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DIE
GÄHTENWEbT
ILLUSTRIERTES WOCHENBLATT
FÜR DEN GESAMTEN GARTENBAU
HERAUSGEGEBEN
MAX HESDÖRFFER, BERLIN
9. JAHRGANG ^VU'c"
(,904-19051 •*•"'"■
MIT ZEHN FARBIGEN TAFELN. EINER TONDRUCKTAFEL
EINEM FARBIGEN WANDKALENDER UND VIERHUNDERTFÜNFUNDNEUNZIG ABBILDUNGEN IM TEXT
LEIPZIG
VERLAG VON RICHARD CARL SCHMIDT & Co.
1905
ALLE RECHTE. AUCH DAS DER ÜBERSETZUNG IN ANDERE SPRACHEN, VORBEHALTEN.
DRUCK: .ANHALT. BUCUDR. GUTENBERG, E. G. M. B. II., IN DESSAU.
Inhalt des neunten Jahrganges.
(Die illu
ehen
Aus deutschen Gärten.
Hesdörffer, M.
*Aus der Flora in Cöln 497. — *Aacheu
als Gartenstadt 529. — *Aus dem Sohloss-
garten zu Bückeburg 510.
Maaß, Harry.
*Eine "Wanderung durch den Bremer Bürger-
park 592.
Tuteuberg, Ferd.
*Die Anlagen in der Kaiserstraße zu Mainz
361.
Aus deutschen Handelsgärtnereien.
Hesdörffer, M.
*Jao. Beterams Söhne in Geldern KJO.
Trcnkner, Berthold.
*Streifzüge durch Quedlinburgs Fluren. Emji-
fehlenswerte Neuheiten der Firma David
Sachs, Quedlinburg 255.
Ausstellungsberichte.
Anker, Richard.
Von der englischen Provinzial-Ausstellung
in Shrewsbuiy 22.
Bohlmann, Ernst.
Die „Teniple Show', die grosse Londoner
Frühjahrs -Gartenbau -Ausstellung. I. All-
gemeiner Bericht 476; II. Orchideen 486.
Geier, Peter.
Die nationale Chrysanthemum -Ausstellung
im Crystal Palace zu London 129. — .,The
Temple show" in London 463. — Sommer-
ausstellung der Royal Horticultural Society
im Chelsea-Hospital vom 11. bis 13 Juli 1905
544.
Hesdörffer, M.
*lnternationale Kunst- und Grosse Garten-
bau-Ausstellung Düsseldorf 1904. I. Die
internationale Herbst-Ausstellung 1. — Die
Orchideen -Ausstellung 3. — II. Schnitt-
blumen 18. — III. Sonstige Handelspflanzen
30. — *Die internationale Obst-Ausstellung
in Düsseldorf 73, 85. — Die Jubiläums-
Ausstellung des Leipziger Gärtnervereins
vom 12. bis 20. November 1904 115. —
Die Weitausstellung in Lüttich 414, 423.
— *Die allgemeine Gartenbau -Ausstellung
in Darmstadt. I. "Wasserpflanzen 589;
IL Landschaftsgärtnerei und Gartenkunst
601 ; III. Florblumen und Handelspflanzen
613; LV. Neuheiten 615; "V. Schnittblumen
616; VI. Baumsohulartikel 617. VII. Ver-
schiedenes 617.
Jordi, H
*Die internationale Gartenbau- Ausstellung
in Paris 461.
Krauß, Otto.
Ausstellung von überwinterten! Obst und
Konserven vom 17. bis 18. Februar in
Frankfurt a. M. 309. — *Die Orchideen-
schau im Palmengarten zu Frankfurt a. M.
vom 29. April bis 7. Mai 1905 421.
Krone, K.
Die Chrysanthemnra- Ausstellung in Göttin-
gen 119.
Plantener, Aug.
Chrysanthemum- Ausstellung des Vereins
Hamburger Chrvsanthemum - Freunde 143.
Riebe, H.
Die nationale Chrysanthemum- Ausstellung
im Crystal. Palace zu London 117. — Die
frühe "Winter -Ausstellung der nationalen
Chi^santhemum- Gesellschaft im Crystal-
Palace zu London 172.
Schütz, H. J.
*Frühjahrs-Ausstellung von Zwiebel- und
KnoUengewächsen zu Haarlem vom 17. bis
21. März 1905 337.
Tscheuke, "W.
Garten- und Obstbau- Ausstellung für die
Provinz Brandenburg in Eberswalde vom
3. bis 11. September 1904 31.
Die Obstschau auf der Ausstellung der
D. L.-G. in München vom 29. Juni bis
4. JuU 1905 545. — Die Gemüseschau auf
der AussteUung der D. L.-G. in München
vom 29. Juni bis 4. Juli 1905 587.
Blumenbindekunst.
Sandhack, Herrn. A.
*Trauerkränze 306.
"Wällnitz. M.
Dresden im Blumenschmuck 465.
Berlii
Blumenhandel.
kauf an ersten Feiertagen
372.
Blumentreiberei.
Baum, J.
Einiges über da
Marechal-
Treiben
Niel-Rosen 244.
Beuß, H.
Sind abgetriebene Hyazinthen im darauf-
folgenden "Winter abermals treibfähig? 261.
Hesdörffer, M.
*Aus Hamburger Treibgärtnereien 210, *222.
Kleyhonz, J. A.
Nochmals wohlfeiler Treibflieder 261.
ßäde, Karl.
*Wohlfeiler Treibflieder 237.
Tscheuke, W.
Hortensien 398.
Ziskoven, Carl.
Calla und Aniaryllis als Schnittbinmen 235.
Crysanthemum.
Etzold, Albin.
Das veilchenblaue Chrysanthemum „Sou-
venir de Madame Dor" 207.
Ziskoven, Carl.
Die bemerkenswertesten Chrysanthemum-
Sorten auf der Jubiläums -Ausstellung des
Leipziger Gärtnervereins 158.
Dahlien.
Beuß, H.
Einiges über Dahlien 80.
Blau, Georg.
DahlienveredUing 149.
Hesdörffer, M.
*Neue Riesendahlien für 1905 322. — *Neue
RiesendahHen 353.
Kern, Alfred.
„Neues und Allerneuestes" von der VII.
Ausstellung der Deutschen Dahlien-Gesell-
schaft 45, 54, 65.
Kohlmannslehner, Heinrich.
*,,Mikado" und „Havel", zwei neue Edel-
dahhen 148. — *Drei wertvolle, riesen-
blumige, französische Dahlien-Neuheiten 184.
— *Die Edeldahlie „Schneewittchen" 198.
Mühle, Arpäd.
Die modernen Dahlienzüchtungen 303.
Farne.
Anker, Richard.
»Ptei-is Binoti 122.
Bernstiel, Otto.
*Scolopendrium officinarum f. undulatum
121. — *Adiantum Edgeworthii Hook.,
eine schöne Ampelpflanze 122. — *Stenoch-
laena meyeriana, Prsl. 373.
Bonstedt, C.
*Polypodium Heracleum. Kze. 55.
Gr aebener, Hofgartendirektor.
*Stenochlaena palustris, Mett. 397.
Nicolai, "Woldemar.
*Bilder aus der Heimat der Baumfarne 25.
Tutenberg, F.
■'■Acrosticlium aureum, L. 398.
Nephrolepis bostoniensis 355.
Gärten des Auslandes.
Breitsohwerdt, Herrn.
Die Baron Friedrich Nathaniel von Roth-
schild.schen Gärten in "Wien 474.
Gärtnerische Betriebslehre.
Lange, Willv. Friedlaender "W. und
Hegar, Karl." '
Was muß geschehen, um die Zier- und
llandelsgärtnerei in allen ihren Zweigen
wieder einträglich und unter den heutigen
Verhältnissen rentabler als bisher zu ge-
stalten? (Preisfrage.) 499, 535, 561.
Gärtnerische Reiseskizzen.
Frank, Paul.
*Die Riviera des Gardasees 289.
i' esdörffer, M.
Reisemappe. Jena 440; In
449; Erfurt 457. — Gärtnerisches
aus Stendal 577.
Othmer, Beruh.
"^■Eine Tropenfahrt. I. Nach Westindien.
und auf Dominica 145, 164. IL Auf
Trinidad und in Port of Spain 174. III.
Am Orinoco und an den Wasserfällen des
Caroni; Heimreise 185.
Purpus, C. A.
Reiseerlebnisse eines Sammlers im fernen
Westen 27, 42, 56, 64.
Riebe, Heinrich.
♦Meine Rei.se von Venedig nach Abbazia
99, 112, 127, 137.
Rösner, K.
Die „Seefelder" bei Bad Reinerz in Schle-
sien und ihre Vegetation 511.
Schwartz, Friedrich.
Skizzen aus der Bäderstadt Wiesbaden 451.
Gehölze.
Beuß, Heinrich.
Cytisus albus als Hochstammveredlung 88.
Brand, Otto.
Koelreuteria paniculata, Laxm. 10. — Rhus
Cotinus, L. 16. — Polygonum vaccinifoliuni
377. — »Rhododendron (Rhodora) cana-
dense 474. — Empfehlenswerte winterharte
Heideki-äuter und ihre Verwendung 509.
Geier, Peter.
Drei Ziersträucher des Winters 257.
Grote, H.
*Hortensien im Freien 509.
Hermes, Albreoht.
Betrachtungen über das Leben.salter der
Bäume 340.
Horak, Jos. Fr.
Magnolien 304.
Hortus.
Buntlaubige Gehölze im Parke, eine Ge-
schmacksverirrung 16.
Juraß, Paul.
Dornige und stachelige Gehölze 342.
Liebsch, Georg.
Sambucus raoemosa, ein einheimischer Zier-
strauch 17.
Meyer, F. W.
*Prachtpflanzen seltener Rhododendron in
England 109.
Müller, Herm.
Clerodendron trichotomum, Thunb. 308. —
Gaultheria procumbens 355.
Mütze, Wilh.
*Buddleia lindleyana, Fortime 377, *378.
IV
Gartenwelt.
IX
Peters, Eugen Jos.
*Cornus sanguinea fol. var. 247.
Rehnelt. F.
*Hvdrangea vestita var. pubescens 541. —
*Sälix Cottetii 542.
Rimann, C.
Amygdalus davidiana, Carr. floie albo 17.
— Vitex Agnus castus 355.
Schneider. Camillo Karl.
*Pterocarya caucasica, C. A. Meyer 10.
Schulze, G.
Noch einige Worte über Bhododendron-
Hybriden für das freie Land 142. — Die
schönsten Arten und "Varietäten der Gattung
Rhus 248.
Tutenberg, F.
*Andromeda japonica 354.
Hydrangea scandens. Maxim. 308. — Xan-
thoceras sorbifolia, Bge. 308.
Gemüsebau.
Balke. W.
Neger- oder Zulukartoffelu 330.
Beuß, H.
Beitrag zur erfolgreichen Kultur des span.
Pfeffers 329. — Ein Urteil über den „Er-
furter roten Delikate.ss- Wirsing" 330. —
*Melonenkultur im Freien 409. — Blunien-
kolil im Winter 595.
Breitschwerdt, H.
Neger- oder Zulukartoffel 400.
Freiberg, Fr.
Champignonkultur im Sommer in der Kgl.
Melouerio zu Sanssouci 549.
Hesdörffer, M.
*Eine neue Tomate 11. — Über den Ge-
schmack der Gemüse 330.
Pauls, Otto.
*Spargelkultur und Treiberei 328.
Spranger, A.
Radies im Winter 595.
Bleichsellerie 378.
Gerätschaften.
Richter, Ernst.
*Ein prakti-soher, verstellbarer Kübelhaken
417.
Rimann. C.
Schattendecken au.s Kokosfaser 344.
Sattler, C.
Samen-Einback- und AValzgerät für Rasen-
anlagen etc. 344, 416.
*Uandzerstäubungsapparat zur Bekämpfung
von schädlichen Insekten und Pilzkrank-
heiten an Pflanzen mit flüssigen Mitteln 343.
Holzmarkierstift
N. Wolf f & Co. 345.
Heizungsanlagen.
Graebener, L.
Fernheizung eines Gartenbetriebes 6.
Röder, Richard.
Der Reform-Gliederkessel 54ö.
Siemann, IT.
Die Instandhaltung derHeizung.sanlagcn 594.
Insektenfressende Pflanzen.
»Baum, ,1.
•Pinguicula caudata 482.
Kakteen und Sukkulenten,
Anker, Richard.
*Kalanchoo kewensi.s 31(j. — ''Kalaiichoe
hvbrida felthamensis 391.
Baum, H.
*Aloö Baumii, Engl, et Gilg 436.
Berger, Alwin.
*Echinocereus acifer, Lem. *410, 411.
Graebener. L
*Cereus triangularis, Haw. 63.
Heese, Emil.
*Fünf dankbare Kakteen für den Handels-
gärtner 265.
Koniferen.
Beißner, L.
*Pioea excelsa virgata, die Schlangen- oder
Rutenfichte und Picea excelsa viminalis,
die Hängefichte 410. — Nochmals Abies
arizonica, Merriam 446. — Pinus Pinaster,
Sol. 521. — Picea pungens „Sämling
Henkel-', Nachschrift 542. — Abies arizo-
nica var. pygmaea, Nachschrift 543.
Cavet, Dr. Louis.
Picea pungens, die schönste und härteste
Konifere 309.
Berger, Alwin.
■^Die Kiefern der Riviera 469.
Grube, H.
Die mexikanische Sumpfzeder 619.
Horäk, J. F.
Abies arizonica, Merr. 411.
Rade, Karl.
*Picea excelsa virgata (nicht viminalis), in
der Kgl. Gartenbau - Lehranstalt zu Buda-
pest 209.
Rimann, C. _
Abies arizonica 363.
Tutenberg, F.
*.-Vbies arizonica 427. — *Pioea pungens
pendula „Sämling Henkel" 542. — *Noch-
mals Abies arizonica 543.
VoUert, Rud'.
Abies arizonica 497.
Pinus Nelsoni 248.
Kultureinrichtungen.
Rehnelt, F. ..
*Das neue Überwinterungshaus im botani-
schen Garten zu Gießen 169.
Richter, Ernst.
*Ein praktischer Frühbeetkasteii 171.
Siemann, H.
*Wasserbeförderuags-Anlagen 439.
Wasserversorgung 225.
Landschaftsgärtnerei.
Beuß. Obergärtner.
Gehölzgruppierung in Rücksicht auf den
Herbst 35.
Boxberger, Franz.
*Hausgärten 163.
Büttner, M.
*Eine neue Raseneinfriedigmig 330.
Großmann, J. P.
Die Moderne in der Gartenkunst 7, 331.
Einheitliche Bänke 242. — Proporiionen,
Naturalismus, Moderne 412.
Lange, Willy.
*Altes I5emäuer im Garten 37. — *Ruinen
im Garten 318. — 'Künstliche Ruine als
Badeanstalt 482. — »Kunstwerke und Kunst
im Garten 565.
Liebert, Hans.
Einiges über Bach- und Teichuferpflanzen 14.
Liebs. W.
Hausgärten 52. — *Efeuberankung an einem
Landhause 197. — »Entwässerungen 546.
Natürlicher Parkschmuck 319.
artrat h, Stadt gart endirektor.
Winke für die dekorative Gartengestaltung
242.
eitmar, Hans.
*Teppiohbeet vor dem Kaiser Franz Josef-
Theater in Berndorf 401, *402.
inze, Karl.
♦Ursachen malerischer Wirkungen 436.
iehl, W.
'Feldbahnbetrieb mit der Spaldingbahn 257.
— »Berliner Plätze 279.
niese, L.
Ȇber die Schreibweise beimKrokieren 453.
önig, H.
»Gartenschmuck 39.
ühn, V.
»Der Arbeitsplan 68. — »Zur Herstellung
perspektivischer Ansichten 428.
rone, K.
Ist die Gartenkunst rückständig? 207. —
Maaß, Harry.
»Grundplan und Perspektive in ihrem Zu-
sammenhang 484.
Meyer, F. W.
*Kahnhäuschen im Schweizerstil 7. — »Ein
künstlicher Baumstamm als Sommerbäus-
chen 126.
Rimann, Carl.
Winke für dekorative Gartengestaltung 429.
Schneider, C. K.
»Noch einige Worte über die Bedeutung
der Photographie für den Landschafts-
gärtner 181. — »Eine eiserne Zierbrücke 343.
Schulze, G.
Zwei gute alte Zierpflanzen 243.
Staudenmeyer, R.
Andeutungen über die Aquarelltechnik 102.
— »Das perspektivische Zeichnen im Dienste
der Gartentechnik 273.
Stüting, A.
»Vorgärten 15. — Über Gruppengestaltung
und Verwendung der Gehölze in Gärten
und Parks 23.
Thiem, Georg.
»Wirkungsvolle Bepflanzungvon Kaimauern.
305.
Ton, Max.
Gartenkolonien 558.
Tutenberg, F.
»Zwei Entwürfe für einen Blumengarten 522.
»Preisausschreiben zur Erlangung von Ent-
würfen für einen Stadtpark auf dem Gänse-
anger in Dessau 78.
»Schwächen der Bepflanzungspläne und der
Bepflanzung 195.
Deutsche Gartengestaltung und Kunst 378.
Über Rosengruppen, deren Einfassung und
Ünterpflanzung 391.
Neue Pflanzen.
Anker, Richard.
»Rehmannia angulata 114.
Besoke, G.
»Wertvolle Neuheiten und Einführungen
Erfurter Samenzüchter und Handelsgärtner
277, 292.
Heimann, Richard.
Marguerite (Chrysanthemum frutescens)
,,Queen Alexandra" 470.
Hesdörffer, M.
»Papaver hybridum „Prinzessin Viktoria
Luise" 5. — Dunkellaubigo chinesische
Primeln 401. — »Neue Hydrangea Mariesii-
Varietäten 413.
Kohlmannslehner, Heinrich.
»Die neue Remontantnelke „Meta" 152. —
»SelagineÜa watsoniana 180.
Rehnelt.
»Die Silberakazie, Acacia podalyriaefolia,
A. Cunn. 158.
Stüting, Arthur.
Saturn, eine neue gefüllte Scariet-Pelar-
gonie 143.
Thürmor, Wilhelm.
»Begonia hybrida ,.Alsmeer Oloire" 1.07.
IX
Die Gartenwelt.
Obstbau.
Beuß, H.
Der Sommer des Jahres 1904 51. — Soll
man Traubensäckchen anbringen? 77. —
Drei gefährliche Obstbaumschädlinge 533.
Buerbaum , Josef.
Der Kalkanstrich der Obstbäume, verbun-
den mit gleichzeitiger Düngung 199.
Gehlhaar, Karl.
*VeredelungsversHche an jungen Sämlingen
und Stecklingen 271. — *Etwas über Form-
obst und Schnurbäumchon im besonderen
325.
Goethe, R.
Über eine Krankheit der Rebstöcko in den
Treibhäusern 353.
Graebener, L.
♦Nochmals: „Die serbische Quitte Wranj.ska
Dunja" 52.
Held, Ph.
*Eine Zwerg- und Beerenobstanlage, die
frisches Obst zu jeder Jahreszeit zu ge-
nießen ermöglicht 570.
Hesdörffer, M.
Die neue Himbeere „Goliath" 27. — - Obst-
bau und Obstverwertung in Nordamerika
402. — *Schaufrüchte aus L. Späths Baum-
schule 553.
Heuwing, Heinrich.
*Änlage von Obstnutzgärten 465.
Jacobs, 0.
•Einige Obstliebhaber aus der Tnsekten-
welt 447.
Jansen, Arthur.
Über das Wurzelwachstum der Obstbäume
340. — Der Sommerschnitt 488. — Die
Obsteintuhr und der deutsche Obstbau 571.
Kall, S. von der,
♦Stachelbeere ,, Angler" 361.
Kindshoven, J.
Was geschieht in Bayern 'zur Förderung
des Obstbaues? 350.
Liebs, W.
Soll man Traubensäckchen anbringen'? 154.
Lindner, Herm.
Zwei genügsame Birnensorten 619.
Pauls, Otto.
Die Düngung der Obstbäume 549, 554.
Pfeiffer, Carl.
♦Gründüngung für Obstbäume 385.
Seulen, A.
*Monatserdbeere „Schöne An haltinerin'' 473
Tscheuke, W.
Internationaler Obstbau und Weltmarkt 513'
Thiem, Georg.;
♦Formlose Aprikosen-Spaliere 241.
Warneoke, A.
Die Obstplantagen mit Rhabarber als Unter-
frucht 472.
Beförderung von Obst auf der Eisenbahn 26.
Südafrikanisches Obst 27.
*Wahl der Edelreiser 88.
Orchideen.
Baum, J.
♦Masdevallia Bella 567.
Bittner, Josef.
Nochmals das Spritzen der Orchideen 346.
Bohlmann, Ernst.
Laelia jongheana 112. — tlypripcdium
fairianum 433.
Brand, Otto.
♦Miltonia vexillaria, Kchb. fil. 174,
Cremer, F.
♦Ständer zum Aufhängen von Orchideen
im Zimmer 303.
Gütig, K. W.
Doch Lauberde für Orchideen bei Zimmer-
kultur 49. — Über das Spritzen der Orchi-
deen 278.
Hesdörffer, M.
♦Cattleya Warscewiczii „Frau Melanie Bey-
rodt" 374.
Kraemer, Michael.
♦Laelia anceps alba 253. — *Oncidium
splendidum 434.
Othmer, B.
♦Coryanthes leucocorys, Rolfe und Peris-
teria aspersa, Rolfe 13.
Schweizer, Th.
♦Wertvolle Orchideen für den Handels-
gärtner und den Liebhaber 301.
Sprenger, C.
Calanthe japonica und ihre weiße Varietät
316.
Wolff, L.
♦Odontoglossum grande 51.
Cypripedium hybridum „Helvetia" 399.
Über die Beziehungen der Orchideensäm-
linge zu anderen Organismen während dor
Keimung 607.
Pflanzendüngung.
Heine, Dahlem.
Der Chihsalpeter als Düngemittel 387.
Koopniann, Karl.
Über die Verwendung der Düngesalze und
konzentrierten Dünger 149.
Trenkner, B.
♦Chilisalpeter-Düngung für Obstbäume 313.
Vogel, Prof. Dr. J. H.
Pflanzenproduktion und Kun.stdüiiger 166.
Pflanzenkrankheiten.
Goethe, R.
♦Über eine Krankheit der Rebstöoke in
den Treibhäusern 229.
Kexel, Dr.
Vertilgung von Thrips 348.
Lieb. Werner.
♦Der Polsterschimmel des Obstes 557.
Löbuer, Max.
♦Nematoden an Cyclamen und Begonien
und die Komposterde 231.
Stecker, Gust.
Lysol als Schädlinge vertilgendes Mittel im
Gartenbau 346.
Tscheuke, W.
Botrytis parasitica, der Erreger einer gefähr-
liolien Tulpenkrankheit 322. — Die Rosen-
okulatenmade, Chnodiplosis oculiperda 618.
Völsing, W.
♦Ein seltener Eindringling (Troglophilus) 471.
Winkler, Jos.
Die Schimmelpilze 512.
Das Kirschbaumsterben am Rhein 259.
*üie Fleokenkrankheit des Veilchens 567.
Eine neue Orchideen krankheit, Uredo
behnickiana 616.
Sprenger, C.
Arten- und Sortenechtheit im Pflanzen-
handel 58.
Uhden, Carlos.
Mexiko und seine Vegetation 80.
Untersuchungen über das Erfrieren, dor
Pflanzen, 551.
Pflanzennamen 144,
Pflanzenkunde.
H.
♦Welwitschia mirabilis Hook. f. 294.
Goeze, E.
Die Mvrtaceen 268.
Jacobs,'0.
♦Lathraea squamaria 378.
Nehrling, H. (Florida).
♦Einheimische Planzen meines Gartens,
I. 493, IL 505, HL 517.
Schneider, C. K.
Über die Ergebnisse der Nomenklatur-
beratungen auf dem Internationalen Botan.
Kongreß in Wien, Juni 1905 507.
Pflanz.envermehrung.
Peuker, M.
Die Vermehrung von Antirrhinum majus 267.
Rehnelt, F.
♦Vermehrimg von Drosera und Ramondien
durch Blattstecklinge 320.
Rosen.
Anker, Richard.
Neue Kletterrose „Blush Rambler" 34.
Deegen, Franz, jr. Nachfolger.
Bemerkung zu dem Artikel „Die Biographie
der weißen Marochal Niel-Rose" 35.
Gelhaar, Karl.
♦Rosa wichuraiana hybrida „Alberic Barbier"
136.
Jacobs, 0.
♦Erfolge eines deutschen Rosenzüchters 110.
— ♦Die Teehybride , Großherzogin Alexandra'
234.
König. W.
♦Der Verein Elsaß-Lothringer Rosenfreunde
und sein Rosengarten in Zabern 606.
Mühle. Arpäd.
Die holländische Rosa rugosa als Hoch-
stammunterlage 33,
Tutenberg, F.
Die neue Teehybrid-Rose ,,Etoile de France"
376.
Welter, N.
♦Die neue Teerose „Albert Hoffmann" 67.
*Neue Rose ,.Richmond" 234. — Rosafarbige
Teehybride „Frau Peter Lambert" 235.
SamenhandeL
Der neue österreichische Zolltarif. Zoll auf
Samen," für den Detailhandel hergerichtet,
bei der Einfuhr nach Österreich 252.
Schlingpflanzen.
Anker. Richard,
♦Gloriosa rothschildiana 112.
Beuß, H.
Polygonum baldschuanicum , eine sehr
empfehlenswerte Schlingpflanze 307.
Brand, Otto.
♦Die Gattung Bomarea, Mirb. 434.
Crusius, C.
♦Pilogyne suavis, Sohrad. 246.
Grote, H.
♦Wistaria chinensis, eine prächtige Schling-
pflanze 519.
Lindner, H.
Thunbergia alata, eine dankbare Schlmg-
flanze für schattige Lagen 233,
Tscheuke, W.
Cantua buxifolia 425.
Tutenberg, F.
'Passiflora coccinea princeps 482. _—
♦Clematis montana grandiflora *433, 435.
* Etwas vom Efeu 425.
Schnittblumenkultur.
Hesdörffer, M.
'^♦EinträgUche Schnittblumenkulturen 133. —
Reseda Machet „Weiße Perle" 317.
Rimann, C.
Cosmea bipinnata 317.
Sommerblumen.
Balke, W. , ,^^
Sommerblumen als Garteu.schmuck SOt.
VI
Die Gartenwelt.
IX
Bohlmann, Ernst.
Niootiana Sanderae 46.
Ledien, F.
*Schizanthas }iybridus grandifloriis 268.
Sprenger, C.
*Zur Kultur der Centaurea odorata, Marga-
ritae und Chamaeleon. Was ist Centaurea
imperialis':' 10.3.
Stauden.
Arends, Georg.
*PrimuIa Auricula ., Germania" bS3.
Beuß, n.
Zur Empfehlung der Plox decussata- Varie-
täten ötiö.
Hesdörtter, M.
*Xeue herbstblühende Staudenastern 272.
— *Tritoma hybrida „Expre.ss" 425.
Hortus.
Zur Empfehlung des kalifornischen Baum-
mohnes, Komneya Coulteri, Harv. 367.
.Junge, Heinrich.
*Neue Herbstastern 193.
Kohlmannslehner, Heinrich.
*Primu]a Auricula „Bavaria" 584.
Lindner, H.
Pulmonaria und Ajuga, zwei hübsche
Fmhlingsblüher un.serer heimischen Flora
283.
Meyer, F. W.
*Meconopsis integrifolia 534.
Müller, Herrn.
Die Ramondien 283.
Eimann, C.
*Corydalis thalictrifolia 17.
Rebnelt, F.
*Scutellaria baicalensis var. coelestina 61.
— 'Campanula glonierata var. aoaulis 272.
— *Wulfenia amherstiana, Bth. und ihre
Verwandton 374. — *Etwas vom Edel-
weiß 452, — *Bemerkungen über winter-
harte Selaginellen und Lyoopodien 519.
Riniann, C.
Bergenia crassifolia, L. 374.
Kuschpier, Paul.
Paeonia chinensi.s 464.
Siehe, W.
Acanthus Peningi 354.
Triebner, W.
Einige Stauden zu Schnittblumengewinnung
und Topfverkauf im Fj-ühjahr 232. —
Physostegia virginiana als Scbnitt.staude 354.
Tsoheuke, W.
Die Christrosen oder Helleboni.s 233.
Tuten borg, F.
Eranthis hiemalis. Sali.sb. 61.
Doronicum caucasicum 41.
Sumpf- und Wasserpflanzen.
Baum, II.
*Äponogeton mouo.stachyus L. f., eine neue
Was.serpflanze 62. — 'Die Gitterpflanze.
Aponogeton fenestralis (Poir.) Hook. f. (syii.
Ouvirandra fenestialis) 97.
Mütze, Wilh.
*Sagittaria .sagittifolia grandiflora s\ipeiba
197.
Rehnelt, F.
, Nymphaea gigantea 447.
Schweizer. Th.
Der Sumpf- und Wasserpflanzengarten und
die einheimischen Bach- und Teichufor-
pflauzen 99.
Tutenberg, F.
*Nymphaea zaiizibariensis ro.sea 570.
Topfpflanzen.
Bartsch, G.
Salvia splendons „Freudenfeuer'- 184.
Bauer, ,Tak.
*Heliotrop „Madame Barnsby" als Gruppen-
pflanze 366.
Bernstiel, Otto.
*Gleclioma hederaceum fol. var. 245.
Bohlmann, Ernst.
Potentlila nepalensis var. Willmottiae 77.
Braun, V. H.
Impatiens Sultani als dankbare Gruppen-
pflanze 284. — Senecio Petasites und
Senecio Ghiesbreghtii 308.
Breitschwerdt, H.
*Conoclinium janthinum, Moore 481.
Dänhardt, Walter.
*Hel.\ine Soleirolii, Reg. 246.
Eicke, n.
Die Ursache des Absterbens der Ei'ica im
vergangenen Sommer 198. — *,,Adolf
Wenzel'-, eine empfehlenswerte Fuchsien-
neuheit 206.
Freiberg, Fr.
*Ma!maison- Nelken in der Kgl. Meloiierie
zu Sanssouci 558.
Geier, Peter.
Die rationelle Kultur der Gardenia 220. —
Äsparagus Sprengen 260. — Die Kennedya
411.
G r a e b e n e r , Hofgartendirektor.
*Yucca-Kreuzungen 426.
Herbst, A.
Aspidium falcatum 245.
Hesdörffer, M.
*Ein merkwürdiges Cyclamen 355. ~ Reh-
mannia angulata 426. — *Cyclamen persi-
cum giganteum „Brillantrosa" 479. —
*Türpes winterblühender niedriger Gold-
lack 520. — *ßegonia „Gloire de Sceaux"
520. — Gefranste undRokoko-Cyclamen 568.
Hinze, Otto.
*Cyclamen persicum margine rubre „Alpen-
glühen" 568.
.Jahn, E.
*Doryanthes excelsa und Astelia Banksii 520.
Kohlmannslehner, Heinrich.
*,,La Reine", eine neue remontierende
Federnelke 217. — 'Gleohoma hederaceum
fol. var. 244.
Krauß, Otto.
*Zwei neue winterblühende Begonien 205.
Lindner, H.
*Lamium Galeobdolon 376.
Marquardt, Georg.
Salvia splendens „Silvor Queen" 77.
Müller, Herrn.
Erica carnea 284.
Oertel, Gottfried.
Der Gummibaum (Ficus elastica) 296.
Othmer, B.
'Dii^ G.attimg Eucomis 5. — *Seneciü
r^la-itcs DG, (syn. Cineraria platanifolia
ht.il.i 137. — 'Heckeria umbellata, L. 445.
l'rlrisfM, H.
'Ncponthes 284.
Kehnolt, F.
■Zui- Ausnutzung sonnig gelegener lliiusei'-
wünde 6. — Zur Kultur der Fuchsie ,,An-
drnkon an Heinrich Henkel" 67. — Fuchsie
„Andenken an Heinrich Henkel" und „Oroß-
lierzogin Adelheid" 308. — Erica nigiita
355. — Grischowia hirta und Exacum
macranthum, zwei prächtige Herbstblühcr
426.
Richter, Ernst.
Schnelle Vermehrung des Gummibaumes
375.
liimann, C.
Büugainvillea spectabilis lateritia 284.
Uuth, Herm.
Die Malmaison-Nelke 6.
Sprenger, C.
Die Herkules-Nelken Neapels 218.
Tscheuke, W.
Verbena „Miss Willmott" oder „Ellen" keine
Neuheit 183.
Wehrhahn, R.
*Psilotum madagascariense 445, *446.
Winkler, Josef.
Impatiens Sultani 284.
Wulle, Heinrich.
*Canna iridiflora 496.
Dacrydiura cupressinuni 1.^20.
Begonia hybrida ..Aalsmeers Glorie" 245.
Begonia hybrida fl. pl. ..Fiau Helene Harms"
376.
*Musa Ensete 399. *400.
**Musa arnoldiana 400, »401.
Mitraria cocoinea, Cav. 400.
Zwiebel- und Knollengewächse.
Anker, Richard.
*Hippeastrum (Amaryllis) „Snowdon" 367.
Brüggemann, Ch.
Das Samentragen abgeschnittener Amaryllis-
Blütenstiele 413.
Horak, Jos. Fr.
Veltheimia viridiflora Jacq. 155.
Lübner, M.
Sommerblühende Amaryllis vittata 368. —
Amaryllis -Blütenstengel zur Samenzucht
368.
Othmer, B.
*Hippeastruni equestre, Herb. 367.
Sprenger, C.
Trockenblüher 88.
Mannigfaltiges.
Beuß, Heinrich.
'Die hauswirtschaftliche und Gartenbau-
schule für Damen in Schwetzingen 56. —
Ein weiterer nützlicher Schädling des Garten-'
baues 345.
Breitschwerdt, H.
Folgen der Sommertrockenheit 1904 430.
Contra.
Schiller und die Gartenkunst 404.
Correvon, Henry.
Die Alpengärten und der erste Kongreß
von Vertretern alpiner Gärten und von
Freunden der Alpenpflanzen im August
1904 140, 152.
Fischer-Treuenfeld, K. v.
Paraguav, das Land der Apfelsinen 201.
Groß, Michael.
Der Katalog 381.
Frosfscliäden an den Kulturen der Riviera
und I ilicritaliens 21.5, 515.
Kinslscliutzversuche in Hohcnlieim 285. —
l»ir ,.r']i:,'i. Zu'korgehalt des Trauben-
>;il' : ' l; I. -iti> „Fraiikentlialer Trol-
liDi .1 ,'.'.>'■ l'M4 431.
Hcini- , i.aitrn.liieklor.
Mmüs im (lartciirasen 382. — Gras im
Pflaster 3S2.
Hesdiliffer, M.
Vom Maulwurf 346. — 'Ein elastiscbes
Baumliand 380. — Zur Vertilgung der
Wespen und Hornisse 498.
Hortus.
Doppelnamen 287.
Koopmann, Karl.
Lehren aus der Dürre im Jahre 1904 130.
Krone,
Heimatschutz 358.
IX
Die Gartenwelt.
VII
Roemer, Friedrieb.
Wasserbefördeningsanlagenölß. — Wespen-
Jnester 516.
Seibt, Kicliard.
*Ein schöner Weilinaclatsbauin 141.
Sprenger, C.
Freuden und Leiden eines deutschen
Gärtners in Neapel 368. — Über eine
Schwindel-Anzeige aus der Provinz Neapel.
479.
Ton, Max.
Goethe als Gartenfreund 388.
WinJiler, Josef.
Etwas über den Nutzen und Schaden der
Frostwehren 345.
Wittmütz, A.
Amerilianisches Dörrobst 94. — Lysol und
Reblaus 94. — Verkaufseinrichtungen für
Gartenbauerzeugnisse in den Niederlanden
201. — Die Unfallstatistik in der Land-
wirtschaft 562.
Das Wässern des Spargels 443.
Aus Deutsch-Südwestafrika 202.
Der Kamelienbaum zu Pillnitz 203.
Das Wandern ist des Gärtners Lust 357.
Etiketten, Neue wetterfeste, 498. — Haft-
pflicht der Besitzer verpachteter Obstanlagen
431. — Landesverschönerung, Zum Kapitel,
540. — Kaninchen, Zur Vertilgung der
wilden, 247. — Militärische Übungen, Ver-
legung der, von Gemüsegärtnern aus den
Sommermonaten in das Frühjahr 358. —
Preisfrage 287. — Sohillerhain, Ein, 359. —
Spargel, Gewässerter, 94. — Thermometer,
Ein Schutz-, 287.
Plaudereien.
Holthauseu, M.
Blumen in Rom 559.
Gärtnerisches Unterrictitswesen.
Gartenbauschule in Weiheustephan, Jahres-
bericht über die, 600.
Gärtnerlehranstalt zu Dahlem, *Die Aus-
stellung der, vom 15. bis 20. Oktober 1904
in den Räumen der Lehranstalt (Von Max
Hesdörffer) 91. — Lehrgang für Garten-
freunde 300. — Gartenkünstlerische Vor-
träge 588.
Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau
zu Geisenheim a. Rh., Bericht der, Von
Prof. Dr. J. Wortmann 249. — Obstver-
wertungskursus 551.
Winterschule für Gärtner in Briegi. Schi. 432.
Zeit- und Streitfragen.
Dickmann, H.
Ziele für den Unterricht an den Fort-
bildungsschulen und Betrachtungen über
die Würdigung des gärtnerischen Berufs
392.
Favero.
Der Anfang vom Elend beim Herrschafts-
gärtner 252.
Heimann , Richard.
Das Wandern ist des Gärtners Lust 489.
Heitmar, Hans.
Gärtner oder Taglöhner 393.
Hermann, Gustav.
Zum Kapitel „Preisausschreiben" 356.
Hesdörffer, M.
Etwas über gärtnerische Amtstitel 384. —
Bücherbesprechungen 514. — Gärtnerei-
Aktiengesellschaften 609.
Hoffmann, Karl.
Tierschutz in öffentlichen Anlagen 274. •
Hortus,
Die rote Sonnenrose 94.
Nehrung, H.
Deutsche Gärtner in Amerika 92.
Schipperin, Fritz.
Ein Wort eines Nicht- .Anstalters zu dem
Artikel „Ziele für den Unterricht an Fort-
bildungsschulen" 466.
Womacka, Moritz.
Das Wandern ist des Gärtners Lust 405.
Gartenverwaltung und Lokalpresse 24.
Die Fortbildungsschulen und dereti Zweck
und Ziel 320.
Etwas über die Bezahlung der Garteu-
techniker 430.
Unser Zeichenunterricht an den Fort-
bildungsschulen 574.
Taglöhner oder Gärtner 610.
Lohnbewegung.
Altona 407.
Berlin und Vororte 264.
Hamburg, Hannover 372.
Kiel 348.
Leipzig 372.
Wien, Wiesbaden 407.
Aus den Vereinen.
Autographisohe [Gesellschaft Dahlemer a. H.
a. H. in Steglitz 492.
Bezirksobstbauverein zu Dresden 359.
Dahlien-Gesellschaft, Jahresversammlung der
Deutschen, in Düsseldorf am 8. September
1904 23. — Erste Jahresversammlung
1905 der deutschen, 216. — Bericht über
die Jahresversammlung der, 263.
Gartenbau - Gesellschaf t zu Frankfurt a. M.,
Jahresbericht der, 383.
Gartenbauverein für Hamburg, Altona und
Umgegend 84, 132.
Niederländische Gesellschaft für Gartenbau
und Botanik 504.
Verband der Handelsgärtner Deutschlands 564.
V^erband ehemaliger Oranienburger 156.
Verein ausländischer Gärtner in- Chatenay
bei Paris und Umgebung 72, 383.
Verein der selbständigen Landschaftsgärtner
Leipzigs 359.
Verein Deutscher Gartenkünstler 155, 191,
203. — Hauptversammlung zu Berlin am
22. Januar 1905 226. — Jahresversammlung
600.
Verein zum Schutze und zur Pflege der
Alpenpflanzen 322.
Verein zur Beförderung des Gartenbaues in
den preußischen Staaten, Sitz Berlin 11,
82, 83. 143, 204, 239, 300, 406, 492, 525,
576, 611.
Vereinskrisen 11.
Zittauer Oärtnerverein 250.
Zusammenkunft und Gesellschaftsabend ehem.
Schüler deutscher Gärtnerlehranstalten am
14. Februar 1905 in Berlin 228, 275.
Kongresse, Versammlungen.
Botanischer Kongreß in Wien 1905 347 ; (Be-
richt von Herrn. Breitschwerdt) I 490,
II 501.
Deutsche Dendrologische Gesellschaft, Pro-
gramm 504. — Bericht von St. Olbrich
überdie Jahresversammlung575, 584,595. —
Jahresversammlung 1906 in Oldenburg 588.
Internationale Gartenbau-Kongresse in Lüttich
und Paris, Ankündigung 383.
Pomologen-Kongreß, Deutscher, in Düsseldorf
vom 8. bis 11. Oktober 1904, Ankündigung
12, Bericht 70.
Verein Deutscher Gartenkünstler, Sitz Berlin,
Ankündigung der Jahresversammlung 552.
Zusammenkunft und Gesellschaftsabend ehe-
maliger Schüler deutscher Gärtnerlehran-
stalten in Berlin am 14. Februar 1905 275.
Aus der Fachpresse.
Der Blumenhändler 60.
La Villa ed il Giardino 144.
Zeitschrift für Gartenbau 144.
Rechtspflege.
Keine Haftpflicht des Arbeitgebeis 24.
Die Instandhaltung fremder Gärten durch einen
Gärtnereibesitzer ist keine Invalidenver-
sicheningspf lichtige Tätigkeit 24.
Eigentumsrecht an Fallobst von verpachteten
Bäumen 95.
Gewerbe.steuerpflioht von Baumschulbetrieben,
Zur Frage der 252.
Ist die Gärtnerei ein gewerbücher Betrieb?
144, 310.
Gärtnergehilfen 324.
Hasenjagd im Garten 347.
Die Gärtner und die Ergänzung.ssteuer in
Sachsen 347.
Gärtner in Österreich, Unsichere Rechtsver-
hältnisse 347-
Gartennachbarn 382.
Schutzzoll.
Handelsverträge, Die neuen 251.
Verkehrswesen.
Neuerungen im Postverkehr 48, 96, 348, 527.
Zollinhaltserklärungen zu Postpaketen 240.
Vogelschutz.
Verwilderte Hauskatzen 390.
Unsere Mitarbeiter.
Hesdörffer, M.
*0. A. Purpus 249.
Verdiente Fachgenossen.
Horiik, Jos. Fr.
*Gartendirektor Albrecht Hermes 211.
Tutenberg, F.
*Dem Herzogl. Promenaden-In.spektor Fried-
rich Kreis zu seinem Dienstjubiläum 526.
Nachrufe.
Baron Friedrich Nathaniel von Rothschild-]- 467.
Bücherschau.
Alpenflora, Von Dr. Gustav Hegi und Dr.
Gustav Dunzinger 467.
Ämeisenpflanzen — Pflanzenameisen. Von
Ernst Rettig 324.
Bäume, Bemerkenswerte, des Großherzogtums
Hessen. Herausgegeben vom Großherzog!.
Ministerium 250.
Blumen für die Kinder. Von Alexander
Steffen 455.
Blumen, im Garten, Unsere. Von Alexander
Steffen 310.
Champignonzucht, Die, als landwirtschaftlicher
Nebenbetrieb. Von Curt Schüler 311.
Daheim-Kalender 1905 168.
Dendrologischen Gesellschaft, Mitteilungen
No. 13 aus dem Jahre 1904 der deutschen.
Redigiert von L. Beißner 323.
Deutscher Garten-Kalender 1905 47.
Einmachen, Das, und Konservieren der Früchte
und Gemüse. Von Frau Helene 156.
Erdbeerkultur, Praktische. Von E. Spangen-
berg 552.
Frutioetum Vilinorinianum. Von Maurice
Leveque de Vilmorin et D, Bois 564.
Gartenbaues, Lehrbuch des. Von Max Löb-
ner 310.
Gartengestaltung und Kunst, Deutsche. Von
C. K. Schneider 36, 59.
VIII
Die Gartenwelt.
IX
Gartenkunst, Die, in Wort und !>iia. Von
Meyer und Eies 106, 167.
Gartenpflege. Die. Von Arthm- Jauson 324.
Gärtner-Tarif, Deutscher 1'88.
Gemüse, Frübtreiberei der. Von Jobannes
Böttner 311.
Geniüsealbum von Ernst Benary 323.
Genuisojiärtnerei, Praktische. Von Jobannes
Büttner 311.
Gemüseland, Auf 300 qm, den Bedarf eines
Haushaltes zu ziehen. Von Arthur Jansen 324.
Grundlagen, Die, der künstlerischen Bildung.
Studien von Alfred Lichtwark 28S.
Handbuch der Laubholzkunde. Von C. K.
Schneider 299, 348, 396, 525. - Be-
richtigung des Verfassers zur Kritik der
dritten Lieferung 29, 396.
Heiiiuitsrhutz. Von Ernst Rudorff 203.
llüliniMzucht, Rentable, im kleinen und großen.
Von Wilhelm Haug 324.
Uygieniselie und soziale Betätigung deutscher
Städte auf dem Gebiete des Gartenbaues 359.
Jahresbericht (15.) des Missouri Botanical
Garden in St. Louis. Von William Trele-
a.se 250.
Kalidüngung derWeingärten. Von E.Lierke324.
Kartoffelbau, Anleitung zum lohnenden. Von
Johannes Böttner 311.
Kaufmanns Herrschgewalt. Von Andrew
Carnegie 563.
Kiefernadel, Die Anatomie der, und ihre Ver-
wendung zur systematischen Gliederung
der Gattung Pinus. Dissertation zur Er-
langung der Doktorwürde von Wilhelm Zang
324.
Konversationslexikon, Meyers 47, 563.
Krankheiten, Die schädhchen, unserer Feld-,
Obst-, Gemüse und Gartengewächse, ihre
Erkennung und erfolgreiche Bekämpfung.
Von Dr. J. K. Weiss 563.
Kulturpraxis der Kalt- und Warmhauspflanzen.
Von Walter Allendorf 348.
Leben der Pflanze, Das. Von H. R.France 539.
Naturdenkmäler, Die Gefährdung der, und
Vorschläge zu ihrer Erhaltung. Denkschrift
von H. Conwentz 563.
Neumanns Orts- und Verkehrslexikon des
Deutschen Reichs 431.
Nutzgärtnerei oder Grundzüge des Gemüse-
und Obstbaues. Von Hermann Ji^ger 395.
Obstbau, Der. Von einem langj. Praktiker 323.
Obstbau, Der. Von R. Noack 323.
Obstbau, Wie ist mit dem landwirtschaft-
lichen Mittel- und Kleinbetrieb zweckmäßig
zu vereinigen , wenn die Landwirtschaft
Hauptbetrieb bleiben soll? Eine Preis-
schrift von Karl Zinßer 323.
Obstbau, Zweckmäßiger, im landwirtschaft-
lichen Mittel- und Kleinbetrieb unter Wah-
rung der Landwirtschaft als Hauptbetrieb.
Eine Preisschrift von Edmund Voigt 323.
Obstbaukunde. Von Nicolas Gaucher 311.
Obstbaum, Der, seine Erziehung, Pflanzung
und Pflege. Von Fritz Krey 324.
Obstbäume, Anleitung zur Pflanzung und
Pflege der. Von A. Hagemann 395.
Obstbäume, Die beste Pflanzzeit unserer, und
der verbesserte Wurzelschnitt. Aus der
Praxis — Fiir die Praxis. Von H Marx 324.
Obstbäume, Über den Krebs der. Von
Rudolph Goethe 323.
Obste.s, Die Verwertung des. VonF. Barth 156.
Obstsorten, Deutschlands. Bearbeitet von
Müller, Grau und Bißmann .323.
Obstweiubereitung, Die. Von Johannes Bött-
ner 156.
Obstweinbereitung, Die. Von Prof. Dr.
Richard Meissner 156.
Orchideen,'' Die, und ihre Kultur im Zimmer.
Von A. Braecklein 107.
Pflanzenkrankheiten, Handbuch der. Von
Prof. Dr. Paul Sorauer, Prof. Dr. G. Lindau
und Dr. L. Reh 456.
Pflanzenkrankheiten, Jahresberichte über die
Neuerungen und Leistungen auf dem Ge-
biete der. Von Prof. Dr. M. Hollrung 311.
Plantes, alimentaires indigenes, Les. Par
Georges Gibault 504.
Plantes medicinales indigenes. Von G. Gibault
und J. Bouyssous 539.
Praktisches Taschenbuch für Gartenfreunde.
Von Max Hesdörifer 406.
Primeln, Hautreizende. Untersuchungen über
Entstehung, Eigenschaften und Wirkungen
des Primelhautgiftes. Von Professor Dr.
A. Nestler 324.
Rosenbuch für Gartenliebhaber. Von Dr.
Julius Hoffmann "j" 551.
Scbnittblumenzücbter, Der praktische, der
Neuzeit. Von Otto Schuurbusoh 431.
Schulgärten, Die. an den Volksschulen der
Stadt Dresden im Jahre 1903 431.
Spargelzuoht, Einträgliche. Von Franz Göschke
324.
Thalackers Adressbuch für den deutschen
Gartenbau und Kalender 1905 216.
Verkehrshandbuch für den gärtnerischen Ver-
sand. Von A. Radetzki 456.
Weinkulturbodens, Anleitung zui- richtigen
Behandlung des. Von Ritter Wilhelm
Polese 323.
Zwergobstbäume, Kultur der, nebst einem An-
hang: Der immerwährende Arbeitskalender.
Von Joseph Werck. Neubearbeitet von
Ulrich Kiebler 323.
Fragen und Antworten.
*Abies concolor im Park des Fürsten A. N.
Metschersky 214. — Ameisen, Mitttel gegen,
in Orchideen-Häusern 455. — Anstrichmittel
für Gewächshauswände 538. — Botanik,
Hilfsmittel zum Studium der, 262. — BuSch-
und Beerenobstplantage, Anlage einer, 371.
— Chrysanthemum, frühblühende, welche
Schaublümen ergeben, 394. — Chrysanthemum
in Töpfen, Behandlung von, um kurze starke
Triebe mit dunklem Laube zu erzielen 394.
— Dahlien-Knollen, Einfluß des Höher- oder
Tieferlegens auf den Blütenreichtum, der 263.
— Dünger, bester, künstlicher, für Weinberge
214. — Eichen, Pflanzzeit für, 371. — Elek-
trizität und Pflanzenwaohstum 524. — Eti-
ketten für Freilandsortimentspflanzen 619. —
Gehilfenverhältni.sse in England 334, 335. —
Geruch der Blumen 298. — Gewächshäusern,
Mistbeeten , Heizungsanlagen , Literarisches
Hilfsmittel zum Selbstunterricht im Entwerfen
und Zeichnen von 454. — Handbuch über
Samenbau 418. — Hecke, Geeignete, für
dürftigen Sandboden 263. — Himbeeren und
Bienen 239. — Himbeersorten, „Billards
immerti-agende" und „Iiumertragende von
Feldbrunnen", Unterschiede der, 455. —
Kalken von Rosen in Häusern 420. — *Kessel
für Braunkohlenheizimg 610. — Kiefern-
Blasenrost, Vertilgung 610. — IHaulwurfs-
grille, Mittel zur Vertilgung der, 213. —
Mäusen, Gemüsesaaten vor, schützen, 298. —
Mäuse, Schutz früher Gemüseaussaaten vor,
334. — Miltonia vexillaria. Keine Schnitt-
blume 441. — Moorerde verbessern durch
Kalkzusatz 215. — Obstbaumkrebs 537. —
Oidium an Weintrauben 524. — Planzeichnen,
Bücher über, zum Selbstunterricht 418. -
Polygonum baldschuauicum, Boden und Stand-
ort für, 441. — Primula obconica. Ein-
fachste Kultur- von, 238. — Prunus Pissar-
dü, Beste Vermehrung von, 395. — Pyra-
midenpappeln auf Festungswällen 537,
598. — Rosa-canina-Samen stratifizieren
298. — Rose „Miß Alice Roseveit" 238. —
Rosen, Düngungsversuche mit Freiland-, 191.
— Rosen, Kalken von, in Häusern 420. —
Ruß aus Kanalheizungen und seine Ver-
wendung zum Düngen 418. — Ruß zur Bei-
mischung unter Chiysanthemumerde und Er-
folge damit 419. — Samenbau, Handbuch
über, 418. — Samenertrag von 100 qm von
Reseda, Astern, Mohn. — Stadtgärtnereieu,
Die, und deren Einfluß auf die ortsansässigen
Handelsgärtner 442. — Studium, Hilfsmittel
zum, der Botanik und anderer Wissenschaften
262. — Syringa vulgaris-Sorten, Vermehrung
von, 395." — Teerose, Woher der Name,
stammt 215. — *Tsuga canadensis, Winter-
härte von, und Abies concolor 191. — Unter-
richt in Gartenbauschulen 598. — Veilchen-
blumen, Ursache der HinfäUigkeit abgeschnit-
tener 455. — Veilchenhochstänimen, Aufzucht
und Kultur von, 454. — Verbene, rosa-
farbene, wohlriechende 262. — Vermehrungs-
pflanzen, Was man unter, versteht 524. —
Wasserversorgung einer kleinen Gärtnerei
202. — Weiher von Grünzeug frei halten
371. — Weinbergs, Umwandlung eines, in
eine Obstanlage 214. — *Winterhärte von
Tsuga canadensis und Abies concolor 212.
