zu  machen,  sie  durch  pornianentes  Sohneiden  und  Drehen  in 
ihrer  natürlichen  Entwicklung  zu  hemmen,  dem  empfehle  ich  Gauchers 
Obstbaukunde,  aber  nicht  ohne  zu  erwähnen,  daß  ich  mich  von  der 
von  Gaucher  vertretenen  Art  der  Obstkultur  völlig  frei  gemacht  habe. 
Im  übrigen  sei  bemerkt,  daß  der  Preis  des  Buches  sehr  mäßig  ist 
und  daß  ihm  die  Verlagsbuchhandlung  trotzdem  eine  vorzügliche 
Ausstattung  gegeben  hat, die  einer  Besseren  Sache  würdig  gewesen  wäre. 
Eine  wirklich  verdienstvolle  Arbeit,  die  ich  allen  gebildeten 
Kollegen,  speziell  auch  sämtlichen  Gartenbauvereinen  und  Unterrichts- 
anstalten zur  Anschaffuog  für  die  Bibliothek  rückhaltlos  empfehlen 
kann,  sind  die  seit  nunmehr  sechs  .Lihn-n  im  Vorlag  von  Paul  Parey, 
Berlin,  erscheinenden  Jahresberichte  über  die  Neuerungen  und 
Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Pflanzenltrankheiten**),  unter 
Mitwirkung  hervorragender  Gelehrter  herausgegeben  von  Professor 
Dr.  M.  Hollrung  (Halle  a.  S.).  Der  Preis  der  einzelnen  Bände  ist 
vei-schieden.  Der  soeben  erschienene  sechste  Band,  das  Jahr  1903 
umfassend,  kostet  brosch.  15  Mark.  Im  Gegensatz  zu  den  früheren 
Bänden  ist  er  aufgeschnitten  geliefert  worden,  außerdem  sind  darin 
ei-stmals  die  Titel  der  Arbeiten  fortlaufend  nummeriert,  wodurch  das 
Nachschlagen  im  Blattweiser  (Sachregister)  wesentlich  erleichtert 
wird.  Der  Inhalt  dieses  Bandes  ist  außerordentlich  reichhaltig.  In 
ihm  ist  ein  vielseitiges  Material  über  alle  möglichen  Kranklieiten  und 
Schädlinge  unter  Berücksichtigung  der  neuesten  und  erfolgreichsten 
Bekämpfungsmethoden  mit  großem  Fleiße  und  mit  deutscher  Gewissen- 
haftigkeit zusammengetragen,  das  von  hohem  Werte  für  die  Praxis  ist. 
Der  Inhalt  gliedert  sich  in  fünf  Abschnitte:  A.  Allgemeine  Phytopatho- 
logie und.  pathologische  Anatomie  der  Pflanzen,  B.  Spezielle  Pathologie, 


*)  Obstbaukunde.  Der  moderne  Obstbau  auf  natürlicher 
und  künstlicher  Grundlage  in  Wort  und  Bild  dargestellt  für  Jeder- 
mann von  Nicolas  Gaucher,  Kgl.  Garteninspektor,  Besitzer  der  Obst- 
und  Gartenbauschule  in  Stuttgart.  Berlin  1905.  Verlag  von  Paul 
Parey.  8°,  181  Seiten,  211  Abbildungen.  Preis  in  Pappe  geb. 
2  Mark. 

**)  Jahresbericht  über  die  Neuerungen  und  Leistungen 
auf  dem  Gebiete  der  Pflanzenkrankheiten,  unter  Mitwirkung 
von  Dr.  Braun,  Aniani  (Deutsch-Ostafrika),  Dr.  M.  Fabricius, 
München,  Dr.  E.  Küster,  Halle  a.  S.,  Dr.  E.  Reuter,  Helsingfors 
und  A.  Stift.  Wien,  herausgegeben  von  Professor  Dr.  M.  Hollrung, 
Halle,  Vorsteher  der  Versuchsstation  für  Pflanzenkrankheiten  der 
Landwirtschaftskammer  für  die  Prov.  Sachsen.  Sechster  Band :  das 
Jahr  1903.  Berlin  1905.  Verlag  von  Paul  Parey.  8».  VIH  und 
374  Seiten,  Preis  brosch.  15  Mark. 


1.  KrankheitseiTeger  ohne  Bezug  auf  bestimmte  Wirtspflanzen,  IL 
Krankheiten  bestimmter  Wirtspflanzen,  C.  Pflanzenhygiene,  D.  Die 
Bekämpf ungsmittel,  E.  Maßnahmen  zur  Förderung  des  Pflanzen- 
schutzes. Allgemeines.  Jeder  Abschnitt  enthält  Referate  mit  einem 
genauen  Literatiu'nachwois,  sodaß  die  Jahresberichte  über  alle  auf 
diesem  Gebiete  erschienenen  Abhandlungen,  Schriften  und  dgl.  aus 
allen  Kulturstaaten  Nachricht  geben.  Wer  bedenkt,  welche  schweren 
Schädigungen,  namentlich  in  großen  Spezialkulturen,  häufig  durch 
tückisch  auftretende  Pflanzenkrankheiten  entstehen,  der  wird  den  Wert 
ermessen  können,  den  diese  Jahresberichte  niclit  nur  für  jeden  Land- 
wirt, sondern  auch  für  jeden  größeren  Baumschulenbesitzer  und 
Handelsgärtner  haben. 

Auf  dem  Gebiete  der  Gemüsekultur  .sind  verschiedene  be- 
kannte Böttnersche  Bücher  in  neuen  Auflagen  erschienen.  So 
die  Praktische  Gemüsegärtnerei*)  in  vierter  Auflage,  welche  die 
vorhergegangene  Auflage  an  Reichhaltigkeit  noch  übertrifft.  Ein 
sehr  zu  empfehlendes  Buch!  Die  Anleitung  zum  lohnenden 
Kartoffelbau**)  gleichfalls  in  vierter  Auflage.  Wenn  auch  in  der 
Regel,  wie  man  zu  sagen  pflegt,  die  dümmsten  Bauern  die  dicksten 
Kartoffeln  ernten,  so  dürfte  doch  jeder,  der  Kartoffeln  im  großen 
anbaut,  in  der  vorliegenden  Schrift  manches  finden,  was  ihm  bisher 
fremd  war  und  ihm  nützlich  sein  wird.  Auch  die  Böttnensche  Früh- 
treiberei '  der  Gemüse***)  hat  jetzt  die  zweite  Auflage  erlebt. 
Ein  sehr  prakti.sches,  vielseitiges,  reichhaltiges  Buch.  Ich  will  noch 
verraten,  daß  mir  der  auf  dem  Titelblatt  die  Mistbeetgurken  ausgiebig 
gießende,  wohlgenährte  Herr  der  Verfasser  selbst  zu  sein  scheint.  Die 
inneren  Unischlagseiten  haben  verzweifelte  Ähnlichkeit  mit  einer 
Küchentapete,  was  allerdings  dem  Wert  der  gegebenen  Anleitungen 
keinen  Abbruch  tut.  Der  Titel  dieser  Broschüre  „Die  Frühtreiberei  der 
Gemüse,  auch  Gurken,  Salat  und  Radie.s"  mutet  mich  an,  wie  das 
erste  Gestammel  eines  Kindes.  Sind  etwa  Gurken,  Salat  und  Radies 
keine  Gemüse,  daß  sie  neben  der,  den  Charakter  der  Schrift  bestens 
kennzeichnenden  Aufschrift  „Frühtreiberei  der  Gemüse-'  noch  einen 
besondern  Platz  auf  dem  Titelblatt  einnehmen  mußten? 

Die  Champignonzucht  als  landwirtschaftlicher  Neben- 
betrieb****) von  Curt  Schüler,  vierte  Auflage,  Preis  1  Mk.,  ist  ent- 
schieden eine  der  besten  Schriften  über  Champignonkultur,  frei  von 
allem  unnötigen  Ballast,  dabei  schön  und  reich  illustriert.  Ich  ge- 
statte mir  nur  zu  bemerken,  daß  die  Champignonkultur  meiner  un- 
maßgeblichen Meinung  nach  nichts  weniger  als  ein  landwirtschaft- 
licher Nebenbetrieb  ist,  vielleicht  unter  gewissen  Verhältnissen  ein 
kleinbäuerlicher,  in  der  Hauptsache  aber  ein  gärtnerischer. 


Tagesgeschichte. 

Brüssel.  Ein  Orchideenprozeß  beschäftigt  gegenwärtig  das 
Brüsseler  Handelsgericht.  Vor  einiger  Zeit  hatte  ein  englischer  Groß- 
industrieller von  einem  Züchter  in  der  Nähe  Brüssels  fünf  Orchideen- 
pflanzen für  30000  Franken  erstanden.  Es  sollte  sich  um  seltene 
Abarten  von  Odontoglossum  crispum  handeln,  und  der  Kauf  wurde  auf 
Grand  gemalter  Abbildungen  abgeschlossen,  welche  die  Pflanzen  in 
der  Blüte  zeigten.    Als  diese  aber  blühten,  fehlten  den  Pflanzen  durch- 


von  Johannes  Böttner, 
m  Obst-  und  Gartenbau, 
d.  Oder  1905.  Verlag 
304   Abbildungen.  .  Preis 


*)    Praktische  Gemüsegärtner: 
Chefredakteur  des    praktischen   Ratgebers 
Vierte    verbesserte   Auflage.      Frankfurt 
von    Trowitzsch  &  Sohn.     8°,  .362  Seiten 
gebunden  4  Mark. 

**)  Anleitung  zum  lohnenden  Kartoffelbau.  Von 
Johannes  Böttner.  Vierte  verbesserte  Auflage.  Frankfurt  a.  Oder 
1905.  Verlag  von  Trowitzsch  &  Sohn.  8°,  47  Seiten,  Preis  brosch. 
1  Mark. 

**♦)  Die  Frühtreiberei  der  Gemüse,  auch  Gurken,  Salat, 
Radies  von  Johannes  Böttner.  Zweite  verbesserte  und  vermehrte 
Auflage.  8»,  112  Seiten  mit  88  Abbildungen.  Frankfurt  a.  0.  1005. 
Verlag  von  Trowitzsch  &  Sohn.     Preis  brosch.  2  Mark. 

****)  Die  Champignonzucht  als  landwirt.^ehaf tlicher 
Nebenbetrieb  von  Curt  Schüler.  Vierte  verbesserte  und  vor- 
mehrte Auflage.  Frankfurt  a.  0.  190.').  Verlag  von  Trowitzsch  &  Sohn. 
8",  71  Seiten  mit  '!0  Abbildungen.  Preis  1  Mark. 


312 


Die  Gartenwelt. 


IX,  26 


weg  die  angeblich  bezeichneten  Merkmale  und  Vorzüge,  weshalb  der 
Engländer  auf  Kückgängigmachung  des  Kaufvertrages  klagte.  Er 
berief  sich  darauf,  daß  die  Orchideen  nicht  das  seien,  als  was  er  sie 
bezahlt  habe,  höchstens  3000  Franken  Wert  besäßen  und  der  Ver- 
käufer sich  schon  wiederholt  ein  ähnliches,  den  internationalen 
Orchideenhandel  schädigendes  Manöver  erlaubt  habe.  Der  Beklagte 
machte  hingegen  geltend,  daß,  wenn  nicht  der  Käufer,  so  doch  dessen 
Leute  die  erhaltenen  Pflanzen  mit  anderen  verwechselt  oder  ver- 
tauscht haben  konnten,  und  daß  unter  solchen  Verhältnissen  der 
regelrecht  abgeschlossene  Kauf  nicht  rückgängig  zu  machen  sei.  Das 
Urteil  in  der  Sache  ist  noch  nicht  gesprochen,  jedenfalls  aber  enthält 
der  Prozeß  eine  Warnung,  bei  Ankauf  wertvoller  Zierblunien  recht 
vorsichtig  zu  sein,  zumal  der  Handel  auf  diesem  Gebiete  heute 
meistens  auf  Grund  von  Abbildungen  der  „zukünftigen"  Pflanzen 
erfolgt.  A.  W. 

Charlottenburg.  Der  letzte  größere  hiesige  Pi-ivat-Park, 
gegeniiber  der  ehemaligen  Flora,  von  der  Berliner-,  Orangen-,  Scharren- 
und  Kirohstraße  umschlossen,  bisher  im  Besitz  der  von  Wartenberg- 
schen  Familie,  mit  uralten  Bäumen  und  einem  kleinen,  mit  der  Front 
nach  dem  Luisen  platz  gerichteten  Landhause,  fällt  der  Bebauung  zum 
Opfer.  Dieser  Park  dient  als  Zeuge  für  die  außerordentliche  Steigerung, 
die  in  den  letzten  hundert  Jahren  die  Preise  für  den  Grund  und 
Boden  in  und  bei  Berlin  erfahren  haben.  Das  etwa  24  Morgen  große 
Gi-undstück  bildete  im  achtzehnten  Jahrhundert  einen  Teil  des  könig- 
lichen Küchengartens,  der  zum  Schlosse  gehörte.  In  den  Nöten  der 
Napoleon ischen  Zeit  verkaufte  Friedrich  Wilhelm  III.  das  Gelände 
an  den  Bankier  Levi  in  Berlin  für  4000  Taler;  von  diesem  ging  es 
in  den  Besitz  der  Familie  von  Wartenberg  über.  Jetzt  hat  es,  dem 
„Berl.  Tagebl."  zufolge,  der  Architekt  Sohrobsdorff  für  2  Mill.  Mk. 
erstanden,  nachdem  die  Stadt,  die  das  Grundstück  zur  Durchlegung 
der  Kaiser  Friedrichstraße  brauchte,  bereits  das  Enteignungsverfahren 
eingeleitet  hatte. 

Frankfurt  a.  M.  Die  Stadt  beabsichtigt  zwei  Volksparks  und 
Spielplätze  auf  dem  Lohrberg  und  nördlich  der  Villenkolonie  Heim- 
garten anzulegen.  Seitens  des  Regierungspräsidenten  zu  Wiesbaden 
ist  der  Plan  vorläufig  festgestellt  und  die  Stadt  Frankfurt  a.  M.  hat 
nunmehr  das  Verfahren  behufs  endgültiger  Feststellung  des  Planes 
beantragt.  Der  Magistrat  beantragte  bei  der  Stadtverordnetenver- 
sammlung die  Umgestaltung  des  zwischen  Forsthausstraße  und  Mör- 
felder  Landstraße  gelegenen  Waldteiles,  Holzhecke  genannt.  Das 
Hochbauamt  hat  den  vom  Vorstande  des  Verschönerungsvereins  ge- 
machten Vorschlag  einer  hainartigen  Umgestaltung  des  zwischen 
Forsthausstraße  und  Landstraße  gelegenen  Waldteiles  geprüft  .und 
durch  die  Stadtgärtnerei  ein  zur  Ausführung  geeignetes  Projekt  aus- 
arbeiten lassen,  welches  nebst  dem  dazu  erstatteten  Berichte  des 
Gartendirektors  vorgelegt  wurde.  Nach  diesem  Projekt  wird  die 
Umgestaltung  der  Holzhecke  zirka  36000  Mk.  kosten.  Der  Vorstand 
des  Verschönerungsvereins  ist  gewillt,  hierzu  den  Betrag  von  20000Mk. 
zur  Verfügung  zu  stellen,  unter  der  Voraussetzung,  daß  stadtseitig 
von  Beginn  der  Umwandlung  an  die  Unterhaltung  der  Anlagen  über- 
nommen werde,  die  rund  8000  Mk.  pro  Jahr  erfordern  wird.  Für 
die  ersten  beiden  Jahre  würde  dieser  Betrag  als  Beitrag  der  Stadt 
zu  den  seitens  des  Verschönerungsvereins  für  die  Umwandlung  der 
Holzhecke  zur  Verfügung  gestellten  Kosten  zuzuschießen  sein. 

Hannover.  Der  verstorbene  Konsul  Simon  in  Hannover  hat 
etwa  3  Millionen  Mk.  für  wohltätige  und  gemeinnützige  Zwecke  ge- 
stiftet. Insbesondere  ist  eine  Stiftung  errichtet  worden  mit  der 
Bestimmung,  die  Hand-  und  Fabrikarbeit  sowie  das  Handwerk,  die 
Landwirtschaft  und  den  Garten-  und  Obstbau  unter  den  Is- 
raeliten in  größerem  Umfange  zu  verbreites.  Die  von  dem 
Verstorbenen  vor  zwölf  Jahren  gestiftete  israelitische  Erziehungs- 
anstalt in  Ahlem  und  der  Hilfsfonds  für  ehemalige  Lehrlinge  dieser 
Anstalt  haben  je  100000  Mk.  erhalten.  Die  vom  Konsul  Simon  er- 
richtete große  Stiftung  soll  einen  Teil  ihrer  Einkünfte  für  allgemeine 
Zwecke  des  Garten-  und  Obstbaues  verwenden,  wobei  der  Testator 
wohl  in  erster  Linie  Zuschüsse  an  die  in  Deutschland  be- 
stehenden Garten-  und  Obstbauvereine  im  Auge  ge- 
habt hat. 


Leipzig.  Der  Geschäftsbericht  der  Aktien-Gesell- 
schaft „Leipziger  Palmengarten"  für  das  Jahr  1904  läßt  eine 
Besserung  der  geschäftlichen  Lage  gegen  das  Vorjahr  erkennen.  Der 
Verlust  des  Jahres  1904  betrug  21241,22  Mk.,  (1902  46843,39  Mi., 
1903  69  268,86  Mk.)  sodaß  das  Gesamtdefizit  der  Gesellschaft  jetzt 
137353,47  Mk.  beträgt.  Für  Dauerkarten  wurde  ein  Erlös  von 
92373,78  Mk.,  für  Eintrittsgelder  82  598,05  Mk.  erzielt;  die  Gast- 
wirtschaft brachte  30570,05  Mk.  Unter  den  Ausgaben  fällt  die  enorme 
Höhe  der  für  Musikaufführungen  aufgewendeten  Summe  von 
57  467,50  Mk.  auf,  aufgebracht  für  ein  Publikum,  das  dem  Restaui'ations- 
betrieb  einen  Erlös  von  30570,05  Mk.  brachte.  Gerade  ein  Vergleich 
in  diesen  Posten  zeigt  grell  die  bedauerliche  Tatsache,  daß  Leipzig  ein  für 
diese  Unternehmungen  nicht  recht  geeigneter  Ort  ist.  Das  Frankfurter 
Publikum  bringt  seinem  Palmengarten  ein  weit  größeres  Interesse 
entgegen.  Wir  wünschen,  daß  dem  Leipziger  Palmengarten  bessere 
Jahre  beschieden  seien,  was  nicht  ausbleiben  wird,  wenn  er  seinem 
Namen  dauernd  Ehre  zu  machen  sucht  und  gärtnerisch 
vorwärts  schreitet. 

Liegnitz.  Der  Gartenbau-Verein  veranstaltete  am  25.  Februar 
ein  „Frühlingsfest  zu  Ehren  der  Göttin  Medeola'',  das  im  Zeichen 
des  beliebten  Rankengewächses  stand.  Der  Saal  war  mit  Medeola- 
Ranken  durchzogen,  jeder  Teilnehmer  mußte  einen  Medeola-Schmuck 
tragen,  die  Damen  hatten  ihre  Kleider  mit  den  graziösen  Ranken  be- 
steckt, die  Einladungsschrift  trug  als  Titelvignette  ein  bekanntes 
Medeolabild,  und  in  einem  Gedicht  wurde  die  Pflanze  verherrlicht. 
Diese  glückliche  Idee,  die  Brautmedeola  iu  Liegnitz  populär  zu  machen, 
hat  Herrn  Gartenbaudirektor  Stämmler  zum  Vater.  Sein  Beispiel  ver- 
dient Nachahmung.  Manche  schöne  Pflanze  ließe  sich  auf  diesem  Wege 
wieder  volkstümlich  machen  und  brächte  den  Handelsgärtnern  dadurch 
klingenden  Gewinn. 

München.  Durch  em  Komitee  wurde  die  Gründung  eines 
zoologischen  Gartens  in  München  beschlossen. 

Potsdam.  Im  Anschluß  an  den  Park  von  Sanssouci  werden 
auf  dem  Drachenberge  und  Clausberge  unweit  des  neuen  Palais,  nach 
den  vom  Kaiser  genehmigten  Plänen  des  Königl.  Hofgartendirektors 
Fintelmann  neue  Gartenanlagen  geschaffen.  Das  Gelände  wird  u.  a. 
mit  einem  breiten,  mit  Bäumen  bepflanzten  Fahrweg  versehen.  Dieser 
Weg  führt  in  gerader  Linie  von  dem  Belvedere  auf  dem  Clausberg 
nach  der  obersten  Terrasse  des  neuen  Orangeriegebäudes  von  Sans- 
souci. Die  neuen  Gartenanlagen  werden  einen  alpinen  Charakter 
erhalten  und  zwar  werden  dazu  mächtige  erratische  Steinblöcke, 
die  man  bei  den  Planierungsarbeiten  des  Geländes  in  der  Erde 
gefunden    hat,    verwendet  werden. 

Solingen.  Die  erst  seit  dem  1.  April  1904  bestehende  Stadt- 
gärtnerei hat  für  das  neue  Etatsjahr  bereits  ihren  eigenen  Etat,  der 
mit  einem  Zuschuß  von  ca.  8000  Mark  abschließt.  Neuanlagen  sind 
hier  nicht  einbegriffen,  sondern  werden  von  Fall  zu  Fall  bewilligt. 
Wenn  man  berücksichtigt,  daß  die  Stadt  Solingen  außer  dem  Volks- 
garten, der  iu  der  Hauptsache  aus  einem  Jugeodspielplatze  besteht, 
keine  öffentlichen  Anlagen  besaß,  sondern  erst  mit  der  Anstellung 
eines  Stadtgärtners  die  Schaffung  solcher  in  die  Hand  genommen  hat, 
so  muß  man  den  genommenen  Anlauf  einen  guten  nennen.  Auch  in 
die  Bebauung  ist  bereits  ein  frischer  Zug  gekommen,  dadurch,  daß 
bereits  festgesetzte  Fluchtlinien  geändert  werden,  um  durch  Schaffung 
breiterer  Bürgersteige  und  Vorgartenzwang  Raum  für  Alleen  zu 
schaffen.  Ein  reiches  Arbeitsfeld  für  einen  Stadtgärtner  und  die 
ebenfalls  neugewählte  Stadtgarten-Kommission. 

Schwiebus.  Für  die  brandenburgisoheProvinzial-Obstausstellung, 
welche  in  der  ersten  Hälfte  des  Oktobers  hier  stattfinden  soll,  ist 
von  den  städtischen  Behörden  die  neuerbaute  Turnhalle  zur  Verfügung 
gestellt  worden. 

Personal-Nachrichten. 

Born,  Wilhelm,  Privatmann,  ehemaliger  Gärtner  in  Großen- 
hain i.  S.,    beging  das  fünfzigjährige  Bürgerjubiläuni. 

Kröner,  Georg,  Stadtgärtner  in  Neumarkt  a.  d.  Rott,  Nieder- 
bayern, feierte  am  3.  März  sein  fünfundzwanzigjähriges  Dienst- 
jubiläum als  Stadtgärtner. 


Vorantworti.  Redakt< 


■  Verlac  t.  Rio  ha 


Schmidt  &  Co.,  Leipzig.  —  Druck:  Anh»lt.  Buohdr.  Gntanberg,  e.  ß.  m. 


12^^ 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


1.  April  1905. 


No.  27. 


Nachdruck  und  Nnchbildang  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Pflanzendüngung. 


Chilisaliieicr-Diiiigiinii  für  Obstbäume. 

Von  B.  Trenkner,  Plantage  Leliliof,  Quedlinburg. 
(Hierzu  lier  Abhildungeii.) 
iZugleicIi  Beantvvurtung  der  Frage  No.  307.) 
in  einer  vielgelesenen   gärtnerischen  Liebhaberzeitschrift 
wurde  verschiedentlich  vor  Anwendung  des  Chilisalpeters 
zur  Obstbaumdüngung  gewarnt  und  dafür  Gründüngung 
empfohlen.     In  No.   10  der  Pomol.  Monatshefte,  Jahrg.  1904, 
wurde  dagegen  die  Anwendjing  des  Chilisalpeters  lebhaft  em- 
pfohlen, auf  Grund 
angestellter  erfolg- 
reicher    Versuche. 
Wer  hat  Recht?  Dies 
war    der    Wortlaut 
der  in  No.  18  ver- 
ijffentlichten  außer- 
ordentlich wich- 
tigen Frage,   deren 
erschöpfende      Be- 
antwortung  jedoch 
nicht    so    kurz    zu 
fassen  ist,   daß  sie 
in  den  Rahmen  der 
Rubrik  „Fragen  und 
Antworten"  paßt  u. 
deshalb  hiererschoi- 
nen  .soll. 

Mir  sind  die 
botreffenden  Artikel 
seiner  Zeit  aufge- 
fallen und  besonders 
frappierte  mich  die 

Warnung  eines 
sonst  durch  seine 
Erfolge  in  der  Obst- 
kultur bekannten 
Züchters  vor  An- 
wendung schnell- 
wirkender Dünge- 
mittel    für     Obst- 


bäume, wie  des  Chilisalpeters.  Ohne  Frage  liegt  hier,  wie 
dieses  ja  leider  so  häufig  im  Gartenbau  geschieht,  eine  falsche 
Anwendung  zu  Grunde,  denn  äußerst  gewissenhaft  ausgeführte, 
vergleichende  Düngungs- Versuche  haben  gerade  das  Gegenteil 
bewiesen. 

Ich  beschäftige  mich  seit  einer  Reihe  von  Jahren  mit 
Düngungsversuchen,  sechs  Jahre  ganz  speziell  mit  Obstbaum- 
Düngungs- Versuchen  und  empfehle  auf  Grund  meiner  Er- 
fahrungen, soweit  es  sich  um  die  Stickstoff  du  ngung 
handelt,  den  Obstbäumen  den  Stickstoff  in  schnellwirkender 


Die  Gartenwelt. 


IX,  27 


E^B  Sauerkirschen.         ^^^B 

Durchschnitts -Ertraj  ton  1  Baum.  |^ 


UngedÜDßl'.Jaucbe.   Kdli-Phospbar.K\äli-Phospbät- 

Chilisalpeter. 

2.90Kg  5.06%  5.33 Kg      O  Kg      , 


Form    als    Salpeterstickstoff,    d.  h.    als  Chilisalpeter, 
zu  geben. 

"  Bei  der  Kaliphosphat-Düngung  ist  die  Frage,  ob  schnell 
oder  langsam    wirkende  Düngemittel  anzuwenden   sind,    ohne 


Ich  begründe  das  damit,  daß  der  Stickstoff  in  For 
von  Chilisalpeter  als  Salpeterstickstoff  von  den  Pflanzen  b 
kanntlich  sofort  aufnehmbar  ist,  während  sich 
der  Stickstoff  in  Form  von  schwefelsaurem  Am- 
moniak im  Boden  erst  in  Salpetei-stickstoff  um- 
wandeln muß,  welche  Umwandlung  längere  Zeit 
erfordert. 

Bei  den  organischen  Stickstoffdüngungen, 
wie  Mist,  Guano,  Gründüngung,  Hornspäne, 
Poudrette  usw.,  ist  die  Sache  noch  verwickelter, 
indem  sich  hier  der  organische  Stickstoff  erst 
in  Ammoniak-Stickstoff  und  dieser  wieder  in 
Salpeterstickstoff  umwandeln  muß,  ehe  er  für 
die  Pflanzen  aufnehmbar  ist. 

Es  bedarf  nun  wohl  keiner  weiteren  Aus- 
führungen, daß  der  Obstzüchter  stets  danach 
strebt,  seine  Obstbäume  möglichst  mit  ausgereiftem 
Holz  in  den  Winter  zu  bringen.  Durch  richtige 
Verwendung  des  schnellwirkenden  Chilisalpeters 
haben  wir  es  nun  völlig  in  der  Hand,  den  Trieb 
des  Baumes  zu  regeln.  Der  Stickstoff  im  Chili- 
salpeter ist  bekanntlich  in  einem  Zeitraum  von 
sechs  bis  acht  Wochen  von  den  Pflanzen  ver- 
l)raucht.  Geben  wir  unsern  Obstbäumen  also 
spätestens  Mitte  Juni  die  letzte  Chilisalpeter- 
gabe, so  sind  wir  sicher,  wenn  wir  die  nötige 
Kaliphosphat  -  Düngung  nicht  verabsäumen,  im 
Oktober  einen  kräftigen,  völlig  ausgereiften  Trieb 
zu  erhalten. 


Anders  bei  den  langsam  wirkenden  stick- 
stoffiialtigen  Düngemitteln,  wie  schwefelsaurem 
Ammoniak,  Hornspänen,  Stallmist,  bei  der  Grün- 
düngung usw.  Es  entzieht  sich  \m  diesen  Dünge- 
mitteln unserer  Kontrolle,  ob  nicht  diese  Dünger 
gerade  in  den  Herbstmonaten  größere  Mengen 
ihres  Stickstoffes  in  Salpeterstickstoff  fertig  ver- 
wandelt haben.  Tritt  in  diesem  Falle,  wie  so 
oft  im  Herbst,  noch  eine  feuchtwarme  Witterungs- 
jjeriode  ein,  so  beginnt  sich  der  Baum  noch 
einmal  zu  regen,  nimmt  gierig  den  mundgerechten 
Stickstoff  auf,  bleibt  also  noch  im  Trieb  und 
die  Folge  davon  ist,  daß  das  Holz  nicht  mehr 
ausreift  und  im  Winter  zurückfiiert.  Außerdem 
treiben  wir  in  diesem  Falle  eine  arge  Ver- 
schwendung mit  dem  teuersten  aller  Dünge- 
mittel, dem  Stickstoff,  da  er  von  den  Bäumen 
in  der  Ruheperiode,  nunmehr  in  Salpeter  ver- 
wandelt, nicht  mehr  aufgenommen  wird,  sondern 
unausgenutzt  in  den  Untergrund  versickert. 

Weiter  behauptet  ein  Herr,  der  als  Autorität 
auf  dem  Gebiete  des  Obstbaues  gilt,  daß  an 
seinen,  mit  Chilisalpeter  gedüngten  Bäumen,  ganze 
Asti'  mitten  im  Sommer  abgestorben  seien  und 
siliri'il.t  diese  Erscheinung  der  Chilisalpeter- 
Diingung  zu.  Dieses  Absterben  muß  aber,  wenn 
die  Chiligabe  nicht  ganz  übertrieben  stark  war, 
eine  andere  Ursache  haben.  Ich  habe  im  Gegen- 
teil Bäume,  die  an  Gipfeldürre  krankten  und  an  denen  ganze 
Zweige  abstarben,  mit  einer  Kaliphosphat-  und  Chilisalpeter- 
Düngung  wieder  gesund  gemacht.  Ich  wünsche  jedem  Obst- 
züehter  solche  gesunde,  prächtig  entwickelte  und  gleichmäßig 
starke  Bäume,  wie  sie  der  Besitzer  der  Freiherrlich  von 
Oldershausenschen  Obstplantage  „Feldbrunnen"  bei  Osterode 
a.  Harz    mit   Stolz    sein    eigen    nennen  kann.      Das  Bild  der 


fj^^^     Gelba  Knorpelkirsche. 
Durchschnitts -Ertrag  von  1 


ÜD^edün^f:    hali  Phosphat  Kali-Phosphor 

Chilisalpefer 

2,42K9      4,70  hg         6,76% 


IX,  27 


Die    Garten  weit. 


Titelseite  zeigt  die  Entwiokhiiig- von  Bäunipn 
(lieser  Plantage,  zehn  Jahre  nach  (Un- 
Pflanzung. 

Als  Obergärtner  der  Plantage  habe 
ich  die  Bäume  in  den  Volldüngungs- 
parzellen.  wie  aucli  in  den  Parzellen 
für  Phosphorsäure  und  Stickstoff  und 
Kali-  und  Stickstoff  Düngung  in  den  Jahren 
1894—1901  jährlich  mit  Chilisalpeter 
gedüngt  und  zwar  verschiedentlich  ver- 
suchsweise mit  recht  starken 
Gaben, bis  zu  5  Zentner  pro  Morgen 
(d.  s.  2500  qm).  Eine  Schädigung  durch 
zu  starke  Gaben  von  Chilisalpeter  zeigt 
sieh  zuerst  nicht  an  den  stärkeren  Ästen, 
sondern  an  den  jüngsten  Trieben  und 
dort  wieder  zuerst  an  den  jüngsten 
Blättern.  Diese  werden  nämlich  schlaff, 
zeigen  braune  Stellen,  schrumpfen  zusam- 
men und  sehen  wie  verbrannt  aus. 

Vermeintliche  Schädigungen  an 
Bäumen  durch  Clülisalpeter  können  mit 
Sicherheit  nur  dann  auf  Anwendung 
dieses  Düngers  zurückgeführt  werden, 
wenn  unter  gleichen  Verhältnissen  und  von 
derselben  Sorte,  eine  Anzahl  Bäume  ohne 
Ohilisalpeter  -  Düngung  geblieben,  also 
Parallel -Versuche  angestellt  worden  sind. 

Es  wird  auch  vielfach  behauptet, 
Steinobst,  speziell  Kirschen,  wären  em- 
pfindlich gegen  eine  Stickstoff-Düngung, 
besonders  der  Gummifluß  wurde  hierdurch 
gefördert.  Dieser  Behauptung  steht  fol- 
gende Tatsache  gegenüber:  Trotzdem  die 
Süß-  und  Sauerkirschen  in  „Feldbrunnen" 
im  Jahre  1897  ein  Hagelwetter  erlebten, 
daß  von  den  Rinden  die  Fetzen  herab- 
hingen, was  doch  die  Gummiflußbildung 
sicher  noch  befördert  hat,  verlief  diese 
Krankheit  ganz  normal  und  war  in  den 
gedüngten  und  ungedüngten  Parzellen 
völlig  gleich.  Die  günstige  Wirkung  des 
Chilisalpeters  auf  den  Ertrag  zeigen  uns 
die  bildlichen  Darstellungen  der  Erträge 
an  Süß-  und  Sauerkirschen  auf  Seite  314. 
Daß  meine  günstigen  Erfalu'ungen  mit  der 
Chilisalpeter-DüngungderObstbäume  nicht 
vereinzelt  dastehen,  beweisen  die  für  die 
Praxis  so  überaus  wichtigen  Arbeiten  des 
früheren  Kreisobstbauteclmikers  Herrn 
IJnselt,  jetzt  Hofgärtnerin  Schwetzingen, 
und  dessen  Nachfolgers  im  Amte  Herrn 
Biesterfeld  in  Offenbach  a.  M. 

An  den  Landstraßen  des  Kreises 
Offenbach  wird  seit  1  903  zur  Düngung 
der  Obstbäiune  neben  der  nicht  zu  um- 
gehenden Kaliphosphat-Düngung,  Chili- 
salpeter verwendet  und  zwar  teils  in  sehr  starken  Gaben.  Die 
erzielten  Erfolge  veröffentlichte  Herr  Kreisobstbautechniker 
ßiesterfeld  in  No.  10  der  Pomol.  Monatshefte  vom  Jahre  1904. 

Schädigungen  sind  dort    in    keinem  Fall,    wohl    aber 
ganz  vorzügliche  Resultate  zu  verzeichnen. 


IE 

OS  f^ 


\?,4 


||l 

£  I 

liii 


6c- 


'".3       2  ""    - 


I   Cß  CO 


Das  Versuchsergebnis  des  Jahres  1904  mit  dem  Apfel 
„Große  Kasseler  Reinette",  gewachsen  an  einer  Landstraße  des 
Kreises  Offenbach,  bin  ich  in  der  Lage,  den  Lesern  der 
„Gartenwelt"  im  Bilde  und  in  Zahlen  mitzuteilen. 

Wir   sehen   hier,    daß .  durch  die  Chiiisalpeter  -  Düngung 


Die   Gartenwelt. 


IX, 


der  kolossale  Mehrertrag  von  76,5  kg  gegen  „Ungedüngt" 
erzielt  wurde.  Daß  es  allein  der  Chilisalpeter  ist,  der 
dieses  günstige  Resultat  erzielte,  zeigt  uns  die  einseitige  Kali- 
Pliosphat-Düngung.  Durch  diese  wurde  der  überhaupt  nicht 
in  die  Wage  fallende  Mehrertrag  von  0,7  kg  erzielt.  Ganz 
besonders  weise  ich  auch  auf  die  Verbesserung  der  Qualität 
diu'cli  die  Chilisalpeter-Düngung  liin,  was  bei  Berechnung 
des  Geldwerts  der  Ernte  wohl  zu  berücksichtigen  ist. 

Um  Mißverständnissen  vorzubeugen,  soll  aber  gleichzeitig 
vor  der  einseitigen  Verwendung  des  Chilisalpeters  gewarnt 
werden.  Sind  im  Boden  genügend  Kali-  und  Phosphorsäure 
vorhanden,  so  wird  der  Chilisalpeter  auch  ohr.e  Kaliphosphat 
seine  gün.stige  Wirkung  ein  oder  zwei  Jahre  ausüben.  So- 
bald aber  der  Kaliphosphat- Vorrat  verbi-aueht  ist,  kann  unter 
Umständen  eine  Schädigung  —  nicht  des  Baumes  —  wohl 
aber  am  Ertrage  eintreten. 

Angesichts  dieses,  nach  jeder  Richtung  hin  einwand- 
freien Versuches  der  Herren  Unselt  und  Biesterfeld, 
sollten  die  gedachten  gärtnerischen  Liebhaberzeitschriften  doch 
recht  vorsichtig  mit  der  Veröffentlichung  derartiger  Artikel  sein. 

Was  nun  die  so  sehr  emj^folilene  Gründüngung  an 
Stelle  der  Chilisalpeter-Düngung  anlangt,  so  sieht  es  hier  in 
der  Praxis  ganz  anders  aus  wie  in  der  Theorie.  Wäre  die 
Gründüngung  als  Stickstoffdüngung  wirklich  von  solcher  Be- 
deutung wie  sie  von  der  Theorie  hingestellt  wird,  so  wäre 
ilire  Anwendung  in  der  Landwirtschaft  doch  wohl  schon 
allgemein  verbreitet.  Den  Einfluß  der  Gründüngung  auf  die 
Bodenverbesserung  will  ich  nielit  in  Abrede  stellen.  Dieser 
Punkt  kommt  aber  bpi  der  Obstbaumdüngung  weniger  in 
Frage,  da  es  doch  mit  vielen  Umständen  verknüpft  ist,  wenn 
nicht  meist  unmöglich,  die  Gründüngung  in  den  Bereich  der 
Obstbaumwurzeln  zu  bringen.  Es  ist  schon  mit  Schwierig- 
keiten und  Kosten  verknüpft,  Stallmist  bei  Obstbaumpflanzungen 
so  unterzubringen,  daß  seine  Nährstoffe  von  den  Wurzeln 
ausgenutzt  werden.  Wie  viel  schwieriger  ist  es  nun  aber 
z.  B.  eine  ausgewachsene  Mischung  von  Erbsen,  Wicken  und 
Bohnen  unterzubringen?  Eine  solche  Mischung  im  jungen 
Stadium  imterzubringen,  wäre  Verschwendung  und  sehr  kost- 
spielig, da  nur  die  große  Menge  grüner  Pflanzenmasse  über- 
haupt erst  von  Wirkung  ist. 

Naeli  den  vorliegenden  langjährigen  Versuchen  und  auf 
Grund  meiner  persönlichen  Erfahrungen  auf  diesem  Gebiete, 
darf  ich  wohl  behaupten,  daß  eine  Düngung  der  Obstbäume 
mit  Chilisalpeter  selbsti-edend  in  Verbindung  mit  einer  Kali- 
phosphat- und  Kalkdüngung  nicht  nur  angebracht  imd  lohnend, 
sondern  für  den  Obstzüchter,  der  gewinnbringend  arbeiten 
will,  geradezu  unentbehrlich  ist. 


Orchideen. 

Calaiitlio  japoiiica  und  ihre  weiße  Varietät. 

Von  C.  Sprenger,  Voniero-Neai>ol. 

tiapau,  das  Wunderland,  und  das  Land  der  Sehnsucht  .so 
manchen  Menschenkindes,  das  seine  Zweifel  Hebten  möchte  in  Gottes 
wunderschöner  Natur,  wo  die  schönsten  Blumen  dieser  Erde  blühen, 
und  wo  der  Mensch  mit  dieser  Blumenwelt  so  sehr  verwachsen  ist, 
(laß  er  ihre  Pflege  zum  reinsten  Kultus  erhebt,  dieses  schöne  Insel- 
land bietet  uns  immer  noch  neu(!  Überraschungen.  Es  hat  in  seinen 
Tälern  und  auf  seinen  Höhen  eine  vornehme  und  reiche  Flora,  seine 
Gärten  bergen  viele  Schätze,  woran  auch  wir  uns  erheben  können, 
seitdem   sie  uns  zugänglich  wurden.     Es   schien    eine  Zeit    lang,    als 


ob  die  Orchideen  im  Gegensatze  zu  anderen  Pflanzenfamilieu  in 
Japan  stiefmütterlich  bebandelt  würden.  Allein  das  war  ein  Irrtum, 
denn  nach  und  nach  kamen  wunderschöne  und  reichblühcnde  Exem- 
plare in  Arten  und  Formen  nach  Europa,  und  wenn  auch  keine  der- 
selben Riesenblunien,  die  es  heute  nun  einmal  sein  sollen,  bringt,  so 
sind  doch  g.ar  viele  melir  als  kull urwürdig  und  nicht  nur  für  Sammler 
und  Botaniker  interessant,  sondern  auch  für  den  weiteren  auf  Gewinn 
zielenden  Gartenbau. 

Ich  darf  hiermit  den  Anfang  machen,  eine  Reibe  erprobter 
japanischer  Orchideen  zu  schildern.  Calanthe  japoniea,  Blume,  gehört 
zur  Sektion  Eiicalanthe,  d.  li.  sie  trägt  an  ihren  schönen  Piirpur- 
blättern  einen  recht  langen,  abwärts  geneigten  und  keck  gebogenen 
Sporn,  im  Gegensatze  zur  Abteilung  Ohiesbreghlia,  die  spornlos  ist, 
oder  nur  den  Ansatz  eines  .snlolien  rückseitigen  Anhängsels  zeigt. 
Soheinbulben  birutörmig,  dickbauchig,  mit  langen,  weichen, 
fleischigen  Wurzeln  und  in  den  kurzen  Blattstiel  herablaufenden, 
rinnigen,  breit  eiförmigen,  zugespitzten,  lichtgrünen  Blättern,  die, 
immergrün  bleibend,  sich  mit  den  neu  erscheinenden  Scheinbiüben 
ergänzen.  Blütenschäfte  30  bis  40  cm  hoch,  schlank,  mit  20  bis 
30  ,  Blüten  an  der  Spitze.  Die  Blüten  sind  tief  purpurn,  innen 
weißlieb  und  kaum  merklich  duftend.  Sie  erscheinen  hier  bei  mir 
im  Freien  etwa  Ende  September   und  dauern  ungefähr  einen  Monat. 

Dieweißblühende  Calanthe  japonica  alba  blüht  etwas  früher, 
hier  von  Mitte  September  bis  Mitte  Oktober.  Diese  sehr  schöi;e  und 
für  den  Züchter  begehrenswerte  feine  Varietät  weicht  so  sehr 
von  der  Stammart  ab,  daß  man  sie  recht  wohl  für  eine  be- 
sondere Art  halten  könnte.  Sie  wächst  viel  kräftiger,  trägt  höheie 
Blütenstengel  mit  umfassenden  Stengelblättern  und  größeren  Blüten- 
trauben, deren  Blüten,  von  schneeweißer  Farbe,  zweiteilige,  sehr  tief- 
gespaltene Lippen  tragen.  Ihre  Blätter  sind  konsistenter  und  sehr  rinnig 
nervig,  auch  leicht  meergrün  bereift. 

Ich  kultiviere  diese  lieblichen,  immergrünen,  dankbaren  Calan- 
then  seit  Jahren  in  kleinen  Töpfen  für  den  Pflanzenhandel,  stelle 
sie  des  Winters  in  einen  lichten,  einfachen  Holzkasten  mit  Glas 
bedeckt  und  bringe  sie  von  Anfang  April  bis  Mitte  oder  Ende  Oktober 
in  das  Freie  in  tiefem  Schatten  am  Fuße  einer  kühlen  Mauer  und 
in  Gesellschaft  von  hier  ausdauernden  Farnkräutern.  Die  Cahinthe 
sind  bekannthch  Erdorchideen  und  C.  jnponica.  gedeiht  vorzüglicli 
in  einer  Mischung  von  grobfaserigem  Torf,  reiner  schwarzer  humus- 
reicher Walderde  und  grobkörnigem  Flußsand,  der  aber  bei  guter 
Drainage  nicht  einmal  notwendig  ist.  Eine  leichte  in  Wasser  gelöste 
Gabe  Chihsalpeter  tut  ihnen  sehr  gut  und  es  ist  ganz  selbstrodend, 
daß  die  Bewässerung  mit  reinem  kalkfreiem  Flußwasser  regelmäßig 
des  Abends  vorzunehmen  ist.  Ich  lasse  die  Pflanzen  während  der 
beißen  Juli -Augustzeit  mehrmals  des  Tages  spritzen.  Unter  dieser 
Behandlung  gedeihen  meine  Pflanzen  vortreffhch,  blühen  alljährhch 
reich  und  schön  und  versagen  nie.  Die  Pflanzen  sind  so  gesucht, 
daß  meine  typische  japoniea  fast  geräumt  ist  und  nur  die  weiße 
Varietät  noch  abgebbar  wäre.  Man  sollte  diesen  und  vielen  anderen 
Calanthen,  die  alle  mehr  oder  weniger  schön  sind,  viel  mehr  Auf- 
merksamkeit zuwenden,  eben  ihrer  an.spruohslosen  leichten  Kultur 
wegen,  um  ihrer  hübschen  Blume  willen  und  auch  besonders,  weil 
alle  ohne  große  Mühe  im  Zimmer  zu  halten  und  zur  Blüte  zu  bringen 
wären.  Calanthe  japoniea  alba  kultivierte  ich  jahrelang  im  Zimmer 
und  brachte  sie  regelmäßig  zur  Blüte. 


Kakteen  und  Sukkulenten. 
Kalaiiclioe  keweiisis. 

Von  Richard  Anker,  Addi.son  Nursery,  Konsington,   England. 
(ITierxu  eine  Abbildung.) 

L/iese  wunderhübsche  Hybride  hat  ihren  Ursprung  in  den 
berühmten  botanischen  Gärten  von  Kew,  woselbst  sie  aus  einer 
Kreuzung  der  großen  weißblumigen  Kalanchoi'  lientii  nüt  der  herr- 
lichen von  Orange  in  Scharlachrot  üliergehenden  Kalanehoe  flammca  ge- 
zogen wurde.    Die  Pflanzen  haben  aufrechten  Wuchs,  sind  1  m  hoch 


IX,  27 


Die    Gartenwelt. 


und  liöher  mit  zylindrischen  Stengeln,  an  denen  die  gegenständigen, 
veiscliiedenaitig  geformten  Blätter  sitzen,  die  mehr  oder  weniger 
durch  tiefe  Einkerbungen  eine  ausgeprägt  dreispitzige  Form  erhalten. 
Die  übrigen  gleiclien  entweder  denen  der  flachen  zungenartigen 
Krrlaiichor  flaiiiitira,  oder  denen  der  Kalanclioe.  Bentii.  Die  haupt- 
silclilichbte  Eigentümlichkeit  der  Pflanze  ist  die  Farbe  der  Blüten, 
welche  weder  flaiiimea  noch  Be7itü  ;iliii.l(.  -la  -!-•  ein  kräftiges  Kosa 
ist.  Die  Größe  der  vierzähligen  lüiii.  n  i  f  un^rfahr  2  —  3  cm  im 
Durohinesser,  Blumenblätter  zueinci  I.Miin'  \rM\arlist'n.  Die  Blumen 
stehen  in  viel  verzweigten  Rispen.  Su-  hleilu-u  lange  in  Blüte  und 
halten  sich  au(;h  als  Schnittblumen   in  Wasser  lange  Zeit. 


Stauden. 

Funckia  Sieboldi  {tSi/n.  Hosla  sicholdiana,  Hook.),  unter 
diesoin  Namen  auch  in  namhaften  Staudenverzeichnissen  nicht  zu 
finden,  ist  eine  der  schönsten  und  vornehmsten  farbigen  Funckien. 
eine  vorzügliche  Solifairpflanzc  edelster  Form,  wie  auch  für  bessere 
Felspartien  sehr  geeignet.  Ihre  .schön  geformten  großen  Blätter,  wie 
die  der  Ftmcina  subcordala  r/randiflora.  sind  graublau  oder  graugrün, 
denn  blau  ist  in  diesem  eigenartigen  Farlieutone  vorherrschend.  Eine 
starke  Pflanze  im  Käsen,  oder  ein  aus  mehreren  Pflanzen  bestehender 
Busch,  ist  eine  absonderliche  und  hervorragend  schöne  Erscheinung 
ihrer  Art,  zumal  in  der  Nachbarschaft  anderer  bunter  Funckien. 
Ubschon  ich  dieselbe  einmal  entdeckte  und  sofort  anpflanzte,  war  es 
mir  doch  nicht  vergönnt,  sie  irgendwo  in  Blüte  zu  sehen. 
Doch  liegt  der  hohe  Wert  der  Pflanze,  die  keinesfalls  eine  Neuheit, 
nur  eine  Seltenheit  ist,  jedenfalls  und   einzig  in  der  schönen   zarten 


mütterchen  oder  Hyazinthen  und  Tulpen  —  damit  ist  der  Blumen- 
schmuck oder  der  Schmuck  des  Gartens  überhaupt  erschöpft.  Es 
sollten  aber  alle  Gärtner,  welche  Gärten  im  Auftrage  anlegen,  be- 
pflanzen und  in  Pflege  haben,  nach  Möglichkeit  bestrebt  sein,  mehr 
und  mehr  das  Interesse  für  gute  Dauerpflanzen  neben  den  gewöhn- 
lichen Giuppenpflanzen  zu  wecken,  was  dieselben  doch  so  sehr  ver- 
dienen. Es  darf  aber  andererseits  auch  nicht  verschwiegen  werden, 
daß  für  viele  Gärtner  die  Staudenwelt  eine  ihnen  völlig  fremde 
Welt  ist. 

Zu  den  Funckien  sei  noch  bemerkt,  daß  diese  auch  an  Orten 
im  Schatten,  wo  so  manche  andere  Pflanze  nicht  mehr  gedeiht,  immer 
noch  sehr  gut  gedeihen.  G.  S. 


Schnittblumenkultui 


blauen  Blattfärbung,  welche  sie  ja  während  der 
zeit  behält,  nicht  aber  in  den  wohl  selten 
erscheinenden  Blüten.  Sieisteinederschönsten 
Funckien  mit  bunten  oder  farbigen  Blättern; 
wenn  nicht  die  schönste  so  doch  die  zarteste, 
weil  diese  Farbe  so  selten  ist. '  Unter  den 
Funckien  ist  sie  in  der  Färbung  annähernd 
das,  was  in  dieser  Beziehung  unter  den 
Teppichpflanzen  etwa  die  graublauen  Eche- 
verien  sind. 

An  passender  Stelle  ein  größerer  Trupp 
dieser  blauen,  großblätterigen  Funckien,  ein- 
gefaßt mit  der  kleinblätterigen,  wellenförmigen, 
weißbunten  F.  undulata  fol.  var.  gibt  jeden- 
falls eine  hochintere.ssante  seltene  Gruppe  von 
Blattpflanzen  in  eigenartigem  Farbenspiel,  wie 
man  sie  n  u  r  aus  Stauden  herstellen  kann. 
Bedenkt  man  die  Dauerhaftigkeit  solcher  Pflan- 
zen, gepaart  mit  Schönheit,  denn  nach  ein- 
maliger Anpflanzung  kann  man  sich  ein 
Menschenalter  hindurch  daran  erfreuen,  wenn 
sie  nicht  gewaltsam  vernichtet  werden,  und 
zieht  man  dazu  in  betracht,  daß  dieselben  tat- 
sächlich nicht  mehr  an  Pflege  erfordern  als 
etwa  eine  Päonie  oder  ein  gewöhnlicher 
Strauch,  so  überkommt  den  Fachmann  beim 
Anblick  zahlloser  Gärten  in  bezug  auf  ihre 
Bepflanzung  ein  recht  beschämendes  Gefühl. 
Dieses  Gefühl  wird  auch  nicht  behoben  durch 
den  Anblick  und  den  Vergleich  mit  dem 
Blumen-,  Obst-  und  Gemüsegarten  auf  so 
mancbem  phantastisch  geformten  teuren 
Damenhut. 

Mau  findet  eben  leider  in  unseren  Gär- 
ten nur  sehr  selten  interessante  Vertreter  der 
Staudenwelt  vor.  Rasenplätze  mit  Bäumen 
und  Sträuchern  gewöhnlichster  Art,  einige 
Blumengruppen  mit  den  alljährlich  wieder- 
kehrenden stereotypen  Pelargonien,  Fuchsien 
oder  Begonien,    im  Frühjalu-  vielleicht  Sticf- 


Vegetation 


Kalanchoe 

Vom  Verfasser  für  die 


Cosmea  bipinnata  ist  eine  nur  .selten  in  den  Gärten  zu 
findende  Somraerblunie.  Als  solche  wird  sie  wohl  keine  große 
Bedeutung  erreichen,  weil  bei  der  herrschenden  Geschmacksrichtung 
die  Sommerblumen  nicht  so  beliebt  sind  wie  andere  Blütenpflanzen, 
z.  B.  die  Stauden.  Aber  in  anderer  Hinsicht  könnte  diese,  durch 
ein  fein  gefiedertes  Laub  und  durch  zahlreiche  auf  schlanken,  aber 
straffen  Stengeln  sitzende  Blüten  auffallende  Pflanze  für  den  Schnitt- 
blumengärtner, Blumenbinder  und  Dekorateur  von  Bedeutung  sein.  — 
Gewöhnlich  blüht  sie  bei  einer  Aussaat  im  März,  April  in  den  Monaten 
Juli  bis  September.  Säen  wir  sie  aber  später  aus,  etwa  Ende  Mai, 
so  reicht  ihr  Flor  bis  gegen  Weihnachten.  Freilich  dürfen  wir  sie 
nicht  im  Freien  lassen,  sondern  müssen  sie  entweder  in  Töpfe  pflanzen 
und  ins  Haus  stellen  oder  wir  überdecken  das  Beet,  auf  welchem  sie 
stehen,  mit  Kästen  und  Fenstern,  um  sie  vor  vernichtenden  Frösten 
zu  schützen.  Auf  diese  Weise  behandelt, 
kann  Cosmea  bipinnata  und  besonders 
ihre  Verbesserang  C.  bipinnata  grandi- 
flora  und  die  Form  Klondyke  eine  nicht 
zu  unterschätzende  Bereicherung  unseres 
Schnittmaterials  sein  zu  einer  Zeit,  wo  viel 
für  Binderei  und  Dekoration  gebraucht 
wird  und  doch  die  Auswahl  und  Ab- 
i-hslung  eine  beschränkte  ist.  Die  Blüten 
der  verbesserten  Cos- 
mea bijmmata  gran- 
diflora  ähneln  sehr 
den  Margueritcn  oder 

kleinen  einfachen 
Kaktusdahlien,  haben 
vor  ersteren  aber  den 
Vorzu'g,  daß  wir  sie 
in  verschiedenen  schö- 
nen Färbungen,  weiß, 
rosa,  dunkelrot,  bläu- 
lich usw.  besitzen  und 
daß  sie  sich  besser  in 
abgeschnittenem  Zu- 
stande halten  als  Mar- 
gueritcn odereinfaclie 
C.  Rimann,  Nagy  Szent  Miklus. 


Reseda  Machet  „Weiße  Perle". 

vorjährige  Einführung   von  Papc  n. 

gmann  in  Quedlinburg,  sei  allen, 
die  weiße  Schnittblumen  ziehen,  bestens 
empfohlen.  Die  Blüten  sind  tatsächlich 
weiß,  sehr  wohlriechend  und  erscheinen 
in  langen,  spitz  auslaufenden  Ähren.  Für 
die  Kranzbinderei  ist  Reseda  „  Weiße  Perle'- 
von  unschätzbarem  Wert.  Wer  meinen 
Garten  im  vorigen  Jahre  besuchte,  war 
entzückt  von  der  Schönheit  dieser  Neu- 
züchtung. M.  .H. 


kev,'ensis. 

iGartenwelt"  gezeichu 


Die  Gartenwelt. 


IX,  27 


Ruinenhalle  beim  gothaischen  Dorf  Liebenstein 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenweit"  photogr.  aufgenommen. 

Landschaftsgärtnerei. 
Ruinen  im  Garten. 

Vüu  Willy  Lange,  Lehrer  für  Gartenkunde  an  der  Kgl.  Uärtnerlehranstalt 
in  Dalilem  bei  Steglitz. 

(Hierzu  vier  Abbildungen.) 
„Altes  Gemäuer"  läßt  uns  in  seiner  Gestaltung  fast  voll- 
ständige Freiheit:  es  ist  bis  zur  Unkenntlichkeit  der  ursprüng- 
lichen Form  zerfallen.  Während  im  kleinen  Garten  einige 
kleine  Mauerteile  zur  Begründung  einer  lebendigei-en  Boden- 
bewegung genügen,  als  Ersatz  der  vielleiclit  unnatürlichen 
Naturwerke,  z.  B.  Felsen  durch  Menschenwerke  (ver- 
gleiche meine  Ausführungen  in  No.  4  d.  Jahrg.)  kann 
im  größeren  Naturgarten  ein  ganzes  Gebiet  durch 
Mauerreste,  von  einander  getrennt,  aber  im  Ganzen 
den  ursprünglichen  Gebäudegrundriß  noch  erkennen 
lassend,  Veranlassung  (Motiv)  zu  architektonischer 
Gestaltung  innerhalb  der  übrigen  Gartennatur  werden. 
Ein  Beispiel,  wie  auch  einmal  architektonische  Flächen- 
anordnung, aber  mit  fi-eien  Umrißlinien  im  Kaum, 
„naturgemäß"  sein  kann. 

Nicht  so  frei  sind  wir  in  der  Nachgestaltuiig 
der  Ruinen,  d.  h.  solcher  Gebäudereste,  die  ihren 
lu'sprünglichen  Zweck  und  ihre  Bauformen  noch  er- 
kennen lassen.  In  ihnen  verkörpern  sich  tiefe  his- 
torische Beziehungen,  Merksteine  der  Landes-Erlebnisse 
und  gleichzeitig  eine  durch  lebendige  Beispiele  er- 
läuterte Entwickelungsgeschichte  deutscher  Bauformen. 
Alles  dies  legt  ims  strenge  Prüfung  dessen  auf, 
was  nach  der  landschaftlichen  Lage  des  Gartons  das 
Richtige  ist  und  andererseits  die  beabsichtigte  künst- 
lerische Stimmung  zu  en-eichen,  geeignet  scheint. 

Man  kann  zwei  Haupt-Gruppen  unter  den  Ruinen 
unterscheiden:  weltliche  und  kirchliche.  Er.storo 
sondern    sieh    in    die    historischen    Gruppen    der 


Römi.schcn  und  der  Deutsch-mittelalter- 
lichen. Sie  dienten  der  Verteidigung  oder 
Unterdrückung  und  waren  über  ganz 
Deutschland  an  solchen  Stellen  verteilt, 
die,  wenn  auch  nur  in  einer  geringen 
Bodenerhebung,  eine  natürliche  Er- 
schwerung des  Angriffs  versprachen. 
Während  in  der  Ebene  im  Norden  und 
Süden  die  feindlichen  Heerhaufen  in 
breiten  Völkerwellen  im  Eassenkampf 
übereinanderfluteten ,  alles  Entgegen- 
stehende bis  auf  die  heiligen  Kapellen 
und  Kirchen  zerstörend,  wurden  im  Ge- 
birge die  Bruder-  und  Nachbar- 
zwiste in  kleineren  Gnipjien  aus- 
gefochten,  und  manche  Burg  fiel  hier 
mehr  durch  Verrat  als  durch  Übermacht. 
Der  kleine  Haufe  der  Belagerer,  bei  der 
Schwierigkeit  der  Verpflegung  im  unweg- 
samen Gebirge  oft  kaum  weniger  aus- 
gehungert als  die  Belagerten,  zog  nach 
oberflächlicher  Zerstörung  des  wehrlichen 
Hauses  —  mehr  waren  ja  viele  „Burgen" 
nicht  —  möglichst  i'asch  fürbaß.  Die 
wenig  behauenen  Steine  hatten  für  die 
bäuerlichen  Umwohner  geringen  Wert : 
wozu  sollte  man  von  dem  Biu-gberge  holen,  was  man  eben- 
sogut im  Tale  fand.  So  blieben  Ritterburgen  fast  nur  im 
Gebirge  bis  auf  unsere  Zeit  erhalten,  während  andrerseits  die 
kirchlich-klösterlichen  Ruinen  ganz  besonders  der  Ebene  eigen- 
tümlich sind.  In  den  alten  Rassekämpfen  heilig  gehalten,  er- 
lagen die  Klöster  meistens  erst  der  Wut  der  von  ihnen  bisher 
geleiteten  und  geknechteten  Umwohner  in  den  Bauernkriegen. 
Weil  wir  hieraus  folgern  müssen,  daß  Burgruinen  fast 
nur  im  Gebirgsgarten,  Ruinen  kirchlicher  Bauten  aber  überall 
„naturwahr"  sind  —  darum  finden  wir  diesen  geschichtlichen 
Überblick  in  der  „Gartenwelt":  ein  Beispiel  für  die  tiefen 
Beziehungen,    welche  die  scheinbar  eng  umgrenzte   Welt  des 


Mauercck 

Vom   Verfasser  für  die  „G.i 


IX,  27 


Die   Gartenwelt. 


Gartens  mit  der  weiten  Welt  des  gegenwärtigen  und  ver- 
gangenen Lebens  verknüpfen,  Beziehungen,  die  im  Einzelnen 
auf  die  Entwickelun«  der  Bauformen  hinübergreifen. 

In  dem  ursprünglich  kriegerischen  Zweck  der  Burgen 
liegt  es,  daß  sie  zunächst  mehr  stark  als  schön  sind,  während 
in  den  kirchlichen  Ruinen  herrliche  Reste  baukünstlerischen 
Schmuckes  erhalten  sind.  Unsere  Bilder  zeigen  deutlich  diesen 
Gegensatz:  Das  erste  Bild  Seite  318  oben  gibt  einen  Anhalt  für 


Kloster  Walkenried  bei  Nordhausen. 

Vom  Verfasser  für  die  „Garlenwelt"   photogr.  aufgenommeu. 


die  Verwertung  der  „Ruinen"  im  Garten  als  gesclilossene  Halle, 
deren  Deckimg,  durch  Treppen  von  außen  zugänglich  ge- 
macht, einen  Ruheplatz  inmitten  dichter  Baumkronen  gewährt. 
Das  Innere  der  Halle  kann  mit  ritterlicher  Pracht  ausgestattet 
werden  und  die  Umgebung  durch  blühend  umrankte  Mauer- 
reste, Brunnen  usw.  die  Hauptstimmung  des  Ganzen  aus- 
klingen lassen.  Unsere  vielen  heimatlichen  Burgen  geben, 
namentlich  auch  in  Verbindung  mit  alter  Holz-Architektur 
malerische  Vorbilder  für  Einzelheiten.  Das  zweite  Bild, 
Seite  318,  zeigt  eine  Mauerecke  mit  Fenstern  —  den  Rahmen 
für  liebliche  Bilder  der  Umgebung. 

„Klosterruinen"  geben  uns  im  lieblichen  Garten  der  Ebene 
Gelegenheit,  zierliche  Bauten  auszuführen.  Unser  drittes  und 
viertes  Bild,  auf  dieser  Seite,  Teile  der  Ruine  Walkenried 
bei  Nordhausen  darstellend,  belehren  uns  darüber,  wie  ver- 
schiedene Baustile  an  demselben  Bauwerk  dessen  Geschichte 
erzählen,  und  gerade  hierdurch  sein  Alter  uns  besonders 
eindringlich  machen :  Auf  einen  wenig  formvollendeten  Unterbau 
folgt  ein  romanischer  Hochbau  und  auf  diesen  ein  prächtiger 
gotischer  Umbau  mit  Benutzung  romanischer  Ai'chitekturteile. 
Zur  künstlichen  Nachschöpfung  des  Alters  sollte  uns  der 
Wechsel  des  Stils  ein  willkommenes  Hilfsmittel  sein.  Die 
Abbildungen  sind  nicht  als  nachzuahmende  Vorlagen  gedacht, 
sondern  wollen  in  der  Darstellung  der  wesentlichen  Züge  der 
Ruinen  „in  der  Natur"  als  Grundlage  für  kleinere  Schöpfungen 
im  Garten  dienen.  Hier  können  einzelne  Teile  zu  Ein-  und 
Durchgängen,  auch  zu  „Rahmen"  für  Gartenbilder  weVden, 
endlich  Blickpunkte  bilden  auf  freie  Flächen  innerhalb  und 
auiäerhalb  des  Gartens,  sie  zu  „Bildern"  vollendend. 


Wie  die  Natur  ein  Wesen  trotz  der  Einheitlichkeit  seiner 
Bildungsgesetze  unendlich  verschieden  gestaltet,  denn  kern 
Mensch,  kein  Tier,  keine  Pflanze,  kein  Stein  gleicht  dem 
andern  gleicher  Art  vollständig,  so  bilden  sich  auch  Menschen- 
werke wechselvoll  um,  sobald  die  Natur  sie,  von  ihnen  Besitz 
ergreifend,  in  ihre  Bestandteile  auflöst.  Aber  zerstörend  weiß 
sie  zu  schaffen  und  neues  Leben  blüht  aus  den  Ruinen.  So 
lassen  wir  im  Garten  dit;  Mauern  bewachsen  und  imisohlingen 
von  heiteren  Waldreben,  Wildem  Wein,  Jelänger- Jelieber ; 
auf  den  wild  zerrissenen  Mauerkronen  Fichten  luid 
Kiefern,  überhängende  Brombeeren,  Himbeer-  und  Vogol- 
beersträucher  stehen ;  aber  auch  Kresse  lind  Geranien 
hervorleuchten,  Glockenblumen  und  Fuchsien  blühen, 
Heliotrop  und  Reseda  ihre  duftenden  Seelen  in  die 
milde  Nacht  hauchen.  Epheu,  der  ernste  Freund  der 
Denksteine,  hilft  uns  vergangene  Leiden  mildern. und 
Immergrün  auf  neue  Freuden  hoffen.  —  Ergreifende 
Bilder  der  Phanta.sie  gestalten  sich  zu  schöner  Wirk- 
lichkeit durch  Vereinigung  scheinbar  im  Werden  be- 
griffener Sandstein-Architektiu-  mit  der  Auflösung  nahem 
Gemäuer,  überwuchert  von  alljährlich  auferstehenden 
Pflanzen. 


Natürlicher  Parkschmuck  als  ehrende  Erinnerung  auf 
.1  In.sel  Mainau,  wo  der  greise  Heldenkaiser,  Wilhelm  I., 
alljiibilich  und  gern  einige  Zeit  weilte.  Kaiser  Wilhelm  hatte 
hier  eine  prächtige,  stille  Stelle  im  Park  gefunden,  die  sein 
Lieblingssitz  wurde,  von  dem  aus  man  einen  herrlichen  Über- 
blick hatte  über  den  schönen  Bodensce  zu  der  großartigen, 
lang    hingezogenen    Alpenkette.      Zur  ehrenden    Erinnerung 


^ 

HHP'^-: 

■H 

^^^p  S 

1 

■hhpH 

^^^^^Hr<.^ 

H 

iffl'^ 

n. 

.-"jr 

mm 

m 

Kloster  Walkenried    bei  Nordhausen. 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgenommeu. 

wollte  die  Großherzogin  von  Baden,  seine  Tochter,  diesen  Liebling.^sitz 
auszeichnen  und  sie  wähUe  dazu  einen  kleinen  erratischen  Block 
und  legte  ihn  neben  die  kleine  Bank,  auf  der  der  Kaiser  so  gern  saß. 
Dann  zeigte  sie  die  Stelle  dem  immer  jugendfrisdicn  deutschen 
Bodensee -Dichter  Victor  Scheffel  und  ließ  in  goldenen  Buchstaben 
dessen  Spruch  auf  den  Block  einmeißeln: 

Zersplittert,  -  lose  Reiser  —  1    Heil  Wilhelm,  d-utschor  Kaiser! 

Vereinigt  —  alpengleich!  I    Heil  Dir,  Du  deutsches  Reich! 

Grube,  Aachen. 


320 


Die    Gartenwelt. 


IX,  27 


Pflanzenvermehrung. 

Yermelirung  von  Drosera  und  Ramondien  durch 
Blatlstecklinge. 

Von  F.  Rehnelt,  ürossh.  Gavteninspektor,  Giessen. 
{Hicrxu  eine  Abbilduny.) 

JJereits  im  siebenten  Jahrgang,  Seite  184  der  Garten- 
welt, machte  icli  a\if  die  Vermehrung  der  Drosera  durch 
Blätter  aufmerksam.  Da  ich  diese  Vermehrungsart  bei 
D.  capensis  und  bei  D.  siyaihulata  seit  längerer  Zeit  mit 
Erfolg  anwende,  weil  sie  ferner  recht  interessant  und  sonst 
nocli  nirgends  beschrieben  ist,  möchte  ich  mit  einigen  Zeilen 
darauf  zurückkommen. 

Ende  Januar  oder  Anfang  Februar  werden  15  cm  weite 
Samensclialen  mit  sandgemischtem  Torfmull  etw^as  über  die 
Hälfte  gefüllt,  so  daß  nach  dem  Andrücken  ein  daumenbreiter 
Raum  bleibt.  Naclidem  die  Blätter,  die  gesund  und  ausge- 
wachsen sein  müssen,  so  gesteckt  sind,  daß  sie  feststehen  und 
sich  gegenseitig  nicht  beengen,  weil  sonst  Fäulnis  entstünde, 
wird  in  der  bekannten  Weise  von  unten  bewässert  und  eine 
Glasscheibe  gut  schließend  aufgelegt.  Hierauf  erhalten  die 
Schalen  ihren  Stand  auf  den  Hängetabletten  des  Warmhauses. 
:'.;  Die  weitere  Pflege  be- 

stellt in  täglichem  Ab- 
wischen der  Gläser  und 
gelegentlichem  Gießen 
mit  Regen  Wasser  durch 
Untersetzer.  Wie  die 
Bewurzelung  vor  sich 
geht,  zeigt  die  Abbil- 
dung. Der  Blattstiel, 
jis  zum  Strich  a  im 
Boden  befindlich,  ver- 
sorgt das  Blatt  wohl  mit 
Wasser,  macht  aber 
wederKallus  noch  Wur- 
zeln. Die  junge  Pflanze 
bildet  sich  vielmehr  bei 
b  am  äußersten  Ende  der  Blattspreite.  Ist  das  junge  Pflänzchen 
soweit,  daß  es  seine  dunkeln  Wurzeln  in  den  Boden  senkt  und  sich 
selbst  ernähren  kann,  dann  wird  das  Stecklingsblatt  von  der 
Schnittfläche  aus  schwarz  und  stirbt  ab.  Soweit  läßt  man 
es  aber  nicht  erst  kommen,  sondern  man  pflanzt  seine  auf  diese 
Weise  erzielte  Nachzucht  einzeln  oder  zu  mehreren  in  kleine 
Töpfe  oder  Schalen,  sobald  sie  die  auf  der  Zeichnung  an- 
gedeutete Stärke  erreicht  haben.  Nach  und  nach  an  die  Luft 
und  küldere  Temperatur  gewöhnt,  entwickeln  sie  sich  verhält- 
nismäßig schnell  zu  vollkommenen  Pflanzen,  sind  stärker  als 
Sämlinge  und  blühen  stets  noch  in  demselben  Jahre.  Bei 
der  viel  kürzeren  Blattform  der  D.  spathukita  spielt  sich  der 
Vorgang  der  Adventivknospenbildung  ebenso  ab. 

Auch  die  Vermehrung  der  Ramondien,  dieser  schönsten 
aller  alpinen  Pflanzen,  gelingt  leicht  aus  Blattstecklingen. 
Nicht  bloß  das  ganze  Blatt  bringt  an  der  Alltrennungsstelle 
eine  neue  Pflanze  hervor,  sondern  auch  einzelne  Blattstücke 
besitzen  diese  Fähigkeit,  was  eigentlidi  nicht  zu  verwundern 
ist ,  da  Ramondien  einer  Pflanzenfamilie  den  Gesneriaceen 
zugerechnet  werden,  bei  deren  Vertretern  diese  Verraehrungart 
(es  sei  an  Gloxinien  erinnert)  allgemein  bekannt  ist.  Man 
macht  Ramoudienblattstecklinge  im  Spätsommer  schattig,  kühl 
und   geschlossen.  


Acht  Wochen  alter  Blattsteck- 
ling von  Drosera  capensis. 


Zeit-  und  Streitfragen. 
Die  Fortbildungsschulen  und  deren  Zweck  und  Ziel. 

Jjs  gibt  jetzt  wohl  in  fast  allen  größeren  deutschen  Städten  die 
segensi-eiche  Einrichtung  der  Fortbildungsschulen,  die  jedem  Hand- 
werk, jedem  Beruf,  selbst  dem  Kunsthandwerk  eine  Abteilung  widmet, 
in  welcher  sich  die  Lehrlinge  und  jüngeren  Gehilfen  in  den  ihrem 
Berufe  nahestehenden  Fächern  ausbilden  und  weiterbilden  können, 
und  bei  den  Jahresschluß-Ausstellungen  kann  man  sehen,  welch  ein 
hohes  Können  und  ein  künstlerisches  Empfinden  Einzelne  beweisen. 
Auch  der  Gartenbau  hat  seine  Abteilung  in  den  Fortbildungs- 
schulen erhalten  und  wenn  es  auch  noch  nicht  überall  eingeführt 
ist,  so  wird  doch  angestrebt,  daß  die  Lebrhnge  gezwungen  werden, 
die  Suhule  zu  besuchen,  die  ihnen  ermöglicht  theoretische  Kenntnisse 
zu  erwerben .  die  ihnen  in  der  Praxis  niemals  zuteil  werden 
und  durch  welche  sie  in  die  Lage  kommen,  größeren  Ansprüchen 
später  zu  genügen  und  sich  dadurch  eine  bessere  Position  zu  ver- 
schaffen. Bei  all  den  Vorteilen,  welche  die  Fortbildungs-Abend-  oder 
Winterschulen  bieten,  stehen  dieselben  jedoch  noch  nicht  auf  dem 
Standpunkte  des  Lehrganges,  welcher  nötig  ist,  den  nicht  durch 
höhere  Schule  gebildeten  Gärtnerlehrling  in  geeigneter  Weise  auf 
seine  Laufbahn  vorzubereiten  und  ihm  Kenntni.sse  zu  verschaffen, 
die  ihm  für  sein  späteres  Fortkommen  wirkliche  Vorteile  bieten, 
ohne  in  ihm  die  meist  unzutreffende  Meinung  zu  erregen,  als  wäre 
er  durch  den  Unterricht  der  Fortbildungsschule  befähigt,  dasselbe  zu 
leisten,  wie  junge  Gärtner,  welche  eine  höhere  Gärtnerlehranstalt 
während  zweier  Jahre  mit  Erfolg  besuchten.  Diese  Annahme  besteht, 
wir  begegnen  ihr  leider  sehr  oft,  und  wem  wir  das  Gegenteil  seiner 
Annahme  beweisen  wollen,  den  beleidigen  wir  seiner  Meinung  nach 
schwer.  Wir  wollen  gleich  betonen,  daß  wir  nicht  der  Ansicht 
sind ,  daß  nur  auf  einer  Gärtnerlehranstalt  ausgebildete  junge 
Leute  befähigt  sind,  sondern,  daß  es  auch  tüchtige,  im  Fach  und 
seiner  Wissenschaft  hervorragend  gebildete  Gärtner  gegeben  hat, 
gibt  und  geben  wird,  welche  weder  jemals  eine  Gärtnerlehranstalt 
noch  eine  Fortbildungsschule  besucht  haben,  sondern  sich  selbst, 
dank  ihrer  intellektuellen  Befähigung,  verbunden  mit  Fleiß  und  Energie, 
in  Theorie  und  Praxis  emporgearbeitet  haben,  und  in  ihrer  Art 
leuchtende  Vorbilder  .sind. 

Solche  Leute,  denen  die  Natur  eine  große  Begabung  als  Kapital 
in  den  Schoß  gelegt  hat,  sind  aber  seltene  Ausnahmen  und  je  weiter 
wir  fortschreiten,  je  höhere  Ansprüche  an  uns  gestellt  werden,  desto 
seltener  werden  die  Autodidakten  und  desto  notwendiger  wird  der 
Besuch  von  Lehranstalten  und  Fortbildungsschulen  für  den  Nach- 
wuchs unter  den  Gärtnern,  zumal  heutzutage,  wo  Zeugnisse  meist 
eine  große  Rolle  spielen. 

Durch  diese  vorstehende  Betrachtung  wollen  wir  uns  den  Vor- 
wurf ersparen,  daß  wir  die  aus  Fortbildungsschulen  hervorgegangenen 
Gärtner  durchweg  niedriger  einschätzen  als  die  der  Fachbildungs- 
sohulen  und  sie  über  die  Achsel  ansehen. 

Der  Name  Fortbildungsschule  bezeichnet  ihr  eigentliches, 
richtiges  Ziel,  d.  h.  sie  soll  ihre  Schüler  weiterbilden  in  den  Dingen, 
die  sie  auf  der  Schule  gelernt  und  die  sie  vermöge  ihrer  Volksschul- 
bildung wirklich  erlernen  und  begreifen  können. 

Dazu  ist  die  Fortbildungsschule  da,  darin  soll  sie  ihre  Wirkung 
betätigen  und  darin  wird  sie  Gutes,  Segenbringendes  schaffen.  Was 
darüber  ist,  das  ist  vom  Übel.  Sie  soll  fort-  und  weiterbilden,  aber 
nichts  neues  d.  h.  solches  dem  Lehrling  beizubringen  versuchen,  was 
ganz  außerhalb  seines  Bestimmungsfeldes  liegt  und  was  ihm  zu 
hoch  liegt,  als  daß  er  davon  einen  andauernden  Nutzen  ziehen  könnte 
und  was  ihn  schließlich  zu  der  Amiahme  führt,  in  einem  halben  oder 
einem  ganzen  Jahre  in  den  wenigen  Abendstunden  das  gelernt  und 
in  sich  aufgenommen  zu  haben,  wozu  die  Zöglinge  einer  Gärtner- 
lehranstalt viele  Unterrichtstage  zweier  Jahre  benötigen,  obwohl  sie 
meistens  weit  höhere  Schulvorbildung  besitzen  und  ihre  ganze  Lehr- 
zeit bereits  absolviert  haben.  Darin  liegt  der  Kern  unserer  heutigen 
Betrachtung  und  wir  glauben,  daß  uns  die  meisten  Leser  dieser 
geschätzten    Zeitschrift   darin  beistimmen    werden,    wenn    wir   sagen, 


IX,  27 


Die  Gartenwelt. 


daß  viele  Unterrichtsfächer  heute  in  den  Fortbildungsschulen  be- 
stehen, welche  gar  nicht  dahin  gehören  und  andererseits  manche 
fehlen,  die  sehr  notwendig  für  die  jungen  Gärtner  wären,  um  sich  damit 
vortraut  maclien  zu  können. 

Wollen  wir  für  unsere  Behauptung  Beweise  anführen,  so 
nehmen  wir  zuerst  das  Kach  Zeichnen  und  Entwerfen  von 
Oartenplänon.  Wenn  man  bedenkt,  daß  auf  den  Gärtner- 
Icli ranstalten  ein  ganzes  Jahr  und  länger  der  mehr  oder  minder 
Befälligte  Pläne  kopiert  und  sich  im  Zeichnen  übt,  dabei  Vorlesungen 
über  Gartenkunst  und  -geschichte,  Feldmessen,  Gehölzkünde  u.  a. 
hört  und  dann  erst,  so  vorbereitet,  im  zweiten  Jahre  an  die  Aus- 
fuhrung selbständig  entworfener  Pläne  geht,  wenn  wir  ferner  bedenken, 
wie  viele  von  den  so  vorbereiteten  selbst  im  zweiten  Jahre  des 
Zeichenunterrichtes  auch  nicht  den  kleinsten  Plan  zu  entwerfen  im- 
stande sind,  so  nimmt  es  wahrlich  Wunder,  vcenn  man  erfährt,  daß 
auf  den  Fortbildungsschulen  bereits  im  ersten  halben  Jahre 
die  Schüler  vor  die  Aufgabe  gestellt  werden,  einen  Plan  zu 
entwerfen. 

Ich  bin  überzeugt,  daß  noch  jeder  Anstaltei,  welcher  nach 
Jahren  seine  in  der  Gärtnerlehranstalt  gemachten  Pläne,  selbst  wenn 
er  ein  vorzüglicher  Zeiclmer  und  befähigter  Schuler  daselbst  war, 
betrachtet  hat,  sich  eines  geringschätzenden  Lächelns  nicht  er- 
wehren konnte.  Ist  es  also  mit  dem  Zweck  und  dem  Ziel  der  Fort- 
bildungsschule vereinbar,  etwas  den  Schülern  beibringen  zu  wollen 
und  in  den  Lehrplan  aufzunehmen,  wozu  andererseits  zwei  Jahre 
vielseitigen  Studiums  gehören,  um  schließlich  nur  die  primitivsten 
Anfangsstadien  des  Planentwerfens  zu  erreichen  ?  —  Mag  sich  der 
Zeichenunterricht  in  der  Fortbildungsschule  außer  dem  für  den  An- 
fänger viel  wertvolleren  Freihandzeichnen  auch  auf  das  tjben  von 
Gruppenzeichneu,  wohl  auch  als  Schluß  auf  das  Kopieren  kleinerer  Pläne 
erstrecken,  um  dem  jungen  Gärtner  eine  Idee  beizubringen,  wie  ein 
Plan  aussieht  und  gemacht  wird  und  was  die  Zeichnungen  auf  dem- 
selben bedeuten,  was  darüber  ist,  das  ist  vom  Übel.  Das  Gleiche 
gilt  vom  Feld  messen.  Auch  l;ierzu  gehört  ein  gutes  Vorstudium 
und  einigermaßen  die  Geläufigkeit  im  höheren  Rechnen  und  der 
Planimetrie.  Bedenken  wir  aber,  daß  sehr  viele  junge  Gärtner  eine 
geringe  Schulbildung  haben  und  noch  nicht  einmal  die  einfachen 
Rechnungsarten  vollkommen  beherrschen,  so  ergibt  sich  daraus  schon 
der  Widersinn,  in  die  Köpfe  etwas  hineinbringen  zu  wollen,  wofür 
in  den  meisten  Fällen  das  Verständnis  fehlt  und  infolgedessen  auch 
die  Möglichkeit,  einen  praktischen  Nutzen  von  diesem  Teile  des 
Unterrichtes  zu  ziehen.  AVie  es  mit  diesen  beiden  Fächern  steht, 
so  ist  es  auch  bei  manchen  anderen.  Da  hört  mau  die  jungen 
Leute  alle  möglichen  botanischen  Ausdrücke  hersagen,  sie  können 
Pflanzenkrankheiten  mit  dem  wissenschaftlichen  Namen  bezeichnen, 
fragt  man  aber  nach  der  Bedeutung  oder  der  Art,  so  gibts  ein 
großes  Schweigen.  Ob  eine  derartige  Führung  des  Lehrunterrichts, 
von  wenigen  Ausnahmen  abgesehen,  für  die  Schüler  wirklich  etwas 
Ersprießliches  schafft,  ist  sehr  zu  bezweifeln,  daß  aber  durch  die- 
selbe bei  den  Novizen  des  Gartenbaues  nur  zu  leicht  die  Meinung 
entsteht,  sie  hätten  nun  vermöge  ihrer  in  der  Fortbildungsschule 
erreichten  Kenntnisse  gleichberechtigte  Ansprüche  wie  die  ,, Anstalter", 
ist  leicht  zu  begreifen.  — 

Welche  Ziele  soll  nun  aber  eigentlich  die  Fortbildungsschule 
verfolgen  und  in  welcher  Richtung  .soll  sie  bildend  und  fördernd 
auf  die  jungen  Gärtner  wirken?  —  Zu  allernächst  ist  ihr  Zweck,  das 
nachzuholen,  was  violleicht  auf  der  Volksschule  von  dem  Schüler  zu 
lernen  versäumt  wurde,  d.  i.  die  Vertrautheit  mit  den  einfachen 
Rechnungsarten,  Rechtschreiben,  schöne  Handschrift,  Naturkunde, 
speziell  Pflanzenkunde.  Was  nützt  z.  B.  der  Unterricht  im  Feld- 
messen, wobei  Berechnungen  von  Flächen  und  Körpern  nötig  sind, 
wenn  der  Schüler  mit  dem  Bruchrechnen,  der  Regeldetri  usw.  noch 
auf  dem  Kriegsfuße  steht?  Was  nützt  ihm  die  Lehre  über  den  inneren 
Bau  der  Pflanzen,  wenn  er  noch  kaum  den  äußeren  Bau  der- 
selben kennt.  Welchen  Vorteil  bieten  ihm  die  botanischen  Namen,  wenn 
er  die  deutscheu  Benennungen  noch  nicht  einmal  richtig  schreiben 
kann  und  die  gewöhnlichsten  Pflanzen  noch  nicht  kennt?  Also 
zunächst  eine  Wiederholung  der  Volksschulkenntnisse  und  sitzen 
diese,   dann   möge   mit   anderem  Unterricht   begonnen  werden.     Der- 


selbe sollte  sich  hauptsächlich  auf  solclie  Gebiete  erstrecken,  welche 
dem  jungen  Gärtner  in  der  Praxis  zugute  kommen.  Da  wäre  z.  B. 
die  Buchführung  ein  empfehlenwertes  Fach,  sodann  ein  Unterricht 
über  das  Krankenkassenwesen,  die  Unfallversicherung, 
über  die  gesetzlichen  Rechte  und  Pflichten  des  Lehrlings  und 
diejenigen  seines  Chefs.  Das  sind  Sachen,  über  die  eine  eingehende 
Information  recht  not  tut,  welche  aber  wohl  nirgends  berücksichtigt 
wird,  aber  durch  die  krasse  Unkenntnis  über  dieselben  bei  den 
meisten  jungen  Gärtnern  dringend  notwendig  erscheint,  besondei's 
weil  ihnen  dadurch  eine  Handhabe  zum  Schutz  gegen  oftmals 
gewissenlose  Ausbeutung  gegeben  wird.  Des  V/eiteren  auch  sehr 
wichtig  und  zum  Zwecke  des  eigenen  Schutzes  wäre  der  Unterricht 
in  den  allgemeinen  hygienischen  Vorschriften  und  anschließend 
daran  ein  Kursus  in  der  ersten  Hilfeleistung  bei  Unglücksfällen. 
Alle  diese  Gebiete  haben  einen  sofortigen  direkten  Nutzen  für  den 
Lernenden  und  sind  durchaus  nicht  so  überflüssig  oder  allgemein 
bekannt,  wie  es  auf  den  ersten  Augenblick  erscheinen  könnte.  — 
Ein  weiteres  Fach,  gleichzeitig  mit  der  Rechtschreibung  vereinbar, 
wäre  die  Korrespondenz.  Man  schaue  sich  nur  einmal  so  ein 
Stellungsgesuch  eines  Lehrlings  oder  Gehilfen  an;  abgesehen  von 
orthographischen  Fehlern  zeigt  es  oft  eine  so  wenig  gewandte  Stilistik, 
daß  sie  Mitleid  erregend  wirkt.  — 

Es  fragt  nun  gewiß  mancher  Leser,  ob  denn  auf  der  Fort- 
bildungsschule gar  nicht  das  Gärtnerfach  berührt  werden  soll.  — 

Diese  Frage  ist  eine  durchaus  berechtigte,  aber  die  Antwort 
dürfte  nicht  so  einfach  sein.  Jedenfalls  sollen,  wenn  die  Allgemein- 
Fortbildung  in  erster  Linie  zu  ihrem  Rechte  gekommen  ist,  auch 
die  fachlichen  Spezialgebiete  gelehrt  werden,  aber  immer  in  der 
Weise,  daß  sie  dem  Sinne  der  Fortbildungsschule  und  dem  Auf- 
fassungsvermögen des  Schülers  auch  entsprechen.  Unterricht  über 
Gartenkunst,  Gartengeschichte,  Physiologie  und  Krankheiten  der 
Pflanzen,  Bodenkunde,  Feldmessen  und  Nivellieren  etc.  .sollte  gänz- 
lich ausgeschlossen  bleiben,  dadiese  Fächer  erstens  größere  Vorkenntnisse 
und  zweitens  längere  Praxis  im  Gartenbau  bedingen,  um  dem  Schüler 
einen  dauernden  Vorteil  zu  gewähren.  Es  wäre  aber  die  Pflanzen- 
kunde, die  Blumenzucht,  der  Gartenbau,  der  Obst-  und  Gemüsebau, 
das  Freihandzeichnen  und  das  Plankopieren  in  den  Lehrplan  ein- 
zureihen. Endlich  dürfte  es  sich  empfehlen,  eine  Unterrichtsstunde 
über  die  technischen  Hilfsmittel  im  Gartenbau  einzulegen,  in  welcher 
auch  vor  allen  Dingen  den  Schülern  über  jede  Frage, 
welche  ihnen  in  der  Praxis  ungelöst  blieb,  Auf- 
klärung gegeben  würde.  Wir  möchten  diese  Stunde  zur  Hau pt- 
und  Kardiualstunde  des  fachlichen  Fortbildungsunterrichts  erheben, 
weil  hierin  der  Fragende  ein  direktes  Interesse  bekundet  und  die 
übrigen  Zuhörer  angeregt  werden,  selbst  die  gestellte  Frage  zu 
beantworten.  Steht  diesem  Unterricht  eine  geeignete,  im  Gärtner- 
beruf stehende  Kraft  vor,  so  wird  sie  auf  den  Lernenden  den 
ersprießlichsten  Einfluß  entfalten  können  und  die  theoretische  Aas- 
bildung des  Lehrlings   mehr  fördern  als  alle  übrigen  Fächer.  — 

Schließlich  könnten  wir  uns  noch  des  weiteren  verbreiten  über 
die  Lehrkräfte  selbst,  welche  unseres  Erachtens  heute  noch  nicht  in  den 
Fortbildungsschulen  in  dem  Maße  ausgewählt  werden  und  den  Unter- 
richt nicht  so  leiten,  wie  es  sein  sollte.  Ist  es  doch  nachweisbar,  daß 
z.  B."  ein  Maschineningenieur  auch  Unterricht  in  der  Gartenkunst 
und  -geschichte  gibt  u.  dergl.  Wir  wollen  durchaus  nicht  bestreiten, 
daß  die  Lehrkräfte  im  allgemeinen  an  den  Fortbildungsschulen  gute, 
ja  oft  vorzügliche  sind,  wir  wollen  auch  zugeben,  daß  es  nicht 
möglich  ist,  daß  für  jeden  Beruf  besondere  Rechnen-,  Zeichnen-,  Schreib- 
lehrer etc.  engagiert  werden,  aber  die  Vortragenden  sollten  mehr 
der  Individualität  des  Berufes  Rechnung  tragen.  Also  z.  B.  in  der 
Buchführung  nicht  mit  Werten  arbeiten,  die  nicht  ins  Fach 
schlagen,  sondern  mit  Obst,  Gemüse,  Pflanzen,  Erde,  Mist,  Blumen- 
töpfen u.  dergl.  Durch  solche  Maß-  und  Rücksichtnahme  auf  das 
Spezialfach  werden  Lehrer  und  Schüler  es  in  gleicher  Weise  leichter 
haben,  den  Lehrgegenstand  begreiflich  zu  machen  und  zu  verstehen. 
Für  den  fachlichen  Unterricht  sollten  aber  nur  Leute  der  Praxis  und 
des  Berufes  gewählt  werden,  dann  werden  die  Fortbildungs-schulen 
einen  viel  intensiveren  Vorteil  für  die  Schüler  bieten  und  durch  die 
obengenannten    Beschränkungen    in    den   Fächern    diese    gründlicher 


Die   Gartenwelt. 


IX,  27 


lernen  und  durch  sie  mehr  Nutzen  ziehen,  als  durch  die  augen- 
blicklich noch  auf  dem  Lehrplan  stehenden  wissenschaftlichen  Fächer, 
die  noch  nicht  einmal  zur  Hälfte  richtig  verstanden  und  erfaßt 
werden.  .  "^ 


Pflanzenkrankheiten. 


ßotryti 


)arasitica,  der  Erreger  einer  getälu-liclien 
Tulpenkrankheit. 

Wir   erhielten    jüngst   von   einem  Abonnenten   in   Gera  Tulpen- 
zwiebeln, lose  und  in  Töpfen,  die  ohne  ausgetrieben  zu  haben,  innen 
gebräunt  aussahen  und  zwischen  den  Zwiebelschalon  und  außen  einen 
weißlichen  Belag  zeigten.     Wir  sandten  die  Zwiebeln  an.  das  Kaiser- 
liche Reichsgesundheitsamt  und  erhielten  die  Mitteilung,  daß  es  sich 
um  Botrylls  parasitlca,  (Javara,  handle.   Der  Pilz  gehört  zu  derselben 
Familie,  Eyphomycetes.  wie  Oidmm  und  Monitia.     Sein  Mycel  bildet 
Sclerotien,  d.  s.  ganze  Lager,  wodurch  der  Pilz  dem  Auge  als  weiß- 
licher  Belag    sichtbar   wird.     Nach    Lindau    wurde    der    Pilz    auf 
Tulipa  gesneriana  in  Italien  beobachtet,   von   wo  aus  er  vermutlich 
nach    Holland    eingeschleppt    wurde.      Ein    spontanes    Auftreten    m 
Gera  ist  nicht  wohl  anzunehmen,  vielmehr,    daß  die  Zwiebeln  schon 
infiziert  von  Holland  ankamen.     In  einem  Fall  bat  ein  Gärtner  schon 
seit  mehreren  Jahren  darunter  zu  leiden  und  kann,  wie  uns  mitgeteilt 
wurde,    überhaupt    keine    Tulpen  -  Zwiebeln    mehr    zum    Austreiben 
bringen.     Nach   R.  J.  Bos*)   ist   diese   Krankheit   schon   .seit   mehr 
als  20  Jahren  in  den  Blunienzwiebeldistriktea  Hollands  bekannt.     Sie 
äußert  sich  auf  den  befallenen  Feldern  im  Nichterscheinen  von  Blatt- 
bildungen  aus  den  Steckzwiebeln,    wobei  sich   letztere   mit  gesunden 
Wurzeln,  aber  an  der  Spitze  mit  einem  Fadenpilze  besetzt,  erweisen. 
Der  Parasit  ruft  eine  Bräunung  der  einzelnen  Zwiebelschalen  hervor, 
läßt    aber   zunächst    die   Tochterzwiebeln    unberührt.      Diese    gehen 
aber  auch  meistens  zugrunde  und  zwar  infolge  von  Nährstoffmangel. 
Durch  die  Überführung   „kranker  Erde"  läßt  sich   die  Krankheit  auf 
gesunde  Felder  verschleppen.     Neben  der  Bodeninfektion  besteht 
noch   die   Möglichkeit   der   Luftinfektion.     Ihre   Wirkung   kommt 
erst  im  Spätfrühjahr  zum  Vorschein  und  besteht  in  dem  „Umfallen" 
der  jungen  Tulpen.     Der  Pilz  zeigt  sich  hier  bald  in  einzelnen,   bald 
in    vielen    Flecken    auf    den    Blättern    oder    dem   Stengel,    ruft   Er- 
schlaffung der  Gewebe,  Bräunung  derselben   und,   wenn  die  Pflanze 
nicht  fällt,  mißgestaltete  Blüten  oder  gänzliches  Ausbleiben  derselben 
hervor.     Oladiohis  und  ZWsarten,  auch  Hyazinthen   werden  vom 
gleichen    Parasiten    in    gleicher   Weise    befallen.     Auf    gänzlich   ab- 
gestorbeneu Pflanzenteilen  bildet  der  Pilz  kleine  schwarzbraune, 
1,25  mm  im  Durchmesser  haltende  Sclerotien.     Was  die  Bekämpfung 
der   Krankheit    anlangt,   so  hat  Ritzema  J.   Bos    festgestellt,    daß 
spätes  Eintopfen  der  Tulpen  (Dezember,  statt  Mitte  Oktober)  von 
günstiger  Wirkung  ist.   Die  im  Oktober  eingepflanzten  Zwiebeln  ergaben 
in  einem  Falle  10  »/„,  im  anderen  8,4  7„  erkrankte  Zwiebeln,  die  im 
Dezember  eingepflanzten   dagegen  nur  0,8  "/„   bezw.  2  %.     Der  Ver- 
such,  widerstandsfähige    Sorten  ausfindig  zu  machen,  mißlang. 
Durch    Kalkung   des  Bodens   ließ    sich   keine   Besserung    er- 
zielen.   Behandlung  der  Zwiebeln  mit  Kupfervitriollösung  und  Kupfer- 
kalkbrühe    blieb    erfolglos.      Brauchbare    Resultate    ergab    das    Ein- 
tauchen der  Zwiebeln  in  zehnprozentiges  Glyzerinwasser 
und  naohheriges  Wälzen  in  Sohwefelblumon,  sowie  das  Begießen 
des   Bodens  mit  Karbolineum   oder  Kreolinwasser,   hergestellt  aus 
einem  Teile  der  Mittel   und   fünf  Teilen  Wasser  unter  Verwendung 
von  .öO  Liter  der  Flüssigkeit  auf  je  hundert  qm  =  1  ar. 

Das  Kaiserliche  Reichs -Gesundheitsamt  schreibt  uns:  „Es  ist 
schon  beim  Bezüge  der  Zwiebeln  sorgfältig  darauf  zu  achten,  ob 
sich   an   ihnen   solche    weißliche    Polster   (Sclerotien)   finden   lassen. 


Eide,  welche  durch  dieselben  einmal  verseucht  ist,  darf  nicht  zur 
weiteren  Kultur  vou  Tulpen  und  von  Blumenzwiebeln  überhaupt 
benutzt  werden.  Bei  der  Kultur  selbst  ist  größere  Feuchtigkeit  des 
Bodens  und  der  Luft  möglichst  zu  vermeiden." 

Der  Schaden,  den  dieser  Pilz  anrichten  kann,  ist  oft  sehr 
groß  und  wir  können  unseren  Lesern,  die  diese  Krankheit  in  ihren 
Kulturen  beobachtet  haben,  nur  raten,  bei  der  Vernichtung  der 
kranken  Zwiebeln  sorgfältig  zu  verfahren  und  diese  ja  nicht  auf  den 
Kompost  zu  werfen,  wodurch  die  Komposterde  verseucht  würde, 
.sondern  zu  verbrennen.  Auch  die  Töpfe  müssen  ausgebrüht  oder 
in  Wasser  mit  starker,  zwei-  bis  fünfprozentiger  Lysollösung  gelegt 
und  nach  längerem  Verweilen  darin  mit  Wasser  nachgespült  und 
abgebürstet  werden.  Die  verseuchte  Erde  ist,  wie  oben  angegeben, 
zu  behandeln  und  vorläufig  nicht  zur  Kultur  zu  verwenden.  Bei 
Bestellungen  in  Holland  sichere  man  sich,  indem  man  ausdrückhch 
von  Pilzkrankheiten  freie  Zwiebeln  bestellt.  Bei  der  Ankunft  sollte 
man  einige  Zwiebeln  näher  untersuchen,  nötigenfalls  durchschneiden 
imd,  wenn  man  im  Zweifel  ist,  an  geeignete  Stelle  zur  Untersuchung 
einsenden.  Wird  die  Krankheit  dann  festgestellt,  so  ist  man  m  der 
Lage  dem  Händler  die  Sendung  zur  Verfügung  zu  stellen,  da  eine 
auf  dem  Grundstück  des  Empfängers  erfolgte  Verseuchung  dann  noch 
nicht  eingewendet  werden  kann.  W.  T. 


Dahlien. 

Neue  Riesendahlien  für  1905. 

(Hterxu  die  Farbmtafcl.) 
Bereits  Seite  20  (in  No.  2)  habe  ich  in  einem  Bericht 
über  die  Düsseldorfer  AussteUinig  auf  die  von  Hornsfeld 
gezüchteten  und  jetzt  von  der  Firma  H.  Copijn  &  Sohn  in 
Grnenekan-Utrecht  in  den  Handel  gelangenden  riesenblütigen 
Dahlien  aufmerksam  gemacht.  Diese  Züchtungen  haben  meiner 
festen  Überzeugung  nach  eine  Zukunft;  sie  sind  Garten- 
schmuckdahlien ersten  Ranges  und  ihre  Blumen  zur  Füllung 
von  Vasen  und  für  große  Bindearbeiten  von  hohem  Werte. 
Diese  Sorten  tragen  gewissermaßen  ein  neues  Element  in 
die  Dalüienmode  hinein,  die  uns  zuerst  Blüten  mit  symmetrisch 
regelmäßig,  dachziegelartig  aneinander  gereihten  Einzelblütchen 
brachte,  dann  die  freier  gestalteten  Kaktiis-  und  Edeldahlien, 
die  aber  in  den  neuesten  Sorten  wieder  anfangen,  an  lang- 
weiliger Regelmäßigkeit  zu  leiden.  Die  neuen  holländischen 
Züchtungen  sprechen  nun  gewissermaßen  jeder  Symmetrie 
Hohn;  darin  liegt  ihr  Wert  für  die  Zukunft.  Das  ist  nicht 
Kunst,  sondern  wieder  einmal  Natur.  Zu  dieser  entzückenden 
Unregelmäßigkeit  und  Eleganz,  die  eine  Folge  nur  ange- 
deuteter Füllung  ist,  treten  reine  Farben  und  enorme  Blüten- 
größe hinzu.  Ob  die  Blüten  auch  in  Deutschland  die  Riesen- 
größe erreichen,  wie  die  auf  der  Farbentafel  dargestellten 
Blumen,  wird  die  Zeit  lehren.  Die  Tafel  zeigt  jene  beiden 
Züchtungen,  die  mir  in  Düsseldorf  am  meisten  imponierten 
„Königin  Wilhelmina'',  weiß  und  von  dieser  halb  verdeckt 
die  rosafarbige  „Ruhm  von  Baarn".  Wir  werden  in  No.  30 
den  Lesern  noch  einige  vollblühende  Pflanzen  dieser  Dalüien- 
rasse  in  guten  Textbildern  vorführen.  M,  H. 


*)  Referat  über  eine  Abhandlung  in  Tijdschrift  over  Planten- 
ziekten  im  V.  Bande  Seite  :52t)  des  Jahresberichts  über  die 
Neuerungen  und  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Pf  lanzen- 
I-rankbeiten.  Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  M.  Hollrung,  Verlag 
von  Paul  Parey,  Berlin  1905. 


Aus  den  Vereinen. 

Der  Verein  zum  Schutze  und  zur  Pflege  der  Alpen- 
pflanzen erstattet  jetzt  seinen  vierten  Bericht.  Er  gibt  über  den 
derzeitigen  Stand  der  ganzen  Frage  ausführlichen  Aufschluß  und  ent- 


Neue  Rie^fiidahiien  für    1905. 

.Königin  Wilhelmina".  2.  .Ruhm  von  Raarn".    Züchtungen  von  H.  HornafeldJ 

m  den  Handel  gebracht  von  H.  Copyn  &  Sohn  in  Öroenekan-Utrecht,  Holt 


IX,  27 


Die  Gartenwelt. 


323 


hält  Jahiesbericht,  Protokoll  der  üeneralversaiiimluug.  KecbeiisLliafts- 
bericht  und  Voranschlag.  Er  wird  vervollständigt  durch  die  Berichte 
über  die  einzelnen  alpinen  Gärten.  Der  jüngste  von  ihnen  ist  der 
bei  der  Lindauer  Hütte,  während  die  älteren  auf  der  Neureut  und 
auf  dem  Sdiachen  liegen.  Endlich  besteht  noch  ein  Alijcnpflanzen- 
garten  auf  der  Raxalpe.  Das  Heft  enthält  von  Aufsätzen  u.  a.:  Einen 
Blütenkalender  des  Schachengartens;  neue  Beiträge  zur  Flora  des 
Scbachen;  die  alpine  Flora  des  Plosegebirgos  bei  Brixen  a.  E.;  Be- 
richt über  den  ersten  Alpengarten-Kongreß  auf  den  Kochers  de  Naye 
am  17.  und  18.  August  1904,  —  .Am  Schlüsse  befindet  sich  ein 
Mitgliederverzcichni.s. 

Bücherschau. 

II. 

In  neuerei-  Zeit  scheint  Neigung  zur  Herausgabe  gärtnerischer 
Ulustrationswerke  zu  bestehen,  nach  Art  meines  Buches  .,Die 
schönsten  Blütensträucher".  Die  weit  über  die  Grenzen  des 
deutschen  Reiches  hinaus,  ich  möchte  sagen  in  der  ganzen  zivilisierten 
Welt  durch  ihre  Leistungen  und  ihre  Zuverlässigkeit  rühmlichst  be- 
kannte Firma  Ernst  Benary  in  Erfurt,  auf  die  jeder  deutsche 
Gärtner  stolz  sein  kann,  hat  mit  der  Herausgabe  eines  Gemüse- 
4lbums'<°),  dessen  erste  Lieferung  uns  vorliegt,  begonnen.  Es  soll 
die  Kenntnis  der  hervorragendsten  Gemüsesortea  vermitteln  und  er- 
scheint in  zwei  Ausgaben,  in  einer  solchen  mit  einfarbigen  und 
einer  solchen  mit  kolorierten  Tafeln.  Jede  Tafel  im  großen  Formate 
von  45  :  56  cm  enthält  mehrere  Abbildungen  einer  Gemüsegattung 
und  diese  soweit  irgend  möglich  in  natürlicher  Größe.  Die  Tafeln 
tragen  nur  Unterschriften,  Text  ist  denselben  nicht  beigegeben.  Sie 
stellen  nicht  nur  der  Firma,  die  dieses  Werk  ins  Leben  rief,  sondern 
auch  den  Leistungen  des  Photographen  imd  der  Kunstanstalt  das 
beste  Zeugnis  aus.  Das  sind  lebenswahre,  an  Naturwahrheit  unüber- 
troffene Dareteliungen ,  vorzüglich  geeignet  zur  dauernden  und 
wechselnden  Ausschmückung  der  Sohaufensterund  Ladenräume 
von  Samenhandlungen.  Zu  diesem  Zwecke  möchte  ich  den 
Käufern  dieses  Werkes  raten,  sich  einfache  verglaste  Rahmen  an- 
fertigen zu  lassen  mit  einfacher  Vorrichtung  auf  der  Rückseite  zum 
Auswechseln  der  Tafeln.  Lieferang  I  enthält  acht  Tafeln  mit 
Darstellungen  von  Kopfkohl,  Rotkohl,  Blätterkohl,  Winterendivien, 
Zwiebeln  und  Radieschen  in  besten  Sorten. 

Ein  zweites  Tafelwerk,  dessen  erste  Lieferung  mir  gleichfalls 
vorliegt,  hat  Quartformat  und  führt  den  Titel  Deutschlands  Obst- 
sorten**), bearbeitet  von  J.  Müller  in  Diemitz,  Grau  in  Körbelitz  und 
BiRmann  in  Gotha.  Es  sollen  jährlich  drei  Lieferungen  im  Preise 
von  zu.sammen  .5,50  Mk.  erscheinen.  Wieviel  insgesamt  erscheinen 
sollen,  wird  nicht  gesagt.  Ich  gehöre  nicht  zu  denjenigen,  die  ein 
derartiges  Werk  für  überflüssig  halten;  ich  halte  es  vielmehr,  soweit 
es  sich  nach  der  ersten  Lieferung  bem'teilen  läßt,  für  eine  sehr  ver- 
dienstvolle Arbeit,  die  segenbringeud  für  den  deutschen  Obstbau 
werden  kann.  Den  Herau.sgebern  und  der  Verlagsbuchhandlung 
möchte  ich  den  wohlgemeinten  Bat  geben,  die  Lieferungen  auf  das 
Notwendigste  zu  beschränken,  und  von  einigen  hervorragenden  Neu- 
heiten, wie  wir  sie  in  .,Peasgoods  Goldreinette'-  vor  uns  haben,    ab- 


*)  Gemüse- Album.  Aufnahmen  nach  der  Natur.  Heraus- 
gegeben von  Ernst  Benary,  Erfurt. 

Jährliche  Lieferungen  von  acht  Tafeln.  Lieferung  I  (1904— 1905). 
Preis  6  Mark. 

Kolorierte  Ausgabe  Preis  pro  Blatt  3  Mark.  Klischees  ver- 
käuflich. Lieferung  11  (1905,06)  wird  enthalten:  Karotten  (2  Tafeln), 
Rabinschen,  Kohlrabi.  Kopfsalate  (-2  Tafeln),  Radieso  und  Rettige. 

**)  Deutschlands  Obstsorten  bearbeitet  von  Müller- 
Diemitz,  Grau  -  Körbelitz  und  Bißmann  -  Gotha  unter  Mitwirkung 
hervoiTagender  Fachmäuner.  Stuttgart,  Verlag  der  Hofkunstanstalt 
von  Eckstein  und  Stähle.  Preis  des  ganzen  Jahrgangs,  bestehend 
aus  drei  Heften  mit  je  vier  farbenprächtigen  Tafeln  und  vier  Voll- 
bildern in  einer  Farbe  mit  begleitendem  Text  5,50  Mk,  Inhalt  des 
ganzen  Jg.  24  Bildertafeln. 


gesehen,  nur  Sorten  aufzunehmen,  die  von  den  deutschen  Land- 
wirtschaft.skammern  und  Landesobstbauvereinen  zum  allgemeinen 
Anbau  empfohlen  worden  sind.  Nach  Abschluß  des  ganzen 
Werkes  könnten  dann  Separatausgaben  für  die  Bezirke  der  einzelnen 
Kammern  und  Vereine,  nur  deren  empfohlene  Sorten  enthaltend,  zur 
Ausgabe  gelangen.  Die  Farbentafeln  sind  von  seltener  Naturtroue. 
Sie  werden  ergänzt  durch  ein  bez.  zwei  ganzseitige  Habitusbilder  der 
betreffenden  Baumsorte.  Zu  jeder  Tafel  gehört  ein  Textblatt,  welches 
über  alles  Wissenswerte  in  Bezug  auf  die  dargestellte  Sorte  Aus- 
kunft gibt  und  in  besonderer  Rubrik  auch  ihre  schlechten  Eigenschaften 
aufzählt.  Das  ist  besonders  anerkennenswert.  Beim  „Schönen  von 
Boskoop"  heißt  es  in  Bezug  auf  die  schlechten  Eigenschaften:  „Er 
besitzt  solche  nach  allen  bisher  gemachten  Erfahrungen  nicht".  Dem 
stimme  ich  vollständig  bei  Unter  allen  in  den  letzten  Jahrzehnten 
in  Aufnahme  gekommenen  Apfelsorten  steht  dieser  Apfel  obenan: 
er  wird  im  ganzen  Reiche  eine  noch  nie  dagewesene  Verbreitung 
erlangen. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  der  Mitteilungen  der  Deutschen 
Dendrologischen  Gesellschaft*),  das  .laln  1904  umfassend,  ge- 
dacht. Diese,  von  Jahr  zu  Jahr  nicht  nur  umfangreicher,  sondern 
auch  inhaltsreicher  werdenden  Mitteilungen,  welche  die  aufstrebende 
Gesellschaft  für  kleinen  Jahresbeitrag  ihren  Mitgliedern  zu  bieten 
vermag,  geben  ein  deutliches  Zeugnis  für  die  «-achsende  wissen- 
schaftliche und  gärtnerische  Bedeutung  dieser  Gesellschaft,  in  welcher 
hervorragende  Vertreter  der  Wissenschaft  Hand  in  Hand  mit  den 
gebildeten  Vertretern  des  Gartenbaues  arbeiten.  Graf  Schwerin, 
der  nach  dem  Tode  des  unvergelilichen  von  St.  Paul-Illaire  die 
Leitung  der  Gesellschaft  übernommen  hat,  nimmt  es  ebenso  ernst 
mit  seinen  Pfhchten  wie  L.  Beißner,  der  rührige  Geschäftsführer, 
in  dessen  Händen  die  Redaktion  der  Mitteilungen  liegt.  Den  neuen 
Band  schmückt  die  farbige  Abbildung  der  Magnolia  hypoleuca. 
neben  mehreren  tadellos  ausgeführten  schwarzen  Tafeln.  Der  Raum 
verbietet  es  mir  auf  Einzelheiten  einzugehen.  Die  Zahl  der  Mit- 
glieder ist  seit  1900  fast  um  das  Doppelte  gestiegen  und  betrug  am 
Schlüsse  des  vorigen  Jahres  841.  M.  H. 

Anleitungen  zur  richtigen  Behandlung  des  Weinlfultiir- 
Bodens.  Verfaßt  von  Ritter  Wilhelm  Polese,  permanente  Versuchs- 
station für  Weinbau  -  Kulturen.  Wien,  ohne  Jahreszahl.  Selbst- 
verlag des  Verfassers.     8",  16  Seiten.     Preis  geh.  1  Krone. 

Der  Obstbau.  Kurze  Anleitung  zur  Anzucht  und  Pflege  der 
Obstbäume,  sowie  zur  Ernte,  Aufbewahrung  und  Be:intzung  des 
Obstes,  nebst  einem  Verzeichnis  der  empfehlenswertesten  Sorten. 
Von  R.  Noack.  Vierte  verbesserte  Auflage.  Mit  90  Textabbildimgen. 
Band  der  Thaer  Bibliothek.  Berlin  1903.  Verlag  von  Paul  Parey. 
8°,  16  Seiten.     Preis  geb.  2  Mk.  50  Pf. 

Der  Obstbau;  Eine  kurze  Anleitung  für  alle  Stände,  wie  er 
rentabel  betrieben  werden  soll.  Von  einem  langjährigen  Praktiker. 
Lissa  i.  P.  1905.  Friedrich  Ebbeckes  Verlag.  64  Seiten.  Preis 
geh.  50  Pf. 

Kultur  der  ZwergobstbUume  mit  Berücksichtigung  ihrer 
Formen,  sowie  Kultur  der  Beerenfriichte  nebst  einem  Anhang;  Der 
immerwährende  Arbeitskalender.  Von  Joseph  Werck.  Neubearbeitet 
von  Ulrich  Kiebler.  Fünfte,  vollständig  umgearbeite  Auflage.  Mit 
zirka  40  Abbildungen.  Aarau  1905.  Veriag  von  Emil  Wirz,  vor- 
mals J.  J.  Christen.     Preis  geb.  3  Mk.  20. 

Wie  ist  mit  dem  landwirtschaftlichen  Mittel-  und  Klein- 
betrieb zweckmUßig  Obstbau  zu  vereinigen,  wenn  die  Landwirt- 
schaft Hauptbetrieb  bleiben  soll .'  Eine  Preisschrift  von  Karl 
Zinßer.     Preis  geh.  75  Pf.  und 

Zweckniüßiger  Obstbau  im  landwirtschaftlichen  Mittel-  und 
Kleinbetrieb  unter  Wahrung  der  Landwirtschaft  als  Hauptbetrieb. 
Eine  Preisscfarift  von  Edmund  Voigt.  Dresden  1904.  "«'^  .'■:,.:  ••  i; 
C.  Heinrich.     Preis  geh.   1  Mk. 

*)  Mitteilungen   der    deutschen  Dendro! 
Seilschaft  No.  13  aus  dem  Jahre  1904.     Redigiere  vor  i.  r>u.r...i, 
Kgl.  Garteninspektor,  Geschäftsführer  der  Gesellschaft.  Bonn-Poppeis- 
dorf. 


Die  Garten  weit. 


IX,  2< 


Der   Obstbaum,    seine    Erziehung,    Pflanzung:    und    Pflege 

nebst  einem  Anhange  über  Beerenzuoht,  "Weinbau  und  Beerenwein- 
bereitung. Ein  Lehr-  und  Lernbuch  für  landwirtschaftliche  Schulen, 
sowie  ein  Ratgeber  für  Land-  und  liaitrnli.'sitz-r.  n.niientlich  für 
Lehrer  auf  dem  Lande.  Von  Fritz  Krcy,  \  ,  ii-  ■  iin.hitc  und  ver- 
besserte Auflage.  Mit  '.'7  Tafel-AbbilduiiL^.,,  „nM  ,-in.M  Al.l.iMnng  im 
Text.  Langensalza  1904.  Sohulbuchbandlung  vun  F.  0.  L.  (ireßler. 
Preis  geh.  2  Mk.  50  Pf. 

Cber  den  Krebs  der  Obstbäume.  Aon  Rudolph  Goethe.  Mit 
28  Textabbildungen.  Berlin  1904.  Verlag  von  Paul  Parey.  8". 
34  Seiten.     Preis  1   Mk. 

Die  beste  Pflanzzeit  unserer  Obstbiiume  und  der  verbesserte 
Wnrzelsehnitt.  Aus  der  Praxis  —  Für  die  Praxis.  Von  H.  Marx. 
Stadtgärtner  in  Lüben.  Lüben  1904,  Verlag  von  Paul  Kühn.  Preis 
geh.  60  Pf. 

Hautreizende  Primeln.  Untersuchungen  über  Entstehung, 
Eigenschaften  und  Wirkungen  des  Primelhautgiftes.  Von  Professor 
Dr.  A.  Nestler.  Mit  vier  Tafeln.  Berlin  1904.  Verlag  von  Gebr. 
Bornträger. 

Die  Anatomie  der  Kiefernadel  und  ihre  Verwendung  zur 
sjsteraatischen  Gliederung  der  G.ittung  Pinus.  Dissertation  zur 
Erlangung  der  Doktorwürde  von  Wilhelm  Zang.     Gießen  1904. 

Anieiseupflanzeu  —  Pflanzenamelseu.  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis 
der  von  Ameisen  bewohnten  Pflanzen  und  der  Beziehungen  zwischen 
beiden.  Von  Ernst  Rettig,  Inspektor  am  botanischen  Garten  der 
Universität  Jena.     Jena  1904.     Verlag  von  Gustav  Fischer. 

Die  Gartenpflege.  Anleitung  zur  Pflege  nnd  Erziehung  des 
Ziergartens  unter  Berücksichtigung  ländlicher  Verhältnisse.  Von 
Arthur  Janson.     Berlin  1903.     Verlag  von  Paul  Parey. 

Einträgliche  Spargelzucht.  Eine  Anleitung  zur  erfolgreichen 
Kultur  des  Spargels  nach  Lheraultscher  Methode  mit  kurzer  Be- 
schreibung der  Braunschweiger  Kultur.  Von  Franz  Göschke.  Fünfte, 
durchgesehene  und  verbesserte  Auflage,  mit  19  Abbildungen  in  Holz- 
schnitt. Leipzig  1904.  Verlag  von  Hugo  Voigt.  S",  141  Seiten. 
Preis  geh.  1  Mk.  SO  Pf.,  geb.  2  Mt.  20  Pf. 

Auf  300  (im  Gemiiseland  den  Bedarf  eines  Haushaltes  zu 
ziehen.  Anleitung  zum  nutzbringenden  Gemüsebau  des  kleineren 
Mannes  und  zur  Bewirtschaftung  ländlicher  Grundstücke  sowie  kleiner 
Schreber-  und  Nutzgärten.  Von  Arthur  Janson.  Würzburg  1904. 
J.  M.  Richters  Verlag.     8»,  Preis  geh.  75  Pf. 

Rentable  Hühnerzucht  im  kleinen  und  gi-oßen.  Von  Wilhelm 
Hang.  Zweite  erweiterte  Auflage.  Michelstadt  i.  0.  Verlag  von 
Raniann.     Preis  50  Pf. 

Kalidüngung  der  Weingärten.  Von  E.  Lierke,  Leopoldshall- 
Staßfurt.  Herausgegeben  von  der  Agrikultur-Abteilung  des  Verkaufs- 
syndikats der  Kaliwerke  Leopoldshall-Staßfurt  1903.  Wird  Inter- 
essenten umsonst  und  postfrei  übersandt. 


Lohnbewegung. 

Frankfurt  a.  M.  Die  Gärtnergehilfen  in  Frankfurt  a.  M. 
fordern  einen  Tarif  mit  Abschaffung  des  Kost-  und  Logiswesens, 
Höchstarbeitszeit  von  10  und  11  Stunden,  Niedrigstlöhne  für  Kunst- 
und  Handelsgärtner  für  Gehilfen  unter  21  Jahren  20  Mk.,  über 
21  Jahren  22  Mk.,  für  Landschaftsgärtner  22  und  24  Mk.,  für  Ober- 
gärtner 30  Mk.,  für  Gartenarbeiter.  21  Mk.  Überstunden  sollen  mit 
40  und  50  Pfg.  vergütet  werden. 

Bevorstehende  Ausstellungen. 

Mainz.  In  Verbindung  mit  der  vom  14.  bis  18.  September  d.  J. 
stattfindenden  Landwirtschaftlichen  Landes-  und  Jubiläums- Ausstellung 
findet  eine  Gartenbauausstellung  statt,  welche  vom  Mainzer  Gartenbau- 
Verein  und  vom  Handelsgärtner-Verein  für  Mainz  und  Umgegend  vor- 
bereitet wird. 

Offenburg  i.  Baden.  Eine  mittelbadische  Gartenbauausstellung, 
veranstaltet  von  den  selbständigen  Gärtnern  des  Bezirks  Offenburg, 
findet  vom  23.  bis  27.  September  d.  J.  statt. 


Rechtspflege. 

Gärtnergehilfen  sind  mei.stens  keine  Gewerbegehilfen  und 
können  deshalb  auch  niclit  vor  dem  Gewerbegericht  Recht  nehmen. 
Ein  Gärtnergehilfe  klagte  gegen  eine  Handelsgärtnerei  auf  36  Mk. 
Lohn,  weil  er  ohne  Einhaltung  der  gesetzlichen  vierzehntägigen 
Kündigungsfrist  aus  seiner  Stellung  entlassen  worden  sei  Da  die 
Firma  im  Termine  nicht  vertreten  war,  beantragte  der  Kläger  den 
Erlaß  eines  Versäumnisui  teils.  Der  Kläger  erklärte  auf  richterliches 
Befragen,  daß  er  im  handelsgärtnerisohen  Betriebe  der  Beklagten 
gearbeitet  habe.  Er  habe  Palmen  gewaschen  und  sei  überhaupt  im 
Gewächshause  tätig  gewesen.  So  habe  er  auch  die  Pflanzen  von 
einem  Gewächsbatise  ins  andere  transpoitiert.  Ferner  habe  er  Mist- 
beete anlegen  und  in  dieselben  Maiblumen  einpflanzen  müssen.  Im 
Laden  sei  er  nicht  beschäftigt  gewesen  und  ebensowenig  habe  er 
Blumen  in  Töpfe  einsetzen  müssen.  Hiernach  lehnte  das  Gericht 
den  Antrag  des  Klägers  auf  Erlaß  eines  Versäumnisurteils  ab  und 
wies  ihn  mit  seiner  Klage  wegen  Unzuständigkeit  des  Gewerbegerichts 
zurück.  Die  Gärtnerei  sei,  insoweit  sie  Urproduktion  sei,  kein  Ge- 
werbe im  Sinne  der  Gew.-Ord.,  und  deshalb  seien  die  Gärtnergehilfen 
in  der  Regel  keine  Gewerbegehilfen.  Eine  Ausnahme  trete  ein,  wenn 
sie  in  einem  mit  der  Pflanzenerzeugung  verbundenen  Gewerbe-  oder 
Handelsbetriebe,  z.  B.  im  Blumenladen  oder  bei  der  Kranzbinderei 
beschäftigt  würden.  Dieses  sei  hier  nicht  der  Fall,  der  Kläger  sei 
%'ielmehr  im  wesentlichen  bei  der  Pflanzenkultur,  im  Treibhause  und 
am  Mistbeete  tätig  gewesen  und  sei  deshalb  nicht  als  Gewerbegehilfe 
anzusehen.  Demgemäß  sei  das  Gewerbegericht  für  diese  Sache  nicht 
zuständig  und  habe  auch  kein  Versäumnisurteil  gegen  den  Beklagten 
eiias.sen  können. 

Tagesgeschichte. 

Cannstatt.  Der  hiesige  Uftkirchhof  soll  vom  1.  Januar  1946 
an  in  eine  Parkanlage  umgewandelt  werden.  Es  werden  daher  nur 
noch  solche  Grabstätten  abgegeben  und  verlängert,  welche  die  Durch- 
führung dieses  Plans,  der  sofort  ausgearbeitet  wird  und  in  dem  die 
Schaffung  eines  Urnenhains  oder  die  Benutzung  der  Uffkirche  als 
Urnenhalle  ins  Äuge  genommen  ist,  nicht  beeinträchtigen. 

Hannover.  Die  Friedhofsgärtnerei  auf  dem  Lindener  Fried- 
hofe ist  von  der  Verwaltung  dem  Gärtner  Friedrich  Meyer  über- 
tragen worden.  Der  bisherige  Friedhofsverwalter  Seegers  hatte  am 
1.  Januar  d.  J.  sein  Amt  niedergelegt. 

Neuhaus  a.  d.  O.  Dem  Stadtgärtner  Hölscher  in  Harburg 
wurde  von  der  Gemeinde  die  vollständige  Umgestaltung  des  Bürger- 
parks nach  den  von  ihm  entworfenen  Plänen  übertragen. 


Personal-Nachrichten. 

Fett,  Johannes,  .  bisher  Blumenge.schäftsinhaber  und  Land- 
schaftsgärtner in  Bromberg,  übernahm  die  Leitung  der  Friedhofs- 
gärtnerei  daselbst. 

Fritz,  Josef,  städtischer  Obergärtner  in  Konstanz,  beging  das 
Jubiläum  seiner  25jährigen  Tätigkeit  im  Dienste  der  Stadt,  er 
wurde  durch  tJberreichung  einer  silbernen  Uhr  (!)  mit  Inschrift 
geehrt. 

Jürgens,  Rudolf,  Garteningenieur  zu  Hamburg,  ist  wegen  seiner 
Verdienste  um  die  Düsseldorfer  Ausstellung  der  Rote  Adlerorden 
vierter  Klasse  verliehen  worden. 

Pollmer,  F.,  war  am  15.  März  dreißig  Jahre  als  Stadtgärtner 
von  Großenhain  i.  S,  tätig. 

Schumann,  Fürstl.  Lippischer  Gartendirektor,  beging  am  15.  März 
das  Jubiläum  seiner  25  jährigen  Tätigkeit  in  fürstlichen  Diensten. 
Seitens  des  Hofmarschallamtes  wurde  ihm  ein  Anerkennungsclu'eiben 
für  treue  Dienste  übersandt. 

Tutenberg,  F.,  seit  sechs  Jahren  Gartentechniker  und  Ober- 
gehilfe bei  der  städtischen  Gartenverwaltung  in  Mainz,  langjähriger 
Mitarbeiter  der  „Gartenwelt",  wurde  als  Leiter  der  städt.  Garten- 
anlagen nach  Offenbach  am  Main  berufen.  ■ 


VorMitwortl.  Redakteur:  Ma 


•  Verlas  v.  Richard  Ca 


:hinidt  t  Co.,  Leipzig.  —  Druck:  Anhalt.  Bnohdr.  ßutenberg, 


B.,  Dessau. 


ustriertes  Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


8.  April  1905. 


No.  28. 


Xachdrack  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Obstbau. 


Etwas  übor  Forinol)st  iiiid  Sclmiii'häiiiiiclien  im 
besonderii. 

Von  Karl  Cehlhaar,  Baumschulenbesitzei-,  Lawsken  bei  Köuigsberg  i.Pr. 
{Hierzu  vier  Abbildmiijeii.) 
l/aß  dasZiel  desFormobstbaues:  durch peinlichesFormieren 
den  Eanm  aufs  vollkommenste  auszunutzen  und  dabei  gleich- 
mäßige Ernten  und  besonders  gute  Früchte  zu  erzielen  bei 
uns  oft  erreicht  wird,  kann  weder  der  Formobstzüchter  selbst 
noch  der  hierfür  passionierte  Liebhaber  behaupten.  Es  heißt 
aber  doch  wohl  übers  Ziel  Idnausschießen,  wenn  vielfach  mit 
dem  „Zurück  zur  Natur"  jedes  Formgeben  in  Acht  und  Bann 
getan  wird.  Gewiß  sind  diese  Luxuskinder  des  Obstbaues 
entsprechend   der    Viei   der 

Erziehung      verwandten 

Pflege  mit  respektablen 
Summen  bedacht  worden. 
Manche  Kritik  wurde  geübt : 
Ja,  wir  wären  in  Deut.sch- 
land  im  Obstbau  weiter, 
wenn  diese  Gelder  für  Obst- 
anlagen nach  amerikani- 
schem System  aufgewendet 
worden  wären.  .Ja,  wenni 
—  "Wer,  im  Besitz  der  nö- 
tigen Gelder,  z.  B.  Gefallen 
an  einem  Teppichbeet  ge-_ 
fundeu,  der  gibt  die  hierfür 
ausgeworfene  Summe  eben 
für  diesen  Luxus  aus.  Hätte 
sieh  mancher  nicht  seinen 
Formobstgarten  angelegt,  er 
hätte  in  vielen  i'ällen  weit 
eher  Kunstarbeiten  ganz 
außer  dem  Bereich  des 
Gartenbaus  seine  Gunst  ge- 
schenkt, aber  nicht  ,,un- 
zivilisierte'-  Obstbäume  in 
seinem  Eden  geduldet.  Su 
wenig  wio  an  manchem 
überflüssigen  Rausch  und 
•Jammer  der  Küfer  schuld, 
der  einen  guten  Wein  ge- 
keltert, so   gering   werden 

Gartenwelt.     I.X. 


wohl  auch  die  Gewissensbisse  der  Formobstztichter  nach  manchem 
Mißerfolge  ihrer  Pfleglinge  sein  dürfen.  Die  Formobstbaumzucht 
steht  mit  volkswirtschaftlichem  Obstbau  in  keinem  eigentlichen 
Zusammenhang.  Sie  haben  beide  ihre  Berechtigung  und  ihre 
wenn  auch  gänzlich  verschiedenen,  so  doch  in  gewissem  Sinne 
gleich  erstrebenswerten  Ziele  und  Zukunft.  Daß  wir  von 
Formobst  selten  nacheiferungswürdiges  zu  Gesicht  bekommen, 
liegt  bei  uns  oft  au  der  geringen  Beachtung  der  gegen 
Frankreich  doch  weit  schlechteren  klimatischen  Verhältnisse, 
und  doch  genießt  es  selten  die  Pflege  wie  dort,  geschweige 
denn  eine  aufmerksamere.  —  An  einen  B''ortschritt  in  der  Form- 
obstbaumzucht durch  Ersinnen  neuer  künstlicher  Formen  kann 
kaum  gedacht  werden.    Bei  Spalieren  und  Pyramiden  wird  es 


.^chnurbaumchengang  in  Gebr.  Gehlhaars 

Originalaufnahme  für  die  „Garte 


Lavvsken  bei  Königsberg 


Die  Gartenwelt. 


IX,  28 


Sclinurbäumchengang   in  Gebr.  Gehlhaars   Baumschule, 
Lawsken  bei  Königsberg  in  Pr. 

Orig:inalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

nicht  großen  Tadel  verdienen,  wenn  im  Astgerüst  nicht  alles  so 
ganz  regelmäßig  geraten;  an  wagerechten  Schnurbäumchen 
fallen  derartige  Mängel  aber  doch  meist  unangenehm  ins  Auge 
und  frühere  und  bessere  Tragbarkeit  wird  wohl  niemals 
dadurch  erzeugt. 

Meine  Kordons  sind 
nicht  wie  im  allgemeinen 
richtig  auf  Paradies,  son- 
dern auf  Doucin  veredelt. 
Veredelungen  auf  Paradies 
stellen  hohe  Ansi3iüche  an 
den  Boden  und  sind  die 
darauf  veredelten  Bäum- 
chen meist  für  unser  Klima 
nicht  winterfest  genug.  Ich 
habe  mich  sonst  an  Gauchers 
Theorie  und  Praxis  ge- 
halten, unter  anderem  auch 
schätzenswerte  Winke  in 
Koopmanns  „Grundlehren 
des  Obstbaumschnittes"  ge- 
funden, der  darin  eingehend 
auf  die  Schwierigkeiten  der 

Forraobstbaumzucht  in 
Norddeutsclüand  hinweist. 
Die  größte  Sorgfalt  wurde 
auf  gewissenhaftes  Pincieren 
gelegt.  Hier  in  unserer 
deutschen  Nordostecke  wagt 
sich  das  junge  Grün  oft 
erst  recht  spät  im  Jahre 
heraus.  Pfingsten,  „das 
liebliche  Fest",  sieht  manch- 
mal kaum  die  Stachelbeeren 
sprossen.  Dann  kommt 
es  aber  mit  warmem  Süd- 
wind nicht  selten  wie  von 
Zauberhand     aus     starrem 


Geäst,  so  daß  es  bald  keine  Kunst  wäre,  das  „Gräschen 
wachsen  zu  hören".  —  Da  heißts  denn  aufpassen  bei  diesen 
Sorgenkindern;  was  da  einmal  vernachlässigt  wird  und  dem 
Sicha\istobenwoIlen  überlassen  bleibt,  ist  schwer  wieder  gut- 
zumachen. —  Die  Verlängerung  soll  aus  dem  Endauge,  wenn 
dies  kräftig  und  gut  ausgereift,  ungehindert  fortwachsen,  sonst 
aus  dem  zunächst  stehenden  gebildet  werden.  Alles  übrige 
hat  sich  schon  früii  an  „weise  Beschränkung"  zu  gewöhnen. 
Afterleitzweige  werden  schon  als  Augen  oder  bald  nach  dem 
Austreiben  entfernt.  Auch  mancher  nach  oben  gerichtete 
Trieb  darf  zunächst  nicht  mehr  als  drei  oder  vier  Blättchen 
zeigen.  Es  wird  ihm  die  noch  ganz  krautartige  Spitze  ge- 
nommen. Viele  in  ihrer  Stellung  tjenachteiligte  Triebe  werden 
durch  kurze  Längsschnitte  bis  zu  ihrer  Basis  aber  auch  zu 
üppigerer  Entwickelung  gebracht. 

Ein  einmal  rechtzeitig  pincierter  Zweig  läßt  sich  hier- 
dui-ch  im  weiteren  Wachstvun  füi-  den  Verlauf  des  Sommers 
sehr  selten  vollständig  zurückhalten.  Es  treibt  oft  nicht  nur 
das  Auge  aus  dem  obersten  Blattwinkel,  sondern  auch  tiefer 
sitzende  aus.  Da  habe  ich  nun  nicht  wie  meist  empfohlen, 
den  Zweig  nochmals  über  dem  zu  unterst  ausgetriebenen 
Auge  geschnitten  und  den  daraus  hervorgegangenen  Trieb  ge- 
kürzt, sondern  den  obersten  Teil  kurz  pinciert  und  den  nächst 
unteren,  oft  auch  zwei,  in  den  Blattwinkeln  ausgebrochen, 
ohne  natürlich  die  alten  Blätter  zu  beschädigen. 

Der  immer  wieder  nachdrängende  Saft  sucht  vielfach  im 
Laufe  der  Vegetationsperiode  wieder  neues  Leben  zu  gestalten. 
Es  wird  sich  aber  meist  eher  in  den  ausgebrochenen  Blattwinkeln 
aus    Beiaugen    oder    an    der    Spitze    des    obersten    pincierten 


Teilansicht  vom  Schnurbäumchengang.     Von  hnks  in  der  Mitte   bis   oben  rechts  Landsberger 
Reinette,  von  rechts  in  der  Mitte  nach  oben  links  Cellini,  unten  Königin  Jubiläumsapfel. 

Originalaufnahrae  für  die  „Gartenwelt". 


IX, 


Die   Garten  weit. 


327 


Triebes  zeigen  -wollen,  als  die  mehr  nach  der  Basis  stellenden 
Augen,  die  wir  absolut  in  Ruhe  —  womöglich  bis  zur  Blüten- 
entfaltung im  nächsten  Jahr  —  erhalten  möchten,  aus  dieser 
herausschrecken.  Der  Wintersehnitt  wurde  dann  über  einem 
Blattwinkel  ausgeführt,  aus  dem  das  erste  Auge  ausgebrochen 
wurde  und  worin  meist  nur  schwache  Beiaugen  sitzen,  die 
beim  Wiederaustrieb  für  gewöhnlich  keine  übermäßige  Neigung 
haben,  sich  gar  zu  kräftig  zu  entwickeln,  und  dementsprechend 
auch  nicht  allzu  schwer  im  Zaum  zu  halten  sein  worden.  — 
In  dieser  angedeutoton  Behandlungsweise  glaube  ich  liegt  ein 
nicht  zu  unterschätzendes  Mittel,  das  Fruchtholz  in  Ordnung 
und  seiner  Bestimmung  gemäß  zu   erhalten. 

Der  hier  abgebildete  Schnurbäunichengang  wurde  im 
Früjahr  1900  angelegt.  Von 
den  zwei-  und  dreijährigen 
Veredlungen,  meist  zwei- 
armig, trugen  ein  paar  im 
ersten  Jahre  gleich  einige 
recht  schöne  Früchte.  Ver- 
treten sind  folgende  Sorten : 
J1(arhnii,„rsk,/\.j;il,,u-. 
„Iviisn-  M,:,;i',i,ln'\  ..lUs- 
„larrk.ipf.h.  ..' nH.rr  llrllr- 
/ln,r-.  ..<iralnnus  Kö>u,/n,- 
.l„l„l,uni,s„i,lrh,  ^Jjinds- 
bcrycr  Jät('\  „l'casyood's 
Gold  -  Reinette" ^  „Füippas- 
Apfel'\  „Langlona  Sonder- 
(jleic}ien''\  .,  Goldpariiiäne". 
Gleich  gut  würden  sich 
meiner  Meinung  nach  noch 
eignen:  ..Srhümr  nm  Bos- 
koop'\„rnr.snnni:/r„i:ilc'\ 
„Gox'sIhiiiuii'r\..l)iiii:i(/er 
Kantapfel " ,  .,I!nii  ii/ri  n  nn 
Rtte}\  von  neueren  Sorten 
,,  Weißer  Klarapfel".  „Kfil- 
viU  Großherzog  con  Baden"', 

„P7-inz  Alhreclit  von 
Preußen'^.  Einige  Sorten, 
die  im  übrigen  für  diese 
Form  m  besserer  Lage  gleich 
gutsein  mögen  undauch  vom 
deutschen  Pomologenverein 
speziell    hierfür  empfohlen 

werden,  wie  „Pariser  Eambour  Rtte'\  „Weißer  Winter- Kahill'-\ 
taugen  hier  nur  in  ganz  warmer  und  geschützter  Lage  Unter 
den  angepflanzten  Sorten  entsprechen  wohl  einige  nicht  den 
Anforderungen,  die  man  an  eine  gute  Tafelfrucht  zu  stellen 
berechtigt  ist.  Ihrer  reichen  Tragbarkeit,  Winterhärte  und 
des  schönen  Aussehens  der  Früchte  wegen  möchte  ich  sie 
aber  doch  nicht  missen.  Seit  der  Pflanzung  hat  der  Ertrag 
von  Jahr  zu  Jahr  zugenommen.  Im  vergangenen  Herbst 
zählte  ich  kurz  vor  der  Baumreife  an  einem  Stämmchen 
„Cellini'-'-  126  fast  durchweg  schön  ausgebildete  Früchte,  an 
einem  „Bismarckap fei' '  98.  Ich  kann  heute  das  Resultat  der 
Ernte  nicht  genau  angeben,  da  dieselbe  von  der  von  Busch- 
obst und  Halbstämmen  nicht  getrennt  wurde.  Ein  paar 
Zentner  waren  es  wohl.  Denn  von  den  39  Schnurbäumchen 
hatte  nur  eines  keine  Frucht,  18  aber  über  50  Früchte. 
Von  „Peasgood's  Goldrtte^'-  wogen  einige  Früchte  '/.^  kg.  — ■ 
Die  Entfernung  der  Stämmchen    beträgt    nur    2  m.      Sobald 


die  Verlängerungen  zusammen  kamen,  wurden  sie  gekreuzt 
imd  an  einem  ,50  cm  höheren  Draht  weiter  gezogen.  Jetzt 
befinden  sich  dieselben  auf  dem  dritten  Draht.  Siehe  Ab- 
bildung Seite  32G. 

Mit  beiden  Armen  sind  die  Schnurbäumchen  niui  zirka 
6  m  lang.  Es  ist  ziemlich  feuchter,  sandiger,  aber  humusreicher 
Wiesenboden,  worin  dieselben  stehen  und  mußte  derselbe 
voi'her  genügend  entwässert  werden.  —  Durcha\is  nicht  so 
ohne  weiteres  ins  Gebiet  der  Spielerei  zu  verweisen,  ist  meines 
Erachtens  das  Einspitzen  von  Fruchtzweigen  in  schlecht 
garnierte  Stellen.  Es  trugen  von  ihnen  einige  im  Frühjahr 
eingesetzte  noch  in  demselben  Jahre  Früchte.  So  füllt  der 
neben  dem  weißen  Kreuz  auf  der  Abbildung  dieser  Seite  ein- 


W^^i^T^^^- 


leilansiclit  voin  Schnurbäumchengang.     Peasgood's  Goldreinette,  Wintcrgulilparmäne 

und   eingespitzter   Zweig   vom   Gravensteiner.      Origiualaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

gesjjitzte   Zweig    vom  „Gravensteiner"    eine    unschöne   Lücke 
aus  und  hat  bereits  im  gleichen  Jahre  Frucht  getragen. 

Nicht  gerade  wenig  ist  es  an  Zeit  usw.,  was  im  Laufe 
eines  Jahres  für  diese  Paradekinder  aufgewendet  werden  muß. 
Das  meiste  aber  ist  nicht  ,  Arbeit  im  gewöhnlichen  Sinne 
des  Wortes.  Freudiges  Beobachten  und  das  Zubringen  mancher 
Stunde,  die  sonst  irgend  einer  Zerstreuung  oder  gar  be- 
häbiger Ruhe  gewidmet  worden  wäre,  bedeutet  nicht  nur  im 
Hinblick  auf  gehabte  Ernte  und  Aussicht  auf  folgende,  sondern 
auch  an  und  fiü-  sich  schon  durch  die  Beschäftigung  mit 
diesen  Pfleglingen  durch  Blüte,  Wachstum,  Sorge  um  Ge- 
sundheit und  Ertrag  eher  Erholung  und  Freude  als  Mühe. 
—  Wir  werden  hoffentlich  mit  den  Jahren  unter  den  fi-üh- 
und  reichtragenden  Sorten,  die  sich  in  erster  Linie  für  Form- 
obst eignen,  immer  wertvollere  und  widerstandsfähigere  er- 
halten. Nicht  nur  der  Buschobstzüchter  wird  sein  Verlangen 
nach  solchen  Sorten  zu  befriedigen   suchen.     Auch  der  Lieb- 


Die  Gartenwelt. 


IX,  28 


haber  regelmäßiger  Formen  wird  mit  ihnen  Eesultate  erzielen, 
die  nach  Quantität  wie  Qualität  zur  Nacheiferung  immer 
wieder  anregen  werden. 


Gemüsebau. 

Spargelkultur  und  Treiberei. 

Von  Otto  Pauls. 

(Hierxu  fünf  Abbildungen  nach  Originaheichnunye»  des   Vn- ff  issers.) 

öpargel,  diese  Delikatesse  für  die  Tafel,  sollte  in  keinem 
herrschaftlichen    Garten    fehlen.      Die  Kultur   ist   nicht   allzu 
schwierig.     Es  gibt  ver- 
f's'  schiedene  Methoden.    Als 

einige  der  besten  lasse  ich 
die  von  mir  erprobten 
folgen. 

Um  eine  schöne  An- 
lage zu  erhalten,  bedarf 
man  gesunder,  kräftiger 
Pflanzen,  die  man  sieh  am 
besten  selbst  heranzieht. 
Zu  diesem  Zwecke  richte 
man  sich  im   Herbst  ein 


/x 


/\ 


4ä  14 


/^ 


^..4^-^ 


sandiges  Beet,    welches  reichlich  nut  Kuh- 
dünger   versehen    wird,    her.      Es    werden  ^ 
darin  flache  Rillen  in  einem  Abstände  von 
20  cm  gezogen.    Alsdann  säe  man  den  Samen 
mögliehst  dünn  und  gleichmäßig  darin  aus 
und  bedecke  ihn  mit  einer  dünnen  Schicht 
guter  Komposterde.     Von   großem  Vorteile 
ist  es,  wenn  der  Same  in  reine  Korapo.sterde 
gesät    wird.      Erfordern   es   Zeit   und    Um- 
stände, daß  das  Säen  nicht  mehr  im  Herbst 
geschehen    kann,   so   besoi'gt  man    dies  im 
zeitigen    Frühjahr.     Sind  die  Pflanzen  auf- 
gegangen,   so    verziehe    man    sie    auf  10    cm.      Die    heraus- 
genommenen Pflanzen  können  pikiert   werden.      Der  Züchter 
richte  sein  Hauptaugenmerk  besonders  darauf,  daß  die  jungen 
Pflanzen  genügend  Nahrung  und  Feuchtigkeit  bekommen.   Ein 
öfteres  Jauchen  schadet  ihnen  nichts. 

Die  Samenbeete  sind  peinlich  sauber  von  Unkraut  zu 
halten,  müssen  oft  gehackt  imd  bewässert  werden.  Bei 
sorgsamer  Pflege  und  Erfüllung  aller  dieser  Bedingungen  hat  man 
im  Herbst  schöne  kräftige  Pflanzen  erzielt,  die  den  gekauften 
zwei-  und  dreijährigen  manchmal  bei  weitem  vorzuziehen  sind. 
Das  Laubwerk  wird  im  Herbst  heruntergeschnitten  und  das 
Beet  mit  einer  Lage  von  gut  verrottetem  Kuh-  und  Pferdedünger 
bedeckt.  Im  zeitigen  Frühjahr  können  dann  diese  Pflanzen 
zur  Anlage  verwendet  werden.  Viele  Züchter  lassen  die 
Pflanzen  zwei  bis  drei  Jahre  alt  werden,  ehe  sie  mit  der 
Anlage  beginnen,  doch  glaube  ich,  daß  es  viel  praktischer  ist, 
nur  einjährige  Pflanzen  zu  verwenden. 

Zur  Spargelanlage  muß  das  dazu  bestimmte  Land  bereits 
im  Winter  mindestens  80  cm  tief  rigolt  werden,  wobei  reichlich 
Dung,  am  besten  Kuhdünger  eingebracht  wird.  Anfang  März 
schnüre  man  a\if  das  geebnete  Terrain  Linien  in  einem  Abstand 
von  50  cm.  Alsdann  werden  Gräben  ca.  40  cm  tief  aus- 
gehoben und  die  Erde  links  und  rechts  auf  die  Böschungen 
verteilt,  wie  aus  Fig.  1  zu  sehen  ist.  Die  Grabensohle  wird 
alsdann  mit  reichlich  Dung  umgegraben  und  in  der  Mitte  in 


einem  Abstand  von  80  bis  100  cm  kleine  Pflöcke  eingeschlagen. 
An  jedes  dieser  Pflöckchen  wird  ein  kleiner  Hügel  von 
Komposterde  geschüttet,  siehe  Fig.  2.  Nun  kann  man  mit 
der  Pflanzung  beginnen. 

Zu  diesem  Zweck  warte  man  einen  warmen,  feuchten 
und  trüben  Tag  ab.  Man  nehme  aus  dem  Samenbeet  nur 
immer  einige  Pflanzen,  damit  die  Wurzeln  nicht  austrocknen. 
Zwei  Personen  sind  nötig,  um  das  Pflanzen  zu  bewerkstelligen. 
Die  eine  hat  die  Pflanzen  in  einem  zugedeckten  Korb,  während 
die  andere  einen  Korb  Komposterde  mit  sich  führt.  Die 
Pflanze  wird  auf  den  Hügel  so  gesetzt,  daß  sich  die  Wurzeln, 
welche  ein  wenig  eingestutzt  werden,  nach  allen  Seiten  hin 
strahlenförmig  ausbreiten. 

Fig.  3.  Auf  die  Wurzeln  wird  dann  3 — 4  cm  hoch 
Komposterde  gebracht,  und  mit  den  Händen  leicht  ange- 
drüclct.  Zwischen  die  Hügel  wird  alsdann  etwas  Erde  ge- 
schüttet und  hierauf  Dung  gestreut.  Die  Böschimgen  werden 
glatt  gemacht  und  köimen  mit  Kohl,  Kohlrabi,  Bohnen  oder 
Kartoffeln  bepflanzt  werden.  Im  Laufe  des  Sommers  sorge 
man  für  reichliche  Bewässerung  und  achte,  daß  die  Anlage 
frei  von  Unkraut  bleibt.  Im  Herbst  des  ersten  Jahres,  nach- 
dem das  Kraut  abgeschnitten  ist,  wird  eine  10  cm  hohe 
Mistschicht  auf  die  Gräben  gebracht;  Mäi-z — April  des  nächsten 
Jahres  schüttet  man  von  der  Böschung  soviel  Erde  herunter, 
daß  die  Pflanzen  ca.  20  cm  hoch  bedeckt  sind.  Auch  im 
Laufe  des  zweiten  Jahres  sind  die  Beete 
frei  von  Unkraut  zu  halten,  imd,  wenn  es 
not  tut,  zu  bewässern.  Im  Frühjahr  des 
dritten  Jahres  schütte  man  die  letzte  Erde 
von  den  Böschungen  in  die  Gräben,  so  daß 
das  ganze  Land  geebnet  ist.  Ein  weiteres 
Jahr  bedürfen  die  Pflanzen,  um  sich  zu 
kräftigen  imd  können  dann  im  fünften  Jahre 
die  ersten  Pfeifen  gestochen  werden. 

Alljährlich    sind    dann    die    Beete    zu 
düngen  und  im  Frühjahre  tief  umzugraben. 
Es  liegt  in  der  Natur  der  Spargelpflanze,  daß 
der  Wurzelstock    immer 
höher  steig-t,  deshalb  helje 
man    im    sechsten    Jahre 
die  Steige  aus,   und  ver- 
teile   die  Erde    über   die 
Beete. 

Der  beste  Boden  für 
Spargelanlagen  ist  Sand 
oder  Lehm,  doch  haben 
beide  Bodenarten  verschie- 
dene Vor-  und  Nachteile. 
Im     Lehmboden    werden 

die  Pfeifen  dick  \md  kräftig,  kommen  aber  durch  die  schwere 
Erde  zu  spät  zum  Vorschein,  und  sind  daher  zu  zähe.  Im 
Sandboden  sind  die  Pfeifen  zwar  dünner,  aber  desto  zarter, 
weil  sie  nicht  so  lange  Zeit  gebrauchen,  lun  an  die  Oberfläche 
zu  gelangen. 

Viele  Gärtner,  die  Lehmboden  haben,  legen  daher  ihre 
Spargelbeete  nach  folgendem  Muster  an.  Sie  heben  in  Reihen 
von  80  bis  100  cm,  bei  einem  Abstand  von  1  m,  ca.  30 
bis  40  cm  tiefe  Gräben  aus,  bringen  in  jeden  derselben  einen 
Hügel  Komposterde  und  pflanzen  hierauf  die  jungen  Spargel- 
pflanzen, wie  oben  gezeigt.  Von  Jahr  zu  Jahr  füllen  sie 
statt  der  schweren  Lehmerde,  leichte  sandige  Erde  auf. 
Hierdurch    bezwecken    sie,    daß   die  Pfeifen,    da  die  Wurzeln 


Die    Gartenwelt. 


329 


im  Lehmboden  sind,  viel  dicker  werden,  da  sie  aber  mit 
leichter  Erde  bedeckt  sind,_  weniger  Zeit  zum  Durohlnechen 
gebrauchen  und  schön  zart  bleiben. 

Eine  dritte  Art,  zwar  etwas  kompliziert,  jedoch  die  beste 
Methode  von  allen,  ist  folgende. 

Das  zum  Spargelbau  bestimmte  Land  wird  40  cm  tief 
rigolt,  wobei  eine  dicke  Lage  fetten  Kuhdüngers  untergebracht 
wird.  Im  Frühjahr  schnüre  man  dann  Reihen,  die  80  cm 
weit  von  einander  entfernt  sind  und  schlage  auf  diesen 
kleine  Pflöckchen  in  100  cm  Abstand  ein.  An  diese 
wird  ein  Hügel  Komposterde  geschüttet,  hierauf  die  Spargel- 
pflanzen wie  schon  gezeigt  gepflanzt  und  mit  Kompost- 
erde bedeckt.  Die  Zwischenräume  zwischen  den  Hügeln 
werden  ganz  mit  gut  verrottetem  Kuh-  und  Pferdedung  aus- 
gefüllt, so  daß  ein  ebenes  Beet  entsteht.  Siehe  Fig.  4.  Im 
Laufe  des  ersten  Jahres  hat  man  nun,  da  die  Beete  leicht 
austrocknen,  für  reichliche  Bewässerung  Sorge  zu  tragen. 
Im  Herbst  kommt  wieder  eine  Schicht  Dünger  und  im  folgenden 
Frühling  eine  Lage  Komposterde  auf  die 
Beete.  Die  Kiilturbedingungen  sind  im 
zweiten  Jahre  ebenso  wie  im  ersten.  Es 
werden  von  Jahr  zu  Jahr  gut  verrotteter 
Dünger  imd  sandige  Komposterde  aufgefüllt, 
so  daß  im  Anfang  des  vierten  Jahres  die 
Pflanzen  c<a.  30 — 40  cm  tief  in  der  Erde 
sind.  Im  vierten  Jahre  sind  die  Pflanzen 
schon  so  stark,  daß  man  bereits  Pfeifen 
stechen  kann,  jedoch  ist  es  besser,  noch  ein 
Jahr  zu  warten,  damit  die  Pflanzen  nicht 
zu  selir  geschwächt  werden. 

Kurz  gefaßt  habe  ich  hier  die  drei  besten  Kultiu-mothoden 
angeführt.  Kohl,  Kohlrabi"  und  anderes  Gemüse  zwischen 
fertige  Anlagen  zu  setzen,  ist  von  großem  Nachteil,  da  erstens 
das  Land  mehr  ausgesogen  wird  und  zweitens  viele  Pfeifen 
übersehen  werden  und  durchgehen. 

Die  Beete  sind  peinlich  sauber  von  Unkraut  zuhalten. 
Auch  muß  man  sehr  ani  Ungeziefer  achten.  Ein  großer 
Feind  der  Spargelanlagen  ist  der  Spargelkäfer,  Orioceris 
asparagi  (vgl.  Artikel  „Die  Spargelkäfer"  im  VI.  Jg.  Seite  272 
mit  Abbildungen.  Red.),  ein  kleines  Käferchen  von  dunkel- 
grüner Farbe  mit  gelben  Flecken.  Die  Larven  sind  an  den 
Spargeltrieben  zu  finden  und  ähneln  kleinen  nackten  Schnecken. 
Sie  benagen  die  Stengel,  fressen  die  Blätter  der  Triebe  ab, 
und  richten  besonders  in  den  Saatbeeten  großen  Schaden  an. 
Die  Käfer  sind  leicht  zu  fangen,  da  sie  sich  bei  der  ge- 
ringsten Berührung  zu  Boden  fallen  lassen,  wo  sie  dann  ge- 
sammelt und  vernichtet  werden  können.  Gegen  die  Larven 
hilft  kein  chemisches  Mittel,  sondern  man  muß  sie  einfach 
an  den  Stielen  zerdrücken. 

Ein  weiterer  Schädling  ist  die  sogenannte  Spargelfliege, 
Trypeta  fitlmiiians,  ein  kleines  braunes  Insekt,  dessen  Flügel 
mit  kleinen  braunen  Streifen  gezeichnet  sind.  Die  Maden 
höhlen  das  Innere  der  jungen  Pfeifen  bis  auf  den  Grund  aus, 
verpiippen  sich  dort  und  erscheinen  im  andern  Jahre  wieder 
als  Fliege.  Spargelpflanzen,  die  von  diesem  Insekt  befallen 
werden,  erkennt  man  an  der  gelben  Farbe  der  Blätter.  Man 
geht  dem  Feind  zu  Leibe,  indem  man  alle  verdächtigen 
Stengel  bis  auf  den  Grund  heraussticht  und  verbrennt. 

Eine  Spargelanlage  trägt  vom  fünften  Jahre  ab  und  be- 
hält ihre  Tragfähigkeit  bis  zum  fünfzehnten  Jahre.  Die 
höchsten  Erträge  gibt  eine  Pflanzung  im  achten  bis  zwölften; 
ilieser  Zeitraum  ist  der  beste  zum  Treiben. 


Tr^ii 


Zum  Zwecke  des  Treibens  ist  es  gut.  wenn  die  Anlage 
in  der  vorhergehenden  Saison  etwas  geschont  wird.  Im 
Herbst  werden  dann  die  zum  Treiben  bestimmten  Beete  mit 
Laub  (oder  Pferdedung)  bedeckt,  sodaß  sie  nicht  einfrieren. 
Dezember  und  Januar,  auch  früher  oder  später,  kann  man  mit 
dem  Treiben  beginnen.  Hierzu  braucht  man  guten  warmen 
Pferdedung.  Die  Laubdecke  wird  von  den  Beeten  entfernt, 
die  Steige  werden  dann  so  tief  ausgehoben,  daß  die  Graben- 
sohle in  gleicher  Höhe  mit  den  Spargelstöcken  ist.  Diese 
Gräben  werden  nun  mit  dem  warmen  Pferdedung  gefüllt. 
Über  die  Beete  selbst  kommt  eine  20  cm  hohe  Schicht 
warmen  Dungs.  Darüber  wird  ein  Kasten  gebaut,  der  in  Er- 
mangelung von  Fenstern  mit  Brettern  abgedeckt  wird.  In 
die  Gänge  werden  Laufbretter  gelegt  und  die  ganze  Anlage 
mit  Laub  eingejjackt.  Siehe  Figur  5.  Es  kommt  oft  vor, 
daß  ein  einmaliges  Packen  nicht  genügend  ist,  daher  muß 
man  es  wiederholen,  doch  vermeide  man  dabei,  daß  die  Beete 
auskühlen.  Je  nach  der  Zeit,  nach  der  Anlage  und  der 
Wärme  des  Mistes  beginnt  das  Erscheinen 
der  Pfeifen,  meistens  vergehen  sechs  bis 
acht  und  noch  mehr  Wochen.  Öfteres  Nach- 
sehen darf  nicht  vergessen  werden.  Das 
Stechen  erfolgt  nur  wöchentlich.  Hierzu 
nimmt  man,  nachdem  die  Laubdecke  ent- 
fernt ist,  zwei  Fenster  oder  die  nötigen 
Bretter  ab.  Vorsichtig  fährt  man  mit  der 
Gabel  in  den  Dung  hinein,  hebt  ihn  in  der 
Breite  eines  Fensters  ab  und  legt  ihn  auf 
einen  Haufen  außerhalb  des  Beetes.  Alle 
sich  zeigenden  Pfeifen  sind  zu  stechen.  Dann 
nimmt  man  vnni   zweiten  _ 

Fenster  den  Dung  und 
bringt  ihn  in  das  erste 
Fenster,  alle  sich  hier 
zeigenden  Spitzen  werden 
gleichfalls  gestochen.  Jetzt 
wird  der  Dung  vom  dritten 
Fenster  in  das  zweite  ge- 
packt und  so  fährt  man 
bis  zum  Schluß  fort.  Das 
letzte  Fenster  wird  mit 
dem  Dung  vom  ersten 
zugepackt.        Schließlich 

wird  die  Anlage  wieder  gut  gedeckt.  Daß  durch  das  Treiben  die 
Anlage  sehr  geschwächt  wird,  kann  man  sich  denken;  es  ist 
daher  gut,  den  Pflanzen  nach  dem  Treiben  ein  Jahr  völliger 
Ruhe  zu  gewähren.  Wird  die  Anlage  gut  behandelt,  so  kann 
man  nach  drei  bis  vier  Jahren  dieselben  Beete  wieder  treiben. 


Beitrag  zur  erfolgreichen  Kultur  des  span.  Pfeffers. 

Von  H.  Beuß,  Schwetzingen. 

In  Gegenden,  woderspanischePfeffer(Paprika,  Capsicum  annuum) 
als  ein  gern  gesehenes  Gewürz,  bezw.  Gemüse  gilt,  ist  die  Änzuelit,  be- 
sonders der  besseren  großfrüchtigen  Sorten,  dann  rentabel,  wenn  die 
Früchte  zeitig  schöne  Farbe  und  vollkommene  Form  erreichen.  Die 
Kultur  ist  eigentlich  nicht  schwierig,  aber  um  einzelne  Früchte  von  400 
bis  500  gr.  zu  erzielen,  wie  es  mir  im  letzten  Sommer  gelang,  bedarf 
es  einiger  Mühe.  Topf-  und  Freilandkultur  stehen  sich  gegenüber 
und  werden  auch  beide  bevorzugt  oder  verworfen,  je  nach  den  ge- 
gebenen Verhältnissen  und  den  Mühewaltungen   des  emzelnen  Kulti- 


Die  Gartenwelt. 


IX,  28 


vateurs.  Der  spanische  Pfeffer,  mag  er  nun  in  der  Küche  ver- 
wendet werden  oder  nicht,  ist  zum  Anbau  zu  empfehlen,  da  die  mit 
den  schön  gefärbten  Früchten  gezierten  Pflanzen  eine  Zierde  des 
Gartens  sind  und  später,  wenn  eiugetopft,  im  Schauhaus,  im  Winter- 
garten oder  im  Wohnzimmer  einen  Schmuck  bilden. 

Ende  September  waren  hier  die  Stöcke  schon  mit  lebhaft  ge- 
färbten Früchten  behangen  und  boten  die  einzelnen  Sorten  und 
deren  verschiedene  Fruchtgiössen  und  Farben  ein  recht  lebhaftes 
Bild.  Besonders  schön  sind  die  Sorten:  „Ele2}liantenrüssel-',  schöne, 
lange,  rote  Frucht,  „Ruby  King"',  sehr  groß,  dickbauchig,  scharlach- 
rot; „Oolden  Davon'',  groß,  gelb;  ,,Gardinat\  groß,  rot;  „Celesiine"-, 
kleine,  schön  rot  gefärbte  Frucht,  und  ferner  der  scharlachrote 
Trauben-Paprika,  eine  kleine,  sehr  reichtragende  Sorte. 

Die  Aussaat  machte  ich  im  März  und  zwar  in  Schalen  mit 
sandiger  Lauberde,  welche  vorderhand  im  Wamhause  placiert 
und  nach  dem  Aufgehen  ans  Licht  gestellt  wurden.  Nach  dem 
zeitigen  Pikieren  erhielten  die  Pflänzchen  ihren  Platz  im  warmen 
Mistbeet.  Nach  genügender  Kräftigung  wurden  sie  unter  Glas  auf 
ein  warmes  Beet  ausgepflanzt  und  vor  allzu  greller  Sonne  ge- 
schützt. Ende  April-'-)  wurden  die  jungen  Pfefferpflanzen  ausge- 
pflanzt und  zwar  auf  Beete  mit  warmem  Untergnind,  ähnlich  wie 
dies  mit  Melonen  geschieht.  Gute  Erde  ist  wesentlich.  Auf  den 
eingebrachten  frischen  Pferdedung  kommt  erst  die  ausgeworfene 
Gartenerde  in  Höhe  von  ca.  10  cm  und  darauf  eine  lockere,  nahr- 
hafte Mistbeet-  oder  Lauberde.  Im  Laufe  des  Sommers  ist  besonders 
an  trüben  Tagen  ein  flüssiger  Dungguß  i-echt  gut  angebracht. 
Während  trockener  Sommerszeit  ist  mit  Rücksicht  auf  den  lockeren 
Grund  tüchtig  zu  g-ießen.  Zur  Erzielung  vollkommener  Früchte 
kann  man  auch  die  Pflanzen  etwas  auslichten  und  entspitzen,  aber 
erst  nach  genügender  Entwicklung  des  Fruchtansatzes ! 


Ein  Urteil 
über  den  „Erfurter  roten  Deükateli- Wirsing". 

Von  H.  Beuß,  Schwetzingen. 

J- m  Herbst  1Ö02  gelangte  dieser  Wirsing  als  Neuheit  in  den 
Handel  und  es  hat  wohl  inzwischen  mancher  Kollege  eingehende, 
sorgfältige  Versuche  damit  gemacht.  Auch  ich  habe  diesen  neuen 
Wirsing  im  vorigen  Jahre  unter  günstigen  Verhältnissen  angebaut, 
doch  mit  dem  Ergebnis,  daß  ich  ihn  in  diesem  Jahre  nicht  mehr  in 
unsere  Gemüsekulturen  aufzunehmen  gedenke.  Es  ist  nicht  meine 
Absicht,  ein  abgeschlossenes  Urteil  zu  geben  und  diese  Neuheit  voll- 
ständig zu  verwerfen,  denn  es  ist  ja  möglich,  daß  der  rote  Wirsing 
in  einer  anderen  Gegend,  wo  ihm  vielleicht  Lage,  Klima  und  Boden 
sehr  zusagt,  recht  schön  zur  Entwicklung  gelaugt.  Hier  lagen  die 
Verhältnisse  auch  recht  günstig.  Der  Schulgeniüsegarteu  hat  mittleren 
Boden,  auf  strenge  Wechselwirtschaft  wird  großer  Wert  gelegt  und 
Wasser  ist  in  reichlichem  Maße  vorhanden  ;  die  Krautgewächse  werden 
im  allgemeinen,  wie  erforderlich,  auf  frisch  gedüngten  Boden  gebracht 
und  genügend  bearbeitet. 

Von  einem  Kulturmißerfolg  kann  ich  durchaus  nicht  reden; 
der  Kohl  ist  verhältnismäßig  großköpfig  und  früh  geraten,  die  ange- 
priesene rote  Farbe  wies  er  auch  auf.  Doch  gerade  diese  ist  mir 
neben  dem  Geschmack  der  Hauptgrund,  daß  ich  den  Wirsing  nicht 
empfehlen  kann. 

Es  ist  ein  eigenartiges  Gemüse,  nicht  Wirsing  und  nicht  Rot- 
kraut ;  die  Farbe  paßt  dui'chaus  nicht  zu  dem  Geschmack.  Wäre  der 
Unterschied  bezüglich  Farbe  und  Geschmack  so,  wie  zwischen  Weiß- 
oder Kotkraut,  so  ginge  es  noch;  aber  das  trifft  nicht  zu. 

Das  fei-tige  Gemüse  befriedigt  schon  im  Aussehen  die  Hausfrau 
nicht.  Als  Salat  mag  es  eher  gehen.  In  hiesiger  Großh.  Haus- 
haltungs-  und  Gartenbauschule  für  Damen  hat  man  den  roten  Wirsing 
nur  wenige  Male  für  den  Tisch  verwendet,  derselbe  behält  nicht  das 
schöne  Rot,  wie  es  z.  B.  das  Kotkraut  in  guten  Sorten  beim  Kochen 
aufweist.     Es  geht  niclits  über  ein  gutes  Wirsinggemüse,  aber  wenn 


man  sich  auch  beim  Essen  von  Gemüsen  noch  an  eine  neue  „Calur'" 
(wie  Fritz  Reuter  sagt)  gewöhnen  soll,  so  ist  der  beste  Appetit  schon 
im  Voraus  verscherzt.  Dieses  trifft  auch  wohl  oder  übel  nach  den 
Versuchen  bei  dem  roten  Delikateß-Wirsing  zu.  Gerade  hier  könnte 
man  durch  Bekanntgabe  verschiedener  Meinungen  Gelegenheit  finden, 
die  Verschiedenheit  der  „Geschmäcker"  zu  beurteilen. 


Neger-  oder  Zulukartoffeln.  Seit  einigen  Jahren  kultiviere 
ich  eine  äußerst  interessante  Kartoffel,  deren  Knollen  sehr  lang  sind, 
schwarze  Schale,  tiefliegende  Augen  und  dunkelviolettes  festes  Fleisch 
haben.  Sie  gedeiht  in  jedem  Boden,  reift  spät,  gibt  gute  Erträge 
und  hält  sich  im  Keller  wie  in  der  Miete  sehr  gut. 

Als  Salat-Kartoffel  wird  sie  sehr  geschätzt,  da  sie  für  sich 
allein  zurecht  gemacht  ein  feines  Gericht  liefert,  auch  nimmt  man  sie 
gerne  zum  Garnieren  des  allgemeinen  Kartoffelsalates.  Auch  als  Brat- 
kartoffel ist  sie  zu  verwenden.  Dagegen  als  Pellkartoffel  oder  Salz- 
kartoffel gekocht,  schmeckt  sie  nicht  besonders  gut  und  wird  also 
unseren  weiß-  und  gelbfleischigen  Kartoffelsorten  wohl  nicht  zu  große 
Konkurrenz  machen.  Jedoch  hat  sie  als  Salatkartoffel  unzweifelhaften 
Wert  und  in  den  Sortiments-Sammlungen  verdient  sie  schon  ihrer 
Interessantheit  wegen  mehr  Beachtung.  Soweit  mein  Vorrat  reicht, 
bin  ich  gerne  bereit,  Knollen  zum  Legen  davon  abzugeben. 

W.  Balke,  Kloxin  i.  Pom. 


Über  den  Geschmack  der  Gemüse.  Wer  gewöhnt  ist,  nur 
selbstgezogenes  Gemüse  zu  vei'brauchen,  gelegentlich  aber  einmal  in 
die  Verlegenheit  kommt,  auf  großen  Märkten  einzukaufen,  dem  wird 
der  Unterschied  im  Geschmack  auffallen,  der  sehr  zu  Ungunsten  der 
gekauften  Gemüse  spricht.  Es  hat  dies  zwei  Ursachen.  Einerseits 
stammt  das  in  den  Großstädten  auf  den  Markt  gelangende  Gemüse 
vielfach  von  städtischen  Rieselfeldern.  Überdüngung  und  einseitige 
Stickstoffdüngung  mit  Jauche  bewirken  bei  den  äußerlich  sehr  statt- 
hchen  Kohlgewächsen  Grobstiunkigkeit  und  schlechtes  Aroma,  das 
sich  häufig  schon  beim  Kochen  durch  einen  das  ganze  Haus  ver- 
pestenden Gestank  bemerkbar  macht.  Andererseits  haben  auch  die 
aus  Holland  und  dem  Süden  importierten  Gemüse,  von  Grobstrunkig- 
keit  abgesehen,  gleiche  den  Appetit  verderbende  Eigenschaften;  ich 
führe  sie  auf  eine  leichte  Formentation  zurück,  die  die  fest  ver- 
packten Kohlköpfe  während  der  langen  Reise  durchzumachen  haben, 
im  verflossenen  Jahre  habe  ich  zum  Vergnügen  etwas  Erfurter 
Zwerg-Blumenkohl  und  Wirsingkohl  angebaut  und  die  Erträge  an 
befreundete  Familien  verteilt.  Bei  allen  Empfängern  herrschte  nur 
eine  Stimme  des  Lobes  über  die  Zartheit  und  den  feinen  Geschmack 
dieser  Gemüse,  weshalb  ich,  um  den  guten  Freunden  wieder  einen 
Gefallen  zu  erweisen,  meine  Liebhaber-Gemüsekultur  in  diesem  Jahre 
-wesentlich  zu  erweitern  gedenke.  M.  H. 


*)  In  Mittel-  und  Norddeutschiand  natürlich  später.     Red. 


Landschaftsgärtnerei. 
Eine  neue  Raseneinfriedigung. 

Von  M.  Büttner,  Stadtgärtner  in  Solingen. 
(Hierin  rier  Abbildim;/e>i  nach  Originalxeichnungen  des  Verfassers.) 

-Lni  (irundc  genommen  sind  die  Raseneinfriedigungen  nur 
notwendige  Übel  und  doch  sind  sie  in  öffentlichen  Anlagen 
nicht  zu  entbehren,  sei  es  zum  Schutze  gegen  unabsichtliches 
Betreten  der  Rasenflächen  und  Kanten  oder  um  ttunde  von 
Parterres  und  besseren  Sclimuckplätzen  fernzuhalten,  außerdem 
gibt  es  ja  auch  Menschen,  die  erst  durch  eine  Einfriedigung 
daran  gemalint  werden  müssen,  daß  nur  die  Wege  zum  Be- 
treten da  sind.  Wenn  nun  eine  Stadt,  wie  es  hier  der  Fall 
ist,  in  Bezug  auf  gärtneriselie  Anlagen  die  Versäumnisse 
früherer  Jahre  nachliolen  muß,  so  wird  selbstverständlich  die 
Kostenfrage  in  jedem  Falle  eine  große  Rolle  spielen,  und  be- 
sonders   bei  kleineren  Schmuckplätzen    kann    es    vorkommen, 


IX,  28 


Die   Gartenwelt. 


331 


Ahb.i 


daß    die    Einfriedigung    die    ganze  Anlage    unverhältnismäßig 
verteuert. 

Infolge  dieses  Urastandes  und  die  dadurch  herbeigeführte 
Umfrage  brachte  eine  hiesige  Schlosserei  eine  von  ilu-  kon- 
struierte Einfriedigung  in  Vorschlag,  die  ich  in  Folgendem 
näher  beschreiben  will: 

Das  ziu-  Verwendung  kommende  Material  führt  den 
Namen :  Schürmanns  Patent-Änkereisen.  Es  ist  dies  ein  fort- 
laufend gelochtes  Flacheisen,  dessen  Lochungen  die  Weite 
des  Durchmessers  ties  ganzen  Stabes  haben  und  das  in  der 
Hauptsache  bei  Bauten  als  Anker  usw.  Verwendung  findet, 
da  es  sich  kalt  leicht  biegen  läßt  und  ein  Schmied  bei  der 
ganzen  Verarbeitung  niclit  erforderlich  ist;  es  ist  ferner  in 
verschiedenen  Dimensionen  zu  haben. 

Zur  Herstellung  einer  Einfriedigung  werden  die  Stützen, 
wie  die  Abbildungen  zeigen,  gebogen  und  unten  zusammen- 
geschraubt, worauf  man  diese  im  Boden  festrammt,  um  da- 
nach die  Quer- 
schienen einzu- 
schieben. Abbil- 
dung 1  zeigt  eine 
Einfriedigung, 
wie  sie  zur  Ab- 
grenzung von 
Wegen  zweck- 
mäßig ist.  Das 
Eisen  ist  30  X  7  mm  stark,  die  Schiene  läuft  ca.  30  cm 
über  der  Erde,  die  Stützen  haben  eine  Entfernung  von 
zirka  1,60  Meter  von  einander  und  sind  40  cm  lief  im 
Boden  festgerammt.  Diese  Einfriedigung  ist  stabil  genug, 
um  ein  gelegentliches  Darauftreten  zu  vertragen,  ist  ver- 
hältnismäßig wenig  auffallend  und  kostet  hier  mit  Mennig- 
anstrich und  fertig  aufgestellt  pro  laufender  Meter  ca.  1  Mk. 
Abbildung  2  ist  eine  Einfriedigung  von  50  cm  Höhe,  die 
für  Kinderspielplätze  gut  zu  verwenden  ist.  Die  Stärke  des 
Eisens  beträgt  40  X  8  mm  und  die  Stützen  stecken  zirka 
60  cm  tief  im  Boden.  Der  Preis  betrug  hier  1,80  Mk.  pro 
laufender  Meter  mit  2  Querschienen,  die  man  in  jeder  be- 
liebigen Höhe  einschieben  kann. 

Von  derselben  Stärke  und  Höhe  ist  die  in  Abbildung  3 
veranschaulichte  Einzäunung,  die  mit  Maschinengeflecht  ver- 
sehen ist  und  sich  mit  Vorteil  bei  besseren  Schmuckanlagen 
verwenden  läßt,  um  die  Hunde  fernzuhalten. 

Alle  drei  Einfriedigungen  haben  sich  hier  in  einem  Jahre 
sehr  gut  bewährt  und  sind,  mit  grünem  Anstrich  versehen, 
wenig  auffalloiui.  Es  ist  hierbei  noch  zu  bemerken,  daß  hier 
der  Schuljugend  das  Verständnis  für  gärtnerische  Anlagen 
noch  ziemlich  mangelt  und  infolgedessen  die  Einfriedigungen 
oft  für  Turngeräte  angesehen  werden. 

Wie  nun  Abbildung  4  zeigt,  kann  man  dieses  Änkereisen 
auch  in  Gewächsliäusern  für  Stellagen  vnid  Uängebretter  sehr 

gut  verwenden, 
wobei  die  leichte 
VersteUbarkeit 
sehr  zu  statten 
kommen  dürfte, 
wie  auch  der  Um- 
stand besonders 
ins  Gewicht  fällt, 
daß  man  einen 
Schlosser  oder 
Schmied     nicht 


i 


nötig  hat.    Die  pas- 
senden Nägel    und 

Schrauben  sind 
dort,  wo  man  das 
Eisen  kauft,  eben- 
falls zu  haben. 
Schürnianns  Pa- 
tent-Ankereisen 
erhält  man  nur  bei 
bestimmten       Ver-   '' ''      m  ''  'JChh   3 

tretern,  die  den  Ver- 
kauf für  einen  abgegrenzten  Be/uk  haben  und  kann  man  diese 
hei  dem  Patentinhabei  F.  J.  Schuiraann  in  Münster  i.  W.  er- 
fahren. Sollte  einer  oder  der  andere  der  verehrlichen  Fach- 
genossen eine  weitere  Auskunft  über  diese  Einfriedigungen 
wünsclieu,    so    erkläre  ich  mich  hierzu  gern   bereit. 


Ah'^.^r 


Die  Moderne  in  der  Gartenknnst. 

Von  J,  P,  Großmann,  Gaiteningenieur,  Dresden-Leipzig. 

in  meinen  letzten  Ausführungen  in  No.  1  d.  Jahrg.  gab 
ich  allgemeine  Andeutungen,  inwieweit  die  Moderne  auch  auf 
unsere  Gartenkunst  Einfluß  haben  könnte.  Heute  will  ich 
das  Wesen  der  Moderne  scharf  umzeichnen,  ihre  Be- 
deutung für  die  Gai-tenkunst  feststellen  und  klarlegen,  daß 
ihre  gesunden  Forderungen  auch  als  Programm  für  die 
moderne  Gartenkunst  gelten  müssen,  wenn  anders  unsere 
Kunst  nicht  einer  weiteren  Verflachung   entgegengehen    will. 

Die  walire  Mo- 
derne ist  k  e  i  n  e  M  0  d  e , 
kein  Stil,  keine  Rich- 
tung in  der  Wortbe- 
deutung „Manier",  sie 
ist  das  „Wieder- 
gefundene Kunst- 
prinzip" der  alten 
Kunst  und  die  Weiter- 
entwicklung unserer 
heimischen  Kunst. 
Die  Moderne  knüpft  da  ^i,b.4.  Schürmanns  Patent- An  kere.sen 
wiederan,  wo  die  Kunst  ^^^  Präger  für  Hängebretter  im 

der     letzten     Kultur-  Gewächshause, 

epoche     diese     alten, 

ewig  neuen  Kunstprinzii>ien  verlassen  hat,  um  vorzugsweise 
klassische  Vorbilder  nachzuahmen  und  die  Stilarten  ver- 
gangener Zeiten  wieder  aufzufrischen,  ohne  aber  in  den  Geist 
jener  künstlerischen  Schöpfungen  einzudringen,  welche  ich 
als  „das  echte  Alte"    bezeiclmen  will. 

Man  glaubte  durch  bloßes  Kopieren  des  „echten  Alten" 
etwas  „schönes  Neues"  zu  schaffen. 

Herr  Rentier  Schulze  meinte  z.  B.,  wenn  er  seinem 
Wohnhause  das  Aussehen  einer  alten  gotischen  Burg  gab, 
daß  dies  der  Inbegriff  alles  Schönen  und  Künstlerischen  sei. 
Dieser  „Wassertrieb"  am  Stamme  der  hohen  Kunst  konnte 
wohl  eine  Zeitlang  von  dessen  Saft  schmarotzend  vegetieren, 
starb  aber  an  „Gipfel dürre"  ab,  als  er  seinen  Nährstamm 
ausgeplündert  hatte.  Die  wahre  Moderne  ist  ein  „Frueht- 
reis",  welches  sich  kraftvoll  entwickelt,  und  einst  reiche 
Frucht  tragen  wird.  Es  lebt  wohl  vom  Stamme,  doch  niciit 
schmarotzend. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  28 


Die  wahre  Moderne  ist  die  weitere  Ent- 
wicklungsstufe der  alten  Kunst.  Sie  knüpft  an  die 
Tradition  in  unserer  heimischen  Kunst  an  und  der  echt 
moderne  Künstler  schult  sich  an  klassischen  Werken  und 
sein  Weg  geht  durch  Tradition  zur  Eigenart,  denn 
erst  wer  das  „Alte"  gründlich  kennt,  kann  etwas  besseres 
„Neues"  schaffen.  Erst  der  Künstler,  der  so  weit  über  den 
alten  Meistern  steht,  daß  er  sie  richtig  beurteilen  und  über- 
treffen kann,  wird  wirklich  originale  Kunstwerke  schaffen 
können.  Unsere  im  guten  Sinne  modernen  Meister,  wie 
Böcklin,  Leibl,  Thoma,  Lenbach,  Stuck,  Menzel, 
haben  sich  alle  erst  durch  das  Studium  der  alten  Meister 
zu  ihi-er  besonderen  Eigenart  entwickelt.  Ein  altes  Sprich- 
wort sagt  außerordentlich  treffend :  Es  ist  noch  kein  Meister 
vom  Himmel  gefallen.  Das  Aufgeben  unserer  klassischen  Kunst 
würde  gleichbedeutend  sein  mit  dem  Aufgeben  eines  Teils 
unserer  über  tausendjährigen  Kultur.  Wir  müßten  wieder 
von  vorn  anfangen. 

Moderne  und  alte  Kunst  sind  Fruchtreiser  eines 
Stammes!  Die  Moderne  kann  die  klassische  Kunst  nicht  ent- 
beliren ;  denn  die  klassische  Kunst  ist  das  Fundament,  auf 
dem  weiter  gebaut  wird. 

Welches  sind  nun  die  wiedergefundenen  Kunstprinzipien, 
welche  die  Moderne  fordert? 

Sie  fordert  vom  Künstler,  daß  er  original  gestaltet  und 
nicht  nur  nachahmt,  weder  die  Natur,  noch  menschliche 
Schöpfungen. 

Sie  fordert,  daß  aus  seinen  Werken  das  Gefühl  spricht 
und  nicht  nur  der  Verstand. 

Sie  verlangt,  daß  seine  Werke  Produkte  seiner  künst- 
lerischen Überzeugung  und  nicht  nur  Prodidite  einer 
nüchternen  Überlegung  und  profaner  Motive  sind. 

Vom  Kunstw^erke  der  bildenden  Kunst  selbst  fordert  die 
Moderne :  Formgerechtigkeit,  Materialgerechtigkeit  und  Zweck- 
mäßigkeit, mit  anderen  Worten:  Form  und  Inhalt  eines 
Kunstwerkes  müssen  im  Einklang  stehen  mitMaterial 
und  Zweck. 

Die  Moderne  fordert  weiter:  Heimatkunst  und  keine 
fremdländische,  denn  der  Künstler  geht  aus  dem  Volke 
hervor  und  spricht  durch  seine  Werke  zum  Volke.  Sie  ver- 
langt, daß  dem  kraftvollen  und  doch  weichmütigen  deutschen 
Volke  keine  fremde  verweichlichte  Kunst  geboten  wird,  nicht 
Raffinement,  sondern  Drwüchsigkeit,  Innigkeit  und  Naivetät. 
Alle  diese  Forderungen  sind  aber  so  alt,  wie  die  heimische  Kunst 
selbst.  Wollte  man  das  Gegenteil  annehmen,  so  liieße  das 
die  Künstlerschaft  der  alten  Meister  anzweifeln,  welche  uns 
noch  heute  durch  die  überzeugende  Kraft  ihrer  Kunstwerke 
Bewunderung  einflößen. 

In  obigem  sind  die  Hauptforderungen  einer  wahren 
Moderne  angeführt  im  Gegensatz  zu  einer  veräußerlichten 
„falschen"  Moderne.  Diese  „falsche  Moderne"  ist  nur  eine 
Mode,  eine  „Manier".  Ihr  richtiger  Name  ist:  Jugend.stil, 
oder  Impressionismus  und  Realismus.  Sie  ist  nur  modern, 
um  modern  zu  sein;  losgelöst  von  aller  klassischen  Kunst 
schwelgt  sie  in  Extremen.      Neuerungssucht   um  jeden  Preis. 

—  Virtuosenhafte  Technik  ohne  Seele.  —  Manier  an  Stelle 
von  Eigenart.  —  Äußerlichkeiten   an  Stelle    inneren  Gehalts. 

—  Perversäität  an  Stelle  gesunder  Sinnlichkeit.  —  Das  sind 
im  allgemeinen  ihre  Kennzeichen.  Sie  ist  internationale 
Kunst  und  nicht  Heimatkunst.  Sie  ist  Modekunst  und  wird 
vergehen  wie  eine  Mode.     Sie    gleicht  einer  tauben  und  un- 


fruchtbar gebliebenen  Blüte,  denn  ihr  felilt  die  befruchtende 
Wirkung  der  klassischen  Kunst. 

Nicht  diese  Moderne  kann  einen  gesunden  Einfluß  auf 
unsere  Gartenkunst  haben,  denn  Manier  an  Stelle  von  Eigen- 
art, äußere  Formen  ohne  innere  Wahrheit  zeigen  schon 
die  meisten  unserer  heutigen  landschaftlichen  Gärten.  Sie 
sind  oft  Virtuosenhaft  konstruiert,  trotzdem  lassen  sie  ims 
kalt,  sie  sind  nur  Gehirnarbeit,  ReLßbrettarbeit,  aber  nicht 
Werke  originaler  Gestaltungskraft.  Sie  sind  nicht  „liebevoll 
erdachte  Produkte  der  künstlerischen  Phantasie",  sondern 
möglichst  porträtähnlich  sein  sollende  Kopien  bestimmter  Länd- 
schaftsbilder  ohne  Ausdruck. 

Bei  Anlage  solcher  „  natiuwahrer"  Gärten  hat  nun 
größtenteils  der  Landschaftsgärtner  oder  Gartenkünstler  sein 
eingelerntes  Schema  (Meyer  etc.)  schon    fertig  in  der  Tasche. 

Wie  nun  die  Hausfrau  die  in  ihrem  Kochbuche  vorge- 
schriebene Formel:  Man  nehme  zwei  Pfund  Mehl  und  ein 
Pfund  Butter  bis  aufs  Quentchen  ausführt,  so  verwirklicht 
der  Gartenkünstler  die  Formel :  Man  nehme  -/a  Wiese, 
Vs  Pflanzung  und  etwas  Meyer,  führe  die  Wege  in  kunst- 
gerechten Bögen  hindurch  und  der  Garten  ist  fertig. 

Von  Gestaltung  des  Gartens  unter  Berücksichtigung  ge- 
gebener Verhältnisse  sieht  man  selten  eine  Spur.  Ist  das 
Terrain  nicht  willig,  so  braucht  man  Gewalt.  Unter  großen 
Geldopfern  werden  Berge  versetzt  und  Täler  eingeebnet,  da- 
mit ja  jede  Eigenart  des  Terrains  nach  Vorschrift  in  sanfte 
Mulden  und  Hügel  verwandelt  wird.  Vorhandene  wilde  Be- 
stände und  Gebüsch  sind  nur  Unkraut  und  werden  durch 
50  Pfennig-Sträuchelchen  mit  sechsstelligen  Namen  ersetzt 
und  das  alles  den  liebgewordenen  Regeln  zu  Liebe. 

Gegen  dieses  geistlose  Schema  bei  Anlage  dieser  land- 
schaftlichen Gärten  geht  nun  die  Moderne  vor  und  die  Garten- 
kunst wird  sich  ihrer  befruchtenden  Wirkung  nicht  ver- 
schließen können.  Die  Moderne  verlangt  auch  vom  Garten- 
künstler, daß  er  original  gestalte  und  nicht  nur  ein 
bestimmtes  Landschaftsbild  oder  eine  bestimmte  Theorie  nach- 
ahmt und  dem  Terrain  aufzwängt.  Der  Garten  ist  doch  nicht 
nur  ein  ,,Felzen  Natur"*),  er  ist  doch  nicht  nur  abkopierte 
Natur,  er  ist  doch  nicht  nur  die  Verallgemeinerung  eines 
bestimmten  Landschaftsbildes  (Meyer)  und  noch  weniger  ein 
wieder  neugeschaffenes  Restchen  ehemaligerNatur  (Willy  Lange). 
Im  Garten  gestaltet  der  Künstler  nach  seiner  persönlichen 
Eigenart  die  Elemente  der  Natur  dem  Gebrauchszweck  ent- 
sprechend zu  einem  abgeschlossenen  harmonischen  Ganzen. 
Er  bringt  die  Natur  in  Kunstformen.  Der  Garten  ist  daher: 
„Die  in  Kunstform  gebrachte  Natur". 

Diese  Kunstformen  können  ja  nach  der  Phantasie  und 
Eigenart  des  ausführenden  Künstlers  verschiedener  Art  sein. 
Letzterer  ist  an  keinerlei  Dogmen  und  Lehren  gebunden  und 
kann  „frei  schaffen". 

Wollte  man  mm  sagen,  die  geometrische  Form  des 
Gartens  sei  die  einzig  wahre  und  müßte  in  all  und  jedem 
Fall  angewendet  werden,  so  käme  man  vom  Regen  in  die 
Traufe.  Man  besäße  dann  an  Stelle  der  landschaft- 
lichen Manier  eine  geometrisch  architektonische.**) 


*)  Paterson  sagt:  Ein  Bild  ist  kein  Fetzen  Natur! 
**)  In  diesen  Fehler  ist  der  um  die  moderne  Sache  .sehr  ver- 
dienstvolle Schultze-Naumburg  und  sein  Mitläufer  C.  K.  Schneider 
gefallen,  welche  die  Anlage  eine.s  Gartens  für  eine  durchaus 
architektonische  Aufgabe  erklären.  Beide  haben  eben  nicht  ge- 
nügende praktische  Kenntnisse  von  den  mannigfachen  Aufgaben,  die 
sicli  di^ni  Gartenkünstler  entgegenstellen.  Es  ist  nun  sicher  aber 
eine  seltsame  Ironie   des  Schicksals,   daß  Schultze-Naumburg  bei 


IX,  28 


Die  Gartenwelt. 


Das  Wesentliche  für  die  Gartengestaltung  ist,  für  den 
Garten  Formen  von  innerer  Wahrheit,  also  Kunst- 
formen, d.  h.  Formen  für  Elemente  der  Natur,  welche  aus 
den  gegebenen  Verhältnissen  heraus  entwickelt  sind  und  ihrem 
Charakter  imd  dem  Gebrauchszweck  entsprechen,  aber  nicht 
tote  äußere  Formen  zu  finden,  wie  freie  „landschaftliche 
Manier"  und  geometrische  Manier.  Diese  gegebenen  Ver- 
hältnisse können  sowohl  freie  als  auch  gebundene 
Formen  für  den  Garten  bedingen. 

Man  kann  die  freie  und  geometrische  Form  des  Gartens 
sehr  wohl  mit  der  gruppierten  und  zentralen  Bauweise  ver- 
gleichen. Richtig  sind  beide,  wenn  sie  organisch  aus  dem 
Grundriß  entwickelt  und  durch  andere  Verhältnisse  be- 
dingt sind.  Falsch  aber  ist  es,  wenn  die  Gruppierung 
durcii  markierte  Erkerchen,  Anbauten,  Türmchen 
usw.  erzielt  werden  soll.  Diese  sind  lediglich  Anhängsel 
und  hohle  Attrappen,  wie  auch  ein  Teil  unserer  heutigen 
Gärten  nur  hohle  Attrappen  um  das  Haus  sind. 

Leser,  welche  die  Zeilen  nur  flüchtig  überflogen  haben, 
werden  sagen:  Diese  wahre  Moderne  fordert  ja  für  uns  gar 
nichts  Neues,  das  alles  kennen  wir  ja  schon  lange.  Wir 
legen  ja  unsere  Gärten,  sowohl  landschaftlich,  als  auch  regel- 
mäßig an.  Wir  vermengen  ja  beide  „Stilarten".  —  Dem  auf- 
merksamen und  logisch  denkenden  Leser  wird  aber  der 
Schwerpunkt,  worauf  alles  ankommt,  nicht  entgangen  sein, 
nämlich  daß  landschaftliche  luid  geometrische  Form  des 
Gartens  nach  Meyer  etc.  nur  ein  Einkleiden  des 
Gartens  in  äußere  Formen  und  Linien  ist,  eine  rein 
technische  Manier,  welche  aber  nicht  identisch  ist,  mit  fi'eier 
und  gebundener  Form  der  Gruppierung,  welche  aus  den  ge- 
gebenen Verhältnissen  heraus  entwickelt  ist.  Und  unsere 
heutige  Landschaftsgartenkuns  t  nach  Meyer  ist 
nur  eine  Manier,  da  sie  ein  bestimmtes  Landschaftsbild 
(Wiesen-  und  Auenlandschaft)  und  eine  bestimmte  Entstehungs- 
theorie  (formbildende  Kraft  des  Wa.ssers)  schematisch  auf  jedes 
Terrain  überträgt.  Es  soll  allerdings  nicht  verkaimt  werden, 
daß  es  eine  Anzahl  Talente  gibt,  welche  diese  Manier  nicht 
mitmachen  und  ihre  eignen  Wege  gehen,  aber  anderseits 
muß  mit  Bedauern  festgestellt  werden,  daß  die  jetzt  noch 
herrschenden  Ansichten  über  Gartenkunst  durch  die  obigen 
Ausführungen  richtig  chai-akterisiert  sind  und  den  künst- 
lerischen Tiefstand  unserer  Gartenkunst  zur  Folge  haben,  wie 
er  ähnlich  nur  zur  Zeit  der  Verballhornung  des  architektonischen 
Gartens  durch  in  Tierformen  geschnittene  Bäume  und  ähn- 
lielie  S[iielereien  bestanden  hat.  Heute  wie  damals  sei  die 
Losung:  Zurück  zum  gesunden  Menschenverstand  und  zurück 
zur  wahren  Kun.st.  Nur  die  Rollen  sind  vertauscht:  Damals 
Verknöcheruug  des  Gartens  in  architektonischer 
Manier,  heute  Verknöcherung  des  Gartens  in 
landschaftlicher  Manier. 

Es  ist  daher  hohe  Zeit,  daß  von  den  modernen  Garten- 
künstlern energisch  gegen  diese  Afterkunst  Front  gemacht 
wird  und  daß  die  Gartenkünstler  wieder  original  gestalten  wie 
unsere  alten  Meister  der  Gartenkunst,  deren  herrliciie  Werke 
wir  noch  heute  bewundern.  Diese  Meister  können  heute 
noch  in  gutem  Sinne  als  modern  angesehen  werden.    Die  Auf- 


fassungen der  Gartenkunst  als  Kunst  eines  Fürsten  Pücklers  ent- 
sprechen z.  T.  den  modernen  Kunstprinzipien  derart,  daß  mau 
sich  wundern  muß,  wie  sie  (bu-ch  die  „Meyersclien  Kunstregeln 
und  Lehren"  verdrängt  werden  konnten.  Seine  Grundsätze: 
die  Eigentümlichkeit  eines  jeden  Terrains  zu  studieren, 
aus  der  Art  des  Terrains  die  Motive  zu  gewinnen  imd  sie 
immer  nur  organisch  zu  entwickeln  ^md  nie  die  Natur  neu  zu 
schaiTen  versuchen,  können  sie  nicht  heute  noch  jedem  Garten- 
künstler vorbildlich  sein? 

Die  Moderne  ist  keine  Feindin  der  Landschafts-Garten- 
kunst. Sie  will  nicht  zerstören,  sondern  nur  schadhaftes 
einreißen,  erneuern  und  weiterbauen.*) 

Auch  unsere  Landschaftsgartenkunst  hat  einen  guten 
Kern.  Sie  kann  uns  viele  Anregungen  geben  zu  modernen 
Werken.  Die  wahre  Moderne  bekämpft  nicht  etwa  die  freie 
landschaftliche  Gruppierung,  sondern  nur  die  „landschaftliche 
Manier",  die  „Meyerei",  den  reinen  Naturalismus  und  die 
geistlose  Technik.  Sie  erschließt  der  Phantasie  und  Eigenart 
des  Gartenkünstlers  einen  unbegrenzten  Wirkungskreis. 

Nur  solche  Gartenkünstier ,  die  nie  eine  persönliche 
Eigenart  oder  Meinung  besessen  haben,  die  nur  das  nach- 
beten und  produzieren,  was  größere  Geister  vor  ihnen  ge- 
schaffen haben  und  sich  in  die  Sackgasse  ihrer  verknöcherten 
Anschauungen  verrannt  haben,  bekämpfen  die  Moderne,  deren 
Wesen  sie  nicht  verstehen  können.  Ihnen  ist  nicht  zu  lielfen! 
Mögen  sie  „GärteJmacher"  bleiben.  Aber  es  sind  gottlob 
Anzeichen  vorhanden,  daß  es  Gartenkünstler  gibt,  die  es  mit 
ihrer  Kunst  ernst  meinen  und  nicht  bloße  Gartenfabrikanten 
und  Techniker  sein  wollen.  Von  diesen  wollen  wir  hoffen, 
daß  sie  zu  einer  starken  Gemeinde  lieranwachsen  werden. 
Bleibt  aber  die  große  Menge  der  Gartenkiinstler  der  Moderne 
so  feindselig  gegenüber,  so  werden  andere  bildende  Künstler 
das  Heft  in  die  Hand  nehmen  und  die  Gartenkünstler  können 
als  Handlanger  jener  fungieren.  Darum  friscli  voran,  beherzigt 
die  Forderungen  der  Moderne,  über  die  ich  kurz  noch  einmal 
resümiere  und  als  Programm  für  die  moderne  Gartenkunst 
aufstelle. 

Die  Moderne  fordert: 

I.  Daß  der  Gartenkünstler  original  gestaltet,  daß  er  den 
Garten  aus  den  gegebenen  Bedingungen,  wie  sie 
in  der  Bodengestaltung,  Bodenart,  dem  zu  verwendenden 
Material,  vorhandener  Pflanzung,  Klima,  vorhandener  Architektur, 
dem  Gebrauchszweck  etc.  enthalten  sind,  logisch  entwickelt, 

IL  Daß  er  nicht  dem  Terrain  ein  angelerntes 
Schema  eines  bestimmten  Landschaftsbildes  oder  einer  Ent- 
stehuugstheorie  (Meyer)  aufpreßt, 

III.  Daß  er  nicht  bloß  den  Garten  in  tote  äußere 
Formen,  wie  landschaftliche  und  geometrische  zwängt, 
sondern  in  Kunstformen  bringt,  welche  durch  ihre  innere 
Wahrheit  und  Zweckmäßigkeit  überzeugend  wirken. 


Anlage  seines  eignen  Gartens  durch  das  gegebene  Terrain  (steiler 
Saaleabhang)  gezwungen  worden  ist,  einen  großen  Teil  desselben  in 
freier  Gruppierung  anzulegen.  Wenn  Schnitze- Naumburg  für 
Gärten  nur  geunietrisch-arobitektonische,  das  ist  gebundene  zentrale 
Formen  verlangt,  so  müßte  er  analog  für  das  Haus  die  gebundene 
zentrale  Bauweise  als  einzig  richtige  erklären. 


*)  C.  K.  Schneider  glaubt  durch  Herunterreißen  und  ,,Ab- 
schlachten'-  einiger  Fachgrößen  der  Moderne  in  der  Gartenkunst  einen 
großen  Dienst  erwjpsen  zu  haben.  Die  Werke  jener  sind,  ubwohl 
sie  nicht  imim  i  il' n  li.' umstellten  künstlerischen  Anforderungen  der 
Moderne  frii>|  '  i  :  ,  M  terwerke  einer  virtuosenhaften  Technik, 
wie  auch  il''i  M  .  ■  ■  ■■  Prof.  Liebermann  ein  Meister  der 
Technik  der  llam  im  i,,  n  I  i.  iliehtmalerei  ist.  VonKunstvirtuoseii  können 
sich  moderne  Kün.stler  sehr  wohl  viele  Anregungen  holen.  Jene  Fach- 
größen haben  die  Meyersohe  Theoiie  in  ihi'en  Werken  zur  größten 
Vollkommenheit  entwickelt  tmd  .sind  ihre  Werke  innerhalb  der- 
selben: Meisterwerke.  Wohl  aber  sind  jene  als  größte  Feiade  jeglicher 
Gartenkunst  zu  betrachten,  welche  die  Meyersche  Tlieorie  durch 
geistlose  Nachahmung  bis  zur  Karikatur  versimpelt  und  „herunter- 
gelandschaftert"  haben. 


334 


Die   Gartenwelt. 


IX,  28 


IV.  Daß  er  nie  versucht  die  Natur  nur  zu  kopieren 
oder  neu  zu  schaffen  (Lauge),  was  ihm  ja  doch  nie  so  ge- 
lingen kann,  daß  es  überzeugend  wirkt. 

Quintessenz:  Der  „verknöcherte"  Landschaftsgarten  muß 
dem  original  „gestalteten"  Garten,  gleich  wie  in  welchen 
äußeren  Formen  weichen. 

Nachschrift  des  Verfassers.  In  einer  Erwiderung  in  No.  18, 
Seite  207,  der  Gartenwelt  versucht  Krone  die  völlig  haltlose  Be- 
hauptung, die  Gartenkunst  sei  nicht  rückständig,  aufrecht  zu  erhalten. 
Seine  letzten  Ausführungen  beweisen,  daß  er  das  Wesen  der  Moderne 
vollständig  verkennt.  Er  sclireibt,  die  Moderne  sei  ein  neugetundenes 
Kunstprinzip,  das  es  jetzt  jedem  ermöglicht,  aus  sich  heraus  zu 
schöpfen,  unbehindert  durch  Regeln,  Vorbilder  und  kunsthistorisohe 
Wissenschaft.  Die  alten  Meister,  welche  dieses  neugefundene  Kunst- 
prinzip logischerweise  nicht  gekannt  und  nicht  aus  sich  heraus  ge- 
schaffen haben  können,  müßten  demnach  nur  Kopisten  und  Stiimpor 
gewesen  sein.  Zu  dieser  Kroneschen  „Entdeckung"  paßt  der  von 
ihm  angeführte  Satz:  Die  Kunst  werde  nie  wieder  etwas  Tüchtiges 
hervorzubringen  imstande  sein,  wenn  nicht  alle  Museen  und  Gemälde- 
galerien verbrannt  würden  (Seite  208).  Und  Krone  sagt  weiter:  „Groß- 
mann  klammert  sich  an  das  Schlagwort  Proportion.  —  Was  sind  denn 
gute  Verhältnisse?  Wir  können  sie  nicht  konstruktiv  ermitteln  trotz 
Hogarth  und  Bochenek.  und  das  ist  gut!"  Ich  frage  dagegen 
Herrn  Krone,  ob  er  einmal  etwas  vom  „goldenen  Schnitt"  gehört 
hat.  Das  ist  nämlich  eine  der  vielen  guten  Proportionen,  die 
ein  jeder  Künstler  fühlt  und  in  welchem  ein  Verstoß  gegen  dieselben 
ein  gleiches  Unbehagen  hervorruft,  wie  der  schrille  Ton  eines  scharfen 
Messers  auf  einem  Teller.  Wenn  jemand  diese  guten  Proportionen 
allerdings  erst  „konstruktiv"  ermitteln  muß,  so  kann  ich  ihm  nur 
raten,  stets  ein  Metermaß  bei  sich  zu  führen.  Aus  den  übrigen 
Ausführungen  Krones  geht  meines  Erachtens  deutlich  hervor,  daß 
Krone  Moderne  mit  Naturalismus  verwechselt,  wenigstens  insoweit 
als  er  seine  löOjährige,  jubiläumsreife  „Moderne  der  Gartenkunst", 
nämlich  die  rein  naturalistische  Landsohaftsgärtnerei  in  Vergleich 
stellen  will  mit  unserer  heutigen  Moderne.  Moderne  und  Naturalismus 
sind  aber  durchaus  nicht  identisch  \  Der  reine  Naturalismus  war 
eine  Kinderkrankheit  der  Moderne,  welche  sie  schon  längst  über- 
wunden hat,  die  Landschaftsgartenkunst  aber  noch  nicht.  Ergo  hinkt 
die  Gartenkunst  hinten  nach!    ergo    ist  die  Gartenkunst  rückständig! 

Krone  handelte  zum  mindesten  leichtherzig,  als  er  eine  so  tief- 
gehende Kunstbewegung  wie  die  Moderne  mit  einigen  Phrasen  er- 
klären und  abtun  wollte.  Mit  einer  feinen  allerdings  unbewußten 
Selbstironie  spricht  er  gegen  den  Schluß  seiner  Arbeit  in  No.  18 
Seite  209  von  „unverstandenem  Gerede"  über  die  Moderne. 


Fragen  und  Antworten. 

Beantwortung  der  Frage  310.  (Verspätet  eingegangen.  Vgl. 
No.  2ü.)  Wie  kann  man  frühe  Aussaaten  von  Gemüsen  im  Mistbeet 
vor  Mäusen  schützen? 

Im  Herbst,  wenn  ich  beobachte,  daß  wir  einer  Mäuseplage  ent- 
gegengehen, lasse  ich  bereits  zu  dieser  Zeit  Zweige  und  Äste  von 
wilden  Rosenbüschen,  wie  man  sie  an  Grabenrändern  häufig  antrifft, 
schneiden;  auch  andere  bedornte  Zweige,  z.  ß.  Gleditschien  etc.,  sind 
brauchbar;  je  reichlicher  solche  Zweige  mit  Dornen  besetzt  sind, 
desto  besser.  Die  Zweige  werden  so  getrocknet,  daß  die  Augen  ein- 
schrumpfen und  später  nicht  mehr  zum  Austreiben  kommen.  Über 
die  Mistlage  lege  ich  nun,  ehe  die  Erde  aufgebracht  wird,  eine  ganze 
Schicht  solcher  Zweige,  damit  sich  wühlende  Mäuse  überall  stechen 
können;  besonders  gebe  ich  noch  acht,  daß  entlang  der  Kastenwand 
die  Schicht  sehr  dicht  aufgelegt  wird.  Auf  diese  Weise  habe  ich 
bisher  stets  die  lästigen  Mäuse  von  den  Mistbeeten  fernzuhalten  ver- 
mocht; sollten  doch  hier  und  da  Rosenaugen  durchtreiben,  so  werden 
die  Triebe  weggeschnitten;  bei  gut  abgetrockneten  Zweigen  darf  das 
Austreiben  jedoch  nicht  vorkommen.  Neben  diesen  Vorsichts- 
maßregeln   darf    man    selbstverständlich    das  Fangen    der  Mäuse    in 


Fallen  und  das  Legen  von  Gift  nicht  unterlassen.  Ich  habe  gefunden, 
daß  es  auch  gut  ist,  öfters  mit  dem  Gift  zu  wechseln;  diese  Be- 
obachtung machte  ich  besonders  im  Herbst  bei  in  Kästen  aus- 
gepflanzten und  für  Allerheiligen  vorbereiteten  Nelken  und  Levkojen. 
Überwintert  man  in  Holzkästen  Lack  in  Töpfen,  so  können  an  dieser 
Pflanze  die  Mäuse  oft  großen  Schaden  anrichten;  sie  fressen  den 
Lack  bis  dicht  zum  Topfrand  auf;  hier  hilft  dann  eben  nur  Abfangen 
und  Streuen  von  Gift  in  obenerwähnter  Abwechslung.  H.  Brt. 

Beantwortung  der  Frage  No.  312.  Kann  jemand  zu- 
verlässigen Aufschluß  über  die  Gehilfenverhältnisse  in  England 
geben?  Ist  es  für  Deutsche  vorteilhaft,  dort  Stellung  anzunehmen? 
Wohin  wendet  man  sich  und  wie  sind  die  Gehaltsverhältnisse  und 
Anforderungen? 

„Bleibet  im  Lande  und  nähret  euch  redlich,  rücket  zusammen 
und  füget  euch  fein;  mache  nur  keiner  zu  breit  sich  und  schädlich, 
so  ist  für  alle  das  Land  nicht  zu  klein." 

Diesen  Vers,  dessen  erste  Zeile  schon  Herr  Richter  den 
Lesern  der  Gartenwelt  im  achten  Jahrgang,  Seite  428,  seinem  Artikel 
voransetzte,  möchte  auch  ich  dem  Fragesteller  als  Antwort  geben, 
denn  es  muß  leider  gesagt  werden,  daß  die  Wanderlust  bei  den 
deutschen  Gärtnern  zu  rege  ist,  weshalb,  das  werden  wir  in  folgendem 
sehen.  Ich  wunderte  mich  schon  im  vorletzten  Winter  an  der 
Riviera,  daß  von  Herbst  bis  Weihnachten  die  Gärtner,  größtenteils 
Deutsche,  tagtäglich  angewalzt  kamen  und  oft  in  einem  ziendioh 
heruntergekommenen  Zustande,  dabei  die  dortige  Sprache  incht 
kennend.  Wie  es  ihnen  ergeht,  das  ist  wohl  leicht  zu  erdenken. 
Ein  kleiner  Bruchteil  von  ihnen  findet  Stellung,  andere  gehen  in  die 
Hotels  und  vemchten  dort  Lohndienste,  und  nicht  die  wenigsten 
endlich  kehren  dem  schönen  Süden  nach  vielen  Entbehrungen,  nach- 
dem ihr  Geld  draufgegangen,  den  Kücken.  Das  Schlimmste  jedoch 
ist,  daß  viele  solcher  Heimgekehrter  dann  ihren  Kollegen  in  der 
Heimat  die  Sache  in  böswilliger  Absicht  glänzend  ausmalen  und  in 
vielen  die  Wanderlust  rege  machen.  Frug  man  diese  um  Stellung 
anklopfenden  Gärtner,  weshalb  sie  so  ohne  Mittel  und  Sprachen- 
kenntnis ins  Ausland  gingen,  so  erhielt  man  zumeist  die  Antwort, 
daß  ein  Kollege  gesagt  habe,  daß  man  im  Winter  reichlich  Arbeit 
finden  würde  u.  s.  f.  '  Das  hier  Angeführte  ist  zwar  nicht  als  Regel 
hinzustellen,  denn  schon  mancher  intelligente  junge  Mann  hat  ohne 
größere  Mittel  sein  Glück  im  Auslände  gefunden,  jedoch  ist  die  Zahl 
dieser  letzteren  sehr  klein. 

Vor  allen  Dingen  sohle  sich  der  Gärtnergehilfe  in  Deutschland 
tüchtig  ausbilden ;  das  Land  und  die  Leistungen  der  deutschen 
Gärtnereien  sind  jedenfalls  groß  genug,  daß  er  es  kann.  Man  sollte 
nicht  davon  träumen,  im  Auslande  auf  Rosen  gebettet  zu  sein,  und 
somit,  wie  man  sich  oft  auszudrücken  pflegt,  denken,  nicht  nötig  zu 
haben,  die  Schuftereien  in  den  deutschen  Handelsgärtnereien  durch- 
zumachen. Gerade  der  englische  Handelsgärtner  sieht  sehr  auf  einen 
tüchtigen  praktischen  Gärtner;  fein  klingende  Zeugnisse  oder  selbst- 
lobende Reden  finden  bei  ihm  wenig  Anklang.  Er  pflegt,  wenn  er 
einen  jungen  Mann  engagiert,  zu  sagen :  Wenn  Sie  in  ihrem  Fache 
ein  tüchtiger  und  flotter  Mann  sind,  werden  Sie  sich  bei  mir  nicht 
zu  beklagen  haben  und  ich  werde  Ihnen  dann  lieber  20  als  18  Mk. 
zahlen.  Er  sieht  auch  größtenteils  darauf,  daß  man  beabsichtigt, 
länger  als  einige  Wochen  oder  Monate  in  .seinem  Geschäfte  zu  bleiben. 
Es  ist  ihm  in  der  Mehrzahl  auch  rühndichst  nachzusagen,  daß  er 
seine  Leute  anständig  behandelt  und  sie  nicht  nur  auszupressen 
sucht,  wodurch  er  nur  gewinnen  kann,  indem  jeder  ehrlich  Denkende 
seiner  Untergebenen  sein  ganzes  Interesse  zum  Gedeihen  des  Geschäfts 
einsetzt. 

Also  vor  allem  möchte  ich  dem  Fragesteller  raten,  wenn  er 
auf  eine  bessere  Stelle  in  England  i-eflektiert,  sich  erst  als  tüchtiger 
Gärtner  auszubilden,  falls  er  es  noch  nicht  ist,  um  auch  in  Wiiklich- 
keit  für  die  deutschen  Gärtner  Ehre  einlegen  zu  können.  —  Ein 
Herr  Hortus  äußerte  sich  im  achten  .Jahrgang,  Seite  526,  dahin,  daß 
es  in  England  und  in  den  Vereinigten  Staaten  keine  Gehilfen  in 
unserem  Sinne  gäbe,  daß,  wer  heute  als  Anstreichergeselle  arbeite, 
morgen  als  Gärtner  Aufnahme  fände.  Nun,  ich  muß  sagen,  daß  ich 
das  bis  heute  in  England  noch  nicht  viel  gefunden  habe,  wenigstens 
sind  solche  Leute,  wo  sie  eingestellt  werden,  für  den  Anfang  Garten- 


IX,  28 


Die  Gartenwelt. 


arlieiter  und  keine  Gehilfen;  erst  wenn  sie  sich  mit  der  Zeit  durch 
Intelligenz  und  Fleiß  über  gelernte  Gärtner  erheben,  dann  werden  sie 
den  Gehilfen  gleich  erachtet.  Man  kann  es  auch  in  Deutschland 
finden,  daß  eingearbeitete  Arbeiter  selbst  für  bessere  Arbeiten  wert- 
voller sind  als  manche  GUrtner  und  bevorzugt  werden.  Nur  mit 
("lelegenheitsgärtnern  könnten  auch  die  englischen  Handelsgärtnei- 
nicht  soviel  leisten,  als  man  es  von  ihnen  hört  und  sieht.  Ich  habe 
ferner  viele  englische  arbeitnehmende  Gärtner,  Gehilfen  und  Ober- 
Gärtner  kennen  gelernt,  von  denen  man  sagen  kann,  daß  es  tüchtige, 
praktische  Leute  sind.  —  Der  im  Ausland  tätige  deutsche  Gärtner 
inuJ3  feiner,  selbst  wenn  er  tüchtig  ist,  manches  Ungemach  über- 
winden, wofür  ich  ein  Beispiel  geben  kann.  Vor  kurzem  besuchte 
i'in  deutscher  Gärtnergehilfe  arbeitsuchend  die  hiesige  Gärtnerei,  er- 
zählte mir  dann,  daß  er  schon  seit  Weihnachten  ohne  Arbeit  herum- 
laufe, ferner  bei  seiner  Ankunft  hier  in  England  im  letzten  Mai  \ner 
Wochen  bummeln  mußte,  bevor  er  eine  Stelle  fand.  Nachdem  er 
mich  über  das  Gehalt,  welches  man  in  hiesiger  Gärtnerei  zahle,  frag, 
fing  er  an,  auf  England  zu  schimpfen  über  weniges  Gehalt,  schlechte 
Lebens-  resp.  Kostverhältnisse  etc.  Ich  gab  dem  guten  Manne  nun 
den  Bat.  zu  Muttern  zurückzugehen,  denn  wenn  man  ins  Ausland 
ginge,  müßte  man  im  Voraus  wissen,  daß  dort  die  Sitten  und  Ge- 
bräuche nicht  die  gleichen  wie  zu  Hause  seien.  Er  erzählte  mir 
darauf,  wie  tüchtig  er  sei,  und  daß  ihm  seine  Stelle  ungerechter- 
weise gekündigt  wurde.  Ich  hätte  nun  letzteres  auch  geglaubt,  wenn 
er  mir  nicht,  als  ich  ihm  sagte,  daß  in  hiesiger  Gärtnerei  abends  bei 
Dunkelheit,  bis  um  6  Uhr  bei  der  Lampe  gearbeitet  würde,  erzählt 
hätte,  daß  sein  voriger  Prinzipal  dies  auch  wünschte,  er  jedoch  stets 
bei  Dunkelheit  aufgehört  habe  zu  arbeiten.  Jetzt  wußte  ich  aller- 
dings nicht,  ob  ich  den  Mann  bemitleiden  oder  ausschelten  sollte. 
Solche  Fälle  von  stellenlosen  Gehilfen  habe  ich  in  kurzer  Zeit  mehrere 
kennen  gelernt.  Monatelang  waren  die  Leute  ohne  Beschäftigung, 
und  ich  weiß  sicher,  es  waren  unter  ihnen  richtiger  denkende  und 
handelnde  Leute  als  ersterer.  Der  geehrte  Fragesteller  wird  aus 
<liesem  allem  schon  genügend  herausgefunden  haben,  daß  es  wenig 
ratsam  ist,  in  der  Hoffnung  auf  angenehmeres  Arbeiten  oder  höheres 
Gehalt  nach  England  zu  gehen.  Ist  er  jedoch  tüchtig,  besonders  als 
praktischer  Kultivateur,  und  wünscht  er  seine  Kenntnisse  noch  zu 
erweitern,  dann  kann  England  jedenfalls  von  Vorteil  für  ihn  sein. 
Di  3  beste  Zeit,  Stellung  zu  erhalten,  ist  von  Mitte  Februar  bis 
Anfang  April.  Die  erste  Zeit  muß  er  jedoch,  besonders  wenn  nicht 
der  englischen  Sprache  mächtig,  zufrieden  sein,  in  niederen  Stellungen 
Unterkunft  zu  finden,  sei  es  z.  B.  in  Gurken-  und  romatentreibereien, 
was  ein  ziemlich  anstrengendes  und  in  der  feuchten  Hitze  der  Häuser 
ungesundes  Arbeiten  ist.  Er  kann  auch  in  besseren  Topfpflanzen- 
ijartnereieu  Stellung  finden,  doch  wird  er  auch  hier,  so  lange  er  der 
Sprache  nicht  mächtig  ist,  nicht  in  den  besten  Chancen  stehen.  Was 
las  Gehalt  und  die  Behandlung  in  den  englischen  HandeLsgärtnereien 
anbetrifft,  so  kann  man  diese  im  Durchschnitt  nicht  schlecht  nennen. 
Man  zahlt  Anfängern,  welche  der  Sprache  nicht  mächtig  sind,  in 
Topfpflanzengärtnereien  10  bis  20  Mk.  und  in  Gemüsetreibereien  20  bis 
•-'4  Mk.  wöchentlich.  Die  Arbeitszeit  ist  von  6  bis  6,  Überstunden  so- 
wie nötig  zu  verrichtende  Sonntagsarbeit  werden  mit  4  bis  .ö  pence 
(?,0  bis  40  Pfg.)  die  Stunde  bezalilt.  An  Pausen  .sind  eine  Stunde  für 
Mittagessen  und  eine  halbe  Stunde  für  Frühstück  üblich.  Sonnabends 
wird  in  den  meisten  Gärtnereien  um  5  Uhr  aufgehört.  Für  Kost  und 
Wohnung  zahlt  man  12  bis  1.5  Mk.  wöchentlich  außerhalb  Londons, 
wo  sieh  die  meisten  Gärtnereien  befinden.  Auf  schriftliches  Engagement 
kann  man  besonders  von  Deutschland  aus,  mit  Ausnahme  vielleicht 
der  weltbekannten  Gärtnereien  von  Sander  und  Veitch,  die  nur 
12  Mk.  Anfangsgehalt  zahlen,  nicht  rechnen.  Was  die  Gurken-  und 
Tomatengärtnereien  anbetrifft,  so  werden  dort  stets  eine  Menge, 
vorzugsweise  die  zuletzt  eingetretenen  Gehilfen,  im  Herbste  entlassen 
und  ist  es  dann  manchmal  schwierig  für  den  Winter  dauernde  Stellung 
zu  finden.  Es  würde  zuviel  Raum  in  Anspioich  nehmen,  wollte  ich 
die  Adressen  aller  derjenigen  Firmen  hier  anführen,  welche  deutsche 
Gärtner  engagieren,  übrigens  hat  der  deutsche  Gärtnerverein  in 
London  eine  Liste  aller  dieser  Firmen  aufgestellt  und  stellt  er 
dieselbe  allen  zureisenden  Kollegen,  welche  daram  bitten,  in  lieben.s- 
•würdiger  Weise    zur  Verfügung,    auch    bei   Versammlungen   können 


zureiseude  Kollegen  von  hier  ansässigen  hören,  wo  ungefähr  Stellen 
vacant  sind.  Die  Adresse  des  deutschen  Gärtnervereins  ist:  The 
German  Gardener  Society,  Weddes  Hotel,  Creekstreet,  Soho  Square, 
London. 

Zum  Schluß  möchte  ich  zur  Warnung  für  unerfahrene 
Kollegen  noch  den  Bat  geben,  sich  auf  der  Reise,  aber  namentlich 
in  London  selbst,  vor  Gaunei-n  in  Acht  zu  nehmen.  Man  könnte 
hier  wohl  denken:  nun  dann  müßte  man  doch  noch  nicht  von  zu 
Hause  weggekommen  sein,  um  das  nicht  zu  wissen.  .ledoch  in  den 
ersten  Wochen  meines  Hierseins  in  England  erlebte  ich  zwei  Fälle, 
daß  junge  und  man  möchte  sagen  intelligente  junge  Leute,  mit  London 
noch  unbekannt,  einer  um  eine  sehr  beträchtliche  Summe  Geldes  und 
der  zweite  um  eine  Uhr  gekommen  war.  Die  schlimmsten  solcher 
Gaunei-  treten  in  London  größtenteils  als  äußerst  liebenswürdig  er- 
scheinende hilfsbereite  Landsleute  auf  und  man  sei  ihnen  gegenüber, 
wenn  noch  nicht  hier  bekannt,  möglichst  abweisend,  wenn  sie  .sich 
als  Landsmänner  zu  Liebesdiensten  anbieten. 

Peter  Geier,  Riohmond. 

—  Über  die  englischen  Gehilfen-  und  Lohnverhältnisse  glaubt 
Schreiber  dieser  Zeilen  durch  längeren  Aufenthalt  in  England  sich 
ein  Urteil  erlauben  zu  können :  Um  als  Deutscher  in  England,  speziell 
London  Stellung  zu  erhalten,  wende  man  sich  an  den  deutschen 
Gärtnerverein  zu  London,  wodurch  man  stets  genaue  Auskunft  er- 
halten kann,  da  dieser  Verein  im  Durchschnitt  35  Mitglieder  zählt. 
(Adresse  findet  der  Leser  oben).  Die  Arbeitsverhältnisse  sind  in  England 
ebenso  verschieden  wie  im  deutschen  Vaterlande.  Die  Arbeitszeit 
ist  gewöhnlich  von  6— ö  Uhr  mit  l'/j— 2  Stunden  Pause.  Als  Lohn 
werden  im  Durchschnitt  für  einen  frisch  importierten  Deutschen  in 
Topfpflanzenkulturen  15  bis  16  Mk.  pro  Woche  gezahlt,  ein  Lohn, 
der  zum  Verhungern  zu  viel  und  zum  Sattwerden  zu  wenig  ist. 
Nach  6  bis  8  Wochen  steigt  jedoch  der  Gehalt  schon  bis  18  Mk. 
und  nach  eipem  Jahr  wird  einem  tüchtigen  Kultivateur  selten  unter 
22  bis  24  Mk.  bezahlt.  Sonntagsdienst  und  Überstunden  werden 
extra  vergütet.     Lohnzahlung  und  Kündigung  sind  wöchentlich. 

Der  geehrte  Leser  möge,  wenn  er  obigen  Gehalt  von  15  bis 
16  Mk.  liest,  nicht  denken,  daß  der  englische  Arbeitgeber  nur  Aus- 
länder anstelle,  um  billige  Arbeitskräfte  zu  haben;  nein,  sobald  ein 
Deutscher  sich  eingelebt  hat  und  mit  den  dortigen  Verhältnissen 
bekannt  ist,  wird  ihm  der  Gehalt  erhöht,  denn  die  englischen  Prinzipale 
wissen  die  deutschen  Gärtnergehilfen  sehr  wohl  zu  schätzen  und  für 
verantwortungsvolle  Posten  werden  mit  Vorliebe  Deutsche  engagiert, 
denn  der  deutsche  Gärtner  gilt  als  zuverlässiger  als  der  englische. 

Ich  will  durchaus  nicht  den  Stab  über  die  englischen  Vettern 
brechen,  aber  ich  rede  auch  nur  von  deutschen  Gärtnern,  die  Lust 
und  Liebe  zum  Berufe  haben  und  darnach  streben,  die  Achtung,  die 
man  im  Auslande  den  deutschen  Gärtnern  zollt,  auch  hochzuhalten 
und  fernerhin  zu  wahren,  aber  nicht  von  sogenannten  Arbeits- 
maschinen, die  die  Arbeit  vollbringen,  nur  um  die  Zeit  totzu- 
schlagen und  nicht  darnach  fragen,  was  später  aus  den  Pflanzen 
wird.  Wenn  solche  Herren  Gärtnergehilfen  beabsichtigen  ins  Aus- 
land zu  gehen,  so  mögen  sie  den  wohlgemeinten  Rat  annehmen, 
zu  Hause  zu  bleiben;  an  solchen  Leuten  ist  auch  im  Ausland  kein 
Mangel. 

Will  jedoch  ein  Gehilfe  sofort  höheren  Gehalt  beziehen,  so 
muß  er  im  Frühjahr  in  die  Gurken-,  Wein-  und  Tomatentreibereien 
gehen,  er  wird  sofort  20 — 22  Mark  erhalten,  nach  der  Saison  jedoch 
den  Abschied. 

Die  Frage,  ob  es  ratsam  sei,  sich  eine  Stellung  schon  vorher 
zu  verschreiben  oder  nicht,  kann  ich  dahin  beantworten,  daß,  wenn 
Jemand  eine  gute  Firma  kennt,  er  sich  dort  einen  Poston  vorher 
sichern  soll.  Geht  man  ohne  Stellung  nach  England,  so  ist  es  leicht 
möglich,  daß  vier  bis  fünf  Wochen  vergehen  können , .  ehe  man  ein 
geeignetes  Unterkommen  findet;  denn  nicht  jede  Fii-ma  stellt  einen 
eben  vom  Mutterlande  gekommenen  Deutschen  ein,  sondern  es  werden 
solche  Leute  bevorzugt,  die  schon  ein  Jahr  in  England  gearbeitet 
haben.  Ein  Zeugnis  eines  englischen  Prinzipals  gilt  dem  Engländer 
mehr  als  zehn  deutsche. 

Deshalb  möge  sich  jeder  vorei-st  prüfen,  ob  er  auch  in  allen 
Fächern  tüchtig    und    auch    im  Stande    ist,    seinem    Vaterlande   und 


Die   Gartenwel 


seinem  Stande  Ehre  zu  inachea.  Dies  kann  er  jedoch  nur  erreichen, 
wenn  er  von  Anfang  an  danach  strebt,  durch  geeignete  nützliche 
Lektüre  und  schriftliche  Arbeiten  seine  Kenntnisse  nach  jeder  Richtung 
hin  zu  erweitern.  Nur  so  ist  es  ihm  möglich,  den  Stand  der 
deutschen  Gärtner  zu  heben  und  das  allgemeine  Wohl  zu  fördern, 
aber  nicht  durch  Streiks  und  übertriebene  Lohnforderungen.  Ein 
tüchtiger  Gärtner  wird  auch  heute  noch  gut  bezahlt  und  wird  überall 
sein  Brot  finden.  Eugen  Berndt,  Cöln. 

Neue  Frage  No.  330.  Welches  sind  die  besten  literarischen 
Hilfsmittel  zum  Selbstunterricht  im  Entwerfen  und  Zeichnen  von 
Gewächshäusern.  Mistbeeten,  Heizungsanlagen  ? 

Neue  Frage  No.  331.  Wie  ist  die  Anzucht  und  Kultur  von 
Veilchenhochstänimen  ? 

Neue  Frage  No.  332.  Woher  kommt  es,  daß  Veilchenblumen, 
besonders  die  Blumen  des  Bismarokveilohens,  so  weich  und  hinfällig 
werden y  Heute  noch  ganz  gut  aussehend,  konnten  sie  gebündelt 
werden,  waren  aber  am  anderen  Tage  eine  breiartige  Masse?  AVer 
kennt  die  Ur.sache  und  weiß  Abhilfe? 

Neue  Frage  No.  333.  Worin  unterscheiden  sich  die  Himbeer- 
sorten  ,.!iiUards  bnmerlragcnde"  und  ,,Immertragende  ron  Feld- 
brumien''-Y  Ich  habe  bei  einer  Vergleichspflanzung  keinen  Unter- 
schied herausfinden  können. 

Neue  Frage  No.  334.  Gibt  es  ein  wirksames  Mittel  gegen 
Ameisen  in  Orchideen-Häusern,  wo  sich  in  Töpfen  Nester  be- 
finden, ohne  diese  umpflanzen  zu  müssen? 

Neue  Frage  No.  335.  Wie  kommt  es,  daß  Weintrauben, 
wenn  sie  in  voller  Schönheit  dahäugen,  auf  einmal  ganz  grau  werden 
und  nicht  mehr  genießbar  sind?  Dies  geschieht  schon  seit  zwei  Jahren. 
Der  Weinstock  ist  jetzt  10  Jahre  alt. 

Neue  Frage  No.  336.  Von  einer  großen  Neuheitenfirma  er- 
hielten wir  ..Verniehrungspflanzen'-,  die  derartig  zurückgeschnitten 
waren,  daß  auf  den  15  cm  hohen  Stengelteilen  nichts  Grünes  zu 
finden  war.  Im  Hinblicke  darauf  stellen  wir  die  Frage:  Können 
derart  geplünderte  und  verschnittene  Pelargonienpflanzeu  als  Ver- 
mehrungsptlanzen  angesehen  werden? 

Wir  bitten  unsere  Leser,  im  Interesse  des  Berufs,  sich  zahl- 
reich an  der  Beantwortung  der  gestellten  Fragen  zu  beteiligen. 


der  an  dem  Eröffnungsaktus  selbst  teilnehmen  will.  Das  königliche 
Ministeiium  des  Innern  hat  jetzt  fünf  Staatspreise  für  Warmhaus-, 
Kalthaus-,  Freilandpflanzen.  Rosen  und  Baumschulartikel  bewilligt. 
Auch  von  anderen  Seiten  wurden  eine  Reihe  von  Ehrenpreisen  für 
die  Ausstellung  bestimmt. 

Corbach  (Waldeck).  Der  verstorbene  Kaufmann  Ernst  Hartwig 
in  Hamburg  hat  seiner  Vaterstadt  Corbach  5000  Mark  als  ersten 
Kapitalstock  zur  Anlage  eines  Stadtparkes  vermacht. 

Magdeburg.  Der  Verein  selbständiger  Handelsgärtner  beschloß 
einstimmig  die  Abhaltung  einer  Frühjahrs-Pflauzenbörse  für  Anfang 
Mai.     Auswärtige  Aussteller  sollen  zugelassen  werden. 

Mühlhausen  i.  Th.  Der  hiesige  Ver-schönerungs-Verein  über- 
trug die  Projektierung  und  Ausführung  einer  städt.  Anlage  mit 
Teichen  und  Wasserfällen  dem  Garten-Architektrn  und  Grubenbesitzer 
J.  Gottfried  Mehler  in  Hamburg,  Kotherbaum-Chaussee. 

Rheinland.  Die  Stadtverordneten  zu  Ürdingen  beschlossen, 
die  Teichanlage  im  Stadtpark  um  einen  Morgen  zu  vergrößern.  Das 
hierbei  gewonnene  Erdmaterial  soll  zur  Anschüttung  einer  neuen 
Straße  Verwendung  finden.  Die  Kosten  belaufen  sich  auf  10000  Mk. 
— ■  Die  großen  Rasenflächen  im  fiskalischen  Teil  des  Düsseldorfer 
Hofgartens  hatten  im  vorigen  Sommer  sehr  unter  der  Trockenheit  zu 
leiden.  Um  Abhülfe  zu  schaffen,  ist  man  gegenwärtig  bemüht,  die 
Wasserleitungen  zweckentsprechend  zu  vermehren.  —  Der  Barmer 
Verschönerungsverein,  der  die  Barmer  Anlagen  in  der  Hauptsache 
unterhält,  hatte  am  1.  Januar  d.  J.  2177  Mitglieder  mit  ]4lL'5  Mk. 
Beiträgen  gegen  2092  Mitglieder  und  13827  Mk.  Beiträgen  im  Vor- 
jahre. Die  Schulden  wurden  um  27  523  Mk.  vermindert  und  belaufen 
sich  auf  681810  Mk.  Die  Jahresrechnung  schließt  in  Einnahme  und 
Ausgabe  mit  125593,17  Mk  —  Die  Stadtverordnetenversammlung 
zu  Düsseldorf  bewilligte  für  die  Bepflanzung  der  Uferstraße  zwischen 
Strom-  und  Gladbacherstraße  3000  Mk.,  für  die  Kaiserswertherstraße 
zwischen  Benkstraße  und  Stadtgrenze  6400  Mk.,  für  die  Moorenstraße 
4769  Mk.,  für  den  Merowingerplatz  2300  Mk.,  für  die  Kleverstrase 
zwischen  Koß-  und  Kaiserswertherstraße  6700  Mk.  und  für  den 
Kleverplatz  13400  Mk. 


Personal-Nachrichten. 


Tagesgeschichte. 

Cassel.  Im  Rahmen  der  Gewerbe-Ausstellung,  die  hier  im 
Laufe  des  Sommerhalbjahres  stattfindet,  werden  auch  gärtnerische 
Erzeugnisse  vertreten  sein.  Trotzdem  im  Jahre  1906  eine  besondere 
Gartenbauausstellung  für  den  Bezirk  Cassel  veranstaltet  wird,  be- 
teiligen sich  die  Gärtner  aus  der  Stadt  und  dem  Landkreise  Cassel 
auch  an  der  Gewerbe -Ausstellung.  Am  8.  März  erstattete  der  Vor- 
sitzende der  gärtnerischen  Ausstellungsabteilung,  Herr  Kgl.  Garten- 
inspektor Junge,  im  Casseler  Hof  einer  Anzahl  von  Ausstellern 
einen  Bericht  über  den  Stand  der  Vorarbeiten.  Danach  sind  bis 
jetzt  angemeldet  ca.  300  Quadratmeter  im  Freien  und  ca.  500  Quadrat- 
meter unter  Dach.  Die  gärtnerische  Ausstellung  wird  teils  eine 
dauernde,  teils  eine  periodische  sein,  und  jedenfalls  zur  Verschöne- 
rung der  gewerblichen  Abteilungen  und  zur  Hebung  des  Oesamt- 
eindrucks  wesentlich  beitragen. 

—  Die  Auguste  Förster  -  Stiftung  wird  auf  Anregung  des 
Frauenbildungsvereins  zu  Cassel  eine  neue  Gartenbauschule  für 
Frauen  ins  Loben  rufen,  die  jungen  Mädchen  und  Frauen  Gelegenheit 
geben  wird,  sich  im  Gartenbau,  in  der  Hauswirtschaft  und  Kleintier- 
zucht gründlich  auszubilden.  Diese  Schule  wird  zu  'Ostern  in  Ober- 
zwehren  bei  Cassel  eröffnet.  Die  Casseler  Landwirtschaftskammer 
hat  der  Anstalt  die  Erlaubnis  zur  Benutzung  der  Lehrmittel  des 
vorzüglich  geleiteten,  35  Morgen  großen  Pomologischen  Instituts  zu 
Oberzwehren  gegeben.  A.  W. 

Chemnitz.  Das  Komitee  für  die  2.  Erzgebirgische  Gartenbau- 
Ausstellung  1905  beschloß,  den  Eröffnungstermin  der  Ausstellung 
vom  28.  August  auf  den  25.  August,  mittags  2  Uhr  zu  vo liegen  mit 
Rücksicht  auf  König  Friedrich  August,  den  Protektor  der  Ausstellung, 
Vernntwortl.  Redaktenr:   Mai  H  esdiirf  fer ,  Berlin.  —  Verlai;  t.  Richard  Carl  S 


Behrens,  Franz,  trat  von  der  Redaktion  der  deutschen 
Gärtner-Zeitung,  Organ  des  deutschen  (nationalen)  Gärtner- Verbandes 
zurück,  da  er  in  den  Vorstand  des  Gewerkvereins  christlicher  Berg- 
arbeiter eintrat  und  nach  Essen  übersiedelte. 

Citek,  Ernst  wurde  zum  Gartenbaulehrer  an  der  Ackerbau- 
sohule  zu  Szihigysomlyo  ernannt. 

Grix,  Ernst,  bisher  Herrschaftsgärtner  m  Charlottenburg,  über- 
nahm die  städt.  Gärtnerstelle  in  Beelitz  (Mark). 

Johst,  Franz,  gräil.  Thunscher  Obergärtner  in  Tetschen  (Elbe), 
bekannter  Kultivateur,  f  im  März.  Johst  war  ein  Sohn  des  um  den 
böhmischen  Gartenbau  hochverdienten  gleichnamigen  Gärtners,  der 
1862  an  den  Folgen  eines  Jagdunfalls  starb.  Der  Urgroßvater  des 
Verstorbenen  war  der  fürstl.  Auerspergsche  Ziergärtner  Franz  Johst. 

Kaschner,  Reinhold,  Horrschattsgärtner  in  Reesewitz  bei  Oels, 
wurde  das  Allgemeine  Ehrenzeichen  verliehen. 

Maaß,  Harry,  bisher  städtischer  Gartentechniker  in  Magdeburg, 
trat  am  1.  April  eine  gleichartige  Stellung  in  Kiel  an. 

Nieter,  Friedrich,  Gärtnereibesitzer  in  Nauen,  f  am  17.  März 
dieses  Jahres. 

Noack,  Georg  Heinrich  Ludewig,  Rentner,  früher  Handels- 
gärtner in  üarmstadt,  f  '^^  22.  März  im  86.  Lebensjahre. 

Scheurig,  Hermann,  Gärtner  in  Berlin,  wurde  das  Allgemeine 
Ehrenzeichen  verliehen. 

Schmidt,  Stadtgärtner  in  Dortmund,  soll  zum  Stadt-Gai'ten- 
inspektor  ernannt  werden. 

Sperling,  L.,  Ktmst-  und  Handelsgärtner  in  Zörbig  bei  Halle, 
und  Frau  feierten  am  25.  März  das  Fest  der  Goldenen  Hochzeit. 


:hmidt  i  Co.,  Leipzig.  —  Druck;  Anhalt.  Buchdr.  Guienberg, 


Dess 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  o-esamten   Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


15.  April  1905. 


No.  29. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dam  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Ausstellungsberichte. 


Friihjalirs-Ausstelliiiig  von  Zwiebel-  und  Knolleii- 
gewiichsen  zu  Haarleni  vom  17.  bis  21.  März  1905. 

Von  Handelägärtuer  H.  J.  Schütz. 

(Hierzu  sechs  Abbildungen.) 

Sh'me  zahllose  Besuchermenge  hatte  der  Eröffnungstag  in 
die  blütenreiche  Ausstellung  gelockt,  die  es  dem  Berichterstatter 
erschwerte,  bis  ins  Einzelne  gehende  Aufzeichnungen  zu  machen. 
Dafür  mögen  die  diesem  Bericht  beigefügten  vortrefflichen 
Abbildungen  dem  Leser  einen  Begriff  von  der  Schönheit  der 
vertreten  gewesenen  Gruppen  blühender  Zwiebel-  und  Knollen- 
gewächse geben. 

Wohl  die  bedeutendste  Leistung  der  Ausstellung  bot  die 
rühmlichst  bekannte  Firma  G.  G.  van 

TTibergen,  Haarlem.     Mehr  als  zehn  

große  Gruppen,  die  sich  durch  hervor- 
ragende Kultur  und  Reichhaltigkeit  der 
vertretenen  Sortimente  auszeichneten, 
hatte  diese  Firma  gestellt.  Ich  erwähne 
zuerst  ein  selten  schönes  Sortiment  von 
75  verschiedenen  Zwiebel-  und  Knollen- 
gewächsen, die  ein  reizendes  Gesamtbild 
ergaben.  Besonders  ins  Auge  filleml 
waren:  Anemone  nemorosa  grdfl.,Aru)ii 
er  I II H  um       tHrlii  o/lim-os      mii.'<riroii(.-i), 

l,l„l,„.>;-nnnui.<.hn,rnh,hn„.i;,rl„n,n, 
(■o,n„  „llnni,  ,nnl  msrmH.  ( '!,i,r,,,nln,m 
„rnnh.  <'tirta,illnis  „„i/iisli/nl.  i/nl/l.. 
Kniiülns  \il,r„,i.  F.nillnoiiiinH  u„„r,- 
vanuni.  Fr,rs„i  I .rirh'lln,,  „lajnr,  Firrsm 
refradfi  alha.  inihmtlius  Fnslm.  /;/- 
carriUea  ;/ni,i:l,/lnni.  Ins  )l,,rnl<i.  Ins 
hiMnoides,  Iris  /uninln.  Ins  n-hnilalii 
(Krclage),  Iris  sn„lj„rr„s,s.  I.  Snnl- 
pcr.s,  I.ausiana,  Iris  a-arlcijciisis.  Isiuiih- 
(Hymenocallis)  calathina,  Lachruiiliu 
„Cawston  Gern",  Lachenalia  „Delii/I/F, 
Lilium  elegans  „Prince  of  Orangc.^^  eine 
prachtvoll  schwarzpunktierte  orange- 
farbige Lilie,  die  sich  ausgezeichnet  treiben        O  r  u  p  p  e 

Gartenwelt.     IX. 


läßt,  /.///'»//r,  ,»n,lfs/a  Knti,  Mrrnuhni  r„Hrns,r„.  Mnscar, 
JL.irnil,,  lihir-.  Uirhar.lni  ..Snlfah,nr\  Tnllnuu  ./r,unl>/l.  „. 
sessilr.  Trojnajluw  (r.urnrw.  Vrllhruiun  nn<l,foha.  Kür  (ii-s,. 
Gruppe  (Abb.  unten)  erhielt  die  genannte  Firma  die  Goldene  Me- 
daille mit  Glückwunsch  der  Jury.  Ferner  zeigte  die  Blrma 
ein  wundervolles  Cyclamenbeet  mit  sehr  seltenen  Farbentünen; 
darunter  waren  ziegelrote  Sorten,  die  man  bisher  bei  Cyclamen 
nie  gesehen  hat.  Dann  fiel  mir  ein  Beet  gefüllter  Tulpen 
in  30  verschiedenen  Varietäten  auf  und  im  Hintergrunde  ein 
Beet  der  Calla  childsiana.  Einige  Sorten  aus  dem  Tulpenbeete 
notierte  ich  mir  wegen  der  guten  und  seltenen  Farben  z.  B.: 
„fla/i:  van  Haarlem'-^  (violett),  „Prinz  von  OraJiien"  (orange), 
„Lord  Beaconsßeld'\  .Jm  Parfaite'-';  „Salvator  Bosa'-\  „El 
toreador^"   (scharlach).      Mit   dieser  Gruppe   waren   verbunden 


m^'> 


von  lünfunds 
von  C.  G.  vai 


iebzig  ver^ichiede^en  Zwiebel-,  Knollen-  und  Ht 
1  Tubergen,   Haarlem.      Originalaufnahme    liir  (lip  .  G;, 


;nE;ewncli<en 


Die  Gartenwelt. 


IX,    29 


zwei  Tuli^enbeete  von  K.  Steijn  in  Beverwijk,  darunter  auch 
gefüllte  Tulpen  in  allen  erdenklichen  Farben.  Ein  Beet  von 
Calla  chüdsmna  hatten  auch  Gebrüder  den  t)lder  in  Leiden 
ausgestellt.  Diese  Gesamtgruppe  von  Tubergen,  Steijn  und  Gebr. 
den  Older  zeigt  die  Abbildung  dieser  Seite,  sie  war  eine  wahre 
Mustergruppe;  die  Calla  mit  Riesenblumen,  Tulpen blumen  und 
Farben  etwas  bisher  Unerreichtes.  Eine  Kollektion  Calla  von 
C.  G.  van  Tiibergen  in  20  verschiedenen  Varietäten  konnte 
ich  leider  nur  von  ferne  betrachten  und  die  Sorten  nicht 
feststellen,  weil  die  Gruppe  zu  tief  im  Rasen  aufgestellt 
war;  wohl  wäre  dieses  Beet  eine  genaue  Beschreibung  wert 
gewesen,  man  durfte  aber  den  Rasen  nicht  betreten.  Weiter 
stellte  Tubei'gen  verschiedene  Gruppen  sogen.  Cottage  Tulpen, 
verschiedne    Beete    spätblühender    Tulpen,    große    Irisbeete. 


waren  bei  der  Kollektion  der  Firma  Ingenhoes  v.  Schaik, 
Vorschoten,  wie:  „Königin  Emma",  „Rieh.  Hol",„Scarlet  Stor", 
„Wilhelmina^\  „S.A. de  Graaf'\  „Hubert  1.  CutbusW-^ „Amazone^'-, 
„E.  H.  Krelage^^  „Sir  William'-^  „Eureka'-\  „Marie  Louise'''-. 
Bei  der  Kollektion  der  Firma  Kouwenhoven  waren  gänzlich 
weiße  Farben,  wie:  „Harbinger  of  the  Withe",  „Snow  White^K 
Daß  die  Gruppen  große  Bewunderung  fanden,  konnte  man 
daraus  ersehen,  daß  dieselben  zu  jeder  Zeit  von  Fachleuten 
imd  Liebhabern  belagert  waren.  Wir  führen  eine  Teilansicht 
dieser  Amaryllis  den  Lesern  Seite  339  luiten  im  Bilde  vor. 
Prachtvoll  war  eine  Hyazinthengruppe  von  der  Firma  Anton 
Roozen  &  Sohn,  Overveen,  bestehend  aus  je  10  Stück  in 
Pfannen  gepflanzter  Hyazinthen,  Abb.  S.  341  oben.  Was  Farben- 
tötie    und    Größe    der    Blumentrauben    anlangt,    stellte    diese 


Tulpen-  und  Calla-Gruppe.    Aussteller;  C.  G.  van  Tubergen,  Haarlem,  K.  Steijn,  Beverwijk  und  Gebr.  den  Older,  Leiden. 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 


darunter  ein  Beet  mit  45  Varietäten.      Überhaupt    hatte    die 
Firma  Tubergen  unbestreitbar  das  Beste  geleistet. 

Hervorragend  war  auch  die  Gruppe  von  E.  H.  Krelage 
&  Sohn,  Haarlem,  welche  Seite  339  abgebildet  ist. 
Diese  Vorführung  von  05  Sorten  Darwin -Tulpen ,  alle 
von  vorzüglicher  Beschaffenheit,  erweckte  allgemeine  Be- 
wunderung, denn  solches  Farbenspiel  ist  selten  zu  sehen. 
Man  hörte  denn  auch  allseitiges  Lob  aus  dem  Munde  der 
tüchtigsten  Fachleute,  fremder  und  einheimischer.  Besonders 
auffällige  Sorten  waren:  „Bartigon",  „Ebomj'-',  „Ph.  de 
Coniminet^' ,  „Europa'''',  „Mauwe  Clais'\  „Aiiber^\  „Gustav 
Dose''-,  „Whistler^\  „William  Pitt^\  „Mrs.  Stanley'^,  „Mahony^\ 
„FausV-^  „Psyche^'-,  „Mar gar  et'-'-.  Dieses  Tulpenbeet  war  ein- 
gefaßt mit  prachtvollen  blühenden  Freesien.  Amaryllis 
{Hippeastrtim)  waren  ausgestellt  von  Ingenhoes  van  Schaik 
in  Vorschoten  (mittelste  Gruppe),  J.  Kouwenhoven, 
Warmond  und  W.Warmenhoven&  Söhne,  Hillegora.  Was 
Formen  und  Nuancierung  der  Blumen  betraf,  waren  diese  den 
englischen    Amaryllis    ebenbürtig.       Besonders    feine    Farben 


Gruppe  etwas  Unerreichtes  dar.  Dieser  Aussteller  erhielt 
denn  auch  die  höchsten  Auszeichnungen,  den  Ehrenpreis  des 
Prinzen  Heinrich  der  Niederlande  und  den  Ehi-enpreis  des 
Bürgermeisters  von  Haarlem.  Besonders  auffallende  Farben 
zeigten:  „Dr.  Sdmepman'-',  ,.Yellow  Hammer'-'-,  „General 
Pelissier^\  „Van  Spyf,  „Etna^\  „Noble  par  Mcrite"  (rot, 
gefüllt),  ,, Alexander  von  Oranien'-'-  (beinahe  orangefarbig), 
„Isabella"  (prachtvoll  gefüllt,  rosa).  Die  Firma  G.  v.  d.  Mey, 
Lisse  stellte  eine  Gruppe  auf  Gläsern  gezogener  Hyazinthen  aus, 
Abbildung  Seite  341  unten,  in  mindestens  Co  verschiedenen 
Farben.  Diese  Gruppe  war,  was  Kultur  mid  Farbenwahl 
angeht,  auch  die  allerbeste.  Wenn  man  es  selbst  nicht  gesehen, 
würde  man  daran  zweifeln,  daß  man  solche  Riesenblüten- 
trauben  auf  Gläsern  heranziehen  kann.  Die  Trauben  waren  die 
größten,  die  hier  gezeigt  wurden,  jede  Traube  hatte  mindestens 
60 — 70  ja  sogar  80  einzelne  Blumen.  Besondere  schwere 
Trauben  zeigten :  „Isabella" ,  „  Van  Spijk" ,  ,,Ka.'<tanjebloem'-'- 
(Kastanienblume),  „Lord  Balfour'^  „Moreno",  „Eeinr.  Roozen'-', 
„Gen.     Vetter",    „Lady    Derby",     „Conquest",     „Omement", 


IX,  20 


Die    Gartenwelt. 


„L'Espcraner''.     Aussteller  erhielt  die  Goldene  Medaille :  höchste 
Auszeichnung  für  Hyazinthen  auf  Gläsern. 

Die  Firma  J.  Blaauw  &  Co.,  Boskoop  hatte  eine  Gruppe 
von  Acer  palmaium,  eine  wirkliche  Musterkollektion  von 
roten,  gelb-  und  grünblättrigeu  Acer  ausgestellt,  die  auch  all- 
gemeine Bewunderung  fand.  Ferner  stellte  die  Firma 
.M.  Koster  &  Söhne,  Boskoop  eine  prachtvolle  Gruppe, 
lir.-lelii^nd  aus  bliilienden  Wistaria  i'hi/ii-iisis,  verschiedenen 
>'.]['■]]  Si/rnii/a.  Malus  Scl/ci'lrr/.iri .  M.  florihunda  und 
.1/.////.V  aii'./i/shfolia.  raconia  arh,„r.i  ..KlisuhelU^  Rhododen- 
i/ron     chlnnitic    aus.         Die     Firma     W.    Kuyk,      Hiliegom 


stollto  prachtvolle  Astilhe  (Spiraea)  Varietät  „Königin 
Wilhclmiiia"  aus.  Die  Firma  J.  W.  Dandey  Hz.  Haarlem 
zeigte  eine  Anzahl  Calla  grandißora,  alles  Pflanzen  mit  5  bis 
6  Eiesenblumen.  M.  van  Waveren  Söhne  stellten  eine 
reizende  Gruppe  Narzissen  in  sehr  vielen  Arten  und  Sorten. 

Die  Firma  Joh.  C.  Gehreis,  Overveen  und  J.  H. 
Kersten,Heemstede  hatten  sehr  schöne  Gruppen  Hyazinthen 
ausgestellt.  Letztgenannte  Fii-ma  hatte  unter  ihrem  Sortimente 
eine  fast  ganz  schwarze  Farbe  mit  Namen  „Kinc/  Cole'K 

Die  Ausstellung  war  in  diesem  Jahre  riesig  besucht, 
auch  sehr   viele  Ausländer  waren    zugegen.      Der  Haarlemer 


Teilansicht  der  .\maryllis-Gruppe  von  Ingenhoes  van  Schaik.  Vorschoten  (Mitte).  J.  Kouwenhoven.  Warmond, 

und   W.   Wannenhoven   cV    Söhne,    Hiliegom.      Originalaufnahme  für  die  „Gartenweif. 


Die   Gartenwelt. 


IX,  29 


Blumenzwiebel-Verein  kann  denn  auch  mit  Stolz  auf  diese 
Ausstellung  zuräckblicken  und  hat  Haarlem  und  Umgegend 
wieder  einmal  gezeigt,  daß  man  mit  vereinten  Kräften  sehr 
viel  Schönes  und  Sehenswürdiges  hervorzaubern  kann. 


Obstbau. 


Über  das  Wurzelwachstum  der  Obstbäume. 

Von  Arthur  Janson. 

In  der  letzten  Versammlung  der  Obst-  und  Weinbau- 
Abteilung  der  deutschen  Landwirtschaftsgesellschaft  wurde  von 
einzelnen  Rednern  der  Wunsch  geäußert,  es  möchte  der  Art 
des  Wiu-zel  Wachstums  der  Obstbäume  etwas  mehr  Aufmerksamkeit 
gewidmet  werden,  da  bekannt  sei,  daß  einzelne  Sorten  in  der 
Art  der  Wurzelbildung  sehr  von  einander  abzuweichen  pflegen. 
Es  klingt  unwahrscheinlich,  daß  die  Krone  des  Baumes  einen 
Einfluß  auf  die  Unterlage  habe,  nachdem  doch  mehr  als  zur 
Genüge  erwiesen  worden  ist,  daß  die  Unterlage  absolut  ohne 
Einfluß  auf  den  Charakter  der  Edelsorte  ist.  Diese  Folgerung 
ist,  so  selbstverständlich  sie  sicli  anhört,  aber  ganz  imlogisch, 
wie  aus  folgendem  hervorgeht.  Die  Unterlage  ist  nicht,  wie 
vielfach  angenommen  wird,  der  Ernährer  des  Baumes,  sondern 
diese  Stelle  nimmt  die  Edelkrone  ein.  Die  Unterlage  ist 
nur  der  Mittler,  der  Lieferant  des  Rohproduktes,  der  rohen 
Nahrungsmittel,  die  erst  von  den  Kronenteilen  der  Edelsoi-te 
in  Baustoff  verwandelt  werden.  Der  Gang  der  Nahrungs- 
aufnahme und  Verarbeitung  ist  bekanntlich  der:  Aufnahme 
der  Rohstoffe  durch  die  Wurzel  in  wassergelöstem  Zustande, 
alsbaldige  Leitung  in  die  Blätter  der  Edelsorte,  dort  erfolgende 
Umgestaltung  in  Baustoffe,  die  dann  zum  Ausbau  verwendet 
werden.  Da  die  Wurzel  aus  vielen  Gründen  nicht  geeignet 
ist,  Baustoffe  aus  den  rohen  Nährstoffen  zu  entwickeln,  so 
muß  sie  notwendigerweise  die  Nähr-  und  Baustoffe  aus  der 
Edelkrone  empfangen,  und  diese  Stoffe  bringen  in  allen  Teilen 
das  Charakteristikum  der  Edelsorte  mit  sicli.  Das  ver- 
wendete Baumaterial  erzeugt  also  alle  Neuteile  mit  den 
Eigenschaften  der  Edelsorte  und  das  Wurzelsystem  erhält  in 
allen  nach  der  Veredlung  erzeugten  Teilen  ausgesprochenen 
Sortencharakter.  Man  möchte  mir  Mangel  an  Logik  vor- 
werfen, indem  man  einwendet  :  Wenn  z.  B.  die  Edelapfel- 
krone  stets  Edelapfelwurzeln  bildet  und  der  Wildling  nur  ein 
nebensächliches  Mittelglied  ist,  dann  müßte  die  Zwergunterlage 
den  Wuchs  derselben  garnicht  beeinflussen,  es  gäbe  dann 
keinen  Unterschied  zwischen  normalem  Stamm  imd  Zwergstamm; 
denn  die  Zwergunterlage  würde  auch  nur  wie  dort  Vermittler- 
rolle spielen.  Das  ist  auch  in  der  Tat  der  Fall!  Die  Unterlage 
spielt  meines  Erachtens  nur  Vermittlerrolle,  nicht  diejenige 
eines  Produzenten,  die  man  ihi-  bisher  stets  zugewiesen  hat. 
Ich  weiß,  daß  ich  hier  eine  Behauptung  ausspreche,  die,  wenn 
sie  als  wahr  anerkannt  wird,  die  Unterlagefrage,  diese 
bedeutungsvollste  auf  dem  gesamten  obstbaulichen  Gebiet,  auf 
ganz  andere  Füße  stellt  und  einschneidende  Änderungen  zur 
Folge  haben  wird.  In  der  Tat  kommt  der  Unterlage  eine 
eigentliche  Ernälu-ungsroUe  garnicht  zu,  sondern  sie  ist  nur 
der  Kanal,  welcher  die  Leitung  der  Säfte  besorgt.  Je  nach 
der  Leistungsfähigkeit  dieses  Kanals  aber  ergibt  die  Edelkrone 
einen  Zwerg-  oder  Starkwuchs.  Es  sind  die  Zwergunteriagen 
nur  viel  schwächere  Leiter  als  die  Wildlinge.  Das  geht  doch 
schon  aus  der  oftmals  bedeutenden  Differenz  der  Stammstärke 
\vn   Edelstanim    und   Unterlage   hervor.      Bei  Wildlingsunter- 


lage ist  meistens  Edelstamm  und  Unterlage  von  einer  und 
derselben  Stärke,  oft  sogar  ist  der  Wildling  dicker,  die  Zwerg- 
unterlage aber  ist  meist  viel  schwächer  als  der  Edelstamm. 
Schon  die  unverhältnismäßige  Schwäche  des  Leitungskanals 
läßt  auf  mäßige  Leistungsfähigkeit  schließen.  Während  der 
Wildling  allen  Ansprüchen  genügt,  geht  die  Säftebeförderung 
bei  der  Zwergunterlage  nur  mit  großen  Schwierigkeiten  vor 
sich,  die  durch  das  Hemmnis,  welches  eine  jede  Veredlungsstelle 
ohnedies  bildet,  noch  gesteigert  wird.  So  staut  sich  der 
Säfteverkehr  und  lagern  sich  an  der  Verdelungsstelle  oft  große 
Mengen  Nährstoffe  ab.  Daß  diese  Ablagerungen  fast  stets 
oberhalb,  selten  nur  unterhalb  der  Pfropfnarbe  gebildet  werden, 
ist  leicht  dadurch  erklärt,  daß  die  bildungsfähigen,  baufertigen 
Stoffe  aus  der  Krone  herniedersteigen,  nie  von  der  Wurzel 
kommen  können,  wie  schon  oben  ausgeführt  wurde.  Die 
Zwergwüchsigkeit  ist  also  nicht  die  Folge  schwachen  Wachs- 
tums der  allerdings  an  sich  schwach  treibenden  Unterlage, 
sondern  lediglich  eine  Folge  der  geringen  Leitungsfähigkeit. 
Die  Stockung  der  Säfte  erzeugt  zwergartige  Stämme  mit 
frühzeitiger  Fruchtbildung,  ebenso  wie  das  Ringeln,  das  feste, 
einschnürende  Umlegen  eines  Bandes,  auch  beim  gesunden 
Wildlingsbaum  Verzwergung  hervorruft. 


Gehölze. 

Betrachtungen  über  das  Lebensalter  der  Bäume. 

Von  Gartendirektor  Albrecht  Hermes,  Breslau. 

Als  ich  vor  einigen  Jahren  einen  Besuch  des  Spreewaldes 
unternahm,  sah  ich  auch  die  noch  vorhandenen  wenigen  Eichen, 
welche  wohl  ein  Lebensalter  von  achthundert  bis  tausend  Jahren 
haben.  Bei  dem  stets  zunehmenden  Bedarf  an  Holz  müssen  auch  die 
alten  Bäume  immer  seltener  werden,  und  es  ist  nur  der  Pietät  ein- 
zelner Großgrundbesitzer  zu  danken,  wenn  ein  Bestand  von  solchen 
alten  Bitumen  noch  erhalten  bleibt.  Obengenannte  Eichen,  etwa 
16  bis  20  Stück,  sind  mit  Tafeln  versehen,  welche  Namen  wie 
Waidmanusheil,  Irmgardeiche  usw.  tragen.  Als  vor  mehreren  Jahr- 
hunderten der  Spreewald  noch  bedeutend  ausgedehnter  als  heute  war, 
hielten  sich  darin  Elchwild,  Auerochsen,  Bären,  Wölfe  usw.  auf;  aber 
bei  der  immer  mehr  um  sich  greifenden  Kultur  mußten  diese  Tiere 
ebenso  wie  der  Bestand  an  alten  Bäumen  verschwinden.  —  Auch  an 
anderen  Stellen  der  Mark  Brandenburg  gab  es  noch  vor  etwa  fünfzig 
Jahren  sehr  starke  Eichen;  so  z.  B.  bei  Aurich  a.  d.  Oder  im  Reg.- 
Bezirk  Frankfurt.  Eine  der  stärksten  hatte  nahe  an  3  m  Durch- 
messer, denn  es  gehörten  fünf  Mann  dazu,  diesen  Baum  zu  um- 
spannen, und  wenn  man  1,80  m  Spannweite  pro  Mann  rechnet,  so 
kommt  fast  das  genannte  Maß  heraus. 

Ebenso  besaß  Schlesien  ganz  besonders  dicke  Eichen.  Im 
botanischen  Garten  in  Breslau  befand  sich  in  der  physiologischen 
Abteilung  der  unterste  Teil  eines  Eichenstammes,  welcher  reichlich 
14  rh.  Fuß  Durchmesser  hatte,  also  etwa  4'/,  m.  Noch  jetzt  besitzt 
die  Stadt  Breslau  eine  größere  Anzahl  alter  Eichen  in  Oswitz  und 
hinter  Morgenau. 

Ein  sehr  hohes  Alter  erreichen  auf  unserer  Hemisphäre  auch 
besonders  die  Eiben  {Taxus  baeeata).  Ein  im  Fiirstensteiner  Grund 
(bei  Freiburg  in  Schlesien)  stehender  Eibenbaum  hat  1  m  75  cm  Um- 
fang; sein  Alter  wird  auf  800  Jahre  geschätzt,  doch  sagt  Göppert, 
der  bekannte  Paläontologe  (in  der  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts),  daß 
der  stärkste  ihm  bekannte  Eibenbaum  Deutschlands  beim  Kloster  Witt  - 
warsen  in  der  Grafschaft  Bentheim  580  Jahre  alt  sei,  denn  nach 
der  vorhandenen  Stiftungsurkunde  sei  dieser  Baum  zur  selben  Zeit 
gepflanzt,  als  man  den  Grundstein  zur  dortigen  Kirche  legte.  —  In 
England  findet  man  aber  Eiben  weit  höheren  Alters.  Hunter  teUt 
mit,   daß   in   der  Grafschaft  York  Stämme  von  A'j,  bis  9  m  Umfang 


IX,  29 


Die  Gartenwelt. 


Hyazinthen,  je  10  Stück  einer  Sorte  in  Pfannen.    Aussteller :  Anton  Roozen  & 

Overveen.       Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

in   der   Abtei   Fontaine   sich    vorfänden.     Der   dickste   dieser  Bäume       Geldgier  ztmi 
besaß   im  Jahre  1770   einen   Durchmesser   von  1214   Linien,   und  da      worauf    die   E 
man  nach   der  Analogie   anderer  Eiben    weiß,   daß  dieselben  jährlich       diese  Riesen 
nur  eine  Linie  in  der 
Stärke  zunehmen,  so 
müßte   die   eben   be- 
zeichnete Taxus  auch 
1214  Jahre  alt  sein. 
Noch    andere    starke 
Eiben  finden  sich  vor 
in  der  Grafschaft  Sur- 
rey,  eine  andereTaxus 
auf    dem    Kirchhofe 

Fotheringal  in 
Schottland ,  welclie 
2.öS8Linien  mißt,  mit- 
hin ebensoviele  Jahre 
alt  sein  muß.  Aber 
ganz  besonders  her- 
vorzuheben ist  noch 
eine  von  Evelyn  ge- 
messene Taxus  auf 
dem  Kirchhofe  von 
Braburn  in  der  Graf- 
schaft Kent;  dieselbe 
hatte  im  Jahre  1600 
beinahe  20  m  Umfang, 
ihr  Durchmesser  be- 
trug 2880  Linien;  sie 
würde  also,  wenn  sie 
noch  lebt,  3000  Jahre 
alt  sein  und  somit 
zur  Zeit  Christi  schon 
1000  Jahre  gezählt 
haben.  (Mitteilungen 
des  Geheimrats  G  i;  p  - 
pert.)  - 

Balduin  Möll- 
hausen  berichtet  in 
.seinem  Tagebuch  über 
die  in  Kalifornien  vor- 


kommenden Sequoia  gigantea  (Wellingtonia 
giganfea)  im  Mammuttal,  im  Calaverasbezirk, 
300  Meilen  nördlich  von  Sonora,  in  einem 
jetzt  schon  sehr  zusammengeschmolzenen  Be- 
stände. Der  stärkste  dieser  Baume,  der  dicke 
Baum  genannt,  welcher  jetzt  nicht  mehr  vor- 
handen ist,  hatte  96  Fuß  Umfang  =  30  m, 
also  10  m  Durchmesser.  Um  diesen  Koloß 
zu  fällen,  mußten  fünf  Mann  25  Tage  lang 
arbeiten  und  nur  durch  Bohren  von  Löchern, 
welche  dann  durch  die  Axt  mit  einander  ver- 
bunden wurden,  konnte  dieser  Riese  zum 
Stürzen  gebracht  werden.  Die  Zahl  der  Jahi'es- 
ringe  betrug  3000,  mithin  hatte  der  Baum 
auch  dieses  Alter.  Die  Höhe  dieser  Bäume 
betrug  100  m  und  Möllhausen  sagt:  das  Er- 
staunen, wenn  man  aus  der  Ferne  die  graden, 
turmähnlichen  Nadelholzbäume  wahrnimmt, 
die  eine  hohe  Tannenwaldung  weit  überragen, 
wird  noch  mehr  gesteigert,  wenn  man,  näher 
tretend,  die  ungehewen  Dimensionen  der 
einzelnen  Bäume  erkennt.  Man  traut  kaum 
seinen  Augen,  wenn  man  aufblickt  zu  den 
Kronen,  die  auf  den  kräftig  gewachsenen 
kolossalen  Stämmen  meist  erst  in  der  Höhe 
von    150  —  200  Fuß  (50—65  m)  beginnen. 

Der   Bestand  dieser    noch  vorhandenen 

Bäume  würde  wahrsoheinHch  auch  schon  der 

Opfer  gefallen  sein,  wenn  nicht  der  Staat  die  Fläche, 

iume  stehen,    zum  Nationalpark   erhoben  hätte.     Aber 

a  der  Pflanzenwelt  worden   noch   von   den    Affenbrot- 


Sohn, 


U2 


Die  Gartenwelt. 


IX.  29 


bäumen  odei-  Baobabs  (Adaiisunia  digitata)  übertroffen.  Man  trifft  diese 
Bäume  in  Senegambien,  Nubien  und  an  der  ganzen  östlioben  Küste 
von  Afrika.  Die  dicksten  Bäume,  die  der  gelehrte  Reisende  Wilhelm 
Peters  sah,  hatten  GO— 70  Fuß  Umfang  und  nach  den  kühnen 
Schätzungen  von  Ädauson  und  Perrottet  schreiben  diese  den  von 
ihnen  gemessenen  Adansonien  ein  Alter  von  51ö0— 6000  Jahren   zu. 


schlechtem   Boden  gut,   vertragen 


Dornige  und  stachelige  Gehölze. 

Von  Paul  Juraß,  Baumschulenweg  bei  Berlin. 

Auch  die  mit  Dornen  und  Stacheln  bewehrten  Gehölze  finden  in 
unseren  Gärten  so  mannigfache  Verwendung,  daß  es  sich  wohl  ver- 
lohnt, die  verschiedenen  Arten  und  Abarten  zu  besprechen. 

Die  meisten  dieser  Gehölze  sind  vorzüglich  zur  Bildung  von 
großen  Schutzhecken  geeignet;  sei  es  zur  Umfriedigung  von  Garten- 
grundstücken oder  zur  Abgrenzung  einzelner  Ackerflächen,  z.  B. 
Weiden  oder  Viehkoppeln. 

Die  Anforderangen,  welche  man  an  solche  Gehölze  stellt,  sind 
folgende:  Rasches  Wachstum,  dichtzweigiger  Wuchs,  große  Bedornung, 
vollständige  Winterhärte  und  Gedeihen  auch  in  weniger  guten  Boden- 
arten. Ein  Beschneiden  und  etwa  nötiges  starkes  Zurückschneiden 
sollen  diese  Gehölze  auch  ohne  Schaden  vertragen. 

I.  Schutzhecken. 

Nachstehend  führe  ich  die  geeignetsten  Arten  an,  und  zwar  in 
erster  Linie  solche,  die  für  sogenannte  große  Schutzhecken  zu  ver- 
wenden sind;  ich  meine  solche,  die  nicht  direkt  zu  regelmäßigen 
Hecken  alljährlich  geschnitten  werden  sollen,  sondern  mehrere  Jahre 
ohne  Schnitt  wachsen,  und  dann,  wenn  sie  zu  sehr  in  die  Breite 
gehen,  kräftig  zurückgeschnitten  werden. 

Die  Pflanzweite  bei  dieser  Art  Hecke  braucht  nicht  so  eng  zu 
sein,  weil  es  hier  ja  weniger  auf  die  Dichtigkeit,  als  auf  die  Größe 
ankommt;  die  Entfernung  der  Pflanzen  von  einander  kann  '/.>  m, 
bei  kräftigen  buschigen  Exemplaren  auch  noch  mehr  betragen. 

Rübinia  Pseudaeacia  L.,  die  gemeine  Akazie.  Wegen  des 
kräftigen  Wuchses  und  der  Ansprachslusigkeit  an  den  Boden  sehr 
geschätzt.  Zur  Anpflanzung  verwende  man  nicht  zu  alte  Pflanzen. 
Gleich  beim  Pflanzen  schneide  man  die  Sträucher  auf  etwa  '/„  m 
zurück,  damit  sie  sich  nach  unten  verzweigen. 

Oleditschia  (riacanthos  L.,  der  Christusdorn.  Besonders  durch 
seine  starke  Bewehrung  mit  großen  dornenartigen,  festen  Stacheln 
wertvoll  zur  Umzäunung  größerer  freiliegender  Flächen.  Der  Strauch 
gedeiht  auch  in  weniger  gutem  Boden.  Bei  der  Anpflanzung  verwende 
man  gleichfalls  nur  junge  Pflanzen,  die  auch  im  ersten  Jahre  nach 
der  Anpflanzung  auf  '/a  >n  zurückgeschnitten  werden.  Auch  muß 
hier  alljährlich  etwas  geschnitten  werden,  weil  sich  die  Pflanzen 
sonst  wenig  verzweigen. 

Orataegti^  mo-nogyna  Jacq.,  gemeiner  Weißdorn.  Allgemein 
geschätzte  Heckenpflanze,  für  größere  und  kleinere  Hecken  gleich 
gut  geeignet.  Der  Strauch  wächst  in  jedem  einigermaßen  nahrhaften 
Boden ;  er  verträgt  das  Beschneiden  sehr  gut,  selbst  alte  große 
Hecken,  welche  schon  mehrere  Jahre  nicht  geschnitten  wurden, 
können  ohne  Bedenken  stark  zumckgesohnitten  werden. 

Oratacgus  prunifolia  Pers.  Eine  recht  starkwachsendo  Dom- 
Art,  deren  Zweige  nüt  großen  Dornen  besetzt  sind.  Diese  Art  ist 
mehr  für  gioße  Schutzhecken  zu  verwenden,  wo  auf  eine  regelmäßige 
Form  der  Hecke  nicht  gesehen  wird.  Ist  wegen  ihres  reichen 
Blütenflors  im  Frühjahr,  im  Herbst  mit  ihrer  braunroten  Blattfärbung 
und  den  zahlreichen  roten  Früchten  sehr  zierend. 

II.  Zierhecken. 

Für  die  Zierhecken  ist  die  Auswahl  unter  den  dornenartigen 
Gehölzen  schon  etwas  größer;  hierzu  sind  besonders  solche  Gehölze 
{r\xt  geeignet,  die  schon  von  Natur  aus  einen  dichtverzweigten 
Wuchs  haben. 

lierberis  vulgaris  L.,  gewöhnliche  Berberitze,  nebst  der  rot- 
blättrigen Form,  foliia  ntropurjMreis.  sind  beide  vorzügliche  Hecken- 


sträucher;  sie  gedeihen  s 
auch  den  Schnitt. 

Rosa  rubiginosa  L.,  schottische  Zaunrose.  Läßt  sich  durch 
öfteres  Beschneiden  zu  schönen  Hecken  erziehen,  doch  gibt  der 
Strauch  auch  ohne  beschnitten  zu  werden  dichte  Hecken,  bei  letzteren 
kommt  der  Blumenflor  mehr  zur  Entfaltung,  als  bei  den  alljährlich 
beschnittenen  Hecken. 

Ribes  arborevm  hört.  {Syn.  R.  Qrossidaria  arboreum\  Strauch 
von  starkem,  aufrechtem  Wuchs;  Zweige  mit  großen  festen  Stacheln 
besetzt. 

Rlimnnus  cathartica  X,,  gemeiner  Kreuzdorn.  Zu  Hecken,  die 
nicht  streng  im  Schnitt  gehalten  werden,  sehr  gut  zu  verwenden. 

Ijycium  ehinense,  europaeum,  rliombifolium,  Bocksdorn.  Be- 
sonders für  schlechten  Boden  sind  diese  Sträucher  als  Heckenpflanzen 
sehr  zu  empfehlen. 

Chaenonieles  japmiiea  LintlL,  Syn.  Cydonia  japonica  Per-':. 
Japanische  Scheinquitte.  Altbekannter  schöner  Blütenstrauch,  der  zu 
kleinen  Zierhecken  gut  zu  verwenden  ist. 

III.  Dornige  und   stachelige  Ziersträucher. 

Nachstehend  seien  noch  bestachelte  und  bedornte  Gehölze  an- 
geführt, die  in  den  Parks  und  Gärten  als  Ziersträucher  besonders 
hübsch  und  zur  Anpflanzung  empfehlenswert  sind. 

Berberis  liregcens  ffool,:,  eine  der  schönsten  Berberitzen.  Die 
hellgrüne  Belaubung  hebt  .sich  sehr  hübsch  von  den  Zweigen  ab. 
Im  Herbste  nehmen  die  Blätter  eine  leuchtend  lote  Färbung  an. 
Der  Strauch  wächst  kräftig,  aufrecht. 

lierberis  stenophylla  Mast.  Strauch  von  mittlerer  Größe  mit 
leicht  überhängendem  Wuchs.  Die  schmalen,  immergrünen  Blätter 
sind  graugrün;  es  heben  sich  von  ihnen  die  großen,  sattgelben  Blüten 
sehr  hübsch  ab. 

Berberis  aristata  (maerophylla).  Ein  starkwachsender  Strauch 
von  überhängendem  Wuchs.  Die  rötlich  überlaufenen  Zweige  sind 
mit  großen  Stacheln  besetzt.     Belaubung  schön  glänzend  hellgrün. 

lierberis  densifhra  Boiss.  Ein  noch  seltener  Strauch  aus 
Vorderasien  mit  hellbraunen  Trieben;  Belavibung  meergrün.  Die 
Pflanze  macht  einen  sehr  zierenden  Eindruck. 

Von  der  so  reichhaltigen  Gattung  Orafaegm  sind  folgende  be- 
sonders als  Ziersträucher  zu  empfehlen: 

Crataegus  Carrierei  Vauvel.  Schöne  großblättrige  Belaubung, 
die  bis  spät  in  den  Herbst  frisch  grün  bleibt.  Von  besonderer 
Zierde  sind  die  orangeroten  Früchte,  die  oft  im  Winter  noch  frisch 
an  der  Pflanze  bleiben. 

Crataegus  maeraeantha  Lodd.  Strauch  von  unregelmäßigem 
Wuchs,  die  Zweige  sind  hin  und  lier  gebogen  und  nüt  oft  10  cm 
langen  Dornen  besetzt. 

Crataegus  cocciiKa  niollis  Torr,  et  Or.,  Syii.  C.  iiiollis  Srheele, 
großblättrig,  Frucht  groß,  rot. 

Crataegus  saligna  Oreene.  Aus  den  Koloradobergen  stammend, 
in  den  letzten  Jahren  verbreiteter,  mit  rotbraunen  Zweigen  und 
glänzend  grünen  Blättern  versehener  Strauch. 

Crataegus  Douglasü  rlvularis  Dipp.  syn.  C.  rivularis  Nuitall. 
Starkwachsend.  Die  dunkelbraunen  Zweige  sind  mit  langen  Dornen 
besetzt.    Blätter  lederartig,  rundlich  oval. 

Crataegus  pinnatifida  Bunge,  Syn.  C.  dahurica.  Vom  Amur 
stammend;  noch  wenig  verbreitet.  Der  Strauch  treibt  am  frühesten 
von  allen  Dom-Arten  aus  und  bringt  auch  seine  Blumen  am  ehesten 
zum  Vorschein. 

Crataegus  Crus  galli  /..,  Hahnenspornweißdorn.  Strauch 
wächst  etwas  unregelmäßig.  Die  lederartigen  Blätter  sind  oberseits 
dunkelgrün,  glänzend.     Die   ziemlich  großen   Früchte  sind  ziegelrot. 

Hippopha'e  rhamnoides  L.,  Sanddorn.  Strauch  von  spairigem, 
dichtzweigigem  Wuchs.  Die  weideuartige  Belaubung  ist  silbergrau. 
Besonders  zierend  im  Spätsommer  durch  die  orangeroten  Früchte 
Gedeiht  auch  in  ganz  schlechtem  Boden. 


IX,  29 


Die  Gartenwelt. 


Landschaftsgärtnerei. 

Kiiie  (Mscrno  Zi(ultr(icko. 


(ii;, 


Ahhildwin.) 


V  or  mehreren  .lalnvn  hatte  ieh  dank  des  liebenswürdigen  Ent- 
gegenkommens des  Ilorrn  Direktors  Cordes  Gelegenheit,  im  großen 
Zentralfriedhofe  zn  (ihlsdorf  bei  Hamburg  eine  Anzahl  Aufnahmen 
zu  machen.  Darunter  auch  die  auf  dieser  Seite  im  Bilde  wiedergegebene 
Zierbrücke.  Sie  führt  über  einen  "Wasserstreifen  in  der  Nähe  des 
großen  Rosariums  und  fiel  mir  damals  aus  verschiedenen  Gründen 
recht  auf.  Einmal  ihrer  Farbe  wegen,  —  sie  war,  wenn  ich  mich 
recht  entsinne,  blaugrau  gestrichen  — ,  die  sehr  gegen  die  Umgebung 
abstach.  Zum  andern  ihrer  ganzen  Konstruktion  halber,  die  mich  an 
Ort  und  Stelle  seltsam  anmutete,  aber  etwas  recht  Leichtes,  0 
widerepiegelte.  Meines  WLssens  hat 
Direktor  Cordes  diese  Brücke,  wie 
ja  auch  alle  anderen  architek- 
tonischen Elemente  der  Garten- 
anlage, selbst  entworfen. 

Ich  weiß,  daß  ich  damals  über 
diese  Bräcke  nicht  erfreut  war.  Si<! 
hat  mich  aber  zu  regem  Nachdenken 
über  eine  Frage  veranlaßt,  die  ich 
heute  hiei-  streifen  möchte,  über 
die  Frage:  passen  solche  architek- 
tonischen Elemente  in  eine  laud- 
schaftliche  Anlage?  Es  ist  soviel 
darüber  geschrieben  worden,  daß 
man  derartige  Brücken,  Bänke  und 
ähnliche  Dinge  recht  naturwahr  ge- 
stalten soll.  Dabei  versteht  man 
unter  „naturwahr'  etwa  unregel- 
mäßig, malerisch,  primitiv.  Das  soll 
heißen,  man  soll  Brücken  etwa  mit 
einem  Geländer  aus  natürlich  ver- 
bogenem Eichengeäst  oder  Birken - 
zweigen,  nicht  aus  glatten  Latten 
und  Stangen  zusammensetzen. 

Auf  den  ersten  Blick  hat  die 
Forderung,  mit  den  einfachsten 
Mitteln  so  ungekünstelt  als  möglich 
zu  arbeiten,  etwas  Bestechendes. 
.Aber  doch  nui'  für  einen  Moment. 
Denn  wenn  wir  recht  bedenken, 
gibts  doch  nichts  Gekünstelteres 
als  .solche  „Naturbrücken-'  oder 
-Bänke.  Jede  Brücke  oder  Bank 
ist   ein  AVerk  von    Menschenhand, 

also  nichts  Natürliches.  Wir  bezwecken  mit  diesen  Dingon  etwas 
ganz  Bestimmtes.  Die  Brücke  —  um  bei  diesem  Bilde  zu  bleiben  — 
soll  einen  sicheren  Übergang  über  das  Wasser  bilden,  ihr  Geländer 
soll  ein  Hineinfallen  ins  Wa.sser  verhüten.  Das  ist  alles  ganz  selbst- 
verständlich. Aber  in  einer  Anlage  soll  die  Brücke  auch  als  solche 
im  Landsohaftsbilde  mitwirken.  Das  tut  sie  durch  die  spezielle  Art 
der  Ausführung.  Wir  werden  für  kleine  Brücken,  über  die  schwere 
Lasten  geführt  werden,  in  erster  Linie  Steine  als  Baumaterial 
wählen.  Solche  Stege  für  Fußgänger  wie  der  in  Rede  stehende  wird 
man  meist  aus  Holz  konstruieren,  weil  das  am  bequemsten  und 
billigsten  sein  dürfte.  Wir  werden,  um  eine  in  jeder  Hinsicht 
gute  Bmcke  zu  bauen,  danach  streben  müssen,  sie  so  solid  und  doch 
so  einfach  als  nur  möglich  zu  gestalten.  Dies  können  wir  nur  durch 
Verwendung  geeignet  bearbeiteter,  regelmäßiger  Bretter  und  Latten. 
Sowie  wir  zu  rohem,  sog.  natürlichem  Material  greifen,  werden  wii- 
bei  Verwendung  gerader  Stämme  etc.  wohl  eine  soHde  Brücke,  aber 
keine  gut  wirkende,  der  künstlerisch  gedachten  Anlage  sich  ein- 
gliedernde, erhalten.  Nehmen  wir  nun  gar  ganz  unbearbeitetes 
Material,  zum  Geländer  also  etwa  knorriges  Geäst  etc.,  so  erhält  das 


Ganze  den  Eindruck  von  etwas  Un.solidem,  künstlich  Zusammen- 
gestöppeltem, es  befriedigt  uns  in  keiner  Weise. 

Wir  müssen  uns  stark  vor  falscher  Natürlichkeit  liüten! 

Doch  nun  bleibt  immer  noch  die  Frage  offen:  ist  eine  eiserne 
lirücke  wie  die  dargestellte  nicht  auch  fehlerhaft?  Ich  empfinde 
immer  deutlicher,  daß  dies  nicht  der  Fall  ist  —  wenigstens  solange 
nicht,  als  die  Brücke  nicht  dui-ch  zwecklose  Vei'ziei-ungen  überladen 
oder  in  ihrem  Gesamtverhältnis  unrichtig,  unschön  konstruiert  ist. 
Von  der  abgebildeten  kann  man  das  nicht  sagen.  Sie  ist  ja  reichlich 
ornamental,  aber  dies  Zierwerk  verkleidet  nicht  den  eigentlichen 
Charakter  der  Brücke,  es  gibt  ihr  nur,  wie  ich  oben  schon  sagte, 
etwas  Graziöses. 

Wichtiger  ist  schon  die  Frage :  wie  sollen  wir  solche  Brücken  an- 
streichen V  Man  ist  allgemein  bestrebt,  solchen  Eisenkonstruktionen, 
wie  z.  B.  auch  den  Laternenpfählen  etc.,  einen  recht  neutralen,  un- 
auffälligen Anstrich  zu  geben.     Sie   sollen   möglichst  wenig  im  Bilde 


W^^^m 

^^^^^JH^^^^^w^ 

^^^|MB^s><?^?SKgffi 

■^^&/v^i(^S(l 

^^^^^s 

2^ 

'  'W''^^Sik 

Eise 


■ne  Zierbrücke  in 

Vom 


den   Anlagen  des  Zentralfriedhot's  zu  Ohlsdorf  bei  Hamburg. 

Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgenommen. 

stören.  Bei  den  meisten  derartigen  Sachen,  die  an  und  für  sich  gar 
keinen  Zierwert  haben,  gewöhnlich  Schablonenarbeit  repräsentieren, 
ist  es  ganz  gut,  sie  so  wenig  als  möglich  hervortreten  zu  lassen. 
Handelt  es  sich  indes  um  Dinge,  die  künstlerisch  entwoi-fen  sind  und 
uns  an  und  für  sich  durch  ihren  Anblick  eine  Freude  machen 
können,  so  möchte  ich  für  einen  lebhaften  Anstrich  von  reiner 
Farbe  —  Rot,  Gelb,  Blau  etc.  —  plädieren;  denn  gerade  in  der 
Landschaft  wirken  gute  klare  Farben  (nicht  Mischfarben !)  ausgezeichnet 
und  stören  durchaus  nicht,  obwohl  sie  vielen  von  uns  zuerst  un- 
angenehm auffallen  mögen.  Ganz  mit  Recht  fordern  ja  auch  Künstler, 
daß  wir  unsere  Häuser  mit  intensiven  Farben  und  nicht  mit  dem 
ewigen  Grau  oder  Gelbgrau  u.  dergl.  anstreichen  sollen.      C.  K.  S. 


Gerätschaften. 

Handzerstäubungsapparat  zur  Bekämpfung  von  schäd- 
lichen Insekten  und  Pilzkrankheiten  an  Pflanzen  mit  flüssigen 
Mitteln.  Dieser  Apparat  ist  eine  Erfindung  des  Lehrers  Karl 
Busch    in  Lustenau,    Vorarlberg,  und   erfchrint   jetzt   in  wesentlich 


Die  Gartenwielt. 


IX,  29 


verbesserter  Konstruktion  im  Handel.  Er  besteht, 
wie  die  beistehende  Abbildung  nach  einem  uns  zur 
Verfügung  gestellten  Klischee  zeigt,  1.  aus  einer 
Luftpumpe,  die  zugleich  als  bequeme  Handhabe 
dient,  2.  aus  einem  zylindrischen,  einen  Liter  Flüssig- 
keit fassenden  Blechgefäß  mit  Hals,  das  an  der 
Pumpe  hängt  und  leicht  abnehmbar  befestigt  ist. 
3.  aus  dem  auf  dem  Halse  sitzenden  Zerstäuber 
aus  Hartgummi,  dessen  Verlängerung  ein  am  unteren 
Ende  mit  schlitzförmige]-  Öffnung  versehenes  Messing- 
röhrchen  ist,  das  in  die  zu  zerstäubende  Flüssigkeit 
hinabreicht.  Die  Luftpumpe  ist  durch  einen  Gummi- 
schlauch mit  dem  Behälter  verbunden.  Dadurch 
ist  es  möglich,  den  Apparat  auf  eine  Stange,  unter 
Vervpendung  eines  entsprechend  langen  Schlauches 
zu  montieren,  um  Obstbäume  etc.  spritzen  zu  können. 

Der  Apparat  darf  als  eine  sehr  brauchbare  Er- 
findung bezeichnet  werden,  da  er  kleine  Unreinlich- 
keiten  in  der  Zerstäubungsflüssigkeit  noch  bewältigt 
und    bei    mäßiger   Kraftleistung   eine    feine,    weit- 
reichende Zerstäubung  liefert.     Zur  Verwendung  in 
kleinen.  Betrieben,    namentlich   in   Gewächshäusein, 
im  Obstgarten  können  wir  den  Apparat  nur  empfebli'n 
Er  kann  mit  Erfolg  gegen  Blattläuse   und  gegen 
alle    Pilzkrankheiten,    die     man     mit   flüssigen 
Mitteln  bekämpft,  gebraucht   werden.     So   kann   er 
namentlich  zum  Zerstäuben   von  Bordeauxbrühe,  Lysollösung,  Kresol- 
seifeuspirituslösung,   Tabakextrakt,   Petroleumseifenbrühe    ('/o  7o   P^- 
troleum,    1  °/„  Schmierseife,   OS'/j    °/o    Wasser  gegen  Rosenblattlaus 
etc.)  Verwendung  finden. 

Die  Vorzüge  des  Apparates,  von  denen  wir  uns  überzeugt  haben, 
sind  "Wirksamkeit  auf  verhältnismäßig  weite  Entfernung  unter 
Erzielung  eines  konstanten  Feuchtigkeitsnebels,  der  alle  Gegen- 
stände gleichmäßig  überzieht,  leichte  Inbetriebsetzung,  da  Einfüllen 
und  unter  Umständen  nötiges  Reinigen  des  Zerstäubers  leicht  ge- 
schehen kann,  Schonung  der  Pumpe,  da  sie  mit  den  Flüssigkeiten 
nicht  in  Berührang  kommt,  Dauerhaftigkeit  und  ünzerbrechlich- 
keit.  Als  Nachteil  will  uns  erscheinen,  daß  die  Verbindung  von 
Pumpe  und  Behälter  nicht  derart  fest  ist,  daß  ein  Heransspringen 
des  Behälters  aus  den  Ösen  während  des  Gebrauches  vermieden 
werden  kann. 

Der  Preis  des  solide  konstruierten,  mit  roter  iU^ennigfarbe  ge- 
strichenen gebrauchsfertigen  Apparates  beträgt  9  Mark,  mit  Verlänge- 
rungsstange nebst  Schlauch  11  Mark  50  Pfg.  Zu  beziehen  direkt 
vom  Erfinder  Karl  Bosch  in  Lustenau,  Vorarlberg,  oder  von  den 
einschlägigen  Geschäften,  Samenhandlungen  etc. 


Handzerstäubungsapparat 


Sanieii-Einhack-  und  Walzgerät  für  Rasenanlagen  etc. 

Von  C.  Sattler,  Zivilingenieur,  Steglitz-Berlin. 

In  landwirtschaftlichen  Betrieben  haben  sich  füi-  das  Unter- 
bringen des  Saatgutes  Maschinen  und  Geräte  verschiedener,  zweck- 
entsprechender Art  eingebürgert,  weniger  jedoch  im  Gartenbau.  Der 
Grund  dafür  liegt  anscheinend  darin,  weil  sich  der  Techniker  sagt, 
daß  im  Gartenbau  weniger  ein  Bedürfnis  nach  derartigen  Geräten 
vorliegt,  als  in  ausgedehnten  landwirtschaftlichen  Betrieben.  Der 
Gärtner  und  Gartenbesitzer  glaubt  vielfach,  daß  sieh  für  die  mehr 
oder  weniger  geringe  Arbeit  der  Aussaat  die  Anschaffung  einer  solchen 
Maschine  oder  eines  Gerätes  nicht  lohne,  da  die  Sache  wohl  ebenso 
gut  und  ohne  großen  Zeitverlust  mit  der  Hand  gemacht  werden 
könne.  Mag  diese  Meinung  insbesondere  für  Gartenbesitzer  zutreffen, 
so  denke  ich  mir  doch,  daß  der  Gärtner  von  Beruf  anders  urteilt, 
zumal  dann,  wenn  er  die  Anlage  von  Rasenflächen  als  Landschaft.s- 
gäitnor  betreibt.  Ein  gutgepflegter  Rasen  ist  mit  die  schönste  Zierde 
eines  Gartens  und  Parkes,  aber  es  ist  schwer,  einen  lückenlosen 
Rasen  zu  erzielen.  Gewöhnlich  wird  die  Grassaat  mittelst  einer 
Harke  mit  der  Hand  unter  die  Erde  gebracht.  Diese  Arbeit  wird 
in  der  Regel  bei  größeren  Rasenflächen  von  Arbeitsleuten  unter  Auf- 


sicht eines  Gärtners  gemacht.  Daß  dabei  nicht  eine 
gleichmäßige  Aussaat  bezw.  ein  gleichmäßiges  Unter- 
bimgeu  und  dann  ein  vollständig  gleichmäßiger 
Wuchs  des  Grases  erzielt  wird,  ist  wohl  klar,  wenn 
man  in  Betracht  zieht,  daß  die  Arbeit  nie  über- 
einstimmend und  gleichmäßig  ausgeführt  wird.  Die 
•Vlbeltsleute  arbeiten  nicht  gleichmäßig,  selbst  der 
einzelne  Mann  nicht.  Die  Harke  wird  nie  gleich 
tief  und  nie  in  gleichen  Abständen  voneinander  in 
die  Erde  eindringen.  Durch  diese  Ungleiohmäßig- 
keit  entstehen  Streifen  oder  aber  Lücken  im  Rasen, 
die  späterhin  nachgearbeitet  werden  müssen.  Die 
Lucken  entstehen,  wenn  der  Samen  zu  tief  unter 
die  Erde  gebracht  ist  und  daher  im  Erdreich  er- 
stickt. 

Um  nun  eine  gleichmäßige  Aussaat  und  daraus 
folgend  einen  guten  Rasen  zu  erhalten,  ist  von 
mir  ein  Gerät  konstruiert  und  auch  erprobt 
worden,  welches  die  oben  angegebenen  Mängel  be- 
seitigen soll. 

Die  Ansprüche,  die  man  an  ein  solches  Gerät 
stellt,  ergeben  sich  aus  den  vorstehenden  praktischen 
Gesichtspunkten,  und  zwar  soll  durch  das  Gerät 
der  Samen  gleichmäßig  tief  und  in  gleichen 
Abständen  unter  die  Erdoberfläche  gebracht 
werden.  Es  ist  daher  vor  einer  in  einem  Rahmen 
gelagerten  Walze  eine  von  dieser  in  Bewegung  gesetzte  Vorrichtung 
angeordnet,  welche  die  Arbeit  des  Unterbringens  des  Samens  beim 
Überfahren  der  Aussaat  verrichtet.  Das  Gerät  bringt  aber  den  Samen 
nicht  nur  unter,  sondern  macht  auch  sofort  hinterher  den  Erdboden 
durch  Einwalzen  glatt.  Es  wird  dabei  an  Zeit  und  Arbeit  wesentlich 
gespart.  Auf  die  Eigenart  und  Konstruktion  des  Gerätes,  auf  welches 
gesetzl.    Schutz    etc.    angemeldet  ist,  komme  ich  gern  zurück. 

Hoffentlich  wird  das  Gerät  ein  unentbehrliches  Werkzeug  für 
Gärtner  u'id  Gartenbesitzer  werden.  Auskunft  über  Art  und  Bezug 
erteile  ich  gern. 


Schattendecken  aus  Kokosfaser. 

il/ine  Beschattung,  gleich  praktisch  für-  Gewächshäuser  und  Mist- 
beete, haben  wir  in  den  Kokosfaser-Schattendecken  erhalten,  die  in 
neuerer  Zeit  zu  verhältnismäßig  niedrigen  Preisen  hergestellt  werden. 
Die  sonst  übliche  Schattierung  mit  geöltem  Papier  oder  Jutestoff  ist 
sehr  wohlfeil,  aber  dafür  gar  nicht  dauerhaft,  und  muß  alljährlich 
neu  beschafft  werden.  Die  Schattendecken  aus  Holzlatten  sind  wohl 
dauerhaft,  aber  zu  schwer  und  unpraktisch  für  Mistbeete,  dabei  ver- 
hältnismäßig teuer.  Schilf-  oder  Rohrdecken  sind  auch  da  und  dort 
im  Gebrauch,  werden  sich  aber  wegen  ihrer  raschen  Vergänglichkeit  und 
auch  weil  sie  kaum  repariert  werden  können,  nicht  einbürgern.  Da- 
gegen vereinigen  die  Schattendecken  aus  Kokosfasei-geflecht  die  Vor- 
teile aller  genannten  Schattierungsmittel,  ohne  ihre  Nachteile  in  sich 
zu  tragen.  Sie  sind  infolge  ihres  leichten  Stoffes  sehr  handlich,  man 
kann  damit  bequem  arbeiten,  gleichviel  ob  sie  in  Rahmen  gespannt, 
oder  zum  Zusammenrollen  eingerichtet  sind.  Infolge  ihres  leichten 
Gewichtes  ist  der  Glasbruch  unerheblich,  und  zusammengerollt  nehmen 
sie  einen  sehr  geringen  Raum  ein.  Die  Beschattung  durch  die 
Kokosfaser-Schattendecke  ist  völlig  ausreichend,  sie  schützt  voll- 
kommen gegen  Hagelschlag  und  der  Wind  kann  ihr  nicht  viel  an- 
haben, da  sie  fest  aufliegt.  Einen  besonderen  Vorteil  bietet  die 
Kokosdecke  im  Frühjahr  und  Herbst  als  Präservativ  gegen  Fröste. 
Zwei  Lagen  Decken  übereinander  auf  einen  Mistbeetkasten  gerollt, 
schützen  seinen  Inhalt  sicher  vor  leichten  Nachtfrösten  und  können 
ganz  gut  als  teilweiser  Ersatz  für  Strohdecken  oder  Deckläden  gelten. 
In  der  heißesten  Jahreszeit  bieten  die  Kokosfaser-Decken  noch  den 
Vorteil,  daß  sie,  mit  AVasser  überspreugt,  durcli  die  Verdimstung 
des  letzteren  eine  niedrigere  Temperatur  über  dem  Mistbeet  halten, 
als  trockene  Schattendecken,  und  die  Luft  feucht  machen.  Die  Halt- 
barkeit der  Decken  ist  sehr  groß,  da  die  Kokosfaser  bekanntlich  nicht 


IX,  29 


Die  Gartenwelt. 


345 


fault  und  selbst  unter  den  intensivsten  Witterungseinflüssen  nicht 
SU  bald  mürbe  wird.  Die  Anschaffuiig.skosten  sind  in  anbetracht  der 
Dauerhaftigkeit,  der  leichten  Handhabung  und  verschiedenen  Ver- 
wendung, niedrig  zu  nennen.  Die  Kokosfaser-Schattendecken  seien 
überall  da  angelegentlichst  empfohlen,  wo  man  .sich  nicht  mit  dem 
I)rimitivsten  Schattierungsmittel  zu  behelfen  gezwungen  ist,  und  bei 
be<iuemer  Handhabung  auf  ein  gefälliges  Ausseben  Wert  legt. 

Hervorzuheben  ist,  daß  man  bei  der  Anschaffung  der  Kokos- 
faser-Schattendecken auf  kleinmaschiges  Gewebe  sieht,  und  bei  der 
Bestellung  betont,  daß  die  Ränder  gut  geflochten  sind,  so  daß  das 
(iewebe  sich  nicht  auseinander  zieht.  Ich  bezog  die  Scliattendecken 
von  der  Firma  Louis  Schön  in  Criramitschau,  welche  darin,  sowie 
in  Baumbändern  sehr  leistungsfähig  und  reell  ist,  sodaß  ich  sie 
liestcus  empfehlen   kann.  C.  Rimann,  Nagy  Szent  Miklos. 

Ein  Holzmarkierstift  wurde  uns  von  der  Firma  S.  N.  Wolff 
&  Co.  in  Wevelinghoven  übersandt,  der  zum  Beschreiben  von 
Holzetiketten  dient  und  eine  dauerhafte,  gegen  Witternngseinflüsse 
widerstandsfähige  violettblaue  Schrift  liefert.  Der  Stift  ist  gesetzlich 
geschützt,  ähnelt  einem  sogen.  Tintenstift  und  wird  wie  dieser  be- 
nutzt, indem  man  das  ungestrichene  Etikett  vor  dem  Beschreiben 
ganz  leicht  anfeuchtet.  Das  Holz  darf  aber  nur  so  angefeuchtet 
werden,  daß  die  Schrift  nicht  verläuft,  sondern  daß  klare  Schrift- 
zeichen entstehen.  Wir  können  einen  Versuch  mit  diesem  Holz- 
markierstift, der  bei  Entnahme  bis  zu  30  Stück  20  Pfg.  per  Stück 
kostet,  empfehlen.  Der  Artikel  eignet  sich  zum  Vertrieb  durch  die 
Samenhandlungen. 

Mannigfaltiges. 

Etwas  über  den  Nutzen  und  Schaden  der 
Frostwehren. 

JJie  Menschen,  die  ihre  Feldkulturen  früher  geduldig  dem  oft  ver- 
derblichen Walten  der  Element*?  überließen,  haben  die  Geduld  in  die 
Ecke  geschoben  und  die  Streitaxt  hervorgesucht.  Da  der  einzelne  nichts 
ist  im  Kampfe,  hat  man  sich  zusammengetan;  „mit  vereinten  Kräften" 
heißt  auch  hier  das  Losungswort. 

Wenn  am  Himmel  sich  dunkle  Wolken  zusammenballen  und 
ein  Hagelwetter  niederzusenden  drohen  auf  die  fnichtbeladenen  Wein- 
berge und  kornschweren  Äcker,  eilen  bei  uns  in  N.-Österr.  Männer 
in  die  errichteten  Schießstationen  und  ergreifen  ohne  Zaudern  die 
Offensive  gegen  die  dräuenden  Wolkenmassen,  senden  Schuß  auf 
Schuß  in  die  Höhe,  so  daß  die  Wolken  durcheinanderwirbelnd  die 
Flucht  ergeifen  und  statt  der  verderblichen  Schloßen  einen  „sitzsamen" 
Regen,  wie  man  hier  zu  sagen  pflegt,  hernieder  senden. 

Ich  kann  der  Ansicht  nicht  beipflichten,  daß  durch  das  Wetter- 
schießen die  Vögel  vertrieben  werden,  sie  sind  bei  uns  das  Pumpern 
schon  gewohnt.  Auch  steht  der  Fall  aus  Steiermark  vereinzelt  da, 
wo  Jupiter  tonans  mit  seinem  Donnerkeil  der  Erdbewohner  freches 
Tun  tötlith  strafte. 

Doch  nicht  bloß  gegen  das  Eis  in  den  Wolken  wehrt  man  sich, 
sondern  es  wird  auch  ins  Feld  gezogen  gegen  das  Eis,  womit  eine 
helle  kalte  Maiennacht  das  junge  Grün  und  den  Blütensehnee  ver- 
nichtet. Gegen  diese  Marodeurs  des  bereits  von  der  Sonne  geschlagenen 
Feindes  will  der  Mensch  seine  fnichtspendenden  Freunde  schützen, 
von  Ort  zu  Ort  werden  Frostwehren  gegründet,  Thermometer  und 
Teer  angeschafft  und  aufgepaßt.  Sinkt  in  einer  Nacht  das  Quecksilber 
bedenklich,  so  weckt  entweder  Trompetenschall  oder  Trommelwirbel 
die  schlafenden  Recken  und  bald  rückt  das  ganze  Corps  mit  Teer 
und  Feuer  aus.  Alsbald  stehen  Haufen  von  Holzspänen  mit  Teer 
getränkt  in  Flammen  und  in  nicht  langer  Zeit  liegt  die  ganze  Gegend 
in  Rauch  gehüllt.  Der  Reif  ist  geschlagen,  Weinstock  und  Fruchtbaum, 
neugierige  Kartoffeln  und  Bohnen,  die  Brotfrucht  ist  gerettet. 

Nach  getaner  Arbeit  freuen  sich  die  Recken  ihres  Sieges  bei 
einer  Schale  aufwärmenden  Tees.  Bravo  könnte  man  diesen  Braven 
zurufen. 

Doch  wie  es  nicht  ein  Universalmittel  für  jegliche  Krankheit 
gibt,  das  dem  einen  nützt,  dem  andern  schadet,  so  dürfte  das  Räuchern 


auch  ein  zweischneidiges  Schwert  sein.  Dafür  spricht  meine  vor- 
jährige Beobachtung,  die  ich  hier  zum  Besten  gebe. 

Im  Mai  1904  wurde  bei  uns  öfters  gründlich  geiäucheit,  infolge 
der  guten  Organisation  der  hiesigen  Frostwehren,  kein  Rlättchen 
wurde  vom  Reif  verdorben,  keine  Blüte  scheinbar  beschädigt.  Birn- 
und  Pflaumenbäume  standen  in  überreicher  Blüte  und  die  Kornfelder 
stäubten.  Und  doch  war  unser  Sieg  nicht  ein  ganzer,  wir  wir  meinten. 
Der  Weinstock  wurde  ohne  Zweifel  gerettet  und  hat  sich  für  seine 
Rettung  mit  reicher  Frucht  .schönstens  bedankt;  aber  die  andern 
machten  es  dem  Weinstock  nicht  nach.  Die  Birnen  zeigten  nur 
mäßigen  Fruchtansatz  trotz  der  vei'schiedenen  Sorten  und  des  reichen 
Besuchs  der  Bienen,  die  Zvvetsohen  versagten  ganz,  und  allgemein 
war  die  Klage  der  hiesigen  Landwirte,  das  Korn  sei  sehr  schütter; 
man  setzte  diesen  Mißerfolg  auf  das  Kerbholz  des  Räucherns. 

Die  Biinblüten,  die  sich  erst  nach  dem  Räuchern  erschlossen, 
brachten  Frucht,  desgleichen  überreich  die  Apfelbäume,  die  später 
blühten.  Liegt  also  die  Vermutung  nicht  nahe,  daß  den  Blüten  der 
Rauch  geschadet  und  sie  am  Fruchtansatz  gehindert  hatV  Wenn 
schon  nach  der  Ansicht  erfahrener  Landleute  ein  Nebel  den  Blüten 
des  Zwetschenbauraes  und  dem  blühenden  Korn  schadet,  sollte  der 
schmutzige  Rauch  von  Teer  und  Pech,  der  stundenlang  wie  ein 
dichter  Nebel  die  ganze  Gegend  einhüllte,  nicht  auchSchaden  bewirken? 

Meine  Sache  ist  es  nicht  zu  untersuchen,  ob  nicht  der  sich 
niederschlagende  Ruß  die  Stempel  der  Blüte  verdirbt  oder  den  Pollen 
unfähig  macht  zur  Befruchtung,  das  sollen  'berufene  Geister  unter- 
suchen; aber  ich  bin  der  Ansicht,  daß  das  Räuchern  der  Blüte 
schädlich  ist,  und  daher  besser  während  des  Blühens  unterlassen  würde, 
wenn  nicht  wertvolleres  auf  dem  Spiele  steht.  Den  nicht  blühenden 
Bäumen  und  dem  Weinstock  war  es  zuträglich,  die  Blüten  hat  es 
verdorben.  Wenn  ich  eines  Besseren  belehrt  werden  sollte,  so  würde 
es  mich  freuen.  Josef  Winkler,  Neuaigen,  N.-Österr. 


Ein  weiterer  nützlicher  Schädling  des  Gartenbaues. 

Von  H.  Beuß,  Schwetzingen. 

Im  Anschluß  an  meinen  Artikel  „Zwei  nützliche  Schäd- 
linge unseres  Obstbaues"  in  No.  52  des  siebenten  Jahrgangs 
möchte  ich  noch  einen  unangenehmen  „Gartenliebhaber"  und 
häufigen  Gast  des  Gartens  und  der  Frühbeetkulturen,  dessen 
Tätigkeit  noch  immer  als  „nützlich"  bezeichnet  wird,  obgleich 
der  Nutzen  im  Großen  und  Ganzen  kaum  den  Schaden  deckt, 
kennzeichnen. 

Ich  meine  den  Maulwurf.  —  Über  das  Wirken  des 
Maulwurfs  herrschen,  soviel  ich  bemerken  konnte,  die  ver- 
schiedensten Ansichten.  Es  gibt  ausgesprochene  Freunde  und 
ausgesprochene  Feinde  des  Maulwurfs  unter  den  Gartenbesitzern. 
Beides  ist  nicht  gerade  das  Rechte,  wenn  auch  meines  Er- 
achtens  die  Feinde  im   Vorteil  sind. 

Man  soll  Feind  des  Maulwurfs  sein,  ihn  aber  „da  dulden, 
wo  er  nicht  weiter  schadet",  liest  man  oft.  Im  Gemüsegarten, 
im  Blumengarten,  in  Mist-  und  Anzuchtbeeten  schadet  er 
entschieden  mehr,  als  er  nützt.  Was  profitiert  der  Gärtner, 
wenn  er  wegen  des  geringen  Verlustes  einiger  Pflänzchen 
durch  Engerlingfraß  den  Maufwurf  hegt,  der  ihm  ganze  Beete 
durchwühlt  und  Hunderte  von  Pflänzchen  dem  Vertrocknen 
und  Verwelken  aussetzt.  Wie  ärgerlich  ist  es,  wenn  sorg- 
fältig bepflanzte  oder  mit  Töpfchen  bestellte  Mistbeete  alle 
Morgen  ein  Bild  der  Verwüstung  bieten.  Welche  von  beiden 
Rasenflächen  hat  den  Vorzug,  die,  welche  durch  Überhand- 
nehmen der  Regenwürmer  einige  gelbe  Stellen  aufweist,  oder 
die,  welche  mit  Maulwurfshaufen  wie  übersäet  ist?  —  Letztere 
ist  jedenfalls  im  Nachteil!  Ich  sah  Rasenflächen  in  sonst 
herrlichen  Anlagen  in  geschilderter  Beschaffenheit  und  muß 
sagen,  daß  die  ganze  Anlage  dadurch  Einbuße  erlitt.  Der 
Besitzer  war  eben  ein  „ausgesprochener  Freund"  des  Maulwurfs. 


Die   Gartenwelt. 


IX,  29 


Will  man  den  Mcaulwurf  auch  nicht  vollständig  ausrotten, 
so  soll  man  seiner  Überhandnähme  doch  rechtzeitig  vorbeugen, 
denn  von  empfindlichen  Kulturen,  von  Saatbeeten  mid  nament- 
lich in  Gemüsebeeten  ist  er  stets  fern  zu  halten. 

Im  Gemüsegarten  ist  ein  Wegfangen  unbedingt 
zu  veranlassen.  Im  Allgemeinen  darf  man  wohl  sagen, 
daß  ein   Wegfangen  der  Maulwürfe  überall   zu  raten  ist. 

Die  verschiedenartigsten  Fallen,  welche  dabei  in  Betracht 
kommen,  sind  mehr  oder  wenigei-  praktisch  und  zuverlässig. 
Hier  hat  man  eine  zylindrische,  in  zwei  Teile  zerlegbare  Falle 
vielfach  im  Gebrauch;  sie  legt  sich  leicht  und  paßt  sich  dem 
Maulwurfsgang  sehr  gut  an.  Aus  Holz  gearbeitet,  hat  diese 
etwa  30  —  40  cm  lange  Falle  den  Durchmesser  des 
Maulwurfsganges  .und  gestattet  dem  Maulwurf  nur  den  Eingang, 
da  die  nach  innen  aufgehende  Klappe  ein  Herauskommen 
aussehließt;  ein  eiserner  Reifen  hält  die  Zylinderhälften 
zusammen.  Daß  es  wirklich  so  ausgesprochene  Maulwurfs- 
freunde gibt,  die  die  rein  theoretische  Frage  von  der  Nützlichkeit 
des  Maulwurfs  so  ernst  nehmen,  ist  allerdings  Tatsache.  Auf 
Äckern  und  Wiesen  vermag  man  ja  nicht  so  leicht  einzugreifen 
imd  ist  dies  daselbst  auch  nicht  so  nötig,  doch  in  Kultur- 
gärten und  in  feineren  Anlagen  kann  uns  mit  dem  Nutzen 
dieses  Gesellen  nicht  viel  gedient  sein. 

Vom  Maulwurf.  Ich  stimme  Herrn  Beuß  vollständig  darin 
bei,  daß  der  Maulwurf  io  Gemüsebeeteu,  feinem  Gartenrasen  und 
natürlich  auch  in  Mistbeeten  nicht  zu  dulden  ist.  An  den  Schaden, 
den  er  an  Gemüsekulturen  stiftet,  reichen  die  durcli  Wurzelschädlinge 
verursachten  Verluste  nicht  heran.  Wenn  sich  der  Maulwurf  haupt- 
sächlich von  Regenwünnern  ernährt,  so  ist  er  schon  dadurch  ein 
Schädling,  denn  der  Regenwurm  hat,  worauf  schon  Darwin  hinwies, 
eine  wichtige  Mission  im  Haushalt  der  Natur  zu  erfüllen. 

Als  ich  mit  der  Bearbeitung  meines  Grundstückes  begann,  stellte 
OS  sich  beim  Kigolen  heraus,  daß  der  arme  Boden  ungezieferfrei  war. 
Bald  fanden  sich  Maulwürfe  ein,  die  in  dem  gelockerten  Boden  ein 
vorzügliches  „Fortkommen"  aber  nichts  Genießbares  fanden  und  sich 
deshalb  wieder  aus  dem  Staube  machten.  Die  systematisch  aus- 
geführte Düngung  brachte  erst  dem  Ungeziefer  die  nötigen  Existenz- 
bedingungen und  im  vorigen  Sommer  förderte  fast  jeder  Spatenstich 
Erdraupen  (Larven  der  Saateule)  und  Drahtwürme)-  (Larven  des  Saat- 
Schnellkäfers)  zu  Tage.  Nun  stellten  sich  auch  die  Maulwürfe  wieder 
als  ungerufene,  aber  willkommene  Helfer  ein  und  räumten  mit  dem 
wurzelfressenden  Gezücht  vollständig  auf.  Das  Wühlen  schadet  in 
den  Baumquartieren,  die  zudem  noch  alljähi-lich  mit  Seradeila  angesät 
werden,  gar  nichts.  Schaden  entstand  nur  dadurch,  daß  einer  der 
Schwarzröcke  seinen  Bau  unter  einem  Stachelbeerstrauch  anlegte,  der 
dadurch  zur  Zeit  der  Fruchtreife  plötzlich  abstarb,  vvährend  ein 
zweiter  das  gleiche  Mannöver  unter  einem  Johannisbeerstrauch  aus- 
führte. Diesen  zweiten  Übeltäter  brachte  ich  aber  rechtzeitig  auf 
die  Beine,  indem  ich  ihm  einige  hundert  Liter  Wasser  in  den  Bau 
goß  und  diesen  darnach  mit  Erde  zuschlemmte.  So  rettete  ich  den 
gefährdeten  Strauch,  der  schon  im  Juli  sämtliche  Blätter  geworfen 
hatte.  M.  H. 

Pflanzenkrankheiten. 

Lysol   als  Schädlinge   vertilgendes  Mittel  im  Gartenbau. 

Zum  Artikel  „Lysol  und  Keblaus"  m  Nu.  8  des  Jahrg.  der  Gartenwelt 
möchte  ich  noch  bemerken,  daß  sich  das  Lysol  auch  mit  Ei-folg  ver- 
wenden läßt  bei  Vertilgung  von  jeglichem  Pflanzcnungeziefer,  wie 
Blatt-  und  Schildläusen,  Thrips,  Roter  Spinne  u.a.m.  Jedoch  muß 
man  vorsichtig  zu  Werke  gehen,  damit  nicht  mehr  Schaden  als 
Nutzen  gestiftet  wird.  Hauptsache  ist,  daß  man  alle  Pflanzen,  die 
man  nicht  durch  Zudecken  einen  Tag  oder  zwei  Tage  vor  Sonnen- 
strahlen schützen  kann,  bloß  an  trüben,  regnerischen  Tagen 
bespritzt  oder  abwäscht.  Auch  sind  Pflanzen  mit  behaarten 
Blättern  empfindlicher  als  solche  mit  nacktem  Blattwerk.     Das  Lysol 


ist  in  lauwarmem  Fluß-  oder  Regenwasser  aufzulösen  und  auf  be- 
laubten in  Vegetation  befindlichen  Pflanzen  höchstens  in  ein- 
prozentiger  Lösung,  das  sind  lOü  gr  auf  10  Liter  Wasser,  zu  ver- 
wenden, bei  weicheren  behaarten  Pflanzen  ist  bloß  einviertel-  bis 
einhalbprozentige  Lösung,  das  sind  2.T  bis  50  gr  auf  10  Liter 
Wasser,  anzuwenden.  Bei  härteren  Pflanzen,  Obstbäumen,  Wein, 
Laubhölzern  im  Kuhestadium  kann  besonders,  wenn  es  sich  um  Schild- 
läuse und  Blutläuse  handelt,  bis  zu  4  und  5  "1^,  das  sind  400  bis 
500  gr.  auf  10  Liter  Wasser,  gegangen  werden,  jedoch  sind  dann 
die  Bäume  vor  dem  Eintrocknen  des  Lysols  wieder  fest  mit  reinem 
^\■:^^  II  ilizn  iiiifzen.  Ich  habe  Lysol  auch  als  bestes  Mittel  gegen 
liii  \' i  I  UM' li  111  ngspilz  angewendet,  indem  ich  den  Sand,  bevor 
dir  Sti.cklin.i'  gesteckt  werden,  tüchtig  mit  S^/o  Lösung  über- 
spritzte. Lysol*)  sollte  überhaupt  wegen  seiner  desinfizierenden  und 
reinigenden  Eigenschaften  mehr  verwendet  werden,  noch  dazu,  da  es 
preiswert  uud  leicht  anzuwenden  ist.  Gust.  Stecker. 

Vertilgung  von  Thrips.  Ein  ausgezeichnetes  Mittel  zur  Ver- 
tilgung dieser  lästigen  und  unangenehmen  Schädlinge  fand  ich  in 
dem  Cresol-Seifenspiritus,  käuflich  in  jeder  Drogerie.  Die  Anwendung 
ist  so  einfach,  bilUg  und  von  so  prachtvoller  Wirkung,  daß  ich  das 
Mittel  gern  einem  größeren  Leserkreise  zum  Gebrauch  empfehlen 
möchte.  Die  von  dem  Insekt  befallenen  Pflanzen  werden  in  eine 
einprozentige  Lösung  obengenannter  Flüssigkeit,  das  ist  ein  Kaffee- 
löffel voll  auf  einen  Liter  weiches  Wasser,  eingetaucht  und  nach 
2 — 3  Minuten  in  reinem  Wasser  wieder  abgeschwenkt.  Wird  das 
Verfahren  nach  acht  Tagen  nochmals  wiederholt,  um  die  in  der 
Zwischenzeit  aus  den  Eiern  entschlüpften  Larven  auch  abzutöten, 
so  kann  man  sicher  sein,  daß  die  Pflanze  von  Thrips  befreit  ist. 
Ich  habe  das  Verfahren  bei  verschiedenen  Orchideen,  Asparagus, 
Myrten  etc.  angewandt,  ohne  daß  es  den  Pflanzen  auch  nvu-  den 
geriDg.sten  Schaden  gebracht  hätte,  was  ich  bei  Räucherungen, 
Pinselung  mit  Nicotinlösung,  Einpudern  mit  Schwefel  etc.  nicht  hätte 
sagen  können.  Dr.  Kexel,  Limburg. 

Orchideen. 
Nochmals  das  Spritzen  der  Orchideen. 

Von  Josef  Bittner,  Obergärtner,  Schloß  Hugenpoet. 

i/ie  Abhandlung  in  No.  24  über  das  Spritzen  der  Orchideen 
von  Herrn  K.  W.  Gütig  veranlaßt  mich,  meine  Ansicht  zu 
äußern.  Die  Kulturverfahren  der  Gärtner  bei  irgend  einer 
Pflanzenart  sind  sehr  oft  recht  verschieden  und  trotzdem 
werden  bei  so  unterschiedlicher  Behandlung  gute  Erfolge 
erzielt. 

Daß  es  aber  erforderlich  ist,  die  Orchideen  im  Sommer 
zu  spritzen,  dürfte  wohl  allgemein  zugegeben  werden.  Ob 
nun  das  Spritzen  den  Pflanzen  zum  Vor-  oder  Nachteil  ge- 
reicht, wird  jedenfalls  auf  besondere  Umstände  zurückzu- 
führen sein. 

Die  hiesige  Sammlung  enthält  ca.  1300  verschiedene 
f)rchideen  (einschließlich  Hybriden)  und  nur  bei  Oncidium 
kiworhilum  habe  ich  bemerkt,  daß  durch  Spritzen  einige 
Triebe  ausfaulten.  Das  Feuchthalten  der  Kulturräume  wird 
an  heißen  Tagen  allein  nicht  ausreichend  sein,  um  ein  freudiges 
Wachstum  der  Pflanzen  zu  erzielen,  auch  tierische  Schädlinge 
(schwarze  Fliege,  Cattleyenlaus  u.  dgl.)  werden  jedenfalls  ver- 
heerend auftreten. 

Ich  spritze  bei  Sonnenschein  2  —  3  uial  am  Tage  und 
zwar  erst  dann,  wenn  die  Häuser  bereits  schattiert  sind; 
vorher  werden  nur  Wege,    Stellagen    und  Wände    feucht  ge- 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Es  gibt ''ein' dem  Ly.sol 
gleichwertiges,  aber  wohlfeileres  Fabrikat  der  Firma  SohüLke  &  Mayr 
in  Hamburg,  das  unter  dem  Namen  Betalysol  in  den  Handel  kommt 
und  bei,  größerem  Bedarf  vorzuziehen  ist. 


Die   Gartenwelt. 


halten.  Eine  Ausnahme  mache  ich  bei  Dendrobien ;  diese 
werden  im  Hochsommer  nur  3 — 4  Stunden  beschattet,  infolge- 
dessen auch  schon   vor  und  nach    dem  Schattieren    gespritzt. 

Bei  anderen  Arten  kann  das  Spritzen  bei  voller  Sonne 
recht  unliebsame  Folgen  haben,  z.  B.  es  entstehen  leichter 
Brandflecken,  melir  schattigen  kann  es  sogar  plötzlich  das 
Leben  kosten.  Ein  feiner  Zertäuber  ist  zweckmäßig,  (z.  B. 
der  von  J.  C.  Tissot),  die  Wirkung  ist  dann  eine  bessere, 
auch  schützt  man  die  Gefäße  vor  zu  großer  Feuchtigkeit, 
liesonders  sei  man  bei  Verwendung  von  Laub  als  Pflanzmaterial 
recht  vorsichtig  inbezug  auf  „zu  viel  Wasser". 

Mir  steht  hierselbst  Wasserleitung  zur  Verfügung,  in- 
folgedessen ließ  ich  voriges  Jalu-  an  heißen  Tagen  die  Dächer 
öfters  von  außen  bewässern,  was  die  Häuser  abkühlte  und 
in  denselben   eine   recht  angenehme  Atmosphäre    entwickelte. 

Daß  sich  der  erwähnte  Zersträuber  für  wenige  Pflanzen 
gut  bewährt,  glaube  ich  gern,  ich  benutze  einen  solchen  zum 
Verteilen  des  vorzüglichen  Desinfektionsmittels  XL-All.  Zum 
Vergleich  der  Orchideen  auf  dem  natürlichen  Standort  mit 
den  bei  uns  in  Kultur  befindlichen  schließe  ich  mich  der 
Ansicht  der  von  Herrn  Gütig  erwähnten  Orchideen-Züchter  an. 


Kongresse,  Versammlungen. 

Wien.     Internationaler  botanischer  Kongreß  in  den  Tagen 
vom  11.  bis  18.  Juui  1905.     Aus  dem  Programm  teilen  wir  folgen- 


,  Uhr,  findet  die  feierliche 
Lsstellung  in  der  Orangerie 
Uhr  ist  Begrüßungsabend 


Sonntag,  den  11.  Juni,  vormittags 
Eröffnung  der  internationalen  botanischen 
des  Schlosses  Schönbrunn  statt,    abends 

für    die  Kongreßteilnehmer    im    feaale    des  Kautmännisolien  Vereins, 
AVien  L,  Johaiinesgasse  4. 

Montag,  den  12.  Juni,  10  Uhr  vormittags,  feiediche  Er- 
öffnung des  Kongresses  im  großen  Festsaale  der  Universität,  Wien  I., 
Franzensring.  Nachmittags  4  Uhr  Nomenklaturberatung  im  Saale  des 
■  botanischen  Gartens  der  Universität. 

Dienstag,  den  13.  Juni,  10  Uhr  vormittags.  Wissenschaftliche 
Versammlung  des  Kongresses  im  großen  Saale  des  Ingenieur-  und 
Architekten-Vereins,  Wien  I.,  Eschen bachgasse  9.  4  Uhr  nachmittags 
Nomenklaturberatung  wie  am  Tage  vorher. 

Mittwoch,  den  14.  Juni,  vormittags,  Generalversammlungen 
der  botanischen  Gesellschaften  und  Vereine,  welche  anläßheb  des 
Kongresses  in  Wien  tagen,  Konferenz  der  Agrikulturbotaniker  (im 
Gebäude  der  K.  K.  Samenkontrollstation,  Prater).  3  Uhr  nachmittags 
Fortsetzung  der  Nomenklaturberatung,  6  Uhr  abends  Ausflug  auf 
den  Kahlenberg. 

Donnerstag,  den  15.  Juni,  9  Uhr  vormittags.  Wissenschaft- 
liche Versammlung  des  Kongresses  im  Saale  des  Ingenieur-  und 
Architekten- Vereins.  1.  Thema:  Der  gegenwärtige  Stand  der  Lehre 
von  der  Kohlensäure  -  Assimilation.  'J.  Thema:  Die  Regeneration. 
4  Uhr  nachmittags  Fortsetziing  der  Nomenklaturberatung. 

Freitag,  den  16.  Juni,  10  Uhr  vormittags,  Wissenschaftliche 
Versammlungen  des  Kongresses  wie  am  Tage  vorher,  4  Uhr  nach- 
mittags Fortsetzung  der  Nomenklaturberatung. 

Sonnabend,  den  17.  .luni,  10  Uhr  vormittags,  Wissenschaft- 
liche Versammlung  des  Kongresses,  4  Uhr  nachmittags  Fortsetzung 
der  Konferenz  der  Agrikulturbotaniker. 

Sonntag,  den  18.  Juni,  Ausflug  des  Kongresses  auf  den 
Schneeberg. 

Wissenschaftliche  Excursionen  finden  vor  und  nach 
dem  Kongresse  statt;  sie  sind  von  verschiedener  Dauer  (vier  Wochen, 
10—14  Tage.  Tagesausflüge). 

Die  internationale  botanische  Ausstellung  in  Schön- 
brunn wird  drei  Teile  umfassen.  1.  Eine  historische  Abteilung 
(Bücher,  Tafelwerke,    Einzelbilder,    Herbare,   Instrumente,    Präparate 


von  historischem  Werte).  '_'.  Abteilung  für  moderne  Hilfsmittel  der 
Forschung  und  des  Unterrichts.  3.  Gärtnerische  Abteilung,  lebende 
Pflanzen  von  botanischem  Interesse. 

Der  Preis  einer  Teilnehmerkarte  beü'ägt  10  Mark  gleich 
12  Kronen.  Jeder  Teilnehmer  hat  das  Recht,  für  Familienmitglieder, 
welche  nicht  Botaniker  sind,  Gastkai-ten  zu  5  Mark  zu  lösen.  Eine 
vorherige  Anmeldung  ist  nicht  nötig,  aber  erwünscht.  Die  Bezahlung 
der  Teilnehmer-  und  Gastkarten  kann  vorher  durch  die  Post  oder  zu 
Beginn  des  Kongresses  erfolgen. 

Alle  den  Kongress  betreffenden  Zuschriften  sind  an  das  üe- 
neralsekretariat  des  internationalen  botanischen  Kon- 
gresses (Kustos  Dr.  Zahlbruckner)  Wien  I.,  Burgring  7  zu  richten. 
Während  des  Kongresses  Auskunttsstellen  im  Gebäude  der  Universität 
(I,  Franzensnng)  und  im  botanischen  Garten  (III,  Rennweg  14.) 


Rechtspflege. 

Hasenjagd  im  Garten.  Der  Sohn  eines  Gärtners  in  Bonn 
feuerte  auf  einen  Hasen,  der  sich  an  den  jungen  Pflänzchen  gütlich 
tat,  einen  Schrotschuß  ab.  Der  Hase  entlief  aber.  Ein  zweiter 
Schuß  traf  besser;  der  Hase  hinkte  noch  bis  zu  einem  nahegelegenen 
Feld,  wo  ihm  ein  Mann,  der  in  der  Nähe  arbeitete,  mit  einem 
Knüppel  den  Garaus  machte.  Der  Mann  brachte  den  arg  mißhandelten 
Hasen  dem  Jagdpäohter,  dieser  lehnte  jedoch  die  Annahme  zu  Gunsten 
des  Überbringers  ab.  Gegen  den  Schützen  aber  wurde  Anklage 
erhoben.  Vor  dem  Schöffengericht  führte  dieser  aus,  es  sei  ihm  gar 
nicht  um  den  Hasen  zu  tun  gewesen.  Er  habe  lediglich  zum  Schutze 
seines  Eigentums  auf  denselben  geschossen,  da  eine  ganze  Nelken- 
kultur, annähernd  2000  Pflanzen,  von  den  Hasen  und  Kaninchen  ab- 
gefressen worden  sei.  Unter  Berücksiohtigvmg  dieses  Umstandes  heß 
das  Gericht  es  bei  einer  Geldstrafe  von  10  Mark  bewenden.  Dem 
fügen  wir  hinzu,  daß  nach  den  bestehenden  Jagdgesetzen  der  Ab- 
schuß von  V»'ild  selbst  auf  eingefriedigtem  Grundstück  auch  dessen 
Besitzer  nicht  gestattet  ist.  Dagegen  kann  sich  dieser  der  Tiere 
durch  Erschlagen  erwehren. 

Die  Gärtner  und  die  Ergänzungssteuer  in  Sachsen.  Auf 
eine  Eingabe  des  Gartenbauverbandes  für  das  Königreich 
Sachsen  hat  das  Kgl.  Finanzministerium  folgenden  Bescheid  ge- 
geben: „Nach  §  2ö  der  unter  Mitwirkung  des  Landeskulturrates  im 
Königreich  Sachsen  verfaßten  Instruktion  zum  Ergänzungssteuergesetz 
sind  zur  Landwirtschaft  im  Sinne  des  Gesetzes  zu  rechnen:  Der 
Obst-  und  Weinbau,  der  Gartenbau  mit  Ausnahme  der  Kunst- 
und  Handelsgärtnereien.  Die  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  ist 
somit  als  Betrieb  eines  Gewerbes  im  Sinne  des  Ergänzungssteuer- 
gesetzes zu  betrachten.  Daraus  ergibt  sich,  daß  das  Anlage-  und 
Betriebskapital  eines  Kunst-  und  Handelsgärtners,  soweit  es  nicht 
von  der  Grundsteuer  betroffen  ist,  gemäß  §  17,  No.  2  des  Gesetzes 
der  Ergänzungssteuer  unterliegt.  Zu  dem  nicht  von  der  Grundsteuer 
betroffenen  und  daher  ergänzungssteuerpflichtigen  Anlage-  und  Be- 
triebskapital eines  Kunst-  und  Handelsgärtners  gehören  auch  die  dem 
Betrieb  von  Gewächshäusern  dienenden  Rohrleitungen,  gleichviel,  ob 
sie  mit  den  Gewächshäusern  mehr  oder  weniger  fest  verbunden  sind, 
während  die  Gewächshäuser  selbst  von  der  Grundsteuer  betroffen 
werden  und  daher  nicht  ergänzungssteuerpflichtig  sind. 

Die  Gärtner  in  Oesterreich  leiden  wie  ihre  Kollegen  im 
Reiche  unter  derselben  Reohtsunsicherheit.  Auch  die  österreichischen 
Behörden  konnten  noch  keine  klare  Scheidelinie  zwischen  der  Gärtnerei 
als  Gewerbe  und  der  Gärtnerei  als  Zweig  der  Landwirtschaft  ziehen. 
Um  Abhilfe  anzubahnen ,  war  jüngst  eine  Abordnung  der  öster- 
reichischen Gartenbau-,  Obstbau-  und  Gemüsebautreibenden  beim 
Handelsminister  Freiherrn  v.  Call,  um  die  gewerberechtlichen  Forde- 
rungen des  österreichischen  Gärtnerverbandes  der  Berücksichtigung 
des  Ministers  zu  unterbreiten.  Freiherr  v.  Call  erklärte  seine  Be- 
reitwilligkeit, die  zum  Ausdrucke  gebrachten  gerechten  Bestrebungen 
des  Gärtuerstandes  nach  Tunlichkeit  (!)  zu  unterstützen.  Die  Ab- 
ordnung sprach  sodanu  bei  dem  Sektionschef  von  Hasenöhrl  und  dem 
Generalberichterstatter  des  Subkomitees  des  Gewerbeausschusses, 
Magistratsrat  Dr.  Weiskirohner  vor.    Hier  wurde  in  eingehender  Weise 


Die  Gartenwelt. 


IX,  29 


von  den  Herren  Lauche  und  Ducke  dai'gelegt,  daß  die  Frage  der 
Abgrenzung  des  gewerberechtlichen  Begriffes  des  Gärtners  vom  Ur- 
produzentenbegriffe  des  Gärtners  zur  Wahrung  der  Berufs-  und 
Standesinteressen  unbedingt  notwendig  sei.  Die  Wünsche  der  Ab- 
ordnung gipfelten  darin,  daß  der  Gewerbeausschuß  zunächst  die  vom 
Ackerbauministerium  für  die  nächste  Zeit  geplante  Enquete  zur 
Regelung  dieser  Frage  abwarten  möge.  Die  österreichischen  Gärtner 
streben,  gleichwie  im  Deutschen  Reiche,  die  gesetzliche  Regelung 
ihrer  Berufsverhältnisse  in  der  Weise  an,  daß  der  ganze  Gärtner- 
stand einheitlich  zusammengesetzt  wird  und  eine  einheitliche  Aus- 
bildung erhalte.  

Bücherschau. 

Handbuch  der  Laubholzkunde.  Von  Camillo  Karl  Schneider. 
Mit  100  Abbildg.  Jena  1904.  Verlag  von  Gustav  Fischer.  3.  Lieferung, 
8",  rv  und  144  Seiten.     Preis  brosch.  4  Mark. 

Die  3.  Lieferung,  abgeschlossen  am  25.  Dez.  1904,  enthält 
Seite  305  bis  448,  also  auf  9  Bogen,  den  Schluß  der  Gattung  Berberis; 
und  dann  die  67.  Gattung  Mahonia  bis  zur  121.  G.  Stephanamlra; 
also  den  Schluß  der  19.  bis  zum  Beginn  der  32.  Familie.  Ausgestattet 
ist  die  Lieferung  mit  89  prächtigen  Bildern,  darunter  zwei  schöne 
Habitusbilder  von  Magnolia  aeuminata  imd  Asimvia  triloba.  Erfreu- 
lich ist  es,  daß  sich  diesmal  bei  fast  sämtlichen  Figurentafeln  die  ein- 
zelnen Pflanzenteile  besser  auseinander  und  nebeneinander  halten, 
wie  früher,  wodurch  das  schnelle  Auffinden  der  mit  Buchstaben 
versehenen  Teile  erleichtert  ist. 

Um  eine  Gattung  herauszugreifen,  so  hat  Schneider  bei  Platanus 
ebenso  5  Arten  angeführt,  wie  das  Handbuch  von  Beißner  etc.,  wenn 
auch  weniger  Formennamen  als  dieses.  J.  Jauku  hat  in  Englers 
Bot.  Jahrbuch  1889  nur  3  Arten  als  solche  benannt,  alle  anderen 
Namen  aber  unter  seinen  Formen  erwähnt.  —  Sehr  richtig  wird 
Mahonia  als  selbständige  Gattung,  nicht  als  bloße  Unterabteilung 
von  Berberis  aufgeführt.  Neu  seit  dem  Erscheinen  des  Handbuchs 
werden  beschrieben  die  Gattungen  Butneria  (Beurreria)  für  Galy- 
canthus,  dann  Malopoenna,  Adans  für  Litsea,  Lam.,  Capparis,  L., 
Eucommia,  Oliv.,  Sarrotiopsis,  C.  K.  S.  und  Sycopsis,  Oliv. 

Wenn  ich  nun  bisher  das  reichhaltige  Buch  stets  und  gerne 
loben  konnte,  so  muß  ich  heute  einen  Tadel  aussprechen,  um  gerecht 
zu  bleiben.  Fast  gleichzeitig  mit  dieser  3.  Lieferung  erschien  das 
tadellose  Jahresheft  „Mitteilungen  der  deutschen  dendrologischen 
Gesellschaft  1904",  redigiert  von  L.  Beißner,  Bonn-Poppelsdorf.  Für 
dieses  Heft  lieferte  C.  K.  Schneider  einen  Beitrag  zur  Kenntnis  der 
Gattung  Deutxia.  Was  der  Verfasser  hier  Beitrag  nennt,  sollte  man 
meinen,  daß  es  im  „Illustrierten  Handbuch'-  vollständig,  d.  h.  so  weit 
als  heute  möglich,  endgültig  sei.  Aber  das  gerade  Gegenteil  ist  der 
Fall.  Im  Handbuch  fehlen  vollständig  z.  B.  die  in  den  Mitteilungen 
beschriebenen  Arten :  Deutxia  Fargesii  Franch.,  taiicanensis,  Maxim., 
kypolema,  Maxim,  (nur  in  Anmerkung  erwähnt),  pulehra,  Videl., 
setelaiensis,  Franch.,  glomerulifolia,  Francli..  von  staininea,  R.  Br. 
die  Var.  sikkimensis,  C.  K.  S.,  macraniha.  lim,!;,  f.  pt  Th.,  loiigifolia 
Franch.,  groMdiflora,  Bge.  mit  var.  typna  uihI  iihihnita,  von  corym- 
bosa,  R.  Br.  die  Var.  hookeriana,  C.  K.  S.  \\\v\  piirpiinisctns,  Franch., 
glabrata,  Komarow. 

Dies  ist  doch  eine  entschiedene  Benachteiligung  der  Käufer  des 
Handbuches,  also  eine  Unterschlagung  des  besseren  Wissens,  das 
gleichzeitig  in  einem  anderen  Werke  von  demselben  Verfasser 
veröffentlicht  wird.  Mir  erscheint  dieses  Verfahren  nicht  richtig, 
und  sollte  das  nicht  mehr  vorkommen.  Sonst  halte  ich  die  warme 
Empfehlung  des  vortrefflichen  Werkes  ganz  aufreclit. 

Grube,  Aachen. 
Kulturpraxis  der  Kalt-  und  Warmhauspflanzen.    Handbuch 
für  Handelsgärtner  und  Privatgärtner.  Von  Walter  Allendorff.  Leipzig. 
Zweite  Auflage.     Berlin  1905.     Verlag  von  Paul  Parey. 

Der  1893  erschienenen  ersten  Auflage  ist  jetzt  die  zweite,  erheb- 
lich vermehrte  gefolgt,  deren  Preis  eine  Erhöhung  von  8  auf  10  Mk. 
erfahren  hat. 

Ein  für  die  gärtnerische  Praxis,  speziell  die  rationelle  Topf- 
pflanzenkultur bestimmtes,  von  einem   im  Beruf  ergrauten  Handels- 


gärtner geschriebenes  Buch,  das  ich  auch  den  angehenden  Gärtnern 
empfehlen  möchte.  Alle  wichtigen  Handelspflanzen  werden  in 
alphabetischer  Reihenfolge  durchgesprochen,  Beschreibungen  sind  ver- 
mieden, Abbildungen,  weil  überflüssig,  fortgelassen,  das  Schwergewicht 
ist  auf  Schilderung  der  besten  Kulturverfahren  gelegt.  Die  Schluß- 
kapitel bieten  Zusammenstellungen  von  Pflanzen  für  die  verschiedensten 
Zwecke.  Bezüglich  der  Nomenklatur  hat  sich  Verfasser  mit  Recht 
an  die  im  gärtnerischen  Verkehr  gebräuchlichen  Namen  gehalten. 
M.  H 

Lohnbewegung. 

Kiel.  Der  Ausstand  der  Landschaftsgärtner  und  Gartenarbeitei-, 
die  eine  Lohnerhöhung  von  35  Pfg.  auf  40  Pfg.  die  Stunde  ver- 
langten, ist  beendet  und  auf  gütlichem  Wege  ohne  Tarifbeschluß  bei- 
gelegt worden.  Die  Vereinbarung  geht  dahin,  daß  Landschaftsgärtner 
als  Mindestlohn  38  Pfg.,  Gartenarbeiter  35  Pfg.  bis  auf  weiteres 
erhalten. 


Verkehrswesen. 

Das  Postblatt  Xo.  2  vom  1.  April  d.  J.  veröffentlicht  folgende 
eingetietene  Neuerungen: 

1.  Im  inneren  deutschen  Verkehr  sind  auf  der  Vorderseite  der 
Ansichtspostkarten  briefliche  Mitteilungen  zulässig,  doch  darf  der  für 
die  Mitteilungen  bestimmte,  durch  einen  (zu  den  Längsseiten)  senk- 
rechten Strich  abzugrenzende  Raum  nicht  mehr  als  die  linke  Hälfte 
der  Karte  betragen. 

2.  Im  Verkehr  mit  den  Bermuda-Inseln  sind  Briefe  mit  Wert- 
angabe bis  zu  2400  Mk.,  im  Verkehr  mit  Niederländisch-Indien  Briefe 
und  Kästchen  mit  Wertangabe  bis  zu  800  Mk.  zugelassen. 

3.  Im  Verkehr  mit  Niederländisch-Indien  sind  telegraphische 
Postanweisungen  zugelassen. 

4.  Postpakete  und  Postfrachtstücke  (im  unmittelbaren  Austausch 
zwischen  den  Postanstalten)  nach  dem  Süden  des  Schutzgebiets  von 
Deutsch-Südwestafrika  sind  bis  auf  weiteres  nicht  zugelassen. 

5.  Nach  Deutsch  -  Ostafrika  sind  Postanweisungen  in  Rupien- 
währung auszustellen.  In  der  gleichen  Währung  sind  Nachnahmen 
auf  Einschreibbriefsendungen  und  auf  Briefen  mid  Kästchen  mit 
Wertangabe  anzugeben. 


Tagesgeschichte. 

Dessau.  Der  hier  geplante  Volkspark  wird  zur  Erinnerung  an 
den  100.  Todestag  Schillers  den  Namen  „Schillerpark"  erhalten. 

Düsseldorf.  Die  Stadtverordnetenversammlung  genehmigte  die 
Anlage  einer  Baumschule  auf  dem  9  Morgen  großen  städtischen  Ge- 
lände an  der  Himmelgeisterstraße,  gegenüber  dem  Wasserwerk.  Es 
wurden  für  diesen  Zweck  insgesamt  21 000  Mk.  bewilligt,  davon  u.  a. 
6000  Mk.  zur  Errichtung  eines  kleinen  Wohnhauses  nebst  Scliuppen 
für  einen  Gärtner  und  2000  Mk.  für  die  Wasserleitung.       A.  W. 

Moers.  Die  Stadt  Moers  hat  das  im  Zuge  der  großen  Allee 
gelegene  alte  Schloß  der  Grafen  von  Moers  von  den  Besitzern,  den 
Erben  Wintgens,  angekauft.  Der  Ankauf  durch  die  Stadt  bietet  Ge- 
währ dafür,  daß  der  wertvolle  Park,  der  zur  Schloßbesitzung  gehört, 
der  Allgemeinheit  erschlossen  wird  und  dauernd  erhalten  bleibt.  Auch 
die  Erhaltung  des  historisch  denkwürdigen  alten  Schlosses  ist  gesichert. 


Personal-Nachrichten. 

Fintelmann,  Axel,  Kgl.  Gartenbaudirektor  und  Stadt.  Garten- 
inspektor, feierte  am  30.  v.  M.  seine  silberne  Hochzeit. 

Raabe,  Friedr.,  früherer  Gärtnereibesitzer  in  Langfuhr  bei 
Danzig,  f  am  28.  v.  M.  im  66.  Lebensjahre. 

Sperling,  L.,  Handelsgärtner  in  Zörbig,  feierte  am  26.  v.  U. 
seine  goldene  Hochzeit. 


Vernntwoitl.  Redakteur: 


lesdörffer,  Berlin.  —  Verlag  i 


chard  Carl  Schmidt  i  Co.,  Leipzig.  —  Druck:  Anhalt.  Bnchdr.  Gutenberg,  e.  ö.  m.  b.  H.,  Dessau. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  gresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


22.  April  1905. 


No.  30. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhatt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Obstbau. 


Die  Stachelbeere  „Angler". 

Von  S.  von  der  Kall. 

(HIerxu  eine  Abhildung.) 

lleicliliche  Erträge  verbürgt  uns  der  Anbau  von  Stachel- 
beeren in  unsern  Gärten.  Obwolü  sie  durchaus  anspruchslos 
zu  nennen  sind,  so  läßt  sich  doch  durch  ganz  geringfügige 
Wartung,  besonders  aber  dui-ch  Auswahl  guter  Sorten,  che 
Einnahme  noch  erheblich  steigern.  Ich  kultiviere  außer  andern 
seit  einigen  Jahren  die  Stachelbeere  „Angler^',  eine  rundliche, 
auch  bei  Vollreife  blaßgrüne,  aber  äußerst  süße  und  wohl- 
schmeckende Stachelbeere.  Sie  hat  recht  milde  Schale,  die 
mit  etwas  helleren  Nerven  durchzogen  und  unbehaart  ist.  Dabei 
ist  dieselbe  schon  recht  früh  entwickelt  und  somit  eine  brauch- 
bare Sorte  zu  Torten  oder  zum  Eindünsten,  was  beides  nur 
so  lange  geht,  als  die  Kerne  in  den  Beeren  noch  nicht  aus- 
gebildet sind.  Jedoch  sind  auch  bei  der  Vollreife  ihre  Kerne 
nicht  sehr  hart,  und  deshalli  sind  die  Beeren  zu  Marmelade 
wohl  zu  verwenden.  Roh  genossen  schmeckt  sie  wie  eine 
gute  Reineclaude.  Stachelbeere  „Angler''  ist  eine  Züchtung 
von  C.  Herkvoorde  in  Wetteren  (Belgien)  und  nicht  zu  ver- 
wechseln mit  ,,Jolly  Angler",  der  grünen  Riesenbeere. 