— Weidenanpflanzung 297.
Briefkasten der Redaktion.
Aphodius arenarius, ein kleiner Käfer, zweifel-
hafter Nelkenschädhng 480. — Gloxinien,
Nematoden an, 540. — Goldlackstellagen 492.
KnoUenfäule bei Cyclamen 480. — Koniferen
der Insel Mainau 540. — Liaburnum Adamii,
Lavall 444. — Mainzer Ausstellung 480. —
Nelkenmade 552. — Orchideen zur Zimmer-
kultur 300. — Pomologische Institut in
Proskau, Richtigstellung einer Notiz über das,
120. — Preisausschreiben, Unser, 468. —
Raseneinfriedigung 372. — Spaldingbahn
372. — Wandkalender 1905, 168. Zaponlack
408.
Tafeln.
11 Farbentafeln (einschließUch des Wand-
kalenders) (F) und — Tondrucktafel (T).
Papaver hybridum „Prinzessin Viktoria Luise"
5. (F).
Arbeitsplan von V. Kühn 68. (F)
Scolopendriumofficiuarumf.undulatum 121.(T)
Rosa wichuraiana robra, Rosa macrantha,
Rosa „Beauty of the prairies" und „Carmine
Pillar" dargestellt auf dem farbigen Wand-
kalender für 1905. Text Seite 180. (F)
Teehybridrose „Großherzogin Alexandra" 234.
(F)
Neue herbstblühende Staudenastern 272. (F)
Neue Riesendahlien für 1905. 1. Königin
Wilhelmina, 2. Ruhm von Baarn 322. (F)
Cattleya Warscewiczii „Frau Melanie Beyrodt"
374. (F)
Tritoma hybrida „Expreß" 425. (F)
Cyclamen persicum giganteum „Brillantrosa"
479. (F)
Meconopsis integrifolia 534. (F)
Primula Auricula „Germania" cremefarben
und „Bavaria" blau 583. (F)
Zur Beachtung. Die Buchbinder
sind anzuweisen, die Tafeln gegenüber den
oben verzeichneten Seiten einzuieften.
-.W YOKK
Alphabetisches Sachregister.
' Aachen als Gartenstadt 529.
Abbazia, Meine Reise von Venedig nach 99,
112, 127, 1"37.
Abies arizonica 363, 411, 427, 497; ,
Nochmals 44(5; * var. avgentea 427,
545; * var. pygmaea .543; — concolor
191; *— - in Mittelrnßland 212.
'Acacia podalyriaefolia, A. Cunn., die Silber-
akazie 158.
Aeanthus Perringi 354.
*Acrostiohum aureuin 398, '^'399.
*Actinotus Helianthi 453; * — leucocephalus
453.
Adiantum 24ö; * — Adiantum Edgeworthii,
eine schöne Ampelpflanze 122.
Afrika, Aus Deutsch-Südwest-, 202.
Ageratum mcxicanum „Blausternchen" 292.
Ajuga, Pulmonaria und, zwei hübsi;he Früh-
lingsblülier unserer heimischen Flora 283.
*Aloc Bauinii 436.
Alpengärten, Die, und der erste Kongreß von
Vertretern alpiner Gärten und von Freunden
der Alpenpflanzen im August 1904 140.
Amaryllis Belladonna, Abart von Kew 222;
(Trookenblüher) 90; — Blütenstengel
zur Samenzucht 368; — Blütenstiele, Das
Samentragen abgeschnittener 413; — Calla
und, als Schnittblumen 235; * — -Gruppe
*339; *— „Snowdon'- 367. *369; *—
Amaryllis und Clivien als Schnittblumen
134; — vittata, SonimerUühende 368.
Ambrosinia Bassii (Trookenblüher) 91.
Ameisen, Mittel gegen, in Orchideenhäusern
455.
Anipelopsis heterophylla Form trioolor 244.
Amtstitel, Etwas über gärtnei-ische 384.
Amygdalus davidiana, Carr. fl. albo 17.
Andromeda-Artenin Florida 518; * — Japonica
354.
*Ankereisen, Schürmanns Patent-, 330.
'Anlagen, Die, in der Eaiserstraße zu Mainz
361.
Anstri(-hmittel für Gewächshauswände 538.
Antirrhinum majus. Die Vermehrung von, 267,
^_ *Apfel „Adei-slebener Calvill", Plantage mit
^n Halbstämmen vom 578; * — „Große Casseler
5* Reinette" 554; * — „Kaiser Alexander" ."53;
^ * — „London Pepping" 554; * — „Neu.stadts
gelber Pepping" 555 ; * — „Pariser Rambour"
■^- (Kanada Reinette) 554; * — „Peasgoods
Goldreinette" 553.
^ Apfelernte, Die, in den Vereinigten Staaten
-^ von Amerika 94.
~~^ Apfelsinen, Paraguay, das Land der, 201.
Apfelwein, Was istV 191.
Aphodius arenarius, angeblicher Nelkenschäd-
ling 480.
Aponogeton distaohyus, Winterhärte von 441 ;
* — fenestralis 97; * — monostaohyus L. f.,
eine neue Wasserpflanze 62.
*Aprikosen-Spaliere, Formlose 241.
Aquarellteehnik, Andeutungen über die, 102.
Aquilegia vulgaris compacta rosea fl. pl. 292;
*— coerulea hybr. fl. pl. 292, *293.
■'Arbeitsplan, Der 68.
.iristolochia Sipho 440.
Armeria formosa liybrida 292.
Arum corsicum 90.
Asparagus Sprengeri 260.
Aspidium falcatum 245.
*AsteIia Banksü 520.
*A.ster hybridus .,Flossy" 195; * — Novi-Belgii
,,Elsie Perry" 194; * — „Lorenz", * —
„Regina" 193.
*Asteru, Neue herbstblühende Stauden-, 272.
'■'Attalea princeps -'174, 176.
Ausstellungen. Dahlem. *Die Ausstellung
der Kgl. Gärtner - Lehranstalt in Dahlem
vom 15. bis 20. Oktober 1904 in den
Räumen der Lehranstalt 91. — Darmstadt.
*Die allgemeine Gartenbauausstellung in
Darmstadt. L Wasserpflanzen 590; II. Land-
schaftsgärtnerei und Gartenkunst 601 ;
III. Florblumen und Handelspflanzen 613;
IV. Neuheiten 615; V. Schnittblumen 617;
VL Baumsohulartikel 617. — Düssel-
dorf. *Internationale Kunst- und große
Gartenbauaus.stelluEg Düsseldorf 1904. Die
internationale Herbstausstellung: I. Orchi-
deen 1; II. Schnittblumen 18; III. Sonstige
Handelspflanzen 30. — „Neues und Aller-
neuestes" von der VII. Ausstellung der
Deutschen Dahlien - Gesellschaft 45, 54,
65. — *Die internationale Obstausstel-
lung in Dü.sseldorf 73, 85. — Ebers walde.
'Garten- und Obstbauausstellung füj- die
Provinz Brandenburg in Eberswalde vom
3. bis 11. September 1904 31. — Frank-
furt a. M. Ausstellung von überwintertem
Obst und Konserven vom 17. — 18. Februar
in Frankfurt a. M. 309. — *Die Orchideen-
schau im Palmengarten zu Frankfurt a.M. vom
29. April bis 7.Mai 1905 421. — Göttingen.
Die Chrysanthemumausstellung in Göttingen
119. — Haarlem. *Frühjahrsausstellung
von Zwiebeln- und Knollengewächsen zu
Haarlem vom 17. bis 21. März 1905. Von
H. J. Schütz 337. — Hamburg. Chry-
santhemumausstellung des Vereins Ham-
burger Chi-yanthemumfreunde 143. —
Leipzig. Die Jubiläumsausstellung des
Leipziger Gärtnervereins vom 12. bis 20.
November 1904 115. — London. Die
Nationale Chrysanthemuraausstellung im
Crystal-Palace zu London 117, 129. — Die
frühe Winterausstellung der nationalen
Chrysanthemum-Gesellschaft im Crystal-
Palace zu London 172. — Die „Temple
Show", die große Londoner Frühjahrs
Gartenbauausstellung. I. Allgemeiner Be-
richt 476; II. Orchideen 486. — Sommer-
ausstellung der Royal Horticultural Society
im Chelsea Hospital vom 11. bis 13. Juli
1905 544. — Lütt ich. Die V/eltausstel-
lung in Lüttich 414, 423. — München.
Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts-
gesellschaft in München, Obstsohau auf der,
545; — Gemüseschau auf der, 587. —
Paris. *Die internationale Gartenbauaus-
stellung in Paris 461. — Shrewsbury.
Von der englischen Provinzialausstellung in
Shrewsbury 22. — Wien. Die internationale
botanische Ausstellung und der botanische
Kongreß in Wien I. 490, II. 501.
Bach- und Teichuferpflanzen, Einiges über 14.
Bänke, Einheitliche 242 243.
Bäume, Betrachtungen über das Lebensalter
der, 340
*Baumband, Ein elastisches 380.
*Baumfarne, Bilder aus der Heimat der, 25.
Baumniohnes, Zur Empfehlung des kali-
fornischen, 367.
*Baumstamm, Ein künstlicher, als Sommer-
häuschen 126.
Bayern, Was geschieht in, zur Förderung des
Obstbaues? 350.
*Begonia Credneri compacta 206; *— gigan-
tea elegans 205; * — „Gloire de Sceaux"
*517, 521; * — hybrida „Aismeer Gloire"
*157, 245: — — „Aismeers Glorie" 245;
* fl. pl. „Frau Helene Harms" *31,
33, 376.
Begonien, Knollen-, Hybriden, 278; * — Zwei
neue winterblühende, 205.
Bejaria racemosa in Florida 518.
*Bepflanzung von Kaimauern, Wirkungsvolle
305.
*Bepflanzungspläne, Schwächen der, und der
Bepflanzung 195.
Bericht über die XIV. Jahresversammlung
der Deutschen Dendrologisohen Gesellschaft
in Konstanz vom 7.-10. Aug. 1905 575,
584, 595.
'Berliner Plätze 279.
Berlin in Festschmuck 443.
Berberis-Arten für Zierheckeu und als Zier-
sträucher 342.
Bergenia crassifolia, L. 374.
*Beterams, Jacob und Enül, 160.
Die Gartenwelt.
IX
*Beterams Söhne in Geldern 160.
Biarum-Arten (Trockeablüher) 90.
*Birne „Gute Louise von Avranches" 555.; *—
„Neue Poiteau" 555 ; *— „Clairgeaus Butter"
555; * — „Triomphe de Vienne" 55ö.
Birnensorten, Zwei genügsame 619.
Birnsauger (Psylla piri) 533.
*BIattpflanzengruppe im englischen Gärtchen
zu Mainz 361.
Bleichsellerie, Vom 378.
Bleistift-Ceder in Florida 517.
Blumen in Rom 559.
*Blumenbeet auf dem Bahnhofsplatz zu Mainz
362, 363.
*Blurr,engarten, Zwei Entwürfe für einen,
522, 523.
Blumenkohl im Winter 595.
*Blumen parterre nach dem Entwurf von
Prof. Olbrich 605.
Blumen- und TopfpflanzenbandeLs, Über den
Stand des, 382.
Blunienverkauf an ersten Feiertagen in Berlin
372.
*Bomarea conferta 435; *— Die Gattung 434.
*Bombax Ceiba am Orinoco 187.
Botrytis parasitica. der Erreger einer gefähr-
lichen Tulpenkrankheit 322.
Bougainvillea spectabihs lateritia 284; — —
var. Cannelli 197.
*Bremer Bürgerpark. Eiue Wanderung durch
den, 592.
*Brücke, Eine eiserne Zier- — , 343.
Bruckenthalia spiculiflora, ein winterhartes
Heidekraut 510.
*Brunnenmotiv aus dem Parke zu Schön-
brann bei Wien 182.
Bücherbesprechungen 514.
Bückeburg, Aus dem Schlossgarten zu, .')10.
*Buddleia lindleyana, Fortune 377.
Bureaukratenstückchen 247.
*Bürgerpark, Eine Wanderung durch den
Bremer, 592.
Calanthe japonica und ihre weiße Varietät 316.
Calla und Amaryliis als Schnittblume 235.
Calluna vulgaris- Varietäten 510.
*Campanula glomerata var. acaulis 272.
*Canna iridiflora 496.
Cantua buxifolia 425.
Capsioum annuum, Beitrag zur erfolgreichen
Kultur von, 329.
*Caroni, Am Ufer des,
*Cattleya Warscewiczii „Frau Melanie Bey-
rodt" 374, 611; * „Imperator" 3.
*Centaurea odorata, Margaritae und Chamae-
leon, Zur Kultur der „Wag ist Centaurea
imperialis? 105.
Cephalanthus occidentalis in Florida 518.
*Coreen und Agaven, Felsiger Abhang mit,
in der Umgegend von Carupano 186.
*Cereus, Große, in der Umgegend von Caru-
pano 186; * — triangularis 63.
Chaenomelfs japonica für Zierhecken 342.
n,:u:]ii 1, .:;, rankheit „La Goutte" 204.
C ,1 i . tiir im Sommer in der Kgl.
.1 I Sanssouci 549.
ii) ; ,i!l- !■ I. Der, als Düngemittel 387.
'Chilisaipetcr-Düngnng für Obstbäume 313.
, Chionanthus virginica in Florida 518.
Christrosen, Die 233.
Chrj'santhemum- Ausstellung. Die nationale,
im Crystal Palaco zu London 129; — Be-
handlung von Topf-, um kurze starke Triebe
m. dunkl. Laub zu erzeugen394;— carinatum
radiatum aureum 293; — frutesoens „Queen
Alexandra'' 470; — Ruß als Beimischung
für die Erde zur Topfkultur von, 419; —
Sorten, Die bemerkeu.swertosten, auf der
Jubiläums-A usstellung desLeipziger Gärtner-
vereins 158; frühblühende, zur Schau-
blumenzucht 394; — „Souvenir de Madame
Dor", das Veilchenblaue, 207 : — von Otto
Thalacker, Leipzig - Gohlis 154; * — von
Th. Moench jun., Leipzig 154.
*Cinerarienkastens, Teilansicht eines, in der
Handelsgärtnerei von Otto Putz in Erfui-t
460.
Citrus aurantiaca var. amara in Florida 518.
*Clematis montana grandiflora *433, 435.
Clerodendron trichotomum, Thunb. 308.
Clianlhus Dampieri auf Colutea arborescens
*Conoclinium janthinum 481.
Cornus sanguinea fol. var. 247.
*Coryanthes leucocoi'ys und Peristeria aspersa
13.
*Corydalis thalictrifofia ]7.
Cosmea bipinnata 317.
Crataegus-Ärten für Schutzhecken und als Zier-
sträucher 342; — Pyracantha siehe Pyra-
cantha.
Crinum Powell! Hort 155.
*Croton, Buntblättrige, von Anatole Cordonnier
et fils, Bailleul 21.
*Cyathea dealbata, medullaris, und punga
25, 26, 27, 29.
*Cycas- und Palmenkulturen in der Handels-
gärtnerei von Jac. Beterams Söhne in
Geldern 161.
*Cyclamen, Ein merkwürdiges, 355; — Ge-
franste und Rokoko- 568; — Knollen-
fäule bei, 480; * — persicum giganteum
„Brillantrosa" 479; — — — „Rokoko"
278, 300; * margine nibro „Alpen-
glühen" 568.
*Cymbidium eburneo- lowianum 423.
*Cypripedium callosum Sanderae 422; *—
caudatum var. Lindeni 301; — fairieanum
433; ■'•— hybr. „Dr. Clinge Doorenbos"
3; * — — „Gartenverwalter 0. Schmeiss"
302; „Helvetia" 399; * reflexum
„Albert Schneider-Fürst'- 302; *— lawren-
ceanum-hyeanum 422.
Cytisus albus als Hochstammveredlung 88.
Daboecia polifolia, ein winterhartes Heide-
kraut 510.
*Dacrydium cupressinum 220.
*Dahlie, Die Edel-, „Schneewittchen" 198;
* — Edel-, „Jeanne Charmet" und Pompon-,
„Rosea" 185; — „Lucifer", einfache dunkel-
laubige, 292; * — Neue Riesen-, „Herzog
Heinrich" *352; *— , , „Rulim von
Baarn" *351, 353; *— , , „Königin
Wilhelniina" 353.
"Dablien, Edel-, „Mikado" und „Havel", zwei
neue, 148, *149, *150; — Einiges über,
80; — -Gesellschaft, Jahresversammlung
dor, 23; — -Knollen, Einfluß des höher
oder tiefer Legens der, auf den Blütonreich-
tum 263; *— Neue Riesen-, 322, 353; *—
-Neuheiten, Drei wertvolle, riesenblumige,
französische, 184; — Neues und Aller-
neuestes von der VII. Ausstellung der
Deutschen, -Gesellschaft in Düsseldorf 45,
54, 65.
Dahlienveredlung 149.
Dahlienzüohtungon, Die modernen 303.
Danaea-Ait< II 17'\
DendrolMtiii; I ,, -. - senile 422.
Dendroli'j! n '■ haft, Bericht über die
XIV. .lalii' -■ I ainininng der, in Konstanz
575, 584, J95.
*Dessau, Preisausschreiben zur Erlangung von
Entwürfen für einen Stadtpark auf dem
Gänscanger in, 78.
Dianthus laciniatus mirabilis293; — plumarius
diadematus 292.
Doppelnamen 287.
Doronicum caucasicum 41 ; * — — in der
Gärtnerei von Heiur. Junge, Hameln 450;
* — plantagineum in der Handelsgärtnerei
von Heinr. Junge, Hameln 451.
Dörrobst, Amerikanisches 94.
*Doryanthes excelsa und Astelia Banksii 520.
Dresden im Blumenschmuck 465.
*Drosera capensis, acht Wochen alter Blatt-
steckling von, 320; * — und Ramondien,
Vermehrung von, durch Blattstecklinge 320,
Düngers, Ist die Anwendung künstlichen, im
Gartenbau lohnend? 239.
Düngesalze, Über Verwendung der, und kon-
zentrierten Dünger 149.
•'■Düngung, Chilisalpeter-, für Obstbäume 313;
— Die, der Obstbäume 549, 554.
Dürre, Lehren aus der, im Jahre 1904 130.
Eocremocarpus scaber carmineus 293.
*Eohinocactus acifer *410, 411; *— cachetia-
nus 265, *266; *— denudatus var. para-
guayensis 266; *— Ottonis var. paraguay-
ensis 266, *267; * — Scopa var. candidus
cristatus 267.
Edelfäule Pilz (Botrytis cinerea) 229.
Edelreiser, Wahl der, 88.
*Edelweiss, Etwas vom, 452.
*Efeu als Schmuck kahler Hauswäude 197;
— Etwas vom, 2, 425.
•'■Eindringling, Ein seltener, (Troglophilus) 471.
Elektrizität und Pflanzenkultur 524.
*Entwässerungen 547.
Erauthis hiemalis Salisb. 61.
Erdbeere, Die neue, „Augustkönigin" 94; * —
Monats-, „Schöne Anhaltmerin" 473.
Erdflöhe 472.
Erfrieren der Pflanzen, Untersuchungen über
das, 551.
*Erfurt, Aus meiner Reisemappe 457.
Erica-Arten, winterharte 510; — carnea 284;
— Die Ursache des Absterbens der, im
vergangenen Sommer 198; — nigrita, L.
355.
Etiketten für Freiland-Sortimenspflanzen 619;
— Neue wetterfeste Ideal-Patent-, 498.
'Eucoinis, Die Gattung 5; * — punctata 5;
* — regia 5.
Eupatorium siehe Conoclinium.
Exacum macranthum und Grischowia hirta,
zwei prächtige Herbstblüher 426.
*Fagus silvatica pendula im Schloßgarteu zu
Bückeburg 510.
Fallobst, Eigentumsrecht an, von verpachteten
Bäumen 95.
*Farbengärten von Professor Olbrich *601,
603.
Farfugium grande 243.
*Federnelke „La Reine", eine neue remon-
tierende 217.
*Feldbahnbetrieb mit der Spaldingbahn 257.
Fernheizung eines Gartenbetriebes 6.
*Ferula Asa foetida in der Handelsgärtnerei
von Haage & Schmidt, Erfurt 461.
Ficus elastica 296.
Fleckenkrankheit des Veilchens, Die 567.
Flieder, Betäuben von, 223; — Nochmals
wohlfeiler Treib-, 261; *— Quartier mit
Treib-, in der Baumschule von Chr. Bertram,
Stendal 577; - -Treiberei in Hambiu-g
222; *— Wohlfeiler Treib-, 237.
»Flora in Cöln, Aus der, 497.
*Florida, Einheimische Pflanzen in, *493,
*505, 517.
IX
Die Gartenwelt.
XI
*Formobst, Etwas über, und Sohnurbäumchen
im besonderen 325.
Fortbildungsschulen, Bio, und deren Zwecli
und Ziel 320; — Ein Wort eines Nicht-
Anstalters zu dem Artikel „Ziele für den
Unterricht an" 466; — Unser Zeichen-
unterricht an den, 574; — Ziele für den
Unterricht an den, und Betrachtungen über
die Würdigung des gärtnerischen Berufs 392.
Frostschäden an den Kulturen der Kiviera
und Oberitaliens 215, 515.
Frostwehren, Etwas über den Nutzen und
Schaden der, 345.
Frostschutzversuche in Hohenheini 1904 285.
*Frühbeetkasten, Ein praktischer 171.
Fuchsie „Andenken an Heinrich Henkel"
184; — „Andenken an H. H." und „Groß-
herzogin Adelheid" 308; — „And. a. H. H.",
Zur Kultur der, 67; *— „Koralle", Neue,
von Georg Bornemann 614; *— „Göt-
tingen", Neue, von Georg Bornemann 614.
*Fuchsienneuheit „Adolf AVenzel", Eine
empfehlenswerte 206.
Funckia Sieboldi 317.
*©ardasees. Die Riviera des, 289.
Gardenia, Die rationelle Kultur der, 220.
*GardenienbIume von Troglophilus zerfressen
472.
Garten, Kunstwerke und Kunst im, 565;
•— ßuinen im, 318.
Gärten, Die Baron Friedrich Nathaniel von
Bothschildschen, in Wien 474,
Gartenbau, Unterricht im, an Gartenbau-
schulen 598.
*Gartenbauschule, Aus der hauswirtschaft-
lichen und, für Damen in Schwetzingen 56.
Gartenbetriebes, Fernheizung eines 6.
*Gartengestaltung und die Ursachen malerischer
Wirkungen 436; — und Kunst, Deutsche
378; — Winke für die dekorative 242, 429.
Gartenkolonien 558.
*Gartenkunst, Blick in die Halle für, (Düssel-
dorf) 30; — Die, in Wort und Bild 106;
— Die „Moderne" in der 7, 331; — Euro-
päische in japanischer Beleuchtung 190;
— Ist die, rückständig? 207.
Gartennachbarn 383.
*Gartenschmuck 39.
Gartentechniker, Etwas über die Bezahlung
der, 430.
Garten Verwaltung und Lokalpresse 24.
Gärtnerei-Aktien-Gesellschaften 609; — Ist
die, ein gewerblicher Betrieb? 310.
Gärtner, Deutsche, in Amerika 92 ; — Lehr-
anstalt, Kgl. in Dahlem 191; — Taglöhner
oder, 393, 610.
Gärtnergehilfen 324.
Gärtners, Freuden und Leiden eines deutschen
in Neapel 368.
Gaidtheria procumbens, L, 355.
üehilfenverhältnisse in England 334.
Gehölze, Buntlaubige, im Parke, eine Ge-
schmacksverirrung IG; — Dornige und
stachehge 342; — für Hausgärten 53; —
Über Gruppengestaltung und Verwendung
der, in Gärten und Parts 223; — Zier-
früchtige, zum Schnitt 136.
Gehölzgruppierung in Rücksicht auf den
Herbst 35.
*Gelsemium sempervirens 493.
*Gemäuer, Altes im Garten 37.
Gemüse, Über den Geschmack der, 330.
Gemüsegärtnern, Verlegung der militärischen
Übungen von, aus den Sommermonaten in
das Frühjahr 358.
Gemüseschau, Die, auf der Ausstellung der
D. L.-G. in München 587.
Geruch der Blumen 298.
*Gewächshausmotiv aus dem Parke zu Schön-
brunn bei Wien IS2.
Gewerbesteuerpfliclit von Baumschulbetrieben,
Zur Frage der, 252.
*Gitterpflanze, Die (Aponogeton fenestralis) 97.
*Glechoma hederaceum fol. var. *244, *245,
*376.
Gleditsohia triaoanthos 342.
*üloriosa rothschildiana 112.
*GIoxinia (Sinningia) Regina 277.
Gloxinien, Nematoden an, 540.
Goethe als Gartenfreund 388.
, Gordonia Lasianthus in Florida 506.
Gras im Pflaster 382.
Griffinia-Arten (Trockenblüher) 90.
Grischowia hirta und Exacum macranthum,
zwei prächtige Herbstblüher 426.
*GrundpIan und Perspektive in ihrem Zu-
sammenliang 484.
*Gründüngung für Obstbäume 385.
Gruppengestaltung, Über, und Verwendung
der Gehölze in Gärten und Parks 123.
Gryllotalpa vulgaris 213.
Gummibaum, Der, 296.
Gummibaumes, Schnelle Vermehrung des, 375
Gm'ken, Bewährte Sorten 579.
Haemanthus ooccineus (Trockenblüher) 90.
Haftpflicht der Besitzer verpachteter Obst-
anlagen 431.
Hamamelis japonica, niollis und virginiana 2.j7.
Hamelia patens in Florida 518.
*Hameln 449.
Handelsverträge, Die neuen 251.
*Handzerstäubungsapparat von Karl Bosch
343.
Hausgärten 52, 163.
*Häuserwände, Zur Ausnützung sonnig ge-
legener, 6.
Hebeclinium siehe Conoolinium.
Hecke für dürftigen Sandboden 263.
Hecken, Dornige und stachelige Gehölze für
Schutz- und Zier-, 342.
*Heckeria umbellata 445.
Heidekräuter, Empfehlenswerte und ihre Ver-
wendung 509.
Heimatschutz 203, 358.
*Heizkessel für Braunkohlenfeuerung 610.
Heizungsanlagen, Die Iu.standhaltung der, 594.
Holianthus X Echinacea, die lote Sonnen-
rose 94.
Helicophyllum Lemannii (Trockenblüher) 90.
^Heliotrop „Madame Barnsby" als Gruppeii-
pflanze 366.
Helleborus, Die 233.
*HeIxme Soleirolii, Reg. 246.
Herbst, Gehölzgruppierung in Rücksiclit auf
den, 35.
*Herbstastern, Neue 193.
Herkules-Nelken, Die, Neapels 218.
*Hermes, Gartendirektor Albrecht, 211.
Herrschaftsgärtner, Der Anfang vom Elend
beim, 252.
Heteromeles siehe Photinia.
Himbeere, Die neue „Goliath", 27.
Himbeeren und Bienen 239; — Unterschied
zwischendenSorten„Billardslmniertragende"
und „Immertragende von Feldbrunnen" 455.
Hippeastrum-Arten (Trockenblüher) 90; *—
equestre, Herb. 367, *368; — „Snowdon"
367, *369.
Hippophae rhamnoides 257, 842.
Holzmarkierstift, Ein. 345.
"Hornisse als Obstschädlinge 448.
Hortensien 398; *— im Freien 509; —
Niedrige als Topfpflanzen 398.
Hottonia, Darmstädter Aquarienverein 591.
*Hyazinthen auf Gläsern getrieben 338, *341 ;
*— in Pfannen 338, *341; — sind abge-
triebene, im darauffolgenden Winter aber-
mals treibfähig 261.
*Hydrangea Mariesii grandiflora, lilaoina 414;
* — — perfecta 415; * — — Varietäten,
Neue 413; — soandens Maxim. 308; * —
Vestita var. pubescens(=H.Brettschneiderii)
541.
Iberis sempervirens „Weißer Zwerg" in der
Gärtnerei von Heinr. Junge, Hameln 450.
Impatiens Holstii 278; — Sultani als dank-
bare Gruppenpflanze 284.
*Iris pumila- Sorten in der Gärtnerei von
Heinr. Junge, Hameln 450.
Isatis glauea 292.
Juniperus barbadensis und virginiana in
Florida 517.
*I4ahnhäuschen im Schweizer-Stil 7.
*Kaimauern, Wirkungsvolle Bepflanzung von
305.
*Kakteen, Fünf dankbare für den Handels-
gärtner 265.
*Kakteengruppe mit Diorama vom Bot. Garten
in Darmstadt 613.
*Kaianchoö hybrida felthamensis 391; — ke-
wensis 316.
Kalkanstrich der Obstbäume, verbunden mit
gleichzeitiger Düngung 199.
Kamelienbaum in Pillnitz, Der, 203.
Kamerun, Versuchskulturen in, 190.
Kaninchen, Zur Vertdgung der wilden. 246.
*Karolina-Jasmin siehe Gelsemium.
Kartoffeln, Neger- oder Zulu-, 330, 400.
Katalog, Der 381.
Katzen, Verwilderte Haus-, 390.
Kennedya, Die 411.
Kessel, Der Reform-Glieder-, 546.
Kiefern Blasenrost (Peridermium Strobi) Ver-
nichtung 610.
*Kiefern, Die. der Riviera 469.
Kirscfabaumsterben am Rhein, Das 259.
Kirsohensterben (Valsa leucostoma) Gegen-
mittel 582.
Knollenfäule bei Cyclamen 480.
*Koelreuteria panioulata *9, 10 .
*Kohlrabi „Weißer und blauer Delikatcß"
255, *256.
Kokosfasern, Schattendecken aus, 344.
^Komposterde, Nematoden an Cyclamen und
Begonien und die, 231.
Kongreß, Der intern, botanische in Wien.
I. 490, IL 501.
Koniferen der Insel Mainau 540; *— in
Abbazia 102.
^Krankheit, Eine der Rebstöcke in den Treib-
häusern 229, 353.
*Kranz aus Cattley enblumen 307; *— „Königin
Olga von Griechenland" 306.
Krebs der Obstbäume 537, 538
*Krokieren, Über die Schreibweise beim, 453.
*Kübelhaken,Ein praktischer, verstellbarer,417.
*Kulturen an einer sonnig gelegenen Gewächs-
hauswand 6.
Kunstdünger, Pflanzenproduktion und, 166.
'Kunstwerke und Kunst im Garten 565.
Liaburnum Adamii 444.
*Laelia anceps alba 253; jongheana 112.
*Lamium Galeobdolon 376.
*Larix europaea im Schloßgarten zu Bücke-
burg 512.
*Lathraea squamaria 378.
Lauberde, Doch, für Orchideen bei Zimmer-
kultur 49.
Lavatera trimestris L. 1.54.
*Lebenseiche in Florida 505.
XII
Die Gartenwelt.
IX
*Ledeibeeren-Krankheit (Peronospora viticola')
229.
Leinstiöinsche Fiostfackeln 285.
Levkojen, Winter-, „Schöne von Nizza" und
,. Königin Alexandra'' 293.
*Levkojen.stelIage in der Handelsgärtnerei von
Otto Putz, Erfurt 457.
Ligularia Kaempferi 243.
Lobelien zur Samenzucht 580.
Lokalpresse, Gartenverwaltung und, 24.
Lonicera sempervirens in Florida 518.
Lyciura- Arten für Zierheoken 342.
*Lycopodien, Bemerkungen über winterharte
Selaginellen und, 519, *520.
*Lycopodium dendroideum 520.
Lysol als Schädlinge vertilgendes Mittel im
Gartenbau 346; — und Reblaus 94.
Magnolia grandiflora 3ü5; — obovata 305.
Magnolien 364; — in Florida 50U; *~ Ge-
triebene 223.
Maiblumentreiberei in Hamburg 210.
■•■Mainz, Die Anlagen in der Kaiserstraße zu,
361.
■'Mamillaria dolichoeentra 265.
.Mar^'ui-rito „Queen Alexandra" 470.
Markcrli^eu „Sensation" und „Ideal" 256.
Markschabe, ßlastodacna helerella 533.
*Masdevallia BeUa 567.
Maulwurf, Vom, 346.
Maulwürfe, Vertreiben der, 444.
Maulwurfsgrille 213.
*Mauritia setigera und Gebüsch von Malpig-
hiaceen *177, 178.
Mäuse in Frühbeeten vertilgen 334.
Mäusen, Gemüse vor, schützen 298.
*Meconopsis integrifolia 534.
*Meloiienkultur im Freien 409.
Mexiko und seine Vegetation 80.
*Miltonia vi-xillaria Rchb. fil. *16!t, 174;
— — keine Schnittblume 441.
Mitraria coocinea 400.
„Moderne", Die, in der Gartenkunst 7, 331;
— Proportionei-, Naturalismus 412.
■•■Monilia fructigena, der Polster.schimmel des
Obstes 557.
Moorerde, Aufschließung von, durch Kalk-
zusatz 215.
Moos im Gartenra.sen 382.
*Musa arnoldiana 400. *401; ■■- Ensete 399,
*400.
Myosotis alpostris „Sylphe" 292; — als ein-
tragliche Schnittblume 130.
Myrica cerifera, die Wachsmyrte in Florida
506.
Myrtaceen, Die, 268.
Neapel, Über eine Scinvindclanzeigo aus der
Provinz, 479.
Nelko, Die Malmaison-, 6; * — Die neue
Reniontant-, „Meta" 152; * — „La Reine",
eine neue remontierende Feder-, 217; —
„Schiavone" 219.
Neuen, Die Herkules-, Neapels 218; '^—
Malmaison-, in der Kgl. Melonerie zu
Sanssouci 558.
Nelkenmade 552.
Nelkenschädling, angeblicher (Afhudios are-
nariu.s) 480.
*Nematoden an Cyclamen und Begonien und
die Komposterde 231,
*Nepenthes 284; *— Courtisi 285; *—
ma.stersiana 285.
Nephrolepis bostoniensis 355.
Nerine sarniensis (Trockenblüher) 90; —
Weiße 155.
*Neuheiten, Empfehlenswerte, der Firma
David Sachs. Quedlinburg 255; * — und
Einführungen, Wertvolle, Erfurter Samen-
züchter und Handelsgärtner 277, 292.
Nicotiana Sanderae 46.
Niederlanden, Verkaufseinrichtungen für
Gartenbauerzeugnisse in den, 201.
Nomenklaturberatungen, Über die Ergebnisse
der, auf dem Intern. Bot. Kongreß in
Wien, Juni 1905 507.
Nordlingersche Räucherraasse 28j.
*Nymphaea gigantea 447; * — zanzibariensis
rosea 570.
Obst, Beförderung von, auf der Eisenbahn
26; Formiertes, auf der Weltausstellung in
Lüttich 424; — Theorie und Praxis bei
der Beförderung von, auf der Eisenbahn
132; ^ Südafrikani.sches, 27.
*Obstanlago, Eine Zwerg- und Beeren-, die
zu jeder Jahreszeit Obst zu genießen er-
möglicht 570.
*Obstausstelhuig, Die internationale, in Düssel-
dorf 73, 85.
Obstbau und Obstverwertung in Nordamerika
402.
Obstbaues, Was geschieht in Bayern zur
Förderung des, 350.
Obstbäume, aus warmer Gegend bezogen und
in rauher Lage gepflanzt 418 ; Chilisalpeter-
Düngung für, 313; — Die Düngung der,
549, 554 ; — *— Gründüngung für 385 ;
— Über das Wurzelwachstum der, 340;
Über den Somnierschnitt der, 488.
Obstbaumschiidlinge, Drei gefährliche 533.
Obsteinfuhi, Die, und der deutsche Obstbau
571.
*Obstliebhaber aus der Insektenwelt 447.
*Obstnutzgärten, Anlage von 465.
Obstplantagen mit Rhabarber als Unterfrucht
472.
Obstschau, Die, auf der Ausstellung der D. L.-G.
in München vom 29. Juni bis 4. Juli 1905.
545.
Obstverkaufsvermittlungsstelle in München 350.
*Odontoglossum crispum - Gruppe auf der
Orchideenschau im Palmengarten 421, *—
grande *49, 51; * — Rossii majus 303.
*Ohrwürmer als Obstschädlinge 449.
Oidium Tuokeri auf Weintrauben 524.
*Oncidium splendidum 434.
Orange, bitteisüße 518.
Orangenkulturen in Florida 494.
•^'Orchideen 3; — Die und ihre Kultur im
Zimmer 107; — Doch Lauberde für, bei
Zimmerkultur 49; — Nochmals das Spritzen
der, 346 ; *— Ständer zum Aufhängen von,
im Zimmer 303; Über das Spritzen der,
278; * — Wertvolle, für den Handelsgärtner
und den Liebhaber 301; * — Wie man in
den Tropen, pflegt *175, 177.
*Orchideengruppe von Firmin Lambeau,
Brüssel 2 ; * — von G. Lesueur 462.
Orchideenkrankheit, Eine neue, Uredo
behnickiana, 618.
■*Orchideenkranz 307.
Orchideensämlinge, Über die Beziehutgen der,
zu anderen C»rganismon während der
Keimung 607.
*Orchideenschau, Die, ijii Palmengarten zu
Frankfurt 421.
*Oreüdoxa regia *174, 176.
Osmanthus americauus in Florida 500.
*Ouviiandra fenestralis, siehe Aponogeton.
i464:
Knospen,
Paeonia chinen
Ursache 620.
*Paeonienniohn, Teilansicht eines Feldes mit,
581.
*Palmen- und Blattpflanzen 20.
*Palmeukulturen bei Emil Neubert, Wandsbek
223, 224.
Pancratium- Arten (Trockenblüher) 90.
*Papaver hybridum „Prinzessin Viktoria
Luise" 5.
Paraguay, das Land der Apfelsinen 201.
Parkschmuck, Natürlicher 319.
*Parktor, Altes, aus dem Belvedere-Garten in
Wien *181, 182.
«Passiflora coccinea princeps 482.
Pelargonie, „Saturn" eine neue gefüllte
Scarlet-, 143.
*Pelargonium peltatum „Leopard" *32, 33.
*Pensees 579, *581.
Poridermium Strobi (Kiefern Blasenrost), Ver-
nichtung 610.
■'■Peristeria aspersa 13.
"^Perspektive, Grundplan und, in ihrem Zu-
sammenhang 484.
*Per.spektivischer Ansichten, Zur Herstellung,
428.
*Petunia grandiflora fimbriata intus aurea
256; *— hybrida grandiflora superbissima
quadrioolor 293.
Petunien 580.
«Pflanzen, Einheimische meines Gartens 493.
Pflanzeneinfuhr 132.
Pflanzenhandel, Arten- und Sortenechtheit im,
58.
Pflanzennamen, Deutsche 144.
Pflanzenproduktion und Kunstdünger 166.
«Philodendron, Epiphytisches '•■176, 177.
Phlox decussata- Varietäten, Zur Empfehlung
der, 569.
*Phoenix-Kulturen in der Handelsgärtnerei
von Jac. Beterams Söhne in Geldern 161.
Photinia arbutifolia in Florida 518.
«Photographie, Noch einige Worte über die
Bedeutung der, für den Landschaftsgärtner
181.
«Phyllostachys 291.
Physostegia virginiana als Schnittstaude 354.
«Picea excelsa var. viminalis 41 1 ; *
virgata, die Sehlangen- oder Rutenfichte
und Picea excelsa viminalis, die Hänge-
fichte 410; * — — — (nicht viminalis)
in dei^ Kgl. Gartenbau - Lehranstalt zu
Budapest L'ü9: — pungens, die schönste
und härteste Konifere 309; *— — glauca
pendula 543; * — — pendula „Sämling
Henkel" 542.
«Pilogyne suavis, Schrad. 246.
«Pinguicula caudafa 482.
«Pinus halepensis 409, 471; — Nelsoni 248;
«— Pinaster (P. maritima) 470, 521.
«Pithecolobium-Stamm, Alter, mit Epiphyten
*176, 177.
«Plan, Der Arbeits-, 68.
Planzoichnen, Bestes Buch über, 418.
«Plätze, Berliner 279.
Pleurothallis ornata 423.
^■Polsterschimmel des Obstes 557.
Pülygonum baldschuanicum, eine sehr em-
pfehlenswerte Schhngpflanze 307; ,
Standort und Boden für, 441; *— vaccini-
folium, Wall. 377.
*Polypodium Heracleum, Kze 55.
Poniologenkongreß, Der deutsche, vom 8. bis
21. Okt. 1904 in Düsseldorf 70.
Potentilia nepaleiisis var. WiUmottiae 77.
„Preisausschreiben", Zum Kapitel, 356; * —
zur Erlangung von Entwürfen für einen
Stadtpark auf dem Gänseanger in Dessau 78.
Preisfrage 287; — nach Möglichkeiten für
die Abstellung von Mißständen in der Zier-
und Handelsgärtnerei. Antworten: L 499,
IL 535, III. 501.
Die Gartenwelt.
XIII
Primeln, Dunkellaubige chinesische 401.
*Primula Auricula „Germania" und „Bavaria",
zwei neue farbenprächtige Aurikel 583,
584; — obconica, Einfache Kultur von, 238.
*Prunkvase aus der Kg). Porzellan-Manufaktur
in Berlin, ein der Firma Jacob Beterams
Söhne in Geldern zuerkannter Ehrenpreisl62.
Prunus Pissardii, beste Vermehrung von 395 ;
— semperflorens in Florida 518; — um-
bellata in Florida 517.
*PsiIütum madagascariense 445.
'Pteris Binoti 122; *— umbrosa 373.
*Pterocarya oaucasica C. A. Meyer *9, 10.
Pulmonaria und Ajuga, zwei hübsche Früh-
lingsblüher unserer heimischen Flora 283.
*Purguay Wasserfall 189.
*Purpus, C. A. 249.
Pyraoantha coccinea 257.
Pyramidenpappeln uiu Festungen 598.
*Quercus virginiana in Florida, 505.
*Quitte „Wranjska Dunja", Nochmals die
serbische, 512.
Radies im Winter .595; — , Saiiienzucht von,
597.
Bamondien, Die 283.
Rasen, Moos im, 382.
Basenanlagen, Samen-Einback- und Walzgerät
für, 344, 416.
*Raseneinfriedigung, Eine neue 330.
Haucherns gegen Spätfröste, Nutzen und
Schaden des, 345.
*Eavenala madagasoariensis *175, 176.
Eebendünger 191.
Reblaus, Lysol und, 94.
Bebsorte „Frankeuthaler TroUinger", Der ge-
ringere Zuckergehalt des Traubensaftes der,
431.
*Rebstöoke, Eine Krankheit der, in den Treib-
häusern *229, 353.
*Rehmannia angulata *114, 426, *4ö9.
*Reise, Meine, von Venedig nach Abbazia
99, 112, 127, 137.
Reiseerlebnisse eines Sammlers im fernen
Westen 27, 42, 56, 64.
*Beisemappe, Aus meiner. In Hameln. 449;
Jena 440.
Reseda als einträgliche Schnittblume 136;
*— „Bismarck" 256; — Machet „Weiße
Perie« 317.
Resedakultur zur Samenzuoht 579.
Rhabarber, Die Obstplantagen mit, als Unter-
frucht 472.
Rhapidophyllum hystrix 496.
Rhododendron - Arten in Florida 518; * —
campanulatum 110; * — canadense (Rhodora)
474; *— ciHatum und Rh. arboreum album
109; — -Hybriden, Noch einige Worte
über, für das freie Land 142; *— , Pracht-
pflanzen seltener, in England 109.
Rhodora siehe Rhododendron.
Rhus Cotinus 16; — Die schönsten Arten
und Varietäten der Gattung, 248.
Ribes sanguineum „König Eduard VII." 142.
♦Rittersporn, Hyzinthen-, und Pensees 581.
*Riviera, Die des Gardasees 289.
Robinia Pseudacacia für Schutzhecken 342.
Romneya Coulteri 367.
Rosa canina stratifizieren 298; — rugosa,
Die holländische, als Hochstammunterlage
33; * — wichui-aiana hybrida „Alberic
Barbier" 136.
Rose, Bemerkiing zu dem Artikel „Die Bio-
graphie der weißen Marcchal Niel.'- 35; —
Die neue Kletter-, „Blush Rambler" 34;
*— Die neue Tee-, „Albert Hoffmann" 67;
— Die neue Teehybrid-, „Etoile de France"
376; *— Die Teehybrid „Großherzogin
Alexandra" 234; — „Miß Alice Roosevelt"
238; - Neue „Richmond" 234; — Tee-,
„Cherry Ripe" 209; — , — , „Liberty" 111,
*615; — Teehybrid-, „Helene Welter" 111.
*Roseau, Aus dem botanischen Garten in,
146, 147.
Rosen, Einiges über das Treiben von Marechal
Niel, 242; — kalken, die in Häusern aus-
gepflanzt sind 420; * — , Schling-, dargestellt
auf dem färb. Wandkalender. Text Seite 180.
*Rosengarten in Zabern, Der Verein Elsaß-
Lothringer Rosenfreunde und sein, in
Zäbern 606.
Rosengruppen, Über, deren Einfassung und
Unterpflanzung 391.
Rosenokulatenmade, Clinodiplosis oculiperda
618.
*Rosenzüchters, Erfolge eines deutschen 110.
tRothsohild, Baion Friedrich Nathaniel von,
467.
Rothschildschen Gärten, Die Baron Friedrich
Nathaniel von, in Wien 474.
Rotkohl „Othello" 256.
♦Rotkraut, Berliner frühestes 32, *33.
Kudbeckia fulgida variabilis 292.
*Ruine, Künstüche als Badeanstalt 482.
*Ruinen im Garten 318.
Sabal Adansoni in Florida 496; *— Palmetto
494, 495.
*Sagittaria sagittifolia grandiflora superba 197.
Saintpaulia ionantha alba 277.
*Sahx Cottetii 542.
Salvia splendens „Freudenfeuer" 184; — —
„Silver Queen" 77.
Sambucus racemosa, ein einheimischer Zier-
strauch 17.
Samenertrag von 100 qm von Astern, Mohn,
Stiefmütterchen, Balsaminen 418.
Sauromatumarten (Trockenblüher) 90.
Schädling, Ein weiterer nützlicher, des Garten-
baues 345.
Schattendecken aus Kokosfasern 344.
*Schaufrüchte aus L. Späths Baumsuhule 553.
Schiller und die Gartenkunst 404.
Sohillerhain, Ein 359.
*Schizanthus hybridus grandiflorus 268; —
wisetonensis 278.
Schlingpflanzen in Florida 519.
*Schnittblumenk-ulturen, EinträgUche 133.
*Schnurbäumchen, Etwas über 325.
*Schnurbäumchengang in Gebr. Gehlhaars
Baumschule in Lawsken 325, 326, 327.
Sohwindelanzeige, Über eine, aus der Provinz
Neapel 479.
Scilla- Arten -(Trockenblüher) 91.
*Scolopendrium officinarum f. undulatum 121.
•'•Scutellaria baicalensis var. coelestina 61.
*Selaginella watsoniana 180.
*Selaginellen, Bemerkungen über winterharte,
und Lycopodien 519, *520.
Sellerie, Vom, Bleich-, 378.
*Senecio Petasites, DC (syn. Cineraria platani-
folia, hört) 137; und Seneoio Ghies-
breghtii 308.
Serenoa serrulata in Florida 494.
Süene pendula fl. pl. „Bijou" 293.
*Sinningia Regina u. S. Regina hybr. 277, 278.
Sommer, Der, des Jahres 1904 51.
Sommerblumen als öartenschmuct 307.
*Sommerhäuschen, Ein künstlicher Baum-
stamm als, 126.
Sommerschnitt, Über den, 488.
Sommertrockenheit 1904, Folgen der, 430.
Sonnenrose, Die rote 94.
*Spalding-Feldeisenbahn 257, 372.
*Spaliere, Formlose Aprikosen-, 241.
Spanischen Pfeffers, Beitrag zur erfolgreichen
Kultur des, 329.
Spargel, Gewässerter, 94.
Spargels, Das Wässern des, 443.
*Spargelkultur und Treiberei 328.
Sprekelia formosissima (Trockenblüher) 91.
Spritzen, Über das, der Orchideen 278.
*Stachelbeere „Angler", Die, 349.
Stadtgärtnerei, Die und deren Einfluß auf
die ortsansässigen Handelsgärtner 442.
*Ständer zum Aufhängen von Orchideen im
Zimmer 303.
Stauden 580; — , Einige, zu Schnittblumen-
gewinnung und Topf pflanzen verkauf im
Frühjahr 232; — für Hau.sgärten 52, 53.
»Stendal, Gärtnerisches aus, 577.
*Stenochlaena meyerriana, Prsl. 373; *— pa-
lustris 397.
*Streifzüge durch Quedlinburgs Fluren 254.
Sumpf- und Wasserpflanzengarten, Der, und
die einheimischen Bach- und Teichufer-
pfianzen 99.
Sumpfzeder, Die mexikanische 619.
Syringa vulgaris-Sorten, Vermehmng von, 395.
Taglöhner oder Gärtner 610.
Tarif, Deutscher Gärtner-, 288.
Taxus bacoata 521 ; Stecklinge, erkrankt
durch Sauerstoffmangel 192.
*Teichmotiv aus dem Stadtgarten zu Wien 183.
Teichuferpflanzen, Einiges über Bach- und, 14.
Temple show, in London 463, 476, 486.
*Teppichbeet vor dem Kaiser Franz Josef-
Theater in Berndorf 401, *402.
Thermometer, Nachtfrost-, 286, 287.
Thrinax-Arten in Florida 506.
Thrips, Vertilgung von, 346.
Thunbergia alata, eine dankbare Schlingpflanze
für schattige Lagen 233.
Tierschutz in öffentlichen Anlagen 274.
*Tomate, Eine neue, 11.
Traubensäckchen,Soll man, anbringen? 77, 154.
*Trauerkränze 306.
*T'reibflieder, Wohlfeiler, 237.
*Treibgärtnereien, Aus Hamburger 210, *222.
Trichomanes 164; — Arten 178.
*Tritoma hybrida „Expreß" 425.
Trockenblüher 88.
*Troglophilus, ein seltener Schädling 472.
*Tropenfahrt, Eine 145, 164, 174, 185.
Tsuga canadensis 197; * in Mittelrußland
212.
*Tulpen- und CaUagruppe 338; * — 65 Sorten
Darwin-, eingefaßt von Freesien 338, *339.
Tulpenkrankheit, Botrytis parasitica, der Er-
reger einer gefährlichen, 322.
Tumboa siehe Welwitschia.
*ljberwinterungshaus. Das neue im botanischen
Garten zu Gießen 169.
Unfallstatistik in der Landwirtschaft, Die,
562.
Uredo behnickiana, eine neue Orchideenkrank-
heit 618.
Uropedilum siehe Cypripedium Lindeni.
*Ursachen malerischer Wirkungen 436.
Utricularia 164.
Valsa leucostoma auf Kirschbäumen 259.
*Vanda coerulea von A. A. Peeters, St. Gile.s-
Brüssel 1.
Veilchenblumen, Ursache des Verderbens ab-
geschnittener, 455.
Veilohenhochstämmen, Anzucht und Kultur
von, 454.
Veilchens, Die Fleckenkrankheit des, 567.
Veltheimia viridiflora Jacq. 155.
Verbena „Miß Willmott" oder „Ellen" keine
Neuheit 183.
Verbene, rosafarbene, wohlriechende 262.
XIV
Die Gartenwelt.
IX
*'Veibeneakultur zur Sanienzuoht 580.
*Veredelungsversucbe an jungen Sämlingen
und Stecklingen 271.
Vereinskrisen 11.
Verkaufseinrichtungen für Gartenbauerzeug-
nisse in den Niederlanden 201.
Vitex Agnus castus 355.
Vitis-Arten in Florida 518; — hetoroijbylla
Form tricolor 244.
* Vorgärten 15.
Walzgerät für Rasenanlagen 344.
Wandern, Das, ist des Gärtners Lust 357,
405, 489.
Wandkalender, Zu unserem 180.
* Warmhauspflanzen von C. Petrick, Gent 21.
*Wasbingtonia filamentosa 290.
*Wasserbeförderungs-Änlagen 439, 516.
Wasserpflanzengarten, Der Sumpf- und, und
die einheimischen Bach- und Teichufer-
pflanzen 99.
*Wasserpflanzenhaus der Hofgärtnerei Rosen-
höhe 590, 591.
Wasserversorgung 225, 262.
Weidenkultur 297.
*Weihermotiv aus der Mark 184, 183, *184.
■'■Weihnachtsbaum, Ein schöner 141.
Weinbergs, Umwandlung eines, in eine Obst-
anlage 214.
"\N'einbergsdünger, Künstlicher 214.
*Weiustocks, Eine Krankheit des, in den
Treibhäusern 229.
*Welwitschia mirabilis 294.
•'•Weißkohl, Braunschweiger in den Kulturen
von Chr. Bertram, Stendal 579, 580.
"Weißkraut, Blankenburger 32, *33.
* Wespen als Obstschädlinge 448; — und
Hornisse, Zur Vertilgung der, 498.
Wespennester vertilgen 516.
Windmotore zur Wasserversorgung 225.
•Wintergarten, Blick in den, der Garttiubau-
austellung von Adolf Koschel 155.
Wirsing „Erfurter roter Delikateß", Ein
Urteil über den, 330.
■■*-Wistaria chinensis, eine prächtige Schling-
pflanze 519.
*Wulfenia amherstiana, Bth. und ihre Ver-
wandten 374.
Xanthoceras sorbifoüa, Bge. 308.
Xanthoxylon americanum in Florida 518.
"Yucca gloriosa mit Früchten 426; *—
-Kreuzungen 426.
Zeichenunterricht an den Fortbildungsschulen,
Unser, 574.
*Zeichnen, Das perspektivische, im Dienste
der Gartenteohnik 273.
*Zerstäubungsapparat von Karl Bosch 343.
*Zierbrücke, Eine eiserne 343.
Zierpflanzen, Zwei gute alte 243.
Ziersträucher des Winters, Drei 257.
Zoll auf Samen, für den Detailhandel herge-
richtet, bei der Einfuhr nach Österreich
252.
Zweigabstecher, Rhynohites conicus 533.
*Zwiebel-, Knollen- und Staudengewächsen,
Gmppe von 75 versch. 337.
ustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
1. Oktober 1904.
No. 1.
Xaclidruck und Nachbildung
Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Ausstellungsberichte.
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U. QR05SE®G/SRTENBflU-@/1ü55TLlLUNQ
V] ®Dü55ELD0RF®©190t-© [^
^!»^ VOh-l l ,--1AI- 23. OKTOBER ^^/
Vom Uerausgeber.
Die Internationale Herbst- Ausstellung.
I.
(liier XU vier Äbhildungen.)
Mau hatte sich in Düsseldorf sehr viel vorgenommen.
Die Sonderausstellungen wechselten in rascher Folge, die
Schnittblumenausstellungen gar von Woche zu Woche, und
es ist deshalb begreiflich, daß nicht jede dieser Sonder-
veranstaltungen den Fachmann voll befriedigte. Manche der
Schauen mögen unter dem Mangel an Einsendungen, besonders
guter Einsendungen gelitten haben. Wer aber, wie ich,
regelmäßig nach Düsseldorf kam, der konnte deutlich genug
waiirnehmen, daß allen von gewisser Seite gegen das Unter-
nehmen gerichteten Quertreibereien zum Trotz, in gärtnerischen
Kreisen ein ständig wachsendes Vertrauen zu dem Unter-
nehmen zum Durchbruch kam. Man sagte sich, es muß
doch etwas Gutes an der Saclie sein, nicht nur weil dies
aus den Berichten der unparteiischen Fachzeitschriften hervor-
ging, sondern weil auch von anderen Seiten mit einem un-
A. .\. Peeters, St. Gilles-Brüssel
für die „Garte
Die Gartenwelt.
IX, 1
geheuren Aufwand von Tinte und Druckerschwärze beharrlich
gegen die Ausstellung gearbeitet wurde. Und in der Tat,
es ist Gutes an der Ausstellung. In den ersten September-
tagen waren zur internationalen Herbst- und zur internationalen
Orchideen -Ausstellung Hunderte von Fachleuten aus dem
Reiche und den Nachbarländern als Aussteller, Preisrichter
und Zuschauer in Düsseldorf erschienen. Niemals habe ich
zuvor auf einer Ausstellung eine gleich stattliche Kollegen-
schaft ans aller Herren Länder getroffen. Es herrschte -wolü
unter allen fachmännischen Besuchern der Ausstellung nur
eine Stimme, die Stimme der Anerkennung, welcher auch
das internationale Preisgericht, dessen Vorsitz R. Wilson
Kerr aus Liverpool führte, Ausdruck verlieh; es gab für
Herrn Rudolf Seidel, den Leiter der internationalen Handels-
zahlreichen und teilweise ganz vorzüglichen Einsendungen
konnte auf dem gewaltigen Ausstellungsgelände kaum Raum
geschafft werden.
Wer die Herbstausstellung als Laie besichtigte, die
Leistungen der Ausländer mit denen der deutschen Kultivateui-e
verglich, der konnte zu der Überzeugung kommen, daß bei
uns im Vaterlande jetzt alles bestens bestellt sei, daß wir in
der Kultur von Palmen, Croton, Cordylinen, feinsten Farnen,
buntblättrigen Aroideen, Orchideen u. a. mindestens die gleichen
Leistungen wie die Ausländer aufzuweisen haben. Diese
Schlußfolgerung würde aber in-ig sein. Dem kritischen Blick
des Fachmanns konnte es nicht verborgen bleiben, daß sich
eine Anzahl deutscher, speziell rheinländischer Handelsgärtuer
mit fremden Federn geschmückt hatte. Fast sämtliche
Orchideengruppe v
fuahme für die ..Gartenwelt"
pflanzen-Ausstellung, eine elirenvolle Anerkennung, zu Protokoll,
worin es seine volle Bewunderung für die Schönheiten der
großen Herbstausstellung aussprach und außerdem erklärte,
daß bis zum heutigen Tage keine Herbstausstellung statt-
gefunden habe, die der Düsseldorfer an die Seite zu stellen
wäre. Neben Herrn Seidel verdient noch Herr OttoBeyrodt
volle Anerkennung; er hat trotz der Ungunst der Jahreszeit
eine zweite internationale Orchideen - Ausstellung zustande
gebracht, die zwar- nicht ganz den Umfang der Maiausstellung
erreichte, ater ein wertvolles Material an Hybriden und
Varietäten aufzuweisen hatte, wie es wohl niemals zuvor auf
dem Kontinente zu schauen war.
Für die Orchideenschau stand wieder der sogen. Hördener
Pavillon links am Eingange der Ausstellung zur Verfügung,
während die Eingänge zur Herbstausstellung die ganze
gi'oße Hauptausstellungshalle, verschiedene Zelthallen, einzelne
Gewächshäuser und andere Räumlichkeiten füllten. Für die
Palmen deutscher Ausstoller ließen in unzweideutigster Weise
die belgische Herkunft erkennen, denn Töpfe und Erde werden
zu Verrätern. Ich habe die traurige Überzeugung mit heim
genommen, daß sieh unter allen Ausstellern der Rheinprovinz
nur eine einzige Firma befand, deren großartige Palmen-
kollektionen den Beweis erbrachten, daß sie in bezug auf
Palmenkultur hinter den belgischen Pflanzenfabriken nicht
zurückzustehen braucht. Eine Anzahl solcher Spezialkulturen in
Rheinland und Westfalen und der Import belgischer Palmen
nach Süd- und Westdeutsclüand wäre abgeschnitten. Bei
einigen Ausstellern berührte es angenehm, daß sie die aus-
gestellten, aus Belgien bezogenen Palmen schon geraume Zeit
in Kultur hatten, bei anderen wai- das zweifellos nicht der Fall,
und von einem Düsseldorfer Aussteller wurde allseits behauptet,
daß diese Pflanzen erst am Tage vor Eröffnung der Aus-
stellung in Düsseldorf eingetroffen seien. Die Pflanzen ließen
auch erkennen, daß diese Behauptung den Tatsachen entsprach.
IX. 1
Die Gartenwelt.
Es wäre aber verfehlt zu glauben, daß sieh nur deutsche
Handelsgärtner mit fremden Federn zu schmücken verstehen.
Das verstehen auch unsere belgischen Kollegen. Manche der
großen Firmen, die mit Paradepflanzen in imponierender Zahl
und Schönheit auftraten, sind nur Handelsfirmen, die sehr
wenig selbst kultivieren und viel mehr, oft vorzügliches
Material, von kleineu und kleinsten Züchtern für Ausstellungs-
zwecke und Wiederverkauf erwerben. So fand ich in der
Orchideenhalle eine wirklich prächtige Kollektion verschieden-
artiger Orchideen von einem Genter Händelsgärtner der
jüngeren Generation, von dem mir bekannt ist, daß er keine
Orchideen kultiviert. Er soll die Pflanzen bei Kollegen seiner
engeren Heimat zusammengeliehen haben, mit denen dann
die Preise und sonstige Einnahmen verrechnet werden.
Die Orchideen-Ausstellung.
Wie ich bereits vorhin erwähnt hatte, erreiclite die
Orchideen-Ausstellung im September nicht ganz den Umfang
iiu-er Vorgängerin im Mai (Bericht in No. 35, VIII. Jahrg.).
Im Mittelpunkt der Halle für Sonderausstellungen war ein
beträchtlicher Raum für gi-oßartige"[Schaublattpflanzeü ge-
blieben und an der rechten Seite konnte man einer Hof-
lilumenhandlnng noch eine stattliche' Tablette zur Vorführung
Cattleya Warsccwiczii „Imperator". Orig
Cypripedium hybr. ,,Dr. Clinge Doorenbos"
Originalzeichnung für die „Gartenwelt".
frisch aus dem Auslande bezogener kleiner
Blattpflanzen und Palmen einräumen.
Das Ausland war wieder überaus reich-
haltig, das Inland dagegen spärlicher als im
Frühjahr vertreten. Otto Beyrodt war der
einzige Vertreter deut.scher Handelsgärtner,
denn ein zweiter, der Cypripedien ausstellte,
hatte sich die Pflanzen frisch aus Belgien ver-
schrieben, und Freiherr von Fürstenberg,
Schloß Hugenpoet bei Mintard, war der einzige
deutsche Liebhaber- Aussteller. Letzteres ist
auf den Umstand zurückzuführen, daß es einer-
seits ia Deutschland nur sehr wenige Privat-
gärtnereien gibt, die für Orchideen etwas auf-
wenden und gute Kultiu-en besitzen, und daß
diese wenigen andererseits ihre Lieblinge nicht
gern den Strapazen einer Ausstellung aussetzen.
Wären nicht unsere großen botanischen Staats-
institute, so könnte sich die ganze deutsche
Oi-ciiideen - Privatliebhaberei begraben lassen.
Freiherr von Fürstenberg war schon auf der
ersten Schau vertreten. Er scheint ein reich-
haltiges Sortiment zu besitzen, und die Pflan-
zen, die er jetzt vorführte, Avaren weit besser
in Kultur als seine im Frühjahr gezeigten.
Äußerlich unterschied sich die diesmalige Schau
sehr wesentlich von der Frühjahrsausstellung.
Mit Rücksicht auf die Jahreszeit fehlten
Odonlo(jlossuni crispum, Vanda suavis und
iricolor fast vollständig, dagegen wurde die Aus-
stellung beherrscht von Cattleyen, Laelio-
Cattleyen, Cypripedien und in gewissem
Sinne auch von^Oncidien. Die vollkommensten
Leistungen unter den Ausländern hatten L. J.
Draps-Dom, Laeken bei Brüssel, und A. A.
Die Gartenwelt.
IX. 1
Peeters, St. Gilles bei Brüssel, aufzuweisen. Ihnen gesellte sich
als Hauptaussteller Otto Beyrodt aus Marienfelde bei Berlin
zu. Das internationale Preisgericht gab den höchsten
Ehrenpreis dem letztgenannten Aussteller. Dieser Preis
soll, -wie ich höre, in einer der beiden goldenen Staats-
medaillen bestehen, die neben einer wertvollen Porzellan-
vasc von S. M. dem Kaiser gestiftet wurden. Auch der
höchste Preis für die beste C'a«%a-Varietät wrude Herrn
Beyrodt für Cattleya Warseewicxii (Syn. gigas) „Imperator"-
zuerkannt (Ablnldung Seite 3). Diese Hybride war wohl zweifel-
los die größtbluraige der Ausstellung. Sie ist zartlilafarbig
mit hellerer Zeichnung und prächtig gefranster Lippe. Prächtig
waren die Oncidium, die Beyrodt als 0. 7narskallianum
Rogersii ausstellte. 0. marshallianum ist aber eine Art für
sich und Rogersii gilt als Varietät von 0. varicosum. Die
ausgestellten Pflanzen waren auch 0. varicosum Lindl. var.
Rogersii Rchh. fil. Diese Varietät bringt an sehr großen
Rispen viele, fünf cm im Durchmesser haltende goldgelbe
bi-aunpimktierte Blüten. Ein sicheres Kennzeichen von
0. varicosum bildet die vierteilige Lippe. Als einziger führte
Beyrodt eine recht stattliche Gruppe vollblühender Odontoglossmn
gründe Ldl. in jüngeren Pflanzen vor. Es ist sonderbar,
daß diese vorzügliche Zimmer- und Handelsorchidee, deren
natürliche Blütezeit in die Monate September bis November
fällt, nicht auch von anderen Ausstellern zahlreich vorgeführt
wurde. Von Cattleyen zeigte dieser Aussteller, von der be-
reits erwähnten Varietät abgesehen, in stattlicher Anzahl die
schöne aber kleinblumige G. harrisoniana Baiem, lilafarbig,
die gelbe C. aurea mit prächtiger Lippe, C. gaskelliana, deren
Blüten schwach duften; Sepalen und Petalen sind weiß mit
rosa Hauch, die Lippe ist purpurfarben, der Schlund gelb
gestreift. Zu erwähnen ist noch eine weiße Cattleya fiani-
soniana var. alba, eine prächtige Schnittblume, die übrigens
viele Atissteller zeigten. C. luirrisoniana führt auch den
Namen C. Loddigesii Ldl. var. Harrisoniae, während Bateman
sie als selbständige Art, C. harrisoniana beschrieben hat.
Sehr schön ist auch das von Beyrodt gezeigte Dendrobium
formosum (giganteum?) mit großen weißen, an der Lippe
orangegelb gefleckten Blumen. Auch mit verschiedenen guten
CJyiiiijuMlien war dieser Aussteller vertiefen. Seine ganze
Kiplliktion zeigte, daß es ihm nur darauf ankam, die vor-
ziigliilisten Schnittsorten der Jahreszeit vorzuführen. Mit
eiiifm Orchideenimport erhielt Herr Beyrodt unverhofft ein
ganz düimtriebiges, kleinblättriges und dabei ganz mißfarbig
und unscheinbar blühendes Anthurium, das als A. leucarpum
scniidriis bestimmt winde. Der Blütenkolben dieser Art ist
.■twa vi(;rmal so groß als das winzige Hochblatt. Dieses
AiiUiurium ist zwar keine Handelspflanze, aber eine Lieb-
haberpflanze ersten Ranges. Mit der Samenreife neigt sich
der anfangs aufrechte Kolben herab und .schmückt sich mit
außerordentlich anmutigen und schmuckvollen milchglasfarbigen
ifceren, welche einen wirkungsvollen Kontrast zum duTiklen
Grün der Belaubung bilden. Unter den ihrer zierenden
Früchte halber in unseren Gewächshäusern kultivierten Pflanzen
mag es kaum etwas annmtigeres geben.
Was in der Kultur starker Orchideenpflanzen bei Sach-
kenntnis und aufmerksamster Pflege erreicht werden kann,
das führte uns A. A. Peeters, St. Gilles, in großartiger Weise
vor Augen. Die Vanda coerulea dieses Ausstellers, dje wir
auf der Titelseite im Bilde vorführen, gehören zu den
schönsten Kulturpflanzen dieser Art. Das Blau der Blüte dieser
Orchidee ist außerordentlich varialjol, mitunter zeigt es reines
Himmelblau, dann aber wieder schiefergrauen Ton. Die
Blüten stehen z\i zehn bis fünfzehn in langen lockeren TranViea
zusammen und sind von stattlicher Größe. Leider fällt ja
bei fast allen für die Schnittblumenkultur geeigneten Vandeen
die Blütezeit in den Frühling und Sommer, wirkliche Winter-
blüher gibt es unter ihnen nicht. V. iricolor und V. suavis blühen
von April bis Juni und dann wieder im August bis Oktober,
kimballiana meist im Juli und August und coerulea vom Juli bis
Oktober. Peeters zeigte in vorzüglichen Kulturpflanzen auch
prächtige Cattleyen und Laelio-Cattleyen, worunter mir
besonders Cattleya pittiana „Der Kronprinz", zu Ehren des
Protektors der Ausstellung so genannt, mit leuchtend rubin-
roten Blumen und C. cluimberlainiana (C. guttata var. Leopoldii
XC". dowiana var. aurea), gleichfalls rubinrot mit dimkellila
Lippe gefielen. Schön waren auch MiUonia vexillaria
superba und Phalaetiopsis Aphrodite Rchb. f. (Syn. amabilis
bezw. grandifJora). Unter den Cypripedien dieses Ausstellers
ragte eine in zahlreichen Exemplaren vertretene Hybride
C. hybridum „Di: Clinge Doorenhos" (launenceanumyiroth-
schildianum) hervor. Abbildung Seite 3 zeigt eine Pflanze
dieser herrlichen Hybride; sie trägt stets zwei bis drei
Blüten auf sehr hohem Schaft und ist eine Sciinittblume
ersten Ranges für Vasendekoration. Die Blüten verleugnen
ihre Abstammung nicht. Die Lippe ist blaßrot, Petalen ge-
tupft, Sepalen gestreift. Auch unter den Laelio-Cattleyen
dieses Ausstellers befanden sich prächtige Sorten.
In der Kollektion von L. J. Drap s- Dom, Laeken,
herrschten die Cypripedien-Hybriden vor, die überhaupt
zu den Glanzstücken der Ausstellung gehörten und diejenigen
der Frühjahrsschau vielfach an Schönheit weit übertrafen.
Hervorgehoben seien C. Curtisii var. amoenum, superciliare
{barbatumXsnperbiens) superhum, und C. hybridum „yl. de
Lairesse'', Lippe dunkel, Petalen auf hellem Grunde dunkel
getupft, Sepalen längsstreifig.
Hugh Low & Co., Bush Hill Park bei Enfield-England,
zeigten viele Schöne Cattleyen, DendroUum und Cypri-
pedien, ferner prächtige Oncidion, wie 0. concolm- Hook.
aus Brasilien, das sonst im Mai und Juni blüht. Blüten kanarien-
gelb ; 0. ecm-nutum (?), kleinblumig hellgelb, und 0. varicosum
mit reingelber Lippe, dessen Blütezeit in den Herbst fällt.
Ganz vorzüglich waren die Cattleyen von Charles
Maron in Brunoy (Seine et Oise). Prächtig ist die weiße
Caltleipi DH^schiorffvi, weiß mit blauer Lippenzeichnung,
C. I<:i'tlnra,ln rar. alba, weiß mit gelber Lippenzeichnung, und
CaUlnia ..I.ikIij higrani"- rar. de Brunoy, nach dem. Aussteller
eine Kreuzung zwischen C. dowiana aurea und C. „Lady
Ingram'', Lippe blau, gelb gezeichnet.
In der gemischten Kollektion von H. C. Hacke, Baai-n,
Holland fielen herrliche Cypripedien auf. C. macropterum
(Kreuzung zw. C. LowiiXsuperbierus), rosarot, zwei Blumen
auf einem Schaft, „Mite Hacke", Sepalen gestreift, Petalen
getupft, drei Blumen auf einem Schaft, und die bekanntere
Art C. Stonei, rosarot mit schmalen, lang herabhängenden,
hellgelben, schwarzbraungetupften Petalen mit schwarzbraunen
Spitzen zeichneten sich durch vornehme Schönheit aus.
Charlesworth & Co., Bradford, England, hatten neben
Cypripedien und Cattleyen auch viele Laelio-Cattleyen
ausgestellt, darunter fiel dio Laelio- Cattleya „Prof. Fritz Roeber"
vorteilhaft auf, deren Petalen und Sepalen rubinrot gewölkt sind.
Die Lippe ist dunkellila, geschmückt mit zwei hellgelben Augen.
Als Liebhaberaussteller tat sich wieder Firmin Lambeau,
Brüssel (Rue du Fosse aux Loups No. 39) hervor, desseu
Papaver hybr. JP
„Prinzessin Viktorf-MLuisf^
Züchter: Emil Finger,
Hamburg-Uhlenli
Die Gartenwelt"
JAHRGANG IX. No. I.
hniidt ä Co.. Le<Dzi?.
I
]X 1
Die Gartenwelt.
Gruppe zu den reichhaltigsten Sortimenten gehörte und sich
durcli gute Kultur auszeichnete.
Es ist hervorzuheben, daß sämtliche ausgestellte Pflanzen
von vorzüglicher Beschaffenheit und fi'ei von allem Ungeziefer
waren. Das große Publikum brachte der internationalen
Orchideenschau wieder das weitgehendste Interesse entgegen
und der Andrang war enorm. Zu bedauern ist nur, daß
außer Herrn Beyrodt, dem Arrangeur dieser Ausstellung,
niciit ein einziger deutscher Handelsgärtner in deikLage war,
die deutsche Orchideenzucht auf dieser internationalen Schau
mit zu vertreten.
und Freunden stattlich blühender, deko-
rativer Gartenstaudeu kann dieser neue
Mohn warm empfohlen werden.
M. H.
Eucomis regia. ( Blütenstand I.
Vom Verf. f. d „Gartenwelt" photogr. aufgen
Neue Pflanzen.
Tapaver liybrithim
„Prinzessin Viktoria
Luise".
(Uicru( die Farbentafel.)
JLm Juni dieses Jahres
fand ich auf der Düsseldorfer
Ausstellung in der Halle für
Schnittblumen diesen herr-
lichen Mohn, dessen Blüten
tuisere Tafel farbentreu und
in natürlicher Größe veran-
schaulicht. Diese für Binderei
und Gartenausstattung gleich
wertvolle Neuheit ist eine
Züchtung des Handelsgärtners
Emil Finger, Hamburg21,
hervorgegangen aus einer
Kreuzung des Papaver Orien-
tale mit dem ihm sehr nahe-
stehenden P.brarteatuin. Wäh-
rend die erstgenannte Art
gewöhnlich ziegelrot blüht, sind
die größeren Blüten der letztgenannten scharlachrot; sie kann als
Varietät von P. Orientale
angesehen werden. Im
Gegensatz zu ihren Stamm-
eltern tragen die Blüten
der Sorte ,.Prinxessin Vik-
toria Liiise" eine präch-
tige zarte Lachsfarbe zur
Schau, die weit mehr an-
spricht als die grellen Far-
ben der ersteren. Die
Riesenblüten werden auf
hohen, kräftigen Stielen
getragen und zahlreich
hervorgebracht. 20 bis
30 Blüten gehören bei
einer starken Pflanze nicht
zu den Seltenheiten. Ein
ganz besonderer schwer-
wiegender Vorzug dieser
Züchtung liegt in der Halt-
barkeit der Blumen. Die
Blumen erweisen sich ab-
geschnitten sehr haltbar,
während sie beidenStamni-
eltern und anderen Mohn-
arten hinfällig sind.
Schnittblumenzüchtern Eucomis regia.
Eucomis punctata.
m Verfasser für die „Garten-
elt" photogr. aufgenommen.
Topfpflanzen.
Die (iatlung Eucomis.
Von B. Othmer, Kgl. Gartoninspektor,
München.
(Hier KU drei Abbildimgen.)
Uie „Zwiebulaceen", und was so
drum mv\ dran hängt, standen
ehemals mit Eecht in großer Gunst
und wurden viel gepflegt, heute
dagegen trifft man sie selten in
den Sammlungen der Liebhaber
und fast nur in botanischen Gärten.
Zu diesen Vernachlässigten gehört
auch die südafrikanische Gattung
Eucomis, der Lilienschopf.
Die stattlichste ihrer Arten
ist Eucoynis regia Ait. mit kräf-
tigen , straffen, breit schwertförmigen,
etwas nach oben hin eingebogenen
Blättern, von fast einem halben
Meter Länge bei ca. 7 — 8 cm Breite.
Wie die beistehenden Abbildungen
zeigen, sind die kurzgestielten
Blüten an gedrungenem Schafte in
dichter Traube angeordnet, etwa
die halbe Länge des Schaftes einnehmend. Gekrönt wird
die Infloreszenz durch einen kleinen Blattschopf. Die Farbe
der sechsstrahligen Blüte ist ein gelbliches Grün, wie auch
die Blätter vorn von lebhaft gelbgrüner Farbe sind.
Häufiger findet man in den Kulturen die kleineren und
schlanker gebauten Eu-
comis punctata L'Her.
und E. undulata Ait.
Die Blätter beider sind
dunkler grün, als die
der E. regia. Die Blätter
von E. puiwtata sind
unterseits mitbraunroten
Streifenpunkten bedeckt,
die von E. undulata am
Rande gewellt (undula-
tus = gewellt, wellen-
förmig). Die Blüten
sind ebenfalls grünlich,
aber durch dunkelvio-
letten , stark hervor-
tretenden Fruchtknoten
au.sgezeichnet. Die Ab-
bildung rechts oben
zeigt die Infloreszenz
von E. punctata, die
bedeutend von der ge-
drungeneu von E. regia
ie „Gartenwelt" photogr. aufgenommen, abweicht.
Die Gartenweit.
IX. 1
Die Kultur dieser schönen Pflanzen ist die denkbar
einfachste. Sie lieben eine recht nahrhafte, etwas lehmige
Erde, während der Vegetationszoit reichlich Wasser und kräf-
tigen Dungguß. Beim Verpflanzen schone man die fleischigen
Wurzeln möglichst. Zwielieln haben die Encotnis nicht.
Während des Winters begnügen sie sich mit einem nicht
allzu dunklen Platze im Kalthause, während des Sommers
haben sie gerne einen luftigen, jedoch nicht allzu sonnigen
Platz im Freien. Auch für die Zimmerkultur sind die
Eucomis hervorragend geeignet. Gut gepflegte Exemplare
bringen auch hier aus einem Blattschopfe mehrere Blütenstiele.
ist mir unbekannt, doch ist sie in Mecklenburg schon seit vielen
Jahren sehr verbreitet. Wenn nicht gerade in bester Kultur, so
findet man doch in jeder Gärtnerei und namentlich in den Schloß-
gärtnereien einige Dutzend Pflanzen dieser Gattung. Auch sieht
man vorherrechend an den Fenstern der Privathäuser, selbst auf
dem Lande, einige Malmaison-Nelken in Blüte.
Mau unterscheidet drei Farben: dunkelrosa wie die Rose „La
Franee'\ fleischfarbig bezw. weiß und gelblich. Im Wuchs und Habitus
sind alle gleich und diese Abänderung in der Farbe hat wohl die Natur
.selbst ohne menschliche Beihilfe heivorgebracht. Die Vermehrung
geschieht durch Stecklinge auf möglichst kaltem Wege und durch
Senker. Die Kulturpflanzen werden recht kalt überwintert, weil
sie sonst leicht zu lang werden. Die Nelken vegetieren auch
bei niedriger Temperatur, daher muß
man im Laufe des Wintere mindes-
tens einmal verpflanzen. Man nehme
nahrhafte Mistbeeterde mit Lehm und
Sand vermischt. Es sollte mich freuen,
wenn diese Zeilen zur Hebung der
Kultur der schönen Malmaison-Nelke
beitragen würden.
Zur Atisiuitzuiig sonnig
gelegener Hänserwände.
iii F.Rehnelt.Großh. Garteninspektor,
Gießen.
Un
(Hierzu eine Abbildung.)
Kulturen an einer sonnig gelegenen Gewächshauswand
botanischen Garten zu Giessen für die „Gartenwelt" photogr. aufgenömi
Die Malmaison-Nelke.
Von Herrn. Ruth, Handelsgärtner, Wismar.
Zjn den schönsten Blutenpflanzen des Sommers gehört unstreit-
bar die Malmaison-Nelke. Neben Hortensien, Lilien, Pelargonien usw.
ist sie bei Arm und Reich beliebt. Hübsch gezogene Exemplare
finden vielseitige Verwendung und weiden stets gern gekauft, auch
gut bezahlt. Der Flor fällt je nach Vorkultur in die Monate Mai bis
Augast. Bei guter Kultur erzielt man leicht ü — 10 Blütenstiele an
einer Pflanze. Die Entwicklung geht langsam vor sich und die
Pflanze braucht hierzu viel Sonne und Wasser und öfter einen
Dungguß. Durch rechtzeitiges Verpflanzen verliindeit man das
Gelbwerden der unteren Blätter; durch das gelbe Laub verliert die
Pflanze sehr an Ansehen. Da nun die Malmaison-Nelken zur Ent-
wicklung viel Zeit gebrauchen, dauert der Flor um so länger. An
der Pflanze, wie abgeschnitten, halten sich die Blumen sehr lange.
Vermöge ihrer guten Eigenschaften: wie Haltbarkeit der Blumen,
hochfeine Farben, Wohlgeiuch, lange straffe Blütenstiele sind die
Blumen zu jeglicher Binderei sehr geeignet. Zum Schnitt pflanze
man die Nelken unter Glas in Erdbeeto aus; mehijährigo Bestände
bringen dann enorme PJrtrüge. Der Ursprung der Malmaison-Nelke
nser Bildchen hierneben zeigt
den Giebel eines kleinen Warmhauses,
an dessen Fuß auf einer nach Süden
gelegenen Rabatte jetzt schon seit zwei
Jahien eine Menge Pflanzen im Freien
ausdauern, die man sonst nur im
Schutze der Gewächshäuser, sorglich
gegen Frost geschützt, durchbringen
kann; so einen umfangreichen Busch
von Erythrina crista (jalli, Fuchsien,
Qnaphaliiim Icnuitum, Oaxania splen-
dens, Lobelia Erinus var. speciosa,
Trichosanthes japonica, Passiflora
,.,Imperatrice Eu.genie^'- und noch
einige andere botanische Kräuter aus
dem wärmeren Himalaya. Auch Miisa Basjoo (syn. japonica) hält
selbstverständlich an dieser Stelle aus (sie verträgt aber, wie ein
freier Standort beweist, bedeutend mehr). Der Platz wird ihr aber
hier zu eng, wesbalb sie entfernt werden muß.
Es gibt eine Menge schöner Zierpflanzen, namentlich Schling-
gewächse, die wie der echte Jasmin {.Tasminiim o^ßcinale) sich für
solche Plätze eignen und an denen man, namentlich als Liebhaber,
seine Freude haben kann.
Von
Heizungsanlagen.
Fenilioizung eines Gartenbetriehes.
L. Craebener, tiroßh. Gartendirektor, Karlsruhe i. B.
Hiin großartiges Unternehmen für den botanischen Gai'ten
.in Karlsruhe geht in wenigen Tagen der Vollendung ent-
gegen, ein Unternehmen, wie es in dieser Art bis jetzt wohl
einzig in Deutschland dastelit: es ist die Errichtung eines
IX, 1
Die Gartenwelt.
Fernheizwerkes*), einer vom äußersten Punkt des Gartens
ülier einen Kilometer weit entfernten Zentrale, welche niclit
nnr Wärme, sondern auch Licht imd Wasser für das ganze
Großherzogliche Schloß mit allen Nebengebäuden, für Theater,
Bildergalerie und den gesamten Betrieb des Hof- und bo-
tanischen Gartens liefert. Bislier wurden das große Palmen-
und Warmhaus, das Kamelien- und Victoria regia-Wzws,, sowie
die vier Kulturhäuser durch Dampf geheizt, der dicht hinter
dem Warmhaus in zwei großen Kesseln erzeugt wurde; die
mächtige Orangerie hatte noch unterirdische Kanalheizung,
Wintergarten imd Kaphaus Niederdruck-Wasser-Heizung mit
Klimax-Kesseln. Im kommenden Winter werden nun alle
Gewächshäuser, Wohn- und Diensträume von oben genannter
Zentrale ihren Dampf erhalten. Wo schon Dampf vorher war, sind
die Leitungen nur au das Fernheizwerk angeschlossen ^yorden,
statt der Klimaxkessel wurden Kessel mit Dampfspiralen
gesetzt, die Orangerie wird durch Rippen-Heizkörper,
das heißt durch direkten Dampf erwärmt werden.
Eine große und nicht gerade schöne und an-
genehme Arbeit liegt hinter uns. Der botanische
und Schloßgarten wurden ganz durchwühlt, denn
ein L.50 m breiter und 2 m hoher, also bequem
begehbarer Tunnel durchzieht, einen Meter nnter
der Erdoberfläche, in Zickzacklinien beide Gärten.
In dem Ttmuel liegen die 13 cm und 7,5 cm
dicken Heizrohre, sowie das Kondenswasserrohr
>ind die elektrischen Kabel. Die dicken Heiz-
rohre sind für die Winterleitung, die andern
für die Sommerleitung und hauptsächlich für den
Garten bestimmt. In einer großen, gleichfalls einen
Meter unter der Erdoberfläche liegenden Verteilungs-
kammer wird aus dem Hauptstrang der Dampf
nach den verschiedenen Stellen hin verteilt; hier-
her strömt auch von allen Seiten in ein großes
Reservoir das durch die Kondenstöpfe gesammelte
Kondenswasser , von wo es, durch elektrisclie
Pumpen gehoben, mit eigenem Gefäll in das Kessel-
haus zurückfließt. Das Kondenswasser wird wieder
m die allzureichliche Bildung von
u verhüten, die eintritt, wenn die
häufig mit neuem Wasser gespeist werden
Im Kesselhaus liegen sechs mächtige
Heizkessel, welche Dampf und Kraft erzeugen, letztere
für Erzeugung von Elektrizität und zum Betrieb der Pump-
maschinen, welche das wohltätige vmd nötige Naß, hier in nie
versiegender Menge vorkommend, in den 40 m hohen
Wasserturm pumpen. Nach Fertigstellen des Heizwerkes
werden alle Heizstellen und alle Schornsteine im ganzen
Hofbezirk verschwinden, was vom ästhetischen Standpunkt
und für unsere Pflanzen, besonders für die Koniferen,
von wohltätiger Wirkung sein wird. Möge die großartige
Anlage sich auch gut bewähren, auch wenn der Nordwind
bei 12 Grad Kälte pfeift; doch zweifeln wir nicht daran, die
Leistungsfähigkeit der ausfülirenden Dresdener Firma Ritschel
& Henneberg bürgt dafür und die sechs großen Dampfkessel,
welche dann Tag und Nacht genügend Dampf von 3 Atmo-
sphären Spannung uns zuschicken, werden ihre Schuldigkeit tun.
Landschaftsgärtnerei.
Kiilinliäiischon im Schweizer Stil.
Vcjii F. W. Meyer, LandschaftsgUrtner, Exeter (Englaud).
(Ilierxii eine Abbildung.)
in meinem Belichte über die Felsenanlagen zu Bystock
bei Exmouth im achten Jahrgang Seite 174 der „Garten weit"
wurde auch das hier abgebildete Kahnhäuschen im Schweizer
Stil kurz erwähnt. Das Häuschen stand schon über 20 Jahre und
fing an, zu verfallen. Vor zwei Jahren erhielt es deshalb ein
neues Dach und ein neues Geländer und ist jetzt fast wieder
so gut wie neu. Leider hat der Zimmermann es unterlassen,
außer den Steinen auch starke rauhe Balken auf das Dach
zu legen, wie wir sie in der Schweiz finden.
Die Original-Konstruktion war die denkbar einfachste.
Kahnhäuschen im schweizer Stil.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen.
An den unteren Enden gebrannte und mit Teer getränkte
Lärchenstämme bildeten die Pfosten. Die Galerien und Treppen
wurden ebenfalls aus rauhem Lärchenholz gezimmert. Die
starke Bretterbekleidung der Seitenwände geschah aus Fichten-
holz und erhielt einen Ülanstiüch. Die aus Natur-Eichenholz
gefertigten Geländer wurden in gekochtes Leinöl getaucht,
was ihre Haltbarkeit verlängert. Aber selbst trotz dieser
Vorsichtsmaßregel halten dergleichen aus krummem Eichen-
holz gefertigte Geländer sich nicht lange und müssen alle
sechs Jahre erneuert werden.
*) Anmerkung der Redaktion. In Dresden besteht bereits
seit einigen Jahren ein solches Fernheizwerk, das das Kgl. Schloß,
die Museen, das Opernhaus und zahlreiche andere Gebäude des Hofes
im weiten Umkreise beheizt, auch sämtliche Bauten und Glashäuser
der Heilstätten zu Beehtz in der Mark haben Fernheizuug.
Die „Moderne" in der Gartenknnst.
Von J. P. Großmann, Garteningenieur, Dresden-Leipzig.
1/ie Moderne ist jetzt die Losung in der bildenden Kiuist.
Was ist nun die Moderne?
Modern ist im Sprachgebrauch die Bezeichnung für
etwas Neues oder Altes, der jeweiligen Geschmacksrichtung
zusagendes ohne Rücksicht darauf, ob es auch wirklich schön
ist. Daher paßt der Ausdruck „die Moderne" sehr gut für
Die Gartenwelt.
IX, 1
die neue Kunstrichtung, die ausgegebene Pai'ole lautet leider
noch: etwas Neues inn jeden Preis.
Etwas Neues zu schaffen zeigt aber auch stets das
Bestreben vorwärts zu sclireiten und in dieser Hinsicht ist
der frische Zug, der die Kunst durchweht, mit Freuden zu
begrüßen; denn Stillstand bedeutet Eückschritt.
Die in der letzten Kulturepoche vorzugsweise geübte
Nachahmung antilcer Vorbilder oder das Anlehnen an diese
mußte zu einer Verflachung der Kunst führen. Das vor-
zugsweise geübte Wiederauffrischen der Stilarten vergangener
Zeiten maclite die Künstler zu Gelehrten, die iiire Kenntnisse
der Stilartcn imd Schulen vorliergehender Kulturepochen an
iiiivii Srhr.i, fangen zur Geltung brachten; sie kultivierten oder
iniitiertoii i! s Überlieferte, ohne das mit herüberzunehmen,
was zur Weiterentwicklung hätte dienen können: den Geist.
Originelle, nicht stilgerechte Kunstwerke wurden von der
akademischen Kritik als unschön, wenn nicht gar als verrückt
verschrieen. Konventionelle Sujets bei Gemälden, wie „Liebes-
glück und Liebesleid'-, „der Herr Syndikus sein Pfeifchen
rauchend" und dergl. mehr waren an der Tagesordnung.
Schließlich merkte man doch, daß man an dem toten
Punkt angelangt war und die Moderne brach sich Bahn, erst
schüchtern, dann aber mit elementarer Gewalt. Wie es nun
in der Natur derartiger Umwälzungen liegt, wurde über das
Ziel hinausgeschossen und vieles Moderne geschaffen, nur um
modern zu sein, und das Bizarrste und Häßlichste bekam
die Fabrikmarke „Modern". Doch schon ist die Moderne
in ruhige Bahnen eingelenkt: das Zeichen einer gesunden
Entwickitmg. Wie erst aus dem schäumenden Most der reine
Wein sich klärt, so wird auch die Moderne sich klären und
anknüpfend an die Tradition der lieimischen Kunst sich weiter
entwickeln.
Die künstlerische Wirkung eines Kunstwerkes wird im
allgemeinen, d. h. abgesehen von den Gefühlswerten, die es
in sich birgt, docli immer auf den guten Proportionen beruhen,
wie sie uns die Natur lehrt und unsere alten Meister ihr
abgelauscht haben, ohne sie niu- zu kopieren und der
Phantasielosigkeit zu verfallen.
Man kann sagen: Sind die Verhältnisse der einzehien
Formen und Farben eines Kunstwerkes unter sich gut,
so ist auch die Gesamtwirkung gut.
Die Moderne sucht nun diesen guten Verhältnissen
gerecht zu werden.
Diese Tendenz wird auch für die Gartenkunst maß-
gebend sein müssen, deiui gerade in der Gartenkunst wird
wohl dagegen am meisten gesündigt. Die von Meyer in
seinem „Lehrbuch" der schönen Gartenkunst aufgestellten
Regeln, die wohl in vielen F'ällen ihre Berechtigung haben,
haben eine unheilvolle Verwirrung in den Köpfen gedanken-
loser Landschaftsgärtner angerichtet, indem sie nun überall,
jedem Terrain, sei es auch noch so klein \md ungeeignet,
das angelernte Schema aufzwingen.
Diese s c h e m a t i s c h e Nachahmung der Meyerschen Regeln
hat uns die badewannengroßen Teiche, mit Brücken darüber,
welche gi-ößer als der ganze Teich sind, groteske Steinhaufen
in den „Parks" von 20 qra und dergl. Sachen geschenkt.
Der wahre Garteiddinstlcr wird dagegen stets die
jeweilig gegebenen Vcrliältnisse, wie Bodenfomiation, Lage
und Größe des Grimdstückes, die Umgebung desselben, Klima
usw. berücksichtigen. Er wird niclit etwas schaffen wollen,
was dem Charakter des Terrains nicht entspricht, sondern er
wii'd aus dem gegebenen Terrain das charakteristische mit
künstlerischem Feingefühl herausholen und mit der Umgebung
zusammenstimmen.
Tut er das, so wird er auch nicht in einseitige „Meyerei"
verfallen, seine Werke werden reich an originalen Motiven
sein und er wird sich nicht wiederholen.
Wie schon Stimmen aus Fachkreisen hervorgehoben
liaben, ist imsere Gartenkunst anderen Künsten gegenüber
zm-iickgeblieben*) imd aucli schon von außerhalb der Garten-
kunst lassen sich Stimmen hören, die ihr Fortschritt
wünschen. Dieser Wunsch ist sehr berechtigt, denn das
schablonenmäßige Nachahmen von Gartenanlagen nach Sciiema
„Meyer" hat sich auch in der Gartenkunst breit gemacht.
So haben z. B. aucli viele bekannte Gartenkünstler ihre eigne
Bepflauzungsweise, ihre besondere Wegeführung usw., von
der sie unter keinen Umständen abweichen, die für alle
Gartenanlagen passen muß und natürlich überall dieselben
Effekte hervorruft. Der mit der Zeit vorwärts schreitende
Gartenkünstler wird daher auch jede von außen kommende
Anregung wohl beachten müssen, um seine vielleicht ein-
seitigen Ansichten über Gartenkunst zu verbessern.
Verkehrt dagegen ist es von den Gartenkünstlern sicli
gegen „freie Luft von außerhalb" wie mit einer chinesischen
Mauer abschließen zu wollen und zu sagen: Wir brauchen
keine neue Richtung.
Wer so denkt, bezeugt seine völlige Unkenntnis des
Wesens des modernen Stils und versteht darunter nur seine
Auswüchse mit ihren möglichen und unmöglichen Schnörkel-
linien und Bizarritäten, wie z. B. viele Gartenkünstler meinen,
durch seltsam verschnörkelte Bliunenrabatten oder gar in
modernen Linien gehaltene Wege und Schmuckplätze der
neuen Richtung ihren Tribiit gezollt zu haben. Das ist aber
ein großer Irrtum, denn gerade die guten Leistungen des
modernen Stils haben uns mit überzeugender Kraft den von
allen klassischen Stilepochen beachteten Satz gelehrt :
Form und Inhalt eines Gegenstandes müssen im
Einklang mit Material und Zweck stehen.
Aus obigem Grundsatz ergibt sich aber auch, daß die
„Moderne" nicht unbedingt die klassischen Vorbilder verwirft.
Sie alimt sie aber nicht nach, wie es vorzugsweise in der
letzten Kulturepoche geschehen ist, sondern sie zeigt das
Bestreben, sich anknüpfend an die heimische Tradition ih
der Kunst zu einem der jetzigen Zeit mit ihren veränderten
Bedürfnissen angepaßten charakteristischen Stil zu entwickeln.
Die Aufgabe des modernen Gartenkünstlers aber wird
es sein, sich die guten Grundsätze der , .Moderne" anzueignen,
indem er sie an guten modernen, sowie klassischen Werken,
sei es der Malerei, Skulptur und Architektur und des
modernen Kunstgewerbes, studiert. Sein Ziel muß auch
darauf gerichtet sein, das Gute von der Moderne zu ent-
nehmen, daß sie bestrebt ist, auch mit den bescheidensten
Mitteln künstlerisches zu schaffen. Der Gartengestalter darf
sich nicht nur begnügen bei reichen Mitteln dem Parke des
Reichen ein vornehmes Aussehen zu geben, sondern er muß
aucli den Garten des weniger Bemittelten geschmackvoll zu
gestalten wissen. Hierzu gibt ihm das Studium der Moderne
die beste Handhabe.
Man muß staunen, wenn man z. B. sieht, mit welchen
u'ikung der Hodaktioii. Man vergleiclie dagegen den
K'iono im VI. Jahrgang, Seite 180, über das Thema
' 'Uiteukuust. Seui Verfasser kommt darin zur Ansicht,
>< nkuiist in ihrer Entwicklung den anderen Künsten
: L'i, um mehr als 100 Jahre.
IX, 1
Die Gartenwelt.
einfachen Mitteln bei niodemen ZininiereinricJitungon. Architek-
turen und Malereien künstlerische Wirkungen erzielt werden, im
Gegensatz zur alten Eichtung, bei welcher der falschen Pracht-
liobe durch Vortäuschung von Gold, wo nur Gips ist, oder durch
Imitation edler Hölzer, wo nur Fichte ist, zii viele Konzessionen
gemacht werden. Ebenso unajigenehm wirkt es, eine Fassade
zu sehen mit allen möglichen Gesimsen, Ornamenten u. dgl.,
die aus Zementputz auf Backsteine aufgepappt sind.
Ehrlichkeit in der Kunst strebt die Moderne an; sie
sucht Kunstwerke zu schaffen, die olme aus falschem
Material imitiert zu sein, durch
sinngemäße Verwendung auch des
bescheidensten Materials, durch ihr
Material allein schon ansprechen.
Der modernen Ideen huldigende Garten-
kiinstler wird von der „Moderne" lernen
können, daß Einfachheit und Zweck-
mäßigkeit immer künstlerischer ist, als
falscher Luxus und Vorspiegelung von
Vornehmheit. Dieser falsche Luxus macht
sich auch vielfach in imseren heutigen
Itausgärten breit. Man kann sie sehr nft
mit der „guten Stube" bei kleinen I reuten
vergleichen, welche sich in irgend einem
engen Raum zusammenpferchen, damit der
Besuch, der sich alle Jubeljahre einmal
ein.stellt, alles in der „guten Stube" wie
geleckt findet. So ist es auch in unseren
naturalistischen Parade- und Schaugärten.
Der Besitzer hat sich ein kleines Fleckehen
in der Ecke reserviert, das übrige aber
ist Kunst, Pardon: Natur! Obstbäume und
Beerensträucher, mit Buchsbaum eingefaßte
Beete mit Sommerblumcn aller Art umi
Gemüse sind zu profan füi- einen der-
artigen „Naturgarten".
Unsere heutigen Gartenkünstler ver-
kennen vielfach vollständig den Zweck des
Hausgartens. Er soll doch wohl
in allererster Linie dem Besitzer
einen behaglichen Aufenthaltsort
und gewissermaßen eine Wohnung
im Freien sein und erst in zweiter
Linie ein Gegenstand, mit dem er
repräsentieren will.
Es läßt sich aber auch sehr
wohl beides vereinen. Hierzu ge-
hört aber nicht nur praktische
Kenntnis von Kultur- und Lebens-
bedingungen des Pflanzen materials,
wie viele „Nurpraktiker" meinen,
sondern auch ein feines künst-
lerisches Verständnis.
Leider bilden diese „Nur-
praktiker" unter den Landschafts-
gärtnern die Mehrzahl imd drücken
die Land Schaftsgärtnerei gleichsam
auf die Stufe eines handwerks-
mäßigen Gewerbes herab. Das
schlimmste hierbei ist noch, daß
die oft sinnlosen Machwerke sol-
cher Stümper als solche der Garten-
kunst angesehen werden und systematisch den Oescliiiiaek
des Publikums verderben, dem künstlerisch fühlenden Laien
aber eine falsche Meinung von der Leistungsfälligkeit dei-
Gai-tenktmst beibringen.
Wie ans dem Vorangegangenem zu ersehen ist, gilrt es
genug Punkte, wo die „Moderne" erfolgreich a>if die Garten-
kunst einwirken könnte.
So wie mm die moderne Kunst und das Kunstgewerbe
gewissermaßen von der „Moderne" befruchtet worden ist, so
wollen wir auch hoffen, daß unserer Gartenkunst durch die
reutena paniculata.
Kinalaiifiiiihme für die
„Gartenwelf.
(Text Seite IG.)
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10
Die Gartenwelt.
IX, 1
Moderne neue Ziele gegeben werden. Dieses Vorgehen gegen
die Schablone und das Eingewurzelte in der Gartenkunst
wii-d den wenigen zeitgenössischen Gartenkünstlern zu schwer
werden, darum rufen sie den übrigen Künstlern zu: Kommt,
helft uns, agitiert und gewinnt das Publikum für uns, wie
ihr es für das moderne Kunstgewerbe gewonnen habt.
Dann kann man hoffen, daß der durch die Moderne
geläuterte Geschmack des Publikums künstlerische Garten-
anlagen von unkünstlerischen unterscheiden lernt und Mach-
werke mit aller Entschiedenheit zurückweist.
Dies möge der große Einfluß der Moderne auf die
Gartenkunst sein. Der moderne Gartenkünstlcr wird dann
die Gartenkunst aus ihrer Aschenbrödel-
rolle gegenüber den anderen bildenden
Künsten befreit haben und ebenbürtig
gelten dem Maler, Bildhauer und Archi-
tekten.
Gehölze.
Koelreuteria pauiculata Laxni.
Von Otto Brand, Wilhelmshölie.
(Hierzu eine Abbildung.)
JjJiii schöner, baumartiger Strauch ans
China ist Koelreuteria paniculata (Supinda-
ceac). Mit ihrem aufrechten Wüchse eignet
sie sich vorteilhaft zur Freistellung auf
dem Rasen. Die bis zu 30 cm laugen, ge-
fiederten, lebhaft grünen Blätter bilden eine
schöne Belaubung. Einen wahrhaft feenhaften
Anblick gewahrt der Strauch aber in der Blüte-
zeit, und mancher Gartenfreund und Blumen-
liebhaber wird, wenn er einmal Koelreuteria
paniculata in Blüte gesehen hat, den Wunsch
gehabt haben, diesen schönen Strauch auch zu
besitzen. Die kleinen grünlichgelben Blüten
sind an und für sich unscheinbar, stehen aber
in großen, aufrechten Eispen an den Spitzen
der Zweige und wirken großartig, zumal sie
sich von der grünen Belaubung vorteilhaft ab
lieben. Abbildung Seite 9 oben.
Leider ist dieser schöne Strauch in Nord-
und Mitteldeutschland in seiner Jugend etwas
empfindlich, und dies wiid wohl auch der
Hauptgrund sein, daß man ihn so selten antrifft.
Der Strauch wuide nach J. K öl reut er, Pro-
fessor in Karlsiuhe, benannt, einem der tüch-
tigsten Botaniker der zweiten Hälfte des 18. .fahr-
hunderts.
D,.
Pterocai'ya caiicasica C. A. Meyor.
Von Camillo Karl Schneider, AVicn.
(Hierzu eine Abbildung.)
kaukasische oder eschen blättnge Flügelnuß wird mit Recht
in unseren Anlagen immer häufiger angepflanzt. Sie entwickelt sich
meist zu ganz charakteristischen Pflanzen, wie eine solche von be-
sonderer Schönheit unser Bild Seite 9 zeigt. Diese Pflanze steht im
botanischen Garten zu Berlin nahe dem Viktoriahause und bleibt
hoffentlich auch nach der vollendeten Eäumung des Gartens die
Zierde einer öffentlichen Anlage. Gerade im Winter fällt der eigen-
artige Habitus, den ich angesichts des Bildes kaiun zu schildern
brauche, gut ins Auge. Auch die glänzend schwarzgraue Beiiiidung
mit ihren dunklen Furchen ist sehr charakteristisch, wie denn über-
haupt an den „Wintermerkmalen", d. b. an den Knospen etc., die
Pterocaryen gut zu erkennen sind.
Ich möchte diese Knospen -Merkmale im Vergleich mit den
verwandten Gattungen kurz charakteiisieren. Die Flügelnuß gehört,
der Name deutet es schon an, zu den Juglandaceen oder Walnuß-
gewäcliseu. Allerdings sehen die Früchte gar nicht unseren Nüssen
gleich, da sie ja viel kleiner sind. Sie hängen in Trauben herab,
während die von Jitglans und Carya (Hicoria) meist nur zu 1 — 3
beisanunen stehen. Indes gibt es ja von unserer Juglans regia
eine Abart, die Traubennuß, wo bis 12 Früchte in traubenartigem
Fruchtstand vereinigt sind. Auch andere Jttglans-kvteo, wie die
japanische sieboldiana, haben regelmäßig mehrfrüchtige Fruchtstände.
Außer den drei erwähnten Gattungen
würde noch die Zapfennuß (Platycarya) zu
dieser Familie zu zählen sein. Sie ist nur in
der Art strobilaeea aus O.-Asien bekannt und in
unseren Baumschulen höchstens als ganz kleine
Pflanze zu finden, so daß ich sie heute über-
gehen will.