Recht  hübsche  Bäumchen 
vermag  man  von  „Angler" 
zu  ziehen.  Die  Sorte  ist  nicht 
sehr  starkwüchsig  und  neigt 
zu  regelmäßigen  Formen.  Wird 
der  Mitteltrieb  an  einer  Rute 
geführt,  so  verteilen  sich  die 
Seitenti-iebe  meist  ziemlich 
regelmäßig  in  Abständen  daran, 
und  nur  wenig  ist  mit  der 
Schere  zu  entfernen.  Vom 
zweiten  Jahre  ab  ti-ägt  der 
Strauch  reichlich  und  gerade 
die  jungen  Sträucher  liefern 
die  schwersten  Früchte.  Die 
Sträucher  blühen  und  belauben 
sich  frühzeitig;  das  Verputzen 
besorgt  man  (laher  tunlichst  im 
Winter  oder  wenigstens  im  Vor- 
frühling. Ich  habe  schon  durch 

Gartenwelt.     IX. 


Stachelbeere  „Angle 


Stecklinge  vermehrt.  Gute  lockere  Erde  mit  Zusatz  von 
Torfmull  halte  ich  hierfür  geeignet.  Bei  Trockenheit  darf 
aber  das  Gießen  nicht  unterbleiben,  soll  nicht  manche  Pflanze 
versagen.  Besonders  zui  Stecklingsvermehrung  raten  möchte  ich 
also  nicht,  man  wartet  dabei  ziemlich  lange  auf  triebkräftige 
Sträucher.  Am  leichtesten  vermehrt  man,  wenn  sich  ge- 
nügend Wurzelausläufer  bilden,  welche  sich  gleich  zu  hübschen 
und  kräftigen  Sträuchern  ausbilden,  denen  man  schon  bald 
eine  passende  Form  geben  kann  und  die  man  als  bewurzelten 
Strauch  von  der  Mutterpflanze  trennt.  Die  Sorte  neigt  aber 
nicht  stai'k  hierzu.  Daher  wird  man  dazu  übergehen  müssen, 
von  den  untern  Ästen  der  Hauptpflanze  durch  Absenker  be- 
wm'zelte  Sträuclier  zu  züchten.  Hierzu  wird  der  Ast  im  Früh- 
linge vorsichtig  abwärts  gebogen,  etwas  in  den  Boden  eingesenkt, 
dort  mit  einem  Holzhäkchen  festgehalten  und  die  kleine  Ver- 
tiefimg wieder  mit  Erde  gefüllt.  Das  obere  Ende  des  Zweiges, 
welches  nun  meist  flach  auf  der  Erde  liegen  würde,  wird  an 
einem  Stäbchen  senkreclit  aufgerichtet.  Im  Hochsommer  hat 
die  junge  Pflanze  Wurzeln  gefaßt  und  kann  von  der  Mutter- 
pflanze getrennt  werden.  Ist  die  junge  Pflanze  im  Herbst 
kräftig  genug,  so  kann  sie  ihren  Standort  im  Garten  erhalten. 
Der  Herbst  ist  überhaupt  zum  Verpflanzen  der  Beeren- 
sträucher die  beste  Zeit.  Die 
Pflanzen  können  dann  noch 
anwachsen  und  somit  wird 
die  künftige  Ernte  hierdurch 
nicht  beeinträchtigt.  Bei  Früh- 
jahrspflanzung Avird  die  Zahl 
der  FVüchte  vermindert  und 
dieselben  bleiben  kleiner. 
Etwas  Jauchedung  an  jedem 
Strauche  im  Herbst  oder  zeitig 
im  Frühling  macht  sich  her- 
nach an  den  schwereren 
Fi-üchten  reichlich  bezahlt. 
Wer  auf  besonderen  Rabatten 
Stachelbeeren  kulti  vieren  will, 
muß  den  Sträuchern  min- 
destens einen  Abstand  von 
1  m  geben.  Zeitweiliges  Auf- 
lockern des  Bodens  ist  zur 
Unterdrückung  des  Unkrautes 
30 


Die  Gartenwelt. 


IX, 


und  zum  Luftzutritt  UDd  Eindringen  der  Feuchtigkeit  in  den 
Boden  nahezu  so  viel  wert,  wie  gxiter  Dung.  Ich  pflanze 
in  meinem  Garten  keine  Stachelbeeren  mehr  am  Wege,  auch 
nicht  melir  mitten  auf  die  Rabatten  für  Kleinsaaten,  sondern 
auf  die  Grenze  der  Eabatten  und  größern  Gartenfelder.  Hier 
hindern  sie  nicht  wie  sonst,  und  die  Dungkraft  des  Gartens 
kommt  ihnen  zu  Gute.  Dann  suche  ich  selbige  möglichst  in 
die  Höhe  zu  ziehen;  hierdurch  wird  eine  große  Tragfläche 
an  jedem  Strauche  erzielt.  An  kräftigen,  2  m  hohen  Stäben 
werden  sie  angeheftet.  Dennoch  darf  man  mit  Gemüse  und 
andern  Gartenprodukten  nicht  allzunahe  heranrücken;  wer 
doppelt  pflanzt,  erntet  noch  lange  nicht  doppelt. 


Was  geschieht  in  Bayern  zur  Förderung  des 
Obstbaues, 

Von  J.  Kindshoven,  Königl.  Obst-  und  Gartenbaulehrer  in  Bamberg. 
Stand  des  Obstbaues  in  Bayern. 

L)er  Obstbau  wird  fast  in  allen  Teilen  Bayerns  betrieben, 
in  der  sonnigen  Pfalz  (Freinsheim,  Weisenheim),  am  Bodensee 
(Lindau,  Wasserburg),  in  Oberfranken  in  den  Tälern  des 
Maines  und  der  Regnitz  (Kulmbacli,  Staffelstein,  Bamberg, 
Forchheim),  in  Mittelfranken  (Hersbruck,  Erlangen,  üffenheim), 
in  Niederbayern  (Landshut,  Ortenburg)  und  in  der  Oberpfalz 
au  den  sonnigen  Abhängen  des  bayerischen  Waldes.  Das 
Hauptobstbaugebiet  bildet  Unterfranken  (Albertshofen,  Markt- 
steft,  Volkaeh  und  andere  Orte). 

Der  strenge  Winter  1879/80  suchte  auch  den  bayerischen 
Obstbau  schwer  heim ;  es  gingen  allein  im  Kreise  Oberfi-anken 
877  000  Bäume  im  Werte  von  rund  5  Millionen  Mark  zu 
Grunde;  diese  Lücken  wurden  so  schnell  nicht  wieder  er- 
gänzt, auch  wurden  vielfach  Baumpflanzungen  ausgerottet, 
um  dem  Hopfenbau  Platz  zu  machen. 

Wir'  finden  in  Bayern  zahlreiche  Obstneupflanzungen  der 
letzten  Jahre,  in  vielen  Gegenden  ist  der  Weinbau  dem  Obst- 
bau gewichen;  der  Obstbau  erfährt  auch  ein  gesteigertes 
Interesse  durch  das  Sinken  der  Getreidepreise,  so  daß  wir 
einer  Ertragssteigenmg  des  Obstbaues  in  Bayern  entgegen 
gehen. 

Es  soll  aber  auch  gesagt  sein,  daß  in  Bayern  noch  viele 
alte,  abgängige  Obstbäume  anzutreffen  sind,  namentlich  sind 
dies  die  „Roten  Stettiner"  und  „Borsdorfer  Rtte.",  welche  im 
ganzen  Lande  im  Absterben  (Degenerieren)  begriffen  sind, 
während  der  „Grüne  Stettiner"  noch  vollständig  gesund,  wider- 
standsfähig und  fi'uchtbar  ist. 

Obstgebiete. 

Außer  der  Kultur  des  Apfelbaumes  und  des  Birnbaumes 
finden  wir  in  einzelnen  Obstgebieten  die  Kirschen  und  die 
Zwetschen  in  ganz  hervorragendem  Maße  angebaut,  so  z.  B. 
in  Freinsheim  in  der  Pfalz,  wo  der  Baumbestand  35  000  Stück 
beträgt;  durchschnittlich  werden  hier  12  000  Zentner  Obst 
verkauft,  welche  eine  Jahreseinnahme  von  1.Ö0000  Mark 
repräsentieren ;  einen  solchen  Kirschenbestand  finden  wir  auch 
im  Bezirke  Forchheim  in  Oberfranken ;  hier  siml  Gemeinden 
wie  „Leutenbach,  Hetzles,  Gräfenberg  etc.",  welche  schon  bis 
zu   15  000  Mark  für  Kirschen  eingenommen  haben. 

Die  Zwetschenkultur  finden  wir  in  Unterfranken  am 
meisten  vorherrschend;  so  zählt  die  Gemeinde  Marktsteft 
allein  80000  Zwetschenbäume ;  die  Gemeinde  Albertshofen 
hat  schon  23000  Mark,  die  Gemeinde  Volkach  '20  000  Mark 


im  Jahre  1903  an  Zwetschen  eingenommen;  auch  in  Ober- 
franken Umgebung  von  Bamberg,  und  in  Mittelfranken  (Roß- 
stall), finden   wir  solch  ausgedehnte  Zwetschenkultur. 

Die  Kultur  des  Nußbaumes  finden  wir  ebenfalls  in 
einzelnen  Gebieten  in  sehr  ausgedehntem  Maße ;  die  Gemeinde 
Wernfeld  bei  Gemünden  hat  schon  10 — 15  000  Mark  für 
Haselnüsse  eingenommen,  welche  auch  in  der  Umgebtmg  von 
Kissingen  in  großen  Mengen  angepflanzt  sind ;  die  Gemeinde 
Frauendorf  im  Bezirk  Staffelstein  in  Oberfranken  hat  schon 
12000  Mark  für  Baumnüsse  eingenommen. 

Von  sonstigen  Obstlmugebieten  kann  erwähnt  werden, 
daß  von  Kirschhof  in  Unterfranken  schöne,  gewürzige  Pfirsiche 
zu  40  bis  80  Mark  per  Zentner  nach  Frankfurt  abgesetzt 
werden,  und  daß  im  Frankenwalde  und  im  Fichtelgebirge  die 
Ernte  an  Waldbeeren  (Preißelbeeren  und  Heidelbeeren)  sehr 
bedeutend  ist. 

Man  ersieht  daraus,  daß  in  Bayern  vielfach  mehr  gutes 
und  gewürzhaftes  Obst  produziert  wird  und  der  Obstbau  bei 
uns  eine  höhere  wirtschaftliche  Bedeutung  hat,  als  man  in 
unseren  Nachbarstaaten  Württemberg,  Baden,  Hessen,  vielleicht 
annimmt. 

Obstsortimente. 

Wenn  auch  durch  das  verkehrte  Sprichwort:  „Auf  jedem 
Raum  pflanz'  einen  Baum"  und  durch  den  Einkauf  vieler 
Obstbäume  von  Händlern  und  Hausierern  in  früheren  Jahren 
das  Obstsortiment  in  Bayern  zu  groß  geworden  ist,  so  ist 
man  heute  im  ganzen  Bayernlande  bestrebt,  durch  die  Ver- 
minderung der  Sorten  den  Betrieb  des  Obstbaues  zu  verein- 
fachen und  zu  verbilligen. 

Recht  wertvolle  Anhaltspunkte  für  die  Auswahl  der  Obst- 
sorten bietet  ein  von  dem  verstorbenen  Landesobstbauinspektor 
R.  Mertens  zusammengestelltes  und  von  dem  Landesver- 
bände der  bayrischen  Obstbau  vereine  herausgegebenes 
Werkchen:  „Die  Obstsorten  für  Bayern",  in  welchem 
jeder  einzelne  Kreis  seine  Berücksichtigung  in  der  Wahl  der 
Obstsorten  gefunden  hat. 

Im  allgemeinen  werden  wohl  in  Bayern  folgende  Obst- 
sorten am  meisten  angepflanzt:  „Baumanns  Rtte.'-',  „Lands- 
berger Rtte.'K  ,,Goldparmäne'-\  „Schötier von Boskoop^' ,  „Boiken- 
apfel",  „Roter  Eiserapfet,  „Danziger  Kantapfel'-^  „Cfmrla- 
mowsky'^  u.  a.  m.  Von  Wirtschaftssorten:  „Roter  Trierer 
Weinapfel";  „Großer  rh.  Bohnapfel",  „Weisser  Winter-Taffei- 
apfet\  „Purpurroter  GousinoP'-,   ..Effeltriclier  Streifling^'. 

Von  Birnen  kommen  am  meisten  zur  Anpflanzung: 
„Colomas  Herbst  B.  Ä",  „Gute  Luise  von  Avranches'% 
„Stuttgarter  Geißhirtle'\  „Gute  Graue",  „Liegeis  Wir.  B.  £.", 
„Pastorenbirne'',  „Diels  B.  B."  u.  a.  m. 

Die  bayrischen  Handelsbaumschulen  bemühen  sich,  die 
am  meisten  verlangten  und  empfohlenen  Obstsorten  in  großen 
Mengen  heranziehen. 

In  vielen  Kreisen  und  Bezirken  sind  außerdem  wertvolle 
Lokalobstäorten  eingeführt  und  werden  mit  Recht  nach  wie 
vor  beibehalten. 

Ernte  und  Handel. 

Was  die  Ernte  des  Obstes  anbelangt,  so  kann  ich  wohl 
sagen,  daß  man  in  Bayern  im  allgemeinen  bestrebt  ist,  hin- 
sichtlich der  Sortierung,  Behandlung  und  Verpackung  des 
Obstes  den  Tiroler  Obstbauern  und  HäntUern  nachzuahmen, 
jedoch  muß  in  diesem  Punkte  auch  bei  uns  noch  recht  viel 
geschehen,  bis  wir  das  ausländische  Obst  von  den  Mäi-kten 
in  den  größeren  Städten  verdrängen.  Zur  Förderung  des 
Obstverkaufes  ist  in  München    bei   der    bayrischen  Zentral- 


IX,  30 


Die   Gartenwelt. 


Darlehenskasse  eine  Vermittlungsstelle  für  Ohstvorkauf 
eingerichtet. 

Wie  sehr  sich  clie.se  Einrichtung  bewiUut  hat.  beweist 
folgendes  Beispiel:  In  Astheini  bei  Volkach  wurden  ver- 
gangenes Jahr  täglich  mehrere  Hundert  Zentner  Zwetschen 
verfrachtet.  Während  die  einheimischen  Händler  ö  Mk.  boten, 
ist  es  der  Umsicht  des  Obstbauvereins  gelungen,  Großhand- 
lungen vom  Bodensee  und  vom  Rhein  zu  interessieren,  welche 
für  die  Früchte,  wie  sie  kommen,  12  Mk.  pro  Zentner  bar 
bezahlen  und  Verpackung  und  Versand  übernehmen.  Dieses 
glänzende  Resultat,  welches  für  die  Gemeinde  eine  Barein- 
nahtne  von  l'OOOO  Mk.  bedeutet,  ist  durch  die  Benützung 
der  bayrischen  Zentral  -  Darlehenskasse  in  München  erzielt 
worden. 

In  verschiedenen  Städten  werden  alljährlich  Obstmärkte 
abgehalten,  deren  Einrichtung  sich  ebenfalls  als  sehr  zweck- 
mäßig erwiesen  hat,  so  in  Freinsheim,  Würzburg,  Kestert, 
Frankenthal,  Forchheim,  Hersbruck,  Bamberg. 

Auch  verschiedene  Obstbau  vereine  haben  gemeinsamen 
*  )bstverkauf  eingeführt,  so  "Wasserburg  am  Bodensee,  Obern- 
burg u.  a.  m. 

Für  den  Verkauf  der  Waldbeeren  (Preißelbeeren  und 
Heidelbeeren)  haben  sich  Genossenschaften  gebildet, 
so  die  Versandstelle  des  landwirtschaftlichen  Bezirksvereins 
Grafenau  und  die  Fichtelgebiigsversandstelle  Oberröslau.  Der 
gemeinsame  Verkauf  der  Waldbeeren  ist  sehr  erwünscht,  da 
der  Zwischenhandel  zu  viel 
Verdienst  einsteckt. 


Obstverwertung. 

Was  die  Verwertung 
des  Obstes  in  Bayern  an- 
betrifft, so  bestehen  mehrer.- 

Obstverwertungs- 
genossenschaften, von 
denen  ich  unter  anderem 
erwähne  die  in  Obern- 
b  u  rg ,  welche  sich  vornehm- 
lich mit  der  Apfelwein- 
kelterei befaßt  und  in  diesem 
Jahre  durch  den  Anbau 
einer  Marmeladen-  und 
GeleefabriJv  bedeutend  ver- 
größert wurde;  ferner  führe 
ich  an  die  Heidelbeer- 
Verwertungsgenossen- 
scliaft„Vorspessart"  in 
Unterfranken  und  die  in 
Bayern  einzig  dastehende, 
zwar  etwas  primitiv  einge- 
richtete Prünellenf  abri- 
kation  in  Albertshofen. 

In  den  letzten  Jahren 
wurden  auch  an  allen  Schu- 
len und  in  vielen  Gemeinden 
durch  den  Landesobstbau- 
konsulenten  Herrn  Reb- 
holz, sowiedurch  die()b.st- 
bau  Wanderlehrer  Obstver- 
wertungskurse für  Frauen 
und  Mädchen  abgehalten, 
wodurch  in  Zukunft  in  den 


bürgerlichen  und  bäuerlichen  Haushaltungen  namentlich  das 
recht  schnell  verderbliche  Beeren-  und  Steinob.st  unil  die  not- 
wendigsten Gemüse  rechtzeitig  verwertet  werden  und  dadurch 
eine  gesündere,  abwechslungsreichere  Ernährung  der  Bevölkerung 
bedingt  wird. 

Ganz  besonders  findet  die  weit  und  breit  bekannte 
„B'ränkische  Zwetsche"  ihre  Verwertimg  zu  Dörrobst,  Brannt- 
wein, als  Speisefrucht  für  den  Handel  und  als  Prünelle. 

In  den  meisten  fränkischen  Gemeinden  stehen  eigens  er- 
baute Dörröfen,  jedoch  ist  es  heute  kaum  mehr  möglich,  mit 
den  serbischen,  bosnischen  und  türkischen  Zwetschen  in  Kon- 
kurrenz zu  treten. 

Die  Branntweinbrennerei  wird  heute  noch  in  ausgedehntem 
Maße  betrieben,  wenn  auch  das  Branntweinsteuergesetz  von 
1880  die  Brenngelegenheit  etwas  vermindert  hat. 

Das  Frankenland  mit  seinen  Gebieten  des  Muschelkalkes, 
sowie  der  Gebiete  des  vielfach  zurückgehenden  Weinbaues 
ist  infolge  der  billigen  Frachtgelegenheit  (Schleppdarapfer- 
verkehr  auf  dem  Maine)  wie  geschaffen,  die  großen  Märkte 
des  Rheingebiets  und  Englands    mit  Zwetschen    zu  versehen. 

Baum  schul  genossen  schatten. 

Ich  bin  nicht  dazu  berufen,    die    eine    oder    die   andere 

unserer    bayrischen    Baumschulen     mehr    oder    weniger    zu 

empfehlen,    aber    erwähnen    möchte    ich    doch  die  in  Bayern 

bestehende    und    wohl    in    Deutschland    auf    diese   Art    und 


Neue  rosafarbitie  Rie:-endahlie  „Rut 


352 


Die   Gartenwelt. 


IX,  30 


Weise      einzig      dastehende 

Obstbaumzucht- 
genossenschaft Effelt- 
rich,  welche  sich,  nachdem 
das  Hausieren  und  Handeln 
mit  Obstbäumen  durch  ein 
Gesetz  verboten  wurde,  mit 
60  Mitgliedern  gebildet  hat 
imd  168  ha  Baumschulen  be- 
sitzt. 


Nachdem  ich  nun  ein 
kurzes  Bild  über  den  Stand 
des  Obstbaues  in  Bayern  ge- 
geben habe,  will  ich  das  an- 
führen, was  in  Bayern  zur 
Förderung  des  Obstbaues  ge- 
schieht: 

1.  Das  Königl.  bayrische 
Staatsministerium  des  Innern 
gibt  alljährlich  sehr  namliafte 
Beträge  zur  Förderung  des 
Obstbaues  in  Bayern  aus,  von 
denen  ich  nur  einige  der 
letzten  Jahre  hier  erwähne. 
3600  Mark  eingestellt  im 
Budget  (Zuschüsse  und  Unter- 
stützungen an  Gemeinden); 
4.Ö00  Mk.  an  den  Landes- 
verband der  bayrischen  Obst- 
bauvereine ;  bis  je  800  Mk. 
an  Zuschüssen  für  Kreisobst- 
hauverbände;  4500  Mk.  für 
eine  Landesobstausstellung  in 
Augsburg;  2000  Mk.  für 
den    Bau    eines    Lagerhauses 


Neue  dunkelrote  Riesendahlie  „H 
O'igiualaufnahme  fQr 


Effeltrich;  3500  Mk.  für 
den  Kellerbau  der  Obstverwertungsgenossenscliaft  Obernburg; 
2000  Mk.  für  den  Bau  eines  Lagerhauses  in  Wasserburg; 
1000  Mk.  für  den  Bau  einer  Obstmarkthalle  in  Freinsheim; 
je  000  Mk.  für  die  Einrichtung  von  Mustergärten  an  den 
landwirtschaftlichen  Winterschulen ;  sowie  bedeutende  Zu- 
schüsse für  die  Anschaffung  von  Lehrmitteln,  Unterhaltung 
der  Schulen,  Gehälter  für  Lehrer  u.  a. 

2.  Im  Jahre  1894  wurde  der  Landesverband  der 
bayrischen  Obstbauvereine  gegründet,  welcher  unter  Leitung. 
ganz  hervorragender  Männer  seit  dieser  Zeit  den  bayrischen 
Obstbau  mit  in  richtige  Bahnen  geleitet  hat. 

Der  Landesverband  (I.  Vors.  rechtsk.  Bürgermeister 
W.  Flessa  in  Kulmbach)  setzt  sich  zusammen  aus  8  Kreis- 
verbänden mit  über  1000  Obstbauvereinen. 

Organ  des  Landesverbandes  sind  die  im  ganzen  Lande 
beliebten  „Bayrischen  Monatsblätter  für  Obst-  imd  Garten- 
bau", welche  in  einer  Auflage  von  36000  Exemplaren  er- 
scheinen, vom  staatlichen  Konsulenten  Herrn  Rebholz  geleitet 
und  an  die  Vereine  (von  20  Exemplaren  ab)  postfrei  für 
40  Pfennig  geliefert  werden. 

3.  Am  1.  Oktober  1900  wurde  vom  Kgl.  Staatsministerium 
des  Innern  die  Stelle  eines  staatlichen  Konsulenten  für  Obst- 
und  Gartenbau  mit  dem  Amtssitze  in  München  errichtet. 

Die  Stelle  wurde  zuerst  besetzt  durch  den  -  in  allen 
Fachkreisen  weit  und  breit  bekannten  Landesobstbauinspektor 


\l.  Mertens,  den  der  Tod 
mitten  in  seiner  rastlosen 
.Arbeit  abgerufen  hat. 

Vom  1.  Oktober  1901 
ab  wurde  als  Nachfolger  des 
f  Hen-n  Mertens  HeiT  F. Reb- 
holz als  Konsulent  im  Mi- 
nisterium des  Innern  an- 
gestellt, welcher  in  ebenso 
rastloser  Tätfgkeit  wie  sein 
verstorbener  Vorgänger  für 
die  Weitergestaltung  und 
Förderung  des  Obstbaues  im 
ganzen  Bayernlande  erfolg- 
reieli  arbeitet. 

4.  Hand  in  Hand  ar- 
beiten mit  dem  staatHchen 
Konsulenten  die  Kreis  Wander- 
lehrer für  Obst-  und  Garten- 
liau  und  die  Obstbautechniker, 
\velche  im  ganzen  Lande, 
jeder  in  seinem  Kreise,  In- 
struktionen, Vorträge  und 
Obstbaukurse  von  kürzerer 
und  längerer  Dauer,  sowie 
auch  Obstverwertungskurse 
für  Frauen  und  Mädchen  ab- 
halten. 

Mit  den  Kreisobstbau- 
lehrern u.  Obstbautechnikern 
arbeiten  wieder  zusammen  die 
Bezirks-  und  Gemeindebaum- 
wärter, welche  in  vermehrter 
Zahl  angestellt  wurden. 

Über  1000  Obstbau- 
vereine arbeiten  wieder  einzeln  mit  an  den  Orten  ihres  Sitzes 
und  deren  Umgebung.  Eine  von  dem  Schriftführer  des  Landes- 
verbandes lierausgegebene  Broschüre :  „Die  Obstbauvereine  in 
Bayern,  ihre  Aufgaben  und  Ziele",  .sowie  die  im  ganzen  Lande 
eingeführten  Statuten  für  Obstbauvereine  geben  Anleitung  zur 
einheitlichen  Organisation  im  ganzen  Lande.  Alle  für  die 
Förderung  des  Obstbaues  aufgestellten  Organe  bleiben  in  stän- 
diger Fühlung  mit  dem  Landeskonsulenten  und  dem  Landes- 
verbände bayrischer  Obstbauvereine. 

5.  Lehranstalten  für  Obst-  und  Gartenbau  in  Bayern: 
1.  Kgl.  bayrische  Gartenbauschule  in  Weihenstephan ;  2.  Kgl. 
Wein-,  Obst-  und  Gartenbauschule  in  Veitshöchheim  bei  Würz- 
burg; 3.  Pfälzische  Wein-  und  Obstbauschule  in  Neustadt 
a.  d.  Haardt;  4.  Kgl.  Wein-  und  Obstbauschule  inSehonau  bei 
Lindau  ;    5.  Obst-  und  Weinbauschule   in  Kircliheimbolanden. 

Außer  diesen  bestehenden  Lehranstalten  werden  „Baum- 
wärterkurse" mit  einer  Dauer  von  6  bis  8  Wochen  abge- 
halten in  Landshut,  WürzV)urg,  Triesdorf,  Bamberg,  Bayreuth, 
Frankenthal. 

6.  Sonstiges. 

Es  sei  ferner  angeführt,  daß  die  Kgl.  Agrikulturbotanische 
Anstalt  in  München  im  Benehmen  mit  den  Wanderlehrern 
das  Versuchs-  und  Untersuchungswesen  und  die  Bekämpfung 
der  Pflanzenschädlinge  dm-chführt. 

An  den  landwirtschaftlichen  Winterschulen  in  Bayern  ist 
der  Obstbau  und  der  Feldgemüsebau  als  Unterrichtsfach  mit 
eingeführt,  wie  auch  die  meisten  Herren  Pfan-er  und  Lehi-er  im 


IX,  30 


Die  Gartenwelt. 


ganzen  Land  bemüht  sind,    den  Kindern    die  Lust  und  Liebe 
zum  Obstbau  ins  Herz  zu  prägen. 

Vor  allem  darf  ich  auch  nicht  unterlassen  anz>ifiiliren, 
daß  die  in  früherer  Zeit  vielfach  angelegten  Genieindebamn- 
schulen  in  Bayern  nach  und  nach  aufgegeben  werden  und 
dafih-  erfreulicherweise  Musterobstanlagen  nach  genauen  Be- 
stimiuungen  angelegt  und  prämiiert  werden,  auch  werden 
ältere  gut  gepflegte  Obstgäi'ten  prämiiert;  hierzu  sind  vom 
Landesverbände  entsprechende  Bestimmungen  herausgegeben 
worden.  Die  Musteranlagen  werden  von  Fachmännern  be- 
sichtigt und  begutachtet. 

In  den  letzten  Jahren  sind  in  allen  Teilen  des  ganzen 
Landes  zahlreiche,  ausge- 
dehnte Baumpflanzungen  ge- 
schaffen worden,  wie  auch 
Mutter-  und  Mustergärten  in 
den  verschiedensten  Teilen 
des  Landes  angelegt  worden 
sind.  Ebenso  sind  ganz  be- 
deutende, ausgedehnte,  mus- 
tergiltige  Straßenpflanzungen 
ausgeführt  worden. 

Die  Straßen  Wärter 
und  Wegmacher  werden  in 
Obstbaukursen  ausgebildet, 
von  den  Wanderlehrern  kon- 
trolliert und  arbeiten  alle  nach 
einer  vom  Landeskonsulenten 
herausgegebenen    Anleitung. 

Für  die  Bepflanzung  von 
Gemeindeödungen,  Schaf- 
weiden u.  a.  mit  Obstbäumen 
sind  eigene  Regeln  aufge- 
stellt, nach  welchen  solche 
Gemeindeijflanzungen  unter- 
stützt und  prämiiert  werden. 

Die  landwirtschaftlichen 
Kreisausschüsse,  die  Kgl.  Be- 
zirksämter und  Distrikte 
geben  ebenfalls  alljährlich 
größere  Summen  für  die 
Förderung  des  Obstbaues  aus. 

Nicht  unerwähnt  kann 
ich  lassen,  daß  in  Bayern 
auch  den  anderen  landwirt- 
schaftlichen Nebenzweigen 
das  höchste  Interesse  ent- 
gegengebracht wird,  so  der 
Bienenzucht  (Landesbienen- 
zuchtverein):  der  Geüügelzucht,  der  Korb-  und  Schäl weiden- 
kultur  (Königl.  Korbflechterschule  in  Lichtenfels),  sowie 
a\ich  dem  Gemüsebau  (Gemüsebaulehrkurse  in  Bamberg,  Ge- 
müsepräservenfabrik  in  Bamberg).  So  werden  im  Sommer 
täglich  20  bis  25  Eiscnbahnwaggon.s  Gemüse  von  Bamberg 
verschickt;  im  Jahre  19Ü3  wurden  6992  Zentner  frisches 
Gemüse  von  Bamberg  verfrachtet.  Meerrettichkultur  in 
Bayersdorf  und  Umgebung  (540  ha  Anbaufläche,)  50000  Ztr. 
Meerrettich- Versand  mit  einer  Einnahme  von  i/^  Million  Mark. 

Aus  all  dem  Gesagten  ist  zu  ersehen,  daß  vor  allem 
die  Vereinstätigkeit  und  die  ganze  Organisation  in  Bayern 
vorzüglich  ist,  daß  die  Kgl.  Staatsregierung  von  dem  Werte 
des  Obstbaues  voll  und  ganz  überzeugt  ist,  daß  der  Obstbau 


in  Bayern  eine  wichtige  und  geachtete  Stellung  einnimmt 
und  sich  im  Bayernlande  auf  der  jetzigen  Grundlage  zu  einer 
•»•uelle  reichen  Segens  entwickelt. 


Neue  weiße  Riescndahlie 

Onginalaufnahme  füi 


Chor  eine  Krankheit  der  Rebstöcke  in  den 
Treibhäusern.*) 

Von  Landes-Ökonomierat  R.  Goethe,  Dannstadt. 

V  011  befreundeter  Seite  werde  ich  darauf  aufmerksam  gemacht, 
daU  Piof.  Sorauer  die  in  No.  20  geschilderte  Krankheit  bereits  als 
„Auftreilningeu  der  Woinblätter"  (Inimnescentia)  in  seinem  „Hand- 
buche der  Pflanzenkrank 
Leiten"  2.  Auflage  1886  ge- 
nauer beschrieben  hat.  Wer 
sich  darüber  orientieren  will, 
möge  das  dort  Gesagte  auf  den 
Seiten  222—227  nachlesen. 

An  dieserStelle seien  nach- 
•stehende  Sätze  wiedergegeben: 
„Wenn  sich  Zellpartien  in  einer 
so  exorbitanten  Weise  strecken, 
muß  Wasserüberschuß  und  Ma- 
terial zur  Verlängerung  der 
ZeUwand  vorhanden  sein.  Das 
Baumaterial  dürfte  der  Zell- 
inhalt liefern,  den  wir  bei  der 
Streckung  verschwinden  sehen. 
Daß  die  ersten  Auftreibungen 
in  der  Nähe  der  Blattrippen 
erscheinen,  spricht  dafür,  daß 
die  sich  streckenden  Zellen  ihr 
Wasser  aus  den  Zuleitungs- 
herden, den  Gefäßbündeln,  mög- 
lichst direkt  beziehen  und  daß 
diese  Zuleitnngssysteme  eine 
Kolle  spielen.  Man  wird  an- 
nehmen können,  daß  eine  ener- 
gische Zuleitung  von  roher 
Bodenlösung  aus  der  Wurzel 
stattfindet.  Da  die  Krankheit 
in  der  gespannten  feuchten  Luft 
'ier  Glashäuser  allein  auftrat,  so 
ist  der  gesteigerten  Wärme  eine 
Li  an  z  besondere  Aufmerksamkeit 
/AI  schenken. 

Im  Freien  ist  bei  Wein 
liese  Zellwucherang  noch  nicht 
-i'fiinden  worden". 

In  der  Pathologischen  Pflan- 
zenanatomie von  Dr.  Ernst 
Küster  1903  beißt  es  auf 
Seite  86:  „Die  Frage  nach  den 
äußeren  Bedingungen,  unter  deren  Einwirkung  Intumescenzen 
entstehen,  ist  bereits  wiederholt  experimentell  geprüft  worden  (Sorauer, 
Dale);  sie  entstehen  als  Folge  von  „WasserüberschuB",  wenn  die 
Vereuchsptlanzen  in  dampfgesättigteni  Baume  sich  entwickeln.  Nach 
Copeland  lassen  sie  sich  an  Tomatenblättern  durch  künstliches  Ein- 
pressen von  Wasser  in  die  Zweige  erzeugen. 


Ivonigin  Wilhelmina 
Gartenweh". 


Dahlien. 


Neue  Riesendahlien.  Zur  Ergänzung  unseres  Artikels  über 
diese  Dahlien  in  No.  27  und  der  dieser  beigefügten  Farbentafel, 
bieten  wir  heute  noch  drei  prächtige  Habitusbilder,  welche  den  hohen 
dekorativen  Wert  dieser  Züchtungen  bekunden. 


*)  Siehe  aucli  No.  20 


Jahrg. 


Die  Gartenwelt 


IX,  30 


„Ruhm  von  Baarn"  Abb.  S.  351  ist  die  auch  auf  unserer 
Farbentatel  dargestellte  zart  rosafarbige  Borte.  Unser  Bild  zeigt 
Stecldingspflanzen  vom  Frühjalir  1904,  aufgenommen  im  Herbste  des 
gleichen  Jahres.  „Herzog  Heinrich"  Abb.  S.  352,  hat  dunkelrote 
Blüten;  die  Pflanze  unseres  Bildes  ist  zweijährig,  1903  aus  einem 
Steckling  gezogen,  1904  aufgenommen.  Auch  von  ., Königin  Wilhel- 
mina'', der  Hauptblume  unserer  Tafel,  führen  wir  auf  Seite  353  noch 
ein  Habitusbild  vor,  das  uns  eine  zweijährige  Pflanze  zeigt;  diese 
schneeweiße,  den  Namen  der  allbeliebten  holländischen  Königin 
tragende  Sorte,   ist  eine  der  herrlichsten  des  ganzen  Sortiments, 


und  tragen  an  den  Enden  lange,  dichte  Rispen  erikenähnlicher 
Lippenblüten  von  hellrosa  oder  reinweißer  Farbe,  die  sich  zu  allen 
Bindearbeiten  gleich  gut  verwenden  lassen.  Die  Blütezeit  beginnt  im 
Juni   und   reniontieren    die  Pflanzen  ununterbrochen  bis  zum  Eintritt 

Dieses,  sowie  die  leichte  Kultur  (zeitig  ausgesäte  Pflanzen  blühen 
bereits  im  ersten  Jahr)  machen  Ph.  virginiana  zu  einer  Sohnittstaude 
ersten  Ranges,  die  der  weitesten  Verbreitung  würdig  ist.  Mögen  diese 
Zeilen  dazu  beitragen,  daß  dieser  Perle  unter  den  Stauden  der  Platz 
eingeräumt  wird,  dei-  ihr  wegen  ihrer  hervorragenden  Eigenscliafteu 
gebührt*),  W.  Triebner.  z.  Zt.  Wmdhuk. 


Stauden. 

Acanthus  Ferring!,  Siehe 

ist  ein  neuer  Acanthus,  den 
W.  S  i  e  h  e,  Mersina  (Klein-Asien) 
in  den  Handel  bringt.  Nach 
einer  Beschreibung  in  Gard. 
Chron.  fand  Siehe  den  Acanthus 
in  Kappadozien,  vermehrte  ihn 
und  bringt  ihn  jetzt  in  den 
Handel.  A.  Perringi  wächst  an 
Abhängen  in  kreidehaltigem, 
trockenem  Lehmboden  und  an 
unfruchtbaren  Orten  in  2700  bis 
3000  m  ü.  d.  M.,  wo  das  Klima 
im  Winter  ungewöhnlich  kalt 
ist  und  Schnee  oft  während  drei 
bis  vier  Monaten  liegt.  Der 
Wurzelstock  ist  kriechend  und 
bildet  Rhizonie.  Die  Blätter  sind 
sitzend,  15 — 20  cm  lang,  lanzett- 
lich spitz  zulaufend,  oft  tief  ge- 
zähnt und  gekerbt  und  mit 
Stacheln  besetzt.  Der  Stengel 
ist  mit  kurzen  Haaren  bedeckt. 
Die  Pflanze  wird  30—50  cm 
hoch  und  ist  zur  Blütezeit  fast 
gänzlich  mit  großen,  rosaroten, 
kreuzständigen  hübschen  Blumen 
bedeckt.  Die  Deckblätter  sind 
groß,  eirund,  zugespitzt  und 
scharf  gezähnt.  Sie  sind  mit 
Stacheln  versehen.  Die  Neben- 
deckblätter sind  schmal  lanzett- 
lich. Das  obere  Kelchblatt  ist 
ungeteilt,  breit  eiförmig  und  bei- 
nahe so  lang  wie  die  Corolle. 
Das  untere  ist  beinahe  ebenso 
breit,  aber  kleiner.  Die  ßrakteen 
und  Sepalen  sind  silbrig  grün 
mit  rosafarbigem  Anflug.  Die 
Pflanze  ist  nahe  verwandt  mit 
A.  Dioscoridis  und  unterscheidet 
sich  nur  d\irch  die  graugrünen 
Blätter  \on  den  hellgrünen  des  A.  Dioscoridis. 


Andromeda  japonica.       Originalaufnahme   für  die  „Gartenwelt 


W.  Siehe  in  The  Gard.  Chron. 


Physostegia  virginiana  als  Schnittstaude.  Es  ist  schon 
oft  in  diesei-  Zeitschrift  auf  den  Wert  verschiedener  Schnittstauden 
hingewiesen  worden,  aber  ohne  daß  dieser  schönen  Pflanze  gedacht 
worden  wäre,  und  doch  gebührt  dieser  mit  der  erste  Platz  unter  der 
großen  Zahl  der  sonimerbluhenden,  zu  allen  Zwecken  gleich  gut  ver- 
wendbaren Stauden. 

Physostegia  virginiana  ist  unter  leichter  Laubdecke  vollkommen 
winterhart  und  gedeiht  in  jedem  Boden  und  in  jeder  Lage,  sogar  im 
Halbsobatton.  Die  Stengel  erreichen  eine  Ijänge  von  80  cm  bis  1  m, 
sind   mit  gegenständigen,   lanzcttfönnigen,  gesägten   BUiltcrn   besetzt 


Gehölze. 
Andromeda  japonica. 

Von  F.  Tutenberg,  Mainz. 
(Hierzu  eine  Abbildung.) 

\\        ^jt   '  '  ?^»  Unter    unseren    imraer- 

'  ^^  ^'  I         grünen     und     ausdauernden 

Pflanzen  wird  Andromeda  ja- 
ponica, Thbg.  leider  zu  wenig 
beachtet.  Wir  finden  bei  ihr 
Eigenschaften  vertreten,  die 
ihr  nur  als  Empfehlungdienen 
k("jnnen  und  müssen.  Als 
Zierstrauch  in  geschützter 
Lage  und  einem  Untergrund 
\on  Moorerde,  oder  ganz  in 
i'in  Moorbeet  gepflanzt,  ent- 
wickeln sich  die  Pflanzen 
üppig  und  bringen  eine  Un- 
iiionge  weißer  Blütchen  an 
langen  Rispen  hervor,  die 
Ai'\\  von  den  zierlichen  lan- 
"ttlichen  und  hellgrün  ge- 
lärbten,  ausdauernden  Blät- 
i'rn   wunderbar  abheben. 

Herr  Obergärtner  Pa  u  1  y 
vun  der  Firma  S.  &L  Rinz, 
I  »lierursel,  dem  icli  die  Plioto- 
i^iaphie,  nach  welcher  die 
l"'istehende  Abbildung  ge- 
li'rtigt  ist,  verdanke,  teilt 
mir  mit,  daß  dieselbe  eine 
Pflanze  darstellt,  welche  im 
November  aus  dem  freien 
Lande  genommen,  in  einen 
Topf  gepflanzt  und  im  Zimmer 
aufgestellt  wurde  und  bereits 
Ende  Januar  im  vollen  Blüten- 
schmuck  prangte  und  dieser  Flor  längere  Zeit  anhielt. 

Aus  diesem  geht  zur  Genüge  hervor,  daß  Andromeda 
japonica  auch  als  Treibstrauch    zu  verwenden    ist,    zumal 

*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Der  Verfatiser  ist  im  Irr- 
tum, wenn  er  glaubt,  daß  in  der  Gartenwelt  Plujsosfegia  virginiana 
noch  nicht  empfohlen  worden  sei.  Bereits  im  IIL  Jg.  S.  279  wurde  von 
HerrnRudel  auf  i:  ■  rlimie  Stande  und  ihre  weißeForm  hingewiesen; 
Seite  590  des  i^i  ••  .i:iiii  ,inus  widmet  Herr  Ralph  Meisel  der 
Pli.  V.  alba,  itiv  '\    ll'Miel   in  Darmstadt  in  den  Handel  gebracht 

wurde,  warme  eiu|J.  iilnmi;  Wuito,  und  im  VIL  Jg.  weist  Herr  Rudel 
an  der  Hand  einer  Abbildung  Seite  458  erneut  auf  den  Wert  dieser 
Staude  hin.  Älteren  Gärtnern  ist  Physostegia  unter  dem  Namen 
Dracoccpitalum  bekannt. 


IX,  30 


Die  Gartenwelt. 


355 


dieselbe  weniger  Anforderungen  stellt,  wie  die  meisten  unserer 
Treibsträucher.  Es  kann  daher  den  Ilerrschaftsgärtnern  ge- 
raten werden,  diesen  schönen  Sti-auch  im  Garten  anzupflanzen, 
der  außer  Gartenschmuck  auch  zugleicli  Wintergarten-  und 
Zimmerschmuck  sein  kann.  In  der  Baumschule  von 
S.  &  I.  Rinz,  Oberursel,  sah  ich  mehrere  hundert  über  1  m 
hohe  Sträucher  dieser  Art. 


Topfpflanzen. 


Gaultheria  procumbens,  L.  (Ericaceen)  ist  ein  sehr  niedriger, 
kriechender,  20  cm  hoher,  immergrüner  Strauch  Canadas.  Die  Blätter 
sind  verkehrt-eiförmig,  zugespitzt,  sägezähnig  und  immergrün,  oft 
rosa  angehaucht.  Die  Blüten,  welche  im  Juli  erscheinen,  sind  weiß, 
einzeln  in  den  Achseln  der  Blätter  stehend,  kurzgestielt  und  über- 
hängend. Die  Frucht  ist  rot  und  bleibt  fast  den  ganzen  Winter  hängend 
an  den  Pflanzen.  Um  diesen  schönen  Strauch  in  guter  Kultur  zu 
halten,  muß  man  ihm  einen 
feuchten  Moorboden 
geben.  Eine  andere  Art  ist 
OauUkeria  Shallon,  Purs/i, 
die  sich  durch  kriechenden 
Wuchs  gleichfalls  für  Felsen- 
anlagen eignet.  Sie  verlangt 
jedoch  zum  freudigen  Ge- 
deihen einen  trockenen, 
sandigen  Heideboden. 
Sie  erreicht  eine  Höhe  von 
.W  cm.  Die  Blätter  sind 
breit  oval,  eiförmig,  am 
Grunde  abgerundet,  etwas 
zugespitzt  und  fein  gesägt. 
Die  Oberseite  der  Blätter  ist 
freudig  grün,  während  die 
Unterseite  hellgrün  ist.  Blü- 
ten krugförmig,  weiß  mit  rot 
in  end-  und  seitenständigen. 
einseitswendigen  Rispen,  im 
Mai- Juni  erscheinend.  Dw 
Frucht  ist  purpurfarbig. 
später  bläulichschwarz. 
Herrn.  Müller,  Whefstonc 
England. 


Ein  merkwürdiges  Cyclamen.     OHginalaufn, 


seh 


Vitex  Agnus  castus. 

Der  gemeine  Mönchspfeffer. 
Vitex  Agnus  castus  L.,  wird 
gewöhnlich  als  Kalthaus- 
gehölz behandelt  oder  min- 
destens in  frostfreiem  Kaume 
überwintert.  Ich  kann  aus 
eigener  Erfahrung  berichten, 
daß    der    Strauch,    dessen 

schöne  rotvioletten  Trauben  bis  spät  in  den  Herbst  hinein  erblühen, 
wenn  sonst  kaum  ein  Gehölz  ein  hochzeitlich  Kleid  schmückt,  durchaus 
nicht  so  empfindlich  ist,  wie  vielfach  angenommen  wird.'-^')  Wien 
liegt  allerdings  weit  südlicher  als  Leipzig  oder  Berlin,  dennoch  haben 
wir  hier  in  den  letzten  Jahren  Kältegrade  von  — 16°  bis  18°  C  gehabt 
und  der  im  Schönbrunner  Park,  nahe  dem  großen  Palmenhause 
stehende  Mönchspfeffer,  ein  etwa  zwei  Meter  hoher  Strauch,  über- 
dauerte, allerdings  in  von  höheren  Bäumen  und  Sträuchern  (kleinen 
Koniferen)  geschützter  Lage,  die  letzten  Jahre  ganz  gut  und  grünte 
jedes  Jahr  von  neuem  prächtig  weiter. 

C.  Rimann,  Nagy  Szent  Miklös. 

*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Nach  dem  Handbuche  der 
Laubholz- Benennung  von  Beißner  und  Genos.sen  hält  .Vitex  Agnus 
castus  unter  Laubdecke  —  22,.n°  C  in  normalen  ( —  26,5  bis  27,5°  C 
in  anormalen)  Wintern  und  ohne  solche  normal  —  19,5°  C  (anormal 
—  23°  C)  aus  und  wäre  demnach  in  ganz  Süd-,  Mittel-  und  West- 
deutschland winterhart. 


Ein  merkwürdiges  Cyclamen  zeigt  beistehende  Abbildung, 
die  wir  einem  begeisterten  Blumenfreund,  Herrn  Albort  Hoch- 
straßer in  Cronberg,  verdanken.  Dies  Cyclamen  stand  auf  dem 
Kübel  einer  Palme  im  Wintergarten  des  genannten  Herrn ;  hier  haben 
sich,  wohl  infolge  von  Lichtmangel  und  etwas  zu  hoher  Temperatur 
die  Bhitenstiele  so  abnorm  lang  entwickelt,  daß  sie  von  den  Blüten 
herabgezogen  wurden,  wodurch  das  Cyclamen  das  Aussehen  einer 
gewiß  hocheleganten  Ampelpflanze  erhielt. 

Erica  nigrita,   L.      Diese    alte,    verges.sene    Art    heißt    auch 
I<1  laricina,  Berg,  volutaefolia,  fiaiisb,  cucullata,  Tausch  und  soll  auch 
unter  nitidula   gegangen   sein.      Erikenzüchter   seien    auf    diese  Art 
ganz  besonders  aufmerksam  gemacht.     Sie   wächst  ungemein  kräftig 
und   blülit  sehr  reich.     Die 
Blumen  sind  reinweiß, mit 
schwärzlichen       Staub- 
fäden.   Der  Vorzug,  den  sie 

andern  südafrikanischen 
Arten  gegenüber  aufweist, 
ist  neben  dem  kräftigen 
Wachstum  die  Eigenschaft, 
gegen  kalkhaltiges 
Wasser  durchaus  nicht 
empfindlich  zu  sein  und 
sich  leicht  treiben  zu 
lassen.  Man  kann  sie  von 
Dezember  bis  März,  je 
nach  der  Temperatur  des 
Hauses,  in  Blüte  haben.  Im 
kalten  Hause  bei  3  bis  5  °  C 
Wärme  kommt  sie  Ende 
Januar  in  Flor  und  blüht 
dann    bis  zum  März. 

Rehnelt. 


Farne. 

Nephrolepis    bosto- 
niensis. 

Uieser  Handelsfarn  stammt 
aus  Amerika  und  hat  schon 
da  und  dort  auch  in  Deutsch- 
land eine  Kulturstätte  ge- 
funden. Die  schönen,  schma- 
die  „Gartenwelt".  jg^,^  langen  Wedel  verleihen 

der  Pflanze  ein  schönes  Aus- 
Ais  Gewächshaus-  und  Zimmerfarn  ist  N.  bostoniensis  sehr  gut 
.  N.  bostotiiensis  besitz*  die  gute  Eigenschaft,  nicht  für  den 
Staub  des  Zimmers  empfänglich  zu  sein  und  wird  deshalb  geschätzt 
werden.  Der  Farn  wächst  schnell  und  gibt,  w^enn  in  größere 
Töpfe  gepflanzt,  sehr  starke  Büsche,  die  namentlich  im  Zimmer 
auf  einem  Pcstament  Effekt  machen.  Der  Nährboden  soll  nicht 
zu  schwer  sein.  Als  beste  Mischung  empfiehlt  sich:  Heideerde 
und  leichte  Rasenerde,  die  zu  gleichen  Teilen  gemischt  ist.  Als  Zusatz 
gibt  man  etwas  Flußsand  und  Schlackenstückchen,  damit  die  Erde 
durchlässig  wird.  In  diesem  Nährboden  entwickeln  sich  die  Farne  sehr 
schnell.  Man  vermehrt  diesen  Farn  durch  Rhizonie,  welche  beim 
Verpflanzen  von  der  Pflanze  abgenommen  werden.  Die  abgetrennten 
Rhizome  legt  man  in  einen  mit  vorhin  beschriebener  Erdmischung 
gefüllten  Kasten  nicht  zu  dicht  em.  Die  Rhizonie  werden  fest- 
gedrückt  und  mit  Erde  bedeckt.  Kann  man  den  Kasten  mit  den 
Rhizomen  nicht  in  die  Vermelirung  setzen,  so  deckt  man  eine  Glas- 
tafel dai-über.     Haben   sich  die   Rhizome   bewurzelt,   so   werden  die 


356 


Die  Gartenwelt. 


IX,  30 


jungen  Farne  in  kleine  Töpfchen  in  die  genannte  Erdiiiischung  gesetzt 
und  nicht  übermäßig  warm  gehalten.  Die  erste  Zeit  gibt  man  etwas 
Schatten,  jedoch  später  vertragen  die  Farne  schon  mehr  Licht.  Die 
einfach  gefiederten  Wedel  halten  sich  an  den  Pflanzen  sehr  lange 
frisch;  selbst  in  Zimmern  mit  Zugluft  leiden  sie  nicht.  Je  wärmer 
der  Standort,  desto  mehr  Wasser  gebrauchen  die  Farne;  im  allgemeinen 
liebt  N.  bosfoniensis  einen  temperierten  Standort.  Auf  Blumentischen 
mit  blühenden  Pflanzen  zusammengestellt  wirken  diese  Farne  sehr  gut. 
J-  B. 

Zeit-  und  Streitfragen. 
Zum  Kapitel  „Preisausschreiben". 

Xn  den  Bedingungen  für  die  Teilnahme  an  öffentlichen  Preisaus- 
schreiben zur  Erlangung  von  Plänen  für  Gartenanlagen  hat  sich  in 
den  letzten  Jahren  ein  Passus  eingeschlichen,  welcher  befremdend 
wirken  muß.  Wir  meinen  damit  die  Klausel,  welche  betont,  daß 
„nur  in  Deutschland  ansässige  Gartenkünstler  und  -Tech- 
niker bei  der  Einreichung  von  Entwürfen  zugelassen 
werden".  Diese  Klausel  verdient  gewiß  einmal  öffentlich  kritisiert 
und  besprochen  zu  werden. 

Wer  an  der  Aufnahme  einer  solch'  engherzigen  Bedingung  in 
den  einzelnen  Fällen  die  Schuld  getragen,  entzieht  sich  natürlich 
unserer  Kenntnis.  Wenn  Behörden  öffentliche  Preisausschreiben 
erlassen,  so  wollen  sie  damit  unseren  bewährten  Gartenkünstlern  und 
deren  jungem  Nachwuchs  Gelegenheit  zu  friedlichem  Wettbewerb 
geben  und  solchen  Behörden  wird  eine  reichlichere  Einsendung  guter 
Arbeiten  nur  erwünscht  sein,  denn  sie  ersehen  daraus  das  rege  Interesse, 
das  man  ihrer  beabsichtigten  Neuschöpfung  in  Fachkreisen  entgegen- 
bringt. Es  wäre  nur  zu  wünschen,  daß  recht  viele  Verwaltungen  von 
diesem  Modus  Gebrauch  machten  und  nicht  —  wie  es  vereinzelt  vor- 
kommt —  ihre  Zuflucht  dazu  nehmen,  den  Wettbewerb  auf  noch 
engere  Grenzen  zu  beschränken,  wie  z.  B.  auf  ein  Land  oder  gar 
nur  3 — 5  Gartenkünstler  zu  der  Bewerbung  einzuladen. 

Wir  rollen  nun  die  Frage  auf:  „Welche  Gründe  sprechen  dafür, 
daß  man  bei  derartigen  Ausschreibungen  nicht  auch  den  im  Aus- 
lande lebenden  Landsleuten  Gelegenheit  gibt,  sich  ebenfalls  am 
friedlichen  Wettbewerb  zu  beteiligen  V"  VergebHoh  suchen  wir  hierfür 
.stichhaltige  Gründe!  Man  wolle  doch  nicht  etwa  anführen,  daß  im 
Ausland  lebende  reichsdeutsche  Fachmänner  nicht  mehr  in  der  Lage 
wären,  gute  Entwürfe  liefern  zu  können?  Im  Gegenteil  sind  wir  der 
Meinung,  daß  ein  solcher  Mann  vieles  Neue  gesehen  und  kennen 
gelernt  hat,  welches  auch  im  lieben  deutschen  Vaterlande  nutzbringend 
verwertet  werden  kann,  es  muß  daher  eine  solche  beschränkte 
Bedingung  abstoßend  auf  jedes  edel  denkende  Gemüt  wirken.  Durch 
eine  derartige  Einschränkung  wird  vielen  im  Auslände  lebenden 
Deutschen  —  von  denen  gewiß  viele  sehr  gerne  wieder  in  die  Heimat 
zurückkehren  möchten  —  alle  Gelegenheit  abgeschnitten,  selbst  fach- 
lich mit  dem  Mutterlande  in  Fühlung  zu  bleiben. 

Nun  aber  zur  Beleuchtung  dieser  Angelegenheit  von  einer 
anderen  Seite.  Bekanntlich  wird  ja  fast  jedes  Gesetz  so  geschaffen, 
daß  es  von  findigen  Menschen  in  geschickter  Form  umgangen  werden 
kann.  Nehmen  wir  den  Fall  an,  daß  ein  durch  hohe  Preise  lockendes 
Ausschreiben  die  oben  zitierte  Klausel  besitzt;  ein  im  Auslande 
lebender  selbständiger  Fachmann  —  ganz  gleich,  ob  er  sich  Garten- 
architekt, Landschaftsgärtner  etc.  nennt  —  beabsichtigt  sich  trotzdem 
an  der  Anfertigung  und  Einreichung  eines  Entwurfes  zu  beteiligen. 
Er  eröffnet  kurz  entschlossen,  vielleicht  in  seinem  Heimatsort,  eine 
Filiale  als  „Gartentechnisohes  Zweigbureau",  fertigt  den  Plan  an 
seinem  Wirkningskreise  an,  bringt  ihn  nach  seiner  Heimat  und  sendet 
ihn  von  da  an  die  zuständige  Behörde  ab.  Der  Plan  wird  prämiiert  und 
bei  der  Eröffnung  des  den  Namen  enthaltenden  Kuverts  stellt  es 
sich  heraus,  daß  der  mit  einem  Preis  beglückte  eigentlich  im  Aus- 
lande wirkt.  Wir  glauben  abpr  nicht,  daß  dem  Preisgekrönten  der 
Preis  vorenthalten  werden  kann  und  darf,  denn  formell  hat  er  die 
gesetzlichen  Bedingungen  befolgt  und  befindet  sich  diesbezüglich  in 
seinem   vollen  Recht.     Ein  anderer  Fachmann,  der  im  Auslande  eine 


abhängige  Stellung  bekleidet,  ist  jenem  selbständigen  Kollegen  aber 
insofern  im  Nachteile,  als  es  ihm  häufig  an  Zeit  und  materiellen 
Mitteln  fehlt,  bei  einer  beabsichtigten  Bewerbung  eine  ähnliche  Um- 
gehung der  Bedingungen  auszuführen. 

Aber  auch  ein  zweiter  Fall  in  entgegengesetzter  Richtung  kann 
eintreten.  Zur  Zeit  der  Publizierung  eines  soeben  geschilderten  Preis- 
ausschreibens hält  sich  in  Deutschland  ein  junger  Ausländer  mit  einem 
annähernd  deutschklingenden  Namen  auf,  der  sich  ebenfalls  an  dem 
Preisausschreiben  beteiligt.  Nehmen  wir  an,  er  wird  prämiiert  und 
erhält  anstandslos  den  Preis.  Gesetzlich  war  er  nicht  berechtigt,  sich 
an  der  Bewerbung  zu  beteiligen  und  auf  jeden  Fall  nicht  berechtigt,  den 
Preis  anzunehmen,  aber  —  „wo  kein  Kläger,  ist  kein  Richter",  Jetzt 
stellen  wir  die  zweite  Frage:  „Warum  werden  auf  der  einen  Seite 
Landsleute  von  der  Bewerbung  zumckgewiesen,  nur,  weil  sie  im 
Auslande  leben,  und  warum  nimmt  man  stillschweigend  die  Arbeit 
emes  Ausländers  an,  der  sich  nur  vorübergehend  der  weiteren  fach- 
lichen Ausbildung  wegen  in  Deut.schland  aufhält?" 

Um  nicht  mißverstanden  zu  werden,  müssen  wir  ganz  besonders 
hervorheben,  daß  wir  keineswegs  unter  die  Chauvinisten  zu  zählen 
sind;  wir  wollen  mit  diesen  Zeilen  nur  die  an  Konkurrenz- Ausschreibungen 
beteiligten  Kreise  auf  Umstände  hinweisen,  welche  möglicherweise 
eintreten  können  und  daher  nicht  kurzer  Hand  in  das  Reich  der  Un- 
möglichkeiten zu  verweisen  sind.  Dies  beweisen  zwei  Vorkommnisse. 
In  dem  einen  "Fall  konnte  dem  preisgekrönten  Landsmann  die  Prämie 
nicht  ausgezahlt  werden,  weil  er  inzwischen  ins  Ausland  gegangen, 
in  dem  anderen  Fall  beabsichtigte  ein  vorübergehend  in  Deutschland 
sich  aufhaltender  Ausländer  sich  an  einer  Konkurrenz  (mit  der  bekannten 
Klausel)  zu  beteiligen;  ob  dieser  Ausländer  sich  wirklich  beteiligte, 
wissen  wir  leider  nicht,  aber  unmöglich  wäre  es  ja  nicht  gewesen  und  — , 
was  wäre  geschehen,  wenn  diesem  Ausländer  die  Prämie  zuerkannt 
und  ausgezahlt  worden  wäre?  Dann  wären  einerseits  Landsleute 
zurückgesetzt,  andererseits  Ausländer  bevorzugt  worden.  Wer  nicht 
nur  regelmäßig  Einsicht  in  deutsche,  sondern  auch  außerdeutsche 
Fachschriften  nimmt,  wird  mit  Befriedigung  die  Tatsache  verzeichnen, 
daß  Deutscland  in  gartenkünstlerischen  Konkurrenz-Ausschreibungen 
obenan  steht,  und  weiterhin  zur  Erkenntnis  gelangen,  daß  in  einer 
unserer  Heimat  nicht  allzu  fern  liegenden  Staate  ein  derartiges  Aus- 
schreiben in  den  dortigen  Fachkreisen  als  ein  weltei-schütterndes 
Ereignis  aufgefaßt  würde. 

Der  „Verein  deutscher  Gartenkünstler"  würde  sich  bei  vieieu 
im  Auslande  lebenden  Deutschen,  ganz  gleich,  ob  er  sie  als  Kollegen 
zu  seinen  Mitgliedern  zählt  oder  nicht,  ein  großes  Verdienst  erwerben, 
wenn  er  die  hier  angeschnittene  Frage  auf  der  nächsten  General- 
Versammlung  in  Darmstadt  einer  eingehenden  Besprechung 
würdigen  wollte;  gewiß  würde  eine  gartenkünstlerische  Autorität  als 
Mitghed  sich  gerne  bereit  erkären,  diese  Angelegenheit  in  einen 
Vortrag  zu  kleiden,  und  manche  guten  Ratschläge  zur  Abstellung 
solcher  Übelstände  würden  dann  aus  der  Mitte  der  Versammlung 
gemacht  werden,  interessiert  ja  die  Angelegenheit  in  erster  Linie 
diesen  Verein;  derselbe  würde  gewiß  den  größten  Dank  von  seinen 
im  Auslande  lebenden  deutschen  Kollegen  ernten.  Bis  zur-  nächsten 
General- Versammlung,  die  im  August  in  Darmstadt  tagen  soll,  ist 
noch  genügend  Zeit,  um  auch  andere  Ansichten  und  Vorschläge  — 
von  denen  wir  heute  noch  absehen  —  in  diesen  allen  Tagesfragen 
sich  so  gern  öffnenden  Spalten  der  Gartenwelt  zu  Worte  kommen  zu 
lassen.  Bei  einigem  Nachdenken  wird  jeder  Fachmann  bald  heraus- 
finden, welche  Gefühle  einen  fern  von  der  Heimat  weilenden  und  mit 
dieser  immer  noch  durch  geistige  Bande  verknüpften  Landsmann  be- 
sohleichen, wenn  er  die  heimatlichen  Fachblätter  zur  Hand  nimmt, 
mit  großer  Befriedigung  von  dem  Emporblühen  deutscher  Garten- 
kunst in  deutschen  Landen  Kenntnis  nimmt,  aber  an  diesem  Empor- 
blühen nicht  teilnehmen  kann  und  darf,  weil  ,,nur  in  Deutschland 
ansässige  Gartenkünstlor  und  -Techniker  bei  der  Ein- 
reichung von  Entwürfen  zugelassen  werden". 

Gustav  Hermann. 


Die    Gartenwelt. 


Wi. 


Mannigfaltiges. 

Das  Wandern  ist  des  Gärtners  Lust 


ie  das  Wandern  des  Müllere  Lust,  so  ist  es  im  gleichen  Maße  des 
Gärtners  Lust.  Als  unsere  "Väter  und  Großväter  ihre  berufliche 
Laufbahn  begannen,  war  es  Sitte,  daß  der  junge  Mann,  —  ganz 
gleich,  welches  Berufes  er  war,  —  nachdem  er  ausgelernt  hatte,  zum 
Wanderstabe  griff  und  auf  die  Wanderschaft  ging.  Er  arbeitete  bald 
hier  bald  da  einige  Tage,  einige  Wochen,  wenn  es  hoch  kam  auch 
einige  Monate,  um  dann  wieder  sein  Ränzel  zu  schnüren  und  weiter 
die  Landstraße  zu  ziehen.  —  Dieser  allgemein  übliche  Brauch  ist 
allerdings  nahezu  vollständig  aufgehoben  und  das  Wandern,  nament- 
lich im  Oärtnerberufe,  wird  heute  ganz  anders  gehandhabt,  als 
in  jener  Zeit.  Immerhin  finden  wir  in  unserem  Fache  die  Wander- 
lust weit  ausgeprägter  als  in  anderen  Berufen  und  dehnt  sich  dieselbe 
heute  nicht  nur  auf  die  engere  Heimat,  sondern  auch  auf  ganz 
Europa,  ja  bis  auf  Amerika  aus.  — 

Wir  wollen  heute  von  jenen  Gärtnern  ganz  absehen,  welche 
mit  dem  Voreatz  und  der  festen  Absicht  ins  Ausland  gehen,  sich 
dort  dauernd  niederzulassen,  sondern  nur  die  Frage  erörtern,  ob  es 
für  einen  Gärtner  nutzbringend  ist,  vorübergehend  im  Auslande  tätig 
zu  sein  und  Kenntnisse  zu  sammeln,  mit  anderen  Worten,  ob  es 
vorteilhaft  ist,  auf  einige  Jahre  im  Auslande  zu  praktizieren  und  in- 
wieweit die  daselbst  erworbenen  Fähigkeiten  und  Kenntnisse  bei  der 
Rückkehr  ins  Heimatland  zu  verwerten  sind. 

Im  Allgemeinen  werden  wir  finden,  daß  meist  nur  jugendliche 
Gärtnergehilfen,  die  kaum  ihrer  Lehrzeit  entschlüpft  sind,  den  Drang 
in  sich  verspüren,  ihre  Kunst  im  Auslande  anzubringen  oder  sich 
von  dort  Lorbeeren  zu  holen.  Ältere  Gehilfen,  wenn  sie  nicht  notorische 
Herumstreicher  sind,  werden  sich  die  Sache  mehrmals  überlegen  und 
dann  doch  dem  Wahlspruche  huldigen:  „Bleibe  im  Lande  und  nähre 
dich  redlich".  —  Denn  sie  haben  bereits  einen  Überblick,  haben  in 
Erfahrung  gebracht  und  gehört,, daß,  so  verlockend  auch  ein  Aufenthalt 
im  Auslande  im  ersten  Augenblick  erscheint,  die  Geschichte  doch 
ihren  Haken  hat  und  außer  großen  Enttäuschungen  nichts  weiter 
nach  sich  zieht,  als  eine  viel  anstrengendere  Tätigkeit  während  der 
Wanderzeit,  einen  leeren  Geldbeutel  nach  Abschluß  derselben  und  eine 
.Menge  erlernter  Kunst,  die  sie  zu  Hause  nur  schlecht  oder  überhaupt 
nicht  verwerten  können.  Die  Verhältnisse  sind  eben  andere  geworden, 
als  in  früheren  Zeiten;  heute  sind  wir  in  unserem  Berufe  gezwungen, 
zunächst  das  in  uns  aufzunehmen  und  zu  absorbieren,  was  für  unseren 
engeren,  zukünftigen  Wirkungskreis  am  notwendigsten  ist,  und  wenn 
auch  die  Kenntnis  von  einer  Kultur,  die  wir  nicht  bei  uns  verwerten 
können,  nicht  ganz  zu  verwerfen  ist,  so  ist  es  ganz  sicher  nicht 
geraten,  die  Zeit  mit  der  Erlernung  einer  solchen  unnötig  zu  ver- 
geuden, da  wir  doch  nie  von  derselben  Gebrauch  machen  können. 

Ganz  verwerflich  und  jedem  abzuraten  ist  es,  nach  Holland  zu 
gehen,  um  die  Zwiebelkulturen  kennen  zu  lernen.  Weder  in  Deutschland, 
noch  in  Österreich  oder  sonst  in  einem  anderen  Lande  wird  der 
junge  Gärtner  diese  Praxis  derart  verwerten  können,  daß  sie  zu  seinem 
Lebensprinzip  werden  könnte,  weil  die  Grundbedingungen,  die  klima- 
tischen und  Bodenverhältnisse  überall  für  eine  ausgedehnte  Blumen- 
zwiebelkultur fehlen.  Wenn  auch  hie  und  da  bescheidene  Versuche 
gemacht  worden  sind  und  gemacht  werden  sollen,  wie  z.  B.  neuer- 
dings im  Marchfeld  bei  Wien,  so  werden  diese  Versuche  nur 
solche  und  zwar  ganz  bescheidene  bleiben. 

Das  Gleiche  gilt,  wenn  der  junge  Gärtner  nach  der  Riviera 
oder  Italien  geht,  um  daselbst  die  Schnittblumenkulturen  zn  stu- 
dieren. Kein  Meister  gibt  ihm  einen  Pfifferling  für  seine  dort  ge- 
sammelten Erfahrungen,  denn  die  erste  Bedingung,  der  südlich  klare 
Himmel  mit  seiner  erwärmenden  Sonne,  der  ewige  Frühling  fehlt  in 
seinem  nordischen  Heimatlande,  und  mögen  auch  die  Kulturhäuser 
noch  so  hell  und  ihre  Temperatur  etc.  noch  so  sehr  den  Verhält- 
nissen jenes  herrlichen  Landes  der  Zitronen  angepaßt  sein,  die  alles 
belebende  Sonne  läßt  uns  im  Winter  gar  zu  oft  im  Stich,  während 
sie  am  Mittelmeer  unabänderlich  mit  ihren  lebenserweckenden  Strahlen 
hemiederlacht. 


England  I  —  Als  ich  vor  länger  als  eineinhalb  Jahrzehnten  eine 
Gehilfenstellung  aufgab  und  meinen  Chef,  einen  späteren,  jetzt  längst 
dahingegangenen  Hofgartendirektor,  um  Rat  ersuchte,  wohin  ich  gehen 
sollte,  um  später  im  Heimatland  eine  gute  Beamtenstellung  zu  erlangen, 
sagte  er  mir:  „Gehen  Sie  nach  England!"  —  Ich  wußte,  daß  damals, 
Ende  der  achtziger  Jahre,  eine  starke  Meinung  für  die  gärtnerische 
Ausbildung  in  England  in  allen  Berufskreisen  war  und  derjenige 
besondere  Chancen  im  Inlande  besaß,  der  einige  Jahre  in  England 
praktiziert  hatte.  Auch  darin  haben  sich  die  Meinungen  und  An- 
sichten bereits  geändert.  Es  ist  gewiß,  daß  England  mit  seinem 
hochentwickelten  Gartenbau  darin  eine  der  ersten  Stellungen  unter 
den  europäischen  Staaten  einnimmt  und  auch  die  klimatischen  Ver- 
hältnisse sind  nicht  so  eigenartig,  daß  man  die  Erfahrungen,  welche 
man  dort  gesammelt,  nicht  auch  bei  uns  verwerten  könnte,  z.  B.  in 
der  Landschaftsgärtnerei,  der  Obsttreiberei  und  den  Kulturen  von 
besseren  Gewäohshauspflanzen,  sowie  in  der  seit  25  Jahren  überall 
eingeführten  Chrysanthemumkultur  kann  man  wertvolle  Kenntnisse 
mit  nach  Hause  nehmen,  dabei  auch  gleichzeitig,  wenigstens  in  den 
Anfangsgründen  eine  Weltsprache  erlernen,  ein  Vorteil,  der  gewiß 
nicht  zu  unterschätzen  ist.  Jedoch  sind  auch  in  England  die  Ver- 
hältnisse ganz  anders  zugeschnitten,  als  bei  uns,  und  ein  gravierender 
Punkt  fällt  dabei  noch  in  die  Wagschale  der  Entscheidung,  nämlich 
die  Behandlung  des  zureisenden  ausländischen  Gärtnergehilfen.  Selbst 
wenn  deiselbe  sich  bereits  in  der  Heimat  recht  nette  Kenntnisse 
erworben  hat  und  tüchtig  ist,  wird  er  in  der  ersten  Zeit  bei  sehr 
geringem  Lohn  zu  den  niedrigsten  Arbeiten  verwendet,  und  nur  in 
besonderen  Ausnahmefällen  gelingt  es  ihm  baldigst  von  diesen  los- 
zukommen. Überhaupt  vpird  der  Ausländer  in  England,  selbst  wenn 
er  längere  Zeit  dort  ist,  in  den  Kulturen  fast  nur  zu  Handlanger- 
diensten verwendet.  In  früheren  Jahrzehnten  war  es  gewiß  eine 
gute  Empfehlung,  wenn  man  eine  Tätigkeit  in  England  nachweisen 
konnte,  aber  heute  dürfte  wohl  nur  in  vereinzelten  Fällen  darauf 
Wert  gelegt  werden,  weil  der  Gartenbau  in  Deutschland  eben  einen 
bedeutenden  Aufschwung  genommen  hat  und  es  bei  uns  mindestens 
ebenso  gute  Geschäfte  gibt,  wo  ein  strebsamer  junger  Mann  in  tüchtiger 
Praxis  für  das  Leben  heranreifen  kann. 

Wie  in  England,  so  ist  es  auch  in  Frankreich.  Wir  Deut- 
schen haben  immer  noch  zu  viel  Respekt  vor  dem  Ausland,  und 
kommt  ein  Ausländer  zu  uns  Deutschen  in  der  Absicht,  etwas 
zu  lernen,  so  wird  er  ungleich  anders  behandelt,  als  wir  am  fremden 
Orte.  Ja,  es  ist  das  Gegenteil  meist  der  Fall,  daß  nämlich  der  Aus- 
länder bei  uns  vor  den  Einheimischen  bevorzugt  wird  und  viel  eher 
etwas  erreicht  als  letztere.  Zu  vielen  Malen  haben  wir  .schon  Be- 
richte erhalten  von  deutschen  Gärtnern,  welche  im  Auslande  ihre 
Pra.xis  vervollkommnen  wollten,  die  bezeugten,  wie  miserabel  es  ihnen 
ging  und  wie  schlecht  sie  behandelt  wurden.  Ohne  sich  einiger- 
maßen in  der  Sprache  des  betreffenden  Landes  auszukennen,  sollte 
überhaupt  kein  junger  Gärtnergehilfe  seine  Schritte  dahin  lenken. 

Es  wären  nun  noch  die  Vereinigten  Staaten  von  Nord- 
Amerika  und  Österreich  in  Betracht  zu  ziehen.  Nach  dem  erst- 
genannten Lande  reisen  nur  wenige  und  haben  wir  darüber  be- 
reits im  VIII.  Jahrgang  Seite  428  und  Seite  92  dieses  Jahrganges 
näheres  erfahren.  Nach  Osterreich  sich  zu  wenden,  ist  auch  für 
einen  jungen  Gärtner  ein  gewagtes  Spiel.  Scheint  dieses  Nachbarland 
durch  Stammesverwandtschaft  und  Sprache  weit  eher  mit  uns  ver- 
bunden, so  wird  doch  jeder  Ausländer,  besonders  aber  der  „deutsche 
Bruder"  mit  einer  idealen  Unkollegialität  empfangen  und  behandelt. 
Nur  wenige  Handelsgärtner  haben  für  den  Deutschen  Platz  in  ihrer 
Gärtnerei,  in  städtische  oder  staatliche,  Betriebe  kommt  ein  deutscher 
Mann  kaum  hinein,  es  sei  denn,  daß  ein  gegenseitiger  Austausch 
stattfindet,  wie  das  in  letzter  Zeit  öfters  geschah,  daß  also  von 
einem  ausländischen  Betriebe  ein  Gehilfe  daselbst  eingestellt,  dafür 
aber  von  dem  österreichischen  ein  Gehilfe  nach  dem  ausländischen 
Betriebe  entsendet  wird.  Das  mir  bekannte  Resultat  in  einem  Falle 
ist  klassisch.  Es  w.urdeu  eine  Anzahl  österreichischer  Gärtnergehilfen 
auf  diesem  Tauschwege  in  verschiedene  Länder  entsendet  und  dafür 
von  dort  junge  Leute  in  dem  großen  staatlichen  Betriebe  eingestellt. 
Die  Folge  war,  daß  die  strebsamen  Österreicher  in  ihrem  neuen 
Wirkungskreise,  wo  sie  viel  Neues  erlernen  konnten,  bei  gutem  Gehalt 


Die   Gartenwelt. 


IX,  30 


ihre  bestimmte  Zeit  blieben,  die  nach  Österreich  entsendeten,  nicht 
minder  strebsamen  Leute,  aber  nach  wenigen  Tagen  und  "Wochen 
wieder  von  da  zurückkehrten,  weil  ihnen  erstens  die  dortigen  Kulturen 
meist  schon  bekannt  waren,  hauptsächlich  aber  des  miserablen 
Gehaltes  wegen,  welcher  ihnen  zugestanden  wurde.  Die  bekannte 
österreichische  Gemütlichkeit  ist  im  Gärtnerfach  unbekannt.  Öster- 
reich steht,  das  wird  auch  von  den  Einheimischen  selbst  eingestanden 
und  bitter  genug  empfunden,  in  Bezug  auf  dem  Gartenbau  überhaupt 
weit  unter  dem  Niveau,  auf  welchem  andere  Länder  stehen.  Es 
mag  das  an  den  allgemeinen  wirtschaftlichen  Verhältnissen  liegen, 
und  man  ist  ja  dort  allerorts  bestrebt,  auf  die  gleiche  hohe  Stufe 
zu  kommen,  aber  bis  jetzt  ist  dieselbe  eben  noch  nicht  erreicht  und 
deshalb  ist  es  keinem  deutschen  Gärtnei-gehilfen  anzuraten,  in  Öster- 
reich seine  Kenntnisse  bereichern  zu  wollen,  weil  zu  alledem 
eben  die  Intoleranz  ganz  bedeutend  ist. 

Meine  Ausführungen  erwecken  vielleicht  den  Anschein,  als 
wollte  ich  das  Verweilen  des  jungen  Gärtners  im  Auslande  gänzlich 
verwerfen  und  befürworten,  daß  der  deutsche  nur  innerhalb  seiner 
Grenzpfähle  bleibe.  Bei  Leibe  nicht.  Das  Wandern  ist  des  Gärtners 
Lust.  Aber  eben  das  Wandern!  —  Der  jugendliche  Gehilfe 
möge  im  Inlande,  im  Norden  und  Süden,  im  Osten  und  Westen 
seines  Heimatlandes  sich  erst  eine  tüchtige  Praxis  erwerben  und 
während  dieser  Zeit  für  seine  Wanderzeit  sich  etwas  erübrigen  und 
zurücklegen.  Hat  er  eine  etwa  fünfjährige  bis  achtjährige  Gehilfen- 
zeit absolviert  und  seinen  Gesichtskreis,  sein  Auffassungsvermögen 
in  dieser  Zeit  erweitert  und  für  seinen  Beruf  gekräftigt,  so  möge  er 
ein  halbes  oder  ganzes  Jahr  auf  die  Wanderschaft  gehen.  Er  schaue 
sich  im  Süden  die  blühenden  Gärten  der  Riviera  an,  er  studiere  die 
Treibereien  in  Frankreich,  er  besuche  in  England  die  wichtigsten 
und  bedeutendsten  Kulturen,  auch  Holland  und  Belgien  werden  ihm 
Wissenswertes  bieten  und  Österreich  und  die  Schweiz  beste  Eindrücke 
hinterla.ssen.  Er  möge  wohl  auch  hie  und  da,  wo  er  Gelegenheit 
zur  Ausübung  seiner  Tätigkeit  bei  angemessenem  Gehalte  findet, 
verweilen  und  einige  Wochen  die  Arbeit  aufnehmen,  aber  die 
Wanderschaft  .sollte  nicht  derart  sein,  daß  er  bei  Hungerlöhnen  all- 
zulange an  einem  Platze  im  Auslande  verweilt,  wo  ihm  die  Tätigkeit 
für  sein  späteres  Fortkommen  keinen  Nutzen  bringt.  Die  Wander- 
zeit sollte  eine  Reisezeit  sein,  in  der  er  mit  offenem  Auge,  mit  durch 
die  mehrjährige  heimische  Praxis  geübtem  Kennerblick  das  erfaßt, 
was  zu  Hause  ihm  von  Wert  sein  wird:  er  lasse  die  Naturschön- 
heiten des  Ijandes  auf  sich  einwirken  und  er  präge  sich  beim  Besuch 
der  Gartenanlagen  besondere  fesselnde  Partieen  ein,  die  er  später  in 
der  Heimat  verwerten  könnte*).  Er  halte  genaues  Tagebuch  über  das 
Gesehene  und  notiere  das  Wissenswerte  pünktlich.  Dann  wird  er 
von  seiner  Wanderschaft  einen  weit  größeren  Nutzen  haben,  selbst 
wenn  diese  nur  kurze  Zeit  dauert,  als  wenn  er  sich  halbe 
und  ganze  Jahre  an  einem  Ort,  in  einer  Gärtnerei  aufhält,  die 
ihm  eine  Praxis  bietet,  welche  er  zu  Hause  niemals  verwerten  kann. 
Vor  allem  aber  sollte  ein  junger  Gärtner,  der  kaum  dem  Lehrlings- 
stande entschlüpft  ist,  ein  Auswandern  oder  Wandern  im  Auslande 
unterlassen,  denn  seine  Praxis  ist  noch  nicht  so  reich,  sein  fach- 
männischer Blick  noch  nicht  so  geübt,  daß  er  das  Gute  vom 
Schlechten,  das  Praktische  vom  unpraktischen,  das  für  ihn  Nützliche 
vom  Wertlosen  unterscheiden  kann.  Ein  Zeugnis  über  die  lang- 
jährige oder  nur  jährige  Praxis  in  einer  unserer  vielen  guten 
Gärtnereien  ist  für  den  deutschen  Gartengelülfen  heutzutage  von  weit 
höherem  Werte,  als  ein  solches  von  einer  ausländischen,  wenn  auch 
renommierten  Firma.  Also  nicht  ein  allzulanges  Verweilen  an  einer 
Stelle  im  Auslande,  vvohl  aber  ein  umschauen,  Zusehen,  Insioh- 
auf nehmen  der  Verhältnisse' in  fremden  Ländern  und  dadurch  ein 
Überblickgewinnen  und  Studieren  der  Praktiken  und  Einrichtungen 
des  gärtnerischen  Betriebes,  das  soll  des  Gärtners  Wandern  sein,  zu 
seiner  Lust  und  seinem  Nutzen.  —  n.  —  s. 


De 


Heiraatschutz. 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Vor  allem  ist  die  photo- 
graphische Kamera  ein  wortvoller  Begleiter  auf  solchen  Reisen,  den 
man  stets  mit  sich  führen  sollte. 


r  dritte  Niedersachsentag  in  Hildesheim  beschäftigte  sich 
in  der  ersten  Versammlung  mit  dem  Schutz  der  Naturdenkmäler 
und  der  Erhaltung  der  Naturschönheiten.  Unter  den  unbedingt  zu 
schützenden  Naturdenkmälern  nannte  der  Referent,  Lehrer  Wehrhahn, 
Hannover,  die  Tillyhnde  bei  Salzhemmendorf ;  die  interessante  Krüppel- 
form der  Buche  auf  dem  Süntel,  die  als  Varietät  süntelensis  auch 
in  den  Gärten  Eingang  gefunden  hat;  die  letzten  im  Leine-  und 
Wesertale  noch  vorhandenen  Eiben  bäume;  die  im  Warmbüchener 
Moor  auf  einem  Raum  von  etwa  einem  Morgen  vorkommende  Kalmia 
latifolia,  die  erst  vor  einigen  Jahren  vom  Schriftsteller  Löns  ent- 
deckt, auf  ungeklärte  Weise  dort  zur  Ansiedlung  gekommen  und 
jedenfalls  völliges  Heimatsrecht  sich  dort  erworben;  die  von  der  Aus- 
rottung bedrohte  Farnvegetation  bei  Coppenbrügge  am  Ith.  Das  im 
Auftrage  der  Regierung  von  Medizinalrat  Brandes  bearbeitete  „Forst- 
botanische Merkbuch"  macht  gute  Fortschritte.  —  Als  notwendig 
wurde  erkannt  ein  Stück  typischer  Heide,  Wald-  und  Moorland.schaft 
unter  Schutz  zu  stellen  und  in  ursprünglichem  Zustande  zu  erhalten, 
denn  sonst  verschwände  durch  Torfstich  und  Meliorationen  mit  der 
Zeit  völlig  die  charakteristische  Landschaftsform  Niedersaohsens.  Es 
wird  gefordert  eine  staatliche  Stelle  zum  Schutze  der  Natur- 
denkmäler zu  schaffen,  wie  sie  für  die  Kunstdenkmäler  in  den 
Provinzialkonservatorien  besteht.  Die  viel  umstrittene  Talsperren- 
frage wurde  von  Bauinspektor  Z  i  e  g  1  e  r ,  Claustal ,  erörtert.  Er  ist 
der  Ansicht,  daß  durchaus  nicht  jede  Talsperre  eine  Verunstaltung  der 
Landschaft  darstelle,  vielmehr  unter  Umständen  die  Schönheit 
der  Gegend  dadurch  gehoben  werden  könnte.  Er  wies  als  Beispiel 
auf  die  Teiche  bei  den  Harzstädten  wie  Claustal,  Zellerfeld,  Herzberg, 
die  gewiß  kein  Tourist  vermissen  möchte  im  Landsohaftsbilde  und 
die  doch  nichts  seien  als  zu  Gunsten  des  Bergwerksbetriebes  ein- 
gerichtete Talsperren  aus  dem  16.,  17.  und  18.  Jahrhundert.  Be- 
dauerlich sei,  daß  man  bei  den  neuen  Projekten  gerade  das  Bodetal, 
die  allen  Naturfreunden  teure  Perle  des  Harzes  gewählt  habe.  In 
der  Okertalsperre  würden  sich  dagegen  die  gewerblichen  und  die 
landschaftlichen  Interessen  recht  wohl  vereinigen  lassen,  denn  der 
dort  zu  erwartende  Teich  von  einem  Quadratkilometer  Größe  würde 
dem  landschaftlichen  Bilde  nur  nutzen  können.  Ein  Beschluß  wurde 
in  dieser  Hinsicht  nicht  gefaßt.  Derartige  Fragen  ermangeln  nicht 
des  gartenkünstlerischen  Interesses,  das  sich  bekanntlich  und  erfreu- 
licher Weise  in  neuerer  Zeit  mehr  und  mehr  der  Landesverschöneiuug 
und    verwandten  Aufgaben    zuwendet.  Krone. 

Verlegung  der  militärischen  Übungen  von  Gemüse- 
gärtnern aus  den  Sommermonaten  in  das  Frühjahr.  Den  Ge- 
müsegärtnern wurde  bisher  durch  die  Einziehung  zu  militärischen 
Übungen  der  Reserve  und  Landwehr  in  den  Sommermonaten  eine 
Anzahl  Kräfte  entzogen,  die  gerade  in  dieser  wichtigen  Zeit,  wenn 
das  junge  Gemüse  geerntet  und  auf  den  Markt  gebracht  wird, 
nicht  zu  ersetzen  sind,  weil  ungeschulte  Hände  dabei  oft  mehr  ver- 
derben als  nützen.  Um  diesen  Übelstand  zu  heben,  hat  der  „Zentral- 
ausschuß der  Bürger-  und  Kommunalvereine  in  der  Hamburger 
Marsch"  an  das  Generalkommando  des  IX.  Armeekorps  in  Altona 
ein  Gesuch  gerichtet,  die  Übungen  dieser  Gärtner  auf  den  Winter 
oder  die  ersten  Frühjahrsmonate  zu  verlegen.  Unterstützt  wurde 
dies  Gesuch  u.  a.  durch  10  Gemüsebauvereine  des  Hamburger  Land- 
gebietes. Das  Generalkommando  hat  in  dankenswerter  Weise  diesem 
Wunsche  entsprochen  und  seine  Anordnungen  durch  nachstehendes 
Schreiben  zur  Kenntnis  gebracht.  Es  dürfte  vielleicht  nicht  über- 
flüssig sein,  hierbei  darauf  hinzuweisen,  daß,  um  den  Vorteil  dieser 
Anordnung  zu  genießen,  die  Betreffenden  in  den  Militärlisten  auch 
als  Gemüsegärtner  oder  Gemüsebauer  eingetragen  sein  müssen.  Ein- 
fache Bezeichnung,  wie  Gärtner,  Landmann  oder  dgl.  genügt  nicht. 
Die  Antwort  des  Generalkommandos  lautet: 

„Auf  das  Gesuch  der  Gemüsebau- Vereine  vom  19.  Dezember 
1904  erwidert  das  Generalkommando  ergebenst,  daß  die  Bezirks- 
komniandos  Hamburg  und  Altona  angewiesen  worden  sind,  die  Ge- 
müsegärtner aus  den  in  Beti-acht  kommenden  Gegenden,  soweit  es 
sich  ermöglichen  läßt,  in  der  Zeit  von  Mitte  April  bis  Ende  Mai  zu 
Übungen  heranzuziehen.    Bemerkt  wird  jedoch,  daß  es  sieh  voraus- 


IX,  30 


Die   Gartenwelt. 


359 


sichtlicli  nicht  in  allen  Fällen  und  besonders  nicht  bei  den  der  Land- 
wehr angehörenden  Gemüsegärtnern  wird  durchführen  lassen.  Der 
kommandierende  General  (gez.)  v.  Bock." 

Ein  gleicher  Versuch  dürfte  sich  vielleicht  auch  anderwärts 
empfehlen. 

Ein  Schillerhain.  Eine  sinnige  Schillerehrung  beabsichtigt 
man  in  Essen.  Es  soll  im  dortigen  Stadtwalde  ein  „Schillerhain" 
aus  Lindenbäuraen  angelegt  werden.  Inmitten  des  Haines  wird  eine 
Quelle  murmeln  und  einen  Bachlauf,  mit  Wasser  speisen.  Steinerne 
Bänke  werden  zum  Kuben  einladen.  Em  größerer  freier  Platz  soll 
zu  Volksspielen  und  .\uftührungen  im  Freien  dienen.  Mit  der 
Pflanzung  der  ersten  Linde  am  Sonntag,  den  7.  Mai,  wird  die 
eigentliche  Schillerfeier  verbunden,  an  der  möglichst  die  ganze  Be- 
völkerung, namentlich  aber  die  Schuljugend  teilnehmen  soll.  —  In 
unserer  denkmalübersättigten  Zeit  erscheint  der  Gedanke,  einen  der- 
artigen, unserm  Schiller  geweihten  Hain  zu  schaffen,  der  Beachtung 
wohl  wert.  Manch  einer  würde  hier  im  stillen  Walde,  fernab  vom 
Weltgetriebe,  mehr  Erbauung  finden,  als  vor  dem  schönsten  Schiller- 
denkmal im  Lärm  der  Straßen.  Zudem  würde  die  Anziehungskraft 
der  betreffenden  Anlage  durch  einen  derartigen  Hain  zweifellos  ge- 
hoben werden. 

Bücherschau. 

Hygienische  und  soziale  BetHtigun^  deutscher  Städte  auf 
deu  Gebieten  des  Gartenbaues.  Im  Auftrage  des  Vorstandes  der 
Internationalen  Kunstausstellung  und  Großen  Gartenbauausstellung  in 
Düsseldorf  1904  bearbeitet  von  Prof.  Dr.  Aug.  Hotfmann.  Geh. 
343  Seiten. 

Einer  dankenswerten  Aufgabe  hat  sich  der  frühere  Vorsitzende 
der  Gruppe  Gesundheitspflege  und  Wohlfahrtseinrichtungen  auf  der 
Gewerbe-  und  Industrie- Ausstellung  in  Düsseldorf  1902,  Profe.ssor 
Dr.  Aug.  Hoff m a n n  unterzogen  durch  Abfassung  des  oben  ge- 
nannten Sammelwerkes,  das  uöter  der  Abteilung  Gartenkunst  der 
Ausstellung  einverleibt  war.  In  der  Einleitung  wird  auf  den  Wert 
von  Gartenanlagen  für  die  Volkswohlfahrt  der  Städter  hingewiesen, 
dann  folgt  eine  tabellarische  Übersicht  der  Einwohnerzahl,  des  Flächen- 
raums der  bebauten  und  unbebauten  Fläche  (Rubriken,  die  nur  fünf- 
mal ausgefüllt  werden  konnten),  der  Grundfläche  der  öffentlichen 
Anlagen  und  Volk-sgärten,  des  Größenverhältnisses  der  öffentlichen 
Anlagen  und  Volksgärten  zur  Stadtgröße  in  Prozenten  ausgedrückt 
und  schließlich  Anzahl  der  Quadratmeter  öffentlicher  Anlagen  und 
Volksgärten,  die  auf  den  Kopf  der  Bevölkerung  kommen,  und  letzte 
Spalte  Bemerkungen.  Diese  Tabelle  umfaßt  61  deutsche  Groß-  und 
Mittelstädte  mit  über  50000  Einwohnern.  Die  öffentlichen  Spiel-  und 
Sportplätze,  die  Schrebergärten,  die  Schulgärten  und  die  Anleitung 
der  Jugend  zur  Gartenarbeit,  die  Vorgärten  an  den  Straßen,  die 
Balkon-  und  Balustradenschmückung,  die  Straßenbepflanzung.  mit 
Angabe  der  Gehölze,  die  sich  in  einzelnen  Städten  bewährt  haben 
und  solcher,  die  weniger  gut  gedeihen,  werden  in  besonderen 
Abschnitten  erörtert.  Der  Abschnitt  über  Straßenbepflanzung 
ist  der  gärtnerisch  wichtigste,  denn  er  bietet  ein  wertvolles 
Vergleichsmaterial  über  den  Wert  der  Gehölze  an  verschiedenen 
Orten.  Auch  sind  Erfahrungen  über  Düngung,  Pflanzung,  Schäd- 
linge, Baumscbutz  gegen  Beschädigung  durch  den  Verkehr,  Be- 
wässerung usw.  in  so  reichhaltiger  Form  zusammengetragen,  daß  das 
Studium  dieses  Abschnittes  für  Stadtgärtner  und  solche,  die  es  werden 
wollen,  hochinteressant  ist.  Dabei  ist  alles  in  knapper  Form  gehalten, 
sodaß  man  nicht  durch  Nebensächhchkeiten  aufgehalten  wird.  Inter- 
essant ist  ferner  die  Tabelle,  die  sich  mit  den  Gartenverwaltungen, 
den  darin  beschäftigten  technisch  vorgebildeten  Beamten  und  deren 
Titel,  den  Etats  der  Verwaltungen  a)  für  1903,  b)  für  laufende  Unter- 
haltung der  bestehenden  Anlagen  und  Anpflanzungen,  c)  für  Her- 
stellung von  Neuanlagen  und  Pflanzungen  befaßt,  woraus  man  deutlich 
erkennen  kann,  in  welchen  Städten  man  den  öffentlichen  Anlagen  in 
ihrem  Werte  für  die  Bevölkerung  das  nötige  Maß  von  Verständnis 
entgegenbringt.  Nun  folgt  wieder  ein  gärtnerisch  wichtiger  Abschnitt 
in  Form  einer  tabellarischen  Übersicht  über  die  in  den  Straßen  der 


Städte  angepflanzten  Baumarten,  wie  sie  sich  bewährt  oder  nicht 
bewährt  haben  mit  Angabe  des  Grundes  für  letzteren  Umstand.  Die 
Tabelle  umfaßt  zirka  60  Arten  in  21  Gattungen.  Der  zweite  Teil 
des  Buches  enthält  reich  illustrierte  Schilderungen  der  öffentlichen 
Anlagen  von  Aachen,  Augsburg,  Barmen,  Berlin,  Beuthen,  Bonn, 
Bremen,  Cassel,  Chemnitz,  Cöln,  Danzig,  Darmstadt,  Dortmund, 
Dresden,  Düren,  Düsseldorf,  Frankfurt  a.  M.,  Gleiwitz,  Hagen, 
Hamburg,  Hannover,  Karlsruhe,  Leipzig,  Magdeburg,  Mainz,  Mann- 
heim, Mülhausen  i.  E.,  München,  München-Gladbach,  Münster  i.  W., 
Osnabriiok,  Posen,  Remscheid  und  Zwickau  und  im  Anhang  Pläne 
von  Aachen,  vom  Bürgerpai-k  in  Bremen  und  vom  Friedhof  von 
Ohlsdorf  bei  Hamburg.  Die  typographische  Ausstattung  des  Buches 
ist  vorzüglich  und  dem  Vater  des  guten  Gedankens,  dieses  Bucli 
herauszugeben,  gebührt  der  öffentliche  Dank.  W.  T. 


Aus  den  Vereinen. 

Die  selbständigen  Landschaftsgärtner  Leipzigs   und   der 

Umgegend  sind  zu  emem  Verein  zusammengetreten,  um  durch  diesen 
ihre  wirtschaftlichen  Interessen  besser  wahrnehmen  zu  können.  Ins- 
besondere soll  dieser  Zweck  durch  Aufstellung  einer  Gebührenordnung 
und  eines  Minimaltarifs  für  auszuführende  Arbeiten,  sowie  durch 
Regelung  des  jetzt  vielfach  bei  Architekten  und  Behörden  üblichen 
Submissionswesens  erreicht  werden.  Die  konstituierende  Versammlung 
dieses  Vereins,  die  in  Zills  Tunnel  tagte,  stimmte  den  von  einer 
hierzu  ernannten  Kommission  ausgearbeiteten  Satzungen  zu,  ernannte 
den  Vorstand  (Herrn  Manhenke  zum  Vorsitzenden)  und  beschäftigte 
sich  dann  mit  dem  auf  Ansuchen  der  ausständigen  Gehilfen  einzu- 
führenden Tarif  und  mit  den  dazu  einzuleitenden  Unterhandlungen. 
Ein  Beschluß  wurde  hierzu  jedoch  noch  nicht  gefaßt. 

Der  Bezirks-Obstbauverein  zu  Dresden  beging  am  3.  April 
die  Feier  seines  dreißigjährigen  Bestehens.  Der  Verein  wurde  am 
24.  März  1875  durch  den  -j-  Baumschulenbesitzer,  späteren  Lehrer  au 
der  Dr.  Gartenbauschule,  Otto  Lämnierhirt  mit  43  Mitgliedern  ins 
Leben  gerufen.  Der  Verein  gehört  zu  den  ältesten  Bezirksobstbau- 
vereinen des  Landes  und  hat  für  die  später  entstandenen  Bruder- 
vereine vorbildlich  gewirkt.  Die  Mitgliederzahl  bewegte  sich  in  den 
Jahren  1875  bis  1888  zwischen  43  und  53  Mitgliedern,  betrug  1891 
72,  stieg  1895  auf  241  und  beziffert  sich  von  da  an  auf  jährlich 
durchschnittlich  175  Mitglieder,  mit  welcher  Zahl  auch  das  Jahr  1904 
abschloß.  Der  Dresdner  Bezirksobstbauverein  hat  namentlich  durch 
Veranstaltung  von  Obstausstellungen,  Obstmärkten,  Vorträgen,  Lehr- 
kui-sen  für  die  Behandlung  der  Obstpflanzungen  und  für  die  Obst- 
verwertung viel  Gutes  geleistet.  Den  ersten  Versuch  mit  einem 
Obstmarkte  machte  man  im  Oktober  1899,  ein  zweiter  folgte  im 
Herbst  1891,  ein  dritter  im  Herbst  19Ü3.  In  den  Jahren  1900,  1901 
und  1902  hielt  der  Verein  wieder  Obstmärkte  mit  wachsendem  Erfolg 
ab  und  rief  auch  zur  Regelung  des  Obstverkaufes  zunächst  nur  für 
seine  Mitglieder  eine  Obstverkaufsvermittlungsstelle  ins  Leben,  die 
1898  und  1899  kaufmännisch  geleitet,  im  Jahre  1900  aber  vom  Be- 
zirksobstbauverein für  eigene  Rechnung  übernommen  wurde.  Vom 
Januar  1902  ab  ging  diese  Obstverkaufsvermittlungsstelle  in  die  Ver- 
waltung des  Landesobstbau  Vereins  über,  wie  auch  die  vom  Dresdner 
Verein  im  Jahre  1892  eingeführten  und  von  Professor  Dr.  Steglich 
geleiteten  Obstbaumdüngungsversuche  in  Rottwerndorf  bereits  1896 
ebenfalls  vom  Landesobstbauvereine  übernommen  wurden.  Im  Januar 
1900  rief  der  Dresdner  ßezirksverein  eine  Jubiläumsstiftung  ins 
Leben.  Ihr  Zweck  ist  die  Sicherstellung  einer  dauernden  Einwirkung 
auf  die  technische  Vervollkommnung  des  gärtnerischen  imd  land- 
wirtschaftlichen Obstbaues  im  Vereinsbezirk.  Der  Verein  sucht  auch 
noch  durch  praktische  Vorführungen  des  Baumschnittes  und  der 
Pflege  von  Obstplantageu,  durch  belehrende  Besichtigungen  sehens- 
werter Obstanlagen,  unentgeltliche  Lieferung  von  Edelreisern  an  die 
Mitglieder  usw.  eine  intensive  und  sachgemäße  Obrirzucht  im  Ver- 
einsbezirk zu  erreichen.  Der  Vorsitzende  ist  zur  Zeit  Professor  Dr. 
Hankel. 


360 


Die  Gartenwelt. 


IX,  30 


Bevorstehende  Ausstellungen. 

Blumenliebhaber-Ausstellung  1905  in  der  Flora  zu  Cöln.. 

Zur  Verwirklichuug  einer  für  Cöln  und  die  meisten  rheinisclien  Städte 
neuen  Idee,  die  sich  aber  anderwärts  schon  vortreffHch  bewährt  hat, 
hatte  sich  vor  längerer  Zeit  ein  Ausschuß  gebildet,  welcher  der  Ver- 
waltung der  Aktiengesellschaft  Flora  die  Veranstaltung  einer  Blumen- 
liebhaber-Ausstellung für  Rheinland  empfahl.  In  Verbindung 
mit  diesem  Aussuhusse  wurde  nunmehr  die  Veranstaltung  beschlossen, 
und  zwar  soll  dieselbe  vom  3.  bis  14.  August  d.  J.  in  der  Flora 
zu  Cöln  stattfinden.  Hier  soll  jeder  Blumenfreund  seine  Pfleglinge 
zeigen  können.  Besitzern  von  Pflanzen.sammlungen  besonderer  Art, 
wie  Kakteen,  Farnen,  Orchideen  etc.  wird  Gelegenheit  gegeben,  ihre 
Resultate  liebevollen  Fleißes  und  Verständnisses  der  weiteren  Öffent- 
lichkeit zur  Nacheiferung  vor  Augen  zu  führen.  Ein  weiter  Raum 
soU  den  Herrschaftsgärtnern  eingeräumt  werden ;  auch  darf  auf  eine 
umfangreiche  Beteiligung  der  rheinischen  Gartenbau- Vereine  gerech- 
net werden.  Eine  derartige  Ausstellung  wird  zweifellos  die  weitesten 
Kreise  und  Bevölkerungssohichten  un.seres  engeren  Vaterlandes 
interessieren,  und  darf  man  mit  Recht  auf  das  Programm  und  die 
weitere  Entwickelung  des  Unternehmens  gespannt  sein. 

Allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  Darmstadt  1905  vom 
19.  August  bis  10.  September.  Großherzog  Ernst  Ludwig,  der  hohe 
Protektor,  bekundet  großes , Interesse  für  dieses  Unternehmen  und 
überzeugt  sich  an  Ort  utid  Stelle  von  dem  Fortschreiten  der  Vor- 
bereitungsarbeiten. 

Der  Großherzogliche  Orangeriegarten  ist  ein  ideales  Ausstellungs- 
gelände. Die  Gliederung  in  drei  Terrassen,  die  Begrenzung  einzelner 
Teile  durch  Taxushecken  und  Alleen  ehrwürdiger  Bäume  ermöglicht 
eine  übersichtliche  Anordnung  der  Ausstellungsgegenstände,  die  für 
Besucher  und  Aussteller  gleich  angenehm  sein  wird.  Auf  der  mitt- 
leren Terrasse,  die  speziell  gartenkünstlerischen  Arbeiten  resernert 
sein  wird,  wird  u.  a.  ein  Plan  von  Professor  Olbrich- Darmstadt 
(Mitglied  der  Künstlerkolonie)  zur  Ausführung  gelangen.  Besonders 
bemerkenswert  ist  bei  de-ssen  Entwurf  die  Anlage  von  drei  versenkten 
Gärten,  ferner  die  ausschließliche  Verwendung  dreier  Farben,  durch 
deren  rhythmische  Anordnung  große  Effekte  erzielt  werden  sollen. 
Man  darf  auf  diesen  modernen  Garten,  bei  dem  mau  manche  Fehler 
des  Behrens'schen  in  Düsseldorf  zu  vermeiden  hofft,  mit  Recht  ge- 
spannt sein.  Der  Plan  macht  große  Erdbewegungen  und  Maurer- 
arbeiten notwendig,  mit  deren  Fertigstellung  man  eifrig  beschäftigt 
ist.  In  Ausführung  begriffen  sind  ferner  schon  Felsanlagen,  Kultur- 
stätten für  Wasserpflanzen  u.  s.  w. 

Die  Nachfrage  nach  Programmen  ist  eine  außerordentlich  rege: 
trotzdem  der  Termin  erst  am  1.  .luni  abläuft,  sind  schon  zahlreiche 
Anmeldungen  eingegangen.  W.  L. 

Eine  Orchideenschau  im  Palmengarten  zu  Frankfurt  a.  M. 
In  den  das  Palmenhaus  umschließenden  Räumen,  die  im  Winter  zur 
Aufstellung  der  verschiedensten  blühenden  Gewächse  dienen,  wird 
zum  Abschluß  der  Saison  —  von  Samstag,  den  29.  April  bis  ein- 
schließlich Sonntag,  den  7.  Mai  —  eine  Orchideenschau  vei'anstaltet, 
die  Herrn  Otto  Beyrodt  in  Marienfelde  übertragen  ist.  Diese  schönen 
und  dankbaren  Blütenpflanzen  zu  einer  größeren  Ausstellung  zu  ver- 
einigen, ist  bis  jetzt  in  Mittel-,  bezw.  Süddeutschland  noch  nicht  ver- 
sucht worden  und  man  kann  wohl  annehmen,  daß  wie  in  Düsseldorf 
dieser  Ausstellung  ein  großes  Interesse  nicht  nur  vonseiten  der 
Laien-,  sondern  auch  der  Fachkreise  entgegengebracht  wird.  Der 
Verwaltungsrat  der  Palmengarten-Gesellschaft  wird  die  Ausstellung 
nicht  veranstalten,  um  einen  großen  Gewinn  zu  erzielen,  sondern  er 
ließ  sich  lediglich  von  dem  Gedanken  leiten,  etwas  Neues  zu  bieten 
und  die  Liebhaberei  auf  diesem  Gebiete  zu  fördern.  Ein  guter  Erfolg 
dieser  Bestrebungen  ist  zweifellos  zu  erwarten. 


Preisfrage. 

Ein  langjähriger  Freund  und  Abonnent  der  Gartenwelt,  der 
nicht  nur  als  Handelsgärtner,  sondern  auch  als  gerichtlich  vereidigter 
Sachverständiger    vielfach    Gelegenheit    hat,    festzustellen,    wo    den 


auf  jedem  Gebiete  der 


denn    fast   jeder  Ritterguts-. 
Lehrer   und    Pastor   ist   Er- 


Handelsgärtner  der  Schuh  drückt,  sucht  in  einer  Zuschrift  an  uns 
die  Gründe  für  die  vielfach  mißliehe  Lage  der  deutschen  Handels- 
und Ziergärtnerei  in  folgenden  Umständen: 

1.  In  der  recht  wenig  entwickelten  kaufmännischen 
Berechnung,  sei  es  bei  der  Erzeugung,  sei  es  beim  Verkauf  der 
Ware  und  in  zu  teurem  Landkauf. 

2.  In  der  Überproduktion. 

3.  In  der  Konkurrenz  des 
deutschen  Gärtnerei. 

4.  In  der  Gewerbefreiheit, 
Guts-  und  Bauerngutsbesitzer,  Kantor, 
zeuger  gärtnerischer  Artikel.  Die  einen  können  auf  der  eigenen 
Scholle  und  mit  schlecht  bezahlten  Kräften,  die  anderen  zum  Zeit- 
vertreib und  Nebenverdienst  Gemüse,  Obst,  Topfpflanzen,  Gehölze  etc. 
ziehen  und  zu  unglaublich  niedrigen  Pieisen  verkaufen.  Sie  alle 
verkaufen  zu  Pi'eisen,  bei  welchen  der  Handelsgärtner  seine  Rechnung 
nicht  finden  kann.  Jedes  Blümchen,  alles  Gemüse  wandert  auf  den 
Markt  und  wird  verschleudert,  denn  der  Zwischenhändler  weiß  ja, 
daß  diese  Leute  ihre  Ware  nicht  gern  wieder  nachhause  nehmen  und 
drückt  deshalb  die  Preise. 

5.  In  der  freien,  auch  steuerfreien  Konkurrenz  von 
Gartenverwaltungen  in  staatlichem  und  fürstlichem  Besitz. 

6.  In  der  Eigenanzucht  seitens  der  Stadtgärtnereieu 
für  den  Bedarf  der  Städte,  die  besonders  die  Baumschulen  brauche 
schwer  trifft. 

7.  Als  schlimmer  Faktor  soll  sich  in  einzelnen  Gegenden  das 
Sinken  des  Grundwertes  schwer  fühlbar  gemacht  haben,  sodaß 
es  an  diesen  Orten  außerordentlich  schwer  wird,  auch  in  gesunden 
Grenzen  eine  zweite  oder  gar  dritte  Hypothek  zu  erlangen.  Dieser 
Zustand  soll  durch  Überproduktion  in  einzelnen  Industriezweigen, 
durch  Fallissements  von  Banken  und  Geschäftshäusern  und  durch 
die  hochprozentigen  auswärtigen  Anleihen  verschuldet  sein,  die  das 
Geld  aus  dem  Lande  tragen.  Auch  die  in  einigen  Orten  eingeführte 
Grundwertsteuer,  die  den  Gärtner  ungerecht  trifft,  hat  seine  Lage 
verschlimmert. 

Was  müfite  geschehen,  um  die  Zier-  und  Handels- 
gärtnerei in  allen  ihren  Zweigen,  trotz  der  angeführten  Miß- 
stände, wieder  einträglich  und  unter  den  heutigen  Verhält- 
nissen rentabler  als  bisher  zu  gestalten? 

Wir  machen  diese  Frage  zu  einer  Preisfrage,  für 
deren  beste  Lösung  wir  einen  Preis  von 

Hundert  Mark 

aussetzen,  mit  dem  Vorbehalt,  diese  Summe  auch  in  drei 
Preisen  zu  fünfzig,  dreißig  und  zwanzig  Mark  verteilen  zu 
können,  falls  mehrere  preiswürdige  Antworten  eingehen. 
Die  Einsendungen  haben  bis  zum  1.  Juni  dieses  Jahres  zu 
erfolgen.  Allen,  die  sich  an  der  Preisaufgabe  beteiligen,  empfehlen 
wir,  sich  .so  sachlich  und  so  kurz  als  möglich  zu  äußern,  jede 
Weitschweifigkeit  zu  vermeiden  und  sich  bei  Erörterung  sozialer 
Fragen  mehr  von  allgemeinen  Gesichtspunkten  als  von 
persönlich  einseitigen  leiten  zu  lassen. 

Die  Redaktion  der  Gartenwelt. 

Personal-Nachrichten. 

Blaser,  Gustav,  bisher  Anstalt^-Obergärtner  an  der  Obst-  und 
Gartenbauschule  zu  Bautzen,  übernahm  die  Stelle  eines  Anstalts- 
gärtners für  Obstbau  an  der  Kgl.  Lehranstalt  für  Wein-,  Obst-  und 
Gartenbau  zu  Geisonheim  a.  Rh. 

Braun,  Dr.  K.,  bisher  in  Hohenheim,  trat  in  den  Dienst  des 
Biologisch-Landwirtschaftl.  Instituts  in  Amani,  Deutsch-Ostafrika,  über. 

Freckmann,  Aug.,  Handelsgärtner  in  Lemsdorf  b.  Magdebuig, 
t  im  (i4.  Lebensjahre. 

Die  Firma  Wilhelm  Lindemann,  im  Besitze  des  Handels- 
gärtners und  Hoflieferanten  Wilhelm  Linde  mann  in  Dessau,  konnte 
am  1.  April  auf  ein  fünfzigjähriges  Bestehen  zurückblicken. 

Marzolf,  Obergärtner  beim  Staatsrat,  Exz.  von  Schlumberger 
in  Gebweiler,  wurde  das  Allgemeine  Ehrenzeichen  verliehen  für 
seohzigjährige  treue  Dienste. 


Voriintwortl.  Bedaktc 


Berlin.  —  Verla?  v.  Richard  Carl  Schmidt  k  Co.,  Leipzig.  —  Draci:  Anhalt.  Bnchdr.  Gutenberg,  e.  G.  m.  b.  H.,  Dessau. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX, 


29.  April  1905. 


No.  31. 


Nnchbi/dang  aus  dem  Inhatl  dieser  Zeitschrift  wird  strafreclitlich  verfolgt. 


Aus  deutschen  Gärten. 


Die  Anlagen  in  der  Kaiserstraße  zu  Mainz. 

Von  Ferd.  Tutenberg,  Stadtobergärtner,  Offcnbaoh  a.  M. 
(Eierui  sechs  Abbildungen.) 

jyiainz,  die  Moguniia  aurea  der  Römer,  das  goldne  Mainz, 
•wie  die  Mainzer  mit  Stolz  sagen,  ist  als  Festung  jahrzehnte- 
lang in  seiner  Entwicklung  zurückgehalten  worden.  Erst 
jetzt  beginnt  dank  kaiserlichen  Erlasses  eine  neue  Ära  durch 
die  Niederlegung  der  Nordwestfront,  welcher  hoffentlich  bald 
auch  die  Schleifung  der  anderen  Festungswälle  folgen  wird. 
Erfreulicherweise  zeigen  denn  auch  die  neuen  Bebauungspläne 
eine  weitgehende  Berück- 
sichtigung sogenannter  Grün- 
anlagen und  dürften  den  guten 
Ruf,  welcher  Mainz  ob  seiner 
bestehenden  Gartenanlagen 
vorangeht,  auch  für  die  Zu- 
kunft sicherstellen. 

Trotz  aller  bei  derartigen 
Festungsstädten  beschränkten 
Platzverhältnisse  beherbergt 
Mainz  außer  seiner  „Anlage", 
wie  der  Stadtpark  genannt 
wird,  in  seinen  Mauern  lieb- 
liche Platz-  und  Schmuek- 
anlagen,  sowie  einen  Kranz 
üppigster  Baumpflanzungen  in 
vielen  Straßen. 

Im  Nachfolgenden  möchte 
ich  denn  den  geneigten 
Le.sern  der  „Gartenwelt"  die 
Anlagen  der  Kaiserstraße  in 
Wort  und  Bild  vorführen, 
obgleich  bereits  ein  Teil 
dieser  für  den  modernen 
Sti-aßenbau  tonangebenden 
Straße  (das  Bahnhofsbeet)  im 
VII.  Jahrgang  No.  32  dieser 
Zeitsclii'ift  näher  beschrieben 
wurde.  Immerhin  dürfte  es 
TOD  einigem  Interesse  für  die 

Garlenwelt.     IX. 


verehrlichen  Leser  sein,  diese  Straße  in  einer  zusammen- 
hängenden Beschi-eibung  an  der  Hand  der  Abbildungen  kennen 
zu  lernen,  sowie  einen  kurzen  Einblick  in  die  Straßen- 
pflanzungen zu  erhalten. 

Die  Kaiserstraße  in  Mainz  beginnt  unmittelbar  vor  dem 
Hauptbahuhofe  und  zieht  sich  in  gerader  Richtung  bis  zum 
Rheinstrom  hin;  sie  war  vor  der  letzten  Stadterweiterung 
(1860)  Festungsglacis  und  wird  nur  durch  den  Bahnhofsplatz 
und  die  kurze  Schottstraße  vom  Hauptbahnhof  getrennt.  (Vgl. 
den  Lageplan  Seite  365.) 

Als  (luftiger  „AVillkomm"  erhebt  sich  auf  dem,  von  stil- 


Blattpflauzt-ngnippc 


,,Knglischen  Gärtchcn  zu  .\I:i 


„Gartenwclt". 

31 


362 


Die  Gartenwelt. 


IX,  31 


vollen,  prächtigen  Gebäuden  umgebenen  Bahnhofsplatze  ein 
größeres  Blumenbeet  (Abbildung  beistehend)  inmitten  eines 
mit  Bäumen  umpflanzten  Rondels  (zugleich  Wendestelle  der 
elektrischen  Straßenbahn).  Der  Plan  auf  Seite  3G3  (und  die 
Abbildung  im  VII.  Jg.  Seite  376)  zeigen  die  Sommerbepflanzung 
des  Beetes  im  Jahre  1902,  während  die  Abbildung  dieser 
Seite  die  Bepflanzung   eines    früheren  Jahrganges  wiedergibt. 

Die  Blumenanlage  erhält  eine  dreimal  wechselnde  Be- 
pflanzung für  Frühjahrs-,  Sommer-  und  Herbstflor. 

Der  Durchmesser  des  Beetes  beträgt  10,50  m,  die 
Höhe  2m;  in  den  letzten  Jahren  wurde  das  Beet  in  der 
Mitte  wesentlich  niedriger  gelegt.  Der  Frühjahrsflor  zeigt 
uns  die    bekaimten   Frühlingsblülier,    wie  Pensees,    Mi/osotis, 


ibeet  auf  dem  Bahnhofsplatz  zu  Ma 


Primula  Auricula,  Goldlack,  in  schönen  Formen  zu  einer 
harmonischen  Gesamtwirkung  vereinigt.  Der  Sommerflor 
weist  die  herrlichsten  Teppichbeetpflanzen  und  Blüher  in 
farbenreicher  und  effektvoller  Zusammenstellung  auf.  Durch 
reichliche  Verwendung  von  Blütenpflanzen  wird  dem  Eindruck 
einer  nur  teppichartigen  Bepflanzung  vorgebeugt.  Die  Mitte 
des  Beetes  ziert  eine  Phoenix  canariensis  mit  mächtigen,  weit 
ausladenden  Wedeln. 

Die  Sohle  des  ganzen  Blumenschmuckstückes  liegt  ca. 
50  cm  unter  dem  Straßenniveau;  der  Ausgleich  wird  durch 
eine  Böschung  hergestellt,  welche  60  cm  breit  mit  Efeu  be- 
pflanzt ist. 

Das  anschließende  Trottoir  ist  3,50  m  breit  und  wird 
nach  der  Beetseite  durch  eine  60  cm  hohe  Spalierholzein- 
friedigung abgetrennt.  Zwei  Reihen  Bäume  (12  Kugelakazien 
nach  innen    und  22    Orataegiis  oxyacantha   fl.  rubra  pl.  nach 


außen)    sorgen    für    genügend  Schatten  und    laden    zum    Er- 
gehen ein. 

Durch  die  Schottstraße  gehend,  gelangen  wir  in  die 
Kaiserstraße,  deren  gärtnerischer  Entwurf  vom  Gartendirektor 
Schröder  stammt.  (Siehe  Lageplan  auf  Seite  365.)  Es  ist 
dieses  die  architektonisch  bevorzugteste  Straße  der  Mainzei 
Neustadt,  welche  in  ihrer  geraden  Richtung  nur  durch  den 
herrlichen  Bau  der  Ohristuskirche  als  Point  de  vue  unter- 
brochen wird. 

Die  Straße  ist  60  m  breit    und   weist    in    ihrer  Längs- 
achse 7  an  Flächeninhalt  verschieden  große  Anlagen  auf  und 
zwar  zunächst  einen  großen  Kinderspielplatz,  welcher  an  den 
vier   Seiten    durch    Gehölzpartien    vom    Bürgertseig    getrennt 
wird,    aber   außerdem    noch 
mit   schattigen   Bäumen  be- 
pflanzt und  mit  zahlreichen 
Ruhebänken  versehen  ist. 

Unser  Weg  führt  uns  nun 
an  dem  sogenannten  „eng- 
lischen Gärtchen",  Abb.  auf 
der  Titelseite,  vorbei,  einem 
Anlagenteil,  welcher  im  eng- 
lischen Stil  gehalten,  als  ein 
kleines  Gärtchen  für  sich  be- 
handelt ist  und  demgemäß 
nach-  der  Straße  zu  nur  einige 
Durchblicke  gestattet,  sonst 
aber  mit  den  schönstenBlüten- 
sträuchern  umpflanzt,  eine 
paradiesisch  schöne  Garten- 
anlage inmitten  des  Verkehrs 
bildet.  Saubergehaltene  Wege 
begrenzen  die  grünen  Rasen- 
flächen, und  wertvolle  Baum- 
arton,  Koniferen,  Stauden,  als 
Vor-  und  Solitärpflanzen  in 
reicher  Anzahl  verwendet, 
heben  sich  wiederum  von 
diesem  natürlichen  Unter- 
grund wirkungsvoll  ab;  lau- 
schige Sitzplätze  mit  Ruhe- 
bänken laden  zu  längerem 
Verweilen  ein.  Duftende 
Blumenbeete,  mächtige  Blatt- 

pflanzengruppeu  unter- 
brechen angenehm  das  Bild. 
Am  Kreißigdenkmal ,  welches  Anfang  Oktober  1904 
enthüllt  worden  ist  (Baurat  Kreißig  ist  der  Erbauer  der 
Kaiserstraße  und  hat  auch  den  Entwurf  zur  Stadterweiterung 
1866  bearbeitet),  vorbei,  gelangen  wir  nun  zu  vier  Plätzen 
nach  Art  der  englischen  S(piares,  welche,  ca.  50  cm  xmterm 
Straßenniveau  liegend,  sich  in  immer  anderer  Bepflanzung 
unsern  Blicken  darbieten.  Zwischen  jedem  „Square"  befinden 
sich,  wie  aus  dem  Plane  ersichtlich,  Straßenki-euzungen, 
welche  mit  schattigen  Bäumen  bepflanzt  und  mit  Ruhebänken 
versehen  sind. 

Die  regelmäßig  gehaltenen  Parterreanlagen  sind  durch 
60  cm  hohe  Spalierholzeinfriedigungen  vom  Bürgersteig  ge- 
trennt, der  mit  zwei  Reihen  Bäumen  imd  zwar  nach  dem 
inneren,  böschungsartigen  Teil  durchweg  mit  öratoe/7Msoa;i/acaw</<« 
fl.  rühr.  pl.  und  nach  dem  Fahrdamm  zu  mit  Platanus  occiden- 
talis,  Tilia  rubra  f.  euchlora  oder  T.  tomentosa  {arqentea  DG.)  be- 


IX,  31 


D,ie  Gartenwelt. 


3()3 


lUuineiibfct 
nnlinlinrplfltz. 


pflanzt  ist.  Herrlich  ist  z.  B.  im  Frühjahr  der  Blick  auf  die 
rotblühenden  Crataegus,  welche  die  Parterre  wie  mit  einem 
leuclitend  rotbiühenden  Kranze  umgeben. 

Die  Mitten  dieser  Plätze  sind  entweder  mit  Blatt-  oder 
Blutenpflanzengruppen,  Blumentischen  oder  liepflanzten  Kunst- 
vasen ausgestattet,  während  die  Längs-  und  Querrabatteu  teils 
toppichartig,  teils  mit  gemischtem  Blütenflor,  teils  mit  Blatt- 
und  Blütenpflanzen  anziehend  und  ständig  wechselnd  be- 
jiflanzt  sind.  In  beigegebener  Abbildung  Seite  364  zeige  ich 
einen  Teil  des  dritten  Platzes,  welcher  auf  den  Rabatten 
Fuchsienhochstämme ,  ver- 
bunden durch  die  leicht 
rankende  und  zierliche  Pilo- 
gyne  suavis,  deutlich  erken- 
nen läßt,  während  die  Mitte 
einen  Blumentisch,  apart  be- 
pflanzt und  von  einem  blühen- 
den Band  umgeben,  aufweist. 
Mit  dem  nun  folgenden, 
die  eigentlichen  Schmuck- 
anlagen der  Kaiserstraße  be- 
schließenden, sogenannten 
„Stern",  sind  wir  auch  vor 
dem  so  stattlichen  Bau  der 
evangelischen  Christuskirclie 
angekommen,  welch  letzere 
wiedenun    in    einem    Kranz 

grünender  Gartenanlagen 
(Kireheneigentum)  liegt.  Der 
„Stern"  hat  seine  Bezeichnung 
nach  der  Form  seines  Grund-  ' 
risses.  Er  liegt  ebenfalls  5  U  cm 
unterm  Straßenniveau  und  ist 
mit  einer  ca.  80  cm  hohen 

Spaliereinfriedigung  um- 
geben. Ein  Kranz  dunkel- 
laubiger Blutbuchen  (Fagus 
silaäica  fol.  atrojmrpiireis) 
umgibt  die  Anlage,  welche 
außer  den  vier  großen  runden 
Blütengruppen  in  der  Mitte 
eine  pompös  wirkende  Blatt- 
pflanzengruppe aufweist. 
Diese  Gruppe  enthält  so  ziem- 
lich vom  Neuesten  das  Beste 
an  Blattpflanzen  und  Gräsern 
(siehe  Abbildung  Seite  8C6), 
was  die  Gegenwart  zu  bieten 
vermag.       Die     vier    Zipfel  Grundplan  und  Profil.     Orig 

dieses  Beetes  sind  mit  Alco- 

liana  sikestris  bejiflanzt,  welclie  Tabakart  sich  durch  dank- 
baren weißen  Blütenflor  und  durch  den  Duft  ihrer  Blüten 
angenehm  bemerkbar  macht  und  recht  warm  empfohlen 
werden  kann. 

Wir  umgehen  die  Christuskirche  imd  gelangen,  unter 
schattigen  Bäumen  entlang  gehend,  bis  ans  Kaisertor,  den 
Abschluß  der  Kaiserstraße,  und  durch  das  Tor  an  den  Rhein 
mit  seinen  herrlichen  Promenaden.  Ein  äußerst  reger  Schiffs- 
verkehr spielt  sich  auf  den  Wogen  dieses  sageiiumsponiienen 
Stromes  ab.  Eine  fruchtbare,  reichbevölkerte  Landschaft  er- 
schließt sich  unserm  Auge,  während  der  langgestreckte  Rücken 
des  Taunus  mit  seinen  höchsten  Punkten,    dem  Feldberg  und 


Altkönig,  sich  als  wirksamer  Hintergrund  in  scharfen  Konturen 
am  fernen  Horizonte  abgrenzt. 

In  einer  der  nächsten  Nummern  soll  der  Straßen- 
pflanzungen von  Mainz  und  einiger  schöner  Punkto  aus  der 
„Anlage"  gedacht  werden. 


Koniferen. 


Abies  arizonica. 

Von  C.  Rlmann,  Nagy  Szent  Miklo 


ii..^-^.$i 


Xjs  sind  nunmehr  etwa 
fünf  Jahre  her,  seit  die  erste 
Kunde  von  der  Auffindung 
einer  neuen  Tannenart  zu  uns 
drang.  Diese  Tanne  sollte  eine 
von  den  bisher  bekannten  Arten 
undFormen  gänzlich  abweichende 
Eigenschaft  be.sitzen  und  voll- 
ständig winterhart  sein,  da  sie 
aus  den  Gebirgsländern  Nord- 
amerikas, wo  die  Wintertempe- 
raturen äußerst  niedrig  sind,  ent- 
stammte. Die  in  der  Zwischen- 
zeit eingeführte  und  in  den 
Handel  gebrachte  prächtige, 
rahmweiße  Rinde,  welche  sich 
zur  Hersteilung  von  Jardinieren 
und  anderen  Schmuck-  und  De- 
korationsgegenständen als  sehr 
geeignet  und  schön  aussehend 
erwies,  erregte  natürlich  all- 
gemein das  Interesse  für  diese 
als  Naturwunder  bezeichnete 
Koniferenart  in  noch  höherem 
Maße.  Jedenfalls  wird  die  ein- 
führende Firma  bedeutende 
Nachfrage  nicht  nur  aus  dem 
Kreise  der  Liebhaber  und  Koni- 
ferenfreunde, sondern  auch  der 
Baumschulbesitzer  und  Koni- 
ferenzüchter gehabt  haben.  Ge- 
wiß sind  die  angebotenen  Säm- 
linge und  importierten  mehr- 
jährigen Pflanzen  zu  Tausenden 
über  den  europäischen  Kontinent 
verbreitet  worden,  denn  gute 
Abbildungen,  eingehende  Be- 
schreibungen in  allen  Fachzeit- 
schriften erregten  das  Inter- 
esse und  Verlangen  zugleich, 
auch  ein  oder  mehrere  E.xem- 
plare  dieses  merkwürdigen  Ge- 
hölzes zu  besitzen.  Es  ist  ge- 
wiß, daß  der  Anblick  einer  dunkelgininen,  ins  Bläuüche  schim- 
mernden Tanne  mit  dem  bisher  nur  bei  unseren  Birken  vorkom- 
menden weißen  Stamme  ein  überaus  eigenartiger,  prächtiger  und 
daß  eine  Gmppe  dieser  Nadelhölzer  von  hoher  landschaftlicher 
Schönheit  sein  muß. 

Fünf  Jahre  sind  es  her,  seit  diese  Neuheit  zu  uns  gebracht 
und  verbreitet  wurde.  Merkwürdigerweise  aber  findet  num  in 
den  B'achzeitschriften  wenige  oder  gar  keine  Angaben  darüber  und 
auch  keine  Abbildung  eines  auf  deutschem  Boden  gezogenen, 
wenn  auch  noch  jungen  Exemplars  dieses  selten  schönen  Nadel- 
holzes, das  den  eigenartigen  Charakter  bereits  zeigte.  Wir 
stehen  nicht  an,  zuzugeben,  daß  junge  Sämlinge  von  vier  bis 
fünf  Jahren    noch   nicht   fähig  sind,   die   Charaktereigenschaften   des 


nalabbilduog  fUr  die 


Qwelt" 


364 


Die  Gartenwelt. 


IX,  31 


ausgewachsenen  Baumes  wiederzugebeD,  aber  wir  wissen,  daß  auch 
fünf-  und  mehrjährige  Pflanzen  in  den  Handel  gebracht  wurden, 
weiche  nun  als  mindestens  zehnjährige  Pflanzen  doch  ihre  Eigenart 
schon  erkennen  lassen  müßten.  Ich  habe  insofern  ein  besonderes 
Interesse  an  dem  Gedeihen  dieser  neuen  Koniferenart,  weil  ich  viel- 
leicht einer  der  ersten  war,  welcher  die  Originalriude  und  Original- 
abbildungen dieser  Neuheit  in  die  Hände  bekam  und  durch  Her- 
stellung einer  Abbildung  zu  ihrer  Verbreitung  beitrug.  Deshalb 
habe  ich  auch  überall,  wo  ich  veiinutete,  daß  Abies  arhonica  vor- 
handen und  kultiviert  wurde,  angefragt  und  die  Meinung  über  das 
Wachstum  dieses  Neulings  nachgesucht.  Auch  war  ich  in  der 
Lage,  selbst  mehrere  ältere  Stücke  zu  pflanzen  und  ihr  Wachs- 
tum, ihre  Eigenschaften  und  ihre  Triebwilligkeit  zu  beobachten. 
Es  sei  mir  daher  gestattet,    mein   eigenes  und  das  durch  Meinungs- 


Teilansicht  des  dritten  Platzes  in  der  Kaiserstraße  zu  Mainz. 

austausch  mit  vielen  Fachgenossen  erlangte  Urteil  über  diese  einzig 
in  ihrer  Art  dastehende  Tanne  darzulegen  und  einen  weiteren  Aus- 
tausch an  dieser  Stelle  anzuregen,  um  allen  Interessenten,  auch  dem 
Forscher  und  dem  ersten  Importeur  dieser  besonderen  Pflanze  eine 
für  alle  wichtige  Darlegung  aljzugeben,  ob  dieselbe  ein  Gedeihen  und 
weiteres  Fortkommen  auf  dem  europäischen  Kontinent  versprechen 
kann.  Die  Abies  arixonieu  mit  ihren  Varietäten  A.  a.  var. 
pygmaea  und  A.  a.  argentea  wird  in  der  Kultur  gleicligestellt  mit 
Abies  eonr.olor  violacea  und  Picea  j)ungens  argentea.  Ich  glaube, 
daß  diese  Annahme  keine  glückliche  ist,  sondern,  daß  die  neue  Art  eher 
mit  der  bekannten  Abies  subalpina  vielfache  Ähnlichkeiten  nnd  ge- 
meinsame Merkmale  hat.  Daß  sie  unsern,  auch  strengen  Winter 
gut  überdauert,  kann  ich  vollständig  bestätigen,  aber,  und  hierin  liegt 
wahrscheinlich  der  größte  Schwerpunkt,  unsere  Sommer- 
teinperaturen  scheinen  ihr  nicht  zuzusagen.  Sie 
würde  daher  auf  hohen  Bergen  eher  ihr  Fortkommen  finden, 
wie  im  Flachlande  und  auch  darin  stimmt  sie  mit  Abies  subalpina 
überein.  Möglich  auch,  daß  sie  noch  besondere  Ansprüche 
an  die   Bodenbeschaffenheit  und   die   Feuchtigkeitsverhältnisse  stellt, 


die  bisher  nicht  beobachtet  wurden.  Jedenfalls  würde  es  für  alle 
Interessenten  von  Wert  sein,  einen  regen  Meinungsaustausch  über 
diese  mit  besoiJderen  Vorzügen  bedachte  Koniferenart  an  dieser 
Stelle  zu  eröffnen.  Die  mir  beknnnt  gewordenen  Urteile  sind  alle  mehr 
oder  weniger  ungünstig  imd  vielfach  hörte  ich  von  tüchtigen  Koniferen- 
züchtern, daß  von  den  vielen  angekauften  Sämlingen  der  größte  Teil 
zugrunde  gegangen  sei  und  der  Rest  nur  ein  kümmerliches  Dasein 
friste.  Vielleicht  könnte  eine  Veredlung  ein  bes.seres  Resultat 
liefern  als  es  die  bisherigen  waren,  für  ein  planloses  Experimentieren 
und  Probieren  ist  aber  diese  Tanne  zu  kostbar  und  deshalb  wäre 
eben  ein  Meinungsaustausch  sehr  am  Platze. 

Die  eingeführte  Rinde  ist  ein  nicht  genug  zu  lobendes 
Material  für  allerhand  gärtnerische  Dekorationsgegenstände  und  wenn 
durch  Import  in  größerem  Stiele  der  Preis  ein  geringerer  wird, 
als  dies  bisher  der  Fall  war,  so 
werden  wir  das  herrliche,  an- 
genehm duftende  Material  der 
Korktanne  bald  überall  zur 
Herstellung  von  Jardinieien  etc. 
verwenden  können.  Nochmals 
sei    auf    die  Wichtigkeit    eines 

allgemeinen    Meinungsaus- 
tausches und  Urteiles  über  diese 
mit     so     besonderen    Vorzügen 
ausgestattete   Koniferenart   hin- 
gewiesen. 


Gehölze. 
Magnolien. 

Von  Jos.  Fr.  Horäk,  Schloß 
Dyck,  Rhld. 

-/rlagnolia  benannte  Meister 
Linnö  eine  Pflanzengattung, 
nm  den  berühmten  franzö- 
sischen Botanikerde.s  1 7.  Jalir- 
hunderts  Peter  Magnol  zu 
ehren.  Die  Magnolien  gehören 
in  ihrer  Heimat,  Japan  und 
Nord-Amerika,  zu  den  lierr- 
lichsten  Bäumen, diederLand- 
sehaft  den  höchsten  Schmuck 
verleihen. 

ricinaiaufnahme  für  die  „Gartenwelt".  Zumlst   sind  es  Bäume 

von  ansehnlicher  Hölie  mit 
glatten  geraden  Stämmen  imd  stark  ausgebreiteten  dicht  be- 
laubten Kronen.  Die  Blätter  fast  aller  Arten  sind  groß,  oft 
über  30  cm  lang  und  10  cra  breit,  auf  der  <)berseite  dunkel- 
grün, unterseits  bräunlichgelb  oder  grau  behaart,  meist  aus- 
dauernd. Nur  wenige  Arten  waclisen  in  der  Heimat  straucli- 
artig,  während  sie  bei  uns  fast  alle  die  Neigung  hierzu  haben, 
resp.  diu-ch  klimatische  oder  Boden- Verhältnisse  mehr  zur 
Strauch-  als  zur  Baumbildung  veranlaßt  werden;  so  werfen  sie 
auch  beim  Eintritt  des  Winters  ihren  Blätterschmuek  ab,  ilen 
sie,  wenn  im  Gewäch.shause  kultiviert,  behalten. 

Nach  ihrer  Heimat,  den  wärmeren  Gegenden  von  Nord- 
amerika, besonders  Virginien.Pennsylvanien,  Carolina  und  Florida, 
sowie  Japan  und  China,  teilt  man  sie  in  eine  asiatische  (auch 
chinesische)  und  eine  amerikanische  Klasse  ein.  Die  ameri- 
kanischen Arten  sind  für  unser  Klima  geeigneter  als  die 
asiatischen,  wenn  auch  schon  die  Magnolia  Yulan,  Dsf. 
(oder  conspietia.    Salisb.)    und    die  Magnolia    hypoleiica,    Sieb. 


IX,  81 


Die  Gartenwelt. 


&  Zucc.  in  ihrer  Härte  manche  amerikanisclie  Stamm  Schwester 
übertreffen. 

Seit  länger  als  einem  Jahrhundert  worden  sie  in  unseren 
Gärten  ihrer  präclitigen  großen  Blumen  wegen,  die  einen 
ausgeprägten  orangeartigen  Duft  und  herrliches  Farbenspiel 
besitzen,  angepflanzt,  und  die  meisten  Arten  haben  sieh  in- 
zwischen akklimatisiert. 

Zu  Anfang  des  verflossenen  Jahrhimderts  galten  die 
Magnolien  noch  für  große  Seltenheiten,  sind  aber  bis  zur  Mitte 
desselben  Jalirhnnderts  bereits  sehr  geschätzte  Modeblumen  ge- 
worden. Blühte  in  früherer  Zeit  irgendwo  eine  Magnolie,  so  waren 
spaltenlange  Berichte  in  den  verschiedensten  Zeitungen  darüboi' 
zu  lesen.  Dies  beweist  noch  ein  Bericht  aus  dem  Jahre  1845. 
demzufolge  bei  der  17.  Blumen-,  Pflanzen-  und  Früchte- Aus- 
stellung der  K.  K.  Gartenbau-Gesellschaft  in  Wien  ein  Riesen- 
exemplar der  MagnoUa  grandißora,  L.  das  Mittelstück  des 
Ausstellungssaales  bildete.  Der  Gärtner  Kliraesch  hatte  das- 
selbe aus  dem  Garten  des  Barons  von  Hügel  geliefert  und 
mit  diversen  Pflanzen  und  Blumen  umstellt.  Er  erhielt  für 
diese  Ausstellungsleistung  einen  Preis  von  6  Dukaten. 

Doch  bereits  lange  vordem  haben  deutsche  Gärtner  und 
Blumenfreunde  diese  Klimesch'sche  Leistung  weit  übertroffen, 
denn  Du  ßoi  sagt  in  seinem  Werke  (1795),  daß  er  schon 
im  Jahre  1767  und  1768  einen  Stamm  der  Magnolia  glauca. 
der  lereits  4  Fuß  hoch  war,  und  dessen  Alter  er  nicht  genau 
bestimmen  konnte,  in  der  Freiherrlich  v.  Veltheimschen 
Gärtnerei  zu  Harbke  bei  Helmstedt  in  voller  Blüte  sah.  Im 
Jahre  1791  standen  in  dem  kurfürstlichen  Garten  zu 
Schwetzingen  in  Baden  mehrere  Magnolienstämme,  besonders 
der  Art  31.  acuminala  von  12  bis  16  Fuß  Höhe,  die  jähr- 
lich reichlich  blühten  und  im  ft-eien  Grunde  ausgepflanzt 
kultiviert  wurden. 

1792  blühte  in  der  Gärtnerei  des  Herrn  Seidel  in 
Dresden  ein  4  Fuß  hohes  Exemplar  der  Marjnolia  graiidiflora, 
L,  dessen  Blüte  l.H  Zoll  Durchmesser  hatte;  es  war  wohl 
das  erste  dieser  Art,  das  in  Deutschland  Blüten  trug  und 
im  Topf  kultiviert  wurde.  Ungefähr  zur  selben  Zeit  folgte 
der  botanische  Garten  in  Berlin,  denn  in  seinem  1811  heraus- 
gegebenen Werke  berichtet  Willdenow,  daß  einige  neuere 
Arten  dortselbst  bereits  geblüht  haben,  die  aber  wegen  ihrer 
geringen  Anzahl  zumeist  in  Töpfen  kultiviert  wurden,  wenn 
auch  mit  den  älteren  Arten  seit  länger  schon  Akklimatisations- 
Versuche  angesteUt  wurden. 

Bei  Herrn  Schmalz  in  Lübeck  blühte  im  Jahre  1802 
wohl  die  erste  chinesische  Art:  MagnoUa  obovala,  Thunb. 
(purpurea,  Cuiüs).  Die  Pflanze  war  noch  nicht  über  5  Jahre 
alt  und  trug  prächtige  rötliche  Blüten.  Aus  dem  nun 
folgenden  Jahre  ist  eine  weitere  Art  der  amerikanischen 
Klasse  zu  erwähnen,  die  Mognolia  tripetala,  L.  die  in  dem 
Lehrischen  Garten  zu  Leipzig  in  einer  ausgezeichneten 
Blütenpracht  stand.  Auch  diese  Pflanze  wurde  im  Freien 
kultiviert. 

Zu  dieser  Zeit  blühten  bereits  auch  die  im  fürstlichen 
Park  von  Schloß  Dyck  angepflanzten  amerikanischen  und 
asiatischen  Magnolien.  Später,  vermutlich  1812,  erfroren 
viele  der  zarteren  Arten,  doch  wurde  der  Verlust  bald,  zu- 
meist 1816,  sowie  noch  in  den  folgenden  Jahren  durch  Neu- 
pflanzungen ersetzt  und  das  Sortiment  stai-k  vermehrt.  Die 
strenge  Kälte  1870-71  kostete  wiederum  vielen  hiervon  das 
Leben  und  vieles,  was  noch  die  grimmige  Kälte  damals 
gnädig  verschonte,  raffte  am  12.  März  1875  ein  orkanartiger 
Sturm,    der    die    hiesige    Gegend    heimsuchte,    unbarmherzig 


hinweg;  „an  300  Stück  der  stärksten  und  seltensten  Bäume, 
darunter  sehr  viele  Magnolien,  lagen  entwurzelt  umher-'.  Die 
übrig  gebliebenen  Exemplare  haben  sich  aber  zu  mächtigen, 
stark  verzweigten  Bäumen  entwickelt,  die  jährlieh  mit  ihrer 
großartigen  Blütenpracht  die  hiesigen  Parkbesucher  erfreuen. 
Die  berühmtesten  Magnolien-Anpflanzungen  und  Samm- 
lungen befanden  sich  s.  Z.  wohl  auf  Harbke,  und  es  scheint, 


:566 


Die  Gartenwelt. 


IX,  31 


daß  dieser  von  der  Natur  sclion  so  sehr  bevorzugte  Ort 
auch  von  diesen  Pflanzen  recht  bevorzugt  wurde,  denn  sie 
sollen  sich  dort  in  verhältnismäßig  kiu-zer  Zeit  zu  wahren 
Eiesenexemplaren  entwickelt  haben,  die  jährlich  ebensoviel 
Blüten  als  Blätter  trugen. 

Auf  Harbke  folgten  dann,  oder  standen  auf  gleiclier 
Stufe:  Schwetzingen,  Berlin  (Botanischer  Garten),  Pillnitz, 
Schloß  Dyck  u.  a.  m. 

Auch  die  Handelsgärtner  befaßten  sich  sehr  viel  mit  der 
Kultur  dieses  Blütenbaumes.  In  Holland  und  Frankreich 
werden  die  Magnolien  noch  heute  als  bedeutender  Handels- 
artikel herangezogen:  die  deutschen  Handelsgärtner  haben 
deren  Kultur  ein  wenig  aufgegeben,  bis  in  der  letzten  Zeit 
Otto    Schnurbusch-Bonn    durch    den    Hinweis    in    seinem 


hortic.  vom  Jahre  1841  erwähnt  werden,  in  dem  es  heißt: 
„Im  Jahre  1834  ließ  der  französische  Gärtner  Vilmorin,  in 
dem  etwa  15  Meilen  südlicher,  aber  wegen  der  rauhen 
Winde  kälter  als  die  Umgebung  von  Paris  gelegenen  Parke 
der  Grafschaft  Gatinais  eine  Anzahl  Schößlinge  oder  Senker 
(pieds)  von  der  Magnolia  grandißora  in  einen  sehr  schweren, 
bündigen  und  etwas  kieselhaltigen  Tonboden  pflanzen.  Sie 
blieben  dort  stehen  imd  befanden  sich  durchaus  wohl,  ohne 
jemals  gedeckt  zu  werden,  und  hielten  alle  Winter  hindurch 
gut  aus,  selbst  den  harten  von  1837 — 38.  Erst  im  Jahre 
1840  wurden  sie  verpflanzt.  Ein  Stück  ließ  man  aber  stehen 
und  dieses  brachte  1841  eine  beträchtliche  Anzahl  sehr  gut 
entwickelter  Blüten,  von  denen  manche  Samen  ansetzten. 

Dies  Vilmorinsehe  Beispiel  beweist,  daß  manche  Pflanzen 
sich  oft  viel  härter  erweisen. 


Blattpflanzengruppe  am  Stern  in  der  Kaiserstraße  zu  Mainz.    Originalaufnahme  für  die  „Garteuwelf 

Werke:  „Der  praktische  Schnittblumenzüchter  der  Neuzeit" 
ihnen  von  neuem  Aufnahme  verschaffte. 

Natürlich  gibt  es  von  diesen  Prachtblühern  zahlreiche 
Arten  und  Abarten ;  solche  mit  großen  und  kleineren  Blumen 
in  verschiedenen  Schattierungen  vom  reinsten  Weiß,  Rosa, 
Lila,  in  gelblicher  und  in  prächtig  roter  Färbung.  Ebenfalls 
gibt  es  solche,  die  halb-  und  ganzgefüllte  Blumen  tragen. 
Auch  in  der  Blatt-  imd  Fruchtform  sind  sie  merklich  von 
einander  verschieden. 

Diese  Arten  hier  alle  zu  beschreiben,  würde  zu  weit 
führen.  Eine  der  schönsten  ist  entschieden  die  Magnolia 
yra/idiflora,  L.,  unti  nur  ihre  etwas  größere  Empfindlichkeit 
ist  schuld  daran,  daß  sie  in  unseren  Gärten  weniger  als  die 
übrigen  Arten  angepflanzt  wird.  Wiederholte  Versuche  haben 
jedoch  bewiesen,  daß  sie  sich  auch  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
akklimatisieren  läßt.    TJbrigens  soll  hier  ein  Bericht  der  Rev. 


als  angenommen  wurde. 

Die  Magnolien  sind  in 
Bezug  auf  Boden  nicht  allzu 
wählerisch,  wachsen  in  jedem 
Boden,  wenn  auch  nicht 
mit  gleich  guten  Ergeb- 
nissen, jedoch  sagt  ihnen 
ein  gut  bearbeiteter,  naiir- 
hafter,  etwas  sandiger  Garten- 
boden am  besten  zu.  Nasser, 
kalter  und  reiner  Lehmboden 
sind  möglichst  zu  vermeiden. 
Auch  für  ihre  spätere  Ent- 
wicklung ist  es  vorteilhaft, 
sie  an  mehr  geschützte  und 
warm  gelegene  Stellen  zu 
pflanzen. 

Topfpflanzen. 

Heliotrop  „Madame 

Barnsby"  als  Gnippeu- 

pHanze. 

Von  Jacob  Bauer,  Landsohafts- 
KÜrtüer,  Koiiipteu  (Allgäu). 
(Hierxu  eine  Abbildung.) 

Uas  schon  seit  Jahren  einge- 
führte, aber  noch  nicht  allgemein 
bekannte    Heliotrop     „Mndame 
Barnsby^'    verdient    mehr    Be- 
achtung, namentlich   seitens    der  Laiidschaftsgärtner,   denn   die  Sorte 
weist  erhebliche  Vorzüge  gegenüber  anderen  Heliotropsorten  auf.    Ge- 
drungener Wuchs,   saftgrüne  Belaubung,    großer  Blüten- 
reichtum,   aufrechtstehende,    riesige,    mehr    als    handgroße 
Blütendolden  von  dunkelblauer  FärbuHg  und  größter  Halt- 
barkeit,   das    Alles    macht    „Jforf.    Barnsby'^    zu    einer    beliebten 
Gruppenpflanze,  welche  wohl   kein  Landschaftsgärtner    mehr    missen 
will,    dor   sie   einmal  kennen  gelernt  hat.      Selbst   die    neuere  Sorte 
„Frau  Medizinalrat  Lederle^^  muß  trotz  ihrer  intensiv   blauen  Blüten 
gegen  diese  Sorte  zurücktreten. 

Die  Abbildung  Seite  ,S67  zeigt  dem  Landschaftsgärtner  eine 
Gruppe  der  Sorte  „J/arf.  Bamsbi/\  aufgenommen  im  Garten  des 
Herrn  Kommerzienrats  Kremser  in  Kempten  (Allgäu)  uud  ausgeführt 
von  der  Handels-  und  Landschaftsgärtnerei  F.  Heiler,  Kempten, 
welche  Firma  diese  Sorte  in  großer  Anzahl  kultiviert  und  teils  zum 
Vcreand  bringt,  teils  aber,  weil  ,,ilforf.  Barnsbif-  eine  vorzügliche 
Grnppenpflanze  ist,  am  Orte  liäufig  zur  Bepflanzung  von  Gruppen 
und  Rabatten,  .sowie  auch  auf  Friedhofoii,  wo  sie  ihrer  Wii-kung  und 


IX,  31 


Die   Gartenwelt. 


367 


ihres  Wohlgeruchs  halber,  stets  gern  gesehen  und  viel  bewundert 
wird,  verwendet. 

Kurz,  „Mad.  Bamsbif-  verdient  es,  in  die  Reihe  der  Gruppen- 
pflaiizen  aufgenommen  zu  worfen,  um  einige  Abwechslung  in  die 
üblichen  Zonalpelargonien-  und  Begoniengruppen  zu  bringen.  Natür- 
lich kann  diese  Sorte  auch  als  Topfpflanze  zum  Marktverkauf,  sowie 
zu  jedem  beliebigen  Arrangement  verwendet  werden. 

Die  Kultur  dieses  schönen  Heliotrops  erfordert  nicht  mehr  Auf- 
merksamkeit, als  die  der  andern  Sorten.  Wenn  auch  von  anderer 
Seite  vielleicht  entgegengehalten  wird,  daß  die  Überwinterung  einige 
Schwierigkeiten  macht,  so  dürfte  diesem  Übelstand  bei  einiger  Er- 
fahrung, in  der  Hand  eines  tüchtigen  Kultivateurs  leicht  abzuhelfen 
sein,  was  der  gute  Bestand  von  gesunden  und  üppigen  Pflanzen  in 
der  Gärtnerei  des  Herrn  Heiler  beweist. 


Stauden. 


Zur  Empfehlung  des  kaliforiiisclieu  ßaiinunohnes, 
Romneya  Coiilteii,  Harv. 

er   kaliforaisohe 


1) 


Baummohn  ist  ein 
rechtes  Sonnenkind ; 
viel  Sonne  will  er 
haben  und  durchaus 
keinen  schweren, 
feuchtenBoden  etwa; 
er  liebt  einen  Stand- 
ort, wie  er  ihn  in 
seiner  Heimat  hat. 
Und  wenn  man  der 
Romneya  nicht  eine 
poröse  Erde  und 
einen  freien,  son- 
nigen Standort  gilit, 
wird  man  wemj,' 
Freude  an  ihr  er- 
leben; sie  wird  unter 
ungünstigen  Ver- 
hältnissen erst  dann 
zu  blühen  beginnen, 
wenn  der  erste  Reif 
sie  überrascht  und 
ihre  stolze  Pracht 
vernichtet,  sodaß  sie 
dem  Winterschlaf 
verfällt. 

Schon  der  schöne  Blätterbusch  macht  Romneya  ConUeri  einzeln 
stehend  im  sonnigen  Rasen,  sowie  in  der  Alpenanlage  wertvoll.  Eine 
Mischung  von  Rasenerde  mit  Lauberde  und  Sand  und  Zugabe  von 
altem  Kalkschutt  ergab  gute  Kulturerfolge.  Bei  trockenem  Wetter 
wird  ein  gelegentliches  Bewässern  in  unserem  Klima,  besonders  auch 
bei  jüngeren  Pflanzen,  von  Vorteil  sein. 

Zur  Beschreibung  in  No.  19  des  fünften  Jahrgangs  der  Garten- 
welt möchte  ich  noch  erwähnen,  daß  die  Blüten  von  Romneya 
Coulteri  von  angenehmem  Wohlgeruch  sind.  "Wenn  man  mit  der 
Nase  bis  an  die  Blüte  herankommt,  ist  der  Geruch  allerdings  etwas 
würzig,  doch  in  einem  Abstände  von  1  bis  3  m  kann  er  mit  dem 
der  Teerose  „Bouqttet  d'or"  wetteifern,  dem  er  mir  ziemlich  ähnlich 
dünkt. 

Der  vorjährige  trockene  warme  Sommer  sah  in  England  schon 
Anfang  Juli  Exemplare  von  Romneya  CouUeri  in  voller  Blüte. 

Von  Pflanzen,  die  zu  stark  ins  Kraut  schießen,  breche  man  im 
Frühjahr  4  Wochen  lang  alle  Wurzelschosse  und  Soitentriebe  aus, 
bis  auf  6  bis  15  Triebe,  je  nach  Stärke  der  Pflanzen. 

Auf  diese  Weise  erzielt  man  kräftige  Triebe,  die  schon  ziemlich 
früh  Blüten  von  tadelloser  Schönheit  und  Größe  erzeugen.  Die  sich 
später  bildenden  Triebe,  die  kraftstrotzend  erscheinen,  blühen  bis 
spät  in  den  Herbst  hinein. 


Heliotrop 


So  weit  meine  Erfahrung  reicht,  hält  Kotiincya  CouUeri  in 
Deutschland  den  strengsten  Winter  ohne  jede  Bedeckung  aus,  wenn 
sie  auf  durchlässigem  Boden  steht.  Trotzdem  ist  eine  trockene 
Laubdecke  vorzuziehen,  um  ein  zu  frühes  Austreiben  an  warmen 
Frühlingstagen  zu  verhindern  und  damit  zu  verhüten,  daß  späte 
Nachtfröste  Schaden  anrichten.  Die  eisten  Blumen  setzen  bei  sorg- 
fältiger Behandlung  keimfähigen  Samen  an.  Den  Kollegen,  die 
sich  mit  der  Anzucht  des  kalifornischen  Baummohnes  befassen, 
empfehle  ich,  gerade  auf  Samengewinnung  Wort  zu  legen,  damit  wir 
eine  unserem  Klima  sich  noch  mehr  anpassende  Nachzucht  erhalten. 
Im  Übrigen  könnte  sich  Romneya  CouUeri  vielleicht  auch  zu 
Kreuzungsversuchen  mit  anderen  verwandten  Mohngewächsen  eignen. 
Wer  versucht  es?  Hortus. 

Zwiebel-  und  Knollengewächse. 
Hippeastrum  equestre,  Herb. 

Von  B.  Othmer,  Kgl.  Garteninspektor,  München. 

{Hicrui   eine   Abbildung.)      rj 

LAa.  den  Zwiebeln, 
die  ich  von  meiner 
West-Indien  -  Fahrt 
mitbrachte,  gehört 
auch  das  Seite  368 
abgebildete  Rippe- 
astrum equestre, 
Herb. ,  eine  alte, 
schon  1 778  von  dort 
bekannt  gewordene 
Art. 

Neben  den  mo- 
dernen prunkenden 
und  farbenpräch- 
tigen H.  vittalum- 
Hybriden  nimmt 
sich  diese  Form 
etwas  bescheiden 
aus;  betrachtet  man 
sie  aber  für  sich  und 
mit  etwas  Liebe, 
dann  ist  man  ent- 
zückt von  der  um 
Vieles  feineren 
Form,  Zeichnung 
und  Farbe  dieser 
alten  Stamniart. 
Kiner  eingeüenaen  Artbesonreibung  überhebt  mich  wohl  die 
Abbildung;  ich  möchte  nur  bemerken,  daß  Blätter  und  Blütenstiel 
etwas  blaugrau  bereift  sind.  Meist  treten  aus  dem  braungrauen, 
häutigen,  scheidenartigen  Deckblatte  nur  zwei  Blüten  von  zarter 
ziegelroter  Farbe  mit  dunklerer  Aderung  und  etwas  gelblichem 
Schlünde  hervor.  Über  dem  Ganzen  liegt  ein  feiner  seidenartiger  Glanz. 
In  der  Kultur  verlangt  H.  equestre,  wie  die  Eymenocallis, 
zwischen  welchen  ich  es  auch  fanjJ,  eine  dui-chlässige,  lockere,  nahr- 
hafte Erde,  mäßigen  Schatten,  nebst  Wärme  (15  bis  18°  C.)  und 
Feuchtigkeit;  ein  gelegentlicher  Dungguß  ist  ihnen  von  großem 
Nutzen.  Auch  diese  Zwiebeln  dürfen  in  der  Ruhezeit  nicht  vollends 
austrocknen,  andererseits  sind  sie  etwas  empfindlich  und  neigen  zur 
Fäulnis,  besonders  wenn  sie  zu  kühl  aufgehoben  werden.  Blütezeit 
zu  Beginn  des  Sommers. 

(Hippeastrum)  Amarylüs  „Snovvdon". 

Von  Richard  Anker,  Addison  Nursery,  Kensington,  England. 

{Hierzu  eine  Abbildung.) 
Uer    zwölfjährigen    unverdrossenen    Bemühung    eines    tüchtigen 
englischen  Privatgärtners,    Herrn   Eiddler,   i.st  es    gelungen,  durch 
verschiedentlich    vorgenommene   Befruchtungen    endlich    eine    weiße 


Die   Gartenwelt. 


IX,  31 


Amaryllis   (Hippeastrum)   liervorzubiingen.     Ich    hatte  Gelegenheit, 

6  Pflanzen  dieser  Neuheit  vor  einigen  Monaten  zu  bewundern  und 
kann  nur  sagen,  daß  das  Ergebnis  der  fortgesetzten  Bemühungen 
eine  in  jeder  Beziehung  perfekte  Blume  ist.  Die  Größe  der  Blüte 
(Abbildung  Seite  369)  ist  dieselbe  wie  bei  den  übrigen  Sorten;  die 
Farbe  ist  schneeweiß,  gegen  das  Zentrum  zu  mit  einem  grünen 
Hauch.  Es  ist  ohne  Zweifel,  daß  in  nicht  allzuferner  Zeit  diese 
Blume  auch  in  Deutschland  als  ein  bevorzugtes  Bindematerial  ge- 
sucht werden  wird,  und  ist  nur  bedauerlich,  daß  die  Pflanze  nicht  in 
Düsseldorf  gezeigt  werden  konnte,  da  sich  bis  jetzt  nur  wenige 
Pflanzen  dieser  Neuheit  in  Kultur  befinden.  Sie  wird  aber  zweifellos 
sehr  bald  allgemeiner  bekannt  werden. 

Sommerblühende  Amaryllis 
vittata.  Unter  meinen  Amaiyllis 
fand  ich  vor  melireren  Jahren  eine 
Pflanze  mit  leider  nicht  gerade  form- 
vollendeten Blumen,  die  mitten  im 
Sommer  blühte.  Sämlinge,  die  aus 
derselben  hervorgingen,  zeigen  diese 
Eigenschaft  vererbt,  so  daß  ich  im 
September  v.  J.  eine  Anzahl  blühen- 
der Amaryllis  im  Gewächshause  hatte. 
M.  Löbner. 

Amaryllis-Bliitenstengel  zur 
Samenzucht.  Im  vergangenen  Win- 
ter brach  mir  der  Blütenstengel  einer 
rotblühenden,  zur  Samenzucht  be- 
stimmten Amaryllis  ab.  Ich  stellte 
ihn  in  eine  Vase  ins  Zimmer  und 
nahm  hier  eine  Befruchtung  vor.  Nach 

7  Wofhen  erntete  ich  vom  Stengel 
in  der  Blumenvase  Samen,  freilich 
nur  wenige  Korn,  die  aber  ausgesät 
lustig  zu  keimen  anfingen. 

Dasselbe  Experiment  hatte  ich 
früher  einmal,  im  botanischen  Garten 
in  Berlin,  an  einem  Allium  schvber- 
tianum  ausgeführt,  dessen  schöner, 
großer  Blütenschaft  von  einem  Ar- 
beiter durch  unvorsichtiges  Spritzen 
abgebrochen  worden  war. 

M.  Löbner. 


Mannigfaltiges. 

Freuden  und  Leiden  eines 
deutschen  Gärtners  inNeapel. 

Ich  möchte  hier  die  Freuden  und  Leiden  eines  meiner  besten 
Freunde  erzählen,  den  ich  wie  mich  selber  kenne  und  der  als  ein- 
facher Gärtner  schwer  leidend  nach  Neapel  kam,  um  in  seiner  Sonne 
zu  genesen.  „0,  hätte  ich  es  nie  gesehen'-,  jammerte  er  oft  und 
doch  ist  er  nun  einer  der  glücklichsten  Menschen,  dem  diese  lachende 
Sonne  Neapels  strahlt! 

„Einst",  so  erzählte  mir  also  mein  bester  Freund,  „hatte  ich 
nach  einigen  vergeblichen  Mühen  eine  völlig  neue,  bei  mir  ganz 
entzückend  blühende  Canna-Rasso  erzogen.  Sie  war  prächtig  und  ich 
jubelte  vor  Freude.  Da  kam  der  blasse  Neid  in  allerlei  Gestalt  an- 
geschlichen. Zuerst  paßte  es  einem  damals  bekannten  Canna-Züchter 
in  Lyon-Monplaisir  nicht.  Wohl  zum  Danke  dafür,  daß  ich  ihn  in 
einem  Cannaberichte  wegen  seiner  schönen  Erfolge,  die  mm  aller- 
dings etwas  nachzulassen  begannen,  rühmend  hervorgehoben  habe, 
schmähte  er  meine  Canna  in  seinen  Preislisten,  nahm  sie  aber  doch 
in  Kultur.  Das  war  kindlich,  aber  doch  unrecht,  —  und  nun  ist  er  tot. 
—  Dann  schrieb  ein  angestellter  „kluger''  Bursche,  er  habe  sie  eigent- 
lich erzogen  diese  neuen  Dinger,  ich  sei  nur  ein  elender  Stümper. 
Der  Mann  war  in  Arkadiön  geboren  und  hatte  superkluge  sozialistische 


Hippeastrum  equestre.     (Text  Seite  367) 

om  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgenomn 


Ideen  von  einem  frisch  aus  Erfurt  verschilebenen  Jüngling  geschenkt 
bekommen,  die  er  nun  in  die  Piaxis  nach  seiner  W^eise  übersetzte. 
Etwas  später  aber  schrieb  irgend  ein  rabulistischer  Alleswisser  un- 
gefähr so,  als  ob  es  ein  nichtswürdiges  Verbrechen  sei,  so  etwas 
überhaupt  zu  züchten.  —  Das  war  alles,  bis  dann  milde  Luft  aus 
dem  Süden  kam  und  diesen  Canna  Lobhynmen  gesungen  wurden." 
„Die  heb  ich  hübsch  auf  und  freue  mich  derselben",  sagt  mein 
Freund  öfter.  — 

„Später    entstanden  noch   schönere   und  würdigere   Canna,    die 
nach  Nordamerika   zum   ausprobieren   geschickt  wurden,   aber   nach 
Ablauf   von    bald   Jahresfrist   mit    unbezahlter   Fracht   zurückkamen, 
angeblich   weil    wertlos.     Jetzt   nach    ein    paar   Jaliren    werden   die- 
selben Canna  als  „Gold-medal-Canna" 
und  als  die  Krone  aller  feilgeboten! 
Mr.  Knabrub  aber  bekommt  eine  halbe 
Million  geschenkt,    damit    er  weiter 
Keuschheits-Daisies    züchten   kann; 
diu    erste   war  nämlich  alles  andere, 
nur  keine  Hybride.      Wir  hatten   in 
Europa  gar   viel  besseres." 

„Ein  giftiges,  aber  doch  ehr- 
liches und  aufrichtiges  Kraut",  er- 
zählte mir  mein  alter  Freund  eines 
Abends  beim  Glase  deutschen  Bieres, 
,, hätte  mir  im  Leben  beinahe  einen 
bösen  Streich  gespielt,  den  ich  noch 
zur  rechten  Zeit  parieren  konnte.  Als 
w  i  r  k  1  i  c  h  e  r  Samenzüchter  kultivierte 
ich  auch  Nieotiana- Alten,  z.  B.  N. 
decurrens.  N.  alata,  N.  suaveolens, 
N.  macrophylla,  N.  affinis  u.  a.  m. 
Sie  wuchsen  auf  weiter  Flur  eines 
Nachbarstädtohens.  Dort  war  ein 
deutscher  Gärtner,  ein  junges  Bürsch- 
cheu,  das  sich  Obergärtner  titulieren 
ließ  und  seine  Post  mit  dem  Titel 
„Orticultore'-,d.  i.  ungefähr  „Handels- 
gärtner'- bekam,  obwohl  er  in  meinen 
Diensten  war,  der,  wie  nachher  er- 
zählt wurde,  einem  Mädchen  seine 
Liebe  geschenkt  hatte,  die  aber 
anderweitig  gebunden  war.  Das 
Mädchen  überlieferte  in  einer 
schwachen  Stunde  diesen  Liebhaber 
samt  den  Nicotianen  einer  Finanz- 
wache. Tabak  ist  aber  Monopol  in 
Italien.  Nun  war  der  blonde 
deutsche  Jünghng  zwar  kein  Tabak, 
aber  doch  ein  Giftkraut  schlimmster 
Güte.  —  Die  Finanzwache  aber 
hatte  schnellstens  den  Tabak  erraten  und  eines  Morgens  wurde 
mein  Garten  von  einer  ganzen  Truppe  dieser  Hüter  des  Staats- 
schatzes umzingelt,  die  bald  die  Mauern  im  Sturm  nahmen,  alle 
Nicotianen  zählten  und  dann  herausrissen,  dabei  wie  eine  Gesellschaft 
Vandalen  verfuhren,  den  blonden  Jüngling  aber,  sowie  einige  blühende 
N.  alata  als  corpus  delicti  abführten.  Tabak  ist  ein  bitter  Kraut, 
so  bitter,  daß  selbst  die  feurigste  Liebe  eines  blonden  Burschen  ihm 
garnichts  von  seiner  verderblichen  Eigenschaft  nehmen  kann.  Der 
blonde  Jüngling  ward  festgehalten,  dann  aber  befreit.  Ich  selbst 
besuchte  einen  guten  Freund,  einen  berühmten  Grafen,  der  einst 
Bürgermeister  des  schönen  Neapels  war  und  im  Parlamente  Italiens 
sitzt.  Ein  Brief  von  ihm  an  den  Finanzminister,  eine  Romfahi't  und 
alle  Gefahr  war  beschworen.  Die  Pflanzen  zählten  nach  Tausenden 
und  wurden  für  Tabak  erklärt,  obwohl  sie  es  streng  genommen  nicht 
waren.  Die  Geschichte  hätte  mindestens  10000  Lire  Strafe  gekostet! 
Blonde,  schlanke,  liebebedürftige  deutsche  Jünglinge  wurden  in  jenem 
Reviere  nicht  mehr  angestellt." 

„Es  ist  noch  nicht  gar  lange  her",   begann  eines  Abends  mein 
Freund  zu  erzählen,    ,,da  hatte  ich  eine  recht  schöne  Pflanze,   die 


IX,    31 


Die  Gartenwelt. 


jetzt  so  gewöhnlich  geworden  ist  wie  Petersilie  und  an  der  ich  eine 
große  Freude  hatte.  Ich  nahm  mir  viel  Gutes  vor,  allein  das  taten 
andere  Leute  in  ihrem  Sinne  wohl  auch,  denn  ehe  ich  mich  noch 
recht  damit  vereehen  und  vorbereiten  konnte,  war  schon  ein  Dieb, 
mit  Verlaub,  ein  Liebhaber  schöner  Pflanzen,  bei  mir  in  meinem 
Garten  gewesen,  der  nur  einer  der  bezahlten  Leute  fremder  Nation 
sein  konnte,  hatte  sich  dafür  sehr  interessiert,  einige  in  den  Arm 
genommen  und  war  damit  am  sonnigen,  hellen  Tage,  tief  begrüßt 
vom  Custoden  und  Cerberus  am  Tore,  seines  Weges  gegangen. 
Fremde  sind  hier  immer  „Signori",  wenn  sie  nur  gut  gekleidet  sind, 
auch  dann,  wenn  sie  be.sondere  Liebhaber  „schöner  Dinge"  sind,  die 
ihnen  wohl  gefallen,  aber  nicht  gehören.  Dieselbe  Pflanze  wurde 
in  der  russischen  Hauptstadt  ausgestellt,  verschwand  dort  aber  auf 
Nimmerwiedei-sehen  und  m  Berlin  auf  einer  Ausstellung  wurde  sie 
in  einen  verlassenen,  einsamen  Winkel  gestellt,  kaum  beachtet  — 
nicht  prämiiert  und  doch  hat  sie  allein  später  Millionen  umgesetzt 
und  ist  noch  immer  Gemeingut,  wie  sie  es  für  immer  bleiben  wird, 
weil  sie  nützlich  und  schön  ist  zugleich.  Alle  Versuche,  sie  mit 
„aristokratischeren"  ihres  Geschlechts  zu  verdunkeln,  sind  bisher  miß- 
lungen: —  kaum  hatte  ich  diese  Pflanze,  halb  gezwungen,  verfrüht 
eingeführt,  als  ein  gewisser,  dessen  Name  an  ein  tiefes  Tal  erinnerte, 
er  ist  nun  auch  verdorben  und  gestorben,  recht  viele  davon  begehrte, 
sie  auch  erhielt  und  angeblich  alle  mindestens  halbtot  erhielt,  wes- 
halb er  schrieb  und  mit  einem 
bekannten  Redakteur  drohte, 
nichts  bezahlte,  aber  bereits  nach 
wenigen  Monaten  in  einer  großen 
deutschen  Stadt  ausstellte  und 
dafür  prämiiert  wurde !  —  Ist 
das  nicht  Raub  und  Bicatto?" 
,, Natürlich,  mein  Junge'',  trös- 
tete ich  ihn,  „es  war  ein  Bu- 
benstreich schlimmster  Art,  aber 
es  gibt  doch  noch  größere, 
Schurken  und  tiefere  Täler!" 

„Auf  einer  großen  sonnigen 
Insel  Italiens,  die  ich  ganz  be- 
sonders schön  finde  und  liebe 
und  die  ich  alljährlich  seit  vielen 
Jahren  mindestens  zwei  Mal  be- 
suche und  recht  gut  kenne", 
plauderte  er  weiter,  „fand  ich 
vor  etlichen  Jahren  eine  schöne 
Blume.  Ich  nahm  sie  an  mich, 
kultivierte,  sondierte  und  klassifi- 
zierte sie  und  freute  mich  ihrei- 
recht  herzlich.  Da  ich  aber 
unmöglich  alles  selbst  tun  konnte, 
nahm  ich  mir  Hülfe  aus  meiner 
schönen  Heimat,  von  der  ich 
gar  nicht  glauben  wollte,  daß  sie 
auch  von  andern  als  aufrichtigen 
und  guten  Menschen  bewohnt 
sein  könne.  Die  Hülfe  ging 
und  mit  ihr  auch  die  Saat 
meiner  schönen  Blume,  die 
dann  gar  rasch  als  Ersthngs- 
i-uhm  einer  jungen  Firma  ver- 
breitet wurde !  Diese  Firma 
hatte  auf  Sand  gebaut  und  ist 
längst  in  Trümmer  gegangen." 
„Und  denke  nur",  sagte  er, 
„diese  schöne  Blume  brachte 
mir  sogar  Prozesse  ein  und  das 
ging  ir.erkwürdig  zu.  So  un- 
übertrefflich boshaft,  daß  ich 
um  Haaresbreite  als  der  eigent- 
liche Dieb  —  verzeihe  —  Lieb- 
haber derselben  erklärt  worden 


wäre.  Die  wogende  Blättersee  wollte  ein  Opfer  haben,  und  Du  weißt  wohl", 
meinte  er  weiter,  „die  Diebe  behaupten  immer,  sie  seiüu  die  ehrbarsten 
Menschen  dieser  schönen  Erde;  sie  nehmen  sich  nur  ein  kleines  Andenken 
mit  von  dem  Zuviel  anderer  Leute,  die  ja  eigentlich  Spitzbuben  seien, 
denn  wie  könnten  sie  denn  anders  zu  dem  vermeintlichen  „Zuviel" 
gekommen  sein!  und  da  nun  jede  Liebhaberei,  zumal  wenn  sie 
nichts  kostet,  entschieden  Schule  macht  und  andere  Amateure  gebiert, 
so  war  es  gar  kein  Wunder,  daß  es  noch  besser  kam.  Meine  schöne 
AVunderblume  fand  natürlich  großen  Anklang  unter  meinen  Korre- 
spondenten und  das  machte  sich  so  ein  leibhaftiger  Teufel,  der 
früher  einmal  als  „Einwieger"  in  einem  Magazine  fungierte,  zunutze, 
indem  er  praktisch  mischte  und  diese  seine  partikuläre  Mixtur 
meiner  schönen  Blume  mit,  ich  weiß  nicht  was  für  Saat  vermengt, 
an  Leute  schickte,  von  denen  er  wußte,  wie  sehr  sie  toben  würden  — 
und  das  alles,  um  daraus  für  sich  selber  Vorteile  zu  ziehen",  — 
„Tndeß  verzeihe",  meinte  er,  „wenn  ich  den  Rest  mit  Schweigen 
übergehe,  es  war  alles  so  fein  gesponnen,  kam  aber  doch  so  ziem- 
lich an  die  Sonnen  und  die  scheinbar  errungenen  Vorteile  waren 
bald  aufgezehrt,  als  der  saubere  Teufel  es  gleich  darauf  selbst  ver- 
suchte, schöne  Blumen  zu  finden  oder  zu  züchten.  Sie  versengten 
sehr  rasch  in  den  vergifteten  Händen". 

Eines  Abends  war  mein  Freund  besonders  heiter  und  froh  ge- 
sinnt, ungefähr  so,  wie  er  es  immer  war,  als  die  Menschen  ihn  noch 
nicht  umgewandelt  hatten,  und 
er  noch  frei  und  heiter  jedem 
trauen  konnte.  Er  war  Ijeson- 
ders  gesprächig  und  gab  mir 
eine  Gefsohichte  zum  besten,  die 
uns  beide  ebenso  amü.sierte  als 
empörte,  obwohl  Jahre  darüber 
vergangen  sind.  Sie  klingt  fast 
wie  ein  orientalisches  Teufels- 
märchen, und  in  der  Tat  spielt 
sie  auch  in  den  Orient,  oder 
besser  in  das  heilige  Land  in- 
soweit hinüber,  als  dort  der 
Held  der  Geschichte  ganz  nahe 
beim  heiligen  Grabe,  wie  es 
scheint,  noch  heute  haust.  Mein 
Freund  erzählte:  ., Eines  Tages 
stellte  sich  mir  ein  junger 
Mensch  in  meinem  Heim  vor, 
den  ich  weder  kannte  noch  je 
gesehen  hatte  und  gab  an,  er 
sei  der  Sohn  des  hochachtbaren 
Handelsgärtners  Schneiderin 
Eßhngen.  Er  sei  für  wenig 
Stunden  in  Neapel,  eben  erst 
angekommen  und  reise  andern 
Tages  nach  Zanzibar.  Er  blieb 
lange,  es  schien  ihm  bei  mir  zu 
gefallen,  wurde  auch  freundlich 
aufgenommen  und  ging  dann 
unter  allerlei  schönen  Ver- 
sicherungen seines  Weges.  Einige 
Zeit  darauf  wurde  der  liebens- 
würdige Schwindler  und  Erz- 
lügner in  Gesellschaft  eines 
Gleichgesinnten  in  meiner  Nach- 
barschaft gesehen.  Die  Antwort 
des  obengenannten  Herrn  in 
Eßlingen  auf  eine  Anfrage 
lautete,  er  habe  .seinen  Sohn 
weder  nach  Neapel  noch  Zan- 
zibar geschickt  und  entlarvte 
den  Christen  aus  dem  heiligen 
Land.  Dieser  so  viel  ver- 
sprechende junge  Christ  zieht 
odersammeltnun  .^ngst-Trocken- 


370 


Die  Gartenwelt. 


IX,  31 


blüher  am  Caramelgebirge;  ob  er  die  frommen  Mönche  dort  auch  so 
frech  belügt?  Sehr  wahrscheinUch !  Der  Zweck  seines  Besuches 
konnte  vielseitig  sein;  zunächst  leistete  er  offenbar  Spionendienste. 
Dann  war  es  aber  auch  wohl,  um  sich  die  Gegend  anzusehen,  denn 
sie  war  schmuck  wie  eine  Gemäldesammlung  und  da  werden  be- 
kanntlich in  Italien  von  fremden  „Liebhabern''  zuweilen  solche  Alter- 
tümer mitgenommen  ohne  daß  ein  Hahn  danach  kräht,  denn  unsere 
Gesetze  werden  noch  immer  nicht  so  gehandhabt  wie  z.  ß.  in  Deutsch- 
land, oder  sie  sind  vieUeiaht,  was  z.  B.  schöne  neue  Blumen  oder 
Früchte  und  Samen  anbelangt,  nicht  genügend  streng.  Doch  soll  nicht 
gesagt  sein,  daß  diese  Gesetze  Mängel  hätten,  sie  sind  ungefähr  so 
wie  Deutschlands  Rechte  und  Gesetze,  allein  es  ist  doch  schwerer 
den  Maulwürfen  und  der  Erdgrille,  die  im  Dunkeln  lügen,  stehlen, 
rauben  und  verleumden,  beizukommen  als  den  Tagedieben  und 
Mördern.  So  meinen  z.  B.  unsere  Zeitungen,  wenn  einmal  ein 
"Weinbauer  sich  selber  Recht  verschaffte,  indem  er  einen  erwischten 
Dieb  verbläute,  nachdem  man  ihm  die  Hälfte  seiner  Trauben  stahl, 
halb  jammernd  —  halb  mitleidig  „per  un  uva"  d.  h.  um  einer  Traube 
willen  oder  so  ungefähr.  Oder  wenn  ein  Ziegenhirt  seine  Herde 
in  ein  Kleefeld  treibt  und  der  Bauer  ihn  zu  verjagen  sucht,  indem  er 
in  die  Luft  schießt,  wobei  allerdings  auch  manchmal  ein  Sohrotkorn 
seitwärts  in  den  Magen  des  liberalen  Kleediebes  sich  verliert,  „per 
un  po  di  erba"  „um  ein  wenig  Kraut".  Und  der  Dieb  wird  zum 
Helden!  Das  und  dergleichen  sind  noch  Reste  einer  früher  ungeheuer 
herabgekommenen  Moral !  —  Also  der  fromme  Spion  mit  dem  falschen 
Namen,  der  am  heiligen  Grabe  als  getaufter  Christ  so  oft  seine  An- 
dacht verrichten  kann,  als  er  dazu  das  Bedürfnis  hat,  war  nach  dem 
schönen  Neapel  gekommen,  um  daselbst  das  Taufen,  Mischen,  Lügen 
und  Schleichen  zu  erlernen  und  hatte  sich  als  Lehrherrn  die  würdigsten 
Leute  ausgesucht.  Er  tauft  nun  fleißig  darauf  los  und  gibt  einigen  ' 
vermeintlich  neuen  Pflanzen  seinen  eigenen  höchst  wichtigen  Namen ! 
Ein  Musterchrist  fürwahr,  an  dem  die  Türken  wenig  Freude  erleben 
werden!  —  Da  mein  Freund  an  jenem  Abend  diesen  Gegenstand 
eingehend  erörterte,  erzählte  er  mir  noch  folgendes  Intermezzo.  „Ich 
hatte",  sagte  er,  „wieder  einmal  schöne  Blumen  irgendwo  in  einem 
meiner  Gärten,  die  von  den  Nachbar- Häusern  vielleicht  bemerkt 
waren,  denn  sie  leuchteten  frisch  und  feurig.  Alle  Nächte,  wenn 
der  Mond  schien,  fanden  sich  Liebhaber  ein  und  nahmen  was  ihnen 
Niemand  wehrte ;  es  war  im  wunderschönen  Monat  Mai,  dem  Monate, 
der  der  Heiligen  Jungfrau  geweiht  ist.  Es  ward  mir  zu  bunt.  Ich 
paßte  auf  und  wir  erwischten  einen  Dieb,  der  mit  dem  Korbe 
gekommen  war,  um  ihn  zu  füllen.  Er  wurde  abgeführt,  der  Gerech- 
tigkeit übergeben  und  meinte  hernach  vor  den  Richtern:  er  habe 
diese  Blumen  immer  der  Madonna  gebracht  und  für  die  zu  rauben, 
er  sagte  holen,  wäre  keine  Sünde.  Er  wurde  natürlich  besser  be- 
lehrt und  gehörig  bestraft." 

„Vor  Jahr  und  Tag",  berichtete  mein  Freund,  „sah  ich  einen 
Preiskurant  hier  im  schönen  Neapel,  dessen  Umschlag  meine  ganze 
Heiterkeit  erregte.  Da  sah  man  Palmen  und  himmelhohe  Bäume, 
an  deren  Stämmen  Affen  hockten;  es  war  nicht  klar,  ob  sie  dort  be- 
fruchteten oder  Datteln  sammelten.  Dann  sah  man  Würfel  mit  Riesen- 
Firmenzeichen,  die  Colli  darstellen  sollten  und  andere  Absonderlich- 
keiten, wenn  ich  mich  recht  entsinne,  waren  auch  Dromedare  darauf 
und  großmäulige  Mohren,  mir  scheint  sogar  eine  Giraffe,  die  an 
einem  Akazienbaume  graste.  Das  war  aber  noch  garnicht  alles,  nur 
habe  ich  inzwischen  einiges  nicht  mehr  in  Erinnerung  und  obwohl 
diese  Preisliste  unter  meinen  alten  Papieren  ruht,  mag  ich  sie 
doch  nicht  eben  jetzt  heraussuchen.  Das  mag  was  sein,  sagte  mir 
eine  innere  Stimme,  da  mußt  du  deine  Sammlungen  rasch  bereichern, 
ehe  es  zu  spät  wird.  Das  war  aber  leichter  gedacht  als  au.sgeführt, 
denn  direkten  Verkehr  mit  Affen  und  Mohren  hatte  ich  nie  gehabt. 
Ich  ging  also  zu  einem  guten  Freunde,  der  half  aus.  Die  Liste 
führte  manche  völlig  neue  Pflanze  auf  und  dazu  damalige  Raritäten, 
die  sie  gleich  nur  so  zu  Hunderten  offerierte.  Zu  diesen  letzteren 
gehörte  damals,  soweit  .sich  mein  armer  nichtsnutziger  Schädel 
noch  erinnert,  auch  die  schöne  Agave  salmiana  fol.  var.,  dio  richtiger 
A.  atrovirens  fol.  var.  heißt.  Das  war  es,  was  ich  solange  gewünscht 
hatte,  denn  ich  sammelte  auch  Agaven  als  alter  getreuer  Krauterer. 
Ich  schwelgte  in  Seligkeit  und  gratulierte  dem  großen  Neapel  zu  der 


neuen  Acquisition  einer  Firma,  die  es  noch  nirgends  gegeben  hatte 
und  die  Wunder  verrichtete,  wie  ein  Berliner  mit  österreichischem 
Generalsnamen  schrieb,  weil  bei  ihm  dieses  "Wunder  gedruckt  und  mit 
Vaters  Gelde  auch  wohl  gut  bezahlt  worden  war.  Also  mein  guter  Freund 
bestellte  für  mich,  denn  er  als  wohlbestallter  Ingenieur  machte  sich 
aus  colorierten  Pulchpflanzen  oder  Pulque  Agaven  garnichts,  25  Stück 
Agave  salmiana  fol.  rar.  Die  Dinger  kamen  und  wurden  mir,  zusammen 
mit  der  Faktura,  für  100  Stück  40  Frc,  macht  Summa  summarum  lOFrc. 
für  25  Stück  ins  Haus  gebracht.  Aber  ich  muß  gestehen,  auf  tobender 
See  bin  ich  nicht  so  schlimm  von  der  Seekrankheit  gepackt  worden, 
als  beim  Anblicke  dieser  Agave  salmiana  fol.  rar.,  denn  es  waren 
Agave  ameriea?ia,  grüne  und  bunte  Schößhuge,  wie  sie  zu  Millionen 
in  der  Provinz  Neapel  an  jedem  Landwege  gesammelt  werden  können. 
Freilich  sagte  ich  mir,  das  hättest  du  wissen  sollen,  denn  es  gibt 
edle  Kräuter  und  auch  unedle;  ich  wußte,  daß  ich  es  mit  Giftkraut 
zu  tun  hatte,  aber  eben  weil  ich  das  wußte,  machte  ich  mir  das 
Vergnügen  dieses  Kraut  ein  wenig  näher  zu  untersuchen,  denn  auch 
die  Tugendhelden  unter  den  Menschen  sind  stets  verdächtig.  — 
Derartige  Stolonen  der  Agave  americana,  grün  oder  bunt,  diese 
letzte  fast  leichter  als  grün,  bringt  jeder  Junge  gerne  das  Tausend  für 
zwei  armselige  Lire  oder  auch  wohl  für  weniger.  Wenn  es  wenigstens 
kultivierte  Pflanzen  von  einigem  Ansehen  gewesen  wären,  aber  auch 
das  nicht,  sondern  unbrauchbarer  Schund,  der  nicht  10  Centimes 
wert  war.  Das  wagte  man  einem  gebildeten  Mann,  wie  es  doch  ein 
Ingenieur  sein  muß,  zu  bieten.  Ähnlich  ging  es  mir  mit  vielen 
anderen  Pflanzen  z.  B.  Erd Orchideen,  die  unter  feinen  Namen 
feil  geboten  wurden,  aber  alle  falsch  benannt  waren  und  nichts  als 
die  hier  zu  Millionen  wachsende  Orchis  rubra  vorstellten.  So  wollte 
ich  auch  die  dort  offerierte  Calla  aethiopka  fol.  var.  oder  oetltiopica 
albo-maculaia  kaufen  und  erhielt  die  gemeine  Richardia  albo-macu- 
laia,  die  ich  eben  zuvor  zu  Tausenden  auf  den  Kompost  gebracht 
hatte.  Noch  tollere  Dinge  könnte  ich  Dir  von  dieser  neuen  Tugend- 
firma erzählen",  meinte  er,  „allein  für  heute  sei  es  damit  genug,  es 
ist  spät  geworden,  laßt  uns  gehen!" 

An  seinem  letzten  Geburtstage,  dem  sechzigsten,  erzählte 
mir  mein  Freund  noch  folgende  Geschichte  von  einem  seiner 
deutschen  „Obergärtner",  deren  einige  bei  vortrefflicher  Be- 
zahlung und  ausgezeichneter  Stellung  sich  so  wohl  befanden, 
daß  sie  zu  Monstrositäten  herabsanken  und  die  schlechten  Seiton 
des  neapolitanischen  Pöbels  annahmen,  ohne  aber  dessen  un- 
übertrefflich gute  Seiten  gleichfalls  anzunehmen.  „Vor  vielen 
Jahren  fand  ich  unter  meinen  schönen  Blumen  eiae  blendend 
weiße  annuelle  oder  biannuelle  Primulacee,  eine  kompakt  wach- 
sende überaus  schöne,  reichblühende  Pflanze.  So  etwaä  war  noch  nicht 
dagewesen.  Man  kannte  sie  nur  scharlachrot,  blaßrot  und  blau. 
Meine  schöne  atlasweiße  gab  nur  wenig  Samen  und  diese  war  ebenfalls 
weiß,  also  leicht  kenntlich.  Ich  brauchte  3 — 4  Jahre,  bis  ich  davon 
etwa  20  Gramm  Samen  erntete  und  soweit  kam  ich  persönlich 
damit.  Da  aber  mußte  ich  sie  jenem  Obergärtner  übergeben,  den 
ich  weiter  noch  nicht  kannte  und  der  den  passenden  Grund  dafür 
verstand.  Gleicherzeit  gab  ich  ihm  Samen  einer  damals  neuen 
gelben  süd-spanischen  Composite  und  einer  chilenischen  Perenne  mit 
kleinen,  glänzend  seh  warzsn  Samen.  Alle  drei  wurden  in  Schalen 
ausgesät  unter  Glas  gestellt.  Wie  groß  aber  war  mein  Erstaunen, 
als  trotz  sauber  geschriebener  Namen  auf  allen  Schalen  gleicherzeit 
nichts  als  die  gelbe  südspanische  Composite,  die  ein  Unkraut  ist, 
zum  Vorschein  kam.  Der  Schwindel  war  klar  und  dennoch  hatte 
dieser  deutsche  „Obergärtner"  die  Stirne  zu  behaupten,  er  habe  das 
.  ausgesät,  was  ich  ihm  gegeben  habe !  Alle  drei  Samenarten  waren 
aber  grundverschieden.  Eine  Primulacee,  eine  Composite  mit  bartigen 
Haarkränehen  und  eine  Calandrinia!  Meine  kostbare  Primulaceae. 
die  ich  mir  so  mühsam  erzogen,  die  Regel,  mein  guter  unvergeß- 
licher Freund  und  Gönner,  in  seiner  damaligen  „Gartenflora"  bereits 
vortrefflich  abgebildet  hatte,  war  und  blieb  bis  heute  verschwunden, 
loh  hoffte  immer,  lange  Jahre  hindurch,  sie  einmal  irgendwo  auf- 
tauchen zu  sehen,  umsomehr  als  sich  jener  Gärtner  bald  darauf  einen 
Gleichgesinnten  zugelegt  hatte,  um  sich  mit  ihm  zu  „etablieren", 
allein  umsonst.  Man  hat  es  doch  nicht  gewagt,  sie  öffentlich  anzu- 
bieten, vielleicht  hatte  man  sich  auch  verrechnet  und  die  Saat  keimte 


IX,  31 


Die   Gartenwelt. 


nicht  weiter  als  man  etabliert  war,  denn  Primulaceen  halten  bekannt- 
lich nur  kurze  Zeit  die  Keimkraft.  Daß  aber  diese  Saat  damals, 
■vielleicht  nur  aus  Versehen,  in  .seine  Tasche  geglitten  war  und  darin 
vergessen  wurde,  darüber  blieb  mir  kein  Zweifel,  umsoweniger,  als 
der  Betreffende  sich  alsbald  metamorphosierte  und  zu  erkennen  gab, 
wes  Politikers  Sohn  er  war."  —  „So  traurige  Erfahrungen",  meinte 
mein  Freund,  „habe  ich  mit  meinen  deutschen  Landsleuten  hier  zu 
Lande  machen  müssen,  daß  ich  zuweilen  beinahe  dem  Trübsinne 
verfiel  und  an  der  Menschheit  verzweifelte.  Allein  es  wäre  Schwäche, 
ihnen  diese  Freude  zu  machen,  denn  es  war  ja  nur  ihr  Wunsch  zu 
vernichten,  zu  vergiften,  moralisch  zu  morden,  um  selbst  darnach, 
trotz  allpr  ihrer  Unwissenheit  und  Schlechtigkeit  um  so  leichter  im 
Dunkeln  fischen  zu  können.  Zu  den  niederträchtigsten  Spionen- 
diensten gaben  sich  einige  dieser  Leute  her,  und  wo  es  nichts  zu 
spionieren  oder  ihren  Auftraggebern  zu  melden  gab,  schufen  sie 
etwas,  da.s  des  Teufels  selber  wert  gewesen  wäre.  Lügner,  Diebe, 
Verleumder  sowie  innerlich  herabgekommene  Subjekte  waren  es  und 
was  mich  dabei  am  meisten  wundert",  meinte  er,  „ist  die  Tatsache, 
daß  gerade  einige  der  Schlimmsten  von  berühmten  Gärtnern  Deutsch- 
lands, die  hohe  einflußreiche  Posten  bekleiden,  mir  empfohlen  und 
zugeschickt  waren.  Diese  Leute  müssen  ebenso  blmd  m  ihrer  Höhe 
geworden  sein,  als  jene  es  verstanden  haben  fürchterlich  zu  heucheln. 
Es  waren  allerdings  niolit  alles  Deutsche;  auch  ein  Schwede  mit 
berühmtem  Namen,  der  oft  an  Ischias  litt,  u.  a.  m.  waren  darunter. 
Ein  Österreicher  gab  hier  zum  allgemeinen  Ergötzen  Karten  aus,  mit 
denen  er  sich  als  „Dottore  in  scienze  natural!"  also:  Doktor  oder 
Professor  der  Naturwissenschaften  einführte.  Er  war  von  Frankfurt 
empfohlen  und  als  er  ging  resp.  fortgeschickt  wurde,  ließ  er  die  ihm 
anvertrauten  Orchideen  im  elendesten  Zustande  zurück.  Ein  gewissen- 
hafter Belgier  hat  sie  teilweise  noch  retten  können."  Soweit  mein 
Freund!  Die  meisten  der  "Würmer,  die  ihn  quälten,  liegen  am  Boden. 
Er  hat  sich  bisher  nie  gerächt  und  die  Rache  dem  ewigen  Richter 
überlassen,  obwohl  er  einige  die.ser  unerbittlichen  Gesellen  in  seinen 
Händen  hatte  und  sie  vernichten  konnte,  wenn  er  es  gewollt  hätte.  Sie 
werden  ihrem  Schicksale  doch  jiicht  entgehen  und  wenn  sie  anders 
keine  Strafe  hier  erleiden  sollten,  der  Wurm  nagt  doch  immer  an 
ihrem  Gewissen.  Es  wäre  Unrecht,  hier  nicht  wenigstens  der  wenigen 
braven  Gärtner  und  Menschen  zu  gedenken,  die  von  Deutschland 
hierher  kamen.  Ich  selbst  hatte  einige,  deren  ich  mich  immer  mit 
Freude  erinnern  werde.  —  Und  die  Freuden?  Sie  liegen  im  Sonnen- 
schein, in  der  ewigen  unwandelbar  schönen  Natur,  im  Anblicke  des 
blauen  Himmels  und  in  der  Erkenntnis  des  kindlich  reinen  Gemütes 
heiterer  Südlandskinder,  die  vielfach  verkannt,  auch  mir  anfangs  un- 
verständüch  waren.  C.  Sprenger. 


Fragen  und  Antworten. 

Beantwortung  der  Frage  No.  313.  Ist  jemand  ein  Mittel 
bekannt,  um  einen  Weiher  von  Grünzeug  frei  zu  halten.  Der  Weiher  ist 
1100  qm  groß,  1,4  m  tief  und  hat  an  7  Liter  Wasser-Zulauf  per 
Sekunde.     Kupfervitriol  hilft  nur  für  kurze  Zeit. 

Wir  möchten  dem  Fragesteller  den  Rat  geben,  künstliche  Mittel 
zur  Beseitigung  des  Grünzeugs  nicht  anzuwenden.  Das  Pflanzen- 
leben ist,  wenn  es  in  gewissen  Grenzen  bleibt,  ein  wichtiger  Faktor 
für  die  Frischerhaltung  des  Wassere.  Es  geht  leider  aus  der  Frage 
nicht  hervor,  wie  der  Weiher  gelegen  ist,  ob  ein  Abzug  da  ist  und 
wie  der  Untergrund  beschaffen  ist.  Das  Grünzeug  wuchert  besonders 
in  Gewässern,  die  keine  Bewegung  haben,  denen  es  an  Zu-  und 
Abfluß  und  an  der  nötigen  Fauna,  wie  Fische,  Schnecken,  Enten, 
Gänse,  Schwäne  u.  dgl.  fehlt.  Abhilfe  könnte  die  Besetzung  mit 
Fischen,  besondere  Karpfen,  und  Wassergeflügel,  namentlich  Enten 
und  Schwänen  bringen.  Wenn  möglich  ist  der  Zufluß  zu  verstärken 
und  für  entsprechenden  Abfluß  zu  sorgen.  Schließlich  ist  gelegent- 
liches Trockenlegen  und  Reinigen  des  Bettes  von  den  Wasserpflanzen 
üu  empfehlen.  W.  T. 

Beantwortung  der  Frage  No.  314.  Ich  beabsichtige,  mir  eine 
Busch-    und    Beerenobstplantage    anzulegen.     Welche   Apfel-, 


Birnen-,  Johannis-  und  Stachelbeer-Sorten  sind  für  die  nachstehend  be- 
zeichneten Verhältnisse  die  geeignetsten?  Der  Boden  ist  humusreicher, 
durchlässiger  Lehmboden  in  allseitig  durch  hohe  Berge  geschützter, 
jedoch  sonniger  Lage.  Das  Grundstück  ist  12  000  qm  groß  und 
erstreckt  sich  von  Nord  nach  Süd.  Bewässerung  kann  leicht  durch 
Fluß-  und  Leitungswasser  erfolgen.  Würden  sich  Erdbeeren  für 
diesen  Boden  eignen?  Rinderdung  ist  genügend  vorhanden.  Kann 
zur  Pflanzung  Komposterde,  aus  Gerbereiabfällen  entstanden,  mit 
verwendet  werden? 

Sie  tun  am  besten  sich  bei  der  Auswahl  der  Sorten  an  das 
engere  Normal-Sortiment  des  Landesobstbauvereins  zu  halten,  aus 
welchem  Sie  von  Kern-  und  Steinobst  das  auswählen,  was  Ihren 
speziellen  Zwecken  am  meisten  entspricht.  Ist  keine  größere  Stadt 
in  Ihrer  Nähe,  wo  Sie  Abnehmer  für  feines  Tafelobst  fänden,  so 
beschränken  Sie  sich  auf  den  Anbau  von  Wirtschaftsobst.  Von 
überall  gedeihenden  und  stets  gut  verwertbaren  Apfelsorten  nenne 
ich  Ihnen:  „Schöner  mn  Boskoop";  ,,Baumanns  Reinette"-,  „Ribstmi 
Pepping",  ,,Adersleber  Kalvill"-,  „Peasgoods  Ooldreineite",  „Ananas 
Ette.",  Cox'  Pomona'-\  „Cox  Orangenreinette'-'-.  Der  beste  Sommer- 
apfel ist  „C/iarlamowsh/-;  vorzüglich  sind  auch  „Pfirsichroter 
Sommerapfel"  und  der  nur-  für  gute  Lage  passende  „Rote  Herbst- 
kalvilt".  Alle  diese  Apfelsorten  eignen  sich  auch  vorzüglich  für 
Buschbaumtorm  und  geben,  als  zweijährige  Veredlungen  gepflanzt, 
bereits  im  dritten  Jahre  nach  der  Pflanzung  gute  Erträge. 

Vorzügliche  Birnen  f ürBuschobstkultur  sind :  „ClairgeamButter- 
Birne'-'-,  „Diels  B.-B.';  Qellerts  B.-B.'\  „Oute  Louise  von  Avranehes'-\ 
yHerxogin  von  AngouUme-^,  „Josefine  von  Hecheln"-,  die  beste  unter 
den  spätesten,  „Köstliche  von  Gharnen",  „Williams  Christbime". 

Zu  den  besten  Johannisbeeren  gehören  die  „Weiße'-^  und 
„Rote  Holländische",  sowie  die  „Rote  Kirschjohannisbeere'-'-.  Von 
Stachelbeeren  sind  die  frühesten  Sorten  am  lohnendsten.  Die 
besten  Frülisorteu  dürften  die  „Früheste  von  Neuwied",  grüufrüchtig 
und  „Eönings  Früheste'-',  gelbfrüchtig,  sein.  In  vielen  Gegenden 
werden  die  rotfrüchtigen  Stachelbeeren  bevorzugt;  von  ihnen  gehört 
die  „Frühe  Rote'-'-  zu  den  schmackhaftesten  und  ertragreichsten. 
Unter  den  großfrüchtigen  späten  roten  Sorten  halte  ich  die  „Rote 
Preißbcere"  für  die  weitaus  beste  und  zum  Massenanbau  empfehlens- 
werteste. Befinden  sich  Konservenfabriken  in  der  Nähe,  so  möchte 
ich  Ihnen  speziell  noch  raten,  die  „Rote  kernlose  Johannisbeere"  im 
gi-oßen  auszubauen;  sie  wird  von  den  Konservenfabrikanten  allen 
anderen  Sorten  vorgezogen  und  deshalb  gut  bezahlt.  Auch  Erdbeeren 
eignen  sich  für  Ihre  Bodenverhältnisse.  Lohnend  ist  der  Anbau 
frühester  Sorten,  wie  „Noble'"  und  „Deutsch  Evern'-'.  Aus  Gerberei- 
abfällen entstandene  Komposterde  können  Sie  gelegentlich  des 
Rigolens  mit  unterbringen  lassen,  aber  nicht  zu  reichlich.     M.  H. 

Beantwortung  der  Frage  No.  315.  Welches  ist  die  beste 
Pflanzzeit  für  Eichen,  der  Herbst  oder  der  Frühling?  Kollegen 
wollen  beobachtet  haben,  daß  Frühjahrspflanzung  für  Eichen  vor- 
zuziehen sei. 

Die  Erfahi-ung  hat  gelehrt,  daß  Eichen  sicher  und  am  besten 
weiter  wachsen,  wenn  man  sie  im  Monat  Mai  verpflanzt.  Die 
Knospen  müssen  anfangen  aufzubrechen,  sogar  ein  kurzer 
Austrieb  schadet  nicht.  Das  Hauptaugenmerk  ist  darauf  zu  richten, 
daß  die  Wurzeln  nicht  dem  Eintrocknen  an  der  Luft  ausgesetzt 
werden,  sonst  ist  alle  Mühe  eitel.  Gute  Bewässerung  und  Bespritzen 
in  den  ersten  beiden  Jahren  sind  unerläßlich.  Die  ersten  Winter 
über  sind  die  Pflanzkessel  dick  mit  Laub  zu  belegen.  Exemplare, 
welche  fünf  und  mehr  Jahre  fest  standen,  sind  mit  Ballen  zu  ver- 
pflanzen. Die  Bäume,  bez.  Pyramiden  sind  zwei  Jahre  vorher  ab- 
zugraben und  eine  vorhandene  Pfahlwurzel  ist  durchzustechen. 

Paul  Ruschpier. 

—  Die  Eiche  überwindet  die  Störung  durch  das  Verpflanzen 
im  Frühling  weit  leichter  als  im  Herbst.  Der  günstigste  Zeitpunkt 
ist  nach  meiner  Erfahrung,  wenn  die  Saftbewegung  beginnt,  also  kurz 
vor  dem  Austrieb.  H.  Lindner,  Obergärtner,  'O'arnsee. 


372 


Die    Gartenwelt. 


Blumenhandel. 

Der  Blumenverkauf  an   ersten  Feiertagen    in  Berlin   war 

durch  polizeilichen  Erlaß  auf  die  Zeit  bis  10  Uhr  vormittags  be- 
schränkt worden,  wodurch  die  Geschäfte  um  die  besten  Geschäfts- 
stundon  kamen.  Diese  Verfügung  gab  Anlaß  zu  einer  öffentlichen 
Protestversammlung  der  Inhaber  der  Berliner  Blumengeschäfte.  Am 
14.  April  wurde  nach  einer  stürmischen  Debatte  einstimmig  folgende 
Resolution  angenommen:  „Die  versammelten  Inhaber  von  Blumen- 
geschäften legen  einmütig  Protest  ein  gegen  die  Verfügung  des  Herrn 
Polizeipräsidenten,  wonach  an  ersten  Feiertagen  der  Verkauf  von 
frischen  Blumen  von  10  Uhr  vormittags  ab  einzustellen  ist.  Sie 
verweisen  darauf,  daß  seit  Inkrafttreten  des  Gesetzes  über  die 
Sonntagsruhe  im  Handelsgewerbe  den  Blumengeschäften  die  Zeit  von 
12  bis  2  Uhr  an  den  ersten  Feiertagen  zum  Verkauf  freigegeben 
war.  Eine  Beschränkung  der  Verkaufsgelegenheit  bedeutet  für  sie 
einen  außerordenthchen  Schaden  sowie  für  das  Publikum  eine  über- 
flüssige Belästigung,  da  dieses  lieber  auf  den  Einkauf  von  Blumen 
verzichtet,  als  daß  es  sich  veranlaßt  sehen  würde,  zu  einer  unbe- 
quemen Zeit  seine  Einkäufe  zu  bewirken.  Sie  verlangen  zur  Ab- 
wendung dieser  schweren  Schädigung  ihres  Erwerbszweiges  die  Be- 
lassung des  ihnen  bisher  zugestandenen  Rechtes,  dessen  Gewährung 
schon  der  frühere  Herr  Minister  für  Handel  und  Gewerbe,  Brefeld, 
ausdrücklich  als  notwendig  anerkannt  hat,  und  fordern  die  sofortige 
Aufhebung  der  getroffenen  Verfügung.  Nur  eine  völlige  Verkennung 
der  örtlichen  Verhältnisse  kann  den  Erlaß  dieser  Verfügung  bewirkt 
haben.  Sie  ersuchen  daher  um  eine  nochmalige  Prüfung  der  Ange- 
legenlieit  unter  Hinzuziehung  von  Vertretern  ihres  Berufszweiges. 
Sie  rechnen  umsomehr  auf  sofortige  Aufhebung  dieser  Verfügung, 
da  es  ihnen  undenkbar  erscheint,  daß  die  königliche  Staatsregieruug 
eine  Schwächung  auch  nur  eines  Teiles  des  gewerblichen  Mittelstandes 
beabsichtigen  könne."  

Lohnbewegung. 

Hamburg.  Die  Sektion  der  Landschaftsgärtner,  eine  Grappe 
im  „Allgemeinen  deutschen  Gärtner  -  Verein ,  Verwaltungsstelle 
Hamburg",  hielt  vor  vierzehn  Tagen  eine  Mitgliederversammlung  ab, 
in  welcher  bekannt  gegeben  wurde,  daß  ein  Schreiben  von  den 
Prinzipalsvertretern  eingetroffen  sei ;  darin  werde  mitgeteilt,  daß  es 
keineswegs  die  Absicht  der  Arbeitgeber  sei,  die  Verhandlungen  mit 
den  Gehilfen  abzubrechen.  Es  knüpfte  sich  hieran  eine  Auseinander- 
setzung. Im  Verlauf  der  Verhandlungeu  wurde  die  Tarifkommi.ssion 
beauftragt,  sofort  mit  den  Prinzipalsvertretern  in  Unterhandlung  zu 
treten  und  über  das  Resultat  in  einer  weiteren  Versammlung  Berieht 
zu  erstatten.  Es  soll  ein  Stundenlohn  von  45  Pfennig  gefordert 
werden. 

Hannover.  Der  Gärtnerverein  der  Stadt  Hannover  nahm  in 
seiner  Versammlung  vom  3.  April  einstimmig  folgende  Resolution 
an:  ,.Der  Gärtnerverein  der  Stadt  Hannover  beschließt  in  seiner  am 
3.  April  abgehalteneu  Versammlung,  die  von  der  in  voriger  Ver- 
sammlung gewählten  Lohnkommission  mit  der  Gehilfenvertretung 
vereinbarten  Lohnsätze  und  festgesetzte  Arbeitszeit  nach  Möglichkeit 
einzuführen  in  der  Erwartung,  daß  dadurch  das  gegenseitige  Ver- 
trauen seitens  der  Arbeitgeber  und  Gehilfen  zum  Besten  des  ge- 
samten Standes  bewahrt  bleibe."  Zum  Schluß  wurde  der  Kommission 
für  ihre  gewissenhafte  Arbeit  der  Dank  der  Versammelten  ausge- 
sprochen. Die  vereinbarten  Lohnsätze  und  die  Arbeitseinteilung 
werden  gedruckt  und  allen  Mitgliedern  des  Vereins,  dem  Provinzial- 
Gartenbauveiein,  den  königlichen  und  städtischen  Gartenverwaltungen, 
sowie  allen  Pi'ivatgärtnern  übersandt. 

Leipzig.  Der  Streik  der  liiesigen  Landschaftsgärtner  ist  nach 
vierzehntägiger  Dauer  im  Sande  verlaufen.  Vom  Verein  der  selbst- 
standigen  Landschaftsgartner  ist  jedes  Verhandeln  mit  der  Lohn- 
kommission der  Gehilfen  grundsätzlich  abgelehnt  worden,  ebenso  der 
Lohntarif  der  Gehilfen.  Die  Ausständigen  mußten  daher  einzeln  mit 
den  Arbeitgebern  verliandeln.  Dabei  haben  die  letzteren  mehrfach 
den  Forderungen  der  Gehilfen  gegenüber  Entgegenkommen  gezeigt. 
Viele  Ausständige  freilich  konnten  keine  Arbeit  im  Benif  finden,  da 


die  Stellen  inzwischen  anderweit  besetzt  worden  waren.  Sie  sind 
zum  Teil  in  andere  Betriebe  übergegangen,  zum  Teil  von  Leipzig 
abgereist.  Was  der  hannoversche  Gartenbauverein  aber  in  Sachen 
der  Lohnregelung  tun  konnte,  ohne  seinem  Ansehen  zu  schaden, 
hätte  der  neue  Verein  der  selbständigen  Landschaftsgärtner  Leipzigs 
wohl  auch  versuchen  können.  Das  grundsätzliche  Ablehnen  von 
Wünschen  der  Arbeitnehmer  verbittert  und  läßt  einen  gedeih- 
lichen Zustand  nicht  aufkommen.  Selbst  in  Berlin  ist  man  in  dieser 
Hinsicht  weiter,  wo  das  soziale  Verständnis  auch  in  die  Kreise  der 
selbständigen  Gärtner  einzuziehen  beginnt. 


Tagesgeschichte. 

Nimptsch.  Auf  dem  Kreistage  am  8.  April  wurde  dem  bereits 
seit  mehreren  Jahren  angestellten  Kreisgärtner  Beamteneigenschaft 
und  Ruhegehaltsberechtigung  zuerkannt. 

Westdeutschland.  Die  Woche  vom  7.  bis  14.  April  brachte 
derart  niedrige  Temperaturen,  daß  die  schon  weit  vorgeschrittene 
Obstblüte  von  Pfirsichen,  Aprikosen,  frühen  Äpfeln  vollständig  ver- 
nichtet ist.  Im  Bezirk  Dortmund  sank  das  Thermometer  auf  — 9% 
wodurch  beträchtliche  Verheerungen  an  den  Pflanzen  angerichtet 
wurden.  Im  östlichen  und  Norddeutschland  haben  die  Fröste  an  den 
Obstbäumen  wenig  Schaden  anrichten  können,  da  die  Blüten  noch  in 
den  Knospen  lagen,  aber  an  den  Triebspitzen  der  Gehölze,  namentlich 
der  Rosen,  sind  allerorts  die  Knospen  dem  Froste  zum  Opfer  gefallen. 
In  Werder  begann  die  Obstbaumblüte  zu  Ostern. 


Personal-Nachrichten. 

Giebelhausen,  Hugo,  bisher  Anstaltsgärtner  in  Geisenheim, 
wurde  als  Kreisobergärtner  und  Obstbaatechniker  für  den  Kreis 
Beeskow-Storkow,  Provinz  Brandenburg,  angestellt. 

Gutsche,  Oskar,  Gartentechniker,  bisher  im  Palmengarten  zu 
Frankfurt  a.  M.,  trat  in  die  Stellung  des  nach  Offenbach  a.  M.  be- 
rufenen Herrn  F.  Tutenberg  bei  der  städtischen  Gartenverwaltung 
in  Mainz  ein. 

Kriele,  städtischer  Garteninspektor  zu  Halle  a.  S.,  ist  zum 
Obstbaum  -  Sachverständigen  für  den  Stadtkreis  Halle  a.  S.  bestellt 
worden. 

Marquardt,  Kurt,  Assistent  bei  der  städtischen  Garten- 
verwaltimg und  Schriftführer  des  Gartenbauvereins  in  Karlsruhe  i.  B., 
erlag  am  24.  März  einem  schweren  Lungenleiden.  Der  Gartenwelt 
war  der  Verstorbene  ein  langjähriger  treuer  und  begabter  Mitarbeiter, 
dem  auch  sein  Vorgesetzter,  Herr  Stadt  Gartendirektor  Ries,  in 
einem  an  uns  gerichteten  Briefe  ein  glänzendes  Zeugnis  ausstellt. 
,, Marquardt-',  so  schreibt  Herr  Ries,  „trat  vor  fünf  Jahren  bei  uns 
als  Sohulgärtner  in  Dienst;  vor  zwei  Jahren  wurde  ihm  die  Stelle 
eines  Verwaltungs-A.ssistenten  bei  der  städtischen  Gartendirektion 
übertragen.  Wir  verlieren  in  dem  Heimgegangenen  einen-  treuen, 
gebildeten  und  strebsamen  Beamten,  der  mit  Leib  und  Seele  bis  zu 
seinem  letzten  Atemzug  an  seinem  Berufe  hing." 


Briefkasten  der  Redaktion. 

Raseneinfriedigung.  Schürmanns  Patent-Ankereisen  läßt  sich 
vorteilhaft  als  Träger  für  Hängebretter  verwenden,  was  die  Ab- 
bildung in  No.  28,  Seite  331,  veranschaulichen  soll.  Leider  wurde 
das  Klischee  versehentlich  auf  den  Kopf  gestellt,  sodaß  die  Abbildung 
unverständlich  wurde.     Der  Balken  müßte  also  oben  sein. 

Spaldingbahn.  Abonnent  in  Leipzig.  Über  dieses  Feldbahn- 
system brachten  wir  in  No.  22  einen  ausführlichen  Bericht  aus  der 
Feder  des  Herrn  W.  Kiehl.  Wir  bitten  Sie  dort  nachzulesen  und 
die  Inserate  der  Firma  Otto  Springer  zu  beachten. 

R.  Stumm,  bisher  Dresden  -  Strehlen.  Ihre  Anfrage  wurde 
briefhch  erledigt;  unser  Brief  kam  aber  als  unbestellbar  zurück.  Sie 
hatten  sieh  an  die  falsche  Adresse  gewendet,  was  die  Erledigung 
Ihrer  Anfrage  verzögerte. 


Vorurtwortl.  Redaktenr:    Ma 


sdlirffer,  Berlin.  —  Verlae  v.  Ri 


idt  &  Co.,  Leipzig.  —  Druck:  Anhalt.  Bachdr.  Gmenberg.e.  ö.  in.  b.  H..  Dessau. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


6.  Mai  1905. 


No.  32. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Farne. 


Stenochlaena  meyeriana,  Prsl. 

Von  Otto  Bernstiel,  Farngärtnerei,  Bornstedt-Potsdam. 
(Hicrxu  xirei  Abbildungen.) 

-Dereits  in  No.  11  dieses  Jahrganges  maclite  ich  auf 
einige  schöne  und  interessante  Farne  aufmerksam  und  ich 
gestatte  mir  heute,  einen  gleich  wertvollen  Warmhausfarn 
in  Erinnerung  zu  bringen. 

Stenochlaena  meyeriana,  Syn.  Stenochlaena  tenuifolia,  Desv., 
Äcrostichmn  meyerianum^  Hook,  ist  jedenfalls  schon  sehr 
lange  in  den  Gärten  bekannt,  denn  ich  fand  sie  schon  in 
Courtin's  Farnbuch  von  1837  beschrieben.  Bedauerlich  ist 
es,  daß  unsere  neueren  einschlägigen  Gartenbücher  und  be- 
sonders das  vielversprechende  und  wenig  haltende  Gartenbau- 
Lexikon  über  diese  und  -manch  andere  wertvolle  Pflanze 
nichts  zu  sagen  wissen. 

In  der  großen  Farnfamilie  gibt  es  wohl  wenige  Arten, 
welche  einen  so  eigenartigen  Wuchs  aufweisen. 

Der  Wurzelstock  ist  kriechend  und  das  Rhizom 
kletternd  und  Ranken  bildend.  Die  Eanken  bilden  Haftwurzeln, 
welche  das  Anklammern  an  Hauern  und 
Baumstämmen  ermöglichen.  Da  ältere 
Pflanzen  sehr  rasch  wachsen,  so  ist  diese 
Stenochlaena  besonders  in  Wintergärten 
zur  Bekleidung  von  Wänden  etc.  sehr 
verwendbar.  Als  Topfpflanzen  sind  be- 
sonders jüngere  Pflanzen  sehr  schön;  die 
sich  bildenden  Ranken  werden  um  den 
Topf  herum  festgehakt. 

Den  größten  Wert  besitzt  dieser 
Farn  mit  seinen  vornehmen,  einfach  ge- 
fiederten Blättern  als  Bindematerial; 
das  Blatt  erinnert  an  den  Wedel  von  Cycas 
circinalis  im  Kleinen,  was  auch  aus  der 
guten  Abbildung  auf  Seite  374  ersicht- 
lich ist. 

Die  V  e  r  m  e  h  r  u  n  g  ist  sehr  einfach ; 
man  legt  zolllange  Rhizomstücke  im  Mäi'z 
oder  April  in  ein  Vermehrungsbeet,  nach 
zwei  bis  drei  Wochen  sind  dieselben  be- 
wurzelt und  werden  dann  in  dreizöUige 
Töpfe  in  leichte  sandige  Erde  gesetzt. 
Nach  nochmaligem  Umpflanzen  hat  man 
zum  Herbst  sehr  hübsche  Pflanzen. 

Über  die  zweite  Art  der  Vermehrung 
aus  Sporen  kann  ich   leider  nichts  be- 

Gartenwelt.     IX, 


richten,  da  es  mir  bis  jetzt  nicht  gelungen  ist,  fruchtbare 
Wedel  zu  erlangen.  Auch  vom  Berliner  botanischen  Garten 
wird  mir  berichtet,  daß  die  dortigen  Exemplare  bis  jetzt 
keine  Sporenwedel  —  dieselben  sollen  doppelt  gefiedert  sein 
—   zeigten. 

Vielleicht  ist  ein  Leser  dieser  Zeitung  in  der  Lage, 
darüber  zu  berichten,  da  ich  in  einem  Samenkatalog  Sporen 
offeriert  finde!  Leider  ist  die  Abbildung  der  ganzen  Pflanze 
nicht  besonders  scharf,  doch  ist  immerhin  daraus  ersichtlich, 
daß  Stenochlaena  meyeriana  ebenso  schön  ist  wie  unsere 
besten  Pteris- Arten,  deren  einer,  nämlich  Pteris  umhrosa,  sie 
gegenüber  gestellt  ist. 

Wenn  auch  die  Stenochlaena  nicht  ganz  so  anspruchslos 
in  der  Kultur  ist  wie  z.  B.  Pteris  und  auch  mehr  Wärme 
verlangt,  so  wird  sie  sich  doch  besonders  in  Gärtnereien, 
wo  viel  und  schönes  Bindegrün  verwendet  wird,  einen 
bleibenden  Platz  sichern. 

Sicher  aber  ist  dieser  Farn  mindestens  ebenso  wertvoll, 
wie  viele  aus  England  oder  sonst  woher  bezogene  Farn- 
neuheiten. 


.Stenochlaena  meyeriana  und  Pteris  umbro>a. 

a  Otto  Bernstiel,  Bornstedt-Potsdam,  für  die  „Gartenwclf  photogr.  aufgenomn 

32 


Die  Gartenwelt. 


IX,  32 


Wedel  von  Stenochlaeiia  meyeriana  (der  rechte  Wedel  zeigt  die  Unterseite 

OriginaUufnahme   für  die  „Gartenwelt". 


Orchideen. 

Oattleya  Warscewiczii  var.  „Frau  Melanie  Beyrodt" 

Hierzu  die  Farbentafel. 


Wi 


ir  bieten  heute  unseren  Lesern  zur  Abwechslung  wieder 
einmal  eine  den  Orchideen  gewidmete  Farbentafel.  Die  dar- 
gestellte CaUleya  ist  eine  natürliche  Varietät  der  Cattleya 
Warscewie'.ii.  die  der  glückliche  Besitzer  zu  Ehren  seiner, 
gewiß  vielen  Kollegen  bekannten,  liebenswüi-digen  Gattin 
„Frmi  Melanie  Beyrodf-^  getauft  hat.  Allen,  welche  die 
Eeyrodtsche  Orchideen-Gärtnerei  in  Marienfelde  besucht  haben, 
dürfte  es  bekannt  sein,  daß  Herr  Beyrodt  die  herrlichen 
Cattleyen,  deren  einzige  Schattenseite,  in  Bücksicht  auf  die 
gegenwärtige  Moderichtung  in  der  Bindekunst,  der  etwas 
kurze  Blütenstiel  ist,  in  großer  Zahl  mit  seltenem  Erfolge 
kultiviert.  Der  ganze  Bestand  setzt  sich  aus  selbstimijor- 
tierten  Pflanzen  zusammen,  die  sich  rasch  etablieren  und 
immer  bald  zum  Blühen  gelangen.  Herr  Beyrodt  ist  ein 
glücklicher  Importeur,  der  schon  manches  Kleinod  unter 
seinen  Inijwrten  entdeckt  hat.  Die  auf  unserer  Tafel  abge- 
bildete prächtige  Varietät  wurde  im  Sommer  1904  auf 
der  Holland  House  show  in  London  mit  einem  first  class 
certificate  prämiiert.  Es  ist  die  einzige  bis  jetzt  existierende 
reinweiße  CaUleya  Warsceiviczii-Nwne^äX.  Die  Blume  ist 
von  ganz  besonderer  Größe  und  hat  23  cm  Spannweite 
zwischen  zwei  Petalenspitzen ;  die  Fetalen  und  Sejmlen  sind 
reinweiß,  das  Labellum  ist  herrlich  dunkelviolett,  zart  weiß 
gerändert  mit  gelbem  Sclüund.  Die  Pflanze  ist  von  gesimdem 
und  kräftigem  Wuchs.  G.  Warscewiczii.,  die  Stammart,  ist  in 
Columbien  heimisch;  sie  ähnelt  im  Habitus  der  C.  labiata, 
weshalb  man  sie  auch  zur  Labiata-Klasse  rechnet.  Bei  der 
Stammart  sind  die  Sepalen  und  Petalen  rosa,  die  Lippe  ist 
scharlachpurpurfarben  mit  gelbor  Zeichnung  im  Schlundij.    m.  H. 


Stauden. 
Bergenia  crassifolia,  L. 

Von  C.  Rimann,  Nagy  Szent  Miklös. 

Xjergcnia,  Saxifraga  oder  Megasea  crassifolia 
ist  als  eine  alte  Staude  und  Einfassungspflanze 
längst  bekannt,  wird  vielfach  für  Einfassungen,  auf 
Felspartieen  oder  an  Teichufern  im  Park  ange- 
pflanzt und  verwendet  und  erfreut  das  Auge  als 
einer  der  ersten  Frühjahrsbliiiier  mit  ansehnlichen 
großen  Blütentrauben.  Als  Topfpflanze  findet  sie 
jedoch  kaum  Verwendung,  und  ich  war  erstaunt, 
die  Bergenie  beim  Antritt  meiner  neuen  Stellung 
in  Mengen  als  Topfpflanze  im  Kalthause  vor- 
zufinden. Anfänglich  wollte  ich  die  Pflanzen  bei- 
seite schaffen  resp.  einschlagen,  um  sie  im  Früh- 
jahr fürs  freie  Land  zu  verwenden.  In  Erwägung 
jedoch,  daß  ich  einen  zeitigen  Frühjahrsblüher 
vor  niii  hatte,  Heß  ieli  die  Töpfe  stehen  und  ich 
bereue  es  nicht,  die  Pflanzen  im  Kalthause  be- 
lassen zu  haben.  Schon  Anfang  Januar  zeigten 
sich  einige  Knospen  und  das  Wachstum  wurde  ein 
reges,  so  daß  gegen  den  20.  Januar  ein  reicher 
üppiger  Blütenflor  sich,  entwickelte.  Drei,  vier, 
auch  mehr  Blütentriebe  kamen  zur  Entfaltung  imd 
gaben  mir  ein  reiches  und  ausgiebiges  Material  für 
Va,sen-  und  Tisohdekoration.  Die  dichten  Blüten- 
rispen erreichen  mit  ihren  Stengeln  eine  Länge  bis 
30  cm,  erweisen  sich  im  abgeschnittenen  Zustande 
als  recht  dauerhaft  und  bieten  mit  ihi'en  großen  hellrosa  gefärbten  Blüten 
ein  durchaus  schönes  und  dankbares  Bindematerial,  welches  außerdem 
noch  als  nicht  überall  zu  dieser  Zeit  erhältlich,  den  Reiz  des  Neuen,  des 
Ungewohnten  hat.  Ich  glaube  daher,  an  dieser  Stelle  die  Verwertung 
der  Bergenia  als  Winter  Schnittblume  empfehlen  zu  dürfen,  um- 
somehr,  als  sie  in  bezug  auf  Wärme  und  Standort  sehr  anspruchs- 
los ist ;  denn  bei  8  bis  10°  C.  blüht  sie  bereits.  Mitte  Januar  und,  da 
für  sie  ein  heller  Standort  nicht  vorhanden  war,  blieb  sie  an  einem 
für  andere  Treibpflanzen  viel  zu  dunkeln  Platze  und  doch  brachten 
die  Bergeniea  eine  Menge  gut  ausgebildeter  und  vollkommen  ent- 
wickelter Biüfeiitiiebe  hervor.  Mit  wenigen  Kosten  für  die  Heizung, 
mit  wenig  Arbeit  kann  man  daher  im  tiefsten  Winter  ein  reiches 
Schnittmaterial  erzielen,  das  sich  als  Bindematerial  für  Buketts  und 
Kränze  und  zur  Vasen-  und  Tischdekoration  recht  gut  eignet  und 
länger  haltbar  ist,  als  andere  rasch  und  bei  hohen  Wärmegraden 
getriebene  Pflanzen.  Als  Nebenkultur  würde  sich  daher  das 
Treiben  von  Bergeuien  sehr  empfehlen,  da  sie,  wie  gesagt,  äußerst 
geringe  Ansprüche  stellen.  Hier  hatte  ich  es  übrigens  nur  mit  der 
allerge wohnlichsten  Sorte  zu  tun,  wogegen  wir  bereits  Züchtungen 
z.  B.  Bergenia  crassifolia  „Brillant^-,  „/tVösz«s",  „Progress'-\ 
,,Gora.lle'-\  besitzen,  deren  Blüten  noch  reicher  und  intensiver  ge- 
färbt sind  und  daher  noch  höheren  Binde-  und  Dekorati ons wert 
haben.  —  Zu  einer  Zeit,  wo  jede  Blume  für  uns  wertvoll  ist,  sollte 
ein  so  anspruchsloses  und  dabei  so  dankbares  Blütengewächs  nicht 
außer  Acht  gelassen  werden,  besonders  auch,  da  eine  erhöhte 
Temperatur  es  wahrscheinlich  zu  zeitigerer  Blütenentwicklung  bringen 
würde  und  eine  spezielle  Vorkultur  in  Töpfen  gar  nicht  einmal  not- 
wendig ist.  Auch  als  Topfpflanze  mit  ihren  schönen  großen,  saftig- 
grünen Blättern  wäre  die  Bergenia  im  Schmuck  ihrer  Blumen 
vielleicht  eine  ganz  gute  Marktjiflanze.  Ein  Versuch  ist  jedenfalls 
anzuempfehlen. 

Wulfenia  amlierstiana,  Bth.  und  ilire  Verwandten. 

(Hierzu  eine  Abbildung.) 


Wul 


ulfenia  amherstiana  ist  eine  feine  Alpine  vom  Himalaja,  wo 
sie  in  einer  Höhe  von  3000  m  ü.  d.  M.  vorkommt.  Sie  gedeiht  in 
halbschattiger  Lage  und   in  lockerer,    mit  Torfmull  vermischter  Erde 


>^ 


1^'^'im. 


alihrva    Wtusc.ewiczii  Echb.  f.   (Syn.  Oattleya  gigas)  „Frau  Melanie  Beyrodt" 

Züchtung  von  Otto  Beyrodt  üi  Marienfelde  bei  Berlin. 


IX,  32 


Die  Gartenwelt. 


leiulit,  blüht  reichluh  im  lull 
bis  August  uud  \eiein/i.lt  ik  oh 
im  öoptembei  mzieilicliin  2()un 
langen  Tiaul)eD  Ihr  kl  m  n 
Blümchen  Mnd  Molitflhu  o  1. 1 
reinwoiß  bei  (k  i  Ft  i  m  a/l  i/l  i  i 
Die  Blumenkiono  ist  km  zu  <il 
der  (irif  fei  Die\eimehiun„ 
durch  Aussaat  odei  Ti  ilung 
älterer  Pflanzen  biettt  k  in 
Schwierigkeit  Diese  \\'i<l/>')iia 
ist  abei  dennoch  sein  sclttii  uii  i 
öfter  vvud  sie  voiwechselt  mit 
einer  etwas  dunklei  blühenden 
Spielart  dei  geuohnlichtn  M  ca 
rinthiaca  die  bekinnthth  in 
Kärnten  und  Ste-vernnik  ein 
heimisch  ist  Diese  blüht  schon 
im  Mai  und  Juni  hellbhu  un  1 
ihre  Blattei  sind  \on  hellen  n 
Grün,  wählend  die  der  TI 
amherstiana  stets  dunkelgiun 
etwas  behaiit  undauf  dei  Untu 
Seite  lotlich  angelaufen  sind 
Außerdem  sind  sie  m  dei  Foim 
schmälci  und  tiefei  gebuchtet 
Es  ist  also  nicht  schwei  diese 
beiden,  im  Aussehen  gmz  \ei 
schiedenen  Alten  zu  unt(  i 
scheiden  Auch  duifte  die  bei 
stehende  Abbildung  mit  dazu 
beitragen  einen  teilweise  lecht 
alten  Iirtuiii  beseitigen  zuhelfen 
Außer  den  zwei  genannten  Alten 
kennt  man  noch  eine  Wnlfema 
Orientalis,    Boiss.    aus    Syrien. 

Meines  Wissens  ist  diese  in  der  Kultur  noch  nicht  vorhanden.  Die 
Wulfenien  sind  sehr  hübsche  niedere  Pflanzen  für  schattige  Stein- 
grotton.  Von  der  nordamerikanisohen,  nahe  verwandten  Gattung 
Synthyris  ist  nur  die  gelblich  blühende  S.  plantaginea,  Bth.  ein- 
geführt. Rehnelt. 


botanisclK 


Topfpflanzen. 
Sclinelle  Vemielining  des  Giinmiihjimiies. 

Von  Ernst  Richter,  Charlottenburg. 

JCiiue  Abhandlung  über  den  Gummibaum  in  No.  25, 
Seite  296  (dieses  Jalirg.)  veranlaßt  mich,  meine  Erfahrungen 
über  die  schnelle  Vermehrung  des  Gummibaumes  mit- 
zuteilen. 

Durdi  ein  iui  März  ausgebrochenes  Feuer  im  Warm- 
haiise  hatte  u.  a.  auch  ein  prachtvoller,  schön  verzweigter 
Gummibaum  von  2 — 3  m  Höhe  derart  gelitten,  daß  nur 
nocli  der  Stamm  übrig  geblieben  war.  Diesen  traurigen  Rest 
des  einst  so  stattlichen  Baumes  ließ  ich  nun  ruhig  im  Warm- 
hause stehen  und  gab  den  ganzen  Sommer  über  keine  Luft, 
nur  wenn  es  allzu  heiß  wurde  (über  40"  C),  machte  ich 
die  Tür  auf.  Um  das  Ungeziefer  fern  zu  lialten,  spritzte  ich 
täglich  etwa  3  —  5  Mal  mit  warmem  Wasser  (30"  C.)  und  zwar 
von  oben  und  unten.  Außerdem  gab  ich  bei  jedem  dritten 
Gießen  statt  Wasser  verdünnte  Kuhjauche.  Beides  stand  mir 
genug  zur  Verfügung,  sodaß  ich  nicht  zu  sparen  brauchte. 
Bemerken  möchte  ich  nur,  daß  das  Wasser  nicht  künstlich 
erwärmt  wurde,  sondern  daß  die  gute  Mutter  Erde  es  in  einer 


Wärme  von  35  "  C  hervor- 
brachte und  es  uns  zur 
Vorfügung  stellte.  Dieses 
warme  Wasser  dui-chfloß  an 
mehreren  Stellen  un.seren  Gar- 
ten, wo  es  uns  Gärtnern 
natürlich  sehr  zu  statten  kam, 
liesonders  bei  der  Treiberei, 
I  onn  die  Erde  gab  das  Wasser 
Winter  und  Sommer  gleich 
■Aarm  ab.  Infolge  dieser 
-'■hwitzprozedur  trieb  mein 
'  iummibaum  an  allen  Ecken 
lud  Enden  mit  Macht  aus, 
sodaß  ich  eine  Menge  Steck- 
linge erhielt.  Inzwischen 
war  es  aber  Endo  Juli  ge- 
worden und  zur  Vermehrung 
etwas  spät,  aber  nur  an- 
scheinend spät,  denn  daß 
noch  reichlich  Zeit  war,  lehrte 
mich  die  Natur. 

Da  der  Sommer  (1904) 
-i  1  besonders  günstig  für  die 
N'ermehrung  war,  vermehrte 
ii  h  frisch  drauf  los.  Zunächst 
legte  ich  mir  einen  warmen 
Kasten  an,  brachte  etwa  2 — 3 
fingerhoch  Mistbeeterde  dar- 
auf, hierauf  wieder  2  finger- 
hoch Heideerde  (vonFontaine- 
bleau),gut  vermischt  mitFluß- 
sand;  ich  nahm  zu  diesem  Zwecke  immer  den  grauen,  oft  wie 
Kristall  glitzernden  Sand,  den  der  Rhein  aus  den  Alpen  mit- 
bringt. Zur  Vermehrung  nahm  ich  nur  Kopfstecklinge,  da 
ich  nur  etwa  40  Pflanzen  brauchte.  Die  Stecklinge  habe 
ich  auf  alle  mögliche  Art  und  Weise  vorbereitet,  um  aus- 
zuprobieren, ob  das  Bestreuen  mit  Holzkohle  wirklich  von  so 
großem  Werte  ist,  wie  immer  gesagt  wird.  Einige  Stecklinge 
bestreute  ich  gleich  nach  dem  Schneiden  an  der  Schnitt- 
fläche mit  zerstoßener  Holzkohle,  andere  erst  nach  einiger 
Zeit;  bei  mehreren  habe  ich  den  austretenden  weißen  Saft 
durch  weiche  Läppchen  zui-ückzuhalten  versucht  und  einen 
Teil  der  Stecklinge  ließ  ich  ruhig  abtrocknen  wie  jeden 
anderen  Steckling  auch.  Beim  Stecken  selbst  habe  ich 
einigen  eine  Unterlage  von  Holzkohlestücken  gegeben,  einem 
anderen  Teile  eine  Sandunterlage;  auch  Unterlage  von 
Scherben  habe  ich  versucht.  Einen  Teil  aber  ließ  ich  ganz 
ohne  irgend  eine  wasserdurchlassende  oder  aufsaugende 
Unterlage.  Um  allen  verschiedenen  Stecklingen  gleiche 
Lebensbedingungen  zu  sichern,  steckte  ich  abwechselnd  von 
jeder  Sorte  einen,  sodaß  von  allen  Sorten  die  gleiche  Anzahl 
oben  und  unten  zu  stehen  kam.  Zum  Spritzen,  was  je  nach 
der  Witterung  2 — -3  Mal  geschehen  muß,  benutzte  ich  aus- 
schließlich das  30  "  warme  Wasser.  Die  ei-sten  zwei  Wochen 
schattierte  ich  mit  alten  Treppenläufern,  um  einen  recht 
kompakten  Schatten  zu  erhalten,  später  nahm  icli  nur  noch 
geöltes  Papier.  Etwa  drei  Wochen  nach  dem  Stecken  zeigten 
meine  Stecklinge  schon  neuen  Trieb  und  pflanzte  ich  sie 
deshalb  in  Töpfe,  deren  Größe  nach  dem  Wurzelvermögen 
wählend.  Ein  Beschneiden  der  Wurzeln  mit  dem  Messer 
halte  ich  für    nachteilig.     Die    meisten    Pflanzen    hatten   sich 


Die   Gartenwelt. 


IX,  32 


in  den  drei  Wochen  so  gut  entwickelt,  daß  ich  durch- 
schnittlich Töpfe  mit  10—13  cm  nehmen  mußte.  Zum 
Eintopfen  nahm  ich  kräftige  Erde:  zwei  Teile  IVlistbeeterde, 
einen  Teil  schwere  Komposterde,  einen  Teil  Lauberde,  nebst 
Heideerde  und  Sand.  Allzu  ängstlich  braucht  man  bei  dem 
Mischen  nicht  zu  sein,  Hauptsache  ist  eine  kräftige  nicht 
zu  leichte  Erde.  Die  Töpfe  brachte  ich  auf  denselben  Kasten, 
auf  dem  die  Stecklinge  gestanden  hatten.  Auf  warmen  Fuß 
wollte  ich  sie  wegen  der  vorgeschrittenen  Jahreszeit,  es  war 
mittlerweile  Ende  August  geworden,  nicht  mehr  bringen, 
obgleich  es  ihnen  vielleicht  ganz  gut  getan  hätte.  In  den 
ersten  Tagen  nach  dem  Eintopfen  schattierte  ich  noch  den 
ganzen  Tag,  später  nur  noch  mittags  und  zuletzt  ließ  ich 
den  Schatten  überhaupt  ganz  weg  unter  gleichzeitigem  Ab- 
nehmen der  Fenster,  die  in  Anbetracht  der  Jahreszeit  des 
Nachts  wieder  aufgelegt  werden  mußten.  Etwa  zwei  Wochen 
nach  dem  Eintopfen  fing  ich  an,  den  Pflanzen  bei  jedem 
zweiten  Gießen  einen  Kuhdungguß  zu  geben. 

Im  Wachstum  der  Stecklinge  liabe  ich  nicht  den  ge- 
ringsten unterschied  bemerkt;  ob  mit,  ob  ohne  Holzkolile  vor- 
bereitet, wuchsen  sie  alle  gleich  g>it;  nur  2  vom  Hundert  bekamen 
schwarze  Spitzen  und  machten  keine  Wurzeln.     Einen   merk- 


blühende oder  Gold-Taubnessel,  Lamium  Galeobdolon,  {Oaleobdolon 
luteum)  aufmerksam  machen.  Man  kann  diese  sehr  genügsame,  ziemlich 
rasch  wachsende  und  bei  uns  vollständig  winterharte  Pflanze  auf 
verschiedene  Art  verwenden,  namentlich  als  Ampelpflanze,  an  Orten, 
wo  andere  Gewächse  wegen  Mangel  an  Sonnenlicht  oder  auch  wegen 
lässiger  Behandlung  nicht  recht  gedeihen  wollen.  Dann  eignet  sich 
Lamium  Oaleobdolon  ganz  vorzüglich  zur  Begrünung  kahler  Stellen 
unter  lichten  Gehölzen.  Auch  sah  ich  es  neulich,  hier  in  Wannsee, 
an  einer  nach  Norden  gelegenen  Böschung,  die  gleichzeitig  noch  mit 
Efeu  bepflanzt  ist  und  aus  dessen  Grün  die  hübsch  weißmarmorierten 
Blätter  dieser  Taubnessel  freundHch  hervorlugten.  Ferner  liefert 
L.  Oaleobdolon  ein  sehr  schätzbares  Material  zur  Belebung  von  Stein- 
gruppen, auch  kann  man  stärkere  Pflanzen  sehr  gut  zur  Bepflanzung 
von  Balkonkästen  mit  verwenden.  Die  einzelnen  Ranken  werden  in 
kräftigem  Boden  etwa  70  cm  lang  und  die  weißschattierten  Blätter 
überzieht  im  Sommer  an  hellem  Standort  noch  ein  rötlichschillernder 
Anflug,  was  sich  sehr  schön  macht.  Die  kleinen  gelben,  nicht  sehr 
auffallenden  Blüten  erscheinen  Ende  Mai  und  im  Juni.  Vermehren 
läßt  sich  Lamium  Oaleobdolon  zu  jeder  Jahreszeit  und  ebenso  mühe- 
los wie  Olechowa  liederaceum  fol.  ear..  das  ich  auch  besitze.  Die 
beistehende  Zeichnung  möge  den  Unterschied  beider  in  der  Be- 
laubung dartun.  H.  Lindner,  Obergärtner,  Wannsee. 

Begonia   hybrida   fl.  pl.   „Frau    Helene   Harms"   ist   ein 

Sämling  von  Bcg.  hyb.  gigantea  (gelb)  und  Beg.  hyb.  ,Marie  Lenx'-K 
Die  Blätter  sind  wie  bei  ,,Marie  Lenz'",  schmal  und  saftig  dunkel- 
grün, die  Pflanze  ist  reich  verzweigt  und  bringt  zahllose  gold- 
gelbe, straff  über  dem  Laube  stehende,  leicht  gefüllte  Blüten. 
Als  junge  Pflanze  entwickelt  sie  sich  sehr  schnell  und 
blüht  früh,  ist  widerstandsfähig  gegen  rauhe  Witterung,  daher 
zur  Gruppenbepflanzung  unübertroffen,  aber  auch  eine  aus- 
gezeichnete Marktpflanze,  da  sie  ein  regelmäßiges  und  schönes 
Warhhtuiii  besitzt  und  der  Blütenflor  bis  zum  Spätherbst 
(l.mcniil  schön  bleibt.  Begonia  hybrida  „Frau  Helene  Harms'' 
erhielt  im  Oktober  1902  das  Wertzeugnis  des  Verbandes  der 
llandeLsgiirtner  Deutschlands.  In  No.  3,  Seite  31  brachten 
wir  die  Abbildung  eines  hübschen  Beetes  dieser  Begonie,  die 
Herr  Wilhelm  Harms,  Handelsgärtner  in  Falkenberg  i.  d.  Mark, 
in  Eberswalde  ausgestellt  hatte. 


Lamium  Oaleobdolon  und  Glechoma  hederaceuni. 

Originalzeichnung  für  die  „Gartenwelt". 

liehen  Einfluß  auf  das  Wachstmn  hat  das  Bestreuen  der 
Schnittfläche  mit  Holzkohle  also  nicht.  Bei  einer  Vermehrung 
im  Vermehrungsbeet  mag  es  gut  sein,  um  Fäulnis,  die 
durch  unregelmäßige  Fußwärme  leicht  entstehen  kann,  zu 
verhüten.  Überwintere  ich  die  jungen  Pflanzen  im  Warm- 
hause statt  im  temperierten  Hause,  so  bin  ich  zum  Früh- 
jahr mit  meiner  Julivermehrung  ebensoweit  wie  ich  mit 
einer  Januarvermehrung  sein  würde.  Wer  nicht  an  eine  be- 
stimmte Topfgröße  gebunden  ist,  kann  die  Gummibäumchen 
im  Frühjahr  noch  einmal  verpflanzen  und  bei  der  Gelegenheit 
der  Erde  etwas  gut  verrotteten  Kuhdung  (3—5  Jalu-e  alten) 
beifügen. 

Wer  also  Gummibäume  vermehren  will,  kann  damit 
ruhig  warten,  bis  er  in  den  Kästen  genügenden  Platz  hat; 
er  kommt  mit  seinen  Pflanzen  noch  immer  zurecht.  Über- 
dies ist  der  Platz  in  den  Vermehrungsbeeten  meist  recht 
knapp  und  die  Fußwärme  nicht  so  gleichmäßig  wie  im 
warmen  Kasten.  Da  beides  zu  einer  schnellen  Kultur 
des  Gummibaumes  aber  nötig  ist,  ist  die  Vermehrung  auf 
warmem  Kasten  unbedingt  vorzuziehen. 

Lamium  Oaleobdolon  iSyn.  Oaleobdolon  lule/uin).  Angeregt 
durch  die  beiden  Artikel  über  nlcrlio»ia  hederaeeum  fol.  var.  in  No.  21, 
will  ich  heute  auf  ein  ähnliches  Schlinggewächs,  und  zwar  die  gelb- 


Rosen. 


Die  neue  Teehybrid-Rose  „Etoile  de  France", 

Von  F.  Tutenberg,  Stadtobergärtner,  Offenbach  a.  M. 


Wi 


haben  es  hier  mit  einer  vielversprechenden  dunkelrot 
blühenden  Teehybrid-Kose  ersten  Ranges  zu  tun,  welche  besonders 
für  den  Schnitt  während  der  Wintermonate  von  hohem  Werte 
sein  wird. 

Ich  sah  diese  Rose,  welche  noch  wenig  im  Handel  ist,  zum 
ereten  Male  in  der  bekannten  Gärtnerei  der  Firma  H.  Henkel  in 
Darmstadt,  woselbst  sie  als  Hochstamm-  und  Wurzelhalsveredelungen, 
die  in  Massen  vorgenommen  waren,  vorhanden  ist. 

Das  freudige  Wachstum  der  im  Dezember  bis  Januar  vorge- 
nommenen Winterveredelungen  (Okulationen)  frappierte  mich,  zumal 
die  gegen  Ende  Februar  bereits  üO  bis  70  cm  langen  Triebe  der 
Veredelungen  eine  herrhche  dunkelgrüne  gesunde  ßelaubung  zeigten 
und  die  schön  dicht  gefüllten  Blumen  dieser  dunkelroten  Teehybrid- 
Rose  einen  intensiven  Wohlgeruch  verbreiteten. 

Leider  gestatteten  es  die  Verhältnisse  nicht,  von  den  in  üppiger 
Entwicklung  stehenden  Winterveredelungen  photograph.  Aufnahmen 
hei-zustellen ,  jedoch  bat  mir  Herr  Fr.  Henkel  dieselben  für  später 
in  Aussicht  gestellt,  und  werde  ich  mir  dann  erlauben,  die  sich 
sicher  bald  allgemeiner  Beliebtheit  erfreuende  Neuheit  den  verehrl. 
Lesern  im  Bilde  vorzuführen. 

„Etoile  de  France'',  eine  Züchtung  von  Pernet  Ducher,  ist 
aus  einer  Kreuzung  zwischen  „Mad.  Abel  Chatettay''  (Mutter)  X 
„Fisher  <£■  Holmes"  (Vater)  entstanden.      Die    öO  bis  70  cm  langen 


IX.    32 


Die  Gartenwelt. 


Triebe  der  jungen  Veredelungen 
und  deren  kräftige  aufrechte  Haltung 
bieten  die  beste  Gewahr  für  schöne 
wüchsige  ältere  Pflanzen  und 
werden  dieser  Neuheit  den  Weg 
in  die  Schnittkulturen  vor  allen 
Dingen  ebnen. 


Gehölze. 

Polygonum  vaccinifoliiini, 
Wall. 

(Hierxu  eine  Abbildung.) 


■^olygonum  vaccinifoliiini  ist 
eine  wenig  bekannte  Knötericli-Art 
vom  Himalaya,  die  sich  für  Fels- 
partieen  eignet.  Reizend  sieht  die 
Pflanze  zur  Blütezeit  im  Hochsom- 
mer aus,  wenn  die  leuchtend  rosa- 
farbenen Blütenrispen  erscheinen. 
Zu  dieser  Zeit  ist  sie  eine  Zierde 
jedes  Alpinums.  Leider  ist  dieser 
schöne  Strauch  nicht  winterhart  und 
verlangt  daher  in  unserem  Klima 
gedeckt  zu  werden.  Deshalb  ist  es 
auch  ratsam,  das  Polygomtm  in 
unserem  Klima  als  Kalthaus - 
pflanze  zu  behandeln  und  wie 
beigegebene  Abbildung  veranschau- 
licht, sieht  sie  als  solche  nicht 
übel  aus.  Sie  blüht  als  Topfpflanze 
meist  im  Oktober — November  und 
ist  um  diese  Zeit  eine  hübsche  Er- 
.scbeinung  zwischen  uaseren  Kalt- 
hauspflanzeu. 

Polygonum  vaccinifolium  ist 
eine  Liebhaberpflanze.  Sobald  die 
Blütezeit  vorbei,  ist  auch  die  Schön- 
heit der  Pflanze  dahin,  denn  bald 
darauf  läßt  sie  ihre  Blätter  fallen 
und  verlangt  dann  eine  Ruheperiode. 
In  die.ser  Zeit  setzt  man  die  Pflanze 
zurück,    gibt   ihr    einen  trockenen 

Platz  und  gießt  nur  soviel,  daß  sie  nicht  vertrocknet.  Im  Frübling, 
wenn  dies  Polygonum  wieder  anfängt  Leben  zu  zeigen,  verpflanzt 
man  es,  schneidet  es  ein  wenig  zurück  und  behandelt  es  ebenso, 
wie  andere  laubabwerfende  Sträucher.  O.  Brand. 


PolvgOnum    vai'cinifolium.      Originalaufnahme    für  die  „Gartenwelt' 


Ich  erhielt  Piuddleia  lindleyana 
zufällig  in  einigen  Samen,  die  von 
Pflanzen  geerntet  waren,  deren 
Samen  aus  der  Heimat  (China) 
stammte.  Die  Pflanzen  hatten  hier 
nicht  durch  Frost  gelitten  und  doch 
hatte  die  ganze  Grappe  einjähriger 
Pflanzen  nur  einen  leichten  Schutz 
aus  Rohr  (Schilfstengel).  Sie  ist  über- 
aus raschwaclisend,  nach  l'/j-Iahren 
ist  sie  als  starke  Pflanze,  die  schon 
reichlich  geblüht  hat,  verkaufsfähig. 
Was  mich  am  meisten  überraschte, 
ist  der  Umstand,  daß  BiiMleia 
lindleyana  hier  so  reichlich  Samen 
angesetzt  hat;  sie  ist  eine  Pflanze 
mit  Falterblüten,  ihre  Bestäubung 
könnte  demnach  nur  durch  Falter 
mit  langem  Saugrüssel  ausgeführt 
werden.  Ich  konnte  nicht  an- 
nehmen, daß  alle  die  tausende 
kleiner  Blüten,  die  ich  hier  beob- 
achtete und  die  alle  reichliche  Samen 
entwickelten  durch  Falter  bestäubt 
seien,  doch  fiel  mir  immer  auf,  daß 
die  Bienen  sich  rqcht  lange  mit  den 
Blütchen  beschäftigten,  Ich  konnte 
dann  endlich  beobachten,  daß  diese 
kleinen  Tiere  die  Blumenkronröhre 
aufreißen,  ein  längliches  Loch  in 
dieselbe  nagen  und  so  mit  ihrem 
kurzen  Saugrüssel  zu  dem  süßen 
Nektar  gelangen.*)  Sie  sind  unermüd- 
lich mit  dieser  Arbeit  beschäftigt,  es 
muß  also  doch  lohnen.  An  Baddleia 
mriabilis,  die  in  der  Blüte  schöner 
als  lindleyana  ist,  sah  ich  Insekten 
nicht  fliegen,  sie  setzte  aber  auch 
gar  keinen  Samen  an.  Die  Samen 
der  Buddleia  sind  sehr  klein, 
keimen  bald  und  man  hat  schon 
im  ersten  Jahre  schöne  kleine 
Pflanzen,  die  im  näch.sten  Früh- 
jahre verschult,  wie  schon  erwähnt, 
reichlich  blühen  und  starke  Büsche 
bilden.  Die  Zweige  bleiben  fast 
bis  zum  Herbst  grün  und  krautig, 
ei-holzen  dann  aber  leicht  und  frieren  nur    wenig 


Di. 


Butklleia  lindleyana,  Fortnne. 

Von  Obergärtner  Wilh.  Mütze,  Dahlem. 
(Hierzu  eine  Ahbildinig. 


'lese  interessante  Pflanze  trifft  man  fast  garnicht  in  Baum- 
schulen oder  Gehölzsammlungen  an,  geschweige  denn  in  landschaft- 
lichen Anlagen.  Sie  ist  zu  wenig  bekannt,  verdient  aber  als  Vorpflanze, 
gewissermaßen  als  Abschluß  beachtet  zu  werden.  Sie  hat  ein  herr- 
liches, dichtes  Laubwerk.  Die  einzelnen  Blätter  sind  groß  und  saftig 
dunkelgrün.  Die  Pflanze  wird  etwa  1  m  hoch,  verzweigt  sich  reichlich 
und  trägt  den  ganzen  Sommer  über  ihre  langen  aus  Trugdolden 
zusammengesetzten  Ähren.  Die  Farbe  der  Blumenkronröhre  ist 
blaßrot,  nicht  sehr  auffallend,  die  vielen  hängenden  Ähren  nehmen 
sich  jedoch  recht  anmutig  vor  dem  prächtig  griinen  Hintergrund  aus. 


sie  erstarken 
zurück. 

Bei  der  leichten  Samengewinnung  und  der  schnellen  Anzucht 
der  Pflanzen  aus  Samen  lohnt  eine  Stecklingsvermehrung  kaum, 
während  man  z.  B.  Btukllcia  globosa  und  variabilis  sehr  leicht  durch 
Sommersteokünge  vermehrt  und  so  auch  in  einem  Jahre  schöne 
buschige  Pflanzen  erhält.  Beide  sind  auch  gar  prächtige  Pflanzen, 
namentlich  Biiddleia  lariabilis  hat  herrliche  lange  Blütenälircn, 
die  in  ihrer  zarten  lila  Farbe  zur  Binderei  recht  wertvoll  sind.  Sie 
stehen  aufrecht  und  unterscheiden  sich  schon  dadurch  von  lindleyana, 
außerdem  ist  Biüldlcia  lindleyana  in  Stengeln  und  Blättern  kahl, 
oder  doch  fast  kahl,  während  BiMleia  variabilis  und  globosa 
weißfilzig  sind.  Alle  diese  Pflanzen  werden,  wenn  sie  einmal  be- 
kannter sind,  gewiß  weit  mehr  beachtet  und  angepflanzt  werden. 


Anmerkung  der  Redaktion.  Ähnlich  verfahren  Bienen 
und  namentlich  Wespen  mit  den  gespornten  Aquilegia-U\i\\.(ia.  — 
Den  Unterschied  in  der  Blütenhaltung  von  B.  lindleyana  und  B. 
variabilis  zeigt  auch  ein  Vergleich  der  Abbildung  Seite  378  mit 
zwei  im  sechsten  Jg.  Seite  1  und  5  gebrachten  Abbildungen  von 
B.  variabilis.  Über  die  Schreibweise  herrscht  Unklarheit;  die  einen 
schreiben  Biuldleia,  die  anderen  Buddleya. 


378 


Die  Gartenwelit. 


IX,  32 


Pflanzenkunde. 
Lathraea  sqiiamaria. 

{Hierzu  eine  Abbildung.) 

-11/ in  Gang  durch  lien  jungen  Frühlingswald  ist  für  den  Pflanzen- 
freund  allemal  ein  iioher  Genuß  und  auch  für  den  Gärtner  nicht 
ohne  Interesse.  Beim  Erwachen  der  Vegetation  des  Waldbodens 
erscheint  in  feuchten  Wäldern  die  gemeine  Schuppenwurz,  Lathraea 
sqiMmaria,  eine  hübsche  Schmarotzerpflanze,  die  den  Orobanchen 
nahe  steht.  Auf  dickem,  fleischigem  Schafte,  der  ohne  Laub  und 
nur  mit  wenigen  Scirappen  bedeckt  ist,  steht  die  große  fleischfarbige 
Blüte  in  einer  einseitswendigen  Traube.  Die  einzelnen  Blüten  sind 
etwas  lebhafter  gefärbt  wie  der  Schaft,  selten  kommen  auch  rein- 
weiße Blüten  vor.  Die  Pflanze  erreicht  eine  Höhe  von  25 — 35  cm 
und  stehen  gewöhnlich  mehrere  Triebe  truppweise  beisammen. 

Die  Fortpflanzung  der  Schuppenwurz  geschieht  durch  Samen, 
deren  junge  Keimblätter  jedoch  in  der  Erde  bleiben.  Die  junge 
Pflanze  entsendet  bald  Saugwurzeln,  die  auf  den  Wurzeln  von  Haseln 
und  Ellen  haften  bleiben  und  diesen  nun  die  nötige  Nahrung  ent- 
nehmen. Der  aus  den  Keimblättern  in  der  Erde  sich  entwickehide 
Wurzelstook  verzweigt  sich  und  ist  mit  fleischigen,  schuppenähnlicheu 
Blättern,  welche  durch  Einrollung  der  Ränder  Hohlräume  bilden, 
dicht  besetzt.  Dieser  unterirdische  Wurzelstook  entsendet  nun  in 
jedem  Früblinge  seine  ansehnlichen  Blütentriebe,  die  mehrere 
Wochen  einen  zierlichen  Schmuck  des  deutschen  Waldes  bilden. 


Der  Landsehaftsgärtner  kann  dies 
auf  Haseln  oder  Erlen  in  der  Nähe  e 
und  hat  damit  eine  Pflanzung  ausgelu 
Interesse  erwecken  wird. 

Gemüsebau. 

Vom   Bleichsellerie.      Die 

Bleichselleries  hat  im  vorigen  Jah 
große  Dürre    gelitten,    besonders 
das  Anhäufeln  in  der  Trockenperiode  vornahm. 
Der   später   eintretende  Regen  drang  nicht  bis 
an  die  Wurzeln  der  Selleriepflanzen  vor,  sodaß 
das  AVachstum    wegen  Mangel   an  Feuchtigkeit 
zurückblieb.     Bei    der  letzten   Anhäufelung  im 
Herbst    ist  besonders  zu  berück- 
sichtigen, daß  die   anzuhäufelnde 
Erde     bis     an     die    Spitzen    des 
Krautes  ragt,   damit  der  Sellerie 
ganz  gebleicht  wird.     Je  schöner 
die  Rippen  gebleicht  sind,  desto  schmackhafter 
wird    der  zubereitete  Bleichsellerie.     Man  läßt 
am    besten    den    Bleichsellerie    im   Winter  im 
Garten   und    deckt   die    Erde    mit  Erbsenstroh 
oder  langem  Dünger  zu.     Um   bei  Frostwetter 
für  den    täglichen   Gebrauch   Bleichsellerie    im 
Hause    zu    haben,    nimmt    man    eine    Anzahl 
Stauden    aus    dem    Garten    und   schlägt   diese 
in  groben  Sand  im  Keller  ein.    Für  den  Markt- 
gebrauch kann  man  auch  die  gebleichten  Stangen 
im  Mistbeetkasten  einschlagen.  J.  B. 


Landschaftsgärtnerei. 

Deutsche 
(jartengestaltuiig  und  Kunst. 


Frühlingsblume 

li'ielit  ansiedeln 

■dem   Frühlinge 

O.  Jacobs. 


Da 


iederholte  aufmerksame  Durchle 
dos  Schneiderschen  Buches  DoutscheGart( 


gestaltung  und  Kunst*)  hat  mir  die  Feder  zu  einer  Betrachtung 
über  die  in  dem  empfehlenswerten  Buche  niedergelegten  Anschauungen 
in  die  Hand  gedrückt.  Ich  will  aber  mit  nachstehenden  Zeilen  keine 
Rezension  post  festum  bringen,  sondern  lediglich  eine  Plauderei 
über  deu  Inhalt  zu  Nutz  und  Frommen  derer,  die  sich  für  das  Buch 
interessieren.  Die  freimütige  Sprache  des  Verfassers,  die  Art  wie  er 
seinen  Standpunkt  gegenüber  dem  Bestehenden  vertritt,  mutet  den 
unbefangenen  Leser  sympathisch  an. 

Nach  kurzer  Aussprache  über  den  Begriff  Garten,  die  Formen 
der  Gartengestaltung,  das  Wesen  der  Kunst,  die  Gartengestaltung  als 
Ausdrucksmittel  für  Kunst,  die  historische  Entwickelung  der  Garten- 
kunst, architektonische  und  landschaftliche  Gestaltungsweise  geht  der 
Verfasser  zu  den  wichtigsten  Vei  tretern  der  deutscheu  Gartenkunst 
von  etwa  1780  bis  188U  über.  Hierbei  kommt  Gust.  Meyer,  „der 
von  einem  idealen  Schema  beherrscht  wurde'',  ziemlich 
schlecht  weg,  ebenso  C,  Hampel  mit  seinen  vielen  Gartenentwürfen 
und  nicht  minder  die  Landschaftsgärtner  im  allgemeinen  und  die- 
jenigen, welche  die  ,, Lehre"  G.  Meyers  aufgriffen,  im  besonderen. 
Doch  wird  der  Verfasser  den  Landschaftsgärtnern  insofern  gerecht, 
als  er  (Seite  89)  betont:  „Der  Besitzer  ist  in  erster  Linie  schuld  an 
dem  trostlosen  Zu.stande  unserer  Gärten,  nicht  der  Landschafts- 
gärtner",  der  oft  etwas  ganz  Gutes  will,  nur  etwas  nach  dem  Gefühl 
Schneiders  Widersinniges.  Nach  Durchlesen  des  Buches  wird  man 
allerdings  erst  verstehen,  wie  das  gemeint  ist. 

Hausgarten,  Vorgarten,  Garten  an  der  Villa,  Park,  Volksgarten, 
Volkspark  und  Friedhofsanlage  werden  besprochen  und  trotz  der 
knappen  Form,  in  welche  der  Verfasser  seine  Ansichten  kleidet,  wird 
der  denkende  Fachmann  —  das  Wort  Gartenkünstler  ist  mit  Vor- 
sicht zu  gebrauchen  —  viel  Wahj-es  und  Anregendes  finden.  Aber 
man  muß  es  über  sich  gewinnen,  falls  man  nicht  schon  zur  Er- 
kenntnis gekommen  ist,  dem  Autoritätenglaubeu  zu  entsagen.  Der 
bedachtsame,  nach  geistiger  Selbständigkeit  und  Unabhängigkeit 
strebende  Mensch  wird  es  beim  Studium  von 
Autoren  immer  machen  wie  die  Biene,  die  von 
Blume  zu  Blume  füegt,  dort  den  Honigseim 
entnimmt  und  das  für  sie  Unbrauchbare 
drmnen  läßt.  Nur  auf  solche  Weise  läßt  sich 
meines  Erachtens  eine  Klärung  des  eigenen 
Urteils,  individuelle  Behandlung  einer  Aufgabe 
und  vom  Schema  befreites  Schaffen  erreichen. 
Wer  auf  Autoren  schwört,  irrt  so  lange  als 
diese  irren.  So  kann  man  kaum  einem  Autor 
auf  allen  Wegen  unbedingt  folgen.  Sehr 
recht  hat  aber  Schneider,  wenn  er  den  Land- 
schaftsgärluer  auf  eine  mögUohst  gründliche 
Allgemeinbildung  hinweist. 

Daß  die  Gartenkunst  im  Sinne  des  Ver- 
fassers mckständig  ist  und  allzuviel  nach 
Schema  geschaffen  wurde,  kanu  ihm  bei  einem 
Überblick  über  bestehende  gärtnerische  Schöpf- 
ungen wohl  niemand  bestreiten.  In  den  ei-sten 
zwei  Teilen  seiner  Schrift  behandelt  Schneider 
unter  Anlehnung  au  namhafte  Kunstschrift- 
steller und  I'hdosophen  und  von  künstlerischen 
Gesichtspunkten  aus  alles  auf  die  Gartenge- 
staltung bezügliche  und  damit  zusammen- 
hängende in  vortrefflicher  Weise.  Hierbei  ver- 
tritt er  den  sehr  richtigen  Standpunkt:  „Kein 
Schema!  Keine  landschafthche  Szenerie  wo 
architektonische  Behandlung  in  Gliederung  und 
Anpflanzung  geboten  ist." 

Indessen  findet  man  in  dem  Buche 
auch    Ansichten     ausgesprochen,     welche     die 


*)  Deutsche  Gartengestaltung  und 
Kunst.  Zeit-  und  Streitfi-agen  von  Camillo 
Karl  Schneider.  Leipzig  1904.  Verlag  von 
t'ai'l  Schultz«. 


IX,  32 


Die   Gartenwelt. 


Mi'lirzaiil  der  Leser  jedenfalls  nicht  ohne  weiteres  unterschreiben 
wird,  Ansichten,  die  meines  Erachtens  mit  Gartenkunst  und 
-Gestaltung  wenig,  in  der  Hauptsache  nichts  gemein  haben, 
liierauf  auch  gar  keinen  Anspruch  erheben  und  deshalb  viel- 
Uiielit  besser  aus  dem  Inhalt  des  vortrefflichen  Buches  weggeblieben 
wären.  C.  K.  Schneider  ärgert  sich  z.  B.  darüber,  daß  man  gegen- 
wartig den  Ausputz  der  Häuser  an  Fenstern,  auf  Balkons,  in  Vor- 
gärten etc.  mit  Blumen  durch  Prämien  belohnt.  Es  geschieht  dies 
seitens  gewisser  Vereine  für  Hebung  dos  Fremdenverkehrs,  um  den 
Städten  ein  freundliches  Aussehen  zu  geben  und  zu  einem  gewissen 
Wetteifer  in  der  privaten  Verschönerung  dos  Stadtinnern  anzuregen. 
Hierfür  findet  Schneider  Worte  des  Tadels.  Daß  Abertausende  der 
betreffenden  Kommission,  welche  ihre  Blumenfenster  und  Gärten 
„kontrollieren-  kommt,  die  Türe  vor  der  Nase  zuschlagen  werden, 
(Seite  90),  stimmt  jedenfalls  nicht  und  ist  wohl  nur 
lies  Verfassers  subjektive  Meinung.  Jeder  freut  sich  — 
auch  der  Ärmste  —  wenn  sich  andere  über  seine  Blumen 
mitfreuen.  Diese  gewiß  sehr  schöne  Sitte,  welche  im 
Innern  der  Stadt  waliihatt  prächtige  Stücke  von  Balkons, 
Erkern,  Fenstern  etc.  in  die  Straßenfluchten  und  auf  sonst 
alles  Pflanzenschmuckes  entbehrende  Plätze  zaubert, 
wird  wohl  kaum  ein  Künstlerauge  ärgern  und  verdient 
meines  Erachtens  einen  Spott  aus  Fachmanns  Munde 
keineswegs.  Wie  wäre  das  vom  Standpunkte  des 
Gartenkünstlers  aus  zu  begründen  V  Hierin  steht  Schneider 
auf  eigenem,  jedenfalls  aber  sehr  isoliertem  Standpunkte. 
Wenn  alle,  wie  es  Schneider  tun  würde,  Haus  und 
Garten  mit  einer  soliden  Mauer,  über  welche  nur  einige 
Efeuspitzen  und  einige  Ranken  wilden  Weines  ver- 
stohlen lugen  dürfen  und  die  jeden  Einblick  verwehrt, 
umziehen  wurden,  so  würde  allerdings  der  Anblick  solcher 
Klosterkolonien  ein  anderer  sein,  ob  aber  ein  besserer, 
.schönerer  und  kunstgerechterer,  das  ist  die  Frage.  Diese 
Pflanzenspitzen  und  hinter  der  'Mauer  emportauchenden 
Baumspitzen  sollen  dem  Vorübergehenden  verraten,  daß 
hinter  der  Mauer  ein  Garten  liegt.  Ist  der  Vorüber- 
gehende empfänglich,  so  wird  er  den  verschwiegenen 
Reiz  solcher  Gartenmauer,  wie  sich  Schneider  nach 
Schnitze  -  Naumburg  ausdrückt,  „tief  empfinden  ' 
(?  D.  V.)  „Er  wird  ahnend  sich  den  Galten 
gestalten  und  beglückter  weiter  gehen,  als  wenn  i 
einen  Blick  in  eine  offene  Schauanlage  geworfen  Int 
(Seite  90).  Das  ist  meines  Erachtens  eine  nicht  nur  .so  im 
Vorbeigehen  zu  lösende  Aufgabe.  Und  was  kann  man 
alles  hinter  einer  solchen  Mauer  trotz  Efeu-  und  Baum 
spitzen  ahnen!  In  gar  vielen  Fällen  würden  wohl  — 
und  gerade  für  empfängliche  Menschen  —  solche 
Ahnungen  grausame  Täuschungen  sein.  Denn  dei  in 
der  Ahnung  gestaltete  Garten  hinter  der  Miuti 
kann  ebenso  ein  arger  Unratwinkel  sein.  Jemand,  dei 
nichts  als  eine  Mauer  sah  und  sich  aus  diesem  Anblick  und 
dem  einiger  Baumspitzen  den  Garten  denken  und  nun 
beglückter  von  dannen  gehen  soll,  als  wenn  er  wirkhch 
einen  freundliehen  Anblick  genoß,  wird  allezeit  eine  Seltenheit 
bleiben,  so  etwas  wie  Übermensch.  Hierzu  muß  er  Hellseher  oder 
überschwenglicher  Phantast  sein.  Der  Anblick  schöner  Blumen  ist 
am  Ende  doch  wohl  noch  den  allermeisten  Menschen  lieber  als  der 
einer  soliden  Mauer  und  der  Baumspitzen  dahinter,  samt  den  schönsten 
Ahnungen.     Diese  sind  ja  trügerisch. 

Nein,  soweit  sollte  man  sich  in  seinen  Anschauungen  von  der 
Sezessionslinie  denn  doch  nicht  fortreißen  lassen.  Dann  möchte  ja 
noch  ein  blumengeschmücktes  Fenster  oder  Balkon,  die  eine  herrliche 
Abwechselung  in  den  Steinhaufen  —  die  Großstadt  —  bringen,  aus 
denselben  Gründen  und  wegen  derselben  Ahnungen  verhängt 
werden.  Man  kommt  vielleicht  auch  darauf,  mit  Blumen  geschmückte 
Gräber  zu  verhüllen.  Hier  wären  allerdings,  wenigstens  in  einer 
Beziehung,  die  Ahnungen  nicht  trügerisch  und  setzton  die  Phantasie 
nicht  voraus  wie  bei  der  Mauer.  Auch  die  Ornamentik  an  Gebäuden, 
mit    welcher    man    doch  auch  diese   zieren  oder  prahlen  will,  könnte 


Lathraea  squamaria 

Ongmalzeichnung  für  die 
„Gartenwelt". 


nächst    c 
wankend 


Verhängt  werden,  um  in  den  Vorübergehenden  Ahnungen  zu  wecken. 
Und  die  Schulgärten  !  Legt  man  sie  nicht  zum  Erwecken  der  Liebe 
zur  Natur  und  zum  Pflanzenreich,  die  dem  armen  Stadtkinde  so 
not  tut,  an  V  Wenn  sich  der  spätere  Blumenfreund  mit  dieser 
seiner  edlen  Neigung  verstecken  .soll,  damit  kein  Vorübergehender 
etwas  davon  sehe  oder  gar  nachahme,  so  wird  ihm  seine  Freude  um 
ein  gut  Teil  gekürzt.  Man  wird  alles  das  aber,  trotz  Sezession, 
nicht  tun. 

Als  Fachmann  gedenkt  man  bei  dem  privaten  Blumenschmuck 
der  Städte  auch  der  Abertausende  von  Pflanzen,  welche  dieser  schönen 
Sitte  wegen  herangezogen  werden,  was  für  die  Blumengärtnerei  doch 
nicht  so  ganz  ohne  Bedeutung  ist.  Wenn  schließlich  alljährlich 
von  den  Städten  auf  Kosten  der  Allgemeinheit  für  Wettrennen  so 
und  so  viele  tausende  Mark  als  Preise  hergegeben  werden,  so  ver- 
dienen freiwillige  Spenden  für  die  Pflege  einer  schönen 
Sitte  von  fachmännischer  Seite  meines  Erachtens  nicht 
getadelt,  vielmehr  die  Sache  fördernd  anerkannt  zu  werden. 
Ein  unbeabsichtigtes  längeres  Verweilen  bei  dieser 
eigenartigen  Anschauung,  welche  in  Gärtnerkreisen  wie 
auch  im  allgemeinen  wohl  nur  von  wenigen  geteilt  wird 
und  eine  freie  subjektive  Meinungsäußerung  darüber,  soll 
und  kann  der  Tendenz  des  Werkes  bezüglich  Gartenge- 
staltung und  Kunst  gewiß  keinerlei  Abbruch  tun. 

Im  Abschnitt  „Volksgarten''  (Seite  118)  benutzt  der 
Verfasser  als  Unterlage  für  die  Richtigkeit  seines  Stand- 
punktes: „Kein  Schema!  Individuelle  Behandlung  jeder 
Aufgabe"  die  Siebekschen  Irningen  auf  dem  Votivkirchen- 
platze  und  im  Rathauspark  in  Wien  mit  Grundrißskizzen 
und  ünterhreitung  seiner  Ideen  für  diese  Mätze  in 
ebensolohen  Skizzen.  Soweit  es  den  Votivkirchenplatz  be- 
trifft, ist  Schneider  nicht  ganz  glücklich  und  einwands- 
frei  in  der  Ausführung  seines  für  die  Gestaltung  dieses 
Platzes  guten  Grundgedankens  bezüglich  eines  einheitlich 
wirkenden  Ausdruckes  des  Ganzen.  Allerdings  muß  man 
—  was  vorauszusotzen  ist  —  bei  Beurteilung  der  von 
Schneider  entworfenen  Lösung  des  Problems  den  Entwurf 
vor  sich  haben.  Übschon  der  Grundgedanke  anerkannt 
werden  muß,  ist  doch  in  der  Skizze  eine  Unsicherheit 
(um  nicht  zu  sagen  Unbeholfenheit)  in  der  Anordnung 
der  Einzelheiten  zu  einem  harmonisch  wirkenden  Gefüge 
unbestreitbar.  Hierdurch  zerstört  der  Autor  den  Eindruck 
der  Einheitlichkeit  und  Gleichmäßigkeit  in  der  Gesamt- 
wiikung,  welcher  hier  geboten  ist,  selbst,  mindestens 
aber  beeinträchtigt  er  sich  denselben  stark.*)  Die  Lage 
des  Bassins  an  der  Basis  des  die  Mitte  des  Platzes 
bildenden  eiförmigen  Ovals,  sowie  die  Lage  der  Sitz- 
plätze, ferner  die  vier,  seitlich  eintretenden  Durch- 
weiche den  trapezförmigen,  nach  der 
,1  sich  ganz  bedeutend  verjüngenden  Platz 
kreuzen,  aber  auffälligerweise  trotz  der  architektonischen 
Stimmung  in  der  Gliederung  über  das  Oval  hinweg 
nicht  miteinander  korrespondieren,  sondern 
sich  ausweichen,  machen  meines  Erachtens  zu- 
gesamte Gliederung  unsicher,  verschoben,  unruhig  und 
ihrem  Gefüge.  Bei  dieser  Gliederung  mußte  das  un- 
bedingt vermieden  werden;  außerdem  stehen  auch  die  Wege  zu  dem 
Haupteingange  in  der  Mitte  der  Basis  des  Trapezes  in  störendem 
Verhältnis,  kurz  —  eine  symmetrische  Unbestimmtheit  und  Unsicher- 
heit, die  disharmonisch  auf  den  Einklang  der  ganzen  Gliederung 
wirkt,  ist  in  diesem  Falle  augenscheinlich.  Auf  die  angedeutete  Be- 
pflanzung  und  deren  Wirkung  näher  einzugehen,  ist  ohne  Wieder- 
gabe des  betreffenden  Entwurfes  nicht  gut  angebracht,  wenn  man 
nicht  das  Buch  vor  sich  hat.     Den  ganzen  großen   Platz  denkt  sich 


*)  Wenn,  wie  Verfasser  sagt,  diese  Gestaltung  des  Platzes  im 
Prinzip  auch  von  tüchtigen  Gartenkünstlern  —  nicht  nur  von  Archi- 
tekten —  als  wohlberechtigt  anerkannt  wird,  welcher  Ansicht  .sich 
wohl  jeder  Sachverständige  anschließen  wird,  so  haben  dieselben, 
falls  sie  den  Grundriß  sahen,  diese  störenden  Momente  übersehen. 


Die  Gartenwelt. 


IX.  32 


Schneider,  zur  ibhaltung  von  Wind  und  Staub  mit  einer  ca.  zwei 
Meter  hoben,  einfachen,  aber  in  ihrer  Form  wirksamen  Mauer  ein- 
gefaßt, weil  die  Pflanzung  hierzu  nicht  genüge.  Wie  auch  immer 
diese  Mauer  ausgefülirt  sei,  sie  würde  in  solcher  Gegend  der  Anlage 
von  außen  doch  das  Aussehen  eines  lustitatsgartens  geben ,  etwa 
de.sjenigen  eines  Krankenhauses,  durch  welchen  der  Durchgang  er- 
laubt ist.  Man  mag  sagen  was  man  will,  der  Charakter  einer  öffent- 
lichen Anlage  würde  darunter  ganz  entschieden  leiden,  schon  der 
Verhinderung  eines  allseitigen  Durch-  und  Überblickes  wegen,  von 
dem  Eindruck  der  Mauer  ganz  zu  schweigen. 

Ungleich  glücklicher  und  sicherer  als  Schneider  ist  W.  v.  Engel- 
hardt-Kömershof  (Livland)  in  der  Behandlung  der  Gliederung  dieses 
Platzes,  die  eigentlich  nur  eine  Rektifikation  der  Schneiderschen 
Grundgedanken  ist.  (Vergl.  „Gartenkunst-'  VII,  Seite  ]5  d.  Jg.)  Aus 
dieser  architektonischen  Anordnung  atmet  auf  den  ersten  Blick  die 
Empfindung  von  tjbereinstimmung  des  ganzen  Gefüges  unter  sich : 
Sicherheit,  Festigkeit,  Ruhe,  Übereinstimmung  —  kurz  das  Gefühl, 
daß  es  nach  Lage  der  Verhältnisse  hier  so  sein  muß.  Keins  stört 
das  andere,  Dur  und  Moll  klingen  nicht  disharmonisch  durcheinander. 
Es  herrscht  Harmonie  und  das  ist  ebenso  wichtig  wie  richtig. 

Glücklicher  ist  Schneider  in  der  Behandlung  des  Problems  für 
den  Rathauspark.  Hier  ist  die  Gliederung  weit  besser  und 
harmonischer,  würde  aber  durch  einige  unbedeutende  Nachhilfe  beim 
Spielplatz  und  vor  dem  Rathause  im  Ausdruck  noch  gewinnen. 

Im  dritten  Teile,  welcher  von  den  Grandzügen  der  Ausbildung 
des  jungen  Gartenkünstlers  handelt,  kommt  der  Verfasser  als  ehe- 
maliger Schüler  der  Dresdener  Gartenbauschule  zu  dem  wiederholt 
betonten  Schlüsse,  daß  Dresden  in  keinem  Falle  auch  nur  den  be- 
scheidensten Ansprüchen  für  eine  künstlerische  Ausbildung 
genügen  kann.  (Vielleicht  ist  es  gut,  wenn  man  im  Auge  behält, 
daß  Schneider  dies  in  seinem  Sinne  meint.)  Wenn  dem  in  Dresden 
so  ist  —  und  Schneider  tritt  in  seinem  Vorwort  für  jedes  seiner 
Worte  ein  —  und  die  Dresdener  Schule  lediglich  ,.Landschafts- 
gärtner"  aber  keine  Künstler  bildet,  so  hat  sich  Schneider  auf  dem 
V/ege  der  Selbsterziehung  zu  seinem  Kunstverständnis  hindurch- 
gearbeitet. Das  ist  es,  was  man  jedem  Landschaftsgärtner  nicht 
warm  genug  empfehlen  kann,  auch  wenn  damit  nicht  ein  unbe- 
dingtes Nachtreten  in  alle  Fußstapfeu  Schneiders  verstanden  zu  sein 
braucht.  Ein  fester  Wille  neben  etsvas  angeborenem  Talent  und 
Intelligenz,  wie  Aneignung  möglichster  Allgemeinbildung  werden  aber 
dazu  notwendig  sein.  Seite  181,  im  Anschluß  an  die  Bemerkung, 
daß  Besucher  der  Dresdener  Anstalt  bisher  nicht  selten  unter  einer 
Zurückstellung  gegenüber  den  „Wildparkern"  gelitten  haben,  erkennt 
der  Verfasser  an,  daß  bis  Oktober  1903  der  Unterricht  in  Dresden 
dem  in  Wildpark  ebenbürtig  war.  Folglich  wurden  auch  hier  nur 
kunstverständig  minderwertige  Leute,  aber  keine  Künstler  herange- 
bildet und  erst  seit  Oktober  1903  ist  für  die  Gartenkunst  eine  neue 
Ära  angebrochen.  Wie  weit  Schneider  recht  hat,  werden  alle  die 
Schüler  die.ser  Schulen  wohl  am  besten  beurteilen  können,  welche  in 
dem  Verlassen  der  Schule  nicht  zugleich  den  Abschluß,  vielmehr  den 
Anfang,  die  Einleitung  und  Grundlage  zum  Lernen  erblickten  und 
ihr  Urteil  in  der  Praxis  zu  immer  vollkommenerer  Reife  zu  bringen. 
Gelegenheit  hatten.*)     Niemand  soll  hiermit  etwa    zu  nahe  getreten 


*)  Im  „Deutschen  Gartenrat"  (21.  Juni  1903  Seite  9.5)  sagt 
Herr  Gartenbauingenieur  Alfr.  Menzel,  daß,  wer  wie  Menzel  viele 
Schüler  Enckes  zu  beschäftigen  Gelegenheit  hatte,  nicht  so  furcht- 
bar entzückt  von  den  Erfolgen  der  Lehrtätigkeit  an  der  Wildparker 
Anstalt  sein  dürfte  und  würde  es  interessant  finden,  wenn  auch  einige 
ältere  Kollegen  an  der  Hand  ihrer  reichen  Erfahrungen  in  dieser  Sache 
die  Feder  ergreifen  wollten.  Der  große  Fehler,  welchen  fast  alle  diese 
Schüler  hatten,  sei  der  gewesen,  daß  sie  eine  Überschätzung 
ihrer  Fähigkeiten  besessen  haben,  der  sie  von  vornherein 
nicht  entsprachen.  —  Mit  diesem  Urteil  steht  Herr  Menzel 
keineswegs  allein  da.  Diese  Erscheinung  ist  auch  auf  allen  anderen 
Gebielen  zu  konstatieren.  Sic  ist,  so  zu  sagen,  bei  jungen  Leuten 
ein  gewisses  Krankheitssymptom,  welches  erst  durch  Luftwechsel, 
wie  es  die  Erfahrung  beweist,  beseitigt  wird.  Eine  erdrückende  Fülle 
von  Belegen  hierzu  stehen  Verfasser  dieses  in  zum  Teil  drastischen 
Aussprüchen  einer  langen  Reihe  von  Professoren  und  Gelehrten  auf 
anderen  Gebieten  zur  Verfügung. 


sein.  Keinem  zur  Freude,  keinem  zum  Leide,  der  Sache  zum 
Nutzen ! 

Auch  der  Konkurrenz  und  Überproduktion  auf  dem  Gebiete  der 
Landschaftsgärtnerei  und  Gartenkunst  gedenkt  Schneider  in  zu- 
treffender Wei.se.  Ebenso  der  sozialen  Lage  der  Gartenkünstler  und 
Landschaftsgärtner.  Wenn  es,  wie  Seite  180  angeführt  wird,  in  den 
letzten  Jahren  vorgekommen  ist,  daß  sich  um  einen  ganz  mittel- 
mäßigen Posten  nicht  etwa  nur  50,  nein  über  200  Bewerber  meldeten 
und  er  selbst  glaubt  nicht  fehl  zu  gehen,  wenn  er  sage,  daß  heute 
für  jeden  freiwerdenden  Posten  im  Minimum  35  Bewerber  dasind, 
und  zwar  35  gleichwertige,  so  ist  damit  nur  die  Tatsache  konstatiert, 
daß  auch  auf  diesem  Gebiet,  wie  auf  vielen,  ja  wohl  den  meisten 
gelehrten  Gebieten,  gleichwie  auf  den  mei:5ten  anderen,  eine  bewußte 
Überproduktion  stattfindet  und  auch  hier  bereits  neben  dein  un- 
wissenden ein  gelehrtes  Proletariat  fertig  ist. 

In  der  ganzen  Schrift  Schneiders  .schneiden  aber  die  Land- 
schaftsgärtner am  allerschlechtesten  ab.  Sie  sind  nichts  als  Arbeiter, 
Handwerker,  die  ihre  Arbeit  mechanisch  herunterhaspeln,  nur  keine 
Gartenkünstler.  Nachdem  Schneider,  wie  schon  bemerkt,  Seite  89 
betont  —  der  Besitzer  sei  in  erster  Linie  schuld  an  dem  trostlosen 
Zustande  unserer  (soll  damit  gesagt  sein  aller?)  Gärten,  nicht  der 
Landschaftsgärtner,  der  oft  etwas  ganz  Gutes,  nur  dem  Empfinden 
Schneiders  nach  Widersinniges:  Gartenanlagen  zur  Verschönerung 
der  gesamten  Gegend,  zur  Freude  der  Straßenpassanten,  zur  „Ver- 
zierung" der  Villen  wolle,  heißt  es  weiter:  „Wenn  nun  der  Besitzer 
kein  Empfinden  dafür  hat,  daß  solches  Tun  dem  Charakter  eines 
Gartens  ganz  widerspricht,  die  Landschaftsgärtner  haben  in 
99  von  100  Fällen  sicher  erst  recht  kein  Verständnis 
dafür",  was  zu  beweisen  wäre. 

Dem  Buche  Schneiders  ist,  auch  wenn  man  sich  nicht  mit  dem 
Verfasser  in  jeder  Beziehung  einverstanden  erklären  kann,  zunächst 
von  allen  denen,  die  sich  mit  Gartengestaltung  befassen,  ein  ein- 
gehendes Studium  aufrichtig  zu  wünschen.  Ein  Urteil  über  die  den 
Werken  der  gestaltenden  Gärtnerei  innewohnende  Kunst  wird  sich 
der  Landschaftsgärtner  mehr  und  mehr  aneignen,  wenn  er  dem  Rate 
Schneiders  im  Schlußworte  seines  Buches  besondere  Aufmerksamkeit 
schenkt:  „Dem,  der  sich  eine  selbständige  Existenz  als  Landschafts- 
gärtner gründen  will,  ist  eine  recht  gründliche  Allgemeinbildung  gaaz 
besonders  vonnöten,  will  er  sich  über  die  Masse  seiner  Berufsgenossen 
erheben  und  von  seinen  Auftraggebern  als  Fachmann  und  Mensch 
gleichwertig  angesehen  werden."  —  Der  leider  allzuoft  bemerkbare 
Mangel  an  Allgemeinbildung,  welcher  so  lange  bestehen  wird,  wie  die 
Zulassung  zur  Bildung  nach  Vermögensverhältnissen  geregelt  wird,  was 
Geist  und  Talent  an  freier  uaturgewollter  Entwickelung  verhindert  und 
den  Weg  verlegt  —  dieser  Mangel  trägt  so  viel  zu  der  allgemeinen  Ge- 
i-ingsohätzung  des  schaffenden  Gärtners  bei.  Also  zielbewußte  Selbst- 
erziehung zur  Erreichung  innerer  und  äußerer  Intuition,  unbefangenen 
Denkens,  objektiven  Urteilsvermögens  und  künstlerischer  Individualität. 
An  Anregungen  fehlt  es  in  dem  Buche  nicht.  Aber  nicht  hastiges 
Lesen  —  ein  Studieren,  Siohvertief en  in  alle  Gedanken  ist 
notwendig.  Nachdem  man  es  so  gelesen  und  ohne  Voreingenommen- 
heit zu  urteilen  gewillt  ist,,  wird  man  finden,  was  von  den  hier 
niedergelegten  Gedanken  akzeptabel  oder  abzulehnen  ist  und  wie  es 
um  die  Rückständigkeit  der  Gartenkunst  steht.  Niemand,  ob  jung 
oder  alt,  ist  ganz  fertig  und  jede  Richtung,  jedes  Zeitalter  hat  seine 
Vorzüge  und  seine  Fehler.  G.  S. 

Mannigfaltiges. 
Ein  elastisches  Bauiuband. 


Kr 


(Hü 


rzlich  ging  mir  eine  Reklamenotiz  über  ein  elastisches  Baum- 
baud  zu.  Da  ich,  durch  die  Erfahrung  gewitzigt,  solchen  Reklamen 
gegenüber  vorsichtig,  vielleicht  zu  vorsichtig  bin,  forderte  ich  den 
Einsender  auf,  mir  zunächst  durch  Übersendung  eines  seiner  gesetzlich 
geschützten  ßaumbänder  ein  Urteil  zu  ermöglichen.  Zwei  Tage 
später  brachte   mir  die  Post   die   beiden  Baumbänder,  nach  welchen 


IX,   32 


Die  Gartenwelt. 


381 


die  beistehenden  Abbildungen  gefertigt  sind.  Beim  Anblick  dieser 
Bilder  werden  die  Leser  ebenso  verdutzt  sein,  wie  ich  es  beim  An- 
blick der  Baumbänder  war.  Sie  werden  sich  sagen,  daß  es  sich 
hier  um  eine  Erfindung  handelt,  die  gewissermaßen  in  der  Luft  lag 
und  von  welcher  nun  jeder  glaubt,  er  hätte  sie  auch  machen  können. 
Was  ist  nicht  alles  an  Baumbändern  herunigedoktort  worden.  Nach 
der  Weidenrute  kam  das  Strohband,  nach  diesem  der  Kokosfaserstrick, 
das  Lederband  mit  Filzeinlage,  ohne  der  komplizierten  Erfindungen 
zu  gedenken,  und  hier  haben  wir  nun  auf  einmal  ein  Band  vor  uns. 


des  Gartenbaues  bedingten,  daß  sich  der  Katalog  immer  reichhaltiger 
ausgestaltete.  Die  Naturwissenschaft,  insbesondere  dw.  Botanik,  welche 
mit  unserem  Berufe  so  innig  verknüpft  ist,  forderte  auch  die 
Richtigkeit  und  Genauigkeit  des  Kataloges  in  punkto  Pflanzenbenennung 
und  dadurch  wurde  sein  Wert  um  eine  Bedeutendes  erhöht. 
Aber  auch  dabei  blieb  man  nicht  stehen,  man  wetteiferte,  seine 
Preisliste  auch  in  anderer  Weise  noch  reichhaltiger,  gediegener  und  be- 
gehrenswerter auszustatten  und  so  finden  wir  oft  prächtige  Abbildungen, 
sachgemäße  Beschreibungen  einzelner  Pflanzentypen,  die  Herkunft, 
die  Zeit  ihrer  Auffindung  oder  Züchtung,  den  Entdecker  oder  Züchter, 
die  Merkmale  und  Eigenarten  einer  Pflanze  genau  beschrieben  und 
schließlich  bergen  eine  Anzahl  Kataloge  genaue  Kulturanweisungen 
dieser  oder  jener  Gattung.  Auch  im  äußeren,  wenn  auch  nicht 
immer  elegant,  so  doch  freundlich  und  handlich,  ist  der  Katalog  eine 
stets  gern  gesehene,  willkommene  Gabe,  welche,  wenn  sie  auch  nicht 
immer  ihren  eigentlichen  Zweck  erreicht,  nämlich  den  Empfänger  zu 
einer  Bestellung  zu  veranlassen,  dennoch  eine  große  kulturelle  Auf- 
gabe verfolgt.  Ob  freilich  auch  diese  überall  erreicht  wird,  wissen 
wir  nicht  und  deshalb  wollen  wir  heute  auf  den  Wert  des  Kataloges 
als  ein  den  Gärtner  bildendes  Werk  hinweisen.  —  Wie  gesagt, 
haben  die  Kataloge  in  ihrer  heutigen  Ausführung  (mit  wenigen  Aus- 
nahmen) eine  durchaus  wissenschaftliche  Basis  und  deshalb  sind  sie 
berufen  und  geeignet,  dem  Empfänger  zum  Studium,  zur  Bereicherung 
seines  Wissens  zu  dienen.  Leider  wird  der  Wert  der  Preisliste  in 
diesem  Sinne  noch  viel  zu  wenig  gewürdigt.  Wohl  freut  man  sich 
über  die  neue,  hübsch  ausgestattete  Auflage,  wohl  blättert  man  darin, 
sieht  allenfalls   die  Neuheiten   nach,   sieht  auch  nach  dem,    was  man 


das  alle  Nachteile,  die  bisher  em|)funden  wurden,  vermeidet,  billig, 
elastisch  und  leicht  herstellbar  ist.  Die  ganze  Geschichte  besteht 
aus  Korkstopfen,  von  denen  jeder  einzelne  mit  glühendem  Eisendraht 
von  entsprechender  Stärke  durchbohrt  ist  und  die  dann  auf  durch 
Ölung  haltbar  gemachte  Bindfäden  von  entsprechender  Stärke  auf- 
gereiht sind.  Die  Stärke  des  anzuheftenden  Stammes  bestimmt  die 
Zahl  der  für  jedes  Band  notwendigen  Korke,  aber  auch  die  Größe 
derselben.  Das  kleine  abgebildete  Band  ist  für  hochstämmige  Rosen, 
Stachel-  und  Johannisbeeren  bestimmt,  das  große  für  Hoch-  und 
Halbstämme.  Wo  es  sich  um  das  Anbinden  stärkerer  Stämme 
handelt,  möchte  ich  empfehlen,  die  Korke  zweimal,  oben  und  unten 
zu  durchbohren,  was  ein  doppeltes  Binden  ermöglicht.  Reißt  der 
Verband  mit  der  Zeit  durch  Verwitterung,  so  können  die  Korken, 
die  bekanntlich  gegen  Fäulnis  außerordentlich  widerstandsfähig  sind, 
neu  aufgereiht  und  erneut  verwendet  werden. 

Die  Vorzüge  dieser  neuen  Baumbänder  sind  Billigkeit,  da  große 
Bänder  pro  Hundert  10  Mark,  kleine  pro  Hundert  nur  .ö  Mark  kosten, 
ünverwüstlichkeit  des  Hauptniaterials,  Porosität  und  Elastizität,  wo- 
durch jede  Beschädigung  des  Stamme.s,  jedes  Einschneiden  des  Ver- 
bandes und  Wundreiben  durchaus  vermieden  wird.  Der  Erfinder 
dieses,  überdies  auch  eleganten  Baumbandes,  ist  ein  Postbeamter, 
Herr  Th.  M.  Carstensen  in  Flensburg;  er  hat  mit  dieser  Erfindung 
dem  Landschaftsgärtner  und  speziell  dem  Obstzüchter  einen  guten 
Dienst  erwiesen.  Dieses  Baumband  ist  unter  No.  233269  in  die  Ge- 
brauchsmusterrolle  des    Deutschen  Patentamtes   eingetragen  worden. 

M.  H. 


Der  Katalog. 


kjo  pünktlich  wie  im  Frühjahr  alijährlich  die  Schwalben  wieder- 
kehren, stellen  sich  auch  zu  Beginn  der  Vegetationsperiode  die 
Kataloge  ein.  Es  ist  noch  garnicht  so  sehr  lange  her,  seit  das  A'ersenden 
von  Katalogen  zum  ersten  Male  auftauchte  und  nicht  nur  die  Senioren 
des  Gärtnerberufes,  sondern  auch  die  jüngere  Generation  wird  sich 
erinnern,  daß  der  Katalog  in  der  Weise,  wie  er  heute  allgemein 
üblich  und  eingeführt  ist,  erst  seit  zwei  Jahrzehnten  bekannt 
ist.  Die  gi-ößere  Ausdehnung  des  Gartenbaues ,  die  Speziali- 
sierung der  Kulturen,  die  riesigen  Züehtungserfolge,  die  immer  größer 
werdende  Konkurrenz  und  die  immer  höher  geschraubten  Anspriiche, 
mit  einem   Wort,   der   kulturelle,   materielle   und   ideelle  Aufschwung 


Elastische  Baumbänder  aus  aneinandergereihten  Korken 
(gesetzlich  geschützt). 

Ori^iaalaufnahmen  für  die  „Gartenwelf. 

ZU  bestellen  beabsichtigt,  das  ist  aber  meist  auch  alles  und  der  mit 
dem  alten  Exemplar  ausgetauschte  neue  Katalog  führt  sodann  auf 
dem  Schreibtisch  seines  Besitzers  ein  beschauliches  Dasein,  bis  er 
von  dem  nächstjährigen  Kollegen  abgelöst,  in  den  Papierkorb  wandert*). 
Dieses  vorliegende  Beispiel  ist  noch  ein  gutes,  denn  in  sehr  vielen 
Fällen  wird  der  Katalog   garnicht   geöffnet,   sondern   fliegt   sofort  in 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Wenn  das  das  Schicksal 
aller  Kataloge  wäre,  würden  sich  die  Firmen  schwer  luiten,  das  viele 
Geld  dafür  auszugeben:  Nach  dem  Katalog  (Preisliste)  soll  gekauft 
werden;  sein  wissenschaftliches  Beiwerk  ist  zur  Belehrung  der 
Kunden  da  und  soll  Irrtümer  vermeiden. 


Die  Gartenwel 


den  Papierkorb.  —  Und  welche  Mühe,  welchen  Fleiß,  welche  Arbeit, 
welche  Kosten  erfordert  die  Herausgabe  eines  noch  so  bescheidenen 
Kataloges,  welche  Fülle  von  Wissenswertem  ist  meist  in  knapp  gedrängter 
übersichtlicher  Form  darin  aufgespeichert,  dazu  angetan,  zu  belehren 
und  anzuregen.  Und  umsonst,  ohne  eigene  Kosten  fliegt  er  uns  ins 
Haus  und  deshalb  sollten  wir  uns  doch  mehr  mit  der  Freisliste  be- 
schäftigen. So  manchem  aber  wäre  diese  billige  und  praktische 
Lernfibel  begehrenswert  und  er  möchte  sie  gewiß  gern  durchsehen, 
aber  er  bekommt  sie  nicht,  denn  die  Preisliste  erhält  wohl  der  Chef, 
aber  nicht  der  Gehilfe  und  Lehrling.  Deshalb  sollten  die  Empfänger 
der  vielen  einlaufenden  Kataloge  emen  Teil  oder  auch  nur  die  voi- 
jährigen  Exemplare  an  ihre  Gehilfen  und  Lehrlinge  abgeben  und  auf 
das  Studium  der  Preislisten  besonders  hinweisen.  Sie  werden  auf 
diese  Weise  nicht  nur  ihren  Untergebenen  nützen,  sondern  auch  für 
sich  selbst  einen  nicht  unbedeutenden  Vorteil  erreichen.  Man  sehe 
nur  einmal,  selbst  älteren  Gehilfen,  beim  Etikettieren  zu  und  man 
wird  bei  den  meisten  die  haarsträubendsten  Fehler  in  der  Bezeichnung 
der  Namen  und  deren  Rechtschreibung  finden.  Wer  aber  heute  auf 
der  Höhe  der  Zeit  stehen  will,  der  soll  nicht  nur  ein  tüchtiger 
Praktiker,  sondern  auch  ein  ebenso  tüchtiger  Theoretiker  sein,  er  soll 
nicht  nur  genau  die  Behandlung  und  Kultur,  sondern  auch  die 
Schreibweise  und  Aussprache  der  Pflanzen  richtig  kennen.  Nicht 
nur  der  Besuch  einer  Fachschule  bildet  den  Gärtner  theoretisch  aus, 
er  kann  sich  auch  selbst  weiter  bilden  und  der  Katalog  bietet  ihm 
ein  billiges  und  reichhaltiges  Studienwerk.  Würden  die  Herren 
Chefs  dasselbe  dem  Personal  zugänglicher  machen,  so  würden  bald 
die  ,,Peliganien",  die  „Chrysanthum",  die  „Fuchsein"  verschwinden, 
garnicht  zu  reden  von  den  Speziesnamen  und  Sorteribezeichnungen. 
Hierin  haben  wir  ein  reiches,  dankenswertes  Feld  der  Bearbeitung 
vor  uns,  das  uns  direkt  von  Nutzen  sein  wird,  denn  das  Personal 
muß  beim  Versand  und  auch  sonst,  bei  der  Vermehrung  etc.  selbst 
oft  die  Etiketten  schreiben  und  es  fällt  auf  den  Chef  des  Geschäftes 
stets  zuräck,  wenn  die  Bezeichnungen  der  Pflanzennamen  fehleihaft 
sind.  Durch  das  Studium  der  Kataloge  durch  die  Gehilfen  und 
Lehrlinge  erlernen  dieselben  erstens  die  richtige  Schi-eibweise,  sie 
lernen  durch  die  Abbildungen  eine  Menge  Pflanzen  kennen  und 
endlich  erhalten  sie  auch  Kenntnis,  wo  man  diese  oder  jene  Art 
herbeziehen  kann,  wie  teuer  sie  ist  und  dergl.  Dadurch  wird  auch 
das  geschäftliche  Interesse  geweckt  und  auch  dies  bringt  dem  Chef 
Nutzen,  weil  seine  Leute  dann  die  Pflanzen  viel  mehr  als  Wert- 
gegenstände betrachten,  wenn  sie  wissen,  wie  hoch  sich  em  Exemplar 
stellt.  Darum,  wenn  jetzt  die  vielen  Preislisten  zu  euch  ins  Haus 
kommen,  verteilt,  wenn  ihr  sie  nicht  selbst  benötigt,  dieselben  unter 
eure  Untergebenen,  laßt  auch  ihnen  die  frei  ins  Haus  gesandten 
reich  ausgestatteten  Werke  (?)  zum  Nutzen  sein  oder  gebt  die  vor- 
jährigen Kataloge  und  laßt  sie  von  euren  Leuten  benutzen  bei  ihrer 
Arbeit.  Wenn  schon  der  Chef  nichts  mehr  aus  diesen  Schriften 
profitieren  kann,  so  soll  er  sie  denen  geben,  die  Nutzen  daraus 
ziehen  können.  Dadurch  werden  die  Kataloge,  die  mit  großen  Kosten 
und  vieler  Mühe  hergestellt  und  abgeschickt  sind,  einen  bedeutenden 
Vorteil  auch  in  weiterem  Sinne  für  unseren  Beruf  haben  und  die 
Herausgeber  werden  gewiß  für  eine  solche  Ausbeutung  ihrer  Werke 
dankbar  sein,  denn  aus  vielen  Gehilfen  werden  dermalen  auch  Chefs, 
die  dann  bereits  wissen,  wo  und  wie  sie  ihren  Bedarf  an  Pflanzen 
und  Sämereien  decken  sollen.  —  Die  Herausgeber  der  Kataloge, 
selbst  der  kleinsten,  sollen  vor  allem  darauf  sehen,  daß  die  auf- 
geführten botanischen  Pflanzennamen  durchaus  richtig  und  ortho- 
graphisch geschrieben  sind.  Denn  da  haperts  hie  und  da  doch  noch 
sehr.  Michael  GroO. 

Nachschrift  der  Redaktion.  Wir  verdenken  dem  Verfasser 
der  obigen  Zeilen  seine  gute  Meinung  über  die  gärtnerischen  Kataloge 
nicht,  können  aber  seine  Ansicht,  daß  die  Kataloge  ein  wirkliches 
Bildungsmittel  darstellen,  nicht  unwidersprochen  lassen.  Gewiß 
sind  die  Kataloge  der  führenden  Firmen  der  Samenbranche,  der 
Baumschulbranche  und  der  Handelsgärtnereien  bemerkenswerte 
Leistungen,  aber  mit  den  Beschreibungen  der  Pflanzen  und  den 
Abbildungen  hat  es  doch  in  vielen  Fällen  seinen  Haken.  Die  Be- 
schreibungen, besonders  der  Neuheiten,  sind  häufig  derart  mit 
Reklame  durchsetzt,    daß    man   die  Grenze    zwischen   Wahrheit   und 


Erfindung  kaum  ziehen  kann  und  die  Abbildungen,  —  na,  wer  kennt 
sie  nicht,  die  schönen  und  häßlichen  Klischeeholzschnitte,  „die 
gelegenen  Bilder'-,  die  alle,  auch  die  nur  in  der  Phantasie  des 
Züchters  bestehenden  Vorzüge  zur  Schau  tragen  müssen.  Die 
Kataloge  würden  also  den  Lernbegierigen  oft  nur  ein  sehr  unvoll- 
kommenes Wissen  und  einseitige,  vom  Brwerbsinteresse  beeinflußte 
Pflanzenbeschreibungen  bieten  und  nur  dem  erfahrenen  Praktiker 
wird  es  möglich  sein,  die  Spreu  vom  Weizen  zu  sondern. 
Geschäftlich  erzieherisch  könnte  dagegen  die  Vergleichuug  der 
Kataloge  verschiedener  Firmen  wirken  und  der  aufmerksam  Prüfende 
würde  bald  herausfinden,  welcher  Katalog  das  meiste  bietet. 

Anerkannt  muß  werden,  daß  die  letzten  Jahre  eine  tiefgehende 
Besserung  in  der  Ausstattung  und  Anordnung  der  Kataloge  und 
ihrer  redaktionellen  Bearbeitung  gebracht  haben.  Es  bleibt  aber  noch 
sehr  viel  tadelnswertes  und  aus  der  Fülle  der  auf  den  Ti.sch 
fhegenden  Kataloge  wird  man  die  w^enigen  guten  bald  hei-ausgefischt 
haben  und  die  übrigen  ihrem  verdienten  Schicksal  überantworten. 
Was  die  Preise  anlangt,  so  wird  man  in  der  Hauptsache  nur  den 
Preisen  der  Engrosfirmen  Wert  beilegen  können.  Die  Preise  für 
Pflanzen  sind  oft  auf  so  unbestimmt  umschriebene  Artikel  gesetzt, 
daß  ein  Vergleich  über  die  relative  Höhe  kaum  durchführbar  ist. 

Moos  im  Gartenrasen  macht  sich  oft  unangenehm  bemerkbar 
und  beeinträchtigt  die  gute  Entwickelung  und  Bestockung  des  Grases 
sehr.  Ein  gutes  Mittel,  das  Moos  zu  vertilgen  ohne  das  Gras  zu  be- 
schädigen, hat  man  im  Eisenvitriol.  Den  Gräsern  schadet  das 
Eisenvitriol  (schwefelsaures  Eisen)  nicht  nur  nicht,  sondern  es  fördert 
sogar  den  Graswuohs  in  überraschender  Weise.  Wer  den  Versuch 
machen  will,  löse  1  kg  zerstoßems  Eisenvitriol  in  30  bis  40  Liter 
Wasser  und  begieße  mit  dieser  Lösung  die  bemoosten  Stellen  im 
Rasen.  Schon  nach  einer  Stunde  ist  das  Moos  schwarzgefärbt  und 
abgestorben.  Wenn  es  sich  um  große  Flächen  handelt,  streut  man 
das  möglichst  fein  gemahlene  oder  gestampfte  schwefelsaure  Eisensalz 
aus;  man  rechnet  bOO  bis  800  kg  auf  den  Hektar  oder  150  bis 
200  kg  auf  den  Morgen.  Die  geringen  Kosten  werden  reichlich 
durch  den  hierdurch  günstig  beeinflußten  Graswuchs  belohnt. 

Gartendirektor  Hermes. 

Gras  im  Pflaster  sieht  unschön  aus  und  erweckt  den  Eindruck 
der  Vernachlässigung.  Das  vielfach  übliche  Herausreißen  der  Gias- 
büschel  ist  zeitraubend  und  meist  ohne  Erfolg,  da  die  Grasbüschel 
gewöhnlich  zu  fest  zwischen  den  Steinen  sitzen.  Man  hilft  sich  in 
einfacher  Weise  durch  Aufstreuen  von  Viehsalz  an  Regentagen,  sodaß 
das  Salz  durch  den  Regen  gelöst  und  bis  an  die  Wurzeln  der  Gräser 
geführt  wird.  Das  Gras  verschwindet  meist  nach  dem  ersten  Ver- 
such vollständig.  Sollte  sich  dennoch  wieder  Gras  bilden,  so  ist  das 
Aufstieuen  zu  wiederholen.  Gartendirektor  Hermes. 

Nachschrift  der  Redaktion.  Wir  möchten  dem  hinzu- 
fügen, daß  man  dem  Auftreten  von  Graswuchs  schon  bei  Anlage  eines 
gepflasterten  Weges  vorbeugen  kann,  wenn  man  die  Fugen  zwischen 
den  Steinen  mit  heißflüssigem  Teer  ausgießt.  Dadurch  wird  auch 
aas  Pflaster  haltbarer,  weil  das  Regenwasser  nicht  in  den  Untergrund 
eintreten  und  ihn  allmählich  auswaschen  kann,  sondern  nach  dem 
Schnittgerinne  zu  abfließt. 

Über  den  Stand  des  Blumen-  und  Topfpflanzenhandels  in 
Berlin  äußert  sich  Otto  Neumann-Zehlendorf,  ein  Kenner  der 
Berliner  Verhältnisse  in  beachtenswerter  Weise  im  Handelsblatt  in 
einem  Artikel  über  den  Straßenhandel.  Vor  dreißig  Jahren  gab  es 
nur  wenige  Gärtnereien,  die  ihre  Pflanzen  selbst  nach  der  Stadt 
fuhren,  die  Abnehmer  bestanden  zumeist  aus  .,Blumengesohäfts- 
inhabern",  ferner  aus  solchen  Händlern,  die  die  offenen  Märkte  täg- 
lich besuchton  und  aus  einigen  Schnittblumenhändlern.  Auch  damals 
wurde  schon  über  die  billigen  Preise  geklagt.  Das  Absatzgebiet  war 
ebenfalls  wie  noch  heute  der  Norden,  Nordosten,  Gr.  Frankfurter-, 
Landsberger-,  Neue  König-,  Prenzlauer-,  Rosentalerstraße  u.  s.  w. 
Ferner  wurden  bedeutende  Umsätze  durch  die  damals  beliebten 
Blumenverlosungen  erzielt,  die  dazu  beitrugen,  daß  in  den  Gärtnereien 
nach  Schluß  der  Saison  mit  den  vorhandenen  Beständen  geräumt 
wurde.  Heute  sind  die  Verlosungen  von  Pflanzen  fast  ganz 
aus   der  Mode   gekommen,    sehr    zum    Schaden    der    Handelsgärtner. 


IX,  32 


Die   Gartenwelt. 


Viele  Gärtnereien,  die  damals  noch  in  der  Stadt  lagen,  hatten 
eine  ausgedehnte  Piivatkiindschaft.  Aber  mit  Eröffnung  der 
Markthallen  und  Aufhebung  dei-  offenen  Märkte  trat  ein  Um- 
schwung ein,  dem  sich  die  Haudelsgärtner  und  die  Händler  mit  der 
in  diesen  Kreisen  notorischen  Schwerfälligkeit  nicht  rasch  genug  an- 
passen konnten,  sodaß  es  der  Aufforderung  der  Markthallenver- 
waltung an  die  Gärtner  bedurfte,  ihren  Großhandel,  sowie  es  die 
anderen  getan  hatten,  zu  regeln.  Die  Berliner  Gärtner-Markthalle 
hatte  wechselvolle  Schicksale  durchzumachen.  Heute  ist  die  Halle 
die  Zentrale  für  den  gesamten  Berliner  Blumenhandel  und  ermöglicht 
einen  leichten  Einkauf.  Die  Zahl  der  Blumenläden  hat  sich  gewaltig 
vermehrt  und  Herr  Neuniann  betont  mit  Kecht,  daß  man  von  einem 
Zuviel  sprechen  könne.  Daß  die  Blumengeschäfte  im  Straßen- 
händler  einen  lästigen  Konkurrenten  erblicken,  ist  klar.  Dem 
Handelsgärtner  ist  der  Straßenhändler  als  Kunde  ebenso  lieb,  als  der 
Blumenhändler.  Oft  hat  er  vom  ersteren,  der  bar  bezahlt,  mehr  als 
vom  letzteren,  der  häufig  pumpt,  sei  es  aus  Geschäftsprinzip  bis  zum 
,, Abrechnungstage"  oder  sei  es,  daß  das  Geld  knapp  ist. 


Rechtspflege. 

Gartennachbarn.  Eine  für  Gartenbesitzer  wichtige  Entscheidung 
fiÜlte  in  einem  Prozesse  das  Düsseldorfer  Landgericht  als  Berufungs- 
instanz. §  910  des  Btirgerlichen  Gesetzbuches  gibt  dem  Eigentümer 
eines  Grandstüokes  das  Recht,  Wurzeln  und  Zweige  eines  Baumes 
oder  Strauches,  die  von  einem  Nachbargrundstück  eingedrungen  sind, 
abzuschneiden,  aber  erst  dann,  wenn  er  dem  Besitzer  des  Nachbar- 
grandstückes erfolglos  eine  angemessene  Frist  zur  Beseitigung  be- 
stimmt hat.  (Ausgeschlossen  ist  das  Recht,  wenn  die  Wurzeln  oder 
Zweige  die  Benutzung  des  Grundstücks  nicht  beeinträchtigen.)  Es 
hat  also  der  Grundstückseigentümer  das  Selbsthilferecht,  er  kann  die 
Wiu'zeln  und  Zweige  selbst  abschneiden  ohne  gerichtliche  Klage  und 
Urteil.  Es  hatte  nun  ein  Giundstückseigentümer,  dem  das  Vorliegen 
der  Voraussetzungen  des  Selbsthilferechtes  nicht  zweifelsohne  er- 
schienen war,  für  ratsam  befunden,  den  Nachbar  selbst  zur  Be- 
seitigung der  Wurzeln  und  Zweige  im  Wege  der  Klage  anzuhalten. 
Ein  solches  Klagerecht  hatte  das  Amt.sgericht  in  Opladen  verneint 
und  die  Klage  als  unzulässig  abgewiesen,  da  der  Grundstückseigen- 
tümer nur  das  Recht  der  Selbsthilfe  gemäß  §  910  habe.  Ein  Klage- 
recht aus  dem  §  1004  liege  nicht  vor,  da  es  sich  nicht  um  eine 
durch  den  Willen  des  Nachbarn  hervorgerufene  Störung  handle. 
Gegen  dieses  amtsrichterliche  Erkenntnis  hatte  der  Kläger  Berufung 
eingelegt  mit  der  Begründung,  daß  das  Selbsthilferecht  nur  ein  Recht, 
niemals  eine  Pflicht  sei;  daß  das  Gesetz,  welches  die  Anrufung  des 
Gerichts  als  nicht  nötig  erkläre,  damit  dieselbe  nicht  als  unzulässig 
ausschließe.  Das  Landgericht  hat  nunmehr  die  Berufung  zurück- 
gewiesen und  das  Urteil  des  Amtsgerichts  in  vollem  Umfange  be- 
stätigt. Demnach  kann  also  der  Nachbar  zur  Beseitigung  von 
Zweigen  und  AVurzeln  nicht  gezwungen  werden,  vielmehr  muß  der 
Eigentümer  des  beeinträchtigten  Grundstücks  diese  selbst  vornehmen, 
falls  der  Nachbar  die  Beseitigung  verweigert. 


Aus  den  Vereinen. 

Verein  ausländischer  Gärtner  von  Chatenay  und  Um- 
gebung bei  Paris.  Der  Verein  will  die  deutschsprechenden  aus- 
ländischen Gärtner,  die  in  und  bei  Paris  in  Stellung  sind,  in  Fühlung 
briugen  und  sie  in  ihren  Fachkenntnissen  fördern.  Dies  wird  er- 
reicht durch  gemeinsam  unternommene  Exkursionen  in  Gärtnerei- 
betriebe und  Kulturen  und  durch  Vorträge  an  den  Versanmilungs- 
abenden.  Wegen  des  häufigen  Wechsels  unter  den  Mitgliedern  muß 
der  Vorstand  halbjährlich  neu  gewählt  oder  durch  Zuwahl  ergänzt 
werden.  Vorstand  ist  jetzt  Hans  Jordy,  Böurg  la  Reine,  Schrift- 
führer Karl  Mayer,  Kassierer  Billinger.  Die  Vereins- 
versammlungen finden  jeden  Sonnabend  Abend  in  Sceaux  (Seine), 
Rue  Houdan  No.  6,  im  Cafe  Sacanal  statt,  wohin  auch  alle  Briefe  etc. 
zu  richten  sind.  Gäste  sind  jederzeit  herzlich  willkommen.  Kollegen, 
die    über    hiesige    Verhältnisse    Auskunft    wün.schen,     wird     solche 


bereitwillig   erteilt.      Den    Anfragen    ist   Porto   für   di"   Antwort   bei- 
zufügen. L  A.:  Karl  Mayer,   I.  .Srhriftf. 

Jahresbericht  der  Gartenbau-Gesellschaft  zu  Frankfurt 
am  Main  über  deren  Tätigkeit  im  Jahre  1904.  Nach  dem  vom 
Vorsitzenden,  Kgl.  Gartenbaudirektor  S  ie  be  rt  erstatteten  Bericht  über 
das  Vereinsjahr  1904  hat  die  Gesellschaft  ß  Mitglieder  durch  den  Tod 
verloren,  während  20  Mitglieder  verzogen  oder  ausgetreten  sind.  Neu 
kamen  hinzu  ein  Ehrenmitglied,  Herr  H.  F.  Eilers  in  St.  Petersburg, 
und  58  aktive  Mitglieder,  sodaß  die  Gesellschaft  zu  Beginn  des  Jahres 
1905  5  Ehrenmitglieder,  16  korrespondierende  Mitglieder,  1  lebens- 
längliches Mitglied  und  442  aktive  Mitglieder  hatte.  Gestorben  sind  im 
Vereinsjahre  das  Ehrenmitglied  Freiherr  von  Lade  in  Geisenheim, 
das  lebenslängliche  Mitglied  Peter  Hermann  von  Mumm  und 
von  den  Mitghedern  u.  a.  Kunstgärtner  Carl  Köhler.  Der  Jahres- 
bericht enthält  ferner  die  Versammlungsprotokolle  über  die  abge- 
haltenen Vorträge.  Dr.  L.  Schmidt  sprach  über  pflanzlichen  Wohl- 
geruch und  seine  technische  Verwendung;  J.  Fromm  überChampagner; 
Dr.  Windisch  über  Konservierung  von  Obst-  und  Gemüsearten; 
Garteninspektor  Purpus,  Darmstadt,  über  die  Pflanzenwelt  des  Süd- 
westlichen Nordamerika  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Kakteen- 
flora u.  a.  In  den  Fachaussohusssitzungen  hielten  Vorträge  Ober- 
förster 0.  Fleck  über  das  Thema  Gärtner  und  Forstmann;  Garten- 
direktor Heicke  über  neuzeitliche  Friedhöfe  (vgl.  Gartenwelt  VHl.  Jg. 
Seite  363,  380);  Obergärtner  Krauß  über  den  Schmuck  der  Balkone, 
wobei  der  Vortragende  mit  Recht  das  Zweokmässigkeitsprinzip  in 
erster  Linie  betonte;  Obergärtner  Junge,  Geisenheim  über  Gemüse- 
verwertung; R.  Günther  über  die  Entwicklung  der  Oartenkimst. 
Den  Schluß  bildet  ein  Mitgliederverzeichnis. 

Kongresse,  Versammlungen. 

Internationale  Gartenbau  -  Kongresse  finden  in  Uüttich 
(Liege)  vom  8.  bis  10.  und  ni  Paris  am  22.  und  23.  Mai  d.  J.  statt, 
zwei  Kongresse  fast  zu  gleicher  Zeit  im  französischen  Sprachgebiet. 
Das  ist  etwas  zu  viel  des  Guten  für  die  internationale  Beteiligung, 
die  durch  diese  Zersplitterung  nicht  eben  günstig  beeinflusst  wird. 
Beide  Kongresse  haben  wichtige  Fragen  zur  Diskussion  gestellt.  Der 
Lütticher  findet  im  Rahmen  der  Welt -Ausstellung,  der  Pariser  im 
Anschluß  an  die  internationale  Gartenbau -Ausstellung  in  Paris  statt, 
In  Lüttich  wird  man  sich  mit  16  Fragen  befassen,  die  in  Sektionen 
gegliedert  im  Programm  verzeichnet  sind,  das  man  auf  Verlangen 
vom  General-Sekretär  des  Kongresses,  Herrn  Charles  Gonthier, 
Huy,  Belgien,  101  Rue  de  Stattes,  zugesandt  erhält.  In  der  Sektion 
Blumenzucht  soll  der  Schmuck  öffentlicher  Anlagen  und  .sonstige 
Fragen  der  Gartenkunst  erörtert,  sollen  die  besten  Handels  und  Schnitt- 
blumenpüanzen  von  verschiedenen  Gesichtspunkten  festgestellt  werden, 
ferner  werden  die  Sektionen  Obstbaumzucht  (beste  Sorten  zum  Export, 
industrielle  Verwertung,  Vogelschutz),  die  Sektion  gärtnerische  Fach- 
bildung, die  Sektion  Handel  (Marktwesen,  exportgärtnerisoher  Erzeugnisse 
nach  Arten  und  Sorten,  wie  sie  in  verschiedenen  Ländern  verlangt 
werden,  Verpackung,  Versand,  leichter  und  schneller  Transport,  Tarife, 
Kosten,  Handelsgebräuche,  Vermittler,  Verkaufspreise)  und  zuletzt  die 
Sektion  Vereinswesen  behandelt.  In  dieser  Sektion  soll  über  gärtnerische 
Vereinigungen  vom  beruflichen  und  kommerziellen  Standpunkte  in 
ihren  vielen  Schattierungen  verhandelt  werden.  Also  ein  Programm, 
das  sicher  vieles  Wissenswerte  vor  das  Forum  des  Kongresses 
bringen  wird  und  auch  für  den  deutschen  Handelsgärtner,  der  inter- 
nationale Beziehungen  pflegt  oder  anknüpfen  will,   von  Interesse  ist. 

Ein  gleichfalls  sehr  umfangreiches  Programm  hat  man  in  Paris 
aufgestellt.  Das  Reglement  und  Programm  erhält  man  vom  Geni>ral- 
Sekretär,  Herrn  Abel  Chatenay,  Paris,  Une  de  Grenelle  S4. 

Während  das  Programm  des  Lütticher  Kongresses  die  koiiimer- 
zielle  Bedeutung  der  Kulturgewächse  in  den  Vordergrund  stellt  und 
alle  Fragen  vom  Standpunkte  der  Rentabilität  erörtert  werden,  was 
ja  für  den  Handelsgärtner  sehr  wichtig  ist,  tritt  in  Paris  die  wissen- 
schaftliche Seite  mehr  in  den  Vordergrund,  obwohl  auch  durch 
wissenschaftliche  Belehrung  und  deren  Nutzanwendung  in  der  Praxis 
geschäftliche  Vorteile  erzielt  werden  können.  So  sollen  u.  a.  folgende 
Fragen  erörtert  werden: 


384 


Die  Gartenwelt. 


IX,  32 


Der  Einfluß  der  Mikroorganismen  auf  die  Keimung  von 
Orchideen -Samen;  die  Mitwirkung  und  Verwendung  gasförmiger 
Schädlingsvertilgungsmittel  im  Gartenbau;  die  rationelle  Kultur  von 
Obstbäumen  in  Töpfen;  der  Einfluss  der  Düngemittel  auf  die  Reife 
und  Haltbarkeit  der  Früchte;  das  Studium  der  morphologischen  Ab- 
änderungen (der  äußeren  Erscheinung),  welche  man  bei  den  durch 
Dimorphismus  (Zufall.  Sport)  erhaltenen  Varietäten  feststellen  kann; 
die  Bedingungen,  unter  welchen  man,  mit  Hilfe  des  Kälteverfahrens, 
die  Treibperioden  von  Pflanzen  verändern  kann,  indem  man  den 
Eintritt  der  Reife  (des  Vegetationsschlusses)  beschleunigt  und  den 
Austrieb  (Beginn  der  Vegetation)  verzögert;  die  zur  Zeit  als  Wärme- 
quelle benutzten  Kanalheizungen;  der  tatsächliche  Fortschritt  in  der 
Blumenbindekunst  seit  zwanzig  Jahren  und  sein  Einfluß  auf  die 
gärtnerische  Produktion. 

Damit  verbunden  ist  ein  Rosistenkongress,  der  11  Fragen 
auf  die  Tagesordnung  gesetzt  hat,  unter  anderen  Studium  über  das 
Nahrungsbedürfnis  und  die  rationelle  Ernährung  der  Rosen;  ferner 
Classifüation,  SynonjTue,  Hybriden,  beste  französische  Sorten,  Kultur 
zurückgehaltener  Rosen,  um  im  "Winter  Blumen  zu  erhalten,  beste 
Teehvbriden  für  Schnittblumenkultur  u.  a. 


Zeit-  und  Streitfragen. 
Etwas  über  gärtnerische  Amtstitel. 


We 


eloher  Rang  ist  höher,  derjenige  eines  Gartenverwalters 
oder  derjenige  eines  Hofgärtners,  derjenige  eines  Obergärtners  oder 
eines  Stadtgärtners  oder  derjenige  eines  Obergärtners  oder  Garten- 
verwalters V  In  den  Personal-Nachrichten  der  gegenwärtigen  Nummer 
finden  die  Leser  die  Mitteilung,  daß  ein  Hofgärtner  in  Budapest  zum 
Hofgartenverwalter  ernannt  worden  ist.  Ich  weiß  nicht,  ob  man 
dies  in  Österreich -Ungarn  allgemein  als  Beförderung  auffaßt;  in 
Deutschland  würde  man  wohl  in  den  meisten  Fällen  geneigt  sein, 
hierin  eine  Zurückversetzung  in  eine  niedere  Rangklasse  zu  wähnen, 
wenn  nicht  die  Notiz  von  einer  Ernennung  spräche,  was  auf  eine 
Befördei-ung  hinweist.  In  Süddeutschland  gelten  stellenweise  nament- 
lich in  der  Bodenseegegend  die  Gartenverwalter  als  über  den  Ober- 
gärtnern stehend,  bei  der  Kgl.  preuß.  Hofgartendirektion  fängt  da- 
gegen der  Gartenbeamte  erst  beim  Garten  Verwalter  an;  er  hat  die 
Verwaltung  eines  kleineren  Reviers,  für  welches  weder  ein  Hofgärtner 
noch  ein  Obergärtner  besoldet  werden  soll.  Nach  einer  Reihe  von 
Dienstjahren  werden  die  Herren  Gartenverwalter  zu  Kgl.  tJbergärtnern 
befördert,  womit  gleichzeitig  eine  Versetzung  in  ein  größeres  Revier 
verbunden  zu  sein  pflegt.  Diejenigen,  denen  das  Glück  hold  ist, 
können  dann  später  noch  zu  Hofgärtnern,  Oberhofgärtnern  und  selbst 
zum  Hofgartendirektor  befördert  werden,  denn  wie  jeder  gemeine 
Soldat  den  Marschallstab  in  seinem  Tornister  trägt,  so  hat  auch  der 
Hüfgartendirektor  seine  Laufbahn  als  Gärtnerlehrling  begonnen  und 
als  Gehilfe  fortgesetzt.  Daß  man  in  Österreich -Ungarn  von  dem 
Range  eines  Gartenverwalters  eine  andere  Auffassung  hat  oder  haben 
muß  als  bei  uns  in  Deutschland,  erweist  die  erwähnte  Personal-Notiz. 
Auch  bei  den  städtischen  Gartenverwaltungen  herrscht  vielfach 
eine  gewisse  Unklarheit  über  die  Amtstitel  der  Gai-tenbearaten.  Nach 
landläufiger  Ansicht  steht  der  Stadtgärtner  über  dem  städtischen 
Obergärtner.  Der  städtische  Obergärtner  ist  Reviervorstand;  der 
Stadtgäitner  ist  der  technische  und  in  den  meisten  Fällen  auch  der 
künstlerische  Leiter  der  sämtlichen  städtischen  Anlagen.  Kleinere 
städtische  Verwaltungen  stellen  häufig  den  Leiter  ihrer  Anlagen  zu- 
nächst als  Obergärtner  an  und  befördern  ihn  nach  einigen  Dienst- 
jahren zum  Stadtgärtner.  Bei  großen  Verwaltungen  führt  dieser 
Beamte  den  Titel  Garteninspektor  oder  Gartendirektor  von  Anfang 
an  oder  er  wird  ihm  später  zuerkannt.  Bei  einigen  Verwaltungen 
gibt  es  auch  Stadtgärtner,  die  lediglich  die  Funktionen  eines  Revier- 
vorstehers ausüben  und  als  solche  dem  Direktor  unterstellt  sind 
Jeder  städtische  Obergärtner,  der  als  solcher  die  technische  Leitung 
einer  Stadtgärtnerei  selbständig  führt,  wartet  mit  Sehnsucht  auf  den 
Tag,  an  welchem  er  zum  Stadtgärtner  befördert  wird.  Wir  haben 
aber  im  Laufe  der  Jahre  mehrfach   den  Fall  verzeichnet,  daß  Stadt- 


gärtner in  Anerkennung  ihrer  Verdienste  zu  städtischen  Obergärtnern 
befördert  wurden,  was  man  natürlich  für  eine  Zurüokversetzung  hätte 
auffassen  müssen,  wäre  es  nicht  ausdrücklich  als  Beförderung 
bekannt  gegeben  worden.  Recht  lehrreich  ist  auch  der  Fall,  der 
uns  aus  einer  größeren  städtischen  Gartendirektion  bekannt  geworden 
ist.  Der  betreffende  Gartendirektor  beantragte  für  seinen  ersten 
Obergärtner,  der  eine  langjähnge  Dienstzeit  hinter  sich  hatte,  den 
Amtstitel  Garteninspektor.  Die  vorgesetzte  Behörde  hatte  Bedenken, 
diesen  Titel,  der  in  gutes  Deutsch  übersetzt,  Gartenaufseher  lautet, 
aber  besser  klingt,  zu  erteilen,  weil,  na  weil  die  städtischen  Bau- 
inspektoren an  der  Ernennung  womöglich  Anstoß  genommen  hätten  I 
Da  aber  der  betreffende  städtische  Obergärtner  durchaus  seinen 
besonderen  Titel  haben  sollte,  so  wurde  ihm  der  Titel  Gartenverwalter 
verheben.  Recht  heiter  war  die  vor  längerer  Zeit  erfolgte  Ernennung 
eines  Fachmannes,  der  auf  den  Titelblättern  seiner  Bücher  als  Direktor 
firmiert,  zum  Garteninspektor;  er  war  vordem  sein  eigener  Garten- 
direktor, das  heißt  Direktor  seiner  Gartenbau-  und  Handelsbaumschule, 
jetzt  ist  er  aber  königl.  württemb.  Garteninspektor  imd  er  hat  nunmehr  die 
eigne  Direktion  fallen  gelassen,  um  sich  kgl.  Garteninspektor  und 
Besitzer  der  Obst-  und  Gartenbauschule  zu  nennen.  In  Schlesien 
bilden  die  Untergärtner  eine  besondere,  aber  im  Aussterben  begriffene 
Spezialität  großer  herrschaftlicher  Gärtnereien.  Der  Untergärtner 
steht,  so  sonderbar  es  auch  klingt,  über  dem  Obergehilfen,  mitunter 
sogar  über  dem  Obergärtner,  er  ist  die  rechte  Hand  des  Leiters  des 
betreffenden  Betriebes. M.  H. 

Tagesgeschichte. 

Barmen.  Der  Friedhof  an  der  Heubruchstraße  soll  in  eine 
öffenthche  Parkanlage  umgewandelt  werden.  Die  Arbeiten  und 
Lieferungen  sind  seitens  der  Stadtverwaltung  bereits  öffenthch  aus- 
geschrieben. 

Berlin.  Eiaige  Stadtverordnete  haben  den  sehr  zu  billigenden 
Antrag  eingebracht:  Den  Magistrat  zu  ersuchen  aus  Anlaß  der  hundert- 
jährigen Wiederkehr  des  Todestages  Friedrich  von  Schillers  zur  dauern- 
den Ehrung  des  Andenkens  des  großen  vaterländischen  Dichters  dem  in 
Vorbereitung  befindhchen  Nordpark  auf  dem  Wedding  den  Namen 
„Sohillerpark"  zu  geben. 

Dfisseldorf.  Zur  Erlangung  von  Entwmfen  für  die  Anlage 
des  Kaiser  Wilhelm-Parkes  auf  dem  ehemaligen  Ausstellungsgelände 
ist  ein  Wettbewerb  unter  Düsseldorfer  Gartenarchitekten  erlassen 
worden.     Es  sind  3  Preise  von  je  500  Mk.  ausgeworfen.  K. 

—  Der  hiesige  Verein  für  Volksgesundheitspflege  hat  für 
die  Anlage  von  Schrebergärten  ein  2  Morgen  umfassendes  Grund- 
stück erworben,  auf  dem  100  Gärten  angelegt  werden  sollen.  Jedem 
Pächter  bleibt  freie  Hand,  ob  er  einen  Nutzgarten  mit  Gemüse-  und 
Obstpflanzungen,  einen  Ziergarten  mit  Blumenzucht  oder  eine  Ver- 
einigung beider  anlegen  will.  Den  Zwecken  der  Schrebergärten  ent- 
sprechend ist  der  jährliche  Pachtpreis  auf  die  geringe  Summe  von 
10  bis  20  Mk.  normiert. 

Friedenshfltte.  Die  Eisenbalmbedarfs-Aktien-Geseilschaft  läßt 
hierselbst  auf  einer  Fläche  von  25  Morgen  Parkanlagen  für  öffent- 
liche Zwecke  herstellen.  Garteningenieur  Hanisch  aus  Kattowitz  ist 
mit  der  Ausführung  betraut  worden. 


Personal-Nachrichten. 

Fischer,  Carl,  Handelsgärtner  in  Bad  Sachsa,  t  am  18.  April. 

Goegginger  sen.,  Heinrich,  in  Riga,  konnte  am  1.  April  auf 
eine  T5  jährige  Berufstätigkeit  zurückblicken.  Goegginger  sen.  ist 
Inhaber  eines  renommierten  Gartenbau-Geschäfts,  verbunden  mit 
Samenhandlung,  und  der  nunmehr  87  jährige  erfreut  sich  allgemeiner 
Hochachtung. 

Koch,  Ludwig,  Gärtnereibesitzer  in  Wandsbek,  beging  sein 
25 jähriges  Gesehäftsjubiläum. 

JMärz,  Karl,  Obergärtner  in  Dresden,  f  am  IL  April. 

Wagner,  Rud.,  Hilfsgärtner  in  Gödöllö  (Ungarn),  wurde  zum- 
Hofgartenadjunkten  ernannt. 

Witzel,  Ferd.,  Hofgärtner  in  Budapest,  wurde  zum  Hofgarten- 
verwalter ernannt. 


Vornntwortl.  Redakteur:   Max  Hesdf 


imidt  &  Co.,  Leipzig.  —  Druck:  Anhalt.  Bnchdr.  öntenberg,6 


.  b.  H..  Dessau. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den   oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


13.  Mai  1905. 


No.  33. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Obstbau. 


Grüiidüngiing  für  Obstbäume. 

Von  Carl  Pfeiffer,  Großh.  Fachlehrer,  Oppeuheim  a/Kh. 
fHicrxu  xehn  Abbildungen.) 

1/ie  sehr  wertvolleu  Anregungen  des  Herrn  Trenkner 
über  Chilisalpeter  zur  Düngung  der  Obstbäume  haben 
sich  mit  meinen  Ergebnissen  aus  der  Praxis  gedeckt 
und  ich  glaube,  daß  niemand,  der  sich  ernstlich  mit 
der  Düngungsfrage  der  Obstbäume  beschäftigt  und 
weü5,  was  zu  einer  vollständigen  Obstbaumnahrung  ge- 
hört, darüber  streiten  wird,  ob  Stickstoff  zu  reichen  ist 
oder  nicht.  Daß  es  gerade  Chilisalpeter  sein  müiite,  ist 
wohl  abhängig  zu  machen  von  der  Beschaffenheit  des 
Bodens.  Besonders  schätze  ich  z.  B.  Chilisalpeter  zur 
Nachdüngung,  um  recht  vollkommene  Ernten  zu  erhalten. 
Kurz  und  gut,  Trenkners  Anregungen  in  diesem  Punkte 
sind  sehr  wertvoll  und  haben  sich  ja  auch  in 
der  Praxislängst  bestätigt,  es  sollen  meine  Zeilen 
daher  keine  Bekrittelung  dieser  zeitgemäßen 
Frage  darstellen,  vielmehr  veranlaßt  mich 
Trenkners  geringschätzige  Äußerung  über  die 
Gründüngung  zu  einigen  Richtigstellungen,  da 
es  für  unseren  deutschen  Obstbau  bitter  zu  be- 
klagen wäre,  wenn  durch  so  energische  Zurück- 
weisungen eine  so  sehr  nützliche  Sache  ver- 
loren ginge.  Es  ist  ohnedies  zu  bedauern,  daß 
mau  es  in  Gärtnerkreisen  gewöhnlich  liebt, 
sich  auf  einen  einseitigen  Standpunkt  zu  stellen, 
so  z.  B.  alles  zu  verdonnern,  was  —  hier  in 
diesem  Falle  also  —  nicht  mit  Chili  gemacht 
werden  kann.  "Wir  müssen  uns  in  eine  Sache 
vertiefen,  um  ihren  vollen  Wert  zu  erkennen 
und  müssen  unter  Beibehaltung  unserer  eigenen 
konsequenten  Ziele  auch  dem  uns  zur  Zeit 
vielleicht  nicht  S\-mpathischen  unser  Ohr 
leihen,  um  durch  eigene  Beobachtung  und 
tiefere  ernste  Arbeit  ein  sicheres  Urteil  zu  er- 
halten. 


Was  nun  Trenkner  von  der  Gründüngung  im  all- 
gemeinen sagt,  trifft  vielleicht  in  manchen  Gegenden  zu, 
wird  aber  doch  nicht  in  die  Allgemeinheit  zu  übertragen 
sein,  denn  daiüber  sind  sich  unsere  Landwirte  doch  klar, 
daß  der  Zwischenfruchtbau  für  die  folgende  Frucht  sehr 
wertvoll  ist;  mit  den  Wenigen,  die  nicht  verstehen 
wollen,  wird  die  Welt  doch  immer  zu  rechnen  haben. 
Daß  natürlich  die  Gründüngung  als  energisches  Hilfs- 
mittel in  der  Obstkultur  noch  nicht  voll  erkannt  ist, 
steht  fest;  doch  ist  daran  nicht  der  Wert  derselben  oder 
ihr  Unwert  schuld,  man  hat  vielmehr  ihren  Wert  noch 
nicht  erkannt,  weil  es  an  systematisch  durchgeführten 
Kulturmethoden  fehlt.  Es  ist  klar,  daß  eine  Umwälzung 
im  Kulturverfahren  nicht  so  rasch  geht,  da  die  Praxis 
gewöhnlich  nicht  zufrieden  ist  mit  leisen  Hinweisen, 
sondern  sie  fordert  drastische  Beweise  und  diese  werden 


Obstbaumfeld,  im 


386 


Die  Garten  weit. 


IX,  33 


BÄiall. 


Erfolg  der  Gründüngung  an  einer  holzfarbigen  Butterbirne. 

Origioalaufnahme  für  die  ,, Gartenwelt''. 

bald  gegeben  werden.  Ich  habe  schon  recht  oft  gesehen, 
wie  mit  Gründüngung  im  Obstbau  förmlich  gespielt  wurde 
(denn  anders  nenne  ich  solche  interessanten  Versuche 
nicht),  und  zwar  ging  es  bis  ins  Lächerliche.  Der  eine 
säte  die  Gründüngungserbse  in  sorgfältig  ab- 
gezirkelte Reihen  zu  eng,  der  andere  Seradella 
in  1  m  von  einander  entfernten  Reihen  ohne 
Deckfrucht,  schließlich  säte  einer  Erbsen  auf  ste- 
rilem Boden,  ohne  Kali  und  Fhosphorsäure  zu 
reichen,  neben  welchen  zu  Beginn  der  Vegetation 
auch  noch  eine  leichte  Chilikopfdüngung  not  tut. 
Das  sind  wenige  Beispiele,  deren  Ergebnisse  dann 
mit  (lern  Endresultat:  die  Gründüngung  ist  nichts! 
—  in  die  Welt  posaunt  werden,  und  schließlich 
gibts  solcher  Fehlkulturen  eine  Menge.  Soviel 
über  die  Aussaat;  und  nun  von  der  Unter- 
bringung. Es  ist  unmöglich,  die  Masse  unter- 
zubringen, und  ähnliche  Redensarten  werden  hör- 
bar, daß  aber  die  Gründüngung  gar  —  oder  auch 
Stallmist  —  bis  an  die  Baumwurzel  gebracht 
werden  müsse,  ist  mir  bis  jetzt  neu  gewesen; 
ich  werde  diesen  neuen  Versuch  aber  nicht  aus- 
führen. Denn  wer  nicht  weiß,  wie  tief  Stallmist 
oder  Gründüngung  untergebracht  werden  sollen 
und  welchen  Zweck  sie  im  Boden  erfüllen,  dem 
ist  nicht  zu  helfen.  Sind  es  nicht  die  Gärtner 
gewesen,  die  seit  uralter  Zeit  ihre  Gemüsebeete 
im  Herbst   mit  Dünger  überstreuten   und    dann 


einen  leichten  Erdbewurf  folgen  ließen,  weil  sie  wußten, 
daß  so  die  höchsten  Erträge  an  Gemüse  und  —  Obst 
(denn  das  Obst  wurde  im  Gemüsegarten  gezogen)  —  er- 
zielt werden?  Ja,  man  sieht  doch,  daß  es  oft  gut  ist,  das 
Gedächtnis  mit  alten  Erfahrungen  aufzufrischen,  diese 
treten  dann  oft  genug  würdig  zur  Seite  den  neuen  wissen- 
schaftlichen Forschungen.  Darüber  ist  doch  kein  Zweifel, 
daß  mau  Gründüngung  und  Stallmist  nicht  in  die  Tiefe 
vergräbt.  "Welche  große  Mengen  Gründünger  untergebracht 
werden  können,  zeigen  mehrere  unserer  Bilder,  andere 
die  Erfolge   der  Gründüngung. 

Meine  Ergebnisse,  die  wohl  als  die  ersten  ihrer 
Art  bezeichnet  werden  können,  haben  das  Interesse 
urteilsfähiger  Obstzüchter  lebhaft  erregt  und  sind  nach 
meinen  Angaben  eine  ganze  Reihe  von  Pflanzungen 
in  Kultur  genommen  worden.  Auch  haben  meine 
ersten  Anregungen  über  den  Einfluß  der  Boden- 
lüftung, in  Verbindung  mit  Gründüngung,  mit  dem  be- 
sonderen Hinweise  auf  die  Notwendigkeit  eines  ein- 
gehenden Studiums  des  "Wurzelapparates  unserer  Obst- 
bäume zu  Düsseldorf  gute  Früchte  gezeitigt.  Eine  Anzahl 
persönlicher  und  schriftlicher  Anfragen  bestätigten  mir 
das.  Daß  eine  "Wurzelpflege  des  Baumes  weit  wichtiger 
ist,  als  manche  Kunstschnitzerei,  hat  mein  eingehendes 
Studium  über  das  "Wurzelleben,  das  ich  noch  eifrig  fort- 
setze, zur  Genüge  gezeigt;  interessant  ist  es  nun  auch, 
zu  vernehmen,  daß  meine  kurzen  Hinweise  in  Düssel- 
dorf zur  Aufnahme  dieses  sehr  wichtigen  Kapitels  in 
das  Arbeitsfeld  der  Deutscheu  Landwirtschaftsgesellschaft, 
wo  solche  Fragen  infolge  ausreichender  Mittel  sehr 
zweckmäßig  gelöst  werden  können,  Anlaß  gegeben  haben. 
"Wenn  man    dort   nur  nicht  den  jetzt  so   sehr   beliebten 


indungung  an  einer  „Landsbeiger  Reinette" 

Orig:inalaufnahme  tür  die    Garteiiwelt 


IX,  33 


Die  Gartenwelt. 


allzu  wissenschaftlichen  Kahraen  darum 
spannt ;  das  würde  entschieden  den  Zweck 
verfehlen ;  was  uns  not  tut,  das  sind  gro(5 
angelegte,  zielbewußte,  praktische  An- 
bauversuclie  und  die  Bekanntgabe  der 
Krgebnisse  und  gewonnenen  Erfahrungen 
zu  nutzen  der  Obstl)autreiben(leu.  Werden 
wir  zu  wissenschaftlich,  dann  bringt  uns 
die  Wissenschaft  von  dem  echten  prak- 
tischen Boden,  der  allein  berufen  ist,  rein 
praktische  Fragen  zu  lösen.  Ich  glaube, 
(Kirch  die  beigegebenen  Abbildungen  dorn 
geehrten  Leserkreise  genügendes  An- 
regungs-  und  Beweismaterial  vorgelegt 
zu  haben  und  hoffe,  daß  die  Grün- 
düngung sich  rasch  einführe  und  daß 
man  der  Wurzelpflege  weitere  Beachtung 
schenke. 

Pflanzendüngung. 
Der  Chilisalpeter  als  Düngemittel. 


Obstbaumfeld  i 


Se 


Seitdem  J.  v.  Liebig  vor  einem  halben  Jahrhundert  den  Beweis 
erbracht  hat,  daß  die  Pflanzen  von  den  im  Boden  enthaltenen  Salzen 
und  nicht,  wie  man  früher  annahm,  von  Humus  zehren,  ist  die  Lehre 
von  der  Pflanzenernährung  eine  umfangreiche  Wissenschaft  geworden, 


Erfolg  der  Gründüngung  an  einer  „Wintergold- 
parmäne" (zweites  Jahr  nach  der  Pflanzung). 
Originalaufaahme  für  die  „Gartenwelt". 


iit  abwcch-cliiilti  Unterkultur  von  Gemüsen  und  Gründüngungs- 
pflanzen.    Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

die  besonders  auf  die  Landwirtschaft  mächtig  fördernd  eingewirlit  hat 
und  alltnählich  auch  im  Gartenbau  die  Beachtung  sich  erwirbt,  welche 
sie  verdient. 