Die Juglans- und Pterocarya- Alten be-
sitzen ein ausgezeichnetes Merkmal, nämlich
quergefächertes Mark in den Zweigen.
Wenn wir einen einjährigen Zweig längs spalten,
so' finden wir keine solide runde weiße Masse,
wie etwa das bekannte Holundermark, sondern
sehen das Mark durch senkrecht zur Längsachse
des Zweiges stehende Scheidewände gefächert
und die Fächer hohl. Solches gefächertes Mark
ist auch für andere Gehölze charakteristisch.
Ich kann aber darauf heute nicht eingehen,
verweise vielmehr auf meine „Dendrolo-
gisohen Winterstudien", die im siebenten
.Jahrgang der „Gartenwelt-' besprochen wurden.
Die Hickory-Nüsse besitzen kein ge-
fächertes Mark. Sie sind dadurch von den in
den Knospen manchmal ähnlichen Flügelnüssen
leicht zu unterscheiden. Im allgemeinen wird
man auch auf Grund der Knospen-Meikmale
die drei Gattungen leicht trennen können.
Bei Pterocarya sind die Knospen nackt, d. h.
nicht von echten Schuppen umgeben, sondern
aus mehr oder minder deutlichen, unausgebildeten
Blättchen zusammengesetzt. Eine Ausnahme
macht allerdings P. sorbifolia S. et Z., deren
lange Knospen 2—3 sich oft ablösende Schup-
pen tragen. Außei-dem stehen sie zu (2 — )
3 übereinander und die oberste ist gewöhn-
lich recht lang gestielt. Unter der untersten
befindet sich die Blattnarbe, auf der wir drei
deuthche „Spuren" sehen, d. h. wir sehen die
Stellen, wo die Gefäßbündel aus dem Holze
in den Blattstiel treten. Diese Spuren sind
meist halbmondförmig. Bei Juglans haben
wir gleichfalls drei Spuren in der Blattnarbe,
doch .sind hier die Knospen, die einzeln oder nur zu zwei überein-
ander stehen, nie so auffällig gestielt und meist deutlich beschuppt.
Ganz anders sind die Blattnaiben bei Carya. Hier finden wir
zahlreiche feine Punkte, die imr selten zu drei Gruppen angeordnet,
meist am Rande und in der Mitte der Narbe verteilt sind. Die
Knospen sind bald deutlich beschuppt, bald nackt.
Auf die einzelnen Arten kann ich hier nicht zu sprechen kommen.
Sie lassen sich alle durch die „Wintermerkmale" gut imterscheiden,
doch bedarf es noch mancher Beobachtungen, um die Kennzeichen
scharf für jede Spezies zu präzisieren. Da ich wohl mit Recht die
Erkennung der laubabwerfenden Gehölze im blattlosen Zustande für
jeden Gärtner für wichtig halle, so möchte ich mit diesen Zeilen
von neuem zu Untersuchungen in dieser Hinsicht anregen.
Zum Schluß sei noch bemerkt, daß unsere Pterocarya zuweilen
IX. 1
Die Gartenwelt.
auch als einstämmiger Hochstamm auftritt (man kann sie ja auch
so erziehen), dann aber mutet sie uns fürs erste ganz fremd an,
da gerade die „Vielstämmigljeit" im allgemeinen ein Kennzeichen
für sie ist.
Gemüsebau.
Eine neue Tomate.
(Hierxu eine Abbildung.)
ixn Gemüsesorten ist wahrlich kein Mangel und vor allem auch
nicht an Tomatensorten. Wir haben Sorten mit Früchten in allen
Grüßen, die reich tragend sind und früh reifen, aber darunter doch
nur verhältnismäßig wenige, die bei der Freilandkultur in Mittel-
und Norddeutschland noch mit einiger Sicherheit reifen. Auf einem
Spaziergange entdeckte ich in einem Gärtchen eines in viele kleine
Gärten zerschnittenen Spekulationsterrains, das an sogenannte „kleine
Leute" verpachtet wird, eine Tomate, die mir höchst bemerkenswert
erschien. Der betreffende „Laubenbesitzer" hatte diese Tomate
nicht nur im Freien ausgepflanzt, sondern er kultivierte einige Sämlinge
auch in Töpfen. Eine dieser Topftomaten zeigt die Abbildung Seite 10.
Die Früchte haben, wie auf dem Bilde ersichtlich ist, in der Form
größte Ähnlichkeit mit der bekannten und beliebten Sorte „König Hum-
bett\ werden aber erheblich größer. Was aber die Sorte vor allem
auszeichnet, ist neben ihrer frühen Keife der reichliche und zeitige
Fruchtansatz. Während alle übrigen Sorten zunächst tüchtig ins
Kraut schießen, bevor sie zu blühen beginnen, bringt die abgebildete
Tomate nach den ersten Laubblättern bereits die ersten Blüten, so
daß sie von unten bis oben mit Früchten besetzt ist. Hierfür liefert
das Bildchen den besten Beweis.
Auf meine Nachfrage nach der Herkunft erhielt ich den Be-
scheid, daß eine Dame Samen aus Mexiko mitgebracht und sie einem
benachbarten Gärtner zur Aussaat übergeben habe. Ich habe dafür
Sorge getragen, daß die Kultur dieser, auch als Topfpflanze inter-
essanten Tomate von sachkundiger Seite aufgenommen wird, so daß
sie in den nächsten Jahren dem Handel übergeben werden kann.
M. H.
Aus den Vereinen.
Vereiuskrisen.
Xjs kriselt in den großen gärtnerischen Fachvereinen. Den
Anfang machte vor längerer Zeit der Allgemeine Deutsche
Gärtner-Verein, von dem sich ein Teil der Mitglieder wegen
politischer Meinungsverschiedenheiten ablöste und den Deutschen
Gärtner-Verband gründete. In den Verein zur Beförderung
des Gartenbaues in Bedin wm-de eine Krise gelegentlich der
Vorstandswahl durch ein in den Gärtnerstand eingewechseltes Mitglied
hineingetragen. Der zweite und dritte Vorsitzende sind als Opfer
dieser Krisis auf dem Platze geblieben und es wird ihnen im
nächsten Jahre der Generalsekretär folgen, der dann sein Amt
dreißig Jahre lang inne gehabt hat. Über die Vorkommnisse im Verein
deutscher Gartenkünstler haben wir bereits in No. 48 v. Jhrg.
berichtet. Auf der Jahresversammlung dieses Vereins in Düsseldorf
wurde bekanntlich ein vollständig neuer Vorstand gewählt, doch
wird die Sache noch gerichtlicher Entscheidung unterliegen. Ähnlich
ging es auf der Hauptversammlung des Verbandes der Handela-
gärtner Deutschlands zu, die gleichfalls in Düsseldorf, am 2'J. und
23. August stattfand. Ein Wiesbader Handelsgärtner warf dort
dem Verbandsvorstand leichtfertiges Gebahren in der Geldwirt-
schaft vor und verschiedene Delegierte zollten ihm Beifall, was
den gesamten Vorstand veranlaßte, die Ämter niederzulegen. Auf
Ersuchen erklärten sich schließlich die Herren vom Voretand zur
vorläufigen Weiterführung der Geschäfte bereit. Der Handels-
blattredakteui-, Herr Johannes Beckmann, kündigte gleichfalls
seine Stellung, hat die Kündigung später aber zurückgenommen.
Herr Beckmann ist in seiner langjährigen redaktionellen Tätigkeit
viel angefeindet worden. Das Handelsblatt genügte den meisten
Mitgliedern nicht und die Herren beschränkten sich darauf zu
kritisieren statt dem Redakteur durch Lieferung gediegener Bei-
träge seine Aufgabe zu erleichtem. Die Mitarbeiter des Handels-
blattes aus den Kreisen der Verbandsmitglieder kann man an den
Fingern abzählen. Außerdem sind Herrn Beckmann permanent
Hände und Füße gebunden, da es nicht nur an den notwendigsten
Mitteln zur Ausgestaltung des Handelsblattes fehlt, sondern er auch
gezwungen ist, die meist inhaltlosen Berichte der einzelnen
Verbandsgnippen ungekürzt aufzunehmen. Trotz mancher Meinungs-
verschiedenheiten, die gelegentlich zwischen mir und Herrn Beckmann
bestanden haben, habe ich ihn als ehrenwerten und tüchtigen Kollegen
stets hochgeschätzt.
Fast auf der ganzen Linie der großen allgemeinen Vereine
scheint es rückwärts zu gehen. Es ist dies im Interesse des Garten-
baues lebhaft zu bedauern. Leute, die zeitlebens noch nichts für
ihre Fachvereine getan haben, fühlen sich oft berufen, auf den
Jahresversammlungen das große Wort zu führen, die Tätigkeit der
Vorstandsmitglieder, die im Interesse der Allgemeinheit ihre oft auf-
reibenden ehrenamtlichen Posten begleiten, herabzusetzen, sie sang-
und klanglos zu stürzen und dadurch die Vereine schwer zu schädigen.
Wer den Undank der Welt am eigenen Leibe erfahren will, der lasse
sich in einen Vereinsvorstand wählen. Wenn man auf den Jahres-
versammlungen nur diejenigen zu Worte kommen ließe, die den
Nachweis erbringen können, daß sie nicht nur ihren Vereinsbeitrag
bezahlt, sondern auch ihre sonstigen Pflichten als Mitglieder in jeder
Weise erfüllt haben, mit ganzer Kraft für die Erreichung der ge-
steckten Ziele eingetreten sind, so würde es um die Sache der
deutschen Gartenbauvereine besser bestellt sein. Max Hesdörffer.
Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin. In
der Augustversammlung zeigte Herr Ukonomierat Bolle durch seinen
Garteniuspektor, Herrn Greinig, ein Obstsortiment von der Plantage
Marienhain bei Cöpenick. Die geradezu prachtvolle Entwicklung der
Früchte läßt die Wirkungen der Berieselung, die besonders in diesem
Sommer so schrecklichster Dürre segensreich war, sofort erkennen. Ich
habe Früchte gleicher Sorten von unbewässerten Bäumen gesehen,
die nur ein Schatten der Bolleschen waren.
Herr Hiller, Obergärtner des Herrn von Mendelssohn in
Grunewald, hatte blühende Lilium auraium vorgeführt, die von guter
Kultur zeugten.
Recht interessant hätte ein Vortrag über winterharte Rho-
dodendron werden können, wenn der Vortragende. Herr Garteninspektor
Weidlich von Boi'sigs Garten in Berlin, zweiter stellvertretender
Vorsitzender, etwas redegewandter wäre und sich besser präpariert
hätte. Über einige wichtige Fragen, wie Entstehung der winterharten
Sorten etc., hat der Redner zu wenig gesagt, obwohl es ihm an
der Hand des Gartenweltartikels in No. 45 des VIII. Jahrganges, der
Anspruch auf allseitige Beachtung hat, ein leichtes gewesen wäre,
sich ausführlich daniber zu äußern. Immerhin waren einige Be-
obachtungen, die Herr Weidlich zum Besten gab, sehr interessant. Ob
er mit seiner Behauptung recht hat, daß es, so weit er zurückdenken
könne, bei uns schon immer winterharte Rhododendron gegeben habe,
möchte ich dahingestellt sein lassen, um.somehr als Herr Weidlich
eine Anzahl nur bedingt winterharter Sorten genannt hat, die also
nicht überall winterhart sind, wie „Julius Riipell\ .,Prinxessin Louise-'-,
„Kate Wafcrer", „Oabriele Liebig'^ u. a. Ein sehr wichtiger Umstand
ist der, daß die Rhododendron vor der Blüte am voi-teilhaftesten zu
verpflanzen sind, also im Frühjahr. Das Verpflanzen zu anderer
Zeit, selbst im Herbst, stört die nächste Blüte, während das andere
Verfahren den Flor wesentlich fördert. Von großer Wichtigkeit ist es
ferner, die alten Blütenstande nach der Blüte auszubrechen oder aus-
zuschneiden, damit die damnter befindlichen Augen, die mei.st zu
5 bis 6 vorhanden sind, austi-eiben. Unterläßt man das Ausbrechen,
so bleiben die Knospen schlafend. Von den jungen Trieben läßt
man bei kräftigen Pflanzen drei, bei schwächeren zwei Triebe oder
einen Trieb stehen. Das Verpflanzen während des Triebes ist nicht
Die Gartenwelt.
IX, 1
Gräben gezugeu, die
e Erde ist Heideerde
und Hornspänen auf
zu empfehlen. Sehr wesentUch ist auch das gründUche Bewässern
und das Düngen der Pflanzen. Um große Exemplare,
man nicht verpflanzen kann, werden Gräben gezogen,
mit neuer Erde gefüllt werden. Best
mit Gartenerde vermischt, mit Kuhdung
Haufen gesetzt, im Sommer tüchtig mit Wasser und Jauche be-
gossen und mehrfach umgesetzt. Der beste Standort j ist freie Lage
in voller Sonne. Es empfiehlt sich, die Khododendrou in kleine Ver-
tiefungen zu pflanzen, damit sie leicht zu bewässern sind. HeiT
Brodersen empfiehlt die ßhododendron für Fasanengehege, für
die sie viele Vorteile bieten, und erwähnt, daß die Holländer regel-
mäßig vor der Blüte verpflanzen und die neuen Triebe, damit sie
nicht durchtreiben, mit einem besonderen Messer dui chstechen. Die
zu bepflanzenden Beete werden in Holland vorher mit einer Schicht
Schlamm aus den Gräben bedeckt, die den Rhododendron sehr zusagt-
Der Verein bewilligte eine große silberne und eine bronzene
Medaille für den Gartenbauverein für Steglitz und Umgegend für
die PrämiieruDg schöner Balkon- und Fensterdekorationeu. Die Be-
wertungskommission verfolgt in Steglitz die nachahmenswerte Praxis,
nicht nur die angemeldeten Dekorationen, sondern alle vorhandenen
zu bewerten und nach Verdienst auszuzeichnen, was viel zur
Fördening der auf Verschönerung des Straßen bildes hinzielenden
Bewegung beiträgt. W. Tscheuke, Berlin.
Tagesgeschichte.
Darmstadt. Eine Gartenstadt wird demnächst in der Nähe
von Sprendlingen, einer Station der Main-Neckar-Bahn, entstehen.
Der Wohnungsgesellschaft „Buchschlag'' in Frankfurt a. M. wurde
mit Genehmigung des Großherzogs vom hessischen Fiuanzministerivyn
ein Waldterrain von 30 ha zum Kaufpreise von 1 Mk. pro qm zur
Anlage einer Villenkolonie überlassen. Von Prof. Pützer-Darmstadt
wird ein ParzeUierungsplan entworfen, in dem u. a. Kirche, Schule,
Postamt, Gas- und Wasserwerk, Badeanstalt etc. voigesehen sind.
Durch eine besondere Bedingung in den Verträgen ist jeder Boden-
wucher für alle Zukunft ausgeschlossen ; durch den billigen Gelände-
preis wird die Anlage geräumiger Nutz- und Ziergärten möglich
gemacht. Für eine wirklich geschmackvolle Bauweise soll ebenfalls
Sorge getragen werden.
Da das betreffende Gelände zum Familienbesitz des großherzog-
lichen Hauses gehört, so gebührt dem Landesfürsten, durch dessen
Entgegenkommen viele Menschen in die Lage versetzt werden, sich
ohne große Opfer ein eigenes Heim zu erwerben, doppelter Dank.
Möchten dieser Gartenstadt viele andere in allen Gauen unseres
Vaterlandes folgen.
Da die Vorteile der vorerwähnten Gründung hauptsächlich
Frankfurt a. M. zugute kommen werden, sckreitet man in Darmstadt
zur Bildung einer „Garteustadt-Gesell.schaft". Den Platz zu einer
Ansiedelung großen Stiles soll hier die herrliche Gegend bei Traisa,
kaum ^^ Stimde von der Stadt im Odenwald und am Eingang der
Bergstraße gelegen, bieten. Man hofft, Künstler, Architekten und
Behörden dafür zu gewinnen, daß das ganze Land, den von Darmstadt
ausgehenden neuen Bestrebungen gemäß, einheitlich ausgebaut wird.
Auch hier soll ungesunden Bodenspekulationen ein Riegel vorgeschoben
werden.
Man daif mit Recht auf die Entwicklung der Gartenstadt-
Frage gespannt sein. Für die „Gartenkünstler'' unter den deutschen
Landächaftsgärtnern erwächst da ein großes Arbeitsfeld. Umsomehr
tut es not, daß auch sie einmal über „neuere Bestrebungen" und
„einheitlichen Ausbau" nachdenken. W. L.
Leipzig. Für das Jahr 1905 sind zahlreiche gärtnerische Neu-
anlagen in Aussicht genommen. So auf dem Platze vor dem Künstler-
hause, längs des regulierten Pleißebettes, auf dem Geliertplatze und
in der Promenade der Kronprinzenstraße. Die Gesamtkosten für
diese und zwei .ludere Projekte belaufen sich auf etwa 23 700 Mark.
Preisausschreiben.
Berlin. Die Stadtverordneten bewilligten zur Erlangung von
Entwürfen für den im Norden der Stadt auf dem Gelände der
jetzigen Wurzelberge zu schaffenden Nordpark für die drei besten
Entwürfe Preise von 5000, 3000 und 2000 Mk. Über die Art der
Verteilung soll eine besondere Kommission der Parkdeputation ent-
scheiden. Die Magistratsvorlage wird nach kurzer Debatte angenommen,
Die Preise sind so gut dotiert, daß auf eine umfangreiche Be-
teiligung gerechnet werden kann. Hoffentlich gelingt es unseren
befähigten Landschaftern, aus der sicher scharfen Konkurrenz mit
Ai'chitekten als Sieger hervorzugehen. Wir werden auf diese An-
gelegenheit zurückkommen.
Kongresse, Versammlungen.
Deutscher Pomologen- Kongreß in Dfisseldorf. Während
der internationalen Obstausstellung in Düsseldorf findet vom 7. bis
12. Oktober der Kongreß deutscher Obstzüchter tmd Pomologen,
sowie die Generalversammlung des deutschen Pomologenvereins statt.
Bis jetzt sind fijr diese Sitzungen nachstehende Vorträge vorgesehen:
Stand und Entwicklung des Obstbaues in der Rheinprovinz (Obst-
bauinspektor Schulz -Bonn); Die Entwicklung des Baurawärter-
Ausbildungswesens und zeitgemäße Vorschläge zur Verbesserung des-
selben (Dr. von Peter- Friedberg); Bodenlüftung und Gründüngung
in ihrer Bedeutung für den Obstbau (Fachlehrer Pfeiffer- Oppen-
heim a. Rhein); Anwendung der Bordelaiser Brühe zur Bekämpfung
des Fusicladiums. Mit praktischen Demonstrationen (Dr. Schander-
Geisenheim a. Rhein); Welche Lehren können aus der Düsseldorfer
Deutschen Obstausstellung gezogen werden? (Redakteur Böttner-
Frankfurt a. 0.) ; Welche Lehren können aus der Düsseldorfer inter-
nationalen Obstausstellung gezogen werden? (Professor Reiohelt-
Friedberg in Oberhessen). Die Vorbereitungen für diesen Kongreß
liegen in der Hand des Direktors der landwirtschaftlichen Lokal-
abteilung, Herrn Staatsanwalt Stupp in Düsseldorf, an den alle An-
fragen zu richten sind.
Gelegentlicli der Jubiläums -Ausstellung des Bezirks-
Obstbau -Vereins „Oberes Elbtal" in Tolkewitz werden sich
Sonntag, den 2. Oktober er., erstmalig nach 30 jährigem Bestehen die
Mitglieder des Landesobstbauvereins zu einem Kongreß vereinigen,
der vom Vorsitzenden des Direktoriums des Landesobstbauvereins.
Herrn Amtshauptmann Dr. Uhlemann- Großenhain, eröffnet und
geleitet werden wird und der u. a. einen Vortrag „Über den Nutzen
der korrekten Formierung der Obstbäume", verbunden mit Demon-
strationen und Lichtbildern, bieten wird. Auch an den übrigen
Tagen sind Vorträge und praktische Vorführungen im „Einmachen
von Obst" geplant. Die Jubiläums -Obstausstellung des Bezirks-
Obstbauvereins „Oberes Elbtal" findet vom 30. Sept. bis 4. Okt.
in den Räumen des Etablissements „Donaths Neue Welt" in Tolke-
witz bei Dresden statt.
Personalnachrichten.
Hybler, Stadtgarteninspektor in Wien, wurde vom Kaiser
Franz Joseph das goldene Verdienstkreuz mit der Krone verliehen,
in Anerkennung der Verdienste, die sich Herr Hybler um die Aus-
gestaltung der städtischen Anlagen erworben hat. In persönlicher
Audienz wurde Herrn Hybler vom Monarchen großes Lob gezollt,
daß er es verstanden habe, die Anlagen in dem heißen Sommer so
frisch zu erhalten.
Reimers, Garteninspektor, Inspektor des Parks und Gartens
der Frau Etatsrat Donner in Ottensen, ist vom Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin der Hausorden der Wendischen Krone ver-
liehen worden.
Tiedjens, A., bisher städtischer Gartentechniker in Aachen,
wurde zum ObergUrtuer und Gartenbaulehrer der landwirtschaftlichen
Schule zu Hagen i. W. für die Kreise Hagen-Stadt, Hagen-Land
und Schwelm ernannt.
Veriuiwortl. Redakteur: Ma
Berlin. — Verlag
Schmidt Sc Co., Leipzig. — Druck: Anhalt. Buchdr. Gntenberg.
ustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
8. Oktober 1904.
No. 2.
Xachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Orchideen.
Coryaiitlies leucocorys Rolfe und Peristeria
aspera Rolfe.
Von B. Othmer, Kg!. Garteninspektor, München.
(Hierxu x-wei Abbildungen.)
Cyoryanthes leucocorys Rolfe ist eine neuere Ein-
führung aus Peru, die wohl zuerst bei Linden in Brüssel
blühte. In der äußeren Tracht ist diese seltene Pflanze
einer mittelgroßen Stanhopea ähnlich. Die Scheinknollen
sind etwas schlank, gerieft, (.las Blatt ein wenig gefaltet, kurz
gestielt, breit, zugespitzt. — Die hochinteressanten Blüten
erscheinen an abwärts gerichteten, straffen, ca. 20 cm langen
Stielen. Sie sitzen meist einzeln oder auch seltener zu zweit.
Die, wie bei den Stanhopeen, zarteren Kelchblätter sind auf
gelblichem Grunde rotbraxm gestreift, die paarigen Blumen-
blätter sind weiß mit purpurnen Flecken. Die Lippe ist
leicht purpurn gefärbt und dunkel piu^pur gefleckt, auf weiß-
lichem Grunde. Die eigentümlich sackartige Lippe dient zum
Auffangen des von der Pflanze so reichlich erzeugten Honigs.
Es soll vorkommen, daß der Sack der Lippe bis zum Über-
fließen gefüllt wird.
Das Gedeihen der Coryanthes gehört zu den seltenen
Freuden des Orchideen-Kultivatem-s. Entweder gehen die
Pflanzen bald nach Import zugrunde, ohne erst einmal geblüht
zu haben, oder aber kurz nach der Blüte an Erschöpfung.
Sie sind eben eigensinnig und haben sich bislang noch
nicht lange halten lassen. Woran mag es liegen, an geringer
Wachstumsenergie oder am Hunger? Man pflanze sie in die
für die epiphytischen Orchideen allgemein übliche Mischung
und lasse ihnen dann an Wärme, Luftfeuchtigkeit und Sonne
möglichst viel zukommen. Vielleicht gelingt es so, vielleicht
regen auch mit Vorsicht verabreichte Nälu-lösungen zum
Wurzelmachen und damit fi-eudigerem Wachsen an.
Peristeria aspera Rolfe., Abbildung Seite 14, aus
Venezuela ähnelt der oben erwähnten Coryanthes. Sie ist
eine etwas eigensinnige Art, welche dem Pfleger manche Sorge
zu bereiten pflegt.
Die Scheinknollen sind 9—12 cm hoch, kegelförmig;
die Blätter kurz gestielt, breit, gefaltet, von wenig derber
Textur, etwa 30—40 cm lang. Die Blüten dieser Art sind
an kurzem, fleischigem, abwärts gebogenem Stiele in dichter
Gartenwelt. IX.
Coryanthes leucocor\-s.
Krankfurt a. M, für die „Gartenwelt" photog-r. aufgen.
2
Die Gartenwelt.
IX, 2
Traube zu etwa zehn angeordnet. Sie sind rundlich, halb-
geöffnet fast wachsartig, gelblichbraun mit dichten rötlichen
Streifen. Die Lippe ist dunkler gefärbt, besonders der vordere
verbreiterte Lappen. Die kurze, dicke Säule trägt an der Spitze
jederseits einen etwas flügelartigen Ansatz. — Wie schon im
fünften Jahrg. Seite 126 für die dort abgebildete P. elata
empfohlen, liebt auch diese Art eine nahrhafte Erdmischung,
der vor allem grobfaserige Lehm er de zugesetzt sei, insbesondere
aber auch sehr reichlieh Wärme, Luftfeuchtigkeit und Be-
lichtimg, sowie während der Wachstumsperiode gelegentlichen
Guß aufgelösten Kuhdungs. Die Buheperiode sei möglichst
lang andauernd.
Landschaftsgärtnerei.
Einiges über Bach- und Teichuferpflaiizen.
Von Gartentechniker Hans Liebert,
Xn No. 37 des achten Jahrganges der „Gartenwelt" beschrieb Herr
Obergärtner TheodorSchweizer in Zürich den Sumpf- uud Wasser-
ten von Dr. Vouea in
St. Äubin (Neuchätel). Ich fand
jedoch in dieser Beschreibung,
daß dieser Wasserpf lanzeugarten
wohl wunderschön sein mochte,
jedoch für den Landschafts-
gärtner wenig von Bedeutung
sein kann, da er eigentlich nur
botanisch wichtige Gewächse zu
beherbergen scheint, unsere ein-
heimischen Sumpfpflanzen aber
fast völlig ausschließt. Und ge-
rade diese braucht doch der Land-
schaftsgärtner fast ausschließ-
lich für unsere Parks und Gär-
ten, um letztere den heimischen
Verhältnissen entsprechend zu
gestalten. Da können wir nicht
das subtropische Adiantum Ca-
pillus Veneris, wenn es auch in
Mitteleuropa fast völlig winter-
hart ist, neben unsere einhei-
mische Typha latifolia setzen,
oder gar die ostsibirische hym-
phaea pygmaea neben unsere
einheimische N. alba. Das ist
eben nicht natürlich und daher
nicht brauchbar für unsere
Gärten, die doch zumeist der
WirkUchkeit entsprechen sollen !
Es sei mir daher gestattet,
eine heimatliche Bach- uml
Teiohuferszenerie, wie sie der
Landschaftsgärtner verwenden
kann, zu besprechen. Ehe ich
zu denOewäciisen unsererTeieb-
ufer übergehe, muß ich zuerst
logischerweise die Pflanzen der
Bäche besprechen, da ja erst
ein Bach da sein muß, ehe sicli
die Wasserpflanzensameu
ein Teich bilden kann. Da
zum grüßen Teil mit Schwimmvor-
richtung voreehen sind, können wohl dieselben Gewächse, die am
Bache wachsen, auf den Teich übergehen, aber nicht umgekehrt, da das
Wasser bekanntermaßen nicht den Berg hinauffließt. Von dieser Regel
sind natürlich unsere Windblütler ausgenommen. Beim Bach müssen wir
den eigentlichen wilden Gebirgsbach und den ruhigen, träge dahin-
fließenden Bachlauf der Ebene unterscheiden. Der Geb
stürzt wild und regellos über massige Felsblöcke dahin, bildet häufig
Wassej-fälle und Kaskaden und hat meist ein felsiges Bett und eben-
solche Ufer. Daraus ergibt sich schon, daß wir an derartigen Wasser-
läufen wenige Pflanzenarten vorfinden, da diese in dem rissigen und
zerklüfteten Gestein herzlich wenig Nahrung finden. Hier sieht man
fast nur Farnkräuter und einige wenige Stauden, Moos überwuchert
die Felsen und hie und da fristet wohl auch eine Konifere oder eins
unserer Laubgehölze des Waldes ein kümmerliches Dasein. Sobald
aber der Bach etwas weniger zügellos dahinfließt, finden wir schon
eine üppigere Vegetation. Saftiges Gras wuchert an den Ufern, die
Farnkräuter entwickeln sich hier zu riesigen Exemplaren, hier und
da erblickt man schon Weiden, EUem etc., auch wächst die Zahl
der Stauden beträchtlich. Der sehr gekrümmte Bachlauf der Ebene,
der naturgemäß träge seinem Ziel zuwandert und kraftlos jedem
kleinen Hindernis ausweicht, fließt schon durch üppige W^iesenflächen,
verschwindet zeitweise in einem Gebüsch und bildet wohl sogar kleine
Inseln. Hier sieht man auch schon die stolzen Schwertel oder Iris,
das Pfahlrohr, Äntfido Dmiax, das Teichrohr, Phragmites communis,
mit seinen langen, spitzigen Blättern und rotbraunen Blütenrispen,
die Ufer-Segge, Carex r-iparm, die große Segge, C. maxima, und
mancherlei Stauden. Die Pflanzenwelt des Teichufers ist sehr viel-
gestaltig. Fast alle unsere Baumarten, ausgenommen vieUeioht einige
wenig Feuchtigkeit liebende
Arten, die aber höhere, felsige
Uferstellen krönen mögen, ge-
deihen ja am Wasser und locken
durcb ihre malerische Form in
der Spiegelung des Wassers den
Beschauer zu eingehender Be-
trachtung an. Hier sieht man
die gelben Blüten der Teich-
lilie, Iris Psetid -Acorus, das
1 ohrartige Glanzgras, Phalaris
unmdinacea, weiter den Wasser-
knöterich, Pobjgowiim amphi-
lihon, mit seinen purpurroten
IJlütenähren, den breiten Rohr-
kolben Typha latifolia, unsere
hulische und wirkungsvolle gelbe
Sumpfdotterblume, Ca Witt pa./2*s-
tris. den ästigen und einfachen
Igelkolben Sparganiu?n ramo-
.•</i?H und Simplex, das flutende
Süßgras und den Manna-Schwa-
den, Olyceria fluitans und spee-
fubilis,'deB Wasserliesch, Btäo-
11/ IIS umbellalus, unsern viel be-
sungenen Schachtelhalm, Equi-
situm, und nicht zu vergessen
<las wunderschöne und inter-
(■ssaute Pfeilkraut, Sagittaria
saijittifolia. So könnte ich noch
vieles aufzählen. Einen Anspruch
auf Vollständigkeit machen meine
Ausführungen natürlich nicht.
b:h will nicht zu weit aus-
holen imd eben nur eine An-
regung geben; eine AVanderung
in die Umgebung wird jedem
aufmerksamen Beobachter die
Reichhaltigkeit unserer Ufer-
pflanzen vor Augen führen. 'Was brauchen wir da die exotischen Gewäclise,
die wir im Winter womöglich noch im Haus überwintern oder für
deren sonstigen Schutz wir Sorge tragen müssen. „Warum in die Ferne
schweifen, sieh, das Gute liegt so nah !•' Derartige Fremdlinge ge-
hören wohl in einen botanischen Garten oder in eine Liebhaber-
sammlung, aber nicht in unsere Gärten und Parks! Es kann nichts
Widersinnigeres geben, als solche Exoten mit unsern einheimischen
Gewächsen zusammenzubringen! Möge sich das jeder Landschafts-
Peristeria aspera.
nkfurt a. M. für die „Garten
IX, 2
Die Garlenwell.
15
giii-tner zu rierzen nehmen ; ein Herz und Seele ei-quickender Spazier-
gang in unsere scliöne heimatliche Natur wird ihn von der Wahrheit
nieinor "Worte überzeugen.
Nachschrift der Kedaktlon. Wir finden darin nichts "Widersinniges, vrcnn in
den Gilrten exotische Gewllchse aufgestellt werden. Gedeihen doch viele willirend
der Soininotnionato gar prUchtig im Freien, sodaß man mit deren sachkundi^'or
Verwendung keinen Fehler beu'ehl. Man soll sie nur ni^ht in solcher Fülle ver-
wenden, daß man das heimische Vegetationsbild vollkommen verändert, und nicht
Arten durt^heinander bringen, die nicht zusammenpassen. Wie würden unsere Gärton
ohno fremde Laub- und NadelbUume aussehen, die den Hauptbosland ausmachen?
Vorgärten.
Von A. Stüting, Köstritz.
(Ilierxii eitle Abbildung.)
De'i sauberer Ausfühning und sacligemäßer Untorlialtiing
hildcn die Vorgärten immer einen Sclimuck der Sti-aßon und der
Häuser. Die Tiefe der Vorgärten, d. h. der Abstand zwisclien der
Die Gartenwelt.
IX. 2
Baufluchtlinie und der Straßenfluclitlinie,ist sehr verschieden und
schwankt zwischen 2 und 20 m ; zuweilen beträgt die Tiefe noch
melir. Die für Straße und Haus angenehmste Vorgai-tentiefe
liegt zwischen 3 bis 4 und 10 m. Gewöhnlich sind von den
Stadtverwaltungen bestimmte Vorschriften, sogenannte Vor-
garten-Vorschriften, festgesetzt, die beim Verkauf von Bau-
grundstücken in Anwendung kommen. In diesen Vorschriften
sind die erlaubten Längen, Tiefen und Höhen der Vorbauten
angegeben. Ferner heißt es hierin gewöhnlich, daß die
nicht zu Vorbauten verwendeten Flächen zwischen Bau- und
Straßenfluchtlinie von den Eigentümern als Garten- und
Wegeflächen eingerichtet und immer in geordnetem Zustande
ei-halten werden müssen. Meist sind auch Bestimmungen
über die Eiufi-iedigungen an der Straßenfluchtlinie und an
den Nachbargrenzen getroffen und die erlaubten Sockel- und
Gitterhöhen über dem Bürgersteig genau angegeben. Aus-
nahmen von diesen Vorgarten - Vorschriften werden zwar
gemacht, bedürfen aber erst einer besonderen Erlaubnis seitens
der Stadtverwaltimg.
Die Einteilung der Vorgärten ist gewöhnlich in streng
architektonischen Linien gehalten, eine landschaftliehe An-
ordnung pflegt erst bei größeren Vorgarten-Tiefen einzutreten.
Bei kleineren Vorgärten ist eine Wegeeinteilung nicht an-
gebracht. Der zur Hausttire fülirende Weg ist entweder mit
Kies bedeckt, mit Platten belegt, asphaltiert oder manchmal
mit Mosaik-Pflaster befestigt, während die möglichen anderen
Wege schmäler angelegt werden müssen und nur mit Kies
abgedeckt werden.
Die Bepflanzung der Vorgärten geschieht meist mit Zier-
sträuchern, Stauden und je nach Größe auch mit i^yramiden-
förmigen, nicht zu hohen Einzelbäumen und mit immergrünen
Gehölzen. Die Bänder des zum Haupteingang führenden
Weges können auch mit wintei-harten Rhododendron, Rh.
sinense und flavum (= Azalea mollis und jwntka), Mahonien,
Hex, Cydonia, Hedera oder Vinca bepflanzt werden. Bei
regelmäßigen Vorgärten erhalten die oft tiefer liegenden
Innenfelder meist Blumenschmuck, je nach der Jahreszeit
wechselnd, oder Teppichbeete. Gebäiidefassacjfn mit wenig
oder keinem ornamentalen Schmuck werden am besten mit
Schlingpflanzen besetzt ; desgleichen können die Ein-
friedigungen an der Straße und die Grenzen der Nachbar-
grundstücke mit Schlingpflanzen verschönert werden.
Die Einfriedigung der Vorgärten muß nach der Straße
zu möglichst durchsichtig sein, damit der Zweck der Vor-
gärten, auch der Straße als Vei-schönerung zu dienen, erreicht
wird. Am geeignetsten sind Eisengitter, auf Sockeln aus
Hau- oder Mauersteinen errichtet. Selbstverständlich sind
hohe Sockel und hohe Gitter hier nicht am Platze, denn
diese beeinträchtigen den Eindruck des Vorgartens. Die
beste Höhe für den Sockel ist 20 — 40 cm und für die
Gitter 1 — 1,5 m über dem Bürgersteig. Bei Gitter von
mehr als 10 m Länge ist eine Unterbrechung des Musters
zu empfehlen.
Wo angängig, können die Vorgärten noch mit Vasen,
allegorischen Figuren, Grotten, Springbrunnen, Lauben etc.
ausgestattet werden. (Man hüte sich aber in Si)ielereien zu
verfallen. Die Eed.)
Im allgemeinen hat man sich bei der Einrichtung von
Vorgärten genau nach der Architektm- der Gebäude zu richten.
Natürlich kommen die Wünsche des Besitzers und die zur
Verfügung gestellten Mittel hierbei auch in Betracht.
Erläuterung des Vorgartenplanes.
Umgebung des Gebäudes:
a) Hocbstäinniige Rosen, mit Clemalis oder Periploea guir-
landeuartig verbunden.
b) Wistaria rliitioisis oder Att/jiclopsts rndicantissinia f.
Eni/fl»ia»/ii.
c) RItododendron verjnisobt mit Prunus Launiceiasus scliip-
kaünsis.
1. Rand Pflanzung aus diversen Ziergehölzen mit Stauden-
vorpflanzung.
2. Tilia mbra f. euchlora oder Aescidus rubicunda.
3. Gemischtes Blumenbeet.
4. Teppicbbeet.
fi. I'nimis jiriid/dd, Hallistamm.
G. ( n/)/rriiiiii (ii(/riiteum oder Euhdia jajioiiiia fol. rur.
7. P'inil.1,1 nlinrata.
8. Mayiiolia kiineana.
9. Calijcdtitlius floridus.
10. Paeonia arborea.
11. hochstämmige Rosen.
12. Betida alba fastigiata.
Gehölze.
Biiiitlaiil»itj;e Gehölze im Parke, eine Geschmacks-
Ei,
verirriiiifi;.
/ii)ii;e Gai-tenliebbaber finden eine besondere Freude daran, ihren
Garten oder Park mit allerlei künstlichen Ornamenten, GLiskugeln,
Gipsfiguren verechiedenster Art usw. auszustatten; andere glauben,
daß ein Park nur dann schön sei, wenn er möglichst mit grell- und
buntlaubigen Gehölzen bestanden ist.
Solange solche Gehölze in der Nähe des Hauses stehen, lasse
ich sie gelten. Auch in den alten französischen Stil passen sie oder
richtiger sie sind für ihn unerläßhch. Doch in einen freien, sogenannten
wilden Garten im modernen deutschen Gartenstil, wie ihn eine
amerikanische Zeitung nennt, gehören sie nicht. Hier sei die Grund-
farbe grün, welches wir in den wundervollsten Schattierungen von
leichten) Gelblichgrün bis zum dunkelsten Schwarz- und Blaugrün
haben können. Und liegt nicht gerade über dem grüuen Blätterdach,
den saftigen dunkeln Rasenmatten, ein ruhiger Friede, der uns wohl
tut, nachdem wir aus dem aufregenden Geschäftskanipfgewühl hierher
flüchteten?
Wollen wir eine lebhaftere Abwechselung haben, so finden wir
ein passsendes Material unter unseren leider oftmals zu wenig be-
achteten schön blühenden Gehölzen und Stauden.
Ein praktischer Landschaftsgärtner muß unbedingt ein guter
Gehölz- und Staudenkenner sein. Durch richtige Wahl der Pflanzen
und Gehölze ist es wohl möglich, einen abwechselnden Blütenflor das
ganze Jahr hindurch zu unterhalten.
Sind die grellfarbigen Blüten mit dem sanften Grün der Be-
laubung in gute Harmonie gebracht, so wird das Auge sich erquicken.
Der Park wird uns das geben, was er soll, unserem Geist und Körper
einen erfrischenden Genuß. Hortus.
Rhiis Cotinus L.
Ubwohl der Perücken st rauch ein alter Bekannter ist, wird doch
eine Erwälinung an dieser Stelle nicht zwecklos sein, deim schöne
und wertvolle Pflanzen können nicht oft genug empfohlen werden.
Der gut geformte, bis auf den Boden belaubte Strauch, ist zur
Einzelpflanzung auf den Rasen ganz besonders zu empfehlen und
sollte in keiner Anlage fehlen. Ritus Cotinus ziert fast den ganzen
Sommer von Juli bis in den Herbst durch seine Fruohtstände und
nimmt besonders in sonniger Lage im Herbst eine goldgelbe und
scharlachrote Färbung an. Der Strauch eignet sich vorzugsweise für
IX.
Die Gartenwelt.
heiße und trockene Lagen. Ein feuchter und schattiger Platz be-
finträchligt sehr die Herbstfärbung und er ist dann auch weniger
widerstandsfähig gegen hohe Kältegrade, denn leider ist Rhm Cotimts
nicht ganz winterhart und friert in strengen Wintern oft zurück.
Dieser schöne Zierstrauch gel)ört zur Familie der Anacardiaceen
und ist in Südeuro] a, Orient bis Südwestsibirien zu Hause.
Eine schöne Form ist Rhtis Colinus atropurpurea hört, mit
lobhaft rot gefärbten Rispen. Rhus Colinus pendula üermes ist
eine mehr eigenaitige als schöne Form. Außerdem sei noch K/ius
Colinus lanceolala hört, erwähnt. Otto Brand.
Saiiibiiciis niccinosa, ein einheimischor Ziorstraiicli.
Von Georg Liebsch, Dahlem-Berlin.
Jjei meinen sommerlichen Ausflügen, die ich als .Schüler und
angehender Gärtner in die heimatlichen Bergwälder unternahm, er-
freute mich jedesmal ein Strauch,
dessen Namen ich damals noch
nicht kannte, der mir aber als
der Inbegriff alles Schönen er-
schien. Zwar zierten ihn zur
Sommerszeit keine Blüten, dafür
aber waren die langen schlan-
ken Zweige mit einer Unmenge
scharlachroter Früchte beladen,
die. in kugeligen Rispen ange-
ordnet, von Ferne wie Granat-
blüten leuchteten. Unvergeßlich
wird mir der Anblick eines
.sonnigen Bergabhaiiges bleiben,
der über und über mit diesen
Sti-äucliern bewachsen war und
nur da und dort von den purpur-
nen Blütenständen des schmal-'
blättrigen Weidenröschens und
des roten Fingerhutes unter-
brochen wurde. Vergebens hoffte
ich später, als ich in Landschafts-
gärtnereien tätig war, meinen
schönen Bekannten wiederzu-
treffen; erst der Besuch bo-
tanischer Gärten belehrte mich,
daß es ein naher Venvandter
des schwarzen Holunders und
zwar Sambucus raccmosa
L. war. Hier konnte ich auch
feststellen, daß der rote Trauben-
oder Bergholunder keine beson-
deren Ansprüche an die Kultur
stellt, er wächst in der Sonne
und im tiefen Schatten gleich
gut, entwickelt auf nahrhaftem
Boden das hellgiüne Laub etwas
üppiger, während er auf durch-
lässigem Standort besonders
dankbar blüht und Früchte an-
setzt. Wohl sind die eiförmigen,
im Mai erscheinenden ßlüten-
rispen von wenig leuchtender gelblichweißer Färbung, sie erreichen
auch nicht die bedeutende Größe der Trugdoldeu von Sambucus
nigra L., dafür ist der Wuchs des gemeinen Traubenholunders viel
zierlicher, die Belaubung schöner und haltbarer.
Gewiß wäre es kein Verlust, wenn an Stelle des sparrig wachsenden
schwarzen Holunders sein rotfrüchtiger Vetter, der von Ende Juni
bis tief in den Herbst hinein durch seine Früchte ziert, welche dann
noch den nützlichen Siugvögeln zum Schmause dienen, in kleinen und
größeren Gälten mehr verwendet würde.
Amygdalus davidiana Carr. flore albo. Wenn das Frühjahr
nahe ist und es sich allenthalben in den Zweigen regt, Blatt- und
Blütenknospen schwellen und springen, dann schaut wohl der Garten-
liebhaber und auch der Gärtner gern ir.vU ili-n Oobölzen, die zuerst
ihre Blüten öffnen. Seidelbast, Foi-si/lJii,i. I'niiuix, Chaenorncles
(Cydonien) gelten wohl als erste unter 'l-'ii (ulMil/.n. die eine ansehn-
liche Blume öffnen. In Ami/gdalux daridiiuui Curr. fl. albo haben
wir aber einen Strauch oder Baum — derui er wird mehr als 4 Metei-
hoch — der mit den zeitigsten Frühjahrsblühern unter den Gehölzen
wetteifert. Forsylhia z. B. schlummert noch mit ihren Blüten, weim
.1. ihii-iiliana bereits im schönsten Schmuck ihrer leuchtend weißen
lüntcii prangt, die so zahlreich erscheinen, daß der Baum oft wie
liesi-hiicit aussieht. Wem also daran gelegen, seine Frühjahrsblüher
um einen neuen, herrlichen, ansehnlichen Vertreter zu bereichern,
der i)flaiize Amygdalus davidiana fl. albo. C. Rimann, Wien.
Corvdalis thalictrifolia.
Stauden.
Corydalis Üiaüclrifolia.*)
Von C. Rimann, Wien.
(Uicn.,1 eine Al,hilduiig.)
üeistehende Abbildung
zeigt eine neue Erscheinung
unter unseren Pflanzen, welche,
wenn in weiteren Kreisen erst
bekannt, ihrer guten Eigen-
schaften wegen vielfach in Kul-
tur kommen wird. Corydalis
thalictrifolia ist eine Einführung
aus Zeutral-China, woselbst sie
an Bergabhängen im Gestein
und Fels wuchert. Wir werden
sie daher als empfindliche Frei-
landpflanze behandeln, d. h. sie
kann im Sommer auf einer Fels-
[lartie ausgepflanzt werden, wo-
gegen sie über Winter im Kalt-
haus gehalten wird. Diese Vor-
sicht wird aber in milderen
Gegenden auch nicht nötig sein,
weil es bereits erwiesen ist,
daß Corydalis thaliclrifolia
unter schützender Laubdecke
Fröste unter 10° ganz gut über-
dauerte. Wie die Abbildung
zeigt, welche von einem etwa
7 Monate alten Sämling gefertigt
w'urde, baut sich die Pflanze
sehr elegant und leicht auf. Die
Blätter sind fünf- bis sieben-
teilig, gekerbt und gelappt und
ähneln etwa in der Form dem
Ciiclidonitim, das zur selben
Familie der Papaveraceae ge-
hört. Die Färbung der Blätter
ist lichtgrän mit einem Schein
ins Bläuliche.
Die Blüten, welche vom Mai bis zum Beginn des Frostes zahl-
reich hervorkommen, sind gelb und stehen an aufrechten, leicht
überhängenden, 10—1.') cm langen Trauben, in großer Anzahl zusammen.
Der elegante, lockere Bau der Pflanze und ihr reiches Blühen macht
sie geeignet als Ampeliiflanze, als welche sie von großem Effekt
ist. Der Umstand ferner, daß die Corydalis thalictrifolia selbst im
blühenden Zustande sehr gut das Umpflanzen verträgt, wird sie auch
für Gruppenauspflanzung verwendbar machen. Jedenfalls ist diese
„Garteuweh"
') Vgl. Jg. Vm, Seite 142.
Die Gartenwelt.
IX, 2
neue Eiufühning für alle genannten Verhältnisse infolge ihrer Eleganz und
willigen Blühbarkeit eine willkommene Bereiohemng unserer Gärten und wert
allerorts in die Kultui-en aufgenommen zu werden, besonders weil die Anzucht
aus Samen leicht ist und die Pflanze mit jedem Boden vorlieb nimmt.
Ausstellungsberichte.
TNTERNflTlON/ILE © KUNST- ®flüS5TEli=üNG
U. QR055E©G/SRTENBflü-<5/qü55TLlLÜNG
[V] ©DÜSSELDORF©© 190^© (^
^S^ VOM 1. r^AI- 23. OKTOBER \y
A'om Ilerausgelie r.
Die Internationale Herbst-Ausstellung.
IL
Schnittblumen.
(Hierxti sechs Ahhildungeii.)
-Uie Tage der Herltstaiisstelluiig brachten in der bekannten Schnitt-
blumenhalle, die im Verlaufe des Sommers bereits ein so lien-liches
vielseitiges Sehnittbliimenmaterial beherbergt hat, wieder eine prächtige
Schnittbltiraenkollektion. Im Vordergrunde des Interesses standen hier
die außerordentlich reichhaltigen und gewählten Gladiolensortimente,
die V. Lemoine & Sohn, Nancy, und Wilhelm Pfitzer, Stuttgart,
gebracht hatten. Lemoine muß als Altmeister der Grladiolenzüchtung
angesehen werden. Ihm ist wohl in erster Linie die hauptsächliche Ver-
besserung der sogenannten Genter Gladiolen und die eigentliche Züchtung
weiterer Hassen, speziell des Gl. Lenioinei und des Gl. 7iancei-
anus zu danken. Die riesenblumigen G. nanceianus können sich
ihrer Hinfälligkeit halber neben den beiden anderen genannten
Rassen nicht so recht behaupten. Lemoine beschränkte sich in
Düsseldorf darauf, ein selten schönes Sortiment Gl. Lenioinei in
seinen neuesten und schönsten Züchtungen zu zeigen. Äußerlich
zeichnen sich diese Sorten bekanntlich dwch intensiv gefärbte
Schlundflecken aus, im übrigen sind sie bemerkenswert durch
ihre Härte. Sie wurden seinerzeit als winterharte Gladiolen ein-
geführt. Wer es aber gut mit ihnen meint, tut besser daran, in
unserem Klima die häutigen Knollen nach Eintritt der ersten
Brunnengruppe von Max Blondat, Paris, auf der
Ausstellung in Düsseldorf.
Originalaufnahrae für die .,GartenweU".
Fröste auszugraben, zu trocknen und frostfrei aufzubewahren.
Die beistehende Abbildung gibt ein Bild des Blütensortimentes
genannten Ausstellers. Die einzelnen Sorten waren mit nach
vorn, dem Beschauer zugekehrten Bispen in Gläser gestellt
worden; auf diese Weise wurde eine bessere Wirkung als bei
der Anordnung, die Pfitzer gewälilt hatte, erzielt. Die
Blumen zeigten ihre Gesichter mit den leuchtenden Augen
und das wirkte. Von einem Eingehen auf Einzelheiten muß
ich absehen. Mich interessierten speziell die neueren Züch-
Gladiolus Lemoinei-Sorten von V. Lemoine & Sohn, Nancy, on^naiaufnahn
IX, 2
Die Gartenwelt.
tungen in blauen Farbentönen,
da das Blau der Gladioleiiblütc
eine züchterischo Errungenschaft
der letzten Jahre darstellt. Von
diesen blauen Sorten seien ge-
nannt ,,Bar(m Joseph Hidol''-
(1900), ganz dunkelblau, ferner
„General de Nansoiäy'-'- (1900),
„Micrmnegus'-'- (1900), „Le Ver-
rier"' (190O), „Mcdilcrrancen"'
(1 90 J), „Setialeur I oMa;«/-'(l 90 1 ).
Von andersfarbigen Sorten, die
.siih teils d\irch die enorme Größe
ilirer Blüten, teils durch Farbcn-
.schönheit auszeichnen, seien ge-
nannt ,,Solfalare'\ gelb mit rotem
Schlund, „Aphrodite"-, weiß mit
dunkler Schlimdzeiclinung, „Vel-
lcda''\ weiß mit roter Schlund-
zeichnung, „Richesse'^ (1900),
riesenblumig, rosa mit heller
Schlundzeichnung, „Arhsienna"^
hellrosa, dunkelrosa gezeichnet,
und „Ferdinand Kegeljan'\ orange
mit heller Zeichnung.
Dieser Lemoinesclien Kollek-
tion stellte Wilhelm Pfitzer
ein prächtiges Sortiment von Gl. gandavcnsis Sorten der hervor-
ragendsten Züchter, zu denen der Aussteller selbst gehört, ent-
gegen, auch einige Lc???owiei-Hybriden waren in dieser Sammlung
enthalten, wie die schöne, sehen vorhin genannte „Baron
Joseph Hulot'^. Untei den sLhun';t(^n Seiten des Pfit/eischen
Palmen von Jac. Beterams Söhne, Geldern,
von L. J. Draps-Dom, Laeken bei Brüssel.
links Aspidistra elati
Originalaufnahme für die
Sortiments fiel mir zunächst die prächtig mto, hübsch ge-
zeichnete Sorte „Neues Jahrhundert'- auf. Ich begrüßte sie
als alte Bekannte, da ich vor fünf oder sechs Jahren in
Stuttgart die Mutterpflanze dieser Neuheit bei Pfitzer in
Bluti '■ih '^le s( 11 nun m kommenden Jahre dem Handel
übergeben werden. Man
sieht daran, daß Jahre ver-
gehen, bis eine schöne
Sorte, die nur durch Brut
konstant vermehrt werden
kann, nennenswerte Ver-
mehrung ergeben hat. Die
Pfitzerschen Blumen sind
in diesem Jahre alle etwas
unter normaler Grüße ge-
blieben, da sie unter der
großen Dürre des Sommers
zu leiden hatten. Trotz-
dem wiesen einzelne Blüten
einen Durchmesser von 14
bis 15 cm auf.