Wir  wissen  jetzt,  welche  Stoffe  die  Pflanze  zum  Aufbau  ihres 
Körpers  dem  Boden  entnimmt  und  wir  wissen  auch,  daß  mehrere 
dieser  Stoffe,  nämlich  Kalk,  Kali,  Phosphorsäure  und  Stickstoff  in 
erheblichen  Mengen  von  den  Pflanzen  verbraucht  werden  und  daß 
der  Stalldünger  für  diese  durch  die  Ernte  entzogenen  Nährstoffmengon 
einen  verhältnismäßig  teuren,  und  dabei  doch  unvollkommenen  Ersatz 
bietet. 

Die  Bemühungen,  für  diese  Stoffe  billige,  reichlich  fließende 
Quellen  auf  der  Erde  ausfindig  zu  machen  und  zu  erschließen,  waren 
von  Erfolg  gekTönt.  Während  wir  Kalk  und  Kali  im  Inlande  ge- 
winnen und  letzteren  Nährstoff  sogar  noch  in  gewalb'gen  Mengen 
exportieren,  sind  wir  in  bezug  auf  Phosphorsäure  und  Stickstoff  im 
großen  und  ganzen  auf  das  Ausland  angewiesen,  wenn  man  von  dem 
phosphorsäurehaltigen  Knochenmehl  imd  von  den  stickstoffhaltigen 
Ammoniaksalzen  absieht.  Die  wichtigste  Stickstoffquelle  ist  ein  ge- 
waltiges Salpetetlager  in  der  chilenischen  Provinz  Taragara,  das  seit 
Jahrzehnten  abgebaut  wird  und  um  dessen  Besitz  im  Jahre  1880  ein 
Krieg  zwischen  Chile  und  Peru  entbrannte.  Das  wird  erklärlich, 
wenn  man  die  Exportzahlen  berücksichtigt;  die  Jahresproduktion 
beträgt  nämlich  weit  mehr  als  zehn  MiUionen  Doppelzentner  im 
Werte  von  mehr  als  hundert  Millionen  Mark. 

Dieser  Produktion  steht  ein  ebenso  intensiver  Verbrauch  gegen- 
über; kein  Wunder,  daß  die  Zeit,  in  welcher  dieses  riesige  Nährstoff- 
magazin erschöpft  sein  wird,  nicht  mehr  fein  ist  und  man  daher  in 
den  beteiligten  Kreisen  schon  jetzt  eifrig  für  Ersatz  bemüht  ist. 
Den  freien  Stickstoff  der  Luft  können  leider  nur  wenige  Pflanzen- 
arten, z.  B.  Erbsen  und  Bohnen,  sich  nutzbar  machen,  alle  anderen 
sind  auf  gebundenen  Stickstoff,  wie  er  auch  im  Stalldung  enthalten 
ist,  angewiesen.  Zwar  hat  man  im  schwefelsauren  Ammoniak,  einem 
Nebenprodukte  der  Leuchtgasfabriken,  ein  Salz,  das  im  Boden  leicht 
durch  Bakterientätigkeit  in  Salpeter  übergeht,  aber  nur  ein  sehr 
kleiner  Teil  des  Bedarfs  könnte  durch  dies  Material  gedockt  werden. 
Es  erregte  daher  vor  wenigen  Jahren  großes  Aufsehen  und  trug 
dem  Erfinder  die  goldene  Liebig-Medaillö  ein,  als  auf  elektrischem 
Wege  die  tjberführung  des  Luftstickstoffes  in  eine  kalkhaltige  Ver- 
bindung gelang,  die  als  Kalkstickstoff  bezeichnet  wird  und  den  Stick- 
stoff in  einer  für  die  Pflanzen  aufnehmbar  werdenden  Form  enthält 

Viele  Gartenbesitzer  verhalten  sich  den  l;ünstlichen  Dünge- 
mitteln [gegenüber  noch   immer   sehr   skeptisch;,  und   doch    besitzen 


388 


Die  Gartenwelt. 


IX,  33 


^i 


^M 


m 


-    ^M 

■"^ 

j* 

Erfolg  der  Gründüngung  an  einer    „Capiauniont- 
Birne".    (Ertrag  1904:  37'/,  kg  Früchte.) 

Originalaufnahme  für  die  „Garteawelt". 

die  Düngesalze  dem  Stallmist  gegenüber  so  viel  Vorzüge  hinsichtlich 
des  verhältnismäßig  billigen  Preises,  der  leichten  Beschaffong  und 
bequemen  Anwendung,  daß  niemand  auf  diese  modernen  Hilfsmittel 
der  Pflanzenkultur  wieder  verzichten  wird,  der  durch  richtige  An- 
wendung derselben  sich  vom  Erfolg  überzeugt  hat.  Daß  die  Versuche 
oft  mit  Mißerfolgen  geendet  haben,  fällt  nicht  dem  Kunstdünger, 
sondern  der  Art  seiner  Anwendung  zur  Last;  man  glaubte  wohl, 
vom  Stallduug  ganz  absehen  zu  können,  vergaß  auch,  daß  man  es 
mit  hochkonzentrierten  Nährgemischen  zu  tun  hatte  und  tat  des 
Guten  zu  viel. 

Zu  lebhaftem  Meinungsaustausch  hat  gerade  auch  die  Salpeter- 
düngung Anlaß  gegeben  und  nicht  vereinzelt  sind  die  Stimmen  in 
den  Fachzeitschriften  geblieben,  welche  die  Stiokstoffzufuhr  in 
Salpeterform  für  den  Obstgarten  verwerfen.  Bis  zu  einem  gewissen 
Grade  kann  diese  Frage  durch  zahlreiche,  einwandfreie  Versuche  als 
gelöst  gelten.  Der  Vorwurf,  welchen  man  dem  Salpeter  macht,  daß 
er  das  Holz  der  Obstbäume  nicht  ausreifen  lasse  und  Disposition  zu 
allerlei  Krankheiten,  besonders  Frostschäden,  erzeuge,  besteht  zu 
recht,  wenn  der  Salpeter  zu  spät,  d.  h.  nooti  in  den  Sommermonaten 
aufgestreut  wird ;  und  Herbst  und  "Winter  sind  auch  nicht  die  ge- 
eigneten Jahreszeiten,  weil  das  Salz  sehr  leicht  in  den  Untergrund 
sinkt  und  daher  wirkung.slos  bleibt,  wenn  es  während  der  Winterruhe 
gegeben  wird.  Nur  das  Frühjahr  kann  für  die  Salpeterdüngung  in 
Betracht  kommen.  Zu  beanstanden  ist  auch  eine  einseitige  Stiokstoff- 
zufuhr, nur  in  Verbindung  mit  Kali  und  Phosphorsäure  kann  der 
Salpeter  dauernd  gute  Ernten  zeitigen. 

Über  alle  diese  Fragen  gibt  ein  kürzlich  erschienenes  Werk 
von  Dr.  Weitz,  „Der  Chilisalpeter  als  Düngemittel"  erschöpfend  Aus- 
kunft.*)    An  der  Hand  zahlreicher  photographischer  Aufnahmen  und 

-1  Düngemittel.     Mit  228  Ab- 
Verlag von  Paul  Parey. 


gewichtsmäßig  festgestellter  Vergleichszahlen  behandelt  der  Verfasser 
Düngungsversuche  im  Obst-  und  Gemüsegarten,  im  Weinberg,  im 
Zier-  und  Blumengarten  und  gibt  dadurch  eine  bis  auf  die  neueste 
Zeit  geführte  Übersicht  über  das  gesamte  einschlägige  Vereuchs- 
niatorial.  Auf  dieses  prächtig  ausgestattete  Werk  sei  wegen  seiner 
grundlegenden  Bedeutung  für  alle  Düngungsfragen  im  Anschluß 
an  obige  Ausführungen  gebührend  hingewiesen.       Heine,  Dahlem. 


Ne 


Mannigfaltiges. 
Goethe  als  Gartenfreund. 

Von  Max  Ton,  Weimar. 

,, Anmutig  Tal!     Du  immergrüner  Hiin! 
Mein  Herz  begrüßt  Euch  wieder  auf  das  Beste; 
Entfaltet  nur  die  schwerbehang'nen  Aste, 
Nehmt  freundlich  mich  in  Eure  Schatten  ein, 
Erfiaickt  von  Euren  Höhn  am  Tag  der  Lieb'  u 
Mit  frischer  Luft  und  Balsam  meine  Brost !" 

Goethe  „IIa 


leben  den  deutschen  Klassikern,  deren  Werke  dazu  be- 
rufen sind,  unsere  Bildung  in  hohem  Maße  zu  veredeln,  hat 
der  gebildete  Gärtner  noch  seine  Klassiker   des  Gartenbaues. 

Unter  allen  deutschen  Klassikern  ragt  ein  Mann  hervor, 
dessen  Name  in  aller  Welt  achtungs-  und  verehrungsvoll  ge- 
nannt wird  und  dessen  Werke  mit  Spannung  und  Begeisterung 
gelesen  -werden,  —  .Johann  Wolfgang  v.  Goethe,  • —  der 
nicht  nur  ein  großer  Denker  und  Dichter  seiner  Zeit,  sondern 
auch  ein  Botaniker  tuid  begeisterter  Gartenfreund  war.  Forschen 


*)  Dr.  Weitz:  Der  Chilisalju-tor  t 
bildungen  und  8  Tafeln.     Berlin   !i)0."). 


Erfolg  der  Gründüngung  an  einer  „Orleans  Reinette" 

(Ertrag  1904:  ,SI  kg  Früchte.) 

Originalaufnahme   für  die  „Gartenwelt". 


IX,  33 


Die  Gartenwelt. 


38Ö 


wir  heute  einmal  nacli,  welche  Beziehungen  Goethe  zum 
Gärtnerberuf  und  zur  schönen  Gartenkunst  hatte,  so  werden 
wir  herausfinden,  daß  die  Gartenliebhaberei  in  Goethes  Leben 
eine  gewisse  Rolle  spielt. 

Ich  möchte  im  Voraus  bemerken,  daß  so  viele  Gärtner 
den  Wert  Goethes  für  sie  nicht  einzusehen  vermögen  und  so 
habe  ich  denn  auch  aus  Zeitungsartikeln  und"  gelegentlichen 
mündlichen  Äußerungen  unserer  Modernsten  den  Eindruck 
gewonnen,  daß  es  heute  auch  bessere  deutsche  Gäi-tner  gibt, 
die  sich  aus  dem  „ollen  Goethe-Zauber",  wie  sich  mir  gegen- 
über z.  B.  einer  geschmackvoll  ausdrückte,  gar  nichts  machen 
und  die  jeden  einen  übergeschnappten  Goethe  -  Fanatiker 
nennen,  der  heute  noch  in  der 
Zeit  der  Maeterlinck  und  Gorki 
unsere  größten  Dichter  etc.  zu 
verehren  wagt. 

Ich  glaube  sogar,  daß  unter 
diesen  Modernen  einflußreiche 
Personen  sind,  die  am  liebsten 
so  eine  kleine  nette  Goethe-Hetze 
veranstalteten,  Leute,  die  alles 
für  wertlosen  Plunder  ansehen 
und  verschleudern  möchten,  was 
man  als  heilige  Andenken  einer 
großen  Zeit  ängstlich  hüten  soll 
und  muß. 

Der  Großstädter  allerdings 
versteht  den  Begriff  Pietät  selten 
zu  schätzen,  ja  ich  möchte  sagen, 
er  kennt  diesen  Begriff  kaum. 
Die  harte  Notwendigkeit  wirkt 
in  der  Großstadt  wie  eine  giau 
same  Naturmacht,  und  der&tiom 
des  Lebens  verschlingt  doit  oft 
Dinge,  die  keine  andere  Dasems- 
lierechtigung  zu  haben  Schemen, 
als  daß  sie  in  gefühlvollen  Seelen 
Erinnerungen  an  verstoibene 
Größe,  an  versunkene  Schönheit 
wachrufen. 

Verehrungswürdige  Statten 
haben  sich  bisher  stets  einer  soig- 
samen  Pflege  zu  erfreuen  gehabt 
und  tausende  von  Menschen  haben 
durcli  sie  unvergeßliche  Weihe- 
stunden erlebt.  Der  Hauch  einer 
großen  Vergangenheit  weht  noch 
heute  durch  die  Straßen  mancher  kleinen  Stadt,  wir  schi-eiten  über 
die  Schatten  der  großen  Menschen,  die  daselbst  gelebt  haben, 
der  großen  Taten,  die  dort  geleistet  worden  sind ;  und  auch 
die  notwendigsten  Änderungen  des  gegenwärtigen  Lebens 
haben  diese  Schatten  nicht  aufzehren  können. 

In  der  Treue  gegen  das  Gute,  Wertvolle  liegt  die  Pietät, 
wenn  wir  den  Sinn  des  viel  mißbrauchten  und  abgegriffenen 
Wortes  in  seiner  reinen  Schönheit  verstehen.  In  diesem 
Sinne  müssen  auch  Goethe  und  Goethes  Werke  in  unseren 
Berufskreisen  immer  allgemeiner  erkannt  und  geelu-t  werden. 

Goethes  Geist  ist  unsterblich,  aber  die  Dinge,  die  uns 
noch  sichtbar  mit  seiner  Persönlichkeit  verknüpfen,  sind  ver- 
gänglich; sie  sind  dem  Wechsel  und  Wandel  unterworfen 
imd  nichts  verbüi-gt  uns  ihren  Bestand.  Allein  Goethe  selbst, 
d.  h.  seine  Werke,    die  Gesamtlieit    seiner  durch  die  Schrift 


Kräftiger  Trieb  der  Birne 
nach   Gründüngung.      Origii 


niedergelegten  Ideen,  dürfen  uns  nicht  verloren  gehen.  In 
diesem  Sinne  müssen  auch  wir  besti-ebt  sein,  seine  Werke 
kennen  zu  lernen. 

Es  ist  nicht  meine  Aufgabe,  hier  eine  Geschichte  von 
Goethes  eigenem  Garten  (Besitztum  in  Weimar)  zu  geben, 
auch  nicht  alle  die  Äußerungen  Goethes,  die  er  in  Briefen 
und  Gesprächen  über  den  Garten  und  über  die  darin 
wachsenden  Pflanzen  gemacht  hat,  aufzuführen,  aber  wir 
wollen  einmal  im  Geiste  Goethes  in  ungestörter  Einsamkeit 
im  Garten  wandeln,  d.  h.  wir  wollen  Goethes  Beziehungen 
zu  unserem  Beruf  an  der  Hand  einiger  Citate  in  den  hinter- 
lassenen  Schriften  einmal  näher  betrachten. 

Goethe  stand  von  Jugend  auf 
in  stetem  innigem  Verkehr  mit  der 
Natur,  die  er  mit  leidenschaft- 
licher Liebe  in  ihrer  Allheit  um- 
faßte. In  und  mit  der  Natur  zu 
leben,  war  ihm  von  früh  auf  Be- 
dürfnis. So  war  er  mit  Hingebung 
Gärtner,  das  Land-  und  Garten- 
leben war  ihm  eine  Lebensnot- 
wendigkeit, und  wir  erinnern  uns, 
welche  Rolle  z.  B.  Garten-  und 
Parkanlagen  bei  Weimar  in  seinen 
Dichtungen  spielen.  In  dieser 
Leidenschaft  gingen  die  Fäden 
menschlicher     Empfindung    und 

künstlerisch -wissenschaftlicher 
Interessen  in  eins  zusammen.  Denn 
Goethe  sah  Baum,  Blatt  und  Blume 
nicht  bloß  mit  den  Augen  des 
Künstlers,  er  sah  sie  aucli  mit  den 
Augen  des  Forschers;  und  da 
haben  ihm  die  „stillreizenden 
Naturkinder"  in  nächster  Nähe, 
mit  denen  er  täglich  verkehrte, 
die  unter  seinen  Augen  und 
unter  seiner  gärtnerischen  Pflege 
wuchsen,  tiefe  Geheimnisse  zu- 
geraunt; Geheimnisse,  die  neben 
den  von  anderen  Seiten  ihm  zu- 
strömenden Erfahrungen  zu  der 
in  der  Entwicklung  der  bota- 
nischen Wissenschaft  epoche- 
machenden Idee  der  Pflanzen- 
metamorphose hinführten,  und 
wie  nach  den  Regeln  und  Gesetzen 
der  Garteukunst,  der  Garten  lediglich  als  eine  Erweiterung 
des  Hauses  anzusehen  ist,  so  war  auch  für  Goethe  Haus  und 
Garten  eine  untrennbare  Einheit,  nicht  bloß  in  Hinsicht  auf  das 
physische,  sondern  auch  in  Hinsicht  auf  das  geistige  Leben. 
„Weit  und  schön  ist  die  Welt,  doch  wie  dank  ich  dem 
Himmel,  daß  ein  Gärtchen,  beschränkt,  zierlich,  mein  eigen 
gehört!  Bringet  mich  wieder  nach  Hause,  was  hat  ein 
Gärtner  zu  reisen?  Ehre  biingt's  ihm  und  Glück,  wenn  er 
sein  Gärtchen  versorgt." 

Goethe  mag,  als  er  dies  1790  in  Venedig  schrieb,  wohl 
an  die  Gärten  im  Süden  gedacht  haben,  allein  das  Gedicht 
weist  nach  Weimar  und  wir  hören  aus  ihm  die  zarten  Töne 
des  Glücksgefühls,  einen  Garten  zu  besitzen  und  zugleich 
auch  die  Sehnsucht  des  aus  der  Weite  des  Weltlebens  in 
die    fruchtbare    Enge    liäuslichen    Besitzes    zurückstrebenden 


,Gute  Louise  v.  Avranches 

alaufnahnie  für  die  „Gartenwelt" 


Die  Gartenwelt. 


aMäi&i. 


Is  Grundungung^pflanze. 

lufnahme   für  die  „Garlenwelt". 


Dichters.  Und  zwischen  den 
Zeilen  lesen  wir,  zart  ange- 
deutet, die  Sehnsucht  nach 
Christiane,  dem  Blümchen 
„wie  Sterne  leuchtend,  wie 
Äuglein  scholl",  das  er  mit 
allen  Würzlein  ausgegraben 
und  zum  Garten  am  hübschen 
Haus  getragen  hatte.  Sie 
schmückte  in  der  letzten 
Zeit  vor  Goethes  erstem 
Aufenthalt  auf  dem  Frauen- 
plan in  Weimar  Haus  und 
Garten  mit  ihrer  Liebe,  und 
sie  empfing,  den  dreijährigen 
August  V.  Goethe  auf  dem 
Arme,  im  Dezember  1792 
den  Geliebten  an  der  Schwelle 
des  Hauses,  als  er,  aus  der 
Champagne  zurückkehrend, 
sein  altes  Heim  zum  ersten 
Mal  als  Besitzer  betrat.  An 
den  Blumen  des  Hausgartens 
versuchte  Goethe  seiner  Chri- 
stiane seine  Gedanken  über 
die  Metamorphose  der  Pflan- 
zen praktisch    zu   erläutern: 

„Dich  verwirret,  Geliebte,  die  tausendfältige  Mischung  dieses 
Blumengewühls  über  dem  Garten  umher."  Und  wie  Goethes 
Hausgarten  auch  der  Schauplatz  trauter,  behaglicher  Häuslich- 
keit war,  sehen  wir  heute  noch  aus  einer  Handzeichnung 
Goethes,  nach  der  späterhin  Schwerdgeburth  eine  Eadierung 
gemacht  hat.  Vor  dem  Hause  stehen  zwei  Orangenbäume 
in  geschmückten  Kübeln,  Weinreben  umziehen  die  Um- 
friedigung der  Treppe  imd  die  Fenster.  Der  Gärtner,  der  sich 
aus  der  Ferne  nach  dem  Glück  seines  Gärtchens  zurücksehnt, 
und  der  Künstler,  der  in  weltentrückter  Abgeschlossenheit 
das  stille  Glück  der  Häuslichkeit  genießt,  sie  haben  diesem 
kleinen  Fleckchen  Erde  den  Stemjjel  der  Ewigkeit  aufge- 
di-iickt.  Und  wer  z.  B.  Goethes  Garten  in  Weimar  mit 
phantasievollem  Blick  durchschreitet,  vor  dem  mögen  auch 
die  Gestalten  all  der  herrlichen  Männer  aufgehen,  mit  denen 
Goethe  hier  im  Gespräch  auf-  und  niedergegangen  ist. 
Herder,  Wieland  und  viele  andere,  vor  allem  aber  Schiller. 
Welche  Fülle  der  tiefsten  Ideen  über  Kunst  und  Wissen- 
schaft im  allgemeinen,  besonders  aber  auch  über  Gartenkunst 
unter  den  Bäumen  in  Goethes  Garten  zwischen  den  Hecken 
von  Geist  zu  Geist  geflogen  ist,  das  ist  nicht  auszudenken. 
Aus  den  verhältnismäßig  spärlichen  Berichten  von  solchen 
Begegnungen  möchte  ich  doch  einige  anführen,  zum  Teil  mit 
eigenen  Worten  der  Berichterstatter,  aus  denen  uns  über  die 
Persönlichkeit  Goethes  und  die  damalige  Beschaffenheit  des 
Gartens  überhaupt  einige  Züge  eindrucksvoll  begegnen.*) 

Der  junge  Voß  schreibt  in  einem  Briefe  aus  dem  Mai 
1804:  „Gegen  Abend  regnete  es  ein  wenig.  Wir  saßen 
während  des  Regens  in  Goethes  Gartensaale.  Als  es  ein 
wonig  aufhörte,  ging  er  mit  mir  in  seinen  Garten.  Hier 
machte  die  Pracht  der  Blüten,  der  erquickende  Duft,  die 
Kühlung  tmd  Frische  nach  der  großen  Wärme  einen  wunder- 
baren fröhlichen  Eindruck  auf  ihn". 


Während  der  letzten  Krankheit  Schillers  traf  derselbe  Voß 
Goethe  einmal  weinend  im  Garten.  Johannes  Falk  schildert 
einen  Besuch  im  Jahre  1809.  Goethe  sitzt  vor  einem  kleinen 
Gartentisch,  mit  Beobachtung  einer  lebendigen  Schlange  be- 
schäftigt, die  in  einem  langhalsigen  Glase  vor  ihm  steht. 
Auch  der  junge  August  von  Goethe  ist  im  Garten  anwesend, 
dann  kommt  auch  noch  Frau  v.  Goethe.  „Wie  herrlich  der 
Feigenbaum  in  Blüten  und  Laub  steht!"  ruft  sie,  durch  den 
Mittelgang  des  Gartens  kommend.  „Wir  wollen  ja  nicht 
vergessen",  sagt  sie  zu  ihrem  Manne,  „ihn  diesen  Winter 
einlegen  zu  lassen."  Goethe  weist  auch  auf  die  Pracht  des 
Baumes  hin. 

Auch  eine  ausländische  Pflanze,  die  große  Nieswurz, 
die  jemand  aus  Japan  mitgebracht  hatte,  komme  trefflich  fort. 
„Am  Ende  können  wir  noch  ein  zweites  Anticyra  hiesigen 
Ortes  anlegen!" 

Daran  schließen  sich  noch  naturphilosophische  Be- 
trachtungen Goethes.  Luise  Seidler  berichtet  von  einem 
Besuch  im  Jahre  1810:  „Aus  dem  blauen  Zimmer  gelangt 
man  auf  einen  von  wildem  Wein  und  Efeu  umrankten  Balkon, 
Mm  dem  eine  kleine  Treppe  in  den  Garten  hinabführte,  wo 
Goethe,  die  Mütze  mit  breitem  Schirm  auf  dem  Haupte, 
gern  verweilte  und  Blumen  uud  Bäumen  eingehende  Sorgfalt 
widmete." 

Es  würde  entschieden  zu  weit  führen  an  dieser  Stelle, 
noch  auf  alle  die  Einzel- 
heiten einzugehen,  die 
uns  den  Namen  Goethes 
mit  unserem  Beruf  in 
so  nahe  Verbindung 
bringen  imd  wir  sollten 
ims  recht  oft  dieses  un- 
vergeßlichen Dichter- 
heroen erinnern,  der 
groß  von  der  Garten- 
kunst dachte,  ja  selbst 
als  Gärtner 


■'■)    Aus     Papieren    im    Besitz  des  Goethe-   und   Scliillerarchivs 
zu  Weimar,  die  mir  freundliclist  zur  Verfügung  gestellt  wurden. 


Wurzelbildung  zwei  Jahre  nach  der 
Pflanzung  bei  Gründüngung  (IVIittel- 
pflanze)  u.  schlechte  Wurzelbildung 
nach  zweijahren  ohne  Gründüngung. 
Originalaufnahme  fQr  die  „Gartenwelt". 


Vogelschutz. 

Verwilderte  Haus- 
katzen sind  auf  Grund 
des  Bürgerlichen  Gesetz- 
buches als  herrenlos  zu 
betrachten  und  dürfen 
daher  von  jedermann  ge- 
tötet werden.  Die  re- 
viei-ende  Hauskatze,  das 
heißt  eine  solche  Katze, 
die  sich  nach  fremden 
Jagdrevieren  begiebt,  ist 
dort  als  jagdberechtigt 
anzusehen.  Nach  dem 
§  228  des  BürgerUchen 
Gesetzbuches  handelt 
nicht  widerrechtlich,  wer 
eine  fremde  Sache  be- 
schädigt oder  zerstört,  um 
eine  durch  sie  drohende 
Gefahr  von  sich  oder 
einem  andern  abzuwen- 
den, wenn  die  Beschä- 
digung   oder    Zerstörung 


IX,  33 


Die   Gartenwelt. 


erforderlich  ist  und  der  Schaden  nicht  außer  Verhältnis  zu  der  Ge- 
fahr steht.  Nach  der  Auslegung  dieses  Paragraphen  steht  den  Garten- 
hesitzern  nicht  unbedingt  das  Recht  zu,  eine  in  ihrem  Garten  sich 
aufhaltende  fremde  Katze  zu  töten,  sondern  nur,  wenn  das  Tier  eine 
Gefahr  für  die  Vogelwelt  bildet. 

Diese  Ansicht  teilt  man  zur  Zeit  auch  im  König].  Ministerium 
für  Landwirtschaft,  Domänen  und  Forsten,  was  ein  Schreiben  des 
Landwirtschaftsniinisters  von  Podhielski  an  den  Freihei-rn  von  Berlepseh 
in  Cassel,  den  eifrigen  und  erfolgreichen  Vorkämpfer  für  natur- 
geniäßen  Vogelschutz,  beweist. 


Kakteen  und  Sukkulenten. 

Kalanclior'  liybrida  felthameiisis. 

Von  Richard  Anker,  Addison  Nursery, 

Kensington,  England. 

(Hierxu  eine  Abbildung.) 

Uie  Firma  .lames  Veitch  &  Sons,  Cheisea, 
welche  sich  mit  der  Spezialkultur  exotischer 
Pflanzen  befaßt,  erzielt  öfters  Neuheiten,  die 
auch  für  den  deutschen  Handelsgärtner  wert- 
voll sind.  Kulaneho'e  felthamenms  ist  eine 
solche  Neuheit.  Sie  entstammt  einer  Kreuzung 
von  Kalancho'r  flammea  mit  den  Pollen  von 
KalanchiiV  Kirl.ii;  infolgedessen  hat  die  in 
Rede  stehende  Pflanze  auch  den  Habitus  der 
beiden  elterlichen  Spezies  angenommen,  aber 
beide  überflügelt  sie  durch  den  Reichtum  und 
das  brennende  Scharlachrot  ihrer  Blüten.  Die 
Pflanzen  werden  45—60  cm  hoch,  besitzen 
gegenständige  Blätter,  welche  20  cm  lang  und 
3'/j  cm  breit  werden.  Sie  haben  eine  bronze- 
grüne Farbe,  sind  am  Rande  leicht  gekerbt 
und  zeigen  eine  gewisse  Ähnlichkeit,  speziell 
in  ihrer  Dicke,  mit  der  Eclieveria  metallica. 
Die  Blumen  stehen  aufrecht  in  vielverzweigten 
Dolden,  sind  größer  als  bei  Kalmichoii  flam- 
men und  haben  ein  leuchtenderes  Scharlach- 
rot. Sie  halten  sich  recht  lange  und  werden 
hier  stark  begehrt  als  Schnittblumen  für  Tafel- 
dekoration. Die  Pflanze  kann  bei  entspreohen- 
dei-  Behandlung  im  temperierten  Hause  leicht 
kultiviert  werden  und  blüht  im  jungen  Stadium 
schon  recht  dankbar.  Eine  poröse  leichte 
Komposterde  mit  Zugabe  von  etwas  Sand 
wird  dem  Wachstum  förderlich  sein  und 
lohnende  Erfolge  zeitigen. 


Landschaftsgärtnerei. 

Über  Rosengnippeii,  deren  Einfassung  und  Unter- 
pflanzung. 

\Jut6  Einfassung  und  ünterpflanzung  oder  Bedeckung  des 
Bodens  der  Beete  oder  Gruppen  hochstämmiger  Rosen  trägt  wesent- 
lich zur  Ven-ollständiguug  bei.  Außer  kleinblätterigem  Efeu  und 
etwa  Buxbaum  hat  man  für  Einfassungen  eine  Menge  vorzüglich 
passender  Pflanzen  unter  den  Stauden,  wenn  man  auch  bei  Be- 
arbeitung des  Bodens  im  Frühjahr  nötigenfalls  ein  Herausnehmen, 
Teilen  und  Neupflanzen  derselben  vornehmen  muß.  Sie  sind  aber 
jedenfalls  geeigneter  als  etwa  die  schnell  vergehenden  Crocus,  welche 
man  hier  und  da  aus  dem  noch  aufliegenden  Deekmaterial  heraus- 
blühen sieht.  Einfassungen  aus  Sommerblumen  wie  etwa  Iberis, 
Nemophila  etc.  (obschon  die  Pflanzen  geeignet  sind),  dürften  ihrer 
im  allgemeinen  kurzen  Dauer  wegen  und  weil   viele   nach  dem  Vor- 


blühen und  Vergehen  durch  andere  Pflanzen  ersetzt  werden  müßten, 
weniger  zu  empfehlen  sein.  Eine  dauernde  Einfa.ssuug,  die  selbst 
nach  dem  Verblühen  noch  ihren  Zweck  erfüllt,  ist  solchen 
vorzuziehen.  Indessen  bieten  die  Annuellen  immerhin  für  die  Be- 
deckung des  Bodens  unter  den  Rosenstämmen  verschiedenerlei  recht 
brauchbares  und  dauerhaftes  Material.  Die  Hauptsache  ist  aber  bei 
allen  Unterpflauzungen,  daß  die  Pflanzen  nicht  zu  hoch  und  krautig 
werden  und  möglichst  lange  blühen.  Levkojen  z.  B.  sind  auf  großen 
Gruppen  und  Rabatten  während  der  Blüte  sehr  schön,  geben  aber 
im  letzten  Stadium  des  Blühens  und  nach  dem  Verblühen  den  Rosen- 
anlagen ein  unordentliches  Aussehen.  Dagegen  halten  sich  gedrungen 
und  niedrig  wachsende  kleinblumige  Petu- 
nien und  ebensolche  Reseda,  die  recht 
gut  paßt,  besser.  Freie  sonnige  Lage  der 
Beete  und  ein  nicht  zu  dichter  Rosen- 
bestand sind  auch  hierfür  wünschenswert. 
Früher  verwendete  man  vielfach  Ver- 
benen,  welche  man  niederhaken  muß, 
auch  .sind  Stecklingspflanzen  vorzuziehen, 
Samenpflanzen  zu  sehr  wuchern. 
Ebenso  hakt  man  He- 
liotrop nieder. 
Außer  den  passenden 
Sommerblumen  hat 
man  überhaupt  in  den 
Topf-  und  Teppich- 
pflanzen für  alle  Ver- 
hältni.sse  und  Lagen 
eine  reiche  Auswahl 
für    Einfassung    und 

Bodenbedeckung. 
F'uchsien  in  den  nied- 
rigen kleinblumigen 
und  reichblühenden 
Sorten  sind  für  kleine 
wie  giößere  Gruppen 
vorzüglich. 
In  den  Knollenbegonien  wie  in 
den  kleinblumigen  Begonia  semperflorens 
hat  man  für  solche  Zwecke  ein  ausgezeich- 
netes Material.  Man  findet  aber  trotz  des 
so  reichbaltigen  Materials  recht  viele  mit 
ieser  ergänzenden  Dekoration  entweder 
gar  nicht  oder  doch  sehr  oberflächlich  und 
nachlässig  bedachte  Rosengruppen.  Man 
wird  selbstverständlich  bei  Wahl  der 
Pflanzen  auch  den  Umfang  der  Beete 
berücksichtigen  und  für  kleinere  Gruppen 
auch  stets  nur  solche  wählen,  mit  deren 
Höhe  und  Umfang  man  ganz  bestimn\t 
rechnen  kann. 
Zu  alledem  komtnt  aber  noch  ein  anderer  Umstand,  durch 
welchen  Gruppen  mit  hochstämmigen  Rosen  oft  ein  unvermeidlich 
unordentliches  Aussehen  erhalten  müssen,  nämlich  das  Durcheinander- 
pflanzen aus  allerlei  Klassen  von  ganz  verschiedenem  Wuchs. 
Solche  Gruppen,  unter  welchen  man  absolute  Solitärrosen,  wie 
„Mareehal  Niel-\  „Oloire  de  Dijon",  „Aime  Viberi'',  „William  Allen 
Ricliardson",  ,,Reine  Marie  Henriette^'  und  viele  andere,  sperrig 
und  breit  ausladend  wachsende,  eingezwängt  zwischen  kurz  wach- 
senden findet,  sind  als  schöne  Rosengruppen  ein  Ding  der  Un- 
möglichkeit. Ferner  sind  —  auch  bei  gleichwüchsigen  Sorten  —  die 
Exemplare  häufig  viel  zu  eng  aneinander  gepflanzt.  Man  darf  also 
auch  bei  sonst  gleichwüchsigen  Sorten  mit  dem  späteren  Kronen- 
umfang  zu  rechnen  durchaus  nicht  vergessen.  Vor  einigen  Jahren 
fand  ich  auf  einer  kleinen  Gruppe  von  etwa  1'/;  qm  Fläche  die  er- 
staunliche Zahl  von  13  Stück  prächtiger  Stämme  „Mareehal  Niel^ 
vor,  also  auf  einem  Räume,  den  ein  einziges  Exemplar  hiervon  braucht. 
Man  mag  für  solche  Meisterstücke  selbst  die  Woite  wählen.  Die 
Sache    mit    den    durchemander    gepflanzten    verschiedenwüchsigen 


Kalanchoü  hybr.  felthamensis. 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt*'  gezeichnet. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  33 


Rosen  wird  aber  noch  um  so  toller,  wenn  man  die  lang-  und  breit- 
wüchsigen  gleich  den  übrigen  „schneidet".  Mancher  klagt, 
daß  die  und  die  Sorte  bei  ihm  nur  wenig  oder  gar  nicht  blüht  und 
ist  erstaunt,  nach  Einhalten  mit  dem  Sohneiden  die  nun  umfangreich 
gewordene  Krone  mit  Rosen  überschüttet  wiederzusehen. 

Außerdem  sind  für  Rosengruppen  so  hohe  Stämme,  auf  deren 
Kronen  die  Rosen  dem  Gesichtskreise  entrückt  werden  und  man  einen 
Tritt  oder  eine  Leiter  haben  möchte,  um  sowohl  die  einzelne  Sorte  zu 
sehen,  als  auch  einen  Überblick  über  das  Beet  zu  haben,  als  un- 
praktisch zu  bezeichnen.  Solche  hohe  Stämme  sollte  man  nur  an 
gewissen  Stellen,  etwa  in  Ecken  oder  Winkel  an  Balkons  etc.,  wo 
sie  von  diesen  oder  aus  erhöhten  Parteri'efenstei'n  von  oben  herab 
gut  gesehen  werden  können,  anbringen. 

Eine  wirklich  schöne  Rosengruppe  kann  man  erst  haben, 
wenn  man  bei  bester  Fundierung  derselben  alles  hier  gesagte  be- 
rücksichtigt. Ich  habe  bei  Anlage  von  Rosengmpp§n  in  Saudboden 
nach  Herstellung  der  Beete  aus  gutem  Lehm  (Oberstioh)  innig  ver- 
mischt mit  Kompost-  oder  Mistbeeterde  und  viel  Kuhdünger,  nach 
guter  Wahl  der  Sorten  wahrhaft  fabelhafte  Resultate  erzielt.  Würden 
die  Rosen  auf  so  präparierten  Boden  zu  dicht  gepflanzt,  so  wäre 
trotz  diesem  ein  solches  Resultat  unmöglich.  Nur  nach  Berück- 
sichtigung aller  Umstände  kann  man  etwas  wirklich  Gutes  erreichen 
und  nur  so  kann  das  Werk  den  Meister  loben. 

Man  wird,  um  schließlich  noch  ein  Beispiel  anzuführen  und 
wenn  man  es  sonst  gelten  lassen  will,  daß  eine  gute  Einfassung  nebst 
passender  Bodenbedeckung  eine  Rosengruppe  wirksam  vervollständige, 
einen  großartigen  Effekt  erzielen,  wenn  man  nach  oben  angeführter 
Fnndierung  eine  Gruppe  ausschließlich  von  Teehybriden  pflanzt,  dieselbe 
—  bei  größerem  Umfange  —  mit  zwei  Reihen  Viola  cormita  in 
zwei  Farben,  etwa  weiß  und  blau  oder  gelb  und  blau,  einfaßt  und 
hinter  diese  als  dritte  Reihe  —  in  welcher  unter  Umständen  bereits 
die  niedrigsten  der  Rosenbäumchen  stehen  können  —  einen  Streifen 
der  reizenden  niedrigen  Polyantharosen  bringt.  Das  Innere  der 
Gruppe  locker  mit  Knollenbegonien  oder  einer  anderen  Pflanzen- 
gattung ausgefüllt,  zwischen  welche  man,  wenn  es  erforderlich  wird, 
einmal  treten  kann,  vollendet  und  schließt  das  Beet.  Ein  gut  ange- 
legtes Rosenbeet  mit  Hochstämmen,  in  solcher  Weise  mit  einer 
Nebenausstattung  versehen,  ist  demnach  ein  Beet  mit  Doppelwirkung. 

Je  nach  den  lokalen  Verhältnissen  machen  sich  zwischen 
mehreren  Rosengruppen  kleine  Grüppchen  von  Polyantharosen,  je 
aus  einer  einzigen  Farbe  mit  entsprechender  niedriger  Einfassung, 
etwa  dunkelblaue  und  weiße  Lobelien,  äußerst  zierlich. 

Auch  für  niedrige  Rosengruppen  aus  sogen.  Wurzelhalsvor- 
edlungen  ist  eine  einzige  Farbe,  eine  recht  reichblühende  Sorte, 
von  schönerer  und  bestimmterer  Wirkung  als  Gruppen  aus  vielerlei 
Farben-Exemplaren,  die    nicht    gleichwüchsig  sind.  G.  S. 

Nachschrift  der  Redaktion.  Dem,  was  der  Verfasser  vor- 
stehenden Artikels  über  das  zu  dichte  Pflanzen,  über  zu  hohe  Stämme, 
das  Durcheinanderpflanzen  stark-  und  schwachwüchsiger  Sorten,  sowie 
über  den  zu  starken  Schnitt  der  ersteren  sagt,  stimmen  wir  bei  und 
haben  auch  schon  früher  mehrfach  auf  diese  Fehler  hingewiesen. 
Wir  verwerfen  dagegen  jede  Unterpflanzung  in  Rosengruppen.  Solche 
Unterpflanzungen  au.s  Fuchsien,  Sommerblumen  oder  gar  Teppichbeet- 
pflanzen stijren  nur  die  ideale  Wirkung  der  Rose  und  erschweren 
die  sachgemäße  IJberwachung  und  Behandlung  der  Kronen.  Nur 
eine  Unterpflanzung  von  niedrigen  Rosen  in  Hoohstammgruppen  er- 
achten wir  als  zulässig.  Ganz  speziell  ist  Reseda  aus  Rosengruppen 
fernzuhalten,  da  auf  dieser  eine  schwer  zu  erkennende  gelbgrüne 
Raupe  lobt,  welche  bald  auf  die  Rosen  übergeht  und  diese  völlig 
kahl  frißt.  Für  Rosengruppen  sind  neben  Wurzelhalsveredlungen 
und  den  leider  völlig  verschwindenden  wurzelechten  Rosen  nur  Stamm- 
rosen mit  50—100  cm  Stammhöhe  geeignet.  Zur  Einfassung  dieser 
Gruppen  eignen  sich  neben  Polyantha-  auch  schwachwüchsige  Bengal- 
rosen. Bei  starkwüchsigen  Rosen  beschränke  man  den  Schnitt  auf 
das  allernotwendigste,  schwachwüchsige  Sorten  müssen  dagegen  kurz 
geschnitten  werden. 


Zeit-  und  Streitfragen. 

Ziele  für  den  Unterricht  an  den  Portbildungsschnlen 
nnd  Betrachtungen  über  die  Würdigung  des  gärt- 
nerischen Berufs. 

Von  H.  Dickmann,   staatlich  gepr.  Obergärtner  und  Fachschullehrer. 

JJen  Ausführungen  in  Nummer  27  der  Gartenwelt  —  Zeit- 
und  Streitfragen  über  Fortbildungsschulen  —  reihe  ich  meine  An- 
sichten über  diesen  Gegenstand  im  allgemeinen  hierunter  an.  Was 
wollen  wir  denn  durch  den  Fortbildungsunterricht  erreichen?  Antwort: 
Die  Heranbildung  guter  Übergehilfen  resp.  Poliere  für  den  gärtnerischen 
Beruf.  Wir  wollen  also  das  erstreben,  was  andere  Berufsarten  längst 
erreicht  haben.  Auch  wissen  wir  es  und  haben  es  wohl  öfter  schon 
selbst  empfunden,  daß  die  Vertreter  anderer  Berufsarten  uns  meistens 
über  die  Schulter  ansehen.  Hierfür  kann  ich  nur  die  Erklärung 
finden,  daß  die  anderen  sich  als  die  „besser  bezahlten"  fühlen.  Im 
letzteren  Falle  nun  sind  sie  im  Recht.  Wenn  für  einen  Maurer-, 
Zimmerer-  oder  Steinsetzpolier  pro  Stunde  1  Mk.  Arbeitslohn  liquidiert 
wird,  wundert  sich  niemand  darüber;  wird  jedoch  dasselbe  für  einen 
Obergehilfen  unseres  Berufes  beansprucht,  dann  tut  man  sehr  er- 
staunt und  findet  das  unerhört.  Dieses  Verhalten  ist  nichts  weniger 
als  berechtigt,  denn  die  Leistungen  gärtnerischer  Obergehilfen  stehen 
denjenigen  anderer  Berufe  keineswegs  nach.  Es  müssen  daher  die 
gleichen  Vorteile  auch  für  unsere  Berufsangehörigen  erstrebt  werden. 
Aber  man  setzt  nicht  nur  den  nur  praktisch  vorgebildeten  Gärtner- 
gehilfen zurück,  weil  er  bescheiden  und  friedfertig  ist,  auch  die  Absol- 
venten staatlicher  oder  privater  Gäi-tnerleliranstalten  werden  stets 
den  Angehörigen  anderer  Berufsarten  gegenüber  im  Nachteil  sein. 

Zum  Beweise  hierfür  mögen  einige  Beispiele  aus  meinen  Er- 
fahrungen vergleichsweise  angeführt  sein.  Bei  jeder  der  mir  bekannten 
Bau-  und  anderen  kommunalen  Verwaltungen  werden  junge  Techniker, 
Architekten  oder  Ingenieure  etc.  beschäftigt,  welche  mindestens 
2700  Mk.  pro  Jahr  erhalten,  den  letzteren  werden  sogar  3600  Mk. 
als  Anfangsgehalt  gezahlt.  Beachtet  man  nun  die  technische  Vor- 
bildung dieser  Techniker,  dann  findet  man  bestätigt,  daß  zum  größten 
Teile  diese  Kräfte  anderer  Berufsarten  keine  bessere  und  grändlichere 
Vorbildung  erlangt  haben,  als  die  Absolventen  staatlicher  Gärtner- 
lehranstalten. Die  Techniker  und  Zeichner  im  gärtnerischen  Berufe 
erhalten  bei  den  meisten  Verwaltungen  3,25  bis  3,50  Mk.  pro  Arbeits- 
tag, also  etwa  bei  300  Arbeitstagen  975  bis  1050  Mk.  jährlich;  die 
diesen  gleichwertigen  Zeichner  der  Bauverwaltungen  erhalten  in  der 
Regel  etwa  2100  Mk. 

Woran  liegt  dies  wohl?  Antwort:  Hauptsächlich  wohl  daran,  daß 
für  unseren  Beruf  im  allgemeinen  niemand  eintritt;  die  meisten  dazu 
geeigneten  sorgen  nur  für  sich  selbst,  nicht  aber  für  den  ganzen 
Stand;  wieder  andere  leiden  an  IdeaUtätsdusel  und  gehen  daran  zu- 
grunde usw. 

Nach  meiner  Meinung  wären  insbesondere  die  älteren,  in 
hervorragenden  Stellungen  befindlichen  Herren  unseres  Berufes  be- 
.sonders  geeignet,  vieles  zu  bessern  und  Ungleichheiten  gegenüber 
anderen  Berufsarten  durch  gemeinsame  Bestrebungen  zu  beseitigen, 
insbesondere  bezüglich  der  Besoldungen  der  Beamten. 

Wie  unser  Schaffen  bewertet  wird,  möchte  sich  auch  dadurch 
ergeben,  daß  z.  B.  in  einem  Nachbarort  von  Berlin  die  schon  vor- 
handenen beamteten  Obergärtner  eine  geringere  Besoldung  erhalten, 
als  ein  neuangesteilter  Förster  (nicht  Akademiker).  Welche  Parallele 
mag  man  da  wohl  gezogen  haben? 

a)  Von  dem  Förster  wird  keine  wissenschaftliche  Vorbildung 
durch  zweijährigen  Besuch  einer  staatl.  Berufslehranstalt  be- 
ansprucht, geschweige  die  Ablegung  eines  Staatsexamens; 

b)  die  tägliche  Arbeitsleistung  dürfte  eine  wesentlich  geringere 
geistige  und  körperliche  Inanspruchnahme  bedingen,  als  die 
sehr  anstrengende  und  von  früh  bis  spät  währende  Tätigkeit 
der  stadtischen  Obergärtner.  Trotzdem  ist  die  Arbeitskraft 
des  städtischen  Fürsters  höher  eingeschätzt,  als  die  der 
städtischen   Obergärtner.      Oder   sollte  dies  z.  B.  nur  deshalb 


IX,  33 


Die    Gartenwelt. 


393 


geschehen  sein,  weil  ein  neuer  Berufszweig  in  Frage  IjommtV 
Jedenfalls  erscheint  eine  ungünstigere  Beurteilung  der  aus  dem 
gärtnerischen  Berufe  liervorgegangenen  Beamten  erwiesen. 

Auf  den  Fortbildungsunterricht  zuräckkommend,  habe  ich  schon 
zuvor  erwähnt,  daß  icli  durch  die  Fortbildungsschule  brauchbare 
Obergehilfen  herangebildet  sehen  möchte.  Von  diesen  muß  ich  als 
Landschaftsgärtner  mindestens  erwarten  können,  daß  sie  gleich  den 
Polieren  anderer  Berufsarten  ein  Flächen  etc. -Nivellement  ausführen 
können,  wozu  die  Poliere,  Schachtmeister  etc.  auch  keiner  besonderen 
Geläufigkeit  im  höheren  Ifechnen  und  in  der  Planimetrie  bedürfen. 
Auch  muß  man  von  einem  Obergehilfen,  Kolonnenführer,  verlangen 
können,  daß  er  nach  einem  Arbeitsplan  eine  kleine  bis  mittlere 
Anlage  abstecken  kann,  wie  Gleichwertiges  der  Polier  einer  anderen 
Berufsart  auch  versteht.  Zur  Erreichung  dieses  Ziels  ist  unerläßlich, 
daß  die  Obergehilfen  einen  Plan  gründlich  verstehen  lernen. 

Die  Art  und  die  Anzahl  der  Unterrichtsfächer  werden  der  zur 
Verfügung  stehenden  Unterrichtszeitdauer  anzupassen  sein. 

Auch  halte  ich  eine  einheitliche  Lehrmethode  für  dringend 
geboten.  Um  dies  zu  erreichen,  erachte  ich  es  für  sehr  wünschens- 
wert, daß  sämtliche  üärtner-Fortbildung.sschulen  sich  über  die  zweck- 
mäßigste und  förderlichste  Lehrmethode  einigen.  Es  werden  deshalb 
Umfragen  bei  den  verschiedensten  Fortbildungsschulen  eiiolgen  und 
die  Resultate  dann  seitens  einer  zu  ernennenden  Kommission  gesichtet 
werden  müssen,  um  so  eine  zweckentsprechende,  der  Aligemeinheit 
am  meisten  dienende  Lehrmethode  zu  sichern. 

Nach  meinem  Dafürhalten  kommt  es  darauf  an,  zu  beiiick- 
sichtigen : 

1.  wieviel  Unterrichtsstunden  können  innerhalb  eines  Semestere 
erteilt  werden? 

2.  wieviel  Semester  kommen  für  tunlichst  dieselben  Schüler  — 
deren  Fertigkeiten  und  Fähigkeiten  oft  sehr  abweichende  sind 
—  in  Frage? 

Von  der  Stundenzahl  und  von  der  Begabung  der  Schüler  wird 
natürlich  auch  das  zu  erstrebende  Ziel  abhängig  sein;  außerdem  ist 
der  Fleiß  der  Schüler  und  das  pädagogische  Geschick  des  Lehrers 
von  wesentlichem  Einfluß.  —  Als  sehr  richtig  erscheint  mir  der  in 
dem  vorangegangenen  Artikel  bezeichnete  Vorschlag  für  die  Uuter- 
richtsart,  der  besagt:  „Zu  allernächst  ist  der  Zweck  des  Fach- 
unterrichts, das  nachzuholen,  was  vielleicht  auf  der  Volksschule  ver- 
säumt worden  ist  usw."  Ich  meinerseits  möchte  hierin  u.  a.  ein- 
begriffen sehen  —  außer  dem  Vertrautsein  mit  den  einfachen 
Kechnungsarten  —  das  Berechnen  gebräuchlicher  Körper  und  Flächen. 

Es  müssen  deshalb  die  Flächen-,  Längen-  und  Körpermaße 
gründlich  durchgenommen  werden,  denn  darin  hapert  es  bei  den 
meisten  Schülern. 

Bei  den  in  Heft  27  vorgeschlagenen  Unterrichtsfächern:  Pflanzen- 
kunde, Blumenzucht,  Garten-,  Obst-  und  Gemüsebau,  Freihand- 
zeichnen und  Plankopieren,  vermisse  ich  jedoch  die  Betriebslehre,  die 
ich  für  dringend  erforderlich  halte. 

Ferner  billige  auch  ich  es  nicht,  daß  Schüler  schon  nach 
'/j jährigem  Unterricht  vor  die  Aufgabe  gestellt  werden,  einen  Plan 
zu  entwerfen,  und  daß  vor  allen  Dingen  Schüler,  welche  '/o  Jahr 
unterrichtet  worden  sind,  bei  zufriedenstellenden  Leistungen  schon 
ein  Diplom  erhalten.  Durch  letzteres  bringen  wir  unsere  Gehilfen 
resp.  Lehrlinge  der  Fortbildungsschule  soweit,  daß  dieselben  glauben, 
gleichberechtigte  Ansprüche  wie  die  „Anstalter'  stellen  zu  dürfen. 
Denn  man  sehe  sich  z.  B.  auch  nur  die  Zeugnisse  ehemaliger  Schüler 
von  manchen  Privatanstaltcn  an.  Meistens  sind  diese  Zeugnisse  vor- 
züglich. "Warum?  Antwort:  Schon  in  den  Prospekten  wird  darauf 
hingewiesen,  daß  bestimmte  ehemalige  Schüler  sich  in  angesehenen 
Stellungen  befinden.  Sie  haben  dieselben  erreicht  durch  die  guten 
Zeugnisse. 

Ich  bin  gegen  die  Verleihung  von  Diplomen  nach  '/Jähriger 
Unterrichtsdauer,  auch  auf  die  Gefahr  hin,  daß  von  maßgebender 
Seite  der  Erfolg  und  die  Tüchtigkeit  des  Lehrers  von  den  von  ihm 
selbst  erteilten  Zensuren  abhängig  gemacht  wird.  Oder  man  denkt 
z.  B.  80,  wie  in  dem  Buch  „Sedan  oder  Jena"  gesagt  wird:  Die  vielen 
Bestrafungen  in  der  Batterie  durch  den  Batterieclief  werfen  auf 
dieselbe  den  Stempel  der  Disziplinlosigkeit, 


Mich  veranlaßt  zu  diesem  Standpunkte  folgende  Erwägung: 
Erhalten  Schüler  bereits  nach  halbjährigem  erfolgreichem  15osuch  ein 
Diplom,  so  werden  viele  sich  dadurch  ermutigt  fühlen,  den  Fort- 
bildungsunterricht schon  aufzugeben  und  auch  nun  schon  versuchen, 
Stellungen  einzunehmen,  denen  sie  noch  nicht  gewachsen  sind.  Dies 
würde  u.  a.  dann  zur  Folge  haben,  daß  die  dem  unfertigen  Schüler 
gewordene  günstige  Zensierung  eine  nachteilige  Beurteilung  des 
Lehrers  bezw.  der  Fachschule  begünstigt.  Interessant  war  es  für 
mich,  zu  lesen,  daß  z.  B.  ein  Maschineningenieur  auch  Unterricht 
in  der  Gartenkunst  und  Geschichte  erteilt.  Leider  fehlt  die  Angabe 
der  Stadt.  Aber  nicht  nur  Maschineningenieure,  sondern  auch  mancher 
andere,  die  z.  B.  einige  Obstbäume  oder  ähnliches  ihr  eigen  nennen, 
fühlen  sich  schon  als  Autoritäten  auf  dem  Gebiete  des  Gesamtgarten- 
baues. In  gleicher  Weise  berechtigt  dünken  sich  viele  Herren 
anderer  Berufsarten,  denn  sie  sagen:  Sobald  ein  Gebäude  oder  eine 
Ge.steinmasse  sich  in  einem  Garten  befindet,  muß  auch  die  Gesamt- 
wegeführung  etc.  von  dem  betreffenden  Baubeflissenen  angegeben 
werden  —  selbst  dann  noch,  wenn  es  sich  z.  B.  nur  um  einen  ein- 
fachen Laubengang  handelt. 

Sehr  bezeichnend  für  das  Vorstehende  ist  auch  die  Ansichts- 
Äußerung  des  Herrn  Architekten  Georg  Aster,  der  in  seinem  Buch 
über  Villen-  und  Familienhäuser  u.  a.  sagt: 

„Jeder  entwerfe  sich  seinen  Gartenplan  selbst  —  so  gefällt  ihm 
dann  auch  sein  Garten,  weil  er  die  Freude  des  eigenen  Schaffens 
genießt"  —  „bei  geschwungenen  Linien  lasse  man  das  eigene 
Gefühl  walten  und  korrigiere  sich  selbst  usw." 

Zum  Schlüsse  möchte  ich  für  diesmal  nur  noch  anführen,  daß 
man  im  allgemeinen  im  Interesse  unseres  Berufes  bei  der  Unterrichts- 
erteilung nicht  von  dem  Grundsatze  ausgehen  möge:  Die  Fortbildungs- 
schüler sollen  nur  soweit  vorgebildet  werden,  als  sie  dem  Vortragenden 
und  anderen  Berufskollegen  nicht  selbst  später  durch  zu  großes 
Wissen  gefährlich  werden  können,  sondern  es  muß  m.  E.  für  einen 
geweckten  und  fleißigen  Schüler  das  beste  Wissen  des  Lehrers 
gerade  gut  genug  sein,  d.  h.  insoweit,  als  der  Schüler  hierfür 
empfänglich  ist.    Allerdings  enthält  die  Redeweise  leider  viel  Wahres: 

„Erlaube  Dir  nie  schlauer  zu  sein,  als  Dein  Prinzipal  es  ist", 
weil  Du  sonst  rücksichtslos  an  die  Wand  gedrückt  wirst. 


Mi. 


Gärtner  oder  Taglöhner. 

Von  Hans  Heitmar,  Obergehilfe,  Bemdorf. 


Lit  Bezug  auf  den  kleinen  Aufsatz  „Der  Anfang  vom  Elend 
beim  Herrschaftsgärtner",  den  ich  in  No.  21,  Seite  252  dieser  ge- 
schätzten Fachzeitung  las,  will  ich  ebenfalls  so  eine  Anzeige,  aller- 
dings etwas  anderer  Art,  zur  Kenntnis  bringen.  Die  Anzeige  hatte 
folgenden  Wortlaut: 

„Ein  junger  Gehilf e  für  einen  neuangelegten  Schloß- 
park zum  1.  April  gesucht.  Derselbe  muß  mähen 
können  und  alle  gärtnerischen  Arbeiten,  auch  Holz- 
hacken übernehmen  und  zeitweise  dem  Hausmeister 
helfen.  Kl.  Gemüsegarten.  Er  untersteht  meiner 
Aufsicht,  wird  jedoch  vom  Besitzer  besoldet.  Ge- 
halt 60  K.  Wohnung  und  Kost  in  der  Nähe  bei 
Bauer  auf  eigene  Kosten.  Rückantwort  nur  dem 
Erwählten.     Angebote  erbittet 

W.  Kreitling,  Gärtnerei,  Untermais-Meran,  Tirol. 
Wenn  ein  Laie  eine  solche  Anzeige  liest,  wird  seine  Achtung 
vor  dem  Gärtnerberuf  bedenklich  schwinden  und  er  wird  sich  denken, 
ein  Gärtner  sei  eben  ein  Taglöhner.  Es  ist  aber  unverzeihlich,  wenn 
auch  gärtnerische  Offerten blätter,  die  von  den  Gärtnern  leben,  derlei 
Anzeigen  annehmen.  Nimmt  ein  junger  unerfahrener  Gehilfe  solch 
einen  Posten  an,  so  muß  er  in  kürzester-  Zeit  die  Lust  und  Liebe  zu 
seinem  Berufe  verlieren;  er  wird  stumpfsinnig,  verbauert  und  sinkt 
zum  eigentlichen  Taglöhner  herab.  Wie  aus  der  Anzeige  zu  ent- 
nehmen ist,  hat  der  —  „Erwählte"  —  drei  Herren  zu  dienen,  wie 
er  es  dann  zuwege  bringt  es  jedem  recht  zu  machen,  ist  mir  ein 
Rätsel. 


Die   Gartenwelt. 


IX,  33 


Zur  Hausmeisterhilfe  und  zum  Holzhauen  nimmt  man  doch 
keinen  Gehilfen,  sondern  einfach  einen  Taglöhner;  das  sollte  doch 
der  Herr  Kreitling  als  Gärtner  wissen.  Mit  dieser  Anzeige  läuft  er 
Gefahr,  daß  sich  einige  Witzbolde  den  Spaß  erlauben  und  sagen: 
,.Nun  ja,  das  liegt  ja  im  Namen,  „Kreitling"  kommt  einfach  von 
„Krauter".  Aber  selbst  ein  „Krauter"  hat  bessere  Beschäftigung 
für  seine  Gehilfen. 

Ich  glaube,  es  ließe  sich  doch  machen,  daß  gärtnerische 
Uffertenblätter  keine  solchen  Anzeigen  bringen.  Arbeit  ist  keine 
Schande,  gewiß,  aber  jedem  Beruf  seine  Berufsarbeit!  Auch  die 
Gärtnerei  hat  ihre  profanen  Arbeiten,  wozu  man  keine  Lackschuhe 
anziehen  kann,  aber  man  tut  sie  gerne,  aus  Liebe  zur  Pflanze,  aus 
Liebe  zum  Beruf,  kurz,  man  ist  damit  Berufsarbeiter,  man  ist  Gärtner 
und  kein  Taglöhner.  AVer  sich  um  eine  Stelle  der  gekennzeichneten 
Art  bewirbt,  ist  einfach  ein  Idiot,  nicht  wert,  Mitglied  unseres 
schönen  Berufes  zu  sein,  er  i,st  kein  Gärtner. 


Fragen  und  Antworten. 

Beantwortung  der  Frage  No.  316.  Welche  f  r  ü  h  - 
blühenden  Chrysanthemum -Üorlen  ergeben,  in  Häusern  mit 
abnehmbaren  Fenstern  ausgepflanzt,  gute  Kultur  vorausgesetzt,  große 
Schaublumen?  Der  Boden  ist  kräftiger  Lehm,  gedüngt  mit  Kuhdung, 
Ruß  und  Hornmehl. 

Folgende  CAn/w//////»,/,», „-Suiten  geben  bei  guter  Kultur  große 
Schaublumen:  „Avalaiirl,,'-.  ,,Miii<  (liistave  Henryk'-,  „Rayonnanf-^ 
„Sokä  d'Odobre",  J'irsnlr,it  Xn,ii,i'\  „Princesse  Alice  de  Monaco'-, 
„Mennaid'\  „N.  C.  S.  Jubilee'\  „Viviand  Morel",  „Charles  Davis'', 
„Mlle  Marie  Liger",  „Modeste",  „Mine  Jules  Merman",  „Miss  Alice 
Byron".  „Mr.  Louis  Remy"-. 

Chr.  Danner,  Handel.sgärtner,  Wandsbek. 

—  In  unseren  Kulturen  haben  sich  unter  älinlichen  Verhältnissen 
wie  beim  Fragesteller,  am  besten  bewährt: 

\.  ,,Phijcbiis'\    viel    zu    wenig    verbreitete,    prachtvoll    goldgelbe 
Handelssorte; 

2.  ,,Mme  Jules  Merman",  die  „rosafarbene  Oktobersonne"; 

3.  .,Mlle  iMcie  Dureaii"-,  reinweiße,  anspruchslose  Zukunftssorte, 
deren  Wert  langsam  erkannt  wird. 

Dänhardt  &  Müller,  Chrysanthemum-  und  Dahlienkulturen, 
Mettmann  bei  Düsseldorf. 

—  Von  folgenden  frühen  Chrysanthemum -Sorten  kann  man 
große  Schaublumen  erzielen:  „Oeorg  Einich",  hellgelb,  für  Toiif- 
kultui-,  „Marie  Üepardon",  weiß,  zum  Auspflanzen,  ,,Marie  Louise", 
hellrosa,  zum  Auspflanzen,  „Source  d'Or",  braungelb,  zum  Aus- 
jiflanzen,  „William  Seward",  dunkelpurpur,  zum  Auspflanzen, 
„Soleil  d'Odobre",  kanariengelb.  Diese  Soi'ten  eignen  sich  ganz  be- 
sonders fürs'  Haus  und  zwar  sagt  ihnen  eine  Erde,  bestehend  aus 
einer  Mischung  von  Mistbeet-  und  Komposterde  mit  Sand  mit  etwas 
Kalksteinen  vermischt,  am  besten  zu.  Nach  dem  Verpflanzen  wird 
auf  10  cm  eingestutzt.  Wöchentlich  ist  zweimal  mit  Guanowasser 
oder  aufgelöstem  Kuhdung  zu  gießen.  Die  Pflanzen  dürfen  nie 
trocken  worden,  da  dies  die  Blüte  au*s  Höchste  gefährdet. 

J.  Meinecke,  Krefeld. 

—  Vorausgesetzt,  daß  das  Auspflanzen  nicht  vor  Anfang  Juni 
geschieht  und  die  Pflanzen  eintriebig  herangezogen  werden  sollen, 
werden  folgende  Sorten  sehr  leicht  und  auch  zeitig  große  edle 
Schaublumen  hervorbringen  :  „Prinxesse  Alice  de  Monaco",  rein- 
weiß, riesig  groß,  etwas  hochwachsend,  Blume  lange  haltbar  durch 
die  breiten  nach  innen  gebogenen  Blätter;  „Mnie  Gmtare  Henry", 
reinweiß,  ziemlich  groß,  bleibt  ganz  niedrig  und  blüht  sehr  leicht 
auf;  „Mr.  C.  Earman  Payne",  leicht  mauvefarbig  und  „Mr.  Louis 
Uemy",  dunkelgoldgelb,  beide  von  gleichem  Typus,  aber  sicher  im  Blühen. 
Auch  „Bayonnant"  mit  iliron  strahligen  Blumen,  welche  eine  zarte, 
fleischfarbigrosae  Farbe  haben  und  die  schöne  karminrote  nach  innen 
gebogene  „Robert  Floiccrday"  sind  noch  zu  erwähnen. 

Albin  Etzold,  Hoflieferant,  Altenburg,  S.-A. 
Beantwortung    der    Frage    No.    317.      Wie    .sind    Topf- 


jhrysanthemui 


1,    um  kl 


starke  Triebe  mit 


großem  dunkelgrünem  Laub  zu  erzeugen?  Ich  gebe  meinen 
Pflanzen  zur  Hälfte  kräftige  Landerde  und  zur  Hälfte  Mistbeeterde 
(keine  Misterde)  und  entsprechend  Sand,  mische  unter  die  Erde 
Knochenmehl  und  gebe  vom  August  ab  Jauche;  dabei  schießen  sie 
mir  beängstigend  in  die  Höhe,  bringen  wohl  halbwegs  schöne  Blumen, 
Stiel  und  Laub  bleiben  aber  immer  etwas  schwach. 

Der  Fragesteller  hat  anscheinend  seinen  Pflanzen  zuviel 
Stickstoff  zugeführt  und  zu  wenig  Phosphorsäure  und  Kali. 
Wenn  diese  drei  Bestandteile  der  Chrysanthemum -%v(ie  beigefügt 
und  bei  der  weiteren  Kultur  dieselben  Bestandteile  den  Pflanzen 
maßvoll  zugeführt  werden ,  kann  der  Eifolg  nicht  ausbleiben. 
Wieviel  von  jedem  dieser  Bestandteile  der  Erde  oder  dem  Wasser 
beizumischen  ist,  daräber  gibt  jede  Preisliste  der  chemischen  Dünger- 
fabriken Auskunft;  will  der  Fragesteller  aber  ganz  sicher  gehen,  so 
muß  er  seine  Erde,  worin  Chrysanthemum  gepflanzt  werden  sollen, 
chemisch  untersuchen  lassen  und  auf  Grund  solcher  Analyse  kann 
er  der  Erde  fehlende  Bestandteile  genau  ersetzen. 

Chr.  Danner,  Handelsgärtner,  Wandsbek. 

—  1.  Die  Erde  ist  nicht  nährstoffreich  genug.  Wir  haben  die 
besten  Erfolge  mit  folgendem  Verfahren  gehabt:  Im  Februar  wird 
ein  Erdhaufen  für  die  nächste  Kulturperiode  aufgesetzt,  der 
besteht  aus  alter  ßasenerde  (im  Notfalle  Landerde),  verrottetem 
Dünger ,  kalkhaltigem  Bausohutte ,  Ruß  und  etwas  Flußsand. 
Dieser  Haufen  wird  so  oft  wie  möglich  (monatlich)  umgesetzt,  um 
die  Mithilfe  von  Luft  und  Frost  bei  der  Zersetzung  recht  gründlich 
ausnützen  zu  können.  Auch  Jauche  wird  einigemale  daraufgebracht. 
Bei  starken  Regengüssen  wird  der  Haufen  gedeckt,  um  einem  Aus- 
laugen der  wertvollen  Nährstoffe  vorzubeugen.  Diese  ein  volles 
Jahr  abgelagerte  Erdmisohung  bildet  den  Grundstoff  unserer 
Kultur.  Wir  verpflanzen  dreimal,  das  Einpflanzen  der  Stecklings- 
töpfe nicht  mit  eingerechnet.  Beim  ersten  Verpflanzen  geben  wir 
Vj  Mistbeeterde,  V2  Grundstoff,  beim  zweiten  und  dritten  Verpflanzen 
nur  Grundstoff.  Mitte  Septembi'r  wird  die  obere  Erdschicht  etwa 
zweifingei-stark  abgenommen  und  durch  Grundstoff  mit  Kuhdung- 
zusatz ersetzt. 

2.  Die  Düngung  ist  nicht  richtig.  Geben  Sie  von  Ende  August 
ab  keine  Jauche  mehr.  Jauche  ist  Stickstoffdünger  und  wirkt  als 
solcher  in  erster  Linie  auf  Trieb-  und  Blätterbildung.  Verwenden 
Sie  dafür  Superphosphat  1 :  500  (2  g  auf  1  1  Wasser)  und  schwefel- 
saures Kali  1:1000  (1  g  auf  1  1  Wasser).  Bis  Ende  August  ist 
Düngung  mit  Jauche  immer  gut,  nur  muß  sie  vergohren  sein  und 
mit  der  dreifachen  Wassermeuge  verdünnt  werden.  —  Wenn  Sie 
sonst  keine  Fehler  in  der  Kultur  begehen,  müssen  Stiel  und  Laub 
gut  werden.  Dänhardt  &  Müller,  Mettmann  bei  Düsseldorf. 

—  Die  Erdmischung  mag  richtig  sein;  auch  Sand  und  Knochen- 
mehl kann  darunter  gemischt  werden.  Ich  nehme  an,  daß  die  richtige 
Zeit  des  Verpflaozens  nicht  eingehalten  worden  ist  und  die  Triebe 
schon  zu  lang  geworden  sind.  Um  recht  gedrungene,  niedrige 
Pflanzen  zu  erzielen,  vorausgesetzt,  daß  man  auch  niedrig  bleibende 
Sorten  besitzt,  ist  es  notwendig,  daß  das  Verpflanzen  geschieht,  bevor 
die  Triebe  weit  durchgewachsen  sind,  daß  die  Töpfe  nach  dem  Ver- 
pflanzen gleich  auf  einen  ganz  sonnigen  Platz  gebracht  und  soweit 
von  einander  gestellt  werden,  daß  die  Blätter  sich  bis  zum  nächsten 
Verpflanzen  nicht  berühren.  Nur  auf  diese  Weise  wird  es  mög- 
lich sein,  kurze  starke  Triebe  mit  großem  dunkelgrünem  Laub  zu 
erzeugen.  Albin  Etzold,  HofUeferant,  Altenburg,  S.-A. 

—  Um  Topfchrysanthemum  mit  kurzen,  starken  Trieben  und 
dunkelgrünem  Laub  zu  erzielen,  ist  es  notwendig,  dieselben  häufiger 
zu  stutzen,  sehr  viel  Wert  auf  die  Auswahl  der  zu  belassenden 
Triebe  zu  legen,  die  Pflanzen  auf  den  Stellagen  der  luftigen  Kalthäuser 
möglichst  frei  aufzustellen  und  dem  aufgelösten  Kuhdung  etwas  Ruß 
beizugeben.  Auch  wähle  man  immer  die  niedrigsten,  gedrungensten 
und  gleichmäßigsten  Seiten  für  diesen  Zweck.  Eine  aus  Mistbeet- 
Rasenerde  mit  Sand  bestehende  Erdmischung  ist  die  beste. 

Fr.  Gildemeister,  Bremen. 

—  Um  recht  buschige,  niedrige  Exemplare  mit  recht  reicher 
Blütenfülle  zu  erhalten,  pflanzt  man  eine  Partie  uberwinterter 
Pflauzen   auf  ein  gut  gedüngtes,  tief  gegrabenes  Beet  aus.    Gegen 


IX,  33 


Die   Gartenwelt. 


Ende  August  schneidet  man  die  bereits  mit  Knospen  besetzten 
Spitzen  in  einer  Länge  von  15  bis  20  cm  ab  und  steclct  sie  in  8  bis 
10  cm  große  Töpfe,  stellt  sie  in  geschlossene  und  erwärmte  Mistbeete 
und  hält  sie  bei  Sonnenschein  schattig;  sie  bewurzeln  sich  sehr  bald 
und  sind  sofort  blühbar.  J.  Meinecke,  Krefeld. 

Beantwortung  der  Frage  No.  318.  Lassen  sich  Syrimja 
vulyarisSoTten  durch  Holzstecklinge,  Stecklinge  von  halbreifem  Holz 
oder  krautartig  vermehren  und  wie  ist  die  Behandlung? 

Die  beste  Stecklingsvermehrung  für  Sijrimja  vidgaris-SorteD  ist 
wohl  die  durch  holzartige  Stecklinge,  soweit  man  nicht  überhaupt 
die  Veredlung  vorzieht. 

Durch  krautartige  Stecklinge  kommt  man  verhältnismäßig  lang- 
sam zum  Ziel;  halbreifes  Holz  ist  weniger  empfehlenswert,  da  es  sich 
einmal  schlecht  stecken  läßt  und  dann  auch  nur  langsam  und  un- 
zuverlässig wächst. 

"Wenn  ich  auf  das  Stecken  selbst,  welches  ja  etwas  einfacher 
und  allgemein  bekannter  ist,  näher  eingehe,  so  geschieht  es,  um  auf 
eine  wirklich  zweckmäßige,  wenig  mühevolle  und  doch  sicher  zum 
Ziel  führende  Behandlung  des  Steckholzes  hinzuweisen,  die,  wenn 
auch  nicht  neu,  so  doch  der  Einfachheit  halber  stets  zu  empfehlen 
ist.  In  der  Regel  schneidet  man  das  Steckholz  unterhalb  des 
untersten  Augenpaares  wagorecht,  eine  Mühe,  die  meines  Erachteus 
unnötig  ist.  Einmal  erfordert  dieses  Schneiden  Umstände  durch  die 
Schnittweise  selbst,  wie  auch  durch  das  Stecken.  Bei  einigen  empfind- 
lichen, schlecht  wachsenden  Gehölzarten  möge  man  sich  der  Mühe 
unterziehen. 

Man  ist  nämlich  hei  dem  sorgfältigen  „Glattschneiden"  der 
Stecklinge  auch  gezwungen,  das  Stecken  in  Gräben  vorzunehmen,  um 
das  Verletzen  des  mühevoll  glattgeschnittenen  unteren  Teiles,  sowie 
der  Augen  zu  vermeiden.  Weit  einfacher  und  sicherer  steckt 
man  das  Steckbolz,  wenn  man  es  unterhalb  des  untersten  Augenpaares 
stumpf  von  zwei  Seiten  zuspitzt,  so  daß  die  Augen  unbeschädigt 
bleiben.  Die  Länge  sei  die  allgemein  übliche  (ca.  20  bis  25  cm); 
man  achte  jedoch  darauf,  daß  mindestens  3  Augenpaare  vorhanden 
sind,  wodurch  oft  die  Länge  etwas  über  das  zulässige  Maß  hinausgeht. 

Die  so  geschnittenen  (zugespitzten)  Stecklinge  werden  im 
zeitigen  Frühjahr  auf  ein  gut  gedüngtes  und  gegrabenes  Land  beet- 
weise gesteckt,  nachdem  man  vorher  eine  kräftige  Schicht  halb- 
verrotteten Laubes  darüber  gleichmäßig  verteilt  hat.  Auf  ein  Beet 
von  1,20  ni  Breite  wird  man  bei  Sy ringen  fünf  Reihen  bringen 
können,  in  der  Reihe  Abstand  1.5  bis  20  cm.  Diese  Stecklinge  lassen 
sich  gut  durch  das  Laub  in  den  Boden  stecken  und  wachsen  sehr 
.  zuverlässig.  Man  läßt,  wie  allgemein,  nur  ein  Auge,  bezw.  Äugen- 
paar aus  dem  Boden  schauen.  Das  Stecken  selbst  muß  längs  der 
Schnur  geschehen,  da  ja  ein  Abschnüren  der  Beete  nicht  möglich  ist. 

Das  Laub  hat  natürlich  im  wesentlichen  den  Zweck,  die  Beete 
feucht  und  locker  zu  erhalten,  so  daß  die  Stecklinge  während  des 
Sommers  weiter  keine  Behandlung  erfordern,  als  Reinhalten  von 
Unkraut.  Im  Frühjahr  des  zweiten  Jahres  erfolgt  der  Rückschnitt 
und  wenn  irgend  angängig  das  Verpflanzen,  was  aber  auch  durch 
Innehaltung  größerer  Entfernungen  beim  Stecken  noch  hinaus- 
geschoben werden  kann.  Heinr.  Beuß,  Schwetzingen. 

—  Syringa  eulgaris-Sorten  wie  „Marie  Lcgraye'-'-,  „Charles  X-\ 
flore  pleno  Lemoinei  und  andere  lassen  sich  am  schnellsten  und 
besten  durch  Okulation  im  Jali-August  auf  2  bis  3jährige  Sämhuge 
von  Syringa  vulgaris  vermehren. 

Fritz  Moll,  Flieder-  und  Rosenschulen,  Marienthal-Lübeck. 

—  Zu  was  dasV  Ganz  abgesehen  davon,  daß  Stecklinge  aller 
Sjinngen  in  jedem  Stadium  schwer  wachsen,  haben  dieselben  dann 
den  Nachteil,  daß  sie  ungeheuer  viel  schwache  "Wurzelschößlinge 
bringen,  was  z.  B.  bei  Hoch-  und  Halbstammkultur  sehr  unangenehm 
ist.  Außerdem  ist  das  Wachstum  in  den  ersten  Jahren  ein  schlechtes. 
Syringa  vulgaris  ist  als  Unterlage  sehr  billig,  Reiser  sind  in  Fülle 
zu  haben,  die  Veredlungen  wachsen  leicht  (auf  den  Wurzelhals 
wie  bei  den  Rosen),  und  geben  in  viel  kürzerer  Zeit  handelsfähige 
Pflanzen,  als  bei  dem  umständlichen  Stecklingsverfahren. 

Paul  Ruschpier,  Handelsgärtner,  Strehlen. 
Beantwortung    der    Frage    No.   319.     Wie   ist    die   beste 
Vermehrung  von  Prunus  Pissardii  {purpurea  Spaeth)?    In  einem 


Buche  wird  Vermehrung  durch  Samen   empfohlen;  wo  ist  Samen  in 
keimfähiger  Qualität  erhältlich  ? 

Die  Vermehi-ung  der  Pruntis  Pissardii  (purpurea)  durch  Aussaat 
möchte  ich  Ihnen  nicht  empfehlen,  da  Samen  selten  zu  kaufen  ist;  Sie 
müßten  diesen  schon  selbst  sammeln  und  gleich  nach  der  Ernte  aus- 
säen. Prunus  Pissardii  wächst  durch  Okulation  Ende  Juli,  Anfang 
August  willig  auf  zweijährige  Sämlinge  der  St.  Julien-Pflaume.  Zwei- 
bis  dreijährige  Okulationen  geben  schon  große  starke  Pflanzen. 

Fritz  Moll,  Marienthal-Lübeck. 

—  Die  beste  Vermehrung  von  Primus  Pissardii  {purpurea)  istdie 
Veredlung  auf  die  Kirschpflaume,  Prunus  Myrobalana  [Syn.  Pr.  cerasi- 
fera),  der  Stammform  von  Prunu.t  Pissardii  [Syu.  Pr.  cerasifera 
fol.  purpureis).  Prunus  Myrobalana  zieht  man  aus  Samen,  und  wenn 
die  Sämlinge  zwei  Jahre  alt  sind,  wird  Pr.  Pissardii  darauf  veredelt. 
Samen  von  Pr.  Myrobalana  kann  man  von  Vilmorin  Andrieux  &  Co., 
Paris,  beziehen.  C.  M. 


Bücherschau. 

Anleitung    zur   Pflanzung   und    Pflege    der   Obstbäume. 

Von  A.  Hagemanu.  Zweite  vermehrte  Auflage.  Berlin  1005.  Ver- 
lagsbuchhandlung von  Paul  Parey.    8°,  40  Seiten,  Preis  brosch.  60  Pf. 

Diese  kleine  Schrift  möchte  ich  als  ABC  der  übstkultur  des 
Bauern  bezeichnen ;  sie  behandelt  ausschließUoh  den  Hochstamm,  hat 
aber  in  der  neuen  Auflage  noch  einen  Abschnitt  über  Beerenobst  erhalten. 
Da  wäre  es  vielleicht  ratsam  gewesen,  wenn  sich  der  Verfasser  auch 
herbeigelassen  hätte,  einige  Zeilen  dem  Halbstamm  und  dem  Nieder- 
stamm oder  Buschbaum  zu  widmen,  denn  sie  gehören  zu  den  besten 
und  ertragreichsten  Formen  für  eingefriedigte  Gärten,  wo  sie  schon  zu 
einer  Zeit  gute  Erträge  geben,  zu  welcher  bei  Hochstämmen  auf 
solche  noch  nicht  zu  rechnen  ist.  Der  Bauer  pflanzt  mit  besonderer 
Vorliebe  Obstbäume  in  den  sein  Gehöft  umgebenden  Garten  an ;  es  ist 
dies,  wie  ich  aus  eigener  Anschauung  weiß,  auch  in  Westfalen  und 
Lippe  der  Fall  und  da  muß  ihm  daran  liegen.  Bäume  zu  pflanzen, 
die  früh  Ertrag  bringen.  Weit  schwerer  sind  die  Bauern  zur  An- 
pflanzung von  Hochstämmen  auf  Äckern  zu  bewegen,  weil  sie  sich 
mit  Recht  sagen,  daß  dies  keineswegs  doppelte  Erträge  ergibt. 
Illustriert  ist  das  kleine  Schriftchen  nicht;  der  Verfasser  vertritt  die 
Ansiebt,  daß  Zeichnungen  dem  Laien  wenig  nützen;  in  vielen  Fällen 
zu  Zweifeln  und  Irrtümern  führen.  In  diesem  Umfang  mochte  ich 
das. nicht  gelten  lassen.  Es  hat  sich  aber  in  Fachbüchern  imd  Lieb- 
haberblättern eine  Manie  breit  gemacht,  den  Eindruck  kolossaler 
Praxis  zu  erwecken,  indem  man  möglichst  viele  Puppen  beiderlei 
Geschlechts,  die  mit  den  Pfoten  in  der  Erde  oder  in  den  Bäumen 
herumwirtschaften,  bietet,  Bilder,  die  vielleicht  dem  Laien  emen  ge- 
wis.sen  Respekt  einflößen,  in  Wirklickeit  aber  keinen  anderen  Zweck 
haben  als  mehr  oder  weniger  große  Lücken  zu  füllen.  Der  Bauer 
kauft  kein  Buch,  wenn  er  aber  ein  solch  kleines  Heftcheu  wie  das 
voriiegende  von  einem  Gönner  geschenkt  erhält,  so  wird  er  an  langen 
Winterabenden  .sicher  darin  lesen  und  Nutzen  daraus  ziehen.  Die 
Landwirtschaftskammern  sollten  solche  Heftchen,  die  über  das  Alier- 
notwendigste  in  klarer  Weise  belehren,  unter  allen  Bauern  ver- 
teilen, die  überhaupt  lesen  können  und  einiges  Interesse  am  Obstbau 
haben.  M.  H. 

Nutzgärtnerei  oder  Grundzüge  des  Gemüse-  und  Obst- 
baues. Von  Hermann  Jäger.  Sechste  vermehrte  und  verbesserte 
Auflage  von  J.  Wesselhöft.  Mit  75  in  den  Text  gedruckten  Ab- 
bildungen. Leipzig  1905,  Verlag  von  J.  J.  Weber.  Kl.  8°,  272  S., 
Preis  in  Leinen  gebdn.  3  Mark.  Band  10  von  Webers  illustrierten 
Katechismen. 

Diese  Schrift,  an  weicher  Herr  Wesselhöft,  Handelsgärtner  in 
Langensalza,  fleißig  gearbeitet  hat,  enthält  gewiß  manche  gute  An- 
leitung und  doch  muß  sie  als  minderwertig  bezeichnet  werden, 
darüber  kann  das  Erscheinen  der  sechsten  Auflage  nicht  täuschen. 
Es  zeigt  mir  nur,  daß  die  große  Veriagshandlung  auch  minderwertiges 
an  den  Mann  zu  bringen  versteht.  Die  Illustrieruiig  scheint  aus 
dem  Mittelalter  zu  .stammen.  Sie  ist  auch  durchaus  einseitig.  Da 
werden   einige   elende,    von    der  modernen  Teckiiik  überholte  Gerät- 


Die    Gartenwelt. 


IX, 


Schäften  abgebildet,  iind  Bäume,  von  denen  man  nicht  weiß,  was  sie 
darstellen  sollen;  natürlich  zum  großen  Teile  wieder  zwecklose 
Bauniformen.  Die  abgebildeten  Reben  kann  man  für  alles  mögliche 
halten,  nur  nicht  für  Heben,  dabei  tragen  sämtliche  Figuren  nur  die 
Nummer  als  Unterschrift  ohne  jede  nähere  Erläuterung,  sodaß  man 
erst  immer  im  Text  nachlesen  muß.  wenn  man  wissen  will,  was 
solches  Ding,  solch  Lückenbüßer  eigentlich  darstellen  soll.  Der 
Inhalt  ist  eingeteilt  in  Paragraphen  und  in  fortlaufende  Nummern. 
Die  Paragraphen  sind  so  klein  gedruckt,  daß  man  sie  suchen 
muß,  die  Nummerüberschriften  treten  dagegen  in  Fettdruck  hervor. 
Eine  Verlagsbuchhandlung  vom  Rufe  der  Weberschen  sollte  ein 
Büchlein,  das  sie  zu  dem  gewiß  recht  anständigen  Preise  von  3  Mark 
in  die  Welt  schickt,  doch  zeitgemäß  ausgestalten  und  die  aus  Ge- 
schäftsprospekten von  anno  dazumal  zusammengetragenen  Reklame- 
bilder beiseite  lassen.  M.  H. 

Berichtigung.  Die  Kritik  der  3.  Lieferung  meines  Handbuchs 
der  Laubholzkunde  in  No.  29,  Seite  348  der  „Gai-tenwelt"  von  Herrn 
Grube,  Aachen,  veranlaßt  mich  zu  einer  Entgegnung.  Schon  nach 
dem  Erscheinen  der  letzten  Besprechung  in  No.  25,  Seite  299,  hatte 
ich  mir  erlaubt,  an  den  Herrn  Referenten  einen  Brief  zu  richten, 
um  ihn  auf  einiges  hinzuweisen,  was  meines  Erachtens  unrichtig  in 
seinen  Angaben  war.  Ich  glaubte  eine  öffentliche  Klarstellung  unter- 
drücken zu  können,  da  ich  im  alli;emeinen  den  Herren  Kritikern 
nicht  hineinreden  möchte.  Allein,  wenn  Herr  Grube  es  für  nötig 
hält,  von  einer  „entschiedenen  Benachteiligung  der  Käufer",  ja  von 
einer  „Unterschlagung"  zu  sprechen,  so  möchte  ich  doch  darauf  hin- 
weisen, daß  er  meines  Erachtens  die  Tatsachen  ganz  falsch  beurteilt. 
Zunächst  muß  auf  jeden  Fall  bemerkt  werden,  daß  selbst  dann  der 
Herr  Kritiker  kein  Recht  hätte,  so  wie  er  es  getan  zu  sprechen, 
wenn  ich  in  der  Tat  im  „Handbuch"  nur  einen  Auszug  aus  meiner 
Deutzia- Arbeit  in  den  Mitt.  d.  D.  D.  G.  publiziert  hätte.  "Was 
wird  er  denn  sagen,  wenn  er  meine  „Vorarbeiten  zu  einer  Monographie 
der  Gattung  Berberis"  liest,  die  seit  Anfang  1905  im  „Bulletin  de 
l'Herbier  Boissier"  erscheinen,  worin  ich  wohl  30  neue  Arten  auf- 
.stelle  und  wohl  80  beschreibe,  die  im  Handbuch  aus  guten  Gründen 
nicht  erwähnt  sind,  ja  zum  Teil  nicht  erwähnt  werden  konnten?  Ich 
beschreibe  doch  im  Handbuch  zunächst  nur  das  Notwendige,  aber 
die  fraglichen  Deutxia  Fargesü,  D.  pulchra,  D.  setchuensis  und 
die  so  ganz  seltenen  D.  tamanetisis,  D.  glabrata  und  D.  macracantha 
kommen  vorläufig  fürs  Handbuch  kaum  in  Betracht.  Und  doch 
sind  (ausgenommen  D.  glabrata)  alle  von  Herrn  Grube  als 
dort  fehlend  angeführten  Arten  im  Handbuch  nicht  -nur 
verzeichnet  (vgl.  S.  377,  380,  381  etc.  die  Anmerkungen),  sondern 
sogar  soweit  gekennzeichnet,  daß  man  sie  ohne  Zuhilfenahme  der 
Arbeit  in  den  Dendr.  Mitt.  ziemlich  sicher  bestimmen  kann.  Ob 
unter  diesen  Umständen  von  einer  „Benachteiligung",  „Unter- 
schlagung" etc.  gesprochen  werden  kann,  ist  mir  denn  doch  sehr 
fraglich.  Dagegen  glaube  ich  allen  Grund  zu  haben,  den  Herrn 
Referenten  zu  ersuchen,  wirkliche  Unrichtigkeiten,  wie  er  sie  im 
vorletzten  Referat  S.  299  publiziert  hat  und  die  er  trotz  meines 
Briefes  in  der  letzten  Kritik  nicht  richtig  zu  stellen  beliebte,  künftig 
zu  vermeiden.  So  sehr  ich  für  jede  begründete  Richtigstellung  stets 
dankbar  bin,  so  sehr  muß  ich  mich  doch  dagegen  wehren,  daß  mir 
Fehler  oder  Mängel  vorgeworfen  werden,  die  ganz  unbegründet  sind. 
Wien,  im  April  1905.  C.  K.  Schneider. 


Obstbaugenossenschaft  ins  Leben  rufen  wolle.  Es  handele  sich  um 
eine  Anlage  von  Treibhäusern  auf  offenem  Felde  nach  belgischem 
Muster,  wozu  etwa  40  Morgen  Land  erforderlich  seien.  Der 
Gartenbau- Verein  wird  sich  jedenfalls  mit  1000  Mk.  Aktien  an  dem 
Unternehmen  beteiligen. 

Bochum.  Im  neuen  Teile  des  Stadtparks  sind  die  Erdarbeiten 
in  vollem  Gange.  An  der  Straße  nach  Grumme  finden  umfangreiche 
Bodentransporte  statt.  Es  werden  dort  die  terrassenförmigen  An- 
lagen hergerichtet,  in  deren  unmittelbarer  Nähe  das  neue  Restau- 
rationslokal demnächst  erbaut  wird.  Die  Teichaulage  ist  gänzlich 
fertiggestellt.  Der  Weiher  steht  schon  seit  einiger  Zeit  vollständig 
unter  Wasser.  —  Für  die  Herstellung  gärtnerischer  Anlagen  am 
Kaiser  Wilhelm-Denkmal  sind  bekanntlich  12000  Mk.  ausgeworfen 
worden.  Herr  Gartenarchitekt  Capelle,  der  auch  die  Anlagen  vor 
dem  KosthausH  Stahlhausen  hergestellt  hat,  wird  die  Arbeit  ausführen. 

Bromberg.  In  der  letzten  Stadtverordnetensitzung  wurde  der 
Vertrag  mit  dem  Fiskus  genehmigt,  der  die  Anlage  von  Promenaden- 
wegen und  Anpflanzungen  bezw.  Errichtung  von  Schutzhütten .  im 
Rinkauer  Walde  zum  Gegenstand  hat.  Besonderer  Dank  für  das 
Zustandekommen  dieses  Vertrages  wurde  dem  Oberforstnieister  Och- 
waldt  ausgesprochen.  Die  Anlagen  sind  gedacht  in  der  Art,  daß 
von  der  Danziger  Chaussee  aus  ein  Weg  zum  Forsthaus  Rinkau  quer 
durch  den  Wald  und  gleichzeitig  vom  Eisenbahnübergang  ein  zweiter 
Weg  nach  dem  Etablissement  Rinkau  geführt  werden  soll.  Beide 
Wege  sollen  sich  ungefähr  in  der  Mitte  treffen.  Gegen  Erstattung 
der  Selbstkosten  hat  sich  nun  die  Forstverwaltung  bereit  erklärt, 
nach  Angabe  des  Magistrats  malerische  Anpflanzungen  herzustellen, 
eventuell  Schutzhütten  zu  errichten.  Die  Wege  sollen  eine  Breite 
von  3  m  erhalten,  ferner  sollen  in  den  angrenzenden  Teilen  Kahl- 
hiebe tunlichst  vermieden  werden.  Der  Forstfiskus  verpfhchtet  sich 
weiter  zur  Aufstellung  von  Bänken  an  den  Wegen  und  zur  Schaffung 
von  Kinderspielplätzen.  Der  Vertrag  wurde  auf  die  Dauer  von 
30  Jahren  geschlossen.  K. 

Düsseldorf.  Die  Stadtverordneten  stimmten  dem  Antrage  der 
Verwaltung,  zwecks  Gewinnung  von  Plänen  für  den  Kaiser  Wilhelm- 
park ein  Preisausschreiben  unter  11  aufgeforderten  Gartenarchitekten 
Düsseldorfs  und  anderer  Städte  mit  der  Erweiterung  zu,  daß 
sämtlichen  Düsseldoi-fer  Gartenkünstlern  die  Beteihgung  freisteht. 
Das  Ausschreiben  ist  inzwischen  schon  erlassen  worden  (Ver- 
gleiche Seite  384).  —  In  dem  Park  soll  großer  Wert  auf  Spiel- 
und  Sportplätze  gelegt  werden.  Es  werden  gewünscht:  Ein  Platz 
für  Volks-  und  Sportspiele  (Mindestgröße  250:125  m),  ein  Platz  für 
volkstümliche  Übungen  (Mindestgröße  250:100  m).  Beide  Rasen- 
plätze müssen  die  Möglichkeit  bieten,  im  Winter  durch  Berieselung 
in  Eisbahnen  umgewandelt  zu  werden.  Des  weiteren  werden  ver- 
langt 6  Tennisplätze  und  ein  Reitplatz,  und  endlich  Reit-  und  Rad- 
fahrwege in  möglichster  Ausdehnung.  Leider  wird  man  sich  in  der 
Bepflauzung  große  Beschränkungen  auferlegen  müssen.  Z.  B.  darf 
nach  den  Bestimmungen  der  Rheinstrombauverwaltung  auf  dem 
Gelände,  das  unter  -j-  9  m  Pegel  liegt,  auf  je  100  qm  nur  1  hoch- 
stämmiger Baum  gepflanzt  werden.  In  der  Nähe  des  Ufers  sind  sie 
möglichst  zu  vermeiden.  Große  umfangreiche  und  dichte  Unterholz- 
und  Strauchgruppen  sind  auf  diesem  Gelände  nicht  gestattet.  A.  W. 


Tagesgeschichte. 

Achern.  Die  mitten  in  der  Stadt  liegenden  Bayermatten  sollen 
in  einen  Stadtgarten  umgewandelt  werden.  Herr  Wilhelm  Peter  in 
Union  Hill  (Amerika)  hat  zu  diesem  gemeinnützigen  Unternehmen 
einen  namhaften  Beitrag  zur  Verfügung  gestellt  und  von  mehreren 
anderen  begüterter  Achernern  in  Amerika  stehen  größere  Summen  in 
Au.ssicht.  In  hiesiger  Staut  soll  eine  Sammlung  eingeleitet  werden. 
Angermfinde.  Im  hiesigen  Gartenbau-Verein  teilte  der  Vor- 
sitzende mit,   daß   die  Landwirtschaftskammer    in  Angermünde    eine 


Personal-Nachrichten. 

David,  Schloßgärtner  in  Brzesnitz.  Kreis  Ratibor,  wurde  das 
Allgemeine  Ehrenzeichen  verliehen. 

Hübner,  Gärtnereibesitzer  in  Potsdam,  wurde  zum  Kgl.  Hof- 
lieferanten ernannt. 

Jung,  H.  R.,  bisher  Stadtoborgärtner  bei  der  städtischen  Garten- 
verwaltung in  Cöln,  wurde  zum  städtischen  Garteninspektor  daselbst 
ernannt. 

Knieling,  Christian,  Gärtner  in  Cassel-Wahlershausen,  f  im 
69.  Leberisjaluv. 

Kurtz,  David  Friedrich,  früherer  Handelsgärtner  in  Feuer- 
bach-Stuttgart, t  am  20.  April. 


Voran  twortl.  Keda 


rd  Carl  Schmidt  k  Co.,  Leipzic.  —  Drnci:  Anhalt.  Bachdr.  Ouienberg,  e.  G.  m.  b.  H.,  Dessau. 


^Ar;'  wr/"^^ 


x/Ak,£^^<:^^^r-j 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  eesamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


20.  Mai  1905. 


No.  34. 


Nachdruck  and  Nacbbildang  aus  dem   Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich   verfolgt. 


Farne. 


Stenocliiiiena  palustris,  Mett. 

Von  Hofgartendirektor  Graebener  in  Karlsruhe. 
(Hierzu  xvei  Abbildungen.) 

-CJine  mächtige  Liane  des  ostasiatischeii  Waldes  bildet 
Ste?iochlaenapah(,stris,  Syn.,  Lomariopsis palustris,  Ao-ostichuni 
scandens,J.  Sm. (Hook.  ?),  speziell  im  nördlichen Indienund Süden 
von  China,  in  Nord-Australien  und  einigen  australischen  In.seln 
heimisch.  Bis  in  die  Äste  hoher  Bäume  klettert  die  Pflanze 
hinauf,  läuft  auf  dem  Boden  hin,  überzieht  Baumstämme  und 
Felsen  und  bildet  durch  die  lederartig  glänzenden  bis  zu 
1,60  m  langen  Blätter  eine  große  Zierde  der  Wälder.  Die 
einzelnen  Fiederblätter  werden  bis  zu  40  cm  lang  und  4^,  cm 
breit,  sie  sind  beiderseits  scharf  gesägt;  die  Mittelrippe  ist 
erhöht,  von  ihr  ab  gehen  zahl- 
reiche parallel  laufende  Adern  zu 
den  Sägozähnen.  Das  Blatt  ist 
heUgi'ün,  glänzend;  die  Rhizome 
sind  wenig  geschuppt,  überall 
Wurzeln  bildend,  die 
in  die  Erde,  zwi.schen 
Steine  oder  in  die 
Baumlinde  eindrin- 
gen; wo  die  Rhizome 
frei  in  die  Luft  hän- 
gen, bilden  sich  i<eine 
Wurzeln. 

Für  die  Pflan- 
zenhäuser bedeutet 
\m%QVQStenochlaeiia*) 


*)  Anmerkungder 
Redaktion  Man  ver- 
gleiche den  Artikel  in 
\o.  31.  worin  Herr 
Bernstiel  St.  meyeriaiia 
empfahl.  —  Wir  lassen 
die  Frage  offen,  ob  die 
hier  abgebildete  und  be- 
schriebene Art  tat.sach- 
lich  St.  palustris  ist. 
Nach  Diels  in  Engler- 
Prantl.  Nat.  Pflf.  Bd.  I, 
Seite  251  gehört  St.  pa- 
lustris zur  Sektion  I 
Eustenochlaena    mit 

Gartenwell.     1} 


Stenochlaena  palusti 


eine  Zierde  er.sten  Ranges.  Ihr  Wachstum  ist  rasch,  die 
Widerstandsfähigkeit  gegen  Krankheiten  und  Ungeziefer  groß, 
die  Kulturfähigkeit  gut.  Der  dekorative  Wert  der  Pflanze 
sollte  uns  veranlassen,  sie  so  viel  wie  möglich  zu  verwenden. 
Die  Pflanze  gedeiht,  eine  kräftige  Nahrung  und  viel  Feuchtig- 
keit vorausgesetzt,  im  Warmhaus  und  im  temperierten  Haus, 
wo  sie  entweder  zur  Bekleidung  von  Wänden  oder  Felsen 
dient,  oder  in  Töpfen,  Hänge-Ampeln  ihre  langen  Blätter  und 
Rliizome  bildet,  welch  letztere  wurzellos  herabhängen,  wo  sie 
aber  Halt  und  Untergrund  finden,  überall  sich  einwurzelnd. 
Erst  wenn  die  Pflanze  ein  gewisses  Alter  und  eine  gewisse 
Größe  erreicht  hat,  bringt  sie  Fruchtwedel  hervor,  welche, 
einer  Feder  gleich,  eine  große  Zierde  der  Pflanze  sind.  Die 
sterilen  Blätter  sind  e  i  n  f  a  c  h ,  die  fertilen  zweifach  gefiedert. 
(Vgl.  Anm.)  Ich  habe  auf  beiden 
Bildern  ein  Kind  mit  photo- 
graphiert,  um  ein  Bild  von  der 
Größe  der  Pflanze  und  der  ein- 
zelnen Blätter  zu  geben.  Die 
fertilen  Blätter  ent- 
wickeln eine  Un- 
menge von  Sporen, 
welche,  gleich  aus- 
gesät, willig  keimten 
und  sich  schon  nach 
6  Monaten  zu  40  cm 
hohen  Pflanzen  ent- 
wickelt hatten. 

einfach  gefiederten 
fertilen  Blättern.  Nach 
Form  der  Fieder  und 
Ähnlichkeit  der  Ab- 
bildungen, sowie  der 
Tatsache,  daß  die  fer- 
tilen Wedel  doppelt  ge- 
fiedert sind,  möchten 
wir  annehmen,  daß  es 
sich  auch  in  diesem  Falle 
um  Stenochlucna  meye- 
riana,  Prsl.  handelt. 
nie  auf  dieser  Seite  ab- 
gebildete Kulturpflanze 
^.■s  rierrn  Hofgarten- 
uirektor  Graebener  stellt 
"\n  außergewöhnlich 
höues  Exemplar  dar. 
34 


Die   Gartenwelt. 


IX,  34 


,  welchen  wir  meistens 
Ich  sah  diese  iierrliche,  leider 


Acrostichuiti  aureum,  L.  (Abb.  Seite  399)  ist  ein  schöner  Farn, 
der  bei  richtiger  Kultur  1  —  1'/.,  m  lange,  hellgelbhchgräne  Fiederwedel 
hervorbringt.  Es  ist  ein  tropischer 
nur  in  den  botanischen  Gärten  antreffen 
bis  jetzt  noch  zu  wenig  verbreitete 
Pflanze  in  der  Handelsgärtnerei  von 
H.Henkel,  Hoflieferant,  in  Darm- 
stadt, in  einem  der  vielen  Bassins 
der  tropischen  Wasserpflanzen 
stehen  und  zwar  mit  dem  Topfe  im 
Wasser.  Herr  Henkel  erklärte  mir, 
daß  er  diesbezügl.  Versuche  an- 
gestellt und  gefunden  habe,  daß 
Acrostichiim  aureum,  dessen  Fieder 
später  durch  die  Sporen  untereeits 
goldgelb  gefärbt  werden,  im  Wasser 
stehend,  sich  zu  außerordentlicher 
Schönheit  und  Größe  der  Wedel 
entwickelt  und  somit  als  Wasser- 
farn eine  nicht  zu  unterschätzende 
Bereicherung  unserer  tropischen 
Wasserpflanzenbassins  und  Arrange- 
ments bedeutet. 

Acrosticimm  aureum,  L.  fin- 
det man  wenig  in  den  Katalogen 
deutscher  Firmen  aufgeführt,  wäh- 
rend in  den  Pfianzenverzeiohnissen 
des  weltberühmten  Kew-Gartens 
(Hand-List  of  Ferns  and  Fern  Allies, 
cultivated  in  The  Royal  Gardens, 
Kew)  dieser  schöne  und  zu  em- 
pfehlende Farn  nicht  fehlt. 

F.  Tutenberg,  Stadtgärtner, 
Offenbaoh. 


Wedel  von  Stenochlaena  palustris.    (Rechts  Fruchtwedel.) 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgenommen. 


Da 


Blumentreiberei. 
Hortensien. 


Treiben  ätherisierter  und  chloroformierter  Hortensien  ist 
im  vergangenen  Winter  erstmals  von  einem  französischen  Gärtner, 
Herrn  Minier,  versucht  worden.  Über  diese  Versuche  und  ihre 
Ergebnisse  berichtet  Herr  Albert  Maumene  in  der  Zeitschrift, 
„Le  Jardin"  No.  434.  Es  muß  anerkannt  werden,  daß  man  in  Frank- 
reich zwar  etwas  später  als  bei  uns  auf  die  Vorteile  der  Änästhetisierung 
von  Pflanzen  aufmerksam  wurde,  dafür  aber  bestrebt  ist,  alle  Er- 
fahrungen auf  diesem  Gebiete  auszutauschen.  Bei  uns  hat  sich 
das  Betäuben  von  Pflanzen  zum  Zwecke  des  Treibens  nur  ver- 
einzelt eingebürgert  und  die  Versuche  mit  anderen  Pflanzen, 
als  Flieder,  sind  sehr  spärlich  und  werden  zumeist  in  engherziger 
Wei.se  vor  der  Öffentlichkeit  verborgen  gehalten.  Beides  ist  bedauerlich 
und  es  scheint  fast,  als  ob  wir  in  der  Äthertreiberei  noch  einmal  bei 
unseren  Nachbarn  in  die  Schule  worden  gehen  müssen.  Viele  deutsche 
Kollegen  scheinen  den  Hauptwert  der  Änästhetisierung  darin  zu 
sehen,  daß  sich  die  so  behandelten  Gewächse  früher  treiben  lassen, 
was  meines  Erachtens  erst  in  zweiter  Linie  von  Bedeutung  ist.  Der 
Hauptvorteil  liegt  vielmehr  darin,  daß  sich  die  betäubten  und  nachher 
getriebenen  Pflanzen  bei  einem  viel  einfacheren,  weniger  mühevollen 
Kulturverfahren  treiben  lassen  und  weit  vollkommenere  und  natürlich 
gefärbte  Blumen  erzeugen  und  das  alles  in  weit  kürzerer  Zeit,  sodaß 
die  Kosten  für  Heizung  für  einen  Satz  Treibpflanzen  bedeutend  ge- 
ringer werden.  Aber  man  soll  sich  nicht  nur  auf  Flieder,  Schneeball, 
Ma^olien  beschränken,  sondern  die  Versuche  auch  auf  andere  Gewächse 
ausdehnen,  in  deren  vorzeitigem  Blühen  geschäftliches  Interesse  liegt- 
Nun  zu  den  Hortensien,  die  als  frühe  Treibpflanzen  bisher  nicht 
bekannt  waren,   denn  ihre  späte  Blütezeit  und  demzufolge  der  späte 


Eintritt  der  Ruheperiode  und  die  ungenügende  Reife  der  Zweige  bei 
Eintritt  des  Winters  lassen  sie  zum  Frühtreiben  ungeeignet  erscheinen, 
könnten  aber  zu  der  Vermutung  führen,  daß  die  Herbeiführung  einer 
künstlichen  und  wirksamen  Ruheperiode  notwendig  .sei.  die  ja  durch 
Entblätterung  erzielt  werden  könnte, 
aber  nicht  wirksam  genug  ist.  Herr 
Minier  hat  nach  „Le  Jardin" 
Parallelversuche  gemacht  und  Hor- 
tensien (//.  Otaksa  und  H.  horten- 
sis  rosea)  teils  nach  alter  Art  ge- 
trieben, teils  erst  ätherisiert  oder 
chloroformiert  und  dann  getrieben. 
Die  Erfolge  waren  sehr  verschieden. 
Die  gegen  den  15.  Dezember  zum 
Treiben  angesetzten  Hortensien 
traten  unregelmäßig  in  Vegetation, 
ließen  sich  nur  langsam  vorwärts 
bringen  und  blühten  erst  gegen  Mitte 
März,  nach  Verlauf  von  12  bis 
]3  Wochen.  Diese  Zeit  wird  durch 
die  voraufgehende  Betäubung  nicht 
nur  wesentlich  verringert,  sondern 
die  Blüte  tritt  auch  regelmäßiger 
ein,  z.  B.  soll  Hydrangea  hortensis 
rosea  und  deren  künstlich  blau 
gefärbte  Form  durch  voraufgehende 
Betäubung  bedeutend  leichter  zu 
treiben  sein  und  lebhaft  rosarote  be- 
ziehungsweise blaue  Blumen  um  ein 
Fünftel  der  Zeit  fiüher  bringen  als 
bei  gewöhnlichem  V^erfahren.  Herr 
Minier  hat  ein-  und  zweijährige 
Pflanzen  vergleichsweise  ätheri- 
siert und  getrieben  und  dabei 
beobachtet,  daß  die  zweijährigen 
aus  den  einjährigen,  direkt  aus  dem 
Stamm  hervorgegangenen  Zweigen 
blühten  und  daß  die  einjährigen  eine 
woraus  er  schloß,  daß  sich  die  ein- 
jährigen besser  zum  Treiben  eignen,  was  allerdings  von  anderer  Seite 
bestritten  wurde.  Die  zweijährigen  wurden  während  sechzig  Stunden 
bei  einer  Temperatur  von  1'2  bis  14°  C  ätherisiert  und  zwar  35  Gramm 
Äther  auf  einen  Hektoliter  Luft  gerechnet,  dann  bei  einer  Temperatur 
von  14 — 18°  am  18.  Dezember  zum  Treiben  angesetzt.  Sie  blühten  un- 
regelmäßig vom  10.  Februar  ah.  Zwei  Sätze  einjähriger  Pflanzen  wurden 
in  Abständen  von  vierzehn  Tagen  chloroformiert  und  zwar  bei  der 
gleichen  Temperatur  wie  die  zweijährigen,  die  ersten  mit  10  Gramm 
Chloroform  auf  100  Liter  Luft  und  während  fünfzig  Stunden,  die 
anderen  mit  12  Gramm,  während  vierzig  Stunden  und  am  4.  bezw. 
8.  Januar  ins  Haus  gebracht. 

Die  intensiv  blauen  Blumen  der  ersten  und  die  lebhaft  rosa- 
farbenen der  zweiten  Serie  waren  in  voller  Entfaltung  während  der 
ersten  Tage  des  März,  während  es  bei  der  gewöhnlichen  Treiberei 
nötig  war,  sie  bereits  in  der  Zeit  vom  10.  bis  15.  Dezember  zum 
Treiben  anzusetzen.  Die  Wiiksamkeit  der  Betäubung  erkennt  man 
auch  daran,  daß  sich  nicht  nur  die  oberen  Knospen  entwickelten  und 
Blimien  brachten,  sondern  daß  auch  aus  unteren  Augen  Blütenstände 
erzeugt  wurden,  was  bei  den  anderen  auf  gewöhnliche  Weise  ge- 
triebenen nicht  der  Fall  war.  Bemerkenswert  wäre  ferner,  daß  die 
Treiberei  dieser  Hortensien  nicht  in  einem  eigens  für  diesen  Zweck 
hergerichteten  Abteil  eines  Hauses  erfolgte,  sondern  daß  sie  gemeinsam 
mit  Orchideen  und  Zwiebelgewächsen  bei  18  Grad  höchster  und 
14  Grad  niedrigster  Temperatur  kultiviert  wurden,  in  einem  Hanse, 
das  bereits  von  Mittag  ab  von  einer  hohen  Giebelwand  beschattet 
wurde,  was  ganz  besondere  Flrwähnung  verdient. 

Überhaupt  dürfte  den  Hortensien  als  Topfpflanzen  eine 
Zukunft  besohieden  sein,  wenn  man  niedrigbleibende  Sorten, 
wie  die  hübsche  „Smmenir  de  Ciaire",  bevorzugt,  die  schon  nach 
einem  Jahre   resp.   nach   9  Monaten  reizende   kleine  Pflänzchen   mit 


regelrechte  Blüte  geliefert  1 


IX,  34 


Die   Gartenweh. 


899 


mehreren  stattlichen  Blumen  ergehen.  Solche  Pflanzen  beanspruchen 
wenig  Platz  und  kleine  Töpfe  und  können  daher  zu  einem  Pi-eise 
vei-kauft  werden,  der  für  den  Mittelstand  erschwinglich  ist  und 
würden,  Ende  Februar,  Anfang  Mäiz  blühend  in  den  Handel  gebracht, 
schlankweg  Absatz  finden. 

Große  Pflanzen  sind  nicht  nur  teuer,  sondern  belästigen  durch 
ihren  Umfang  in  der  Regel  den  Liehhaber,  in  dessen  Besitz  sie 
durch  Kauf  oder  Schenkung  übergehen,  denn  man  muß  in  Erwägung 
ziehen,  daß  die  Mehrzahl  unserer  Mitbürger  in  knappen  häuslichen 
Raumverhältnissen  lebt  und  daher  umfangreiche  Topfpflanzen  schwer 
unterbringt.  Aber  eine  nicht  zu  große  Pflanze  geht  leicht  aufs 
Fensterbrett  und  bildet  dort  einen  hübschen  Zimmerschmuck. 

W.  Tscheuke. 


ziehen  zu  müssen.  Die  Abbildungen  Seite  302  sind  nach  Aufnahmen 
in  den  Kulturen  des  Herrn  Froebel  in  Zürich  gefertigt,  was  hier 
nachträglich  bemerkt  sei. 


Orchideen. 

Cypripediuin  hybridum  „Helvetia",  eine  Züchtung  von 
Otto  Froebel  in  Zürich,  wurde  von  Herrn  Schweizer  Seite  3U2  er- 
wähnt, als  er  auf  C.  chamhei-lainianum  zu  sprechen  kam,  das  wegen 
seiner  Eigenschaft,  am  gleichen  Blütenstengel  längere  Zeit  hindurch 
Blumen  zu  bringen,  zu  Kreuzungen  benutzt  wurde  und  wird,  um 
diese  wertvolle  Eigenschaft  auf  die  erzielten  Kreuzungen  zu  über- 
tragen. Herr  Froebel  hat  nun  bereits  im  fünften  Jahrgang  der 
Gartenwelt,  Seite  361  u.  f.,  über  Cypripedien  als  wertvolle  Schnitt- 
blumen einen  bemerkenswerten  Ar- 
tikel veröffentlicht,  wobei  er  auch 
Seite  362  auf  die  Kreuzungen  mit 
C.  cJiamberlainiamim  zu  sprechen 
kam.  Dort  wurde  Gypripedium  „Hel- 
vetia" erstmals  als  schöne  Kreuzung 
erwähnt  und  als  Eltern  C.  chani- 
berlainianiim  X  lawrenceanum  an- 
gegeben. In  No.  26  dieses  Jahr- 
ganges, Seite  302,  hat  Herr  Schweizer 
aber  als  Eltern  C.  clumiberlainiamim 
Xlaevigatum  (Syn.  philippinen^e)  an- 
geführt, weshalb  wir  uns  zur  Lösung 
dieses  Widerspruches  mit  den  Herren 
Froebel  und  Schweizer  in  Verbindung 
gesetzt  haben.  Der  Sachverhalt  ist 
nun  der,  daß  seiner  Zeit  bei  Froebel 
Blumen  von  C.  chamberlainianum 
zu  gleicher  Zeit  mit  Pollen  von  ('. 
laevigatum  und  C.  lawrenceamim 
befruchtet  wurden.  "Während  des 
öfteren  Verpflanzens  der  erzielten 
Sämlinge  ist  aus  Versehen  der  Name 
des  laevigatum  auf  dem  Etikett  weg- 
gelassen worden,  sodaß  zur  Zeit,  als 
die  ersten  Pflanzen  blühten,  nur  noch 
C.  chamberlainianum  X  C.  lawren- 
ceanum auf  dem  Etikett  vermerkt 
war.  Erst  1904  blühten  aber  einige 
Pflanzen  dieser  Kreuzung  aus  der- 
selben Kapsel  stammend,  die  Herr 
Schweizer  lange  Zeit  mit  Spannung 
beobachtete,  weil  er  in  C.  „Helvetia" 
nie  Blut  von  C.  lawrenceanum  ent- 
decken konnte,  während  die  damals 
erstmals  blühenden  deutlich  diese  Ab- 
stammung zeigten.  C.  chamberlainia- 
num X  C.  lawrenceanum  ist  aber 
mindei-nertig  und  wird  wohl  kaum  von 

Herrn  Froebel  dem  Handel  übergehen.  Herr  Schweizer  ist  übrigens 
wohl  einer  der  ereten  gewesen,  die  den  Versuch  gemacht  haben, 
Pollen  verschiedener  Arten  auf  eine  Blume  zu  bringen.  Auf  diese 
Weise  sind  aus  einer  Fracht  drei  bis  vier  verschiedene  Hybriden 
gezogen  worden    ohne   eine  übermäßig   große  Zahl  Sämlinge   heran- 


\- 

^ 

•  1^ 

% 

§0 

P*-^ 

^^ 

A 
A 

■ 

^^ 

mh 

Acrostichuni  aureum. 

ndelsgärtnerei  von  Heior.  Henkel,  Darm 
, .Gartenwelt"  photogr.  aufgenommen. 


Topfpflanzen. 
Miisa  Bnsete. 

(Hicrxu  eine   Abbildung.) 

Im  fünften  Jahrgang,  Seite  185,  brachte  die  Gartenwelt  eine 
Abhandlung  des  Herrn  F.  W.  Meyer,  Exeter,  über  in  England 
ira  Freien  überwinterte  Bananen.  Ein  solch  mildes  Klima,  das  den 
Gärtner  der  Sorge  enthebt,  wie  und  wo  er  seine  im  Sommer  aus- 
gepflanzten Musen  gut  durchwintern  kann,  haben  wir  in  Deutschland 
leider  nirgends  aufzuweisen. 

Nicht  immer  und  überall  stehen  geeignete  Räume  zur  Aufnahme 
von  so  stattHchen  Pflanzen,  wie  die  Musen,  im  Winter  zur  Verfügung. 
Was  und  wieviel  soll  zur  Einräumungszeit  nicht  alles  in  die  mitunter 
recht  kleinen  Gewächshäuser  der  Herrsohaftsgärtnereien  untergebracht 
werden!  Wer  kennt  nicht  die  Musa  Ensete  mit  ihrem  gigantischen 
fremdländischen  Habitus,  der  auf  Rasenflächen  im  Sommer  so 
wirkungsvoll  ist,  vorausgesetzt,  daß  sie  einen  einigermaßen  guten 
Standort  und  angemessene  Pflege  hat.  Aber  leider  ist  diese  Herr- 
hchkeit  sehr  vergänglich  und  auch 
wo  Raummangel  nicht  vorhanden  ist, 
gehen  die  Musen  während  des  Win- 
ters häufig  ein,  besonders,  wenn  sie 
spät  eingepflanzt  wurden;  oft  noch 
im  März  oder  April  beschließen  sie 
ihr  Dasein. 

Diesen  Übelständen,  dem  Raum- 
mangel und  dem  Eingehen  der  Pflan- 
zen, kann  abgeholfen  werden,  wenn 
man  die  Musa  Ensete  d  u  r  c  h  Au  s  s  a  a  t 
je  nach  Bedarf  heranzieht.  Im  Mai 
wird  es  in  keiner  Gärtnerei  an  einem 
Plätzchen  auf  dem  Vermehrungsbeet, 
oder  in  einem  lauwarmen  Mistbeet- 
kasten, wohin  man  die  in  Tüpfchen 
Samen  bringt,  fehlen.  Eben- 
nicht  an  einem  sonnigen  Ort, 
wohin  später  die  Sämlinge  nach 
vorhergegangener  Abhärtung  zu  brin- 
gen sind.  Öfteres  Verpflanzen  in 
besonders  nahrhafte  Erde  wird  dazu 
beitragen,  daß  man  im  Herbst  schöne, 
kompakte  Pflanzen  von  50—70  cm 
Höhe  hat,  die  mühelos  unterzubringen 
sind  und  den  Winter  gut  über- 
stehen. Das  letzte  Verpflanzen  nehme 
man  jedoch  so  zeitig  vor,  daß  die 
Topfballen  noch  leicht  durchwurzeln. 
In  vielen  Fällen  wird  im  April,  einige 
Wochen  vor  dem  Auspflanzen,  ein 
nochmaliges  Verpflanzen  sehr  zweck- 
mäßig sein.  Ist,  was  wohl  sehr  selten 
der  Fall,  an  dem  Platze,  wo  die 
Musa  im  Sommer  ihre  Riesen  blätter 
entfalten  soll,  nicht  tiefgründiger 
Humusboden  zufällig  vorhanden,  so  ist 
eine  entsprechende  Grube  auszuheben 
und  mit  guter  Erde  anzufüllen. 
Will  man  ganz  besondere  Resultate  erzielen,  so  kann  man  die  Grube 
ähnlich  wie  ein  Mistbeet  mit  frischem  Pferdedung  anlegen,  muß  diesen 
jedoch  mit  mindestens  50  cm  Erde  überdecken.  Eine  Schicht  ver- 
rotteter Dung  wird  ebenfalls  schon  die  Kälte  etwas  reduzieren.  Die 
so   behandelten   Musen    sind,    wie    auf   der  Abbildung  Seite  400  er- 


für  die 


400 


Die  Gartenwelt. 


IX.  34 


sichtlich,  von  unten  auf  belaubt,  was  sie  besonders  zur  Solitärstellung 
im  Rasen  geeignet  erscheinen  läßt.  Die  Höhe  der  Pflanze  zur  Zeit 
der  Aufnahme  war  3  Meter  60  Zentimeter,  die  Breite  einzelner 
Blätter  betiug  90  Zentimeter.  Eine  Dungunterlage  war  hier  nicht 
einmal  gegeben,  dagegen  wurde  wöchentlich  rin  Dungguß  und  bei 
Trockenheit  reichlich  Wasser  verabfolgt.  J.  K. 


1901  wurde  dieselbe  von  der  Societe  nationale  d'horticulture  de  France 
mit  einem  Verdienstzeugnis  I.  Klasse  ausgezeichnet.  Die  im  Jahre  1002 
auf  der  Erfurter  Gartenbauausstellung  ausgestellten  Musa  arnoMiana 
fanden  allgemein  lobende  Beurteilung.  B. 


Wa 


Musa  arnoldiana. 

(Hierzu  eine  Abhihhmg.) 


ar  bisher  Musa  Ensete  die  Königin  der  zur  Ausschmückung 
unserer  Gärten  sich  eignenden  Blattpflanzen,  so  ist  es  jetzt  unstreitig 
die  stolze  Neuheit  Musa  anioldiana,  welche  die  alte  Musa  Ensete 
nicht  nur  im  Wachstum  bei  weitem  übertrifft,  sondern  sich  auch 
durch  schöner  gefärbtes  und  robusteres  Blattwerk  vor  dieser  aus- 
zeichnet. 

Musa  arnoldiana  ist  am  Congo  heimisch  und  erreicht  dort  eine 
Höhe  von  fünf  und  an  der  Basis  einen  Stammdurohmesser  von  einem 
Meter.  Die  brillant  dunkelgrünen,  rotbraun  gesäumten  Blätter  er- 
reichen eine  Länge  von  zweieinhalb  Meter  und  eine  Breite  von 
siebzig  Zentimetern. 

Die  Blattstiele   sind  kurz,   dick,   muldenförmig   ausgehöhlt  und 
wie    dife   Mittelrippe  lebhaft 
rotbraun  gefärbt.    Die  stark 

hervorspringende  Blatt- 
aderung     ist    äußerst    fest, 
wodurch  verhindert  wird,  daß 
die  Blätter  vom  Winde  zer- 
.schlitzt  werden. 

Die  Abbildung  auf  Seite 
401  stellt  eine  Pflanze  dar, 
welche,  obwohl  sie  erst  1 V, 
Jahre  alt  ist  und  bis  zur 
Aufnahme  in  einem  engen 
Gefäße  stand,  doch  schon  die 
stattliche  Höhe  von  zweiein- 
viertel  Metern  und  an  der 
Basis  e.nen  Stammumfang 
von  65  cm  erreichte.  Die 
Blätter  sind  anderthalb  Meter 
lang  und  3.5  cm  breit.  —  An 
sonniger  Stelle  im  Freien  aus- 
gepflanzt, erlangt  Musa  ar- 
iioUiana  schon  im  ersten 
Sommer  eine  gigantische  Ent- 
wickelung. 

Im  Winter  ist  diese 
herrliche  Blattpflanze  zur 
Dekoration  in  hohen  tempe- 
rierten Häusern  und  Winter- 
gärten zu  verwenden.  In 
solchen  Käumen  ist  sie  auch 
im  Winter  im  Wachstum  un- 
ermüdlich, ein  Blatt  nach  dem 
anderen  entrollt  sich  und 
reiht    sich    der    gewaltigen 

Blätterkrone  ein.  Wenn 
solche  Häuser  nicht  zur  Ver- 
fügung stehen,  kann  man 
,1/.   arnoldiana    wie     Musa 

Ensete  in  einem  hellen, 
trockenen    Kalthause    über- 
wintern. 

Musa  arnoldiana  wurde 
vor  einigen  Jahren  von  der 
Firma  Vilmorin-Andrieux  et 
Cie.,  Paiis,  in  den  Handel 
gebracht.     Am   10.  Oktober 


Mitraria  coccinea,  Cav.  oder  scharlachroter  Mützenatrauch, 
aus  der  Familie  der  Gesneriaceae,  ist  ein  immergrüner,  starkver- 
ästelter  Strauch  von  den  Gebirgen  Chiles,  wo  er  bis  zu  1  m  hoch 
wird.  Die  Äste  und  Stengel  sind  schwach.  Die  kleinen,  ovalen, 
grobgezähnten  Blätter  sind  gegenständig  oder  zu  dreien  quirlständig 
und  graugrün.  Die  scharlachroten  Blüten  erscheinen  im  Juni- Juli 
sehr  zahlreich,   sind  langgestielt  und   verkehrt  krugförmig. 

Milraria  coccinea  ist  eine  schöne  Kalthauspflanze,  die  Lieb- 
habern schön  blühender  Ealthauspflanzen  gefallen  wird.  Man  ver- 
mehrt den  Mützenstrauch  durch  Stecklinge,  die  man  in  einem  halb- 
warmen Beete  zur  Bewurzelung  bringt.  Um  die  kleinen  Stecklinge 
rasch  vorwärts  zu  bekommen,  bringe  man  sie,  wenn  irgend  möglich, 
noch  einmal  auf  einen  lauwarmen  Mistbeetkasten,  halte  die  Fenster 
in  der  ersten  Zeit  geschlossen  und  lüfte  nach  einiger  Zeit,  je  nach- 
dem die  Stecklinge  wachsen,  mehr  und  mehr.  Später  entfernt 
man  die  Fenster  ganz.  Um  recht  schöne,  buschige  Pflanzen 
zu  bekommen,  stutze  man  die  Stecklinge,  wenn  sie  ungefähr  eine 
Höhe  von  6  —  8  cm  erreicht 
haben,und  noch  einmal  später, 
etwa  beim  zweiten  Ver- 
pflanzen. Da  Mitraria  coc- 
cineaien  Sommer  überüppig 
wächst  und  mit  dem  Ver- 
pflanzen so  früh  aufgehört 
werden  muß,  daß  die  Pflan- 
zen bis  zum  Einräumen  ge- 
nügend durchgewurzelt  sind, 
so  gebe  man  später  wöchent- 
lich einen  leichten  Dungguß. 
Den  Sommer  über  lieben 
die  Pflanzen  einen  nicht  zu 
sonnigen  Standort  im  Freien. 
O.  B. 


Zweijährige  Musa  Ensete  in  der  Stadtgärtnerei  zu  Mainz 

Vom  Verfasser  für  die  „Garlenwelt"  photogr.  aufgenommen. 


Gemüsebau. 

Der  „Neger-  oder 
Zulukartoffel"  widmet  Herr 
W.  Balke,  Kloxin  in  Pom- 
mern in  No.  28  der  Garten- 
welt einige  Worte.  Bereits 
im  I.  Jahrgang  dieser  Zeit- 
schrift (Seite  102)  beschrieb 
ich  diese  Sorte  in  einer  Notiz 
unter  dem  Titel:  „Die  Neger- 
kartoffel und  die  bunt- 
blättrige Kartoffel".  Der 
lieschmack  der  damals  in 
Donaueschingen  von  mir  ge- 
prüften Knollen  wai-  gut 
zu  nennen;  Herr  Balke  fin- 
det die  Sorte  als  Pell-  oder 
Salzkartoffel  nicht  so  gut. 
Viele  Esser  mögen  sich  da 
auch  an  der  ungewohnten 
Farbe  stoßen,  ähnlich  wie 
es  mit  dem  Wirsing  „Er- 
furter roter  Delicafess^''  der 
Fall  ist,  über  welchen  Herr 
Beuß,  Schwetzingen  in  dem 
voraufgehenden  Artikel  der- 
selben No.  28   der  Garten- 


IX,  34 


Die  Gartenwelt. 


weit  berichtet.  Die  Ver- 
wendung der  Negerliartoffel 
für  Salat  allein,  zur  Gar- 
nierung von  Kartoffelsalat 
und  des  namentlich  in  der 
Wiener  Gegend  sehr  be- 
liebten „gemischten  Salates" 
habe  ich  übrigens  vor  einiger 
Zeit  bereits  in  einer  Tages- 
zeitung gelesen ;  es  scheint, 
daß  dadurch  die  Negerkar- 
tüffel  mehr  in  Kultur  ge- 
langen wird.  Ich  erhielt  vor 
einiger  Zeit  eiue  Kartoffel- 
knolie  der  Sorte  „Blaiie 
Kipfkr'-\  die  in  Form  etc. 
der  mir  schon  langst  be- 
kannten Negerkartotfel  sehr 
ähnelt  und  jedenfalls  letztere 
sein  dürfte;  nach  ausge- 
wachsenen Knollen  wird  man 
sicherer  urteilen  können.  — 
Die  vorhin  erwähnte 
„buntblättrige"  Kartoffel 
scheint  noch  seltener  in  Kul- 
tur zu  sein  als  die  Neger- 
kartoffel. Das  Laub  ist  aber 
so  schön  weißbuntgezeichnet, 
daß  die  Pflanze  ganz  gut 
zur  Dekoration  auf  dem 
Rasen  verwendet  werdun 
kann.  Diese  Sorte  wird  von 
W.  Neumann  (Inh.  Carl 
Wilhelm  Neumann)  in  Leu- 
tersdorfO.-L., Sachsen,  unter 
dem  mir  schon  früher  be- 
kannten 'S&men  ,,Harlequin" 
angeboten,  und  zwar  das  Kilo 
zum  Preise  von  1  Mark, 
worauf  ich  Interessenten  auf- 
merksam  mache. 

Breitschwerdt. 
Mödling  bei  Wien. 


Junge  Musa  arnoldiana.     Or 


Landschaftsgärtnerei. 

TepiMchbeet  vor  dem  Kaiser  Franz  Josef- Theater 
in  Berndorf. 

Entworfen  und  ausgeführt  von  Paul  Latzel,  Leiter  der  Ärtur  Krupp- 
schen Garten-Verwaltung  in  Berndorf. 


[Hü 


Abbildungen.) 


ilngeregt  durch  die  Darstellung  der  geschmackvollen  Teppich- 
beete des  Palmengartens  in  Frankfurt  a.  M.  in  No.  23  der  Garten- 
welt vom  14.  Mai  1904  möchte  ich  den  Lesei-n  das  Teppichbeet  vor 
dem  Kaiser  Franz  Josef -Theater  in  Berndorf  Seite  402  im  Bilde 
vor  Augen  führen  und  einige  erläuternde  Worte  anfügen. 

Den  Anlaß  zu  dieser  Ausführung  gab  die  feierliche  Wieder- 
eröffnungs -Vorstellung  des  hiesigen  Stadt -Theaters,  das  bekanntlich 
am  26.  Dezember  1903  von  einem  Brande  zerstört  wurde. 

Aus  der  Bepflanzungsangabe  ersieht  man,  daß  die  Pflanzen 
nach  den  österreichischen  Farben  ausgewählt  wurden. 

Der  Adler  war  schwarz-rot  auf  gelbem  Untergrund,  der  den 
Adler  umgebende  Teil  rot,  gleichsam  den  Purpur-Mantel  darstellend, 
die  Kaiserkrone  mit  Echeverien  usw.  bepflanzt,  die  Konturen  des 
Adlers  waren  von  Sedwn  carneum  gebildet. 


Das    Teppichbeet     lag 
schräg  und  wurde   an  allen 

hervortretenden  Stellen 
reliefartig  ausgearbeitet. 

Leider  läßt  die  photo- 
graphische Aufnahme  die 
markantesten  Stellen  nur  un- 
deutlich erkennen. 
Hans  Heitmar,  Obergehilfe, 
Berndorf. 


Neue  Pflanzen. 

Duiikellaiil)iji;e 
chinesische  Primeln. 

Die  Firma  Friedrich 
Römer  in  Quedlinburg 
beschäftigt  sich  seit  einigen 
Jahren  mit  der  Züchtung 
und  Verbesserung  groß- 
blumiger einfachblühender 
dunkellaubiger  chine- 
sischer Primeln.  Aller- 
dings gab  es  bereits  früher 
dunkellaubige  Sorten ;  sie 
sind  mir  wenigstens  schon 
vor  Jahren  begegnet,  waren 
aber  schlecht  im  AVuohs  und 
kleinblumig.  Die  ersten  bes- 
seren Züchtungen  dieser  Art 
waren  wohl  die  von  Hille- 
brandt  in  Pallanza  vor 
etwa  fünfzehn  Jahren  ein- 
geführten, die  einen  kräftigen 
Wuchs,  aber  immer  noch 
kleine  Blüten  zeigten,  auch 
ließ  die  Zahl  der  Blüten- 
stiele sehr  zu  wünschen  übrig. 
Die  neuen  dunkellaubigen 
Römerschen  Züchtungen  be- 
deuten einen  wesentlichen 
Schritt  vorwärts  in  der  Verbesserung  der  dunkellaubigen  Sorten.  Das 
dunkle,  auf  der  Unterseite  sehr  intensive  Rot  der  Blätter,  macht  diese 
Primeln  namentlich  in  hellblühenden  Sorten  sehr  interessant.  Die 
erste  dieser  Züchtungen  wurde  von  1901  zu  1902  als  Primula 
chinensis  fimbriata  superba  alba  eingeführt.  Die  Blumen  dieser 
Sorte  behalten  im  Verblühen  das  reine  Weiß,  gehen  also  nicht  wie 
die  Blüten  der  alten  Sorten  alba  und  alba  magnifica  beim  Ver- 
blühen in  Rosa  über.  Ein  Jahr  später  wurde  von  Römer  P.  chin. 
superba  ,^Brillant'-^  eingeführt  und  nach  einem  weiteren  Jahre  (1903 
zu  1904)  P.  chin.  fimb.  superba  lutea,  welcher  im  Herbst  dieses 
Jahres  eine  zart  rosa  blühende  Sorte  unter  dem  Namen  P.  chin. 
fimbr.  delicata  folgen  soll.  Die  mir  von  Herrn  Römer  übersandten 
Blüten  dieser  Züchtungen  hatten  meinen  vollen  BeifaU.  Trotz  der 
vorgeschrittenen  Jahreszeit,  die  Blüten  trafen  in  den  letzten 
Apriltagen  ein,  betrug  der  Durchmesser  jeder  einzelnen  Blume  noch 
vier  Zentimeter;  er  dürfte  zu  Beginn  der  Blüte  noch  etwas 
größer  sein,  wenn  die  Pflanze  ihre  besten  Kräfte  noch  nicht  für  die 
Samenreife  aufzuwenden  hat. 

Trotzdem  seit  einigen  Jahren  die  chinesischen  Primeln  stark 
ins  Hintertreffen  geraten  sind,  da  sie  nicht  nur  in  den  einfachen 
sondern  auch  in  den  gefüllt  blühenden  Sorten,  namentlich  für  Binder, 
die  mit  anspruchsvollen  Käufern  rechnen ,  fast  joden  Wert 
verloren  haben,  sind  sie  doch  nach  wie  vor  die  dankbarsten 
W  i  n  t  e  r  b  1  ü  h  e  r  für  den  Zimmergarten  und  speziell  für  die 
Doppelfenster.     Als   winterblühende    Zimmerpflanzen   rangieren   sie 


„Gartenwelt". 


Die  Gartenwelt. 


IX,    34 


weit  über  dem  Alpenveilchen, 
da  letzteres  im  Zimmer 
heikler,  viel  frostempfind- 
licher und  infolge  seines 
flaohkugeligen  Baues  zur 
Aufstellung  zwischen  Doppel- 
fenster und  auf  den  Fenster- 
brettern nur  in  ganz  schwa- 
chen Exemplaren  geeignet 
ist.  Unter  allen  winter- 
blühenden Pflanzen  sind  die 
chinesischen  Primeln  die  ge- 
eignetsten für  die  Doppel- 
fenster. Gelinder  Frost  kann 
ihnen  nichts  anhaben,  wenn 
man  die  Vorsicht  gebraucht, 
sie  in  gefrorenem  Zustande 
nicht  dem  Sonnenlichte  aus- 
zusetzen, sondern  in  einem 
kühlen  Raum  während  vierundzwanzig 
zu  lassen.  M.  H. 

Obstbau . 

Obstbau  lind  Obstverwertiing  in  Nordamerika. 

Uie  ungeahnten  und 
staunenswerten  Erfolge  des 
amerikanischen  Obstbaues 
und     der     damit 


Stunden    lang.sam 


bundenen  hochentwickelten 
Obstverwertung  und  der  im- 
mense Export  mit  den  eigen- 
artigsten und  zweckmäßigsten 

Verpackungsmaterialien 
liaben    die  Augen  der  Obst- 
bau treibenden  Kreise  Euro- 
pas   auf    sich    gezogen   und 
alle  Schriften,  die  uns  über 
die  Art  und  Weise  des  nord- 
amerikanischen     Obstbaues 
unterrichten,     werden    hier 
mit  Interesse  verfolgt.    Eine 
Schrift,    die    das   ganz    be- 
sondere     Augenmerk      der 
deutschen   Obstbau   treiben- 
den Kreise  verdient,  ist  eine 
Broschüre  von  D.  Sandmann 
(vgl.  die  Fußnote  der  folgen^- 
neu  r-inw).  ixinnu  Verfasser  in  einem  Zeitraum  von  vier  Monaten  die 
gesamten  für  den  Obstbau  in  Frage  kommenden  Nordamerikanischen 
Staaten  bereist,  die  bedeutendsten  Obstfarmen    besucht    und   wie  die 
Schrift  ergibt,  alle  für   den  Obstbau  in  Frage    kommenden    und    wie 
bekannt    mustergiltigen    Anlagen    in    den    Vereinigten    Staaten    mit 
offenen  Augen  studiert  hat.     Herr  Sandmann    ist  nicht  Gärtner  von 
Beruf ,      sondern      Besitzer 
einer  Kognakbrennerei   imd 
Sektkellerei 

schließt  dies  aber  nicht  aus, 
daß    er    allen    Maßnahmen 


Teppichbeet  vor  dem  Kaiser  Franz  Josef- 
Theater  in  Brunn. 

Originalzeichnungen  für  die  „Gartenweit". 

Bepflanzung:    1.  Älternanthcra  paronychioides ;    2.  Athi-iKmllir 

Van  Houltei;  5.  Arenaria  caespitosa;    6.    Iresine    Wallisir.    7. 
10.  Agcratum  „Ste  Perfeelion'-'' \  11.  Begonia  sriiijM'i-/l<i 


Entworfen  und  ausgeführt  von  PaulLatzel, 
Leiter   der   Arthur   Kruppschen    Garten- 
verwaltung in  Berndorf. 
"    spectabilis    aurea;    3.  AUernanthera  atroptcrpurea;     4.   AltemaiUhera 
\i)liiinnria  tomeniosa;   8.   Sedum  carnenm;  9.  Echevcria  secunda  glauca; 
ruf!  j^Erfordia".    Einfassung  des  ganzen  Beetes  Sedum  cameum. 


XI.  34 


Die  Gartenwelt. 


403 


eines  rationellen  Obstbaues  ein  Veretandnis  entgegenbringt,  um  das 
ihn  mancher  Fachkollege  beneiden  könnte.  Herr  Sandmann  schildert 
uns  zunächst  in  seinem  Buche")  den  amerikanischen  Farmer,  der  häufig 
ausscliließlioh  Obstzüchter  ist.  Diese  Farmer  und  Obstzüchter  sind 
in  den  meisten  Fällen  von  Hause  aus  weder  Landwirte  noch  Gärtner; 
sie  haben  früher  den  verschiedensten  Beruf.sarten  angehört.  Der 
Amerikaner  wird  im  geschäftlichen  Leben  von  dem  Streben,  Geld  und 
zwar  möglichst  viel  Geld  zu  verdien-sn,  beherrscht.  Auch  an  ihm 
bewährt  sich  das  Sprichwort,  daß  der  Appetit  mit  dem  Essen  kommt, 
dfenn  wenn  er  recht  viel  verdient  hat,  will  er  immernoch  mehr  ver- 
dienen. Aber  das  intensive  Erwerbsleben  der  Amerikaner  reibt  die 
Gesundheit  vorzeitig  auf;  die  Leute  weixien  nervös,  ziehen  sich  dann 
von  den  gewohnten  Berufsgeschäften  zurück  und  da  sie  als  Rentner 
keine  gleichartige  Gesellschaft  in  ihrer  Heimat  finden,  so  wenden  sie 
sich  der  Landwirtschaft  und  dem  Obstbau  zu,  sind  als  Obstzüchter 
dann'  nach  wie  vor  Kaufleute  und  zwar  sehr  geriebene.  Als  solche 
halben  sie  den  Wert  der  Handelsmarken  erkannt  und  sie  senden 
keine  Früchte  aus,  welche  nicht  die  eigene  Handel&nuarke  oder  die 
der  Genossenschaft  tragt,  welcher  sie  angehören.  Viele  dieser  Marken 
haben  sich  ganz  bestimmte  Märkte  erobert.  Ein  großer  Vorteil, 
welchen  der  amerikanische  Obstzüchter  vor  seinen  deutschen  Kollegen 
voraus  hat,  sind  die  besseren  pekuniären  Verhältnisse,  in  welchen  er 
aus  oben  angegebenen  Gründen  lebt.  Diese  Verhältnisse  gestatten 
ihm  alle  Aufwendungen  für  seine  Pflanzungen  zu  machen  und  das 
tut  er  auch,  wenn  er  einen  Nutzen  voraussieht.  Alle  Obstzüchter, 
welche  Herr  Saudmann  befragte,  waren,  von  einer  Ausnahme  abge- 
sehen, mit  den  pekuniären  Ergebnissen  ihrer  Pflanzungen  zufrieden. 
KlimaundBodenbeschaftenheitsind  natürlich  in  den  verschiedenen 
Teilen  Nordamerikas  grundverschieden,  der  Übergang  vom  Winter 
zum  Sommer  vollzieht  sich  in  kürzerer  Zeit  als  bei  uns  und  die 
hierdurch  beim  Wechsel  der  Jahreszeiten  entstehenden  großen 
Temperaturunterschiede  sind  selbstverständUoh  nicht  besonders  günstig 
für  den  Obstbau,  der  sich  aber  scheinbar  den  Verhältnissen  gut  an- 
gepaßt hat.  In  anderen  Gegenden,  speziell  im  Westen,  ist  das  Klima 
gleichmäßiger,  die  Wmteifröste  sipd  weniger  streng  und  der  Obstbau 
ist  dort  am  bedeutendsten.  Der  Süden  in  der  Linie  vom  40.  Breiten- 
grade im  Westen  bis  zum  35.  Grade  im  Osten  zeigt  nur  ausnahms- 
weise Winterfröste  und  ist  infolgedessen  sogar  für  die  Kultur  sub- 
tropischer Früchte  geeignet.  Während  der  Osten  genügend  Eegen- 
fall  hat,  leidet  das  westliche  und  südliche  Nordamerikfi  unter  Regen- 
mangel. Diesem  Mangel  ist  durch  künstliche  Bewässerungsanlagen 
abgeholfen  worden,  welche  es  ermöglichten,  gewaltige  Länderstrecken, 
die  noch  vor  25  Jahren  brach  lagen,  in  blühende  Obstgärten  um- 
zuwandeln. 

Was  die  Bodenverhältnisse  anbetrifft,  so  sind  diese  sehr  ver- 
schieden. Man  findet  die  Pflanzungen  auf  armem  leichtem  Sand- 
boden, auf  lehmigem  Sandboden,  in  Kalk-  und  Diluvialboden  mit 
reichen  Humusschichten  usw.  Im  Westen,  besonders  in  Oregon  und 
Kalifornien,  gibt  es  weite  Strecken  jungfräulichen  Bodens  mit  so 
reichem  Nährstoffgehalt,  daß  er  vorläufig  noch,  systematische  Be- 
wässerung vorausgesetzt,  ohne  jede  Düngung  reiche  Erträge  gibt.  Im 
übrigen  legt  aber  auch  der  amerikanische  Obstzüchter  auf  reiche  und 
sachgemäße  Düngung  großen  AVert.  Als  bezeichnendes  Beispiel  dafür, 
daß  auch  der  ärmste  Boden  bei  richtiger  Düngung  und  Bewässerung 
der  Obstkultur  erfolgreich  dienstbar  gemacht  werden  kann,  führt  der 
Verfasser  die  Strecke  an  der  Illinois-Zentral-Eisenbahn  im  Staate 
Mississippi  und  Louisiana  an.  Es  werden  dort  auf  armem  Sandboden, 
wie  er  schlechter  in  Deutschland  nicht  zu  finden  ist,  Erdbeeren, 
Pfirsiche  und  Gemü.se  angebaut,  die  erstaunliche  Erträge  liefern. 
Diese  Ländereien  waren  ursprünglich  mit  Nadelholz  bestanden,  das 
nur  schwer  fortkam.  Sie  sind  jetzt  durch  reiche  Düngung  und 
künstliche  Bewässerung  für  die  genannten  Kulturen  nutzbar  gemacht 
worden.  Nebenbei  führt  Verfasser  an,  daß  der  Acker  Land,  das 
sind  4046  qm,  dort  mit  10  bis  25  Dollar,  je  nach  seiner  Lage  in  der 


*)  Obstbau  und  Obstverwertung  in  Nordamerika  nebst  Vor- 
schlägen zum  Ausbau  dieser  Erwerbszweige  in  Deutschland.  Bericht 
an  das  Kgl.  Preußische  Ministerium  für  Handel  und  Gewerbe  von 
D.  Sandmann,  Berlin.     Druck  von  H.  S.  Hermann,  Berlin. 


Nähe  der  Bahnstation  bezahlt  wird.  Ein  solcher  Äcker  Land  soll 
Erträge  von  100  bis  300  Dollar  pro  Jahr  geben,  also  Erträge,  die 
unter  Umständen  den  Kaufpreis  des  Grundstücks  in  einem  Jahre  um 
das  dreißigfaohe  übertreffen.  Ich  glaube,  daß  diese  geringen  Boden- 
preise in  erster  Linie  den  großen  Aufschwung  und  die  Konkurrenz- 
fähigkeit des  amerikanischen  Obstbaues  auf  dem  Weltmarkte  bedingt 
haben.  Sie  wiegen  zehnfach  die  gewaltigen  Lasten  auf,  welche- der 
Export  nach  Europa  mit  allem  was  drum  und  dran  hängt,  mit  sich 
bringt.  Die  4000  qm,  die  man  in  den  Vereinigten  Staaten  in  der 
Nähe  einer  Bahnstation  mit  10  bis  25  Dollar  bezahlt,  dürfte  man  in 
Deutschland  an  der  Bahn  wohl  nirgends  unter  2000  Mark  auftreiben 
können. 

Von  besonderem  Interesse,  ist  das  Kapitel  über  künstliche  Be- 
wässerung der  Plantagen.  Die  ersten  Versuche  dieser  Art  wurden 
vor  fünfzig  Jahren  in  Annaheim  in  Kalifornien  von  Deutsch- 
amerikanern gemacht.  Sie  lieferten  günstige  Erfolge,  fanden  aber 
zunächst  keine  Nachahmung.  Die  Bewässerungsanlagen  der  Obst- 
plantagen sind  neuen  Datums.  Man  zieht  dafür  höher  gelegene  Fluß- 
läufe, Bäche  und  Seen  heran.  Wo  aber  solche  Wasserspender  nicht 
vorhanden  sind,  wird  das  Wasser  durch  Brunnen  aus  der  Tiefe  ge- 
holt, oft  aus  einer  solchen  von  500  Fuß.  Das  kalte  gehobene 
Wasser  wird  zunächst  erst  in  Bassins  gepumpt  oder  in  Gräben  ge- 
leitet; trotzdem  das  Pumpen  die  kostspieligste  Bewässerungsart  ist, 
erscheinen  die  aufgewendeten  Kosten  gering  im  Vergleich  zum  er- 
zielten Erfolg.  Verfasser  führt  an,  daß  u.  a.  in  Santa  Clara  County 
in  Californien  in  einer  Plantage  das  Wasser  mittels  Pumpe  und 
Gasolinlokomobile  aus  70  Fuß  Tiefe  geholt  wird.  Diese  Wasser- 
anlage fördert  innerhalb  zehn  Stunden  360000  Gallonen,  gleich 
1520  cbm  Wasser,  wofür  sich  die  Kosten  inklusive  Verzinsung  und 
Abschreibung  auf  12  Mk.  60  Pfg.  stellen.  Mit  diesem  Wa.sser- 
quantum  werden  5  Acker,  etwa  8  Morgen,  auf  &'j„  cm  Höhe  be- 
wässert, demnach  kostet  die  Bewässerung  eines  preußischen  Morgens 
1  Mk.  58  Pfg.  Ja,  in  der  Nähe  von  Colusa,  nicht  weit  von  Sacra- 
mento,  befindet  sich  eine  1100  Acker  (440  ha)  umfassende  Plantage, 
die  bei  geringerer  Tieflage  des  Wassers  für  die  Hälfte  der  oben- 
genannten Kosten  bewässert  wird. 

Selbstverständlich  genießt  der  Obstbau  in  den  Vereinigten 
Staaten  weitgehende  Förderung  durch  den  Staat.  Große  Bewässe- 
rungskanäle und  Wasserreservoirbauten  sind  durch  die  Staats- 
regienmgen  und  auf  Staatskosten  mit  einem  Aufwand  von  vielen 
Millionen  Dollars  ausgeführt  worden.  In  neuerer  Zeit  sind  u.  a. 
vom  Staate  Colorado  über  2'/,  Millionen  Dollars  für  den  Bau  des 
Gunnisson-Tunnels  bewilligt  worden,  der  vielen  Tausend  Acker  Landes 
zur  Bewässerang  dienen  wird.  Sehr  segensreich  wirken  die  in  den 
Einzelstaaten  befindlichen,  aus  Staatsmitteln  unterhaltenen  land- 
wirtschaftlichen Versuchs-Stationen,  welche  auch  die  Wanderredner 
zu  den  Vorträgen  in  den  Farmer-Vereinigungen  stellen.  Vom  Acker- 
bauministerium werden  ferner  Druckschriften  herausgegeben,  welche 
die  Farmer  über  die  neuesten  Erfahrongen  und  Fortschritte  unter- 
richten und  sie  vor  kostspieligen  Versuchen  schützen. 

Nicht  recht  verständlich  ist  mir  das,  was  der  Herr  Verfasser 
über  die  Bepflanzung  und  Behandlung  der  Obsttarmen  sagt,  doch  muß 
man  inbetracht  ziehen,  daß  er  Laie  ist.  Ohne  Baumformen  anzu- 
führen hebt  er  hervor,  daß  der  amerikanische  Obstzüehter  seine 
Bäume  m  sehr  große  Abstände  pflanzt,  Äpfel  z.  B.  auf  10  bis 
13  Meter  Entfernung.  Dieser  Abstand  ermöglicht  die  bequeme 
Bodenbearbeitung  mit  bespanntem  Pfluge  und  ist  für  amerikanische 
Verhältnisse,  wo  gewiß,  wenigstens  auf  dem  platten  Lande,  der  bei 
uns  in  schönster  Blüte  stehende  Bodenwucher  noch  nicht  einge- 
rissen ist,  erklärlich.  Der  Verfasser  schreibt  ferner,  daß  bei  Neu- 
pflanzungen zunächst  erst  ein  Teil  des  Geländes  bepflanzt  wird.  Der 
verbleibende  Teil  wird  dann  erst  nach  Jahren  mit  „Triebreisern  der 
ertragreichsten  Bäume  des  eigenen  in  Ertrag  stehenden  Torrains  besetzt": 
Der  Ertrag  soll  gewöhnlich  nach  3  bis  5  Jahren  beginnen  und  nach  7  bis 
10  Jahren  auf  der  Höhe  sein.  Hieraus  ergibt  sich  dreierlei:  Erstens, 
daß  der  amerikanische  Obstzüchter  rationelle  Zuchtwahl  treibt  und 
das  Vermehrungsmaterial  ausschließlich  von  Bäumen  entnimmt,  die 
sich  als  ertragreich  bewährt  haben.  So  etwas  kennt  man  bei  uns 
bis   jetzt   leider   kaum.    Die  Mehrzahl   unserer  Baumschulen'  besitzt 


404 


Die  Gartenwelt. 


IX,  34 


überhaupt  keine  im  Ertrag  stellenden  Obstmutterbäunie.  Von  ein-, 
zwei-  oder  dreijährigen  Veredlungen  werden  in  der  Regel  wieder 
Edelreiser  geschnitten  und  wo  es  sich  um  die  Vermehrung  neuer 
Sorten  handelt,  geht  es  noch  toller  zu.  Zweitens  scheint  man  in  den 
amerikanischen  Obstfarmen  die  bei  uns  für  Stein-  und  Kernobst  völlig 
unbekannte  Vermehrung  durch  Stecklinge  zu  handhaben. 
Herr  Sandmann  erwähnt  ferner,  daß  der  amerikanische  Obstzüchter 
besonderen  Wert  darauf  lege,  daß  die  Bäume  nicht  so  sehr  in  die 
Höhe  gehen,  was  ein  sorgfältiges  und  bequemes  Abernten  ermöglicht. 
Dies  scheint  durch  wurzelechte  Pflanzen  ebensogut  erreicht 
zu  werden,  wie  man  es  hier  durch  Veredlung  auf  Zwergunterlagen 
erreicht.  Drittens  scheint  aber  der  Abstand  von  10  bis  13  Meter 
bei  aus  Stecklingen  gezogenen  Bäumen  ein  so  enormer  zu  sein,  daß 
er  geradezu  auf  Raumversch Wendung  hinausläuft.  Es  besteht  kein 
Zweifel  darüber,  daß  Herr  Sandmann  tatsächlich  Stecklingsvermehrung 
im  Auge  hat,  denn  er  schreibt  wörtlich:  „Von  den  besonders  er- 
tragreichen Bäumen  werden  Triebe  zu  Stecklingen  geschnitten  und 
für  die  Pflanzung  präpariert.  Auf  diese  Weise  zieht  man  Bäume, 
die  auf  diesem  speziellen  Boden  und  unter  diesen  klimatischen  Ver- 
hältnissen sich  kräftig  entwickeln  und  besonders  große  Erträge 
liefern."  In  den  ersten  Jahren  wird  der  Raum  zwischen  den  Bäumen 
durch  Unterkultur,  vorzugsweise  durch  Anbau  von  Bohnen  aus- 
genutzt. Die  in  den  großen  Plantagen  hauptsächlich  angebauten 
Obstarten  sind  folgende:  Äpfel,  Pflaumen,  Pfirsiche,  Birnen,  Apri- 
kosen, Kirschen,  Feigen,  Orangen.  Erdbeeren,  Brombeeren,  sonstige 
Beerenfrüchte  und  Weintrauben.  Über  alle  diese  macht  der  Ver- 
fasser eingehende  Angaben,  besonders  gründlich  und  mit  Sachkennt- 
nis spricht  er  aber  über  die  verschiedenen  Arten  der  Verwertung  des 
Obstes  in  Amerika,  über  seine  Versendung  und  Aufbewahrung  im 
frischen  Zustande,  die  Obstkonservierung  durch  Trocknen,  durch 
Einkochen  und  das  Einlegen  in  Büchsen,  sowie  die  Bereitung  von 
Likören,  Fruchtsäften  und  Weinen.  Ein  besonderes  Kapitel  ist  auch 
dem  amerikanischen  Kaufmann,  Fabrikanten  und  Arbeiter  gewidmet. 
Über  den  Umfang  der  verschiedenen  Produktionen  wird  verschiedent- 
lich ziffermäßig  berichtet.  Wir  entnehmen  der  Broschüre  noch 
folgende  Zahlen  über  den  Obstexport  der  Vereinigten  Staaten  in  den 
letzten  drei  Jahren : 

Oesamtexport  1901 :     8279213      nach  Deutschland  1901:  1 110306  $ 
1902:15253349         „  „  1902:2858243,, 

1903:19839107         „  „  1903:3322100,, 

Ich  empfehle  das  eingehende  Studium  dieser  Schrift  allen 
denen,  die  sich  nicht  mit  Formobstschneiderei,  sondern  mit  rationeller 
Obstkultur  beschäftigen,  auf  das  angelegentlichste.  Daß  der  Ver- 
fasser nicht  Berufsgärtner,  sondern  Kaufmann  ist,  gereicht  seineu  Aus- 
führungen nicht  zum  Nachteil,  denn  als  solcher  versteht  er  zu 
rechnen,  die  kaufmännische  Seite  hat  er  in  den  Vordergmnd  gestellt 
und  diejenigen,  die  die  Praxis  beherrschen,  werden  aus  seiner 
Broschüre  lernen  können,  wie  die  Sache  gehandhabt  werden  muß, 
um  Gewinn  abzuwerfen.  Wer  aber  kein  tüchtiger  Praktiker  ist, 
der  lasse  die  Finger  von  der  Obstkultur,  damit  die  Obstkrüppel,  die 
jetzt  noch  weite  Strecken  im  Reiche  bedecken,  mehr  und  mehr  ver- 
schwinden, um  sachgemäßen  Pflanzungen  Platz  zu  machen.  Nicht 
an  Obstbäumen  besteht  Mangel,  sondern  an  sachgemäßen  Pflanzungen. 

Max  Hesdörffer, 


Hu 


Mannigfaltiges. 
Schiller  und  die  Garteukunst. 


Lundert  Jahre  sind  es  her,  daß  Schiller  auf  dem  Höhepunkte 
seines  dichterischen  Schaffens  vom  Tode  ereilt  wurde. 

Es  wurde  seiner  in  vieler  und  mannigfacher  AVeise  gedacht. 
Das  deutsche  Volk  hat  ja  allen  Anlaß  dazu.  Statuen  wurden  ent- 
hüllt als  ein  Zeichen  unsrer  denkmalswütigen  Zeit,  Schiller-Eichen, 
-Linden,  -Haine  und  andere  greifbare  Erinnerungszeichen  wurden 
errichtet.  Umzüge,  Festmahle  und  unzählige  schöne  Reden  sollten 
von    der  Bedeutung    und  AVertschätzung   Schillers  Zeugnis    ablegen. 

Besser  aber  als  das  ist:  Seine  Werke  lesen  und  den  Schatz 
seuier  Gedanken  für  sich  verwerten. 


Diese  Aufforderung  ist  durchaus  nicht  überflüssig!  Es  gibt 
zwar  niemand  gern  zu,  dies  oder  jenes  nicht  zu  kennen,  zumal  wenn  es 
von  Schiller  ist  —  jedoch  die  meisten  zehren  von  den  Erinnerungen 
der  Schulzeit  und  wollen  mitunter  durch  ein  paar  landläufige  Zitate 
beweisen,  wie  sehr  sie  Schiller  kennen.  Ja,  manche  fangen  zum 
Entsetzen  der  Zuhörer  an,   gar  „die  Glocke"   zu  rezitieren.  .  . 

Es  ist  ohne  weiteres  zu  entschuldigen,  daß  man  „seinen" 
Schiller  nicht  so  kennt,  wie  ein  Dozent  der  Literaturgeschichte  oder 
wie  sonst  einer,  dem  es  an  Zeit  nicht  mangelt,  sich  mit  Literatur 
ausgiebig  zu  beschäftigen.  In  unserer  Zeit  ist  von  Leuten,  die  einen 
Beruf  haben,  der  sie  den  größten  Teil  des  Tages  beschäftigt,  nicht 
allzuviel  Literaturkenntnis  zu  erwarten. 

Bei  der  Fülle  der  auf  den  Büchermarkt  geworfenen  Werke  ist 
man  nicht  gut  imstande  auf  dem  Laufenden  zu  bleiben  und  ist  oft 
froh,  wenigstens  seine  Fachzeitschriften  lesen  zu  können.  Schon 
2890  Jahre  vor  unserer  Zeitrechnung  sagte  der  weise  Salomo ;  „denn 
viel  Büchermachens  ist  kein  Ende."  (Pred.  12,  Vers  12.)  Wieviel 
tausendmal  mehr  hat  das  heute  seine  Berechtigung!  — 

Es  liegt  auf  der  Hand,  daß  Dichter  von  der  Bedeutung  Schillers, 
bei  den  nahen  Beziehungen  der  Poesie  zur  Kunst  nicht  leicht  an  der 
Gartenkunst,  ohne  ihrer  Erwähnung  getan  zu  haben,  vorbeigehen 
konnten. 

Von  Goethe  werden  wohl  die  meisten  wissen,  daß  er  nicht  nur 
ein  großer  Naturfreund,  insbesondere  Mineraloge  und  Botaniker, 
sondern  auch  —  —  Gartenkünstler  gewesen  ist,  letzteres  freihch  mit 
nach  unseren  Begriffen  nicht  großem  Erfolge,  wie  auch  nicht  anders 
zu  erwarten. 

Aber  daß  Schiller  sich  theoretisch  mit  Gartenkunst  beschäftigt 
hat,  dürfte  weniger  bekannt  sein.  Mit  Kunst  an  sich  beschäftigen 
sich  natürlich  viele  seiner  Schriften,  von  der  Gartenkunst  jedoch 
spricht  er  meines  Wissens  nur  an  zwei  Stellen,  in  den  „zerstreuten 
Betrachtungen  über  verschiedene  ästhetische  Gegenstände"  und  zwar 
bei  dem  Kapitel  „von  der  ästhetischen  Größenschätzung",  und  in  der 
Besprechung  „über  den  Gartenkalender  auf  das  Jahr  1795". 

Der  erstgenannte  Aufsatz  erschien  1793,  der  letztere  dürfte 
1795  erschienen  sein,  also  zu  einer  Zeit,  als  schon  der  englische 
Gartenstil  große  Erfolge  hatte  und  die  erste  bedeutendere  Schrift 
über  Gartenkunst,  nämlich  Masons  wichtiges  Werk  „An  essay  on 
design  in  Gardening",  Versuch  über  die  Anordnung  in  der  Garten- 
kunst, seine  zweite  Auflage  erlebte. 

Klassiker  liest  man  immer  mit  Interesse.  Zu  keiner  Zeit  aber 
dürfte  es  für  den  Landschaftsgärtner  so  interessant  sein,  die  ge- 
nannten SchiUerschen  Aufsätze  zu  lesen,  als  in  der  jetzigen,  wo 
über  Wert  und  Unwert  regelmäßiger  oder  unregelmäßiger  Gärten, 
über  Gartenkunst  im  Speziellen  so  viel  geschrieben  und  gehadert  wird. 

In  seinem  Aufsatze  über  die  ästhetische  Größenschätzung 
spricht  Schiller  unter  anderem  über  die  Regel,  als  „Trösterin  aller 
Schwachen".  Sie  ist  die  Ursache  einer  Tyrannei  in  den  französischen 
Gärten  (und  Tragödien).  Andererseits  tadelt  der  Dichter  die  wilde 
Regellosigkeit  in  dem  Parke  (und  den  Trauerspielen)  der  Engländer. 
Weitergehende  Aufschlüsse  aber  über  Schillers  Ansichten  über  die 
Gartenkunst  finden  wir  in  der  Besprechung  des  Gartenkalenders. 

Zunächst  lobt  er  den  leider  nicht  genannten  Schriftsteller,  der 
es  in  dem  Gartenkalender  verstanden  habe,  vortreffliche  Winke  zu 
geben,  ,,die  von  dem  Kunstfreunde  näher  geprüft  und  von  dem 
Gartenliebhaber  befolgt  zu  werden  verdienen". 

Er  macht  im  weiteren  die  Anschauungen  dieses  Schriftstellers 
zu  den  eigenen  und  läßt  sich  nunmehr  bestimmt  und  klar  über  seme 
Ansichten  in  der  Gartenkunst  aus. 

Was  Schiller  von  der  damaligen  Literatur  hierüber  gekannt 
hat,  dürften  wohl  bloß  die  Hirschfeldischen  Bücher  gewesen  sein. 
Von  ausgeführten  „englischen"  Anlagen  hat  er  sicher  auch  nicht 
viel  gesehen:  befand  sich  ja  der  neue  Stil  in  Deutschland  erst  in 
seinen  Anfängen,  bei  denen  man  den  Engländern  mit  geringem  Ver- 
ständnis nachahmte.  Zu  den  ihm  bekannten  Anlagen  gehören:  Der 
Garten  zu  Schwetzingen,  das  Seifersdorfer  Tal  und  der  Park  zu 
Hohenheim  bei  Stuttgart,  der  als  erster  derartiger  Park  im  südlichen 
Deutschland    geradezu    für    ein    Muster  gehalten    wurde.      Die   Be- 


IX,  34 


Die  Gartenwelt. 


405 


Schreibung  dieses  Parkes  ist  es  auch,  die  einen  großen  Teil  seines 
Aufsatzes  einnimmt. 

Das  Wesentlichste,  das  wir  durch  seine  Abhandlung  erfahren, 
ist  kurz: 

Schiller  läßt  beiden  Gartenformen  Gerechtigkeit  wider- 
fahren und  sagt,  daß  beide  aus  einem  gegründeten  Bedürfnis  ent- 
sprungen sind. 

Ferner  erläutert  er  klar  die  Mängel  und  die  Verkehrt- 
heiten beider  Stile.  So  nennt  er  den  französischen  Stil  einen 
„seltsamen  Irrweg",  weil  er  die  lebende  Vegetation  unter  das  Joch 
mathematischer  Formen  beugt,  der  Baum  seine  höhere  organische 
Natur  verbergen  und  sein  schönes  selbständiges  Leben  für  ein  geist- 
loses Ebenmaß  hingeben  mußte.  —  Der  englische  Stil  verliert  sich 
aber  in  die  „zügellose  Freiheit  des  Poeten''  und  der  Regellosigkeit. 
Der  Park  ist  nun  eine  „Musterkarte",  so  daß  die  Bilder  willkürlich, 
abenteuerlich  und  bunt  wechseln,  ohne  dafür  architektonische 
Übereinstimmung  und  Größe  (wie  in  den  französischen  Gärten) 
zu  haben.  Der  Park  wird  dadurch  kleinlich,  von  aller  schönen 
Einfachheit  entfernt  und  jeder  Regel  entzogen.  — 

Schließlich  aber  findet  er  im  Mittelwege  zwischen  beiden 
das  Richtige,  eine  Anschauung,  die  er  ja  mit  den  besten  Garten- 
künstlern teilt  und  die  bis  heute  geblieben  ist.  — 

Es  hat  aber  auch  etwas  Tröstliches,  daß  selbst  das  Urteil  des 
so  kritischen  Dichters  nicht  ganz  objektiv  und  frei  davon  ist,  was 
anderen  Sterblichen  auch  und  oft  in  stärkerem  Maße  anhaftet:  Es 
erscheint  uns  eine  Sache  wertvoller,  idealer,  ja  selbst  richtiger,  die 
uns  selbst,  aus  oft  rein  persönlichen  Ursachen,  näher  liegt  als  anderen, 
sodaß  unsere  Objektivität  sehr  fraglich  wird.  So  erging  es  auch 
Schiller  mit  dem  Parke  in  Hohenbeim:  Weil  er  für  ihn  eine  ange- 
nehme Erinnerung  an  die  Jugendzeit  bedeutete,  sah  er  ihn  mit 
freundlicheren  Augen  an,  als  es  bei  einer  Kritik  geschehen  durfte. 
So  kommt  es,  daß  Schiller  die  von  ihm  beim  englischen  Parke  ge- 
tadelten Schwächen,  die  Hohenheim  grade  in  ausgesprochenem  Maße 
hatte,  nicht  nur  nicht  anerkannte,  sondern  auch  verteidigte,  während 
Goethe  in  einem  Schreiben  an  Karl  August  von  Weimar  sich  über 
die  Hohenheimer  Anlagen  abfällig  ausspricht  und  findet,  daß  ,,solbst 
im  einzelnen  der  Garten  wenig  Befriedigung  gewähre". 

Das  mindert  aber  keineswegs  den  Wert,  die  Freude  und  den 
Genuß  am  Lesen  —  und  Studieren  dieser  Abhandlungen.  Ist  es 
doch  nur  ein  Zeichen,  daß  an  dieser  Stelle  der  Dichter  in  Schiller 
mächtiger  gewesen  ist,  als  der  Kritiker.  Contra. 


Zeit-  und  Streitfragen. 
Das  Wandern  ist  des  Gärtners  Lust. 


ür 


I  nter  der  obenstehenden  Spitzmarke  bringt  ein  Anonymus  in 
Xo.  30  dieser  geschätzten  Zeitschrift  eine  Betrachtung  über  die  Vor- 
und  Nachteile,  die  den  jungen,  strebenden  Gärtnern  durch  den 
Aufenthalt  im  Auslande  erwachsen. 

Gewiß  treffen  viele  Punkte  seiner  Ausführung  zu,  denn  es  ist 
doch  eine  allbekannte  Tatsache,  daß  es  in  der  Fremde  nicht  so  schön 
ist  wie  zuhause;  viele  Punkte  sind  jedoch  übertrieben. 

Besonders  Österreich  kommt  bei  ihm  sehr  schlecht  weg,  und 
zwar  so  schlecht,  daß  es  fast  den  Anschein  hat,  der  Schreiber  jenes 
Artikels  kenne  Österreich  nur  vom  Hörensagen.*) 

Er  schreibt  wörtUch :  Nach  Österreich  sich  zu  wenden,  ist  auch 
für  einen  jungen  Gärtner  ein  gewagtes  (?)  Spiel.  Scheint  dieses 
Nachbarland  durch  Stammesverwandtschaft  und  Sprache  weit  eher 
mit  uns  verbunden,  so  wird  doch  jeder  Ausländer,  besondere  aber 
der  „Deutsche  Bruder"  mit  einer  idealen  Unkollegialität 
empfangen  imd  behandelt. 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Das  ist  nicht  der  Fall, 
der  betr.  Verfasser  ist  seit  Jahren  in  Österreich  in  leitenden  Stellungen 
tätig,  scheint  aber  dort  entweder  durch  ungünstige  Umstände  be- 
.sonders  trübe  Erfahrungen  gemacht  zu  haben,  oder  mit  allzugroßen 
Erwartungen  in  die  Welt  gezogen  zu  sein. 


Durch  diese  Behauptung  ist  uns  österreichischen  Gärtnern  ein 
schweres  Unrecht  geschehen. 

Ich  bin  auch  in  der  Welt  herumgekommen,  ich  war  als  Öster- 
reicher in  Deutschland,  habe  aber  auch  in  Österreich  mit  Reichs- 
deutschen zusammen  gearbeitet,  aber  von  einer  idealen  Un- 
kollegialität, wie  sie  dieser  Herr  schildert,  ist  mir  nichts  bekannt. 

Im  Gegenteil  wurden  und  werden  noch  die  reichsdeutschen 
Gärtner  in  Österreich  von  Seite  ihrer  Kollegen  mit  einer  gewissen 
Zuvorkommenheit  behandelt,  die  man  als  Österreicher  in  Deutschland 
nicht  genießt. 

Freilich  muß  sich  der  in  Österreich  aufhaltende  reichsdeutsche 
Gärtner  den  Sitten  und  Gebräuchen  seines  Aufenthaltsortes  anpassen, 
und  er  darf  sich  nicht,  wie  es  viele  tun,  aufs  hohe  Pferd  setzen, 
alles  kritisieren  und  belächeln,  über  jede  Einrichtung  seine  Witze 
machen,  denn  da  hört  auch  die  österreichische  Gemütlichkeit  auf  und 
die  von  jenem  Herrn  -n-s.  geschilderte  Intoleranz  tritt  dann  zutage. 
Aber  wer  nicht  weiß,  daß  man  in  einem  fremden  Lande  sozusagen 
nur  als  Gast  weilt,  ist  selber  schuld  daran,  wenn  er  tmbe  Er- 
fahrungen macht. 

Ich  hatte  oft  Gelegenheit  mit  reichsdeutschen  Kollegen  zusammen- 
zukommen, aber  Klagen  über  eine  Intoleranz  der  Gärtner  in  Öster- 
reich habe  ich  nicht  gehört. 

Ferner  ist  in  jenem  Artikel  auch  erwähnt,  daß  nur  wenige 
Handelsgärtner  Platz  für  deutsche  Gehilfen  haben  und  daß  in 
städtischen  Betrieben  deutsche  Gärtner  kaum  Aufnahme  finden. 

Die  österreichischen  Handelsgärtner,  soweit  sie  natürlich  die 
nötige  Inteihgenz  besitzen,  nehmen  sogar  sehr  gerne  deutsche  Gehilfen 
auf,  besonders  in  Topfpflanzenkulturen.  In  Wien  findet  man  in  den 
großen  Handelsgärtnereien  viele  deutsche  Gehilfen. 

Aber  auch  die  Stadtgärtnereien  sind  nicht  so  intolerant,  wie 
sie  der  Schreiber  jenes  Artikels  schildert.  In  Karlsbad  waren  einmal 
mehr  reichsdeutsche  Gehilfen  beschäftigt  als  Österreicher. 

Die  staatlichen  Betriebe  schalte  ich  aus,  denn  sie  haben  soviele 
österreichische  Gärtner  vorgemerkt,  daß  sie  nicht  in  der  Lage  sind, 
alle  aufzunehmen,  und  daß  dei-  Staat  zuerst  seine  eigenen  Leute  be- 
mcksichtigt,  die  ihm  ja  auch  andere  Dienste  leisten  müssen,  ist 
nur  recht  und  bilhg.  Ich  glaube,  daß  auch  in  den  königl.  preuß. 
Hofgärten  kein  Österreicher  ankommt,  es  müßte  denn  Mangel  an 
Gehilfen  sein.  Und  daß  viele  reichsdeutsche  Gärtner  in  Österreich 
hohe  Stellen  einnehmen,  davon  erwähnt  der  betreffende  Herr  nicht?. 

Der  ehemalige  Stadtgartendirektor  von  Wien  war  ein  Reichs- 
deutscher, der  fürstlich  Liechtensteinsche  Gartendirektor  Lauche  ist 
ein  geborener  Reichsdeutscher  etc.  etc. 

Der  geschilderte  klassische  Fall,  über  den  Austausch  von  Gehilfen, 
ist  mir  nicht  näher  bekannt,  doch  dürfte  ich  mich  nicht  irren,  wenn 
ich  behaupte,  daß  der  Schreiber  schlecht  berichtet  worden  ist,  denn 
die  Löhne  in  den  kaiserlichen  Hofgärten  sind  besonders  in  letzter 
Zeit  sehr  gestiegen,  so  daß  es  doch  etwas  gewagt  ist,  von  einem 
miserablen  Gehalte  zu  schreiben.  (Vergl.  Seite  407  unter  Wien.  Red.) 
Es  ist  doch  logisch,  daß  die  österreichische  Hofgartendirektion  die 
aus  dem  Auslande  kommenden  Gärtner  nicht  gleich  zu  Obergärtnern 
machen  konnte. 

Und  daß  der  Gartenbau  in  Österreich  auf  einer  so  niedrigen 
Stufe  stehe,  wie  es  der  Herr  -n-s  geschildert  hat,  ist  auch  nicht  zu- 
treffend. Wohl  haben  wir  in  Österreich  keine  so  großen  Geschäfte, 
keine  Fabriken  gärtnerischer  Produkte,  warum,  das  wissen  wir  öster- 
reichischen Gärtner  sehr  gut,  aber  daß  wir  in  wissenschaftlicher  und 
technischer  Beziehung  unsern  Kollegen  im  deutschen  Reiche  nicht 
nachstehen,  das  haben  wir  oft  genug  bewiesen. 

Es  ist  nicht  alles  Gold  was  glänzt  und  auch  im  deutschen  Reiche 
wird  es  Geschäfte  geben,  auf  die  die  von  dem  betreffenden  Herrn 
geschilderten  Zustände  in  ÖsteiTeich  passen. 

Auch  ich  habe  in  Deutschland  an  einzelnen  Stellen  eine  In- 
toleranz gefunden,  doch  das  waren  Ausnahmen  und  nie  und  nimmer 
werde  ich  sagen  können,  daß  die  deutschen  Kollegen  gegenüber  Aus- 
ländern intolerant  sind. 

Moritz  Womacka,  Landschaftsgärtner,  Saaz. 


406 


Die   Gartenwelt. 


IX,  34 


Aus  den  Vereinen. 

Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  Berlin.   Die 

Fii-ma  J.  Lambert  &  Söhne  in  Trier  hatte  die  Kosten  nicht  ge- 
scheut und  drei  stattliche  getriebene  Eydrangea  Mariesii 
in  drei  Varietäten  lilacina,  grandiflora  und  perfecta  zur  Ver- 
sammlung am  27.  April  eingesandt.  Die  schönste  der  di-ei 
war  H.  Mariesii  lilacina  mit  rosafarbigen  Randblüten,  deren 
blumenblattartige  Kelchblätter  schön  rosafarben  und  zierlich  ge- 
zackt sind;  auch  die  Kelohabschnitte  der  fruchtbaren  Blüten  sind 
bläulichrosa  und  die  Stiele  der  Staubbeutel  blaßrot.  Wie  bei  allen 
Hortensien,  so  sind  auch  bei  E.  Mariesii  die  äußersten  Kelchblätter 
der  Randblüten  autfallend  größer  als  die  anderen.  Das  dem  äußersten 
Kelchblatt  gegenüberstehende  ist  das  kleinste  und  die  beiden  andern 
sind  einander  gleich.  R.  M.  grandiflora  ist  weißlich  mit  schwach 
rosa  Anhauch,  im  Verblühen  ins  Grünliche  übergehend.  Die 
Hortensien  hätten  entschieden  mehr  Würdigung  seitens  der  Preis- 
richter verdient,  die  hanptsäohhch  dadurch  vereitelt  wurde,  daß  die 
Töpfe  vom  Ordner  der  ausgestellten  Gegenstände  recht  un- 
günstig, um  nicht  zu  sagen,  unge.schickt ,  aufgestellt  wurden. 
Hortensien  erfordern  eine  Besichtigung  schräg  von  oben.  Es  hat 
allen  Anschein,  als  ob  die  Hortensien  auf  dem  Wege  sind,  Mode- 
blumen zu  werden,  einerseits  für  Gartenausschmückung  in  den 
gi-oflen  starkwüchsigen  Sorten,  andererseits  als  Topfpflanzen  in 
niedrigen  Sorten,  wie  die  niedliche  ,,Soni'enir  de  Ciaire",  die 
Heinrich  Kohlmannslehner  vorführte. 

Die  Firma  Kroger  &  Schwenke  zeigte  einige  Fuchsien  der 
Sorte  „Adolf  Wcnxel",  meiner  Ansicht  nach  zur  imrechten  Zeit,  da 
die  Pflanzen  jetzt  noch  nicht  ihre  Vorzüge  als  reichblühende  Sorte 
zeigten. 

Diverse  Raritäten  zeigte  Herr  Kohlmannslehner  und  zwar 
einen  gelbgrünen  Asparagtis  Sprengeri,  der  zur  Schnittgrün- 
gewinnung vorteilhaft  sein  dürfte,  aber  aus  Samen  noch  nicht  konstant 
fällt,  daneben  eine  veilchenblau  blühende  Aurikel.  Ferner  brachte 
er  Streptosolen  Jamesonii,  Miers,  eine  interessante  gelborangeblühende 
Scrophulariacee,  die  man  ans  Samen  heranzieht.  Dann  zeigte  Herr 
Otto  Bernstiel-Bornstedt  erneut  eine  von  ihm  gezüchtete,  schön 
dunkelrote  Primula  obeonica,  die  zwar  noch  kleinblumig,  aber  in 
der  Farbe  sehr  wirkungsvoll  und  von  außerordentlicher  Reich- 
bliitigkeit  ist. 

Herr  De  Coene,  in  Firma  Spielberg  &  De  Coene,  Franz. 
Buchholz  bei  Berlin,  zeigte  eine  Anzahl  Schixantlms  ivisetonensis- 
Hybriden,  zwar  nicht  in  musterhaften  Kulturpflanzen  wie  auf  der 
Ausstellung  1904,  sondern  nur  um  die  schönen  Blütenfarbenspiele  zu 
zeigen.  Es  ist  bedauerlich,  daß  die  Schixantlms  trotz  der  häufigen 
Empfehlungen  und  der  großen  Beliebtheit,  deren  sie  sich  beim 
Publikum  ertreuen,  noch  wenig  in  Kultur  sind.  Herr  De  Coene 
kann  der  Nachfrage  kaum  genügen.  Die  Schi~anthus,  die  leicht 
aus  Samen  heranzuziehen  sind,  sind  ein  leichtverkäuflicher  Artikel 
für  Handelsgärtner  mittlerer  Städte  zum  direkten  Absatz  an  die 
Kundschaft.  Die  Pflanzen  mit  ihrem  freudig  grünen  Laub  und  den 
zahllosen,  zwar  kleinen,  aber  reizend  gefärbten  Blumen  machen  einen 
guten  Eindruck. 

Noch  sei  auf  einen  Fehler  aufmerksam  gemacht,  der  stets  er- 
hebliche Störung  der  Versammlungen  zur  Folge  hat,  nämlich,  daß 
die  Preisrichter  ihres  Amtes  während  des  an  den  Versammlungs- 
abenden üblichen  Vortrages  walten.  Außerdem  stört  das  Hemm- 
reichen  von  Bildern  und  anderen  Gegenständen,  da  doch  die  Auf- 
merksamkeit der  Versammlungsteilnehmer  unmöglich  gleichzeitig  nach 
zwei  Richtungen  hin  beansprucht  werden  kann.  Durch  Zwischen- 
logen einer  Pause  ehe  der  Vortrag  gehalten  wird,  könnte  dem  ab- 
geholfen werden.  W.  Tscheuke,  Berlin. 

Bücherschau. 

Praktisches  Tasclienbuch  für  Gartenfreunde.  Ein  Rat- 
geber für  die  Pflege  und  sachgemäße  Bewirtschaftung  des  häuslichen 
Zier-,  Gemüse-  und  Obstgartens.    Von  Mai  Hesdörffer.    Mit  109  Ab- 


bildungen.    Leipzig  1905.     Verlag  von  Richard  Garl  Schmidt  &  Co. 
Preis  Mk.  2,50. 

Es  besteht  gewiß  an  Gartenbüchern  für  den  Liebhaber  kein 
Mangel,  dessen  war  ich  mir  bei  Abfassung  des  vorliegenden  Buches 
wohl  bewußt.  W(;mi  es  trotzdem  nicht  ungeschrieben  blieb,  so  ist 
dies  dem  Umstände  zuzuschreiben,  daß  ich  einerseits  von  Garten- 
freunden immer  und  immer  wieder  zur  Abfassung  eines  solchen 
Buches  gedrängt  wurde  und  arndererseits  auch  zu  der  Überzeugung 
gelangt  bin,  daß  der  Gartenfreund  vielfach  in  den  Fachschriften  nicht 
das  findet,  was  er  sucht.  Mit  Spezialwerken,  die  sich  mit  der  Be- 
handlung eines  engbegrenzten  Gebietes  beschäftigen,  etwa  nur  von 
Sommerblumen,  Gemüse-  oder  Formobstzucht  handeln,  ist  der  Mehr- 
zahl der  Liebhaber  nicht  gedient.  Andererseits  erschöpfen  sich  die 
das  ganze  Gebiet  des  Liebhabergartenbaues  umfassenden  Bücher  oft 
in  endlosen  und  meist  überflüssigen  Pflanzenbeschreibungen  und  in 
Anleitungen,  die  viel  zu  große  Vorkenntnisse  voraussetzen.  Diese 
fehlen  aber  den  meisten  Gartenfreunden,  und  die  Bücher,  deren 
Autoren  noch  vielfach  die  Gabe  populärer  Darstellung  fehlt,  erfüllen 
deshalb  nicht  ihren  Zweck.  Ich  habe  es  versucht  in  möglichst  eng 
begrenztem  Rahmen,  welcher  den  bilUgen  Preis  des  Buches  ermöglicht, 
der  auch  wesentlich  mitspricht,  dem  Liebhaber  in  meinem  Taschen- 
buch ein  Lehrbuch  an  die  Hand  zu  geben,  das  ihn  mit  den  Arbeiten 
vertraut  macht,  die  wirklich  von  Laien  auszuführen  sind,  das  von 
Pflanzenbeschreibungen  absieht  und  im  Liebhaber  nicht  trügerische 
Hoffnungen  erweckt.  So  ist  das  Taschenbuch  für  Gartenfreunde  ent- 
standen, das  dem  Liebhaber  und  dem  Berufsgärtner  in  gleicher 
Weise  gerecht  wird,  dem  letzteren,  weil  es  nicht  den  Versuch  macht, 
den  Laien  zum  Konkurrenten  des  Bemfsgärtners  zu  erziehen,  ihm 
nicht  nach  berühmtem  Muster  sagt,  wie  er  Geld  mit  seinen  Kulturen 
verdienen  könne,  wenn,  ja  wenn  tausend  Nebenurastände  nicht  mit- 
sprächen. Mit  solcher  Zukunftsmusik  ist  auch  dem  Liebhaber  nicht 
gedient,  da  derartige  Anleitungen  nur  dazu  beitragen,  ihm  seinen 
Geldbeutel  zu  erleichtein,  ihn  dem  Garten  völlig  zu  entfremden. 
Andererseits  tut  man  aber  dem  Handelsgärtner  einen  großen  Dienst, 
wenn  man  dem  Liebhaber  Belehi-ung  in  zulässigen  Grenzen  bietet, 
denn  Erfolge  muß  der  Laie  sehen,  wenn  er  dem  Garten  dauernd  er- 
halten bleiben  soll  und  jeder  kleine  Erfolg  des  Liebhabers  sichert 
dem  Handelsgärtner  weiterhin  dauernde  Aufträge.  Ich  glaube  be- 
stimmt, daß  die  Berufskollegen,  die  mein  Taschenbuch  bei  sich  bietender 
Gelegenheit  ihren  Kunden  empfehlen,  dabei  ihre  Rechnung  finden 
werden  und  ich  bitte  jene  Firmen,  die  Kataloge  herausgeben,  in 
ihrem  eigenen  Interesse  eine  Empfehlung  dieses  Buches  in  die  Kata- 
loge aufzunehmen. 

Nachstehend  biete  ich  einen  Auszug  aus  dem  Vorwort  des 
Buches,  aus  welchem  die  Gesichtspunkte,  die  mich  bei  seiner  Ab- 
fassung leiteten,  klar  hervorgehen. 

Mein  Garten  ist  mein  Heiligtum!  Weit  ab  vom  Getriebe  der 
Millionenstadt,  habe  ich  ihn  als  ersten  in  einer  aufblühenden  Kolonie, 
in  einer  der  werdenden  Gartenstädte,  von  welchen  jetzt  so  y\(s\  die 
Rede  ist,  in  harter  aber  erfolgreicher  Arbeit  aus  dem  Nichts  ge- 
schaffen. Auf  ärmstem  märkischem  Sand-  und  Kiesboden ,  auf 
Ödland,  das  seit  Jahrzehnten  keine  Pflugschar  mehr  durchfurchte, 
ist  er  entstanden,  inmitten  eines  idyllischen  Tales,  umgeben  von 
Wasser  und  W.ald,  Wiesen  und  Äckern,  Und  auf  diesem  ehemals 
unfruchtbaren  Boden  reift  bereits  köstliches  Tafelobst  an  sechshundert 
Bäumen,  die  ich  alle  mit  eigener  Hand  gepflanzt;  edle  Reben  um- 
spinnen die  schlichten  Baulichkeiten,  farbenschöne  und  duttige  Blumen 
schmücken  die  Rabatten.  Jetzt  liegt  der  Garten  nicht  mehr  ver- 
einsamt, neue  Anlagen  sind  ringsumher  unter  den  Händen  arbeitsamer 
Menschen  entstanden,  die  in  jeder  freien  Stunde  „zum  Vergnügen 
und  zur  Erholung"  im  Schweiße  ihres  Angesichts  arbeiten,  uner- 
müdlich arbeiten,  und  sich  doch  nur  höchst  bescheidener  Erfolge  er- 
freuen können. 

Wie  hier  in  meiner  Nachbarechaft,  ist  es  auch  anderwärts  be- 
stellt. Tausende,  die  ihre  Liebe  zur  Natur  im  Garten  praktisch  be- 
tätigen wollen,  entbehren  eines  Katgebers,  der  sie  innerhalb  der 
zulässigen  Grenzen  belehrt,  ihnen  keine  Arbeiten  zumutet,  die  korrekt 
auszuführen  nur  der  geschulte  Fachmann  fähig  ist.  Ich  bin  nicht 
nur  Berufsgärtner    seit   25  Jahren,   sondern    als  Gartenbesitzer  auch 


IX,  34 


Die  Gartenwelt. 


Liebhaber  uud  das  mit  Leib  und  Seele.  Die  Verbreitung  und 
Förderung  der  Gartenliebliaberei,  die  allein  in  der  Lage  ist,  die  fort- 
schreitende Entfremdung  weiter  Bevölkerungskreise  von  der  Natur 
autzuhalten,  liegt  mir  am  Herzen.  Der  schöne  Erfolg,  der  meinen, 
der  Zimmergärtnerei  gewidmeten  Büchern  beschieden  war,  hat  mich 
zur  Abfassung  der  vorliegenden  Schrift  ermutigt.  Sie  hält  sich  m 
allen  Teilen  durchaus  auf  dem  Boden  der  Praxis,  in  ihren  An- 
leitungen und  Anweisungen  in  den  Grenzen,  innerhalb  welcher  sich 
der  Liebhaber  bewegen  muß,  will  er  sich  die  Liebe  zum  Garten  er- 
halten und  den  Erfolg  an  seine  Arbeit  heften. 

„Schuster  bleib  bei  deinen  Leisten!"  mahnt  der  Volksmund. 
Wer  die  Wahrheit  dieses  Spruches  kennt,  der  wird  gewiß  in  dem 
vorliegenden  Buche  nicht  Rezepte  erwarten,  die  ihm  die  Möglichkeit 
bieten  sollen,  auf  dem  eng  umgrenzten  Feld  des  häuslichen  Zier- 
und  Nutzgartens  über  den  eigenen  Bedarf  hinausgehende  Erträge  zu 
erzielen,  die  sich  in  lauteres  Gold  umsetzen  lassen,  er  wird  auch 
nicht  nach  einem  Kapitel  suchen,  das  ihm  nach  Schema  F  sagen 
soll,  wie  er  als  Unkundiger  selbst  eine  Gartenanlage  -zu  schaffen 
vermag.  Eine  solche  Anleitung  hätte  keinen  anderen  Wert,  als  eine 
dem  Laien  erteilte  Belehrung  zum  Selbsterbauen  des  Landhauses, 
zum  Montieren  eines  Automobils  oder  zum  Zimmern  eines  Segel- 
bootes. Erst  wenn  sachkundige  Hände  nach  allen  Regeln  der  Kunst 
und  Technik  den  Garten  geschaffen  haben,  beginnt  die  Arheit  des 
Besitzers. 

Es  gibt  Liebhaber,  die  nicht  belehrt  sein  wollen,  welchen  es 
genügt,  ein  Loch  zu  graben,  einen  Baum  mit  den  Wurzeln  hinein- 
zuzwängen, es  wieder  mit  Erde  zu  füllen  und  dann  ergebungsvoll 
sein  Absterben  abzuwarten,  um  ihn  hierauf  in  gleicher  Weise  und 
mit  gleichem  Erfolge  durch  einen  neuen  zu  ersetzen.  .  An  diese 
,. Gartenfreunde'-,  die  lieber  Hunderte  von  Pflanzen  hartherzig  ver- 
derben und  sterben  lassen,  hundert  und  tausend  Mark  nutzlos  ver- 
geuden, aber  beileibe  kein  Buch  anschaffen  wollen,  das  ihnen,  die 
Augen  öffnet,  sie  auf  den  richtigen  Weg  führt,  wende  ich  mich 
nicht.  Ich  wende  mich  mit  meinen  Ausführungen  an  die  Einsichtigen, 
die  ehrlicher  Belehrung  zugänglioh  und  gewillt  sind,  sich  innerhalb  der 
durch  örtliche,  räumliche  und  andere  Verhältnisse  gezogenen  Grenzen 
zu  bewegen.  Ihnen  will  mein  Buch  ein  treuer  Ratgeber  sein,  sie 
will  es  vertraut  mit  den  Grundlagen  der  Gartenkultur  machen.  Wer 
sich  diese  angeeignet  hat,  der  wird  der  Geist  und  Gemüt  ver- 
edelnden, den  Körper  stählenden,  die  Sinne  schärfenden  Garten- 
liebhaberei bis  zum  letzten  Atemzuge  in  unwandelbarer  Treue  er- 
geben bleiben,  dem  werden  die  Pflanzen  Vertraute,  die  ihm  nahe 
stehen  bei  Sonnenschein  und  Winterkälte.  Nicht  nur  an  ihren 
Blüten  und  Früchten,  auch  an  ihren  Winterknospen,  an  ihrem  Holze 
wird  er  sie  erkennen,  und  die  Natur  enthüllt  ihm  manch  tiefes  Ge- 
heimnis, das  für  Abertausende  bedauernswerter  Alltagsmenschen  zeit- 
lebens mit  undurchdringlichem  Schleier  verhüllt  bleibt. 

Möge  mein  Taschenbuch  den  einsichtigen  Gartenfreunden  im 
Kreislauf  des  Jahres  ein  steter,  nie  versagender  Begleiter  und  zu- 
verlässiger Ratgeber  sein.  Wer  es  nicht  nur  liest,  und  dann  bei- 
seite legt,  sondern  immer  und  immer  wieder  zur  Hand  nimmt,  in 
den  zahlreichen  Fällen,  da  sonst  guter  Rat  teuer  zu  sein  pflegt, 
vertrauensvoll  auf  seine  in  der  Praxis  erprobten  Anleitungen  ein- 
geht, eingedenk  des  Spruches,  daß  demjenigen,  dem  nicht  zu  raten 
ist,  auch  nicht  geholfen  werden  kann,  dem  werden  dauernde  Erfolge 
die  Arbeit  lohnen.  M.  H. 

Bevorstehende  Ausstellungen. 

Die  VIII.  Deutsche  Dahlien-Ausstellung  wird  in  Darmstadt 

abgehalten.  Die  Schnittblumenschau  ist  auf  die  Tage  vom  8.  bis 
10.  September  festgesetzt.  Der  Gesellschaft  steht  auf  dem  Aus- 
stellungsgelände ein  etwa  2500  qm  großes,  in  Boden  und  Lage 
günstiges  Auspflanzterrain  zur  Verfügung.  Die  landschaftliche  An- 
ordnung der  auszupflanzenden  Dahlien  hat  Herr  Heinr.  Junge, 
Hameln,  übernommen.  Man  beabsichtigt  ferner,  schönblühende 
Stauden-  uud  Blumenzwiebel-Gruppen  etc.  als  Vorpflanzungen 
zu  verwenden.  Für  sämtliche  auszupflanzende  Gegenstände  wird 
freie    Eilfracht    nach    Darnistadt   gewährt   und   es   schweben    in- 


zwischen Verhandlungen,  daß  auch  die  Rückfracht  nach  Schluß 
der  Ausstellung  kostenfrei  ermöglicht  werden  kann. 

Sämtliche  auszupflanzende  Gewächse,  ob  Dahlien  oder  ent- 
sprechendes Vorpflanzmaterial,  sollen  vorkultiviert  in  Töpfen,  bei  bester 
Verpackung,  spätestens  Ende  Mai  in  Darm,stadt  eintreffen. 

Anmeldungen  sind  bis  zum  25.  Mai  spätestens  an  den  Ge- 
schäftsführer, Herrn  Heinrich  Kohlmannslehner,  Britz  bei  Berlin,  zu 
bewirken.  Es  wird  gebeten,  eine  doppelte  Aufstellung  der  auszu- 
pflanzenden Gegenstände  einzureichen,  möglichst  mit  genauer  Höhen- 
und  Farbenangabe  der  einzelnen  Objekte,  damit  das  gesamte 
Arrangement  recht  schön  wird.  Kultur-Unkcsten  entstehen  den 
Ausstellern  nicht. 

Der  Ausstellungsausschuß  behält  es  sich  ausdrücklich  vor,  nicht 
genügend  entwickelte  Pflanzen,  oder  für  solche  Zwecke  ungeeignete 
Sorten  zurückweisen  zu  können. 

Meldungen  für  die  Herbstschau  sind  schon  jetzt  sehr  erwünscht, 
um  die  Größe  der  aufzubauenden  Dahlien-Halle  entsprechend  ge- 
räumig einrichten  zu  können. 


Lohnbewegung. 

Altona.  In  einer  Versammlung  der  Vereinigung  der  Land- 
sohaftsgärtner  wurde  wegen  des  ausgebrochenen  Streiks  beschlossen, 
daß  jeder  300  Mark  Strafe  zahlen  müsse,  der  die  Forderungen  der 
Gehilfen  bewillige  und  daß  der  Beschluß  nur  durch  eine  Versammlung 
aufzulösen  sei.  Anscheinend  hat  diese  Maßregel  eine  starke  Solidarität 
unter  den  Arbeitgebern  zur  Folge  gehabt,  die  den  Streik  zum 
Scheitern  brachte,  denn  die  Gehilfen  erklärten  den  Streik  nach  vier- 
wöchentlicher Dauer  für  beendet. 

Wien.  Am  16.  April  fand  in  Schwendmeyers  Gasthaus  auf 
der  Landstraße  eine  stark  besuchte  Versammlung  der  in  den 
k.  k.  Hofgärten  Wiens  und  Umgebung  beschäftigten 
Gärtnergehilfen  statt ,  in  welcher  Reichsratsabgeordneter 
Prochazka  über  die  Wünsche  und  berechtigten  Forderungen  dieser 
Arbeiterkategorie  ein  ausführhches  Refeiat  erstattete.  Er  verbreitete 
sich  über  die  Dienst-  und  Lohnverhältnisse  der  Hofgärtnergehilfen, 
die  unsichere  Stellung,  da  jedem  trotz  jahrelanger  Dienstzeit  vierzehn- 
tägig gekündigt  werden  kann,  die  Entlohnung,  die  jahrzehntelang  die 
gleiche  bleibt,  über  Regelung  der  Nachtinspektionen,  Einschränkung 
der  Sonn-  und  Feiertagsarbeit  auf  das  allernotwendigste,  die  Urlaubs- 
zeit und  den  Mangel  einer  ordentlichen  Alters-  sowie  Witwen-  und 
Waisenversicherung.  Seine  Ausführungen  wurden  wiederholt  durch 
stürmischen  Beifall  unterbrochen  und  schließlich  die  Forderungen 
nach  dem  Vorschlage  des  Redners  festgesetzt. 

Wiesbaden.  Der  Vorsitzende  des  „Wiesbadener  Gärtner- 
Vereins"  erklärt  zu  einem  Artikel  im  „Wiesbadener  Tagblatt",  worin 
gesagt  ist,  die  Lohnbewegung  im  Gärtnergewerbe  sei  im  Sande  ver- 
laufen und  die  Erwerbsverhältnisse  im  Gärtnergewerbe  lägen  derart, 
daß  beim  basten  Willen  nicht  die  Löhne  bezahlt  werden  können  wie 
im  Baugewerbe,  folgendes :  „Was  die  Lohnbewegung  betrifft,  so  sind 
wir  Gehilfen  für  das  erstemal  zufrieden.  Wenn  auch  unser  Tarif 
nicht  ganz  zur  Durchführung  gelangt  ist,  so  sind  doch  im  allgemeinen 
wesentliche  Besserungen  eingetreten  und  der  Tarif,  welchen  uns  die 
Prinzipale  schriftlich  zugehen  ließen,  bei  weitem  überschritten.  In 
vielen  Fällen  wurde  die  Arbeitszeit  auf  11  Stunden,  in  einigen  Fällen 
auf  10  Stunden  reduziert.  Ebenso  ist  der  Lohn  durchschnittlich  um 
2  Mk.,  in  einigen  Fällen  sogar  um  5  Mk.  die  Woche  gestiegen. 
Wenn  man  nun  in  Betracht  zieht,  daß  wir  Gärtner  zum  erstenmal 
offiziell  mit  Forderungen  an  unsere  Prinzipale  herangetreten  sind,  so 
muß  mau  doch  zu  der  Erkenntnis  kommen,  daß  wir  für  das  erstemal 
ganz  gute  Erfolge  haben  und  wir  voraussichtlich  in  den  nächsten 
Jahren  noch  bessere  Erfolge  haben  werden.  Im  übrigen  haben  wir 
Löhne,  wie  sie  im  Baugewerbe  bezahlt  werden,  nicht  gefordert." 


Tagesgeschichte. 

Bischofsburg.    Die  hiesige  Schützengilde  ist  mit  dem  Militär- 
fiskus zwecks  Ankaufs   des   ca.  3200  Hektar  großen  Geländes  hinter 


Die   Gartenwelt. 


IX,  34 


den  Kasernen  in  Unterhandlung  getreten.  Hier  sollen  ein  Schützenpark 
mit  Schießstand,  Kolonnaden  usw.  errichtet  werden. 

Breslau.  Zur  Aufstellung  für  das  projektierte  Gustav  Freytag- 
Denkmal  ist  in  halber  Höhe  des  Südabhanges  der  Liebichshöhe  gegen- 
über dem  Blumenrondel  ein  Platz  vorgeschlagen.  Das  Denkmal,  dem 
bekanntlich  der  Taclinersche  Entwurf  zugrunde  liegt,  besteht  in  einer 
mit  Bänken  versehenen  Brunnenanlage,  deren  Mittelwand  das  Marmor- 
relief  des  Dichters  trägt.  K. 

—  Der  Verschönerungsverein  bewilligte  in  seiner  letzten  General- 
versammlung 250Ö  Mark  für  Arbeiten  innerhalb  der  Umgehungsbahn 
am  Eichplatz  und  Anpflanzungen  an  der  Sohostagsohen  Wiese,  eben- 
falls am  Bahndamm ;  dem  Verein  zur  Hebung  des  Fremdenverkehrs 
wurden  äO  Mark  für  einen  Wettbewerb  in  Balkonausschmückung 
überwiesen.  Ferner  teilte  der  Oberbürgermeister  mit,  daß  der 
Magistrat  beschlossen  habe,  das  Beerbeuteier  Gelände  zwischen 
Schwoitisoher  Chaussee  und  Schwarzwasser,  soweit  es  nicht  durch 
Eegulierung  des  Schwarzwassers  in  Anspruch  genommen  wird,  zu 
bepflanzen  und  zur  Regulierung  des  Scheitniger  Parkes  zu  ver- 
wenden. Mit  den  Erdarbeiten  soll  noch  in  diesem  Jahre  begonnen 
werden.  K. 

Charlottenburg.  Mit  dem  Bau  der  Zentralmarkthalle  in 
Charlottenburg,  der  bekanntlich  schon  seit  Jahren  geplant  ist,  wird 
in  diesem  Frühjahr  begonnen  werden.  Der  Magistrat  hat  das 
Spezialprojekt  für  die  Bauausführung  in  allen  Einzelheiten  genehmigt. 
Die  Mittel  in  Höhe  von  6  Millionen  Mk.  sind  bewilligt.  Die  Markt- 
halle, die  in  der  Größe  der  Berliner  Zentralmarkthalle  gedacht  ist, 
erhält  am  Bahnhof  Charlottenburg  direkten  Gleisanschluß;  als  Bau- 
platz sind  von  der  Stadt  schon  mehrere  Terrains  an  der  Niebuhr-, 
Leibniz-  und  Krummen-Straße  unweit  des  Kurfürstendamms  vor- 
gesehen. 

Dortmund.  Die  Promenadenkommission  der  städtischen  Ver- 
waltung genehmigte  das  Projekt  der  Umwandlung  jenes  Teiles  des 
Freden  baumwaldes,  der  zwischen  der  verlängerten  Schützenstraße 
und  der  Kirschenallee  gelegen  ist,  in  einen  Volkspark.  Dieser  Wald- 
teil ist  120  Morgen  groß  und  soll  außer  neuen  Reit-,  Fahr-  und 
Promenadenwegen  einen  acht  Morgen  großen  Teich  und  einen  acht 
Morgen  großen  Kinderspielplatz  erhalten.  Die  Kosten  sind  mit 
120000  Mk.  berechnet. 

Dresden.  Das  Stadtverordnetenkollegium  beschloß  die  Erwerbung 
von  Hochwald  in  der  Gegend  des  Restaurants  Baum  wiese  in  der 
Dresdener  Heide  zur-  Anlegung  eines  Waldparkes.  Gleichzeitig 
stimmte  das  Kollegium  einer  Anregung  aus  seiner  Mitte  zu,  wonach 
auch  für  die  westlichen  Vorstädte  Löbtau,  Cotta,  Naußlitz  usw.  die 
Anlage  eines  solchen  Parkes  ins  Auge  gefaßt  werden  soll. 

Fulda.  Der  Stadtpark  auf  dem  Plateau  des  Schloßberges,  nahe 
beim  Schloß  gelegen,  erfährt  eine  lange  erwünschte  Erweiterung. 
Die  Stadtverordneten  stimmten  dem  Erwerb  eines  großen  Gartens 
zNvisohen  Schloß  und  Park  füi-  den  Preis  von  10  000  Mark  zu. 

Qroß-Lichterfelde.  Die  von  der  Gemeinde  Groß-Lichterfelde 
beschlossene  Erwerbung  eines  umfangreichen  Geländes  am  Teltow- 
Kanal  zur  Anlage  eines  Parks  sowie  einer  Uferpromenade  ist  bereits 
zui-  Durchführung  gelangt.  Der  Kaufpreis  beträgt  etwa  325000  Mk. 
Der  Kaufvertrag  ist  bereiis  notariell  abgeschlossen  worden.  Der 
Ankauf  des  Terrains  und  die  Errichtung  eines  Parkes  wird  für  die 
weitere  Entwickelung  von  Groß-Lichterfelde  von  großer  Bedeutung  sein. 

Herne.  Auf  die  ausgeschriebene  Stelle  eines  Friedhofsgärtners 
liefen   \:>i  Bewerbungen  ein. 

Hannover.  Zur  Blumenpflege  durch  Schulkinder  gelangen 
5000  Topfpflanzen  wie  in  den  Vorjahren  zur  Verteilung.  Am  16.  Mai 
wurden  die  Pflanzen  eingeliefert,  am  17.  geordnet  und  plombiert  und 
am  18,  den  Kindern  ausgehändigt.  Ausgeschlossen  sind  Ferien- 
kolonisten, sowie  solche  Kinder,  die  in  den  Sommerferien  verreisen. 
Gedruckte  Kulturanweisungen  wurden  beigegeben.  Die  geplante  Ein- 
führung deutscher  Pflanzennamen  wurde  aufgeschoben,  da  das  vom 
Provinzial-Gartenbau -Verein  bearbeitete  Material  erst  nach  Pfingsten 
vom  Deutschen  Sprachverein  zurück  sein  kann.  Die  Angelegenheit 
liegt  in  den  Händen  des  Provinzial-Gartenbauvereins  und  der  Lehrer- 
schaft (Stadtschulrat  Dr.  Wehrhahn). 


Koblenz.  Zur  Förderong  des  Fremdenverkehrs  wird  im  Laufe 
des  Sommers  der  Garten-  und  Obstbau -Verein  erstmals  einen  Preis- 
wettbewerb im  Fenster-,  Balkon-  und  Vorgartenschmuck  in  fünf 
Klassen  veranstalten. 

MOnchen.  Der  Verein  „Zoologischer  Garten  München"  hat 
zwei  bedeutende  Sachverständige,  Herrn  Dr.  L.  Heck,  den  Direktor 
des  Zoologischen  Gartens  in  Berlin  und  Herrn  Karl  Hagenbeck, 
Hamburg,  um  genaue  Prüfung  der  Münchener  Verhältni.sse  und  um 
ein  Gutachten  besonders  in  bezug  auf  die  Terrainfrage  gebeten. 
Sowohl  Dr.  Heck  als  auch  der  Vertreter  Hagenbecks  Dr.  A.  Soko- 
lowsky  halten  übereinstimmend  das  Hollabrunner  Gelände  mit 
272  ™  Grundwasserstand,  guter  Vegetation,  geschützter  Lage  und  von 
beträchtlicher  Größe  für  einen  Tierpark  vorzüglich  geeignet,  während 
sie  die  Verhältnisse  im  Herzogpark  für  weit  ungünstiger  halten. 
Die  Gartenkunst  ist  Herrn  Dr.  Heck  zu  besonderem  Danke  ver- 
pflichtet, da  er  im  Berliner  Garten  gezeigt  hat,  wie  man  Tierleben 
und  Pflanzenleben  in  malerischer  Weise  vereint  und  es  hat  den 
Anschein,  daß  der  Verein  „Zoologischer  Garten"  in  München  eine 
wohldurchdachte,  auf  biologischen  und  ästhetischen  Grundsätzen  be- 
ruhende Tiergartenanlage  zu  schaffen  beabsichtigt. 

Posen.  Die  Stadtverordneten -Versammlung  genehmigte  den 
Ankauf  des  Fehlauschen  Grundstückes,  das,  wie  bereits  hier  mitgeteilt 
wurde,  zu  einem  Volkspark  umgestaltet  werden  soll.  Der  Gesamt- 
preis des  gemeinsam  vom  preußischen  Staat  und  der  Stadt  zu  er- 
werbenden Parkes  beträgt  785  000  Mark.  Der  Magistrat  erhält  das 
Recht  eine  Fläche  von  ca.  3500  qm  zu  Villenbauplätzen  zu  verkaufen, 
ferner  tritt  die  Stadt  eine  Fläche  von  1000  qm  gegen  eine  Ent- 
schädigung von  50000  Mark  an  den  Staat  ab.  Die  Kosten  der 
Straßenanlagen  rings  um  den  Park  trägt  zur  Hälfte  der  Staat,  zur 
Hälfte  die  Stadt.  Die  von  der  Stadt  aufzuwendenden  Kosten  werden 
etwa  210  000  Mark  betragen.  Posen  erhält  somit  einen  neuen  öffent- 
lichen Park  mit  bereits  schönem,  altem  Baumbestand,  der  einen  guten 
Ersatz  für  die  infolge  der  Stadterweiterung  fallenden  Glacis- 
promenaden  bieten  soll.  K. 

Personal-Nachrichten. 

Brings,  Wilhelm,  feierte  das  Jubiläum  seiner  fünfundzwanzig- 
jährigen Tätigkeit  als  Landschaftsgärtner  der  Firma  PhilippGeduldig 
in  Aachen.  Er  hat  während  dieser  Zeit  ununterbrochen  seine  hervor- 
ragende Begabung  als  Landschaftsgärtner  und  Grottenbauer  in  den 
Dienst  der  genannten  Firma  gestellt  und  zahlreiche  Gartenanlagen 
in  der  Rheinprovinz,  in  Hessen  und  in  Holland  ausgeführt.  Dem 
Jubilar,  der  in  seiner  Jugend  keine  Lehranstalt  besuchen  konnte  und 
sich  sein  theoretisches  Wissen  durch  Selbststudium  aneignete,  wurde 
von  seiner  Firma  eine  wohlverdiente  Ehrung  zuteil.  An  der  an 
seinem  Ehrentage  veranstalteten  Feier  nahm  als  Vei-trete.r  des  Polizei- 
präsidenten der  Regierungsassessor  Dr.  Freiherr  von  Lyncker 
teil,  der  dem  verdienten  Fachmann  das  Allgemeine  Ehrenzeichen 
mit  anerkennenden  Worten  überreichte. 

Rebenstorff,  J.,  langjähriger  Friedhofsinspektor  in  Erfurt,  als 
tüchtiger  Fachmann  weit  bekannt,  hat  ein  Gesuch  um  Entlassung  am 
1.  Oktober  d.  J.  eingereicht.  Der  Magistrat  hat  nach  einstimmigem 
Vorschlag  der  Friedhofskommission  den  Beschluß  gefaßt,  die  Grab- 
pflege von  genanntem  Zeitpunkt  ab  in  eigene  Verwaltung  zu  über- 
nehmen und  die  Oberaufsicht  ülier  den  Friedhof  dem 
Gartendirektor  zu  übertragen. 


Briefkasten  der  Redaktion. 

Zaponlack.  Zum  Fixieren  von  Zeichnungen,  sowie  zum  Schutz 
derselben  gegen  Feuchtigkeit  wird  mit  Vorteil  „Zapon"  verwendet, 
ein  chemischer  Lack,  bestehend  aus  in  Amylazetat  gelöster  Nitro- 
zellulose, der  vollständig  frei  von  Säuren  und  ganz  farblos  ist,  ferner 
eine  große  Härte  erlangt.  Mit  Zapon  über.strichene  Zeichnungen 
können   im  Regen  ausgebreitet   werden,   ohne   Schaden   zu  nehmen. 

Kiehl-Posen. 


Redakteur:  Max  Hesdnrffer.  Berlin.  —  Verlag  t.  Ri  chard  Carl  Schmid  t  *  Co..  Leipzie.  —  Druck :  Anhalt.  Bnchdr.  Gntenberg,  e.  G. 


lUstriertes  Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


27.  Mai  1905. 


No.  35. 


Nachdruck  und  NachbUdting  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Gemüsebau. 


Wie 


Mcloneiikultiir  im  Freien. 

Von  Hch.  Beuß,  Obergäi-tner  in  Schwetzingen. 
(Hienu  eine  Abbildung.) 


in  England  und  Frankreich,  so  versucht  man  auch 
in  Deutschland  mehr  und  mehr  Melonen  im  freien  Lande  zu 
kultivieren,  was  seinen  Grund  im  wesentlichen  darin  hat,  daß 
die  Mistbeettreiberei  verhältnismäßig  wenig  rentabel  ist  und' 
die  Melonen,  wenn  einigermaßen  richtig  behandelt  und  vom 
Wetter  begünstigt,  im  freien  Lande  nicht  viel  später  reifen 
als  im  Mistbeet. 

Die    auswärtige    Konkurrenz    (namentlich    Paris)    ist    zu 
groß  und  die  Preise 

sind   sehr    niedrig,  

was  in  keinem  Ver- 
hältnis zu  der  müh- 
seligen Kultur  unter 

Glas  überhaupt 
steht,  so  daß  nur 
dort,  wo  es  un- 
bedingt auch  bei  un- 
günstigstem Früh- 
jahr darauf  an- 
kommt, einige  zei- 
tige Melonen  zu  er- 
zielen. Mistbeete  an- 
zulegen sind. 

Bei  der  Kultur 
im  freien  Lande 
kommt  es  zunächst 
darauf  an,  recht- 
zeitig die  Pflanzen 
heranzuziehen ;  die 
Aussaat  an  Ort  und 
Stelle  hat  zeitig  zu 
erfolgen,  oder  was 
noch  zweckmäßiger 
ist.  man  zieht  die 
Pflanzen  in  Töpfen 
im  Mistbeet  (Neben- 
kultur im  Gurken- 
oder Salatfenster, 
oder  Warmhaus) 

Gartenwelt. 


heran  und  behandelt  dieselben  wie  auch   die  Aussaat  an  Ort 
und  Stelle  sorgfältig  durch  Decken  mit  Glasglocken. 

In  warmen  südlichen  Lagen  kann  auf  diese  Weise  die 
Kultur  recht  früh  beginnen,  ohne  daß  man  schädlichen  Ein- 
fluß durch  Spätfröste  spürt. 

Die  Abbildung  zeigt  einige  Beete  mit  reichem  Frucht- 
behang im  Juli.  Im  Vordergrund  sieht  man  Palästinamelonen 
und  weiter  hinten  auf  den  Beeten  Cantaluupen  von  Algier 
und  die  Pariser  Netz- Melone  in  voller  Entwicklung. 

Die  Herrichtung  der  Beete  erfolgt  im  zeitigen  Frühjahr. 
Dieselben  werden  so  ausgehoben,  daß  in  der  Mitte  ein  Graben 
von  ca.   30—40  cm  Tiefe  und  50  cm  Breite  entsteht.    Etwa 


410 


Die  Gartenwelt. 


IX,   35 


Ende  April  füllt  man  diesen  Graben  mit  frischem  Pferde- 
dung und  zwar  in  regelrechter  Packung,  wie  es  beim  An- 
legen eines  Mistbeetes  geschieht.  Hierauf  kommt  die  aus- 
geworfene Erde  und  nach  genügender  Erwärmung  der  Beete, 
etwa  nach  5 — 6  Tagen,  lege  man  die  Melonenkerne  in  Ab- 
ständen von  60  —  80  cm  (je  4—5  Stück)  auf  die  Mitte  des 
Beetes  ein  und  decke  mit  Glasglocken  ab.  Mit  dem  Aus- 
pflanzen vorkultivierter  Pflanzen  warte  man  noch  etwas 
länger  oder  sorge  für  entsprechend  größere  Glasglocken.  Billiger 
ist  es,  wenn  man  sich  selbst  Holzkästen  mit  Scheibenbelag 
anfertigt. 

Wenn  die  Witterung  es  irgend  gestattet,  lasse  man  die 
Melonen  durch  freie  Entwicklung  sieh  kräftigen.  Es  ei'folge 
dann  nach  dem  vierten  voll- 
kommen entwickelten  Blatt 
der  Rückschnitt  und  noch- 
mals ein  solcher  nach  dem 
fünften  und  sechsten  ent- 
wickelten Blatt  der  jungen 
Ranken.  Es  ist  ja  zur  Ge- 
nüge bekannt,  daß  an  den 
dünnen  Ranken  der  Frucht- 
ansatz sicherer  und  reicher 
ist  und  man  wird  oftmals 
noch  ein  drittes  Stutzen  nötig 
haben.  Später  ist  ein  Ein- 
kürzen der  tragenden  Ranken 
(besondere  bei  trübem  Wetter) 
sehr  vorteilhaft,  wie  auch 
nach  und  nach  das  Ent- 
fernen der  nichttragenden 
Ranken  zu  erfolgen  hat.  Das 
Schneiden  der  Ranken  erfolge 
jedoch  dann  nicht  zu  früh. 
Die  Früchte  sollen  erst  ge- 
nügend stark  sein,  um  ein 
Fortkommen  zu  sichern. 
Hühnereiergröße  mindestens. 

Dann  ist  es  auch  Zeit, 
an  ein  Unterlegen  (am  besten 
mit  Schiefer)  zu  denken,  wenn 
auch  bei  diesen  oval  ange- 
legten Beeten  ein  Faulen  nicht 
so  leicht  zu  befürchten  ist. 
Dieses  Verfahren  der  Melonen- 
kultur ist  liinsichtlich  seiner 
Einfachheit  und  der  wenigen 
Kosten  sehr  rentabel,  zumal 
man  im  günstigsten  Falle 
fast    ebenso    früh    als    bei    der   Kastenkultur  schneiden  kann 


Vom  Verfasser  fü: 


Koniferen. 


Picea  excelsji,  Lk.  virgata,  Jacq.,  die  Schlangen-  oder 

Rutenliclite  und  Picea  excelsa  viniinalis,  Casp.,  die 

Ilängeficlite. 

Von  L.  Beißner. 

(Hier XU   eine   Abbildung.) 
l/iese  beiden   höchst  charakteristischen  Formen   der  viel- 
gestaltigen Fichte  oder  Rottanne  werden   in  der  Praxis  viel- 
fach mit  einander  verwechselt,    darum    dürfte    es    am  Platze 


sein,   ihi-e    Unterschiede   hier  noch  einmal    scharf    zu    charak- 
terisieren. 

Die  Form  virgata  in  ilirer  typischen,  magersten  Form 
trägt  langgestreckte,  schlangen-  oder  rutenförmige  Wipfel- 
und  Seitenäste,  fast  ohne  seitliche  Verzweigung,  wie  sie  in 
No.  18,  Seite  209,  unter  der  irrtümlichen  Bezeichnung 
viniinalis  abgebildet  wurde.  Eine  größere  Pflanze,  gleich 
mager  \mä  unschön,  steht  im  Park  zu  Schönlierg  an  der 
Bergstraße  und  wurde  im  dritten  Jahrgang  der  Gartenwelt 
(1899)  Seite  523  abgebildet. 

Die  Form  rivnnalis  zeigt  normalen  üppigen  Wuchs, 
wagerechte  Mutteräste,  an  denen  die  Seitenäste  und  Zweige 
oft  meterlang  strickförmig  herabhängen,  es  sind  dies  meist 
herrliche  dekorative  Bäume, 
die  nicht  nur  in  Schweden, 
sondern  auch  in  Forsten  bei 
Aussaaten,  und  von  da  oft 
in   die   Parks   verpflanzt,  in 

schönster  Entwickelung 
überall  vorkommen. 

Zwischen  diesen  beiden 
Formen  gibt  es  nun,  durch 
Knospen  Variation  als  eigen- 
tümliche Sämlinge  derselben 

entstanden,  Zwischen- 
formen  und  zwar  in  allen 
Abstufungen  von  den  ge- 
nannten magersten  Formen 
bis  zu  schönen  sehr  deko- 
rativen ,  reich  verzweigten 
mit  langem  strickförmigem 
Behang  von  Zweigen.      Die 

Abbildung  der  Seite  411 
eines  Prachtexemplares  im 
Hofgarten  zuBückeburg,schon 
erwähnt  in  den  Mitteilungen 
der  Dendrologischen  Gesell- 
schaft 1902,  Seite  57,  stellt 
entschieden  auch  eine  solche 
schöne  Übergangsform 
dar,  wie  das  noch  die  obersten 
rutenförmigen  Bezweigungen 
erkennen  lassen.  Bei  einer 
Aussaat  im  dortigen  Garten 
sind  früher  mehi-ere  solcher 
Bäume  entstanden,  die,  etwas 
verschieden  entwickelt,  mehr 
zu  der  einen  oder  der  anderen 
genannter  beider  Formen  nei- 
gen. Bekannt  ist  der  alte  schöne  Baum  an  der  Schloßkirche 
in  Reinhardsbrunn ;  ich  besitze  Sämlinge  von  demselben,  welche 
vorderhand  ausgeprägte,  aber  reicher  bezweigte  Sclilangen- 
fiehten  darstellen.  Solche  Individuen  können  sich  mit  zu- 
nehmendem Alter  immer  mehr  als  schöne  Hängefichten  aus- 
wachsen. 

Besonders  in  Nord-Europa  kommen  beide  Formen  öfter 
vor  und  wo  solche  abweichende  Individuen  auch  bei  uns  in 
Forsten  vorkommen,  finden  sich  natürlich  auch  oft  forstweise 
unter  den  Sämlingen  alle  möglichen  Übergänge.  Die  schönsten, 
dekorativ  wertvollsten  Formen  müssen  dann  durch  Veredlung 
auf  die  gewöhnliche  Fichte  fortgepflanzt  werden. 


IX,  35 


Die   Gartenwelt. 


411 


Ables  arizonica,  Merr.  Der  Aufforderung  des  Herrn 
C.  Rimann  in  No.  31  dieser  Zeitschrift  gern  Folge  leistend,  über- 
gebe ich  mit  Genehmigung  der  verehrlichen  Redaktion  mein  kleines 
Erlebnis  mit  dieser  Tanne  der  Öffentlichkeit: 

Im  Sommer  1901  kaufte  ich  für  25  Mark  zwei  Exemplare  von 
Abics  arixonica.  Es  waren  kleine,  etwas  aufgeschossene,  in  Töpfen 
kultivierte  Pflänzchen.  Eines  davon  ging  schon  in  den  ersten  acht 
Tagen,  trotz  meines  Protestierens,  den  Weg  „alles  Irdischen".  Die 
andere,  nun  übrig  gebliebene  Pflanze  wurde  im  Frühjahr  1903  an 
einer  gut  geschützten,  aber  sonnigen  Stelle,  vor  einem  hohen,  dichten 
Boskitt  als  Einzelpflanze  im  Rasen  ausgepflanzt.  Anscheinend  befand 
sie  sich  dort  ganz  wohl.  Der  kalte  na.sse  Sommer  bekam  ihr  ganz 
gut,  denn  sie  trieb  im  Frühjahr  1904  bedeutend  kräftiger  aus.  Da 
—  an  einem  besonders  heißen  Tage  (sie  war  auch  der  vollen  Mittags- 
sonne gänzlich  ausgesetzt),  wuiden  die  zarten  jungen  Triebe  von  der 
Sonne  total  verbrannt.  Der  Schrecken  war  groß,  doch  der  Schaden 
nun  einmal  nicht  mehr  gut  zu  machen!  Ich  ließ  die  Pflanze,  in  der 
Hoffnung,  daß  sie  sich  vielleicht  erholen 
würde,  stehen,  aber  sie  wurde  immer  schlech- 
ter, bis  eines  Tages,  jedenfalls  in  der  Besorg- 
nis,  sie  könnte  ganz  verdorren,  unser  alter 
Pudel  kam,  und  sie  kräftig  begoß  und  über- 
brauste; das  nahm  ihm  aber  die  ..Abies 
arizonica,  Merriam''^  sehr  übel,  denn  sie  starb 
an  den  Folgen. 

Über  einige  junge  Pflanzen,  die  ich 
noch  besitze,  kann  ich  kein  weiteres  Urteil 
abgeben.    J.  F.  Horäk,  Schloß  Dyck,  Rheinl. 

Die  Redaktion  bittet  um  weitere  Meinungs- 
äußerungen über  Abies 


Kakteen  und  Sukkulenten. 
Echiiiocereiis  acifer,  Leni. 

Von  Alwin  Berger,  La  Mortola. 
(Hierzu  eine  Abbildung.) 

JL/er  kleine  Echinocerens  acifer  ist 
einer  von  denen,  die  jeder  sich  besorgen 
sollte,  der  nur  einige,  aber  lohnende 
Sukkulenten  kultivieren  will.  Die  Pflanze 
ist  keine  Neuheit  mehr,  reift  öfters  Samen 
und  sproßt  auch  hinreichend,  sodaß  ihre 
Preise  sich  niedrig  stellen,  wie  man  .sich 
aus  jedem  Handelskatalog  überzeugen  kann. 
Bei  einigermaßen  zuträglicher  Be- 
handlung bringt  dieser  Eclnnocereus  all- 
jährlichim  Vorsoramereinige  seinerpracht- 
vollen hochroten  Blüten  hervor,  die  den 
V^orzug  vor  vielen  anderen  haben,  daß 
sie  mehrere  Tage  andauern.  Er  stammt 
aus  den  nördlicheren  Gegenden  Mexicos, 
Durango  und  Coahuila  und  scheint  dort 
ziemlich  liäufig  zu  sein.  In  Bezug  auf 
leichte  Verschiedenheiten  in  der  Be- 
stachelung  und  der  Masse  und  Schat- 
tierung der  Blumen  unterscheidet  man 
drei  Formen;  ich  sah  jedoch  in  Süd- 
frankieich  eine  Anzahl  importierter  Pflan- 
zen, die  noch  einige  weitere  Varietäten 
ergeben  hätten. 


Topfpflanzen, 
üie  Kennedya. 

Von  Peter  Geier,  Richmoud. 

1/ie  Kennedya,  ein  Schmetterlingsblütler,  stammt  aus 
Australien.  Leider  ist  dieser  herrliche  Schlinger  des 
temperierten  Hauses  wenig  bekannt;  in  Handelsgärtnereien 
Deutschlands  würde  man  ihn  vergeblich  suchen  und  doch 
verdiente  die  Kennedya  wie  kaum  eine  andere  Pflanze  in 
Privatgärtnereien  zur  Zierde  der  Gewächshäuser  oder  Schau- 
häuser und  in  Handelsgärtnereien  als  Topfpflanze  und  Schnitt- 
blume kultiviert  zu  werden.  Die  beste  Anzucht  ist  meines 
Erachtens  die  durch  Samen;  auch  durch  Stecklinge  kann 
sie  folgendermaßen  vermehrt  werden.     Die  Seitentriebe  steckt 


412 


Die  Gartenwelt. 


IX,  35 


man  in  Schalen'  mit  sandiger  Heideerde,  bringt  sie  in  einen 
Kasten  ohne  Bodenwärme,  hält  geschlossen,  spritzt  und 
schattiert.  Die  Pflanzen  erzeugen  reichlicli  Samen,  welche 
man  von  Februar  bis  April  in  Schalen  in  leichte,  sandige 
Erde  aussät  und  auf  etwas  Bodenwärrae  stellt,  wo  sie  bald 
und  willig  keimen.  Wenn  die  Pflänzchen  ungefähr  5  cm 
hoch  geworden  sind,  pflanze  man  sie  in  kleine  Stecklingstöpfe, 
was  dem  Pikieren  im  freien  Grund  vorzuziehen  ist,  da  die 
Kemiedya  etwas  empfindlich  in  der  Wurzel  ist  imd  olme 
guten  Ballen  ein  Verpflanzen  kaum  angeraten  werden  kann. 
Später  ist  ein  einmaliges  Verpflanzen  während  des  Sommers 
vorzunehmen,  jedoch  nehme  man  für-  die  jungen  Pflanzen  nie 
zu  große  Töpfe,  wodurch  die  Erde  leicht  versauern  würde. 
Als  Erdmischung  liebt  die  Kennedya  2  Teile  Laub-  oder 
Heideerde  und  1  Teil  Lehm  mit  Sand,  dabei  gute  Drainage 
der  Töpfe.  Den  jungen  Pflanzen  sagt  über  Sommer  ein 
Standort  im  Mistbeetkasten,  welcher  nach  dem  Verpflanzen 
mit  Vorteil  etwas  Bodenwärme  haben  darf,  am  meisten  zu. 
Man  gieße  hier  bei  warmem,  trockenem  Wetter  reichlich,  wie 
auch  Schattieren  und  Lüften  unerläßliche  Faktoren  zu  einem 
guten  Erfolg  sind.  Die  Kennedya  läßt  sich  in  Töpfen  an 
Stäben  oder  an  aus  Stäben  hergestellten  Gestellen,  Säulen, 
Leiterchen  etc.  ziehen.  Die  schönsten  und  zum  Schnitt  er- 
tragreichsten Pflanzen  erzielt  man  bei  Kiütur  im  freien  Grunde 
des  Hauses.  Die  Ranken  werden  an  Wänden,  Trägem  und 
unter  dem  Glase  gezogen.  Während  des  Frühlings  und  Sommers 
gebe  man  den  Kennedyen  reichlich  Wasser  und  Luft,  bei  zu 
starker  Sonne  Schatten.  In  den  Wintermonaten,  wenn  ruhend, 
genügt  ihnen  eine  Temperatur  von  6 — 8  "  C  und  ein  sehr 
mäßiges  Gießen.  Die  natürliclie  Blütezeit  der  meisten  Arten 
ist  im  April,  Mai.  Durch  geeignetes  Verfahren  und  richtige 
Sortenauswahl  ist  es  jedoch  auch  möglich,  sie  schon  in  den  Winter- 
monaten in  Blüte  zu  haben.  Hierzu  entziehe  man  ihnen  im 
Spätsommer  etwas  die  reichliche  Bewässerung,  jedoch  nicht 
gänzlich,  was  unter  Umständen  ein  Eingehen  der  Pflanzen 
zu  Folge  hätte.  Man  hat  hiermit  sehr  vorsichtig  zu  sein, 
um  die  Pflanzen  zur  Ruhe  zu  bringen,  ohne  daß  sie  durch 
zur  große  Trockenheit  leiden  würden.  Im  November  steigere 
man  nach  und  nach  die  Temperatur  auf  15 — 20  "  C  und  mit 
dem  fortschreitenden  Wachstum  auch  die  Bewässerung.  Es 
werden  dann  bald  die  Blüten  aus  den  Blattwinkeln,  d.  h.  an  der 
Basis  des  Blattstieles  hervorsprießen.  Wenn  man  die  Pflanzen 
gut  behandelt,  werden  sie  es  mit  ihrem  Flor  reiclilieh  be- 
lohnen. Die  eleganten  traubenartigen  Blüten  wirken  be- 
zaubernd in  ihi-en  verschiedenen  Farben.  Im  Süden  Frank- 
reichs habe  ich  die  Kennedya,  im  Freien  an  etwas  schattigen 
Stellen  ausgepflanzt,  als  eine  der  dankbarsten  und  herrlichsten 
Schlinger  bewimdert.  Bessere  Blumengeschäfte  würden  jeden- 
falls dankbare  Abnehmer  kurzer  und  langer  Ranken  mit 
Blumen  sein  und  reichliche  Verwendung  dafür-  in  Verbindung 
mit  feinem  Asparagus-Grün  u.  a.  haben.  Wenn  der  Kennedya 
die  beschriebene  Behandlung  zuteil  wird,  ist  sie  ein  schneller 
und  williger  Wachser  und  bekleidet  in  kürzester  Zeit  die 
Wände  eines  temperierten  Hauses.  Wie  oft  bleiben  Wände 
in  Häusern  kahl,  wo  ein  solcher  Schlinger  freudig  gedeihen 
Avürde,  der  während  des  Flors  einen  hohen  Zierwort  besitzt 
und  die  Arbeit  und  Unkosten  als  Schnittblume  reichlich  be- 
lohnt. Wir  besitzen  eine  ziemlich  reiche  Auswahl  an 
Kennedya- Arten ;  einige  der  besten  will  ich  liier  anführen : 
Kemiedya  inophylla  ist  niedrig;  die  Blumen  sind  schai-lachrot 
und  erscheinen  im  Mai ;  K.  ruhicunda  bat  große  lange  Blüten- 
trauben in  dunkelpurpurner  Färbung;  blüht  im  Mai;  K.  ovata 


blüht  blau  im  Februar  bis  März;  K.  nigricans  entwickelt  im  Juni 
ihren  Flor;  die  traubenartig  stehenden  Blumen  sind  dunkelpurpur 
und  schwefelgelb  in  der  Mitte;  K.  eximia  blüht  in  Dolden- 
trauben scharlachrot  mit  großen  gelben  Flecken  in  der  Mitte; 
K.  glahrata  blüht  Februar  bis  März  tief  purpurrot;  K. 
macrophylla  hat  große  hellblaue  Blütentrauben,  die  von  März 
bis  Mai  erscheinen.  Ich  könnte  noch  andere  schöne  Arten 
hier  anführen,  jedoch  hat  der  Knltivateur  es  selbst  heraus- 
zufinden, welche  sich  für  ihn  am  besten  eignen  und  von 
seinen  Abnehmei-n  am  meisten  begehrt  werden.  Man  sollte 
dieser  Pflanze,  da  sie  es  wirklich  verdient,  einen  Platz  in 
unseren  Kulturen  einräxnnen.  Nimmt  man  jedoch  in  der 
Absicht,  sie  in  Kultur  zu  nehmen,  3 — 4  Pflanzen  zur  Probe 
davon  und  stellt  sie  verlassen  in  eine  dunkle  Ecke  des  Hauses, 
wie  dies  so  vielfach  geschieht,  dann  kann  man  natiirlich 
keinen  Erfolg  haben  und  das  abfällige  Urteil  ist  fertig. 


Landschaftsgärtnerei. 
Proportionen.  Natnralismns,  Moderne. 

Xn  einer  früheren  Arbeit  sagte  ich,  daß  gute  Verhältnisse  sich 
nicht  konstruktiv  ermitteln  lassen.  —  Das  gibt  Großmann  Anlaß  zu 
der  Frage,  ob  ich  schon  einmal  etwas  vom  goldenen  Schnitt  gehört 
habe.  Während  ich  also  dem  Zergliedern  der  Schönheit  die  künst- 
lerische Zulänglichkeit  abspreche,  bekennt  sich  Großmann  zu  dem 
Schema  8:5  und  will  die  landschaft-sgärtnerische  Schablone  bekämpfen 
mit  ihrer  in  Zahlen  ausgedrückten  Proportion  von  Licht  und  Schatten. 

Unhehagen  ruft  ihm  ein  Verstoß  gegen  den  goldenen  Schnitt 
und  die  übrigen  vielen  (?)  guten  Proportionen  hervor.  Kennt  Groß- 
mann die.se  von  ihm  vertretenen  Proportionen?  Vermutlich  nicht; 
denn  auch  vom  goldenen  Schnitt  weiß  er  den  am  meisten  hervor- 
getretenen Verfechter  nicht.  Würde  er  schon  einmal  von  Bocbenek's 
Kanon  gehört  haben,  dann  hätte  er  die  eingangs  zitierte  Frage  nicht 
stellen  dürfen. 

Sollte  Großmann  erwidern,  daß  er  bei  seinen  guten  Proportionen 
nicht  an  das  gedacht  habe,  was  man  unter  ästhetischer  Pro- 
portion versteht,  dann  würde  er  sich  mit  seiner  Fragestellung  in 
Widerspruch  setzen  und  meine  Auffassung  sich  zu  eigen  machen, 
daß  Proportion  für  ihn  ein  Schlagwort  sei. 

Aus  meinen  Ausführungen  soll  —  nach  Großmann  —  deutlich 
hervorgehen,  daß  ich  Moderne  mit  Naturalismus  verwechsele.  Ich 
habe  mich  bemüht,  eine  Stelle  zu  finden,  die  dahin  mißverstanden 
werden  könnte.  Hier  den  Erfolg:  Mit  einem  Hinweis  auf  die  penible 
Hoohkultur  im  nutzbaren  Hausgarten  habe  ich  den  Großmannscheu 
Angriff  auf  den  mit  der  guten  Stube  verglichenen  naturalistischen 
Parade-  und  Schaugarten  pariert,  um  irrtumfrei  die  Stelle  fest- 
zulegen, gegen  die  ich  mich  wandte,  hielt  ich  mich  an  den  letzteren, 
von  Großmann  gewählten  Ausdruck.  Um  besonders  zu  monieren, 
hätte  kleinlich  erscheinen  müssen.  —  Und  damit  wird  bewiesen,  daß 
ich  Moderne  und  Naturalismus  für  identisch  halte! 

In  No.  18  der  Gartenwelt,  Seite  208,  stelle  ich  die  Landschafts- 
gärtnerei in  Parallele  mit  der  neuerdings  begünstigten  gruppierten 
Bauanlage  und  dem  unsymmetri.schen  Fas.sadenriß,  mit  den  krummen 
und  .selbst  winkeligen  Straßen,  der  m.ilerisohen  Anlage  im  neueren 
Städtebau.  Ich  sagte  in  No.  IC,  Seite  187,  des  sechsten  Jahi'ganges 
der  Gartenwelt  wörtlich:  ,, Es  charakterisiert  sich  also  der  so- 
genannte Sieg  der  Natur  über  die  Unnatur  als  das  Aufgeben  der 
gebundenen  {zu  stereotypen  Formen  verknöcherten)  Linie  zu  gunsten 
der  freien  Linie  (nach  dem  Vorbilde  der  Natur).  Und  darin  liegt 
ja  das  Wesen  alter  und  neuer  Kunst  überhaupt.  —  Und  in  der 
Modernen  Kunst  XVII,  3,  heißt  es:  „Die  Forderungen  der  alten 
Kunst,  wie  sie  uns  in  den  historischen  Bau-  und  Gai-tenstilen  ent- 
gegentreten:   Regelmäßigkeit,    Symmetrie    und  Stilistik   lassen    sich 


IX,  35 


Die  Gartenwelt. 


413 


zusammenfassen  als  das  Prinzip  der  gebundenen  Linie.  Dem  stellt, 
wiewohl  zunächst  unbewußt,  der  Landschafts-  oder  Parkgarten  die 
freie  Linie,  dargestellt  durch  Pflanzung,  Terrain  und  Wasser,  als 
neuen  Schönheitsbegriff  gegenüber.  —  Wäre  es  vor  hundert  Jahren 
gelungen,  dies  neue  Prinzip  von  der  Materie  abzulösen,  dann  hätte 
ein  befruchtender  Einfluß  auf  die  gesamte  Kunst  garnicht  ausbleiben 
können.  In  der  Deutschon  Bauhütte  VIII,  21,  steht:  „Die  Garten- 
kunst hat  ihre  Moderne  gehabt,  reichlich  hundert  Jahre  vor  der 
Baukunst.  Daß  der  (Jang  ihrer  Entwiokelung  über  die  Nachahmung 
der  Natur  hinweg  zur  Erringung  neuer,  freier,  ungeahnter  (durch 
Pflanziuig  und  Terrain  dargestellter)  Linienführungen  an  Stelle  ab- 
gegriffener Formen  führte,  berechtigt  nicht,  noch  heute  die  Nach- 
ahmung als  Ziel  dieser  Kunst  hinzustellen,  vielmehr  ist  sie  just  wie 
die  Architektur  eine  räumliche  Kunst,  die,  weil  sie  ihre  Gestaltungen 
aus  lebendem  Material  bildet,  die  natürlichen  Wachstumsbedingungen 
respektieren  muß.  Da  aber  diese  Bedingungen  gleichzeitig  die 
alleinigen  Faktoren  zu  dem  Resultat  der  unberührten  Landschaft 
sind,  so  wird  auch  heute  noch  ein  landsohaftsähnliches  Bild  durch 
die  freie  Kunst  des  Gartens  geschaffen,  an  dem  aber  die  darunter 
liegenden,  in  Riß  und  Silhouette  hervortretenden,  ästhetisch  be- 
friedigenden Linienführungen  das  Eigentlich-Künstlerische  darstellen." 

Will  Großmann  jemanden  des  Naturalismus  bezichtigen,  dann 
irrt  er  sich  danach  wohl  in  der  Adresse.  Die  Behauptung,  daß  ich  die 
Moderne  mit  einigen  Phrasen  erklären  und  abtun  wollte,  ist  ein 
tiichtiges  Stück  von  Unbefangenheit.  Ich  habe  den  Einfluß,  den  die 
unter  der  Fahne  der  Moderne  erfolgreich  fortschreitende  Künstler- 
schaft auf  unser  Gebiet  eventuell  auszuüben  vermöchte,  bereits  in 
einer  besonderen  Arbeit  erwogen,  als  Großmann  jener  noch  mit: 
„Hände  weg.  Schuster  bleib  bei  deinen  Leisten!"  gegenüberstand. 
Seine  Auffassung  vom  Jahj'e  1Ö02  ist  der  vom  Jahre  1904  gewichen. 
Ich  hoffe  auf  1906. 

Großmann  scheint  die  hiermit  wohl  erledigten  Angriffe  für  die 
beste  Verteidigung  gehalten  zu  haben,  denn  die  gegen  seine  Dar- 
legungen in  No.  1  erhobenen  Einwände  läßt  er  unberührt.  Dagegen 
bringt  er  diese  Darlegungen  in  No.  28  ausführlich  in  Erinnerung 
unter  Vermeidung  der  beanstandeten  Stellen. 

Außerdem  wird  dem  Leser  erspart,  selbst  die  Quintessenz  zu 
ziehen,  welche  besagt,  daß  der  moderne  Garten  original  gestaltet  sein 
müsse.  —  Hm !  —  Von  den  äußeren  Formen,  auf  die  es  uns  an- 
kommt, mag  er  nichts  verraten.  Das  ist  umsomehr  zu  bedauern, 
als  man  über  die  im  Text  besprochenen  Kunstformen  gern  näheres 
erfahren  hätte,  vor  allem  ob  sie  mit  den  Meyer -Riesschen  in  Be- 
ziehung stehen  werden.  Den  Fall  gesetzt,  eine  neue  Moderne  sei 
möglich  im  Garten,  dann  wird  sie  sich  nach  Analogie  der  anderen 
Gebiete  im  Positiven,  in  konkreten  Vorschlägen,  Vorbildern  zeigen 
müssen.  Krone. 

Nachschrift  der  Redaktion.  Ein  gesunder,  sachlich  geführter 
Meinungsaustausch  in  schwebenden  Fragen  ist  uns  immer  willkommen 
und  wird  auch  stets  Zeugnis  ablegen  für  das  Interesse,  welches  man 
in  weiten  Kreisen  den  Veröffentlichungen  der  Gartenweit  entgegen- 
bringt. Aber  jeder  Meinungsaustausch  muß  auch  seine  Grenzen 
haben.  Wir  haben  einen  Abzug  der  vorstehenden  Ausführungen  vor 
Drucklegung  dieser  Nummer  Herrn  J.  P.  Großmann  übermittelt, 
damit  er  eine  Schlußäußerung  anfüge.  Herr  Großmann  hat  darauf 
verzichtet;  er  überläßt  das  endgiltige  Urteil  in  dieser  nach  allen 
Seiten  hin  beleuchteten  Frage  den  Lesern  mit  dem  Hinweise  darauf, 
daß  seine  Ansichten  über  die  Moderne  in  der  Gartenkunst  nicht  nur 
theoretische  seien,  sondern,  daß  er  dieselben  als  ausübender  Land- 
schaftsgärtner schon  seit  Jahren  in  der  Praxis  durchgeführt  habe, 
was  wir  ihm  gern  bestätigen.  Wir  schließen  also  hiermit  die  Er- 
örterungen über  die  Moderne  in  der  Gartenkunst. 


weit"  bekannt  gab,  konnte  auch  ich  im  vorigen  Sommer  machen. 
Anfang  Juni  brachte  eine  meiner  Ämaryllis-Hyhviden  noch  einen 
verspäteten,  aber  kräftigen  Blütenschaft.  Da  das  Exemplar  sich  für 
Samenzucht  nicht  gut  genug  erwie.s,  und  um  eine  unnötige  Schwächung 
der  Zwiebel  zu  verhindern,  schnitt  ich  den  Stiel  nach  Entfaltung 
der  ersten  Blume  ab  und  steckte  ihn,  da  keine  Verwendung  dafür 
war,  in  die  Tülle  einer  in  der  Nähe  stehenden  ausgedienton  Gießkanne. 

Trotzdem  der  Standort,  eine  Mauerecke,  recht  zugig  und  nur 
leicht  von  einem  Olivenbaum  beschattet  war  und  die  Kanne  nicht 
einen  Tropfen  Wasser  enthielt,  blühten  die  weiteren  drei  Knospen  des 
Stieles  nach  und  nach  tadellos  auf  und  schmückten  die  alte  Gieß- 
kaime  wohl  14  Tage  lang.  Zu  meiner  Verwunderung  hatten  aber 
zwei  der  Blumen,  wahrscheinlich  durcli  Insekten  befruchtet,  sogar 
Samen  angesetzt,  die  während  des  abnorm  heißen  und  trockenen  Juli 
zu  vollkommener  Reife  gelangten,  ohne  daß  der  Stiel  auch  fernerhin 
die  geringste  Wassergabe  oder  auch  nur  einen  günstigeren  Standort 
erhalten  hätte.  Der  Wissenschaft  halber  säete  ich  die  Samen  aus 
und  konnte  konstatieren,  daß  sie  zum  großen  Teil  keimten. 

Ich  hatte  schon  früher  beobachtet,  daß  abgeschnittene  Amaryllis- 
Blumen-Schäfte  sich  besser  trocken  als  im  Wasser  aufbewahren  lassen, 
doch  hätte  ich  eine  solche  Zählebigkeit,  wie  sie  der  angeführte  Fall 
dartut,  nicht  für  möglich  gehalten. 

Ch.  Brüggemann,  Villefranche  sur  Mer. 


Be 


Zwiebel-  und  Knollengewächse. 

Das  Samentragen  abgeschnittener  Amaryllis-Blütenstiele. 

Die    gleiche    interessante    Beobachtung,    die    Heir  Lobiier    über    das 
öamentragen  abgeschnittener  .Araar^/W/s-Blumen  in  No.  31  der  „Garten- 


Neue  Pflanzen. 
Neue  Hydraiigea  Mariesii- Varietäten. 

{Hierxu  vier  Abbildungen.) 

►ekanntlich  haben  die  Gartensorten  von  Hydrangea 
paniciilata  und  hortensis  ihren  Schmuckwert  erst  dadurch 
erhalten,  daß  sich  die  fertilen  Blüten  genau  wie  beim  sterilen 
Gartenschneeball  in  sterile  verwandelt  haben.  Diesen  Garten- 
hortensien mit  durchweg  unfruchtbaren  Blüten  ist  neuer- 
dings die  Hydrangea  Mariesii  hinzugetreten,  deren  Schein- 
dolden zum  größten  Teile  aus  fruchtbaren  lilafarbigen  Blüten 
gebildet  werden.  Sie  zeigen  aber  eine  lückenhafte  Umrahmtmg 
aus  sterilen  Blüten.  Bei  den  sterilen  Blüten  sind  die  Blumen- 
blätter verkümmert.  Geschlechtsorgaue  sind  noch  vorhanden, 
dagegen  ist  der  Fruchtknoten  vollständig  verschwunden,  statt 
dessen  der  blütenfarbige  Blumenstiel  ganz  beträchtlich  ver- 
längert. Diese  sterilen  Randblüten  der  Scheindolde  verleihen 
den  Jfar/es«- Varietäten  den  Schmuckwert.  Die  vier  Kelch- 
blätter tragen,  äußerlich  betrachtet,  den  Charakter  und  die 
Färbung  von  Blumenblättern  und  man  ist  geneigt,  sie  dafür 
zu  halten.  Unsere  Abbildungen  einzelner  Blumendolden  zeigen 
scharf  den  Unterschied  in  der  Entwicklung  der  normalen 
und  der  sterilen  Blüten.  Der  Durchmesser  der  letzteren  be- 
trägt durchschnittlich  6^/2  cm;  sie  sind  mehr  oder  weniger 
ausgerandet  und  von  ungleicher  Größe.  Bei  jeder  Blüte  ist 
das  innere  Kelchblatt  in  Bezug  auf  die  Größe  von  der  Natur 
stiefmütterlich  bedacht.  Die  abgebildeten  Hydrangea  Mariesii- 
Varietäten  werden  diu-ch  die  Firma  J.  Lambert  &  Söhne 
in  Trier  in  Deutschland  verbreitet.  Man  wolle  in  Bezug 
hierauf  auf  Seite  406  in  voriger  Nummer  nachlesen.  Die 
größte  Sorte  ist  H.  Mariesii  perfecta,  Abbildung  Seite  415, 
deren  sterile  Blüten  über  7  cm  Durchmesser  halten.  Sie  sind  weiß 
imd  ganzrandig.  Bei  lilaeina  Abb.  S.  414  sind  diese  Blüten 
6V2  cm  breit  rosafarbig,  stark  gekerbt;  etwas  größer  sind 
sie  bei  graMiflora,  weiß  und  mitunter  monströs,  sodaß  liier 
neben  den  normalen  sterilen,  auch  Blumen  mit  5  bis  7  Kelch- 
blättern auftreten.  OI1  nun  diese  iJ/a?-ies »'-Hortensien  den 
hortensis     und    panicidata -Ysirie^ten    vorzuziehen    sind,    ist 


414 


Die  Gartenwelt. 


IX.  35 


lydrangea  Mariesii  lilacina. 

Originalaufnahme  für  die  „Garteuwelt". 

Geschmacksache;  jedenfalls  siml  sie  interessant  und  daneben 
haftet  ihnen  der  Eeiz  der  Nruhcil  an.  Die  von  der  Firma 
Lambert  Ende  April  nach  Bnliii  gisiliiciiten  vollblühenden 
Pflanzen,  deren  eine,  H.  Mariesü  <jranäi/l.ora,  Seite  415  ab- 
gebildet ist,  scheinen  mir  den  Beweis  zu  liefern,  daß  diese 
Hortensien  ebenso  und  vielleicht  in  etwas  höherem  Maße 
wie  die  guten  Äor/ensis-Varietäten  einer  vernünftigen  Treib- 
kultur dienstbar  gemacht  werden  können.  M.  H. 


Ausstellungsberichte. 
Die  Weltausstellung  in  Lüttich. 

Vom  Herausgeber. 

Wir  leben  im  Zeitalter  der  Ausstellungen  und  zwar  der 
Weltausstellungen.  Die  kleinen  Lokalausstellungen,  die  aller- 
orten veranstaltet  werden,  haben  mehr  und  mehr  an  An- 
ziehungskraft eingebiißt.  Auch  die  internationalen  ziehen 
nicht  mehr  recht  und  so  fordert  man  denn,  wenn  man  ein 
großes  Unternehmen  ins  Leben  rufen  will,  die  ganze  Welt 
zur  Mitbewerbung  heraus.  Der  großartigsten  und  imposantesten 
Weltausstellung,  die  wohl  jemals  stattfand,  derjenigen  in 
Chicago,  sind  gleichartige  Unternehmungen  in  Antwerpen, 
Paris  und  St.  Louis  gefolgt.  Jetzt  hat  das  kleine  Königreich 
Belgien  seine  zweite  Weltausstellung  in  Lüttich  (Liege,  sprich 
Liähsch)  veranstaltet,  die  am  23.  April  eröffnet  wurde.  Die 
Weltausstellung  in  Antwerpen  war  seinerzeit  mehr  ein  großer 
internationaler  Jahrmarkt,  von  Leuten  ins  Leben  gerufen, 
denen  man  nachsagte,  daß  sie  private  geschäftliche  Interessen 
damit  verfolgten.  Ähnlich  scheint  es  diesmal  in  Lüttich  zu 
sein,  wenn  mich  meine  dort  empfangenen  persönlichen  Ein- 
drücke   nicht    täuschen.      Eine    der    angesehensten   Berliner 


itungen,  die  Vossische  Zeitung,  brachte  kurz  nach  Er- 
öffnung dieser  Ausstellung  ein  Feuilleton  über  dieselbe,  in 
welchem  dieses  Unternehmen  in  überschwenglicher  Weise  ge- 
lobt und  worin  ausgeführt  wurde,  daß  der  von  den  Aus- 
stellungsbauten bedeckte  Raum  fast  ebenso  beti-ächtlich  sei, 
wie  der  bei  den  Ausstellungen  in  Paris  und  St.  Louis.  Diese 
letzteren  Ausstellungen  habe  ich  nicht  besucht,  sollte  aber 
die  erwähnte  Angabe  den  Tatsachen  entsprechen,  so  müßten 
die  genannten  Weltausstellungen  an  Größe  hinter  der  Berliner 
Gewerbeausstellung  vom  Jahre  1896  zurückgestanden  haben, 
was  doch  nicht  der  Fall  war. 

Wenn  in  Deutschland  eine  Ausstellung  am  Tage  dei' 
KrölTiiung  nicht  fix  und  fertig  ist,  so  erhebt  sich  alles  gegen 
I MM  11 II',  allen  voran  die  Ej-itik.  Wie  verhält  sich  nun  die 
S[v\\f  in  Lüttich?  Die  dortige  Weltausstellung  wurde,  wie 
bereits  erwähnt,  am  23.  April  eröffnet.  Bei  meinem  ersten 
i^esuch  am  U.  Mai  fand  ich  sie  in  einem  Zustand  totaler 
Unfertigkeit,  in  einem  Zustande,  der  tatsächlich  jeder  Be- 
schreibung spottet.  Würde  man  es  in  Deutschland  wagen, 
ein  derartiges  unfertiges  Unternehmen,  einen  solchen  Triuumer- 
haufen  aus  Balken,  Schienen,  Erdlöchern,  Sümpfen  und  Schutt 
zusammengesetzt,  als  Ausstellung  gegen  Eintrittsgeld  dem 
Publikum  zugänglich  zu  machen,  so  würde  zunäciist  die 
Staatsanwaltschaft  eingreifen,  um  die  verantwortlichen  Macher 
des  Unternehmens  hinter  Scliloß  und  Riegel  zu  setzen. 

In  den  Tagen  vom  8.  bis  10.  Mai  fand  in  Lüttich  ein 
internationaler  Gartenbau-Kongreß  statt,  zu  welchem  mich  der 
Generalsekretär,  Herr  Charles  Gonthier    brieflich  einlud.     Ich 


Hydrangea  Mariesii  grandiflora. 

Originalaufnahrae  für  die  „Gartenwelt". 


IX,  35 


Die   Gartenwelt. 


bat  den  Herrn  mir  zunächst  mitzuteilen,  ob  die  Weltausstellung  /.ui 
Zeit  schon  den  Besuch  lohne  und  ob  der  Gartenbau  dort  in  hervorragend ir 
Weise  vertreten  sei.  Statt  der  Antwort  auf  diese  Fragen  erhielt  itli 
eine  Teihiehraei-karte.  Ich  hatte  nicht  die  Absicht  am  Kongreß  teil- 
/.uneliMii'M,  da  ich  aber  nach  Köln  fahren  mußte,  bezog  ich  Lüttich  mit 
in  mein  Hciseprograram.  In  anbetracht  der  zur  Zeit  noch  traurigslen 
Bcsciiall'oniieit  der  Ausstellung  wäre  es  angebracht  gewesen,  den  Kongreß 
auf  eine  geeignetere  Zeit  zu  verlegen,  zumal  Lüttich  an  und  für  sidi 
gärtnerisch  absolut  nichts  bietet.  Sehenswerte  Handelsgärtnereien  sind 
dort  niclit  vorhanden.  Die  Firma  Jacob  Makoy  &  Co. ,  eine  der  ältesten 
Handelsgärtnereien  Belgiens,  die  den  Ruf  des  belgischen  Gartenbaues 
mit  begründen  half,  zehrt  heute  nur  noch  von  ihrer  Vergangenheit.  Sie 
hat  die  denkbar  ungünstigste  Lage,  die  ein  handelsgärtnerischer  Betriel) 
haben  kann,  an  einem  steilen  Hange,  an  welchem  die  Gewächshäu.ser  wie 
Schwalbennester  kleben,  und  weist  keine  sehenswerten  Kulturen  auf. 
Der  botanische  Garten  ist  unbedeutend,  seine  Gewächshäuser  sind  fast 
sämtlich  verschlossen.  Die  öffentlichen  Anlagen  befinden  sich  in  keinem 
guten  Zustand;  ihre  Bepflanzung  und  die  Art  wie  man  hier  die  Gehölze 
scheinbar  mit  der  Heckenschere  zn  versclmeiden  pflegt,  spotten  jeder 
Beschreibung.  Die  Herren  vom  Vorstand  des  Kongresses,  unter  welchen 
sich  auch  Herr  Closon,  der  derzeitige  Besitzer  der  Makoyscheu  Handels- 
gärtnerei befindet,  waren  sich  wohl  bewußt,  daß  man  den  Kongreß- 
teilnehmern gärtnerisch  nichts  wichtiges  bieten  konnte  Deshalb  be- 
schränkten sich  die  Exkursionen  auf  einen  Rundgang  durch  die  unfertige 
Ausstellung  und  auf  eine  Visite  des  Etablissements  Cockerill  in 
Seraing.  Den  Uneingeweihten  sei  verraten,  daß  dies  kein  Garten- 
etablisseraent,  sondern  ein  Stahlwerk  von  infernatioiialer  Bedeutung  ist, 
nach  den  Kruppscheu  Werken  in  Essen  jedenfalls  das  bedeutendste 
seiner  Art. 

Lüttich  und  seine  Vororte  bilden  das  Industriezentrum  Belgiens. 
Man  braucht  nur  mit  der  elektrischen  Straßenbahn  nach  dem  vorgenannten 
Seraing  zu  fahren,  um  dies  festzustellen.  Der  Weg  führt  an  gewaltigen 
Gruben,  Hüttenwerken  und  Maschinenfabriken  vorüber,  sodaß  man  sich 
in  das  verräucherte  rheinisch- westfälische  Industriegebiet  versetzt  glaulit. 

Die  Weltausstellung  hat  eine  günstige  Lage,  in  nächster  Nähe  des 
Hauptbahnhofes  (gare  des  Guillemins).     Durch  das   an    mehreren  Seiten 


Hydrangea  Mariesii  perfecta. 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenweif 


Hydrangea  Mar 


grandiflora.      Originalau  fn^ 


von  Arbeiterhäusern  eng  lunschlossene  Ausstellungsterrain 
fließt  die  hier  gerade  sehr  breite  Maas  und  ihr  Neben- 
fluß, die  Ourthe.  Innerhalb  der  Ausstellung  fließen  beide 
zusammen,  nur  durch  ein  Wehr  getrennt  und  teilen 
sich  gleich  darauf  wieder  gabelförmig.  So  entsteht  inr.er- 
lialb  der  Ausstellung  eine  spitze  Halbinsel  mit  altem 
Parkbe.stand  und  verschiedenen  malerischen  Teichen.  Diese 
Halbinsel  bildet  einen  abgesonderten  Teil  der  Ausstellung, 
die  insgesamt  aus  drei,  durch  Meuse  (Maas)  und  Ourthe 
getrennten  Teilen  besteht.  Diese  Dreiteilung  erhöht  die 
Übersichtlichkeit  und  bietet  dem  Besucher  die  Gewähr, 
nichts  zu  übersehen. 

Der  Haupteingang  befindet  sich  am  Ausstellungs- 
platz (Place  de  l'exposition);  man  gelangt  aber  durch 
denselben  nicht  etwa  in  die  eigentliche  Ausstellung,  sondern 
in  den  mit  großen  Dauerausstellungen  nun  einmal  un- 
trennbar verknüpften  Vergnügungspark,  welchen  das 
linke  Maasufer  begrenzt.  Die  Geschichte  erinnert  sehr 
lebhaft  an  den  Vergnügungspark  der  vorjährigen  Düssel- 
dorfer A>isstellung.  Dort  lag  er  aber  bescheiden  am 
hinteren  Ende  des  Terrains,  galt  als  selbständige  Sache 
und  war  nur  gegen  besonderes  Eintrittsgeld  zugänglich. 
In  Lüttich  ist  man  nach  Zahlung  des  Eintrittsgelds  ge- 
zwungen, zuerst  in  diese  „Vogelwiese"  zu  spazieren,  .sodaß 
die  Bierseligen  gleich  in  dieser  ersten  Abteilung  dauernd 


Pie  Gartenwelt. 


IX,    35 


hängen  bleiben.  Nach  den  Eeklameplakaten  der  Weltaus- 
stellung soll  das  Unternehmen  mehr  als  hundert  Paläste  und 
Pavillons  umfassen,  in  welche  Zahl  nach  meiner  Berechniuig 
sämtliche  Ansichtskarten-  und  Zuckerbuden  sowie  Bedürfnis- 
anstalten mit  eingerechnet  sind.  Von  diesen  „Palästen"  be- 
finden sich  im  Vergnügungspark  nicht  weniger  als  ca.  fünf- 
undzwanzig, darunter  zahlreiche  Kneipen,  in  denen  Eiere  de 
Munich  (Münchener  Bier)  ausgeschenkt  wird,  und  auch  das 
Eestaurant  ,,Oberbayei'n"  von  der  vorjährigen  Düsseldorfer 
Ausstellung  mit  den  abgelebten  Pseudobajuvarinnen,  ferner 
die  Düsseldorfer  Wasserrutschbahn  und  ähnliche  „Sehens- 
würdigkeiten'-, für  welche  teilweise  Eintrittsgeld  erhoben  wird. 
Japanische  Teehäuser  sind  zweimal  vertreten,  darunter  eines 
innerhalb  der  eigentlichen  Ausstellung  mit  dem  von  Düsseldorf 
her  bekannten  japanischen  Garten,  der  aber  hier  vorläufig 
noch  mit  einer  Mauer  umgeben  ist,  die  mir  mehr  chinesisch 
als  japanisch  erschien.  Von  diesem  Vergnügungspark  führt 
eine  prächtige  neue  Briicke,  der  Pont  de  Fragnee,  über  den 
Maasfluß,  den  sie  in  zwei  gewaltigen  Bogen  überspannt.  Auf 
dieser  Brücke  steht  das  Monument  Z.  Grammes,  dem  vor- 
läufig noch  die  Hauptsache  fehlt,  da  nur  der  Steinsockel 
steht.  Am  Brückenkopf  fallen  Böschungen  rechts  und  links 
zur  Maas  ab,  die  mit  tausenden  von  niedrigen  Eosen,  vorzugs- 
weise in  kreisrunden  Gruppen  bepflanzt  sind.  Einige  dieser 
Gruppen  haben  einen  enormen  Durchmesser;  es  mögen  nach 
oberflächlicher  Schätzung  gegen  15000  Eosen  sein,  die  hier 
vorzugsweise  von  der  Fii'ma  Gemen  &  Bourg,  in  kleinerem 
Umfang  auch  von  Soupert  &  Notting,  beide  in  Luxemburg, 
ausgepflanzt  sind  oder  noch  ausgepflanzt  werden.  Die 
Etiketten  von  Soupert  &  Notting  weisen  die  hervor- 
ragendsten Neuzüchtungen  der  letzten  Jahre  auf,  darunter 
auch  zahlreiche  Sorten  deutscher  Züchter,  wodurch  der  Be- 
weis erbracht  wird,  daß  man  auch  im  Auslande  unsere 
Züchtungen  nicht  mehr  übergehen  kann.  Kaum  hat  man  die 
erwähnte  Maasbrücke  überschritten,  so  muß  man  über  eine 
kleine  zweite,  über  die  Ourthe  führende  Brücke,  um  in  den 
zweiten  und  hauptsächlichsten  Teil  der  Ausstellung  zu  ge- 
langen. Man  kommt  hier  zunächst  auf  einen  Platz,  dessen 
Mittelpunkt  ein  Musikkiosk  bildet,  welcher  von  Gartenanlagen 
umgeben  wird.  Eechts  von  diesen  Anlagen  liegt  der  ge- 
waltige Hauptausstellungspalast,  neben  diesem  ein  Festsaalbau 
und  weiterhin  befindet  sich  in  diesem  Teile  der  Ausstellung 
noch  der  französische  Palast  für  Acker-  und  Garten- 
bau. Im  übrigen  wird  dieser  Teil  der  Ausstellung  durch 
Eestaurationsgebäude,  Zucker-  und  sonstige  Verkaufsbuden 
ausgefüllt. 

Innerhalb  des  Hauptausstellungspalastes  befindet  sich 
auch  das  sogenannte  Deutsche  Haus,  in  welchem  namentlich 
die  führenden  Firmen  der  deutschen  Industrie  und  des 
deutschen  Kohlenbergbaues,  wie  Krupp,  Siemens,  Löwe,  Borsig, 
Feiten  &  Guillaume,  Schwarzkopff,  Freund  u.  a.  ausgestellt 
haben.  Von  deutschen  Samenfirmen  sind  nur  die  bekannten 
Darmstädter  Klenganstalten  vertreten.  Selbstverständlich  be- 
findet sich  liier  auch  eine  deutsche  Kneipe.  Dieser  Haupt- 
ausstellungspalast ist  von  ganz  gewaltiger  Größe,  die  sich 
zur  Zeit  noch  gar  nicht  abschätzen  läßt,  da  er  an  den  Seiten 
noch  von  einem  förmlichen  Bangierbahnhof,  von  Erd-  und 
Schmutzbergen,  Baubuden  etc.  vollständig  umschlossen  ist. 
Auch  im  Inneren  ist  noch  rein  alles  unfertig.  Nur 
diejenigen,  die  das  Publikum  mit  ihren  aufdringlichen  An- 
geboten anrempeln,  stehen  auf  der  Höhe  der  Ausstellungs- 
eröffnung. 


Die  Hauptverkelirswege  werden  noch  von  Eisenbahn- 
schienen durchschnitten,  über  welche  kleine  Lokomotiven  die 
schwerbeladenen  Güterwagen  ziehen.  Alle  drei  Schritt  kommt 
man  an  einen  vernagelten  Kasten,  der  den  Weg  versperrt 
und  wenn  auch  der  Eintritt  in  den  Trümmerpalast  nicht 
direkt  verboten  ist,  so  ist  doch  das  Vordringen  mit  Lebens- 
gefahr verbunden. 

Erwähnt  sei  noch,  daß  auf  der  Lütticher  Ausstellung 
die  Franzosen  eine  beherrschende  Stellung  einnehmen.  Ihnen 
allein  sind  zwei  große  Baulichkeiten  eingeräumt,  der  erwähnte 
für  Landwirtschaft  und  Gartenbau  und  das  gesondert  am 
rechten  Ufer  der  Ourthe  gelegene  Palais  de  France.  Die 
Baulichkeit  für  Landwirtschaft  und  Gartenbau  füllen  in  den 
unteren  Räumen  ausschließlich  landwirtschaftliche  Maschinen 
imd  gärtnerische  Gerätschaften,  doch  war  auch  hier  alles  noch 
in  der  Aufstellung  begriffen.  (Schluß  folgt.) 


Gerätschaften. 
Samen -Einback-  nnd  Walzgerät  für  Rasenanlagen. 

Vüu  C.  Sattler,  Zivilingenieur,  Steglitz-Berlin. 

in  No.  29,  Seite  344,  dieser  Zeitschrift  vom  15.  April  1005 
habe  ich  bereits  auf  die  bisher  übliche  Art  des  Anlegens  von  Easeo 
hingewiesen  uod  deren  Mängel  erwähnt,  welche  durch  mein  neues 
Gerät  behoben  wel'den  sollen.  Ich  komme  nun  heute  auf  das  Gerät 
selbst  in  seiner  Eigenart  und  Anwendung,  sowie  dessen  Vorteüe 
zurück;  möchte  aber  zunächst  ein  bekanntes  Gerät  zur  Rasenpflege 
erwähnen,  mit  dem  da.s  neue  Gerät  Ähnlichkeit  hat,  nämlich  die 
Easenmähniaschine.  Im  Prinzip  unterscheidet  man  zwei  Arten  von 
Rasenmäbmaschinen  und  zwar: 

1.  die  alte  bewährte  Basenmähmaschine  aus  einer  Walze  mit  von 
dieser  in  Umdrehung  versetzter  Messertrommel  und  kleinen 
Stellrädern  vorn  und 

2.  die  neuere  Kasenmähmasohine  aus  zwei  breiten  Laufrädern 
und  von  diesen  angetriebener  Messertrommel.  Die  Messer- 
trommel liegt  hier  zwischen  den  beiden  Laufrädern  der  Maschine 
imd  eine  kleine  Druckwalze  oder  Bäder  hinten. 

Die  erste  Art  mit  der  Walze,  ein  beliebtes  und  praktisches 
Gerät,  hat  den  wesentlichen  Vorteil,  daß  sie  den  Arbeiter  in  bezug 
auf  Achtsamkeit  weniger  in  Anspruch  nimmt  und  zwar  zumal  beim 
Schneiden  des  Randes  von  Basen,  da  die  Walze,  auch  wenn  die 
Maschine  zur-  Hälfte  frei  läuft,  der  Maschine  immer  das  Gleich- 
gewicht hält,  so  daß  ein  Einschneiden  der  Messer  in  die  Erde,  also 
ein  Ausschneiden  des  Basens,  nicht  stattfinden  kann. 

Bei  den  Maschinen  der  zweiten  Art,  die  leichter  sind,  ist 
das  Randschneiden  des  Rasens  weniger  einfach;  es  wird  mehr  Auf- 
merksamkeit von  dem  Arbeiter  verlangt,  um  ein  Einschneiden  der 
Messer  in  das  Erdreich  zu  verhüten,  auch  hinterlassen  die  Laufräder 
Spuren  im  Rasen;  trotzdem  erfüllen  diese  Maschinen  beim  Flächen- 
schneiden gut  ihren  Zweck. 

Als  Typ  für  mein  Einhack-  und  Walzgerät  habe  ich  nun  in 
erster  Linie  die  erste  Art  der  Basenmähmaschine  gewählt,  obgleich 
ich  beide,  ja  alle  Arten  hierzu  beanspruchen  bezw.  wählen  kann. 
Meinem  Gerät  liegt  nun  der  Gedanke  zugrunde,  an  Stelle  der  Messer- 
trommel oder  der  Messer  eine  Hackvorrichtung  in  eine  Basenmäh- 
maschine beliebiger  Art  auswechselbar  einzubauen,  um  dadurch  das 
Gerät  außer  zum  Einhacken  des  Samens  und  Walzen  auch  zum 
Rasenschneiden  verwenden  zu  können.  Mit  einem  Gerät  sollen  also 
drei  verschiedene  Arbeitsgänge,  die  bisher  mit  besonderen  Geräten 
ausgeführt  wurden,  erledigt  werden. 

Lu  allgemeinen  ist  es  nicht  beliebt  und  auch  nicht  ratsam,  mit 
einem  Gerät,  durch  Einstellen  oder  Auswechseln  einzelner  Teile  des- 
selben, mehrere  verechiedene  Arbeiten  zu  verrichten,  da  dann  das 
richtige  Arbeiten  des  Gerätes   zu   dem    einen   oder   anderen  Zwecke 


IX,  35 


Die   Gartenwelt. 


immer  von  der  Intelligenz  des  Arbeiters  abhängt,  der  die  Einzelteile 
auswechseln  und  einstellen  soll.  Ich  bin  daher  bei  dem  vorliegenden 
Gerät  von  dem  Gedanken  ausgegangen,  die  auszuwechselnden  Teile 
und  die  Einstellung  derselben  auf  ein  Mindestteil  zu  beschränken 
und  so  einfach  zu  gestalten,  daß  jedermann  die  Auswechsel'. ng  leicht 
erledigen  kann.  Überdies  würde  im  Jahr  schließlich  eine  Aus- 
wechselung von  Einzelteilen  nur  zweimal  erfolgen,  denn  ist  der 
Rasen  angelegt,  also  das  Gerät  als 
Sanien-Einhack-  und  Walzmaschine 
vorwendet,  so  wird  es  den  Sommer 
überdoch  nur  als  Rasenmähmaschine 
Verwendung  finden. 

Das  Gerät,  wie  es  nun  am  ge- 
eignetsten   erscheint,    besteht    aus 
einer,  in  einem  Gestell,  ähnlich  der 
Rasenmähmaschine,  gelagerten 
^^■1  Walze,  die  im  Bedarfsfalle  beschwert 

^^     I  wei'den    kann,  und    einer    Messer- 

^y^^  trommel,    welch    letztere    von   der 

Walze  aus  mittelst  Radervorgelegen, 
die  in  einem  Gehäuse  eingekapselt 
sind,  in  Umdrehung  versetzt  wird. 
Die  Hackvorrichtung  besteht 
hier  lediglich  aus  Hackbalken,  die 
aus  Flachstücken  mit  an  einer 
Längsseite  angeordneten  Zinken  ge- 
bildet sind,  und  die  auf  die  Messer 
der  Messertrommel  leicht  aus- 
wechselbar gelegt  sind,  wobei  natür- 
lich das  Gegenmesser  für  die  Messer- 
tronimei  abgenommen  ist,  was  ohne 
Schwierigkeiten  in  kürzester  Zeit 
geschehen  kann.  Soll  nun  das 
Gerät,  wie  es  in  dem  vorbeschrie- 
benen Zustande  als  Samen-Einhack- 
und  Walzmaschine  verwendet  wird, 
als  Rasenmähmaschine  in  Benutzung 
genommen  werden,  so  ist  weiter 
nichts  nötig,  als  die  Hackbalken 
von  den  Messern  abzunehmen  und 
das  Gegenme.sser  für  die  Messer- 
trnmmel  anzulegen. 
Bei  diesen  Manipulationen  bleibt  der  Stand  der 
Messer  und  der  Messertrommel  immer  derselbe,  da  die 
Trommel  selbst  in  der  Maschine  zu  jeder  Arbeitsart  ver- 
wendet wird.  Man  hat  es  in  dem  beschriebenen  Falle 
mit  einer  umlaufenden  Einhackvorrichtung  zu  tun,  die 
Erde  und  Samen  gleichsam  mischt,  welche  Bestandteile 
dann  durch  die  nachfolgende  Walze  festgemacht  werden. 
Die  ausgeführten  Versuche  und  Proben  lassen  schließen, 
daß  sich  dieses  System  am  besten  bewähren  wird,  zu- 
mal die  Hackvorrichtung  an  jede  Rasenniähma.schine 
angebracht  werden  kaan. 

Eine  andere  Einhackvorrichtung  besteht  aus  einem 
oder  mehreren  Hackbalken  mit  Zinken,  die,  bei  der 
Umdrehung  der  Laufräder  der  Maschine  mittelst  Zahn- 
räder oder  anderen  Getriebeteilen  und  durch  E-xzenter 
oder  dergl.,  in  eine  schnelle  und  kurze  Schwingung  ver- 
setzt werden  und  so  die  natürliche  Hackbewegung 
nachahmen.  Diese  Einhackvorrichtung  ist  etwas  kom- 
plizierter als  die  erste  und  erfordert  meist  die  Aus- 
wechselung der  Messertrommel  mit  Gegenmesser. 

Zur  Einstellung  der  Schnitthohe  bezw.  Haoktief.^ 
ist  nun  eine  Gcgendruckwalze  an  dem  Gerät  vni- 
gesehen,  die  hier  sowohl  vorn  als  auch  hinten  an  il  r 
Maschine  verwendet  werden  kann.  Die  Fi.xierung  di  r 
Stellung  dieser  Gegendruckwalze  geschieht  entwedir 
durch  federnde  Stifte,  die  in  Locher  des  Rahmens  dei' 
Maschine  eingreifen  können  oder  aber  durch  einfache 


Verstellbarer  Kübelhaken. 

Iriginalaufnahme  f.  d,  „Garlenwelf 


Stellschrauben,  welche  die  Walze  in  ihrer  jeweiligen  Stellung  fest- 
legen. Bemerkenswert  ist  hierbei,  daß  die  Anordnung  der  Messer- 
trommel und  der  Gegendruckwalze  so  getroffen  ist,  daß  sich  seitlich 
und  vor  der  Maschine  kein  Teil  befindet,  welcher  in  das  Gras  ein- 
greifen und  dasselbe  niederlegen  kann.  Ferner  steht  dem  nichts  im 
Wege,  die  Maschine  mit  Hackvorrichtung  als  Gerät  zum  Entfernen 
des  Mooses  aus  dem  Rasen  zu  verwenden  und  glaube  ich  durch 
meine  einfache  Konstruktion  ein  brauchbares  Gerät  zum  Anlegern  und 
Pflegen    von  Rasen   damit  der  Praxis  bieten   zu  können. 


Ein  praktischer,  verstellbarer  Kübelliaken. 

Von  Ernst  Richter,  Charlottenburg. 


(IR 


zwei  Abbildungen.) 


Der  verstellbare  Kübelhaken  besteht  aus  einem  flachen 
Eisenstab,  einer  leicht  verschiebbaren  Klemmschraube  und  einem 
Traghaken,  wie  dies  die  beistehende  Abbildung  zeigt. 

Der  Eisenstab  hat  eine  Breite  von  30  mm,  eine  Stärke  von 
8  mm  und  eine  Länge  von  80—90  cm.  In  der  Mitte  seiner  Länge 
ist  er  halb  um  seine  Längsachse  gedreht  und  am  Fußende  haken- 
förmig umgebogen.  Der  Traghaken  ist  unter  der  Drehung  angenietet, 
während  die  Klemmschraube  oberhalb  derselben  angeordnet  ist.  Soll 
der  Kübel  transportiert  werden,  so  wird  der  untere  in  doppeltem  Winkel 
gebogene  Teil  unter  den  Kübelrand  geschoben  und  die  Klemmschraube 
soweit  herabgelassen,  bis  .sie  auf  dem  oberen  Kübelrand  fest  aufliegt. 
Durch  Anziehen  der  Schraube  werderi  die  Kübeldaube  und  der  Eisen- 
stab derartig  fest  mit  einander  verbunden,  daß  ein  Bewegen  oder 
gar  Abrutschen  des  Kübels  unmöglich  ist. 

Die  Vorteile  dieses  Kübelhakens  .sind  so  große,  daß  er  in 
keiner  Gärtnerei,  wo  viele  Kübel  zu  transportieren  sind,  fehlen  sollte 
und  ich  kann  ihn  aus  eigener  Erfahrung  warm  empfehlen.  Vor 
allem  werden  die  Kübel  selb.st  sehr  geschont  und  sehen  immer 
elegant  aus,  denn  daß  die  festen  Haken  einem  Kübel  ein  besonders 
hübsches  und  elegantes  Aussehen  geben,  kann  wohl  niemand  be- 
haupten. Aus  diesem  Grunde  trifft  man  auch  viele  Kübel  ohne  teste 
Haken  an,  besonders  dort,  wo  es  auch  auf  geschmackvolles  Aus- 
sehen derselben  ankommt.  Statt  dessen  sind  in  den  meisten  Fällen 
allerdings  kleine  Vertiefungen  unter  dem  Bandeisen,  doch  ist  es  auch 
kein  Vergnügen,  solche  Kübel  zu  ti-ansportieren,  denn  beim  jedes- 
maligen Absetzen  fallen  die  Haken  heraus.    Auch   werden  Bandeisen 


Kübeltran<port  mit  dem  verstellbai 

Originalaufnahme    für  die    „Garte;- 


418 


Die   Gartenwelt. 


IX,  35 


wie  Kübel  mit  der  Zeit  selir  angegriffen.  Außerdem  haben  die 
festen  Haken  wie  die  angebrachten  Yeitiefungen  noch  den  sehr  un- 
angenehmen Fehler,  daß  das  Holz  an  den  Stellen,  an  denen  die 
Haken  befestigt  sind,  beziehungsweise  wo  sich  die  Vertiefungen  be- 
finden, leicht  fault,  sodaß  man  eines  schönen  Tages,  wenn  man  den 
Kübel  anhebt,  den  Haken  ausreißt  beziehungsweise  die  unter  dem 
Bandeisen  befindliche  dünne  Stelle  eindrückt.  Alles  dieses  fällt  bei 
dem  verstellbaren  Transporthaken  weg  und  hoffe  ich  durch  diese 
Zeilen  manchen  Landschaftsgärtner  zur  Anschaffung  desselben  zu 
bewegen,  er  wird  diese  kleine  Ausgabe  nicht  zu  bereuen  haben. 

Im  Mai,  wenn  die  Kübelpflanzen  aus  den  Überwinterungsräumen 
ins  Freie  gebracht  werden,  wird  viel  über  die  Ungeschicklichkeit  der 
Gehilfen  geredet,  wenn  bei  dem  sogenannten  Übereok-Nehmen  des 
Kübels  dieser  oder  die  Pflanze  selbst  leidet,  oder  der  Gehilfe  sich 
durch  irgend  eine  plötzliche  Drehung  des  Kübels  eine  Verletzung  z.  B. 
Quetschung  zuzieht.  Ich  glaube  jedoch,  es  tragen  hier  in  den  weit- 
aus meisten  Fällen  weniger  die  ungeschickten  Gebilfeu  als  die  un- 
geschickten Ti-ansportmittel,  besonders  der  um  den  Kübel  geschlungene 
und  leider  so  sehr  beliebte  Strick,  der  immer  die  Farbe  so  schön 
abscheuert,  die  Schuld. 

Diese  verstellbaren  Transporthaken  konstruiert  zu  haben,  ist 
das  Verdienst  der  in  der  Schweiz  bestens  eingeführten  B'irma  von 
Fran^ois  Wyss's  Söhne  in  Solothurn  (Schweiz),  die  als 
Fabrikanten  auch  den  Alleinverkauf  haben,  doch  wird  jedes  größere 
Gartenbaugeschäft,  soweit  es  überhaupt  mit  Gartengeräten  handelt, 
bei  Angabe  der  Adresse  des  Fabrikanten  die  Haken  besorgen  können. 


Fragen  und  Antworten. 

Beantwortung  der  Frage  No.  320.  Welche  Mengen  Samen 
von  Reseda,  Astern,  Mohn,  Stiefmütterchen,  Balsaminen  etc.  kann 
man  von  1  Ar  =  100  qm  zur  Samengewinnung  bebauter  Bodenfläche 
unter  normalen  Verhältnissen  erzielen? 

Durchschnittlich  kann  man  von  1  Ar  ■/.,  kg  A.stersamen,  3  kg 
Mohn  (Papaver  somniferum  -  Sorten),  ^4  tg  Stiefmütterchen,  '/s  ^S 
Balsaminen  (bei  frühem  Froste  gar  nichts),  l'/„  kg  Reseda  erzielen- 
Der  Ertrag  hängt  wesentlich  von  der  Witterung  und  von  der  Sorte 
ab  und  kann  nur  annähernd  geschätzt  werden. 

Otto  Putz,  Samenzüchter,  Erfurt. 

Beantwortung  der  Frage  No.  321.  Gibt  es  ein  Handbuch 
für  Samenbau,  das  zuverlässige  Angaben  über  das  Verhältnis  von 
Saatgut  und  Ertrag  erhält? 

Ein  solches  Werk  existiert  bis  heute  noch  nicht.  Wohl  gibt 
es  ein  Buch  unter  dem  Titel  „Der  praktische  Gemüsesamenbau"  von 
Emanuel  Groß,  Professor  an  der  deutschen  königlich  böhmischen 
landwirtschaftlichen  Akademie  in  Tetschen  -  Liebwerd.  doch  enthält 
es  keine  Angaben  über  das  Verhältnis  von  Saatgut  zum  Ertrag, 
bietet  aber  wertvolle  Ratschläge  für  die  Beurteilung  des  Saat- 
gutes, erörtert  die  Umstände,  welche  die  Qualität  des  Saatgute.s 
beeinflussen  können  und  enthält  systematisch  geordnet  eine  große 
Anzahl  Gemüsepflanzen  mit  Angabe  der  Verwendungsart,  der  Ver- 
mehrung, Behandlung  und  Samenernte,  sowie  Beschreibung  der 
Früchte  und  Samen,  von  welchen  eine  Anzahl  auf  vier  Lichtdruck- 
tafelu  daigestellt  sind.  Wir  nennen  Ihnen  ferner  als  Werke,  die 
sich  mit  Samenbau  und  Samenkunde  befassen,  die  von  W.  Schulze: 
Die  Gemüsesamenzucht,  Erfurt  1896  und  Gärtnerische  Samenkunde, 
Berlin  1880. 

Beantwortung  der  Frage  No.  322.  Welche  Beobachtungen 
sind  über  das  Gedeihen  von  Obstbäumen  gemacht  worden,  die  aus 
einer  wärmeren  Gegend  bezogen  und  in  einer  rauhen  Gegend  gepflanzt 
wurden?  Man  begegnet  vielfach  der  Ansicht,  daß  solche  Bäume 
schlecht  gedeihen. 

Im  allgemeinen  ist  es  nicht  ratsam  aus  merklich  wärmeren 
Gegenden,  z.  B.  aus  Südfr,'inkreich  Obstbäume  zur  Anpflanzung  in 
Nord-,  Ost-  oder  auch  nur  Mitteldeutschland  kommen  zu  lassen. 
Aus  Klimaten  mit  sehr  milden  Wintern  bezogene  Obstbäume  werden 
sich  bei  uns  immer  erst  akklimatisieren  müssen;  bevor  dies  aber  ge- 


schehen ist,  können  sie  schon  einem  strengen  Winter  zum  Opfer 
fallen.  Vielfach  ist  man  aber  auch  zu  ängstlich,  indem  man  sich 
fürchtet,  im  Rheingau  gezogene  Bäume  z.  B.  in  Cassel  oder  Nord- 
hausen anzupflanzen.  Das  ist  aber  übertriebene  Ängstlichkeit;  es 
genügt  in  nördlicher  Gegend  keine  Sorten  anzupflanzen,  die  nur 
für  südlichere  Gegend  geeignet  sind;  es  würde  verkehrt  sein  dem- 
entsprechend aus  einer  Wiesbader  Baumschule  Winter  Dechantsbirne 
und  Weißen  Winterkalvill  zur  Anpflanzung  in  Nordhausen  kommen 
zu  lassen.  In  gewisser  Hinsicht  ist  auch  Rücksicht  auf  die  Boden- 
bcschaffenheit  zu  nehmen.  Es  sei  hierzu  nur  erwähnt,  daß  die  in 
fettem  Moorboden  holländischer  Baumschulen  herangezogenen  Obst- 
bäume im  armen  märkischen  Sandboden  lange  kümmern  oder  gar 
vöUig  zu  grunge  gehen  würden.  M.  H. 

Beantwortung  der  Frage  No.  323.  Wie  verwendet  man 
den  Ruß  aus  Kaualheizungen  zum  Düngen  und  in  welchen  Mengen 
\vird  er  verabfolgt?  Erzielt  man  mit  dieser  Art  Düngung  merkbare 
Erfolge? 

Um  den  Weit  des  Rußes  als  Düngemittel  zu  erkennen,  ist  es 
zunächst  notwendig  sich  Klarheit  über  die  chemische  Zusammen- 
setzung zu  verschaffen.  Steinkohlenruß  enthält  im  Durchschnitt 
2Vj  7o  Stickstoff,  '/,  7„  Phosphorsäure,  '/,o  7o  Kali,  4  7„  Kalk,  1V,7„ 
Magnesia,  '/j  7o  Schwefelsäure,  22  7o  Kieselsäure  und  Sand,  67  7o 
organische  Substanz.  Holzruß  durchschnittlich  17io  7o  Stickstoff, 
V2  7„  Phosphorsäure,  2'/,  7„  Kali,  10  7„  Kalk,  l'/j  7o  Magnesia, 
"'lo  7o  Schwefelsäure,  4  "/(,  Kieselsäure,  72  7u  organische  Substanz. 
Diese  Angaben  sind  natürlich  nicht  für  alle  Fälle  zutreffend,  was 
leicht  begreiflich  ist,  da  in  den  Heizungen  selten  ein  Heizmaterial 
allein  gebrannt  wird.  In  Kanalheizungen  wird  nun  wohl  Holz  und 
Braunkohle  vorherrschen,  auch  wird  der  Ruß  aus  dem  sogenannten 
„Wolf"  nicht  frei  sein  von  Asche.  Dies  alles  muß  für  die  Beurteilung 
des  Wertes  in  betraoht  gezogen  werden.  Holzasche  z.  B.  enthält, 
wenn  von  Laubholz  stammend,  S'/j  7o  Phosphorsäure,  10  "/„  Kali, 
2V2  7o  Natron,  307'„  Kalk,  57o  Magnesia,  l'/Z/o  Schwefelsäure,  5  7o 
organische  Substanz.  Holzasche  von  Nadelholz  2'/27o  Pbosphor- 
säure,  6  7o  Kali,  2  7„  Natron,  3.5  7»  Kalk,  6  7(,  Mag'nesia,  l'/j  7o 
Schwefelsäure,  18  7o  Kieselsäure  und  Sand  und  5  7'o  organische 
Substanz. 

Torfasche,  Braunkohlen-  und  Steinkohlenasche  enthalten  an 
Phosphorsäure  und  Kali  nur  wenig,  desgleichen  ist  Kalk  schwankend 
und  wenig,  8—20  7o-  Diese  drei  sind  reich  an  Kieselsäure  und  Sand,  was 
aber  für  den  Wert  als  Düngemittel  weniger  in  betracht  kommt.  Es 
ergibt  sich  aus  vorstehendem  also,  daß  erstens  der  Vv'ert  des  Rußes  ver- 
schieden ist,  zweitens,  daß  Ruß  als  Düngemittel  betrachtet,  eine  nur 
untergeordnete  Rolle  spielt,  weil  er  von  den  drei  Hauptpflanzennähr- 
stoffen Stickstoff,  Phosphorsäure  und  Kali  nur  sehr  wenig  enthält;  auch 
Kalk  enthält  reiner  Ruß  ohne  Aschebeiniischung  nicht  viel.  Stein- 
kohlenruß wirkt  durch  seinen  Gehalt  an  Stickstoff,  Holzruß 
durch  Kali  und  Kalk.  Beide  Rußarten  sind  dagegen  gute  Boden- 
lockerer und  wirken  auch  durch  ihre  Nebenbestandteile.  Steinkohlen- 
ruß z.  B.  hält  durch  seinen  Gehalt  an  Teerölen  Insekten  im  Boden 
fern.  Auch  ihr  Gehalt  an  Magnesia,  Schwefelsäure,  Kieselsäure 
machl  sie  als  Beidünger  recht  brauchbar. 

Fragesteller  will  nun  wissen,  wie  man  Ruß  am  besten  ver- 
wendet und  wird  sich  aus  Gesagtem  wohl  die  für  seine  Zwecke 
vorteilhafte  Verwendung  entnehmen  können ,  ob  im  freien  Land, 
zum  Durchsetzen  von  Erdhaufen,  oder  auch  als  Zusatz  zur  Jauche. 
Im  letzten  Fall  ist  es  notwendig,  daß  die  Mischung  unter  häufigem 
Umrühren  14  Tage  stehen  bleibt.  In  welcher  Menge  Ruß  an- 
gewendet werden  kann,  ist  nicht  .so  wichtig;  zuviel  kann  man  nur  bei 
Steinkohlenruß  nehmen,  besonders  bei  trockenem  Boden.  Als  Kopf- 
dünger darf  Ruß  keine  Verwendung  finden.  Siehe  auch  Gartenwelt, 
8.  .lahrgang  No.   16.  Aug.  Plantener,  Hamburg  1. 

Beantwortung  der  Frage  No.  324.  Welches  ist  das  beste 
Buch  über  Planzeiohnen  zum  Selbstunterricht? 

Welches,  das  beste  Buch  zum  Selbstunterricht  ist,  da.?  kommt 
sehr  auf  Talent  und  Vorkenntnisse  an,  wie  auch  darauf,  was  Frage- 
steller erreichen  will. 

Ist  er  ein  kleiner  Landschaftsgärtner,  oder  will  er  sich  nur  das 
Allemotwendigste  über  Planzeicbnen  aneignen,  dann  sind  zu  empfehlen; 


IX,  35 


Die  Garten  weit. 


„Anleitung  zum  Selbstunterricht  im  Planzeiclinen.-'  — 
Das  Übertragen  eines  Entwurfs  aufs  freie  Land  und  Flächen- 
berechnung von  A.  Bode,  Preis  1,50.  Es  ist  für  den  ersten  Anfang 
m.  E.  das  verständlichste,  besondere  da  es  auch  die  Grundlage  für 
das  Vermessen  berücksichtigt.  Enthält  4  Tafein,  teils  kolonert  mit 
dazu  gehörendem  Text. 

Auch  „Das  gärtnerische  Planzeiohnen"  von  G.  Bur- 
mester,  geh.  2, —  Mk.,  geb.  2,50  Mk.,  ist  für  gleichen  Zweck  zu 
empfehlen,  enthält  auch  kurze  Anleitung  zum  Kolorieren.  —  Des- 
gleichen: „Vorlagen  zum  Zeichnen  von  Gartenplänen" 
von  Fr.  Lucas.  Mit  24  Tafeln,  davon  12  koloriert,  geb.  3,—  Mk., 
berücksichtigt  aber  nur  das  Zeichnen  und  Kolorieren,  nicht  das 
Übertragen   in   die  Praxis.     Enthält  einen   Plan   in   ümrißzeiohnung. 

Empfehlenswert  für  den  angehenden  und  kleinen  Landschafts- 
gärtner ist  auch: 

„125  kleine  Gärten"  von  K.  Hampel*),  Preis  5,—  Mi. 
Neben  einer  sehr  einfachen  Zeichenmethode  für  kleinere  Pläne  be- 
rücksichtigt es  alle  Verhältuisse  in  kleinen  Neuanlagen,  behandelt 
auch  die  schön  blühenden  und  durch  Früchte  zierenden  Gehölze. 

Zur  Anschaffung  sei  dem  Anfänger  auch  empfohlen  ,,An- 
eitung  zur  Landschaftsgärtnerei"  von  H.  Godemann 
2,S0  Mk.,  sowie:  „Die  Ästhetik  der  Gartenkunst"  von 
Dr.  K.  E.  Schneider,  6, —  Mk.,  denn  mit  dem  Zeichnen  allein  ist 
es  nicht  getan. 

Hat  Fragesteller  bereits  Vorkenntnisse  und  will  auch  ehvas 
weiter,  dann  sind  zu  empfehlen  in  erster  Linie: 

„Anleitung  zum  gärtnerischen  Planzeichnen"  von  Fritz 
Encke,  8  Mk.  Eins  der  besten  Werke  dieser  Art,  in  welchem 
Verfasser  seine  Erfahrungen  während  seiner  vieljährigen  Tätigkeit  als 
Lehrer  im  Planzeichnen  und  in  der  Landsohaftsgärtuerei  an  der  könig- 
lichen Gärtnerlehranstalt  zu  Wildpark  niederlegte.  Es  gibt  in  klarer, 
verständlicher  Weise  Anleitung  über  alles,  was  zum  Planzeichnen  not- 
wendig, auch  auf  Besprechung  der  Geräte  und  Materialien  geht  es 
ein.  Ferner  wird  das  Aquarellieren,  Baumschlagzeiohnung  mit  Pinsel, 
Bergschattierung  durch  Striche  'und  in  Tuschmanier  ausführlich 
behandelt. 

Dann  ,.Gärtnerisches  Planzeichnen"  von  M.  Bertram, 
12  Mark.  Wegen  der  angewandten,  sehr  vereinfachten  Zeichen- 
methode, auch  weniger  Begabten  zu  empfehlen.  16  Nebenblätter  und 
24  ausgeführte  Gartenpläne  enthaltend.  Schließlich  auch  das  vor- 
züghche  Werk:  ..Handbuch  des  gärtnerischen  Planzeichnens" 
von  H.  Eich  1er.  Dieses  stellt  allerdings  an  die  Vorkenntnisse  im 
Zeichnen  ziemlich  bedeutende  Ansprüche,  ist  aber  sonst  in  jeder  Be- 
ziehung mustergültig.  Es  ist  nicht  nur  Lehrbuch  des  Planzeichnens, 
sondern  berücksichtigt  auch  die  Bepflanzung,  sogar  eine  Auswahl 
der  Obstsorten  ist  angeführt.  Preis  in  Mappe  10  Mark. 
Aug.   Plantener,    Hamburg   1,    Spezialbuchhandlung  für  Gartenbau. 

—  Obwohl  es  eine  ganze  Legion  von  Abhandlungen  über 
gärtnerisches  Planzeichnen  gibt,  so  existiert  meines  Wissens  in  der 
Tat  leider  kein  Lehrbuch  über  Planzeiohnen  zum  Selbstunterricht, 
welches  Anspruch  auf  Vollständigkeit  des  Lehrstoffes  und  Gediegen- 
heit machen  könnte  und  den  modernen  Bedürfnissen  ganz  und  gar 
genügen  würde. 

Die  meisten  Werke  sind  teilweise  nach  den  heutigen  An- 
schauungen veraltet,  teilweise  aber  —  und  dies  ist  der  wundeste 
Punkt  —  ist  der  Lehrstoff  derselben  zum  Teil  höchst  mangelhaft. 
Denn  es  ist  ganz  verkehrt,  wenn  ein  Lehrbuch  nichts  enthält  als 
einige  Baumschlagübungen  und  Gartenpläne  und  sich  nicht  in  das 
Detail  des  Zeichnens  einläßt.  Ein  Verfasser  muß  doch  bedenken, 
daß  nicht  nur  Gärtner  von  guter  Schulbildung,  sondern  auch  von 
ungenügender  bezw.  von  gar  keiner  Vorbildung  durch  sein  Lehrbuch 
«ich  ausbilden  wollen.  Das  heißt  mit  andern  Worten,  ein  „vor- 
zügliches" Buch  muß  nicht  nur  populär  geschrieben  sein,  sondern 
auch  die  ganze  Zeichentechnik  vom  ersten  Bleistiftstrich  an  bis  zum 
vollendeten  Aquarell  behandeln. 


*)  Vgl.  C.  K.  Schneider,  Gartengestaltung  und  Kunst,  Seite  55  ff. 
{Leipzig  1904). 


Ein  Lehrbuch  über  Planzeicbnen ,  dessen  Lehrstoff  noch  sehr 
viel  zu  wünschen  übrig  läßt,  aber  in  Bezug  auf  gutes  Kolorit  und 
flotte  Pinselführung  der  Pläne  als  bestes  genannt  werden  darf,  ist 
meines  Erachtens  die  „Anleitung  zum  gärtnerischen  Planzeichnen" 
von  Fritz  Encke.  R,  Staudenmayer,  Stuttgart. 

Beantwortung  der  Frage  No.  325.  Kann  Kuß  zur  Bei- 
mischung der  für  die  Tüpfkultur  von  Chrysanthemum  bestimmten 
Erde  verwendet  werden  und  in  welchem  Verhältnis?  Wirkt  Kuß 
günstig  auf  der.  Wuchs  und  die  dunkelgrüne  Farbe  der  Be- 
laubung ein? 

—  Ruß  und  Ruß  ist  ein  großer  Unterschied!  —  Meint  der  Herr 
Steinkohlenruß  oder  solchen  aus  Öfen,  in  denen  vornehmlich  Holz 
gebrannt  wird?  Die  Zusammensetzung  beider  Kußarten  und  dem- 
gemäß ihre  Wirkung  ist  grundverschieden.  Holzruß  hat  nur  wenig 
über  die  Hälfte  von  dem  Stictstoffgehalt  des  Steinkohlenrußes,  aber 
dafür  24  mal  soviel  Kali.  Der  Gehalt  an  Phosphorsäure  ist  der 
gleiche,  wenigstens  in  normalen  Verhältnissen.  Die  große  Differenz 
an  Kalk  (bei  Steiukohlenruß  4%,  bei  Holzruß  10  "IJ.)  ist  vom 
praktischen  Standpunkte  aus  unwesentlich.  Denn  gute,  .sorgfältig  ge- 
pflegte Topferden  sollen  und  werden  stets  soviel  Kalk  haben,  als 
nötig  ist  sodaß  die  Kalkzufuhr  im  Ruß  außer  Betracht  bleiben  kann. 

Ruß  wirkt  langsam,  aber  sicher  und  nachhaltig;  er  ähnelt  in 
dieser  Beziehung  dem  Thomasphosphatmehl,  mit  dem  er  außer- 
dem Ähnlichkeit  in  der  physikalischen  Wirkung  hat.  Steinkohlen- 
ruß befördert  das  Laubwachstum,  während  Holzruß,  entsprechend 
dem  hohen  Gehalt  an  Kali,  dem  An.satz,  speziell  aber  der  Blüten- 
ausbildung günstig  ist.  Stickstoff  fördert  die  Laubi  rzeugung,  und 
wo  der  Laubproduktion,  wie  durch  die  Rußdüngung,  so  ungemein 
günstige  Bedingungen  gestellt  werden ,  da  zeigt  das  Laub  auch 
gesunde,  d.  h.  lebhaft  grüne  Färbung.  Wo  der  Acker  Stickstoff 
vielleicht  in  Form  von  Salpeter  bekommen  hat,  da  zeigt  der 
Pflanzenwuchs  stets  satte  Farbe.  Außerdem  aber  haben  alle  Stick- 
stoffdünger, besonders  aber  auch  der  Steinkohlenruß,  stets  gewissen 
Gehalt  an  Eisen,  das  zur  Chlorophyllbildung  bekanntlich  im- 
entbehrlich  ist  und  sie  unterstützt.  Demnach  muß  Ruß,  besonders 
Steinkohlenruß  auf  die  Färbung  und  das  Wachstum  fördernd  ein- 
wirken. 

Gerade  den  Chi-ysauthemum  sagt  Ruß  gut  zu;  denn  sie  wollen 
keine  Anregung  zum  Wuchs,  wie  viele  andere  Gewächse,  sondern 
sie  beanspruchen  nur,  Nahiung  zu  finden,  wo  sie  von  ihnen  gesucht 
wild.  —  Ruß  ist  Vorratsdüngung,  d.  h.  eine  Düngung,  die  an  Ort 
und  Stelle  verbleibt,  bis  die  Pflanzenwurzel  sie  findet  und  ausbeutet. 
Man  beobachte  die  ÄhnHchkeit  mit  dem  Thom.ismehl!  Nur  der 
Stickstoffgehalt  verliert  sich  verhältnismäßig  schnell,  und  das  ist  gut. 
Er  gibt  dem  Laube  die  erwähnte  dunkele  Färbung  und  rege  Arbeits- 
lust, macht  aber  dann  den  mehr  den  Knospen-  und  Blütenreiohtum 
fördemden  Einflüssen  des  Kali  und  der  Phosphorsäure  Platz.  Mit 
anderen  Worten:  Ruß  fördert  anfangs  die  Laubbildung,  später  vor- 
nehmlich das  Blühen.  Das  entspricht  dem  natürlichen  Gang  der 
Dinge.  Steinkohlenmß  werde,  wenn  man  das  obengesagte  respektiert, 
also  entsprechend  dem  hohen  Stickstoffgehalt  zur  Laubbildungsperiode, 
Holzruß  zur  Zeit  des  Knospenansatzes,  demnach  von  etwa  Anfang 
Juli  bis  August  gegeben.  Besser  aber  noch  ist  es,  den  Ruß  dem 
Erdhaufen  beizumischen,  wenn  man  ihn  gerade  da  hat.  Er  kommt 
dann  nicht  so  stumpf  zur  Wirkung,  sondern  ist  feucht,  gut  vor- 
bereitet, hat  Wasser  angenommen,  was  nicht  der  Fall  ist,  wenn  er 
frisch  zur  Verwendung  kommt;  denn  dann  ist  er  fettig.  Wieviel 
man  geben  soll?  —  Na,  man  kann  nicht  leicht  zuviel  des  guten 
tun;  denn  einen  milder  wirkenden  Dünger  als  Ruß  gibt  es  so  leicht 
nicht  wieder!  Janson. 

—  Bei  Anwendung  von  Ruß  bei  Kultur  von  Topf-Chiy.saiitbemum 
empfiehlt  ns  sich  den  Ruß  der  Pflanze  aufgelöst  zu  verabreichen. 
Man  nimmt  ein  Faß.  füllt  es  mit  Wasser,  und  hängt  einen  mit  Ruß 
gefüllten  Sack  hinein,  und  läßt  das  Ganze  einige  Tage  stehen.  Vor 
dem  Gebrauch  rührt  man  das  Wasser  tüchtig  lun.  Das  öftere  Gießen 
mit  Rußwasser  ist  sowohl  für  den  Wuchs  als  auch  für  die  dunkel- 
grüne Färbung  der  Pflanzen  vorteilhaft.      Auch    ein  öfteres  Spritzen 


Die   Gartenwelt. 


IX,  35 


der  Pflanzen  mit  Kußwassei-  verhindert    das   Auftreten    verschieden- 
artiger schädlicher  Pilze.       Hans  Heitmar,  Obergehilfe,  Berndorf. 

—  Ruß  zur  Beimischung  der  für  die  Topfkultur  von  Chiysan- 
themum  bestimmten  Erde  würde  ich  nicht  raten.  Nehmen  Sie  als 
Erdmischung  -/j  gute  Rasenerde  und  '/a  halb  verrotteten  Pferde- 
dünger,  auch  ist  es  ratsam  die  Chrysanthemum  zeitig  in  große  Töpfe 
zu  pflanzen,  doch  dabei  einen  Gießrand  von  3-5  cm  zu  lassen  und 
diesen  dann  späterhin  mit  irgend  welchen,  mit  Erde  untermischten 
guten  Kunstdüngern  anzufüllen.  Auch  während  der  Wachstums- 
periode  ist  zweimal  wöchentlich  flüssiger  Dünger  nötig,  unter  diesen 
nun  eine  Ijösung  Eußwasser  zu  mischen,  ist  für  die  Färbung  und 
Knospen bildung  sehr  vorteilhaft  und  wird  in  England  häufig  ange- 
wandt. Richard  Heimann,  Cap  d'Antibes. 

—  Es  ist  vorteilhaft,  der  Chrysanthemum -Erde  Ruß  beizu- 
mischen, da  Ruß  besonders  günstig  auf  die  Belaubung  der  Pflanzen 
wirkt  und  gleichzeitig  auch  den  Wuchs  kräftigt.  Man  nehnie  auf 
zwanzig  Teile  Erde  einen  Teil  Ruß.  Gleichfalls  ist  Ruß,  dem  Dung- 
guß beigemischt,  nicht  zu  verwerfen. 

Otto  zur  Gathen,  Ürdingen  a.  Rh. 

Beantwortung  der  Frage  No.  326.  Kann  man  in  Häusern 
mit  ausgepflanzten  Rosen  den  Boden  kalken?  Es  handelt  sich  um 
lehmiges,  durch  Kompost  und  Kuhmist  verbessertes  Erdreich.  Die 
Rosen  stehen  seit  einigen  Jahren,  werden  jährlich  getiieben  und 
haben  auch  schon  Kunstdünger  erhalten. 

—  Warum  soll  man  nicht  kalken  können'?  Gerade  da,  wo  wie  bei 
Ihnen,  mit  Kunstdünger  gearbeitet  wird,  ist  Kalkdünger  sogar  dringend 
notwendig.  Ein  Dünger  ist  Kalk  nur  in  ganz  geringem  Maße,  aber 
ein  Reinigungs-  und  Desinfektionsmitte!  par  e.x'cellence  für  den  Boden. 
Was  die  Pflanze  an  Stoffwechselprodukten  ausscheidet  und  durch 
die  Wurzeln  an  den  Boden  abgibt,  was  der  Boden  an  schädlichen 
Zersetzungsprodukten  bildet,  was  der  Mineraldünger  an  giftigen 
Nebenprodukten  dem  Boden  zuführt  usvp.,  kurz,  alles  was  boden- 
vergiftend wirkt,  mit  dem  geht  der  Kalk  eine  freundschaftliche  Ehe 
ein,  alles  absorbiert  er.  macht  er  unschädlich.  Außerdem  aber 
arbeitet  er  als  Bodenersohließer!  Er  macht  jene  Stoffe,  welche  un- 
aufnehmbar  im  Boden  niedergelegt  sind,    erst   für  die  Pflanzen  auf- 


wollen Sie  nicht  mit  Kalk  düngen.  Könnte  er  schädlich 
wirken  ?  Schwerlich,  besonders  aber  der  Rose  nicht,  die  kalkfreundlich 
ist.  Bei  der  Kartoffel  vielleicht  würde  Schaden  angerichtet  werden; 
denn  die  wird  bei  Kalküberfluß  schorfig.  Aber  bei  der  Rose  ist  das 
wirkUch  ganz  unbedenklich,  und  eine  Kalkgrube  werden  Sie  ja  aus 
Ihren  Häusern  wohl  kaum  machen  wollen. 

Da  die  Rosen  bereits  jahrelang  stehen  und  Kunstdünger  emp- 
fingen, wird  die  Kalkung  sogar  von  erheblichem,  sichtbarem  Nutzen 
sein.  Janson. 

Neue  Frage  No.  337.  Fördert  Elektrizität,  d.  h.  ein  durch 
den  Boden  geleiteter  elektrischer  Strom  das  Wachstum  der  Pflanzen 
und  wie  ist  dieser  Einfluß  zu  erklären? 

Neue  Frage  No.  338.  Was  bedeuten  die  Anpflanzungen  von 
Pyramidenpappeln  um  Festungen  und  warum  sind  die  Pappeln  meist 
geradlinig  gepflanzt  und  in  mehreren  Reihen  hintereinander? 

Neue  Frage  No.  339.  Wer  erinnert  sich  des  Namens  und 
der  Adresse  des  Händlers,  der  in  der  Industriehalle  der  vorjährigen 
großen  Gartenbau-Ausstellung  in  Düsseldorf  Taschen-Gartenmesser 
mit  braunem  hölzernen  Hefte  das  Stück    zu    einer  Mark   verkaufte? 

Neue  Frage  No.  340.  Was  ist  der  Erreger  der  als  Krebs 
bezeichneten  Obstbaumkrankheit?    Ist  Krebs  übertragbar? 

Neue  Frage  No.  341.  Welches  Anstrichmittel  hat  sich  zum 
Anstrich  der  Innenwände  von  Gewächshäusern,  zwecks  Verhinderung 
der  Ansiedlung  und  des  Wachstums  niederer,  den  Kulturpflanzen 
nachteiliger  Vegetabilien  und  Parasiten  bewährt?  Es  wird  auf  große 
Haltbarkeit  des  Anstrichs  Wert  gelegt. 

Neue  Frage  No.  342.  Von  ehemaligen  Schülern  einer  höheren 
Gartenbauschule  wird  es  mit  Bedauern  empfunden,  daß  der  Unter- 
richt im  Gartenbau,    also    eines  Hauptfaches    einer   Gartenbauschule, 


so  ganz  und  gar  nicht  für  die  Schüler  nutzbringend  gestaltet  war. 
Die  Zeit  des  Unterrichts  wurde  mit  der  Nachschrift  von  Kultur- 
beschreibungen, endloser  Sorten-  und  Pflanzenverzeichnisse  ausgefüllt 
und  die  Früchte  zweijährigen  Unterrichts  waren  ein  dicker  Band 
vollgeschriebenen  Papiers,  aber  nichts  für  die  Praxis  sofort 
dienliches.  Es  soll  nicht  verkannt  werden,  daß  der  Gartenbau  als 
Lehrfach  seine  besonderen  Schwierigkeiten  bietet,  aber  es  ist  Zeit, 
daß  dieses  Unterrichtsfach  in  einer  Weise  ausgestaltet  wird,  daß  der 
Schüler  dem  Unterricht  mit  Interesse  folgen  kann  und  etwas  mehr 
als  Katalogweisheit  und  Bücherwissenschaft  auf  den  Weg  in  die 
Praxis  mitbekommt.     Wer  macht  Vorschläge? 

Wir  bitten  unsere  Leser  sich  im  Interesse    des  Berufs    zahl- 
reich an  der  Beantwortung  der  gestellten  Fragen  zu  beteiligen. 


Tagesgeschichte. 

Berlin.  Landesökonomierat  Späth,  Baumschulenweg  -  Berlin, 
kaufte  zur  Erweiterung  seiner  Baumschule  das  Gut  Neu-Falkenrehde 
bei  Potsdam,  sodaß  das  Areal  der  Späthschen  Baumschule  nun- 
mehr über  1300  preußische  Morgen  -beträgt. 

Brfinn.  Vom  2'ä.  bis  27.  September  d.  Js.  wird  die  „Deutsche 
Landes  -  Obst-,  Wein-  und  Gartenbau  -  Gesellschaft  in  Brunn"  eine 
Landes-Obst-,  Wein-  und  Gartenbau  -  Ausstellung  ver- 
anstalten. Näheres  durch  die  Geschäftsstelle  der  Gesellschaft,  Brunn, 
Wiener  Gasse  No.  VMi. 

Düsseldorf.  Zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  die  Anlage  des 
Kaiser  Wilhelm-Parkes,  der  sich,  an  der  Rheinbrücke  anfangend,  etwa 
bis  Golzheim  erstrecken  wird,  sind  drei  Preise  in  Höhe  von  1500, 
ICOO  und  500  Mark  ausgesetzt.  Die  Anlage  wird  dem  Projekte  nach 
weniger  ein  Park  als  eine  Promenade  mit  vielen  und  großen  Sport- 
plätzen, schattigen  Alleen  werden.  Zur  Konkurrenz  sind  aufgefordert 
die  in  Düsseldorf  ansässigen  Garten.architekten,  sowie  fünf  andere 
deutsche  Firmen  von  gutem  Ruf.  Dies  zur  Ergänzung  der  Notiz  in 
No.  32.  Die  „Deutsche  Bauzeitung"  hat  das  Märchen  verbreitet, 
daß  drei  Preise  von  je  5000  Mark  zur  Verteilung  kommen  würden. 

Jork.  Nach  Beschluß  des  Kreistages  soll  im  Kreisobstgarten 
zu  Jork  ein  Gebäude  für  die  Kreisobstbauschule  errichtet  werden.  Die 
Gesamtkosten  für  das  Haus  einschließlich  des  Inventars  dürfen 
25  000  Mark  nicht  übersteigen;  zu  diesem  Zwecke  soll  eine  mit 
4  Prozent  verzinsliche  und  mit  1  Prozent  zu  tilgende  Anleihe  bei  der 
Altländer  Sparkasse  aufgenommen  werden. 

Posen.  Die  Stadtverordneten  bewilligten  51000  Mark  für  die 
Herstellung  einer  Parkanlage  auf  dem  Gelände  des  ehemaligen  Fort 
Colomb.     Mit  den  Arbeiten  ist  bereits  begonnen.  K. 

—  Die  Beschlußfassung  über  die  Errichtung  von  Schreber- 
gärten in  den  Vororten  St.  Lazarus,  Jersitz  und  Wilda  wurde  ver- 
tagt, da  bereits  der  Natui'heilverein  aus  eigenen  Mitteln  eine  der- 
artige Anlage  geschaffen  hat,  und  die  Stadt  kein  Konkurrenzunter- 
nehmen schaffen  will.  K. 


Personal-Nachrichten. 

Erselius,  Hugo  Richard,  Gärtnereibesitzer  in  Redhill,  Surrey^ 
England,  f  a"'  L  Mai. 

Föhre,  Friedrich,  Gärtnereibesitzer  m  llber.stedt,  f  im 
6G.  Lebensjahre. 

Hofftnann,  Gustav,  und  Krügel,  Karl,  Inhaber  der  Blumen- 
und  Pflanzenhandlungen  von  Hoffmann  &  Krügel  in  Hamburg, 
Fuhlentwiete  35  und  Valentinskamp  05,  feierten  das  Jubiläum  ihrer 
25jährigen  gemeinsamen  Geschäftstätigkeit. 

Torf,  Eduard,  Gutsgärtner  zu,  Liede  im  Kreise  Soldin,  wurde 
das  Allgemeine  Ehrenzeichen  verliehen. 


Redaktear:  Mai  H  esd  iir  f  fe  r  ,  Berlin.  —  Verlae  v.  Ri 


:  i  Co.,  Leipzig.  —  Druck;  Anhalt.  Bnchdr. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenbau.  ® 


Jahrgang  IX. 


3.  Juni  1905. 


No.  36. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Ausstellungsberichte. 


Die  Orchideenschall  im  rahiieiigarten  zu  Franlvfiirt  a.M. 
vom  29.  April  bis  T.  Mai  1905. 

Von    Obergärtner   0.  Krauß,    Frankfurt  a.  M. 
{Hierxu  fünf  Abbildungen.) 

Als  der  Verwaltungsrat  der  Palmengarten  -  Gesellschaft 
beschloß,  eine  Orchideenschau  in  größerem  Umfange  abzuhalten, 
ließ  er  sich  hauptsächlich  von  dem  Beweggrund  leiten,  dem 
Frankfurter  Publikum,  überhaupt  den  Besuchern  des  Gartens 
aus  der  näheren  und  weiteren  Umgebung  Frankfurts,  etwas 
Neues,  Eigenartiges  zu  bietei\  und  die  Liebhaberei  für  die 
Orchideen  zu  heben.  Daß  dies  gelungen  ist,  können  wir 
hier  mit  Freuden  bestätigen.  Herrn  Otto  Beyrodt  in 
Marienfelde,  dem  bekannten  Großkultivateur  von  Orchideen, 
war  der  Auftrag  zuteil  geworden,  für  das  notwendige 
Pflanzenmaterial  zu  sorgen,  und  er  hat  seine  Aufgabe  in 
glücklichster  Weise  gelöst  und  es  fertig  gebracht,  die  große 
Blütengalerie  in  reiclihaltigster  Weise  auszuschmücken. 

Die    Orchideenschau     ließ     sich     in     zwei    Abteilungen 
gliedern.     Sie  zeigte  Orchideen,  die  mehr  für  Sammlungen 
geeignet  sind,  und  Orchideen, 
wie  sie  für  den  Bluraen- 
schnitt  in  Massen  kultiMeit 
werden.    Interessierte  diesei 
letztere    Teil    hauptsaclüich 
durch  die  numerische  Reich 
haltigkeit  und  durch  bei  dei 
einzelnen  Gattungen  sich  dii 
bietende  Verschiedenheit    in 
Forai  und  hauptsächlich  Fai 
bung  der  Blüten,  so  fesselt 
der  erstere  besonderh  durcli 
die  eigenartigen  Gebilde  un  i 
Formen  die  Besucher  in  hohe  m 
Maße.    JLin  konnte  mit  \  ei 
gnügen     wahrnehmen       w  i 
speziell    das    LaienpuHikuin 
seinem  Erstaunen  und  seiiu  i 
Verwunderung    über    du     ^ 
Sortiment     Ausdruck      g  il 
während  der  Gärtner  wicdci- 
um  mehr  seine  Aufmerksam- 

Gartenwelt.     IX. 


Odontoglossum    crispum  -  Gruppe   auf  der  Orchideer 
im  Frankfurter  Palmengarten.  Originaiaufd.ihme  für  die  „Gari< 


keit  den  Orchideen  zuwandte,  die  einen  Handelswert  besitzen 
und  für  ihn  als  Schnittblumen  wertvoll  sind. 

Das  Sortiment  war  mit  den  Cypripedium  zusammen 
auf  einer  langen  Tafel  aufgestellt  und  zwar  auf  der  Ostseite 
der  Blütengalerie.  Wir  sahen  da  u.  a.  die  Miniaturorchidee 
PleurothalUs  ornaia,  Abbildung  Seite  423,  mit  ihren  kleinen 
Blütchen,  Kelch-  und  Blumenblätter  mit  zierlichen,  weißen 
Wimpern  besetzt;  Masdevallia  ochthodes  (syn.  Scaphosepalum 
oehthodes,  Pfitx.)  und  von  anderen  Masdevallien,  die  sich 
durch  ihre  merkwürdige  Form  und  leuchtende  Farbe  aus- 
zeichnen, 31.  coccinea  rar.  harryana,  violett,  M.  Pourbaixii, 
orangerot  und  M.  veitchiana  var.  grandiflora ,  leuchtend 
Scharlach  mit  purpurrot.  In  einer  herrlichen  Varietät  war 
Mütonia  ve.rillaria  vertreten,  auf  hellem  Grund  rosa-violett 
gezeichnet,  Brassia  brachtata,  grün  mit  braunen  Flecken, 
Chysis  hradescens  mit  weißen  Blüten  und  die  reizende 
TVichopilia  suavis.  Lycasie  Skinneri  war  in  der  wunder- 
baren, reinweißen  Form  mit  sieben  Blüten  zu  sehen  und  die 
brasilianischen  Laelia  cinnaharina  und  flava,  erstere  zinnober- 
rot, letztere  leuchtend  gelb,  fielen  angenehm  auf,  Calanthe 
verairifoUa.,  R.  Br.  und  Phajus  sanderianus  mit  seinem  eigen- 
tümlichen Kolorit  seien  gleich- 
falls erwähnt.  Von  Epiden- 
drum  salien  wir  das  orange- 
rote E.  vitellbnim  var.majus, 
E.  Wallisli,  goldgelb,  karmin- 
rot gespritzt  mit  weißer  rot- 
gezeichneter Lippe  und  die 
Hybride,  E.  O'brienianum 
{evectwn  )•(  radicans)  mit 
karminroten  Blüten. 

Von  den  Odontoglossum 
erregten  Interesse  Od.  cirrho- 
sum,  mit  lebhaft  gefärbten, 
Ijizarren,   Od.  citrosmum  mit 

zitronenduftenden,  weißen 
Blumen,  Od.  constrictum,gelh 
mit  rötlichbraunen  Flecken, 
Od.  Edwardi,  eine  kleine, 
aber  viel  blumige  Art,  durch 
die  seltene  purpurviolette 
Farbe  ausgezeichnet.  Od.  odo- 
raium  gelb  mit  bräunlichroten 


Die  Gartenvvelt. 


Dendrobium  senile  auf  der  Orchideenschau  im  Fankfurter 

Palmengarten.      Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

Flecken,  stark  duftend  und  Od.  Üro-Skinneri^  grünlichgelb 
mit  blaßrosa  gezeichneter,  weißgefleckter  Lippe,  von  Oncidium, 
0.  ampliatum  var.  majus^  rein  schwefelgelb  mit  braunrotem 
Grund,  0.  bicaüosum.,  eine  schöne  Varietät  von  0.  caven- 
dishiamtm  mit  gelben,  zimmtbraun  gerandeten  Blüten,  0.  ma- 
culatum  gelblichgrün  mit  purpurbraunen  Flecken  und  0.  un- 
dulatum  dunkelpurpur  mit  gewellten  Blumenblättern. 

Als  Merkwürdigkeit  sei  noch  Dendrobiimi  senile  (siehe 
die  Abliildung  oben)  aus  Ostindien  genannt,  mit  gelben  Blüten 
und  weiß  behaarten  Bulben.  Die  ganze  Zusammenstellung 
war  in  ihrer  Reichhaltigkeit  und  ihrer  Farbenverschiedenheit 
von  guter  "Wirkung  und  gab  ein  anschauliches  Bild  von  der 
Schönheit  der  Orchideen. 

Die  sich  anschließenden  Cypripedien,  etwa  60  Arten  und 
Hybriden,  waren  in  vorzüglicher  Kultur  und  standen  in  voller 
Blüte ;  sie  gehören  zu  den  dem  größeren  Publikum  bekannteren 
Orchideen  und  verdienen  auch  hier  besonders  hervorgehoben 
zu  werden.  Prachtvoll  war  ein  Oypripedium  harrisianum 
superbmn  (Hybride)  von  gi-oßen  Blütendimensionen  und  einem 
dunkelbronzefarbenen  Ton  von  außerordentlicher  Schönheit, 
ferner  C.  albertianum  (Hybride)  weißgelblich,  C.  callosum 
aureuni,  bronzegelb,  C.  kynastianum.  ezul,  sanderianum, 
ionsum  und  villosum.  Als  wertvoll  sind  zwei  weiße  Oypri- 
pedium zu  nennen,  C.  callosum  var.  Sanderae^  Sepalen  auf 
weißem  Grund  dunkelgrün  geädert,  mit  hellgrünlichgelbem 
Schuh  und  C.  lawrenceanum-hyeanum  dem  vorigen  ähnlich, 
aber  etwas  kleiner  in  der  Blüte,.  Abbildung  der  beiden  letzteren 
nebenstehend. 

In  der  einen  erhöhten  Ecke  der  Blütengalerie  bot  sich 
ein  überraschender  Anblick;  hier  war  eine  Sammlung  von 
Odontoylossum  crispum  aufgestellt  (Abbildung  auf  der  Titel- 
seite), die  als  musterhaft  bezeichnet  werden  darf.  t'Jiier  den 
Wert  der  Odontoylossum  crispum  für  die  moderne  Aiis- 
schmückungskunst  und  Binderei  zu  schreiben,  dürfte  sich  an 
dieser  Stelle  erübrigen;  jeder  Fachmann  weiß  den  Wert  dieser 
liervorragenden  Orchidee,  die  als  eine  der  kulturwürdigsten 
gelten  kann,  vollauf  zu  schätzen.  Wenn  man  sie  so  in  Massen 
sieht,  wie  bei  dieser  Schau,  kommt  dies  noch  mehr  zur 
Geltung;  die  einzigartige  graziöse  Haltung  der  Blüten- 
stengel, an  denen  die  Blumen  so  leicht  und  duftig  angeordnet 
sind,    die    reizend    geformte  Einzelblüte,    die  Mannigfaltigkeit 


<}er  Farben,  die  sich  in  dieser  Gruppe  zeigte,  gaben  den 
vollgültigen  Beweis  dafür.  Diese  natürlichen  Hybriden  sind 
teilweise  wunderbar  gezeichnet  und  werden  dann  zu 
Namen-Sorten  gemacht.  So  sahen  wir  eine  neue  Sorte 
„.Jusiizrat  Dr.  Fi-iedlcben'',  reizend  und  i-eich  gezeichnet, 
,,Berolina''\  auf  jedem  Blumenblatt  mit  einem  einzigen  braun- 
roten Fleck  versehen,  eine  schöne  große  Blume,  „Hilde 
BeyrodV-^  eine  reinweiße  Varietät  ohne  jede  Zeichnung,  und 
viele  andere  mehr. 

Von  der  Wirkung  der  Odontoylossum  bei  dieser 
Schau  kann  man  sich  ungefähr  einen  Begriff  machen, 
weim  man  hört,  daß  über  000  blühende  Pflanzen  ausgestellt 
waren. 

Gleichwie  die  Odontoylossum  zeigen  auch  die  Catlkya 
eine  große  Neigung  zum  Variieren;  sie  können  den  ersteren 
ebenbürtig  an  die  Seite  gestellt  werden,  was  edlen  Bau  der 
Blume  und  aparte  Färbung  angeht.  Man  sah  Cattleya  Mendeli, 
Mossiae,  Schroederae  und  Trianae  in  prachtvollen  Varietäten, 
es  war  eigentlich  für  jeden  Geschmack  etwas  da;  für  den 
Liebhaber  zarter  Farben  war  ebenso  gesorgt,  wie  für  den, 
der  leuchtende  oder  dunklere  Töne  bevorzugt.  Hervorragend 
waren  einige  weiße  Varietäten  mit  purpurnem  Fleck  auf 
der  Vorderplatte  der  Lippe,  kräftig  in  der  Farbe  die  Cattleya 
Trianae  „Robert  de  Neufville'-\  zart  und  duftig  die  Cattleya 
Mendeli  „  Gartenbaudirektm-  Siebert^\  Unter  den  Laelien 
zeiclmete  sich  naturgemäß  Laelia  purjmrata  als  reichblühende 
und  gute  Art  aus;  sie  überdauerte  die  ganze  Ausstellung 
ohne  Schaden.  Auch  die  Laelio-Gattleyen  waren  ver- 
treten, wir  nennen  „Mozart",  lila  mit  amethystfarbener  Lippe 


alaufnahme  für  die  „Gartenwe 


Die   Gartenwelt. 


uiul  wellsiana,  weiß  mit  violettpurpiirner 
Lippe.  Als  Seltenheit  war  die  rein- 
weiße  Callleya  intermedia  var.  alba  zu 
sehen. 

Auch  Dendrobimn  wurden  in  der  Jahres- 
zeit entsprechendem  Sortiment  gezeigt, 
liesi.nders  1). Ihiirs,/I,,nnii  wiA'lnisiflnmin, 
I).  dfrouiaiiiti'ii.  iaiH,s„iiii,„i.  Iloxalli.  Von 
I).  wardianinn  war  dir  ^n.lU.luinigo,  schön 
gezeichnete  Varietät «/i^awteM«»  vorhanden, 
von  D.  nobile  das  reinweiße  virginak, 
dann  war  in  einer  prächtigen  Pflanze 
D.  chrysotoxum  superbuni  ausgestellt, 
dessen  dunkelgoldgelbe  Farbe  von  großer 
Wirkung  ist. 

In  einer  Baumfarngrnppe  waren  ver- 
schiedene Oncidium  untergebracht,  deren 
lebhaft  gelbe  Farben  dort  vorzüglich  zur 
Geltung  kamen.  An  den  Stämmen  hing 
das  reingelbe  0.  concolor,  aus  dem  fi'ischen 
Grün  erhoben  sich  die  schlanken  Stengel 
von  0.  marshallianum ,  varicosum  und 
sareodes^  die  in  der  verschiedenartigen 
Zeichnung  der  Blüten  recht  anmutig 
wirkten.     Auch  Catlleija  citrina  mit  der 


Cymbidiuin    eburreo  -  lowianum    auf   der    Orchideenschau 
im  Frankfurter  Palmengarten. 

Originalaufnahmc  für  die  „Gartenweh". 


ornata  auf  der  Orchideenschau  im  Frankfurter  Palmengarten. 

Originalaufn.ihme  für  die  „Gaitenwell". 

kräftig  modellierten,  fein  duftenden  Blume  war  in  mehreren 
Exemplaren   vertreten. 

Die  Cymbidien  mit  ihren  langen,  reich  garnierten 
Blütentrauben  fehlten  auch  nicht,  es  war  eine  schöne  Schau- 
pflanze von  Cymbidium  lowianum  mit  IC  Blütenständen  da, 
ferner  Cymbidium  lowio-eburneum  {lounanum  )/  ehurneum) 
mit  schneeweißen  Blüten  in  aufrechter  Traube  und  C.  eburneo- 
lowianum  (eburnetmi  X  lowianum)  mit  blaßrosa  Blüten, 
Abbildung  auf  dieser  Seite  unten. 

Zu  erwähnen  sind  noch  einige  Pflanzen  von  Phalaenopsis 
amabilis  und  amabilis  var.  rimestadiana,  deren  wunderbar 
gebaute,  reinweiße  Blumen  zu  den  schönsten  gehören,  die  die 
Familie  der  Orchideen  aufzuweisen  hat. 

Der  Erfolg  der  Schau  war  ein  großer;  es  herrschte  nur 
eine  Stimme  der  Anerkennung  über  das  Gebotene  und  so  ist 
auch  anzunehmen,  daß  die  Absicht,  das  Interesse  für  Orchideen 
durch  diese  Schau  in  weiteren  Kreisen  wachzurufen,  ver- 
wirklicht worden  ist. 

Die  WeKausstellung  in  LüUicli. 

Vom  Herausgeber. 
(Schluß.) 

VJärtnerisch  sehr  interessant  ist  die  Ausstellung  der 
Pariser  Firma  Tissot,  die  namentlich  kleine,  aus  Kupfer  imd 
Messing  gearbeitete  Gießkannen,  sowie  eine  große  Kollektion 
von  Messinghandspritzen  für  alle  erdenkliehen  Kulturen,  so 
besondere  Spritzenkonstruktionen  für  Orchideen,  Palmen  etc., 
vorzügliche  Gartenmesser  und  Gartenscheren,  wie  sie  in  der 
Form  und  in  der  Federkonstruktion  in  Deutschland  absolut 
unbekannt  sind,  zur  Ausstellung  bringt.  Leider  war  kein 
Vertreter  anwesend,  sodaß  es  mir  nicht  möglich  war,  die 
unter  Glas  verwahrten  interessantesten  Stücke  auf  ihre 
Handlichkeit  zu  prüfen.  Das  Palais  de  France  war  wie 
so  viele  andere  Bauten  noch  nicht  einmal  im  Rohbau  fertig 
und   im  Innern   noch   ein    unbeschriebenes  Blatt.     Abgesehen 


Die  Gartenwelt. 


IX,    3(3 


hioivon  sind  fast  sämtliche  Aiisstelhingsbauten  für  das 
l'iililikiini,  von  welchem  man  sich  skrupellos  das  gewiß  an- 
^f:iii'lii:i'  l'jutiittsgeld  bezahlen  läßt,  verschlossen,  l'lherall  da, 
W"  iMiii  ;iiiMi4imen  muß,  eine  Sache  sei  fertig,  piangtcn  Plakate 
iMii  'l.'i  niiiiii;',sen  Aufschrift  Entröe  intredite  |iin  l'utilii'um  . 
I  imI  •Liliii'.  daß  dicRom  A'^erbote  auch  Folgi'  i;i-l.'istct  wird, 
>-ml  i'iiii'  ■s.iny.f  Legion  von  Schutzleuten  und  -Suldaten. 
!•>  is(  auf  drr  Ausstellung  eine  förmliche  mililärischi'  llaiipt- 
wai-li.'  eingovirlitot,  mit  regelmäßigem  Ablösungsdienst.  Alle 
Waifengattungen,  Infanterie  und  Kavallerie,  letztere  zu  Fuß, 
sind   vertreten. 

Sehr  interessant  ist  im  Ac  kerbaiigebäude  die  Aus- 
stellung verschiedener  französischer  wissenschaftlicher  Institute 
und  eine  Schau.stellung  der  Pariser  Weltfirraa  Vilmorin, 
Andrieux  &  Co.  Letztere  umfaßt  eine  gewählte  Kollektion 
von  Gräsern  und  Samen  landwirtschaftlicher  Nutzpflanzen, 
sowie  ein  selten  reichhaltiges  Sortiment  ganz  vorzüglich  durch- 
gearbeiteter Nachbildungen  (Modelle)  von  l''\il(i'irülien,  Jvar- 
tiiffoin,  Kürbissen  und  anderen  Nutzpllan/.i'ii. 

Ein  Gewächshaus  ist  auf  der  ganzen  Weltausstellung  nicht 
vorhanden,  ein  Palais  de  THorticulture  im  Vergnügungspark  in 
der  Ausführung  begriffen.  Dagegen  befinden  sich  auf  dem  großen 
Platz,  der  einerseits  von  der  ()urthe,  andererseits  vom  Haupt- 
ausstellungspalast, sowie  dem  Salle  des  Fetes  (Festsaalbau)  und 
dem  französischen  Aekerbaugebäude  begrenzt  wird,  gärtnerische 
Anpflanzungen.  Diese  sind  ganz  ausschließlich  von  französischen 
Firmen  ausgeführt,  da  sich  außer  diesen  bis  jetzt  weder 
eine  belgische  Firma  noch  diejenige  sonst  eines  Landes, 
Luxemburg  ausgenommen,  beteiligt  hat.  Einige  Anlagen  ver- 
dankt die  Ausstellung  der  Pariser  Parkverwaltung,  die  übrigen 
franzcisischen  Handelsgärtnereien.  Die  mit  Hornveilchen 
(Viola  cornu(a),  mit  Goldlack,  Cineraria  stellata,  A\mke\n  und 
anderen  bepflanzten  Beete  lassen  alles  zu  wünschen  übrig.  Ein 
Aussteller  hat  ein  selten  großes  Sortiment  blühender  Topfflieder 
ausgestellt,  doch  waren  die  Blüten  unvollkommen  entwickelt. 
Andere  Aussteller  sind  mit  buntlaubigen  Gehölzen,  mit  kleineren 
Koniferen  und  mit  schlecht  geschnittenen  hochstämmigen 
Rosen  vertreten.  Letztere  weisen  durchweg  Waldstämme 
auf.  In  Luxemburg  und  Franki-eich  ist  man  auf  die  in 
Deutschland  allgemein  beliebten  Sämlingsstämme  anscheinend 
schlecht  zu  sprechen,  vielleicht,  weil  die  Hei'anzucht  der  Säni- 
lingsstämme  in  diesen  Ländern  nicht  mit  dem  gleichen  Er- 
folg wie  bei  uns  in  Deutschland  gehandhabt  wird.  Man  ist 
bei  uns  gerade  zur  rechten  Zeit  zur  Sämlingszucht  über- 
gegangen, denn  bald  wäre  der  letzte  brauchbare  Waldstamm 
ausgerodet  gewesen. 

Der  Schwerpunkt  der  derzeitigen  gärtnerischen  Schau- 
stellung in  Lüttich  liegt  in  den  Erzeugnissen  französischer 
Obstbaum  schulen.  Nur  ein  Aussteller  hat  Hochstämme, 
Pyramiden,  Ruschbäume  und  Kordons  in  sogenannter  Handels- 
ware ausgestellt,  alle  übrigen  zeigen  Forniobst  und  zwar 
in  einer  Beschaffenheit,  wie  solches  auf  deutschen  Aus- 
stellungen noch  niemals  zu  sehen  gewesen  ist.  Die  Leser 
wissen,  daß  ich  für  Kunstschneiderei  bei  der  Obstkultur  nicht 
schwärme,  wer  aber  solche  betreiben  will,  dem  kann  das, 
was  in  Lüttich  gezeigt  wird,  vorbildlich  sein.  Da  sieht  man 
Hochstämme  mit  Kronen  in  Kessel-,  Regenschirm-  und  Teller- 
form, hochstämmige  Fächei-palmetten,  wie  sie  in  Belgien  und 
Frankreich  so  manche  Häuserwand  schmücken,  Ü-Palmetten 
in  allen  möglichen  Variationen  und  wagrechte  Kordons  mit 
zwei  Etagen.  Darunter  befanden  sich  solche,  die  sich  bei 
50    cm     Stammhöhe     gabelten.        Die     Gabel      bildete     ein 


wagerechtes  c^,  an  dessen  Grunde  sich  der  Stamm  um 
50  cm  verlängerte,  worauf  er  wagerecht  weiterläuft, 
sodaß  der  obere  Leitlrieb  50  cm  über  dem  untern  g 
läuft.  Neben  diesen  Spielereien  gibt  es  dann  noch  Johannis- 
lieereu  als  Spaliere  in  verschiedenen  Formen  gezogen  \md 
als  Hochstämme  einen  Regenschirm  imitierend,  schräge 
Kordons  mit  mehreren,  einseitig  laufenden  Seitentrieben  und 
sonstige  hübsche  Sachen,  deren  Formierung  sehr  viel  Arbeit 
macht  und  die  so  künstlich  und  künstlerisch  formiert  sind, 
daß  man  geneigt  ist,  sie  im  blattlosen  Zustande  gar  nicht 
mehr  für  lebende  Pflanzen  zu  halten.  Anerkennung  verdient 
das  Ge,schick  der  Franzosen,  mit  welchem  sie  Lücken  in 
ihren  Kunstformen  durch  Ablaktieren,  zu  welchem  unter- 
halb der  Lücken  stehende  Holztriebe  genommen  werden,  „aus- 
zugipsen" verstehen.  Es  sind  Kordons  zu  sehen,  die  mit 
fünf  und  mehr  durcli  Abiaktionen  geschaffener  „Brücken" 
versehen  sind. 

Dicht  am  Eingange  des  vorerwähnten  Palais  de  France 
führt  eine  Brücke,  die  dritte  innerhalb  der  Ausstellung,  über 
die  Ourthe  nach  der  schon  erwähnten  Halbinsel.  Hier 
empfängt  uns  der  Schatten  alter  Bäume.  Leider  waren  die 
Rasenflächen  ganz  zertreten,  die  Wege  aufgewühlt  und  mit 
Schienen  belegt.  Gleich  rechts  befindet  sich  wieder  eine 
große  Münchener  Bierkneipe,  dieser  gegenüber  ein  Pavillon 
der  gewerblichen  Schulen  Lüttichs.  Unter  diesen  Schulen 
ist  auch  eine  Gartenliauschule,  die  allerdings  nicht  sonderlich 
berühmt  zu  sein  scheint,  vertreten.  Die  ausgestellten  Pläne 
der  Zöglinge  dieser  Anstalt  sind  recht  primitiver  Natur. 

Sehenswert  ist  in  diesem  Teile  der  Ausstellung  noch 
eine  internationale  Kunstausstellung,  für  welche 
natürlich  wieder  Eintrittsgeld  erhoben  wird.  Das  Haupt- 
portal schmückt  ein  Gipsabguß  des  von  der  Düsseldorfer 
Ausstellung  her  bekannten  Blondatschen  Brunnens,  dessen 
Abbildung  wir  in  Nummer  'J,  Seite  18,  gebracht  haben. 
Verschiedene  Nationen,  auch  die  deutsche,  allen  voran  aber 
Belgien  und  Frankreich,  sind  hier  mit  Gemälden,  Marmorbild- 
werken und  anderen  Skulpturen  vertreten.  Die  Vorliebe  der 
Künstler,  namentlich  der  französischen,  für  das  Ewig- Weibliche, 
speziell  für  das  Weiblich -Nackte  ist  nicht  zu  verkennen. 
Kaum  ein  Saal  ohne  Aktbilder,  zwischen  künstlerisch  hervor- 
ragenden auch  das  eine  oder  andere  eindeutige,  aber  auch 
prächtige  Blumenstücke  und  Stilleben.  Selbstverständlich  war 
auch  diese  Kunstausstellung  noch  unfertig,  mehr  als  ein 
Raum  noch  abgesperrt  und  vernagelt.  Ein  Bau  für  antike 
Kunst  war  noch  verschlossen.  Fertig  war  in  diesem  Teile 
der  Ausstellung  das  Palais  de  la  Femme,  eine  Schau- 
stellung weiblicher  Sklaven.  Da  arbeiten  Mädchen  und  be- 
jahrte Frauen  als  Strohflechterinnen,  Stickerinnen,  Teppich- 
weberinnen, Büglerinnen,  da  befindet  sich  eine  Koch-  und 
Haushaltungsschule  und  etwa  zwanzig  bedauernswerte,  in 
schulpflichtigem  Alter  stehende  Mädchen,  klöppeln  Tag 
für  Tag  die  sogenannten  Brüsseler  Spitzen  unter  der  Auf- 
sicht älterer  Nonnen.  Manche  dieser  zarten  Kinder  befinden 
sich  bei  dieser  mühseligen,  in  schlechter  Körperhaltung  aus- 
zuführenden Arbeit  scheinbar  im  Stadium  des  Verwachsens; 
man  sieht  Kinder  unter  diesen  Spitzenklöpplerinnen,  die  ihrer 
körperlichen  Entwicklung  nach  kaum  das  sechste  Lel)ensjalu' 
überschritten  haben  können. 

Was  die  Weltausstellung  in  Lüttich  im  Laufe  der  Zeit 
noch  an  gärtnerischen  Leistungen  bieten  wird,  läßt  sich  heute 
noch  nicht  beurteilen.  Gerade  der  halbinselartige  Teil  bietet 
infolge    seiner    landschaftlich    natürlichen    Beschaffenheit    die 


\^ 

^ 

w 

,^%^ 

^1 

^ynJj^^ 

'^  Ä't? 

!Mb 

^^ 

^2 

'rritoriia    liyln 

I  KnipliciHa  li\  Ij.  . 
Züchtung  von  Georg  Arends  in  Honsdorf. 


IX,  36 


Die   Gartenwelt. 


Möglichkeit,  hier  einen  reichen  Bhimenschmuck  als  Gehölze- 
vorpflanznngen  und  auch  auf  Blumengruppen  z\ir  Vorführung 
zu  bringen.  Gelegentlich  meiner  Anwesenheit  war  man 
gerade  mit  der  gärtnerischen  Ausgestaltung  eines  großen 
Platzes  vor  dem  Kimstausstellungsgebäude  beschäftigt.  Die 
Ausstellungsbauten  ordnen  sich  der  landschaftlichen  Umgebung 
vorzüglich  an.  Sie  sind  ^zierlich  und  architektonisch  schön, 
ohne  sich  durch  prunkende  Überladung  in  so  unangenehmer 
Weise  bemei'kbar  zu  machen  wie  dies  in  Düsseldorf  der 
Isall  war.  Den  weitern  Rahmen  des  Ganzen  bildet  die 
malerisch  liegende  Stadt  Lüttich,  deren  Straßen  die  Aus- 
stellung dicht  begrenzen,  mit  ihren  zahlreichen  Türmen  und 
die  das  Tal  umschließenden  Höhen.  Menschlicher  Voraussicht 
nach  wird  die  Weltausstellung  in  Lüttich,  die  anfangs  Mai, 
ich  wiederhole  es,  durchaus  unfertig  war  und  in  welcher  es 
zur  Zeit  meines  Besuches  etwa  so  ausgesehen  hat  wie  in  Pompeji 
zur  Zeit  der  Ausgrabungen,  erst  nach  längerer  Zeit  fertig- 
gestellt sein.  Sie  dürfte  dann  mehr  ein  internationaler  Ver- 
gnügiingsplatz  und  Jahrmarkt,  als  eine  ernste  Weltausstellung 
sein,  die  kaum  den  Besuch  derer,  die  statt  aufreibender  Ver- 
gnügungen wirkliche  Belehrung  suchen,  lohnen  wird.  Wer 
aber  Belgien  besucht,  um  die  bedeutenden  Gartenbau- 
Etablissements  in  Brüssel,  Gent  und  Brügge  kennen  zu  lernen, 
unterbreche  seine  Fahrt  in  Lüttich  und  besuche  die  Aus- 
stellung, schiebe  aber  seinen  Besuch  bis  zu  deren  Fertigstellung 
auf.  Zum  Studium  dürfte  ein  Tag  vollständig  genügen.  Es 
ist  nicht  unmöglich,  daß  der  offizielle  Katalog  noch  vor  Schluß 
des  Unternehmens  im  November  fertiggestellt  sein  wird. 
Hoffen  wir  es! 