Ich nenne von schönen
Sorten „Moni bland\ rein-
weiß, „Panther"-, rot, rosa
gestrichelt, „Äem/«oM5m<-
schwerdt", feuerrot, „He-
lios"- und „Hohenxollern'-^
beide hellgelb, „Gelber
Prinx'-'-, kanariengelb, „Ne-
ger fürst"- , dunkel purpur-
farben, und „Frau Baurat
Ph. Hohmann'-^ feuerrot,
matt dunkelrot getuscht. Die
Gladiolenliebhaberei wächst
sich zu einem Sport aus.
Die Gartenwelt.
IX, 2
Die einzelnen herroiTagenden Sorten sind näinlicli teuer
und Preise von drei Mark pro Stück gehören für schöne
Züchtungen bereits zu den alltäglichen. Ein Steckenpferd
des Herrn Pfitzer bilden auch die großblumigen Canna.
Auch davon zeigte er Pi-achtsorten eigener Züchtung, -wie
„Professor Frit» Höher", feuerrot, „Monte Rosa", dunkolrosa,
„Frau Marie Nagel", gelb, „Fabrikant Berg", ockergelb und
„Moni blanc", -weiß; auch waren diverse noch unbekannte
Sämlinge von vullfii'loter Schönheit vorhanden. Prächtig
wirkte in dii's.r IvilLktion das gefüllte Schleierkraut, Ggp-
sophila ))aiiiciilii/ii //. /J. "Was Pfitzer in der Kultur der
herrlichen Ceaiiotliiis-\\y\:]']i\<]\ leistet, ist bekannt, ancli um
die Verbesserung dir Kiinll.iil.cgonien, speziell um Hervor-
bringung gekrauster Sorten, hat er sich große Verdienste
erworben. Sortimente beider Gattungen und seine wunder-
baren Montbretien zeigte er in Düsseldorf.
Eine Sehen swih-digkeit ersten Banges unter den Schnitt-
blumen bildeten die neuen riesenblnmigen Dahlien von
H. Copijn & Zoon, Groenelcan bei Utrecht. Der Züchter
dieser Dahlien ist Herr Hornsfeld in Baarn, während sie
durch die ausstellende Firma dem Handel übergeben werden.
Einfache Dahlien mit Riesenblumen hat ja schon früher
Herr Mönch jun. in Leipzig gezeigt, aber die Dahlien von
Copijn stellen tatsächlich eine ganz neue Rasse dar. Sie
sind weder einfach noch gefüllt. Die Petalen sind weder
gleichmäßig noch von der Gestalt derjenigen der Kaktusdahlien,
und man kommt der Form der Blüten am nächsten, wenn man
sie mit halbgefüllten Paeonia chinensis vergleicht. Sie stehen
auch bezüglich der Größe hinter denen der besten Paeonien-
sorten nicht zurück, werden auf sehr langen und kräftigen
Stielen geti-agen und sehen infolge ihrer, ich möchte sagen
phantastisch unregelmäßig gestalteten Petalen in der Tat
originell aus. Dem Binder werden diese Blüten ein imver-
gleichiiches Material für die Füllung großer dekorativer Vasen
in die Hand geben, während sie der Landschaftsgärtner als
Solitärpflanzen im Parkgarten gern verwenden wird. Unter
den zahlreich vorhandenen Sorten gefielen mir ausnehmend
gut „Baron G. de Uraiicy, cremefarbig, in Amsterdam durch
Wertzeugnis erster Klasse ausgezeichnet, und „Ruhm von Baarn",
ro.sa. Sonstige Schönlieiten sind noch „H. Honisfeld", lachs-
farbig, „Hollandin", rosa, einfach, „Pius X", gelb, einfach
mit zwei Petaleiireiiion, „Ilerzog Heinrich", rot mit 20 cm
HInmendurchracsser. Wir worden späterhin den Lesern zwei
dieser Züchtungen auf farbiger Tafel vorführen.
Neben den vorgenannten Ausstellern neuer Spezialitäten
liegegneten wir hier wieder den bekannten Staudenfirmen. Die
Firma Goos & Koenemann, Nieder-Walluf, zeigte eine große
Kollektion abgeschnittener Zweige buntlaubiger, schönfrüchtiger
und auch schönblühender Geliölze. Die Firma besitzt be-
kiumtlich neben ihren Staudenknlturen auch vorzüglich ge-
Iritctr Hauin.-rhiilon. NoIh.h ,]],-s,-u ('«-Ur.h.ru, von welchen
nur bliilioii,!.- ■/;-,, „,„. /;,,/,/«„, h,sj,„l„, lUi.ldlcia variabilis,
Koflrn,l,rn, painnihihi. Dirrrilhi uimI ;iiidor,. i,i voller Blüte,
HdlllllllrllS IllrrlllOSd tcnuifolia, lllil Kor:ill,!l]nt('ü ü.'Or.'ll,
Ul/jirnr/nii iiiasi riiinum tricolor, Ciiuinll/ns, l'i)liii/(jjiiiiii Imlil-
schuaniiinn mit Blüten und Lonicrm mit piäriiti-,Mi V.^'Qv^'W
genannt seien, fesselten einige hübsche Stauden, so die früh-
blühende Asler Aniellus bessarabicus, Solidago Shortü mit
eleganten Rispen und hübsche Cannas.
Emil Finger, Hamburg-Uhlenhorst, zeigte Dahlien in
besten Sorten, H. Junge, Hameln, wieder die schönen Ceanolhus-
Hybridcn, ferner Anemone japonka, Rudljeckicn, Echinaceen,
Delphinium, Tritonia imd andere. Die Firma A. Keilholz
in Quedlinburg war mit einem prächtigen Asternsortiment
vertreten, das Sorten aus den wichtigsten Klassen enthielt.
Palmen und Blattpflanzen.
Unter den Palmenausstellern habe ich in erster Linie
der Firma Jac. Beterams Söhne, Geldern, zu gedenken,
deren gewaltige Massen hei-rlicher Palmen, von der markt-
gängigen Ware bis zu den prächtigsten Schaupflanzen ohne
Fehl und Tadel, ein herrliches Bild von den rationell durch-
geführten eigenen Kulturen dieser großen rheinischen Firma
boten. Mit großem Geschick waren diese Palmen, wie die
Abbildung Seite 19 oben eikennen läßt, zu wirklich dekorativen
Gruppen zusammengestellt. Vor den Leistungen dieser einen
Firma kormten die übrigen mit Palmen vertretenen rheinischen
Firmen die Segel streichen. Bei diesen Firmen konnte
übrigens im besten Falle nur von eigener Weiterkultur die
Rede sein. Die Grnjipe von Wilhelm Winkelmann, Roden-
kirchen bei Cöln, enthielt neben Schaupflanzen, die ihren
Ursprung nicht verleugneten, auch seltenere Arten, für die
in Dcntsciiland kein nennenswerter Absatz vorhanden ist, so
die mein' inleri',s>ante als schöne gelbblättrige Abart der
Livistoii'i rhiiiri/sts (Latania borbonica\ Geonoma gracilis
und inijfi ri'dis. Kiiifiii sandrriaiia und Alberti, sowie Cha-
macdorin .liruhrri/ii. Dali die prächtigen Chamaedoreen mit
ihren liamliusrelnaitigen dünnen Stänimchen so gänzlich von den
Ausstellungen und aus den Kulturen verschwunden sind, ist
recht bedauerlich; sie würden entschieden zu den gern ge-
kauften, sich im Zimmer gut haltenden Palmen gehören. Auch
Geonoma, Seaforihia, Caryota, Areca und andere verdienen es in
großer Zahl auf den Markt gebracht zu werden. Auch die Firmen
W. Stoffregen, Dortmund, und Carl Oser& Co., Diez a. L.,
führten viele Palmen vor,'' von denen ich es dahingestellt sein
lasse, wie lange sie schon von den Ausstellern kultiviert waren.
Die Palmen wurden fast noch in den Schatten gestellt durch
andersartige tropische Blattpflanzen. Bei diesen handelt
es sich aber meist um Pflanzen, die bei ims zwar auf Aus-
stellungen angestaimt, aber im gewöhnlichen Leben nur
selten und ausnahmsweise gekauft werden. Für den Zimmer-
gärtner haben sie keinen Wert; für große Dekorationen sind
sie zu hinfällig und in kleinen Exemplaren für Jardiniei-en,
sowie für Schnittzwecke zu teuer. In Belgien mögen diese
Pflanzen einen gewissen Markt haben. Hierher gehören
Dracae)ia gonidiana, D. godseffiana und I>. sanderiana.
Die beiden letzteren hatte L. J. Draps-Dom, Laeken, in
der Orchideenhalle in wahren Riesenexemplaren vorgeführt.
In seiner Gruppe befanden sich noch Riesen von Plalycerium
grande, Maranta kumeriana, Nephititis picturaia, Anthurium
ivaroqueanum, die herrliche Ileliconia illustris, Phyllotaenium
Lindenii, Aletris Litidemi und diverse Dieffenbachien.
AuchW. Winkelmann, Rodcnkirehen, zeigte solche belgische
Schaupflanzen, untermischt mit FIcns radirans fol. var„ Poa
trivialis variegata, einem herrliehen weißbunten Gras für
Jardiiiieren, Asparagus Sprcni/m Sehauptlanzen, Pandanus
Iliipli.^lii mit uriinon, gelbstreifigen, unbewehrten Blättern,
seltene Farne und andere Gewächse. Auf gleiche Stufe mit bunten
Ardiiloen und ähnlichen bunten, prunkvollen, aber leicht ver-
gänglichen Blattpflanzen sind die buntblättrigen Dracaenen,
richtiger Cordylincn, zu stellen. Vor zwanzig Jahren gehörten
sie zu den gesuchtesten Blattpfhuizon und wuixlen in Deutsch-
land zahlreich kultiviert, noch zahlreicher aber aus Belgien
eingeführt. Sorten wie Baptistii, imperialis, amabilis imd
terminal is rosea waren volkstümlich; heute will niemand mehr
IX, 2
Die Gartenwelt.
etwas von ilinen wissen. Von den
ausländisclien Ausstellern buntblilttriger
Schaupflanzen sind noch tinser deut-
scher Landsmann C. Petrick, Gent,
und L. van Houtte pere, Gent, zu
nennen. Die Alibildung- S. 19 unten zeigt
im Vonlergiiiml o'itwn T.'il der Pflanzen
des lotztgriianii(.-n Aii>st.'ll.'rs; darunter
liefnndon sich SlrrliCi'i injinae in Blüte,
Lycojiiii/i/nii /'iniiilifiiiiin/i als Ballon ge
zogen, ilrs^.Mi (Iriin Irlihaft, an Grypto-
meriit jajHfinrn erinnert, Alocasien,
Piiyllotaenien, Maranten, ferner
Oycadeen und Nepenthes, letztere in
wahren Prachtsorten mit Kiesenkannen.
Eine Hälfte der Petrickschen Gruppe zeigt
imtenstehende Abbildung. Sie enthielt
recht beachtenswerte Farne, wie Nephro-
lepis davallioides plumosa und Darallia
cpiphylla mit sehr langstieligen und
haltbaren Wedeln, ferner die von der
herrschenden Jloderichtung völlig vor-
drängten Dioffenbachien in den Sorten nmoena. Baiisei^
Bumannü und i/mi/Ni/ini, sämtlich buntl)lättrig, Maranten, Bro-
meliaceen, l'<uiJ<iini.-< Sninhn und Plioeitix Rochclcnii, die in
einem besonders schrmen lv\eni]ilar auch in dei- Palmengnii)pe
der A.-Ges. Flandria, Brügge, vorhanden war.
Auf dem Bilde der Petrickschen Kollektion sehen wir
von der Seite auch die niedliche Brunnengruppe des französischen
Bildhauers Blondat; ich habe diese prächtige Gruppe, die
in einem Gipsabguß ein stets gern gesehenes Schaustück der
Düsseldorfer Ausstellung bilde't, noch von vorn aufgenommen
(Abbildung Seite 18). Drei kleine Krabben, nackte Mädels
Buntblattrige Croton
Anatole Cordonnier et fils. Bailleul (Dep. Nord;
Originalaiifuahme für die „Gartenwelt".
mit schelmischen Gesichtszügen, hocken auf eineni F"elsen am
plätschernden Wasserquell zusammen und betrachten von
dieser sicheren Höhe herab, halb staunend, halb belustigt, zwei
Wasserfrösche, die sie mit ihren großen Froschaugen verdutzt
anglotzen und nicht wissen, ob sie angesichts der scheinbaren
Gefahr den Sprung ins nasse Element wagen sollen. Es ist eine
reizende, zum Herzen sprechende Komposition, deren Original in
Paris Aufsehen erregte. Sie brachte dem Künstler dort neben
der goldenen Medaille einen Ehrenpreis von 10 000 Franken.
Das beste in der Kultur buntblättriger Pflanzen hat
meiner Überzeugung nach die Firma Anatole Cordonnier
Teilansicht der Warmhauspflanzen von C. Petrick, Gent. Orig
Die Gartenwelt.
IX, 2
Eils (zu deutsch Schnliraacher & Sohn), Baillenl, Dep. Nord,
geleistet. Das waren Oi-oton, die sich überall in Ehren sehen
lassen konnten. Unser Bild S. 21 oben gibt nur einen schwachen
Begriff, von der Schönheit dieser kraftstrotzenden, farben-
siirülienden, eintriebigen Pflanzen von Metei'höho. Gleich
gutes in dieser Kultur habe ich nni- zu den Zeiten gesehen,
als die Oroton des Färbereibesitzers Spindler in Berlin eine
Spezialität bildeten, die nicht ihresgleichen hatte. Die
bunten Croton sind ausschließlich Liebhaberpflanzen für reiche,
große "Warmhäuser unterhaltende Gartenbesitzer. In • der
Binderei werden ihre Blätter nur noch selten und ausnahms-
weise verarbeitet, da sie ein zu kostbares Material darstellen.
Besonders schöne Sorten wai-en ,.Benoit Comte,'\ „President
Demole'', „Pres. Eiffaud''\ „Andreanum^\ „Reidii^\ „Mr. Alhert
TruffauV-^ und „Thom'psoniv'' . An anderer Stelle zeigte die
Firma Croton in kleinen Exemplaren und prächtige Pandanus.
Unter der erdrückenden Konkurrenz der Ausländer konnte
auch die bekannte Berliner Firma Spielberg & De Coene,
Franz. Buchholz, mit Ehren bestehen. Ihre gleichmäßigen
Topfexemplare von Celosia Thompsonü magnifica zeigten, wie
man aus dieser hübschen Sommerblume auch eine gute Markt-
pflanze machen kann. Die Billbergia rhodocyana in Bifite
ließen nichts zu wünschen übrig imd die Sehaupflanzen von
Bouijainvillea glahra sanderiana waren oluie Konkui'renz.
Schöne Ananasgewächse zeigte auch A. Hartstein sen.,
Düsseldorf. H. Kohlmann slehner, Britz bei Berlin, war
mit sehr gut kultivierten Nepltrokjns Piersonn vertreten, einer
guten, etwas monsti-ösen Handelssorte, die aus Nordamerika
zu uns gelangt ist.
Von der oiiglisclien Provinziell -Aiisslclliiiij»
in Slirewsbury.
Von Richard Anker, Addison Nursery, West-Kensington.
U nter den deutschen Fachleuten, die die Tempel Show
Londons besuchen und durch die Reichhaltigkeit der aus-
gestellten Pflanzen und Blumen zu Urteilen und Vergleichen
angeregt werden, hört man oft die Anschauung laut wei'den,
daß sie den um die Weltstadt herum wohnenden Gärtnern
eine günstige Gelegenheit böte ihre Produkte der breiten
Öffentlichkeit zu zeigen, daß das Ausstellungsterrain so
besonders gut gelegen sei und das Publikum für ein ver-
hältnismäßig geringes Eintrittsgeld zugelassen werde. Diesen
au und für sich so günstigen Vorbedingungen, so nimmt man
an, seien die glänzenden geschäftlichen und gärtnerischen Er-
folge allein zuzuschreiben, die diese Ausstellung jedes Früh-
jahr im Gefolge hat.
Es ist ein Iirtum anzunehmen, daß keine perfekte mehr-
tägige Ausstellimg abgehalten werden kaiui, wenn die Aus-
steller an entfernten Orten und wenn die Besucher nicht
in allernächster Nilhe wohnen, oder sich sonstige lokale Miß-
stände zeigen. Dies beweist die kürzlich stiittgehabte zwei-
tägige Ausstellung im Städtchen Slirewsbury, einem Orte,
der westlich von Birmingham gelegen, von dichtbestandenen
Hügeln umrahmt, wie geschaffen zur Abhaltung eines
gärtnerischen Festes ist.
Die Stadt hat 30000 Einwohner und beherbergt während
der Ausstellungswoche weitere CO 000 Gäste, welche allerdings
teilweise gezwungen sind, die Nacht in einigen benachbarten
Dörfern zuzubringen. — Die erste Ausstellung fand statt im
Jahre 1875 und im Laufe der Jahie hat sich die Leitung
des Gartenbau -Vereins der Grafschaft Shropshire sehr bemüht,
die stets im August wiederkehrende Ausstellung zu einem
solchen Ereignis für den Blumenliebhaber zu machen, daß
die „Exhibition" dieser Provinzialstadt wohl unerreicht
dnsteht. Im Jahre 1902 passierten die Tore 75 000 Gäste;
1903 wurden 4G800 Mk. Eintrittsgelder vereinnahmt, ob-
gleich das Wetter sehr ungünstig war; iin .lahre 1875 betrug
die für die Prämiierung ausgesetzte Summe 4000 Mk.,
diesen Sommer war die Summe auf 22500 Mk. angewachsen.
Außer den Geldpreisen gelangte eine große Anzahl Medaillen,
silberner und goldener Geräte, und endlich der Champion
Grape Cup — ein riesiger silberner Pokal — für die best-
gezogeneu Trauben ziu- Verteilung.
Der Park, in dem die Ausstellung allgehalten wird, ist
recht groß und hat seine Schönheiten speziell in einem
kleinen Tal, welches inmitten desselben gelegen ist und einen
kleinen Wasserfall, Alpengärten und Fontänen aufweist. So-
bald die Zelte uach Dunkelwerden geschlossen sind, erfreut
sich das Publikum an Konzerten und Feuerwerken, und es
hat sich herausgestellt, daß auch die so beliebten Pferdesports
und andere Belustigungen so begehrt waren, daß man sie
eingeführt hat. Im Laufe des Nachmittags, wenn die Zelt-
atmösphäi-e zu drückend wirkt, sieht man sich wohl ein
offenes Theater oder den Aufstieg eines lenkbaren Luftschiffes
durch Spencer, den berühmten Äronauten, an. Alle diese Sachen
tragen jedoch nicht den Charakter eines Jahrmarkts, sondern
werden derart geleitet, daß man diesen Teil des Parkes mehr
als eine Erholung nach den Zeltwanderungen, wie als Tingel-
tangel ansehen muß.
Den Ausstellern ist ausgezeichnete Gelegenheit geboten,
ihre Produkte vor allen Zufälligkeiten geschützt zu zeigen.
Bei Ankunft eines jeden Eisenbahnzuges warten bereits Wagen
am Bahnhof, die den Ausstellern gratis zur Verfügung stehen,
um die Objekte an Ort und Stelle zu schaffen. In der ersten
Nacht werden sämtliche Zelte elektrisch beleuchtet, jeder
Aussteller erhält vom Komitee soviel Platz angewiesen, wie
er zur effektvollen Schaustellung seiner Artikel benötigt und
außerdem alles, was er an Blattpflanzen und Palmen braucht,
um den Hintergrund eines Standes günstig abzuschließen.
Angestellte erhalten am nächsten Morgen freies. .Frühstück,
und die Wasserversorgung zum Bewässern und Spritzen der
ausgestellten Pflanzen ist vorzüglich vorgesehen, indem hierfür
in nächster Nähe eigene Tanks angelegt sind. Die Frucht-
abteilung wird besonders beschützt, indem man dieselbe mit
Drahtgeflechten umgibt,, deren Maschen gerade" weit genug
sind, tun auf die Augen des Besuchers niöh't störend zu wirken.
In den Fruchtkonkurrenzen findet man neben den
berühmten englischen Gewächshausü-aüben , welche oft in
800 — 400 Fuß langen Häusern gezogen werden, noch Feigen,
Melonen, Nektariiion und Piirsiche, sowie alles denkbare Frei-
landobst in allL'rbesten (^tiialitäten. Von der Güte der Trauben,
die übrigens einen bedeutenden Ausfuhrartikel bilden, kann
man sich nur einen Begriff machen, wenn man dieses herr-
liche Tafelobst hier sieht. Der Preis-Pokal geht erst in den
Besitz des Bewerbers über, wenn er ihm dreimal zuerkannt
wurde.
12 Ti-auben sind zur Koiikui-renz unerläßlich nötig;
man fand die folgenden vor unter dem Sortiment, welches
den ersten Preis errang: 1 „Alnwick Sämling-', A „Madresfield
Court", 4 „Museal of Alexandria", 1 „Black Hamburgk'-,
2 „Gros Maroc."
Eine andere vielumstrittene Ausstellungs-Aufgabe war die,
IX,
Die Gartenwelt.
23
welche vorschreibt eine Gruppe von Gewächshauspflanzen
zu zeigen, die 300 Quadratfuß einnimmt und für Effekte
bestimmt ist.
Die Firma, welche den ersten Preis davontrug, zeigte
Codiaeum (Orotoii), Aralia, Palmen, Begonien und Orchideen.
Ein Preisausschreiben für 15 Gewächshauspflanzen,
10 davon blühend, war stark umworben worden. Der Sieger
des ersten Preises zeigte Ixora salicifoUa, Williamsü und
Duffii, Slatice profusa und intermedia, Dijiladenia regina, Ertca
marnockiana. Bougainvillea glabra sanderiana, Allamanda
(/randiflora, liondelelia speciosa major, Codiaeum „Sunsef-^
und „Vietoria'-' nebst drei Palmen.
Die Bougainnlleen allein, deren Brakteen strahlend das
Grün der Pflanzen verdeckten, verdienen elu-ende Anerkennung.
Eine Cannagruppe war ferner ausgestellt, wie man sie
in derartig wechselnden Varietäten und voUkoramnen großen
Blütenrispen recht selten findet.
Es befinden sich lüer Firmen, welche bei Anlässen, wie
solche diese Ausstellung bot, ihre Kunden (Ämatem-e) in Wett-
bewerb treten lassen. Diesmal wünschte eine derselben, ihre
letzten Neuheiten in Konkurrenz erscheinen zu lassen. Ein Ama-
teur erhielt einen Pokal für folgende selbst gezogene Pflanzen:
Ceropegia Woodii, Dracaena Victoria, Davallia lucida, Helicofiia
ilhisi7-is, Ficus radicans variegata und Aneinia rotundifolia.
Die Einzelaufführungen der Gruppen, in denen speziell
Oroion, Anthurium, Caladium, auch herrliche Nelken glänzten,
würde zu weit führen.
Bindereien waren stark vertreten und aus dem kostbarsten
Orchideenmaterial gearbeitet. An den gefälligen Schaubuketts
ist leicht zu sehen, daß der kontinentale Einfluß, der sich
schon in den Westendläden Londons bemerkbar macht, das
kompakte, althergebrachte Ai-rangement hier langsam, aber
sicher verdrängt.
Stauden in allen Gattungen waren leidlich vertreten.
Montbretia, Coj-eopsis, Erigeron speciosus tnajor, Orinum
Powelii, Kniphofia {Tritoma) „Dr. Reget', Delphinium, Phlox,
Campanula und Gladiolus hybr. princeps glänzten durch ihre
Schönheit.
Auch Dahlien waren häufig ausgestellt; fast nur
Kaktustypen in allen Nuancen. Der so warme Sommer hatte
vermocht allerbeste feinste Schattierungen und Blüten von
bedeutender Größe zu zeitigen, und man konnte diese Klasse
als eine reich beschickte Sonderausstellung betrachten.
Von den Gemüse-Abteilungen will ich nur sagen, daß
ich selten solche gesunde Zeugen gärtnerischen Fleißes sah.
Besonders Blumenkolü, Zwebeln und Sellerie waren wirldich
nicht besser zu kultineren.
Alles in allem stellte diese Ausstellung ein Ganzes dar,
welches einzig in seiner Art war.
Das vollkommene Fehlen minderwertiger Objekte, die
Ansammlung von Produkten aus fast allen Teilen des König-
reichs, die Vollkommenheit der Blüten alles Ausgestellten,
•das Entgegenkommen des Komitees, die Volkstümlichkeit der
ganzen großen Idee, den Gartenbau zu heben, und die Art
wie der kolossale Verkehr geleitet und bewältigt wurde, alle
diese Tatsachen werden sich in solcher VoUkoramenheit wie
.hier wolü auf keiner anderen Ausstellung zusammenzufinden.
Aus den Vereinen.
Jahresversammlung der Deutschen Dahlien -Gesellschaft
in Düsseldorf am 8. September. Im Anschluß an ihre große
Dahlienausstt'Uunfr im Pavillon für Sonderau.sstelluDgen hielt die
Deutsche Dahlien -Gesellschaft üire diesjährige Jahresversammlung
unter der Leitung des Vorsitzenden Herrn Georg Bornemann-
Blankenburg a. H. ab. Da Herrr Professor Roeber am Erscheinen
verhindert war, wurde die Ausstellungsleitung durch Herrn Direktor
Frauberger vertreten, der nach Eröffnung der Sitzung ein Be-
grüßungswort sprach. Vom Grafen Schwerin war ein Begrüßungs-
Telegramm eingelaufen, das der Vorsitzende zur Verlesung brachte.
Der Geschäftsführer, Herr Heinrich Kohlniannslehner-Brietz
b. Berlin, erstattete darauf den Eechnungsbericht, der allerdings mu-
unvollkommen wiedergegeben werden konnte, da der Kassierer, Herr
Craß, erkrankt war und die Aufstellungen nicht zui' Hand waren. Die
diesjährige Ausstellung hat bis dahin einen Aufwand von ca. 1000 M.
erfordert, die insbesondere zur Vorbereitung des Auspflanzgeländes
in der Ausstellung, für Reisespesen, Drucksachen usw. verwendet
wurden. Der Betrag wird sich voraussichthch noch erhöhen; trotz-
dem ist davon eine Belastung der Gesellschaft oder ein Defizit nicht
zu erwarten, da die hiesige Ausstellungsleitung der Gesellschaft in
zuvorkommendster "Weise für ihre Sonderausstellung 2000 M. zur
Verfügung gestellt hat. Der Geschäftsführer bedauert, daß die ein-
zelnen Mitgüeder zu wenig tätige Anteilnahme an der Entwicklung
und an den Arbeiten der Gesellschaft nähmen und bittet die Mit-
glieder um regere Unterstützung. Im Anschluß au den Rechnungs-
bericht entspann sich eine Debatte über die Gläserfrage, in der be-
schlossen ward, den Blumengläser-Bestand der Gesellschaft, der bisher
den wertvollsten Besitz derselben ausmachte, zu ergänzen und wie
bisher für Ausstellungen in Bereitschaft zu halten. Die kostspielige
Veranstaltung selbständiger Dahhenausstellungen, wie sie in den ersten
Jahren seitens der Gesellschaft erfolgte, soll in Zukunft unterbleiben, die
Ausstellungen sollen möglichst im Anschluß an größere Unter-
nehmungen stattfinden, da die Gesellschaft dabei am besten fort-
komme. Als nächster AussteUungsort wurde auf Einladung hin
Darmstadt in Vorschlag gebracht. Die Vorstandswahl wird wegen
Abwesenheit des Kassierers bis zur nächsten in Hannover stattfindenden
Hauptversammlung vertagt. Um den Mitgliedern auch praktische
Vorteile zu gewähren, soll der Versuch gemacht werden, die neuen
Errungenschaften in der Dahlienzucht alljährlich bekannt zu geben.
Zu diesem Zweck wird eine Kommission regelmäßig die Hauptkultur-
stätten für Dahlien besuchen, um das notwendige Material zu sammeln.
Nach Erledigung des geschäftlichen Teiles hielt Herr Kohlmannslehner
einen interessanten Vortrag über die Geschichte der Dahlie, die m
diesem Jahre ihr hundertjähriges JubUäum seit ihrer Einführung in
Deutschland feiert. Danach wurde die Dahlie aus Mexiko zunächst
in England eingeführt. 3804 erfolgte ihre Einführung in Deutsch-
land. Der Samen der ersten deutschen Dahhen stammte von Alexander
von Humboldt, dem also die Einführung der Dahlie in erster Linie
zu danken ist. Eine der Hauptkulturstätten war Köstritz, woselbst
die Firma Christian Deegen große Dahlienkulturen anlegte. Es
ist dieselbe Firma, die heute noch große Dahlienspezialzucht
treibt und auch auf der hiesigen Ausstellung vorteilhaft vertreten war.
Im Jahre 1836 fand in Jena die erste Dahlienschnittblumeu-Aus-
stellung statt, die auch noch von Alexander von Humboldt besucht
wurde und auf welcher die ebengenannte Firma Deegen bereits mehr
als 200 Sorten von Dahlien ausstellte. Ums Jahr 1840 ließ das
Interesse für Dahlien wieder nach, ohne daß darum die Leistungen
der deutschen Gärtner geringer geworden wären. Im Gegenteil, die
deutschen Züchter waren fortgesetzt an der Arbeit, um neue Spiel-
arten zu ziehen, aber es zeigte sich auch hier die auf anderen Ge-
bieten vielfach beobachtete Erscheinung, daß ein deutsches Produkt
eret dann Anerkennung findet, wenn es aus dem Auslande, in diesem
Falle England, neu eingeführt wird. Die deutschen Züchter waren
die ersten, die an Stelle der großköpfigen runden Dahlie die spitz-
blättrige gefälligere Dahlienform züchteten, die uns unter dem Namen
der Kaktusdahlie bekannt ist. Diese Form fand aber lange Zeit keinen
rechten Eingang, bis in den 80er Jahren die ersten Kaktusdahlien
von England herüberkamen, die nun als große Neuheit bewundert
und gekauft wurden. Im Anschluß an diesen Vortrag erfolgte noch
eine anregende Aussprache über einzelne spezielle Fi'agen. Herr
Margot- Köstritz, der Enkel des ersten großen deutschen Dahlien-
zücbters, war in der Versammlung anwesend.
Die Gartenwelt.
IX, 2
Zeit- und Streitfragen.
Garteiiverwaltuiig und Lokalpresse.
Jji Hannover griff in der Sitzung der städtischen Kollegien vom
15. September Stadtdirektor Tramm in einer die Finanzpolitik der
Stadt begründenden großen Rede als Beispiel auf die Entwioklungs-
stadien der städtischen Gartenaulagen zurück, die er mit den gleich-
zeitigen Kommentaren der Lokalpresse begleitete. Bei der Um-
gestaltung des Theaterplatzes ließ sich eine „vox populi vox Bei"
vernehmen, die wegen der Opferung einiger nicht sehr glänzender
Pyramidenpappeln zugunsten eines großen Verkehrsweges die Stadt-
leitung der Verdammnis übergeben wollte, die das Bauwerk des
genialen Laves (das Hoftheater) schände und 132000 Mk. ausgäbe,
um die grandiose Idee des großen Mannes in die Erde zu karren.
Bei der landschaftlichen Umgestaltung des Stadtwaldes Eilenriede
wurde festgestellt, daß auf dem Rathause ein vollständiger Barbarismus
herrsche, der nur darüber nachsinne, wie er die schattigen Bäume
der Eilenriede beseitige. Und als der Marschpark angelegt werden
sollte, da wui-de gesagt, daß dieser Platz in seiner großen, unregel-
mäßigen Form sich niemals für einen Park eignen würde. Wenn er
aber geschaffen würde, so würde er die umliegenden Bauwerke
vollständig erdrücken ; und wenn Bäume darin aufwüchsen, was man
bezweifele, so würde es lange Jahre dauern, bis diese irgendwie
zur Geltung kommen würden. Die Wirklichkeit hat inzwischen alle
Bedenken der Zweifler zunichte gemacht, und kein Mensch möchte
die der Stadt durch die Anlagen gewonnenen Reize heutzutage mehr
missen. Der ausführenden Gartenverwaltung kann dagegen durch
diese Art der Kritik manche Verlegenheit bereitet werden, ehe sich
die Lokalpresse daian gewöhnt hat zu erkennen, daß die Sachkunde
jedes beliebigen Reporters oder Bürgervereinsmitgliedes nicht aus-
reicht, um gartenkünstlerische Projekte zu beurteilen. Kr.
Rechtspflege.
Keine Haftpflicht des Arbeitgebers. Das Reichsgericht
hat neuerdings eine für Arbeiter und Arbeitgeber höchst wichtige
Entscheidung getroffen und die Frage, ob der Arbeitgeber für
den Schaden haftbar ist, der seinen Arbeitern durch das unter-
lassene Einkleben von Invaliditäts- imd Altersversicherungsmarken
rrwächst bezw. erwachsen ist, verneint, wie die D. Tagesztg.
mitteilt. In der betreffenden Entscheidung heißt es u. a. Das Gesetz
bezweckt eine öffentliche Fürsorge für die Arbeiter. Die Niohtent-
richtung der Beiträge ist mit Strafe bedroht. Die Vorschriften weisen
darauf hin, daß die Verpflichtung der Arbeitgeber zum Markenkleben
nicht auf dem Dienst- oder Arbeitsvertrage beruht, sondern eine
öffentliche Pflicht ist, die dementsprechend auch nur durch öffentliche
rechtliche Zwangsmittel zur Eifüllung gebracht werden kann.
Die Instandhaltung fremder Gärten durch einen Gärt-
nereibesitzer ist keine invalidenversicherungspflichtige Tätig-
keit. Diesen Grundsatz hat das Reichsversicherungsarat kürz-
lich aufgestellt. Der betreffende Gärtner hatte nur einen ver-
hältnismäßig kleinen Teil des Jahres bei einer beträchtlichen Zahl
von Auftraggebern, unter Verwertung seiner besonderen fachlichen
Ausbildung und in entsprechender Unabhängigkeit, in fremden Gärten
gearbeitet, dabei einen Teil der erforderlichen Pflanzen selbst aus
i5einer Gärtnerei geliefert und einen Lehrling verwendet. Nach der
Ansicht des Keichsversichorungsamtes hat dieser Gärtner sich nicht
anders betätigt als die zahlreichen anderen Gärtner, bei denen die
Instandhaltung fremder Gärten einen Teil, unter Umständen den
Hauptteil ihres Gewerbebetriebes bildet, ohne daß ein Zweifel an
ihrer Stellung als selbständige Gewerbetreibende entstände.
Tagesgeschichte.
Düsseldorf. Über die Finanzlage der Düsseldorfer Ausstellung
wurde von hei-ufener Seite folgendes mitgeteilt: In dem Voi'anschlag
für die finanzielle Gestaltung des Unternehmens waren für Einnahmen
an Abonnements und Entrittsgeldern 72Ö000 Mk. angesetzt worden,
diese Summe war aber bereits ausgangs August um mehr als eine Viertel
Million Mark überholt worden, denn die Einnahmen aus den Abonnements
und den Eintrittsgeldern betrugen Ende August schon 1 069 976 Mk.
Ähnlich günstig hat sich das Verhältnis für die Haupteinnahmequelle
der Ausstellung, das Oktroi, gestaltet. Es war im Voranschlag auf
93000 Mk. festgesetzt. Bis heute hat die Ausstellung bereits über
200000 Mk. für Oktroi eingenommen. Bei diesem günstigen Stande
der Einnahmen liat die Leitung ihre Ausgaben für eine möglichst
vollkommene Gestaltung und Durchführung der Ausstellung ent-
sprechend erböht, da es bei diesem aus sozialen und gemein-
nützigen Gründen ins Leben gerufenen Unternehmen nicht auf
die Erzielung eines Überschusses abgesehen ist.
Frankfurt a. JH. Der gemeinsam von der Gartenbau-Gesell-
schaft, vom Verschönerungs-Verein und vom Verein zur
Förderung des Fremdenverkehrs in Frankfurt a. M. zum
dritten Male veranstaltete Wettbewerb im Balkonschmuck hatte
sich in diesem Jahre einer etwas lebhafteren Beteiligung zu erfreuen.
Wenn auch die Zahl der angemeldeten Balkone keine viel größere
als im Vorjahre war, so hat doch der Wettbewerb auch außerhalb
des Kreises der Teilnehmer, wie zu beobachten war, Anregung gegeben.
Namentlich zeigten die Straßen der Außenstadt eine überaus reiche
und zum Teil recht geschmackvolle Schmückung der Balione, welche
dem Gesamtstraßenbilde verschiedentlich eine ganz reizvolle Ab-
wechslung boten.
Zum Wettbewerb waren ca. 50 Anmeldungen ergangen. Die
Beurteilung erfolgte durch eine aus Mitgliedern der beteiligten Vereine
gebildete, zum großen Teil aus Fachleuten bestehende Kommission,
die, sich in drei Bezirke teilend, im Laufe des Sommers einmal
gemeinsam und danach von Zeit zu Zeit einzeln Besichtigungen
vornahmen. Letztere sollten namentlich zur Prüfung der Unterhaltung
der für die Prämiierung vorgesehenen Balkone dienen. Die Be-
urteilungskommission machte dabei vielfach die Bemerkung, daß die
Bewerber durch Massenverwendung von allerlei Pflanzenmaterial
eine gute Wirkung zu erreichen glaubten, dabei aber durch die
Überfüllung sehr außer acht ließen, daß der Balkon in der Haupt-
sache doch immer ein bequemer Aufenthaltsort bleiben soll. Was
das Pflanzenmaterial anbetrifft, so fanden wieder lorzugsweise Zonal-
und Efeupelargonien, sowie in gemischter Zusammenstellung Fuchsien.
Tropaeolum, Petunien, Lobelien etc. Verwendung. Wenn auch nicht
zu verkennen ist, daß besonders die Vei-wendung von „Meteor''-
Pelargonien in Verbindung mit rosablühenden Efeupelargonien eine sehi-
dankbare Sache ist, so ist aber zu befürchten, daß ein Allzuviel ein-
förmig wirken muß. Man sollte vielmehr zeigen, daß sich mit dem
zur Verfügung stehenden vielseitigen Pflanzenmaterial nicht nur
färben-, sondern auch formenharmonische und eigenartige Zusammen-
stellungen machen lassen.
Unter Berücksichtigung einer nicht nur der ästhetischen Wirkung
entsprechenden, sondern auch dem praktischen Zwecke des Balkons
Rechnung tragenden Schmückung und Anordnung wurden vom Preis-
gericht 3 Ehrenpreise, 10 silberne und 9 bronzene Medaillen.
15 Diplome sowie 4 Lobende Erwälmungen erteilt. F. K.
Geestemfinde. Der Plan der Schaffung eines Geestemünder
Bürgerparks ist wieder einen Schritt weiter gekommen. In einer
abgehaltenen Sitzung des Waldvereins wurde ein vom Parkdirektor
Ohrt in Bremen entworfener Plan für die 126 ha große Waldanlage
vorgelegt und genehmigt. Es wurde beschlossen, den Grunderwerb
weiter zu betreiben und die Fortsetzung des augenblicklich i-iihenden
Enteignungsverfahrens zu veranlassen. Es stehen für die Ausführung
des gemeinnützigen Werkes bereits 70000 M. zur Verfügung, wenn
sie auch noch nicht für die Vollendung desselben ausreichend sind.
Oelsnitz i. V. Eine sehr kalte Nacht war die vom U. zum
12. September. Das Thermometer zeigte früh 5 Uhr 3 Grad Celsius
unter Null. In den Gärtnereien und in den Privatgärten sind die
empfindlicheren Pflanzen durch den Frost erheblich beschädigt worden.
Dem trockenen heißen Sommer wird voraussichthch ein ebenso
trockener Herbst mit zeitigen starken Frösten folgen. In der
Berliner Gegend traten die ersten Fröste vom 18. zum 19. September
auf, ihm fielen u. a. stellenweise Dahlien und Gurken zum Opfer.
Verantwortl. Bedaktenr: Max Heediirffor. Berlin. — Verlag v. Richard Carl Schmidt 4: Co.. Leipzig. — Druck: Anhalt. Bnchdr. Gutenbere. e. G. m. b. H.. Dessau.
Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
15. Oktober 1904.
No. 3.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Farne.
Bilder aus der Heimat der Baurafarne.
Von Woldemar Nicolai, Paiadiesgarten, i^Coswig i. S.
{Iliei-xu i-ier Abbildungen.)
Die Nordinsel Neuseelands, Te Ika a Maui, auch
Auckland genannt, ist wegen ihrer üppigen, subtropischen
Vegetation bemerkenswert; sie ist aber gebirgig und
sehr vulkanisch. In den Niederungen gibt es viele heiße
Quellen und warme Seen. Der Aufstieg ins Gebirge ist
ein schwieriges Unter- .
nehmen, denn die Berge
sind steil und der Wald
ist wegen der zahllosen
engverschlungenen Lia-
nen nur mühsam zu
durchdringen. Die Er-
habenheit der Natur ver-
mag es aber, den Men-
schen für die ausge-
standenen Strapazen zu
entschädigen. Höher hin-
auf steht Hochwald, der
so recht die Lebensbe-
dingungen für Farne
bietet: Feuchte Luft bei
mittlerer Temperatur,
schattiges Laubdach und
humusreiche Erde. Hier
gelangen die Farne zur
höchsten Entwicklung
und der Sammler macht
reiche Ausbeute. Hun-
derte niedriger und baum-
artiger Farne, meist den
Gattungen AUophila,
Cyaihea. Dichsonia und
Todea angehörend, haben
hier ihre Heimat. Cya-
Gartenwelt. IX.
thea meduUaris Sic, C. dealbaia Sic. und C. punga
wetteifern in Größe und Schönheit. Einzelstehende
Exemplare haben Stämme bis 12 Meter Höhe und der
Durchmesser ihrer Wedelkrone beträgt 6 — 8 Meter. Aber
alles wird überragt von gewaltigen Laubbäumen, die den
Baumfarnen Schutz vor den Sonnenstrahlen gewähren.
Die Gebirgsbäche, die rauschend zu Tale eilen, sind an
ihren Ufern dicht mit zahllosen Farnen bewuchert.
Wohnung des Farnsam
(Cvathea dealbata
mlers, im Vordergrund Cordyline australis und Farne
und niedullari^). Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
Die Gartenwelt.
IX, 3
Myrtengewächse, Mimosen und Proteaceen sind die
Hauptvertreter der Laubhölzer. Von Farnen finden sich
noch Alsophila contanünans Wall.. A. bmulafa R. Br.^
Dicksotiia antarctica B. Br. (Labill.) = Balantium
antarcticum, dazwischen niedrige und halbhohe Cyatheen.
"Wohl die größte aller Cyatheen ist C. punga. deren
Stämme bis 20 m hoch werden und deren Kronen bis
5 m lange Wedel tragen. Diese Art nimmt auch mit
trockneren Standorten
vorlieb, vorlangt aber,
wie die anderen, Be-
schattung durch hö-
here Bäume zum guten
Gedeihen. Wo der
Hochwald stellenweise
zurücktritt, ändert sich
sofort das Laudschafts-
bild. Cordyline, P/ior-
mium fena.r, Lepto-
spennuin -Arten zei-
gen sich dann in voll-
endeter Schönheit, und
wo sich dem Auge ein
Ausblick bietet, sieht
es in weiter Ferne,
in der Sonne weiß er-
scheinend und zitternd
das Meer. Tof/cn s^/-
pcrha, Plati/cen'niii,
Lycopodiurn, Selagi-
nellen sind von ver-
blüffender Schönheit
und Größe und reizen
den Sammler zum Mit-
nehmen. Leider ist
der Weg beschwerlich
und es ist eine furcht-
bare Plackerei, zwei
Meter lange Stamm-
stücke über Felsen,
Schluchten und schier
unpassierbare Stellen
zu bringen. Mit Hilfe
von Eingeborenen
(Maoris) werden die
Stämme auf Kähnen
zu Tale befördert und
gehen dann mit dem
Dampfer, in lange und
breite Kisten verpackt, nach Europa. Die beigegebenen
Abbildungen sind nach Photographien meines Sammlers
gefertigt. Sie sagen uns mehr als Worte es vermögen über
die großartige Entwicklung der neuseeländischen Cyatheen
und Dicksonien. DasBild der Titelseite neigt links Cordi/line
australis und rechts Cyathea dealbata und medidlnrh.
Das Bild Seite 29 führt uns in den Urwald, wo Cyathea
punga in Riesenexemplaren inmitten des üppigsten
tropischen Waldes steht. Die Abbildung Seite 27 zeigt
Cyathea medullaris und Cordyline australis und das Bild
dieser Seite läßt uns einen Blick tun in einen herr-
lichen Waldweg, an dessen Seite stolze Gyatliea dealbata.,
mediälmis und punga, sowie Dichsonia antarctica stehen.
Wenn wir auch diese Baumfarne in unserem kälteren,
weniger sonnigen Laude nicht zu derselben üppigen
Entfaltung bringen
können, wie in ihrer
Heimat, so können
wir doch stattliciie
Kulturpflanzen aus
ihnen erziehen, die
über Sommer zur
Dekoration im Freien
vorteilhaft verwendet
werden können und
die sich über Winter
bei 5 bis 6 Grad im
Kalthause gut halten.
Der weiteren Ver-
breitung sind diese
Baumfarne würdig.
Mögen diese Zeilen
dazu beitragen.
Cyathea medullär
Originalauftiahm
Obstbau.
Beförderung von
Obst auf der Eisen-
bahn. Für die gegen-
wärtige Obstzeit sind die
Dienststellen erneut an-
gewiesen worden, dar-
Übel zu wachen, daß der
Ob«tversaad mit tunlich-
ster Beschleunigung er-
folgt. Besonderes Augen-
merk soll darauf gerich-
tet werden, daß zur Be-
ladimg keine mangelhaft
gereinigten und nament-
lich keine frisch desinfi-
zierten Wagen gestellt
werden. Bei notwendig
werdender Umladung von
Obst in loser Sohüttung
ist eine genaue Tat-
bestandsaufnahme anzu-
fertigen, die über den
Befund des Obstes vorund
bei der Umladung Aufschluß gibt. Die Verwendung eiserner Schaufeln
bei dem Umladen ist untersagt. Da bei dem Verwiegen der Obst-
wagen au den Empfangsstationen vielfach bedeutende Abgänge (bis
rSOO kg!) festgestellt worden sind, und zwar auch bei Wagen, dei-en
Frachtbriefe die amtlichen Wägestempel getragen haben, und diese
Verluste nicht aliein durch Eintrocknen des Obstes entstehen können,
ist anzunehmen, daß das Verwiegen nicht ordnungsmäßig statt-
gefunden hat, oder daß später wieder Obst dem Wagen entnommen
worden ist. Es ist daher darauf zu achten, daß die amtlichen
dealbata und punga.
"ür die „Gartenwelt".
IX, 3
Die Gartenweh.
27
Wägestenipel nur dann auf die Frachtbriefe aufgedrückt werden,
wenn die Gewiohtsfeststellung ordnungsmäßig von selten der Bahn
erfolgt ist.
Sfldafrikanisches Obst. Nachdem in den letzten Jaliren der
amerikanische Wettbewerb einen gewaltigen Aufschwung genommen
hat, tritt nun neuerdings auch noch Rüdafrika mit seinem Obst auf
den Plan. Das ist wohl eine Folge der Einführung besserer Ver-
fahren für den Versand von Obst und von anderen leicht dem Ver-
derben au.sgesetzten Erzeugnissen. So sollen nach dem „Westd. Ldw.-
in New-York vor kurzem in einer Woche .550 Kisten südafrikanischer
Pfirsiche, Aprikosen und Pflaumen umgesetzt worden sein. Das aus
Südafrika kom-
mende Obst wird
von Kapstadt aus
verschifft und ist
bisher, dank be-
sonders sorgfäl-
tiger Verpackung.
in Amerika in vor-
züglichem Zu-
stande angelangt.
DieserVersand da-
tiert erst aus dem
Jahre 1903, in wel-
chem die erste
Probesendung er-
folgte, welche so
gut aasfiel, daß
alsbald größere
Bestellungen an
Südafrika erteilt
wurden. In Lon-
don kennt man das
südafrikanische
Obst schon länger.
Es stammt, soweit
es dorthin ver-
sandt wird, fast
ausschließlich aus
den Obstgäi'ten der
Cecil Khodes Co.,
die erst vor we-
nigen Jahren an-
gelegt worden sind.
Man riihmt dem
südafrikanischen
Obst ansehnliche
Größe, sehrschöne
Färbung und
Frische nach, die
es nicht ahnen
läßt, welch weite
Seereise das Obst
hinter sich hat.
Die Obstzucht in
Südafrika ist auf einen Amerikaner zurückzuführen, dem die
Ähnlichkeit von Boden und Klima Südafrikas mit dem seines Heimat-
landes auffiel. Er bezog daher aus Kalifornien Obstsamen und Schöß-
linge, und seine Bemühungen waren von Erfolg gekrönt. Heute
rülimt man besonders von den südafrikanischen Pfirsichen, sie seien
von hei-vorragender Güte, schön gefärbt und hätten süßen und zarten
Duft, wie ihn die kalifornischen Früchte selten aufwiesen.
Die neue Himbeere „Goliath", auf der Plantage Feldbrunnen
bei Osterode am Harz gezüchtet, von J. C. Schmidt, Erfurt, im Herbst
1902 in den Handel gebracht, hat sich bei mir sehr schlecht bewährt
und ist jedenfalls für Sandboden absolut untauglich. Die Ausläufer-
bildung dieser Sorte ist geradezu unheimlich; in weitem Umkreise
saugt sie das Land aus, hunden und mehr Schosse bildend. 25 Pflanzen
bezog ich im Hertet 1902, die in diesem Herbste über 40 Quadrat-
ruten überwuchert hatten. Ich habe die ganze unnütze Sippschaft
ausroden und verbrennen lassen. Die Früchte stehen an Größe und
Aroma denjenigen der für Sandboden weit besseren „Lmmcrlragendmi
run Fcldbnmnen" erheblich nach, letztere ist übrigens in den meisten
Jahren auch nur eine Einmaltragende, denn die jungen Triebe blühen
wohl noch im Sommer, zur Eeife gelangen aber nur vereinzelte
Früchte im September und dies selbst in diesem heißen Sommer. Die
besten Himbeeren sind und bleiben die einmaltragenden Sorten,
worunter ich „Fastolf" in erste Eeihe stelle, jedenfalls ist sie die
allerbeste Sorte für unseren märkischen Sandboden. M. H.
Cyathea medullaris und Cordyline aiit.tralis. Origuiaiaufnahme fu
Gärtnerische Reiseskizzen.
Reiseerlcldiisso eines Sammlers im fernen Westen.
Von C. A. Purpus, San Diego, Californion.
I.
-Uer Ausdruck „Ferner Westen" hat einen wunderbaren
Reiz. Man denkt sofort an weite Prairien am Fuße hoher
Gebirgsketten, einst belebt von riesigen Büffellierden, jetzt
von Viehherden, herumschweifenden Cowboys und Indianern.
In der Tat, alles das kann man noch sehen, sobald man
den eigentlichen Westen Amerikas bereist, ein Gebiet, das
Die Gartenwelt.
IX, 3
sieh von Colorado bis zum Stillen Ozean erstreckt, aber die
Büffelherden sieht man nicht mehr, sie sind verschwunden.
Auf diesem ungeheueren Gebiet, welches größer ist als
Deutschland, gibt es eine Fülle des Interessanten zu sehen, und
die Ei-lebnisse eines Sammlers, welcher den wilden Westen
bereist, sind oft sehr aufregender Ai't, auch erfordert das
Reisen daselbst einen gesunden Körper.
Ich habe während meines vieljährigen Aufenthalts im
westlichen Amerika Länderstrecken zu Wagen durchstreift,
welche Deutschland an Größe weit übertreffen.
Vor etwa vier Jahren bereiste ich zu Wagen das süd-
östliche Californien, einen Teil von Nevada, Arizona und Utah.
Über diese interessante Reise will ich nun den Lesern
dieser geschätzten Zeitschrift einiges mitteilen.
An einem schönen Aprilmorgen, wie man ihn nur im
mittleren Californien kennt, verließ ich mit einem Begleiter
Porterville in Tulare County. Porterville ist ein kleines Städtchen
und liegt am Fuße der Vorberge der Sierra Nevada. Es ist
bekannt diu-ch seine Orangengärten, deren Bäume gerade in
voller Blüte standen und einen herrlichen Duft verbreiteten.
Das milde Klima erlaubt es, Palmen im Freien zu ziehen,
welche ihi-e Heimat weit südlicher haben, so z. B. die schöne
Washingtonia fUameniosa, welche im äußersten Südosten von
Californien und im Norden von Unter-Californien vorkommt,
auch Phoenix dadylifera gedeiht hier sehr gut. Ferner sieht
man schöne Oleanderbäume, Feigen, Oliven und Granatäpfel.
Von Porterville ging unsere Fahrt südlich. Die Orangen-
gärten verschwanden und an ihre Stelle traten Weizenfelder,
aus denen sich freundliche Farmhäuser, von Obstbäumen um-
geben, erhoben. Bald traten aucii dünne Bestände von Eichen
auf, aus Quercus Douglasü bestehend. Nach eintägiger Fahrt
erreichten wir das kleine Städtchen White- River am Fuße
der Blue Mountains, der Ausläufer der südwestlichen Sierra.
Hier befinden sich Goldminen, welche jedoch keine große
Ausbeute liefern.
Von hier ging es steil Ijergab in das höher liegende
obstreiche Linn Valley. Von Linn Valley führt ein Paß,
„Greenhornpaß", über die Greenhorn Mountains, der Ausläufer
der SieiTa, in das Tal des Kern-River. Diesen Paß mußten
wir überschreiten, um nach dem südöstlichen Californien zu
gelangen. Ein schöner Weg führte uns bergauf. Anfangs
durch lichte Eichenwälder, aus denen die langnadelige Pinus
sabiniana hervorragte, später folgte dichtes Gebüsch „Chaparral"
genannt, welches Californien eigentümlich ist. Dieser Chaparral
besteht zumeist aus Adenostoma fasciculatum Hook, et Arn.,
einer Rosacee, die wie eine Erica aussieht, untermischt mit
strauchartigen Eichen, Quercus Breweri und andern, ver-
schiedenen (Jcanothus und Arctostaphylos. Seltener sind Garrya
Vealchii Kellogg., ein Harti-iegelgewächs, und die wundervolle
Fremonlia californica (Syn. Sarcohatus Nees), welche über
den Chaparral emporragt und durch ihre großen, leuchtend
gelben Blumen weithin sichtbar ist.
Nahe der Paßhöhe kamen wir in die Region der
Coniferen, welche bei etwa 1700 — 2000 m liegt. Die Wälder
bestanden hier aus Abies lasiocarpa., Lihocedrus decurrens,
Pinus lanibertiana und Pinus Jeff'reyi, während Seguoia
gigantea, welche weiter nördlicli gefunden wird, hier nicht
mehr vorkommt.
Diese Gebirgskette, wie überhaupt die südliche Sierra
Nevada, ist noch reich an Wild, und es ist gerade keine
Seltenheit, Hirschen oder Bären zu begegnen. So hatte ich
z. B. eine Begegnung mit einem sog. Cinnamonbäi-en, als ich
sammelnd den Gipfel eines hohen Berges in dieser Gebirgs-
kette erkletterte.
Während ich an einem steilen Abhang hinaufstieg, sah
ich, oben angelangt, den Bären langsam an der andern Seite
heraufkommen. An ein Ausweiclien war nicht mehr zu denken
und so blieb ich ruhig stehen, suchte aber durch Schreien
das Tier zu verscheuchen, da ich unbewaffnet war.
Die Situation war recht ungemütlich, obschon ich wußte,
daß Bären nicht so ohne weiteres auf den Menschen los-
gehen ; auch war dies nicht der erste Bär, der mir in die
Quere kam, denn als ich vor ein paar Jahren in der Coast
Range im nördlichen Californien in der Wildniß kampierte,
sah ich des Nachts einen Bären im hellen Mondschein stehen
und ins Zelt hineinschauen. — Erschreckt durch mein Schreien
trappte das Tier in ziemlich weitem Bogen um mich herum,
sprang dann auf einen Felsen in Angriffsstellung, worauf ich
es für geraten hielt, mich nach einem Baume umzusehen, um
liinaufzuklettern. Als ich die Rückkehr antrat, war von dem
Tier nichts mehr zu sehen imd gegen Abend erreichte ich
ohne weitere Abenteuer unser Camp im Schatten einer
prächtigen Libocedrus. Es war ein herrlicher, warmer Abend
und wir blieben noch bis gegen Mitternacht um das hell-
flackernde Campfeuer sitzen.
Am nächsten Morgen wurde zeitig aufgebrochen. Auf
schlechtem Wege ging es steil bergab. Der Wald lichtete
sich inniH-r nnlir. auch der Chaparral fing an dünner zu
w.kI.ii. Au '1(11 Allhängen des Gebirges wuchsen Massen
welche ihre hohen Blütenschäfte, bedeckt
117,
i'l>l'i
V(.n Yiin
mit wachswoißen Blumen, aus dem Chapai-ral emporhoben. )&s
war ein prachtvoller Anblick, ebenso schön war der Blick
von der Höhe in das in fii.sches Grün gekleidete Tal des Kern-
Ri\*er, welches von steilen felsigen Bergen eingeschlossen wird.
Nach mehrstündiger Fahrt gelangten wir an den Fuß
des Gebii-ees. An den unteren Abhängen traten nun andere
Bäume nml Sti.'iihhi'r auf, so z. B. die interessante ./i<»();e?7«s
califormrii uiiW ij/urms Douglasü, von Sträuchern bemerkte
ich verscliitidfiic Enogonum und Tetradymia stenolepis;
darunter wuchsen Massen von Opuntia basilaris.
Als wir den Kern -River erreichten, fanden wir den
Fluß stark angeschwollen und mit Mühe und Not wurde das
linke Ufer erreicht, längs dessen der Weg wieder talaufwärts
führte. Wir passierten schöne Farmen, in denen die Obstbäume
in voller Blüte standen, imd welche ihre Existenz künstlicher
Bewässertuig verdanken.
Gegen Abend erreichten wir den Walkerpass, über
welchen ein Weg in die Mojäve -Wüste führt, durch welche
die Fahrt gehen sollte.
Der Walkerpass führt über den südlichsten Teil der
Sierra Nevada. Es ist ein trockenes, sehr spärlich bewaldetes
Gebirge und hat Wüstencharakter. Die dünne Bewaldung
besteht aus Pinus monophylla und Juniperus californica.
Da, wo Wasser ist, findet sich Pojntlus Freniontii, ver-
schiedene Weidenarten und Fraxinus coriacea. Ferner finden
sich hier an gewissen Stellen interessante Wüsten- und
Felsensträucher, von denen ich Foresiiera neomexieana,
Purshia glandulosa, Andibertia incana, Salaxaria mexicana
besonders hervorheben will. Wie fast überall im Wüsten-
gebiet, wächst auch hier Artemisia tridentata. Von Kakteen
bemerkte ich Opuntia echinocarpa imd basilai-is, welche bis
nach Nevada verbreitet sind.
Auf halber Höhe des Passes, „Canebrake" genannt, wurde
Halt gemacht und ich beschloß für zwei Tage hier zu
IX.
Die Gartenwelt.
29
kampieren, um die interessante Flora, welche zur Hälfte aus
Einjährigen besteht, kennen zu lernen. Leider sind auoh
Cojoten oder Heuhvölfe hier sehr, häufig und in der Nacht
wurden wir öfters durch das Geheul dieses frechen Gesindels
aufgeweckt. An einem schönen, sonnenklaren Morgen wurde
aufgebrochen. Ein sehr sandiger Weg führte an einem halli-
trocknen Bache
dahin imd nach
vierstündiger
Fahrt hatten wir
die Paßhiihe er-
reicht.
Von hier er-
schloß sich ein
sehr interessanter
Ausblick über die
zu Füssen sich
ausbreitende Mo-
jäve-Wüste, wel-
che von fast baum-
losen, rötlichen
oder fast schwar-
zen, felsigen Ber-
gen durchzogen
wird. Besonders
schön präsentier-
ten sich die kah-
len Kuppen der
El Paso Range im« 1
der Argus- Bergi'
Ferner sah man
Teile der vulka-
nischen CosoMts-,
aus deren grau-
rötlichem Felsgt;-
stein sich die dun-
kelbraunen bis
schwarzen er-
loschenen Krater,
welche für dieses
Gebirge so cha-
rakteristisch sind,
emporhoben.
Sehr merk-
würdig sehen die
Stellen aus, wo
die Lavamassen
über die Bergab-
hänge herabge-
flossen sind und
sich in die Wüste
ergossen haben.
Man glaubt, die-
selben seien von
Wolken beschattet, während die hellen Teile der Gebirge im
vollen Glanz der Sonne erstrahlen.
Von der Paßhöhe ging es ziemlich steil bergab. An den
Abhängen stand Yticca arboresce7is , die Baum -Yucca der
Mojäve-Wüste, in stattlichen Exemplaren. Dazwischen wuchs
Larrea mexicana Moric, ein Strauch, der in der ganzen Sonora-
region des südlichen Wüstengebietes in großer Menge wächst
und für dasselbe sehr charakteristisch ist. Ferner Daka
Urwaldpartie, im Vordergrund Cyathea punga.
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
Firmnntii, ein schön blühender Wüstenstrauch, und an alkali-
lialtigiMi Stollen Strauchchenopodiaceen. An einer Quelle wm-de
für i'iiio Stunde Halt gemacht, alsdann ging es weiter hinab in
die Wüste, die zwar baumlos ist, aber von Larrea mexicana auf
weite Strecken bedeckt wird, wie wir bereits gesehen haben.
Gegen Abend erreichten wir Indian Wells, wo eine
alkalische Quelle
aus einei Hohle
hei \ Ol klimmt In-
diuiWdls istPost-
stiti in lui die Post
\ uAI.ju. bisKee-
It 1 im Owenslake,
auf den ich spatei
7uspiechen komme
Es befindet sich eine
Lehmhütte hiei und
ein Coral fui die
Pfeide ImHintei-
guind ei heben sich
die kahlen Felsen-
zacken dei Sieira
und daiuber wölbt
sich der blaue Him-
mel Califoiniens
Das ganze bie-
tet ein Bild -von
wundeibaiem Reiz
Wir vei brachten
hier die Nacht und
biachen am näch-
sten Morgen zeitig
auf da wii einen
sein best ln\ 01 liehen
Weg zui uckzulegen
hatten, welcher
quer duich die
Wüste nach den
Argus Mts. führte,
die ich besuchen
wollte.
Die Argus Moun-
tains sind eine fast
baumlose Gebirgs-
kette des südöst-
lichen Californien,
bestehend aus erup-
tiven Gesteinsarteu,
Granit, Diorit und
Porphyr und durch-
brochen von vulka-
nischem Gestein.
Nach einer sein-
beschwerlichen
Fahrt durch die Sandwüste erreichten wir den Moiintainspring
Canon, durch den der Weg in das Herz des Gebirges führt.
Wir rasteten ein paar Stunden an einer Quelle, die von
einer einzelnen Weide beschattet wurde, alsdann fuhren wir-
weiter bergauf. Nach kurzer Fahrt wurde die kleine Station
Argus erreicht, die damals aus einem halben Dutzend Stein-
hütten bestand, die von Goldgräbern bewohnt waren.
Die Gartenwelt.
IX,
Ausstellungsberichte.
TNTE:RNflTlON/1LE@KUNST-®flüS5TElLüNG
U. GR055E©G/1RTENBflU-@yqU55TEÜ=UNQ
[V] ©DÜSSELDORF©© 190V© [^
V;^ VOM 1. .~1A1- 23. OKTOBER Vj/
Vom Herausgeber.
Die Internationale Herbst -Ausstellung.
III.
Sonstige Handelspflanzen.
(Hierxu eine AbbildiiiKj.)
Icli unterscheide zwischen Schau- und Handels-
Iiflanzen. Unter Handelspflanzen fasse ich alles zusammen
was auf dem Markte gesucht ist und von den breiten
-Scliiehten der Bevölljerung, die auf das Zimmer uml den
Garten angewie-
sen sind, gekauft
wird, sowie das-
jenige, was der
Blumenbinder je-
derzeit brauclien
kann und bevor-
zugt. Unter den
Handelspflanzen-
ausstellern nali-
men die Frank-
furter Spezi-
alisten einen
ehrenvollen Platz
ein. Die Erika,
Cyclamen und
Farnkulturen der
Frankfurter er-
freuen sich im
ganzen Reiche
eines vorzüglichen
Eufes. Meister in
der Cyclavienkwl-
tur ist Julius
Kropff, Frank-
furt am Main, der
übrigens auch vorzügliche Lomaria, Cordylinen und Palmen
eigener Kultur vorführte. Die besten Cyclamen der Aus-
stellung waren die von Jul. Kropff, C. F. Buch und
A. Ruthe, sämtlich Frankfurt a. M., prachtvolle Schaupflanzen,
die gerade zu blühen begannen. Remontantnelken, die
sich sehen lassen konnten, zeigte Wilh. Schlerff, Frankfurt
a. M. ; mit vorzüglichen Erica, vorzugsweise E. gracüis, waren
die Frankfurter Handelsgärtner Buch, Kropff, Ruthe und
Schlerff vertreten. Ruthe zeigte auch schöne Handels-
farne. Als Aussteller winterharter Eiica in landschaft-
licher Anordnung tat sich Georg Arends, Ronsdorf, hervor.
Beherrscherin der großen Handelspflanzenhalle war un-
bestreitbar die Firma Jak. Beteram s Söhne, Geldern.
Wenn diese Firma auf dem besehrittenen Weg weiter
schreitet, wird sie dem Absatz der Belgier nach dem Rhein-
lande schweren Abbruch tun. Die rheinländischen Firmen
sind nun einmal bis heute noch auf den Bezug aus Belgien
angewiesen; die größeren dortigen Firmen besuchen alljährlich
Gent und Brügge, \un die Pflanzen waggonweise einzukaufen.
Reise, Fracht und Zollspescn verloueru die Einkäufe und es
Blick in die Halle für „Gartenkunst"
ist eigentlich unbegreiflich, daß die Rheinländer nicht schon
früher Großkulturen von Palmen und Blattpflanzen aufgenommen
haben. Neben Erica, Aralien, Kamelien,' Araukarien,
Citrus, Musa Ensde, Aucuba japonica und Palmen ver-
schiedenster Art in marktgängigen Größen, alles eigene Kultur,
zeigte diese Firma auch ihre für Deutsehland neuen Lorbeer-
kulturen vom einjährigen Steclding bis zum dreijährigen
Bäumchen mit Kronenansatz. Die zweijährigen Stecklinge
wiesen anderthalb Meter Stammhöhe auf, angehende Pyra-
miden waren in fünfjährigen Kulturpflanzen vertreten und
alle diese Pflanzen zeigten, daß man auch im Rheinlande
mit Erfolg Lorbeerkultur betreiben kann. Gute Araukarien
zeigten noch Carl Oser & Co., Diez, F. Wiche, Düssel-
dorf-Bilk, und F. Tanner, Düsseldorf, Ehrenstraße. Die besten
Ficus elasiica führte Mathias Schmitz, Düsseldorf, vor.
Früher war diese Ficus eine Allerweltspflanze, heute ist sie
so gut wie ver-
schwunden aus
den Kiüturen. Die
Bfr Begonien, die
auch nicht mehr
lecht gehen wol-
len, waren in
schonen Gnippen
vorhanden, so von
Karl Kremen-
dahl Remscheid,
dei die Rexsorte
Maiqms de Fe-
lakla in schönen
gedrungenen- •
Pflanzen, daneben
noch Begonia
Ctedneu u. disco-
loi gebi icht hatte.
L J Diaps-Dom,
Lieken zeigte die
auf der linken
Hälfte des Bildes
Seite 19 in No. 2
sichtbaren Schau-
pflanzen von ^s-
pidistra elatior fol. rar. Die grünen und die bunten
Asjiidistra sind Handelspflanzen, die, wenn man sie
hat, etwa so abgehen wie die warmen Semmeln bei den
Bäckern. Leider hat sie niemand, weil sie nicht so rasch
wachsen wie Coleus und Kohlköpfe. Aus der großen Zahl
von Handelspflanzen-Ausstellern seien noch herausgegriffen
Josef Wirtz, Düsseldorf mit hervorragenden Remontantnelken
in Schaupflanzen der Sorte „PreÄ. CariioC; Otto Krüger,
Stockum bei Düsseldorf, mit Solaiiia)i Pseudo-Caj}sieum
mit Früchten, auch eine Handelspflanze, die man aus
der Rumpelkammer hervorholen sollte; G. & H. van Thiel,
Düsseldorf, zeigten eine Kollektion sehr schöner, aber un-
glücklich arrangiei'ter Ampelpflanzen; Wilhelm Mehlem,
Düsseldorf, 7?ca:-Begonien, speziell die schöne Sorte „Luise
Closson", deren Patin ich in der Gärtnerei ihres Vaters in
Lüttich auch in persona als Schönheit kennen gelernt habe;
Viktor von Oven, Cöln-Merheim, großes Begonia Rex-
Sortiment, vollblühende Liliwii liniri/dlium ulliinu und roseutii;
F. Tanner, Düsseldorf, zeigte .\hin!< l.iiidnnr. Kranz Eich-
ung, Kaiserslautern, bunte ( i/jhidj/ui/un Juhumn, starke
IX.
Die Gartenwelt.
31
Schaupflanzen; Wasem & Lobermeyer, Ahlemer Turm bei
Hannover, starke Asparagua Sj/rengeri; Karl Oser&Co., Diez,
schöne Farne, die harte Dracaena Bruaidi in jirachtvoller
Kultur, Asjjiirai/i(s plunwsics nanus und S/nriiiirn in Fracht-
pflanzen; \V. Holtmann, Düsseldorf, rhiiiih,„in ,;iiHi,sis als
blühende Tiiiifpfkinzen; Otto Kiihrig. Alin'iisliurg bei
Hamburg, Bcgonia In/brida „Gloire de Lorraine-' grmidiflora
alba; Jean üiehl, Hretzenhoini bei Mainz, bunte ,1s/)/-
distra und I'liilodcndroii pcrliisutn eigener Kultur, sowie Ficus
elastica.
Die Aussteller waren zahlreich, der Raum ist zu knapp, um
auf jede Einzelheit eingehen zu können, aber rühmend sei
noch hervorgehoben eine reiche Kollektion tropischer Nutz-
jiflanzen der Hofgartendirektion Karlsruhe (Gartendirektor
Graebener). Unter Graebeners Leitung sind die Gewächs-
häuser des Großherzoglichen Hofgartens, botanischer Garten
genannt, wahre Schatzkästlein geworden, die manchem
staatlichen botani-
schen Garten vor-
bildlich sein könn-
ten. In einem gros-
sen flachen Glas-
kasten, dessen In-
halt in der Orchi-
deenhalle viel be-
wundert wurde,
zeigte Herr Grae-
bener, der sich
als Hybridisateur
einen festgegrün-
deten Ruf erworben
hat, seine kraft-
strotzenden Sone-
rila oricntalis-JlyhTklen Sie sin 1
hart und reichblühend D i Zuch
ter hat sie hier im achten Jihi
gang, Seite 219, vorgefühlt Dil
zweite Hälfte dieses Ghskistens
hatte L. J. Draps-Dom, Laeken
gleichfalls mit buntblätti-igen
Kleinodien des Warmhauses gefüllt, und zwar mit Pflänzchen aus
den Gattimgen Sonerüa, Bertolonia, Bertonerila und Eriocema.
Diesen buntlaubigen Raritäten der Orchideenhalle hätte man die
buntblättrigen Zwerge der Orchideenfamilie, die Vertreter der
Gattung Anoectochüus, gegenüber stellen sollen, die ich unter
ihren stattlich liliihenden Schwestern sehr vermißte. Von ihnen
sagt der selige Stein mit Recht, daß sie „durch die Pracht
ihrer Blätter die Freude des Besitzers, durch die Schwierig-
keiten der Kultur das Kreuz des Gärtners" seien! Ich habe
aber in Belgien schon Praehtpflanzen dieser Orchideen gesehen,
die mir den Beweis geliefert haben, daß die Schwierigkeit in
der Kultur in der Hand des fähigen Gärtners ein über-
wundener Standpunkt ist. Eine wirkliche Glanzleistung
bildete schon in Rücksicht auf die vorgeschrittene Jahreszeit
eine herrliche Gruppe hochstämmiger Rosen in vollem Flor,
die besten Sorten enthaltend, von Jul. Renneberg in Godes-
berg und Remagen.
Zum Nachdenken forderte ein überaus i'eichhaltiges
Blumenzwiebelsortiraent von J.W. Beisenbusch, Dorsten i.W.,
wohl der ältesten deutschi'ii Hlumenzwiebelhandliuig, heraus.
Hier fanden wir ZwirlMln und Knollen von Kleinoden vne
Ostrowskija magnificn. Iris pirsira und alafa, Gloriosa superba,
Be£;onia hxbiida d pl
Ong:inaIaufnah
'Proparoliiiii Irirolur. S/inraria, Bahiana, Brodiaea, Pancratium,
solteniM- i'nriiihilis. (':iiiiiissi,i , < 'nlochortus, Ariim \i. a. Wann
wird einnial (li>' Kultur mjIiIht I'flanzenschönheiten, die freilich
keine Handelspdanzen im landläufigen Sinne sind, bei uns
aufgenommen werden? Herrschaftsgärtnern, die einmal etwas
anderes als Hyazinthen und Tulpen zeigen wollen, seien diese
Sachen empfohlen.
Es sei noch eines belgischen Künstlers gedacht, des
Orchideenmalers A. Goddens in Auderghem. Die Orchideen-
aquarelle dieses Künstlers können sich wahrlich sehen lassen;
er führt nicht nur den Pinsel mit vollendeter Sicherheit,
sondern er hat auch ein scharfes Auge für die intimsten
Reize der Blumen, wodurch seine Aquarelle so hoch
über jenen mancher anderer Blumenmaler stehen, bei denen
sich alles um das dekorative Beiwerk dreht, während sie die
Blumen, welche sie malen sollen, nicht richtig sehen können.
Damit auch die Gartenkünstler zu ihrem Rechte gelangen,
bieten wir auf S. 30
noch einen Blick
^ in die Halle der
"> ^ Gartenkunst mit
^ "^ , dem den Mittel-
punkt bildenden
stark verschnörkel-
ten Blumenbeet. Er-
gänzend sei noch
nachgetragen, daß
zu den Stauden-
ausstellern auch
Julius Schar-
lock, Arnswalde,
gehört, dessen Stau-
den eine gute Ent-
\Mfklunf, erlangt haben, während
seine an einem Abhang aus-
gepflanzten Gehölze unter der
Dürre des Sommers Not leiden
mußten Herr Junge in Hameln
legt Weit darauf, festgestellt zu
sehen, daß sein an sich hoch-
interessantes Staudensortiment landschaftlich nicht zur Gel-
tung kommen konnte, weil ihm der leitende Ingenieur der
Ausstellung statt des ihm ursprünglich zugesagten günstigen
Platzes schließlich eine beschränkte Ecke zuwies, die vielleicht
für den zehnten Teil der ausgestellten Staudon ausreichend
gewesen sein würde.
Garten- und Obstbau-Ansstelliin*;
fiii- die Provinz Brandenbnrg in Ebei'swaide
vom 3. bis 11. September 1904.
Von W. Tscheuke, Berlin.
JJer Gaitenbauverein Ferouia in Eberswalde wollte die Feier
seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens durch Veranstaltung einer
Ausstellung würdig begehen. Der Verein hatte sich viel vorgenommen
als er es unternahm eine Pro\-inzial-Ausstellung zu veranstalten, und
es ist erfreulich zu sehen, daß seine BemühuDgeii einen bedeutenden
Erfolg zu verzeichnen hatten. Die Ausstellung war von Handels-
und Privatgärtnern, Obstzüchtern und Obstliebhabern recht reichlich
beschickt. Hier hatten sich viele Handelsgärtner ein Stelldichein
gegeben und der gemütliche Ton, der allenthalben herrschte, ließ
darauf schließen, daß man zum friedlichen Wettbewerb und zur
Die Gartenwelt
IX, 3
Abwicklung von Geschäften zusaniniengekommen war. So eine kleine
Ausstellung vermag die Fachkreise häufig weit mehr zu interessieren
als ein groß angelegtes Ausstellungsunternehraen, das Aussteller aus
allen Teilen des Reiches und des Auslandes heranholt. Die kleinen
Ausstellungen dienen dem Bedarfe der engeren Heimat und zwar
sind es in der Hauptsache die Konsumartikel der gärtnerischen
Kulturen, die hier gezeigt und gehandelt werden. Der Handelsgärtner,
der ausstellt, weiß ja, daß das Interesse des Publikums ihm erst in
zweiter Linie Nutzen bringt. Die meisten Besucher bringen es wohl
zu staunenden Ahs und Ohs, aber das wird wohl in den meisten
Fällen ihr ganzes Interesse am Gartenbau sein. Anders bei den
besuchenden Kollegen. Diese kommen mit der Absicht um zu kaufen,
um ihre Bestände zu ergänzen, und so wird in aller Stille ein Umsatz
erzielt, der sich über das ganze Gebiet der Provinz erstreckt.
In Eberswalde war die Obstschau recht fesselnd, besonders
da einige Aufgaben zahlreiche Lösungen gefunden hatten, die
interessante Vergleiche zuließen. Die. Aufgaben 99 und 101 ver-
langten Sortimente von Äpfeln und Birnen, nicht über 20 bezw.
l.ö Sorten, welche in der Gegend des Ausstellers die höchste Rente
Pelargoniiim peltatum „Leopard
abwerfen, wobei auf richtige pomologische Benennung Wert gelegt
wurde. Aufgabe 99 war für Genossenschaften, Aufgabe 101 für
Emzelaui^Nteller offen. Zusammen mögen sich 25 Aussteller daran
beteiligt haben. Die am meisten vertretenen Sorten waren der
„Orareiislciner", der ,,Priiixi'ii(fpfel". der „Cliarlamowshy", die
„Wintcr-Oul(l]iuniiäni". ili,' „/.„iidslicri/ir Rrhutti" und die anderen
Reinetten, wir „ijntiir /nur.usisrl/,". „liiircliunlls-", „Ananas-",
„Spital-" und „'iraßr Cissr/rr UniirUf" . Uli' Ausliilduug der Früchte
war oft recht verschiedenartig, was besonders beim „Charlamowsky"
auffiel. Im großen und ganzen war die Größe der Früchte
normal, aber auf den Ei-nteausfall im allgemeinen kann man
daraus i.i. I,t m lilL-Ren. Von Birnen waren „ IT7///-//».v rhrisfhirne",
„Difls l'mlli ihiiiii", „Najioleons Bb", „Busen FInsi hniliimr" und
die „(iiili' Louise niii Avranehes" am häufigsten Mitiitin, ilanobon
konnte man noch ein Dutzend andere Sorten sehen, darunter auch
einige alte französische. Die Sortenschilder trugen auch den A''ermerk,
wieviel von der betr. Sorte abzugeben sind. Nach meiner Zusammen-
stellung der vorhandenen Angebote wurden seitens der Aussteller in
den Aufgaben 100, 101 und 102 23000 kg Äpfel und über 10000 kg
Birnen als abgebbar bezeichnet. Der am meisten angebotene Apfel
war die „Winter- Qoldparniäne" mit .5700 kg und der „Oi-avensteiner"
mit 2650 kg. Von den Birnen wurde „Boscs Flaschenbirne" mit
2400 kg am meisten angeboten, allerdings entfallen 2000 kg auf
einen Aussteller (Lorberg). Die Aufgabe 106 lautete auf ein
Sortiment von Kernobst-Sorten, die für Zwergbäume (bes. Buschobst)
geeignet und auf solchen gezogen sind. Hier zeigte Johannes
"Wulff, Lankwitz eine recht hübsche Kollektion, aus der von Äpfeln
der „Adersleber Cahill", der „Schöne von Boskoop" mit prächtigen
Früchten, der „gelbe Bellefleur", „Baumanns Reinette", „CeUini",
.jW-inter-Ooldparmäne'-'-, von Birnen „Clapps Liebling" und ,,Liegels
Wititer-Btitterbirnc^^ hervorgehoben seien. Auch Meier, Meilen bei
Zossen, und Blauert, Vietz an der Ostbahn, und versch. andere
beteiligten sich an dieser Aufgabe. Unter den Äpfeln und Birnen,
die sich für Straßenpflanzungen eignen sollen (Aufgabe 105), sah
man den „Rheinisc/ien Bohnapfel", den ..Boikenapftl-\ die ,,Cham-
pagnen-einette, die „Winter- Goldpamiäne^K den „geflammten /reißen
Cardinal-\ unter den Birnen „Prinxessin Mariechen", „Oute Louise
von Avranehes", „Esperine" u. a. Eine hübsche Kollektion Pfirsiche
zeigte Ad. Krahnast aus Werder a. H , ein schönes Sortiment Schal-
obst F. Palmie, Zossen. Er hatte auch ein Sortiment Stachelbeeren
in Sägespänen zu konservieren versucht, was
aber nicht gut geglückt ist. TorfmuU wäre
besser gewesen. Von den postfertigen Ver-
packungen waren die Wellpappkistohen am
besten, die F. W. Kind-Angermünde zeigte.
Er hatte ein famoses weiches Papier ver-
wendet, das Abfall von dem zu Servietten
verarbeiteten japanischen Papier zu sein
schien.
In der Gemüseabteilung hatte Herr
Balke, der von Randowsche Obergärtner,
die Aufgabe 73 für die reichhaltigste Samm-
lung gut kultivierter Gemüse, und Auf-
gabe 77 für Küchen- und Gewürzkräuter
wirklich vortrefflich gelöst. Das Sortiment
Zwiebeln, Mangold, Petersilienwurzeln, To-
maten, welches dieser Aussteller neben Möh-
ren, Schwarz- und Hafenvurzeln, Topinam-
bur, Kohlrabi, Sellerie, Bohnen etc. etc.
zeigte, war wirklich sehenswert. Die Samm-
lung der Küchenkräuter begriff fast alles in
sich, wie den Ysop, die Bruunenkresse, die
Gartenkresse, den Esdragon, den Dill, den
Wermuth, die Weinraute, den Beifuß, die
Salbei u. a.
Die Vorführung des Herrn B. Ruthe,
Vietz a. d. Ostbahn, war insofern sehr be-
achtenswert, als der Aussteller Gemüse-
im Großen vorführte, die in der Gegend gut
gedeihen. Da ist das ,.Blankenhurger Weißkraut''^ Abbild. Seite 33, als
ertragreiche, feste Köpfe bildende Sorte zu nennen, die stets höhere
Preise erzielt, ferner der mittelfrühe „dunkelrote Berliner Rotkohl'',
Abbildung Seite 33, mit schön dunkelroten, festen Köpfen, die
„Berliner schwarxroie Roterübe'' mit tiefdunkelrotem Fleische und
die sohwaizrote „Aow plus ultra", gleichfalls schön dunkelrot
und gute Erträge liefernd zu nennen. Von den Kartoffeln war
die für Massenbau selbst in magerem Boden sich eignende „Prof.
Dr. Merker" vertreten und die in gutem Boden so dankbare „lange
weiße'- und „la^ige blaue Sechsicochen- Kartoffel." Der ..Berliner
Markt-Porree" hält den Winter ohne Decke aus und ist daher für
die Gemüsegärtner der beste. Auch die übrigen Darbietungen waren
beachtenswert.
Unter den Warm'iau^|iflan?.tn konnte man die gangbarsten
Farne, darunter sehr --ili A'lnnilinn. Selaginellen, Asparagus
tenuissimus u. a., und Piilinr,, \ri,rlii,.,lener Aussteller, wie H. Ditt-
mann, Eberswalde, Otto Dubt;, l'alkenberg bei Grünau, C. Hae-
recke, Eberswalde, Laudes-Irrenan.stalt, Eberswalde, (Ober-
gärtner Flügel), sehen. Von den Kalthauspflanzen sind Asparagus
Sprengeri und Begonien in ziemlicher Anzahl gezeigt worden. Von
Sorten für den
IX. 3
Die Gartenwelt.
33
sonstigen Topfgewächsen waren bemerkenswert die englischen Pclar-
gmiium peltalttm-Soiieu von Severin in Kremmen. Die schön catt-
leyenfarbige „Leopard"'- mit liellei Zeichnung verdient volle Beachtung
(Abb. S. 32). Sie soll aber schwach rankend sein. Da aber die Färbung
und Zeichnung außerordentlich schön ist, wird diese Züchtung und eine
.Anzahl ähnlicher wohl doch Verbreitung finden. Die von Severin gezeigten
Dahlionblumen, besonders die Sorte ,,Pitcs X", waren wirklich
schön. — Die in Handelsware gezeigten Topfgewächse wie Cyclamen,
Pelargonien, Hortensien, Myrten, Fuchsien u. a. waren gut, boten
aber nichts bemerkenswertes Neues. Cyclamen waren schon in voller
Blüte vorhanden, was meines Erachtens eher ein Nachteil, als ein
Vorteil ist. Man will die Cyclamen lieber um Weihnachten herum
in Vollflor haben. — Sehr hübsch wirkte im Freien ein Beet von
der Knollenbegonienhybride „Frau Helene IIarms"\ ausgestellt vom
Züchter W. Harms, Falkenberg i. d. Mark, Abbildung Seite 31. Die
schöne gelbe Farbe der gut gefüllton Blume und der reiche Flor,
verbunden mit gedrungenem Wuchs, werden dieser vorjährigen
Neuheit zahlreiche Freunde zuführen. Auch die blauen „Apollo-
Aster"'-, die Carl Haerecke, Eberswalde, zeigte, waren sehr
hübsch. Diese Züchtung und die nachstehend genannte ., Waldersee-
Astem"' .scheinen das zu halten, was der Züchter Martin Gras-
hoff von ihnen versprach.
Das Beet von Waldersee-Astern war in dem jenseits der Straße
liegenden Teile der Ausstellung, wo die Baum seh ulerzeugnisse
untergebracht waren und wo man bepflanzte Vorgärten und mit
Blumen geschmückte Fenster an Kulissen sehen konnte. Die Vor-
gärten kann ich nicht loben : ihre Einrichtung und Anlage war trotz
reichlich verwendeten Pfianzenmaterials kleinlich, und besonders
häßlich wirkten die in „schön geschw-ungener Linie verlaufenden
Alles in allem bot die Ausstellung eine Fülle des Sehenswerten
und sie wird deshalb bei denen, die sie gesehen haben, in angenehmer
Erinnerung bleiben. Sie wurde von llOOÜ zahlenden Personen besucht.
^Jlk
^A
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ff^j^^^S
s.« ^^^^
^^^^^^^^^Hf^ii^ '"^^ii
Berliner frühestes Rotkraut.
Originalaufnahme für die „Garlenwelt".
AVege'- einzelner. Dagegen waren wirklich tadellose Baumschulartikel
vertreten. Die Baumschule von H. Lorberg in Biesental war in
umfa.ssender Weise mit Koniferen, Fonnobst und sonstigen Obst-
bäumen, hochstämmigen Johannis- und Stachelbeeren u. a. vertreten.
Ganz besondere schön waren wieder die Stachelbeerhochstämmo von
F. Palniie, Zossen, die trotz des voraufgegangenen heißen und
trockenen Sommers eine, wenn auch nicht so üppige Entwickelung
zeigten wie die in Steglitz seinerzeit vorgeführten, aber doch in
kurzer Zeit zu stattlichen Exemplaren herangewachsen waren.
Schön waren auch die hochstämmigen und niedrigen Rosen von
A. Hülse in Wriezen a. 0.
I)i(
)ll;iii(li
Rosen.
Itosa rugosa als Hoclistainni-
iiiiterlage.
Vuu Arpad Mühle, Rosenzüchter, Temesvar (Ungarn).
Anknüpfend an den Artikel des Herrn 0. Jacobs- Weiten-
orf in der Nummer ,51, Seite .592, des achten .Talirgangs
Blankenburger Weißkraut.
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
dieser Zeitschrift, möchte ich ebenfalls meine diesbezüglichen
Erfahrungen hier zu Nutz und Frommen der Rosenhochstamm-
Kultivateure niederlegen.
Im Frühjahre 1902 erhielt ich von einer deutschen
Exportfirma 50 Stück Hochstamm-Rosen zur Probe eingesandt,
welche tadellose Kronen und ebensolche Stämme aufwiesen,
ebenso ließ die Bewurzelung nichts zu wünschen übrig. Die
Stämme waren allerdings nur einen Meter hoch, doch sehr
kräftig und mit ungewohnter Borke versehen; ich erkannte
sofort, daß es sich hier um eine i?M(/osa-Unterlage handelte,
auf welcher diese starken Kronen wuchsen. Die Naclifrage
ergab, daß diese Rosenhochstämme holländischer Herkunft
seien und sofort erging meinerseits an zirka 35 holländische
Firmen die Umfrage, ob ich einige Tausende von dieser be-
wußten 7&(/osa-Unterlage erhalten könne. Hierauf gingen fünf
ablehnende Antworten tmd zwei Offerten ein, alle anderen
Anfragen blieben unbeantwortet. Im vergangenem Herbste
ließ ich in der Husumer Plantenbeurs ein Inserat einschalten,
in welchem ich diese Unterlage in größeren Mengen zum Kaufe
suchte, und so ward ich nach vielem Bemühen Besitzer von
1500 Stück dieser so viel versprechenden und sehnlichst ge-
wünschten Hochstammunterlage. Die Pflanzen kamen mitten im
Winter bei scharfem Froste an und waren tüchtig festgefi-oren,
was ihnen jedoch nicht im mindesten schadete. Es waren
zumeist alle einjährige, gutbewuvzelte, schöne Exemplare; eine
Partie von 150 Stück ließ ich als fertige Hochstämme eben-
falls mitkommen, und allem Anschein nach versprachen diese
ki-äftigen Exemplare das Schönste und Beste. Diese fertigen
Hochstämme ließ ich bei günstigem Wetter sofort pflanzen,
34
Die Gartenwelt.
IX. 3
ohne einzudecken; alle anderen einjährigen Exemplare wurden
radikal zusammengeschnitten und jedes Zweiglein verwendet.
So erliielt ich zirka 5000 kräftige Stecklinge, welche Ende
Februar auf gutvorbereiteten Boden in Reihen gesteckt wurden.
Das heurige trockene Frühjahr (wir hatten vom 26. März
bis 10. Juni keinen Troijfen Regen), ebenso der abnorm heiße
und fürchterlich trockene Sommer (abermals 2 Y-» Monate ohne
jeglichen Regen) hat bei uns alles, was im Herbste
oder zeitig im Februar gepflanzt wurde, erbarnningslos zu-
grunde gerichtet, so daß ganze Quartiere von Buxus, Coniferen,
Obstsetzlingen etc. aus den Baumschulen als Mumien auf den
Komposthaufen wandern mußten — kurz das Wetter war
ganz dazu angetan, um meinen mit so viel guter Hoffnung
gesteckten T^M^rosa-Stecklingen einen derben Streich zu spielen!
Doch zu meiner größten Freude trieben fast sämtliche Steck-
linge aus und nur den ganz trostlosen und heißen Sommer-
monaten ist es zuzuschreiben, daß zirka ein Fünftel der ge-
steckten und angetriebenen Rugosen zugrunde ging. Von den
gepflanzten 150 Stück Äw^osa- Hochstaramunterlagen blieb
nicht ein Stück aus, sie entwickelten bei all dem heißen
Wetter einen guten Trieb und waren im Vergleiche zu den
Caninastämmen ganz großartig anzuschauen. Anfangs Juli
wurden die Stämme okuliert und die eingesetzten Augen, mit
Ausnahme derjenigen einiger heikleren Sorten, sind durchweg gut
angewachsen. Im August, als ich die Augen untersuchte,
gab der erste Stamm, den ich zu diesem Zwecke zur Seite
bog, einen gelinden Knacks ab und mir blieb sofort ein Stück
Stamm zu meinem nicht geringen Schrecken in Händen! Nun
produzierte ich dieses Manöver bei sämtlichen Stämmen und
die Hälfte der Stammzahl brach sofort in zwei oder gar drei
Stücken herunter, so daß ich meinen Augen nicht trauen
wollte! Die Ursache dieser argen Enttäuschung mit meinen
Zukunftshochstämmeu , denn als solche habe ich sie mir
schon gewaltig vorspiegeln lassen, war eine Art Bohrmade,
welche sich au beliebigen Stellen des Hochstammes unter der
Rinde festfraß und dann ihr Zerstörungswerk sjoiralartig,
rings um den Stiimm herum, mit großer Gewissenhaftigkeit
vollführte, wodurch eine Verdickung am Stamme auftritt
und nach einigen Monaten der Stamm durch jede leichte
Biegung, — auch bei starkem Wind, wenn die Kronen etwas
schwerer sind — vollständig abbricht, so gründlich, als wenn
er aus Glas wäre! Mein Bestürzung war groß und sofort
ging ich in die Rosenscliule, wo die jungen Quartiere der
Rugosenpflanzungen stehen, — und untersuchte sämtliche
StecklingspDanzen, sowie auch die au.sgepflanzten Originalr
pflanzen und zu meinem Leidwesen fand ich dieselbe Gefahr
überall reiclilich vertreten. Fast überall traf ich mehr oder
minder angebohrte Triebe, die, sobald man sie zur Seite bog,
ebenso wie die fertigen Hochstämme, abbrachen. Es mag an
dem Auftreten dieser Krankheit auch unsere abnorm trockene
und regenlose Jahreszeit ein gut Teil Sehidd tragen — jedoch
war mir das heurige Jakr insofern vollkommen erwünscht,
als ich mich, bevor ich noch im großen Stile die Rugosa-
Pflanzungen, auf welche ich so viel Hoffnung setzte,
betrieben habe — von der ünbrauchbarkeit dieser Sorte
noch beizeiten vollends überzeugen und meine vielen
anderen Roseuuntorlagen auf ilu'e Tugenden und Untugenden
gründlich studieren konnte. — Angenommen , daß die liugosa-
Stämme in kühleren Himmelsstrichen, z. B. Holland, Nord-
deutschland etc., diesen fürchterlichen Verheerangen nicht
ausgesetzt sind, was ich mir jedoch nicht gut denken kann,
und dies eventuell in günstigen Jahren bei uns in Südungarn
auch nicht der Fall wäre, und ferner angenommen, daß man
diese Unterlage bereits ausschließlich für die Hochstammzucht
verwenden würde und daß man schon seine ganzen Vorräte
auf Eugosa veredelt hätte — so könnte ein einziger solcher
Sommer wie der heurige schier unersetzliche Verluste in den
Hochstamm - Quartieren anrichten! Ein einziger gewaltiger
Sturm könnte sämtliche Stämme mit ihren schweren Kronen
zuschanden machen !
Schließlich ist das Holz der EugosaSorte an sich sehr
spröde, fast glasig, so daß nach einigen Jahren die Biegsam-
keit der Stämme wohl sehr nachlassen würde. Ich denke
mir das Eindecken solcher mehrjähriger Hochstamm rosen als
eine sehr heikle Arbeit, welche nie ohne namhaftere Verluste
vor sich gehen würde. Auch ist der Trieb und die Saftzirku-
lation bis anfangs August vollkommen beendet, weshalb bis
zu dieser Zeit alle Okulationen vorgenommen sein müssen,
denn später lösen die Stämme schwer oder gar nicht — was
bei den Hundsrosenstämmen nie der Fall ist, die man hier
getrost bis Ende September noch okulieren kann.
Die leichte Vermehrung der Eugosa-SoTte, das schnelle
Wachstum, die prächtigen zweijährigen, fertigen, bis 2 Meter
hohen Hochstammunterlagen ließen diese Sorte wahrlich als
Ideal für die Hochstammzucht erscheinen, wie man es
sich nicht besser wünschen könnte. Von einigen Mängeln
wie geringe Biegsamkeit, überreiche Bestachelung usw. könnte
man getrost absehen, denn vollkommen auf Erden ist ja
bekanntlich nichts — doch, da sie dermaßen dem Ungeziefer
ausgesetzt ist, ist diese sonst so schöne Rugosa-Sorte für
wärmere Gegenden vollkommen unbrauchbar.
Es wird eben nach all den vielen Versuchen, welche
auf die Gewinnung einer möglichst ki'äftigen, raschwachsenden
und dauerhaften Rosenhochstamm-Unterlagensorte abzielen, die
Schlußerkenntnis immer dieselbe bleiben, daß man die
gewöhnliche Canina durch keine andere Sorte weder ersetzen
noch verdi'ängen kann.
Nene Kletterrose „Blusli Rambler".
V'üu Richard Anker, Addison Nursery in West-Kensington, England.
Dei der Unmenge von NeueinfUhrungen speziell auf dem Ge-
biete der Rosen ist es schwer, wii'khch wertvolle Sorten, die als dank-
bare Handelspflanzen dauernd auf dem Markt verlangt werden, heraus-
zufinden.
Voriges Jahr biachte die Firma Benjamin R. Cant & Sons, Colohester
eine Kletterrose in den Handel, welche ich Gelegenheit hatte, auf
einer Schau der Roy. hört. Sog. zu betrachten. Es bandelt sich liier
um eine vortreffliche Rose, die in allen Teilen den Ansprächen ent-
spricht, die an eine wertvolle Rank - Rose gestellt werden. Kein
Wunder, daß ihr bereits 8 Ehrenpreise in England zuteil wurden.
Im Wuchs gleicht sie der „Crimson Ratnbler" -Rose. Die
Blüten erscheinen in großen Dolden, sind beinahe einfach imd voll-
kommen rund. Wenn sie sich offnen, zeigen sie ein entzückendes
Rosa, leicht weißlich .schattiert nach der Mitte zu, aber sobald sie
vollkommen geöffnet sind, nimmt die ganze Blüte ein zartes Rosa
an, was Uir eine große ÄhnUchkeit mit einer Apfelblüte verleiht.
Diese Rose hat einen sehr angenehmen Duft, eine Eigenschaft,
die nur wenige Kletterrosen aufweisen.
Die Varietät ist natürlich vollkommen winterhart. Die Pflanzen
nehmen in sehr kurzer Zeit beträchtliche Größe an, und sind deshalb
für Wände, Säulen, Hecken und Bögen zu empfehlen. Die Sorte
blüht sehr reich und ihre Blüten sind besonders widoretandsfähig
gegen Wind und Regen.
IX. 3
Die Gartenwelt.
ßemerkiing zu dem Artikel „Die Biographie der
weißen Marechal Niel-Rose".
U 111 Irrtüiiioru vorzubeugen, sehen wir uns durcli den in
Nr. .") 1 und 52 des aoliton Jahrgangs der „Gartenwelt" veiöffentliciiten
Artiiicl des Herrn Blau veranlaßt, darauf hinzuweisen, daß Herr
Franz Deegen bereits vor vier Jaliren sein Geschäft verkauft und
.sich zur Kühe gesetzt hat.
Die von Herrn Blau angesclinittene Streitfrage hat also mit
unserer Firma nichts zu tun, sondern ist eine 8 — 10 Jahre zurück-
liegende Privatsache zwischen dem Rentier Herrn Franz
Deegen und dem Vater des Herrn Blau.
Unsere Firma legt, nachdem die weiße Marechal Niel-Rose nun-
mehr langst eingeführt und allen Liebhabern bekannt ist, durchaus
keinen übertriebenen Wert mehr auf die Bezeichnung „Deegens
iceißc Mdi-ccImI Xiet\ unsertwegen könnte die Kose getrost auch
..ülniis iiiißr \liii 1 r//al-NieP^ heißen, wenn nicht der Name „Z>ee(/(?»2s
H-ei'/ii ,!/((/. '/„,/ A/,/-' durch jahrelangen Gebrauch eingebürgert wäre.
W a^ IUI uliiiL^iMi den Angriff gegen Herrn B'ranz Deegen jr.
betiifft, SU stammt doch zugestandenermaßen (siehe VHl. Jahrg.
No. 51, Seite 608), die Rose aus den Kulturen des Herrn Franz
Deegen jr., weshalb ihm die Züchterehre nicht abgesprochen
werden kann.
Franz Deegen jr. Nachfolger.
Nachschrift. Wir bringen diese Bemerkung, obwohl an den
Ausführungen in No. ')1 und 52 des vorigen Jahrgangs der „Garten-
welt" durchaus nichts zu berichtigen ist. Der gesamte Briefwechsel
des Herrn Franz Deegen jr. in der Angelegenheit der weißen
Marechal Niel-Rose liegt uns im Original vor. W^er sich dafür in-
teressiert, kann ihn in unserer Redaktion einsehen. An den Aus-
führungen in der „Gartenwelt" ist also nicht zu rütteln und jeder
Unbefangene wird uns darin beistimmen, daß nur der Handelsgärtner
Blau in Münchenbernsdorf als Züchter der weißen Marechal Niel-
Rose zu gelten liat. Es ist ja jn gärtnerischen Kreisen allgemein
bekannt, daß zahlreiche Züchter hervorragender Neuheiten des lieben
Geldes halber auf den Züohterruhm verzichten müssen, indem sie
ihre Züchtungen an kapitalkräftige Firmen verkaufen, die sie dann
oft unter Verschweigung des Züchternamens einführen. Da aber die
Ansicht aufkommen könnte, daß der gegenwärtige Inhaber der Firma
Franz Deegen jr. Nachfolger irgendw'ie mit den geschilderten
Vorkommnissen in Zusammenhang stehe, so hielten wir es für
imsere Pflicht, die vorstehende Erklärung zu veröffentlichen. In der
Abhandlung in No. 51 und 52 der ..Gartenwelt" war lediglich von
Herrn Franz Deegen jr. die Rede, der .seit vier Jahren Privat-
mann ist, nirgends aber von der Firma Franz Deegen jr. Nach-
folger. Die Redal{tion der Gartenwelt.
Landschaftsgärtnerei.
Gehölzgnippioriiiig in Rücksicht auf den Herbst.
\'<n Obergärtner Beuß, Schwetzingen.
.Uieses Motto bezieht sich in erster Linie auf das Wesentlichste
des Gartens: Die Pflanzen. Die richtige Verteilung des Pfhanzen-
niaterials nach verschiedenen Gesichtspunkten ist wohl die vornehmste
Aufgabe des Gartenkünstlers, die an sein Können hohe Anforderungen
stellt, denn es bedarf umfassender Kenntnisse aller in Frage kom-
mender Pflanzen, ihrer Gewohnheiten und Ansprüche, ihres Ver-
haltens zu Jahreszeit imd Klima, ihres Wuchses und ihrer sonstigen
Eigenschaften, wie Gestalt und Farbe der Blätter und Blüten, Blüte-
zeit, Berindung.
So legt man vielfach schon bei der Pflanzung Wert auf die
Erzielung eines farbenfrohen Bildes im Herbst. Allerdings läßt es
sich nicht immer so fügen, daß ein- und dieselbe Pflanzung ihre
höchsten Reize im Sommor und zugleich im Hei'bsto entfalte, denn
nicht jedes Gehölz, das uns im Sommer gefällt, zieht im Herbst
unsere Blicke auf sich, da viele Arten schon völlig entlaubt, während
andere noch im Schmucke ihres noch grünen oder bereits in den
glühenden Tinten des Herbstes gefärbten Laubes sind. Um gewisse
Wirkungen zu erzielen, müssen eben ganze Partien oder einzelne
Gruppen mit Rücksicht auf die Herbstfärbung gepflanzt werden unter
Auswahl besonders für diesen Zweck geeigneter Geholze. Solche
Gehölze kennen zu lernen, bietet natürlich der Herbst dem Fach-
mann die erwünschte Gelegenheit.
Es bedarf nicht nur der Kenntnis der für bestimmte Zwecke,
so in unserem Falle zur Erzielung eines schönen Herbstbildes, geeig-
neten Gehölze, sondern man muß auch wissen, welche Gehölze durchaus
nicht zusammen passen und muß auf solche Fehler in vorhandenen
Anlagen achten und sie sich zur Warnung dienen lassen.
So sieht es beispielsweise sehr unschön aus, wenn hart am
Wege neben einem noch völlig grünen, ja vielleicht noch blühenden
Strauch ein völlig kahler, sparriger Strauch sich breit macht. (Solche
unschöne Wirkungen werden erzielt, wenn man die Sträucher ohne
Rücksicht auf ihre oft sehr verschiedene Heimat pflanzt. Sträucher
aus Japan und Sträucher aus Sibirien werden sich z. B. sehr ver-
schieden verhalten. Die Red.)
So sah ich im Oktober vorigen Jahres in einer nahe am Wege
gelegenen Strauchgruppe eine Anzahl schöner, noch völlig belaubter
und blühender Spiraea pumila (Syn. Bumalda, Eltern Japaner, Red.)
neben einem fast kahlen, nur mit wenigen schmutziggelbroten Blättern
behangenen sibirischen Hartriegel, Cornus sibirica. Die schöne
Spiraea pumila kam natürlich in dieser Nachbarschaft nicht zur
Geltung und die Gesamtwirkung war unästhetisch. Außerdem eignet
sich dieser Hartriegel überhaupt nicht zur Randpflanzung in Gruppen,
besonders nicht nahe am Wege; als Unterholz und für den Hinter-
grund einer Gruppe mag er eher am Platze sein.