Als  Kuriosum  sei  noch  erwähnt,  daß  ich  in  ganz  Lüttich 
keinen  ZeitungshändJer  fand,  der  sich  mit  dem  Verkauf  einer 
deutschen  Zeitung  befaßt;  nicht  einmal  auf  dem  Hauptbahn- 
hof ist  eine  solche  zu  haben.  Dabei  ist  Lüttich  Groß-  und 
Indusüiestadt  mit  internationalem  Verkehr! 


Schlingpflanzen. 
Cantua  buxifolia,  Juss. 

Cy'WiliM  buxifolia,  Jtiss.,  oder  wie  sie,  häufiger  genannt  wird, 
Cantun  dependcm  ist  eine  alte  Gartenpflanze  aus  Peru,  die  aber  in 
Deut.sohland  wohl  nur  sehr  selten  zu  finden  ist.  Sie  bringt  im 
Frühling  reizende  rosarote,  langgeröhrte  Blüten,  die  zu  9  bis  11  am 
Ende  der  Zweige  erscheinen.  Die  Blunienkrone  überragt  den  Kelch 
wohl  um  das  Dreifache  an  Länge  und  ist  am  Ende  fünfspaltig  und 
etwas  ausgebreitet.  Die  Schönheit  der  Pflanze  liegt  in  den  herab- 
hängenden Blütenzweigeu  und  den  langgeröhrten  Blüten,  die  den 
Eindruck  noch  vermehren.  Am  vorteilhaftesten  präsentiert  sich  der 
Schlingstrauch,,  denn  ein  solcher  ist  Canhia  buxifolia,  gegen  eine 
Mauer  im  Kalthause  oder  temperierten  Hause  in  ein  Beet  mit  nahr- 
hafter Erde  gepflanzt.  Die  Haupttiiebe  werden  hochgebunden, 
während  man  die  Blütenzweige  sich  frei  entwickeln  läßt,  damit  sie 
graziös  herabhängen.  Nach  der  Blüte  werden  die  Seitentriebe  zurück- 
geschnitten, bis  ins  vorjährige  Holz,  und  die  erscheinenden  schwächeren 
Triebe  zugunsten  der  kräftigen  entfernt.  Die  ■  Cantua  verträgt  trockene 
Luft  nicht  recht  und  wird  dann  häufig  von  der  Roten  Spinne  befallen. 
Deshalb  ist  für  feuchte  Luft  durch  öfteres  Spritzen  zu  .sorgen. 

Cantua  buxifolia  darf  als  eine  Pflanze  für  Privatgärtnereien 
empfohlen  werden,  woselbst  sie  in  Wintergärten  oder  Gewächshäusern 
zur  Bekleidung  von  Wänden  oder  in  sonst  passender  Weise  zur 
Bekleidung  von  Bögen  oder  Trägern  verwendet  werden  kann.  Als 
Topfpflanze  entwickelt  sie  sich  natiirgemäß  weniger  schön;  für  das 
Zimmer  ist  sie,    da  gegen  trockene  Luft  empfindhch,    nicht  geeignet. 


Bemerkt  sei  noch,  daß  Caniua  mit  Cobaea  scandens  verwandt  ist 
und  wie  diese  zur  Familie  der  Polemoniaceen  gehört,  die  uns  in  der 
Phlox  und  in  der  Oilia  noch  zwei  beliebte  Zierpflanzen   stellt. 

W.  T. 

Etwas  vom  Efeu.  Trotz  des  verflossenen  milden  Winters  hat 
der  Efeu,  namentlich  der  großblätterige,  doch  ganz  bedeutend  ge- 
litten und  besondeis  in  sonnigen  und  windigen  Lagen  ein  recht 
trauriges  Aussehen  bekommen.  Eine  kalte  Nacht  von  — 20"  C.  und 
mehr  mit  tags  darauf  folgendem  Sonnenschein  und  vielem  Winde, 
ohne  Schneedecke,  waren  die  Ursachen  zu  dieser  Erscheinung,  die 
zu  beseitigen  viele  Arbeit  machte.  Hierbei  «eigte  sich  der  Wert  der  viel 
härteren  kleinblätterigen  Varietäten  recht  augenscheinlich.  Diese  sind 
besonders  für  das  Freie  dem  großblätterigen  wohl  in  den  allermeisten 
Fällen  vorzuziehen.  Zwei  sehr  wertvolle  Eigenschaften,  durch  welche 
sie  den  großblätterigen  Efeu  ganz  bedeutend  übertreffen,  machen  sie 
für  die  verschiedensten  Zwecke  viel  empfehlenswerter,  nämlich  die 
größere  Widerstandsfähigkeit  im  Winter  und  eine  ebenfalls  viel 
größere  Anpassungsfähigkeit  an  die  verschiedensten  Verhältnisse. 
Während  der  großblätterige  Efeu  mit  seinen  langen  Blattstielen  und 
großen  fetten  Blättern  in  gar  vielen  Fällen  zu  robust  und  unbequem 
wird,  schmiegt  sich  der  kleinblätterige  (je  kleinblätteriger  desto 
schöner  für  viele  Zwecke)  viel  besser  und  schöner  an  alles  an,  haftet 
auch,  leichter  sich  anklammernd,  fest  und  gut  an  Mauern.  Eine 
Einfassung  um  Eosen,  z.  B.  aus  großblätterigem  Efeu,  wie  man  sie 
dann  und  wann  sieht,  auch  vor  Sträuohern,  kann  recht  unbequem 
werden  und  ist  m.  E.  durchaus  nicht  zu  empfehlen.  Viel  besser  ist 
kleinblätteriger,  schon  seiner  dünnereu  Banken  und  flacheren  Haltung 
wegen,  hier  sowohl  wie  an  Mauern,  woselbst  sich  jener  auch  lange 
nicht  so  schnell  und  so  gut  anklammert.  Ebenso  sollte  mau  in 
Fällen,  in  welchen  man  Rasen  durch  Efeu  ersetzen  will,  nur  klein- 
blätterigen wählen  und  zwar  wiederum  nicht  zum  wenigsten  seiner 
flachen  Haltung  wegen.  In  Kästen  zu  Wänden  für  Cafes, 
Restaurants  etc.  mag  großblätteriger  verwendet  werden,  obschon  ich 
eine  gute  und  dichte  Wand  aus  kleinblätterigem  Efeu  auch  hier 
vorziehe,  wenigstens  in  vielerlei  Lagen  und  beschränkten  Räumen. 
Auch  für  Arabesken  in  großem  Maßstabe  auf  dem  Rasen  kann  groß- 
blätteriger Efeu  dienen;  für  solche  in  minder  großem  Umfange  ist 
wiederum  der  kleinblätterige  vorzuziehen.  Am  härtesten  ist  wohl  der 
für  mancherlei  Zwecke  (besonders  an  alten  Bäumen,  Ruinen  etc.) 
verwendbare  gemeine  europäische  Efeu  (Hedera  Helix,  Linne)  mit 
seinen  großen  dunklen,  lederartigen  und  glänzenden  Blättern  und 
vielfach  blühenden  Zweigen,  welche  ihm  ein  sehr  interessantes  Aus- 
sehen geben.  G.  S. 

Stauden. 
Tritüina  hybrida  „Expreß". 

Vom  Herausgeber. 
[Hierxu  die  Farbentafel.) 

J-/iese  Tritoma,  über  welche  schon  auf  Seite  326  des 
vorigen,  VIII.  Jahrgangs  einige  Mitteilungen  gemacht  wurden, 
ist  aus  einer  Kreuzung  von  Tritoma  coraWma-Hybriden  mit 
Tritoma  Tiwkii  hervorgegangen.  Diese  Befruchtung  wurde 
ermöglicht,  als  zufällig  einmal  die  erstgenannten  gleichzeitig 
mit  der  frühblühenden  Tr.  Tuckii  in  Flor  kamen.  Die  w-rt- 
vollste  Eigenschaft  der  Tritoma  Tuckii  ist  ihr  frühes  Blühen. 
Diese  Art  hat  aber  als  Schmuckstaude  und  Schnittblume  ge- 
ringeren Wert,  weil  die  Farbe  zu  wünschen  fibri^-  läßt. 
Diesem  Mangel  hat  nun  Georg  Arends  in  Eonsdorf  dm-ch 
Züchtung  der  Tritoma  hybrida  „Expreß'^  abgeholfen;  sie  ver- 
einigt die  Vorzüge  der  frühblühenden  und  harten  T.  Tuckii 
mit  der  leuchtenden  Farbe  der  herbstblühenden  Varietäten. 
Über  die  Färbung  dieser  Neuheit  gibt  unsere  vorzüglich  ge- 
lungene,  nach   den  uns  von   Herrn  Arends  im  vorigen  Jahre 


Die  Gartenwelt. 


IX.  36 


übermittelten  Blüten  von  Fräulein  Johanna  Beckmann,  unserer 
bewährten  Bluraenmalerin,  ausgeführte  Farbentafel  besten 
Aufschluß.  Triloma  hybrida  „B/xpreß"-  ist  eine  Gartenaus- 
schmückungspflanze und  Schnittblume  ersten  Ranges.  Durch 
diese  neue  Züchtung  sind  die  dekorativen,  für  freie  Arrange- 
ments vorzüglich  geeigneten  Blütenkolben  jetzt  dem  Blumen- 
binder den  ganzen  Sommer  über  zugänglich.  Besonderen 
Wert  dürfte  diese  Züclitung  auch  für  nördliche  Länder  mit 
kurzem  Sommer  wie  Dänemark,  Schweden,  Rußland,  haben. 
Überall  da,  wo  die  bisher  bekannten  spätblühenden  Sorten 
nicht  mehr  oder  nur  ausnahmsweise  zum  Blühen  gelangen 
können,  darf  man  nun  bei  Anpflanzung  von  Tritoma  „Expreß"'- 
auf  einen  jährlich  wiederkehrenden  Blumenflor  rechnen. 


ü. 


Topfpflanzen. 
Yucca-Kreuzungen. 

(Hierxu  eine  Abbildung.) 


inter  Hinweis  auf  meinen  Aufsatz  in  No.  1  des  VIII.  Jahr- 
ganges, Seite  7,  über  „Jucea  karlsnihensis"-  möchte  ich  mitteilen, 
daß  voriges  Jahr  die  Befruchtung  und  gegenseitige  Ki-euzung  der 
Yucca  sehr  gut  gelungen  ist.  Yucca  gloriosa  mit  Y.  filamenlosa 
befruchtet  bat  2l!  Früchte  angesetzt  (siehe  Abb.);  Yucca  fdamentosa 
mit  ^tor/o.«fr befruchtet,  deren  14.  Einige  Blüten  von  filamenlosa 
mit  eigenem  Blütenstaub  befruchtet,  setzten  42  Fräohte  an;  Beweis 
genug,  daß  auch  ohne  Yucca-Motte  der  Sani enansatz  dieser  Pflanzen 
vorzüglich  gelingt. 

Meine  Y.  karlsruhensis  entwiclieln  sich  prächtig;  sie  halten 
immer  noch  genau  die  Mitte  zwischen  beiden  Eltern;  im  Blau-grün 
ihrer  bereiften  Blätter,  die  stark  auf- 
recht stehen,  sehen  sie  sehr  schön  aus, 
winterhart  sind  sie  volll;ommen.  Herr 
Carl  Schmidt,  in  Firma  HaageS;  Schmidt, 
dem  ich  s.  Zt.  100  Pflanzen  abgegeben 
habe,  schreibt  darüber  folgendes:  „Die 
eine  Hälfte,  im  frostfreien  Mistbeetkasteu 
überwintert,  ist  eingegangen,  die  anderen 
ins  Freie  ausgepflanzt  imd  mit  Brettei- 
kasten  und  Fenstern  bedeckt,  ist  gut  durch 
den  Winter  gekommen  und  wachsen  die 
Pflanzen  sehr  schön.  Man  sieht  also  hieraus, 
daß  Ihre  Yucca  karlsruhensis  vollständig 
wiuterhart  ist*)  und  im  Freien  be.sser 
gedeiht  als  im  Unterwinterungskasten". 
Da  die  Pflanzen  Kältegi-ade  bis  zu  22 "  C. 
schadlos  aushalten,  dürfte  jeder  andere 
Schutz  als  Bedeckung  des  Bodens  durch 
Laub  eher  schädlich  als  nützhch  sein. 
Graebener. 


Grischowia  hirta  und  Exacuih  macranthum,  zwei 
prächtige  Herbstblüher.  Qrischuiiia  hirta,  Karst,  i.st  ein  kleiner, 
hübsch  beblaiterter  Kalthausstrauch  aus  den  Hochgebirgen  von 
Venezuela,  gehört  zur  Familie  der  Melastomaceen,  wurde  1848 
eingeführt  und  ist  ein  HerbstblUher  von  auffallender  Schönheit.  Die 
großen  Blüten,  fast  größer  als  die  von  Lasiandra,  sind  rosenrot  mit 
gelben  Staubfäden  und  entwickeln  sich  von  August  an  im  hellen 
Kalthause  bis  gegen  Januar  in  ununterbvochener  Folge  an  den  Enden 
der  rötlichen  Zweige.  Die  beachtenswertesten  Kulturerfordernisse 
sind  Heideerde  mit  etwas  Lehm  und  Sand,  flüssige  Düngung  in  der 
Wachstums?,eit,  sonniger  Stand  im  Mistbeet  oder  Freien  über  Sommer 
und  rechtzeitige.s  Entspitzen.  Die  duftlosen  Blüten  sind  für  Binderei 
zu  hinfällig  und  das  ist  ihr  einziger  Fehler. 

Exaeum  macranthum,  Arn.^zE.  xeylanicuw ,  Roxb.  ist  eine 
Genfianee  von  den  Gebirgen  Ceylons  und  hat  Blüten  von  der 
Größe  eines  Zweimarkstückes  in  endständigen  Doldentrauben.  Ihre 
Farbe  ist  ein  prächtiges  Ijltraniarinblau,  Staubfäden  und  Antheren 
sind  goldgelb.  Sie  zieht  sich  leicht  aus  Samen  (bei  Haage  &  Schmidt 
erhältlich),  liebt  lockere  Heide-  oder  Moorerde  mit  Raseuerde  vermischt, 
ist  über  Sommer  im  halbwarmen  Mistbeet  und  im  Winter  im 
temperierten  Warmhause  zu  halten.  Sie  blüht  dann  im  November 
und  Dezember.  Sie  wurde  1852  zum  erstenmale  eingeführt,  kam 
dann  in  Vei'gessenheit  und  findet  neuerdings  wieder  Verbreitung. 

Wenn  doch  jemand  diese  beiden  Pflanzen  einmal  auf  einer 
größeren  Ausstellung  in  voller  Blüte  zeigte'.  Es  würde  Aufsehen 
erregen.  R. 


Rehmannia  angulata. 


jjei  meiner 
angulata,  eine  Pj 
dieses 


*)  Anmerkung  des  Heraus- 
gebers. Auch  in  meinem,  den  AVest- 
winden  stark  ausgesetzten  Versuchsgarten 
hat  sich  diese  Yucca  als  durchaus  winter- 
hart erwiesen.  Sämtliche  Pflanzen  haben 
den  letzten  Winter  ohne  Decke,  ja  ohne 
jede  Wurzeldecke,  tadellos  überstanden. 
Das  gleiche  kann  ich  von  Agave  Parrgi 
berichten.  Diese  winterharten  Pflanzen 
haben  zweifellos  eine  gute  Zukunft  im 
deutschen  Klima. 


letzten  Anwesenheit  in  Erfurt  sah  ich  Echmauma 
achtpflanze,  von  welcher  wir  bereits  auf  Seite  114 
kurze  Beschreibung  nebst  Abbildung  boten,  in 
den  Gärtnereien  von  Ernst  Benary 
und  Haage  &  Schmidt,  je  in 
einigen  vollblühenden  Topfexemplaren. 
Wie  Herr  Richard  Anker  an  der  ge- 
nannten Stelle  ausführte,  ist  diese  Staude 
von  der  Firma  James  Veitch  &  Son 
aus  dem  Innern  Chinas  eingeführt  worden, 
sie  soll  eine  Pflanze  des  temperierten 
Hauses  sein.  In  den  genannten  Erfurter 
Gärtnereien  wurde  sie  aber  in  sehr  luf- 
tigen Kalthäusern  kultiviert  in  schwerer, 
lehmhaltiger  Erde.  Die  Pflanzen  standen 
gegen  Ende  Mai  in  vollem  Flor  und 
hatten  teils  eine,  teils  mehrere  Blüten- 
ähren von  etwa  1  m  Länge.  Die  Ähren 
sind  einseitswendig;  die  Farbe  der  Blüten 
ist  ein  ansprechendes  blasses  Rot.  Die 
Abbildung  Seite  114  dieses  Jahrgangs 
charakterisiert  die  Blütenform  vorzüg- 
lich. Bisher  waren  nur  zwei  Eehmannia- 
Arten  in  Europa  bekannt,  R.  glulinusa 
und  R.  rupestris,  die  beide  unter  Decke 
im  F'reien  aushalten.  Es  ist  zu  hoffen, 
daß  sich  R.  angulata  gleichfalls  als  unter 
Decke  winterharte  Staude  bewährt,  aber 
auch  abgesehen  von  ihrem  etwaigen 
AVerte  als  Gartenschmuckstaude  ist  sie, 
wie  mir  die  blühenden  Exemplare  in 
den  Erfurter  Gärtnereien  bewiesen,  eine 
T  u  ])  f  p  f  I  a  n  z  e  ersten  Ranges;  sie 
dürfte  vielleicht  eine  Marktpflanze  der 
Zukunft  werden ;  wer  sie  sieht,  muß  sich 
mit  ihr  befreunden.  M.  H. 


Yui'ca  gloriosa  mit  Früchten. 

Verfasser  für  die    „Garteiiwelt"    photogr.  aufge 


IX,  36 


Die   Gartenwelt. 


Koniferen. 

Abie.s  arizonica. 

F.  Tutenberg,  Stadtgärtner,  Offenbaoh  a.  M 


(Hierxu  ^ivei  Abbildungen.) 

Die  Zeilen  des  Herrn  Eimann  in  No.  31  der  „Garten- 
welt", Seite  363  und  364,  .veranlaßten  mich,  Herrn  Henkel 
in  Darmstadt  zu  ersuchen,  mir  einige  photographisclie  Auf- 
nahmen aus  seinen  Kidturen  und  Züchtungen  anfertigen  zu 
lassen,  um  in  Wort  und  Bild  verschiedenes  in  den  Aus- 
führangen  des  Herrn  Eimann,  welchem  ich  nicht  in  allen 
Punkten  beipflichten  kann,  im  Interesse  der  Sache  richtig  zu 
stellen. 

Bei  meinen  häufigen  Besuchen 
in  der  Gärtnerei  von  H.  Henkel, 
Darmstadt,  hatte  ich  Gelegenheit,  die 
jungen  Saatbeete,  wie  die  älteren 
ca.  1  m  hohen,  importierten  Pflanzen 
zu  sehen  und  mich  an  deren  reichem 
Wachstum  zu  erfreuen.  Ich  be- 
'  tone  ausdrücklich,  daß  die  jungen 
Pflänzchen,  in  der  Henkelscheu  Gärt- 
nerei aus  Samen  gewonnen,  sich 
ohne  jedwede  Bedeckimg  während  aller 
Winter  in  ziemlich  feuchter  Lage  und 
gutem  sandigen  Lehmboden  vorzüglich 
entwickelten  und  trotz  ihrer  Jugend 
schon  die  korkartige  Beschaffenheit 
des  Stammes  zeigten,  während  ältere 
Pflanzen  von  ca.  1  m  Höhe  schon  die 
weiße  birkenähnliche  Färbung  des 
Stammes    aufweisen. 

Dabei  konnte  man  bei  den  zu 
vielen  Tausenden  vorhandenen  Säm- 
lingen ein  frappierendes  gleichmäßiges 
Wachstum  wahrnehmen,  wie  es  auch 
der  Firma  gelungen  ist,  einige  Varie- 
täten in  den  Handel  zu  geben,  wie  die 


bereits  bekannte  Äbies  arizonica  var.  pygmaea,  welche  sich  unter  den 
Sämlingen  aus  hoher  Lage  zu  50  "/o  vorfand  und  durch  die  eigenartige 
schöne  und  gedrungene  Form  auffiel.  Als  eine  besonders  wertvolle 
und  gewiß  vorteilhafte  Verbesserung  (wenn  man  bei  dieser  schönen 
Korktanne  noch  von  Verbesserung  sprechen  will)  ist  meines  Erachtens 
die  von  genannter  Firma  eingeführte  und  in  Darmstadt  in  stattlichen 
Exemplaren  vorhandene  vi fti es  arizonica  var.  argentca  hört.  Henkel 
zu  bezeichnen,  welche  ich  den  verehrlichen  Lesern  in  zwei  Aljbildungen  als 
Einzelpflanze  und  in  Gruppen  vereinigt  vorführe. 

Die  nebenstehende  Abbildung  der  Einzelpflanze  ist  so  gut  getroffen, 
daß  man  auch  die  weißliche  Färbung  der  korkigen  Einde,  wie  den  silber- 
glänzenden   jungen  Trieb    deutlich  erkennen  kann. 

Beobachtet  man  nun  ferner,  daß  die  Pflanzen  in  der  heißen  Mittags- 
sonne Süddeutschlands  und  dazu  noch  in  teilweise  durch  Wald  geschützter 
Lage,  also  bei  erhöhter  heißer  Temperatur,  so  günstige  Kulturresultato 
ergaben,  so  stehe  ich  nicht  an,  die  Befürchtungen  des  Herrn  Eimann 
als  zu  weitgehend  zu  bezeichnen.  Ich  glaube  vielmehr,  daß  Abies  ari- 
zoniea  nach  hiesigen  Beobachtungen  und  Erfahrungen  für  unser  Klima 
wie  geschaffen  ist.  Allerdings  muß  ich  bemerken,  daß  A.  arizonica 
einen  feuchten  lehmhaltigen  Boden,  als  den  ihr  am  meisten  zusagenden, 
jedem  anderen  vorzieht. 

Wenn  wirklich  Koniferenzüchter  ungünstige  Eesultate  bei  Aussaaten 
erzielt  haben,    so  könnte  es  doch    zuweilen   an   ungenügend    ausgereiftem 
Samen  oder  aber  an  anderen  Mißständen  liegen,  die  ich  von 
hier  aus  nicht  beurteilen  kann. 

Die  ungenügende  Verbreitung  dieser  herrlichen  Konifere 
schreibe  ich  dem  Umstände  zu,  daß  bis  dato  die  importierten 
größeren  Pflanzen  verhältnismäßig  hoch  im  Preise  stehen, 
während  in  4—6  Jahren  deutsche  Firmen  einen  reichhaltigen 
Vorrat  ansehnlicher  Korktannen  zum  billigeren  Preise  abgeben 
können  und  dann  der  Einführung  derselben  in  unsere  Gärten 
die  Woge  geebnet  sind. 

Immerhin  bin  ich  gespannt  auf  die  weiteren  bekannt 
zu  gebenden  Ansichten  und  hoffe,  daß  der  von  Herrn  Eimann 
angeregte  Meinungsaustausch  sich  eingehend  mit  der  auf- 
geworfenen Frage    beschäftigt    und    etwaige  Mißstände    klärt. 


Abies  arizonica  var.  argentea,  oben  cme  jun 

In  der  Handelsgärtnerei  von  H.  Henkel,  Darmstadl    fur  die     C 


Die  Gartenwelt. 


IX,  36 


Landschaftsgärtnerei. 
Zur  Herstellung  perspektivisclier  Ausicliteu. 

{Eierxu  xwei  Zeichnungen  des  Verfassers.) 
in  No.  23  dieser  Zeitschrift  wurde  mit  Recht  auf  den 
großen  Wert  des  perspektivischen  Zeichnens  für  den  Gärtner 
hingewiesen;  denn  das  Schaffen  des  Gai-tenküustlers  ist  doch 
weit  eher  ein  Erstellenlassen  plastischer  Bilder  im  Eaume, 
als  etwa  eine  Flächenverzierung,  wie  sie  im  Teppichbeet  zum 
Ausdruck  kommt.  Durch  solche  Überlegung  gewinnen  die 
perspektivischen  Ansichten  gegenüber  dem  Grundplane  als 
Versuch  einer  Wiedergabe  der  dem  Künstler  vorscliwebenden 
Ideen  sehr  an  Bedeutung.  Fehler  in  der  Konstruktion  ver- 
mindern aber  den  Wert  eines  Bildes  beträchtlich.       ' 

Vorbedingung  für  das  Darstellen  perspektivischer  An- 
sichten ist  Übung  im  Freihandzeichnen,  d.  h.  im  Skizzieren 
(mit  Blei,  Kohle)  oder  Aquarellieren  nach  der  Natur,  ferner 
die  Kenntnis  der  Hauptgesetze  und  Konstruktionen  der 
Perspektive  und  der  Schattenlehre.  Auch  das  Zeichnen  oder 
die    konstruktive  Wiedergabe    der    einfachsten,    regelmäßigen 


Ahb.l 


Körper  im  Gruncliiß,  Aufriß,  Querschnitt  und  Ansicht  in  ver- 
schiedenen Stellungen  und  Beleuchtungen  stärkt  die  Fähigkeit 
zu  sehen  und  im  Räume  zu  denken.  Namentlich,  wenn  im 
Bilde  regelmäßige  Gartenanlagen  oder  reichere  Architekturen 
wiederzugeben  sind,  ist  mit  der  Kenntnis  von  drei  oder  vier 
wichtigeren  Grundregeln  der  Perspektive  nicht  viel  zu  er- 
reichen. Jeder,  der  nicht  den  Vorzug  hat,  klaren  Unterricht 
darüber  zu  empfangen,  muß  schon,  wenn  er  fehlerlose  An- 
sichten konstruieren  will,  in  einem  der  vorhandenen  Fach- 
werke mit  Fleiß  und  Ausdauer  studieren.*)  Im  Rahmen 
eines  kurzen  Aufsatzes  können  die  für  den  Gartentechniker 
nötigen  Kenntnisse  der  Perspektive  nicht  erläutert  werden. 
Ehe  diese  aber,  wie  in  dem  .schon  erwähnten  Aufsatze  ver- 
sucht worden  ist,  dargestellt  werden,  müssen  die  grund- 
legenden Begriffe  der  Perspektive  erst  besprochen  werden. 
Mit  Hilfe  der  beiden  Abbildungen  soll  das  im  folgenden 
kurz  geschehen. 

Vor  allem  muß  sich  der  Zeichner  klar  sein,  daß  die 
Perspektive  eine  rein  mathematische  Wissenschaft  ist,  und 
daß  alle  Punkte,  sofern  ihre  Lage  im  Räume  genau  bekannt 
ist,  auch  im  Bilde  eine  ganz  bestimmte,  durch  Konstruktion 
oder  Rechnung  zu  findende  Lage  haben  müssen. 

*)  Zu  empfehlen  ist:  See  berger,  Prinzipien  der  Perspektive, 
ferner:  Sammlung  Göschen,  Perspektive  von  H.  Freyberger, 
80  Pfg.     Letzteres  Buch  bringt  viel  klare  Abbildungen. 


Die  Perspektive  ist  als  eine  Projektion  aufzufassen  und 
zwar  als  Zentralprojektion  (vgl.  Abb.  1).  Eine  andere 
Art  ist  die  Parallelprojektion,  die  z.B.  bei  Grundrissen, 
Querschnitten,  Plänen  angewendet  wird.  Man  denke  sich 
zum  Verständnis  der  Zentralprojektion  Folgendes:  In  S,  Abb.  1, 
ist  der  Standpunkt  einer  Person,  die  nach  den  Gegenständen 
bei  C  blickt.  Sämtliche  für  eine  zeichnerische  Wiedergabe 
wichtige  Punkte  der  Gegenstände  sind  mit  den  als  ein  Punkt 
aufgefaßten  Augen  S  1  der  Person,  durch  Linien,  Sehstrahlen 
genannt,  verbunden.  In  der  Zeichnung  sind  nur  die  nötigsten 
angegei)en.  Denken  wir  uns  bei  B  eine  durchsichtige  Tafel, 
die  Bildtafel,  senkrecht  aufgestellt,  so  wird  sie  von  den  Seh- 
strahlen an  bestimmten  Punkten  geschnitten.  Verbindet  man 
diese  entsprechend,  so  entsteht  in  der  Ebene  dieser  Tafel  ein 
Abbild  der  Gegenstände  bei  C  genau  so,  wie  sie  S  1  sieht, 
nur  verkleinert.  Stände  die  Tafel  bei  B  1,  Abb.  2,  so  er- 
schiene das  Bild  noch  kleiner,  bei  B  2  größer.  Mit  der 
Entfernung  würden  seine  Maße  wachsen  wie  der  Schatten 
eines  von  einem  Punkte  aus  beleuchteten  Gegenstandes.  Mit 
Deckfarbe,  die  auf  Glas  haftet,  kann  man  an  einer  Fenster- 
scheibe die  Probe  auf  das  Gesagte  machen,  indem  man  die 
Linien  der  dahinter  erblickten  Gegenstände  nach 
zieht. 

Was  in  Abb.  1*)  in  perspektivischer  An- 
sicht dargestellt  ist,  zeigt  Abb.  2  im  Grundriß. 
Von  den  drei  augedeuteten  Sehstrahlen  wird  S  C 
als  Mittel-  oder  Hauptstrahl  bezeichnet.  Zu  ihm 
muß  die  Bildtafel  senkrecht  stehen,  damit  das 
Bild  ohne  Verzerrungen  erscheint,  wie  solche 
etwa    bei   der  Lage  B  3  erscheinen  würden. 

Aus  den  Abbildungen  geht  anschaulich  her- 
vor, daß,  sowie  die  Lage  der  Gegenstände,  der 
Standpunkt  und  der  Mittelstrahl  gegeben  ist, 
auch  die  Lage  aller  Punkte  und  Linien  im 
Bilde  festliegt,  nur  die  Größe,  in  der  man  es 
konstruktiv  entstehen  lassen  will,  hängt  von  der 
Entfernung  der  Bildtafel  vom  Standpunkte  und 
vom  Maßstabe,  den  man  bei  der  Zeichnung  anwendet,  ab. 
Alle  diese  für  das  Verständnis  der  Perspektive  grund- 
legenden und  unentbehrlichen  Tatsachen  und  Begriffe  werden 
in  dem  Aufsatze  in  No.  23  garnicht  erwähnt.  Wie  diese 
Tatsachen  sehr  einfach  konstruktiv  ausgenutzt  werden  können, 
soll  in  einem  weiteren  Aufsatze  über  das  Körbersche  Strahlen- 
diagramm gezeigt  werden.  Hier  sollen  noch  einige  Be- 
merkungen über  die  in  dem  erwähnten  Aufsatze  unter  1 — 3 
angeführten  Gesetze  der  Perspektive  folgen. 

Man  liest  unter  1  Seite  273:  „Alle  geometrisch  wage- 
rechten Linien  bleiben  aiich  perspektivisch  wagerecht."  Das 
Wort  „geometrisch"  soll  vielleicht  als  Gegensatz  zu  per- 
spektivisch gelten,  ist  hier  aber  überflüssig  und  unklar. 
Denn  was  soll  die  besondere  Eigenschaft  einer  „geometrisch 
wagerechten"  Linie  gegenüber  einer  „wagerechten"  sein  ?  Wie 
man  auch  nach  dem  unter  2  Gesagten  schließen  muß,  will 
der  Verfasser  folgendes  Gesetz  aussprechen:  Alle  im  Räume 
wagerechten  Linien,  die  zur  Bildebene  parallel  laufen,  bleiben 
auch  in  der  perspektivischen  Zeichnung  wagerecht  (vergl.  die 
langen  Kanten  der  Bank  in  den  Abbildungen). 

Dei  Ausdruck  unter  2:  „Linien,  die  geometrisch  recht- 
winkelig ziu'  Wagerechten  stehen",  ist  ebenfalls  unklar.    Die 


*)  Hier  ist  die  für  einfache  technische  Zeichnungen    gern    ge- 
brauchte Parallelperspektive  angewandt. 


IX,  36 


Die  Gartenvvel 


429 


Geometrie  ist  eine  Wissenschaft,  die  sich  mit  den  Beziehungen 
von  Punkten,  Linien  und  Flächen  zu  einander  bescliäftigt, 
welche  in  einer  Ebene  liegen.  Üb  diese  Ebene  wagrecht, 
senkrecht  oder  schräg  im  Räume  steht,  ist  belanglos. 
..Geometrisch  rechtwinklig"  besagt  also  nicht,  daß  dort  nur 
solche  wagerechten  Linien  gemeint  sind,  die  rechtwinklig 
zur  Bildtafel  oder,  anders  gesagt,  parallel  zum  Hauptseh- 
stndil  verlaufen  (Seitenkanten  der  Bank  in  den  Abb.).  Dann 
heißt  es  weiter:  „Diese  haben  einen  gemeinschaftlichen  Flncht- 
oilor  Verschwindungspunkt  auf  der  Horizontallinie  im  Haupt- 
oder Augenpunkte.''  Es  darf  nicht  ,,Horizontallinie"  heißen, 
sondern  Horizontlinie.  Eine  Horizontallinio  ist  eine  be- 
liebige, wagrechte  Linie,  die  Punkte  gleicher  Höhe  verbindet 
{Terraindarstellung  in  Horizontalen).  Hier  ist  aber  im  Bilde 
die  wagereelite  Linie  gemeint,  die  die  Bildtafel  in  der  Augen- 
höhe des  Zeichners  schneidet,  also  die  Projektion  der  durch 
die  Augenhöhe  gedachten  horizontalen  Ebene  auf  die  Bild- 
fläche'ist  (H  HAbb.   1). 

Unter  3  muß  gesagt  werden  statt:  „Schräge  Linien 
haben  gemeinsame  Fluchtpunkte  auf  der  Hori- 
zontallinie": „Unter  sich  parallele  schräge,  d.h. 
mit  der  Bildtafel  einen  schiefen  Winkel  bildende 
Linien,  die  dabei  aber  im  Räume  wagerecht 
liegen,  baten  einen  gemeinsamen  Fluchtpunkt 
auf  der  Horizontlinie." 

Ferner  können  diese  Fluchti^unkte  nicht 
beliebig  angenoinmen  werden,  wie  weiter  be- 
hauptet wird.  Beliebig  kann  nur  der  Stand- 
punkt des  Zeichners  zu  seinem  Objekte  und 
seine  Entfernung  zu  der  gedachten  Bildebene 
angenommen  werden.  Damit  sind  aber  sämt- 
liche anderen  Punkte  festgelegt.  Was  weiter 
über  die  Entfernung  der  Fluchtpunkte  vom 
Augenpimkte  (A  1  in  meiner  Abbildung  1)  und 
von  der  Möglichkeit  mehrere  Distanzpunkte  an- 
zunehmen gesagt  ist,  kann  nicht  unwidersprochen 
bleiben.  Sogenannte  Distanzpunkte  gibt  es 
nur  zwei,  einen  rechts  und  einen  links  vom 
Augenpunkt  auf  der  Horizontlinie  (D  D  in  Abbildung  2).  Mit 
ihnen  werden  die  Verschwindungspunkte  aller  wagrechten 
Linien,  die  die  Bildtafel  unter  45 "  schneiden,  bezeichnet. 
Sie  sind  in  ihrer  Eutfernung  von  A  bestimmt  durch  die 
Entfernung  oder  Distanz  zwischen  Bildtafel  und  Zeichner, 
also  A  und  S  Abb.  2,  denn  A  D  =  A  S,  da  A  D  S  ein 
gleichschenkliges  Dreieck  ist.  Die  Fluchtpunkte  anderer  im 
Räume  wagerechter  Linien,  welche  die  Bildtafel  unter  be- 
liebigem Winkel  sehneiden,  heißen  nicht  Diatanzpunkte.  Ihre 
Lagen  auf  der  Horizontlinie  sind  gegeben  durch  den  Schnitt- 
punkt einer  Parallelen,  die  durch  den  Standpunkt  S  unter 
dem  betreffenden  Winkel  zur  Bildtafel  gezogen  wird,  mit 
H  H  z.  B. :  S  F  II  M  N  in  meiner  Fig.  2.  Wo  sich  wegen 
Raummangel  solche  Konstruktionen  nicht  ausführen  lassen, 
muß  man  zu  Hilfskonstruktionen  greifen,  über  die  das  Studium 
der  Perspektive  aufklärt.  Die  Folgen  der  Unklarheiten  in 
den  Punkten  1  —  3  des  Artikels  in  No.  23  sind  noch  weitere 
in  den  darauf  folgenden  Auseinandersetzungen,  die  der  auf- 
merksame Leser  gewiß  empfunden  hat.  So  ist  auch  z.  B. 
die  Konstruktion  des  gleichschenkeligen  Dreiecks  in  Fig.  III, 
Seite  273,  gar  nicht  logisch  begründet.  Wenn  auch  aus  den 
Figuren  zu  erkennen  ist,  daß  der  Verfasser  die  Perspektive 
praktisch  wohl  beherrschen  mag,  so  lassen  die  Ausführungen 
doch  die  klare,    logische  Ausdrucksweise    des   Mathematikers 


vormissen.  Und  bei  einem  so  schwierigen  Thema,  wie  es  die 
Entwickelung  perspektivischer  Gesetze  ist,  muß  diese  vor 
allem  im  Interesse  des  Lesers  angestrebt  wen.len.  Wenn 
wir  ,.gelegentlich  die  richtigen  Aufschlüsse  über  die  per- 
spektivische Darstellung  der  Staffage"  usw.  zu  erwarten 
haben,  so  erschweren  hoffentlich  keine  Unklarheiten  und 
Ongenauigkoiten  im  Ausdruck  das  Verständnis  dos  schwierigen 
StofTos.  '  Kühn. 

Winke  für  dekorative  Gaitengcstaltung. 

In  No.  '21  (liesps  Jahrganges  wird   unter  ilieseiii  Titel  auf  eine 
vpreinfaclite  liodeiigostaltun?,    wenn    ich    es    kui7,   so   bcneunen   soll, 


hingewiesen  und  Maßnahmen,  wie  sie  jetzt  gewölinlich  bei  der  Anlage 
von  Gärten  gehandhabt  werden,  einer  Kritik  unterzogen.  Herrllartratli 
betont  auch,  daß  seinem  Empfinden  nach  dies  und  jenes  nicht  .schon 
sei.  Ich  will  mir  nun  auch  erlauben,  meine  Ansicht  darüber  aus- 
zusprechen und  ich  glaube,  weil  gerade  die  beiden  ins  Auge  gefaßten 
Punkte  des  erwälinten  Artikels  so  vielfache  Anwendung  finden,  nicht 
allein  mit  meiner  Ansicht  dazustehen. 

Zunächst  verurteilt  Herr  Hartrath  die  Vertiefung  und  Ab- 
böschung  von  Blumenparterreanlagen  (wenn  ich  recht  ver- 
stehe), und  nennt  diese  Vertiefung  mit  ihren  Blumenbeeten  einen 
„Verlegenheitsmittelpunkt".  Ich  kann  nicht  verstehen,  wie  man 
eine  solche  Bezeichnung  gebrauchen  kann  für  eine  recht  durchdachte 
und  beabsichtigte  Anlage!  AVas  man  mit  der  Vertiefung  bezweckt, 
liegt  wohl  klar  auf  der  Hand.  Würde  mau  das  Blumenparterre  eben- 
erdig oder  gar  erhöht  anlegen,  so  wären  Arabesken  und  „ver- 
schnörkelte Blumenrabatten"  gänzlich  unnötig,  weil  man  dann  keinen 
Überblick  über  dieselben  erhielte.  Zweitens  würde,  wenn  wir 
zu  Gruppen  vereinigte  Dekorationspflanzen  oder  auch  nur  erhöhte 
Teppichbeete  auf  dem  flachen  Parterre  haben  wollten,  der  Aus- 
blick   über    dasselbe    nach    dem    weiteren    Garten    oder    Park    be- 


Die  Garten'welt. 


IX,  36 


deutend  behindert  werden.  Also,  um  sowohl  einen  Überblick  über 
die  Linien  und  Zeichnungen  in  dem  Parterre  zvi  bekommen,  als 
auch  den  Ausblick  nach  den  dahinter  sich  ausdehnenden  Parkpartieen 
nicht  zu  veisperren,  legt  man  vertiefte  Parteires  an.  Daß  man 
solche  vertiefte  Beete  so  oft  sieht,  hat  seinen  Grund  darin,  daß  man 
eben  gern  dem  oft  flachen  oder  durch  geringfügige  Höhenunter- 
schiede gekennzeichneten  Terrain  des  Gartens  ein  kleines  Contra, 
eine  angenehme  Abwechslung  entgegensetzen  will,  und  meinem  Gefühl 
nach  wirken  solche  gradlinige  Böschungen  stets  ganz  außerordentlich 
und  geben  der  Anlage  einen  vornehmen  Charakter.  Man  vertieft 
also  nicht  das  Parterre,  um  die  darin  befindlichen  Blumengruppen 
und  Zeichnungen  zu  „erniedrigen",  sondern  gerade  um  sie  zu  heben, 
d.  h.  für  das  Auge  übersichtlicher  zu  legen  und  sie  dadurch  besser 
zur  Geltung  zu  bringen. 

Der  zweite  Punkt  ist  die  Weganlage.  Herr  Hartrath  sagt: 
„Legt  man  hingegen  die  Wege  in  Terrainhöhe  an  etc.  etc.,  so 
stellt  man  die  Anlage  mit  wenigen  Kasten  her  und  schafft  für  die 
Aufstellung  von  Dekorationspflanzen  etc.  günstig  hervorragende  Stand- 
orte. Ich  weiß  nicht,  ob  der  Verfasser  dieser  Zeilen  sich  des  Wider- 
spruches darin  bewußt  ist,  denn,  wenn  man  den  Weg  in  Terrainhöhe 
anlegt,  so  wird  man  einen  nur  unbedeutenden  Aushub  an  Erdmaterial 
haben  (es  sei  denn,  man  gibt  eine  mit  giößeren  Kosten  verbundene 
und  für  einfache  Fußwege  ganz  überflüssige  hohe  Bestückung  und 
Beschotterung  in  die  Wege).  Das  auf  diese  Weise  gewonnene  Erd- 
material wird  aber  kaum  zur  Kantenlegung  der  Rasenflächen  zu 
beiden  Seiten  des  Weges  ausreichen.  Wie  man  daher  noch  außerdem 
mit  dem  gewonnenen  Erdmaterial  „günstig  hervorragende  Standorte 
für  ganze  Dekorationsgruppen"  herstellen  kann,  ist  mir  nicht  ganz 
erklärlich.  -Die  Anlage  der  Wege  in  Terrainhöhe  wird  aus  einem 
sehr  tiefgehenden  Gi-unde  meist  vermieden.  Sehr  oft  ziehen  sich 
solche  Wege  quer  oder  längs  (vom  Punkte  des  Beschauers  aus)  durch 
die  Rasenflächen.  Legt  man  die  Wege  zu  flach,  d.  h.  in  Terrain- 
höhe, so  werden  dieselben  dem  Auge  sichtbar  und  wirkea  unschön 
und  störend,  weil  sie  die  Fläche  sichtbar  teilen,  was  man  eben  ver- 
meidet, wenn  man  die  Wege  vertieft  in  das  Terrain  legt,  die  Kanten 
mit  dem  Aushub  etwas  auffüllt  und  dadurch  den  Weg  von  weitem 
unsichtbar  macht  und  zugleich  erreicht,  daß  die  Rasenflächen  als 
eine  ganze  große  eischeint  und  nicht  von  dem  Wege  sichtbar  zer- 
schnitten wird.  Im  übrigen  wird  man  sich  nur  in  seltenen  Fällen 
bt'i  der  Weganlage  nach  dem  Teriain  richten  können,  sondern  nach 
der  bequemen  Begehung  des  Weges  und  wird  daher  ohne  Rücksicht 
darauf,  ob  man  viel  oder  wenig  in  das  Terrain  mit  dem  Wege  ein- 
schneidet, vor  allem  darauf  zu  sehen  haben,  daß  derselbe  kein  allzu 
jähes  Gefäll  und  keinen  allzu  steilen  Anstieg  erhält.  Jedes  Ding 
muß  selbstveretändlich  Maß  und  Ziel  haben,  und  Hohlwege  werden 
wir  nur  gezwungenermaßen  herstellen,  ebenso  wie  wir  nicht  an- 
stehen werden,  im  gegebenen  Falle  den  Weg  einmal  ganz  flach  und 
sichtbar  zu  führen.  Eine  allgemeine  Regel  läßt  sich  für  alle  Ver- 
hältnisse nicht  aufstellen,  aber  deshalb  ist  es  nicht  zulässig,  eine 
Maßnahme  zu  befürworten,  welche  aus  ästhetischen  Gründen  längst 
ad  acta  gelegt  worden  ist. 

Man  ist  Gott  sei  Dank  heute  in  der  Landschaftsgärtnerei  schon 
soweit  gekommen,  daß  man  einen  Garten  auch  vom  künstlerischen 
und  ästhetischen  Standpunkte  aus  anlegt  und  sich  nicht  allein  vom 
Kostenpunkte  leiten  läßt.  Wo  wir  ein  ebenes  Terrain  vor  uns  haben, 
werden  wir,  wenn  auch  nicht  zu  größeren  Wühlereien,  so  doch 
immer  für  eine  gewisse,  wenn  auch  teure  Bodenbewegung  eintreten 
müssen  und  nicht  nur  die  Billigkeit  im  Auge  haben,  denn  damit 
wird  weder  der  Landschaftsgärtner  einen  Vorteil  erreichen  und  eine 
Wirkung  erzielen  können,  noch  wird  der  Besitzer  eine  dauernde 
Freude  an  seinem  Garten  haben.   Carl  Rimann,  Nagy  Szent  Miklös. 


in  enger  Beziehung  stehen  dürften.  Im  Voraus  bemerke  ich,  daß 
mir  jede  sozialdemokratische  Absiebt  oder  irgend  welche  Hetzerei 
durchaus  fern  liegt,  ich  möchte  nur  einmal  meine  Ansicht  über  unsern 
Stand,  inbezug  auf  Gehalt  bezw.  Lohn  aussprechen.  —  Die  kürzlich 
so  starke  Bewegung  zugunsten  der  Errichtung  einer  Hochschule 
für  Gartenkunst  scheint  allmählich  abzuflauen  bei  alten  wie  jüngeren 
Fachgenossen.  Fast  könnte  man  diesen  Umstand  mit  einer  bitteren 
Freude  begrüßen.  Denn,  wird  die  Hochschule  geschaffen,  so  schaffe 
man  zuerst  einmal  passende  Stellungen  und  besolde  die  aus 
der  Hochschule  hervorgehenden  Gartenkünstler  dementsprechend. 
Man  kann  doch  billigerweise  —  bilden  wir  mal  schnell  ein  neues 
schönes  Wort  —  einem  „Regierungsgartenbauführer"  kaum  zumuten, 
für  3  —  3,50  Maik  Tagelohn  zu  arbeiten;  oder  doch?  Fast  scheint  es 
so!  Ziehen  wir  einen  Vorgleich  zwischen  einer  städtischen  Bau- 
verwaltung und  einer  Gartenverwaltung,  so  sieht  man  mit  Schrecken, 
wie  letztere  tief  unter  der  ersteren  steht.  Wohl  selten  wird  es  einer 
Bauverwaltung  einfallen,  ihre  Techniker,  Bauführer  und  Aufseher 
im  Tagelohn  anzustellen,  zum  mindesten  nicht  zu  einem  so  niedrigen 
Satz  von  3  Mark  für  den  Tag.  In  den  weitaus  meisten  Fällen  stehen 
hier  die  Angestellten  in  Monats-  bezw.  Vierteljahrsgehalt,  sie  haben 
ihren  Urlaub  von  1  —  3  Wochen  mit  voller  Weiterzahlung  des  Gehalts 
und  erhalten  dieses  gegen  eine  für  städtische  Beamte  vorgeschriebene 
Quittung  an  der  Stadtkasse  ausgezahlt.  Und  wir?  Na,  wir  sind  ja 
nur  ,.Gärtner''.  Wir  Techniker,  die  wir  doch  sehr  oft  eine  bessere 
Schulbildung  besitzen,  als  die  Bautechniker  oder  gar  Bauaufseher, 
wir  erhalten  3  Mark  für  den  Tag;  arbeiten  wir  einen  Vierteltag  nicht, 
wird  er  abgezogen,  Sonn-  und  Feiertage  werden  überhaupt  nicht  be- 
zahlt; wollen  wir  10  Tage  Urlaub  im  Jahr  haben,  gut,  wir  können 
reisen  —  Lohn  aber  gibt  es  nicht.  Alle  acht  Tage  bekommen  wir 
unsern  Lohn  mit  den  Arbeitern  ausgezahlt,  gegen  Quittung  in  der 
Rubrik  „Name  des  Arbeiters",  letztere  bei  weitem  oft  mehr  als  ein 
Techniker.  Man  stellt  uns  so  oft  die  Architekten  als  Beispiel  hin, 
man  stellt  alle  möglichen  Ansprüche  an  das  Wissen  und  Können  und 
das  gesellschaftliche  Auftreten  der  Gartentechniker,  bedenkt  aber 
scheinbar  nicht,  daß  gerade  unsere  elende  Bezahlung  und  besonders 
die  Art  und  Weise  derselben  uns  in  den  Augen  der  Architekten 
und  anderer  Berufszweige  so  sehr  herabsetzt.  Die  Ansicht,  daß  ein 
junger  Mann,  der  seine  3  Mark  Tagelohn  auf  der  Arbeiterlohnliste 
mit  den  Arbeitern  zusammen  ausgezahlt  erhält,  nicht  viel  bedeuten 
kann',  ist  ja  durchaus  berechtigt.  Ich  frage  einmal  unsere  Herren 
Gartendirektoren  und  Inspektoren,  ob  sie  damit  einverstanden  wären, 
als  Unterbeamte  zu  gelten  und  in  der  Gehaltsklasse  derselben  zu 
stehen?  Ich  glaube  doch  kaum.  Sie  selbst  trachten  ja  ganz  be- 
lechtigt  darnach,  mit  den  höheren  städtischen  Beamten  gleich  zu 
stehen  bezw.  gestellt  zu  werden.  Wäre  es  da  nicht  recht  und  billig, 
wenn  diese  Herren  ein  wenig  mehr  für  ihre  Techniker  sorgen  wollten, 
die  doch  auf  gleicher  Bildung.sstufe  mit  ihnen  stehen?  Ist  es  denn 
so  unmöglich,  bei  der  Stadtverwaltung  zu  beantragen,  daß  auch  die 
Gartenteohniker  mit  Monatsgehalt  angestellt  werden,  daß  sie  bei 
Weiterzahlung  des  Gehalts  ihren  Urlaub  erhalten?  Da  genügt  doch 
nur  ein  Wort.  Einige  wenige  Gartenverwaltungen  machen  ja  bereits 
eine  rühmliche  Ausnahme,  aber  gerade  die  giößten  Gartenverwaltungen 
stehen  noch  hintenan,  scheinbar  nur,  weil  es  immer  so  war  und  die 
Herren  Chefs  es  nicht  besser  gehabt  haben,  warum  also  wieder  eine 
Reform  einführen. 

Mögen  diese  Zeilen  dazu  beitragen,  hier  bald  Wandel  zu 
schaffen.  Wir  Techniker  werden  stets  dankbar  hierfür  sein  und  mit 
umso  größerer  Freudigkeit  an  unsere  Arbeit  gehen.  X. 


Zeit-  und  Streitfragen. 
Etwas  über  die  Bezaliking  der  Gartentechniker. 

/iu  den  Ausführungen  über  ,,Gärtnerische  Amtstitel"  in  No.  32 
dieser  Zeitschrift  seien  mir  einige  Bemerkungen  gestattet,  die  damit 


Mannigfaltiges. 
Folgen  der  Sonimertrockenheit  1904. 

Dereits  mehrfach  wurde  auf  die  Schäden  hingewiesen,  welche 
die  außerordentliche  Dürre  dos  voijährigen  Sommers  verureachte  oder 
noch  in  diesem  Jahre  zeitigen  wird.  Die  ärgsten  Schädigungen  aber 
dürften  solche  Pflanzen  davongetragen  haben,  welche  auf  Kalk-  und 


IX,  3(j 


Die   Gartenwelt. 


431 


Sandböden  stehen,  zwei  an  und  für  sich  trockene  Bodenarten.  Ich 
beobachtete  Obstbäume  auf  Kalkboden,  die  fast  keine  Ilolztriebe  ge- 
bildet hatten ;  an  einzelnen  Sorten,  die  sich  durch  schwachen  Wuchs  aus- 
zeichnen, haben  viele  Terniinalknospen  der  Leitzweige  Blütenaugen 
ungesetzt.  Viele  ältere  Obstbäume,  deren  Wurzeln  in  solchem  Boden 
liereits  auf  den  Schotter  aufstoßen,  was  leicht  ersichtlich  ist  durch 
sehr  gerinf^en  Holzwuchs  und  dabei  überreicheu  Bliitenansatz,  dei  ihr 
nahes  Ende  bedeutet,  obwohl  sie  bei  guter  Pflege  noch  einige 
Jahre  gute  Erträge  liefern  könnten,  werden  infolge  der  letztjährigen 
Dürre  bereits  in  diesem  Jahre  ihr  Leben  beschließen. 

Viele  unserer  reichblühenden  Gehölze  dürften  in  diesem  Jahre 
bedeutend  weniger  im  Blütenflor  prangen  als  in  anderen  Jahren;  ich 
beobachtete  dies  an  unseren  Forsythien,  die  ich  bei  entsprechendem 
Schnitt  noch  nie  so  spärlich  habe,  blühen  sehen  wie  heuer. 

Weiterhin  ist  es  ganz  auffallend,  daß  beim  Antreiben  der 
Dahlienknollen  so  viele  kräftige  Knollen  ausbleiben;  dadurch  verliere 
ich  eine  Anzahl  der  schönsten  Sorten;  benachbarte  Kollegen  machen 
dieselbe  Beobachtung.  Gerade  bei  den  Dahlien  und  besseren  Gehölzen 
wurde  im  vorjährigen  Sommer  an  Wasserzufuhr  nicht  gespart;  daß 
bei  der  außerordentlichen  Dürre  mit  der  dabei  verbundenen  Luft- 
trockenheit selbst  das  reichlichste  Gießen  nutzlos  gewesen,  ist  jetzt 
bei  vielen  Pflanzen  bereits  zu  beobachten.  Auch  die  Kartoffelknollen 
setzten  in  trockenen  Lagen  und  Bodenarten  wenig  „Augen"  an;  ich 
finde  bei  Sorten,  wie  „Magnum  honum^\  „Geheimrat  Thiel-^  usw. 
große  Knollen  mit  wenig  oder  gar  keinen  Augen. 

Alle  diese  Schäden  führe  ich  auf  die  mangelhafte  Ansammlung 
voQ  Reservestoffen  zurück,  infolgedessen  sind  die  hier  genannten  und 
noch  viele  andere  Pflanzen  nicht  in  der  Lage  gewesen,  für  die 
kommende  Vegetation  die  erforderlichen  Triebknospeu  bilden  zu 
können.  Breitschwerdt. 

Der  geringere  Zuckergehalt  des  Traubensaftes  der  Reb- 
sorte ..Frankenthaler  Trullinger"  im  Jahre  1904.  Wer  einen 
guten  Traubeusaft  kaufen  möchte,  wird  den  frisch  gepreßten  Saft 
sofort  wiegen,  um  den  Zuckergehalt  festzustellen. 

Im  Interesse  der  Winzer  untersucht  die  Kgl.  Württembergische 
Weinbauversuchsanstalt  zu  Weinsberg  jährlich  eine  Anzahl  von 
Traubensaftproben  aus  den  verschiedenen  Landesgegenden  auf  Most- 
gewicht und  Säuregehalt. 

Im  verflossenen  Jahre  zeigte  bei  diesen  Untersuchungen  der 
Satt  des  Trollinger  durchschnittlich  ein  verhältnismäßig  niedereres 
Mostgewicht  als  die  Säfte  der  WeLßweinsorten,  die  in  gleicher  Lage 
und  Bodenverhältnissen  standen. 

Diese  Erscheinung  ist  dadurch  zu  erklären,  daß  der  Franken- 
thaler  einen  feuchteren  Untergrund  liebt,  als  die  meisten  Weißwein- 
sorten und  durch  den  trocken  gewesenen  Sommer  die  Rebe  etwas 
litt.  Der  Lehrsatz,  daß  in  regnerischen  Jahren  die  Trollinger  besser 
ausfallen,  d.  h.  kräftigere  Werne  liefern  als  in  trockenen  Jahren,  der 
in  der  Praxis  galt,  hat  sich  auch  1904  wiederum  als  richtig  gezeigt. 
Kgl.  Garteninspektor  Ph.  Held,  Hohenheim. 
Haftpflicht  der  Besitzer  verpachteter  Obstanlagen.  Eine 
Gerichtsentscheidung,  die  einen  Gutsbesitzer  der  Provinz  Sachsen  zu 
einer  hohen  Entschädigung  an  einem  vom  Baume  gefallenen  Obst- 
gärtner verurteilte,  mahnt  zur  Vorsicht  bei  Abschluß  von  Pacht-  und 
HaftpflicbtversicheruQgsverträgeu.  Der  erwähnte  FaU  lag  so,  daß 
zuerst  der  Obstpächter  für  den  dem  Obstgärtner  erlittenen  Unfall 
haftpflichtig  gemacht  wurde.  Dieser  Pächter  galt  als  Unternehmer 
eines  gewerblichen  Betriebes  und  war  seinen  Leuten  gegenüber  haft- 
bar. Da  aber  dieser  Unternehmer  nicht  in  der  Lage  war,  einen 
Schaden  zu  tragen,  so  mußte  der  Grundbesitzer  zur  Deckung  ein- 
treten. Die  Bestimmungen  der  Haftpflichtversicherungsgesellschaften 
sind  oft  unklar  und  lassen  eine  verschiedene  Auslegung  zu,  sodaß  es 
ratsam  ist,  bei  Abschlüssen  die  Bestimmungen  juristisch  prüfen  zu 
lassen. 


Bücherschau. 


Der  praktische  Schnittblumenzüchter  der  Neuzeit.     Ent- 
haltend die  Kultur  und  Treiberei  der  gangbarsten  Schnittblumen  und 


des  Schnittgmns  für  Herbst,  Winter  und  Frühjahr.  Der  richtige 
Betrieb  einer  Schnittblumengärtnerei  nebst  Gewinnberechnung  nach 
eigenen  praktischen  langjährigen  Erfahrungen  von  Otto  Schnurbusch, 
Grafenwerth.  Dritte,  neubearbeitete  und  erweiterte  Auflage.  Leipzig 
19Ö5,  Verlag  von  Hugo  Voigt.  8 ",  204  S.  Preis  brosch.  5  Mk. 
geb.  .-),6ü  Mk. 

Dieser  erste  Teil,  der  zuerst  als  selbständiges  Ganzes  erschienen 
war  und  dessen  Erfolg  erst  die  weiteren  Bände  entstehen  ließ,  liegt 
nunmehr  in  diitter  Auflage  vor.  Dieser  Band  ist  unbedingt  der  beste 
und  für  den  Sohnittblumenzüchter  unentbehrlichste  des  ganzen,  jetzt 
dreibändigen  Werkes.  Außer  einigen  Grundrissen  und  Querschnitten 
von  Gewächshäusern  zur  Schnittblumenk-ultur  enthält  er  keine  weiteren 
Abbildungen,  die  auch  entbehrlich  sind,  da  jeder,  der  sich  mit  Schnitt- 
blumenkulturen befassen  will,  zuvor  die  Pflanzen  kennen  muß,  die 
dafür  in  Frage  kommen.  Neu  hinzugekommen  ist  in  der  vorhegenden 
Auflage  das  Kapitel  über  Schnittorcfaideen,  welches  in  gedrängter 
Form  Auskunft  über  alles  bei  der  Kultur  in  Frage  kommende  gibt. 
Eine  kleine  Tabelle  enthält  die  hauptsächlichsten  der  in  Frage 
kommenden  Arten  und  Varietäten,  die  wir  in  einer  weiteren  Tabelle 
nach  der  Blütezeit  geordnet  finden.  Den  Schluß  bilden  drei 
RentabiUtätstabellen  über  Cattleya  labiata,  Odontoylossum  erv^imm 
und  Oypripedium.  Selbstverständlich  sind  derartige  Rentabilitäts- 
tabellen mit  Vorsicht  zu  genießen,  da  die  Verhältnisse  an  den  ein- 
zelnen Orten  grundverschieden  liegen,  was  hier  rentabel  ist,  kann 
dort  den  Züchter  zum  armen  Manne  machen.  M.  H. 

Die  Schulgärten  an  den  Volksschulen  der  Stadt  Dresden 
im  Jahre  1903.  Von  Oscar  Lehmann.  Kommissionsverlag  von 
0.  &  R.  Becker  in  Dresden. 

Wir  möchten  diejenigen  unserer  Leser  auf  dieses  Schriftchen 
aufmeiksam  machen,  die  sich  mit  den  Schulgärten  in  irgend  einer  Weise 
befassen.  Es  verdankt  seine  Entstehung  dem  Dresdener  Lehrerverein 
für  Naturkunde  und  ist  eine  Ergänzung  der  vom  gleichen  Verein 
bereits  1898  herausgegebenen  Schrift:  Die  Bedeutung  des  Schul- 
gartens und  der  Stand  der  Schulgarteuf rage  im  König- 
reiche Sachsen.  Das  Geleitswort  zu  der  Tabelle  der  an  den 
Volksschulen  Dresdens  bestehenden  Schulgärten  gibt  den  Text  eines 
Fragebogens  wieder,  wie  er  an  alle  Schulen  gesandt  wurde.  Die 
Tabelle  selbst  enthält  Angaben  über  Lage  der  Schule,  Zahl  der 
Schüler  und  Klassen,  erste  Anlage  des  Schulgartens,  Größe  und  Ab- 
teilungen  im  Garten,  besondere  Einrichtungen  für  Tierpflege,  Zahl 
der  vorhandenen  Pflanzen,  jährlicher  Kostenaufwand,  Ausnutzung 
des  Schulgartens.  Gleichzeitig  sei  auf  die  Schrift  von  Rob.  Mißbach: 
„Der  Schulgarten  im  Dienste  der  Volksschule"  hingewiesen.  W.  T. 

Neumanns  Orts-  und  Verkehrslexikon  des  Deutschen 
Reichs.  Herausgegeben  von  Dr.  Max  Broesike  und  Direktor 
Wilhelm  Keil.  Vierte,  neubearbeitete  und  vermehrte  Auflage.  Mit 
einer  politischen  Übersichtskarte,  einer  Verkehrskarte  und  40  Städte- 
plänen. 33  Liefenmgen  zu  je  50  Pf.  oder  in  Halbleder  gebunden 
18  Mk.  50  Pf.  Verlag  des  Bibliographischen  Instituts  in  jLeipzig 
und  Wien.  —  Die  auf  Grund  neuester  amtlicher  Veröffentlichungen 
bearbeitete  und  vermehrte  vierte  Auflage  dieses  Oi'ts-  und  Verkehrs- 
lexikons soll  in  alphabetischer  Reihenfolge  etwa  75  000  Artikel  über 
alle  im  deutschen  Reich  vorkommenden  topographischen  Namen: 
Länder,  Landschaften,  Gebirge,  Berge,  Seen,  Flüsse,  Kanäle  sowie 
sämtliche  Staaten  und  deren  Verwaltungs-  und  Gerichtsbezirke  mit 
gedrängter  Landesbeschreibung,  Angaben  über  Produktion,  Ge- 
schichte usw.  enthalten.  Als  Ortslexikon  wird  das  Werk  alle  Wohn- 
plätze von  300  Einwohnern  aufwärts  aufführen;  ferner  historisch 
oder  industriell  bemerkenswerte  Orte  auch  dann,  wenn  sie  weniger 
als  300  Einwohner  zählen.  Den  einzelnen  Orten  sind  Angaben  über 
Garnison,  Behörden,  Bildungsanstalten  usw.  hinzugefügt.  Auf  die 
Verkehrsverhältnisse  soll  besonderer  Nachdruck  gelegt  werden.  Neu 
gegen  die  früheren  Auflagen  ist  die  Angabe  der  Eisenbahnstation  für 
viele  solche  Orte,  die  selbst  keine  Eisenbahnstation  haben;  eine 
wertvolle  Ergänzung,  umsomehr,  als  auch  die  Entfernung  in  Kilo- 
metern beigefügt  ist.  Im  übrigen  sind  laut  Prospekt  aufgenommen; 
alle  Pfarrdörfer,  alle  Post-,  Bahn-  und  Dampfscliiffstatiouen,  während 
man   für  solche  Orte,   die   keins  von  diesen    aufweisen,   die  Grenzt- 


Die   Gartenwelt. 


von  300  Einwohnern,  bei  Orteu  mit  Rittergut  oder  selbständigem 
Gutsbezirk  von  100  Einwohnern  festgesetzt  hat.  Besonderen  Wert 
erhält  das  neu  erscheinende  Orts-  und  Verkehrs-Lexikon  durch  seine 
Beilagen:  eine  politische  Übersichtskarte,  eine  große  Verkehrskarte 
und  40  Städtepläne.  Von  letzteren  sind  Bremen  und  Frankfurt  a.  M. 
dem  1.  Heft  beigefügt.  Diese  sorgfältig  ausgeführten  Städtepläne 
bilden  eine  schätzenswerte  Beigabe;  die  den  meisten  von  ihnen 
beigegebenen  Namenregister  machen  sie  noch  besonders  wertvoll. 


Gärtnerisches  Unterrichtswesen. 


Brieg  in  Schlesien  soll  auf  Grund  eines  früheren 
der  Landwirtschaftskammer  eine  Winterscliule  für  Gärtner  er- 
halten, die  im  Herbst  d.  J.  begründet  wird.  Der  Lehrgang  soll  sich 
versuchsweise  zunächst  nur  auf  die  Zeit  eines  AVinterhalbjahres  er- 
strecken und  neben  der  Fortbildung  in  Realien  vorzugsweise  fachlichen 
Unterricht  bieten.  Von  einer  praktischen  Beschäftigung  der  Schüler 
wird,  ganz  wie  bei  den  landwirtschaftlichen  Winterschulen,  abgesehen 
werden.  Dagegen  bietet  der  Ort  der  neuen  Anstalt,  Brieg,  die  will- 
kommene Gelegenheit  zu  lehrreichen  Demonstrationen  und  Ex- 
kursionen. Zur  Zulassung  zum  Unterrichte  wird  von  den  Schülern 
nur  gute  Volksschulbildung  verlangt  werden ,  sowie  der  Nachweis 
einer  vorangegangenen  hinreichenden  Beschäftigung  in  gärtnerischer 
Praxis.  

Tagesgeschichte. 

Delmenliorst  i.  O.  Der  Gärtner  Bernhard  Heinken  wurde 
auf  der  Jagd  infolge  eines  Irrtums  und  mißverstandenen  Zurufes  von 
seinem  Bruder  Wilhelm  Heinken  erschossen. 

Erfurt.  In  den  verschiedensten  Zeitungen  begegnet  man  jetzt 
nachstehendem  Inserat,  umgeben  von  einem  fantastischen  Lianengebilde: 
„Japanisoher  Balkonschmuck  —  Blitzmischung.  Nach  besonderem  Ver- 
fahren innerhalb  4  Tagen  aufgehend.  —  Anweisung  liegt  bei.  Um 
Fenster,  Balkon,  Laube,  kahle  Wände  rasch  mit  anmutigem  Grün 
und  Blumen  zu  bekleiden,  beziehe  man  ein  Samen -Sortiment 
japanischen  Balkonschmuck  von  blühenden  Kletter-  und  Schling- 
pflanzen —  Blitzmischung  —  das  ganze  Sortiment  Samen  Mk.  1.—, 
ein  Düppelsortiment  Mk.  2.—.  Das  Sortiment  enthält  zauberhaft 
rasch  wachsende  alles  über  und  über  mit  anmutigem  Grün 
schmückende  Kletterpflanzen,  die  ein  farbenprächtig  blumiges  Kleid 
schnell  über  alles  Unansehnliche  am  Haus  und  im  Garten  werfen, 
süßen  Wohlgerooh  über  die  Umgebung  ausbreiten. 

Alte  Blumentöpfe,  Kästen,  Kübel,  freies  Land,  auch  schlechter 
Boden  ist  verwendbar:  nach  drei  Tagen  gehen  die  Samen  auf,  man 
hat  später  nichts  weiter  zu  tun,  als  die  Zweige  hoch  zu  binden  und 
dann  rankt  es  und  blüht  es  den  ganzen  Sommer  hindurch  bis  tief  in 
den  Herbst  hinein.  Die  Aufträge  sind  zu  richten  an  die  Blumen- 
gärtnereien P ,    Erfurt,  welche  Firma  den  Verkauf  und  den 

Versand  vornimmt. 

Stiefmütterchen,  riesenblumige  Prachtsorten,  100  Pflanzen 
Mk.  1  */  Thüringer  Wetterhäuser  mit  Starkasten  und  großem 
Thermometer  98  Pf.  *,*  Eucalyptus,  Fieberheilbaum,  der  berühmte 
Luftverbesserer  Eucalyptus  globulus,  der  heilsame  Kräfte  birgt  gegen 
Influenza  und  Asthma,  sollte  in  keinem  Wohnzimmer,  vor  allem  in 
keinem  Schlafzimmer  fehlen  */  Eucalyptusbaum-Pflanzen  in  Töpfen 
75  Pf.,  3  Exemplare  Mk.  2  *^*  Zimmerakazien  in  Töpfen  35  Pf." 
Jeder  Kommentar'  erscheint  uns  überflüssig. 
Hamburg.  Das  Projekt  des  Hamburger  Stadtparkes  nimmt 
immer  größere  Dimensionen  an.  Vor  mehreren  Jahren  genehmigte 
die  Bürgerschaft  den  Ankauf  des  Sierichschen  Gehölzes  in  dem  Vor- 
ort Winterhude  zum  Preise  von  2  Millionen  Mark  und  beauftragte 
den  Senat,  Pläne  für  einen  Stadtpark  in  dem  Gehölz  ausarbeiten  zu 
lassen,  ähnlich  wie  der  weitbekannte  Bremer  Bürgerpark.  Bei  der 
Ausarbeitung  der  Pläne  griff  man  seitens  der  Behörden  immer  weiter 
und  nahm  noch  weite  Gebiete  dem  Staate  gehörigen  Terrains  hinzu, 
welches  bis  an  die  Alster  heranreicht,  um  auch  genügend  Wasser 
für  den  Park  zu  haben.  Das  Areal,  welches  jetzt  für  den  Park  in 
Aussicht   genommen  ist,    beträgt   nicht   weniger   als  900  preußische 


Morgen,  das  ist,  nach  dem  Preise  der  anstoßenden  Ländereien  be- 
rechnet, ein  Wertobjekt  von  rund  7  Millionen  Mark,  zu  welchem 
später  noch  die  Anlagekosten  kommen  werden.  Der  Bodenwert  in 
dieser  ziemlich  weit  draußen  liegenden  Gegend  ist  so  hoch,  weil 
Hamburg  nach  dieser  Richtung  hin  allein  die  Möglichkeit  hat,  sich 
auszudehnen,  ohne  an  die  preußische  Grenze  zu  stoßen.  Es  sollen 
durch  Kanalisierung  der  oberen  Alster  zum  Zwecke  der  Personen- 
dampfschiffahrt hier  noch  weite  Gebiete  der  Bebauung  erschlossen 
werden.  B.  T. 

Quedlinburg.  Das  auf  den  Namen  des  Gärtners  Hermann 
Reinicke  in  Quedlinburg  eingetragene  Grundstück,  Breitestraße  23, 
soll  am  27.  Juni  vor  dem  Kgl.  Amtsgericht,  Zimmer  No.  8,  zwangs- 
weise verkauft  werden. 

Ragnit.  Eine  Obstverwertungsanstalt  wird  in  diesem 
Sommer  hier  eröffnet  werden.  Der  Kreis  Ragnit  ist  nach  der 
amtlichen  Statistik  der  bei  weitem  obstreichste  Kreis  von  ganz  Ost- 
preußen, aber  die  Obstgartenbesitzer  des  Kreises  haben  für  ihr  übst 
bisher  einen  ganz  unzureichenden  Absatz  gefunden  und  waren  in 
ob.streichen  Jahren  gezwungen,  das  beste  Obst  zu  Schleuderpreisen 
abzugeben.  Um  diesem  Übelstande  abzuhelfen,  entschloß  man  sich 
zur  Gründung  einer  Obstverwertungsanstalt.  Dort  sollen  nur  alkohol- 
freie Obstgetränke,  Obstmus,  Manneladen,  Kompotts  usw.  hergestellt 
werden,  dagegen  keine  Ob.stweine,  deren  Herstellung  infolge  der 
Notwendigkeit  der  langen  Lagerung  sehr  kostspielig  ist.  Außerdem 
soll  die  Anstalt  eine  Zentrale  bilden  für  gutes  Tafelobst.  Ihr  größter 
Vorzug  wird  darin  bestehen,  daß  gerade  das  Fallobst,  für  welches 
der  Obstgartenbesitzer  bisher  fast  keine  Verwendung  hatte,  angekauft 
und  zur  Fabrikation  von  Obstkonserven  verwendet  werden  vvird. 

Steinfurth  bei  Bad-Naulieim.  Aus  kleinen  Anfängen  heraus 
hat  im  Verlaufe  von  etwa  30  Jahren  die  hiesige  Rosenzucht 
einen  großen  Umfang  angenommen.  Sie  ist  hier  zu  einem  all- 
gemeinen Erwerbszweig  geworden;  vom  Gutspächter  bis  zum  kleinsten 
Landwirt  pflanzt  alles  Rosen.  Ein  weiterer  Aufschwung  steht  nun 
für  die  Rosenzucht  bevor  durch  die  vor  kurzem  gegründete  Rosen- 
züohter- Genossenschaft,  welcher  130  Mitglieder  angehören.  Die 
Genossenschaft  hat  das  Freiherrlich  von  Löwsche  Gut  zu  40  Mark 
pro  Morgen  gepachtet,  um  es  mit  Rosen  zu  bepflanzen.  Das  Gelände 
umfaßt  ca.  800  Morgen;  die  seitherigen  Pächter  zahlten  nur  22  Mark 
pro  Morgen.  Die  Rosenzucht  wurde  hier  in  den  70er  Jahren  vom 
Gutspächter  Schultheis  eingeführt.  Die  Rosenplautagen  sind  von 
Jahr  zu  Jahr  vergrößert  worden  und  jetzt  sind  ca.  100  Morgen 
Landes  in  Verwendung.  Der  Versand  erfolgt  größtenteils  nach  Nord- 
Deutschland.  England,  Rußland,  Schweden  usw. 


Personal-Nachrichten. 

Aderhold,  Dr.,  bisher  Direktor  im  Kaiserlichen  Gesundheits- 
amt, wurde  zum  Direktor  der  Kaiserlichen  Biologischen  Anstalt  für 
Land-  und  Forstwirtschaft  ernannt. 

Goethe,  A.,  Kgl.  Landes-Ökonomierat,  legte  in  Rücksicht  auf 
seine  Gesundheit  das  Amt  als  Vorstandsmitglied  des  Deutschen 
Pomologenvereins  nieder.  Garteninspektor  Lorgas  in  Neustrelitz  hat 
die  Vertretung  übernommen. 

Groth,  Albertus,  Gärtner  in  Wilster  (Schleswig)  feierte  sein 
25  jähriges  Geschäftsjubiläum.  Groth  ist  seit  1884  Vorsitzender  des 
Kreis-Gai'tenbau Vereins,  seit  1884  Geschäftsführer  des  Schleswig- 
Holsteinschen  Gärtnerverbandes  und  Herausgeber   des  Monatsblattes. 

Peters,  Jacob,  Privatmann  und  früherer  Handelsgärtner  in 
burg-Sudenburg,  +  am  Ki.  Mai  im  79.  Lebensjahre. 

Spaeth,  F.,  Ökonomierat,  Baumschulenbesitzer  in  Baumsohulen- 
weg  bei  Berlin,  wurde  der  Chaiakter  als  Landes-Ökonomierat  verliehen. 

Sperling,  F.,  Handelsgärtner  in  Hildesheim,  das  älteste  Mit- 
glied des  Hannoverschen  Provinzial-Gartenbauvereins,  wurde  an  Stelle 
des  verstorbenen  Geheimrats  Dr.  Schuster  zum  zweiten  Vorsitzenden 
des  genannten  Vereins  gewählt. 

Wittmack,  L.,  Geheimer  Regierungsrat,  Prof.  Dr.,  legt  am 
1.  Juni  d.  J.  nach  30jähriger  Tätigkeit  sein  Amt  als  Generalsekretär 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preußischen 
Staaten  nieder. 


iiwortl.  Redakteur:  Ma 


;  Co.,  Leipzig.  —  Druck:  Anhalt.  Buchdr.  Gutenberg, 


H..  Dessau 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den   eesamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


lo.  Juni  1905. 


No.  37. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Orchideen. 


Cypripediuin  fairieaiiiiiu. 

Von  Ernst  Bohlmann,  London. 

i/ie  so  sehr  ersehnte  Wiederanffindung  des  so  lange 
verloren  gewesenen  Cypripedmm  fairieanum  ist  ein  großes 
Ereignis  und  wird  als  solches  in  Orchidophilenkreisen  leb- 
haft besprochen.  Für  den  Züchter  i.st  die  Auffindung 
einer  neuen  Orchidee  immer  von  Bedeutung.  C.  fairieanum 
aber  ist  ihm  mehr  als  willkommen,  existieren  doch  eine 
Reihe  so  wunderbarer  Hybriden  von  C.  fairieanum  aus  der 
Zeit  seiner  Ersteinführung,  daß  jetzt  nach  seiner  Wieder- 
einführung in  die  Kultur  den  Cypripedien  im  allgemeinen 
eine  erneute,  noch  größere  Aufmerksamkeit  geschenkt 
werden  wird.  Über  die  Geschichte  dieses  Cypripediums 
läßt  sich  folgendes  sagen:  Im  Oktober  des  Jahres  1857 
wurde  auf  einer  der  Ausstellungen  der  Royal  Horticultural 
Society  in  London  ein  neues  Cypripedium  gezeigt,  welches 
nach  seinem  Besitzer  Mr.  Fairie  in  Liverpool  C.  fairieanum 
genannt  wurde.  Bald  darauf  erschienen  andere,  die  sich 
unter  einem  Orchideenimport  aus  Assam  befunden  haben 
sollen.  Auch  van  Houtte  erhielt  Pflanzen,  von  denen  ge- 
sagt wurde,  sie  stammten  aus  Bhothan.  Beides  sind  Länder 
des  östlichen  Hiraalaya.  Weitere  Pflanzen  erschienen  nicht 
und  die  größte  Zahl  der  vorhandenen  ging  infolge  falscher 
Behandlung  und  schwieriger  Kultur  zugrunde;  besonders 
empfindlich  zeigte  es  sich  bei  der  Vermehrung  durch  Teilung. 
Von  allen  Pflanzen  ist  in  England  nur  ein  Exemplar  übrig 
geblieben,  welches  sich  in  der  ^vunderbaren  Sammlung  des 
Präsidenten  der  Royal  Hort.  Soc,  Sir  Trevor  Lawrence, 
liefindet,  außerdem  befinden  sieh  im  Jardin  de  Luxembourg 
in  Paris  einige  Exemplare.  Mehr  Glück  hatte  man  mit  der 
Kultur  der  Hybriden,  von  denen  sich  Exemplare  in  fast 
allen  Sammlungen  befinden.  Bei  den  meisten  dieser  Hybriden 
hat  C.  fairieanum  als  Pollenspender  gedient,  da  man  die 
durch  falsche  Kidtur  wahrscheinlich  an  und  für  sich  schwachen 
und  kränklichen  Pflanzen  nicht  durch  Samenzucht  noch  mehr 
schwächen  wollte. 

Die  Zahl  der  verschiedenen  Kreuzungen  ist  nicht  groß, 
aber  ohne  Ausnahme  sind  die  Hybriden  schön.  So  existi.  r.Mi 
Hybriden  zwischen  Cypripedium  barbatum  und  C.  faincuin/ni 
{Cy^vexillarium),  C.  insigneY^G.  f.  (C.yCarthurianini/ j, 
C.  spicerianumXC.  f  (C.XMobe),  C.  purpuratumXC.  f. 
(CX Balleniim),  C.  callosumXC.  f  (C.XJuno),  C.  superbiens 

Gartenwelt.    IX, 


X  G  /■.  ( C.  X  Edwardii),  G.  laivrenceanum  X  G.  f.  ( CX  Fairieano- 
laivrenceanum),  G.  tonsumXG.  f.  (G.XAmesiae),  G.  Stonei 
XG.f.  (G.  balmedianum).  G.Xconsiableanum  ist  eine  Kreuzimg 
zwischen  G.  f.  und  G.  dayanum.  Gypr.  fairieanum  war 
hier  also  flie  Mutterpflanze.  Diese  Hybride  soll  mehr  als 
die  anderen  die  Eigenschaften  von   C./amea«MOT  übernommen 


Getriebene  Clematis  montana  grandiflora  in   einer  Glas- 
halle der  Gärtnerei  von  H.  Henkel,  Darmstadt.    (Text  Seite  435.) 
On^nalaninahme    für  die  ..Garteau-ell". 

37 


Die   Gartenwelt. 


IX,  37 


liaben.  Außer  diesen  angeführten  Hybriden  existieren  noch 
eine  Reihe  Hybriden  zweiten  Grades,  besonders  häufig  ist 
C.y\venllarium  zur  Kreuzung  verwandt  worden. 

Fast  fünfzig  Jalire  sind  seit  der  Einfülirung  von  C.  f. 
verflossen,  und  in  dieser  Zeit  sind  die  Länder,  in  denen  es 
vermutet  wurde,  gründlich  aber  erfolglos  abgesucht  worden. 
Sander  bot  vergeblich  20  000  Jlk.  für  die  einfache  Angabe 
des  Standortes  dieser  Art.  Jetzt  ist  es  dennoch  in  Bhotan 
wiedergefunden  worden  und  zwei  Exemplare  sind  in  Kew 
angekommen.  C.  fairieanum  wurde  zuerst  von  Lindley  in 
.,The  Gard.  Chron.''  (1857,  p.  740)  beschrieben.  Der  Urtext 
ist  in  No.  958  des  laufenden  Jahi'ganges  (1905)  des  Gard. 
Chron.  wiedergegeben.  Danach  steht 
C.  fairieanum  dem  C.  superbie?is  am 
nächsten.  Die  Blätter  sind  schmal 
und  einfarbig  wie  bei  C  insigne. 
Die  weiße  Dorsal-Sepale  ist  grün  und 
karmin  gestreift.  Die  hängenden,  an 
den  Enden  zurückgeschlagenen  Fe- 
talen sind  hellgrün  mit  purpurnem, 
gekräuseltem  Rande.  Die  Lippe  (der 
Schuh)  ist  sehmutziggrün.  Wenn 
auch  der  Standort  dieses  hübschen 
Cypripediums  wohl  einstweilen  Ge- 
heimnis bleiben  wird,  so  ist  doch 
wohl  zu  lioffen,  dass  man  einiges 
Nähere  über  die  Höhe  erfährt,  in  der 
es  gedeiht,  um  danach  festzustellen, 
ob  man  es  warm  oder  kalt  zu  kul- 
tivieren hat,  um  in  Zukunft  erfolg- 
reicher in  der  Kultur  zu  sein  und 
es  nicht  wieder  aus  den  Sammlungen 
verschwinden  zu  sehen. 


Oncidium  spleiididura. 

Von  Michael  Kraemer,  Obergärtuer 

in  Potsdaiir. 

{Hierxu  eine  Abbildung.) 

-Uie  Oncidien  haben  unter  der 
großen  Zahl  von  Orchideen  in  den 
letzten  Jahren  immer  mehr  Freunde 
gefunden  und  an  Verbreitung  ge- 
wonnen. Das  nimmt  nicht  wunder, 
denn  die  bis  meterlangen  graziösen 
Rispen  dieser  Orchideen  rafen  überall 
das  Entzücken  derer  hervor,  welche 

Gelegenheit  haben,  diese  Pflanzen  oder  deren  Blumen  sehen 
zu  können;  auch  blühen  die  meisten  Oncidien  gerade  in  einer 
Zeit,  zu  welcher  vielfach  Mangel  an  wirklich  schönen  Blumen 
herrscht. 

Unter  all  den  mehr  oder  weniger  empfehlenswerten 
Arten  und  Sorten  steht  Onddivmi  splendidum  mit  in  erster 
Reihe.  Die  Blütezeit  dieser  Pflanze  fällt  in  die  Monate 
Januar  und  Februar.  Es  geht  aber  leider  mit  dieser 
Pflanze  wie  mit  so  manch  anderer  schönen  Orchidee,  sie  ist 
schon  heute  sehr  selten.  Eine  ziemlich  starke  blühbare 
Pflanze  mit  4 — .5  Scheinknollen  kostet  gegenwärtig  durch- 
schnittlich immerhin  10—15  Mark.  Die  Scheinknollen  sind 
bei  dieser  Art  höchstens  6 — 8  cm   lang,    zusammengedrückt. 


Oncidium    splendidum. 

Originalaufaahme  für  die  „Gartenwelt 


artiges  Blatt  von  etwa  20 — 30  cm  Länge.    0.  splendidum  stammt 
aus  Guatemala,  es  kommt  auch  noch  vereinzelt  in  Mexiko  vor. 
Die  meisten  Pflanzen   bringen    nur    einen  Blütenstengel, 
selten  2  oder  mehr. 

Die  Länge  des  Blütenstieles  beträgt  durchweg  40 — 100  cm ; 
er  wächst  schnurgerade  aufrecht,  sich  am  Ende  verzweigend 
Blütenschäfte  mit  30  und  40  gleichzeitig  ausgebildeten 
Blumen  sind  keine  Seltenheit.  Die  Blumen  haben  viel 
Ähnlichkeit  mit  denjenigen  von  Oncidium  Ugrinum,  dagegen 
hat  die  Pflanze  an  und  für  sich  mit  dieser  Ait  keine  Ähnlich- 
keit. Der  Blütenschaft  ist  in  den  meisten  Fällen  bei  Otwidium 
splendidum  ein  viel  stärkerer,  als  bei  Oncidium  tigrinum. 
Die  Kultur  ist  sehr  einfach. 
Man  kann  die  Pflanzen  zusammen 
mit  Cattlej^en  kultivieren.  Die  Tem- 
peratur des  Cattleyenhauses,  20  bis 
2.')  "  C,  behagt  ihnen  auch;  einige 
Grad  mehr,  veranlaßt  durch  Sonnen- 
wärme, schaden  auf  keinen  Fall  etwas. 
Während  der  Bildung  des  jungen 
Trielies  im  Sommer  verlaugt  die 
Pflanze  ziemlich  viel  Wasser. 

Nach  beendeter  Blütezeit  muß 
eine  gewisse  Ruhezeit  eingehalten 
werden ;  man  hält  die  Pflanzen  dann 
etwas  kühler  und  trocken. 

Man  pflanzt  Oncidium  splen- 
didum am  besten  in  Töpfe  oder 
Schalen  in  ein  Gemisch  von  halb- 
verwestem Laub  mitetwasSphagnum. 
Früher  gab  man  den  Pflanzen  ge- 
wöhnlich das  englische  Peat;  bei 
diesem  Material  hatte  man  aber 
nicht  so  gute  Erfolge  wie  heute  mit 
der  Laubkultur.  Deshalb  war  die 
Pflanze  in  gewisser  Beziehung  in  den 
Ruf  gekommen,  ein  schlechter  Blüher 
zu  sein.  Während  der  Bildung  des 
Blütenstengels  muß  man  den  Pflan- 
zen genügend  Ratim  geben,  damit 
sie  sich  frei  entwickeln  können.  Es 
ist  deshalb  in  dieser  Zeit,  da  der 
Blütenschaft,  wie  oben  bemerkt,  mit- 
unter einen  Meter  lang  wird,  ein  ge- 
wisser Abstand  vom  Glas  unbedingt 
erforderlich. 

Die  Sepalen  und  Petalen  der 
Blumen  sind  sehr  klein;  von  Farbe 
gelblichgrün  mit  brauneu  Tupfen;  dagegen  ist  die  Lippe  be- 
deutend größer,  von  Form  flach  und  breit.  Die  Farbe  der  Lippe 
ist  ein  klares  Gelb,  mittmter  am  Saum  etwas  gelblichweiß  al> 
getönt.  —  Man  kann  O.  sjüendidum  jedem  Züchter  und 
Liebhai ler  empfehlen,  dem  ein  Warmhaus  zur  Verfügung  steht. 

Schlingpflanzen. 
Die  Gattimg  Bomarea,  Mirb. 

(Hierzu  eine  Abbildung.) 

er  Alstroemerien,  aus 
windende    Gewächse 


-Uie  Bomarien,  nahe  Verwandte 
Familie    der    Amaryllideen ,     sine 


Jede ScheinknoUeträgt ein aufrechtstehendes,dunkelgrünes,leder-      Mexikos  und  der  Anden.     Sie  haben  einen  mehr  oder  weniger 


IX,  37 


Die  Gartenwelt. 


435 


knolligen  Erclstamiii  oder  Wurzelstock,  bis  auf  welchen  sie 
ilen  Winter  über  einziehen  und  demgemäß  iiiernaeh  boliandelt 
werden  müssen.  Um  wirklich  schöne  und  reiclil)liihende 
Pflanzen  zu  erzielen,  kultiviere  man  sie  auf  folgende  Art  und 
Weise.  —  Bekanntlich  bilden  sich  nur  an  kräftigen,  starken 
Trieben  die  Blütenbiischel  und  deshalb  muß  vor  allen  Dingen 
darauf  hingewirkt  werden,  daß  die  Pflanzen  selbige  in  ge- 
nügender Anzahl  entwickeln.  Dies  erreicht  man  dadurch, 
daß  man  die  Bomnrien  in  einer  nahrhaften,  aber  leichten  und 
durchlässigen  Erde  kultiviert.  In  recht  grollkörniger  Heideerde, 
gut  verrotteter  Mistbeeterde,  mit  genügendem  Flußsand  ver- 
mengt, gedeihen  sie  vorzüglich.  Will  man  dieser  Erde  noch 
eine  recht  lang  anhaltende  Nahrungsquelle  zuführen,  so  ver- 
menge man  sie  außerdem  mit  einer  guten  Portion  getrockneter 
und  fein  geriebener  Kuhfladen.  In  eine  solche  Erdmischung 
pflanze  man  im  zeitigen  Frühjahr  die 
Bomarien  und  bringe  sie  in  einem  tem- 
perierten Glashause  initer,  wo  den  Sommer 
über  tüchtig  gelüftet  werden  kann.  Die 
weitere  Behandlung  erstrockt  sich  nun 
auf  mehrmaliges  Verpflanzen  in  recht 
geräumige  Gefäße,  in  der  Wachstums- 
periode auf  reichliche  Bewässerung  und 
von  Zeit  zu  Zeit  in  einem  leichten  Dung- 
guß. Reichlich  werden  die  Bomarien  dem 
Kultivateur  diese  Mühe  lohnen,  wenn  in 
den  Sommermonaten,  von  Mai  ab,  die 
hübsehen  Blütenbüschel  erscheinen,  dir. 
nebenbei  bemerkt,  von  langer  Dauer  sind 
und  auoli  abgeschnitten  zu  manchen 
Zwecken  verwendet  werden  können.  — 
Da  diese  prächtigen  Pflanzen  halbliart 
sind,  so  kann  man  sie  auch  den  Sommer 
über  an  einen  sonnigen  Platz  im  Freien 
auspflanzen.  Entweder  legt  man  die 
Wurzelstöcke  im  Frühjahr  gleich  an  Ort 
und  Stelle  oder  man  kultiviert  die  Pflanzen 
in  einem  temperierten  Hause  etwas  vor 
und  pflanzt  sie  dann,  wenn  sie  genügend 
gekräftigt  sind,  an  den  für  sie  be- 
stimmten Platz.  —  Die  Vermehrung  der 
Bomarien  kann  durch  Aussaat  und  auch 
durch  Stockteilung  vorgenommen  werden. 
Die  Samen  sät  man  im  Frühjahr  in 
Handkästen  oder  Schalen  in  leichte  sandige  Erde  ans  und 
gibt  diesen  einen  Platz  im  Warmhause.  In  di-ei  bis  vier 
Wochen  werden  die  Samen  keimen,  und  sobald  die  jiuigen 
Pflänzchen  die  genügende  GWlße  erreicht  haben,  pflanzt  man 
sie  einzeln  in  kleine  Töpfe  in  oben  angegebene  Erdmischung, 
•letzt  bringt  man  sie  am  liesten,  je  nachdem  es  die  Witterung 
gestattet,  auf  einen  lauwarmen  Mistbeetkasten  oder  in  ein  tem- 
periertes Gewächshaus.  Behufs  schnelleren  Anwachsens  hält 
man  die  Fenster  die  erste  Zeit  ein  wenig  geschlossen,  lüftet 
dann  aber  mit  der  Zeit  mehr  und  mehr  und  behandelt  die 
Sämlinge  später  wie  die  alten  Pflanzen.  Bei  der  Vermehrung 
durch  Stockteilung  achte  man  darauf,  daß  vom  Stengel  mit 
jungen  Wurzeln  oder  Knollen  etwas  abgeschnitten  wird.  Hierbei 
sei  noch  bemerkt,  daß  die  an  den  Wurzelenden  sich  bilden- 
den rundlichen  Knollen  zur  Vermehrung  nicht  geeignet  sind; 
sie  bleiben  wohl  eine  Zeitlang  gesimd,  treiben  aber  nie  aus. 
Im  Nachstehenden  möchte  ich  noch  kurz  einige  der  besten 
Arten  erwähnen.    Bmnarea  Kalhreyeri,  hört.  Blumen  scharlach- 


rot, glockenförmig,  innen  goldgelb,  mit  dunklen  Punkten 
gezeichnet.  —  B.  clwntalensia,  Seemann  hat  die  griUiten  Blumen 
von  allen  Arten.  Die  zierlichen,  wachsartigen  Blumen  stehen 
nickend  zu  vier  bis  sechs  in  lockerer  Scheindolde.  Die  drei 
äußeren  Blumenblätter  sind  rötlich  gefärbt  mit  einigen  braunen 
Flecken  an  der  Spitze,  die  innere  Seite  ist  weiß,  die  drei 
inneren  Perigonblätter  sind  von  blaßgelbcu-  Farbe,  die  innere 
Seite  derselben  ist  braun  gefleckt.  —  B.  Carderi,  Maut,  hat 
regelmäßige  glockenförmige  Dolden.  Die  einzelnen  Blumen 
sind  rosenrot  und  braun  punktiert.  —  B.  Schutlleworthii,  Mast. 
besitzt  einen  dicken,  kriechenden  Wurzelstock.  Die  Blätter 
sind  eiförmig,  breit  und  glatt.  Die  ti-ichterförmigen  Blumen 
sind  in  einer  hängenden  Trugdolde  vereinigt.  Die  Farbe 
der  drei  äußeren  Blumenblätter  ist  orangerot,  der  drei  inneren 
gelb,  an  den  Spitzen  grün  punktiert.  —  B.  Williamsiae,  Mast. 


mit  rosafarbenen  Blumen  in  Dolden.  —  B.  caldasiana,  Herb. 
hat  lebhaft  gelbe  Blumen.  Die  drei  inneren  Abschnitte  der 
Korolle  purpurn  punktiert,  die  kürzeren  äußeren  grün  ge- 
randet.  —  B.  conferta  ist  auf  der  beigegebenen  Abbildung 
dargestellt.  Ihre  Blätter  sind  lanzettlich,  vorn  scharf  zu- 
gespitzt und  von  fast  fleischiger  Textur.  Die  Blumen  sind 
in  einer  vielblumigen  hängenden,  lockeren  Scheindolde  zu 
15  bis  20  Stück  vereinigt.  Die  äußeren  Blumenblätter  sind 
lebhaft  rot,  innen  gelb  mit  dunklen  Punkten  geziert.  — 
B.  Salsilla,  Mirb.  Blumen  am  Grunde  rot,  oben  dimkel 
gefärbt.  Otto  Brand. 

Clematis  montana  grandifiora,  Abbildung  auf  der  Titelseite, 
ist  eine  gute,  bekannte  und  beliebte  früh-  und  dankbar  blühende 
Clematis,  die  zur  Berankung  von  Gebäuden  etc.  im  üarten  unschätz- 
bare Dienste  leistet. 

Weniger  dürfte  der  liolio  Wert  dieser  Cleniatisart  als  Treib- 
pflanze bekannt  sein.  An  der  Hand  der  Abbildung  auf  der  Titelseite 
möchte    ich  daher  den  verehrlichen   Lesern  eine    Olashalle    aus    der 


436 


Die  Gartenwelt. 


IX,  37 


Gärtnerei  von  H.  Henkel,  Darmstadt,  vorführen,  in  welclier  Clematü 
monlana  grandfl.  mit  größtem  Erfolg  getrieben  wurde'  und  für  die 
Binderei  ob  der  'i'/,  m  langen,  mit  herrlich  weißen  Blüten  besetzten 
Banken,  ein  überaus  begehrtes  Bindematerial  lieferte. 

F.  Tutenberg,  Stadtgärtner,  Offrnbach  a.  M. 


jedem  einigermaßen  nahrliaften  Boden,  und  entwickelt,  wenn 
unter  Glas  gehalten,  bei  uns  im  Oktober  regelmäßig  ihre 
Blütenschäfte. 


Kakteen  und  Sukkulenten. 
Aloe  Baumii,  Engl,  et  Gilg. 

Von  Oliergärtner  H.  Baum,  Rostock. 
(Hierzu  eine  Ahhihhtmj.) 

V  on  den  von  nu'r  in  Angola  gefundenen  vier  Aloearten 
sind  besonders  Alo'd  brmineo- punctata,  Engl,  et  Qilg  und 
Aloe  Baumii^  Engl,  et  Qilg  hervorzuheben.  Letztere  hat  sehr 
ansehnliche,  große  und  schön  ziegelrot  gefärbte  Blüten,  die  erst- 
genannte Art  dagegen  weißgefleekte  Blätter,  die  an  die  Blätter 
von  AM'  xehrina,  Bak.  erinnern.  Von  Aloe  Baumii  schickte 
ich  seinerzeit  eine  Menge  Samen  nach  Deutschland,  die,  hier 
ausgesät,  bereits  nach  2  Jahren  blühbare  Pflanzen  ergaben. 
Diese  Art  blüht  übeihaupt  sehr  leicht;  man  findet  in  der 
Heimat  mitunter  Pflanzen  von  kaum  10  — 15  cm  Durch- 
messer, die  bereits  Blüten  erzeugen.  Starke  Pflanzen  ent- 
wickeln in  der  Heimat  Blütenstände  von  1,50 — 1,80  m  Höhe. 
Die  beigegebene  Abbildung,  welche  in  Angola  am  Flusse 
Kuito  aufgenommen  wurde,  zeigt  zwei  Pflanzen  mit  besonders 
kräftig  entwickelten  Blütenschäften.  Die  Blüten  haben  eine 
mattziegelrote  Farbe  und  zeichnen  sich,  wie  mir  Herr  Berger, 
einer  der  besten  Succulentenkenner,  aus  La  Mortola  schrieb, 
hauptsächlich  durch  die  bauchige  Anschwellung  am  Grunde 
der  Blumenröhre  und  die  leicht 
abwärts  gebogene  Kronröhre  vor 
den  Blumen  aller  anderen  Aloe- 
arten aus. 

Besonders  erwähnenswert  ist 
die  Verwendung  der  Blüten  durch 
die  Kaffern  von  Humbe.  Diese 
sammeln  die  Blüten  in  gi-oßen 
Mengen,  trocknen  sie,  kochen  sie 
ein  und  pressen  sie  alsdann  in  die 
Form  runder,  flacher  Kuchen,  die 
an  der  Sonne  getrocknet  werden 
und  den  Eingeborenen  in  Humbe 
allgemein  als  Nahrungsmittel 
dienen. 

Die  Blätter  sind  mit  kräftigen 
Zähnen  bewaffnet  inid  aitt  der 
Blattoberseite  schön  weißbunt  ge- 
fleckt. Der  Verbreitungsbezirk 
von  Aloii  Baumii  erstreckt  sich 
in  Süd -Angola  über  ein  weites 
Gebiet  und  zwar  vom  Shella- 
gebirge  bis  weit  über  den  Kuito 
hinaus,  man  findet  sie  sowohl  in 
Lehm,  Sand  und  Ton,  als  auch 
in  steinigem  Boden.  Es  ist  nicht 
ausgeschlossen ,  daß  Aloe  Baumii 
auch  im  nördlichen  bezw.  mitt- 
leren Deutsch-Südwest-Af  rika  auf- 
gefunden Avorden  ist. 

Die  Kultur  dieser  AJoe  ist  die 
denkbar  einfachste ;  sie  gedeiht  in 


Alog  Baumii  am  Standort  in  der  Heimat. 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 


Landschaftsgärtnerei. 
Ursachen  malerischer  Wirkungen. 

Von  Karl  Hinze,  Naunhof-Leipzig. 
(Hierzu  pier  naeli  Or igiiiaheiclinungeti  des  Verfassers  (jefrrtigle 
Abbildungen.) 
JJie  begabtesten  Landschaftsgärtner,  welche  sich  in  ihrem 
Fache  auch  schriftstellerisch  betätigt  haben,  sind  von  jeher, 
wie  eine  diesbezügliche  recht .  umfangreiche  Literatur  zur 
Genüge  dartut,  bemüht  gewesen,  in  dieser  zumeist  selir  ge- 
schickte Anweisungen  zu  geben,  wie  und  wodurch  eine 
Gartenanlage  am  wirkungsvollsten  zu  gestalten  und  nach 
welchen  Grundsätzen  diese  anzuordnen  sei,  um  ideal  schöne, 
naturwahr  wirkende  Bilder  zu  schaffen. 

Wie  wenig  jedoch  diese  Hinweise  im  allgemeinen  von 
Seiten  unserer  Landschafter  beachtet  und  verstanden  werden, 
können  wir  sowohl  bei  einem,  wenn  auch  nur  ganz  ober- 
flächlichen Studium  verschiedener  Gartenpläne,  als  auch  beim 
Betrachten  so  mancher  nichtssagender  Garten-  und  Park- 
anlagen zur  Genüge  sehen.  Der  Grund  hierfür  ist  vielfach 
darin  zu  suchen,  daß  die  meisten  unserer  Landschafter  das 
Haiiptgewicht  mehr  auf  eine,  auf  dem  Plan  recht  schwungvoll 
wirkende  Wegeführung  legen,  anstatt,  wie  ich  schon  im 
fünften  Jahrgang  Seite  417  und  422  betonte,  die  Wege  der 
Bodengestaltung  und  dem  Zwecke,  dem  sie  dienen  sollen, 
entsprechend  zu  führen.  Man 
sieht  doch  in  der  Natur  eine  An- 
lage niemals  aus  der  Vogel- 
perspektive, sodaß  also  die  Wege- 
führung des  Planes  in  Erscheinung 
treten  könnte,  sondern  in  der 
freien  Natur  kommen  neben  der 
Bepflanzung  nur  die  Bodengestal- 
tung und  die  auf  derselben  be- 
findlichen Objekte,  wie  Gebäude 
\ind  dergleichen,  zur  Geltung. 

Bei  Anlage  eines  Parks  oder 
Gartens  haben  wir  wohl  immer 
die  Absieht,  etwas  Schönes,  Ge- 
fälliges und  Interessantes  zu  schaf- 
fen, die  herrliche  Natur  in 
der  uns  am  meisten  ge- 
fallenden Form  in  unserer 
Nähe  zu  vereinigen.  Um  dieses 
mm  ziemlich  vollkommen  zu  er- 
reichen, dazu  gehört  neben  der 
Berücksichtigung  der  Um- 
gebung, der  Bodengestal- 
tung, sowie  der  Lage  und 
dem  Aussehen  des  Hauses, 
die  möglichst  genaue  Kenntnis 
jener  Ursachen,  die  schöne 
und  malerische  Wirkungen, 
wie  wir  solche  in  Park  und  Garten 
lieben,  hervorrufen.  Finden  diese 
Ursachen  und  Umstände  die  er- 
forderliche  Berücksichtigung,   so 


IX,  3i 


Die   Gartenwelt. 


werden  wir  meist  immer  den  Erfolg  Iiaben,  daß  das  Fertige 
dorn  Beabsichtigten  entspriclit.  Man  darf  jedoch  nicht  an- 
nehmen, daß  schon  ein  einfaclies,  ohne  große  Überlegung 
ausgeführtes  Bepflanzen  mit  Bäumen  und  Sträuchern,  selbst 
wenn  dieses  Musterexemplare  sind,  genügt,  um  schöne  und 
interessante  Partion  zu  schaffen,  sondern  jede  Partie  und 
Gruppe  sollte  ein  Meisterwerk  sein,  welches,  fein 
durchdacht,  in  seiner  Ausführung  mit  dem  Ganzen  harmoniert. 
Zunächst  wollen  wir  sehen,  inwieweit  das  Haus  als 
Objekt  malerischer  Wirkungen  für  uns  in  Betracht  gezogen 
worden  kann.  Überall  werden  wir  finden,  daß  das  Haus  bei 
allen  Aussichten  auf  dasselbe  stets  den  Punkt,  auf  dem  der 
Klick  am  längsten  haften  bleibt,  abgibt,  wodurch  die  Be- 
pflanzung  zwar  etwas 
nebensächlicher ,  von 
ihrer  Wichtigkeit  aber 
nichts  einbüßen  wird. 
Von  allen  Aussichten 
zeige  sich  das  Haus 
immer  in  möglichst 
malerischer  Verkür- 
zung. Man  sollte  auch 
in  den  verschiedenen 
Aussichten  auf  dieses, 
möglichst  stets  Ent- 
fernung und  sichtbare 
Seite  ändern,  denn  ein 
zu  oft  wiederholtes  Er- 
blicken des  gleichen 
Hausteils  läßt  das  Inter- 
esse, welches  das  Haus 
als  in  das  Auge  sprin- 
gender Mittelpunkt 
immer  hervorrufen  wird,  schließlich  erlahmen  und  das  Ob- 
jekt uninteressanter  werden.  Ist  die  Bepflanzung,  welche 
den  Blick  nach  dem  Hause  hinlenkt,  eine  ruhige  und  gleich- 
mäßige und  das  Haus  selbst  von  seiner  interessantesten 
Seite  sichtbar,  so  wird  dasselbe  zur  vollendetsten  Wirkung 
kommen.  An  einem  Punkte  zeige  man  das  Haus  in  offener, 
breiter  Stellung  (vgl.  die  obeustehende  Abbildung).  Von  einer 
anderen  Stelle  aus  wieder,  wo  vielleicht  eine  weniger  schöne 
Seite  des  Hauses  sichtbar  wird,  lasse  man  diese  nur  zwischen 
einigen  lichten  Zweigen  hindurchschimmern.  An  einem 
anderen  Platze  wederum  mag  nur  das  Dach  und  Obergeschoß 
über  Bäume  und  Sträucher  hervorragen  (Abbildung  Seite  438). 

Wenn  wir  jetzt  einmal  derartigen  ansprechenden  Aus- 
sichten auf  im  Park  oder  Garten  gelegene  Gebäude  be- 
gegnen, so  sind  diese  Aussichten  in  den  seltensten  Fällen 
absichtlich  entstanden,  sondern  zumeist  nur  dem  Zufall  zu 
verdanken;  jedoch  empfiehlt  es  sich,  vorhandene  Objekte, 
welche  in  hervorragender  Weise  -geeignet  sind,  die  Wirkung 
im  Garten  und  Park  zu  erhöhen,  mehr  wie  bisher  als 
Dekorationsmittel  in  die  Anlage  hineinzuziehen,  indem  man 
es  sich  angelegen  sein  lasse,  gleichgiltige  und  uninteressante 
Seiten  zu  verdecken,  die  interessanten  und  wirkungsvollen 
Seiten  durch  die  Pflanzung  aber  möglichst  noch  mehr  zur 
Geltung  zu  bringen. 

Der  zweite  Faktor,  der  gleichfalls  wesentlich  zur 
malerischen  Wirkung  in  einer  Anlage  beiträgt,  ist  die  Ge- 
stalt des  Bodens.  Man  vermeide  nach  Möglichkeit  wilde 
Einschnitte,  Felsklippen,  Hohlwege  usw.,  die  sich  bereits  in 
der  Anlage  (ich  habe  hier  nur  größere  Anlagen,  keine  Haus- 


en mut 


gärten  im  Auge)  vorfinden,  zu  entfernen,  zu  ebenen,  oder 
durch  Pflanzung  zu  verdecken;  vielmehr  muß  versucht  werden, 
diese  zu  erhalten  und  ihre  Wirkung  noch  durch  entsprechende 
Pflanzung  zu  steigern.  Schluchten  und  Einschnitte  suche 
man  durch  Freihalten  von  größeren  Bäumen  und  Sträuchern, 
sowie  Anbringen  solcher  an  deren  Bändern,  noch  tiefer  er- 
scheinen zu  lassen,  wogegen  Hügeln  durch  Bepflanzen  mit 
Bäumen  und  hohem  Strauchwerk  ein  höheres  Aussehen  ge- 
geben werden  kann. 

Das  wirksame  Mithineinziehen  der  Umgebung 
in  die  Anlage,  sowie  ein  Anpassen  an  diese,  als  auch  ein 
sonstiges  weitgehendes  Berücksichtigen  derselben,  bezüglich 
ihres  Ausdrucks  usw.,  hat  ebenfalls  viel  für  sich,  gelangt 
jedoch  noch  viel  zu  wenig  und  dann  meist 
ebenfalls  nur  zufällig,  oder  aber  überhaupt 
nicht,  zur  Anwendung.  Überall  sollte  das 
Bestreben  herrschen,  die  Anlage  möglichst 
mit  der  Umgebung  in  Einklang  zu  bringen 
und  nicht  etwa  in  Stadtgärten,  neben  Gärt- 
chen  mit  Teppichlieeten  und  sonstigen  sehr 
ausgeprägt  künstlichen  Zieranlagen,  rustike 
und  pittoreske  Felsenbauten  oder  ähnliches, 
groß  angelegtes  aufzuführen,  oder  in  wilden 
allgelegenen  Gegenden,  wo  große  erhabene 
Natur  die  Umgebung  bildet,  keine  glatten  und 
geleckten  Kunstrasen  zu  schaffen.  In  beiden 
Fällen  wird  das  Nichtharmonieren  der  An- 
lage mit  der  Umgebung  nur  eine  für  den  Be- 
schauer unangenehme  Wirkung  hervorrufen. 
Dazu  gehört,  wie  schon  gesagt,   nicht 


nur  eine  gewisse 
Vorkenntnis  je- 
ner Ursachen, 
welche  das  Male- 
rische bedingen, 
sondern  auch  ein 
Auseinanderhal- 
ten der  viel- 
fachen Unter- 
scheidungen, in 
welche  wir  den 
Begriff  male- 
risch wiederum 
zerlegen  können. 
Denn  nicht  ein 
einfaches  Zu- 
sammensetzen 
aller  möglichen 
malerischen  For- 
men, die  wir  als 
pittoresk,  rustik, 
bizarr,  grotesk  usw. 
einheitliche,    m, 


Trüb  melaucholibche  Stimmung. 


bezeichnen,  verursacht  an  sich  eine 
lerisch  wirkungsvolle  Stimmung,  sondern  ein 
geschlossener  Bildeindruck  kann  in  jedem  Einzelfalle  nur  dann 
erzielt  werden,  wenn  wir  die  jeweilige  örtliche  Lage  mit 
dem  zu  schaffenden  in  innigen  Einklang  bringen.  Sicherlich 
wäre  es  äußerst  verfehlt,  wollte  man  schematische  Grundsätze 
in  Bezug  auf  die  Erziclung  malerischer  Wirkungen  im  Garten 
aufstellen. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  37 


Wenn  wir  einer  Gruppe,  Szenerie,  Landschaft  oder  der- 
gleichen die  Bezoiclmung  malerisch  beilegen,  so  tun  wir  dies 
nach  Begriffen  und  Anschauungen,  welche  wiederum  von 
unserem  individuellen  Geschmack  und  ästhetischem  Empfinden 
abhängen.  Ohne  nun  näher  zu  untersuchen,  warum  dieses 
so  ist,  wollen  wir  vielmehr  versuchen,  als  das  für  uns 
wichtigere,  die  Ursachen  zu  ergründen,  durch  welche  solche 
Wirkungen  hervorgerufen  werden,  deren  richtiges  Erfassen 
dem  anlegenden  Gärtner  manche  geschätzte  Hilfe  bieten  mag 
und  ihn  vor  verkehrter  Anwendung  bewahrt.  Wie  wenig 
wirklich  hübsche  Gärten  zu  finden  sind,  die  nicht  nur  ein 
gedankenloses  übertragen  eines  ebenso  gedankenlos  aus- 
gearbeiteten Planes  erkennen  lassen  beweist  uns  taglich 
schon  die  geringste  Umschau  uutei  ^oihandenen  und  dojpelt 
wohltuend  wirtl  derjenige, 
welcher  Sinn  für  wahre 
Schönheit  hat,  berührt,  wenn 
er  sieht,  -wie  in  manchem 
Garten  mit  glücklichem  Griff 
das  richtige  getroffen  oder 
mit  fein  durchdachter  Al> 
sicht  in  die  Anlage  gebracht 
wurde.  Am  Wollen  des  Ein- 
zelnen liegt  es  wohl  selten, 
selten  auch  wohl  am  Können, 
■ —  worunter  ich  mehr  die 
spezifisch  gärtnerische  Fer- 
tigkeit als  Kultivateur  be- 
greife —  der  Hauptgi-und  ist, 
daß  die  Wenigsten  ver- 
stehen, richtig  zu  sehen. 
So  absurd  dieses  klingen  mag, 
so  wahr  ist  die.se  Behauptung. 
Der  Maler  muß  auch  zuvor 
sehen  lernen ;  lernen  wie  die 
Farbe  in  dieser  oder  jener 
Beleuchtung,  wie  ein  Körper 
in  dieser  oder  jener  Ver- 
kürzung aussieht.  Haben 
dieses  auch  erst  unsere  Land- 
schaftsgärtner voll  und  ganz 
erfaßt,  dann  werden  wir  nicht 
so  leicht  mehr  einer  Anlage 
begegnen,  die  unser  Miß- 
fallen erregt.  Und  haben  wir 
sehen  gelei'nt,  so  werden 
wir  auch  die  Entdeckung 
machen,    daß     so    mancher 

Effekt  sich  zuweilen  auf  eine  unendlich  einfache  Weise 
darstellt.  Ein  Viel  ist  niemals  nötig,  denn  ein  wirres  Zu- 
sammenstoppeln gefällt  uns  ebensowenig,  wie  ein  Bild,  welches 
übermäßig  bunt  ist,  d.  h.  Barben  besitzt,  welche  nicht  mit- 
einander harmonieren.  Unserem  geläuterten  Geschmacke  ent- 
spricht vielmehr  ein  solches,  welches  weniger  Farben,  dafür 
aber  einheitliche  Stimmung  aufweist  und  das  ist  es  auch, 
was  wir  im  Garten  nach  Mögliclikeit  erstreben  sollten,  denn 
auch  hier  muß,  gleichwie  im  Bilde,  eine  Stimmung, 
welche  mit  der  Umgebung,  Bodenform,  Lage  und 
Gestalt  des  Hauses  harmoniert,  vorhanden  sein. 

Den  Begriff  „malerisch"  möchte  ich  gleichsam  auf 
viererlei  Weise  zergliedern  und  die  dadurch  erzeugten  „vier 
Stimmungen"  kurz  behandeln. 


Mileiische  SLcnene 


Zunächst  hätten  wir  das  Idyllische,  Anmutige,  Zierliche 
und  Freundliche.  Diese  Stimmung  kommt  durch  freundliche 
Farbenzusammenstellungeu,  harmonische  Linien,  sanfte  Schwing- 
ungen und  Rundungen  der  Konturen,  sowie  durch  allmählige 
Übergänge  und  Vereinigungen  von  Farben  zum  Ausdruck 
und  macht  auf  den  Beschauer  einen  friedlichen  und  be- 
ruhigenden Eindruck.  Lachende  Fluren,  blumige  Wiesen, 
blühende  Obstgärten,  graziös  gewachsene  Bäume,  wie  Birken, 
Lärchen  usw.,  größere  Zusammenstellungen  solcher,  in  denen 
wir  das  harmonische,  allmählige  und  regelmäßige  Ineinander- 
gehen  der  Konturen  beobachten  können,  bezeichnen  wir  gern 
als  Idyll.  Auch  auf  der  Abbildung  Seite  437  oben  dürfte 
solche  Stimmung  zum   Ausdiuck  kommen. 

Sodinn  hittcii  wir  das  Pittoreske,  Rustike,  Romantische, 
welches  sich  durch  inten- 
sivere Farbenkontraste,  plötz- 
liche Abweichungen  in  den 
Konturen,  bizarre  Formen  der 
Bäume,  des  Geländes,  sowie 
durch  gewaltsamere  Gegen- 
sätze und  schärfere,  schroffere 
und  unvermitteltere  Wechsel 
von  Licht  und  Schatten  kund 
gibt  und  mehr  für  größere 
Anlagen  in  Betracht  kommt 
(vergl.  nebenstehende  Abb.). 
Diese  Stimmung  macht  auf 
uns  einen  erfrischenden  und 

ermunternden  Eindruck, 
während  wiederum  unaus- 
gesprochene Farben,  weniger 
intensive  Kontraste,  undeut- 
liches Ineinanderübergehen 
eine  melancholisch  träume- 
rische, monoton  trübe  Stim- 
mung hervorrufen,  wie  wir 
sie  wohl  an  Regentagen  oder 
auf  einsam  weiter,  sonnen- 
durchglühter  Heide  oder  an 
einem      weiten      eintönigen 

Meeresstrande  empfinden. 
Die  Gartenwelt  hat  schon 
früher  derartige  Stimmungs- 
bilder veröffentlicht  (siehe 
auch  Abb.  Seite  437  unten). 
Schließlich  hätten  wir 
noch  eine  feierliche,  erhabene 
und  majestätische  Stimmung 
zu  berücksichtigen  (Abb.  Seite  439),  wie  sie  uns  in  gewaltigstem 
Ausdruck  am  brandenden  Meere,  in  mächtigen  Gebirgen,  im 
Hochwald,  in  weiten  Steppen,  Heiden  und  Wüsten  vor  Augen 
tritt.  Wenngleich  solche  grandiosen  Partien  im  Park  selbst 
nicht  wiedergegeben  werden  können,  so  ist  doch  zuweilen  die 
Möglichkeit  vorhanden,  sie  als  Ausblicke  oder  Abschlüsse 
und  Hintergründe  mit  in  die  Anlage  hineinzuziehen. 

Irgend  eine  der  angeführten  Stimmungen  wird  sich  nun 
in  der  Umgebung  eines  Parks  oder  Gartens  als  vorherrschende 
vorfinden  und  man  sollte  nach  Möglichkeit  bemüht  .sein,  auch 
den  Garten  hierauf  zu  stimmen.  Es  muß  ja  sonst  immer, 
wie  bereits  erwähnt,  Disharmonien  geben,  wenn  wir  z.  B.  in 
eine  baumlose  Ebene,  wo  eine  blumige  (Jase  mit  Blüten- 
sträuchern  und  Laubhölzern  hingehört,  einen  Park  mit  Nadel- 


IX,  37 


Die  Gartenwelt. 


hölzern  oder  sonstigen  Gebirgsbäumen  oder  in  bergiges  Gelände 
mit  finsterem  Hoclnvalde  einen  Garten  mit  blumigen  Rasen  und 
Auen  verpflanzen.  Denn  anstatt  den  Garten  durch  eine  mit  der 
Umgebung  in  Widerspruch  stehende  Pflanzung  abzuschließen, 
sollte  man  lieber  bestrebt  sein,  denselben  mit  der  Umgebung 
in  Einklang  und  Verbindung  zu  bringen  und  ihm  dadurch 
ein  größeres  und  weiteres  Aussehen  geben.  Unser  Streben 
sei.  nach  meiner  Meinung,  stets  darauf  gerichtet,  die  Natur 
in  allem  auf  das  Vollkommenste  nachzuahmen,  zu  ergänzen. 
Allein  durch  Erreichung  dieses  Zieles  können  wir  wahre  und 
dauernde  Erfolge  haben,  denn  bei  allen  Abweichungen  von 
der  Natürlichkeit  zwingt  uns  diese  doch  immer  wieder  zur 
Rückkehr  zu  ihr.  Daher  sollte  man  sich  hüten,  etwas  zu 
schaffen,  was  mit  der  Natürlichkeit  der  Umgebung  in  Wider- 
spruch steht. 

Kultureinrichtungen. 
Wasserbeförderiiiigs- Anlagen. 

Von  H.  Siemann,  Gartentechniker,  Charlottenburg. 
{Hierxu  vier  vom   Verfasser  gefertigte  Zeichnungen.) 

-Dei  der  Eigenart  gärtnerischer  Betriebe  und  ihrer  Ab- 
hängigkeit von  Licht  und  Luft  ist  es  erklärlich,  daß  Gewächs- 
haus-Anlagen, Baumschulen  und  Obstplantagen  meist  außerhalb 
der  Städte  liegen,  wohin  gewöhnlich  keine  Wasserleitung  führt, 
sodaß  der  Besitzer  einer  solchen  Gärtnerei  gezwungen  ist,  sich 
eine  Leitung  selbst  anzulegen.  Glücklich  sind  die  Ver- 
hältnisse für  den,  dessen  Grundstück  in  der  Nähe  eines 
Flusses,  eines  Baches  oder  eines  kleinen  Wassergrabens  liegt, 
denn  ihm  wird  seine  Leitung  nicht  so  viel  Kosten  verur- 
sachen, wie  jenem,  der  auf  Grundwasser  oder  eine  Quelle 
angewiesen  ist.  In  nachstehenden  Zeilen  will  ich  nun  zu 
beschreiben  versuchen,  wie  man  sich  zweckmäßig  eine  Wasser- 
anlage für  seine  Gärtnerei  beschafft,  wobei  angenommen  sei; 
L  Wasser  ist  vorhanden, 
2.  Wasser  muß  gewonnen  werden. 

1.  In  der  Nähe  einer  Gewächshausanlage  ist  ein  Wassor- 
lauf,  sei  es  ein  Fluß  oder  ein  Bach.  Der  Besitzer  wünscht 
in  seinen  Häusern  eine  Leitung,  die  noch  bei  seinen  Frühbeet- 
kästen vorbei  gehen  soll.  Das  Gelände  ist  eben  und  flach. 
Die  Bodengestaltung  spielt  bei  einer  Wasserbeförderungs- 
anlage die  Hauptrolle.  Dem  Besitzer  i.st  nur  zu  raten,  daß 
er  sich  einen  Petroleum-Motor  anschafft,  welcher  mit  einer 
Saug-  und  Druckpmnpe  versehen  ist.  Da  in  der  Leitung  ein 
Druck  vorhanden  sein  muß,  so  errichte  er  auf  dem  Kessel- 
hause ein  Sammelbecken  oder  Resen-oir.  Im  Heizraum  stellt 
er  den  Motor  auf,  und  da  das  Kesselhaus  weiter  nichts  zu 
tragen  hat,  so  ist  es  das  geeigneteste  Bauwerk,  hier  das 
Resenoir  anzubringen. 

Von  dem  Motor  geht  die  Saugleitung,  wie  es  auf  dem 
Situationsplan  zu  sehen  ist,  nach  dem  Fluß.  Man  tut  gut, 
wenn  man  sich  dort  am  Ufer  ein  sogenanntes  Sammelbecken 
anlegt,  es  ungefähr  1  —  1 '/._,  m  tief  macht  und  mit  einer  Zement- 
niauer  umgibt.  Nach  der  Flußseite  läßt  man  eine  Öffnung, 
die  man  mit  einem  Schutzgitter  versieht,  damit  nicht  der 
Schmutz  und  Unrat,  welchen  das  Wasser  so  oft  mit  sich 
führt,  in  das  Sammelbecken  und  von  dort  in  die  Leitung  treten 
kann.  Das  Rohr,  welches  in  dem  Becken  endet,  schließt 
man  ebenfalls  mit  einem  Siebe  ab.  Es  ist  darauf  zu  achten, 
daß   man    das   Becken    nicht   etwa   in   einem  Monat   baut,    in 


dem  der  Fluß  das  meiste  Wasser  mit  sich  führt;  man  baut 
es  zweckmäßig  im  Sommer,  wenn  der  Wasserstand  am 
niedrigsten  ist.  Das  Sammelbecken  nuiß  auch  bei  niedrigstem 
Wasserstand  gefüllt  sein.  Deshalb  erkundige  man  sich  nach 
der  Höhe  des  Wasserstandes  in  früheren  trockenen  .Jahren, 
wenn  sie  einem  nicht  bekannt  ist. 

Wie  nun  die  Pumpe  das  Wasser  in  der  Saugleituug 
heransaugt,  so  drückt  sie  es  in  der  Druckleitimg  nach  dem 
Reservoir  empor;  diese  Leitung  geht  über  den  Rand  des- 
selben, ebenso  ist  am  Rande  das  Überlaufrohr  angebracht, 
welches  entweder  nach  dem  Sammelbassin  zurückgeht  (xler 
in  ein  Bassin,  welches  von  der  Leitung  gespeist  wird.  Am 
Grunde  des  Reservoirs  ist  die  Hauptleitung  oder  Entwä.sse- 
rungsleitung  angebracht.  Dieselbe  führt  durch  den  Vori'aum  (a) 
der  Gewächshausanlage  nach  den  einzelnen  Häusern.  In  jedem 
Hause  ist  unter  der  Stellage  ein  Bassin  angebracht,  und  das 
Rohr  endet  mit  einem  Wasserhahn.  An  die  Hauptleitung 
ist  auch  die  Außenleitung  angeschlossen,  welche  zwei 
Bassins  (6u.  c)  für  die  Frühbeetkästen  speist,  und  den  Schluß 
bilden  zwei  Hydranten.  Hier  ist  der  Druck  noch  so  stark, 
(laß  Schläuche  angeschraubt  werden  können,  um  das  Land 
für  die  Staudenkulturen  zu  bewässern. 

Hat  man  eine  Baumschule  oder  Obstplantage,  in  der 
kein  ei'höhter  Punkt  ist,  wie  Haus  oder  Anhöhe,  so  errichtet 
man  einen  Holz-  oder  Eisen-Turm,  auf  welchem  man  das 
Reservoir  anbringt.  Nach  dem  Prinzip  der  kommunizierenden 
Röhren  verteilt  sich  der  Druck  auf  sämtliche  Leitungen  und 
man  kann  bis  zu  den  entferntesten  Teilen  seiner  Anlage 
Wasser  führen. 


Düstere,  feierliche  Stimmung  hcrvonulendc  Schlucht. 


440 


Die   Gartenwelt. 


IX,  37 


Wir  kommen  nun  zu  dem  zweiten  Punkt :  „Das  Wasser 
muß  gewonnen  werden".  Hier  spielt  nun  das  Grundwasser 
eine  bedeutende  Rolle.  Ist  der  Grundwasserstand  nicht  sehr 
tief,  so  baut  man  sich  einen  Brunnen.  Ist  jedoch  eine  Quelle 
in  der  Nähe,    so  muß   das  Wasser  mittels  Leitungsgräben  in 


Situationsplan  zu  einer 
Wasserbeförderungsanlage. 


ein  Bassin  geleitet  werden.  Hier  kann  sich  dasselbe  sammeln, 
und,  weniL  nicht  gebraucht,  abfließen.  In  einem  Parke  oder 
einer  Landschaft  legt  man  sich  einen  sogenannten  Sammel- 
teich an.  Jedoch  will  ich  von  einer  Wasserbeförderungs- 
Aulage  in  einer  Landschaft  hier  ganz  absehen,  sondern  nur 
eine  Anlage  im  wirtschaftlichen  Betriebe  schildern.  Da  ich 
im  vorhergehenden  den  Motor  berücksichtigt  habe,  so  will 
ich  jetzt  zur  Wind -Turbine  übergehen.  Beides,  Motor  und 
Turbine,  kann  man  im  flachen  wie  bewegten  Lande  benutzen, 
denn  beide  sind  mit  einer  Saug-  und  Druckpumpe  verbunden. 

Nachdem  wir  uns  einen  Brunnen  gebaut  liaben,  setzen  wir 
darauf,  wie  es  auf  der  Zeichmmg  sichtbar  ist,  die  Pumpen. 
Das  Saugrohr  führt  nach  unten,  es  ist  ebenfalls  mit  einem 
Siebe  versehen,  das  Steig-  oder  Druckrohr  nach  dem  Reservoir. 
Da  unsere  Turbinen  meistens  auf  einem  Holz-  oder  Eisenturm 
stehen,  so  befindet   sich  das  Reservoir  direkt  unter  dem  Rade. 

Die  Betriebskosten  bei  eiqer  Turbine  sind  gleich  Null; 
jedoch  ist  der  einzige  Nachteil  vorhanden,  wenn  im  Sommer 
das  meiste  Wasser  gebraucht  wird,  so  sind  es  heiße,  wind- 
stille Tage.  Wehe  dem,  der  es  dann  versäumt  hat,  sein 
Reservoir  stets  gefüllt  zu  halten!  Der  Besitzer  hat  dann 
eine  Leitung  und  kann  sie  nicht  benutzen.  Also  achte  man 
stets  darauf,  ein  gefülltes  Reservoir  zu  haben. 

Von  der  näheren  Beschreibung  einer  Wind- Turbine  will  ich 
absehen,  denn  dieselbe  kann  man  in  jedem  Kataloge 
solcher  Fabriken  haben,  die  Turbinen  und  Motore  bauen. 

Die  Preise  der  Turbinen  oline  Gerüst  richten 
sich  nach  der  Größe  des  Rades  und  seiner  Leistungs- 
fähigkeit. Gewöhnlich  beträgt  der  Durchmesser  des 
Rades   3  —  5  m,  der  Preis  400  Mk.  bis  1700  Mk. 

Für  Motore  gibt  es  ja  viele  berühmte  tmd  gute 
Firmen  und  will  ich  hier  nur  auf  die  Firma  Höntsch 
&  Co.,  Dresden-Niedersedlitz,  hinweisen,  welche  ganze 
Wasserleitungsanlagen  baut. 

Eine  Leitung  sich  anzulegen,  kostet  meistens 
gar  nich't  so  viel,  wie  vermutet  wird  imd  werden  die 
Auslagen  durch  Zeit  und  Kraft,  die  der  Besitzer 
spart,    wieder  ausgeglichen. 


Gärtnerische  Reiseskizzen. 

Aus  meiiiftr  Keiseiiiappe.    Jena. 

Vom  Uerausgeber. 

-LJin  chronischer  Mangel  unserer  Zeit  ist  der  Zeitmangel. 
Jeder  Mousch,  sogar  der  Rentier,  klagt  darüber,  und  der 
Arbeitsfreudige  bedauert  es,  daß  der  Tag  nur  zwölf  Stimden 
zählt.  Auch  mir  fehlt  es  an  Zeit  und  zwar  so  sehr,  daß  ich, 
bevor  ich  eine  Reise  antrete,  bereits  an  die  Rückkehr  denke. 
Da  hält  man  sich  denn  meist  an  die  Hauptverkehrslinien  und 
streicht  bei  der  endgiltigen  Feststellung  der  Route  alles  das, 
was  abseits  des  Verkehi-s  liegt,  ohne  oft  zu  bedenken,  daß 
gerade  die  idyllischsten  Naturschöuheiten  häufig  stille  ab- 
gelegene Winkel  schmücken.  Wie  oft  bin  ich  nicht  von 
Berlin  nach  Erfurt  gefahren,  in  Weimar  gewesen,  ohne 
jemals  das  von  AVeimar  aus  in  etwa  .^0  Minuten  zu  er- 
reichende Uuiversitätsstädtchen  Jena  zu  besuchen. 

In  Jena  wirkt  seit  nunmehr  zwanzig  Jahren  Ernst 
Rettig,  unser  langjähriger  Mitarbeiter,  als  Inspektor  am  dortigen' 
botanischen  Garten.  Einen  ihm  schon  so  oft  zugesagten  Be- 
such wollte  ich  endlich  einmal  ausführen.  So  entschloß  ich 
mich  denn,  eine  Fahrt  in  Weimar  zu  unteibrechen  und  die 
Stunde  des  dortigen  Aufenthalts  mit  einem  Besuch  des 
Museums  auszufüllen.  Herr  Rettig  ist  einer  der  wenigen 
von  deti  Kollegen,  die  mit  mir  gemeinsam  im  berliner  botanischen 
Garten  beschäftigt  waren,  die  loh  im  Auge  behalten  konnte  und  mit 
denen  ich  in  ständigem  Verkehr  geblieben  bin,  obwohl  wir  uns  im 
Verlaufe  von  fast  zwanzig  Jahren  nur  einmal  persönlich  begegneten. 
Ich  hatte  ihn  wälirend  unserer  gemeinsamen  Tätigkeit  in  Berlin  als 
guten  Kameraden,  gewissenhaften  Menschen  und  hervorragenden 
Kultivateur  kenuen  und  schätzen  gelernt,  der  auch  widerspenstige 
Pflanzen  zu  mei>>tern  verstand.  Auch  den  Lesern  der  Gartenwelt 
ist  Herr  Rettig  als  tüchtiger  Kultivateur  bekannt,  da  wir  im  Laufe 
der  Jahre  eine  ganze  Reihe  vorzüglicher  Kulturpflanzen  aus  dem 
dortigen  botanischen  Garten  gebracht  haben.  Das  will  um  so  mehr 
bedeuten,  als  der  jenenser  botanische  Garten  räumlich  sehr  beschränkt 
ist,  nur  alte  Gewächshäuser  besitzt,  mit  sehr  bescheidenen  finanziellen 
Mitteln  arbeitet  und  das  ganze  Personal  außer  dem  Inspektor  aus 
nur  zwei  Gehilfen  und  einem  Arbeiter  besteht. 

Ich  tiaf  an  einem  schönen  Sonntag  nachmittag  unangemeldet 
in  Jena  ein  und  fand  Herrn  Rettig,  wie  ich  vermutet  hatte,  unter 
seinen  Lieblingen  im  Garten.  Trotz  ihrer  beschränkten  Größe  enthält 
die  Anlage  eine  Fülle  interessanter  Gewächse.  Es  sind  namentlich 
Gehölze  in  stattlichen  Exemplaren  vertreten,  die  zur  Zeit  meist  in  voller 
Blüte  standen.  Auch  an  schönen  Koniferen  fehlt  es  nicht.  Unter 
diesen  befindet  sich  eine  prächtige  Picea  pungens  argentea,  die  Herr 
Rettig  vor  achtzehn  Jahren  gepflanzt  hat,  auch  eine  selten  schöne 
Schlangenfichte  ist  unter  anderen  vorhanden  und  ein  gewaltiges 
Exemplar  von  Aristolochia  Sipho  hat  einen  Baum  und  weithin  den 
Boden  unter  demselben  mit  einem  malerischen  Gewirr  von  Strängen 


Schnitt  durch  den  Heizraum. 


IX,  37 


Die   Gartenwelt. 


Diurkl 


durchzogen,  sodaß  man  sich  beim  Anblici;  dieses  Bildes  unwillkürlich 
in  das  Innere  eines  tropischen  Urwaldes  versetzt  glaubt.  Der  Garten 
birgt  des  weiteren  manches  Prunkstück  an  schönen  und  interessanten 
Stauden.  Besonders  reich  sind  Winterhärte  Orchideen  vertreten,  für 
welche  überhaupt  die  Umgegend  von  Jena  ein  Dorado  ist. 
Zur  Zeit  meiner  Anwesenheit  standen  neben  anderen  auch 
die  interessanten  und  schmuckvollen  amerikanischen  Stauden- 
cypripedien  in  vollem  Flor.  Aber  nicht  nur  „botanische  Un- 
kräuter", auch  Modestauden  der  verschiedensten  Art  und 
Edeldahlien  haben  im  jenenser  Garten  eine  Pflegestätte 
gefunden.  Von  besonderem  Interesse  ist  die  kleine  Teiohpartie 
des  Gartens,  von  welcher  wir  im  V.  Jahrgang  Seite  195  eine 
wohlgelungene  Teilansicht  boten.  In  diesem  Teiche  hat  Herr  Rettig 
vor  Jahren  einmal  ein  Töpfohen  mit  Apmiogeton  distaehyus  versenkt. 
Diese  herrlich  blühende  und  duftende  "Wasserpflanze,  die  nebenbei 
bemerkt,  auch  zu  den  besten  Aquarienpflanzen  gehört,  hatte  zuvor 
noch  niemand  für  winterhart  gehalten.  Sie  hat  sich  hier  vorzüglich 
akklimatisiert  und  sich  durch  Selbstaussaat  derart  vermehrt,  daß  ihre 
Sohwimmblätter  stellenweise  den  Teich  vollständig  bedecken.  Der 
Hlütenreichtum  dieser  Pflanzen  ist  ein  ganz  unglaublicher.  Tausende 
der  wohlriechenden  Blumen  schmücken  den  Wasserspiegel,  der  auch 
nucli  für  die  Kultur  der  prächtigsten  Nymphaea  chromatella  Mar- 
liacii  -  Hybriden  Ixaum  bietet,  deren  Flor  aber  zur  Zeit  noch  nicht 
begonnen  hatte.  Mit  einer  hier  ausgepflanzten  Calla  aethiopiea 
macht  Herr  Rettich  eben  einen  Akklimatisations-Versuch;  sie  soll 
in  Nordamerika  m  Teichen,  die  nicht  völlig  ausfrieren,  ausdauernd 
sein.  Von  den  Leistungen  des  Herrn  Rettig  in  der  Kultur  feiner 
Üicliideen  und  zarter  Warmhauspflanzen  haben  wir  unseren  Lesern 
wiederholt  Proben  geboten.  Abgesehen  hiervon  ist  ein  ganz  kleines 
Gewächshaus,  welches  ausschließlich  der  Kultur  der  Todea  dient,  sehens- 
wert. Diese  außerordentlich  empfindlichen  und  schwer  zu  kultivierenden 
Farne,  deren  Wedel  ständig  naß  gehalten  werden  müssen,  gedeihen 
hier  in  einer  Üppigkeit,  wie  ich  es  vorher  noch  nicht  gesehen  hatte. 
Auch  Carnivoren,  namentlich  Sarraceuien  und  Darliugtonien,  besitzt 
der  jenenser  Garten  in  ganz  vorzüglichen  Kulturexemplaren.  Einen 
besonderen  Schnmck  des  Gartens  bilden  die  Rasenflächen,  die  ab- 
sichtlich nicht  kurz  gehalten  werden  und  mit  allen  möglichen  lieblich 
blühenden  Rasenunkräutern  durchwirkt  sind,  sodaß  sie  sich  als  blüten- 
durchsetzte Teppiche  bei  der  landschaftlichen  Anlage  des  Gartens 
besser  ausnehmen  als  mancher  moderne,  kurz  gehaltene  und  reine 
Rasenteppich. 

Nachdem  die  vielen  Kleinodien  des  botanischen  Gartens  besichtigt 
waren,  tauschten  wir  bei  einem  Glase  Bier  alte  Erinnerungen  aus, 
und  Herr  Rettig  bot  mir  daim  Gelegenheit,  seine  zahlreichen  selbst- 
gefertigten photographischen  Aufnahmen  zu  betrachten,  die  aus- 
schließlich Prachtstücke  von  ihm  im  Laufe  der  Jahre  kultivierter 
Pflanzen  dai-stellen;  er  ist  ein  Meister  auf  dem  Gebiete  der  Pflanzen- 
photographie. 

Wie  viele  Kollegen  streben  nicht  nach  einem  großen,  aus- 
gedehnten Wirkungskrei.se  und  bleiben  unbefriedigt  fürs  ganze  Leben, 
wenn  ihnen  das  SchicLsal  einen  solchen  vorenthält.  Im  botanischen 
Garten  zu  Jena  sah  ich  seit  langer  Zeit  wieder  einmal,  wie  man  auch 
im  Kleinen  Großes  leisten  kann  und  wie  dann  auch  der  kleine 
Wirkungskreis  einem  tüchtigen  Fachmann,  der  auch  den  giößten 
Aufgaben,  die  an  einen  Gärtner  herantreten  können,  gerecht  zu 
werden  vermöchte,  volle  umi  dauernde  Befriedigung  gewähren  kann. 


Schnitt  durch  das  Sammelbassin. 


Schnitt    durch  den  Brunnen  einer  Turbine. 

Fragen  und  Antworten. 

Beantwortung  der  Frage  No.  327.  Welchen  Boden  und 
welchen  Standort  verlaugt  Polyyonum  haldschiianicum ,  um  zu 
höchster  Entwickelung  zu  gelangen?  Ist  dieser  Schlingstrauch  in 
Thüiingen  winterhart? 

—  Im  vorigen  Jahre  bezog  die  hiesige  Gartenverwaltung  diese 
Pflanze.  Ich  pflanzte  sie  aus,  und  zwar  auf  ein  Beet,  das  den  ganzen 
Tag  vollauf  Sonne  hat,  in  kräftige  Grunderde.  Tüchtige  Bewässerung 
war  wegen  des  trockenen  Sommers  sehr  notwendig.  Einigemal  jauchte 
ich  die  Pflanze.  Ich  gab  mir  nicht  sonderlich  viel  Mühe,  da  ich  mir 
von  dieser  Pflanze  nicht  viel  versprach.  Und  dennoch  überraschten 
mich  die  zierlichen  Blütenformen.  Die  Pflanze  gedieh  vorzüglich; 
und  für  die  zierlichen  Blüten  hatte  ich  für  Bindezwecke  stets  passende 
Verwendung.  Soviel  ich  beobachten  konnte,  scheint  die  Pflanze 
ganz  anspruchslos  zu  sein.  Einen  allzustrengen  Winter  würde  sie 
jedenfalls  nicht  aushalten.  In  Gegenden,  die  nicht  zu  strenge 
Winter  durchzumachen  haben,  ist  sie  winterhart. 

Hans  Heitmar,  Obergehilfe,  Berndorf. 

—  Polijgonum  baldscimanicum  habe  ich  selbst  in  rauheren 
Lagen  Thüringens  als  hart  vorgefunden.  Nur  in  sehr  rauhen,  trocken- 
kalten Wintern  erfriert  dieser  Knöterich,  aber  auch  nur  in  den 
jüngeren  Zweigen.  Jedenfalls  ist  mir  in  Mitteldeutschland  bisher 
kein  Fall  vorgekommen,  daß  P.  baldsei/ itani'cuni  gänzlich  erfroren 
wäre.  Bei  mannigfachen  Anbauversuchon  in  Frankreich  fand  ich 
die  üppigste  Entwicklung  auf  humosera,  leichtem  Lehmboden  bei 
halbscliattigor  Lage  und  feuchtem  Stande.  Janson. 

Beantwortung  der  Frage  No.  328.     Ist  Mütonia  reiülaria 
eine  Schnittblume  oder  sind  ihre  Blumen  zu  hinfällig  für  diesen  Zweck? 
Unstreitig   sind   die     Blumen    von    Millonia    vexülaria   von    großer 
Schönheit,  wenn  auch  von  geringerer  Haltbarkeit.    An  der 
Pflanze    halten    sich    die  Blumen   wochenlang,  freilich  auf 
Kosten    der    Pflanze.      Herr    E.  0.  Orpet   berichtete    am 
27.  Februar  v.  J.    in  „American    Gardening",    daß   er  zur 
Dekoration  etliche  starke  Pflanzen  von  Millonia  vexillaria 
'""'  verwendete,    deren    verzweigte    Rispen    bis    zu   14  Blüten 

trugen  und  einen  herrlichen  Anblick  gewährten.  Die  Blüten 
hielten  sich  sechs  Wochen,  dann  welkten  sie  ab  und  die 
Pflanzen  gingen  sämtlich  ein.  Herr  Orpet  liatte  sich  ver- 
schworen, nie  wieder  Millonia  vexillaria  zur  Dekoration 
zu  verwenden.  —  Abgeschnitten  halten  sich  die  Blüten 
einer  kräftigen  Rispe  etwa  acht  Tage.  Aber  an  eine  gute 
Schnittorchidee    muß     die    Anforderung    gestellt     werden, 


442 


Die  Gartenwelt. 


IX,  3^ 


daß  sich  die  Blumen  weit  länger  halten.  Tatsächlich  halten  .sich 
abgeschnittene  Cattleyenblunien  vier  Woclien,  die  ßlüten- 
rispen  von  Odontoglossum  crispum  sechs  Wochen  und  Cypripedium- 
Blumen  3  Monate.  Auch  unter  den  Onoidien  sind  viele,  deren 
Blüten  sich  an  den  abgeschnittenen  RLspen  wochenlang  halten.  Mit 
solchen  Schnitt-Orchideen  kann  man  Miltonia  vexülaria  nicht  ver- 
gleichen. Sie  hat  auch  noch  den  Ruf,  ein  etwas  schwieriger  Blüher 
zu  sein.  Tatsächlich  erfordert  ihre  Kultur  besondere  Aufmerksamkeit, 
wenn  sie  blühen  soll,  auch  einen  recht  kräftigen  Wuchs.  Schwächliche 
Pflanzen  soll  man  überhaupt  nicht  blühen  lassen  und  bei  blühenden 
Exemplaren  soll  man  die  Rispe,  sobald  als  angängig,  abschneiden,  um 
die  Pflanze  zu  schonen. 

Meiner  Ansicht  nach  ist  Miltonia  rexillaria  als  Schnittorohidee 
nicht  sehr  zu  empfehlen.  Sie  hat  großen  Wert  für  Privatgärten. 
Daselbst  in  einigen  kräftigen  Exemplaren  gehalten,  wird  sie  stets  mit 
ihren  herrhchen  Blumen  viel  Freude  bereiten. 

Karl  Wilh.  John,  Orohideenzüchter,  Andernach. 

—  Miltonia  vexillaria  hat  nicht  den  geringsten  Schnittwert, 
da  die  Blumen  keine  Haltbarkeit  trotz  ihrer  Schönheit  haben. 

Theodor  Franke,  Orchideen-Züchter,  Groß-Ottersleben. 

—  Miltonia  rexillaria,  Benth.,  die  Fahnenmiltonia,  ist  meines 
Erachtens  eine  gute  Schnittorchidee.  Die  Blume  an  sich  ist  in  ihrer 
Größe  und  der  herrlich  weißen  bis  dunkelrosa  Färbung  eine  der 
schönsten,  die  ich  kenne,  und  die  Pflanze  wirkt  um  so  mehr,  je  zahl- 
reicher ihre  Blumen  zu  einer  Blütentraube  vereinigt  sind.  Ich  habe 
vor  jetzt  bald  einem  Jahre  eine  Blütentraube  17  Tage  bei  trefflichster 
Erhaltung  in  abgeschnittenem  Zustande  aufbewahrt.  Janson. 

Beantwortung  der  Frage  No.  329.  Entstehen  den  orts- 
ansässigen Uaadelsgärtnern  durch  eine  Stadtgärtuerei,  welche  imr 
ihren  eigenen  Bedarf  heranzieht  und  keiuen  Handel  ti-eibt,  Nachteile? 

Aus  einer  Stadtgärtnerei  entstehen  den  ortsansässigen  Handels- 
gärtnern auf  jeden  Fall  Nachteile,  da  eine  Stadt-  oder  Friedhofs- 
üärtnerei  stets  eine,  wenn  auch  nur  indirekte  Konkurrenz  ist.  Die 
öffentlichen  Anlagen  werden,  wenn  keine  Stadtgärtnerei  vorhanden, 
meistenteils  von  Landschaftsgärtnern  unterhalten,  die  ihren  Bedarf 
an  Pflanzen,  insofern  sie  ihn  nicht  selbst  ziehen,  von  Handelsgärtnern 
beziehen,  und  doch  dabei  auch  in  erster  Linie  ihre  Kollegen  am 
Platze  berücksichtigen  werden.  Außer  mit  der  Instandhaltung  der 
städtischen  Anlagen  befassen  sich  viele  Stadtgärtnereien  auch  damit, 
die  Gärten  der  höheren  Beamten  der  Stadt  in  Ordnung  zu  halten. 
Auch  übernehmen  viele  Stadtgärtnereien  Dekorationen  bei  Festlich- 
keiten in  öffentlichen  Gebäuden  und  bei  den  Familien-  und  Gesell- 
schafts-Festlichkeiten der  höheren  Beamten,  die  sonst  Von  den  am 
Ort  wohnenden  HandeLsgärtnern  ausgeführt  würden.  Wieweit  die 
Konkurrenz  einer  Stadtgärtnerei  geht,  hängt  von  den  örtlichen  Ver- 
hältnissen und  zum  größten  Teil  von  den  leitenden  Pereonen  ab.  Es 
wird  wohl  jeder  aus  diesen  Ausführungen  ersehen  können,  inwiefern 
Handelsgärtner  durch  die  Stadtgärtnerei  geschädigt  werden. 

Otto  zur  Gathen,  tjrdingen  a.  Rh. 

—  Den  schwer  ums  Dasein  ringenden  Handelsgärtnern  einer 
kleineren  Stadt  gereicht  es  sicherlich  nicht  zum  Vorteil,  wenn  eine 
Stadtgärtnerei  am  Platze  ist,  die  ihren  Pflanzenbedarf  selbst  zieht. 
Dem  Handelsgärtner  wird  dadurch  eine  Einnahme  entzogen,  die  er 
sicherhoh  gut  brauchen  kann.  Für  eine  Stadt  wird  es  allerdings 
billiger  sein,  ihren  eigenen  Bedarf  zu  ziehen,  doch  kann  sie  den  un- 
gerechterweise hohe  Grundsteuer  zahlenden  Handelsgärtner  ruhig 
etwas  verdienen  la-ssen.  Richard  Heimann,  Cap  d'Antibes. 

—  Diese  Frage  ist  mit  einem  entschiedenen  „Nein!"  zu  be- 
antworten. Im  Gegenteil,  das  Vorhandensein  einer  Stadtgärtnerei  ist 
für  die  ortsansässigen  Gärtnereien  nur  ein  Vorteil.  Da  jedes  „Warum" 
sein  „Darum"  hat,  will  ich  in  Kürze  über  letzteres  meine  Ansicht 
aussprechen.  So  ein  Stadtpark  ist  einfach  ein  aus  fertiger  Ware  zu- 
sammengesetzter Katalog,  der  sich  da  in  natura  vor  dem  Publikum 
ausbreitet.  Die  Blumenliebhaber  und  Liebhaberinnen  sehen  da  alle 
erdenklichen  Blumen  blühen;  dies  und  jenes  gefällt  ihnen,  es  regt 
sieh  in  ihnen  der  Wunsch,  solch  eine  Pflanze  zu  besitzen.  Dio 
Stadtgärtnerei  verkauft  aber  keine  Pflanzen  imd  Blumen,  es  bleibt 
den  Kauflustigen  nichts  übrig,  als  zum  nächsten  Handelsgärtner  zu 
gehen  und  zu  sagen:  „Mein  Verohrtester,  heut  habe  ich  im  Stadtpark 


die  und  die  Pflanze  gesehen,  die  möchte  ich  haben;  so  und  so  sieht 
sie  aus,  hat  die  Größe,  Form,  Farbe  usw.,  kann  ich  sie  haben  bei 
Ihnen?"  Hat  sie  der  Handelsgärtner  selbst  nicht,  so  wird  er  sie  der 
Kundschaft  besorgen,  woran  ja  auch  etwas  zu  verdienen  ist.  Gleich- 
zeitig zeigt  er  dem  Kunden  die  Schätze  seiner  Gärtnerei,  dieser  bekommt 
Lust  dies  und  jenes  nocli  zu  kaufen,  und  so  hat  der  Handelsgärtner 
auch  sein  Geschäft  gemacht.  Wäre  der  Kunde  zur  Kauflust  durch 
den  Anblick  jener  Pflanze  im  Stadtpark  nicht  angeregt  worden,  so 
wäre  er  auch  nicht  zum  Haudelsgärtner  gekommen,  und  dieser 
hätte  das  Geschäft  nicht  gemacht.  Darum  ist  so  ein  Stadtpark 
immer  eine  Art  Reklame,  eine  Anregung  zur  Kauflust  für  das 
blumenliebende  Publikum.  Und  kauflustiges  Publikum  braucht  der 
Handelsgärtner,  dann  ist  „det  Jeschäft  richtig". 

Hans  Heitmar,  Obergehilfe,  Berndorf. 

—  In  kleineren  Städten  mit  unbedeutenden  städtischen 
Anlagen  und  nur  wenigen  ßlumenpflanzungen  dürften  die  orts- 
an.sässigen  Handelsgärtner  einen  städtischen  Gärtnereibetrieb  als 
Schädigung  ihres  Geschäfts  empfinden.  Unter  solchen  Verhältnissen 
tun  die  städtischen  Verwaltungen  am  besten,  ihren  geringen  Bedarf 
aus  den  Handelsgärtnereien  zu  beziehen,  zumal  sie  auf  diese  Weise 
auch  am  billigsten  dazu  kommen.  In  größeren  Städten  mit  aus- 
gedehnten Anlagen,  wo  dem  Publikum  etwas  geboten  werden  soll, 
und  die  Gruppenpflanzen  vielfach  von  Jahr  zu  Jahr  wechseln,  ist 
die  Stadtgärtnerei  und  die  Selbstheranzucht  des  hauptsächlichsten 
Gruppenmaterials  geradezu  eine  Notwendigkeit  für  den  leitenden 
Stadtgärtner.  Die  ortsansässigen  Haudelsgärtner  sind  .in  solchen 
Fällen  gar  nicht  in  der  Lage,  der  städtischen  Gartenverwaltung  die 
notwendigen  Pflanzen  in  den  gewünschten  Arten  und  Sorten,  deren 
Bedarf  oft  in  die  Hunderttausende  geht,  zu  liefern,  und  es  würde 
eine  schwere  Belästigung  des  Stadtgärtners  bedeuten,  wenn  er  all- 
jährlich im  Mai  von  Pontius  zu  Pilatus  laufen  müßte,  um  das  herbei- 
zuschaffen, was  er  braucht.  Auch  die  Kostenfrage  spricht  hier  mit, 
da  der  Ankaut  des  Gruppenmaterials  bei  großem  Bedarf  den  städtischen 
Gartenetat  in  unzulässiger  Weise  belasten  würde.  Dagegen  bin  ich 
der  Ansicht,  daß  von  Anlage  städtischer  Baumschulbetriebe 
nach  Möglichkeit  abzusehen  ist  und  daß  man  die  vorhandenen,  je 
friiher  um  so  besser,  ihrer  Auflösung  entgegenführen  sollte.  Durch 
städtische  Baumschulen  wird  der  Gartenetat  meist  schwer  belastet; 
der  Bedarf  an  Bäumen  und  Sträuohern  ist  kein  regelmäßiger.  Wird 
eine  Neuanlage  geschaffen,  so  reichen  die  Bestände  einer  städtischen 
Baumschule  gewöhnlich  nicht  aus;  es  muß  dann  viel  hinzugekauft 
werden.  Ruht  die  Erweiterung  der  städtischen  Anlagen  mehrere 
Jahre,  so  werden  die  Gehölze  der  Baumschule  überständig  oder  zum 
öchaden  der  ortsansässigen  steuerzahlenden  Baumsohulenbesitzer  für 
ein  Spottgeld  verschleudert.  Deshalb  fort  mit  den  städtischen  Baum- 
schulen, die  ebenso  überflüssig  wie  die  Gemeinde-  und  Provinzial- 
Obstbaumsohulen  sind.  Keine  städtische  Gartenverwaltung,  keine 
Gemeinde  kann  Bäume  in  so  guter  Qualität  und  so  billig  heran- 
ziehen, wie  man  sie  in  den  gutgeleiteten  Haudelsbaumschulen  zu 
mäßigem  Preise  erhält. 

Alles  in  allem  kann  ich  in  den  städtischen,  sowie  in  den  Kur- 
gärtnereien eine  Konkurrenz  für  den  Handelsgärtner  nicht  erblicken; 
im  Gegenteil ,  die  Darbietungen  der  öffentlichen  Gärten  haben  in  den 
weitesten  Kreisen  erst  den  Sinn  für  sorgfältig  gepflegte  Garten- 
anlagen und  hübsch  bepflanzte  Blumengruppen  geweckt;  sie  haben 
Tausende  von  Liebhabern  mit  empfehlenswerten,  ihnen  vorher  un- 
bekannten Schmuckpflanzen  bekannt  gemacht  und  —  der  deutsche 
Handelsgärtner  hat  den  Vorteil  davon  gehabt.  Da  in  diesen 
Gärtnereien  nichts  an  das  Publikum  verkauft  wird,  ist  es  gezwimgen, 
sich  das,  was  sein  Interesse  erregt,  zu  notieren  und  dann  bei  einem 
Handelsgärtner  zu  kaufen  oder  durch  dessen  Vennittlung  zu  be- 
schaffen. M.  H. 

—  Ob  den  ortsansässigen  Handelsgärtnern  (warum  nur  den 
Handels-  und  nicht  auch  den  Landschaftsgärtnern?)  durch  eine  Stadt- 
gärtnorei,  welche  nur  ihren  eigenen  Bedarf  heranzieht  und  keinen 
Handel  treibt,  Nachteile  entstehen,  das  kommt  auf  den  einzelnen 
Fall  an.  Nachteile  entstehen  den  gewerbetreibenden  Gärtnern  in- 
sofern, als  die  Stadt,  wenn  sie  keine  eigene  Gärtnerei  unterhielte, 
alle  Pflanzen  kaufen  mußte,  wodurch  die  gewerbetreibenden  Gärtner 


IX,  37 


Gartenwelt. 


443 


natürlich  verdienten.  Zielit  sich  eine  Stadtverwaltung  alle  Blumen, 
Bäume,  Sträucher  usw.  selbst  heran,  so  geht  den  gewerbetreibenden 
Gäi'tnern  der  Verdienst  verloren  und  es  verdienen  nur  noch  die  großen 
Samenhandlungen  etwas,  besonders  durch  den  großen  Verbrauch  an 
Grassanien  seitens  der  Stadtgärtnereien ;  denn  mit  der  Selbstgewinnung 
der  nötigen  Sämereien  werden  sich  die  wenigsten  Stadtgärtnereien 
abgeben.  Hat  der  Herr  Fragesteller  bisher  einer  Stadtverwaltung  die 
zur  Ausschmückung  erforderlichen  Pflanzen  geliefert  und  zieht  sich 
diese  Stadtverwaltung  jetzt  alles  selbst  heran,  so  entgeht  ihm  natürlich 
der  Verdienst,  den  er  durch  Lieferung  der  Blumen  usw.  hatte. 
Warum  sollte  sich  eine  Stadtverwaltung  die  erforderlichen  Pflanzen 
nicht  durch  eigene  Gärtner  heranziehen  und  verarbeiten  lassen?  Mit 
demselben  Rechte  könnte  ein  Bauunternehmer  von  Nachteil  reden, 
wenn  ein  Handelsgärtner  sich  seine  Steine  direkt  in  der  Ziegelei  und 
seine  Bretter  direkt  in  der  Schneidemühle,  das  Glas  direkt  bei  der 
Glasfabrik  kauft  und  sich  dann  seine  Häuser  und  Kästen  selbst  baut. 
Hier  wird  der  Bauunternehmer  vollständig  von  dem  Gärtner  aus- 
geschaltet, während  die  Stadtgärtnerei  doch  wenigstens  noch  die 
Sämereien  von  dem  gewerbetreibenden  Gärtner  kauft.  Von  einem 
Nachteil  kann  unter  diesen  Umständen  wohl  kaum  die  Rede  sein; 
denn  wenn  ich  mir  meinen  Betrieb  durch  Selbstanfertigung  einzelner 
Sachen  zu  verbilligen  suche,  so  kann  mir  das  keiner  übel  nehmen, 
und  wer  das  dennoch  tut,  der  hat  noch  nicht  darüber  nachgedacht, 
ob  er  vor  seiner  eigenen  Tür  auch  etwas  zu  fegen  haben  könnte. 
Werfen  wir  den  Stadtgärtnereieu  also  nicht  Benachteiligung  der  ge- 
werblichen Gärtnerei  vor,  es  könnte  uns  leicht  derselbe  Vorwurf  in 
anderer  Hinsicht  treffen.  Ernst  Richter,  Charluttenburg. 

—  Diese  Frage  kann  man  nicht  ohne  weiteres  mit  Ja  oder  Nein 
beantworten,  man  liefe  sonst  Gefahr,  in  den  Verdacht  der  Einseitigkeit 
oder  Parteilichkeit  zu  geraten.  Ein  Handelsgärtner  wird  eher  dem 
,,Ja'",  ein  Gartenbeamter  mehr  dem  „Nein"  zuneigen.  Ich  will  es 
versuchen  und  möglichst  unparteiisch  meine  Meinung  zum  Ausdruck 
bringen. 

Allerdings  entstehen  den  ortsansässigen  Handelsgärtnern  durch 
eine  Stadtgärtnerei,  die  eigene  Kjilturen  für  den  Selbstbedarf  betreibt, 
Nachteile,  nämlich  insofern,  als  die  benötigten  Pflanzen  nicht  von 
den  Gärtnern  bezogen  werden,  und  somit  ein  Absatz  an  gewissen 
Pflanzen  bei  letzteren  in  Wegfall  kommt. 

Jedoch  fragen  wir  uns  einmal,  ob  die  Städte  die  immer 
steigenden  Aufwendungen  an  Pflanzen  und  Blumenschmuck  in  öffent- 
lichen Gartenanlagen  bewilligen  wurden,  wenn  sie  nicht  die  Pflanzen- 
ma,ssen,  welche  unsere  Teppichbeete  und  Blumenanlagen  ausfüllen, 
in  eignen  Häusern  und  Kulturbeeten  verhältnismäßig  billig  züchten 
könnten'?  Ich  glaube  schwerlich,  denn  der  eigentliche  Fortschritt  und 
die  erfreulich  umfangreiche  Entwickelung  städtischer  Gärtnereien 
datiert  doch  erst  seit  dem  Bestehen  der  Stadtgärtnereien  mit  eigenen 
Kulturen.  Zudem  sind  die  heutigen  Anforderungen  an  öffentliche 
Anlagen  derartig,  daß  der  Bedarf  an  Pflanzen  die  Anzucht  bei  Weitem 
überschreitet  und  somit  immerhin  noch  beträchtliche  Lieferungen  für 
die  ortsansässigen  Händelsgärtner  verbleiben.  Von  Baumschul-, 
Stauden-  und  Kosenlieferungen  garnicht  zu  sprechen. 

Ich  neige  nun  nach  langjährigen  Beobachtungen  vielmehr  der 
Ansicht  zu.  daß  derartige  Stadtgärtnereien  den  Handelsgärtnern  von 
Vorteil  sind  und  zwar  insofern,  als  die  öffentlichen  Garten-  und 
Blumenanlagen  dem  großen  Publikum  als  Erholung  dienen  und  die 
zur  Schau,  sei  es  auf  Blumenbeeten  oder  Parterres,  als  Solitäre  oder 
in  Schauhäusern,  Palmen-  und  Wintergärten  ausgestellten  und  sich 
vorteilhaft  präsentierenden  Blatt-  und  Blütenpflanzen,  Stauden,  Bäume 
und  Sträucher  doch  nur  dazu  dienen,  die  Blumen-  und  Pflanzen- 
freunde auf  die  Schönheiten  vieler,  ihnen  bisher  unbekannter  Pflanzen- 
arten hinzuweisen,  wie  nicht  minder  weitere  Kreise  für  die  Pflanzen- 
zucht und  Pflege  zu  gewinnen.  Hierzu  ist  der  Handelsgärtner  trotz 
Blumenladen  etc.  nicht  in  gleicher  Weise  in  der  Lage. 

Diese  so  gewissermaßen  von  den  .Stadtgärtnereien  gemachte 
Reklame  und  die  sicher  seitens  der  Handelsgärtner  zu  verspürende 
Hebung  des  Absatzes  überwiegt  doch  auf  jeden  Fall  den  geringen 
Schaden,  der  einzelnen  von  ihnen  durch  die  eigenen  Kulturen  der 
Stadtgärtnereien  insofern  minimal  erwächst,  als  letztere  doch  dann 
im  andern  Falle  ihren  Bezug  auf  die  ortsansässigen  Gärtner  verteilen 


müßte,  um  jedem  gerecht  zu  werden.  Und  da  die  mittleren  und 
größeren  Städte  eine  stattliche  Anzahl  von  HandeLsgärtnereien  auf- 
weisen, so  entfiele  auf  den  einzelnen  Geschäftsmann  kaum  eine 
nennenswerte  Lieferung,  während  in  der  bereits  angeführten  Art  und 
Weise  doch  sicher  der  größere  Nutzen  liegt. 

Natürlich  dürfen  die  Stadtgärtnereien  keinen  Handel  treiben, 
höchstens  sich  auf  den  Austausch  fehlender  Pflanzen  beschränken, 
wie  auch  an  Ausstellungen  sich  nur  „Außer  Konkurrenz"   beteiligen. 

Kurz  gefaßt  und  ohne  weitere  Beweggründe  anzuführen,  möchte 
ich  die  Frage  auf  Grund  meiner  Ausführungen  dahingehend  be- 
antworten, daß  ein  Nachteil  den  Handelsgärtnern  weniger,  mehr 
aber  ein  direkter  oder  indirekter  Nutzen  durch  die  Stadtgärtnereien 
erwächst.  F.  Tutenberg,  Offenbach  a.  M. 


Blumenbindekunst. 
Berlin  im  Festsclimuck. 

Zi  ur  Einholung  der  deutschen  Kronprinzessin  am  '6.  d.  M.  hatte 
sich  Berlin  in  festlicher  Weise  geschmückt.  Die  Hauptfeststraße 
Unter  den  Linden  mit  dem  Pariser  Platz  und  der  „Via  triumphalis", 
dem  Brandenburger  Tor,  prankte  in  einem  so  reichen  Festschmuck, 
wie  ihn  die  Reichshauptstadt  wohl  nie  zuvor  gesehen  hat.  Mit  den 
reichlich  bewilligten  Mitteln  wurde  von  der  Stadt  eine  einheitliche, 
großzügige  Dekoration  geschaffen.  Gewaltige  Mäste  flankierten  die 
Feststraße;  ein  jeder  von  ihnen  wuchs  gleichsam  aus  einem  riesigen 
Rosenkorbe  hervor,  welche  auf  Postamenten  fußten.  Hohe  Mäste, 
von  welchen  Flaggen  iu  den  preußischen  und  mecklenburgischen 
Landesfarben  wehten,  wechselten  mit  kleineren,  kranzgeschmückten. 
Verbunden  wurden  diese  Mäste  durch  rosengeschmückte  Fichten- 
guirlanden,  welche  mit  vergoldeten  Kugelrosetten  befestig  waren. 
Weitere  derartige  Guirlanden  liefen  von  den  Masten  nach  den  Häusern, 
die  Bürgei-steige  in  gewaltige  Laubengänge  verwandelnd.  Auch  die 
Häuser  der  Feststraße  zeigten  reichsten  Schmuck  aus  Guirlanden  und 
Blumen,  hier  und  da  von  orientalischen  Toppichen  unterbrochen. 
Am  Pariser  Platz  waren  gewaltige  Tribünen  errichtet  und  mit 
bordeaurotem  Stoff  umkleidet,  daneben  hatten  viele  Geschäftsinhaber 
die  Schaufenster  ausgeräumt  und  in  Tribünen  verwandelt.  Diese 
improvisierten  Schauplätze  und  die  Fenster  der  Feststraße  fanden  zu 
hohen  Preisen,  bis  zu  600  Mk.  pro  Fenster,  Mieter.  Außerhalb  der 
Hauptfeststraße  hatten  sich  meist  nur  die  Hoflieferantenfirmen  be- 
merkenswerte Schaufenster-  und  Frontdekorationen  geleistet.  Zur 
Herstellung  der  Guirlanden  wurden,  wie  kurz  vorher  bei  der  zwei- 
hundertjährigen Gebui-tstagsf  eier  Charlottenburgs,  ausschließlich  Fichten- 
zweige verwendet,  die  in  Anbetracht  der  herrschenden  Hitze  sofort 
die  Nadeln  zu  werfen  begannen ;  die  verarbeiteten  Rosen  waren  selbst- 
verständlich durchweg  Papierfabrikate.  Viele  Schaufenster  hatten 
sich  in  prächtige  blühende  Miniaturgärteii  verwandelt.  Die  Blümen- 
binder  und  Dekorationsgärtnereien  hatten  am  3.  Juni  einen  guten 
Tag!  M.  H.     ■ 


Dl 


Mannigfaltiges. 

Das  Wässern  des  Sparge 


Gartenbau-Gesellschaft  hat  einer  erneuten  Anfrage  zufolge 
sich  wiederum  an  die  Direktion  der  Kgl.  Lehranstalt  für  Wein-, 
Obst-  und  Gartenbau  in  Geisenheim  a.  Rh.  in  dieser  Angelegenheit 
gewendet  und  erhielt  von  dem  Vorstand  der  dortigen  pflanzen- 
physiologischen Versuchsstation,  Herrn  Dr.,  Kroemer,  folgende 
Auskunft;  „Die  Bedenken,  welche  immer,  wieder  gegen  das 
Wässern  des  Spargels  erhoben  werden,  sind  zum  Teil  etwas  über- 
trieben, wenn  sie  auch  einer  gewissen  Berechtigung  nicht  entbehi-en. 
Sofern  das  Verfahren  der  Spargelwässerung  sich  nur  darauf  erstreckt, 
die  Spargel  unmittelbar  nach  dem  Stechen  für  einige  Stunden  in 
reines  frisches  Wasser  zu  legen,  ist  es  kaum  zu  beanstanden.  Jeden- 
falls ist  in  diesem  Falle  die  Besorgnis  nicht  am  Platze,  daß  der 
Spargel   durch    das    Wässern     eine    nennenswerte    Nährstoffeinbuße 


Die  Gartenwelt. 


IX,    37 


erleiden  könne.  Unsere  Versuche  haben  gezeigt,  daß  Spargelstangen 
selbst  nach  3  — 4tägiger  Aufbewahrung,  in  täglich  gewechseltem 
kühlem  Wasser,  nur  ganz  geringe  Mengen  von  Inhaltsbestandteilen 
abgeben.  Gegenüber  dem  großen  Verlust  an  solchen  Stoffen  bei  der 
küchenmäßigen  Zubereitung  des  Spargels,  bei  der  fast  die  Hälfte  der 
im  Spargel  vorhandenen  Extraktivstoffe  vom  Spargelwasser  aus- 
gezogen werden,  ist  die  Vermindemng  des  Nährstoffgehaltes  bei  kurz- 
andauerndem  Wässern  ganz  unwesentlich.  Größere  Bedenken  erregt 
dagegen  die  Tatsache,  daß  der  Spargel  beim  Wässern  bis  zu  10  % 
seines  Gewichtes  und  darüber  Wasser  einsaugt  und  daher  erheblich 
verteuert,  bezw.  im  Werte  vermindert  wird.  Billigerwoise  muß  man 
deswegen  fordern,  daß  gewässerter  Spargel  als  solcher  deklariert  und 
im  Preise  entsprechend  herabgesetzt  wird.  Direkte  Gefahren  für  die 
Gesundheit  erwachsen  aus  der  Methode  der  Spargelwässerung  nur 
dann,  wenn  unsauberes,  mit  pathogenen  Keimen  verunreinigtes  Wasser 
verwendet  oder  die  Wässerung  zu  lange  ausgedehnt  und  unzweck- 
mäßig gehandhabt  wird.  Wenn  Spargel  länger  als  3—4  Tage  ge- 
wässert wird,  stellt  sich  unter  allen  Umständen  eine  Bakterienfäulnis 
der  Spargelköpfe  ein,  die  sich  durch  Weichwerden  der  letzteren  und 
durch  Auftreten  eines  iinangenehm  strengen,  etwas  ranzigen  Geruchs 
bemerkbar  macht.  Spargel  von  derartiger  Beschaffenheit  ist  unter 
allen  Umständen  zu  verwerfen.  Besondere  Kennzeichen  gewässerten 
Spargels  lassen  sich  sonst  kaum  angeben.  Nach  unseren  Beobachtungen 
scheint  gewässerter  Spargel  besonders  leicht  dazu  zu  neigen,  an  der 
unteren  Schnittstelle  durch  einen  Längsriß  aufzuspringen.  Möglichei'- 
weise  ließe  sich  gewässerter  Spargel  hieran  erkennen.  Ich  habe 
einige  Versuche  anstellen  lassen,  welche  diese  Frage  klären  sollen. 

Maulwürfe  vertreibt  man  lieber,  als  daß  man  sie  fängt  und 
tötet.  Sie  vertragen  den  Steinkohlenteer  und  Petroleumgeruch  nicht. 
Will  man  daher  einen  Maulwurf  verjagen,  so  stopft  man  in  alle 
Gänge  je  einen  mit  Petroleum  oder  Steinkohlenteer  getränkten  Lappen. 


Tagesgeschichte. 


Dortmund.  Die  Stadtverwaltung  beabsichtigt  im  Südosten 
einen  neuen  Friedhof  anzulegen  und  hat  sich  zu  diesem  Zweck  große 
Ländereien  in  der  Gemeinde  Wambel  an  die  Hand  geben  lassen. 
Der  Preis  des  in  Frage  kommenden  Geländes  wird  mit  422000  Mk. 
genannt. 

Elberfeld.  Der  8  Uhr-Ladenschluß  ist  nun  auch  für  die 
Blumengeschäfte  vom  Regierungspräsidenten  angeordnet.  Ausge- 
nommen sind  die  Samstage  und  die  Vorabende  von  Feiertagen. 

Kattowitz.  Die  Stadtverordneten  genehmigten  1200  Mk.  für 
einen  Promenadenweg,  welcher  die  Stadt  mit  dem  Südpark  verbinden 
soll.  Von  den  eingegangenen  Plänen  wurde  der  Entwurf  des  Garten- 
ingenieurs Herrn  Hanisch  daselbst  angenommen  und  ihm  die  Aus- 
führung der  Arbeiten  für  genannte  Summe  übertragen.  A.  K. 

Lüneburg.  In  den  letzten  zehn  Jahren  haben  in  der  Heide 
die  Obstbaumkulturen  schon  hier  und  da  guten  Aufschwung  ge- 
nommen, wenngleich  im  ganzen  Dr.  Linde  in  seiner  Monographie: 
„Die  Lüneburger  Heide"  mit  seiner  tiefernsten  Klage  über  die  Inter- 
esselosigkeit der  Heideleute  an  diesem  Nebenzweige  der  Landwirt- 
schaft recht  hat.  An  einigen  Orten  haben  aber  besonders  die  Lehrer 
einen  guten  Einfluß  in  dieser  Hinsicht  ausgeübt,  so  z.  B.  auch  in 
Stedden.  Vor  15  Jahren  hatte  das  wenige  Einwohner  zählende  Dorf 
nicht  ganz  400  Obstbäume  und  was  für  welche!  und  jetzt  im  Mai 
blühen  dort  über  14Ü0  Obstbäume  von  den  geringsten  bis  zu  den 
feinsten  Sorten.  Der  großartigen  Baumblüte  wegen  wird  das  hübsch 
an  der  Aller  gelegene  Dörfchen  schon  viel  aufgesucht. 

Posen.  In  der  Stadtverordneten-Versammlung  referierte  Stadt- 
verordneter Prof.  Binder  über  die  Herstellung  der  Parkanlage  am 
Fort  Colomb.  Es  ist  hier  eine  größere  gärtnerische  Anlage  mit  einem 
großen  Teiche  geplant.  In  der  Mitte  der  Anlage  ist  ein  größerer 
Kinderspielplatz  vorgesehen.  Die  Gesamtkosten  sind  mit  51000  Mk. 
veranschlagt.     Die  Vorlage  wurde  genehmigt. 

Zwickau.  Der  Platz  um  die  neue  Lutherkirche,  welche  am 
10.  November  eingeweiht  werden  soll,  wird  mit  gärtnerischen  An- 
lagen versehen,  die  auf  5000  Mk.  veranschlagt  sind. 


Bevorstehende  Ausstellungen. 

Annaberg.  Der  hiesige  Gartenbauverein  kann  nächstes  Jahr 
auf  ein  fünfzigjähriges  Bestehen  zurückblicken.  Aus  diesem  Grunde 
will  der  Verein  1900  in  den  Lokalitäten  des  Thießenschen  Restaurants 
eine  Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung  veranstalten. 

Grfinberg.  Hierselbst  findet  vom  16.  bis  24.  September  d.  Js. 
eine  Provinzial-Obst-  und  Gartenbau-Ausstellung  auf  Veranlassung 
des  Zentralverbandes  schlesisoher  Gartenbauvereiue  statt,  mit  der 
die  Wander-Ausstellung  dieses  Verbandes  verbunden  ist. 

Hannover.  Vom  5.  bis  9.  Oktober  d.  J.  findet  hierselbst  eine 
große  Obstbau- Ausstellung  statt.  Die  Landwirtschaftskammer  der 
Provinz  Hannover  hat  die  Kreis-Ausschüsse  und  Magistrate  der  Stadt- 
kreise ersucht,  zu  diesem  Zwecke  möglichst  zahlreiche  Ehren-  und 
Geldpreise  zur  Verfügimg  stellen  zu  wollen.  Die  Namen  der  Preis- 
stifter sollen  in  der  gegen  Mitte  Juni  zur  Versendung  gelangenden 
Ausstellungsordnung  veröffentlicht  werden.  Wie  die  Landwirtschafts- 
kammer des  weitereu  mitteilt,  sind  die  Kosten  für  das  Unternehmea 
in  Höhe  von  20000  Mk.  bereits  siehergestellt. 


Personal-Nachrichten. 

Britton.  Dr.,  der  erste  Direktor  des  Newyorker  botanischen 
Gartens,  trat  am  27.  v.  M.  eine  Europareise  zum  Studium  des  neuen 
botanischen  Gartens  bei  Berlin  und  anderer  europäischer  botanischer 
Gärten  an. 

Dehrn,  Administrator,  ist  mit  dem  Range  eines  Regierungsrates 
als  kgl.  bayr.  Landesinspektor  für  Weinbau  mit  dem  Amtssitz  in 
Neustadt  a.  Haardt  (Rheinpfalz)  ab  1.  Juli  angestellt  worden. 

Schumann,  Gustav,  Obergärtner  a.  D.,  t  am  19.  Mai  im 
84.  Lebensjahre,  zu  Kamborvo.  Prov.  Posen. 

Ecliert,  Traugott,  Gräfl.  Dohnascher  Obergärtner,  f  15.  Mai 
im  Alter  von  57  Jahren  in  Kotzenau.  Der  Verstorbene  bekleidete 
seine  Stellung  seit  1872  und  war  als  hervorragender  Fachmann  bekannt. 

Brings,  Wilh.,  Obergärtner,  Quedlinburg,  erhielt  das  allgemeine 
Ehrenzeichen.  

Brielkasten  der  Redaktion. 

Oberieutnant  R.  S.,  Kleinzscliacliwitz.  Die  eingesandten 
Blüten  entstammen  dem  die  AVissenschaft  noch  heute  in  hohem  Grade 
beschäftigenden,  hochinteressanten  Laburnum  Adamii,  Lavall.  {Cytisiis 
Ädamri,  Poiteau  Cytisiis  purpurens  und  Laburnum  vulgare). 

Es  ist  dies  das  auffälligste  Beispiel  von  Knospenvariation  was 
wir  in  Kultur  besitzen. 

Dieser  interessante,  durch  Veredelung  auf  L.  vulgare  fort- 
gepflanzte Strauch  wird  bekanntlich  als  Pfropfbastard  aufgefaßt,  d.  h. 
ein  von  Oytisus  jmrpurcus  auf  L.  vulgare  gepfropftes  Reis  soll  dicht 
über  der  Veredelungsstelle  abgebrochen  sein,  und  unterhalb  der  Ver- 
edelungsstelle soll  sich  ein  Sproß  gebildet  haben  (L.  Adami),  welcher 
den  Mischling,  also  eine  Zwischenform  darstellt  mit  kleineren  Blättern 
und  schmutzig-purpurroten  kleineren  Blütentrauben  als  L.  vulgare 
sie  hat.  Das  Auffälligste  und  bis  heute  Unerklärliche,  dazu  einzig 
in  dieser  Art  dastehende  ist  aber,  daß  dieser  durch  Veredelung  fort- 
gepflanzte Bastard  die  Befähigung  behält,  durch  Knospen- 
variation jederzeit  in  der  Baumkrone  beide  Stammeltern, 
also  Laburnum  vulgare  und  Cytisus  purpureus  rein 
wieder  zu  erzeugen,  so  dass  wir  gleichzeitig  goldgelbe,  schmutzig- 
rote und  schön  rosafarbige  Blüten  in  der  Krone  blühen  sehen. 

Da  Oylisus  purpureus  in  rauheren  Lagen  empfindhch  ist,  so 
kann  es  vorkommen,  daß  nach  härteren  Wintern  die  kleinen  Nestern 
in  der  Krone  vergleichbaren  Büschchen  von  Cytisus  purpureus  ganz 
verschwinden,  um  später  an  anderen  Stellen  aus  älteren  Zweigen 
plötzlich  wieder  hervorzusprossen. 

Hier  tritt  also  ein  längeres  Schlummern  und  plötzliches  Wieder- 
aufwachen ererbter  Eigenschaften  in  auffälligster  Weise  auf. 

Wie  schon  erwähnt,  wird  unabläßlich  wissenschaftlich  gearbeitet 
und  experimentiert,  um  die  wunderbare  Entstehung  dieses  .so  hoch- 
interessanten Bastardgoldregens  genau  zu  ergründen.     L.  Beißner. 

Drucl{fehlerberichtigung.  Auf  Seite  410,  Zeile  4  von  unten 
rechts  lies  horstweise  (=  truppweise)  statt  forstweise. 


Verantwortl.  Redakteur:  Max  Hesdörffer,  Berlin.  —  Verlac  v.  Richard  Carl  Schmidt  4  Co.,  Leipzig.  —  Druck :  Anhalt.  Bnchdr.  Qaienberg,e.  G.  m. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


17.  Juni  1905. 


No.  38. 


Nachdruck  and  Nachbildung  aas  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Zier-  und  Dekorationspflanzen. 


Heckeria  iinibellata,  L 

Von  B.  Othmer,  Kgl.  Garteninspektor,  München. 
(Hierxu  eine  Abbildung.) 

Zlii  den  nahen  Verwandten  der  artenreichen  Gattung 
Piper  gehört  die  als  Zierpflanze  schätzbare  und  für  unsere 
Glashaus-Kulturen  empfehlenswerte  Heckeria  umbellata  {Syn. 
Piper  umbellahwi),  die  eine  sehr  kulturwerte  Art  darstellt. 
Die  beistehende  Abbildung  veranschaulicht  ein  schönes  Exemplar. 
Die  unten  etwas  verholzenden  Stengel  tragen  die  abwechselnd 
stehenden,  stengelumfassenden,  breit  herzförmigen  zugespitzten 
Blätter.  Die  Blattmasse  ist'  nicht  sehr  kräftig,  die  fiedrigen 
Nerven  treten  besonders  auf  der  Unterseite  stark  hervor; 
bedeckt  ist  diese  von  einer  dünnen  Schuppenbehaarung.  Eigen- 
tümlich ist  die  helle  graugrüne  Blattfärbiing,  welche  die  Blatt- 
pflanze als  etwas  Apartes  unter  ihresgleichen  erscheinen  läßt 
und  ihre  Pflege  rechtfertigt. 

Im  feuchten  Warmhause,  in  humoser,  nahrhafter  Erde 
gedeiht  dieser  Zierpfeffer  ungemein  leicht  und  lohnt  seinem 
Pfleger  reichlich  die  aufgewandte  Pflege. 


Psilotum  madagascariense. 

Von  R.  Wehrhahn,  Göttingen. 
(Hierxu  eine  Abbildung.) 


,ILk 


sklame"  ist  heute  das  Losungswort  für  jeden  Ge- 
schäftsmann, sei  dieselbe  in  Journalen  oder  in  anderer  "Weise 
angewandt,  Reklame  muß  sein.  Ohne  dies  manchmal  recht 
teure  Manöver  kann  oft  kein  Handeltreibender  bestehen.  Aber 
hierzu  gehört  meistens  Geld,  sehr  viel  Geld,  und  daher  sucht 
jeder  auf  eine  andere,  weniger  kostspielige  Weise  die  Auf- 
merksamkeit der  llenge  auf  sich  zu  ziehen.  Dieses  bewirkt 
man  am  besten  mit  Schaufensterdekorationen.  Wenn  man 
auch  nicht  direkt  sagen  kann,  daß  die  Gärtner  ihre  Schau- 
fenster nicht  geschmackvoll  zieren,  so  kann  man  aber  doch 
behaupten,  daß  es  in  dieser  Hinsicht  noch  recht  schlecht  in 
unserem  Fache  aussieht,  daran  hat  die  meiste  Schuld  die 
Überhäufung  in  den  Auslagen.  Oft  macht  die  Hälfte  der 
Auslage  viel  mehr  aus,  als  wenn  sich  ein  Stück  hinter  das 
andere  verkriecht  und  versteckt.  Etwas  derartiges  ist  über- 
haupt nicht  mehr  Dekoration   zu   nennen.     Daß  wir  uns  von 

Gartenwelt.     IX. 


anderen,  z.  B.  Dekorateuren  usw.  haben  übertrumpfen  lassen, 
zeigen  am  besten  die  in  Berlin  ins  Leben  gerufenen  Schau- 
fensterwettbewerbe. 

Vor  allen  Dingen  kommt  es  auf  den  guten  Geschmack 
des  Ausstellers  an,  die  Pflanzen  imd  Bindereien  spielen  erst 
eine  zweite  Rolle.  Da  aber  die  meisten  Pflanzen  immer 
wiederkehren  und  ein  Laie  gute  und  mittelmäßige  Sorten  kaum 
von  einander  imterscheiden  kann,  verlieren  diese  vollständig 
den  Reiz.  Man  muß  also  auch  unbekannte,  durch  ihre  eigen- 
artige Form  in  die  Augen  fallende  Pflanzen  dem  Beschauer 
vorführen. 

Ohne  Zweifel  kann  man  zu  letzteren  das  im  Bilde  vor- 
liegende Psilotum  madagascariense  rechnen.  Seine  sterilen 
Zweige    hängen    lang    herunter    und    geben    der   Pflanze   ein 


Heckeria  umbellata. 

Vom    Verfasser  für  die   „GartenweU"   photogr.  aufgeno 


Die  Gartenwelt. 


IX. 


phantastisches  Äusselien ;  sie 
ähnelt  den  in  Australien 
heimischen  Casuarinen. 

Die  botanischen  Merk- 
male der  Pflanze  sollen  hier 
Platz  finden.  Man  bemerkt 
unter  starker  Vergrößerung 
nur  eine  Art  von  Sporen; 
sie  gehört  daher  zu  den 
Lycopodiaceen,  während  die 
Selaginellaceen  und  -Isoeta- 
ceen  zwei  Sporenarten  be- 
sitzen, die  Mikro-  imd  Makro- 
sporen. Die  Äste  des  Psüo- 
tum  sind  dichotomisch  ver- 
zweigt und  kantig.  Sie  be- 
sitzen sehr  kleine,  schuppen- 
artige pfriemliche  Blätter. 
Die  Fruchthäufchen  sehen 
kleinen  gelben  Kügelchen 
ähnlich,  die  dicht  am  Stengel 
sitzen.  Die  Sporangien  sind 
dreifächerig  imd  öffnen  sicii 
dreiklappig. 

Die  Art  madagascariensc 
ist  in  Südafrika  heimisch. 
Sie  gehört  ins  Warmhaus  und 
liebt  im  Winter  einen  hellen 
Standort,  will  im  Sommer 
schattiert  und  feucht  stehen  ; 
am  besten  gibt  man  ihr  gute 
Heideerde  mit  Polypodiiim- 
Fasern  und  Holzkohle. 

Die  Fortpflanzimg  ge- 
schieht durch  Teilung  und  Sporen,  die  man  auf  Torf 
Die  beste  Methode,  Sporen  zu  erhalten,  ist  die,  daß  man  die 
gelben  Sporenträger  etwas  vor  der  absoluten  Reife  abpflückt 
und  sie  in  einem  trockenen,  warmen  Zimmer  auf  einem  Stück 
Papier  ausbreitet.  Haben  dieselben  dort  zwei  Tage  gelegen, 
wird  man  auf  dem  Papier  unter  den  Sporangien  gelblich- 
braunen  Staub  finden,  die  Sporen. 


rfasser  für  die  „Garte 


Koniferen. 

Nochmals  Abies  arizonica  Merriam. 

Von  L.  Beißner. 

in  den  Mitteilungen  der  deutschen  dendrologischen  Gesell- 
schaft 1897,  Seite  54,  gab  ich  die  erste  Beschreibung  dieser 
merkwüi-digen  Korktanne  Arizonas.  Im  Jahrgang  1900,  Seite  45, 
brachte  Herr  Purpus,  unter  Vorlage  von  Zweigen  und  Stücken 
der  rahmweißen  Korkrinde,  nochmals  eine  eingehende  Be- 
schreibung, und  1901,  Seite  427  der  Garten  weit  wurden 
durch  eine  Farbentafel  Prachtexemplare,  wie  sie  unser  verdienst- 
voller Herr  Purpus  auffand,  dem  Leser  zur  Anschauung  ge- 
boten. 

Einer  näheren  Beschreibung  dieser,  in  ihrer  Erscheinung 
einzig  dastehenden  Tanne  wird  es  deshalb  nicht  mehr  be- 
dürfen. 

Es  fragt  sich  nur,  wird  sich  dieser  Prachtbatmi  bei  uns 
wie   in   der  Heimat    in    seiner    ganzen    Schönheit    entwickeln. 


und  wie  haben  wir  ihn  zu 
kultivieren,  um  dies  wenig- 
stens annähernd  zu  er- 
reichen? 

Daß  ein  Baum,  welcher 
in  den  San  Francisco  Moun- 
tains in  Arizona  bis  zu  einer 
Erhebung  von  3000  m  auf- 
steigt, bei  uns  als  winterhart 
zu  betrachten  sein  dürfte, 
ist  wohl  kaum  fraglich. 

Es  handelt  sich  also  vor 
allem  darum,  ihm  die  passend- 
sten Standorte  anzuweisen, 
wo  der  Baum  annähernd  die 
Bedingungen  wie  in  der 
Heimat  wiederfindet.  Dies 
wären  also,  neben  genügender 
Bodenfeuchtigkeit,  auch  be- 
sonders hohe  Luftfeuchtig- 
keit. Neben  Gebirgs-  oder 
Seeklima,  andererseits  be- 
günstigt durch  Wasserflächen 
oder  Wasserläufe,  oder  im 
feuchtgründigen  Park,  wo 
ilurch  hohe  seitliche  Pflan- 
zungen ohne  Über.schirmung 
^1  Iisdörrende  Winde  und  Son- 
iieiibranil  abni'lialten  weixlen, 
(laswer.leinli-  l'läi/.p  sein,  wo 
wir  A.  ariujiiii-a  zu  kulti- 
vieren versuchen  müssen. 
Wo  die  nächste  Verwandte, 
Abies  suhalpina.  freudig  ge- 
deiht, da  werden  wir  auch  Ah.  arizonica  aufbringen,  wie 
dies  auch   die  bisherigen  Kulturversuche  ergeben  haben. 

Wir  wissen,  daß  die  meisten  Abies-Arten,  Weißtannen, 
in  eingeschlossenen,  heißen,  lufttrockenen  Lagen  verkümmern; 
neben  Äbies  pectinata  sind  es  vor  allem  Ab.  balsamea,  Ab. 
subalpina,  Ab.  sibirica.,  und  von  Fichten  Picea  sitchansis,  die 
hier  unfehlbar  langsam  zugrunde  gehen,  also  besser  gar  nicht 
gepflanzt  werden  sollten. 

Es  kann  also  kein  größerer  Fehler  begangen  werden,  als 
Ah.  arizonica,  befürchtend,  sie  möge  bei  uns  zärtlich  sein, 
die  wärmsten,  sonnigsten,  eingeschlossensten  Plätze  anzu- 
weisen. Ich  habe  wiederholt  in  den  dendrologischen  Mit- 
teilungen auf  diesen  Umstand  hingewiesen  und  will  hoffen, 
daß  diese  erneute  Mahnung  dazu  beitragen  möge,  die  Kultur 
dieser  schönen  Tanne  richtig  anzugreifen,  um  hoffentlich 
dann  später  auch  gute  Resultate  melden  zu  können.  Das  muß 
ja  die  Zukunft  lehren. 

Noch  möchte  ich  darauf  hinweisen,  daß  Purpus  auch 
von  einer  alpinen  Form,  der  Ab.  arizonica  berichtete,  die, 
entsprechend  der  höheren  Lage,  einen  etwas  niedrigeren,  ge- 
drungeneren Wuchs,  verbunden  mit  einer  auffallend  silber- 
weißen Färbung  aufweist,  daß  es  aber  durchaus  falsch 
ist,  hier  von  einer  var.  pyginaea  zu  sprechen,  wie  das  leider 
bei  Saat-  und  Pflanzen  verkauf  irrtümlich  geschehen  ist. 
Hier  ist  von  keiner  Zwergform  die  Rede,  was  wir  unter  var. 
pygmaea  doch  verstehen,  also  diese  Bezeichnung  ist  als 
falsch  zu  streichen,  worauf  ich  schon  in  den  dendro- 
logischen Mitteilungen  1903,  Seite  59,  hingewiesen  habe.    Ich 


IX,  38 


Die    Gartenwelt. 


•147 


möchto  also  auch  an  dieser  Stelle  alle  beteiligten  Kreise 
bitten,  diese  falsche  Bezeichnung  überall  da,  wo  sie  noch 
auftreten  sollte,  auszumerzen. 

Im  höchsten  Grade  unangenehm  muß  es  jeden  Sach- 
kundigen berühren,  wenn  in  marktschreierischer,  überschwäng- 
licher  Weise  eine  Neueinführung  ausgeboten  wird,  wie  es 
leider  auch  mit  Ah.  arizonica  geschehen  ist.  Es  schadet  dies 
stets  mehr  als  es  nützt,  und  wir  sehen  jetzt  schon  die  un- 
angenehmen Folgen.  Man  kann  nie  von  unübertrefflicher  Schön- 
heit sprechen,  bevor  sie  nicht  bei  uns  erprobt  worden  ist. 
Hier  kann  nur  die  Zukunft  bei  entsprechender  richtiger  Kultur 
lehren,  was  uns  Ab.  arizonica  gegenüber  anderen  in  der 
Wirkung   ähnlichen    bewährten    Koniferen   dereinst  sein  wird. 


reinen  Blau  der  etwa  20  cm  großen  Blumen  eine  der  wert- 
vollsten tropisclien  Seerosen  ist,  deren  Wei-t  datlurch  erhöht 
wird,  daß  sie  tagelang  geöffnet  bleibt,  um  den  Beschauer 
durch  den  Reiz  der  dunklen  und  hellblauen  Karben  ihrer 
Fetalen  und  das  Schwefelgelb  der  zahlreichen  Staubfäden  zu 
erfreuen.  Nur  darf  man  sich  durch  den  Namen  „gigantea^'' 
nicht  zu  übertriebenen  Vorstellungen  von  der  Größe  der 
Pflanze  verleiten  lassen.  Nur  die  Blume  wird  bei  älteren 
Pflanzen  in  guter  Kultur  besonders  groß,  jüngere  Pflanzen, 
die  man  über  Winter  in  Vegetation  hält,  blühen  bereits  im 
April,  ihre  Blütengröße  ist  aber  nur  eine  bescheidene. 


Obstbau . 


Wasserpflanzen. 
Nyraphaea  gigantea.*) 

Von  F.  Rehnelt,  Großh.  Garteniuspektor,  Gießen. 
(Hierxu  eine  Abbildung.) 

Als  Nymphaea  giganiea^  Hook.,  1852  aus  dem  tropischen 
Australien  eingeführt  wurde,  glaubte  man  in  ihr  eine  Eivalin 
der  damals  so  ungeheures  Aufsehen  erregenden  Victoria  regia, 
ein  neues  Wunder  aus  dem  Wunderlande  gefunden  zu  haben. 
Während  aber  die  Viktoria  sieghaft  ihren  Platz  behauptete, 
kam  die  mit  so  großer  Begeisterung  empfangene  Neuholländerin 
bald  wieder  aus  der  Mode,  weil  sie  bei  weitem  nicht  so 
imposant  war,  als  man  nach  den  ersten  Berichten  annehmen 
mußte.  Auch  fehlte  es  wohl  an  tiefen,  heizbaren  Bassins, 
in  denen  sie  sich  zur  VoUkotfimenheit  hätte  entwickeln  können. 
So  ging  sie  denn  vollständig  verloren,  bis  sie  vor  etwa 
15  Jahren,  als  die  Liebhaberei  für  tropische  Seerosen  er- 
wachte, wieder  neu  eingeführt  wurde.  Was  man  inzwischen 
als  N.  giganiea  in  Kultur  hatte,  waren  Arten  oder  Hybriden 
aus  der  Gruppe  der  CyananÜios. 

Nymplmea  giganiea  wächst  von  Natur  aus  in  verhältnis- 
mäßig tiefem  Wasser  und  verlangt,  besonders  zum  Austreiben, 
hohe  Wärme.  Hybriden  hat  sie  noch  nicht  erzeugt  und  alle 
auf  Kreuzung  mit  anderen  Arten  hinzielende  Bemühungen 
waren  seither  vergeblich.  Doch  hat  man  Kulturformen  ge- 
wonnen, die  bedeutend  härter  sind  und  nicht  mehr  Wärme 
beanspruchen  als  andere  blaue  Nyraphäen.  Eine  solche  Form, 
deren  williges  und  reiches 
Blühen  hervorzuheben  ist, 
zeigt  unsere  beistehende  Ab- 
bildung. Wenn  man  be- 
denkt, wie  formenreich  unsere 
einheimische  weiße  Seerose 
in  der  Natur  ist,  so  liegt 
der  Gedanke  nahe,  daß  man 
vielleicht  leichter  blühende, 
in  seichtem  Wasser  fortkom- 
mende Varietäten  eingeführt 
hat  und  der  Kultivateur  hat 
unter  diesen  dann  nur  Aus- 
lese zu  halten  brauchen.  Wie 
dem  aber  auch  sei,  soviel  ist 
sicher,  daß  NymphafM  gi- 
ganiea mit  ihrem  prachtvollen 


•)  Vergl.  Jahrg.  I,  Seite  121. 


der  Handelsgür 


Einige  Obstliebhaber  aus  der  Insektenwelt. 

Von  0.  Jacobs,  Weitendorf. 
(Hierxu  drei  Abbildungen.) 

Jür  unreife  Früchte  finden  sich  nur  wenig  Liebhaber. 
Selbst  unsere  Jugend,  die  sonst  nicht  wählerisch  ist,  ver- 
greift sich  nur  einmal  an  solchen  Sachen,  wenn  sie  die  herbe 
Säure  verspürte.  Sobald  aber  die  Früchte  reifen  und  durch 
Farbe  und  oft  auch  durch  Duft  zum  Genießen  einladen,  finden 
sich  nicht  nur  die  meisten  Menschenkinder  zum  Essen  ein, 
sondern  auch  unter  den  Insekten  zeigen  sich  verschiedene 
Obstfreunde,  oft  sogar  solche,  die  im  allgemeinen  tierische 
Nahrung  aufnehmen.  Ist  der  Schaden,  den  diese  Liebhaber 
stiften,  bei  einigen  Arten  nur  gering,  so  können  doch  andere 
wieder  Unmengen  von  Früchten  durch  Benagen  zerstören  und 
für  den  menschlichen  Genuß  unbrauchbar  machen. 

Am  meisten  gefürchtet  von  allen  Obstzüchtern  sind  die 
Wespen,  da  sie  fast  regelmäßig  in  großer  Zahl  auftreten 
und  mit  ihrem  feinen  Spürsinn  sich  stets  die  besten  Früchte 
zur  Mahlzeit  auswählen,  so  daß  mit  Recht  das  Sprichwort 
lautet:  „Die  schlechtsten  Früchte  sind  es  nicht,  woran  die 
Wespen  nagen!"  Die  ersten  Früchte,  wovon  die  Wespen  eine 
Kostprobe  nehmen,  sind  in  meinem  Garten  die  Frühpfirsiche. 
Wenn  Menschenaugen  noch  kaiun  die  eintretende  Reife  be- 
merken, sind  diese  Liebhaber,  angelockt  durch  den  Duft, 
schon  da  und  untersuchen  die  einzelnen  Früchte.  Schone, 
g:-oße  Schaustücke  von  100  Gramm  und  mehr  Gewicht  sind 
am  meisten  in  Gefahr,  da  sie  bei  eintretender  Reife  den 
stärksten  Duft  ausströmen. 
Will  man  diese  Paradestücke 
unversehrt  ernten,  so  muß 
man  sie  schon  ein  paar  Tage 
vor  der  Reife  abnehmen,  (über- 
haupt muß  zu  dieser  Zeit 
täglich  nachgesehen  werden, 
und  alle  Früchte,  die  kurz 
vor  der  Reife  stehen,  müssen 
abgenommen  werden,  trotz- 
dem aber  werden  unsere 
Wespen  doch  schon  ver- 
schiedene Früchte  schmack- 
haft finden,  die  man  noch 
hängen  ließ.  Verschmäht 
werden  auch  von  diesen 
Liebhabern  die  Stachelbeeren 
nicht;  besonders  werden  sie 
im   Spätsommer  gerne    auf- 


Nyiiiphaea  gigantea. 

von  Heinr.  Heakel,  Darmstadt,  für 
photogr.  aufgeDommeQ. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  38 


jÄ^'f. 


Hornisse  als  Obstschädlinge. 

Originalzeichnung  für  die  „Gartenwelt" 


gesucht  und  vollständig  ausgesogen,  sodaß  im  Herbste  leere  Hülsen 
an  den  Sträuchern  hängen.  Mit  Vorliebe  suchen  die  Wespen 
reifende  Weintrauben  auf,  und  da  bei  diesen  die  einzelnen 
Beeren  gewöhnlich  nach  einander  reifen,  kann  es  kommen, 
daß  sie  ganze  Trauben  verzehren,  wenn  diese  nicht  rechtzeitig 
geschützt  werden.  Da  Weintrauben  durchaus  am  Stocke 
reifen  müssen,  gibt  es  keinen  besseren  Schutz  für  sie  als 
kleine  Gazesäcke,  die  bei  beginnender  Reife  über  die  Trauben 
gezogen  und  zugebunden  werden.*) 

Jeder  Obstzüchter  muß,  um  die  Wesjjenplage  zu  ver- 
mindern, besonders  im  Frühling  gegen  diese  Insekten  zu 
Felde  ziehen.  Man  findet  bereits  im  März  einzelne  große 
Exemplare  umherstreifend.  Das  sind  überwinterte  Mütter 
oder  Königinnen,  von  welchen  jede  einzelne  am  passenden 
Orte  eine  Kolonie  gründet,  die  dann  im  Sommer  zu  vielen 
Hunderten  angewachsen  ist.  Tötet  man  also  im  Frühlinge 
eine  Wespe,  so  verhindert  man  damit  eine  ganze  Nieder- 
lassung. Oft  aber  entdeckt  man  erst  im  Sommer  in  der  Nähe 
des  Gartens  das  Wespennest,  wenn  die  flinken  Tierchen  recht 
emsig  an  der  Arbeit  sind.  Da  ist  die  Sache  schon  schwieriger, 
zumal  die  überaus  beweglichen  Gesellen  einen  spitzen  Stachel 
führen  und  ihre  Behausung  tapfer  verteidigen.  Ein  Zu- 
werfen und  Feststampfen  des  Eingangs  mit  Ei-de  am  Abend 
nützt  nichts,  da  meistens  schon  am  nächsten  Morgen  ein 
neuer  Ausgang  geschaffen  ist.  Ebensowenig  hat  es  Zweck, 
Wasser  in  den  Eingang  zu  gießen,  da  die  Röhre  meistens 
eine  ganze  Strecke  in  wagerechter  Richtung  führt  und  das 
eigentliche  Nest  gewöhnlich  höher  hängt  als  der  Eingang 
liegt.  Überhaupt  sterben  die  Wespen  nicht  so  leicht  im 
Wasser.  Vor  zwei  Jahren  hing  unter  dem  überstehenden 
Dache  meines  Hausos  ein  ziemlieh  großes  Wespennest,  das 
frühmorgens,  als  noch  alle  daheim  waren,  in  einen  Sack  ge- 
stoßen wurde.  Um  die  Tiere  schnell  zu  töten,  wurde  der 
zugebundene  Sack  gegen  10  Minuten  unter  Wasser  gedrückt. 
Aber  als  ich  dann  den  Sack  untersuchte,  waren  die  meisten 
Wespen  lebendig  und  wollten  herauskriechen.  Da  zufällig 
kochendes  Wasser  bereit  stand,  wurde  der  Sack  da  hinein- 
gedrückt und  die  Wespen  waren  sofort  tot.**)   Am  sichersten 

*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Ein  sehr  umständliches 
und  oft  nutzloses  Verfahren. 

**)  Anmerkung  der  Rodaktion.  An  SpaUeren,  Bäumen, 
Dächern  etc.  befindliche  Wespennester  brennt  man  am  besten  am 
späten  Abend,  wenn  alle  Wespen  im  Nest  sind,  mit  einer  Stroh- 
fackel ab. 


vernichtet  man  die  in  Erdhöhlen  hausenden  Kolonien,  wenn 
man  frühmorgens  einen  brennenden  Schwefellappen  eine 
Strecke  in  den  Eingang  .schiebt  nnd  dann  die  Öffnung  mit 
Erde  schließt.  Waren  noch  alle  daheim,  so  wird  sieh  keine 
Wespe  wieder  zeigen. 

Sind  die  Wespennester  nicht  auffindbar  und  die  Be- 
lästigung wird  groß,  so  muß  man  zum  Fangglas  greifen. 
Es  sind  für  diesen  Zweck  besondere  Gläser  konstruiert;  ich 
bin  jedoch  mit  einfachen  Glashäfen  oder  Einmachgläsern,  wie 
sie  sich  in  jedem  Haushalt  finden,  gut  fertig  geworden.  Als 
Lockmittel  tut  man  mit  Wasser  verdünnten  Fnichtsaft  oder 
Honig  hinein  und  befestigt  mit  Draht  die  Gläser  an  solchen 
Stellen,  wo  die  Insekten  besonders  zahlreich  anfliegen.  Nach 
einigen  Tagen  werden  die  Gläser  von  den  toten  Wespen  ge- 
reinigt und  wieder  neue  Lockspeise  hinein  getan. 

Ähnlichen  Schaden  als  die  Wespen  richten  die  Hornisse 
an,  doch  kommen  diese  Tiere  seltener  vor;  dafür  aber  legen 
sie  ihre  Kolonien  gerne  in  hohlen  Bäumen  und  anderen  xm- 
zugänglichen  Orten  an,  und  man  kann  daher  selten  an  eine 
Vernichtung  gehen.  Im  letzten  Sommer  waren  in  der  Nähe 
meiner  Wohnung  zwei  Hornissenbaue  und  ich  konnte  daher 
eingehend  das  Leben  imd  Treiben  dieser  Insekten  beobachten. 
Nur  selten  stellte  sich  eine  Hornisse  bei  den  Pfirsichen  ein, 
bei  den  Beerenfrüchten  gar  nicht.  Als  wirkliche  Obstliebhaber 
entpuppten  sich  diese  Tiere  erst  von  Mitte  September  an,  als 
die  ersten  Birnen  in  meinem  Garten  reiften.  Von  dieser 
Zeit  an  fand  ich  sie  in  großer  Zahl  an  den  Birnen  schaben. 
Sie  wählten  regelmäßig  die  größten  und  reifsten  Früchte,  und 
bald  hing  eine  ganze  Zahl  halber  Birnen  am  Baum,  andere 
fielen  zur  Erde  und  wurden  hier  weiter  benagt.  Das  An- 
sclmeiden  der  Frucht  schien  den  Hornissen  einige  Mühe  zu 
machen,  denn  sie  suchten  gerne  solche  Birnen  auf,  die  bereits 
angeschabt  waren.  Oft  saßen  zwei  Hornisse  zugleich  auf 
einer  Frucht  imd  ließen  es  sich  gut  schmecken,  während 
eine  dritte  vergebens  versuchte,  noch  festen  Fuß  zu  fassen. 
Ganz  erstaunt  war  ich  jedoch,  als  ich  eines  Tages  noch  über 


30  dieser  großen  Insekten   tot  unter  dem  Baume 

fehlte    dafür  zunächst 

jegliche  Erklärung,  bis 

ich  sah,  wie  zwei  Tiere, 

die  sich  mit  den  Füßen 

fest  gepackt  hatten  und 

sich    nun    gegenseitig 

mit  den  scharfen 
Stacheln  bearbeiteten, 
vom  Baume  kollerten. 
In  der  Hitze  des  Kam- 
pfes wurden  beide 
durch  einen  Fußtritt 
getötet.  Bei  weiterer 
Beobachtung  sah  ich 
häufiger,  daß  zwei  Hor- 
nisse bei  der  Mahl- 
zeit uneinig  wurden 
und  dann  mit  scharfen 
Waffen  einen  Gang  auf 
Leben  und  Tod  mach- 
ten. Da  in  der  Nähe 
zwei  Kolonien  waren, 
denke  ich,  daß  die  ganz 
erbittert     kämpfenden  ^  ^,^  Obstschädlinge. 

Tiere  aus  verschiedenen  OriginaUeiAnnng  für  die  „Gartenwelt- 


Mir 


IX,  38 


Die   Gartenwelt. 


Behausungen  stammten,  am  Geruch  sich  als 
Fremdlinge  erkannten  imd  als  grimme  Feinde 
auf  einander  losgingen.  Der  wütende  Kampf 
der  Gegner  endete  meisteus  mit  dem  Tode 
beider.  So  scheinen  diese  Tiere  einen  wirk- 
lichen Vernichtungskampf  gegen  einander 
zu  führen,  sobald  sie  mit  fremden  Kolonisten 
zusammentreffen.  Oder  sollte  es  Brodneid 
sein,  was  die  Tiere  zum  Kampfe  treibt? 
Wohl  schwerlich,  da  noch  eine  ganze  Reihe 
angeschnittener  Birnen  am  Baume  hing.  Wenn 
der  Schaden,  den  die  Hornisse  stiften,  bei 
Hochstämmen  auch  noch  zu  verschmerzen 
ist,  so  kann  er  bei  wertvollen  Spalierbirnen 
doch  z\iweilen  recht  empfindlich  werden.  Man 
tut  daher  gut,  schon  im  Frühling  sein  Auge 
auf  diese  Obstliebhaber  zu  richten,  da  man 
dann  auch  mit  jeder  Hornisse,  die  man 
tötet,  eine  ganze  Niederlassung  verhindert. 
An  Äpfeln  finden  Wespen  und  Hornisse 
anscheinend    keinen    Geschmack,  denn    sie  probierten  sie  nur. 

In  allen  Gärten  kommt  mehr  oder  weniger  zalilreich  der 
Ohrwurm  vor,  eines  der  nützlichsten  Insekten  im  Haus- 
halte der  Natur,  der  unter  normalen  Verhältnissen  ausschließ- 
lich tierische  Nahrung  nimmt  und  eine  Unzahl  Eier,  Larven, 
Püppchen  usw.  von  Schädlingen  verzehrt.  Allgemein  bekannt 
ist  auch  von  diesem  Gesellen,  daß  er  gelegentlich  als 
Vegetarier  Dahlien-  und  Cluysanthemumblüten  kostet  und 
diese  durch  Benagen  verunziert.  Als  Feinschmecker  in  Obst 
lernte  ich  im  letzten  Herbste  den  Ohrwin-m  kennen.  Als 
ich  Ende  September  den  Mecklenburger  Kantapfel,  eine 
feine  Lokalsorte,  pflückte,  fand  ich,  daß  viele  Früchte  am 
Stielende  angenagt  waren.  Bei  weiterem  Pflücken  zeigten 
sich  immer  unmittelbar  unter  dem  Laubwerk,  das  das  Stiel- 
ende deckte,  ein  oder  melirere  Ohrwürmer,  wovon  ich  einige 
noch  bei  der  Mahlzeit  ertappte.  Bei  der  ungeheuren  Dürre 
des  letzten  Sommers  hatten  die  Tiere  wohl  nirgends  feuchte 
Stellen,  die  sie  sehr  lieben,  mehr  finden  können  und  dann 
schließlich  unter  dem  Laube  Unterschlupf  gesucht.  Bei  be- 
ginnender Reife  gefiel  ihnen  wohl  der  Apfelduft,  oder  auch 
mangels  anderer  Nahrung  wurden  sie  hier  gelegentliche 
Vegetarier  und  Obstliebhaber.  Wohl  gegen  zehn  Liter  der 
besten  Früchte  zeigten  kleine  Fraßstellen  und  mußten  sofort 
in  der  Küche  verwendet  werden.  Auch  beim  Eve- Apfel 
waren  einige  angefressen,  bei  anderen  Sorten  nicht.  Da  ich 
den  Ohrwurm  früher  nie  als  Obstfreund  kennen  lernte,  ver- 
zeihe ich  ihm  gerne  seine  Missetat  und  hoffe,  daß  auch  andere 
Obstzüchter,  die  ähnliche  Erfahrungen  machten,  kein  scharfes 
Urteil  über  ihn  fällen.  Keineswegs  aber  darf  der  Obstgärtner 
den  Ohrwurm  vernichten,  damit  würde  er  sich  selbst  den 
größten  Schaden  zufügen. 

Auch  unter  den  Schmetterlingen,  die  sonst  mir  duftende 
Blumen  umgaukeln  imd  hier  den  süßen  Nektar  schlürfen, 
finden  sich  zuweilen  einmal  Obstfreunde.  Wiederholt  hatte 
ich  Gelegenheit  zu  beobachten,  wie  der  Admiral  sich  an 
Pfirsichen  und  süßen,  reifen  Birnen  gütlich  t<it.  Jedoch 
können  diese  Tiere  nur  dann  Obst  naschen,  wenn  dasselbe 
vollständig  reif  und  die  äußere  Schale  durch  andere  Insekten 
weggeschabt  ist.  Einen  wirklichen  Schaden  können  also  die 
Schmetterlinge  niemals  anrichten,  und  wenn  diese  buntbe- 
schwingten Tiere  hin  und  wieder  einmal  zu  Obstfreunden 
werden,  mag  man  ihnen  den  Genuß  und  das  Vergnügen  gönnen. 


Ohrwürmer  als  Opstschädlinge, 

Originalzeichnung:  für  die  „Gartenwelt". 


Gärtnerische  Reiseskizzen. 
Aus  meiner  Reisemappe.    In  Hameln. 

Vom  Herausgeber. 
L/as  Dampfroß  führt  den  Rei-senden  oft  über 
gewaltige  Strecken  unaufhaltsam  dem  Reiseziel 
entgegen.  Was  dazwischen  liegt,  bleibt  meist 
unbeachtet,  und  das  ist  bedauerlich.  An  manchem 
herrlichen  Fleckchen  Erde  fährt  man  zehn-  und 
zwanzigmal  voräber,  bis  man  bei  dem  chronischen 
Mangel  an  Zeit,  dem  häufig  ab;;uhelfen  wäre, 
einmal  ein '  Herz  faßt  und  aussteigt.  Wie  oft 
habe  ich  auf  der  Fahrt  von  Berlin  nach  Köln  die 
schöne  Weserstadt  Hameln  gekreuzt.  Als  ich 
h^tzthin  von  Köln  auf  der  Rückreise  nach  Berlin 
liegriffen  war,  kam  mir  der  Gedanke,  Hameln 
i'iu  Stündchen  zu  opfern,  vornehmlich,  um  dem 
Staudenzüohter  Herrn  Heinrich  Junge  einen 
Besuch  abzustatten.  Mein  Zug  ging  aber  über 
Hannover.  In  Hamm  übergab  ich  am  Bahnhof 
dem  ersten  be.sten  Bahnbeamteu  ein  Telegramm 
an   die  Fahrkartenausgabe  in  Löhne,*)  welches   die   Bestellung   einer 

Löhne  an  den  Zug 


-Hameln  enthielt,  die 


Rückfahrkarte  Löhn 
gebracht  wurde. 

Hameln,  das  durch  seinen  sagenhaften  Rattenfänger  eine 
gewisse  Berühmtheit  erlangt  hat,  weist  eine  Einwohnerzahl  von 
etwa  20  000  auf,  macht  aber  einen  bedeutend  größeren  Eindruck,  da 
es  recht  weitläufig  gebaut  ist.  Im  Wesertale  breitet  es  sich 
malerisch,  von  hübsch  bewaldeten  Höhen  umgeben,  aus.  Die  Straßen 
sind  sauber,  die  Häuser  freundlich,  öffentliche  Gartenanlagen  da- 
gegen nur  in  geringem  Umfang  und  in  sehr  primitiver  Verfa.ssung 
vorhanden:  es  soll  noch  am  nötigen  Kleingeld  zur  Besoldung  eines 
Stadtgäi-tners  fehlen  und  deshalb  sind  Plätze  und  Straßenpflanzungen 
dem  städtischen  ßauamte  unterstellt,  das  sie  durch  einen  unter- 
geordneten, auch  den  Straßenbau  versehenden  Beamten  „bear- 
beiten" läßt. 

Mau  hat  ausgerechnet,  daß  in  der  Reichshauptstadt  auf  je 
tausend  Einwohner  ein  Arzt  entfällt;  in  Hameln  kommt  dagegen  auf  je 
tausend  Einwohner  ein  Handelsgärtner.  Bei  zwanzigtausend  Ein- 
wohnern gibt  es  dort  rund  zwanzig  Handelsgärtner,  von  denen 
viele  auch  Blumengeschäftsinhaber  sind ;  in  einer  Straße  fand 
ich  in  drei  nebeneinander  liegenden  Häusern  moderne  Blumen- 
geschäfte. Alle  diese  Handelsgärtner  betreiben  mit  einer  Ausnahme 
ausschließlich  Platzgeschäft.  Die  Ausnahme  stellt  Herr  Heinrich 
Junge  dar,  der  Platz-  und  Versandgesohäft  zugleich  hat.  Die  Ver- 
sandabteilung bilden  die  Staudenkulturen.  Herr  Junge  ist  seit  acht 
Jahren  etabliert  und  bestrebt,  sein  Geschäft  aus  kleinen  Anfängen 
empor  zu  bringen;  er  hat,  wie  so  manch  anderer  Staudenzüchter 
der  jüngeren  Generation,  das  Interesse  für  diese  Gewächse  und 
daneben  auch  seine  kleine  Frau  von  England  mit  nach  Deutschland 
gebracht. 

Der  Boden  ist  in  Hameln  für  Stauden  nichts  weniger  als 
günstig;  er  ist  ein  zäher  toniger  Mergelboden,  der  in  der  Hitze  und 
Trockenheit  so  hart  wird,  daß  es  unmöghch  ist,  von  einer  Scholle 
auch  nur  ein  Bröckchen  abzubrechen  oder  abzuschlagen.  An  vielen 
Stellen  sind  die  angepflanzten  Stauden  bald  wieder  zugrunde  ge- 
gangen, sodaß  Herr  Junge  auf  systematische  Bodenverbesseruiig 
bedacht  sein  muß.  Infolge  der  frühen  Jahreszeit  blühte  bei  meiner 
Anwesenheit  in  Hameln  noch  verhältnismäßig  wenig.  Iberis,  nament- 
lich die  prächtige  neue,  gedrungen  gewachsene  Iberis  sempervirens 
„Weißer  Zwerg^\  ferner  Doronieum  caueasicum  und  plantagineum 
standen  in  vollem  Flor,  sodaß  die  größere  Schönheit  des  letzteren 
unverkennbar  hervortrat.  Die  Doronieum  sind  als  Frühlingsblüher 
bekannt,  ihre  Blüten  liefern  auch  ein  schätzenswertes  Bindematerial, 
allerdings  nur   da,    wo    sie  an   Ort  und   Stelle   verarbeitet   werden 


*)  Derartige  Telegramme  kosten  stets  nur  25  Pfennige. 


Die  Gartenwelt. 


IX,    38 


Iris  pumila-Sorten 


lunge,  \{ 


Ori^nalaufnahme    für  die  „Gartenwelt'* 


können,  da  sie  zur  natürlichen  Blütezeit  im  Mai  nicht  mehr  ver- 
sandfähig sind.  Besonderes  Augenmerk  richtet  Herr  Junge  auf  die 
Verbesserung  der  Staudenastern  und  haben  wir  ja  bereits  in  diesem 
Jahrgang  neben  Textabbildungen  auch  eine  Farbentafel  seiner  neuesten 
und  besten  Züchtungen  gebracht.  Angepflanzt  fand  ich  neben  alt- 
bewährten Sorten  auch  fünftausend  Sämlinge  eigener  Zucht,  die  erst 
noch  zeigen  sollen,  was  sie  sind.  Verhältnismäßig  groß  sind  die 
Bestände  an  Schwertlilien,  Jris,  speziell  Iris  pumtlaSorteo,  darunter 
befinden  sich  viele  Sämlinge  eigener  Zucht,  die  aber  noch  nicht  dem 
Handel  übergeben  sind.  Diese  frühblühenden  Iris  standen  gerade 
in  vollem  Flor.  Herr  Junge  hat  aber  auch  Iris  pumila  mit  Iris 
germanica-Y arietäten  gekreuzt  und  zwar  mit  gutem  Erfolge.  Die 
daraus  hervorgegangenen  Sämlinge  sind  auf  einem  separat  liegenden 
Grundstücke  ausgepflanzt  und  bereits  zu  starken  Stauden  heran- 
gewachsen. Der  Abstammung  entsprechend,  fällt  die 
Blütezeit  etwas  später  als  bei  den  reinen  pumila-Sorten. 
Diese  Hybriden  stehen  in  der  Größe  zwischen  pumila 
und  germanica,  sind  also  niittelhoch,  aber  immer  noch 
gedrungen  genug,  um  für  Einfassungen  verwend- 
bar zu  sein.  Die  Blütenstiele  sind  kräftiger  und  länger 
als  bei  Iris  pumila.  Schade,  daß  die  einzelnen  Blüten 
der  Iris,  die  man  auch  die  Orchideen  des  freien  Landes 
nennt,  nur  von  kurzer  Dauer  sind.  Trotzdem  lassen 
sie  sich  für  Bindezwecke,  namentlich  für  Gesohenkstücke, 
verarbeiten. 

Als  Mitglied  der  Deutschen  Dahlien-Ge- 
sellschaft betreibt  Herr  Junge  auch  die  Kultur  der 
Edeldahlien  in  größerem  Umfange.  Die  Knollen 
waren  bei  meiner  Anwesenheit  bereits  ausgepflanzt. 
In  Rücksicht  auf  den  schlechten,  harten  Tonboden  muli 
für  jede  Knolle  ein  großes,  mit  guter  Erde  zu  füllen- 
des Pflanzloch  ausgehoben  werden. 

Einen  neuen  Zweig  der  Jungeschen  Gärtnerei 
bilden  die  Wasserpflanzenkulturen.  Sie  werden  hier  in 
ebenso  einfacher  als  praktischer  Weise  in  großen 
halbierten,  bis  ziemlich  zum  Kand  eingegrabenen  ameri- 
kanischen Schmalztonnen  kultiviert.  Der  Preis  einer 
derartigen  halben  Tonne  stellt  sich  auf  sechs  Mark. 
Diese  Kulturmethode  bietet  dem  Züchter  am  meisten 
Aussicht,  konstante  Nachzucht  aus  Samen  zu  erzielen. 
Man  läßt  die  reifen  Samen  einfach  zu  Boden  sinken  und 
auskeimen,    um    sie    dann   gesondert    zu   pikieren,  was 


nicht  möglich  ist,  wenn  man  z.  B.  verschiedene  Nymphaeen- 
hybriden  im  gemeinsamen  Bassin  kultiviert. 

Bei  der  Besichtigung  der  Kulturen  fiel  mir  auf,  daß 
fast  allenthalben  die  Etiketten  fehlten.  Herr  Junge  er- 
klärte mir  aber,  daß  ihm  das  Etikettieren  der  Pflanzen 
zu  unsicher  sei  und  er  deshalb  über  jedes  Quartier  ein 
besonderes  Quartierbuch  führe,  in  welches  die  ein- 
zelnen Sorten  in  der  Reihenfolge  ihrer  Anpflanzung  ein- 
getragen sind.  Findet  in  dem  betreffenden  Quartier  eine 
Veränderung  statt,  so  wird  auch  das  Quartierbuch 
entsprechend  geändert.  Diese  Quartierbücher  hat  Herr 
Junge,  wie  er  mir  weiterhin  erzählte,  schon  während 
seiner  Lehrzeit  in  der  Baumschule  von  Sc  hiebler  & 
Sohn  in  Celle  kennen  gelernt.  Mir  waren  diese  Mit- 
teilungen sehr  interessant,  da  ich  auch  auf  meinem 
Grundstück  von  der  Etikettierung  in  diesem  Jahre  ab- 
gekommen bin  und  alle  Aussaaten  und  Anpflanzungen 
in  ein  besonderes  Heft  so  eingetragen  habe,  daß  ich 
jederzeit  mit  Leichtigkeit  jede  einzelne  Sorte  feststellen 
kann.  Ich  bin  dazu  gekommen,  nachdem  ich  festgestellt 
hatte,  daß  die  Aluminium-Anhängeetiketten  weder 
der  Witterung  noch  den  Hej-bststürmen  standhalten.  Die 
Ösen  reißen  aus  und  die  leichten  Dinger  fliegen  auf 
Nimmerwiedersehen  davon.  Stecketiketten  faulen 
lasch,  weiden  von  Krähen  aus  dem  Boden  ge- 
rissen oder  durch  den  Win terfrost  ausgehoben. 
Von  allen  Stecketiketten  meiner  Rosenveredlungen,  die 
15  cm  tief  im  Boden  steckten,  hat  nicht  ein  einziges  dem  vergangenen 
milden  Winter  Stand  gehalten.  Für  Standpflanzen  empfehle  ich  Por- 
zellanetiketten mit  eingebrannter  Schrift.  Der  beste  Dralit  zu  ihrer 
Befestigung  ist  verzinkter  Eisendraht;  mit  Bleidraht  befestigt, 
reißen  sie  bei  Sturm  aus,  während  Messingdraht  schon  nach  fünf 
bis  sechs  Monaten  unter  dem  Einfluß  der  Witterung  mürbe  und 
brüchig  wird. 

Nachdem  mir  Herr  Junge  seine  Herrlichkeiten  gezeigt  hatte, 
führte  er  mich  zur  Bahn,  wo  ich  gerade  noch  rechtzeitig  ankam, 
um  meinen  Zug  vorüberfahren  zu  sehen.  Ich  mußte  nun  gute 
Miene  zum  bösen  Spiel  machen  und  die  Nacht  in  Hameln  bleiben. 
Der  Nachmittag  wurde  zu  einem  interessanten  Spaziergang  in  die 
Umgebung  von  Hameln  verwendet,  der  u.  a.  auch  Gelegenheit  bot, 
die  in    einigen  Privatgärten    stehenden    Koniferen    von    unvergleich- 


Durui; 


Miiin,  im   \'iirdcrgruiicl   ibcris  scinjjervircns 
in  der  üartnerei  \oii  lleinr.  junge,  Hameln. 
Origiualaufoahme  für  die  „Gartenwelt". 


.Weisser 


IX,  38 


Die  Gartenwelt. 


lieber  Schönheit  zu  bewundeni.  Reich  an  seltenen  Laubgehölzen 
und  Koniferen  in  sehr  starken  Exemplaren  ist  der  sogenannte 
Ohrberg  bei  Hameln,  über  dessen  Herrlichkeiten  bereits  im  fünften 
(1901),  Seite   500  der  „Gartenwelt"  berichtet  wurde. 


Skizzen  aus  der  RiUlerstadt  Wiesbaden! 

Von  Gartentechniker  Friedrich  Schwartz,  Düsseldorf. 

Xn  einer  Zeit,  wo  grade  in  AViesbaden  der  Name  des  großen 
Dichters  Friedrich  von  Schiller  so  viel  genannt  wird,  möge  auch  hier 
ein  Wort  von  ihm  zitiert  werden:  „Das  Alte  fällt  und  neues  Leben 
sprießt  aus  den  Ruinen!"' 

Mit  Schrecken  bemerkt  nämlich  der  Fremde,  welcher  die  alte 
Bäderstadt  Wiesbaden  besucht,  daß  das  alte  Kurhaus,  welches  fast 
100  Jahre  lang  (es  wurde  1808  erbaut)  der  Anziehungspunkt  vieler 
Reisender  war,  vom  Erdboden  verschwunden  ist.  Nur  einige  alte 
Säulen  und  Bruchteile  des  Giebeldreiecks  sind  als 
Erinnerung  an  verschwundene  Herrlichkeit  in  den 
Anlagen  am  Warmen-Damm,  neben  dem  königlichen 
Theater,  wieder  aufgebaut  worden.  Die  Anlagen  un- 
mittelbar hinter  dem  ehemaligen  Kurhause  sind  dem- 
entsprechend auch  beinahe  in  eine  Wüste  verwandelt 
worden.  Die  Teiche  stehen  ohne  Wasser  und  mäch- 
tige Erdhaufen  verunzieren  die  Landschaft.  Doch 
wird  man  sich  trösten,  in  zwei  Jahren  wird  auch 
auf  dieser  Stelle  in  neuen  Anlagen  der  internationale 
Verkehr  wieder  auf   und  nieder  wogen  können. 

Um  nun  aber  den  Ansprüchen  der  Badegäste 
auch  in  diesem  Jahre  gerecht  werden  zu  können,  ist 
aus  dem  ehemaligen  Paulinenschlößchen,  in  unmittel- 
barer Nähe  des  alten  Kurhauses,  im  Laufe  der 
letzten  Jahre  ein  Kurhausprovisorium  (1902  — 1904) 
hergerichtet  worden. 

Dies  Schloß  gehörte  früher  dem  Großherzog 
Adolf  von  Nassau,  stand  aber  seit  1866  unbewohnt  und 
leer  und  wurde  in  den  neunziger  Jahren  von  der  Stadt 
erworben.  1902  wurde  mit  der  Renovierung  begonnen. 
Bis  zu  dieser  Zeit  hat  kaum  eines  Menschen  Fuß 
das  Gebäude  und  seine  umgebenden  Anlagen  betreten. 
Am  Gebäude  mußten  bedeutende  bauliche  Veränder- 
ungen vorgenommen  werden,  um  Säle,  Veranden  und 
Restaurationszimmer  zu  schaffen.  Die  früheren  An- 
lagen waren  zu  wildem  Gestrüpp  zusammengewachsen, 
Wege  überhaupt  nicht  mehr  zu  erkennen. 

Unter  Leitung  des  Stadtobergäi-tners  Herrn  C. 
Weber   wurden  nun  die  neuen  Anlagen  hergestellt. 

Hoch  oben  am  steilen  Bergeshang  liegt  das  jetzige  Kurhaus. 
Schön  hebt  sich  das  weiße  Gebäude  mit  seinen  Balustraden  von  den 
smaragdgrünen  Rasenflächen  ab  und  das  jungfräuliche  Maiengrün  der 
Bäume  bildet  einen  gut  zum  Bilde  abgestimmten  Rahmen. 

Eine  breite  Serpentine  mit  einer  nur  sechs  prozentigen  Steigung 
für  den  Wagenverkehr  führt  an  Felspaiüen  vorüber  vor  die  Haupt- 
front des  Kurhauses.  Bis  zwei  und  einen  halben  Meter  tief  schneidet 
der  Fahrweg  in  das  Gelände  ein,  begleitet  von  einem  sanft  an- 
steigenden und  einem  steileren  Fußwege.  Fortwährend  wechselnde 
Bilder,  hervorgezaubert  durch  plätschernde  Wasserfälle  und  über- 
wachsene Felsen,  eingebettet  in  das  alpine  Terrain,  fesseln  beim  Auf- 
stieg das  Auge  des  Beschauers. 

Für  die  Wegeführung  und  deren  Anlage  war  maßgebend,  daß 
so  viel  als  möghch  Stufen  vermieden  werden  mußten,  da  sowohl 
Kranke  wie  Gesunde  und  Genesende  ohne  Anstrengung  den  Aufstieg 
zum  Plateau  machen  wollen.  Deshalb  führt  neben  jedem  kurzen 
Wege  mit  stärkerer  Steigung  und  teilweise  mit  Stufen  noch  ein 
zweiter  längerer  in  Biegungen  und  Windungen  ohne  Stufen  bis 
zur  Höhe. 

Bei  der  Nouanlage  zeigten  .sich  ganz  bedeutende,  nicht  vorher- 
gesehene Schwierigkeiten.     Einmal  war  der  Boden,  welcher  fast  rein 


Lette  ist,  sehr  schwer  zu  bearbeiten.  Als  zum  Beispiel  die  Serpentine 
fast  fertig  war,  kam  die  obere  Böschung  ins  Rutschen.  Das  Erdreich 
mußte  daher  künstlich  befestigt  werden.  Das  geschab  auf  folgende 
Art  und  Weise.  Über  das  ganze  Gelände  wurde  ein  starkes  Draht- 
netz gelegt  mit  ungefähr  einem  Meter  Maschenweite  und  alle  Meter 
mußte  ein  starker  langer  Bolzen  tief  in  die  Erde  getrieben  werden, 
um  ein  Rutschen  auszuschließen.  An  besonders  steilen  Stellen  wurden 
auch  große  Ankerplatten  eingelassen.  In  diesem  Netze  hängen  nun 
die  Fels-  und  Gesteinsmassen,  an  der  einen  Stelle,  an  einer  dreizehn 
Meter  hohen  Böschung,  mit  zirka  4,5  "  Neigung.  Die  Bepflanzung  der 
Felspartien  geschah  durch  Stauden  und  Rankengewächse,  welche  sich 
in  der  Blüte  folgen,  sodaß  das  ganze  Jahr  über  ein  Blütenflor  vor- 
handen ist. 

Auch  die  Anlage  von  möglichst  großen,  wagerechten  Plätzen  an 
dem  steilen  Bergeshange,  zum  Aufenthalte  für  das  Publikum  bei 
Konzerten  und  anderweitigen  Veranstaltungen,  erforderte  viel  Arbeit, 
Mächtige  Erdrnassen  mußten  bewegt  werden,  um  eine  solche  Fläche 
östlich    des  Kurhauses   von    zirka   2500  qm   für  2400  Personen  zu 


Doronicutn  plantagineum  in  der  Handelsgärtnerei  von  Heinr.  Junge,  Hameln. 

Originalaufnahme   für  die  „Gartenwelt" 


schaffen.  Ungefähr  18  m  höher  als  diese  Terrasse  liegt  eine  zweite 
für  800  Personen,  welche  aber  im  wagerechten  Abstände  gemessen 
nur  zirka  8—10  Meter  von  der  unteren  entfernt  ist.  Daraus  ist 
auch  ersichtlich,  wie  viel  Mühe  auf  das  Befestigen  der  Böschungen 
verwendet  werden  mußte,  bei  diesem  starken  Gefälle  und  dem  leicht 
rutschenden  Boden. 

Aber  trotz  all  dieser  schwierigen  Verhältnisse  sind  alle  Aufgaben 
in  vollstem  Maße  glänzend  gelöst  und  es  bietet  diese  Anlage  für 
jeden  Besucher,  ob  Fachmann  oder  Laie,  sehr  viel  Anziehendes  und 
auch  reichen  Ersatz  für  die  auf  einige  Zeit  verlorenen  Anlagen  am 
früheren  Kurhause. 

Eine  andere  imposante  Anlage  Wiesbadens  ist  das  Nerotal, 
welches  nun  schon  seit  sieben  Jahren  fertig  gestellt  ist.  Unter  dem 
Einfluß  der  vielen  Sonne,  reichlicher  Feuchtigkeit,  gutem  Boden  und 
sorgsamer  Pflege  haben  sich  sämtliche  Pflanzen  ausgezeichnet  ent- 
wickelt und  stehen  in  üppigem  Wachstum. 

Mit  Freude  läßt  das  Auge  den  Blick  schweifen  über  lange 
Rasenbahnen,  weiche  von  plätschernden  und  glitzernden  Wasserläufen 
durchzogen  werden.  Malerisch  angelegte  Weiher  tragen  viel  dazu 
bei,  die  Anlagen  zu  beleben.  Schöne  Felspartien,  eingesprengt  in 
Busch  und  Rasen,  von  Rankengewächsen    und  Stauden    überwuchert, 


Die   Gartenwelt. 


IX,  38 


verschönem  die  einzelnen  Bilder  und  Sichten.  Eine  bunte  Menschen- 
menge wogt  auf  den  breiten  Wegen  auf  und  nieder,  und  belebt  die 
Landschaft  in  manchmal  überreichen  Maßen. 

Aber  nicht  nur  an  landschaftlichen  Bildern  und  künstlerischen 
Motiven  ist  diese  Anlage  so  reich,  auch  für  den  Dendrologen  bietet 
sie  viel  Sehenswertes.  Man  sieht  hier  Trupps  von  Picea  exeelsa 
viminalis,  prächtige  Exemplare  von  Abtes  concolor  violacea,  Cedrits 
Ldbani  ylauca,  Pseudotsttga  Domjlasi,  Picea  alcockiana,  überaus 
reichblühende  Prunus-  und  Pirus-kviea,  Baccharis  halimifolia, 
Indigofera  gerardiana,  syn.  Dosua  und  viele  andere  schöne  Gehölze. 
Mit  ihrer  Umgebung  steht  die  Anlage  in  gutem  Einklang  und 
fällt  in  keinem  Teile  aus  dem  Rahmen  der  sie  umgebenden  Land- 
schaft. Die  Verbindung  mit  dem  Häusermeer  der  Stadt  wird  durch 
die  Villenviertel,  einer  Gartenstadt,  gebildet,  welche  zu  beiden  Seiten 
des  Tales  hoch  die  Berge  hinanklimmen  und  teilweise  oben  an  den 
Wald  grenzen.  Der  höchste  Teil  der  Nerotalanlage  geht  schließlich 
in  das  noch  nicht  künstlich  verschönerte  Nerotal  über,  welches  aber 
dennoch  so  unendlich  viele  Reize  bietet,  die  nicht  durch  Menschen- 
hand künstlich  gesteigert  zu  werden  brauchen,  um  jeden  zu  be- 
geistern, welcher  nur  etwas  Empfinden  in  seiner  Brust  trägt. 

Überhaupt  ist  die  nächste  Umgebung  Wiesbadens,  welches  im 
Talkessel  gebettet,  von  den  Vorbergen  des  Taunus  eingeschlossen  ist, 
überaus  reich  an  reizvollen  Bildern  und  überallhin  kann  man  ohne 
große  Anstrengungen  auf  gutgepflegten  Wegen  gelangen. 

Wie  berauschend  wirkt  ein  Bhck  vom  Neroberge:  Vor  mir 
breitet  sich  das  Häusermeer  der  Stadt  aus  mit  seinen  tausend 
Türmchen,  Erkern  und  Spitzen  der  vielen  Villen,  zu  meinen  Seiten 
und  hinter  mir  senkt  sich  der  tiefblaue  Himmelsdom  auf  die  be- 
waldeten Höhen  des  Taunus  und  in  der  Ferne  zieht  einem  breiten 
Silberbande'  gleich  der  sagenumwobene  Rhein  durch  die  gesegneten 
Gefilde  des  Rheingaues:  ein  wahrhaft  entzückendes  Bild. 

Nicht  minder  schön  ist  ein  Blick  vom  Augusta  Victoriatempel 
aus  in  das  Adamstal,  wo  sich  so  recht  der  Charakter  der  Taunus- 
landschaften erkennen  läßt.  Wohltuend  für  Seele  und  Auge  wirken 
die  tief  im  Tale  sich  ausbreitenden  sniaragdgränen  Laubmassen  der 
herrlichen  Buchenwaldungen.  Kulissenartig  schieben  sich  Berge  vor 
Berge  und  lassen  so  die  Perspektive  schier  endlos  erscheinen. 

Und  zu  all  diesem  Schönen  gesellt  sich  noch  der  Frühling  mit 
seinem  neu  erwachenden  Treiben,  und  Leben  scheint  ein  jeder  Baum, 
ein  jeder  Strauch  zu  atmen.     Doch  stille  wirds  allmählich: 
Es  senkt  die  Nacht  sich  leis  auf  die  Natur, 
In  frommer  Andacht  nun  verstummt  die  Kreatur. 
Ein  letztes  Säuseln  nur  noch  in  der  Bäume  Zweigen 
Singt  allem  Leben  noch  ein  leises  Schlummerlied, 
Und  fern  verhallt  im  allgemeinen  Schweigen 
Der  Schritt  des  Wandrers,  der  vorüberzieht. 


Stauden. 


Etwas  vom  Edelweiß. 

Von  F.  Rehnelt,  Großh.  Garteninspektor,  Gießen. 
(Hierxu  xwei  Abbildungen.) 

Man  sollte  eigentlich  annehmen,  dass  dem  Edelweiß 
der  Nimbus  der  Unnahbarkeit  genommen  sei,  seitdem  auf 
jeden  Berg,  der  über  1800  m  hoch  ist,  eine  elektrische  Bahn 
führt  und  seitdem  man  es  im  Garten  wie  Steckrüben  ziehen 
kann.  Daß  dem  aber  nicht  so  ist,  beweisen  die  in  zu- 
nehmender Häufigkeit  stets  wiederkehrenden  Unglücksfälle, 
bei  denen  man  die  bedauernswerten  Opfer  mit  einem  armen 
Sträußchen  der  weißwolligen  Blüten  in  den  zerschmetterten 
Händen  aus  dem  Abgrunde  aufhest.  Vom  menschlichen 
Standpunkte  aus  müßte  man  eigentlich  wünschen,  daß  der 
Zeitpunkt  beschleunigt  würde,  an  dem  das  letzte  Edelweiß- 
pflänzchen   aus    Unverstand   ausgerottet  ist.      Es    wird    wohl 


auch  bald  dazu  kommen,  wenn  erst  jeder  Tourist  .seinen  auf 
jede  Höbe  einstellbaren  Gasbehälter  im  Rucksack  führt,  welcher 
ein  gelegentliches  Schweben  an  steilen  Felswänden  gestattet. 
Dann  erst  werden  die  alpinen  Gärten  ihre  segensreiche  Tätig- 
keit entfalten  und  von  reichen  Staatsmitteln  und  dem  Ver- 
ständnis des  Publikums  unterstützt,  die  Wiederaufforstung 
mit  Almenrausch  und  Edelweiß  in  die  Hand  nehmen.  Gegen- 
wärtig ist  die  Ausrottung  —  im  großen  wenigstens  —  unter 
Strafe  gestellt,  und  wenn  es  auch  nicht  viel  hilft,  denn  das 
Verbotene  reizt  imd  die  Behörden  drücken  unter  Umständen 
die  Augen  zu,  so  ist  es  doch  ein  Beweis  mehr,  daß  gerade 
das  Edelweiß  sich  einer  Beliebtheit  erfreut,  wie  wenige  andere 
Pflanzen.  Gibt  es  doch  in  den  Alpen  eine  ganze  Anzahl 
.schöner  und  seltener  Arten,  die  des  behördlichen  Schutzes 
gegen  Ausrottung  durch  Sammler,  Händler  und  eifrige  Botaniker 
noch  weit  bedürftiger  wären.  Ich  erinnere  nur  an  Eritrichium 
nanum,  den  Himmelsherold,  die  seltene  Primula  Forsten, 
Ärtemisia  spicata,  Qentiana  lutea,  punctata,  pannonica  und 
purpurea. 

Dieses  lebhafte  Interesse,  das  weit  über  die  dem  Berg- 
sport huldigenden  Kreise  hinaus  reicht,  sollten  sich  unsere 
Gärtner  mehr  zunutze  machen.  Ein  Topf  mit  blühendem 
Edelweiß  wird  stets  gern  gekauft  werden,  und  in  der  Blumen- 
binderei gibt  es  für  seine  Verwendung  kaum  eine  Beschränkung. 
Als  Körbchen,  als  Phantasiestück,  im  Strauß  oder  Kranz,  für 
sich  allein  oder  mit  anderen  Blumen  geschickt  zusammen- 
gestellt, wirkt  es  stets  vornehm  und  eigenartig.  Nun  wird 
man  mir  auf  meinen  Vorschlag  aber  folgendes  entgegen  halten: 
Erstens  sei  das  Edelweiß  schwer  zu  ziehen,  zweitens  sei  es 
nicht  rein  genug  in  der  Farbe  und  drittens  sei  es  zu  kurz- 
stielig.  Keines  trifft  zu:  denn  erstens  wächst  das  Edelweiß 
in  leichtem,  womöglich  sandigem  Boden  ebensogut  wie  hundert 
andere  Freilandpflanzen.  Man  setze  dem  Erdreich  etwas  Torf- 
mull und  [reichlich  Kalkschutt  zu.  Die  feinen  Samen  werden 
im  April  oder  Mai  in  Schalen  gesät,  die  Sämlinge  im  ersten  Jahr 
pikiert  und  im  darauf  folgenden  Frühjahr  an  Ort  und  Stelle 
in  recht  sonnige  Lage  gepflanzt.  Aber  nie  gebe  man  sich 
mit  ausgerissenen  Pflanzen  ab.  Die  Mühe  wird  meistens 
vergeblich  sein.  Hat  man,  um  zu  Punkt  zwei  zu  kommen, 
den  Kalkschutt  nicht  vergessen,  so  werden  die  sich  bald 
entwickelnden  Blüten  auch  rein  in  der  Färbung,  d.  h.  weiß 
sein.  Man  hat  dann  nur  nötig,  darauf  zu  achten,  daß  die 
Blumen  beim  Gießen  oder  Spritzen  nicht  naß  gemacht  werden. 
Besonders  schädlich  ist  dies  bei  Sonnenschein,  die  Blumen 
■werden  dann  gelbbraun,  während  Bogen  nicht  schadet.  Man 
darf  die  Blumen  auch  nicht  zu  alt  werden  lassen,  sie  werden 
sonst  grau,  ganz  wie  in  den  Alpen  auch.  Dies  wären  die 
beiden  ersten  Punkte;  wie  dem  dritten  Einwand  zu  begegnen 
sei,  werden  wir  gleich  sehen: 

Bekanntlich  hat  das  Edelweiß  Leontopodium  alpinum 
eine  außerordentlich  weite  geographische  Verbreitung.  Wie 
die  Menschen  sich  verändern,  wenn  sie  unter  anderen  Himmels- 
strichen sich  ansiedeln,  so  hat  auch  das  Edelweiß  andere 
Formen  und  Eigenschaften  angenommen.  Man  unterscheidet 
als  Unterarten  des  Alpenedelweißes  1.  var.  transsylvanieum, 
das  Sieben bürger  Edelweiß.  Es  wächst  sehr  willig,  entAvickelt 
größere  Blüten  und  hat  den  Vorzug,  regelmäßig  im  Herbst 
noch  einmal  und  zwar  sehr  schön  zu  blühen.  2.  var.  altaictim, 
das  Edelweiß  des  Altiii.  Dieses  bringt  kleinere,  gut  geformte 
Blüten  auf  schlanken  Stielen.  3.  var.  himalayanum,  das 
Edelweiß  vom  Himalaya.  Dies  ist  die  Sorte,  welche  ich 
speziell    als    für  Bindereien   geeignet  empfehlen  möchte.     Es 


IX,  38 


Die  Gartienwelt. 


453 


blüht  sehr  reich,  wächst  besser  als 
unser  echtes  alpinum,  treibt  niittel- 
gioße,  edel  geformte  Blüten  und  ist 
längste ngelig,  bis  30  cm,  und  diese 
Länge  dürfte  für  die  meisten  feineren 
Bindereien  genügen.  Die  Blütezeit  ist 
Juni  und  Juli. 

Außer  dem  echten  Edelweiß  mit 
seinen  vorstehend  aufgeführten  Formen 
kennt  man  noch  das  sibirische  oder 
Steppen-Edelweiß,  Leontopodium  sibiri- 
cum.  Es  wächst  ebenfalls  sehr  willig, 
aber  die  dicken  Blütenköpfe  sind  zu 
schwerfällig,  nni  schön  genannt  werden 
zu  können.  Leontopodium  japonicum, 
das  japanische  Edelweii5,  hat  glatte, 
unbehaarte  Hüllblätter,  ist  also  grau 
und  grün  und  mehr  interessant  als 
schön.  Dann  hat  man  noch  zwei  Edel- 
weißarten in  Südamerika  auf  den  Anden 
entdeckt.  Leontopodiimi  linifolium  und 
L.  motioicum.  Auch  in  Neuseeland  ist 
eine  Art  L.  meredithae  vertreten. 

Zum  Schluß  noch  einige  Worte  über 
die  australischen  Edelweiße.  Es  ist  nicht  eine,  wie  gewöhnlich 
angenommen,  sondern  es  sind  zwei  recht  verschiedene  Arten. 
Beiden  ist  die  charakteristische  Edelweißform  eigen,  obgleich  sie 
nicht  zu  den  Kompositen  wie  das  echte  Edelweiß,  sondern 
zu  den  Doldengewächsen  gehören  und  mit  unsern  Sterndolden 
oder  Astrantien  und  den  Edeldisteln  oder  Eryngium  verwandt 
sind.  Die  eigentlichen  kleinen  Blüten  stehen  in  halbkugeligen 
Knöpfen  zusammen.  Dm  diese  breiten  sich  strahlenförmig 
die  weißfilzigen  oder  samtartigen  Hüllblätter  aus,  die  Edel- 
weißform  täuschend  nachahmend.  Obenstehende  Abbildung 
stellt  das  kleine  australische  Edelweiß,  Actinotus  leucoce- 
phalus,  Bth.  dar.  Der  Samen  davon  wird  in  diesem  Jahre 
zum  erstenmale  von  Haage  &  Schmidt  in  Erfurt  zu  mäßigen 
Preisen  angeboten.  Die  zweite  Abbildung  ist  Actinotus 
Helianthi,  Bth.,  das  große  australische  Edelweiß.  Beide  sind 
einjährig,  müssen  spätestens  im  März  ausgesät  und  sonnig 
kultiviert  werden.  Vielleicht  gibt  im  nächsten  Jahrgang 
jemand  nähere  Auskunft  über  die  Kultur  dieser  in  jeder 
Hin.sicht  interessanten  Pflanzen. 


Kleine?^  australisches 

Edelweiß    (Actinotus 

leucocephalus) 


Landschaftsgärtnerei. 

Über  die  Schreibweise  beim  Krokieren. 

Von  Louis  Kniese,  Gaiteningenieur,  Coburg. 
(Bierxu  mei  vom  Verfasser  für  (/w  Oartenwelt  gefertigte  Zeiclmungeii.) 

i/er  nachstehende  kleine  Artikel  ist  nicht  in  der  Absicht 
geschrieben  worden,  Neuigkeiten  zu  bringen,  sondern  er  hat 
den  Zweck,  jüngere,  im  Vermessen  weniger  geübte  Techniker 
auf  einige  Punkte  aufmerksam  zu  machen,  die  bei  Ver- 
messung größerer  Flächen  wohl  beachtet  werden  müssen. 
Der  V^erfasser  hat  in  einem  Zeitraum  von  ungefähr  sechs 
Monaten  Tag  für  Tag  damit  zugebracht,  den  Königl.  Großen 
Garten  zu  Dresden  zu  vermessen,  und  hat  sich  dabei  von 
der  Wichtigkeit  einer  gut  durchdachten  Disposition  und 
einer  geeigneten  Auszeichnungsart  hinreichend  überzeugen 
können. 


Selbst  bei  der  kleinsten  Vermessungsaufgabe  sollte  man 
nie  versäumen,  sich  vor  Beginn  einen  gründlichen  Überblick 
über  das  ganze  Ten-ain  zu  verschaffen.  Bei  größeren,  nicht 
leicht  übersehbaren  Grundstücken  ist  dies  unbedingt  erforder- 
lich, selbst  wenn  dabei  Stunden  aufgewandt  werden  müßten. 
Der  Verfasser  hat  oft  halbe,  ja  selbst  ganze  Tage  mit  Aus- 
probieren verbringen  müssen,  ehe  das  Meßliniennetz  derartig 
festlag,  daß  an  eine  eigentliche  Aufnahme  geschritten  werden 
konnte.  Dieser  Zeitaufwand  wird  durch  nachheriges  glattes 
Arbeiten  reichlich  eingeholt.  Die  beim  Disponieren  ge- 
fundenen Meßpunkte  bezeichnet  man  sofort  durch  Fluchtstäbe 
oder  legt  sie  durch  eingeschlagene  mit  Nummern  oder  Buch- 
staben versehene  Pfähle  fest.  Während  dieser  Arbeit  zeichnet 
man  sich,  am  besten  unter  Zuhilfenahme  eines  kleinen 
Winkels  oder  kurzen  Lineals,  das  gefundene  Liniennetz  auf 
Papier,  wobei  natürlich  die  einzelnen  Meßpunkte  über- 
einstimmend mit  den  eingeschlagenen  Pfählen  bezeichnet 
werden  müssen.  Bei  ausgedehnten  Vermessungen  empfiehlt 
es  sich,  die  einzelnen  Linien  des  Meßnetzes  vor  der  eigent- 
lichen Aufnahme  einmal  durchlaufend  zu  messen  imd  die 
Längen  im  aufgezeichneten  Netz  zu  vermerken.  (Fig.  1.) 
Zur  Schreibweise  möchte  Verfasser  folgendes  bemerken:  Die 
Zahlen  werden  senkrecht  zur  Meßlinie  geschrieben,  wenn 
dieselbe  mehrere  in  gleicher  Flucht  liegende  Meßpunkte 
verbindet  (A-H-F-E),  dagegen  auf  die  Linie,  wenn  diese 
nur  zwei  Punkte  verbindet  (B-C  oder  G-E).  Der  kleine 
Halbkreis     bedeutet,     daß    die    Linie     in     derselben    Flucht 


Großes  australisches  Edelweiß  (Actinotus  Helianthi). 

Vom  Verfasser  für  die  „Gurtenwelt"  gezeichnet. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  38 


weiterläuft,  also  einen  Winkel  von  180 "  bildet,  und  dient 
nur  dazu,  etwaige  Zweifel  bei  der  späteren  Eeinzeichnung 
zu  beseitigen.  Die  Längen  werden  fortlaufend  bis  zum  Ende 
der  ganzen  Meßünie  eingeschrieben. 

Hat  man  nun  dei-artig  sein  ganzes  Liniennetz  einmal 
glatt  durchgemessen,  so  schreitet  man  zur  Einzelaufnahme, 
die  in  der  bekannten  Weise  mit  dem  Winkelspiegel  oder 
Winkelprisma  erfolgt,  wobei  man  zur  Kontrolle  die  einzelnen 
Linien  in  umgekehrter  Weise  wie  bei  der  Netzaufnahme 
mißt.  Beim  Krokieren  der  Einzellinien  hat  Verfasser  fol- 
gendes Verfahren  für  sehr  praktisch  befunden:  Auf  jedes 
Krokiblatt  kommt  nur  eine  einzige  Meßlinie,  nur  bei 
sehr  kurzen  Linien  können  zwei  aufgezeichnet  werden.  (Fig.  2.) 
Hierdurch  erhält  die  Aufnahme  eine  sehr  große  Klai-heit  imd 
Übersichtlichkeit.  Der  Verfasser  bedient  sich  dabei  der  in 
Fig.  2  angegebenen  Schreibweise,  die  im  städtischen  Ver- 
messungsamt zu  Dresden  üblich  ist.  Das  Einschreiben  der 
Ordinatenzahlen  erfolgt  nach  der  in  Fig.  1  gezeichneten  Art, 
die  Abszissenzahlen  werden  dem  Ausgangspunkt  der  Ordinaten 
gegenübergesetzt,  bei  Ordinaten  nach  beiden  Seiten  un- 
mittelbar darunter.  Es  wird  hierdurch  bedeutend  an  Platz 
gespart  und  das  Kroki  selbst  wird  übersichtlicher.  Der  im 
Ausgangspunkt  der  Ordinaten  eingezeichnete  kleine  Viertelkreis 
dient  ebenfalls  nur  zur  Kontrolle  bei  der  Aufzeichnung. 
Gebäudeecken  oder  sonstige  Punkte,  welche  unbedingt  genau 
festgelegt  werden  müssen,  werden  außer  durch  eine  Ordinate 
noch  durch  eine  kleine  Konü-oUinie  bestimmt.  Verfasser 
empfiehlt  auch  bei  der  Aufnahme  im  Freien,  die  Ordinaten 
mit  einem  kleinen  rechten  Winkel  zu  ziehen,  was  übrigens 
ebenso  schnell  geht  als  mit  freier  Hand.  Zum  Krokieren 
genügt  ein  glattes  Brettchen  aus  Lindenholz,  welches  an  der 
linken  Seite  mit  einer  schmalen  Leiste  zum  Anlegen  des 
Winkels  versehen  ist  und  auf  welches  man  die  Blätter  mit 
Reißnägeln  befestigt.  Nach  dem  Überti-agen  ins  Reine  werden 
die  Krokiblätter  imd  das  Liniennetz  zusammengeheftet  und 
für  späteren  Gebrauch  aufgehoben. 

An  einem  derartig  durchgeführten  Kroki  wird  man  stets 
seine  Freude  haben  und  auf  etwaige  Zweifel  immer  eine 
klare  Antwort  finden.  Die  verschiedentlich  geübte  Methode, 
sich  vorher  eine  Terrainskizze  zu  machen  und  dann  die 
Meßlinien    erst    hineinzuzeichen,    ist    nur    bei    sehr    kleinen 


Vermessungen  anwendbar,  bei  ausgedehntem  Ten-ain, 
wo  man  viel  Einzelpunkte  aufzunehmen  hat,  ist  sie 
vollständig  unbrauchbar.  Zum  Schluß  ist  noch  darauf 
hinzuweisen,  daß  man  nie  versäumen  darf,  mehrere 
Kontrollstrecken  zwischen  einzelnen  weit  auseinander- 
liegenden   Punkten    aufzunehmen. 


Fragen  und  Antworten. 

Beantwortung  der  Frage  No.  330.  Welches  sind 
die  besten  literarischen  Hilfsmittel  zum  Selbstunterricht  im 
Entwerfen  und  Zeichnen  von  Gewächshäusern,  Mistbeeten, 
Heizungsanlagen? 

Ein  Werk,  das  Ihnen  in  dieser  Hinsicht  nützlich  sein 
könnte,  ist  das  Werk  von  Otto  Sohnurbusch  „Die  prak- 
tischen Kultureinrichtungen  der  Neuzeit",  das  in  drei 
Bänden  ä  3,  6  und  7  Marü  erhältlich  ist.  Sie  finden  darin 
eine  reiche  Anzahl  meist  technisch  richtiger  Grundrisse  und 
Aufrisse  von  Gewächshäusern,  Mistbeeten,  Heizungsanlagen 
und    dgl.,    außerdem   bietet  der  Inhalt  viel    praktisch  Wert- 


volles.     Sie    können    das    Werk    ^ 

weit  beziehen. 
Beantwortung  der  Frage  No.  331 
Kultur 


Verlag    der    Garten- 
Anzucht 


und     Kultur    von 

Veilchenhoch- 
stämmen? 

Zur  Anzucht 
wähle    man    eine 

großblumige, 
reichblühende  und 

starkwachsende 
Sorte.    Die  Stau- 
don,  respektive 
Mutterpflanzen 


tigen  Frühjahr  ge- 
pflanzt werden.  Im 
Laufe  des  Soni- 
mei-s  bringen  die- 
selben Ranken  von 
30—50  cm  Länge. 
Beim  Hacken  und 
sonstiger  Bearbei- 
tung ist  sorgfältig 
acht  zu  geben,  daß 
die  Spitzen  der 
Ranken  nicht  ab- 
gehackt oder  gar 
zertreten  werden. 
Im  Oktober,  wenn 
die  Vegetation  zu 
Ende  geht,  sind 
die  Stauden  auf- 
zunehmen; es  wer- 
den sich  wohl  3 
bis  5  Ranken  ge- 
bildet haben.  Die 
sind  nun  so  ab- 
zutrennen, daß  ge- 
nügend Wurzeln 
daran  bleiben.  Zur 
Überwinterung 
werden  die  Ran- 
ken im  Freien  je- 
doch nicht  zu  eng 
aneinander  einge- 
schlagen  und   bei 


IX, 


Die  Gartenwelt. 


Frosteiutritt  mit  Tanuenreisig  zugedeckt,  jedoch  luftig.  Im  kom- 
menden Mäiz  —  April  werden  nun  die  Ranken  auf  ein  gut- 
gedüngtes Beet  gepflanzt;  und  um  nun  ein  flottes  Arbeiten  zu  er- 
möglichen, im  Quadrat  von  30  cm  und  in  4  Reihen.  Jede  Pflanze  er- 
hält nun  einen  Stab,  welcher  5 — 10  cm  die  Ranke  überragen  muß. 
Alle  Blütenknospen  sowie  die  verdickten  Endknospen  sind  auszu- 
brechen. Es  werden  sich  nun  Nebenranken  bilden;  .sobald  dieselben 
Fingerlang  sind,  werden  sie  über  dem  zweiten  Auge  ausgebrochen. 
Überhaupt  muß  man  bis  zum  Herbste  fleißig  stutzen  und  ausbrechen, 
öfteres  Hacken  und  Jauchen  ist  nicht  zu  vergessen.  Ende  September 
oder  Anfang  Oktober  werden  die  Kronenbäumchen  in  die  ihrer  Größe 
entsprechenden  Töpfe  gesetzt.  Um  besseres  Anwachsen  zu  sichern, 
werden  sie  ein  paar  Tage  geschlossen  und  schattig  gehalten.  Bis 
zum  Treiben  räumt  man  denselben  einen  luftigen,  hellen  und  kühlen 
Standort  ein.    Treiberei  ist  dieselbe  wie  bei  den  gewöhnlichen  Veilchen. 

P.  Klein,  Alfeld. 

—  Eine  Ranke  ohne  Nebenwurzeln,  je  stärker  desto  besser, 
wird  an  einem  Stäbchen  aufgebunden.  Die  am  Wurzelstook  ent- 
stehenden Ranken  werden  unterdrückt.  Damit  hat  man  alles  getan. 
Wenn  man  von  den  Veilchenhoohstämmen  eine  reiche  Blüte  erwartet, 
so  könnte  man  sehr  enttäuscht  werden;  sie  blühen  sehr  spärlich  und 
haben  nur  eine  kurze  Lebensdauer,  auch  siebt  die  ganze  Sache  sehr 
unnatürlich  aus.  J.  Rösner,  Obergärtner,  Schloß  Okno. 

—  Wir  sollten  eigentlich  über  solche  Widersinnigkeiten,  wie  es 
VeilchenhoohstUmme  oder  Veilchen  mit  Stämmchen  sind,  hinaas  sein, 
denn  das  künstliche  Hochziehen  eines  Triebes  läuft  der  ganzen  Natur 
des  Veilchens  zuwider,  was  sich  schon  an  der  Vergänglichkeit  und 
schwachen  Blüte  äußert. 

Beantwortung  der  Frage  No.  332.  Woher  kommt  es,  daß 
Veilchenblumen,  besonders  die  Blumen  des  Bismarckveilchens,  so 
weich  und  hinfällig  werden?  Heute  noch  ganz  gut  aussehend,  konnten 
sie  gebündelt  werden,  waren  aber  am  anderen  Tage  eine  breiartige 
Masse.     Wer  kennt  die  Ursache  und  weiß  Abhilfe? 

Sie  haben  vermutlich  Ihre  Veilchen  gepflückt,  als  diese  etwas 
trocken  standen,  denn  in  diesem  Falle  tritt  die  Erscheinung  ein,  daß 
die  Blumen  rasch  nach  dem  Schnitt  welken.  Man  tut  daher  gut,  die 
Töpfe  oder  Beete  einige  Zeit  vor  dem  Schnitt  zu  gießen,  damit  die 
Pflanzen  voll  im  Safte  stehen.  Damit  die  Blumen  sich  weiterhin 
gut  halten,  werden  sie  gebündelt,  nachgeschnitten  und  sofort  mit  den 
Stielen  ins  Wasser  getaucht,  dann  herausgenommen  und  mit  den 
Blüten  nach  unten  in  einem  kühlen,  dunklen  Räume  an  ein  Latten- 
gestell mit  Drahtschlingen  aufgehäng-t.  Derart  behandelt,  halten  sich 
die  Veilchen  tadellos  und  behalten  gerade  Stiele. 

Emil  Dietze,  Handelsgärtner,  Steglitz. 

Beantwortung  der  Frage  No.  333.  Worin  unterscheiden 
sich  die  Himbeersorten  ,.Bülards  Immertragende"  und  „Immertragende 
von  Feldbrunnen^^'^  Ich  habe  bei  einer  Vergleichspflanzung  keinen 
Unterschied  herausfinden  können. 

.,BiUards  Immertrageiide'-  zeichnet  sich  bei  uns  durch  ein  be- 
deutendes stärkeres  Wachstum,  ein  größeres  und  dunkleres  Blatt, 
gegenüber  der  „Immertragetide  von  Feldbrunnen'-  aus.  Erstere  trägt 
an  jungen  Ruten  bis  zum  Eintritt  der  Fröste,  was  bei  der  anderen 
nicht  in  der  Weise  bemerkbar  war.  „Billards  Immertragende''- 
würde  aus  diesem  Grunde  besonders  für  herrschaftliche  Gärten  zu 
empfehlen  sein.  Auch  scheint  die  „Iwiiicrtraiiriiilc  rmi  Frlillininnen'^ 
mehr  Ansprüche  an  den  Boden  zu  machen  als,./.V//'//v/.s  Ji/i/urrfnii/ende'^ 
Frhr.  A.  von  Solemacher'sche  Obstkulturen,   IJuri;   N.imedy. 

Beantwortung  der  Frage  No.  334.  Gibt  es  ein  wirksames 
Mittel  gegen  Ameisen  in  Orchideen-Häusern,  wo  sich  in 
Töpfen  Nester  befinden,  ohne  diese  umpflanzen  zu  müssen? 

Der  Herr  Fragesteller  möge  einen  Versuch  mit  Körbelkraut 
{Anthriscus  Cerefolium)  machen.  Ein  kleines  altes,  dem  Verfall 
nahes  Erdgewächshaus,  das  gewissermaßen  ein  „Mädchen  für  alles" 
ist,  dient  dem  Verfasser  ab  März  auch  zum  Treiben  von  Gurken. 
Durch  das  schlechte  Mauerwerk  dringen  alljährlich  massenhaft  Ameisen 
ins  Haus.  Sobald  Ameisen  erscheinen,  wird  Körbelkraut  geschnitten 
und,  um  die  Gurkenpflanzen  etc.  verteilt,  ausgestreut;  ist  das  Kraut 
nach  einigen  Tagen  abgewelkt,  so  wird  es  durch  frischgeschnittenes 
erneuert.     Je    kräftiger   das   Kraut,    desto    stärker   der  Geruch    und 


desto  sicherer  der  Erfolg.  Vielleicht  macht  der  Herr  Fragesteller 
diesen  Versuch  auch  bei  den  Orchideen  und  legt  um  und  auf  die 
Töpfe  das  Kraut.  Es  wurde  mir  auch  einmal  das  Aufstreuen  von 
frischen  Fischschuppen  zum  Vertreiben  von  Ameisen  anempfohlen; 
ob  das  Mittel  hilft,  ist  mir  unbekannt,  da  ich  es  bisher  nicht  ver- 
suchte, weil  frische  Fischschuppen  mir  nicht  zur  Verfügung  stehen, 
dagegen  Körbelkraut  im  Garten  massenhaft  wild  wächst.  Brt. 

—  Ein  wirksames  Mittel  gegen  allerlei  schädliche  Insekten,  wie 
Thrips,  rote  Spinne,  Fliege  usw.  ist  eine  Abkochung  von  Quassia 
(Fliegenholz),  das  man  bei  einem  Drogisten  oder  in  der  Apotheke 
für  wenig  Geld  kaufen  kann.  Nach  einmaligem  Abwaschen  oder 
Eintauchen  der  von  Ungeziefer  befallenen  Pflanzen  wird  man  die 
Schädlinge  meistens  los.  Dabei  schadet  das  Mittel  den  Pflanzen  nicht. 
Der  Herr  Fragesteller  möge  zunächst  die  Brühe  an  einer  Pflanze 
versuchen,  indem  er  letztere,  nachdem  der  Topfinhalt  trocken  ge- 
worden ist,  in  eine  verdünnte  Abkochung  bis  an  den  Rand  hinein- 
setzt. Ist  die  Wirkung  befriedigend,  so  mag  dann  das  Mittel  bei 
allen  andern  Pflanzen  angewandt  werden. 

Sind  einmal  die  ausgewachsenen  Ameisen  getötet,  so  sterben 
die  Larven,    die    von  den  Arbeitsameisen    gefüttert    werden  müssen, 


Zum  Wegfangen  der  umherlaufenden  Ameisen  kann  auf 
Brettchen  gestrichener  Fliegenleim,  der  in  jeder  Drogerie  zu  haben 
ist,  benutzt  werden.  K.  W.  Gütig.  Iserlohn. 

Neue  Frage  No.  343.  Kennt  jemand  ein  Mittel  zur  Ver- 
nichtung des  Pilzes  Peridermium  Strobi  (Kiefern-Blasenrost),  der 
bekanntlich  die  Weymouthskiefer  befällt?  Die  Sporen  des  Pilzes 
keimen  auf  Ribesblättern.  Ende  Juni  bilden  sich  gelbe  punkt- 
förmige Häufchen  auf  der  Unterseite  der  Ribesblätter,  die  gleichfalls 
aus  Fortpflanzungszellen  bestehen,  durch  welche  immer  neue  Blätter 
angesteckt  werden.  Später  bilden  sich  als  dritte  Form  Wintersporen, 
welche  auf  die  Kiefern  übergehen. 

Neue  Frage  No.  344.  Welcher  Kessel  ist  für  ein  kleines 
lü  m  langes,  ö  ni  breites  Gewächshaus,  zu  dessen  Heizung  Braun- 
kohlen verwendet  werden  sollen,  am  zweckmäßigsten? 

Neue  Frage  No.  345.  Welche  Etiketten  haben  sich  für 
Freilaudsortinientspflanzen  am   besten  bewährt? 

Neue  Frage  No.  346.  Wie  kommt  es,  daß  auch  in  diesem 
Jahre  so  viele  Knospen  von  Paeonia  chinensis  nicht  zur  Entwickelung 
gelangen,  ja  ein  großer  Teil  der  Stengel  gar  keine  Knospen  ansetzt? 
Die  Pflanzen  stehen  in  tiefgründigem,  gut  und  regelmäßig  gedüngtem 
Lehmboden  und  werden  gut  bewässert. 

Neue  Frage  No.  347.  Wer  kann  Auskunft  über  die  gärtne- 
rischen Verhältnisse  in  den  südafrikanischen  Plantagen  und  über  das 
dortige  Klima  geben? 

Wir  bitten  unsere  Leser  sich  im  Interesse  des  Berufs  zahl- 
reich an  der  Beantwortung  der  gestellten  Fragen  zu  beteiligen. 


Bücherschau. 

Blumen  für  die  Kinder.  Kurze  Anleitung  zur  Pflege  der 
gebiäuchliohsten  Blumen  im  Zimmer.  Von  Alexander  Steffen.  Mit 
ö  Abbildungen.  Preis  2.ö  Pfg.,  bei  Bestellung  zahlreicher  Exemplare 
bedeutend  billiger.  Frankfurt  a.  ,d.  Oder.  Verlag  von  Trowitzsch 
&  Sohn. 

Ein  kleines  nur  13  Druckseiten  umfassendes  Schriftchen,  für 
die  Kinder  der  Volksschulen  bestimmt,  das  die  Gartenbauvereine, 
die  sich  mit  Verbreitung  von  Zimmerpflanzen  unter  den  Volks- 
schülern befassen,  soweit  sie  nicht  schon  selbst  derartige  Anleitungen 
herausgegeben  haben,  gleichzeitig  mit  jeder  Topfpflanze  dem  Kinde 
übergeben  sollten.  Ich  wünsche  dem  Schriftchen  eine  große  Ver- 
breitung, gestatte  mir  aber  noch  einige  persönliche  Randbemerkungen. 

Seit  Jahren  habe  ich  die  gäiinerischen  Werke  des  Trowitzsch- 
schen  Verlags,  wie  alle  anderen  Fachwerke,  unparteiisch  und  wohl- 
wollend besprochen.  Die  Verlagsbuchhandlung  hat  mich  auch  als 
kompetenten  Kritiker  betrachtet,  denn  sie  hat  meine  Rezensionen,  soweit 
sie  gute  Werke  betrafen,  in  umfassender  Weise  für  ihre  Propaganda- 


456 


Die    Gartenwelt. 


zwecke  verwendet.  Nun  trifft  es  sich,  daß  ich  ein  „Praktisches 
Taschenbuch  für  Gartenfreunde"  geschrieben  habe,  das  die 
großen  Fehler  hat,  nicht  nur  nicht  bei  Trowitzsch  erschienen  zu  sein, 
sondern  auch  verschiedenen  Werken  dieses  Verlags  Konkurrenz  zu 
machen.  Herr  Steffen,  ein  Unterredakteur  der  Firma  Trowitzsch, 
übrigens  ein  noch  recht  jugendlicher  Herr,  dem  ich  jüngst  eist  bei 
Besprechung  seines  Erstlingswerkes  nachgewiesen  habe,  daß  er  mit 
der  Schreibweise  botanischer  Namen  noch  auf  dem  Kriegsfuß  steht, 
findet  nun,  „im  allgemeinen  hat  der  Verfasser  seine  Aufgabe  gut 
gelöst,"  bemüht  sich  aber  dann,  das  Buch  nach  Möglichkeit  herab- 
zusetzen. Nach  ihm  wird  Geniüseland  nicht  rigolt,  svenn  der  Ertrag 
nachläßt,  Erdbeeren  werden  bei  Trockenheit  nicht  täglich  bewässert,  und 
er  möchte  auch  dem  Liebhaber  seine  Samen  selbst  ernten  lassen.  Ich 
gestatte  mir  zu  entgegnen,  daß  bei  tiefgründigem  Boden  unter  um- 
ständen ein  Rigolen  des  Gemüselandes  auf  germge  Tiefe  sehr  vor- 
teilhaft ist,  daß  der  Liebhaber  bei  Dürre  seine  Erdbeeren  besser 
gießt  als  vertrocknen  läßt*)  —  im  vorigen  Sommer  sind  ganze  Kulturen 
durch  die  Dürre  zugrunde  gegangen  —  und  daß  er  besser  dabei 
fährt,  seinen  Samen  in  guter  Qualität  zu  kaufen,  als  oft  minder- 
wertiges Zeug  selbst  zu  züchten.  "Wollen  nicht  Samenzüchter  und 
-Händler  auch  leben?  Will  nicht  Herr  Trowitzsch  auch  seine  Bücher 
verkaufen  und  ist  er  nicht  auch  auf  die  Inserate  der  Samenzüchter 
und  -Händler  ebenso  angewiesen,  wie  diese  auf  die  Liebhaber?  Der 
Buschbaum  auf  Seite  295  soll  falsch  geschnitten  sein.  Beruhigen  Sie 
sich,  Herr  Steffen,  er  ist  ganz  richtig  von  mir  selbst  geschnitten,  aller- 
dings täuschen  solche  Bilder,  da  sie  das  gesamte,  nach  allen  Seiten 
ausgebreitete  Ästwerk  des  Baumes  auf  ebener  Fläche  zeigen.  Diesem 
Übel  konnte  selbst  nicht  durch  den  s.  Z.  in  Fachkreisen  mit  so  un- 
geheurer H_eiterkeit  aufgenommenen  papierenen  Obstbaumwettsohnitt 
des  —  praktischen  Ratgebers  abgeholfen  werden,  aber  ich  habe  im 
Text  genau  auseinandergesetzt,  wie  ich  Obstbäume  naturgemäß 
schneide. 

Wollte  ich  die  Bücher  von  wirklichen  und  vermeintlichen  Kon- 
kurrenten nach  der  Manier  des  jungen  Herrn  Steffen  besprechen, 
so  müßte  die  Kritik  seines  oben  besprochenen  Heftohens  „Blumen 
für  die  Kinder"  wie  folgt  lauten: 

„Ein  Schriftchen,  wie  man  es  in  einer  einzigen  müßigen 
Stunde  schreibt.  Es  will  den  Kindern  Anleitung  zur  Pflege  ein- 
fachster Zimmerblunien  bieten  und  tut  es,  ohne  von  neuen  Gesichts- 
punkten auszugehen,  oder  auch  nur  einem  neuen  Gedanken  Raum  zu 
geben.  Von  der  naiven  „Liebe  Kinder"  betitelten  Anrede  bis  zum 
Schluß  bemüht  sich  der  Verfasser  mit  durchaus  negativem  Erfolg  zum 
Gemüte  des  Kindes  zu  sprechen.  Bevor  er  an  eine  etwa  notwendig 
werdende  neue  Auflage  herangeht,  rate  ich  ihm,  sich  zunächst  erst 
in  die  eine  oder  andere  Jugendschrift  eines  Victor  Blüthgen,  Heinr. 
Sohnrey  oder  Julius  Lohmeyer,  einer  Ottilie  Wildermuth,  Frieda  Schanz, 
Marie  Beeg  u.  a.  zu  vertiefen,  um  zu  lernen,  wie  man  zum  Herzen  des 
Kindes  sprechen  soll.  Rein  sachlich  sei  noch  bemerkt,  daß  die  Abb. 
Seite  7  keine  englische  Geranie,  sondern  eine  Epheupelargonie  dar- 
stellt. Pelargonium  und  Oeranium  sind  verschiedene  Gattungen, 
aber  auch  die  sogen,  „englische''  Pelargonie  hat  mit  der  abgebildeten 
Epheupelargonie  nichts  zu  schaffen.  Daß  die  auf  Seite  12  abge- 
bildete Glockenblume  blüht,  sehen  die  Kinder  allein,  sie  wäre  in  der 
Unterschrift  richtiger  mit  ihrem  Artnamen  bezeichnet  worden,  Trades- 
cantia  ist  nicht  Immergrün,  sondern  Doldenriesche,  mit  Immergrün 
bezeichnet  man  Vinea,  auch  Sinngrün  genannt,  Impatiens  Sultani 
ist  die  afrikanische  Balsamine  und  nicht  wie  Verfasser  angibt,  das 
fleißige  Lieschen,  letzteres  ist  Malta  capensü,  und  das,  was  Verfasser 


*)  Bezüglich  der  Bewässerung  der  Erdbeeren  verweise  ich  auch 
auf  eine  eben  bei  Trowitzscli  unter  dem  Titel  „Praktische  Erdbeer- 
kultur" von  Erdbeerplantagenbesitzer  Spangenberg  erschienene  Schrift. 
Da  heißt  es  im  Kapitel  Bewässerung:  „Ganz  besonders  groß  ist  das 
Wasserbedürfnis  in  der  Entwickelungszeit  von  der  Knospe  bis  zur 
beginnenden  Reife.  Brauchen  doch  schon  andere  Fruohtsträuoher 
und  Bäume  gerade  zu  dieser  Zeit  viel  Wasser,  um  wieviel  mehr 
noch  die  Erdbeere,  die  nur  eine  verhältnismäßig  kurze  Entwicklungs- 
zeit hat;  vier  Wochen  nach  der  Blüte  erscheint  bei  der  Erdbeer- 
pflanze bereits  die  Frucht!''  Ja  Mohr,  das  ist  ganz  was  anderes, 
wird  Jung -Steffen   sagen,   das  ist  ja  ein  Buch  aus  unserem  Verlage. 


Soiiinierbegouien  nennt,  sind  inimerblüheude  Begonien  {Begonia 
semperfhrens).  Und  der  Verfasser  dieser  Schrift  ist  Redakteur  am 
sogen.  „Praktischen  Ratgeher" ! 

Ich  stelle  es  der  Verlagsbuchhandlung  von  Trowitzsch  &  Sohn 
anheim,  ganz  nach  ihrem  Ermessen  die  eingangs  abgedruckte  oder 
vorstehende  Rezension  für  ihre  Propagandazwecke  zu  verwerten;  ich 
würde  zur  letzteren  raten.  M.  H. 

Verkehrs-Handbuch  für  den  gärtnerischen  Versand.  Von 
A.  Radetzki.  Preis  kart.  3  Mk.  Bedin,  Verlag  der  Berl.  Gärtner- 
Börse. 

Die  vorliegende  Schrift  hat  nach  jeder  Richtung  hin  meinen 
vollen  Beifall,  sie  stellt  eine  verdienstliche,  mühevolle,  nach  amt- 
lichen Vorschriften  und  Dienstinstruktionen  zusammengestellte  Arbeit 
dar,  ein  praktisches  Handbuch,  das  auf  keinem  Schreibtische  jener 
Handelsgärtner  und  Samenzüchter  fehlen  .sollte,  die  Versand-  und 
E.xportgeschäfte  machen.  Über  die  Verhältnisse  in  allen  hierfür  in 
betracht  kommenden  Ländern,  soweit  sie  den  Post-  und  Güter- 
verkehr betreffen,  wird  zuverlässig  berichtet;  das  deutsche  General- 
konsulat und  die  Konsulate  sind  für  jedes  einzelne  Land  angegeben. 

Werden  immer  und  immer  wiederkehrenden  Schwierigkeiten  beim 
Versand,  die  meist  aus  der  Nichtbeachtung  von  Sonderbestimmungen 
resultieren,  aus  dem  Wege  gehen  will,  der  schaffe  sich  Radetzkis 
Verkehrshandbuch  an.  des.sen  Benutzung  ein  sorgfältig  bearbeitetes 
Sachregister  erleichtert.  M,  H. 

Handbuch  der  Pflanzenkrankheiten.  Von  Prof.  Dr.  Paul 
Sorauer.  Dritte  vollständig  neu  bearbeitete  Auflage.  In  Gemein- 
schaft mit  Prof.  Dr.  G.  Lindau  und  Dr.  L.  Reh  herausgegeben.  Mit 
zahlreichen  Textabbildungen.  16—18  Liefg.  a  3  Mk.  Beriin  1905. 
Verlag  von  Paul  Parey. 

Es  liegen  mir  vor  Lfg.  1  (erster  Band,  Bogen  1 — 7),  Lfg.  2 
(zweiter  Band,  Bogen  1 — 6).  Soweit  es  sich  nach  diesen  Lieferungen 
beurteilen  läßt,  wird  die  dritte  Auflage  ein  durchaus  übersichtliches 
und  völlig  neu  bearbeitetes  Werk  darstellen.  Die  Herausgeber  haben 
eine  sehr  vorteilhafte  Arbeitseinteilung  eintreten  lassen,  indem  Reh 
die  tierischen  Feinde,  Lindau  die  pflanzlichen  Parasiten  und  Sorauer 
die  durch  Witterungseinflüsse,  Lage  und  Bodenbeschaffenheit,  sowie 
durch  gewaltsame  äußere  Eingriffe  verursachten  Krankheiten  behandelt. 
Jeder  Autor  ist  Spezialist  auf  dem  von  ihm  übernommenen  Gebiete. 
Der  klare  Te.xt,  dem  nie  die  Begründung  fehlt,  ist  auch  dem  nicht 
wissenschaftlich  Gebildeten  verständlich,  die  teils  nach  scharfen 
Aufnahmen,  teils  nach  guten  Kornzeichnungen  gefertigten  Abbildungen 
stehen  durchaus  auf  der  Höhe  der  Technik. 

Auch  der  gärtnerische  Praktiker  ist  heute  durch  die  Macht  der 
Verhältnisse,  durch  den  immer  erbitterter  werdenden  Kampf,  den 
die  Kulturpflanzen  mit  entfesselten  Elementen,  mit  tierischen  und 
pilzlichen  Schmarotzern  zu  kämpfen  haben,  geradezu  gezwungen, 
in  das  Wesen  der  verschiedenartigen  Krankheitserscheinungen  einzu- 
dringen, um  ihre  Ursachen  und  Wirkungen  zu  erkennen  und  seine 
Kulturen  vor  schwerem  Schaden  zu  bewahren. 

Die  Namen  der  Herausgeber  bürgen  dafür,  daß  die  dritte  Auf- 
lage des  Handbuches  der  Pflanzenkrankheiten  sowohl  in  ihrem  wissen- 
schaftlichen als  auch  in  dem  der  Bekämpfung  dienenden  Teile  auf 
der  Höhe  stehen  wird.  M.  H. 

Bevorstehende  Ausstellungen. 

Mainz.  Gartenbau  -  Ausstellung.  Nach  einem  Beschluß  des 
Vorstandes  des  Mainzer  Gartenbauvereins  findet  im  Frühjahr  190(> 
in  Mainz  eine  große  allgemeine   deutsche  Gartenbauausstellung  statt. 


Personal-Nachrichten. 

Burow.  Gustav,  Handelsgärtner,  Schleusenau,  t  am  31.  Mai, 

Cromm,  Peter,  Handelsgärtner,  Bamberg,  t  am  24.  Mai. 

Klenert.  Wilhelm,  Baumsohulbesitzer  in  Graz,  feierte  am 
Mai  in  vollster  Rüstigkeit  sein  40jähriges   Gärtnerjubiläum. 

Schumann,  Heinr.,  Handelsgärtuer,  Dölitz-Leipzig,  fani  24.  Mai 
71.  Lebensjahre. 


Verantwortl.  Redaktt 


,  Carl  Schmidt  i  Co..  Leipzii 


Drnci  :  Anhalt.  Bnchdr.  Outenberg,  ( 


[ustriertes  Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


24.  Juni  1905. 


No.  39. 


Xachdruck  und  Nachbildung  aus  dem   Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich   verfolgt. 


Gärtnerische  Reiseskizzen. 


Aus  meiner  Reiseniappe.    Erfurt. 

Vom  Herausgeber. 
{Hierzu  sechs  Abbüdimgeti.) 

W  er  die  Erfurter  Kulturen  in  Ruhe  besichtigen  will,  der 
muß  sich  mit  einem  acht-  bis  zehntägigen  Aufenthalt  in 
diesem  Zentralorte  des  deutsehen  Blumensamenbaues  vertraut 
machen.  Bei  einem  kürzeren  Aufenthalt  muß  man  sich  auf 
eine  Besichtigung  der  gi-ößten  Kultm-en  beschränken.  Dies 
gilt  namentlich  für  die  Sommerzeit,  wenn  die  ausgedehnten, 
viele  hundert  Hektar  großen,  mit  Sommerblumen  bepflanzten 
Felder  in  vollem  Flore  stehen.  Die  Hauptbedeutung  Erfurts 
liegt  zweifellos  in  der  Blumensamenzucht,  wenn  auch  sein 
Gemüsebau  nicht  zu  unterschätzen  ist.  Als  icli  gegen  Ende 
Mai  dieses  Jahres  in  Erfurt  war,  herrschte  überall  auf  den 
Feldern  die  regste  Tätigkeit.  Hunderte  von  Arbeitern  waren 
mit  dem  Auspflanzen  iler  in  Kästen  herangezogenen  Sommer- 
blumen lieschäftigt.  Mir  war  es  diesmal  in  der  Hauptsache 
darum  zu  tun,  verschiedene  Erfurter  Speziali- 
täten, wie  es  Cinerarien,  Calceolarien,  Goldlack 
und  Levkojen  sind,  im  vollen  Flore  zu  sehen. 
Hierfür  ist  die  zweite  Hälfte  des  Mai  der  ge- 
eignetste Zeitpunkt;  die  Primeln  sind  aber  dann 
bereits  verblüht,  der  Hauptflor  der  zur  Samen- 
kultur bestimmten  Gloxinien  gleichfalls  vorüber, 
während  der  Flor  der  Begonien  noch  nicht  be- 
gonnen hat.  Es  ist  kaum  glaublich,  in  welch 
großen  Massen  in  Erfurt  Cinerarien,  Levkojen 
und  gefüllter  Stangengoldlack  in  luftigen  Ge- 
wächshäusern, luftigen  Kästen,  bzw.  auf  den  be- 
kannten Stellagen  in  Töpfen  kultiviert  werden, 
eine  sehr  mühevolle  Kultur,  die  aber  bei  sorg- 
fältiger Handhabung  einen  guten  Erfolg  ver- 
spricht. 

In  weiten  Kreisen  der  Blumenfreunde  ist 
die  Ansicht  vertreten,  daß  die  Cinerarie  eine 
gewöhnliche  Blume  sei.  In  der  Provinz  wird 
sie  geschätzt,  in  den  Großstädten  vernachlässigt, 
weil  für  den  kapitalkräftigen  verwöimten  Groß- 
städter vielfach  nur  das  Wert  zu  haben  scheint, 
was  mit  schwerem  Gelde  bezahlt  worden  muß. 
Wer  aber  im  Mai  die  großen  Gewächshäuser 
der    Erfurter    Spezialfirmon,    mit     den     hüb.^ch 

Gartenwelt.     IX. 


gezeichneten,  duftenden  Cinerarien  besetzt  sieht,  der  kann  sich 
doch  nicht  der  Ansicht  verschließen,  daß  es  sich  hier  um 
edle  kulturwürdige  Pflanzen  handelt,  von  deren  Scheindolden 
ein  Farbenzauber  ausgeht,  wie  er  nur  wenigen  anderen 
Pflanzen  eigen  ist.  Trotz  der  leuchtenden,  vielfach  grellen 
Farben  ermüden  und  beleidigen  sie  das  Auge  niemals,  wie 
dies  bei  den  Pensees,  die  gleichfalls  eine  Erfurter  Spezialität 
sind,  gar  oft  der  Fall  ist.  Die  Abbildung  auf  Seite  460 
bietet  eine  Teilansicht  aus  den  Cinerarienkulturen  der 
Firma  Otto  Putz,  welche  Florblumen  in  umfassender  und 
mustergiltiger  Weise  anbaut.  Die  Cinerarien  werden  be- 
kanntlich in  drei  durch  ihre  Größe  unterschiedenen  Haupt- 
varietäten, von  den  unzähligen  Farbenvarietäten  ganz  abge-' 
sehen,  gezüchtet,  in  hohen,  halbhohen  imd  niedrigen.  Die 
niedrigen  machen  auf  mich  immer  einen  verkümmerten  Ein- 
druck; ich  würde  sie  deshalb  höchstens  zum  Bepflanzen 
teppichartiger  Beete  empfehlen.  Die  halbhohen  und  hohen 
sind  immer  ansprechende,  lel)ensfrische  Erscheinungen,  gleich 


'leilansuht 


.iner  1  tvkojenstellagt   in  der  Handel^-g  irlncic 

Erfurt.      Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 


on  Otto  Piltz, 


Die   Gartenwelt. 


IX,  39 


geeignet  zum  Balkon-  und  Fensterschmuck  wie  auch  zur  Be- 
pflanzung  von  Blumengrujjpen.  Wer  sich  in  der  Unterhaltung 
seines  Gartens  keine  Beschränkung  aufzuerlegen  braucht,  der 
bepflanze  die  Beete  nach  Beendigung  des  ersten  Frühlings- 
flors  mit  Cinerarien,  auf  welche  dann  die  endgiltige  Sommer- 
bepflanzung  folgt.  Die  Cineraria  hyhrida  wird  bis  jetzt  aus- 
schließlich in  Farbensorten  mit  abgerundeten  Strahlenblüten 
kultiviert.  Die  Sorte  „Stella'^  mit  röhrig  gerollten  Strahlen- 
blumen, einer  einfachen  Miniatur -Edeldahlie  gleichend,  hat 
keine  nennenswerte  Verbreitung  gefunden.  Auch  die  Ver- 
breitung   der    gefüUthlühenden   Cinerarien,    mit    kugelrunden. 


Teilansicht    einer    Goldlackstellage   in    der  Handelsgärtnerei 

Haage   &   Schmidt,    Erfurt.      Ori^inalaufnahme  für  die  „GartenweU 


dichtgefüllteu  Blüten,  ist  auf  wenige  Speziallieb- 
haber  beschränkt  geblieben.  Bei  Ernst  Benary 
waren  diese  gefüllten  Cinerarien,  die  sicher  mehr- 
interessant  als  schön  sind,  in  ziemlicher  Anzahl 
vertreten.  Die  Blütenfarben  sind  bei  ihnen 
immer  matter  als  bei  den  einfachblühenden.  Die 
einfachblühenden  sind  vorwiegend  einfarbig, 
häufig  mit  hellem  Auge  geziert  oder  die  Stralilen- 
blumen  sind  mit  abweichender  Farbe  umrandet. 
Anfänge  zu  streifenartiger  Petalenzeichnung  zeigt 
eine  Neuzüchtung  der  Firma  Vilmorin,  von 
welcher  ich  einen  Satz  bei  Haage  &  Schmidt 
fand;  diese  Züchtung  ist  noch  sehr  verbesserungs- 
bedürftig. Eine  spezielle  Art,  die  in  neuerer 
Zeit  größere  Verbreitung  zu  finden  scheint,  ist 
die  Gineraria  stellata,  mit  der  obengenannten 
Sorte  „Stella"  nicht  zu  verwechseln.  Während 
man  bei  der  C.  hyhrida  mit  einer  gewissen  Be- 
rechtigung auf  einen  regelmäßigen  Bau  mit  flach- 
gewölbter Scheindolde  sieht,  in  welcher  sich 
eine  Blüte  an  die  andere  schließt,  ist  die  CUie- 
raria  stellala  am  schönsten,  wenn  sie  einen 
etagenförmigen  Aufbau  von  Scheindolden  zeigt. 
Alles  Regelmäßige  ist  bei  dieser  ungeheuer  reich- 


aber  kleinblumigen  Art  von  Übel.  Die  einzelne  Blüte  ist  kaum 
halb  so  groß  wie  die  der  edlen  Hybridsorten ;  die  Bliunen  sind 
einfarbig.  Prachtvolle,  vollblühende  Pflanzen  dieser  Cinerarie 
fand  ich  bei  Haage  &  Schmidt  und  F.  C.  Heineraann.  Die 
Blüten  fast  aller  in  der  Gartenkultur  bevorzugter  Kompositen 
beginnen  in  der  Kultur  bald  zur  Variantenbildung  hinzuneigen. 
Dieser  Neigung  verdanken  wir,  um  nur  einige  Beispiele  an^ 
zuführen,  die  grotesken  Formen  der  Edeldahlien,  des  Helianthus 
cucumerifolius^  der  Cineraria  „Slella^^  und  anderer.  Bei  diesen 
Pflanzen  zeigt  sich  die  auffallende  Neigung  der  einzelnen 
Blütenblätter  zur  Röhrenforra,  wie  wir  sie  in  ausgeprägtem 
Maße  auch  bei  dem  Chrysanthemum  indifum,  den  Sommer- 
astern und  oft,  bei  Chrysanthemum  carinatum  finden. 
Neuerdings  zeigt  auch  C.  stellata  vielfach  die  Neigung, 
die  Strahlenblütchen  nach  auswärts  zu  rollen,  was  der 
kleinen  Blüte  eine  ausgesprochene  Sternform  gibt.  Diese 
Sternblüten  fand  ich  besonders  zahlreich  und  schön  in 
der  Heinemannschen  Gärtnerei,  von  wo  aus  sie  wohl 
früher  oder  später  als  Neuheit  verbreitet  werden  dürften. 
Die  abgeschnittenen  Blumen  der  C.  stellata  sollen  sich 
durch    große  Haltbarkeit  auszeichnen. 

Auf  den  Erfurter  Levkoyenstellagen  standen  die 
zur  Sanienzucht  bestimmten  Pflanzen  in  vollem  Flor. 
Man  sah  aber  nur  noch  einfachblühende.  Die  gefüllten 
Levkoyen  sind  bekanntlich  im  Gegensatz  zum  gefüllten 
Goldlack  steril.  Der  Samen  kann  deshalb  nur  von  den 
immer  und  immer  wieder  auftretenden  einfachen  Blumen 
gewonnen  werden.  In  je  geringerer  Zahl  die  einfachen 
Blumen  auftreten,  um  so  w^ertvoller  ist  die  Rasse,  um  so 
spärlicher  natürlich  die  Samenernte  und  um  so  tem-er 
der  Samen.  In  den  meisten  Erfurter  Kulturen  werden 
die  gefüllten  Levkojen  zur  Zeit  des  Vollflors  aus  den 
Töpfen  entfernt  und  an  Blumenhändler  verkauft,  was 
allerdings  im  Verhältnis  zur  mühevollen  Kultur  nur 
eine  geringe  Nebeneinnahme  ergibt.  Wie  eine  Stellage 
vollblühender  Levkojen  nach  Entfernung  der  gefüllt- 
blühenden Stengel  aussieht,  veranschaulicht  die  Abbildung 
der  Titelseite. 


Teilansicht    einer    Goldlackstellage    in    der  Handelsgärtnerei 

&    Schmidt.    Erfurt.      Originalaufnahmc  für  die  „Gartenwelt 


Haage 


IX,  39 


Die    Gartenwelt. 


459 


Interessanter  sehen  die  Stellagen  mit  gefülltem  Stangen- 
Goldlack  aus  (Abb.  S.  4.58),  der  gleichfalls  in  Erfurt  in  großem 
Umfange  angebaut  wird.  Der  bedeutende  Umfang,  in  welchem 
man  die  Sanwnziicht  von  Cinerarien,  Levkojen  mid  Goldlack 
in  Erfurt  handhabt,  läßt  darauf  schließen,  daß  diese  beliebten 
deutsehen  Volksblumen,  denen  man  in  den  Großstädten  nur 
geringe  Beachtung  schenkt,  auf  dem  flachen  Lande  und  im 
Auslande  immer  noch  Tausende  treuer  Verehrer  haben  müssen. 
In  geringerem  Maße,  aber  in  immer  noch  großartiger  Weise 
wird  in  Erfurt  die  Kultur  der  Calceolaria  hybrida  gehand- 
haltt, der  liebliehen  Pantoff^blume.  die,  wenn  auch  empfind- 
licher gegen  Wind  und  Wetter,  doch  noch  zur  Frühjahrs- 
liepflanzung  von  Blumenbeeten  in  ge.schützten  Lagen,  zum 
Balkon-  und  Fenstenschmuck  von  unvergleichlicher  Schönheit 
ist.  Die  Blumen  .sind  leider  duftlos,  aber  in  den  neuen 
Züchtungen  von  edler  Form  und  prächtiger  Färbung.  Neben 
ilen  getigerten  und  getuschten  Blumen  kultiviert  man  auch 
die  einfarbigen,  von  welchen  Ernst  Benary  ver- 
schiedene Sorten  in  den  Handel  gegeben  hat. 
Eine  rein  gelbblühende  soll  demnächst  in  den 
Handel    gelangen. 

In  den  Erfurter  Handelsgärtneroieti  dnOit 
sich  so  ziemlich  alles  um  den  Samenbau  und 
Samenliandel.  Im  großartigsten  Umfange  wird 
derselbe  von  den  Firmen  Ernst  Benary,  Haage 
ife  Schmidt  und  .1.  C.  Schmidt,  aber  auch  noch 
von  anderen  Firmen  betrieben.  So  hat,  um  nur 
ein  Beispiel  anzuführen,  die  Firma  Haage  k  Schmidt 
ein  Areal  von  101  Hektar  in  Kultur.  Bei  der 
sorgfältigen  Behandlung,  welche  die  Blumen- 
samenkulturen  nicht  nur  unter  Glas,  sondern 
auch  im  freien  Lande  erfordern,  ist  es  be- 
greiflich, daß  in  den  größeren  Kulturen  ein  nach 
hunderten  zählendes  Personal  vorhanden  ist. 
Diesen  Samenkulturen  gegenüber  treten  die  Topf- 
pflauzenkulturen  zurück,  mit  Ausnahme  der  Floi- 
lilumen  natürlich,  die  zur  Samenzucht  in  Töpfen 
kultiviert  werden  müssen.  Ausgedehnte  Topf- 
pflanzenkultureil  besitzen  vor  allem  Ernst  Benary 
und  Haage  i  Schmidt,  doch  verkauft  erstgenannte 
Firma  keine  Topfgewächse.  Herr  Gustav  Besoke, 
früher  Obergehilfe  bei  letztgenannter  Firma,  istz.Z. 
Obergärtner  der  Benaryschen  Topfpflanzenkul- 
turen; seine  liebenswürdige  Führung  ermöglichte 
mir  die  eingehende  Besichtigung  derselben.  Selbstverständlich 
müssen  in  diesen  Kulturen,  soweit  möglich,  alle  Topfpflanzen 
ihren  Tribut  in  die  großen  Samenmagazine  liefern.  Die 
Benarysche  Gärtnerei  ist  gerade  durch  ihre  vielseitigen  Topf- 
pflanzenkulturen zu  jeder  Zeit  des  Jahres  sehenswert.  Hier 
finden  wir  prächtige  Palmen  und  sonstige  Pflanzen  des 
Warmhauses  und  in  einem  besonderen,  großen  Gewächshause 
ein  wohl  einzig  in  seiner  Art  dastehendes  Farnsortiment,  fast 
ausschließlich  in  vorzüglichen  Kulturexemplaren.  In  anderen 
Gewächshäusern,  welche  in  erster  Linie  den  Samenkulturen 
dienen,  finden  wir  große  Bestände  von  Primula  chinensis, 
Cimraria  hybrida,  Gloxinien  und  .sonstigen  Gesneriaceen,  Coleus 
in  feinsten  Sorten,  Odier- Pelargonien  imd  andere.  Unter,  den 
Gesneriaceen  fielen  mir  besonders  die  von  Benary  gezüchteten, 
unerreichten  Varietäten  der  Sainlpaulia  ionantha  auf.  Dieses 
sogen.  Usambaraveilchen  ist  vom  tiefsten  Blau  bis  zum  reinsten 
Weiß  in  allen  Farbenabstufungen  vertreten,  allerdings  lassen 
die  Blüten  der  hellsten  Farben  in  bezug  auf  Größe   noch  zu 


wünschen  übrig;  die  reinweißen  sind  in  dieser  Hinsicht 
noch  am  meisten  zurück.  Die  kommenden  .Tahre  werden 
auch  hier  weitere  Errungenschaften  bringen.  t'lber  die 
Sinningien  hat  Herr  Obergärtner  Besoke  bereits  in  No.  24  der 
Gartenwelt  berichtet.  Die  Sinningia  Regina  und  S.  Regina 
hybrida  sind  wahre  Prachtpflanzen,  dazu  berufen,  den  Gloxinien 
das  Feld  ernstlich  streitig  zu  machen ;  ich  fand  sie  im  letzten 
Stadium  des  Blühens.  Die  Reichblütigkeit  war  eine  ganz 
enorme;  die  meisten  Pflanzen  hatten  hundert  Blüten  und 
mehr  entwickelt  und  wenn  auch  die  Blumen  kleiner  sind  als 
die  der  großblumigen  Gloxiniensorton,  so  bieten  doch  die  in 
vollem  Flor  stehenden  Pflanzen  durch  ihre  kaum  glaubliche 
Blütenfülle  einen  imposanteren  Anblick.  Die  Blätter,  oft  von 
recht  stattlicher  Größe,  sind  nicht  hart  und  brüchig  wie  bei 
den  Gloxinien,  sondern  ganz  elastisch,  also  bieg.sam,  was  im 
Gegensatz  zu  den  Gloxinien  auch  die  vollblühende  Pflanze 
transportfähig  macht.     Man  legt  bei  Benary  besonderen  Wert 


ia  angulata  in  der  Handelsgärtnerei  von  Haage  <Sr  Schmidt,  Erfurt. 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

darauf,  den  Sinningien  ihre  Dunkellaubigkeit  zu  erhalten. 
Deshalb  werden  zur  Samenzucht  nur  solche  Pflanzen  aus- 
gewählt, deren  Blätter  auch  auf  der  Unterseite  dunkelfarbig 
sind.  Auch  die  Schizanthus  wise(onensis-E jhriden  werden 
jetzt  bei  Benary  zur  Samenzucht  kultiviert  und  standen  bei 
meinem  Besuche  der  Gärtnerei  gerade  im  ersten  Stadium 
des  Flors.  Es  war  so  viel  des  Interessanten  zu  sehen,  daß 
ich  unmöglich  auf  Einzelheiten  eingehen  kann,  nur  eines 
stattlichen  Bestandes  von  Impatiens  Holsti  sei  noch  Erwähnung 
getan. 

Dieser  Tmpnliens  begegnete  ich  wieder  bei  Haage  &  Schmidt, 
wo  ich  unter  der  liebenswürdigen  und  sachktmdigen  Führung 
des  Inhabers,  Herrn  Carl  Schmidt,  und  seines  Obergärtners, 
Herrn  Zipperlen,  die  Kulturen  eingehend  besichtigen  konnte. 
Impatiens  HoMi  ist  eine  der  gärtnerisch  wertvollen  Pflanzen, 
die  Profes.sor  Dr.  Engler  von  seiner  ostafrikanischen  Reise 
mitgebracht  hat.  Diese  Balsamine  und  Impatiens  Pelersoni^ 
eine    andere    ihr    ähnliche    Art    mit     matterer    Blumenfarbe, 


400 


Die  Gartenwelt. 


IX,  89 


wurden  von  Prof.  Engler  der  Firma  Haage  &  Schmidt  -über- 
lassen. /.  Petersoni  halte  ich  für  weniger  wertvoll,  7.  Holsti 
aber  für  eine  Prachtpflanze  durch  die  edle  Form  der  einzelnen 
Blüte  und  ilu-  feuriges  Zinnoberscharlach.  Übrigens  variiert 
/.  Hokti  an  ihren  natürlichen  Standorten  schon  sehr,  denn 
die  von  Prof.  Engler  gesammelten  Samen  stammen  von  ver- 
sdiiedenen  Farbenvarietäten,  die  wohl  als  besondere  Sorten 
dem  Handel  übergeben  werden.  Beide  genannte  Balsaminen- 
arten  sind  ebenso  wie  /.  Siiliani  aus  Zanzibar  Warmhaus- 
I)flanzen  oder  Pflanzen  des  temperierten  Hauses,  aber  noch 
gut  als  Frei  landpflanzen  geeignet.  Man  hat  sie  in  Erfurt  als 
Gruppenpflanzen    erprobt.      Beim    Auspflanzen    beachte    man, 


Teilansicht  eines  Cinerarienkastens  in  der  Handelsgärtnerei 


von   Otto    Putz,    Erfurt,      Originala 


für  die  „Gartenweit" 


daß  alle  afrikanischen  Balsaminen  einen  Standort  mit  voller 
Morgensonne  jedem  anderen  vorziehen.  Interessant  waren 
für  mich  zwei  I.  flb/sh-Pflanzen,  die  bei  Haage  &  Schmidt 
bereits  seit  einem  Jahre  in  einem  Wasserpflanzenbassin  des 
Warmhauses,  mehrere  Zentimeter  tief  im  Wasser  stehend, 
.{iiltiviert  werden  und  unermüdlich  blühen.  Für  die  Zimraer- 
aquarien  düi-fte  sie  jedoch  nicht  zu  empfehlen  sein,  da  es  in 
den  Zimmern  an  der  erforderlichen  gleichmäßigen  Wärme  fehlt. 
In  den  Warmhäusern  der  Haage  &  Schmidtschen  Gärtnerei 
befinden  sich  neue  imd  interessante  Pflanzen  in  großer  Zahl. 
Ich  nenne  davon  nur:  Musa  paradisiaca purpurea,  eine  Pracht- 
varietät mit  gleichmäßig  dunkelpurpurrot  gefärbten  Blättern, 
den  herrlichen  Asparagus  Duchesnei,  der  sich  hier,  auf  einer 
Tablette  ausgepflanzt,  prächtig  entwickelt  hat.  Seine  Blätter 
sind  etwa  doppelt  so  groß  und  doppelt  so  lang  wie  bei  A. 
Sprengen;  in  seinen  Ranken  liegt  etwas  Anmutiges,  Elegantes. 
Er  erscheint  mir  sehr  geeignet  für  feine  und  teuere  Blumen- 
arrangements. Mehr  botanisch  interessant  ist  Asparagus 
inyriodadus,  der,  da  die  Blätter  büschelartig  zusammenstehen, 
entfernt  an  Larix  erinnert.  Sansemera  Laurenli  ist  eine 
neue  robuste  buntblättrige  Bromeliacee.  Die  Blätter  stehen 
steif  aufrecht,  sind  marmoriert  und  gelb  umrandet.  Ghloro- 
phytum  fuchsianum  ist  eine  dracaenenartige,  wüchsige,  neue 
Blattpflanze,  die  Professor  Engler  vom  Kongo  mitgebracht  hat, 


Amorphoplmllus  duhiosus,  eine  recht  interessante  Art  mit 
weiß  und  grün  gezeichneten  Blattstielen,  Begonia  howringeatm, 
eine  sehr  lebhaft  gefärbte,  hochwachsende,  von  Sander  ein- 
geführte Blattbegonie,  die  man  bei  Haage  &  Schmidt  schon 
zu  Kreuzungsversuchen  benutzt  hat. 

Coleus  werden  bei  Haage  &  Schmidt  nicht  überwintert, 
die  verschiedenen  Sorten  vielmehr  ausscldießlich  aus  Samen 
herangezogen.  Mehrere  tausend  Sämlinge  standen  in  kleinen 
Töpfchen  sortenweise  noch  so  zusammen,  wie  sie  gefallen 
waren,  wobei  man  beobachten  konnte,  daß  manche  Sorten 
ziemlich  konstant  sind. 

Die  Wasserpflanzen  der  Haage  &  Schmidtschen  Gärtnerei 
bilden  eine  besondere  Sehenswürdigkeit  dieses  Betriebes. 
Für  ihre  zweckmäßige  Vermehrung  und  Kultur  sind  in  den 
letzteu  Jahren  kostspielige  Neuanlagen  im  Freien  und  unter 
Glas  geschaffen  worden.  Von  ganz  bedeutendem  Umfang 
sind  ferner  die  Staudenkulturen,  die  man  gesehen  haben  muß, 
um  sich  nur  einen  annähernden  Begriff  davon  machen  zu 
k'inneu.  Neu  war  mir,  daß  bei  Haage  &  Schmidt  fast  alles  was 
an  Stauden  für  den  Versand  bestimmt  ist,  vom  Waldmeister 
bis  zu  den  seltensten  Kleinodien,  in  verhältnismäßig  kleinen 
Töpfen  kultiviert  wird.  Auf  einem  großen  Quartier  stehen 
große  Massen  solcher  Stauden  in  kleinen  Töpfen.  Durch 
diese  gewiß  umständliche,  zeitraubende  und  kostspielige  Kultur- 
methode werden  beträchtliche  Vorteile  für  den  Käufer  er- 
reicht. Jede  zum  Versand  gelangende  Pflanze  hat  ihren 
kleinen,  aber  festen  Ballen,  was  ihr  Anwachsen  am  Be- 
stimmungsort sicherstellt.  Aber  auch  die  beträchtlichen 
Frachtkosten,  die  der  Versand  von  Freilandstauden  mit  sich 
bringt,  erfahren  hierdurch  eine  nicht  zu  unterschätzende  Ver- 
minderung. In  den  Staudenquartieren  stieß  ich  u.  a.  auf 
verschiedene  Neuheiten,  die  die  Firma  Haage  &  Schmidt  von 
unserem  langjährigen  Mitarbeiter,  Herrn  C.  Sprenger  in 
Vomero-Neapel,  erworben  hat.  Unter  diesen  Neuheiten  dürften 
die  Sprengerschen  Yucca-Züchtungen  einen  ersten  Platz  ein- 
nehmen. Es  handelt  sich  hier  selbstverständlich  nicht  um 
winterharte  Zfiohtungen.  Herr  Carl  Schmidt,  der  im  vorigen 
Jahre  selbst  die  Sprengerscheu  Kulturen  in  Vomero-Neapel 
besichtigte,  war  des  Lobes  voll  über  die  Leistungen  Sprengers 
als  Hybridisateur.  Von  Sprengers  Neuheiten,  die  ich  bei 
Haage  &  Schmidt  sah,  erwähne  ich  noch  das  weißfilzige, 
riesenblättrige  Verhascum  spec.  Caialonien  und  eine  riesen- 
hafte btmtblättrige  Fa^fugium-Sorte.  Eine  andere  Neuheit,  an- 
geblich ein  Glechoma,  erkannte  ich  als  das  heimische  Lamiutn 
Oaleobdolon,  das  als  bunte  anspruchslose  Ampelpflanze  kiiltur- 
würdig  ist.  Unter  all  den  sonstigen  Staudenherrlichkeiten 
erwähne  ich  nur  noch  Saxifraga  granulata  fl.pl-,  die  gefüllte  Form 
einer  heimischen  Art.  Unter  den  hunderten  von  Saxifragen  der 
Gärten  zweifellos  die  schönste,  mit  gefüllten  weißen  Blumen,  die 
Bindeblumen  ersten  Ranges  abgeben  werden  und  Scorodosma 
foetida,syn.Feriila  Asa  foelida,  den  Stink- Asant  oder  Teufelsdreck 
der  Apotheker,  der  trotz  des  abscheulichen  Geruches  seines 
Gummiharzes  eine  dekorative  Blütenstaude  ersten  Ranges  ist  (Abb. 
S.  461).  Der  aus  lausenden  gelber  Blüten  gebildete  kandelaber- 
artige Blütenschaft  erreicht  eine  Höhe  von  zwei  Metern  und 
darüber.  Die  dekorativen,  flaumigen,  aschfarbigen  Blätter  breiten 
sich  am  Boden  aus.  Die  in  der  Gartenwelt  schon  mehrfach 
besprochene  Behmannia  angulata  fand  ich  hier  imd  bei  Benary 
in  vollblühenden  Pflanzen  (Abb.  Seite  459). 

Erinnert  sei  zum  Schlüsse  noch  an  das  be- 
rühmte Kakteen-  und  Succulentensortiment  der  Firma  Haage 
&  Schmidt,  bei  welcher  jährlich  mehrere  Importe  interessanter 


IX,  39 


Die   Gartenwelt. 


Fettpflanzen  eintreffen.  Einer  der  letzten  bestand  aus 
Cephalocereus  senilis  und  war  einer  derjenigen,  die  dem 
Importeur  wirklich  Freude  bereiten  können,  denn  die  im 
.Alistbeete  stehenden  Pflanzen  machten  einen  so  vorzüglichen 
Eindruck,  daß  der  Nichtcingeweihte  glauben  konnte,  sie  l>e- 
fänden  sich  schon  seit  Jaliren  in  Kultur. 


Ausstellungsberichte. 
Die  intenialioiialc  (iartenbaiimisstellium  in  Paris. 


lu  Stella    der    jährlich 


H.  Jordi,  Paris. 

M  eine  Abbildung.) 
wiederkehrenden  Ps 


Frtihjahrsaus- 
aationale  Gartenbauaus- 


stellung fand  vom  20.  bis  28.  Mai 
Stellung  in  und  bei  den  städtischen 
Treibhäusern  Cours  la  Reine,  in 
der  Nähe  der  Ale.Nanderbrücke,  am 
Ufer  der  Seine,  statt,  veranstaltet 
von  der  Societö  Nationale  d'Hor- 
ticulture  de  France.  Diese  Aus- 
stellung wird  wobl  die  größte  des 
laufenden  Jahres  bleiben.  Das  Pro- 
tektorat lag  in  den  Händen  eines 
internationalen  Komitees,  bestehend 
aus  den  bekanntesten  und  tüch- 
tigsteu  Fachleuten,  sowie  aus  ein- 
rinßreichen  in-  und  ausländischen 
Gönnern,  und  der  Präsident  der 
Republik  vollzog  die  Eröffnung. 

Den  Gesaniteindruck  der  Aus- 
stellung fand  ich  gut,  besonders 
Topfpflanzen  waren  großartig.  Wen- 
det man  jedoch  Kritik  an,  —  und 
welcher  Ausstellungsbesucher  zieht 
keine  Vergleiche,  —  so  muß  man 
.sagen,  daß  die  Umgebung  der 
Häuser  sich  für  eine  internationale 
Gartenbauausstellung  nictit  eignete, 
weil  sie  teilweise  viel  zu  wenig 
Kaum,  besonders  für  Baumschul- 
artikel ließ. 

Auffallen  mußte  es,  daß  nur 
wenige  ausländische  Firmen  die 
.\usstellung  beschickten  und  daß 
auch  der  deutsche  Gartenbau  fehlte. 
Da  klagen  die  deutschen  Handels- 
gärtner immer  über  ausländische 
Konkurrenz,  über  kolossale  Einfuhr 

von  gärtnerischen  Produkten,  und  jetzt,  wo  sich  eine  Gelegenheit  bot, 
zu  zeigen,  daß  der  deutsche  Gartenbau  mächtige  Fortschritte  gemacht 
hat,  geht  dieselbe  unbenutzt  vorüber.*)  Ich  bin  überzeugt,  daß 
Spezialkulturen,  wie  z.  B.  enghsche  Pelargonien  (Bürgersche),  Rosen, 
Neuheiten,  Maiblumen  usw.  Erfolg  zu  verzeichnen  gehabt  hätten. 

Beim  Eintritt  blendete  die  Reichhaltigkeit  der  Koniferen- 
Sortimente,  der  inunergrüuen  Laub-  und  buntblättrigen  Ziergehölze. 
Sehr  bemerkenswert  waren  die  Kollektionen  buntblättriger  Acer 
japonicitm   der    Firmen   R.  Croux  et  fils  und  L.  Paillet  in  Chätenay. 

Mehr  oder  weniger  wai'en  die  Gruppen  symmetrisch  abgeteilt. 
Von  einer  harmonischen  Zusammenstellung  oder  abwechshingsvollen 
Gruppierung    war    nichts    zu   sehen,  da  wegen  Mangel   an  Platz    die 

*)Anmerkung  der  Redaktion.  Vom  Zeigen  seiner  Leistungen 
auf  französischem  Boden  kann  der  deutsche  Gartenbau  nicht  leben 
und  einen  nennenswerten  Absatz  nach  Frankreich  hat  er  nicht  zu 
erhoffen,  eine  Ausstellungsbeteihgung  in  Paris  ist  also  zwecklos 
für  ihn. 


Ferula  Asa  foetida  in  der 
&  Schmidt,  Erfurt.     Origi 


Prachtexemplare  von  Magnolien,  Prunus  Ccrasus,  buntblättrigen 
LiyHstrwii  und  Evonyrmis  in  Hochstämmen  und  Pyraiiiidenform  zu 
nalie  beieinander  standen  und  deshalb  wenig  zur  Geltung  kamen. 

Rechts  neben  den  Koniferen  stellten  A.  Nomblot-Bruneau,  Bourg 
la  Keine,  und  Croux  et  fils  Obstgehölze  in  Körben  und  Töpfen  in 
den  verschiedensten  Formen  aus.  Besonders  hervorzuheben  sind  die 
tadellos  geformten  Verrier-Palmetten,  sow-ie  die  schrägen  und  wage- 
rechten Cordons,  voll  besetzt  mit  kurzem,  gesundem  Fruchtholz. 

Als  Kuriosum  betrachtete  ich  eine  Gruppe  von  Moser  et  fils 
in  Versailles,  welche  einen  japanischen  Garten  darstellen  sollte,  bepflanzt 
mit  Taxus  baecata  und  baccata  var.  ereeta.,  verschiedenen  Spezies  von 
Buxus,  welche  aber  mit  der  Heckenschere  zu  den  versoliiedensten 
ornithologischen  und  sonstigen  fantastischen  Formen  zugeschnitten 
waren.  Zur  Nachahmung  kann  solche  Spielerei  wohl  schwerlich 
empfohlen  werden. 

In  Topfpflanzen  und  Binderei  waren  zum  Teil  gute  und  selbst 
sehr  gute  Leistungen  zu  verzeichnen. 

Es  würde  zu  weit  führen,  woUte  ich  die  einzelnen  Gruppen, 
sowie  alle  ausgestellten  Gegen- 
stände aufzählen,  weshalb  ich  mich 
darauf  beschränke,  die  Aussteller 
und  ihre  hauptsächlichsten  Lei- 
stungen zu  verzeichnen,  was  für 
den  deutschen  Leser  von  Inter- 
esse sein  kann.  Es  nahmen  die 
Rhododendron  und  Azaleen  den 
ersten  Rang  ein.  Es  hatte  den 
Anschein,  als  woUteu  die  zwei  Ge- 
schäfte: Croux  et  fils  in  ChiUenay 
(Seine)  und  Moser  et  fils  in  Ver- 
sailles (Seine  et  Oise)  das  beste  ihrer 
Spezialkultui'en  zur  Geltung  brin- 
gen, da  dieselben  durchweg  nur 
mit  vorzüglicher  Ausstellungsware 
in  Wettbewerb  traten. 

Die  verschiedenen  Orchideen- 
züchter und  Liebhaber  stellten 
reiche  Sammlungen  von  Orchideen 
im  vollsten  Flor  aus.  In  großer 
Zahl  wechselten  die  verschiedenen 
Spezies  von  Cytnhiilititn,  Oypripe- 
diwn,  Caltleya,  Oiloninglossum  und 
MiUmiia  ab.  Die  Abbildung  S.  402 
zeigt  die  Kollektion  des  Orchideen- 
züchters G.  Lesueur  in  St.  Cloud 
(Seine). 

Unter  einer Gla.sglocke  war  ein 
blühendes  Oypripedium  caUosum 
mr.  Sanderae  zusehen  von  A.Marcoz 
in  Villeneuve  St.  Georges  (Seine  et 
Oise),  eine  wirklich  sehr  schöne 
•  Blume  von  zart  weißgräner  Fär- 
bung. A.  Regnier,  Fontenay  sous  Bois  (Seine)  zeigte  als  Neuzüchtung 
eine  Kreuzung  zwischen  Cattleya  MendeU  und  Laclia  purpurata, 
eine  große  Blume,  aber  zu  dunkel  in  der  Farbe ;  Kelch  gelblichbraun. 
Duval  et  fils,  Versailles  (S.  et  0.),  waren  mit  einer  Kollektion  von 
Anthurium  sc//er««ria«2<OT-Hybriden,  mit  Caladium  und  Orchideen 
vertreten.  Unler  den  ersteren  nenne  ich  nur  einige  Sorten,  welche 
allenfalls  als  Bindematerial  geschätzt  werden  könnten.  „Qeneral 
MarciUe^\  rotweiße  Färbung  und  rotgetupft,  „Belle  Franee",  gleiche 
Farbe  nur  etwas  intensiver,  „  Versailliensis"  dunkelrot.  Unter  den 
Orchideen  bemerkte  ich  ein  mit  prächtiger  Rispe  versehenes  Odonlo- 
glossum  Reichenheimi  und  ein  Oypripedium  rot/isckildiamim.  Die 
gelbblühenden  Calla  elliottiana,  welche  die  Mitte  der  Cala/lium- 
gruppe  bildeten,  werden  hier  viel  als  geschätztes  Bindematerial  ver- 
arbeitet. 

Die  königliche  Garteiibauschule  in  Florenz  (Italien)  brachte 
Authui-iumneuheiteu,  Blumen  in  allen  Farbennuancen,  welche  aber 
mehr-   für   Liebhaber    Interesse    bieten.      Wohl    die    interessanteste 


Handelsgärtnerei  von  Ilaage 

Qalaufuahme  für  die  „Gartenwelt". 


Die  Gartenwelt. 


IX,  39 


Pflanze  war  eine  Sorte  mit  fast  grüner  Blume.  Es  waren  überhaupt 
Neuheiten  in  großer  Zalil  vorhanden.  Rosen,  Hochstämme  und 
niedere,  stellten  in  großer  Zahl  Leveque  et  fils  in  l\ry  (Seine) 
und  ü.  Boucher,  Avenue  d'ltalie,  Paris,  aus.  Die  etwa  6000  Pflanzen 
in  sohöner  Ware  enthielten  etwa  1200  Sorten.  Eine  von  G.  Boucher 
mit  „M»ie.  Norbert  Levavasseur"  bepflanzte  Gruppe  gewährte  einen 
reizenden  Anblick.  Diese  schöne  Polyantharose  wird  wohl  für  immer 
von  Rosenfreunden  geschätzt  werden.  Unter  neuen  und  neueren  be- 
merkte ich  „Etoile  deFrance",  dunkelrot  (vgl.  No.32),  „Duchesse  d'Albe". 
kupferrot  mit  einer  schwachgelben  Tönung,  „Abel  Chatenay",  prächtiges 
Rot,  „William.  Notting" ,  große  starke  Blume,  koloriert  wie  „Abel 
Cliatenay",  die  Hybridrose  pernetiana  „Soleil  d'm-"  goldgelb  mit  kupfe- 
i-igem  Schimmer,  unter  den  Bengalrosen  „  Werners  lAebling".  Auch  die 
bekannte  schöne  weiße  Remontantrose  „Frau  Karl  Druschki"  war 
vertreten,  hier  segelt  sie  aber  unter  dem   Namen  „Reine  de  neige"-. 


Sehr  hübsche  Gruppen  von  vollblühenden  Clematis  zeigten 
G.  Boucher  et  fils,  Paris,  und  Paillet  fils  in  Chatenay. 

Als  Marktpflanzen  waren  hauptsächlich  KnoUenbegonieu,  Nelken, 
Maigueriten ,  Pelargonien,  Calceolarien  und  Hortensien  vertreten, 
welche  zum  Teil  die  Bezeichnung  I.  Qualität  verdienten.  —  Der  be- 
kannte Züchter  A.  Nonin  in  Ghatillon  (Seine)  zeigte  als  Neu- 
züchtung die  Marguerite  „Queen  Alexandra",  eine  sehr  schöne, 
starkwüohsige  Pflanze  mit  großen  halbgefüllten  Blumen.*) 

M.  Forgeton  fils  von  Anger  waren  Aussteller  blauer  Hortensien, 
der  Sorte  ,,Sourenir  de    Claire^'-,    mit  1'-'  Blumen  auf  einer  Pflanze. 

Die  englischen  Pelargonien  von  Charles  Mohn  in  Lyon  ließen 
an  Schönheit  sehr  zu  wünschen  übrig.  Bürgersche  Neuzüchtungen 
bemerkte  ich  nicht.  —  Eine  große  Gruppe  von  einfachblühenden 
Zonalpelai-gonien  stellte  E.  Poirier  in  Versailles  in  45  Sorten  au.s. 
Die    Aufmachung   fand    ich    geschmacklos.      Als    bemerkenswerteste 


Orchideengruppe  von  G 


Bemerkenswert    ist    eine    neue    Pflanze 
welche  G.  Boucher  et  fils   ausstellten;   Maurice  de  Vilmorin   hat  sie 
aus    Tibet    eingeführt,     sie    soll,    wie    mir    Herr    Boucher   jr.    er- 
klärte,   einen    zukünftiger   Schattenbaum    für  die  Pariser  Boulevards 
abgeben  (vgl.  Jg.  VIT,  Seite  3G2). 

Das  Samengeschäft  von  Vilmorin  Andrieux  et  Cie.  brachte 
außer  einer  Anpflanzung  von  Alpenpflanzen  in  über  500  Sorten, 
schöne  Calceolarta  hcrbacea  und  gefüllte  Cinerarienhybriden,  Paeonia 
arborea  in  Töpfen,  sowie  abgeschnittene  Blumen,  welche  den  Haupt- 
teil dieser  Kollektion  ausmachten.  Auch  H.  Defresne  in  Vitiy, 
L.  Paillet  fils  in  Chatenay  und  Lemoine  et  fils  in  Nancy  waren  mit 
prächtigen  Schnittblumen  vertreten.  Letztere  stellten  außer  einer 
Paeonia  lutea  Neuzüchtungen  von  Flieder  aus,  wie  „Präsident 
Imtbct"  und  „  Waldeck  Rou^sseau",  helllila.  Sehr  aufgefallen  sind 
mir  die  neu  aus  Japan  eingeführten  Paeonien  von  Paillet  prr«  in 
Rübinson"'(Seine).  Die  Blumen  sind  sehr  groß  von  rosa  Farbe  und 
brrit  gefranst. 


Lesueur  auf  der  internationalen  Gartenbau-Ausstellung  in  Paris. 

Originalaufnahme  für  die  ,,GartenweU*'. 

Dapidia  involiicrata,  Sorten  sind  zu  nennen:  „Buffalo",  ziegelrot,  „Adiniration" ,  rosa, 
„Carmen  Sylra",  weiß,  „Leeonte  de  Liste",  ziegelrot  mit  weiß, 
„Prinx.  Comino",  lila.  Einen  reizenden  Anblick  gewährte  eine  Gruppe 
von  Japan  eingeführter  Iris  und  Sämlinge  von  Iris  Kaempferi  von 
E.  Tabar,  Handelsgärtner  in  Montmorency. 

Rühmlich  erwähnt  zu  werden  verdienen  die  fkt/onia  „Oloire  de 
Lorraine'-'',  ausgestellt  von  R.  Lebaudy,  Amateur  in  Bougival  S.  et  0. 
Es  waren  Schaupflanzen  von  80—100  cm  Durchmesser  und  gewährten 
mit  den  dichtstehenden  Blumen  einen  herrhchen  Anblick;  sie  standen 
in  verhältnismäßig  kleinen  Töpfen  von  nur  30  cm  Durchmesser. 

Zum  Schlüsse  der  Berichterstattung  über  Topfpflanzen  möchte 
ich  noch    einige  Gru])peu    von    ausländischen  Ausstellern    erwähnen. 


*)  Anmerkung  d^ 
Züchtung,  über  welche 
bringen,  lagen  uns  vor; 
treten  bereits  auf. 


ledaktion.  Blüten  dieser  herrlichen 
demnächst  einen  besonderen  Artikel 
sind   sehr  variabel,   auch  gut  gefüllte 


IX,  39 


Die  Gartenwelt. 


W.  Bofinger  in  Stuttgart  zeigte  die  neue  Salvia  „Fe.ticrbalt\  Die 
Pflanzen  ließen  eine  sorgfältige  Kultur  erkennen,  nur  schade,  daß 
die  Blumen  bei  der  Wärme  iu  den  Häusern  abfielen.  —  Wilh.  Pfitzer 
in  Stuttgart  war  mit  einer  neuen  Verbeneuhybride  „Eto/ie  ilc  Stutt- 
gart" vertreten.  W.  Cutbush  k  Bons,  London,  hatti'n  ilin'  Nclkin- 
neuheiton  gebracht.  Die  schönste  Blume  war  wolil  „l'mr,.  ^s  ,,/' 
tFafes"  (Malmaison),  prächtiges  Kosa.  Auch  in  der  lliiiil'icinliii'iliir- 
waren  deutsche  Firmen  vertreten.  Die  einzelnen  Objektf  uml  ihir  .An- 
ordnung ließen  guten  Geschmack  vermissen,  doch  enthielt  die  Kollektion 
jnanch  schöne  Einzelleistung.  Nur  schade,  daß  der  Leiter  der 
deutschen  Kollektivausstellung,  Herr  Olbertz  in  Erfurt,  sich  nicht 
vorher  erkundigte,  mit  welchen  Kunstwerken  er  Erfolg  haben  könnte; 
weder  die  französischen  Fachmanner  noch  das  Publikum  konnten  sich 
für  seine  Ausstellung  erwärmen.*) 

In  der  Preiskonkurrenz  für  beste  Pflanzen  und  Blüten  zur  Zimmer- 
und  Tisrhdi'kiinition   erhielt  J.  Maissa,  Paris,  den  höchsten  Preis. 

Für  Kiesen Ijuketts  zeigen  die  Pariser  Damen  große  Vorliebe, 
denn  solche  sieht  man  oft  in  den  Schaufenstern  der  Binderei- 
ge.schäfte.  Sie  werden  meist  aus  Hortensien  und  weißen  Lilien 
gebunden.  —  Bedauerlich  war  das  in  der  Bindereiabteilung  häufig 
wiederkehrende  Photographieverbot.  Ich  fragte  einen  Aussteller,  ob 
er  denn  ein  Patent  auf  seine  „Kunst"  erwerben  wolle'? 

In  den  Seitengängen  der  großen  Haupthalle  hatte  die  Gemüse- 
uud  Obst- .Ausstellung  Platz  gefunden.  Von  getriebenen  Frücliten  sind 
Erdbeeren  und  Pfirsiche  zu  nennen,  von  L.  Parent  in  Rueil  S.  et  0., 
.sie  gehörten  der  Sorte  „AiiLsden"  an. 

Den  Abschluß  der  Ausstellung  bildete  die  Abteilung  Malerei 
und  Gartenarchitektur.  Für  ausgestellte  Pläne  erlüelt  Fritz  Bialie  in 
Mannheim  einen  Preis. 


„The  Teinple  show"  in  London. 

Von  Peter  Geier,  West  Wickham,  Kenl. 

V  om  30.  Mai  bis  zum  1.  Juni  fand  diese  Au.sstellung  der  königl. 
Gartenbaugesellschaft  wie  bisher  in  dem  „Temple  Garden"  statt.  Als 
die  achtzehnte  Ausstellung  dieser  Art  muß  es  für  die  älteren  Mit- 
glieder dieses  Vereines  interessant  sein,  auf  die  ersten  Ausstellungen 
zurückzublicken,  die  Fortschritte  und  Leistungen  englischer  Handels- 
und Privatgärtner  zu  betrachten,  welche  mit  Fleiß,  Ausdauer  und  Liebe 
zu  ihrem  Beruf  ihre  Erzeugnisse  von  Jahr  zu  Jahr  verbesserten. 
Diese  jährlichen  Ausstellungen  sind  auch  insofern  für  die  englischen 
Gärtner  erfreuliche  Erinnerungen,  als  sie  damit  das  engli.sche  Publikum 
für  sich  gewannen  und  ihre  Geschäfte  in  die  Höhe  brachten.  Ob- 
schon  am  zweiten  Tage  der  Ausstellung  das  in  London  so  viel  besuchte 
„Deiby'  stattfand,  so  waren  doch  die  Hallen  so  angefüllt,  daß  man 
sich  kaum  einen  Weg  durch  die  Menschenmenge  bahnen  konnte. 

Ich  will  mich  bemühen,  dem  Wunsche  des  Herrn  Hesdörffer 
nachzukommen,  mich  so  kurz  wie  möglich  zu  fassen,  obschon  es 
ziemlich  schwer  fällt,  nur  einen  kurzen  Auszug  des  Erwähnens- 
wertesten zu  geben,  denn  für  einen  Gärtner  war  so  manches  dort, 
wovon  er  sprechen  möchte.  Die  Aufzählung  ausstellender  Firmen 
und  der  Prämiierungen  werde  ich  als  für  die  Leser  von  nicht  be- 
sonderem Interesse  unterlassen.  Die  Ausstellung  an  und  für  sich 
war  jedenfalls  als  sehr  gelungen  zu  bezeichnen,  stand  in  (Qualität  der 
Sachen  sicher  nicht  gegen  andere  Jahre  zurück  und  hielt  voll  und 
ganz,  was  man  von  der  Temple  show  erwartet.  Riesenblumige 
Begonien,  gefüllte,  einfache,  cristata  etc.  in  herrlichen  Farben  waren 
großai'tig  vorhanden  und  dürften  wohl  nirgends  übertroffen  werden. 
Leistungsfähigste  Aussteller  davon  waren  Th.  S.  Ware  (Feltham)  und 
Blackmore  &  Laugdon  (Bath).  In  ebensolch  guten  Glo.xinien 
suchten  H.  C  an  neu  &  Sons  (Swanley)  undJohnPeed  &  Son  (West 
Norwood)  sich  den  Rang  streitig  zu  machen.  Frank  (Croydon)  brachte 
eine  Gruppe  reichblühender  Begonia   wortliiana,    welche    den  Wert 

Anmerkung  der  Redaktion.  Deutsche  Kollegen  haben 
ülier  die  von  Herrn  Olbertz  veranlaßte  deutsche  Bindereiausstellung 
in  Paris  ein  gradezu  vernichtendes  Urteil  gefällt. 


dieser  Begonie  für  Beete  bestätigte.  Von  Cannell  &  Sons  war  eine 
herrliche  Canna-Gruppe  in  schönsten  Farben  aufgestellt.  Es  würde 
eine  schwere  Aufgabe  gewesen  sein,  hier  die  besten  Sorten  heraus- 
zufinden, da  man  sie  alle  als  äußerst  schön  bezeichnen  mußte. 
Calceolarien,  von  ver.schiedenen  Firmen  gezeigt,  waren  gut  in  ihrem 
reichen  Farbenspiel,  teilweise  auch  in  großen  Schaupflanzen  vertreten. 
Äußerst  feine  Gruppen  von  Cineraria  slellata,  Gloxinien,  Begonia 
cristata.  Schixantkus  etc.  waren  von  Sutton  iSons  (Reading)  zu 
sehen,  im  Hintergrund  einer  Halle  waren  die  Gruppen  des  letzt- 
genannten Ausstellers  steil  ansteigend  aus  Caladium  argyreum  ge- 
bildet und  dieses  mit  einer  schrägliegenden  Rasenkante  eingefaßt. 
Obschon  dieselben  Pflanzen  von  anderen  Ausstellern  ebensogut  und 
vielleicht  in  einigen  Fällen  besser  waren,  so  war  doch  Suttons 
Arrangement  einzig  in  seiner  Art.  Ich  vermißte  die  von  einigen 
Firmen  im  vorigen  Jahre  so  schön  gezeigten  Slrcptocarpus.  Ich 
konnte  nur  etliche  in  der  Gruppe  von  Veitch  cfe  Sons  finden,  welche, 
wie  ich  glaube,  denen  vorigen  Jahres  nachstanden.  Eine  gute  Ver- 
besserung der  so  beliebten  Verbene  „Miss  Willmott",  genannt  „Tlic 
King"  von  Cutbush  &  Son  (Highgate  N.)  erhielt  das  Verdienst- 
zeugnis. In  den  schönen  Ausstellunggruppen  von  Carter  &  Co.,  High 
Holborn,  fand  ich  eine  schöne  zartrosa  und  reiohblühende  Verbene 
„Maidens  Bliish".  Eine  kleine  Gruppe  feiner  Primula  obeoniea. 
zeigte  Arends  (Ronsdorf),  welche  für  ihn  ein  gutes  Zeugnis  ab- 
legten und  ihm  das  Verdienstzeugnis  einbrachten.  Zwei  Gruppen 
schünblühender  I'kglloeactus  bargen  die  Ausstellungsräume.  Aus- 
steller derselben  waren  Cannell  &  Sons  und  Veitch  &  Sons. 
Großartig  waren  die  ausgestellten,  zum  größten  Teil  in  Dublin  (Irland) 
kultivierten  Tulpen  von  Alex  Dickson  &  Sons  (Belfast)  und  Hogg 
&  Robertson  (Dublin).  Diese  meist  Darwinschen  Tulpen  fanden  viel  Be- 
wunderung und  zeigten,  daß  man  in  England  nicht  mehr  auf  holländische 
Zwiebeln  angewiesen  ist.  Kalanchoii  ßammea  und  it.  kcwensis  nebst 
der  niedrigen  Cineraria  „Antique  Rose"  von  Veitch  &  Sons  fand 
ich  schön  und  wertvoll  zur  Kultur.  Auch  gute  AinMiinncn  in  feinen 
Sorten  waren  vertreten  von  Reamsbottoni  A  i'i.  iiniishill.  Irland), 
w^orunter  ich  als  besonders  schön  die  Sorte  „Ki":/  "/  >,//„, ,,//.s"  fand. 
I'neonia  arhorea  „Azumakagani"  und  /'.  iirlmna  „KoHiro/;(tk/i'\ 
1'.  aiiiahilis  und  P.  Oiina  zeigten  einige  Aus.steller  als  beste  Sorten 
mit  großen  Blumen  und  besten  Farben.  Zwei  Papaver  „Mrs.  Marrk", 
rot  mit  hellgelben  Streifen,  sehr  große  Blumen  und  „Livermcre", 
dunkelrot,  waren  entzückend.  Von  R.  Wallaoe  &  Co.,  Colchester, 
notierte  ich  mir  als  neuere  schöne  Heuchcra  die  Sorten  „Hosa- 
mumk",  „Flambeau"  und  „Zabeliana" .  Eine  /'Afo.e-Neuheit,  PIiIoj: 
canadensis  „Perry's  imricty",  schön  blau,  vollblühend,  von  ."imos 
Perry-Winchmore  Hill,  wurde  mit  dem  Verdienstzeugnis  bedacht.  In 
schönen  Exemplaren  bi'achten  mehrere  Aussteller  Qeum  Heldreichi 
und  eine  reiche  Auswahl  anderer  schöner  Stauden. 

Die  Stauden  und  Alpinen  nahmen  überhaupt  einen  großen  Teil 
der  Ausstellung  in  Anspruch.  Letztere  waren  von  vei'schiedenen 
Ausstellern  äußerst  fein  in  Grotten  und  Steine  rangiert  und  fanden 
viele  Anerkennung.  Am  meisten  hervortretende  und  beste  Alpinen 
waren  folgende :  Saxifraga  jiyramidulis,  wunderschön  für  den  Gipfel 
einer  Crottc,  .s'.  Wallniri.  S.  mrsjiitusa,  S.  Rhei  u.  a.  m.  Cypri- 
pcdhiiii  xjMriiil),!,-  si'hr  srlmEi,  t'ijjt.  piiiescens,  Allysum  saxatile, 
A.  iiiariliiiiiiiii,  (iniliniia  rcnin,  Aiii/rusace  sarmentosa,  Artneria  mar. 
var.  laHcheana.,  Ibcris  „Littlc  dem,"  etc.  Die  in  England  und  Amerika 
so  beliebten  „Sweet  peas"  {Lathyrus  od-oratus),  von  vielen  Ausstellern 
geboten,  legten  Zeugnis  ihres  unersetzlichen  Wertes  als  Schnitt-  und 
Dekorationsblumen  ab;  sie  wurden  in  feinsten  Sortimenten  gei'.eigt. 
Es  ist  tatsächlich  wunderlich,  daß  diese  Blume  noch  nicht  mehr 
Verehrer  auf  dem  Continent  gefunden  hat. 

Die  vorhandenen  Pelargonien,  obschon  teilweise  gut,  stellten 
jedoch  nicht  das  Beste  dar.  Gute ,  neue  Sorten  in  Zonal- 
pelargonien waren  „Paul  Campbell".,  rot,  und  „Mons.  A.  Rusalcur", 
lachsrosa  mit  großen  Blumen;  letztere  erhielt  das  Zeugnis  für 
Verdienste. 

Gut  und  zum  Teil  großartig  waren  die  Kosen  auf  der  Aus- 
stellung in  Qualität  wie  auch  in  feinem  Arrangement.  Charles 
Turner  (Slough),  Frank  Cant  &  Co.  (Colchester),  George  Mount 
(Canterbury),    Paul  &  Son  (Chcshunt)  und  William  Paul  &  Son, 


Die  Gartenwelt. 


IX,   39 


(Walthatn  Gross)  etc.  waren  in  Kosen,  wie  stets,  die  besten  Aus- 
steller. Eine  Wic/iuraüina-iieuheit  „Lady  Ony",  reich  mit  Blumen 
überschüttet,  erhielt  das  Verdienstzeugnis.  Großartige  „Marechal 
iV?W"- Blumen,  welche  unübertrefflich  zu  nennen  waren,  zeigten 
Benj.  Gant  &  Sons  (Golchester).  Andere  bei  den  verschiedenen  Aus- 
stellern sehr  hervortretende  Sorten  sind  als  Schlingrosen  die  beliebte 
„Uorothy  Perkins",  ,,Blush Eambler" ,  „Walthatn  Rambler'\  „Leucht- 
stern" etc.  „Souvenir  de  Pierre  Notting'-'-  fand  ich  in  feinen,  reich- 
blühenden  Topfpflanzen.  „Ulrich  Bnmner  fils",  „Mrs.  E.  Maicley'\ 
„Cleopatra",  „Mme  Edmee  Metx,  „Mildred  Grant",  „Frau  Karl 
Druschki",  „FlorcncePeinberton" ,  „  Weiße  Maman  Cochet",  „Liberty", 
feine  dunkle  Farbe,  „Boadicea",  feinste  rosalila  Farbe  und  Form,  waren 
in  besten  Schnittblumen  und  Topfpflanzen  vertreten.  Paul  &  Son, 
Gheshunt,  erhielten  das  Verdienstzeugnis  für  „David  Hamm",  eine 
Neuheit  in  Färbung  der  „La  France"  und  feiner  Form,  sehr  wertvoll. 
Die  riesenbluraige  Malmaisonnelke  „Princesse  of  Wales"  zeigte 
in  besonders  guten  Topfpflanzen,  mit  andern  Malmaison  in  einer 
Gruppe  gemischt,  E.  Wagg,  Maidenhead.  Wunderschöne  Remontant- 
noiken  sind  „Leander",  „Encliantress",  „Miss  Laivrence",  „Fair  Maid" , 
„Floriana  Harry  Cowarden",  „Cecilca",  welche  in  keiner  modernen 
Schnittblumengärtnerei  fehlen  dürfen.  Es  ist  dies  eine  Kollektion 
von  hellrosa  bis  zu  dunkelrot  und  gelb.  Sander  &  Sons, 
St.  Albans,  zeigte  eine  Gruppe  schöner,  vollblühender  Axalea  indica 
und  R.  u.  G.  Cuthbert  (Southgate)  ein  feines  Arrangement  von  Axalea 
tnollis  in  wunderbarem  Farbenspiel  mit  Acer  in  bunter  Färbung  unter- 
mischt. Die  Altmeister  'm  Rhododendron  io'hix  Waterer  &  Sons  Ltd., 
Bagshot,  brachten  eine  feine  Gruppe  solcher,  wovon  „Pink  Pearl"  als 
wirkliche  Perle  mit  sehr  großen  zartrosa  Blumen  hervorstach.  „Marquis 
of  Waterford",  „B.  W.  Currie"  wären  als  weiteie  beste  Sorten  der 
Kollektion  zu  nennen.  Gutbush  &  Son,  Highgate  N.,  erhielten  das 
Verdienstzeugnis  für  die  zwei  folgenden  wertvollen  Neuheiten: 
Rhododendron  aureum  und  Edraianthus  punälus.  Schön  war  die 
Giuppe  blühender  Topfclematis  von  Eichard  Smith,  Worcester. 
Als  beste  Sorten  notierte  ich  „King  Edward  F7/.",  „Andeison"; 
„Harrif;  ,Mine  van  Houlte'-\  „Princess  of  Wales'-'',  „Lueic  Lemoinc'-\ 
„Marie  Lefvvrt",  „Miss  0.  Jackmann-'-,  ,,Scnsalion^^  und  „Purpurea 
clegans^'-. 