Besonders in der Nähe menschlicher Wohnungen oder an
Punkten, die von deren Fenstern aus gut zu beobachten sind, kann
eine Zusammenstellung von einer Anzahl möglichst gleich lange schön
bleibender Gehölze angenehm empfunden werden und es sei mir ge-
stattet, nachstehend Gehölze aufzuführen, die in dieser Hinsicht
zu einander passen. Da nenne ich an erster Stelle Physocarpus
opulifolius {Syn. Spiraea opiil/folin). fi'iiiLM Spiraea 1 Iniiibcrgii,
die häufig zweimal im Jahre tivilit un'l lilulit. Sj,inii'i pmiiUa, Sp.
arguia nnd hyperieifolia, iernei- Vihirniinii D/ndiis und \'ili. l.nidana,
Symphor/rtiijjiis nuemosus, versciiiedene Fliederarteu, Sciieinquitten,
Forsyt/iiii rindissinia, Deutxia crenata, Ribcs, besonders Ribes san-
guineuiii. Jv m'n /njimiica, Ligustnmi ovalifoliuni und L. vulgare.
Von Bäumen eignen sich Robinia inermis und R. Pseud-
aeacia, letztere allerdings durch das allmähliche Laubwerfen ein
lästiger Baum, Crataegus., ferner einzelne Sumacharten (ÄAi/s), Buchen,
Eichen, Trompetenbaum (Catalpa) und Platanen. Die Platanen treiben
allerdings, wie auch einige der genannten Sträucher, spät aus und
lassen ihr Laub bei früh eintretenden Frösten im gränen Zustande
fallen, ähnlich wie dies auch die Prunus virginiaria tut. Die Roß-
kastanien, die Magnolien und viele andere behalten wohl lange das
Laub, sehen aber doch mehr oder weniger unschön aus. Casfanea
vesca wirft ihr Laub sehr zeitig. Von den verschiedenen Linden
wird JSlia rubra euchlora (Syn. dasystyla), eine der schönsten,
recht früh kahl. Ich sah junge üppige Bäume dieser Art schon
Anfang Oktober kahl dastehen, was vielleicht auch durch die Milpen-
spinne verursacht wird. Auch von den zahlreichen Ahornarten eignen
sich manche zur Anpflanzung für den Herbstschmuck. Von den
Ulmen ist U. montana f. Dampieri die geeignetste.
Eine allerorts gültige Zusammenstellung solcher Gehölze kann
man natürlich nicht geben, dazu sind Nebenumstände zu einfluß-
reich, wie Standort, Bodenfeuchtigkeit, Klima, Alter der Gehölze,
freie oder geschützte Lage usw. Nirgends läßt sich weniger ein
Schema F aufstellen als für die Gartengestaltung. Jeder beobachte,
probiere und sammle Erfahrungen, deren Summe in unserem
Falle zur Erzielung eines schönen „Herbstanstriciies" hinreichen möge.
36
Die Gartenwelt.
IX, 3
Bücherschau.
Deutsche Gartengestaltung und Kunst. Von C. K. Schneidei-,
Leipzig 1904. Verlag vuu Carl Seholtze (W. Junglians). 8°, 184 S.
Preis broch. 4,50 Mk.
Dem Tripsohen Ausfalle gegen die Vorschriften des Meyerschen
Lehrbuches läßt C. K. Schneider einen Nachstoß folgen, und wie
jener ist er davon überzeugt, der rückständigen Gartenkunst die
Bahn damit gebrochen zu haben zum Sonnenaufgang der Moderne.
Aber dieses Irrtums ungeachtet kann man an der forschen Fechterart
der Schrift seine Freude haben, obwohl der Stoß der Behauptung
nicht immer aus der Parade des Beweises erfolgt. So bei dem
wichtigen Satze Seite 10: „Das Genie braucht stärkere Ausdrucks-
mittel zur Gestaltung seiner Ideen, als die Gartenkunst sie bieten
kann", der aus dem vorher angeführten sich nicht ableiten läßt; und
wenn im folgenden der Gartenkunst ihr Platz angewiesen wird neben
oder unter der Baukunst, ein Thema, das sich zur weiteren Diskussion
übrigens recht wohl eignet, so ist auch damit eine Stütze nicht
gegeben. Überhaupt erschweren die seitenlangen, oft nur durch
dürftige Ideenbmcken verbundenen Zitate die Lektüre. Auch tief-
gründige Beweisführungen lassen sich glatt lesen, wenn man nicht
immer wieder anderen Autoren in die Hände gerät. — Eine vor
zwei Jahren von mir in der Gartenwelt (VI, Seite 186) veröffent-
lichte Arbeit läßt sich der Autor als Sprungbrett dienen ins Thema;
und da sie sich in ihrer Tendenz dazu nicht hergibt, so mußte sie
durch Außerachtlassung meiner Beweisführung willig gemacht werden.
Ich tat an jener Stelle dar, daß die Gartenkunst ihre Moderne bereits
gehabt hätte und glaubte mit diesem Nachweis etwas Neues gebracht
zu haben, werde nun indes belehrt, daß Dutzende von Stimmen
ähnliches behauptet hätten; den in Aussicht gestellten Beweis hat der
Verfasser aber gar nicht versucht. Auch für die Rückständigkeit der
Gartenkunst anderen Künsten gegenüber fehlt der Nachweis. Trips
Ausstellungen und sein darauf laasiertes Programm beweisen nur,
daß Meyer tot und niemand in die Bresche gesprungen ist, sein
"Werk strebend und forschend fortzuführen. Denn nur in der
Geometrie schreibt man Lehrbücher für ewige Zeiten. An Einzel-
fortschritten hat es inzwischen nicht gefehlt, aber es mangelte der
Brennpunkt, sie zu sammeln. Wenn Trips Programm, das sämtliche
Neuerungen begreift, erfüllt sein wird in allen Punkten, dann wird
sich zeigen, daß es eine organische Fortentwicklung darstellt, die
unsere Kunst brauchte, um nicht in Stillstand und Rückschritt zu
verfallen. Die Sezession der anderen Kunstgebiete aber ignorierte
das Bestehende und baute auf neuem Grunde nach neuen
Gesichtspunkten. Genaueres darüber siehe Garten weit VI, Seite 186.
Die Schrift vertritt alles, was an neuen Bestrebungen auf
unserem Gebiete in den letzten .lahi'cn geltend gemacht wurde, so-
wohl von Lichtwark, Schultze-Naumburg und der Architekten-
schaft wie von Willy Lange, und löst den Widerstreit der Ziele
durch Aufrichtung des Gartenzaunes, von dem sie hüben jenen,
drüben diesem das Feld zuweist. Des Letzteren photographisches
Sehen soll zuvor jedoch zu künstlerischem Schauen veredelt werden,
während für die Anderen Bedingungen nicht beliebt werden, da ja der
(Haus-)Garten immer unmittelbar unter dem Einfluß von Bauwerken
stünde. Als ob die moderne Villa mit gruppierter Anlage, ver-
schobener Achse, regellosem Grundriß und exzentrischer Platzgebung
fähig wäre, einen architektonischen Garten zu beherrschen!
Der unbestrittene Wert des Buches liegt in dem Überblick
der Bestrebungen, der nirgends noch geboten wurde, zudem ist
die Darlegung des ästhetischen Verhältnisses wichtig, und auch von
den Angriffen ist manches berechtigt. Zur Orientierung — bei
eigenem Urteil — ist deshalb das Buch vorläufig unschätzbar. Aus-
gezeichnet ist die Kritik an den Langeschen Vorschlägen, während
sie bei den architektonischen Neuerern versagt; folgt Schneider ihnen
doch sogar bedingungslos auf das Gebiet der Vorgartenfrage. So
lange das Münchener Programm nicht in positiver Fassung und
Auslegung vorliegt, wird man mit dieser Schrift und ihi-en etwaigen
Folgeer.scheinungen auskommen müssen, auf die Dauer aber wird
der, der den Stein ins Rollen brachte, sich der Aufgabe klärend und
abwägend der Materie sich anzunehmen nicht entziehea können. Daß
der mitten in der Praxis stehende Künstler dazu erforderlich ist,
beweisen die Schneiderschen Ideal Umbildungen Wiener Plätze. Da
ist beim Rathauspark die von Falke geforderte Längsachse mit den
Bäumen des Spielplatzes zugepflanzt (Seite 132), wofür dann
die jenseits der Bäume befindliche begrenzende Hecke den Blick
hinüber erlaubt und auf der anderen Seite wird ein Loch von etwa
fünfzehn Meter als fi-eie Sicht ausgegeben. Schlimmer erging es
noch dem Platz vor der Votivkirche (Seite 123), dem man das
Kuckucksei der Sezession tatsächlich ins Nest gelegt hat. Rmgs eine
Mauer von zwei Metern Höhe, dann eine Baumreihe, darauf Gürtel-
pflanzung mit Staudenvorpflanzung, eine geringe Rasenfläche und
schließlich Wegrandpflanzung aus Kronenbäumchen mft Festons. Zu
dieser Umgebung paßt das eiförmige Parterre mit dem kreisrunden
Fontänenbecken darin. „Zum Heulen", um mit einem im Buche
beliebten Ausdrucke zu reden. Was werden die parvenuhaften Stadt-
gärtner mit ihren antiquierten Anschauungen von der verschiedenen
Vornehmheit der Plätze dazu sagen?!
Blumenbeete, Stauden, Teppichbeete, Palmengärten, Friedhofs-
anlagen, Gartenzubehör und viele andere Gegenstände werden durch-
gesprochen, andere Abschnitte dienen der Orientierung des Laien.
Das Buch schließt mit emer Lobeserhebung auf Dahlem und einer
Darstellung der sozialen Lage des Garten künstle rs.
Wir dürfen uns freuen, daß wir dies Buch haben, denn e.*
bringt eine eigenartige und markante Erscheinung in unsere Fach-
literatur, von der man wünschen möchte, daß sie ansteckend wirkte.
Jedem Gartengestalter sei es zum Studium empfohlen, und
niemand wird die darauf verwendete Zeit zu bereuen haben.
Krone.
P. S. Persönlich bin ich Herrn Schneider die Entgegnung
schuldig, daß ich beim Niederschreiben meiner Phrasen zu denken
pflege, wogegen ich ihm die Fragen fpräsentiere, ob er es mit der
schriftstellerischen Rücksichtnahme vereinbar hält, den Angegriffenen
ohne Notiz zu lassen und ferner Satzteile als Zitat zu geben nach
Ausscheidung einer den Sinn beeinflussenden Stelle?
Nachschrift des Herausgebers. Herr C. K. Schneider, der
Verfasser des oben besprochenen Buches, war zwei Jahre in meiner
Redaktion erfolgreich und unermüdlich tätig und ist nicht nur nach
seinem Austritt Mitarbeiter der „Gartenwelt" geblieben, sondern hat
sich zu meiner Freude auch durch anderweite erfolgreiche literarische
Tätigkeit einen geachteten Namen gemacht.
Daß Herr Schneider in seiner Gartengestaltung offen erklärt,
daß seine landschaftsgärtnerischen Anschauungen von den meinigen
abweichen, nehme ich ihm nicht nur nicht übel, ich rechne ihm sogar
diese Offenheit hoch an, da ich nicht auf dem Standpunkt jener
stehe, die alle AVeit in ihre eigenen Anschauungen hineinzwingen
wollen. Aber andere seiner ehemaligen Lehrer bezw. Vorgesetzten,
die Herren Gartenbaudirektoren Bertram und Hampel, werden
vielleicht über den Fehdehandschuh, den ihnen Schneider zugeworfen,
wenig erbaut sein, ihm indessen das Recht, seiner eigenen Ansicht
öffentlich Ausdruck zu verleihen, nicht aberkennen können. Ich
habe die Kritik des Buches Herrn Krone überlassen, weil man mir
vielleicht Befangenheit hätte vorwerfen können und beschränke mich
hier darauf, trotz abweichender Stellung zu vielen von Schneider
aufgeworfenen Fragen meiner Anerkennung über seine vielen und
sorgiältigen Quellenstudien und seine anregenden, vielfach über-
zeugenden Ausführangen Ausdruck zu verleihen. Als Kritiker ist
Schneider etwas zu kampflustig und scharf und allzu scharf macht
bekanntlich schartig. Sein jugendliches Feuer, dem ich diese Schärfe
zuschreibe, wird aber mit der Zeit erkalten.
Personal -Nachrichten.
Kessler Fritz, wurde als Ij-itcr der Stadtgärtneroi in Branden-
burg a. U. augestellt und erhielt den Titel Stadt-Garteniuspektor.
Herr Keßler ist ehemaliger Wildpark- und Kgl. geprüfter Obergärtner.
Schneider, Ernst, Gartenarchitekt und staatl. geprüfter Ober-
gärtner, langjähriger Techniker der Firma E. Finken in Cöln, als
solcher Leiter der Neuanlagen des Stagtgartens in Neuß und der
Parkfriedhöfe in Remscheid, zuletzt Architekt der Stadtparkneuanlage
in Bochum, wurde zum städt. Parkinspektor in Görlitz gewählt.
Verantwortl. Redakteur: Max He
Berlin. — VerlaB '
Schmidt 4 Co.. Leipzig. — Drnck: Anhalt. Buchdr. 6utenberg, e. G. m.
Listriertes Wochenblatt für den besamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
22. Oktober 1904.
No. 4.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfo/gt.
Landschaftsgärtnerei.
Altes Gemäuer im Garten.
Di.
Von Willy Lange -Dietharz, Lehrer der Gartenkunde an der
Kgl. Gärtnerlehranstalt in Dahlem.
{Hierxu eine Abbildung.)
'ie AVertschätzung des Alten in unserer entwickelungs-
geschichtlich denkenden Zeit läßt uns in der Landschaft an
Heldenmalen vergangener Geschlechter sinnend weilen.
Solche Stätten such' ich gerne
Mühsam auf in Wald und Wiese
Denn sie sind ein Rest vom Kerne,
D'raus erwachsen ist ein Eiese.
Und ob auch in Trümmer fallen
Jetzt die Tore und das Haus,
Bricht im Frühling doch aus allem
Jährlich neu ein Blühen aus. —
Und wer von den alten Tagen
Leise Kunde hören will,
Jene Steine muß er fragen
Scheinen sie auch tot und still.
Denn es schläft ein Lied in Dingen,
Die da träumen fort und fort;
Und die Welt hebt an zu singen.
Trifft man nur das Zauberwort.
Die Steine reden: Ära Ehein, der
großen Heer- und Kiüturstraße mit ihren
Seiten- und Querwegen und in Süddeutsch-
land von den heidnischen Römern, den
Kämpfen und Siegen kirchlicher Send-
boten. Im Norden, auf Rügen sprechen
Opfersteine, auf der Heide Hünengräber,
Ringwälle von dem letzten Ringen der
alten Götter und Helden mit dem milden
Gott des Südens. Uns noch verständlicher,
weil jünger, ravmen Ruinen der Ritter-
burgen und Klöster, deren Mauern in
den Bniderkämpfen des deutschen Mittel-
alters zerschmettert wurden.
In den Spuren vergangener Menschen
Tage lassen sich weniger charakteristisch
landschaftliche Gestaltungen nachweisen,
als in den Volksbauten der jüngsten Zeit.
Denn der eigentlich landschaftliche Bau-
stoff ist längst verweht. Für ihre Verteilung in unserem heutigen
Deutschland ist daher vielmehr die Geschichte der vei-schiedenen
Landschaften, ihre Schicksale im Laufe der Zeiten, der historische
Wechsel ihrer Bewohner bestimmend. Neben der Naturkenntnis
und der Beobachtung ihrer heutigen Volksbauweise kommt land-
schaftliche Geschichtskenntnis in Betracht, wenn wir Menschen-
werke vergangener Zeit als Mittel benutzen wollen, um durch
sie unsere Gärten künstlerisch anregend zu gestalten. Längst
hat man Ruinen in Gärten geschaffen, aber von anderen
Empfindungen ausgehend: teils nur, um „Motive für dekorative
Effekte" (man überhöre ja nicht den gi-auenhaften Mißklang
der Fremdworte), zu haben, mehr aber noch, um in jener
kranken Zeit, als Ruinen, Gräber, ,,in denen man niemand
begrub", in Gärten „Mode" waren, in schlaffer Klage über
alles Vergängliche der eigenen weltschmerzlichen Stimmung
ein äußerliches Denkmal zu setzen.
'^
\ /
Altes Gemäuer. Vom v
Gartenwfflt" photograpI"Sch aufgenomrr
Die Gartenvvelt.
IX, 4
In diesem Sinne wollen -wii" keinesfalls die Ruinen und
alles ähnliche wieder aufleben lassen. Aber kräftige, gesunde
Lebensanschauung darf sich nicht schämen, wenn sie in der
heiteren Gartensymphonie durch einen vollen Mollakkord in
künstlerisch vollendeter Abtönung mächtig ergriffen wird,
doch ist wohl kaum irgendwo der Schritt vom Erhabenen
zum Lächerlichen so klein, wie hier. Darum sehe jeder,
wie er's treibe! Eine Grundbedingung für die beabsichtigte
Wirkung ist hier, noch mehr als bei Schaffung ländlich natur-
wahrer Menschenwerke, die „Echtheit", wie man überhaupt
keine Sache, außer der Bildung des eigenen Charakters, so
ernst nehmen sollte, als die sogenannte heitere Kunst. Wenn
man nun echte Denkmäler alter Zeit einfach aus der benach-
barten Landschaft in den Garten setzen könnte, wäre die
Forderung der Natiu-wahrheit leicht erfüllt. Das geht nun
meistens nicht, obwohl es bei gutem Willen und entsprechender
Aufmerksamkeit öfter möglich wäre.
Wie viele alte Kirchen- und Burgruinen, Säulen, Kloster-
gebäude haben billigen Baustoff für Scheunenhäuser und Vieh-
ställe hergeben müssen in einer Zeit, da die Vergangenheit
wortlos, tot, unbeachtet war. Da wäre, wo dies noch möglich
ist, im Gai'ten eines historisch empfindenden Altertums- und
Kunstfreundes wohl ein würdigerer Platz für sie. In allem
Echten haben wir in diesem Sinne auch Goethe auf unserer
Seite, der im übrigen die gekünstelte sentimentale Altertümelei
treffend verspottet.
Wie nun, wenn wir das Alte lieben und es echt niclit
erhalten können? Nur zum Teil beantworte ich heute diese
Frage, indem ich mich der Abbildung zuwende: Man braucht
kein Finsterling zu sein, nicht Eulen- und Unkensinn zu
haben, lun an altem Gemäuer Freude zu finden. Aber dieses
Gemäuer muß wenigstens Jahrhunderte alt sein oder — aus
jener Zeit zu stammen „scheinen" und eine Geschichte, Er-
lebnisse, haben — oder sie uns wenigstens vortäuschen.
Altes Gemäuer ist der Best einer Ruine. Nicht mehr so fest
gefügt wie diese, hat der Zahn der Zeit mehr an ihm genagt.
Form und Zweck des ursprünglichen Bauwerkes lassen sich
nicht mehr erkennen. Nichts mehr von der sterbend noch
trotzigen Kraft der Burgen, nichts von dem ergebenen Frieden
der Klosterruine blieb der Erscheinung des alten Gemäuers:
es ist ein Symbol der Auflösung, der Gleichheit alles Irdischen
im Zerfall. Jede welke Blume im Herbst, und jedes Körnchen
am Wege, das wir zu Staub zertreten, sagt uns dasselbe:
Blut' und Frucht sind nur die Stufen
Auf dem Wege zur Verwesung.
Wer im Irdischen das Ende aller Dinge sieht, ist mit
diesem Gleichnis auch am Ende seiner Gedanken — ein trost-
loses Ende. Aber der freudige Sinn unserer Weltanschauung
sieht die Welt in anderem, in besserem Lichte, im Vergehen
kein Ende, sondern nur Wandel; und „kein Verderben gibts
und kein Sterben, Ewiges Werden nur in der Natur".
So wird uns lebensfrohen Gartenfreunden zerfallenes
Gemäuer zum Nährboden lieblicher Pflanzen. Überall, natür-
lich glaiibliaft, können wir Gemäuer künstlich herstellen, um
uns die oft nicht natürlich begründeten imd meistens unnatürlich
gebildeten Felsengruppen zu ersetzen. Namentlich den Kleinen
aus der Pflanzenwelt, deren zai-te Schönheit wir sonst kaum
würdigen, weil sie dem betrachtenden Auge zu fern am
Boden stehen, wird liier ein geschütztes Plätzchen. All die
zierlichen Dickblattgewächse, kleinen Frühjahrsstauden, wie
Primeln, Aurikeln und einjährigen Pflänzchen, die im Rasen
leicht umkommen, oder, um dies zu vermeiden und gesehen
zu werden, nur in Hunderten von gleichartigen Stücken in
regelmäßigen Gruppen verwendet werden, können hier in
reichster Artenzahl, in Fugen und Ritzen, an Fensterbrüstungen
und auf der Krone der Mauern zu voller Geltung kommen.
Große Erdfarne und alle Pflanzen des Waldbodens finden
hier einen so naturgemäßen Platz wie zwischen den Steinen
ihres Waldes. Größere Mauerflächen werden berankt mit
unseren allbeliebten Schling-Sträuchern und -Kräutern. Die
Auswahl der Arten richtet sich danach, ob das Gemäuer frei
beleuchtet, oder beschattet ist. Ist es im Grundriß zwei-,
dreiseitig oder, wie ein Turmrest, rundlich, so bieten sich in
ihm selbst die verschiedensten Beleuchtungsgrade. Umrankte
Fenster im Mauerwerk ergeben schöne Rahmen außerhalb des
Gartens oder in ihm selbst stehender Bilder. Vor der Aus-
fühi-ung empfielüt sich die genaue Feststellung dei- Lage,
Höhe, Breite der Fenster durch ein leichtes Stangengerüst.
Die ganze Anordnung folgt der vorher bestimmten Lage der
Fenster. Liegt das Gemäuer frei, so muß auf eine ab-
wechselungsvolle Begrenzungslinie Bedacht genommen werden,
welche durch Bepflanzung des oberen Mauerrandes (z. B. durch
Schlingrosen) für das Auge teils versteckt, teils besonders
erhöht und hervorgehoben wird. —
Doch nun wollen wir unseren geschickten Maurer rufen,
damit er gleich hört, was wir über die technische Herstellung
unseres Gemäuers zu sagen haben. Atich er ist Naturfreund
und als Fachmann wird es ihm leicht werden, an der Hand
unseres Bildes sich in die Mauerweise früherer Jahrhunderte
einzuleben. Seine strengen Gesetze von Fuge und Lager
muß er einmal zu vergessen suchen, Wasserwage und Lot,
Winkelmaß und Latte zu Hause lassen. Wenn die Sache
ein bißchen schief wird, ist es um so besser. Wir brauchen
nur Natursteine und Mörtel — • für Erde und Pflanzen haben
wir schon gesorgt. Die Natursteine sind in allen Formen recht,
jedoch sollten sie in demselben Gemäuer immer von gleicher
Art sein : Porphyr, Granit, Sandstein (die flachste Seite nach
außen). Um eine Grenzmauer zu ziehen, müssen wir erst
unsern Nachbarn um Erlaubnis bitten; vielleicht fühlt er nicht
so historisch wie wir imd betrachtet eine „alte Mauer" als
eine Verunstaltung an der Grenze seines Ziergartens Dem
Einspruch begegnen wir, indem wir jene für uns unsichtbare
Außenseite in heut üblicher Weise mit schönen Ziegeln
herstellen, so, als hätte jener Nachbar die alte Mauer zin-
Stütze „seiner" neuen benutzt. In jedem Falle besteht nämlich
unser altes Gemäuer aus zwei parallelen Wänden, die mit
Steinen gelegentlich verbunden werden ; im Innern bleibt also ein
hohler Zwischenratmi. Hierdurch täuschen wir die natürlich
charakteristische Mauerstärke vor und geben den wuchernden
Pflanzen durch Ausfüllen des Hohlraumes mit humoser Erde
die Möglichkeit üppigen Gedeihens. So weit nötig, werden
die Pflanzen, namentlich Farnrhizome und Efeupflanzen,
wälirend des Mauerns in passende, späterem Wachstum Spiel-
raum gewährende Lücken gepflanzt. Auf diese Weise können
hohe Flächen selbst mit kleinen Efeu- und anderen Kletter-
pflanzen schnell überzogen werden. Die Fugen müssen tief
sein und dürfen den Mörtel nicht sehen lassen. Erscheinen
die Steine zu neu und leuchtend, so färbt man sie mit sand-
und zeraentgemischter Farlie ..alt".
Nachschrift der Redaktion. Uns will eine Mauer, be.setzt
mit Farnen und alpinen Pflanzen, auch passender erscheinen als die
oft unschön aussehenden „Felspartien" vieler Gärten. Außerdem kann
man auf einer Mauer seine Lieblinge in Augenhöhe Laben und sie
viel besser studieren.
IX, 4
Die Gartenweh.
39
Gartenschmuck.
Von H. König, stiidt. Gartenteclmiker, MUiichon-Gladbach.
(Ilieriu fihifxilin roin Verfasser für die „Oarteiiicelt" ge^eitlinete
Äbbildungefi.)
iOeit Äubeginn aller Kultur machte sich bei den Menschen das
Bestreben bemerkbai-, den architektonischen Schmuck des Hauses auch
auf seine Umgebung, den Garten, zu übertragen. An und fui sich
eine ganz logische Folgerung des menschhchen Empfindens, die litn
plötzlichen Übergaug des regelmäßigen Stiles der WohnungsaichitLktui
in den freien Landschaftsstil des Gartens störend empfindet Aul
dieser Beobachtung ruht wohl auch der Gedanke des legelmaßig« n
oder französischen Gartenstils. Wenn nun früher die Regelmäßigkeit
auch in den Gartenanlagen vorherreohte, so ist im Laufe der Zeit
im Menschen der Wunsch nach einer Trennung des i'egelmäßigen
Stils vom natürlichen Stil erwacht, welche endlich mit einem Siege
des letzteren endete. Selbstverständlich i.st auch die Anwendung des
natürlichen Stils in dem Parkgarten nicht ununisohränkt, da die nähere
Umgebung der Wohugebäude immer eine mehr oder weniger regel-
mäßige Einteilung erhält. So unschön und unnatürlich uns ein größerer
Park im symmetrischen Stil erscheint, so lächerlich würde sich ein
kleines Hausgärtchen ausnehmen, worin wir die Verkörperung der
freien Landschaft zum Ausdruck bringen würden. Denn im Haus-
gärtchen wird die Gartenanlage von der Architektur des Hauses be-
herrscht und muß sich ihr in ihrer Ausgestaltung naturgemäß an-
gliedern.
Fig. 1.
Terrassen, regelmäßige Bassins und Teppichbeete müssen natürlich
ebenso wie die Einfriedigungen auf die Architektur des Hauses Bezug
nehmen. Bei den Einfriedigungen geht man von diesem Grundsatz
ab, wenn besonders große Parks oder Landsitze in Betracht kommen,
dagegen sollte man die Villengärten und städtischen Vorgärten der
Architektur des Hauses entsprechend einfriedigen. In vielen Fällen
wird die Umzäunung leider immer noch recht stiefmütterlich be-
handelt, aber mit Unrecht; denn wie man ein Buch in geschmack-
vollem Einbände mit ganz anderen Erwartungen öffnet, als ein anderes,
das nur einen beschmutzten, unschönen Umschlag hat, so wird man
auch von einer dürftigen Einfriedigung auf den dahinterliegenden
Garten und schließlich auch noch auf den Besitzer schließen. — Es
ist uns gerade in der Einfriedigung eine gute Gelegenheit geboten, den
Besucher, gewissermaßen schon von außen, auf all' die Herrlichkeiten
vorzubereiten, die sich beim Eintritt in den Garten seinen Blicken dar-
bieten werden. Natürhch wird es nicht immer möglich sein, bei der
Einfriedigung den Stil des Hauses zu kopieren, in diesem Falle achte
man wenigstens darauf, daß sie einfach und geschmackvoll, ohne
Überladung gehalten ist. Man findet oft in den zugesandten Kata-
logen der betreffenden Fabriken recht geschmacklose Muster, ohne
irgend welche Idee: sinnlose und verwirrende Schnörkel und Ver-
zierungen, welche einen derartigen Zaun äußerst geschmacklos er-
scheinen la.ssen. Viel eher könnte man sich mit den modernen Ein-
friedigungen, welche ihre Motive der Natur entlehnen und stilisierte
Blumen, Pflanzen etc. zur Verwendung bringen, befreunden.
Abbildung I zeigt einen sehr einfach gehaltenen Eisenzaun,
dessen übliche Sprossen durch die eiserne Imitation stilisierter Baum-
Fig. 2.
äste ersetzt werden, das dazu gehörige Tor ist in demselben Genre
gehalten und paßt sich dem Ganzen harmonisch an. Infolge der
einfachen Ausstattung und der dichten Verzweigung der Äste, welche
ein Eindringen von Wild zur Unmöglichkeit macht, würde sich diese
Art Einfriedigung besonders für ein einfaches Landhaus eignen.
Weniger bei einem ländlichen, als einem städtischen Wohnhause
würde der in Abbildung II gezeigte Zaun Verwendung finden. In
seiner Ausstattung ebenfalls sehr einfach, sind die Öffnungen in dem
Tor etwas größer als in 1, aus welchem Grunde diese Einfriedigung
für ländliche Verhältnisse weniger zu empfehlen ist, da der durch
diesen Zaun gebotene Schutz gegen das Eindringen schädlicher Tiere
verhältnismäßig gering ist.
Die in Abbildung I und II gezeigten Einfriedigungen beruhen
auf dem Prinzip der geraden und gebrochenen Linie, während uns
Abbildung III die geschwungene bezw. gebogene Linie in einem
sezessionistisohen Entwurf vor Augen führt. Das Motiv dieses Zaunes
ist in der Lyraform zu suchen ; natürlich ist diese Art Einfriedigung
nur für städtische Gebäude mit kleinem Vorgarten geeignet. —
Die Idee, die moderne Kunstrichtung auch auf dem Gebiete
der Gartenkunst und Gartentechnik zur Geltung zu bringen, ist viel-
fach angefeindet worden, aber mit Unrecht, denn aus welchem
Grunde sollte nicht auch die Gartenkunst der modernen Richtung
huldigen und sich ihre Vorzüge nutzbar machen; natürlich in der
richtigen Weise und nur da, wo es angebracht ist, denn wenn man
Bäume und Sträucher in die Formen des Jugend- oder Seze.ssiousstils
pressen wollte, so wäre dies eben eine grausame Verstümmelung der
Natur, die an Vandalismus grenzte.
Das Brückentor in Abbildung IV erfüllt insofern seinen Zweck
vollkommen, als neben entsprechender Höhe, welche das Übersteigen
erschwert, zu beiden Seiten noch Flügel angebracht sind, die ein Ein-
dringen von der Seite unmöglich machen.
Vorstehende Muster sind für Einfriedigungen -aus Eisen be.
stimmt. Ihre Verwendung beschränkt sich hauptsächlich auf „Lust-
und Ziergärten", wohingegen die in Abbildung V gezeigte Einfriedigung
mehr für Nutzgärten geeignet ist. Sie ist aus Naturholz hergestellt
und bei der Konstruktion wurde auf Solidität und Haltbarkeit, sowie
auf entsprechend gefälliges Aussehen Gewicht gelegt. Die Sprossen
sind so eng zusammengefügt, daß diese Einfriedigung auch selbst
gegen kleine Tiere hinreichenden Schutz gewährt.
Fig. 3.
40
Die Gartenwelt.
IX, 4
Fig. 4.
Weitere Naturholzeinfriedigungen, bei denen die Stämme in
den verseil iedensten Formen Verwendung fanden, zeigen die Ab-
bildungen VI und VII. Erstere erscheint in ihrer Ausführung ge-
fälliger. Besonders die schräge pergolaartige Bedachung gibt dem
Ganzen ein zierliches Aussehen, während die andere Einfiiedigung,
die den Zweck verfolgt, mehr noch wie die vorhergehende das Natür-
liche und Urwüchsige zu verkörpern, ungleich schwerfälliger erscheint.
Die eiserne Einfriedigung verdient vor der Naturholzeinfriedigung
infolge ihrer größeren Stabilität und Haltbarkeit den Vorzug, obgleich
andrerseits wiederum nicht zu verkennen ist, daß Holz einen hüb-
scheren Anblick gewährt und dem Charakter des Gartens mehr an-
gepaßt erscheint als Eisen.
Einen größeren Schutz, als wir durch eiserne oder Naturholz-
einfriedigungen erzielen können, gewähren die Mauern. Obgleich
der Gartenbesitzer schließlich nicht gezwungen werden kann, den
Vorübergehenden Einblick in seinen Garten zu gestatten, würde es
sieh doch schon aus ästhetischen Gründen empfehlen an Stelle der
Mauer einen Zaun zu setzen, da der Zaun auch von den Wegen
und Plätzen des Gartens aus einen weiteren Blick über und durch
die Einfriedigung zuläßt und dadurch der Garten größer erscheint.
Ad einer belebten Straße allerdings wird der Abschluß durch eine
Mauer zu entschuldigen sein, da es nicht gerade zu den Annehmlich-
keiten' gehört, andauernd durch die Blicke Vombergehender belästigt
zu werden. Trotzdem sollte aber auch in diesem Falle durch kreis-
förmige und ovale Öffnungen ein Blick vom Garten auf die
Straße geschaffen werden! — Derselbe Zweck läßt sich allerdings
auch dadurch erreichen, daß man die Mauer nur in Schulterhöhe
aufführt und dann mit einem kleinen Zaun bekrönt. Abbildung VIII
zeigt uns eine dekorative Mauer; für Unterbrechungen in der glatten
Mauerfläche sorgen Spiegelquadei-n und andere Verzierungen. Das
Tor ist im gotischen Spitzbogen aus Eisen aufgeführt, die Pfeiler
weiden von je einer Kugel geziert, während eine Laterne für ent-
sprechende Beleuchtung bei Dunkelheit sorgt.
FaJls eine höhere Mauer zum Schutz gegen räuberische Ein-
fälle vonnöten erscheint, würde es sich empfehlen, eine derartige
Mauer mit einer Pergola zu versehen, um ihr das kahle Aussehen zu
nehmen, welche später mit AVeinlaub berankt einen ganz freundlichen
Anblick gewährt. Bei ansteigendem Terrain darf die Mauer nicht
den Unebenheiten des Terrains angepaßt sein, sondern muß in hori-
zontaler Lage aufgeführt werden, wodurch sich dann entsprechende
Abstufungen ergeben.
Doch auch bei der mit einer Pergola bekrönten Mauer sollte
man nicht auf jede weitere architektonische Verzierung verzichten,
sondern doch auch auf diese oder jene Art für eine Unterbrechung
der glatten Mauertläche Sorge tragen. Bei Abbildung IX ist dies
durch eine rustike Behandlung der Mauerfläche erreicht, während
Abbildung X Bruchsteinmauervveik mit Fugenbetonung zeigt, —
Man benutzt außer den angeführten wohl noch Einfriedigungen aus
Drahtgitter, zum größeren Schutze Stacheldraht. Ganz abgesehen
nun von seiner wenig schönen Wirkung, darf Stacheldraht nicht in
unmittelbarer Begi'enzung belebter Straßen verwendet werden, da
er infolge seiner Stacheln leicht Verletzungen Vorübergehender be-
wirken könnte.
Nicht nur in der Einfriedigung, sondeni auch in anderem
Gartenschmuck wie Statuen, Tompelchen, Lauben etc. bietet sich uns
Gelegenheit, die Architektur im Garten zur Geltung zu bringen.
Allerdings sollte man, besonders bei den Statuen, eine sorgfältigere
Auswahl treffen, als es in der Regel geschieht, da man recht
oft im Garten architektonischem Schmuck begegnet, der keinen
Kunstwert hat. Lächerlich und kleinlich wirken meist die be-
Fig.
Fig. 6.
kannten Erzeugnisse der Ton- und Zementindustrie (Gnomen, Pilze,
Hirsche etc.). Wo die Mittel nicht ausreichen, guten architektonischen
Schmuck im Garten zur Geltung zu bringen, sollte man lieber ganz
davon absehen.
Sehr nett läßt sich bei andern, im Garten notwendigen Gegen-
ständen das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, so würde
es sich z. B. empfehlen, anstatt der Papier-Körbe aus Draht solche
aus Naturholz in Häuschenform anzubringen. Ebenso lassen sich
auch Futterhäuschen, Schwanen- und Entenhäuschen etc. recht nett
ausgestalten. (Abbildung XI und XII.).
Die Gartenlauben und Pavillons sollen in erster Linie Schutz
und Unterkunft bieten; dies schließt aber eine architektonische Ge-
staltung nicht aus, im Gegenteil wird man sich sogar oft des Eindrucks
nicht erwehren können, daß sie vorzugsweise als architektonisches
Schmuckstück gelten, oft zum Nachteil ihres praktischen Zweckes.
Pavillons und Häuschen, die nur eine romantische Stimmung in der
Landschaft iiervorrufen sollen, ohne einen praktischen Zweck zu ver-
folgen, grenzen an die Spielerei der Eokokozeit, einem Zeitalter, über
dessen zopfige Gepflogenheiten wir lächeln. — Wohl läßt sich aber
hier sehr gut das Zweckentsprechende mit dem Schönen vereinen.
— In den meisten Fällen kann bei derartigen Bauten Naturholz Ver-
wendung finden, obgleich auch, hauptsächlich bei Gartenlauben und
Laubengängen, das Eisen eine große Rolle spielt.
In neuerer Zeit kommen besonders die offenen, halbrunden
Gartenlauben in Aufnahme und auch hierin hat die moderne Kunst-
richtung viel Anhänger gefunden. Abbildung XIII veranschaulicht eine
Gartenlaube im Jugendstil. Das Material besteht aus Eisen, zu beiden
Seiten der eigentlichen Laube befinden sich schräg abfallende Gitter,
welche beiderseitig in eine Säule auslaufen und die Laube flankieren.
IX, 4
Die Gartenwelt.
41
Das Ganze eignet sich hauptsächlich
zur Berantung mit Wein, wildem
Hopfen etc. — Der chinesische
Tavillon (Abbildung XIV) ist ein
Schmuckstück größerer Gartenlagen
An einem lauschigen Parkfleckchen
in der Nahe einiger Felsengrotten
oder dergleichen wird er sich gut
ausnehmen.
In einem Park mit größerer
Erdbewegung kann auch ein Aus-
sichtstempelcheii (Abbildung XV)
errichtet werden. Von einem
freiliegenden Hügel auf Fel.sen-
füßen gewährt es einen schönen
Blick über den Park und die
nächste Umgebung. Eine Galerie bietet Gelegenheit, die Gegend von
allen Seiten zu betrachten.
Damit dieses Tempelchen auch bei Unwetter genügend Schutz
gewährt, sind Fenster eingelassen.
Der architektoni^che Gartenschmuck ist in unsern heutigen
Gärten lange nicht in dem Maße vertreten, wie es eine geschickte
Ausgestaltung der Landschaft wünschenswert erecheinen ließe. Natür-
lich soll hier nicht der kleinlichen Spielerei der Wasserschlößchen,
Eremitagen usw. Ludwigs des XIV. d.is Wort geredet werden. Es sei
ferne von uns, ihnen eine fröhliche Wiederkehr zu wünschen, aber
trotzdem sollte man darauf hinweisen, daß ein geschickt angebrachtes
architektonisches Schmuckstück wohl geeignet ist, die Landschaft
zu beleben und die Stimmung bis zu einem gewissen Grade zu
beeinflussen.
Nachschrirt der Redaktion. Die Wünsche des geschätzten
Verfassers nach vermehrter Architektur im Garten mögen in mancher
Hinsicht berechtigt sein. Ob er mit seineu Entwürfen der modernen
Kunstrichtung einen Liebesdienst erwiesen hat, möchten wir aber
bezweifeln. Wir sind vielmehr 'der Ansicht, daß die gezeigten Bei-
spiele weit mehr abschrecken als zur Nachahmung reizen. Abgesehen
von den unglaublich hohen Kosten, die solche eisernen, veischrobenen
Umzäunungen verursachen würden, sind sie auch nicht aus Zweck-
mäßigkeitsgründen anzuempfehlen. Der beste eiserne Zaun zur
Abschließung herrschaftlicher Gärten ist der Stabeisenzaun. Er ist
schon teuer genug auch ohne jeden Zierrat. Sein schönster Schmuck
seien wilder Wein, Efeu oder ähnliche Schlingpflanzen. Das Ein-
gangstor w^ürde dem entsprechen. Es ist sehr anfechtbar, in die die
Sockel oft höchst überflüssig krönenden Schalen Agaven und ähnliche
Pflanzen aus Blech zu setzen. liebende Pflanzen sind darin schwer
zu pflegen und daraus folgt, daß die Schalen besser wegbleiben, da
sie überflüssig sind. Was der Herr Verfasser sich bei dem Entwurf
zu einem Brückentor (Abbildung IV) gedacht hat, ist schwer zu er-
raten. Das ist kein Jugendstil, was der Verfasser zeigt, sondern das
Spiel einer Phantasie ohne hannonisches Empfinden. Auch hier
würde, wenn das Tor aus Eisen sein soll, gerades Stabeisen am Platze
sein. Ein hölzerner Zaun, wie in Abbildung VI, ist gottlob auch
sehr teuer und hält nicht lange. So einen Zaun in sich zu festigen,
ist selbst für geübte Hände ein saures Stück Arbeit. Ein einfacher
Fig. 7,
mit Ölfarbe gestrichener Latten-
zaun ist wohlfeiler und hält noch
einmal so lange. Was die Mauern
betrifft, so ist der Verfasser auch
damit ein schlechter Rechner. Wer
sich eine einfache Ziegelmauer
setzen läßt, wird über die Kosten
schon wenig erbaut sein , und
selbst reiche Leute würden über
den Preis einer Mauer, wie Ab-
bildung VIII, jammern. In Ab-
bildung IX begnügt sich der Ver-
fasser mit einer schlichteren Aus-
führung, die genügend teuer ist,
um vornehm zu sein. Wer eine
schöne, stabile Mauer haben will,
lasse sie sich aus Sandstein oder Granitsteinen erbauen. Eine solche
Mauer, hier und da unterbrochen von Stabeisengitter, wirkt wirklich
nicht übel, auch ohne, daß man Pergolas und andere Zierrate an-
bringt. Die Jugendlaube, Abbildung XIII, ist als Spalierwerk für
wilden Wein oder Hopfen doch auch etwas zu kostspielig. Wenn
die Schlingpflanzen ihre Schuldigkeit tun, ist selbst das einfachste
Gestell mit einem Zauber umgeben, den kein Architekt und Kunst-
schmied dem Ding einblasen kann.
AVir haben die Arbeit des geschätzten Verfassers hier ver-
öffentlicht, um das Gebiet der Gartenaussohmückung von irgend einer
Seite zu streifen. Es steht jedem frei, falls er andere Ansichten
vertritt, sich zum Worte zu melden. Unsere ausübenden Landschafts-
gärtner werden für einfache brauchbare Entwürfe, die ohne beträcht-
liche Kosten aus einem leicht zugänglichen Materiale ausführbar
sind, immer A''erwendung haben. Das Einfache und Ungekünstelte
ist unseres Erachtens nach das Beste, Haltbarste und' Wohlfeilste
und weit mehr imstande das Auge durch harmonische Ruhe der
Linienführung zu erfreuen als ein Durcheinander anscheinend regel-
loser Linien.
Stauden.
Dorouiciim caiicasicum.
Jjine unserer ersten Blütenstauden ist Doronieum cancasicum,
das bereits Ende April bis Anfang Mai (manchmal bereits im März)
mit seinem herrlich gelben Blütenflor erfreut. In zahlreichen
Gärten findet man es. Es wetteifert erfolgreich mit dem Tulpou-
und Hyazinthenflor, und belebt, wenn die Pflanzen vor den Ge-
hölzen oder in Trupps im Rasen angepflanzt werden, die noch recht
farbenarme Landschaft recht angenehm.
Die Gartenwelt.
IX, 4
Fig. 10.
Doronicmn caucasicum ist eine sehr anspruchslose Staude die
fast mit jedem Gartenboden vorlieb nimmt, und für einigennaßen auf-
merksame Pflege durch reichliches Blühen sehr dankbar ist; wenn
man etwas an dieser Pflanzenart auszusetzen hat, so ist es wohl
der Umstand, daß sie so schnell verblüht, bei warmer Witterung in
8—14 Tagen, während kühle Tage den Blumenflor ziemlich 3 Wochen
hinhalten.
Die Vermehrung von Doronicum caucasicum wird am besten
nach der Blüte vorgenommen; man zerteilt die alten Pflanzen durch
Zerreißen in kleinere Büsche und pflanzt diese auf Beete im Abstand
von 25 — 30 cm; bis zum kommenden Herbst haben sich die jungen
Pflanzen derartig entwickelt, daß wir damit wieder die Blumenbeete
im Garten bepflanzen können. Schreiber dieser Zeilen hat jedoch
immer erst im Frühjahr, Anfang März, die Bepflanzung vorgenommen
und gefunden, daß man D. sogar noch kurz vor der Blüte ohne
Schaden verpflanzen kann. In den Mainzer städtischen Garten-
anlagen ist die besagte Staude recht häufig, und viele Fachleute haben
sich von der Wirkung dieser noch sehr verkannten Pflanze an Ort
und Stelle überzeugen können. Mögen denn voretehende Zeilen dazu
beitragen, dem ausübenden Gärtner ein Fingerzeig zu sein bei der
Ausschmückung seiner Gärten, zumal D. e. mit einer leichten Be-
deckung im Winter vollkommen zufrieden ist. F. T.
hasilaris imd ursina, und an basalthaltigen
Abhängen wächst der schöne Edimoeactus
polycephalus , seltener findet man den
interessanten E. polyandstrus.
Bäume findet man nur sehr wenige,
d. h. wenn man die Baumyucca, Yucca
arbwescens, nicht zu den Bäumen rechnet.
Die einzigen Bäume sind ein paar ver-
krüppelte Exemplare von Pinus mono-
phylla, nahe dem Gipfel des Argus Peak.
"^^ Die Flora ist reich an Annuellen, da jedoch
die Niedersclüäge im Winter äußerst gering
waren, so kamen sie nicht zur Entwicklung.
Auf einer vulkanischen Mesa, die ich be-
suchte, -wurde mir der entzückende Anblick tausender feurig-
rot blühender Calochortus Ketmedyi Porter.
Im Eifer über diesen herrlichen Fund wäre ich aber
beinahe auf eine Klapperschlange getreten, die in diesem
trockenen Gebirge selu- häufig ist. Auf einer anderen Tour
hätte ich beinahe in eine Sclilange gegriffen. Ich kletterte
nämlich an einem Felsen hinauf, um eine seltene Loasacee
zu sammeln, als ich plötzlich auf einem Absatz den Kopf einer
Klapperschlange ganz nahe bei meiner Hand sah. Ich fuhr
erschreckt zurück, suchte rasch einen Stock und tötete das
scheußliche Tier mit einem wohlgezielten Hieb. Da die
Klappersclüangen manchmal in die Betten kriechen, so ist
große Vorsicht beim Schlafen auf dem Boden am Platze,
namentlich in den Wüstengebirgen Californiens, wo sie
häufig sind.
Nach Ausführung mehrerer interessanter Touren wurde
die Weiterfahrt nach Darwin, einer kleinen Minenstadt in den
Coso Mountains, angetreten. Der Weg führte fortwährend
bergauf bis zur Paßhöhe. Von hier genießt man einen herr-
lichen Blick auf die Madurango Range uud die Panamint
Polygonum equisetiforme austräte. Unser Mitarbeiter, Herr
C. Sprenger, Vomero- Neapel, übereandte uns einige Blütenzweige
dieses herrlichen, in Kreta heimischen Knöterichs. Es handelt sich
hier tun einen \orzügliohen Herbstblüher, dessen meterlange Blüten-
triebe mit Tausenden weißer Sternchen bedeckt sind. Diese Triebe
sind auch in getrocknetem Zustande für Dauerbindereien von hohem
Wert. Vielleicht unternimmt es der eine oder andere unserer Leser,
die Pflanze auf etwaige Verwendbarkeit und Winterhärte in unserem
Klima hin zu prüfen.
Gärtnerische Reiseskizzen.
Reiseerlebnisse eines Sammlers im fernen Westen.
Von C. A. Purpus, San Diego, Californien.
Ge
n.
fegen Abend kamen wir zum Fuß des Argus Peak,
des höchsten Berges der Argus Mts., wo eine schwache Quelle
hervorkommt, an der ich für einige Tage das Zelt aufsclüagen
ließ, um ein paar Touren in dieses interessante Gebirge aus-
zuführen. Die Argus Mountains sind ein Sträuchergebirgc.
Hier wachsen die schon vorerwähnten Wüstensträucher, ferner
straucliige PeMtslemon, worunter ich eine neue Spezies fand,
verschiedene Lycium, wie L. Ander soni und L. Cooperi,
ferner strauchige Corapositen und Eriogonum\ eine neue
Art, die ich hier entdeckte, wurde E. Purpusii benannt. Da-
zwischen findet man verschiedene Opuntien, wie 0. echinocarpa,
Fig. 11.
IX, 4
Die Gartenwelt.
43
Mountains mit ihren schöngeforniten Gipfeln, die eine Höhe
v<m 3300 Metern erreiclien. Wir kamen an praclitvoUen
Exemplaren von Yucca arborescens von 10 m Höhe vorüljer
und erreichten nach rachistündiger Fahrt Junction Fiat, eine
weite Ebene, welche sich am Fuße der Madurango Range aus-
breitet. Neben Massen von Arlermsia iridenlaia und ver-
schiedenen Bigelovien sah ich hier Coleogync ramosiasinin
(Rosacee), einen niedrigen Wi'istonstrauch, und an den Folseii
der benachbarten Mesas (vulkanische Tafelberge) wuchs Epliedra
viridis. Einen imposanten, eigenartigen Anblick bot die
2700 m hohe Madurango Range mit ihren rotbraimen Spitzen,
die in einer unbeschreiblichen Steilheit emporragen und sich
nach Norden bis zu den Inyo-Bergen fortsetzen.
Da es Nacht wurde, ehe wir Darwin erreichten, so kam-
pierten wir am Fuße der Madurango Range, deren säge-
zahnartigen Spitzen auf uns hernieder schauten. Die
Nacht war wieder sehr warm, der Himmel von wunderbarer
Klarheit, so daß wir noch lange am hellodernden Lagerfeuer
saßen, welches die interessante Landschaft mit magischem
Liclit übergoß. Auch
hier heulten die Cojoten
um die Wette. Eines
unserer^;Maultiere riß
sich los und mein Be-
gleiter hatte große
Mühe, es wieder ein-
zufangen.
Wir erreichten Darwin, das in einer sehr trockenen
Gegend zwischen den Inyo-, Coso- und den Darwin- Bergen
gelegen ist, am nächsten Tag gegen Mittag, hielten ein paar
Stunden Rast und setzten alsdann unsere Fahrt über den
nördlichen Teil der Cosoberge fort nach dem Bittersee Owens
Lake. Der Weg führt durch eine höchst wunderbare Land-
schaft, die ganz vulkanischer Natur ist. Man passiert mehrere
erloschene Krater, die mit spärlicher Vegetation bedeckt sind.
Die ganze Umgebung dieser Krater ist mit schwarzen oder
braunroten Lava- und Schlacken massen bedeckt, die sich
meilenweit erstrecken.
Der Owens Lake ist ein Bittersee, der keinen Abfluß
hat. Zahlreiche, fast durchweg stark Schwefel- und alkali-
haltige Quellen und der Owens-River, der größte Fluß im
südöstlichen Californien, ergießen sich in diesen See. Das
Wasser des Sees ist eine Art Lauge, welche von geradezu
ätzender Wirkung ist und viel kohlensaures Natron enthält,
welches in Keeler, am mittleren Seeufer gelegen, gewonnen wird.
Das ätzende Wasser hat eine sehr verderbliche Wii-kung
auf die im See herumschwimmenden Wildenton und andere
Wasservögel. Diese Tiere sterben nämlich, wenn sie längere
Zeit auf dem See herumschwimmen, und man findet ihre
Leichen zu Hunderten an den Ufern des Sees herumliegen.
Fig. 13.
Da ich die Flora der Umgebung des Sees, die sehr
interessant ist, kennen lernen wollte, so kampierten wir für
zwei Tage an einer warmen Schwefelquelle, die sich in den
See ergießt. Ich machte hier eine sehr interessante Kollektion
und fand eine neue Oleome an den Ufern des Sees, der eine
eigentümliche Flora hat. Der außerordentlichen Dürre wegen
war jedoch die Flora in den Bergen nur teilweise zur Ent-
wicklung gelangt, so daß hier die Beute gering ausfiel.