Galadium  waren  von  verschiedenen  Ausstellern  iu  besten 
Suhauptlanzen  mit  feiner  Färbung  vertreten.  Die  besten  dürften  jedoch 
in  der  Gmppe  der  Warmhauspflanzen  von  James  Veitch  &  Sons, 
Chelsea,  gewesen  sein.  Auch  hier  konnte  ich  mich  nicht  enthalten,  die 
am  meisten  ins  Auge  stechenden  Sorten  zu  notieren,  als  „Duchcss  of 
Fife'\  „George  Berger'-\  „Mme  Ibert  Koechlin",  „Gaston:  Chandon"; 
„Baronne  de  Rothschild",  „Silrer  Cloud"-,  „Dianiotitiana'\  „Ignata", 
„Mr.  Laing'-\  „Souvenir  de  Baron  de  Rotlischild-\  „Admiral  Togo", 
„Princcss  of  Teck'-',  „Oriflamme",  „Louis  van  Houtte",  „Rosa  Laing", 
„Mr  John  Box" ,  „Raymond Lemoinier'K  Schöne  und  seltene  Warmhaus- 
spflanzen waren  inderGruppevonVeitch,  XowW«oso»«a(PA//Wo(!aemM?«) 
Lindeni,  Croton Äe?Ä'(Schaupf lanzen), Ei-iocnemamarmorata,Medinilla 
magniflca,  Haemanthiis  Kalbreyeri,  sehr  schön,  Dracaena  Alexandra, 
Hydrangea  Mariesi  etc.  Sehr  wirkungsvoll  war  auch  die  Gruppe 
neuer  und  seltener  Pflanzen  von  Sander,  neben  seiner  neuen 
Nicotiana  Sanderae  aufgestellt.  Auch  waren  hier  einige  ßex- 
ßegonien  „Tlie  Quscn'\  „His  Majcsiy",  sehr  schön,  .Jf.  0.  Moon'\ 
„Bowringeana'-',  ferner  Dracaena  Victoria  ähnlich  /'.  iitussamieaiM 
wohl  etwas  leichteren  Habits,  Nephrolepis  Scott i.  Mpiiiid  Sanderac, 
schön  weißbunt,  Pobjpodium  Knighti,  Pamlanns  /lut-iiiuana,  Cycas 
Michültxi  and  Fureraca  watsoniana,  sehr  schön  buntblättrig. 

Schöne  Schaupflanzen  von  Farnen  hatten  neben  II.  B.  May, 
Upper  Edmonton,  einige  andere  Firmen  ausgestellt,  l'/eris  Wimsetti 
compaeta,  Po!,//,,,d;„m  Mnyi.  rirrts  C/n/d.-^/.  X,j,hrolepis  Maiji, 
Platycerium  Willmrl.;.  f;i/„iii„,,n,,i/»ir  Hii-i/so/ihilhi  waren  besonders 
.schön.  Aphelexis  iiianaiillin  msca.  PirnHra  llnidn soui,  niedrig, 
rosa  blüliend,  schön,  Erica  i-cntricusa  inaguifica  gefielen  mir  in  der 
Gruppe  von  Hugh  Low,  Bush  Hill  Park.  Eine  sehr  wirkungsvolle 
chöno  Crotonsorte  ist  „Did:e  of  l'ortland",  gezeigt  von  Fisher 
Son  &  Sibray  Ltd,  AVatorcr  &  Son,  Handsworth.  Der  von  dieser 
Firma  gezeigte  Flieder  dürfte  in  Deutschland  entschieden  \ibertroffen 
werden. 


Die  Orchideen  zeigten  voll  und  ganz,  was  man  von  der  Teniple 
show  zu  erwarten  gewöhnt  ist.  Etwas  Großartiges  boten  unter  den 
Kollektionen  aller  Aussteller  die  bekannten  englischen  Orchidoen- 
finnen  Charles worth  &  Co.,  Heaton,  Bradford,  Sander  &  Sons, 
St.  Albans,  Jas  Cypher  &  Sons,  Gheltenham,  Hugh  Low  &  Co., 
Bush  Hill  Park,  etc.  Gattleyen,  Laelio-Gattleyen,  Odontoglossum  be- 
herrschten die  Gruppen.  Eine  neue  Catlleya  schilleriatia  WestficM 
var.  von  F.  Wellesley  Esq. ,  Browet,  erhielt  das  Verdienstzeugnis. 
In  einigen  Gruppen  anderer  Aussteller  fand  ich  besondei-s  schön  Miltonia 
vexillaria „Memoria-',  Caltlcya Mossiae „  Walhalla-\  C.  Mossiae „Princo 
of  Wales'-,  Cattleya  digbyana ,  Odontoylossum  ardentissimum  „  The 
Countess,  0.  ard.  „Priruiesi  Margaret-',  Dendrobium  thyrsiflorum 
u.  a.  m.  Als  ausländische  Ausstellerin  fanden  wir  wieder  eine  hier 
sehr  gut  bekannte  Firma  Gh.  Viiylsteke,  Looohristi,  Belgien.  Sie 
zeigte  einige  feine,  gefleckte  Odontoglossum,  welche  von  Kennern 
sehr  eingehend  besichtigt  wurden  und  Anerkennung  fanden.  Es 
waren  0.  X  amalilr  ,J.n'on'\  (Kreuzung  zwischen  Harryano-crispum 
X  crispum),  Od.  /irrrii///iiii  (Rolfeae  X  ardentissimtim),  Od.  X 
lawrenceanum  „Aihnii.--  iln'iniijjhans  X  Rolfeae),  Od.  X  venustulum 
(Harryano-crispum  \  ardentissimum).  Eine  Gruppe  Sarraeenia  in 
guten  Pflanzen  zeigten  A.  J.  A.  Bruce,  Ghorlton-cuni-Hardy. 

Gemüse  war  größtenteils  in  Gurken,  Tomaten  etc.  gut  vertreten. 
Die  Ernte  von  im  März  gepflanzt  sein  sollenden  Kartoffeln  zeigte 
Sutton  &  Sons,  Reading,  mit  .schönem  Resultat  in  mehreren  Sorten. 
Der  in  Erdbeeren  wohlbekannte  Laxton,  Bedford,  brachte  solche 
in  vollhängenden  Töpfen  und  auch  sehr  schöne  gepflückte  Früchte. 
Eine  Kollektion  für  diese  Jahreszeit  sehr  guter  Äjifel  zeigten 
G.  Bunyard  &  Co.,  Maidstone.  Großartig  waren  Pfirsiche  und 
Kirschen,  in  Töpfen  getrieben,  von  Thomas,  Rivers  &  Son, 
Sawbridgeworth.     Ein  herrlicher  Duft  ging  von  den  Früchten  aus. 

Draußen  waren  gute  Gruppen  Koniferen,  Stauden  und  Sträucher 
aufgestellt  und  auch  gut  bepflanzte  Felsengrotten.  Auch  die  so  be- 
liebten japanischen  Zwergbäume  und  die  in  Figuren  geschnittenen 
Buxus  von  Cutbush  waren  hier  wieder  zu  sehen.  Einige  schöne 
Spiraea  „Queen  of  Holland'-'  brachten  van  Waweren  &  Krujff,  Sasseu- 
heim,  Holland. 


Stauden. 

Paeonia  chinensis  (odm-  sinensis,  wie  in  manchen  Katalogen 
steht)  ist  in  den  letzten  Jahren  eine  recht  beliebte  Schuittblumen- 
pflanze  des  Spätfrühjahres  geworden.  Leider  wird  aber  in  der  Auswahl 
der  anzupflanzenden  Sorten  noch  mancher  Fehler  begangen.  Vor  allem 
sollte  man  darauf  sehen,  alle  einfach  blühenden  auszumerzen. 
Gewiß  sind  sie  auch  sehr  schön,  aber  nur  auf  der  Staude.  Ge- 
schnitten flattern  sie  leicht  auseinander  und  das  Publikum  betrachtet 
sie  als  verblüht.  Ferner  sind,  dem  heutigen  Geschmacke  entsprechend, 
alle  unbestimmten  Farben  zu  verwerfen,  sie  bleiben  beim  Blumen- 
händler regelmäßig  unverkauft  stehen,  bis  er  sie  schließlich  selbst 
nicht  mehr  dem  Gärtner  abnimmt.  Tief  dunkelrot,  zartrosa,  gelb 
und  weiß  in  reinen  Farben  sind  stets  bares  Geld.  Und  —  schön 
lang  geschnitten  !  Auch  beim  Schnitt  werden  Fehler  gemacht!  Zu- 
nächst sind  alle  minderwertigen  Blumen  an  der  Staude  zu  lassen, 
sie  bringen  kein  Geld,  entwerten  die  besseren  Blumen,  weil  sie 
billig  angeboten  werden,  und  dienen  besser  der  Pflanze  als  Atmungs- 
werkzeuge. Weiter  ist  zu  beachten,  daß  Päonienblumen  wie  Rosen- 
blumen und  Mohn  in  dem  Stadium  des  Aufbrechens  geschnitten 
werden  müssen;  sie  entwickeln  sich  eigentümlicherweise  in  einer 
tiefen  Vase  viel  vollkommener  und  schöner  als  an  der  Staude  und 
behalten  mehr  Konsistenz. 

Der  Blumenhändler,  bezw.  Binder,  mag  und  wird  sie  schon 
verwerten,  wie  es  ihm  am  vorteilhaftesten  erscheint.  Über  die  Kultur 
und  Vermehrung  ist  schon  öfter  und  genug  geschrieben.  Wonig 
bekannt  nur  dürfte  sein,  daß  /'.  chinensis  sich  kalt  unter  Glas  recht 
willig  treiben  läßt;  dabei  ist  nur  auf  die  nötige  Höhe  des  Kastens 
(nicht  unter  1  m),  gute  Bewässerung  und  aufmerksame  Lüftung  zu 
achten.  Bei  der  Aufpflanzung  ist  es  durchaus  nicht  nötig,  auf  teure 
Sortimente  Wert    zu   legen.    Man  verlange   besten  Rummel   in  den 


IX,  39 


Die  Gartenwelt. 


46r) 


obengenannten  Farben  und  konnnt  mit  dem  balben  Gelde  zu  dem- 
selben Ziele.  Ungeachtet  dessen  sei  aber  auf  eine  seit  drei  .fabren 
im  Handel  befindliche  Sorte  hingewiesen.  Sie  steht  zwar  noch  hoch 
im  Preise,  bat  aber  so  viele  Vorzüge,  daß  sich  .die  Mehrausgabe  in 
Kürze  deckt.  Es  ist  dies  /'.  chinensis  festiva  maxima.  Farbe: 
leicht  rabmfarben,  fast  weiß,  stark  gefüllt,  mit  nur  wenigen  roten 
Adern  durchzogen,  wohlriechend.  Diese  Sorte  treibt  ca.  10—14  Tage 
später  als  die  andern  aus,  ist  daher  weniger  den  Maifrösten  aus- 
gesetzt, holt  aber  das  verspiiteto  Austreiben  durch  sclinelleres  Wachs- 
tum wieder  ein  und  hat  so  gut  wie  gar  keine  bliitenlosen  Triebe. 
Die   Blumen   dieser  Sorte  werden  allen  anderen  vorgezogen. 

Paul  Ruschpier,  Dresden. 


Blumenbindekunst. 
Dresden  im  Blumenschmuck! 

1  reisaussclireiben  für  den  schönsten  Vorgarten,  den  am  schönsten 
bepflanzten  Balkon,  für  das  schönste  Blumenfenster  etc.!  Wahllich, 
man  gibt  sich  alle  Mühe,  den  Sinn  für  Pflanzen  und  Blüten,  der 
beim  Großstadtmenschen  infolge  der  Lebensweise  zwischen  Stein, 
Eisen  und  Papier  leider  immer  mehr  verkümmert,  zu  pflegen  und 
zu  stärken.  Die  berufensten  Führer  in  diesen  Bestrebungen  sind 
naturgemäß  die  Oartenkünstler,  und  die  Stätten,  an  denen  der 
Garten-  und  Blumenfreund  sich  seine  Belehrung  holt,  sind  außer 
den  Parks,  Villengärten  und  öffentlichen  Anlagen  in  erster  Linie  die 
Schaufenster  der  grossen  Blumengeschäfte.  Welch  schöne  Gelegenheit, 
dem  Publikum  den  hohen  Stand  unserer  Bindekunst  zu  zeigen,  bietet 
sich  anläßlich  der  Festdekorationen  bei  Königs  Geburtstag.  Gerade  an 
solchen  Tagen  erwartet  das  Publikum  ganz  besondere  Leistungen. 
Und  es  ist  auch  anzuerkennen,  daß  eine  Anzalil  unserer  Blumen- 
ge.sohäfte  recht  hübsche  Dekorationen  mit  Königsbüste  und  Landes- 
farben ausgestellt  hatte.  Ich  wil>  ebensowenig  ein  Preislied  dieser 
Arbeiten  singen,  wie  ich  etwas  dagegen  einwenden  möchte,  wenn 
hier  oder  dort  eine  besondere  Dekoration  für  überflüssig  gehalten 
wurde,  bin  ich  doch  selbst  der  Ansicht,  daß  das  Schaufenster  einer 
Blumenhalle  seinen  schönsten  Schmuck  in  der  Frische  und  Farben- 
pracht der  möglichst  zwanglos  gruppierten  Pflanzen  und  Blumen- 
vasen findet,  sondern  ich  will  angesichts  der  Festdekoration  einer 
unserer  größten  Blumenhallen  darauf  hinweisen,  welcher  Art  die  in 
imserer  alten  Kunststadt  gepflegte  Bindekunst  ist. 

Ein  Königsbildnis,  etwa  in  halber  Lebensgröße,  umrahmt  von 
einem  ca.  V3  Meter  breiten  Kranze  blauer  Pensees.  Darüber  eine 
übernaturgroläe  Krone,  deren  Bügel  aus  gelben  Pensees  auf  rotem 
Tuche  bestehen.  Das  ganze  ruhte  auf  einer  Rohrstaffelei,  deren 
Füße  durch  Lilien  und  Iris  verdeckt  waren. 

Tausende  betrachteten  sich  dies  Werk  moderner  Bindekunst 
und  zollten  ihm  gebührende  Ehrfurcht,  ohne  zu  bedenken,  daß  sie 
einige  Schritte  weiter,  auf  dem  Markte,  derartige  mit  Pensees,  Feder- 
nelken und  dergleichen  saisongemäßen  Massenblüten  gepflasterte 
Machwerke  täglich  bei  jeder  Marktfrau  seheil  können.  Sind  wir  denn 
noch  immer  nicht  weiter,  als  daß  wir  unser  herrliches  Material,  um 
das  uns  jeder  andere  bildende  Kün.stler  beneidet,  erst  in  Formen 
quetschen  und  pressen  müssen,  die  jeder  Rahmenfabrikant  oder 
Stukkateur  natürlich  weit  richtiger  herstellt,  um  „Kunstwerke"  damit 
zu  schaffen?  Können  wir  an  einer  Blume,  besonders  wenn  sie 
gerade  häufig  und  billig  ist,  keine  andere  Schönheit  finden,  sondern 
müssen  sie  zu  unförmigen  Klumpen  geballt,  lediglicli  als  Deckfarbe 
verwenden?  Ist  die  Zeit  noch  nicht  vorüber,  da  die  Binderin,  um 
ein  „Schaustück"  zu  schaffen,  die  armen  schönen  Blüten  herzlos  zu- 
sammendrückte und  dann  ein  Solüff,  ein  Tier  oder  wohl  auch  eine 
menschliche  Figur  oder  gar  eine  Schlummerrolle  daraus  verfertigte  und 
eine  solche  Vergewaltigung  unserer  Gefühle  stolz  ein  „Kunstwerk" 
nannte? 

Ich  meine,  daß  diese  Art  von  Kunstwerken  läng.st  nicht  mehr 
in  unsere  Blumenhallen  gehört,  ebensowenig  wie  die  bei  Begräbnissen 
besonders  hervorragender  Zeitgenossen  beliebten   Lorbeerkränze  von 


Dimensionen,  welche  eine  Kalkulation  nur  nach  dem  Kilo  zulassen. 
Denn  die  Blumenbinderei  soll  doch  nicht  bloß  eine  Fabrikation  von 
Kränzen  und  Sträußen  en  masse,  sondern  eine  Kunst  sein,  deren 
Ausübende  es  ern.st  nehmen  mit  ihrem  schönen  Berufe. 

M.  Wällnitz. 


Obstbau. 


Anlage  von  Obstnutzgiirten. 

Von  Heinrich  Heuwing,   Garten-  und  Obstbautechniker,   Oppenhoini. 
{Hierzu  eine   Abbildung.) 

-Uen  vielen  Lesern  dieser  Zeitschrift,  die  an  der  Ent- 
wickclung  des  deutschen  Obstbaues  großes  Interesse  haben 
und  an  der  Hebung  des  Obstbaues  nach  bestem  Können  Anteil 
nehmen,  dadurch,  daß  sie  selber  ihren  Grundbesitz  mit  Obst- 
bäTimen  bestellen,  hoffe  ich  durch  die,  diesem  Artikel  beige- 
gebene Zeichnung  zeigen  zu  können,  in  welcher  Weise  man, 
dem  heutigen  wirtschaftlichen  Standpunkte  entsprechend,  Obst- 
gärten anlegen  nruß,  um  einen  sicheren  Gewinn  daraus  zu 
erzielen. 

Zwei  Hauptfaktoren,  Lage  und  Größe  des  Grund- 
besitzes, sind  bei  Einteilung  eines  Olistgartens  zu  lieriick- 
sichtigen.  Auf  einem  größeren  Grundstück  wird  man  mehrere 
Formen  von  Obstbäumen  anpflanzen,  somit  auch  mehrere 
Quartiere  benötigen,  während  man  bei  kleineren  Grundstücken 
die  Anzahl  der  Quartiere  möglichst  gering  anschlägt.  Man 
gehe  von  dem  Grundsatze  aus,  möglichst  große  Quartiere 
und  wenig  Wege,  und  diese  letzteren  nicht  breiter  anzulegen, 
\ne  unbedingt  erforderlich;  denn  jeder  Quadratmeter  Weg, 
der  in  einer  Obstanlage  überflüssig  ist,  geht  den  Wurzeln 
des  Obstbaumes  verloren.  Der  Obstbaum  verlangt  vor  allem 
einen  nährstoffreichen  gut  beai-beiteten  und  durchlüfteten 
Boden. 

Die  Zeichnung  Seite  4C6  veran .schaulicht  den  Lesern 
zwei  Obstgärten;  A  ein  größeres  Grundiätück  von  9514  qm 
Fläche  und  B  ein  kleineres  von  2215  qm  Fläche.  Beide 
Zeichnungen  deuten  an,  in  welcher  Weise  man  einen  Obst- 
garten an  den  Villen-  beziehungsweise  Hausgarten  anpaßt. 

In  Plan  Ä  bezeichnet  H  die  Villa  mit  der  freien 
Terrasse  K.  Zwei  schattige  Sitzplätze  J  sind  in  der  Nähe 
des  Hauses  angeordnet,  L  ist  der  Hofraum,  G  die  Kutscher- 
oder Gärtnerwohnung  mit  Stallung  und  Remise.  Aus  dem 
im  natürlichen  Stile  angelegten  Villengarten  führen  drei  Wege 
in  den  Obstgarten.  Dieser  ist  in  sechs  Hauptquartiere  ein- 
geteilt. 

Quartier  A  ist  zur  Anzucht  von  Gemüsen  bestimmt; 
Quartier  F  für  Beerenobst;  Quartier  E  für  hochstämmige 
Kirschen,  Pflaumen-  und  Mirabellenbäume  mit  Zwischen- 
pflanzung von  Aprikosenbuschbäumen ;  Quartier  D  für  halb- 
stämmige Apfelbäume  ohne  Zwischenpflanzimg;  Quartier  C 
für  Apfel -Buschobst  und  Quartier  B,  das  in  fünf  Felder 
zerlegt  ist,  wovon  das  mittlere  runde  Beet  für  Rosen,  die 
anderen  vier  Felder  für  Anzucht  von  Birnen,  Buschbäumen 
und  strengen  Formen,  wie  Pyramiden,  Kesselformen,  Säulen- 
formen etc.  bestimmt  sind.  An  fast  allen  Wegen  sind  wage- 
rechte Kordons  vorgemerkt,  die  auf  schmalen  Rabatten  von 
1,50  m  Breite  von  den  größeren  Quartieren  getrennt  stehen. 
Diese  schmalen  Rabatten  können  mit  Erdbeeren  und  anderen 
Beerensträuchern  bepflanzt  werden.  Die  seitlichen  Rabatten 
werden  mit  Spalieren  bestellt.  Als  Spaliergerüste  errichte 
man  keine  Mauern  oder  Zäune,  sondern  freistehende  Spaliere,  • 


Die  Gartenwelt. 


IX.  39 


sodaß  Licht  Timl  Lnft  von  allen  Seiten  Zutritt  haben.  Man 
verfalle  ferner  nicht  in  den  Fehler,  hochstämmige  Obst- 
bäume ■willkiirlioli  auf  das  ganze  Grundstück  zu  verteilen, 
denn  diese,  abgesehen  davon,  daß  sie  bedeutend  später  er- 
tragsfähig wei'den,  geben  der  llnterpflanzung  zu  viel  Schatten. 
Auf  die  Sortenauswahl  und  Kultur  der  einzelnen 
Forinon,  sowie  die  Bearbeitung,  der  Kosten  und  Erträge  einei- 
solchen   Anlage  komme  ich  später  noch  zurück. 


Zeit-  und  Streitfragen. 

Ein  Wort   eines  Niclit-Anslalters    zu    dem  Artikel 
,.Ziele  für  den  Unternclit  an  Forthildungssrlinlen." 


(■avtu 


Von  Fritz  Schipperin, 

Stiidtiscben  Irren-Austait  Frankfurt  a  M. 


I„ 


den  Nil 


:       tf|  «»  Jl  -^  f  • 

,  ,|;  j  ^  y  -  - 

:  ^\  ^  u  ^  ^  j  ^  ^ 

'  f  i  J  »►  ^  •->  -v   -  - 


ii(^  ^-^  --^i 

■^  ^  ^ 
^  j.  ^ 

'1  ' 


:>^ti,,,A^ -^^-^   ^^ 


Vom  Verfasser  für  die  „Garleuwelt"  gezeichnet 

Anlage  B  zeigt  das  kleinere  Grundstück,  worin  A  die 
N'illa,  B  der  Hausgarten,  F  der  Kinderspiel jilatz,  E  der  Lauben- 
gang ist  und  C  u.  D  die  Obstquartiere  sind. 

Man  ersieht  aus  dieser  kleinen  Zeichnimg  schon,  daß 
man  bei  riclitiger  Einteilung  der  Quartiere  unter  Belassung 
weniger  "Wege  einen  Obstgarten  anzulegen  im  Stande  ist, 
der  intensive  Bearbeitimg  ermöglicht,  und  schon  aus  diesem 
Grunde  einen  reichen  Ertrag  vcrsi)ncht. 


■-'7  und  33  der  Gartenwelt  erschien  je  ein 
Artikel  über  das  Thema  die  Fortbildungs- 
schulen und  Betrachtungen  über  den  Wert 
der  gärtnerisclien  Berufsbildung.  Auch  ich 
möchte  mir  als  einfacher  Gärtner  erlauben, 
einige  Gedanken  über  diesen  Gegenstand  zu 
äußern. 

"Wie  im  ersten  Artikel  mit  Recht  be- 
tont wurde,  gibt  es  auch  junge  Gärtner,  die 
nicht  in  einer  Lehranstalt  ausgebildet  wurden 
und  trotzdem  nicht  nur  in  ihrem  Fach 
tüclitig,  sondern  auch  wissenschaftlich  ge- 
bildet sind,  ja  sogar  als  leuchtende  Vorbilder 
manchem  akademisch  gebildeten  Kollegen 
gegenübero-estellt  werden  können.  Im  An- 
schluß daran  wird  nun  die  Notwendigkeit, 
eine  Lehranstalt  bezw.  Fortbildungs.schule  zu 
liesuchen,  hervorgehoben,  da  hervorragend 
tüchtige  Nichtanstalter  nur  Ausnahmen  .seien. 
Im  großen  und  ganzen  erkenne  auch 
ich  die  Richtigkeit  des  "Vorstehenden  an;  die 
beiden  Verfasser  nehmen  aber  ■  daran  an- 
schließend einen  Standpunkt  ein.  dem  nicht 
nur  ich,  sondern  gewiß  auch  viele  meiner 
nicht  akademisch  gebildeten  Berufsgenossen 
entgegentreten  müssen.  Für  Nichtanstalter 
wird  als  höchste  zu  erringende  Position  nur 
eine  „Obergehilfen"-Stelle  in  Betracht  gezogen 
und  die  Bekleidung  einer  „Obergärtner"- 
Stelluug  für  sie  als  ausgeschlossen  angesehen. 
Der  Besuch  einer  Gärtner  -  Lehranstalt,  den 
ich  an  und  für  sich  wohl  zu  würdigen  weiß, 
erfordert  aber  immerhin  einiges  Vermögen, 
und  es  ist  manchem  armen  Gärtner  versagt, 
seinen  Wunsch,  sich  durch  den  Besuch  einer 
derartigen  Anstalt  zu  bilden ,  in  Erfüllung 
gehen  zu  lassen.  Soll  aber  nun  darum  ein 
solch  strebsamer  junger  Mann  verdammt  sein, 
nie  höher  zu  kommen  als  im  besten  Falle 
zum  ObergehiLten,  seiner  Annut  halber?  Wird 
er  nicht  vielmehr  mit  eisernem  Fleiß  und 
äußerster  Energie  auf  alle  mögliche  Art  seine 
Kenntnisse  in  der  praktischen  Ausübung 
seines  Berufes  und  seine  wissenschaftliche 
Ausbildung  durch  alle  ihm  nur  irgend  er- 
reichbaren Hiltslehrmittel  zu  bereichern 
suchen?  Und  soll  nun,  wenn  es  ihm  ge- 
lungen ist,  sich  die  zur  Obergärtnerstelle 
erforderlichen  Kenntnisse  zu  erringen,  was 
doch  immerhin  als  möglich  zugegeben 
werden  muß,  ihm  ein  anderer  vorgezogen 
werden,  nur  darum,  weil  letzterer  den  Nachweis  des  Besuchs  einer 
Lehranstalt  beibringen  kann,  wenn  es  auch  sehr  fraglich  ist,  ob 
er  g  1  e  i  c  h  tüchtig  im  Beruf  ist  wie  sein  nicht  akademisch 
gebildeter,  aber  durch  außerordentlichen  Fleiß  dennoch  in  den  Be- 
sitz  der  nötigen  Kenntnisse  gekommener  Kollege? 

Wäre  es  nicht  viel  schöner  und  edler,  wenn  man  darnach  streben 
wollte,  in  Verbindung  mit  den  Fortbildungsschulen  Einrichtungen  zu 
treffen,  die  es  auch  armen,  aber  begabten  jungen  Gärtnern  ermög- 
licht, sich  die  zur  höheren  J,aufbahu  unumgänglich  nötigen  Kennt- 
nisse anzueignen?    Die  gehegte  Befürchtung,  Dünkel  in  den  Köpfen 


r> 


IX,  39 


Die    Gartenwelt. 


zu  erweckeu,  wie  Verfasser  des  Artikels  in  Nummer  33  der  Garten- 
weit  vielleicht  meint,  ist  wohl  nicht  begründet,  denn  es  gibt  und 
wird  stets  sowohl  unter  Anstaltern  als  auch  Nichtanstaltern  fleißige, 
tüchtige  und  auch  faule,  unbrauchbare  Gärtner  geben.  Jedenfalls 
muß  doch  wohl  zugegeben  werden,  daß  auch  durchaus  nicht  jeder 
Anstalter  schon  im  Lichte  seines  Berufes  steht,  da  er  meist  nur 
theoretisch  und  nicht  praktisch  ausgebildet  wird. 

Meine  Zeilen  sollen  nur  den  Zweck  haben,  davor  zu  warnen, 
daß  man  streb.samen,  tüchtigen  Gärtnern,  nur  darum,  weil  sie  keine 
Lehranstalt  besuchen  konnten,  die  Laufbahn  eines  Obergärtners  ver- 
schließe. 

Nachschrift  des  Herausgebers.  Ich  habe  den  vorstehenden 
Ausführungen  Baum  gegeben,  obwohl  sie  nach  mehr  als  einer  Richtung 
hin  anfechtbar  sind.  Der  Verfasser  geht  vielfach  von  falschen  Voraus- 
setzungen aus.  Seiner  Armut  halber  wird  kein  Kollege  von  besserer 
Stellung  ausgeschlossen.  Die  gut  bezahlten  Stellungen  sind  in  den 
meisten  Fällen  auch  Verwaltungsposten.  Solche  Stellen  erfordern 
vor  allen  Dingen  nicht  nur  fachlich  tüchtige,  sondern  auch  wnssen- 
schaftlich  gebildete  Gärtner  mit  besten  gesellschaftlichen  Umgangs- 
formen, gewandt  im  schriftHchen  Verkehr,  vertraut  mit  dem  Rech- 
nungswesen etc.  Eine  ganz  vorzügliche  Schulbildung 
ist  für  solche  Posten  weit  wichtiger  als  der  Besuch  einer 
höheren  Gärtnerlehranstalt.  „Was  Häuschen  nicht  lernte,  das 
lernt  Hans  nimmermehr."  Auf  der  Grundlage  der  Volksschul- 
bildung läßt  sich  bei  eisernem  Fleiß  durch  Selbststudium  nur 
ein  Wissen  aufbauen,  das  höchstens  als  lückenhafte  Halbbildung 
bezeichnet  werden  kann;  ganz  vereinzelte  Ausnahmen  bestätigen  nur 
die  Regel.  Allen  denjenigen,  die  nicht  mindestens  in  den  Besitz  des 
Reifezeugnisses  für  den  einj.-freiw.  Militärdienst  gelangt  sind,  sind 
ja  auch  die  höheren  Lehranstalten  verschlossen,  weil  nur  diejenigen, 
welche  mindestens  eine  Realschule  IL  Ordnung  absolviert  haben, 
dem  Lehrgang  mit  Verständnis  folgen  können.  Es  gibt  selbstver- 
ständlich auch  Obergärtnerstellen,  die  keine  Anforderungen  an  bessere 
Schulbildung  stellen  und  sich  auch  mit  einseitig  gebildeten  Fachleuten, 
d.  h.  mit  solchen,  die  hervorragende  Eultivateure  sind,  ohne  auch 
nur  richtig  schreiben  und  rechnen  zu  können,  besetzen  lassen. 

Ei-strebenswert  ist  und  bleibt  eine  sorgfältige  Schulbildung,  die 
stets   die  beste  Grundlage  für  jeden  Beruf  war  und  bleiben  wird. 

Die  ständige  Verbesserung  unserer  Volksschulen  nach  fran- 
zösischem Muster  ist  wünschenswert.  Allen  Eltern  aber,  die,  wenn 
auch  unter  Entbehrungen,  die  Mittel  erechwiugen  können,  welche  den 
Besuch  einer  höheren  Schule  für  ihre  begabten  Söhne  ermöglichen, 
sollten  dieser  Möglichkeit  Rechnung  tragen.  Wissen  ist  im  Gegen- 
satz zum  Reichtum  ein  sicherer  und  bleibender  Besitz,  der  dem- 
jenigen, der  ihn  auch  anzuwenden  versteht,  über  alle  Fährlichkeiten 
des  Lebens  hinweg  hilft  und  eine  geachtete  Lebensstellung  gewähr- 
leistet. 


Bücherschau. 

Alpenflora.  Die  verbreitetsten  Alpenpflanzen  von  Bayern, 
Tirol  und  der  Schweiz.  Von  Dr.  Gustav  Hegi,  Privatdozent  und 
Kustos  am  königlichen  botanischen  Garten  München  und  Dr.  Gustav 
Dunzinger  in  München.  Mit  221  farbigen  Abbildungen  auf  30  Tafeln. 
München,  J.  F.  Lehmanns  Verlag.     Preis  6  Mk. 

Soeben  erscheint  ein  Werkchen,  das  eigentlich  in  der  ein- 
schlägigen Literatur  keine  Lücke  aasfüllt,  aber  doch  zu  dem  bereits 
Bestehenden  in  sehr  vorteilhaftem  Gegensätze  steht  und  eine  wesent- 
liche Verbesserung  darstellt. 

Zum  Zwecke  des  Erkennens  der  häufiger  gefundenen  Alpen- 
pflanzen, besonders  für  die  Laienwelt,  existierte  in  der  schon  in 
7.  Auflage  vorliegenden  Alpenflora  von  L.  und  Prof.  C.  Schröter 
ein  nettes  Büchlein.  In  dem  ihm  sehr  ähnlichen,  soeben  von  den 
obengenannten  Müncliener  Botanikern  herausgegebenen  Werke  aber 
erscheinen  uns  die  einzelnen  Tvpen  künstlerischer  aufgeführt,  die 
Farbentöne  sind  mit  ganz  wenig  Ausnahmen  durchaus  richtig  ge- 
troffen, die  Zeichnungen  sind  von  Dui'chschnitts-Exemplaren  wissen- 
schaftlich richtig    ausgefüln-t.      Welch    einen  I'ntersohied    und  Fort- 


schritt stellt  z.  B.  die  Tafel  4  des  neuen  Werkes  gegen  Tafel  18  des 
Schröterschen  Werkes  dar.  Man  vergleiche  die  Nigrüella  migustifolta, 
das  Rot  ist  dort  viel  zu  dunkel,  das  Grün  der  Blätter  im  Schröterschen 
Werke  fast  überall  zu  schwarz,  während  es  hier  durchweg  richtig 
getroffen,  höchstens  bei  Allium  Vidorialis  etwas  zu  gelb  geraten 
ist.  Wie  plastisch  wirken  trotz  des  weißen  Untergrundes  die  weißen 
Blüten  des  Crocus  vernus.  Nicht  anders  bei  den  folgenden  Tafeln 
des  Werkchens.  Bei  einzelnen,  so  den  Tafeln  7,  8,  12,  besonders  14 
auch  l!l  ist  zuviel  auf  ein  Blatt  zusammengedrängt,  die  Einzelbeiten 
sind  deshalb  schwierig  zu  finden,  die  Bildwirkung  geht  verloren. 
Auf  Tafel  9  ist  Atragena  alpina  »in  wunderbar  wahres  Bild  dieser 
herrlichen  Pflanze.  Man  muß  doch  seine  Freude  haben  an  jenen 
Fortschi-itten  der  Druckerkunst,  welche  solche  gute  Wiedergabe  des 
gemalten  Bildes  auf  wohlfeilem  AVege  erlaubt.  Leider  ist  bei  den 
kleinen  Saxifragen  durch  den  Druck  die  Schärfe  der  Zeichnung  ver- 
loren gegangen,  Tafel  14,  No.  7,  8a  und  9,  recht  schön,  jedoch  ge- 
blichen bei  Figur  8  .S'.  oppositifoiia.  Prächtig  sind  die  Alpenrosen 
der  Tafel  19.  Ziemlich  naturwahr  ist  die  so  schwer  wiederzugebende 
Primelfarbe  getroffen;  herrlich  wiederum  besonders  auch  im  Vergleich 
zum  Schröterschen  Werke  die  blauen,  gelben  und  punktierten  Enziane. 
Weniger  zu  loben  ist  auf  Tafel  24  die  Darstellung  von  Ajttga  und 
Horminum,  prächtig  sind  wieder  die  Petlicularis  auf  Tafel  26.  — 
So  stellen  sich  auf  30  Tafeln  224  spezifische  Alpenpflanzen  dar,  in 
einer  Auffa-ssung,  an  der  man  ersieht,  daß  hier  ein  Künstler  arbeitete, 
der  Botaniker  und  Maler  zugleich  ist  (Dr.  Dunzinger).  Der  Text 
und  mit  ihm  der  Inhalt  der  Tafeln  ist  systematisch  angeordnet,  auch 
im  Gegensatze  zu  Schröter,  der  einerseits  nach  Sträuchern,  hoch- 
stengeligen  und  Polsterpflanzen,  andererseits  aber  auch  nach  Enzianen, 
Hahnenfußgewächsen,  Körbchen blütlern  etc.  einteilte.  Trotz  seiner 
Knappheit  bieten  diese  Zeilen  viel  Bemerkenswertes,  aus  denen  man 
ersieht,  daß  Dr.  Hegi  die  Gebirgspflanzen  in  jeder  Beziehung  gut 
kennt,  daß  er  seit  den  Knabenjahren  mit  ihnen  und  ihren  Ver- 
hältnissen außerordentlich  vertraut  ist. 

Der  Gärtner  und  auch  der  Naturfreund  können  viel  Nützliches 
aus  diesem  Buche  lernen,  daneben  können  sie  an  den  wirklich  schönen 
und  wahren  Bildern  ihrer  alpinen  Liebhnge  sich  auch  dann  ertreuen, 
wenn  dieselben  unter  dem  Schutze  von  Eis  und  Schnee  oder  Nadel- 
holzzweigen dem  Frühlinge  entgegenschlummern. 

Wie  wir  hören,  ist  von  denselben  Autoren  im  gleichen  Verlage 
ein  Werk  in  Vorbereitung,  das  die  Pflanzen  der  deutschen  Flora  in 
ähnlicher  Weise  vorstellen  wird.  Das  Format  ist  dort  etwas  größer 
gewählt,  eine  Überfüllung  der  Tafeln  wird  vermieden  werden. 

B.  Othmer,  München. 


Nachruf. 
Baron  Friedrich  Natiiaiiiel  von  Rothschild 

Ba 


Friedrich  Nathaniel  von  Rothschild,  der  Besitzer  einer  der 
schönsten  österreichischen  Gartenanlagen  und  hochherziger  Förderer 
des  Gartenbaues,  ist  am  13.  Juni  seinen  langjährigen  Leiden  erlegen. 
Eine  Schilderung  des  kostbaren  Inhalts  der  ausgedehnten  Glashäuser 
und  der  Parkanlagen  der  Hohen  Warte,  die  ich  vor  einiger  Zeit 
die.sor  geschätzten  Zeitschrift  sandte,  erecheint  in  nächster  Nummer. 
Es  sei  mir  gestattet,  ein  Lebensbild  des  Verstorbenen  diesem  Artikel 
vorauszuschicken,  als  Ausdruck  des  dankbaren  und  ehrenvollen  Ge- 
denkens seitens  der  Gärtnerscbaft.  Friedrich  Nathaniel  von  Rothschild 
wurde  am  26.  Oktober  1836  in  Frankfurt  a.  M.  als  erster  Sohn  und 
viertes  Kmd  des  Freiherrn  Anselm  und  der  Freifrau  Charlotte  von 
Rothschild  geboren.  Infolge  seiner  persönlichen  Neigungen  überließ 
der  Verstorbene  seinem  um  acht  Jahre  jüngeren  Bruder  Baron  Albert 
von  Rothschild  die  Leitung  des  Wiener  Bankhauses.  Die  Wiener 
Kunstwelt  verliert  in  Nathaniel  von  Rothschild  einen  der  hervor- 
ragendsten Mäcene,  die  Armen  und  Bedrängten  Wiens  einen  ihrer 
opferwilligsten  Wohltäter  und  der  private  Gartenbau  ÖsteiTeichs 
ihren  edelsten  Pfleger  und  Förderer  wohl  in  allen  seinen  Zweigen, 
denn  zu  seineu  Neigungen  zählten  die  Blumenliebe  und  die  Leiden- 
schaft für  Bauausführungen.  Man  erzählt,  daß  die  Unterhaltung  der 
Gärten  auf  der  Hohen  Warte  allein   jährlich  .öOOOOO  Kronen  (gleich 


468 


Die  Gartenwelt. 


IX,   39 


424450  Mark)  koste  und  daß  das  ständige  Gartenpersonal  aus 
120  Gärtnern  bestehe.  Die  köstlichen  Erzeugnisse  dieser  Oarten- 
anlagen  fanden  einst,  als  Baron  Nathaniel  von  Rothschild  der  Ver- 
anstalter großartiger  Feste  für  wohltätige  Zwecke  gewesen,  vollste 
Verwendung.  Aber  infolge  eines  hartnäckigen  chronischen  Leidens 
seit  vielen  Jahren  gezwungen,  ein  förmliches  Wanderleben  zu  führen, 
war  es  dem  Besitzer  nicht  möglich,  von  den  kösthchen  Früchten  zu 
genießen  und  sich  an  den  Blumen,  die  seine  paradiesischen  Gärten 
der  Hohen  Warte  erzeugten,  zu  erfreuen.  Dafür  aber  bot  der  Ver- 
storbene alljährUch,  wenn  der  Frühling  ins  Land  zog,  dem  großen 
Publikum  den  Genuß,  die  Schätze  der  von  ihm  so  sehr  bevorzugten 
edlen  Gai-tenkunst  zu  bewundern. 

Die  heimatliche  Gartenkunst  hat  alle  Ursache,  um  diesen  edlen 
Gönner  und  Förderer  zu  trauern  und  auch  alle  Vertreter  dieser 
Kunst  im  Auslande  schließen  sich  an,  welche  Gelegenheit  fanden,  die 
Rothschildgärten  aus  eigener  Anschauung  kennen  und  bewimdern  zu 
lernen.  Auch  unsere  „Gartenwelt"  erfüllt  mit  diesen  Zeilen  eine 
Ehrenpflicht. 

Auf  dem  schönen,  an  unvergeßlichen  Namen  so  reichen  Zentral- 
fi'iedhof  in  Wien  wurde  der  Verstorbene  am  16.  Juni  in  der  Faniilien- 
graft  beigesetzt.  Möge  der  Dahingeschiedene  hier  die  Ruhe  finden, 
die  er  auf  seinem  Erdenwallen  so  lange  Jahre  vergeblich  gesucht. 

Der  Verstorbene  hat  die  Besitzung  auf  der  Hohen  Warte 
seinem  Neffen  Baron  Alfons,  dem  zweiten  Sohne  des  Freiherrn 
Albert  von  Rothschild,  testamentarisch  überwiesen.  Jeder  Freund 
der  Gartenkunst  wird  mit  uns  den  Wunsch  hegen,  daß  diese 
herrlichen  Gärten  in  ihrer  Schönheit  und  Pi-acht  weiter  bestehen 
bleiben,  gleich  einem  Denkmal  für  den  Verstorbenen  und  zur  dauernden 
Zierde  östeiTeichischer  Gartenk-unst  auf  Wiener  Boden. 
H.  Breitschwerdt,  Obergärtner  u.  Gartenbaulehrer  in  Mödling  b.  Wien. 


Bevorstehende  Ausstellungen. 

Prag.  Eine  Rosenausstellung,  veranstaltet  vom  Verein  der 
Ijärtnergehilfea,  findet  hierselbst  am  2.5.  d.  Mts.  statt. 

Blumen-  und  Pflanzenausstellung  rheinischer  Garten- 
freunde zu  Cöln.  Das  Programm  dieser  vom  3.— 15.  August  d.  Js. 
stattfindenden  Ausstellung,  welche  die  Gesellschaft  Flora  zu  Cöln-Riehl 
in  Verbindung  mit  der  dortigen  Gartenbau-Gesellschaft,  dem  Verkehis- 
Verein  uud  dem  Verschönerungsverein  veranstaltet,  ist  soeben  er- 
schienen. Die  Ausstellung  erstreckt  sich  auf  Liebhaberkulturen  rhein- 
ländischer  Gartenfreunde,  Sammelausstellungen  von  Gartenbauvereinen, 
Pflanzensammiungeu.  Aquarien  und  Terrarien,  Blumenmalereien, 
Gartenausstattungs-  und  Bedarfsartikel,  Vorgärten-  und  Balkonaus- 
schmückung, auf  von  Schulkindern  gepflegte  Pflanzen  und  auf 
Kulturen  aus  Privatgärtnereien.  Es  stehen  Preise  im  Gesamtwerte 
von  4600  Mk.  zu  Verfügung. 


Aus  den  Vereinen. 

Die  Deutsche  dendrologische  Gesellschaft  wird  vom  7.  bis 
11.  August  ihi-e  Jahresversammlung  in  Konstanz  abhalten  und  alle 
dendrologisch  wichtigen  Anlagen  am  Bodensee  besuchen.  Das  aus- 
führliche Programm  wird  Ende  Juni  an  die  Mitglieder  und  sonstige 
Interessenten,  die  es  unter  der  Adresse:  „An  die  D.  D.  G.  in  Ludwigs- 
felde" verlangen,  gesandt  werden.  Wir  kommen  auf  den  Inhalt 
noch  zurück. 

Tagesgeschichte. 

Berlin.  Wegen  Verpachtung  des  alten  Botanischen  Gartens 
schweben  Verhandlungen  von  Unternehmern  mit  der  Königl.Ministerial-, 
Militär-  und  Baukommission.  Seitdem  diese  vor  einigen  Wochen 
die  Absicht  bekanntgegeben  hat,  die  etwa  73  100  qm  große  Fläche 
im  ganzen  oder  in  Teilen  zu  verpachten,  sind  eine  Menge  Offerten 
eingegangen.  Bis  heute  ist  abei-  noch  kein  Zuschlag  auf  ein  Angebot 
erfolgt;  die  Entscheidung  der  Baukommission  dürfte  erst  in  diesen 
Tagen  erfolgen.     In  den  Pachtbedingungen  wird  auf  die  Erhaltung  des 


gesamten  Baumbestandes  kein  Wert  gelegt,  vielmehr  können  danach 
in  bestimmten  Zwischenräumen  Bäume  abgeholzt  werden,  damit  die 
Pachtimternehmer  Raum  für  ihre  Anlagen  gewinnen.  Die  Regierung 
behält  sich  das  Recht  der  Lösung  des  Pachtverhältnisses  nach  vorauf- 
gegangener sechsmonatiger  Kündigung  vor,  um  jederzeit  die  Möglichkeit 
zu  besitzen,  Teile  oder  die  Gesamtfläche  des  Gartens  für  fiskalische 
Zwecke  zu  verwenden. 

Dortmund.  Das  neue  Projekt  für  die  Umgestaltung  des 
Fredenbaumwaldes  in  einen  Stadtpark  sieht  einen  Aufwand  von 
120000  Mk.  vor. 

Geislingen.  Nachdem  das  Gemeindekollegium  nunmehr 
die  Pläne  für  den  Stadtpark  an  der  Steingrabe,  die  der  Inhaber  der 
Firma  Berz  &  Schwede,  Stuttgart,  Gartenarchitekt  Berz,  fertigte, 
definitiv  genehmigte  und  die  Kosten  bewilligte,  sind  die  umfang- 
reichen Arbeiten  in  Angriff  genommen  worden.  Diese  Arbeit,  durch 
die  eine  Zierde  der  Stadt  geschaffen  werden  soll,  bietet  einer  großen 
Zahl  Arbeiter  Beschäftigung. 

Hamburg.  Von  dem  geplanten  Stadtpark  hat  man  ziemlich  lange 
nichts  mehr  gehört;  doch  hat  Ende  März  eine  Senatskommission  das 
Terrain,  das  bekannthch  auf  Grund  eines  Senats-  und  Bürgerschaftsbe- 
schlusses angekauft  ist,  besichtigt.  Die  Herren  Senatoren  bestiegen,  he- 
gleitet von  den  Herien  Oberingenieur  Vermehren  und  Friedhofsdirektor 
Cordes,  den  Aussichtsturm  des  Winterhuder  Stadtparks  und  über- 
blickten das  an  den  Grenzen  durch  rotweiße  Fähnchen  markierte 
Gelände  in  der  Größe  von  etwa  150  ha.  Es  wird  daher  in  abseh- 
barer Zeit  eine  Senatsvorlage  mit  entsprechenden  Anträgen  zu  er- 
warten sein. 

Wien.  In  der  letzten  Sitzung  des  Gemeinderats  fand  das 
Projekt  des  Wald-  und  Wiesengürtels  einstimmige  Annahme.  In 
dem  Projekt  sind  auch  Parkanlagen  projektiert,  zum  Beispiel  in 
Hetzendorf  eine  Parkanlage  mit  29000  qm,  für  die  200000  bis 
300000  Gulden  erforderlich  sind. 


Personal-Nachrichten. 

Rausch,  der  laugjährige  Obergärtner  der  Flora  in  Cöln-Riehl, 
wurde  von  der  Verwaltung  in  Anerkennung  seiner  Leistungen  ziun 
Garteninspektor  befördert. 

Briefkasten  der  Redaktion. 

Unser  Preisausschreiben.  Als  Ergebnis  unserer  Preisfrage, 
erstmals  veröffentlicht  m  Heft  24  des  laufenden  Jahrganges,  sind 
achtundzwanzig  Arbeiten  eingegangen.  Hiervon  sind  drei,  die  sich 
in  gewissem  Sinne  gegenseitig  ergänzen,  zum  Abdruck  in  der  „Garten- 
weit"  geeignet.  Wir  haben  den  ausaesetzten  Preis  vou  100  Mk.  in 
drei  Teile  zerlegt  und  Herrn  Willy  Lange,  Lehrer  der  Gartenkuude 
und  Abteilungsvorstand  an  der  Kpl.  liaitiirrlehranstalt  zu  Dahlem 
.00  Mk,  Herrn  Obergärtner  W.  Friedländer,  nderberg  (Mark),  30 Mk. 
und  Herrn  Kunst-  und  Handelsgärtner  Karl  Hegar,  Friedberg  in 
Hessen,  20  Mk.  zuerkannt;  letzterer  stellt  sich  auf  den  Standpunkt, 
daß  unter  normalen  Verhältnissen  im  gärtnerischen  Handelsbetrieb 
von  einer  Notlage  keine  Rede  sei  und  daß  der  tüchtige  und  nicht 
verschuldete  Fachmann  stets  sein  gutes  Auskommen  finde. 

Lobende  Erwähnung  verdienen  noch  die  Arbeiten  von  Friedr. 
Schmidt,  Leipzig  -  Lindenau,  und  Peter  Geier,  West  Wickham, 
Kent,  England. 

Die  prämiierten  Beiträge  gelangen  in  den  nächsten  Nummern 
zum  Abdruck,  die  übrigen  werden  den  Verfassern  zurückgegeben. 

M.  Q.,  Düsseldorf.  Zu  unserem  illustrierten  Artikel  in  No.  32, 
Seite  380,  schreibt  uns  Herr  Gartendirektor  Grube,  Aachen,  daß  er  die 
Korkbaumbänder,  wie  die  dort  abgebildeten,  gesetzlich  geschützten 
schon  vor  7 — 8  Jahren  beschrieben  und  empfohlen  habe.  Sie  sind 
die  Erfindung  eines  einfachen,  aber  tüchtigen  Aachener  Gutsgärtners 
des  verstorbenen  Herrn  Aug.  Stratz,  der  diese  Baumbänder  schon 
vor  zehn  Jahren  auf  seinem  Gute  anwendete.  Danach  kann  der  dem 
zweiten  Erfinder  gewährte  Musterechutz  ungültig  erklärt  werden. 


nt-ironl.  Redakteur;  Max  He 


Verlair  v.  Richard  Carl  Schmidt  i  Co.,  Leipzig.  —  Druck:  Anhalt.  Bnchdr.  Gntenberg, e,  G.  m.  b.  H.,  Dessau. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


1.  Juli  1905. 


No.  40. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Koniferen. 


Seine  Kultur 


Die  Kiefern  der  Riviera. 

Von  Alwin  Berger,  La  Mortola. 
{Hierzu  drei  Abbildungen.) 

Der  Ölbaum  dominiert  längs  der  Riviera. 
hat  alle  einigermaßen  erreichbaren  Flächen  besetzt,  weshalb 
die  waldbildenden  Nadelhölzer  sehr  zurücktreten,  was  be- 
sonders für  den  Nordländer,  der  an  seine  dunklen  Fichten- 
und  Tannenwälder  gewöhnt  ist,  bemerkenswert  erscheint. 
Aber  wo  die  Kultur  nicht  hindrang,  bestehen  auch  heute 
noch  Nadelwälder,  wenn  auch  von  anderem  Aussehen  als 
unsere  nordischen.  Tiefer  •  landeinwärts  bis  in  das  Hoch- 
gebirge treffen  wir  Laub-  und  Nadelwälder,  die  unseren  nicht 
nachstehen,  ja  an  schwer  zugänglichen  Stellen  haben  sich 
dieselben  wie  kleine  Urwälder  erhalten  können. 

Unsere  deutschen  Nadelhölzer  sind  auch  an  der  Riviera 
verbreitet.  Die  Tanne,  die  Fichte,  die 
Kiefer,  dieBergkiefer  mit  ihrer  als  Krumm- 
holz bekannten  Form,  sowie  die  Lärche 
und  Zirbelkiefer  bilden  große  Bestände 
in  den  hiesigen  Bergen.  Die  drei  letzten 
steigen  im  Hochgebirge  am  weitesten  in 
die  Höhe.  Tanne  und  Fichte  gehören 
der  niederen  Alpenregion  an,  wälu'end 
die  Kiefer  auch  ins  Vorgebirge  herab- 
steigt, ja  vereinzelte  Exemplare  können 
in  schattigen,  waldigen  Schluchten  bis 
in  die  nächste  Nähe  des  Meeres  vor- 
kommen. Auch  die  Eibe  ist  früher  in 
großen  Exem]ilaren  in  den  Hochtälern 
häufig  gewesen,  jedoch  gehört  sie- jetzt, 
wie  bewußte  Kenner  des  Gebirges  ver- 
sichern, zu  den  Seltenheiten. 

Die  Wälder  der  Vorgebirge  und  der 
Küste  werden  fast  ausschließlich  von  zwei 
anderen  Kiefernarten  gebildet.  Die  eine, 
die  Stern-  oder  Schwarzföhre,  zieht  die 
höheren  Lagen  vor,  die  andere,  die  Aleppo- 
kiefer,  hingegen  die  wärmeren  Lagen 
längs  der  Küste. 

Diese  letztere,  Piims  Imlepensis,  be- 
siedelt die  trockensten  und  sterilsten  Kalk- 
felsen.    Ihre  Wurzeln  bohren  sich  tief  in 

Gartenwelt.     IX. 


die  Ritzen  des  Gesteines  und  finden  .so  das  nötige  Wasser 
selbst  in  der  größten  Sommerdürre.  An  besonders  mageren 
Stellen  formt  sie  kleine,  von  unten  auf  verästelte  Bäume.  In 
den  sogenannten  Manhien,  den  Gesträuchformationen  der 
Jlittelmeerländer,  auf  sterilen  und  wasserarmen  Hängen,  bleibt 
sie  buschig  und  nimmt  gewissermaßen  das  Aussehen  von 
Krummholzkiefern  an.  An  besseren  Standorten  bildet  sie 
aber  gi'oße,  oft  2 — 3  m  Umfang  haltende  Stämme.  In  der 
Jugend  wächst  sie  alsdann  auch  regelmäßig  nach  Art  der 
anderen  Nadelhölzer,  im  Alter  aber  wird  die  Krone  immer 
unregelmäßig  gerundet,  was  im  Verein  mit  dem  etwas  gelb- 
lichen Grün  der  kurzen  weichen  Nadeln  dem  ganzen  Baume 
ein  recht  gefälliges  Aussehen  verleiht,  sodaß  er  auf  den 
kahlen  Kalkfelsen  oft  recht  malerische  Gruppen  bildet. 
Schnurgerade  Stämme  findet  man  selten  von  dieser  Kiefer; 
meist  sind  sie  knorrig  und  unregelmäßig  gekrümmt   und  ge- 


Pinus 


halepensis  am  Strande  zwischen  Antibes  und  Cannes. 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenweif. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  40 


bogen,  wie  auch  die  Verästelung  unregelmäßig  und  viel  leichter 
und  eleganter  ist  als  bei  der  Mehrzahl  ihrer  Gattungsgenossen. 
Die  Nadeln  stehen  zu  zweien  in  einer  kurzen  grauen  Scheide 
und  sind  etwa  6  cm  lang.  Die  Zapfen  stehen  einzeln  auf 
hakenförmig  zurückgekrümmten  dicken  Stielen.  Sie  messen 
etwa  5 — 6  cm  und  sind  von  kugelförmiger  Gestalt.  Da 
sie  auch  nach  dem  Ausstreuen  der  Samen  stehen  bleiben,  so 
tragen  sie  viel  zu  dem  charakteristischen  Aussehen  der  Art  bei. 
Phius  halepensis  ist  durch  das  ganze  Mittelmeergel jiet 
verbreitet,  überschreitet  jedoch  fast  niemals  die  Olivenregion. 


ist  von  der  vorigen  auf  den  ersten  Blick  zu  imterscheiden. 
Sie  ist  ein  viel  kräftigerer  Baum  mit  dunklerer  Rinde,  regel- 
mäßiger, quirliger  Verästelung  und  sehr  großen  Nadeln.  Die 
Zapfen  erreichen  10 — 15  cm  Länge,  die  Nadeln  selbst  bis 
20  cm.  Sie  bewohnt  die  eigentlichen  Vorberge,  wo  sie  bis 
etwa  1000  m  aufsteigt  und  alsdann  größere  zusammen- 
hängende Bestände  bildet.  Auf  den  unteren  Höhen  und  an 
sonnigen  Stellen  vermischen  sich  diese  Bestände  mit  der 
Pinus  halepensis,  nach  oben  hin  wiederum  mit  der  gemeinen 
Kiefer.  An  vereinzelten  Stellen  kommt  sie  auch  bis  dicht 
an  das  Meer  vor,  zieht  aber  meist  tiefgründigen 
Boden  vor.  Die  Sternfölire  ist  ausgezeichnet  durch 
großen  Harzreichtum.  Sie  %vird  daraufhin  hauptsäch- 
lich in  Südwest-Frankreich  ausgebeutet. 

Die  meistgenannte  und  auf  Bildern  italienischer 
Landschaften  am  häufigsten  dargestellte  Kiefernart, 
die  Pinie,  Pinus  Pinea,  ist  an  der  Riviera  nicht  sehr- 
I  verbreitet,  da  sie  Sandboden  liebt;  man  trifft  sie  daher 
%^  nur  in  der  Umgegend  von  Cannes  einigermaßen 
häufig,  wo  die  Bodenverhältnisse  ihr  günstiger  sind. 
Sie  spielt  darum  auch  in  der  Landschaft  der  Riviera 
keine  so  große  Rolle,  wie  beispielsweise  um  Neapel 
etc.,  wo  ihre  Samenkerne  ein  Volksnahrmigsmittel 
bilden. 

An  der  Riviera  werden  nur  die  Zapfen  von 
Pinus  Pinaster  benutzt  und  bilden  einen  gewissen 
Handelsartikel  für  die  arme  Bergbevölkerung,  aber 
nicht  als  Nahrungsmittel,  sondern  als  sehr  geschätzte 
Feueranzünder,  woau  sie  sieh  wegen  ihres  hohen 
Harzgehaltes  vorzüglich  eignen. 

Das  Holz  beider  Kiefernarten  hat  geringen  Wert 
für  Bauten  und  Tischlerarbeiten,  da  es  sehr  rasch  dem 
Wurmfraß  anheimfällt.  Ganz  vorzüglich  aber  bewährt 
es  sich  für  allerlei  Wasserbauten,  für  Boote,  Wasser- 
röhren etc.,  die  beständiger  Feuchtigkeit  ausgesetzt 
sind.  Es  wird  alsdann  fast  steinhart  und  nimmt  eine 
dimkelrote  Farbe  an.  Im  übrigen  dient  es  haupt- 
sächlich als  Brennholz.  Eine  Ausbeutimg  der  ge- 
nannten Kiefern  auf  ihre  Harzerzeugung  hin  findet 
meines  Wissens  längs  der  Riviera  nicht  statt. 


Pinus  Pinaster  (P.  maritima)  an  einem  Berghang  über  La  Moi 

Ori^nalaufnahme  für  die  „GartenweU", 

Sie  ist  also  in  Deutschland  nicht  winterhart,  sondern  müßte 
im  Kalthaus  kultiviert  werden.  An  der  Riviera  unterscheiden 
sie  die  Bauern  als  Pin  bianco  (oder  cianco),  weiße  Kiefer, 
vom  Pin  negro  der  Sternföhre  und  Pin  di  montagno  von 
unserer  deutschen  Waldkiefer.  Stellenweise  kann  man  hier 
alle  drei  Arten  in  guter  Nachbarschaft  durcheinander  gemischt 
vorfinden. 

Die  Sternföhre,  Pinus  Pinaster  oder  Pinus  maritima*), 


•)  Anmerkung  der  Redaktion.  Zweige  mit  reifen  Zapfen 
dieser  Kieferart  und  der  /'.  Iirilepensis  werden  nach  Deutschland 
exportiert  und  von  Bindegeschaften  verarbeitet.  Sie  sind  ein  ziem- 
lich haltbares  eigenartiges  Dekorationsmaferial,  besonders  die  lang- 
nadelige  Pinm  Pinaster. 


Neue  Pflanzen. 

Marguerite  (Chrysautheniuiii  friitesceiis) 
„Queen  Alexandra". 

ola.  Von  Richard  Heimann,  Cap  d'Antibes,  Südfrankreich. 

Xn  der  letzten  Zeit  wurde  in  Frankreich  für  eine  unter 
diesem  Namen  in  den  Handel  gebrachte  Marguerite  eine  ungewöhn- 
liche Reklame  gemacht. 

Diese  Neuheit  wurde  von  der  Firma  Sander  &  Sons,  St.  Albans, 
England,  aus  Südafrika  eingeführt  und  zwar  als  eine  gefülltblühende 
Marguerite. 

Kurz  nach  ihrer  Einführung  wurde  diese  Marguerite  auch  schon 
unter  großer  Reklame  in  deutschen  Fachzeitungen  als  gefülltblühende 
zu  hohen  Preisen  feil  geboten.  In  einer  Fachzeitschrift  war  gar  eine 
Abbildung  dieser  Marguerite,  die  an  das  Fabelhafte  grenzte,  zu  sehen. 
Beim  ersten  flüchtigen  Hinsehen  hielt  ich  sie  nach  diesem  Bilde 
mehr  für  eine  Dahlie,  als  für  eine  Marguerite.  Da  wir  nun  auch 
einige  Pflanzen  von  Herrn  Sander  bezogen  hatten,  die  gefüllte,  halb- 
gefüllte und  einfache  Blumen  auf  ein  und  derselben  Pflanze  bringen 
sollten,  so  stellte  ich  Vergleiche  mit  besagter  Abbildung  und  meinen 


IX,  40 


Die  Gartenwelt. 


Blumen  an,  konnte  aber  zu  meiner  großen  Enttäuschung  keine  ge- 
füllte Blume  ontdet'ken,  doch  schrieb  ich  diesen  MiI5erfolg  meinem 
Kultnrverfahren  zu.  Da  ich  aber  ständig  weitere  Lobpreisungen 
über  diese  Marguerite  vernahm,  so  entschloß  ich  mich,  mein  Haupt- 
augenmerk deren  Kultur  zuzuwenden  und  vermehrte  während  des 
ganzen  Winters  und  Frühjahrs  hier  im  sonnigen  Süden  im  Anblicke 
des  blauen  Meeres  und  der  immer  segenspendenden  Sonne  was  nur 
angängig  war.  Ich  hatte  große  Hoffnungen,  denn  ich  sagte  mir, 
wenn  diese  Marguerite  in  Deutschland  und  England  gefüllt  blühen 
soll,  so  muß  dies  noch  viel  eher  im  fmchtbareu  Süden  der  Fall  sein. 
Doch  wurde  ich  bitter  enttäuscht,  als  meine  Pflanzen  ins  Blühen 
kamen;  unter  mindestens  10000  Blumen  konnte  ich  keine,  auch  nur 
halbwegs  so  gefüllt  blühende  herausfinden,  daß  sie  mit  der  oben  be- 
regten Abbildung  einen  Vergleich  hätte  aushalten  können. 

Somit  muß  ich  behaup- 
ten, daß  die  Marguerite 
„Queen  Alexandra'^  nicht 
als  gefüllt  blühende  Margue- 
rite bezeichnet  werden  kann, 
doch  werden  in  keiner  Weise 
deren  gute  Eigenschaften 
dadurch  beeinträchtigt.  Die 
Marguerite  „Queen  Alexan- 
dra''' hat  einen  sehr  starken, 
mastigen  Wuchs,  die  großen, 
schönen,  halbgefüllten  und 
einfachen  Blumen  haben  eine 

vornehme  elfenbeinweiße 
Farbe,  die  noch  duich  das 
meist  dunkelrotbraune  Zen- 
tnim  vorteilhaft  hervor- 
gehoben wird.  Die  Blüten 
sind  sehr  groß,  etwa  7—8  cm 
im  Durchmesser,  stehen  auf 
sehr  langen  festen  Stielen, 
in  eleganter  Haltung,  sodaß 
man  sie  meist  30—40  cm 
lang  schneiden  kann,  was 
für  die  Binderei  von  großem 
Nutzen  ist.  Der  Blüten- 
leichtum  ist  unglaublich ; 
die   Pflanzen  blülien,    wenn 

geschnitten,  gewässert  und  gedüngt,  ohne  Unterbrechung  das  ganze 
Jahr  hindurch,  selbst  junge  Stecklingspflanzen  sind  voll  von 
Knospen  und  Blüten,  doch  ist  es  besser  dieselben  auszubrechen,  um 
dadurch  das  Wachstum  zu  kräftigen  und  zu  beschleunigen, 

Margaeiite  „Queen  Alexandra"  wird  namentlich  ihrer  hochfeinen 
Färbung  als  auch  der  halbgefüllten  Blumen  wegen  vollen  Beifall 
finden  und  sich  ohne  Zweifel  schnell  verbreiten.  Für  den  Süden 
ist  sie  eine  unvergleichliche  Neuheit,  die  jetzt  schon  überall  ange- 
baut wird.  Der  Verkaufspreis  beläuft  sich  hier  auf  40— .OO  Francs 
pro   100  Stück  Stecklingspflanzen  aus  kleinen  Töpfen. 

Daß  die  Marguerite  „Queen  Alexandra''''  auch  in  Deutschland 
nur  sehr  selten  ganz  gefüllt  blühen  wird,  davon  habe  ich  mich  über- 
zeugt, da  ich  mir  vor  einigen  Wochen  einige  größere  Pflanzen  von 
dort  kommen  ließ,  an  denen  ich  bis  jetzt  noch  keine  ganz  gefüllte 
Blume  finden  konnte. 


Wald  von  Pinus  halepensis  oberhalb  La  Mortola 
Originalaofnahme   für  die  „Gartenwelt". 


Pflanzenkrankheiten. 

Ein  seltener  Eindringling. 

Von  W.  Völsing,  Professor  am  Großh.  Realgymnasium,  Darmstadt- 
(Hierxu  xwei  Ahbildtmgen.) 
^s  ist  bekannt,  daß  in  der  Flora  einer  Gegend  manchmal 
neue  Arten  und  Gattungen  erscheinen,  die  ihre  Heimat  oft 
weit  ab  haben.  Meist  verschwinden  sie  nach  kurzem  Be- 
stehen, wie  sie  gekommen,    zuweilen  erwerben  sie  sich  aber 


Es 


das  Bürgerrecht,  gewinnen  sogar  die  Oberhand  über  viele 
andere  und  werden  zu  Lästigen  Unkräutern.  Ich  erinnere 
dabei  an  die  Wasserpest,  Elodea  canadensis,  die  in  der  Mitte 
des  vorigen  Jahrhunderts  über  England  aus  Nordamerika  zu 
uns  kam,  an  das  kleinblütige  Springkraut,  hnpalien.s  parvi- 
flora,  das  aus  der  Mongolei  stammt,  an  die  aus  Peru  einge- 
wanderte Oalinsoga  parviflora  und  an  den  Beherrscher  unseres 
Sandes,  das  Canadische  Berufskraut,  Erigeron  canadense.  Bei 
Tieren  sind  uns  ähnliche  Erscheiniuigen  bekannt;  man  denke 
an  die  Wanderratte,  die  Reblaus,  den  Coloradokäfer  und  die 
St.  Joseschildlaus. 

Hier  in  Darmstadt  ist  nun  in  den  letzten  Jahren  in  den 
Treibhäusern  des  Groß- 
herzoglichen  Hofgartens 
am  Neuen  Palais  ein  Schäd- 
ling aufgetreten,  welcher 
er,stens  durch  seine  Sel- 
tenheit überhaupt,  dann 
durch  die  Eigentümlich- 
keit seiner  Lebensweise 
und  durch  die  Art  seiner 
Schädigungen  interessant 
ist.  Bekannt  scheint  das 
Tier  garnicht  und  anders- 
wo noch  nie  beobachtet 
worden  zu  sein. 

Es  wurde  mir  zu- 
fällig im  vorigen  Sommer 
Mitteilung  von  dem  Auf- 
treten des  Insekts.  Ich 
ging  der  Sache  gleich 
nach  und  fand  dabei  von 
Seiten  des  Herin  Hofgäi't- 
ners  Dittmann  und  seiner 
GehUfen  freundliches  Ent- 
gegenkommen und  nötige 
Unterstützung.  Gleich  bei 
der  ersten  Besichtigung  fanden  sich  in  einem  großen  Warmhause, 
das  ganz  mit  blühenden  Gardenien  besetzt  war,  eine  Menge  ange- 
fressener, zerstörter  Knospen  und  offeneBlüten,  deren  Kronblätter, 
wie  aus  der  Abb.  Seite  472  ersichtlich,  am  Rand  abgefressen, 
infolgedessen  gebräunt  und  unbrauchbar  geworden  waren. 
Ein  viel  bedeutenderer  Schaden  soll  weiter  an  Knospen  von 
Azaka  pontica  angerichtet  worden  sein.  Auch  der  Missetä,ter 
fand  sich  bald.  In  den  dunklen  Heizkanälen,  den  Schachten 
für  Wasserleitung,  den  Durchbrüchen  für  die  Heizrohre  nach 
den  Nachbarhäusern  und  in  diesen  fand  sich  in  verschiedenen 
Alters-  und  damit  Größenabstufungen  eine  äußerst  merkwürdige 
Heuschrecke.  Im  ersten  Augenblick  mußte  sie  die  Ver- 
mutung wachrufen,  daß  man  es  hier  nicht  mit  einem  fertigen 
Tier,  sondern  mit  einer  Larve  zu  tun  habe,  denn  es  war 
bei  keiner  auch  nur  eine  Spur  von  Flügeln  oder  Flügeldecken 
zu  sehen.  Diese  Eigentümlichkeit  führte  denn  auch  bei  der 
zu  Hause  vorgenommenen  Bestimmung  auf  die  richtige  Fährte. 
Man  unterscheidet  bei  den  Springheuschrecken  —  daß 
es  eine  solche  ist,  zeigt  ein  Blick  auf  die  gewaltig  ent- 
wickelten Sprungbeine  —  3  Familien,  die  Feldlieuschrecken 
{Äcrididae),  zu  denen  unsere  kleineren  Heuhüpfer  und  die 
gefürchtete  Wanderheuschrecke  gehören,  die  I^aubheuschrecken 
{Locust'idae),  dazu  das  grüne  Heupferd,  der  Warzenbeißer, 
und    die    Grillen  {Qryllidae).      Die    langen    Fühler    und    die 


472 


Die  Gartenwelt. 


IX,  40 


viergliedrigen  Füße  ließen  das  Tier  zur  zweiten  Gruppe  ein-  Tümpel  sagt  in 
reihen.  Während  nun  bei  den  meisten  der  hierhergehörigen  seinen  Orthoij- 
Gattungen  die  Füße  von  oben  her  flach  gedrückt  sind,  sind  teren  Deutsch- 
sie nur  bei  einer  seitlich  zusammengedrückt.  Diese  letztere  lands,  daß  es 
mußte  es  sein,  und  siehe,  auch  alle  anderen  angegebenen  von  anderen 
Merkmale  stimmten.  Es  ist  ein  Tier  aus  der  Gattung  Tieren  lebt.  Es 
Troglophilus*),  zu  deutsch  „Hölilenfreund".  Die  Merkmale  mag  dies  ja 
sind:  Füße  seitlich  zusammengedrückt,  Flügeldecken  und  auch  der  Fall 
Flügel  fehlen.  Hinterschienen  oben  mit  kleinen,  dichtgedrängten  sein;  hierfrißt 
und  größeren  entfernter  stehenden  Dornen  besetzt,  imten  mit  es  aber  sicher 
einer  Furche.  Fühler  dreimal  so  lang  wie  der  Körper,  Beine  auch  Pflanzen 
lang,  an  den  Hinterfüßen  ist  das  erste  Glied  so  lang  wie  die  oder  vielleicht 
übrigen  zusammen,  Legescheide  aufwärts  gebogen.  Von  den  nur  Pflanzen. 
Forschern,  die  das  Tier  beobachtet  und  in  ihren  Spezialwerken  wje  ^yir 
beschrieben  haben,  werden  als  Fundorte  angegeben:  Höhlen  sehen,  ist  das 
und  Grotten  in  Krain,  lUj'rien,  dem  Karst;  besonders  wird  Tier  selten  und 
die  berühmte  Adelsberger  Grotte  angegeben.  Schreibers  fand  dieArtdesvon 
es  in  einer  Höhle  bei  Baden  in  der  Nähe  Wiens,  Schmidt  \\^^  angerich- 
gibt  einen  gemauei-ten  Brunnen  bei  Kutzing  als  Fundort  an,  tg^gu  Schadens 
dann  sind  noch  2  Angaben  über  das  Vorkommen  in  Gewölben  nicht  so  daß  es 
bei  Syracus  auf  Sicilien  vorhanden.  von  allgemei- 
Bezüglich  der  Ernährung  meint  Schi'eibers :  „ob  es  von  nerem  luter- 
Insekten  lebt  —  wie  die  meisten  Lokustiden  — ,  darüber  esse  wäre.  Im- 
werden    wir    durch    Untersuchungen    noch    belehrt    werden."  merhinwirdes 

aber 


Troglophilus,  ein  seltener  Schädling. 

Vom   Verfasser  für  die   „Gartenwelt"  pbotogr.  aufgen. 


Von  Troglophilus  zerfressene  Gardenienblumen. 
Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgeuommen. 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Ein  Vergleich  der  Abbildung 
dieser  Seite  mit  der  Abbildung  im  sechsten  Jahrg.  Seite  293  zeigt 
deutlich,  daß  die  hier  al.s  Troglophilus  beschriebene  Heuschreckenart 
mit  der  dort  als  Distremenna  marmorata  bezeichneten  identisch  ist. 
Nacli  anderen,  z.  B.  Kiaepehn  (Referat  über  eine  Abhandlung  über 
eingeschleppte  Tiere  im  IV.  Bd.  der  Jahresberichte  über  die  Neuerungen 
und  LeistuBgen  auf  dem  Gebiete  der  Pflanzenkrankheiten)  ist  die 
Schreibweise  Diestrammena.  Der  Verfasser  des  Artikels  im  sechsten 
Jahrgang  Seite  293  will  zwar  beobachtet  haben,  daß  diese  Heu- 
schrecken tierische  Nahrung  verzehren  und  Pflanzenkost  verschmähen, 
doch  wurden  bereits  Seite  459  und  4()0  des  sechsten  Jahrgaugs  andei'e 
rii'obaehtungen  veröffentlicht,  die  sich  mit  denen  des  Verfassers 
obigen  Boitiag.s  decken.  Ergänzend  sei  noch  bemerkt,  daß  der  Schäd- 
ling bereits  vielerorts  aufgetreten  ist. 


für  alle  Gärtner  und  besonders  für  die  mit  größeren 
Treiljereien  beachtenswert  sein.  Wie  es  hier  ein- 
gewandert ist,  —  ob  durch  Pflanzen,  KnoUen,  Erde 
konnte  ich  nicht  feststellen  —  so  kann  es  auch 
anderwärts  geschehen  oder  schon  geschehen  sein. 
Sollten  sich  unbekannte  Fraßspuren  finden,  dann 
dürfte  es  sich  empfehlen,  an  den  oben  angegebenen 
Orten  nachzuforschen  und  bei  Dunkelheit  in  die 
Häuser  zu  gehen.  Das  Tier  hat  nämlich  eine  nächt- 
liche Lebensweise.  Zu  übersehen  ist  es  da  trotz 
seiner  Erdfärbung  —  hellgraubraun  mit  dunkleren, 
Flecken  und  Querstreifen  —  nicht,  denn  die  Körper- 
länge der  größeren  beträgt  ca.  15  mm,  die  Lege- 
scheide ist  noch  12  mm,  die  Hinterbeine  mit  gewaltig 
dicken  Schenkeln  sind  50  mm  und  die  Fühler  bis 
70  mm  lang.  

Erdflöhe  können   schweren  Schaden    au    Gemüse- 
kulturen   verursachen.    Leider  ist  den  Schädlingen  schwer 
beizukommon.     Wirksam  scheint  aber  ein  physiologisches 
Mittel   zu    sein,    nämlich    das    Bestreuen    der  Beete   mit 
hellfarbigem  am  besten  weißem  Sande  oder  Knochen- 
mehl.    Solche    Beete    meiden    die    Erdflöhe    ersichtlich. 
Der  helle  Untergrund   hebt  ihre  Schutzfärbung  auf  und 
die    Feinheit    des    Sandes    und    des    Knochenmehls    er- 
schwert   ihre  Behendigkeit    bei    der    Flucht,    sodaß    die 
Erdflöhe,   falls  vorhanden,   sich  verziehen  oder  gar  nicht 
erst   über    die    Beete    herfallen,    wenn    man     rechtzeitig    vorbeugt. 
Damit  das  Knoclienmehl  nicht  fortgeweht  wird,  ist  das  Beet  nach  dein 
Überstreuen  (an  einem  windstillen  Tage)  zu  iiberbrausen. 


Obstbau. 


Die  Obstplantagou  mit  Rliabarbor  als  Unterfrucht. 

Von  A.  Warnecke. 
J-ch  kenne  kaum    eine  Unterfrucht,    welche    sich    besser 
mit  dem  Obstbaum  verträgt    als  Rhabarber.      Es    gibt    dafür 
viele  Gründe,  die  ich  hier  nüchtern  aufzähle. 


IX,  40 


Die   Gartenwelt. 


1.  Die  Obstbäume  können  verhältnismäßig  eng  gepflanzt 
worden;  denn  der  Rhabarber  verträgt  liis  zu  hohem  Grade 
Beschattung,  wenn  nur  der  Boden  wann,  durchlässig  luul 
auch  im  übrigen  passend  für  ihn  ist.  Allerdings  verlangsamt 
der  Mangel  an  Licht  das  Wachstum  um  ein  Weniges,  und 
da  beim  Gemüsebau  der  Grundsatz  gilt:  „Sehnelle  Entwicklung 
bringt  zartes  Gemüse",  so  möchte  man  argwöhnen,  daß  die 
unter  den  Bäumen  gewachsenen  Rhabarberstiele  zäh'  wie 
Weinreisende  seien.  Diese  Befürchtung  aber  wird  lünfällig, 
da  der  Rhabarber  bekanntlich  bereits  erntereif  ist,  bevor  die 
Bäume  noch  recht  belaubt  sind. 

2.  Der  mächtige  Wuchs  der  Rhabarberpflanzen  beschattet 
den  Boden,  der  infolgedessen  Schutz  vor  dem  Ausdön-en  ge- 
nießt. Nicht  nur  wird  die  unmittelbare  Einwirkung  des 
Sonnenlichtes  auf  den  Boden  durch  die  Beschattung  ver- 
mieden, sondern  es  bildet  sich  zwischen  dem  Laubdach  der 
Pflanzen  und  dem  Boden  eine  wassergesättigte  Luftschicht, 
welche  die  Abgabe  von  Feuchtigkeit  herabmindert.  Es  ist 
ja  allerdings  verständlich,  daß  die  großen  Blätter  mit  ihrer 
grobzelligen  Beschaffenheit  und  dem  lockeren  Aufbau  ihrer 
Stiele  viel  Feuchtigkeit  entziehen;  aber  einerseits  wird  dieser 
Verbrauch  durch  die  oben  charakterisierte  Ersparnis  aufge- 
wogen, wie  dies  Versuche  deutlich  gezeigt  haben,  andererseits 
wird  jeder  Regenfall  besonders  gut  ausgenutzt,  da  der  Boden, 
wie  gesagt,  feucht  gehalten  wird  und  selbst  bei  Neigung  zur 
Krustenbildung  das  Wasser  nie  unaufgenommen  abfließt,  wie 
das  bei  vielen  Böden  der  Fall  ist,  wenn  sie  trockene  Ober- 
fläche haben.  Der  Einwand  vieler  Gärtner,  daß  das  dichte 
Blätterdach  leichteren  Regen  nicht  bis  zum  Boden  durch- 
dringen lasse,  basiert  auf  oberflächlicher  Beobachtung.  Aller- 
dings wird  in  diesem  Falle,  nicht  die  Oberfläche  gleichmäßig 
dünn  augefeuchtet,  sondern  das  auf  der  Blattfläche  ange- 
sammelte Wasser  fließt  an  einer  Stelle,  meistens  beim  Stiel- 
ansatz, ab  und  durchfeuchtet  allerdings  nur  an  dieser 
Stelle  den  Boden.  Hier  aber  dringt,  was  für  unsere  Zwecke 
\'iel  günstiger  ist,  das  Wasser  auch  um  so  tiefer  ein. 
Bei  dem  leichten  Besprengen  der  ganzen  Oberfläche  hat  ein 
mäßiger  Regenfall  mehr  den  Charakter  einer  Erfrischung, 
denn  als  Ernährungshalter.  Welche  wohltätigen  Folgen  diese 
Wasserökonomie  auf  den  Obstbaum  hat,  ist  jedem  Obstzüchter 
zur  Genüge  bekannt.  Führt  doch  einer  unserer  größten 
älteren  Pomologen,  nämlich  Oberdieck,  die  Unfruchtbarkeit 
der  Obstbäume  in  den  weitaus  meisten  Fällen  auf  Wasser- 
mangel zurück. 

3.  Die  dichte  Beschattung  des  Bodens  durch  diese  Unter- 
frucht unterdrückt  auch  das  Aufkommen  der  Unkräuter  und 
ein  wesentliches  Moment  hierbei  ist  auch  die  sehr  zeitige, 
dem  übrigen  Frühjahrswuchs  meistens  weit  vorauseilende 
Entwicklung  der  Belaubung. 

4.  Das  dichte  Laubdach  hält  Regenschlag  ab.  Das  hat 
zur  Folge,  daß  die  Kiiistenbildung  —  die  Schädlichkeit  der 
Bodenkruste  in  ihrer  ganzen  Bedeutung  setzen  wir-  hier  als 
bekannt  voraus  —  erschwert  wii-d  und  die  Lockerung  des 
Bodens  infolge  des  Behackens  lange  vorhält.  Man  kommt 
in  der  Regel  mit  zweimal  Hacken  im  Sommer  aus.  Diese 
stehende  Lockerheit  des  Bodens  ist  atich  ein  weiterer  Grund 
der  erwiesenen  Wasserökonomie. 

5.  Eine  Rhabarberpflanzung  dauert  4  bis  6  Jahre;  nach 
Ablauf  dieser  Zeit  muß  die  Pflanzung  erneuert  werden,  da 
die  Erträge  mit  zunehmendem  Alter  stark  abnehmen.  Um 
Bodenmüdigkeit  zu  vermeiden,  baut  man  vor  Erneuenuig  der 
Pflanzmig  2  bis  3  Jalu-e  andere  Früchte,    so  daß  alle  6  bis 


9  Jahre  zugleich  mit  Neuanlagen  der  Rhabarbcrplantagen  der 
Boden  tief  rigolt  und  stark  gedüngt  wird.  Dii;  dadurch  be- 
dingte Bodenlüftung  und  -Bereicherung  kommt  dem  Obstbau 
zugute.  Von  den  schädlichen  Folgen  der  lioim  Rigolen 
allerdings  nicht  vermeidlichen  Wurzelverletzungen  habe  ich 
in  meiner  langjährigen  diesbezüglichen  Erfahrung  nichts  ge- 
merkt; obwohl  viele  Obstzüchter  heillose  Angst  vor  solchen 
Verw^undungen  haben,  konnte  ich  stets  nur  einen  vermehrten 
Fruchtholzansatz  feststellen,  eher  also  eine  Vermehrung  als 
Verminderung  der  erntebringenden  Faktoren. 

6.  Ohne  reichliche  Düngung  gibt  der  Rhabarber  keinen 
Ertrag,  das  sieht  jeder  Züchter  in  einem  Jahi-e  ein  und 
düngt  deshalb  stark.  Von  den  Nährsalzen  versickert  mit 
dem  Wasser  ein  großer  Teil,  ohne  den  Rhabarberpflanzen 
Nutzen  zu  gewähren.  Dieser  Dünger,  der  sonst  verloren 
wäre,  wird  aber  von  den  tief  wurzelnden  Obstbäumen  auf- 
genommen und  in  Erntewerte  übergeführt.  So  wird  auch  für 
eine  gute  Ernährung  des  Obstbaumes  gesorgt,  der  sonst  nicht 
allzuviel  Augenmerk  zugewendet  zu  werden  pflegt. 

7.  In  Plantagen  treibt  der  Rhabarber  zeitiger  als  im 
freien  Lande,  weil  die  Bäume  Schutz  gewähren.  Je  fi-üher 
aber  Rhabarber,  \im  so  besser  bezahlt  der  Markt  ihn. 

8.  Der  Rhabarber  ist  mit  dem  Spargel  zusammen  jene 
Gemüsepflanze,  die  zur  Zeit  die  höchsten  Erträge  bringt  und 
—  was  bei  dem  Leutemangel  der  Landwirtschaft  von 
Wichtigkeit  ist  —  nur  geringe  Bearbeitung  erfordert,  die 
zudem  in  arbeitsarme  Zeiten  fällt.  Pro  ha  kann  bei  gleich- 
zeitigem Anbau  von  Obstbäumen  in  normalen  Pflanzabständen 
und  bei  normalen  Preisen  ein  Bruttoertrag  von  14 — 15  00 
Mark  gerechnet  werden.  — 

Es  besteht  kein  Grund,  den  Unterbau  von  Rhabarber 
nicht  zu  emj^fehlen.  Es  gibt  schweriich  eine  Unterfrucht, 
die  gleich  ertragbringend  bei  den  schwierigen  Kulturver- 
hältnissen ist  wie  diese  und  keine,  die  so  günstige  Ver- 
hältnisse für  den  Obstbaum  schafft  wie  sie.  Ich  kann  nm- 
dringend  zu  einem  Versuch  raten,  vorausgesetzt,  daß  Ver- 
sucher überhaupt  Absatz  für  Rhabarber  hat. 


Moiiatserdbeere  „Schöne  Anhaltinerin". 


Re 


Von  A.  Seulen. 

(Eierxu  eine  Abbildung.) 


reichlich,  wie  das  Bild  zeigt,  waren  im  vorigen  Jahre 
wiederum  die  Frucbtzweige  meiner  Monatserdbeeren  Beladen.  Im 
verflossenen  Jahre  habe  ich  noch  im  November  bis  haselnußdicke 
und  wohlschmeckende  Früchte  davon  gepflückt.  Die  lange  Dürre  des 
letzten  Sommers  setzte  zuletzt  den  Sträuchern  etwas  zu.  Nachdem 
es  einigemal  geregnet  hatte,  blühten  sie  wieder  unaufhaltsam.  Einen 
würzigen  Duft  und  kräftige.s  Aroma  haben  die  bei  der  Vollreife 
schwarzroten  Früchte.  Zu  einer  Bowle  smd  sie  ausgezeichnet;  sie 
ergeben  gekocht  ein  gutes  Mus  und  schmelzen  frisch  genossen  einem 
im  Munde.  Die  Beerchen  lösen  sich  bei  der  Keife  leicht  vom  Kelche, 
fallen  sogar  bei  einer  geringen  Erschütterung  schon  ab.  Vorher 
sind  dieselben  aber  auch  bitter  und  nicht  gut  von  Geschmack.  Das 
Fleisch  ist  bei  der  Reife  recht  weich  und  saftig;  die  Frucht  also 
zum  Transport  vollends  ungeeignet.  Der  Anbau  ist  daher  auch  nur 
für  den  Privatbedarf  zu  empfehlen.  Ich  benutze  die  Pflanzen  aus- 
schließlich als  Wegeeinfassung.  Zu  diesem  Zwecke  werden  Ton 
den  an  den  schwachen  Rankon  sich  bildenden  jungen  Stauden  in 
einem  Abstand  von  'JO  cm  auf  den  Rand  der  Rabatten  jährhch  im 
September  oder  Oktober  eine  Anzahl  gepflanzt.  Länger  als  drei 
Jahre    verbleiben    dieselben    nicht   au    dem   Standorte ;   daher    wird 


Die  Gartenwelt. 


IX,  40 


Rhododendron    canadense.      Originalaufnahme  für  die  „Gartenwel 


immer  für  Nachwuchs  gesorgt.  Auch  bringen  die  jungen  Sträucher 
zwar  weniger  aber  schönere  Früchte.  Die  Wegeeinfassung  würde 
aber  auch  bei  längerem  Belassen  das  gute  Aussehen  verlieren.  Wo 
die  alten  Stauden  nach  dem  dritten  Jahre  weggeräumt  wurden, 
werden  nun  auch  auf  drei  Jahre  keine  jungen  mehr  hingepflanzt. 
Nach  meiner  -Erfahrung  gedeihen  die  Stauden  dann  besser,  wenn 
vorher  keine  Erdbeerstauden  dort  gestanden  haben.  Immerwährend 
das  gleiche  Gewächs  auf  demselben  Standort  ist  ja  allenthalben  un- 
vorteilhaft. In  diesem  Sommer  hatte  ich  auch  Gelegenheit,  die  weiße 
Monatserdbeere  „Schöne  Meißnerin"  in  einer  Pflanzung  kennen 
zu  lernen.  Selbige  ist  mehr  rundlich,  bei  der  Reife  gelblich -weiß, 
aber  auch  recht  ertragreich  und  würzhaft.  Nach  meiner  Meinung 
standen  dieselben  auf  etwas  zu  magerem  Erdreich  und  daher  blieben 
wohl  die  Früchte  an  Stärke  hinter  denen  meines  Gartens  zurück. 


Gehölze. 


Rhododendron  (Rhodora)  canadense. 

(Hierxu  eine  Abbildung.) 


sollte 


i/em  seltenen,    frühblühenden    kanadischen  Felsenstrauoh 
man  weitgehende  Beachtung  schenken. 

Schon  im  April,  wenn  wir  gewiß  noch  keinen  Überfluß  an 
blühenden  Sträuchern  haben,  erscheinen  die  purpmrosafarbeuen 
Blumen,  in  einer  5 — 6  blutigen  Doldentraube  vereinigt,  an  den  Enden 
der  Triebe  und  zwar  in  solcher  Menge,  daß  der  ganze  Strauch  mit 
Blüten  übersät  ist.  In  die.ser  Zeit  gewährt  Rh.  canadense  einen 
feenhaften  Anbhck.  Die  obenstehende  Abbildung  wurde  im  Park 
der  'Wilhelmsböhe  bei  Cassel  aufgenommen. 

Da  Rh.  canadense  eine  sogenannte  Moorbeetpflanze  ist,  .so 
menge  man  dem  Gartenboden  Moor-  oder  Heideerde  bei.  Will  man 
noch  ein  übriges  tun,  ,so  bedecke  man  den  Boden  mit  kurzem  Dünger. 
Von  großem  Vorteil  ist  es  auch,  wenn  man  den  Boden  bei  zu 
trockener  Witterung  im  Sommer  einige  Male  kräftig  durchgießt,  da 
die  Moor-  und  Heideerde  zu  leicht  austrocknet.  O.  B. 


Gärten  des  Auslandes. 

Die  Baron  Friedrich  Nalhaniel  von  Rothschiidschen 
Gärten  in  Wien, 

Von  Herrn.  Breitschwerdt,  Mödling. 

ixlljälirlich,    wenn    kaum    der  Frühling   seinen  Einzug  gehalten, 
offnen  sich    die   leider  sonst   so    streng    verschlossenen  Pforten    der 


Biion  Friedrich  Nathaniel  von  Rothschild- 
si  hen  Gärten  auf  der  „Hohen  Warte" 
in  AVien-Döbling,  um  dem  blumenliebenden 
Puhlikum  auf  einige  Stunden  einen  Genuß 
/u  bieten,  wie  er  wohl  einzig  in  seiner 
^rt  auf  dem  Kontinent  ist.  Auch  in 
du  sein  Jahre  waren  die  Rothschiidschen 
(.iiten  von  etwa  Mitte  April  an  jeden 
Mittwoch  und  Freitag  von  2 — 6  Uhr  nach- 
mittags dem  Publikum  gegen  ein  Eintritts- 
^1  Id  von  1  Krone  (8.T  Pfennig)  pro  Person 
^t  uff iiet.  Nach  den  Zeitungsberichten  be- 
ilädt die  Be-sucherzahl  an  jedem  Eintritts- 
ta^'e  durchschnittlich  1000  —  1200  Personen, 
und  irren  wir  nicht,  so  besuchten  in  den 
liuheren  Jahren  in  etwa  2  Monaten  —  .so 
hinge  sind  zirka  diese  Gärten  geöffnet  — 
_'■)— 30000  Personen  jährlich  die  „Rothschild- 
gditen",  wie  sie  in  populärer  Art  vom  Wiener 
kurzweg  genannt  werden.  In  hochherziger 
Weise  gestattete  der  am  13.  Juni  leider  ver- 
storbene Besitzer  (Siehe  Nachruf  in  No.  39), 
daß  jedes  Jahr  das  Eintrittsgeld  zu  Gunsten  der  Wiener  freiwilligen 
Eettungs- Gesellschaft  erhoben  wurde;  dadurch  erwuchs  dieser  die 
Humanität  pflegenden  Gesellschaft  eine  ganz  bedeutende  Einnahmequelle. 
Die  Rothschildgärten  besitzen,  soweit  uns  bekannt,  etwa  70  Ge- 
wächshäuser, von  denen  natürlich  nur  die  „Schauhäuser",  in  einzelnen 
Komplexen  beieinander  liegend,  zu  besichtigen  sind,  während  die 
Anzucht-  und  Kulturhäuser  davon  ausgeschlossen  werden. 

Ich  besuche  alljährlich  nicht  nur  einmal,  sondern  mehrere  Male 
die  Rothschildgärten  und  kann  mir  darum  gewiß  ein  Urteil  über 
deren  Leistungsfähigkeit  gestatten,  nachdem  ich  die  dortige 
hervorragenden  ^ 

Kulturen  nun  das 
fünfte  Jahr  kenne. 


dereLeistung  zeig- 
ten vor  mehreren 
Jahren  diese  Gär- 
ten darin,  daß  in 
einem  Gewächs- 
hauskomplex die 
beliebtesten  ein- 
jährigen Sommer- 
blumen, in  Töpfen 
herangezogen,  im 
April  in  vollem 
Flor  standen.  Ne- 
ben einer  aparten 

Auswahl  dieser 
Annuellen  Wühte 
zu    gleicher    Zeit 

—  ebenfalls  in 
Töpfen  kultiviert 
—  ein  recht  an- 
sehnliches Sorti- 
ment Edel-  Dah- 
lien,   gewiß    eine 

Kulturleistung 
allerei-sten     Ran- 
ges.     Daß    aber 
trotz  alles  mensch- 
hohen Fleißes, 
trotz     der     aller- 
besten So  rgfalt,die 
alles   belebende 
Sonne  der  Haupt- 
faktor in  der  Ent- 


Monatserdbeerc  „Schöne  Anhaltinerin" 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt*'. 


IX,  40 


Die  Gartenwelt. 


475 


Wicklung  der  Vegetation  ist,  das  konnte  man  so  recht  in  der  vor- 
jährigen Frühlingsschau  suhen;  dein  so  sonnenarmen,  dafür  aber  um 
so  mehr  regen-  und  nebelroichen  Winter  des  Jahres  1903  zu  1904 
war  es  nur  zuzuschreiben,  daß  in  der  vorjährigen  Ausstellung  vieles 
nicht  auf  der  sonst  vorhandenen  und  zu  sehen  gewohnten  Höhe  ge- 
standen; alle  menschliche  Kunst  konnte  auch  hier  das  nicht  erreichen, 
was  der  Sonne  zu  leisten  allein  beschieden  ist.  Die  diesjährige  Aus- 
stellung aber  reiht  sich  würdig  an  die  hervorragendsten  der  letzten 
.lahre  an.  In  den  einzelnen  Gewächshäusern  steht  alles  auf  der 
höchsten  Entwicklungsstufe. 

Die  Schauhäuser  setzen  sich  aus  einzelnen  Häuserkomplexen 
zusammen.  Einzelne  derselben  liegen  derart,  daß  man  den  geräumigen 
Mittelgang  durchschreitet  und  die  sich  an  diesen  rechts  und  links 
anschließenden  Gewächshäuser  durch  hohe  Glaswände  besichtigen 
kann,  oder  man  durchschreitet  zunächst  ein  Haus,  dann  den  Mittel- 
gang, von  dem  aus  man  wieder  durch  Glaswände  Einblick  in  die 
Seitenhäuser  erhält,  und  verläßt  diesen  Komplex  durch  ein  anderes 
Haus  bezw.  macht  einen  Rundgang  durch  mehrere  Häuser,  um 
schließlich  am  Ausgangspunkte  wieder  im  ersten  Hause  (auf  der 
anderen  Seite  desselben)  einzutreffen. 

Nahe  am  Eingang  in  den  Garten  befinden  sich  die  Fruchttreib- 
häuser. Das  glasgedeckte  Verbindungshaus  ist  mit  Wein  berankt, 
der  einen  großartigen  Ansatz  zeigte;  die  Ecken  sind  mit  frucht- 
behangenen  Feigenbäumen,  in  Kübeln  befindhch,  ausgefüllt.  Das 
erste  Haus  rechts  ist  mit  Treibkirschen  in  den  Sorten  „NoDelle  de 
Eugenie'''',  „Novelle  de  imperiale^''  und  „Oolden  Queen"  besetzt,  die 
alle  vollständig  reife  Kirschen  zeigten  und  einen  sehr  verlockenden 
Eindruck  machten;  entlang  der  Mauer  war  eine  Reihe  Erdbeertöpfe 
mit  reifen  Früchten  der  Sorte  „Royal  Sovereign"  zu  sehen  und  von 
der  Glasdecke  hingen  massenhaft  in  schönster  Ausbildung  reife 
Trauben  von  „Black  Hamboiirglt"  herab.  In  dem  Haus  gegenüber 
sahen  wir  Pflaumen  und  Ananas  mit  reifen  Früchten,  davor  Topf- 
wein in  den  Sorten  „Fasters  Secdling"  und  „Black  Hambourgli" . 
In  den  nächsten  zwei  gegenüberliegenden  Häusern  befanden  sich 
halbreife  Ananas,  üui-ken  in  prachtvollster  Ausbildung,  Melonen  mit 
fast  reifen  Früchten,  Wein  und  Erdbeeren  in  Töpfen  und  Reben  an 
der  Glasdeeke  mit  reifen  Trauben,  schließlich  noch  Melonen  in  jungem 
Nachwuchs. 

Im  zweiten  Gewächshauskomplex  war  ein  Haus  mit  Hortensien 
in  voller  Blüte,  unter  denen  auch  die  rosablühende  Einführung  H. 
Iiorterisis  rosea  von  J.  Lambert  &  Söhne  in  Trier  vertreten  ist. 
Das  Haus  gegenüber  zeigte  alle  schönen  Treibsträucher  in  vollstem 
Blütenschmuok,  wie  Schneeball,  Azaleen,  Deutzien,  Flieder,  Prunus 
vinaria  (floribunda)  und  andere,  Spiraeen  usw.  Für  den  Fachmann 
ganz  besonders  ins  Auge  fallend  waren  die  dazwischen  zerstreut  her- 
vortretenden blühenden  Catiiia,  die  den  bestentwickeltsten  des  freien 
Landes  nicht  nachstanden.  Ein  zweites  Häuserpaar  war  mit  getriebenen 
Rosen  in  den  schönsten  Sorten  und  Spiraea  japmiica  gefüllt.  In 
dem  diesen  Häuserkomplex  verbindenden  Gang  sind  diverse  Flor- 
blumen und  Blattpflanzen  aufgestellt;  als  ganz  besonders  schön  in 
Kultur  und  Blütenreichtum  sind  hier  verschiedene  Eabrothammis, 
wie  elegans,  floribunda  etc.  zu  nennen;  mau  trifft  diese  alte,  an- 
spruchslose und  dankbare  Pflanze  jetzt  leider  selten  in  den  Kulturen 
an,  obwohl  sie  mehr  Beachtung  vordient. 

Ein  langes  Warmhaus  besitzt  hervorragende  Blattpflanzen 
in  bester  Kultur;  unter  den  hier  vorhandenen  Palmen,  Paudaneen, 
Araceen  sieht  man  wahre  Prachtstücke;  die  Decke  des  AVarmhauses 
bekleidet  teilweise  ein  großes  Exemplar  von  Begonia  eorallma,  deren 
große,  weithin  leuchtende  Blüten  außerordentlich  zierend  wirken. 
Eine  angenehme  Abwechslung  wird  noch  geboten  in  der  gruppen- 
weisen Aufstellung  blühender  Calla,  Clivien  etc.  —  Ein  Seitenhaus, 
mit  einem  Springbrunnen  geziert,  beherbergte  zahlreiche  Spezies  von 
Genista,  Ericen,  Spiraeen,  sowie  Tulpen,  Cinerarien  und  herrlichen 
Flieder. 

An  das  vorerwälinte  Warmhaus  schließt  sich  als  direkte  Fort- 
setzung ein  zweites  Haus  an,  dessen  Mauerwände  mit  Camelien  in  ver- 
schiedenen Sorten  und  dessen  Glasdecke  mit  ,,Marechal  i\'2e/"-Rosen 
und  Rosa  Banksiae  bekleidet  sind;  über  den  Wegen  hängen  Ampeln, 
bepflanzt  mit  Pelargonien.     Der  ganze  Grund  des  Hauses  stellt  ein 


Blumen  parterre  dar,  das  in  seiner  leuchtenden,  prachtvollen  Farbon- 
wirkung  geradezu  entzückt.  Die  Mittelgruppe,  ein  Rondel,  wird  von 
einer  hohen  Kentie  gekrönt,  die  mit  blauen  Cinerarien  uiitorpflanzt 
ist;  als  Einfassung  dient,  —  wenn  ich  nicht  irre,  —  Gi.ncraria 
maritima.  Als  Seitenstücke  sehen  wir  unter  je  einer  hohen  Dracaene 
eine  rosablühende  Primula  Sieboldii-'Va.neta.i,  eingefaßt  von  weißen 
Primula  chinensis.  Ein  roter  Kiesweg  hebt  zierend  diese  Gruppen 
und  den  aus  Selaginella  gebildeten  Rasen  ab.  Die  Rabatten  sind  mit 
dunkelsammtroten  Cinerarien  bepflanzt,  unterbrochen  von  Dracaenen 
und  gelbbunten  Abutilon-Pyramiden;  die  Eckgruppen  werden  von 
blühenden  Pelargonien  gebildet. 

Im  dritten  Häuserkomplex  herrscht  nicht  minder  reiche  Ab- 
wechslung. Das  Verbindungshaus  besitzt  prachtvolle  Amaryllis 
vittata-Eyhnden,  Browallien  etc.;  auffallend  in  der  Blüte  ist  hier 
eine  Begoniensorte  „Herzogin  von  Portkoid^'-.  Dominierend  aber  tritt 
Medinüla  »lagnifica  auf;  jede  einzelne  Pflanze  ist  ein  Kulturstück 
allerersten  Ranges  und  ich  glaube,  daß  man  selten  wieder  solchen 
Riesen-  und  Kulturexemplaren  begegnen  dürfte;  die  riesigen  Trauben 
und  ihre  Menge  bestricken  das  Auge  eines  jeden  Fachmannes. 

Unter  dem  Dach  des  ersten  Seitenhauses  rankt  Clerodendron, 
auf  dem  Mittelbeet  präsentieren  sich  Colocasien  mit  ihren  metallisch 
schimmernden  Blättern,  umgeben  von  vielen  bunten  und  grünen 
niederen  Warmhauspflauzen;  das  zweite  Seiteuhaus  zeigt  dieselbe 
Berankung  und  ist  im  übrigen  in  der  Hauptsache  mit  bunten 
Dracaenen,  Coleits  etc.  gefüllt.  In  den  folgenden  zwei  Seitenhäusern, 
deren  Inhalt  man,  wie  bei  den  vorigen,  ebenfalls  nur  durch  hohe 
Glasscheiben  besichtigen  kann,  sind  Croton,  Maranten,  Sanchezien, 
Fittonien  usw.  vertreten. 

Die  folgenden  Häuser  können  wir  bis  auf  einige  vollständig 
durchschreiten;  in  dem  ersten  Hause  sind  Eriken,  nur  wenige 
Spezies,  aber  diese  in  Masse,  zu  sehen.  Ganz  besonders  schön  sind 
die  violettrote  Erica  Chamissonis,  die  reizende,  weiß  wie  Schnee 
erscheinende  Erica  cupressina,  die  Kronenbäumchen  von  Erica 
persoluta  alba,  dann  Erica  herbacea  rosea  und  die  rote,  mit  gelben 
Spitzen  gezierte  Erica  eoncolor;  die  kerngesunden  Pflanzen,  über  und 
über  mit  Blüten  bekleidet,  lassen  erkennen,  daß  sie  mit  großer  Sorgfalt 
und  vielem  Verständnis  kultiviert  worden  sind.  Beachtenswert  sind 
in  dem  nächsten  Seitenhaus  in  der  gemischten  Zusammenstellung 
Orevillea  thelemanniana,  Äcacia  longifolia,  Tropaeolum  axureum 
und  iricolor;  eine  recht  mühsame  Arbeit  muß  das  Aufbinden  dieser 
außerordentlich  zartrankenden  Kressen  sein,  die  in  kleinen  Ballon- 
formen auf  Drahtgestellen  gezogen  sind;  von  blühenden  Pflanzen  be- 
gegnen uns  noch  Metrosideros  semperflorens,  Erica  boveana  mit 
langen,  schneeweißen  Glöckchen  und  die  durch  ihre  kreuzförmige 
Blattstellung  morphologisch  interessante  Veronica  diosmaeflora,  deren 
kleine  weiße  Blüten  an  den  Triebspitzen  damals  noch  geschlossen  waren. 
Erwähnt  seien  noch  Aralia  eriocarpus,  Theophrasta  imperialis  und 
die  mit  interessanten  Früchtchen  besetzte  Oclma  multifiora.  Zwei 
weitere  Seitenhäuser  sind  mit  erst  kürzlich  ausgepflanzten  Warmhaus- 
pflanzen bestellt;  im  nächsten  befinden  sich  buntblättrige  Caladien 
und  blühende  Gloxinien,  während  das  Glasdach  Solanum  saeforthianum 
mit  lichtblauen  Blüten  ziert.  Ein  Haus  ist  mit  Medinüla  magnifica 
gefüllt;  als  Umrahmung  dient  Saintpaulia  ionantha;  an  der  Decke 
ranken  Hexacentris  mysorensis  und  H.  mysoraisis  superba;  ganz 
eigenartig  sind  die  Blüten  beider.  Nun  folgt  noch  ein  Haus  mit 
Bromeliaceen,  von  denen  viele  in  Blüte  standen,  darunter  die  durch 
ihren  blauen  Blütenstand  auffallende  Cochliostcma  jakobinianum  und 
vis-a,-vis  diesem  ein  Kakteen-Haus,  dessen  roter  Kiesweg  die  in 
zwangloser  Gruppierung  gehaltenen  Kakteen  vorteilhaft  abhebt;  auf 
kleinen  Stellagen  im  Vordergrund  stehen  winzig  kleine  Kakteen  in 
Miniaturtöpfchen,  die  namentlich  das  Entzücken  des  Laienpublikums 
—  besondere  der  Damenwelt  —  bilden. 

Im  vierten  Gewäch-shauskomplex  gelangt  man  zunächst  in  ein 
Haus,  dessen  großes  Mittelbeet  als  Grundton  eine  blaue  Myosotis 
zeigt.  Aus  diesem  Untergrund  erheben  sich  zerstreut  oder  in  kleinen 
Gruppen  arrangiert  Eriken,  Tropaeolum,  Ocnista,  Azaleen, 
Goldlack,  Reseda,  Deutria  gracilis,  Wistaria chinensis,  Ceanotkus 
dentatus  etc.,  alle  in  vollem  Flor  stehend.  Durch  ihre  Größe 
imponieren   die   den  Hintergrund   abschließenden    blühenden  Acacia 


Die  Gartenwelt. 


IX,  40 


aniMta,  A.  spiralü  (in  Baumform)  und  die  hochstämmigen  Kronen- 
biiunie  von  Sparmamiia  africana.  Die  afrikanische  Zimmeilinde 
wirkt  als  Kronenbaum,    in    voller  Blüte,   in   der  Tat  großartig. 

Im  zweiten  Hause  begegnen  wir  herrlichen  Blattpflanzen;  auf 
dem  Selaginella-Raaea  sind  gruppenweis  Amaryllis  aufgestellt;  ähn- 
lich arrangiert  ist  das  dritte  Haus,  von  dessen  Dach  lange  Fieits 
slipuIata-Banken  abwärts  hängen.  Das  vierte  Haus  weist  haupt- 
sächlich blühende  Calla,  Anthurien  etc.  auf.  Gänge  und  "Wände 
des  Verbindungshauses  sind  mit  Ficus  stipulala  bekleidet;  zierliche 
Körbchen  mit  Ampelpflanzen  geben  der  grünen  "Wand  reiche  Ab- 
wechslung. 

In  den  folgenden  zwei  Häusern,  deren  Inhalt  man  nur  durch 
Glaswände  betrachten  kann,  sind  blühende  Orchideen  aufgestellt; 
es  war  also  unmöglich,  diese  Schönheiten  —  unter  denen 
sich  gewiß  auch  kostbare  Seltenheiten  befinden  —  näher  zu 
betiachten.  Nun  folgt  ein  Haus  mit  Cinerarien,  dann  ein 
solches  mit  Pelargonien  und  dann  wieder  ein  Cinerarien  -  Haus. 
Neben  den  schönsten  Farben  sind  auch  die  neueren  Formen  ver- 
treten, unter  denen  mir  die  Edeldahlieuform  der  Blütenblätter  am 
schönsten  dünkt.  Das  zehnte  Haus  dieser  Gruppe  zeigt  gemischte 
Bepflanzung;  envähnenswert  sind  große  Pflanzen  von  Lotus  peli- 
orhynehus  in  Blüte,  Eriostemon  densifhriis  mit  prächtigen  weißen 
Blüten  und  Veroniea  hulkeana,  deren  leichte,  blaue  Rispen  ent- 
zückend schön  sind.  Das  elfte  der  zu  besichtigenden  Häuser  der 
vierten  Gewächshausgrappe  und  überhaupt  das  letzte  dem  Publikum 
geöffnete  Haus  ist  nur  mit  Anthurium  scherxerianum  benetzt ;  selten 
wohl  wird  man  einem  solchen  Blütenreiohtum  und  einer  solchen 
Größe  bei  jeder  einzelnen  Blume  anderwärts  wieder  begegnen;  von 
der  das  Haus  trennenden  Glaswand  betrachtet,  sah  die  Innenfläche 
des  Hauses  wie  ein  ausgebreitetes  brennendrotes  Tuch  aus;  das  war 
ein  Anblick,  der  jeden  Kenner  entzücken  mußte. 

Nach  dem  Verlassen  der  dritten  Häusergruppe,  deren  Abschluß 
da.s  Kakteen-Haus  bildet,  befinden  wir  uns  dicht  an  der  "Wohnung 
des  technischen  Leiters  der  Eothsohildgärten,  welchen  seit  vielen 
Jahren  Garteninspektor  Jolly  vorsteht.  Das  zierliche  Häuschen  wird 
von  einer  Felsengruppenanlage  umrahmt.  Auf  diesem  idyllischen 
Plätzchen  haben  eine  auserlesene  Sammlung  von  Alpenpflanzen,  sowie 
für  solche  Anlagen  geeignete  Laub-  und  Nadelhölzer  Verwendung 
gefunden.  Interessant  sind  die  an  der  "V\'"ohnung  arrangierten  Baum- 
Kuriositäten,  unter  denen  ein  Stück  Baumstamm  den  frappanten 
Jjindruck  eines  menschlichen  Kopfes  macht.  Auch  dem  neuesten 
Sport,  wenn  man  so  sagen  darf,  wird  hier  gehuldigt ;  nach  dem  Ver- 
lassen dieser  dendrologischen  Kuriositäten  begegnen  wir  auf  der 
linken  Rasenfläche  einer  Sammlung  japanischer  Verkrüppelungen  von 
Laub-  und  Nadelhölzern.  Von  Laubhölzern  sind  künstlich  verkrüppelte 
Ahorn,  von  ebenso  verunstalteten  Koniferen  Thuya  obttisa  und  obhcsa 
aurea-i  Juniperus japonica,  Pinus  parviflora  etc.  vertreten.  "Wir  Gärtner 
finden  wohl  alle  nichts  Schönes  an  diesen  Kunstprodukten  unserer 
„japanischen  Kollegen",  aber  das  Laieupublikum  ist  ganz  entzückt 
davon. 

Die  Parkanlagen  um  die  herrliche  Villa  des  Besitzeis,  soweit 
sie  dem  Publikum  zugänglich  sind,  machen  den  denkbar  freundlichsten 
Eindruck.  Mit  Vorliebe  besuche  ich  immer  die  Rotschildgärten  an 
einem  der  ersten  Besuchstage.  Auf  dem  heißen  "Wiener  Kalkboden 
hält  der  Frühling  früher  als  sonstwo  seinen  Einzug  und  zu  dieser 
Zeit  stehen  bereits  die  Forsythien,  die  Prumis,  Pirus  und  wie  sie 
alle  heißen,  die  unvergleichlich  schönen  Frühlingsblüher  unter  den 
Bäumen  und  Sti-äuchern,  in  vollem  Blütenschmuck.  Da  leuchtea  die 
goldigen  Riesenbüsche  der  Forsythien  von  großer  Weite;  ihr  Glanz 
wird  gehoben  durch  die  in  der  Nähe  befindlichen  dunkelrot-  und 
grünblättrigen  höheren  Bäume.  Jeder  bessere  Baum  und  Strauch  hat 
sich  hier  frei  entfaltet  und  zeigt  sich  in  vollendeter  Schönheit.  Mit 
großem  Verständnis  ist  diese  Anlage  einst  geschaffen  und  im  Laufe 
der  Jahre  ebenso  gepflegt  worden.  Freundlichkeit,  Zierlichkeit  und 
Anmut,  das  ist  der  Gesamteindruck,  der  diese  Anlage  auszeichnet 
und  sie  zu  einer  der  schönsten  macht,  die  wir  gesehen.  In  ge- 
schicktester "Weise  sind  Stauden  und  Zwiebelgewächse  in  der  Anlage 
verwendet;  letztere  erfreuen  dort  das  Auge,  wu  spättreibende  Gehölze 
noch  ohne  Blätterschmuck  sind. 


Den  ausgedehnten  Obstanlagen  im  Freien  sieht  man  —  trotz 
gewiß  sorgfältigster  Pflege  —  auch  hier  die  Nachteile  des  "Wiener 
Kalkbodens  und  der  Stürme  an,  mit  welchen  das  "Wiener  Becken  ja 
überreich  gesegnet  ist,  und  in  dieser  Höhe  mögen  die  Stürme  oft 
noch  unsanfter  sich  zeigen  als  in  der  Ebene. 

Daß  überall  die  denkbar  peinlichste  Sauberkeit  herrscht,  bedarf 
wohl  nicht  erst  besonderer  Erwähnung  und  ich  gebe  hier  als  Beispiel 
nur  an,  daß  selbst  die  Hydranten  der  Wasserleitung  im  Park  etc.  in 
tadellosem  Glänze  strahlen.  Eine  derart  peinliche  Sauberkeit  ist  leider 
nicht  überall  durchführbar,  sie  zeigt  hier  aber,  daß  an  Arbeitskräften 
kein  Mangel  herrscht. 

Leider  konnte  sich  der  blumen-  und  pflanzenfreundliche 
Besitzer  nur  sehr  selten  des  schönen  Paradieses  erfreuen,  das 
seine  Munifizenz  für  den  Gartenbau  errichtete,  denn  er  war 
stets  leidend  und  viel  auf  Reisen.  Mögen  pietätvolle  Erben 
nun  dafür  Sorge  tragen,  daß  dieses  schöne  'VN'"erk  für  alle  Zeiten 
erhalten  bleibe,  welches  in  seinen  eigenartigen  Kulturen  in  Österreich 
nur  noch  im  Sohönbrunner  Hofgarten  ein  Gegenstück  findet.  Den 
österreichischen  Geldfürsten  aber  sollte  diese  Schöpfung  ein  Ansporn 
sein,  auch  ihrerseits  die  Gartenkunst  zu  heben  und  zu  pflegen,  damit 
dieselbe  auch  in  Österreich  eine  Ausdehnung  erfahre  wie  in  manch 
anderen  Ländern  unseres  Erdteiles.  Meinen  deutschen  Kollegen,  die 
gern  einmal  auch  die  Wiener  Gärten  aus  eigener  Anschauung  kennen 
lernen  möchten,  empfehle  ich,  sich  im  nächsten  Jahre  loszureißen 
von  der  arbeitsreichsten  Zeit,  um  einige  schöne  Maitage  dafür  zu 
opfern,  den  Rothschildgärten,  den  k.  k.  Hofgärten  in  Schönbrunn 
und  dem  nahen  Laxenburg  mit  seinem  an  alten  Baumriesen  so  reichen, 
prächtigen  Park  im  englischen  Stil  einen  Besuch  abzustatten;  und 
wer  dann  noch  übrige  Zeit  hat,  der  lenke  seinen  Weg  nach  dem 
modern  gehaltenen  Stadtpark  in  Baden;  auf  der  Fahrt  dahin  durch 
die  rebenbekränzten  Höhen  der  Ausläufer  des  Wiener  Waldes  mache 
er  von  Mödling  aus  mit  der  elektrischen  Bahn  durch  die  Klausen 
einen  Abstecher  noch  nach  der  Brühl,  deren  wildromantische  Natur- 
bilder namentlich  für  den  Landschaftsgärtner  von  höchstem  Interesse 
sind;  hier  lernt  man  die  österreichische  Schwarzföhre  (Pinus  Laricio 
austriaca)  so  recht  in  ihrem  charakteristischen  Wuchs  kennen; 
zwischen  dem  schwarzgrünen  Laub  der  Föhren  wird  dann  dem  auf- 
merksameren Wanderer  noch  ein  chai-akteristischer  Strauch  der 
Kalkalpen  durch  seine  weißfilzigen  Blätter  und  weißen  Blüten  zur 
Maienzeit  auffallen,  die  Felsenbirne:  Amelanehier  vulgaris^  die  in 
ihrem  Blütenschmuck,  aus  der  Ferne  gesehen,  wie  Edelweiß  erscheint. 
Das  sind  Bilder  von  unvergleichlicher  Schönheit;  man  wird  dann 
■leicht  begreifen,  warum  der  Wiener  seine  Berge  so  liebt  und  zu  jeder 
freien  Sonntagsstuude  auf  ihnen  Erholung  sucht.  In  der  Tat  hat  auch 
keine  andere  Großstadt  eine  so  romantische  Umgebung  in  allernächster 
Nähe  aufzuweisen  als  die  alte  Kaiserstadt  Wien.  Für  deren  Fremden- 
besuch ist  der  Monat  Mai  die  schönste  Zeit;  da  ist  die  Hitze  des 
Kalkbodens  noch  erträglich  und  die  Stürme  haben  um  diese  Zeit 
auch  noch  nicht  das  junge  Laub  der  Bäume  mit  Kalkstaub  in  ein 
unschönes  Grau  verwandelt. 


Ausstellungsberichte. 

Die  „Toniplc  Sliow",  dio  große  Loiuloner  Frühjalirs- 
Gartenbmi-Ausstelliing.    I.  Allgemeiner  Bericht. 

Von  Ernst  Bohlmann,  London. 

JJie  alljährlich  wiederkehrende  große  Frühjahrs-Ausstellung  der 
Kgl.  Gartenbaugesellschaft  in  London,  bekannt  als  Temple  Show,  war 
auch  dieses  Jahr,  wie  nicht  anders  zu  erwarten,  wieder  groß- 
artig und  in  allen  Teilen  wohlgelungen.  Sie  begann  Dienstag, 
den  30.  Mai  und  währte  bis  zum  1.  Juni.  Eine  furchtbare  Schwüle 
lagerte  über  London,  trotzdem  der  Himmel  meist  bedeckt  war;  die 
Hitze  in  den  Zelten  war  bei  dem  Gedränge  sehr  lästig.  Ein  Gewitter 
und  fast  unaufhaltsamer  Regen  während  des  Nachmittags  brachte 
zwar  etwas  Abkülilung.  doch  war   letzterer  der  Ausstellung  natürlich 


IX.  40 


Die  Gartenwelt. 


477 


nicht  von  Vorteil,  manches  ist  draußen  verregnet,  auch  mag  raanclicr 
von  einem  Besuch  der  Ausstellung  am  ei'sten  Tage  abgesehen  haben ; 
dennoch  war  der  Besuch  äußerst  stark,  da  die  interessierten  Kreise 
und  die  meisten  Mitglieder  der  Eoyal  Hortioultural  Society  schon 
gleich  nach  der  Eröffnung  der  Ausstellung  um  '/..l  Uhr  erschienen 
wai-en.  Die  folgenden  Tage  waren,  wenn  auch  nicht  viel,  so  doch 
etwas  kühler  und  nur  von  einzelnen  Schauern  unterbrochen. 

Als  ich  im  vorigen  Jahre  diese  Ausstellung  besuchte  und  mir 
Notizen  für  einen  Bericht  für  die  „Gartenwelt"  sammelte,  fand  ich 
heraus,  daß  meine  Eindrücke  und  Notizen  denen  des  Herrn  Kohl- 
mannslehner  vom  Jahre  vorher,  die  er  in  einem  Gartenwelt-Bericht 
niedergelegt  hatte  (190a,  No.  41—44)  fast  aufs  Haar  glichen,  sodaß 
ich  nur  nötig  gehabt  hätte,  denselben  abzuschreiben  und  einige  kleine 
Änderungen  vorzunehmen.  Darum  sah  ich  von  einem  Bericht  ab. 
Und  dieses  Jahr,  wieder  genau  dasselbe  Bild,  allerdings  nicht  weniger 
schön  als  das  der  Vorjahre  und  so  wird  es  auch  sein,  wenn  ich  nach 
Jahren  wieder  einmal  die  Ausstellung  besuchen  sollte.  Das  Charakter- 
bild einer  englischen  Gartenbauausstellung  ist  von  dem  einer 
kontinentalen  grundverschieden  und  mir  in  mancher  Beziehung 
sympathischer.  Das  liegt  am  Charakter  des  ganzen  Landes  und 
Volkes.  Die  englischen  Aussteller  rechnen  weniger  auf  den  Besuch 
der  großen  Menge  des  Volkes,  denen  ein  schönes  großes  Gesamt- 
bild der  Leistungen  des  Gartenbaues  vor  Augen  geführt  werden  soll, 
als  wie  vielmehr  auf  den  Besuch  der  wirklich  interessierten  und 
kaufkräftigen  Leute,  mit  denen  sie  gleich  an  Ort  und  Stelle  ihre  Ge- 
schäfte abschheßen.  Es  ist  interessant,  das  Publikum  zu  betrachten, 
das  sich  zum  größten  Teil  aus  den  vornehmsten  Kreisen  zusammen- 
setzt, ein  Zeichen,  welch  inniges  Interesse  gerade  bei  diesen  für  den 
Gartenbau  herrscht.  Erst  am  letzten  Tage,  wenn  der  Eintrittsiireis 
nur  einen  Schilling  beträgt,  stellen  sich  die  weniger  Bemittelten  ein, 
bei  denen  in  England  ja  das  Intere.sse  für  Blumen  im  Allgemeinen 
ebenfalls  ein  viel  größeres  ist,  als  anderswo. 

Praktisch  und  geschäftsmäßig  wie  die  Engländer  sind,  bauen 
sie  auch  ihre  Ausstellung  demgemäß  auf.  Der  Tempelgarten  steht 
ihnen  kostenlos  zur  Verfügung,  die  "Zelte  sind  schnell  aufgebaut  und 
ohne  viele  Umstände  stellt  jeder  seine  Pflanzen  auf.  Pflanze  an 
Pflanze,  dem  Auge  des  Beschauers,  resp.  Käufers  so  beriuem  wie 
möglich.  Irgendwelche  landschaftliche  Szenerien  sind  gänzlich 
unbekannt.  Die  langen  Zelte  enthalten,  ungefähr  nach  Art  der 
Gewächshäuser,  eine  Mittelstellage  und  eine  Tablette  an  jeder  Seite, 
auf  denen  die  einzelnen  Ausstellungen  zusammengedrängt  sind.  Im 
Freien  befinden  sich  Ausstellungen  feiner,  besonders  buntblättriger 
Gehölze,  die  natürlich  für  Dekorations-  und  Ausstellungszwecke  in 
Töpfen  und  Kübeln  kultiviert  sind.  Auch  befanden  sich  draußen 
einige  schnell  und  leicht  aufgebaute  Alpinen  aus  Stellagen  bestehend, 
die  mit  Matten  und  Moos  abgedeckt  waren,  und  auf  denen  Bimsstein- 
felsen nach  Ai-t  eines  Alpinunis  arrangiert  waren.  Dazwischen 
wai-en  die  Alpinen,  kleine  Gehölze  etc.  gestopft,  die  natürlich  für 
diesen  Zweck  erst  in  Töpfen  gezogen  sind.  Sieht  so  ein  Alpinum 
auch  wenig  schön  und  natürUch  aus,  seinen  Zweck  verfehlt  es  nicht. 
Eine  Spezialfirma  für  Grottenbauten  hatte  ein  wahres  Alpinum  auf- 
gebaut, das  auf  alles  Andere  nur  nicht  auf  Natürüohkoit  Anspruch 
machen  durfte,  dennoch  zweifle  ich  nicht,  daß  die  Leute  ihr  Geschäft 
machen,  denn  eine  mehr  oder  weniger  große  Felsanlage  findet  sich 
in  jedem  englischen  Garten  und  ist  sehr  beliebt. 

So  prachtvoll  die  Leistungen  der  Engländer  auf  allen  Gebieten 
der  Pflanzenkultur  sind.  —  denn  davon  geben  die  Ausstellungen  ein 
gutes  Zeugnis  — ,  soviel  Sinn,  Intere.sse  und  Verständnis  sie  für  die 
Pflanzen  haben  mögen,  eines  Eindrucks  habe  ich  mich  nie  erwehren 
können,  und  immer  wieder  bestätigte  sich  mir  das,  daß  die  Art  und 
VITeise  der  Verwendung  der  Pflanzen  und  Blumen,  sei  es  in  der 
Gartenkunst,  sei  es  in  der  Bindei-ei,  in  einem  krassen  Gegensatz  dazu 
steht.  Das  Material  ist  gut,  aber  die  Verwendung,  meinem  unmaß- 
geblichen Urteile  zufolge,  geradezu  erbärmlich.  Es  sollte  mich  freuen, 
hierüber  eines  Besseren  belehrt  zu  werden.  Weim  ich  sehe  und 
lese,  wie  sich  die  Gartenkünstler  in  Deutschland  über  Gartenkunst 
streiten  und  behaupten,  die  Gartenkunst  sei  zurück,  so  möchte  ich 
einmal  deren  Urteil  über  Gartenkunst  in  England  und  Frankreich 
hören.    Wenn  sie  bei  uns  zurück  ist,  wo  ist  sie  in  diesen  Ländern? 


Doch  das  nur  nebenbei.  Komischerweise  sieht  man  auf  keiner  Aus- 
stellung der  Royal  Hort.  Soc.  irgend  etwas  von  Gartenkunst,  nie 
einen  Plan  oder  ähnliche.s,  was  mit  Gartenkunst  zu  tun  hätte; 
nie  sah  ich  auf  einer  Ausstellung  irgendweiche  Produkte  der  Biiide- 
kunst,  natürlich  auch  nicht  auf  der  Temple  Sliow. 

Ein  Rie.senzelt  und  zwei  etwas  kleinere  Zelte  waren  für  die 
Ausstellung  aufgebaut  und  enorme  Mengen  von  Pflanzen  hatten  darin 
Platz  gefunden.  Es  ist  natürlich  unnötig,  jeden  Aussteller  zu  er- 
wähnen, denn  erstens  haben  diese  Firmen  für  uns  meist  weniger 
Interesse,  und  was  ausgestellt  war,  hat  Herr  Kohlmannslehner  schon 
1903  berichtet;  einiges  Neue  ist  wohl  hinzugekommen,  was  erwähnt 
werden  soll,  doch  in  der  Gesamtausstellung  ist  alles  dasselbe  ge- 
blieben. Natürlich  ist  es  unmöglich,  über  Alles  ein  Urteil  zu  geben, 
man  müßte  in  Allem  Spezialist  sein;  ich  werde  darum  zum  Schluß 
in  nächster  Nummer  nur  auf  die  Orchideen  näher  eingehen. 

Großartig  waren  die  Leistungen  in  Rosen  und  Orchideen,  welche 
auf  der  Ausstellung  vorherrschend  waren.  Unter  der  Masse  der 
Rosen  fielen  besonders  die  vielen  Schlingrosen  auf,  als  „Crimson 
Rambler^\  die  prächtige  ,.Blnsh  Rambler",  .,Walthani  Rambler''^ 
welche  der  .,Blush  Rambler^'-  sehr  ähnlich  ist,  die  schöne  ,,Dorothy 
Perkins^^  und  ^^Minnihaha''^  mit  kleinen  gefüllten,  rosafarbigen  Blüten, 
„Austrian  Copper'-''  u.a.  Frank  Kant  &  Co.,  Colchester,  Hobbies 
Ltd,  Dereham,  Charles  Turner,  Slough,  Wm.  Paul  k  Son, 
Waltham  Cross,  Benjamin  R.  Kant  &  Sons,  Colchester  und 
George  Mount,  Canterbury,  waren  die  Hauptrosenau.ssteller.  Die 
Firma  Paul  &  Son  zeigte  eine  neue  Schlingrose,  ,Jjadij  Qay'\  die 
der  feinen  ,fiorothy  Ferkiiis'-^  sehr  ähnlich,  in  der  Färbung  eine 
Tönung  tiefer  ist,  die  Blüten  etwas  größer  hat  und  in  noch  größereu 
Büscheln  blüht;  sie  war  einer  der  Hauptanziehungspunkte  der  Aas- 
stellung. ,,Frau  Karl  Bruschki"  wurde  von  allen  Rosenausstellern  ge- 
zeigt, mehrfach  in  starken  Exemplaren  und  wurde  viel  bewundert. 
Im  Orchideenzelt,  wo  die  Orchideen  nur  die  Mittelstellage  einnahmen, 
fehlten  die  Tabletten  an  den  Seiten,  und  das  Ausstellungsinateiial 
war  zumeist,  abweichend  von  der  gewöhnlichen  englischen  Aus- 
stellungsmethode, am  Boden  hübsch  arrangiert.  Hier  hatten  ver- 
schiedene Rosenzüchter  die  niedrigen  Rosen  mit  Hochstämmen  und 
Schlingrosen  vermischt,  sehr  gefällig  aufgestellt.  Es  hat  dies  allseitig 
gefallen,  sogar  eine  Orchideenfirma,  Jas.  Cypher  &  Sons  in 
Cheltenham,  hatte  ihre  Orchideen  derartig  dort  au-sgestellt,  ver- 
mischt mit  Palmen,  Croton  und  anderen  Warmhaussachen.  Diese 
Methode  ist  neu  und  als  ein  Fortschritt  anzusehen,  es  scheint  also 
doch,  als  ob  die  Herren  ihre  alte  Art  der  Ausstellung  allmählich  satt 
bekommen. 

Gerade  für  Orchideen,  wenigstens  solange  es  sich  um  Hybriden 
und  feine  Varietäten,  seltene  Arten  etc.  handelt,  dürfte  sich  diese 
Methode  am  wenigsten  bewähren,  da  sie  die  genaue  Betrachtung 
erechwert. 

So  schön  wie  die  Rosenau-sstellung  war  auch  die  der  Nelken, 
woiTinter  die  Baumnelken  vorherrschten.  Gloxinien  waren  in 
Mengen  und  in  vorzüglicher  Kultur  zu  sehen,  von  einem  Farben- 
reichtum, über  den  ich  erstaunte.  Desgleichen  wurden  Streptoearpiis 
von  verschiedenen  Züchtern  gezeigt.  Die  Kultur  dieser  Pflanzen 
scheint  hier  auf  sehr  hoher  Stufe  zu  stehen.  Spätblühende 
Tulpen,  besonders  Darwin-Tulpen,  von  großem  Farbenreichtum  und 
vielfach  von  enormer  Größe ,  waren  von  verechiedenen  Finnen 
ausgestellt.  Darunter  waren  zwei  irische  Spezialfirmen,  die  diese 
Tulpen  in  Irland  zu  großer  Vollkommenheit  bringen.  Es  scheint 
die  Blumenzwiebelkultur  in  Irland  ein  großei-  neuer  Erwerbszweig 
zu  werden.  Unter  dem  Titel  ,,Holland  in  Ireland"  verbreitet  die 
Firma  Hogg  &  Robertson,  Dubhn,  ihre  Kataloge.  Die  Blumen 
sind  den  holländischen  zum  Mindesten  ebenbürtig,  in  den  Katalogen 
allerdings  ist  zu  lesen,  und  auch  sonst  habe  ich  es  gehört,  daß  sie 
die  holländischen  übertreffen.  Die  andere  irische  Firma  ist  Alex 
Dickson  &  Sons,  Ltd,  Belfast  und  Dublin.  Auffallend  waren  mir 
die  Ausstellungen  von  Schizattthits.  alle  in  prächtiger  Kultui'  und 
von  großem  Farbenreichtum,  so  besonders  die  von  James  Carter 
&  Co.,  High  Holborn,  London,  James  Veitch  &  Sons,  Chelsea, 
und  Sutton  &  Sons,  Reading.  Mit  am  meisten  angezogen  und 
interessiert  auf   der  Ausstellung   haben  mich  die  Sweet  Peas,  die 


Die  Gartenwelt. 


IX,  40 


herrlichen  Lathyrus  odoratus,  worin  hier  ganz  großartiges  geleistet 
wird,  auf  dei-en  Kultur  man  auch  in  Deuschland  viel  mehr  "Wei't 
legen  sollte.  Von  Phyllokakteen  hätte  ich  besseres  erwartet, 
darin  scheint  man  in  Deutschland  und  Frankreich  viel  weiter  zu  sein. 
Charakteristisch  für  englische  Ausstellungen,  so  besonders  auch 
für  die  Temple  Show,  sind  die  großen  Darbietungen  an  Stauden  und 
Alpinen.  Diese  Liebhaberei  ist  in  England  sehr  groß  und  verdient  bei 
uns  Nachahmung.  Zu  den  größten  Staudenausstellern  gehörten  Barr 
&  Sons,  Covent  Garden,  London.  Die  Alpinen  waren  im  Allge- 
meinen auch  in  den  Zelten  zwischen  kleinen  Felsen  und  Grotten 
gruppiert.  In  der  Barrschen  Gruppe  fielen  mirixias  (South  African 
Corn  Lilies)  in  den  verschiedensten  Farben  auf.  Außer  Veitoh,  der 
eine  kleine  Gruppe  von  Primula  obconica  alba  ausstellte,  war  Georg 
Arends,  Konsdorf,  der  einzige  Primel-Aussteller  und  seine  prächtigen 
Hybriden  wurden  viel  bewundert.  Primula  Arendsi  erhielt  ein 
Award  of  Merit  (Verdienstzeugnis). 

Cannas  waren  von  der  Firma  H.  Cannell  k  Sons,  Eynsford 
und  Swanley,  au-sgestellt.  Sie  boten  ein  Bild  vollkommenster  Schönheit. 
Es  waren  in  der  Hauptsache  Sprengersche  orchideenblütige 
Cannas  da.  Besonders  die  reinfarbigen  gefielen  mir.  Ich  notierte 
mir  „Ä.  Wallace'',  die  schönste  gelbe,  „M.  Florent  Pauwels'\  als 
schönstes  leuchtendes  Rot,  und  ,,Resperide'\  rotorange.  Es  war  nicht 
leicht,  aus  der  großen  Zahl  dieser  Schönheiten  das  schönste  heraus- 
zufinden. Sanders  schöner  Tabak,  „Nwotiana  Sanderae^\  der  in  den 
Vorjahren  nur  mit  dunkelkarminfarbigen  Blüten  zu  sehen  war,  war 
dies  Jahr  in  allen  möglichen  Farben  vom  tiefsten  Purpur  bis  zum 
reinsten  "Weiß  zu  sehen.  Diese  gemischte  Gruppe  war  zweifellos 
eine  der  Hauptsehenswürdigkeiten  der  Ausstellung. 

HerrT.  Jannoch,  Dersingham  (Norfolk),  ein  Deutsch-Engländer, 
war  mit  zurückgehaltenem  Flieder  und  Maiblumen  eigentlich  der 
einzige  Aussteller  dieser  Art.  Sein  Flieder  war  in  denkbar  schönstem 
Zustande,  sowohl  in  Form  als  Färbung.  Alle  die  bekannten  Treib- 
sorten waren  vorhanden.  S.  vulgaris,  „Toussaint  Louverture''  und 
„Co?igo^^  möchte  ich  als  die  dunkelsten  Flieder,  die  ich  gesehen, 
extra  anführen.  Der  gefnlltblühende,  lilafarbige  „Pyramidalis'' 
zeichnete  sich  aus  durch  die  Größe  der  Rispen  und  Blüten.  Unter 
seinen  Maiblumen  befand  sich  das  groß-  und  reichblütige  „Fontain'K 
Rieh.  Anker,  Kensington,  Mitarbeiter  der  Gartenwelt,- war  diesmal 
nicht  mit  Kakteen,  sondern  mit  Bougainvilleen  und  Ericeen,  wie 
Erica  cupressiim,  Erica  ventricosa  rosea  und  vmtricosa  alba  lineata 
erschienen. 

Sehr  fein  war  die  Ausstellung  getriebener  Clematis  von 
Rieh.  Smith  &  Co.,  Worcester.  Die  Pflanzen  waren  halbkugel- 
förmig über  Drahtgestelle  gezogen  und  präsentierten  sich  so  in  ihrem 
vollen  Staat.  Unter  den  vielen  Sorten,  die  ich  mir  notierte,  war, 
wie  immer  „ilfod.  van  Houtte"-  die  schönste  weiße.  Auch  gefüllte 
und  halbgefüllte  Sorten  waren  vorhanden,  so  „Lucie  Lemoine'\  halb- 
gefüllt, weiß,  „Gountess  of  Lovelace'\  halbgefüllt,  lila,  und  „Venus 
Victrix'\  gefüllt,  lila.  „Sensation''  hat  ihren  Namen  mit  Recht;  sie 
ist  herrlich,  die  Farbe  ist  ein  leichtes  Lila,  metallisch  glänzend.  Die 
Ausstellung  von  Freiland-Azaleen  der  Firma  R.  &  G.  Cuthbert, 
Southgate,  London,  die  ein  reiches  Sortiment  von  Axalea  mollis,  A. 
pontica,  A.  rustica  und  A.  chinensis  enthielt,  war  sehr  hübsch 
arrangiert  und  glich  einem  riesigen  Blütenmeer.  „Fanny",  rosa 
mit  gelbem  Spiegel,  „J.  C.  van  Tfwll-',  rotorange,  und  „Antonie  Koster", 
sattgelb,  waren  vorherrschend.  An  Rhododendron  war  eine  schöne 
Kollektion  der  bekannten  Rhododendronspezialisten  John  Waterer 
&  Sons,  Bagshot,  vorhanden.  Da  die  Kultur  dieser  Pflanzen  in 
England  so  alt  ist,  konnte  man  wohl  Gutes  erwarten,  und  manche 
gute  alte  Sorte  war  vertreten.  Ich  führe  nur  die  besten  an.  Vor 
Allem  zeichnete  sich  „Pink  Pearl'  aus,  von  der  ich  leider  nie  habe 
erfahren  können,  was  für  Blut  sie  enthält.  Die  Riesenstutze  sind 
oft  30  cm  hoch  und  entsprechend  breit,  doch  sind  sie  leider  an  der 
Spitze  nicht  ganz  geschlossen.  Die  großen  rosafarbigen  Blüten  sind 
glockenförmig.  Stutze,  Form  der  Blüten  und  Färbung  lassen  etwas 
auf  Rhododendron  Metternichi  schließen,  doch  müßte  dann  die  andere 
Stammsorte  ein  großblumiges  Rhododendron  gewesen  sein,  da  die 
Blüten  die  dreifache  Größe  von  Rh.  Metternichi  haben.  Es  kann 
aber  auch  ganz  anderes  Blut  darin  sein.    Jedenfalls  ist  „Pink  Pearl' 


in  Deutschland  nicht  hart,  in  England  wird  es  als  schönste  harte 
Sorte  angesehen.  „The  Strategist-'  ist  eines  der  vollkommensten,  die 
ich  kenne,  ich  habe  stets  bedauert,  daß  es  nicht  ganz  hart  ist  in 
Deutschland.  Die  rosafarbigen  Blüten  stehen  in  idealschönen, 
pyramidalen,  geschlossenen  Stutzen,  die  fast  in  eine  feine  Spitze  aus- 
laufen. Nicht  minder  schön  sind  „Marquis  of  Waterford",  dunkel- 
karmin,  hochpyramidal,  und  „Duchess  of  Edinburgh"  karmoisin  und 
pyramidal.  Weiter  notierte  ich  mir  „Duke  of  Connought"  mit  sehr 
breitem  pyramidalem  Stutz,  karmin,  innen  heller,  „JB.  W.  Currie", 
letzterer  sehr  ähnlich.  „Lady  Hillington",  ganz  zart  lila  mit  gelb- 
grüner Zeichnung  und  breitpyramidalem,  geschlossenem  Stutz,  „Mrs. 
W.  Agneiv",  karmin  gerandet  mit  breiten  runden  Stutzen,  „Fred 
Waterer"  mit  schönen  runden  Stutzen,  schön  gekräuselten  Blüten, 
dunkelkarmin,  „Princess  Hortense",  rosa  mit  gelber  Zeichnung. 
Außer  diesen  beiden  letzten  waren  nur  noch  sehr  wenige  vorhanden, 
die  das  Blut  von  Rhod.  catawbietise  enthalten.  England  mit  seinem 
milden  Klima  hat  das  harte  Rhod.  cataivbiense  nicht  so  nötig,  hätte 
man  es  aber  wegen  der  anderen  herrlichen  Eigenschaften  mehr  ver- 
wandt, so  stände  die  Rhododendronzucht  auf  einer  viel .  höheren 
Stufe.  Ich  kann  daram  aus  voller  Überzeugung  sagen,  daß  Herr 
Rud.  Seidel  mit  seinen  prächtigen  Neuheiten,  besonders  denen,  die 
aus  der  großen  Zahl  von  Sämlingen  ausgelesen  sind,  nun  durch 
Veredlung  vermehrt  werden  und  bislang  weder  gezeigt  noch  dem 
Handel  übergeben  worden  sind,  alle  anderen  in  der  Rhododendron- 
zucht überholt  hat,  trotz  des  hindernden  Klimas,  eben  nur  durch 
eine  zielbewußte  und  sorgfältige  Zuchtwahl. 

Geradezu  wunderbar  waren  die  Darbietungen  an  Warmhaus- 
und  Blattpflanzen,  Farnen  etc.,  besonders  die  buntblättrigen 
Caladien  von  John  Peed  &  Son,  West-Norwood  und  James 
Veitch  &  Sons,  Chelsea.  Daß  es  ferner  an  Topfobst,  schönen 
Obst-  und  Gemüsekollektionen  nicht  fehlte,  brauche  ich  wohl  kaum 
zu  erwähnen.  Vergessen  möchte  ich  es  nicht,  die  jetzt  aufkommenden 
GerSem-Hybriden  zu  erwähnen,  die  „Transraal-Daisies" ,  die  sowohl 
von  Veitch  als  vom  botanischen  Garten  zu  Cambridge  ausgestellt 
waren.  Sie  smd  allediebst.  Ich  notierte  mir  „Guy  Mennering", 
feuerrot,  „Amy  Robsart",  gelb,  „Jeannie  Deatis",  hellgelb,  „Mont 
rose",  rosa,  „Red  Oauntlet",  rot,  „WaveJ-ley" ,  orange,  alle  vom 
botanischen  Garten  zu  Cambridge.  Oerbera  ist  eine  Composite,  deren 
Arten  in  Asien  und  Südafrika  auftreten.  Die  orangefarbige  süd- 
afrikanische Gerbera  Jamesonii  scheint  die  bekannteste  zu  sein,  sie 
soll  sich  auch  gut  im  Sommer  im  Garten  kultivieren  lassen,  während 
die  andern  Arten  wohl  nur  Kalthauspflanzen  sind.  Die  Blüten 
gleichen  einer  Marguerite  (Daisy),  doch  sind  die  Randblüten  viel 
schmaler  und  geben  den  Blüten  ein  graziöses  Aussehen. 

Unter  den  vielen  feinen  Gehölzgruppen,  die  im  Freien  aus- 
gestellt waren  und  unter  denen  große  Sortimente  von  feinen  Ahornen 
sich  befanden,  will  ich  nur  die  von  Thos.  Gripps  &  Son,  Tunbridge 
Wells,  anführen,  für  welche  der  Firma  der  höchste  Preis,  der  von 
der  Firma  Veitch  gestiftete  Pokal,  „the  Veitchian  Cup"  im  Werte 
von  über  1000  Mark  zufiel.  Außerdem  waren  im  Freien  Alpinen- 
und  Staudengruppen  vorhanden,  unter  letzteren  befand  sich  auch  der 
neue  gelbe  Mohn,  Meconopsis  integrifoUa.*) 

NatüHich  fehlten  auch  Cutbushs  unvermeidliche  Cutbushes 
nicht,  diese  zu  allen  möglichen  und  unmöglichen  Schreckgestalten 
verstümmelten  Buxus  und  Taxus.  Barr  &  Sons,  Covent  Garden, 
London,  zeigten  eine  schöne  Sammlung  von  japanischen  Zwerg- 
bäumen, die  vielfach  ein  prächtiges  Aussehen  hatten,  dgl.  James 
Carter  &  Co.,  High  Holborn,  London. 

Mit  diesen  kleinen  Aufzählungen  beabsichtigte  ich  nur  ein 
Charakterbild  der  Ausstellung  zu  geben.  Den  Glanzpunkt  der  Temple 
Show,  wie  überhaupt  der  meisten,  gewöhnlich  alle  14  Tage,  Dienstags, 
abgehaltenen  Ausstellungen  der  Kgl.  Gartenbau -Gesellschaft  bildet 
die  Orchideen -Schau,  über  die  ich  in  der  nächsten  Nummer  be- 
richten werde. 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.    Abbildung  und  Beschreibung 
folgen  in  Nummer  45. 


,DiE  Gartenwelt' 

JAHRGANG  IX. 


Cyclamen  persicum  giganteum 
„Brillantrosa" 

Züchtung  von  H.  Tubbeiithal, 
Charlottenburg. 


Verlag  von  Richard  Carl  Scliuiidt  &  Co.  in  Leipzig. 


Kunstanitalt  Ernsi  Günlhqr,  Gera,   Reuss. 


IX,  40 


Die   Gartenwelt. 


479 


Topfpflanzen. 


Mannigfaltiges. 


Cyclameii  persicuiu  giganteuiu  „Brillantrosa".         ^j^^^.  ^^^  Schwindel-Anzeige  aus  der  Provinz  Neapel. 

\  Olli   HfiraiisEre  hßr.  '='  ' 


De 


Vom  Herausgebe 
{Hiei-KU  die  Farbentafel) 

/er  vollständige  Familienname  dieser  wirklich  schönen  und 
eigenartigen  Neuheit  lautet  Cyclamen  persicum  spleiide?is  giyanteum 
magnificum  „Brillantrosa",  Züchtung  von  Hans  Tubbenthal.  Dieser 
Name  stellt  gewissermaßen  den  Stammbaum  dieser  neuen  Züchtung  dar 
und  verkörpert  die  ganze  Lebensgeschichte  einer  ursprünglich  höchst  un- 
scheinbaren, als  Cyclamen  persimm  eingeführten,  aber  in  Griechen- 
land heimischen  Knollenpflanze  aus  der  Familie  der  Primulaceen. 
Die  weiteren  Beinamen  dieser  Sorte  bezeichnen  Züchtungen,  die  bei 
ilirem  ersten  Auftreten  berechtigtes  Aufsehen  erregten  und,  später 
untereinander  gekreuzt,  die  gegenwärtigen  bevorzugten  Sorten  des 
Handels  ergeben  haben.  Gewiß  werden  sich  noch  viele  ältere  Kollegen 
der  Cyclamen  mit  den  kümmerlichen  Blumen  erinnern,  mit  welchen 
man  vor  zwei  bis  drei  Jahrzehnten  die  damals  noch  anspruchsloseren 
Blumenfreunde  beglückte.  Mit  dem  Wachsen  der  Anspräche  sind 
auch  die  Blumen  gewachsen  und  das  ursprüngliche  blasse  Rot  ist 
einer  vielgestaltigen  Farhenskala  gewichen,  von  der  Form  ganz  ab- 
gesehen, die  heute  eine  Vollendung  erlangt  hat,  die  keine  weitere 
Verbesserung  zuläßt. 

Das  Cyclamen  hat  von  Anfang  an  gewichtige  Rivalen  als 
Wiuterblüher  in  seinen  Verwandten,  den  Primeln,  gehabt.  Während 
aber  die  chinesischen  Primeln  mehr  und  mehr  von  der  herrschenden 
Moderichtung  verdrängt  wurden,  hat  es  sich  nicht  nur  behauptet, 
sondern  stets  wachsender  Beliebtheit  erfreut,  welcher  auch  die  neuen 
Einführungen  und  Verbesserungen  der  Primula  obcom'ea,  Siebotdi, 
japoniea  und  andere  keinerlei  Abbruch  tun  konnten.  Wenn  nicht 
alle  Umstände  trügen,  wird  das  Cyclamen  unter  den  winterblühenden 
Modeblumen  auch  für  die  Folge  den  befestigten  Rang  behaupten. 

Die  beutige  Vollendung  der  neuzeitUchen  Cyclamenzüchtungen 
verdanken  wir  fälligen  Spezialisten  in  Hamburg,  Dresden  und  Berlin, 
deren  Namen  jedem  Fachgenossen  bekannt  sind.  In  Berlin  war  es 
vor  allem  Hans  Tubbenthal  in  Charlottenburg,  der  sich  mit  der  Ver- 
besserung der  vorhandenen  Sorten  und  mit  deren  Samenkultur 
befaßte.  Es  ist  deshalb  begreiflich,  daß  der  Verein  zur  Förderung 
des  Gartenbaues,  als  er  Samen  der  besten  vorhandenen  Züchtungen 
aus  dem  In-  und  Auslande  beschaffte,  diese  den  bewährten  Händen 
Tubbenlhals  anvertraute.  Schon  auf  der  Berliner  Winterblumen- 
ausstellung vom  Jahie  1901  führte  Herr  Tubbenthal  die  aus  dem 
vom  genannten  Verein  beschafften  Samen  gezogenen  Cyclamen,  nach 
■  Farben  geordnet,  vor.  Von  besonderem  Interesse  waren  damals  die 
flieder-  und  lachsfarbigen  Blüten  durch  ihre  prächtige  Färbung, 
während  sie  in  der  Größe  zu  wünschen  übrig  ließen. 

Als  ein  Ergebnis  der  von  Herrn  Tubbenthal  durchgeführten 
Zuchtwahl  und  Kreuzungen  dürfen  wir  die  auf  unserer  Tafel  natur- 
getreu und  in  natürlicher  Größe  dargestellte  Sorte  „Brillantrosa"  be- 
trachten, die  in  Größe  und  Form  allen  berechtigten  Anforderungen 
entspricht  und  in  der  Färbung  auch  unerreicht  dastehen  wird;  sie  führt 
Blut  des  Froebelschen  .ßalmoneum'-^  und  der  englischen  Sorte  ,,Salmon 
Queen';  zeigt  eine  Lichtfarbe,  wie  sie  seither  nicht  vorhanden  war  und 
steht  in  bezug  auf  den  Bau  und  die  Reichblütigkeit  auf  der  Höhe  der 
besten  Berliner  Züchtungen.  Auf  alle  Fälle  bedeutet  diese  Züchtung 
eine  neue  und  erwünschte  Bereicherung  der  Cyclamenfarben  und 
hält  sich  fern  von  den  extravaganten  Züchtungen  der  letzten  Jahre. 
Hierher  gehören  neben  den  gefranstblütigen,  die  man  allenfalls  noch 
gelten  lassen  kann,  die  belgischen  „Papilio"  und  die  J.  C.  Sohmidtschen 
,.Rokoko''-Cyclamen.  Mit  diesen  beiden  letzten  Züchtungen  dürfte  der 
zielbewußten  Cyolamenkultiu-  ein  nur  zweifelhafter  Dienst  erwiesen 
worden  sein,  auf  keinen  Fall  sind  sie  aber  dazu  angetan,  den  riesen- 
blumigen Cyclamen  splendens-Hyhiiden  irgendwelchen  Abbruch  zu 
tun.  Die  neue  Tubbenthalsche  Züchtung  scheint  mir  dazu  berufen  zu 
.sein,  den  Ruf  der  Berliner  Cyclamenkultur  aufs  Neue  zu  befestigen 
und  den  bisherigen  Farben  eine  neue  Prachtfarbe    zuzufügen. 

Samen  sind  vom  Züchter  in  Charlottenburg,  Straße  63,  sowie 
von  Otto  Ruhe,  Samenhandlung,  ebendaselbst,  Wilmersdorferstr.  42 
und  von  van  der  Smissen,  Samenhandlung  in  Steglitz  zu  beziehen. 


•«"  Teilhaber 

Italien,  in  der  Umg^egend  von  Neapel, 

.seit  ISW  bestehenden  Geschäftes  (Samenbau)  in  öchüner  and  ge- 
sunder (regend.  Als  neue  Geschäftszweige  sollen  aufgenommen 
werden :  Kulturen  von  Uandelspfjanzen,  Schnittblumen.  Früh- 
spargel (Spargel  ist  infolge  ganz  besonders  günstiger  iirtllchcr 
Verhältnisse  hier  zu  jeder  Zelt  im  Wiotor  im  Freien  m  ernten, 
ohne  jede  Treib-Vorrichtung),  Tafeltrauben  und  Tafelobst,  nur  das 
edelste  und  feinste.  In  kleinerem  Umfange  bereits  erprobt,  ver- 
spreclien  diese  Kulturen  aelir  hohen  Gewinn,  besonders  Tafelobst, 
welches  im  Norden  nicht  oder  nur  mit  Hilfe  kostspieliger  Vor- 
richtungen gewonnen  werden  kann,  weshalb  es  hier  besser  und 
doch  billiger  zu  erzeugen  ist.  Bei  dem  Mangel  guter  Obstsorten 
und  Tafeltrauben  hierzulande  ist  großer  und  lohnender  Absatz 
selbst  im  Inlande  gesichert,  auch  wegen  der  d«s  Land  alljährlich 
besuchenden  reichen  Retsenden.  Tiefgründiger  bester  Boden  von 
erstaunlicher  Fruchtbarkeit  und  kostenlose  reichliche  Bewässerung 
stehen  zur  Verfügung.  EfiOährlge  Granatbaum-Steckiinge  tragen 
.schon  Früchte,  nnd  Zwerg-Obstbäume  (Busch-Form)  bereits  im 
2.  .Jahr  nach  Pflanzung.  Deswegen  Boden  auch  sehr  geeignet  zu 
schnellerer  Anzncht  gewisser,  zur  Massenaustuhr  nach  dem  Norden 
geeigneter  Handelspflanzen.  Außer  Bahn  auch  günstige  Schiffs- 
verbindungen nach  allen  Weltgegenden  und  Häfen  vorhanden. 
Deshalli  ki'.nnte  Teilhaber,  wenn  Neigung  dazu  bestände  und  wenn 
kaufmännisch  gebildet,  auch  ein  im  Norden  zu  errichtendes  Zweig- 
geschäft zum  Warenveririeb  an  einem  Hafen-  oder  sonstigen 
günstigem  Handelsplatz  leiten.  Durch  18jährigen  Autenthalt  in 
hiesiger  Gegend  stehen  reiche  Erfahrung  und  genaueste  Kenntnis 
aller  Verhältnisse,  sowie  viele  Verbindungen  zu  Gebote.  Da 
Geschäftsinh.iber  (Fachmann,  Reichsdeutscher,  ööjähr.)  kinderlos 
ist,  so  würde  er  einen  jungen  Mann  aus  guter  Familie  vorziehen, 
den  er  als 

Solin  and  einstigen  Erben 

betrachten  könnte,  ganz  gleich,  ob  derselbe  Fachmann  wäre  oder 
kaulmiinnisoh  gebildet,  oder  auch  nicht,  denn  die  nötige  Ausbildung 
könnte  auch  hier  im  Geschäftsbetrieb  erfolgen.  Angebote  mit  An- 
gabe der  näheren  Familien-  und  Vermögensverhältnisse,  sowie  des 
Alters  usw.  unter  D.  W.  313  befördert  die  Geschäftsstelle  der 
,, Deutschen  "Warte",  Berlin,  Lindenstraße  26.  (9i)G2 

Man  sandte  mir  aus  Deutschland  die  vorstehend  abgedruckte 
Annonce  9062  aus  der  „Deutschen  Warte"  Berhn.  Es  wird  darin  ein 
Teilhaber  „mit  verfügbarem  Vermögen''  zur  Erweiterung  eines  in 
Italien  in  der  Umgegend  von  Neapel  seit  1890  bestehenden  „Samen- 
Geschäftes"  —  gesucht.  Es  sollen  neue  Kulturen  hinzugetan  werden  und 
somit  wäre  alles  streng  korrekt  und  natürlich,  wenn  nicht  der  hinkende 
Bote,  der  Schwindel  folgte,  der,  sollte  er  gelingen,  dem  Deutschtum 
in  Italien  abermals  Schaden  bringen  und  die  deutschen  Gärtner 
Neapels  und  Umgegend  noch  mehr  diskreditieren  würde,  als  es  ohnehin 
bereits  der  Fall  ist. 

Ich  wünsche  dem  Suchenden  den  ersehnten  Teilhaber  und 
einstigen  Erben,  ich  wünsche  ihm  den  Sohn  mit  recht  gefüllten 
Taschen,  die  er  auch  gerne  leeren  wolle,  aber  es  ist  leider  not- 
wendig, aus  manchen  Gründen  den  Inhalt  der  Annonce  zu  beleuchten 
um  im  allgemeinen  Interesse  diejenigen  Gärtner  wenigstens  zu 
warnen,  die  sich  geneigt  fühlen  sollten,  auf  den  Schwindel  einzu- 
gehen und  in  ein  fremdes  Paradies  auszuwandern,  das  ihnen  zwar 
mit  schimmernden  Farben  gezeichnet,  das  sie  aber  nicht  kennen 
und  in  dem  sie  im  Sinne  der  Anzeige  nichts  als  Enttäuschung  finden 
und  ihr  Geld  sehr  wahrscheinlich  verlieren  würden. 

Es  sollen,  so  sagt  die  Anzeige,  als  neue  Geschäftszweige  auf- 
genommen werden:  Kulturen  von  Handelspflanzen,  Schnittblumen, 
Frühspargel,  Tafeltrauben  und  Tafelobst,  nur  das  edelste  und  feinste. 
Das  klingt  dem  Fernerstehenden  veriockend,  reell  ist  es  aber  nicht. 
Der  Raum  fehlt  mir,  um  auf  alle  diese  Leimruten  einzu- 
gehen und  ich  kann  nur  einzelne  Nummern  herausgreifen.  Nehmen 
wir  zuerst  Spargel,  d.  b.  Frühspargel.  Es  heißt  „Spargel  ist  infolge 
ganz  besonders  günstiger  örtlicher  Verhältnisse  hier  zu  jeder  Zeit  im 
Winter  im  Freien  zu  ernten,  ohne  jede  Treibvorrichtimg.-'  —  Ort 
der  Handlung  ist  sehr  wahrscheinlich  Nocera  in  der  Provinz  von 
Salerno.  Die  örtlichen  besonderen  Verhältnisse  sind  aber  wahr- 
scheinlich laues,  erwärmtes  Wa.sser  einer  Spinnerei.  Nun  ist  der 
Spargel  hierzulande  ebenso  ruhebedürftig  als  in  Deutschland. 
Er  treibt  zweifellos  etwas,  vielleicht  2—4  Wochen  früher  und  man 
kann  diese  frühen  Triebe  ausnutzen  und  gut  veiwerten,  was  auch 
bereits  vielseitig  der  Fall  ist;  wo  er  mit  lauem  Fabrikwasser  ge- 
schwemmt werden  kann,    wird    er  auch    noch  um  eine   Woche  viel- 


480 


Die  Gartenwelt. 


IX.  40 


leicht  früher  zu  treiben  beginnen.  Aber  im  Winter  muß  er  ruhen, 
und  eine  besondere  Treibvorrichtung  wäre  dann  in  die.seni  Falle  das 
laue  Wasser!  Spargel  treibt  hier  Frühling  und  Sommer  bis  tief  in 
den  Herbst  hinein,  noch  einmal  recht  lebhaft  nach  dem  er,sten 
Herbstregen,  bleibt  auch  manches  Jahr  unheimlich  lange  grün,  muß 
aber  dann  unbedingt  ruhen,  sonst  geht  er  in  wenigen  Jahren  ein. 
Ich  befasse  mich  seit  7  Jahren  mit  ausgedehnter  Spargelkultur  in 
dem  im  Vergleich  zu  Nocera  noch  wärmeren  Calahrien  und  kenne  sein 
Verhalten  recht  gut.  Den  ersten  Spargel  verkaufen  wir  zu  6  Lire 
per  kg  im  Lande,  dann  sinkt  der  Preis  rasch  sehr  tief  und  bei  aller 
Kraft  des  Bodens  und  aller  Düngung  gehen  die  Pflanzungen  bereits 
nach  7  Jahren  zurück  —  werden  lückenhaft.  Es  ist  unmögHch, 
ohne  ganz  warme  Tage  und  besondere  Treibvorriohtungen  den 
ganzen  Winter  frischen  Spargel  zu  haben.  Eine  solche  öffentliche 
Lockung  ist  pui'er  Schwindel ! 

Schnittblumen  gibt  es  jetzt  in  und  um  Neapel  so  viele  und  in 
solchen  Mengen,  daß  damit  außer  der  Fremdenzeit  vom  Dezember 
bis  Ende  April  ungefähr  gar  nichts  zu  machen  ist.  Und  zum  Ver- 
senden eignen  sich  nur  sehr  wenige  —  d.  h.  für  große  Ent- 
fernungen !  — 

Italien,  das  erste  Weinland  und  sagen  wir  Traubenland  der 
Erde,  Italien,  in  dessen  lachenden  Gefilden  die  Rebe  schon  zur 
Broncezeit  kultiviert  wurde  —  dieses  Weinland  par  exoellenoe  — 
das  Mutterland  der  köstlichsten  Früchte,  die  Heimat  fast  aller  edlen 
Traubensorten,  deren  Riesentrauben  und  Beeren  ohne  Unterschied 
auch  die  Tafel  der  Herrscher  zieren  können,  dieses  Produktionsland 
allerersten  Ranges,  das  allein  nach  Deutschland  allsommerlioh  große 
Mengen  köstlicher  Trauben  verschickt,  deren  Aroma,  deren  Süße,  deren 
Duft  und  deren  Kraft  nur  hier  erreichbar  —  nur  diese  strahlende 
Sonne  zaubern  kann,  habe  Mangel  an  Tafeltrauben !  Ja,  aber  der 
Verfasser  dieses  Schwindels  muß  entweder  die  Leser  seiner  Anzeige 
für  ganz  abnorm  beschränkt  und  unwissend  halten,  oder  muß  beides 
selber  sein,  wenn  er  kein  Narr  ist.  Vielleicht  aber  ist  er  alles  zu- 
sammen. Hat  er  nie  in  den  angeblich  18  Jahren  seines  Treibens  im 
schönen  Weinlande  Italien  eine  Trauben  -  Ausstellung  besucht? 
Kennt  er  keine  der  herrUchen  Rebensammlungen  der  Weinbau- 
schulen des  Landes?  Hat  er  nicht  die  köstlichen  Prachttrauben 
Apuliens  gesehen  und  gekostet?  Zu  was  lebt  er  denn  hier?  Er 
verdiente  meinetwegen  nach  Island  oder  Grönland  verbannt  zu  werden. 

Also  bester  Sohn  und  einstiger  Erbe  der  Trümmer  deines 
Geldes,  hüte  dich,  hier  bessere  Tafeltrauben  rasch  züchten 
zu  wollen,  als  hereits  da  sind  und  bleibe  lieber  im  Lande,  wo 
deine  Wiege  stand.  So  du  aber  einen  liebenden  Vater  nicht 
mehr  hast  und  ihn  suchest,  werde  es  lieber  selber!  Auch  an  köst- 
lichen Obstsorten  hat  Neapel  und  ganz  Italien  keinen  Mangel,  da 
wir  in  Neapel  fast  immer,  in  Palermo  sicher  immer  frisches  Obst 
genießen.  Neapel  hat  die  köstlichsten  Pfirsiche  der  Erde,  keine 
Landschaft  kommt  ihm  darin  gleich.  Es  hat  die  feinsten  und  dünn- 
schaligsten Walnüsse,  hat  duftende,  köstliche  Erdbeeren,  herrliche 
Pflaumen,  paradiesische  grüne  Feigen,  Prachtäpfel,  die  sogar  in 
großen  Mengen  exportiert  werden,  gute  Birnen  und  ein  ganzes  Heer 
von  anderen  Früchten,  die  sich  alle  sehen  und  schmecken  lassen 
können.  Keine  Frage,  es  gibt  manche  bessere  Apfel-  und  Birnensorten 
im  Norden,  als  wir  sie  hier  haben,  aber  die  allermeisten  nordischen 
Winterbirnen  und  -Äpfel  reifen  hier  1 — 2  Monate  früher  und  sind 
dann  Sommerbirnen  und  -Äpfel,  werden  rasch  teigig  und  haben 
keinen  Handelswert. 

Wo  sind  die  einjährigen  Granatbaumstecklinge,  die  schon 
Früchte  tragen?  Hat  der  Wunderdoktor  in  Nocera  etwa  einen  Bund 
mit  den  Geistern  Jules  Vernes  geschlossen  und  sich  die  Granaten 
von  anderen  Welten  verschrieben? 

Die  reichen  Reisenden,  von  denen  in  der  schwindelerregenden 
Anzeige  die  Rede  ist  und  auf  die  der  Sucher  spekuliert,  kommen 
und  gehen.  Sie  finden  in  den  Hotels  alles  was  sie  nur  wünschen 
und  kommen  zu  einer  Zeit,  wo  Früchte  und  Blumen  in  Hülle  und 
Fülle  vorhanden  sind.  Zur  Zeit  aber,  wo  die  2jährigen  Buschobst- 
bäumohen  bereits  tragen,  sind  sie  nicht  bei  uns  und  dann  ist  es 
schwer,  auch  das  beste  Obst  hier  zu  verkaufen,  vom  Auslande 
aber  wird  es  in  jener  Sommer-  und  Herbstzeit,  außer  Trauben,  kaum 


begehrt,  weil  man  nicht  in  Italien  kauft,  was  man  selber  hat.  — 
Auf  Paohtgründen  aber  Obstbau  in  der  Umgebung  Neapels  betreiben 
zu  wollen  ist  Wahnsinn,  und  der  das  will,  spielt  mit  dem  Wasser 
im  Siebe.  Grund  ist  in  Nocera  sehr  teuer  und  die  Pacht  sehr  hoch. 
Ich  konnte,  als  ich  die  am  Kopfe  meiner  Ausführungen  ab- 
gedruckte Anzeige  sah,  deren  wahrscheinlicher  Urheber  mir  sofort 
lebhaft  vor  Augen  trat,  aus  dem  Lachen  gar  nicht  mehr  herauskommen, 
denn  der  „Sohn  und  einstige  Erbe"  war  mir  ebenso  neu  als  die 
fabelhaften  Beobachtungen  und  Erfolge  des  reichsdeutsoheu  Fach- 
mannes und  liebebedürttigen  zukünftigen  Papas.  C.  Sprenger. 


Tagesgeschichte. 

Der  hiesige   Stadtpark   wird    angeblich    um    10   ha 

auch  smd  große  Umänderungen   des  alten  Prome- 

»ehen;    einen  Stadtgärtner  besitzt  ßeutben  bis  jetzt 


Beuthen 

erweitert  werdi 
nadenteiles  voi 
noch  nicht. 

Hamborn.  In  der  Gemeinderatssitzung  vom  31.  v.  M.  wurde 
seitens  der  Gemeindeverwaltung  nach  Anhörung  der  Waldkommission 
beschlossen,  den  ca.  4.5  preußische  Morgen  großen  Waldkomplex  an 
der  Grün-  und  Meidericherstraße  zu  einem  Volkswald  auszubauen. 
Auf  Grund  eines  beschränkten  AVettbewerbes  wurde  das  Projekt  des 
Gartenarchitekten  M.  Reinhardt,  vorm.  Fritz  Gude,  Düsseldorf,  ge- 
wählt und  ihm  die  Ausführung  nach  den  von  ihm  angefertigten 
Entwürfen  übertragen.  Als  erste  Baurate  wurden  35000  Mark  zur 
Verfügung  gestellt. 

Es  ist  für  den  obigen  Volkswald  u.  a.  auf  einer  dazu  gehören- 
den Wiese  ein  ca.  ö  preußische  Morgen  großer  Sport-  und  Spielplatz 
vorgesehen.  C.  H. 

Königsberg,  Neumark.  Das  in  der  hiesigen  Feldmark  liegende 
Gut  Sternberg  ist  von  der  neu  gegründeten  Spargel-  und  Obstbau- 
Genossenschaft  zum  Zwecke  des  Anbaues  von  Obst,  Spargel  und 
anderem  Gemüse  angekauft  worden. 

Wilmersdorf- Berlin.  Der  Platz  D  des  Bebauungsplanes  in 
der  Nähe  der  Brandenburgischen  Straße  wird  zu  einem  Sohmuckplatz 
hergerichtet.  Die  Stätte  war  bisher  unter  dem  Namen  Remisenberg 
bekannt.  

Personal-Nachrichten. 

Kiendl,  Job.,  Samen-,  Blumen-  und  Pflanzenhandlung,  Kunst- 
und  Handelsgärtner,  Baum-  und  Rosenschule  in  Straubing,  Hoflieferant 
des  Prinzen  Ludwig  von  Bayern,  wurde  zum  Hoflieferanten  des 
Prinzen  Rupprecht  von  Bayern  ernannt. 

Seidl,  Johann,  seit  33  Jahren  städtischer  Obergärtner  in 
München,  erlag  am   13.  Juni  einem  Herzschlag. 

Stechhan,  Friedr.  Wilh.,  Kunst-  und  Handelsgärtner  in 
,  feieite  am  13.  Juni  seinen  70.  Geburtstag. 

Stratmann,  August,  Gärtner  in  Barmen,  wurde  das  Allgemeine 
Ehrenzei./iHMi   vri-li..h,.n. 

Zeidler,  Karl  August,  Gärtnereibesitzer  in  Zittau,  f  am 
11.  Juni.  

Briefkasten  der  Redaktion. 

W.  B.,  Eusliirchen.  Der  ims  übermittelte  kleine  Käfer  heißt 
Aphodius  arenarius  und  gehört  zu  einer  mit  den  Mistkäfern  verwandten 
artenreichen  Gattung;  seine  Larven  leben  sämüich  im  Mist,  auch 
wohl  in  fetter,  grasbestandener  Erde.  Die  Kaiserl.  Biologische  An- 
stalt für  Land-  und  Forstwirtschaft  ist  der  Ansicht,  daß  dieser  Käfer 
kaum  der  Nelkenschädling  sein  kann,  jedenfalls  ließ  sich  an  dem  ver- 
trockneten Material  nichts  mehr  feststellen. 

Gust.  Witsche,  Keszthely.  Ihre  Frage  nach  der  Ursache  der 
Knollenfäule  bei  Cyclamen  wollen  wir  aufnehmen,  obwohl  dle.se 
Frage  bereits  im  VII.  Jahrgang,  No.  6,  Seite  70,  beantwortet  ist. 
Ursache  sind  gewöhnlich  Kulturfehler:  Überdüngung  und  AVurzel- 
beschädigung  beim  Verpflanzen. 

G.  L.,  Worms.  Für  Mainz  wird  nur  eine  lokale,  keine  große  all- 
gemeine, Gartenbauausstellung  für  Herbst  1906  geplant. 


Redaktenr:  M« 


rffe 


Berjin 


Venae  i 


rd  Ca 


Schmidt  *  Co.,  Leipzic.  —  Drnck:  Anhalt.  Baohdr.  On 


nbarg,  i 


b.  H..  Dessau. 


ustriertes  Wochenblatt  für  den  gesamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


8.  Juli  1905. 


No,  41. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem   Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich   verfolgt. 


Topfpflanzen. 


Conoclinium  janthiiuim,  Moore.*) 

Von  H.  Breitschwerdt,  Obergärtner,  Mödling  bei  AVien. 
(Hierxu  eine  Abbildung.) 

U  bei-  diese  herrliche,  im  Februar  blühende  Komposite  des 
Warmliauses  berichtete  ich  bereits  in  einer  kleinen  Abhand- 
lung im  IV.  Jahrgang  (S.  422)  dieser  gesehätzten  Zeitschrift. 
Heute  bin  ich  nun  in  der  angenehmen  Lage,  diese  Pflanze 
in  einer  wohlgelungenen  Abbildung  den  Lesern  der  „Garten- 
welt" vorzufüliren.  Ich  ließ  die  Pflanze  am  7.  Februar  d.  J. 
photographieren,  nachdem  sich  bereits  etwa  14  Tage  vorher 
die  ersten  Knospen  zu  öffnen  begannen;  in  einem  mäßig 
warmen  Wohnzimmer  aufgestellt,  erfreute  mich  die  Pflanze 
noch  Ende  Februar  durch  ihre  Blüten.  Aus  diesen  Angaben 
ist  ersichtlich,  daß  die  Blüten  des  Conocliniums  an  der 
Pflanze  recht  haltbar  sind  und  daß  es  sich  wohl  lohnt, 
seiner  Kultur  mehr  Aufmerksamkeit  zu  widmen.  Vergeblich 
suchte  ich  das  Conoelinium  in  den  größeren  Pflanzen- 
katalogen; als  Hebedinimn  ist  die  Pflanze  im  Katalog  von  Haag e 
iV  Schmidt  in  Erfui-t  verzeichnet  (Seite  1.54,  206);  unter 
den  an  uns  gelangenden  Samenkatalogen  botanischer  Gärten 
finde  ich  in  dem  diesjährigen  Katalog  des  botanischen  Gartens 
zu  Krakau  die  Pflanze  angeboten  gleichfalls  unter  dem  Synonym 
„Hebeclinitan  janllihmm,  Hook."  Ich  erbat  mir  von  Krakau 
Samen  und  hoffe,  daß  derselbe  ebenso  gut  keimt  wie  in  früheren 
.lahren  von  dort  bezogene  Sämereien  verschiedener  anderer 
Pflanzen. 

Der  Zweck  dieser  Zeilen  ist,  darauf  hinzuweisen,  daß 
die  Kultur  die  denkbar  einfachste  ist ;  ich  verfüge  diesbezüg- 
lich üter  mehrjälirige  Erfahi'ungen  und  bemerke,  daß  im 
Laufe  des  Sommers  —  etwa  bis  Mitte  August  —  ein  mehr- 
maliges Stutzen  reichlichere  Verzweigung,  buschigere  Pflanzen 
und  demgemäß  reichlichere  Blütentriebbildung  bewirkt.  Der 
hier  hen'schenden  heftigen  Winde  wegen  brachte  ich  die 
Pflanze  in  den  letzten  2  Jahren  nie  mehr  den  Sommer  über 
ins  Freie,  sondern  kultivierte  sie  vorteilhafter  mit  anderen, 
häi-teren  Warmhauspflanzen  im  Kalthaus;  auch  die  Unter- 
wärme nach  dem  Verpflanzen  im  Sommer  heß  ich  bei  der 
erstarkten  Pflanze  weg,    die   etwas    schwerere  Erde  gut  vcr- 


*)  In  Engler  Prantl.  Nat.  Pflanzenfain.  IV,  5,  140  sind  Conocli- 
nium und  Hebeclinium  der  Gattung  Eupatoriunt  einverleibt  worden 
Zu  dieser  Gruppe  Expaforieae-Ageratinae  gehört  auoii  die  bekannte 
Mikania  scamlens  und  Ageratum. 


trägt.  Wie  wenig  empfindlich  die  Pflanze  ist,  geht  daraus 
hervor,  daß  ich  dieselbe  infolge  enormer  Durchwurzelung 
noch  Mitte  Oktober  vorigen  Jahres  —  selbstverständlich 
unter  Schonung  aller  Wurzeln  —  verpflanzte  und  zwar  in 
ein  Gemisch  von  Mistbeet-  und  Komposterde  mit  Sand, 
etwas  zerriebenem  Lehm  und  sehr  viel  Kiihdung.  Dieses 
späte  Verpflanzen  sagte  ihr  sichtlich  außerordentlich  zu;  die 
Entwickelung     der     kraftstrotzenden    Triebe     und 


Gartenwelt.     IX. 


Conocliniu 


482 


Die  Gartenwelt. 


IX,  41 


Blätter  —  wie  auf  der  Abbildung  ersichtlich  —  waren  der 
Erfolg  und  sieht  man  auch  deutlich  auf  der  Abbildung,  wie 
die  feinen  Wurzeln  bereits  wieder  über  dem  Topfrand  sich 
zeigten.  Nach  dem  Verblühen  bezw.  der  Samenernte  ver- 
pflanze ich  das  Conoclinium  aufs  neue  und  hoffe,  von  der 
starken  Pflanze  diesmal  keimfähigen  Samen  zu  erhalten,  anderen- 
falls werde  ich  reichliche  Stecklingsver- 
mehrung vornehmen.  Sobald  sich  etwa 
Mitte  Dezember  vorigen  Jahres  die  ersten 
Knospenstände  zeigten,  düngte  ich  wöchent- 
lich einmal  mit  aufgelöstem  Kuhdünger, 
und  dieser  reichlichen  Düngergabe  ver- 
danke ich  die  großartigen  Blütenstände, 
wie  sie  die  Pflanze  zeigt.  Ich  habe  die 
Beobachtung  gemacht,  daß  sie  sehr  viel 
Dünger  verträgt. 

Es  wäre  sehr  zu  wünschen,  wenn  eine 
größere  Pflanzenhandlung  diesen  prächtigen 
Winterblüher,  von  dem  man  wohl  auch 
sagen  darf,  daß  er  bei  der  herrschenden 
Sucht  nach  Neuheiten  fast  in  Vergessen- 
heit geraten  ist,  in  umfangreiche  Ver- 
mehrung nehmen  würde.  Für  die  Bin- 
derei halte  ich  die  Blütenstände  für  zu 
weich,  aber  eine  ältere,  blühende  Pflanze 
von  ca.  75  'cm  Höhe,  wie  sie  das  ab- 
gebildete Exemplar  ist,  wird  jedem  besseren 
Wintergarten  im  Februar  zur  Zierde  ge- 
reichen. Leider  kann  die  herrliche  hell- 
blau bis  hell-lila  erscheinende  Farbe  der 
Blüten  auf  der  Abbildung  nicht  wieder- 
gegeben werden. 


Insektenfressende  Pflanzen. 
Piugiiicula  caudata. 

Von  J.  Baum,  Palud  sur  Vevey. 
(Hierzu  eine  Abbildung.) 


-•£>? 


Pinguicula  caudata. 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt*'  gezeichne 


1  n  dem  Artikel  ..Fleischfressende  Pflanzen"  in  No.  27  des  achten 
.Jahrganges  dieser  geschätzten  Zeitschrift  wurde  auch  die  reizende 
Pinguicula  caudata  erwiihnt.  Vor  mehreren  Jahren  kultivierte  ich 
eine  große  Anzahl  des  geschwänzten  Fettkrauts,  zog  auch  einen  Teil 
aus  Samen  heran.  Diese  schöne  interessante,  dankbare  Pflanze  kann 
jedem  Pflanzenfreunde  aufs  beste  empfohlen  werden,  da  die  Kultur 
überaus  leicht  ist.  P.  caudata  ist  in  Mexiko  heimisch  und  blüht  bei 
uns  von  März  bis  spät  in  den  Hochsommer.  Die  Blüten  haben  eine 
karminrote  Barbung,  die  oft  variiert,  die  kräftigen  Blütenstiele  sind 
15—20  cm  hoch.  Die  Blätter  sind  groß,  fettig  und  mit  klebrigen 
Drüsenhaaren  versehen,  diese  Blätter  erheben  sich  auf  einer  rosetten- 
artigen Unterlage,  den  Winterblättern.  P.  caudata  wächst  leicht  im 
Kalthaus  oder  kalten  Kasten,  liebt  im  Sommer  reichlich  Wasser,  im 
Winter  dagegen  ist  vorsichtiges  Gießen  anzuraten.  In  grober  Moor- 
erde mit  Sphagnum  und  Sand  vermischt,  einmal  im  Frühjahr,  ehe  die 
neuen  Blätter  erscheinen,  verpflanzt,  macht  diese  Pflanze  keine 
weiteren  Ansprüche.  Die  Vermehrung  kann  durch  Teilung  und 
aus  Samen  erfolgen,  die  letztere  Art  ist  ergiebiger.  Um  Samen  zu 
erhalten,  ist  es  ratsam,  die  Blüten  zu  befruchten;  die  Pollenüber- 
tragung geschieht  leicht  mit  einem  sehr  feinen  Hölzchen,  die  Samen- 
kapseln sind  länglich  und  enthalten  eine  Menge  feiner  bräunlicher 
Samen,  die  man  am  besten  sofort  aussät;  die  Keimung  erfolgt  in 
3  bis  4  Wochen. 


Schlingpflanzen. 

Passiflora  coccinea  princeps  (Abbildung  Seite  483)  ist  wohl, 
was  die  Größe  der  Blüteuiispen  anbelangt  (die  einzelnen  Rispen 
zeigen  oft  20 — 25  Blüten  und  Knospen  und  werden  zuweilen  diese 
Blütenstände  für  eine  Blüte  angesehen),  die  schönste  aller  Passions- 
blumen, deren  herrhche  Farbe  nur  noch  eine  Eivalin  in  Lapageria 
rosea  superba  hat,  die  sie  aber  an  Feinheit  in 
der  Farbe  übertrifft. 

Die  eigenartig  schöne  Farbe  der  Blüten 
ist  schwer  bestimmt  zu  beschreiben;  es  ist  ein 
herrliches,  etwas  stumpfes  Kot,  eine  Farbe,  die 
wir  selten  unter  Pflanzen  finden.  Die  neuen 
Orchideenkreuzungen  der  ziegelroten  LaeUen 
weisen  ähnliche  Farben  auf. 

An  Lieblichkeit  rivahsiert  mit  P.  coccinea 
princeps  nur  noch  P.  kermesina  vera,  die  ja 
auch  sehr  dankbar,  aber  bei  weitem  nicht  so 
reichblütig  ist. 

P.  coccinea  princeps  blüht  im  Warmhause 
fast  das  ganze  Jahr;  trotzdem  läßt  sich  eine 
Hauptblütezeit  im  Herbst  wahrnehmen,  die  bis 
in  den  Winter  dauert. 

Die  Pflanze  liebt  einen  lockeren,  gut 
drainierten  Boden,  eine  Mischung  von  Moor- 
und  Lauberde,  Lehm  und  scharfem  Sand;  für 
einen  ab  und  zu  verabreichten  leichten  Dung- 
guß ist  sie  sehr  dankbar.  Ein  Platz  auf  einer 
Tablette,  auf  der  sich  die  Wurzeln  mehr  in 
das  Beet  und  in  die  Tiefe  ausdehnen  können, 
ist  sehr  von  Vorteil  für  die  weitere  Entwicklung 
dieser  schönblühenden  Schlingpflanze. 

Die  Ranken  von  P.  coccinea  princeps 
erreichen  eine  Länge  von  10—20  m  und  ist 
gerade  bei  dieser  Passiflora  das  Hauptverdienst 
darin  zu  suchen,  daß  sie  alljährlich  immer 
wieder  aus  dem  alten  Holze  neue  Blüten- 
trauben treibt,  während  sie  an  dem  Haupt- 
triebende den  Hauptflor  entwickelt. 

Bei  der  Firma  H.  Henkel  in  Darmstadt, 
welcher  ich  die  beigegebene  Aufnahme  ver- 
danke, sah  ich  im  verflossenen  Winter  schöne 
Pflanzen  im  vollsten  Flor. 

Für  die   Warmhäuser,   Wintergärten  und 
Palmenhäuser   kann    ich   P.  coccinea  princeps 
pfehlen. 
F.  Tutenberg,  Stadtgärtner,  Offenbach  am  Main. 


bestens 


Landschaftsgärtnerei. 
Künstliche  Ruine  als  Bade-Anstalt. 

Von  Willy  Lange,   Lehrer   der  Gartenkunde  und  Abteilungsvorstand 
an  der  Kgl.  Gärtnerlehranstalt  Dahlem. 
(Hierzu  eine  Abbildung.) 
Uie  Seite  483  abgebildete  Ruine  enthält  und  verbirgt  eine 
geräumige  Licht-,  Luft-  und  Schwimm-Bade-Ansta,lt  (in  recht- 
eckigem Grundriß)    und    kommt    hierdurch    unserer    wieder- 
erwachenden, naturgemäßen  Lebensweise  entgegen.     Während 
die  praktische  Verwertung  der  Ruinen  im  Garten  sich  durch 
das  vorliegende  Beispiel  wesentlich  erweitert,  zeigt  sich  ihre 
Anwendung  als  „Verdeckungsmittel"  fast  unbegrenzt:  Benach- 
barte Hausgiebel,  Ställe,  häßliche  Aussichten  —  und  Einsichten 
anderer  — ,  endlich  weiter  entfernte  Gegenstände,  welche  wie 
Schornsteine  und  Fabriken  das  Naturbild  des  Gartens  stören, 
könnten  durch  Ruinen- Wände  dem  Blick  entzogen  werden.  Leider 


IX,  41 


Die   Gartenwelt. 


4ft3 


sind  nicht  viele  künstliche  Ruinen  in  unsern  Gärten  natui'wahr 
hergestellt.  Auch  die  abgebildete  zeigt,  unbeschadet  ihres  lobens- 
werten Zweckes,  viele  Mängel,  aus  deren  Betrachtung  wir  aber 
für  den  richtigen  Aufbau  mehr  gewinnen,  als  aus  einem  einwand- 
freien, künstlichen  Muster.  Das  allgemein  giltige  Vorbild 
für  etwas  Künstliches  sollte  immer  das  entspreciiendo 
Natürliche  sein;  denn  nur  dieses  wird  seine  Wesenszügo 
rein  bewahren,  während  jede  künstliche  Schöpfung  —  mit 
Recht  —  einen  von  ihrem  Urheber  abhängigen  Charakter 
zeigt.  Unser  Bild  zeigt  möglicht  „schön"  gewählten  Tuff- 
stein als  Baustoff.  Dieser  mit  seinen  Höhlungen,  Röhren 
und  Strängen  erscheint  für  das  Mauerwerk  einer  alten 
Kampfburg  zu  weich  und  bröckelig.  Naturgemäß  wurde  für 
solche  das  festeste  Gestein  verwendet.  Wollte  man  nun  für 
die  künstliche  Ruine  Tuffstein  benutzen,  so  wäre  die  sand- 
steinartige, dichte,  formlose  Art,  welche  sonst  wohl  weniger 
beliebt  ist,  hier  gerade  recht  gewesen. 

Die  Lücken  und  Höhlungen  unseres  Vorbildes  scheinen 
für  eine  gutgemeinte  Pflanzen  -„Dekoration"  berechnet.  In 
der  „Fußmauer"  wirklicher  Burgen  wachsen  aber  keine 
größeren  Pflanzen;  nur  winzige  Kräuter,  kleine  Mauerfarne 
(Aspleniwn  ruta  muraria),  Moose.  Solche  Bauwerke  sind, 
solange  sie  ihre  Form  bewahren,  eben  zu  fest,  als  daß  eine 
üppige  Pflanzenwelt  auf  ihnen  gedeihen  könnte.  Eine 
„Bepflanzung",  wie  sie  an  altem  Gemäuer  naturwahr  ist, 
wird  hier  an  festen  Burgmauern  also  zum  Fehler. 

Dem  Umstände,  daß  die  Pflanzen  selbst  auf  dem  Bilde 
felilen,  danken  wir  die  deutliche  Wiedergabe  eines  weiteren 
lüßgriffes:  Die  naturgemäße  Sclüchtung  und  Lagerung  der 
Fugen  wird  hier  vermißt,  während  sie  sich  an  allen  mit 
Mörtel  gebundenen  Mauern,  •  wenn  auch  in  ungezwungener, 
nicht  gerade  linearer  Weise  finden  läßt.  Wollte  man 
vielleicht  die  zyklopische,  mörtellose  Mauerbildung  als  ent- 
schuldigendes Vorbild  hinstellen?  Dem  widerspricht  eben 
die  Verwendung  von  Mörtel  und  die  rundliche  Form  der 
kleinen  Steine.     An  alten  üfermauern  der  Gebirgsbäche  sehen 


Passiflora  coccinea  princeps. 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenvvelt". 

wii'  oft  die  zyklopische  Mauerbildung  mit  ihren  riesigen, 
durch  zackige  Gestalt  ineinander  verankerten  Felsstücken.  — 
Wegen  der  Lage  des  Gartens  auf  weiter  Talebene  wäre  es 
natürlicher  gewesen,  dem  Ganzen  den  Charakter  einer 
„Klosterruine"  oder  eines  „alten  Gemäuers"  zu  geben,  als  die 
Form  einer  „Burg".  Doch  nicht  genug 
hiermit;  auch  der  Maßstab  ist  zu  tadeln, 
weil  unnatürlich  verkleinert.  In  dem 
Turm  würde  sich,  wenn  wir  den  Stuhl 
im  Vordergrunde  als  Maß  annehmen, 
kaum  jemand  bewegen  können.  Das 
hübsch  geformte  Fenster  ist  zu  klein, 
um  hinaussehen  zu  können;  als  Schieß- 
schaite  aber  kann  es  nicht  gelten. 
Weder  Natur  noch  Menschenwerke  sollen 
im  natürlichen  Garten  bei  der  Nach- 
schaffung eine  widersinnige  Verkleinerung 
erfahren;  denn  diese  macht  alle  Gegen- 
stände in  unserer  Schätzung  gering, 
zur  Spielerei.  Haben  wir  für  einen 
Turm  in  natürlicher  Größe  keinen  Platz, 
so  gestattet  uns  ja  die  Ruine,  sie  noch 
„ruinierter"  darzustellen,  und  statt  des 
ganzen  Turm-Umfanges  einen  jäh  auf- 
hörenden Rest  anzudeuten. 

Nachschrift  der  Redaktion.   Es 

erscheint  uns  sinngemäßer,  wenn  solche 
Vorspiegelungen  falscher  Tatsachen  in 
den  Gärten  vermieden  werden. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  41 


Gniiidplan  und  Perspektive  in  ihrem  Znsammenhang. 

Von  Harry  Maaß,  Kiel. 

{Iiierr.li  acht  für  dir  Gartenn-clt  gefertigte  Zeichnungen  rnn  Fr.  Bmicr, 

Magdeburg.) 

Jiine  in  der  landscliaftsgärtneri schon  Praxis  allom  An- 
sclieine  nach  wenig  bekannte  und  ausgeübte  Art  perspektivisclier 
Konstruktion,  wie  sie  Gartenarcliitekt  Fr.  Bauer  in  Magdebnig 
ausführt,  soll  hier  erläutert  werden. 

Ohne  große  Schwierigkeit  und    unter  Vermeidung    eines 


umständlichen  Konstruktionsschemas,  das  leicht  zu  Irrtümern 
Anlaß  gibt,  kann  jeder  beliebige  Punkt  perspektivisch  gewonnen 
und  so  vor  allem  Kreislinie  und  Kurve  in  jeder  Lage  unter 
Auswahl  der  diese  bestimmenden   Punkte  dargestellt  werden. 

Als  erläuterndes  Beispiel  ist  untenstehender  Gnuidriß 
eines    Gartenhäuschens    mit    pflanzlicher  Umgebung    gewählt. 

Der  Standpunkt  des  Beschauers  ist  F  (Fußpunkt). 

In  der  Linie  G  schneiden  sich  die  Bildflädie  und  Grund- 
eliene,  somit  bildet  dieselbe  die  Projektion  der  liildfläche  in 
der  Grnndebene  nach   Art  der  Skizze  No.   1. 


Griindril'i  und  perspektivische  Ansict 


pUauzlicber  Umgebung, 


IX,  41 


Die  Gartenwelt. 


Skizze 


Als  Bildflächo 
denken  wir  uns 
eine  im  Ramn 
senkrecht  ste- 
hende Ebene 
(Projektions- 
ebene). Auf  diese 

Ebene    bezw. 
durch     dieselbe 
hindurch  laufen 
alle  Strahlen,  die 
vom  Projektions- 
punkt (Auge)  auf 
den  Gegenstand  fallen.     Als  Bildfläche  können  wir  beispiels- 
weise eine  Fensterscheibe  ansehen,  durch  die  wir  einen  Gegen- 
stand liosciiauen. 

Die  in  der  Hauptzeichnung  in  die  Koustruktionsebone 
tun  G  unigeklaiii)te  Bildfläche  ist,  damit  die  Klarheit  der 
Zeichnung  niclit  vermindert  wird,  um  ein  Stück  nach  oben 
gelegt,  denn  bei  praktischer  Benutzung   dieser  Methode  wird 

man  Grundriß- 
undAufrißzeich- 
nuug  zur  be- 
quemen Hand- 
habung völlig 
trennen  und  am 
besten  auf  zwei 

Brettern  aus- 
führen. 

Das  Auge 
des  Beschauers 
ist  nach  vor- 
liegendem Maß- 
stab 1,75  m 
(Manneshöhe) 
über  F  zu  denken  (also  Horizonthöhe  1,75  m). 

Um  nun  irgend  einen  beliebigen  Punkt  des  Grundrisses 
in  die  Bildfläche  zu  übertragen,  wird  ermittelt,  wo  der  vom 
Auge  zum  Pvuikt  ausgehende  Seiistrahl  die  Bildfläche  trifft. 
Wie  dies  geschieht,  zeigt  Skizze  No.  2.  Diese  Durch- 
schneidung findet  unterhalb  von  G  statt,  wenn  der  Punkt 
vor  der  Bildfläehe,  oberhalb,  wenn  er  hinter  der 
Bildfläche  liegt.  Also  wären  zu- 
nächst, von  F  ausstrahlend,  sämtliche 
wesentlichen  Punkte  des  Grundplanes  r 

mit    Projektionen    dieser    Sehstralüen  |  ^ 

zu  versehen  und  von  deren  Schnitt- 
ptmkten  mit  G  aus  Senkrechte  nach 
oben  oder  nach  unten  zu  ziehen.  Auf 
dieser  Senkrechten  müssen  sich  sowohl 
der  gewünsclite  Punkt,  wie  über- 
liaupt  alle  die  in  der  vom  Selistrahl 
und  dessen  Projektion  gebildeten  Ebene 
liegenden  Punkte  befinden;  denn  die 
Projektion  dieser  Ebene  in  der  Bild- 
fläche stellt  jene  Senkrechte  dar. 

Zur  Ermittelung  des  Punktes 
wird  nun  diese  Ebene  in  die  Grund- 
ebene umgeklappt  oder  der  Einfach- 
heit wegen  wird  die  auf  die  Bildmitte 
gerichtete,  zur  Grundebenc  sowie  zur 
Bildfläche    senkrecht  stehende  Ebene 


Skizze  2. 


\ 


■  A. 


\ 
\ 
\ 


Ski, 


an.statt  vieler  Einzolkonstruktionen  benutzt,  indem  sie  auch 
nur  der  Übersichtlichkeit  wegen  rechts-  oder  linksseitlich  nach 
außen  gerückt  und  umgeklappt  wird.  Dies  veranschaulichen 
die  Skizzen  No.  3   und  4. 

Die  Durchschlagspunkte  werden  nunmehr  je  nach  ihrer 
Bildtiefe  auf  die  Seiten projektion  übertragen  und  durch  ein 
von  A  ausgehendes  Strahlenbündel  berührt;  der  Abstand  der 
Schnittpunkte  dieser  Strahlen  auf  G  von  M  aus  ergibt  ihre 
perspektivische  Bildtiefe  und  ist  auf  den  oben  schon  er- 
mittelten Senkrechten  von  G  aus  nach  oben  oder  nach  unten 
hin  abzutragen.  In  Skizze  No.  4  wäre  also  a  nach  unten 
und  b  nach  oben  abzutragen,  weil  Pa  vor  und  Pb  hinter  G 
liegt.  Auf  diese  Weise  läßt  sich  jeder  Punkt  ohne  weiteres 
bestinunen. 

Selbstverständlich  wird  man  sich  bei  Aufzeichnung  tles 
perspektivischen  Grundrisses  soviel  wie  möglich  der  Punkte 
paralleler  Verschwindungslinien  bedienen,  von  denen  hier  der 
auf  rechter  Bildseite  liegende  zugänglich  ist. 

Die    Verschwindungspunkte    aller    wagerechten    Linien 
werden  gefunden,  indem  man  eine  Parallele  zur  betreffenden 
Richtung    durch    F    (richtiger  Auge  A)    nach    der    Bildfläche 
zieht.      In    un- 
serer  Haupt- 
zeichuung   trifft 
diese  den  Hori- 
zont bei  V.  Fällt 
der  Verschwin-  , 
dungspunktweit 
außerhalb 
Zeichnung,     so- 
daß  er  nur  mit 
großerUmständ- 
lichkeit    zu    er- 
reichen   ist,    so 

bestimmt  man  sich  2  Punkte  der  betreffenden  Richtung 
möglichst  im  Vordergrund  des  Bildes  —  letzteres  der 
Genauigkeit  wegen  —  und  teilt  den  beiderseitigen  Abstand 
von  der  Horizontlinie  in  eine  beliebige  Anzahl  gleicher 
Teile.  Dieses  Teihnaß  ist  auch  über  den  Horizont  hinaus 
fortzusetzen  und  diu-ch  Numerierung  besser  nutzbar  zu 
machen.     Siehe  Skizze  No.  5,  Seite  486. 

Es  ist  ohne    weiteres   klar,    daß    sich    die  Verbindungs- 
linien gleichbezeichneter  Punkte,  wenn 
Pk  genügend  verlängert,  in  einem  Punkte, 

■  J  dem    Verschwindungspunkte,    treffen 

'  müssen  (als  Winkel  -  Teillinien).     Die 

'  Höhen  können  auf  verschiedene  Arten 

/  ermittelt  werden: 

Q         I 1.  Indem  man  ihre  im  Maßstab 

,  des    Grundrisses    abgegriffene    Länge 

von    ihrem    Fußpunkte    aus    parallel 
\  /  zu  G  umklappt  und  ein  Lot  vom  Fuß- 

\  /  iiuukt    auf   F   fällt.     Von  a  aus,  wo 

.  _\P'"  )  das  Lot  die  Linie  F  schneidet,  trägt 

\  ,  man  die  Horizonthöhe  (in  diesem  Falle 

\  '  1,75    m)    gleichviel    ob    nach    rechts 

\        '  oder  links  an  und  überträgt  von  diesem 

Punkte  ihre  Maße  auf  die  Bildfläche  G. 
Die  hier  sich  ergebende  Länge  er- 
richtet man  nun  auf  den  im  Bild 
vorhandenen  Fußpunkt,  wie  dies  Skizze 
No.  6,  Fig.  1,  zeigt; 


Skizze  3. 


\/ 


486 


Die  Gartenwelt. 


IX,  41 


2.  stellt  man 
dioHöhenfest 
durch  Benut- 
zung eines 
Strahlen- 
inaßstabes, 
der  in  G  den 
Maßstab  des 
Grundplanes 
darstellt  und 
für  jede  je- 
weilige Bild- 
tiefedenMaß- 
stab  liefert. 
Als    Beispiel 

diene  die  Skizze  No.  6,  Fig.  2.  Bei  runder  Zahl  der  Horizont- 
höhe (2,  3,  10  etc.  m)  benutzt  man  3.  den  jeweiligen  Ab- 
stand eines  Punktes  der  Grundebene  vom  Horizont  als  Höhen- 
maßstab, nach  Skizze  No.  6,  Fig.  3. 

Um  ein  Durcheinander  von  Linien  zu  vermeiden,  ist  nur 
ein  Teil  der  Konstruktionslinien  ausgeführt  worden,  doch  wird 
die  Gewinnung  der  perspektivischen  Lage  des  Blumenbeetes 
im  Vordergnind  mit  der  auf  der  Vorderecke  errichteten  Höhe 
von  60  cm  den  Gang  der  Konstruktion  klar  vor  Augen  führen. 
.  Diese  Me- 


Skizze  5. 


• 5- 


M 

"im 

ß 

2m 

2m 

3m       , 

2<ii 

Kig.  3. 


Skizze  6. 


thode    zeich- 
netsichdurch 
Einfachheit 
der    Kon- 
struktion aus 
und  bedarf 
keiner    weit- 
läufigen  ma- 
thematischen 
Beweisführ- 
ung, denn  wie 
aus    Skizze 
No.  7  ersicht- 
lich,   erfährt 
das    Dreieck 
ABC,  dessen 
3  Seiten 
durch    die 
vomAuge(A) 
des  Beschau- 
ers dvirch  den 
Gegenstand 
gehenden 
Strahlen  AB 
und  B  C  so- 
wie durch  die 
Projektion 
des  Bildes 
(BC)  gebildet 
sind,  bei  einer 
Drehung  um 
die  Achse  FF, 


von  90  ",  wodurch  das  Bild  also  in  die  Grundebene  geklappt 
wird  (A,  B,  C,)  und  durch  seine  parallele  Verschiebung  bis 
zu  A,  B,  C  keine  Ändening,  vielmehr  bleibt  es  sieh  stets 
kongruent  und  seine  Seite  B,  C  kann  direkt  mit  Zirkel  und 
Lineal  auf  die  Bildebene  übertragen  werden. 


Ausstellungsberichte. 

Die  „Teniple  Show",  die  groite  Londoner  Friihjahrs- 
Gartenbau-Ansstellung.    II,  Orchideen. 

Von  Ernst  Bohlmann,  Loudon. 

1/ie  Teniple  Show  lockt  die  meisten  Orchideenliebhaber  und 
Züchter  des  In-  und  Au.slandes  an,  weshalb  in  den  Auktionsräumen 
der  Firma  Protheroe  &  Morris,  Cheapside,  E.G.,  wo  allwöchent- 
Hch  Orohideen-Äuktionen  stattfinden,  in  der  Teniple  Show- Woche 
mehrere  Orchideen-Auktionen  veranstaltet  werden,  von  denen  die 
Sandersohe,  am  Nachmittage  des  ersten  Ausstellungstages,  wegen  der 
ausgesucht  feinen  und  wertvollen  Varietäten  und  Hj'briden,  wohl  die 
berühmteste  ist.  Ich  besuchte  die  Auktion  und  sah  viele  der  be- 
kannten Züchter  und  Liebhaber  selbst  anwesend  oder  vertreten,  so 
u.  A.  die  Herren  N.  C.  Cookson,  H.  T.  Pitt,  J.  Leehmann, 
W.  Thompson,  De  Barri  Crawshay,  F.  Wellesley,  E. 
Rogerson,  JulesHye,  allesLiebhaber,  ferner  Herrn  H.Ballantine, 
Baron  Schröders  bekannten  Orchideengärtner,  unter  den  zahlreichen 
Züchtern  u.  A.  die  Herren  Beyrodt-BerUn,  Vuylsteke- Loochristi, 
Peeters- Brüssel.  Es  kamen  ca.  100  Pflanzen  zum  Verkauf,  die 
fast  4000  Guineen 
einbrachten,  das  sind 
84000  Mark.  Den 
höchsten  Preis  er- 
zielte ein  kleines 
Odontoglossum  cris- 
pum  var.  „Roger  San- 
der", welches  Herr 
N.C.  Cookson,  Wy- 
lam  -  on  -  Thyne,  für 
875  Guineen,  also  für 
18375  Mark  erstand. 
Die  Pflanze  trug  eine 
Samenkapsel  und  an 
den  Verkauf  war  die 
Bedingung  geknüpft, 
daß  die  Hälfte  des 
Samens  nach  der  Reife 
an  Sander  zurück- 
geht. Keine  der  Pflan- 
zen war  zur  Zeit  des  Verkaufes  in  Blüte,  aber  von  den 
Pflanzen  war  ein  naturgetreues  Aquarell  ihrer  Blüten  vorhanden,  das 
bei  der  Auktion  heramgereicht  wurde.  Das  Bild  geht  mit  in  den 
Besitz  des  Käufers  über,  der  bei  der  nächsten  Blüte  das  Gemälde 
mit  der  Blüte  vergleichen  kann. 

Auf  der  Ausstellung  waren  in  diesem  .Jahre  weniger  Orchideen 
ausgestellt  als  in  den  Vorjahren,  doch  waren  die  Hauptfirnien  mit 
Ausnahme  von  Veitch  alle  vertreten;  an  Ausstellungen  von  Privat- 
sammlungen waren  leider  nur  zwei  vorhanden.  Sander  &  Sons  in 
St.  Albans  und  Brügge  erhielten  wie  alljährlich  die  große  goldene 
Medaille.  Ihre  Ausstellung  enthielt  die  größte  Kollektion  von  Albinos, 
die  je  gezeigt  worden  ist.  Ich  habe  die  Pflanzen  nicht  genau  ge- 
zählt, aber  es  sind  wohl  nahe  an  70  weiße  Varietäten  von  Cattleyen, 
Laelien  und  Laelio  -  Cattleyen  dagewesen .  davon  ca.  40  CaUleya 
Mossiae  alba  in  verschiedenen  Varietäten,  15  Laelio-  CaUleya 
canhamiana  alba,  darunter  die  feine  Varietät  „Rex",  die  feinste 
aller,  mehrere  CaUleya  Schröderae  alba,  C.  Skinneri  alba  und 
CaUleya  intermedia  alba  und  je  eine  CaUleya  Mendeli  alba.  Laelia 
purpiirata  alba  und  Laelia  grandis  alba.  Sehr  fein  war  auch 
CaUleya  y.  „Mrs.  Myra  Peeters".  eine  weiße  Hybride  zwischen  C. 
gashelliana  und  G.  Wartteri  alba.  Der  Glanzpunkt  aber  war  eine 
weiße  Varietät  von  „  CaUleya  Schriiderae" ,  genannt  „  T/ic  Baron", 
die  feinste  Varietät  von  C.  Schröderae,  die  existiert,  von  ungowöhn- 
lichem  Werte.  Die  weißen  Petalen  und  Sepalen  waren  von  so 
wunderbar  schöner  Form  und  die  Lippe  von  einer  so  sonderbaren, 
prächtigen  Färbung,  daß  man  sich  nach  einer  Beschreibung  gar  kein 
richtiges  Bild    machen    kann.      CaUleya  Mossiae    und  C.  Schröderae 


Skizze  7. 


IX,  41 


Die   Gartenwelt. 


waren  auch  in  andern  schönen  Varietäten  vorhanden,  desg!.  eine  Reihe 
schöner  Hybriden,  als  Cattleya  X  Whitei  var.  splendidissima 
(C.  schilleriana  X  C.  Wanicri),  bei  der  sowohl  Lippe  wie  Fetalen 
und  Sopalen  vom  tiefsten  Purpur  waren.  Sehr  fein  war  auch 
Cnlllnja  \'ulrnn  alba  -  marginata  {C.  Mossiae  X  C.  schilleriana). 
Nehi'ri  l.inli<i  'lii/bi/ana- Hybriden  waren  Exemplare  von  Laelio- 
Catlh'ija  Diijliijauo- Mossiae,  mil  der  schönen  großen  gefransten 
Digbyana-Lippe  vorhanden. 

Ferner  war  eine  Anzahl  von  in  Brügge  gezogenen  Odonto- 
glossiim-Myhndcn  vorhanden,  so  besonders  schön  gefleckte  Varietäten 
von  Odontoglossum  ',<  ardcntissimum  (richtiger  0.  X  armainviUierense 
rar.  ardentissimutn).,  Kreuzung  zwischen  O.crispum  und  0.  Peseatorei. 
Eine  besonders  starke  Pflanze  zeigte  schon  den  verzweigten  Bluten- 
stand des  0.  Peseatorei.  Ferner  waren  mehi-ere  feinere  Varietäten 
von  0.  X  wilkeanum  ausgestellt,  welche  auf  den  Fetalen  und 
Sepalen  große  rotbraune  Flecken  auf  gelbem  Untergründe  zeigen. 
Darunter  befanden  sich  0.  X  n-ilkeamtm  imperialis  und  0.  X  w. 
Piaii  als  ganz  hervorragende  Varietäten.  Groß  war  auch  wieder 
die  Zahl  an  guten  0.  erispum  und  anderen  Odontoglossen.  Im 
Hintergründe  der  Gruppe  befanden  sich  große  Prachtexemplare  von 
Detidrobium  ihyrsiflorum,  eines  mit  ca.  20  Blütentrauben.  Außerdem 
notierte  ich  mir  Maxillaria  Sanderi,  ein  Exemplar  mit  vielen  Blüten, 
die  hübsche  Rhenanthera  imschoUiana  mit  ihren  roten  Blüten  in 
einem  kräftigen  Blütenstand,  eine  starke  Schaupflanze  von  dem  kost- 
baren Cypripedium  callosum  Sanderae  mit  7  Blüten  und  viele  andere 
.schöne  Sachen. 

Die  Firma  Charlesworth  &  Co.,  Heaton ,  Bradford, 
erhielt  ebenfalls  eine  große  goldene  Medaille  für  eine  schöne  und 
große  Orchideenkollektion.  Dieselbe  enthielt  eine  Menge  Miltonia 
vexillaria,  darunter  die  feine  Varietät  „Kaiserin  Augusta  Victoria", 
Cattleya  Mossiae,  in  guten  Varietäten,  darunter  C.  Mossiae 
bcllissima,  fast  ganz  rein  weiß,  nur  mit  einem  Hauch  von  gelb  in 
der  Lippe,  die  bekannte  weiße  G.  Mossiae  reineckeana,  Laelia 
piirpurata,  Cattleya  intermedia  alba  und  andere.  Neben  Odonto- 
glossum triumphans,  0.  excellens^  0.  Halli  waren  viele  gute  Varietäten 
von  0.  erispum  und  0.  X  wilkeanum  (natürl.  Hybride  zwischen 
erispum  und  luteo-purpureum)  zu  sehen,  desgl.  feine,  wert\'olle 
Varietäten  von  0.  X  ardentissimum  mit  großen  kirschroten  Flecken, 
unter  den  Laelio-Cattleyen  fielen  die  zahlreichen  L.-C.  „Faseinator" 
auf,  die  fast  in  ebensoviel  benannten  als  unbenannten  Varietäten 
vorhanden  waren.  L.-C.  „Fascijiator"  ist  eine  Kreuzung  zwischen 
Laelia  purpurafa  und  Cattleya  Schröderae.  Fetalen  und  Sepalen 
waren  bei  fast  allen  ganz  zart  lilarosa,  ähnlich  wie  bei  Cattleya 
Sehröderae,  während  die  Lippen  variierten,  aber  im  allgemeinen  auch 
sehr  leicht  gefärbt  waren.  L.-C.  luminosa  {L.  tenebrosa  X  C.aurea) 
hatte  die  kupferfarbigen  Fetalen  und  Sepalen  von  L.  tenebrosa, 
während  die  Lippe  tiefpurpur  war  und  mehr  von  C.  aurea  hatte. 
L.-C.  „Hippolyta"  und  L.-C.  „0.  &  Ball"  waren  in  mehreren 
Exemplaren  zu  sehen,  beide  zeichnen  sich  durch  großen  Blüten- 
reichtum aus.  Erstere  ist  eine  Hybride  zwischen  L.  cinnabarina 
und  C.  Mossiae.  letztere  zwischen  L.  cinnabarina  und  G.  Schröderae. 
Beide  Hybriden  haben  die  vielblütige  Infloreszenz  von  L.  cinnabarina 
und  deren  orangegelben  Blüten,  die  hier  natürlich  viel  größer  sind. 
Die  Lippe  von  L.-C.  „Hippolyta"  ist  außerdem  tiefkirschrot.  Außer 
L.-C.  digbyano-Mossiae  war  noch  eine  Laelia  (besser  Brassavola) 
digbyana-Krenzang  vorhanden,  Laelia  X  „M>-s.  Orafrit"  {Brasso- 
Laelia  „Mrs.  Gralrix").  Die  Lippe  ist  zwar  selir  schön  gekräuselt, 
hat  aber  sonst  nicht  viel  vom  Charakter  der  Digbyana-Ryhiiden,  die 
Blume  hat  mehr  von  L.  cinnabarina,  welche  die  Mutter  war.  L.-C. 
„Mereia",  eine  Hybride  zwischen  C.  Schroederae  und  L.  flava,  ist 
leicht  gelb  und  mit  dunklerer  Lippe.  L.-C.  calliologlossa,  eine 
herrliche  Hybride  zwischen  L.  purpurata  und  C.yigas  [Warsceivicxi\ 
hat  den  Habitus,  die  langen  Bulben  und  Blätter,  sowie  die  frei- 
getragenen Blüten  ersterer.  Die  Lippe  ist  tief  pur|)ur  mit  gelbem 
Schlünde.  Neben  anderen  Laelio-Cattleyen  waren  auch  mehrere 
L.-C.  canhamiana  zu  sehen. 

Die  schöne  Phalaenopsis  amabilis  rimestadiana  war  in  vielen 
schönen  Exemplaren  ausgestellt;  sie  ist  eine  der  schön.sten  und 
kulturwürdigsten    Orchideen.       Anführen     will     ich    noch    Änguloa 


Clmeesi  mit  ihren  sattgelben  Blüten,  das  hübschgezeichnete  Oncidium 
ciirtum  und  die  mehr  interessante  als  schöne  Ansellia  africana  mit 
langen,  starken,  belaubten  Bulben,  mehreren  Blütenrispen  und 
hunderten  von  gelben,  rotbraungefleckten  Blüten.  Ein  stattliches 
Exemplar  von  Maxillaria  luteo-alba  hatte  ca.  18  Blüten. 

Die  Firma  Stanley  &  Co.,  Southgate,  London  N.,  zeigte 
neben  vielen  Cattleya  Mossiae  und  Odontoglossum  erispum  die 
schöne  Catll.  eilrina  und  die  kleine  Cattleya  Aclandiae,  die  im  Habitus 
der  C.  schilleriana  sehr  ähnlich  ist  und  nicht  höher  als  10—15  cm 
wird.  Sepalen  und  Fetalen  sind  grün  mit  pui-purnen  Flecken,  die 
Lippe  dunkelkarmoisin.  Außerdem  waren  die  scharlachrote  Masdc- 
vallia  Veitehii-grdß.  und  die  karmoisinfarbige  Masdevallia  harriana 
vorhanden  und  Oneidium  erispum  grdfl.  mit  sehr  hübsch  ge- 
kräuselten, fast  ganz  braunen  Blüten. 

Hugh  Low  &  Co.,  Enfield,  zeigten  neben  Laelia  purpurata, 
Cattleya  intermeflia  alba,  C.  Mossiae  und  C.  Skinneri,  Fracht- 
exemplare der  beiden  letzten.  Auch  in  dieser  Gruppe  befanden  sich 
Phalaenopsis  rimestadiana,  daneben  war  ein  Exemplar  der  Phalae- 
nopsis lüddemanniana,  in  der  Färbung  so  leuchtend  karmoisin  wie 
etwa  übermangansaures  Kali.  Ich  notierte  ferner  Detidrobium  elavatum 
(Wall.),  dottergelb  mit  dunkelrotbraunen  Flecken  und  das  allerliebste 
Dendrobium  Dearei,  die  Blüten  stehen  zu  ca.  6  an  einem  Stiel,  sind 
weiß  und  im  Schlünde  hellgrün  gefleckt.  Auch  Vanda  leres  und 
Cypripedium  callosum  Satiderae  waren  ausgestellt  und  das  inter- 
essante Epiphronitis  X  Veitehü,  eine  seltsame  Hybride  zwischen 
Epidetidrum  radicans  und  Sophronitis  grandifhra,  mit  dem  Habitus 
ersterer  und  in  den  Blüten  mehr  wie  letztere,  doch  stehen  dieselben 
ziemlich  zahlreich  zu  einem  Blütenstand  vereinigt  zusammen.  William 
Bull  &  Sons,  Chelsea,  hatten  in  der  Hauptsache  schön  kultivierte 
Odontoglossum  erispum,  Miltonia  vexillaria,  Cattleya  Mossiae,  Laelia 
purpurata  etc.,  dgl.  John  Robson,  Altringham  und  James  Cypher, 
Cheltenham. 

An  Liebhaber-Ausstellern  waren  dieses  Jahr  leider  nur  zwei  vor- 
handen, unterdenen  SirFr.Wigan  die  schönste  Gruppe  vorführte.  Neben 
vielen  Cattleyen,  Laelien,  Odontoglossen  und  Miltonien,  unterdenen  sich 
auch  schöne  Exemplare  von  Miltonia  vexillaria  „Kaiserin  Augustr 
Victoria"  und  .1/.  rcxillaria  var.  „Memoria  J.  D.  Otven"  mit  dunkel- 
roten Flecken  auf  der  Lippe  befanden,  waren  da:  Sobralia  macrantha, 
die  weiße  Varietät  „alba",  sowie  Thunia  marshalliana,  Phalaenopsis 
rimestadiana,  Odonloglossum  citrosmum  album,  Brassia  braehiata 
mit  langen,  schmalen  Sepalen  und  Fetalen,  hellgrün,  die  reizende, 
kleine,  rotblühende  Cochlioda  noetxliana,  die  neuerdings  durch  die 
Kreuzung  mit  Odontoglossen  eine  große  Bedeutung  erlangt  hat,  die 
schöne  Aerides  Fieldingii  mit  kleinen  rosafarbigen  Blüten  in  langen 
dichtgedrängten  Trauben,  Oncidium.  Gardneri,  Ckjpripedium 
mastersianmn,  das  schöne  Dendrobium  infundibulum  mit  Blüten 
fast  so  groß  wie  Cattleyen,  auch  in  der  Form  denselben  ähnlich, 
weiß  mit  gelbem  Schlünde,  Cypripedium  bellatulum  und  C.  niveum 
u.  a.  An  Hybriden  waren  u.a.  mehrere  Laelio- Cattleya higkburieitse  vor- 
handen, eine  Kreuzung  zwischen  C.  laivrenceana  und  L.  cinnabarina. 
An  langem  Stiel  trägt  sie  ca.  8  Blüten  mit  schmalen,  lilarosafarbenen 
Sepalen  und  Fetalen  und  schmaler  dunkler  Lippe.  An  Odontoglossum- 
Hybriden  war  0.  Earryano-triumphans  zu  sehen. 

Mr.  Jeremiah  Colman  war  der  Aussteller  der  anderen  Frivat- 
sammlung.  Dieselbe  enthielt  ebenfalls  viele  schöne  Cattleyen,  Laelien, 
Miltonien  und  Odontoglossen,  außerdem  das  grasgrüne  Cymbidiumhicia- 
num  concolor,  Masdevallia  Veitchii  und  .1/.  harrijana,  die  grüne  Coelogync 
pandurata,  Oneidium  macranthum  mit  3  m  langem  Blütenstand, 
eine  Gruppe  von  EpidctidriimXBoundii,  dessen  orangefarbige  Bluten- 
stände sehr  schön  zur  Geltung  kamen. 

Außerdem  waren  noch  einige  kleine  Ausstellungen  von  Einzel- 
pflanzen da,  wovon  icli  nur  die  von  Ch.  Vuylsteko,  Loochristi- 
Gent  anführen  will.  Vuylsteke  ist  bekannt  als  der  er- 
folgreichste Odontoglossum  -  Hybridenzüchter.  Odonloglossum  aus 
Samen  zu  ziehen,  ist  bekanntlich  noch  neu,  es  existieren  aber  heute 
schon  eine  Menge  Hybriden  und  auch  die  Zahl  der  verschiedenen 
Kreuzungen  wächst  ständig.  Deswegen  sind  auch  die  Preise 
für  feine,  besonders  schön  gefleckte  Odontoglossum-^ msts.t'iD  zum 
Zweck  der  Samenzucht  so  enorm  gestiegen. 


488 


Die  Gartenwelt. 


IX,  41 


Vuylsteke  zeigte  Odontoglossum  X  amabilc  Ixion  (Barryano- 
rrispum  X  erispum),  eine  prächtig  gefleclite  und  gezeichnete 
Varietät  dieser  Hybride;  0.  X  venustidum  (Harry nno-crispimi- 
X  ardentissimum) ;  es  enthält  Blut  von  drei  Arten,  erispum 
zweimal  {ardent.  =  crisp.  X  Pescat).  Darum  ist  auch  liier  der 
crispum-Charakter  vorherrschend,  die  bei  harryana  charakteristische 
braune  Zeichnung  hat  hier  ein  schönes  Rot  angenommen. 

0.  X  Imvrcnceanum  var.  Adonis,  eine  Kreuzung  zwischen 
0.  (riumphans  und  Rolfeae  (Bolfeae  =  harryanum  X  Pescatoi-ei), 
hat  große  braune  Flecken  auf  dunkelgelbem  Grunde. 

0.  X  perctdium  „Oybele"  (Rolfeae  X  ardentissimum)  und 
0.  X  formosum  (Rolfeae  X  Pescatorei)  haben  beide  viel  von 
0.  Pescatorei,  da  sie  Pescatorei  zweimal  enthalten.  In  allen  diesen 
Hybriden  müssen  die  samen-  und  pollenspendenden  erispum  und 
Pescatorei  (nobile)  herrlich  gefleckte  Varietäten  gewesen  sein,  denn  die 
Zeichnung  von  Immjanimi  hat  überall  die  schöne  rote  Färbung  der 
ersteren.  Diese  Kleinodien  sind  wirklich  ein  großartiger  Erfolg  der 
zielbewußten  Hybridisation.  Odo7itoglossumSs.m\mge  haben  noch 
einen  Vorteil,  sie  blühen  nämlich  im  günstigsten  Falle  schon  im 
dritten  Jahre  nach  der  Aussaat.  Die  in  den  letzten  Jahren 
ausgestellten  Sämlinge  waren  selbstverständlich  alle  noch  sehr 
schwach,  wie  großartig  mögen  sie  erst  sein,  wenn  sie  als  ältere 
Pflanzen  zahlreiche  dieser  herrlichen  Blüten  an  einem  Stiel  tragen! 

Mit  diesen  großartigsten  Leistungen  der  Hybridisation  will  ich 
meinen  Bericht  schließen.  "Wer  sich  einen  Begriff  vom  englischen 
Gartenbau  machen  will,  besonders  auch  von  der  Höhe,  auf  welcher 
die  Orchideenzucht  und  -Liebhaberei  hier  steht,  der  besuche  die 
Teniple  Show  oder  auch  die  im  Juli,  gewöhnlich  im  Holland  Park, 
dieses  Jahr  Tm  Garten  des  Chelsea-Hospitals  stattfindende  Ausstellung 
(IL— 13.  Juli;.  Diese  Ausstellungen  machen  sich  sehr  gut  bezahlt, 
da  sie  im  Volke  sehr  vorteilhaft  bekannt  sind,  somit  viel  besucht  werden. 
Reklame  habe  ich  nur  in  Form  von  Annoncen  in  Zeitungen  und 
Zeitschriften  gefunden.  Allerdings  werden  hier  Fachzeitschriften 
von  Liebhabern  viel  mehr  gelesen  als  in  andern  Ländern. 

Für-  das  leibliche  Wohl  auf  der  Ausstellung  sorgen  ein  paar 
Erfrischungszelte  und  ein  Speisezelt,  und  wenn  man  vom  vielen  Sehen 
müde  ist,  so  findet  man  auf  dem  Rasen  des  Gartens  zahlreiche 
Stühle;  zur  Abwechshing  kann  man  dann  den  Weisen  einer  prächtig 
konücrticrenden  Militärkapelle  lauschen. 


Obstbau. 


We 


Über  den  Soninierschnitt. 

Von  Arthur  Janson. 


er  die  strenge  Form  liebt,  mag  immerliiu  schneiden, 
brechen  und  kneifen,  wie  er  will,  ja,  er  muß  es  sogar.  Und 
wem  es  darin  an  Eoutine  und  Erfahrung  fehlt,  der  nehme 
eines  der  seinerzeit  so  hoch  angesehenen  Bücher  zur  Hand, 
die  den  Formobstschnitt  lehren.  Er  findet  dort  klare  An- 
weisungen, die  mit  geringen  Abweichungen  auf  jeden  Baum 
passen,  wie  des  Schneiders  Papiermuster  dem  Menschen  auf 
seineu  Leib. 

Wir  wandeln  heute  auf  anderen  Balmen!  —  Der  Form- 
baum in  seiner  strengen  Regelmäßigkeit  hat  vielfach  weichen 
müssen  und  ist  ersetzt  worden  durch  jenen,  von  dem  wir  in 
erster  Linie  Früchte  erwarten,  und  weil  man  die  Erfahrung 
maclito,  daß  er  in  sehr  vielen  Fällen  dann  am  besten  trägt, 
wenn  man  mögliclist  wenig  Messer  und  Schere  verwendet, 
so  hat  sich  bei  vielen  die  Regel  herausgebildet,  überhaupt 
nicht  zu  schneiden.  Der  Zwergbaum  von  heute  ist  nur 
selten  noch  ein  Formbaum  im  früheren  Sinne,  und  die  diversen 
überkünstelten  Palmetten,  Spindeln,  Ki'onen-,  Schnurbäume 
usw.  haben  bedeutender  Vereinfachung  weichen  müssen. 


Trotzdem  hat  man  ein  Hauptraittel  der  Formobstkünstler 
nicht  ad  acta  legen  wollen;  das  ist  der  Soninierschnitt.  Und 
das  mit  Recht! 

Aber  Avenn  ich  mich  heute  ganz  energisch  gegen  etwas 
wahre,  dann  ist  es  die  Art  der  Handhabung.  Wie  der  gütige 
Herrgott  seine  Sonne  leuchten  läßt  über  Gerechte  und  Un- 
gerechte, so  glaubt  der  Mensch  vielfacli,  wenn  er  überliaupt 
vom  Sommerschnitt  etwas  wissen  will,  ihn  anwenden  zu 
sollen  ohne  Ansehen  der  Person,  in  diesem  Falle  des 
Baumes.  Und  doch  sollte  gerade  beim  Sommerschnitt 
doppelt  die  Individualität  des  Baumes  ins  Auge  gefaßt 
werden. 

Die  Frage:  Soll  pinziert  werden  oder  nicht?  läßt  sich 
nicht  einfach  mit  ja  oder  nein  beantworten,  sondern  die 
Auskunft  muß  lauten:  Das  kommt  auf  die  Beschafffenheit 
der  Bäume  an. 

Grundlegend  bei  der  Entscheidung  muß  sein,  daß  jeg- 
licher Schnitt  die  Triebkraft  des  Baumes  nicht  erhöht,  wie 
fast  durchweg  angenommen  wird,  sondern  sehr  schwächt. 
Und  der  Schnitt  schwächt  umsomehr,  wenn  er  während 
der  Vegetation,  also  am  belaubten  Baiune,  vorgenommen  wird. 
Der  Grünschnitt  bedeutet  mitliin  eine  Schwächung  des 
Baumes.  — 

Die  Fruchtbarkeit  der  Pflanze  ist  bis  zum  normalen 
Grade  natürlich,  bei  darüber  hinausgehendem  Maße  er- 
zwungen. Eine  über  den  normalen  Grad  hinausgehende 
Fruchtbarkeit,  soweit  sie  nicht  Individualität  des  Baumes 
ist,  ist  fast  stets  die  Folge  ungünstiger  Vegetationsbedingungen, 
seien  diese  nun  hervorgerufen  dm-ch  Krankheit,  ungünstige 
Bodenverhältnisse  oder  Wassermangel  u.  s.  w.  Mit  anderen 
Worten:  die  erhöhte  Fruchtbarkeit  ist  die  Folge  einer 
Schwächung,  die  auch  durch  den  Schnitt,  vornehmlich  durcli 
den  mehr  schwächenden  Sommerschnitt  hervorgerufen  werden 
kann.  Praktisch  wird  diese  Erkenntnis  im  Obstbau  aus- 
genutzt, indem  wir  eine  solche,  Fruchtbarkeit  erzwingende 
Schwächung  durch  Ringelung  oder  Abstechen  der  Wurzeln 
vornehmen.  Daß  solche  Schwächungen  tatsäclüich  den 
Blütenansatz  fördern,  geht  für  jeden  Obstzüchter  aus  der  Tat- 
sache hervor,  daß  z.  B.  nach  einem  Hagel-  oder  Insekteu- 
fraßjahr,  welches  eine  teilweise  oder  fast  gänzliche  Entlaubung 
im  Gefolge  hatte,  stets  eine  reiche  Blüte  folgt.  Auch  der 
Sommerschnitt  bedeutet  nichts  anderes  als  eine  teilweise 
Vernichtung  der  Blätter  des  Baumes,  also  die  Nachahmung 
derartiger  natürlicher  Ei-eignisse.  Ganz  entschieden  verkehrt 
ist  die  Ansicht,  daß  die  Wirkung  des  Somnierschnittes 
auf  der  Ausmerzung  einer  Anzahl  von  Augen  beruhe.  Es 
kommt  als  Wertfaktor  beim  Schnitt  ausschließlich  das  Laub 
in  Betracht,  welches  für  den  Baum  Magen,  Lunge,  Leber  und 
Nieren  des  tierischen  Körpers  bedeutet,  kurz,  jene  Organe 
ersetzt,  die  für  die  Ernährung,  die  Reinigung  und  die 
Atmung  des  menschlichen  Organismus  von  erster  Bedeutung 
sind,  und  der  Ausdruck:  auf  8  oder  6  Augen  schneiden  oder 
pinzieren,  zeitigte  wohl  solche  irrige  Auffassung. 

Eine  solche,  die  Fruchtbarkeit  erzwingende  künstliche 
Schwächung  aber  ist  auch  ein  zweischneidiges  Schwert;  die 
Ernährungstätigkeit  wird  sehr  gehemmt  und  unter  normalen 
Verhältnissen  würden  wir  nicht  nur  den  Ansatz  erzwingen, 
sondern  auch  den  Baum  der  Möglichkeit  berauben,  den  Ansatz 
nach  Wunsch  auszubilden.  Wir  würden,  wie  das  bei  den 
lierührten  elementaren  Ereignissen  nicht  minder  bemerkt 
werden  kann,  wohl  Fruchtansatz  in  Menge  bekommen,  aber 
die  Früchte  würden  unansehnlich  klein  bleiben,  wenn  nicht  eine 


IX,  41 


Düe  Gartenwelt. 


489 


sonstige  sorgfältige  Pflege  und  Ernährnng  hinzutritt  und  nach 
der,  den  Ansatz  bewirkenden  Sc-hwäehuiif;-  für  die  Auslüldung 
der  Früchte  sorgt. 

Es  heißt  in  den  Lehrbüchei'n  des  Formobstschnittes  ge- 
wöhnlich, daß  auf  l) — ^"8  Augen  j)i'iziert  werde.  Die  Torheit 
einer  .solchen  Vorschrift  ist  ohne  weiteres  ersichtlich.  Im 
allgemeinen  hält  sie  ja  den  goldenen  Mittelweg  ein  und  ist 
weder  im  Stande  durcligreifend  zu  nutzen  noch  durchgreifend 
zu  schaden.  Sie  ist  eben  eine  Eegel,  der  die  klare  Erkenntnis 
der  "Wirkung  gefehlt  hat.  Je  mehr  Laub  genommen  wird, 
d.  h.  je  stärker  man  pinziert,  um  so  schwächender  ist  der 
Schnitt  und  um  so  mehr  ist  der  Baum  zur  Blütenholz- 
bildung  geneigt,  oder  anders  ausgedrückt:  „Je  stärker  der 
Raum  treibt  zum  Nachteil  der  Früchtebildung,  um  so  schärfer 
pinziere  man,"  oder  noch  anders :  Der  Sommerschnitt  passe 
sich  dem  Grade  der  Triebkraft  an.  Man  wird  also  in  vielen 
Fällen  sehr  kurz,  in  vielen  Fällen  aber  auch  sehr 
lang,  ja  gar  nicht  schneiden,  wenn  nämlich  die  Laubent- 
wickelung sehr  gering  ist,  so  gering,  daß  das  Laubwachstum 
nicht  genügt,  um  so  viel  Nährstoffe  zu  produzieren,  als  zur 
Ernährung  des  Verbrauchers,  der  Blüte  und  Frucht,  nötig  sind. 

Aber  nun  suche  man  unter  den  enragierteu  Anhängern 
der  Formobstzucht  einmal  jemanden,  der  es  über  sein  Herz 
liringen  könnte,  nicht  zu  schneiden.  Die  Form  verlangt  in 
ihren  Augen  das  Pinzement  und  dadm-ch  wird  die  ernälu-ende 
Laubmasse  weiter  an  Menge  reduziert  und  in  demselben 
5Iaße  fällt  das  Niveau  der  Arbeitstätigkeit  der  Pflanze,  die 
Fälligkeit,  Früclite  auszubilden. 

Wie  sich  im  wirtschaftlichen  Leben  der  Preis  einer 
Ware  und  der  Umsatz  derselben  nach  dem  Verhältnis 
zwischen  Angebot  und  Nachfrage  regelt,  so  ist  die  Menge 
und  die  Güte  der  erzeugten  Früchte  abhängig  von  dem  Ver- 
hältnis zwischen  Baustofferzeugung  imd  Nährstoffverbrauch. 
Ein  überreich  mit  Blütenholz  besetzter  Baum  liat  einen 
Mangel  an  nahnmgsproduzierenden  Faktoren,  der  ihm  die 
Ausnutzung  der  vorhandenen  fruchtproduzierenden  Anlagen 
verbietet,  während  andererseits  ein  mit  sehr  viel  Laub  aber 
wenig  Blütenanlagen  versehener  Baum  für  die  Menge  der 
[M-oduzierten  Nährstoffe  keine  Verwendung  weiß  und  wieder 
Laub  produziert.  Im  anderen  Falle  wäre  eine  weitere  Ver- 
minderung der  produzierenden  Masse  diu'ch  den  Sommerschnitt 
ein  Unding,  ein  Widersinn,  im  letzteren  ist  sie  Notwendigkeit! 
Was  ist  das  anders  als  ein  Beweis  für  die  Behauptung,  daß 
die  gleichmäßige  Anwendung  des  Sommersehnittes  nach 
ülilichem  Schema  eine  kaum  glaubliche  Gedankenlosigkeit  ist? 

Die  Zeit  des  Sommerschnittes  liegt  vor  uns.  Möchte 
man  endlich  einmal  diese  wichtige  Arbeit  nicht  nach 
Schema  F  vornehmen,  sondern  neben  dem  Messer  auch  den 
Verstand  ein  wenig  arbeiten  lassen. 

Es  ergeben  sich  aus  dem  Vorhergegangenen  folgende 
Schlüsse,  denen  ich  weitere  Verhaltungsmaßregeln,  ohne  sie 
näher  zu  begründen,  beigebe,  und  zwar  tue  ich  das  luir, 
um  die  nicht  mindere  Wichtigkeit  derselben  zu  betonen: 

1.  Je  geringer  die  Menge  des  Blütenholzes  gegenüber 
der  Menge  der  Belaubung  ist,  um  so  energischer  s(?i  der 
Soramerschnitt. 

2.  Unter  normalen  Verhältnissen  reicht  der  Stickstoff- 
gelialt  des  Bodens  a\is  und  ist  im  Interesse  der  Frucht- 
bildung eine  Düngung  mit  Superphosphat  und  einem  Teil 
leichtlöslichen,  deshalb  schnellwirkenden  Kalidüngers  geboten. 

3.  Reicht  der  Soinmerschnitt  in  Verbindimg  mit  dem 
Winterschnitt    nicht    aus,    eine   genügende    Schwächung  des 


Wachstums  herbeizuführen,  dann  verstärke  man  die  Wii-kung 
durch  Ringelung  oder  Abstechen  der  Wurzeln. 

4.  Bei  Bäumen,  w-elche  große  Neigung  zum  BliUen- 
und  Fruchtansatz  zeigen,  unterlasse  man  jeden  Schnitt,  jode 
Verminderung  des  Laubwachstumes,  insbesondere  aber  den 
Sommerschnitt. 

.5.  Bei  übermäßigem  Ansatz  lichte  man  den  Behang 
durch  zweckmäßiges  Ausbrechen.  Je  weniger  Früchte  man 
einem  solchen  Baum,  der  als  Schwächling  angesehen  worden 
muß,  beläßt,  um  so  mehr  Energie  kann  er  zur  Laiibbildmig 
verwenden,  die  bald  ein  gesundes  Verhältnis  zwischen  Pi'o- 
duktion  und  Konsumtion  herbeiführt.  Vom  praktischen  wie 
theoretischen  Standpunkte  aus  ist  das  Ausbrechen  der 
Früchte  —  zeitig  vorgenommen  —  dem  Ausbrechen  von 
Blütenknospen  und  Ausschneiden  von  Blütenholz  vorzuzic;lien, 
trotzdem  von  französischer  und  belgischer  Seite  das  letztere 
als  günstiger  empfohlen  wird. 

6.  Der  Laubtrieb  von  Bäumen,  bei  denen  das  Blütenliolz 
vorwiegt,  soll  durch  Stickstoffdüngung,  vornehmlich  durch 
solche  mit  schwefelsaurem  Ammoniak,  Blutmehl,  Jauche  oder 
Chilisalpeter  gefördert  werden. 

7.  Man  wolle  stets  bedenken,  daß  Phospliorsäure  mit 
Kali  die  Neigung  zur  Fruchtbildung,  Kali  mit  Stickstoff  jene 
zur  Laubentwickelung  fördert. 

Ich  meine  zum  Schluß,  daß  diese  allgemeinen  Gesichts- 
punkte jedem  Gärtner  aus  sich  selbst  geläufig  sein  sollten 
und  müßten.  Aber  man  begegnet  fast  allgemein  einem 
Formalismus,  der  aus  der  praktischen  Erfahrung  heraus  sich 
entwickelt  hat  und  manches  Wertvolle  enthält,  aber  mehr 
als  das  irrte  und  Fehlschlüsse  zog,  die  den  Anfänger  ver- 
wiri-en  und  unsicher  machen.  Unsere  Lehrbücher  des 
Formobstbaues  und  des  Baumschnittes  wimmeln  von  An- 
weisungen, deren  Zweck  und  Nutzen  keiner  der  Herren 
Autoren  einwandsfrei  belegen  kann.  Ich  meine,  es  ist  nötig, 
daß  wir  uns  frei  machen  von  diesem  Ballast,  der  denjenigen 
mit  minderweitem  Blick  auf  den  Weg  des  Pfuschens  bringt, 
denjenigen  mit  eigenem  Urteil  aber  lächeln  macht.  Wir 
müssen  die  Geheimniskrämerei,  die  die  Formobstzücliter  aus 
den  80er  Jahren  des  vorigen  Jalirhimderts  gleich  den  Ärzten 
und  Gelehrten  des  Mittelalters  treiben,  beiseite  legen,  um  den 
Baumschnitt  mit  physiologischer  Unterlage  auszubauen.  Wii- 
kommen  damit  nicht  nur  einer  naturgemäßen  Behandlung  des 
Obstbaumes  näher,  sondern  wir  schützen  die  jungen  Gärtner 
vor  verhängnisvollen  Irrtümern,  deren  mißhandelte  Opfer  fast 
in  jedem  Garten  zu  sehen  sind.  Einfachheit  und  Klarheit, 
das  sind  die  Faktoren,  die  uns  nützen  können. 


Un 


Zeit-  und  Streitfragen. 
Das  Wandern  ist  des  Gärtners  Lnst. 


nter  dieser  tjbeisclirift  erörtert  ein  Ungenannter  in  No.  30 
der  „üartenwelt"'  die  Frage:  Ist  es  für  einen  wißbegierigen  jungen 
Gärtner  geboten,  seinen  Ge.sichtskreis  im  Auslände  zu  erweitern? 
Daran  anschließend,  widerlegt  in  No.  34  Herr  Moritz  Woniauka,  Saaz, 
die  in  No.  30  über  Österreicli  gemachten  Angaben  ganz  entschieden. 
Mir  liegt  es  ferne,  nocli  mehr  über  Österreich  hinzuzufügen, 
da  ich  es  nur  vom  Hörensagen  kenne  und  dürfte  es  in  Österreich 
nicht  besser  und  nicht  schlechter  als  in  Deutschland  sein.  Doch 
kann  ich  mich  den  in  No.  30  gemachten  Angaben  über  England  nicht 
voll  und  ganz  anschließen.      In  England    habe    ich    solch  gute  Ver- 


Die  Gartenwelt. 


IX,  41 


liältnisse  betreffs  Arbeitszeit  usw.  gefunden,  daß  es  für  andere 
Länder  vorbildlich  sein  kann.  Auch  die  Behandlung  fand  ich  in  jeder 
Hinsicht  zufriedenstellend,  besser  als  in  Deutschland  oder  Frankreich. 

"Wenn  der  Deutsche  in  England  schlecht  behandelt  und  nur 
mit  geringen  Arbeiten  beschäftigt  wird,  so  ist  das  lediglich  seine  eigene 
Schuld.  Der  Engländer  hat  auch  allen  Grund,  den  dummen  deutsehen 
Michel  zu  hassen.  Der  deutsche  Gärtner  kommt  nach  England, 
arbeitet  für  einen  geringeren  Gehalt  viel  länger  und  mehr  wie  der 
einheimische  Gärtner.  Den  Herren  Prinzipalen  ist  es  natürlich  an- 
genehm, ihre  Arbeiten  schneller  und  billiger  gemacht  zu  bekommen 
und  sie  stellen  deshalb  Deutsche  ein,  die  immer  in  genügender  Zahl 
ankommen.  Dafür  werden  einige  Einheimische  entlassen.  Ist  ein 
Deutscher  eist  einmal  in  einem  englischen  Geschäft,  so  ist  er  auf 
jeden  Vorteil  bedacht  imd  auf  jede  Art  und  Weise  sucht  er  in 
leitende  Stellung  zu  kommen,  glückt  ihm  das,  so  richtet  er  sich  nicht 
etwa  nach  englischen  Verhältnissen,  sondern  sucht  oft  auf  jede  Art 
seine  ihm  Unterstellten  auszupressen.  Ich  könnte  hier  manches 
Beispiel  hierfür  anführen.  Doch  will  ich  damit  nicht  sagen,  daß  es 
keine  Ausnahmen  gibt;  ich  kann  von  meinem  zweijährigen  Aufenthalt 
in  England  nur  gutes  sagen,  sowohl  von  einer  deutschen,  wie  auch 
einer  englischen  Firma  und  werden  mir  manche  schön  verlebte 
Stunden  stets  in  Erinnerung  bleiben. 

Nun  zu  Frankreich,  dem  Lande  der  Freiheit,  Gleichheit  und 
Brüderlichkeit  (liberte,  egalite,  fraternite).  Es  zuckt  mir  in  den 
Fingern,  während  ich  diese  Worte  niederschi-eibe,  habe  ich  doch 
noch  kein  Volk  so  geknechtet  gesehen,  wie  gerade  das  der  freien 
französischen  Republik. 

Der  Engländer  läßt  uns  wenigstens  seinen  Haß  offenkundig 
merken,  aber  der  Franzose  ist  in  unserer  Gegenwart  die  Höflichkeit 
selbst,  während  er  hinter  dem  Rücken  sagt,  „die  verfluchten  Deutschen". 
Ein  guter  Bekannter  von  mir,  der  im  Norden  von  Frankreich  tätig 
ist,  schreibt  unter  anderem :  „Zwischen  Menschen  und  Tieren  stelle 
ich  in  Frankreich  wirklich  keine  Vergleiche  mehr  an,  da  doch  beide 
in  gleicher  Weise  behandelt  werden ;  wir  arbeiten  von  früh  morgens 
bis  spät  in  die  Nacht  hinein,  ohne  Ausnahme,  Sonntag  und  Werktag, 
dazu  noch  diese  gemeine  Bezahlung,  daß  ich  nicht  einmal  davon 
leben  kann  und  noch  das  gute  Geld  meines  Vaters  zusetzen  muß 
etc."  Für  Nordfrankreich  ist  es  zutreffend,  daß  der  Deutsche  fast 
nur  zu  Handlangerdiensten  in  den  Kulturen  verwendet  wird  und  nur 
selten  gelingt  es  ihm,  sich  zu  höheren  Stellungen  emporzuarbeiten. 
Dagegen  ist  im  Süden  von  Frankreich  die  Lage  etwas  besser,  hier 
ist  der  deutsche  Gärtner  in  mancher  Hinsicht  bevorzugt,  mag  es 
vielleicht  daher  kommen,  daß  es  im  Süden  wenig  kundige  Gärtner 
gibt,  da  man  meist  italienische  Arbeiter  oder  Mischlinge  zwischen 
Italienern  und  Franzosen  beschäftigt.  Auch  gibt  es  hier  viele  kleine 
Gärtner,  die  wenig  Kulturkenntnisse  besitzen  und  ihre  Erfolge 
nur  der  wunderbaren  Natur  zuzuschreiben  haben.  Die  größeren 
Handels-  und  Privatgärtnereien  haben  häufig  Deutsche  zu  ihren 
Leitern  auserkoren,  doch  sind  sie  bei  der  Auswahl  sehr  vorsichtig 
und  stets  von  einem  unbegrenzten  Mißtrauen  erfüllt,  welches  sich 
leider  auch  die  deutschen  Angestellten  sehr  bald  aneignen.  So  kam 
mir  ein  Fall  vor,  den  ich  hier  anführen  möchte. 

Eines  Tages  besuchte  ich  Cannes  mit  einem  anderen  deutschen 
Kollegen,  um  verschiedene  Pflanzen  einzukaufen.  Wir  suchten  eine 
größere  Firma  auf,  deren  Obergärtner  ein  Deutscher  ist,  und  trugen  ihm 
auf  die  höflichste  Weise  in  unserer  guten  Muttersprache  unser  An- 
liegen vor,  auf  das  er  nur  ganz  zögernd  antwortete,  denn  sein  Miß- 
trauen war  schon  im  höchsten  Grade  erweckt;  er  sagte  sich,  halt, 
das  sind  zwei  Deutsche  und  fragen  nach  gewiss  3n  Pflanzen,  was 
mögen  die  wohl  vorhaben ?  Nach  langem  Nachdenken  erwiderte  er: 
.,Ja,  ich  habe  jene  Pflanzen,  die  Sie  begehren,  aber  ich  gebe  keine 
davon  ab."  Darauf  bat  ich  ihn,  mir  dieselben  doch  wenigstens  zu  zeigen, 
worauf  er  barsch  erwiderte:  „Unter  diesem  Vorwand  könnte  mir 
jeder  kommen,  um  meine  Kulturen  dabei  auszuspionieren.  „Sprachs, 
drehte  uns  den  Rücken  und  zog  ab;  wir  gingen  auch,  aber  mit 
welchen  Gefühlen?  Das  war  wohl  auch  ein  Beweis  der  vielgerühmten 
deutschen  Höflichkeit? 

Ferner  kenne  ich  eine  andere  große  sehr  bekannte  Firma,  deren 
Besitzer  ein  Franzose  ist,  der  aber  nicht  deutsch  spricht,  trotzdem  er 


in  starkem  Geschäftsverkehr  mit  Deutschland  steht,  weshalb  er 
Deutsche  beschäftigen  muß.  Er  engagiert  unter  Kontrakt  deutsche 
Gehilfen,  die  sich  verpflichten  müssen,  die  von  ihm  festgesetzte  Zeit 
zu  bleiben;  er  selbst  behält  sich  aber  vor,  nicht  zusagende  Kräfte 
sofort  zu  entlassen.  Die  Bezahlung  hat  er  auf  drei  Francs  pro  Tag  fest- 
gesetzt, davon  werden  50  otms.  abgezogen.  Wenn  nun  ein  Gehilfe  vor  der 
festgesetzten  Zeit  fortgeht,  so  verliert  er  diese  Summe.  Arbeitszeit 
ist  von  früh  bis  spät,  bei  etwaigem  Frost  werden  die  deutschen  Ge- 
hilfen noch  die  ganze  Nacht  zum  Heizen  gezwungen,  ohne  dafür 
Vergütung  zu  erhalten;  in  trostlosen  Nächten  wird  Wache  gestanden, 
wobei  sich  wieder  die  deutschen  Gehilfen  abzuwechseln  haben,  denn 
auch  hier  gibt  es  Leute,  die  viel  Freude  an  schönen  Dingen  haben 
und  das  „Mein  und  Dein"  nicht  recht  zu  unterscheiden  wissen. 

Der  gute  deutsche  Michel  macht  alles,  ohne  laut  zu  murren, 
ein  Einheimischer  tut  es  nur  selten,  trotzdem  bei  zehnstündiger 
Arbeitszeit  ein  gewöhnlicher  Arbeiter  2,50 — 3  Francs  und  ein  an- 
gehender Gärtner  3,50 — 4  Francs  erhält. 

Trotz  dieser  traurigen  Verhältnisse  bekommt  diese  Firma  noch 
immer  Leute  genug.  Ein  deutscher  Gehilfe  gibt  nun  im  Herbst 
150  Mark  aus,  um  die  Reise  bis  nach  dem  Süden  zu  bestreiten,  er 
findet  hier  solche  Zustände,  die  ihm  gewiß  nicht  zusagen,  aber  was 
will  er  machen,  oft  hat  er  die  Mittel  nicht,  um  zurückzufahren  oder 
er  will  das  aus  anderen  Gründen  nicht  tun.  So  führt  er  denn  dieses 
Sklavenleben  ein  halbes  Jahr  lang,  bis  er  im  Sommer  dann  glücklich 
entlassen  wird.  An  Genüssen  vom  schönen  Süden  hat  er  da  herzlich 
wenig  gehabt,  denn  während  der  Saison  ist  er  immer  beschäftigt  und 
kann  sich  nur  spärlich  an  dieser  wunderbar  schönen  Natur  ergötzen. 

Hat  man  nicht  schon  vorher  genügend  Studien  in  der  französischen 
Sprache  gemacht,  hier  erlernt  man  sie  sicherlich  nicht,  da  hier  ein 
schauderhafter  Dialekt  gesprochen  wird,  der  mit  dem  Französischen 
wenig  Ähnlichkeit  hat.  Darum  Kollegen,  wenn  ihr  nach  dem  Auslande 
geht,  so  seht  euch  vor!  Es  gibt  auch  gute  Stellen,  aber  diese  sind 
sehr  selten,  auch  soll  man  niemals  schönen  Versprechungen  trauen 
und  beachten,  daß,  je  weiter  man  nach  Süden  kommt,  die  Verhältnisse 
um  so  schlechter  werden.  Wenn  ein  anderer  Kollege  sagt,  gehen  Sie 
nach  Frankreich,  dort  sind  gute  Stellen  hauptsächlich  im  Süden  zu 
haben,  so  nehmen  Sie  das  ja  nicht  als  bare  Münze,  denn  diejenigen, 
welche  so  sprechen,  haben  meist  selbst  traurige  Erfahrungen  gemacht 
und  möchten  nun  andere  in  derselben  Lage  wissen. 

Richard  Heimann,  Cap  dAntibes,  Südfrankreich. 


Kongresse,  Versammlungen. 

Der  internationale  botanisclie  Kon<>reß  nntl  die 
botanisciie  Ausstellung  in  Wien. 

Von    Herm.   Breitschwerdt,    Obergärtner    und    Gartenbaulehrer    in 

Müdling  bei  AVien. 

I. 

Anläßlich  der  Weltausstellung  in  Paris  im  Jahre  1900 
wurde  die  Abhaltung  internationaler  botanischer  Kongresse  ins 
Leben  gerufen.  Der  erste  derartige  Kongreß  fand  1900  in 
Paris  statt;  dort  wurde  der  Bescliluß  gefaßt,  diese  Kongresse 
alle  5  Jahre  zu  wiederholen  und  als  nächster  Zusararaen- 
kunftsort  wurde  Wien  ausersehen.  Der  durch  Jacquin, 
Endlicher  und  andere  botanische  Korj'phäen  begründete 
Ruf  der  Wiener  botanischen  Schule  war  zu  diesem  Entschluß 
wohl  maßgebend  gewesen,  zumal  es  die  botanische  Wissen- 
schaft in  Wien  stets  verstanden  hat,  sich  den  alten  Ruf  zu 
bewahren,  denn  den  genannten  Forschern  schließen  sich  die 
neueren,  die  Namen  Kerner  von  Marilaun,  Wiesner, 
Ritter  von  Wettstein  usw.  ehrenvoll  an. 

Die  Pflege  der  Botanik  hat  auf  Wiener  Boden  immer 
wohlwollende  Förderer  und  Gönner  gefunden;  Wien  ist  in 
dieser  Beziehung  als  ein  geradezu   klassischer  Boden    zu  be- 


IX,  41 


Die  Gartenvvelt. 


trachten.  Von  hier  ans  fand  manche  südländische  Pflanze 
die  weiteste  Verbreitung;  Clusius  erzog  hier  im  Jahre  15 70 
aus  Samen  die  ersten  RoßkastanieB,  welche  ihm  Baron  Ungnad, 
damals  kaiserlicher  Botschafter  in  Konstantinopel,  geschickt, 
während  elf  Jahre  früher  Busbeg  den  Flieder  nach  Wien 
brachte.  Auch  der  Ailantkus  hat  auf  Wiener  Boden  seine 
zweite  Heimat  gefunden ;  er  ist  durch  Selbstaussaat  in  manchen 
Gärten  dadurch  förmlich  zu  einer  heimatlichen  Pflanze  geworden, 
obgleich  er  im  übrigen  Mitteleuropa  wohl  nie  die  großartige 
Ausbreitung  erfahren  wird,  wie  der  Flieder  und  die  Roßkastanie. 

Jede  große  Gartenanlage  hier  hat  ihre  alte  Ge- 
schichte. Der  botanische  Garten  der  Universität  war  von 
jeher  eine  hervorragende  Pflegstätte,  ein  förmliches  Akkli- 
matisationsfeld südländischer  Gehölze,  von  deren  Schönheit 
noch  heute  Prachtexemplare  Zeugnis  ablegen.  In  ganz  hervor- 
ragender Weise  wurde  im  Regentenhause  die  Botanik  und 
Gartenkunst  gefördert;  die  schönen,  alten  Gehölze  im 
..botanischen  Garten"  und  in  den  übrigen  Anlagen  des  Schön- 
lirunner  Hofgartens,  die  Riesen  der  tropischen  Pflanzenwelt 
in  dem  Glaspalast,  dem  Palmenhause,  sie  alle  haben  ihre 
Geschichte,  sie  alle  sind  noch  heute  lebende  Zeugen  des 
Samraelfleißes  und  Interesses,  den  die  regierenden  Kaiser  und 
Besitzer  des  Gartens  der  fremdländischen  Pflanzenwelt  ent- 
gegengebracht und  zu  deren  Erwerbung  die  gärtnerischen 
Leiter  der  Anlagen  überseeische  Reisen  im  Auftrage  ihrer 
Fürsten  einst  unternommen  haben. 

Der  zweite  internationale  botanische  Kongreß 
tagte  vom  11.  bis  25.  Juni,  eine  internationale  botanische 
Aiisstellung  war  mit  ihm  verbunden.  Die  wissenschaftliche 
Abteilung  dieser  Ausstellung  konnte  während  der  ganzen 
Zeit  des  Kongresses,  die  gärtnerisch  -  botanische  Abteilimg 
nur  bis  zum  18.  Juni  besichtigt  werden.  In  hochherziger 
Weise  hatte  Kaiser  Franz  Josef  die  große  Orangerie  des 
Hofgartens  in  Schönbrunn  (Meidlinger  Tor)  für  die  Aus- 
stellung zur  Verfügung  gestellt,  welches  Gebäude  infolge 
seiner  Größe  und  Lichtwirkung  für  derartige  Zwecke  wie  ge- 
schaffen erscheint.  Hier  gaben  sich  die  botanisch-gärtnerisch 
interessantesten  und  mitunter  seltensten  Pflanzen  eine  Rendez- 
vous und  aucli  die  wissenschaftlichen  Hilfsmittel  waren  in 
selten  umfassender  Weise  unter  einem  Dache  vereint. 

In  der  botanisch-gärtnerischen  Abteilung  war 
der  k.  k.  Hofgarten  Schönbrunn  am  reichhaltigsten  vei-ti-eten; 
vier  große  Eckgruppen  waren  mit  Proteaceen,  Ericaceen  etc. 
und  mit  Warmhauspflanzen  (Aroideen,  Farne,  Orchideen  etc.) 
besetzt  und  eine  große  Mittelgruppe  war  fast  ausschließlich 
von  Palmen  gebildet.  Von  den  seltenen  Kalthauspflanzen 
sind  zu  nennen:  Passerina  filiformis  (Daphnoideae)  mit 
peitschenförmigen  Ästen  und  zierlichen,  weichen,  diclit  an- 
liegenden Blättern ;  Sollya  heterophylla,  Ldl.,  eine 
Pitiosporaceae  aus  Neuholland  mit  kleinen,  blauen  Blütchen; 
Aralia  spathulata  (2  sehr  hohe  Exemplare),  die  durch  ihre 
ganz  eigenartigen  langen,  sägeförmigen,  schmalen,  schwarz- 
braunen mit  hellerem  Mittelnerv  gezierten  Blätter  mehr  in- 
teressant als  schön  ist:  Leucadendron  Levisanus,  Hakea 
Victm-ii,  cueullata  und  gigantea;  Grevillea  longifolia  und 
vestita:  Banksia  dryaridroides,  R.  Br.  (mit  silbriger  Blatt- 
untorseite)  und  aemula;  Carmichelia  australis.  R.  Br.  von 
Neusüdwales,  mit  interessanten,  außen  weißen,  innen  dunkel- 
lila  gezeichneten  Blütchen  und  Stenocarpus  quercifolius  mit 
selu-  großen,  langen  Blättern,  wohl  eine  der  allerseltensten 
und  größten  Pflanzen ;  von  nicht  winterharten  Coniferen  Podo- 
carpus  dacrijdioides  und  spicaius. 


Von  Palmen  stellte  der  Hofgarten  aus:  Martinezia 
distachija,  Wallis;  Livistona  subglobosa  (sehr  zierlich); 
Maximiliana  regia,  Mart.,  eine  imposante  Eischcinung  mit 
herrlichen  Wedeln;  Licuala  grandis  und  Jeannenceyi;  Kentia 
Albcrtii  und  singaporensis,  letztere  mit  sehr  feinen  Wedeln; 
PJi.ytelephas  macrocarpa,  Thrinax.  argentea ;  Trithrinax  mauri- 
tiaeformis;  Latania  rubra,  deren  rotbraune  Wedelstiele  und 
Ränder  jeder  Spalte  die  Pflanze  äußerst  zierend  machen ; 
Galamus  ciliaris,  deren  feine,  wollige,  cycasähnliche  Wedel 
mit  meterlangen,  feinbedornten  Fäden  behangen  sind: 
Guüiehna  speciosa;  Daemonorops  periacanthus,  Mieq.  (von 
Sumatra  und  Java),  deren  dichtstehende  schwärzliche  Stacheln 
den  Wedelstielen  zur  schönsten  Zierde  gereichen.  —  Aus 
der  reichhaltigen  Sammlung  der  Araceen  seien  mu-  ge- 
nannt Atifhiiriiim  pn/i/fnmjo»  von  Mexico  mit  vielschnittigen 
und  Atilhiirunii  sidisifiinitiim  von  Costa  Rica  mit  eigenartig 
dreiteiligen  Mhiiti-ni.  .sowie  ein  Riesenexemplar  von  An- 
ihurium  crystallinum,  wie  man  es  selten  so  schön  entwickelt 
sehen  dürfte. 

Von  den  seltensten  Vertretern  der  Pflanzenwelt  über- 
haupt stellte   der  Hofgarten    nachstehende    2  Gewächse    aus: 

1.  Adenium  ohesum ,  eine  Apocynaceae  von  Arabien, 
deren  klobige  Sfcimmverdickung  über  dem  Topf  das  direkte 
Gegenstück  zu  den  kleinen  zartrosa  angehauchten,  dunkler 
geränderten  Blüten  darstellt  und  2.  Fockea  capensis,  Endl, 
eine  Asclepiadaceae.  Dieses  Unikum  der  Pflanzenwelt  ist 
eine  Rarität  allerersten  Ranges,  auf  welches  der  Schön- 
brunner  Hofgarten  mit  vollem  Recht  stolz  sein  darf,  denn 
diese  Fockea  ist  nicht  nur  das  einzige  Exemplar  in  Europa, 
sondern  der  Welt  überhaupt,  da  selbst  in  Kapland,  der 
Heimat,  bis  dato  kein  zweites  Exemplar  nachgewiesen  werden 
konnte.  Der  Stamm  der  Fockea  ist  eine  etwa  kindskopfgroße, 
steinharte  Masse,  aus  welcher  im  Frühjahr  graugrüne,  zarte 
Triebe  und  Blätter  «austreiben,  die  im  Winter  aber  zurück- 
gehen, sodaß  dann  die  Pflanze  trocken  und  kahl  dasteht. 
Wir  wollen  hoffen,  daß  diesem  einzigen  Exemplar  einer  an- 
scheinend ausgestorbenen  Pflanzengattung  noch  viele  Lebens- 
jahre im  Schönbrunner  Garten  beschieden  sind,  dessen  Leiter 
ihr  Gedeihen  mit  Argusaugen  bewachen. 

Der  Graf  Harrachsche  Scliloßgarten  in  Prugg  bei  Brück 
an  der  Leitha  war  mit  einer  herrlichen  Sammlung  ebenso 
seltener  wie  in  kultureller  Beziehung  einzig  dastehender  Neu- 
hoUändcr  etc.  vertreten.  Was  die  hier  ausgestellten  Kultur- 
leistungen betrifft,  so  lassen  sich  die  Pruggschen  Proteaceen, 
Ericaceen,  Rutaceen  usw.  nur  noch  mit  denen  von  Schön- 
brunn vergleichen,  denn  in  der  außerordentlich  schwierigen 
Kultur  dieser  edelsten  Kalthauspflanzen  ist  Gartendirektor 
Sandhofer  ein  Meister.  Vertreten  waren  hier  unter  anderen: 
Hakea  suaveolens,  acicularis,  pugioniformis,  daetyloides  und 
eUiptica;  Banksia  marescens,  Ounningliamii,  spinulosa,  inle- 
grifolia  und  2  Exemplare  von  Banksia  Solandrii,  jedes  zirka 
2  m  hoch;  weiterhin  neben  der  bekannteren  Orevillea  robusia 
die  selteneren  Grevillea  linearis,  flezuosa,  glahrata,  rosmarini- 
folia  und  longifolia,  wovon  einige  in  Blüte  standen.  Neben 
einem  prächtigen,  selten  so  schön  im  Topf  kultivierten 
Exemplare  von  Cedrus  Libani  waren  an  Topfkoniferen  noch 
vorhanden  Athrotaxis  cupressioides,  Pinus  halepensis  (2  m 
hoch),  eine  Prachtpflanze  von  Dam-ydium  cupressinum  und 
FVenela  rhomboidea.  Erwähnt  sei  noch  Platycerium  Willinkii 
und  alcicorne,  dann  Thibaudia  viccinifolia  mit  niyrtenähn- 
lichen  Blättern,  Desfontainea  spinosa,  Kennedya  marialhii, 
Hemielidia   Baxterii   und    Rhopala   corccrvadeiisis,   eine   durch 


492 


Die  Gartenwelt. 


IX,  41 


ihre  elegante  BJättertracht  auffallend  schöne  Erscheinung. 
Diesen  besseren  Gewächshauspflanzen  schloß  sich  eine  kleine 
Sammlung  Rhododendron  aus  dem  Himalaya-  und  dem  Sikkim- 
gebiet  an.  In  der  Voraussetzung,  daß  es  weitere  Kreise 
interessieren  dürfte,  sei  hier  erwähnt,  daß  laut  Ausstellungs- 
katalog die  Pruggsche  Sammlung  verkäuflich  ist. 

Die  von  der  Fürstlich  Liechtensteinschen  Hof- 
garten-Direktion in  Eisgrub  (Mähren)  ausgestellten 
Warmhauspflanzen  boten  in  bezug  auf  ihre  Kultiir  ein 
prächtiges  Seitenstück  zu  den  Pruggschen  Kalthauspflanzen. 
Als  sehr  seltene  Pflanze  und  neueste  Einführung  im  Eisgruber 
Hofgarten  ist  Cycas  Miclioüzü  zu  nennen,  eine  kleine  Pflanze 
mit  nui-  einem  Wedel,  über  deren  dekorativen  oder  sonstigen 
Wert  man  daher  kein  Urteil  fällen  kann;  bei  guter  Kultur 
dürfte  in  einigen  Jahi'en  die  Pflanze  einen  besseren  Eindruck 
machen.  Von  anderen  Cycadeen  in  tadellosen  Pflanzen  waren 
vorhanden  Zamia  angustifolia,  niuricata,  Lindenii  (sehr  groß), 
Ottonis  und  insignis,  Macrozamm  helerd/iciini,  Mnurc  var. 
tenuifolia.  Mehrere  Eiesenpflanzen  von  ( 'nsius  Mitlniiieanu.i, 
Wendl.  mit  gigantischen  Blättern  und  J'epnun  njilirlundrae- 
flora,  Andre  mit  schönen  Blütenrispen  mußten  die  aufrichtige 
Bewunderung  eines  jeden  Fachmannes  finden,  nicht  minder 
auch  die  förmlich  Kübelpflanzen  gleichenden  Selaginellen, 
von  denen  der  Eisgruber  Garten  eine  schöne  Sammlung  zu 
besitzen  scheint;  wir  nennen  hier  von  den  schönsten  Sela- 
ginella  ergthropus,  caulescens  (^/^  m  hoch),  bellula  und  grandis; 
dann  noch  Ludovia  a-enifoUa,  Drude,  Sphaerogyne  latifolia 
und  Stangeria  Schizodon,  Bull.  Die  Mitte  dieser  herrlichen 
Gruppe  nahm  eine  blühende  Phoenix  Roebelini,  2 1/,  m 
hoch,  ein. 

Aus  den  Vereinen. 

Die  Autographische  Gesellschaft  Dahlemer  a.  H.  a.  H.  in 
Steglitz  hat  sich  am  21.  März  d.  J.  aus  der  Mitte  der  ab- 
gehenden Hörer  der  Kgl.  Gärtnerlehraastalt  zu  Dahlem  gebildet. 
Die  Gesellschaft  hat  sich  zusammengetan ,  um  zu  arbeiten. 
Die  Fortschritte  im  gärtnerischen  Beruf,  wie  sie  Dahlem  bringt, 
wollen  die  Mitglieder  sich  direkt  nutzbar  maclien,  während  sie  alle 
Beobachtungen  von  Bedeutung  im  Leben  an  ihren  Vorstand  und 
durch  diesen  an  den  Ausschuß  der  Hörerschaft  gelangen  lassen.  So 
entsteht  eine  Wechselwirkung,  die  auf  beide  Teile  befruchtend  wirkt. 
Die  Mitglieder  der  Autographischen  Gesellschaft  erhalten  auf  Grund 
eines  Vertrages  die  Autogramme  der  Autographischen  Ab- 
teilung des  Ausschusses  der  Hörerschaft  vierteljährlich  um- 
sonst und  portofrei  übersendet,  ein  Vorteil,  der  ihnen  allein  gewährt 
wird,  weil  die  Autogramme  der  Autographischen  Abteilung  laut  Be- 
schluß des  Ausschusses  an  alte  Herren  oder  sonstige  Personen  nicht 
abgegeben  werden  dürfen.  Neben  diesen  praktischen  Zielen  zum 
eigenen  Vorteil  hat  es  sich  die  Gesellschaft  zur  Aufgabe  gestellt, 
den  Ausschuß  der  Hörerschaft  mit  Rat  und  Tat  zu  unterstützen. 
Sie  bildet  die  naturgemäße  Entwickelung  des  Ausschusses  der  Hörer- 
schaft, der  seinerzeit  von  den  Gesellschaftsmitgliedern  ins  Leben 
gerufen  wurde  und  wesentlich  zum  Innern  Ausbau  der  Interessen 
der  Hörerschaft  beigetragen  hat.  Vom  1.  Oktober  1906  an  können 
satzungsgemäß  auch  ehemalige  Schüler  der  Kgl.  Gärtnerlehranstalt 
am  Wildpark  aufgenommen  werden ;  bis  dahin  will  die  Gesellschaft 
erst  innerlich  erstarken.  Den  Vorstand  bilden  z.  Zt.  Karl  Kanig, 
Gesohäftsführei-  des  volkswirtschaftlichen  Vereins  zur  Förderung  der 
Obst-  und  GemüseverwertuDg  in  Deutschland  (Steglitz,  Fichte- 
straße 91)  und  Rudolf  Körte,  Obergärtner  der  Gemeinde  Friedenau 
(Hähnelstraße  1  H),  welche  auch  nähere  Auskunft  erteilen. 

Der  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den 
preußischen  Staaten  (Sitz  Berlin)  ehrte  in  der  Monats-  und  Jahres- 
versammlung   am    L'9.    Juni    den    nach    dreißigjähriger   Tätigkeit    als 


Generalsekretär  des  ■  Vereins  ausscheidenden  Geh.  Eegieiungsrat 
Prof.  Dr.  L.  Wittmack  durch  eine  feierliche  Ansprache,  gehalten  vom 
Direktor  Exo.  Freiherrn  von  Gramm,  durch  Überreichung  einer 
Adresse,  Zuerkennung  der  sämtlichen  vom  Verein  zur  Verleihung 
kommenden  Medaillen  und  durch  Ernennung  zum  Ehrenmitghede. 
Als  Generalsekretär  wurde  der  langjährige  Mitarbeiter  Prof.  Wittmacks, 
Redakteur  Siegfried  Braun,  einstimmig  gewählt.  Im  übrigen 
bleibt  der  Vorstand  derselbe.     Bericht  folgt.  W.  T. 


Bevorstehende  Ausstellungen. 

Herbstausstellung  der  lt.  k.  Gartenbau-Gesellschaft  Wien. 

Vom  8.  bis  12.  November  d.  Js.  wird  die  k.  k.  Gartenbau-Gesell- 
schaft in  Wien,  wie  im  vorigen  Jahre,  eine  große  Ausstellung  von 
Blumen,  Pflanzen,  Obst  und  Gemüse,  Baumsohulai-tikeln,  Blumen- 
bindereien etc.  veranstalten.  Auch  im  heurigen  Jahre  gibt  sich  für 
diese  Veranstaltimg  in  allen  Kreisen  der  Gärtner,  Obst-  und  Gemüse- 
züoliter  lebhaftes  Interesse  kund  und  wird  dieselbe  voraussichtlich 
wieder  eine  große  Beteiligung  aufweisen.  Der  Erfolg,  der  im  vorigen 
Jahre  den  Schaustellungen  von  Obst  und  Bindereien  zu  teil  geworden, 
wird  die  Obstzüchter  einerseits  imd  die  Blumenbinder  andrerseits  be- 
wegen, sich  noch  in  ausgedehnterem  Maße  an  dieser  Ausstellung  zu 
beteiligen.  Es  winken  auch  eine  Reihe  wertvoller  Ehren-  und 
Privatpreise. 

Programme  und  Anmeldebogen  werden  auf  Verlangen  kosten- 
frei übermittelt  durch  die  Kanzlei  der  K.  K.  Gartenbau- Gesellschaft 
in  Wien  I,  Parkring  No.  1-. 


Tagesgeschichte. 

Charlottenburg.  In  einer  der  neuen  Prachtstrallen,  durch 
deren  Mitte  bepflanzte  Rasenstreifen  laufen,  zwischen  welchen  die 
Straßenbahnschienen  so  hindurch  gelegt  sind,  daß  die  Schienenbahn 
von  anderen  Wagen  nicht  befahren  werden  kann,  ist  jetzt  an 
einer  Stelle  versuchsweise  das  Pflaster  auf  eine  kurze  Strecke  entfernt 
und  die  Fläche  zwischen  den  Schienen  mit  Rasen  belegt  worden. 
Statt  der  bisherigen  zwei  getrennten  schmalen  Rasenstreifen  entsteht 
hierdurch  eine  breite  geschlossene  Rasenbahn,  die  nur  von  den  flach 
liegenden  Schienen  dui'chzogen  wird.  Dies  hebt,  wovon  man  sich 
überzeugen  kann,  das  Straßenbild  in  den  vornehmen  Straßenzügen 
ungemein,  die  Erfahrung  muß  aber  erst  lehren,  ob  sich  der  Rasen 
an  und  neben  den  Schienen  auf  die  Dauer  in  gutem  Zustande  er- 
halten läßt.  Die  schweren  elektrischen  Wagen  erfordern  nämlich 
eine  starke  Ölung,  sodaß  während  der  Fahrt  ständig  Öl  abtropft. 
Dadurch  werden  die  Rasenflächen  im  Laufe  der  Zeit  in  beträcht- 
licher Weise  mit  Öl  durchtränkt,  was  trotz  reichlicher  Bewässerung 
sicherlich  ihr  allmähliches  Absterben  zur  Folge  haben  wird.      M.  H. 

Kattowitz.  Zu  unserer  Notiz  in  No.  37,  Seite  444.  die  wir 
einem  Freunde  der  Gartenwelt  verdanken,  wird  uns  berichtigend  mit- 
geteilt, daß  die  Stadtverordneten  nicht  zwölfhundert,  sondern  zwölf- 
tausend Mark  für  die  Anlage  eines  Promenadenweges,  die  Herrn 
Garteningenieur  Fritz  Hanisoh,  langjährigem  Mitarbeiter  der  Garten- 
welt, übertragen  wurde,  bewilligt  haben. 

Pirna.  Der  inmitten  der  Stadt  gelegene  und  schon  seit  Jahren 
nicht  mehr  benutzte  Nikolai-Friedhof  ist  nach  seiner  Säkularisierung 
in  einen  Park  umgewandelt  und  jüngst  der  öffentlichen  Benutzung 
übergeben  worden. 

Briefkasten  der  Redaktion. 

In  unserer  Abhandlung  über  Erfurter  Gärtnereien  iu  No.  39  ist 
bei  den  Bildunterschriften  der  Seite  458  ein  kleines  Versehen  unter- 
laufen, das  hiermit  richtig  gestellt  werden  .soll.  Die  Teilansichteu 
der  Goldlackstellagen  stammen  nicht  aus  der  Gärtnerei  von  Haage 
&  Schmidt,  sondern  aus  derjenigen  von  Otto  Putz.  Das  Ver- 
sehen wurde  dadurch  verschuldet,  daß  sich  diese  Stellagen  in  den 
verschiedenen  Gärtnereien  meist  wie  ein  Ei  dem  anderen  gleichen. 
Sowohl  bei  Otto  Putz  als  auch  bei  Haage  &  Schmidt  waren  die 
Goldlackkulturen  gleich  musterhaft. 


VeraiUwortl.  Redattenr: 


Schmidt  4  Co.,  Leipzig.  —  Druci :  Anhalt.  Baciidr.  Gnlenberg,6.  G.  m.  b.  H..  Dessau 


"W 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


15.  Juli  1905. 


No.  42. 


Kachdrack  und  Nachbildung  aas  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Pflanzenkunde. 


Einlieimische  Pflanzen  meines  Gartens. 

Von  H.  Nehrung  (Florida). 

(Hierxu  drei  Abhikbmgen.) 
I. 
W  ie  oft  sehnte  icli  mich  in  meiner  Jugend  nach  dem 
Süden,  nach  dem  Lande  der  immergrünen  Wälder,  der  nie 
verwelkenden  Blumen !  Wie  schaute  ich  in  meiner  Wisconsiner 
Heimat  den  Schwärmen  der  Stärlinge  sehnsüchtig  nach,  wenn 
sie  im  Herbste  lärmend  ihi-e  Reise  nach  südlicheren  Gegenden 
antraten!  Eine  geheimnisvolle,  tiefe  Sehnsucht  ergriff  mich. 
Ich  wollte  mit  ihnen  ziehen,  um  die  herrliche,  großblumige 
Magnolie    in    ihrer    ganzen    Pracht    zu  schauen,    um    unter 


Lebenseichen  und  Palmen  zu  wandeln,  um  den  Duft  des 
Karolina-Jasmins  zu  atmen.  Diese  Wünsche  und  Sehn- 
suchtsträume der  Jugend  sind  erfüllt.  Ich  kann  nun 
in  Florida,  wo  aus  dein  „dunkeln  Laube  die  Goldorangen 
glühen",  ganz  meinen  Herzensneigimgen  leben.  Ich  weile  in- 
mitten eines  Gartens  voller  Palmen  und  Magnolien.  An  den 
Stämmen  klettert  der  Karolina-Jasmin  in  nie  geahnter  Pracht 
empor,  wälu-end  des  Winters  die  Luft  mit  seinem  köst- 
lichen Dufte  erfüllend.  Ich  erfreue  mich  im  Frühling  an 
dem  Glänze  tausender  heirlicher  Amaryllis,  während  große 
Beete  farbenprächtiger  buntblätteriger  Caladien  das  Auge 
monatelang  im  Sommer  entzücken.  Crinums  blühen  vom 
April    bis    zum    November    in    unbeschreiblicher    Fülle    und 


Die  Gartenwelt. 


IX,  42 


Schönheit.  Im  Herbst  sind 
es  Begonien ,  Thunbergien 
und  besonders  Tecomas 
(Teeoma  stans)  und  andere 
in  vollster  Pracht  stehende 
Tropengewächse,  welche  den 
Garten  schmücken  und  im 
Winter  eine  reiche  Auswahl 
von  Kamelien.  Dann  blühen 
auch  die  Orangenbäume  und 
erfiUlen  die  Luft  mit  dem 
köstlichsten  Wohlgeruche. 
und  dazu  denke  man  sich 
das  fast  ideale  KJima  und  den 
wunderbaren  südlichen  Abend- 
liimmel,  an  dem  die  Sterne 
in  einer  Pracht  erstrahlen, 
wie  man  sie  sieh  wunder- 
barer nicht  denken  kann.  In 
der  lauen  Abendluft,  auf  der 
mit  Schlingpflanzen  über- 
rankten Veranda,  lausche  ich 
demEufederChuckrillswidow 
oder  des  südlichen  Whig- 
choorvill  und  dem  Nacht- 
gesange  der  Spottdrossel.  Ein 
jeder  Luftzug  führt  den  köst- 
lichen Wohlgeruch  des  Nacht- 
jasmins (Cestruni  noetur- 
num),  der  fast  immer  in 
Blüte  befindlichen  „Marechal- 
Niel"-Rose  und  der  Engels- 
trompete (Datura  suaveolensj 
mit  sich.  Ja,  es  ist  schön 
in  Florida,  und  wenn  nicht 
Sorgen  um  das  tägliche  Brot 
den  gemütvollen  Menschen 
quälen,  dann  findet  er  hier 
sein  Ideal. 

Im  Jahre  1884  kaufte 
ich  mich  hier  an,  aber  erst 
im  Anfange  des  Jahres  1902 

siedelte  ich  ganz  nach  Florida  über.  In  der  Zwischenzeit  jedoch 
wurde  die  Hauptarbeit  des  Klärens  und  des  Bepflauzens  des 
Landes  getan.  Das  Städtchen  liegt  in  keiner  fruchtbaren  Gegend. 
Das  Land  ist  hügelig  und  sehr  sandig,  ist  aber  mit  fast  un- 
zähligen kleineren  und  größeren  klaren  Seen  übersäet.  Auch  mein 
Platz  liegt  an  einem  kleinen  See.  Unter  dem  Sandboden 
liegt  in  einer  Tiefe  von  2  bis  4  Meter  eine  sehr  dicke  Ton- 
schicht, stellenweise  auch  Kaolin.  Für  die  gewöhnlichen 
landwirtschaftlichen  Produkte  und  für  Gemüsebau  eignet  sich 
das  Land  nicht,  doch  gedeihen  Orangen,  Pamelos  und  Guayaven 
(besonders  Psidium  caUleyanum  und  P.  lucidum),  sowie 
auch  Pfirsiche,  Maulbeeren,  Birnen,  viele  Rebensorten  und 
Dattelpflaumen  (Diospyros  Kaki)  vorzüglich,  wenn  sie  ver- 
ständnisvoll gepflegt  und  reichlich  mit  Kunstdünger  versehen 
werden.  Ursprünglich  ist  dieses  Hochland  fast  ausschließlich 
mit  langnadeligen  hohen  Kiefern  (Pinus  palustris)  bestanden. 
Wo  diese  entfernt  sind,  gedeihen  dann  verschiedene  Eichen 
und  vereinzelte  Persimonenbäume  (Diospyros  virgvnica)  in 
solchen  Massen,  daß  nach  wenigen  Jahren  ein  dichter  Busch- 
wald   an  Stelle  des  einst    offenen    Kiefernwaldes  getreten  ist. 


Sabal  Pahiietto.     OriKii 


Ich  verbrachte  fast  jedes  Jahr 
einen  Monat  in  Florida,  um 
die  nötigen  Arbeiten  anzu- 
ordnen, besonders  aber  um 
den  Garten  herzurichten  und 
einen  Orangenhain  anzulegen. 
Das  Orangenfieber  ergriff  da- 
mals jedermann.  Es  ent- 
standen Orangenhaine  auf 
allen  Bodenarten,  a>if  trocke- 
nem und  nassem  Lande  und 
selbst  auf  den  ärmlichsten 
Sandhügeln.  Die  Kunde  von 
den  riesigen  Erträgen  alter 
Haine  und  von  wahrhaft  fürst- 
lichen Einnahmen,  welche  aus 
den  Ernten  ei'zielt  wurden, 
drang  in  alle  Bevölkerungs- 
schichteu  des  Nordens  und 
Englands  und  es  wurden 
riesige  Vermögen  in  diese 
Kultur  gesteckt.  Aus  allen 
Weltgegenden,  wo  die  Orange 
gedeiht,  suchte  man  die  besten 
Sorten  einzuführen.  Die 
Florida-Orange,  der  kalifor- 
nischen und  italienischen  in 
jeder  Hinsicht  weit  über- 
legen, beherrschte  bald  die 
Märkte.  Ich  selbst  pflanzte 
über  1000  Bäume  an,  die 
überraschend  gut  gediehen. 
Im  Jahre  1894  versandte  der 
Staat  etwa  5  000000  Kisten. 
Manche  der  großen  Haine 
warfen  einen  Reingewinn 
von  40000  bis  200  000  Dol- 
lars jährlich  ab.  Da  kam 
Ende  des  Jahres  1694  ein 
Frost,  der  die  noch  auf  den 
Bäumen  befindlichen  Früchte 
vernichtete.  Junge  Bäume 
waren  fast  total  erfroren,  die  alten  jedoch  verloren  nur  das 
Laub  und  fingen  rasch  an  zu  treiben,  als  wärmeres  Wetter  im 
Januar  einti'at.  Anfangs  Februar-  standen  sie  in  voller  Blüte. 
Da  kam  am  8.  des  genannten  Monats  ein  zweiter  Frost. 
Das  Thermometer  sank  bis  auf  18  •>  F.  (— 10  <>  C),  nicht 
ganz  so  tief  als  im  Dezember,  doch,  da  die  Bäume  im  vollen 
Safte  waren,  wurden  sie  bis  auf  die  Wurzel  vernichtet. 
Tausende  fleißiger  Ansiedier,  die  alle  ihre  Mittel,  alle  ihre 
Arbeit  in  diese  Kultur  gesteckt,  hatten  in  einer  Nacht  alles 
verloren.  Die  meisten  verließen  den  Staat,  wn  in  ihre  alte 
Heimat  zurückzukehren.  Der  Verlust,  den  Florida  damals 
allein  an  Orangenbäumen  erlitt,  wurde  von  Fachleuten  auf 
100  000  000  Dollars  veransclilagt.  Doch  nicht  alle  Orangen- 
züchter konnten  den  Staat  verlassen.  Viele  vermochten  die 
nötigen  Mittel  zum  Fortziehen  nicht  aufzutreiben  und  waren 
gezwungen,  zu  bleiben.  Um  leben  zu  können,  mußten  sie 
dem  ärmlichen  Sandboden  andere  Ernten  abzuringen  suchen. 
Man  pflanzte  Cassava,  Kuherbsen  (Vigna  chinensis),  die 
Sammetbohne  (Mucuna  utilts),  den  sogenannten  „Boggarwood" 
(Desmodium     lortosum),     Süßkartoffeln,     Mais,     Zuckerrohr, 


IX.  42 


Die  Gartenwelt. 


495 


Trosinth  (Euchlaetia  niexwana  var.  limurians,  eine  Futterpflanze), 
Kartoffeln,  Kohl,  Tomaten  u.  s.  f.,  man  schaffte  Vieh  an 
und  siehe  da,  es  ging,  zuerst  allerdings  sehr  ärmlich,  doch 
es  ging,  obwohl  langsam,  doch  sicher  voran.  Die  Ansiedler 
gehörten  meistens  den  gebildeten  Ständen  an  und  hatten 
keinen  Sinn  für  gewöhnliche  Landarbeit.  Die  Orange  war 
ihr  Ideal.  Sie  drängte  alle  anderen  Kulturen  in  den  Hinter- 
grund. Da  es  ursprünglich  in  Florida  große  Wälder  wilder 
Orangen  gab  —  wahrscheinlich  war  die  wilde  oder  bittersüße 
Orange  von  den  Spaniern  vor  Jahrhunderten  auf  der  Halbinsel 
eingeführt  —  mit  riesigen,  oft  mehr  als  hundertjährigen  Bäumen, 
so  hatte  Niemand  an  eine  solche  Kalamität  gedacht.  Bald  nach 
dem  Froste  schlugen  die  alten  Bämne  aus  der  Wurzel 
junge  kräftige  Triebe.  Diese  wurden  von  den  zurück- 
gebliebenen Ansiedlern  sorgfältig  gepflegt  und  heute  sind  die 
Bäume  fast  ebenso  gi-oß  und  schön  als  sie  vor  dem  ver- 
hängnisvollen Froste  waren.  Jedenfalls  sind  diejenigen, 
welche  hier  blieben  und  Mut  und  Ausdauer  zeigten,  besser 
situiert  als  diejenigen,  die  fortzogen.  Von  den  deutschen 
Ansiedlern  verließen  nur  wenige  die  Gegend. 

Nachdem  mein  Orangenhain  auf  dem  besten  mir  zur 
Verfügung  stehenden  Lande  eingerichtet  war,  legte  ich 
meinen  Garten  an.  In  meinem  Gewächshause  in  Milwaukee 
zog  ich  zahlreiche  Pflanzen  aus  Samen,  besonders  Palmen, 
japanische,  argentinische  und  australische  Pflanzen,  Amaryllis 
und  Crinums.  Diese  wurden,  nachdem  sie  eine  gewisse 
Größe  erreicht  hatten,  nach  Florida  gesandt.  Doch  um 
schneller  zum  Ziele  zu  gelangen,  pflanzte  ich  zunächst  eine 
große  Anzahl  schöner  einheimischer  Bäume,  Sträucher  und 
Schlingpflanzen  an.  Jeden  Herbst,  wenn  ich  dem  Platze 
meinen  Besuch  abstattete,  sychte  ich  die  nahen  Laubholz- 
wälder nach  schönen  Pflanzen  ab.  Florida  hat  eine  überaus 
reiche,  prachtvolle  Flora,  in  welcher  immergrüne 
Bäume  vorherrschen.  Diese  allein  würden  genügen,  um 
einen  selir  reichhaltigen  Garten  von  wunderbarer  Schönheit 
anzulegen.  Doch  leider  beachtet  man  das  Gute,  das  so  nahe 
liegt,  nicht.  Man  sieht  geringschätzig  auf  diese  „gewöhn- 
lichen Pflanzen"  und  setzt  da,  wo  Magnolien,  Gordonien, 
Wachsmyrten,  Hülsen,  Andromeden  und  Palmettos  stehen 
sollten,  Kampferbäume,  Oleander,  Eucalyptus  und  China- 
bänme  aus.  Ich  richtete  zunächst  mein  Augenmerk  auf  die 
Palmen,  von  denen  es  in  unmittelbarer  Nähe  fünf  Arten 
gibt.  Auf  meinem  Lande  wuchsen  zahlreiche  dichte  Gruppen 
der  Sägepalme  {Serenoa  serrula'.a,  Hook).  Ich  ließ  einige 
davon  im  Garten  stehen.  Der  Stamm  ist  kriechend  und  die 
Blattstiele  sind  sägeartig  gezähnt.  Sie  kommt  hier  in  un- 
geheurer Menge  vor  und  bildet  feste  und  undurchdringliche 
Dickichte  von  ein  bis  zwei  Meter  Höhe.  Diese  Palmettodickichte 
bilden  ausgezeichnete  Verstecke  für  wilde  Kaninchen, 
Opossums,  Waschbären,  Stinktiere  und  Schlangen,  darunter 
die  gefürchtete  Diamant-Klapperschlange.  Viele  hunderte 
von  Ackern  sind  von  ihnen  bestanden.  Wäre  sie  nicht  so 
gewöhnlich,  so  würde  man  sie  wohl  für  schön  halten, 
doch  wo  sie  wächst,  da  ist  der  Boden  auiSerordentlich 
schwer  zu  bebauen.  Aus  den  Blättern  dieser  Art  werden 
heute  die  so  beliebten  künstlichen  Palmen  hergestellt  und  nach 
allen  Weltgegenden,  auch  massenhaft  nach  Deutschland 
geschickt.  Derartige  Palmenfabriken  gibt  es  in  Florida 
mehiere,  und  sie  alle  scheinen  ein  gutes  Geschäft  zu  machen 
Aus  den  Stämmen  verfertigt  man  Bürsten  und  Gerberlohe.' 
Zur  Ausschmückung  der  Gärten  wird  sie  al>er  kaum  je 
benutzt,  obwohl  sie  bei  guter  Kultur  eine  dichte  halbkugelige 


Masse  von  2  bis  3  Meter  Höhe  bildet.  Wie  oft  hat  man 
mir  schon  von  berufener  und  unberufener  Seite  den  Ge- 
danken nahe  zu  legen  gesucht,  das  gi-oße  Exemplar  meiner 
Anlagen  aus  der  Gesellschaft  „feinerer  Pflanzen"  zu  entfernen. 
Man  hält  sie  geradezu  für  unschön  und  behauptet,  daß  sie 
die  Harmonie  des  Gartens  störe.  Diese  Palme  blüht  im 
Mai  in  großen  Trauben,  und  die  grünlich-weißen  Blüten 
sind  wohlriechend.  Sie  werden  viel  von  Bienen  umschwärmt, 
die  reiche  Honigerträge  aus  ihnen  gewinnen.  Die  länglichen, 
gelblich-gi-ünen  Früchte  sind  sehr  saftreich  und  widerlich 
süß.  Man  benutzt  sie  zur  Anfertigung  verschiedener  Patent- 
medizinen. 

Dieser  Art  ganz  ähnlich  ist  die  neuerdings  von  ihr 
getrennte  stammbildende  Sägepalme  {Serenoa  arborea).  Sie 
wächst    in  Gruppen    von    einem    halben    Dutzend    und    mehr 


Sabal  Palinetto  (Junges  Exemplar). 

Ori^oalaufaahme  für  die  „Gartenwelt''. 


Die  Gartenwelt. 


IX,    42 


und  ist  sehr  zierend.  Der  biegsame,  scUanke,  sehraubende 
Stamm  erreicht  eine  Höhe  von  3  bis  5  Meter  und  ist  ganz 
mit  einer  faserigen  Masse  überzogen. 

Die  schönste  aller  unserer  zwergartigen  Palmen  ist  die 
blaue  Palmetto  oder  Nadelpalme  (Bhapidophylhmi  hystrix, 
Wendl.  &  Drude).  Sie  wächst  häufig  im  feuchten  Humus- 
boden unserer  Laubholzwälder.  Der  Stamm  erreicht  eine 
Höhe  von  etwa  einem  Meter  und  ist  mit  einer  dichten, 
schwammartigen  Masse  weicher,  brauner  Fasern  umgeben. 
Das  Herz  ist  durch  sehr  viele  lange,  schwarze,  aufrecht 
stehende  Stacheln  geschützt.  Die  Blüte  ist  in  einer 
hühnereigroßen  wolligen  Scheide  eingeschlossen.  Diese  Art 
läßt  sich  leicht  verpflanzen,  selbst  viele  Jahre  alte  Exemplare, 
und  bildet  dann  in  den  Gärten  dichte,  prächtige  dunkel- 
blaugrüne Blättermassen.  Wohlgepflegte  Exemplai-e  werden 
1  bis  2  Meter  hoch. 

Die  niedrige,  stammlose  Zwerg-Fächerpalme  (Sabal  Adansmü, 
Guerns)  ist  besonders  im  nördlichen  Florida  häufig.  Ihr 
Vorkommen  erstreckt  sich  nördlich  bis  nach  Nord-Karolina 
und  ihre  größte  Vollkommenheit  erreicht  sie  im  reichen 
Humusboden  der  Staaten  Mississippi  und  Louisiana,  wo  sie 
gesellig  in  ungeheurer  Menge  auftritt.  Sie  wird  selten  ange- 
pflanzt. Die  schönste  aller  unserer  Palmen  ist  die  ebenfalls 
an  den  Küstengegenden  Nord-Karolinas  südlich  bis  Florida 
und  Louisiana  vorkommende  Palmetto  (Sabal  Palmetto,  Lodd). 
In  Florida  'entfaltet  sie  ihre  größte  Schönheit  und  ist  im 
LandschaftsbUde  (vgl.  die  Abb.  Seite  494  und  495)  das  an- 
ziehendste und  auffallendste  Element.  Man  findet  sie  ver- 
einzelt und  in  kleineren  und  größeren  Gruppen,  ja,  öfters 
stehen  tausende  und  hunderttausende  von  hohen,  schlanken 
Exemplaren  in  dichtgedrängten  Massen  beisammen.  Dies  ist 
besonders  am  oberen  St.  Johns-,  am  Ocklawaha-,  Tomoka-, 
Indian-River,  Caloosahatchee  und  anderen  Flüssen  der  Fall. 
Diese  dichten  Gruppen  hoher,  schlanker  Bäume  mit  ihren 
majestätischen  Kronen  bilden  einen  unbeschreiblich  heiTlichen 
Anblick.  Im  Winter,  wenn  die  oft  weniger  vornehme  als 
reiche  Welt  des  Nordens  nach  Florida  strömt,  ein  Strom, 
der  bereits  im  November  einsetzt,  im  Januar  un- 
geheure Dimensionen  annimmt  und  erst  im  Mai  versiegt,  ist 
es  diese  Palme,  welche  den  Eindruck  des  Tropischen  und 
Eigenartigen  auf  den  Beschauer  macht.  Selbst  der  nüchternste 
Geschäftsmensch  kann  sich  gegen  den  Eindruck  des  Schönen 
und  Majestätischen,  des  Poesievollen  und  Lieblichen  nicht 
ganz  verschließen.  Er  wird  überwältigt  von  der  Pracht  und 
Schönheit,  die  sich  seinem  Auge  bietet.  Im  Kiefernwalde 
tritt  sie  nicht  auf,  wächst  aber,  dorthin  verpflanzt,  ganz 
ausgezeichnet.  Jedenfalls  ist  es  den  jedes  Jahr  vorkommenden 
Waldbränden  zuzuschreiben,  daß  sie  da  nicht  vorkommt. 
Obgleich  die  kleineren  und  größeren  Gruppen  dieser  Palmen 
am  eindrucksvollsten  sind,  so  nehmen  sich  doch  auch  einzelne 
Exemplare  zwischen  Magnolien,  Lebenseichen,  Gordonien, 
und  Amberbäumen  (Liquidambar  styraeiflua),  die  alle  melir 
oder  weniger  dicht  mit  spanischem  Moos  (Tillandsia 
usneoides)  guirlandenartig  behangen  sind,  wundervoll  aus 
und  verleihen  diesen  Waldstrecken  ein  entschieden  tropisches 
Gepräge.  Junge  Exemplare  von  3  bis  5  Meter  Stammhöhe 
sind  noch  vom  Boden  auf  mit  den  Enden  der  alten  Blatt- 
stiele besetzt,  was  dem  Stamm  ein  sehr  massives  Ansehen 
verleiht.  In  den  Vertiefungen  zwischen  den  Blattüberresten 
und  dem  Stamme  sammelt  sich  stets  etwas  Humus,  in 
welchem  verschiedene  Famkräuter,  namentlich  die  in  großen 
Büscheln    herabhängende     Viltaria  lineata,    dann  auch  Poly- 


podium  incanum  und  P.  angustifolium  var.  ensifolium,  aufs 
üppigste  gedeihen.  Später  verlieren  sich  die  alten  Blatt- 
überreste und  der  Stamm  wird  glatt  und  schlank.  Nur 
unter  der  schönen  Blattkrone  finden  sie  sich  noch  und 
hier  setzt  sich  dann  das  prachtvolle  Polypodium  aureum 
fest,  dichte,  kranzartige  Massen  dicht  unter  der  Krone 
bildend.  Dieses  Farnkraut  gereicht  den  an  sich  schon  so 
schönen  Palmen  zu  ganz  besonderem  Schmucke.  Sehr  oft 
sind  die  Stämme  auch  von  einem  dichten  Netzwerk  von 
Schlingpflanzen  bedeckt,  die  bis  hinauf  in  die  Krone  klettern. 
Besonders  ist  es  eine  schöne  immergrüne  Bignonie  (Bignonia 
capreolata),  welche  an  ihnen  emporklimmt  und  mit  ihren 
dichten,  schönen,  dunkelgrünen,  im  Winter  purpurfarbig  an- 
gehauchten Blättern,  die  Stämme  bekleidet.  Auch  Tecoma 
radicans  sckmückt  sehr  oft  die  Palmenkronen  mit  ihren 
leuchtend  orangeroten  Blütenbüscheln.  Steclirinden  (be- 
sonders Sniilax  laurifolia  und  S.  lanceolata)  und  die  Mond- 
blume (Ipomoea  Bona-nox),  und  selbst  der  häufig  sich  findende 
elegante  Gift-Sumach  (Rhus  toxicodendron)  klettern  ebenfalls  an 
ihnen  in  die  Höhe.  Die  schönste  aller  an  den  Palmen  sich 
findenden  Kletterpflanzen  jedoch  ist  der  Karolina-Jasrain,  Oel- 
semium  semperiirens,  Ait.,  Abb.  auf  der  Titelseite.  Ich  halte 
ihn  für  die  schönste  aller  amerikanischen  Kletterpflanzen 
überhaupt.  Er  bedeckt  oft  den  ganzen  Stamm  mit  einem 
dichten,  immergrünen  Mantel  von  prächtigem  Laubwerk,  und 
im  Winter,  von  Weihnachten  bis  März,  wenn  sich  die  gelben, 
trichterförmigen  Blumen  öffnen,  dann  erscheint  die  ganze 
Palmenkrone  eine  leuchtend  gelbe  Masse  und  der  von  ihnen 
ausströmende  starke  und  überaus  angenehme  Veilchenduft  ist 
weithin  wahrnehmbar.  Nach  allen  Seiten  hin  hängen  die 
Blütenzweige  guirlandenartig  herab  von  den  Palmen  und 
verleihen  ihnen  einen  bezaubernden  Schmuck.  Die  Natur 
gibt  uns  hier  einen  sehr  wertvollen  Fingerzeig.  Die  Stämme 
aller  Palmen  sehen  schöner  aus,  wenn  sie  mit  Schlingpflanzen 
bekleidet  sind.  Ich  verwende  hierzu  fast  alle  die  genannten, 
wild  hier  vorkommenden  Kletterpflanzen,  und  außerdem  auch 
noch  Bignonia  tweediana,  B.  spedosa,  B.  venusla,  Ipomoea 
Briggsii,  Ficus  pumila  (rejmis)^  Cereus  grandiftorus,  C.  nycti- 
calus,  C.  Botiplandii,  C.  Martinii,  C.  triangularis  und  am 
Stamm  selbst  Farnkräuter,  Orchideen  (besonders  unser  wild- 
wachsendes Epidendrum  venosum,  E.  conopseum,  E.  lam- 
pense,  Dendrobiurn  nobile)  und  Phyllocadus  crenatus. 


Topfpflanzen. 

Caiiiia  iridiflora. 

Voü  Heinrich  Wulle,  Samenzüchter,  Neapel. 
{Hierxii  eine  Abbildung.) 

1/urch  die  vielen  neuen  Canna-Zttchtungen  der  letzten 
Jahre  droht  das  irisblütige  Blumenrohr,  Canna  iridi/lora, 
Ruix  et  Pav.  nebst  seinen  Formen,  in  Vergessenheit  zu  ge- 
raten. Der  Zweck  meiner  Zeilen  ist  es  daher,  auf  den 
hohen  Wert  dieser  Canna  als  Dekorationspflanze  in  Wort  und 
Bild  hinzuweisen. 

Man  wird  mir  beipflichten,  daß  diese  Pflanzen  mit  ihren 
riesigen  bananenähnlichen  Blättern  und  den  zahlreichen,  hoch 
über  die  Belaubung  hinausragenden  Blütenrispen  einen  über- 
wältigenden Eindi'uck  hervorrufen. 

Canna  iridiflora  liebt  zu  ihi-er  höchsten  Entwickelung 
sehr  nahrhaften  Boden,    viel    Wasser   und    viel   Sonne.      In 


IX,  42 


Die   Gartenwelt. 


497 


Einzelpflanzung  oder  in  kleinen  Qnippen  an  Teich-  oder 
Grabenrilndern,  wo  die  Wurzeln  möglichst  dauernd  im  durch- 
näßten Uferboden  wuchern  können,  entwickeln  sich  diese 
Cmina  prächtig  und  sind  dort  von  unübertrefflicher 
malerischer  Wirkung.  Welche  riesenhaften  Formen  besonders 
kräftige  Exemplare  erreichen  können,  zeigt  die  untenstehende 
Abbildung  nach  einer  in  meinen  Kulturen  photographisch 
aufgenommenen,  an  einem  Wassergraten  stehende  Pflanze, 
deren  Blütenstiele  bis  zu  3^/^  m  Höhe  emporragen.  Ich 
muß  allerdings  erwähnen,  daß  der  Wurzelstock  ungestört  zwei 
Jahre  an  demselben  Platze  steht  und  nicht  geteilt  wurde, 
und  infolgedessen  einen  Busch  von  ca.  20  Trieben  hervor- 
brachte. Ich  rate,  die  Rhizome  bereits  während  des  Winters 
in  große  Töpfe  zu  legen  und  im  Warmhause  anzutreiben, 
um  dieselben  später  bereits  in  voller  Entwickelung  an  ihren 
Bestimmungsort  auszupflanzen.  Wenn  die  Blumen  auch 
nicht  im  geringsten  an  die  Größe  und  Farbenpracht  der 
neuen  Blütencanna  heram-eichen,  so  haben  dieselben  mit 
ihrer  abweichenden,  langen  irisähnlichen  Form 
und  den  vorherrschend  carminroten  Färbungen 
doch  Anspruch  auf  eine  eigenartige  Schönheit. 
Für  den  Landschaftsgärtner  bedeutet  Canna 
iridiflorn  ein   wertvolles  Dekorationsmaterial. 


Aus  deutschen  Gärten. 
Aus  der  Flora  iu  Cölii. 

(Hierxu  drei  Abbildungen.) 

xxls  ich  Anfang  Mai  auf  der  Reise  nach  Lüttich  durch  Cöln 
kam,  besuchte  ich  auch  die  dortige  „Flora",  die  bekanntlich  ein  Ver- 
gnügungs-Etablissement nach  dem  Muster  des  Frankfurter  Palmen- 
gartens ist.  Lange  .Jahre  krankte  die  Cölner  Flora  gleich  ihrer  jetzt 
der  Bauspekulation  zum  Opfer  gefallenen  Charlottenburger  Namens- 
schwester. Seit  einigen  Jahren  geht  es  aber  wieder,  wenn  auch 
langsam,  aufwärts,  die  Einnahmen  decken  jetzt  die  Ausgaben  oder 
ergeben   einen   kleinen  Überschuß  und   die   gärtnerischen  Leistungen 


laus,  ein  sehr  schädliches  Insekt,  das  auf  verschiedenen  Koniferen 
und  in  mehreren  Generationen  auf  verschiedenen  Wirtspflanzen 
vorkommt.  Wir  verweisen  auf  die  interessante  Abhandlung  über 
Chermes  piceae  im  VIII.  Jahrgang,  Seite  341  u.  f.  m.  Abbildungen. 
An  alter  Rinde  hilft  ein  Anstrich  aus  Schmierseifenlösung  mit  etwas 
Erdöl. 


Koniferen. 


Abies  arizonica. 

Von  Rud.  Vollert,  Baumschulen  „Semiramis",  Lübeck. 

-Uiese  Silber-Tanne  treibt  sehr  früh,  trotz- 
dem leidet  sie  nicht  vom  Nachtfrost,  während 
bei  mir  Abies  Pinsapo,  Ab.  cilicica,  Ab.  cejyfia- 
lonica,  Ab.  pcdinata,  Ab.  concolor-violacea,  Taxus 
baccata,  sehr  viele  junge  Triebe  durch  den  letzten 
Nachtfrost  verloren  haben,  selbst  einige  früh- 
treibende Pflanzen  von  Abies  Veitchü,  welche 
sonst  außerordentlich  widerstandsfähig  ist,  haben 
Frostspuren  an  den  jungen  Trieben  ;  Ab.  arizonica 
hat  hier  gar  nicht  gelitten,  es  ist  dies  eine  sehr 
gute  Eigenschaft. 

Bisher  kann  ich  nur  Gutes  über  diese  Tanne 
berichten.  Von  der  ersten  Aussaat  gingen  nicht 
viele  Samen  auf ;  es  waren  fast  alle  Samen  aus- 
gefressen und  in  den  Samenbeuteln  fast  eben- 
soviel fliegenähnliche  Insekten  wie  Samen,  aber 
die  zweite  Aussaat  ging  sehr  gut  auf,  auch 
beim  Verpflanzen  zeigten  sich  die  Sämlinge  sehr 
widerstandsfähig.  Als  ältere  Pflanze  baut  sie 
sich  außerordentlich  regelmäßig.  Die  Tanne 
scheint  der  Ab.  subalpina  am  ähnlichsten  zu  sein. 
Alle  meine  Pflanzen  zeigen  schöne  Blaufärbung; 
die  zuerst  in  Töpfen  gequälten  Pflanzen  ließen 
allerdings  kein  Urteil  zu,  doch  ist  dieses  Ver- 
fahren entschuldbar,  da  man  bei  einer  Neuheit 
nie  weiß,  wie  dieselbe  zu  behandeln  sein  wird. 
Wo  Tannen  leicht  von  Nachtfrösten  leiden,  ist 
Ab.  brachyphylla  {umbilicaia)  sehr  empfehlens- 
wert, dieselbe  treibt  spät  und  wird  nicht  von 
der  Nordma7iniana-haMS*)  befallen,  auch 
Veitchü  scheint  nicht  darunter  zu  leiden. 


Ab. 


*)  Änmerkui 
ist  Chermes  piceae 


der  Redakti 
verstehen,  die 


iridiflora.      Originalaufnahme   für  die  „Gartenwell" 


Die  Gartenwelt. 


IX,  42 


sind  gewachsen,   seitdem  die  technische  Leitung  in   den  Händen  des 
jüngst  zum  Garteninspelitor  beförderten  Herrn  Rausch  liegt. 

Wenn  man,  wie  ich,  den  Nachtschnellzug  benutzend,  an  einem 
der  ersten  Maitage  von  BeiUn  abfährt  und  sich  am  nächsten  Morgen 
in  Cöln  den  Schlaf  aus  den  Augen  reibt,  glaubt  man  in  einer  anderen 
"Welt  zu  sein.  An  Stelle  der  in  Berlin  zurückgelassenen,  noch  höchst 
unentwickelten  Vegetation,  findet  man  in  Cöln  eine  in  üppigster 
Fülle  stehende  Baum-  und  Strauchblüte  vor.  In  den  prächtig  ge- 
haltenen städtischen  Anlagen  und  in  der  Flora  beherrschte  Flieder 
und  Rhododendron  die  Situation.  Die  Baum-  und  Strauchblüte  der 
Flora  war  von  wunderbarer  Pracht  und  ließ  erkennen,  daß  dort 
Säge  und  Schere  mit  Sachkunde  imd  weiser  Mäßigung  gehandhabt 
werden.  Im  Laufe  der  Unterhaltung  mit  Herrn  Inspektor  Rausch 
ergab  es  sich,  daß  derselbe  seine  Gehölze  in  Übereinstimmung  mit 
den  Grundsätzen,  die  ich  seit  Jahr  und  Tag  vertrete,  schneiden  läßt. 
Die  prächtigen  Magnolien  der  Flora,  unter  welchen  sich  ein  Riesen- 
exemplar von  Magnolia  Yulan  befand,  traf  ich  noch  im  letzten 
Blütenstadium  an.  Ich  ließ  mir  die  Gelegenheit  nicht  entgehen,  einige 
photographisohe  Aufnahmen  zu  machen,  von  welchen  ich  drei  bei- 
stehend den  Lesern 
biete.  Nebenstehendes 
Bild  zeigt  uns  ein  Teil- 
stück des  Blumenpar- 
terres,das  ein  anmutiges 
Frühiingskleid  angelegt 
hatte.  Die  Hauptgrup- 
pen waren  ausschließ- 
lich mit  Tulpen  in  har- 
monischer Farbenzu- 
sammenstellung be- 
pflanzt; sie  waren  frei 
von  der  berüchtigten 
Tulpenkrankheit  und 
zeigten  eine  sehr  gleich- 
mäßige Entwickelung. 
Das  Bild  Seite  499  oben 
zeigt  die  Teilansicht 
eines  der  beiden  großen, 
aus  Weißbuchen  gebil- 
deten Laubengänge  der 
Floraund  das  dritte  Bild 
bietet  einen  Blick  in 
eines  der  Schauhäuser. 
Herr  Rausch  ist  ein 
tüchtiger  Kultivateur, 
der  aus  den  Gewächs- 
häusern nicht  nur  so- 
genannte, sondern  wirk- 
liche Schauhäuser  ge- 
macht hat,  die  unübertreffliche  Kulturpflanzen  bergen. 

In  der  Anlage  fiel  mir  ein  gewaltiger  Findlingsblock  auf.  Auf 
meine  Frage  teilte  mir  Herr  Rausch  mit,  daß  die  Direktion  die.sen 
Felsen  für  einige  hundert  Mark  beschafft  habe;  er  soll  zur  Aufnahme 
eines  Reliefbildes  des  verstorbenen  Schöpfers  und  ersten  Garten- 
direktors der  Flora,  Niepraschk,  dienen.  Dieses  zukünftige  Medaillon- 
bildchen hat  eine  interessante  Vorgeschichte.  Freunde  des  Genannten 
hatten  sich  zusammengetan,  um  zu  einem  Denkmal  für  ihn  zu 
sammeln.  Geschäftsführer  war  Herr  Olbertz  in  Erfurt,  der  es  für 
angemessen  hielt,  als  solcher  den  Aufruf  zunächst  in  seiner  Zeit- 
schrift unter  Beigabe  einer  Abbildung  einer  auf  stolzem  Sockel  stehenden 
Phantasiebüste  des  zu  ehrenden  zu  veröffentlichen,  um  einige  Wochen 
später  die  übrige  Fachpresse  um  Nachdruck  zu  bitton.  Dieses  Er- 
suchen habe  ich  seinerzeit  als  Herausgeber  der  Gartenwelt  sehr 
energisch  abgelehnt,  während  ich  bei  ordnungsmäßiger  Handhabung 
der  Denkmalsgeschäftsführung  die  gute  Sache  in  jeder  Weise  ge- 
fördert haben  würde.  So  ist  denn  aus  der  erträumten  stolzen 
Marmorbüste  auf  granitenem  Sockel  ein  bescheidenes  Medaillon- 
bildchen geworden,  das  in  einen  von  der  Flora  gestifteten  Findlings- 
block eingelassen  wird.     Die  Freunde  Julius  Niepraschks  werden 


Teilansicht  des  Blumenparterres  der 

Originalaufnahme 


wissen,  bei  wem  sie  sich  für  dieses  Fiasko  zu  bedanken  haben. 
Niepraschk  ist  der  eigenthche  Schöpfer  der  Cölner  Flora,  zu  deren 
Anlage  und  Leitung  er  1862  auf  Empfehlung  Lennes  berufen  wurde. 
Er  stand  der  Flora  bis  zu  seinem,  am  1.  September  1890  erfolgten 
Tode,  vor. M,  H. 

Mannigfaltiges. 

Neue  wetterfeste  Etiketten  bringt  die  Firma  Eugen  Wagner, 
Alleinverkäufer  der  Ideal -Patent -Etiketten -Fabrik  in  Friedland 
i.  Böhmen  in  den  Handel.  Sie  bestehen  aus  besonders  präpariertem 
Ton  oder  aus  unglasiertem  Porzellan  (sogen.  Biskuitmasse).  Die 
gesetzlich  geschützten  Etiketten  werden  mit  und  ohne  Aufdruck  ge- 
liefert. Ohne  Aufdruck  sind  sie  zum  Beschreiben  mit  Tinte  bestimmt 
und  die  Firma  liefert  eine  Flüssigkeit  zum  Bestreichen  der  Etiketten 
nach  dem  Beschreiben,  die  das  Ansetzen  von  Moos  in  Warmhäusern 
verhindern  soll. 

Die  Aufschrift,  die  auf  Bestellung  ausgeführt  wird,  geschieht 
mit  lichtbrauner  Glasur,  ,iuf  Wunsch  auch  dunkler,  blauer  oder 
grüner  Glasur,  die  sich 
von  dem  sandfarbenen 
Hiutergmnd  gut  lesbar 
abhebt,  oder  nur  relief- 
artig in  der  Farbe  des 
Etiketts. 

Die  Etiketten  mit 
Schrift  werden  auch  mit 
farbigem  Hintergrund 
geliefert.  Die  Firma 
stellt  auch  Etiketten  mit 
aufgedruckter  Firma 
her,  doch  werden  solche 
Etiketten  vorläufig  nicht 
abgegeben. 

Die  Preise  für 
100  Stück  Etiketten  mit 
Namen  betragen  1,50 
bis  3  Mark  für  Ton- 
etiketten und  3  bis  5  Mk. 
für  Porzellanetiketten. 
Bei  Abnahme  unter 
zehn  Stück  einer  Sorte 
tritt  ein  erhöhter  Preis 
von  6  bezw.  8  Pf.  pro 
Stück  ein. 

Wirkönneninter- 
essenten einen  Versuch 
mit    diesen     Etiketten 
warm  empfehlen.    Ihre 
die   gute   Lesbarkeit    der 
Stück), 


Flora  in  Cöln  zur  Zeit  der  Tulpenblüte. 

für  die  „Gartenwelt'*. 


Beständigkeit    gegen    Witterungsein 

reliefartigen   Schrift,   ihr  geringes  Gewicht  (10  bis  13  g 

das   gefällige  Aussehen   und  der  verhältnismäßig  sehr  niedrige  Preis 

werden    diesen    Ideal -Patent -Etiketten    bald    viele    Liebhaber    und 

Käufer  verschaffen. 

Zur    Vertilgung   der  Wespen   und    Hornisse.      In    dem 

Artikel  in  No.  38,  Seite  448  wurde  als  Lockmittel  für  die  zum  Ab- 
fangen der  obengenannten  Schädlinge  bestimmten  Fanggläser  Frucht- 
saft, beziehungsweise  Honig  empfohlen.  Die  Herren  Vilmorin 
Andrieux  &  Co.  in  Paris  waren  so  liebenswürdig  uns  mitzuteilen, 
daß  bei  Verwendung  dieser  Lockmittel  neben  den  Schädlingen  auch 
zahlreiche  der  nützlichen  und  fleißigen  Arbeitsbienen  ihren  Tod 
in  den  Gläsern  finden.  Als  weit  besseres  Mittel  empfehlen  die  ge- 
nannten Herren  einfaches  Bier,  wozu  Reste  aus  Flaschen  und 
Gläsern  verwendet  werden  können.  Bierreste  locken  niemals  Bienen 
an,  während  sie  auf  Wespen  und  Hornisse  anziehend  wirken.  Ich 
möchte  dem  noch  hinzufügen,  daß  man  hier  in  Berlin,  wo  im  Som- 
mer das  sogenannte  Weißbier  als  erfrischendes  Getränk  viel  konsumiert 
wird,  dieses  als  Lockmittel  vorzieht.     Ich  hatte  erst  in  diesen  Tagen 


IX,  42 


Die  Gartenwelt. 


Gelegenheit,  die  Fanggläser  eines  Liebhabers  näher  zu  betrachten. 
Der  Köter  bestand  hier  aus  Weißbier.  In  den  einzelnen  Gläsern 
befanden  sich  zahlreiche  Wespen,  Hornisse  und  Fliegen  der  ver- 
schiedensten Art,  aber  keine  Bienen,  trotzdem  das  betreffende  Garten- 
grundstück von  solchen  permanent  beflogen  wird.  Im  Interesse  der 
Bienenzucht  und  der  Gärtner  selbst  wäre  es  also  geboten,  nur  Bier 
als  Lockmittel  zu  verwenden.  M.  H. 


Gärtnerische  Betriebslehre. 

Was  muß  geschehen,  um  die  Zier-  und  Haudeis- 

giirtnerei  in  allen  ihren  Zweigen,  trotz  der  in 

No.  24,  Seite  287  angeführten  Mißstände,  wieder 

einträglich  und  unter  den  heutigen  Verhältnissen 

rentabler  als  bisher  zu  gestalten? 

Eine  Antwort   in   Leit.sätzen   von  Willy  Lange,   Lehrer  der  Garten- 
kunde und  Abteilungsvorsteher  an  der  Kgl.  Gärtner- Lehranstalt  Dahlem 
bei  Steglitz. 
(Erste  Prei.?arbeit.) 

1.  Die  kaufmännische  Berechnungsart  ist  abgeleitet  aus 
den  Verhältnissen  des  Handels  und  der  Fabrikation  toter 
Wai-en.  Diese  Berechnungsart  ist  nicht  ohne  weiteres  auf 
die  Gärtnerei  anwendbar,  vielmehr  muß  „gärtnerische  Be- 
triebslehre" die  Grundlage  aller  Erwägungen  bilden.  (Vergl. 
die  Landwirtschaft !) 

2.  Die  Überproduktion  besteht  meistens  in  den  „Spezial- 
kulturen".     Sie  hat  auch  in  der  Spezialisierung,  bezgl.  Ein- 


Blick  in  ein  Schauhaus  der  Flor; 
in  Cöln. 

Originalaufnahme  für  die  „GarteuweU**. 


Teilansicht  eines  Weißbuchen(Carpinus  Betulus)- 
Laubenganges    der   Flora   in    Cöln. 

Orifinalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

seitigkeit  der  Modepflanzen-Liebhaberei  und  Anzucht  ihren 
Grund. 

Gegenmittel:  Größere  Mannigfaltigkeit  in  den  dem 
Publikum  anzubietenden  Pflanzen gattun gen,  dagegen  nicht 
in  dem  großen  Sortenreichtum  weniger  Gattungen. 

3.  Die  Sucht,  viele  beliebte  Blumengattungen,  Gemüse, 
Früchte  möglichst  während  des  ganzen  Jahres  dem  Publikum 
anzubieten,  verringert  die  Wertschätzung  dieser  Pflanzen  zu 
der  fi-üher  üblichen  Zeit  des  Angebotes,  in  welcher  ihre  Heran- 
zuclit  gewinnbringend  war.  (So  waren  Eis-Maiblumen  letzten 
Winter  zuzeiten  billiger  als  Keime.) 

Gegenmittel:  Allgemeine  Rückkehr  zur  Begleitung  der 
Jahreszeiten  durch  die  ihnen  entsprechenden  Blumen  etc.; 
Beschränkung  des  Angebotes  zu  übermäßig  unnatürlicher 
Zeit  auf  die  Gourmands  unter  den  Pflanzenfreunden. 

4.  In  der  Konkurrenz  der  Privatleute  im  Angebot  von 
Blumen,  Obstbäumen,  Rosenpflanzen,  Gemüse  erblicke  ich  keinen 
erheblichen,  allgemeinen  Schaden  des  Berufes.  Diese  Privat- 
leute helfen  Pflanzenfreunde  heranbilden,  die  dann 
Bedarf  haben,  weit  über  das  hinaus,  was  ihnen  von  den 
Privatleuten  geboten  werden  kann.  Dagegen  ist  die  Handels- 
gärtnerei aller  gärtnerischen  Beamten  schädlich,  weil  diese 
gegenüber  dem  freien  gärtnerischen  Betrieb  zu  sehr  in  un- 
gerechtfertigtem Vorteil  sind. 

5.  Die  Eigenanzucht  zur  eigenen  Verwertung  kann  Be- 
hörden jedoch  billigerweise  nicht  zum  Vorwurf  gemacht 
werden:  Wozu  sind  denn  ihre  gärtnerischen  Beamten  da,  als 
dazu,   um   im  Interesse   ihrer  Auftraggeber  so  vorteilhaft  wie 


Die  Gartenwelt. 


IX,  42 


möglich  zu  wirtschaften?  Aber  die  Städte  etc.  sollten 
darüber  hinaus  keinen  Handel  treiben. 

G.  Sinken  des  Grundwertes  ist  ein  Verlust  am  Stamm- 
Kapital,  aber  nicht  am  Betrieb.  Zeitwert  eines  Grundstückes 
einerseits  und  gärtnerischer  Nutzwert  andrerseits  müssen  streng 
imterschieden  werden. 

Der  Zeitwert,  wenn  er  höher  ist  als  der  gärtnerische 
Nutzungswert  (wie  dies  in  der  Nähe  von  Städten  fast  immer 
der  Fall  ist),  muß  vom  Reservefonds  verzinst  werden. 

Nur  die  Zinsen  des  gärtnerischen  Nutzwertes  sind  vom 
Betrieb  aufzubringen.  Nur  durch  Meliorationen  wird  der 
Nutzwert  erhöht. 

Der  Zeitwert  kann  steigen  oder  fallen  und  bedeutet 
dann  Gewinn  oder  Verlust  am  Reservefonds.  Das  Grundstück 
ist  so  zu  wählen,  daß  der  Zeitwert  voraussichtlich  periodisch 
von  zehn  zu  zehn  Jahren  mindestens  \im  so  viel  steigt,  als 
die  Verzinsung  während  dieser  Zeit  betrug.  Hypotheken  müssen 
als  „Schulden"  empfunden  und  behandelt  werden,  nicht  als 
ein  Mittel  um  in  „Besitz"  (nämlich  eines  Grundstückes)  zu 
kommen. 

Es  ist  kein  Vorteil  des  Käufers  gegenüber  dem  Pächter, 
daß  man  „Hypotheken  aufnehmen  kann".  Hypotheken  sind 
eben  Schulden  —  und  Schulden  sind  kein  Vorteil!  Welche 
Unklarkeit  herrscht  über  diese  einfache  Sache! 

7.  Die_Zinsen  des  Nutzwertes  des  Grundstücks  zu  vier 
bis  fünf  Prozent  sind  vom  Überschuß  der  laufenden  Einnahmen 
des  Betriebes  über  die  laufenden  Ausgaben  abzuziehen.  Erst 
dann  ergibt  sich  die  Rentabilität  im  wahren  Wortsinn, 
oder  der  Verlust. 

8.  Eine  Aufnahme  der  Vermögensstücke  in  Rück- 
sicht auf  die  Eigenart  des  gärtnerischen  Betriebes  ist  un- 
erläßlich zum  Vergleich  über  Gewinn  oder  Verlust  am  Be- 
sitz, unabhängig  zunächst  vom  Gewinn  oder  Verlust  am 
Betrieb. 

Ueber  die  Rentabilität  der  einzelnen  Zweige  der  Gärtnerei 
herrscht  viel  zu  wenig  Klarheit. 

In  diesem  Sinne  sind  „Rentabilitätsberechnungen"  gärtne- 
rischer Werke  sehr  vorsichtig  zu  benutzen.  —  Bei  jeder 
Rentabilitäts- Vorberechnung  muß  man  bedenken,  daß  es  stets 
nur  heißen  kann:  „Wenn"  .  .  .  Witterung,  Kulturresultat  la, 
keine  Schädlinge,  Absatz,  ,,wenn"  kein  allgemeiner  Preis- 
rückgang, kein  Inkasso- Verlust  —  „dann"  .   .  . 

9.  Über  alle  diese  Dinge  fehlt  es  an  guter  Literatur, 
die  aus  handelsgäi'tnerischer  Praxis  hervorgegangen  ist.  Auch 
der  Unterricht  an  den  Lehranstalten  über  Betriebslehre  haftete 
bisher  zu  sehr  am  Formal-kaufmännischen. 

Die  Gäi-tner- Lehranstalt  Dahlem  geht  auch  in  dieser 
Beziehung  jetzt  andere,  richtigere  Wege. 

10.  Die  Jahreszeit  (Witterung),  Feste,  politische  Ereig- 
nisse, die  gesamte  Handelskonjunktur,  Kaufkraft  der  Be- 
völkerung in  ihren  verschiedenen  Klassen,  ortsübliche  Reise- 
zeiten, das  Verhältnis  der  Witterung  zur  Importmöglichkeit 
müssen  mehr  berück.sichtigt  werden.  Nicht  „ins  Blaue" 
hinein  produzieren! 

11.  Die  Betriebs-  und  Handelserfahrungen,  soweit  sie  in 
nachweisbaren,  eigenartigen  Zuständen  ihren  Grund  haben, 
.sind  tagebuchartig  aufzuzeichnen,  \im  sie  künftig  zu  ver- 
werten. 

12.  Ein  klarer,  kurzer  Kultur  plan  für  jedes  Jahr  ist 
unerläßlich;  er  muß  so  abgefaßt  sein,  daß  in  Behinderung 
des  Betriebsleiters  auch  derjenige  mit  Sicherheit  die  nötigen 
Aufgaben  ausführen  kann,  der  der  nächste  dazu  ist. 


Nur  so  ist  eine  planmäßige  Durchführung  auf  Grund 
einfacher  Vor -Überlegung  denkbar.  Dann  aber  auch  kein 
Schwanken,  Wechsel,  keine  Augenblicks-  und  Stimmungs- 
Entschlüsse,  sondern  ruhige,  des  Zieles  bewußte  Arbeit. 

13.  Sicherung  von  Abnehmern  durch  Angebot, 
lange  bevor  die  Ware  fertig  ist,  sobald  sich  die  voraussicht- 
liche End-Beschaffenheit  beurteilen  läßt,  „freibleibend". 

14.  Schutzzölle  sind  nur  bedingte  Förderer  der 
deutschen  Gärtnerei.  Sie  erhöhen  die  Preise  und  ver- 
ringern den  Abnehmerkreis.  Jede  Ware  zu  einem  be- 
stimmten Preise  entspricht  einem  bestimmten  Kreis  von  Ab- 
nehmern, die  zu  eben  diesem  Preise  zu  kaufen  in  der  Lage 
sind.  Erhöht  sich  der  Preis,  so  verringert  sich  der  Kreis  der 
Abnehmer,  doch  sind  im  Sinne  der  Erziehung  des  Publikums 
zum  Kauf  deutsclior  Ware  Schutzzölle  erwünscht. 

15.  Der  Straßenhandel  bedient  Kreise,  die  für  das 
Blumengeschäft  kaum  in  Betracht  kommen.  Dieses  muß 
seine  gewinnbringende  Aufgabe  in  der  Gestaltung  der  Blumen- 
Zusammenstellungen,  in  der  besten  Qualität  und  Zuverlässigkeit 
suchen.  In  diesem  Sinne  erzieht  der  Straßenhandel  mit  seinen 
billigen,  einseitigen  Angeboten  allmählich  anspruclisvollere 
Blumenfreunde  für  die  Blumengeschäfte  (ähnlich  wie  unter  4). 

Gegenüber  dem  Import,  Straßenhandel  und  Privat- 
konkurrenz muß  die  Parole  lauten  für  das  Streben  nach 
Gewinn :  „Trotzdem". 

Fachmännisches  Geschick,  umfassender  Blick,  die  Fähig- 
keit rechtzeitig  dem  Betrieb  Nutzbringendes  anzu- 
gliedern, müssen  den  Sieg  über  diese  Schädigungen  davon- 
tragen. 

16.  Vernünftige  Vielseitigkeit,  welche  die  volle  Aus- 
nutzung aller  Beti'iebsmittel  (Land,  Gewächshausraum,  Arbeits- 
kräfte, Heizungsanlagen)  während  des  ganzen  Jahres  gewähr- 
leistet. 

17.  Erziehung  des  Personals  zu  Mitarbeitern,  in 
heiterer  Vertraulichkeit,  welche  für  Alle  die  Arbeit  zur  Freude 
macht. 

18.  Rückhaltlose  innerliche  Anerkennung  der  Schutz- 
gesetze für  die  Arbeitnehmer,  die  „Glieder".  Rückhaltlose  An- 
erkennung ihrer  berechtigten  Interessen  als  einer  Entwicklung 
unseres  sozialen  Körpers  —  wofür  die  Arbeitnehmer  die 
Pflicht  anerkennen  müssen,  die  Interessen  des  Arbeitgebers 
als  des  sie  ernährenden  „Magens"  (im  Sinne  der  bekannten 
Fabel  gesprochen)  wirklich  wahrzunehmen. 

Beziehen  sich  die  Rechte  der  ersteren  auf  achtungsvolle 
Behandlung,  angemessene  Bezahlung  und  Freiheit  nach  der 
Arbeitszeit,  so  ist  ihre  Pflicht  innerhalb  der  Arbeitszeit  ab- 
solute Zuverlässigkeit  in  Ausnutzung  der  Zeit,  ihrer  Ki-aft 
und  Fähigkeit  für  den  Arbeitgeber.  Die  Behandlung  lebender 
Wesen  (Pflanzen  und  Tiere)  ist  keine  Fabriktätigkeit,  sondern 
sollte  als  „Vertrauenssache"  betrachtet  werden.  Das  Ver- 
trauen zu  rechtfertigen  sei  Ehrensache. 

Daß  die  Gärtnerei  nicht  durch  Handwerks-  und  Innungs- 
wesen allgemein  hindurch  gegangen  ist  zu  der  heutigen 
Freiheit,  hängt  ihr  heute  an.  Das  Innungswesen  hat  die 
Handwerker-Ehre  groß  gezogen,  und  die  Gärtner,  besonders 
die  Jüngeren,  bedürfen  dieses  traditionellen  Ehrgefühls.  In 
diesen  Imponderabilien,  meinetwegen  auch  Idealen,  gründet 
sich  die  Wurzel  praktischer  Zusammenarbeit  von 
Arbeitgeber  und  Gehilfen. 

19.  Mit  allen  Mitteln  muß  die  Liebe  zm-  Pflanzenzucht 
in  das  Volk  getragen  werden:  Blumen  und  Pflanzen  müssen 
als  Bedürfnis  anerzogen  werden  (vergl.  Japan). 


IX,  42 


Die  Gartenwelt. 


Mittel: 

1.  Schulgärten. 

2.  Oratis-Cberlassung  von  Gemeindeland  und  Gonieinde- 
bauplätzen   zur  Pflanzenzucht. 

3.  Behördlicher  Zwang,  wüstliegende  Spekuhitions- 
grundstücke  in  und  bei  Städten  gartenmäßig  zu  be- 
stellen. 

4.  Weitere  Begünstigung  der  Schrebergärten. 

h.  Verbreitung  von  Kenntnissen  fiber  Pflanzenzucht  unter 
das    Pubhkum    in    Gartenbau-    und    gemeinnützigen 
Vereinen. 
6.  Abhaltung    von    Kursen    für   Gartenfreunde   an  Lehr- 
anstalten. 

(Bemerkung:  Manche  Fachgenossen  glauben  noch 
immer,  die  Verbreitung  von  Kenntnissen  über 
Pflanzenzucht  im  Publikum  bringe  ihnen  Schaden. 
Das  Gegenteil  gilt  dem  Schreiber  dieses  als  be- 
wiesen. Die  Kenntnisse  lassen  das  Publikum 
den  Besitz  von  Pflanzen  wünschen,  die  Kidtur 
wagen;  Erfolge  führen  zu  neuen  Bedürfnissen 
und  Wagnissen,  d.  h.  zur  Inanspruchnahme  des 
Berufshandelsgärtners.) 

20.  Weitere  Mittel  zur  Vergrößerung  des  Pflanzen- 
bedarfes: Reiche,  vielseitige,  blumige  Pflanzung  in  öffent- 
lichen Gärten,  in  Vorgärten,  Stadtparks,  mit  dem  Ziel,  während  des 
ganzen  Jahres  Schönheiten  zubieten.  Solange  zwischen  den 
„Gehölzgruppen"  alljährlich  gegraben  wird,  statt  den  Boden 
mit  dahingehörigen  Pflanzen  zu  bedecken,  ^vird  jede  „Anlage" 
dem  Gärtner,  d.  h.  Pflanzenzüchter  und  -Händler  weniger 
Verbrauchsmöglichkeit  gebeu  als  Vernunft  und  Schönheits- 
sinn, Freude  an  den  Pflanzen  von  „Anlagen"  zu  fordern  be- 
rechtigt sind. 

Man  vergleiche  das  Mißverhältnis  zwischen  dem  Auf- 
wand an  Erdarbeiten  und  dem  für  Pflanzen  —  um  derent- 
willen doch  die  Anlage  geschaffen  wird.  Also:  Spart  an 
Erdai'beiten,  gestaltet  das  gebene  Gelände  (wo  nur  irgend 
möglich)  so  wie  es  ist,  durch  Pflanzung,  nicht  durch  Spaten 
und  Rechen. 

21.  Zurüekführung  der  Ausstellungen  auf  ein  vernünf- 
tiges Maß,  Verringerung  der  Menge  zugunsten  der  Beschaffenheit; 
Zurückhaltung  von  Ausstellern,  welche  durch  Menge  und 
lediglich  „dekorative"  Gru])pen  die  wertvolleren  Einzelleistungen 
erdrücken. 

Keine  Verquickung  von  Profitwut,  von  ehrgeizigen 
Bestrebungen  Einzelner  mit  den  Interessen  des  Ausstellungs- 
unternehmens  als  einer  gärtnerischen  Musterschau.  Hier- 
durch Verringerung  der  Opfer,  Sicherung  wirklichen  künftigen 
Gewinnes  für  die  einzelnen  Aussteller. 

Viele  Ausstellungen  der  letzten  Jahre  wuchsen  sich  zu 
Vergnügungs-  und  Spekulationsunternehmungen  aus,  mit  Hilfe 
der  Gärtner,  die  lange  stillinnerlich  an  den  Ausstellungs- 
wunden bluteten.  Vorher- Berechnung  von  Kosten  —  auch 
Stönmgen  im  regelmäßigen  Betrieb  gehören  dazu  —  und 
möglicher  Gewinn  der  Ausstellung  für  den  Einzelnen.  Zeigt 
die  vorherige  Berechnung  ein  Defizit,  so  muß  man  sich 
fragen,  ob  man  dem  persönlichen  Ehrgeiz  solche  Opfer 
bringen  soll  und  kann  —  und  darf  dann  nachher  nicht 
lamentieren. 


Kongresse,  Versammlungen. 

Der  internationalft  botanische  Kongrel»  uiul  die 
botanisciie  Ausstellung  in  Wien. 

Von    Herrn.   Breitschwerdt,     Obeigärtnfir    und    GavtiTibaulelini-    in 

Mödling  bei  Wien. 

n.    (Schluß.) 

-Ucr  botanische  Garten  der  k.  k.  Universität  in  Wien 
stellte  seine  jüngste  Erwerbung  aus:  MesemhrinitÜtemuvi 
Bolusü,  Mart.,  vom  Kapland  stammend,  eine  rein  botanisch- 
interessante Pflanze  mit  einem  harten  mehrgliedrigen  Stamm, 
ähnlich  dem  des  Elefantenfußes  (Testudinaria  elepltantipes). 
Garteninspektor  Wiemann  vom  botanischen  Garten  ist  auch 
der  Schöpfer  der  Felsengruppe,  welche  die  Flora  der  Raxalpe 
bei  Wien  aufgenommen ;  ausgestellt  hatten  hier  die  Direktion  des 
Wiener  botanischen  Gartens  und  der  österreichische  Gebirgs- 
vorein  mit  Unterstützung  des  Vereins  zmn  Schutze  und  zur 
Pflege  der  Alpenflora  in  Bamberg,  wozti  noch  der  alpine 
Garten  auf  der  Raxalpe  Material  gespendet.  Eine  kleine  Aus- 
lese unter  den  blühenden  Gebirgskindern  sei  hier  gegeben: 
Orckis  maculata,  Androsace  laciea,  Scabiosa  lucida,  Draba 
siellata,  Dianlhus  alpinus,  Polygala  amara,  Gentiana  vulgaris 
und  verna,  Leontopodium  alpinum,  Viola  alpina,  Primula 
clusiana,  Rammculus  alpestris  und  Trollius  humilis.  Diese 
kleinen  reizenden  Blütenteppiche  wurden  von  diversen  alpinen 
Sträuchern  xuid  Koniferen  angenehm  unterbrochen.  Die  ge- 
samte Anordnung  war  außerordentlich  gut  gelungen,  recht 
übersichtlich  gehalten  und  wurde  daher  auch  die  Raxalpe- 
Flora  von  dem  Gebirgspflanzen  liebenden  Wiener  Publikum 
zeitweise  so  belagert,  daß  es  für  den  Berichterstatter  schwer 
wurde,  sich  Notizen  zu  machen. 

Die  Garteninspektion  der  Reichshauptstadt  und 
Residenzstadt  Wien  (Gai-teninspektor  Wenzel  Hybler) 
hatte  ihre  Ausstellungsobjekte  zu  einem  förmlichen  Kabinett 
arrangiert.  Der  Eingang  wai-  mit  einer  schmucken  Drapierung 
und  dem  Wappen  geziert  tmd  lenkte  schon  von  weitem  die 
Aufmerksamkeit  auf  diese  Gegenstände.  Längs-  und  Seiten- 
tisclie  grenzten  den  Ausstellungsteil  ab;  die  Tische  waren  — 
selbst  mit  Benutzung  der  Fensternischen  —  mit  einer  reichen 
Gehölzsammlung,  darunter  blühenden  Sträuchern  und  blühenden 
Stauden  besetzt,  die  abgeschnitten  in  Wassergläsern  aufgestellt 
gewesen;  an  Gehölzen  allein  mögen  wohl  200  Stück  oder 
noch  mehr  vorhanden  gewesen  sein.  Leider  aber  war  das 
Material  zu  dicht  aneinander  gereiht,  daß  es  kaum  möglich 
war,  die  in  der  dritteu  Reihe  befindlichen  Gehölze  zu  Ije- 
sichtigen,  geschweige  denn  die  in  den  rückwärts  und  hiiher 
gelegenen  Fensternischen  nur  flüchtig  zu  studieren.  Unter 
den  Gehölzen  hätten  die  schmutziggelb  gesprenkelten  Acer 
und  einige  andere,  durch  unreine  Tinten  unschön  wirkende 
Gehölze  fern  bleiben  können;  mit  einem  solchen  Material, 
und  wenn  noch  so  vorsichtig  verwendet,  wird  man  in  der 
Landschaft  niemals  ruhige  Bilder  schaffen  können.  Durch 
Blattgröße  geradezu  auffallend  wai-  eine  als  Tilia  Lueyeri,  H.  B. 
bezeichnete  Linde.  Im  großen  und  ganzen  aber  zeigte  diese 
Sammlung,  daß  in  den  Wiener  öffentlichen  Stadtanlagen  ein 
recht  umfangreiches  Gehölzmaterial  verwendet  wird. 

Die  bestehenden  und  projektierten  Gartenanlagen  der 
Stadt  Wien  waren  in  flott  gezeichneten  Plänen  —  die  die 
Eisgruber  Schule  verraten  —  und  die  bestehenden  Anlagen 
inklusive  der  Frietlhöfe  in  prächtigen,  die  Wand  schmückenden 


502 


Diie  Gairtenwelt. 


IX,  42 


Photographien  und  in  einem  großen  Album  zu  sehen.  Weiter- 
hin erläuterten  Wandtabellen  die  aus  der  städtischen  Baum- 
schule an  die  Anlagen  abgegebeneu  Gehülze,  die  Ausdehnmig 
imd  Erweiterung  der  Gartenanlagen  usw.  Wie  leider  so  oft, 
so  waren  auch  hier  einige  Sachen  derart  hoch  plaziert,  daß 
man  zum  genauen  Studium  ein  Fernrohi-  gebraucht  hätte; 
derartige  Objekte  sollte  man  dem  Auge  doch  näher  bringen, 
denn  sie  finden  beim  Publikum  oft  mehr  Interesse  als  der 
Aussteller  selbst  vermutet. 

In  den  letzten  Jahren  hat  die  Stadt  Wien  ungemein 
viel  für  Reformierung  und  Neuschöpfung  von  Gartenanlagen 
getan.  Bürgermeister  Lueger  ist  entschieden  ein  begeisterter 
Gartenfreund;  er  sucht  das  einst  Versäumte  nachzuholen  und 
jedes  noch  so  kleine  Fleckchen  Erde  für  eine  Anlage  zn 
gewinnen.  Wenn  auch  nicht  alles  geschaffene  einwandfi-ei 
ist,  so  muß  man  doch  dem  Streben  des  Bürgermeisters,  seiner 
Vaterstadt  grünende  Anlagen  zu  schaffen,  Anerkennung  zollen, 
denn  die  Stadt  Wien  besitzt  heute  für  Gartenanlagen  ein 
Budget  von   1500000  Kronen  (=  1273350  Mark). 

Die  Direktion  des  botanischen  Gartens  der 
deutschen  Universität  in  Prag  brachte  in  einem  Glas- 
kasten die  Ameisenpflanze  Myrmecodia  echinata,  Jack,  eine 
Rubiaceae  von  Java  zur  Schau  und  zwar  in  einem  alten 
Exemplar  und  daneben  in  je  einer  Sämlingspflanze  der  Jahre 
1901  bis  1905.  Weiterhin  waren  Platycerium  alcicorne  rnajus, 
Moore  (1903),  ÄKw,  Moore  (1903),  WilUnkii,  Moore  (1903), 
alcicorne  (1905)  und  grande  (1904)  zu  sehen;  die  Jahres- 
zahlen entsprechen  dem  Anzuchtsjahr  und  die  Pflanzen  von 
1904  und  1905  mit  ihren  großen  Prothallien  erregten  das 
lebhafteste  Interesse  des  Fach-  und  Laienpublikums.  Neben 
einigen  zierlich  blühenden  Alpinen  in  Töpfen  sind  noch  zu 
erwähnen  ein  größeres  Acrostichum  crinitutn  {Polypodiaceae), 
Spathicarpa  sagitlifolia  (Araceae),  kleine  Testudinaria  elephan- 
iipes  und  die  Meine,  mit  Blütchen  übersäte,  leider  selten  an- 
zutreffende Staude  Linnaea  borealis.. 

Frantz  De  Laet  in  Contich  bei  Antwerpen  stellte  eine 
kleine  Gruppe  größerer  importierter  Kakteen  und  Anton 
Zaruba  in  Prag-Liebau  ebenfalls  Kakteen,  aber  durchwegs 
Veredlungen  in  ausgezeichneter  Ware  aus;  die  Objekte  beider 
Aussteller  waren  verkäuflich.  De  Laet  hatte  am  mittleren 
Eingang  der  Orangerie  einen  Riesenkaktus,  der  drei  Meter- 
zentner wiegen  soll,  aufgestellt.  Zuletzt  mögen  in  der  gärt- 
nerisch-botanischen Abteilung  noch  die  zwei  an  der  Wand 
hängenden  Glaskästen  erwähnt  sein,  in  denen  der  Schön- 
brunner  Hofgarten  zusammen  35  verschiedene  Nejientkes- 
Kannen  in  Herbarmaterial  ausstellte. 

Die  wissenschaftliche  Ausstellung  gliederte  sich 
in  zwei  Gruppen,  in  die  historische  Abteilung,  in  welcher 
die  Beteiligung  nur  auf  Österreich  beschränkt  gewesen  und 
in  die  Abteilung  für  moderne  Hilfsmittel  der  Forschung  und 
des  Unten-ichts. 

Die  historische  Abteilung.  Die  k.  und  k.  Familien- 
fideikommiß-ßibliothek  (Vorstand  Dr.  A.  Karpf)  stellte  eine 
Reihe  Portraits  von  österreichischen  Botanikern,  Werke 
botanischen  Inhaltes  und  zahlreiche  Kunstblätter  und 
lUustrationen  aus.  Es  waren  hier  Pflanzenillustrationen  von 
1473  bis  zur  Gegenwart  vertreten.  Von  Werken  sind  zu 
nennen  ein  „Herbarius"  von  Jakobus  de  Dondes  (1473), 
der  mit  seinen  naiven  Pflanzenbildem  die  Anlegung  von 
Herbarien  zu  ersetzen  trachtete,  ein  Gmelin-Böhmer  „All- 
gemeines Blumen-,  Kräuter-,  Fiucht-  und  Gai-tenbuch"  (1750 
bis  1772),  ein  Originalwerk  „Orchideae  Sehönbrunnensis",  ge- 


zeichnet von  Franz  Gruber,  mit  100  Tafeln  und  Index 
(1847),  die  der  Künstler  für  den  Kaiser  Franz  I.  und 
Ferdinand  I.  geschaffen,  ein  Franz  Antoine  „Abbildungen 
von  51  Pfirsich-Sorten  nach  der  Natur  (1816),  ein  A.  Har- 
tinger  und  S.  Endlicher  „Paradiesus  Vindobonensis",  Wien 
1844 — 1847,  ein  Ph.'  Opitz  „Deutschlands  cryptogame  Ge- 
wächse", Prag  1817  und  ein  J.  A.  Scopol i  „Flora  carniolica", 
Wien  1760.  Die  herrlichen  Originalbilder  von  Hartinger, 
Schmutzer   und    anderen    mußten    jeden  Kenner  entzücken. 

Die  botanische  Abteilung  des  k.  k.  naturhistorischen  Hof- 
museums (Kustos  Dr.  A.  Zahlbruckner)  stellte  Werke  öster- 
reichischer Autoren  aus,  um  zu  zeigen,  welchen  Anteil  an 
der  Entwicklung  der  botanischen  Wissenschaft  Österreich  hat, 
weiterhin  Werke  ausländischer  Autoren,  die  im  Besitze  dieses 
Institutes  sind,  Werke  mit  Bezugnahme  auf  österreichische 
botanische  Expeditionen,  getrocknete  Pflanzenarten  öster- 
reichischer Autoren  oder  Sammler  mit  Originaletiquetten  und 
Pflanzenarten  österreichischer  botanischer  Expeditionen  und 
zuletzt  Briefe  liervorragender  Botaniker  aus  Jacquins  des 
Älteren  Briefwechsel.  Aus  dieser  Abteilung  sind  hervor- 
zuheben: Wawra,  „Botanische  Ergebnisse  der  brasilianischen 
Reise  des  Kaisers  Maximilians  von  Mexiko  von  1859 — 1860"; 
Martins,  „Naturgeschichte  der  Palmen";  Malpighi,  „Pflanzen- 
anatomie"; Abbildungen  zur  „Alpenflora"  von  Erzherzog 
Johann;  die  nicht  edierten  Abbildungen  von  Oberer  und 
Sieboldt  zu  den  ,,Aroideen"  von  Schott;  J.  Soureis  „Ab- 
bildungen von  in  den  Jahren  1806 — 1817  kulti\aerten  Nelken" 
mit  farbigen  Blütenblattzeichnungen  (nach  unserer  oberfläch- 
lichen Schätzung  zirka  350—400  farbige  Nelkenblätter  ent- 
haltend); ein  Kräuterbuch  (Herbarium)  aus  Tirol,  aus  dem 
16.  Jahrhundert  stammend,  und  ein  Kräuterbuch  aus  der  Zeit 
um  das  Jahr  50  n.  Chr.,  „aufs  neue  übersehen"  von  Peter 
Uff enbach  (Frankfurt,  Joh.  Bringer  1610).  Unter  den  Hand- 
schriften ist  zu  erwähnen  ein  Brief  des  van  S  wie  ton  an 
Jacquin  vom  Jahre  1788  „auf  dem  Rennweg  in  dem 
botanischen  Garten". 

Diese  beiden  genannten  Institute  hatten  in  jeder  Be- 
ziehung großartig  ausgestellt  und  ein  eingehendes  Studium 
aller  Objekte  hier  hätte  viele  Wochen  beansprucht. 

Dr.  M.  Kronfeld  in  Wien  brachte  Pflanzenbilder  und 
Dokumente  zur  Geschichte  des  Schönbrunner  botanischen 
Gartens  zur  Schau.  Welcher  Riesenfleiß  gehörte  dazu,  diese 
Kollektion  von  Abbildungen  und  Manuskripten  zu  sammeln, 
die  insbesondere  in  die  wissenschaftliehe  Glanzzeit  Schön- 
brunas  unter  Jacquins  Leitung  fällt!  Von  historischem 
Interesse  ist  der  Briefwechsel  der  auf  Expeditionen  befind- 
lichen Schönbrunner  Gärtner  mit  ihren  damaligen  Fürsten 
und  Vorgesetzten  und  weiterhin  ein  dickleibiges  Werk,  „Ver- 
zeichnis der  gesamten  in  dem  kaiserl.  königl.  Holländisch 
botanischen  Hofgarten  zu  Schönbrunn  befindliehen  Gewächsen 
und  Pflanzen,  zusammengetragen  von  dem  alldasigen  Kaiserl. 
Königl.  Hoffgärtner  Franz  Boos.     Im  Jahre  1799." 

Sehr  interessant  waren  das  vom  Benediktinerstift 
Braunau  in  Böhmen  ausgestellte  „Herbarium  vivum  oder 
lebendiges  Kräuterbuch  von  Georg  Philipp  Säur  wein  in 
Innsprugg  1748"  und  das  im  Besitze  von  Dr.  Albert  Figdor 
in  Wien  befindliche  „Herbar  des  Jeronimus  Hardefus 
von  Bregentz",  angefangen  anno  1562,  welches  als  eines 
der  ältesten  erhalten  ist. 

Das  pflanzenphj'siologische  Institut  der  k.  k. 
Universität  Wien  (Hofrat  Prof.  Dr.  Wiesuer)  zeigte  neben 
diversen  Mikroskopen  von  F.  A.  Nobert  in  Barth  (Pommern) 


IX,  42 


Die   Gartenwelt. 


503 


und  Amici,  sowie  Stativs  von  Plössl,  einen  großen  Mikro- 
skopiertiseh  des  berühmten  Wiener  Botanikers  ünger;  die 
k.  k.  Hof-  und  Staatsdruckerei  in  Wien  (Direktor:  Hof- 
rat Ganglbauer)  herrliche  Naturselbstdrucke  von  Pflanzen; 
Frau  Eegierungsrätin  Weiß  in  Wien  XVIII  12  Bände  mit 
2238  Aquarellen  diverser  Künstler,  Pilze  und  Phanerogamen 
darstellend;  das  botanische  Institut  der  k.  k.  Universität 
Wien  (Direktor  Prof.  Dr.  Eitter  von  Wettstein)  alte 
Mikroskope  und  Präparate  von  historischem  Wert,  Briefe 
Linnes  an  Jacquin  den  älteren,  und  ein  altes,  autorenloses 
Herbarium  aus  Tirol,  Ende  des  16.  Jahrhunderts  angelegt, 
und  Kustos  Dr.  A.  Zahlbruckner  in  Wien  Portraits  vom 
Reichsverweser  Erzherzog  Johann  und  seines  Beirates  Johann 
Baptist  Zahlbruckner,  welcher,  in  einer  AJpenlandschaft  sitzend, 
eine  Blume  betrachtet;  ein  reizendes  wissenschaftliches  Bild 
aus  der  Biedermeierzeit. 

Die  wissenschaftliche  Abteilung.  —  Die  bio- 
logische Versuchsanstalt  in  Wien,  „Vivarium"  im 
Prater,  stellte  Algenkulturen  aus,  unter  denen  viele  durch 
ihr  reizendes  Aussehen  (wie  z.  B.  Codium  iomentosum  von 
Triest,  Chara  spec.  von  Faied,  Ägypten,  Padina  Pavonia  von 
Triest  etc.)  wohl  jedem  Besucher  auffielen;  die  k.  k.  Samen- 
kontroll-Station in  Wien  (k.  k.  landw. -botanische  Versuchs- 
station, Direktor  Hofrat  Dr.  Ritter  von  Weinzier  1)  eine 
ungemein  reichhaltige  Sammlung  von  Apparaten  und  Uten- 
silien zur  Samenprüfung,  verfälschte  Samen  des 
Handels  nebst  den  Fälschungsprodukten,  Photographien 
von  Weizenkreuzungen,  Apparate  zur  Getreidezüchtung, 
Proben  veredelten  Saatgutes  und  vieles  andere;  Prof.  Dr. 
Tschermak  (Hochschule  für  Bodenkultur)  in  Wien  Tafeln 
mit  Zeichnungen  und  aufgeklebten  Pflanzen,  darstellend  die 
Vererbiingsgesetze  (z.  B.  die  Aufspaltung  der  Blütenfarbe  nach 
Kreuzung  einer  rotblühenden  i'i)  mit  weißblühenden  (6)  Lev- 
koje); die  k.  k.  forstliche  Versuchsstation  Mariabrunn 
bei  Wien  (Direktor  Hof  rat  Friedrich)  diverse  Ai^parate, 
Modelle  etc.,  einen  Querschnitt  durch  eine  600  Jahre  alte 
Schwarzföhre  (Pinus  Laricio  austriaca)  vom  Schneeberggebiet, 
Hölzer  mit  Zeichen  von  Hagelschlägen  bei  Lärche,  Weißkiefer 
und  Rotbuche,  Ansichten  von  denkwürdigen  Schwarzföhi-en 
aus  Niederösterreich,  unter  denen  auch  die  „breite  Föhre" 
bei  Mödling  vertreten  gewesen  und  Präparate  zimi  Nachweise 
der  Kompressionsfähigkeit  und  Härte  der  Hölzer;  die  k.  k. 
zoologische  Station  in  Triest  (Direktor  Prof.  Dr.  J.  Cori) 
herrliche  Vegetationsbilder  des  Golfes  und  der  Alpenvegetation 
beim  Leuchtturm  von  Triest,  diverse  Netze  und  eine  Zange 
zum  Heben  von  mit  Algen  bewachsenen  Steinen,  und  d  i  e 
k.  k.  zoologisch-botanische  Gesellschaft  in  Wien 
diverse  Bilder,  Bücher  etc.,  darunter  das  große  Landes- 
herbar  von  Niederösterreich. 

In  sehr-  hervorragender  Weise  war  die  Botanik,  wie 
sie  tatsächlich  an  den  österreichischen  Mittelschulen  gelehrt 
wird,  durch  eine  Spezialkommission,  bestehend  aus  den  Pro- 
fessoren Anger,  Lanner  und  Dr.  Linsbauer  vorgefülu-t; 
die  hier  veranschaulichten  Objekte  entstammten  einer  großen 
Zahl  von  Wiener  Gymnasien  und  Realschulen. 

Photographien  stellten  aus:  Hjalmar  Jensen  in 
Buitenzorg  (Java),  herrliche  Vegetationsbilder  (Nejjenthes, 
Oriodoxa  regia,  Urwald-Moosregion,  Bambusen  etc.),  Dr.  Hans 
Hallier  in  Hambm-g,  Ansichten  von  seiner  ostasiatischen  Reise 
1903/4;  das  botanische  Institut  der  k.  k.  Universität 
Innsbruck  (Direktor  Prof.  Dr.  Heinricher),  diverse  Tropen- 
bilder,   z.  B.  ein  von  Luftwurzeln  umgebener   großer  Stamm 


von  Fi^(s  elaslica  und  Taue  einer  Rotangpalme  aus  Buiten- 
zorg, Atemwui-zeln  einer  Sonneratia  acida  (raseolaris)  von 
Java  und  Kokospalmen  am  Strand  bei  Mount  Lawinia  nächst 
Colombo  (Ceylon);  Dr.  Johs.  Schmidt  in  Kopenhagen, 
Mangrove -Vegetation  im  Golf  von  Slam  und  andere  siame- 
sische Vegetationsbilder  von  seiner  Expedition  1899/1900; 
Prof.  Dr.  Wille,  botan.  Garten  in  Christiania,  norwegische 
Pflanzen  und  Pflanzenvegetation;  Prof.  Dr.  Schröter-Zürich, 
herrliche  Vegetationsbilder  aus  der  Schweiz;  Kon r ad  Heller, 
Landschaftsphotograph,  Wien  XII,  solche  aus  Korfu,  der 
Türkei,  Dalmatien,  Tirol  und  Niederösterreich  und  Prof.  Dr. 
Luja  Adamovio- Belgrad,  solche  vom  Balkan.  Selir  schön 
waren  die  stereoskopischeu  Photographien  von  Dr.  C.  Schröter, 
Zürich  aus  der  Schweiz,  aus  Japan,  .lava  und  von  Ceylon, 
die  Photographien  eines  Tiekwaldes  in  Mitteljava  und  in 
einem  Glaskasten  präpariert  die  Brugmansia  Ztppelii  auf 
OissMs- Wurzeln,  die  Präparate  von  Pilzen  und  Pflanzenorganen 
in  Konservierungsflüssigkeit  von  Prof.  Dr.  Gino  Pollacci  in 
Pavia,  die  Alkoholpräparate  von  Rafflesiaceae,  Balanophoraceae 
und  Loranihaceae  nach  einer  verbesserten  Methode  hergestellt 
vom  botan.  Institut  der  k.  k.  Universität  Innsbruck 
(Prof.  Dr.  Heinricher)  und  die  Sammlung  brasilianischer 
Lianen  vom  botan.  Institut  der  k.  k.  Universität  in 
Wien,  welche  der  Direktor,  Prof.  Dr.  Ritter  von  Wettstein, 
von  seiner  Expedition  mitgebracht.  Eduard  Reiner  in 
Wien  bi  achte  in  farbigen  Photographien  die  Farben  Variation 
der  Victoria  regia -'Blüten  am  1.,  2.  und  3.  Tage;  das 
botan.  Institut  der  technischen  Hochschule  in 
Dresden  (Prof.  Dr.  Drude)  Proben  des  Formationsherbariums 
der  sächsischen  Flora,  pflanzengeographische  Wandkarten  etc. 
und  das  botan.  Institut  der  k.  k.  deutschen  Universität 
in  Prag  (Prof.  Dr.  G.  von  Beck)  pflanzengeographische  Erd- 
karten, Vegetationsbilder  etc. 

Eine  große  Anzahl  Firmen  stellte  Mikroskope,  Mikrophoto- 
graphien, Präzisionswagen  für  botanische,  pflanzenphysiologische 
und  chemische  Zwecke,  Skioptikons,  Glasinstrumente  für  bo- 
tanische Zwecke  etc.  aus;  Prof.  Dr.  Linsbauer  in  Wien  XIX, 
Apparate  zur  Messung  der  Lichtstärke  in  großen  Wasser- 
tiefen und  zur  Ermittlung  der  Stärke  des  Ober-  und  Unter- 
lichtes  in  geringeren  Wassertiefen ;  das  artistische  Institut 
Orell  Füssli  in  Zürich,  herrliche,  sehr  sauber  gearbeitete 
botanische  Photochrom-Reproduktionen  und  botanische  Demon- 
strationspräparate für  Mittel-  und  Hochschulen;  J.  Wenzl 
&  Fleischmann  in  Wien  XVI,  transparente  Tafeln;  Hugo 
Hinterberger,  Universitätsrektorin  Wien,  Mikrophotogramme, 
Diapositive  für  Skioptikons,  Lichtdrucktafeln  etc.,  alles  hoch- 
interessante Objekte,  diverse  Private  und  Handlungen,  Her- 
barien, Bücher,  anatomische  Wandtafeln,  botanische  Fach- 
schriften und  Literatur. 

Die  k.  und  k.  Hofgarten-Direktion  in  Schön- 
brunn hatte  ihre  von  der  ersten  österreichischen  Gartenbau- 
Ausstellung  her  bekannte  Sammlung  der  Hofgärten  von 
Schönbrunn,  Laxenburg  etc.,  bestehend  in  äiißerst  wertvollen 
alten  und  neueren  Gemälden  und  Photographien,  zur  Auf- 
stellung gebracht;  die  kunstvolle  Anordnung  und  Aus- 
schmückung war  sehr  apart  gehalten  und  wirkte  überaus 
vornehm. 

Ludwig  Schröter-Zürich,  Mathilde  von  Mestrovic 
in  Wien  und  Therese  Kuderna,  k.  k.  Oberstengattin  in  Wien, 
waren  mit  prachtvollen  Ölgemälden,  Orchideen,  vertreten;  die 
genannten  Künstlerinnen  hatten  das  Material  den  umfang- 
reichen  Orchideenhilusern    des  Schönbrunner  Hofgartens   ent- 


504 


Die   Gartenwelt. 


IX,  42 


nommen    und   Frau   Kuderna    dabei    speziell    die    dort   ent- 
standenen Kreuzungen  berücksichtigt;  sie  stellte  aus: 
2  Gemälde  von  Laelia  hybrida  teneh-osa  X  eler/ans 

2  „  „    Laelio-CaUleya  xanihina  yC  gaskelli-ana 

3  „  „    C.  Mossiae  X  ienebrosa 
1          „  „    C.  Mossiae  X  elegans 

1  „  „    Laelia  hybrida  purpuraia  X  grandis. 

Diese  Gemälde  zeigten  aufs  deutlichste,  wie  variabel 
die  Orchideen,  \vie  unerschöpflich  sie  in  der  Farbenvariation, 
der  Größe  und  Form  der  Blüten  sind,  selbst  dort,  wo  aus 
einer  Samenkapsel  mehrere  Pflanzen  entstanden.  Der  Schön- 
brunner  Hofgarten  hat  in  der  Orchideenanzucht  aus  Samen 
ein  fabelhaftes  Glück;  dort  wachsen  die  Sämlinge  in  den 
Anzuchtschalen  der  Orchideenhäuser  jährlich  zu  Tausenden 
und  förmlich  wie  Unkraut  heran.  Jeder,  der  nach  Schön- 
brunn kommt,  versäume  nicht,  sich  Einlaß  in  die  Orchideen- 
häuser zu  verschaffen ;  was  er  dort  in  bezug  auf  Sämlings- 
zucht zu  sehen  bekommt,  wird  ihm  auf  dem  Kontinent  so 
bald  nicht  wieder  begegnen. 

Und  nun  zurück  zur  Ausstellung!  Sie  war  in  allen 
Teilen  großartig  durchgeführt  und  von  der  Kommission,  an 
deren  Spitze  Hofrat  Prof.  Dr.  Eitter  von  Weinzierl  gestanden, 
außerordentlich  übersichtlich  arrangiert.  Der  Besuch  soll  auch 
recht  zahlreich  gewesen  sein.  Se.  Majestät  zeichnete  die 
Ausstellung  durch  eingehende  Besichtigung  aus,  und  man  sagt, 
daß  über   10  000  Personen  dieselbe  besichtigt  halien. 

Programm  zur  XIV.  Jahresversammlung  der  Deutschen 
Dendrologischen  Gesellschaft  in  Konstanz  vom  7.  bis  1 1.  August 
d.  Js.  Das  soeben  erschienene  Programm  ist,  wie  alles,  was  von 
der  genannten  Gesellschaft  ausgeht,  in  seiner  Art  eine  anerkennens- 
werte Musterleistung.  Mit  peinlicher  Sorgfalt  klar  und  übersichtlich 
ausgearbeitet,  ersetzt  es  den  Teilnehmern  Kursbuch  und  Eeisehand- 
buch  zugleich.  Es  ist  alles  auf  die  Minute  berechnet,  über  jede 
Stunde  der  einzelnen  Tage  ist  verfügt.  Alle  Abfahrtzeiten,  möge  es 
sich  nun  um  Bahn-  oder  Wagenfahrt  handeln,  sind  genau  angegeben, 
die  Preise  fiii-  die  einzelnen  Bahn-,  Dampfer-  und  Wagenfahrten, 
Mittagessen  usw.  fehlen  nicht.  Bei  den  Fußtouren  finden  wir  ge- 
naue Zeitangaben,  die  zur  Zurüoklegung  der  Sti-ecken  erforderlich  sind. 

Wie  der  Vorsitzende  der  Gesellschaft,  Herr  Fritz  Graf  v.  Schwerin 
keinerlei  veraltete  Förmlichkeiten  kennt,  so  kennt  solche  auch  die 
Deutsche  Dendrologische  Gesellschaft  nicht.  Frack  und  Zylinder  mag 
jeder  Teilnehmer  in  seinem  eigenen  Interesse  ruhig  zu  Hause  lassen ; 
zu  allen  Sitzungen,  Mahlzeiten  und  Ausflügen  erscheint  man  stets 
in  seinem  Reiseanzug.  Tischreden  düi-fen  selbstverständlich  nicht 
gehalten  werden,  da  die  Gesellschaft  nur  wissenschaftliche  Zwecke 
verfolgt.  Ihre  Veranstaltungen  sind  deshalb  durchaus  ungeniert  und 
mit  keinerlei  gesellschaftlichen  Verpflichtungen  verbunden.  Damen, 
welche  persönliche  Mitglieder  der  Gesellschaft  sind,  können  sich  an 
der  Jahresversammlung  beteiligen;  sie  haben  aber  keine  andere  Rück- 
sichtnahme als  die  männUchen  Mitglieder  zu  beanspruchen,  da  andern- 
falls die  planmäßige  Abwicklung  des  Programms  in  Frage  gesteht 
werden  würde. 

An  Ausflügen  .sind  vorgesehen:  Für  Dienstag,  den  8.  August 
Schloß  Arenberg  und  Schloß  Gaste! ;  für  Mittwoch,  den  9.  August 
Stadtgarten  in  Überlingen  und  Insel  Mainau;  für  Donnerstag,  den 
10.  August  Villa  Taxis,  Bregenz;  für  Freitag,  den  11.  August  Bad 
Schachen  mit  Parkanlagen  des  Lindenhofes  und  königlich  württem- 
bergischer Schloßpark  in  Friedrichshafen.  Bekanntlich  sind  die  Vor- 
mittagsstunden für  die  wissenschaftlichen  Vorträge  imd  die  Nachmittage 
für  dendrologische  Besichtigimgen  bestimmt;  nur  dei-  letzte  Tag 
dient  vollständig  den  Ausflügen. 

Folgende  Vorträge  sind  angemeldet. 

I.  Tag. 
Herr  Fritz   Graf  von   Schwerin  (Wendisch- Wilmersdorf):   Zweck 
und   Ziel  der  Deutschen  Dendrologischen  Gesellschaft. 


Herr  Hofgartendirektor  Graebener  (Karlsruhe):  Über  die  in  Deutsch- 
land winterharten  Magnolien. 

Herr  Otto  Fröbel  (Zürich):  Dendrologische  Plauderei  über  einige 
interessante  und  seltene  Koniferen  und  über  einen  neuen  Sorbus. 

Herr  von  Grünberg  (Pritzig):  Notizen  über  Sorbus. 

Geschäftsbericht.  ^^-  ^*S- 

Herr  Professor    Pfitzer    (Heidelberg):     Kleine     Mitteilungen     über 

Bambusen  und  Arundinaceen. 
Herr  HofgUrtner  Nohl  (Mainau):  Geschichte  der  Anpflanzungen  auf 

der  Insel  Mainau  und   Beobachtungen   an   den   dortigen  Exoten. 
Herr  Garteninspektor  Beißner  (Poppeisdorf):  Kleine  dendrologische 


Mitteilungen. 


III.  Tag. 
ißner    (Poppelsdo 


■f):    Mitteilungen    über 


ch):    Unsere    winterharten    Rosenarten    und 


Herr    Garteninspektor 

Koniferen. 
Herr  St.  Olbrich  (Züi 

ihre  Verwendung. 
Herr  Fritz  Graf  von  Schwerin  (Wendisch- Wilmersdorf):  Bericht 

über  die  Resultate  des  Wiener  Nomenklaturkongresses. 
Im    Sitzimgssaale  (Sitzungssaal   des   Stadthauses   am   Stephans- 
platz)   findet    eine    kleine    Ausstellung    von    Gehölzen,    Zapfen    und 
Photographien  statt. 

Der  Herausgeber  der  Gartenwelt  bedauert  lebhaft,  in  diesem 
Jahre  an  der  Jahresversanmilung  nicht  teilnehmen  zu  können,  da  er 
am  19.  August  zur  Eröffnung  der  Gartenbau-Ausstellung  in  Darmstadt 
sein  muß  und  es  ihm  unmöglich  ist,  im  Hochsommer  14  Tage  von 
Berlin  abwesend  zu  bleiben.  Allen  Mitgliedern  aber,  die  die  notwendige 
Zeit  erübrigen  können,  sei  die  Teilnahme  an  den  Verhandlungen  und 
an  den  in  diesem  Jahre  besonders  interessanten  Ausflügen  wärmstens 
empfohlen.  Die  Besichtigung  der  an  dendrologischen  Schätzen  so 
überaus  reichen  Insel  Mainau,  dem  Lieblingsaufenthalt  des  Groß- 
herzogs Friedrich  von  Baden,  würde  allein  die  ßeise  bezahlt  machen. 
Ich  vei-weise  auf  die  illustrierte  Abhandlimg  im  IV.  Jahrgang,  Seite  522 
und  folgende.  M.  H. 

Aus  den  Vereinen. 

Die  Niederländische  Gesellschaft  für  Gartenbau  und 
Botanik  verlieh  ein  Zeugnis  erster  Klasse  für  Funckia  Fortunei 
robtista,  eine  Neuzüchtung  der  Herren  G.  Zeestraten  &  Söhne, 
Blumenzwiebelzüchter  in  Oegstgeest,  für  Impaficn^  Holstii  und  für 
Patuianus  Veitchi  albiceps,  Neuzüchtung  des  Herrn  J.  F.  AVilke, 
Obergärtner  im  Zoologischen  Garten  in  Rotterdam. 


Bücherschau. 

Les  Plantes  alimentaires  indigfenes.  Par  Georges  Gibaiüt. 
Paris  1904.  Librairie  Horticole,  84  bis  Rue  de  Grenelle.  Preis  franko 
70  cts. 

Ein  kleines  Schriftchen  über  zahlreiche  (in  Frankreich)  ein- 
heimische Nährpflanzen,  die  zu  Genußzwecken  verarbeitet  werden 
können  und  wohl  auch  da  und  dort  verarbeitet  werden.  1.  Solche 
mit  genießbaren  Knollen,  Rhizomen,  Zwiebeln,  Wujrzeln  wie  Lathyrus 
tuberosus,  Bunium  bidboeastamim,  Conopoditim  denudatum,  Ärum 
macidatimi,  Bryonia  dioica,  Nymphaea  alba  und  Nuplmr  hiteum, 
Tragopogon  praiense;  2.  Krautartige  Pflanzen,  die  man,  nach  Art  des 
Spinats  und  des  Spargels  zubereitet,  genießen  kann,  wie  Rumex 
Patieftüia,  Cheiwpodium  Bonus  Hcnrtcus,  Solanum  nigrum  (!), 
Mercurialis  annua  u.  a.;  3.  Krautartige  Pflanzen,  die  als  Salat  zu- 
bereitet werden,  wie  Cardamine  pratensis,  Plantago  Coronopus, 
Sedimi  album,  junge  Triebe  von  'hjpha  latifolia.  Zum  Schluß  werden 
das  Mehl  von  Olyceria  fluitans  (Mannaschwaden)  und  die  Früchte 
von    der   Wassernuß,    Trapa   natans,    als   Nahrungsmittel    genannt. 


Personal-Nachrichten. 

Goegginger,  Heinrich  Franz,  in  Riga,  der  am  1.  April  auf 
eine  fünfundsiebzigjährige  Berufstätigkeit  zurückblicken  konnte,  starb 
am  23.  Juni  n.  St.  im  Alter  von  87  Jahren. 


Verantwortl.  Redakteur:  Ma 


Berlin.  —  Verlae  \ 


■  Druck:  Anhalt.  Bachdr.  Öutenberg, e.  G.  m.  b.  H..  Dessau. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  gresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


22.  Juli  1905. 


No.  43. 


Xachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Pflanzenkunde. 


\jaAal 


ilieimischo  Pflanzen  meines  Gartens. 

Von  H.  Nehrung  (Florida). 

{Hiei'iu  xirei  Abbildungen.) 

IL 


2I  Palmetto  wird  jetzt,  sehr  häufig  in  den  Gärten  an- 
gepflanzt und  zwar  wählt  man  dazu  Exemplare,  die  eine 
Stammhöhe  von  2  bis  G  Meter  haben.  Die  Wedel  werden 
entfernt,  dann  wird  der  Stamm  ausgegraben,  die  Wurzeln  ab- 
gesclinitten  und  der  sehr  schwere  Stamm  in  den  Garten  oder 
Park  verpflanzt.  Hier  dauert  es  gewöhnlieh  ein  volles  Jahr, 
bis  sich  neue  Wedel  bilden,  ein  Zeichen,  daß  die  Pflanze 
angewachsen  ist.  Vertrocknet  das  stehen  gebliebene,  halb- 
entwickelte Herzblatt,  was  jedoch  auch  nicht  vor  Ablauf 
von  etwa  zehn  Monaten  geschieht,    dann    ist   alle  Mühe  ver- 


gebens gewesen.  Man  kann  dann  mit  leichter  Mühe  das 
ganze  Herz  herausziehen  und  sieht  dann,  daß  es  verfault 
ist.  Die  Farbe  der  massigen,  großen  Blätter  ist  oberseits 
dunkelgrün,  urfterseits  bläulichgrün;  sie  sind  überdies 
mit  \'ielen  bräunlich-weißen  Fasern  besetzt.  An  den 
Hotelpalästen  der  Ostküste  Floridas  ist  diese  Palme  in  den 
letzten  Jahren  massenweise  angepflanzt  worden.  Gruppen 
und  Alleen  dieser  Palme  sind  von  großartiger  land.schaftlicher 
Wirkung  und  entzücken  .selbst  den  sonst  an  der  Natur 
achtlos  vorübergehenden  Alltagsmenschen.  Ich  habe  Sabal 
Palmetto  zahlreich  in  meinem  Garten  angepflanzt,  wo  sie 
sich  in  Gesellschaft  der  verschiedenen  Dattelpalmen  und  der 
südamerikanischen  Cocos-Arten  herrlich  ausnimmt.  Ich 
pflanze  allerdings  nur  kleine  Exemplare  an,  da  es  sehr 
schwierig  ist,     die  großen,    schweren  Stämme    fortzuschaffen. 


Garlenuelt       IX 


Die  Gartenwelt. 


IX,   43 


Nur  ein  Exemplar  mit  einem  etwa  2 1/2  ^  holien  Stamme 
Ijflanzte  ich  letztes  Jahr  dicht  am  Hause  an  und  es  beginnt 
in  diesem  Jahre  seine  volle  Schönheit  zu  entfalten.  Dieses 
sind  die  im  nördlichen  Florida  vorkommenden  wild- 
wachsenden Palmen.  An  der  Küste,  am  atlantischen  Ozean 
und  am  Golf  von  Mexico,  der  Südspitze  Floridas,  kommt 
aaßer  diesen  auch  noch  die  Kokospalme,  sowie  die  Königs- 
palme (Oreodoxa  regia)  vor.  Beide  werden  dort  häufig  an- 
gepflanzt. Drei  andere  Arten,  Thrinax  jMrviflora,  Thrinax 
argeniea,  und  Thrinax  Garberi  finden  sich  dort  ebenfalls 
mehr  oder  weniger  zalilreich.  Auf  den  kleinen  Korallen- 
inseln der  Südspitze,  den  sogenannten  Florida  Keys,  findet 
sich  auch  die  schöne  Pseudophoenix  Sargentii^  die  eine 
Stammhöhe  von  7  bis  8  Metern  erreicht  und  sich  durch 
lange,  elegant  gebogene  Fiederblätter  auszeichnet.  Sie  wui-de 
im  Jahre  1886  von  Prof.  C.  S.  Sargent  entdeckt  und  von  dem 
berühmten,  im  Januar  1903  verstorbenen  Palmenkenner  Wend- 
land-Hannover beschrieben  und  benannt.  Alle  diese  ge- 
nannten Palmen  sind  in  meinem  Garten  nicht  ausdauernd. 
Von  den  kalifornischen  Arten  gedeiht  nur  Washingtonia 
ßamentosa  (vergl.  VIH.  Jahrg.,  Seite  601  und  602)  einiger- 
maßen gut,  während  die  schöne  Erythea  armata  und  Erylhea 
edulis  durchaus  nicht  wachsen  wollen.  Jedenfalls  ist  ihnen 
das  Klima  zu  feucht  und  der  Boden  zu  leicht. 

Nächst  den  Palmen  wandte  ich  meine  Aufmerksamkeit 
den  Magnolien  zu.  Die  laubabwerfenden  Arten  kommen 
leider  in  meinem  Garten  nicht  fort,  dagegen  gedeiht 
Magnolia  grandtflora,  jedenfalls  der  schönste  immergrüne 
Blütenbaum  unseres  Landes  und  einer  der  schönsten  immer- 
gi-ünen  Bäume  der  Erde,  ganz  vorzüglich.  Sie  findet  sich 
nördHch  bis  zum  Oliio,  hält  selbst  in  Washington  im  Freien 
aus  und  findet  sich  an  einzelnen  Stellen  selbst  noch  in 
Philadelphia.  An  der  nördlichen  Grenze  ihres  Verbreitungs- 
gebietes ist  sie  jedoch  spärlicher  belaubt  und  verästelt  als 
weiter  südlich.  Die  schönsten  Magnolien  sah  ich  in  Mobile, 
in  New-Orleans,  im  südlichen  Louisiana  und  an  den  Ufern 
des  Buffallo  -  Bayou  in  Houston,  Texas.  Die  Belaubung,  der 
Wuchs  und  die  Blüten,  sowie  auch  die  Samenzapfen  sind  so 
verschieden,  daß  man  fih'  Gartenzwecke  eine  ganze  Anzahl 
Sorten  aufgestellt  und  teilweise  mit  lateinischen,  von  den 
Botanikern  jedoch  nicht  anerkannten  Namen  bezeichnet  hat. 
Ich  suchte  im  Laufe  der  Jahre  alle  Sorten  zusammen  zu 
bringen  und  habe  deren  jetzt  etwa  zwanzig  verschiedene. 
Es  gibt  groß-  und  kleinblätterige  und  dasselbe  gilt  von  den 
Blüten.  Manche  blühen  nur  einmal  im  Jahre,  andere  von 
Ende  März  bis  amu  August  und  vereinzelt  sogar  bis  zum 
November.  Der  Wuchs  fast  aller  ist  sehr  dicht,  doch  ist 
die  Form  der  Bäume  sehr  verschieden,  je  nach  der  Sorte. 
Manche  sind  pyramidal,  andere  haben  die  Form  einer 
italienischen  Pappel,  noch  andere  sind  breit  und  buschig 
imd  mehrere  haben  eine  vollständig  nmde  Form.  Die 
Fruchtzapfen  mancher  Sorten  stehen  aufrecht  und  haben 
eine  leuchtend  rote  Farbe,  bei  anderen  hängen  sie  herab  und 
sind  grau.  Der  Wuchs  fast  aller  ist  sehr  symmetrisch  und 
sie  verzweigen  sich  vom  Boden  aus.  Es  ist  ein  herrlicher 
Anblick ,  die  Bäume ,  wenn  sie  neues  Laub  getrieben 
haben,  vom  Winde  sich  hin-  und  herbewegen  zu  sehen.  Das 
hellgrüne,  junge,  glänzende  Laub,  das  oft  auf  der  Unterseite 
rostrot  gefärbt  ist,  dann  die  tiefgrünen  alten  Blätter  bilden 
einen  sehr  hübschen  Kontrast.  Ist  an  sich  der  Baum  schon 
von  großer  Schönheit,  so  ist  doch  das  ganz  besonders  der 
Fall,   wenn  sich    die    großen    Blüten    erst   kelchförmig,    dann 


tellerförmig  öffnen  und  ihren  köstlichen  Wohlgeruch  aus- 
strömen lassen.  Verschiedene  meiner  Magnolien  sind  so  dicht, 
daß  sie  den  Lieblingsaufenthalt  der  gesangeskundigen  Spott- 
drossel, des  schönen  roten  Kardinals  und  des  hübschen 
kleinen  Sperlingstäubchens  (Chamaepelia  passerina,  L.) 
bilden.  Die  ersten  pflanzte  ich  aus  dem  Walde  im  Jahre 
1891  an.  Sie  sind  heute  etwa  acht  Meter  hoch.  Die  nächste 
Gruppe,  lauter  verschiedene  Varietäten,  wurde  im  Jahre  1903 
gepflanzt.  Die  größten  sind  jetzt  7  bis  8  Meter  hoch, 
während  einzelne  zwergartige  buschige  Sorten  kaum  eine 
Höhe  von  2  Meter  erreicht  haben. 

Ein  schöner  immergrüner,  einheimischer  Blütenbaum  ist 
auch  die  Gordonie  ( Gordonia  Lasianthus),  zur  Familie  der 
Ternstroemiaceae  gehörend.  Er  ist  nicht  so  dicht  verästelt  und 
belaubt  wie  die  Magnolie,  die  Blätter  sind  auch  nicht 
so  glänzend  dunkelgrün,  aber  es  finden  sich  stets, 
namentlich  im  Winter  und  Frühling,  so  viele  scharlachrote 
Blätter  unter  den  grünen,  daß  man  wähnt,  es  seien  rote 
Vögel  oder  Blüten.  Die  großen  Blüten  erscheinen  im  Mai 
und  Juni.  Sie  sind  rein  weiß,  sehr  wohlriechend  und  einer 
einfachen  Kamelie  sehr  älmlieh.  Die  herabgefallenen  auf- 
gerollten Blüten  sehen  Eierschalen  täuschend  ähnlich.  Die 
Gordonie  läßt  sich  leicht  in  den  Garten  verpflanzen,  obwohl 
sie  ursprünglich  nur  im  feuchten  Humusboden  wächst. 

Schöner  und  dichter  ist  der  amerikanische  Ölbaum 
(Osmanthus  americanus).  Er  verästelt  sich  vom  Boden  auf 
und  bildet  eine  dichte,  fast  halbkugelförmige,  dunkel-immer- 
grüne Masse.  Die  Blätter  sind  groß  und  glänzend  grän. 
Die  Blüten  erscheinen  zu  Ende  des  Winters.  Sie  stehen  in 
dichten  Trauben,  sind  klein,  grünlichweiß  und  schwach 
duftend.  Die  Früchte  sind  blauschwarz,  einer  Olive  sehr 
ähnlich,  reifen  im  Spätherbst,  sind  aber  nicht  verwertbar. 
Ich  verpflanzte  im  Spätherbste  des  Jahres  1895  eine  Anzahl 
kleiner  Bäumchen  aus  dem  Walde,  die  heute  eine  Höhe  von 
fünf  Metern  erreicht  haben  und  fast  ebenso  breit  sind. 

Von  ganz  besonderer  Schönheit  ist  auch  die  Wachs- 
myrte (Myrica  cerifera).  Sie  bildet  vom  Boden  aus  mehrere 
Stämme,  die  sich  halb  aufrecht  nach  allen  Seiten  hin  ver- 
breiten und  schließlich  immergrüne,  dichte  Massen  von  vier 
bis  fünf  Meter  Höhe  bilden  und  noch  breiter  werden.  Das 
Laub  ist  klein,  stark  aromatisch,  immergrün,  mit  einem  ins 
Bräunliche  gehenden  Schimmer.  Dadurch  wird  sie  sehr 
wertvoll,  da  sie  Abwechslung  in  den  Ton  der  Landschaft 
bringt.  Auch  durch  ihre  eigenartig  schöne  Form  ist  sie  für 
die  Gestaltimg  des  Landschaftsbildes  sehr  wichtig.  Im 
Herbst  und  Winter  ist  sie  über  und  über  dicht  mit  kleinen 
bräunlichweißen,  mit  einer  Wachskruste  bedeckten  Beeren 
geschmückt,  wodurch  sie  ebenfalls  sehr  effektvoll  wird.  Diese 
Beeren  wurden  früher  sehr  viel  zui-  Bereitung  von  Wachs 
benutzt.  In  meinem  Garten  werden  die  Büsche  den  ganzen 
Winter  hindurch  von  Myrtensängern  (Dendroica  coronata)  um- 
schwärmt, welche  sich  von  den  Früchten  nähren. 

Ausgezeichnete  kleine  immergrüne  Bäume  sind  auch  die 
Stechpalmen  oder  Hülsen,  besonders  die  schöne  dichte  Bex 
Apaca,  allgemein  als  „Holly"  bekannt.  Die  Blätter  sind 
stachelig  und  dunkel  -  immergrün.  Der  Wuchs  ist  dicht 
und  buschig  von  unten  auf  verästelt.  Im  November  be- 
ginnen sich  die  etwa  erbsengroßen  Beeren  prachtvoll 
scharlachrot  zu  färben  und  sie  schmücken  den  Baum  dann 
den  ganzen  Winter  hindurch  aufs  schönste.  Ganze  Eisenbalm- 
ladungen  von  mit  Beeren  besetzten  Zweigen  werden  jährlich 


IX  48 


Die   Gartenwelt. 


507 


nach  dem  Norden  versandt,  um  zu  Weilinachten  die  Woh- 
nungen zu  schmücken.  Das  Einsammeln  dieser  Zweige  wird 
aber  in  so  verständnisloser  Weise  betrieben,  daß  Gefahr  vor- 
handen ist,  daß  der  schöne  Baum  in  absehbarer  Zeit  ganz 
ausgerottet  sein  wird.  Die  Pflanze  variiert  sehr,  denn  es 
gibt  auch  Sorten,  welche  fast  ganz  glatte,  wenig  liestachelte 
Blätter  haben.  Ich  habe  sie  sehr  zahlreich  in  meiner  Anlage 
angepflanzt,  und  die  älteren  unter  ihnen  bilden  bereits  pracht- 
volle dichte  Bäumchen  von  etwa  zwei  bis  drei  Meter  Hölie. 
Sehr  schön  ist  auch  der  Dahoon  (Hex  Dal/ooii,  I.  Cassiiie), 
ein  kleines  buschiges  Bäumchen  von  vier  bis  fünf  Meter 
Höhe.  Die  Blätter  sind  klein, 
hell-immergrün  und  glatt- 
randig.  Im  Spätherbst  und 
Anfang  des  Winters  sind 
diese  dicht  mit  scharlach- 
roten, glänzenden  kleinen 
Beeren  besetzt,  so  daß  die 
Blätter  kaum  zur  Geltung 
kommen.  Das  Ganze  ist  dann 
eine  schon  von  weitem  sicht- 
bare leuchtend  rote  Masse. 
Der  Wuchs  ist  nicht  so  dicht 
und  schön  wie  bei  der 
vorigen  Art,  doch  gereicht 
auch  sie  dem  Garten  stets 
zu  hoher  Zierde,  besonders 
wenn  man  sie  zu  kleinen 
Gruppen  vereinigt.  Sie  läßt 
sich  leicht  verpflanzen  und 
bildet  schon  nach  wenigf^n 
Jahren  sehr  hübsche  Exem- 
plare. Der  Yaupon  {I.vomi- 
toria,  vomitorius  =  brechen- 
erregend) mit  kleinen,  myrten- 
förmigen  Blättern  geschmückt 
und  hübsche  Büsche  von 
drei  bis  vier  Meter  bildend, 
ist  ebenfalls  des  Anpflanzens 
wert.  Auch  diese  Art  ist 
im  Winter  sehr  dicht  mit 
kleinen  korallenroten  Beeren 
geschmückt.  Gereichen  diese 
Hülsen  schon  in  dem  feuchten 
Humusboden  der  Landschaft 
zu  großer  Schönheit,  so  ist 
dies  noch  mehr  im  Garten 
der  Fall,  wo  man  sie  pflegen 
und  ihren  Wuchs  beaufsich- 
tigen kann. 

Der  so  schöne  Lorbeer- 
kirsclibaum  (Prunus  caroli- 
niana),  der  im  feuchten,  gehaltreichen  Boden  eine  unvergleichlich 
schöne  dichte  Krone  immergrüner  Blätter  bildet,  will  leidei 
nicht  so  recht  seine  vollste  Schönheit  in  dem  trockenen  Sand- 
lioden  meines  Gartens,  wo  alle  die  bereits  genannten  Bäume 
sehr  gut  gedeihen,  entfalten.  Er  wächst  zwar  auch  hier 
schnell  und  nimmt  eine  hübsche  Form  an,  wer  aber  die 
wilden  Bäume  in  ihrer  "Vollkommenheit  geschaut,  wird  zu- 
geben müssen,  daß  sie  sich  mit  jenen  nicht  vergleichen  lassen. 

Unter    den    immergrünen  Eichen    ist    es    namentlich    die 
Lebenseiche  {Quercus  nrginiana),  Abb.  auf  der  Titelseite,  welche 


sich  durch  schöne  Form  und  Dichtigkeit  des  Wuchses  aus- 
zeichnet. Sie  kommt  hier  selbst  auf  dem  trockensten  und 
ärmlichsten  Sandboden  fort  und  entwickelt  sich  im  Laufe 
der  Zeit  zu  sehr  auffallenden,  oft  malerisch  herabgebogenen 
Bäumen.  Nachdem  mein  Gartenland  geklärt  worden,  schössen 
Eichen  in  dichten  Massen  auf,  darunter  auch  Lebenseichen. 
Ich  ließ  einige  davon  stehen  und  diese  haben  sich  im  Laufe 
von  etwa  vierzehn  Jahren  zu  schönen,  etwa  fünf  Meter  hohen 
Bäumen  entwickelt.  Auch  die  blaugraue  Eiche  {Quercus 
brerifolia*),  die  gewöhnlichste  Art  unseres  sandigen  Hoch- 
landes, findet  sich  in  einer  Anzahl  hübscher  Exemplare  in 
meinem  Garten.  Sie  wächst 
sehr  rasch  und  wird  sehr 
breit  und  buschig.  Ver- 
schiedene Exemplare  sind 
bereits  zehn  Meter  hoch  und 
ebenso  breit.  Das  Laub  hat 
die  Form  eines  Weidenblattes 
unil  ist  bläulichgraugrün. 
Es  fällt  nach  Neujahr  lang- 
sam ab,  erneuert  sich  aber 
nach  etwa  sechs  Wochen  und 
zeigt  beim  Erscheinen  eine 
prachtvolle  rötlichgraue  und 
violette  B'ärbung.  Diese,  mit 
jungem  Laube  geschmückten 
Bäume  sind  in  der  Land- 
schaft von  großartiger  Wir- 
kung. Manche  meiner  Exem- 
plare sind  ganz  mit  Bigno- 
nien,  Karolina-Jasmin,  Trom- 
petenlianen, Mondblumen 
(Ipomoea  Bona-nox)  und  be- 
sonders mit  Silber.sträuchern 
(Elaeagnus  reflexa)  überrankt 
und  durchwachsen. 
(Schluß  folgt.) 


Laubliol 


Über  die  Ergebnisse  der 
Nomeiildaturberatungeii 
auf  dem  Interuatioiialen 
Botanischen  Kongreß  in 
Wien,  Juni  1905. 

Von  C.  K.  Schneider,  AVien. 

JJer  kürzlich  stattgehabte 
Botanische  Kongress  in  Wien 
erfreute  sich  eines  reichen  inter- 
nationalen Besuches.  Dies  kam 
au(  h  in  den  Sitzungen  der  Nomenklaturkonterenz  zum  Ausdruck,  welche 
in  ganz  vorzüglicher  Weise  von  Professor  Flah  au It  (Montpellier)  unter 
Assistenz  der  Herren  Professor  Mez  (Halle)  und  Professor  Ren  die 
(England)  geleitet  wurden.  Es  ist  nicht  meine  Absicht  auf  Einzel- 
heiten aus  den  Verhandlungen  näher  einzugehen,  umsoniehr  als  ich 
ihnen  nijr  gelegentlich  beiwohnte  und  im  Übrigen  der  ganzen  Ver- 
anstaltung unbeteiligt,  wenn  auch  nicht  uninterressiert,  gegenüber- 
stand.     Nur    über   die   wichtigsten  Ergebnisse  dieser  internationalen 


Ongiiial  lufnilune    für  die  „Garienwolf 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.     Nach   dem  Handbuch   der 
Laubholz-Benennung  ist  sie  eine  Form  von   Qu.  pubeseens. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  43 


Vereinbarongen  will  ich  einige  Worte  sagen.  Und  da  ich  hier  in 
erster  Linie  zu  Nicht- Botanikern  spreche,  die  in  die,  dem  systematischen 
Botaniker  leider  nur  zu  geläufig  gewordenen  Details  der  Nomenklatur- 
diskussionen der  letzten  Jahre  nicht  eingeweiht  sind,  so  dürfte  es 
gut  sein,  die  Hauptsachen,  um  welche  sich  die  ganze  Frage  dreht, 
kurz  zu  rekapitulieren. 

Die  Vertreter  der  systematischen  Botaniker  haben  im  Verein 
mit  ihren  Kollegen  der  übrigen  botanischen  Disziplinen  und  mit  den 
Vertretern  der  angewandten  Botanik  das  Bestreben,  der  zur  Zeit 
nur  allzufiüssigen  wissenschaftlichen  Namengebung  der  Pflanzen  eine 
wenigstens  annähernde  Stabilität  im  Interesse  einer  schnellen  und 
leichten  internationalen  Verständigung  zu  verleihen.  Es  iiandelt  sich 
dabei  zunächst  vor  Allem  darum,  einen  festen  historischen  Ausgangs- 
punkt als  Basis  für  die  Nomenklatur  zu  gewinnen.  Daß  dieser  in 
den  Werken  des  Reformators  oder  sagen  wir  ruhig  Begründers  dieser 
Nomenklatur,  in  den  Werken  Linnes,  zu  suchen  sei,  darüber  war  sich 
die  Mehrheit  der  Botaniker  einig.  Aber  welches  Liunesohe  Werk 
man  herausgreifen  müsse,  das  war  die  schwierig  zu  beantwortende 
Frage,  die  seit  gut  einem  Jahrzehnt  sebr  hitzige  Erörterungen  in 
den  interessierten  Kreisen  gezeitigt  hat.  Zu  denen,  die  am  lautesten 
in  diesen  Streit  eingegriffen,  gehört  0.  Kuntze,  der  durch  seine 
Revisio  generum  plantarum  schon  um  1891  versuchte,  eine  Basis 
für  die  Nomenklatur  zu  schaffen.  Er  vertrat  dabei  vor  allem  den 
Standpunkt  daß  es  die  ,.Gerechtigkeit"  erfordere,  stets  den  ältesten 
bekannten,  unseren  heutigen  Anforderungen  entsprechend  publizierten 
Namen  beizubehalten.  Ein  Standpunkt,  der  in  vieler  Hinsicht  sehr 
akzeptabel  erscheint  0.  Kuntze  proponierte  also  zunächst  als  Aus- 
gangsjahr für  Gattungen  1735,  d.  h.  die  erste  Ausgabe  von  Linnes 
Systema  plantarum,  für  Spezies  1753,  die  erste  Angabe  von  Linnes 
Spezies  plantarum.  Später  veränderte  0.  Kuntze  insofern  seinen 
Standpunkt,  als  er  für  die  Gattungen  1737  (erste  Ausgabe  von  Linnes 
Genera  plantarum)  in  Vorschlag  brachte,  aus  Gründen,  deren  Be- 
rechtigung ebenfalls  nicht  abzustreiten,  auf  die  hier  einzugehen  aber 
zwecklos  wäre.  Natürlich  traten  außer  0.  Kuntze  noch  viele  andere 
mit  Vorschlägen  auf  den  Plan  und  icb  erwähne  Kuntze  nur  deshalb, 
weil  er  doch  derjenige  war,  der  sich  am  meisten  um  die  Sache  ver- 
dient gemacht  hat.  Denn  selbst  wenn  ich  für  meine  Person  Kuntzes 
Verhalten  gegen  den  letzten  Kongreß  durchaus  mißbilligen  muß,  so 
wird  dadurch  der  Wert  seiner  ersten  grundlegenden  Arbeiten  für 
eine  einheitliche  Nomenklatur  nicht  geschmälert.  Doch  um  es  kurz 
zu  sagen,  es  trat  im  Laufe  der  Jahre  immer  deutlicher  zu  T^e,  daß 
eine  internationale  Vereinbarung  in  Nomenklaturfragen  einmal  sehr 
schwierig  sein  würde,  daß  aber  zum  anderen  zunächst  in  vielen 
Punkten  Kompromisse  geschlossen  werden  müßten,  wollte  man  die 
widerstreitenden  Ansichten,  deren  jede  um  gute  Gründe  nicht  ver- 
legen war,  versöhnen.  Denn  wenn  die  Annahme  des  jeweilig  ältesten 
Namens  von  einem  bestimmten  Jahre  ab  gerechnet,  wenn  also 
strikteste  Piiorität  durchgeführt  werden  sollte,  so  erscheint  das  wohl 
fürs  Erste  theoretisch  sehr  gut  und  schön,  aber  die  Umsetzung  in 
die  Praxis  ist  ein  ander  Ding.  Haben  sich  doch  in  den  L50  Jahren 
seit  Linno  sehr  viele  besondere  Gepflogenheiten  eingebürgert,  ist  doch 
die  Zahl  der  Namen  ins  Ungeheure  geschwollen  und  durch  den 
natürlichen  Fortschritt  auf  allen  Gebieten  die  einstige  Auffassung 
vielfach  modifiziert  oder  ganz  umgestaltet  worden.  In  den  Kreisen 
derer,  die  man  „Praktiker"  zu  nennen  pflegt,  also  unter  Gärtnern, 
Forstleuten  etc.  haben  sich  viele  Namen  eingebürgert,  die  heute 
jedes  Kind  kennt  und  die  strikten  Prioritätsansprüchen  nicht  eben 
genügen.  Jedenfalls  galt  es,  alle  diese  Dinge  zu  beachten  und  nicht 
ganz  einseitig  den  sogenannten  „Gereohtigkeitsstandpuukt"  gegenüber 
dem  ersten  Autor  zu  vertreten,  wo  so  viele  Gründe  für  die  Ge- 
rechtigkeit einer  abweichenden  Auffassung  sprechen.  Und  so  sehr 
ich  selbst  bisher  ein  Vertreter  der  strikten  Priorität  ab  1753  war,  so 
freue  ich  mich  doch,  daß  die  Wiener  Beratungen  gezeigt  haben, 
daß  man  die  Nomenklatur  als  Mittel  zum  Zweck,  nicht  als  Selbst- 
zweck auffassen  und  eben  auf  der  Basis  aufbauen  müsse,  die  die 
meisten  Anhänger  zeigt,  ganz  gleichgültig  ob  dies  „streng  logisch", 
„gerecht"  oder  sonstwie  richtig  im  Sinne  eines  Nomenklatur- 
fanatikers sei.  Wenn  die  Mehrheit  beschließt,  wir  werden  eine 
Pflanze    fortan   so    oder   so   nennen,    gut,  so    wird   jeder,    der    eine 


StabiUtät  in  der  Nomenklatur  wünscht,  sagen  müssen,  ich  tue  es 
auch,  selbst  wenn  ihm  eine  andere  Lösung  sympathischer  wäre.  Und 
so  hat  man  denn  jetzt  als  Basis  für  die  Nomenklatur  folgende  Regel 
angenommen:  „Die  botanische  Nomenklatur  beginnt  mit  Linne,  Species 
plant,  ed.  l.  (ann.  175.3)  für  alle  Gruppen.  Man  ist  überein  ge- 
kommen, denjenigen  Gattungen,  deren  Namen  in  diesem  Werke  vor- 
kommen, die  Beschreibungen  zu  Grunde  zu  legen,  welche  in  den 
Genera  plantarum  ed.  V.  (ann.  1754)  gegeben  wurden." 

Im  Prinzip  ist  also  Priorität  ab  1753  angenommen.  Um  nun 
aber  viele  eingebürgerte  Gattungsnamen  nicht  durch  ältere  ersetzen 
zu  müssen,  hat  der  Kongreß  eine  Liste  von  solchen  phanerogamen 
Gattungsnamen,  die  allgemein  eingebürgert,  aber  nicht  prioritäts- 
berechtigt sind,  akzeptiert,  wonach,  um  einige  Beispiele  heraus- 
zugreifen, die  Namen  P/nhde?idron,  Schott  (1829),  nicht  durch 
Batirsea,  Hoffmgg.  (182S),  Pitcaimia,  L'Her.  (1789)  nicht  durch 
Hepetis,  Swartz  (1788),  Dendrobüim,  Sw.  (1799)  nicht  durch  Callista, 
Lour.  (1790),  Calycantkus,  L.  (1759)  nicht  durch  Biüneria,  Duh. 
(1755)  etc.  etc.  ersetzt  werden  sollen.  Diese  von  Kuntze  als 
„Index  inhonestans"  gebrandmarkte  Liste  bewahrt  viele  „populäre" 
Namen  vor  dem  Verschwinden  und  wird  von  den  Gärtnern  ins- 
besondere mit  Freude  begrüßt  werden. 

Ein  weiterer  sehr  wichtiger  Punkt  war  die  unbedingte  Priorität 
der  Speziesnamen.  Hier  standen  sich  besonders  2  Anschauungen 
gegenüber.  Die  einen  sagten,  es  sei  stets  der  tatsächlich  älteste 
Name  beizubehalten,  gleichgültig  ob  er  vom  Autor  als  Spezies-  oder 
als  Varietät-  (Form-)  Name  publiziert  wurde  und  gleichgültig  ob  die 
Art  heute  in  eine  andere  Gattung  gehört,  als  sie  der  erste  Autor 
stellte.  Die  anderen  aber  waren  der  Ansicht,  daß  nur  derjenige 
älteste  Name  beizubehalten  sei,  der  der  Art  in  der  richtigen,  d.  h. 
heute  ihr  zugesprochenen  Gattung  gegeben  wurde.  So  müßte  z.  B. 
nach  der  ersten  Auffassung  die  Zelkova  crenata,  Spach  (1843)  lu 
Zelkova  ulmoides  umgetauft  werden,  da  diese  Art  zuerst  1787  von 
Güldenstadt  als  Rhamnus  ulmoides  beschrieben  wurde.  Die  Gegner 
aber  bleiben  bei  crenata,  denn  das  war  der  erste  Name  in  der 
richtigen  Gattung.  Oder  unsere  wilde  Zwergkirsche,  Prunus  fruticosa, 
Pall.  (1784)  müßte  Prunus  pumila  heißen,  denn  sie  entspricht  dem 
Linnesohen  P.  Gerasus  var.  pwnila  (1753),  nicht  aber  dessen  /'. 
pumila  1767.  Nim  hat  man  sich  aber  in  Wien  einstimmig  derart 
geeinigt,  daß  Spezies-Namen  unbedingte  Priorität  genießen  sollen, 
d.  h.  es  muß  bei  Zelkova  ulmoides  bleiben.  Allein  Varietäts-  und 
Formen-Namen  werden  nur  dann  auch  später  bei  Erhebung  einer 
Form  zur  Art  beibehalten,  wenn  nicht  schon  ein  „Artname"  existiert 
(es  bleibt  also  bei  Prunus  fruticosa)  und  wenn  nicht  sonst  die 
Andemng  des  Namens  erwünscht  scheint. 

Wichtig  sind  ferner  noch  folgende  Beschlüsse  der  Nomenklatur- 
konferenz. Vom  Jahre  1908  ab  sollen  alle  neuen  Gattungen,  Arten, 
Formen  etc.  lateinisch  publiziert  werden,  sonst  haben  sie  keinen 
Anspruch  darauf,  anerkannt  zu  werden.  Man  wollte  erst  außer 
lateinisch  auch  deutsch,  englisch,  französisch  und  italienisch  zulassen, 
aber  dagegen  sträubten  sich  —  meines  Erachtens  mit  Recht  —  vor 
allem  die  Russen,  deren  Sprache  man  übergangen  hätte.  Jedenfalls 
ist  die  lateinische  Publikation,  die  ja  kurz  sein  und  der  eine  anders- 
sprachige beigegeben  werden  kann,  die  internationalste.  —  Ferner 
wurde  beschlossen,  die  „Doppelnamen"  nicht  zu  akzeptieren,  die 
Spezies-Namen  nicht  durcluveg  klein  zu  schreiben  und  noch  manches 
andere,  auf  das  ich  einmal  zu  sprechen  kommen  werde,  wenn  erst 
die  Ergebnisse  der  Konferenz  gedruckt  vorliegen. 

Ich  muß  gestehen,  daß  der  glatte  Verlaitt  der  Konferenz  mich 
überrascht  hat.  Und  wenn  ich  persönhch  auch  manchmal  für  andere 
Beschlüsse  lieber  gestimmt  hätte,  so  glaube  ich  doch,  wir  können  es 
als  gutes  Zeichen  ansehen,  daß  in  Wien  eine  so  weitgehende  Einigung 
sich  ergab  und  ich  hoffe,  daß  auch  die  Gegner  im  Interesse  der 
Sache  die  gefaßten  Beschlüsse  respektieren  werden.  Natürlich  haben 
ja  derartige  Regeln  nur  eine  „moralische  Autorität",  man  kann 
Niemand  wirklich  zu  ihrer  Einhaltung  zwingen.  Aber  ich  wünschte, 
daß  nun  Nomenklaturautoritäten  wie  0.  Kuntze,  gegen  den  man  sich 
in  Wien  sehr  loyal  verhalten  hat,  das  Kriegsbeil  tief  vergrüben 
und  ihren  Einfluß  in  das  Interesse  der  gemeinschaftlichen  Sache 
stellten.    Jedenfalls  verdienen  die  Herren  Professor  Briquet,  Genf, 


IX,  43 


Die  Gartenwelt. 


509 


welcher  als  Generalberichterstatter  eine  ungeheure  Arbeit  leistete 
und  Professor  von  Wettstein,  Wien,  der  die  Seele  des  Wiener 
Nomenklatur-Kongresses  bildete,  so  wenig  er  auch  in  die  Beratungen 
direkt  eingriff,  den  Dank  aller  derer,  die  eine  Stabilität  in  der  inter- 
nationalen botanischen  Namengebung  wünschen  müssen,  also  nicht 
zuletzt  der  Gärtner.  

Gehölze. 

Hortensien  im  Freien. 

Von  H.  Grote,  Obstbautechniker,  Bühl  i.  H. 
(Hierxu  eine  Abbildurtg.) 

Allbekannt  ist  als  Gruppenpflanze  fürs  Freie  die  strauchartige 
Hortensie  (IJijdrangea  panicidata),  die  während  der  Blütezeit,  in 
größeren  Mengen  zusammengepflanzt,  sehr  ins  Auge  fällt.  Bedeutend 
schöner  ist  aber  in  gleicher  Eigenschaft  unsere  gewöhnliche  Hortensie, 
die  meistens  in  Töpfen  oder  Kübeln  gezogen  wird,  jedoch  im  freien 
Grunde  im  Garten  ausgepflanzt,  selten  anzutreffen  ist.  Wie  prächtig 
aber  eine  solche  Gruppe 
wirkt,  zeigt  unsere  bei- 
stehende Abbildung  zur 
Genüge.  Man  glaubt 
allgemein,  diese  Hor- 
tensie lasse  sich  im 
Freien  nicht  durch- 
bringen. In  rauheren 
Lagen  mag  dies  wohl 
zum  Teil  zutreffen,  aber 
in  etwas  geschützteren 
und  wärmeren  Gegen- 
den überwintert  sie 
unter  einergutenEeisig- 
decke  ganz  prächtig. 
Von  Vorteil  ist  es,  den 
Wurzelhals  mit  kur- 
zem Dünger  etc.  zu 
überdecken,  der  zudem 
den  Pflanzen  etwas 
Nahrung  zuführt,  wa.s 
auf  die  bessere  Aus- 
bildung der  Blüten  von 
außerordentlichem  Ein- 
fluß ist.  Einmal  ins 
Freie  gesetzte  Pflanzen 
werden  natürlich  von 
Jahr  zu  Jahr  kräftiger, 

und  daß  man  den  Boden  vor  der  Pflanzung  gut  voibereitet,  ins- 
besondere auch  mit  Eisenfeilspänen  durchsetzt,  um  eine  schöne  bläu- 
liche Färbung  der  Blüten  zu  erreichen ,  ist  eine  Hauptsache  mit. 
Eine  solche  Gruppe  gereicht  jedem  Garten  zur  Zierde  und  lohnt 
die  kleine  Mühe  und  Arbeit  reichlich. 


llortensiengruppe 


Empfehlenswerte  winterharte  Heidekräuter  und 
ihre  Verwendung. 

öchon  seit  längerer  Zeit  hatte  ich  die  Absicht,  in  dieser  ge- 
schätzten Zeitschrift  den  winterharten  Heidekräutern  einige  Zeilen 
zu  widmen,  denn  diese  kleinen,  lieblichen  Kinder  Floras  haben  noch 
immer  nicht  die  genügende  Beachtung  gefunden,  die  sie  in  so  reichem 
Maße  verdienen.  Nur  ganz  vereinzelt  und  dann  auch  meist  noch  in 
einem  traurigen  Zustand  sieht  man  Beete,  sowie  kloine  Felspartieen 
mit  ihnen  bepflanzt  und  doch  gereichen  solche  jedem  Garten  zur 
Zierde.  In  jeder  kleinen  und  größeren  Anlage  wird  ein  Plätzchen 
für  sie  übrig  sein  und  der  Besitzer  und  Blumenfreund  wird  an  den 
niedlichen,  bescheidenen  Heidekräutern    seine  Freude   haben.      Allen 


Gartenbesitzern,  die  etwas  Besonderes  besitzen  möchten  und  nicht 
mit  den  alltäglichen  Blumenbeeten  von  Pelargonien,  Fuchsien,  Helio- 
trop, Sommerblumen  u.  a.  m.  zufrieden  sind,  möchte  ch  die  aus- 
dauernden Heidekräuter  ganz  besonders  empfehlen.  Ein  solches 
Beet,  mit  den  so  mannigfaltig  blühenden  Arten  und  Varietäten  be- 
pflanzt, nimmt  sich  allerliebst  aus. 

Ziemlich  gleichgültig  ist  die  Lage  des  Beetes,  denn  die  winter- 
harten Heidekräuter  gedeihen  fast  eben  so  gut  in  voller  Sonne,  wie 
auch  an  .schattigeren  Stellen.  Vorzuziehen  ist  immer  eine  halb- 
schattige Lage,  denn  hier  wird  im  Sommer  das  Beet  nicht  so 
rasch  austrocknen  tmd  im  Winter  werden  durch  die  umstehenden 
Bäume  und  Sträucher  die  Sonnenstrahlen  etwas  abgehalten,  denn 
meistens  ist  es  im  Winter,  zumal  bei  starkem  Forstwetter,  die  Sonne, 
die  den  Pflänzchen  arg  zusetzt.  Allerdings  kann  man  hier  durch 
Auflegen  einiger  Tannenzweige  leicht  Abhülfe  schaffen. 

Etwas  mehr  Aufmerk.samkeit  muß  man  aber  dem  Boden  des 
betreffenden  Beetes  zuwenden.  Durchweg  lieben  alle  Heideptlanzen 
ein  Moorbeet. 

Da  ein  solches  aber  nicht  überall  zur  Verfügung  steht,  so  muß 
man  durch  andere  geeignete  Erdarten  Abhülfe  schaffen.  Dies  sind 
z.  B.  Heide-,  sandige 
_  Lauberde  und  Nadel- 
erde. Wenn  diese  Erd- 
arten auch  nicht  zu  be- 
kommen sind,  so  nehme 
man  einfach  Torfmull 
oder  Torfstreu  und  ver- 
menge dieses  tüchtig 
mit  der  Gartenerde;  in 
dieser  Mischung  wer- 
den die  Pflanzen  ganz 
vorzüglich  gedeihen. 
Alle  zwei  bis  drei 
Jahre  muß  die  Erd- 
misohung  erneuert 
werden.  Meistens  wird 
dies  unterlassen  und 
daher  kommt  es  auch, 
daß  man  mitunter  Beete 
sieht,  deren  Pflanzen 
keinem  Garten  zur 
Zierde  gereichen.  Auch 
lioi  den  Heidekräutern 
^larf  man  es  an  dem 
Nötigen  nicht  fehlen 
lassen,  denn  es  ist  doch 
ganz  erklärlich,  daß  sich 
der  Boden  mit  der  Zeit 
erschöpft  und  die  betreffenden  Pflanzen  keine  Nahrung  mehr  finden, 
deshalb  nach  und  nach  zurückgeben  und  mit  der  Zeit  ganz  absterben. 
Bemerken  möchte  ich  noch,  daß  im"  Sommer  selbstverständlich  ein 
öfteres  Gießen  Bedingung  ist,  denn  die  leichte  Erdmischung  trocknet 
bei    starkem    Sonnenschein  sehr  stark  aus. 

Um  den  Beeten  stets  ein  freundliches  Aussehen  zu  erhalten, 
kann  man  sie  auch  zwischendurch  mit  Tuff  und  anderen  Steinarten 
belegen. 

Aber  nicht  allein  zur  Beetbepflanzung  und  für  Felspartieen 
eignen  sich  diese  winterharten  Heidekräuter,  sondern  auch  als 
Topfpflanzen  sind  sie  wertvoll  und  sie  werden,  wenn  in  genügender 
Anzahl  vorhanden,  guten  Absatz  finden.  Ich  erinnere  nur  beispiels- 
weise an  die  Gattung  Calluna.  Auch  die  Daboecien,  bei  denen  be- 
sonders die  einzelnen  Glöckchen  von  ansehnlicher  Größe  sind,  den 
Maiblumen  sehr  ähneln  und  schöne  Farben  besitzen,  sind  schöne 
Topfpflanzen.  Der  geschickte  Bindekünstler  kann  sie  in  kleinen  und 
größeren  Blvunensträußen  vorteilhaft  verwenden,  auch  kleine  Tafel- 
dekorationen von  diesen  bescheidenen  Heidekräutern  wirken  allerliebst. 
Erfreulich  ist  es,  daß  sich  einige  Staudengärtnereien  der  winterharten 
Heidekräuter  annehmen  und  für  deren  weitere  Verbreitung  Sorge 
tragen. 


Die  üartenwelt. 


Nachstehend  verzeichnete  Gattungen,  Arten  und  Abarten  ver- 
dienen die  weiteste  Verbreitung,  weil  sie  besonders  schön  sind. 

Bruckenthalia  (Erica)  spiculiflora.  Die  Belaubung  ist  saftig- 
grün und  äußerst  feinnadelig.  Aus  den  schon  im  Juni  erscheinenden, 
i-osafarbenen  Blütchen   ragen  die  Stempel  und  Staubfäden  weit  heraus. 

Empfehlenswert  sind  zahlreiche  Varietäten  der  bekannten 
Calluna  rulgaris,  des  gemeinen  Heidekrautes.  Ich  nenne  C.  v. 
Alporti  mit  schlanken,  graugrünen  Trieben  und  weißen  Blüten; 
C.  V.  Alporti  fl.  pL.  eine  gefüUtbiühende  Sorte;  C.  v.  Reginae, 
eine  äußerst  zierliche,  feinstengelige  Form  mit  weißen  Blüten; 
C.  V.  tetragona,  gedningen  wachsend,  mit  leuchtend  weißen 
Blüten  in  dichten  einseitigen  Scheinrispen.  C.  r.  Searly,  mit  graugrüner 
Belaubung  und  späten  weißen  Blüten ;  C.  v.  elafa  alba,  von  kräftigem 
"Wachstum,  C.  r.  dumosa,  deren  Zweige  sich  flach  über  die  Erde 
ausbreiten,  Blüten  weißlichro.sa ; 
C.  V.  duMosa  aitrea:  C.  r.  to- 
mentosa,  Belaubung  graufilzig, 
Blüten  rahmweiß;  C.  v.  pyy- 
maea  bildet  gedrungene  Büsche, 
Blüten  weiß  mit  rosafarbener 
Spitze;  C.v.  hamiltoniana  hat 
aufrechten,  zierlichen  Wuchs, 
weiße  Blüten;  C.v.  Hammondi 
hat  frischgrüne  Belaubung,  weiße 
Blüten;  C.  v.  minima  wächst 
ziemlich  horizontal  und  ist  eine 
äußerst  zierliche  Erscheinung, 
Blüten  weiß,  mit  rosafarbener 
Spitze;  C.  v.  compacta  hat 
niedrigen  dichten  "Wuchs. 

Daboecia  (Menxiesia)  po- 
lifolia,  die  gemeine  Heiligen- 
heide, hat  dunkelgrüne,  unter- 
seits  graue  Belaubung,  schön 
leuchtend  weinrote  Blüten  in 
großen  endständigen  Ähren ; 
Daboecia  polifoiia  rar.  alba. 
Maiblumenerika,  mit  blendend- 
weißen Blütenglocken ;  rar. 
grandiflora,  großblumig,  dunkel- 
weinrot;  rar.  btcolor,  eine  aller- 
liebste Varietät  mit  roten  und 
weißen  Glöckchen ;  rar.  empetri- 
folia,  eine  kriechende  Art  mit 
frischgrüner  Belaubung;  die  im 
Mai  erscheinenden  Blütenglocken 
sind  rosenrot. 

Erica  Tetralix  vor.  alba, 
silbergraue  Triebe,  fast  weiße 
Blütenglöckohen ;  E.  T.  var. 
Mackayi,  zartrosa  Blütenglöck- 
ohen ;  var.  rubra  mit  rosa  Blüten. 

Erica  earnea  ist  eine  lieb- 
liche, frühblühende  Art,  die  bei  mildem  "Wetter,  oft  schon  im 
"Winter,  sobald  der  Schnee  verschwindet,  mit  einer  Fülle  von  leuch- 
tend fleischfarbenen  Blüten  bedeckt  ist;  rar.  alba,  weißblühend. 
E.  stricta  wächst  straff  aufrecht,  mit  rosa  Blüten.  Veilangt  im 
"Winter  etwas  Deckung.  E.  ciliaris  hat  feine,  zierliche  Belauljung 
und  auffallend  große,  glockenförmige,  dunkelrote  Blumen;  var.  alba 
hat  weiße  Blüten.  E.  vagans  ist  eine  kräftige,  breitwachsende  Art 
mit  langen,  endständigen  Blütentrauben  von  rosa  Farbe.  E.  v.  alba 
ist  eine  Abart  der  Vorgenannten  mit  reinweißen  Blüten.  E.  Watsoni 
hat  ziemlich  große,  dunkelrosafarhene  Blütenglöckohen  in  endständigen 
Köpfchen  und  ist  von  ganz  besonderer  Schönheit.        Otto  Brand. 

Nachschrift  der  Redaktion:  Die  herr.schende  Moderiehtung 
bevorzugt  in  der  Hauptsache,  auch  in  den  Parkanlagen,  großblumige 
Gewächse.  Immerhin  sollten  hie  und  da  in  öffentlichen  Anlagen  ge- 
legentlich hübsche  Beete  von  winterharten  Heidekräutern  gezeigt 
werden;   leider  werden   sie    nur  in  wenigen  Baumschulen    kultiviert. 


Aus  deutschen  Gärten. 
Aus  dem  Schloßgarteii  zu  Bückeburg. 

(Eierxu  sechs  Abbildungen.) 

Uie  Abbildungen  auf  dieser  und  den  folgenden  Seiten 
aus  dem  alten  Bückeburger  Schloßgarten  verdanken  wir  der 
Liebenswürdigkeit  des  Hern:  Oberhofgärtners  Vollmer,  unter 
dessen  Leitung  er  steht.  Die  vortrefflich  gehaltene  Anlage 
erfreut  sich  in  den  Kreisen  der  Fach-  und  Liebhaberwelt 
eines  vorzüglichen  Rufes.  Der  alte  Park  wurde  im  Jahre 
179G  unter  der  speziellen  Leitung  der  damals  regierenden, 
sehr    geistreichen    Fürstin 

Juliane  angelegt.  Aus  dieser 

Zeit  stammen  noch  sehr  viele 
der  jetzt  zu  mächtigen  Exem- 
plaren herangewachsenen 
alten  Bäume,  wie  Kiefern, 
Eichen,  Lärchen  (Abbildung 
Seite  512),  Sumpfzypressen 
{Taxodium),  Walnüsse  (Jug- 
lans),  Sophora  und  andere. 
Das  von  einem  breiten 
Wassergraben  umgebene 
Schloß  wird  im  Osten  und 
Westen  von  prachtvollen 
alten, gleichfailsimJahrel  796 
gepflanzten  Kastanienalleen 
flankiert. 

Im  Jahre  1871  wurde 
der  vor  dem  alten  Park  ge- 
legene Gemüse-  und  Obst- 
garten in  Schmuckanlagen 
verwandelt,  die  vollständig 
in  den  alten  Park  übergehen. 
Die  damals  gepflanzten  Koni- 
feren, worunter  sich  auch 
die  auf  dem  Bilde  Seite  513 
sichtbare  Picea  excelsa  var. 
riniinalis  befindet,  von  wel- 
cher in  der  Gartenwelt  be- 
reits mehrfach  die  Rede  war, 
haben  sich  zu  pi'achtvollen 
Exemplaren  entwickelt.  Es 
sind  unter  anderen  von  sol- 
chen Prachtstücken  vorhan- 
den: virginiseher  Wacholder 
(Juniperiis  virginiana),  Nordmannstannen  (Abies  tiordmanniana), 
österreichische  Schwarzföhren  (Pinus  Laricioauslriaca),  spa- 
nische  Weißtannen   {Abie.s  Pinsapo)  u.  a. 

Vor  etwa  zehn  Jaliren  wurden  am  Residenzschlosse  be- 
deutende Umbauten  vorgenommen  und  in  Verbindung  damit 
der  auf  Seite  511  sichtbare  Schloßplatz  geschaffen.  Unsere 
Abbildungen  bieten  typische  Ansichten  vom  Residenzschloß, 
dem  Schloßplatz  und  interessante  Parkpartieen.  Die  Trauer- 
buchen sind,  das  lehrt  die  obenstehende  Abbildung,  so  recht 
zur  Gegenüberstellung  geeignet.  Einen  Blick  zwischen 
solchen  Bäumen  hindurch  nach  einem  schönen  Punkte  im  Park 
zu  schaifen,  ist  eine  feine  gartenkünstlerische  Leistung.  Wie 
man  sieht,  haben  sich  die  Bäume  in  34  Jahren  prächtig  ent- 
wickelt. Die  unter  jedem  Bilde  gegebene  Unterschrift  über- 
hebt uns  eingehender  Beschreibung  an  dieser  Stelle.      M.  H. 


Fagus  silvatica  pendula  im  .Schloßgarten  zu  Bückeburg 
(gepflanzt  1871). 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 


IX,  43 


Die  Gartenwelt. 


Gärtnerische  Reiseskizzen. 

Die  „Seefelder"  bei  Bad  Keinerz  in  Schlesien 
und  ihre  Vegetation. 

Alle  Sonimerfrischlor  und  Touristen,  welche  im  Sommer  den 
.schön  und  romantisch  gelegenen  Badeort  Reineiz  aufsuchen,  sollten 
nicht  versäumen,  dem  in  näch.ster  Nähe  727  m  über 
dem  Spiegel  der  Ostsee  liegenden  Hochmoor  einen 
Besuch  abzustatten.  Von  Bad  Reinerz  aus  die  Fahr- 
straße benutzend,  welche  am  Gasthaus  „Zur  Schmelze" 
vorbei  nach  Grunwald  und  hoher  Mense  führt, 
gelaugt  man  zu  Fuß  in  ungefähr  zwei  Stunden  an 
den  sogenannten  Reitsteg,  der  links  von  der  Straße 
abzweigt  und  von  dem  aus  das  Moor  in  15  Minuten 
zu  erreichen  ist.  Der  erste  Eindruck,  den  man  von 
der  353  Morgen  großen,  mit  spärlichem  Baumwuchs 
bedeckten  Fläche  erhält,  ist  nicht  gerade  sehr 
freundlich  zu  nennen.  Beim  Gehen  bewegt  man  sich 
fortwährend  auf  sumpfigem,  nachgiebigem  Boden, 
doch  kann  man  auch  auf  trockenen  Wegen  die 
Seefelder  durchstreifen.  Nicht  immer  sollen  letztere, 
wie  ein  Bericht  aus  dem  .lahre  1799  sagt,  ein  so 
kahles  Aussehen  gehabt  haben,  dies  sei  vielmehr  erst 
seit  dem  Jahre  1790  der  Fall,  in  welchem  Jahre 
ein  furchtbarer  Brand  stattgefunden  und  jeglichen 
Baumwuchs  zerstört  habe.  Neuerdings  ist  diese 
Angabe  sehr  in  Zweifel  gezogen  worden,  indem  da- 
rauf hingewiesen  wurde,  daß  durch  die  Asche  des 
großen  Brandes  der  Boden  hätte  besser  werden 
müssen.  Dies  ist  aber  nicht  der  Fall,  denn  alle  An- 
pflanzungsversuche, die  dort  vorgenommen  wurden, 
waren  bisher  erfolglos.  Die  Untersuchungen  haben 
ergeben,  daß  die  Seefclder  geologisch  sehr  alt  sind, 


V.  Vitis  Idaea,  die  Preiselbeere  und  die  in  Moorgegenden  be.sonders 
gut  gedeihende  Moosbeere,  F.  oxycoccos.  Die  holzigen  Triebe  dieser 
Pflanze  sind  sehr  dünn  und  kriechen  am  Boden  hin.  Eingelegt  sind 
die  purpurroten,  kugeligen  Beeren  sehr  schmackhaft  und  gelten  als 
Delikatesse.  Hierzu  gesellt  sich  auch  der  wilde  Rosmarin,  Ledum. 
pahistrc,  eine  Pflanze,  die  in  ihrer  Belaubung  lebhaft  an  Azaleen 
erinnert.  Die  interessanteste  Pflanze  aber,  die  früher  in  großen 
Massen  auf  den  Seefelderii  zu  finden  gewesen    sein   soll,    jetzt    aber 


Südseite   des   Residenzschlosses   in  Bückeburu 

canadensis.      Originalaufnahme  für  du 


iiid  Popiilus 


Schloßplatz  mit  linkem  Schlollvorijebaude  in  Biirkeburg,  geschmückt  m 
Statuen  von  Adrian  de  Vries  (ums  Jahr  1621). 

Originalaufnahme  für  die  ,, Garteuwelt". 

die  hier  befindlichen  Torflager  haben  eine  Dicke  von  3—6  Meter.  Bei 
dem  Holzreichtum  dieser  Gegend  findet  dieser  schöne  Torf  als  Brenn- 
material wenig  Verwendung.  Den  Hauptbestandteil  der  Vegetation  dieser 
riesigen  Moorfläche  bilden  die  Riedgräser.  Weiter  finden  wir  vierSpezies 
von  ßeerenpflanzen,  Vnreiinum,  und  zwar  V.  tdiginosii»/,  die  so- 
genannte Sumpfheidelbeere,   V.  Myrtillus,  die  gewöhnliche  Blaubeere. 


infolge  Ausbeutungssucht  mancher  Touristen  sehr 
abgenommen  hat,  dena  bei  meinem  Ausflug,  den  ich 
vergangenen  Sommer  dorthin  unternahm,  fand  ich 
mit  Mühe  und  Not  nur  noch  einige  Exemplare,  ist  der 
rundblättrige  Sonnentau,  Drosera  rotundifhlia.  Die 
feinen,  fadenförmigen  Wurzeln  dringen  nur  ganz 
oberflächlich  in  den  Moorboden  ein  und  die  fast  kreis- 
runden, hellgrünen,  langgestielten  Blätter  bilden 
eine  Rosette.  Die  Blätter  tragen  Drüsenhaare,  die 
am  Ende  einen  wasserhellen,  klebrigen  Saft  in  Form 
kleiner  Tropfen  absondern,  die  als  Verdauungsflüssig- 
keit für  von  den  Blättern  gefangene  Insekten  dienen. 
Denn  der  rundblättrige  Sonnentau  ist  eine  fleisch- 
und  insektenfressende  Pflanze,  ähnlich  wie  die 
bekannte  Venus -Fliegenfalle,  Dionaea  muscipula, 
welche  die  Sümpfe  Nordkarolinas  zur  Heimat  hat 
und  bei  uns  in  Gewächshäusern  kultiviert  wird. 

An     Gehölzen    sind    es     vorzugsweise    Piitiis 
ul/ginosa,    die  Suinpfkiefer,  und    Detula  nana,    di« 
Zwergbirke,     die     das     Seefelder-Terrain     beleben. 
Erstere    ist    in    zahlreichen    Exemplaren    vertreten, 
letztere  schon  spärlicher.    Anpflanzungsversuche  mit 
Pmus  uliginosa  und  Betula  nana,  die  an  besonders 
feuchten  Stellen  in  den  hiesigen  Kuranlagen  gemacht 
wurden,    waren   nicht   gerade    erfolglos,   doch    ent- 
behrten diese  Pflanen  des  üppigen   Wuch.scs    ihres 
natürlichen  Standorts  und   gingen   nach  Jahren    wieder    ein.      Außer 
unserer  gewöhnlichen  Heide   findet   man  beim    Durchstreifen   dieser 
großen  Moorfläche  noch    riesige    Mengen   des    in    der  Pflanzenkultur 
viel   verwendeten  Torfmooses.    Sphngnuiii,    von  dem  man  vier  Arten 
unterscheidet.  K.  Rösner. 


512 


Die  Gartenwelt. 


IX,  43 


Wo 


Pflanzenkrankheiten. 

Die  Schimmelpilze, 

Jos.  Winkler,  Kunstgärtoer,  NeuaicLen. 


0  ist  ein  Gärtner,  dessen  Aussaaten  nicht  manchmal  vom 
Schimmelpilz  zu  leiden  hätten?  Und  dieser  scheint  es  gerade 
auf  Aussaaten  von  Neuheiten  und  anderen,  um  teures  Geld  gekauften 
Samen  abgesehen  zu  haben,  während  der  billige  Eigenbau  nicht  nach 
seinem  Geschmack  zu  sein  scheint.  Mancher  ist  ganz  betrübt 
darüber,  und  mit  Recht,-  denn  das  Geld  ist  verloren,  und 
dahin  auch  die  Freude,  seine  Kollegen  mit  etwas  Besonderem  über- 
raschen zu  können.  In  seiner  Phantasie  sah  der  unglückliche  Züchter 
.schon  das  neue  Wunder  der 
Blumenwelt  von  allen  angestaunt 
und  bewundert,  das  seine  kun- 
dige Hand  selbst  herangezogen 
Doch  mit  des  Geschickes  Mach- 
ten ist  kein  ewiger  Bund  zu 
flechten;  der  Schimmelpilz  hat 
die  Saatsohale  mit  der  teuren 
Saat  überzogen,  den  Samen  ver- 
dorben, bevor  ein  winzig  Eeim- 
blättchen   zum   Vorschein  kam 

Ich  sehe  manchen  Leser 
vornehm  lächeln  über  den  armen 
Tropf,  der  fäulnisschwangeiei 
Erde  den  kostbaren  Samen  an- 
vertraute, doch  hat  er  andern 
Samen  in  dieselbe  Erdmischung 
gestreut  und  sieht,  ohne  sich 
darob  zu  wundern,  neues  Leben 
reichlich  hervorsprießen.  Auch 
die  Nässe  hat  den  Pilz  nicht  be- 
günstigt, sonst  war  den  andern 
Aussaaten  ein  ähnhches  Schick- 
sal nicht  erspart  geblieben.  Wo- 
lan  liegt  sein  Auftreten  nun? 

Ich  behaupte  kühn :  au  den 
Samen.  Mit  dem  Samen  kom- 
men auch  die  Erzeuger  des  Schim- 
melpilzes in  die  Erde.  Die 
Reinheit  und  Keimfähigkeit  des 
gekauften  Samens  läßt  mitunter 
vieles  zu  wünschen  übrig.  Neben 
den  guten  reifen  Samenkörnern 
finden  sich  viele  taube  Körner, 
notreifer  unkeimfähiger  Samen 
und  andere  Bestandteile,  die 
bald  als  Häute,  bald  als  Wolle 
den  Samen  umgeben.  Dies  alles 
geht,  wenn  feucht  und  warm 
und  dunkel  gehalten,  in  Fäul- 
nis über  und  ebnet  dem  gefährlichen  Feind  der  Aussaat  ih 
zum  Gedeihen. 

So  bezog  ich,  um  nur  ein  Beispiel  anzuführen,  einmal  10  Korn 
einer  neuen  Salvia  splnulens,  8  Korn  waren  gelblich  und  ge- 
schrumpft, 2  Korn  schwai'z  und  glatt.  Doch  ich  säte  alle  aus,  auch 
die  8  verdächtigen,  um  mich  zu  überzeugen.  Nach  fünf  Tagen 
bildeten  sich  auf  der  Erdoberfläche  über  den  unreifen  Samen  kleine 
Häufchen  vom  Schimmelpilz,  ich  hob  dieselben  mit  dem  darunter 
liegenden,  ganz  in  Fäulnis  übergegangenen  Samen  aus,  und  bestreute 
die  Stelle  mit  feingesiebter  Holzkohle  von  weichem  Holz,  und  rettete 
so  die  beiden  keimfähigen  Körner,  welche  in  Kürze  aufgingen. 

Daher  ist  eine  genaue  Durchsicht  des  gekauften 
Samens  notwendig,  vor  allem  bei  Neuheiten,  deren  Samen 
oft  unreif  geerntet  wird.  Wer  Muße  hat,  der  kann  den 
Samen  nochmals  putzen,  durch  Ausblasen  auf  einem  Teller,  was  fast 


immer  zu  empfehlen  ist;  bei  größeren  Samen  kann  er  die  vollen 
Samen  auslesen,  die  anhaftenden  Häute,  Flügel  z.  B.  bei  Gladiolen, 
Nemesia  abreiben,  das  Fruchtfleisch  z.  B.  bei  Latania  entfernen. 
Er  wird  dadurch  wohl  manches  Korn  verlieren,  aber  nicht  die  ge- 
samte Aussaat;  die  von  Häuten  etc.  befreiten  Samen  keimen 
leicht  und  .schnell.  Was  man  mit  Möhrensamen  tut,  nämlich  ab- 
reiben, ist  auch  bei  manch  anderen  Samen  empfehlenswert. 

Eine  andere  Ursache  des  Schimmelpilzes  ist  die  weitverbreitete 
Ansicht,  daß  die  Aussaat  schattig  oder  gar  dunkel  gehalten  werden 
müsse,  damit  die  Sonne  nicht  den  zarten  Keim  verderbe.  Ich  mache 
schon  seit  Jahren  viele  Aussaaten  in  einem  heizbaren  Zimmer- 
gewächshaiis,  habe  dieses  immer  am  sonnigen  Fenster  unbeschattet 
stehen,  und  die  Sonne  hat  noch  kein  Pflänzchen  ruiniert.  Die  Sonne 
ist  der  Tod  für  die  Miasmen.  Schimmel  bildet  sich  nicht  im 
Sonnenlicht,  nur  im  Dunkel  der 
Nacht  streckt  er  seine  Arme 
zur  Vernichtung  aus,  wie  ich 
dies  oft  am  Morgen,  niemals  am 
Abend  beobachtet  habe. 

Wer  also  seine  Aussaaten 
vor  dieseni  argen  Feinde  retten 
will,  streue  nur  keimfähigen, 
reinen  Samen  aus,  sorge  für 
Licht,  habe  ein  wachsames  Auge 
auf  seine  Aussaat,  entferne  die 
etwa  sich  bildenden  Schimmel- 
pilze und  bestreue  dann  mit  fein- 
ge.siebter  Holzkohle,  und  er 
wird  um  seine  Hoffnung  nicht 
betrogen  werden. 


Larix  europaea  im  Schloßgarten 

Orieiaalaufnahme  fü] 


W( 


Obstbau. 

Internationaler  Obstbau 
und  Weltmarkt. 

VTewissermaßen  als  Ergänz- 
ung, und  wenn  wir  so  sagen 
wollen,  Bestätigung  der  Schrift, 
auf  die  sich  die  Abhandlung  über 
Obstbau  und  Obstverweiiung  in 
Nordamerika  bezog  (No.34),  kön- 
nen wir  unseren  Lesei'n,  denen 
die  Entwicklung  des  deutschen 
Obstbaues  vom  volkswi 
liehen  Interesse  ai; 
liegt,  eine  von  A.  G.  Grant  in 
London  verfaßte  Broschüre: 
Internationaler  Obstbau  und 
Weltmarkt*)  warm  empfehlen. 
Selbst  wenn  wir  mit  dem  um- 
stände rechnen,  daß  der  Verfasser  nicht  alles  aus  eigener  Anschauung 
kennt,  was  er  beschrieben  hat,  denn  er  widmet  dem  Obsthandel  der 
ganzen  Erde  sein  Interesse  und  versteht  es  vortrefflich,  das  Wesent- 
liche aus  dem  Obstbau  jedes  Gebietes  herauszuschälen,  muß  diese 
Schrift  als  eine  wertvolle  Bereicherung  jener  in  der  Praxis  brauch- 
bai'en  Schriften  über  Obstbau  angesehen  werden.  Es  sind  so  viele 
Anregungen  in  dem  Buche  durch  Angabe  hie  und  da  üblicher 
Methoden  gegeben,  daß  die  Lektüre  für  Jedermann  anziehend  und 
lehrreich  ist.     Um  die  Leser  über  den  Inhalt  der  Grantschen  Schrift 


zu  Bückeburg  (gepflanzt 

die  „Gartenwelt". 


*)  Internationaler    Obstbau    und    Weltmarkt.     Was    der 

rationelle  Obstbau  der  Vereinigten  Staaten  von  Nord -Amerika  den 
deutschen  Obstzüchter  lehrt.  Eine  Skizze  von  A.  G.  Grant,  London. 
Hamburg  1905.  Druck  und  Verlag  von  Fr.  Meyer.  8",  231  Seiten. 
Preis  geheftet  2  Mark. 


IX,  43 


Die  Gartenwelt. 


513 


etwas   zu   uoterricliten,    geben-  wir   nachstehend   kurze  Angaben   aus 
dem  Inhalt,  die  erliennen  lassen,  wo  uns  der  Schuh  drückt  und  wie 
ein   anderes   Reich,    England,   gleichfalls   durch    eine   Kette   unglück- 
licher Umstände  auch  viel  weniger  Obst  erzeugt  als  es  braucht.     In 
England    bestehen     noch    mittelalterliche    Eigentumsverhältnisse    an 
Grund  und  Boden.     Der  Uradel  ist  Besitzer  der  größten  Bodenfläche 
und   die  großen   ungeteilten  Besitztümer   vereiteln   zahllose   kleinere 
und  größere  Existenzen.    "iVir  erkennen,  wie  die  Latifundienwirtschaft 
der  Landmonopolisten   der  Ausdehnung  der  Obstbaumk-ultur  in  Eng- 
land hinderlich,    wie  die  schon  binnen  kurzer  Zeit  Erträge  liefernde 
Beerenobstkultur  aus  diesem  Zustande  emporgeblüht 
ist,  wie  der  Obstbau  andererseits  unter  den  Trans- 
portmonopolisten    und    den    oft    ganz    eigenartigen 
Marktverhältnissen    zu  leiden    hat.      So    gehört  der 
größte  Londoner  Markt,  der  Covent  Garden  Market, 
dem  Herzoge    von    Bedford,   der   das  „Privilegium" 
hat  von  jedem  einzelnen  „Packet",  sei  es  ein  Obstkorb, 
eine  Kiste,  ein   Sack,    eine  Tonne    oder  dergleichen 
einen  Zoll  zu  erheben,   der  einen  halben  Penny  bis 
vier    Pennies    betragen    kann.     Der  Verfasser   gibt 
an,    daß    dieser    Zoll    dem    Herzoge   eine    jährliche 
Bruttoeinnahme  von  506000  Mk.  bringt,  eine  Summe, 
die   natürlich  die  Konsumenten   aufbringen  müssen. 
Das  sind  Zustände,  die  nur  mit  Staatshilfe  geändert 
werden   können    und    damit    hat  es   bei  der  gegen- 
wärtigen Zusammensetzung  der  enghschen  Regierung 
noch   gute  Wege.     Zahlreich   sind   in    England   dir 
Obstpräservefabriken  wegen  des  Überangebots  billigen 
und   minderwertigen   Obstes,    das    auf   dem   Markte 
keine  Käufer  finden  würde.     Die.se  Fabriken   bilden 
nach    Ansicht   des    Verfassers    die    einzige    Grand- 
bedingung des  Absatzes  des  Obstes  in  England  und  l'artic    au 
so  gibt  es  eine  Anzahl  Jamfabriken,  die  riesige  eigene 
Obstgärten  besitzen  und  zahlreiche  Personen  beschäf- 
tigen. Ermöglicht  wird  ferner  diese  Industrie  dadurch, 
daß  der  Einfuhrzoll  auf  Zucker  in  England  seit  den 
fünfziger  Jahren  vorig.  Jahrhunderts  aufgehört  hat,  sodaß  die  Fabriken, 
die  ihren  Rohzucker  nieist  aus  Deutschland  beziehen,  diesen  sonder- 
barer Weise   zu    einem  Preise  erhalten,  zu  welchem  ihn  in  Deutsch- 
land   keine    derartige   Fabrik    erhält.      Für  die   Marmeladefabrikation 
werden   große  Mengen  Obstes   importiert,    so   auch   aus  Deutschland. 


Der  Verfasser  schildert,  in  welchem  Zustande  häufig  das  deutsche 
Obst  am  englischen  Markt  ankommt,  Zeugnis  für  die  beklagenswerte 
Sorglosigkeit  davon  ablegend,  mit  welcher  man  in  Deutschland  oft 
die  Verpackung  und  Transportierung  des  Obstes  bewirkt. 

Dann  bringt  der  Verfasser  statistisches  Material  über  den  ge- 
waltigen Obstimport  Englands,  der  im  Welthandel  unter  allen  Ländern 
die  erste  Stelle  einnimmt.  Interessant  ist  es,  die  Ursprungsländer 
der  eingeführten  Obstsorten  kennen  zu  lernen.  Da  nimmt  unser 
Nachbarstaat  Belgien  einen  bevorzugten  Rang  ein  und  der  Ver- 
fasser  spricht   von    Belgien  als  dem  Musterland  in  Europa  in  Bezug 


dem    Schloi'.garten    zu    Bückeburg  mit  Bin 
Jahre  1.017,  bepflanzt  mit  Pelargonium  peltatum. 

Originalaufnahme   far  die  „Gartenwelt". 


Blattpflanzengruppe  im  Schloßgarten  zu  Huckt  bürg,    rechts   Pi 
var.  viminalis.    (Siehe  auch  Text  und  Abbildung  Seite  411 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 


auf  Obstbau  und  bezeichnet  als  Ursache  genossenschaftlich  organisierten 
Absatz.  —  Für  Spanien,  die  Azoren,  die  Schweiz,  Griechenland 
(Korinthen),  Nord- Amerika,  Australien  ist  England  das  beliebteste 
Absatzgebiet.  Wie  das  Obst  aus  überseeischen  Ländern  kommt, 
schildert  der  sachkundige  Verfasser  in  höchst  ausführlicher  und  lehr- 
reicher Weise.  Die  Lektüre  dieses  Abschnitts  bietet 
eine  Fülle  praktischer  Anregung.  Immer  ist  es 
die  Antbewahiiing,  die  Verpackung  und  die  ge- 
schäftliche Organisation,  die  den  Handel  empor- 
blühen läßt  und  lationellen  Obstbau  ermöglicht. 
Wir  erfahren  aus  diesen  Zeilen  nähere  Einzelheiten, 
wie  die  Regierung  Canadas  großartige  Versuche  mit 
Transportmitteln  für  Obst  unternommen  und  dadurch 
staunenswerte  Erfolge  erzielt  hat,  daß  diese  Regierung 
aber  nicht  nur  Versuche  anstellt,  sondern  das  Er- 
gebnis auch  zu  weitgehender  Verbreitung  bringt. 
Dadurch  wird  jeder  Pflanzenzüchter  mit  den 
Errungenschaften  der  Forschung  auf  dem  Gebiete 
der  Landwirtschaft,  des  Obst-  und  Gartenbaues  be- 
kannt. Die  Obstzüchter  Canadas  treten  auch  mit 
Forderungen  an  ihre  Regierung  heran.  So  wurde 
im  vorigen  Frühjahr  verlangt,  den  Obstbauschutz 
auf  dem  Gebiete  der  Insektenvertilgung  zu  ver- 
staatlichen. Da  in  Canada  die  San -Jose -Schildlaus 
den  Obstbau  schwer  bedroht  und  besonders  den 
Export  sehr  erschwert,  so  liegt  die  Vertilgung  des 
Schädlings  nicht  nur  im  Intere.sse  Einzelner,  sondern 
im  Interesse  der  Gesamtheit  des  Staates.  Wenn 
ein  Staat  den  Obstbau  so  fördert,  dann  darf  es 
nicht  Wunder  nehmen,  wenn  großartige  Erfolge  er- 
zielt werden. 

Auch  in  Südafrika  beginnt    man  Obstbau  für 
Exportzwecke    im    Großen    zu    betreiben    und  auch 


cea  excelsa 
d.  Jahrg.) 


Die  Gartenwelt. 


IX,  43 


hier  ist  es  die  Eegieruug,  die  fördernd  eingreift.  So  werden 
die  Regjei'ungsfarmen  durcli  „Verbi'echer"  bewirtsoliaftot,  die  von 
erfahrenen  Obergiirtneni  geleitet  werden.  Man  hat  keine  Ur- 
sache mit  diesem  System  der  Gefangenenbeschäftigung  unzufrieden 
zu  sein.  Auch  in  Deutschland  könnten  an  20000  Strafgefangene 
iu  dieser  Hinsicht  segeasreich  beschäftigt  und  vielleicht  als 
brauchbare  Glieder  der  menschlichen  Gesellschaft  untergebracht 
wei'den.  Die  Ob.stfarnier  der  KapkoloDie  beklagen  sich  aber  über 
die  Konkurrenz  der  Regierung  und  trachten  ebenso  nach  billigen 
.Arbeitskräften.  Dabei  wird  Gimpelfang  scheußlichster  Art  getrieben 
und  es  werden  Leute  aus  Europa,  besonders  Italiener,  auch  Deutsche 
und  Schweizer,  unter  Vorspiegelung  falscher  Tatsachen  iu  fürmüohe 
Sklaverei  gelockt. 

Auch  die  Schilderung  des  australischen,  speziell  tasmanischen 
Obstbaues  und  seiner  Entwicklung  ist  interessant.  Hier  wird  ge- 
zeigt, wie  hohe  Zuckerpreise  der  Obstverwertung  hindernd  im  Wege 
stehen.  Auch  die  deutsche  Regierung  könnte  das  Nationalvermögen 
sehr  kräftigen,  wenn  sie  die  Steuer  auf  Zucker  aufhöbe,  sodaß 
Marmeladen  etc.  wohlfeil  hergestellt  werden  könnten. 

Den  breitesten  Raum  nimmt  die  Schilderung  des  rationellen 
Obstbaues  der  Vereinigten  Staaten  von  Nord -Amerika  ein,  von  dem 
der  Verfasser  .sagt,  daß  das  Anpassen  desselben  an  die  klimatischen, 
Boden-  und  Markt  Verhältnisse,  die  praktische  Sammlung  und  wissen- 
schaftlich begründete  Aufbewahrung,  Verpackung  und  Transportierung 
seiner  Produkte  heute  einzig  dastehe  und  mustergültig  für  sämtliche 
obstbautreibende  Länder  der  Erde  sei.  So  ward  die  jüngste  Nation 
zum  Lehrmeister  ihrer  eigenen  Lehi'er! 

Die  Anfänge  ameiikanischen  Obstbaues  liegen  im  Weinbau,  der 
1821  festen  Fuß  faßte,  als  Adlum  die  Catawbarebe,  einen  Abkömmling 
der  Vitis  riparia  (mlpina)  nach  Washington  brachte,  und  die  Förderung 
des  einheimischen  Weinbaues  verdankt  die  Union  hauptsächlich  deutscheu 
Einwanderern.  In  Kalifornien  hat  der  Obstbau  in  den  letzten  dreißig 
Jahren  einen  beispiellosen  Aufschwung  genommen,  dank  der  aus- 
gedehnten künstlichen  Bewässerung,  die  Wüsten  in  Paradiese  ver- 
wandelte. Auch  in  Florida  wird  großartiger  Obstbau  getrieben;  ein 
Landi  das  man  früher  für  unkultivierbar  hielt,  gibt  heute  enorme 
Erträge  an  Orangen  und  Wein.  Wenn  dabei  zahlreiche  Existenzen 
zugrunde  gingen,  so  lag  ,das  daran,  daß  viele  nicht  kapitalkräftig 
genug  waren,  um  das  Resultat  ihrer  E.vperimente  abzuwarten.  Denn 
erst  nach  vielen  Mißerfolgen  gelang  es,  jene  Sotten  ausfindig  zu 
machen,  die  für  Klima  und  Boden  geeignet  sind.    (Vgl. Nu. 42,  S.  494.) 

Der  amerikanische  Obstzüchter  bevorzugt  den  Halbhochstamm, 
da  er  bei  der  Obstbaumpflege,  bei  der  Ernte  und  Bekämpfung  von 
Krankheiten  am  zweckdienlichsten  ist.  Pfirsiche  werden  durch  ge- 
eigneten Schnitt  so  niedrig  gehalten,  daß  man  beim  Einernten  keine 
Leiter  gebraucht.  Den  Apfelbäumen  läßt  man  in  der  Regel  sieben 
bis  acht  Hauptäste,  die  so  aufrecht  wie  möglich  stehen  müssen,  alle 
anderen  werden  unterdrückt.  Seitentriebe  werden  gekürzt,  damit 
sich  Fruchtholz  bildet.  Durch  den  Schnitt  wird  wohl  die  Anzahl 
der  Früchte  verringert,  die  Qualität  aber  gehoben  und  das  Gewicht 
der  erzielten  Früchte  wird  dasselbe  sein.  Durch  das  Aufrechtziehen 
der  Äste  erreicht  man  mehrere  Vorteile:  Man  spart  Platz  und 
vermeidet  Windbruch,  da  die  Last  besser  verteilt  ist.  Auch  die 
Jühannisbeeie  wird  ähnlich  geschnitten.  Der  Verfasser  schätzt  den 
Wert  der  amerikanischen  Obstprodukle  der  Union  auf  ,ööO  Millionen 
Mark  für  das  Jahr  1899. 

Die  heute  übliche  Verpackung  der  Obstarten  ist  das  Ergebnis 
spezieller  Studien.  Für  jede  einzelne  Fruchtart,  oft  für  bestimmte 
Sorten,  ist  iu  vielen  Fällen  eine  besondere  Verpackungsmethode  nötig, 
soll  die  Frucht  sauber,  appetitlich  und  marktfähig  sein  und  bleiben. 
Das  Verpacken  in  Körbe  und  Säcke,  das  in  Deutschland  noch  an 
der  Tagesordnung  ist,  kennt  man  nicht  mehr.  Das  Obst  muß  im 
richtigen  Zustand  der  Reife  geerntet  werden  und  bei  der  Verpackung 
spielt  das  Papier  als  Umhüllung  der  einzelnen  Früchte  eine  große 
Rolle.  Oft  gibt  man  den  Früchten  zwei,  selbst  drei  Hüllen.  Innen 
Seidenpapier,  dann  Paraffinpapier  und  endlich  gewöhnliches  Zeitungs- 
papier. Man  pflegt  nur  eine  Sorte  Früchte  in  ein  und  dieselbe  Kisto 
oder  Tonne  zu  packen,  wie  überhaupt  die  übstzüchter  stets  nur 
wenige  Sorten,    diese   aber   in  Masse   ziehen.     Ja  man   hat  es   nicht 


nur  zu  Obst  -  Verpackiuig.sgesellschaften  (Fruit  Packing  Companies), 
sondern  auch  zu  höchst  sinnreich  konstruierten  Verpackungsmaschinen 
gebracht,  die  die  Früchte  mit  Papier  umwickeln. 

Schließlich  schildert  der  Verfasser  die  Fortschritte  der  Obst- 
aufbewahrung und  des  Transportes.  Die  Aufbewahrung  in  Gefrier- 
räumen ist  eine  amerikanische  Erfmdung.  Diese  Methode  hat  bei 
uns  nur  in  den  Großstädten  und  auch  da  nur  spärlich  Eingang  ge- 
funden, erfreut  sich  aber  in  Amerika  größter  Verbreitung.  Wie 
schneller  und  sachgemäßer  Transport  die  Kulturen  befördert,  lehrt 
der  Aufschwung  der  Pfirsichkultur.  Nur  mit  den  besten  Mitteln 
der  Aufbewahrung  und  des  Transports  ist  es  möglich,  diese  köstliche 
Frucht  Tagereisen  weit  an  die  Verbrauchsstätten  zu  schaffen  und 
tadellos  frisch  zu  verkaufen.  Die  Eisenbahnen  und  Schiffe  haben 
in  dieser  Hinsicht  eine  große  Kulturarbeit  vollbracht,  indem  sie  den 
Bedürfnissen  des  Obstversandes  in  der  denkbar  besten  Weise  durch 
Einrichtung  von  Gefrier-  und  Kühlräumen  entgegenkamen.*) 

Der  Verfasser  schließt  mit  den  Worten :  „Da  wird  es  wirklich 
Zeit,  daß  auch  der  deutsche  Obstbau  sich  seiner  eigenen  Rück- 
ständigkeit und  Lage  bewußt  wird,  daß  er  sein  Haus  in  Ordnung 
bringt,  seine  Produktions-,  Aufbewahrungs-  und  Transportmethoden 
von  Grund  auf  reorganisiert,  um  also  gestärkt  und  modernisiert  seine 
lächerliche  Stellung  auf  dem  Weltmarkte  mit  einer  achtunggebietenden 
zu  vertauschen.     Darin  liegt  seine  Zukunft."  W.  T. 


Ne 


Zeit-  und  Streitfragen. 
Bücherbesprechungen. 

Vom  Herausgeber. 

(eben  der  Fachpresse  sind  in  erster  Linie  die  guten  Fachwerke 
dazu  berufen,  das  gärinerische  Wissen  zu  fördern  und  dem  Bildungs- 
drang des  Gärtners  entgegen  zu  kommen.  Das  Lesen  einer  guten 
Fachzeitschrift  ist  ein  unabweisbares  Erfordernis  unserer  Zeit; 
daneben  wird  aber  auch  jeder  vorwärtsstrebende  Gärtner  darnach 
trachten,  sich  mit  der  Zeit  eine  seinen  Mitteln  entsprechende  Fach- 
bibliothek zuzulegen,  in  welcher  Werke  über  die  Spezialitäten  vor- 
herrschen weiden,  denen  er  sein  besonderes  Interesse  widmet. 
Dieser  Tatsache  entsprechend  hat  die  Fachpresse  die  Verpflichtung, 
die  neuen  Erscheinungen  auf  gärtnerischem  Gebiete  zu  beachten 
und  sie  unter  der  Rubrik  „Bücherschau"  einer  rein  sachlichen,  un- 
parteiischen Kritik  zu  unterziehen.  Diese  Kritiken  sollen  den 
Lesern  die  guten  und  schlechten  Eigenschaften  der  rezensierten 
Bücher  vor  Äugen  führen,  die  Verbreitung  des  Schlechten  hindern, 
des  Guten  aber  fördern,  wie  sie  auch  dazu  dienen,  jungen,  bisher 
unbekannten  Talenten  die  Wege  zu  ebnen. 

Nun  gibt  es  leider  nicht  nur  in  der  gärtnerischen  Fachpresse, 
sondern  auch  in  der  politischen  Presse  zahlreiche  Redakteure,  die  für 
alles  andere,  nur  nicht  für  das  Studium  neuer  Bücher  Zeit  haben 
und  sich  entweder  damit  begnügen,  ohne  jeden  Kommentar  die 
Titel  der  neu  erschienenen  Werke  bekannt  zu  geben,  oder  die  ihnen 
obliegende  Rezensionspflicht  auf  fremde,  häufig  unfähige  Schultern 
abwälzen,  im  günstigsten  Falle  ein  paar  nichtssagende  Worte  über 
das  niohtgelesene  Buch  schreiben,  wenn  sie  es  nicht  vorziehen,  den 
sogen.  „Waschzettel"  abzudrucken.  Unter  solchen  Waschzetteln  ver- 
steht man  in  buchbändlerisdien  Kreisen  die  vom  Verleger  eines  Buches 
selbst  abgefaßte  Rezension.  Die  Verleger  wissen  sehr  wohl,  daß  neu 
erschienene  Werke,  und  mögen  sie  von  noch  so  gi'oßer  Bedeutung 
sein,  in  den  meisten  Redaktionen  nicht  gelesen  und  nicht  gewürdigt 
werden  und  deshalb  unbesproohen  bleiben,  wenn  den  Redakteuren 
nicht  mit  jedem  Rezensionsexemplar  gleich  die  druckfertige  Re- 
zension, das  ist  der  Waschzettel,  übermittelt  wird. 

Manch  anerkennende  Besprechung  in  einer  angesehenen  Fach- 
zeitschrift hat  schon,   wie  gesagt,   jungen  aufstrebenden  Talenten  die 

*)  Anmerkung  der  ]?edaktion.  Siehe  unseren  illustrierten 
Artikel  von  Prof.  Sajo:  ,..\us  der  Geschichte  des  amerikanischen 
Obstverkehrs,  Jahrg.  6,  No.  13  und  14. 


IX,  43 


Die  Gartenwelt. 


Wege  gi'ebnet.  in  noch  liäufigeren  Fällen  ist  aber  durch  (jarteiische 
und  ungerechte  Besprechungen  beträchtliches  Unheil  angerichtet  worden, 
indem  nichtswürdige  Rezensionen  ein  Hemmschuh  auch  für  die  Ver- 
breitung des  Guten  sind.  Man  kann  nicht  gut  verlangen,  daß  der 
Leiter  einer  großen  Fachzeitschrift  alle  neu  erschienenen  Fach- 
werke durchliest  und  rezensiert;  dazu  ist  die  gegenwärtige  Zeit  zu 
produktiv,  aber  was  er  bespricht,  soll  er  vorurteilslos  besprechen 
und  was  er  nicht  selbst  besprechen  kann,  soll  er  fähigen,  gereiften 
und  unparteiischen  Faohgenossen  zur  Besprechung  überweisen.  Daß 
sich  hier  und  da  auch  Redakteure  dazu  hergeben,  ihre  Überzeugung 
kleinlichen  Geschäftsinteressen  kurzsichtiger  Verleger  zu  opfern,  ist 
eine  bedauerliche  Tatsache.  Auf  solche  Geschäftsinteressen  ist  auch 
das  Unterbleiben  der  Angabe  des  Ladenpreises  der  besprochenen 
Bücher  zurückzuführen,  womit  den  Abonnenten  der  Blätter,  die 
diese  kleinliche  Pra.\-is  üben,  sicher  nicht  gedient  ist. 

Wie  auf  allen  Gebieten,  so  herrscht  auch  gegenwärtig  auf  dem 
des  gärtnerischen  Verlagsgeschäftes  eine  erbitterte  Konkurrenz.  Ver- 
einzelte Großfirmen  möchten  alles  au  sich  reißen ;  sie  sind  die  "Waren- 
häuser des  gärtnerischen  Verlagsgeschäfts  und  nehmen  wo- 
möglichjedes  Anerbieten,  auch  das  Überflüssigste  an,damitbeileibe  nicht 
dieses  oder  jenes  Werk  späterhin  bei  einem  Konkurrenten  erscheint. 
Dadurch  überstürzt  ein  neues  Buch  das  andere;  erst  schreibt  da  ein 
solcher  Autor  ein  Gartenbuch  über  den  gesamten  Liebhabergarten- 
bau, dann  läßt  er  ein  zweites  folgen,  das  nur  die  Blumen  behandelt, 
ein  drittes,  da.s  nur  von  Obstbäumen  erzälilt,  ein  viertes  über  Gemüse, 
ein  fünftes  über  Gemüsetreiberei  mit  Salat  und  ein  sechstes  über 
Salat  mit  Gemüsetreiberei,  sodaß  schließlich  nur  noch  ein  Buch  über 
die  Kultur  der  Unkräuter,  über  die  Vermehraug  und  Anpflanzung 
der  Pyramidenpappeln  oder  über  die  rationeile  Zucht  der  Schildlaus 
und  ihre  Dressur  auf  die  Kulturpflanzen  fehlt,  damit  alle  Lücken 
geschlossen  sind.  In  jedem  neuen  Buche  wird  oft  der  Inhalt  bereits 
erschienener  Bücher  behaglich  wiedergekaut,  ein  Verfahren,  das  man 
technisch  als  Zeilenschinderei  bezeichnet,  denn  je  dicker  das  Opus 
wird,  um  so  höher  pflegt  das  Honorar  zu  sein,  das  die  Herren  Ver- 
leger notorischen  Vielschreibern  aber  möglichst  knapp  zu  bemessen 
pflegen.  Natürlich  hat  solch  ein  Bücherschreiber  im  Kreislauf  des 
Jahres  keine  Zeit,  ein  von  einem  anderen  verfaßtes  Buch  einer 
objektiven  Besprechung  zu  unterziehen,  ja  es  fehlt  ihm,  wenn  er 
Redakteur  ist,  sogar  die  Zeit  auch  einmal  für  sein  eignes  Blatt 
einen  Artikel  zu  schreiben;  das  müssen  alles  die  Mitarbeiter  besorgen 
damit  die  Bücherproduktion  keine  Unterbrechung  erleidet. 

Die  von  vielen  Seiten  gegebenen  schlechten  Beispiele  werden 
uns  nicht  abhalten,  allen  Neuerscheinungen,  wie  bisher,  unser  Augen- 
merk zuzuwenden  und  dafür  Sorge  zu  tragen,  daß  sie  ohne 
Rücksicht  auf  den  Autor  und  die  Verlagsbuchhandlung,  bei  der 
sie  erschienen,  in  objektiver  Weise  gewürdigt  werden,  so  weit 
sie  überhaupt  eine  Würdigung  verdienen.  Alles  das,  was  sich  als 
Abschreiberei,  Vielschreiberei  wertlos  und  überflüssig  erweist,  bleibt 
selbstverständlich  von  der  Besprechung  ausgeschlossen;  wir  werden 
aber  jeder  guten  Neuerscheinung  wohlwollend  gegenüberstehen,  von 
der  Ansicht  ausgehend,  daß  es  besser  ist,  eine  ehrliche  Arbeit  etwas 
zu  wohlwollend  zu  beurteilen,  als  sie  in  den  Schmutz  zu  ziehen. 

Es  sei  noch  eines  Krebsschadens  gedacht,  der  die  Ausnutzung 
guter  oder  auch  zweifelhafter  Rezensionen  durch  die  in  Frage  kommenden 
Verleger  betrifft;  es  gibt  wahre  Virtuosen  auf  diesem  Gebiete,  die 
mit  den  Rezensionen  ehrenwerter  Fachleute  Jahrzehntelang  hausieren 
gehen.  Das  ist  ja  an  und  für  sich  nicht  schlimm,  bedenklich  ist 
nur  der  Umstand,  daß  diese  Verleger  selbst  aus  im  Grunde  un- 
günstigen Rezensionen  einige  Sätze  aus  dem  Zusammenhang  zu  reißen 
verstehen,  die  ihnen  gerade  in  den  Kram  passen,  die  aber  ein  ganz 
anderes  Bild  als  dasjenige  geben,  welches  der  betreffende  Rezensent 
gezeichnet  hat.  Das  ist  unlauterer  Wettbewerb.  Ich  be- 
.schränke  mich  heute  darauf,  hierzu  nur  ein  drastisches  Beispiel  an- 
zufiiliren,  mit  weiteren,  auch  meine  eigenen  Rezensionen  betreffenden, 
kann  ich  jederzeit  dienen. 

In  der  „Deutschen  Bauhütte"  vom  17.  November  1904  hatte 
unser  Mitarbeuer  K.  Krone  das  Werk  „Die Gartenkimst  in  Wort  und 
Bild"  in  durchaus  sachlicher,  von  jeder  Voreingenommenheit  freier 
Weise  besprochen.     Wir  selbst  haben  diesem  Buche  zwei  Rezensionen 


gewidmet.  Der  Verleger  dieses  Werkes  hat  nun  einen  Prospekt  mit 
Rezensionen  zusammengestellt.  Die  da  abgedruckten  Rezensionen 
aus  gärtnerischen  Zeitschriften  interessieren  uns  nicht,  da  sie  nur 
Blätter  betreffen,  die  in  urteilsfähigen  Fachkreisen  als  Fachblätter  nicht 
anerkannt  werden.  Um  so  lehrreicher  ist  der  Auszug  der  Rezension 
des  Herrn  Krone.  Er  besteht  aus  zwei  Sätzen.  Der  erste  Satz  lautet: 
„ . .  .  Aber  das  Buch  will  mehr  sein  als  eine  brauchbare  Garten- 
technik, und  in  einer  Hinsicht  ist  es  das  auch,  in  der  liebevollen 
Behandlung  des  gemischten  Gartenstils  nämlich,  der  als  Bastard 
bisher  nur  geringe  Beachtung  fand  .  .  ."  Dieser  Satz  hat  aber  einen 
wesentlichen  Nachsatz,  über  den  die  drei  Punkte  nicht  hinweghelfen 
können,  und  der  Verfasser  der  Kritik  sollte  wegen  Unterschlagung 
dieses  Nachsatzes  energisch  Front  machen.  Der  Nachsatz  lautet 
nämlich:  „Aber  auch  diese  Empfehlung  geschieht  nicht  durch  den 
Text,  der  sich  immer  mit  zwar  anzuerkennender  Gründlichkeit  in 
die  Einzelheiten  verliert,  man  muß  sie  vielmehr  aus  der  Zahl  der 
Illustrationen  herauslesen."  Das  ergibt  doch  ein  wesentlich  anderes 
Bild!  Dann  führt  der  Auszug  noch  den  zweitletzten  Satz  aus  der 
ganzen  Kritik  an.  Er  lautet.  „Möge  das  Werk  den  Anstoß  geben, 
den  gemischten  Stil  für  die  Aufgaben  heranzuziehen,  die  anders  nicht 
befriedigend  zu  lösen  sein  würden."  Hier  hat  der  Herr  Verleger 
wieder  das  kleine  Naohsätzchen  zu  zitieren  vergessen,  welches  den 
Schluß  der  Kroneschen  Ausführungen  bildet  und  also  lautet:  „Viel- 
leicht ist  das  seine  ausgesprochene  Tendenz."  Das  paßte  natürlich 
dem  Verleger  nicht  in  den  Kram,  denn  wenn  ein  ernster  Kritiker 
nach  dem  zeitraubenden  Studium  eines  dickleibigen  Bandes  die  Frage 
offen  lassen  muß,  was  eigentlich  die  Tendenz  des  Buches  ist,  so 
muß  man  dies  als  alles  andere,  denn  als  Anerkennung  auffassen. 

Es  ist  zu  wünschen  und  zu  hoffen,  daß  Verleger,  die  darauf 
Anspruch  erheben  wollen,  ehrliche  Geschäftsleute  zu  sein,  für  die 
Folge  nicht  zu  einem  so  zweideutigen  Mittel  greifen,  wie  es  ein 
künstlich  zugestutzter,  tendenziös  einseitiger  Auszug  aus  einer  ernsten 
Kritik  darstellt.  Die  Herren  könnten  Gefahr  laufen,  von  einem 
Rezensenten,  der  in  einer  derartigen  Ausbeutung  seiner  Kritik  eine 
Schädigung  seines  fachlichen  Rufes  erblickt,  vor  die  Schranken  des 
Gerichts  zitiert  zu  werden. 

Mannigfaltiges. 
Frostschäden  an  den  Knltnren  der  Riviera. 

Von  Richard  Heimann,  Cap  d'Antibes,  Südfrankreich. 

Anschließend  an  meinen  Artikel  in  No.  18  dieser  geschätzten 
Zeitschrift,  in  welchem  ich  eme  Abhandlung  über  die  durch  Frost 
sehr  gelittenen  Kulturen  brachte,  möchte  ich  an  dieser  Stelle,  an- 
geregt durch  verschiedene  Anfragen,   über  deren  Erholung  berichten. 

Wie  schon  bekannt,  hatte  der  Süden  im  letzten  Winter  unter 
sehr  starker  Kälte  zu  leiden,  den  ganzen  Herbst  durch  bis  zum 
1.  Januar  d.  J.  war  täglich  Sonnenschein,  doch  schlug  dann  die  Witterung 
plötzlich  um  und  es  trat  eine  Kälte  ein,  wie  sie  hier  wohl  noch  nie 
verzeichnet  wurde. 

Cyclamen,  Primeln  usw.  waren  erfroren  und  es  sahen  die 
Blumenbeete  in  öffentlichen  Anlagen  danach  ganz  schauderhaft  aus, 
doch  auch  die  widerstandsfähigeren  Pflanzen  hatten  viel  gelitten. 
Die  Rosenblumen  in  den  Kalthäusern  waren  bald  alle  erfroren,  sowie 
viele  Palmen,  Eucalyptus  u.  a.  m. 

Am  meisten  wunderte  ich  mich  darüber ,  daß  die  Asparagus- 
Arten  fast  gar  nicht  gelitten  hatten,  nicht  emmal  die  edel.sten  Sorten, 
trotzdem  sie  zu  dieser  Zeit  viele  zarte  junge  Triebe  hatten.  Was 
den  Kulturen  zu  großem  Vorteil  gereichte,  war,  daß  nach  der  Kälte 
reichlich  Regen  gefallen  ist  und  hat  sich  somit  vieles  schneller  er- 
holt, als  es  sonst  der  Fall  gewesen  wäre.  Die  Agaven  scheinen 
mehr,  denn  alle  anderen  gelitten  zu  haben  und  sind  zum  Teil  ganz 
eingegangen.  Selbst  haushohe  Palmen,  die  schon  manchen  Strauß 
mitgemacht  haben,  wurden  auch  dieses  Mal  nicht  verschont. 

Einer  Firma,  die  durch  ihre  Araucarien-Kulturen  sehr  bekannt 
ist.  sind  etwa  10000  Phoenix  canarietisis  erfroren,  ohne  daß  sie  es 
wußte;    erst    im  Frühjahr    als  der  Versand  einsetzen   soUte  und  die 


516 


Die  Gartenwelt. 


IX,  43 


Palmen,  die  im  Winter  über  mit  Erikamatten  überdeckt  sind,  auf- 
gedeckt wurden  und  die  Sonne  sie  mit  ihren  sonst  so  segenspendenden 
Strahlen  beschien,  wurde  der  Schaden  bemerkt. 

Dieses  Frühjahr  waren  die  Witterungsverhältnisse  sehr  schlecht, 
der  Himmel  immer  bewölkt  und  dabei  war  es  für  den  Süden  sehr 
kühl,  man  merkte  es  auch  an  den  Obstpreisen;  Kirschen  1  kg 
75  Centimes.  Orangen  hat  es  fast  keine  gegeben,  da  alle  erfroren  sind, 
doch  standen  im  Juni  Oi'angen,  Zitronen  und  Oliven  in  schön- 
ster Blüte,  auch  die  Feigen  sehen  gut  aus  imd  versprechen  eine  gute 
Ernte,  der  Wein  läßt  manches  zu  wünschen  übrig,  kann  sich  aber 
noch  erholen,  wenn  das  Wetter  nunmehr  besser  wird. 

Die  Rosen  leiden  durch  diese  Witterung  sehr  unter  dem  Mel- 
tau und  wurde  mancher  Zentner  Schwefel  daran  verpulvert. 

Die  Palmenkulturen  machen  sich  rein  gar  nicht  mehr  bezahlt 
und  werden  von  verschiedenen  Firmen  aufgegeben,  soweit  sie  nicht 
schon  aufgegeben  worden  sind. 

Das  Auspflanzen  der  Nelken,  Margueriten  usw.  für  den  Winter- 
flor ist  im  vollen  Gange. 

Überall,  wo  das  Auge  in  der  Natur  hinblickt,  „Werden  und 
Vergehen". 

Wespennester  in  der  Erde  vertilgt  man  mit  Schwefelkohlen- 
stoff. Dieses  Mittel  hat  sich  hier  bewährt.  Ein  wollener  oder 
leinener  Lappen  wird  abends,  wenn  die  Wespen  in  ihrem  Baue 
sitzen,  mit  Schwefelkohlenstoff  getränkt,  in  das  Loch  gesteckt,  darauf 
das  Loch  mit  Erde  oder  mit  einem  Stein  geschlossen.  Schwefel- 
kohlenstoff dämpfe  sind  schwerer  als  atmosphärische  Luft  und  sinken 
deshalb  allmählich  nach  unten.  Hier  wurde  dieses  Mittel  zuerst  mit 
durchschlagendem  Erfolge  für  die  Hanistervertilgung  verwendet.  Im 
Einzelnen  kostet  das  Kilo  80  Pf.  Schwefelkohlenstoff  ist  eine  leicht- 
bewegliche Flüssigkeit,  die  explosibel  ist  und  widerlieh  riecht. 

Friedrich  Roemer,  Quedlinburg. 

Wasserbeförderungsanlagen.  Im  Anschluß  an  den  Artikel 
darüber  in  No.  37  schreibt  uns  Herr  Friedrich  Roemer  in  Quedlin- 
burg, daß  bei  ihm  di-ei  Systeme  von  Wasserbeförderungsanlagen  in 
Betrieb  sind.  1.  Ein  Gasmotor,  der  zwei  Pumpen  zur  Füllung  eines 
22  obm  fassenden  Reservoirs  bedient;  2.  ein  auf  Feldbahngeleisen 
transportabler  Heißluftmotor,  der  zum  Spritzen  und  Bewässern  dient ; 
3.  ein  transportabler  Elektromotor,  gleichfalls  zum  Spritzen  und 
Bewässern.  Letztere  Kraftquelle  ist  allen  anderen  an  Bequemlichkeit 
und  Billigkeit  vorzuziehen,  wo  Strom  erhältlich  ist  oder  erzeugt  wird. 

Insektenfanggürtel.  In  obstarmen  Jahren  ist  der  Kampf 
gegen  die  Hauptschädlinge  des  Obstbaues,  den  Apfelblüten- 
stecher und  die  Obstmade,  besonders  Erfolg  versprechend.  Beide 
hatten  durch  geringen  Blütenaosatz  wenig  Gelegenheit,  sich  fort- 
zupflanzen. Ihre  Zahl  ist  also  relativ  gering.  Werden  die  Vor- 
handenen gefangen,  so  besteht  die  beste  Gewähr  für  ein  Verschonen 
der  Blüten  und  Früchte  im  nächsten  Jahre.  Man  darf  überhaupt 
nie  nachlassen  in  der  Bekämpfung  der  Schädlinge,  sonst  gewinnen 
sie  im  Nu  die  Oberhand.  Ein  anerkannt  gutes  Bekämpfungsmittel 
für  Obstmade  und  Apfelblütenstecher  ist  der  Insektenfanggürtel 
„Einfach"  der  Firma  Otto  Hinsberg,  Nackenheim  am  Rhein 
deren  Broschüre  auch  eme  Menge  anderer  Präparate  und  Geräte 
zur  Baumpflege  enthält. 


Fragen. 

Neue  Frage  No.  348.  Wie  ist  die  Blutlaus  von  Äpfelbäumen 
am  besten  zu  vertilgen  und  wie  wird  das  Mittel  angewendet  V 

Neue  Frage  No.  349.  AVoher  kommt  es,  daß  die  augesetzten 
Gurken  in  den  Frühbeeten  trotz  der  heißen  Witterung  faulen?  Ich 
habe  in  der  letzten  Zeit  stark  mit  der  Brause  gegossen. 

Neue  Frage  No.  350.  Welche  Dungart  eignet  sich  für  Baum- 
schulen mit  kalkhaltigem  Boden? 

Neue  Frage  No.  351.  Woher  kommt  es,  daß  Ahorn  in  einer 
kalkhaltigen  Boden  besitzenden  Baumschule  am  Wurzelhals  plotzlicli 
schwarz  werden  und  absterben? 


Neue  Frage  No.  352.  Ist  Eichenlauberde  schädlich  für  Topf- 
pflanzen, speziell  für  Croton  und  enthält  diese  Erdart  giftige  Substanzen  ? 

Neue  Frage  No.  353.  Was  ist  die  Ursache  der  Knollenfäulnis 
bei  Cyclamen?  Anfang  Juni  standen  meine  Cyclamen  in  10  bis  12  cm 
weiten  Töpfen  gesund,  gut  bewurzelt  und  wurden  bei  einer  geringen 
Bodentemperatur  von  22 "  C  sehr  luftig  kultiviert,  trotzdem  ging 
täglich  eine  Anzahl  von  Exem])laren  an  Knollenfäulnis  ein.  Dieses 
plötzliche  Absterben  gesund  aussehender  Cyclamen  zeigt  sich 
sowohl  bei  hoch  als  auch  bei  tiefergepflanzten  und  scheint  oben  an 
der  Knolle  an  der  Blattentwicklungsstelle  zu  entstehen,  da  die  sämt- 
lichen Blätter  und   Wurzeln  ganz  gesund  sind. 

Neue  Frage  No.  354.  Welches  ist  die  wirksamste  und  halt- 
barste, dabei  preiswerteste  Spritze  zur  Verteilung  von  Bordeaux-  und 
Kupfersodabrühe  in  einer  kleinen  Obstanlage  mit  200  Halbhoch- 
stämmen und  Niederstämmen? 

Wir  bitten  unsere  Leser  sich  im  Interesse  des  Berufs  zahl- 
reich an  der  Beantwortung  der  gestellten  Fragen  zu  beteiligen. 


Personal-Nachrichten. 

Denner,  Adolf,  ein  Schüler  weiland  Hermann  Jägers  (Eisenaoh), 
bisher  freiherrlich  von  Werthernscher  Obergärtner,  kaufte  die  Ver- 
sandgärtnerei von  J.  G.  Wähmann  in  Weißenfels.  Als  bedeutender 
Pflanzenzüchter  wird  Herr  Denner  bestrebt  sein,  die  Kulturen  zu 
erweitern  und  ihren  guten  Ruf  zu  fördern. 

Duval,  H.,  Mitinhaber  der  Firma  Duval  &  fils,  Versailles,  f 
am  29.  Juni  im  Alter  von  35  Jahren  nach  sechswöchentlichem 
Krankenlager  an  den  Folgen  einer  Operation.  Mit  ihm  verliert  Herr 
Duval  seinen  zweiten  und  letzten  Sohn.  Maurice  Duval,  der 
unter  dem  Herausgeber  dieser  Zeitschrift  vor  Jahren  als  Volontär 
tätig  war  und  den  er  ebenso  wie  den  jetzt  Verstorbenen  als  tüchtigen 
und  strebsamen  Menschen  kennen  lernte,  wurde  gleichfalls  im 
jugendlichen  Alter  von  einem  tückischen  Leiden  dahingerafft.  Die 
Firm.a  Duval,  die  auch  Deutsche  beschäftigt,  ist  durch  ihre  vorzüg- 
lichen Orchideen-  und  Warmhauspflanzenkulturen  weitbekannt. 

Fahldieck,  langjähriger  Obergärtner  in  Quedlinburg,  zuletzt 
bei  Heinrich  Mette  und  dann  im  Ruhestand  lebend,  starb  hoch- 
betagt in  Quedlinburg.  Der  Verstorbene  war  ein  beliebter  und  ge- 
achteter Fachmann  der  alten  Schule,  der  auch  in  weiteren  Kreisen 
bekannt  war  als  Verfasser  eines  Buches  unter  dem  Titel:  Der 
praktische  Gartenfreund  (erschienen  in  Leipzig  1881).  das  viele  Auf- 
lagen erlebte. 

Holtzer,  bisher  Obergärtner  am  Kaiserlichen  Botanischen  Garten 
in  St.  Petersburg,  trat  nach  49jähriger  Tätigkeit  in  den  verdienten 
Ruhestand. 

Jolly,  Franz,  Baron  Rothschildscher  Obergärtner,  Sohn  des 
Garteninspektors  Anton  Jolly  auf  der  Hohen  Warte  in  Wien- 
Döbling,  t  am  19.  Juni  im  Alter  von  36  Jahren. 

Kleyhonz,  J.  A.,  bi.sher  in  Stuttgart,  ließ  sich  als  Landschafts- 
gärtner und  Staudenzüchter  in  Rosenburg  am  Kamp  in  Nieder- 
österreich nieder. 

Kraus,  Jos.,  bisher  Obergärtner  des  der  Firma  Hch.  Mette 
gehörenden  Stumpfsburger  Gartens  in  Quedlinburg,  übernahm  die 
Leitung  der  Privatgärtnerei  des  Kgl.  Sachs.  Handelsrichters  Friedr. 
Wilh.  Dodel  in  Dölitz  bei  Leipzig. 

Kreis,  Franz  A.,  Handelsgärtner  in  Nieder- Walluf,  Spezial- 
kulturen  von  Rosen  und  Cleniatis,  wurde  zum  Hoflieferanten  des 
Fürsten  von  Schaumburg-Lippe  ernannt. 

Meißner,  C,  bisher  Obergärtner  im  Großherzoglichen  Hofgarten 
zu  Karlsruhe,  übernahm  die  freigewordene  Obergärtnerstelle  am 
Kaiserlichen  Botanischen  Garten  in  St.  Petersburg. 

Seiltz,  Eduard,  Gutsgärtner  zu  WoUin  im  Kreise  Stolp  i.  P., 
wurde  das  Allgemeine  Ehrenzeichen  verliehen. 


Verantwortl.  Redakienr:  Max  Hesdr 


rd  Carl  Schmidt  &  Co.,  Leipzig. 


Drack :  Anhalt.  Bnohdr. 


atenberg,  e.  Q.  m.  b.  H.,  Dessau. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


29.  Juli  1905. 


No.  44. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Pflanzenkunde. 


Einheimische  Pflanzen  meines  Gartens. 

Von  H.  Nehrung  (Florida). 

in.  (Schluß.) 

V  011  großer  Schönheit  sind  auch  besonders  junge,  von 
unten  auf  venästelte  Exemplare  der  Florida-  oder  Bleistift- 
Ceder  {■Juniperus  har- 
hadensis,  Thunb.  :=■  J. 
chinensis,  Mantiss).  Es 
ist  das  dieselbe  Art,  aus 
deren  Holz  die  berühmte 
Fabersche  Fabrik  meist 
ihre  Bleistifte  herstellt. 
Sie  war  damals,  besonders 
auf  Cedar  Keys,  häufig; 
gutes  Holz  ist  jetzt  aber 
schwierig  zu  erlangen. 
Sie  findet  sich  vereinzelt 
in  feuchten  Laubholz- 
wäldern hiesiger  Gegend, 
doch  sind  große  Exem- 
jjlare  außerordentlich  sel- 
ten geworden.  Ich  sam- 
melte im  Herbst  des 
Jahres  1895  einige  hun- 
dert Beeren  in  St.  Augus- 
tina und  aus  diesen  sind 
die  verschiedenen  dichten 
Prachtbäumchen  meines 
Gartens  entstanden.  Die 
Färbung  des  Laubes  ist 
hellgrün  und  der  Wuchs 
ein  sehr  dichter  und  sym- 
metrischer. Auch  die  aus 
Wisconsin  mitgebrachte 
gewöhnhehe  rote  Ceder'') 
(Juniperus  virginiana)  ge- 
deiht gut,  dagegen  wollte 
die    großfrüchtige    Berg- 


ceder  (J.  occidentalis  conjugens)  aus  Texas  hier  gar  nicht  fort- 
kommen. 

Unsere  wilde  Pflaume  (Prunus  umhellata)  bildet  frei- 
stehend einen  prächtigen  breiten  und  dichten  Baum  von  etwa 
5  bis  G  Meter  Höhe.  "Wenn  sie  im  Frühling  mit  ihren 
weißen  Blüten  wie  mit  einem  Tuche  bedeckt  ist,  dann  ist 
die  Wirkung  inmitten  der  Palmen,   Magnolien,   Wachsmyrten 


*)  Im  englischen  Sprach- 
gebiet wird  Junipenis  als 
Cedar  (Ceder)  bezeichnet. 


cgonia  „Gloire  de  Sceaux 

von  Emil  Dielze,  Steglitz  bei  Bei 


Seite  ,5l.'0.) 
„Gartenwelt"  photogr.  aufgen 


Gartenwelt.     IX. 


518 


Die  Gartenwelt. 


IX,  44 


und  Bambusen  wahrhaft  bezaubernd.  Von  anderer  Pracht  und 
Wirkung  ist  der  wilde  Kirschbaum  {Prunus  semperflorens  =  sero- 
tina).  Er  wächst  schlaulc  empor  und  breitet  sicli  erst  im  Alter  hoch 
oben  in  der  Ki-one  mehr  aus.  Ältere  Bäume  sind  hervor- 
ragend schön.  Die  Früchte  sind  schwarz  und  bittersiiJ3,  von 
der  Größe  einer  großen  Erbse,  und  werden  von  den  Vögeln 
gerne  gefressen.  Das  Holz  großer  Bäume  ist  außerordent- 
lich wertvoll,  da  es  zur  Fabrikation  feiner  Möbel  sehr  viel 
verwendet  wird.  Kleine  Sämlinge,  die  ich  vor  acht  Jahren 
aussetzte,  haben  bereits  eine  Höhe  von  10  bis  12  Metern  er- 
reicht. Auch  die  sehr  aromatische  Stachelesche  {Xanthoxylon 
americanum,  Mill.  =  Clava  lierculis  L.),  auch  von  den  Deutschen 
hier  gewöhnlich  „Prickly  Ash"  genannt,  verpflanzte  ich  vom 
Wald  in  den  Garten.  Stamm,  Äste  und  Blattstiele  sind 
sehr  stachelig.  Der  Baum  wächst  schnell  und  bildet  eine 
breite  offene  Ki-one,  wird  aber  durch  Wurzelschößlinge  im 
Garten  sehr  lästig.  Immerhin  ist  er  so  auffallend  eigenartig, 
daß  man  ihm  einen  Platz 
im  Parkgarten  gönnen  darf. 
Diese  drei  letztgenannten 
und  die  Catalpa  (Catalpa 
speciosa  und  C.  higno- 
7iioides)  sind  die  einzigen 
laubabwerfenden  Bäume, 
welche  ich  angepflanzt 
habe. 

Wie  schon  erwähnt, 
bildet  die  wilde  bitter- 
süßeOrange(  Citrus  auran- 
iiaca  rar.  amara)  in  vielen 
Gegenden  Floridas  mit 
Magnolien ,  Lebenseichen 
und  Palmettos  große 
Wälder  und  erweckt  den 
Anschein  einer  einhei- 
mischen Pflanze.  Früher 
bedeckten  diese  als  Wäl- 
der tausende  von  Äckern, 
doch  sind  sie  heute  alle 
unter  Kultur.  Diese  wilden 
Stämme  wurden  mit  den 
besten  Sorten  okuliert,  die 
dazwischenstehenden  Pal- 
men, Magnolien  und  Lebenseichen  entfernt  und  diese  veredelten 
Bäume  gut  gepflegt.  Sie  brachten  vor  dem  verhängnißvollen 
Froste  des  8.  Februar  1895  ihren  Besitzern  wahrhaft  fürst- 
liche Einkünfte.  Woher  diese  bittersüßen  Orangenbäume 
eigentlich  stammen,  ist  mit  Sicherheit  nicht  festgestellt.  Man 
nimmt  an,  daß  sie  Ende  des  sechzehnten  .Jahrhunderts  von 
den  Spaniern  eingeführt  imd  von  den  Indianern  bis  ins  Innere 
des  Staates  weiter  verbreitet  wurden.  Die  bittersüße  Orange 
trägt  ungemein  reichlich  und  ihre  Früchte  fallen  nicht  ab, 
oder  doch  erst  nach  langer  Zeit.  Im  Sommer  sind  diese  selir 
süß  und  dann  genießbar.  Man  pflanzt  sie  häufig  in  den 
Gärten  an,  da  der  Baum  eine  sehr  schöne  Form  annimmt, 
mehrere  male  im  Jahre  blüht,  die  Blüten  einen  köstlichen 
Wohlgerueh  ausströmen  und  weil  die  Früchte  fast  das  ganze 
Jalu-  hindurch  dem  Baume  zur  großen  Zierde  gereichen. 
Auch  eine  zweite  Varietät,  die  sauere  Orange,  wird  häufig 
wild  angetroffen.  Die  Frucht  hat  eine  sehr  rauhe  dicke 
Schale  und  ist  sehr  sauer.  Man  verwendet  sie  zur  Bereitung 
von  Orangen-Marmelade  und  Limonade.     Diese  beiden  Sorten, 


Winterblühender   niedriger  Goldlack.     (Text  Seite  52 
Züchtung  von  Handelsgärtner  Max  Türpe,  Wiederau  i 

OriginaUufnahme   für  die  „Gartenwelt". 


wie    auch    eine   verwilderte  Citrone,    habe    ich    ebenfalls    in 
meinem  Garten  angepflanzt. 

Wohl  kein  kalifornischer  Baum  ist  so  beliebt  als  der 
Tollon  oder  die  Weihnachtsbeere  (Photinia  syn.  Heteromeles 
arhutifoliaj.  Es  ist  der  einzige  Baum  Kaliforniens,  der  in 
meiner  Anlage  gut  gedeiht. 

Es  würde  zu  weit  führen,  wollte  ich  alle  die  einheimischen 
immergrünen  Sträucher,  die  ich  in  meinem  Garten  anpflanzte, 
ausführlich  beschreiben.  Nur  die  allerschönsten  mögen  ge- 
nannt werden.  Zu  diesen  allerschönsten  zähle  ich  in  erster 
Linie  den  zu  den  Rubiaceen  gehörenden  Korallenstrauch 
(Hamelia  patens).  Er  wird  selten  über  2  Meter  hoch,  doch 
finden  sich  die  aufrecht  stehenden,  prachtvoll  roten,  aus  jedem 
Endzweig  hervorbrechenden  Blütenbüschel,  oft  auch  Büschel 
schwarzer  Beeren,  das  ganze  Jahr  hindui-ch.  Das  Laub  ist 
herzförmig,  wolhg,  purpurn  angehaucht  und  viele  der  älteren 
Blätter  zeigen  eine  orangegelbe  und  scharlachrote  Farbe. 
Der  Strauch  ist  so  schön 
und  aulfallend,  daß  er  es 
\  erdient,  auch  in  den  Ge- 
wächshäusern gezogen  zu 
weiden 

Florida  ist  reich  an 
Heide  ge\\  ächsen,  die  alle 
im  Garten  ausgezeichnet 
^\  ichsen  Ich  nenne  hier 
die  rosarote  Andromeda 
(  indiomeda  nitida),  die 
mit  \\ achsweißen,  herab- 
h  mgenden,  nach  Honig 
duftenden  Blüten  ge- 
^Llimuckte  Andromeda  ra- 
imota,  die  bräunlich- 
lii  laubten  A.  ferruginea, 
Im'  pidchtig  blühende  A. 
I  pcwsa,  die  weiße  Azalee 
/  hododendron  viscosum 
=  Axalea  viscosa),  eine 
ganze  Anzahl  dicht  und 
buschig  wachsender,  teils 
immergrüner  Heidelbeer- 
arten und  die  schöne  Be- 
jaria  racemosa,  die  den 
Waldboden  des  Tieflandes  auf  viele  Meilen  lün  im  Juni  mit  einem 
weißen  Teppich  schmückt.  Sehr  schön  sind  im  Garten  auch 
die  Knopisträucher  (Cepltalanthus  occidentalis)  und  der  Spitzen- 
baum {Chionanthus  virginica),  leider  jedoch  nicht  immergrün. 
Wenn  man  die  Wälder  und  Dickichte  aufmerksam  durch- 
wandert, dann  ist  man  erstaunt  über  die  prächtigen  Schling- 
pflanzen, die  sich  allerorten  zeigen.  Es  sind  auch  hier  zu- 
nächst die  immergrünen  Lianen,  die  unsere  Aufmerksamkeit 
fesseln.  Ich  habe  Seite  490  schon  auf  die  Bignonie,  den 
Karolina-Jasmin,  die  Stechwinde  u.  a.  hingewiesen.  Während 
des  Frühlings  entzückt  uns  ganz  besonders  das  korallenrote 
Jelängerjelieber  (Lonicera  sempervirens),  das  am  Saume  des 
Waldes  ganze  Dickichte  und  kleine  Bäume  überwuchert.  Ein 
solches  Dickicht,  mit  zalülosen  roten  Blütenbüscheln  übersät, 
bildet  einen  allerliebsten  Anblick.  Die  in  meinem  Garten 
befindlichen  ExemjJare  sind  sehr  schön,  wenn  sie  in  voller 
Blüte  sind,  aber  da  sie  unten  stets  das  Laub  verlieren  und 
eine  verworrene  kahle  Masse  bilden,  so  sind  sie  an  den  den 
Blicken    zimächst    ausgesetzten    Plätzen     kaum     zu    dulden. 


IX,  44 


Die   Gartenwelt. 


Wilder  Wein  in  zwei  verscliiedenen  Arten,  die  Opossum-  oder 
Frostrebe  ( Vilis  cordifolia)  >ind  die  Sommerrebe  ( V.  aeslivalis), 
letztere  mit  rostbraun  angehauchtem,  rotrippigem,  sehr  orna- 
mentalem Laubwerk,  klettern  bis  in  die  liöchsten  Waldbäume. 
Sie  finden  sich  beide  in  meiner  Anlage.  Besonders  pflanzte 
icii  aber  die  sich  durch  ihre  köstlichen  Früchte  auszeichnende 
echte  Fuchsrebe,  Vitis  rolundifolia,  an.  Sie  findet  sich  wild 
in  fast  allen  SiULstaaten  der  Union  und  zwar  in  mehreren 
Varietäten  mit  hellen  und  dunkelen  Früchten.  Aus 
letzteren  bereitet  man  einen  ganz  vorzüglichen  Wein.  Die 
kleineren  Sciilingpflanzen,  von  großem  Zierwerte,  namentlich 
die  Passionsbhnne  [Passiflora  incarnaia),  die  großblumige 
Clitoria  (CUloria  mariana),  deren  Blüten  köstlich  duften, 
die  ebenfalls 
wohlriechende 
Clemalis  Viorna, 
die  hübsche  .^jBios 
tuberosa  finden 
sich  zahlreich  wild 
in  meinem  Garten. 
Sie  ranken  gerne 
an  Büschen  empor 
und  geben  diesen 
dann  einen  eigen- 
artigen Schmuck. 
So  klettert  eine 
Clematis  an  einem 

kleinen  Exem- 
plare von  Jaca- 
ratida  mimosae- 
folia  empor  und 
läßt  ihre  veilchen- 
blauen, wachs- 
artigen, vasenför- 
migen nach  Vanda 
suai'ia  duftenden 
Blüten  in  Menge 
herabhängen. 


Wistaria   chinensis.       Originalaulnahme    für  die  „GarteDwell" 


Schlingpflanzen. 
Wistaria  chinensis,  eine  prächtige   Schlingpflanze. 

Von  H.  Grote,  Bühl  in  Baden. 
{Hierzu  eine  Abbildung.) 


Stauden. 

Bemerkungen  Aber  winterharte  Selagineilen  nnd 
Lycopodien. 

(Eierxu  ciiie  Abbildung.) 

\j\e  winterharten  Selagineilen,  von  denen  S.  helvetica  (s.  J.  III, 
S.  244)  mit  ihren  gelbgrünen,  im  Herbst  rot  werdenden  Polstern  am 
längsten  bekannt  und  geschätzt  ist,  können  als  Beispiel  dienen,  daß 
man  derartige  Pflanzen  in  ihrer  Eigenart  bald  kennen  und  verwenden 
lernt,  wenn  sie  nur  willig  wachsen,  auch  wenn  ihnen  jeder  bluinistisclie 
Wert  fehlt.  Welche  Verbreitung  bat  in  den  letzten  Jahren  die  neue 
.5'.  Dfiwßasi  gefunden !   Sie  ist  der  S.  helvetica  unserer  Alpen  ähnlich, 

kann  vielleicht  als 
die  nordamei-ika- 
nische  Form  ange- 
sehen werden.  Sie 
breitet  sich  aber 
noch  rascher  aus 
und  gedeiht  wie  die 
erstere  in  windge- 
schUtztei-,  schattiger 
Lage,  der  es  an 
Feuchtigkeit  nicht 
fehlen  darf.ganzaus- 
gezeiohnet.  Ebenso 
hat  Selaginella  nt- 
pestris,  die  sainmt- 
artigedunkle  Polster 
bildet  und  .sonnige 
Lage  bevorzugt, 
schon  weite  Verbrei- 
tung gefunden,  ob- 
schon  keinJahrzehnt 
verflossen  ist,  seit 
man  weiß,  daß  sie 
unter  leichter  Decke 
unseie  Winter  aus- 
hält. Man  konnte 
auf  diesen  kühnen 
Gedanken  nichtohue 
Weiteres  kommen, 
denn  sie  ist  in  der 
merkwürdig   genug 


Un 


)  nter  unseren  holzartigen  Schlingpflanzen  wird  gewiß  so  leicht 
keine  Partnerin  zu  finden  sein,  ausgenommen  vielleicht  einige  Schling- 
rosen, die  sich  mit  der  Wistaria  chinensis.,  was  Schönheit  anbelangt, 
messen  könnte.  Wo  der  Glycine  Klima  und  Boden  zusagt, 
da  ist  sie  unübertrefflich  in  der  Blüte.  Zu  den  verechiedensten  Be- 
kleidungen, so  von  Häuserwänden,  Lauben,  Balkons  etc.,  kurz  und  gut 
allerorts,  ist  sie  geeignet  und  wird  durch  ihre  herrliche  Blüte  im  Mai 
jedermann  entzücken.  In  Süddeutschland  findet  man  sie  bald  in 
jedem  Garten  verwendet,  weniger  dagegen  in  Norddeutschland,  wo 
sie  einen  leichten  Winterschutz  verlangt.  Dieser  Umstand  wird  viel 
dazu  beitragen,  daß  sie  dort  nicht  solche  Verbreitung  findet,  wie  sie 
es  in  Wirklichkeit  verdient,  was  obenstehende  Abbildung  beweist. 
Wo  sie  eines  Winterschutzes  bedarf,  da  sollte  man  sie  trotzdem  an 
geeignete  Plätze  pflanzen  und  man  wird  erstaunt  sein  über  die  Blüten- 
fülle, mit  der  sie  uns  im  Mai  überrascht.  Altere  Exemplare  blülien 
im  Juli— August  nochmals,  nur  kommt  die  Blüte  wegen  des  Blatt- 
werkes nicht  mehr  so  zur  Geltung. 


Sukkulentengegend    von   Texas  und  außerdem 
—  in  Südafrika  zu  Hause. 

Noch  weit  interessanter  als  die  an  den  Boden  gedrückten 
Selagineilen  sind  ohne  Zweifel  die  eigentlichen  Bärlappmoose  oder 
Lycopodien.  Ihre  tropischen  Vertreter  geben  uns  einen  kleinen  Be- 
griff von  dem  Aussehen  jener  Riesenpflanzen,  die  im  Jugendalter 
unserer  Erde  dem  feuchtwarmen  Boden  entsprossen  und  mit  deren 
verkohlten  Überresten  wir  heutzutage  unsere  Glashäuser  heizen. 
Wem  das  Glück  beschieden  war,  sie  unter  der  Tropensonne  selbst  zu 
sehen,  oder  wer  sie  bloß  aus  unsern  Wannhäusern  als  L.  Eippuris 
und  Phlegmaria  kennt  oder  wem  das  meterhohe  L.  cernuum,  das 
wunderbare  L.  rufescens  oder  das  australische  L.  de7isum,  das  einer 
Straußenfeder  nicht  unähnlich  sieht,  nur  aus  den  Herbarien  bekannt 
ist,  der  wird  in  unsem  bescheideneu  einheimischen  Arten  die  Ver- 
wandten eines  vornehmen  und  alten  Geschlechtes  erkennen.  Am 
bekanntesten  von  allen  ist  Lycopodium  elavatum.  Man  glaubte 
früher,  daß  es  das  Verpflanzen  nicht  vertragen  könne  und  somit  für 
den  Garten  nicht  in  Betracht  käme.  Das  ist  ein  Irrtum.  Ausgerissen 
wächst  es  freilich  niemals  weiter.  Wenn  man  aber  im  zeitigen 
Frühjahr  oder  im  Nachsommer  große  Rasen  davon  unverletzt  aus- 
hebt, diese  dem  natürlichen  Standort  entsprechend  mehr  oder  weniger 
sonnig  in  Lehm  und  HeiUeerde  pflanzt  und  tüchtig  angießt,  so  wird  man 
die  Freude  haben,  seine  Bärlappkolonie  fröhlich  weiter  wachsen  zu 
sehen.  Auch  das  Verpflanzen  des  schönen,  im  Jahrgang  IH,  S.  381, 
beschriebenen  L.  eomplaiiatmn  mit  der  Form  chamaeeyparisaus  glückt 


Die  Gartenwelt. 


IX,  44 


auf  diese  Weise  in  sandigem  Bodea  und  es  dürfte  bei  einiger  Auf- 
merksamkeit möglieb  sein,  auch  die  anderen  Arten,  nämlich  alpinum, 
inundatimi  und  annotinum  für  den  Garten  zu  gewinnen.  Lyeopodium 
Selago  ist  schon  lange  in  Kultur,  es  läßt  sich  aber  gleich  vielen 
andern  Alpinen  nicht  dauernd  im  Garten  halten,  weil  es  an  Luft- 
feuchtigkeit fehlt.  Wo  man  eine  feuchte  Schlucht  hat,  erweist  es 
sich  nicht  bloß  haltbar,  sondern  vermehrt  sich  auch  durch  die  sich 
an  älteren  Pflanzen  bildenden  Bratknospen.  Dem  L.  Selago  sehr 
ähnlich  ist  L.  Incicbihim  aus  Nordamerika.  Mehr  von  Interesse  ist 
das  aufrecht  wachsende  Lycopodimn  demlroideum,  Mchx,  das  unsere 
nebenstehende  Zeichnung  zeigt.  Das  Pflänzchen  wird  15—20  cm 
hoch  und  dürfte,  da  es  ebenfalls  in  Nordamerika  zu  Hause  ist,  bei 
uns  winterhart  sein;  Es  wächst  leicht  im  Topf  und  da  es  in  seiner 
bäumchenartigen  Tracht  und  dem  frischen  Grün  sich  allerliebst  aus- 
nimmt, möchte  ich  es  für  Liebhaber  und 
Sammlungen  botanischer  Art  empfehlen.  Die 
Vermehmng  geschieht  durch  Teilung.  Wohl 
ist  der  Vorgang  der  geschlechtlichen  Ver- 
mehrung durch  Sporen  endlich  aufgeklärt, 
man  hat  die  Prothallien,  meist  kugelige,  chloro- 
phyllose  Körperchen,  die  1 — 2  cm  tief  unter 
der  Oberfläche  sich  befinden,  sowohl  in  der 
freien  Natur  gefunden,  als  auch  künstlich  ge- 
zogen, es  ist  aber  noch  nicht  gelungen,  daraus 
Pflanzen  zu  ziehen.  Rehnelt. 


Topfpflanzen. 

Doryantlies  excelsa  und  Astelia 
Bauksii. 

Von  E.  Jahn,  Obergärtner  des  botanischen 

Gartens  in  Genua. 

(H'ierxu  »wei  AbbUdungcn.) 

jL/oryanlhes  excelsa  ist  eine  agavenähn- 
liche Amaryllidee  aus  Australien,  Astelia 
Banksii  eine  grasartige  Liliacee  aus  Neusee- 
land. Wegen  dieser  Verwandtschaft  und  des 
Herkommens  möchte  ich  sie  hier  zusammen 
betrachten.  Beide  kommen  selten  zur  Blüte 
und  das  ist  für  Ästelia,  bei  der  Wertlosigkeit 
ihrer  Blumen,  vielleicht  nicht  so  sehr  zu  be- 
klagen. Einem  Botaniker  dagegen  kann  das 
Herz  höher  schlagen,  wenn  er  die  beiden 
Blüten  entwickeln  sieht.  Im  Botanischen 
Garten  in  Genua  schickten  sich  im  Herbste 
1902  mehrere  alte  Topfexemplare  der  beiden 
genannten  zum  Blühen  an.  Doryantlies  trieb 
im  Verlauf  von  sechs  Monaten  einen  27.^  m 
hohen     Blütensohaft.       Dieser     wurde     von 

einer  dichten  Rispe  karminroter,  lackglänzender,  aufrechtstehender 
Blüten  gekrönt.  Von  gleicher  Farbe  sind  auch  die  oberen  Deck- 
blätter. Die  einzelnen  Blüten  haben  eine  ansehnliche  Größe,  etwa 
wie  Hemerocallis.  Die  Petalen,  die  ziemlich  schmal  sind,  sind  sehr 
weit  zurückgeschlagen;  ganz  enorm  sind  die  weit  ausgespreitzten 
Staubblätter.  Die  Nektaiabsonderung  ist  geradeso  wie  hei  Agaven 
sehr  reichlich,  in  dicken  Tropfen  fließt  der  süße  Saft  beim  Schwanken 
des  Schaftes  aus.  Die  Blätter  der  Doryanthes  sind  unbewehrt. 
Neben  Doryanthes  excelsa,  Coriea,  ist  noch  D.  Palmeri,  W.  Hill, 
bekannt.  Diese  Art  stammt  ebenfalls  aus  Australien  und  hat  blassere, 
weniger  straffe  Blätter. 

Die  Astelien  sollen  in  der  Heimat  epiphytengleioh  auf  Bauni- 
ästen  wachsen,  gedeihen  jedoch  bei  uns  nicht  nur  im  Topf,  sondern 
auch  ausgepflanzt.  Sie  sind  überhaupt  anspruchslose  Pflanzen.  Bei 
Tüpfkultur  verlangen  sie  eine  gute  Diainage  und  eine  grobe,  lockere, 
bunuisreiche  Erde.      Man  kennt  von  Astelia  neun  Arten,    davon    ist 


nur  A.  Banksii,  A.  Cunn,  in  Kultur.  Die  beigegebene  Abbildung 
gibt  besser,  als  es  Worte  vermöchten,  die  Tracht  der  Pflanze  wieder. 
Astelia  ist  uns  hier  uneutbebrlich  zur  Bekrönung  der  zahlreichen 
Terra.ssenpfeiler  geworden.  Mit  ihren  riemenförmigen,  nach  allen 
Seiten  gleichmäßig  über  den  Topf  elegant  herabfallenden  Blättern 
eignet  sie  sich  wie  keine  andere  zu  diesem  Zweck.  Die  Blätter  sind 
gekielt,  oberseits  glänzend  dunkelgrün  und  lückseils  weißlich-filzig. 
Die  Blüten  erheben  sich  nicht  über  die  Blätter  und  stehen  zwei- 
häusig;  sie  werden  von  großen  Deckblättern  gestützt  und  sind  iu 
einer  vielverzweigten  Rispe  angeordnet.  Die  grünlich-weißen  Einzel- 
blumen sind  unscheinbar  genug,  der  starke  Holunderduft,  den  sie 
verbreiten,  macht  sie  uns  jedoch  wahrnehmbarer.  —  Starke  Astelia- 
Pflanzen  sind  iu  Deutschland*)  selten,  wo  man  solche  pflegt,  empfehle 
ich  sie  wie   Oyiieritiiii  zu  behandeln. 


Lyeopodium  dendroideum. 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  gezeichnet. 


Begonia  „Gloire  de  Sceaiix". 

(Hierzu  eine  Abbildung.) 

Auf  der  Titelseite  bieten  wir  eine 
Abbildung  vorzügliclier  Kulturpflanzen  der 
Begonia  hybrida  „Gloire  de  Sceaux"-  aus 
der  Handelsgärtnerei  von  Emil  Dietze 
in  Steglitz.  Diese  Begonie  ist  eine  Züclitung 
der  französischen  Firma  Thibaut  & 
Ketteier  in  Sceaux  und  aus  einer 
Kreuzung  der  Begonia  socotrana  mit 
B.  suhpeüala  hervoigegangen.  Durch 
diese  Züchtung  wurde  die  Firma  Lemoine 
in  Nancy  erst  auf  den  Wert  der  B. 
socotrana  für  die  Hybridisation  aufmerk- 
sam gemacht  und  stellte  mit  ihr  Befruch- 
üingsversuehe  an,  aus  welclien  unter 
anderen  die  herrliche  B.  „Gloire  de  Lor- 
raine" hervorgegangen  ist.  Begotiia,,  Gloire 
de  Sceaux"  ist  großblättriger,  stämmiger 
tmd  größer  als  die  letztgenannte  Sorte, 
in  ihren  Blüten  haben  aber  beide  eine 
gewisse  Ähnlichkeit,  nur  sind  die  Blüten 
der  „Gloire  de  Sceaux"  dunkler  gefärbt. 
Beide  Sorten  bringen  bei  der  üblichen 
Kultur  fast  nur  männliche  Blüten.  Wir 
haben  früher  wiederholt  über  Beg.  „  Gloire 
de  Sceatix"  berichtet,  zuerst  Jahrgang  VII, 
Seite  351  (mit  Textbildern),  dann  Jahr- 
gang VIII,  Seite  431,  mit  Tafel  vorzüg- 
licher Kulturpflanzen.  Es  sei  hier  nur 
noch  erwähnt,  daß  Beg.  „  Oloire  de  Sceaux^^ 
die  Beg.  „Gloire  de  Loiraine^''  nicht  ver- 
drängen soll;  beide  ergänzen  sich  ge- 
Ausgang des  Winters,  wenn  sich  „  Oloire  de 
Lorraine"  sozusagen  zu  Tode  geblüht  hat,  setzt  ,, Gloire  de 
Sceaux'^  mit  Blühen  ein;  sie  ist  eine  Marktpflanze  ersten  Ranges 
für  das  zeitige  Frühjalir.  Herr  Dietze  hat  sie  auch  als 
solche  erkannt  und  in  Kultur-  genommen.  M.  H. 


Türpes  winterblühender  niedriger  Goldlack. 

{Eierxu  eine  Abbildung.) 

Wir  haben  bereits  im  VIII.  Jahrgang,  Seite  500  u.  501 
über    diesen     Lack,     eine     Züchtung     des     Handelsgärtners 

*)  Der   Berliner   Botanische   Garten   besitzt  seit  langen  Jahren 
zwei  stattliche  Exemplare. 


IX.  44 


Die  Gartenwelt. 


Max  Türpo  in  Wiederau,  der  ein  langjähriger  Mitarbeiter 
der  Gartonwelt  ist,  berichtet.  Im  April  dieses  Jahres  sandte 
uns  Herr  Türpe  zwei  herrliche,  in  voller  Blüte  stehende 
Kulturpflanzen,  die  letzten  noch  im  Flor  stehenden,  wie  rr 
uns  schrieb.  Nach  diesen  Pflanzen  ist  die  Abbildung  Seite  5 IS 
gefertigt.  Wir  haben  stets  eine  besondere  Vorliebe  für  Lack 
gehabt,  der  zu  Ende  des  Winters  eine  herrlich  duftende 
Marktpflanze  und  Schnittblume  ersten  Ranges  ist,  eine  Blume 
für  die  große  Masse  der  Liebhaber.  Aber  etwas  Besseres 
als  diese  Züchtung  ist  uns  noch  nie  vor  Augen  gekommen, 
weshalb  wir  jetzt  zur  Aussaatzeit  erneut  darauf  hinweisen. 
Sie  wächst  gedrungen  und  geschlossen,  je  später  sie  aus- 
gesät wird,  um  so  gedrungener.  Die  Blüten  sind  groß,  tiet 
sammetrot  und  sehr  wohlriechend.  Im  April  ausgesät  liefert 
dieser  Lack  starke  Schaupflanzen,  bei  späterer  Aussaat,  die 
kleinen  Marktpflanzen,  wie  sie  unser  Bild  darstellt.  Die 
Blüten  haben  meist  den  bekannten  Goldlackton,  doch  kultiviert 
Herr  Türpe  auch  rein  dunkelrot  blühende  Pflanzen.  Die  Samen- 
zucht soll  etwas  schwierig  sein,  da  die  Samenschoten  bei 
ungünstiger  Witterung  leicht  abstecken. 

Über  die  Kultur  teilt  uns  Herr  Türpe  folgendes  mit: 
„Man  verstopft  die  Sämlinge  baldmöglichst  und  pflanzt  diese 
mit  Ballen  auf  freiliegende  Beete,  die  nicht  frisch  gedüngt 
sein  dürfen.  Ein  mehr  magerer  Kulturboden  ist  der  beste; 
während  der  Lack  sich  hier  sehr  kurz  und  gedrungen  ent- 
wickelt, versagt  er  jedoch  hin  und  wieder  auf  rigoltem, 
schwerem  Lehmboden  vollständig.  Eingepflanzt  wird  er  vor- 
teilhaft erst  Ende  September,  Anfang  Oktober ,^amit  die  Ballen 
nicht  vorzeitig  verfilzen."  M.  H. 

Koniferen. 

Pinus  Pinaster,  Sol.  {Syn.  Pinus  maritima,  Po«V.),  die  St  i- and - 

kiefer,  Igelföhre  oder  Kiefer  von  Bordeau.K  führte  uns  Hen' 


Alwin  Berger  auf  S.  470  in  Wort  und  Bild  in  dankens- 
werter Weise  vor.  Wir  finden  da  für  Pinus  Pinasler  auch 
die  deutsche  Bezeichnung  „Stemföhre"  verzeichnet,  ein 
Irrtum,  den  ich  schon  in  den  Mitteilungen  der  Deutschen 
Dendrologisohen  Gesellschaft  berichtigte.  Bei  der  Ver- 
deutschung des  Namens  Pinaster  kommt  nämlich  nicht 
das  Wort  aster  =  Stern  iu  Betracht,  sondern  „Pinaster", 
die  wilde  Pinie,  gegenüber  der  kultivierten,  eßbaren 
PiniiJi  Pinea,  L.  Dieselbe  Bedeutung  hat  ,.Piraster'-\ 
Borkh.  als  Artname  zu  Pirus,  worunter  die  wilde  Birne 
(Pirns  communis  Form  globosa)  zu  verstehen  ist,  oder 
,,Olfasfer'-\  Ölweide,  wilder  Ölbaum  (Elaeagnus)  im 
Gegensatz  zu  Olca.  dem  echten  Ölbaum.  Der  Name 
Sternföhre  wäre  also  zu  streichen.  L.  Belßner. 


Taxus  baccata,  die  gemeine  Eibe,  diiifte  zur 
Anpflanzung  in  ziemlich  beschatteter  Lage  von  allen 
Koniferen  am  geeignetsten  sein.  Allerdings  entwickelt 
sie  sich  im  Schatten  nur  strauchartig,  dorn  Ikx  gleich, 
dichtes  immergrünes  Gestrüpp  bildend.  In  den  Wal- 
dungen der  Schweiz  fand  ich  Taxus  baccata  vielfach 
als  Unterholz;  bei  uns  in  Deutschland  ist  sie  in  Rück- 
sicht auf  ihr  langsames  Wachstum  als  Waldbaum,  weil 
nicht  nutzbringend,  schon  lange  ausgerottet. 


Dorvanthes  c.xcelsa 


Die  Gartenwell 


IX,  44 


Landschaftsgärtnerei. 
Zwei  Entwürfe  für  einen  Blumengarten. 

Von  F.  Tutenberg,  Stadtgärtner  in  Offenbach  a.  M. 
{Hieriu  xwei  Originaheichnimgen  für  die  Oartcnu-elt.) 

Uie  Besitzeria  des  Parkes  zu  N.  N.  (der  Name  tut  niclits 
zur  Sache)  ist  eine  gi-oße  Bluraenfreundin  und  wünscht  des- 
halb möglichst  viel  Blumenbeete,  um  auch  die  vielen  Zimmer 
des    Schlosses    mit    Blüten,    ihren    Lieblingen,    ständig   aus- 


schaftliehen  Park  an  und  für  sich  unnatürlich  und  zu  Schnitt- 
zwecken gebraucht,  unschön  wirken,  während  alle  Blumen- 
beete in  Massen  zusammengetan  und  zwar  in  der  Nähe  des 
Hauses,  gleich  letzterem  als  Kunstprodukt  behandelt,  zu 
Wirkiuig  und  Effekt  gelangen  und  daß  die  Fülle  der  hier  ver- 
einigten Blumen  die  durch  den  Schnitt  entstandenen  Lücken 
verdecken,  also  weniger  ins  Auge  fallen  lassen. 

Zu  den  vorliegenden  Projekten  war  in  östlicher  Richtung 
vom  Schlosse  ein  Terrain  von  zirka  33  ar  Fläche  zur  Ver- 
fügung gestellt.      Zu  bemerken  ist,    daß    der    im  Süden    an- 


Erster  Entwurf  für  einen   Blumengarten.     Vom  Verfasser  für  die  „GartenweU"  gezeichnet. 
Erklärung    der    Zeichen:     1.    Sonnenuhr,    ningeben    von    niedrigem    Soranierflor;    2.    vier    Rosenbeete    mit    Wurzelhals- 
veredlungen; 3.  vier  Rabatten  für  Sommerflor;  4.  Sommerflor,  die  kleinen  Rondels  mit  Canna;  -ö.  Knollengewächso;  ^.Rhododendron  chinense 
(=  Axalea  mollis)  \xaA  Rh.  flamim  (=  A.ponlica);  7.  Sommerflor;  8.  Dahlien;  9.  Stauden;  10.  zwei  Gruppen  mit  Rhododendron. 


zuschmücken.  Gewächshäuser  und  Mistbeete  stehen  ihr  an 
anderer  Stelle  des  Parkes  zur  Verfügung,  wie  auch  ein  er- 
fahrener Gärtner  das  Ganze  leitet.  Es  muß  daher  auch  Be- 
dacht genommen  werden  auf  den  Winter,  indem  im  Blumen- 
garten geeignete  Treibsträucher  für  die  Wintersaison  heran- 
gezogen werden. 

Da  es  sich  nun  nicht  nur  um  Blumen  zur  Verzierung 
der  Anlage  allein  handelte,  sondern  dieselben  auch  vorwiegend 
zur  Ausschmückung  der  Wohnräume  des  Schlosses,  also  zu 
Schnittzwecken,  mit  verwendet  werden  sollten,  entschloß  sich 
die  Besitzerin  dazu,  den  Blumengarten  in  unmittelbarer  Nähe 
des  Schlosses,  abgeschlossen  vom  anschließenden  Park,  an- 
zulegen.    Der  Verfasser  betonte,    daß  Blumenbeete    im    land- 


gedeutete Laubengang  von  alten  Buchen  vorhanden  war  und 
auch  belassen  werden  sollte,  während  an  der  Grenze  in  nörd- 
licher Richtung  ein  größerer  Spiel-,  Turn-  und  Tummelplatz 
für  die  Jugend  beginnt,  wie  auch  hier  ein  Weg  zum  Wirt- 
schaftsliof,  zur  Viehtränke  etc.  führt.  Die  auf  beiden  Plänen 
sich  entlang  des  Schlosses  und  der  Wirtschaftsgebäude  hin- 
ziehende Rabatte  ist  mit  Blütensträuchern  bestanden  und  soll 
verbleiben,  ebenso  der  anschließende  2,30  m  breite  gerada 
Weg.  Bemerkt  sei  noch,  daß  der  hier  zu  schaffende  Blumen- 
garten auf  die  Rückseite  des  Schlosses  und  der  Wirtschafts- 
gebäude zu  liegen  kommt  und  sollen  in  dieser  Anlage  weder 
Teppichbeete  noch  parterreartige  Bepflanzung  der  einzelnen 
Gruppen  vorherrschen,   sondern  die  Besitzerin  will    nach  Be- 


IX,  44 


Die  Gartenwelt. 


lieben  ihr  besonders  zusagende  Blumen  und  Pflanzen  hier 
heranziehen;  somit  kann  in  diesem  Falle  auch  eine  bestimmte 
Bepflanzungsangabe  niclit  gemacht,  sondern  nur  die  Art 
und  Weise,  wie  der  Verfasser  die  Anordnung  des  Materials 
empfahl,  in  allgemeinen  Grundrissen  wiedergegeben  werden. 
Bei  der  Bearbeitung  der  Entwürfe  ging  der  Verfasser 
von  folgenden  Grundsätzen  aus:  Der  sich  dem  Hause  an- 
schließende Blumengarten  ist  von  dem  weiteren  Park  durch 
Pflanzung  etc.  abzuschneiden,  er  muß,  getrennt  von  letzterem 
gehalten,  ein  geschlossenes  Ganzes  für  sich  bilden.  Somit 
kann    in    seiner    Bearbeitung    die     künstliche    Anlage    vor- 


beiden  wurde  aber  auch  dem  vorhandenen  Buchenlaubengang 
in  südlicher,  ein  zweiter  Laubengang  in  nördlicher  Richtung 
gegenübergestellt,  um  somit  außer  der  beabsichtigten  Symmetrie 
auch  vom  angrenzenden  Turnplatz  einen  wirksamen  und  auch 
passenden  Abschluß  zu  haben.  Dieser  zweite,  noch  an- 
zulegende Laubengang  soll  indes  nicht  durch  eine  Buchen- 
pflanzuug  gebildet,  sondern  er  soll  eine  Auslese  der 
herrlichsten  Schling-  und  Kletterpflanzen  in  Laub  und  Blüte 
aufweisen. 

Nachdem  ich  dieses  vorausgeschickt  habe,  bleibt  mir  bei 
der  einzelnen  Besprechung  der   beiden  Projekte    noch    wenig 


-X 


Zweiter   Entwurf  zu   einem   Blumengarten.      Vom  Verfasser  fUr  die  „Gartenwell"  gezeiclmet 
Erklärung  der  Zeichen;  0.  große  Blatt-  und  Blütenpflauzengrupije  iu  der  Mitte;  1.  vier  Beete  mit  Gräsern  etc.;    2.  Sommer- 
flor;   3.  Sommerflor,  die  kleinen  Rondels  mit  Canna;    4.  Knollengewächse;    5.  Sommerflor;    6.  zwei  große  Rhododendron-Gruppen;    7.  viel 
große  Gruppen  mit  Rhododendron  chineiise  und  lih.  /lavum;  8.  Monatsrosen;  9.  Sitzplätze;  10.  freier  Rasen  für  Stauden  etc. 

zur  Erläuterung  übrig.  Projekt  I  wurde  unter  der  Vorau.s- 
setzung  bearbeitet,  daß  die  mit  No.  1  bezeichnete  Gruppe  in  ihrer 
Mitte  eine  steinerne,  an  fraglicher  Stelle  vorhandene  Sonnenuhr 
behält.  Daher  wurde  die  eigentliche  Mitte  (wie  dies  in  Projekt  II 
der  Fall  ist)  nicht  genau  innegehalten.  Die  Bepflanzung 
des  Gartens  ist    nun    unter  Berücksichtigung    der  Sonnenuhr 


herrschend  sein;  da  die  landschaftliche  Anordnung  und 
Gruppierung  der  einzelnen  Blumenrabatten  ein  weniger  über- 
sichtliches, geschlossenes  Bild  ergeben  würde,  mußte  man 
hier  zu  streng  regelmäßigen  Formen  greifen.  Die  Wahl  des 
Gartenstiles,  welcher  sich  doch  hier  dem  Hause  anpassen 
soll,  welches  aber  einen  gemischten  Stil,  so  halb  Barock-, 
halb  den  sogenannten  Biedermeierstil  verriet,  war  schwierig, 
konnte  daher  hier  nicht  prägnant  zum  Ausdruck  kommen,  und 
so  sah  der  Verfasser  von  der  Schaffung  einer  Anlage,  welche 
sich  im  wesentlichsten  einem  bestimmten  Stil  zuwendet,  ab 
und  wählte,  gleich  dem  Hause,  eine  gemischte  Stilart.  Beide 
Projekte  wurden  unter  diesen  Gesichtspunkten  bearbeitet;    in 


derartig  gedacht,  daß  dieselbe  nach  der  Mitte  fällt  und  nach 
den  Seiten  ansteigt.  Die  vorgesehene  Gehölzpflanzung  auf 
beiden  Projekten  besteht  lediglich  aus  Blütensträuchern,  vor 
welchen  wiederum  im  freien  Rasen  einzeln  oder  in  Trupps 
Stauden  in  reichlicher  Fülle  anzubringen  sind.  Den  großen 
halbkreisförmigen  Weg    umsäumen    zu    beiden  Seiten    Rosen, 


524 


Die  Gartenwelt. 


IX.  44 


welche  wiederum  durch  Clematis  guirlandenartig  verbunden 
sind.  In  Projekt  II  ^vurde  die  vorhandene  Sonnenuhr  nicht 
berücksichtigt  und  auch  der  Hauptblick  in  den  Blumengarten 
nicht  vom  Hause«  aus  gedacht,  sondern  von  den  beiden 
Laubengängen.  Demzufolge  entstand  eine  ganz  abweichende 
Bearbeitimg.  Während  die  Wege  in  Projekt  I  eine  Breite 
von  1,50  m  erhielten,  wiu-den  sie  hier  auf  eine  solche  von 
1,25  m  besclu-änkt.  Der  große  ovale  Weg  wird  mit  Hoch- 
stammrosen und  Clematis  begrenzt.  Die  Bepflanzung  ist  hier 
durchaus  verschieden  von  der  des  ersten  Projekts. 

Beide  Pläne  Seite  522  und  Seite  523  sind  etwa  im  Maß- 
stab 1  :  600  reproduziert:  alles  weitere  ist  aus  iiinen  er- 
sichtlich; Einzelheiten  der  Bepflanzungen  ersieht  man  aus  der 
unter  den  Plänen  angegebenen  Erklärung.  Da  durch  die 
Verkleinerung,  die  wegen  des  Formates  der  Zeitschrift  nötig 
war,  die  Zahlen  recht  winzig  geworden  sind,  empfiehlt  es 
sich,  ein  Vergrößerungsglas  zur  Hand  zu  nehmen.  Die  an- 
gedeutete 5  m  breite  Fahrstraße  führt  in  den  unmittelbar 
anschließenden  im  rein  landschaftliehen  Stil  gehaltenen  aus- 
gedehnten Park  mit  uraltem,  mächtigem  Baumbestand,  während 
der  Blumengarten,  die  fleißigen  Hände  und  künstlerisches 
Schaffen  der  Menschen  verratend,  das  Schloß,  also  die  Wohn- 
stätte derselben,  als  ein  lieblich  duftendes  und  blühendes 
Eden  umfängt,  ohne  störend  oder  die  Erhabenheit  der  weiten 
Landschaft  beeinträchtigend  empfunden  zu  werden.  Hier 
strenge  Sym'metrie,  dort  schwungvolle^  natürliche  Formen  der 
Linien;  Kunst  und  Natur  vereint,  in  ihren  Eigenheiten  dem 
Menschen  dienend  und  durch  ihr  harmonisches  Zusammen- 
wirken ihn  erfreuend  und  für  alles  Gute  und  Schöne  liegeisternd. 


Fragen  und  Antworten. 

Beantwortung  der  Frage  No.  335.  Wie  kommt  es,  daß 
Weintraubon,  weno  sie  in  voller  Schönheit  dahängen,  auf  einmal 
ganz  gi-au  werden  und  nicht  mehr  genießbar  sind?  Dies  geschieht 
schon  seit  zwei  Jahren.     Der  Weinstock  ist  jetzt  10  Jahre  alt. 

Ihre  Weinstöcke  sind  ohne  allen  Zweifel  von  dem  gefährlichen 
Pilze  Oidium  Tuckeri,  nach  seinem  Auftreten  Lscherig  genannt,  be- 
fallen, ein  Zeichen,  daß  Sie  in  der  Kultur  nicht  die  wünschenswerte 
Sorgfalt  walten  lassen.  Jeder  Weinzüchter  kennt  oder  sollte  diese 
Krankheit  kennen,  um  rechtzeitig  vorzubeugen.  Das  geschieht  nach 
alter  Weise  dadurch,  daß  man  bei  heißem  Wetter  die  ganzen  Wein- 
stöeke  mit  Schwefel  bestäubt.  In  Frankreich  hat  sich  ein  Schwefel- 
präzipitat  Schloesing,  das  ist  ein  sehr  feines,  daher  wirksameres 
Schwefelpulver,  bewährt.  Auch  gibt  es  Gemische  von  Schwefel  mit 
KupferverbinduDgen,  die  sowohl  den  falschen  Meltau  (Pcrenospora 
viticola)  als  auch  den  Ascherig  (OirfiM/«  Tuckeri)  veniichten.  Solche 
geschwefelte  Kupforkalkbrühe  stellt  man  dar,  indem  man  Kalk  mit 
Schwefelpulver  trocken  innig  mischt  und  dann  zur  Kupfervitriol- 
lösung hinzugibt.  Zu  2  kg  Kalk  nimmt  man  noch  250  g  Kolophonium, 
100  g  Melasse  und  300  g  Gelatine.  Bei  geschwefelter  Kupfersoda- 
oder Burgunderbrühe  nimmt  man  den  Schwefel  zuerst  mit  der  Soda 
(Natriumkarbonat)  und  mischt  dann  mit  der  Flüssigkeit.  Am  besten 
wirkt  eine  einprozentige  Brühe.  W.  T. 

—  Es  ist  ganz  unmöglich  von  hier  aus  die  wirkliche  Ursache 
des  Grauwerdens  festzustellen,  denn  dazu  gehört  eine  mikroskoi)ische 
Untersuchung.  Ich  vermute,  daß  es  sich  um  den  echten  Meltau  der 
Heben  {Oidium  Tuelreri)  handelt,  welcher  erfolgreich  durch  Bestäuben 
mit  Schwefelpulver  bekämpft  werden  kann,  unter  der  Voraussetzung, 
daß  man  das  Schwefeln  bereits  beim  Auftreten  der  ersten  Spuren 
der  Krankheit  oder  noch  besser  vorher  anwendet.  G. 

Beantwortung  der  Frage  No.  336.  Von  einer  großen  Neu- 
heitenfirma erhielten  wir  „Vormehrungspflanzen",  die  derartig  zu- 
rückgeschnitten waren,  daß  auf  den  15  cm  hohen  Stengelteilen  nichts 


Grünes  zu  finden  war.  Im  Hinbhcke  darauf  stellen  wir  die  Frage: 
Können  derart  geplünderte  und  verschnittene  Pelargonienpflanzen  als 
Vermehrungsptlanzen  angesehen  werden? 

Unter  „Vermehrungspflanzen"  versteht  unzweifelhaft  auch  der 
einfachste  Gärtner  Pflanzen,  die  in  vollster  Vegetation,  in  kräftigster 
Entwicklung  stehen,  also  Pflanzen  mit  Blättern  und  jungen  Trieben. 
Wenn  der  Herr  Fragesteiler  anstatt  „Vermehrungspflanzen"  blatt- 
und  trieblose  Stengelteile  mit  Wurzeln  erhalten  hat,  so  ist  das  ent- 
weder aus  Versehen  oder  absichtlich  geschehen.  Im  ersteren  Falle 
wird  jede  anständige  Firma  bei  sofortiger  Reklamation  den  Preis  der 
Pflanzen  entsprechend  herabsetzen  oder  andere  Ware  dafür  liefern, 
jedenfalls  aber  nach  besten  Kräften  den  Käufer  zu  befriedigen  suchen. 
Weigert  sich  dagegen  die  Firma,  entsprechenden  Ersatz  zu  leisten, 
so  würde  der  Prozeßweg  zu  beschreiten  sein,  —  vorausgesetzt,  daß 
es  sich  um  einen  größeren  Posten  von  Pflanzen  und  um  einen 
größeren  Betrag  handelt  und  der  Wert  des  Objektes  im  Verhältnis 
zu  den  Prozeßkosten  steht.  Dem  Herrn  Fragesteller  empfehle  ich, 
jede  bestellte  Sendung,  die  von  einer  Firma  eintrifft,  mit  welcher  er 
bisher  nicht  in  Verbindung  gestanden,  in  Gegenwart  von  2 — 3  fach- 
männischen Sachverständigen  auszupacken,  sowie  jede  Bestellung  in 
Abschrift  zu  haUen;  nur  auf  diese  Weise  geschützt,  kann  man  mit 
Erfolg  den  Prozeß  anstrengen.  Ich  habe  aber  bisher  stets  auf 
gütlichem  Wege  das  gewünschte  Resultat  erreicht,  wo  ich  Anlaß  zur 
Beschwerde  hatte  und  das  dürfte  auch  bei  dem  Herrn  Fragesteller 
der  Fall  sein,  zumal  der  Lieferant  eine  „große"  Neuheitenfirma  ist, 
die  doch  darnaoü  streben  muß,  sich  jeden  Kunden  dauernd  zu  erhalten. 
Ist  auf  gütlichem  Wege  nichts  zu  erreichen  und  lohnt  es  sich  nicht, 
über  das  Objekt  Prozeß  zu  führen,  so  bestellt  man  bei  dieser  Firma 
einfach  nichts  mehr  und  sendet  deren  später  einlangende  Kataloge 
zurück,  schließlich  pubhziert  und  warnt  man  in  Kollegenkreisen  und 
dadurch  schadet  man  der  Firma  mehr,  als  ihr  s.  Zt.  der  Ersatz  ge- 
kostet hätte.  Brt, 

Beantwortung  der  Frage  No.  337.  Fördert  Elektrizität,  d.  h. 
ein  durch  den  Boden  geleiteter  elektrischer  Strom  das  Wachstum  der 
Pflanzen  und  wie  ist  dieser  Einfluß  zu  erklären? 

Man  wird  geneigt  sein,  der  Elektrizität  keine  oder  geringe  Be- 
deutung für  das  Leben  und  die  Entwicklung  der  Pflanzen  zuzu- 
sprechen, da  es  noch  an  Beobachtungen  in  der  Natur  und  an  wissen- 
schaftlich geleiteten  Versuchen  fehlt.  Wohl  sind  von  Laien  hie  und 
da  Experimente  mit  in  den  Boden  geleiteten  elektrischen  Strömen 
gemacht  worden,  auch  sind  aus  Amerika  Nachrichten  von  über- 
raschenden Resultaten  bei  Ausnützung  elektrischer  Energie  für  Kultur- 
zwecke nach  Europa  gelangt,  aber  alle  diese  Unternehnuuigen  sind 
nicht  einwandfrei,  ja  vielleicht  sogar  erdichtet.  So  hat,  um  nur  ein 
Beispiel  zu  nennen,  A.  üaul  in  einer  kleinen,  1901  in  Magdeburg 
erschienenen  Schrift,  die  kühne  Behauptungen  aber  keine  Beweise 
enthielt,  schon  von  werdender  elektrischer  Gärtnerei  gefabelt.  Damit 
hat  es  natüriich  gute  Wege.  Wie  könnte  auch  ein  Gärtner,  dem 
die  elektrotechnischen  Kenntnisse  und  Erfahrungen  fehlen,  auch  nur 
halbwegs  einwandfreie  Versuche  machen  und  wie  würde  man  in 
gärtnerischen  Kreisen  wissenschaftlichen  Versuchen  mißtrauisch  gegen- 
überstehen, selbst  wenn  diese  Versuche  ein  günstiges  Ergebnis  hätten, 
von  den  großen  Kosten  ganz  abgesehen.  Und  doch  hat  ein  schwedischer 
Gelehrter  Dr.  Selim  Lemström*),  Professor  der  Phj'sik  an  der 
Universität  Helsingfors,  schon  jahrelange  Versuche  mit  Pflanzen  gemacht, 
die  bei  der  Kultur  elektrischen  Influenzströmen  ausgesetzt  wurden  und 
die  gegenüber  den  Kontrollpflanzen  in  gewissen  Fällen  ein  merkbar 
günstigeres  Wachstum  zeigten  und  höhere  Erträgnisse  ergaben.  Solche 
Versuche  wurden  mit  Getreidearten,  mit  Erdbeeren,  Kohlrüben, 
Erbsen,  Weißkohl  luid  anderen  Pflanzen  auf  dem  Felde  gemacht. 
Bei  Erdbeeren  hatte  man  auch  Pflanzen  in  Töpfe  gepflanzt  und  in  ein 
Kalthaus  gestellt.  In  jeder  Abteilung  waren  zwei  Töpfe;  in  der  ersten 
ging  der  Strom  von  einem  über  die  Pflanzen    ausgespannten  Draht- 

*)  Elektrokultur.  Erhöhung  der  Ernte-Erträge  aller  Kultur- 
Pflanzen  durch  elektrische  Behandlung.  Auf  Grund  mehrjähriger 
Versuche  dargestellt  von  Dr.  Selim  Lemström,  Professor  der  Physik 
an  der  Universität  Helsingfors.  Autorisierte  Übersetzung  von  Dr. 
Otto  Pringsheim.  Beriin  NW.  5.  1902.  Verlag  von  W.  Junk.  Preis 
broschiert  1,50  Mai'k. 


IX,  44 


Die  Gartenwelt. 


525 


netz  zum  Buden,  in  der  zweiten  umgekehrt,  die  dritte  Abteilung  er- 
hielt keinen  Strom.  Die  Erdbeeren  reiften  in  der  ersten  Abteilung 
in  L'ü,  in  der  zweiten  in  33  und  in  der  dritten  in  54  Tagen.  Der 
Strüni  hat  somit  fordernd  auf  die  Reifezeit  gewirkt,  ein  Umstand, 
der  wohl  zu  beachten  ist.  Bei  den  Versuchen  im  freien  Lande  be- 
steht die  Hauptscliwierigkeit  darin,  gleichmäßigen  Boden  auf  dem 
Versuchsfeld  und  auf  dem  Kontrollfeld  zu  haben,  auch  muß  das  Feld 
gleiche  Besonnung  haben.  Viele  Versuche  ergaben  gegenüber  den 
Kontrollpflanzen  ein  ungünstigeres  Ergebnis,  wenn  man  den  Strom 
andauernd  und  zu  stark  gab  und  es  an  Bewässerung  fehlen  ließ. 
Auch  muß  der  Strom  während  großer  Hitze  vermindert  werden. 
Professor  Lemstrom  hat  eine  Trommel  -  Influenzmaschine  (D.  R.  P. 
107tJl7)  erfunden,  die  bei  gleichem  Arbeitsaufwand  die  drei-  bis 
vierfache  Menge  Elektrizität  liefert,  nicht  so  empfindlich  gegen 
Feuchtigkeit  sein  und  deshalb  die  Speisung  eines  größeren  Netzes 
ermöglichen  soll.  Nach  Professor  Lemströra  soll  die  "Wirkung  des 
negativen  Stromes,  der  von  der  Erde  durch  die  Pflanzen  zu  den 
Spitzen  des  Drahtnetzes  geht,  die  Aufwärtsbewegung  dos  Wassers 
erleichtern  und  die  Zirkulation  der  Pflanzensäfte  befördern,  während 
der  positive,  umgekehrte  Strom  der  Pflanze  die  verschiedenartigen 
Bestandteile  der  Atmosphäre  zuführt,  welche  Wirkung  der  ersteren 
bedeutend  überlegen  ist.  Es  ist  anzunehmen ,  daß  in  der  freien 
Natur  ständig  ein  elektrischer  Strom  auf-  und  niedergeht  und  seinen 
Einfluß  auf  das  Pflanzenleben  ausübt.  Dr.  Lemstrom  zieht  folgende 
Schlüsse  ans  seinen  Versuchen: 

Die  wirkliehe  Größe  des  Zuwachsprozentes  hat  für  die  ver- 
schiedenen, dem  Versuch  unterworfenen  Pflanzen  noch  nicht  mit 
Sicherheit  bestimmt  werden  können.  Man  kommt  dem  Minimalwert 
des  Zuwachses  nahe,  wenn  man  ihn  auf  4.5  %  fü''  mittelgutes  Feld 
bestimmt. 

Je  besser  ein  Feld  gepflügt  und  bestellt  ist,  desto  größer  ist 
das  Zuwachsprozent.  Bei  magerem  Boden  ist  es  so  klein,  daß  es 
niclit  auf  merkbare  Weise  heiTortritt. 

Einige  Pflanzen  lohnen  die  ^elektrische  Behandlung  nicht,  wenn 
sie  nicht  bewä.ssert  werden,  aber  dann  geben  sie  auch  sehr  hohe 
Zuwachsprozente.    Hierzu  gehören  u.  a.  Erbsen,  Mohrrüben  und  Kohl. 

Elektrische  Behandlung  zusammen  mit  starker  Sonnenwärme 
ist  schädlich  für  die  meisten,  wahrscheinlich  für  alle  Pflanzen, 
weshalb,  falls  günstige  Ergebnisse  beabsichtigt  werden,  die  Be- 
handlung an  sonnigen  und  heißen  Tagen  in  der  Mitte  des  Tages  ab- 
gebrochen werden  muß. 

Da  es  sehr  schwer  ist,  die  Wirkung  der  Elektrizität  auf  die 
Pflanzen  zu  bestimmen,  so  müssen  besondere  Vorkehrungen  getroffen 
weiden,  damit  Unsicherheit  in  den  Versuchen  vennieden  wird. 

Vielleicht  bekommt  der  Fragesteller  Lust,  selbst  Versuche  an- 
zustellen, wozu  wir  ihm  raten  können,  wenn  er  über  einen  wohl- 
gefüllten Geldbeutel  verfügt.  Im  anderen  Falle  tut  er  besser 
daran,  sich  mit  den  von  uns  mitgeteilten  Angaben  zu  begnügen. 


Aus  den  Vereinen. 

Verein  zur  Förderung  des  Gartenbaues  in  Berlin.  Nach 
dreißigjäliriger  Tätigkeit  als  Generalsekretär  des  Vereins  hat  Professor 
Wittmack  am  29.  .Juni  d.  J.  sein  Amt  einer  jüngeren  Kraft,  in 
Person  seines  langjährigen  Mitarbeiters,  des  Redakteure  Herrn  Sieg- 
fried Braun  abgetreten,  wie  der  in  Nummer  41  mitgeteilte  Vereins- 
beschluß besagt.  Herr  Braun,  der  es  verstanden  hat,  durch  gewandte 
Geschäftsführung,  Organisationstalent  und  Tatkraft  bei  wiederholter 
Gelegenheit  die  Augen  der  Mitglieder  auf  sich  zu  lenken,  bringt 
demnach  viele  gute  Eigenschaften  für  seine,  man  kann  ruhig  sagen, 
schwierige  Stellung  mit,  nur  eines  wünschten  seine  Freunde,  daß  er 
statt  Landwirt  Gärtner  von  Beruf  sei,  um  in  Sachen  unseres  Berufes 
die  wünschenswerte  Klarheit  zu  besitzen. 

Aus  dem  Jahres-  und  Kassenbericht  interessieren  hauptsächlich 
folgende  Mitteilungen:  Der  Verein  hat  am  Schlüsse  des  Vereins- 
jahres einen  Bestand  von  653  Mitgliedern  gegenüber  661  im  Vor- 
jahre.   Während  des  Vereinsjahres  sind  gestorben  7,   freiwilUg  aus- 


getreten 28  und  aus  der  Mitgliederliste  gestrichen  worden  15  Mit- 
glieder, mithin  Abgang  im  ganzen  50  Mitglieder.  Neu  traten  hinzu 
42,  sodaß,  wie  gesagt,  653  Mitglieder  ins  neue  Vereinsjahr  hinüber- 
gehen. Von  25  Ehrenmitghedern  sind  zwei  gestorben,  neu  ernannt 
wurden  Stadtrat  Töbelmann,  Charlottenburg  und  Professor  Dr. 
Ascherson,  Berlin.  Zahl  der  korrespondierenden  Mitglieder  36 
(im  Vorjahre  39).  Ortsansässige  Mitglieder  416,  auswärtige  237,  ein 
Verhältnis,  das  für  einen  Landesvorein  als  ungünstig  bezeichnet 
werden  muß.  (1903  war  das  Verhältnis  bereits  406  :  249.)  Lieb- 
haber sind  263  (271),  Berufsgärtner  334  (337);  außerdem  sind  50 
(53)  Vereine  Mitglieder.  Die  vorjährige  Ausstellung  in  der  Phil- 
harmonie, deren  Etat  von  45000  Mark  nur  um  etwa  2700  Mark 
überschritten  wurde,  was  eine  sehr  gute  Vorausberechnung  der 
Kosten  im  ganzen  darstellt,  hat  eine  Zubuße  von  12430,94  Mark 
erfordert.  Die  Gründe,  weshalb  die  Ausstellung  nicht  den  erhofften 
Erfolg  hatte,  habe  ich  bereits  im  VIII.  .lahrgang,  Seite  454,  erörtert. 
Hauptgrand  war  das  ungeoignote  Lokal  und  zu  geringe  Beteiligung, 
da  in  gärtnerischen  Kreisen  starke  Abneigung  herrschte.  Für 
Prämien  und  Medaillen  wurde  die  stattliche  Summe  von  13352  Mark 
aufgewendet.  Die  Platzmiete  brachte  nur  2615  Mark.  An  Ehren- 
preisen wurden  5210  Mark  gestiftet.  25832  Mark  brachten  die 
Eintrittsgelder  und  zirka  1500  Mark  der  Verkauf  von  Katalogen, 
Ansichtspostkarten  (an  Blumenverkauf  hatte  man  nicht  gedacht!) 
und  diverse. 

Der  Verein  verlieh  die  Vermeilmedaille  dem  städtischen 
Obergärtner,  Herrn  Mende  in  Blankenburg  bei  Berlin,  und  dem 
Geheimen  Rechnungsrat,  Herrn  Schmidt  in  Berlin,  sowie  das 
Wertzeuguis  für  Cyclamen  „Brillantrosa^'-  dem  Handelsgärtner, 
Herrn  Tubbenthal  in  Charlottenbui-g.  Gezeigt  wurden  sehr 
hübsche  Cliantlms  Dampteri  von  Herrn  Forberg,  Reviergärtner  im 
botanischen  Garten  in  Berlin.  Es  sind  Sämlingsveredlungen  auf 
Colutea  arborescens.  Die  Sämlinge  der  Unterlage  müssen  etwa 
14  Tage  älter  sein  als  die  Clianthussämünge.  Herr  Forberg  zeigte 
neben  der  Stammform  noch  die  Sorte  „Deutsche  Flagge",  eine 
Züchtung  von  Vieweg  in  Quedlinburg  und  eine  weiße  Abart,  an- 
geblich eine  Kreuzung,  wahrscheinlich  aber  nur  eine  Farbenvariation, 
denn  die  Sorte  weist  im  Wuchs,  in  den  Blättern  und  im  Bau  der 
Blüten  nicht  den  geringsten  Unterschied  von  C.  Dampieri  auf, 
welcher  übrigens  am  schönsten  ist.  Herr  Garteninspektor  Nahlop, 
Britz-Berlin,  zeigte  einen  Zweig  der  Abies  nobilis  tiar.  glauca  mit 
Zapfen;  charakteristisch  für  diese  Art  sind  die  breiten  zurück- 
geschlagenen Zipfel  der  Deckschuppen,  welche  die  Außenschuppen 
fast  verdecken.  W.  Tscheuke,  Berlin. 


Bücherschau. 

Handbuch  der  Laubholzkiinde. 

Erklärung 
zur  Berichtigung  in  No.  33,  Seite  396  der  Oartenwelt. 

lu  No.  33  der  Gartenwelt  brachte  Herr  C.  K.  Schneider 
über  meine  bisherigen  sehr  wohlwollenden  Besprechungen  seines 
„Handbuches  der  Laubholzkiinde"  eine  Entgegnung,  die  gar  keine 
,. Berichtigung"  ist,  wie  er  sie  nennt,  da  es  nichts  zu  berichtigen 
gibt.  Leider  konnte  ich  zufällig  diese  „Berichtigung"  erst  jetzt 
lesen,  und  möchte  darauf  doch  kurz  antworten.  Herr  Schneider, 
dessen  schön  ausgestattetes  Werk  ich  mit  Recht  so  gelobt  habe,  daß  der 
Herr  Verleger  schon  auf  dem  Umschlage  der  2.  Lieferung  einige 
wesentliche  Sätze  meiner  Kritik  als  wirksame  Empfehlung  brachte, 
fühlt  sich  durch  einige  meiner  doch  wohl  richtigen  Andeutungen 
ohne  jeden  Grund  verschnupft.  Dazu  hat  er  mir  auch  zwei  nicht 
eben  höfliche  Briefe  geschrieben,  die  das  S.  396  gedruckte  erweitern. 
Darin  wirft  Herr  Schneider  mir  vor,  daß  ich  wirkliche  „Unrichtig- 
keiten" nicht  widerrufen  hätte.  Gemach,  Herr  Schneider,  ich  habe 
nichts  zu  widerrafen,  wohl  aber  Sie.  Da  ist  zunächst  die  Gattung 
Deutxia.  Ich  halte  das  „Illustrierte  Handbuch  der  Laubholzkunde" 
und   die  „Mitteilungen    der   deutschen   dendrologischen  Gesellschaft", 


526 


Die  Gartenwelt. 


IX,  44 


in  denen  diesmal  gleichzeitig  vod  demselben  Verfasser  diese 
üattung  bearbeitet  erschien,  für  ganz  gleichwertig  in  ihrem  dendro- 
logischen  Streben,  und  durchaus  nicht  zu  verwechseln  mit  irgend 
einer  Monographie,  welche  etwas  ganz  anderes  ist.  Deshalb  werden 
mit  mir  wohl  alle,  mit  Ausnahme  des  Herrn  Schneider,  der  Ansicht 
sein,  daß  die  üattung  gleichzeitig  in  gleichwertigen  Werken 
von  demselben  Verfasser  „gleichmäßig"  bearbeitet  sein  müßte. 
Dies  ist  trotz  der  Behauptung  des  Verfassers  nicht  geschehen. 

Ks  ist  nicht  wahr,  daß  im  Handbuch  alle  Namen  der  Mit- 
teilungen enthalten  sind,  denn  es  fehlen  bei  Deulxia  sieboWiana 
var.  c.  thunbeigiana  (s.  M.  d.  d.  G.,  S.  178  u.  folg.),  bei  D.  seabra, 
Thbg.,  f.  alba  pleiia  b.  crenafa  candidissima  plena,  hört.  Froebel 
und  f.  „Pnrfe  of  Rochester"  hört.  Ellw.  et  Barry,  es  fehlt  f.  macrose- 
pala,  hört.  Nonn.,    bei  D.  siaminea,  E.  Br.  fehlt  var.  c.  sildcimcnsis, 

C.  K.  Seh.,  OS  fehlt  ü.  hamata,  Koehne,  und  bei  D.  grandiflora, 
Bge.  fehlen  var.  a.  typica,  C.  K.  Soh.  und  vai:  b.  glabrala,  Maxim. 
Bei  Nr.  8  im  Hdb.  D.  corymbosa  fehlen  var.  b.  hooken'ana,  C.  K. 
Soh.    und    var.   d.   piirpurascens  (parvi- 

flora  var.  pupiirasccns, '¥va,ach.)\  es  fehlt 

D.  glabrata,  Komarow,  (D.  glaberrima^ 
Koehne).  Es  fehlen  also  im  Handbucli 
9  Formen  und  2  Arten,  demnach  ist 
meine  Angabe  richtig,  die  ,. Berichtigung" 
falsch. 

Wenn  ich  dabei,  ich  sage  leider,  das 
Wort  „Unterschlagung"  gebraucht  habe, 
so  übersieht  Herr  Schneider,  daß  ich  in 
scherzender  Weise  von  einer  „Unter- 
schlagung -des  besseren  Wissens"  ge- 
sprochen habe,  also  ein  Lob  für  den  besser 
unterrichteten  Verfasser. 

Betreffs  der  Zahlenvei-gleiche  der 
Nummern  mit  dem  Handbuch  d.  D.  D.  G. 
habe  ich  in  der  ersten  Besprechung  in 
No.  50  Seite  599  des  achten  Jahrg.  der 
Gartenwelt  1904  ausdrücklich  gesagt:  „Die 
große  Mehrheit  (der  nummerierten  Arten) 
im  Handbuch  von  Beißner  hat  z.  T.  ihren 
Grund,  daß  hier  viele  Ba.starde  und 
Formen  mit  nummeriert  sind  u.  s.  w.", 
der  Vorwurf  fällt  also  fort. 

Wenn  ich  in  der  2.  Lieferung,  S.  209, 
bei  der  Familie  Trochodendraceae  das  Feh- 
len von  CercidiphylluiH  rügte,  so  halte 
ich  dies  aufrecht,  denn  Engler  führt  auch 
in  der  4.  Auflage  seines  anerkannten 
„Syllabus  1904"  diesen  japanischen  Baum 
in  dieser  seiner  90.  Fam.  Trochodendraeeae 
auf  und  nicht,  wie  Schneider  will,  in 
der    123.    Fam.    Hamamclidaeeae.      Daß 

C'ercnliphyllum  in  dieser  Familie  in  der  3.  Lieferung  nachfolgen 
würde,  konnte  ich  bei  Besprechung  der  2.  Lief orung  nicht  annehmen, 
keinesfalls  wissen. 

Wenn  man  einem  so  guten  und  schön  ausgestatteten  Buche, 
wie  es  Schneiders  Laubholzkunde  ist,  so  wohlwollend  und  so 
entschieden  empfehlend  gegenübersteht,  wie  ich  in  meinen 
sachlichen  Besprechungen,  dann  sollte  der  Verfasser  über  richtige 
Äußerungen,  die  er  z.  T.  mißversteht,  nicht  ärgerlich  werden  und 
„Berichtigungen",  die  gar  keine  sind,  sondern  auf  ihn  zurückfallen. 
Die  komischen  brieflichen  Drohungen  übergehe  ich  gern, 
ja    nicht    veröffentlicht    sind    und    die    Beteiligten    darüber 


Fried! 
Herzogl.  braunschw. 


da 


lächeln.     Auch  sollte   ein   so   scharfer    Kritiker  wie   Herr  Schneider 
eine  so  wohlwollende  Besprechung  richtig  auffassen. 

Diese  Berichtigung  wird  mich  aber  in  keinerlei  Weise  beein- 
flussen. Meine  künftigen,  ruhigen  Besprechungen  werden,  wie 
bisher,  nur  sachlich  bleiben  und,  wie  ich  hoffe,  das  sehr  gute  Buch 
auch  fernerhin  lobend  empfehlen  können. 

H.  Grube,  Aachen. 


Verdiente  Fachgenossen. 

Dem  Herzogl,  Promenaden-Inspektor  Friedrich  Kreiß 
in  Brannscliweig  zu  seinem  Dienstjnbiiänm. 

(Hierxzi  ein  Porträt.) 

V 

„Hihret  Eure  Meister  und  Lehrer!"  Dieser  Ausspruch  veranlaßt 
mich,  des  Wirkens  und  Schaffens  eines  Mannes  zu  gedenken,  der 
als  Fachmann  wie  Künstler  zu  unsei'en  Gartenbau  -  Autoritäten 
zählt,  ohne  sich  selbst  in  die  Reihen  dieser  Auserlesenen  zu  stellen, 
der  vielmehr  im  Stillen  wirkt  und  schafft  und  wirklich  Schönes  und 
Gutes,  trotz  vielfacher  Anfeindungen,  auf  dem  Gebiete  der  Garten- 
Kunst  und  -Technik  geleistet  hat. 

Am  1.  August  d.  Js.  sind  es  25  Jahre  her,  daß  der  Herzogl. 
Promenaden-Inspektor  Herr  Fr.  Kreiß  unter  den  denkbar  ungünstig- 
sten Verhältnissen  seineu  Posten  in  Braunschweig  antrat  und  mit 
schweren  Mühen  und  Kämpfen  bis  zum 
heutigen  Tage  einen  Kranz  blühender  und 
duftender,  landschaftlich  hervorragender 
Park-  und  Promenaden-  Anlagen  schuf,  die 
wohl  als  ebenbürtig  den  Meisterwerken 
namhafter  Autoritäten  zur  Seite  gestellt 
werden  können.  Ja  man  kann,  ohne  zu 
übertreiben,  behaupten,  hier  arbeitete  ein 
Fachmann  und  Künstler,  den  die  Liebe 
und  Begeistei-ung  zu  seinem  Berufe,  zu 
seiner  Kunst,  alle  Hindernisse  und  Ärger- 
nisse eines  im  öffentlichen  Leben  stehen- 
den Fachmannes  überwältigen  ließ. 

Den  vielen  Freunden  und  Fach- 
genossen aber,  die  neidlos  die  hervor- 
ragenden Verdienste  eines  Kollegen  zu 
würdigen  wissen,  besonders  aber  den 
Schülern  des  Jubilars,  die  (gleich  dem 
Verfasser  dieser  Zeilen)  in  ihm  einen  stets 
väterlichen  Freund,  Gönner  und  zur  Nach- 
ahmung anfeuernden  Meister  erblicken, 
möge  an  dem  Ehrentage  des  Jubilars  in 
kurzen  Zügen  der  Lebenslauf,  Lehr-  und 
Werdegang  dieses  aus  der  Praxis  hervor- 
gegangenen, in  Praxis  und  Theorie  gleich 
tüchtigen  Fachmannes  gewidmet  sein. 

Am  28,  August  1842  als  Sohn  des 
Maurermeisters  und  Architekten  G  g.  K  r e  i  ß 
in  Ortenberg  (Oberhessen)  geboren,  nahm 
Herr  Kreiß  nach  dem  Besuche  der  Schule 
i!n  Geburtsorte  an  dem  Unterricht  der 
Gewerbeschule  in  Nidda  teil.  In  der  hier 
bestehenden  „Sektion  für  Geodäsie" eignete 
er  sich  die  grundlegenden  Wissenschaften  in  der  Mathematik,  der 
Feldmeßkunst  in  praktischen  Übungskursen,  der  darstellenden  Geos 
metrie,  dem  Plan-  und  Freihandzeichnen  an.  Die  vier  Semester 
brachten  ihm,  als  dem  begabtest«n  Schüler,  jedesmal  die  ersten 
Prämien  ein. 

Die  Liebe  zur  Natur,  die  den  Jubilar  bis  zum  heutigen  Tage 
alle  Hindernisse  überbrücken  ließ,  bestimmte  Herrn  Kreiß,  sich  der 
Landschaftsgärtnerei  zu  widmen.  In  der  Gräfl.  Stolberg-Roßia'schen 
Gärtnerei  zu  Ortenberg  lernte  er  vier  Jahre,  und  trat  dann  als  Ober- 
gehilfe in  die  vorzüglich  geleitete  Gärtnerei  des  Barons  v.  Low  in 
Stadon  ein.  Von  hier  führte  ihn  der  Weg  nach  Braunschweig,  wo 
er  zwei  .Talire  als  Obergehilfe  in  der,  von  dem  im  besten  Andenken 
stehenden  Pomologen,  Garteninspektor  Adam  Koch  geleiteten 
Herzogl.  Landesbaumschule  tätig  war. 

Nun  erfüllte  sich  der  sehnlichste  Wunsch  des  emsig  Vorwärts- 
strebenden, in  den  weltberühmten  engl.  Parks  zur  weiteren  fach- 
lichen Ausbildung  Stellung  zu  erhalten,  indem  ihm  durch  Vermittlung 
seines  in  London  lebenden  Bruders,  welcher  dorLselbst  als  fiskahscher 
Architekt  und  Baumeister  tätig  war,   eine  leitende  Stelle  als  Gehilfe 


h  Kreiß, 
Promenaden-Inspektor. 


IX,  44 


Die   Gartenwelt. 


in  dem  herrlichea  Batterseapark  in  London  von  der  Parlcver- 
waltuug  iibortragen  wurde.  Die  lüer  seinerzeit  vorgenommenen  groß- 
zügigen Verändemugen  und  Ausgestaltungen  und  umfangreichen  Er- 
weiteningen  dieser  Anlagen  gaben  dem  jungen  Landschaftsgärtner 
die  vollliommenste  Gelegenheit,  sich  nicht  nur  praktisch,  sondern 
auch  zeichnerisch  zu  betätigen,  um  in  allen  Zweigen  seines  gewählten 
Berufes  reiche  Erfahmngen  zu  sammeln,  sodaß  der  Jubilar  diese 
Zeit  seiner  Wirksamkeit  als  die  der  Erlangung  der  eigentlichen 
Selbständigkeit  in  seinem  Berufe  bezeichnet.  Die  beiden  Jahre  seines 
Aufenthalts  in  England  benutzte  Herr  Kreiß  außerdem,  um  durch 
Reisen  und  Besichtigungen  der  bedeutendsten  Parks  und  Gärtnereien 
Englands  und  Schottlands  seine  Kenntnisse  zu  erweitern. 

Mit  Verehrung  und  Dankbarkeit  für  den  damaligen  Leiter  des 
Batterseaparks,  Herrn  Gibson,  verließ  er  1808  diese  ihm  un- 
vergeßliche Bildungsstätte,  um  einem  Kufe  der  Herzogl.  General- 
direktion der  Eisenbahnen  zu  Braunschweig  zu  entsprechen,  woselbst 
ihm  die  Aus-  bezw.  Umgestaltung  der  Rönneckendorfschen  und 
Schmidtschen  Gartengrundstücke  zum  jetzigen  Eisenbahnpark  über- 
tragen wurde.  —  Im  Jahre  1864  war  die  damalige  Generaldirektion 
der  braunschweigischen  Eisenbahnen  genötigt,  aus  Betriebssicherheits- 
gründen ihre  Bahnhofsanlagen  durch  Verlegung  der  Oker  nach  Osten 
hin  zu  vergrößern.  Nach  Vollendung  dieser  Arbeiten  verblieb  noch 
von  den  angekauften  Gartengrandstücken  ein  Gartenterrain  von  2,8ö  ha. 
Dieses  Terrain  war  mit  alten  Waldbäumen  fast  planlos  bepflanzt  und 
mußte  stark  gelichtet  werden,  um  Platz  für  größere  Ra-senfläihen, 
Wege,  Baum-  und  Gehölzpartien  zu  schaffen.  Die  1868  begonnene 
Umänderung  nach  dem  Projekt  des  Herrn  Kreiß  war  im  Jahre  1869 
beendet,  wonach  der  Park  dem  Publikum  zur  Benutzung  übergeben 
werden  konnte.  Bei  dem  späteren  Verkauf  der  herzogUchen  Staats- 
eisenbahuen  ist  der  Eisenbahnpark  Staatseigentum  geblieben  und  ge- 
hört zum  Ressort  der  herzoglichen  Promenadenverwaltung. 

1872  wurde  Herr  Kreiß  von  der  Direktion  der  braunschweiger 
Eisenbahngesellschaft  als  Bahnhofsobergärtner  definitiv  angestellt. 

Die  nun  folgenden  S  Jahi-e  bis  1880  gaben  Herrn  Kreiß  Ge- 
legenheit, in  privaten  Anlagen'  seine  erworbenen  Kenntnisse  und 
sem  gartenkünstlerisches  Können  zu  betätigen.  Eine  reiche  Auslese 
herriicher  Anlagen  verdankt  seinem  nie  rastenden  Genie  ihr  Dasein. 
Nach  Süden  bis  Österreich,  nach  Norden  bis  zur  Ostsee  haben  wir 
Beweise  seiner  Tätigkeit  in  größeren  und  kleineren  Parks  und  Gärten. 

Am  1.  August  1880  wurde  Herr  Kreiß  als  Proraenaden- 
verwalter  in  den  braunschweigischen  Staatsdienst  berufen  und  mittelst 
Reskriptes  des  Herzogl.  braunschw.  Ministeriums  am  16.  September 
desselben  Jahres  fest  angestellt.  Infolge  seiner  Verdienste  wurde  er 
durch  den  verstorbenen  Herzog  Wilhelm  von  Braunschweig  im 
Jahre  1886  in  besonderer  huldvoller  Weise  durch  die  Ernennung 
zum  Herzogl.  Promenaden-Inspektor  ausgezeichnet. 

Reiche  Arbeitsjahre  begannen  nun  für  den  rastlos  Tätigen.  Im 
Jalire  18S2  wurde  das  ehemalige  Fasanenholz  des  herzoglichen 
Hofes  nach  dem  Projekt  und  unter  der  Leitung  des  damaligen 
Promenadenverwalters  Kreiß  fertig  gestellt  und  somit  für  die  Braun- 
schweiger Bürgerschaft  ein  neuer  und  heute  noch  gern  aufgesuchter 
Park  mit  großem  Restaurationsgebäude,  Spiel-  und  Tummelplätzen 
geschaffen.  1886  konnte  mit  der  Schaffung  des  Bürgerparkes, 
welcher  sich  unmittelbar  an  den  bereits  1869  vollendeten  Eisenbahu- 
park  anschließt,  begonnen  werden,  da  Herr  Kreiß  sich  ohne  jedwede 
Aufforderung  in  seinen  dienstfreien  Stunden  an  die  Bearbeitung  eines 
Projektes  gemacht  hatte  und  dieses  denn  auch  einstimmig  vom 
Magistrat  und  den  Stadtverordneten  angenommen  wurde.  Welche 
Schwierigkeiten  bei  diesem  25  cm  unter  dem  Okerspiegel  liegenden, 
aus  sumpfigen  und  saueren  Wiesen  bestehenden  Terrain  zu  über- 
winden waren  und  welche  Schutt-  und  Abfallmassen  zur  Auffüllung 
hier  angefahren  werden  mußten,  kann  der  Fernstehende  nicht  er- 
messen und  soll  es  mir  später  eine  angenehme  Aufgabe  sein,  diesen 
Park  den  verehrlichen  Lesern  der  „Gartenwelt"  an  der  Hand  von 
Plänen  und  photographischen  Aufnahmen  zu  beschreiben. 

Im  Jahre  1895  genehmigte  Se.  Königl.  Hoheit  der  Prinz 
Albrecht  von  Preußen,  der  Regent  des  Herzogtums,  das  von  Friedr. 
Kreiß  ausgearbeitete  Projekt  für  den  Nußbergpark,  mit  dessen, 
noch  im  selben  Jahre  begonneaer  Ausführung  er  auch  betraut  wurde. 


Während  bei  diesem  Terrain,  einem  früheren  Exerzierplatz  mit 
reinem  Sandboden,  scliwierige  Terrainbewegungen  spielend  bewältigt 
wurden  und  große  hainartigo  Pflanzungen,  landschaftliche  Aus-,  Fern- 
und  Durchsichten  nach  dem  Elm-  und  Harzgebirge  und  mächtige 
Rasenbahnen  die  Hauptrolle  spielen,  fesselt  der  Bürgerpark 
durch  seine  großartigen  Teichszenerien,  die  an  Meisterechaft  nicht 
zu  übertreffen  sind  und  ihresgleichen  suchen. 

Bei  allen  Arbeiten,  die  ein  irmiges  Vertiefen  in  diese  Meister- 
werke schöner  Gartenkunst,  die  ein  Menschenalter  bedeuten  und  vor 
allen  Dingen  edle  Begeisterung  für  den  Beruf  deutlich  verraten,  fand 
der  Jubilar  noch  Zeit,  trotz  der  stets  knapp  vorhandenen  Mittel,  einen 
Kranz  schöner  Promenaden-  und  Wallanlagen  zu  schaffen,  die  wohl 
jeden  Fachmann  erfreuen  können. 

Erwähnt  seien  die  Anlagen  am  Lessingplatze,  dem  Siegesplatze, 
die  Verändening  des  Windmühlenbergs,  sowie  diejenige  des  Gauß- 
berges ;  ferner  die  neuen  Plätze  an  der  Insel-  und  Hohetorpromenade, 
die  mit  dem  Monumentplatz  in  Verbindung  stehende  Okeq)artie,  die 
neue  Inselpromenade  mit  dem  Bammelsburgerteiche  und  der  Löbbecke- 
schen  Villa  im  Hintergrunde,  die  alle  ob  ihrer  landschaftlichen 
Szenerien  einen  überraschenden,  vorzüglichen  Eindruck  auf  den  Be- 
schauer ausüben.  Mit  geringen  Mitteln  und  knapp  gestellten  Hilfs- 
kräften wurde  alles  dieses  geschaffen  und  in  einem  stets  gefälligen 
Aussehen  erhalten.  Zahlreiche  Auszeichnungen  und  Ehrungen  konnten 
denn  auch  den  Jubilar  für  sein  rastloses  Streben  erfreuen. 

Auf  vielen  Fachausstellungen  und  größeren  Preisausschreiben 
war  Herr  Kreiß  Preisrichter.  Besondere  Auszeichnungen  wurden 
ihm  gelegentlich  der  Gartenbau-,  landwirtschaftlichen  und  baugewerb- 
lichen Ausstellungen  zu  Braunschweig  in  den  Jahren  1877,  1881  und 
1883  zuteil,  wo  sich  Herr  Kreiß  als  Hauptordner  große  Verdienste 
um  das  großartige  Gelingen  dieser  Unternehmen  erwarb. 

Um  Herrn  Kreiß  in  seiner  äußerst  gastfreundlichen  Häus- 
lichkeit aufzusuchen,  kamen  viele  und  für  alle  hatte  er  je  nach- 
dem ein  freundliches  Wort,  gute  und  verständige  Ratschläge  und 
vor  allem  ein  mitfühlendes  und  warmschlagendes  Herz,  ein  Herz,  das 
so  recht  zum  Herzen  spricht,  das  keinen  Standesunterschied,  keinen 
Hochmut  kennt.  Wie  viele  blicken  zu  ihm  auf  in  Verehrang  und 
Dankbarkeit,  wie  viele  haben  ihn  als  Vorbild  gewählt,  dem  sie  nach- 
zustreben sich  bemühen! 

So  wollen  wir  denn  mit  Freuden  und  stolzer  Genugtuung  des 
Ehrentages  dieses  Veteranen  geistiger  und  körperhcher  Arbeit  gedenken ; 
die  Alten  mit  Stolz,  wir  Jungen  aber  mit  Verehrung  und  Hoch- 
achtung, und  wenn  wir  heute  Herrn  Kreiß  zu  seinem  Ehrentage  von 
Herzen  beglückwünschen  und  hoffen,  daß  er  seine  Werke  glücklich 
beendigen  und  noch  viele  Jahre  sich  derselben  erfreuen  möge,  so 
dürfen  und  wollen  wir  auch  seiner  Lebensgefährtin  nicht  vergessen, 
die  Freud  und  Leid  mit  ihm  teilte.  Der  glücklichen,  harmonischen 
Ehe  entsprangen  zwei  Kinder,  von  welchen  leider  der  bittre  Tod  den 
Eltern  die  Tochter  in  blühender  Jugend  entriß,  wie  ihnen  auch  ferner 
vor  kurzer  Zeit  nicht  das  Weh  erspart  blieb,  die  junge  Frau  ihres 
Sohnes  zu  Grabe  zu  geleiten  und  so  mit  dem  einzigen  Sohn  um  sem 
einziges  Glück  trauern  zu  müssen. 

Wenn  dereinst  im  heranrückenden  Alter  die  sonst  arbeitsfrohen 
Schultern  die  Last  der  Geschäfte  nicht  mehr  tragen  können,  dann 
möge  dem  Jubilar  ein  heiterer  Lebensabend  im  Kreise  seiner  Familie 
und  seiner  Freunde  beschieden  sein.  Möge  er  sich  dann  noch  viele 
Jahre  an  seinen  Schöpfungen  erfreuen,  mögen  seine  Augen  das,  wa-s 
der  Geist  bereits  vor  vielen  Jahren  sah,  dann  in  natura  erblicken. 
Gönnen  wir  ihm  diese  schönste  aller  Freuden,  die  nur  die  Arbeit 
segnend  dem  Fleißigen  spendet.  Der  Jubilar  aber  kann  beim  Rückblick 
auf  sein  vergangenes  Leben  mit  den  Worten  der  heüigen  Schrift  sagen : 
„Und  wenn  es  köstlich  gewesen,  so  ist  es  Mühe  und 
Arbeit  gewesen!"       F.  Tutenberg,  Stadtgärtner,  Offenbach  a.  M. 


Verkehrswesen. 

Das  Postblatt  No.  ^  vom  1.  Juli  1903  vciüfientlicht  folgende 
eingetretene  Neuerungen: 

In  Jap  (Karolmen)  ist  eine  Telegraphenanstalt  für  den  inter- 
nationalen Verkehr  eröffnet  worden. 


528 


Die  Gartenwelt. 


Der  Meistbetrag  für  Postanweisungen  im  Verkehr  mit  Britisoh- 
ßetschiianaland  (Schutzgebiet),  Natal,  OraiijefluR-Kolonie,  Rhodesia 
und  Zululand  ist  von  10  auf  40  Pfund  Sterling  (=  800  Ml;.)  erhöht 
worden. 

Nach  Mexiko  sind  Postanweisungen  bis  200  Mk.  zulässig. 

Für  Postfrachtstücke  nach  Schweden  und  nach  Finnland  über 
Schweden  ist  ein  ermäßigter  Tarif  in  Kraft  getreten. 


Tagesgeschichte. 


Berlin.  Eine  märkische  Obst-  und  Tafeltrauben -Ge- 
nossenschaft ist  durch  den  Landes-Ökonomierat  Herrn  Dr.  Frei- 
herrn von  Canstein  und  Geschäftsführer  der  brandenburgischen  Land- 
schaftskammer Herrn  G  r  o  b  b  e  n  begründet  worden.  Die  Genossenschaft, 
für  die  bis  jetzt  36  Anteile  in  1000  Mk.  gezeichnet  sein  sollen,  be- 
zweckt die  Heranzucht  edlen  Obstes  und  ferner  die  Kultur  von 
Tafeltrauben  unter  Glas.  Im  Herbst  soll  zunächst  in  Luckau  i.  L. 
eine  2.5  Morgen  große  Obstplantage  angelegt  und  dortselbst  5  Glas- 
häuser für  die  Kultur  von  Tafeltrauben  gebaut  werden.  Weitere 
Anlagen  in  der  Provinz  sind  für  später  in  Aussicht  genommen.  Die 
Versammlung  wählte  Herrn  Dr.  Freüierm  von  Canstein  zum  Präsi- 
denten des  Aufsichtsrates  und  Herrn  Grobben  zum  Direktor  der 
Genossenschaft.  Dem  Aufsichtsrat  bezw.  Vorstand  gehören  ferner  an 
die  Herren  Landrat  Freiherr  von  Manteuf f el-Luckau,  Landesrat 
Dr.  Gerhardt-Berlin,  Rittergutsbesitzer  v.  Langenn-Steinkeller- 
Birkholz,  Ökonomierat  Eber t- Landsberg  u.  a.  m. 

—  Di«  Deutsche  Hagelversicherungs  -  Gesellschaft 
A.  G.  für  Gärtnereien  etc.  zu  Berlin  hat  im  Jahre  1904  ein 
etwas  günstigeres  Ergebnis  gehabt  als  im  Voijahre,  da  weniger 
Schadenzahlungen  zu  leisten  waren.  Sie  hatte  auch  einen  ansehn- 
lichen Zuwachs  an  Versicherungssumme  und  Prämieneinnahme  zu 
verzeichnen,  so  daß  eine  Dividende  für  das  Jahr  1905  möglich  er- 
scheint. Immerhin  sind  die  Schadenzahlungen  verhältnismäßig  noch 
so  hohe  gewesen,  daß  sie  weit  über  die  Durchschnittszltfer  hinaus- 
gehen und  nach  den  langjährigen  Erfahrungen  als  ziemlich  außer- 
gewöhnlich anzusehen  sind.  Da  auch  in  den  Jahren  1901 — 1903 
recht  hohe  Schadenleistungen  aufzuweisen  waren,  so  hatte  die  Hagel- 
versicherungs-Gesellschaft für  Gärtnereien  mithin  4  hintereinander 
folgende  Jahre  mit  schweren  Hagelschäden  zu  überstehen;  auch  in 
diesem  Jahre  sind  Hagelwetter  leider  sehr  häufig. 

Die  abgeschlossenen  Versicherungen  beliefen  sich  in  1904  auf 
7597  Policen  mit  15  622080  Mk.  Versicherungssumme  und  269  967 
Mark  Prämieneinnahme  gegen  7068  Policen  mit  14  531 160  Mk.  Ver- 
sicherungssumme und  241002  Mk.  Prämieneinnahme  im  Vorjahr,  so- 
daß  sich  demnach  ein  Zugang  von  529  Policen  mit  1 090  920  Mark 
Versicheningssumme  und  28  965  Mk.  Prämieneinnahme  ergab. 

Die  Hagelschadenperiode  begann  im  Geschäftsjahr  1904  schon 
sehr  zeitig  und  währte  bis  in  den  Monat  September.  Nach  dieser 
Zeit  kamen  nur  noch  2  kleine  Schadenfälle  zur  Erledigung.  Im 
ganzen  waren  47  Hageltage  mit  686  Schadeuanmeldungen  zu  ver- 
zeichnen. Die  zahlreichsten  und  schwersten  Schäden  brachte  der 
Monat  Juni;  21  Policen  wurden  je  zweimal  betroffen.  Gerichtliche 
oder  schiedsgerichtliche  Schadenprozesse  sind  im  Geschäftsjahr  nicht 
vorgekommen. 

Die  Versicherungssumme  ist  von  6  679  063  Mk.  im  Jahre  1890 
auf  156228080  Mk.  im  Jahre  1904  gestiegen,  die  Prämien  sind  in 
dem  gleichen  Zeitraum  von  100552  auf  269967  Mk.  gestiegen. 

—  Der  alte  Botanische  Garten  ist  an  die  Deutsche 
Hausbaugesellschaft  m.  b.  H.,  Dickmann  u.  Reglin  verpachtet 
worden.  Die  Unternehmerin  beabsichtigt,  ein  Konsortium  zu  bilden, 
das  im  nordischen  Hausbaustil  eine  große  Halle  errichten  wird,  die 
hauptsächUch  zur  Ausstellung  von  Automobilen  dienen  soU.  Ferner 
werden  umfangreiche  Bauten  für-  einen  Konzertpark  hergestellt 
werden.  Das  Terrain  umfaßt  etwa  30  Morgen.  Der  herrliche  Baum- 
bestand bleibt  größtenteils  erhalten.  Leider  sind  verschiedene  wert- 
volle Bäume  dem  Absterben  nahe.  So  die  in  No.  1  dieses  Jahrgangs 
Seite  9  und  10  abgebildete    und    beschriebene  Ptcrocarya  cau^asica. 


C.  A.  M..  die  nur  noch  M-enige,  spärlich  belaubte  Zweige  hat,  ferner 
mehrere  schöne  Buchen  und  eine  ganze  Anzahl  anderer  Gehölze. 
Die  LTrsache  liegt  im  veränderten  Grundwasserstande.  Seit  dem  Bau 
der  Untergrundbahn  hat  sich  der  Grundwasserspiegel  bedeutend  ge- 
senkt, was  Feuchtigkeit  liebende  Bäume  zum  Absterben  bringt. 
Hoffentlich  gelingt  es,  noch  einige  Raritäten  nach  dem  neuen  Garten 
zu  verpflanzen,  wie  die  alte  Sophora  jap.  var.  petidula  und  Koni- 
feren, darunter  schöne  Eiben. 

—  Der  Kreisausschuß  des  Kreises  Teltow  hat  das  bei  Königs- 
wusterhausen am  Todtnitzsee  gelegene  Gut  Körbiskrug  in  Größe  von 
400  Morgen  angekauft,  um  auf  dieser  Besitzung  eine  Baumschule 
im  großen  Maßstabe  anzulegen.  Obwohl  der  Kreis  bereits  einige 
kleinere  Baumschulen  besitzt,  so  konnten  von  deren  Ertrag  doch  nur 
die  Bedürfnisse  zur  Erneuerung  der  Bäume  an  den  dem  Kreise 
selbst  gehörigen  Chausseen  und  Wegen  gedeckt  werden,  während  bei 
Neuanlagen  Privatfirmen  in  Anspruch  genommen  werden  mußten. 
Die  Baumschule  in  Körbiskrug  soll  aber  einen  derartigen  Umfang 
erhalten,  daß  der  Kreis  nicht  nur  im  stände  ist,  seine  eigenen  Be- 
dürfnisse vollständig  zu  decken,  sondern  auch  an  sämtliche  Gemeinden 
und  Besitzer  des  Kreises,  die  Wege  zu  unterhalten  haben,  Bäume 
abgeben  zu  können.     Voss.  Ztg. 

Dem  Kreisausschuß  scheint  es  unbekannt  zu  sein,  daß  sich  im 
Kreise  Teltow  große  und  vorzüglich  geleitete  Baumsohulenfirmen  be- 
finden, darunter  der  größte  derartige  Betrieb  in  Europa.  Diese 
Baumschulen  liefern  die  für  Unterhaltung  und  Neuanlage  von 
Chausseen  notwendigen  Bäume  billiger  als  sie  der  Kreisausschuß  selbst 
heranziehen  kann,  dazu  noch  in  einer  Qualität,  mit  welcher  die  Er- 
zeugnisse der  höchst  überflüssigen  Kreisbaumschulen  keinen  Vergleich 
aushalten  können.  War  es  also  wirklich  notwendig,  den  steuer- 
zahlenden Baumschulenbesitzern  durch  eine  derartige  Gründung  die 
Existenz  zu  erschweren'?  M.  H. 

Halle  a.  S.  Die  vom  2.  und  3.  kommunalen  Bezirksverein  ge- 
plante Errichtung  emes  Süd-Parkes  wurde,  wie  uns  mitgeteilt  wird, 
vom  Magistrate  verworfen. 

Schwetzingen.  Hier  hat  anhaltende  Trockenheit,  verbunden 
mit  afrikanischer  Hitze  (36  "  C  im  Schatten),  sehr  nachteilig  auf  die 
Kulturen  eingewirkt.  In  einzelnen  Kreisen  ist  der  ersehnte  Regen 
in  schweren  Unwettern  niedergegangen,  aber  die  Gewitterstürme 
haben  viel  geschadet  und  im  Schwetzinger  Park  sind  am  3.  Juli 
prächtige  alte  Bäume  entwurzelt  worden. 

Die  Kirschen  gaben  guten  Ertrag.  Süßkirschen  wurden  mit 
15  bis  20,  Sauerkirschen  mit  25  bis  30  Pfennigen  das  Pfund  bezahlt. 
Äpfel  wird  es  sehr  wenig  geben,  Birnen  werden  Mittelernte  ergeben. 
Zwetschen  und  Mirabellen  sind  reich  behängen,  Pflaumem  mittel- 
mäßig. Spalierwein  stand  gut  in  Blüte  und  verspricht  guten  Ertrag. 
Regen  tut  aber  dringend  not.  Kartoffeln  laufen  Gefahr,  wie  im 
Vorjahre,  durch  zu  spät  eintretenden  Regen  „Wasseransätze'-  zu  be- 
kommen, besonders  die  Sorte  „Magnum  bomim"  und  „Juwel"-, 
letztere  wird  in  schwerem  Boden  unter  solchen  Verhältnissen  fast 
ungenießbar.  H.  B. 

Personal-Nachrichten. 

Ebert,  Obergärtner  des  Reichskanzlers  Fürsten  von  Bülow, 
wurde  die  fürstlich  bulgarische  bronzene  Verdienstmedaille  mit  der 
Krone  verliehen. 

Engler,  A.,  Geh.  Regierungsrat,  Prof.  Dr.,  Direktor  des  Bo- 
tanisehen Gartens  in  Berlin,  trat  am  26.  Juli  eine  grosse,  auf  neun 
Monate  berechnete  wissenschaftliche  Reise  an.  Prof.  Engler  reist 
zunächst  nach  Südafrika  mit  einer  englischen  Gesellschaft,  dann  nach 
Ostafrika  und  von  da  nach  Buitenzorg  auf  Java.  Von  hier  aus  wird 
er  eine  Rundreise  im  Archipel  machen,  dann  nach  Vorderindien  gehen, 
von  wo  aus  die  Heimreise  angetreten  werden  soll. 

Müller,  Johann,  Kaufmann  und  Blumenhändler  zu  Hannover, 
wurde  das  Prädikat  eines  Königlichen  Hoflieferanten  verliehen. 

Petersen,  Hans,  zur  Zeit  Hörer  der  Gartenkunst  an  der  Kgl. 
Gärtner-Lehranstalt  zu  Dahlem,  wurde  von  der  Heimstätten -Aktien- 
Gesellschaft,  Nicolassee  bei  BerUn,  als  Obergärtner  angestellt. 


Vorantwortl.  Eedakteur:  Max  Hesdrlrfter,  Berlin.  —  Verlag  v.  Ei 


rd  Ca 


Schmidt  &  Co.,  Leipzig.  —  Drnci:  Anhalt.  Bachdr.  Guten b erir, e.  G.  m. 


Dessau . 


^^?-^^C/^t^ 


/\M^.^^^i, 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  eesamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


5.  August  1905. 


No.  45. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Aus  deutschen  Gärten. 


Aachen  als  Gartenstadt. 


Vom  Herausgeber. 
(Eierxti  neun  Abbildimgen.) 

W  ie  fast  allenthalben  im  rheinisch-westfälischen  Industrie- 
gebiet der  Neuschaffung  und  Pflege  öffentlicher  Anlagen 
seitens  der  städtischen  Behörden  eine  so  große  Beachtung 
geschenkt  wird,  daß  man  wohl  behaupten  kann,  dieses 
übrigens  auch  wohlhabendste  Gebiet  unseres  Vaterlandes  sei 
in  dieser  Hinsicht  bahnbrechend  vorgegangen,  so  ist  dies 
auch  speziell  in  Aachen  der  Fall.  Aachen  ist  Industrie-  und 
Badestadt  zugleich  und  diese  doppelte  Stellung  legt  ilir  in 
besonderem  Maße  die  Verpflichtung  auf,  für  ausgiebige 
Lungen  in  Form  öffentlicher  Anlagen  zu  sorgen.  Allerdings 
sind  die  eigentlichen  städtischen  öffentlichen  Gärten  im 
Verhältnis  zur  Bevölkerungs- 
zahl, die  nach  derletzten  Volks- 
zählung 135  235  Einwohner 
betrug,  heute  aber  beträcht- 
lich höher  sein  dürfte,  nicht 
sehr  groß.  Sie  nehmen  zur 
Zeit  einen  Flächenraum  von 
GO  Hektar  ein,  wobei  aller- 
dings der  Stadtwald  in  der 
Gi'öße  von  1225  Hektar  nicht 
mit  eingerechnet  ist.  Im  Gegen- 
.satz  hierzu  sei  auf  die  Stadt 
Frankfurt  a.  M.  liingewiesen, 
die  gleichfalls  den  Ruf  ge- 
nießt, eine  Gartenstadt  aller- 
ersten Ranges  zu  sein.  Frank- 
furt hatte  nach  der  letzten 
Volkszählung  288  489  Ein- 
wohner und  trotz  dieser  be- 
trächtlich größeren  Einwohner- 
zahl nur  51  Hektar  öffentliche 
Anlagen,  ausschließlich  des 
3470  Hektar  großen  Stadt- 
waldes, der  nichts  weniger 
als  ein  "Waldpark  ist,  aber  von 
der  Bevölkerung  zu  Erholungs- 
ausflügen in  ausgiebiger  Weise 
in  Anspruch  genommen  wird. 

Gartenwelt.    IX, 


Die  laufenden  Ausgaben  der  Stadt  Aachen  für  die  Unter- 
haltung der  bestehenden  Anlagen  betrugen  1904  nach  dem 
Etat  80382  Mark,  diejenigen  der  Stadt  Frankfurt  182400  Mk. 
gegen  138  500  im  Jahre  vorher.  Dazu  kamen  bei  beiden 
Städten  sehr  beträchtliche  Aufwendungen  für  Neuanlagen. 
Der  1225  Hektar  große  Stadtwald  der  Stadt  Aachen 
erfreut  sich  gleichfalls  eines  außerordentlich  regen,  immer 
noch  wachsenden  Besuches  seitens  der  Bevölkerung.  Er 
schließt  das  Stadtgebiet  nach  Süden  hin  ab,  ist  park- 
ähnlich, wird  von  vielen  Promenaden  und  Fahrwegen  durch- 
zogen und  nicht  melir  lediglich  nach  forstwirtschaftlichen 
Grundsätzen  bewirtschaftet.  Im  Norden  grenzt  unmittel- 
bar an  die  Stadt  ein  langgestreckter  Höhenzug  mit  dem 
Lousberg,  dem  Salvatorberg  imd  dem  Wingertzberg.  Hiervon 
ist    der   Lousberg   etwa  25    Hektar   groß;    sein    Gipfel    liegt 


1 

1 

jiife 

-1_ 

^H 

1 

-4 

« 

« 

•TT 

f? 

»irm 

^^M 

1     11 

1 

: 

f*  1 

i^H 

»g 

< 

T 

i^       a_    1 

Ji-luW»Ul^ 

i_ 

-'***» 

S«€ 

GW 

Säulenhalle  im  EH^^engarten  zu  Aachen.     Originalaufnahme  für  dii 


Die  Gartenwelt. 


IX,  45 


264  ni  über  dem  Meer,  der  Fuß  dieses  Berges  ist  land- 
schaftsgärtneriseh  angelegt,  während  die  alten  Baumbestände 
des  Gipfels  waldartig  bewirtschaftet  werden.  Vom  Südab- 
hange  dieses  Berges  hat  man  einen  herrlichen  Überblick 
über  die  Stadt.  Der  Salvatorberg  wird  durch  einen  schmalen 
Einschnitt  vom  Lousberg  getrennt.  Auf  ihm  befindet  sich 
die  alte  Salvatorldrche. 

Auf  dem  Wingertzberge  und  seiner  Umgebung  hat  man 
einen  Stadtgarten  geschaffen,  der  ursprünglich  ein  Kranken- 
hausgarten für  das  Mariahilf-Spital  war;  in  den  siebziger 
Jahren  v.  Jahrh.  wurde  er  aber  der  Öffentlichkeit  übergeben, 
sodaß  er  heute  im  wahren  Sinne  ein  Volksgarten  ist. 

Es  bot  sich  mir  in  den  letzten  Jahren  mehrfach  Ge- 
legenheit, unter  der  Führung  der  leitenden  städtischen  Gaiten- 
beamten  Aachens,  dessen  öffentliche  Anlagen  eingehend  zu 
besichtigen.     Bei  jedem  neuen  Besuche  konnte  ich  zu  meiner 


Lenne-Denk 


Freude  feststellen,  daß  die  öffentlichen  Anlagen  dieser  uralten 
Krönung.stadt  der  deutschen  Kaiser  sich  in  rascher  Weise 
weiter  entwickelten.  Die  eigentliche  Stadtgärtnerei  Aachens 
ist  noch  jüngeren  Datums.  Der  erste  Stadtgärtner  wurde  in 
den  dreißiger  Jahren  v.  Jahrh.  angestellt,  zu  einer  Zeit,  zu 
welcher  die  Stadt  kaum  40000  Einwohner  gehabt  liaben 
dürfte,  während  deren  Zahl  im  Jahre  1867  auf  etwa  68000 
und  1880  mit  Einschluß  der  Garnison  auf  über  85000 
gestiegen  war.  Hervorragend  verdient  gemacht  um  die 
Ausgestaltung  der  bestehenden  und  um  die  Schöpfung  neuer 
Anlagen  haben  sich  der  ehemalige  Stadtgärtner  Janke,  der 
im  Ruhestand  lebende  städtische  Gartendirektor  Grube,  der 
unter  diesem  als  Garteninspektor  tätig  gewesene  jetzige 
Gartendirektor  Heicke  zu  Frankfurt  a.  M.  und  der  derzeitige 
Gai-tendirektor  Weß berge.  Herr  Weßberge,  vordem  städt. 
Obergärtner  in  Hannover,  wurde  nach  der  Berufung  des 
Herrn  Heicke  nach    Frankfurt    zunächst    als    Garteninspektor 


in  Aachen  angestellt  und  nach  der  Pensionierung  des  Herrn 
Grube  im  Jahre  1902  zum  städtischen  Gartendirektor  dort- 
selbst  befördert. 

Die  vorzügliche  Beschaffenheit  der  städtischen  An- 
lagen in  ihrer  Gesamtheit,  von  der  ich  mich  vor  Jahres- 
frist erneut  überzeugen  konnte,  lieferte  mir-  den  Beweis, 
daß  mit  Herrn  Gartendirektor  Weßberge,  der  seinem  Berufe 
mit  Leib  und  Seele  zugetan  ist,  der  rechte  Mann  an  die 
rechte  Stelle  gesetzt  worden  ist,  sodaß  man  mit  einer 
gewissen  Berechtigung  annehmen  kann,  daß  sich  Aachen  auch 
für  die  Zukunft  seinen  wohlbegründeten  Ruf  als  Gartenstadt 
erhalten  wird. 

Auf    die   Aachener   städtischen   Anlagen    und   ihre    Ge- 
schichte will  ich  kurz  eingehen.     Die  eigentliche  landschafts- 
gärtneriseh-schöpferische  Tätigkeit    nahm  im   Revolutionsjahre 
1848  ihren  Anfang.     Von  diesem  Jahi-e  bis  zum  Jahre  1876 
wurden  angelegt:     1.  Die  Wald- 
anlage     Karls  hü  he,     die     den 
gleichnamigen  Aussichtspunkt  mit 
eineniRestam-ationsplatz  verbindet. 
Sie  ist  auch  heute  noch  ein  viel- 
besuchter   Ausflugsort,    von  dem 
aus  man  einen  prächtigen  Über- 
blick   über    die    Stadt    genießt. 

2.  Der  Kurgarten  am  Elisen- 
brunnen, ein  Sammelpunkt  der 
Fremden,  wird  nach  der  Straße  von 
einer  von  Scliinkel  geschaffenen 
Säulenhalle,  Abbildung  auf  der 
Titelseite,  begrenzt,  die  in  einer 
Rotunde  die  hier  zutage  tretende 
warme  Quelle  birgt,  zu  welcher 
Stufen  liinabführen.  Diese  An- 
lage ist  nur  von  bescheidener 
Größe:  sie  wird  aber  sorgfältig 
gehalten  und  in  malerischer,  ab- 
wechslungsreicher AVeisebepflanzt. 

3.  Der  Kurgarten,  der  in  der 
Hauptsache  nur  aus  einem  mit 
einigen  alten  Bäumen  bestandenen 
Kiesplatz  besteht.  4 .  Die  Lud\\-igs- 
allee,  die  von  der  Marienburg, 
einem  alten  Festungsturm,  bis 
zum  Pouttor  auf  dem  fi-üheren 
Wallgelände  fühii.     5.  Ein   Teil 

des  jetzigen  Stadtgartens  auf  der  Grundlage  des  von  Lenne 
entworfenen  Planes.  Der  nordwestliche  Teil  dieser  Anlage 
wurde  einige  Jahre  später  nach  dem  Entwürfe  des  damaligen 
Stadtgärtners  Janke  ausgeführt.  In  Anerkennung  der  Ver- 
dienste Lenn6s  um  einen  Teil  dieser  Anlagen  ist  ihm  darin 
eine  Büste  errichtet  worden  (Abbildung  oben). 

Auch  unter  Gartendirektor  Grube  ist  der  Stadtgarten 
verschiedentlich  erweitert  worden;  so  durch  den  Finkenteich 
(Abb.  Seite  531),  den  botanischen  und  den  dendrologischen 
Garten,  die  ich  beide  als  nachahmenswerte,  die  Pflanzen- 
kenntnis in  weitesten  Kreisen  fördernde,  städtische  Muster- 
anlagen bezeichnen  muß.  Der  Stadtgarten  bedeckt  heute 
eine  Fläche  von  etwa  15  Hektar.  Er  ist  eine  vorzüglich 
unterhaltene,  künstlerisch  einwandfrei  durchgeführte  Anlage, 
auf  teilweise  starkbewegtem  Terrain,  mit  Höhenunterschieden 
bis  zu  30  Meter  und  mit  altem  herrlichem  Baumbestand. 
In  dieser  Anlage  liegt    auch  die  wirklich  sehenswerte  Stadt- 


IX,  45 


Die  Gartenwelt. 


531 


gärtnerei.  Sie  umfaßt  ein  großes  Palmenhaus,  zwölf  moderne 
Kultur-  und  Vermehrungshäuser,  eine  Orangerie  zur  Über- 
winterung des  reichen  Dekorationsmaterials  und  etwa  350 
Fenster  Mistbeete,  sowie  die  nötigen  Bureau-  und  Wirt- 
schaftsräume. Es  befindet  sich  auch  hier  eine  reichhaltige, 
gärtnerisch-botanische  Bibliothek  und  eine  hübsehe  botanische 
Sammlung,  die,  wenn  ich  nicht  irre,  von  Herrn  Grube  im 
Laufe  der  Jahre  zusammengestellt  worden  ist. 

Der  „botanische  Garten"  ist  interessant  durch  eine 
reiche  Sammlung  von  Stauden  und  Annuellen  und  etwa 
.50  Ar  groß.  Der  „dendrologische  Garten"  hat  eine 
Größe  von  2  Hektar  und  enthält  in  systematischer  An- 
pflanzung die  besten,  in  der  Rheinprovinz  winterharten  Zier- 
gehölze. Es  besteht  die  Absicht,  durch  geeignete  Wege- 
führung den  Stadt- 
garten mit  dem  Sal- 
vatorberg  und  dem 
Lousberg  zu  einer 
einzigen  großen,  zu- 
sammenhängenden 
Anlage,  die  die  Stadt 
nachNorden  begrenzt, 
auszugestalten. 

Aufdem  25  Hektar 
großen  Lousberg  wer- 
den, wie  bereits  er- 
wähnt, die  alten  Be- 
stände waldartig  be- 
wirtschaftet. Eine 
Sehenswürdigkeit  bil- 
det hier  unter  anderen 
eine  alte  Buchenallee. 
Vom  Südabhang  die- 
ses Berges  genießt 
man  den  schönsten 
Überblick  über  die 
Stadt,  Abb.  Seite  532 
links,  und  einen  Blick 
auf  den  tenachbarten 
Salvatorberg  (Abb. 
Seite  532   rechts). 

In  den  Jahren  1 87  G 
bis  1881  wurde  der 
größte  Teil  der  alten 
Wall  mauern  abge- 
brochen. Erhalten  ° 
Illieben    von    diesen 

nur  der  „Lavenstein",  von  einer  kleinen  Anlage  um- 
geben, der  „Lange  Turm"  mit  einem  Teil  der  malerischen 
Mauern,  die  1889  mit  Anlagen  umgeben  wurden,  das  „Pont- 
tor",  in  den  Anlagen  am  Ende  der  Ludwigsallee  liegend,  und 
das  hohe  „Marschiertor",  gleichfalls  innerhalb  der  Anlagen 
liegend.  In  diesen  Jahren  wurde  auch  der  „Burtscheider 
Kurgarten"  auf  seine  jetzige  Größe  von  über  ly,  Hektar 
gebracht.  Er  bildet  wegen  seines  alten  Baumbestandes  einen 
beliebten  Aufenthalt  für  die  Fremden.  Die  gleichfalls  in 
diesen  Jahren  angelegte  „Monheimsallee"  grenzt  an  den 
Stadtgarten.  Sie  besteht  aus  zwei  Fußwegen,  zwei  Fahr- 
bahnen und  zwei  Fromenadenwegen  mit  je  zwei  Baumreihen 
und  einem  10  Meter  breiten  Anlagestreifen,  gebildet  aus 
längeren  rechteckigen  Stücken  mit  Strauchgi-uppen.  Diese 
Strauchgruppen     hat    Gartendirektor    Weßberge    allmählich 


durch  die  verschiedenartigsten  immergrünen  Gehölze  ersetzt 
und  gleichzeitig  die  Anlage  in  regelmäßigen  Abschnitten 
durch  grosse  Rundbeete,  die  stets  einen  der  Jahreszeit  ent- 
sprechenden reichen  Blumenflor  tragen,  unterbrochen  (Ab- 
bildung Seite  533  oben).  Die  angepflanzten  immergrünen 
Gehölze,  imter  welchen  Rhododendron  vorherrschen,  ent- 
wickeln  sich   in  zufriedenstellender  Weise. 

Im  Jahre  1879  wurde  die  städtische  Baumschule  am 
Stadtgarten  angelegt  und  1903  um  einen  Hektar  erweitert. 
Sie  liefert  zurzeit  den  weitaus  grüßten  Teil  des  Gehölz- 
bedarfes. 

Es  folgte  nun  die  Anlage  der  „Ludwigsallee",  die 
vom  Ende  der  Monheimsallee  bis  zur  Marienburg  führt.  Sie 
ist     eine    landschaftlieh    gehaltene     Anlage,     bestehend    aus 


Partie  mit  F"inkenteich,  Wingertzberg  und  meteorologischem  Observatorium  im  Stadtgarten  zu  Aachen. 
Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 


einem  Fußweg,  der  an  Vorgärten  vorüberführt,  einer  nörd- 
lichen Fahrbahn,  einer  10  bis  15  Meter  breiten  Anlage,  einer 
südlichen  Fahrbahn  und  wieder  einem  Fußweg,  der  an 
geschlossener  Häuserreihe  entlang  führt.  Der  Höhenunter- 
schied zwischen  den  beiden  Fahrbahnen  beträgt  stellenweise 
bis  sechs  Meter.  Zu  gleicher  Zeit  ausgeführte  Anlagen 
sind  der  Rehmplatz  im  Innern  der  Stadt,  mit  einer  Marien- 
säule geschmückt,  die  Anlagen  des  ehemals  kahlen  Salvator- 
berges,  der  Hansemannplatz,  Abb.  Seite  533  unten,  mit 
reichem  Blumenschmuck  und  die  Anlagen  um  den  „Langen 
Turm",  einem  ehemaligen  Festungsgelände. 

1895  wurde  der  Steffenplatz  im  Innern  der  Stadt 
angelegt,  ein  kleiner  halbrunder  Platz  mit  Springbrunnen, 
und  die  Anlagen  an  der  Christuskircho  zur  Vermittlung  des 
starken  Höhenunterschieds  zweier  Straßen. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  45 


In  die  Jahre  1896  bis  1898  fiel  die  Neiibepflanzung 
der  an  den  Hansemannplatz  anschließenden  „Heinrichsallee" 
mit  einer  Mittelreihe  starker  Platanen  und  je  einer  Seiten- 
reihe Linden,  die  in  zwei  Meter  breiten  Basenstreifen  stehen 


Blick  vom  Lousberg  aut  die  Stadt  Aachen. 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwell". 


lind  durch  Guirlanden  von  Vitis  odoratissima  verbunden  sind. 
Niedrige  Ligusterhecken  fassen  die  Easenstreifen  ein.  Am 
Ende  der  Allee  liegt  ein  kleines  Parterre  mit  einer  vom  Ver- 
schönerungsverein gestifteten  Vase,  Abb.  Seite  534  oben.  Daran 
schließt  sich  der  Kaiserplatz,  der  gewissermaßen  nur  als 
Eettungsinsel  in  dem  dort  herrschenden  starken  Verkehr  zu 
betrachten  ist;  ihn  ziert  ein  von  einem  Bürger  zur  Erinnerung 
an  die  goldene  Hochzeit  Kaiser  Wilhelms  I.  und  der  Kaiserin 
Augusta   (11.  Juni    1879)    gestifteter    großer    Springbrunnen. 

Auch  die  Anlagen  auf  dem  Südabhang  des  Lousbergs, 
die  ihn  in  unmittelbare  Verbindung  mit  der  Ludwigsallee 
bringen,  fallen  in  die  Jahi-e  189G  bis  1898. 

In  die  folgenden  Jahre,  bis  1902,  fällt  die  Anlage  des 
Ludwigsplatzes,  nach  einem  Entwürfe  des  früheren  Garten- 
inspektors Heicke,  von  diesem  ausgeführt,  Abb.  Seite  ,534  unten. 
Es  ist  eine  schöne  landschaftliche  Anlage  mit  großem  Teich 
inid  natürlich  wirkenden  Felspartieen,  die  sich  bis  in  die 
Ludwigsallee  fortsetzen.  Der  Teich  wird  durch  die  Wasser- 
leitung, deren  Wasser  als  Quell  über  die  Felsen  rieselt,  ge- 
speist. Breite  Rasenbahnen  ziehen  sich  bis  zum  Wasser 
hinab.  Mit  Vollendung  dieses  Platzes  wurde  im  Norden  der 
Stadt  eine  großartige  zusammenhängende  Anlage  geschaffen, 
vom  Kaiserplatz  durch  die  Heinrichsallee,  Monheimsallee, 
und  Ludwigsallee  zum  Ludwigsplatz  in  Verbindung  mit  dem 
Stadtgarten,  Salvatorberg  und  Lousberg. 

Der  in  den  gleichen  Jahi-en  angelegte  Hubertusplatz  im 
Süden  der  Stadt  ist  eine  kleine  Anlage  zur  Vermittlung  der 
Höhenunterschiede  im  Querprofil  dieses  Platzes,  der  im  Nord- 
osten angelegte  große  Blücherplatz  ist  hauptsächlich  Spiel- 
platz für  die  zahlreiche  Jugend  dieser  Gegend.  Eine  zwei- 
reihige Ulmenallee  und  schmale  Gehölzegruppen  umgeben  ihn. 

Verschiedene  Anlagen  hat  der  jetzige  Garteudirektor 
Woßbcrge    geschaffen.      Hierher    gehört   die    Waldanlage   am 


Wald.schlößchen,  einem  städtischen  Restaurant.  Hier  wurden 
um  eine  große  Waldwiese  im  dichten  Waldesschatten  an- 
genehme Sitzplätze  geschaffen,  die  teilweise  einen  wunder- 
vollen Ausblick  in  die  weite  Ebene  bis  nach  Belgien  und 
Holland  gestatten.  1904  wurde  der  Fliesengarten  von 
Herrn  Weßberge  in  der  Weise  umgeändert,  daß  die 
beiden  alten  kreisförmigen  Rasenstücke  in  ein  großes, 
reichbepflanztes  Blumenparterre  zusammengezogen  wur- 
den. Auch  wurde  ein  zweiter  Rundgang  geschaffen, 
der  ein  bequemes  Promenieren  in  dieser  Anlage  gestattet. 
Die  neuen  Anlagen  um  die  städtische  Pflege- 
anstalt Mariaberg  wurden  zum  Teil  durch  den 
Durchbruch  der  neuen  Schillerstraße  bedingt.  Unter 
Verwendung  von  Kalksteinen  aus  der  nahen  Eifel  wurde 
hier  auf  der  steilen,  nach  der  Anstalt  aufsteigenden 
Böschung  eine  malerische  Felspartie  geschaffen,  die  zeigt, 
wie  man  derartige  Straßenböschungen  behandeln  muß, 
wenn  sie  nicht  den  langweüigen  Eindruck  eines  Eisen- 
bahndammes machen  sollen. 

Ferner  sind  die  fünf  Hektar  großen  städtischen 
Anlagen  am  neuen  städtischen  Krankenhaus  Mariabrunn, 
die  mit  den  Anlagen  der  vorgenannten  Anstalt  zusammen- 
hängen und  den  Kranken  einen  angenehmen  Aufenthalt 
gestatten,  bereits  ihrer  Bestimmung  übergeben.  Von  hier 
aus  bieten  sich  prächtige  Ausblicke  über  weite,  durch 
einzelne  Villen  und  Bauerngehöfte  unterbrochene  Feld- 
luid  Wiesenflächen  nach  dem  Stadtwald. 

Der  bereits  eingangs  erwähnte  Stadtwald,  der  vom 
Burtscheider  Kurgarten  in  zwanzig  Minuten  zu  erreichen 


Blick  vom  Stadtgarten  in  Aachen  zum  Salvatorberg. 

Oriffinalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

ist,  ist  mit  der  Stadt  durch  breite  schattige  Alleen  verbunden. 
Gut  erhaltene  Fuß-  und  Fahi-wege  haben  ihn  seit  20  Jahren 
dem  Verkehr  erschlossen.  Seitdem  bildet  er  den  Sammel- 
punkt fih'  Bürger  und  Fremde.  Durch  sein  stark  bewegtes 
Gelände  und  die  zahlreichen  Ausblicke  auf  die  Stadt  einer- 
seits, die  weite  holländische  Ebene,  Belgien  und  das  neutrale 
Ländchen  Moresnet  auf  der  belgisch-preußischen  Grenze,  7  km 
südwestlich  von  Aachen,  andererseits,  ist  er  bei  seiner  Bewirt- 
schaftung, die  weniger  auf  großen  Gewinn,  als  auf  einen 
angenehmen  Erholungsort  in  der  Nähe  der  Stadt  hinarbeitet, 
ein  unschätzbarer  Besitz  für  die  Stadt. 


IX,  15 


Die   Gartenwelt. 


Zuletzt  seien  die  großen  Spielplätze  von  zusammen 
vier  Hektar  Größe  erwähnt,  die  in  verschiedenen  Gegenden 
liegen,  teils  inner-,  teils  außerhalb  der  Stadt,  jedoch  leicht  zu 
Fuß  oder  mit  der  elektrischen  Bahn  zu  erreichen.  Ferner 
hat  sich  in  diesem  Jahre  eine  Genossenschaft  zur  Errichtung 
sogenannter  Schrebergärten  gebildet.  Die  85  Gärtchen  reichten 
bei  weitem  nicht  aus.  um  der  Nachfrage  zu  genügen. 

Ich    möchte    diese    Ausfüiirungen    nicht    zum    Abschluß 
bringen,   ohne    unserem   Mitarbeiter,     Herrn    Gartentechniker 
Walter  Kiehl,  früher  in  Aachen,  jetzt  in  Posen  tätig, 
für  verschiedene  interessante,  mh-  für  diese  Abhandlung 
überlassene  Daten    imd    Photographien  meinen  verbind- 
lichsten Dank  abzustatten. 


liehen  Auftreten  und  in  der  Lebeasweise  von  liliynchites  conicus 
und  Psylla  piri  erkennen.  Daß  die  Unterschiede  tatsächlich  groß 
sind,  geht  aus  der  nachfolgenden  näheren  Beschreibung  hervor. 

Rhynchites  conicus,  der  Zweigabstecher,  ist  ein  alter  Bekannter, 
der  zur  Famihe  der  Rüsselkäfer  gehört  und  im  Mai  und  Juni,  ja  oft 
schon  Ende  April  in  ganz  raffinierter  Weise  unsere  Formobstbäume 
heimsucht.  Der  schöne  blaue  Käfer  von  ca.  10  mm  Größe  sticht 
oder  .schneidet  zu  angegebener  Zeit  die  jungen  Triebe  (meist  immer 
die  schönsten  Leittriebe)  an,  sodaß  die  Spitze  herunter  hängt.  In 
den  abgetrennten,    somit    dos    weiteren  Saftzuflusses    beraubten    und 


Obstbau. 
Drei  gefähiiiche  Obstbaiiiiischädlingo. 

Von  H.  Beuß,  Schwetzingen. 

J-ch  habe  hier  besonders  drei  Schädlinge  ins  Auge  gefaßt, 
deren  AVesen  noch  verhältnismäßig  wenig  bekannt  ist,  deren 
Schädlichkeit  aber,  besonders  beim  Formobst,  sehr  empfindlich 
hervorüitt.  Diese  drei  sind:  Rhynchites  conicus,  der  Zweig- 
abstecber,  I'sylla  piri,  der  Birnsauger,  und  Blastodacna  hel- 
lerella,  die  Markschabe. 

Alle  drei  sind  insbesondere  Schädiger  der  Triebe,  von 
denen  der  Zweigabstecher  wohl  der  bekannteste  ist.  Obgleich 
sich  das  Erscheinen  dieser  drei  Gesellen  in  ähnlicher  Weise 
bemerkbar  macht,  nämlich  im  Welken  und  Absterben  der 
jungen  Formobsttriebe  (besonders  gerade  der  Leittriebe),  so  ist 
doch  die  Lebensweise  wie  auch  die  dadurch  bedingte  Bekämpfungs- 
art grundverschieden,  sodaß  es  angebracht  erscheint,  an  dieser 
Stolle  die  einzelnen  Erscheinungen  näher  zu  erörtern. 

Beim  oberflächlichen  Hinschauen  könnte  man  annehmen,  daß 
die  Schädigungen  einer  Ursache  zuzuschreiben  seien.  So  passierte 
es  mir,  daß  ich  von  einer  „maßgebenden  Stelle",  der  ich  einige  be- 
schädigte Zweigspitzon  eingesandt  hatte,  eine  unrichtige  Antwort  er- 
hielt. Ich  lernte  dann  die  beiden  anderen  Schädlinge  aus  eigener 
Anschauung  kennen  und  konnte  nunmehr  den  Unterschied  im  schäd- 


Mittelbeet  auf  dem  Hansemannplatz  in  .\achen. 

(Herbstbepflanzung  mit  Chrysanthemum.) 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 


Partie  aus  der  Monheimsallee  in  Aachen. 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

deshalb  verwelkenden  Trieb  werden  die  Eier  abgelegt  und  die  dar- 
aus hervorgehenden  Larven  (1-3  an  der  Zahl)  gelangen  dann  mit  dem 
ihnen  zugleich  seither  als  erste  Nahrung  dienenden  Triebteil,  der  ab- 
fällt, auf  den  Boden.  In  der  Erde  geht  die  Verpuppung  vor  sich 
und  der  im  Herbst  fertige  Käfer  verkriecht  sich  unter  alter  Einde 
in  Spalten  und  anderen  Orten  (auch  in  Madenfallen)  und  beginnt  im 
Frühjahr  sein  Werk  von  neuem  am  Kern-  und  Steinobst. 

Die  Bekämpfungsmittel  bestehen  im  wesentlichen  im  Ab- 
klopfen und  Verbrennen  der  Käfer  am  frühen  Morgen  und 
Nachsehen  der  Obstmadenfallen,  ferner  im  zeitigen  Abpflücken 
der  angestochenen  und  mit  Eiern  besetzten  Zweigspitzen. 

Der  zweite  SchädHng  Psylla  piri,  der  Birnsauger,  dessen 
Tätigkeit  wohl  eine  ähnliche,  aber  doch  gut  zu  unterscheidende 
Wirkung  hervorruft,  die  mir,  wie  eingangs  erwähnt,  von  einer 
Seite  als  von  Rhynchites  conicus  herrührend  bezeichnet 
wurde,  ist  ein  fliegenartiges,  sehr  winziges  Insekt.  Es 
sitzt  im  Mai,  Juni  au  den  jungen  Birntrieben,  von  deren  Saft 
es  lebt.  Die  Eier  werden  an  den  jüngsten  Triebteilen  ab- 
gelegt, etwa  16 — 18  Stück  und  mehr  zusammen.  Sie  sind 
etwa  ein  Viertel  Stecknadelknopf  groß.  In  Schwetzingen  tritt 
dieser  Schädling,  den  ich  früher  weniger  beobachtete,  massenhaft 
auf  und  es  ist  gerade  bei  diesem  Unhold  sehr  wichtig,  wenn 
man  ihn  noch  vor  der  Eiablage  vernichten  kann,  was  aber 
wegen  der  geringen  Größe  des  Tieres  und  seiner  Behendigkeit 
nicht  leicht  ist.  Es  bleibt  eben  nur  übrig,  diese  „Fliegen'-,  die 
dem  etwas  geübten  Blick  nicht  entgehen,  zu  zerdrücken.  Man 
muß  aber  flink  sein,  denn  „schnell  wie  ein  Floh"  (so  äußert 
sich  Freih.  v.  Schilling)  springt  es  bezw.  fliegt  es  auf  imd  ver- 
schwindet. 

Ich  selbst  bin  auch  erst  durch  längeres  aufmerksames  Be- 
obachten dem  Birnsauger  auf  die  Spur  gekommen.  Zuerst  stellte 
ich  fest,  daß  die  welke  Erscheinung  der  Triebe  nicht  durch  den 


534 


Die  Gartenwelt. 


IX,  45 


Ein  Überhandnehmen  wäre  für  größere  Formobst- 
an'iagen  eine  große  Gefahr,  zumal  man  ohnehin  oft  Mühe  hat, 
die  Formäste  gleichmäßig  zu  erziehen. 

Bei  älteren  Pyramiden  etc.  mag  es  sich  wohl  nicht  so 
sehr  fühlbar  machen,  aber  meiner  Ansicht  nach  sollte  man 
diesen  gefährlichen  Schädlingen  doch  etwas  mehr  wie  seither 
auf  den  Leib  rücken. 


Stauden. 


Parterre  in  der  Heinrichsallee  zu  Aachen.    (Herbstbepflanzung 

Chrysanthemum.)       OrisinaUufnahme   für  die  „Gartenwelt". 

Zweigabstecher  und  den  weiter  unten  beschriebenen  dritten  Schädling 
verursacht  sein  könnte;  nach  weiteren  Studien  und  Vergleichen  erkannte 
ich  den  Schädling  als  den  Birnsauger.  Durch  fortwährendes  Saugen 
(auch  der  Carven)  wird  der  junge  Trieb  zum  Welken  gebracht;  es 
bilden  sich  schwarze  Punkte  und  ganze  korkartige  Flecken  an  der 
jungen  Binde  und  gar  bald,  nach  meinen  Beobachtungen  nach  Ver- 
lauf von  zwei  bis  drei  Wochen,  ist  ein  solcher  Trieb  welk.  Von  den 
meisten  wird  der  Schaden  erst  dann  bemerkt  und  gewöhnlich  dem 
Zweigabstecher  zugeschrieben.  Aber  das  Aussehen  der  Rinde,  wie 
eben  beschrieben,  sowie  die  welke  Spitze,  läßt,  falls  sich  im  Innern 
(Mark)  nichts  vorfindet,  auf  den  Birnsauger  schließen.  Man  suche 
dann  nur  die  Nachbartriebe  ab  und  irgendwo  werden  wir  den  Täter 
vielleicht  bei  erneuter  Tätigkeit  überraschen  und  ihn  verhindern^ 
das  Werk  der  Zerstörung  zu 
vollenden. 

Wie  erwähnt,  fange  man  das 
Insekt  selbst  fort,  oder  zerdrücke 
die  Eier  oder  Larven,  wo  man  sie 
sieht.  Zum  Abpinseln  kann  ich 
eine  starke  Quassia  -  Tabakbrühe 
empfehlen. 

Der  dritte  Schädiger  ist  Bla- 
stodacna  lielkrella  (Laverna  helle- 
rella),  die  Markschabe,  die  ich  vor 
etwa  4  Jahren  am  Niederrhein  häufig 
antraf.  Dieselbe  bringt  besonders 
junge  Formobstleittriebe  (Äpfel)  da 
durch  zum  Absterben,  daß  sie  die- 
selben hohlfrißt. 

Die  Raupe  überwintert  unter 
der  Rinde  der  Apfeltriebe  und 
bohrt  sich  im  Mai  in  eine  Knospe 
ein,  um  sich  so  in  den  jungen 
Verlängerungstrieb  hinauf  zu  fressen. 
Die  Triebe  ei-scheinen  dann  welk 
und  werden  dürr  und  bröckelig. 
Zeitiges  Abschneiden  und  Verbren- 
nen der  welken  Triebe  ist  das 
richtigste.  Wie  wichtig  die  Er- 
kenntnis und  rechtzeitige  Be- 
kämpfung dieser  drei  Gesellen  ist, 
geht  aus  dem  Geschilderten  zur 
Genüge  hervor. 


Meconopsis  integrifolia. 

Von  F.  W.  Meyer,  Landschaftsgärtner,  Exeter  (England). 
{Hier XU  die  Farbentafel.) 
Wer    die    diesjährige     „Temple-Show"    in 
London    besuchte,    wird   zugeben    müssen,   daß    in 
dieser    großen    weltberühmten     Ausstellung    wohl 
keine  andere  Neuheit  so  viel  Aufsehen  erregte,  wie 
die   herrliche  Meconopsis  integrifolia. 
^if  So  ausgeprägt  war  die  allgemeine  Bewunderung, 

welche  dieser  Pflanze  gezollt  wurde,  daß  ich  nicht 
umhin  konnte,  mir  von  der  ausstellenden  Firma,  den 
Herren  James  Veitch  &Sons,  Ltd.,  eine  Photographie 
zu  erbitten.  Die  nach  dem  Bilde  hergestellte  Parbentafel 
zeigt  den  Lesern  der  „Gartenwelt"  diese  Neuheit  ersten 
Banges  in  Form  und  Färbung. 

Die  ilfecowopsw-Pflanzen  der  Herren  James  Veitch 
&  Sons  waren  im  Freien  vor  dem  Hauptzelte  ausgestellt, 
und  zwar  in  der  passenden  Gesellschaft  von  manchen 
anderen  Neueinführungen  aus  dem  südwestlichen  China, 
wie  z.  B.  Primula  cochhur)iiana,  P.  deflexa,  P.  tanpctica, 
P.  nllosa  und  anderen  schönen  Sachen,  die  der  zurzeit  in 


Ludwigsplatz   in    Aachen.      Originalaufnahme  für  die  „Giirtcnwelf 


.Die  Gartenwelt" 

JAHRGANG  IX. 


Meconopsis  integrifolia. 


IX,    15 


Die  Garlenwelt. 


535 


China  reisende  Sammler  der  Firma,  Herr  Wilson,  ent- 
declvt  und  eingesandt  hatte  und  deren  Beschreibung  gewiß 
an  anderer  Stelle  erfolgt. 

Wohl  die  schönste  dieser  Einführungen  ist  die  hier 
abgebildete  Mecoiiopsis  inteyrifolia.  Die  Heimat  dieser 
Staude  ist  das  südwestliche  China  und  Tibet,  wo  sie  in 
einer  Höhe  von  3700—5000  m  über  dem  Meeresspiegel 
masseniuift  wild  wächst.  In  England  ist  sie  vollkommen 
winterhart,  aber  leider  nur  von  zweijähriger  Dauer.  Der 
in  China  gesammelte  Samen  hat  zahlreiche  Pflanzen 
produziert,  die  inzwischen  auch  in  England  keimfähigen 
Samen  geliefert  haben.  Die  in  London  ausgestellten 
Pflanzen  variierten  in  Höhe  von  45—00  cm.  Etwa  8 
bis  16  I^lumen  erscheinen  auf  jeder  Pflanze.  Die  herr- 
lichen Blüten  haben  einen  Durchmesser  von  10—22  cm, 
sind  von  rein  schwefelgelber  Farbe  mit  goldgelben  Staub- 
gefäßen und  haben  eine  Dauer  von  2—3  Wochen.  Nicht 
weniger  schön  sind  die  lanzettförmigen,  silbergrauen,  ganz- 
randigen  Blätter,  welche  eine  Länge  von  20 — 30  cm 
haben  und  dicht  mit  weißen  Haaren  besetzt  sind.  Bei 
den  Stengeln  sind  diese  weißen  seidigen  Haare  noch 
auffallender  und  geben  der  Pflanze  ein  zottiges  Aussehen. 

Meconopsis  iiitegrifoKa  liebt  Feuchtigkeit  und  Halb- 
schatten und  gedeiht  am  besten  in  einer  humusreichen 
Mischung  aus  Rasenerde,  Lauberde  und  Heideerde. 

Es  ist  sicher,  daß  sich  diese  imposante  Neuheit  viele 
Freunde  erwerben  wird. 

Außer  der  beschriebenen  Mcconopmn  inteurifolin  war 
von  den  Herren  James  Veitch  &  Sons  noch  eine  andere 
Art,  nämlich  Meconopsis  punicea  ausgestellt.  Leider  war 
diese  beinahe  verblüht,  aber  einige  der  großen  karmin- 
roten Blüten  waren  noch  deutlich  zu  erkennen.  Ob 
auch  diese  Art  sich  als  winterhart  erweisen  wird,  ist 
noch  ungewiß. 

Bisher  war  nur  eine  Anzahl  indischer  Mceonojm's- 
,\rten  bekannt,  wie  M.  Wnllicliü,  M.  robttsfn,  M.  paniciilata. 
Aus  China  stammen  M.  Henrici  und  M.  Delniayi,  so- 
wie M.  f/irnidis;  letztere  blüht  schön  dunkelblau  mit 
purpurrotem  Schein. 

Gärtnerische  Betriebslehre. 

Was  null)  (geschehen,  um  die  Zier-  iiiid   Ilandels- 

gärtnerei  in  allen  ihren  Zweigen,  trotz  der  in 

No.  24.  Seite  287  angeführten  MilJständc,  wieder 

einträglich  und  unter  den  heutigen  Verhältnissen 

rentabler  als  bisher  zu  gestalten? 

Von  W.  Friedlaender,  Obergärtner  in  Odeiberg,  Mark. 
(Zweite  Preisarbeit.) 

Xjs  steht  fest,  daß  die  gewerbliche  oder  Haudelsgärtnerei 
unter  verschiedenen  argen  Mißständen  zu  leiden  hat,  welche 
fast  den  gesamten  Erwerbszweig  niederdrücken  und  einzelne 
Betriebe  ganz  lahm  legen.  Leider  muß  zugegeben  werden, 
daß    diese  Mißstände    zum    großen  Teil    von    den  Gärtnerei- 


besitzem  selbst  verschuldet  sind  und  daß  viele. .  sehr  vieles 
besser  sein  könnte,  trotz  ungünstiger  äußerer  Ei.:-.virkungen. 
Es  sei  mir  gestattet,  in  kurzer  Form  Vorschläge  f  ';•  die  Be- 
seitigung vorerwähnter  Schäden  zu  machen,  unter  Be;;  'g'nahme 
auf  die  der  Frage  in  No.  24  und  No.  30  vorausgeschickten 
Umstände,  in  denen  die  mißliche  Lage  der  deutschen  Hai.Jcls- 
und  Ziergärtnerei  zu  suchen  sei. 

Da  ist  zunächst  die  gerügte  wenig  entwickelte 
kaufmännische  Berechnung  kräftig  zu  unterstreichen. 
Ohne  kaufmännische  richtige  Kalkulation  ist  ein  gewinn- 
bringender Betrieb  nicht  denkbar.  Die  Erkennung  des  Übels 
schließt  die  Mittel  zur  Beseitigung  desselben  in  sich. 

Dann  kommt  die  Überproduktion.  Auch  dieser  Miß- 
stand ist  im  gewissen  Sinne  vorhanden,  aber  die  Handels- 
gärtnerei hat  selbst  den  Keim  zu  diesem  wirtschaftlichen 
Elend  gelegt.  Hiervon  weiter  unten.  Als  unbequem  wird 
zuweilen  die  Gewerbefreiheit*)  betrachtet  werden;  sie  stellt 
.sich  in  Wirklichkeit  jedoch  nicht  so  schwerwiegend  dar,  wie 
in  der  Frage  zur  Betonung  gelangt,  denn  die  Gewerbefreiheit 
ist  eine  Notwendigkeit  unserer  Zeit  und  ihr  verdanken  wir 
den  Aufschwung  von  Industrie  und  Handel.  Wer  wirklich 
auf  einem  Gebiete  des  Handels  oder  des  Handwerks  etwas 
Tüchtiges  leisten  kann,  dem  soll  es  freistehen,  damit  seinen 
Unterhalt  zu  verdienen,  olme  der  Knebelung  mittelalterlicher 
Zopfvorschriften  zu  verfallen.  Die  Gewerbefreiheit  hat  auch 
für  den  tatkräftigen  Gärtner  ihr  Gutes;  wäre  sie  nicht  vor- 
handen, sie  müßte  geschaffen  werden,  um  Intelligenz  und 
Tatkraft  des  Einzelnen  zu  stärken  und  das  gesamte  Kultur- 
leben auf  vorwärtsstrebende  Bahnen  zu  lenken. 

Wenn  auch  wirklich  Gutsbesitzer,  Pastoren,  Lehrer, 
Gartenliebhaber  und  andere  mit  ihren  Erzeugnissen  Schleuder- 
konkurrenz treiben,  so  hätten  die  gewerbetreibenden  Gärtner 
dagegen  schon  längst  eine  kräftige  Agitation  ins  Werk  -setzen 
können,  indem  sie  darauf  hinwirken,  daß  Staatsbeamten  diese 
Art  des  Nebenverdienstes  untersagt  wird.  Einen  solchen 
Mißstand  schafft  man  freilieh  nicht  von  heute  auf  morgen 
aus  der  Welt  und  die  Klagen  in  Fachblättern  beseitigen  das 
Übel  nicht.     Man  muß  vor  die  rechte  Schmiede  gehen. 

So  klagten  beispielsweise  die  Gastwirte  in  der  Grunewald- 
gegend über  die  Konktirrenz  der  Förster.  Ilu-e  Vorstellung 
beim  Landwirtschaftsminister  hat  jetzt  sehr  schnell  dazu  ge- 
führt, bei  den  Förstern,  die  keine  Gewerbesteuer  zahlen,  den 
Schankbetrieb  aufzuheben. 

Viel  besprochen  wird  auch  immer  das  Submissions- 
ntiwesen.  Ein  nachahmenswertes  Beispiel  hat  neuerdings 
iler  Verband  der  Holzindustriellen  Hannovers  angebahnt.  Die 
Mitglieder  desselben  sind  nämlich  auf  folgende  Verpflichtungen 
eingegangen:  Nach  jeder  öffentlichen  Submission  erfolgt  die 
Ermittehuig  des  Durchschnitts  aller  zur  Abgabe  gelangten 
Angebote.  Wer  20—30  "/„  über  oder  unter  den  Durch- 
schnitt anbietet,  hat  1  o/o>  '^ver  30—40  %  "l^er-  oder  unter- 
bietet 2  o/o,  wer  40 — 50  ^o  "ber-  oder  unterbietet  3  "/o 
seiner  veranschlagten  Summe  zu  zahlen  usw.  Wer  die  Zu- 
erteilung  seines  Angebots  erhält  und  vom  Durchschnitt  ab- 
gewichen ist,  zahlt  jedesmal  das  Doppelte.  Die  Strafgelder 
gelangen  alsdann  zur  gleichmäßigen  Verteilung.  Es  ist  an- 
zunehmen, daß  dieses  Vorgehen  eine  wesentliche  Verbesserung 
zeitigen  wird. 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Die  politischen  Aus- 
fülinuigen  des  Verfassers  geben  wir  wieder,  ohne  uns  mit  denselben 
in  allen  Punkten  einverstanden  zu  erklären. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  45 


Man  denke  'einer  an  die  Erfolge  des  „Bundes  der 
Landwirte"  iii'.i  ics  „Aligemeinen  Deutschen  Gärtnervereins" 
im  Laufe  <''■■   i'-tzlen  Jahres. 

Haiti;  '  !-t  heutzutage  nichts.  Um  vorwärts  zu  kommen, 
bedarf  es  wirklicher  Kenntnisse  und  Tatkraft.  Die  Kon- 
kurrer.z  •  r  Gutsgärtnereien  kann  dem  Fachgärtner  nie  ge- 
fährli'i^  werden,  wenn  er  wirklich  tüchtiges  Personal  be- 
schäiugt,  die  Gärtnerei  der  Güter  äfft  der  Handelsgärtnerei 
rur  nach,  während  dem  Berufsgärtner  die  Befähigung  eigen 
-in  soll,  neue  gewinnbringende  Kulturen  einzuführen, 
■.voiin  andere  sich  nicht  mehr  zweckmäßig  erweisen. 

Werden  von  Gütern  indessen  tüchtige  Kräfte  entsprechend 
besoldet,  so  läßt  sich  rechtlich  nichts  mehr  dagegen  ein- 
wenden. Aber  mit  ihren  schlecht  bezahlten  Gärtnern  und 
Schleuderpreisen  sind  die  Rittergutsgärtnereien  von  energischen 
Fachleuten  schon  niederzuzwingen.  Weit  schädlicher  ist  zweifel- 
los die  Annahme  von  Gartenburschen,  die  unter  der  Be- 
zeichnung „Lehrling"  ausgenutzt  und  später  mit  einem  Lehi-- 
zeugnis  entlassen  werden. 

Ganz  anders  verhält  sich  nun  freilich  die  steuerfreie 
Konkurrenz  der  staatlichen,  fürstlichen  Gärtnereien  usw.  Hier 
zeigt  sich  eine  harte  Ungerechtigkeit.  Da  hilft  gleichfalls 
nur  energisches  Vorgehen.  Einmal  nützt  nichts.  Immer  und 
immer  wieder  muß  der  Vorstoß  zur  Beseitigung  derartiger 
Schäden  unternommen  werden.  Es  ist  in  der  Tat  ganz  un- 
erfindlich, weshalb  reiche  fürstliche  Gärtnereien  dem  Handels- 
gärtner Konkurrenz  machen  dürfen,  ohne  den  Lasten  unter- 
worfen zu  sein,  welche  dem  gewöhnlichen  Gewerbetreibenden 
auferlegt  sind.  Ja,  noch  mehr:  die  Bevorzugung  geht  so 
weit,  daß  fürstliche  Gärtnereien  ihre  Kataloge  kraft  ihrer 
Von-echte  völlig  portofrei  versenden  dürfen  —  auf  Kosten 
des  Staates.  —  Hiergegen  wurde  vor  Jahren  von  einem 
freisinnigen  Reichstagsmitglied  Front  gemacht.  Die  Handels- 
gärtner haben  dahin  zu  wirken,  daß  die  Gründe  ihrer  be- 
rechtigten Klagen  abgestellt  werden.  Zielbewußtem  und  un- 
ablässigem Vorgehen  winkt  schließlich  doch  der  Erfolg.  Wozu 
sind  sonst  die  Parlamente  da,  wenn  nicht  zur  Wahrung  der 
Volksrechte? 

Hingegen  läßt  sich  gegen  die  Eigenanzucht  des  Bedarfs 
der  Stadtgärtnereien  an  Zierpflanzen  kaum  etwas  einwenden. 
Es  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  daß  die  gärtnerischen 
Anlagen  der  Städte  ohne  Eigenanzucht  vielleicht  ganz  oder 
teilweise,  in  Rücksicht  auf  finanzielle  Schwierigkeiten,  unter- 
bleiben müßten.  Und  das  wäre  im  höchsten  Grade  bedauer- 
lich. Die  städtischen  gärtnerischen  Anlagen  sind  aus  gesund- 
heitlichen vmd  ästhetischen  Gründen  unentbehrlich,  heben  zu- 
gleich die  Bedeutung  der  Stadt  und  fördern  somit  das  All- 
gemeinwohl. Indirekt  hat  auch  der  Handelsgärtner  als  Bürger 
der  Stadt,  sodann  aber  auch  geschäftlich  Nutzen  davon.  Denn 
der  Sinn  für  den  Gartenbau  wiitl  im  weiteren  Publikum  ge- 
hoben tnid  dieses  Interesse  kommt  .somit  der  Handelsgärtnerei 
wieder  zugute. 

Wenn  nun  schließlich  in  der  Fragestellung  unter  Punkt  7 
das  Sinken  des  Grundwertes  ins  Feld  geführt  wird,  Fallissements 
der  Banken  und  andere  Umstände,  so  wurzeln  alle  diese 
Faktoren  in  unserem  ganzen  wirtschaftlichen  und  politischen 
Leben. 

Die  sogenannte  Überproduktion  ist  streng  genommen  ein 
nichtssagendes  Schlagwort.  Eine  tJberproduktion  gibt  es  in 
normalen  Verhältnissen  überhaupt  nicht.  Dieser  Zustand  ist 
nur  scheinbar  und  entspringt  oberflächlicher  Beurteilung.  Im 
Gegenteil:  die  Produktion  kann  eher  gefördert  werden.   Dahin- 


gegen mangelt  es  an  kaufkräftigem  Publikum,  welches  in 
der  Lage  ist,  die  Produkte  zu  kaufen. 

Für  alle  gärtnerischen  Erzeugnisse  wäre  der  Absatz  an 
sich  schon  leicht  vorhanden.  Auf  dem  Gebiete  des  Obst- 
und  Gemüsebaues  kann  überhaupt  nicht  zuviel  produziert 
werden.  Wieviel  Obst  und  Gemüse  wird  nicht  verschleudert 
und  kommt  durch  falsche  Aufbewahrung  gänzlich  um.  Ja, 
ich  kenne  Fälle,  wo  auf  Gütern  die  Schweine  mit  Obst  und 
Salat  massenhaft  gefüttert  werden,  während  die  Gutsarbeiter 
vergebens  trachten,  auch  einmal  einen  Kopf  Salat  zu  be- 
kommen. Und  wie  viele  wüi-den  gern  frisches  oder  kon- 
serviertes Gemüse  kaufen,  können  aber  die  Preise  nicht  er- 
schwingen. Eine  verkehrte  Wirtschaftsordnung!  Auf  der 
einen  Seite  wird  die  „Überproduktion"  bejammert  und  auf 
der  andern  Seite  hegen  die  Gelehrten  Befürchtung  einer  Über- 
völkerung, für  welche  die  Erde  am  Ende  nicht  genügend 
Nahrungsmittel  hervorzubringen  vermöchte.  Auch  die  wissen- 
schaftlichen Forschungen  zur  Erzeugung  künstlicher  Nahrungs- 
mittel nehmen  ihren  ungeschwächten  Fortgang. 

Aber  so  widerspruchsvoll  wie  in  diesem  Falle  ist  es 
nicht  nur  in  der  Gärtnerei,  sondern  überall.  Man  vergegen- 
wärtige sich  nur,  wie  jeder  Beruf  und  jedes  Gewerbe  seine 
Klagen  erhebt.  Man  sieht  nur  die  Mängel  seines  eigenen 
Interessenkreises,  ohne  den  Blick  über  weitere  Grenzen 
schweifen  zu  lassen.  Sonst  würde  manches  Urteil  wesentlich 
anders  ausfallen. 

Was  nun  insbesondere  die  Handelsgärtnerei  betrifft,  so 
hat  sie  gewiß  Ursachen  zur  Unzufi-iedenheit,  aber  nicht  in 
übertriebenem  Maße.  Es  ist  mit  Freuden  festzustellen,  daß 
der  Gartenbau  der  Neuzeit  einen  gewaltigen  Aufschwimg  ge- 
nommen hat;  das  allgemeine  Interesse  ist  im  ganzen  Volke 
gestiegen  und  vielfach  werden  ihm  großes  Ansehen  und  hohe 
Protektionen  zuteil.  Ich  bestreite  auch  entschieden,  daß  der 
Gartenbau  ein  besonders  leidender  Teil  sei.  Aber  im  großen 
ganzen  ist  heutzutage  die  zweckmäßige  Geschäftsführung  eine 
Kunst  geworden.  Ein  sehr  zu  beachtender  Umstand  ist  auch 
die  vielfach  bemängelte  fehlende  kaufmännische  Gewandtheit. 

Wir  wollen  keine  Namen  nennen,  aber  dem  Berufsgärtner 
sind  sicherlich  genügend  Gartenbaufirmen  bekannt,  die  erst 
auf  kaum  zehnjähriges  Bestehen  zurückblicken  und  sich  in 
der  kurzen  Zeit  einen  weit  verbreiteten,  ehrenvollen  Ruf  erworben 
haben.  Und  nicht  nur  das !  Ihre  inzwischen  vorgenommenen 
Au.sdehnungen  sind  einwandsfreieste  Zeugen  dafür,  wie  der 
geschäftskundige  Gärtner  auch  heutzutage  vorwärts  kommen 
kann.  Denn  sonst  wären  die  Unternehmen  nicht  so  glanzvoll 
gediehen.  Ihre  Lieiter  sind  eben  Männer,  die  ihre  Zeit  ver- 
stehen —  eine  Zeit,  die  ein  ungleich  anderes  Gesicht  zeigt, 
als  früher. 

Das  junge  Element  ist  in  ihr  aufgewachsen  und  was  ist 
natürlicher,  daß  auch  in  ihm  die  Saat  sich  kraftvoll  ent- 
wickelt, welche  dem  neuzeitlichen  Gartenbau  entsprießt.  Und 
so  kann  es  nicht  ausbleiben,  daß  ein  neues  Geschlecht  heran- 
wächst, w-elches  den  in  alten,  durch  die  Zeitvei-hältnisse  über- 
holten Anschauungen  befangenen  Handelsgärtuern  über  den 
Kopf  wächst,  weil  diese  die  berechtigten  Forderungen  der 
Gehilfenschaft  nicht  anerkennen  mögen.  Aber  gerade  diese 
arbeitet  machtvoll  auf  die  Hebung  des  Gartenbaues  hin.  Ich 
bin  dessen  sicher,  hierbei  auf  vielseitigen  lauten  Widerstand 
zu  stoßen,  sage  es  aber  mit  vollem  Vorbedacht,  wenn  ich 
die  Wirksamkeit  des  „Allgera.  Deutsch.  Gärtnervereins"  als 
eine  eminent  treibende  Kraft  zur  Gesundung  des  ganzen 
Gartenbaues  bezeichne.    Und  dieses  sage  ich  nicht  als  Gehilfe, 


IX,  45 


Die  Gartenwelt. 


537 


sondern  in  meiner  Eigenschaft  als  technischer  Geschäftsloiter 
eines  größeren  gewerbliclien  modernen  Gartenbaubetriebes. 

Zur  Hebung  des  Geschäfts  ist  es  unerläßlich,  daß 
das  gesamte  Personal  mit  Lust  und  Eifer  seine  Obliegen- 
heiten erfüllt,  selbst  denkt,  mannhaften  Stolz  besitzt  und 
sich  als  geachteter  Mitarbeiter  des  Ganzen  würdig  fülüt. 
Nach  Leistung  und  Fähigkeit  sollen  alle  Mitarbeiter  besoldet 
und  behandelt  werden  und  dauerndes  Interesse  am  Geschäft 
finden ;  und  das  erzielt  man  vorwiegend  fast  nur  mit  älteren 
Leuten.     Dann  befinden  sich  alle  Teile  wohl. 

Hat  der  Angestellte  auskömmliches  Verdienst,  braucht 
er  nicht  zu  befürchten,  wegen  zunehmenden  Alters  auf  die 
Straße  gesetzt  zu  werden,  so  wird  er  sich  auch  dauernd  in 
seiner  abhängigen  Stelle  wohl  fühlen.  Andernfalls  ergreifen 
viele  Angestellte  die  erste  beste  Gelegenheit  zm-  Selbständig- 
machung,  machen  den  alten  Geschäften  unsolide  Konkurrenz 
und  legen  sich  schleunigst  auf  die  „Ausbildung"  von  Lehr- 
lingen, um  wohlfeile  Arbeitskräfte  zu  erhalten.  Wer  hat 
denn  diese  Industrie  schließlich  verschuldet?  Doch  nur  der 
Handelsgärtner   in  seiner    unverantwortlichen    Kurzsichtigkeit. 

Man  beseitige  zunächst  diese  ungesunden  Verhältnisse 
luul  erziehe  ein  geschäftlich  einsichtsvolles  Personal,  so  wird 
die  ganze  Konkurrenz  allmählich  in  solide  Bahnen  gerückt. 
Die  Überproduktion,  soweit  man  von  ihr  sprechen  kann,  er- 
fährt dann  ohnehin  ihre  Einschränkung. 

Als  Kaufmann  verfolge  dann  auch  der  Berufsgärtner 
die  ganze  wirtschaftliche  Lage  genau  und  beachte  die 
Vorgänge  an  der  Börse.  Sodann  ist  es  Pflicht  jedes  Ge- 
werbetreibenden, schon  im  eigenen  Interesse  keine  derartige 
Politik  fördern  zu  helfen,  welche  oftmals  unser  gesamtes 
wirtschaftliches  Leben  aufs  emjjfindlichste  geschädigt  hat. 

Dazu  gehört  die  Pflicht,  nur  solche  Abgeordnete  in  die 
Volksverti-etuug,  vornehmlich  in  den  Reichstag  zu  wählen, 
die  sich  ihrer  Würde  bewußt  sind  und  gegen  Beschlüsse 
über  ihren  Kopf  hinweg  entschieden  Protest  erheben. 

So  hat  der  Feldzug  gegen  die  Hereros  dem  deutschen 
Reiche  Unsummen  gekostet,  ganz  abgesehen  von  den  vielen 
Menschenleben,  die  schon  für  diese  aussichtslose  Sache  geopfert 
wurden.  Eine  außerordentlich  interessante  und  eingehende 
Schrift  hierüber  veröffentlichte  der  neuerdings  viel  genannte 
Wirtschaftsgeograph  Dr.  Paul  Rohrbach  unter  dem  Titel: 
Deutsch-Südwestafrika  eine  Ansiedelungsgesellschaft  (mit  einem 
Vorwort  von  Dr.  Fr.  Naumann,  im  Buchverlag  der  „Hilfe"  1905). 

Rohrbach  schätzt  die  aufgebrachten  Mindestkosten  für 
diese  Kolonie  auf  862  Millionen  Mark,  womit  weiter  nichts 
erzielt  wird,  als  25  000  Farmerfamilien  unterzubringen.  Das 
Reich  gibt  somit  für  jede  Familie  34000  Mark.  Es  ist  aber 
wahrscheinlicher,  daß  sich  die  Verhältnisse  wesentlich  un- 
günstiger gestalten  werden,  sodaß  es  wohl  bei  einer  An- 
siedelung von  5000  Farmern  bleibt;  diese  hätten  dann  dem 
Reich  auf  die  Familie  170  000  Mark  gekostet.  Welcher 
Reichsbürger  erfreut  sich  einer  annähernd  so  tatkräftigen  Für- 
sorge? Aber  abgesehen  hiervon,  müssen  die  Farmer  (wenn 
überhaupt  5000  zusammenkommen)  20 — 25000  Mk.  Anlage- 
kapital besitzen.  Leute  mit  diesem  Vermögen  finden  auch 
im  Reiche  ihr  sehr  gutes  Fortkommen.  Dieses  kurz  ge- 
streifte Beispiel  zeigt  schon  den  großen  Widersinn  unserer 
Kolonialpolitik.  Welches  gewaltige  Kulturwerk  hätte  mit 
dieser  bedeutenden  Summe  im  Reiche  geschaffen  werden, 
weviel  Armut  unter  der  Bevölkerung  hätte  gelindert  und 
wie  viele  hätten  einer  gesicherten  Existenz  zugeführt  werden 
können! 


Und  so  hat  unsere  Politik  zum  Nachti^il  des  Reiches 
noch  manches  verschuldet.  Hiergegen  muß  sich  die  Ge- 
samtheit wehren.  Im  übrigen  stelle  jeder  seinen  Mann. 
Denn  das  ganze  Leben  heutzutage  erfordert  Mannheit  und 
völligen  Bruch  mit  vielen  veralteten  Zuständen.  Dem  Zu- 
sammenschluß und  der  Einigkeit  selbstbewußter  Männer  wird 
es  schließlich  doch  gelingen,  Widerwärtigkeiten  siegreich 
niederzukämpfen.  Denn  das  ganze  Leben  ist  heutzutage  nur 
ein  Kampf  aller  gegen  alle. 

Paul  Lindenberg  hat  schöne  Worte  gesprochen,  welche 
jedem  Strebsamen  und  Unverzagten  zur  steten  Richtschnur 
dienen  sollten: 

Zum  Licht  empor  mit  klarem  Bhok, 
Ein  Vorwärts  stets,  nie  ein  Zurück, 
Ein  frohes  Hoffen,  kühnes  Streben, 
Und  schnelles  Handeln  auch  daneben, 
So  hat  das  Dasein  Zweck  und  Ziel, 
Wer  Großes  will,  erreicht  auch  viel. 


Fragen  und  Antworten. 

Beantwortung  der  Frage  No.  338.  Was  bedeuten  die  An- 
pflanzungen von  Pyramidenpappeln  um  Festungen  und  warum  sind 
die  Pappeln  meist  geradlinig  gepflanzt  und  in  mehreren  Reihen  hinter- 
einander? 

Die  Anpflanzung  von  Pyramidenpappeln  auf  den  Wällen  von 
Festungswerken  dienen  jedenfalls  in  erster  Linie  der  Befestigung  der 
Erdwälle.  Wenn  hierzu  die  Keihenpflanzung  gewählt  wird,  so  ge- 
schieht dies  gewiß  des  besseren  Aussehens  der  Anpflanzung  halber. 
Es  kann  nicht  in  der  Absicht  der  Festungskommandantur  hegen,  auf 
den  Wällen  landschaftlich  schöne  Wirkungen  hervorzubringen.  Zu 
Erdbefestigungen  ist  jedenfalls  die  flach-  und  starkwurzelnde 
Pappel  geeigneter  als  jeder  andere  Baum,  die  auch  den 
Gewölben  der  Kasematten  keinen  Schaden  zufügt,  wie  dies  tief- 
wui'zelnde  Bäume  tun  würden.  Vor  einigen  Jahrzehnten  war  be- 
kanntlich die  Pyramidenpappel  der  vorherrschende  Chausseebaum  in 
Deutschland.  Die  mit  ihr  bepflanzten  Landstraßen  waren  monoton 
und  .schienen  endlos  zu  sein.  Da  die  Wurzeln  dieser  Pappel  auf 
weite  Strecken  hin  in  die  benachbarten  Äcker  eindrangen  und  diese 
aussogen,  so  ist  fast  allenthalben  ihre  Anpflanzung  als  Chau.sseebaum 
gesetzlich  verboten  worden. 

Beantwortung  der  Frage  No.  339.  Wer  erinnert  sich  des 
Namens  und  der  Adresse  des  Händlers,  der  in  der  Industriehalle  der 
vorjährigen  großen  Gartenbau -Ausstellung  in  Düsseldorf  Taschen- 
Gartenmesser  mit  braunem  hölzernem  Heft  das  Stück  zu  einer  Mark 
verkaufte  ? 

Der  Name  des  Händlers  war  nicht  in  Erfahrung  zu  bringen. 

Beantwortung  der  Frage  No.  340.  Was  ist  der  Erreger 
der  als  Krebs  bezeichneten  Obstbaumkrankheit?  Ist  der  Krebs  über- 
tragbar? 

Gemeinhin  werden  vom  Obstzüchter  alle  fressenden  Wunden, 
die  durch  Frostschäden  und  Insekten,  wie  Raupen  der  Glasflügler, 
Käferlarven  oder  Blutläuse  erzeugt  werden,  als  Krebs  bezeichnet. 
Der  Erreger  des  echten  Krebses  ist  ein  Pilz,  Nectria  ditissima, 
welcher  nicht  nur  unsere  Obstbäume  gefährdet,  sondern  auch  auf 
Forstbäumeu  ein  ungebetener  Gast  ist. 

Am  häufigsten  tritt  der  Nectria-KxQha  an  unseren  Apfelbäumen 
auf,  jedoch  leiden  an  vielen  Orten  auch  die  Birnen  sehr  unter  ihm; 
weniger  ist  er  bisher  auf  Steinobst  beobachtet  worden. 

Wir  unterscheiden  an  den  Apfelbäumen  zwei  verschiedene 
Formen  des  iVcf<ria- Krebses  —  den  offenen  und  den  ge- 
schlossenen Krebs. 

Die  offene  Form  charakterisiert  sich  durch  die  zerrissenen 
Wundränder,  die  in  konzentrischer  Anordnung  die  Mitte  der  Wunde 
umgeben.  Bei  genauer  Beobachtung  wird  man  diese  Anordnung 
leicht  erkennen  können. 


Gartenwelt. 


IX,  45 


Der  geschlossene  oder  knollige  Krebs,  der  die  Größe  einer 
Kokosnuß  erreichen  kann,  gleicht  den  Knollen  von  Maserbildungen, 
ist  aber  durch  die  regelmäßigen  Schichtungen  des  Holzes  der  Knolle 
leicht  von  Maserbildungen  zu  unterschneiden. 

Außer  diesen  beiden  Hauptformen  treten  oft  auf  ein  und  dem- 
selben Baum,  ja  am  selben  Zweig  Übergangsformen  auf. 

Der  Krebs  zeigt  sich  an  alten  und  jungen  Bäumen,  au  starken 
und  dünnen  Zweigen,  geht  sogar  auf  die  jüngsten  Triebe  über  und 
hat  dann  eine  Spitzendürre  zur  Folge. 

An  Birnbäumen  zeigt  sich  zumeist  der  offene  Krebs,  bei 
Steinobst  werden  die  Krebswunden  stets  gumniiflüssig  und  können 
nicht  immer  mit  Sicherheit  von  "Wunden,  die  ihre  Ursache  in 
anderen  Einflüssen  haben,  unterschieden  werden. 

Zur  Übertragung  und  Fortpflanzung  des  Nectria -Krebses 
dienen  mikroskopisch  kleine  Sporen,  die  durch  Wind,  Regen  oder 
Tiere  auf  andere  Bäume  verschleppt  werden.  Diese  Sporen  ent- 
springen zwei  Formen  von  Fruchtkörperchen,  der  Sommer-  und  der 
Winterf  orm.  Je  nach  ihrem  Ursprung  sind  die  Sporen  verschieden  geartet. 

Im  Sommer  zeigen  sich  bei  anhaltender  Feuchtigkeit  stecknadel- 
kopfartige  weiße  Knötchen,  die  sich  über  die  ganze  Krebswunde 
verteilen.  Im  Winter  dagegen  entstehen  auf  den  Wundstellen 
kleine  rotgefärbte  Fruchtkörperchen  in  Gestalt  der  Sommerform, 
aber  bedeutend  kleiner. 

Gelangt  nun  eine  Pilzspore,  gleichviel  ob  sie  der  Winter-,  oder 
Sommerform  entstammt,  in  den  Riß  einer  Baumrinde,  so  beginnt 
sie  zu  keimen,  indem  aus  ihr  ein  dünner,  mit  bloßem  Auge  nicht 
sichtbarer  Faden  hervorwächst  und  sich  in  der  Rinde  verzweigt,  ähnlich 
wie  sich  die  Wurzeln  einer  größeren  Pflanze  im  Erdboden  aus- 
breiten. Dort,' wo  ein  solcher  Faden  hinkommt,  stirbt  die  Rinde  ab 
und  trocknet  um  die  Ansteckungsstelle  aus.  Der  Baum  sucht  die 
Wundstelle  zu  vernarben,  indem  er  um  sie  herum  eine  Überwallungs- 
schioht  bildet,  doch  ehe  sich  diese  Schicht  vollständig  geschlossen 
hat,  dringt  der  Pilz  in  den  lockeren  Wundrand  ein  und  tötet  ihn 
von  neuem,  was  wieder  ein  Absterben  des  Rindenringes  zur 
Folge  hat. 

Der  Baum  bildet  nun  zum  zweiten  Male  eine  Überwallungs- 
schicht, aber  auch  sie  wird  wie  die  erste  zerstört.  So  folgt  eine 
dritte,  eine  vierte  und  mehr,  doch  die  Wunde  schUeßt  sich  nie, 
denn  der  Pilz  zerstört  fortwährend  ihr  Verheilungsbestreben. 

War  die  Wunde  beim  ersten  Eindringen  des  Pilzes  groß,  da- 
gegen aber  die  Überwallungschicht  des  Baumes  klein,  so  kommt  der 
offene  Krebs  zustande,  der  sich  immer  mehr  vergrößert;  blieb 
dagegen  die  W^unde  klein  und  gelang  es  dem  Baum,  die  Überwallung 
fast  ganz  zu  bewerkstelligen,  so  entstand  der  geschlossene  oder 
knolhge  Krebs,  der  in  seinem  Durchschnitt  einen  mit  mooriger  Masse 
angefüllten  Spalt  erkennen  läßt. 

Bei  jungen  Trieben  ist  die  Abtötungszone  in  der  Regel  so 
groß,  daß  sie  den  Zweig  ganz  umklammert  und  das  völlige  Ab- 
sterben desselben  veranlaßt,  noch  ehe  der  Baum  überhaupt  Über- 
wall ungsschichten  gebildet  hat.  Es  entsteht  so  weder  der  offene 
noch  geschlcssene  Krebs,  vielmehr  tritt  eine  Spitzendürre  ein. 

Die  vorher  genannten,  durch  Frost  oder  Insekten  gebildeten 
Krebse  sind  ohne  weiteres  vom  echten  Krebs  zu  unterscheiden. 

Der  „Frostki-ebs"  ist  eine  seltenere  Erscheinung,  da  Frost- 
beschädigungen nicht  gerade  häufig  hintereinander  aufzutreten 
pflegen  und  Frostwunden  ohne  häufige  Wiederholung  gut  verheilen. 

Der  „Blutlauskrebs"  zeigt  keine  konzentrisch  verlaufenden 
Überwallungswülste  und  Blutlausknollen  sind  innerlich  nie  mit  einem 
Spalt  versehen. 

Der  „Raupen-,  Glasflügler-  imd  Käferlai'venkrebs"  endlich  ist 
an  den  Bohrgängen  dieser  Insekten  zu  erkennen.          Maaß,  Kiel. 

—  Der  Erreger  des  Krebses  beim  Apfelbaum  ist  ein  Pilz  aus 
der  Familie  Hypocreales,  namens  Nectria  düissima,  der  an 
Buchen  und  Apfelbäumen  schmarotzt.  Die  Verbreitung  des  Pilzes 
geschieht  durch  die  Luft,  welche  die  Sporen  hinwegträgt.  Gelangen 
diese  Sporen  auf  günstigen  Boden,  also  etwa  in  eine  Wunde  eines 
Apfelzweiges,  so  keimen  sie  und  bilden  Ansiedlungen.  Daraus  geht 
hervor,  daß  die  Krebskrankheit  auch  durch  Nebenumstande  be- 
günstigt   werden    kann,    wie    Reibungen    des    Pfahles    am  Stamme, 


Hagelschlag  und  andere  Wunden ;  auch  zu  tiefes  Pflanzen,  kalte  und 
nasse  Tonböden,  zu  hoher  Grundwasserstand,  Mangel  an  Kalk,  Über- 
düngung befördern  die  Neigung  zur  Krebskrankheit. 

Wichtig  ist  es,  daß  man  beurteilen  kann,  ob  man  es  in  einem 
Falle  überhaupt  mit  dem  Krebs  zu  tun  hat.  Deshalb  sei  hier  er- 
wähnt, in  welcher  Weise  sich  die  Krankheit  äußert.  Viele  sind 
nämlich  geneigt,  alle  kreb.sähnlichen  Erscheinungen  an  den  Bäumen 
für  Krebs  zu  halten  und  demgemäß  zu  behandeln,  was  ein  großer 
Fehler  ist,  so  z.  B.  Brand,  Frostwunden,  Blutlausanschwellungen 
und  solche  von  Schildläusen.  Letztere  unterscheiden  sich  von  den 
Krebswunden  besonders  dadurch,  daß  sie  Anschwellungen  ohne  Ein- 
senkung  der  Rinde,  im  Gegensatz  zum  Krebs,  verursachen.  Dem 
Krebs  beugt  man  wirksam  vor,  wenn  man  die  Bäume  vor  Ver- 
wundungen schützt  und  sie  nicht  frostempfindlich  macht. 

Man  unterscheidet  einen  offenen  und  einen  geschlossenen  Krebs. 
Der  offene  oder  brandige  Krebs  entsteht,  wenn  der  Baum  sohlecht 
ernährt  ist,  also  der  Krankheit  keinen  Widerstand  zu  leisten  veimag, 
sodaß  die  AYunden  immer  größer  werden.  Der  geschlossene 
Krebs  entsteht  an  gutgenährten  Bäumen,  die  Kraft  genug  haben,  die 
AVunden  zu  überwallen,  wodurch  mit  der  Zeit  jene  bekannten  An. 
Schwellungen  entstehen. 

Was  die  Bekämpfung  betrifft,  so  empfiehlt  es  sich,  falls  dies 
noch  möglich  ist,  die  Wunden  bis  auf  das  gesunde  Holz  auszu- 
schneiden und  mit  Teer  zu  verstreichen  und  später  noch  einen 
Lehmverband  anzubringen.  Hat  ein  Baum  eine  große  Anzahl  von 
Krebswunden,  so  ist  ein  Umpfropfen  zu  empfehlen.  Man  pfropft 
dann  eine  der  widerstandsfähigen  Sorten  auf.  Sorten,  die  häufig 
von  Krebs  heimgesucht  werden,  sind:  „Canndn- Reinette",  „Winter- 
Qoldparinäne'\  „Weißer  Winter- Calvill".  Widerstandsfähig  gegen 
Krebs  sind  „Roter  Eiserapfel",  „Boikenapfel",  „Roter  Trierischer 
Weinapfel"  u.  a. 

Wenn  auch  bei  Birnen  hie  und  da  Krebs  beobachtet  wurde, 
so  ist  dies  wohl  nur  auf  ungewöhnlich  ungünstige  Verhältnisse  zurück- 
zuführen; im  allgemeinen  wird  die  Birne  nicht  von  der  Krebs- 
krankheit befallen.  Der  Krebs  ist  die  gefährlichste  Krankheit  unserer 
Apfelbäume,  besonders  der  Stamm  krebs,  dem  gewöhnlich  der  Baum 
zum  Opfer  fällt.  Das  bei  großen  Wunden  empfohlene  Überbrücken 
mit  Pfropfreisern  ist  in    den    meisten  Fällen    nur  Spielerei. 

Heinr.  Beuß. 

—  Der  Fragesteller  sei  auf  die  empfehlenswerte  Schrift  von 
Landesökonomierat  R.  Goethe:  Über  den  Krebs  der  Obstbäume, 
BerUm  1904,  Preis  1  Mk.,  verwiesen,  die  an  der  Hand  von  28  Ab- 
bildungen eine  erschöpfende  Belehrung  bietet. 

Beantwortung  der  Frage  No.  341.  Welches  Anstrichmittel 
hat  sich  zum  Anstrich  der  Innenwände  von  Gewächshäusern,  zwecks 
Verhinderung  der  Ansiedlung  und  des  Wachstums  niederer,  den 
Kulturpflanzen  nachteiliger  Vegetabilien  und  Parasiten  bewährt?  Es 
wird  auf  große  Haltbarkeit  des  Anstrichs  Wert  gelegt. 

Einen  vorzüglichen,  dauerhaften  Kalkanstrich  für  Gewächshäuser 
liefert  eine  Lösung  von  frischgelöschtem  Kalk  in  Kaliwasserglas; 
letzteres  ist  iu  jeder  Drogenhandlung  für  wenige  Groschen  erhältlich. 
Kaliumsihkat  oder  Wasserglas  entsteht  durch  Zusammenschmelzen 
von  Kieselsäure  und  Pottasche;  es  bildet  eine  durchsichtige  amorphe 
Masse,  die  sich  bei  längerem  Kochen  in  W^asser  löst.  Die  Lösung 
trocknet  an  der  Luft  zu  einer  anfangs  glänzenden,  aber  bald  matt 
weidenden  Masse  ein  imd  findet  in  der  Industrie  verschiedenartige 
Verwendung.  Der  auf  diese  Weise  hergestellte  Kalkanstrich  färbt 
nicht  ab.  Einen  nur  wenig  abfärbenden,  gleichfalls  dauerhaften  Kalk- 
anstrich erhält  man  durch  eine  Mischung  von  Kalk  mit  unentrahmter 
Milch,  durch  deren  Fettgehalt  der  Kalk  an  den  Wänden  gebunden 
wird;  in  Zusatz  von  etwas  Lysol  ist  empfehlenswert.  M.  H, 

—  Als  einfaches  Mittel  empfehle  ich  Kalkmilch  mit  Zusatz 
von  Petroleum.  Be.sser  noch  ist  aber  eine  besonders  starke 
Bordelaiser  Brühe,  dargestellt  aus  etwa  3  bis  4  kg  Kalk  und 
ebensoviel  Kupfervitriol  auf  100  1  Wasser.  Bei  der  Herstellung 
werden  beide  Bestandteile  in  je  50  1  Wasser  getrennt  gelöst  und  für 
den  Gebrauch  zusammengegossen  und  sofort  verwendet. 

Ein  ganz  vorzügUches  Anstrichmittel,  besonders  zur  Imprägnation 
von  Holzwänden,  Stellagen,  Fahrdielen  etc.,  ist  das  .\ntimeruli  on. 


IX,  45 


Die   Gartenwelt. 


Es  trocknet  schnell  ein,  ist  geruchlos  und  hat  keinen  sohiidliohen 
Einfluß  auf  Pflanzen.  Wir  haben  hier  die  Kübel  innen  damit  ge- 
stiichen,  ohne  daß  es  den  Pflanzen  geschadet  hätte.  Antimerulion 
ist  zu  beziehen  von  der  Chemischen  Fabrik  von  G.  Sohallehn  in 
Magdeburg.  Heinr.  Beuß. 

Bücherschau. 

Das  Leben  der  Pflanze.  Von  H.  R.  France.  Stuttgart,  Ge- 
sellschaft der  Naturfreunde.  Franokhsche  Verlagsbuchhandlung.  In 
drei  Bogen  starken  Lieferungen  ä  1  Mk. 

Schon  früher  ist  der  Versuch  gemacht  worden,  ein  Werk  zu 
schaffen,  das  für  den  Pflanzenfreund  die  Bedeutung  von  Brehnis 
Tierleben  hat,  dessen  Erfolg  einzig  in  seiner  Art  in  der  populären 
naturwissenschaftlichen  Literatur  dasteht.  Dieses  Gegenstück  sollte 
Kerner  v.  Marilauns  „Pflanzenleben''  sein,  das  im  gleichen  Ver- 
lage wie  Brehms  Tierleben  erschienen  ist.  Ohne  die  Bedeutung  des 
Kernerscheu  Werkes  zu  verkennen,  muß  man  doch  bekennen,  daß 
es  alles  andere  als  ein  Gegenstück  zum  ., großen  Brehm"  ist.  Jetzt 
hat  es  ein  junger  Botaniker,  Herr  France,  der  mir  übrigens  seit 
Jahren  bekannt  ist.  unternommen,  mit  seinem  „Leben  der  Pflanze" 
ein  Werk  zu  schaffen,  das,  so  weit  es  die  vorliegenden  vier  Liefe- 
rungen erkennen  lassen,  für  die  populäre  Pflanzenkunde  noch  weit 
mehr  zu  werden  verspricht,  als  Brehms  Tierleben  für  die  Tierkunde 
geworden  ist.  Der  Prospekt  gibt  keine  bindende  Auskunft  über  den 
Gesamtumfang  dieses  Werkes,  er  gibt  nur  eine  Übersicht  über  die 
ersten  beiden  Bände.  Danach  zerfällt  der  erste  Band  in  die  beiden 
Hauptabschnitte:  Die  Ursachen  der  Pflanzengestalten  und  die  Flora 
Deutschlands  und  seiner  Nachbarländer  als  Resultat  ihrer  Lebens- 
verhältnisse. Die  Hauptabschnitte  des  zweiten  Bandes  werden  sein: 
Die  wesentlichen  Vorgänge  des  Pflanzenlebens  (Ernährungs-  und  Er- 
haltungsvorgang, Ernährungsformen,  Fortpflanzung),  die  Ursachen  des 
Pflanzenlebens,  die  praktische  Anwendung  der  Lebensgesetze.  Die 
folgenden  Bände  sollen  dann«  an  Stelle  der  veralteten  und  öden 
systematischen  Botanik  eine  Beschreibung  der  Pflanzenwelt  in  lebens- 
vollen Schilderungen  bieten,  es  sollen  die  wissenschaftlichen  Gr-und- 
lagen  der  angewandten  Botanik  gemeinverständlich  erläutert  werden. 
In  diesem  Stadium  wird  das  Werk  auch  die  Gebiete  der  Gartenkunst 
und  Blumenzucht,  der  Land-  und  Forstwirtschaft,  der  Gärungs-  und 
Zucker-,  Textil-  und  Stärkeindustrie,  forner  der  Nahrungsmittel- 
kontrolle, Heilkräuterkunde  und  Bakteriologie  umfassen.  In  einem 
besonderen  Bande  soll  die  Pflanzenwelt  unserer  kolonialen  Besitzungen 
behandelt  werden.  Dieser  Band  wird  dann  eine  populäre  Botanik 
der  Tropenpflanzen  sein. 

Die  erste  Abteilung  umfaßt  insgesamt  26  Lieferungen  zu  einer 
Mark,  die  zusammen  zwei  starke  Halbfranzbände  bilden.  Die  Liefe- 
rungen erscheinen  in  Zwischenräumen  von  drei  bis  fünf  Wochen. 
Das  Werk  ist  in  der  denkbar  reichsten  Weise  mit  meist  vorzüglichen 
Textbildem  ausgestattet;  die  einzelnen  Lieferungen  enthalten  aber 
auch  meisterhaft  ausgeführte  Farbendrucktafeln  und  Tafeln  in  Schwarz- 
druck. Zu  jeder  Farbentafel  gehört  ein  durchsichtiges  Konturenblatt, 
auf  welchem  die  einzelnen  dargestellten  Pflanzen  nur  in  den  Konturen 
skizziert  und  mit  Namen  versehen  sind,  wie  dies  auch  bei  dem 
Kernerschen  Werke  der  Fall  ist.  Die  Schreibweise  läßt  überall  er- 
kennen, daß  der  Verfasser  ein  guter  populärer  Schilderer  ist.  Im 
Kapitel:  „Einfluß  der  Wärme  auf  das  Pflanzenleben"  geht  er  auch 
in  eingehender  und  sachkundiger  AVeise  auf  das  Ätherisieren  der 
Pflanzen  ein,  was  ich  nur  als  Beweis  dafür  anführen  möchte,  daß 
der  Verfasser  auch  auf  dem  Gebiete  der  angewandten  Naturwissen- 
schaft durchaus  auf  der  Höhe  steht.  Ich  glaube,  daß  wir  mit  dem 
Leben  der  Pflanze  ein  Werk  erbalten  werden,  dessen  Studium  auch 
jenen  Gärtnern,  die  ohne  jede  naturwissenschaf thche ,  speziell 
botanische  Vorbildung  in  ihren  Beruf  eintreten,  die  Möglichkeit  bietet, 
sich  spielend  mit  allen  Vorgängen  im  Leben  der  Pflanzen  und  mit 
diesen  selbst  vertraut  zu  machen.  M.  H. 

Les  Peuplier.  l'ar  J.  Beaumont.  Paris  190.Ö.  Librairie  Horti- 
cole.     Preis  franko   1   fr.  10  cts. 


Dieses  Sohriftcheu  behandelt  die  in  Frankreich  allgemein  an- 
gepflanzten Pappel -Arten  und  Formen,  ihre  Vermehrung,  Pflanzung, 
Kultur,  ihre  Krankheiten  und  Schädlinge,  nebst  Abhilfe,  die  Ver- 
wertbarkeit und  den  Nutzen.  Hier  wird  angegeben,  wann  die  ge- 
eignete Zeit  zum  Fällen  gekommen  ist,  daß  zum  Beispiel  die  Stämme 
1  m  8  cm  bis  2  m  2ö  cm  Umfang  haben  sollen,  den  sie  etwa  im 
dreißigsten  Jahre  gewöhnlich  erreichen,  um  geschlagen  zu  werden, 
wie  der  Kubikinhalt  von  Nutzholz  ermittelt  wird,  auch  werden 
Rentabilitätsberechnungen  angestellt.  Der  Verfasser  hält  die  Pappel- 
kultur für  eine  wichtige  patriotische  Spekulation,  da  Frankreich  an- 
statt Importeur  von  Holz,  Exporteur  sein  könnte,  wenn  die  Kultur 
auf  der  Höhe  stünde.  Ferner  hält  der  Verfasser  die  Pappeln  für 
außerordentlich  wertvoll  für  die  Gestaltung  der  hydrographischen 
Verhältnisse  des  Landes  und  damit  in  Verbindung  der  gesundheit- 
lichen Verhältnisse.  Das  Sohlußkapitel  behandelt  den  Nutzen  der 
einzelnen  Pappelarten;  es  zeigt,  in  welch  vielfacher  Hinsicht  das 
Holz  verwertet  werden  kann,  wie  die  Zweige,  die  Rinde  (Maroquin- 
leder) die  Knospen  etc.  technisch  und  medizinisch  vielfach  verwendet 
werden.     Der  Verfasser  ist  Gärtner  in  Bellenaves. 

Les  Plantes  m^dicinales  indig^nes,  leurs  utilisation  dans 
la  Medecine  populaire.  Par  G.  Gibault  &  J.  Bouyssous.  Paris 
1905.     Librairie  Horticole.     Preis  franko  1  fr.  10  cts. 

Während  vieler  Jahrhunderte  hat  sich  die  geplagte  Menschheit 
zur  Heilung  von  Krankheiten  und  Gebresten  nur  heimischer  Gewächse 
bedient,  die  aber  im  Laufe  der  Zeit  stark  in  Mißkredit  geraten  sind, 
teils  durch  das  Bekanntwerden  tropischer  Erzeugnisse  und  dann 
durch  die  Fortschritte  der  Medizinalchemie,  die  Heilmittel  auf  ana- 
lytischem Wege  herstellt.  Freilich  würde  zu  heutiger  Zeit  die  Ver- 
wendung heimischer  Kräuter  zu  Heilzwecken  unter  den  Gesichts- 
punkten der  veränderten  Kultur  weit  zweckmäßiger  geschehen  als 
in  den  Zeiten  der  Unwissenheit  und  des  Aberglaubens,  wo  die 
Pflanzen  zu  allerlei  Sympathiemitteln  herhalten  mußten.  Die  Ver- 
wertung otfizineller  Pflanzen  von  diesen  Gesichtspunkten  aus  könnte 
aber  für  viele  Leute  nützlich  werden,  denn  die  Bewohner  des  platten 
Landes  haben  in  den  Kräutern  in  Feld  und  Wald  eine  wohlfeile  und 
uumittelbare  Hilfe  für  zahlreiche  Zufälle  und  Gebresten.  Zahlreich 
sind  die  (in  Frankreich)  einheimischen  offizineilen  Pflanzen  und  das 
Verzeichnis  ist  umfangreich  und  die  Art  der  Verwendimg  der 
Wurzeln,  der  Blätter,  Blüten  und  Friiohte  oder  Samen  bietet  des 
Interessanten  in  Fülle.  Auch  wie  man  die  Kräuter  sainmelt,  prä- 
pariert luid  konserviert  ist  in  knapper  Form  in  dem  Schriftchen 
behandelt,  das  allen  Lesern,  die  der  Sprache  mächtig  sind  oder  sich 
darin  fortbilden  und  gleichzeitig  vom  Inhalte  profitieren  wollen,  warm 
empfohlen  werden  kann.  W.  T. 


Bevorstehende  Ausstellungen. 

Eine  Fränkische  Gartenbau-Ausstellung  von  großem  Um- 
fang wird  der  „Fränkische  Garteubau-Verein"  aus  Anlaß 
seines  50jährigen  Jubiläums  im  Mai  1907  zu  Würzburg  ver- 
anstalten. Die  Ausstellung,  die  sich  sachlich  auf  den  Gartenbau  in 
ganz  Franken  erstrecken  wird,  soll  einen  umfassenden  Überblick  über 
die  intensive  Gartenkultur  in  Franken  bieten;  insbesondere  werden 
die  hochentwickelte  Frühgemüsetreiberei  in  Würzbm-g  und  Umgebung, 
dann  die  Kultur  blühender  und  anderer  Zierpflanzen,  die  Kunst  der 
Dekoration  und  Binderei,  die  Obstbaumzucht,  die  Landschaftsgärtnerei 
vmd  andere  Zweige  der  Gartenpflege  den  hohen  Ruf  des  fränkischen 
Gartenbaus  wieder  bestätigen  und  verstärken.  Auch  die  königl.  Hof- 
gärtnerei Würzburg,  die  königl.  Wein-,  Obst-  und  Gartenbauschule 
in  Veitshöohheim  und  der  Kreisobstbauverein  werden  sich  nach  den 
vorläufigen  Verhandlungen  an  der  Ausstellung  in  hervorragender 
Weise  beteiligen.  Als  geeigneter  Ausstellungsraum  ist  die  Ludwigs- 
halle, der  bewährte  große  Würzburger  Ausstellungsbau,  nebst  dessen 
nächster  Umgebung  in  Aussicht  genommen.  Die  vorbereitenden 
Arbeiten  für  die  Ausstellung,  bei  der  speziell  Würzburg  seinem 
Namen  als  Gartenstadt  Ehre  machen  wird,  sind  unter  Leitung  des 
Herrn  königl.  Prof.  Dr.  Camill  Füll,  des  Vorstands  des  Fränkischen 
Gartenbauvereins,  bereits  in  Angriff  genommen. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  45 


Provinzial-Obst-Ausstellung  in  Schwiebus  vom  7.  bis  10. 
Oktober  1905  in  der  städtischen  Turnhalle  und  deren  Umgebung. 
Mit  der  Ausstellung  ist  eine  Ausstellung  von  Erzeugnissen  des 
Gartenbaus  und  der  Bienenzucht  verbunden.  Ausstellungsberechtigt 
sind  alle  Interessenten  der  Provinz  Brandenburg  (Imker  müssen  je- 
doch den  bestehenden  Verbänden  angehören),  sowie  die  Mitglieder 
des  Ostdeutschen  Weinbau-Vereins.  Andere  Personen  werden  zwar 
als  Aussteller  zugelassen,  müssen  aber  außer  Preisbewerb  ausstellen 
und  die  festgesetzte  Platzgebühr  zahlen.  Schon  jetzt  winken  den 
Ausstellern  wertvolle  Preise  in  besonders  reichlicher  Zahl  (Staats- 
und Kammermedaillen),  Wertgegenstände,  Geldpreise,  Diplome).  Die 
Ausstellungsbedingungen,  der  Prämienplan  sowie  alle  anderen  Papiere 
sind  zu  beziehen  von  dem  Geschäftsführer  der  Provinzial- Ausstellung, 
Herrn  Gustav  Jenner  in  Schwiebus,  GerberstraBe  3. 


Mannigfaltiges. 

Zum  Kapitel  der  Landesverschönerung:  In  Darmstadt  tagt 
vom  -1. — 9.  September  der  „Deutsche  Forstverein''  (VI.  Hauptver- 
.sammlung).  Die  Tagesordnung  weist  ein  interessantes  Thema  auf: 
„Die  Waldschönheitspflege  als  Aufgabe  der  Forstver- 
waltung.'' Referenten:  Rittergutsbesitzer  von  Sali-soh  auf  Postel 
(Bezirk  Breslau)  und  Geh.  Oberforstrat  Dr.  Walther  aus  Darmstadt. 
Sehr  erfreulich  wahrzunehmen,  daß  aus  den  Kreisen  berufener  Forst- 
männer die  Anregung  geschieht;  der  Wald  bedarf  der  Schönheits- 
pflege, er  ist  Nationaleigentum  und  nicht  nur  zur  Steigerung  der 
Revenuen  der  Großgrundbesitzer  vorhanden.  Wer  das  sehr  be- 
achtenswerte Werkchen  „Forstästhetik"  von  Heinrich  von  Salisch,  im 
Verlage  von  Julius  Springer,  Berlin,  in  2.  Auflage,  Preis  8  Mark 
kennt,  wird  bedauern,  den  zweifellos  hochinteressanten  Ausführungen 
dieses  begeisterten  Naturfreundes  nicht  anwohnen  zu  können.     — h. 


Tagesgeschichte. 


Dortmund.  Die  seit  langem  erstrebte  Vergrößerung  des  Kaiser 
Wilhehn-Hains  kann  jetzt  endhch  ausgeführt  werden,  nachdem  es 
durch  das  Verkoppelungsverfahren  in  der  Süd-Feldmark  gelungen  ist, 
eine  Einigung  mit  dem  Hörder  Bergwerks-  und  Hüttenverein  zu  er- 
zielen. Der  letztere  hatte  sich  bisher  geweigert,  den  ihm  gehörigen 
Bauenenkamp  abzugeben.  Die  Eigentümer  der  anliegenden  Gnind- 
stücke  haben  mit  dem  Verein  ausgetauscht  und  sich  veiijflichtet,  der 
Stadt  2  V.  H.  ihres  Besitztums  kostenlos  abzutreten,  wenn  das  Ge- 
lände zwischen  Hohe-  und  Märkische  Straße,  welches  durch  eine 
26  Meter  breite,  hinter  dem  Hain  herlaufende  Allee  durchschnitten 
wird,  aufgeschlossen  werden  wird.  Der  Hain  wird  auf  diese  Weise 
um  ca.  20  Morgen  vergrößert,  ohne  daß  die  Stadt  große  Opfer  zu 
bringen  hat.  A.  W. 

Berlin.  Der  Bau  einer  gi'oßen  Ausstellungshalle  ist  ein  seit 
Jahren  gefühltes  Bedüi'fnis.  Im  vorigen  Jahre  scheiterte  ein  Projekt, 
das  einen  Teil  des  Zoologischen  Gartens  dafür  bestimmte,  an  dem 
Widerspruch  der  Aktionäre.  Jetzt  ist,  wie  Exe.  Freiherr  von 
Gramm  dem  Verein  zur  Förderung  des  Gartenbaues  mitteilen  konnte, 
eine  Gesellschaft  ins  Leben  getreten,  die  diesen  Bau,  Dank  kaiser- 
lichen Entgegenkommens,  auf  einem  2  Hektar  großen  Gelände  durch- 
führen wird.  Exe.  v.  Gramm,  als  Aufsichtsratsmitglied,  wird  seinen 
Einfluß  dahin  geltend  machen,  daß  die  neue  Halle  durch  eine  große 
Gartenbau-Ausstellung  in  würdiger  Weise  eröffnet  werde.  Da  die 
Projekte  fertig  .sind,  ist  zu  hoffen,  daß  190ü  die  Einweihung  er- 
folgen kann.  X. 

Erfurt.  Am  28.  Juli  nachmittags  ging  ein  schweres  Hagel- 
wetter nieder,  das  an  den  Feldkulturen  und  in  den  Gärtnereien  be- 
deutenden Schaden  anrichtete. 

Essen.  Im  vorigen  Jahre  hatte  Frau  Geheimrat  Krupp  einen 
etwa  35  Morgen  großen  Wald  in  unmittelbarer  Nähe  der  Kolonie 
„Altenhof"  von  dem  Freiherrn  von  Vittinghoff-Scheel  erworben.  Das 
Gelände  ist  mittlerweile  zu  einem  Waldpark  umgestaltet  worden  und 
wurde  Mitte  Juli  der  allgemeinen  Benutzung  übergeben.       A.  W. 


Schlesien.  Die  Landwirtschaftskammer  der  Provinz  Schlesien 
hat  in  den  Haushaltungsplan  zu  den  alljährhch  bewilligten  500  Mk. 
behufs  Förderung  des  Obstbaues  durch  Bewilligung  von  Preisen  auf 
Gartenbau-  und  landwirtschaftlisohen  AussteUnngen ,  dieses  Jahr 
weitere  300  Mk.  zu  Prämüerungszwecken  eingestellt  mit  der  Maß- 
gabe, daß  auch  Erzeugnisse  des  übrigen  Gartenbaues,  im  besonderen 
des  Gemüsebaues,  der  Kunst-  und  Ziergärtnerei  — -außer  Binderei  — 
auf  Provnnzial-Gartenbau-Ausstellungen  ausgezeichnet  werden  können. 

Ein  vom  Oberschlesischen  Gartenbau  -  Verein  vor  Jahren  im 
Provinzial  -  Verband  Schlesischer  Gartenbau  -  Vereine  eingebrachter 
Antrag,  die  Medaillen  der  Landwirtschaftskammer  nicht  ausschließlich 
für  Zwecke  des  Obstbaues,  sondern  auch  als  Preise  im  übrigen 
Gartenbau  vorwenden  zu  können,  scheint  zu  dieser  dankenswerten 
Mehrbewilligung  die  Anregung  gegeben  zu  haben. 

In  den  Unterausschuß  für  Obst-  und  Gartenbau  der  Landwirt- 
Schaftskammer  der  Provinz  Schlesien  wurden  aus  den  Kreisen  de: 
Gärtner  gewählt  die  Herren:  Kgl.  Garten  bau- Direktor  Haupt-Brieg, 
Handelsgärtner  Hübner,  Kl.  Tschausch  (Bezirk  Breslau),  Baum- 
schulenbesitzer Streubel,  Hassitz  bei  Glatz.  — h. 

Schneeberg.  Die  Erben  des  hier  verstorbenen  Kommerzien 
rates  Dr.  Geitner  stifteten  seinerzeit  eine  beträchtliche  Summe  zu: 
Anlegung  eines  Stadtparkes,  dessen  festliche  Einweihung 
Ende  Juni  erfolgte. 

Wiesbaden.  Die  Stadtverordnetenversammlung  vom  5.  Juli 
beschäftigte  sich  mit  der  Frage  der  Neugestaltung  der  Kuranlagen. 
Sie  betraute  einen  Ausschuß  mit  den  Vorarbeiten  zu  einem  Wett- 
bewerb, wofür  entsprechende  Preise  vorgesehen  sind. 


Personal-Nachrichten. 

Laubert,  Dr.  R.,  Botaniker  (gelernter  Gärtner),  ist  für  Pflanzeu- 
pathologie  an  der  neuen  Biologischen  Reichsanstalt  für  Land-  und 
Forstwirtschaft  in  Dahlem  bei  Berlin  angestellt. 

Siesmayer,  Philipp,  König!.  Gartenbaudirektor,  Siesmayer, 
Ferdinand,  Kaufmann  in  Firma  Gebr.  Siesmayer  in  Frankfurt 
a.  M.-Bockenheim  uud  Swoboda,  Walter,  Mitinhaber  der  Firma 
J.  C.  Schmidt,  Berlin  uud  Steglitz,  wurde  das  Prädikat  eines  Kgl. 
preuß.  Hoflieferauten  verliehen. 

Zabel,  Hans,  bisher  Reviergärtner  der  Kolonialabteilung  des 
Kgl.  bot.  Gartens  in  Dahlem  bei  Steglitz,  wurde  zum  1.  August  an 
SteUe  des  nach  Petersburg  übereiedelten  Herrn  Meißner  als  (außer- 
etatmäßiger) Obergärtner  an  den  Großh.  Hofgarten  (Bot.  Garten) 
nach  Karlsruhe  i.  B.  berufen. 


Briefkasten  der  Redaktion. 

V.  Seh.,  Lieser.  Die  Kaiserliche  Biologische  Anstalt  für  Land- 
und  Forstwirtschaft  teilt  uns  mit,  daß  die  Krankheit  der  eingesandten 
Gloxinien  auf  eine  Infektion  mit  Nematoden  zurückzuführen 
sei.  In  den  Knollen  und  ebenso  in  den  Stengeln  und  Blättern  wurden 
zahlreiche  Älchen  gefunden.  Da  die  Parasiten  .sich  in  der  Topf- 
erde befinden,  darf  die  gebrauchte  Topferde  nicht  auf  den  Kompost- 
haufen geworfen  werden,  um  neue  Infektionen  zu  verhindern.  Die 
abgeblühten  Triebe  der  kranken  Pflanzen  müssen  ebenso  wie  Blätter 
mit  verdächtigen  Stellen  sorgfältig  ge.sammelt  und  verbrannt  werden. 
Beim  Verpflanzen  der  Stecklinge  ist  darauf  zu  achten,  daß  sie  in 
älchenfreie  Erde  kommen.  Durch  Erwärmen  der  Erde  und  nach- 
heriges  Begießen  mit  heißem  Wasser  kann  man  die  etwa  in  der  Erde 
enthaltenen  Älchen  zum  Absterben  bringen. 

Dendrologe.  Wenn  Sie  sich  über  die  Koniferenschätze  der 
Insel  Mainau  zu  unterrichten  wünschen,  verweisen  wir  Sie  auf  den 
\-ierten  Jahrgang  der  Gartenwelt  (1900),  der  Seite  524,  eine  Ab- 
bildung der  Araucarienallee,  dann  in  ganzseitiger  Tafel  eine  Partie 
aus  dem  Koniferenweg  mit  Sequoia  gigatüea,  Libocedrus  deciirrens, 
Cedriis  Deodara  und  Arcwcaria  imbricata,  auf  ebensolcher  Tafel 
den  Torbau  mit  Ciiprcssns  fastir/iata,  Juniperus  tirginiana  und 
Cedrus  Deodara,  bietet.  Im  Text  hat  Herr  Hofgärtner  Nohl  eine 
nähere  Beschreibung  zu  den  Bildern  gegeben. 


Venmt-wortl.  Redaktc 


rffe 


Berlin. 


Verlas  \ 


rd  Ca 


nidt  &  Co.,  Leipzig.  —  Druck:  Anhalt.  Buchdr.  Qutenberg.e.  G.  m.  b.  H.,  Dessau. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  gesamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


12.  August  1905. 


No.  46. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem   Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich   verfolgt. 


Gehölze. 


Hydrangea  vestita,  Wall.  var.  piibescens,  Sarg. 
(=  H.  Brettschneiderii,  Dippel). 

Von  F.  Rehnelt,  Großfa.  GarteniDspektor,  Gießen. 
{Hierzu  eine  Abbildung.) 

JJieser  Sh-auch  wurde  1890  aus  dem  nördlichen 
China  eingeführt.  Er  ist  bei  uns  vollkommen  winter- 
hart, gedeiht  in  jedem  nicht  zu  trockenen  Boden,  läßt 
sich  leicht  aus  Samen  und  durch  Stecklinge  in  Menge 
heranziehen  und  blüht  alljährlich  gegen  Ende  Juni  mit 
Deutxia  crenata  zu  gleicher  Zeit  während  mehrerer 
Wochen  ungemein  reich.  Er  hat  aber  den  Fehler, 
zu  wenig  bekannt  zu  sein.  Anders  läßt  sich  der  Um- 
stand, daß  man  ihn  in 
keinem  Baumschulen- 
Verzeichnisse  angeboten 
findet,  nicht  gut  erklären. 
Ich  habe  deshalb  unsern 
Busch  für  die  Gartenwelt 

abbilden  lassen  und 
möchte    dem    Bilde    nur 
noch   einige  Worte   hin- 
zufügen. 

Dieflachen,  10-12cm 
großen  Scheindolden  sind 
rahmweiß.  Nach  dem 
Verblühen  wenden  sich 
die  unfi'uchtbaren  Rand- 
blüten um,  sodaß  sie  nach 
innen  gekrümmt,  die  pur- 
purrosa  Rückseite  nach 
außen  zu  kehren.  Der 
Strauch  hat  dann  rote 
Blüten  und  zwar  den 
ganzen  Sommer  über.  Ji' 
sonniger  der  Standort, 
desto  lebhafter  tritt  diese 
Färbung  hervor.  Doch 
scheint  es  auch  Pflanzen 
zu  geben,  die  weniger  rot 
werden.  Diese  sollte  man 

GartcQwelt.     IX. 


dann  nicht  vermehren.  Im  tiefen  Schatten  bleiben 
die  Blüten  grünlich.  Erst  gegen  den  Spätherbst,  wenn 
die  Samen  reifen,  werden  die  Dolden  braun  und  un- 
ansehnlich. Unser  Busch  steht  in  gewöhnlichem  Garten- 
boden, er  wird  bei  Trockenheit  mittels  Rasensprenger 
hin  und  wieder  reichlich  bewässert  und  macht  dann 
Jahrestriebe  von  über  1  m  Länge.  Er  hat  bei  einem 
Alter  von  10  Jahren  eine  Höhe  von  .3  m.  Die  Angabe 
der  dendrologischen  Werke  von  1  m  50  bis  1  m  70  cm 
Höhe  wäre  demnach  zu  berichtigen  und  könnte  wohl 
auf  3—4  m  erhöht  werden.  Die  Zweige  sind  rot- 
braun wie  bei  Pliiladelphus,  der  Wuchs  ist  aufrecht  und 
gefällig.  


Hydrangea  vestita  var.  pubescens. 

larten  zu  Gießen  für  die  „Gartenwtit"  photogr 


Die  Gartenwelt. 


IX,  46 


Salix  Cottetii,  Lagger. 

Vou  F.  Rehnelt,  Gioßh.  Garteninspektor,  Gießen. 
{HierxH  eine  Abbildung.) 
\jaiiT  Cottetii  soll  ein  natürlicher  Bastard  zwischen  der 
hauptsäclilich  im  Alpengebiet  einheimischen  Salix  nigricans 
und  der  Gletscherweide,  Salix  retusa,  sein.  Von  dem  1870 
verstorbenen  schweizerischen  Arzt  Dr.  Lagger  in  den  Frei- 
burger Alpen  entdeckt,  hat  sie  seither  nur  botanisches  In- 
teresse beansprucht.  Wie  ein  Blick  auf  die  nebenstehende 
Abbildung  lehrt,  ist  sie  aber  viel  mehr  wert.  Der  Wuchs 
ist  vollständig  niederliegeud,  das  Wachstum  dabei  sehr 
kräftig,  sodaß  sie  sich  zum  Begrünen  größerer  Felsenanlageu 
in    sonniger    Lage     besonders    gut    eignet.      Namentlich    im 


Schmucke  der  goldgelben,  länglichen  Kätzchen  an  den  meter- 
langen, herabhängenden  Zweigen  sieht  sie  reizend  aus  und 
gefällt  allgemein.  Hochstämmig  veredelt  ließe  sie  sich  auch 
als  Trauerbäumchen  verwenden,  als  Kriech  weide  in  der 
angedeuteten  Weise  angewendet,  dürfte  sie  den  Landschafts- 
gärtner aber  mehr  befriedigen. 


Koniferen. 
Picea  puiigens  peiidiila  „iSämling  Henkel". 

Von  Stadtgärtner  F.  Tutenberg,  Offenbach  a.  M. 
{Eierxu  %wei  Abbildungen.) 

W  enn  Neuheiten  oder  Varietäten    bei  der  großen  Familie 
der  Koniferen  in  den  Fachzeitschriften  angepriesen  werden  und 


wir  dieselben  im  Bilde  selbst  erblicken,  so  treten  doch  allerhand 
Zweifel  in  uns  auf,  weil  wir  eben  wissen,  daß  wohl  keine 
Pflanzen-  oder  Gehölzart  so  leicht  in  Färbung  des  Laubes 
resp.  der  Nadeln  variiert,  als  die  Nadelhölzer.  Dabei  ist  die 
Sucht,  etwas  Neues  zu  züchten,  ebenso  verbreitet,  wie  man 
ebenso  schnell  mit  einem  Namen  für  den  Täufling  zur 
Stelle  ist. 

An  der  Hand  von  Beweisen  und  Gegenproben  in  Bildern 
ist  es  einer  Zeitschrift  allein  möglich,  ihren  Leserkreis  zu 
überzeugen,  daß  die  bekanntgegebene  Neuheit  oder  Varietät 
wirklich  etwas  Neues  und  wesentlich  Abweichendes  ist. 

Von    diesem    Standpunkt    ausgehend,    möchte    ich    den 
verehrl.  Lesern  der  ,,Gartenwelt"    in  zwei  Bildern  einen  Ab- 
kömmling der  schönen  Hängeblaufichte  vorführen.     Unser  Bild 
Seite  543  unten  zeigt 
die     bekannte     alte 
Form  Picea  pungens 
glauca  pendula    mit 
ihrem  lockeren,  gra- 
ziös hängenden 
Wuchs  und  den  blau- 
grünen, sehr  spitzen 
Nadeln. 

Die  andere  Ab- 
bildung stellt  Picea 
pungens  glauca  pen- 
dula .,  Sämling  Hen- 
kel'- dar. 

Vergleichen  wir 
diese  beiden  Hänge- 
fichten, so  zeigt  uns 
das  Bild  nur  zu  deut- 
lich, daß  die  letzte 
Form  ganz  ab- 
weichend ist.  Wäh- 
rend die  alte  Form 
den  lockeren  Aufbau 
zeigt,  bildet  der 
„SäniHug  Henkel" 
eine  schöne,  gleich- 
mäßige Pyramide  mit 
herabhängenden  Spit- 
zen und  leuchtend 
stahlblauen  Nadeln. 
Mir  fiel  diese  Varietät 
direkt  ins  Auge,  eben- 
so die  auf  dem  Bilde  im  Vordergrunde  stehende  Zwerg- 
form von  Picea  pungens  glauca,  welche  indeß  noch  nicht 
genügend  beobachtet  ist,  um  näher  beschrieben  zu  werden. 

Der  „Sämling  Henket'  dürfte  als  eine  wertvolle  Be-' 
reicherung  unserer  beliebten  Hängeblaufichten  gelten  und  wegen 
seiner  beschriebenen  Eigenschaften  eine  hervorragende  Zierde 
in  unsern  Gäi-ten  bilden. 

Nacll.sehi'ift.  Dieser  Henkolsche  Sämling  ist  eine  sehr 
schöne  üppige  Pflanze  mit  etwas  nach  unten  gerichteten, 
al^er  nicht  herabhängenden  Zweigspitzen,  wie  sie  öfter  bei 
Aussaaten  gefunden  wurde  und  stets  imd  aller  Orten  wieder 
entstehen  kann. 

Dieselbe  kann  aber  doch  keineswegs  als  eine 
Trauerform  (pendula)  bezeichnet  werden,  das  würde 
wohl  kein  Beschauer  des  Bildes  zugestehen. 


IX,  46 


Die   Gartenwelt. 


543 


Die  dort  vorhandenen  Pflanzen  und  Sämlingo  sind  durch  den 
Sammler  der  Firma  Henkel,  Herrn  Heinr.  Seibert,  in  echten 
Exemplaren  eingeführt  und  möchte  ich  Herrn  Beißner  durch  die 
beipegebenen  Abbildungen  von  der  Irrtümlichkeit  seiner  Behauptungen 
überzeugen. 

Auch  noch  andere  Formen  sind  durch  Herrn  Seibert  eingeführt 
worden,  die  in  genannter  Firma  vorerst  weiterkultiviert  werden,  um 
dann  in  entsprechender  Weise,  aber  durchaus  nicht  marktschreierisch, 
bekannt  gegeben  zu  werden. 

Was  die  Eigenart  der  Korkblautanne  anbelangt,  so  steht  sie 
keiner  anderen  Konifere  an  Wuchs  und  Willigkeit  nach;  in  Uarmstadt 
gedeiht  sie  sowohl  in  heißester  und  sonnigster,  als  in  schattiger  und 
recht  feuchter  Lage  vortrefflich. 

Lehmboden,  der  die  Wurzeln  kühl  und  feucht  hält,  ist  be- 
kaimtlich  bei  allen  Koniferen  zu  Anfang  erforderlich. 

Wie  ich  bereits  in  meiner  früheren  Abhandlung  hervorhob, 
kann  man  in  Darnistadt  die  eigenartige  Korkbildung  auf  der 
Rinde  sehr  gut  wahrnehmen,  schon  bei  kleinen  Pflanzen.  Die  Ab- 
bildung auf  Seite  545  oben  zeigt  zwei  gleichaltrige  Veredlungen, 
und  zwar  rechts:  Abies  arixonica  var.  argentea,  hört.  Henkel  und 
links:  Abies  arixonica  var.  argentea  pygmaea,  hört.  Henkel. 

Die  zweite  Abbildung  derselben  Seite  zeigt  rechts  und  links 
A.  arixonica  var.  argentea  pygmaea,  hört.  Henkel  und  in  der  Mitte 
i'iiien  gleichaltrigen  Sämling  von  Abies  arixonica  var.  argentea,  hört. 
Henkel. 

Zeigt  hier  die  var.  pygmaea  nicht  deutlich,  daß  sie  eine  Zwerg- 
form ist?  Ist  ferner  der  gedrungene  kurznadelige  und  feinzweigige 
Wuchs  nicht  deutlich  in's  Äuge  fallend?  Kann  es  sich  hier  um 
einen  Irrtum  handeln,  wo  die  Augen  uns  die  Tatsachen  zeigen?  Wie 
ganz  anders  nun,  wenn  wir  tausende  von  Korkblautannen  bei  Herrn 
Henkel  vorfinden  und  uns  unter  den  kleinsten  Sämlingen  die  pygmaea- 
Formen  sofort  ins  Auge  fallen! 

Ist  da  noch  an  ein  Ausmerzen  einer  falschen  Bezeichnung 
zu  denken?    Sicherlich  nicht. 


Picea  pungens  pendula  „Sämling  Henkel",   davor   Zvv( 

von  F.  p.  glauca  (oben)  u.  Picea  pungens  glauca  pendula  (unten). 

In  der  Handelsgäitaerei  vou  H.  Henkel,  Darmstadt,  für  die  „Gartenwelt" 
photogr.  aufgenommea. 

Als  Trauerform  kann  doch  nur  die  auf  dem  nebenstehenden 
Bilde  vorgeführte  Form  bezeichnet  -werden,  wo  die  Äste 
erster  Ordnung  im  Bogen  herabhängen,  die  als  ganz 
charakteristische,  auffällige  Erscheinung  sofort  in  die  Augen 
fällt.  L.  Beißner. 


Nochmals  Abies  arizonica,  Merr. 

Von  F.  Tutenberg,  Stadtgärtner,  Offenbach  a.  M. 
(Hierxu  xtvci  Abbildungen.) 

in  No.  38  der  „Gartenwelt"  auf  Seite  446  führt  Herr  Garten- 
inspektor Beißner  in  Bonn,  welchen  ich  als  Koniferenkenner  sehr 
schätze,  zum  Schlüsse  seiner  Ausführungen  über  Abies  arixonica  var. 
pygmaea  an,  daß  diese  Bezeichnung  als  durchaus  falsch  zu 
streichen  sei. 

In  Darmstadt  könnte  sich  Herr  Beißner  einmal  überzeugen, 
daß  man  Neuheiten  oder  Neuzüchtungen  nicht  .so  ohne  weiteres  die 
Daseinsberechtigung  absprechen  darf. 

Da  demnächst  die  Darmstädter  Ausstellung  viele  Fachleute 
nach  Darmstadt  bringen  wird,  sei  allen  Interessenten  ein  Besuch 
der  Firma  H.  Henkel  empfohlen,  da  in  ihrem  Etablissement  Abies 
arixonica  wohl  in  ganz  Europa  am  längsten  behandelt  und  kultiviert 
wird  und  man  bei  den  Massen  der  Pflanzen  gar  leicht  die  wesent- 
lichen und  wirklich  ins  Auge  fallenden  Unterschiede 
sehen  kann. 


^^^^ m,^    ^-M 

sirai^a 

WM 

Die  Gartenwelt. 


IX,  46 


Die  Korkblautanne  wächst  in  ihrer  Heimat  in  einer  Erhebung 
von  2800—3500  m  über  dem  Meere  in  sehr  heißer  Lage;  natüriich 
veKenlien  sich  die  Wurzeln  in  kühle  Felsenwände.  C.  Hart. 
Merriam,  ein  amerikanischer  Geologe,  hat  Abies  arixonica  dort 
1889  zuerst  entdeckt  und  Maxwell  T.  Masters,  der  berülmite  englische 
Koniferenkenner,  hat  sie  in  „Gardeners  Chronicle"  am  2.  März  1901 
vorzüglich  beschrieben  und  abgebildet. 

Nachschrift.  Bevor  ich  mich  zu  den  Auslassungen  des  Herrn 
Tutenberg  weiter  äußere,  will  ich  den  Ausspruch  des  Herrn  A.  Purpus 
in  den  dendrologischen  Mitteilungen  1904,   Seite  47,    hier   anführen: 

„Die  interessanteste  Konifere  der  San  Francisco  Mountains  ist 
Abies  arixonica.  Bekanntlich  wurde  dieselbe  von  Merriam  1889 
entdeckt  und  1901  von  C.  A.  Purpus  zum  erstenmal  eingeführt.  Die 
ersten  Samen  und  lebenden  Exemplare  erhielt  der  botanische  Garten 
in  Darmstadt,  von  wo  aus  sie  zuerst  verbreitet  wurde.  Das  Gebiet 
ihres  Vorkommens  liegt  zwischen  9 — 11 000  Fuß,  doch  geht  sie  nicht 
selten  bis  in  die  alpine  Region,  welche  bei  nahezu  12000  Fuß  Hegt, 
dort  gedrungene  kleine  Bäumcheu  bildend.  Sie  wächst  auf  Basalt 
und  Trachyt,  feucht,  nie  ganz  trocken,  entweder  vereinzelt  oder  in 
Beständen  mit  Popidus  iremuloides ,  Pinus  flexilis,  Pseudotsuga 
Douglasii  und  Picea  Engelmannii,  reine  Bestände  bildet  sie  nie. 
Fast  alle  Exemplare  sind  blau  oder  silberig  weiß  benadelt,  giiine  gibt 
es  nur  wenige  und  nur  im  tiefsten  Schatten."  —  —  Dann  folgt  die 
Beschreibung .  „Die  in  der  alpinen  Region  vorkommenden,  in- 
folge der  hohen  Lage  im  Wuchs  zurückgebliebenen  Exemplare  als 
besondere  Varietät  zu  betrachten  und  zu  benennen  ist  völlig 
unberechtigt.''  —  Hiermit  wäre  ja  alles  gesagt,  und  der  Baumkenner 
weiß  darnach  seine  Exemplare  zu  behandeln. 

Ich  will  nun  kurz  Herrn  Tutenberg  entgegnen,  daß  ich  meinen 
früheren  Ausspruch  voll  und  ganz  aufrecht  erhalte,  lun  so  mehr,  als 
ich  die  in  Frage  kommenden  Pflanzen  genau  kenne,  indem  zwei 
lebende  Exemplare  vor  mir  stehen,  die  Herr  Henkel  mir  sandte. 
Dieselben  sollen  meinerseits  gewissenhaft  geprüft  werden,  —  dazu 
müssen  aber  die  Pflanzen  jahrelang  unter  gleichen  Verhältnissen 
kultiviert  und  beobachtet  werden. 

Daß  bei  Aussaaten  jederzeit  und  überall  wieder  gedrungenere 
Formen  entstehen  können,  ist  doch  wahrlich  nicht  verwunderlich, 
aber  schon  der  üppige  Spitzentrieb  der  gedrungeneren  Särahnge  hier 
im  Bilde  zeigt  deutlich,  daß  die  Bezeichnung  ^.pyginaea"'  als 
durchaus  falsch  zu  streichen  ist. 

Wer  kann  es  wissen,  ob  der  jetzt  gedrungene  Wuchs 
dauernd  so  bleibt,  ob  nicht  in  wenigen  Jahren,  den  Kulturverhält- 
nissen entsprechend,  die  Unterschiede  fast  ganz  verwischt  werden?  — 
Unter  keinen  Umständen  liegt  hier  also  eine  Zwergform  vor,  wie 
wir  sie  in:  Chamaecyparis  obtusa pygmaea,  Ch.  sphaeroidea pygmaea, 
Pititis  silveUris  pygmaea.  Picea  excelsa  pyginaea  besitzen,  wo  die 
normalen  Pflanzen  zu  dichten,  gedrungenen,  kaum  noch  die  Charaktere 
deutUch  zeigenden  Zwergen  zusammengeschrumpft  sind  —  solche 
Gestalten  heißen  pygmaea,  nicht  aber  eine  etwas  gedrungene  Form, 
wie  sie,  je  nach  Herkunft  des  Saatgutes,  bei  jeder  Aussaat  entstehen 
kann  und  wo,  nach  Purpus,  selbst  die  hoohalpine  Form  nicht  durch 
eine  besondere  Benennung  unterschieden  werden  soll. 

Also  Herr  Tutenberg  hat  mich  durchaus  nicht  von  der  Irrtüm- 
lichkeit meiner  Behauptung  überzeugen  können  —  im  Gegenteil,  er 
ist  hier  im  Irrtum  mit  der  Bezeichnung,  und  wenn  sich  der  Herr 
einmal  so  lange  wie  Schreiber  dieses  mit  Dendrologie  wird  beschäftigt 
haben,  so  wird  er  auch  einsehen,  daß  man  bei  Piüfung  von  Holz- 
gewächsen außerordentlich  vorsichtig  zu  Werke  gehen  muß  und  nicht 
voreilig  neue  Formen  aufstellen  soll !  Hier  kann  nur  eine  jahrelange 
genaue  Prüfung  zeigen,  ob  die  Beständigkeit  der  Eigentümlich- 
keiten dauernd  ist  —  dann  ist  es  Zeit,  eine  passende  Benennung 
zu  wählen.  Nichts  ist  schlimmer,  als  bei  Aussaaten  jede  kleine  Ab- 
weichung sofort  als  etwas  Absonderliches  benennen  und  verbreiten 
zu  wollen;  solcher  Sucht,  unter  allen  Umständen  jälirlich  Neuheiten 
bringen  zu  wollen,  muß  mit  aller  Energie  gesteuert  werden  —  da 
gäbe  es  kein  Ende  —  denken  wir  nur  an  die  zahllosen,  oft  recht 
scliönen  dekorativen  Formen  der  Cliamaeeyparis  lawsoniana,  die 
sich  immer  wiederholen  und  oft   gleich   schön  aber  zu  ähnlich  sind. 


Noch  möchte  ich  des  so  oft  mißbrauchten  und  getadelten,  auch 
hier  fälschlich  gebrauchten  Wortes  „Neuzüohtung"  gedenken.  Hier 
ist  dasselbe  nicht  am  Platze,  hier  liegt  keine  mit  Bedacht  vor- 
genommene Züchtung  vor,  sondern  es  wurden  bei  Aussaaten  zu- 
fällig entstandene  abweichende  Sämlinge  gefunden,  die 
nun  weiter  zu  prüfen  und,  wenn  als  kulturwert  befunden,  zu  ver- 
breiten sind.  Wir  wissen,  daß  wir  solcher  Entstehung  die  Tausende 
von  abweichenden  Gestalten  verdanken,  die  unseren  Gärten  zur 
Zierde  gereichen  und  oft  die  größten  Kontraste  hervorzubringen  be- 
fähigt sind. 

Also,  wie  vorstehend  nachgewiesen,  heißt  es  hier  eine  weitere 
Entwickelung  abwarten,  nach  jahrelanger  weiterer  Beobachtung  werden 
wir  darüber  ein  Urteil  fällen  können.  Jetzt  wäre  jede  weitere  Aus- 
einandersetzung ein  Streit  um  des  Kaisers  Bart,  also  zwecklos,  denn 
nur  die  Zeit  kann  hier  lehren,  wie  sich  die  Pflanzen  weiter  ent- 
wickeln werden.  L.  Beißner. 


Ausstellungsberichte. 

Somnierausstelluug  der  Royal  Horticultiiral  Society 
im  Clielsea  Hospital  vom  11.  bis  13.  Juli  1905. 

Von  Peter  Geier,  West-Wickham. 


D„ 


'ieso  Ausstellung  stand  gewiß  der  Temple  show  nicht  nach, 
zeigte  sie  doch  Vieles  in  einer  Entwickelung  wie  es  die  reichlich 
fünf  Wochen  früher  abgehaltene  Temple  show  nicht  aufweisen  konnte. 
Daß  die  enghschen  Kollegen  Meister  in  der  Kultur  von  Orchideen, 
Nelken,  Knollenbegonieu  und  wohlriechenden  Wicken  (Sweet  Peas) 
sind,  konnte  man  hier  so  recht  sehen.  Das  Feld  beherrschten 
prächtige  Laeiio  -  Caitleya.  Von  Neuerscheinungen  erregten  Auf- 
merksamkeit Catlleya  Mossiae  reineckiana  var.  excelsa,  schön  gelb 
und  purpurrot  gelippt,  mit  reinweißen  Sepalen  und  Petalen.  Schön 
war  ferner  Sanders  Laeiio- Cattleya  Martinetli,  Vanda  coerulea  und 
Cattleya  Warscewicxii  (gigas)  „Our  Queen"  (die  identisch  mit 
„Frau  Melanie  Beyrodt"  sein  dürfte.  Red.).  In  der  Gruppe  von 
Charlesworth  &  Co.  fiel  eine  neue  Laelio-Cattleya  dominiatm 
auf,  mit  tiefdunkelroter  Lippe  und  zartrosa  Sepalen  und  Petalen. 
J.  Colmans  Oncidium  macrantkum  waren  hübsch  mit  Asparagus 
garniert.  Hübsch  war  auch  eine  Anzahl  in  England  einheimisolier 
Orchideen  in  Moos  gebettet.  Bulbopliyllum  Lobbü  var.  colossum  in 
guter  Kultur  zeigte  W.  Cobb,  Esqu.,  Tunbridge  und  für  eine  rein- 
weiße Cattleya  Mossiae  var.  alba  erhielt  C.  Cookson,  Esq.,  ein 
Wertzeugnis  erster  Klasse. 

Unter  den  Nelken  fielen  die  riesenblumigen  Malmaisonnelken 
von  Wagg,  Esq.,  Maidenhead,  besonders  auf.  Die  Sorten  „Cecilia", 
gelb,  „Martin  Smith",  rosa,  „Maggie  Hodgson",  dunkelrot,  waren 
herrlich,  auch  „Princess  of  Wales"  wurde  in  tadellosen  Schaublumen 
gezeigt.  In  der  Kollektion  von  Cutbush  &  Sons  glänzte  besonders 
„Cecilia".  Die  Picotee-Neike  „Miss  Willmott",  leuchtend  rot,  groß 
und  von  feiner  Form,  war  die  beste  der  Kollektion  von  Douglas, 
Edenside. 

Die  Knollenbegonien  übertrafen  an  Pracht  die  auf  der 
Temple  show  gezeigten.  Beste  Aussteller  waren  Blackmore  & 
Langdon,  Bath,  Thomas  S.  Ware,  Feltham  und  John  K.  Box, 
West-Wickham.  In  diesem  Kulturzweig  sind  die  Engländer  Meister. 
Riesenblumige  in  allen  Farben,  von  dunkelrot  bis  rein  weiß,  mit 
glattem  und  gekräuseltem  Rande  und  cristata-Formen  waren  vollendet 
schön  vorhanden.  Zwei  Neuheiten  „Water  Uly",  gefüllt  weiß,  und 
„Mrs.  Arthur  Paget",  laohsrosa  mit  weißer  Mitte,  von  Thomas 
S.  Ware  erhielten  ein  Verdienstzeugnis.  In  der  Gruppe  von  John 
R.  Box  fanden  besonders  die  gefüllten,  tief  dunkelroten  Sorten  und 
eine  „Miss  Mildred  Salter",  lilarosa  mit  lachsfarbiger  Mitte,  von 
feiner  Form,  neben  Begonia  erispa  und  cristata  Beifall. 

Stauden  und  Alpinen,  nebst  Lathyrus  odoralus  waren 
reichlich  vorhanden.  In  der  Gruppe  von  Prichard,  Christchurch, 
sah  man  schöne  Iris  Kaempferi  und  Oladiolits  Colvilli.  Amos 
Perry  zeigte  Betonica  spicata  crispa  (Stachys)   mit    rosa  Blumen 


IX,  46 


Die  Gartenwelt. 


in  pyramidalen  Ähren  von  20  bis  30  cm  Länge.  Sehr  hübsch  war 
mich  Ercmin-Hs  Bitrujci  desselben  Ausstellers.  Eine  neuere  Staude, 
Thalictnim  Delamiji,  zeigten  R.  Wallace  &  Co.  Es  wird  1  m 
hoch  und  bringt  viele  bläuliche  Glockenblumen.  Wie  die  Betoniea 
erhielt  die  Staude  ein  Verdienstzeugnis.  Thalictnim  Dclavayi  ver- 
dient verbreitet  zu  werden. 

Eine  Gruppe  schön  gefärbter  und  für  die  Jahreszeit  gut  ent- 
wickelter Cofh'aeum  {Croton)  brachte  H.  B.  May  in  Upper-Edmonton, 
dessen  Crotoii  eilmontoniense  ein  Verdienstzeugnis  erhielt.  Sehr  ge- 
fielen mir  Mays  Ixoras  in  den  Sorten  „Fraserie",  „Prince  of  Orange" 


Beide  Gruppen  waren  in  einem  Leinenzelte  mit  Rückwänden  auf 
Tischen  aufgestellt  und  erfreuten  sich  des  lebhaftesten  Interesses 
seitens  des  Publikums. 

Die  Ausstellung  überwinterten  Obstes  war  hauptsächlich  mit 
Äpfeln  beschickt,  welche  in  verschiedener  Weise  (in  Torfmull  und 
freilagernd  auf  Hürden  usw.)  aufbewahrt  worden  waren.  Infolge- 
dessen war  günstige  Gelegenheit  geboten,  sich  über  die  haltbarsten 
Sorten  und  über  zweckmäßige  Überwinteningsart  zu  belehren.  Das 
Obst  war  in  Fäßchen  und  in  Pyramiden,  auf  Tischen  mit  Moosbelag 
aufgebaut  und  präsentierte  sich  sehr  schön.  Die  Sorten,  „  Champagner 
Rtte",  „Roter  Eiserapfel",  „Großer  rheinischer  Bohnapfel", 
„Casseler  Rtte",  „Purptirroter  Cmisinot"  waren  hauptsächlich 
vertreten.  Außerdem  „Schickenapfel",  „Orüner  Fürstenapfel"', 
„Harberts  Rtie'''-,  „OloriaMundi'',  „Schafsnase",  „Roter  Trierer 
Weinapfel".,  „Isnyer  Jahrapfel'-\  „  Grüner  Stettiner^^  ,,Boiken- 
ap  fei",  „Baumanns  Rtte",  „OlasRtte^^  und  einige  Lokalsorten.  Die 
Ergebnisse  der  Aufbewahriingsarten,  in  Torfmull  verpackt  oder 
frei  gelagert,  welche  auf  Karten  verzeichnet  den  einzelnen 
Ausstellungsnummem  beigelegt  waren,  gaben  interessanten 
Aufschluß  über  die  Brauchbarkeit  der  angewandten  Methoden. 
Doch  ein  Vergleich  der  Zahlen  war  für  den  Laien  vielleicht 
Veranlassung  zu  Zweifeln  über  die  sich  bewährende  Über- 
winterungsart, weshalb  ich  hier  eine  kurze  Erklärung  beifügen 
möchte.     Zum  Beispiel: 

1.  Roter  Eiserapfel  in  Torfmull  16  "'„ ,  freilagernd  20  %  Verlust. 

2.  „  „         „        „        40  7„ ,  „         32  %  Verlust. 

Diese  Zusammenstellung  von  Lagerverlustziffern  ist,  wie 
ersichtlich,  geeignet,  Zweifel  über  den  Gebrauchswert  des  Torf- 
mulls als  Überwinterungsmittel  hervorzurufen.  Ich  glaube,  daß 
hier  wie  in  anderen  hier  nicht  spezialisierten  Fällen  die  Qualität 
der  eingewinterten    Früchte   den  Ausschlag  gegeben  hat,    und 


Gleichaltrige  Veredlungen   der   gedrungenen   Form  und 
der  gewöhnlichen  Abies  ,arizonica  var.  argentea. 

In   der  Handelsgartnerei   von   H.  Henkel,    Darmsladt,  für  die  „Gartea- 
welt"   photogr.  aufgenommen. 

„Acuminata",  „  William sii",  in  Farben  von  weiß  bis  tief- 
rosa.  Diese  schönen  Warmhaus-Blütensträucher  verdienten 
allgemeiner  kultiviert  zu  werden.  Im  übrigen  waren  die  Warm- 
hauspflanzen wie  auf  der  Temple  show. 

Eine  neue  Hydrangea  nivalis  mit  weißbuuter  Belaubung 
zeigten  Bull  &  Sons,  Chelsea,  in  jungen  Pflanzen.  Dann 
sah  ich  noch  Kakteen  in  gut  kultivierten  Exemplaren,  .sowie 
prächtige  Nymphaeen,  darunter  in  vollendeter  Entwickelung 
N.  odorata,  odorata  gigantea,  earnea  albida,  Leydeckeri  lila- 
cina,  Marliacii  rosea,  alba,  earnea  u.  a.  Die  Blumen  waren 
in  tiefen  Pfannen  mit  Blättern  hübsch  arrangiert. 

Pfirsiche  und  Kirschen  in  Töpfen  zeigten  G.Bunyard 
&  Co.,  Maidstone.  Vorjährige  Äpfel,  denen  man  meistens 
nicht  ansehen  konnte,  daß  sie  so  lange  im  Aufbewahrungsräume 
zugebracht  hatten,  zeigte  dieselbe  Firma  in  den  Sorten  „Smart 
I'rince",  „Arthur",  „Belle  duBois",  „Calvillerouge",  „GalviUe 
des  femmes",  „Baldwin  Tibets",  „Permaine  Älfrision",  Mur- 
fitts  Seedling"  etc.  Melonen  in  Soiien  Suttonscher  Züchtung, 
ausgestellt  von  M  o  r  t  i  m  e  r ,  Famham,  waren  gut  und  spendeten 
ein  herrliches  Aroma. 

Außerhalb   der   Zelte   befanden  sich   Ausstellungen   von 
Bäumen  und  Sträuchern,   wovon  die  buntblätterigen  Acer  den 
größten  Raum  einnahmen.     H.  C.  Pulham  (Elsenham)   hatte  wieder 
Felsengrotten  ausgeführt. 

Die  Obstschau  auf  der  Ausstellung  der  D.  K-G. 
in  München  vom  29.  Juni  bis  4.  Juli  1005. 


Mi, 


Lit  der  großen  Ausstellung  der  deutschen  Landwirtschafts- 
gcsellsohaft  in  München  war  eine  Obstausstellung  verbunden,  welche 
in  zwei  Gruppen    über wintertes  Obst   und  Frühobst    umfaßte. 


Gleichaltrige  Sämlinge  der  gedrungenen  Form  und  der  gewöhn- 
lichen (Mittelpflanze)  Abies  arizonica  var.  argentea. 
In  der  Handelsgärtnerei  von  H.  Henkel,  Darmstadt,  für  die  „Gartenwelt"  photogr, 
aufgenommen. 

trotz   scheinbarer  Wiedersprüche  Torfmull  als   sehr  geeignetes  Über- 
winterungsmaterial bezeichnet  werden  muß. 

An  der  Ausstellung  waren  hauptsächUoh  Obstbau- Vereine  sowie 
Kreisobstbau  -  Verbände  aus  Bayern  beteiligt.  Jedenfalls  erfüllte 
dieser  Teil  der  Ausstellung  seinen  Zweck  vollauf  und  hat  gezeigt, 
daß  unsere  heimischen  Apfelsorten  bei  guter  Auswahl  der  Früchte 
und  Benutzung  einer  geeigneten  Überwinterungsart  noch  bedeutend 
länger  haltbar  bleiben,  als  dies  in  der  Praxis  notwendig  erscheint, 
da  im  Juni  das  überwinterte  Obst  durch  Frühobst  völhg  vom  Markte 
verdrängt  wird. 


546 


Die  Gartenwelt. 


IX,   46 


Die  Frühobstausstellung,  durch  eine  Wand  von  der  vorerwähnten 
geschieden,  bot  in  ihrer  Anordnung  in  hübschen,  mit  Papierwolle  ge- 
fütterten Körbchen  ein  anziehendes  und  farbenprächtiges  Bild, 
welches  in  seiner  Frische  auf  die  Äusstellungsbesucher  eine  große 
Anziehungskraft  ausübte.  Hauptsächlich  waren  Kirschen  in  großen 
Mengen  vertreten  und  vereinzelt  wurden  auch  Aprikosen,  Johannis- 
und  Stachelbeeren  sowie  einige  Erdbeeren  und  Birnen  der  Sorte 
„Orüne  Sommcr-Magdalene''  ausgestellt. 

Den  Anfang  machten  die  Darbietungen  der  Gemeinde  Frei ns- 
heim  (Rheinpfalz)  mit  einer  Kirschenausstellung.  Der  Ort  Freinsheim 
besitzt  einen  ständigen  Obstmarkt  in  eigens  hierzu  gebauter  Halle 
und  hat  einen  Jahresumsatz  von  etwa  20000  Zentner  Obst,  davon 
im  Jahre  1904  10645  Zentner  Kirschen.  Einem  so  gewaltigen  Markte 
entsprechend,  besitzt  die  Gemeinde  25  821  tragende  Bäume  in  Feld- 
k-ultur.  Die  ausgestellten  Kirschen  waren  erster  Güte,  und  bemerkens- 
und  nachahmenswert  ist  es,  nur  wenige  Kirschsorten  auszustellen. 
Hier  sah  man,  daß  sich  die  Kirschsorten  bei  den  Einzelausstellern 
immer  wiederholten.  Diese  Einheitlichkeit  in  der  Produktion  ist 
jedenfalls  nicht  als  der  letzte  Grund  für  die  Entwicklung  einer  der- 
artigen gewinnbringenden  Produktion  anzusehen.  Die  Hauptsorten 
waren:  „Sekwarxkirsche^';  „Mohren/nrscke^\  „Haiimüllcr^\  („Zottel- 
haumüller"), „Lambsheimer  Kurxstiel-^.  „Napoleon^\  „Süße  Weichsel'-\ 
„Spanüche  Weiclisel",  „Nägeleskirsche'\  „Lerehcnkirsche^\  „Seher- 
kirsche", „Hellrote  Sauerkirsche'-'-. 

Im  Anschlüsse  an  Freinsheim  hatte  die  Gemeinde  "Weisen- 
heim a.  S.  (Rheinpfalz)  ausgestellt,  wo  die  Produktion  und  Baum- 
zahl noch  erheblich  höher  ist,  als  in  Freinsheim.  Die  ausgestellten 
Kirschen  waren  von  bester  Qualität  und  in  gleichen  Sorten  wie  eben 
genannt.  Außerdem  beschickte  Weisenheim  die  Ausstellung  mit 
.Tohannis-  und  Stachelbeeren;  die  in  diesem  Orte  große  Erdbeer- 
produktion konnte  infolge  vorgeiückter  Saison  nicht  berücksichtigt 
werden.  Derselbe  Umstand  verhinderte  die  Beschickung  der  Aus- 
stellung mit  den  bekannten  Weisenheimer  Maikirschen,  welche 
den  Hauptanteil  au  der  Kirschenproduktion  dieser  Gemeinde  haben. 
Eine  sehr  hübsche  Sammlung  von  Johannisbeeren  und  Kirschen 
kam  durch  die  Landw.  Winterschule  Frankenthal  zur  Aus- 
stellung. Kleinere  Mengen  von  Johannisbeeren,  Stachelbeeren  und 
Kirschen  bildeten  den  Schluß  der  Rheinpfälzer  Ausstellung. 

In  weiterer  Folge  müssen  die  Kirschen  des  Distriktsobstbau- 
verbandes Hers  brück  genannt  werden,  welche  durch  große  Mannig- 
faltigkeit der  Sorten  sich  auszeichneten.  Leider  hatten  ^viele  der 
ausgestellten  Früchte  die  volle  Größe  und  Färbung  nicht  erreicht, 
was  auf  die  späte  Kirschensaison  der  dortigen  Gegend  zurückzuführen 
ist.  Immerhin  hat  das  vorhandene  Obst  gezeigt,  daß  in  der  Hers- 
brucker  Gegend  eine  große  Kirschenproduktion  besteht  imd  gute  Ware 
hervorgebracht  wird. 

Die  Obstbaumverkaufsgenossenschaft  Effeltrich  in 
Bayern  brachte  außer  allgemein  bekannten  Kirsohensorten  noch 
folgende:  „Frühe  braune  von  Effeltrich",  „Große  Rote  von  Effeltrich" , 
„schimrxe  Eerxkirsche  von  Effeltrich".  Die  ausgestellten  Erdbeeren 
waren:  „Sensation",  „Laxtons  Noble",  „König  Albert  von  Sachsen", 
„Sliarpless",  „Kaisers  Sämling",  „.Jiicunda". 

Der  Obstbau-Verband  Bamberg  war  mit  einer  Sammlung 
von  Erdbeeren  und  Kirschen  vertreten. 

Als  Schluß  der  FrühobstaussteUung  ist  die  Sammlung  von 
Johannis-  und  Erdbeeren  des  Obstbau-Verbandes  Wasserburgam 
Bodensee,  und  das  Kirschen-,  Johannis-  und  Erdbeersortiment  des 
Dominiums  Rattern  anzuführen. 

Die  ganze  Ausstellung  muß  trotz  vieler  Schwierigkeiten  und 
der  relativ  geringen  Ausdehnung  als  äußerst  gelungen  bezeichnet 
werden  und  bot  in  engem  Rahmen  nur  wirklich  Gutes.  Das 
Arrangement  der  bayerischen  Ausstellung,  welches  unter  der  Leitung 
des  Bayerischen  Landeskonsulenten  Herrn  Rebholz  durchgeführt 
wurde,  war  bei  aller  Einfachheit  sehr  schön  und  zweckmäßig.  Somit 
fand  der  Obstbau  als  Zweig  der  Gesamtlandwirtschaft  auf  der 
Münchener  Ausstellung  würdige  Vertretung.  St. 


Heizungsanlagen. 
Der  Reform-Gliederkessel. 

JjJine  der  bedeutendsten  Errungenschaften  auf  heiztechnischem 
Gebiete  ist  die  Herstellung  der  gußeisernen  Gliederkessel.  Dieselben 
kamen  vor  ca.  20  Jahren  vom  Lande  der  unbegrenzten  Möglichkeiten 
zu  uns  herüber  und  haben  sich  bereits  derart  bei  uns  eingeführt, 
daß  sie  in  absehbarer  Zeit  die  schmiedeeisernen  Kessel  für  Nieder- 
druckheizungen vollständig  verdrängen  werden. 

Die  Ursachen,  welche  den  Ghederkessel  zu  seinem  unaufhalt- 
samen Vorwärtsdrängen  verhelfen,  sind  verschiedener  Art. 

1.  Das  Material.  Erfahrungsgemäß  ist  Gußeisen  bedeutend 
widerstandsfähiger  gegen  Rostbildung  als  Schmiedeeisen.  Es  bietet 
den  Rauchgasen  eine  gleichmäßige  Wandstärke,  hat  keine  hervor- 
springenden Nietköpfe,  Nietnähte  oder  das  Material  teilweise 
schwächende  Schweißnähte. 

2.  Die  Möglichkeit  der  Vergrößerung  des  Kessels  durch  An- 
setzen weiterer  Glieder  ist  von  großem  Werte,  speziell,  wenn  diese 
Arbeit  wie  beim  Reform-Gliederkessel  vom  Gärtner  selbst  ohne  Ver- 
größerung des  Untersatzes  vorgenommen  werden  kann. 

3.  Läßt  sich  ein  Gliederkessel  mit  Wasserrost  herstellen,  wo- 
durch das  Ansetzen  von  Schlacke  auf  ein  Minimum  reduziert,  da- 
gegen die  Heizfläche  vergrößert  wird,  speziell  beim  Reform-Glieder- 
kessel, dessen  Wasserrost  so  eingerichtet  ist,  daß  das  Wasser  auch 
wirklich  hindurch  zirkuliert. 

4.  Großer  Füllschacht  und  Kontaktheizfläche  zumal  beim  Reform- 
Gliederkessel  mit  freier  Flammenentwickelung,  wodurch  ein  äußerst 
ökonomischer  Betrieb  gewährleistet  wird. 

Die  weiteren  Vorteile,  welche  der  Reform-Gliederkessel  gegen- 
über ähnlichen  Konstruktionen  bietet,  sind  folgende:  Verwendung 
auch  minderwertiger  Brennstoffe.  —  Äußerst  beijueme  Reinigung.  — 
Versand  in  einzelnen  Gliedern.  —  Montage  durch  jeden  Laien.  — 
Sparsamster  Betrieb.  —  Wenig  Bedienung.  —  Wasserrost.  — 
Stabile  Konstruktion.  —  Führung  der  Rauchgase  nach  dem  Gegen- 
stromprinzip. —  Kein  Mauerwerk  nötig.  —  Keine  wagerechten  Heiz- 
flächen, daher  wenig  Rußablagerung. 

Der  Reform-Gliederkessel  hat  sich  überall,  wo  er  aufgestellt  ist, 
in  den  gärtnerischen  Betrieben  vorzüglich  bewährt. 

Richard  Röder,  Ingenieur,  Hannover,  Wüthstraße  17. 
Fabrik  für  Gewächshausbau,  Heizkessel  und  Zentralheizungen. 


Landschaftsgärtnerei. 
Entwässerungen. 

Von  Willy  Liebs,   Steglitz. 

(Hierzu  drei  vom   Verfasser  für  die  Gartenicelt  gefertigte 

Zeichnungen.) 

JJjine  technische  Vorkehrung,  von  welcher  heutzutage  der 
praktische  Wert  und  die  Existenz  vieler  Gartenanlagen  abhängt,  ist 
eine  gute  Entwässerungsanlage.  Die  Frage  nach  dem  „Wie  und  Wo" 
beschäftigt  den  Landschaftsgärtner  heute  viel  mehr  als  früher. 
Während  man  sich  in  früheren  Jahren  bei  kleineren  Anlagen  einfach 
dem  Gelände  anpaßte  und  das  Wasser  laufen  ließ  wohin  es  wollte, 
ist  man  jetzt  infolge  der  gesteigerten  Anforderungen  und  auch  aus 
Gründen  der  Zweckmäßigkeit  dahin  gekommen,  möglichst  gute  Ent- 
wässerungseinrichtungen zu  schaffen.  Das  zahlende  Publikum  ist 
eben  auch  anspruchsvoller  geworden.  Auch  die  Literatur  gewinnt 
mehr  und  mehr  Einfluß,  trotzdem  meines  Wissens  über  dieses  Thema 
in  der  gärtnerischen  Faciiliteratur  wenig  und  nicht  eingehend  genug 
geschrieben  wird. 

Man  unterscheidet  Tages-  und  Grundwässer,  welche  wiederum 
je  nach  Art  des  Bodens  und  Lage  des  Geländes,  ob  im  Gebirge  oder 
flachen  Lande,  entsprechend  behandelt  werden  müssen. 


IX,  46 


Die   Gartenwelt. 


547 


Die  bequemste  und  wohlfeilste  Art  der  Ableitung  von  Tagos- 
wässern  geschieht  in  die  Gehölzzüge.  Die  Wege  erhalten  ein  dem- 
entspreehendes  Gefälle,  auf  1  m  Wegelänge  ca.  1  cm  Fall,  und 
an  den  tiefen  Stellen  läßt  man  das  Wasser  über  die  flachen  Kanten 
in  die  dazu  ausgemuldeten  Gehölzgruppen  laufen.  Dieses  gilt  natür- 
lich nur  für  Anlagen  im  flachen  und  wenig  koupierten  Terrain.  Im 
steilen  Gelände  sollte  man  von  dieser  Art  Entwässerung  ganz  absehen, 
weil  die  hierbei  alle  10—20  m  notwendig  werdenden  Kinnsale  quer 
über  den  Weg  unschön  wirken;  besonders  wenn  sie  noch  im  Käsen 
ihre  Fortsetzung  finden  und  dadurch  der  Rasen  versandet.  Bei 
solchen  Entwässerungen  müssen  aber  die  unnatürUch  hohen,  ge- 
wölbten Kanten  in  Wegfall  kommen,  denn  es  i.st  tatsächlich  „un- 
natürhoh",  in  einer  Gartenanlage  mit  durchweg  hohen  gewölbten 
Kanten  das  Wasser  in  Gebölzzüge  etc.  abzuleiten. 

Ganz  zu  verwerfen  ist  das  Ableiten  auf  ausgemuldete  Rasen- 
flächen, will  man  nicht  bei  jedem  Regen  oder  plötzlich  eintretendem 


Tauwetter  einen  Teich    statt 


Rasenfläche  vor  sich  haben.  In 
sandigen  Gegenden  wird  das  AVasser 
über  kurz  oder  lang  versickern, 
aber  wehe,  wenn  der  Frost  hinzu- 
kommt und  im  Bereich  des  Wassers 
bessere  Koniferen,  Stauden  etc. 
stehen,  ganz  abgesehen,  daß  auch 
der  Rasen  ausfriert. 

Kann  man  das  Wasser  auf 
diese  Art  nicht  bewältigen,  oder 
fürchtet  man  Pflanzenverluste,  so 
kann  man  sich  durch  Anlage  von 
Sicker- Gruben ,  -Gulli  oder  -Röhren  helfen.  Nun  haben  sich 
im  Laufe  der  Zeit  allerdings  verschiedene  Systeme  herausgebildet, 
und  muß  es  dem  Landsohaftsgärtner  überlassen  bleiben,  je  nach  ört- 
lichen und  zeitlichen  Verhältnissen  das  Praktischste  zu  wählen.  In 
sandigen  Gegenden  genügen  1,  2  auch  3  senkrecht  übereinander 
stehende  Tonrohre,  auf  einer  Seite  des  Weges,  deren  lichte  Weite 
15 — 30  cm  betragen  kann.  Die  oberste  Muffe  wird  mit  einem 
Wasserrost  bedeckt,  und  man  kann  bei  weiten  Röhren  die  käuflich 
erhältlichen  rechtwinklichen  Wasserioste  verwenden,  welche  bei 
Straßenbauten  vei-wendet  werden.  Schön  sehen  diese  Sicker-Röhreu 
in  feinen  Gartenanlagen  allerdings  nicht  aus  und  deshalb  ist  es  ratsam, 
Röhren  von  geringerer  Weite  zu  nehmen,  ditse  etwas  tiefer  einzu- 
bauen und  mit  einem  aas  starkem  Zinkblech  gefertigten  Einsatz,  den 
Fig.  1  veranschaulicht,  zu  versehen,  damit  noch  etwas  grobkörniger 
Kies  obenauf  gestreut  werden  kann.  Wo  indeß  die  Straßen- 
Wasserroste  doch  gelegt  werden,  müssen  sie  eingemauert  werden, 
wobei  zu  beachten  ist,  daß  sie  möglichst  wagereoht  zu  liegen  kommen, 
damit  das  Regenwasser  bei  starkem  Gefälle  nicht  darüber  hinweg- 
schießt. Diese  Regel  gilt  für  sämtliche  Einlaufsschächte.  Damit  nun 
eine  genügende  Menge  Wasser  Platz  findet  und  damit  dieses 
schneller  versickern  kann,  haue  man  mit  einem  scharfen,  spitzen 
Stahlmoißel  Löcher  in  die  Seiten  der  Rohre  und  umgebe  letztere 
noch  mit  geschlagenen  Ziegelsteinen,  Schlacken  oder  dergl.  nach  Art 
der  Figur  2. 

Dies  ist  wohl  die  empfehlenswerteste  Art  der  „Entwässerung"  für 
durchlässige  Böden  und  weniger  steile  Lagen.  Ich  will  hier  aber 
noch  einige  andere  Arten  anführen.  —  Man  nehme  ein  Muffenrohr, 
grabe  es  ein  und  lege  vom  Fuße  desselben  nach  verschiedenen 
Richtungen  hin  mehrere  Meter  Drainageröhren.  Dadurch  wird  er- 
zielt, daß  sich  die  Niederschlagsmengen  ziemlich  weit  verteilen; 
nötigenfalls  kann  man  auch  in  der  Nähe  befindliche  größere  Bäume 
auf  diese  Weise  bewässern. 

Eine  weitere,  weniger  gute  Art  wird  noch  vielfach  angewendet, 
wo  die  schrecklichen,  hohen  gewölbten  Kanten  (Wülste)  noch  „Mode" 
sind.  Man  legt  hier  die  Tonrbhren  ziemlich  horizontal  in  die  Erde, 
wobei  es  vorkommt,  daß  sich  das  Wasser  mit  der  Zeit  einen  Aus- 
weg nach  den  tiefer  liegenden  Rasenstücken  sucht  und  alles  über- 
schwemmt. 

Um  nun  zu  wissen,  mit  welchen  Wassermengen  gerechnet 
werden  muß,  resp.  wie  groß  solche  Sickerschäcbte  annähernd  sein 
müssen,  vergegenwärtige  man  sich,  daß  die  durchschnittliche  Regen- 


höhe jährlich  GG  cm  beträgt,  welche  in  Gebirgen  bis  zu  2  m  steigt. 
Es  ist  dies  allerdings  ein  sehr  scMechter  Maßstab.  Praktische  Er- 
fahrungen sind  hier  allein  maßgebend. 

Einen  wesentlichen  Unterschied  bilden  die  sogenannten  Sicker- 
gruben. Während  man  Sickerechächte  immer  an  Wegerändern 
unterbringen  wird,  ist  man  dagegen  mit  jenen  örtlich  nicht  gebunden. 
Dieser  praktischen  Seite  gesellt  sich  noch  eine  andere  hinzu,  das 
scheinbare  Nichtvorhandensein  dieser  Gruben.  Eine  Sickergrube  ist 
weiter  nichts  als  ein  sich  nach  oben  verjüngendes,  mit  Steinschlag, 
Schlacke  etc.  ausgefülltes,  je  nach  Bedarf  bis  4  cbm  großes  Erdloch, 
welches  je  nach  Lage  mit  Rasenplatten  oder  Kies  abgedeckt  wird. 
Doch  die  erfindungsreichen  „Garten-Architekten"  wissen  sich 
auch  anders  zu  helfen.  Figur  3  zeigt  eine  aus  Ziegelsteinen  ge- 
mauerte und  gewölbte  zirka  2  cbm  haltende  zementierte  Grube  mit 
2  Einfallschächten  zu  beiden  Seiten  des  Weges.  Diese  Grube  liegt 
so  ziemhch  an  der  tiefsten  Stelle  des  Gartens  und  nahe  am  Wohu- 
hause.  Ungefähr  10  m  davon  befindet  sich  ein  kleiner  Goldfisch- 
teich. Nup  kommt  es  bei  jedem  größerem  Regen  vor,  daß  diese 
Grube  die  Niederechlagsmengen  nicht  zu  fassen  vermag,  resp.  daß 
das  Wasser  nicht  schnell  genug  versickern  kann.  Bei  dem  großen 
Gewitterregen  Pfingsten  1904  bildete  der  Garton  einen  einzigen  See, 
und  die  Goldfische  mußten  nach  Verlauf  des  Wassers  schleunigst  zu- 
sammengesucht werden.  Dies  ist  natürlich  ein  abnormes  Beispiel 
und  kommt  nicht  oft  vor,  immerhin  sollten  solche  Naturerscheinungen 
doch  mit  in  den  Bereich  des  Möglichen  hineingezogen  werden.  —  Was 
lernen  wir  nun  aus  diesem  Beispiel?  —  Die  Grube  ist  trotz  ihres 
Rauminhaltes  noch  zu  klein,  weil  das  AVasser  nicht  rasch  genug  ver- 
sickern kann,  die  technische  Ausarbeitung  ist  also  fehlerhaft.  Denn 
alle  Tagewässer 
führen  mehr  oder 
weniger  Schlamm 
mit  sich,  welcher 
sich  auf  der  Sohle 
ablagert.  Da  nun 
das  Wasser  nach 
den  Seiten  hin 
nicht  entweichen 
kann,      wird    die 

Durchlässigkeit 

nach     unten,      je 

stärker    die 

Schlammschicht 
wird,  um  so  frag- 
licher. Endresul- 
tat ;  Aufreißen  der 
Grube  und  erneute 
Geldkosten !  —  — 
Hätte  man  das 
Fundament  sowie 

die  Seitenteile 

durchbrochen, 

und  einige  Meter 

Drainageröhren 
gelegt, sowie  einen 

Einsteigeschacht  mit  starker  Holzbohlen-  oder  Eisenplatten-Abdeckung 
geschaffen,  so  wäre  außer  den  hohen  Anlagekosten  an  dieser  Grube 
nichts  auszusetzen. 

Wo  Tonrohre  schwer  zu  beschaffen  sind,  lasse  man  aus  Mauer- 
steinen sog.  „Sicker- Gulli'-  herstellen.  Diese  müssen  ebenfalls 
durchbrochen  sein  und  können  je  nach  den  örtlichen  Verhältnissen 
wie  Sicker-Schächte  behandelt  werden.  Als  Abdeckung  erhalten  sie 
die  oben  erwähnten  Wasserroste  oder,  wo  diese  zu  teuer,  lasse 
man  Stäbe  aus  Rundeisen  oder  starkem,  dreikantigem  Holz  einmauern. 
Mit  ganz  anderen  Erscheinungen  haben  wir  im  steilen  Ge- 
lände zu  rechnen.  Ist  doch  schon  die  Niederschlagsmenge  eine  viel 
höhere,  besonders  an  steilen  Hängen,  wo  der  Boden  meistens  nur 
wenige  Fuß  hoch,  der  Uiitergnind  aber  entweder  Felsen,  Steingeröll 
oder  undurchdringliche  Lotte  ist.  Ein  Versickern  der  Tagewässer  ist 
also,   wenn   nicht  ganz  ausgeschlossen,   so   doch  sehr   schwer.     Es 


Fig. 


548 


Die  Gartenwelt. 


IX,  46 


müssen  daher  diese  'Wassermengen  unterirdisch  abgeleitet  werden.  Bei 
lijeinen  Gärten  und  wo  es  gestattet  ist,  kann  man  an  die  Kanalisation 
anschließen  oder  nach  Chausseegräben  entwässern,  doch  hüte  man 
sich,  Privateigentum  in  Mitleidenschaft  zu  ziehen. 

Es  sei  mir  hier  gestattet,  einige  Beispiele  von  öffentlichen  An- 
lagen in  steilen  Lagen  anzuführen,  welche  einer  ausreichenden  Ent- 
wässerung entbehren.  Ich  greife  deshalb  öffentliche  Park-Anlagen 
heraus,  weil  man  Behörden,  welche  tausende  von  Mark  für 
Parks  ausgeben,  gerechterweise  diesen  Vorwurf  machen  kann.  Ob 
und  wieweit  dem  ausführenden  Laudsohaftsgärtner  dieser  Vorwurf 
gilt,  soll  hier  nicht  erörtert  werden.  Jeder  weiß  aus  eigener  Er- 
fahrung, daß  ein  Kampf  gegen  Windmühlenflügel  vergebens  ist. 

Der  Quilitz-Park  in  Landsberg  a.W.  zeigt  geradezu  schreckliche 

Zustände.     Die  Wege  haben  alle  5—8  m,    je  nach  Bedürfnis,   einen 

Knüppel     erhalten.       Im    Anschluß     hieran     hat     man    ca.    10    m 

lange  Rinnen    in    die  Rasenflächen  gegraben    und   am    Ende  einfach 

ein    großes    Loch     ausgeworfen.       Natürlich    ist    auch    diese    Art 

der  Selbsthilfe  bei  größeren  Gewitterregen  unzulänglich.    Nun  denke 

man  sich  eine  größere  Rasenfläche,  welche   mit   solchen  Rinnen  und 

Löchern  verunziert  ist.     Man  will    allerdings   einer 

^^  endgültigen  Lösung  durch  Kanalisation  näher  treten, 

^rr\     ■  aber    erst    muß    das    nötige  Geld  hierzu    vorhanden 

^:-,,.  sein.    Nun  frage  ich;    Warum  man  für  den  künst- 


m^'. 


:^U^c^^^ 


Fig.  3. 


In\v> 


lieh  aus  Thüringer  Tuffsteinen  hergestellten  Wasserfall  Unsummen 
verschwendete,  zumal  dieses  „Kunstwerk"  gar  nicht  mit  seiner  Um- 
gebung harmoniert? 

Im  Viktoria-Park  zu  Berlin  fehlt  ebenfalls  eine  durchgreifende 
Entwässerung.  Hier  werden  auch  die  Tageswässer  in  die  Gehölzzüge 
geleitet  und  kommt  es  bei  heftigem  Regen  vor,  daß  das  Wasser 
über  den  Bürgersteig  liinweg  die  Kreuzbergstraße  entlang  läuft. 

Wie  nun  solche  Kanalisationen  zweckentsprechend  ausgeführt 
werden  können,  will  ich  im  Nachstehenden  ausführen.  Bemerkt  sei 
hier  gleich,  daß  ohne  Unkosten  solche  Anlagen  nicht  herzustellen 
sind.  —  Die  größte  Schwierigkeit  besteht  im  Auffangen  des 
Wa,ssers,  das  Weiterführen  und  -leiten  macht  weniger  Kopfschmerzen. 
Jeder  Landschaftsgärtner  weiß,  welchen  Schaden  Gewitterregen  an 
Wegen  anrichten.  Diesen  möglichst  zu  verhüten,  sei  unsere  vor- 
nehmliche Aufgabe.  Jeder  Weg  muß  schon  im  Planum  so  aus- 
gearbeitet werden,  daß  das  Wasser  nach  dem  nächsten  Eiufallschacht 
hinlaufen  muß.  Diese  Seite  des  Weges  erhält,  bei  starkem  Gefälle, 
eine  extrastark  befestigte  Rinne.  Breite  (Fahr-)  Wege  erhalten 
niöglich.st  zu  beiden  Seiton  Einfallschächte  und  Rinnen,  auch  im 
Querprofil  mehr  Gefälle.  Das  hierzu  zu  verwendende  Material  darf 
in  seiner  Oberfläche  nicht  zu  glatt  sein,  weil  glatte  Flächen  dem 
dahinsausenden  Wasser  keine  Hmdernisse  bieten.  Dadurch  aber 
wird  die  Kraft  des  Wassers  eine  geiadezu  immense,  es  reißt  dann 
alles  mit  sich  fort.    Das  beste  Material  bieten  uns  kleine  Kieselsteine, 


bei  Fahrwegen  werden  die  Rinnen  am  besten  gepflastert.  Man  wähle 
dazu  etwa  hühnereigroße  Kiesel  aus  und  drücke  sie  bis  zur  Hälfte 
in  eine  trockene  Zementmisohung  (1:7)  und  begieße  das  Ganze  so- 
dann mit  einer  Gießkanne.  —  Auf  diese  AVeise  kann  man  auch  sich 
immer  wieder  nach  Regengüssen  einstellende  Mängel  an  Wegen  be- 
seitigen. Die  aufgerissenen  Stellen  werden  mit  Zement  ausgegossen 
und  gröberer  Kies  darüber  gegeben.  —  Haben  wir  so  dem  Wasser 
die  „Kraft  genommen",  fällt  es  nicht  mehr  schwer,  dasselbe  dahin 
zu  leiten,  wo  wir  es  hinhabeu  wollen,  in  die  Einfallsohächte.  Diese 
müssen  natürlich  groß  genug  sein,  um  größere  Wassermengen  auf- 
zunehmen. Die  eingangs  erwähnten  Wasserroste,  welche  bei  heftigen 
Regengüssen  aufgeklappt  oder  herausgenommen  werden  können,  sind 
hier  sehr  praktisch.  Zu  beachten  ist,  daß  die  Einfallschächte  etwas 
tiefer  sind  als  die  eigentliche  Leitung,  welche  die  Abwässer  auf- 
nimmt und  weiterführt,  damit  sich  der  weggeschwemmte  Kies 
sammeln  kann.  Derselbe  wird  nach  jedem  Regen  herausgefischt  und 
eventuell  wieder  auf  die  Wege  verteilt.  Man  kann  auch  in  diese 
Schächte  hineinpassende  Eimer  oder  Kästen  mit  einer  Vorrichtung 
zum  Herausnehmen  machen  lassen  und  diese  nach  jedem  Regen 
entleeren. 

Eine  andere  Erscheinung  ist  das  Quetsch-  oder  Quellwasser, 
welches  im  Frühjahr  oder  bei  nassen  Jahreszeiten  recht  unangenehm 
wirken    kann.      Ist    die  Quelle   so    stark,    daß  sie    auch  im  Sommer 
-       nicht  austrocknet,  nun  so  wird  sie  dem  Landschaftsgärtner  ein 
_,^,*  willkommenes  Motiv  sein.     Wasser  belebt  die  Landschaft  und 
Bachränder  geben  zu  mannigfacher  Bepflanzung  Anlaß.     Eine 
^luelle    in    entsprechender    Gesteinsart    gefaßt,    anmutig    be- 
pflanzt,   im  Schatten  größerer  zur  Ruhe    einladender  Bäume, 
-<i  ■       ist   das  Ideal    vieler  Naturfreunde.  —  Aber  Quellwasser  kann 
im  Gebirge  auch  recht  unangenehm  für  den  Landschafter  werden, 
besonders   dort,    wo    der  kleine  Bach  noch  allerhand  Zuflüsse 
erhält  und  bei  Gewitterregen  zum  reißenden  Fluß  wird.    Auch 
hier   kann    geholten    werden.     Es    muß    auch   hier   wiederum 
den  Wasserfluten   die  Kraft   genommen   werden,   das  Wasser 
muß    sich    wie    der  Fachmann  sagt  ,, totschlagen".      Das   wird 
dadurch  erreicht,    daß   wir  das   Bett  des  Baches   mit   großen 
Steinen    kaskadenartig    pflastern,    bei    den    Abstufungen    aber 
dafür  sorgen,  daß  diese  Steine  nicht  ins  Rollen  kommen  können. 
Natürlich    müssen   die   Ufer    auch  dementsprechend  behandelt 
werden. 

Quetsch-  und  Grundwässer  müssen  durch  Auffangen  und 

Weiterführen    (Drainage)  beseitigt  werden.     Die  Drainage  mit 

den    bekannten  Drainageröhren   ist  so  bekannt,  daß  ich  davon 

absehe,  näher  darauf  einzugehen.    Weniger  bekannt  dürfte  die 

Entwässerung  durch  offene  Gräben  oder  in  gedeckten,  aber  mit 

Kiesel-  oder  Bruchsteinen,  Schlacken  etc.  gefüllten  Gräben  sein.     Das 

System  der  Entwässerung  durch  offene  Gräben    hat  bekanntlich  eine 

unserer  ältesten  und  größten  Baumschulen  eingeführt.     An  Stelle  der 

30  cm  langen  Drainageröhren  lassen  sich  auch  Steine,  Schlacken  etc. 

verwenden,  sogar  Faschinen  hat  man  dazu  gebraucht,  doch  muß  acht 

gegeben  werden,  daß  sich  diese  nicht  verechlämmen  können.     Es  ist 

ratsam,  dem  Graben  etwas  mehr  Gefälle  zu  geben,  die  unteren  gi-ößeren 

Steine  mit  kleineren,    das  Ganze    aber    mit  Rasenboden    (den  Rasen 

nach  unten)  abzudecken. 

Regenschluchten,  welche  auf  natürlichem  Wege  das  Regen- 
wasser dem  tiefer  liegenden  Gelände  übermitteln,  sind  im  Gebirge 
zwar  keine  seltene  Erscheinung  und  haben  dort  auch  ihre  gute 
Wirkung;  dieselben  aber  im  Park  künstlich  anzulegen,  sollte  man  sich 
sehr  reiflich  überlegen. 

Zum  Schluß  möchte  ich  auf  eine  gute,  aber  auch  kostspielige 
Entwässerung  eines  größeren  ViUengartens  in  der  Nähe  von  Eisenach, 
dem  sogenannten  Pflugensberg,  Herrn  von  Eichler  gehörig,  hin- 
weisen. Diese  Anlage  sich  anzusehen,  möchte  ich  jedem  nach  dort 
kommenden    Landschaftsgärtner    raten. 


Anmerkung  der  Redaktion.  In  dem  empfehlenswerten 
Werke  „Die  Technik  der  Gartenkunst"  von  M.  Bertram,  Berlin  1902, 
ist  die  Anlage  am  Pflugensberg,  die  der  Verfasser  geschaffen  hat, 
eingehend  beschrieben. 


IX,  46 


Die  Gartenwelt. 


549 


Gemüsebau. 

Cliamitigiioükiiltiir  im  Soiiiiiicr  in  der  Kgl.  Meionerie 
/u  Sanssouci. 

Von  Fr.  Freiberg,  Sanssouci. 

Die  Monate  Juni,  Juli,  August  sind  für  den  Cham- 
pignonziichter  die  schwierigsten  des  Jahres,  da  es  ihm  in 
dieser  Zeit  meist  an  geeigneten  kühlen  Räumlichkeiten  fehlt. 

Da  auch  die  hiesigen  Wintertreibräume  im  Sommer  eine 
zu  hohe  Temperatur  aufweisen,  werden  zur  Kultur  während 
der  heißen  Monate  ein  nach  Norden  gelegener  Stall  und  ein 
Heizgang  benutzt. 

Um  sich  wälu-end  der  heißen  Jahreszeit  vor  Mißerfolgen  zu 
schützen,  ist  so  manches  zu  beachten.  Zunächst  darf  der  frische 
Pferdednng  nicht  zu  schnell  verbrennen,  was  man  durch  fleißiges 
Begießen  mit  Wasser  verhindert.  Ist  der  Dung  fertig,  so  wird  er 
hier  reichlich  mit  altem  Lehm  vermischt,  danach  werden  die 
Beete  gepackt.  Der  Lehm  hat  die  gute  Eigenschaft,  die 
Hitze  des  Pferdedüngers  zu  mäßigen.  Es  wird  liier  nur 
lose,  frische  Brut  verwendet.  Die  Brutstücke  werden  in 
10  cm  Abstand  gelegt,  infolge  dieses  Dichtlegens  sind  die 
Beete  sehr  bald  diu-chsponnen. 

Bevor  die  Erde  auf  die  Beete  gebracht  wird,  werden 
dieselben  angefeuchtet.  Um  die  Temperatur  möglichst  niedrig 
zu  halten,  werden  die  Räume  am  Tage  geschlossen,  des 
Nachts  aber  geöffnet;  außerdem  wird  durch  stetes  Feucht- 
halten der  Umgebung  des  Champignonraumes  eine  mit 
Wasserdampf  gesättigte  Luft  erzeugt. 

Bei  eintretender  nasser  Witterung  bilden  sich  öfters 
Schimmelpilze  auf  der  Oberfläche  der  Beete.  Durch  Ab- 
brennen mit  einer  Lötlampe  wird  ScliimmelbUdung  hier 
schnell  beseitigt. 

Die  im  Sommer  besonders  reichlich  auftretende  Cham- 
pignonfliege wird  dadurch  bekämpft,  daß  man  die  Fenster 
und  sonstigen  hellen  Stellen  mit  Pergamentpapier  belegt  und 
dasselbe  mit  Fliegenleim  bestreicht.*) 

Bei  dieser  Behandlung  sind  hier  Mißerfolge  unbekannt, 
sodaß  das  ganze  Jahr  hindurch  diese  schmackhaften  Pilze 
geliefert  werden  können. 

Obstbau. 

Die  Düngung  der  Obslbäume. 

Von  Otto  Pauls,  lierliii. 


Uio  Düngungsfrage  ist  iu  unserem  reformbedürftigen  Zeitalter 
schon  oft  angeschnitten  worden,  und  es  scheint,  als  ob  sie  nie  er- 
schöpfend beantwortet  werden  wird.  Große  Umwälzungen  sind  in 
den  letzten  Jahrzehnten  auf  dem  Gebiete  der  Düngerwirtschaft  ge- 
schehen und  wer  weiß,  wie  lange  es  noch  dauert,  bis  wir  eine 
wirklich  brauchbare  Düngungsmethode  haben  werden.  Trotz  der 
großen  Erfolge,  die  durch  die  Anwendung  künstlicher  Düngemittel 
erzielt  werden,  ist  diese  Düngung  noch  lange  nicht  die  richtige,  wie 
ich  weiter  unten  atiseinandersetzen  werde. 

Wir  müssen  uns  zuerst  fragen,  was  der  Zweck  einer  Düngung 
sei.  Die  Antwort  ist  darauf  nicht  schwer:  Durch  die  ständige  Ent- 
nahme von  Nährstoffen  aus  dem  Boden  wird  dieser  erschöpft,  was 
sich  auch   sehr  deutlich    im  Nachlassen    der  Erträge    erkennen    läßt. 

*)  Fliegenleim  beieitet  man  sich  durch  Zusammenschmelzen  von 
300  gr  Kolophonium,  200  gr  Leinöl  und  20  gr  gelbem  Wachs.  Vor- 
sicht wegen  Feuersgefahr  und  Verbrennung! 


Da  die  Pflanzen  zu  ihrer  Ernährung  dringend  dieser  Stoffe  bedürfen, 
so  miLssen  diese  ersetzt  werden.  Die  Natur  gebt  uns  hierbei  zu 
Hilfe,  doch  nicht  iu  genügendem  Maße;  wir  müssen  daher  selbst 
für  einen  Ersatz  dieser  fohlenden  Nährstoffe  Sorge  tragen.  Vielfach 
werden  auch  Kulturpflanzen  in  einen  Boden  gesetzt,  der  ihrem 
Nährstoffbedürfnis  nicht  entspricht;  dann  muß  man  dem  Boden  die 
fehlenden  Nährstoffe  zuführen. 

Leider  wird  dieses  wichtige  Thema  viel  zu  wenig  und  meist  zu 
einseitig  behandelt.  Auch  die  Lehrbücher  über  Obstbau  weisen 
herzlich  wenig  davon  auf.  So  hat  z.  B.  N.  Gaucher  in  seinem 
Handbuch  der  Obstkultur  der  Düngungsfrage  nur  5  bis  C  Seiten  ge- 
widmet, was  allerdings  zu  wenig  ist.  Ich  will  nun  versuchen,  dieses 
wichtige  Thema  eingehend  zu  besprechen. 

Wenn  ich  hier  von  einem  Nährstoffbedürfnis  spreche,  .so  muß 
darin  das  Verlangen,  bezw.  das  Hungern  der  Pflanzen  nach  gewissen 
Nährstoffen  verstanden  werden.  Nach  allen  bisherigen  Versuchen 
steht  es  fest,  daß  fast  alle  Kulturgewächse  in  hohem  Grade  Stick- 
stoff, Phosphorsäure  und  Kali  zum  Aufbau  der  Zellen  nötig 
haben,  dazu  kommt  noch  der  Kalk,  welcher  dem  Boden  oft  fehlt. 
Nach  Barth  bringt  ein  Obstbaum  von  4  bis  ö  m  Kronendmchmesser 
jährlich  an  Trockenmasse  hervor: 


Baumart 

Wurzel- 
holz 

g 

Stamm- 
holz 

g 

Ast-  u. 
Frucht- 
holz 

Laub 
g 

Früchte 
g 

Kirsche 

Pflaume 

Apfelbaum 

Birnbaum 

1847 
1805 
1994 
1295 

1846 
1806 
1993 

1295 

1846 
1806 
1993 

1294 

9050 
2451 
4073 
2273 

6020 
7^95 
2929 
15584 

Der  Durchschnittswert  des  G 

ehalts  der  Trecke 

nmasse 

st: 

Wurzel- 
holz 

Stamm- 
holz 

Ast-  u. 
Frucht- 
holz 

Laub 

Früchte 

°/o 

"/o 

°/o 

°/n 

% 

^ 

Stickstoff     .     . 

0.37 

0.36 

0.90 

1.80 

0.86 

§ 

Phosphorsäure  . 

0.11 

0.09 

0.24 

0.36 

0.37 

'5 

Kali    .... 

0.21 

0.21 

0.40 

2.20 

1.80 

OQ 

Kalk  .... 

0.60 

0.80 

2.10 

4.— 

0.15 

^ 

Stickstoff     .     . 

0.36 

0.58 

0.99 

1.70 

0.56 

^ 

Phosphorsäure . 

0.15 

0.13 

0.19 

0.20 

0.19 

ä 

Kali    .... 

0.30 

0.32 

0.50 

1.20 

1.11 

w 

Kalk  .... 

0.70 

1.26 

2.63 

2.70 

0.12 

Es  berechnet    sich    demnach 
qm  Baumstandortsfläche 


Nährstoffbedürfnis   für  jeden 


Baumart 

Stickstoff 
g 

Phosphor- 
säure 

Kali 

g 

Kalk 
g 

Kirschbaum     .... 
Pflaumenbaum     .     .     . 

Apfelbaum 

Birnbaum 

11.90 

7.— 
7.10 
7.50 

3.10 
2.30 

1.50 
2.10 

15.95 
10.64 
7.30 
10.90 

21.05 
8.42 
9.80 

6.70 

Nach  Wolff    bestehen    die    Früchte    der    verschiedenen   Obst- 
arten aus: 


1 

1 

M 

S, 

% 

.5 

g 

1 

ll 

ll 

s 
6 

"/„  1  °/„ 

7„ 

°/o 

% 

% 

7o 

°u 

% 

7o 

Apfel      .     .     . 

83.1 

O.Ofi 

0.03 

O.OR 

0.06 

O.Ol 

0.02 

O.Ol 

O.Ol 

83.1 

0.06 

0.05 

0.18 

0.03 

0.03 

Ü.Ü2 

0.02 

0.01 

— 

Erdbeere      .     . 

90  2 



0.05 

0.07 

0  09 

0.051    - 

O.Ol 

0.04 

O.Ol 

Kirsche   .     .     . 

82  5 



0.06 

0.20 

O.Ol 

0.03 

Ü.Ü2 

0.02 

0.04 

O.ül 

Pflaume .     .    . 

83.8 



0.04 

017 

0.03 

0.02 

0.01 

0.01 

— 

Stachelbeere     . 

90  3 



0.07 

0.13 

0.03 

Ü.04 

0.02 

0.02 

O.Ol 

— 

Weintraube      . 

80.3 

0.17 

0.14 

0.50 

ü.ül 

ü.lü 

0.Ü4 

U.Uo 

0.Ü3 

U.Ol 

Die  Gartenwelt. 


IX,  46 


Daraus  ersieht  man,  daß  die  Obstbäume  zu  ihrer  Ernährung 
Stiükstoff,  Phosphorsäure,  Kali  und  Kalk  brauchen.  Meistens  ist  der 
Boden  nicht  hinreichend  mit  diesen  Nährstoffen  versehen,  sodaß  man 
diesen  oder  jenen  hinzufügen  muß.  Es  verlangen  die  Bäume  nicht 
von  jedem  Nährstoff  das  gleiche  Quantum,  .sondern  der  Bedarf  an 
Stickstoff  beträgt  etwa  35  %,  der  an  Kali  .'iO  7o  und  der  an  Phosphor- 
säure 15  7o  des  gesamten  Nährstoffbedarfs.  Je  nach  dei  Obstgattung 
dann  noch  Kalk. 

Diese  Nährstoffe  müssen  wir  den  Pflanzen  durch  Düngung 
des  Bodens  zugängig  machen.  Die  verschiedenen  Düngungsmethoden 
wollen  wir  jetzt  durchsehen. 

Beginnen  wir  mit  dem  ältesten  und  jetzt  noch  am  meisten  an- 
gewandten Düngemittel,  dem  Stallmist.  In  ihm  sind  die  Nährstoffe 
so  ziemlich  in  einem  richtigen  Verhältnisse  beisammen,  sodaß  man 
ihn  bis  jetzt  als  den  besten  Dünger  bezeichnen  kann.  Es  enthält 
ein  Doppelzentner: 


Kali 

Phosphorsäure 
kg 

Stickstoff 

Rindviehmist   .... 

Pferdemist 

Stallmist,  frisch   .     .     . 
verrottet    .     . 

0.40 
0.4S 
0..52 
0.50 

0.16 
0.30 
0.22 
0.30 

0.34 
0.50 
0.44 
O.tiO 

Außerdem  wird  für  Obstbäume  noch  die  Jauche -Düngung 
angewandt,  ebenso  der  Kompost.  Da  aber  alle  diese  Düngerarten 
nicht  genügten,  so  versuchte  man  die  in  der  Landwirtschaft  schon 
längst  bekannten  künstlichen  Düngemittel: 

a)  Stickstoffdünger:  Chilisalpeter  mit  17  7,,  Stickstoff, 
schwefelsaures  Ammoniak  mit  20  "/o  Stickstoff,  Hornmehl  mit 
12  7„  Stickstoff. 

bj  Phosphorsäurehaltige  Dünger:  Superphosphat  mit 
17  7„  Phosphorsäure,  Thomasmehl  mit  15  7o  Phosphorsäure. 

c)  Kalihaltige  Dünger:  Kaiuit  mit  24  7„  Kali,  Kali- 
dü ngosalz  mit  40  7o  Sali- 

Mit  diesen  Mitteln    sind  Versuche    angestellt  worden,    welche 
auch  teilweise  befriedigend  abgelaufen  sind.     Die  Ergebnisse  wurden 
in  Tabellen    niedergelegt.      So    empfiehlt    Professor   Fleischer   als 
jährliches  Düngungsquantum  für  jeden  jungen  Baum: 
75  g  Chilisalpeter, 
250  g  Kainit, 
225  g  Thomasschlacke. 
Nach  Professor  Wagner   soll  dagegen    jeder   junge   Obstbaum 
jährlich  erhalten: 

75  g  Ghilisalpeter, 
100  g  Kainit, 
100  g  Thomasmehl. 
Ältere  Obstbäume  sollen  nach  Professor  Wagner  außer  reich- 
licher Stallmistdüngung  jährlich  für  je  100  qm  Bodenfläche  erhalten: 
4  kg  Superphosphat, 
2  kg  Kalidüngesalz, 
2  kg  schwefelsaures  Ammoniak, 
welches  gleich  nach    dem  Ausstreuen  (Februar)    untergegraben  wird. 
Zur  Ergänzung  werden  dann  noch  Mitte  Mai  3  kg  Chilisalpeter   und 
Ende  Juni  nochmals  3  kg  Chilisalpeter  ausgestreut.     Von  allen  ver- 
schiedenen Mischungen  hat  sich  bis  jetzt  immer  noch  die  Wagnersche 
Mischung  bewährt.      Wir   wollen    nun    einmal    sehen,   ob    alle  diese 
Dünger  auch  ihren  Zweck  vollkommen  erfüllen. 

Stallmistdüngung  ist  überall  dienlich,  jedoch  nicht  immer 
durchführbar  und  rentabel.  Sehr  oft  ist  Mist  schwer  zu  haben,  oft  auch 
recht  teuer.  Hat  man  seinen  Garten  auf  einer  Anhöhe  liegen,  so 
sind  die  Transportkosten  erheblich.  Auch  gelit  dem  Stallmist  meist 
durch  unrichtige  Behandlung  ein  großer  Teil  seines  Stickstoffgehalts 
verloren;  und  es  ist  schon  oft  vorgekommen,  daß  man  neben  Stall- 
mist noch  fleißig  mit  künstlichen  Düngern  nachhelfen  mußte. 

Doch  i.st  von  allen  bisherigen  Düngern  der  Stallmist  immer 
noch  der  beste,  da  er  viel  zur  Humasbildung  beiträgt.  Die  Düngung 
der  Obstbäume  durch  Stalljauche   ist   auoh  nicht  immer  gut,   da  die 


Zufuhr  von  Nährstoffen  zu  einseitig  geschieht.  Es  mangelt  in  der 
Stalljaucho  besonders  an  Phosphorsäure. 

Von  den  künstlichen  Düngern  erzielt  man  bei  richtiger  An- 
wendung sehr  große  Ernten,  die  diejenigen  auf  ungedüngtem  Boden 
oft  um  das  Fünffache  übersteigen.  Jedoch  bnngt  eine  einseitige  Er- 
nährung mit  künstlichen  Düngern  oft  so  geringe  Ernten,  daß  un- 
gedüngte  Bäume  manchmal  das  Doppelte  ti-agen. 

Chilisalpeter  und  andere  Stickstoffdünger  wirken  besonders 
anregend  auf  den  Wuchs  des  Holzes,  dagegen  alle  Phosphorsäure 
enthaltenden  Düngemittel  sehr  auf  den  Fruchtansatz.  Kali  übt  einen 
besonderen  Einfluß  auf  die  Struktur  des  Zellengewebes  aus.  Die 
Äste  und  Zweige  werden  fest  und  winterhart.  Auch  die  Früchte 
erhöhen  ihren  Zuckergehalt  und  werden  wohlschmeckender  und 
haltbarer. 

Kalk  ist  für  die  Obstbäume  sehr  nötig,  doch  wende  man  ihn 
mit  Vorsicht  an ;  denn  durch  zu  reiche  Kalkdüngungen  wird  der 
Boden  eher  verschlechtert,  statt  verbessert. 

Man  muß  durch  die  Bodenanalyse  feststellen  lassen,  welche 
Nährstoffe  dem  Boden  fehlen  und  kann  danach  seinen  Düngungsplan 
entwerfen. 

Kali  und  Phosphorsäure  wirken,  wenn  zu  reichlich  gegeben, 
leicht  schädlich  auf  die  Kulturpflanzen,  jedoch  vermindert  sich  diese 
schädliche  Wirkung  durch  eine  reiche  Gabe  von  Stickstoff.  Es  be- 
stätigt sich  also  die  Erfahrung,  daß,  während  Stickstoff  den  Holz- 
wuchs fördert,  dieser  (der  Holzwuohs)  durch  einseitige  Mineraldüngung 
zumckgehalten  wird.  Wenn  auch  die  Ernten  auf  vollgedüngtem 
Boden  sehr  hoch  sind,  so  muß  doch  vor  einer  zu  häufigen  Anwendung 
dieser  künstlichen  Dünger  gewarnt  werden.  Dieselben  üben  wohl 
eine  sofortige  Wirkung  aus,  jedoch  ist  diese  nicht  dauernd.  Wenn 
auch  einige  Stoffe  dem  Boden  in  größerer  Menge  zugeführt  werden, 
so  bereichert  sich  der  Boden  nicht  besonders,  da  sehr  viele  dieser 
Nährstoffe  versickern.  Die  chemischen  Düngemittel  sind  sehr  ver- 
werflich, weil  der  Boden,  wenn  er  von  einem  Nährstoff  zuviel  erhält, 
schon  einseitig  ernährt  wird,  was  auf  die  Pflanzen  nicht  ohne  Einfluß 
bleibt.  Besonders  schädliche  Eigenschaften  unter  den  künstlichen 
Düngemitteln  hat  z.  B.  das  Chlorkalium.  Ebenso  ist  es  mit  dem 
Chilisalpeter,  welcher  ohne  reichliche  Anwendung  von  Kali  nicht  an- 
gewendet werden  kann.  Dieser  schadet  den  Pflanzen  zwar  nicht 
immer  direkt,  aber  er  macht  den  Kulturboden  zähe,  naß  und  kalt. 
Dies  ist  ein  so  schwerwiegender  Nachteil,  daß  schon  viele  Personen 
von  der  Anwendung  des  Chilisalpeters  abgekommen  sind.  Dies  läßt 
sich  nicht  abstreiten.  Niemand  kann  behaupten,  daß  dies  nur  neben- 
sächliche Folgen  sind,  die  durch  den  Nutzen  zehnfach  aufgehoben 
werden.  —  Nein,  das  Gegenteil  ist  der  Fall.  —  Nur  durch  ein  be- 
stimmtes harmonisches  Zusammenwirken  sämtUcher  Faktoren,  die 
zum  Aufbau  der  Zellen  nötig  sind,  erzielt  man  die  gewünschten  Er- 
folge. Nun  braucht  der  Obstbaum  ganz  besonders  viel  Licht  und 
Wärme.  In  einem  nassen  Boden  kann  es  aber  nicht  sonderlich  warm 
sein.  Es  bleibt  also  die  Pflanze  in  der  Entwickelung  zurück,  ganz 
gleich,  ob  die  Nährstoffe  in  großen  oder  kleinen  Mengen  vorhanden  sind. 

„Licht  und  Wärme  nebst  Feuchtigkeit,  aber  keine  Nässe,  sowie 
die  nötigen  Nährstoffe  sind  zum  gesunden  Gedeihen  eines  Obstbaumes 
unbedingt  erforderlich." 

Es  mag  wohl  eine  Zeitlang  gehen,  daß  man  ohne  nennens- 
werten Schaden  fortwährend  künstiiche  Dünger  anwenden  kann; 
aber  es  werden'  sehr  viel  Menschen  einsehen,  daß  es  nicht  allein  die 
Nährstoffe  im  Boden  sind,  die  zum  Wachstum  der  Pflanze  nötig  sind. 

Wie  schon  bemerkt,  steht  auch  Professor  Wagner  auf  dem 
Standpunkte,  daß  man  künstliche  Dünger  mit  Erfolg  nur  in  Ver- 
bindung mit  Stallmist  anwenden  soll.  Es  gibt  Gegenden,  wo  die 
Obstbäume  ohne  jegliche  Düngung  gedeihen  und  reichliche  Ernten 
geben.     Aber  diese  gesegneten  Gegenden,  findet  man  sehr  selten. 

In  neuerer  Zeit  sind  dann  wiederholt  Versuche  angestellt 
worden,  um  neue  Düngerijuellen  zu  finden,  denn  speziell  die  Stick- 
stoffdüngung  ist  sehr  teuer.  Jährlich  wandern  Millionen  von  Mark 
ins  Ausland,  nui'  um  den  Bedarf  an  Chilisalpeter  zu  decken.  Müssen 
wir  denn  durchaus  vom  Ausland  abhängig  sein'?  Es  ist  aber  auch 
gar  nicht  ausgeschlossen,  daß  die  reichlichen  Salpeterlager  in  Chile 
einmal  versiegen;  und  was  dann? 


IX,  46 


Die  Gartenwelt. 


So  hat  man  vor  einigen  Jahren  die  Gründüngung  angefangen 
und  erzielt  bis  heute  noch  große  Erfolge. 

Die  uns  umgebende  Luft  besteht  zu  79  Teilen  aus  Stickstoff; 
dies  ist  eine  großa  Nährstoffquelle  für  den  Acker  und  Garten, 
umsomehr,  als  man  durch  einfache  und  natürliche  Mittel  diesen 
Stickstoff  dem  Boden  zuführen  kann.  Die  Natur  kommt  uns  hierbei 
schon  zu  Hilfe.  Gute  Humusböden  haben  nämlich  die  Eigenschaft, 
Stickstüffgase  aus  der  Luft  aufzusaugen  und  im  Boden  zurückzuhalten. 

Auch  im  Regenwasser  ist  eine  Menge  Stickstoff  enthalten,  und 
zwar  auf  einen  Liter  2  mg.  Dies  macht  bei  einer  jährlichen  Regen- 
menge von  600—700  mm  oder  6  bis  7000000  Liter  Wasser  auf  den 
Hektar  12 — 14  kg  Stickstoff.     Dies  ist  jedoch  noch  nicht  ausreichend. 

Viele  Pflanzen  haben  nun  die  Eigenschaft,  den  Stickstoff  aus 
der  Luft  aufzunehmen. 

Es  ist  eine  irrige  Meinung,  wenn  man  glaubt,  daß  Grün- 
düngung nicht  rentabel  und  nicht  durchführbar  sei.  Bereits  viele 
Versuche  sind  mit  derselben  angestellt  und  man  hat  glänzende  Er- 
folge erzielt.  Besät  man  z.  B.  ein  Feld  mit  Lupinen,  so  erhält  man 
pro  ha  zirka  20000  kg  grünes  Kraut;  dies  enthält  ungefähr  100  kg 
Stickstoff,  welcher  zur  Düngung  der  Kulturen  im  Boden  bleibt.  Es 
empfiehlt  sich  daher,  statt  der  bisher  üblichen  Anwendung  künst- 
licher Düngemittel  die  Gründüngung  einzuführen. 

Die  Anwendung  derselben  ist  sehr  bequem,  denn  es  macht  viel 
mehr  Mühe,  einige  Fuhren  Mist  auf  den  Acker  zu  bringen  als  ein 
paar  Hände  voll  Samen. 

Die  meisten  Pflanzen  haben  ein  großes  Bedürfnis  nach  Stick- 
stoff. Leider  wird  ihnen  dieser  meist  in  einer  falschen  Form  ge- 
geben. Eine  vollkommen  richtige  Zufuhr  von  Stickstoff 
erhält  der  Boden  nur  durch  eine  Gründüngung.  Daß  man 
auch  sehr  hohe  Erträge  erzielen  kann,  hat  jetzt  die  Erfahrung  be- 
wiesen. Es  waren  die  Erträge  auf  grüngedüngteu  Flächen  enorm  hoch 
gegen  diejenigen  von  uugedüngten  Feldern.  Ja,  die  grüngedüugten 
Quartiere  brachten  oft  viel  mehr  Ernten,  als  die  einseitig  mit  künst- 
lichem Dünger  ernährten.  Auch  gegen  die  Erträge  auf  vollgedüngten 
Flächen,  wo  alle  drei  künstliche  Dünger  richtig  zusammengesetzt 
angewendet  wurden,  blieb  die  Gründüngung  nicht  weit  zurück. 

Und  außerdem  hat  dieselbe  nicht  die  schädliche  "Wirkung,  die 
künsthche  Dünger  mit  sich  bringen.  Durch  den  Anbau  tiefwurzelnder 
Gründüngungspflanzen  wird  die  Ackerkrume  infolge  vermehrter 
Humusbildung  vertieft.  Der  Boden  wird  sehr  gelockert.  Der  Haupt- 
wert der  Gründüngung  liegt  neben  dem  Ansammeln  von  Stickstoff 
besonders  in  der  Bildung  von  Humus.  (Schluß  folgt.) 


Pflanzenkunde. 

Untersuchungen  über  das  Erfrieren  der  Pflanzen.  Prof. 
Karl  Mez  in  Halle  a.  S.  hat  über  das  Erfrieren  der  Pflanzen  in  der 
Zeitschrift:  „Aus  der  Natur"  eine  neue  Lehre  aufgestellt,  welche 
ganz  bedeutende  Umwälzungen  im  Gartenbau  und  in  der  Landwirt- 
schaft hervorrufen  wird,  falls  sie  sich  bestätigen  sollte.  Man  nahm 
bisher  an,  daß  am  Erfrieren  der  Pflanzen  das  Gefrieren  des  Zellsaftes 
und  die  damit  verbundene  Austrocknung  des  Protoplasmas  schuld 
sei.  Prof.  Mez  hat  nun  durch  zahlreiche  Untersuchungen  festgestellt, 
daß  gerade  das  Gegenteil  der  Fall  ist.  Bei  gleicher  Widerstands- 
fähigkeit gegen  tiefe  Temperatur  bleibt  diejenige  Pflanze  am  Leben, 
die  am  frühesten  das  Eis  in  ihren  Geweben  sich  derartig  ansetzen 
läßt,  daß  es  in  der  Rinde  des  Stammes  eine  Schutzschicht  um  die 
Pflanze  herum  bildet,  welche  den  vorhandenen  Rest  der  Innenwärme 
vor  raschem  Abströmen  schützt.  Eine  Folge  dieser  Entdeckung  wird 
die  Züchtung  frostbeständiger  Arten  unserer  Kulturpflanzen  sein,  da 
man  die  Vorgänge  und  Substanzen  kennt,  welche  die  Eigenschaft 
besitzen,  den  Gefrierprozeß  im  Pflanzensaft  zu  beschleunigen.  Es 
leuchtet  somit  ein,  daß  eine  solche  Entdeckung  von  hervorragender 
Bedeutung  werden  kann,  und  ganz  ungeahnte  Ausblicke  in  die  Zu- 
kunft eröffnet.  Prof.  Mez  hat  ein  Verfahren  zur  Züchtung  möglichst 
frostbeständiger  Rassen  von  Kulturpflanzen  zum  Patent  angemeldet. 
(Kl.  45 f  M.  26114.     19.  9.  04). 


Gärtnerisches  Unterrichtswesen. 

Obstverwertungskurse  an  der  Königlichen  Lehranstalt 
für  Wein-,  Obst-  und  Gartenbau  zu  Geisenheim  werden  für 
Männer  in  der  Zeit  vom  21.  bis  26.  August  d.  Js,,  für  Frauen  in 
der  Zeit  vom  28.  August  bis  2.  September  d.  Js.  abgehalten.  Die 
Kuree  beginnen  jedesmal  an  den  zuerst  genannten  Tagen  vormittags 
9  Uhr.  Der  Unterricht  wird  theoretisch  und  praktisch  erteilt,  sodaß 
die  Teilnehmer  Gelegenheit  haben,  die  verschiedenen  Verwortungs- 
metlioden  einzuüben. 

Der  Unterricht  umfaßt:  Obstweinbereitung  und  Behand- 
lung desselben  im  Keller,  Bereitung  von  Essig,  Branntwein  und 
Beerenwein;  Schau mweinbereitung,  Untersuchung  des  Mostes 
auf  Zucker  und  Säure.  —  Bereitung  von  Gelee,  Marmelade  und 
Herstellen  von  Konserven  und  Obstsäften;  Dörren  des 
Kern-  und  Steinobstes  und  des  Gemüses.  —  Obsternte.  Auf- 
bewahrung und  Verpackung  des  frischen  Obstes. 

Das  Honorar  beträgt  6  Mk.,  für  Nichtpreußen  9  Mk.  Unter- 
kunft für  die  Frauen  besorgt  die  Direktion,  an  welche  auch  die  An- 
meldungen zu  den  Kursen  bis  spätestens  14  Tage  vor  Beginn  der- 
selben zu  richten  sind. 

Geisenheim  a.  Rhein,  den  3.  Juli  1905. 

Der  Direktor  Prof.  Dr.  Wortmann. 


Bücherschau. 

Rosenbuch  für  Gartenliebhaber.  Von  Dr.  Julius  Hoffmann  t. 
Mit  zwanzig  Farbentafeln.  Stuttgart,  ohne  Jahreszahl.  Verlag  von 
Julius  Hoffmann.     Oktav,  143  Seiten,  Preis  elegant  gebunden  6  Mk. 

Der  leider  nicht  mehr  unter  den  Lebenden  weilende  Verfasser 
dieses  Buches  hat  als  Verlagsbuchhändler  in  Stuttgart  lange  Jahre 
durch  Herausgabe  vorzüglicher,  populär-naturwissenschaftlicher  "Werke 
der  Naturliebhaberei  und  damit  auch  dem  Gartenbau  nicht  zu  unter- 
schätzende Dienste  geleistet.  Es  sei  hier  nur  an  seinen  Pflanz en- 
atlas  erinnert,  eine  farbig  illustrierte  Flora,  die  eine  beträcht- 
Hche  Verbreitung  erlangte  und  heute  in  ihrer  Art  noch  un- 
erreicht dasteht.  Daß  Herr  Dr.  Hoffmann  als  Besitzer  eines  vor- 
zugsweise naturwissenschaftlichen  Verlags  selbst  Naturfreund  und 
speziell  auch  Gartenfreund  war,  ist  selbstvei'ständlich.  Als  Garten- 
freund hat  er  sein  besonderes  Interesse  den  Rosen  zugewendet 
und  die  Mußestunden  seiner  letzten  Lebensjahre  der  Abfassung  dieses 
Rosenbuches  gewidmet.  Als  er  an  den  letzten  Seiten  arbeitete, 
raffte  der  Tod  den  hochbetagten  Gartenfreund  dahin,  sodaß  die  Arbeit 
von  Hermann  Ostertag,  der  die  Rosenliebhaberei  mit  ihm  teilte, 
beendet  werden  mußte.  Es  widerstrebt  mir,  diese  Arbeit,  die  von 
einem  Liebhaber  verfaßt  und  für  den  Liebhaber  bestimmt  ist,  mit 
den  kritischen  Augen  des  Berufsgärtners  zu  durchmustern,  um  hie 
und  da  fühlbare  Mängel  festzunageln.  Sie  ist  mit  Liebe  und 
mit  einem  Verständnis  geschrieben ,  wie  es  in  Laienkreisen  nicht 
häufig  zu  finden  sein  wird,  mit  einem  Verständnis,  das  wohl  die 
Bezeichnung  eines  deutschen  Reynholds  Hole  für  den  Verfasser 
rechtfertigt.  Der  Inhalt  des  ganzen  Buches  ist  fast  durchweg 
praktisch,  die  einzelnen  Kapitel  befassen  sich  mit  allem,  was  der 
Liebhaber  notwendig  hat.  Der  Schlußteil  enthält  ein  Verzeichnis  der 
dreihundert  besten  Rosen  aller  Klassen,  von  denen  diejenigen  mit 
einem  Stern  versehen  sind,  die  bei  den  Abstimmungen  des  Vereins 
deutscher  Rosenfreunde  die  meisten  Stimmen  auf  sich  vereinten. 
Dieses  Verzeichnis  führt  die  Rosen  nicht  nach  Klassen  geordnet, 
sondern  in  der  übersichtlichen,  alphabetischen  Anordnung  auf.  Merk- 
würdigerweise ist  in  dieser  Liste  Madame  teils  ausgeschrieben,  teils 
mitMe  und  Me.  abgekürzt;  die  allein  verständliche  Abkürzung  ist  Mme. 
Emgeheftete  leere  Blätter  gestatten  dem  Besitzer  des  Buches  Nach- 
tragungen. Textillustrationen  sind  nur  spärüch  vorhanden,  dagegen 
sind  die  vom  Kunstmaler  Hermann  Friese  aquarellierten  und  von 
E.  Hochdanz  vervielfältigten  Rosentafeln  wahre  Meisterwerke,  die 
alles,  was  bisher  von  farbigen  Bildern  in  Rosenbüchern  veröffentlicht 
wurde,  in  den  Schatten  stellen. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  46 


Lag  auch  zu  einem  neuen  Rosenbuoh  kein  Bedüi-fnis  vor,  da 
mit  der  deutschen  Ausgabe  des  Buches  von  der  Rose  von  Reynholds 
Hole,  seit  dem  Erscheinen  des  großen  Nietnerschen  Rosenpracht- 
werkes  „Die  Rose,  ihre  Geschichte  etc.",  das  5000  Sorten  beschreibt 
und  1880  erschien,  bis  auf  die  neueste  Zeit  Spezialwerke  erschienen 
sind,  so  mutet  mich  doch  gerade  das  vorliegende  Buch  eines  be- 
geisterten Liebhabers  durch  Inhalt  und  künstlerisch  vollendetste  Aus- 
stattung so  sehr  an,  daß  ich  es  unter  allen  am  meisten  als  Lehrbuch 
und  Geschenkwerk  für  den  Gartenfreund  empfehlen  möchte.  Der 
Preis  ist  im  Verhältnis  zum  Gebotenen  sehr  mäßig.  M.  H. 

Praktische  Erdbeerkultur.  Anleitung  zur  Anlage  und  Pflege 
von  Erdbeerpflanzungen,  sowie  zu  (I)  Ernte,  Verpackung,  Versand  und 
Verwertung  der  Früchte.  Von  E.  Spangenberg.  Mit  63  Abbildungen. 
Frankfurt  a.  0.  190ä.  Verlag  von  Trowitzsch  &  Sohn.  Preis  ge- 
heftet 1  Mk.  50  Pfg.     8",  112  Seiten. 

Wenn  man  beim  Erscheinen  neuer  Bücher  die  Bedürfnisfrage 
in  Betracht  zieht,  so  muß  man  sich  sagen,  daß  ein  Bedürfnis 
nach  dem  Erscheinen  dieser  Broschüre  nicht  vorhanden  war.  Ab- 
gesehen davon,  daß  eine  Zersplitterung  der  Gartenbauliteratur  in 
alle  möglichen  Einzelkulturen  von  Übel  ist,  e.xistieren  auch  bereits 
seit  Jahren  zwei  Spezialwerke  über  Erdbeerkultur,  von  welchen  das 
ältere  keinen  geringeren  als  den  Altmeister  Goeschke  zum  Ver- 
fasser hat.  Im  Speziellen  habe  ich  gegen  die  vorliegende  Schrift 
keinerlei  Einwendungen  zu  machen.  Der  Verfasser  hat  durch  die- 
selbe erwiesen,  daß  er  ein  ganz  hervorragender  Praktiker  auf  seinem 
Spezialgebiete  ist  und  das  auch  in  Worte  zu  kleiden  versteht,  was 
er  sagen  will.  Die  Abbildungen  haben  zum  größten  Teil  bekannte 
Gesichter  und  sind  aus  den  verschiedensten  Publikationen  des 
Verlags,  wenige  Ausnahmen  abgerechnet,  zusammengeholt  worden. 
Diese  immerwährende  Verwendung  der  gleichen  Bilder  scheint  erst 
die  MögUchkeit  zu  bieten,  solch  wohlfeile  Bücher  in  die  Welt  zu 
setzen.  Unter  diesen  Bildern  befinden  sich  viele,  die  den  Raum 
verdienen,  den  sie  einnehmen,  bei  nicht  wenigen  anderen  wäre  es 
aber  besser  gewesen,  sie  nicht  erneut  ans  Tageslicht  zu  ziehen.  Da 
es  eine  große  Anzahl  von  Gartenliebhabern  gibt,  denen  jede  Kultur 
erst  Vergnügen  macht,  wenn  man  sie  ihnen  in  möglichst  breiter 
und  umständlicher  Weise  auf  mindestens  hundert  Druckseiten  ge- 
schildert hat,  so  zweifle  ich  nicht  daran,  daß  auch  die  vorliegende 
Schrift  ihre  Abnehmer  finden  wird.  M.  H. 


Kongresse,  Versammlungen. 

Der  Verein  Deulsclier  Gartenkünstler,  Sitz  Berlin,  hält 
seine  diesjährige,  XVIII.  Hauptversammlung  vom  22.  bis  25.  August 
in  Darmstadt  in  der  Festhalle  der  Gartenbau-Ausstellung  ab.  Der 
Abend  des  21.  August  ist  für  eine  zwanglose  Zusammenkunft  im  städt. 
Saalbaurestaurant  vorgesehen.  Am  22.  August  stehen  in  der  Haupt- 
sache Vorträge  auf  der  Tagesordnung,  unter  anderen  von  Professor 
Ol  brich  über  den  „Farbengarten",  von  Maler  Leipheimer  über 
seinen  in  der  Ausstellung  geschaffenen  Sondergarten,  von  Direktor 
W.  Cordes-Ohlsdorf  über  das  Nützliche  und  Schöne  in  der  Garten- 
kunst, von  Gärtendirektor  Heicke-Fi-ankfurt  über  „Die  rückständige 
Gartenkunst"  mit  anschließender  Erörterung.  Am  23.  August,  einem 
Mittwoch,  stehen  hauptsächlich  interne  Angelegenheiten  auf  der 
Tagesordnung.  Einige  Anträge  werden  zu  ernsthaften  Auseinander- 
setzungen führen.  Von  allgemeinem  Interesse  ist  der  Antrag  des 
Herrn  Stadtgärtners  Schlegel -Schöneberg:  Die  Hauptversammlung 
wolle  beschließen,  daß  der  Name  „Verein  Deutscher  Gartenkünstler" 
fallen  gelassen  und  durch  die  Bezeichnung  „Verein  zur  Förderung 
Deutscher  Gartenkunst"  ei-setzt  wird.  Diesem  Antrag  darf  man  Er- 
folg wünschen.  Erstens  kommt  der  neue  Name  der  Wirklichkeit 
viel  näher  als  der  bestehende,  zweitens  umschreibt  er  auch  die  Ziele 
des  Vereins  viel  deutlicher  und  drittens  ermöglicht  er  auch,  daß  dem 
Vereine  Personen  beitreten,  die,  ohne  selbst  Garterkünstler  zu  sein,  die 
Gartenkunst  auf  irgend  eine  Weise  zu  fördern  wünschen,  wodurch 
ein  Mitghederzuwachs  zu  erwarten  ist.  Am  24.  und  25.  August 
werden  Ausflüge  unternommen.  Die  Teilnehmerkarte  kostet  7  Mark. 
Auskünfte  erteilt  Herr  Garteninspektor  Stiipel,  Darmstadt,  Emilstr.  19. 


Tagesgeschichte. 

Vale  (Verein.  Staaten).  Die  Universität  läßt  einen  ihr  zu- 
fallenden Landbesitz  durch  den  Gartenarchitekten  Frederick  Law 
Olmstead  zu  einem  Park  mit  botanischem  Garten  im  Anschluß  an  die 
Forstschule  ausgestalten. 

Von  der  diesjälirigen  Sommerwitterung.  Fast  überall  im 
Reiche  waren  in  den  letzten  beiden  Monaten  die  Niederschläge  aus- 
reichend, vielfach  zu  reichlich.  In  der  Provmz  Brandenburg  brachte 
der  Juli  kaum  einen  regenfreien  Tag,  so  daß  der  Roggen  vielfach 
nicht  rechtzeitig  eingebracht  werden  konnte  und  auf  dem  Halm  aus- 
keimte. Letzteres  ist,  wie  uns  Herr  Handelsgärtner  Hinderlich  in 
Neumarkt  i.  Schi,  mitteilt,  auch  dort  der  Fall  gewesen.  In  einigen 
Gegenden  Schlesiens  war  aber  bis  zur  Roggenernte  permanente  Dürre 
zu  verzeichnen,  erst  dann  setzten  starke  Regengüsse  ein,  die  das 
metertief  ausgedörrte  Erdreich  wieder  genügend  durchfeuchteten. 
Dabei  hatte  Schlesien  schon  im  vorigen  Jahre  furchtbar  durch  Dürre 
zu  leiden,  so  daß  in  handelsgärtnerischen  Betrieben  große  Schäden 
zu  verzeichnen  waren.  Auch  im  Großherzogtum  Baden  herrscht 
Dürre.  Herr  Hofgartendirektor  Graebener  schrieb  uns  unter  dem 
28.  Juli:  „Es  ist  schrecklich  wie  die  Trockenheit  hier  schadet.  Seit 
Anfang  Juni  haben  wir  keinen  Regen  mehr  gehabt.  Das  Erdreich 
ist  zu  Staub  ausgetrocknet,  der  Rasen  ausgebrannt.  Sträucher  und 
Bäume  verlieren  das  Laub,  alles  welkt.  Wir  gießen  den  ganzen  Tag, 
aber  das  Wasser  verdunstet,  sowie  man  es  ausgießt.  Ich  erinnere 
mich  nicht  solcher  Trockenheit  in  all  den  vielen  Jahren,  während 
welcher  ich  das  Wetter  beobachte".  Auch  auf  weiten  Gebieten  des 
russischen  Reiches  herrscht  fürchterliche  Dürre,  so  daß  man  infolge 
der  Mißernte  bereits  mit  Hungersnot  rechnet.  Charakteristisch  für 
die  diesjährige  abnorme  Witterung  sind  die  zahlreichen  schweren 
Hagelwetter,  die  in  den  regenreichen  Gegenden  zu  verzeichnen  waren. 
In  der  Gegend  von  Berlin,  in  der  Altmark  und  an  anderen  Orten 
haben  die  Hagelwetter  vielfach  den  schwersten  Schaden  an  Garten- 
und   Feldkulturen  angerichtet. 


Personal-Nachrichten. 

Bloßfeld,  Robert,  übernahm  die  Leitung  der  Karthaus'schen 
Orchideengärtnerei  in  Potsdam  an  Stelle  des  bisherigen  Obergärtners 
Micliael  Krämer,  eines  seit  Jahrzehnten  in  der  Orchideenpraxis 
stehenden  Fachmannes. 

Molsberg,  Freiherr  Paul  Adolf  von,  zu  Nackenheim  a.  Rh. 
T  am  31.  Juli,  als  letzter  Nachkomme  Gutenbergs,  des  Erfinders  der 
Buchdruckerkunst.  Herr  von  Molsberg  war  Naturwissenschaftler  und 
hat  als  solcher  ein  dreibändiges  Werk  unter  dem  Titel  „Streifzüge 
ins  Gebiet  der  Philosophie  und  Naturwissenschaften"  (Wiesbaden  bei 
Rud.  Bechtold  &  Co.)  herausgegeben.  Dieses  gemeinverständliche 
AVerk  birgt  eine  Fülle  des  Wissens  und  der  Erbauung.  Der  Ver- 
storbene war  ein  großer  Gartenfreund  und  bekannter  Obstzüchter, 
der  als  langjähriger  Freund  der  Gartenwelt  mit  der  Redaktion  in 
steter  Fühlung  gestanden  hat. 

Pfitzer,  Wilhelm  sen.,  Privatier,  Begründer  der  weitbekannten 
Handelsgärtnerei  in  Stuttgart,  die  vor  Jahren  auf  seinen  gleich- 
namigen Sohn   überging,   t   am   30.  Juli  im  Alter  von  84',,  Jahren. 


Briefkasten  der  Redaktion. 

Nelkenmade.  Die  kaiseiliche  biologische  Anstalt  fiü-  Land- 
und  Forstwirtschaft  hat  den  Nelkenschädling  selbst  nicht  nachweisen 
können.'  Die  Fraßspuren  deuten  entweder  auf  die  Larve  eines 
Rüsselkäfers,  Hypera  (Phytonomus)  polygoni,  oder  auf  die  Wurzel- 
fliege, Anthomyia  radieum.  Die  fußlose  Rüsselkäferiarve  bohrt  sich 
in  die  Triebe  der  Nelken  ein  und  höhlt  sie  aus.  Die  populäre  Be- 
zeichnung „Nelkenmade"  kann  sich  nur  auf  einen  der  beiden  Nelken- 
schädlinge beziehen.  Als  Bokämpfungsmittel  kann  nur  empfohlen 
werden  auf  die  welkenden  Triebe  zu  achten,  dort  die  Larven  zu 
suchen  und  zu  vernichten.  Vorbeugend  wirkt,  so  schreibt  uns  Herr 
Obergärtner  Richard  Heimann,  öfteres  Bespritzen  mit  Tabaksaftlösung 
('/4  1  Nicotin  auf  10 


Vorantworü.  Redakteur:  Mai  Hesdörffer,  Berlin.  —  Verlae  v.  Richard  Carl  Schmidt  &  Co.,  Leipzig.  —  Dmck :  Anhalt.  Bnchdr.  Gntenberg, e.  O.  m.  b.  H.,  Dessau. 


^^w^^^ 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  gesamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


19.  August  1905. 


No.  47. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem   Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich   verfolgt. 


Obstbau. 


Schallfrüchte  aus  L.  Späths  Baumschule. 

Vom  Herausgeber. 
(Hierzu  xehn  für  die  „OarlenweW"  gefertvjte  Abbildungen.) 

im  Herbste  vorigen  Jahres  veranstaltete  die  Späthsche 
Baumschule  in  einem  leerstehenden  großen  Obsthause  eine 
Obstausstellung  von  Erzeugnissen  ihres  Betriebes,  von  welcher 
ich    nur    durch    Zufall    gelegentlich    eines    Sonntagsbesuches 


Kaiser  Alexander. 

beim  Besitzer  dieses  großartigen  Betriebes  Kenntnis  erhielt. 
"Wie  ich  feststellen  konnte,  wurde  die  Ausstellung  sehr  viel 
von  Grai-tenfreunden  aus  der  näheren  und  weiteren  Umgebung 
besucht,  die  durch  eine  Bekanntmachung  im  Kreisblatte  davon 
Kenntnis  erlangt  hatten.  Daß  derartige  Veranstaltungen  für 
jeden  Baumsciiulenbesitzer  nur  von  großem  Vorteil  sein 
können,  liegt  auf  der  Hand,  da  sie  es  dem  Liebhaber  er- 
möglichen, sich  die  Früchte,  die  sein  besonders  Interesse  er- 
regen, zwecks  späterer  Bestellung  der  Sorten  zu  notieren, 
ihm  aber  auch  die  Möglichkeit  geben,  Lieblingssorten,  die 
ihm  dem  Namen  nach  bisher  nicht  bekannt  waren,  festzustellen, 
was  erst  deren  Anpflanzung  ermöglicht.  Die  Kollektion  ent- 
hielt ein  gewähltes  Sortiment,  in  dem  sich  auch  die  besten 
neuen  Sorten  befanden,  in  durchweg  musterhaft  ausgebildeten 
Früchten.  Diese  Früchte  entstammten  meist  den  Spalier- 
und  Kordonbäumchen  des  gutgepflegten  Späthschen  Form- 
obstgartens, zumteil  aber  auch  den  Topfobstbäumen,  die  bei 
Späth  in  großer  Zahl  und  mit  großer  Liebe  gepflegt  werden. 
In  Rücksicht  auf  den  beschränkten  Raimi  können  wir 
nur  wenige  Sorten  in  starker  Verkleinerung  im  Bilde  vor- 
führen. Da  sehen  wir  zunächst  den  „Kaiser  Alexander^'-  in 
zwei    prächtigen,    vom    Kordon    geernteten  Früchten;    er    ist 

Gartenwelt.    IX, 


entscliieden  besser  als  sein  Ruf,  nicht  nur  weil  er  Schau- 
früchte ersten  Ranges  liefert,  alljähi-lich  auch  als  Buschbaum 
gut  trägt,  sondern  weil  er  auch  als  haltbarer  Tafel- 
apfel gelten  kann.  Bei  sachgemäßer  Aufbewahrung  sind  die 
felilerfreien  Früchte  von  langer  Haltbarkeit,  und  wenn  sie  auch 
nicht  als  Tafelfrüchte  ersten  Ranges  gelten  können,  so  ziehe 
ich  sie  doch  im  Geschmack  dem  seinerzeit  mit  so  großer 
Reklame  in  den  Handel  gebrachten  „Bismarckapfel"-  ent- 
schieden vor.  Als  Hochstamm  ist  der  „Kaiser  Alexander^' 
ebensowenig  als  andere  riesenfrüchtige  Sorten  geeignet,  da 
er  als  solcher,  namentlich  in  windigen  Lagen,  viel  Fallobst 
ergibt. 

Einen  nicht  zu  verachtenden  Rivalen  hat  dieser  Apfel 
in  neuester  Zeit  durch  „Peasgoods  Goldreineiie'^  (Peasgoods 
Nonesuch)  erhalten.  Unsere  Bilder  lassen  schon  äußerlich 
erkennen,  daß  beide  Sorten  nahe  verwandt  sind  und  in 
Wirklichkeit  ist  „Peasgoods  Goldreineiie'^  auch  ein  Abkömmling 
von  yjKaiser  Alexander^'.,  gewissermaßen  ein  verbesserter 
„Kaiser  Alexander^'-.  Die  Früchte  sind  festfleischiger,  aroma- 
tischer und  bei  guter  Kultur  noch  erheblich  größer.  „Peas- 
goods Goldreinettey  dürfte  bis  heute  überhaupt  die  groß- 
früchtigste  Apfelsorte  sein.  Ich  habe  sie  mir  in  25  wage- 
rechten Kordonbäumchen  angepflanzt,  nachdem  ich  feststellen 
konnte,  daß  sie  auch  im  Sandboden  ganz  vorzüglich  gedeiht 
und  hier  auch  als  Buschbaum  große  Erträge  gibt. 


554 


Die  Gartenwelt. 


EK,  Vi 


Pariser  Rambour  (Kanada  Rtte) 


Zu  den  rieseDfrüchtigen  Sorten  gehört  auch  der  .^Pariser 
Banibour"  oder  die  „Kanada  Bemette",  Abbildung  oben, 
die  in  der  Form  lebhaft  an  Calville  erinnert.  Sie  ist  eine 
kräftig  treibende  Sorte,  die  bei  guter  Kultur  prächtig  ent- 
wickelte wohlschmeckende  Eiesenäpfel  liefert.  Sie  ist  sehr 
starkwüchsig,  verlangt  also  kräftigen  Boden  und  auf  Doucin, 
oder  besser  noch  auf  Paradies  veredelt,  kann  man  wahre 
Kabinettfrüchte  von  ihr  ernten,  die  auch  zum  Preise  von 
einer  Mark  für  das  Stück  in  größeren  Städten  ihre  Liebhaber 
finden.  Allerdings  ist  die  ,, Kanada  Reinette"  eine  alternde 
Sorte,  die  sich  besonders  empfänglich  für  Krebskrankheit 
zeigt,  weshalb  vielfach  der  „Schöne  von  Boskoop^'  als  Ersatz- 
sorte empfohlen  wird.  Letztgenannter  Apfel  ist  jedenfalls 
unter  allen  großfrüchtigen  seiner  Gattung  die  Sorte,  die  seit 
zehn  Jahi-en  die  weiteste  Verbreitung  erlangt  hat.  Deshalb 
begegnen  wir  ihr  auch  am  häufigsten  in  den  Norraalobst- 
soi-timenten  der  Landwii-tschaftskammern  und  Landes-Obst- 
bauvereine,  worin  sie  noch  die  „Wititer- Goldparmäne"-  an 
Häufigkeit  übertrKft.  Der  „Schöne  von  Boskoop"  ist  einer 
der  schönsten  Tafeläpfel  ohne  jede  scWechte  Eigenschaft. 

Zu  den  bevorzugtesten  großfrüchtigen  Apfelsorten  gehört 
auch  die  ,. Große  Casseler  Beinette",  Abbildung  rechtsstehend; 
sie  ist  Tafel-  und  Wirtschaftsfrucht,  die  sich  für  alle  Lagen 
und  Bodenarten  eignet  und  als  reichtragend  gelten  kann. 
Ihre  Entwicklung  ist  aber  nicht  in  allen  Gegenden  gleich 
gut  und  so  kommt  es,  daß  man  häufig  auf  Ausstellungen 
Früchte  von  ihr  sieht,  die  keineswegs  die  Bezeichnung  groß 
verdienen.  Unser  Bild  zeigt  von  Verrier-Palmetten  geerntete 
Früchte. 

Eine  sehr  feine  und  anspruchslose,  wenn  auch  nicht 
allzugroße  Frticht  liefert  uns  ferner  der  ,,London  Pepjnnt/-' 
(Abbildung    unten).       Er    eignet     sich    gleichfalls    für    alle 


m0^w 


Lagen  und  Bodenarten,  empfiehlt  sich  auch  sehr  für  Busch- 
baumform und  ist,  wovon  ich  mich  vielfach  überzeugen 
konnte,  für  den  Sand  der  Mark  Brandenburg  einer  der  besten 
und  dankbarsten  Tafeläpfel;  er  kann  als  bester  Ersatz  des 
Weißen  Wintercalvills  in  rauhen  Lagen  gelten. 

„Neustadts  gelber  Pepping'^  (Yellow  Newton  Pippin),  Ab- 
bOdung  Seite  5.55,  ist  eine  weniger  verbreitete  amerikanische 
Sorte,  über  die  ich  aus  eigener  Wissenschaft  kein  Urteil  ab- 
geben kann.  Der  Späthsche  Katalog  sagt  von  ihm,  daß  er 
von  Januar  bis  Sommer  lagerreif  sei,  eine  ziemlich  große, 
gute  Wirtschafts-  und  auch  Tafelfrucht  liefere,  sehr  fruchtbar 
sei  und  an  Boden  und  Lage  keine  besonderen  Ansprüche  stellte. 

Die  auf  unseren  Bildern  S.5.55  dargestellten  Birnen  Sorten 
sind  beliebte  und  geschätzte  Tafelfrüchte.  Die  „  Gute  Louise 
von  Avranches^\  deren  Reifezeit  in  die  Monate  September  bis 
Oktober  fällt,  gehört  zu  den  reich-  und  frühtragencJen 
Sorten  und  ihi-e  Frucht  ist  von  köstlichem  Wohlgeschmack. 
„Clairgeaus  Butterbirne"  reift  vier  Wochen  später;  sie  ist 
gleiclifalls  eine  große  wohlschmeckende  Sorte  und  ebenso 
wie  die  „Gute  Louise^''  früh-  und  reichtragend  und  besonders 
für  Pyramiden    geeignet.      Die  ,.Neve    Boiteau"    hat    gleiche 


Große  Casseler  Reinette. 

Reifezeit  und  gehört  gleichfalls  zu  den  früh-  und  reich- 
tragenden großfrüchtigen,  wolüschmeckenden  Sorten.  Sie 
liebt  etwas  feuchten  Standort,  ohne  sonst  besondere  Ansprüche 
an  denselben  zu  stellen  und  gedeiht  auch  in  etwas  be- 
schatteter Lage. 

Weniger  verbreitet  als  die  vorgenannten  Sorten  ist 
„Triomphe  de  Vienne'-^ ,  Abbildung  Seite  5.06.  Sie  liefert  in 
guten  Lagen  sehr  große  Früchte  von  feinem  Geschmack  und 
kann  als  recht  fruchtbar  bezeichnet  werden. 


Die  Düngung  der  Obstbäume. 

Von  Otto  Pauls,  Berlin. 
II.  (Schluß.) 
Lumus  ist  der  wichtigste  Faktor  in  der  Ernährung  der  Pflanzen- 
welt. Seine  wasserhalteade  Kraft  übersteigt  selbst  die  des  Tons. 
Während  sie  bei  schwerem  Tonboden  70— 90  °/o  ■'')  beträgt  sie  bei 
gutem  Humusboden  ungefähr  180  %■  Der  Verdunstung  gegenüber 
hält  Humu,s  das  Wasser  fester  als  Sand,  Lehm  und  Ton.  Schwere 
tonige  Erden  werden  durch  Uumus  leichter  und  durchlässiger,  dagegen 
werden  leichte  und  Sandbdden  durch  Humus  voller,  dichter  und 
wasserhaltender.  Humus  ist  eine  in  langsamer,  beständiger  Ver- 
brennung befiudüche    organische  Masse    und    erzeugt   dabei  Wärme. 


H. 


IX,  47 


Die  Gartenwelt. 


Die  Sonnenstrahlen  werden  vom  Humusboden  begierig  aufgesogen 
und  in  Wärme  verwandelt.  Ein  besonderer  Vorzug  ist  die  Absorptions- 
fäliigl;eit  dos  Humusbodens.  Die  für  die  Ernährung  so  wichtigen  Kali- 
und  Ammoniaksalze  werden  durch  Humus  aufgeschlossen  und  den 
Pflanzenwurzeln  zugänglich  gemacht.  Dieses  ist  besonders  wicbtig; 
denn  man  sieht,  daß  auf  einem  humusreichen  Boden  die  verschiedenen 
Dungstoffe  vollständig  aufgeschlossen  und  festgehalten  werden, 
während  dieselben  bei  anderen  Erdarten  allmählich  versickern. 
Außerdem  saugt,  wie  schon  erwähnt,  Humus  die  Ammoniakgase  aus 
der  Atmosphäre  auf,  welche  ja  zur  Bereicherung  des  Bodens  an 
Nährstoffen  viel  beitragen. 

Humus  besitzt  selbst  Nährstoffe,  aber  er  befördert  das  Wachs- 
tum und  die  Fruchtbarkeit  auch  noch  durch  die  physikalische  Ver- 
besserung des  Bodens,  wie  oben  angeführt  wurde.  Humus  erhölit 
das  Aufsaugungsvermögen ,    er   trägt    viel    zur    Losung    der    meisten 


Gute  Louise  von  Avranches. 

mineralischen  Nährstoffe  bei.  Auch  ist  Humus  eine  ständige  Kohleu- 
säureijuelle. 

Dr.  Otto  (Proskau)  schreibt,  daß  ein  Obstbaum  eine  genügende 
Feuchtigkeit  im  Boden  verlangt.  Bei  humusreichem  Land  findet 
man  wohl  eine  langanhaltende  Feuchtigkeit,  aber  die  so  schädlich 
stockende  Nässe  ist  nicht  vorhanden.  Auch  braucht  der  Obstbaum 
einen  säurefreien,  lockeren  und  gut  durchlüfteten  Boden,  und  Humus 
verleiht  dem  Boden  diese  Eigenschaften,  hält  die  Nährstoffe  fest, 
während  die  schädlichen  Säuren  versickern.  Der  Obstbaum  bedai-f 
ein  genügendes  Maß  von  Luft  und  Wärme,  was  alles  durch  den 
Humasboden  gegeben  wird.  Man  sieht  hieraus,  daß  nicht  immer  die 
Nährstoffe  die  Faktoren  zum  Pflanzenaufbau  sind,  sondern  daß  da- 
neben Licht,  Luft,  Wärme  und  Wasser  nötig  sind. 

„Nur  durch  einen  guten  Humusboden  ist  eine  Pflanze 
im  Stande,  die  ihr  gereichten  Nährstoffe  voll  und  ganz 
aufzunehmen." 


Ich  habe 
aber  noch  nie 
bemerkt,    dali 

irgend  ein 

künstlicher 
Dünger  Hu- 
mus gebildet 
hat.  Hornmehl 
und  einige  an- 
dere tun  es 
zwar,  aber  dies 
ist  so  minimal, 
daß  es  gar 
nicht  in  Be- 
tracht gezogen 
werden  kann. 
„Wirmüs- 
son  daher  den 
Pflanzeneinen 
humusreichen 
Boden  geben." 

Da  nun  von  Humus  bildenden  Düngemitte!  nur  zwei  in  Betracht 
kommen,  nämlich  Stallmist  und  Gründüngung,  so  ist  der  empfehlens- 
werteste Dung  für  den  Obstbau  die  Gründüngung. 

„Die  Gründüngung  ist  die  beste  bisher  bekannte 
Düngungsmethode,  sie  ist  bequem,  billig  und  leicht  durch- 
führbar, bereichert  den  Boden  an  Nährstoffen  und  bildet 
reichlich  Humus." 

Es  ist  falsch,  zu  glauben,  daß  die  Gründüngung  nicht  auch  so- 
fort wirkt.  Im  Gegenteil,  die  Wirkung  tritt  sehr  schnell  ein,  hält 
aber  auch  lange  an.  Schon  viele  Besitzungen  werden  nur  mit  Grün- 
düngung bewirtschaftet,  ohne  jegliche  Zufuhr  von  Chilisalpeter,  und 
die  Erfolge  sind  glänzend  gewesen.  Auch  im  Obst-  und  Gartenbau 
hat  sich  dieselbe  bewährt.      Ich  verweise  nur  auf  den  neuesten  Be- 


Neustadts  gelber  Pepping. 


rieht  des  Herrn  Pfeiffer,  Oppenheim  in  No.  33  der  Gartenwelt.  In 
Amerika  wird  die  Gründüngung  in  großen  Obstplantagen  schon  lange 
mit  großem  Erfolge  angewandt.  Dort  wird  besonders  viel  Wert  auf 
Bodenbearbeitung  gelegt.  Es  werden  Klee,  Mais,  Hülsenfrüchte,  sowie 
auf  schwerem  Boden  Buchweizen  angesät.  Hierdurch  wird  das  Un- 
kraut unterdmckt  und  der  Boden  im  Winter  vor  Frost  geschützt. 
Im  Frühjahr  wird  die  Grünmasse  untergepflügt,  wodurch  dem  Boden 
reichlich  Nährstoffe  zugeführt  werden.  Auch  in  Europa  werden 
schon  vielfach  unter  Obstbäumen  Hülsenfrüchte  angebaut,  zwecks 
tJründüngung.  In  der  Landwirtschaft  wird  die  Gründüngung  schon 
seit  langer  Zeit  und  mit  bestem  Erfolg  angewandt. 

Es  bleibt  jetzt  noch  zu  erörtern,  wie  dieselbe  gehandhabt  wird. 
Da  die  Gründüngimg  neben  der  Humusbildung  die  Aufspeicherung 
von  Stickstoff  aus  der  Luft  bezweckt,  so  muß  man  die  hierfür  ge- 
eigneten Pflanzen  anbauen.     In  erster  Linie  besitzen  die  Leguminosen 


Die  Gartenwelt. 


IX,  47 


die  Fähigkeit,  Stickstoff  aus  der  Luft  aufzunehmen  und  zu  verarbeiten 
und  zwar  einige  Gattungen  mehr  als  die  andern.  Nachstehende  Tabelle 
soll  dies  erläutern. 

Es    werden    durchschnittlich    von    einem    preußischen    Morgen 
geerntet: 


Pflauzenart 

Grüne  Masse 
Ztr. 

Organische 

Substanz 

Ztr. 

Sticksoff 
Ztr. 

Gelbe  Lupinen     . 
Blaue 

Weiße       „ 
Seradella     .     .     . 

314,67 
259,44 
287,17 
214,90 
170,50 
124,30 

48,39 
43,78 
47,75 
22,09 
21,38 
29,34 

1,411 
0,996 
1,085 
0,678 

Inkarnatklee     .     . 
Wicke     .... 

0,484 
0,904 

Für  schweren  Boden  empfiehlt  es  sich,  Wicke  anzusäen-  der 
Samen  muß  jedoch  vorgekeimt  werden.  Auch  Erbsen,  Bohnen  und 
Rotklee  sind  für  schweren  Boden  geeignet.  Nachstehende  Auf- 
führung zeigt,  welches  die  geeignetsten  Pflanzen  für  die  verschiedenen 
Böden  sind.  Für  schweren  Boden  sind  am  empfehlenswertesten: 
Erbsen,  Wicken.  Bohnen,  Rotklee,  Luzerne  und  Hopfenklee.  Für 
leichten  Boden  eignen  sich  alle  anderen  angeführten  Pflanzen. 

Die  Anwendung  der  Gründüngung  kann  auf  verschiedene  Weise 
erfolgen.  Will  man  den  Raum  unter  den  Obstbäumen  jährlich  durch 
Kulturen  wie  Getreide,  Kartoffeln  oder  Gemüse  ausnutzen,  so  kann 
man  die  Grändüngungspflanzen  erst  im  Spätsommer  einsäen.  Will 
man  jedoch  in  einem  Jahr  die  Zwischenernte  opfern,  so  ist  dies  für 
die  Obstbäume  viel  besser,  weil  dann  das  Land  in  diesem  Jahr  zwei- 
mal gedüngt  werden  kann.  Hat  man  das  Land  während  eines  ganzen 
Jahres  frei,  so  sät  man  im  zeitigen  Frühjahr  den  Gründüngungs- 
samen aus.  Kurz  vor  Beginn  der  Blüte  werden  die  Pflanzen  um- 
gewalzt und  sofort  untergepflügt.  Gleich  darauf  kann  man  nochmals 
ansäen,  und  die  Masse  im  Herbst  oder  Frühjahr  unterbringen. 
Jedoch  sollte  man  nach  dem  1.  August,  im  äußersten  Falle  15.  August, 
keine  Aussaat  mehr  vornehmen,  weil  sich  sonst  die  Pflanzen  bis  zum 
Winter  ungenügend  entwickeln.  Hat  man  unter  den  Bäumen 
Kartoffeln,  so  kann  man  im  Frühjahr-  Samen  dazwischen  säen  und 
später  untei'hacken.  Steht  Getreide  dort,  dann  säe  man  2 — 3  Wochen 
vor  der  Ernte  den  Samen  aus.  Die  Stoppeln  werden  dann  nicht 
unigejiflügt,  da  die  Samen  schon  aufgegangen  sind.  Betreibt  man 
Gemüsebau,  so  sorge  man  dafür,  daß  die  Ernte  spätestens  Ende  Juli 
stattfindet  und  säe  dann  die  Gründüngungssamen  aus.  Der  Samen 
muß  ziemlich  dicht  ausgestreut  werden,  damit  das  Unkraut  gleich 
unterdrückt  w^ird.  Die  von  Professor  Merker  angestellten  Versuche 
über  die  besten  Mischungen  seien  hier  mitgeteilt. 


pro  ha 

J.I 

No. 

Aussaat- 

« 1 

cip^ 

mischung 

o> 

Sm 

ks 

kg 

1. 

Lupinen 

50 

47,90 

Viktoria- 

erbsen 

100 

Lathyrus 

50 

2. 

Lupinen 
Viktoria- 

50 

86,66 

erbsen 

100 

Wicken 

50 

3. 

Bohnen 
Viktoria- 

50 

77,39 

erbsen 

50 

Lupinen 

100 

" 

^. 

_„__ 

pro  ha 

^•^ 

No 

Aussaat- 

r^i^ 

r^i=^ 

mischung 

^« 

kg 

kK 

4. 

Bohnen 

50 

132,36 

Wicken 

50 

Lupinen 

100 

5. 

Bohnen 

50 

137,71 

Peluschken 

100 

Wicken 

50 

6. 

Bohnen 
Viktoria- 

50 

154,44 

erbsen 

100 

Wicken 

50 

Auch  Senf  ist  eine  vorzüg 
sind  nicht  kalkliebende  Pflanzen 
sich  besser  der  schwedische  und 


liehe  Gründüngungspflanze.    Lupinen 
Für  kalkreiche  Bodenarten  eignen 
Gelbklee,  sowie  die  Wicke. 


Triomphe  de  Vienne 

Die  beste  Zeit  für  das  Unterpflügen  der  Grünmasse  im  Sommer 
ist  kurz  vor  der  Blüte.  Im  Herbst  bleibt  es  sich  gleich,  ob  die 
Masse  sofort  oder  erst  im  nächsten  Frühjahr  untergebracht  wird. 

Um  aus  der  Gründüngung  noch  eine  Nebeneinnahme  zu  er- 
zielen, verfahre  man  folgendermaßen.  Im  Frühjahr  werden  die  be- 
treffenden Pflanzen  angesät,  die  Masse  aber  nicht  vor  der  Blüte 
untergebracht,  sondern  man  läßt  die  Samen  zur  Reife  kommen.  Die 
besten  reifen  Schoten  werden  gepflückt  und  erst  hiernach  das  Feld 
flach  umgestürzt.  Der  in  den  Boden  gekommene  Rest  des  Samens 
geht  bald  auf  und  bringt  eine  neue  Gründüngungsmasse  hervor,  die 
im  Herbst  oder  Frühjahr  umgeackert  wird.  Für  diese  Methode 
eignet  sich  für  leichten  Boden  die  Lupine,  für  schweren  die  graue 
Erbse.  Betreibt  man  neben  dem  Obstbau  noch  Viehzucht,  so  kann 
in  Jahren,  wo  das  Futter  knapp  wird,  die  Grünmasse  verfüttert 
werden.  Da  die  Leguminosen  den  Stickstoff  nicht  nur  im  Kraut, 
sondern  vor  allem  auch  in  den  Wurzeln  aufspeichern,  so  hat  der 
Boden  immer  noch  Nutzen.  Graswuchs  unter  Obstbäumen  ist 
für  den  Boden  nicht  so  vorteilhaft.  Ist  man  jedoch  dazu  ge- 
zwungen, so  säe  man  eine  Mischung  von  den  verschiedenen  Gras- 
sorten sowie  Thimothee  und  Inkarnatklee  aus.  Das  Gras  sollte  aber 
alle  zwei  Jahre  umgepflügt  werden.  Nebenher  muß  man  fleißig 
jauchen  und  eventuell  mit  künstlichem  Dünger  nachhelfen,  da  in 
dem  grünen  Kraut  der  Leguminosen  neben  Stickstoff  noch  Kali  und 
Phosphorsäure  enthalten  ist,  und  dieses  nun  fehlt.  Um  den  Kali 
dem  Boden  zuzuführen,  gibt  mau  Kainit.  Die  Phosphorsäure  wird 
durch  Thomasmehl  in  den  Boden  gebracht.  Will  man  aber  die 
künstlichen  Düngemittel  überhaupt  nicht  anwenden,  so  kann  man 
anstatt  Kainit  Holzasche,  und  anstatt  Thomasmehl  Latrinendünger 
nehmen.     Beide  Düngemittel  erfüllen  ihren  Zweck  vollkommen. 

Zum  Schluß  noch  ein  Wort  über  den  Kalk.  Derselbe  wird  von 
den'  meisten  Pflanzen  nur  in  geringen  Mengen  verbraucht  und 
schadet  deshalb  eine  kleine  Gabe  Kalk  durchaus  nicht.  Kirsch-, 
Pflaumen-,  Aprikosen-  und  Pfirsichbäume  haben  zu  ihrer  Ernährung 
sogar  große  Mengen  Kalk  nötig. 

Kalk  erwärmt  kaltes  Land,  indem  er  die  chemische  Zersetzung 
befördert.  Er  trägt  zur  Aufsehließung  der  im  Boden  vorhandenen 
Nährstoffe  bei,  sodaß  sie  von  den  Wurzeln  aufgenommen  werden 
können.  Es  sind  daher  im  Herbst  nach  einer  Kalkdüngung  die  Er- 
träge sehr  groß,  der  Boden  verliert  aber  auch  zu  schnell  Nährstoffe. 
Werden  diese  nicht  wieder  ersetzt,  so  gehen  die  Erträge  immer 
mehr  zurück.  Man  soll  also  Kalk  nur  in  Verbindung  mit  anderen, 
reichlich  gegebenen  Düngemitteln  anwenden.  Bei  Obstbäumen  schadet 
eine  starke  Kalkdüngung  nicht  so  sehr,  weil  die  Wurzeln  in  die 
Tiefe  gehen,  wohin  die  Wirkung  des  Kalkes  nicht  mehr  reicht,  wohl 
aber  bei  gleichzeitigem  Gemüsebau.  Mit  Erfolg  kann  man  Kalk  an- 
wenden bei  Gras  und  Hülsenfrüchten.  Alle  Knollengewächse,  be- 
sonders Kartoffeln,  sollen  jedoch  keinen  Kalk  erhalten. 

Stallmist  und  Jauche  kann  man  neben  Gründüngung  ganz  gut 
anwenden,  überhaupt  schadet  bei  Dünger,  die  Humus  bilden,  ein 
Zuviel  durchaus  nicht,  wohl  aber  bei  künstlichem  Dünger.  Dr.  Clausen 
stellte  hierüber  Versuche  an,  indem  er  jungen  Obstbäumen  reichlich 


IX,  47 


Die  Gartenwelt. 


55? 


Kainit  und  Thomasmehl  gab,  je  1  kg  für  den  Baum.  Die  schädliche 
Wirkung  dieser  Düngung  war  noch  nach  drei  Jahren  zu  erkennen. 
Durcli  reichliche  Zufuhr  von  Stickstoff  konnte  die  schädliche  Wirkung 
etwas  gemindert  werden.  Man  sei  also  vorsichtig  im  Gebrauch  von 
künstlichen  Düngemitteln,  loh  erkenne  sehr  wohl  den  Wert  der 
künstlichen  Dünger  an,  ich  weiß  auch,  daß  durch  sie  die  Ernten 
sehr  erhöht  werden  können,  sie  haben  aber  auch  ihre  Schattenseiten 
und  Gefahren.  Will  jemand  künstlichen  Dünger  anwenden,  so  gebe 
•  er  ihn  mit  Maß,  höchstens  zur  Ergänzung  irgend  eines  Durgstoffes, 
aber  nie  ausschließlieh.  Als  beste  und  sicherste  Düngungsmethode 
wird  sich  die  Gründüngung  das  Feld  erobern.  Durch  sie  wird  der 
Boden  dauernd  verbessert ;  dabei  ist  eine  schädigende  Wirkung  durch 
ein  Zuviel  ausgeschlossen.  Als  Nebendüngung  wende  man  allenfalls 
noch  Kainit  und  Thomasmehl  an,  und  zwar  gebe  man  auf  1  ha 
Bodenfläohe  600  kg  Kainit,  300  kg  Thomasmehl  jährlich,  sowie 
alle  6—8  Jahre  100  Ztr.  Kalk  oder  200  Ztr.  Mergel.  Ruß,  Kompost, 
Straßenschlick  etc.  kann  man  nebenbei  noch  anwenden. 


Pflanzenkrankheiten. 

Der  PüLsterscliiminel  des  Obstes. 

Von  Werner  Lieb,  Steglitz. 
(Hierx,u  eine  Abbildung) 

Das  Faiüen  der  Früchte,  sowohl  am  Baum  als  auch  in 
den  Lagerräumen,  wird  in  den  weitaus  meisten  Fällen  durch 
Polsterschimmel-,  das  sind  Momlia-Arten,  bewirkt.  Es  sind 
dies  Monilia  frucligena,  der  Polsterschimmel  des  Kernobstes 
und  Monilia  cinerea,  der  Polstei-schimmel  des  Steinobstes. 
Jedoch  kommen  mit  den  brauneu  Polstern  des  ersteren  die 
aschgrauen  des  letzteren  auch  gemeinsam  auf  einer  Frucht  vor. 
Die  Krankheit  äußert  sich  zunächst  in  dem  Auftreten 
brauner  Flecke,  die  rasch  an  Große  zunehmen.  Bevor  jedoch 
die  Hälfte  der  Frucht  von  Fäulnis  ergriffen  ist,  brechen  die 
oben  erwähnten  Polster,  in  großer  Anzahl  zu  konzentrischen 
Ringen  vereint,  durch  die  Oberhaut.  Im  Zentrum  dieser 
Ringe  findet  sich  immer  eine  wenn  aucli  oft  kaum  sichtbare 
Verletzung  der  Frucht,  die  aus  den  allerverschiedensten 
Ursachen  entstehen  kann.  Obstmaden  (die  Larven  des  Apfel- 
und  Pflaumenwicklers),  Sägewespen,  Wespen,  Hornisse,  Frucht- 
stecher (Bkytichites),  auch  Vögel,  fügen 
der  Frucht  Verletzungen  zu;  außer- 
dem entstehen  solche  durch  Stoß,  Fall, 
Hagelschlag  etc. 

Gelangen  Sporen  des  Monilia- 
Pilzes  an  diese  Stelleu,  so  keimen 
sie  und  erzeugen  im  Fruchtfleisch  ein 
Gewebe  von  Pilzfäden  P. 
(Mycel),  welches  das 
Fruchtfleisch  bräunt  und 
in  Fäulnis  überführt.  Nach- 
dem sich  das  Mycel  ge- 
nügend gekräftigt  hat, 
schreitet  der  Pilz  zur 
Fructifizierung.  Pilzfäden 
durchbrechen  in  großer 
Anzahl  die  Oberhaut  0. 
der  Frucht  und  erzeugen 
an  ihren  Enden  Sporen 
Sp.,  die  nun  wieder  im 
Stande  sind,  neue  Infek- 
tionen hervorzurufen.  Die 


Monilia  fructigena,  Polsterschimmel  des  Kernobstes. 
Schnitt  durch  ein  Polster  auf  einer  Apfeifrucht..   (Sehr  stark  vergrößert.; 

Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  gezeichnet. 


dicht  zusammengedrängten,  sporentragendeu  Fäden  ersclieinen 
ims  als  Polster  von  wechselnder  Größe;  einen  Durchschnitt 
durch  ein  solches  von  ca.  1  Quadratmillinieter  Grüße  zeigt 
die  Abbildung,  die  nach  einem  mikroskopischon  Präparat  an- 
gefertigt wurde.  Die  Zellen  Z.  des  Fruchtfleisches  sind  durch 
den  Pilz  fast  völlig  zersetzt. 

In  selteneren  Fällen  dringen  die  Pilzfäden  nicht  durch 
die  Oberhaut  der  Frucht,  der  Pilz  wuchert  inwendig  weiter. 
Die  Früchte  "werden  dann  pechschwarz  und  halten  sich  in  diesem 
Zustande,  den  man  als  „Schwarzfäule"  bezeichnet,  lange  Zeit. 
In  der  Regel  fallen  die  am  Baum  befallenen  Früchte 
bald  ab,  zuweilen  aber  bleiben  sie,  besonders  gerne  bei 
Zwetschen  und  Pflaumen,  eingeschrumpft  und  zusammen- 
geklebt an  den  Zweigen  sitzen;  man  bezeichnet  sie  dann  als 
„Fruchtmumien". 

Mit  dem  großen  Schaden,  den  der  Pilz  an  Früchten  an- 
richtet, hat  seine  verderbliche  Tätigkeit  noch  nicht  ihr  Ende 
erreicht.  Bei  Obstbäumen,  die  ohnehin  unter  ungünstigen 
Verhältnissen  leiden,  geht  er  auch  auf  die  Zweige  über  und 
bringt  sie  zum  Absterben.  Besonders  häufig  kann  man  dies 
bei  Kirschen  und  Aprikosen  beobachten,  bei  denen  kurz  nach 
dem  Austrieb  die  befallenen  Zweigenden  wieder  eintrocknen 
und  die  vertrockneten  Blätter,  Blüten  öder  jungen  Früchte 
fest  sitzen  bleiben.  Im  Anschluß  daran  stellt  sich  oft  auch 
Harzfluß  ein. 

Häufig  kann  man  in  solchen  Fällen  die  Ursache  der 
Infektion  gleich  feststellen:  unterhalb  der  trockenen  Spitze 
sitzt  eine  Fruchtmumie,  dem  Zweig  fest  aufliegend;  von  ihr 
aus  gelangte  der  Pilz  in  das  Wachstumsgewebe.  Eine  zweite 
Möglichkeit  des  Eindringens  bietet  die  Blüte;  der  Pilz  ge- 
langt durch  die  Narbe,  den  Griffelkanal  und  den  Fruchtknoten 
ins  Gewebe  des  Holzes.  Eine  Sporenbildung  findet  bei  te- 
fallenen  Zweigen  in  den  Blattwinkeln  statt.  Im  Winter  bildet 
der  Pilz  (nach  Prof.  Woronin)  eine  Dauerform,  von  der  im 
Frühjahr  die  erste  Infektion  ausgeht. 

Nun  zur  Hauptsache,  den  Bekämpfungsmaßnahmen. 
Nach  den  vorstehenden  Erläuterungen  müssen  sie  vor  allen 
Dingen  vorbeugend  wirken.  Durch  Verletzungen  dringt  der 
Pilz  in  die  Frucht,  es  gilt  also,  den  obengenannten  Erregern 
von  Fraßstellen  zu  Leibe  zu  gehen.  Käfer  und  Obstmaden 
bekämpft  jeder  einsichtige  Obstzüchter 
nach  der  bekannten  Fanggüi-tel-Me- 
thode ;  Wespen  und  Hornisse  fängt  man 
in  Fanggläsern  mit  Bier. 

Faide  Früchte,  die  ihre  Sporen 
massenhaft  in  die  Luft  entsenden,  soll 
man  nicht  unter  den  Bäumen  liegen 
lassen,  sondern  von  Zeit 
zu  Zeit  durch  Eingraben 
unschädlich  machen.  Im 
Winter  entfernt  man  beim 
Schnitt  die  Fruchtraumien 
sorgfältig,  ebenso  im  Früh- 
jahr- die  eingeti-ockneten 
Zweige. 

Beim  Einernten  ver- 
meide man  jede  Verletzung 
und  halte  die  Aufbewahr- 
ungsräume durch  regel- 
mäßiges Aussuchen  frei 
von    faulenden  Früchten. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  47 


Landschaftsgärtnerei. 
fiaiteDkolonieii. 

Von  Max  Ton,  Gartentechniker,  Weimar. 

Dio  Wälller  und  Felder  grünen. 
Es  trillert  die  Lorch'  in  der  Luft, 
Der  Fruhlinj;  ist  erschienen 
Mit  Lichtern  und  Farben  und  Dult. 

Do  sang  einst  Heinrich  Heine,  ein  von  Gott  begnadet  ge- 
wesener Naturfreund,  der  es  im  wahren  Sinne  des  Wortes  verstand, 
landschaftliche  Schönheiten  in  poetischen  Versen  zu  besingen 
und  zu  verherrlichen.  Es  ist  auch  wirklich  etwas  Poetisches, 
in  einer  stillen  Stunde  einmal  zwischen  „Gartenkolonien''  dahin- 
zuwandeln.  Freilich  plätschern  da  keine  Springbrunnen,  weder  Bosketts, 
Blumengruppen  noch  Teppichbeete  fessein  hier  das  Auge  des  Natur- 
freundes. Keine  edlen  Rosen  stehen  hier  beisammen  und  flüstern 
sich  etwa  die  alten,  ewig  neuen  Geheimnisse  von  Frühling  und  Liebe 
errötend  zu.  Weder  Steinbilder  noch  bunte  Glaskugeln,  umrankte 
Urnen  oder  Tuffsteingebilde  schmücken  jene  enganeinanderliegenden 
kleinen  Gärten,  die  sich  im  Rücken  dieser  oder  jener  Stadt  als  schlichte 
nutzbringende  „Gartenkolonien-'  dahinziehen.  In  langen  Streifen 
erstrecken  sie  sich,  zwischen  deren  Hecken  und  Zäunen  sich  schmale 
Wege  entlang  ziehen,  von  wo  aus  sich  dem  menschlichen  Äuge 
wieder  weite  Blicke  in  eine  mehr  oder  weniger  schöne  landschaftliche 
Umgebung  eröffnen. 

Diese  „Gartenkolonien",  welche  schon  im  Mittelalter  dem  Ge- 
schmack und  Gemüt  des  deutschen  Bürgersmannes  entsprachen, 
haben  sich  auch  in  unserer  Zeit  wieder  eingebürgert.  Tausende  von 
Gartenfreunden  besitzen  draußen  vor  den  Toren  ihres  liebgewonnenen 
Heimatsortes  ein  Gärtchen  zur  Kurzweil  und  Äugenfreude,  aber  auch 
zu  wirtschaftlich  nützlichen  Zwecken.  Und  jeder  Garten,  so  klein 
er  auch  sein  mag,  besitzt  sein  Häuslein,  von  der  brettergezimmerten 
Laube  bis  zum  festen  ziegelbedeckten  Steinbau  eines  Pavillons  oder 
Gartenhäuschens.  Diese  kleinen  Sommerklausen  in  den  so  eng  bei- 
einanderliegenden Gärten  besitzen  einen  so  eigenartigen  Charakter, 
daß  man  beim  Anblick  derselben  unwillkürlich  an  jene  mit  Winzer- 
häuschen übersäten  Gelände  des  Main-  und  Saaletales  erinnert  wird. 
Zwischen  diesen  „Gartenkolonien"  aber  dahinzuschlendern ,  ist  zu 
allen  Jahreszeiten  für  den  Naturfreund  wirklich  etwas  Schönes  und 
Genußreiches.  Da  nun  aber  die  zu  sogenannten  Kolonien  vereinigten 
Gärten  immer  nur  einer  geringeren  Pflege  bedürfen,  als  jene  großen 
Schmuck-  imd  Prunkanlagen  unserer  Schloß-  und  Villenbesitzer,  so 
entwickelt  sich  denn  auch  heute  nur  zeitweise,  namentlich  in  den 
Frühlings-  und  Herbsttagen  ein  flüchtiges,  vorübergehendes  Treiben 
in  ihnen.  Wer  sich  aber  an  den  Naturschönheiten  ergötzen  will, 
der  findet  auch  hier  immer  etwas  zu  schauen,  auch  der  Landsohafts- 
gärtner,  als  berufener  Naturfreund,  der  mit  fachkundigem  Auge  hier 
manches  sehen  und  schätzen  lernt. 

Wie  überall,  so  gebührt  auch  in  jenen  „Gartenkolonien"  dem 
Frühling  der  Vorantritt,  der  Preis  der  Naturschönheiten.  Wenn  in 
den  Laubwäldern  dei-  Lenz  sich  regt,  die  lila  schimmernden  Blatt- 
knospen der  Buchen  von  jugendlicher  Kraft  geschwellt,  die  engenden 
Hülsen  lichttrunken  sprengen,  wenn  es  zwischen  dem  raschelnden 
Laube  lebendig  wird  und  aus  den  am  Boden  kriechenden  Stauden- 
gewirr dio  großen  Anemonen  ihre  vveißen  Glocken  entfalten, 
Ostern,  das  Frühlingsfest  der  Natur,  einzuläuten,  dann  beginnt  auch 
in  den  „Gartenkolonien",  zwischen  den  Hecken  und  Zäunen  ge- 
heimnisvolles Leben  sich  zu  regen.  In  allen  Ecken  und  Enden  hebt 
ein  Drängen  und  Streben  nach  Licht  und  Frühlingshauoh  an,  Wunder 
auf  Wunder  vollzieht  sich,  bis  an  einem  herrlichen  Frühlingstag 
alles  in  den  kleinen  Nutzgärten  wie  in  ein  dichtes  Blütenmeer  ge- 
hüllt ist.  Da  sind  es  denn  namentlich  die  Vertreter  unserer  Obst- 
arten, Kirsch-,  Pflaumen-,  Birn-  und  Apfelbäume,  welche  mit  ihren 
zarten  Blüten  vom  schneeigen  Reinweiß  bis  zum  fleischfarbenen 
Rosa  im  Spitzengehänge  ihrer  Wipfel  prangen.  Ein  süßer  Dutt  lockt 
die  Bienen  aus  dem  winterlichen  Hause,  Finken,  Drosseln  und  andere 
nützliche  Singvögel  aus  den  nachbarlich  gelegenen  Wäldern.  Jeder 
Mensch  müßte  doch  da  des  Lobes  voll  sein,    er  könnte  sich   als  be- 


geisterter Naiul-freund  nicht  satt  sehen  an  dieser  leuchtenden  Blüten- 
pracht. Zwischen  den  Hecken  und  Zäunen  am  Wege  bleibt  es 
indessen  auch  nicht  still.  Fleißig  schafft  die  Natur  hier,  Gras,  wilde 
Sträucher  und  Blumen  hervorzaubernd. 

Auch  der  liebliche  Sommer  ändert  nicht  viel  an  dem  Aussehen 
jener  „Gartenkolonien". 

Plötzlich  ist  der  Herlxst  da!  Bis  in  die  weite  Ferne  sieht  un- 
behindert das  Auge,  wolkenlos  wölbt  sich  der  blaue  Himmel  und 
durch  die  Lütte  schwebt  das  Mariengarn,  Ketten  über  den  Weg,  von 
einem  Gärtchen  zum  anderen,  spannend,  Schleier  über  Baum  und 
Strauch  webend,  sich  um  Hut  und  Wanderstab  des  Naturfreundes 
festsetzend.  Wenn  dann  so  die  Sonnenstreifen  durch  das  buntfarbige 
Laub  brechen,  glaubt  man  jene  wonnigen  Frühlingstage  seien  noch 
einmal  zurückgekehrt.  Aber  da  lacht  es  aus  den  „Gaitenkolonien" 
heraus,  das  schöne  übst  wird  geerntet  und  das  Lachen  und  Plaudern 
der  Erntehaltenden  tönt  von  einem  Gärtchen  hinüber  nach  dem 
anderen.  Ist  auch  dieses  vorüber,  so  wird  es  wieder  still  in  den 
„Gartenkolonien".  In  ein  naßkaltes  melancholisch  graues  Nebel- 
gespinst trüber  Novembertage  liegen  sie  eingehüllt.  Gräser  und 
verdorrte  Blumen,  vergilbte  Laubblätter  zittern  im  Winde  und 
klagend  wirbelt  es  durch  die  Gärten;  mit  häßlichem  Gekrächz  fliegen 
große  schwarze  Krähen  hinaus  in  das  so  müde  dareinblickende  Land 
der  „Gartenkolonien".  Erst  der  Schnee  bringt  wieder  Helle  und 
Frische  in  das  öde  Naturbild;  zwischen  Hecken  und  Zäunen,  Baum 
und  Strauch  sieht  man  zuweilen  ärmliche  Gestalten  scheu  entlang 
huschen,  jene  dem  Gärtner  und  Gartenfreund  so  lästigen  Hasen  und 
Kaninchen. 

Endlich  kommt  Weihnachten  heran,  dann  die  Jahreswende  mit 
den  fröstelnden  Tagen  des  Januars  und  jene  übermütige  Fachings- 
zeit,  sie  alle  ändern  nichts  im  Naturbilde  der  „Gartenkolonien". 
Noch  einsamer  denn  je  liegen  die  verschneiten  Pfade  zwischen  den 
einzelnen  Gärten  da.  Die  Meise  zirpt,  Rotkehlchen  und  Drossel 
wispern  geheimnisvoll,  durch  die  dürren  Hecken  und  kahlen  Zäune 
schlüpft  der  Zaunkönig,  bis  es  eines  Tages  wieder  aus  dem  nächst- 
gelegenen Walde  wie  schmetternder  Finkenschlag  ertönt:  Der 
Frühling  ist  da! 

Topfpflanzen. 
Malmaison-Nelkeii  in  der  Kgl.Melonerie  zu  Sanssouci. 

Von  Fr.  Freiberg,  Sanssouci. 
{Hierxu  xwei  Abbildungen.) 

Als  Lieblingsblume  Ihrer  Majestät  der  Kaiserin  ist  die 
Malmaison-Nelke  hier  eine  vielbegehrte  Pflanze.  Die  Anzucht 
der  Blumen  geschieht  zwar  in  primitiven  Kulturräumen,  wie 
die  Abbildungen  dies  zeigen,  aber  die  Erfolge  sind  Dank 
einer  verständigen  Kultur  sehr  befriedigend  und  Blumen  von 
10  — 13  cm  Durchmesser  sind  nicht  selten. 

Die  Vermelu-ung  geschieht  Ende  Juli  oder  Anfang  August 
durch  Absenker.  Nach  erfolgter  Bewurzelung  werden  die 
Pflänzchen  eingetopft  und  in  einen  kalten  Kasten  gestellt. 
Wenn  nötig,  wird  vor  Herbst  ein  nochmaliges  Verpflanzen  vor- 
genommen. Am  besten  überwintern  die  Nelken  in  einer  leichten, 
sandigen  Erde.  Bei  Frosteintritt  kommen  die  Pflanzen  in 
ein  Haus,  worin  die  Temperatur  auf  +3 — ö  o  c  gehalten  wird. 
Trockenheit  und  Kühle  sind  die  Hauptbedingiuigen  bei  der 
Überwinterung. 

Ende  Januar  bis  Anfang  Februar  wird  in  etwas  kräftige 
Erde  verpflanzt.  Anfang  April  nochmals  in  eine  recht  nahr- 
hafte Erde,  bestehend  aus  fetter  Mistbeeterde  und  etwas 
Lehm  und  Sand.  Für  guten  Wasserabzug  muß  durch  reich- 
liche Scherbeneinlage  gesorgt  werden. 

Die  zur  Schnittblumengewinnung  bestimmten  Nelken 
werden  Anfang  April  in  20  cm  Entfernung  ausgepflanzt. 


IX,  4< 


Gartenwelt. 


Die  untere  AbbildiiDg  zeigt  ein  solches  Beet  in 
einem   Pfirsiehquartier   mit    noch    jungen   Bäumclien. 

Von  März  ab  werden  die  Häuser  derartig  ge- 
lüftet, daß  die  Luft  Tag  und  Nacht  liind\irch- 
streichen  kann. 

Die  Blüte  währt  von  Ende  Mai  bis  Ende  Juli. 

Um  die  Pflanzen  vor  dem  verheerenden  Pilze 
zu  schützen,  werden  sie  (ifters  mit  Schwefelblüte 
bestäubt. 

Die  Widerstandsfähigkeit  der  Malraaison-Nelke 
gegen  Kälte  ist  grüßer  als  man  allgemein  glaubt. 
Einige  im  vorigen  Herbst  hier  ausgepflanzte  Nelken 
überwinterten  bei — 15  "C  ohne  jegliche  Bedeckung 
und  brachten  mächtige  Blütenstile  hervor. 


Plaudereien. 
Blumen  in  Rom. 


Xion 


3111   ist   steinern,    dort    wo  es  herrlieh  ist  und  aueli 
da,    wo   CS   auf   dieses    Beiwort   nicht    deu   mindesten  An- 
spruch hat.      Wenn  man  durch  die   alten,    engen   Straßen 
geht,  so  kann  man  auf  den  Gedanken  kommen,  der  Gegen- 
satz zwischen  Patriziern  und  Plebejern  sei  nie  ausgeglichen 
worden,   was    die    Geschichte   auch    darüber    sagen    möge. 
In  den  Bauwerken  wenigstens  tritt  er  zutage.     „Aut  nihil, 
aut  Cäsar":    entweder   schreckhch    häßliche,    düstere,    un- 
beiiueme  Häuser,  bar  jeden  Schmuckes,  oder  stolze  Paläste, 
Museen,  prachtvolle  Kirchen,  das  sind  die  Gebäude   Roms. 
Daß  hier  nie  ein  wohlhabendes  Bürgertum,  froh  des  mäßigen 
Besitzes    und    stolz    darauf,     blühte,    sieht     man     auf    den    ersten 
Blick    den    Häusern    an.       Und    wenig     Grün    gibt    es    in    diesem 
steinernen   Labyrinth;    nur  einige  ganz  neue  Straßen,    wie    die  Via 
nazionale,     sind    mit     Bäumen     bepflanzt.       Über     diesen     Mangel 
pflegen  die  Touristen    zu  schimpfen,    von  Unvollkommenheit,  Unsinn 
etc.    zu    reden.     Solch   ein    richtiger  Tourist    ist   ein    unangenehmes 
Wesen.     Er  ist  nämlich  so  furchtbar  gescheit.     Was  und  wieviel  er 
etwa  gut  weiß,  dahinter  kommt  man  in  den  seltensten  Fällen.    Aber 
daß  er  Alles  besser  weiß,  steht  bombenfest.    Wer  jedoch  nicht  mit 
so  beglückendem  Selbstvertrauen  ausgestattet  ist,  der  kommt  auf  den 
Gedanken,    daß    die  Generationen,    die    seit  Jahrhunderten    in  diesen 


ä^ 

w^^   ^^^ 

ri^^^^^BKrT^- 

s^&äS^'"'^''                                   ^"^'^■^«J^ 

^ 

p^*^«« 

Teilansicht  aus  den  Malmaisonnelken-Kulturen  zu  Sanssouci. 

Vom   Verfasser  für  die   „Gartenwelt"  photogr.  aufgenommen. 


lilausicht  aus  den  Malmaisonnelken-Kulturen  zu  Sanssouci. 

Vom   Verfasser  für  die  „Gartenwelt"  piiotogr.  aufgenommen. 

engen,  kahlen  Straßen  gelebt  haben,  vermutlich  auch  nicht  aus  lauter 
Eseln  bestanden  und  herausgefunden  haben,  was  für  die  durch  das 
Klima  gegebenen  Verhältnisse  das  Beste  sei.  Und  dann  versteht 
man  die  Berechtigung  der  schmalen,  baumlosen  Straßen.  Vor  der 
glühend  heißen  Sonne  braucht  der  Städter  Schutz,  und  den  findet  er 
am  besten  in  dem  tiefen  Schatten  der  hohen  Häuser.  Der  Staub 
würde  ihn  ersticken,  darum  sind  die  Straßen  so  dicht  gepflastert, 
daß  kaum  eine  Fuge  zwischen  den  Steinen  ist.  Ohne  Sonnenschein 
und  Erde  kann  aber  keine  Pflanze,  kein  Baum  wenigstens,  gedeihen. 
Das  ist  also  der  Grund  der  schmalen,  baumlosen  Straßen,  meine 
Damen  und  Herren  vom  Rundreisebillet,  und  wenn  bei  Ihnen  „des 
Aliens  viel  soheener  is"  —  in  diesem  Dialekt  hört  man  sehr 
häufig  derartige  Weisheit  und  er  macht  sich  besonders  reizend 
in  klassischer  Umgebung  — ,  so  gebe  ich  das,  nachdem  ich  ein- 
gestandenermaßen nicht  zu  den  furchtbar  Gescheiten  gehöre, 
mit  Vergnügen  zu.  Aber  im  Süden  ist  es  eben  anders,  weil  es 
eine  Notwendigkeit  ist.  Und  die  sollte  doch  schheßhch  selbst 
ein  Tourist  anerkennen. 

Man  kann  also  oft  weit  dui-ch  Rom  wandern,  ohne  etwas 
Grünes  oder  Blühendes  zu  sehen,  denn  auch  die  Fenster  sind, 
aus  gleichen  Gründen  wie  die  Straßen,  selten  damit  geschmückt. 
Und  doch  spielen  die  Blumen  —  wo  täten  sie  das  nicht  V  — 
auch  in  Rom  eine  große  Rolle.  An  der  Ecke  einer  düstern, 
winkligen  Gasse  leuchtet  es  plötzhch  auf:  taufrische  Kosen, 
Nelken,  Orangenblüten,  echter  Jasmin  mit  seinen  gelben  duf- 
tenden Blüten.  (So  sah  ich  es  im  Mai;  natürlich  wechselt  das 
Bild.)  Eine  kleine  Blumenhandlung  auf  der  Straße.  Man 
braucht  nur  einen  Blick  der  Bew^underung  hinzuwerfen  und 
es  ist  schwer,  das  nicht  zu  tun,  so  ertönt  das  übliche:  ,,Vuolor" 
(Wollen  Sie?)  mit  dem  schmeichlerisch  überredenden  Klang, 
den  ihm  die  Römer  zu  geben  wissen.  Widersteht  man  und 
geht  vorüber,  so  trifft  man  wahrscheinlich  wenige  Schritte  weiter 
einen  kleüien  Burscheu  mit  einigen  Sträußen  in  der  Hand,  im 
Frühling  meist  dunkelrote  Rosen.  Er  bietet  sie  uns  an,  läßt 
auch  ein  bischen  handeln  und  wenn  man  sich  des  französischen 
Sprichwortes  erinnert,  das  sicherste  Mittel,  eine  Versuchung  auf- 


Die   Gartenwelt. 


IX,  47 


hören  zu  machen,  sei,  ihr  zu  unterliegen,  so  kommt  man  um  einen  Pracht- 
strauß reicher  und  um  30 — 50  Centesimi  ärmer  nach  Hause.  Das 
kleine  Blumenmädchen  mit  einer  einzelnen  Bliite,  meistens  einer 
Nelke,  in  der  Hand,  ist  noch  unwideretehlieher.  Viele  Leute  würden 
sagen:  unausstehlicher.  Ich  kann  das  nicht  unterschreiben.  Gar  so 
arg  ist  es  nicht  mit  der  Zudringlichkeit.  Wenn  ich  es  wirklich 
wollte,  bin  ich  die  Verkäufer  immer  sehr  bald  los  geworden  und 
zwar  mit  einigen  freundlichen  Worten,  nicht  etwa  durch  .solide 
Grobheit,  wie  man  zuweilen  empfehlen  hört.  Diese  harten  Urteile 
kommen  gewöhnlich  von  solchen,  die  kein  Italienisch  können.  Die  wissen 
immer  am  meisten  über  das  Volk,  mit  dem  sie  nicht  reden  können 
und  haben  eine  beneidenswerte  Sicherheit  in  ihren  Aussprüchen. 

Ein  reizendes,  etwa  zwölfjähriges  Mädchen  bot  mir  einmal  eine 
schöne  Nelke  an,  begleitete  mich,  förmlich  tanzend,  unbeschreiblich  gra- 
ziös, ein  Stückchen  Weges,  wollte  mir  die  Blume  ans  Kleid  stecken.  Aber 
ihren  Soldo  (5  Centesimi,  die  kleinste  Münze,  die  ich  in  Italien  sah)  mußte 
sie  dooli  dafür  verlangen  und  —  den  hatte  ich  nicht,  iußer  einem  Fünf- 
lireschein barg  mein  Portemonnaie  momentan  nichts.  Ich  daclite  an  die 
anmutige  Anekdote  von  der  verewigten  Kaiserin  Elisabeth,  die  einst 
einem  jungen  Mädchen  für  eine  Blume  ein  Goldstück  gab  und  als 
Jemand  in  ihrer  Begleitung  darüber  staunte,  den  Grund  ihrer  Handlung 
mit  den  Worten  erklärte.  „Weil  sie  so  schön  ist".  —  Gern  hätte  ich 
älinlich  getan,  aber  Kasse  und  Lebensauffassung  stehen  bekanntlich 
oft  in  schroffem  Gegensatz  zu  einander.  So  nahm  ich  denn  die 
Kleine  —  sie  war  zu  reizend  —  bei  ihrem  zierlichen  Kinn  und 
sagte  ihr:  „loh  habe  den  Soldo  nicht,  cara  mia,  sonst  würde  ich  ihn 
Dir  gewiß  geben."  Und  sie  ließ  sofort  von  mir  ab.  Sie  wird  auch 
andere  Abweisungen  erfahren  haben;    ich   habe  der  kleinen  Marietta 

—  leb  wette,  sie  hieß  so  —  die  Strophen  gewidmet: 

Kleines  schönes  Blumenmädchen 
Mit  der  Nelke  in  der  Hand, 
Augen  wie  die  Feuerrädohen  — 
Steh.st  in  dürftigem  Gewand 

Wartend  an  den  Straßenecken, 
Willst,  als  seis  ein  tändelnd  Spiel, 
Blumen  in  das  Knopfloch  stecken  — 
Doch  —  ein  Soldo?    Viel  zu  viel! 

Deine  Schönheit,  jetzt  und  künftig. 
Hier  verliert  sie  ihre  Kraft.  — 
Wie  die  Leute  doch  vernünftig! 
Es  ist  wirkUch  schauderhaft. 

Denn  sie  kritteln  und  sie  schmähen, 

Weil  den  Soldo  Du  begehrt.  — 

Ist  nicht  so  viel  Anmut  sehen 

Mehr  als  einen  Soldo  wert?  — 
Ich  bin  überzeugt,  ein  Soldo  wäre  ihr  lieber,  ein  Fünfliresohein 
vielleicht    eine  Wohltat   gewesen.      Aber   man    tut    eben,    was    man 
kann;    in  Bezug  auf  das  Versemachen  mancher  zwar    auch,    was    er 
nicht  kann. 

Außer  den  vielen  kleinen  und  umherwandernden  gibt  es  aber 
auch  eine  große  Blumeninsel  in  Rom,  am  Fuß  der  berühmten 
spanischen  Treppe.  Ihrer  ganzen  Breite  nach  ist  sie  von  Blumen- 
verkäufern besetzt  und  alles,  was  die  Jahreszeit  bietet,  prangt  dort 
in  reichster  Fülle.  Wenige  Schritte  entfernt,  ist  ein  Biunnen  —  mit 
der  berülimten  „Conca"  von  Bernini  — ;  aus  dem  beständig 
sprudelnden  Wasser  werden  die  bunten  Gaben  Floras  stets  erfrischt. 
Kein  Baum  steht  da;  nur  die  Wipfel  des  Pincio  grüßen  von  der 
Höhe,  zu  der  die  Prachttreppe  führt,  und  die  Blumenfülle  sendet 
ihre  Düfte  empor  zu  der  den  Platz  beherrschenden  Kirche  San 
Trinito  dei  Monti,  wo  die  Nonnen  zur  Zeit  des  Ave  Maria  ihre 
sanften  Weisen  ertönen  lassen.  Gewiß,  Blumen  sind  immer  und 
überall  schön,  aber  in  dieser  Umgebung  machen  sie  einen  ganz  be- 
sonders starken  Eindruck. 

Und  wie  vollkommen  entwickelt  all  die  roten  und  gelben  Rosen 

—  weiße  sab  ich  selten  —  waren.     Sie    müssen    wohl   so   prächtig 


gedeihen,  sonst  würden  die  Giirtner,  die  in  Rom  gewiß  ebenso  schlau 
sind  wie  anderswo,  doch  mitunter  den  Versuch  machen,  weniger 
schöne  Exemplare  in  einen  großen  Strauß  zu  schmuggeln.  —  Natürlich 
gibt  es  auch  Blumenläden  mit  verlockenden  Schaufenstern.  Das  ge- 
hört zur  Physiognomie  jeder  Großstadt. 

Hier  und  da  ist  ein  Balkon  mit  Grün  geschmückt,  ein  stolzer 
Palast,  wie  der  Palazzo  Doria,  gestattet  durch  die  offene  Türe  einen 
Blick  in  die  palmen besetzte  Oase  semes  Cortile.  Der  trausportabele 
Gast-  und  Kaffeehausgarten  wird  meist  nur  durch  ein  Gewächs 
repräsentiert:  eine  Art  Bambus,  Pliyllosiacbys.  Das  muß  unglaub- 
lich viel  aushalten  können.  Doch  die  wenigen  großen  Cafes, 
die  es  in  Rom  gibt,  verziehten  auf  solchen  Schmuck.  Die  hohen 
schlanken  Stämmcheu  mit  den  hellgrünen  Blättern  umrahmen  meist 
Plätze  von  recht  bescheidenen  Erfrischungsstätten  in  den  bewußten 
engen  Straßen.  Luft  und  Kaffee  pflegen  dort  gleich  schlecht  zu  sein. 
Blumen  bringt  die  Staude  freilich  auch  nicht;  allein  es  gibt  deren 
doch  andere  als  abgeschnittene  in  Rom.  Von  den  Fenstern  und  Gassen 
haben  sie  sich  dorthin  geflüchtet,  wo  ihnen  Luft  und  Licht  in  un- 
beschränkter Fülle  wird:  auf  das  Dach.  Semiramis  hat  Schule  ge- 
macht bis  in  das  zwanzigste  Jahrhundert  hinein,  denn  etwas 
Ähnliches  wird  man  sich  wohl  unter  ihren  hängenden  Gärten  denken 
müssen.  Ja,  die  Terrasse  —  da.s  ist  die  übliche  Bezeichnung  — , 
das  mit  Blumen  und  Sträuehern  in  Töpfen  und  Kübeln  geschmückte, 
oft  teilweise  mit  Rasen  besäete  flache  Dach,  das  ist  der  Hausgarten 
der  Römer.  Es  ist  ein  Surrogat,  aber  wahrlich  kein  schlechtes.  Um 
die  Überwinterung  seiner  Topfpflanzen,  oft  im  Norden  eine  so 
schwer  zu  lösende  Frage,  hat  man  sich  nicht  zu  kümmern;  sie 
bleiben  einfach  draußen.  Für  das  Begießen  sorgt  die  Wasserleitung, 
mit  Staub  hat  man  gar  nicht,  mit  Unkraut  sehr  wenig  zu  kämpfen, 
und  einer  der  Hauptzwecke  eines  Gartens,  nach  städtischen  Begriffen 
besonders,  ein  Platz  in  frischer  Luft  und  Ruhe,  wird  doch  erfüllt. 
Besonders  am  Nachmittag  und  Abend  ist  es  schön,  da  zu  sitzen. 
Selbst  in  den  belebtesten  Stadtteilen  dringt  der  Lärm  nur  sehr  ge- 
dämpft in  diese  meist  den  Höfen  zugekehrten  Höhen.  Übrigens 
dienen  die  Terrassen  auch  praktischen  Zwecken,  vor  Allem  dem 
Trocknen  der  Wäsche,  denn  der  weiträumige  staubige  Hausboden 
findet  sich  äußerst  selten  in  römischen  Häusern;  selbst  allerhand 
Getier  wird  auf  der  luftigen  Höhe  gehalten;  doch  das  gehört  ja  nicht 
zu  den  Blumen  in  Rom  und  also  nicht  hierher. 

Doch  steigen  wir  wieder  zur  natürlichen  Heimat  der  Gewächse, 
zur  Mutter  Erde,  herab.  Dabei  muß  ich  noch  eines  Platzes  gedenken, 
wo  mir  die  Blumen  einen  ganz  besonders  starken  Eindruck  gemacht 
haben,  wohl  auch  wegen  der  Umgebung.  Es  war  im  Museo 
Nazionalf,  das  in  den  Thermen  des  Diokletian  angelegt  ist.  Ein 
riesiges  Viereck,  von  Arkaden,  unter  denen  größtenteils  verstümmelte 
Antiken  stehen,  umgeben,  ist  in  einen  Garten  verwandelt,  in  dem 
auch  allerhand  Statuen  und  Fragmente  sind.  Ein  entzückendes  Bild : 
im  Rahmen  einer  großen  Vergangenheit  diese  hebliche  Gegenwart 
und  Zukunft  an  Blüten  und  Knospen.  Da  steht  eine  Frauengestalt 
in  langherabwallendem  Gewand;  Blütenzweige  neigen  sich  über  sie 
und  verhüllen  gnädig,  daß  sie  keinen  Kopf  hat.  Ein  Paar  zierliche 
Füßohen  schauen  hervor  unter  den  blaublühenden  Ceanothus- 
Büschen;  wo  der  Rest  ist,  weiß  kein  Mensch.  Am  eigentümlichsten 
berührte  es  mich,  als  ich  die  japanische  Rose  Crimson  Rambler  in 
reichster  Farbenpracht  Diokletians  alte  Porphyrsäulen  umschhngen 
.sah.  „Orient  und  Occident  sind  nicht  mehr  zu  trennen",  dieses 
Wort  Goethes  fiel  mir  dabei  ein.  Ja,  wie  weit  die  Dinge  in  der 
Welt  auch  auseinander  zu  liegen  scheinen,  alles  ist  verbunden  durch 
eine  lückenlose  Kette  von  Ereignissen,  und  es  ist  wunderbar,  wie  es 
doch  eigentlich  nichts  Vergänglicheres  gibt  als  jenes  Geschlecht,  das 
darüber  nachdenkt:  die  Menschen.  Dieser  Gedanke  drängt  sich  einem 
in  Rom  besondere  auf,  wo  die  Gegenwart  sich  an  eine  so  ferne  Ver- 
gangenheit knüpft  und  das  Leben  doch  den  Eindruck  macht  wie 
überall:  als  sei  es  stets  so  gewesen  und  werde  immer  so  sein.  Das 
Fernste  und  das  Nächste  schließt  sich  aneinander. 

Um  ein  recht  bescheidenes  Beispiel  hierfür  anzuführen:  auf 
einer  gewiß  Jahrhunderte  alten  umgestürzten  Säule,  die  am  Eingang 
des  Pineio  liegt,  schrieb  ich  diese  kleine  Plauderei  über  die  Blumen 
m  Rom.  M.  Holthausen. 


IX,  47 


Die  Gartenwelt. 


561 


Gärtnerische  Betriebslehre. 

Was  miili  goscliclicii.  uiii  die  Zier-  und   llaiidels- 

gärtnerei  in  allen  ihren  Zweigen,  trotz  der  in 

No.  24,  Seite  287  angeführten  Mißstände,  wieder 

einträglich  und   unter  den  heutigen  Verhältnissen 

rentahler  als  bisher  zu  gestalten? 

Von  Karl  Hegar,    Handelsgärtner  in  Friodberg  i.  U. 
(Dritte  Preisarbeit.) 

Als  ich  diese  Frage  in  No.  24  der  „Gartenwelt"  las 
und  spezioll  über  die  Worte  „wieder  einträglich"  nach- 
dachte, fiel  mir  zufällig  eine  mit  gleicher  Post  angelangte 
Landwirtschaftliche  Zeitung  in  die  Hände,  in  der  einige 
findige  Theoretiker  auf  Grund  ellenlanger  statistischer  Be- 
rechnungen herausgeklügelt  hatten,  daß  der  Landwirt  heut- 
zutage jeden  Liter  Milch  mit  2  Pfg.  (öfter  auch  noch  mehr) 
Verlust  verkaufe.  Als  ich  nun  diese  Weisheit  einigen  Bauern 
mit  schönem  Viehstande  und  guter  Milchwirtschaft  vorlegte, 
lachten  sie  mich  einfach  aus. 

Es  ging  mir  fast  gerade  so,  als  ich  die  7  Gründe  des 
Handelsgärtners  und  gerichtlich  vereidigten  Sachverständigen 
las.  Danach  könnte  man  glauben,  daß  wir  Gärtner,  ganz 
gleich,  welche  Kulturen  wir  nun  betreiben,  alle  dem  Hunger- 
tode nahe  seien.  Ganz  so  schlimm  ist  es  in  Wirklichkeit 
wohl  nicht.  Es  wird  ja  niemand  bestreiten,  daß  der  Kampf 
ums  Dasein  durch  die  Massenproduktion  und  Eiesenkonkurrenz 
von  Jahr  zu  Jahr  schwieriger  wird,  aber  —  wohl  zu  be- 
achten —  dies  ist  in  den  meisten  andern  Branchen  .noch 
viel  schlimmer,  als  in  der"  Gärtnerei.  Ich  sehe  z.  B.  bei 
meinen  nächsten  Nachbarn,  den  Eosenzüchtern  Steinfurths, 
keinen  Notstand;  wie  bekannt  (vgl.  Tagesgeschichte  in  No.  36, 
Seite  432)  haben  sie  sich  zu  einer  Eosenzüchter-Genossen- 
schaft  vereinigt,  und  ca.  1000  Morgen  Land,  den  Morgen  zu 
40  Mk.,  von  Herrn  v.  Löv  gepachtet;  dies  sagt  genug. 

In  der  Annahme,  daß  die  offenherzige  Meinung  eines 
Handelsgärtners,  der  auch  Sachverständiger  ist,  willkommen 
ist,  möchte  ich  zu  den  der  Preisfrage  vorausgeschickten 
Punkten  und  dann  zur  Frage  selbst  Stellung  nehmen.  Warnen 
möchte  ich  vor  zu  großer  Augstmeierei.  Man  soll  den 
Menschen  den  Mut  nicht  nehmen,  speziell  dem  Gärtner  nicht, 
der  Mut  in  hervorragendem  Maße  braucht,  will  er  nicht  ver- 
zagen, wenn  schlechte  Zeiten  kommen. 

In  Punkt  1  soll  wohl  gesagt  werden,  daß  der  Gärtner 
im  großen  ganzen  zu  wenig  kaufmännisch  ausgebildet  ist, 
meist  keine  Bücher  führt,  ein  Feind  der  Feder  ist  u.  s.  w. 
Dies  ist  vollkommen  richtig  und  leider  noch  stark  der  Fall, 
obgleich  die  meisten  Kollegen  dies  schon  eingesehen  haben, 
sodaß  diesem  t'belstand  im  Laufe  der  Zeit  mehr-  und  melu- 
abgeholfen  werden  wird. 

Was  zweitens  zu  teuren  Landkauf  anbelangt,  so  kaufe 
ich  als  Handelsgärtner  doch  lieber  in  nächster  Nähe  der 
Stadt,  an  guter  Straße  gelegen,  3  —  4  Morgen,  den  qm 
zu  3  Mk.  mit  dem  Vorteil,  daß  ich  vielleicht  später  mit 
Nutzen  verkaufen  kann,  als  10  Morgen  an  schlechten  Wegen, 
im  Felde  gelegen,  zu  1  Mk.  pro  qm.  Dies  ist  doch  dasselbe 
wie  beim  Kauf  eines  Geschäftshauses,  Mieten  eines  Ladens 
und  anderem  mehr.  Ich  erinnere  hier  an  einige  bekannte 
Frankfurter  Gärtner,  welche  seinerzeit  ilire  Gärtnereien  zu 
enormen  Preisen  verkauften,  nicht  etwa,  um  sich  zur  Euhe 
zu  setzen,  sondern    um  eben    weiter    außerhalb  wieder  anzu- 


fangen. Wenn  diese  Herren  nicht  eingesclien  hätten,  daß 
sie  mit  ihrem  Fleiße  und  ihrer  tüchtigen  Fach-  und  Ge- 
schäftskenntnis nicht  doch  noch  etwas  aus  der  Gärtnerei 
herausschlagen  können,  hätten  sie  sich  sicher  mit  ihren  100- 
oder  200  000   Mk.  Barvermögen  zur  Euhe  gesetzt. 

Was  drittens  die  Konkurrenz  der  ausländischen  Gärtner 
botritrt,  so  kann  sich  diese  niemals  so  weit  entwickeln,  wie 
bei  jeder  anderen  Branche,  weil  die  Waren  in  der  Hauptsache 
eben  nicht  haltbar  sind.  Ich  sage:  gute  deutsche  Schnitt- 
blumen zieht  jeder  bessere  Binder  den  ausländischen,  oft 
verdorben  ankommenden,  vor.  Gutes  deutsches  Gemüse, 
gleichviel  welcher  Gattung,  zieht  jeder  dem  ausländischen 
Gemüse  vor.  Es  weiß  jeder  Züchter,  daß  wirklich  gute 
frische  Ware  immer  abgeht  zu  gutem  Preise. 

Was  die  durch  die  Gewerbefreiheit  begünstigte  Kon- 
kurrenz der  Eittergutsbesitzer  und  anderer  anlangt,  so  mag 
dies  ja  noch  an  manchen  Oi-ten,  wo  sie  sich  in  nächster 
Nähe  größerer  Städte  befinden,  der  Fall  sein,  ich  kenne 
jedoch  einige  Herren,  und  zähle  diese  zu  den  Vernünftigen, 
welche  diese  Sache  nach  einigen  Jahren  Probe  als  unrentabel 
aufsteckten,  denn  sie  sahen  ein,  daß  die  Besoldung  eines 
Gärtners,  welcher  alle  Augenblicke  wechselte,  letzteres  noch 
das  schlimmste,  weiterhin  die  eigene  Nichtfachkenntnis,  sowie 
der  Mangel  an  Personal  wähi-end  der  Ernte,  ihre  Einnahmen 
statt  erhöhte,  verminderte.  Niemand  kann  zween  Herren  dienen, 
und  sie  bauen  ruhig  wieder  Kartoffeln,  Eüben  und  Ge- 
treidearten. 

Weit  mehr  als  Gutsbesitzer,  Kantor,  Lehrer  und  Pastoren 
schadet  dem  Gärtner  in  Klein-  und  Mittelstädten  das  Vor- 
gehen einer  gewissen  Firma,  deren  Inserate  man  in  jedem 
Wm-stblatto  lesen  kann.  Wenn  auch  von  100,  welche  mal 
bei  der  Firma  bestellen,  98  unzufi'ieden  sind,  so  gibt  es 
doch  immer  wieder  solche,  die  eben  nicht  alle  werden. 
Wiederum  Tausende  lesen  diese  Eamschinserate,  gehen  dann 
zu  ihrem  Gärtner  und  sagen  beim  Einkaufe  von  Pflanzen, 
aber  lieber  Herr  so  und  so,  die  Firma  Schwindelmaier  offeriert 
diese  Pflanzen  zum  dritten  Teile  des  von  ihnen  geforderten 
Preises,  hier  haben  sie  das  Inserat.  Ich  erwidere  stets: 
Werter  Herr  oder  werte  Frau  so  und  so,  lassen  sie  sich 
doch  bitte  von  der  Firma  Schwindelmaier  diese  Pflanzen 
senden,  sie  würden  mir  sogar  einen  Gefallen  erweisen. 
Nun  möge  jeder  Herr  Kollege,  speziell  in  Mittel-  und  Klein- 
städten, welchem  meine  Zeilen  zu  Gesicht  kommen,  sagen, 
ob  dies  nicht  fast  überall  zutrifft. 

Was  die  Punkte  5  und  6,  die  steuerfreie  Konkurrenz 
fiu'stlicher  Gärten  und  die  Selbstanzucht  der  Stadtgärtnereien*) 
anbetrifft,  so  wird  ja  mit  Macht  in  den  Vereinen  und  Ver- 
bänden gearbeitet,  liierin  Besserung  zu  schaffen,  und  wird 
dies  wohl  im  Laufe  der  Zeit  auch  erreicht  werden. 

Was  das  Sinken  des  Grundwertes  (7.)  anlangt,  so  ist 
dies  doch  wohl  an  sehr  wenigen  Orten  der  Fall  und  kann  dies 
nur  an  kleineren  Orten  sein,  wo  wenig  Verkehr  herrscht, 
dort  sollte  sich  überhaupt  kein  Gärtner  niederlassen,  aus- 
genommen er  gründet  Versandtgeschäft,  und  nun  gar  mit  dritter 
Hypothek!     Na— Na. 

Nun  ganz  kurz  die  Preisfrage:  Was  kann  geschehen? 
—  —  Antwort:  Es  kann  hier  gar  nichts  geschehen,  Miß- 
stände sind  vorhanden  wie  überall,  man  kaiui  hier  nur,  meiner 
Ansicht  nach,  belehren  und  warnen,  speziell  junge  Leute, 
welche  sich  selbständig  machen. 


*)  Anmerkung  ds 
zuwenden. 


Jedaktion.    Gegen  letztere  ist  nichts  ein- 


Die  Gartenwelt. 


IX,  4/ 


Da  ist  einer  Obergärtaer  oder  erster  Gehilfe  in  einer 
schönen  flottgehenden  Gärtnerei,  er  steht  im  Alter  von 
25  —  30  Jahren,  arbeitet  von  morgens  G  Uhr  bis  abends 
7  Dlir,  braucht  sich  über  nichts  Sorgen  zu  machen,  erhält 
wöchentlich  seine  20—30  Mk.  Lohn,  schließlich  noch 
Wohnung  und  Kaffee.  Nun  hat  der  gute  Mann  unglück- 
licherweise 2—4000  Mk.  Vermögen,  die  ihn  reizen,  selbst- 
ständig zu  werden  und  auch  den  Prinzipal  zu  spielen.  Er 
geht  ans  Werk,  kauft  an  einem  kleinen  Orte  ein  Stück  Land, 
bekommt  es  wohl  billig,  macht  aber  auch  kein  richtiges 
Geschäft,  da  wenig  Umsatz  zu  erzielen  ist. 

An  größeren  verkehrsreichen  Orten  ist  für  den  kleinen 
Anfänger  das  Land  viel  zu  teuer.  Er  muß  sich  mit  Pacht- 
land begnügen,  das,  wenn  es  das  Unglück  will,  in  die  Bau- 
linie fällt,  sodaß  der  Mann,  der  das  Land  mit  vieler  Mühe 
und  vielem  Fleiße  bestellt  hat,  wieder  herunter  muß.  Diese 
Schädigung  seines  Betriebes,  denn  er  muß  doch  seine  Be- 
stände verschleudern,  hält  er  aber  nicht  aus,  so  sitzt  er 
bald  auf  der  Straße  und  das  kleine  Kapital  ist  aufgezehrt. 
Übrigens  kann  ein  solcher  junger  Anfänger  mit  kleinem 
Kapital  den  Atem  nicht  halten,  wie  man  sagt,  er  muß  seine 
Waren  billig  absetzen,  um  nur  leben  zu  können;  zum 
Schlüsse  werden  Fenster  und  anderes  Inventar  verschleudert; 
der  Mann  ist  sein  Geld  los  und  nun  froh,  wenn  er  wieder 
eine  sorgenfreie  Stelle  bekommt,  falls  er  nicht  zu  alt  ge- 
geworden ist,  wo  er  nun  wieder  von  6  Uhr  morgens  bis 
7  Uhr  abends  arbeitet  und  nicht  wie  als  selbständiger 
Gärtner  von  4  Uhr  morgens  bis  9  Uhr  abends.  Solche  ver- 
fehlte Geschäftsgründimgen  kommen  dutzendweise  vor  und 
bilden  den  Krebsschaden  der  gewerblichen  Gärtnerei.*)  Doch 
diesen  Punkt  hat  der  Herr  anzuführen  vergessen,  als  er  die 
Gründe  für  die  mißliche  Lage    der   Handelsgärtner  anführte. 

Ich  stelle  folgende  Grundsätze  für  die  Selbständig- 
machung  als  Handelngärtner  auf.  1.  Der  Gärtner,  der  sich 
selbständig  machen  will,  muß  gute  ausgereifte  Kenntnisse 
besitzen;  es  genügt  absolut  nicht,  ein  tüchtiger  Fachmann 
zu  sein,  er  muß  auch  Kaufmann  sein.  2.  Er  muß  genügend 
Kapital  besitzen;  es  läßt  sich  selbst  mit  G— 8000  Mk.  noch 
wenig  anfangen.  3.  Er  soll  sich  keinen  zu  kleinen  Ort 
wählen,  Verkehr  muß  herrschen,  Betrieb  imd  lieben.  4.  Bei 
Neugründung  eines  Geschäftes  soll  er  sich  hinreichendes  Be- 
triebskapital bereitstellen,  um  in  der  ersten  Zeit  alle  Ver- 
bindlichkeiten erfüllen  zu  können.  Hineingepulvert  ist  das 
Geld  schnell,  herausgezogen  sehr,  sehr  langsam. 

Entschieden  besser  ist  für  alle  Fälle  der  Ankauf  einer 
Gärtnerei.  Hier  ist  der  Boden  Ijearbeitet,  Bestände  sind 
da,  Kundschaft  ist  da  usw. 


*)  Anmerkung  der  Redaktion:  Der  Verfasser  hat  in  diesem 
Punkte  den  Nagel  auf  den  Kopf  getroffen.  Die  Folgen  des  Übels 
tragen  aber  nicht  nur  die  in  geordneten  Verhältnissen  lebenden 
Handelsgärtner,  sondern  auch  arbeitnehmende  Obergärtner  und  Ge- 
hilfen leiden  darunter,  da  die  verkrachten  E-xistenzon,  wenn  sie 
wieder  in  Stellung  gehen,  geneigt  sind,  unter  dem  ortsüblichen  Lohne 
zu  arbeiten,  um  nur  Unterkommen  zu  finden.  Hier  bietet  sich  für 
die  Arbeitgeber-  und  Arbeitnehmer-Organisationen  ein  reiches  Feld 
der  Betätigung.  Die  Grundursache  des  Übels  liegt  in  einer  durch 
Mangel  an  Bildung  verursachten  Überschätzung  der  eigenen  Kräfte. 
Ein  vielseitig  gebildeter,  über  Kapitalsfragen  orientierter  Mann  wird 
sich  auf  eine  gewagte  Selbständigmaohung  gewöhnlich  nicht  einlassen. 
Er  wird  für  sein  Kapital,  falls  er  solches  besitzt,  ein  weit  besseres 
Unterkommen  finden  und  sorgenlos  seiner  Arbeit  nachgehen  können. 
Pflicht  der  Arbeitgeber  ist  es  andererseits,  ihr  Personal,  das  sich  in 
der  Mitarbeit  bewährt  hat,  so  zu  stellen,  daß  es  eine  sorgenfreie  und 
anständige  E.xistenz  hat  und  es  menschenwürdig  zu  behandeln. 


Und  nun  zinn  Schlüsse  eine  Hauptsache  zum  Vorwärts- 
kommen. Welchen  Kulturen  man  sich  auch  zuwenden  mag, 
immer  muß  man  hohen  Wert  auf  die  Auswahl  der  Sorten 
legen.  Man  soll  auch  die  Neuheiton  nicht  vernachlässigen, 
soll  gute  I\achschriften  mit  Aufmerksamkeit  lesen,  die 
Offertenblätter  ebenfalls,  um  über  Fortschritte  auf  dem 
laufenden  zu  bleiben,  und  soll  be.strebt  sein,  aufs  äußerste 
bestrebt  sein,  nur  allerbeste  Ware  zu  ziehen;  für  beste 
Ware  findet  man  stets  schlanken  Absatz  und  guten  Ver- 
dienst, kommt  auf  seine  Rechnung,  und  damit  man  seinen 
Verdienst  ziffernmäßig  feststellen  kann,  sei  zum  Schluß  der 
gute  Rat  gegeben,  die  Buchführung  nicht  zu  vergessen. 


Mannigfaltiges. 
Die  Unfallstatistik  in  der  Landwirtschaft. 

jJie  neueste  vom  Reichsversicherungsamt  herausgegebene  Un- 
fallstatistik für  Land-  und  Forstwirtschaft  zeigt,  abgesehen  von  der 
früheren  Trennung  nach  Groß-,  Mittel-  und  Kleinbetrieben  (von 
denen  —  die  Größe  der  Betriebe  beurteilt  nach  der  bewirtschafteten 
Fläche  —  die  Großbetriebe  sich  als  gefährlicher  als  die  Mittelbetriebe, 
vmd  diese  gefährlicher  als  die  Kleinbetriebe  erwiesen  haben),  auch 
eine  weitere  Zerlegung  nach  Bewirtschaftungsarten.  Es  ist  für  das 
Jahr  1901  erstmalig  ermittelt,  wieviel  von  allen  Verletzten  auf  die 
Bewirtschaftung  von  Feldern,  von  Gärten,  Forsten,  Wiesen,  Weiden- 
und  Rebland  kommen.  Hiernach  ist  die  Bewirtschaftung  der 
Gärten  (Hausgärten  mit  ihrer  intensiven  Bewirtschaftung,  Obst- 
bau usw.)  am  gefährlichsten,  dann  folgt  das  Eebland  (abschüs- 
siges Gelände).  Wiese  und  Weide  sind  weniger  gefährlich  als  Acker- 
land und  Forst.  Diese  Ergebnisse  sind  naturgemäß  abhängig  von 
den  Verhältnissen  der  einzelnen  örtlichen  Bezirke,  zumal  bei  dem 
mutmaßlichen  Einflüsse,  den  Bodenbesohaffenheit,  Volkscharakter, 
örtliche  Verschiedenheiten  der  Einrichtung,  Arbeitsführung  der  Ver- 
sicherten, Betriebsleitung  der  Unternehmer  usw.  wie  überhaupt,  so 
auch  in  der  Landwirtschaft  ausüben. 

Beim  Obstbau  verletzten  sich  im  deutschen  Reich  insgesamt 
1729  Personen,  für  welche  im  Jahre  1901  zum  ersten  Male  Ent- 
schädigungen festgestellt  worden  sind,  das  sind  3,04  v.  H.  aller  Ver- 
letzten. Nach  dem  Inhalt  der  Zählkarten  ereigneten  sich  die  Unfälle 
bei  der  Pflege  der  Obstbäume  (Beschneiden,  Entästen,  Abraupen 
und  dergl.),  sowie  ganz  besonders  bei  der  Aherntung  des  Obstes. 
Die  Unfälle  wurden  herbeigeführt  durch  Astbruch,  Bruch  morscher 
Bäume  und  Zweige,  auf  denen  die  Verletzten  standen  oder  an  die  sie 
die  Leiter  legten,  Fall  von  der  Leiter  durch  Abrutschen,  Fall  von 
der  Leiter  Seim  Heranziehen  von  Zweigen  oder  beim  Schütteln 
einzelner  Zweige,  Bruch  der  Leiterbäume  oder  Leitersprossen. 

Nach  der  im  Reiohsversicherungsamt  bewirkten  Nachprüfung 
und  Auszählung  der  Schuldfragen  hat  sich  ergeben:  Auf  die  Schuld 
des  Arbeitgebers  entfallen  bei  der  Gewerbe-  usw.  Unfallversicherung 
(1897)  lü,81  V.  H.,  in  der  Land-  und  Forstwirtschaft  (1901)  17,67 
V.  H.  der  Unfälle,  für  welche  im  Jahre  1901  zum  ersten  Male  Ent- 
schädigungen festgestellt  worden  sind.  Auf  die  Schuld  des  Arbeiters 
entfielen  bei  der  Gewerbe-Unfallversicherung  (1897)  29,89  v.  H.,  in 
der  Land-  und  Forstwirtschaft  (1901)  27,90  v.  H.  der  Unfälle.  49,23 
V.  H.  davon  kamen  auf  unvernieidhche  Betriebsgefahr  (d.  h.  Schutz- 
mittel nach  dem  derzeitigen  Stande  der  ünfallverhütungstechnik  nicht 
möglich,  nicht  hinlänglich  bewährt  oder  nicht  gebräuchlich);  25,42 
v.  H.  auf  Ungeschicklichkeit  und  Unachtsamkeit  usw.,  2,57  v.  H. 
auf  höhere  Gewalt,  Zufälligkeit  usw.,  1,92  v.  H.  auf  Schuld  von  Mit- 
arbeitern oder  anderen  Personen.  Unter  „unvermeidlicher  Betriebs- 
gefahr" ist  zu  verstehen,  daß  die  hier  nachgewiesenen  Unfälle  nach 
dem  derzeitigen  Stande  der  in  steter  Entwicklung  begriffenen  Unfall- 
verhütungstechnik bei  Anwendung  der  bekannten,  bewährten  und 
üblichen    Sicherheitsmaßnahmen    noch   nicht   zu   vermeiden    waren. 


IX,  47 


Die   Gartenwelt. 


Gerade  bei  dieser  Art  der  Unfälle  wird  sich  mit  der  Zeit  und  der 
fortschreitenden  Entwickhing  der  Unfallverhiitungstechnik  noch  vieles 
liessern  und  manches  auf  dem  Wege  der  Unfallverhütung  erreichen 
lassen.  Die  neueste  Statistik  enthalt  im  übrigen  unmittelbar  aus  der 
f^inzelbeschreibung  der  Unfälle  abgeleitete  Katschläge  zur  Unfall- 
verhütung, deren  Überführung  in  die  praktische  Handhabung  der 
Unfallverhütung  jetzt  Gegenstand  von  Beratungen  der  Berufsgenossen- 
schaften usw.   ist.  W. 


Bücherschau. 

Die  schädlichen  Krankheiten  unserer  Feld-,  Obst-,,  Ge- 
müse- und  Garten-Gewächse,  ihre  Erkennung  und  erfolgreiche 
Bekämpfung.  Von  Dr.  J.  E.  Weiß,  Prof.  der  Botanik  in  Freising, 
t'rankfurt  a.  U.     Verlag  von  Trowitzsch  &  Sohn.     Preis  1  Mark. 

Diese  Schrift  ist  bereits  im  Jahre  1898  im  Verlage  einer 
Münchener  Buchdruckerei  erschienen,  die  jedenfalls  sogut  wie  nichts 
davon  abgesetzt  hat.  Jetzt  ist  das  Verlagsrecht  an  die  Firma 
Trowitzsch  &  Sohn  übergegangen,  welche  die  alte  Verlagsfirma  mit 
ihrer  eigenen  und  der  weniger  abgenutzten  Jahreszahl  1905  über- 
klebt hat  Doch  das  ist  nebensächlich.  Hauptsache  ist  und  bleibt, 
daß  weiteste  Kreise  der  Landwirtschaft  und  Gartenbau  treibenden 
Bevölkerung  über  das  Wesen  der,  unsere  gesamten  Kulturpflanzen  in 
mehr  oder  weniger  verderbhcher  Weise  heimsuchenden  Krankheits- 
erreger und  über  deren  einfachste  Bekämpfungsmethoden  aufgeklärt 
werden.  Dies  wird  aber  nur  erreicht  durch  Flugblätter  oder  durch 
ganz  wohlfeile  Schriften  wie  die  vorliegende.  Wenn  sich  die  Schrift 
auch  in  erster  Linie  mit  den  Krankheiten  der  landwirtschaftlichen 
Kulturpflanzen  befaßt,  so  gibt  sie  doch  auch  über  die  Krankheiten 
der  Obstbäume,  Gemüsearten  und  Ziergewächse  zuverlässige  Aus- 
kunft. Es  werden  aber  nur  Pilzkrankheiten  besprochen  und  der 
Titel  der  Schrift  würde  korrekter  lauten:  „Die  schädlichsten 
Pilzkrankheiten  etc.  Die  einzelnen  Krankheitserscheinungen 
finden  wir  in  wenigen  Worten  kurz  aber  treffend  charakterisiert 
und  daran  anschließend  werden  die  Gegenmittel  kurz  klargelegt.  Ein 
Schlußabschnitt  gibt  Rezepte  für  die  Herstellung  der  A'ei-tilgungs- 
mittel  von  Pflanzenkrankheiten  und  deren  zweckmäßige  Anwendung. 
Außerdem  wird  am  Schluß  noch  ein  dankenswerter  Literaturnach- 
weis geboten.  Ich  empfehle  die  Anschaffung  dieser  Broschüre  an- 
gelegentlichst allen  jenen,  denen  die  teuren  Spezialwerke  nicht  zu- 
gänglich sind.  M,  H. 

Die  Gefährdung  der  Naturdenkmäler  und  Vorschläge  zu 
ihrer  Erhaltung.  Denk.schrift  von  H.  Conwentz.  8",  207  Seiten. 
Berlin  190-t.     Verlag-  von  Gebr.  P.ornträger.     Preis  geb.  2  Mark. 

Wie  sehr  Mangel  an  Bildung,  unvollständige  Fachkenntnis, 
Meliorationen.  Nutzung  und  Industrie  an  der  Zer.störung  der  Natur- 
denkmäler, d.  h.  jener  Wahrzeichen  einer  unbemhrten  Natur,  die 
an  irgend  einem  Orte  naturge.schichtliche  Bedeutung  haben  und  so 
wertvolle  Zeugen  einer  früheren  Zeit  sind,  daß  ihrer  Vernichtung 
vorgebeugt  werden  muß,  arbeiten,  davon  kann  sich  jeder  die  Land- 
schaften mit  offenen  Augen  durchwandernde,  einigermaßen  Gebildete 
überzeugen  und  jeder,  der  nicht  lediglich  materiell-egoistische  Inter- 
essen verfolgt,  wird  empört  sein  über  die  Pietätlosigkeit  einer  Anzahl 
von  Menschen,  die,  seis  aus  irgend  welchem  Grunde  oder  aus  Un- 
kenntnis die  Natur  vergewaltigen  und  sie  mehr  und  mehr  ihres  jung- 
fräulichen Reizes  berauben.  Das  Verdienst  von  Professor  Conwentz, 
dem  Direktor  des  Westpreußischen  Provinzialmuseums  in  Danzig  ist 
es,  daß  er  in  dieser  empfehlenswerten,  preiswerten  Schrift  eine 
stattliche  Anzahl  solcher  Naturdenkmäler  aufzählt  und  praktische 
Voi-schläge  für  deren  Erhaltung  macht,  die  glücklicherweise  bei  der 
Regierung  semer  Heimat  Preußen  ein  freundhches  Ohr  fanden.  Zu 
den  gefährdeten  Naturdenkmälern  gehören  bei  uns  z.  B.  die  Eibe, 
die  Zwergbirke,  die  Wassernuß,  die  fleischrote  Primel  {Primula 
farimsa),  die  Frauenschuhorchideen,  die  Maiglöckchen,  die  Misteln, 
feraer  zahlreiche  Vögel,  höhere  und  niedere  Säugetiere  (Biber), 
Gesteinsarten  (Trias  bei  Küdersdorf,  Sandstein  in  der  sächsischen 
Schweiz)  etc.  Jeder,  der  sich  für  Heimatschutz  und  Schutz  der 
Naturdenkmäler  interessiert   und  seinerseits    beitragen   kann,   daß   in 


seiner  engeren  Heimat  dieser  oder  jener  scliöm;  Baum  oder  Wald- 
bestand vor  der  Abholzung,  jene  botanische  Seltenheit  vor  allzueifrigen 
Sammlern,  jene  Vogelart  vor  Nachstellung  gescliützt  werden  kann, 
kann  in  diesem  wohlfeilen  Buche  Rat  erholen.  Nicht  zuletzt  ist  es 
eine  schöne  Pflicht  der  Landschaftsgärtner  und  Gartenkünstler  der 
heimischen  Natur  ihre  Rechte  ungeschmälert  zu  wahren.  Daß  in 
diesen  Kreisen  ein  Umschwung  in  mancher  Hinsicht  eintreten  muß, 
unterliegt  keinem  Zweifel;  wird  doch  auch  von  landschaftsgärtnerischer 
Seite  der  heimischen  Natur  und  der  heimischen  Pflanzenwelt  vielfach 
noch  nicht  die  rechte  Würdigung  zu  teil.  W.  T. 

Der  7.  Band  von  Meyers  Großem  Konversations-Lexikon 
ist  vor  kurzem  erschienen.  Ein  Nachschlagewerk  des  allgemeinen 
Wissens.  Sechste,  gänzlich  neubearbeitete  und  vermehrte  Auflage. 
Mehr  als  148000  Artikel  und  Verweisungen  auf  über  18240  Seiten 
Text  mit  mehr  als  11000  Abbildungen,  Karten  und  Plänen  im  Te.vt 
und  auf  über  1400  Illustrationstafeln  (daninter  etwa  190  Farben- 
drucktafeln und  300  selbständige  Kartenbeilagen)  .sowie  130  Text- 
beilagen. 20  Bände  in  Halbleder  gebunden  zu  je  10  Mark.  (Verlag 
des  Bibliographischen  In.stituts  in  Leipzig  und  Wien.) 

Kaufmanns  Herrschgewalt  (Empire  of  Business).  Von  Andrew 
Carnegie.  Autorisierte  Übersetzung  von  Dr. E.E.Lehmann.  Berlin  W.  35. 
Verlag  von  C.  A.  Sohwetschke  &  Sohn.     Preis  brosch.  5  M.,  geb.  6  M. 

Wie  häufig  hört  man  die  Klage,  daß  es  in  gärtnerischen  Kreisen 
an  tüchtigen  Kaufleuten  mangele.  Daß  diese  Klage  berechtigt  ist, 
scheint  der  Umstand  zu  beweisen,  daß  viele  Handelsgärtner  glauben, 
ihr  Geschäft  leide  unter  der  Konkurrenz  anderer  oder  durch  den 
Import  aus  dem  Süden  oder  unter  der  gerade  schlechten  Konjunktur  etc. 
Würde  man  solchen  Klagen  auf  den  Grund  gehen,  so  würde  man  in 
zahlreichen  Fällen  wahrnehmen  können,  daß  es  den  guten  Leuten  an 
weiter  nichts  fehlt  als  au  kaufmännischem  Geiste.  Was  alles  den 
Geisichtskreis  des  Kaufmanns  in  allgemeiner  Hinsicht  zu  ei-weitern 
imstande  ist,  kann  mau  bei  der  Lektüre  des  Buches  von  "Carnegie 
(sprich  Kernegie)  erkennen,  das  als  wertvolles  Geschenkwerk,  trotz- 
dem es  nicht  der  Fachliteratur  angehört,  warm  empfohlen  werden 
kann.  Wir  bedürfen  zur  Ausübung  des  Berufes  nicht  nur  der  Fach- 
kenntnisse, sondern  auch  bestimmter  Charaktereigenschaften  und 
moralischer  Gmndsätze.  Und  das  lehrt  uns  Carnegie,  ein  Mann  von 
einer  ungewöhnlich  reichen  Erfahrung  und  Einsicht,  der  von  der 
Pike  auf  gedient  hat.  in  seinen  Aufsätzen.  In  einer  Ansprache  an 
junge  Kaufleute  ermahnt  er  sie  zur  Strebsamkeit,  zur  Enthaltsamkeit 
von  geistigen  Getränken,  warnt  sie  vor  dem  Spekulieren  und  vor  dem 
Bürgschaftleisten.  In  „Des  Geldes  A.  B.  C."  werden  wir  in  leicht 
faßbarer  Weise  aufgeklärt,  warum  Geld  eigentlich  existiert  und  wie 
das  Gold  die  Grundlage  aller  Wertbemessrmg  ist,  auf  die  sich  unser 
ganzes  Kreditwesen  aufbaut.  Prächtig  sind  auch  die  Ansprache  an 
Arbeiter  über  das  gemeinschaftliche  Interesse  von  Arbeit  und  Kapital, 
die  Kapitel  „Wie  kann  man  ein  Vermögen  erwerben"  und  „Reichtum 
und  sein  Gebrauch''.  Wer  hätte  noch  nicht  gehört,  welchen  vor- 
nehmen Gebrauch  Carnegie  von  seinem  Reichtum  macht  und  daß  er 
ungezählte  Millionen  für  öffentUche  nützliche  Zwecke  gestiftet  hat. 
Das  Kapitel  „Geschäft"  verdient  das  ernsthafte  Studium  jedes  jungen 
Menschen,  der  es  im  Erwerbsleben  vorwärts  bringen  will,  es  enthält 
die  moralischen  Grundlagen  und  wertvolle  Winke  „wie  sie  ihr  Schiff 
zu  lenken  oder  ihr  Boot  zu  rudern  haben".  „Die  geschäfthche  Lauf- 
bahn ist  eine  strenge  Schule  aller  Tugenden;  daneben  verheißt  sie 
oftmals  als  höchsten  Lohn  etwas,  was  keine  andere  Laufbahn  besitzt, 
ich  ziele  auf  die  edlen  Wohltaten,  die  sie  ermöglicht",  sagt  der  Verfasser. 
Das  Schlußkapitel  „Was  für  Tarife  würde  ich  aufstellen,  wenn  ich  Zar 
wäreV"  sollte  man  unseren  Handelsgärtnern,  die  in  Schutzzöllen  das  All- 
heilmittel sehen,  vor  Augen  führen.  Cai'negie  wü)'de  zunächst  alle  not- 
wendigen Lebensbedürfnisse  von  allen  Abgaben  frei  zu  halten  suchen, 
dagegen  Luxusgegenstände  der  wenigen  Reichen  hoch  besteuern.  Die 
Volksmassen,  welche  heimatliche  Erzengnisse  benutzen  und  konsumieren, 
würde  er  überhaupt  nicht  besteuern,  dagegen  sollten  die  Leute,  die 
alles  Ausländische  bevorzugen,  die  Tarifabgaben  zahlen ;  die  Champagner 
und  alte  seltene  Weine  trinken,  feines  Glas  und  Porzellan  kaufen, 
könnten  mit  Recht  einen  erhöhten  Wert  zahlen,  denn  „einen  Haupt- 
bestandteil  des    fashionableu    Bedürfni.sses    bilden    eben    die   großen 


Die  Gartenwelt. 


IX,  47 


Kosten'-.  Ja,  Carnegiu  kennt  .seine  Leute,  und  gibt  es  nielit  auch  in 
Deutschland  solche  Kreise  mit  solchen  Anschauungen? 

Wir  wiederholen:  Dieses  Werk  ist  von  außerordentlicher  all- 
gemeiner Bedeutung  und  sollte  von  Fachgenossen,  die  einem  gesunden 
Fortschritt  huldigen,  gelesen  und  weiter  empfohlen  werden.  Es  kann 
nur  Nutzen  .stiften.  W.  T. 

Fruticetum  Vilmorinianum  (Catalogus  primarius),  Catalogue 
des  arbuätes,  existant  en  1904  dans  ia  coUeotion  de  M.  Maurice 
Leveque  de  Vilmorin,  avec  la  description  d'  especes  nouvelles  et 
introduction  recente  par  Maurice  L.  de  Vilmorin  et  D.  Bois.  Paris 
1904.     Librairie  agricole  und  0.  Doin. 

Den  Dendrologen  unter  unseren  Lesern  wird  bekannt  sein,  daß 
Herr  von  Vilmorin  in  Les  Barres  bei  Orleans  eines  der  schönsten  Arbo- 
retums, genauer  gesagt  Fruticetums  geschaffen  hat,  das  ohne  Rivalen 
dasteht.  Nicht  nur,  daß  zahilose  exotische  Sträucher,  Einführungen 
fi-üherer  Jahrzehnte,  dortselbst  angepflanzt  und  teils  durch  Aussaat 
herangezogen  wurden,  sondern  Herr  von  Vilmorin  darf  auch  das 
Verdienst  in  Anspruch  nehmen,  zahlreiche  und  darunter  sehr  be- 
achtenswerte Neuheiten  unter  Beihilfe  von  Männerü,  wie  des  Abbe 
David,  Delavay.  Farges,  Soulie  eingeführt  zu  haben.  Naturgemäß  hat 
der  Besitzer  und  der  verständnisvolle  Schöpfer  einer  solchen  Anlage 
viele  Anfragen  und  Tauschanerbieten  zu  erledigen,  sodaß  der  Gedanke, 
einen  Katalog  der  in  Les  Barres  angepflanzten  Straucharten  heraus- 
zugeben, nahe  lag.  Dieser  Katalog  liegt  jetzt  in  einem  stattlichen, 
284  Seiten  starken  Bande  vor.  Das  Verzeichnis  ist  systematisch 
geordnet  und  führt  die  Sträucher  mit  Gattungs-  und  Artnamen,  Autor- 
namen und  Heimat  a\ii.  Von  besonderem  Interesse  für  den  Dendro- 
logen sind  eine  Anzahl  Sträucher,  die  überhaupt  erstmals  beschrieben 
und  abgebildet  sind,  z.  B.  Clematis  meyeniana  heterophylla,  Gagne- 
pain,  Euptelea  Francheti,  Van  Tieghem,  Cotoneaster  bullata^  Bois. 
Cotoneaster  adpressa ,  Rosa  soulieana ,  ZanÜioxylum  Bimgei 
rar.  foKolis  amjustioribus ,  Flahault,  ein  harter  Strauch  aus  China, 
der  bis  20°  C  Kälte  verträgt,  mit  feiner  Belaubung  und  zierlichen 
Zweigen,  gegen  l'/„  m  hoch  werdend,  Prurms  canescens,  D.  Bois 
spec.  nov.,  nahe  verwandt  mit  Pr.  Maximowicxii,  Rupr.,  l'/,  bis  2  m 
hoch  werdend,  blülit  zeitig  im  Frühjahr,  nicht  sehr  auffallend,  aber 
einen  Geruch  nach  bitteren  Mandeln  verbreitend.  Früchte  niedlich, 
lebhaft  rot,  im  Aussehen  und  Geschmack  wie  Kir.schen.  Von  den 
beschriebenen  und  abgebildeten  Sträuchern  sei  noch  erwähnt  Deutxia 
Vümorimw,  Lemoine  et  Bois,  ein  Strauch  aus  Se  Tschuen,  von 
Abbe  Farges  an  Vilmorin  1897  gesandt.  Von  historisiihem  Interesse 
.sind  die  vielen  neuen  Arten  in  Anmerkung  beigefügten  Jahreszahlen 
der  Keimung  bezw.  der  Anpflanzung  und  der  Blüte  im  dortigen 
Arboretum.  Die  Abbildungen,  die  den  Katalog  schmücken,  sind  vor- 
züglich, teils  Holzschnitte,  teils  Autotypien.  Verschiedene  Be- 
schreibungen  sind  im  internationalen  Interesse  lateinisch  aufgeführt. 

W.  T. 


Tagesgeschichte. 


Cöln.  Mit  der  Herstellung  einer  Parkanlage  von  24  Morgen 
an  der  Luxemburgerstraße  erklärten  sich  die  Stadtverordneten  ein- 
verstanden. 

Görlitz.  Ein  Wohltäter,  der  ungenannt  zu  bleiben  wünscht, 
hat  in  hochherziger  Weise  dem  Magistrat  die  Summe  von  270000  Mk. 
zur  Verfügung  gestellt  zu  dem  Zwecke,  das  ehemals  Geißlersche 
Grundstück  an  der  Promenade  für  die  Stadtgemeinde  anzukaufen 
und  so  dauernd  als  einen  Teil  des  öffentlichen  Parkes  zu  erhalten. 
Die  vom  Magistrat  mit  dem  jetzigen  Besitzer  des  Grundstückes  ein- 
geleiteten Verhandlungen  haben  zu  dem  Resiütat  gefülirt,  daß  das 
Grundstück  für  den  Preis  von  330000  Mk.  in  den  Besitz  der  Stadt- 
gemeinde übergegangen  ist.  Die  Auflassung  ist  bereits  am  7.  August 
erfolgt. 

Konitz.  Zur  Vergrößerung  des  Stadtparkes  stimmten 
die  Stadtverordneten  einem  mit  der  Frau  Selma  Fenski  in  Dunkers- 
hagen  abgsschlossenen  Kaufvertrage  zu,  durch  den  die  Stadtgemeinde 
etwa  9  Hektar  Land  zum  Stadtpark  hinzukauft.  Der  Kaufpreis 
für  den  Hektar  beträgt  1080  Mark. 


Riesa.  Die  Stadtgenicinde  beabsichtigt,  auf  dem  9  Hektar 
großen  früheren  Pfarrlehngrundstück  Familiengärten  und  einen 
Kinderspielplatz  anzulegen,   wenn  sich  genügende  Beteiligung   findet. 

Rixdorf  bei  Berlin.  Der  Pflege  der  öffentlichen  Schmuck- 
anlagen wendet  der  Magistrat  in  diesem  Jahre  seine  ganz  besondere 
Aufmerksamkeit  zu.  So  sind  diesmal  allein  zur  Unterhaltung  der 
Anlagen  auf  dem  HohenzoUern-,  Richard-,  Reuter-,  Boddin-,  Loh- 
mühlen-, Herrfurth-,  Wildenbruch-,  Weichselplatz,  an  der  Magdalenen- 
kirche.  dem  Platz  an  der  Straße  184  a  usw.  12000  Mk.  mehr  vor- 
gesehen als  in  den  früheren  Jahren.  Alle  diese  Plätze  prangen  im 
schönsten,  frischen  Schmuck  ihrer  Blumen,  Sträucher  und  Bäume. 
Zur  Unterhaltung  der  in  fast  jeder  Straße  Kixdorfs  angepflanzten 
Bäume  sind  außerdem  noch  7000  Mk.  erforderlich. 

Wien.  Der  Stadtrat  befaßte  sich  kürzlich  mit  dem  Detail- 
projekte für  die  Ausgestaltung  der  Gartenanlage  auf  dem  Hoffer- 
platze im  10.  Bezirke.  Die  Ausführung  dieses  Projektes  erfordert 
einen  Kostenbetrag  von  25.570  Kronen.  Die  Arbeiten  sollen  schon 
Anfang  September  beginnen  und  der  Park  im  nächsten  Frähjahre 
eröffnet  werden. 


Aus  den  Vereinen. 

Der  Verband  der  Handelsgärtner  Deutschlands,  Sitz  in 
Berlin,  hielt  in  den  Tilgen  vom  30.  Juli  bis  2.  August  seine  22.  Haupt- 
versammlung in  Danzig  ab.  Die  Versammlung  nahm  umfassende 
Statutenänderungen  vor.  Die  Verwaltung  des  Verbandes  besteht 
nach  den  hier  gefaßten  Beschlüssen  nunmehr  aus  dem  Haupt  vorstand, 
d.  h.  dem  ersten  Vorsitzenden,  dessen  Stellvertreter,  dem  Kasseu- 
verwalter  und  zwei  Beisitzern,  ferner  aus  einem  dem  Vorstand  bei- 
gegebenen Ausschuß,  der  die  Hauptaufgabe  hat,  den  Vorstand  zu 
wählen  und  zwar  auf  die  Dauer  von  vier  Jahren.  Der  Ausschuß 
soll  sich  aus  25  Mitgliedern  zusammensetzen  und  zwar  entfallen  auf 
(Ost-  und  Westpreußen),  (Posen  und  Schlesien),  (Brandenburg), 
(Pommern  und  Mecklenburg),  (Thüringen),  (Braunschweig),  (Bayern, 
Württemberg,  Baden,  Elsaß)  je  1,  auf  (Hannover,  Bremen,  Olden- 
burg, Lippe-Schaumburg),  (Westfalen,  Lippe-Detmold), (Hessen-Nassau, 
Großherzogtum  Hessen,  Pfalz)  je  2,  auf  (Provinz  Sachsen  und  Anhalt), 
(Rheinprovinz),  (Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck)  und  (König- 
reich Sachsen)  je  3  Ausschußmitglieder.  In  den  Hauptvorstand 
wurde  gewählt:  zum  ersten  Vorsitzenden  Herr  H.  Kohlmanns- 
lehner,  Britz-Berlin,  zum  zweiten  Vorsitzenden  Herr  Ziegenbalg, 
Laubegast  -  Dresden,  zum  Kassenverwalter  Herr  Wilhelm  Ernst, 
Charlotten  bürg,  als  Schriftführer  Herr  De  Coene  in  Franz-Buchholz 
und  als  Stellvertreter  Herr  Seh ir bei,  Berlin.  Der  Verwaltung  ist 
ein  Geschäftsfülirer  beigegeben,  der  den  Titel  Generalsekretär  führt. 
Beschlossen  wurde  ferner,  daß  die  Hauptversammlungen  in  Zukunft 
nur  noch  in  Berlin  und  zwar  im  Februar  abgehalten   werden   sollen. 


Bevorstehende  Ausstellungen. 

Gartenbau  -  Ausstellung  des  Vereins  der  Gärtner  und 
Gartenfreunde  von  Dornbach  und  Umgebung,  Sitz  Wien 
XVII.  Bez.,  vom  7.  bis  10.  September  1905.  Anmeldungen  bis 
21.  August.  Kalt-  und  Warmhauspflanzen,  Marktpflanzen,  Bindereien 
und  abgeschnittene  Blumen,  Baumschulartikel,  Obst  und  Wein,  Ge- 
müse, Gartenpläne,  Garten-Industrie.  Zahlreiche  Medaillen  und 
Ehrenpreise. 

Personal-Nachrichten. 

Brando,  Gustav,  vcn-legte  seine  Handelsgärtnerei  von  Kagrau 
bei   Wien  nach  Wien  XXI,  Stadlau. 

Radi,  Florian,  führt  nach  dem  Austritt  des  Herrn  Trache  die 
Firma  Trache  &  Radi  in  San  Giovanni  a  Teduccio  bei  Neapel  auf 
seinen  Namen  lautend  fort. 

Teuerkauf,  Carl,  Handelsgärtner  in  Stendal,  t  am  30.  Juli 
im  56.  Lebensjahre. 


Verantwortl.  Redikteur: 


Bdörfter,  Berlin.  —  Verlag  v.  Richard  Carl  Schmidt  &  Co.,  Leipzig.  —  Druck:  Anhalt.  Bnchdr.  Qalenberg.e.  O.  m.  b.  H..  Dessau. 


Illustriertes   Wochenblatt  lür  den  y^esamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


26.  August  1905. 


No.  48. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aas  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Landschaftsgärtnerei. 


Kunstwerke  und  Kunst  im  Garten. 

Von  Willy  Lange,  Lehrer  der  Gartenkunde  an  der  Kgl.  Gärtnerlehr- 
anstalt in  Dahlem  bei  Steglitz. 

(Hierin  drei  Abbiklungen.) 

um  höchsten,  wenn  er  sagt: 


Der  Künstler  lobt 
„Das  ist  Na 
Der  Laie  glaubt  die  N  a 


■Das  i 


;  ein  Bild' 


1  höchste 


.  preisen,  wenn  ( 


Wenn  ich  heute  meine  Besprechungen  über  die  Grarten- 
gestaltung  unserer  Zeit  beende,  so  kann  ich  mich  über  das, 
■was  in  ihnen  fehlt,  nur  trösten  mit  der  Aufgabe  selbst:  nur 
Wegweiser  sein  zu  wollen  dui;ch  die  deutsche  Natur  zu  logisch 
richtiger  Gartenbildung.  Das  Richtige  ist  nun  aber  noch 
nicht  Kunst,  sondern  nur  deren  Voraussetzung.  Wie  wird 
nun  richtige  Gartengestaltung  zur  „Garten-Kunst"?  — 

Doch  erinnern  mich  unsere  Bilder  daran,  wie  wir  bisher 
nur  einerseits  von  Naturwerken  gesprochen  haben,  und  anderer- 
seits die  Menschenwerke  im  „Naturgarten"  gleichfalls  einfacli 
„naturgemäß"  forderten.  Nun  aber  leisten  bevorzugte  Menschen 
noch  ein  Höheres  als  „Naturgemäßes" :  „Kunstwerke".  So- 
weit sie  mit  dem  Garten  in  Berührung  kommen,  sind  es 
Bildhauer  und  Baukünstler.  Von  der  mächtigen  Kunstwirkung 
der  Musik  auch  im  Garten  können  wir  absehen,  weil  sie  uns 
nur  in  flüchtigen  Tonwellen  umschmeichelt,  während  Malerei 
in  unserem  Falle  sich  fast  immer  an  die  Baukunst  anlehnen 
wird  imd  gekünstelte,  auf  Täuschung  berechnete  „Machwerke" 
wahrer   Kunstwirkung  geradezu  feindlich  sind. 

Wie- sollen  nun  echte  Kunstwerke  dem  Naturgarten  ein- 
gefügt werden? 

Bisher  war  es  allgemeine  „ästhetische"  Regel,  daß  sie 
—  z.  B.  Statuen,  Säulen,  Brunnen  —  ihre  nächste  Garten- 
umgebung beherrschen  mußten.  (Beachte  nebenstehend  die 
Verkünstehing  des  Wassers  als  „ästhetische"  Folge  des  Bild- 
w^erkes.)  Wenden  wir  das  malerische  Element  der  freien 
Linien  im  Raum  auch  auf  die  Kunstwerke  an,  dann  fügen 
sich  Kunstwerke  ebenso  zwanglos  in  die  naturgemäße  Garten- 
landschaft, wie  jedes  andere  Menschenwerk.  Daß  man  den 
Umgangsweg  um  die  ornamental  geformte  Basis  eines  Kunst- 
werkes, wenn  solches  erwünscht  ist,  den  UmrißUnien  des- 
selben folgen  läßt,  ist  nur  selbstverständlich  und  ebenfalls 
naturgemäß.  Damit  ist  aber  auch  der  Ornamentik  Genüge 
getan.  Notwendig  ist  sie  nicht,  sobald  sich  das  Bildwerk 
auf  naturgemäß    bewachsenem  Boden    erhebt.      Gleiches    gilt 

Gartenwelt.    IX. 


für  architektonische  Werke,  wie  wir  früher  andeuteten:  man 
kann  ein  Haus  in  eine  Landschaft  stellen,  ohne  die  Land- 
schaft den  Formengesetzen  des  Hauses  entsprechend  um- 
zuformen. 

Für   gereiftes   Empfinden   erlangt    ein  Kunstwerk    seine 
höchste  Wirkung,  wenn  es  in  Verbindung  mit  natürlich  freier 


Partie  aus  dem  Parke  des  Schlosses  Altenstein  bei  Liebenstein 
in  Thüringen.     Vom  Verfasser  für  die  „Gartenweif  photoRr.  aufgenoinuieu. 

IS 


56 1; 


Die  Gartenwelt. 


IX,  48 


Sphinx.     Vom  Verfasser'für  die  „Gartenwelt"  photogr   aufgenommen 

Umgebung  als  „BUd"  wirkt,  diese  Umgebung  durch  seine 
Gegenwart  erst  zum  inhaltvollen  Bilde  macht.  Wir  gelangen 
hierin  zum  Empfinden  der  griechischen  Altmeister  der  Bildnerei 
zurück,  die  ihre  Werke  —  „in  naivem  Schaffen"  hat  man 
gesagt,  ich  glaube  aber  vielmehr  mit  vollem  künstlerischen 
Bewußtsein  —  in  die  Natur  „hineinkomponierten". 

Merkwürdig  ist  mir  immer  gewesen,  daß  die  Architekten, 
wenn  sie  eine  malerische  Skizze  ihrer  Werke  zeigen,  zwar 
eine  freie,  „  natui'gemäße "  Baum-  und  Blumenumgebung 
zeichnen,  dann  aber,  wenn  das  Werk  verwirklicht  wird, 
symmetrisch  ornamentale  Umgebung  dulden.  Das  hat  wohl 
zwei  Gründe:  einen  praktischen,  indem  eine  ornamentale  An- 
lage sofort  „fertig"  wirkt  und  das  Publikum  (wozu  auch 
Stadtväter  und  -Herren  gehören)  für  sein  Geld  schnell  etwas 
„Ganzes"  sehen  will.  Der  zweite  Grund  liegt  in  der  alten 
Ästhetik.  Von  dieser  habe  ich  schon  öfter  nicht  sehr- 
kavaliermäßig  gesprochen;  und  doch  kann  man  weder  zum 
Kunstverständnis  noch  zur  Künstlerschaft  ohne  ästhetische 
Schulung,  ohne  Studium  der  überlieferten  Kunst  gelangen. 
In  der  Gartengestaltung  aber  sind  bisher  nur  die  groben, 
handgreiflichen  Züge  der  Ästhetik  zur  Geltung  gekommen, 
die  sich  den  Jüngern  bequem  einpauken  lassen,  ohne  ihre 
feineren  Reize,  die  doch  dem  Wesen  der  „Kunst"  am 
nächsten  stehen,  zu  entschleiern.  So  erhielten  wir  Gärtner 
statt  einer  lieblichen,  schmiegsamen,  im  Zeitgeist  sich  ver- 
jüngenden Gestaltungsästlietik  eine  dün-e  Fratze,  aus  der 
nur  leere  Formengesetze  si^rechen  —  und  dieser  bin  ich 
nicht  gut. 

Kunstwerke  werden  sich  also  im  Garten,  ohne  auf  seine 
Gestaltung  in  theoretisch-ästhetischem  Sinne  Einfluß  zu  haben, 
überall  dort  einfügen  lassen,  wo  sie  eine  waltende  oder 
beabsichtigte  „Stimmung"  eines  Gartengebietes  durch  ihren 
seelischen  Gehalt  zu  vertiefen  oder  symbolisch  eindringlich  zu 
betonen  geeignet  .sind.  So  zeigt  unser  zweites  Bild  im  ge- 
heimnisvollen Halbdunkel  der  Fichtenschleier  eine  Sphinx  als 
Sinnbild  des  Lebensrätsels  —  ein  vollendeter  Gleichklang 
von  Bildhauer-  und  Gartenkunst;  nicht  von  „Kunst  und 
Natur",  wie  oft  „schöngeredet"  wird.  Denn  der  Naturgarten 
ist  immer  ein  Werk  von  Menschenhand,  im  besten  Falle 
Kunstwerk  und  nicht  „Natm*".  — 


Schon  Fürst  Pückler  verlangte,  daß  der  Garten 
eine  Galerie  von  Bildern  sei:  er  dachte  und  schrieb 
aber  vor  allem  für  den  Park,  für  große  Verhält- 
nisse und  scheint  immer  eine  deutlich  tableauartige 
Wirkung  gemeint  zu  haben,  bei  welcher  man  Rahmen, 
Mittel-  und  Hintergrund  unterscheiden  konnte.  (Bild  3.) 
Mit  Recht  sind  solche  Bilder  beliebt,  aber  ich  möchte 
nicht  zum  wenigsten  auch  für  kleine  Gärten  an  eine 
Vertiefung  des  „Bild"-Begriffes  erinnern,  die  vni  er- 
langen, wenn  vnv  uns  bewußt  bleiben,  daß  unsere 
Bilder  lebendig-plastisch  sind,  daß  sie  nicht  in  der 
Flächen  Wirkung,  sondern  in  der  Eaumerfüllung  ihre 
gartenkünstlerische  Bedeutung  erlangen.  In  diesem 
Sinne  bedarf  es  nicht  allein  durch  Rahmen  ab- 
geschlossener Bilder  vne  Abbildung  3,  sondern  vielmehr 
einer  höchsten  Fülle  plastischer,  nebeneinander  ge- 
reihter, zwar  im  einzelnen  selbständiger,  aber  im  Ganzen 
einander  innerlich  bedingender  „Skizzen"  im  größten 
wie  im  kleinsten  Garten.  Unsere  fi-üheren  Abbildungen 
konnten  in  dieser  Richtung  manche  Anregung  geben. 
Wenn  es  nun  gelingt,  all  diesen  Skizzen  im  kleinen 
einheitlichen,  auf  großen  Gebieten  getrennt-vielseitigen, 
ber  immer  klaren  und  eindringlichen  „Stimmungsgehalt"    zu 


Natürlicher  Rah 
bei  Gotha).    Vom  v 


1  Landschaftsbild  (Dietharz 

die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgenommen. 


IX,  48 


Die   Gartenwelt. 


verleihen,  wozu  Zeit,  Himmel  und  Sonne  ihr  Bestes  tun 
müssen,  so  haben  wir  neben  der  Naturwahrheit  künstlerisch- 
„malerische"  Wirkungen  erreicht;  unser  Werk  wird  echte 
Kunst,  „empfängt  der  Dichtung  Schleier  aus  der  Hand  der 
Wahrheit",  denselben,  mit  dem  sich  umhüllt  die  Kunst  aller 
Künste:  - 


Orchideen. 

Masdevallia  Bella.  Diese  interessante  Orchidee  ist  ein  äußerst 
dankbarer  Blüher  und  auch  von  leichter  Kultur.  Sie  muß,  da  sie 
nach  abwiuts  hUiht,  im  Korbe  kultiviert  werden  und  verlangt  ebenso 
wie  M.  i'liiiiiiiim  mehr  Wärme  und  Sonne.  Die  Blätter  sind  schmal, 
ledei'artij,',  die  lihite  hat  rütlichgelbe  Grundfarbe  mit  karminroten  und 
oft  schwarzbraunen  Zeichnungen;  der  Rand  der  Blüte  ist  bewimpert. 
In  Sphagnum  und  Peat  gepflanzt  und  im  temperierten  Hause  auf- 
gehäugt, wächst  sie  leicht  und  blüht  dankbar.  J.  B. 


Züchter  gezwungen  wurden,  die  Veilchenzucht  ganz  aufzugeben.  In 
den  Voreinigten  Staaten  werden  jährlich  für  nicht  weniger  als  eine 
Million  Dollars  (4'/^  Millionen  Mark)  Veilchen  vorkauft;  der  jährlich 
durch  die  Krankheit  verursachte  Verlust  wird  auf  volle  200000 
Dollar  (850000  Mk.)  geschätzt.  „Vielleicht  hat  keine  Angelegenheit,  die 
sich  auf  die  Blumenzucht  bezieht,  in  den  Blumenzucht-  und  Garten- 
bau-Zeitschriften während  der  letzten  8—10  Jahre  mehr  Beachtung 
gefunden  als  die  in  Frage  stehende  Krankheit,"  Betreffs  der 
Ursachen  und  der  Behandlung  der  Krankheit  herrschten  sehr  unklare 
und  widersprechende  Ansichten.  Die  wichtigsten  Hypothesen  sind 
folgende.  Die  Pflanzen  werden  durch  das  Treiben  und  die  forzierte 
reichhche  Blütenproduktion  von  Generation  zu  Generation  so  ge- 
schwächt, daß  sie  gegen  jeden  schädigenden  Einfluß  widerstandslos 
gewordensind.  Es  ist  daher  von  Wichtigkeit,  bessere  Kultur- 

und     Überwintor  f      ungs -Verfahren  auszuprobieren.     Andere 

machen   die  Erde  /       für  das  Übel  verantwortlich.     Sie  sei  zu 

leicht     oder     zu  /        schwer,    zu  wenig  oder  zu  stark  wasser- 

haltend, zu  nähr  /  stoffarm  oder  zu  nährstoffreich,  daher  Aus- 
probieren einer  ge      /  eigneten    Erdqualität    besonders     wichtig. 


Pflanzenkrankheiten. 


Da 


Die  Fleckenkrankheit  i 

(K'eferat.) 


Veilchens. 


/aß  die  Nordameiikaner  uns  in  ihi'en  Leistungen  in  der  Technik 
und  Industrie  im  großen  ganzen  durchaus  gleichwertig,  in  vielem 
sogar  entschieilen  voraus  sind,  wird,  glaube  ich,  heute  wohl 
niemand,  der  die  Verhältnisse  kennt  und  nicht  gar  zu  sehr  an  Eigen- 
liebe und  Selbstüberschätzung  leidet,  ern.stlich  bestreiten  wollen. 
Aber  auch  in  ihren  wissenschaftlichen  Leistungen  stehen  uns  die 
Amerikaner  kaum  nach.  Dies_  gilt  ganz  besonders  für  die  auf  die 
Praxis  angewendete  Wissenschaft,  z.  B.  für  die  wissenschaftliche 
Förderung  und  Lösung  von  Problemen,  die  für  die  Landwirtschaft, 
für  den  Pflanzenbau  von  Bedeutung  sind,  und  —  um  gleich  zur  Sache 
zu  kommen  —  für  die  Erforschung  und  Bekämpfimg  der  Krankheiten 
der  landwirtschaftlichen,  forstlichen  und  gärtnerischen  Kultur-,  Nutz- 
mid  Zierpflanzen.  Speziell  auf  dem  zuletzt  genannten  Gebiet  haben 
die  Amerikaner  in  den  letzten  20  Jahren  eine  recht  statthche  Reihe 
von  Publikationen  geliefert,  von  denen  allerdings  manche  etwas  breit 
gehalten  sind  —  ein  Vorwurf,  den  man  indes  auch  vielen  ent- 
sprechenden Abhandlungen  deutscher  Forscher  nicht  ersparen  kann. 
In  der  Beifügung  instruktiver,  zum  Teil  kolorierter  Abbildungen  sind 
die  Amerikaner  weniger  knauserig  als  wir  Europäer. 

Doch  nun  zu  unserm  Thema. 

Wir  wollen  hier  eine  Krankheit  einer  gärtnerischen  Kultur- 
pflanze besprechen  und  uns  damit  auf  ein  Gebiet  begeben,  dem  in 
Deutschland  von  den  Pflanzenpathologen  im  allgemeinen  noch  lange 
nicht  die  Beachtung  geschenkt  wird,  die  es  verdient. 

In  Amerika  hat  die  Veilchenzucht  seit  etwa  15  Jahren  eine 
schwere  Schädigung  durch  das  „spot  disease",  die  „Fleckenkrankheit" 
der  Veilchen,  erütten.  Herr  P.  H.  Dorsett  —  ob  er  Professor, 
Geheimrat  oder  nur  Doktor  ist,  erfährt  man  nicht:  der  Amerikaner 
kennt  nicht  die  harmlos  kindliche  Freude,  die  der  Europäer  empfindet, 
wenn  er  mit  hohen  Titeln  prunken  kann;  er  ist  dazu  nicht 
kleinlich  genug  —  Hen-  Dorsett  also  hat  nun  über  die  ge- 
nannte Krankheit  der  Veilchen  vor  nicht  langer  Zeit  eine  gründ- 
liche und  verdienstvolle  Arbeit  veröffenthcht.  Da  die  Krankheit 
auch  den  deutschen  Gärtner  und  Blumenfreund  interessieren  dürfte, 
die  betreffende  Abhandlung  aber  nur  wenigen  zugänglich  und  außer- 
dem in  einem  etwas  schwer  zu  lesenden  Englisch  geschrieben  ist, 
so  erscheint  es  erwünscht,    hier   das   wichtigste  dariibor  mitzuteilen. 

Die  Fleckenkrankheit,  die  verbreitetste  und  gefährhchste  Krank- 
heit der  Veilchen,  wird,  obgleich  sie  in  der  Praxis  mit  verschiedenen 
Namen  belegt  worden  ist,  meist  kurzweg  das  „violet  disease",  die 
„Veilchen-Krankheit",  genannt.  Sie  hat  in  den  Veilchenzüchtereien 
vielfach  so  große  Verwüstungen   angerichtet,    daß   die    betreffenden 


568 


Die  Gartenwelt. 


IX,  48 


Ändere  halten  ungeeignetes  Kultur-Verfahren,  Anzucht  im  freien 
Land,  wo  die  Pflanzen  schädlichen  Witterungseinflüssen  aus- 
gesetzt sind,  und  mangelhafte  Pflege  für  die  Ursachen.  Deshalb 
seien  die  nötigen  Bedingungen  zu  schaffen,  um  die  Pflanzen  stets  in 
kräftigem,  gesundem  Zustande  zu  erhalten. 

Die  Pflanzen  werden  in  jedem  Entwicklungsstadium,  vom  un- 
bewuTzelten  Steckling  bis  zur  blühenden  Pflanze,  von  der  Krankheit 
ergriffen.  Üppig,  schnell  und  besonders  mastig  gewachsene  Pflanzen 
sind  dem  Erkranken  am  meisten  ausgesetzt.  Die  Krankheit  kann  an 
jedem  Teil  der  Pflanze,  der  sich  über  der  Erde  befindet,  auftreten. 
Der  größte  Schaden  wird  indes  verursacht,  wenn  die  Blätter  befallen 
werden.  Das  Auftreten  auf  den  Blättern  kennzeichnet  sich  durch 
kleine,  gewöhnlich  kreisförmige,  grünlich-  oder  gelblich-weiße  Flecke, 
die  an  Insektenstiche  erinnern.  Sie  variieren  in  der  Größe  von  kaum 
sichtbaren  Punkten  bis  zu  Flecken  von  10—12  mm  Durchmesser. 
Der  hellgefärbte  mittlere  Teil  jedes  Flecks  ist  von  einem  schmalen, 
schwarzen  oder  dunkelbraunen  Saum  umgeben,  der  indes  später  heller 
wird.  Manchmal  kommt  die  Entwicklung  der  Flecke  zum  Stillstand; 
sie  können  sich  dann  vom  gesunden  Teil  des  Blattes  loslösen  und 
herausfallen.  Häufiger  aber  breitet  sich  die  Krankheit  immer  mehr 
aus,  bis  das  ganze  Blatt  abgestorben  ist.  Die  älteren  Flecke  er- 
scheinen in  ihrem  äußeren  Teil  heller  und  dunkler  gezont.  Pilz- 
sporen sind  auf  den  Flecken  sehr  häufig  nicht  aufzufinden.  "Wenn 
man  die  Blätter  aber  1—2  Tage  in  einen  feuchten  Raum  legt,  so 
kommen  auf  den  Flecken  Pilzsporen  zuweilen  in  so  großer  Menge 
hervor,  daß  man  sie  schon  mit  bloßem  Auge  wahrnehmen  kann.  Die 
Sporen  werden  von  Pilzfäden,  die  aus  den  Blattflecken  hervor- 
sprossen, abge_schnürt  und  gelangen,  da  sie  sehr  leicht  sind,  durch 
Luftbewegungen  auf  andere  Blätter.  Es  gibt  nun  zwar  verschiedene 
Pilze,  die  Flecke  auf  den  Veilchenblättern  zu  erzeugen  vermögen; 
die  meisten  rufen  aber  keine  ernstliche  Schädigung  hervor.  Die 
Ursache  der  hier  besprochenen  eigentlichen  Fleckenkrankheit  ist  aber 
ein  ganz  bestimmter  sehr  schädlicher  Pilz.  Derselbe  führt  den 
Namen  Altemaria  violae,  Galloway  und  Dorsett.  Durch  einen  ganz 
nahe  verwandten  Pilz  wird  das  Early  Potato  Blight,  die  „Dürrflecken- 
krankheit" der  Kartoffelblätter  hervorgerufen.  Was  die  Kennzeichen 
des  Veilohenpilzes  anbetrifft,  so  soll  hier  nur  angeführt  werdeii,  daß 
seine  Sporen,  die,  wie  bereits  gesagt  wurde,  auf  den  Blattflecken 
entstehen,  von  keulig-flaschenförmiger  Gestalt,  mauerförmig  geteilt, 
olivenfarbig  und  etwa  V20  """  '^^S  sind.  Dem  genannten  amerika- 
nischen Forscher,  Dorsett,  ist  es  nun  gelungen,  den  Pilz  auf  künst- 
lichen Nähnnedien  (Agar-Agar)  zu  züchten  und  mit  den  Sporen 
an  gesunden  Veilchenpflanzen  die  Krankheit  künstlich  zu  erzeugen  — 
ein  unwiderlegbarer  Beweis,  daß  in  der  Tat  der  Pilz  die  Ursache  der 
Krankheit  ist.  Der  Pilz  entwickelt  sich  außerordentlich  schnell.  Es 
ist  hier  nicht  der  Ort,  die  ausgeführten  Experimente  näher  zu  be- 
sprechen. Daß,  wie  das  bei  allen  durch  Pilze  erzeugten  Pflanzen- 
krankheiten der  Fall  ist,  auch  äußere  Einflüsse  die  Erkrankung  zu 
fördern,  bezüglich  zu  hemmen  vermögen,  darf  natürlich  nicht  ignoriert 
werden.  In  erster  Linie  wird  durch  die  langen,  gewöhnlich  heißen 
und  trockenen  Tage  im  August  und  September  und  darauf  folgende 
kühle,  feuchte  Nächte  eine  schnelle,  hinfällige,  mastige  Entwicklung 
der  Veilchen  bewirkt  und  damit  zugleich  günstige  Bedingungen  zur 
Erkrankung  geschaffen.  Es  ist  also  besondere  Sorgfalt  darauf  zu 
verwenden,  die  Pflanzen  widerstandsfähig  zu  machen  und  gut  durch 
die  kritische  Periode  hindurchzubringen.  —  Verfasser  zählt  die  ver- 
schiedenen Umstände  auf,  welche  ein  Erkranken  begünstigen.  Die 
Widerstandsfähigkeit  der  verschiedenen  Sorten  ist  verschieden. 
„Marie  Louise'-^  z.  B.  erkrankt  selbst  unter  den  günstigsten  Ver- 
hältnissen leichter  als  „Lady  Hume  Campbell".  Die  einfachen 
Varietäten  sind  m  der  Regel  NAiderstandsfähiger  als  die  gefüllten. 

Vorbeugungs-Maßnahmen.  —  Ein  wirkliches  Heilmittel 
für  die  Krankheit,  sobald  sie  einmal  ausgebrochen  ist,  ist  bis  jetzt 
nicht  bekannt.  Die  Anwendung  der  hauptsächlichsten  Pilzbekämpfungs- 
mittel ist  mit  zweifelhaftem  Erfolg  versucht  worden.  Bordeaux-Brühe 
scheint  nur  geringe  oder  keine  vorbeugende  Wirkung  zu  haben  und 
macht  andrerseits  die  Blätter  zur  Benutzung  unbrauchbar.  Die  Auf- 
gabe, der  Krankheit  entgegenzuwirken,  hat  vielmehr  darin  zu  be- 
stehen,   Sorgfalt    auf  die  Erziehung  kräftiger,    gesunder  Pflanzen  zu 


verwenden,  als  in  einer  direkten  Bekämpfung  der  bereits  aus- 
gebrochenen Krankheit.  Die  hauptsächlichsten  Maßregeln,  die  der 
Züchter  befolgen  sollte,  sind  folgende. 

Studiere  sorgfältig  das  Verhalten  der  Pflanzen  unter  den  ver- 
schiedenen Verhältnissen  und  sei  bestrebt,  die  Wachstumsbedingungen 
so  zu  gestalten,  daß  die  denkbar  vollkommenste  Entwickelung  er- 
zielt wird.  Halte  die  Häuser  und  Kästen  sauber  und  in  gutem  Zu- 
stande und  entferne  allen  Abfall  und  Schmutz.  Pflanze  nur  gesunde, 
kräftige  Stöcke  und  diese  nur  zur  geeigneten  Jahreszeit  fort.  Wähle 
in  jedem  Frühling  von  den  bewurzelten  Steckhngen  nur  die  voll- 
kommen gesunden  und  kräftigen  zum  pflanzen  in  die  Häuser  und 
Kästen  aus.  Alte  Pflanzen  sind  allen  möglichen  Erkrankungen  viel- 
mehr ausgesetzt  als  junge.  Halte  die  Pflanzen  frei  von  gelben, 
toten  und  absterbenden  Blättern  und  beseitige  und  vernichte  letztere. 
Halte  die  Pflanzen  frei  von  Insekten  und  sonstigem  Ungeziefer.  Gib 
sorgsam  Obacht  auf  Lüftung,  Heizung  und  Schattierung  der  Häuser 
und  Kästen  und  auf  das  Begießen,  Reinhalten,  Kultivieren  der 
Pflanzen.  Erneuere  den  Boden  der  Beete  jedes  Jahr  vor  dem 
Pflanzen  ca.  8 — 12  Zoll  tief  durch  frische  Erde.  Setze  die  jungen 
Pflanzen  früh  im  Frühling  in  das  Beet,  wo  sie  während  der  Saison 
bleiben  sollen,  so  daß  sie  bereits  gut  entwickelt  sind,  wenn  das 
heiße,  trockene  Sommerwetter  beginnt. 

Wie  man  sieht,  wird  hier  keine  Maßregel  empfohlen,  die  ledig- 
lich im  Studierzimmer  ausgeklügelt  wurde,  bei  deren  Durchführung 
in  der  Praxis  sich  indes  unüberwindbare  Schwierigkeiten  in  den  Weg 
stellen  würden.  —  So  viel  bekannt  ist,  hat  die  Veilchenzucht  in 
Deutschland  umfangreiche  Schädigungen  durch  die  hier  besprochene 
Fleckenkrankheit  bisher  nicht  erlitten.  Sollte  letzteres  dennoch  der 
Fall  sein,  so  wäre  es  außerordentlich  dankenswert,  wenn  aus 
gärtnerischen  Kreisen  in  diesem  Blatte  demnächst  diesbezügliche 
Mitteilungen  gemacht  würden  und  unsere  Kenntnis  von  den  Krank- 
heiten unserer  gärtnerischen  Kulturpflanzen  dadurch  eine  Fördenmg 
erfahren  könnte.  L. 

Topfpflanzen. 
Cyclamen  persiciim  margine  rubro  „Alpenglühen". 

Von  Otto  Hinze,  Obergärtner  in  Naumburg. 
(Hierxii  eine  Abbildung.) 

„1/as  Alpenglühen",  Ärdor  Alpium,  hat  der  Züchter  Herr 
Georg  Matthes,  Handelsgäi-tner  in  Naumburg  a.  S.,  ein 
neues  Cyclamen  genannt,  das  er  jetzt  in  den  Handel  bringt. 
Das  Auge  der  Blüten  ist  intensivrot,  die  Fetalen  sind  rein- 
weiß und  rot  umsäumt.  Eine  Gruppe  Pflanzen  dieser  Sorte 
erweckt  die  Vorstellung  des  als  Alpenglühen  bekannten  Natur- 
schauspiels in  frappierender  Weise.  Obwohl  die  Blumen 
etwas  gefranst  sind,  hat  die  Sorte  doch  nicht  Blut  der 
belgischen  „Papilw^^,  sondern  ist  aus  der  Ci/cl.  splendens 
gigantetim-Kla.sse  hervorgegangen,  deren  gute  Eigenschaften, 
nämlich  üppigen,  willigen  Wuchs,  straffe  Haltung  und  edel- 
geformte  Blüte  „Alpenglühen"  geerbt  hat.  Auch  im  Er- 
blühen ist  die  Sorte  sehr  befriedigend,  da  sie  selbst  in 
sonnenarmer  Zeit  willig  öffnet.  Alles  in  allem  verdient  die 
Züchtung,  von  der  wir  Seite  569  ein  Habitusbild  sehen,  die 
Beachtimg  der  Kollegen. 

Gefranste  und  Rokoko-Oyclaraen. 

im  zweiten  Jahrgang,  Seite  401,  bot  ich  in  einem  meiner  Be- 
richte über  die  damalige  Genter  Gartenbau-Ausstellung  eine  Aufnahme 
des  Cyclamens  „Papilio",  dem  ich  sehr  anerkennende  Worte  widmete. 
Ich  bezeichnete  es  als  eine  wesentliche  Verbesserung  des  auf  Seite  117 
gleichen  Jahrgangs  abgebildeten  gefranst  blutigen  Cyclamens,  welches 
wir  damals  den  Lesern   als  Züchtung  des  Handelsgärtners  Heinze  in 


IX,  48 


Die  Gartenwelt. 


Bremen  vorführten.  Ich  glaube,  daß  dieses  Papilio -Cydamen  der 
damaligen  Genter  Ausstellung  überhaupt  erst  den  vielen  phantastisch 
geformten  Züchtungen  die  Wege  geebnet  hat.  Ich  hatte  seinerzeit 
bei  der  ersten  Begegnung  mit  dieser  Neuheit  augenscheinlich  ihren 
Wert  überschätzt,  denn  sie  hat  bei  uns  in  Deutschland  nur  geringe 
Verbreitung  gefunden,  während  die  größte  Nachfrage  immer  noch 
nach  den  vollendeten  Züchtungen  mit  normal  geformten  gauziandigen 
Blumen  vorhanden  ist.  Gelegentlich  meiner  Be.sprechung  der  neuen 
Tubbenthalschen  Cyclamenzüchtung  in  No.  41  dieses  Jahrgangs  gab 
ich  unumwunden  den  Blüten  dieser  Art,  wie  sie  zuerst  von  Stoldt 
in  größter  Vollkommenheit  gezüchtet  worden  sind,  den  Vorzug.  Die 
sogenannten  Rokoko-Cyclamen  sind  mir  mehrfach  auf  Ausstellungen, 
aber  auch  nur  auf  solchen,  und  noch  nicht  im  Handel  begegnet.  Ich 
habe  nicht  für  sie  schwärmen  können,  namentlich  hat  mir  das  viel- 
fach in  den  Blüten  auftretende  Grün  mißfallen,  das  oft  etwas  ins 
Gelbliche  übergeht  und  so  der  Hoffnung  Raum  läßt,  daß  die  Rokoko- 
Züchtung  vielleicht  eine  Brücke  zur  Erzielung  des  ersten  gelbblühenden 
Cyclamens  bilden  könnte.  Selbstverständlich  huldigt  fast  jeder  Mensch 
einer  besonderen  Geschmacksrichtung,  und  es  wäre  für  viele  Gebiete, 
besonders  auch  für  die  Gärtnerei  schlimm,  wenn  dies  nicht  der  Fall 
sein  würde.  Hunderte  und  Tausende  werden  auch  am  Rokoko- 
Cyclamen  ihre  Freude  haben.  Ich  gebe  deshalb  gern 
an  dieser  Stelle  das  bekannt,  was  mir  Herr  Handels- 
gärtner E.  Binne\vies  in  Alfeld  a.  d.  Leine  über  seine 
Lieblinge,  die  Rokoko-Cyclamen,  mitteilt.   Er  schreibt : 

„Die  Gyclanien"„Äo^-oA:o"  sind  so  eigenartig  schön 
in  ihrem  Charakter,  so  apart  in  ihrer  ganzen  Er- 
scheinung, daß  sie  unbedingt  eine  große  Zukunft 
haben  und  für  den  Handel  vorteilhaft  sein  werden. 
Sie  sind  nicht  im  entferntesten  mit  „PajoiVzo"  zu 
vergleichen  und  auf  eine  Stufe  zu  stellen.  In  der 
Kultur  ist  ,^Rokoko"  eine  dankbare  Pflanze  für  den 
Kultivateur,  als  welche  ich  sie  in  verschiedenen  Ent- 
wicklungsstadien  gesehen  habe. 

Es  wird  unbedingt  eine  Handelspflanze  werden 
infolge  ihrer  Stark wüchsigkeit,  was  in  erster  Lmie 
mit  in  Betracht  kommt.  Wenn  die  gefransten  Cyclamen 
nicht  überall  Aufnahme  fanden,  so  lag  die  Ursache 
in  dem  unbestimmten  Charakter  der  Blumen  und  des 
starken  Variierens;  ganz  anders  verhält  sich  jedoch 
Rokoko. 

Ich  war  deshalb  übei-rascfat,  wie  Sie  diese 
schöne  Neuzüchtung  bewerteten  und  bitte  Sie,  die 
Züchtung  auf  erwähnte  Eigenschaften  zu  beurteilen, 
da  es  doch  im  Interesse  der  Spezialisten  ist,  ganz 
gleich  von  welcher  Seite  eine  Neuheit  kommt,  falls 
dieselbe  wertvoll  ist,  ihr  den  verdienten  Platz  unter 
den  Pflanzen  einzuräumen." 

Ich  zweifle  nicht  daran,  daß  sich  viele  dem 
Urteil  des  Herrn  Binnewies  anschließen,  während 
wieder  andere,  die  für  das  Neue  und  Aparte 
schwärmen,  Alwin  Richters  gefransten  Cyclamen  den 
Vorzug  geben.  Auch  Herr  Richter  fühlte  sich  durch 
meinen  abweichenden  Geschmack  getroffen  und 
schrieb  mir  folgendes: 

„Meine  Züchtung  gefranster  Cyclamen  wurde 
von  hervorragenden  Fachleuten  schon  oft  beschrieben, 
u.  a.  auch  in  der  ,,Gartenwelt",  und  der  Wert 
dieser  Züchtung  ist  in  allen  Gärtnerkreisen  längst  an- 
erkannt worden. 

Daß  sich  meine  Cyclamen  allgemeiner  Beliebt- 
heit erfreuen,  beweist  die  Tatsache,  daß  ich  für 
dieselben  höhere  Preise  erziele,  als  die  meisten 
anderen  Züchter.  Daß  ich  ferner  die  größten  Samen- 
handlungen des  In-  und  Auslandes  zu  meinen  Ab- 
nehmern zählen  darf,  wird  Sie  wohl  davon  über- 
zeugen, daß  meine  Cyclamen  überall  gern  gekauft 
werden.  Auch  viele  Berliner  Gärtner  bevorzugen 
meine  Cyclamen;  ich  liefere  dort  an  mehrere  gioße 


Samenhandlungen,    dieses    Frühjahr    an    eine    Firma    allein    über 
50000  Korn." 

Ich  habe  auch  diesen  Ausführungen  gern  Aufnahme  gewährt 
und  verweise  nur  noch  darauf,  daß  die  Gartenwelt  verschiedentlich 
die  Richterschen  gefransten  Cyclamen  in  Wort  und  Bild  gewürdigt 
hat;  wir  haben  unter  anderem  auch  von  dieser  Züchtung  im  sechsten 
Jahrgang,  Seite  474,  eine  wohlgelungene  Farbentafel  gebracht,  ein 
Beweis  dafür,  daß  die  Spalten  der  Gai-tenwelt  jeder  verdienstlichen 
Leistung  offenstehen,  gleichviel,  ob  sie  mit  meiner  persönlichen  Ge- 
schmacksrichtung übereinstimmt  oder  ihr  widerspricht.  M.  H. 


Stauden. 


Zur  Empfehlung  der  Phlox  decussata-Varietäten. 

Von  H.  Beuß,  Obergärtner  in  Schwetzingen. 
JJurch    die    herrlichen    Neuzüchtungen    von    Phlox   decussata, 
welche  sich  durch  die  Mannigfaltigkeit  ihrer  Farbenpracht  und  Groß- 
blumigkeit auszeichnen,    haben    unsere  Blumengärten    manch  schöne 
Bereicherung  erfahren. 


■ 

■ 

^p^  V  Jjl^mi^B 

M 

m^H 

^^^Bi^'i 

Ri 

hH 

■F\..j 

^"^^is^l 

HMj^^K^Jp^l 

i^!^H 

E-  '^^'A^mI^I 

^IB^^Hk  ^»^  i^S^h^I  ^^I 

m  f'^Mmm 

HSuJMüS^^^H 

p^hIhHIB 

vtqm 

BF^^H 

^v  ^ '^^^\ '^^JBBBiiiBB 

r»'iR 

m^r^^'^^M 

Ik  A  ;  Q^Bw^ 

l^mimM 

^S&Bfli^^l 

^V^T^W^i 

mS[m 

i^^^l 

►t^l 

1 

H 

L 

m 

m  m 

Q^ 

II 

Wf* 

■•^■*r-^                    ,    _„-S5SSIPP 

^jH^^^H 

'- 

M 

- 

Cyclamen  persicuni  margine  rubro  „Alpenglühen" 


Die  Gartenwelt. 


IX,  48 


Neben  den  erwähnten  Eigenschaften  muß  auch  besonders  der 
meist  niedere  Wuchs  gegenüber  den  alten  Phloxsorten  hervorgehoben 
werden,  was  diese  Pflanzengattung  noch  wertvoller  macht.  Besonders 
bei  Bepflanzung  von  Gruppen  und  Beeten  in  einfarbiger  wie  ge- 
mischter Ausführung  spricht  dieser  Vorzug  wesenthch  mit. 

Diese  Phlox  Varietäten  können  wie  die  meisten  unserer  schönen, 
niedrigen  und  mittelhohen  Stauden  vielseitig  verwendet  werden. 
Was  die  Bepflanzung  der  Blumenrabatten  betrifft,  so  dürften  diese 
Phhx  deeiissata-SoTten  wohl  dauernd  ihren  Platz  behaupten ;  machten 
doch  die  älteren  sehr  hohen  Phlox  stets  einen  steifen  Eindruck. 
Man  ist  eben  bestrebt,  Staudourabatten  und  Gi-uppen  mehr  niedrig  zu 
bepflanzen.  So  versucht  man  ja  auch  Dahlien  durch  Veredlung  oder 
Steoklingszucht  in  Topfvorkultur  möglichst  niedrig  zu  erziehen,  die 
Blumen  repräsentieren  dann  auch  viel  mehr.  Anders  bei  Anpflanzung 
vor  Gehölzgruppen  weit  vom  Weg  ab;  dort  verwendet  man  auch  gern 
höhere  Gewächse. 

Um  besonders  schöne,  niedrige  Gruppenpflanzen  zu  erhalten, 
vermehrt  man  seine  Phlox  decussata  durch  Stecklinge.  Im  Früh- 
jahr, etwa  April — Mai,  in  Töpfe  mit  sandiger  Erde  gesteckt,  im  lau- 
warmen Mistbeet  geschlossen  gehalten,  wachsen  sie  willig;  sie  bleiben 
sehr  niedrig  und  lassen  sich  mit  Tcptballen  selbst  auf  schmalen 
Parterrebeeten  vorzüglich  verwenden.  Im  Frankfurter  Palmengarten 
wie  auch  in  einigen  städtischen  Anlagen  sah  ich  diese  Phlox  sehr 
zweckmäßig  und  wirkungsvoll  verwendet. 

Einige  Sorten,  die  auch  hier  gegenwärtig  viel  angepflanzt  werden 
und  deren  Wert  erprobt  ist,  sind  folgende: 

„Eclaireur",  karminrot,  Mitte  heller,  mittelhoch;  „Beianger", 
rosa,  ist  sehr  -schön  und  niedrig;  „Jocelin",  von  schön  roter  Farbe 
und  kompaktem  Wuchs;  „Le  Solcil",  rosa;  „Fräulein  K.Rück".  fast 


reinweiß,     mittelhoch     mit   sehr   großen     Scheindolden       „Professor 
ScIiHetnann",  rosa  mit  dunklerem  Auge,  Wuchs  robust. 

Die  Blütezeit  fällt,    wie   bekannt,    in    die  Monate  Juli   bis  Sep- 
tember.   

Wasserpflanzen. 
Nyniphaea  zanzibariensis  rosea. 

VoB  F.  Tutenberg,  Stadtgärtner,  Offenbach  a.  M. 
(Hierzu  eine  Abbildung.) 


We 


die  vielen  Bassins  der  Wasserpflanzenhäuser  der 
Firma  H.  Henkel  in  Darmstadt  besichtigt  hat,  so  haben  die  Augen 
des  Fachmannes  so  manche  schöne  Art  in  voller  Entwickelung  ge- 
sehen, daß  man  sich  wundert,  daß  diese  oder  jene  herrliche  Pflanzen- 
art noch  nicht  in  dem  Umfange  verbreitet  ist,  wie  sie  es  eigentlich  ver- 
dient. So  fiel  mir  bei  einem  Besuche  der  genannten  Gärtnerei  eine  auf 
hohem  Stiele  getragene,  mit  enorm  großer  rosafarbener  Blüte  ver- 
sehene Wasserrose  auf,  die  Nymphaea  xanxibariensis  rosea.  von 
welcher  Pflanze  es  mir  gelang,  eine  wohlgelungene  photographische 
Aufnahme  herzustellen,  nach  welcher  die  beistehende  Abbildung  ge- 
fertigt ist,  die  wohl  jede  nähere  Beschreibung  erübrigt.  Interessenten 
sollten  es  nicht  versäumen,  der  Firma  H.  Henkel,  welche  sich  vor 
einigen  Jahren  in  der  Koßdörferstraße  in  ausgedehnter  Weise  an- 
baute, einen  Besuch  abzustatten,  da  dieser  sich  in  jeder  Hinsicht  als 
lohnend  erweisen  wird. 

Obstbau. 


Eine  Zwerg-  und  Beerenobstanlage,  die  frisches 
Obst  zu  jeder  Jahreszeit  zu  genießen  ermöglicht. 

{Hiei-xu  eine  Abbildung.) 


Da 


isis  rosea  in  der  llandelsgärtnerei  von 
istadt.      Origiaalaufnahme  für  die  „Gartenwell". 


'as  der  Kgl.  Gartenbauschule  von  der  Direktion  des  landwirt- 
schaftlichen Institutes  Hohenheim  überwiesene  Bahnhofgärtchen  soll 
zu  Demonstrationen  den  Studierenden  der  landwirtschaftlichen  Hoch- 
schule, den  Gartenbauschülem,  den  Zöglingen  der  Ackerbauschule, 
den  Obstbauschülern,  den  Teilnehmern  von  Spezialobstbaukursen  und 
Wiederholungskursen  als  eine  Abteilung  einer  beinahe  2  ha  großen, 
gemischten  Obstanlage  dienen. 

Es  ist  IL'  a  22  qm  groß,  nur  durch  eine  Straßenbreite  von  der 
Gartenbauschule  getrennt,  und  wird,  da  es  sich  neben  dem  Bahnhofe 
befindet.  Bahnhofgärtchen  genannt. 

Den  Mittelpunkt  nimmt  ein  mit  Zwergbäumen,  Johannis-  und 
Stachelbeerhochstämmen  bepflanztes  und  nach  vorn  mit  Apfelschnw- 
bäumen  und  davor  mit  Johannisbeer-  und  Stachelbeerschnurformen 
abgeschlossenes  Oval  ein.  Auf  den  sich  links  und  rechts  an- 
schließenden Ergänzungsbeeten  stehen  auf  Rasen  Obstsolitärbäume 
und  in  Gruppen  Stein-,  Beeren-  und  Kernobst  in  verschiedenen 
Formen.  An  der  Straße  befinden  sich,  Ende  Juli  1894  mit  neuen 
Reisern  umgepfropfte  Frühbirnhochstämme  und  als  Guirianden  späte 
Wintertafelbirnen,  dahinter  eine  ca.  80  Sorten  umfassende  Rosen- 
sammlung. Nach  Süden  an  der  Bahnhofstraße  sind  wagrechte 
Schnurbäumc  dachförmig  gepflanzt,  denn,  um  den  Zug  sehen  zu 
können,  durften  nur  bis  1  m  hoch  werdende  Obstpflanzen  gesetzt 
werden,  auch  einige  Kebcordons  mit  „Frühem  Malinger^'-,  „Frühem 
Leipziger"  und  „Blattern  Burgunder",  die  aber  in  dem  schweren 
Lehmboden,  400  m  über  dem  Meere,  selten  völlig  reif  werden,  be- 
finden sich  dort. 

Die  Erde  erhielt  seit  dem  Aalegen  1892  bis  jetzt  nur  Kunst- 
dünger, da  Jauche  etc.  zu  übel  riechen  würde  und  —  bei  sach- 
gemäßer Beurteilung  —  hat  sich  dieser  Düngungsmodus,  abwechselnd 
1  Jahr  Chilisalpeter,  Thomasmehl  und  Kainit,  das  andere  Jahr 
schwefelsaures  Ammoniak,  Superphosphat  und  40  prozentiges  Kali- 
salz und  das  dritte  Jahr  eine  regelrechte  Kalkung  mit  Ätzkalk,  behufs 
Bodenlockerung,  bewährt.  Als  Zwischenk-ulturen  sind  Erdbeeren  ver- 
wendet, besonders  „G arten- Inspel-tor  Koch"  und  „Kaijier  Wilhelm", 


IX.    48 


Die  Gartenwelt. 


^  i::i^>fyf4mfrTr':'^ 


^'\^ 


l?i&<tMi^?^i  -'ir-^-^^ 


Form-  und   Beerenobstgarten  (Bahnhofsgärtchen   in  Hohenheim).     Vom  Verfasser  für  die  „Gartenwelf'ige 


sowie   „Sl.  Joscpli".     Von  5  zu  5  Jahren  weiden  Wicken  als  Grün- 
düngungspflanzen gebaut  und  untergegraben. 

An  Obstsorten  befinden  sich  zu  Lehrzweoken  auf  dem  Platze, 
„Durc/isichtiger  Sommerapfel",  „Ohm  Paul",  „IVn'ßrr  und  rofry- 
Astrachan",  „Pßrsiehroter  noi  Virginischer  Roseiinji/rl".  ^,('liiirUi- 
mowslcy",  „Lord  Grosvenor" ,  „Lord  Suffield" ,  „Prois  Ctillin", 
„Manks  Kiichenapfel" ,  „Ananas-",  „Baumanns-",  „Cltainpaijner-", 
„Cox  Orangen-",  „Stern-",  „Engl.  Oranat-"  und  „Ganada- Reinette", 
„Schüncr  von  Boshoop" ,  „Boikenapfel" ,  „Goldparmäne"  und  andere 
als  Ü-Formen,  Pyramiden,  Palmetten  und  an  den  Grenzen  als  Hoch- 
stämme. Von  Birnsorten  sind  vorhanden:  „Jididecliantshirne" ,  „Olas-", 
„  Peters-  " ,  „  Frauenischenkelfrühbirnc  " ,  „  Amanlis  - " ,  „  Oellerfs 
Butterbirne",  „Pitmaston",  „Herzogin  von  AngouUme",  „Winter- 
dechantsbime" ,  „Hardenponts  Butterbirne",  „Josephine  von  Mecheln", 
„Pastorenbime" ,  „Bergamotte  Sageret",  „Idaho",  „Esperens 
Bcrgamotte"  und  „  Olivier  de  Serres " ,  als  senkrechte  Cordons, 
U-Formon  und  Palmetten ;  als  Hochstämme :  „  Oute  Luise  vcm 
Avranches",  „Sparbime",  „Römische  Schmahbirne"  und  „Mmid- 
netxbirne'-'- . 

Von  Steinobst  sind  Kirschen,  Pfirsiche,  Mirabellen,  grüne 
Reineclauden,  Kaiserzwetsohen  in  Buschform  und  als  Hochstämme 
vorhanden,  und  da  auch  Haselnüsse,  Himbeerstauden  und  Quitten 
nicht  fehlen,  gewähren  mir  diese  Bäume  —  auch  nach  Abrechnung 
der  demonstrationsweise  gekosteten  Früchte  —  immer  noch  soviel, 
daß  ich,  für  mich  wenigstens,  frisches  Obst  im  ganzen  Jahre  zum 
Kohgenuß  habe. 

Wenn  aus  obenangeführten  .Sorten  auch  in  beschränkterem 
Maße  eine  Auswahl  getroffen  wird,  so  wird  der  Obst-  und  Garten- 
freund sicher  Freude  an  seinen  Bäumen  haben  und  das  ihm  gehörige 
Stückchen  Erde  zu  einem  Tuskulum  gestalten. 

Garteninspektor  Ph.  Held. 


üie  Obsteiiifuhr  iind  der  deutsche  Obstbau. 


We 


Von  Arthur  Jansen,  Würzburg, 

enn  junge  Obstbau -Wanderredner  ihre  Zuhörer  zu 
weiteren  AnpfLanzungen  von  Ubstbäumen  begeistern  wollen, 
dann  holen  sie  das  beliebte  Thema  von  den  „Millionen,  die 
für  Obst  ins  Ausland  fließen  und  von  uns  selbst  verdient 
werden  können'',  heran. 

Das  ist  man  gewöhnt,  und  ebensosehr  gewöhnt  man 
sich  daran,  daß  kein  Mensch  dieser  Phrase  auf  den  Grund 
geht.     Es  ist  eine  Redensart,  und  damit  genug! 

Also  mit  einer  umfassenden  Vermehrung  der  Obst- 
bäume soll  dem  Defizit  abgeholfen  werden.  Der  eine  will 
noch  20  Millionen,  der  andere  deren  25  pflanzen  lassen  und 
Vater    Staat    soU    helfen.     Gewiß,    die   Leute   haben    rechnen 


gelernt,  imd  ihre  Rechnung  scheint  ebenso  richtig,  wie  klar 
und  verständlich.  „Wir  haben  in  Deutschland  so  und  .soviel 
Obstbäume,  die  Durchschnittsernte  wird  auf  soviel  Millionen 
Mark  geschätzt,  somit  trägt  jeder  Baum  x  kg  Früchte,  ergo 
fehlen  uns  noch  soviel  Bäume.  Die  müssen  auf  jeden 
Fall  her! 

Und  auf  diese  Offenbarung  hin  wird  nun  gepflanzt! 
Der  Obstbauverein  pflanzt  in  Corpore,  man  gründet  Obstbau- 
genossenschaften, der  Staat  gibt  Beihülfe  zm-  Anpflanzung, 
man  verlost  junge  Bäume  in  den  Landwirtschaftsvereinen,  an 
Schulkinder  und  Konfirmanden,  bezw.  Erstkommunikanten, 
der  Staat  selbst  pflanzt  an  Straßen,  Eisenbahngeländen,  Städte 
und  Gemeinden  pflanzen  auf  ihre  Rieselfelder  und  Ödungen. 
Seit  10  bis  15  Jahren  pflanzt  alles,  was  einen  Nickel  und 
einige  Quadratmeter  übrig  hat.  So  entwickelt  sich  denn  das, 
was  nur  dem  aufmerksamen  Auge  offenbar  wird,  nämlich  eine 
Obstüberproduktion,  die  in  wenigen  .lahi-en  zu  einer  Kalamität 
führen  wird. 

Ich  höre  da  verschiedene  lachen.  Bisher  ist  noch  fast 
jeder  verlacht  worden,  der  den  Teufel  an  die  Wand  gemalt 
hat,  bis  der  Teufel  dem  Lacher  im  Nacken  saß.  Dann  geht 
das  Jammern  los  nach  Hilfe.  Das  ist  die  alte  Sache,  und 
das  kann  mich  nicht  kümmern  und  vcranlas.sen,  meine  Meinung 
zurückzuhalten. 

Aber  vielleicht  geht  auch  demjenigen,  dem  ich  am  lächer- 
lichsten scheine,  ein  Dämmerzustände  erzeugendes  Talglicht 
auf,  wenn  ich  ihm  erzähle,  daß  z.  B.  der  Kreis  Limburg  seine 
Bestände  an  Kernobstbäumen  in  den  .Jahren  1893  bis  1900 
von  81115  auf  111 548  vermehrt  hat.  Das  ist  aber  nicht 
alles.  Bessere  Pflege,  das  Umpfropfen  ungeeigneter  Sorten 
(mit  ca.  30  000  zu  diesem  Zwecke  vom  Kreise  verteilten 
Edelreisern)  und  andere  Begünstigungen  der  Obsterzeugung 
haben  an  sieh  die  Produktion  ganz  wesentlich  gehoben.  Im 
Jahre  1893  wurde  die  Ernte  auf  15  400  Dz.  geschätzt,  im 
vorigen  Jahre  auf  28450  Dz.,    also  auf  fast  das  Doppelte. 

Kennt  der  verehrte  Leser  den  Kreis  Limburg?  Nicht? 
Nun,  das  ist  keine  Schandfe;  denn  er  ist  ja  nm-  ein  Kreis, 
sogar  noch  kleiner  als  viele  andere.  Nun  bedenke  er  aber 
einmal  die  Produktionszunahme  im  ganzen  Reiche,  wenn 
ilieser  von  uns  kaum  gewürdigte  Kreis  bereits  eine  solche 
Produktionssteigerung  erfahren  hat. 

und  dann  bedenke  er  dazu,  daß,  wenn  auch  jetzt  noch 
keine  Sch^v^erigkeiten  beim  Absatz  bemerkt  werden,  die  Höhe  ■ 
der  Tragbarkeit  dieser  seit  1893  gepflanzten  Bäume  erst  in 
etwa  10  bis   15  Jahren  erwartet  wei'deu  darf. 


572 


Die  Gartenwelt. 


IX,  48 


Man  wird  einwerfen:  Wenn  wir  Überproduktion  haben, 
werden  wir  ausführen,  nachdem  wir  unser  eigenes  Defizit 
gedeclit  haben. 

Nun,  ich  besti-eite  zunächst  einmal  ganz  entschieden,  daß 
in  der  Tat  ein  Defizit  in  der  Erzeugung  der  Ernte  besteht. 
Wenn  die  Einfulir  ein  solches  zu  beweisen  scheint,  so  ist  es 
drich  leicht,  diesen  Beweis  auf  das  zurückzuführen,  was  er 
ist,  nämlich  eine  irrige  Behauptung.  Ich  werde  beweisen, 
daß  Schidd  an  der  Einfuhr  nicht  unsere  ungenügende  Produktion 
ist,  sondern  die  Verzettelung  der  Ernten  infolge  einer 
dem  Obstbau  und  Obsthandel  ungünstigen  Fracht- 
tarifierung.*) 

Die  Ernten  sind  infolge  der  sehr  verschieden  gearteten 
Feststellung  der  Produktionsorte  verschieden.  Einmal  gibt 
es  hier  viel  und  dort  nichts,  ein  anderesmal  dort  wenig  und 
hier  viel.  Nehmen  wir  den  Fall  an,  daß  Württemberg  mit 
seinem  starken  Mostobstverbrauch  Mißernte  hat,  dann  muß 
es  einführen.  Die  Provinzen  Hannover  und  Westfalen  können 
abgeben.  Dann  ergibt  sich  für  den  württembergischen  Käufer 
die  recht  nüchterne  Kalkulation  dahingehend,  daß  er  billiger 
wegkommt,  wenn  er  aus  der  Schweiz  iraijortiert,  die  fast  jedes 
Jahr  abgeben  kann.  Zudem  bekommt  er  dort  echte  bewährte 
Mostsorten  einheitlicher  Art,  die  ihm  einen  brauchbaren  Most 
eher  garantieren  als  das  Mischmasch  der  aus  allen  Ecken 
und  Kanten  zusammengestoppelten  Tafel-  und  Wii-tschafts- 
früchte  des -norddeutschen  Obstes,  das  auf  die  Mostbereitung 
nicht  eingerichtet  ist. 

Oder  ein  anderes  Beispiel:  Berlin  ist  bekanntlich,  gerade 
was  Obst  angeht,  ein  ganz  außergewöhnlich  starker  Konsument. 
Die  große  Hitze  des  letzten  Jahres  ergab  eine  sehr  mäßige 
Ernte  im  mittleren  Norddeutschland.  Wir  hier  in  Unter- 
franken hatten  1904  eine  so  reiche  Ernte,  daß  ich  persönlich  den 
Zentner  Goldparmänen  für  6  Mk.,  Canadareinetten  für  4,50  Mk. 
kaufte.  Man  sollte  meinen,  daß  sich  die  Verhandlung  von 
hier  nach  dort  hätte  gut  fülu-en  müssen.  Aber  sie  war 
trotzdem  sehr  mäßig.  Warum?  —  Nun,  auch  Böhmen  hatte 
gute  Ernte,  und  da  die  Benutzung  des  Wasserweges  durch 
Elbe,  Havel  und  Spree  dem  Transport  mit  der  Bahn  als  viel 
billiger  gegenübersteht,  so  bezog  der  Händler  unter  Umgehung 
der  hohen  Eisenbahnfrachtspe.sen  von  Unterfranken  nach  Berlin 
das  Obst  von  Böhmen  mit  dem  Schiff.  Herr  Hesdörffer  als 
genauer  Kenner  der  Berliner  Obsthandelsverhältnisse  wird  mir 
bestätigen  können,  daß  aber  auch  in  anderen  Jahren  die 
Zufuhr  böhmischen  Obstes  nicht  geringer  ist**).  Man  muß  be- 
denken, daß  der  Obstbau  der  Umgegend  Berlins  nicht  aus- 
reicht, um  den  Konsum  zu  decken.  Es  muß  jedes  Jahr  sehr 
viel  von  weiter  her  importiert  werden.  Aber  das  Export- 
land   könnte    ein    deutsches    sein,    und    nur    die   Frachtsätze 

*)  Anmerkung  der  Eedaktion:  In  weiten  Kreisen  bedauert 
man,  daß  die  Staatsbabnen  in  der  Hauptsache  nicht  vom  wirtschaft- 
lichen, sondern  vom  finanz-fiskalisohen  Prinzip  geleitet  werden.  Die 
Regierungen  berechnen  immer  die  Mindereinnahmen,  die  durch  Tarif- 
verbilligung erzielt  werden  könnten.  Daß  der  Staat  in  manchen 
Dingen  billigen  Anforderungen  gerecht  wird,  beweist  die  Bestimmung, 
wonach  Falirräder  als  Passagiergut  in  Preußen  nach  allen  Entfernungen 
50  Pfennig  kosten.  Warum  macht  man  dem  heimischen  Obst  und  Ge- 
müse nicht  eine  ähnhche  Konzession?  Man  setze  einen  bestimmten 
Frachtsatz  für  den  Waggon  auf  alle  Entfernungen  fest  und  man 
wird  sehen,  wie  glatt  sich  der  Ausgleich  des  Obstes  vollzieht.  Aber 
das  wird  kaum  je  geschehen,  die  Staatsbabnen  müßten  sonst  zu  viel 
Obst  befördern  und  würden  zu  wenig  daran  verdienen. 

**)  Anmerkung  des  Herausgebers.  Sie  ist  stets  beträohtUch 
und  eher  in  der  Zunahme  als  Abnahme  begriffen.  In  allen  Spree- 
kanälen kann  man  bis  in  den  Winter  hinein  die  stattlichen  böhmischen 
Obstkähne  an  geeigneten  Stellen  in  großer  Zahl  vor  Anker  liegen  sehen. 


zwingen  dem  Berliner  das  böhmische  Obst  auf,  welches  das 
ganze  schiffbare  Stromgebiet  der  Elbe  bis  abwärts  über 
Magdeburg  liinaus  beherrscht.  Ich  möchte  z.  B.  behaupten, 
daß  kaum  zehn  vom  Hundert  der  Birnen,  die  als  Flaschenbirnen, 
Mariannenbirnen,  Kaiserkronen  usw.  in  Berlin  verkauft  werden 
(pomologisch  ist  es  „Böses  HasclienUrne"  wohl  zum  größten 
Teil!),  ein  anderes  Ursprimgsland  haben  als  Böhmen. 

Ja,  Böhmen  ist  sogar  gezwungen,  sein  Obst  nach 
Deutschland  abzuschieben ;  denn  die  Kaufkraft  der  vornehmlich 
Landwirtschaft  treibenden  Bevölkerung  ist  nicht  groß.  Und 
das  Hinterland  Mähren  ist  nicht  besserer  Abnehmer.  Da  die 
Frachtverhältnisse  noch  ungünstigere  sind  als  bei  uns,  so  kann 
von  einem  Transport  nach  Nieder-  und  Oberösterreich  mit 
Wien  um  so  weniger  gedacht  werden,  als  dort  die  Konkmrenz 
des  steierischen  und  südtiroler  Obstes  sowie  der  serbischen 
und  bosnischen  Pflaumen  besteht.  Aber  nach  Deutschland 
hin  ist  alles  offen.  Der  Rücken  der  Elbe  trägt  willig,  un- 
beschädigt und  billig  das  Obst  bis  in  das  Herz  unseres 
Landes  und  das  Königreich  Sachsen  mit  seiner  reichen  Indu.strie- 
tätigkeit,  seiner  dichten,  kaufkräftigen  Bevölkerung  ist  ein 
mächtiges  Absatzgebiet,  das  mit  einem  Bahntransport  von 
einigen  40  bis  50  km  leicht  erreicht  werden  kann.  Und 
außerdem  kommt  hinzu,  daß  Sachsens  Obstbau  klein  und  wenig 
produktiv  ist. 

Wir  sehen  aus  diesem  schon  zur  Genüge,  daß  es  nicht 
notwendigerweise  die  ungenügende  Erzeugung  eines  Landes 
ist,  welche  eine  Einfuhr  bedingt,  sondern  daß  die  wirtschaft- 
lichen Verhältnisse  ausschlaggebend  sind.  Nur  die  eigenartige 
Lage  Böhmens  und  unsere  Verkehrsverhältnisse  sind 
es,  die  es  diesem  Lande  ermöglichen,  von  seiner  Gesamtaus- 
fidir  von  jährlich  etwa  13  Millionen  Kronen  921/2V0  "^^^h 
Deutschland  abzuschieben. 

Und  wenn  die  Leute  in  Sachsen  und  bei  Berlin  Wälder 
von  Obstbäumen  pflanzen  wollten,  so  konnten  sie  wohl  die 
Preise  drücken,  aber  die  Einfuhr  aus  Böhmen  würden  sie  nicht 
beseitigen ;  denn  das  könnte  nur  geschehen  auf  Kosten  des  Haupt- 
landwirtschaftszweiges von  Böhmen.  Und  ehe  die  Böhmen 
sich  einer  etwaigen  libermacht  ergeben  würden,  würden  sie 
wohl  durch  Unterbieten  der  Preise  sich  zu  halten  suchen. 
Da  ihre  ganzen  Produktionsverhältnisse  sie  wiederum  in  den 
Stand  setzen,  billiger  als  wir  es  könnten,  zu  verkaufen,  so 
würde  wolü  ein  Mißerfolg  der  Bemühungen  unserer  Pflanzer 
unausbleiblich  sein. 

Wir  würden  uns  einer  Einfuhr  von  dieser  Seite  nur 
dann  erweliren  können,  wenn  wir  so  hohe  Einfuhrzölle  be- 
kämen, daß  sie  einer  Sperre  gegen  fremdes  Obst  gleichkämen. 
Und  das  wird  und  braucht  nie  einzutreten. 

Die  hohen  Frachtsätze  sind  uns  allerdings  auch  insofern 
ein  Schutz,  als  sie  verbieten,  ausländisches  Obst  weit  in  das 
Land  hineinzubi-ingen,  sofern  nicht  der  Wasserweg  benutzt 
werden  kann.  Aber  sie  bewirken  auch,  daß  an  vielen,  vielen 
Orten  reichlich  Obst  vorhanden  und  nicht  absetzbar  ist,  ob- 
wohl andere  Plätze  bedürftig  sind  und  aus  dem  Auslande 
beziehen  oder,  falls  auch  das  unmöglich  ist,  hohe  Preise 
zahlen  imd  im  übrigen  darben.  Es  ist  mit  anderen  Worten 
die  Erschwenmg  des  Verkehrs  mit  Obst,  die  Schuld  daran 
ist,  daß  viel  Obst  verkommt  und  verfüttert  wird;  denn  daß 
das  geschieht,  ist  nicht  eine  fi-omme  Sage,  über  die  mancher 
Obstbautechniker  mit  modernen  und  doch  so  alten  An- 
schauungen lächelt,  sondern  unverrückbare  Tatsache.  Die 
Leute  verfüttern  und  ver]ilempem  tausende  von  Zentnern, 
während   ihre   Landsleute    vom    Auslande    beziehen,    und   sie 


IX,  48 


Die  Gartenwelt. 


573 


können  nicht  anders,  weil  ein  Ausgleich  zwischen  Angebot  und 
Naciifrago  durch  die  Frachtensätze  unmöglich  gemaclit  wird. 
Das  ist  der  Grund,  weshalb  wir  einführen,  und  Tat- 
sache ist,  daß  das  eingeführte  Obst  in  größeren  Mengen  nie 
das  Herz  Deutschlands  erreicht  und  unter  obwaltenden  Ver- 
hältnissen auch  nie  erreichen  wird.  Holländisches  Obst  ver- 
wenden nur  der  Rheinländer  und  Westfale,  amerikanisches 
fast  ausschließlich  die  Bewohner  der  Hafenstädte,  schweizerisches 
der  Württeni berger,  französisches  der  Elsässer. 

Nur  da,  wo  die  billigere  Produktion  und  der  Wasser- 
weg dem  Auslande  zu  Hilfe  kommen,  ist  ein  weiteres  Ein- 
dringen möglicli,  wie  denn  auch  bei  unseren  internen  Ver- 
hältnissen die  Wasserstraße  stets  den  Obstbau  begünstigt. 
Welche  Landschaften  sind  Deutschlands  Obstkammem?  Werder 
bei  Berlin  (Havel  und  Spree),  Vierlande  bei  Hamburg  (Elbe), 
Dresden  (Elbe),  Unterfranken,  Hessen,  Württemberg,  Bodensee- 
gebiet (Rhein,  Main  und  Neckar)  usw.!  Daraus  geht  hervor, 
daß  die  günstigste  Transijortgelegenheit  vielfach  in  Verbindung 
mit  der  Nähe  bedeutender  Konsumplätze  ausschlaggebend  für 
das  Gedeihen  des  Obstbaues  sind.  Hauptsache  ist  die  Verkehrs- 
frage! Für  unseren  deutschen  Obstbau  wäre  deshalb  ein 
Ausbau  der  Wasserstraßen,  vornehmlich  der  geplanten  Kanäle, 
im  weitesten  Maße  erwünscht  und  günstig,  ebenso  wie  weitere 
Frachtvergünstigungen  wünschenswert  wären. 

Man  braucht  nicht  zu  fürchten,  daß  diese  Erleichterungen 
und  Verbilligungen  dem  Auslande  das  Eindringen  weiter  er- 
leichtern würde.  Unsere  Ernte  käme  mehr  zur  Geltung  und 
würde  ein  wirksamer  Damm  sein.  Dann  aber  könnten  Auslands- 
sendungen mit  einem  Sondertarif  bedacht  werden.  Unter 
solchen  Verhältnissen  bedürfte  es  auch  nie  eines  Zolles,  mit 
Ausnahme  vielleicht  eines  s'olchen,  der  unsere  Obsttreiberei 
schützt. 

Ich  habe  eingangs  vor  zu  sehr  forzierter  Vermehrung 
der  Anpflanzungen  gewarnt  und  eine  Überproduktion  in  Aus- 
sicht gestellt,  wenn  mit  der  Pflanzungsmanie  nicht  gebrochen 
wird.  Es  ist  immer  leichter,  Obst  zu  erzeugen,  als  es  zu 
guten  Preisen,  d.  h.  mit  genügendem  Nutzen  zu  verkaufen. 
Wanim,  das  darf  ich  vielleicht  ein  andermal  erklären.  Die 
mannigfachen  Abhilfsmittel,  Obstverkaufsvermittlungs-  und 
-Nachweisstellen,  Verkaufsobstausstellungen,  Obstmärkte  usw. 
stiften  ja  gewiß  viel  Segen,  aber  sie  haben  doch  nur  so  viel 
Wirkung,  wie  ein  Tropfen  auf  einen  heißen  Stein.  Es  ist 
besonders  die  Kleinproduktion  fern  von  dem  Konsum  der 
größeren  Städte,  die  ihr  Obst  immer  schlecht  los  wird. 
Stellen  wir  uns  einmal  vor,  es  käme  solch  eine  Überproduktion 
und  fände  unsere  Obstabsatzverhältnisse  noch  so  schwierig, 
so  unvorbereitet  wie  sie  zurzeit  sind.  Die  unausbleibliche 
Folge  würde  Unverwertbarkeit  großer  Obstmengen  sein,  ab- 
gesehen von  dem  sicher  eintretenden  Preissturz,  der  unseren 
Obstbau  unrentabel  machen  würde. 

Von  einem  Export  wird  nicht  viel  werden!  Wer  sollte 
wohl  von  uns  kaufen.  Bis  auf  Rußland  und  England  haben 
ja  alle  Staaten  Überfluß,  so  daß  sie  noch  abgeben  können  und 
müssen.  Und  diese'?  In  England  treten  wir  in  schärfste  Kon- 
kurrenz mit  Frankreich,  Holland,  Kanada  und  den  Vereinigten 
Staaten.  Rußland  ist  vorerst  noch  eia  gutes  Abnahmefeld, 
aber  wie  lange  wird  das  noch  dauern.  Die  Anpflanzungen  in 
dem  für  den  Obstbau  höchst  geeigneten  Wolgagebiet  nehmen 
riesig  zu  und  die  Ernten  in  Südrußland,  vornehmlich  auf 
der  Krim,  wachsen  mächtig.  Die  russische  Regierung  fördert 
den    Obstbau   im  umfangreichsten  Maße. 

Und  die  Produktion   des  übrigen  Auslandes? 


Serbien  hat  innerhalb  weniger  Jahre  seine  Bestände 
verdoppelt,  Nordamerika  produziert  von  Jahr  zu  Jahr  mehr, 
in  Australien  wurden  dem  Obstbau  in  letzter  Zeit  mächtige 
Flächen  erschlossen,  und  vor  etwa  Jahresfrist  exportierte 
Kapstadt  die  ersten  Kistenäpfel. 

Ich  bin  weit  davon  entfernt,  von  der  Vermehrung  unserer 
Anpflanzungen  abzuraten.  Aber  ich  will,  daß  zunächst 
einmal  der  Absatz  sichergestellt  wird.  Werden  die  vielen 
Mittel,  welche  Staat,  Behörden  aller  Art,  Vereinigungen  von 
Interessenten  usw.  ziu-  Subventionierung  der  Beschaffung  von 
Pflanzenmaterial  verausgaben,  zur  Auslosung  von  Obst- 
verwertungsgeräten, die  nach  einem  mißlungenen  Versuch  in 
der  Ecke  verstauben,  von  Modellfrüchten,  nach  denen  kein 
Mensch  Sorten  zu  bestimmen  und  erkennen  vermag,  zu  einer 
Organisation  und  Regelung  der  Absatz  Verhältnisse,  zur 
Sicherung  der  Marktlage,  zur  Schaffung  einer  für  den  Klein- 
produzenten gültigen  Marktpreisnotierung,  zu  statistischen  Er- 
hebungen über  den  Umfang  der  Jahresproduktion  und  ähnlichen, 
dem  Absatz  dienenden  Unternehmungen  verwendet,  und  wird 
dadurch  der  Absatz  geregelt,  gesichert  und  lohnend  gemacht, 
dann  wird  der  deutsche  Michel  auch  pflanzen,  ohne  pro 
Baum  den  meist  üblichen  Zuschuß  von  ^|^  des  Anschaffungs- 
wertes zu  bekommen.  Der  rückständigste  Bauer  ist  sehr 
fortschrittlich,  wenn  er  Geld  klappern  hört. 

Es  ist  ein  ökonomischer  Grundsatz,  daß  die  Produktion 
sich  nach  dem  Absatz  richten  soll.  Das  umgekehrte  Ver- 
hältnis führt  stets  zu  ungesunden  Zuständen.  Und  dieser 
oberste  Leitsatz  jedes  vernünftigen  Geschäftsqjannes  muß 
auch  jener  der  die  Fortschritte  leitenden  Regierungen  sein. 
Leider  ist  er  es  im  Obstbau  nicht. 

Ich  habe  mit  diesen  Ausführungen,  mit  denen  ich  so 
lange  die  Geduld  der  verehrlichen  Leser  in  Anspruch  nehmen 
mußte,  ein  sehr  schwieriges  Gebiet  berührt  und  hätte  noch 
manches  bezüglich  der  wirtschaftlichen  Seite  unseres  Obst- 
baues auf  dem  Herzen.  Vielleicht  gestattet  mir  der  Herr  Heraus- 
geber dieser  bewährten  Zeitschrift,  später  davon  zu  sprechen.*) 
Für  heute  sei  es  genug.  Nur  das  sei  noch  gesagt,  daß 
vieles,  sehr  vieles  besser  sein  könnte,  wenn  unsere  obst- 
bauende Bevölkerung,  die  Kreise  unserer  Obstzüchter  nicht 
immer  nur  auf  oft  ganz  unwesentlichen  technischen  Er- 
örterungen herumgeritten,  sondern  ihren  Obstbau  von  dem 
weiteren  Gesichtspunkte  eines  nationalökonomischen  Faktors 
betrachtet  hätten. 

Und  Vater  Staat,  dessen  Fürsorge  hier  willig  anerkannt 
werden  soll,  kann  nicht  von  dem  Vorwurf  befreit  werden, 
daß  er  seine  Fürsorge  oft  in  unzweckmäßiger  Weise  an- 
wendet. Aber  er  handelt  bona  fide,  indem  er  seinen  Rat- 
gebern folgt,  die  entweder  aus  Leuten  des  Verwaltungs- 
beamtenstandes bestehen  und  für  die  Aufgaben  zur  Hebung 
das  technische  Verständnis  nicht  besitzen ,  oder  aber  aus 
obstbautechnischen  Beamten,  die  ohne  Zögern  die  ausge- 
fahrenen Geleise  annehmen  und  mitunter  ganz  ohne  Ver- 
ständnis für  die  nationalökonomischen  Aufgaben,  die  sie  zu 
erfüllen  haben,  arbeiten. 

Ich  meine,  wir  müßten  von  unseren  staatlich  geprüften 
Obergärtnern  und  Obstbaulehrern  eine  genügende  Kenntnis 
und  Reife  der  Auffassung  von  den  wirtschaftlichen  Vor- 
bedingungen eines  blühenden  Obstbaues  verlangen.  Es  könnte 
ihnen  wirklich  nicht  schaden,  wenn  sie  an  irgend  einer 
Universität  ein  Semester  Nationalökonomie  hörten.    Allerdings 


*)  Anmerkung   der   Redakti 


Mit  Vergnügen! 


Die  Gartenwelt. 


IX,   48 


führen  auch  unsere  höheren  Ijehranstalten  diese  als  Lehrfach ; 
aber  ob  zweckmäßig? 

Ich  habe  seinerzeit  in  Proskau  ein  Semester  Volks- 
wirtschaftslehre (2  stündig)  gehört,  wie  die  meisten  meiner 
damaligen  Kollegen.  Und  sie  können  mir  bezeugen,  daß 
wohl  von  der  Staatsverfassung,  von  Freizügigkeit,  Heimats- 
recht, Staatszugehörigkeit,  auch  vom  Handels-  und  Wechsel- 
recht gesprochen  wurde;  aber  über  die  Faktoren,  von  denen 
die  Produktion  und  ihre  Verwertung,  von  denen  die  Nutzbar- 
machung der  Volksarbeit  und  des  Volks  Vermögens  abhängt, 
davon  ist  nichts  verlautet.  Als  Lehrer  für  solche  Fächer 
will  ich  auch  keinen  Nurjuristen,  mag  er  an  sich  noch  so 
tüchtig  sein,  sondern  einen  Fachmann  mit  nationalökonomischen 
Kenntnissen ;  denn  beim  Obstlau  hängt  Wirtschaftlichkeit  und 
Technik  unlösbar  zusammen. 

Warum  beurlaubt  man  nicht  einen  der  Fachlehrer  für 
1 — 2  Semester,  der  sich  die  Kenntnisse  an  einer  Fachschule 
erwerben  könnte?  Er  sollte  an  eine  landwirtschaftliche 
Hochschule  gehen.  Dort  hat  er  das,  was  er  braucht,  aus 
erster  und  lauterster  Quelle. 


Zeit-  und  Streitfragen, 
unser  Zeiclieiuinterricht  an  den  Fortbildungsschulen. 

J.n  den  Spalten  der  „Gartenwelt"  ist  in  letzter  Zeit  wiederholt 
die  Rede  gewesen  vom  Fortbildungsschulunterricht*),  wobei  natür- 
licherweise auch  der  Fachzeichenunterricht  gestreift  wurde.  Vielleicht 
interessieren  in  dieser  Angelegenheit  die  folgenden  Zeilen.  Niemand 
wird  leugnen  wollen,  daß  von  der  Kraft,  die  heute  für  den  Zeichen- 
unterricht aufgewendet  wird,  und  von  der  Zeit,  die  mancher  für  das 
Zeiohnenlernen  verwendet,  gar  manches  „für  die  Katz"  ist,  das  soll 
heißen,  daß  viele  Kraftaufwendung  und  manche  Zeit  gespart  werden 
könnte,  ohne  daß  dadurch  irgend  ein  Verlust  bemerkbar  wäre.  Der 
Grund  liegt  in  der  —  zumeist  —  falschen  Methode  des  Unterrichtsen. 
Wir  werden  im  lieben  deutschen  Vaterlande,  wenn  wir  von  den 
eigentlichen  unter  fachmännischer  Leitung  stehenden  Fachschulen 
absehen,  wenig  Fortbildungsanstalten  finden,  wo  der  Fachzeichen- 
unterricht wirklich  praktischen  Erfolg  zeitigt. 

In  wohl  allen  Städten,  wo  eine  Fortbildungsschule  besteht,  ist 
auch  der  „Fachzeichenunterricht  für  Gärtner''  im  Lehrplan  mit  auf- 
genommen. Nach  dem  Unterrichtenden  getraut  man  sich  aber  meist 
gar  nicht  erst  zu  fragen,  da  man  von  vornherein  weiß,  daß  dieser 
kein  Fachmajui  ist.  Dem  Unterrichtenden  entsprechend  muß  natür- 
lich auch  der  Lehiplan  gestaltet  sein,  der  wohl  meist  auf  irgend 
eins  unserer  Lehrbücher  aufgebaut  ist.  Das  Besuchen  eines  solchen 
Unterrichts  wird  für  einen  Gehilfen  meistens  absolut  wertlos  sein, 
und  für  einen  Lehrling,  der  etwa  zwangsweise  den  Unterricht  besucht, 
wird  hierbei  nicht  mehr  herausspringen,  als  wenn  er  irgend  welchen 
anderen  beliebigen  Zeichenunterricht  genösse.  Fin  für  die  Praxis 
brauchbares  Fachverständnis  für  das  Planzeichnen  wird 
hierbei  nicht  herauskommen. 

Nicht  viel  besser  sieht  es  an  manchen  Schulen  aas,  wo  der 
Unterricht  durch  einen  Fachmann  geleitet  wird  —  dies  einzugestehen, 
mag  für  uns  schmerzlich  sein,  aber  es  ist  Tatsache.  Auch  bei 
solchen  Schulen  wird  viel  überflüssige)  Arbeit  geleistet;  der  Lehrplan 
trägt  auch  hier  die  Schuld.  Die  Mehrheit  der  Besucher  solcher 
Schulen  bringt  es  nicht  weiter  als  zum  Kopieren  von  Plänen  und 
deren  Ausmalen,  weil  nichts  anderes  gelehrt  wird.  Daß  der  Lehr- 
plan nur  auf  dieses  Ziel  zugeschnitten  ist,  das  ist  das  größte  Übel, 
welches  ich  im  ganzen  Faohzeichenunterricht  kenne.  (Ich  höre  schon 
Einwendungen:  ob  denn  ein  Schüler  in  einem  halben  Jahr  etwa  so- 


weit kommen  soll,  daß  er  sich  an  Konkurrenzen  für  Friedhofsanlagen 
beteiligen  kann  —  ich  bitte,  mich  ausreden  zu  lassen.)  Daß  die  Idee, 
den  Schüler  nur  bis  zum  Kopieren  von  Plänen  gelangen  zu  lassen, 
Anhänger  findet,  geht  auch  aus  einem  Artikel  in  der  „Gartenwelt"  iu 
No.  27  hervor.  Dort  heißt  es  Seite  321:  „Mag  sich  der  Zeichenunter- 
richt in  der  Fortbildungsschule  außer  dem  für  den  Anfänger  viel 
weltvolleren  Freihandzeichnen  auch  auf  das  Üben  von  GruppeÄ- 
zeichnen,  wohl  auch  als  Schluß  auf  das  Kopieren  kleinerer  Pläne 
erstrecken,  um  den  jungen  Gärtner  eine  Idee  beizubringen,  svie  ein 
Plan  aussieht  und  gemacht  wird  und  was  die  Zeichnungen  auf  dem- 
selben bedeuten,  was  darüber  ist,  das  ist  vom  Übel." 

„Was  darüber  ist,  das  ist  vom  Übel."  Ich  möchte  das 
Gegenteil  behaupten,  indem  ich  den  Standpunkt  vertrete,  daß  das 
.,Plänekopieren  und  Malen"  wenn  auch  gerade  nicht  vom  Übel,  so 
doch  minder  vviolitig  als  anderes  beim  Zeichenunterricht  ist. 
Weit  wesentlicher  für  mich  ist,  daß  ein  Gärtner  lernt,  einen  Arbeits- 
plan*) lesen  zu  können,  als  daß  er  versteht,  die  verschiedenen 
Bäume  hübsch  säuberlich  auf  Papier  zu  malen.  Ich  halte  es  für 
viel  notwendiger,  daß  ein  Gärtner  lernt,  an  der  Hand  einer 
Arbeitszeichnung  eine  Anlage  auszuführen,  als  daß  er  sich 
mit  seinen  schwerfälligen  Händen  abmüht,  schwungvolle  Wegekurven 
auf  das  Papier  zu  zaubern. 

Man  wolle  mich  nicht  mißverstehen ;  ich  verwerfe  es  nicht,  daß 
im  Plänemalen  unterrichtet  wird,  aber  ich  erkenne  anderes  als 
wesentbcher  an.  Das  Plänemalen  wird  in  der  Praxis  dem  Gärtner 
weniger  dienlich  sein,  wie  das  Verständnis  einer  kompletten  Ärbeits- 
zeichnung,  denn  weit  häufiger  tritt  an  den  Gärtner  die  Aufgabe 
heran,  nach  einem  gegebenen  Plane  auf  einer  Anlage  mit  tätig  zu 
sein,  als  daß  von  ihm  die  Herstellung  einer  farbigen  Zeichnung  ver- 
langt wird.  Selbst  der  tüchtigste  Landschaftsgärtner,  der  eine  Praxis, 
das  soll  heißen  einen  Kundenkreis,  sich  erwerben  will,  kann  sein 
Brot  gut  verdienen,  ohne  daß  er  im  Stande  ist,  einen  Plan  zu 
malen.  Aber  ein  Unverständnis  für  Arbeitspläne  würde  für  ihn  sehr 
hinderlich  werden.  Farbige  Pläne  kann  man  heute  für  wenig  Geld 
in  den  gartentechnischen  Bureaus  haben;  man  kauft  .solche  Pläne 
meist  wohlfeiler,  als  man  sie  selbst  herzustellen  vermag.  Um  aber 
die  Unterlagen  für  die  Anfertigung  eines  farbigen  Planes  geben  zu 
können,  ist  wiederum  das  Verständnis  für  die  Arbeitszeichnung  bezw. 
die  Herstellung  einer  solchen  erforderlich. 

Diesem  Gedankengange  entsprechend,  muß  der  Lehrplan  an 
den  Fortbildungsschulen  eingerichtet  sein,  sofern  das  ganze  Zeichnen 
einen  wirklieben  Wert  für  die  Praxis  haben  soll.  Daß  ich  mit 
dieser  Anschauung  nicht  allein  stehe,  das  ergibt  sich  u.  a.  aus  dem 
Artikel  in  der  „Gartenwelt"  No.  33,  Seite  392  und  393. 

Ein  weiteres  ist  bei  der  Gestaltung  des  Lehrplanes  noch  zu  be- 
rücksichtigen, nämlich  die  Frage:  In  welcher  Zeit  muß  der  Lehr- 
plan beendet  sein?  Glücklich  der  Lehrhng,  dem  es  vergönnt  ist, 
drei  Wintersemester  eine  Fortbildungsschule  besuchen  zu  können. 
Über  drei  Semester  verteilt,  läßt  sieh  der  Lehrplan  in  dem  eben  ge- 
dachten Sinne  recht  schön  ausbauen.  Aber  was  ist  da  zu  machen, 
wo  der  Schüler  den  Unterricht  nur  ein  Semester  besuchen  kann? 
Man  wird  zugeben,  daß  es  wenig  Wert  hat,  einen  Unterricht,  der 
in  drei  Semestern  etwas  Vollständiges  bietet,  nur  ein  Semester  zu 
besuchen.  Nun  sind  aber  die  meisten  jungen  Gehilfen  in  den 
seltensten  Fällen  länger  in  einer  Stadt,  als  daß  sie  mehr  wie  ein 
Semester  von  Anfang  bis  Ende  belegen  können. 

Es  handelt  sich  nun  also  darum,  festzustellen,  ob  es  möglich  ist, 
einen  Lehrplan  für  den  Zeichenunterricht  zu  schaffen,  der  es  einem  im 
Zeichnen  nicht  vorgebildeten  Gärtner  ermöglicht,  aus  dem  Unterricht 
in  einem  Semester  wirklich  praktischen  Nutzen  zu  ziehen.  Ich 
möchte  diese  Frage  bejahen  und  als  Beweis  dafür  kurz  den  Lehr- 
plan skizzieren,  der  in  Erfurt  gehandhabt  wird.  Der  Unterricht 
findet  zweimal  wöchentbch  von  8—10  Uhr  abends  statt  und  wird 
durchweg  von  GehUfen  besucht,  die  nur  ein  Semester  „mitmachen" 
können.  Nur  in  ganz  vereinzelten  Fällen  besucht  ein  Schüler  auch 
zwei  oder   gar  drei  Semester.     Im  Sommersemester   wird   Sonntag 


*)  In  No.  27,  33, 


*)  Vgl.  den    Artikel    „Der  Arbeitsplan" 
Arbeitsplan. 


in  No.  6  dieses  Jahr 


IX,  48 


Die   Gartenwelt. 


vormittag  noch  Unterricht  im  Feldmessen  gegeben.  Der  Lehrgang 
ist  kurz  der  folgende:  1.  Zeichnen  verschiedener  Maßstäbe,  Zeichnen 
gerad-  und  krummlinig  begrenzter  Flächen  und  Inhaltsberechnung 
nach  verschiedenen  Maßstäben.  2.  Zeichnen  einfacher  Teppich- 
figuren in  Quadrat  und  Kreis  (Kreisteilung).  Die  Figuren  werden 
aus  dem  Gedächtnis  nachgezeichnet,  entweder  nach  wirklich  gesehenen 
Anlagen  oder  nach  gezeigton  Vorlagen.  Kein  Entwerfen  oder  Ab- 
zeichnen komplizierter  Figuren!  3.  Profilieren  eines  Grundstückes 
mit  gegebenen  Hohen  und  Ermittlung  der  Höhen  von  bestimmten 
Punkten.  4.  Einzeichnen  der  Höhenkurven  in  ein  gegebenes  Grund- 
stück, Planieren  des  Grandsttickes  auf  die  Durchschnittshohe,  Be- 
rechnung von  Auf-  und  Abtrag.  5.  Wegsteigung  und  Böschung. 
6.  Vergrößerung  einer  Anlage  und  Herstellung  eines  kompletten 
Arbeitsplanes  mit  Wegsteigung,  Erdbewegung  des  Rasens  (Höhen- 
kurven) und  Pflanzungslinien.  7.  Anfertigung  von  Tuschzeiehnungen. 
Teppichbeete  und  vollständiger  Plan. 

Dieses  Ziel  in  einem  Semester  ganz  zu  erreichen,  bedarf  es 
natürUch  gewaltiger  Anstrengung.  Da  der  Besuch  ein  freiwilliger 
ist,  so  ist  ohne  weiteres  klar,  daß  die  Schüler  den  besten  Willen 
haben,  möglichst  viel  zu  lernen  und  deshalb  auch  die  Mitarbeit  im 
Hause  nicht  scheuen.  So  wird  in  der  Schule  das  Baumschlag- 
zeichnen nur  in  Ausnahmefällen  besonders  geübt,  die  meisten  Schüler 
besorgen  das  zu  Hause.  Daß  dies  von  großem  Werte  für  den  Schul- 
unterricht ist,  wird  ohne  weiteres  klar,  wenn  man  sich  vergegen- 
wärtigt, wieviel  Zeit  in  den  meisten  Schulen  gerade  auf  das  Baum- 
schlagzeichnen verwandt  wird.  Der  Unterricht  wird  möglichst 
individuell  gehandhabt.  Die  unter  2  angegebene  Übung  läßt  schnell 
die  Fähigkeiten  jedes  einzelnen  Schülers  erkennen,  sodaß  daraufhin 
der  weitere  Unterricht  dem  einzelnen  entsprechend  gehandhabt 
werden  kann.  Das  bedeutet  zwar  eine  Erschwerung  für  den  Unter- 
richtenden, kommt  aber  den  Schülern  nur  zu  gute. 

Nur  in  Ausnahmefällen  wird  von  einem  Schüler,  der  das  ganze 
Semester  besucht,  der  Lehrgang  nicht  vollständig  erreicht.  Wer  die 
Schule  ein  zweites  Semester  noch  besucht,  beginnt  den  Unterricht 
natürlich  nicht  von  neuem,  sondern  arbeitet  weiter  fort.  Insbesondere 
wird  in  solchen  Fällen  die  Herstellung  eines  Arbeitsplanes  zu  einer 
größeren  Anlage  nebst  Pflanzplan  und  Kostenanschlag  geübt.  Dann 
endhch  kommt  auch  das  ,, Malen"  zu  seinem  Recht  und  endlich  wird, 
falls  der  Schüler  überhaupt  Talent  dazu  besitzt,  zu  dem  eigenen 
Entwurf  einer  kleinen  Anlage  geschritten. 

So  viel  über  den  Erfurter  Lehrplan,  den  seit  fünf  Jahren  in  jedem 
Semester  durchschnittlich  fünfzehn  Schüler  besuchen.  Daß  derselbe  gut 
und  praktisch  ist,  hat  die  Erfahrung  mehrfach  bewiesen.  In  ähnlicher 
Weise  wird  meines  Wissens  nur  in  Hamburg  der  Zeichenunterricht 
geübt.  Der  Leiter  des  Hamburger  Unterrichts  referierte  über  seine 
Methode  in  ausführlicher  Weise  auf  der  vorjährigen  Jahresversammlung 
des  Gaitenkünstler -Vereins,  bei  welcher  Gelegenheit  allseitig  die 
Vorzüglichkeit  des  in  Hamburg  geübten  Lehrganges  anerkannt  wurde. 
Dies  ist  ein  Grund  mehr,  der  mich  in  meiner  Anschauung  bestärkt, 
daß  der  Zeichenunterricht  nur  dann  Wert  hat,  wenn  er  in  erster 
Linie  auf  das  „Planlesen"  zugeschnitten  ist  Übrigens  sollte  in 
Essen  a.  d.  Ruhr  ein  Fachzeichenunterricht  nach  dem  Erfurter  Muster 
eingerichtet  werden;  ob  es  dazu  gekommen  ist.  entzieht  sich  meiner 
Kenntnis. 

In  dem  Gartenwelt- Artikel  in  No.  33  wird  die  Einführung 
einer  einheitlichen  Lehrmethode  empfohlen').  Wenn  das 
möglich  wäre,  es  bedeutete  etwas  Großes!  Denn  dann  könnte  der 
Gärtner  vor  allem  den  in  einer  Stadt  abgebrochenen  Unterricht  in 
einer  anderen  Stadt  wieder  weiter  fortsetzen.  Heute  ist  dies  nicht 
möglich.  Die  Einheitlichkeit  im  Zeichenunterricht  wird  gewiß  auch 
sonst  vieles  für  sich  haben  und  darum  bleibt  es  wünschenswert,  daß 
die  diesbezüglich  gegebenen  Anregungen  Erfolg  zeitigen!  Allein  ich 
glaube  —  es  bleibt  vorläufig  ein  Wunsch.  H.  E. 

*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Das  würde  vor  allen  Dingen 
einen  Kontakt  der  gärtnerischen  Lehrkräfte  aller  Orte  erfordern,  der 
zur  Zeit  nocli  fast  vollkommen  fehlt.  Wir  sind  gern  bereit,  diese 
wichtige  Angelegenheit  dadurch  zu  fördern,  daß  wir  die  Spalten  der 
Gartenwelt  einem  regen  Meinungsaustausch  der  mit  dieser  Sache 
Vertrauten  zur  Verfügung  stellen. 


Kongresse,  Versammlungen. 

Bericht  über  die  XIY.  Jahresversammlung  der 

Deutschen  Dendrologischen  Gesellschaft  in  Konstanz 

vom  7.  bis  10.  August  1905, 


Von  St.  Olbrich,  Zürich  V. 


De 


/er  fast  schon  sprichwörtlich  gewordene  glatte  Verlauf  der 
Jahresversammlungen  der  D.  D.  G.  wird  in  erster  Linie  durch  ein 
sehr  sorgfältig  aufgestelltes,  wohldurchdachtes  Programm,  das  nicht 
nur  auf  dem  Papiere  steht,  sondern  auch  praktisch  von  A  bis  Z 
durchgeführt  wird,  ermöglicht.  So  ist  vorgesorgt,  daß  sich  die  Ver- 
handlungen nicht  ins  Ungemessene  ausdehnen,  daß  die  Exkursionen 
zur  festgesetzten  Zeit  angetreten  und  beendet  werden  und  daß  die 
VersammlungsteUnehnier  zu  angemessener  Zeit  an  den  Versammlungs- 
ort zurückkehren  und  die  wohlverdiente  Ruhe  finden  können.  Auch 
der  Ton,  der  bei  den  Diskussionen  und  geschäftlichen  Verhandlungen 
herrscht,  ist  von  jener  Gemessenheit  getragen,  die  kein  Hervortreten 
persönlichen  Strebertums  kennt.  Hier  werden  keine  vorgefaßten 
Meinungen  vorgetragen,  um  sie  anderen  aufzudrängen:  mjw  begnügt 
sich  mit  der  Erwähnung  von  Tatsachen  und  mit  dem  Austausch  ge- 
machter Beobachtungen  und  Erfatu'ungen. 

Von  den  aus  allen  Teilen  Deutschlands  nach  Konstanz  reisenden 
Dendrologen  trafen  viele  bereits  am  7.  August  in  Donaueschingen 
zusammen,  um  die  Parkanlagen  des  Fürsten  von  Fürstenberg,  in 
welchen  sich  auch  die  Donauquelle  befindet,  zu  besichtigen.  Herr 
Parkinspektor  Berndt  führte  die  Schar  eifriger  Dendrologen.  Donau- 
eschingen liegt  in  einer  rauhen  Gegend,  678  m  über  dem  Meer. 
Frühe  Herbstfröste,  sowie  späte  Frühjahi-sfröste  sind  da  regelmäßig, 
ebenso  strenge  Winter  mit  ungeheuren  Schneefällen.  31 — 35  "  C. 
Frost  sind  gewöhnliche  Erscheinungen.  Die  Gartenanlagen  umfassen 
55  Hektare,  wovon  der  letzte  Teil  vor  zwölf  Jahren  angelegt  wurde. 
Der  ältere  Park  stammt  aus  dem  Jahre  1770.  Große  Wasserflächen, 
belebt  von  zahlreichem  seltenem  Geflügel,  wechseln  mit  malerischen 
Baumgruppen  von  gewaltigen  Birken,  Eschen  und  Ulmen  ab.  Der 
neuere  Teil,  der  vor  zwölf  Jahren  angelegt  wurde,  ist  durch  ZufüUung 
eines  Sumpfes  gewonnen  worden.  Angepflanzt  sind  vorwiegend 
bessere  Gehölze  und  Koniferen;  letztere  rahmen  kulLssenartig  eine 
ausgedehnte  Wiesenfläche  ein  und  bestehen  aus  solchen  Arten,  von 
denen  man  annehmen  konnte,  daß  sie  in  dem  rauhen  KUma  noch 
gedeihen.  Wir  begegnen  da  Pinus  Strobtis,  Abies  nordmanniana, 
Taxus  baecata  nebst  Varietäten,  diversen  Thuja-Arten,  Picea  polita 
in  schönen  Exemplaren.  Jede  Art  und  Sorte  in  mehreren  Pflanzen. 
Ein  Prachtstück  von  Picea  Omarica  von  6  m  Höhe  interessierte  die 
Dendrologen  besonders.  Diese  Koniferen  erhalten  allerdings  im 
Winter  einen  leichten  Schutz.  Verschiedene  große  Gruppen  von 
Rhododendron  Cunniftgkamii,  die  einen  enormen  Knospenansatz  zeigen 
und  auch  im  Winter  gedeckt  werden,  sind  den  Koniferen  vorgelagert. 

Im  älteren  Teil  der  Anlagen  fesseln  uns  vor  allem  zwei  tadel- 
los schöne,  etwa  8  m  hohe  Picea  pungens  ylauca,  die  vom  früheren 
Leiter  der  Anlage,  Herrn  Garteninspektor  Kirchhoff,  aus  Samen  ge- 
zogen worden  waren.  Wir  bemerken  ferner  unter  dem  Schutz 
großer  Bäume  eine  4  m  hohe  Abies  cephalonica,  was  in  dieser  rauhen 
Gegend  geradezu  ein  Wunder  ist,  und  Chamaecyparis  nutka'dusis 
etwa  10  m  hoch. 

Ein  äußerst  interessanter  Baum  ist  eine  250  jährige,  sehr  krumme 
Esche,  deren  Krümmungen  man  sehr  geschickt  zu  einem  Sitzplatz 
ausgenützt  hat.  Etwa  4  m  vom  Boden  ist  der  Sitzplatz  aus  gleich- 
farbiger Baumrinde  hergerichtet.  Diese  Esche  ist  ein  Überbleibsel 
von  einem  früheren  Laubengang,  welcher  vom  Schlosse  aus  zu  den 
füheren  Ökonomiegebäuden  geführt  haben  mag. 

Daß  das  große  Blumenparterre  vor  dem  Schlosse,  den  vielen 
Temperaturschwankiingen  entsprechend ,  auch  nur  mit  solchen 
Pflanzen  besetzt  ist,  die  sich  da  auch  noch  entwickeln  können,  darf 
als  selbstverständlich  angenommen .  worden,  durch  seine  Großartigkeit 
fesselt  es  aber   in  hohem  Grade.     Von  Pelargonitmi   sind    besonders 


Die  Gartenwelt. 


IX,  48 


bevorzugt:  ..Terowa'',  „Fürst  Bcichenbery",  „Meteor^',  ^.Gartcndirektor 
Vetter"  und  „Achtevemenf".  Die  ausgedehnten  Kulturen  unter  Glas 
beherbergen  große  und  gut  kultivierte  Pflanzenschätze,  wobei  alles 
zu  finden  ist,  was  zu  einer  fürstlichen  Gärtnerei  gehört.  Eine 
prachtvolle  Sukulenten-Sammlung  fesselte  die  Besucher  in  hohem 
Grade. 

Erster  Tag  der  Versammlung.  Tor  Beginn  der  Ver- 
sammlung am  8.  August,  der  ein  ebenso  prächtiger  Tag  als  der 
vorhergegangene  zu  werden  verhieß,  wurde  die  Stadt,  die  eine 
wundervolle  Lage  am  Ausflusse  des  Bodensees  besitzt,  besichtigt. 
Sie  wurde  schon  vor  Christi  Geburt  von  den  Kelten  gegründet 
und  ist  seit  den  vielen  wechselvollen  Zeiten  von  1806  an  eine  Be- 
zirkshauptstadt des  Großherzogtums  Baden.  Vor  allem  fesselte  uns 
Gärtner  der  prächtig  am  See  gelegene,  tadellos  und  reichhaltig 
arrangierte  Stadtgarten.  Moderne  Blumengruppen  wechseln  mit 
schönen  Gehölzen,  Koniferen  und  sauberen  Rasenflächen  ab,  die 
unter  sachkundiger  Leitung  des  Stadtgärtners  Fritz  stehen.  Über- 
schreiten wir  die  Rheinbriicke,  so  bemerken  wir  an  der  herrlich  ge- 
legenen Seestraße  in  dem  ausgedehnten  Garten  des  Sanatoriums 
„Konstanzer  Hof"  verschiedene,  in  herrUcher  Entwiokelung  stehende 
Gehölze,  die  lobend  erwähnt  werden  sollen:  Abies  Pinsapo  von  15  m 
Höhe,  Taxus  baccata  aiireo  varieg.  von  6  m  Höhe  bei  5  m  Breite, 
gewaltige  Betula  alba  fastigiata,  die  einen  prächtigen  Ersatz  für  die 
nicht  mehr  beliebte  Pyramidenpappel  bilden ;  Juglans  regia  laeiniata, 
ein  so  selten  anzutreffendes,  in  engen  Waohstumsgrenzen  bleibendes 
Gehölz,  das  noch  in  kleineu  Gärten  sehr  gut  zu  verwenden  ist.  Wir 
sehen  ferner  Cedrela  chinensis,  bedeckt  mit  ihren  riesigen  Blüten- 
ständen, die  einen  angenehmen  Kontrast  in  den  Blättermassen  hei'vor- 
rufen;  dann  enorme  Patdowiiia  imperialis-,  Taxodium  distichum, 
Sophora  japonica  u.  a.  m.  Man  sieht,  daß  dieser  Park  wohl  einer 
der  ältesten  von  Konstanz  sein  muß,  dessen  heutiger  Pfleger,  Herr 
Mayr,  der  Schwiegersohn  des  verstorbenen  Hofgarteninspektors 
Eberling,  von  der  Mainau  ist. 

Die  Versammlung  wurde  danach  pünktlich  im  Sitzungsaale  des 
Stadthauses  eröffnet. 

Herr  Bürgermeister  Haulick  begrüßte  die  54  Anwesenden, 
die  sich  aus  aller  Herren  Länder  zusammengefunden  hatten.  Daß 
auch  Japan  vertreten  war,  darf  wohl  nicht  überraschen.  Darauf  be- 
grüßte der  Präsident  des  Konstanzer  Verkehrsvereins  die  Anwesenden 
ebenfalls  und  der  Vorsitzende  des  D.  D.  G.  stattete  darauf  den 
üblichen  Dank  für  das  der  Gesellschaft  bewiesene  Entgegenkommen 
ab.  Er  begann  seinen  Vortrag  „Zweck  und  Ziel  der  D.  D.  G."  mit 
einigen  Erläuterungen,  warum  und  weswegen  grade  die  für  die  Nach- 
mittage in  Aussicht  genommenen  Gärten  besucht  werden.  Er  be- 
tonte die  seit  Jahren  immer  mehr  zu  Tage  tretenden  Erfolge  der 
D.  D.  G.,  die  sich  darin  bekunden,  daß  die  Pflanzen  des  früher  ver- 
teilten Samens  jetzt  schon  eine  Entwicklung  zeigen,  welche  die 
damaligen  Voraussetzungen  bewahrheiten,  dann  durch  die  vielen  Zu- 
wendungen an  Pflanzen  und  Samen  von  Seiten  hochherziger  Gönner 
im  In-  wie  Auslande  und  durch  die  rasche  Zunahme  der  Mitgliederzahl, 
die  von  810  im  vergangenen  Jahre  auf  1000  gestiegen  ist.  — 
Ferner  hat  es  sich  gut  bewährt,  daß  Samen,  der  wenig  vorhanden, 
von  der  Gesellschaft  selbst  ausgesät  wird  und  dann  später  erst 
die  Pflanzen  verteilt  werden,  daß  überhaupt  die  Anzucht  der  ver- 
schiedenen, seltenen  Gehölze  in  dem  von  Herrn  Landrat  von  Stuben- 
rauch zur  Verfügung  gestellten,  großen  Terrain  im  Kreise  Teltow, 
unter  Leitung  des  Herrn  Hübner,  Groß-Lichterfelde,  große  Fort- 
schritte mache  und  zu  großen  Hoffnungen  berechtige!  Durchschnitte 
von  37  jährigen  Kiefern  und  25  jährigen  Douglastannen  von  gleichem 
Standort  bewiesen,  daß  letztere  dreimal  schneller  wächst,  somit  auch 
produktiver  ist.  Der  Vorsitzende  betonte  ferner  an  der  Hand  von  Tat- 
sachen bezw.  Vergleichsversuchen,  daß  die  Banks  Kiefer  noch  gut  im 
schlechtesten  Sandboden  gedeiht,  wo  selbst  die  einheimische 
Kiefer  versagt  und  als  Laubholz  z.  B.  Betula  lutea  und  Prmius 
serotina  noch  auf  dem  trockensten  Sande  gedeihen  können  und  gute 
Wachstumsverhältnisse  aufweisen.  Herr  Königl.  Gartenbaudirektor 
Goeschke-Proskau  zeigte  darauf  Zapfen  von  Pinus  korakmis, 
welche  in  dem  sehr  rauhen  Klima  von  Proskau  an  einer  0  m  hohen 
Pflanze  gewachsen  waren.  (Fortsetzung  folgt.) 


Aus  den  Vereinen. 

Verein  zur  Förderung  des  Gartenbaues.  Die  Juliver- 
sammlung erfreute  sich  an  zahlreichen  schönen  Stauden,  die  Herr 
Obergärtner  Peters  vom  Kgl.  Botanischen  Garten  in  Dahlem  der 
Versammlung  vorführte.  In  erster  Linie  zog  Astilbe  Davidi,  eine 
Einführung  von  Veitch,  Chelsea,  durch  ihre  schlank  aufrechten, 
rosafarbenen  schönen  Rispen  die  Bhcke  aUer  auf  sich.  Da  die  Astilbe 
in  ihrer  Heimat  auf  feuchten  sonnigen  Wiesen  wächst,  verlangt  sie 
in  der  Kultur  feuchte  lehmige  Erde  und  sonnigen  Standort.  Da  die 
einführende  Firma  Samen  dieser  Staude  führt,  so  ist  eine  Anzucht 
zur  Probe  nicht  schwierig.  Dankenswert  war  auch  die  vergleichs- 
weise Vorführung  verschiedener  Eryngium- Arten.  Die  schönsten 
Arten  sind  entschieden  Erijngium  giganteum,  die  Elfenbeindistel,  und 
Eryngium  alpinum,  letzteres  aber  nur  selten  echt  im  Handel.  Wie 
Herr  Peters  anführt,  wird  häufig  E.  planum,  die  kleinköpfige  Art, 
dafür  ausgegeben.  E.  alpinum  verlangt  feuchten  Boden,  während 
die  anderen  auch  mit  einem  trockenen  Standort  fürlieb  nehmen.  Die 
Gartenwelt  brachte  im  dritten  Jahrgang,  1899,  Seite  577/578,  schöne 
Abbildungen  von  E.  alpinum  nebst  Farbefftafel.  Auch  einige  Echinops 
oder  Kugeldistelarten  waren  zu  sehen,  so  der  schöne  E.  bannatieus. 
Sehr  schön  war  auch  Vcronica  subsessilis.  eine  Staude  mit  langen, 
tiefblauen  Blütenrispen.  Ferner  empfahl  Herr  Peters  die  im  siebenten 
Jahrgang  der  Gartenwelt,  Seite  149  und  150  abgebildete  Rosa  setigera, 
Mchx.  als  Rose  zur  Beraukung  von  Böschungen,  wegen  ihres  kriechenden 
Wuchses.  Wertvoll  ist  ihre  Eigenschaft  des  späten  Blühens,  weil 
sie  erst  Ende  Juli  zu  blühen  beginnt,  wenn  die  anderen  SchUng- 
und  Rankrosen  längst  verblüht  sind.  Bemerkenswert  waren  noch 
abgeschnittene  Pcnstemon  von  Emil  Dietze  in  Steglitz,  die  man 
entweder  im  Februar  aus  Samen  heranzieht  oder,  falls  man  auf 
Farben echtheit  Wert  legt,  durch  Stecklinge  vermehrt. 

Daß  ein  Coleua  zur  Erteilung  eines  Wertzeugnisses  der  Jury 
vorgelegt  wurde,  mag  als  ein  Beispiel  für  eine  beneidenswerte  Zu- 
versichtlichkeit erwähnt  werden.  Die  Coleus  sind  Pflanzen,  die  so 
zur  Variation  neigen,  daß  es  kaum  möglich  sein  wird,  dieser  angeb- 
lichen Neuheit,  die  bereits  von  Versammlungsteilnehmern  als  Be- 
kannte von  der  Düsseldorfer  Ausstellung  angesehen  wurde,  ein  Zeugnis 
zu  erteilen.  Die  Pflanzen  stammten  von  einer  Saalfelder  Firma,  die 
bereits  mit  einem  neuen  Tabak  Lorbeeren  ernten  wollte. 

Lebhaft  besprochen  wurde  eine  vom  zweiten  Vorsitzenden, 
Herrn  Broder sen,  ausgegangene  Anregung,  im  Herbst  ein 
Chrysantbemumfest  zu  veranstalten.  Da  Herr  Brodersen  ab- 
wesend war,  begnügte  man  sich  mit  Vorschlägen  aus  der  Versammlung. 
Auf  diesen  Punkt  wird  man  noch  zurückkommen. 

Über  eine  Beteiligung  des  Vereins  au  der  nächstjährigen 
Wander- Ausstellung  der  Deutschen  Landwirtschafts- 
Gesellschaft,  die  in  den  Tagen  vom  21.  bis  20.  Juni  in  Berlin 
auf  Sohöneberger  Gelände  beim  Bahnhof  Friedenau  stattfinden  wird, 
entspann  sich  eine  lebhafte  Diskussion  über  das  Für  und  Wider.  Die 
Debatte  zeigte,  daß  die  Handelsgärtner,  durch  Erfahrungen  belehrt, 
gegen  Beteiligung  an  anderen  Ausstellungen  mißtrauisch  geworden 
sind,  da  es  passiert  ist,  daß  man  die  mitausstellenden  Gärtner  schnöde 
zurücksetzte.  Immerhin  darf  eine  Beteiligung  an  einer  der  rühmlich 
bekannten  Ausstellungen  der  D.  L.-G.,  unter  der  Voraussetzung,  daß 
die  Bedingungen  vorteilhafte  sind,  als  ratsam  und  geschäftsfördernd 
angesehen  werden.  Hoffentlich  gelingt  es,  in  den  Verhandlungen 
beider  Vereine  zu  Vereinbarungen  zu  kommen,  die  dem  Gartenbau 
eine  günstige  und  freie  Entfaltung  bei  coulanten  Bedingungen  be- 
züglich des  Ausstellens  ermöglichen. 

Den  Schluß  bildeten  Erörterungen  über  die  so  wichtige,  leider 
noch  immer  nicht  überall  als  wichtig  gewürdigte  ßalkonschmuck- 
frage,  im  Anschluß  an  eine  Einladung  des  Vertreters  des  Christ- 
lich-sozialen Vereins,  Herrn  Bartels,  zum  Besuche  der  Versöhnungs- 
privatstraße in  Berlin  N.,  deren  eigenartige  Bauweise  bemerkenswert 
ist.  Die  Bestrebungen  der  Einwohner,  ihre  Balkons  mit  Blumen  zu 
schmücken,  sollen  durch  Preise  gefördert  werden,  und  der  Verein 
hat  sich  bereit  erklärt  die  gute  Saclie  zu  unterstützen.  Der  Dekorations- 
ausschuß wird  sich  daher  in  Tätigkeit  setzen  und  die  Leistungen  in 
Augenschein  nehmen,  um  dem  Verein  dann  Vorschläge  für  Prä- 
miierungen zu  machen.  W.  T. 


Verantworü.  Rediktear: 


Berlin. 


Verlait  t.  Richard  Carl  Schmidt  S  Co.,  Leipzig.  —  Druck:  Anhalt. 


.  aQtenberg,e.  O.  m.  b. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


2.  September  1905. 


No.  49. 


Sacbdrack  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Gärtnerische  Reiseskizzen. 


L 


Gärtnerisches  aus  Stendal. 

Vom  Herausgeber. 
{Eierxu  >,ehn  Abbildungen.) 


No.  43  des  achten  Jahrgangs  der  Gartenwelt  hatte 
ich  einen  Besuch  in  den  Kulturen  von  Chr.  Bertram  in 
Stendal  geschildert.  Damals  war  es  leider  nicht  möglich, 
meine  Ausführungen  durch  Abbildungen  zu  erläutern  und  so 
leistete  ich  denn  einer  seitens  des  Besitzers  dieser  Kulturen 
an  die  Redaktion  ergangenen  Einladung  in  Gemeinschaft  mit 
meinem  Assistenten,  Herrn  Tscheuke,  Dienstag,  den  18.  Juli, 
Folge.  Meine  Erwartung,  in  diesem  Jahre  die  Kulturen 
in  größter  Üppigkeit  vorzufinden,  sollte  nicht  getäuscht 
werden.  Wie  das  gegenwärtige  Jahr  für  so  manche  Gegend, 
so  war  das  vorige  Jahr  für  die  Provinz  Brandenburg 
und  weitere  Gebiete  ein  Jahr  der  Dürre,  das  die  Entwickelung 
mancher  Kulturen  sehr  beeinträchtigte.  Der  gegenwärtige 
Sommer  ist  hier  durch  reiche,  fast  überreiche  Niederschläge 
ausgezeichnet,  die  der  Landwirtschaft  vielfachen  schweren 
Schaden  brachten,  aber  bis  in  den  Juli  hinein  für  die  Garten- 
kulturen, von  verschiedenen  Hagelschlägen  abgesehen,  außer- 
ordentlich vorteilhaft  gewesen  sind. 
Dies  kam  bei  der  Besichtigung  der 
Bertramschen  Kulturen  so  recht 
zum  Ausdruck.  Wir  hatten  für 
den  Besuch  von  Stendal  den  rich- 
tigen Zeitpimkt  gewählt ,  denn 
wenn  es  auch  trübe  und  regnerisch 
war,  so  gelangen  doch  die  meisten 
Aufnahmen.  Aber  am  Tage  nach 
unserer  Abreise  ging  über  die  Alt- 
mai-k  ein  furchtbarer  wolkenbruch- 
artiger  Regen,  unterbrochen  von 
Hagelschauern  nieder,  der  die  gute 
alte  Stadt  Stendal  stellenweise 
unter  Wasser  setzte,  aber  an  den 
Feldkulturen  noch  gnädig  vorüber- 
gegangen ist. 

Zur  Besichtigung  solcher  aus- 
gedehnter Baumschul-  und  Samen- 
kulturen,  wie  es  diejenigen  von 
Chr.  Bertram  sind,  reicht  ein  langer 
Sommertag  nur  dann  aus,  wenn 
sie  zu  Wagen  ausgeführt  wird, 
■wobei  nur  an  den  interessantesten 


Punkten  Zeit  zu  dessen  Verlassen  und  zur  Inaugenschein- 
nahme gewisser  Spezialitäten  bleibt.  Die  gesamten  Kulturen 
bedecken  einen  Flächenraum  von  über  550  Morgen.  Sie 
grenzen  teilweise  dicht  an  die  Stadt,  teilweise  liegen  sie  in 
der  Gemarkung  zerstreut,  auf  Boden  verschiedener  Qualität, 
ein  gut  Teil  aber  auf  Weizenboden.  Auch  die  Baumschulen, 
insgesamt  100  Morgen  lehmiger  Sandboden,  und  zwar  60  Morgen 
Obstbaumschule  und  40  Morgen  Gehölzbaumschule,  nehmen 
keinen  zusammenhängenden  Komplex  ein,  da  eine  sehr  inten- 
sive und  zweckmäßige  Wechselwirtschaft  betrieben  wird.  Ab- 
geräumte Baumschulquartiere  werden  gepflügt,  mit  Getreide, 
Gemüse-  oder  Sommmerblumenkulturen  bestellt,  und  Län- 
dereien, die  bisher  der  Feldkultur  dienten,  mit  dem  Rigol- 
pflug bearbeitet  und  zu  Baumschulquartieren  eingerichtet.  Die 
Kulturen  der  Ziergehölze,  Zier-  und  Obstbäume  befinden  sich 
auf  getrennten  Grundstücken.  Da  bei  dem  großen  umfang 
der  Samenkulturen  für  Baumschulzwecke  immer  jungfräulicher 
Boden  zur  Verfügung  steht,  so  lassen  Bäume  und  Sträucher 
allenthalben  eine  verblütfende  Wüchsigkeit  erkennen.  Wir 
führen  aus  den  Baumschulkulturen  auf  dieser  Seite  ein 
Fliederquartier  mit  einjälu-igen  Okulaten  im  Bilde  vor.    Im 


Treibfl 


Die  Gartenwelt. 


IX,  49 


Hintergrund  sieht  man  den  gewaltigen  Neiibau  der  Kaserne  des 
1 0.  Husaren-Eegiments.  Die  Augen  der  Fliederveredlungen  haben 
Triebe  gemacht,  die  teilweise  über  150  cm  hoch  sind.  Der 
inmitten  der  Flieder  stehende  Mann  gestattet  einen  Vergleich 
zur  Beurteilung  der  Wüchsigkeit  der  Olailaten.  Das  Quartier 
enthält  ein  großes  und  gewähltes  Sortiment  und  soll  in  der 
Hauptsache  Pyramiden  und  Halbstämme  für  Treibzwecke 
liefern.  Bisher  hat  man  bei  der  Heranzucht  von  Treibfliedern 
fast  mir  an  Buschpflanzen  gedacht,  andere  gefällige  Formen 
könnten  aber  der  Fliedertreiberei  neue  Absatzgebiete  eröffnen. 
Eine  erstaunliche  Wüchsigkeit  bekunden  die  meisten 
Obstsorten;  sie  gestattet  die  Heranziehung  von  wirklich 
tadellosen  Halb-  und  Hochstämmen,  welcher  ganz  besondere 
Sorgfalt  gewidmet  wird.  Auch  die  Formobstkultur  wird 
in  umfangreicher  Weise  betrieben.  Spaliere  sind  in  allen 
Variationen  vorhanden;  ihre  Formierung  wird  fast  aus- 
schließlich durch  geschulte  Arbeiter  ausgeführt.  Ein  Unikum 
ist  das  große  Quartier  für  wagerechte  ein-  und  zweiarmige 
Kordons.  Ich  habe  im  vorigen  Jahre  selbst  75  solcher 
Kordons  von  Herrn  Bertram  bezogen,  die  von  solcher  Wüchsig- 
keit waren,  wie  ich  sie  nur  bei  Wildlingsunterlage  für 
möglich  hielt.  Aber  diese  Kordons  sind  keineswegs  auf 
WUdlinge,  sondern  ausschließlich  auf  Paradies  veredelt.  Jahres- 
leittriebe  von  IY2  bis  2  m  Länge  stellen  bei  an  imd  für 
sich  starkwüchsigen  Sorten  wie  „Schöner  von  Boskoop"  und 
„Pariser  Rimhour  -  Reinette'-  das  normale  Wachstum  dar. 
Photographische  Aufnahmen  dieser  Quartiere  sind  bei  der 
Üppigkeit  des  Wuchses  ein  Ding  der  Unmöglichkeit.  Die 
Bilder  würden  ein  Blättergewirr  darstellen,  in  welchem  man 
sich  nicht  zurecht  finden  könnte.  Wie  ich  bereits  im  vorigen 
Jahre  erwähnte,  hat  Herr  Bertram  mit  ,,Aderslebener  Calville", 


einem  Zukunftsapfel  ersten  Ranges,  eine  acht  Morgen  um- 
fassende Plantage  angelegt.  Unsere  unten.stehende  Abbildung 
gibt  eine  Teilansieht  dieser,  nur  Halbstämme  enthaltenden 
Anlage  mit  Kartoffel-  und  Himbeer-Ünterkultur.  Sie  befindet 
sich  auf  Boden  siebenter  Klasse.  Die  Bäume  zeigen  eine 
vorzügliche  und  durchaus  gleichmäßige  Kronenentwicklung. 
Sie  stehen  jetzt  im  fünften  Jahre  und  haben  nur  bei  der 
Anpflanzung  Korapostdüngung  erhalten,  sollen  aber  für  die 
Folge  regelmäßig  mit  Jauche  gedüngt  werden.  Der  Abstand 
zwischen  den  einzelnen  Stämmen  beträgt  nach  allen  Seiten 
acht  Meter;  es  ist  aber  noch  eine  ZwischenpQanzung  vor- 
gesehen und  zwar  sollen  die  Mutterpflanzen  des  ganzen  Obst- 
Sortimentes  in  Busch-  und  Pyramidenform  aufgepflanzt 
werden.  Fruchtansatz  zeigten  die  Bäume  nicht,  da  das  gegen- 
wärtige Jahr  in  der  „Altmark"  für  Kernobst  das  denkbar 
ungünstigste  ist.  Die  Blüte  wurde  durch  abnorme  Witterung 
beeinträchtigt  und  der  geringe  Ansatz  durch  die  sehr  ver- 
derblich auftretende  Obstmade  und  die  schweren  Hagelwetter 
entwertet. 

Besondere  Pflege  genießen  in  den  Bertramschen  Kulturen 
die  in  verschiedenen  verbesserten  Sorten  angebauten  Futter- 
runkelrüben, unter  welchen  Bertrams  rote  und  gelbe  Kiesen- 
walzenrüben  hervorzuheben  sind.  Roggen  und  Hafer,  nament- 
lich aber  Weizen  werden  in  den  neueren,  anerkannt  guten 
Sorten  in  sachgemäßer  und  dementsprechend  erfolgreicher  Weise 
für  Saatzwecke  als  Zwischenkultur  zwischen  den  Samensorten, 
der  Bodenqualität  entsprechend,  angebaut.  Besonders  fielen 
uns  die  Sorten  „Square  Äead"-Weizen  und  der  neue  „Prinz 
Heinrich" -Joggen  auf. 

Während  mancheroi-ts  die  Gemüse-  und  Blumensaraen- 
kulturen    infolge    der     überaus     zahlreich    angebauten    Sorten 


Kartoffel-Unterkultur. 


IX,  49 


Die  Gartenwelt. 


57£ 


lebhaft  an  botanische  Gärten  erinnern,  werden  in  Stendal 
nur  wenige  Sorten,  diese  aber  in  großem  Umfange  angebaut. 
Aus  den  etwa  450  Morgen  großen  Geraiisesamenkulturen 
bieten  wir  zwei  Ansichten,  untenstehend  eine  Teilansicht  aus 
einem  enonn  großen  Quartier  in  Samen  stehenden  Braun- 
schweiger Weißkohls,  und  auf  Seite  580  eine  Kolonne  der 
Bertramschen  Arbeitsfrauengarde  unter  Leitung  eines  Kolonnen- 
führers bei  Anpflanzung  des  gleichen  Weißkohls  für  die  nächst- 
jährige Samenernte.  Die  mit  Kohlgewächsen  bebaute  Fläche 
beträgt  Iti  bis  20  Morgen.  Ganz  im  Hintergrund  des  Bildes 
sieht  man  die  mit  feurigen  Rossen  bespannte  Bertramsche 
Feldkutsehe.  Aus  dem  Bilde  ist  zu  ersehen,  daß  die  An- 
pflanzungen nicht  im  Verband,  sondern  im  Quadrat  erfolgen, 
was  die  Bodenlockerung  mit  der  Planetjunior  Hacke  und 
später  die  Durchführung  der  auf  dem  Bilde  dieser  Seite 
sichtbaren  Kokosfaserstricke  ermöglicht,  die  den  Samen- 
trägern Halt  gewählten.  Die  Stangen  dienen  zum  Befestigen 
der  Stricke.  Zur  Zeit  meiner  Anwesenheit  begann  gerade 
die  Ernte  der  frühen  Erbsen  und  da  gerade  Schulferien 
waren,  so  hatten  sich  zahlreiche  Knaben  imd  Mädchen  zur 
Mitarbeit  eingefunden. 

Von  Gurken  sind  die  beiden  hier  gezüchteten  Sj^eziali- 
täten:  „Bertrams  verbesserte  extra  lange  Scldangen'-''  und 
„Bertrams  lange  grüne  volltragende",  von  denen  ungefähr 
28  Morgen  angebaut  werden,  zu  erwähnen.  Beide  Sorten 
zeichnen  sich  neben  reichem  Ertrage  an  grünen  Gurken  da- 
durcli  aus,  daß  ihre  Schalen  sich  für  Senfgurken  besonders 
eignen.  Eine  Berliner  Senfgnrkenfabrik  bezieht  allein  davon 
kontraktlich  tausend  Zentner.  Dem  Anbau  von  Bohnen  sind 
heuer  insgesamt  66  Mor- 
gen gewidmet;  14  Mor- 
gen der  Sorte  „Hinriclis 
Riesen}'-,  die  von  den  Kon- 
servenfabriken allen  üb- 
rigen vorgezogen  wird, 
weil  sie  am  wenigsten 
Fäden  hat;  ebensoviel 
läßt  Herr  Bertram  noch 
von  anderer  Seite  an- 
bauen. 

Große  Sorgfalt  wird 
auch  auf  die  Samen- 
zucht  von  R  a  d  i  e  s , 
50  Morgen,  verwandt, 
die  zunächst  auf  Saat- 
beete gesät  und  dann 
zur  Samenkultur  aus- 
gepflanzt werden.  Die 
Salate,  14—20  Morgen, 
standen  sehr  schön  und 
begannen  eben  in  Samen 
zu  schießen.  Die  im 
vorigenJahre  eingeführte 
Sorte  ,,Maikönig"  hält 
Herr  Bertram  für  sehr 
wertvoll ;  dieser  Salat 
bildet  schon  Ende  Mai 
feste  Köpfe,  die  an 
Größe  denen  des  „Deiil- 
sclien  Unvergleichlichen^' 
entsprechen. 


Einen  Flächenraum  von  120  Morgen  nehmen  die  Blume n- 
samenkulturen  ein,  aus  welchen  wir  mehrere  Abbildungen 
bieten.  Abbildung  Seite  581  oben  zeigt  die  Teilansicht  eines 
Quartiers  mit  hohem  päonienblütigem  Mohn,  im  Vordergrund 
Iberis  amara.  Dieser  Mohn  ist  auch  in  halbhohen  und 
niedrigen  Sorten  vorhanden  und  ferner  wird  unter  anderen 
der  farbenprächtige  Shirley-Mohn  angebaut.  Die  Abbildung 
Seite  581  unten  zeigt  rechts  Hyazinthenrittersporn  und  links 
Pensees.  Von  letzteren  ist  ein  sehr  reichhaltiges  und  ge- 
wähltes Sortiment  vorhanden,  Anbaufläche  6  bis  8  Morgen. 
Neben  den  seit  Jahrzehnten  in  den  Kulturen  bekannten, 
aber  gegen  früher  sehr  vervollkommneten  Sorten  wie  „Kaiser 
Wilhelm",  „Schneewittchen'-'-,  „Mohrenkönig'-'  und  anderen 
werden  auch  die  neuesten  Sorten  kultiviert,  mit  besonderer 
Vorliebe  die  großblumigen  wie  „Trimardeau" ,  „Groß- 
fleckige Riesen",  darunter  „Bertrains  Non  Plus  ultra'-',  die 
drei-  und  fünffleckigen  „Odier",  ebensolche  „Cassier"  und 
„Bugnots",  sowie  die  gekräuselten  „  (rerwawm"-Sorten.  Über- 
all tritt  der  gedrungene,  gleichmäßige  Wuchs  hervor.  Zur 
Samenzucht  werden  nur  Pflänzlinge  der  Frühjahrssaat  ver- 
wendet, die  im  Hochsommer  im  Vollflor  stehen  imd  ihre 
Samen  noch  sicher  reifen. 

Wirklich  sehenswert  sind  sonst  immer  die  Resedakul- 
turen, 12  bis  15  Morgen  umfassend,  die  aber  nebenden  Zwerg- 
iberissorten  am  meisten  durch  Erdflöhe  zu  leiden  hatten  und  in 
diesem  Jahre  wiederholt  nachgepflanzt  werden  mußten.  Die  be- 
kannte „Bismarck"- Reseda,,  die  von  Quedlinburg  aus  in  den 
Handel  gegeben  wurde,  ist  augenscheinlich  nichts  weiter  als 
eine  durch  sorgfältige  Zuchtwahl  verbesserte  „Machet".    Für  die 


Teilansiclit  eines  Quartiers  mit  Braunschweiger  Weißkohl,  kurz  vor  der  Samenreife. 
Originalaufnalune  fftr  die  „Gartenwelt", 


580 


Die  Gartenwelt. 


IX,  49 


gegenwärtig  empfehlenswerteste  der  großblumigen 
Sorten  hält  Herr  Bertram  neben  |der  echten  „Ilachef"  bezw. 
„BisTnarck"'  die  Sorte  ,,OoliaMK  Reseda  werden  bei  Bertram 
zur  Samenkultur  in  fünfzig  Zentimeter  Abstand  ausgepflanzt. 
Lebhaft  interessierten  mich  aucli  die  recht  umfangreichen 
Verbenenkulturen.  Es  ist  sonderbar,  daß  die  Verbene  in 
unserer  Zeit  so  sehr  ins  Hintertreffen  geraten  konnte.  Noch 
vor  zwei  Jahrzehnten  wurden  in  allen  besseren  Gärtnereien 
große  Verbenensortimente  unterhalten,  von  welchen  man  in 
Kalthäusern  Mutterpflanzen  überwinterte,  die  allein  die 
konstante  Vermehrung  ermöglichten.  Die  Stecklinge  hatten 
fast  überall  sehr  durch  den  Vermehrungspilz  zu  leiden.  Heute 
ist  wohl  kaum  noch  von  den  damaligen  Sorten  die  Rede, 
höchstens  noch  von  solchen,  die  sich  wie  coccinea  =  „Defiance'' 
aus  Samen  konstant  vermehren  lassen.  Beliebt  ist  heute  noch 
die  Prachtmischung  der  großblumigen  Verbenensorten,  die 


Eine  Kolonne  der  ßertramschen  Arbeitsfrauengarde  beim  Pflanzen  von  Weißkohl 

nächstjährige    Samenernte.      Originalaufnahme  fOr  die  „Gartenweit". 

bei  Bertram  an  Größe  den  sogenannten  „Mmnmuthverbenen'^ 
nichts  nachgeben,  wovon  ich  mich  durch  sorgfältigen  Ver- 
gleich überzeugte.  Auch  die  aurikelblütigen  Verbenen 
sind  sehr  hübsch  und  kommen  aus  Samen  konstant.  Bevor 
die  Knollenbegoniea  zu  ihrer  gegenwärtigen  Beliebtheit  ge- 
langt waren,  sah  man  in  der  Verbene  die  Sommerblume,  die 
sich  durch  dankbaren  unerschöpflichen  Flor  vor  allen  anderen 
auszeichnete,  und  trotz  der  Begonie  ist  die  Verbene  auch 
heute  noch  als  dankbarste  Blüherin  unübertroffen.  Es  lassen 
sich  mit  den  reinweißen,  den  roten  und  den  blauen  Sorten 
die  farbenfreudigsten  Blütenbecte  herstellen,  die  bei  sorg- 
fältigstem Niederhaken  der  üppigen  Triebe  tadellose  Teppiche 
bilden.  Vom  Mai  bis  zum  Eintritt  des  "Winters  ist  der  Flor 
lückenlos. 

Der  Kultur    der   Lobelia  Brinus -Yaiiet&ten   dienen    bei 
Bertram  etwa  zwei  Morgen.      Die    weiten    sattblauen    Felder 


der  alten,  aber  unübertroffenen  Sorte  „Kaiser  Wilhelm'^  boten 
einen  prächtigen  Anblick.  Hie  imd  da  ti-at  eine  ganz  tief- 
blau gefärbte  Varietät  auf,  die  weiter  beobachtet  werden  soU. 
Zu  erwähnen  wären  unter  den  Sommerblumen,  die 
übrigens  alles  Kulturwerte  umfassen,  noch  die  Topfkulturen 
der  Petunien  in  den  besten  Züchtungen.  Die  größte  Rivalin 
der  Petunie  ist  die  Pelargonie.  Vom  "Werte  beider  als 
Gruppenpflanzen  für  sonnigst^  Lagen  abgesehen,  sind  sie 
beide  unvergleiclilich  zur  Bepflanzung  der  Balkonkästen  in 
südlicher  und  südöstlicher  freier  Lage.  Ich  habe  gerade  jetzt 
in  Berlin  und  Vororten  Gelegenheit,  neben  den  dominierenden 
Pelargonienbalkon en  auch  einige  mit  Petunien  bepflanzte  be- 
obachten zu  können;  letztere  sind  unbedingt  die  auffallendsten 
durch  den  reichen  Blütenschmuck.  Aber  in  weiten  Kreisen 
wird  der  "Wert  der  Petunia  als  Sommerblume  noch  nicht  ge- 
nügend gewürdigt,  auch  mag  sie  die  etwas  klebrige  Be- 
schaffenheit der  Stengel  und  Blät- 
ter bei  manchem  Blumenfreund 
unbeliebt  machen.  Einen  Blick 
in  das  Mistbeetrevier,  wo  diese 
Petunien  u.  a.  kultiviert  werden, 
zeigt  Abbildung  Seite  582.  Daß 
1er  Samenertrag  dieser  umfang- 
i'ichen  Kulturen  sehr  bedeutend 
i-t  und  große  Stapelräume  er- 
hirdert,  läßt  sich  denken.  Ge- 
waltige Scheunen  müssen  die  zum 
Dreschen  eingefahrenen  Samen- 
träger aufnehmen  und  der  ge- 
wonnene reine  Samen  wird  dann 
aufgespeichert,  wofür  die  technisch 
vollkommensten  Einrichtungen 
vorhanden  sind.  Seite  582  .sehen 
wir  die  großen  Samenspeicher  im 
Bilde.  Im  Hofe  arbeitet  gerade 
die  durch  eine  Lokomobile  an- 
getriebene Dreschmaschine,  wäh- 
rend der  Besitzer  im  Begriffe 
steht,  eine  Rundfahrt  dm-ch  die 
Kulturen  zu  machen.  Zum  Ab- 
schied von  den  Kulturen  werfen 
wir  noch  einen  Blick  auf  die  weiten 
Flächen .  Die  Abbildung  Seite  583 
stammt  noch  aus  der  Zeit,  als  die 
Husarenkaserne  noch  nicht  erbaut 
war,  die  wir  S.  577  im  Bilde  sehen. 
Als  Spezialität  werden  bei  Bertram  auch  die  Stauden  zur 
Samengewinnung  angepflanzt.  Das  gegenwärtige  Stauden- 
quartier hat  eine  große  Ausdehnung  und  enthält,  von  alpinen 
Gewächsen  abgesehen,  alles  was  für  Gartenausstattung  tmd 
Schnittblumenkultur  von  "Wert  ist.  Dies  Quartier  wird  im 
Herbst  nach  einer  mehr  als  doppelt  so  großen  neuen  Fläche 
verlegt  und  das  Sortiment  soll  gelegentlich  dieser  Umpflanzung 
um  die  besten  Neuheiten  erweitert  werden. 

"Während  der  Fahrt  durch  die  Felder  hatten  wir  auch 
Gelegenheit,  den  vor  etwa  zehn  Jahren  angelegten  Bürger- 
park der  Stadt  Stendal  zu  besichtigen,  der  auf  einer  etwa 
40  Meter  hohen  Anhöhe  westlich  der  Stadt  gelegen  ist. 
Der  Gnindstock  dieser  Anlage  ist  ein  abgebautes 
Lehmlager,  das  nach  Plänen  des  Herrn  Bertram,  der  ein 
ehemaliger  "Wildparker  ist,  landschaftlich  verwertet  und  vom 
früheren  Stadtgärtner,    Herrn  Zahn,    jetzt  Lehrer  für  Garten- 


IX,  49 


Die   Gartenwelt. 


581 


kunst    an    der   Kgl.   Gärtner- 
lehranstalt    in    Dahlem,     er- 
weitert worden  ist.  Leider  fehlt 
es  der  Stadt  an   den    nötigen 
Mitteln  für  die  sorgfältige  Er- 
haltung dieser  Parkanlage,  aber 
einen     besseren    Zustand    als 
den  gegenwärtigen  müßte  sie 
unter  allen  Umständen  zeigen. 
In  den   schönsten   und   male- 
rischsten Gehölzpartien  wirken 
zahlreiche    Gehölzleichen  stö- 
rend und  abstoßend.  Eine  Ent- 
fernimg  dieser  Memento  mori, 
inmitten  des  grünenden  Lebens, 
könnte    von    einem     einzigen 
Tagelöhner  an  einem  Tage  aus- 
gefühi't  werden.     Die  Wiesen 
sind  völligungepflegt,dieWege 
verunkrautet.  Von  besonderem 
Interesse  sind  zwei  Ulmenalleen 
von   Ulmus  americana.      Die 
in    den    gehörigen   Abständen 
und    in    freier    Lage    ausge- 
pflanzten Stämme   haben  nie- 
mals Schere  oder  Messer  ge- 
fühlt, was  eine  ideale  Kronenentwickelung  zur  Folge  hatte.  AUen 
denen,  die  glauben,  nur  durch  Gewaltanwendung  tadellose  Kronen 
erzielen  zu  können,  kann  die  Besichtigung  dieser  Ulmen  nicht 
warm  genug  empfohlen  werden.      An  den  Ulmen,    die  einen 
großen  Sportplatz  umsäumen,  sieht  man  drastisch  den  Unter- 
schied   des  Wachstums    in    gewachsenem    unrigoltem   Boden, 
worin  die  Stämme  dünn  imd  die  Kronen    klein  blieben,    und 
in  aufgeschüttetem,    also  lockerem  Erdreich,  das  den  Bäumen 
ein  üppiges  Wachstum  ermöglichte. 

An  und  für  sich  ist  die  großzügig  diuchgeführte  Anlage 
beachtenswert;  sie  könnte  bei  sorgfältiger  Pflege  und  bei 
Durchführung  der  von  Herrn  Bertram  von  Anfang  an  ins 
Auge  gefaßten  Ergänzungen  zu  einem  schönen  Volkspark 
ausgestaltet  werden.     Auf   einer   Anhöhe   ist   zur  Erinnerung 


Teilansicht  eines  Feldes  mit  Päonienmohn.     Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

an  die  hundertste  Wiederkehr  des  Todestages  Schillers  (9.  Mai 
d.  .1.)  ein  Steiudenkmal  mit  Schillerbüste  von  gemeinnütziger 
Seite  errichtet  worden,  das  in  seiner  schlichten,  gediegenen 
Ausfühnmg  aus  großen  Sandsteinquadern  eine  Zierde  der 
Anlage  ist. 

Ein  besonderes  Kuriosum  des  Parkes  ist  eine  Laube, 
deren  Dach  von  Robinienstämmen  geti-agen  wii'd.  Die  starken 
Stämme  haben  vor  ihrer  Verwendung  vom  Winter  bis  zum 
Hochsommer  trocken  gelegen,  worauf  sie  bearbeitet  und  un- 
entrindet  eingerammt  wurden.  Zum  großen  Erstaunen  Aller 
haben  sich  diese  Stämme  noch  bewurzelt  und  fast  jeder 
Grundpfeiler  der  auf  einsamer  Höhe  stehenden  Laube  bildet 
jetzt  einen  Busch  mit  weitausladenden  Zweigen.  Nur  die  zwei 
südlichen  Stämme    zeigen    kein  Leben  «mehr.     Das  jBildchen 


Teilansicht  aus  den  Bertramschen  Blumenfeldem.    Pensees  und  Hyazinthen-Rittersporn. 

Originalaufnalune  für  die  „Gartenwelt". 


582 


Die  Gartenwelt. 


IX,  49 


Mistbeet-Revier  mit  Levkojenstellagen  der  Firma  Chr.  Bertram,  Stendal. 

Für  die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgenommen. 


Seite  584    ist  eine    Aufnahme    aus    dem    Innern    der  Laube. 
Man    sieht,    wie    die   Stämme    ausgetrieben    haben    und    zur 


war    erst    am    späten  Abend 
beendet.     Nachdem  wir  dann 


Linken  sieht  man,  ins 
Freie  blickend,  im  Hin- 
tergrund das  Schiller- 
denkmal liegen. 

In  der  Nähe  des 
geschilderten  VoLks- 
parkes  befindet  sich 
eine  sehenswerte,  im 
Privatbesitz  befindliche 
Obstplantage.  unter 
die  prächtigen  Süß- 
kirschenstämme kam 
das  große  Sterben,  die 
durch  einen  Pilz  Valsa 
leucosioma  verursachte 
Krankheit.  Der  Be- 
sitzer hat  an  jedem 
Stamm  vom  Kronen- 
ansatz bis  zum  "Wurzel- 
hals mehrere  bis  aufs 
Holz  gehende  Längs- 
schnitte geführt,  die 
den  Bäumen  Eettung 
gebracht  haben. 

Nach  einer  wechsel- 
vollen   Fahrt    in  Son- 
nenschein   und  Regen 
Besichtigung  der  Kulturen 
gastlichen  Hause  des  Herrn 


Großer  Samenspeicher  der  Firma  Chr.  Bertram  in  Stendal  mit  Dreschmaschine  im  Betrieb. 

FOr  die  „Gartenwelt"  photogr.  aufgenommen. 


Die  Gartenwelt' 

JAHRGANG   IX. 


Qrossblumige  flurikeln 

].   Bavaria  2.  Germania 

blau,  creme, 


IX,  49 


Die   Gartenwelt. 


583 


u 


Bertram  auch  unseren  hungrigen  Magen  hatten  Ge- 
rechtigkeit widerfahren  lassen,  konnten  wir  in  dem  Be- 
wußtsein, einen  hochinteressanten  und  lehrreichen  Tag 
hinter  uns  zu  haben,  in  später  Abendstunde  die  Heim- 
reise antreten.  

Stauden. 

Primula  Auriciila  „Germania*'  und  „Bavaria", 
zwei  neue  farbenprächtige  Aurikel. 

(Hierx,u  die  Farbentafel  und  eine  Abbilduwj.) 

1.  Primula  Auricula  „Germania". 

Von   Georg  Arends,   Haudelsgärtner,   Ronsdorf. 

nter  den  als  Boten  des  Frühlings  mit  Recht  so  be- 
liebten Arten  der  Gattung  Piimula  stehen  die  Aurikeln 
{Primula  Aurimla,  hört.)  wegen  ihres  reichen  Farben- 
spiels, ihres  Wohlgeruchs  und  ihrer  Anspruchslosigkeit 
in  erster  Reihe.  Schon  imsere  Vorfahren  wußten  diese 
Blumen  zu  schätzen,  weshalb  dieselben  einen  Haupt- 
schmuck der  alten  Bauern-  und  Hausgärten  bildeten. 

Während  nun  in  Deutschland  in  den  letzten  Jahr- 
zehnten die  Pflege  der  Aurikeln  zurückging,  nahm  man 
sich  in  England  ilirer  mit  besonderer  Vorliebe  an  und 
brachte  sie  zu  einer  außerordentlich  hohen  Stufe  der 
Vollkommenheit. 

Auch  ich  befasse  mich  seit  einer  Reihe  von  Jahren 
besonders  gern  mit  der  Kultur  der  Aurikeln  und  nahm 
zur  Erzielung  neuer  reiner  Farben  eine  Reihe  von 
Kreuzungen  vor,  bei  denen  ich  teilweise  auf  die  echte 
Alpen-Airrikel  (Primula  Auricula,  L.  oder  Pr.  Auricula 
alpina  der  Gärten)  zurückgriff.  Die  dieser  letzten 
Kreuzung  entstammenden  Sämlinge  zeichneten  sich  zum 
Teil  durch  schöne  helle  Farbentöne  aus,  und  aus  ihnen 
wurde  Prim.  Auricula  „Germania"  als  die  beste  und 
schönste  ausgewählt.  Während  der  nun  folgenden  Jahre 
der  Teilung  und  Vermehrung  erwiesen  sich  alle  die 
hervorragenden  Eigenschaften  dieser  Sorte  als  durchaus 
beständig.  Die  Pflanzen  haben  einen  außerordentlich 
kräftigen  und  ges\mden  Wuchs  und  große,  hellgrüne 
Belaubung.  Die  auf  langen  Stielen  stehenden  Dolden 
sind  groß  und  außerordentlich  \äelblumig.  Die  Einzel- 
blüten siod  gleiclifalls  sehr  groß  und  von  edler  Form. 
Die  auf  der  beiliegenden  Farbentafel  von  der  Künstlerin 
so  gut  wiedergegebene  Farbe  ist  ein  reines  klares 
Cremegelb.  Die  knospigen  und  erblühenden  Blumen 
sind  fein  grünlich  getönt.  Durch  die  Reinheit  und 
Feinheit  der  Farben,  verbimden  mit  angenehmstem  Wohl- 
geruch und  großer  Haltbarkeit,  geben  die  Dolden  einen 
prächtigen  Werkstoff  für  feine  Bindearbeiten  ab.  Der 
Hauptüor  fällt  in  den  Anfang  des  Monats  Mai,  also 
eine  Zeit,  wo  ähnlich  gefärbte  Blumen  überhaupt  nicht 
zur  Verfügung  stehen  und  feine  Sachen  im  allgemeinen 
noch  knapp  sind. 

Der  Blütenreichtum  der  Pflanzen  ist  erstaunlich; 
dies  möge  die  Textabbildung  Seite  .58.")  veranschaulichen. 
Um  die  zartfarbigen  Blüten  vor  Beschmutzen  durch 
Schlagregen  zu  bewahren,  ist  es  zweckmäßig,  sie  durch 
überlegte  Fenster,  unter  denen  die  Luft  hindurehstreichen 
kann,  zu  schützen.  Durch  Einpflanzen  in  einen  kalten 
Kasten  läßt  sich  auch  der  Flor  noch  um  etwa  14  Tage 


584 


Die  Gartenwelt. 


IX,  49 


verfrühen.  Sonst  sind  die  Pflanzen  völlig  winteiiiart  und 
bedürfen  keiner  Deckung.  Zum  guten  Gedeihen  erfordern  sie, 
wie  alle  Aurikeln,  einen  kräftigen,  nahrhaften,  wenn  möglich 
etwas  lehmigen  Boden.  Die  Vermelu-ung  durch  Zerteüen 
bietet  keinerlei  Schwierigkeiten,  dagegen  kommt  die  Sorte  aus 
Samen,    den    sie    wenig   ansetzt,  nicht  echt. 

2.  Primula  Auricula  „Bavaria". 
Von  Heinrich  Kohlmannslehner,  Haadelsgärtner,  Biitz-Berliu. 

Fast  könnte  die  beiliegende  naturgetreue  Farbentafel  eine 
nähere  Beschreibung  meiner  mitdargestellten  Primula 
Auricula  „Bavaria"  überflüssig  erscheinen  lassen,  trotzdem 
seien  wissenswerte  Einzelheiten  mitgeteilt.  Vielleicht  ist 
diese  veilchenblaue  Aurikel  nichts  Neues,  sie  mag  hin  und 
wieder  in  den  Kulturen  unserer  Stauden-  und  Aurikel- 
ZOchter  anzutreffen  gewesen  sein,  aber  man  hat  sich  mit 
einer  Reinzucht  dieser  heiTÜchen  Farbe  bis  jetzt  nicht  be- 
faßt. Umfragen  in  englischen  und  deutschen 
Stauden-Gärtnereien  ergaben  jedoch,  daß  als  „Kultur- 
sorte" eine  veilchenblaue  Aurikel  nicht  vorhanden 
war,  als  ich  vor  einigen  Jahren  diese  Züchtung 
von  einem  Geschäftsfreunde  mit  allen  Eigentums- 
rechten erwarb.  Vordem  ließ  ich  mir  natürlich 
einige  Male  Blumen  schicken  und  konnte  daran 
konstatieren,  daß  diese  Züchtung  etwas  wh-klich 
Schönes  und.  in  der  Farbe  etwas  Auffälliges  war. 
Der  Kauf  kam  zustande  und  ich  unterließ  es 
nicht,  Autoritäten  um  deren  Beurteilung  anzu- 
gehen. Der  Verein  der  Berliner  Blumen-Geschäfts- 
inhaber ließ  durch  eine  Kommission  die  dortselbst 
zum  Wertzeugnis  angemeldete  Züchtung  gewissen- 
haft prüfen  und  die  Preisrichter  gaben  bei  ein- 
stimmiger Erteilung  des  Wertzeugnisses  dazu  fol- 
gendes Protokoll: 

„Am  26.  AprU  1903  wurden  von  Herrn  Heinrich 
Kohlmannslehner,  Britz,  Rudowerstraße,  dem  Verein 
der  Blumengeschäftsinhaber  in  Berlin  zu  Händen 
seines  Vorsitzenden  abgeschnittene  Blumen  von 
Primula  Auricula  in  bisher  noch  nicht  existieren- 
der Farbe  mit  dem  Ersuchen  zugesandt,  dieselben 
von  Mitgliedern  des  Vereins  bewerten  lassen  zu 
wollen.  Die  hierauf  berufenen  Preisrichter,  die 
Herren  H.  Krüger,  Flensburgerstr.  417,  Julius 
Zander,  Königin  Augustastr.  30  und  A.  Nigrin, 
Friedrich  Wilhelmstraße  3,  hielten  am  selben  Tage  in  Steglitz, 
Restaurant  Schloßpark,  eine  Sitzung  ab,  in  welcher  diese  Neuheit 
mit  Freuden  begrüßt  und  ihr  einstimmig  ein  Wertzeugnis  erster 
Klasse  zuerkannt  wurde.  Begründung:  Die  dem  Verein  über- 
sandten Blumen  von  Primula  Auricula  sind  wohlriechend, 
sehr  großblumig  und  besitzen  eine  dem  Veilchen  ähnliche 
Farbe,  innen  ein  weißes  Auge.  Diese  Blume  ist  nach 
unserem  Gutachten  sehr  wohl  berufen,  einen  guten  Platz  in 
der  Binderei  einzunehmen,  da  dieselbe  eine  Farbe  besitzt, 
welche  bisher  grade  in  der  Blütezeit  der  Aurikel  fast  gänz- 
lich fehlte,  und  diese  Farbe  in  der  Binderei  mit  besonderer 
Vorliebe  zu  Zusammenstellungen  von  Arrangements  be- 
nutzt wird." 

Wenn  das  vorgenannte  Urteil  der  „Bavaria- Aurikel"  einen 
besonderen  Wert  als  Schnittblume  zumißt,  so  verdient  diese 
Züchtung  besondere  Beachtung  seitens  der  liandschafts- 
gärtner  und  der  Gartenfreunde,  fehlen  uns  doch  besonders 
unter  den  Frühjahrspflanzen    schöne,    blaublühende   Gruppen- 


blüher.  Eine  Gruppe  dieser  veilchenblauen  Aurikel,  mit 
Arabis  oder  mit  der  cremefarbigen  „Germania-Aurikel^^  ein- 
gefaßt, gewährt  einen  entzückenden  Anblick  und  in  jedweder 
Pflanzungsweise  wird  man  schöne  FarbenefFekte  mit  der 
„Bavaria"  erzielen.  Im  Herbst  eingetopfte  Pflanzen,  im 
kalten  Kasten  getrieben,  ergeben  fernerhin  reizende  Verkaufs- 
püanzen,  weil  die  eigenartig  schöne,  veilchenblaue  Färbung  be- 
kanntlich auch  unter  den  Marktpflanzen  selten  und  begehrt  ist. 
Es  würde  mich  sehr  freuen,  wenn  meine  veilchenblaue 
Aurikel  und  auch  die  cremefarbige  meines  Freundes  Georg 
Arends,  Ronsdorf,  dazu  beitragen  würden,  das  Interesse  für 
die  im  Frühjahr  blühenden  Aurikeln  wieder  wachzurufen, 
damit  diese  alte,  schöne  Pflanzengattung  wieder  zu  neuen 
Ehi'en  gebracht  wird. 


Laube  im  Bürgerpark  zu  Stendal,  deren  Robinienpfosten  bis  auf  zwei 
angewachsen  sind  und  dem  Lichte  zu  getrieben  haben. 

Im   Hintergrunde   Schillerdenkmal.      Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 


Kongresse,  Versammlungen. 

Bericht  über  die  XIV.  Jahresversammlung  der 

Deutschen  Dendrologisclien  Gesellschaft  in  Konstanz 

vom  7.  bis  10.  August  1905. 

Von  St.  Olbrich,  Zürich  V. 


He 


IL 


Lerr  Hofgartendirektor  Graebener- Karlsruhe  hielt  hierauf  einen 
Vortrag  über  „Die  in  Deutschland  winterharten  Magnolien".  An  der 
Hand  von  einem  sehr  reichhaltigen  Denionstrationsmaterial  behandelte 
der  Vortragende  den  Stoff  sein-  ausführlich  und  ich  möchte  fast 
sagen  so  genau,  als  wenn  es  sich  um  eine  Monographie  handeln 
würde.  Es  ist  immöglich,  auch  nur  etwas  auf  die  interessante  Materie 
einzugehen,  da  mir  nicht  alle  Namen  verständlich  waren,  ich  muß 
daher  auf  den  Jahresbericht  der  D.  D.  G.  verweisen,  um  Unrichtig- 
keiten zu  vermeiden.  Die  Diskussion  wurde  vom  Vorsitzenden  be- 
nutzt, um  darauf  hinzuweisen,  daß  Herr  Hesse  in  Weener  fast  alle 
im  Vortrag  erwähnten  Magnolien  in  Kultur  hat. 


IX,  49 


Die  Gartenwelt. 


585 


Dann  begann  Herr  Otto  Froebel  seine  dendrülogische  Plauderei 
über  einige  interessante  und  seltene  Koniferen  und  über  eine  neue 
Sorbus. 

Von  den  Koniferen  waren  es  Picea  Omorica  mit  den  charakte- 
risierten Nadüln,  Picea  excelsa  alpestris  und  Picea  excclsa  caerulea, 
die  je  in  einem  kleinen  Exemplar  vorgeführt  wurden.  Die  Benennung 
„interessante  und  seltene  Koniferen"  war  wohl  etwas  unglücklich 
gewählt.  Die  Geschichte  mit  der  charakterisierten  Form  der  P. 
Omorica  ist  schon  so  häufig  in  Wort  und  Schrift  erläutert  worden, 
daß  sie  den  Dendrologen  vollständig  bekannt  war.  Picea  excelsa 
alpestris  ist  eine  Form  der  so  viel  gestalteten  Fichte,  welche  mehr  im 
Walde  als  im  Garten  ein  Interesse  erwecken  kann.  Picea  excelsa 
caerulea,  welche  im  Neuenburger  Jura  im  Walde  gefunden  wurde, 
existiert  schon  seit  längerer  Zeit;  Breinig  in  Mülheim  a.  Rh.  brachte  sie 
in  den  Handel,  sie  hat  aber  wenig  Verbreitung  gefunden,  weil  wir 
viel  schönere  bläuliche  Picea  besitzen.  Die  erwähnte  neue  Sorbus 
war  Sorbus  cuspidata,  wovon  ein  Zweigabschnitt  vorlag.      Besonders 


^^^i 

;*-i.a^  "^rs^ 

ir-^H»l«^^|ij4*3P'^^l£SMP>i'j"flS¥'^ 

■  '-4  •"  ^fSMB^v' 

m^^S^m^^^^^ 

Bfeyjrf 

^^j^^^^^MSt^ 

m 

H»3Mg@feSPWBR^^gfe>^ 

ß^b 

^I^HU^H^Hkh^^%»ii^^^w^^^äH^HMNHt* 

H^BJI^^^^F/ «T^^^^I^mmk^^^^BR-*  Jn^^^lH^I 

H&i^ 

Primula  Auricula  „G 


in  den  Kulturen  von   Georg  Arends 

aufnähme  für  die  „Gartenwelt". 


neu  ist  die  Sorbus  nicht,  denn  ich  sah  sie  schon  vor  14  Jahren  im 
Forstgarten  zu  Hannoverisch  Münden,  auch  ist  sie  schon  in  ver- 
schiedenen Gälten  verbreitet.  Übrigens  ist  Sorbtis  cuspidata  zärtlich 
und  friert  in  strengen  Wintern  stai'k  zurück.  Die  Diskussion  stellte 
das  fest. 

Herr  Garteninspektor  Purpus- Darmstadt  berichtete  über  die 
an  dendrologischen  Schätzen  .sehr  reiche  Baumschule  von  Simon 
Louis  freres  in  Plantieres  bei  Metz  und  legte  von  dorther 
stammende  Zweige  verschiedener  interessanter  Gehölze  vor.  So  von 
Tilia  mongolica,  einer  Art,  deren  Laub  in  der  Form  zwischen  Birke 
und  Pappel  steht  und  ganz  rote  Blattstiele  aufweist;  ferner  TiHa 
miqueliana  mit  besonders  lang  zugespitztem,  unterseits  weißlichem 
Blatt;  Zweige  mit  Zapfen  von  Pintis  hungeana,  einem  Baum,  der 
seine  Rmde  alljährlich  abwirft  wie  die  Platane;  Ligustrum  yunnanense, 
eine  außergewöhnlich  großblättrige  Art;  Torreya  nu£ifera  mit  vielen 
großen  Früchten  besetzt;  Populus  pekinensis,  eine  großblättrige 
Silberpappel;  Clematis pseudococcineamit  hellroten,  langen,  trompeten- 
förmigen  Blüten;  Crataegus  Chamaemespilus,  wo  die  beiden  typischen 
Formen  and   die  Übergangsform  auf  einem  Zweig  vertreten  waren; 


Berberis  sanguinea,  eine  äußerst  zierliche  feinhiättrige  Berberitze; 
Aesculus  Hippocastanum  incisa  mit  tief  eingeschnittenen  Blatt- 
rändern, die  schon  vor  40  Jahren  in  den  dortigen  Baumschulen  ge- 
funden wurde,  jetzt  aber  wieder  von  einer  anderen  Firma  als 
Aesculus  Henkeli  als  neu  angeboten  wird.  Ferner  Zweige  von 
Syringa  villosa,  pubeseens*)  und  Bretschtieideri ,  die  im  Handel 
häufig  falsch  vorkommen.  Darüber  entspann  sich  eine  interessante 
Diskussion.  Der  Verfasser  dieses  Berichtes  konnte  bestätigen,  daß 
er  alle  Pflanzen,  die  hier  als  Zweige  vorlagen,  vor  kurzem  an  Ort  und 
Stelle  gesehen  hat  und  konnte  auch  auf  die  reichen  Gehölzsammlungen 
der  erwähnten  Baumschule  aufmerksam  machen. 

Am  8.  August  nachmittags  begab  sich  die* Gesellschaft  mit  der  Bahn 
nach  der  Schweizerischen  Station  Ermatingen,  um  das  oberhalb  dieser 
Station  gelegene  Schloß  Arenenberg  und  dessen  Park  zu  besichtigen. 
Das  Schloß  istEigeutiim  der  Exkaiserin  Eugenie  von  Frankreich  und  birgt 
in  seinem  Innern  viele  historische  Merkwürdigkeiten  aus  der  Glanzzeit 
von  Napoleon  III.  Der  um  das  Schloß  angelegte  Park  enthält  sehr 
interessante  Gehölze,  die  ein- 
Kehend  besichtigt  wurden.  Der 
Park  umgibt  das  auf  einem 
Hügel  liegende  Schloß,  von 
dessen  Terrasse  aus  sich  eine 
unvergleichlich  herrliche  Aus- 
sicht auf  einen  Teil  des  Boden- 
sees, den  sogenannten  Untersee 
und  die  in  demselben  liegende 
Insel  Reichenau  bietet.  Ebenso 
überblickt  man  von  da  aus  die 
meisten  der  stattlichen  Koniferen 
des  Parkes.  Das  Besitztum 
wurde  vor  ca.  75  Jahren  von 
der  Mutter  Napoleons  III.,  der 
nachmaligen  Königin  Hortense, 
erworben  und  von  der  Zeit  stam- 
men auch  die  Anpflanzungen, 
während  die  nahen  Waldungen 
schon  bestanden,  die  Eichen  von 
472  m  Stammumfang  aufweisen. 
Im  Park  begegneten  wir 
unter  Führung  von  Obergärtner 
Simon  einer  streng  säulenförmig 
wachsenden  20  m  hohen  Sequoia 
gigantea  von  wunderbarer  Schön- 
heit; Abies  Pinsapo  von  14  m 
Höhe,  der  im  Winter  von  1879 
zu  1880  die  Spitze  erfror  und 
dann  mit  zwei  Gipfeln  austrieb, 
die  sich  inzwischen  so  gewaltig 
entvpickelt  haben,  daß  es  aus- 
sieht, als  stünden  zwei  Bäume 
neben  einander.  Außer  riesigen  Blutbuchen,  Tulpenbäumen,  Platanen, 
amerikanischen  Linden  und  Birken  sind  noch  verschiedene,  dicht  ge- 
wachsene C hamaecyparis  lawsoniana  von  10  m  Höhe,  Chamaeeyparis 
nutka'ensis  von  12  m  u.  a.  m.  vorhanden.  Von  hier  aus  ging  es  auf  gut 
angelegten  Straßen,  die  mit  herrUchen  Obstbäumen  dicht  bestanden  sind, 
nach  Schloß  Castel.  Diese  sehr  ausgedehnte  Besitzung  liegt  auch  auf 
einem  Hügel,  gehörte  früher  einem  Baron  von  Scherrer  und  ging 
nach  dessen  Tode  in  den  Besitz  des  Herrn  von  Stockar  in  Zürich 
über.  Der  frühere  Besitzer,  ein  begeisterter  Pflanzenfreimd,  ließ 
durch  seinen  Obergärtner  Schneider  die  Umgebung  des  Schlosses 
mit  vielen  seltenen  Gehölzen  bepflanzen,  die  heute,  dank  der  bevor- 
zugten Lage  und  der  guten  Bodenverhältnisse,  %vahre  Prachtexemplare 
sind.  Hier  stehen  enorme  Exemplare  von  Cetlrus  atlantica  glauca, 
Abies  cephalonica,  Chamaeeyparis  lawsoniana  erecta  viridis, 
Oryptomeria     japouica,      Thuja,     Sequoia    gigantea,     Libocedrus 


*}  Anmerkui 
rinianum  Seite  182 
pubeseens,  Turcz. 


g  der  Kedaktion.     Nach   Fruticetum  Vilmo- 
st  Syringa  villosa,  Vald.  non  Sargent  :=  Syringa 


Die  Gartenwelt. 


IX,  49 


deeurrens,  riesige  Picea  cxcclsa  pendula,  eine  ebensolche  Jiiglans 
nigra,  deren  Äste  auf  dem  Boden  liegen  und  mit  Imnderten  von 
Misteln  bedeckt  sind,  sowie  prächtige  alte  Silberlindeu  und  eine  extra 
starlie  Robinia  Pseudaeacia.  Die  Zeit  war  zu  kurz,  um  die  Höhen- 
maße der  angegebenen  Bäume  aufzunehmen.  In  einstündiger  Wagen- 
fahrt  ging  es  durch  schmucke  Dörfer,  in  denen  der  Blumenschmuck 
an  allen  Häusern,  nicht  weniger  auch  an  ihren  Fenstern  auffiel,  aus 
dem  Schweizerlande  der  Stadt  Konstanz  zu.  Abends  versammelten 
sich  die  ca.  60  Teilnehmer  in  dem  prächtig  gelegenen  Stadtgarteu, 
in  dem,  zu  Ehren  der  Dendrologen,  ein  großes  Konzert  nebst 
brillanter  Beleuchtung  vom  Verkehrsverein  veranstaltet  worden  war. 
Hunderte  von  Konstanze'r  Bürgern  nahmen  daran  Teil. 

Der  zweite  Tag,  der  9.  August,  begann  mit  Erstattung  des 
Geschäftsberichtes  von  selten  des  Vorsitzenden,  Herrn  Grafen  von 
Schwerin.  Zuerst  wurden  die  der  Geseilschaft  im  Laufe  des  Jahres 
gemachten  Schenkungen  von  Samen,  Pflanzen  und  Photographien 
seltener  Bäume  oder  ganzer  Vegetationsbilder  aufgeführt.  An  Samen 
wird  stets  von  in  Japan  und  Amerika  wohnenden  Gönnern  der  D.  D.  G. 
viel  gestiftet.  Von  Photographien  sind  im  Berichtsjahre  besonders 
zu  erwähnen  Zuwendungen  vom  Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena 
und  von  Dr.  Bernds  in  Freiburg  i.  B.  Verschiedene  wertvolle  Bücher 
wurden  auch  der  Gesellschaft  geschenkt.  Angekauft  wurden  von  der 
Geseilschaft  vierzehn  Zentner  Samen  der  Magnolia  macrophylla,  die 
an  einzelne  eifrige  Mitglieder  der  Gesellschaft  verteilt  wurden,  um 
Pflanzen  daraus  zu  erziehen,  die  dann  verteilt  werden  sollen.  Es  ist 
schwer,  die  Pflanzen  in  dem  ersten  Stadium  ihrer  Entwicklung  fort- 
zubringen, sehr  viele  bekommen  Wurzelfäule  in  deu  ersten  Monaten. 
Die  Anzuchtbaumschule  der  Gesellschaft  macht  erfreuliche  Fort- 
schritte. Es  Fst  das  Prinzip  der  Samenverteilung  an  die  einzelnen 
Mitglieder  wegen  der  vielen  Mißerfolge  aufgegeben  worden,  und  es 
kommen  nur  noch  Pflanzen,  die  etwas  erstarkt  sind,  zur  Gratis- 
verteilung; dieselben  werden  daher  selbst  herangezogen. 

Die  Verteilung  der  von  den  einzelnen  Mitgliedern  gewünschten 
Pflanzen  gestaltet  sich  von  Jahr  zu  Jahr  zu  einer  immer  mehr  Zeit 
in  Anspruch  nehmenden  Arbeit.  Es  müssen  die  Zahlen  der  vor- 
handenen Pflanzen  mit  den  Wunschlisten  der  vielen  Mitgheder  in 
Einklang  gebracht  und  jede  Eigenart  der  Wünsche  muß  be- 
rücksichtigt werden.  In  sehr  dankenswerter  Weise  besorgt  der  Vor- 
sitzende die  Auslosung  der  vorhandenen  Pflanzen  nach  einem  sehr 
zeitraubenden,  aber  gerechten  System,  während  Herr  Rusohpler 
in  Dresden  den  Versand  unentgeltlich  besorgt.  Von  dieser  Arbeit 
kann  man  sich  ungefähr  einen  Begriff  machen,  wenn  man  erfährt, 
daß  zwei  Gärtner  zwei  volle  Tage  brauchten,  um  nur  die 
Etiquetten  für  die  zu  versendenden  Pflanzen  zu  schreiben. 

Herr  Zabel  in  Gotha,  der  Altmeister  der  Dendrologen,  wurde 
zum  Ehrenmitgliede  und  Joh.  Rafn,  Kopenhagen,  zum  korrespon- 
dierenden Mitgliede  ernannt.  Diese  Ernennungen  wurden  einstimmig 
und  mit  Beifall  beschlossen. 

Die  Jahresrechnung  wurde  von  den  Herren  Kneif f  und 
Schinabeck  geprüft,  für  richtig  befunden  und  dem  Geschäftsführer 
Decharge  erteilt. 

Die  Wahl  des  nächs-fjährigen  Versammlungsortes  fiel  einstimmig 
auf  Oldenburg. 

Der  bisherige  Vorstand  wurde  in  seiner  Zusammensetzung 
wiedergewählt  und  dabei  besondere  der  großen  Verdienste  des  Vor- 
sitzenden und  des  Geschäftsführers  gedacht,  die  das  Ansehen  der 
Gesellschaft  in  die  weitesten  Kreise  getragen  haben. 

Nach  Beendigung  des  Geschäftsberichtes  erhielt  Herr  Schelle, 
Univei'sitätsgärtner  in  Tübingen,  das  Wort.  Er  erwähnt,  welche 
exotischen  Gehölze  dort  noch  den  Winter  überdauern  und  berichtet 
auch  über  viele  Gehölze,  die  unter  verschiedenen  oder  falschen  Namen 
in  Gärten  vorkommen  mit  Angabe  ihrer  richtigen  Benennung. 

Herr  Professor  Pf  itzer,  Heidelberg,  hielt  darauf  einen  Vortrag 
„Über  Bambuseen  und  Arundinaceen".  Au  der  Hand  von  einem 
äußerst  sorgfältig  gewählten  und  umfangreichen  Herbarmateriale  be- 
gründete er  die  Benennung  der  einzelnen  Arten,  die  gar  nicht  so 
leicht  sei,  weil  es  sehr  selten  Blüten  von  Bambuseen  gibt  und  ge- 
wöhnlich das  Material  von  den  existierenden  Herbarien  ungenügend 
ist,    es    fehlen   meistens   die   Schuppenhüllen    und   Nebenblätter,    die 


aber  sehr  wichtig  zur  Bestimmung  sind.  Alles,  was  in  Gärten  als 
Bambusa  vorkommt,  gehört  zur  Gattung  Phyllostachys.  Die  Aus- 
sprache über  diesen  interessanten  Vortrag  zeitigte  noch  manches 
Wertvolle   über  diese  sehr  dekorativen  Gräser. 

Der  nächste  Vortrag  wurde  von  Herrn  Hofgärtner  No  hl -Insel 
Mainau  gehalten  über  „Geschichte  der  Anpflanzung  auf  der  Insel 
Mainau  und  Beobachtungen  über  die  dortigen  Exoten".  Der  Boden 
auf  der  Mainau  ist  nicht  besonders  gut.  Pseudotsuga  gedeihen  dort 
nicht.  Die  große  Ceder,  welche  im  Schloßhofe  steht,  wurde  als 
größeres  Exemplar  vom  Bahnhofsgarten  in  Müllheim  dorthin  gebracht. 
Der  Winter  1904/05  war  mit  seiner  plötzhch  einsetzenden  Kälte 
etwas  unangenehm  für  die  Koniferen.  Es  erfror  ein  drei  Meter 
hohes  Exemplar  von  Cupressus  ammiica.  Das  weitere  aus  dem 
interessanten  Vortrage  finden  wir  nachstehend  bei  der  Beschreibung 
der  Exkursion  nach  der  Insel  Mainau.  Nach  Beendigung  des  Vor- 
trages wurde  jedem  Teilnehmer  (die  Zahl  hatte  sich  um  eine  Anzahl 
neuhinzugekommener  vermehrt)  ein  Führer  durch  die  Insel  Mainau 
überreicht,  um  ein  bleibendes  Andenken  an  diese  prächtige  Heimstätte 
von  Koniferen  zu  besitzen. 

Es  folgten  dendrologische  Mitteilungen  von  Herrn  Beißner- 
Poppelsdorf  über  neuere  oder  empfehlenswerte  Gehölze.  Wegen 
seines  wertvollen  Holzes  empfiehlt  er  Sorbus  torminalis  als  Wald- 
baum. Alrebia  lobata  ist  schöner  als  A.  qtiinata,  Hex  latifolia  ist 
mit  seinen  bis  -0  cm  Länge  erreichenden  Blättern  ein  sehr  auf- 
fallender, immergrüner  Strauch.  Yucea  karlsruhensis,  ein  Bastard 
von  Ymcxi  glaiica  X  Y.  filamentosa,  ist  äußerst  dekorativ  und 
empfehlenswert.  In  neuerer  Zeit  sind  wieder  an  einzelnen  Stellen 
Pyramidenlinden  aus  Samen  gefallen,  welche  man  schon  früher  in 
alten  Parks  sah. 

Man  erörterte  noch  die  Erscheinung,  daß  männliche  oder 
weibliche  Pflanzen  plötzlich,  ohne  erkennbare  Ursache,  einen  Ast 
oder  Zweig  mit  Blüten  des  anderen  Geschlechts  treiben  können  und 
dann  fruktifizieren.  Es  wurde  besonders  Taxus  ei-wähnt.  Pflanzen, 
die  nur  als  männhch  bekannt  waren,  wurden  weibhch  und  umgekehrt, 
das  heißt   beide  Geschlechter   kamen  auf  einer  Pflanze  vor. 

Ein  Extradampfer  beförderte  die  Versammlungsteilnehmer,  deren  Zahl 
auf  75  angewachsen  war,  nach  Überlingen,  um  die  herrlichen  Koniferen 
in  dem  dortigen  Stadtgarten  zu  besichtigen  und  dann  nach  der 
Mainau.  Der  Bürgermeister  der  Stadt  Überlingen  übernahm  unter 
Assistenz  des  Stadtgärtne'rs  Hoch  die  Führung.  Der  Garten  ist  nach 
Norden  ganz  geschützt  und  hat  eine  für  Koniferen  vorzüglich  ge- 
eignete Lage.  Man  muß  die  Pflanzen  gesehen  haben,  um  sich  eine 
Vorstellung  davon  machen  zu  können.  Die  Artenzahl  ist  sehr  reich- 
haltig, und  ich  will  nur  einige  der  stärksten  Exemplare  erwähnen: 
Chamaecyparis  lawsoniana,  pemlula,  13  m  hoch;  Abtes  cephalonica, 
9  m  hoch;  Cedriis  Deodora,  15  m  hoch;  Cedrus  Libani,  14  m  hoch; 
Picea  Orientalis,  15  m  hoch;  Pseudotsuga  Doiiglasi,  15  m  hoch; 
Tsuga  canadensis,  10  m  hoch;  Thuja  gigantea  und  Libocedru-s 
deeurrens,  19  m  hoch  u.  a.  m.  Ferner  ist  der  Stadtgarten  berühmt 
durch  eine  große  Sammlung  Sukkulenten,  worunter  speziell  ganz 
enorme  Opuntien.  Die  Stadt  Überlingen,  in  prächtiger  Lage  am 
Bodensee,  tut  sehr  viel  zur  Verschönerung  ihrer  Umgebung  durch 
Anlage  von  schattigen  Alleen  und  Promenaden  am  See,  die  durch 
großartige  Auffüllungen  in  den  letzten  Jahren  immer  vermehrt  wurden. 

Ein  Dampfer  brachte  die  Teilnehmer  dann  nach  der  Mainau. 
Die  Insel  Mainau,  44  ha  groß,  im  Privatbesitz  Sr.  Königl.  Hoheit  des 
Großhorzogs  von  Baden,  wurde  im  Jahre  1853  erworben.  Das  Hoch- 
plateau dieser  idyllisch  gelegenen  Insel  war  vordem  ausschließlich 
mit  Obstbäumen  bepflanzt.  Der  Hohe  Herr,  stets  ein  eifriger 
Dendrologe,  heß  darauf  mit  den  Koniferenpflanzungen  beginnen,  die 
sich  heute  in  fast  allen  Arten  und  Varietäten,  die  noch  in  günstigem 
Klima  im  Freien  aushalten  können,  in  einer  Üppigkeit  daselbst  vor- 
finden, wie  man  sie  selten  sehen  kann. 

Zu  dem  außerordentlich  guten  Gedeihen  der  Koniferen  hat  die 
bevorzugte  Lage  imd  die  stets  mit  Feuchtigkeit  gesättigte  Luft,  die 
dort  meistens  herrscht,  viel  beigetragen.  Von  den  großen  Wasser- 
mengen des  Bodensees  umgeben,  welcher  539  Quadratkilometer  Fläche 
mißt,  dessen  Spiegel  399  m  ü.  d.  M.  liegt  imd  der  eine  Tiefe  von  140  m 
hat,  bietet  diese  Insel  die  günstigsten  Bedingungen  für  das  Gedeihen 


IX,  49 


Die  Gartenwelt. 


b87 


von  Koniferen,  welche  alle  einen  hohen  Feuchtigkeitsfjrad  der  Luft 
bevorzugen.  Dom  Wasser  entströmt  im  Winter  ziemlieh  viel  Wärme, 
welche  sicli  als  Nebel  der  Umgebung  mitteilt  und  so  eine  intensive 
Winterkälto  nicht  aufkommen  läßt.  Das  Frühjahr  dagegen  tritt  dort 
wieder  später  ein.  Die  Wassermassen  sind  sehr  abgekühlt  und  werden 
durch  die  Schneeschmelze  der  umgebenden  Gebirge  noch  mit  kaltem 
Wasser  fortgesetzt  versehen.  Deswegen  beginnt  die  Vegetation 
ziemlich  spät  und  Spätfröste  können  den  sonst  empfindlicheren 
Koniferen  nichts  anhaben. 

Die  Insel  Mainau  ist  wohl  der  nördlichste  Platz,  wo  die  echten 
Oypressen  noch  gut  im  Freien  aushalten  und  zu  stattlichen  Exemplaren 
von  12  m  Höhe  herangewachsen  sind.  Wir  finden  die  Sorten 
Oupressits  semperrirens  fasfii/iata ,  horizontalis  und  fiinehris  in 
prachtvollen  Exemplaren,  die  nur  noch  diesseits  der  Alpen  übertroffen 
werden  von  solchen  an  den  geschützten  Ufern  des  Genfer  Sees,  z.  B. 
m  Territet,  Montreux  und  Ciarens. 

Die  Cedern  haben  sich  in  verschiedenen  Arten  auf  der  Mainau 
herrlich  entwickelt,  wiewohl  ihre  ersten  Anpflanzungen  nur  etwas 
über  40  .Jahre  zurückliegen.  Dagegen  treffen  wir  in  der  Umgebung 
von  Genf  riesige  Exemplare  vou  Cedrus  Libani,  die  schon  im  Jahre  1778 
angepflanzt  wurden. 

Wir  finden  auf  dem  Schloßhofe  der  Insel  Mainau*)  eine  Cedrus 
Deodara,  die  186.5  gepflanzt  wurde,  von  23  m  Höhe  und  13  m 
Kronendurchmesser.  Dann  eine  1863  gepflanzte  Cedrus  Libani  von 
20  m  Höhe,  die  sich  inmitten  anderer  Cedern  ganz  in  fraier  Lage 
befindet. 

Die  in  Japan  heimische  Oryptomeria  japonica  und  Varietät 
eleyans  gedeihen  hier  wie  in  der  Heimat.  Wir  sahen  im  Jahre  1870 
gepflanzte  Exemplare  von  10—17  m  Höhe  in  tadelloser  Entwicklung, 
ebenso  riesige  Chamaecyparis  laivsoniana.  Unsere  Edeltannen  finden 
wir  auf  der  Mainau  großartig  vertreten;  Abtes  nobilis  von  7  m  Höhe, 
Picea  morinda  von  13  m  Höhe,  ferner  Abies  numidica,  nordmanniana^ 
Picea  ormitalis,  Abies  webbiana  u.  a.  Ebenso  sind  die  Cupressineen 
zahlreich  vertreten,  wie  Ldbocedrus  decurrens,  Biota  orientalis  und 
aurea,  Juniperus  Sabina  fastigiata  von  ö'/^  m  Höhe,  welche  in  ihrem 
Habitus  ganz  an  die  echten  Cypressen  erinnert  und  an  deren  Stelle 
in  nordischen  Gegenden  auch  verwandt  werden  könnte.  70jährige 
riesige  Juniperus  virginiana  im  Schloßhofe  zeigen  uns,  wie  aus- 
gewachsene Pflanzen  so  ganz  anders  aussehsn  wie  Baumschulen- 
exemplare. Es  sind  dies  auch  die  ältesten  Koniferen  der  Insel, 
außerdem  gewöhnliche  Picea  exeelsa  im  Waldbestande.  Die  in 
Wuchs,  Form  wie  Belaubung  eigentümlichen  Koniferen,  die  Araucarien, 
sind  in  der  Art  imbricata,  die  einzigen,  welche  man  im  Freien  in 
Mitteldeutschland  noch  fortbringt;  außer  einer  Allee  jüngerer  Pflanzen 
auch  in  großen  Exemplaren  vertreten.  Wir  sehen  ein  tadelloses 
Exemplar,  welches  im  Jahre  1865  gepflanzt  wurde,  von  9  m  Höhe 
und  6  m  Breite. 

Sehr  verschieden  ist  die  Widerstandsfähigkeit  gegen  die  Un- 
bilden des  Winters  bei  Araucaria  imbricata.  Wir  trafen  oft 
Exemplare  in  Höhenlagen  an,  wo  man  es  kaum  für  möghch  halten 
würde,  daß  sie  den  Winter  über  aushalten  würden.  So  z.  B.  kenne 
ich  ein  Exemplar  auf  dem  Gotthard  in  Airolo,  bei  1100  m  Höhe 
über  dem  Meer,  welches  sich  ausgezeichnet  entwickelt,  sogar  einige 
Cedern  stehen  in  diesem  geschützten  Garten  in  Airolo.  Ein  Pracht- 
exemplar von  Araucaria  imbricata^  denen  auf  der  Mainau  ziemlich 
überlegen,  steht  am  Bodensee  bei  Walzenhausen  in  der  Schweiz  540m 
über  dem  Meer.  Die  Pflanze  ist  45  Jahre  alt  und  wurde  für  die 
D.  D.  G.  photographisch  aufgenommen  und  in  Form  von  Ansichts- 
postkarten vervielfältigt  und  den  Teilnehmern  zum  Andenken  in 
mehreren  Exemplaren  überreicht.  In  einer  erhöhten  Lage  in  Luzern 
am  Vierwaldstätter  See  finden  wir  ein  ähnliches  Exemplar.  Es 
spielen  hier  individuelle  Eigenschaften  der  einzelnen  Pflanzen,  Ge- 
sundheit und  passender  Standort  eine  ganz  spezielle  Bolle,  die  be- 
treffs ihrer  Widerstandsfähigkeit  oft  alle  Theorien  über  den  Haufen 
warfen. 

Daß     jahrelange      fortgesetzte     Akklimatisationsversuche     mit 

*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Vergleiche  IV.  Jahrgang, 
Seite  524. 


exotischen,  immergrünen  Gehölzen  auch  auf  der  Mainau  ausgeführt 
wurden  und  noch  heute  vorgenommen  werden,  darf  wohl  als  selbst- 
verständlich angesehen  werden.  Die  Erfahrungen  mit  den  ver- 
schiedenen Pflanzen  sind  oft  ganz  andere  als  vermutet  werden  konnte. 
Es  waren  dauernd  nicht  fortzubringen:  Laurus  nobilis,  Olea,  Camellia, 
Magnolia  grandiflora;  letztere  hat  man  z.  B.  in  verschiedenen  süd- 
französischen Städten  als  Promenadenbäume.  Dagegen  haben  sich 
als  winterhart  gezeigt:  Viburnum  Tinus  und  lusitanieus,  Quercus 
llex,  Nandina  domestica,  Edgeworthia  chrysanUm,  u.  a.  m. 

Gedacht  sei  auch  an  dieser  Stelle  des  erst  vor  wenigen  Jahren 
verstorbenen  Pflanzers  und  Pflegers  der  herrlichen  Koniferen  auf 
der  Insel  Mainau,  des  Hofgarteninspektors  Eberling.  Über 
40  Jahre  hat  er  hier  rastlos  gewaltet  und  den  Grund  zu  dem  gelegt, 
was  heute  zu  sehen  ist.  An  seiner  Lieblingsbank,  mit  Ausblick  auf 
eine  schöne  Koniferenpartie,  war  von  Freundes  Hand  pietätvoll 
ein  Kranz  zu  seinem  Andenken  niedergelegt. 

Ein  Rundgang  durch  das  Schloß  und  die  Besichtigung  der  sehr 
ausgedehnten  Ökonomie  beendete  den  genußreichen  Nachmittag.  Ein 
Dampfer  beförderte  die  reichlich  befriedigten  Dendrologen  nach 
Konstanz  zurück.  (Schluß  folgt.) 


Ausstellungsberichte. 

Die  Gemüseschau  auf  der  Ausstellung  der  D.  L.-G. 
in  München  vom  29.  Juni  bis  4.  Juli  1905  *) 

iVn  die  schon  in  No.  46  Seite  545  beschriebene  Obstsohau  war 
eine  Gemüseschau  angegliedert.  Die  hervorragendste  Leistung  fäUt 
in  dieser  Abteilung  unstreitig  den  bamberger  Gärtnervereinen,  Gärtnern 
una  der  Kgl.  Winterschule  in  Bamberg  zu. 

Die  bamberger  Gemüsezucht  hat  einen  unbestrittenen  Ruf.  Es 
waren  hauptsächlich  Freilandgemüse  in  Pyramiden  imd  sonstigem 
Arrangement  aufgebaut.  An  der  Ausstellung  beteiligten  sich:  die 
Kgl.  Winterschule  Bamberg  mit  Erbsen,  Bohnen,  Schwarz- 
wurzeln, Rhabarber,  Frühkartoffeln  in  8  Sorten  und  Küchenkräutern. 
Die  Produkte  entstammten  dem  Versuchsgarten  dieser  Anstalt,  dessen 


beigegeben    war.      Der    Obere   Gärtner-Ver 


)rg 


/"irsing  und  Kartoffeln 
erg  Sammlungen  von 


hatte  eine  Sammlung  von  Salaten,  Radieschen, 
gebracht;  der  Untere  Gärtnerverein  Ban 
Rettichen,  Kohlrabi.  Wirsing,  Karotten,  Salati 

Herr  Nioolaus  Badum,  Gärtner  in  Bamberg,  beschickte  die 
Ausstellung  mit  Gemüse  aller  Art  in  bester  Qualität.  Von  den 
übrigen  Gemüsegärtnern  Bambergs,  die  als  Emzelaussteller  auftraten, 
läßt  sich  nur  berichten,  daß  sie  ihre  Produkte  wie  die  oben  besagten 
in  mus.tergiltiger  Ware  und  Weise  zur  Schau  gestellt.  Die  ganze 
Bamberger  Ausstellung  war  dazu  angetan,  dem  Beschauer  ein  Bild 
von  der  Bedeutung  und  Leistungsfähigkeit  des  dortigen  Gemüsebaues 
zu  geben. 

Der  Rheinpfälzische  Gemüsebau,  dei-  in  einzelnen  Gegenden 
treffliches  leistet,  war  leider  wenig  vertreten.  Repräsentiert  wurde 
derselbe  durch  die  „Bobenheimer  Rettiche".  Die  Rettichkultur 
in  Bobenheim  a.  Berg  hat  eine  überaus  große  Ausdehnung  und 
ihre  Erzeugnisse  sind  ausgezeichnet.  Kleinere  Partien  von  Ge- 
müse luad  Spargeln  hatte  die  '  Firma  J.  C.  Eberhard-  Speyer 
in  hübscher  Verpackung  ausgestellt.  Der  Gemüsebau  Ober- 
frankens war  durch  seine  bekannten  Meerrettiche  vertreten. 
Schöne  Spargel  hatte  die  im  letzten  Jahre  ins  Leben  ge- 
rufene Spa r gelver kauf s stelle  Dudenhofen  bei  Speyer  zur 
Ausstellung  gesandt.  Die  dortselbst  gezogenen  Spargel  zeichnen  sich 
durch  besonderen  Wohlgeschmack  aus  und  bilden  deshalb  einen  be- 
gehrten Handelsartikel  bis  weit   über    die  Grenzen  der  Pfalz  hinaus. 

Herr  Rittergutsbesitzer  Koller,  Kattern  (Schlesien)  beschick-te 
die  Ausstellung  mit  Rhabarber  und  Spargel  von  bestem  Aassehen. 
Herr  Paul  Uiemanu,  Paulshof  bei  Scliermen,  Bezirk  Magdeburg, 
hatte  ebenfalls  einiMi  iiüeressaiiten  Beitru.i;-  zur  Ausstellung  geliefert. 


')  Wegen  RaumiiKuigci  verspätet. 


Gartenwelt. 


IX,  49 


Der  von  ihm  ausgestellte  Spargel  war  nach  Ergebnissen    angestellter 
DüngUDgsversuche  sortiert. 

Die  Versuchsresultate  füge  ich,    da  sie  gewiß  auch  für  weitere 
Kreise  von  Interesse  sind,  in  einer  Tabelle  zusammengestellt,  bei. 


Düngung 

Ert 

■äge 

Gesamt- 

p. ha  neben  Stallmist 

I.  Qual. 

II.  Qual.  UI.  Qual. 

IV.  Qual. 

ertrag 

jährlich 

kg 

kg     ;      kg 

kg 

kg 

Ungedüngt,  d.  h. 
ohne  Kunstdünger 

953 

859 

711 

846 

3369 

■400  kg  40°,,   Kali       1 
500  kg  Thoraasmehl 
400  kg  Chilisalpeter  J 

1404 

1075 

766 

623 

3868 

500  kg  Thomasmehl  \ 
400  kg  Chilisalpeter  J 

1137 

974 

748 

671 

3530 

Rhabarber  und  Meerrettiche  wurden  noch  vom  Kgl.  Landwirt- 
schaftslehrer Herrn  Schleyer  in  Fürth  und  Herrn  Deck  mann, 
Erfurt  ausgestellt. 

Die  Firma  Mayer-Frankentlial  war  mit  Frühkartoffeln  ver- 
treten. Ein  schönes  Modell  eines  Rheinschiffes  stach  derartig  hervor, 
daß  die  Kartoffeln  fast  verschwanden. 

Die  schöne  und  reichhaltige  Gemüseausstellung  fand  allgemeinen 
Beifall.  Die  Aussteller  waren  mit  der  Zusammensetzung  des  Preis- 
gerichtes nicht  ganz  einverstanden  und  es  erscheint  zweckmäßig, 
der  D.  L.-G.  die  Beiziehung  von  anerkannt  tüchtigen  Gemüsegärtnern 
zum  Preisrichterkollegium  anzuraten.  Jedenfalls  hat  die  Gemüse- 
ausstellung, deren  Gelingen  wie  bei  der  Obstschau  größtenteils  dem 
umsichtigen  und  eifrigen  Wirken  des  bayerischen  Staatskonsulenten 
Herrn  Rebholz  zu  verdanken  ist,  gelehrt,  daß  in  Bayern  auf  dem 
Gebiete  des  Gemüsebaues  sohou  sehr  viel  geleistet  wird  und  daß 
man  das  Bestreben  hat,  Ertragsmenge  und  Güte  der  Produkte  durch 
Belehrung,  Versuchsanbau  und  Düngungsversuche  zu  steigern.     St. 


Tagesgeschichte. 


Berlin.  Um  den  Obst-  und  Südfrüchte- Verkauf  auch 
auf  die  Sonn-  und  Feiertage  bis  nachmittags  6  Uhr  auszudehnen, 
sind  einflußreiche  Personen  bei  der  Regierung  voi-stellig  geworden. 
Man  will  damit  dem  Alkoholismus  entgegenwirken.  Derzeit  finden 
bei  den  Polizeiorgauen  Erhebungen  darüber  statt.  In  Süddeutschland 
ist  der  Straßen  verkauf  von  Obst  während  der  fraglichen  Zeit  bereits 
gestattet. 

Dresden.  Eine  dritte  deutsche  Kunstgewerb^aus- 
stellung  wird  in  Dresden  vom  12.  Mai  bis  31.  Oktober  1906  ver- 
anstaltet. Die  Stadt  hat  zu  diesem  Zweck  den  Ausstellungspalast 
nebst  Park  zur  Verfügung  gestellt.  König  Friedrich  August  hat  das 
Protektorat  übernommen.  Zur-  Vorbereitung  der  Ausstellung,  die  ein 
Bild  von  der  Kunst  und  dem  Kunsthandwerk  unserer  Tage  geben 
will,  sind  unter  dem  Vorsitz  von  Fachleuten  Ausschüsse  eingesetzt 
für  bildende  Kunst,  Raumkunst,  kirchliche  Kunst  nebst 
Priedhofskunst,  Volkskunst,  für  Techniken  und  Schulen,  für 
kunstbandwerkliche  Einzelerzeugnisse,  für  kunstindustrielle  Vorbilder 
und  Materialgruppen,  Maschinen  und  Werkstätten.  Auch  Eiiizel- 
wohnhäuser  außerhalb  des  Hauptgebäudes  werden  zur  Schau  gestellt 
werden,  bei  denen  der  Anlage  des  Gartens  besondere  Aufmerksam- 
keit geschenkt  werden  soll.  —  Für  alle  Gebiete  des  Kunsthandwerks 
sind  selbstverständlich  unter  Vorsitz  von  Fachleuten  Ausschüsse  ge- 
bildet. Wo  sind  da  wieder  die  Vertreter  unserer  so  viel  gepriesenen 
Gartenkunst  geblieben?  AVäre  es  nicht  endlich  einmal  an  der  Zeit, 
daß  der  hierzu  berufene  Verein  deutscher  Gartenkünstler  sich  regt 
und  ein  Lebenszeichen  von  sich  gibt?  K.  P. 

Wien.  Der  Stadtrat  hat  das  Detailprojekt  für  die  gärtnerische 
Ausgestaltung  des  restlichen  Teiles  der  Elisabethpromenade  genehmigt. 
Es  betrifft  dies  die.  Strecke  von  der  Mosergasse  bis  zur  Brigitta- 
brücke.     Die  Kosten  stellen  sich  auf  80000  Kronen. 


Worms.  Der  Rosengarten  -  Ausschuß  beschloß  ein  Preisaus- 
schreiben zur  Erlangung  von  Entwürfen  für  die  geplante  Rosengarten- 
anlage, eine  Idee,  für  die  sich  auch  die  drei  um  ihre  Ansicht  be- 
fragten Fachmänner  Gartendirektoren  Siebert  -  Frankfurt,  Bertram- 
Dresden  und  Garteninspektor  Beißner-Bonn  aussprachen.  Ais  Preise 
wurden  500,  250  und  l;^ö  Mk.  ausgesetzt.  Ein  Teil  des  Geländes 
soll  schon  im  kommenden  Frühjahr  angelegt  werden.  Bis  dahin  wird 
auch  das  für  den  Worniser  Kosengarten  bestimmte  Hagen-Standbild, 
mit  dessen  Anfertigung  Bildhauer  Johann  Hort-Karlsruhe  beauftragt 
ist,  fertiggestellt  sein. 


Bevorstehende  Ausstellungen. 

Die  actite  Deutsctie  Datilien  -  Ausstellung  der  deutschen 
Dahlien  -  Gesellschaft  findet  von  Freita.g,  den  8.,  bis  Sonntag,  den 
10.  September  d.  J.  in  Verbindung  mit  der  Großen  Gartenbau-Aus- 
stellung in  Darmstadt  statt.  Interessenten  sei  der  Besuch  dieser 
AussteUung  hiermit  in  Erinnerung  gebracht. 


Gärtnerisches  Unterrichtswesen. 

Die  Königl.  Gärtner-Lehranstalt  zu  Dahlem  bei  Steglitz- 
Berlin  läßt  in  der  Zeit  vom  2.  bis  13.  Oktober  1005,  jedesmal  um 
5  Uhr  nachmittag  beginnend,  sechs  gartenkünstlerische  Vorträge 

mit  Lichtbildern  nach  folgeudem  Programm  abhalten. 

1.  „Entwickelung  des  Gartens"  durch  Abteilungsvorsteher 
Willy  Lange;  Montag,  den  2.  Oktober. 

2.  „Landhaus  und  Garten"  durch  Regierungsbaumeister 
Otto  Stahn  ;  Mittwoch,  den  4.  Oktober. 

3.  „Gartenkunst  im  Dienste  der  Öffentlichkeit"  durch 
Abteilungsvorsteher  Fritz  Zahn;  Freitag,  den  6.  Oktober. 

4.  „Gartenge  staltung  und  Natur"  durch  Abteilungs- 
vorsteher Willy  Lange;  Montag,  den  9.  Oktober. 

5.  „Gartenarchitekturen"  durch  Regieningsbaumeister 
Otto  Stahn;  Mittwoch,  den  11.  Oktober. 

ö.  „Parkanlagen"  durch  Abteilungsvorsteher  Fritz  Zahn 
Freitag,  den  lü.  Oktober. 

Das  Honorar  für  die  sechs  Vorträge  beträgt  6  Mark.  Es  wird 
gebeten,  6  Mk.  und  5  Pfg.  vor  Beginn  des  Kursus  an  die  hiesige 
Anstaltskasse  mittels  Postanweisung  einzuzahlen  und  die  Quittung 
darüber  bei  dessen  Beginn  als  Legitimation  vorzuzeigen. 

Nachschrift  der  Redaktion.  Es  ist  schade,  daß  sich  die 
Direktion  nicht  entschließen  kann,  die  Vorträge  anderswo  als  in  dem 
von  allen  Verkehrsmitteln  abgelegenen  Anstaltsgebäude  halten  zu 
lassen.  Viele  wird  der  zeitraubende  Weg  davon  abhalten,  sich  als 
Zuhöhrer  einzufinden.  Sollte  sich  kein  geeignetes  Lokal  in  Steglitz 
ausfindig  machen  lassen? 

Aus  den  Vereinen. 

Die  „Deutsche  Dendrologische  Gesellschaft"  beschloß  in 
ihrer  von  70  Mitgliedern  besuchten  Jahresversammlung  zu  Konstanz, 
ihren  nächsten  Kongreß  Anfang  August  1906  in  Oldenburg  ab- 
zuhalten, von  wo  aus  die  dendrologischen  Anlagen  in  Bremen, 
Rastede,  Lützburg,  Ebenburg  und  Weeuer  besichtigt    werden    sollen. 


Personal-Nachrichten. 

Rafn,  Joh.,  Waldsamenhändler  in  Kopenhagen,  wurde  von 
der  „Deutschen  Dendrologischen  Gesellschaft"  zum  korrespondierenden 
Mitgliede  erwählt. 

Sigismund,  Oswald,  Gutsgärtner  in  Staffeide  im  Kreise  Ost- 
havelland und 

Weber,  Franz,  Bahngärtner  zu  Wasserliesch  im  Landkreise 
Trier,  wurde  das  Allgemeine  Ehrenzeichen  verliehen. 

Zabel,  H.,  Kgl.  Gartenmeister  a.  D.  zu  Gotha,  wurde  von  der 
„Deutsehen  Dendrologischen  Gesellschaft"  zum  Ehrenmitgliede  erwählt. 


Verantwortl.  Redakteur:  Ma 


dnrffer,  Berlin.  —  Verlag  v.  Richard  Carl  Schmidt  &  Co.,  Leipzic.  —  Dmck;  Anhalt.  Bnohdr.  ßutonberg.e.  fl.  m.  bi 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  oresamten  Gartenb 


au. 


Jahrgang  IX. 


9.  September  1905. 


No.  50. 


Nachdruck  und  NachbUdung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt* 


Ausstellungsberichte. 


Die  Allgemeine  Gartenbaii-Ausstellimg  in  Darnistadt. 

Vom  Herausgeber. 
(Hierzu  vier  Abbildungen.) 

U  nter  den  Ausstellungen,  die  im  Verlaufe  des  letzten 
Jahrzehnts  in  Deutschland  veranstaltet  worden  sind,  nimmt 
die  Darmstädter  Ausstellung  vielleicht  den  ersten  Platz  ein; 
nicht  etwa  in  bezug  auf  ihre  Größe  und  Vollkommenheit, 
sondern  ausschließlich  durch  ihre  Eigenartigkeit  und  zwar 
durch  eine  Eigenartigkeit,  die  sicherlich  in  gärtnerischen 
Kreisen  die  verschiedenartigste  Beurteihmg  finden  und,  wie 
ich  gleich  im  voraus  bemerken  möchte,  den  größten  Wider- 
spruch hervorrufen  wird.  Dieser  "Widerspruch  Avird  sich  in 
der  Hauptsache  auf  den  landschaftsgärtnerischen  Teil  des 
Unternehmens  erstrecken,  in  welchem  Künstler  und  Architekten 
dominieren,  während  die  Berufsgärtner,  von  zwei  Ausnahmen 
abgesehen,  diesen  Eindringlingen  in  das  gärtne- 
rische Bereich  nur  Handlangerdienste  geleistet 
haben.  Ich  muß  es  mir  heute  leider  versagen, 
auf  den  landschaftsgärtnerischen  Teil  der  Aus- 
stellung einzugehen,  da  meine  diesbezüglichen 
Aufnahmen  nocli  nicht  reproduziert  sind,  ich 
behalte  mir  dies  für  das  nächste  Heft  vor. 
Neben  dem  landschaftsgärtnerischen  Teil,  der 
dem  ünternelimen  den  Charakter  aufdrückte, 
hen-schte  die  Wasserflora  vor.  Darmstadt  ge- 
nießt längst  in  gärtnerischen  Kreisen  den  Euf 
einer  Wasserpflanzenstadt,  der  durch  den  als 
tüchtigen  Kultivateiu  bekannten  Hofgärtner 
Herrn  Dittmann  begründet  und  durch  die 
Firma  Heinrich  Henkel  befestigt  worden  ist. 
Diese  beiden  sind  es  auch,  die  auf  dem  Ge- 
biete der  Kultur  von  Sumpf-  und  Wasser- 
pflanzen auf  der  Darmstädter  Ausstellung 
Großes,  ich  möchte  sagen  Unerreichtes  ge- 
leistet haben. 

Die  zahlreichen  Handelsgärtner  von  Darm- 
stadt und  Umgebung  haben  sich  redlich  be- 
müht, den  gegenwärtigen  Stand  gärtnerischer 
Handelskulturen  zur  Anschauung  zu  bringen, 
ohne  mit  wirklich  vorzüghchen  Leistungen 
dominieren  zu  können.    Eine  große  allgemeine 


Beteiligung  der  Handelsgärtner  des  Reiches  war  nicht  zu  er- 
hoffen, zumal  es  sich  hier  erstmals  um  eine  große  Aus- 
stellung ohne  jede  Prämiierung  handelte.  Wer  sich  große 
Opfer  an  Zeit  und  Geld  auferlegt,  um  mit  seinen  Leistungen 
vor  die  Öffentlichkeit  zu  treten,  der  wird  in  den  meisten 
Fällen  auch  auf  eine  Prämiierung  rechnen;  eine  Ausnahme 
machen  hier  eigentlich  nur  die  glücklichen  Besitzer  hervor- 
ragender Neuheiten,  in  deren  eigenstem  Geschäftsinteresse  es 
liegt,  ihre  Kleinode  auf  besuchten  Ausstellungen  vorzuführen 
und  damit  weiten  Kreisen  bekannt  zu  machen.  So  konnte  man 
denn  in  Darmstadt  feststellen,  daß  sich  nur  solche  Handels- 
gärtner in  beschränkter  Zahl  aus  weiter  Ferne  eingestellt 
hatten,  die  mit  neuen  Züchtungen  und  Einführungen  dominieren 
konnten. 

Es  sei  hier  noch  hervorgehoben,    daß  die  Ausstellimgs- 
leitung    ihrer  Aufgabe   voll    und    ganz    gewachsen  war.     Die 


bpartie  aus  dem  landschaftlichen  Garten   von  Hoflieferant 
Heinr.  Henkel,    Darmstadt. 

Originalaufuahme  für  die  ..Gartenwelt'*, 


390 


Die  Gartenwelt. 


IX,  50 


Ausstellung  präsentierte  sich  am  Eröffnungstage,  von  einigen 
Kleinigkeiten  abgesehen,  in  allen  Teilen  als  fertiges  Ganzes. 
Ganz  besondere  Anerkennung  verdient  auch  der  stattliehe, 
ge-w-issenhaft  und  übersichtlich  bearbeitete,  mit  zahlreichen 
Abbildungen  geschmückte  Ausstellungskatalog,  der  allerdings 
schon  in  den  ersten  Stunden  nach  Eröffnung  der  Ausstellung 
vollständig  vergriffen  war,  sodaß  man  ihn  in  den  nächsten 
Tagen  weder  für  Geld  noch  für  gute  Worte  erhalten  konnte. 

I.  Wasserpflanzen. 

Unter  denjenigen  Pflanzen,  welche  die  Mode  in  den 
letzten  .Jahren  auf  ihren  Schild  erhob,  stehen  die  Wasser- 
pflanzen obenan.  Wenn  auch  die  Victoria  regia  durch  die 
Aufnahme  ihrer  Kultur  in  einigen  botanischen  Gärten  schon 
seit    Jahrzehnten    das    Interesse    der    Gärtner    und    Pflanzen- 


-fc.x  t^.'.'i:^-^'' ^ ■■,-^?s>.-';fiM-i<i,i..' 


Äußere  Ansicht  des  Wasserpflanzenhauses  der  Hofgärtnerei 

Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

freunde  erregte,  so  galten  doch  die  Sumpf-  und  Wasser- 
gewächse bis  in  die  neuere  Zeit  allgemein  nur  als  botanische 
Unkräuter.  Nur  ganz  vereinzelt  befaßten  sich  Handelsgärtner 
mit  ihrer  Kultur,  wie  Haage  &  Schmidt  in  Erfurt  und  Gebr. 
Harster  in  Speyer.  Schon  vor  Jahren  habe  ich  iu  der  Garten- 
welt auf  die  Zukunftsbedeutung  der  Wasserpflanzen  hingewiesen 
und  die  Entwickelung  der  Dinge  hat  mir  recht  gegeben.  Die 
gewaltige  Zunahme  der  Aquarienliebhaberei,  die  heute  in  fast 
allen  Städten  des  Reiches  durch  teils  sehr  einflußreiche  Vereine 
vertreten  wird,  hat  in  Verbindung  mit  der  modernen  landschafts- 
gärtnerischeu  Richtung,  die  eine  malerische  Bepflanzungder  Plätze 
vor  den  Teichen  und  dieser  selbst  anstrebt,  den  Umschwung 
hervorgerufen.  In  fast  allen  Handelsgärtnereien,  tUe  sich  mit 
dem  Verkauf  an  Liebhaber  befassen,  findet  man  heute  wenn 
auch  nur  schüchterne  Anfänge  in  der  Wasserpflanzenkultur, 
die  sich  in  bescheidenem  Umfange  schließlich  auch  in  Gläsern 
und  Tonnen  betreiben  läßt.  Das  Glanzstück  und  das  größte 
Zugstück    der    Düsseldorfer    Ausstellung,    das   sich    iu  seiner 


gärtnerischen  Eigenart  turmhoch  über  die  Professoren- 
Dilettantengärten  erhaben  zeigt,  ist  das  von  Herrn  Hofgärtner 
L.  Dittmaun,  dem  Vorsteher  der  Hofgärtnerei  Rosenhöhe,  ge- 
schaffene Wasserpflanzenhaus.  Schon  seine  Gr">ßenverhält- 
nisse  sind  imponierend;  es  ist  55  m  lang,  16  m  breit  und 
71/2  m  lioch.  Die  Abbildung  dieser  Seite  gibt  ein  Bild  seines 
Äußeren,  Abbildung  Seite  591  unten  zeigt  einen  Blick  in 
das  Innere  zur  Zeit  der  beginnenden  Vegetation,  und  die 
obere  Abbildung  der  gleichen  Seite  gibt  eine  Teilausicht  des 
Kulturzustandes  am  Tage  nach  Eröffnung  der  Ausstellung. 
Rein  äußerlich  beb-achtet  ist  das  Haus  schon  merkwürdig 
durch  seine  Bauart.  Der  ganze  Bau  ist  aus  rohen,  derben 
Balken  gezimmert  und  mit  Ausnahme  des  Daches  sind  die 
übrigen  Glasflächen  durch  Verwendung  von  Mistbeetfenstern 
hergestellt.  Das  Innere  des  Hauses  wird  im  wesentlichen  aus- 
gefüllt durch  zwei  ge- 
mauerte, gewaltige  Bas- 
sins, die  durch  eine  von 
derFirma  G.Schneider, 
Feuerbach  bei  Stutt- 
gai't  angelegte,  vorzüg- 
lich arbeitende  Heiz- 
anlage erwärmt  wer- 
den. Das  eine  schmale 
Bassin  führt  an  der 
rechten  Seite  entlang 
und  ist  ausschließlicli 
mit  Lotosblumen  be- 
pflanzt, die  eine  reiche 
Blattvegetation  entfaltet 
haben,  aber,  wie  alle 
frisch  verpflanzten  Lo- 
tes, im  ersten  Jahre  nur 
spärlich  blühen.  Herr 
Hofgärtner  Dittmann  ist 
der  erfolgreichste  Kulti- 
vateur  dieser  herrlichen, 
sagenumwobenen  Blüte, 
und  seiner  bahnbrechen- 
den Kulturarbeit  haben 
wir  auch  die  heute  noch 
vereinzelte  Aufnahme 
dieser  königlichen  Blü- 
herin  in  die  Schnitt- 
blumenkulturen zu  verdanken.  Der  Dittmannschen  Züchtungs- 
kunst verdanken  viele  der  hier  ausgestellten  Farbensorten  ihre  Ent- 
stehung. Das  sich  durch  die  Mitte  des  Glashausbaues  ziehende, 
länglich  viereckige  Hauptbassin  enthält  neben  wenigen  Seerosen 
die  Victoria  regia  in  nicht  weniger  als  neun  Exemplaren,  die 
schon  ziemlich  stattliche  Blatteller  entfaltet  haben,  doch  er- 
scheint es  mir  fraglich,  ob  diese  Pflanzen  noch  während  der 
Ausstellungsdauer  zur  Blüte  gelangen.  Neben  der  typischen 
Art  sind  zwei  Formen  ausgepflanzt,  V.  eruxiana  und  eine 
neue  von  Dr.  Mahne  iu  Brasilien  gesammelte.  Diese  beiden 
Formen  zeichnen  sich  ebenso  -svie  die  in  Amerika  verbreitete 
Trickers  Varietät  (siehe  Gartenwelt  Jahrgang  EI,  Seite  229) 
durch  besondere  Härte  aus,  die  ihre  Kultur  auch  im  un- 
geheizten Bassin  ermöglicht.  Das  Ende  des  Hauses  bildet 
ein  erhöht  angelegter,  mit  Sitzplätzen  ausgestatteter  Palmen- 
hain. Zur  Linken  wird  das  Hauptbassin  von  einem  lauben- 
artigen, von  prächtigen  Blattgewächsen,  speziell  von  Thalia 
Cyperus    Papyrus,    Juncus    zebrinus    und 


.Rosenhöhe" 


IX,  50 


Die  Gartenwelt. 


Innenansicht  aus  dem  Wasserpflanzenhaus  der  Hofgärtnerei  „Rosenhöiie 

zur  Zeit  der  Ausstellungseröft'nung.    Oripnalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 


flankierten  Gang  begrenzt.  Das  gesamte  Balkenwerk  ist,  wie  dies 
unsere  Abbildung  deutlich  erkennen  läßt,  in  üppigster  "Weise  von 
Luffagurken  lierankt,  aus  dereii  griniem  Blattgewirr  hier  und 
da    riesige,    gurken- 
Klrniige  Früchte  her- 
vorleuchten.  Die  ge- 
samte Lianenvegeta- 
tion bietet  einen  ur- 
wüchsigen   male- 
rischen   Anblick,   da 
man     es    vermieden 
hat,  wie  dies  häufig 
geschieht,  die  Ranken 
mit  peinlicher  Sorg- 
falt anzuheften,  sodaß 
sie    ab    und    zu    in 
langen  Strähnen  gra- 
ziös  herabhängen. 

Wie  man  Herrn 
Dittinann  mit  Fug 
und  Recht  als  Meis- 
ter auf  dem  Gebiete 
der  Viktoria-  und 
Lotoskultur  bezeich- 
nen kann,  so  ist  Herr 
Henkel  ein  Seerosen- 
züchter, wie  wir  in 
Deutschland  keinen 
zweiten  haben.  Vor 
dem  großen  Orange- 
riegebäude,   welches 

dem  eben  beschriebenen  großen  Wasserpflanzenhaus  gegen- 
über liegt,  befindet  sich  das  gewaltige  Henkeische  Nymjihaea- 
bassin.  Es  ist  gleichfalls  rechtwinkelig,  etwa  .35  ra  lang  und 
8  m  breit  und  mit  einer  Schnellumlauf  -Warmwasserheizimg 
versehen.    Diese  Heizungsaulage  hat  Ingenieur  Fritz-Darm- 


sLadt  ausgeführt,  während  die  Firma  Rud. 
Otto  Meyer,  G.  m.  b.  H.,  Mannheim,  für 
dieselbe  einen  Strebeischen  Original  -  Gegen- 
strom-Gliederkessel lieferte.  Bepflanzt  ist  das 
Bassin  mit  den  wertvollsten,  derzeit  in 
Kultur  befindlichen  tropischen  und  winterharten 
Seerosen,  die  wohl  in  etwa  70  tag-  und  nacht- 
blühenden Sorten  vertreten  sein  mögen.  Die 
Liebhaberei  für  diese  wunderbaren,  farben- 
prächtigen und  duftigen  Blüten  nimmt  von 
Jahr  zu  Jalir  einen  größeren  Aufschwimg.  Sie 
ist  heute  schon  so  groß,  daß  für  seltene  und 
neue  Sorten  von  Liebhabern  hohe  Preise  auf- 
gewendet werden.  Neben  diesem  Seerosen- 
bassin hat  die  Firma  Heinrich  Henkel  in 
einer  von  ihr  geschaffenen,  im  landschaft- 
lichen Stil  gehaltenen,  einen  subtropischen  Cha- 
rakter zur  Schau  tragenden  Anlage  noch  eine 
in  jeder  Hinsicht  vorbildliche  Teichanlage  ge- 
schaffen, von  welcher  die  Abbildung  auf  der 
Titelseite  eine  Teilansicht  bietet.  In  voller  Blüte 
stehende  Seerosen  und  einige  Lotosblumen  be- 
herrschen diesen  Teich;  seine  Ufer  sind,  wie 
dies  die  Abbildimg  deutlich  erkennen  läßt,  mit 
malerischen  Sumpfgewächsen  bepflanzt,  an 
welche  sich  weiterhin  stattliche  Phyllostachys 
und  Bananen  anschließen. 
Die  Wasserpflanzenliebhaberei  ist  aber  auch  noch  durch 
den  Darmstädter  Aquarien  verein  Hottonia  vertreten,  dessen 


Innenansicht  aus  dein  Wasserpflanzenhaus  der  Hofgärtnerei  „Rosenhöhe"  zur  Zeit  der  beginnenden 

Vegetation.      Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

Kollektivausstellung  in  zahlreichen  Behältern  ein  vollständiges 
Bild  des  gegenwärtigen  Standes  der  Aquarienliebhaberei 
bietet.  Alles,  was  von  in-  und  ausländischen  Fischen  für  die 
Bevölkerung  der  Aquarien  von  Wort  ist,  alles  was  sieh  von 
heimischen  und  fremden  Wasserpflanzen  zur  Ausschmückung 


592 


Die  Gartenwelt. 


IX,  50 


der  Behälter  eignet,  wird  hier  in  mustergiltiger  Weise  vor- 
geführt. Der  zahlreiche  Zuspruch,  den  sich  diese  Abteilung 
zu  erfreuen  hatte,  lieferte  den  besten  Beweis  für  das  vom 
Publikum  der  Aquarienpflege  entgegengebi-achte  lelihafte 
Interesse. 

Aus  deutschen  Gärten. 
Eine  Wanderung  durch  den  Bremer  Bürgerpark. 

Von  Harry  Maaß,  Kiel. 
{Eienii  xehn  vom  Verfasser  für  die  Garlcnuelt  cjefertüjte  Aufnahmen.) 

In    nordöstlicher    Richtung    von    der    Stadt  Bremen,  in 
einer  Viertelstunde  vom  Zentral-Bahnliof  be(|uem  zu  erreichen, 


Das  Parkhaus  im  Bremer  Bürgerpark, 
liegt  der  Bürgerpark,   der  Lieblingsaufentlxalt  der  bremischen 


Vor  vierzig  Jahren  war  diese  136  ha  große  Fläche  noch 
tiefes  Wiesen-  und  Weideland,  welches  Jahrhunderte  hindurch 
den  Bürgern  als  Viehweide  diente.  Dieses  Areal  wurde  der 
Bevülkerimg  imentgeltlich  vom  Staate  zur  Verfügung  gestellt, 
denn  das  Bedürfnis  nach  Baumschutz,  Schatten  und  Waldes- 
luft machte  sich  bei  der  außerordentlich  großen  Armut  an 
natürlichen    landschaftlichen   Reizen    immer   mehr  bemerkbar. 

Der  Bürgerpark  ist  eine  gemeinnützige  Schöpfung: 

„Für  Herr  und  Gesind' 
Mami,  Weib  und  Kind, 
Zu  Nutz,  und  Freud' 
Auf  alle  Zeit." 

—  so  lesen  wir  an  einem  in  der  Nähe  des  Emmasees  be- 
findlichen Ruhesäitz.  —  Er  wurde  in  den  Jahren  18GG-1884 
nach  den  Plänen  des  Landschaftsgärtners  Benque  angelegt. 

Den  Baumbestand  bilden  vorwiegend  Eichen,  Buchen 
und  Mischwald,  nur  im  Osten  befinden  sich  ausgedehnte 
Nadelholzanpflanzungen.  Begrenzt  wird  der  Park  von  allen 
ner  Seiten  durch  breite  Eichenalleen. 

Wir  betreten  die  Anlagen  durch  den  Hauptoingang  an 
der  Holler  Allee,  am  Ende  der  Straße    „Bei  der  Gasanstalt". 

Vor  uns  liegt  der  Hollersee,  ein  großes  Bassin  von 
150X160  m  Größe,  in  Form  eines  Rechtecks  mit  auf- 
gesetztem Halbkreis.  Umrahmt  wird  der  Hollersee  von  einer 
breiten  und  mehrreihigen  Linden-  und  Kastanienalloo,  in 
deren  Schutz  Beete  mit  Rhododendron  und  Azaleen  von  an- 
sehnlicher Größe   einen    köstlichen    Blütenreichtum    entfalten. 


Rotdorn-Pyramiden  spiegeln  sich  wirkungsvoll  in  der  silber- 
klaren Flut.  Hinter  diesem  von  Schwänen  reichbelebten  See 
liegt  das  Parkhaus  (Abb.  neljenstehend),  ein  Zeuge  der  im 
Jahre  1890  hier  im  Park  stattgefimdenen  gi-oßen  Gewerbe- 
ausstelhmg.  Die  ausgedehnten  Räiunlichkeiten  dieses  schmucken 
Baues  geben  Gelegenheit  zur  Abhaltung  größerer  Festlich- 
keiten und  Konzerte.  Auf  dem  am  Wasser  liegenden  Konzei't- 
platz  steht  das  unten  abgebildete  Siegfrieddenkmal. 

Östlich  vom  Parkhaus  geleitet  uns  der  Weg,  an  dem 
von  Pinus  Cemln-a  eingefaßten  Nieraitz-Brunnen  (Abbildung 
Seite  593)  vorüber  führend,  in  das  Pinetum.  Diese  Samm- 
lung enthält  eine  ungewöhnlich  große  Anzahl  wertvoller 
Nadelhölzer,  die  hier  im  Park  ein  üppiges  Gedeihen  zeigen. 
Die  Koniferen  wurden  im  Jahre  1879  vom  jetzigen  Park- 
direktor, Herrn  Ohrt,  gepflanzt.  Ganz  vorn  links  auf  dem 
Bilde  Seite  593  sehen  wir  eine  stattliche  ('lininaeryparis 
squarrosa,  dahinter  Picea  excelsa.  Rechts  fallen  besondei-s 
auf  Pinus  Laricio  paltasiana  syn.  taurica  imd  Pinus 
Sirobus.  Vor  beiden  stehen  Zwergformeu  von  Fichten  und 
eine  Ihujopsis.  Auf  diesem  Wege  gelangen  wir  zur 
Wohnung  des  Parkdirektors  0  h  r  t ,  unter  dessen  Leitung  die 
Anlagen  stehen.  Ganz  dem  täglichen  Getriebe  enthoben,  liegt 
das  reizende  Häuschen  im  Rahmen  tiefgrüner  Nadelbäume 
und  blühender  Rosen. 

Immer  vereinzelter  treten  die  schlanken  Fichten  und 
Kiefern  auf,  bis  sie  fast  ganz  den  Buchen  Platz  gemacht 
haben,  nur  noch  truppweise  stehen  lüer  und  da  alte  Fichten- 
stämme. Im  Schutze  einer  solchen  Tannengruppe  liegt  auf 
einer  Anhöhe  die  in  Abb.  Seite  594  ersichtliche  Borkenhütte. 
Ein  solides  Strohdach  bekrönt  die  aus  Naturholz  errichtete 
Laube. 

Nach  kurzer  Rast  an  diesem  einladenden  Ort  setzen  wir 
unsere  Wanderung  fort,  als  nächstes  Ziel  den  Aussichtsturm 
ins  Auge  fassend.  Vor  allem  interessiert  uns  ein  Quei-cetiun, 
eine  einzig  dastehende  Sammlung  unserer  interessantesten 
Eichenarten. 

Die  zahlreichen,  den  Park  durchschneidenden  Wasserzüge 
(Abb.  Seite  594)  gaben  Veranlassung  zur  Anlage  vieler  Brücken, 
teils  Stein-  und  Eisen-,  teils  Naturholzkonstruktionen.  Die 
Brücken  sind    meistens  Geschenke   Bremer   Parkfreunde    und 


v  ■■*  ■'^ 

pWN 

^-^^Inf^?'^"'"^  1  [  '^1  '•  iir ''•-"■ 

üM^mBrnm 

H^^^^^^M^^ 

Das  Sicgfried-DcnkMial  am   UmIIcisc 


igcrpark. 


IX,  50 


Die  Gartenwelt. 


593 


erhielten  ihre  Namen  nach  dem  jeweiligen  Stifter.  Wir  passieren 
die  Rickraersbrücke  \mä  die  AhrenRbrückc,  um  den  Anssichts- 
turm  zu  erreichen.  Von  diesem  am  Waldhügel  erbauten  Aus- 
sichtsturm genießt  man  einen  Rundblick  auf  meilenweite 
Entfernungen.  Im  Norden  übersehen  wir  das  Blockland,  den 
Weiher  Berg;  im  Osten  ist  ein  Teil  der  Provinz  Hannover 
sichtbar;  südlich  liegt  zu  unseren  Füßen  die  Stadt  Bremen 
mit  im  Hintergrund  sich  erhebender  oldenburgischer  Land- 
schaft; im  Westen  blicken  wir  auf  die  Höhenzüge  der  Hamnio 
und  Lesuni.  Die  unteren  Räume  des  Aussichtsturmes  werden 
als  Restauration  benutzt. 

Ein  Geschenk  eines  eifrigen  Parkfreundes  ist  die  Meierei, 
die  im  Jahre  1881  als  Musterwirtschaft  für  Milcherei  er- 
öffnet wurde;  sie  erfreut  sich  eines  starken  Besuches.  Zwischen 
zwei  Hallen  liegt  ein  wohlgepflegtes  Parterre,  welches  im 
Sommer  mit  Blattpflanzen  geschmückt  ist.  Zm'  Frühjahi'szeit 
prangen  auf  den  zu  schönen  Ornamenten  geformten  Beeten 
Tulpen,  Hyazinthen  und  andere  Frühjahrsblüher.  Belebt 
wird  die  Landschaft  an  der  Meierei  durch  Viehherden,  welche 
auf  einer  vor  dem  Gebäude  sich  ausbreitenden  ausgedehnten 
Wiese  grasen.  Ziemlich  am  nordöstlichen  Ende  des  Bürger- 
parks liegt  das  Restaurant  „Waldschlößchen". 

Von  der  Meierei  westlich  gelangen  wir  durch  Mischwald 
an  der  Niemannbrücke  vorbei  zum  Wildgehege.  Wieder  treffen 
wir  eins  der  malerischen  mit  Stroh  gedeckten  Borkenhäuschen 
an  (Abb.  Seite  595).  Ein  Wildhaus  —  von  der  Firma 
C.  Voigt  in  Eisleben  erbaut  —  beherbergt  Hirsche,  Rehe 
und  ausländische  Schafe.  Das  Wild  erfreut  die  Parkbesucher 
durch  seine  bewundernswerte  Zutraulichkeit.  Eine  Natur- 
holzbrücke in  der  Nähe  des  Wildgeheges  leitet  uns  zur 
Liebesinsel,  auf  der  noch  ein  längst  verlassenes  Storch- 
nest steht. 

Im  Schatten  dichter  Eichenbestände  en-eichen  wir  bald 
das  Kaffeehaus 
am  Emmasee.  Der 
Emmasee  ist  ein 
verbreiteter  Arm 
der  Wasserzüge. 
Zwischen  dem 
Kaffeehaus,  dem 
Aussichtsturm  u. 
der  schon  erwähn- 
ten Meierei  ver- 
kehrt wähi-end  der 

Sommermonate 

ein  Motorboot, 
auch  werden  Ru- 
derboote vermie- 
tet ;  es  entsteht  so 
auf  dem  Wasser 
ein  reger  Verkehr. 
Im  Winter  sind 
diese  sehr  ausge- 
dehnten Wasser- 
züge den  Schlitt- 
schuhläufern eine 

willkommene 
Stätte.  Vom  Kaffee- 
haus gelangen  wir 
wiederzuunserem 

Ausgangspunkt, 
dem     Parkhause. 


Niemitz-Brunnen,  umgeben  von  Pinus  Cembra, 
gepflanzt  bei  der  Errichtung  des  Brunnens  im  Jahre  1878. 

Der  Waldbestand  in  westlicher  Richtung  besteht  ausschließlich  aus 
Eichen.  Am  Wege  steht  in  grüner  Umgebung  der  auf  der 
Abbildung  Seite  596  ersichtliche  blendend  weiße  Kiosk.  In 
unmittelbarer  Nähe  des  Parkhauses,  inmitten  eines  lichten 
Lindenhaines  liegt  ein  Springbrunnen,  der  „Markusbrunnen". 
Die  im  Bürgerpark  befindlichen  geräumigen  Spielplätze 
und  die  in  der  Nähe  der  Meierei  liegenden  größeren 
Tennisplätze  werden  von  der  Bremer  Jugend  gern  und  eifrig 
benutzt. 

Eine  Wasserleitung  durchzieht  die  ganze  Anlage.  Der 
Wasserstand  in  den  Teichen  und  Seen  wird  während  der 
Sommermonate    durch    eine    ständige    Pumpstation    auf   stets 

gleicher  Höhe  ge- 
halten. 

Die  Unterhal- 
tungskosten des 
Bürgerparks  wer- 
den dui'ch  einen 
Verein  lediglich 
aus  freiwilligen 
Beiträgen  Bre- 
mischer Bürger 
bestritten.  Die 
jährliche  Unter- 
haltung kostet  an 
65  000  Mk.,  wo- 
von ungefähr 
20000  Mk.  aus 
den  Holz-  und 
Grasbeständen  etc. 
gewonnen  werden, 
außerdem  wiu'den 
eine  große  Anzahl 
wertvoller  Deko- 
rationsstücke von 

wohlhabenden 
Bremer     Bürgern 
geschenkt. 


Cbaih,:.  lahiiitLT  Picea   L-xccUa,   link.    ..^    i   W-    ■<,  rinu^  pa 

flora  Uli   1  iiiiiei  i;i  uu'i.    1  jiiub  Laricio  pallasiana,    Syn.  launca  und  Pinus  Strobus 
rechts  vom  Wege,  davor  Zwergfichten  und  eine  Thujopsis  dolobrata  im  Pinetum 
des  Bremer  Btirgerparks. 


Die  üartenwelt. 


IX,    50 


Heizungsanlagen. 

Die  Instandhaltung  der  Heiziingsanlagen. 

_     Von  H.  Siemann,  Gartentechniker,  Charlottenluirg. 

In  den  meisten  Gärtnereien  wird  der  Heizungsanlage  in 
den  Gewächshäusern  zu  wenig  Beachtung  geschenkt.  Sei  es 
aus  Unerfahrenheit,  oder  sei  es,  daß  der  Besitzer  zu  sehr 
mit  anderen  Sachen,  z.  B.  mit  Kulturarbeiten  beschäftigt  ist. 
Und  doch  soll  und  muß  so  viel  Zeit  vorhanden  sein,  daß 
man  sich  auch  im  Sommer  um  die  Heizungsanlage  kümmert; 
ist  doch  die  Heizung  gerade  derjenige  Teil,  welcher  bei  der 
Gewächshausanlage  das  meiste  Geld  verschlingt.  Welcher 
Teil  liegt  im  Sommer  so  unbeachtet  da?  —  der  Kessel,  die 
Wärmequelle,  das  Herz  der  Heizung.  Er  verstaubt,  wird  vom 
Roste  angegriffen,  und  wenn  dann  der  Winter  herankommt, 
so  brennt  er  nicht,  liat  keinen  Zug  und  leckt.  Nun  kommen 
die  Ausgaben  füi-  die  Reparaturen,  neues  Material  muß  herbei 
geschafft  werden.  Alles  wäre  zu  vermeiden,  wenn  man  die 
Kessel  auch  außer  der  Beti-iebszeit  sachgemäß  imstande  hielte. 

Der  Kessel,  sei  er  freistehend  oder  eingemauert,  ist  der 
wichtigste  Teil  der  Heizungsanlage.  Die  Technik  hat  ja  so 
viele  verschiedene  Konstruktionen  erfunden,  daß  es  schwer  ist, 
zu  sagen,  welches  das  beste  System  ist.  Jeder  Fabrikant 
lobt  seine  Ware;  jedoch  ist  es  eine  feststehende  Tatsache, 
daß  jeder  Kessel  funktioniert.  Zwei  wichtige  Faktoren  nur 
müssen  erfüllt  sein,  nämlich,  daß  der  Kessel  Zug  hat  und 
daß  er  .stets  sauber  ist.  „Mein  Kessel  hat  keinen  Zug,  der 
ist  nichts  wert",  so  habe  ich  schon  manchmal  sagen  hören. 
Ja,  da  liegt  der  Fehler  meistens  daran,  daß  der  Schornstein 
zu  niedrig  ist.  Die  Höhe  muß  mindestens  8 — 12  ni  betragen. 
Also  hat  irgendwo  ein  Kessel  keinen  Zug,  so  untersuche  man  den 
Schornstein,  ob  dieser  die  richtige  Höhe  besitzt  nnd  ob  er 
nicht  zu  sehr  mit  Ruß  bedeckt  ist,  denn  dann  kann  der  best- 
konstruierte Kessel  nicht  gut  brennen.  Ist  ein  Kessel  im 
Winter  stark  im  Gebrauch,  so  ist  es  vorteilhaft,  wenn  man 
denselben  in  der  Woche  zweimal  reinigt.  Ruß  und  Flugasche 
setzen     sich    in    den   Zügen    fest    und    wirken    hier   als    ein 


Naturholzhütte  mit  Strohdach  im  Bremer  Bürgerpark. 


Isoliermantel,  denn  die  Heizgase  können  die  Rohrwände  nicht 
direkt  bestreichen,  sondern  müssen  erst  den  Ruß  erwärmen. 
Da  der  Ruß  ein  schlechter  Wärmeleiter  ist,  so  dauert  das 
sehr  lange.  Auch  geht  bei  einem  ungereinigten  Kessel  die 
meiste  Hitze  zum  Schornstein  hinaus.  Man  muß  also  stets 
darauf  achten,  daß  der  Kessel  sauber  und  gereinigt  ist,  denn 
dann  kann  man  auch  an  Verbrennungsmaterial  sparen. 

Ferner  ist  bei  Inbetiiebnahme  einer  Heizungsanlage  nach- 
zusehen, ob  die  Heizrohre  genügend  mit  Wasser  gefüllt  sind, 
und  ob  auch  die  Luft  aus  den  Röhren,  die  Zirkulations- 
störungen verursacht,  abgelassen  ist.  Ob  die  Röhren  genügend 
mit  Wasser  gefüllt  sind,  sieht  man  am  Wasserbehälter,  der 
an  höchster  Stelle  angebracht  ist.  Man  sollte  beim  Auffüllen 
von  Wasser  durch  das  Reservoir  stets  die  Lufthähne  öffnen, 
damit  die  mit  eindringende  Luft  entweichen  kann. 


Tritt    nun 


Blick  auf  einen  Teil  eint:    Wasser/.uges  im  B 


Sommerzeit  heran  und  wird  der  Kessel 
außer  Betiieb  gesetzt,  so  läßt  man  das 
ganze  Wasser  ab,  füllt  von  Neuem  und 
heizt  solange,  bis  das  Wasser  tüchtig  kocht. 
Dadurch,  daß  das  Wasser  kocht,  entweicht 
die  ganze  Luft.  Es  ist  dieses  von  be- 
sonderer Wichtigkeit ;  denn  das  Eisen 
wird  nur  dann  vom  Roste  angegriffen, 
wenn  der  Sauerstoff  der  Luft  zu  dem 
Wasser  tritt.  Ist  die  Luft  entwichen,  so 
kann  kein  Rost  das  Eisen  von  innen  an- 
fressen. Nachdem  man  das  Wasser  ge- 
kocht hat,  reinigt  man  den  Kessel,  sodaß 
keine  Kohle,  keine  Schlacke,  keine  Asche 
auf  dem  Heizroste  liegen  bleibt;  denn 
auch  diese  Stoffe  fressen  das  Eisen  unter 
dem  Einflüsse  der  Luft  an.  Sämtliche 
an  dem  Kessel  befindliche  Türen  öffnet 
man,  damit  er  innen  von  der  Luft  gut 
aiisb'ocknet. 

Beginnt  die  Heizperiode  wieder,  so 
läßt  man  das  im  Sommer  in  den  Röhren 
stehende  Wasser  ab,  füllt  neu,  reinigt  den 
Kessel  noch  einmal  und  beginnt  zu  heizen. 

Hat  man  sich  dieser  kleinen  Mühe 
imterzogen,  so  kann  man  sicher  sein, 
daß    die  Anlage  in  gutem  Zustande  ist. 


IX,  50 


Die   Gartenwelt. 


595 


Kein  Monteur,  kein  Schlosser  brauclit  zu  kommen,  und  man 
hat  keine  kostspieligen  Kcparaturkostcn.*)  Das  Brennmaterial 
lieschaffe  man  im  Juli-August,  da  die  Kohlenpreise  im  Sommer 
niedriger   sind. 


Gemüsebau. 
Blumenkohl  im  Winter. 

W  ie  der  Spargel,  so  ist  aiiuli  div 
HJumonkühl  eines  der  feinsten,  zartu- 
sten  und  nalirliaftesten,  deshalb  gu- 
sundcsten  Gemüse,  das  besonders  dann 
an  Wert  und  Wohlgeschmack  —  wenn 
auch  nur  scheinbar  —  gewinnt,  wenn 
es  zu  einer  außergewöhnlichen  Zeit 
zur  Verfügung  steht. 

ünterden  späteren  Herbstblumen- 
kohlsorten werden  wir  hiiufig  unfertig;- 
ausgebildete,  oder  gar  kaum  merklich 
mit  Ansatz  versehene  Pflanzen  vor- 
finden, die  gewöhnlich  bei  Räumung 
der  Beete  auf  den  Komposthaufen  ge- 
langen oder  verfüttert  werden.  Schon 
weil  der  Blumenkohl  ein  so  zartes 
Gemüse  ist,  sollte  man  auf  Ü  b  e  r  w  i  n  - 
t  e  r  u  n  g  der  sich  nachträglich  ausbilden- 
den   Blumenkohlstauden    Wert  legen. 

Für  späte  Blumenkohlernte  muß  entschieden  der  „Frankfurter 
Niesen"  empfohlen  worden,  welcher  im  Juli  bis  Anfang  August  ge- 
sät wird. 

Hierzu  wähle  man  am  vorteilhaftesten    ein   abgeerntetes   Mist- 


Borkenhüttc 


*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Es  empfiehlt  sich  in  allen 
Heizräumen  Vorschriften  für  die  Instandhaltung  und  Bedienung  der 
Heizanlage  in  Plakatform  deutlich  für  das  Personal  lesbar  an- 
zubringen und  dem  Pei-sonal  die  Innehaltung  dieser  Bestimmung  zur 
Pflicht  zu  machen. 


beet,  da  die  Pflanzen    hier    besser   aufgehen    und    sich    auch  gleich 
kräftiger  entwickeln,    als  auf    freien   Landbeeten.      Unter  Umständen 
(besonders  wenn   zu   dicht  Kcsät)  ist   noch  ein  Verstopfen  nötig  und 
nach  genügender  Erstarkung  [iflanzt  man  den  Blumenkohl  auf  öO  cm 
allseitige     Entfernung     auf     kräftiges, 
lockeres  Land.     Der  Blumenkohl  ver- 
langt  reichliches    Gießen    und  Locke- 
rung   des    Bodens,     sowie    Anhäufeln. 
Vor  Beginn    stärkeren   Frostes  nehme 
man  die   Pflanzen  mit   Ballen    heraus 
(Oktober    bis    November)    und  schlage 
die    unfertigen    im    Keller,     Kalthaus 
(Rückseite),  tiefem  Mistbeet  etc.  dicht 
nebeneinander  ein,  knicke   die  Blätter 
etwas  über  das  Herz  und  überlasse  die 
Pflanzen  so  sich    selbst.      Der   Erfolg 
dieser   einfachen    Manipulation    bleibt 
nicht    aus.      Die    Blüten    wachsen    in 
überraschender  Weise  nach.    Ich  habe 
von    Anfang    Dezember    bis    Februar 
Blumenkohl  auf  diese  Weise  geerntet, 
Köpfe    von   etwa   20— 2ö    cm    Durch- 
messer.     Man    kann    auch   derartigen 
späten    Blumenkohl     zur     Vollendung 
bringen,     indem    man    ihn    in    Zober 
mit  Sand  einschlägt  und  etwas  AV asser 
darüber  läßt,  welches  aber  ständig  nach- 
gefüllt werden  muß.  Ersteres  ist  jedoch 
einfacher  und  nicht  minder  erfolgreich. 
Beuß. 
Um  Radies  im  Winter  zu  haben,  säe  ich  Mitte  bis  Ende  Sep- 
tember im  Freien  ein  Beet  an.    Öfteres  Gießen    und  Reinhalten  von 
Unkraut  sind  Arbeiten,  die  jedermann  bekannt  sind.     Sobald  nun  die 
Tage  rauher  werden  oder  sich  leichte  Nachtfröste    einstellen,   mache 
ich  um  das  Beet  einen  Verschlag  aus  Brettern  und  lege  Fenster  auf, 
falls  die  Entwicklung  der  Radies  noch  nicht  abgeschlossen  ist.     Sind 
die  Radies    fertig,    so    nehme    ich    die  Fenster    herunter    und    setze 
erstere  Wind  und  Wetter  aus.      Treten   nun  Fröste  ein,    so  umgebe 
ich  den  Verschlag  oder  Kasten  mit  Laubdecke,  lege  Bretter  auf  und 
auf  diese  wiederum  eine  starke  Schicht  Laub. 
-,        Bei  warmer  Witteniug  ist  Lüftung  unbedingt 
nötig.     Auf  diese  Weise  habe  ich  Radies,  bis 
es  wieder  welche  im  Kasten  gibt. 
A.  Spranger,   gräfl.  Schloßgärtner,    Pfoerten. 


Buri;Lrp;i 


Gehölzpartie  im  Bremer  Bürgerpark,  im  Mittelgrunde  ein  Wasserzug. 


Kongresse,    Versammlungen. 

Bericht  über  die  XIV.  Jahres- 
versammlung   der    Deutschen 
Dendrologischen  Gesellschaft  in 
Konstanz  vom  7.-10.  August  1905. 

Von  St.  Olbrich,  Zürich  V. 
III.  (Schluß.) 

Ziu  Beginn  der  Sitzung  am  dritten  Tage, 
den  10.  August,  trug  Gartenüispektor  Beißner 
verschiedenes  Interessante  über  Koniferen  vor; 
leider  mußten  seine  Ausfuhrungen  wegen 
Zeitmangel  sehr  abgekürzt  werden.  Oberforst- 
inspektor Coaz  aus  Bern  (Schweiz)  be- 
richtete über  die  Tätigkeit  seines  Departe- 
ments in  Bezug  auf  die  Bestrebungen  der 
D.  D.  G.  Wir  kennen  in  ihm  einen  eifrigen 
Förderer  imserer  guten  Sache.  Er  ist  der 
Gründer  des  Schweizer   Baumalbums,   eines 


596 


Die   Gartenwelt. 


IX,  50 


Kunstwerkes    allerersten    Ranges,    welches   er   der   ü.    D.   G.    ge- 
schenkt hat. 

Hofgartendirektor  Graebener-Karlsruhe  brachte  sehenswerte 
Koniferenzweige  mit  Zapfen  zur  Ansicht,  speziell  von  solchen  Arten, 
die  man  selten  mit  Früchten  zu  Gesicht  bekommt. 

Es  folgte  der  Vortrag  des  Referenten  über  das  Thema  „Unsere 
winterharten  Rosen  und  ihre  Verwendung".  loh  habe  schon 
seit  Jahren  diesem  Gebiete  viel  Aufmerksamkeit  geschenkt  und  auch 
schon  des  öfteren  in  Gartenzeitungen')  die  Anpflanzungen  winter- 
harter Rosen  empfohlen  und  die  Eigenschaften  verschiedener  Arten 
und  Sorten  erwähnt,  sodaß  ich  auf  diesem  Gebiete  wohl  unter- 
richtet zu  sein  glaube. 

"Wie  meine  Schriften  und  Bücher,  so  war  auch  mein  Vortrag 
hauptsächlich  der  Pra.xis  gewidmet;  ich  berührte  die  Wissenschaft 
nur,  wenn  es  absolut  notwendig  erschien.  Ich  ging  von  der 
Forderung  aus,  daß  wir  wieder  mehr  zum  natürlichen  urspmngliohen 
Zwecke  der  Kosen  zur  Verschönerung  der  Gartenanlagen  zurück- 
kommen sollten.  Von  einem  Decken  derselben  im  Winter  kannte 
man  früher  nichts;  man  kannte  nur 
winterharte  Sorten  der  Rosa  gallica, 
R.  centifolia,  R.  cinnamomca  und 
R.  pimpinellifoKa,  die  allerdings  nur 
einmal  im  Jahre  zur  Blüte  kamen, 
dafür  aber  auch  wenig  Ansprüche  an 
den  Pfleger  stellten. 

Mit  der  Einfühning  der  Rosa 
hidica  und  bourbonica  zu  Anfang  des 
19.  Jahrhunderts  begannen  durch  Be- 
fruchtung der  ausdauernden  Rosen 
neue  Sorten  zu  entstehen,  welche  ja 
die  lobenswerte  Eigenschaft  besaßen, 
zweimal  im  Jahre  zu  blühen,  dafür 
aber  mit  der  Verfeinerung  ihre  Wider- 
standsfähigkeit verloren. 

Wäre  mit  der  Einfülining  der 
Rosa  indica^  bourbonica  und  beti- 
gaknsis,  auch  die  leider  erst  viel  später 
eingeführte  Rosa  niyosa  von  Japan 
gekommen,  so  hätten  wir  auch  viel 
früher  die  schönen  Ä;<^osa-Kreuzungen 
erhalten,  welche  ja  mit  zu  den  besten 
und  widerstandsfähigsten  Strauchrosen 
gehören.  Ihr  großes,  festes,  gesundes 
Laub,  die  enormen  Blumen,  die  zahl- 
reichen Früchte  sind  alles  Eigen- 
schaften, welche  sie  beliebt  machen 
können.  Dabei  haben  sie  den  Vor- 
zug, daß  sie  mehrmals  im  Jahre  blühen.  Alle  anderen  ausdauernden 
Rosenarten  blühen  allerdings  nur  einmal,  aber  ihre  Vertreter  sind 
von  einer  großen  Reichhaltigkeit  in  Wuchs,  Belaubung,  Farbe  und 
Form  der  Blüten  und  Früchte,  sowie  auch  in  der  Blütezeit,  sodaß 
man  bei  richtiger  Auswahl  der  Sorten  in  einem  Garten  monatelang 
einen  Flor  haben  kann. 

Je  nach  Gegend,  bereits  Mitte  Mai,  blühen  die  Rosen  aus  der 
Klasse  der  R.  pimpinellifolia  und  R.  lutea,  während  Rosen  aus  der 
Klasse  der  R.  einnamomea  und  R.  carolinae  erst  im  Juli  zu  blühen 
anfangen.  Die  Rosen  aus  der  canina-K\asSQ  zeichnen  sich  vorwiegend 
durch  die  in  großer  Zahl  erscheinenden,  verschieden  geformten  und 
lebhaft  roten  Flüchte  aus,  die  monatelang  den  Strauch  zieren  können. 
Dagegen  machen  von  der  Sektion  Cinnamomea  die  als  frühblühend 
bekannten  Arten  wie  R.  cardica,  R.  Fendleri,  R.  Malyi  und  einzelne 
Äi«7oso- Varietäten  dem  Liebhaber  Freude. 

Daß  die  ausdauernden  Rosonarten  noch  nicht  die  Verwendung 
in  un.seren  Gärten  gefunden  haben,  wie  sie  es  verdienen,  mag  in 
erster  Linie  daher  rühren,  dal!  man  sie  in  den  Katalogen  der  Baum- 
schulen und  Rosenzüchter   sehr    selten    beschrieben    und    angeboten 


!rs.    Vergleiche  (Jartonwelt  VII, 


5.  Arten    aus  de 


Kiosk  im  Bremer  Bürgerpark 


*)  Anmerkung  des  Vorfas 
116,  124,  137,  U7,  199. 


findet,  und  daß  auch  ihre  Wuchsverhältnisse  und  Eigenschaften  zu 
wenig  in  der  Praxis  bekannt  sind,  um  sie  zweckmäßig  anpflanzen  zu 
können.  Sobald  letzteres  nicht  der  Fall  ist,  erlebt  man  bei  un- 
richtiger Verwendung  der  einzelnen  Sorten  nur  Ärger  und  Verdruß. 
Zum  Zwecke  des  Bekanntwerdens  muß  die  große  Zahl  der  Arten, 
unabhängig  von  ihi-er  botani.schen  Einteilung  in  die  verschiedenen 
Sektionen,  nach  praktischen  Gesichtspunkten,  d.  h.  nach  ihren  Wuchs- 
verhältnissen eingeteilt  werden.     Es  ergeben  sich  demnach : 

1.  Arten,  welche  einen  niedrigen,  buschigen  Wuchs  haben  und 
kaum  1  m  Höhe  übersteigen. 

2.  Arten,  deren  Wuchs  nicht  unter  1  m  Höhe  bleibt,  aber  selten 
2  m  übersteigt. 

3.  Arten,  die  hoch  und  breit  werden,  3 — 4  m  Höhe  und  Breite 
erreichen  können  und  sicli  nur  für  größere  Plätze  eignen. 

4.  Arten,  die  sich  vermöge  ihrer  langen,  dünnen  Zweige  nicht 
von  selbst  aufrecht  halten  können,  und  als  Schling-  und  Kletteri'osen 
zu  verwenden  sind. 

erschiedenen  Wachstumsgrößen,  die  sich 
speziell  durch  ihre  sehr  großen  und 
zahlreich  erscheinenden,  schön  ge- 
färbten Früchte  auszeichnen.  (Vergl. 
VlI.  Jahrgang,  Seite  llü,  124,  137, 
147,  199.) 

Ehe  die  Angehörigen  der  ein- 
zelnen Sorten  genannt  werden,  darf 
nicht  unerwähnt  bleiben,  daß  eine 
große  Zahl  der  sogenannten  Remontant- 
rüsen,  speziell  der  älteren  Sorten,  die 
ja  alle  mehr  oder  weniger  von  Rosa 
tjaliica  abstammen,  in  normalen  Win- 
tern im  mittleren  Deutschland  auch 
als  winterhart  betrachtet  werden  kön- 
nen. Man  sollte  sie  nur  nicht  stark 
zurücksohneiden,  sondern  ungehindert 
wachsen  lassen.  Dadurch  wird  ihr  Holz 
älter  und  widerstandsfähiger,  als  wenn 
durch  immerwährenden  Rückschnitt  die 
Pflanze  geschwächt  und  zu  Neuaus- 
trieben veranlaßt  wird,  was  die 
Winterhärte  vermindert.  Die  zahl- 
reichen widerstandsfähigen  älteren 
Remontantrosen  alle  aufzuführen,  wüi-do 
den  Rahmen  dieses  Berichtes  zu  sehr 
ausdehnen.  Ich  befürwortete  noch 
besonders,  viele  der  bereits  vergessenen 
alten  Remontantrosen  wie  Ziersträucher 
in  den  Gärten  zu  verwenden.  Die 
Rosen  sollten  also  auch  nach  dieser  Richtung  mehr  gewürdigt  werden, 
nicht  nur  von  selten  des  Schnittblumenzüchters.  Die  Vertreter  der 
oben  erwähnten  Sektionen  sind  in  der  schon  erwähnten  Abhandlung 
im  VII.  Jahrgang  der  Gartenwelt  aufgeführt,  weshalb  ich  darauf 
hinweise  und  wegen  Kaummangels  nur  eine  beschränkte  Anzahl 
anführe. 

Zur  Kategorie  1  (VII,  124),  den  niedrigbleibenden  Strauchrosen, 
gehören  also  u.  a.  folgende:  R.  Älberti,  R.  austriaca,  R.  carelica, 
R.  cuspidata,  R.  gliäinosa,  R.  hüea  Harrisoni,  R.  Malyi.  Die 
Rosen  dieser  Sektion  eignen  sich  sehr  gut  als  Vorpflanzungen  für 
größere  Gruppen. 

Aus  der  zweiten  Kategorie  (VII,  124/25),  den  höher  werdenden 
Rüsenarten,  erwähne  ich :  R.  alpina,  R.  ascliersoniaiia,  R.  earyo- 
pliyllacea,  R.  elliptica,  R.  phuenicea,  R.  Rapa,  deren  Namen  man 
in  den  besseren  Rosenkatalogen  beieits  sehen  kann. 

Aus  der  dritten  Kategorie  (VII,  147),  den  besonders  groß 
werdenden  Strauchrosen,  nenne  ich  folgende:  R.  beggeriana,  R.  canina- 
Hybriden  von  Lord  Penzauce  und  aus  der  vierten  Kategorie 
(VII,  149),  den  Kletterrosen,  folgende:  „Ämadis",  „Ayrshire", 
„Cliamaeleon'\R.camea  grcuuliflora,  „Himmelsauge",  „Leuchtstern", 
„Michigan  Eve  Corina",  R.  mutabilis,  R.  Ruga,  R.  nisselliana, 
„Rubin",  R.  Setigera,  R.  thoresbiana.   Diese  Rosen  sind  absolut  winter- 


IX,  50 


Die  Gartenwelt. 


591 


hart,  was  von  den  vielen  in  den  Katalogen  der  Rosenziichter 
offerierten  neueren  Sorten  nicht  gesagt  werden  kann,  welche  oft 
Kreuzungen  mit  „Crimson  Rambler"  (diese  ist  selbst  nicht  hart 
genug)  und  Abkömnilingo  der  Rosa  tvicliuraiana  sind.  Ich  wies 
auch  auf  die  Verwendung  der  Kletterrosen  nicht  nur  an  Mauern, 
Veranden  etc.,  sondern  auch  in  Pyraraidonform  und  für  die  dünn- 
rankenden  Sorten  auch  als  Einfassungen  und  zur  Bekleidung  von 
Steinen  hin. 

Folgende  Arten  konnte  Referent  noch  nicht  genügend  be- 
obachten; Mitteilungen  hierüber,  von  Personen,  die  sie  kultivieren, 
sind  willkommen,  um  ihren  dekorativen  Wert  feststellen  zu  können. 
Es  sind:  R.  soulieana,  R.  LycUü,  R.  heckelliana,  R.  oxyodon,  R. 
gymnocfirpa,  R.  Ltwiae,  R.  Colletti,  R.  amissa,  R.  oxijacanthoides, 
R.  sepiiiiii,  R.  oricntalis,  R.  dumalis,  R.  vin/iniana.  Zum  Schlüsse 
äußtMte  Referent  die  Ansicht,  daß  es  für  die  D.  D.  G.  verdienstvoll 
würo,  wenn  die  sehr  interessante,  aber  nur  noch  in  einzelnen 
E.xemplaren  in  Deutschland  existieiende  Rosa  berberidifolia  in  keim- 
fähigen Samen  aus  Zentralasien  eingeführt  würde.  Da  es  eine 
Wüstenpflanze  ist,  muß  sie  auch  dementsprechend  kultiviert  werden. 

Es    folgte    darauf   der    Bericht    des   Vorsitzenden    „über   die 
Resultate  des  Wiener  No- 
menklaturkongresses".  Es 
ist     bedauerlich,      daß     dieser 
äußerst  interessante,   klare  und 
ausführliche     Bericht     in     der 
kurzen  Zeit  von  25  Minuten  er- 
ledigt  werden  mußte.     Bei  der 
Pünktlichkeit   des  ganzen   Pro- 
gramms  gab    es    jedoch    keine 
Überstunde.      Über    den     alle 
Teilnehmer    sehr   interessieren- 
den Bericht  kann  ich  mich  nicht 
auslassen,     da   so    schnell    ge- 
sprochen   wurde,    daß    Notizen 
zu  machen  ausgeschlossen  war.  *) 
—   Die    XIV.   Jahresversamm- 
lung der  D.  D.  G.  wurde,    was 
die  Vorträge    betraf,    vom  Vor- 
sitzenden   12  Uhr    mittags  ge- 
schlossen, damit  die  auch  noch  ge- 
planten Exkursionen  ihren  unge- 
störten Verlauf  nehmen  konnten. 
Lobend  erwähnt  muß  werden, 
daß  die  am  ersten  Tage  zusammen- 
gestellte Präsenzliste  bei  Beginn  der  Vorträge  am  zweiten  Tage  jedem 
Teilnehmer  gedruckt  zugestellt  wurde.      Ebenso   erhielt  jeder  An- 
wesende die   gedruckten  Verzeichnisse    der   sehenswertesten  Geholze 
nebst  Höhenangaben  von  Arenenberg,  Schloß    Weinburg,  Villa  Taxis 
und  Ländenhof.     Diese  Einrichtung  ist  sehr  zu  begriißen,  sie  erspart 
die  sehr    zeitraubenden  Eintragungen    in    das  Notizbuch    und    macht 
die  Exkursionen  viel  angenehmer. 

Trotz  der  äußersten  Zeiteinteilung  im  Programm  zeigte  sich 
die  allgemeine  Erscheinung,  daß  bei  solchen  Versammlungen  anfangs 
etwas  über  die  Zeit  mit  den  Vorträgen  und  Diskussionen  gegangen 
wird  durch  Zwischenschiebung  von  nicht  im  Programm 
enthaltenen  Themas,  dann  aber  zuletzt  die  .sorgfältig  vor- 
bereiteten und  eine  rege  Diskussion  voraussetzenden  Vorträge  phono- 
grammartig  abgewickelt  werden  mußten.  Es  sollten  die  nicht  an- 
gemeldeten Mitteilungen  unbedingt  erst  hinter  den  programmmäßigen 
rangieren  und  für  jeden  Vortrag  nebst  Diskussion  eine  bestimmte 
Zeit  nicht  überschritten  werden. 

Der  Vortrag  von  Herrn  v.  Grünberg  über  Sorbus  fiel  wegen 
Krankheit  des  Betreffenden  aus. 

Es  ist  die  Tatsache  zu  konstatieren,  daß  sich  eine  regere  Teil- 
nahme an  den  Verhandlungen  der  D.  D.  G.  von  Jahr  zu  Jahr  be- 
merkbar macht,   waren   doch   am  letzten  Tage  die  Reihen  noch  fast 


Winterbild  aus  dem  Bremer  Bürgerpark 


inmerkung  der  Rodaktion. 
No.  41,  Seite  490  und  No.  42, 


Wir  verweisen  auf  den  Be- 
Seite 501. 


gar    nicht   gelichtet,    und    das    gewissenhafte  Ausharren    bewies   das 
große  Interesse  für  die  gute  Sache. 

Die  Abreise  von  Konstanz  stand  bevor,  die  noch  in  Aussicht 
stehenden  Exkursionen  führten  nunmehr  nicht  dahin  zurück.  Das 
Gepäck  wurde  nach  Lindau  befördert'  wo  abends  gelandet  werden 
sollte.  — 

Nachdem  das  Mittagessen  eingenommen,  begab  man  sich  mit 
der  Schweizer  Bahn  am  Bodensee  entlang  nach  Station  Rheineck,  um 
den  Park  des  Fürsten  von  Hohenzollern  bei  Schloß  Weinburg  zu 
besichtigen.  Die  Teilnehmer  hatten  sich  hierzu  auch  wesentlich  ver- 
mehrt. Herr  Gartendirektor  Dreher  von  Krauchen  wies,  sowie  Herr 
Hofgärtner  Stapf  waren  die  liebenswürdigen  Führer. 

Die  fürstliche  Besitzung  AVeinburg  im  Kanton  St.  Gallen  ist 
seit  dem  Jahre  1817  im  Hohenzollernschen  Besitz  und  umfaßt 
S'/j  Hektare  Park,  Obstgarten  und  Rebland.  Die  geschützte  Lage 
gegen  Norden  läßt  die  Kiacbmandel,  herrliche  Trauben  und  vorzüg- 
liches Obst  reifen.  Die  Gehölze  haben  sich  hier  ausgezeichnet  ent- 
wickelt. Wir  sehen  enorme  Faulorvnia,  Cedrela,  Gingko,  Liriodendrmi, 
Liqmdanibar,  Cnrnus  fixrrida,  Marjnolia  grandiflora  und  acuminata, 
(,hiercw!  Hex,  Lnurus  bisitaniea.  stark  mit  Früchten,  Oymnocladus, 
Photinia  glabra  usw.,  an  Ko- 
niferen vollentwickelte  E.xem- 
plare  von  Chamaeeyparis  law- 
soniana  aurea.  Picea  Engel- 
manni  glauca,  Chamaeeyparis 
nbkisa  nana  nnd  aurea, 
TImjopsis  laetevirens,  Crypto- 
meria  japonica,  18  m  hoch, 
Abies  Pinsapo,  12  m  hoch, 
TIneja gigantea,  22  m,  und  wohl 
eine  der  größten  und  ältesten 
Seqiwia  gigantea  am  Bodensee 
von  20  m  Höhe  und  3  m  Stamm- 
\imfang.  Es  war  der  heißeste 
Tag  der  Exkursion  und  ein  vom 
fürstlichen  GartendirektorDreher 
angebotener  Imbiß  wurde  dank- 
barst entgegengenommen  und 
sehr  ausgiebig  benutzt.  Der 
herriiche  Burgunder,  welcher 
dort  an  den  steilen  Berglehnen 
in  der  Sonnenglut  reift,  war  zur 
Belebung  des  ermatteten  Körpers 
wie  geschaffen. 

Nach  kurzer  Eisenbahnfahrt  durch  das  Gebiet  der  Rheinregulierung 
wurde  die  Schweiz  verlassen  und  Bregenz  auf  österreichischem  Boden 
erreicht.  Der  Villengarten  des  Prinzen  von  Thurn  und  Taxis,  auf 
einer  Anhöhe  liegend,  mit  prächtigen  Blicken  auf  den  Bodensee,  ent- 
hält wertvolle  Gehölze.  Der  durch  seine  rotblättrigen  Begonien- 
züchtungen wohlbekannte  Obergärtner  Smetana  machte  den  Führer. 
Wir  sahen  prächtige  Exemplare  von  Picea  Engelmanni  glauca, 
die  schönsten  der  ganzen  Exkursionen,  Picea  excelsa  pyramidalis, 
12  m  hoch,  Picea  excelsa  var.  rirgata,  12  m.  Picea  Maximowicxi, 
G  m,  'Tsitga  paitoniana  glauca,  2  m,  Pintts  Strobus,  25  m,  Torreya 
californica,  3  m,  Abies  nobilis  glauca,  5  m,  sowie  enorme  Cedern 
und  Sequoien. 

Nach  Besichtigung  des  Begonienhauses  wurde  einer  der  statt- 
lichen Bodensee-Dampfer  bestiegen,  um  nach  Lindau  in  Bayern  zu 
gelangen,  somit  das  vierte  Land,  welches  heute  betreten  wurde. 
Lindau,  in  prächtiger  Lage  als  Insel  im  Bodensee,  war  überfüllt  mit 
Fremden,  und  die  meisten  mußten  sich  mit  mühsam  gesuchten  Privat- 
quartieren behelfen.  Auf  die  fürchterliche  Hitze  des  Tages  setzte 
ein  starker  Gewitterregen  ein,  der  äußerst  abkühlend  wirkte. 

Früh  ging  es  den  anderen  Morgen  mit  Schiff  nach  dem  nicht 
weit  entfernten  Bad  Schachen,  das  unstreiUg  der  schönste  Punkt  des 
ganzen  Bodensees  genannt  werden  muß.  In  dieser  prächtigen  I^age 
sind  viele  schöne  Villen  mit  großen  Gärten  entstanden.  In  den 
Gärten  gedeihen  die  Gehölze  herrlich.  Lindenhof,  die  älteste  Nieder- 
la.ssung,    hat   ca.  8  Hektare  Park    und   die  besten  exotischen  Baum- 


Die  Gartenwelt. 


IX,  50 


bestände.  Eigentümer  sind  die  Herren  Gebrüder  Grub  er,  gärtne- 
rischer Leiter  ist  der  Gartenverwalter  Herr  Euppreoht.  Hier 
sahen  wir  die  älteste  und  stärkste  Pseiulotsuga  Douglasi  von  30  m 
Höhe,  60  Jahre  alt,  und  konnten  da  erst  so  recht  erkennen,  daß  es  ein 
Waldbaum  ist,  denn  man  wüjde  das  Exemplar  eher  für  eine  große 
Tanne  halten.  Es  wurden  weiter  bewundert :  Abies  cephalonica,  20  m 
hoch,  Thnjopsis  dolobrata,  10  m  hoch,  Picea  orientalis,  20  m,  Thuja  gi- 
gnntea,  20  m,  Pirms  Jeffreyi,  30  m,  Chamaeeyparis  lawsoniatM  glauca, 
30  m,  Cn/ptomeria  japonica,  25  m,  Juniperus  drtipMea,  5  m,  Chamae- 
cyparis  nutkaünsis,  30  m,  Oiiigko  biloba^  30  m,  Hex  Aquifolium.^ 
15  m,  Abies  pectinaia  fastigiata,  15  m,  Abies  nobilis gtauca,  8  m  hoch, 
und  andere.  Darauf  wurde  der  Garten  der  Villa  Tannhof  besichtigt. 
Derselbe  steht  unter  der  Leitung  des  durch  seine  Begonien-Rasse 
bekannten  Gartenverwalters  Herrn  Schmeiß,  welcher  den  liebens- 
würdigen Führer  machte  und  auch  schon  tags  zuvor  bei  der  An- 
kunft in  Lindau  den  kundigen  und  sehr  brauchbaren  Cicerone 
spielte.  Der  Vorsitzende  hatte  speziell  zu  dieser,  außerprogramm- 
mäßigen  Exkursion  eingeladen.  In  dieser  wohlgepflegten  Garten- 
anlage sahen  wir  das  größte  Exemplar  von  Picea  alba  der  ganzen 
Exkursionen  in  einem  tadellosen  Zustande,  ca.  14  m  hoch.  Zwanzig- 
jährige Pseuchistiga  Douglasi  von  12 — 14  m.  Schöne  Exemplare 
von  Tilia  platyphyllos  jnjramidalis  und  asplenifolia ,  Pterncarya 
raucasica  mit  ihren  langen  herabhängenden  Blütenständen,  Abies 
amabilis,  6  m  hoch.  Ein  Prachtexemplar  von  Abies  pectinata 
pendula^  von  Juniperus  virginiana  glauca,  Abies  concolor  und 
nobilis  glaiUM,  Picea  pungens  glauca,  Pinus  excelsa,  voll  besetzt 
mit  enormen  Zapfen,  und  P.  Laricio,  Picea  excelsa  pyramidalis, 
15  m  hoch,  Liquidambar  siyraciflua,  6  m,  u.  a.  m.  Prächtige  ge- 
schmackvolle Blumenbeete  zieren  diese  tadellose  Anlage,  ohne  daß 
eine  Überfüllung  zu  bemerken  ist. 

In  Friedrichshafen  wurden  die  herrlichen  Baumbestände  des 
Kgl.  württembergischen  Schloßparks  unter  der  Führung  des  Garten- 
inspektors Herrn  Amman  besichtigt.  Der  Park  ist  noch  nach  älterem 
Geschmack  angelegt,  birgt  jedoch  viele  sehr  starke  und  alte  exotische 


Gehölze,  deren  Aufzählung  zu  weit  führen  würde.  Damit  waren  die 
Dendrologentage  zu  Ende  und  die  Teilnehmer  trennten  sich,  bereichert 
an  neuen  Erfahrungen. 


Durch  ein  Hagelwetter  zerstörte  Gewächshäuser  eines  Handelsgärtners  in  Straßburg  i.  E. 
Originalaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

Die  in  diesem  Jahre  allerorts  verderblich  auftretenden  Unwetter  haben  schweren  Schaden  ver- 
ui-sacht.  Gar  manchem  kleinen  Handelsgärtner  wird  dadurch  die  Existenz  erschwert,  wenn  nicht  gar 
untergiaben,  weshalb  enistlich  zu  raten  ist,  die  Kulturen  und  Glasflächen  bei  der  Hagelversicherungs- 
gesellschaft für  Gärtnereien,  Berlin  SO,  Schmidtstr.  zu  versichern,  oder  dafür  Sorge  zu  tragen,  daß  die 
Deckladen  oder  Kohrmatten  zum  Decken  stets  bei  der  Hand  sind.  Rechtzeitiges  Zudecken  bei  herau- 
uaheudem  Unwetter  hat  schon  manches  Unheil  in  Gärtuereibetrieben  verhütet. 


Fragen  und  Antworten. 

Beantwortung  der  Frage  No.  338.  Was  bedeuten  die  An- 
pflanzungen von  Pyramidenpappeln  um  Festungen  und  warum  sind 
die  Pappeln  meist  geradlinig  gepflanzt  und  in  mehreren  Reihen  hinter- 
einander? 

(Verspätet  eingegangen.  Vgl.No.45,S.53T).  Die  Beantwortungliegt 
auf  strategischem  Gebiete.  Man  pflanzte  die  Pappeln  früher  in  erster 
Linie  als  Wegweiser;  ob  dieses  nun  in  einer  Reihe  oder  in  mehreren 
Reihen  hintereinander  geschah,  ist  nebensächlich.  Die  Pappeln  um 
Festungen  pflanzte  meist  Napoleon  I.  an,  als  er  Deutschland  unter- 
jocht hatte,  mit  dem  seiner  Schlauheit  Ehre  machenden  Hinter- 
gedanken, gute  Zielscheiben  für  seine  Feldartillerie  zu  schaffen. 
Napoleon  erkannte,  daß  Festungen  den  Feuerwaffen  gegenüber  nur 
geringen  Wert  hatten.  Heutzutage  würde  es  keinem  Menschen 
mehr  einfallen,  um  Festungen  Pappeln  zu  pflanzen;  sie  sind  der 
beste  Zielpunkt,  besonders  für  Artillerie.  Wo  es  heute  noch  Pappeln 
um  Festungen  gibt,  würden  sie  bei  Beginn  eines  Feldzuges  sofort 
abgeholzt  werden.  Eine  Befestigung  des  Erdreichs  war  damit  nicht 
beabsichtigt,  denn  die  Wälle  sind  so  flach,  daß  Graswuchs  voll- 
kommen genügt,  und  das    war  schon  vor  Jahrzehnten  so. 

Karl  Hegar,  Friedberg  i.  H. 
Beantwortung  der  Frage  No.  342.  Von  ehemaligen  Schülern 
einer  höheren  Gartenbauschule  wird  es  mit  Bedauern  empfunden,  daß 
der  Unterricht  im  Gartenbau,  also  eines  Hauptfaches  einer  Gartenbau- 
sch ule,  so  ganz  und  gar  nicht  für  die  Schüler  nutzbringend  gestaltet  war. 
Die  Zeit  des  Unterrichts  wurde  mit  der  Nachschrift  von  Kultur- 
beschreibungen, endloser  Sor- 

ten- und  Pflanzen  Verzeichnisse, 

ausgefüllt  und  die  Früchte  zwei- 
jährigen Unterrichts  waren  ein 
dicker  Band  vollgeschriebenen 
Papiers,  aber  nichts  für  die 
Praxis  sofort  dienliches.  Es 
soll  nicht  verkannt  werden, 
daß  der  Gartenbau  als  Lehrfach 
seine  besonderen  Schwierig- 
keiten bietet,  aber  es  ist  Zeit, 
daß  dieses  Unterrichtsfach  in 
einer  Weise  ausgestaltet  wird, 
daß  der  Schüler  dem  Unter- 
richt mit  Interesse  folgen  kann 
und  etwas  mehr  als  Katalog- 
weisheit und  ßücherwLssen- 
schaft  auf  den  Weg  in  die 
Praxis  mitbekommt.  Wer  macht 
Vorschläge? 

Als  icli  die  Frage  las, 
reizte  es  mich,  zu  antworten, 
um  so  mehr,  als  „Dahlem" 
nicht  gemeint  sein  konnte, 
da  die  geschilderte  Art  des 
Unterrichts  auf  diese  Lehr- 
anstalt nicht  zutrifft.  Dann 
aber  schwieg  ich,  in  dem  Ge- 
fühl: „man  muß  nicht  überall 
dabei  sein!"  Weil  ich  aber 
eine  unmittelbare  Bitte  des 
Herrn  Herausgebers,  zu  der 
Frage  mich  zu  äußern,  nicht 
abschlagen  will,  sei  einiges 
kurz  bemerkt. 


IX,  50 


Die   Gartenwelt. 


599 


1.  Vom  Standpunkt  des  „Lehrers"  muß  ich  sagen:  Ich  halte 
es  für  sehr  richtig,  wenn  alle  ehemaligen  Schüler  alles,  was  sie  an 
Verbesserungswünschen  auf  dem  Herzen  haben,  Ratschläge  für  die 
Ausgestaltung  des  Unterrichts,  damit  er  unmittelbar  den  Aufgaben 
dos  Lebens  diene,  —  an  die  Direktionen  der  Lehranstalten  oder  an 
die  betreffenden  Lehrer  selbst  richten.  Ich  kann  mir  keinen  Lehrer 
denken,  der  —  das  übel  nähme!  Gerade  durch  solche  praktische 
Mitarbeit,  positive  Kritik  und  positive  Verbesserungsvorschläge 
können  die  ehemaligen  Schüler  ihren  Nachfolgern,  ihrem  Benif  nützen 
und  der  Anstalt  einen  Teil  dessen  lohnen,  was  sie  von  ihr  erhalten 
haben.  Die  „negative"  Kritii,  die  nur  sagt,  wie  es  nicht  sein  soll, 
ist  wertlos.  —  Die  Vereinigung  ehemaliger  Dahlemer  ^gegründet  1905) 
hat  nach  den  in  No  41,  Seite  492,  abgedruckten  Mitteilungen  die 
positive  Mitarbeit  am  Fortschritt  ihrer  Mutteranstalt  zu  einem  ihrer 
Ziele  gemacht. 

2.  Es  ist  leichter,  in  abstrakten  (z.  B.  über  Kunst)  oder  wissen- 
schaftlichen Unterriohtsgegenständen  (z.  B.  Chemie)  ein  abgerundetes 
„"Wissen"  zu  vermitteln,  als  in  rein  praktischen  Anweisungen  über 
die  Ausübung  eines  Handwerkes  (z.  B.  Gartenbau,  Pflanzenzucht). 
Beweis:  in  ersteren  Fällen  ist  der  Nachweis  des  Wissens  das  Ziel; 
im  letzten  Fall  soll  auf  das  Wissen  die  handwerksmäßige  Ausübung 
zu  praktischem  Gelingen  (Zuchtresultat  und  Gewinn)  im  Leben 
folgen. 

Es  kommt  nun  zunächst  auf  die  Vorbildung  des  Schülers  au, 
wie  weit  die  ihm  durch  Worte  vermittelten  Tatsachen  durch  Wach- 
rufen von  Erinnerungsbildern  zu  innerer  lebendiger  Anschauung 
werden.  (Wer  z.  B.  nur  Baumschul-Vorerfahrungen  hat,  wird  bei 
Belehrungen  über  Gewächshauskulturen  den  in  diesen  vorgebildeten 
Zuhörern  gegenüber  einen  schweren  Stand  haben.) 

Was  bei  Vorträgen  nicht  zu  lebendiger  innerer  Anschauung 
des  Hörers  wird,  langweilt,  ermüdet,  wird  nicht  aufgenommen.  Wie 
viel  mag  beim  Unterricht  auf  diese  Weise  verloren  gehen  I  Es  dringt 
dergleichen  so  wenig  ein,  daß  manche  gelegentlich  behaupten,  sie 
hätten  noch  nichts  „davon"  gehört,  bis  sich  aus  ihren  eigenen  Notizen 
das  Gegenteil  erweist.  Der  Schüler  hat  also  die  Pflicht,  .so  auf- 
merksam zu  folgen,  daß  im  Unterricht  selbst  die  mitgeteilten  Tat- 
sachen zu  seinejn  Besitz  werden. 

3.  Das  Lehren  vermeide: 

a)  Von  Pflanzen  und  Sorten  zu  reden,  die  nicht  jedem  be- 
kaimt  sind  oder  durch  Abbildung  oder  Naturobjekt  durch  unmittelbare 
Vorführung  bekannt  werden. 

b)  Die  mündliche  Aufzählung  von  Namen.  Was  davon  Besitz 
werden  soll,  werde  schriftlich  vermittelt.  Schi'eiber  dieses  vermeidet 
das  Nachschreibenlassen ;  die  Erfahrung  lehrt,  daß  große  Übung  dazu  ge- 
hört, das  Wesentliche  vom  Nebensächlichen  zu  trennen.  Durch  die 
Reduktion  des  umständlich  Gehörten  auf  wenig  Geschriebenes  tritt 
leichter  Ermüdung  ein,  dann  die  Versuchung,  über  das  Papier  ge- 
beugt, zu  ..schlafen''.  Daher  findet  der  Unterricht  nur  Auge  in 
Auge  statt;  was  notiert  werden  muß,  sei  nui'  das  Gerippe  der 
wichtigen  Einzelheiten,  das  werde  diktiert.  In  Zukunft  sollte  es 
möglich  sein,  das  Diktat  der  Einzeltatsachen  zu  vermeiden  durch 
Druck  oder  Autographie  der  Notizen. 

c)  Nicht  auf  die  „Grundzüge  der  Kulturen"  kommt  es  auf  einer 
höheren  Gartenbausohule  an,  sondern  auf  Übermittelung  gerade  der 
feinsten  Einzelheiten,  die,  aus  der  Praxis  der  Spezialisten  abgelauscht, 
zum  Erfolg  führen. 

d)  Der  Lehrer  muß  gewillt  und  durch  die  Nähe  von  Spezial- 
Gärtnereien ersten  Ranges  in  der  Lage  sein,  seine  Anschauungen 
fortwährend  zu  erweitern.  Die  Praxis  der  Pflanzenzucht  geht  un- 
aufhaltsam vorwärts;  was  heute  neu  ist,  kann  morgen  durch  Besseres 
überholt  sein.  Wenn  also  der  Lehrer  fortwährend  lernt,  so  muß  er 
doch  eine  derartige  eigene  Praxis  hinter  sich  haben,  daß  er  sich 
sofort  über  den  Wert  von  Neuerungen  kritisch  klar  ist;  er  muß 
stets  wissen,  wie  weit  das  Neue  auch  nützlich  ist. 

e)  In  dem  Wechsel  der  Erscheinungen  muß  der  Lehrer  die 
treibenden  Kräfte  darzulegen  wissen. 

f)  Da  die  Praxis  nicht  nur  Kulturresultate,  sondern  auch  Ge- 
winne   fordert,    muß    aus   handelsgärtnerischem   Geiste   heraus  jede 


gärtnerische  Maßnahme  beurteilt  und  gelehrt  werden,  sobald  es  sich 
um  Handelskulturen  handelt. 

g)  Die  Ziele  des  Liebhabers  und  des  Botanikers  sind  von  den 
Zielen  des  Handelsgärtners  zu  scheiden.  Eine  Lehranstalt  soll  alle 
drei  wenn  auch  in  klarer  Trennung  berücksichtigen. 

h)  Hierzu  ist  nötig,  daß  der  Gartenbau  unter  so  viele  Spezial- 
Lehrkräfto  auf  einer  Anstalt  verteilt  wird,  daß  jede  Richtung  ge- 
sondert vertreten  ist,  wie  es  in  Dahlem  der  Fall  ist. 

i)  Trotz  der  Spezialisierung  muß  jeder  Lehrer  so  weit  die 
übrigen  Lehrgebiete  beherrschen,  daß  er  so  oft  als  möglich  die  Zu- 
sammenhänge der  einzelnen  Gebiete  den  Schülern  klar  legt,  dadurch 
das  Spezial-Lehrfach  belebt  und  die  Warnung  vor  Einseitigkeit  in  der 
Ausbildung  lebendig  erhält;  die  Nützlichkeit  der  Kombinationen  von 
Kulturen,  die  auf  einer  Lehranstalt  im  Unterricht  weit  auseinander 
zu  liegen  scheinen,  kommt  dadurch  zum  Bewußtsein. 

k)  Mit  theoretischen  Entwürfen  auf  dem  Papier  soll  man  nicht 
Zeit  und  Kraft  versäumen.  Nützlicher  ist  das  Eindringen  in  die 
Lebensbedingungen  bestehender  Betriebe  durch  häufige  Anschauung. 

1)  Der  Besuch  von  Handelsgärtnereien  in  der  Weise,  daß  die 
Gründe  für  die  Kultur-Art,  Betriebsweise,  Kombination,  das  Mengen- 
verhältnis etc.  klar  dargelegt  werden,  ist  nützlicher,  als  das  rezept- 
mäßige Einprägen  von  Kulturverfahren. 

m)  Kulturverfahren:  Rezeptmäßig  können  sie  nicht  gelernt 
werden.  Das  sitzt  nicht  länger  als  bis  zum  „Examen".  Aber:  auf 
Grund  der  natürlichen  Eigenart  der  Pflanze  kann  man  die  Prinzipien 
feststellen  und  verinnerlichen,  welche  mit  künstlichen  Mitteln  die 
natürliche  Veranlagung  jeder  Pflanze  zu  steigern  geeignet  sind. 
Wenn  man  dann  die  verschiedenen  künstlichen  Mittel  der  Pflanzen- 
kultur aufstellt  und  bei  jedem  Mittel  fragt  und  beantwortet,  welche 
Pflanzen  sind  der  bezüglichen  Beeinflussung  zugänghch,  so  gelangt 
man  dazu,  das  ge.samte  Verfahren  beider  Pflanzenkultur  lehrtech- 
nisch auf  verhältnismäßig  wenige  Unterweisungen  zurückzuführen. 
Dadurch  schafft  man  dem  Schüler  ein  Eindringen  und  Verständnis 
für  das  Gesamtgebiet;  dann  steht  nicht  mehr  jede  „Kultur"  isoliert 
da,  sondern  es  knüpfen  sich  die  Beziehungen  der  Kulturpflanzen 
unter  einander  in  Rücksicht  auf  gleiche  oder  ähnliche  Ansprüche, 
Kombinationen  zu  gleichzeitiger  Kultur,  Blüten  und  Fruchtfolge, 
gleichzeitige  Kultur  auf  derselben  Fläche,  Beziehungen  zum  Absatz, 
zum  Import  und  anderes.  Statt  des  ermüdenden,  nicht  übersehbaren 
Hintereinanders  von  Rezepten  —  die  natürlich  gegeben  werden 
müssen,  wie  gesagt,  künftig  gedruckt  —  bietet  sich  ein  leicht  sich 
einprägendes  Nebeneinander  unter  gemeinsamen  Gesichtspunkten. 

u)  Das  Lehren  ist  eine  Kunst,  kein  Handwerk. 

o)  Anschauung  ist  wichtiger  als  Worte  es  sind. 

p)  Zur  Belebung  der  Tatsachenvermittelung  dienen  alle  Mittel; 
auch  der  Scherz  hat  sein  Recht  und  seinen  befreienden  Wert  bei 
der  Arbeit. 

f])  Die  Schüler  müssen  zu  Mitarbeitern  an  der  Idee  des  Unter- 
richts werden. 

r)  Die  Schüler  müssen  selbst  möglichst  oft  zu  Worte  kommen, 
Ansichten,  Erfahrungen,  auch  und  gerade  dem  Vorgetragenen  ent- 
gegenstehendes in  angemessener  Form  zur  Geltung  bringen,  damit 
neben  Belebung  des  Unterrichts  etwaige  örtliche  Abweichungen  auf 
ihre  Gründe  zuriickgeführt  werden. 

s)  „Heiteres  Vertrauen"  muß  zwischen  Lehrer  und  Hörern  be- 
stehen, damit  sie  ihm  mitteilen,,  was  sie  in  der  gärtnerischen  Welt 
und  —  nicht  zum  wenigsten  —  auch  in  der  übrigen  W^elt  sehen 
und  hören.  Da  fällt  denn  manches  Licht  der  Erkenntnis  aus  der 
großen  in  die  Garten- Welt  1  Das  scheinbar  Fremdeste  reimt  sich 
zusammen ! 

t)  Als  Ergänzung  des  Unterrichts  dient  der  Hinweis  auf  Bezugs- 
quellen und  Kataloge;  au  Stelle  von  Sortenverzeichnissen  werden 
die  für  die  einzelnen  Sortimente  in  Betracht  kommenden  Firmen 
mitgeteilt. 

u)  Der  nutzbringende  Handel  beruht  auf  dem  Erkennen  und 
Schaffen  von  Bedürfniäsen.  Daher  ist  eine  wichtige  Ergänzung  des 
Unterrichts  im  Gartenbau  die  Betriebslehre,  die  Rücksicht  auf 
Import,  Inlandsmarkt  und  Gewinn.  Trotz  aller  Schwierig- 
keiten bilden  diese   das    belebende  Element   der  gesamten  Pflanzen- 


Die  Gartenwelt. 


IX.  50 


Kultur-Betrachtungen.      Hier    hinein    gehört  auch  das  Verstehen  der 
Bedürfnisse  der  einzelnen  Handelsbetriebe. 

Schluß:  Man  wird  aus  Vorstehendem  bemerken,  daß  aus  den 
in  Dahlem  vertretenen  Absichten  heraus  geschrieben  wurde.  Hier 
bewahi-t  schon  die  Verteilung  der  Lehrfächer  des  Gartenbaues  (und 
auch  der  Gartengestaltung)  auf  eine  größere  Zahl  von  Lehrfa-äften 
vor  Einseitigkeit.  —  Übrigens  ist  nicht  allein  das  im  einzelnen 
Lehrfach  Gelernte  nach  Ansicht  des  Verfassers  das  Wichtige,  sondern 
dem  gleich  steht  die  Gesamteinwirkung  der  Lehrer,  der  An- 
schauung auf  die  Besucher  dieser  Lehranstalt.  Damit  ist  ein  deut- 
liches geistiges  Ausreifen  verbunden.  „Die  Hochsohuljahre  sind  des 
Jünglings  Wanderjahre"  sagt  .Tahn;  und  die  „Wanderjahre"  des 
jungen  Gärtners  sollen  auf  einer  Lehranstalt  abgekürzt  und  sein 
Lebensschatz  soll  bereichert  werden.  Ich  behaupte :  Wenn  ein  fleißiger, 
nach  den  Anforderungen  des  Programms  der  Lehranstalt  (einjähriges 
Zeugnis,  möglichst  4jährige  Praxis !)  vorgebildeter,  gesunder  Besucher 
des  zweijährigen  Lehi'ganges  der  Kgl.  Gärtnerlehranstalt  Dahlem  sich 
im  Leben  der  Praxis  nicht  zurecht  zu  finden  weiß,  —  dann  liegts 
an  ihm,  nicht  an  der  Lehranstalt.  Ihre  Ziele  sind  gute  und  die 
Wege  zu  ihnen  werden  immer  sorgfältiger  ausgearbeitet.  Dazu 
mögen  alle  wirklichen  Freunde  der  Anstalt  durch  positive  Rat- 
schläge und  Mitarbeit  helfen. 

Willy  Lange,    Lehrer  der  Gartenkunde  und  Abteilungsvorsteher  an 
der  Kgl.  Gärtnerlehranstalt  Dahlem. 


Aus  den  Vereinen. 

Jahresversammlung  des  Vereins  Deutscher  Gartenkünstler 
in  Darmstadt.  Der  Verein  begann  seine  Tagung  am  22.  August, 
begrüßt  durch  Oberregierungsrat  Hölzinge r  als  Vertreter  der  Staats- 
regierung und  durch  Bürgermeister  Dr.  G lässing  als  Vertreter  von 
Darmstadt.  An  dem  veranstalteten  Festessen  nahmen  etwa  140 
Personen  teil.  Viele  Vereinsmitglieder  beteiligten  sich  auch  an  den 
programmmäßigen  Ausflügen.  Im  Verlaufe  der  Verhandlungen  legte 
der  bisherige  Voreitzende ,  Herr  Landsohaftsgärtner  Brodersen, 
Berlin,  sein  Amt  nieder,  da  die  weitaus  größte  Mehrheit  der  An- 
wesenden auf  dem  Boden  der  vorjährigen  Düsseldorfer  Beschlüsse 
stand,  die  darauf  hinausliefen,  den  Verein  von  den  „Berliner  Ein- 
flüssen" frei  zu  machen  und  seinen  Sitz  nach  der  Provinz  zu  ver- 
legen. Nachdem  anfangs  Herr  Gartendirektor  He  icke  mit  der  pro- 
visorischen Leitung  der  Geschäfte  betraut  worden  war,  entschloß 
man  sich  im  Verlaufe  der  Tagung,  sofort  zu  einer  Neuwahl  des 
Vorstandes  zu  schreiten.  Der  im  vorigen  Jahr  in  Düsseldorf  ge- 
wählte Vorstand  wurde  mit  großer  Mehrheit  erneut  gewählt.  Stadt- 
gai-tendirektor  Trip,  Hannover,  ist  also  erster  Vorsitzender,  der 
Stadtobergärtner  Zeininger,  ebenda,  erster  Schriftführer,  Kari oh, 
Bremen,  Schatzmeister.  Die  Redaktion  des  Vereinsorganes  dürfte,  wie 
ich  höre,  wohl  auch  in  Kürze  in  andere  Hände  übergehen. 

Im  Interesse  des  Vereins  bezw.  seiner  ruhigen  Weiterentwick- 
lung ist  zu  hoffen,  daß  man  sich  nun  allerseits  bei  den  neu  ge- 
schaffenen Verhältnissen  beruhigt,  denn  es  könnte  andererseits  sonst 
die  ganze  Vereinigung  in  die  Brüche  gehen  und  sich  wohlgefällig 
in  die  einzelnen  Gruppen  auflösen,  womit  der  Gartenkunst  nicht  ge- 
dient wäre.  M.  H. 


Gärtnerisches  Unterrichtswesen. 

Jahresbericht  über  die  Königlich  Bayerische  Gartenbau- 
schule in  Weihenstephan  bei  Freising  für  die  Schuljahre 
1903  04  und  1904,05.  Die  Jahresberichte  unserer  Garteubausohulen 
haben  den  Zweck,  die  Fachkreise  über  das,  was  sie  den  ünterricht- 
nehmern  zu  bieten  vermögen,  zu  informieren  und  als  werbende 
Kräfte  zu  dienen.  Daher  widmet  man  der  Ausstattung  dieser  Be- 
richte große  Sorgfalt.  So  ist  auch  dieser  Doppelbericht  für  die  Zeit 
von  1903  bis  1905  mit  zahlreichen  Abbildungen  der  Anstalt  und  ihrer 
Gärten  versehen.     Das  gärtnerische  Lehrpersonal  der  Anstalt 


aus  dem  Königl.  Garteninspektor  Jos.  Schinabeck,  Schulvorstand, 
Lehrer  für  Obst-  und  Weinbau  und  Gehölzzucht,  dem  Obergärtner 
Peter  Holfelder,  ständigem  Hilfslehrer  für  Obst-  und  Gemüsebau, 
Buchführung,  Betriebslehre  und  Bienenzucht,  dem  Obergärtner 
Gottlieb  Kaiser,  ständigem  Hilfslehrer  für  Blumen-  und  Land- 
sohaftsgärtnerei.  Feldmessen  und  Nivellieren,  Zeichnen  und  Gewächs- 
hausbau und  Heizungsanlagen,  und  dem  Königl.  Adjunkten  an  der  K. 
Akademie  L  u  d  w  i  g  K  i  e  ß  1  i  n  g ,  für  allgemeinen  Pflanzenbau.  Die 
Lehrzeit  an  der  Gartenbauschule  beträgt  zwei  Jahre.  Die  Zahl  der 
in  die  Gartenbauschule  und  in  den  Obstbaukursus  (Internate)  auf- 
zunehmenden Schüler  beschränkt  sich  insgesamt  auf  18,  außerdem 
können  6  Hospitanten  zugelassen  werden,  die  über  20  Jahre  alt  sind, 
die  nicht  in  der  Anstalt  wohnen  und  verpflegt  werden,  schließhch 
werden  auch  Praktikanten  ohne  gärtnerische  Vorbildung  nicht  unter 
18  Jahre  alt  aufgenommen.  Diese  Praxis  wird  für  den  nach- 
folgenden Besuch  der  Anstalt  füi-  eine  zweijährige  Lehrzeit  an- 
gerechnet. Die  I.  Klasse  war  1903/04  von  4,  1904/05  von  10.  die 
n.  Klasse  1903/04  von  5,  1904/05  von  4,  der  Obstbaukursus  1903/04 
von  4,  1904/05  von  7  Schülern  besucht.  Aus  dem  Sohulbericht  ist 
zu  erwähnen  die  Verlegung  des  Schuljahres  vom  1.  Oktober  bis  Ende 
September  auf  die  Zeit  vom  1.  April  bis  31.- März,  wodurch  die 
Herbstprüfung  1904  ausfiel,  die  dann  durch  die  Prüfung  am  28.  März 
li)05  ersetzt  wurde,  sodaß  die  Änderung  nunmehr  durchgeführt  ist. 
Die  Referate  über  Gehölzzucht  und  den  Anstaltsgarten  beschränken 
sich  auf  die  Aufzählung  des  Pensums,  vermeiden  es  aber  leider, 
etwas  spezieller  auf  das  tatsächUch  Erreichte  einzugehen.  Die  An- 
stalt könnte  sich  in  dieser  Hinsicht  den  Geisenheimer  Jahresbericht 
als  Vorbild  nehmen. 

Den  Schluß  des  Jahresberichtes  bildet  eine  Schilderung  der 
Geschichte  der  Kgl.  Staatsbaumsohule,  die  in  diesem  Jahre  ihre 
Zentenarfeier  begangen  hat.  Die  Schule  wurde  s.  Z.,  es  war  im  Jahre 
ly97,  in  Anlehnung  an  diese  Staatseinrichtung  durch  Ministerial- 
erlaß vom  10.  November  1896  gegründet.  Die  Staatsbaumschüle  war 
in  der  Hauptsache  im  Interesse  des  bayerischen  Obstbaues  tätig  und 
hatte  die  Aufgabe,  die  Obstsorten  zu  prüfen  und  der  Einführung  des 
Bewährten  die  Wege  zu  ebnen.  Leiter  der  Baumschule  waren  bis 
1837  F.  W.  Hinkert,  der  Verfasser  des  1836  erschienenen 
„Systematisch  geordneten  Handbuches  der  Pomologie  mit  Inbegriff 
der  in  der  K.  bayer.  Zentral  -  Obstbaumsohule  zu  Weihenstephan 
kultivierten  Kern-  und  Steinobstsorten  unter  besonderer  Berück- 
sichtigung auf  Boden  und  Klima  etc'.  Dann  übernahm  Josef 
Es  tu  er  aus  Wallerstein,  der  später  den  Titel  eines  K.  Oberbaum- 
schulgärtners  erhielt,  die  Leitung;  er  .starb  1863.  Ihm  folgte  Georg 
Schuster,  der  bis  1883  wirkte.  Seit  1883  ist  Garteninspektor 
Schinabeok  Leiter  der  Staatsbaumschüle. 


Tagesgeschichte. 


Wiesbaden.  Preisausschreiben.  Die  Stadt  Wiesbaden  be- 
absichtigt, wie  wir  bereits  in  No.  45  ankündigten,  gleichzeitig  mit 
der  Errichtung  des  neuen  Kurhauses,  das  am  1.  April  1907  fertig 
sein  soll,  die  südlich  und  östlich  hegenden  Parkanlagen  entsprechend 
umzugestalten,  zu  welchem  Zwecke  die  Stadtverordneten  zunächst 
die  Summe  von  50000  Mark  bewilligten.  Zur  Erlangung  von  Plänen 
und  Projekten  wird  hierfür  ein  Ideen  -  Wettbewerb  ausge- 
schrieben, wofür  drei  Preise,  ein  erster,  zweiter  und  dritter  Preis  in 
Höhe  von  1200,  1000  und  750  Mark  ausgesetzt  sind.  Außerdem  be- 
hält sich  der  Magistrat  vor,  weitere  Pläne  zum  Preise  von  je  300  Mk. 
anzukaufen  und  die  ausgeworfenen  Preise  anders  als  angegeben  zu 
verteilen,  wenn  die  Preisrichter  es  einstimmig  beschließen.  Als 
Preisrichter  .sind  berufen:  Der  Herr  Oberbürgermeister  von  Wies- 
baden oder  sein  gesetzlicher  Stellvertreter,  ferner  die  Herren  Garten- 
baudirektor Siebert,  Frankfurt a.M.;  Gartenbaudirektor  Schröder, 
Mainz;  Stadtgartendirektor  Encke,  Cöln;  Garten  direkter  Rieß, 
Karlsruhe;  Beigeordneter  Körner;  Stadtbaurat  Forbenius  und 
Kurdirektor  von  Ebene y er;  letztere  drei  in  AViesbaden. 


VerantTorU.  Red»ktenr:  Max  Headörffer.  Berlin.  —  Verlag  v.  Richard  Carl  Schmidt  &  Co.,  Leipzig.  —  Dmck : 


.  Gntenbetg, 


Dessau. 


mm 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  gresamten   Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


16.  September  1905. 


No.  51. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aus  dem  Inhalt  dieser  Zeitschriß  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Ausstellungsberichte. 


Hie  Allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  in  Darnistadt. 

Vom  Herausgeber. 
n.  Landschaftsgärtnerei  und  Gartenkunst. 

(Hierzu  sieben  Abbildungen.) 

Ich  habe  bereits  in  meinem  vorigen  Artikel  erwähnt, 
daß  der  landschaftsgärtnerische  Teil  der  Ausstellung  derjenige 
war,  der  ihr  den  Charakter  aiifprägte.  Gleich  bei  meinem 
Eintritt  in  die  Ausstellung  hatte  ich  das  Empfinden,  daß 
hier  Besonderes,  vom  alltäglichen  Abweichendes  zu  sehen  sei. 
Schon  die  sich  vom  Eingange  nach  dem  Inneren  des  Bessunger 
Hofgartens  hinziehende  stattliche  Allee  machte  einen  absonder- 
lichen Eindruck.  Die  zwei  Reihen  Riesenbäume  wurden  nämlich 
von  zwei  Reihen  blaublflhender  Hortensien  flankiert.  Diese  von 
H"fgärtner  Dittraann  kultivierten  riesendoldigen  Pflanzen  hatte 
man  nicht  etwa,  wie  es  sonst  üblich  ist,  mit  den  kleinen  Töi)fen 
in  die  Rasenbordüren  versenkt,  sondern  man  hatte  sie  in 
riesige,  schmucklose,  kübelartige  Tontöpfe  gebracht 
und  in  diesen  auf  den  Rasenplatz  gestellt.  Hierdurch 
sollte  wohl  im  Gegensatz  zu  dem  „Stammeffekt" 
der  AUeebäume  der  mir  bisher  unbekannte  „Topf- 
efTekt'-  markiert  werden.  Ich  kann  meiner  Ansicht  nur 
dahin  Ausdruck  geben,  daß  die  freistehenden  Riesen- 
töpfe mit  den  kleinen  Pflanzen  recht  geschmacklos 
aussahen. 

In  Darmstadt  wollten  die  Künstler  und  Ar- 
chitekten unter  fast  völligem  Ausschluß  der  so- 
genannten Gartenarchitekten,  die  man  ja  durcliaus 
nicht  für  voll  ansehen  will,  einmal  ihre  genialen 
Ideen  in  die  Wirklichkeit  übertragen.  Dazu  braucht 
man  aber  immer  einen  Gärtner,  der  nicht  nur 
Pflanzenkenntnis  besitzt,  sondern  die  Sache  auch 
macht,  weil  sie  eben  der  Architekt  oder  Bild- 
hauer, wie  er  glaubt,  zwar  versteht,  aber  nicht 
ausführen  kann.  Daß  sich  nun  in  Düsseldorf 
Berufsgärtner  gefunden  haben,  die  den  Ai-chitekten 
Handlangerdienste  leisteten,  will  ich  gelten  lassen, 
denn  nur  dadurch  ist  uns  die  llöglichkeit  geboten 
worden,  ein  Urteil  über  die  von  der  Darmstädter 
Künstlerkolonie  ausgehenden  Bestrebungen  z>i  er- 
langen. Ich  glaube,  man  ist  sich  in  den  Kreisen 
noch  nicht  recht  klar  über  das,  was 

Gartenwelt.     IS. 


die  Architekten,  Bildhauer  und  Maler  eigentlich  wollen.  Im 
Volke  ist  es  allgemein  bekannt,  daß  die  Kunst  nach  Brot 
geht.  Die  Welt  ist  heute  voll  von  Architekten,  Bildhauern  imd 
Malern,  die  nichts,  auch  rein  gar  nichts  zu  tun  haben  und, 
soweit  sie  nicht  in  der  Wahl  ihrer  Eltern  vorsichtig  gewesen 
sind,  haben  sie  deshalb  auch  nichts  zu  essen.  Unter  hundert 
akademischen  Künstlern  gibt  es  vielleicht  zehn,  die  auf  ihrem 
Gebiete  etwas  leisten  und  sich  schlecht  und  recht  durchs  Leben 
schlagen,  aber  kaum  einen,  der  ein  Genie  ist  und  seinem 
Namen  Geltung  verschafft.  Nun  suchen  die  meisten  nach  einer 
milchenden  Kuh,  und  diese  glauben  einige  in  der  Gartenkunst 
gefunden  zu  haben.  In  diesem,  meinem  Empfinden  nach 
unschönen  Bestreben,  sich  in  ein  fremdes  Gebiet  hineinzu- 
drängen, den  Berufsgartenkünstlern,  die  eine  gute  Schul- 
bildung besitzen,  möglichst  eine  Staatslehranstalt  absolvieren 
und  ein  staatliches  Examen  ablegen  müssen,  das  Brot  weg- 
zunehmen, sie  zu  ihren  Handlangern  herabzuwürdigen,  finden 


602 


Die  Gartenwelt. 


IX,    51 


J^^  ^>j«I^JI/      ^1 

g  ^ 

''ilH^nT     ''^    '      "^^^anfl 

i 

'^^^J^fff""---^  -'  -''i^jtBEil 

g         Ai 

"                         ^^^o^^H^^^^I 

Kj&  L.    '^a^^^ 

E^iH 

^^Hj^^V  :•-  ^y«x  '< 

nB^            '^^n»..                      JK^S 

«^S^h^^bI^b 

B^sjsht:^^— .  -  T^- 

^^ 

Partie  aus  dem  Hausgarten  des  Architekten  J.  Chr.  Gewin  un 
Landschaftsgärtner  Gebr.  Wenz  in  Darmstadt. 

Originalaufnahme  für  die  „Garlenwelt". 

sie  die  weitgehendste  Unterstützung  der  politischeii  Presse, 
während  es  den  Gartenkünstlern  außerordentlich  schwierig 
wird,  sich  in  der  Öffentlichkeit  Geltung  zu  verschaffen. 
Natürlich  soll  der  Gärtner,  der,  von  seinen  wissenschaftlichen 
und  künstlerischen  Fähigkeiten  abgesehen,  noch  den  Vorzug 
einer  vorzüglichen  und  langwierigen  technischen  Ausbildung 
besitzt,  nicht  überflüssig  werden  und  vom  Erdboden  ver- 
schwinden, nein,  ,jDer  Gartenfachraann'',  so  heißt  es  im  Aus- 
stellungskatalog, „ist  trotzdem  heute  ebenso  unentbehrlich 
wie  früher,  weil  ohne  technische  und  botanische  Kenntnisse 
die  sachlich  beste  Lösung  einer  Aufgabe  nicht 
möglich  ist."  Na  also!  Mit  anderen  Worten  ge- 
sagt, der  Herr  Maler,  der  Herr  Bildhauer  und 
der  Herr  Architekt,  sie  stehen  alle  drei  mit  ihren 
Phantasiegärten  wie  der  Ochs  am  Berge,  wenn 
ihnen  der  Gärtner  nicht  hilft,  ihre  Pläne,  be- 
ziehungsweise Modelle,  von  welchen  Professor 
01b rieh  den  Gartenkünstlern  so  phantasievoll  zu 
erzählen  wußte,  in  die  Wirklichkeit  zu  übertragen. 
Gewiß,  wir  können  manches  von  genialen  Künst- 
lern lernen.  Das  muß  festgehalten  werden,  wie 
auch  die  Kunsthandwerker  von  akademischen 
Künstlern  gelernt  haben.  Die  vom  Großherzog 
von  Hessen  so  sehr  protegierte  Darmstädter  Künstler- 
kolonie liat  unbestreitbar  befruchtend  und  bildend 
auf  das  Kunsthandwerk  eingewirkt.  Hierfür  bieten 
Steinmetz-,  Kunsttischler-  und  Schlosserarbeiten  auf 
der  Ausstellung  die  schönsten  Beweise.  Aber  die 
Herren  überschätzen  sich  entschieden,  wenn  sie 
sich  für  Alleskönner  imd  demgemäß  auch  für 
Landschaftsgärtner  halten.  Wie  sagte  doch  Freund 
Heicke  in  seinem  Vorti-ag?  „Derjenige  ist  noch 
lange  kein  Komponist,  der  einem  Musiker  eine 
Melodie  vorpfeift,  der  sie  dann  in  Noten  nieder- 
legt." In  unserem  Fall  ist  der  Professor  der 
Pfeifer    und    will  jedenfalls    auch    der    Pfiffikus 


sein,  der  Gärtner  der  sich  zum  Handlanger  her- 
gebende Musiker.  Wenn  alle,  die  sich  Land- 
schaftsgärtner oder  Gartenkünstler  nennen 
und  es  in  Wirklichkeit  sind,  treu  und  fest  zu- 
sammenhalten, wenn  sie  sich  darüber  klar  werden, 
daß  es  unvereinbar  mit  der  gärtnerischen  Würde 
ist,  dem  Künstler,  der  uns  das  Brot  nehmen  will, 
Handlangerdienste  zu  leisten,  so  ist  die  drohende 
Gefahr  beseitigt.  Die  Künstler  suchen  aber  mit 
ihrer  Bewegung  noch  nach  anderer  Richtung  hin 
Vorteile:  sie  wollen  Gärten  schaffen,  in  denen  die 
Pflanzen,  speziell  der  Baum  undStrauch,  nur  neben- 
sächliches, vielleicht  völlig  entbehrliches 
Beiwerk  sind.  An  ihre  Stelle  tritt  das  Orna- 
ment ,  die  Skulptur,  der  künstlerisch  behauene 
Brunnen,  die  allegorische  Figur  usw.  Dadurch  wird 
den  Baumschulen  der  Absatz  unterbunden,  während 
dem  Bildhauer  unerschöpfliche  Absatzquellen  er- 
schlossen werden,  natürlich  immer  vorausgesetzt, 
daß  das  zahlungsfähige  Publikum  den  Architekten 
blindlings  folgt  und  sich  den  gutgefüllten  Geldbeutel 
von  ihnen  gründlich  leeren  läßt.  Die  Gefahr,  die 
-j  jg,.  in  der  neuen  Strömung  für  den  Landschaftsgärtner 

besteht,  ist  nicht  zu  unterschätzen.  Wenn  aber  die 
Landschaftsgärtner  die  notwendige  Lehre  aus  den 
Vorsclüägen  der  Künstler  ziehen  und  das  was  brauch- 
bar ist,  acceptieren,  dann  dürfte  sie  auf  ein  Minimum  zusammen- 
schrumpfen. Der  Großherzog  von  Hessen  soll,  wie  ich  höre, 
den  Bestrebungen  der  Darmstädter  Künstler  sympathisch 
gegenüberstehen.  Seiner  Förderung  verdankt  es  erst  Professor 
Olbrich,  daß  er  seine  versenkten  Gärten  auf  der  Aus- 
stellung vorführen  konnte,  denn  die  beträchtlichen  Kosten 
für  diese  Gärten  hat  der  Fürst  aus  seinen  Mitteln  bestritten. 
Diese  Gärten  sollen,  so  wie  sie  sind,  auch  für  die  Folge  einen 
Bestandteil  des  Orangeriegartens  bilden.  Professor  Olbrich, 
der  von  Beruf  Architekt  ist,  hat  seine  Gärten  ummauert;   er 


IX,  51 


Die  Gartenwelt. 


603 


■'^"  -'^^:^^ 

■•  ;^BBP^^^^n|^fe;..                      fy-  ' 

^ÄfF.  "f-' 

-^ 

^^^f^^^^^^^^^^^^HHH^HHTw^^ 

Partie  aus  der  die  lieiikelschen  (jartfii  Ueiiii 
Oripinalaufnahme  für  die  „Gartenwelt" 


hat,  wie  er  in  seinem  Vortrage  erwähnte, 
eine  persönliche  Vorliebe  für  ummauerte, 
oder  sagen  wir  lieber  vermauerte  Gärten. 
Die  Gärten  liegen  auf  der  oberen,  regel- 
mäßig gestalteten  Terrasse  des  Bessunger 
Orangeriegarten.s,  umgeben  von  erhöht  an- 
gelegten regelmäßigen  Rasenflächen  ohne 
allen  Gehölz-  \md  Blumenschmuck;  sie  sind 
achteckig  und  haben  etwa  10  m  Dureh- 
messer. Es  wurde  zunächst  die  über  21/2  m 
hohe  Uminauernng  der  Gärten  aufgefülirt, 
dann  wurden  gewaltige  Erdmassen  auf  die 
Terrasse  gefahren  und  derart  angeschüttet, 
daß  die  Gärten  in  metertiefer  Versenkung 
lagen,  sodaß  die  Mauern  noch  anderthalb 
Meter  über  das  umgebende  Erdreich  empor- 
ragen. Mauern  und  Versenkung  sollen  die 
Abgeschlossenheit  der  Gärten  bewirken,  weil 
anderenfalls  die  Riesenbäume  des  Bessunger 
Parkes  das  Kimstwerk  aus  Menschenhand 
erdrückt  und  einen  Kontrast  ergeben  hätten, 
der  dem  neuen  Gartenpropheten  keineswegs 
erwünscht  gewesen  wäre.  Die  Gärten  sind 
Farbengärten,  d.  h.  jeder  von  ihnen 
ist   in    einer    Farbe    gehalten.      Der   Blaue 

Garten  ist  mit  Ageratum,  Astern,  Hortensien  und  Lobelien  ragenden  Kunstschmiedearbeiten,  abgeschlossen.  .Jeder  Garten 
bepflanzt,  der  Rote  in  der  Hauptsache  mit  Monatsrosen,  Begonien,  enthält,  von  der  Rabatte  abgesehen,  zwei  bis  drei  regelmäßig 
Pelargonien,  Fuchsien,  Salvia  etc.,  der  Gelbe  mit  Calceolaria  gestaltete  Beete,  wie  man  sie  in  gleicher  oder  ähnlicher 
rugosa,    Coreopsis,    Rudbeckia  Neumamii,    zur  Abwechslung      Form    hundertfach    in    unseren    Anlagen    wiederfindet.       Die 

Grundlage  eines  jeden  Gartens,  der  Rasen- 
teppich, d.  h.  der  sattgrüne  Untergrund,  von 
dem  sich  die  ganze  Bepflanzung  abheben  soll, 
fehlt,  dafür  sind  die  massiven  Mauern,  die 
ich  mit  Festungsmauern  vergleichen  möchte, 
reich  mit  Schlinggewächsen,  vorzugsweise  mit 
Cobaea  berankt.  Die  Wege  sind  breit,  so 
breit,  daß  sie  einschließlich  des  architek- 
tonischen Beiwerks  weit  mehr  Raum  als  die 
Bepflanzung  einnehmen.  Im  Roten  Garten 
sind  sie  mit  weißem,  in  den  übrigen  Gärten 
mit  gelbrotem  Kies  bestreut,  wie  er  in  der 
dortigen  Gegend  gegraben  wird.  Er  hat  die 
unangenehme  Eigenschaft,  nach  dem  ersten 
Regen  die  Farbe  zu  verlieren  und  dann 
schmutziggrau  zu  werden.  Dieser  Kies  soll 
den  nicht  zu  umgehenden  Farbenkontrast  her- 
vorrufen. Das  genügt  aber  beim  Roten  Garten, 
in  welchem  auch  die  Salvien  als  Blüher 
versagt  haben,  noch  nicht,  deshalb  ist  hier 
in  der  Mitte  noch  ein  länglich  viereckiges, 
etwa  meterhohes  Wasserbassin  gemauert 
worden,  das  sich  nur  mit  einer  großen  Bade- 
wanne vergleichen  läßt.  Bei  Eröffnung  der 
Ausstellung  war  das  Wasser  in  diesem  Becken 
tiefblau  gefärbt,  später  hat  man  dann  versucht, 
ihm  durch  Anilinrot  eine  etwas  weniger  aufdringliche  Farbe  zu 
geben.  Die  See  kann  unter  Umständen  blau  sein,  das  Wasser 
in  einem  gemauerten  Becken  niemals.  Das  Publikum,  das 
in  der  Hauptsache  eine  urteilslose  Masse  darstellt  und  alles 
was  Mode  ist  oder  Mode  werden  soll,  schön  findet,  sei  es 
nun  die  Straßenschleppe,  der  bis  über  die  Ohren  gehende 
Stehkragen  oder  der  Farbengarten,  fand  natürlich  gleich  beim 


Dei   Rote  Galten 


I    Hofliefeiant,  Dainistadt 

r.  irtenwelf 


aber  atich  mit  Pnimis  Pissardi  und  Blutbuchen.  Vom  rein 
landschaftsgärtnerischen  Standpunkte  betrachtet,  bieten  diese 
drei  Gärten  absolut  nichts  Neues,  wenn  man  von  Verstößen 
bei  der  technischen  Ausführung  etc.  und  Kuriositäten  absehen 
will.  Zu  den  übrigens  dem  Publikum  verschlossenen  Gärten 
füliren  breite  Steintreppen  hinab.  Die  Eingangspforten  sind 
mit    reich    verzierten    und    vergoldeten   Eisengittern,    hervor- 


604 


Die   Gartenwelt. 


IX,   51 


Anblick  die  Farbengärten  schön,  aber  alle  drei  ohne 
beleidigen  das  Auge,  wenn  man  sie  längere  Zeit 
betrachtet.  Kein  Baum,  kein  Strauch  steht  in  diesen  Gärten, 
man  sieht  nur  Kies  und  Blüten.  Zur  Bepflanzug  jedes  ein- 
zelnen Gartens  wurden  verschiedenartige  Blütenpflanzen  ver- 
wendet; so  stehen  im  Blauen  Garten  Ageraium  neben  Verbenen 
und  Helioti-op,  im  Roten  Garten  Semperflorens-Begomen  neben 
Bengalrosen.  Da  nun  die  Blüten  dieser  verschiedenen 
Pflanzen  verschiedene  Nuancen  zeigen,  so  entstehen  durch 
das  Aneinanderreihen  ziemlich  gleicher  Farben  unharmonische 
und  daneben  noch  eintönige  Kontraste.  Über  die  feststehenden 
Gesetze  der  Farbenharmonie  ist  Professor  Olbrich  kaltblütig 
hinweggegangen,  und  für  die  weiße  Blüte,  die  immer  die 
Disharmonie  aufhebt,  hat  er  keine  Verwendung  gefunden. 
Diese  Gärten  haben  auf  keinen 

Fall    eine    Zukunft.      An  solch  

einfarbigem  und  grellfarbigem 
Garten  sieht  man  sich  ebenso 
satt  wie  an  einem  grell  gefärbten 
Papagei  als  Hausgenossen.  Bei 
strömendem  Regen  füllen  sich 
die  versenkten  Gärten  mit  Was- 
ser, das  keinen  Abfluß  findet 
und  verwandeln  sich  inSchwimm- 
bassins, für  welche  sie  auch 
ihrer  Form  nach  höchst  geeignet 
sind ;  bei  Sonnenbrand  kann  der 
„glückliche"  Besitzer  eines  sol- 
chen Gartens  kochen  und  braten, 
von  Schatten  ist  keine  Rede, 
da  jede  Baumvegetation  fehlt, 
auch  eine  Laube  ist  nicht  vor- 
handen; nur  im  Gelben  Garten 
befindet  sich  ein  Blockhaus,  so 
plump  und  schwerfällig,  daß 
es  mit  seinem  klobigen  Stroh- 
dach die  ganze  Umgebung  zu 
erdrücken  scheint.  Dagegen  ist 
an  Bildwerken  kein  Mangel. 
Die  Abbildung  der  Titelseite 
zeigt  den  Blauen  Garten.  Im 
Hintergrund  steht  eine  Venus, 
die  sieh  mit  den  Händen  keusch 
die  Blößen  deckt,  im  Mittelgrund 
ein  unverhältnismäßig  massiv  aus 

großen,  feinbehauenen  Sandsteinquadern  zusammengesetztes  Boll- 
werk mit  muldenförmiger  Vertiefung.  In  einem  Zeitungsberichte 
figurierte  es  als  Taufbecken.  Am  besten  wirkt  noch  der 
Gelbe  Garten,  weil  hier  einige,  wenn  auch  nur  dürftige  blut- 
rote Gehölze  etwas  Kontrast  in  die  gelbe  Masse  bringen  und 
weil  die  reichlich  angepflanzten  Rudbeckia  Neumanni  durch 
ihre  dunkelgefärbten  Blütenköpfe  etwas  „Leben  in  die  Bude" 
bringen,  die  in  ihrem  einseitigen  Gelb  die  Verkörperung  des 
Neides  zu  sein  scheint.  Ein  Spaßvogel  nannte  diesen  Garten 
„die  gelbe  Gefahr".  Recht  schmuckvoll  nehmen  sich  außerhalb 
der  Gai'tenmauern  hölzerne  B  o  g  e  n  1  a  u  b  e  n  aus,  mit  Hopfen 
und  Angurien  bewachsen;  sie  bieten  angenehme  Ruhesitze  und 
gestatten  Einblick  in  das  Innere  der  kuriosen  Gärten. 

Charakteristisch  für  alle  kleinen  Gärten  der  Ausstellung 
ist  die  geradlinige  Wegef ührung.  Diese  geradlinigen 
Gärten  sind  aber  keineswegs  eine  neue  Erfindung  der 
Architekten;  alle  urteilsfähigen  Gartenkünstler  sind  sich  viel- 


Koniferengruppe  von  Hoflieferant  H.  Schneider,  Darm 

Stadt     (mit     Standbild).        Oripnalaufnahme  für  die  „Gartenwelt' 


mehi'  schon  seit  Jahren  darüber  einig,  daß  man  kleine  An- 
lagen, die  ganz  unter  dem  Drucke  des  Hauses  stehen,  am 
besten  und  zweckmäßigsten  geradlinig  behandelt.  Im  übrigen 
ist  der  gerade  "Weg  nur  bei  großen  Raumverliältnissen  in 
Verbindung  mit  malerischen  Wegen  am  Platze.  Herr  Stadt- 
gartendii-ektor  Heicke  führte  in  seinem  Vortrage  mit  Recht 
aus,  daß  uns  die  Künstler  darüber  im  Zweifel  lassen,  wie  sie 
größere  Parkanlagen  gestalten  wollen.  Für  die  regelmäßige 
oder  freie  Gestaltung  des  Gartens  seien  allein  Gründe  der 
Zweckmäßigkeit  maßgebend;  hierüber  würde  der  Garten- 
künstler zu  entscheiden  haben.  Es  würde  den  Rückschritt 
um  ein  halbes  Jahrhundert  bedeuten,  wollten  wir  die  gerad- 
linigen Darmstädter  Vorbilder  wieder  für  alle  Verhältnisse 
anwenden.  —  Die  Hausgärten  mit  geraden  Wegen,  wie  sie  uns 
die     Darmstädter     Ausstellung 

zeigt,    sind    die  am  leichtesten 

auszuführenden  Anlagen ;  ein 
einigermaßen  geübter  Garten- 
arbeiter ist  im  Stande,  eine  der- 
artige Anlage  mit  Schnur  und 
Pflöcken  abzustecken. 

Ein  in  regelmäßigem  Stil 
gehaltenes,  sogenanntesB  ü  r  g  e  r  - 
gärtchen,insgesamtnur340qm 
groß,  hat  der  Landschaftsgärtner 
Jakob  Leißler,  Nieder-Ram- 
stadt,  nach  dem  Entwiu-f  des 
Malers  L  e  i  p  h  e  i  m  e  r  aus- 
geführt. Ein  von  Ost  nach 
West  laufender  Haupt  weg  schnei- 
det das  Gärtchen  in  zwei  Teile ; 
er  führt  zu  dem  auf  der  West- 
seite gelegenen  Gartenhaus.  Den 
Eingangsweg  flankieren  Helian- 
thus,  die  leider  nicht  blühen 
wollen;  sie  haben  den  weiteren 
Zweck,  das  auf  der  Südseite 
gelegene  Miniatm-gemüsegärt- 
chen  dem  unmittelbaren  Anblick 
zu  entziehen.  Was  übrigens  die 
Gemüsegärtchen  in  den  ver- 
schiedenen Anlagen  betrifft, 
so  sind  dieselben  derartig  ge- 
künstelt angelegt,  daß  sie  sich 
durch  einen  bloßen  Wechsel 
der  Pflanzen  sofort  in  Teppichparterres  verwandeln  ließen. 
In  diesem  Bürgergärtchen  befinden  sich  wenigstens  zwei  Bäume, 
hochstämmige  Birken,  von  welchen  die  eine  den  Mittelpunkt 
eines  mit  Koniferen  bei)flanzten  Beetes  bildet.  Um  die  Birke 
gruppiert,  stehen  hier  fast  ein  Dutzend  Nadelbäume,  auf  einem 
Räume,  der  noch  nicht  einem  Platz  zur  naturgemäßen  Ent- 
wicklung bieten  würde.  Zwei  weitere  Gartenanlagen  haben 
die  Architekten  Fuchs  und  Koch  entworfen,  einen  bürger- 
lichen Nutzgarten  und  einen  vornehmen  Hausgarten,  die 
beide  in  Anlage  und  Gestaltung  nichts  Neues  bieten.  Recht 
hübsch  ist  der  Garten  des  Architekten  J.  Chr.  Gewin,  aus- 
geführt von  Gebr.  Wenz,  Hoflieferanten  in  Darmstadt  (Ab- 
bildung Seite  G02).  Er  hat  rechteckige  Form;  im  Vorder- 
grunde soll  man  sich  die  Landstraße,  im  Hintergrunde  das 
Wohnhaus  denken.  Die  Anlage  zerfällt  in  Wohngarten  und 
Vorgarten,  sie  ist  terrassiert,  d.  h.  der  Wolmgarten  liegt  etwa 
50  cm    höher   als    der  Vorgarten,    was    eine  Trennung    ohne 


IX,  51 


Die  Gartenwelt. 


605 


Störung  des  Gesamtüberblickes  ermöglichte.  Die  Wege  sind 
regelmäßig  und  in  ihrer  Linienführung  der  Architektur  des 
Hauses  angepaßt.  Auf  den  Beeten  tritt  eine  Farbe  als 
Hauptfarbc  hervor.  Diese  Anlage  weist  einen  hübschen,  vor- 
zugsweise mit  Lagenarien  berankten  Laubengang  auf.  Die 
Baumvegetation  wird  durch  einige  Koniferen  und  eine  vor- 
handen gewesene  malerische  Salix  bahylonica  vertreten,  ab- 
seits liegt  ein  winziges  Gemüsegärtcheu.  Recht  hübsch  nimmt 
sich  ein  Brunnenbassin  in  der  Mitte  der  Anlage  aus,  dem 
das  Wasser  von  unten  in  Gestalt  kleiner  ßodenquellen  zu- 
geführt wird.  Vor  diesem  Garten,  gleich  rechts  beim  Ein- 
gang, liegt  der  Hausgarten  von  Friedrich  W.  Begas, 
Gartenarchitekt  in  Neu-Isenb\u-g  bei  Frankfurt.  Die  Anlage 
soll  ein  städtischer  Hintergarton  sein  und  ist  etwa  600  qm 
gross.  Herr  Bogas  hat  es  vorzüglich  verstanden,  die  Um- 
gebung, d.  h.  den  Hofgarten  und  die  Nachbargärten,  durch 
vorgepflauzte  Gehölze  in  Beziehung  zu  seiner  Anlage  zu 
bringen.      Die 


und  andere  schon  vorhanden  gewesene  Gehölze  sind  in  ge- 
schickter Weise  in  die  Anlage  einbezogen  worden.  Solitärs 
von  Bambusen  und  Bananen,  vollblühende  Passifloren  imd 
andere  fremdländische  Gewächse  geben  in  Verbindung  mit 
der  üppigen  Wasserflora  der  ganzen  Anlage  einen  tropischen 
Charakter,  wie  dies  unsere  Teilansicht  Seite  589  erkennen 
lässt.  Der  zweite  Henkeische  Garten  ist  streng  architektonisch 
gehalten  und  Herr  Professor  Ol  brich  hätte  ihn  sich  bei  der 
Ausführung  seiner  Farbengärten  ruhig  als  Vorbild  dienen 
lassen  können.  Er  stellt  in  der  Hauptsache,  wie  die  Abb. 
Seite  603  zeigt,  ein  großes,  sich  an  den  Glaspavillon  an- 
schließendes, regelmäßig  geformtes  Blumenparterre  dar,  das 
im  saftiggrünen  Rasenteppich  liegt;  es  ist  ausschließlich  in 
Rot  gehalten.  Durch  Verwendung  von  Weiß  als  Trennungs- 
farbe würde  auch  hier  wie  in  den  Olbrichschen  Gärten  die 
Farbonwirkung  wesentlich  gehoben  worden  sein.  Ein  Weg 
führt  um  das  viereckige  Parterre,  an  seiner  Außenseite 
von  \ 


wird  in  der  Hauptsache 
von  einer  Riesenblut- 
buche  des  Nachbargar- 
tens beeinflußt.  Ein  be- 
sonderes Zierstück  dieses 
Gartens  bildet  eine  weiße 
berankte  Pergola  mit 
der  davor  stehenden 
Statue  eines  Jünglings. 
Der  schmale  Rasenplatz 
ist  am  Rande  in  Ab- 
ständen mit  wohlgepfleg- 
tcn  guten  Säulentaxus 
besetzt.  (Abb. Seite  602.) 
Auch  dieser  Garten  ist 
im  Grundriß  geometrisch 
angelegt.  Die  rechte 
Hälfte  ist  mit  Rosen 
und  Sommerblumen  ge- 
schmückt, während  die 
linke  Hälfte  Obst  und 
andere  Nutzpflanzen,  so- 
wie Schnittblumen  be- 
herbergt. 

Ein  Gartenkünstlor 
ersten  Ranges,  dessen  Leistungen  alles  was  die  akade- 
mischen Künstler  auf  der  Ausstellung  vorgefühi-t  haben, 
in  den  Schatten  stellt,  ist  Hoflieferant  Heinrich  Henkel 
in  Darmstadt.  Die  Firma  führt  zwei  Gartenanlagen 
vor,  einen  landschaftlich  und  einen  regelmäßig  gestalteten 
Garten,  die  beide  getrennt  sind  von  einem  langen  Glas- 
Iiavillon,  welcher  der  Vorführung  ihrer  Bindewerke  dient. 
Aus  dem  landschaftlichen  Garten  brachten  wir  bereits  auf 
der  Titelseite  der  vorigen  Nummer  eine  Teilansicht  der  Teich- 
partie, eine  weitere  Ansicht,  das  Innere  des  Blumen- 
pa\'illons,  geben  wir  auf  Seite  603.  Diese  landschaftliche 
Anlage  wu-d  einerseits  von  einer  vorhanden  gewesenen  Weiß- 
buchenhceke,  andererseits  von  einer  Pergola  begrenzt,  neben 
der  eine  mit  blendendweißen  Peümien  bepflanzte  Rabatte 
einherläuft.  Alle  erdenklichen  Schlingpflanzen  beranken  die 
Pergola  und  hängen  in  malerischen  Strähnen  von  deren  Gitter- 
werk herab.  In  tiefgrüner  Rasenfläche  ruht  der  Weiher, 
reich  mit  Sumpf-  und  Wasserpflanzen  bewachsen.  Eine 
mächtige,    mit   entsprechender    Umpflanzung    versehene  Birke 


Teilansicbt  des  mit  Backsteinen  gepflasterten  Blumenparterres  nach 
dem    Entwurf    von     Prof.     Olbrich.  ■     Originalaufnahme  fUr  die  „Gartenwelt". 


grenzt.  Bepflanzt  sind 
dieRabatten  in  derHaupt- 
sache  mit  Fuchsien 
„Andenken  an  Heinrich 
Henkel''  und  mit  rot- 
blättrigen Cannas.  Zur 
Bepflanzung  des  Par- 
terres wurden  Pelargo- 
nien, Begonien,  Glücks- 
klee tmd  ganz  kleine 
japanische  Ahorn,  alle 
in  roter  Farbe,  verwen- 
det. Den  ornamentalen 
Schmuck  in  dieser  An- 
lage bilden  Blumen- 
ständer und  Blumen- 
vasen aus  Ton,  nach 
Entwürfen  des  Aus- 
stellers gefertigt. 

Auf  ornamentale 
Schmuckstücke  ist  in 
allen  Gärten  der  Aus- 
stelhmg  großer  Wert  ge- 
legt worden.  Wenn  sie 
auch  vielfach  zu  reich- 
lich verwendet  wurden,  so  läßt  sich  doch  gegen  eine 
ausgiebigere  Verwendung,  als  sie  bisher  stattfand,  kaum 
etwas  einwenden.  Diese  Vorbilder  tragen  hoffentlich  dazu 
bei,  das  Publikum  von  den  beliebten  Spielereien,  wie  Gnome, 
Pilze,  Rehe,  verrückte  Gärtnerkarrikaturen  etc.,  allmählich  ab- 
zubringen. Unsere  verschiedenen  Bilder  veranschaulichen  ja 
in  bester  Weise  die  Wirkung  architektonischen  Beiwerkes. 
Es  sei  besonders  das  überlebensgroße  Standbild  der  Abbildung 
Seite  G04  erwähnt.  Links  vom  Eingang,  vor  dunklen  Koniferen 
des  Hoflieferanten  H.  Schneider,  Darmstadt,  stehend,  war  die 
Statue  von  packender  Wirkung. 

Die  Handelspflanzen  der  Mitglieder  der  Darm- 
städter Handelsgärtnerverbindung,  welche  die  eine 
Hälfte  des  großen  freien  viereckigen  Platzes,  der  zwischen 
der  Terrasse  mit  den  Olbrichschen  Gärten  und  dem  Orangerie- 
gebäude mit  den  Wasserpflanzen  liegt,  einnahmen,  waren  nach 
einem  Entwürfe  des  Herrn  Prof.  Olbrich  arrangiert  worden. 
Dieser  Entwiu-f  entsprang  sicher  einer  neuen  und  ureignen 
Idee   des    Herrn    Professors.      Zur   Trennung    der   einzelnen 


Die  Gartenwelt. 


Beete  wurden  nämlich  Backsteine  vei-w'endet  und  die  ge- 
wünschte erhöhte  Mitte  schuf  man  durch  einen  Unterbau  aus 
ebensolchen  Steinen,  der  etwa  den  Eindruck  des  letzten 
Restes  eines  abgetragenen  Fabrikschorn.steines  macht.  Dieser 
Schornsteinrest  erhielt  eine  Füllung  aus  roten  Fuchsien,  die 
wieder  zu  den  roten  Steinen  einen  unharmonischen  Kontrast 
bildeten.  Unsere  Abbildung  Seite  G05  zeigt  das  merkwürdige 
Blumenparterre  mit  seiner  geflickten,  unschön  wrkenden  Be- 
setzung. Ich  hielt  erst  diese  ganze  Backsteinarbeit  füi-  die 
Fundamente  eines  abgetragenen  Bauwerks,  bis  ich  von  Ein- 
geweihten eines  Besseren  belehrt  wurde.  Wenn  man  sich 
den  Unterschied  zwischen  derartigen  Machwerken  und  den 
großen  Leistungen  moderner  Gartenkunst  vor  Augen  führen 
will,  so  braucht  man  sich  nur  nacheinander  die  großartigen 
Blumenparterreanlagen  im  Frankfurter  Palmengarten  und 
diese  dilettantenhafte  Stümperarbeit  anzusehen. 

Zukunftsgärten!  Wenn  die  Olbrichschen  Gärten  An- 
hänger finden,  wenn  die  Zukunftsstraßen,  von  welchen  er 
in  seinem  bilderreichen  Vortrag  phantasierte,  wirklich  einmal 
Aussicht  haben,  verwirklicht  zu  werden,  dann  wird,  das  will 
ich  nicht  unerwähnt  lassen,  eine  neue  Äi-a  für  den  Pflanzen- 
züchter hereinbrechen.  Die  Samenkulturen  von  Erfurt  und 
Quedlinbiu-g  werden  sich  über  die  ganze  Provinz  Sachsen 
erstrecken,  vor  lauter  Blumenkultur  wird  Hungersnot  ins  Land 
ziehen,  denn  auf  meilenweite  Entfernungen  werden  Ge- 
treide- und  Kartoffeläcker  verschwinden,  um  den  Blumen  Platz 
zu  machen,  die  dazu  bestimmt  sind,  das  Material  für  die 
Farbengärten  zu  liefern.  Da  jede  Blüte  ihre  Zeit  hat  und 
da  man  sich  an  jeder  Farbe  bald  satt  sieht,  so  wird  dem 
schneeigen  Weiß  im  Frühling  ein  Rosa  im  Juni,  ein  Rot 
und  Blau  im  Hochsommer  und  schließlich  ein  sattes  Gelb 
im  Herbste  folgen.  —  Die  deutschen  Landschaftsgärtner  werden 
von  der  Erde  verschwunden  sein,  die  Künstler  und  die  Topf- 
pflanzenzüchter werden  triumphieren.  Mit  den  Landsehafts- 
gärtnern  wird  natürlich  auch  der  „Verein  Deutscher  Garten- 
künstler" zu  existieren  aufgehört  haben;  an  seine  Stelle  ist 
dann  der  geplante  „Verein  zur  Förderung  der  Gartenkunst" 
getreten,  in  welchem  Professor  Olbrich  der  Vorsitzende, 
Schult ze-Naumburg  der  Schriftführer  ist,  während  als  Bei- 
sitzer die  Herren  Baumeister  Muthesius,  Prof.  Lichtwark, 
Prof.  Leipheimer  und  Ferd.  Avenarius  fungieren.  An  die 
Stelle  der  „Gartenkunst"  tritt  der  „Kunstgarten",  gärt- 
nerisclie  Zeitschrift  für  die  Interessen  der  Architekten,  Bild- 
hauer und  Kunstmaler. 

Rosen. 

Der  Verein  Elsalj-Lothringer  Rosenfreiinde  und 
sein  Rosengarten  in  Zabern. 

Von  W.  König,  Zabern. 
(Hierxtt  zwei  Abbildungen.) 
In  dorn  schönen  Städtchen  Zabern,  dei-  „Perle  der 
Vogesen",  wurde  im  Jahre  1898  ein  Verein  gegründet,  der 
sich  die  ideale  Aufgabe  stellte,  die  Rosenliebhaberei  zu 
fördern.  Der  jetzige  Geschäftsführer  des  Vereins,  der  Ober- 
Postassistent  Walter,  erließ  einen  Aufruf,  dem  2 1  Rosenfreunde 
in  Zabern  Folge  leisteten.  Diese  gründeten  den  „Verein  der 
Rosenfreunde  in  Zabern",  nachdem  der  Statutenentwurf  ge- 
nehmigt war;  damals  betrug  die  Anzahl  der  Mitglieder  46. 
Durch  Geschenke  von  der  Firma  Lamesch  konnten  im  Herbste 
1898  unter  die  Mitglieder  390  Rosen  verlest  werden. 


Um  noch  melir  Mitgheder  zu  werben,  beschloß  der  junge 
Verein  im  Jahre  1899  einen  Vereins-Rosengarten  anzulegen, 
nachdem  eine  Ausstellung  von  Schnitti-osen  großen  Beifall  ge- 
funden hatte.  Ein  entsprechendes  Gesuch  an  die  Stadt 
Zabern  hatte  den  Erfolg,  daß  von  dieser  eine  Wiese  unent- 
geltlich hergegeben  wurde. 

Herr  Peter  Larabert  aus  Trier,  der  bekannte  Rosen- 
züchter, half  den  Plan  entwerfen  imd  besorgte  auch  die  Ein- 
teilung des  Gartens.  Im  Frühjahr  1900  fanden  dann  über 
900  veredelte  Rosen  in  dem  neuen  Garten  ihren  Platz, 
während  ein  Teil  als  Wildgarten  mit  1200  Wildlingen  be- 
pflanzt ^vnrde.  Wieder  kam  die  Stadt  Zabern  dem  Vereine 
entgegen,  indem  sie  die  Kosten  für  die  Umzäunung  des 
Gartens  im  Betrage  von  ungefähr  750  Mark  übernahm. 
Währenddem  war  die  Mitgliederzahl  auf  143  gestiegen. 

Der  erste  Vorsitzende,  Polizeikommissar  a.  D.  Dohmen, 
legte  wegen  seines  hohen  Alters  sein  Amt  nieder.  Rechts- 
anwalt Videnz  wurde  sein  Nachfolger  und  ein  eifriger 
Förderer  der  schönen  Sache. 

Der  Garten  erhielt  1901  einen  eisernen  Kiosk,  der  zur 
Zeit  ganz  mit  Kletterrosen  umsponnen  ist  und  eine  Zierde 
der  Anlage  bildet.     Er   ist  auf  beiden  Abbildungen  sichtbar. 

1901  fand  die  zweite  Rosenausstellung  statt.  Wieder 
erzielte  der  Verein  gi'oße  Bewunderung  und  eine  Zunahme 
der  Mitglieder  auf  236.  Anläßlich  dieser  Ausstellung  schenkte 
Herr  Lamesch,  Dommeldingen,  dem  Verein  520  niedrig 
veredelte  Rosen. 

Langsam,  doch  stetig,  entwickelte  sich  der  Verein  weiter. 
Unterstützt  von  Regierung  und  Stadtbehörde  konnte  der 
Garten  bald  weiter  verschönert  und  im  Jahre  1903  sogar 
noch  erweitert  werden.  Nunmehr  besitzt  der  Garten  1200 
Sorten  Rosen  in  ungefähr  4000  Exemplaren  und  bildet  eine 
Zierde  der  Stadt. 

Die  Mitgliederzahl  stieg  immer  mehr,  sodaß  jetzt  640 
Mitglieder  dem  Vereine  angehören.  Wohl  selten  hat  ein 
Verein  in  so  kurzer  Zeit  einen  solchen  Aufschwung  ge- 
nommen. Dies  war  jedoch  nur  dadurch  möglich,  daß  den 
Mitgliedern  bei  dem  geringen  Jahresbeitrag  von  2  Mk.  große 
Vorteile  geboten  sind.  Jedes  Mitglied  erhält  10  Rosenaugen 
nach  seiner  Wahl  gratis,  bei  Bestellungen  auf  Rosen  und 
Obstbäume  durch  den  Verein  haben  sie  Vorzugspreise;  femer 
läßt  der  Verein  Vorträge  halten  über  Rosenzucht  usw.,  die 
dann  den  Mitgliedern  gedruckt  kostenlos  zugehen  u.  a.  m. 

Ein  weiterer  Werber  für  den  Verein  waren  seine  großen 
Erfolge  auf  den  Ausstellungen  im  vorigen  und  in  diesem 
Jahr.  In  M.  Gladbach  erwarb  der  Verein  1904  einen  ersten 
Preis,  in  Düsseldorf  auf  der  internationalen  Gartenbauaus- 
stellung einen  Eliren preis,  sowie  eine  silberne  und  drei 
bronzene  Medaillen;  in  diesem  Jahre  fielen  dem  Verein  zu: 
ein  erster  Preis  in  M.  Gladbach,  ein  erster  Ehrenpreis  in 
Kreuznach  und  ein  Siegerpreis  in  Lingolsheim  bei  Straßburg. 

Der  Besuch  des  Rosengartens  ist  jedermann  gestattet. 
Von  dieser  Erlaubnis  wird  reichlich  Gebrauch  gemacht.  Ein- 
heimische und  Fremde  bewundern,  besonders  an  Sonntagen, 
die  Anlagen  mit  den  herrlichen  Blumen.  Der  Vorstand  hat 
veranlaßt,  daß  den  Besuchern,  besonders  den  Fremden,  kleine 
Sträußchen  abgegeben  werden,  was  jedesmal  große  Freude 
hervorruft. 

Jedes  Beet  im  Galten  ist  mit  einer  Nummer  versehen 
und  an  jedem  Rosenstock  ist  auf  einem  Alurainiumtäfelchen 
der  Name  angebracht,  und  zwar  bei  den  Hochstämmen  an 
dem  Pfahl  und  bei  den  niedrigveredelten    au  einem  eisernen 


IX,  51 


Die    Gartenwelt. 


Draht  von  5  mm  Durch- 
messer, der  neben  der  Rose 
in  die  Ertle  gesteckt  wird. 
Jeder  Besucher  hat  dadurch 
Gelegenheit,  sich  gleich 
auch  die  Namen  der  Rosen 
zu  merken. 

Wie  schon  erwähnt, 
bildet  der  Vereinsrosengar- 
ten eine  Zierde  von  Zabern 
und  es  wäre  zu  wünschen, 
daß  auch  in  anderen  Orten 
auf  diese  Weise  die  Roseu- 
liebhaberei  gepflegt  würde. 


Orchideen. 


Über  die  Beziehungen 
der  Orchideensämliiige 
zu  anderen  Organismen 
während  der  Keimung. 

Jus  ist  heute  kein 
Geheimnis  mehr,  daß  zur 
erfolgreichen    Aufbringung 


von    Orchideen  - . 

noch     andere    Naturkräfte 

eine    Rolle    spielen    als    die    menschliche    Hülfe    allem.      Die 

Natiu-  hat  auch  hier  Einrichtungen    geschaffen,  die  erst  nach 


Teilansichten    aus   dem   Rosengarten   des   Vereins   Elsaß-Lothringer  Kosenfreur 
Originalaufnahmen  für  die  „Gartenwelt". 


vielen  vergeblichen  Muhen  des  (jditiici.-5  \uu  ihiu 
werden.  Sie  streifen  das  Gebiet  der  Symbiose,  bilden  wo- 
möglich gar  ein  Glied  dieser 
interessanten  und  wichtigen 
Erscheinungen  des  Pflan- 
zenlebens. —  unter  Sym- 
biose versteht  man  bekannt- 
lich das  Zusammenleben 
verschiedener  Organismen, 
die  zu  ihrer  Erhaltung  in 

wechselseitigen  Be- 
ziehungen stehen.  —  Diese 
Annahme  hat  wenigstens 
mehr  Berechtigung  nach 
den  gemachten  Beobach- 
tungen als  ein  Fall  von 
Parasitismus.  Beobach- 

tungen und  Untersuchungen 
der  letzten  Zeit  haben  er- 
geben, .  daß  neben  der 
Keimung  der  Orchideen- 
Sämlinge  gleichzeitig  die 
Entwicklung  eines  Pilzes 
einherschreitet,  der  mit  dem 
Keimungsprozesse  in  eng- 
.sten  Beziehimgen  steht. 
Die  Keimung  der  Or- 
chideen ist  deshalb  als 
abhängig  von  der 
Gegenwart  dieses  Pil- 
zes anzusehen.  In  den 
nachfolgenden  Zeilen  finden 
sich  hierüber  wichtige  Auf- 
sclüüsse ;  vorerst  möchte  ich 


Die  Gartenwelt. 


IX,   51 


aber  noch  einige  Bemerkungen  über  feststehende  Tatsachen,  die 
sich  auf  die  gemachten  Erfahrungen  gründen,  anführen:  Vielen 
Kultivateuren  ist  es  ohne  Scliwierigkeit  gelungen,  Orchideen 
aus  Samen  zu  blühfähigen  Pflanzen  heranzuziehen.  Bei  einer 
großen  Anzahl  von  Gärtnern  ist  aber  der  Erfolg  auf  eine 
bestimmte  Gruppe  beschränkt  geblieben  (Gruppe:  im  Sinne 
einer  Zusammenfassung  mehrerer  Gattungen),  trotz  aller 
Mühen  —  trotz  aller  Wiederholung  gelingt  es  jenen  nicht, 
auch  Erfolge  in  andern  Gruppen  zu  erzielen.  Sie  bringen 
mit  Leichtigkeit  die  Samen  auf,  welche  z.  B.  das  Ergebnis 
von  Kreuzungen  zwischen  Laelia,  CaUleya,  Epidendrum, 
Sophronites,  Leptoies  etc.  sind,  wälireud  Samen,  die  aus  einer 
andern  Gruppe  stammen,  trotz  aller  Vorsicht  nicht  keimen 
wollen.  So  verhält  sich  z.  B.  der  Samen  von  Odontoglossum 
und  Oncidium,  von  Va7ida  und  Acrides,  von  Cypripedien 
u.  V.  a.  m.  Und  doch  sind  schon  Sämlinge  auch  aus  diesen 
Gruppen  aufgezogen  worden !  Woher  kommt  es  nun,  daß  an 
manchen  Orten  der  Erfolg  ausbleibt? 

Schon  zu  Anfang  der  künstlichen  Erzeugung  von 
Orchideen-Bastarden  fiel  es  auf,  daß  der  Samen  mancher 
Gattungen  unter  den  ihm  zur  Keimung  zugewiesenen  Be- 
dingungen nicht  keimte.  Er  tat  dies  da,  wohin  man  ihn  ge- 
streut hatte  nicht,  sondern  man  fand  ihn  oftmals  später  un- 
erwartet an  ganz  andern  Stellen  ausgekeimt  imd  den  Sämling 
wachsend!  Da  trat  es  dann  offensichtlich  zu  Tage,  daß  ver- 
scliiedene  Gattungen  auch  verschiedene  Bedingungen  benötigen. 
Nur  verhältnismäßig  wenigen  Fachgenossen  war  es  vergönnt, 
diese  ausfindig  zu  machen,  wohl  nur  jenen,  die  sich  einer- 
seits nur  mit  der  Anzucht  und  zwar  gründlich  damit  be- 
schäftigten, und  die  andererseits  die  Versuche  in  einem 
solchen  Maßstabe  auszudehnen  vermochten,  daß  der  Erfolg, 
wenn  er  auch  anfangs  niu-  gering  war,  doch  sicher  schließ- 
lich eintrat.  Bei  den  Gärtnern,  welche  Raummangels  wegen 
weniger  ausgedehnt  arbeiten  konnten,  blieben  die  Erfolge 
zurück,  die  Verhältnisse,  unter  denen  der  Samen  keimen 
sollte,  waren  unter  den  verschiedenen  Gruppen  zu  ähnlich; 
stellten  sie  sich  auch  für  die  eine  als  günstig  heraus,  so 
waren  sie  jedoch  für  die  andere  weniger  günstig  oder  gar 
verderbenbringend.  Ich  bin  daher  zu  der  Schlußfolgerung 
gekommen,  daß  nur  solche  Gattungen,  welche  sich  unter- 
einander kreuzen  lassen  und  dadurch  verwandtschaftlich  eine 
Gruppe  bilden,  unter  denselben  Bedingungen  keimen.  Mit 
anderen  Worten:  Jede  Gruppe  erfordert  zu  ihrer 
Keimung  die  Hülfe  eines  besonderen  Pilzes! 

Ich  will  nun  einiges  über  die  neuesten  wissenschaft- 
lichen Versuche  mit  Orchideenaussaaten  referieren.  Im 
Journal  de  la  Societö  Nationale  d'Horticul ture 
de  France  teilt  M.  Noel  Bernard  über  seine  Unter- 
suchungen folgendes  mit: 

„Ich  verwendete  mit  einem  Baumwollepfropfen  ge- 
schlossene Glasröhren,  in  die  ich  absorbierende  Baumwolle 
stopfte,  die  in  eine  Nährlösung  getaucht  war,  und  steri- 
lisierte diese  Tuben  in  einer  Weise,  die  alle  Lebewesen 
töten  mußte.  Der  Samen,  welcher  zu  diesem  Zwecke  un- 
geöffneten Kapseln  entnommen  wurde,  wurde  auf  ein  Stück 
■feuchter  Baumwolle  gesät.  Die  Aussaat  geschah  mit  aller 
erdenklichen  Sorgfalt,  um  Mikroben  keinen  Einlaß  zu  ge- 
währen. Es  war  mir  leicht  möglich,  unter  diesen  Verhält- 
nissen den  Samen  6  bis  7  Monate  zu  halten,  ohne  daß  sich 
Schimmel  entwickelte.  Unter  diesen  Verhältnissen  war  eine 
Keimung  nicht  bemerkbai-,  auch  nicht  als  die  Tuben  ins  Ge- 
wächshaus gelegt  und  dem  vollen  Lichte  ausgesetzt  wurden. 


Für  gewöhnlich  schwoll  der  Samen  etwas  und  wiu-de  auch 
während  der  ersten  Wochen  grün,  dann  aber  trat  Stillstand  ein. 

Ich  habe  z.  B.  etwas  Phalae7iopsis-Sa.men^  welcher  sich 
seit  3Y2  Monaten  in  diesem  Stadium  befindet.  Die  kleinen 
grün  gewordenen  Embryos  waren  nicht  über  1  mm  hinaus- 
gekommen, ohne  eine  weitere  Entwicklung  gingen  sie  nach 
wenigen  Monaten  ein. 

Um  eine  Keimung  herbeizuführen,  muß  ein  Pilz  in  die 
Tube  gebracht  werden,  eine  Ai-t  Schimmel  aus  langen  Fäden 
zusammengesetzt,  den  ich  in  einer  besonderen  Röhre 
kultivierte.  Sobald  die  Samen  mit  diesen  Fäden  in  Berührung 
kommen,  beginnen  sie  zu  keimen.  Dies  erkennt  man  deutlich, 
wenn  man  clie  PhalaenopsisSumen,  welche  ohne  Einfügung 
des  Pilzes  lange  Zeit  in  der  einen  Röhre  lagen,  mit  denen 
in  der  anderen  vergleicht.  Beide  Portionen  waren  ja  zu 
gleicher  Zeit  ausgestreut.  Die  erste  beharrte  immer  noch  in 
ilu-er  Verfassung,  während  dessen  die  Samen  der  zweiten 
schon  zu  erbsengroßen  Pflänzchen  herangewachsen  waren. 

In  den  Gewächshäusern  liegen  die  Verhältnisse  ganz 
ähnlich.  Wenn  sich  in  den  Samenschalen  der  Pilz  nicht 
entwickelt  hat,  so  tritt  auch  eine  Keimung  der  Samen  nicht 
ein,  und  keimen  die  Samen,  so  ist  es  unter  Einfluß  des 
Pilzes.  Betrachtet  man  die  Sämlinge  durch  ein  Mikroskop, 
so  gewahrt  man  die  Pilzfäden  diese  durchziehen.  Bei  einer 
Überführung  des  betreffenden  Pilzes  aus  der  Tube  zur  Samen- 
schale, erreicht  man  bestimmt  eine  gleichmäßige  Keimung, 
wie  es  von  M.  Magne  nachgewiesen  und  bekannt  gegeben  ist. 

Welch'  seltsamer  Pilz  wird  es  aber  sein,  der  hierzu  er- 
forderlich ist?  Und  verhält  sich  derselbe  zu  allen  Orchideen 
gleich  oder  ist  für  jede  Gattung  oder  Art  ein  besonderer  er- 
forderlich? Diese  Frage  habe  ich  entschieden.  Ich  nehme  an, 
daß  dieselbe  Pilzart  viele  Arten  von  Orchideen  zum  Keimen 
veranlassen  kann.  Der  Cypripedien-Pilz  kommt  auch  in  Be- 
tracht bei  CaUleya,  Laelia  und  Bletia  —  überhaupt  bei 
Orchideen,  deren  Keimung  eine  verhältnismäßig  leichte  ist 
und  die  in  der  Art  des  Pilzes  nicht  besonders  wählerisch  sind. 

Aber  alle  Orchideen,  deren  Samen  schwer  keimt,  stellen 
besondere  Anforderungen.  So  wollen  z.  B.  Phalaenojisis-Samen 
weder  in  Gesellschaft  des  Cyiiripedien-Pilzes,  noch  unter  dem 
Einfluß  des  Pilzes  der  CaUleya  oder  des  Odontoglossum  keimen. 
Sie  keimen  nur,  wenn  sie  mit  dem  PMlaenopsis-Yilz  in  Be- 
rührung stehen,  der  aber  wiederum  auch  für-  Vanda  wii-kungs- 
voll  ist.  Ebenso  steht  es  mit  Laelia,  deren  Samen  mit  Hülfe 
des  einen  oder  anderen  Pilzes  mehr  oder  weniger  keimen. 
Von  zwei  jungen  Z/aeZm-Sämlingen  war  der  eine  unter  Einfluß 
des  Phalaetiopsis-Tihes,  der  andere  mit  dem  Cypripediuni- 
Pilz  aufgebracht  worden;  obgleich  beide  gleichen  Alters  sind, 
ist  doch  der  erstere  weiter  vorgeschritten. 

Um  einen  Erfolg  zu  sichern,  genügt  es  deshalb  nicht, 
einen  beliebigen  Pilz  aufs  Geratewohl  zu  wählen,  sondern 
eine  besondere  Art  mag  oftmals  bedingt  sein  für  clie  einzelnen 
Orchideen. 

Die  Pilze,  Avelche  zur  Keimung  von  Catileya,  Laelia, 
Cypripedium,  Phalaenopsis  und  Vanda,  man  kann  auch  sagen 
von   Odontoglossum  führen,  sind  vorhanden. 

Es  erfordert  aber  noch  viele  und  verschiedenartige  Ver- 
suche, um  für  jeden  Fall  Bürgschaft  leisten  zu  können." 

Die  Züchter  sind  ohne  Zweifel  M.  Bernard  sehr  zu 
Danke  verpflichtet;  sie  wissen  heute,  worum  es  sich  handelt 
xmd  worauf  das  Augenmerk  besonders  zu  richten  ist. 
M.  Bernard  hat  uns  einen  gewaltigen  Schi-itt  vorwärts  ge- 
bracht. E.  B.  B.,  Berlin. 


IX,  51 


Die  Gartenwelt. 


609 


Zeit-  und  Streitfragen. 

Giirtnerei-Aktien-Gesellschafteii. 

Vom  Herausgeber. 

Öeit  den  sogenannten  Gründerjahren,  die  nach  dem  deutsch- 
französischen  Kriege  von  1870  zu  71  einsetzten,  haben  die  Groß- 
betriebe, speziell  die  Aktiengesellschaften  bei  uns  in  Deutschland 
ständig  an  Zahl  und  Größe  zugenommen.  So  manche  dem  Mittel- 
und  besseren  Bärgerstand  angehörigen  Existenzen,  Kaufleute  und 
Handwerker,  sind  durch  die  mächtige  Konkurrenz  der  Aktiengesell- 
schaften und  neuerdings  der  Warenhäuser,  die  gewissermaßen 
verschämte  Aktiengesellschaften  sind ,  in  ihrer  Selbständigkeit 
gefährdet,  in  abhängige  Stellungen  gedi'ängt  und  selbst  an  den  Bettel- 
stab gebracht  worden;  es  sei  hier  nur  an  das  Brauergewerbe  erinnert, 
das  die  Aktiengesellschaften  vollständig  erdrückt  haben.  Sie  treten 
auf  diesem  Gebiete  wie  auf  keinem  anderen  dominierend  auf  und 
der  gelernte  Brauer  ist  heute,  wenn  er  nicht  als  Millionär  geboren 
ward,  dazu  vei  urteilt,  zeitlebens  in  abhängiger  Stellung  zu  bleiben. 
Dabei  darf  freilich  nicht  unerwähnt  bleiben,  daß  leitende  Stellungen, 
die  unsere  großen  und  rentablen  Aktien-Gesellschaften  zu  vergeben 
haben,  gar  mancher  Selbständigkeit  entschieden  vorzuziehen  sind. 

Unter  allen  Betrieben  ist  wohl  die  Gärtnerei  am  wenigsten 
in  ihrer  gewerblichen  Existenz  durch  die  Aktiengesellschaften 
beeinträchtigt  worden.  Man  hatte  es  früh  genug  eingesehen, 
daß  sich  kaum  ein  anderes  Gewerbe  weniger  zu  sogen.  Gründungen 
eigne,  als  der  Gartenbau  und  die  Ziergärtnerei,  und  so  bestehen  denn 
Gärtnerei-Aktiengesellschaften  nur-  ganz  vereinzelt  im  In-  und  Aus- 
lande. Manche  verfielen  bald  wieder  ihrer  Auflösung,  die  anderen  haben 
von  ihrer  Gründung  an  bis  auf  den  heutigen  Tag  vielfach  zwischen 
Tod  und  Leben  gekämpft.  Eine  der  ersten  deutschen  Gärtnerei- 
Aktiengesellschaften,  wenn  nicht  die  erste  in  Deutschland  überhaupt, 
war  die  A.-G.  Biechers  &  Söhne  in  Hamburg.  Sie  war  vordem 
ein  bedeutender  handelsgärtnerisoher  Betrieb,  der  viel  dazu  beige- 
tragen hat,  den  Ruf  Hamburger  Spezialkulturen  im  In-  und  Auslande 
zu  fördern.  Als  Aktiengesellschaft  stellten  sich  aber  dem  Unter- 
nehmen bald  unüberwindliche  Schwierigkeiten  entgegen;  es  wurde 
als  solche  aufgelöst  und  floriert  heute  noch  als  einfache  Kunst-  und 
Handelsgärtnerei.  Eine,  zweite  Handelsgärtnerei-Aktiengesellschaft  be- 
stand einige  Jahre  in  Bernburg,  ohne  zu  irgendwelcher  Bedeutung 
zu  gelangen,  dann  wurde  die  Firma  Sattler  &  Bethge  in  Quedlin- 
burg, auf  welche  ich  späterhin  noch  zu  sprechen  komme,  der  Not 
gehorchend,  in  eine  A.-G.  verwandelt,  und  die  letzte  und  größte 
Gründung  dieser  Art  ist  die  Firma  Gustav  Jaensch,  Aktiengesell- 
schaft für  Samenbau,  in  Aschersleben,  die  wohl  unter  allen  bestehen- 
den Gärtnerei-Aktiengesellschaften  das  größte  Aktienkapital  besitzt, 
aber,  soweit  ich  unterrichtet  bin,  es  nur  im  Jahre  nach  ihrer  Gründung 
zu  einer  Dividendenhöhe  von  acht  Prozent  gebracht  hat.  Größere 
Aktiengesellschaften  bestehen  noch  in  Belgien,  wo  sich  die  Betriebe, 
die  mehr  Pflanzenfabriken  als  Handelsgärtnereien  nach  unserem  Be- 
griff sind,  für  'derartige  Gründungen  besser  zu  eignen  scheinen. 
Bedeutend  ist  die  Gesellschaft  Flandria  in  Brügge,  die  aber  auch 
mit  keinem  oder  nur  mit  sehr  geringem  Nutzen  arbeitet  und 
L'Horticole  Coloniale  in  Brüssel.  Nach  dem  Tode  des  alten  Herrn 
Linden  wurde  sein  dortiger  Betrieb  im  Parke  Leopold,  der  in  der 
Hauptsache  eine  Orchideen-Spezialgärtnerei  ist,  in  eine  Aktiengesell- 
schaft (Societe  anonyme)  mit  einem  Kapital  von,  wenn  ich  nicht  irre, 
zweieinhalb  Millionen  Francs  umgewandelt.  Die  Aktien  dieser  Gesell- 
schaft sind  die  einzigen  mir  bekannten  Gärtnereiaktien,  die  zum 
Handel  und  zur  Notierung  an  einer  Börse  zugelassen  sind  und  zwar 
an  der  Börse  zu  Brüssel.  In  Rücksicht  darauf  hat  man  die  Gesell- 
schaft „L'Horticole  Coloniale"  genannt,  um  belgische  Kolonialschwärmer 
für  das  Papier  zu  interessieren.  Sonst  würde  die  Gesellschaft  viel- 
leicht Compagnie  Orohidophile  oder  ähnlich  genannt  worden  sein. 
Leider  ist  mir  hier  in  Berlin  keine  Brüsseler  Zeitung  zugängUoh,  in 
der  ich  mich  über  den  derzeitigen  Kursstand  dieser  Aktien  orientieren 
könnte;  es  wird  aber  sicher  nur  ein  bescheidener  sein. 

Bei  uns  in  Deutschland  ist  es  namentlich  die  Firma  Sattler 
&  Bethge  A.-G.  in  Quedlinburg  gewesen,  deren  Schicksal  in  weiten 


gärtnerischen  Kreisen  Interesse  erregte.  Die  Firma  wurde  von  den 
Gärtnern  Sattler  &  Bethge  zu  einer  Zeit  gegründet,  als  die  Teppich- 
gärtnerei ihren  Siegeszug  antrat  und  bald  auf  stolzer  Höhe  stand. 
Damals  existierten  noch  hunderte  kleiner  Handelsgärtnereien,  die  kein 
Warm-  und  kein  Vermehrungshaus  hatten  und  deshalb  bessere 
Teppichbeetpflanzen,  wie  Coleus,  Alternanthera,  Iresinen  und  Achy- 
ranthes  nicht  überwintern  konnten.  Diese  Firmen  und  die  kleinen 
Privatgärtnereien  versorgen  Sattler  &  Bethge  im  Frühling  mit 
Stecklings,  und  Sämlingsmaterial  von  allen  möglichen  Teppich-  und 
Gruppenpflanzen,  ferner  mit  pikierten  Sämlingen  von  Cyolamen, 
Cinerarien,  Calceolarien,  Primeln  usw.  Das  Geschäft  war  fast 
konkurrenzlos,  der  Absatz  enorm  und  von  Jahr  zu  Jahr 
wachsend,  sodaß  der  Betrieb  ständig  durch  Gewächshausneubauten 
vergrößert  werden  mußte.  Da  aber  die  Mittel  knapp  waren,  so 
wurden  die  Neubauten  in  primitiver  Weise  ausgeführt,  weshalb  bis 
in  die  neueste  Zeit  Reparaturen  auf  der  Tagesordnung  standen.  Als 
die  Firma  auf  der  Höhe  stand,  starb  Herr  Sattler.  Damals  waren 
zahlreiche  Verpflichtungen  vorhanden,  als  Folge  der  rapiden  Geschäfts- 
vergrößerung, und  das  Unternehmen  ließ  sich  nur  durch  Umwandlung 
in  eine  Aktiengesellschaft  mit  einem  Kapital  von  180000  Mark  in 
Anteilen  von  je  tausend  Mark  über  Wasser  halten.  Herr 
Bethge,  die  Witwe  Sattler  und  die  verschiedenen  Gläubiger  wurden 
mit  Aktien  für  ihre  Forderungen  abgespeist.  In  Quedlinburg  selbst 
und  in  allen  Teilen  des  Reiches  entstanden  aber  bald  andere  Firmen, 
die  sich  in  gleicher  Weise  mit  dem  Engrosversand  von  Sortiments- 
pflauzen  befaßten,  dazu  kam,  daß  es  mit  der  Teppichgärtnerei  rapide 
abwärts  ging,  die  Primeln  unmodern  wurden  und  daß  mehr  und 
mehr  Privat-  und  Handelsgärtner  zur  Selbstanzucht  übergingen,  so 
daß  sich  der  Absatz  immer  unrentabler  und  schwieriger  gestaltete. 
Die  Aufnahme  von  Samenkultur  und  Samenhandel  konnte  auch  keine 
Besserung  herbeiführen.  Die  Firma  Sattler  &  Bethge,  die  sich  im 
übrigen,  was  ich  besonders  hervorheben  will,  als  solides  Unternehmen 
eines  guten  Rufes  erfreut,  hat  während  ihres  langjährigen  Bestehens 
nur  zwei  oder  dreimal  ganz  minimale  Dividenden  von  2  bis  3°/o 
zur  Verteilung  bringen  können,  was  bei  2°/„  einem  Gewinne  von 
3600  Mark  entspricht.  Das  ist  wahrlich  ein  recht  bescheidener  Ge- 
winn für  ein  Unternehmen,  das  einen  Direktor,  einen  Prokuristen, 
mehrere  Obergärtner  und  ein  stattliches  Gehilfen-  und  Arbeiter- 
personal beschäftigte  und  Umsätze  aufzuweisen  hatte,  die,  im  Hinblick 
auf  das  bescheidene  Aktienkapital,  beträchtlich  genannt  werden  müssen. 
Aber  auch  diese  gelegentlichen  bescheidenen  Gewinne  konnten  nur 
durch  eine  optimistische  Bilanzierung  herausgerechnet  werden,  in 
welcher  die  Erd-  und  Komposthaufen  mit  einem  kleinen  Vermögen 
bewertet  wurden.  Seit  einer  Reihe  von  Jahren  gab  es  keine 
Dividende  mehr,  sondern  nur  Unterbilanzen,  die  schließlich  wohl  die 
Höhe  des  halben  Aktienkapitals  erreicht  hatten.  Der  Direktor 
gab  im  vorigen  Jahre  seine  unersprießliche  Tätigkeit  auf,  nachdem 
der  Prokurist  gestorben  war,  und  einer  der  Obergärtner  übernahm 
die  Leitung.  Die  Gesellschaft  stand  vor  der  Liquidation,  die  dadurch 
verhindert  wurde,  daß  sich  einige  Interessenten  zur  Übernahme  von 
zwanzig  Vorzugsaktien  ä  1000  Mark  verpflichteten,  die  vorweg  4  7„ 
Dividende  erhalten  sollen.  Die  hundertaohtzig  alten  Aktien  ;i  1000  Mk. 
wurden  zu  sechzig  neuen,  nicht  vorberechtigten  Stammaktien  zu- 
sammengelegt, also  für  3000  Mark  alte  Aktien  gab  es  eine  neue  zu 
1000  Mark,  so  daß  das  gesamte  Aktienkapital  auf  80000  Mark 
reduziert  worden  ist.  Wie  man  die  neuen,  ans  drei  Stamm-Aktien 
zusammengelegten  Aktien  in  Quedlinburg  bewertet,  geht  aus  einer 
am  1.  August  d.  Js.  dortselbst  vorgenommenen  Versteigemng  von 
sechs  derartigen  Aktien  hervor,  die  etwa  390  Mk.  pro  Stück  erzielten, 
was  einer  Wertbemessung  von  130  Mark  für  die  alte  Stammaktie 
von  1000  Mark  entspricht.  Es  bleibt  nun  abzuwarten,  wie  sich  die 
Zukunft  dieser  Gesellschaft  gestalten  wird  und  ob  sie  in  der  Lage 
sein  wird,  auch  nur  die  zwanzig  Vorzugsaktien  mit  4  "/o  zu  verzinsen, 
was  einem  Reingewinn  von  800  Mark  aus  dem  großen  Betriebe  ent- 
sprechen würde! 

Auf  jeden  Fall  sind  die  Schicksale  dieser  einen  gärtnerischen 
Aktiengesellschaft  außerordentlich  lehrreich  und  dürften  wesentlich 
dazu  beitragen,  daß  wir  auf  Jahre  hinaus  mit  neuen  derartigen 
Gründungen  verechont  bleiben. 


Die  Gartenwelt. 


IX,  51 


Taglühner  oder  Gärtner? 


In  No.  33  dieser  geschätzten  Zeitschrift  wurde  nicht  mit  Un- 
recht auf  die  in  unserem  Bemfe  herrschenden  Zustände  hingewiesen, 
indem  der  Verfasser  an  ein  abgedrucktes  Gehilfen-Gesuch  Erörterungen 
knüpfte. 

Jeder  selbständige  Gärtner,  der  früher  selbst  in  Stellung  war 
und  in  der  Welt  herumkam,  muß  dem  Verfasser  auch  vollkommen 
Recht  geben.  Über  die  eigentlichen  Uisachen,  warum  der  Gärtner- 
beruf so  ungeachtet  dasteht,  könnte  ein  ganzes  Werk  geschrieben 
werden,  da  sehr,  sehr  viele  Umstände   hierbei    in  Betracht   kommen. 

Indeß  möchte  ich  doch  auf  einen  Fehler,  den  die  meisten 
Gärtnergehilfen  begehen  und  durch  den  sie  sich  selbst  auf  die  Tag- 
löhnerstufe  heruntersetzen,  aufmerksam  machen.  Durch  den  steten 
Umgang  und  fortwährendes  Arbeiten  mit  Taglöhnern  ist  es  für 
Gärtner  allerdings  eine  gewisse  Charakterprobe,  daß  sie  mit  den 
Leuten  nicht  allzu  kollegial  werden.  In  allen  meinen  Stellungen 
mußte  ich  mehr  oder  weniger  die  traurige  Tatsache  mit  erleben,  daß 
viele  meiner  Kollegen  mit  den  Taglöhnern  nicht  nur  in  den  Geschäfts- 
stunden, sondern  auch  außerhalb  derselben  einen  kollegialen  Verkehr 
unterhielten.  Und  die  Taglöhner  waren  augenscheinlich  bemüht,  jeden 
Gärtner  auf  ihre  Kulturstufe  herunterzuziehen.  Mancher  wird  mir 
nun  entgegenhalten,  es  wäre  doch  ein  Unrecht,  die  Taglöhner  etwa 
über  die  Achseln  anzusehen,  es  niü.sse  doch  aus  Gründen  der 
Humanität  viel  schöner  sein,  Gleichheit  und  Biiiderlichkeit  walten  zu 
lassen.  Der  Gehilfe  soll  keineswegs  hochfahrend  sein,  er  soll  es  ver- 
stehen lernen,  nicht  nur  mit  Gleich-  und  Höhergestellten,  sondern 
auch  mit  den  einfachsten  Arbeitern  umzugehen,  ohne  aber  mit  ihnen 
in  privates  Freundschaftsverhältnis  zu  treten.  Zu  allerei'st  halte  der 
Gehilfe  aber  auch  über  seine  eigene  Person  selbst  Gericht  und  be- 
fleißige sich  eines  soliden  mustergültigen  Lebenswandels;  das  Publikum 
wird  dann  den  Gärtner  vom  Taglöhner  bald  unterscheiden  lernen. 

Wenn  ein  Gärtnergehilfe  einmal  in  die  unangenehme  Lage 
gerät,  gewisse  Hausknechtdienste  machen  zu  müssen,  so  ist  dies 
noch  lange  nicht  das  Allerschlimmste,  denn  nicht  durch  die  Berufs- 
art oder  durch  Ausübung  irgend  einer  mehr  oder  weniger  ehren- 
vollen Arbeit  gelangt  der  Mensch  zu  Ansehen,  sondern  durch  seine 
Bildung. 

Würde  es  nicht  angemessener  für  unsere  heranwachsenden  Be- 
rufsgenossen sein,  wenn  sie  in  ihren  freien  Stunden,  anstatt  mit  Tag- 
löhnern oder  zweideutigen  Personen  umzugehen,  mehr  auf  ihre  Aus- 
bildung bedacht  wären?  St. 


Fragen  und  Antworten. 

Beantwortung  der  Frage  No.343.  Kennt  jemand  ein  Mittel  zur 
Vernichtung  des  Pilzes  Peridermium  Slrobi  (Kiefern-Blasenrost),  der 
bekanntlich  die  Weymouthskiefer  befällt?  Die  Sporen  des  Pilzes 
keimen  auf  Ribesblättern.  Ende  Juni  bilden  sich  gelbe  punkt- 
förmige Häufchen  auf  der  Unterseite  der  Ribesblätter,  die  gleichfalls 
aus  F'ortpflanzungszellen  bestehen,  durch  welche  immer  neue  Blätter 
angesteckt  werden.  Später  bilden  sich  als  dritte  Form  Wintersporen, 
welche  auf  die  Kiefern  übergehen. 

Ein  Mittel  zur  gänzlichen  Vernichtung  dieses  gefährlichen 
Feindes  unserer  Weymouthskiefern  gibt  es  meines  Erachtens  nicht, 
wohl  aber  behindern  zahlreiche  Vorbeugungs-  und  Bekämpfungsmaß- 
regeln  sein  verheerendes  Auftreten. 

Die  dunkelgelben  Sporen  des  Pilzes  Peridermium  Strobi  ent- 
springen gelben  Säckchen,  welche  die  Stämmchen  junger  Pflanzen, 
sowie  die  Äste  älterer  Bäume  bedecken.  Sie  sind  nur  fortpflanzungs- 
fähig, wenn  sie  auf  Ä?'6es-Blätter  verweht  werden,  und  ist  es  daher 
geraten,  ein  Zusammenpflanzen  von  Pinus  Strobus  und  liibes-kiten 
zu  vermeiden. 

Dort,  wo  sich  einerseits  auf  Ribesblättern  die  gelben  Häufchen 
des  Oronariium  ribicola,  andererseits  auf  Pinus  Strobus  die  Säckchen 
des  Peridermium  Strobi  zeigen,  entferne  man  ohne  Zögern  die 
Ribespflanzen.  Auf  Pini^  Strobus  wirkt  der  Pilz  direkt  tötlich,  bei 
Ribes  dagegen  venirsacht  er  nur  eine  Blattkrankheit. 


In  Baimischulen  sollte  stets  nur  eine  der  beiden  Pflanzen  ge- 
zogen werden. 

Zu  empfehlen  ist  es,  die  Weymouthskiefer  aus  Samen  selbst 
heranzuziehen  oder  beim  Bezug  jungen  Pflanzenmaterials  darauf  be- 
dacht zu  sein,  daß  die  Pflanzen  aus  Gegenden  bezogen  werden,  wo 
der  Blasenrost  nicht  vorkommt.  Auch  verlange  man  eine  Be- 
scheinigung vom  Lieferanten,  daß  er  seine  Ware  selbst  heranzog, 
denn  gerade  der  Zwischenhandel  fördert  die  Verbreitung  der  Krankheit. 

Baumschulbesitzer,  die  in  Gegenden  ansässig  sind,  in  denen  der 
Blasenrost  mehr  oder  weniger  auftritt,  sollten  lieber  die  Kultur  der 
Weymouthskiefer  einstellen.  Zeigen  sich  in  einem  Strobus-Q,na.Ttiei 
Pflanzen  mit  Anschwellungen,  so  sollten  keine  Pflanzen  mehr  daraus 
verkauft  werden. 

Alten  wertvollen  Bäumen,  die  vom  Peridermium  befallen  sind, 
schneide  man  die  AnschvpeUungen  aus  und  verstreiche  die  Wund- 
stellen mit  Teer;  auf  diese  Weise  erhält  man  die  erkrankten  Bäume 
noch  eine  Zeit  lang  am  Leben.  H.  Maaß,  Kiel. 

—  Weitere  Belehrung  findet  der  Fragesteller  im  sechsten 
Jahrgang,  Seite  61,  der  Gartenwelt  in  einer  illustrierten  Abhandlung 
von  Prof.  Dr.  Paul  Sorauer,  einer  anerkannten  Autorität  auf  dem 
Gebiete  der  Pflanzenkrankheiten, 

Beantwortung  der  Frage  No.  344.  Welcher  Kessel  ist  für 
ein  kleines  16  m  langes,  6  m  breites  Gewächshaus,  zu  dessen  Heizung 
Braunkohlen  verwendet  werden  sollen,  am  zweckmäßigsten? 

Zur  Beheizung  eines  kleinen  Gewächshauses  von  lö  m  Länge 
und  6  m  Breite  ist  unser  Premier-Kessel  (Abbildung  Seite  611) 
sehr  empfehlenswert.  Er  bedarf  keiner  Einmauerung,  ist  sehr  leicht 
anzuschließen  und  hat  den  großen  Vorzug,  daß  man  alle  möglichen 
Brennmaterialien,  auch  Abfälle,  verwenden  kann.  Er  ist  als  Dauer- 
brandofen ausgebildet,  heizt  sehr  sparsam  und  läßt  sich  außer- 
ordentlich beciuem  bedienen. 

Burgass  &  Sohn,  Fabrik  für  Zentralheizungen,  Landsberg  a.  W. 

—  Als  zweckdienlichen  Heizkessel  für  Braunkohlenfeuerung 
(Landkohle)  kann  ich  dem  Fragesteller  den  Hohlrippenkessel  der 
Firma  M.  Heller  &  Co.,  llversgehof en-Erfurt  empfohlen.  Der 
Kessel  besitzt  alle  Vorzüge,  welche  man  von  einem  solchen  verlangen 
kann:  1.  Schnelles  Heizen.  2.  Dauerbrand.  3.  Heizung  mit  billigster 
Kohle,  infolge  engen  und  zweckmäßigen  Rostes.  4.  ReguUerbares 
Feuer  durch  einen  beweglichen  Rost.  5.  Große  Heizfläche  infolge 
zweckmäßiger  Konstruktion. 

Der  Kessel  beansprucht  absolut  keinen  besonderen  Raum 
(Kesselhaus),  sondern  wird  einfach  unter  das  Vermehrungsbeet  ge- 
schoben, wo  dann  die  entwickelte  Wärme  gleich  ausgenützt  werden 
kann.  Auch  da,  wo  Grundwasser  hoch  steht,  ist  er  vorteilhaft  zu 
verwenden. 

Die  Firma  Daiker  &  Otto  besitzt  zwei  Hellersche  Hohlrippen- 
kessel, von  denen  jeder  1500  laufende  Meter  Rohre  mit  Leichtigkeit 
heizt.  Das  Feuer  wird  nur  zwecks  Reinigung  der  Kessel  ausgelöscht, 
sonst  brennt  es  immer;  daß  dadurch  keine  großen  Temperatur- 
schwankungen entstehen,  ist  selbstredend  und  vorteilhaft.  Die  Er- 
sparnisse an  Heizkosten  gegenüber  unseren  früheren  Kokskesseln 
sind  bedeutend. 

Jeder  Interessent  sollte  sich,  wenn  er  eine  Kesselanlage  an- 
sieht, ganz  gleich  welchen  Systems,  zuerst  die  Heizabfälle  zeigen 
la.ssen;  dann  findet  jeder  die  Vor-  und  Nachteile  selbst.  Der 
Hellersche  Kessel  hinterläßt  nur  reine  vollständig  ausgenützte  Asche. 
G.  Krüger,  Obergärtner  der  Firma  Daiker  &  Otto,  Langenweddingen. 

—  Trotzdem  uns  die  letzten  Jahre  eine  erkleckliche  Anzahl 
neuer  Kesselkonstruktionen  brachten,  von  denen  jede  ihre  unleugbaren 
Vorzüge  bietet,  kommt  mancher  Gärtner,  welcher  mit  geringer  Braun- 
kohle rationell  feuern  will,  bei  der  Auswahl  in  Verlegenheit,  weil  die 
meisten  der  neuen  Kesselkonstruktionen  vornehmlich  für  Koks  ein- 
gerichtet sind  und  gerade  eine  für  geringe  Braunkohle  geeignete 
Schüttvorrichtung  vermissen  lassen.  Eine  solche  findet  sich  üi 
zweckentsprechender  Weise  angeordnet  in  unserem  Hohlrippen- 
kessel und  zwar  in  Form  eines  geräumigen  schrägen  Füllschachtes 
und  eines  treppenförmigen  Rostes.  Diese  Einrichtung  ermöglicht  das 
Auffüllen  eines  größeren  Quantums  Braunkohle,  ohne  daß  diese  Masse 
mit   einem    Mal    zur  Verbrennung    kommt;    die    im  Füllschaoht    be- 


IX,  51 


Die  Gartenwelt. 


findliolie  Kohle  bleibt  vorerst 
völlig  unberührt  vom  Feuer, 
bis  sie  allmählig  auf  den  Rost 
rutscht  und  hier  ei'st  ent- 
flammt. Die  schon  am  obern 
Teil  des  ßostes  infolge  der 
Hitze  sich  bildenden  Rauch- 
gase sind  gezwungen,  über 
die  heißeste  Glut  hinwegzu- 
streichen und  zu  verbrennen. 
Der  Feuerraum  wird  auf 
drei  Seiten  von  den  wa.sser- 
umspülten.  tief  gewellten  Kes- 
,  selwandungen  umgeben;  die 
Feuergase  durchziehen  in 
mehrfach  wechselnder  Rich- 
tung den  Kessel  sowohl  im 
Innern,  als  auch  an  den  Außen- 
wänden entlang,  wobei  sie  auf 
dem  reichlich  langen  Wege 
ihre  Hitze  an  die  Kessel- 
wanduDgen  nutzbar  abgeben, 
bevor  sie  nach  dem  Schornstein 
abziehen. 

"Wie  die  Abbildung  zeigt, 
besteht    der    eigentliche   Kes- 
sel aus  einem  oder  mehreren, 
an  der  inneren  Wölbung  stark  eingewellten  Hohlkörpern  aus  Schmiede- 
eisen, die  ummauert  werden. 

In  Anbetracht  der  geringeren  Höhe  des  Kessels  läßt  sich  dieser 
an  Stellen,  wo  infolge  Grundwassers  sich  die  Anlage  von  vertieften 
Standorten  für  stehende  Kessel  verbietet,  ohne  jede  Vertiefung  auf- 
stellen.    Zu  weiteren  Angaben  sind  wir  gern  bereit. 

M.  Heller  &  Co.,  Uversgehofen  bei  Erfurt. 

—  Ich  halte  den  Holilrippenkessel  von  Heller  &  Co., 
Ilvei-sgehofen  -  Erfurt  für  Braunkohlenfeuerung  sehr  passend, 
weil  man  den  Kessel  vollschütten  kann,  ohne  daß  die  Flamme  er- 
stickt wird,  indem  die  Kohle  in  einem  schrägen  Schacht  auf  einem 
schrägen  Rost  nach  und  nach  hinabrutscht. 

Ich  benutze  für  meine  zwei  Häuser  von  18  m  Länge  und  4  m 
Breite  seit  1900  einen  Hohlrippenkessel  Xo.  3  und  glaube,  daß  der 
Fragesteller  mit  einer  noch  kleineren  Nummer  auskommen  könnte. 
Ich  verwende  nur  gewöhnliche  Braunkohle,  wovon  der  Ztr.  40  Pfg. 
kostet  oder  Braunkohlen-Briketts,  wovon  der  Ztr.  58  Pfg.  kostet. 
Fr.  Schrader,  Handelsgärtnerei  (Rosentreiberei),  Altenweddingen. 

—  Für  das  in  Frage  kommende  Gewächshaus  würde  ein 
Hellerscher  Hohlrippenkessel  von  der  Firma  Heller  &  Comp., 
Uversgehofen  bei  Erfurt,  der  geeignetste  sein.  In  Folge  der  vor- 
züglichen Einrichtung  seines  Treppenrostes  brennt  auch  die  geringste 
Braunkohle  noch  ganz  vorzüglich,  ganz  gleich,  ob  sie  großstückig 
oder  fast  staubfein  ist.      Mein  Haus   ist  23  m  lang  und  4.50  m  tief 


und  ich  habe  mit  einem  verhältnismäßig  kleinen  Kessel  stets  die  er- 
forderlichen Grade  +  12— 15»G  ohne  zu  decken  erzielen  können. 
Oscar  Teichert,  Handel.sgärtner,  Kirchhain,  N.-L. 


Aus  den  Vereinen. 

Verein  zur  Förderung  des  Gartenbaues  in  Berlin.    Mit 

dem  beginnenden  Herbst  stellen  sich  auch  wieder  mehr  Mitglieder 
zur  Versammlung  ein  und  auch  die  Darbietungen  an  Pflanzen  be- 
ginnen wieder  vielseitiger  zu  werden.  Was  Schönheit  und  Kostbar- 
keit der  vorgeführten  Pflanzen  anlangt,  so  hatte  Herr  Otto  Beyrodt, 
Marienfelde,  der  bekannte  Orchideen-Großzüchter,  in  der  Versammlung 
am  31.  August  den  Vogel  abgeschossen.  Unter  seinen  Cattleyen 
waren  prächtige  Kulturpflanzen  von  Cattkya  Warsceicicxii  (gigas) 
rar.  smideriana,  die  sich  durch  dunklere  Färbung  der  Sepalen  und 
Petalen  und  leichtere  Blühbarkeit  vorteilhaft  von  der  Stammart  unter- 
scheidet. Was  Größe  der  Blumen,  namentlich  der  edelgefonnten, 
breiten,  dunkellilafarbenen  Lippe  anbelangt,  so  darf  Beyrodts  Catfleya 
gigas  „Imperator  i?e.(:"  wohl  als  schönste  bezeichnet  werden.  Die 
in  der  Gartenwelt  Iso.  46,  Seite  544,  ausgesprochene  Vermutung,  daß 


Freistehender  Premierkessel  von 
Burgass  &  Sohn,  Landsberg  a.  W. 


Eingemauerter  Hohlrippenkc 
Uversgehofen  bei  Ei  hu 


Heller  &  Co., 
schnitt.  I 


Lin^cniauertLT   1  l..|ilnppenkessel  von  Heller  .V  Co..    llvers- 
gehofen  bei  Erfurt.     (Querschnitt.) 

die  Sandersche  Cattleya  .,Our  Queen^^  mit  der  prächtigen  bisher 
einzigen  weißen  Cattleya  gigas  ,,Frati  Melanie  Beyrodt-^  identisch 
sei,  beruht  auf  einem  Irrtum.  „Oiir  Quenf-  ist  nicht  weiß,  sondern 
ist  eine  lilafarbige  Cattleya  mit  besonders  großer  Lippe,  während 
y,Melanie  Beyrodt'-'-  als  erste  reinweiße  Cattleya  Warscewicxii  von 
außergewöhnlichem  Werte  ist,  was  sich  auch  in  dem  enormen  Preise 
zeigt,  den  Herr  Beyrodt  für  vier  dieser  Pflanzen  in  England  erzielt 
hat;  man  munkelt  von  20000  Mark.  Dann  zeigte  Herr  Beyrodt  noch 
prächtige  Cattleya  aurea,  sowie  eine  natürliche  Hybride  zwischen 
C.  harrisoniana  Forbesii,  beide  Eltern  in  Brasilien  heimisch.  Die 
dunkle  Lilafärbung  der  Sepalen  und  Petalen  und  die  kräftige  gelbe 
Zeichnung  auf  der  Lippe  lassen  sie  sehr  begehrenswert  erscheinen. 
Unter  den  Cypripedien  befand  sich  eine  Rarität  in  Gestalt  eines  C. 
nii-ettm  leucoglossum,  dessen  Blüte  rein  weiß  ist,  auch  die  Lippe 
(C  niveum  ist  bekanntlich  purpur  punktiert),  die  am  Gnmde  zwei 
vereinigte,  lebhaft  gelbe  Flecken  trägt.  Ferner  Cyprijiediutn  X  oetian- 
thum  superbiim,  das  Produkt  einer  Doppelkreuzung  von  C.  villosum  X 
barbatum  =  C.  harrisoniammi  mit  C.  insigne  Maidei.  Dann  war 
noch  ein  schönes  Oneidiuni  cramerianum  da,  eine  Art,  die  dem 
Oneidium  Papilio  sehr  nahe  steht  und  sich  nur  durch  die  runden 
Stiele  mit  dichten  Knoten  von  dem  ^J'apilio-'-  mit  zweikantigen 
Stielen  und  entfernten  Knoten  unterscheidet.  Bei  beiden  treibt  der 
Stengel  lange  Zeit  hindurch  Blüten,  die  einem  Schmetterling  täuschend 


612 


Die  Gartenwelt. 


IX,  51 


ähnlich  sehen.  Schließlich  sei  noch  das  seltene  Dendrobium  Deari 
erwähnt,  das  in  einer  erstaunlich  reich  blühenden  etablierten  Pflanze 
vorhanden  war.  Im  Erblühen  zart  grünlich,  sind  die  Blumen  voll- 
erblüht reinweiß;  sie  stehen  meist  zu  sechs  zu  einer  Traube  vereint. 
Außerdem  zeigte  Herr  Beyrodt  noch  ein  Anihurium  seandens  mit 
Früchten,  das  mit  dem  Beinamen  ^Jeiicocarpiim'-'-  bezeichnet  war, 
den  es  aber  zu  Unrecht  trägt,  da  die  Früchte  sich  späterhin  violett 
färben  und  nur  in   einem  gewissen   Stadium  weiß  wie  Paraffin  sind. 

Von  den  sonstigen  Darbietungen  sind  noch  erwähnenswert 
schöne  Begonia  Rex,  die  Herr  Garteninspektor  Weidlich- Berlin 
aus  Samen  herangezogen  hat,  den  er  im  Februar  in  Torfmull  mit 
Sand  ausgesäet  hat,  welche  Mischung  den  Sämlingen  sehr  zusagt. 
Die  gezeigten  Pflanzen  waren  bereits  fertige  Marktware. 

Herr  Heinrich  Kohlmannslehner,  Britz,  zeigte  Pflanzen 
der  neuen  NepJiroIepü  Scotti,  die  den  Vorzug  vor  bosioniensis  hat, 
schmale,  kürzere  "Wedel  in  Menge  zu  treiben  und  daher  als  Topf- 
pflanze sehr  brauchbar  ist. 

Derselbe  zeigte  ferner  eine  Rehneltsche  winterharte 
Fuchsiensorte.  Die  Winterhärte  bei  Fuchsien  ist  nichts  Neues, 
da  die  alten  Thompsonü  und  Rtccartonii -¥oivaen  der  Fiichsia 
eoeeinea  unsere  Winter  unter  guter  Laubdecke  überstehen,  wenngleich 
sie  über  dem  Erdboden  abfrieren.  Hauptsache  ist  jedoch,  wie  Herr 
Brodersen  betonte,  daß  die  Fuchsien  recht  tief,  bis  25  cm,  gepflanzt 
sind,  sodaß  sie  von  unten  austreiben  können.  Schließlich  zeigte  Herr 
Kohlmannslehner  noch  Blumen  der  Edeldahlie  „Pink  Pcarl'\  die 
eine  engUsche  Züchtung  von  angenehmer  bläulichrosa    Färbung    ist. 

Sehr  hübsch  waren  die  herumgereichten  Verpackungen  der 
Firma  May  &  Sohn  in  Groß-Walditz  bei  Bunzlau,  Pappkartons  mit 
Holzrahmenversteifung,  deren  Pappdeckel  kreuzweisen  Fadenverschluß 
durch  Metallösen  haben.  Auf  diese  Verpackungen  kommen  wir  noch 
zurück. 

Hen-  L.  Kühn,  Nassau  a.  d.  Lahn,  hatte  einen  Metallpanzer- 
Schlauch  für  eine  recht  zweckmäßige  Bewässerung  von  Kulturen  ein- 
geschickt. Der  spiralförmig  aufgerollte  Schlauch  wird  mittels  Schlauch- 
bändern und  Eollhaken  an  einem  Seil  aufgehängt,  sodaß  der  Schlauch 
ohne  auf  dem  Erdboden  zu  liegen,  sehr  geschont  wird  und  eine 
außerordentliche  Beweglichkeit  für  den,   der  spritzt,  gestattet. 

Herr  Dietze  in  Steglitz  zeigte  Carotten  der  Vilmorinschen 
„Ouermule-Carotte",  einer  in  Größe  und  Zartheit  kaum  übertroff enen 
stumpfspitzen  gelbroten  Carotte,  sowie  Bohnen  der  Sorte  „Burpees 
stringless  yreen  Pod-\  die  als  Konservenbohne  warm  empfohlen  sei, 
da  sie  absolut  keine  Fäden  bat  und  reich  an  Kernen  ist.  ohne  daß 
darunter  die  Zartheit  der  Schote  leidet,  sowie  den  Kopfsalat  „Mam- 
iiiufh",  eine  Riesensorte,  die  selbst  in  tj'ockenem  Sandboden  über  2  kg 
schwere  Köpfe  von  größter  Zartheit  ergibt,  wovon  sich  die  Versammlungs- 
teilnehmer durch  Kostproben  in  der  Nachsitzung  überzeugt  haben. 

Herr  BeTthold  Trenkner- Quedlinburg  berichtete  an  der 
Hand  von  geradezu  fabelhaft  großen  Noas  Treibgurken  über  seine 
für  die  gärtnerische  Kulturpraxis  außerordentlich  wertvollen  Düngungs- 
versuche, auf  die  wir  an  anderer  Stelle  zurückkommen. 

Der  Bericht  des  Herrn  Generalsekretärs  Braun  über  die  Be- 
deutung der  Olbrichschen  Farbengärten  auf  der  Darmstädter  Aus- 
stellung gipfelte  in  dem  Satze  des  Referenten,  aaß  diese  Gärten  eine 
Bedeutung  für  den  Liebhaber  nicht  hätten,  weil  sie  für  ihn  zu 
teuer  sind,  daß  sie  ferner  für  den  Fachmann  Phantasien  eines 
freilich  wohlmeinenden  Schwärmers  und  daß  diese  „Juwelen" 
endlich  für  die  Allgemeinheit  überhaupt  nicht  da  seien,  denn  diese 
verlange  nach  einer  gesunden  kräftigen  Hausmannskost.  Diese  Meinung 
des  Herrn  Generalsekretärs  wird  in  Fachkreisen  geteilt  werden.' 
Einige  Mitglieder  schienen  in  bedauerlicher  Kurzsichtigkeit  mit  der 
Heise  des  Generalsekretärs  nicht  einverstanden  zu  sein.  Diesen  Herren 
muß  man  das  volkstümliche  Verschen:  „AVenn  jemand  von  der  Reise 
kommt,  so  kann  er  was  erzählen,"  ins  Gedächtnis  zurückrufen.  Einen 
mutigen  Entschluß  faßte  die  Versammlung  mit  allen  Stimmen  gegen 
eine  Stimme,  indem  sie  dem  vorbereitenden  Ausschuß  für  eine  vor- 
aussichthch  vom  9.  bis  11.  November  d.  J.  in  Berlin  in  den  neuen 
großartigen  Räumen  des  Ausstellungsrestaurants  am  Lehrter  Bahnhof 
zu  veranstaltende  Chrysanthemunischau  in  erster  Lesung 
einen  Blankokredit  von  15000  Mark  bewilligte  und  sich  mit  einer  zu 


veranstaltenden  Ausstellung  einverstanden  erklärte.  Hoffentlich  ist 
die  näcbste  Versammlung  ebenso  beherzt,  den  Titel  endgiltig  zu  be- 
willigen, damit  der  Verein  endlich  wieder  beginnt  in  Berlin  ange- 
nehm von  sich  reden  zu  machen  und  den  Gartenbau  energisch  zu 
fördern;  den  Kennern  unserer  Muttersprache  genügt  nämlich  schon 
das  Wörtchen  „fördern",  das  „Befördern"  überläßt  man  lieber  den 
Eisenbahnen  und  Schiffen.  W.  Tscheuke,  Berlin. 

Tagesgeschichte. 

Düsseldorf.  Von  den  eingegangenen  vierzehn  Entwürfen  zur 
Ausgestaltung  des  Kaiser  Wilhelm-Parks  haben  die  Preisrichter 
dem  Entwurf  „Schwan",  Verfasser  Gartenarchitekt  Fincken,  Cöln, 
dem  Entwurf  „Dem  Volke",  Verfasser  Gartenbaudirektor  Ph.  Sies- 
mayer, Frankfurt  a.  M.- Bockenheim,  dem  Entwurf  „Am  Rhein", 
Verfasser  Gartenarchitekt  R.  Hoemann  in  Düsseldorf,  je  einen 
Preis  von  1000  Mark  zuerkannt.  Zum  Ankauf  wurden  empfohlen  die 
Entwürfe  „Dürerbund",  Verfasser  Garteningenieur  Fr.  Bauer, 
Magdeburg,  „AVarum- Darum",  A'erf asser  R.  Hoemann,  Düssel- 
dorf und  „Jungbrunnen",  Verfasser  Körner  &  Brodersen, 
Steglitz.     (A^gl.  No.  32,  33,  35.     Red.)  H. 

Landeshut  i.  Schi.  Der  hiesige  Verschönerungsverein  plant 
die  Anlage  einer  ötadtparkanlage  auf  dem  Kirohberge,  zu  der  Garten- 
ingenieur H  a  n  i  s  c  h  -  Kattowitz  einen  Entwurf  gefertigt  hat.  Die 
Gesamtkosten  sind  auf  30000  Mk.  veranschlagt  und  die  Ausführung  soll 
in  Abschnitten,  bedingt  durch  die  jeweils  verfügbaren  Mittel,  erfolgen. 
Der  A'orstand  beschloß,  Herrn  Hanisch  die  Ausführung  der  Stadt- 
parkanlage zu  übertragen.     Die  Schachtarbeiten  haben  bereits  begonnen. 


Personal-Nachrichten. 

Brefeld,  Dr.,  Geheimrat,  ordentl.  Prof.  der  Botanik  an  der 
Universität  zu  Breslau,  trat  von  seiner  Professur  wegen  eines 
schweren  Augenleidens  zurück. 

Hoffmann,  Dr.  Hans,  bisher  Gartenbaulehrer  in  Köstritz,  wurde 
zum  Großh.  hess.  Oberlehrer  an  der  Obstbauschule  in  Friedberg  er- 
nannt. Herr  Hoffmann  ist  dreißig  Jahre  alt,  lernte  unter  Gustav 
Fintebnann  in  Wilhelmshöhe  und  besuchte  von  1896—1899  die 
Gärtnerlehranstalt  am  Wildpark. 

Kunert,  Ed.,  Kunst-  und  Handelsgärtner  in  Langenbielau  bei 
Neiße,  wurde  der  Titel  Garteninspektor  verliehen. 

Kraemer,  Michael,  bisher  in  Potsdam,  trat  als  Obergärtner  in 
die  Spezialgärtnerei  von  Gurt  Moll  in  Borgsdorf  bei  Birkenwerder 
(Berliner  A''orort)  ein.  Die  Gärtnerei  hat  jetzt  10  große  Glashäuser  für 
Rosen-  imd  Nelkenkultur  zum  Schnitt;  das  Unternehmen  ist  noch 
jung  und  im  Aufblühen  begriffen. 

Jurrissen,  J.  J.,  Baumsohulenbesitzer  in  Naarden  (Holland) 
wurde  durch  die  A'erleihung  des  holländischen  Ritterordens  von 
Orange-Nassau  ausgezeichnet. 

Rebenstorff,  J.  sen.  in  Erfurt,  tritt,  wie  bereits  in  No.  34 
mitgeteilt  wurde,  am  1.  Oktober  d.  J.  von  seinem  Posten  als  Fried- 
hofsinspektor zurück  und  eröffnet  am  selben  Tage  daselbst  eine 
Handelsgärtnerei  unter  der  Firma  „Zenti'alstelle  für  praktischen  Obst- 
bau, J.  Rebenstorff  sen.,  Handelsgärtnerei".  Die  Gärtnerei  befindet 
sich  Nordhäuserstraße  zwischen  Lazarett  und  Krankenhaus. 

Sandhack,  Herrn.  A.,  bisher  langjähriger  Obergärtner  des 
Fürsten  Metschersky  in  Dugino,  Gouv.  Smolensk,  Rußland,  sah  sich 
infolge  der  anarchischen  Zustände  in  Rußland  gezwungen,  seine 
Stellung  aufzugeben  und  nach  Deutschland  zurückzukehren.  Er  weilt 
jetzt  in  Niendorf  bei  Hamburg,  um  sich  in  Deutschland  einen  ge- 
eigneten Posten  zu  suchen.  Herr  Sandhack  hat  Brasilien  bereist  und 
ist  ein  erfolgreicher  Orchideenkultivateur,  der  die  fürstl.  Metschersky- 
sche  Gärtnerei  zu  hohem  Ansehen  gebracht  hat. 

Vieweg,  Franz,  herzoglicher  Oberhofgärtner  in  Meiningen, 
starb  Ende  August  nach  langem  schwerem  Leiden. 

Wächter,  Großherz,  mecklenburgischer  Hofgärtner  a.  D.,  starb 
in  Ludwigslust  im  Alter  von  92  Jahren.  Der  A^erstorbene  stammte 
aus  Thüringen  und  war  seit  Ende  der  dreißiger  Jahre  vorigen  Jahr- 
hunderts in  Ludwigslust  bis  zu  seiner  Pensionierung  im  Jahre  1890  tätig. 


Verantvortl.  Redakteur:  Mi 


Verlag  t.  Richard  Carl  Schmidt  &  Co.,  Leipzig.  —  Druci:  Anhalt.  Bachdr.  Outenberg,e.  Q. 


1.,  Dessau. 


Illustriertes  Wochenblatt  für  den  gesamten  Gartenbau. 


Jahrgang  IX. 


23.  September  1905. 


No.  52. 


Nachdruck  und  Nachbildung  aas  dem  Inhalt  dieser  Zeitschrift  wird  strafrechtlich  verfolgt. 


Ausstellungsberichte. 


Die  Allgemeine  Gartenbaii-Aiisstelluiig  in  Darmstadt. 

Vom   Herausgeber. 
III.  Florblumen  und  Handelspflanzen. 

(Eierxu  fünf  Abbildungen.) 
i/ie  Haupteigenart  der  Ausstellung  lag,  wie  ich  bereits 
früher  hervorhob,  in  den  einzigartigen  Wasserpflanzenkultiu'en 
und  in  den  größtenteils  recht  kuriosen  Zier-  und  Nutzgärten, 
zumal  nichts  zu  dumm  ist,  um  nicht  daran  lernen  zu  können. 
Der  Großherzog  von  Hessen  hat  durch  gewiß  beträchtliche 
Geldopfer  diesen  Vorfttlu'ungen  erst  den  Boden  geebnet.  Die 
Handelsgärtner  hatten  sich  keiner  besonderen  fürstlichen 
Beihilfe  zu  erfreuen,  imd  da  ihnen  auch  keinerlei  Preise 
winkten,  so  war  speziell  die  Beteiligung  in  marktgängigen 
Handelspflanzen  nur  örtlicher  Natur.  Von  den  zahlreichen, 
meist  kleineren  Handelsgärtnern  in  Darmstadt  und  seiner 
näheren  und  weiteren  Umgebung  hatte  jeder  sein  Bestes  zur 
Ausstellung  beigetragen.  Gruppenpflanzen  aller  Art  und 
marktgängige  Topfgewächse  wie  Myrten,  Palmen, 
Ficus,  Azaleen,  Pelargonien,  Chrysanthemum  etc. 
waren,  wenn  auch  nicht  in  hervorragenden  einzig- 
artigen Kulturpflanzen,  so  doch  in  guter  Markt- 
ware vorhanden.  Es  hieße  den  Katalog  ab- 
schreiben, wenn  ich  die  einzelnen  Aussteller  und 
ihre  Ausstellungswaren  hier  durchsprechen  wollte. 
Das  wäre  auch  durchaus  überflüssig,  und  ich 
beschränke  mich  darauf,  das  hervorzuheben,  was 
besonderer  Erwähnung  wert  war.  Ein  großer 
Teil  der  Ausstellungsgegenstände  der  Darm- 
städterHandelsgärtnerverbindungwar 
auf  dem  von  Professor  Ol  brich  entworfenen,  mit 
Backsteinen  gepflasterten  Blumenparterre  unter- 
gebracht (Abbildung  in  No.  51,  Seite  605),  in 
dessen  Nähe  sich  noch  ein  zweites,  ähnlich 
gepflastertes,  aber  rundes  Parterre  befand.  Diesen 
sonderbaren  Arrangements  gegenüber  lagen  noch 
von  der  Hofgärtnerei  Bessungen  durch  Hofgärtner 
Weigold,  und  von  der  Stadtgärtnerei  Darmstadt 
durch  Garteninspektor  Stapel  ausgeführte 
Pai-terres.  Hier  bildete,  wie  üblich,  der  grüne 
Rasen  den  lebendigen  Untergrund,  den  Professor 
Olbrich  durch  tote  Steine  ersetzte.    Im  Parterre 


des  Herrn  Stapel  lag  das  große,  mit  hochstammigen  Plumhago 
capetisis  bepflanzte  Mittelbeet  vertieft,  während  die  es 
nach  außen  umgebenden  Beetlinien  an  den  vier  Ecken  mit 
Helianthus  (Rudbeckia)  laciniatus  „OoldhaW-  bepflanzt  waren,  die 
sich  beträchtlich  über  die  Hochstämme  des  llittelbeetes  erhoben 
und  die  Plumhago  drückten.  Wozu  zieht  man  die  Plumhago 
als  Hochstämme  heran;  um  sie  dann  tiefer  zu  setzen  und 
durch  hohe,  leuchtendblühende  Stauden  zu  erdrücken?  Der 
große  kalile,  rechtwinkelige  Platz,  der  die  ganzen  Gruppen- 
anlagen aufnahm,  wäre  besser  zu  einer  einheitlichen,  in  der 
Hauptsache  geradlinigen  Parterreanlage  umgestaltet  worden. 
In  einem  besonderen  Eaume,  der  die  Planausstellung  umfaßt, 
befindet  sich  ein  von  Stadtgarteninspektor  Stapel  gefertigter 
Entwurf  zu  dieser  Anlage,  der  aus  auch  mir  begreiflichen 
Gründen  keinen  Beifall  gefunden  hat,  weil  das  in  Frage  kommende 
regelmäßige  flache  Terrain  die  von  Stapel  projektierte 
freie  Gestaltung  nicht  zuließ,  weshalb  man  Prof.  Olbrich 
mit  der  Ausarbeitung  des    geeigneten  Entwurfes    beauftragte. 


Gartenwelt.     IX 


Kakteengruppc  mit  Diorama,  vom  Botan.  Garten  in  Darnistadt  ausgestellt. 

Origiualaufnahme  für  die  „Gartenwelt". 

52 


Die   Gartenwelt. 


IX,  52 


Daß  dieser  auch  nicht  den   Vogel'  abgeschossen  hat,  mag  uns 
Grärtnern  ein  schwacher  Trost  sein. 

Unter    den    vorhandenen,    bemerkenswerten  Handels- 
pflanzen  erwähne  icli  in  erster  Linie    die    liervorragenden 


Blankenburg 


ttingen"  von  Georg  Bornemann, 

Originalaufnahrae   für  die  „Gartenwelf* 


Halt  bieten,  dann  aber  auch  Villen  mit  rauhem  Zement- 
verjjutz.  Im  Gegensatz  zu  den  sonst  angepflanzten  Lianen, 
wie  Tecoma,  Wistaria,  Jungfernrebe  und  Efeu,  bieten  die 
selbstklimmenden  Weinreben  den  überall  lästigen  Spatzen 
durch  ihr  dichtes  Anliegen  keinerlei  Nistgelegeuheit,  was 
ich  als  großen  Vorteil  betrachte,  da  die  aus  alten  Efeu- 
wänden und  anderen  herausklingenden  Spatzenkonzerte 
nicht  zu  den  angenehmen  Beigaben  eines  behaglichen  Heimes 
gehören. 

Von  einer  Staudenfirma  im  Herzogtum  Sachsen-Alten- 
burg war  ein  Beet  mit  Echinaeea  ausgepflanzt,  doch  konnte 
ich  nicht  in  Erfahrung  bringen,  ob  diese  Echinacea  die  an- 
gebliche ,,rote  Sonnenrose"  darstellen  sollten.  Recht  be- 
merkenswert war  ein  Beet  sogenannter  Eisspiräen  von 
Heinrich  Kohl  mann  sieh  n  er,  Britz-Berlin,  in  Töpfen. 
Die  künstlich  zurückgehaltenen  Pflanzen  standen  in  vollem 
tadellosem  Flor.  Ich  lasse  es  dahingestellt,  ob  man  nicht 
besser  dabei  fahren  würde,  sich  darauf  zu  beschränken,  die 
Spiräen  zu  Ende  des  Winters  zu  treiben  und  im  Frühling 
naturgemäß  blühen  zu  lassen.  Wenn  sie  dann  im  Sommer 
und  Herbst  dem  Publikum  zum  dritten  und  vierten  Mal 
vorgesetzt  werden,  wird  es  sie  sehr  bald  über  bekommen. 
Der  gleiche  Aussteller  hatte  auch  Medeola  myrtifolia  und 
Selaginella  watsoniana  gebracht,  über  welche  wir  fiüher 
schon  in  Wort  und  Bild  berichteten.  Die  karminrot 
blühende  Nicotiana  Sanderae,  deren  Blüten  während  des 
ganzen  Tages  geöffnet  sind,  während  N.  affinis  Nacht- 
blüherin  ist,  waren  mehrfach  in  voUblühendeu  Exemplaren 
vorhanden.  Ich  halte  diese  Einführung  noch  für  verbesserungs- 
fähig, und  tatsächlich  hat  die  einführende  Firma  N.  Sanderae 


Canna -  Sorten  der  Firma  Goos  &  Koenemann,  Nieder- 
Walluf,  die  zur  Umpflanzung  eines  der  beiden  auf  dem  er- 
wähnten Terrain  vorhandenen  Eiesenbassins  zweckentsprechende 
Verwendung  gefunden  hatten.  Bemerkenswert  sind  die 
Sorten  .,Frau  M.  Nagel'-'-,  hellgelb;  „Elisabeth  Hoss'\  gelb  mit 
roten  Tupfen;  „Han-y  Laing^',  blutrot,  gold  glänzend,  und 
ganz  besonders  „König  Humberl^'-  mit  roten  Blüten  und  roten 
Blättern.  Letztere  ist  die  größte  unter  allen  sogenannten  Cmij- 
Cannas  und  hat  die  festesten,  in  den  Umrissen  regelmäßigsten 
Blüten  mit  den  breitesten  Fetalen,  die  nach  Größe  und  Form 
fast  an  Gladiolen  erinnern.  Dieser  Typus  sollte  bei  weiterer 
Verbesserung  dieser  Cannarasse  zugrunde  gelegt  werden.  Die 
Firma  Goos  &  Koenemann  glänzte  auch  durch  Vorführung 
vorzüglicher  Topfclematis,  unter  welchen  sich  auch  die 
blaue  C.  Jackmanni  befand,  eine  der  ersten  guten  Sorten, 
die  den  Waldreben  die  Wege  ebneten.  Daneben  notierten 
wir  die  spätblühende,  aber  enorm  wüchsige  Clemalis  paniculala, 
Gl.  montana  grandiflora,  „Ville  de  Lyon'^  schon  weinrot, 
unterseits  heller,  „Proteus'-^  rosa  und  iniegrifolia  Durandi, 
blau,  die  Blüte  in  Form  eines  eisernen  Kreuzes.  Herr  Koene- 
mann nennt  sie  deshalb  die  Eiserne -Kreuz-Clematis.  Auch 
ein  zweiter  Nieder walluf er  Züchter,  Franz  A.  Kreis,  führte 
gleichfalls  winterharte  Clematis  vor,  daneben  Rosen  und  selbst- 
klimmende Vitis.  Diese  letzteren  haben  in  Süddeutsehland 
,eine  kaum  glaubliche  Verbreitung  gefunden.  In  den  west- 
lichen Villenstraßen  von  Frankfurt  a.  M.  begegnet  man  immer 
und  immer  wieder  malerischen  Villen  und  Landhäusern,  die 
ganz  in  das  zierliche,  dicht  anliegende  Grün  von  Vitis  Veilchii 
und  anderer  Selbstklimmer  gehüllt  sind.  Zu  einer  derartigen 
Bekleidung  eignen  sich  in  erster  Linie  sogenannte  Verblend- 
steinbauten, da  die  porösen  Backsteine  den  Haftwurzeln  festen 


Neue  Fuchsie  „Koralle"  von  Georg 

Blankenburg  a.  Harz.    Originalaufnahme  für 


Bornemann, 
die  „Garlenwelt". 


IX,  52 


Die  Gartenwelt. 


615 


letzthin  in  Brügge  weiße  und  auch  rosafarbene  Variationen 
gezeigt,  welche  die  rote  an  Schönheit  weit  übertrafen.  Jeden- 
falls ist  sie  unter  den  rotblühenden  Sorten  die  reichblühendste, 
bleibt  aber  an  dekorativem  Wert  erhcblicii  hinter  ISf.  silvesiris 
zurück. 

"Winterharte  blühende  Ericaceen  und  Farne  zeigte  Georg 
Arends,  Ronsdorf,  auf  an  einer  schattigen  Böschung  hübsch 
arrangierten  Folsenbeeten. 

Als  Ausstellerin  besserer  Gewächshaus  pflanzen  tat 
sich  besonders  die  Firma  Carl  Oser  &  Co.,  Diez  a.  d.  Lahn, 
hervor.     Die  Firma  hat  die  bekannten  belgischen  Großkulturen 
aufgenommen,  wie  Lorbeer,  Araucarien  etc.  und  leistet  darin 
wirklich  Gutes.    Wilhelm  Hennis,  Hildesheim,  zeigte  eine 
Gruppe    junger,     aus     selbstimijortierten     Samen     gezogener 
Phoenix    Roeheleni,    auf    welche    wertvolle    Einfühi'uiig    wir 
mehrfach  in  der  Gartenwelt 
in  Wort  und  Bild  hingewiesen 
haben.     Die  Firma  J.  Lam- 
bert &  S  ö  h  n  e  in  Trier  war 
mit  gut   kultivierten  Croton 
in  besten  Sorten,  mit  dem  zur 
Jardinierenbepflanzung     und 
Binderei  unentbehrlichen  Ca- 
ladium  argyridcs,  Araucarien 
und    mit    prächtigen    Blatt- 
begonien vertreten.    Die  be- 
liebte Sorte  „Louise  Closson^' 
sah  ich  nie  zuvor  in  solchen 
üppigen  und  tiefrot  gefärbten 
Exemplaren.    Besondere  Er- 
wähnung verdienen  noch  tlie 
Sorten    „Bronce  de  Nancy" 
mit  stark  gezähnten,  bronze- 
farbigen   Blättern    und    Be- 
gonia  argentea  guttata,   mit 
silberbetupftem  Laub.      Th. 
Steinhauer,     Laubenheim 
am  Rhein  war  mit  Palmen, 
Croton,  Farnen  und  mit  Be- 
gonia  Eex  „Ludwig  Reiffer/y, 
einer  metallisch  glänzenden, 
riesigblättrigen    Sorte,    ver- 
treten.       Anerkennenswerte 
Kulturpflanzen    zeigte    auch 
Georg  Hörn,    Darmstadt. 
Zu    erwähnen     sind     seine 
schönen     Cocos   weddelliana 
und  seine  Asplenimn  Nidus 
ttvis,  die  sogenannten  Vogelnesterfarne,    mit  ihren  nestförmig 
angeordneten,  gelbgrün  gefärbten  breiten,  ganzrandigen  Blättern. 
Für    Wintergärten    werden    diese    Pflanzen    empfehlenswerte 
Schaustücke  bilden. 

Dafür,  daß  auch  Kakteenliebhaber  ihre  Rechnung  fanden, 
trug  in  erster  Linie  der  botanische  Garten  in  Darmstadt, 
vertreten  durch  Garteninspektor  Purpus,  Sorge.  Herr  Purpus, 
der  selbst  einen  Teil  der  Union  bereist  hat,  verstand  es,  das 
reiche  Material  des  botanischen  Gartens,  das  auch  so  ziemlich  alle 
wn  seinem  Bruder  eingeführten  neuen  Arten  und  Varietäten, 
mit  Ausschluß  der  winterharten  Opuntien,  enthielt,  in  un- 
gezwungener Weise  zu  einer  dioramaartigon  Idealkakteen- 
landschaft anzuordnen,  von  welcher  die  Abbildung  der  Titel- 
seite eine    getreue  Darstellung  gibt. 


Teerose    „Liberty".      Originalaufnahme  füi 


Ein  weiterer  Kakteen-Aussteller  war  Friedrich  Adolf 
Haage  jr.,  Erfurt,  dessen  Kollektion  die  größere  Hälfte  eines 
kleinen  Gewächshauses  einnahm.  Herr  Ha;ige  vertritt  als 
Aussteller  einen  durchaus  praktischen  Standjiunkt,  der  anderen, 
die  gern  Geld  verdienen  wollen,  aber  nicht  wissen  wie,  vor- 
bildlich sein  kann.  Er  bringt  seine  Miniatur- Zimmertreib- 
häuschen auf  die  Ausstellungen,  dazu  Kakteen  in  reicher  Sorten- 
auswahl in  allerkleinsten  bis  höchstens  mittleren  Exemplaren, 
alles  mit  Preisen  ausgezeichnet,  und  setzt  für  die  ganze  Aus- 
stellunnjsdauer  einen  Mann  zu  dieser  stachligen  Gesellschaft, 
der  ein  gutes  Mundwerk  besitzt  und  Geschäfte  macht.  Und 
darauf  kommt  es  dem  Handelsgärtner  doch  eigentlich  an. 
IV.  Neuheiten. 
In  Rücksicht  darauf,  daß  die  Darmstädter  Ausstellung 
einen  vorzugsweisen  lokalen  Charakter  trug,  war  ihre  Neu- 
heitenabteilung recht  reichlich 
beschickt.  Hierzu  hatte  in 
erster  Linie  die  Weltfirma 
Sander  &  Sons  in  Brügge  und 
St.  Albans  beigetragen.  Sie 
war  insgesamt  mit  zwei  Wag- 
gons Pflanzen,  einschließlich 
der  Lorbeeren  vertreten,  die 
zwar  einige  Tage  Verspätung 
erlitten  hatten,  aber  doch 
schließlich  noch  auf  dem  Plane 
erschienen,  eine  vordem  sehr 
fühlbare  Lücke  im  riesigen 
Orangeriegebäude  ausfüllten 
und,  was  die  Hauptsache  ist, 
ihre  Bewunderer  fanden.  Na- 
türlich mußte,  wie  das  bei 
englischen  und  belgischen 
i'irmen  Mode  ist,  zur  Feier 
des  Tages  gleich  eine  Taufe 
vorgenommen  werden.  Der 
Täufling  war  eine  Dracaena, 
richtiger  eine  sogenannte  J/ß- 
tris,  die  in  der  Taufe  den 
Namen  „  Gi-oßherxog  Ernst 
Ludwig  von  Hessen"-  erhielt; 
ob  sie  damit  nun  endgiltig  ge- 
tauft ist,  oder  ob  sie  viel- 
leicht späterhin  auf  einer 
Genter  Ausstellung  als  ,,König 
Leopold"  erscheint,  will  ich 
dahingestellt  sein  lassen.  In 
der  Sanderschen  Kollektion  be- 
fand sich  aber  noch  eine  zweite  Aletris,  die  den  hübschen 
Namen  „Vidoi-ia"  führte,  in  einem  stärkeren  Exemplar.  Ich 
habe  beide  Sorten  auf  das  allergenaueste  verglichen  und  nur 
ganz  minimale  Unterschiede  gefunden,  die  ihre  Ursache  darin 
zu  haben  scheinen,  daß  Aletris  „  Victoria",  ein  älteres,  weniger 
triebkräftiges  Exemplar  war,  wälirend  sich  „Ch-oßherzog  Ernst 
Ludwig  von  Hessen"  als  junger  triebkräftiger  Steckling 
präsentierte.  Die  neue  Sorte  oder  sagen  wir  beide  neue 
Sorten  betrachte  ich  als  eine  Verbesserung  der  alten  Aletris 
Lindeni;  sie  gleichen  ihr  wesentlich  im  Bau,  in  der  Blatt- 
färbung und  in  der  Zeichnung.  Das  Gelb  herrscht  aber  vor, 
das  Grün  tritt  mehr  zurück,  die  Färbung  ist  lebhaft  und 
freudig.  Alles  in  allem  eine  prächtige  Züchtung  oder  zwei 
prächtige  Züclitungen,    wie  man  es  nimmt.      Die  Sandersche 


Die  Gartenwelt. 


IX,  52 


Neuheiten-Kollektion  war  ganz  hervorragend,  was  ich  gern 
anerkenne,  eine  Zusammenstellung  schmuckvollster  Neuheiten 
des  Warmhauses,  wie  sie  kein  deutscher  Aussteller  zu  bieten 
vermöchte.  Ich  erwähne  von  aussichtsreichen  Züchtungen: 
Caladüim  „FVeund  Sieberl'^.  dem  Direktor  des  Frankfurter 
Palmengartens  gewidmet,  und  „  Countess  of  Warwiek",  beide 
Sorten  von  prächtigem  Rot  mit  monströsen  Blättern;  Bülhergia 
forgetiana,  weißbunt;  Croton  „Frerf  Sander",  gelbe  Blätter, 
teilweise  grün  umrandet,  noch  nicht  im  Handel;  Oycas 
Mieholitzii,  über  welche  wir  einen  besonderen  Artikel  bringen; 
die  Wedel  erinnern  lebhaft  an  gewisse  Farne.  Helwonia 
Edwardus  Rex,  wieder  eine  sehr  beachtenswerte  Neuheit 
dieser  buntblättrigen  dekorativen  Warmhauspflanzen;  die 
Blätter  sind  oberseits  grün,  rot  geädert,  unterseits  völlig  rot. 
Prachtvoll  war  eine  Kreuzung  zwischen  Begonia  hyhrida  Rex 
imd  hourringiana  mit  dunklem  hell  geperltem  Blatt  und  Fieus 
pandu7-ata,  hell  geädert.  Botanisch  interessant  ist  Pandanus 
padficus  mit  sehr  breiten  rinnenförmigen,  steifstehenden 
Blättern.  Die  ganze  Pflanze  hat  einen  etwas  bromeliaceen- 
artigen  Charakter. 

Neben  Sander  tat  sich  als  Ausstellerin  neuer  Pflanzen  be- 
sonders die  Firma  Ernst  Benary,  Erfurt,  hervor.  Ihre  neuen 
Tj/f/aea-Hybriden  stellen  unbedingt  das  großblumigste  und 
farbenprächtigste  dar,  was  auf  diesem  Gebiete  existiert.  Sind 
diese  wunderbaren  und  dankbaren  Blüher  auch  nicht  Handels- 
pflanzen im  landläufigen  Sinne,  so  möchte  ich  deren  Kultur 
doch  ganz  speziell  den  Herrschaftsgärtnern  empfehlen,  die 
sich  durch  eigenartige  und  interessante  Kulturen  Anerkennung 
erringen  wollen.  Eine  Tablette  mit  diesen  Tydeen,  \'ielleieht 
eingefaßt  mit  verbesserten  Saintpaulia  ionanlha,  wird  An- 
erkennung finden.  Die  blaublumige  Saintpaulia  ionantha 
grandiflora,  die  die  Firma  Benary  zeigte,  stellt  eine  wirklich 
beachtenswerte  Verbesserung  dieses  ursprünglich  unscheinbar 
blühenden  sogenannten  „Dsambaraveilchens"  dar.  Im  Gegen- 
satz zu  Tydaea,  Achimenes  u.  a.  ist  aber  die  Saintpaulia 
tatsächlich  eine  Handelspflanze  oder  sagen  wir  Liebhaber- 
pflanze, die  auch  im  Zimmer  weiterwächst  und  unermüdlich 
blüht.  Die  Firma  Ernst  Benary  zeigte  ferner  die  Ei'- 
gebnisse  einer  Ki'euzung  zwischen  Begonia  Bex  diadema  und 
Eßx  f/*scoZor- Hybriden,  die  einer  Mitte  Januar  dieses  Jahres 
erfolgten  Aussaat  entstammen.  Mag  auch  die  Kreuzung  neu 
sein,  so  bieten  doch  nicht  alle  aus  ihr  hervorgegangenen 
Pflanzen,  die  sämtlich  mit  Namen  versehen  waren,  wirklich 
Neues;  viele  unterschieden  sich  kaum  wesentlich  von  bereits 
vorhandenen  Sorten,  andere  verdienen  es,  in  den  Handel  ge- 
bracht zu  werden.  Dem  Einen  werden  diese,  dem  Anderen 
jene  besser  gefallen.  Mir  gefielen  die  zartrot  getönten 
Sämlinge  am  besten.  Hierher  gehörten  die  Sorten  „liott?-atif\ 
„Rose  Benary"  und  „Großlierzog  Ernst  Ludwig  von  Hesse»^^. 

Als  dritter  Neuheiten  -  Aussteller  ist  Georg  Borne- 
mann, Blankenburg  a.  H.,  zu  nennen.  Er  zeigte  zwei  neue 
Fuchsiensorten,  die  1906  in  den  Handel  gelangen  sollen,  dieSorteu 
„  Göttingeii"  und  ^Jwralle^'  (Abb.  S.  6 1 4).  Beide,  Züchtungen  des 
Herrn  Gartenmeisters  Bonstedt,  Göttingen,  sind  aus  der  gleichen 
«Kreuzung  F.  fulgens  X  irijihylla  hervorgegangen.  Trotzdem 
die  hübsch  kultivierten  Pflanzen  auf  der  Reise  eine  Menge 
Blüten  verloren  hatten,  denn  die  Fuchsien  reisen  bekanntlich 
schlecht,  waren  sie  doch  reichlich  mit  hübschen  roten  Glocken 
behangen.  Beide  Sorten  scheinen  mir  als  gute  Züchtungen 
dazu  berufen,  den  in  den  letzten  Jahren  etwas  ins  Hinter- 
treffen geratenen  tripht/lla-Tyjiws  zu  neuen  Ehren  zu  bringen. 
In  dem  Gewächshause,  das  die  Bonaryschen  und  Bornemanu- 


schen    Neuheiten    enthielt,    befanden    sich    noch    als 
Vertreter  ihres  vornehmen  Geschlechtes  einige  nicht  alltägliche 
gut    kultivierte   Orchideen    von    Hofgarteninspektor   Goebel, 
die  ich  nicht  unerwähnt  lassen  möchte. 
V.    Schnittblumen. 

Für  Schnittblumen  und  Ähnliches  war  eine  große  Halle 
errichtet,  in  welcher  in  bestimmten  Zwischenräumen  nach 
Düsseldorfer  Vorbild  Sonderausstellungen  stattgefunden  haben. 
Bei  der  Eröffnung  der  Ausstellung  war  eine  in  ihrer  Art 
recht  sehenswerte  Schnittblumen  -  Ausstellung  zustande  ge- 
kommen, an  deren  Stelle  nach  einigen  Tagen  eine  Spezial- 
gemüseschau  trat.  Letztere,  um  welche  sich  Herr  Hofgärtner 
Weigold  als  Aussteller  und  Arrangeur  besonders  verdient 
gemacht  hat,  konnte  ich  nicht  mehr  vollendet  sehen.  Ihr 
Zustandekommen  wird  infolge  des  ungewöhnlich  trockenen 
Sommers  der  dortigen  Gegend  große  Schwierigkeiten  gemacht 
haben.  Eine  weitere  Sonderausstellung  abgeschnittener  Dahlien 
hat  die  Deutsche  Dahliengesellschaft  in  dieser  Halle 
veranstaltet.  Außerhalb  der  Halle  dehnen  sich  die  reichhaltigen 
Dahlienbeete  der  Gesellschaft  aus,  die  zur  Zeit  meiner  An- 
wesenheit in  Darmstadt  im  Blühen  noch  einen  auffälligen  Rück- 
stand zeigten,  im  Gegensatz  zu  den  Dahlien  hiesiger  Gegend, 
die  seit  Ende  Juli  blühen.  Den  Glanzpunkt  der  Schnitt- 
blumenausstellung büdete  unbedingt  die  WilhelmPfitzersche 
Gladiolenkollektion.  Ich  habe  vor  einigen  Jaliren  die  Pfitzer- 
schen  Kulturen  in  Stuttgart  zur  Zeit  des  Hochflors  der 
Gladiolen  besichtigt,  hatte  im  vorigen  Jahre  in  Düsseldorf 
Gelegenheit,  seine  Kollektion  mit  der  des  größten  Gladiolen- 
züchters unserer  Zeit,  des  Herrn  V.  Lemoine  in  Nancy,  zu 
vergleichen  und  bin  zu  der  Überzeugung  gelangt,  daß  die 
Pfitzerschen  Leistungen  hinter  denen  Lemoines  nicht  zurück- 
stehen. Es  ist  allerdings  wohl  zu  beachten,  daß  sich  in  der 
Pfitzerschen  Kollektion  zahlreiche  der  schönsten  Lemoineschen 
Züchtungen  befinden  und  daß  aus  diesen  erst  Pfitzers  eigene 
Neuheiten  hervorgegangen  sind;  Lemoine  hat  also  das 
Fundament  gelegt,  auf  dem  jetzt  auch  in  Deutschland  weiter- 
gebaut werden  kann.  Es  würde  zu  weit  führen,  eine  Sorten- 
aufzählung zu  geben,  die  ja  gewissermaßen  nur  eine  Wieder- 
holung aus  dem  Pfitzerschen  Katalog  sein  könnte.  Von  den 
ausgestellten  Sorten  war  jede  ein  Glanzstück.  Am  modernsten 
sind  zurzeit  die  blauen  Sorten,  von  welchen  meinem  Ge- 
schmack speziell  die  Sorten  ,,Dora  Widmami"  und  die  tief- 
blaue „Loiiisc  Rieher''"  entsprachen.  Von  anderen  notierte  ich 
mir  die  farbenglühende  ,,Neues  Jahrlmndert^'- ,  „  Gräfin  Degen- 
feld"-, auf  cremefarbigem  Grunde  rot  gezeichnet,  ,,Reinhold 
Breitschiverdt^\  auf  purpurnem  Grunde  hell  gezeichnet,  und 
„Gretel  Lambert''",  kupferrot  mit  hellem  Schein.  Als  weitere 
Pfitzersche  Lieblinge  waren  prächtige  Ceanoihus -'EjhriAen 
vertreten,  die  leider  etwas  zu  zart  für  das  deutsche,  speziell 
das  norddeutsche  Klima  sind.  Andere  erwähnenswerte  Aus- 
steller abgeschnittener  Gladiolen  waren  Fritz  H  u  f  e  1  d , 
Darrastadt,  Hermann  Boos,  Speyer,  Friedrich  Mau  rer, 
Calw  (Württemberg). 

Mit  Rosen  hatten  sich  nur  zwei  Aussteller  eingefunden. 
Heinrich  Kohlmannslehner,  Britz-Berlin,  Aqy  Aie  ,, Liberty" 
gewaltig  poussiert,  war  mit  einer  großen  Masse  prächtig  ent- 
wickelter, taufi-ischer  (Abb.  S.  6 1 5)  Blumen  erschienen,  denen  er 
eine  ebenso  frische  Verkäuferin  zugesellt  hatte,  die  keinen 
geringeren  Reiz  auf  die  Gärtnerwelt  ausübte.  Über  den 
Wert  dieser  leicht  gefüllten,  prächtig  sammetrot  gefäi'bten 
Teerose  füi'  die  Treiberei  und  Schnittblumenkultur  dürfte 
kaum  ein  Fachmann,    der    sie  gesehen  hat,    im  Zweifel  sein. 


IX,  52 


Die  Gartenwelt. 


Etwas  besseres  oder  gar  gleichwertiges  in  dieser  Farbe  gibt 
es  nicht.  Peter  Lambert,  Trier,  zeigte,  wie  immer  auf 
Ausstellungen,  ein  ziemlich  reichhaltiges  Sortiment  neuerer 
und  älterer  Sorten.  Man  sah  aber  den  Blumen,  im  Gegen- 
satz zu  den  vorerwähnten,  die  in  Eis  verschickt  wurden, 
stark  die  Reise  an.  Vieles  war  aufgeblüht,  manches  im  Ver- 
blühen begriffen,  allem  fehlte  die  Frische,  sodaß  man  keinen 
rechten  Begriff  von  der  tatsächlichen  Schönheit  der  aus- 
gestellten Sorten  erlangen  konnte. 

Sommerblumen  waren  sehr  stiefmütterlich  vertreten.  Die 
Firma  Keil  holz  in  Quedlinburg,  Inhaber  Carl  Fessel, 
führte  eine  reiche  Astern-Kollektion  aus  allen  Klassen  vor 
und  Emil  (loericke,  Niemberg  bei  Halle,  der  Züchter  der 
Hohenzollernaster,  zeigte  diese  in  sehr  vollkommenen  Blüten 
aller  Farben  und  daneben  Blüten  einer  neuen,  noch  nicht  im 
Handel  befindlichen  Sorte  eigener  Züchtung,  die  er  Herkules- 
aster nennt.  Diese  Aster  ist  aber  ihrer  ganzen  Bauart  nach 
nur  eine  verbes- 
serte oder  sagen 
wir     vergrößerte 

Hohenzollern- 
aster,    die     ihre 

wohlgebauten 
weißen  Riesen- 
blüten auf  sehr 
straffen  Stielen 
trägt  und  sicher 
eine  gute  Zukunft 
hat.  Sie  würde 
wohl  besser  unter 
dem  Namen  Rie- 
sen-HohenzoUern- 
aster  in  den  Han- 
del kommen. 

Eine  schöne 
Sommerblumen- 
neuheit für  190Ö 
scheint  der  groß- 
blumige Dianthus 
Hedewig  i„  Schnce- 
ftaZ/"  vonBenary, 
Erfurt,  zu  werden. 

Große  Sorti- 
mente abgeschnit- 
tener Stauden  zeig- 
ten Georg  Arends,  Ronsdorf,  und  Goos  &  Koenemann, 
Niederwalluf.  Alles,  was  die  Jalu-eszeit  bietet,  war  in  den  Kollek- 
tionen dieser  beiden  Aussteller  vertreten.  In  der  Arendsschen 
Kollektion  gefiel  mir  besonders  seine  neue  Coreopsis  lanceolaia 
oculata,  auf  die  -wir  demnächst  in  der  Gartenwelt  zurück- 
kommen werden.  In  der  Kollektion  von  Goos  &  Koenemann 
erregten  verschiedene  Phlox  (kcussata-Sovtei\  meine  Auf- 
merksamkeit, wie  „Diademd\  weiß,  ^^Coquelkot" .  feuerrot,  und 
„Reichsgraf  von  Hochberg'-\  tiefrosa.  In  dieser  Kollektion  be- 
fanden sich  auch  wohl  die  einzigen  abgeschnittenen  Dalilien 
der  ganzen  Schau  und  einige  Stiele  des  prächtigen  Gladiolus 
Priiiceps  (Farbentafel  im  VIII.  Jahrgang,  Seite  378,  der  Garten- 
welt). Von  den  EdeldahUen  notierte  ich  als  auffallende 
Schönheiten:  ,,Trude'-",  pfirsichfarbig  und  farbenwechselnd  wie 
,,Serpenlina" ;  ,,Walthari." ,  gelb,  sehr  feinstrahUg;  ,,Rother", 
samnietartig,  tiefrot ;  ,,Bnmhilde'\  Hybridcharakter,  innere  Fetalen 
flach    ausgebreitet,    äußere    röhrig,    Farbe    tief  rot;    „Florence 


W.  Siredwiet\  rahmgelb,  und  „Volker",  gelb.  Eine  ganz 
aparte  Sorte  ist  „Überfluß",  sehr  langstrahlig,  elegant, 
leuchtendrot  und  „GaUia^\  eine  Halskrausendahlie.  Mit  einem 
großen  Sortiment  abgeschnittener  buntblättriger  Gehölze  war 
die  Baumschule  der  Firma  Gebr.  Siesmayer  in  Vilbel  in 
Hessen  vertreten. 

VI.  Baumschulartikel. 
Als  Hauptkoniferenaussteller  dominierten  die  Firmen 
Heinrich  Henkel,  Darmstadt,  und  A.  Weber  &  Co.,  Wies- 
baden. Die  Firma  Henkel  zeigte  ausschließlich  schöne  und 
seltene  Varietäten  wie  Cedrus  atlantina  glaiica,  Cedrus  Libani 
Sargeidi  pendula,  Cedrus  Deodara  aurea  und  verticülata 
glauca,  .sowie  Cedrus  allantica  petidula,  Sequoia  giganiea 
pendula,  eine  ganz  eigenartige,  stark  hängende  Form;  Abies 
arizonica  und  Abies  concolor  violacea,  ferner  Cotoneaster 
horixontalis,  ein  hochinteressantes  Gehölz  mit  flach  über  den 
Boden  kriechenden  Ästen ;  es  ist  im  Frankfurter  Palmengarten 

in  wahren  Pracht- 
exemplaren ver- 
treten. Weber  & 
C  0.    führten    nur 

ihre  bekannten 
Picea  pungens  ar- 
gentea  vor  und 
zwar  in  riesigen, 
mit  den  Kübeln 
versenkten  Exem- 
plaren. Ich  komme 
.später  noch  auf 
die  Kulturen  die- 
ser Firma  zurück. 
Schöne  Koniferen- 

Schaupfianzen 
zeigte  auch  H. 
Noack,  Bessun- 
gen-Darmstadt,  so 
u.a. große  Exem- 
plare von  C.  Deo- 
dara, Abies  con- 
color argeniea. 
Picea  Engel- 
mannii glauca  und 
pungens  glauca^ 
sowie  Tsuga  nier- 
tense.  Obstbäume 
waren  wohl  in  Rücksicht  auf  den  beschränkten  Raum  ziemlich 
spärlich  vertreten.  Heinrich  Grunow,  Auerbach  in  Hessen, 
führte  eine  sehr  wüchsige  Ware  von  Hochstämmen,  Pyramiden 
etc.  vor,  Christian  Möller,  Biebrich,  Hochstämme  und 
Pyramiden,  sowie  zweiarmige  Kordons,  J.  Buckelshausen, 
Ladenburg  am  Neckar,  Hochstämme  und  Forraobst,  Ph.  Quint, 
Erbenheim  bei  Wiesbaden,  Hochstämme,  während  Konrad 
Trumpff,  Blankenburg  a.  H.  und  Josef  Heinrich,  Darm- 
stadt, mit  Forstgehölzen  vertreten  waren. 

VII.    Verschiedenes. 

Zu  erwähnen  sind  zum  Schlüsse  noch  prächtige  Bindereien 
von  Hoflieferant  Henkel  (Abbildung  oben),  Hoflieferant  Roth 
u.  a.,  Heizkessel  von  Heinrich  Fritz,  Darmstadt  (Patent 
Schnellumlauf- Warmwasserheizung),  von  Rud.  Otto  Mej-er, 
G.  m.  b.  H.,  Mannheim  (Strebelkessel),  Höntsch  &  Co., 
Niedersedlitz   liei  Dresden  (Universal-Gliederkessel,  sowie  sehr 


618 


Die  Gartenwelt. 


IX,  52 


praktische  und  schmuckvolle  Ge-wächshäuser  von  Hont  seh 
&  Co.   und  Josef  Hesseier,  Cöln. 

In  dem  oberen  Stockwerk  des  Orangeriegebäudes  hatte 
man  eine  Plan-  und  Literaturausstellung  arrangiert.  Pläne 
und  Bücher  scheinen  die  Stiefkinder  der  Gartenbau  -  Aus- 
stellungen zu  sein.  Man  bringt  sie  gewöhnlich  da  unter,  wo 
sie  nur  auf  Umwegen  zu  erreichen  sind.  In  diesem  Falle 
ging  der  Umweg  über  eine  steile  hölzerne  Treppe,  eine  so- 
genannte Nottreppe.  Wer  sie  aber  erkletterte,  wird  befriedigt 
gewesen  sein,  denn  besonderes  Interesse  bot  u.  a.  eine  Sonder- 
ausstellung der  Firma  Gebr.  Siesmay er,  enthaltend  Pläne 
ausgeführter  Anlagen  und  prächtige  Landschaftsbilder  daraus, 
nach  Aufnahmen  des  Herrn  Philipp  Siesmayer,  der  ein 
gewaltiger  Photograph  vor  dem  Herrn  ist  und  ein  photo- 
graphisches Werkzeug  besitzt,  um  das  ihn  mancher  Amateur 
beneiden  dürfte ;  ich  habe  seine  prächtigen  Apparate  in  seinem 
Frankfurter  Bureau  mit  Interesse  besichtigt.  Mich  interessierten 
besonders  die  Teilansichten  aus  dem  sogenannten  Japanischen 
Garten,  den  die  genannte  Firma  in  diesem  Frühjahr  für 
König  Leopold  von  Belgien  in  Laeken  bei  Brüssel  ausführte. 

Alles  in  allem  war  die  Ausstellung  in  ihren  Hauptteilen 
eine  lokale  Veranstaltung,  die  aber  weit  mehr  Interesse  als 
andere  Ausstellungen  gleichen  Grades  erweckte,  und  dies 
nicht  zum  wenigsten  dadurch,  daß  sie  in  ihrer  gartenkünst- 
lerischen Abteilung  zu  gewaltigem  Widersprucli  herausforderte. 
Gar  mancher  Gartenkünstler  mag  sie  mit  der  in  der  Tasche 
geballten  Faust  verlassen  haben,  und  mir  persönlich  erschien 
beim  Betrachten  der  landschaftsgärtnerischen  Verirrungen  der 
Geist  meines  großen  Lehrmeisters,  Heinrieh  Siesmayer,  der 
sich  mit  Recht  „Landschafter"  nannte.  Er  würde  den  Herren 
Professoren  Olbrich  und  Leipheimer  seinen  Standpunkt  in 
seiner  derb-drastischen  Weise  klar  gemacht  haben,  wenn  er 
noch  unter  den  Lebenden  weilte.  An  .seinen  Werken  im 
nahen  Frankfurt,  in  Bad  Nauheim,  Wiesbaden  etc.  mögen  die 
Herren  erkennen  lernen,  was  wahre  Gartenkunst  ist. 


Pflanzenkrankheiten. 
p]ine  neue  Orchideenkrankheit,  üredo  behnickiana. 

An  diesem  Jahre  wurde  eine  ganze  Anzahl  .schädlicher  Orohideen- 
pilze  beschrieben,  deren  schädlichster  und  verbreitetster  Uredo 
bchniekiana.  zu  sein  scheint.  Zuerst  wurde  der  Filz  im  Berliner 
botanischen  Garten  auf  Oncidium  dasystyie  gefunden.  Danach 
wurde  die  Art  festgestellt  und  die  Original- Beschreibung  in  der 
„Hedwigia"  Bd.  XLIV  veröffentlicht.  Dann  tauchte  der  Pilz  in  größerer 
Menge  in  der  Beyrodtschen  Gärtnerei  in  Marienfelde  auf  und  zuletzt 
wurde  er  auch  von  M  a  s  s  e  e  in  Kew,  dem  er  zur  Bestimmung 
eingesandt  wurde,  in  Gard.  Chron.  vom  19.  August  190.5,  No.  973, 
als  Hemileia  americana  beschrieben  und  abgebildet.  Ich  will  das 
Auftreten  dieses  Pilzes  nicht  als  besonders  gefahrdroliend  liinstellen, 
doch  auf  die  Schädlichkeit  dieser  Uredo  hinweisen.  Sobald  sich  der 
Schmarotzer  irgendwo  einstellt,  entferne  man  die  befallenen  Blätter 
sofort  und  verbrenne  sie. 

Ohne  Zweifel  wurde  der  Pilz  erst  vor  kurzer  Zeit  einge- 
schleppt und  zwar  aus  Brasilien,  mit  von  dort  exportierten 
Pflanzen.  In  nachstehenden  Zeilen  gebe  ich  die  Beschreibung  von 
Herrn  Prof.  P.  Hennings  wieder,  die  jeden  Kultivateur  den  Pilz 
zur  Genüge  erkennen  läßt: 

„Auf  der  Unterseite  der  Blätter  eines  Oncidium  dasystyie 
Reichb.  f.,  einer  Anfang  1904  aus  Süd-Brasilien  importierten  Pflanze, 
trat  ein  orangefarbener,  mehlig'^rUberzug  auf.  Fast  liatte  es 
den  Anschein,  als  ob  das  Blatt  mit  Blütenpollen  be.stäubt  wäre.   Eine 


Fleckenbildung  machte  sich  oberseits  nicht  bemerkbar.  Dieser  staubige 
Überzug  erwies  sich  als  eine  Uredo-Art,  abweichend  von  den  meisten 
bisher  bekannten  Formen,  in  dem  Auftreten  ganz  an  Hcmihia 
rastatrix  (eine  gefährliche  Krankheit  des  Kaffeebaumes.  Red.) 
erinnernd. 

Das  zarte  farblose  Mycel  ist  weit  im  Blatte  verbreitet  und 
nach  den  von  Dr.  Dietel  ausgeführten  Schnitten  entsteht  eine  Art 
Hymenium  von  minimaler  Ausdehnung  unter  den  Spaltöffnungen, 
aus  denen  sich  ein  Bündel  von  Hyphen  erhebt,  welches  mit  der 
Spitze  über  die  Blattfläche  hervortritt.  Diese  Hyphen  scheinen  sich 
noch  außerhalb  des  Blattes  zu  verzweigen,  Sterigmen  zu  bilden,  an 
denen  die  kugeligen,  goldgelben,  oft  von  zahlreichen  Öltröpfchen  er- 
füllten Sporen  entstehen.  Diese  besitzen  einen  Durchmesser  von 
1.5 — 25  /<,  sowie  eine  stachelig-warzige,  ca.  2  /«  dicke  Membran. 

Es  ist  eigenartig,  daß,  wie  bereits  erwähnt,  keine  Flecken- 
bildung auf  der  Blattoberseite  verursacht  wird,  und  daß  die  Sori 
nicht  in  Pusteln  aus  der  Epidermis  hervortreten.  Vielleicht  findet 
dies  in  der  dünnen  Beschaffenheit  des  Blattes,  der  festen  Epidermis, 
sowie  in  der  feuchtwarmen  Luft,  in  der  die  Pfanzen  kultiviert  werden, 
seine  Ursache. 

Diese  Uredo-Art  ist  von  allen  bisher  auf  exotischen  Orchideen 
festgestellten  Arten  gänzlich  verschieden,  so  besonders  von 
Uredo  Oncidü,  P.  Henn.  auf  Oncidium  lanceanum ,  Lindl.  aus 
Brasilien,  welches  auf  beiden  Blattseiten  rundliche,  stark  verdickte 
rotbraune  Flecke  bildet,  aus  denen  die  Sori  pusteiförmig  von  der  auf- 
geblasenen Epidermis  sehr  lange  bedeckt  austreten,  mit  länglich 
eiförmigen  oder  ellipsoiden  20—30X13  —  18  /i  großen  Sporen. 
Ebenso  sind  üredo  ivittmackiana,  P.  Henn.  et  Klitzing  auf  Epiden- 
drum  aus  Me.\iko,  ferner  U.  Epidendri,  P.  Henn.  auf  Epidendrum 
sjMC  U.  nigropunctata,  P.  Henn.  auf  Stanhopea  aus  Brasilien  und 
U.  Scabies,  Cooke  auf  Vanilla  in  Kolumbien  von  U.  bchniekiana 
völlig  verschieden."  E.  B.  B. 


Die  Rosenokuiatenmade,  Clinodiplosis  oculiperta. 


E. 


glücklicherweise  vielerorts  unbekannter,  aber  da  wo  er  auf- 
tritt, gefürchteter  Schädling  ist  die  Okulatenmade,  die  Larve  der 
fxosenokulaten-Gallmücke  oder,  wie  sie  auch  oft  widersinnig  genannt 
wird,  die  Okuliermade.  Leider  wird  häufig  das  Nichtwachsen  der 
Veredlungen  auf  Ungeschicklichkeit  des  Veredlers  und  seiner  Helfer 
zuräckgeführt,  weil  äußerlich  den  Veredlungen  nichts  weiter  anzu- 
sehen ist,  als  daß  eben  das  Auge  statt  anzuwachsen,  eintrocknet, 
sodaß  die  Arbeit  des  Veredeins  vergeblich  war.  Wer  sich  aber  mit 
dem  äußeren  AnbHck  des  Schadens  nicht  begnügt,  wird  unter  den 
Rindenzipfeln  des  Schnitts  und  unter  dem  Schildchen  kleine  orange- 
rote bis  2  mm  lange  Larven  sehen.  Falls  sich  der  Schädling  im 
Anfangsstadium  befindet,  sind  die  Larven  noch  kleiner  und  fast  weiß 
und  deshalb  schwer  zu  sehen.  Diese  Larven  sind  aus  Eiern  hervor- 
gegangen, die  eine  winzig  kleine  Mücke  von  Juni  bis  Mitte  August 
an  frisch  okuherte  Rosen  imter  die  Rindenlappen,  die  das  Schildchen 
bedecken,  ablegt  und  zwar  trotz  des  Verbandes,  da  die  Mücke  eine 
ziemhch  iange  Legeröhre  hat,  sodaß  die  Eier  zwischen  den  Windungen 
des  Bastes  hindurch  an  die  Okulation  gelegt  werden  können.  Wert- 
volles und  sehr  ausführliches  Material  hat  Friedrich  Richter  von 
Binnenthal  in  seinem  Werke  „Die  Rosenschädlinge  aus  dem  Tier- 
reiche" über  die  Gallmücke  niedergelegt.  Die  dort  gegebene  Be- 
schreibung der  Mücke  geben  wir  hier  auszugsweise  wieder:  Hinter- 
kopf schwarzbraun,  nach  den  Augen  zu  heller,  Hals  fahlgrau  bis 
gelbgrau,  Thorax  (Brustteil)  honiggelb,  ins  Röthche  spielend,  Thorax- 
rüoken  schwarzbraun,  grau  behaart.  Schildchen  des  Thorax  an  der 
Basis  rotbraun,  sonst  dunkelgelb.  Beine  braun,  Abdomen  (Hinterleib) 
honiggelb  bis  orangerot,  jedes  Segment  mit  schwarzbrauner  Binde. 
Flügel  gelb  und  violett  irisierend,  lang  behaart,  rauchgrau  mit  drei 
Längsadern.  Das  Weibchen  hat  eine  weißlichgelbe,  lang  vorstreckbare 
Legeröhre.  Fühler  vierzehngliedrig,  beim  Männchen  in  der  Mitte 
eingeschnürt,  mit  Haarschleifen  versehen,  beim  Weibchen  mit  Borsten- 
kranz. Die  Larven  überwintern  in  der  Erde  und  verwandeln  sich 
im  Frühjahr  in  eine  Mumienpuppe.     Der  Schädling  kommt  nicht  nur 


IX,  52 


Die   Gartenwelt. 


in  Okulationen,  sondera  auch  an  anderen  durch  Wunden  zugänglichen 
inneren  Teilen  der  Rosen  und  wahrscheinlich  der  Obstarten  vor. 

Durch  geeignete  Vorbeugungsniaßreln  beim  Okulieren  schützt 
man  die  Rosen  am  besten  vor  dem  Schädling.  Bei  Wurzelhals- 
veredlungen genügt  das  Behäufeln  der  Veredlungsstelle  mit  Erde 
sogleich  nach  dem  Verbinden.  Bei  Stämmcheuveredlung  ist  es  von 
größter  Wichtigkeit,  daß  der  Verband  sofort  nach  dem  Umlegen 
sorgfältig  mit  Baumwachs  verstrichen  wird,  sodaß  nur  die  Spitze  des 
Edelauges  aus  dem  Wachs  hervorsieht.  Wer  das  nicht  will,  nehme 
statt  Bast  Wolle  zum  Verband.  Zweckmäßig  soll  die  Wolle  mit 
einer  Mischung  von  Leinöl,  Terpentin  und  etwas  Naphtalin  imprägniert 
werden;  sie  darf  aber  nur  trocken  verarbeitet  werden. 

Wo  die  Okulationen  eintrocknen,  gehe  man  der  Sache  auf  den 
Grund.  Sowie  die  Okulatenmade  wahrgenommen  wird,  sind  die 
ükulationsstellen  mit  scharfem  Messer  auszuschneiden  und  die  Ab- 
schnitte mit  den  Larven  zu  verbrennen.  Die  AVunden  werden  mit 
Baumwachs  verstrichen.  Den  Boden  soll  man  mit  Kalk  bestreuen 
und  umgraben,  damit  die  sich  verpuppenden  Larven  in  der  Erde 
vernichtet  werden.  W.  T. 


Koniferen. 

Die  mexikanische  Simipfzeder. 

Li  u  den  schönsten  Bäumen  gehören  die  Taxodien,  die  sogenannten 
Sumpfzedern  oder  Sumpfzypressen  des  südlichen  Nord  -  Amerikas. 
Von  diesen  wieder  ist  die  schönste  die  mexikanische  Sumpfzeder 
(Taxodium  mexicmmm,  Carr.,  T.  distichnm,  H.  ß.  K.,  derAhuehuetl 
der  Azteken,  der  Sabino  der  spanischen  Me-xikaner),  die  in  einigen 
Teilen  des  Landes  noch  ausgedehnte  Wälder  bildet. 

Im  Tale  von  Mexiko,  eine  Stunde  von  der  Hauptstadt  entfernt, 
stehen  nahezu  200  Stämme  in  dem  schönen  Park  von  Chapultepec, 
benannt  nach  dem  etwa  60  m  hoch  aus  dem  Tal  emporragenden, 
etwas  langgestreckten  Porphyj'hügel,  auf  dem  im  achtzehnten  Jahr- 
hundert der  spanische  Vizekönig  Galvez  das  gleichnamige  Schloß 
erbaute.  Chapultepec  war  der  Lieblingsaufenthalt  des  edlen,  un- 
glücklichen Kaisers  Max,  unter  dessen  kunstveretändiger  Anregung 
der  Berichterstatter  dort  von  Ende  1864  bis  Anfang  1867  an  den 
Parkanlagen  arbeiten  konnte.  Von  dem  Schlosse  aus  hat  man  einen 
.schönen  Überblick  über  das  ganze  reiche  Tal  von  Mexiko,  nach  Osten 
die  tiefgelegene  Hauptstadt,  das  Bild  umschlossen  von  waldbedeckten 
Gebirgszügen,  aus  denen  am  Horizont  in  stolzer  Majestät  emporragen 
der  spitze,  regelmäßige,  wie  einePyramide  emporsteigende  Popocatepetl, 
der  „rauchende  Berg",  mit  ewigem  Schnee  bedeckt,  und  der  breitere 
Rücken  des  Iztaccihuatl,  „der  weißen  Frau".  Am  Fuße  des  Schloßhügels 
von  Chapultepec  steht  die  schönste  der  dortigen  Taxodien,  die  „Monte- 
zuma-Zeder",  ein  stolzer  Baum  von  etwa  30  m  Höhe,  dessen  schöner 
rostbrauner  Stamm  1  m  über  Boden  14,45  m  Stamm-Ümfang  hat.  Der 
Stamm  und  die  Zweige  sind  dicht  mit  den  langen  silbergrauen  Fäden 
der  Tillamlsia  usneoides,  einer  kleinen  Bromeliacee,  die  dem  mit  frisch- 
grünen, nielu-  fiederblatt-  wie  nadelblattartigem  Laube  geschmückten 
Baume  ein  eigenartiges,  fast  greisenhaftes  Aussehen  geben,  behangen. 
Rno  nennt  der  Mexikaner  diesen  duftigen,  moosartigen  Pflanzen- 
schleier,  welchen  die  Deutschen  in  der  Hauptstadt  sich  gerne  zu 
Weihnachten  holen,  um  damit  ihren  heimatlichen  Christbaum  zu 
schmücken,  der  auch  in  Mexiko  seinen  festlichen  Einzug  gehalten  hat. 

Die  Rinde  des  Taxodium  ist  nicht  glatt  und  nicht  borkig, 
sondern  sieht  faserig  aus,  fast  wie  die  äußere  Hülle  der  Kokosnuß, 
und  laufen  die  Fasern  nicht  senkrecht,  sondern  etwas  gewunden  mit 
dem  Eindruck  des  länglichspirahgen  am  Stamm  empor,  wodurch  der- 
selbe mit  seiner  rostbraunen  Färbung  ein  eigenes,  aber  schönes  Aus- 
sehen erhält;  die  jährlich  einmal  abfallenden  Blätter  sind  zarte,  hell- 
grüne, 3  bis  6  cm  lange,  weiche  Fiederblätter,  deren  frische  grüne 
Farbe  angenehm  von  dem  rotlichbraunen  Holze  sich  abhebt. 

Das  schönste  und  berühmteste  Exemplar  dieser  mexikanischen 
Zedern  steht  am  Kirchhof  des  Dorfes  Santa  Maria  de  Tulo  im  Staate 
Oaxaca. 


Der  prächtige  Baum  erhebt  sich  zu  einer  Höhe  von  32,7  m ; 
seine  Krone  hat  einen  Umfang  von  über  l."».")  m,  und  der  mächtige 
Stamm  zeigt  bei  1,56  m  über  Boden  noch  einen  Stammumfang  von 
31,06  m.  Bei  den  meisten  Taxodien  bildet  der  Stamm  keinpn  runden 
Umriß,  sondern  ist  wie  auch  die  meisten  Äste  etwas  abgeplattet  und 
rissig  im  Umfang. 

Diese  Zedern  waren  schon  zur  Zeit  der  Entdeckung  und  der 
Eroberung  durch  Cortez,  Anfang  des  lü.  Jahrhunderts  berühmt. 
Deßhalb  möge  auch  hier  der  alten  Zeder  bei  Tacuba  gedacht  werden, 
des  Baumes,  unter  dem  Cortez  in  der  Nacht  vom  1.  zum  2.  Juli  1520, 
als  die  Mexikaner  ihn  aus  der  Hauptstadt  vertrieben  hatten,  geruht 
haben  soll,  und  der  deshalb  heute  noch  el  arbor  de  la  noche  triste, 
„der  Baum  der  traurigen  Nacht"  heißt.  Dieser  Stamm  zeigt  auch 
die  Folgen  des  unsinnigen  Feuermachens  am  Stamm  so  ehrwürdiger 
Baumriesen,  wie  dies  leider  so  oft,  auch  in  Europa,  vorkommt.  Das 
Alter  der  beschriebenen  Bäume  wird  auf  mehr  als  4000  Jahre  ge- 
schätzt. H.  Grube,  Aachen. 

Obstbau. 

Zwei  genflgsaiue  Birneiisorteii. 

Von  Herrn.  Lindner,  Obergärtnor,  Wannsee. 


ür 


'  nsere  Obstarten  verlangen  bekanntlich,  außer  guten  Boden- 
vorhältnissen, fast  alle  eine  möglichst  sonnige  Lage.  Man  findet 
daher  auch  die  Nordwände  von  Gebäuden  oder  hohen  Mauern  fast 
immei'  nur  mit  wildem  Wein,  Efeu  oder  ähnlichem  berankt.  Besitzer 
solcher  Wandflächen  können  aber  von  diesen  noch  einigen  Nutzen 
ziehen,  wenn  sie  z.  B.  eine  passende  ßirnensorte,  als  Spalier,  an- 
pflanzen. 

Ich  beobachte  nun  schon  seit  zwölf  Jahren  zwei  an  Nordwände 
gepflanzto  Birnensoiien,  die  sich  in  dieser  ungünstigen  Lage  durch 
gute  Tragbarkeit  auszeichnen. 

„Ämanlis  Butterbirne"  ist  die  beste  und  fleißigste  von  beiden. 
Wer  nur  eine  Sorte  pflanzen  will,  dem  rate  ich  zu  dieser.  Ihre 
ziemlich  großen,  sehr  saftreichen,  grüngelben  Früchte  reifen  in  den 
letzten  Tagen  des  September  und  erhalten  hier  auf  unserem  Sand- 
boden immer  einen  vorzüglichen  Geschmack.  Die  andere  Sorte  ist 
„Neue  Poitemc'-^  deren  Früchte,  die  sehr  groß  sind,  aber  grün  bleiben, 
am  Nordspalier  Ende  Oktober  pflückreif  werden  und  sich  etwa  vier 
Wochen  halten.  Beide  Sorten  werden  außerdem  auch  früh  tragbar 
und  haben  einen  kräftigen,  hochstrebenden  Wuchs,  aus  welchem 
Grunde  sie  sich  nur  für  hohe  Wände  eignen.  An  niedrige,  wenig 
besonnte  Mauern  kann  man  die  ausgezeichnete  „  Williams  Christ- 
hinie'-^  noch  setzen,   die,  auf  Wildling   veredelt,   dort  noch  gut  trägt. 


Fragen  und  Antworten. 

Beantwortung  der  Frage  No.  34S.  Welche  Etiketten  haben 
sich  für  Freilandsortimentspflanzen  am  besten  bewährt? 

Bei  unparteiischer  Beurteilung  haben  sich  als  wirklich  praktisch 
für  Freilandkultur  die  Z  i  n  k  e  t  i  k  e  1 1  e  n  ,  sowohl  Steck-  als  auch 
Ilängeetiketten  bewährt.  Die  an  starken,  in  die  Erde  gesteckten 
Drähten  aufgehängten  Etiketten  habe  ich  bei  halbhohen  und  hohen 
Stauden  vielfach  verwendet. 

Die  besonderen  Vorteile  dieser  Art  Etiketten  sind  unbegrenzte 
Haltbarkeit,  stets  gut  leserliche  Schrift,  mehrfache  Benützung  eines 
Etiketts,  da  dieselben  für  einen  neuen  Pflanzennamen  nur  kräftig 
abgerieben  werden  brauchen ;  der  Preis  schwankt  zwischen  8 — 10  Mk. 

I»'0  °/oo- 

Dort,  wo  man  mit  einem  verfeinerten  Geschmack  zu  rechnen 
hat,  würden  noch  die  Aluminium -Etiketten  in  Betracht  kommen, 
diese  sind  im  Preise  immer  noch  niedriger  als  Porzellan-  oder 
Emaille-Pflanzenschilder.  Erich  Berger,  Chemnitz. 

—  Auf  die  Wahl  einer  Etikettensorte  wirkt  bestimmend,  ob 
die  Namenschilder  dauernd  oder  nur   für  eine   bestimmte  Zeit  ange- 


620 


Die  Gartenwelt. 


IX,  52 


bracht  werden  sollen.  Dauerhafte  pite  lesbare  Etiketten  sind  Por- 
zellanetiketten mit  eingebrannter  Schrift,  wie  solche  von  Nie. 
Kißling  in  Vegesack  bei  Bremen  preiswert  hergestellt  werden  und 
die  neuerdings  in  den  Handel  kommenden  Ideal-Patent-Etiketten  von 
Eugen  Wagner,  Friedland  in  Böhmen,  aus  präpariertem  Ton  oder 
Biskuitmasse.  Eine  sehr  haltbare  Schrift,  die  mit  einer  Säure  auf- 
getragen wird,  erzielt  man  auch  auf  Zinketiketten,  die  in  jeder 
Samenhandlung  käuflich  sind.  Die  Aluminiumetiketten  kann  ich  zur 
Verwendung  im  Freien  nicht  empfehlen.  Wo  sie  andauernd  vom 
Winde  bewegt  werden,  reibt  sich  die  Öse  bald  durch  und  das 
Etikett  ist  verschwunden.  Wo  Holzptähle  billig  zu  beschaffen  sind, 
können  diese  mit  Vorteil  verwendet  werden.  Mit  einem  Schnitz- 
messer werden  sie  an  einer  Seite  glatt  und  eben  geschnitten,  sorg- 
fältig mit  Ölfarbe  gestrichen  und  nach  dem  Trocknen  mittels  Schablonen 
mit  Ölfarbe  signiert.  Solche  Etiketten  sind  besonders  als  Nummer- 
etiketten (Steokhölzer)  praktisch.  Die  flachen  thüringer  Holzetiketten 
sollte  man  im  freien  Grunde  nicht  verwenden,  da  sie  oft  von  Krähen 
herausgezogen  oder  im  Winter  vom  Froste  herausgehoben  werden 
und  dann  verschwinden,  bezw.  vom  Winde  fortgetragen  werden.  Als 
bestes  Befestigungsmittel  für  Hängeetiketten  darf  gut  verzinkter 
Eisendraht  bezeichnet  werden,  der  nicht  brüchig  wird  wie  Messing- 
draht und  auch  nicht   reißt  wie  Bleidraht  und   billiger  als  beide  ist. 

W.  T. 
—  Ich  glaube,  der  Herr  Fragesteller  hat  seine  Frage  schon  beim  Lesen 
des  Artikels  „Aus  meiner  Reisemappe"  in  No.  38,  S.  450  von  Herrn  Hes- 
dörffer,  sehr  treffend  beantwortet  gefunden.  Holzetiketten  sind  nicht 
widerstandsfähig  genug,  um  mehrere  Jahre  ohne  Erneuerung  zu  dienen. 
Die  Metalletiketten  verrichten  auch  noch  nicht  voll  und  ganz  die 
Dienste,  welche  jnan  an  ein  dauerhaftes  Etikett  stellen  muß,  denn 
bei  denselben  wird  im  Laufe  der  Zeit  die  Schrift  mehr  oder  weniger 
von  der  Witterung  zerstört.  Am  dauerhaftesten  scheinen  mir  Porzellan- 
Etiketten  mit  eingebrannter  Schrift  zu  sein.  Sie  stellen  sich  für  den 
Anfang  etwas  teuer,  aber  im  Laufe  der  Zeit  bringen  sie  die  Mehr- 
ausgabe wieder  doppelt  ein,  denn  man  hat  die  Garantie,  daß  der  Name, 
welcher  einmal  eingebrannt  ist,  auch  unverändert  für  unabsehbare 
Zeiten  darauf  zu  le.sen  ist.  Die  Porzellantafeln  können  mittels  2 
Nieten  an  Eisenstäbchen  befestigt  werden  und  bewähren  sich  solche 
Etiketten  sehr  gut.  J.  Roesner,  Obergärtner,  Schloß  Okno. 

Beantwortung  der  Frage  No.  346.  Wie  kommt  es,  daß  auch 
in  diesem  Jahre  so  viele  Knospen  von  Paeonia  chinensis  nicht  zur 
Entwickelung  gelangen,  ja  ein  großer  Teil  der  Stengel  gar  keine 
Knospen  ansetzt?  Die  Pflanzen  stehen  in  tiefgründigem,  gut  und  regel- 
mäßig gedüngtem  Lehmboden  und  werden  gut  bewässert. 

Das  Nichtblühen  ihrer  Paeonieu  kann  von  zu  dichtem  Pflanzen 
und  von  beschattetem  Standort  herrühren,  einen  andei'eu  Grund 
kann  man,  ohne  die  Pflanzen  gesehen  zu  haben  und  ohne  die  öi-t- 
lichen  Verhältnisse  zu  kennen,  nicht  vermuten. 


Tagesgeschichte. 

Frankfurt  a.  d.  Oder.  Schulgärten.  Zur  Hebung  der 
heimischen  Obst-  und  Gartenbaues  hat  die  Regierung  verfügt,  daß 
dieser  Gegenstand  auf  die  Tagesordnung  der  Kreislehrerkonferenz 
190.')  gesetzt  werden  soll,  mit  Zugrundelegung  der  Schritt  „Zur 
Förderung  des  heimischen  Obst-  und  Gartenbaues  und  die  Anlegung 
von  Schulgärten"  von  Pastor  Wilms  in  Nieheim.  In  erster  Linie 
soll  die  Anlage  von  Schulgärten  erörtert  werden.  Hingewiesen  wird 
dabei  auf  den  Friedenauer  Schulgarten,  sowie  auf  die  Aufsätze  über 
Schulgärten  im  Schulblatt  für  die  Provinz  Brandenburg.  Ferner  sollen 
die  Landräte  auf  die  Kreiseingesessenen  und  den  Kreistag  in  dieser 
'Beziehung  einwirken  und  in  Jahresfrist  über  die  Schulgartenfrage 
Bericht  erstatten.  k. 

Göttingen.  Am  Hainberge,  unweit  des  Wasser- Reservoirs, 
befindet  sich  eine  etwa  3  Hektar-  große,  zurzeit  als  Ackerland  be- 
nutzte Fläche.  Nach  dem  Beschlüsse  der  städtischen  Kollegien  soll 
dieses  Grundstück  noch  im  Laufe  dieses  Herbstes  parkähnlich  um- 
gestaltet werden. 


Wandsbek.  "Pflanzenausstellung  der  vereinigten 
Handelsgärtuer.  Am  30.  August  eröffneten  die  vereinigten 
Handelsgärtner  zu  Wandsbek  ihre  diesjährige  Ausstellung,  an  der 
sich  etwa  20  Firmen  mit  den  Erzeugnissen  ihrer  Gärtnereien  be- 
teiligten. Der  große  Saal,  sowie  2  Zimmer  und  der  Garten  des 
Hotels  „Zum  alten  Posthause"  bargen  gute  Erzeugnisse  gärtnerischen 
Fleißes. 

Besonders  schön  arrangiert  war  im  Saale  die  große  Gruppe  der 
Firma  Neubert,  bestehend  aus  guten  Palmen  und  Farnen,  kraft- 
strotzenden Croton  imd  Dracaenen  mit  schöner  Färbung,  kräftigen 
blühenden  Maiblumen  (Eiskeime),  ferner  Selaginelta  uatsoniana, 
Catnpanula  Mayi,  Cyclamen  u.  a.  Außerdem  hatte  Neubert  im  Freien 
eine  große  Gruppe  von  Lorbeeren,  Phormium,  Myrten,  Rhododendron, 
Azaleen,  Nelken,  Draeaena  Doucetti,  die  Polyantharose  ^f1ne  Norbert 
Lavavcisseur,  sowie   Coeos  Bonetti  nsw.  ausgestellt. 

W.  Runde  zeigte  im  üartenpavillon  schöne  Araucarien  in  ver- 
schiedenen Größen  und  Varietäten;  von  derselben  Gärtnerei  waren 
im  Saale  noch  Kentia,  Phönix  Boebeleni,  Pandanus  Veitchi, 
Aralia  clegantissima,  Oeonoma  graciiis  etc.  ausgestellt. 

Die  beiden  Firmen  A.  Herbst  und  Franz  Jank  hatten  je 
eine  Kollektion  gut  kultivierter  Handelsfarne  ausgestellt;  von 
Jank  waren  noch  schöne  großblumige  Gloxinien  und  Lorraine-Bego- 
nien. W.  Goepel  glänzte  wie  immer  mit  schönen  Palmen  und 
außerordentlich  starkem  Asparagits. 

Von  Axel  Haagstroem  waren  Croton,  Dracaenen,  Eymanto- 
phyllum  und  Farne  da.  C.  Bück  zeigte  schöne  hochstämmige 
Fuchsien,  darunter  mehrere  gute  Sorten. 

Gust.  Hamckens  brachte  Malmaison  -  Nelken  und  Begonia 
„Qloire  de  Lorraine'^  in  selten  schönen,  starken  Pflanzen. 

In  eignem  Zelte  hatte  C.  N  u  p  n  a  u  Araucarien,  Medeola, 
Aralien,  Myrten,  Palmen  etc.  ausgestellt.  Von  Jul.  Schneider 
stammten  schöne  Azaleen  und  Camelien,  sowie  prachtvolle  Remontant- 
Nelken. 

Gute  Leistungen  waren  ferner  Herrn.  Berndts  schöne  Ericen, 
Boronien,  Hortensien  und  Heg.  „Qloire  de  Lorraine",  Jobs.  Eck- 
manns üppige  Cyclamen,  E.  M.  Rieckens  Chrysanthemum  und 
hochstämmige  Fuchsien,  C.  H.  W.  Wolters  l'rimula  obconiea, 
J.  G.  Soherquists  schöne  Lorraine-Begonien,  sowie  Cyclamen  und 
Farnsämlinge;  Max  Bulls  Adiantum,  Asparagus  und  Cyclamen; 
Gust.  Sauls  Hydrangea,  Ericen  und  Camelien;  Fr.  Kobers  Celosia 
Thompsoni,  Solanum  und  schön  blühende  Myrten  und  Lud.  Kochs 
Cyclamen,  die  wegen  ihrer  prachtvollen  Blattzeichnung  allgemein  be- 
wundert wurden. 

Als  einzige  nicht  ansässige  Firma  hatte  Nonne  &  Höpker 
aus  Ahrensburg  eine  Gruppe  von  ca.  50  verschiedenen  Koniferen- 
Arten,  schöne  weißbunte  Epheu,  Begonia  „Oraf  Zeppelin"  etc.  aus- 
gestellt. Dieselbe  Firma  zeigt  in  der  Schnittblumen  -  Abteilung 
Blumen  von  zirka  100  Dahlien- Sorten  und  zirka  60  verschiedenen 
Stauden. 

Eine  ebenfalls  reichhaltige  Kollektion  schöner  Dahlien-Blumen 
hatte  als  junger  Anfänger  Fr.  Wnuck  ausgestellt. 

Mit  gärtnerischen  Instrumenten  und  sonstigen  Bedarfsartikeln 
hatten  sich  12  Firmen  und  2  mit  Heizkesseln  an  der  Ausstellung 
beteiligt.  Herrn.  A.  Sandhack. 


Briefkasten  der  Redaktion. 

Xanten.  Die  kleinen  gelblichen  Wärzchen,  die  sich  auf  den 
Blättern  der  beiden  eingesandten  Pflanzen  von  Solanum  Pseiido-  Capsi- 
cwm  befinden,  sind  sogenanntelntumescenzen.  Es  sind  dies  krank- 
hafte Wucherungen  des  Blattfleisohes,  die  indes  nicht  durch  einen 
Schmarotzerpilz  hervorgerufen  werden,  also  nicht  parasitärer  Natur 
sind.  Die  Erkrankung  ist  jedenfalls  auf  ungeeignete  Ernährungs- 
verhältnisse zurückzuführen.  Durch  zu  feuchte  Luft  und  durch 
zu  reichhohe  Ernährung  bei  reicher  Wasserzufuhr  wird  die  Ent- 
stehung der  Intumescenzen  begünstigt.  Falls  der  Erdboden  gut  und 
nahrhaft  genug  ist,  dürfte  es  sich  empfehlen,  die  Düngung  mit  Abort- 
jauche ganz  zu  unterlassen.  Kais.  Biol.  Anstalt. 


Verantwortl.  E«d»iteur:  Max  Hesdörffer,  Berlin.  —  Verlag  v.  Kichard  Carl  Schmidt  &  Co.,  LeipziK.  —  Druck :  Anhalt.  Bnoiidr.  Qntenberg, e.  Q.  m.  b.  H.,  Dessau. 


llliliil'illllllii 


l..l>l».llllliä:l 

3  5185  00254  1082 


;*.  K ... , 


«E-?  .M-  '' 


^^nv* 


;1^     V*v^     -^ 


\^»;vv 


f  ^  - 1-^  S'" 


^^P^ÄI^H'V^