Von hier fuhren wir weiter nach Keeler. Keeler liegt
dicht am See. Über der kleinen Stadt erheben sich die stark
durciifurchten Rücken und die dunkeln, nur sehr spärlich be-
waldeten Krater der Inyoberge. Gegen Westen stiegen die
noch mit Schnee bedeckten Eiesengipfel der Sierra Nevada
empor, teilweise in Wolken eingehüllt. Dazwischen breitet
sich das Owens Valley aus, ein Hochtal, das in seinem
südöstlichen Teil größtenteils Wüste ist, die zum Teil
von dem Owens Lake ausgefüllt wird. Das Tal wird durch-
strömt von dem Owens-River, in welchen zahlreiche Wild-
bäche, die von den steilen Hängen der Sierra herabstürzen,
einmünden. Der Owens-Fluß ist die Lebensader des nörd-
lichen Owens -Tales und verwandelt es in eine fruchtbare
Landschaft. Da es hier wenig regnet, so wäre Ackerbau
ohne künstliche Bewässerung nicht möglich.
Wir hielten uns nur kurze Zeit in Keeler auf und setzten
unsere Fahrt nach Norden fort. Die Wege sind hier sehr
sandig, man kommt daher sehr langsam fort. Wir kamen
an einem Marmorbruch vorbei und hatten, als es Abend
wurde, beinahe Lone-Pine erreicht, eine kleine Stadt am
Fuße des 4540 m hohen Mount Whitney, des höchsten Berges
der Sierra Nevada, der als riesiger Zacken eine Reihe
niedriger, ähnlich geformter Spitzen überragt >ind senkrecht
in ein Hochtal abstürzt.
Wir verbrachten die Nacht am Ufer des Owens-Flusses
und fuhren am nächsten Morgen über Lone-Pine weiter nach
44
Die Gartenwelt.
IX, 4
Independence, dem Hauptort von Inyo County. Das Städt-
chen liegt dicht am Faße dei- steilen Felswände der Sierra,
welche hier fast ohne Vorberge in das Tal abfallen. Von
Independence ging es durch eine meist viilkanisclio Gegend
nacli Big-Pine, wo wir uns nach rechts in die Inyoberge
wandten. Von hier ging es langsam bergauf. Auf der Hölie
bot sich uns eine wuntlerbare Aussicht auf die wie Kulissen
sich ineinander schiebenden, mit frischem Schnee bedeckten
Spitzen der Sierra, während sich gegen Norden die langen
Rücken der White Mts., die ebenfalls weiß verschneit waren,
präsentierten. Die „Weißen Berge" sind die sicli nach Norden
ziehende Fortsetzung der Inyoberge, welche eine Höhe von
über 3700 m erreicht.
Bei dem Zolliiaus, das liier einsam am Fuße schroffer
Felsen steht, wurde für zwei Tage Halt gemacht, die ich
dazu benutzte, einige Touren in die nächsten
Berge auszuführen.
Am nächsten Tage besuchte ich die Berge
auf der linken Seite der Paßhöhe. Ich fand
die aus Scliiefer und Kalk bestehenden Berge
bis etwa 3000 m Hohe dünn bewaldet mit
Pitius monophylla, welche für die Inyoberge
charakteristisch ist, und dazwischen Juniperus
californica. An den
felsigen Abhängen
sah ich Opunlia
rutila und basilaris
und an Felsen den
dem Cercus pJioeni-
ccus ähnlichen C.
mojavcnsis. Tags
darauf machte ich
eine andere Tour
in die „Weißen
Berge", wo ich die-
selben Coniferen
fand. Hier sah ich
auch zum ersten
Male die interes-
sante Cowania me-
xicana, einen zu den
Rosaceen gehören-
der Strauch und an Felsen Ckamaebatia Millr/nl
kiesigen Abhängen der Berge blühte die scliönr /,(
Pursh, einePortulacacee. Beim Durchstreifen einc>
Pinus monophylla und Juniperus californica stieß ich a>if eine
Anzahl Tipis (aus Ästen und Zweigen erbaute Hütten) der Pali-
Ute - Indianer, welclie im südöstlichen Kalifornien leben. Die
Hütten waren verlassen und walirscheinlich nur zur Zeit der
Reife der Samen von Pitius monophylla, welche ein Haupt-
nahrungsmittel der Indianer bilden, bewohnt gewesen. Um
die Hütten lagen noch die Haken, mit denen sie die Äste
herunterziehen, um die Samen zu ernten.
Der nächste Morgen, ein heiTÜcher Maimorgen, sah uns
auf dem Wege nach Deepspring- Valley. Der Weg führte
anfangs bergan, dann über eine mit Pitius tnonophylla sehr
dünn bewaldete Hochebene, welche sich allmählich hinab-
senkte. Das Deepspring - Valley ist ein wüstenartiges Tal,
nm- mit Sträuchern, meist Chenopodiaceen, bewachsen. Das
Tal wird von Bergen eingeschlossen und an seinem unteren
Ende befindet sich ein kleiner See, der von verscliiedenen
Quellen gespeist wird, aber keinen Abfluß hat. In der Mitte
Flg.
An den
''<i Kilirica
laiiilesvon
des Tales befand sich zurzeit nur eine Ranch (Farm), wo
ich für einen Tag zu rasten beschloß. Bei einem Ausflug
in die Vorberge der Weißen Berge fand ich Piiiladelphus
micfophyllus, welcher füi- Kalifornien neu war. An sandigen
Stellen wuchs die schön blühende Ojnmlia pulchella. Am
folgenden Tage ging es weiter über die südlichen Ausläufer
der Weißen Berge nach Fischlake- Valley, einem großen, über
2700 m hoch gelegenen Tal, welches teilweise Wüste, teil-
weise aber auch gut angebaut ist und von mehreren Farmen
eingenommen wird, deren Existenz von den verschiedenen
Quellen, die hier entspringen, abhängt. Wie Deepspring-
Valley, wird auch dieses Tal fast vollständig von
Bergen eingeschlossen und zwar von der Palmetto-Range
und den Red Mountains (Roten Bergen) im Osten und den
bis 3300 ni ansteigenden Weißen Bergen im Westen.
Wir kampierten
in der Nähe einer
Farm , „Oasis" ge-
nannt. Am Abend
erhob sich ein Sturm,
der schwarze Wolken
über die Berge von
Westen heranjagte.
Es dauerte nicht
lange, so fing es an
zu regnen, während
in den Bergen selbst
Schneestürme tobten.
Am nächsten Morgen
waren die Berge weiß
verschneit und die
ganze Landschaft
hatte ein winter-
liches Aussehen. Wir
brachen zeitig auf
und überscliritten
nach zweistündiger
Fahrt die Grenze von
Kalifornien und be-
fanden uns in Ne-
^' vada am Fuße der
Palmetto Range, über
welche die Reise nach Osten gelien sollte. Durch einen
Caflon ging der Weg langsam bergan. An den , Hängen
blühten Massen von Anuuellen, welche sich zumeist aus den
Gattungen Phacclia, Eriogonum, Ocnothera, Gilia und Kry-
nitxkia zusammensetzten. Hier trat auch wieder Yucca
arborescens oder hrcvifolia auf, welche ich, seit wir die Argus-
Berge verließen, nicht mehr gesehen hatte. Nach dieser
Yucca, die zuweilen im Westen „Palmetto" genamit wird,
hat dieses Gebirge seinen Namen. Gegen Mittag gelangten
wir zu dem zur Zeit stillstehenden Bergwerk „Palmetto
mine" auf der Hochebene am Fuße des Mt. Gabb und
Magruder.
Wir machten liier für ein paar Tage Station und am
nächsten Morgen bestieg ich die höchste Spitze des in-
teressanten Gebirges, den 3G00 m hohen Mount Gabb.
Auf dem Wege fand ich eine reiche Flora, sehr in-
teressanter Kompositen, darunter verschiedene Bigelovien,
Baileya, Toivnsendia u. v. a. Die Abhänge fand ich spärlich
bewaldet mit Juniperus californica var. uiahetisis neben
Pinus monophylla. Cercocarpus ledifolius Nutt., den man in der
IX, 4
Die Gartenwelt.
45
Sierra Nevada an vielen Orten findet, bildet liier einen Ideinen
Baum und stieg bis zu nahezu 3300 m Höhe empor.
Nach sehr anstrengendem Steigen erreichte ich die
Spitze des Mt. Gabb, über die ein eisiger Wind dahinfogte,
so daß man kaum aufrecht stehen konnte. An Felsen der
Spitze wuchs eine Opmitia, welche 0. rutila ähnlich sah.
An einem der folgenden Tage besuchte ich die südlichen
Abhänge des Mount Magruder. An seinem Fuß breitet sich
nach Süden das Death- Valley, das berüchtigte Todestal, aus.
Ich fand hier eine sehr interessante Landschaft. Riesige
Sandsteinfelsen von roter und gelber Farbe erhoben sich bis
zu einer Höhe von 300 m über das Todestal und von
den Spitzen erschloß sich eine großartige Aussicht. Zu
Füßen lag das teilweise in einen bläulichen Nebel eingehüllte
Tal, darüber stiegen die steilen Gipfel der Panamint-Berge
empor und nach Westen präsentierten sich die schneebedeckten
Spitzen der Sierra Nevada in ihrer garizen Großartigkeit.
Am Fuße der steilen Sandsteinfelsen bircht eine Quelle
hervor, welche stark alaun- und arsenikhaltig ist; ihr Wasser
verschwindet nach kurzem Lauf im Sande der Wüste.
Auch hier fand ich eine sehr interessante Flora, die sieh
aus den Gattungen Andihertia, Townsendia, Äslragalus und
Oilia zusammensetzte, darunter auch ein neues Pentstemon,
Pentst. flm-ibimdus Brandeg. Eine kleine strauchartige Celtis^
die hier in einigen Exemplaren vorkam, scliien mir C. occidentalis
var. reticulata zu sein. Auf dem Rückwege scheuchte ich
mehrere Cojoten auf, die auch hier sehr zahlreich sind und
ilu- durchdringendes Geheid in allen Richtungen hören lassen.
Wir blieben noch zwei Tage in diesem interessanten Ge-
birge und setzten dann unsere Fahrt gegen Osten fort. Wii'
fulu-en über einen Paß, vorbei an mehreren Hütten derPah-üte-
Indianer und erreichten gegen Mittag die kleine Minennieder-
lassung ,,Lida", welclie zugleich ein Hauptversamralungsplatz
der Pah-Üte-Indianer ist. Diese Indianer waren früher sehr
gefürchtet und sind auch jetzt noch wenig vertrauenerweckend.
Vor ein paar Jahren erschoß ein Pah-Ute zwei Prospektors
aus dem Hinterhalt. Auf einem freien Platze in der Nähe des
kleinen Ortes trafen wir einige hundert Pah-Ute-Indianer, welche
eine Art Palawe abhielten; sie sahen sehr wenig vertrauen-
erweckend aus und betrachteten uns mit mißtrauischen Blicken.
Bei einem Pochwerk, in dem goldhaltiger Quarz zer-
kleinert wurde, verbrachten wir die Nacht und am nächsten
Morgen ging es durch eine wasserlose Wüste nach Gold
Mountaia, nach einem fast ganz baumlosen Gebirgsstock,
welcher nach Westen in das Death- Valley abfällt, so benannt.
Der ganze Gebirgsstock ist mit Minen bedeckt, welche jedoch
meist nicht mehr bearbeitet werden. Früher wurde hier sehr
viel Gold gefunden, daher auch der Name „Gold Mountain".
An den verlassenen Gebäuden der größten Mine in dieser
Gegend wurde Halt gemacht, da ich das interessante Gebirge
für ein paar Tage durchstreifen wollte.
Auf den tiefroten Spitzen der Berge wuchsen hin und
wieder ein paar Exemplare von Pinus monophylla, welche
einen hohen Grad von Trockenheit vertragen kann.
Ich bestieg mehrere Spitzen und fand eine interessante
Flora. Von Kakteen fand ich Echinonactus poh/ancisirus und
die sehr häufige Opuntia hasilaris. Verschiedene Mesas
waren bedeckt mit dem goldgelb blühenden Calochortu.t
aureus, dazwischen blühte die schöne Aster cordifolius und
ein schönes Penisteinon Roezlii var. i'iolaceus, eine neue
Varietät. Besonders groß war die Zahl der einjährigen
Pflanzen, meistens zu der Gattung Eriogonum gehörend.
Dahlien.
„Neues und .Vlloniciicstes" von der VII. Aiisstollmig
der Doiitscheii Dalilien-Gesellscliaft in Düsseldorf.
Von Ohergäitner Alfred Kern.
I.
IJetreu ihren Prinzipien, von .lahr zu Jaiir einem gi'oßem
Publikum das zu zeigen, was an neu geborenen Dahlien-Kindern
nicht nur im lieben deutschen Vaterlande, sondern auch in
England und Frankreich zur Welt gekommen ist, immer wieder
Anregung gebend dem Fachmann und dem Liebhaber, hielt
die Deutsehe Dahlien -Gesellschaft auch in diesem Jahre ihre
Jahresschau, es .war die siebente, ab und zwar, wie das eben
nicht anders zu erwarten und unbedingt auch glücklich
gewählt war, in der Ausstellungsstadt am Rhein, in dem
vielgeschmähten Düsseldorf. Und sie konnte sich würdig
anschließen all ihren Vorgängerinnen die heurige Dahlien-
Blütenschau, so sehr auch der heiße und den Dahlien un-
günstige Sommer das Gelingen erschwerte. Wer schon öfter
Zeuge war, mit welcher Schnelligkeit xmd harmonischen
Einigkeit sich die Arbeit des Aufbauens der nach vielen
Tausenden zählenden Dahlienbhimen vollzieht, dem konnte es
be.sondere Freude machen, den wenige Stunden vorher von
den Orchideengärtnern verlassenen Ausstellungsraum, den
schönen Hörder-Pavillon, gar bald in eine herrliche Blumen-
galerie alt- und neumodischer Georginen umgewandelt zu
sehen. Manch einen Getreuen der Dahlien-Gesellschaft mußte
man leider vermissen, dem der arg heiße Sommer einen Strich
durch die Ausstelhmgsrechnung gemacht hatte, und recht er-
freulich war es, daß deren Raum neue Dahlien-Kämpen ein-
nahmen, die mit gleich großer Lust in die konkurrenzlose
Dahlienschlacht zogen. Denn das ist schließlich nicht jedem
Leser der Gartenwelt bekannt, daß die Mitglieder der deutschen
Dahlien-Gesellschaft stets außer Wettbewerb ausstellen, gern
auf jeden Preis verzichten und nur den löblichen Zweck
verfolgen, die Sache der Gesellschaft zu fördern und den
Dahlien immer neue Liebhaber und Verehrer zuzuführen.
Unter den vielen Tausenden von Blumen und Hunderten von
Sorten immer wieder das bewährte Alte aufführen zu wollen,
würde im Rahmen einer kleinen Ausstellungskritik ermüden,
auch haben berufene Federn des öfteren auf unsere vielen,
nmi schon älter gewordenen Schönheiten unter den Dahlien
in diesem Blatte aufmerksam gemacht. Zahlreiche dieser
Züchtungen sind inzwischen mehr oder weniger auch Gemein-
gut unserer Blumenliebhaber und Schnittblumen-Gärtner ge-
worden. Deshalb habe ich mir die schwierige Aufgabe
gestellt, soweit mein eigenes Urteil reicht und Urteile von
Fachleuten dieses ergänzten, das Neuere bis zum Allerneuesten
eifrigst zu studieren. Ich bitte um milde Beurteilung, wenn
ich einmal nicht ganz recht haben sollte — denn die
Witterungsverhältnisse lassen ja bei der variablen Dahlie nie
ein allgemein maßgebendes, sicheres Urteil zu. — So sei es
Von einem Ausstellungstisch bis zum anderen wandernd,
bringe ich dem Leser die zahlreichen Neuzüchtungen
Deutschlands und Englands vor Augen, und weil man gern
mit dem „A" beginnt, so sei auf „Ansorges Weiße" auf-
merksam gemacht, eine im Stiel vollkommene und formen-
schöne, noch nicht im Handel befindliche Züchtung mit ganz
prächtiger Haltung, deren Farbton ein volles Rahmfarben zu
Die Gartenwelt.
IX, -4
nennen ist, das nach der Blumenmitte noch etwas tiefer
erscheint. Im Vergleich zu bisherigen weißen und creme-
farbigen Züchtungen will mir bei allen ihren guten Eigen-
schaften der Farbton als etwas zu tief rahmfai-ben ersclieinen,
vielleicht wird dies manchem aber lieb sein.
„Graf Pritx von Schwerin", eine Neuheit desselben
Züchters, Ansorge in Kleinflottbek, ist goldgelb, im Farben-
tone noch voller als die schon bekannte „Volker", reich
gefüllt, von selir ansprechender, regelmäßig feiner und nicht
zu spitzstrahliger Form; der Stiel ist ideal imd die Blunien-
haltung dem vollen Sonnenlicht zugewandt, also vollkommen.
„Alpha'''' vom vorigen Jahrgang ist alles in allem gesagt
eine verbesserte „Frankofurda", weil sie langpetaliger ist,
sonst von ganz gleicher Färbung wie diese.
„Canielie" (Meyer in Tecklenburgl ist ein bescheidenes
Blümchen; sie gehört aber dennoch zu den verwendungs-
würdigsten Dahlien, wenngleich sie vermöge ihrer Hybridform
von den strengen Dahlien-Kennern als nicht sportlike, weil
sie keine echte spitzstrahlige Form hat, erachtet wird. Sie
ist siebertfarben (Herr Palmengartendirektor Siebert mag
mir diese Bezeichnung nicht übelnehmen), denn sie gleicht
tatsächlich in der Färbung unserer alten garten.sclimückenden
Hybride „Direktor Siebert-' auf ein Haar; sie hat, wie der
Name schon sagt, kamelienartigen, ich möchte beinahe sagen
gardenienähnlichen Bau und erinnert in der Blütengröße an
unsere beinahe uralte englische Züchtung „Glare of the
Garden'. Blumenkünstler werden dieses farbenschöne Kleinod,
das einen ganz vorzüglichen Stiel besitzt, mit großer Freude
begrüßen und auch der Schnittblumengärtner wird sie schätzen
lernen, da die Züchtung, wovon man sich auf dem Dahlien-
felde der deutschen Dahlien-Gesellschaft überzeugen konnte,
reichblütig ist.
„Thusnelda" (Deegen in Köstritz) soll Massenblüher
sein, so stand am Namenschild. Außen zart charaois und
nacli der Mitte zu vermittelnd in creme übergehend, ist die
in Form und Stiel befriedigende Blume sicherlich recht be-
achtenswert, und wenn dem Urteile ihres Züchters Glauben
beizumessen ist, wird sie wirklich etwas „Gutes" sein.
„Aurora", durch ihre Ähnlichkeit offenbar ein Schwester-
kind der Vorgenannten, ist gelblich chamois, während deren
Blumenmitte mehr einen kanariengelben Ton im leichten
Übergange erreicht.
Auf „SpoÜess Queen", die so viel gerühmte englische
Züchtung, möchte ich nicht ganz mit der Hochachtung ein-
gehen wie sie uns in vorjährigen Berichten geschildert wurde.
Der Name ist zu deutsch „Unbefleckte Königin" und die Sorte
zeigt in der Färbung tatsächlich ein jungfräuliches Weiß.
Aber daran ist nichts zu ändern, daß sie im letzten, aller-
dings für Dahlien unglücklichen Sommer, ich spreche hier
von mehrfachen Beurteilungen in verschiedentlichen Lagen,
sehr mäßigen Wuchs gezeigt hat. Auch der Stiel ist nur
kurz, wenn er auch die mittelgroße, angenehm geformte Blüte
recht gut trägt. Es ist eine reinweiße Dahlie annehmbarster
Art, die sich sehen lassen kann unter ihren deutschen Schwestern,
aber das Ideal einer reinweißen Dahlie, den formenvollendeten
Erscheinungen in anderen Farbtönen entsprechend, das bedeutet
„Spotless Queen"- doch noch nicht.
Die strengen Dalilien-Menschen mögen es mir verzeihen,
daß ich auch eine einfache Dahlie, noch nicht mal eine rassen-
reine einfache Kaktus-Dahlie oder besser gesagt Edel-Dahlie
liier erwähne. Sie begegnete mir schon in Erfurt, von einer
dortigen Firma ausgestellt und ist ein Schmuckblümchen
hinsichtlich ihrer feinen Farbenzusammenstellung, und offenbar
weil ihre Blüten im scharlachorange Grunde mit weiß ge-
bändert sind, die Landesfarben der Schweiz wiederspiegelnd,
hat sie den Namen „Helvetia" erhalten. Unbedingt ist diese
Züchtung etwas Apartes, nicht nur für den Liebhaber, sondern
auch für den Blumenbindekünstler, welcher feine und seltene
Blumen zu seinen Zusammenstellungen benötigt.
Ich komme nun zu einem schwierigen Kapitel, zum
Vergleiche der Pfitzerschen und Copijnschen Riesendahlien,
und da muß ich sagen, so schön die Pfitzerschen, zumeist
regelmäßig, breit und vollpetalig geformten, einfachen Riesen-
dahlien auch sein mögen, sind die Einführungen des Holländers
doch ungleich schöner. Gerade ihre Ungleichmäßigkeit und
Größe lassen diese Blumengebilde vielleicht etwas zu
sezessionistisch , aber unbedingt modern erscheinen. Ich
glaube, daß die Blumen durchschnittlich 1/5 — Vi Meter Durch-
messer besaßen, oft in der Form an unsere früheren einfachen
Edel- Dahlien herankommend, oft aber Phantasiegebilde dar-
stellend, wie sie sich ein Maler und ein Blumenkünstler
nicht zeitgemäß idealer vorstellen kann. Altmeister Kotte
nannte diese Züchtungen in der Sitzung der Deutschen
Dahlien-Gesellschaft herrliche Motive für die moderne Malerei
und Bildhauerei. Die noch nicht so weit ins sezessionistische
Fahrwasser geratene Blumenbinderei wird solche Züchtungen
vielleicht weniger verstehen bezw. verwerten können. Ich
bin der Meinung, daß diese holländischen Züchtungen, in
ihren eigenartigen, oft an imsere baumartigen Paeonien er-
innernden Füllungen sehr beachtenswert sind, selbst wenn
sie nicht überall so große Blumen zeitigen wie im holländi-
schen Klima und Boden. Wer weiß was noch daraus her-
vorgehen wird, denn bei der Dahlia variabilis ist noch vieles
möglich, viel, viel mehr als wir vielleicht ei-warten. Zur
Beruhigung derer sei es gesagt, die sich immer einbilden,
daß die Dahlienzüchtungen doch bald über ihren Höhepunkt
hinweg seien. Wer über meine Ansicht lächeln möchte, dem
hätte ich gewünscht, er hätte die kostbaren Tölkhausschen
Neuzüchtungen in Düsseldorf sehen dürfen, die Kohlmanns-
lehner, Britz-Berlin, im nächsten oder übernächsten Jahre
einführen wird. Wahre Ideale an Formenvollendung und
Farbenschönheit, besonders in zweifarbigen Tönimgen hatte
dieser Züchter zur Schau gebracht. Da diese Züchtungen
nur unter Nummern ausgestellt waren und man der Zeit
nicht gerade vorauseilen soll, so werden im nächsten und
übernächsten Jahr unsere Fachzeitungen schon Näheres darüber
verraten.
,,Prinzessin Ilse" (Bornemann in Blankenburg) gehört
zu den etwas variabelen Dahlien, d. h. sie hat nicht immer
die gleiche Blütenfärbung und man wird unwillkürlich an
unsere Cyclamen erinnert, wenn man die leuchtend karmin-
roten nach der Spitze heller gefärbten Blüten sieht. Die
Züchtung gehört nicht zu den reichblühenden, soweit ich sie
kennen lernte, aber schön ist sie unbestritten.
Sommerblumen.
Nicotiaiia Sanderae.
in No. 47 des vorigen Jahrganges brachte Herr Anker einen kleinen
Artikel über diese allerliebste und wertvolle Neuheit. Es sei mir
gestattet, noch einige Worte hinzuzufügen. In dieser Neuheit haben
wir allerdings etwas ganz Hervorragendes, welches es verdient, aufs
wärmste empfohlen zu werden. Die Geschichte dieser neuen Hybride
IX, 4
Uie Gartenwclt.
ist kurz folgende : Herr Forget, ein Sammler der Firma Sander & Söline,
fand in Brasilien in der Provinz Santa Catharina eine neue Nicotiana-
Spozies, die sich von anderen Tabalq)flanzen durch ihren ge-
drungenen Wuchs, eine außerordentlich reiche Verzweigung und
ungeheure Reichblütigkeit auszeichnet. Die dunkelpurpurroten
Blüten sind schwach duftend. Dem Entdecker zu Ehren wurde sie
yieotiana forgetiana genannt. Mit Nicotiana afßnis gekreuzt, die
bekanntlich weißhlühend, großblütig und stark duftend ist, ent-
standen Hybriden, die die guten Eigenschaften von Nicotiana forge-
tiana übernommen haben, sich von dieser jedoch durch größere
Blüten unterscheiden, die allerdings nicht die Größe der Blüten von
Nicotiana affinis erreichen. Die Blüten sind dunkelkarmin; sie
duften nur abends fein und nicht aufdringlich. Wertvoll ist die den
meisten anderen Tabakptlanzen fehlende Eigenschaft, daß sich die
Blumen von A". Sanderae auch tagsüber nicht schließen. Die
Pflanzen sind vom Frühjahr bis Herbst ununterbrochen in Blüte und
entwickeln im Laufe des Jahres Tausende von Blüten. Die Hybride
ist im Wuchs kräftiger als N. forgetiana, hat aber deren graziösen
Charakter geerbt, der in der reichen Verzweigung liegt. Kreuzungen
von iV. Sanderae mit A'. afßnis bringen nicht den schönen Habitus.
jV. Sanderae wurde schon 1903 auf der Temple-Show und HoUand-
House-Show in London ausgestellt. In seinem Bericht über die
Temple-Show im .siebenten Jahrgang Seite 488 schrieb Herr Kohl-
niannslehner ganz entzückt davon. In diesem Jahre erhielt Nico-
tiana Sanderae in der königlichen Gartenbaugesellschaft zu London
ein Wertzeugnis ereter Klasse und auf der diesjährigen Temple-Show
eine goldene Medaille. Samen sind bereits dem Handel übergeben.
Ernst Bohlmann, St. AI bans.
Bücherschau.
Deutscher Garten-Kalender 1905. Herausgegeben von Max
Ilesdörffer in Berlin. Zweiunddreißigster Jahrgang. Verlag von Paul
Parey, Berlin. Preis in Leinen geb. mit einer halben frrien Seite
pro Tag 2 Mark, in elegantem Ledereinband mit einer ganzen freien
Seite pro Tag 3 Mark.
Dieses handliche und J)rakti^ohe, für jeden mitten im Beruf
stehenden strebsamen Fachmann geradezu unentbehrliche Taschenbuch
hatte sich in den letzten Jahren fortgesetzt steigender Beliebtheit und
eines ständig wachsenden Absatzes zu erfreuen. Dieser wachsende
Erfolg scheint andere nicht nihen zu lassen. Neue Gartenkalender
sind aufgetaucht, deren Inhalt .stark an Nachahmung streift, aber
rasch verschwinden sie wieder von der Bildfläche, während sich der
vorliegende Kalender, trotz seiner zweiunddreißig Jahre, wieder in
jugendlicher Frische präsentiert. Zahlreiche der unersetzbaren Tabellen,
die zum eisernen Bestand gehören, sind dem Fortschreiten der Zeit
entsprechend durchgesehen und neu bearbeitet worden. Andere hatten
ihre Schuldigkeit getan und wurden durch neue ersetzt. Das Inhaltsver-
zeichnis ist wesentlich erweitert worden, indem es auf die wichtigsten
Artikel früherer Jahrgänge zurückgreift Durch den wechselnden
Inhalt der einzelnen Jahrgänge erhält man, wenn man sie aufbewahrt,
mit der Zeit eine unschätzbare Bibliothek, die auf alle herantretenden
Tages- und Berufsfragen sichere Auskunft gibt, iimständliche Rechen-
aufgaben erspart usw. Der umfangreiche Arbeitskalender ist für den
neuen Jahrgang ergänzt und erweitert worden. Unter anderm wurden
neu eingefügt die engeren Normal-Kernobst-Sortimente der haupt-
sächlichsten Landwirt-schaftskammern und Landesobsfbauvereine, die
neuen und wichtigsten Kosensorten. die besten Äpfelsorten zur Busch-
obstkultur, die besten Chrysanthemum- und Edeldahlienzüchtungen
des letzten Jahres, das neue Reichsgesetz betreffend die Bekämpfung
der Reblaus, die neuen städtischen Gartenetats sämtlicher deutscher
Großstädte mit 100000 Einwohnern und darüber, die neue Gebühren-
ordnung für die Arbeiten des Gartonkünstlers, Artikel über Beeren-
obstkultur und eine Plauderei über den Zettelkatalog, eine Anleitung
wie man sich tägliche Notizen macht und in sachgemäßer Weise für
den Gebrauch leicht auffindbar einordnet. Über staatliche Ober-
gärtnerprüfungen, über Aufnahmebedingungen und sonstige Verhält-
nisse sämtlicher Gärtner-Lehranstalten im Reiche und über hunderteriei
anderes Wissenswerte, so über Pflanzweiten und Pflanzenbedarf,
Gewichts- und Keimtabellen von Samen, Auswahl gebräuchlicher
Gemüsesorten, über Pflanzenbedarf bei verschiedenen Anordnungen
und Abstanden, über die wertvollsten neuen Pflanzen des letzton
Jahres, über Lohn- und Arbeitsverhältnisse in den verschiedenen
Städten, über Kostenberechnungen hei Erdarbeiten und über vieles
andere gibt das Ruch sofort Auskunft. Verschiedene Tabellen, unter
welchen sich auch eine Lohntabelle befindet, dienen täglichen Ein-
tragungen. Unter den von anderer Seite angebotenen Gartenkalendern
gibt es keinen, der an Reichhaltigkeit und Brauchbarkeit an den
deutschen Gartenkalender heranreichen könnte. W. T.
Meyers Großes Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk
des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und ver-
mehrte Auflage. Mehr als 148000 Artikel und Verweisungen auf
über 18240 Seiten Text mit mehr als 11000 Abbildungen, Karten
und Plänen im Text und auf über 1400 Illustrationstafehl (darunter
etwa 190 Farbendrucktafeln und 300 selbständige Kartenbeilagen),
sowie 130 Textbeilagen. 20 Bände in Halbleder gebunden zu je
10 Mark. Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien.
Bei dem ständigen Fortschritt in der Technik ist es begreiflich,
daß ihr weitverzweigtes Gebiet in einem Nachschlagewerk des allge-
meinen Wissens einen großen, mit jederneuen Auflage wachsenden Raum
einnimmt. Auch in dem kürzlich erschienenen VI. Bande von Meyers
Großem Konversations-Lexikon findet man eine Unmenge von Fach-
artikeln, aus deren Fülle einige genannt werden sollen. Einen großen
Raum nehmen die Artikel aus dem Gebiete der Elektrizität: ,, Fernmelde-
apparat", „Fernsprecher'-, ., Fernphotograph", ein. Unter dem Stich-
wort „Feuer" und den anschließenden Artikeln: „Feuerlösohmittel",
„Feuerschutz" etc., sind die gegen Feuersgefahr vorhandenen Schutz-
mittel ausführlich behandelt und durch mehrere Tafeln veranschaulicht.
Aus dem Gebiete des Ma.schinenwesens greifen wir nur die Artikel
„Fahrrad",,, Faß baumaschinen",,, Feldeisenbahn", ..Feueriuftmaschinen"
„Filterpresse". „Fördermaschinen" hieraus. Von weitern Artikeln
der Technik erwähnen wir: „Eigograph", „Estrich", „Feder", „Festig-
keit", „Feuerungsanlagen", „Filtrieren", „Flaschenzug", „Flußver-
messung". Auch die Naturwissenschaft ist in allen ihren Zweigen
vertreten; wir führen nur die Artikel: .,Erdfrüchller", „Erle", .,Erz-
lagerstätten", ..Esche", .,Eucalyptus", „Eulen", „Euphorbiaceen",
„Farne", „Fichte", „Fische", „Flechten", „Fledermäuse", „Fort-
pflanzung", an. In das Gebiet der Physik und Chemie. Geologie und
Mineralogie greifen die Artikel „Erdgas", „Erdstrom", „Erz", „Erz-
lagerstätten", „Essig", „Essigsäure", „Fette", „Fluor", „Fluorescenz",
,.Flußspat", „Forrcault". Die Länder- und Völkerkunde ist durch die
Artikel „Erdkunde", „Eskimo", „Esthland", „Finnland", „Flandern",
„Florenz", „Florida", „Frankfurt a. M.", sowie die Sammelartikel
„Europa", „Frankreich", vertreten. Die beiden letzten Abschnitte
bringen in zahlreichen Unterartikeln alles Wissenswerte bis auf die
neueste Zeit ergänzt und sind durch viele Karten erläutert. Aktuelles
Interesse wird durch den russisch-japanischen Krieg der Abschnitt
„Festung.skrieg" finden, dem drei interessante Karten beigegeben sind.
Auf weitere Einzelheiten des Textes können wir hier nicht eingehen,
möchten aber noch die Artikel über „Forst", ,. Forstfach" und die
zugehörigen Themen erwähnen. Besondere Beachtung verdienen auch
wieder die Tafeln, deren Anzahl gegen die frühere Auflage eine be-
deutende Vermehrung erfahren hat. Wir führen namentlich die
farbigen Tafeln: .,Euphorbiaceeu;', .,Farne", ,,Fasanen", „Prachtfische
der südlichen Meere". „Flaggen", „Flechten", „Fliegen- und Schnecken-
blumen", „Forstinsekten", auf. Eine besondere Textbeilage: „Die
wichtigsten Erfindungen" wird in zweifelhaften Fällen gute Dienste
leisten.
Tagesgeschichte.
Berlin. Die von Rudolf Messe geleitete Protesterklärung zum
Schutze des Grunewaldes hat bisher zwölftausend Unterschriften ge-
funden. Die Protestnote behauptet, daß der geplante Voltspark nur
ein Vorwand für die Bevölkerung sein solle und daß in aller Stille
große Teile des Grunewalds vom Fiskus an Spekulanten und Terrain-
gesellschaften verkauft worden sind. Auffallend Ist es allerdings, daß
eine vor kurzem im Grunewald entstandene Kolonie wie Nikola,ssee,
Die Gartenwelt.
IX, 4
die erst aus wenigen Villen besteht, bereits zwei Bahnhöfe hat,
während andere Kolonieen, z. B. an der Obstbahu, sich dieser
Förderung seitens der Eisenbahnverwaltimg nicht zu erfreuen haben.
Auch Herr Scherl, der Zeitungsverleger, soll von der Krone einen
großen Komplex erworben haben, der auch im Grunewald liegt.
Dortmund. Die Stadt beabsichtigt gegen die Errichtung der
geplanten neuen Schachtanlage der Zeche Kaiserstuhl des Stahlwerks
Hoesch Einspruch zu erheben, da der angrenzende zum Volkspark
herzurichtende Stadtwald dadurch entwertet werden würde.
Für die Umwandlung des Waldes sind von der Stadt 400000 Mark
vorgesehen.
Dresden. Die pflanzenphysiologische Versuchsstation zu
Tharandt, deren bisheriger Leiter Geh. Hofrot Professor Dr. Nobbe
in den Ruhestand getreten ist. ist jetzt mit der Versuchsstation für
Pflanzenkultur in Dresden vereinigt worden. Die vereinigten Stationen
führen von nun an die amtliche Bezeichnung Königliche pflanzen-
physiologiscbe Versuchsstation zu Dresden". Sie zerfällt in eine
Abteilung für Gartenbau und eine Abteilung für Landwirtschaft.
Erstere ist dem Direktor des botanischen Gartens Herrn Geh, Hofrat
Professor Dr. Drude unterstellt, die verantwortliche Leitung der
landwirtschaftlichen Ahteilung einschließlich der Samenkontrolle wurde
dem Vorstand des landwirtschaftlichen Versuohswesens Herrn Professor
Dr. öteglich übertragen. Die Aufgabe der nunmehr vereinigten
Versuchsstation Dresden ist die Förderung der Landwirtschaft und
des Gartenbaues durch wissenschaftliche Forschungen auf dem Gebiete
der Pflanzenphysiologio in ihrer Anwendung auf den Pflanzenbau
durch Prüfung von Kulturmethoden, durch Anbau-. Akklimatisations-
und Düngungsversuche, Rassenzüchtungen. Untersuchung und Be-
kämpfung von Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschädlingen, boden-
bakteriologische Untersuchungen imd klimatisoh-phänologische Beob-
achtungen , insbesondere auch durch Untersuchung von Saatgut
und Überwachung des Saatguthandels. Die Station ist außerdem
befugt, in ihr Arbeitsgebiet einschlagende Untersuchungen und Ver-
suche gegen entsprechende Vergütung vorzunehmen.
Hagen i. W. Auf der Kreisstraße zwischen Ohle und Tripel
wurden von März bis Mai von den angepflanzten jungen Obstbäumen
30 Stück teils abgebrochen, teils an der Krone abgeschnitten, ohne
daß es gelang des Täters habhaft zu werden. In einer Mainacht
legten sich nun einige Gendarmen auf die Lauer und es gelang ihnen
den Urheber des Frevels in der Person eines Landwirtes aus Ohle
zu entdecken, als er gerade wieder 6 Bäumchen umgebrochen hatte.
Er wurde für seine Heldentaten zu 9 Monaten Gefängnis venirteilt.
A. W.
Hamburg. Der Zentral-Ausschuß hamburgischer Bürgervereine
nahm einen Antrag des Mühlenkamper Bürgervereins auf Be-
schleunigung der Eröffnung des "Winterhuder Stadtparkes, wenn
möglich bis Pfingsten 1905, an. Auch die Dringlichkeit des Antrages,
wurde anerkannt. Es ist zu hoffen, daß der Park nun wenigstens
teilweise fertig gestellt wird.
Herne. Für die Anlegung eines Friedhofes bewilligte das Stadt-
verordneten-Kollegium 27000 Mk., die Gesamtkosten belaufen sich
auf 90000 Mk.
Hildesheim. Das Alter des berühmten „tausendjährigen" Rosen-
stocks am Dom zu Hildesheim, das der verstorbene Senator und
Naturforscher Römer auf 300 Jahre geschätzt hat, wird in einem
kleinen Schriftchen von H. Bonck auf 400—500 Jahre berechnet.
Im Jahre 1903 gab es acht Ausläufer des Rosenstocks. Die vier
ältesten sind stark und gesund und ranken hoch hinauf; ein kümmer-
liches Dasein fristen zwei schwache Schosse von 1898, hingegen sind
die beiden letzten vom Jahre 1902 kräftig und frisch. Die neuen
Schosse haben, nachdem sie Ende der neunziger Jahre von Schild-
läusen befreit wurden, jahraus, jahrein geblüht.
Lindau i. B. Das bekannte und vielbesuchte Bad Schachen
bei Lindau ist durch Ankauf eines angrenzenden Grundstückes be-
deutend erweitert worden. Herr Schielin, der Besitzer des Bades,
beabsichtigt, das um 140000 Mk. angekaufte Grundstück zu einer
Parkanlage und zu einer Wandelbahn am See umzugestalten.
Lissa i. P. Der hiesige Verschönerungsverein ist damit
beschäftigt, an der Nordpromenade einen Wildpark anzulegen.
Ein großer, mit Sträuchern und Fichten bepflanzter Platz ist bereits
mit einem Drahtzaun umfriedigt worden. Innerhalb der Umwehrung
hat man einen Stall und ein an einer Steingrotte angebrachtes Wasser-
becken, das von der Wasserieitung gespeist wird, erbaut. Der Wild-
park soll Hirschen, Rehen und anderen Tieren zum Aufenthalt dienen.
Die Kosten für diese Anlage sind größtenteils durch freiwillige
Spenden aufgebracht worden.
Solingen. Die Stadtverordneten wählten auf Vorschlag Wer
Baukommission eine besondere^ Gartenkommission, die aus einem
unbesoldeten Beigeordneten als Vorsitzenden und fünf Mitgliedern
besteht.
Stendal. Die Stadtverordnetenversammlung bewilligte die
Mittel zur gärtnerischen Ausgestaltung des AVinkelmannplatzes in
Höhe von 3440 Mk. Für die gärtnerischen Anlagen an der Ost-
promenade ist bereits vor Jahren vom Gartenbaudirektor Encke ein
diesbezüglicher Anlageplan entworfen worden, der dem neuen, vom
Stadtgärtner Paech entworfenen zum Vorwurf diente. Die Gesamt-
kosten dieses Projekts in Höhe von 11576 Mk. wurden genehmigt.
Dieser Betrag verteilt sich auf die Herstellung der Anlagen zwischen
Bruchstraße und Schulhaus, Bruchstraße und Rathenowerstraße und
für die Anlage einer Wasserleitung.
Wilmersdorf bei Berlin soll einen neun Morgen großen
Schniuckplatz auf dem Gelände der sog. Sandgruben erhalten, das
von der Brandenburgischen, Pommerschen und Bayerischen Straße
begrenzt wird. Der Schmuckplatz gelangt nach den Entwürfen des
Tiergartendirektors Geitner zur Ausführung und paßt sich dem
Charakter der Gegend an. Mit der Einebnung des Geländes hat man
bereits begonnen. .
Verkehrswesen.
Das Postblatt No. 14 vom 1. Oktober 1904 veröffentlicht
folgende eingetretene Neuerungen-
1) Für Postfrachtstücke nach Rußland ist ein neuer,
ermäßigter Tarif in Kraft getreten.
2) Der Meistbetrag für Postanweisungen im Verkehr mit
Britisch-Indien ist von 20 auf 40 Pfund Sterling erhöht worden,
3) Postpakete bis 5 kg und bis zu einer Wertangabe von
400 Mark können nach einzelnen Orten in Persien gegen ermäßigte
Taxen auf dem Landwege über Rußland versandt werden.
4) Postfrachtstücke nach Gibeon (Deutsch-Südwcstafrika)
sind im unmittelbaren Austausch zwischen den Postanstalten bis auf
weiteres nicht zugelassen.
5) Zu Feldpostkarten an die Truppen in Deutsch-Südwest-
afrika sind besondere Formulare hergestellt worden, die zum Preise
von 5 Pfg. für 10 Stück verkauft werden.
Personal -Nachrichten.
Bendiks, Christoph, Gutsgärtner in Stragna im Kreise Memel,
wurde das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.
Büst, August, langjähriger Gutsgärtner des Rittergutes Demker
bei Stendal, f '"i ^Itei' ^on 62 Jahren.
Fiert, A., Universitätsgärtner (Hortulanus) in Groningen (Holland),
feierte am 1. Oktober sein 25 jähriges Amtsjubiläuni.
Garbers, Friedrich, hat die Baumschulen des Rittergutes
Schönebeck, Post St. Magnus bei Bremen, käuflich erworben
und sich als Garteningenieur und Landschaftsgärtner niedergelassen.
Neuer, H., bisher Obergärtuer des Musee Stracke in Mariakerke
bei Ostende, hat sich in Neckarsteinach in Hessen als Gärtner
niedergelassen.
Siebrecht, Ludwig, Gärtnereibesitzer in Cassel, t a<" 6- Sept.
Wille, Walther, bisher Gartentechniker bei der Friedhofs-
verwaltung in Stettin, wurde vom Stettiner Magistrat zum Verwalter
des Nemitzer Friedhofes ernannt.
Zopes, Lorenz, bisher Prokurist der Fa. J. G. Schmidt in
Erfurt, kaufte die Samen- und Blumenzwiebelhandlung des Herrn
Carl Kämpf in Mainz, die er unter der Firma Carl Kämpf,
Samen-, Blumenzwiebel- und Gartengeräte-Handlung weiterführen wird.
VerMitwortl. Redakteur: Mai HesdRrffer, Berlin. —Verlag v. Eiohard CarlSchniidt i Co., Leipzig. — nruck: Anhalt. Buchdr. Qntanberg,
l
2i
ustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
29. Oktober 1904.
No. 5.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Orchideen.
Doch Lauberde für (Jrcliideon bei Ziiiiiiiorkiiltiir.
Von K. W. Gütig, Iserlohn.
Der Artikel „Keine Lauberde für Orchideen bei Ziraraer-
kiiltur'- in Nr. 37 des achten Jahrgangs der Gartenwelt ver-
anlaßt mich, meine Erfahrung bei Verwendung von Lauberde
für Orchideen (im Zimmer) zum besten zu geben. DerVer-
fa,sser des erwähnten Artikels behauptet, viel Luft und ein
wenig Feuchtigkeit seien die beste Kost für ein üppiges Ge-
deihen der Orchideen. Ich denke aber, aus Luft und Feuchtig-
keit allein können die Orchideen unmöglich alle die Stoffe
entnehmen, deren sie zu ihrem Aufbau bedüi-feu. Keine
Orchidee ist imstande von Luft und Feuchtigkeit allein zu
leben; \-ielmehr nehmen die
Wurzeln im Wasser schon
aufgelöste anorganische Nähr-
stoffe a\if oder aber die
Wurzeln lösen durch Aus-
scheidung einer aus ihr-en
Saugfasern hervorkommen-
den zersetzenden Säure den
festen Nähi'stoff auf und ab-
sorbieren ihn dann. Wenn
nun die Wurzeln der Orchi-
deen erfolgi-eich arbeiten
■■ollen, dann muß ihnen auch
ein Kompost geboten werden,
der erstens solche Stoffe ent-
hält, die die Pflanze zum
Gedeihen nötig hat, der
aber auch zweitens, und
das ist sehr wichtig, so be-
schaffen sein muß, daß die
Wurzeln in ihm leben und
arbeiten können ohne zu ver-
derben. Es ist nun bekannt,
daß die Orchideen einen sehr
lockern, durchlässigen, luft-
haltigen und dabei doch nahr-
haften Kompost lieben, und
daß in einem schweren oder
Gartenwelt. IX.
dichten Pflanzstoff die Wurzeln faulen. Durchlässigkeit ist nun
dem aus Moos und Farnwurzeln bestehenden Kompost in hohem
Grade eigen. Da aber beide Stoffe namentlich bei Ver-
wendung im frischen Zustande sich nur sehr langsam zer-
setzen — und das m>iß erst geschehen, elie sie den Orchideen
als Nahrung dienen können — so bieten sie den Orchideen
nicht hinreichende Nahrung.
Odontoglossum grande.
Originalzeichnung für d
(Text Seite
„Gartenwelt".
Dagegen besitzt gerade das
halbverrottete Laub (lücht
Laub erde, wie sie die Gärtner
gebrauchen) jene Eigen-
schaften, die es zum Pflanz-
stoff für Orchideen sehr ge-
eignet machen. Es ist ohne
allen Zweifel reich an Nähi--
stoffen und dient auch den
Orchideen in ihrer Heimat
als Nahrung. Alle Orcliideen-
sammler bekunden über-
einstimmend, daß sich in dem
Wurzelgeflecht der epiphy-
tischen Orchideen fast immer
^ ein Voi-rat von Laub findet.
Dann ist das halbverweste
Laub auch sehr locker und
durchlässig. Lauberde, d. h.
zu Erde gewordenes, also
vollständig verwestes Laub,
ist bei der OrcWdeenkultur
unver mischt ebensowenig
tauglich, als llistbeeterde oder
eine andere bessere Erde.
Mau sollte überhaupt, wenn
von Orchideenkultiu- die Rede
ist, das Wort Lauberde
vollständig fallen lassen und
statt dessen den Ausdruck
halbverwestes Laub ge-
brauchen. Dann würde kein
Anfänger in der Orchideen-
pflege in-egeführt, so daß er
seine Orchideen in Erde
Die Gartenwelt.
IX, 5
pflanzt, worin sie recht bald ebenfalls zu Erde werden. Aller-
dings muß zugegeben werden, daß die Pflanzung in unver-
mischtes Laub große Vorsicht im Gießen erfordert. Gießt man zu
\äel, so werden die Wurzeln leicht faul ; gießt man zu wenig, so
verkümmern die Wurzeln und es fehlt ihnen jene Frische, die
man in einem mooshaltigen Pflanzstoifan ihnen bemerkt. Auch
werden dann die Blätter gelb. Da nun in der trockenen
Zimmerluft der Topfinhalt bei reinem Laubkompost sehr rasch
austrocknet, so geht der Anfänger in der Orchideenkultur
sicherer luid erleichtert sich die Orchideenpflege, wenn er
1/4 Laub und ^|^ Moos vermischt. Dieser Kompost ist
sowohl gegen ein zu schnelles Austrocknen als auch
gegen Versäurung ziemlich geschützt imd bietet den
Orchideen, die wegen ihres langsamen Wachstums kein
allzugroßes Nährstoffbedürfnis haben, Nahnmg genug.
Sehr viel wird das Gedeihen der Orchideen in Laub auch
beeinflußt durch die Art und Weise des Einpflanzens
und durch das Gießen. Wenn man das Laub allzufest in
den Topf drückt, so wird es zu wenig durchlässig und
zerfällt auch rasch zu Erde. Bei lockerer Pflanzung dagegen
ist es immer durchlässig und lufthaltig, und keine Orchideen-
wurzel wird darin ersticken. Ich verwende das Laub beim Ein-
topfen gegen alle Regel in ganz trockenem Zustande, weil es dann
elastisch ist und ein zu festes Pflanzen nicht so leicht vor-
kommen kann. Oben auf den Topf kommt dann eine finger-
dicke Moosdecke, die ein allzu rasches Austrocknen des
Topfinhaltes verhindert und den neuen Wurzeln eine sehr
willkommene Vorkost ist. Nach dem Einpflanzen wird der
Topf sofort reiclilich gegossen; später wird eine massige
Feuchtigkeit (wähi-end des Wachstums) unterhalten.
Die Ursache der Wurzelfäule bei den Orchideen ist nicht
immer im Pflanzstoff zu suchen. Ein zu großer Topf,
schlechte Drainage, zu häufiges und reichliches oder auch
unzeitiges Gießen können jene Krankheit hervorrufen. Läßt
man nach dem jedesmaligen Gießen die Töpfe bis zum ge-
wissen Grade austrocknen, so kommt ein Faulen der Wurzeln,
vorausgesetzt daß die Pflanzung locker und der Topf nicht
zu groß ist, so leicht nicht vor.
Einige Beispiele für erfolgreiche Kultur in Laul) mögen
liier folgen. Im Juni 1902 erhielt ich von Herrn John in
Andernach ein kleines, frisch importiertes Dendrohium
wardianum ohne eine lebende Wurzel. Ich pflanzte es, wie
oben besclirieben, ein. Nach einem Monat kam ein Trieb
hervoi-, der im darauffolgenden Februar sieben Blüten brachte.
Der nächste Trieb erfreute mich mit zehn Blüten. Anfang
Mai dieses Jalires bezog ich ebenfalls von Herrn John eine
frisch aus Brasilien eingefülu-te GatÜeya lab. autumnalis, ein
Prachtexemplar mit vierzehn Bulben und zehn Blättern.
Nach der Reinigung pflanzte ich diese Caltkya in Laub.
Nach einigen Wochen begann die Bewurzelung. Heute haben
die sehr zahlreichen Wurzeln schon den ganzen Kompost
durchzogen, und die hervorgekommenen kräftigen Triebe er-
wecken die Vermutung, daß die Catileya diesen Herbst noch
blühen wird.
In meinem bei Herrn John erschienenen Schriftchen
„Die Orchideen im Zimmer" habe ich ein Beispiel dafür an-
geführt, daß manche Orchideen in Laub auch viel reichlicher
blühen als in Sphagnum mid Polypodium. Oncidium
varicosum brachte an einer Rispe, als es noch in Moos und
Farnwurzeln kultiviert wurde, gewöhnlich 60 — 70 Blüten;
nachdem es aber zwei Jahre in Laub gestanden hatte, ent-
wickelten sich 144 Blüten an einer Rispe.
Nebenbei sei bemerkt, daß sich der Erfolg der Lauh-
kultur erst nach Jahresfrist zeigt.
Bezüglich der vielgepriesenen flandrischen Lauberde
habe ich bei einem befreundeten Gärtner, der sie un ver-
mischt für seine kleine Orchideensaramlung gebrauchte,
folgendes beobachtet. In dem ersten Jahre wuchsen manche
Orchideen, z. B. Lycasie Deppei und Skimier% Odontoglossum
Imrryanum, pulchellum und noch einige andere Spezies äußerst
üppig und brachten viele Blüten hervor. Nach und nach
aber fingen die Pflanzen an zu kränkeln, sie bekamen faule
Wurzeln. Also ganz dieselbe Erscheinung im Gewächshause,
we sie Herr Jacobs an seinen Orchideen im Zimmer be-
obachtet hat. Auch der betreffende Gärtner hat die flandrische
Lauberde auf den Komposthaufen geworfen und seine Orchideen
in grobes westfälisches Laub gepflanzt, worin sie schöne ge-
sunde Wurzeln ti'eiben. Nach meinem Dafürhalten ist die
flandrische Lauberde un vermischt viel zu fein, zu erdig
und deshalb für die Orchideen nicht locker und lufthaltig
genug. Will man absolut diese Erde, die sehr nahrhaft sein
soll, als Kompost benutzen, so setze man einem Teil Erde
drei Teile Moos zu. Diese Mischung wird sicher locker
bleiben und nicht leicht schmierig werden.
Was die Pflanzweise des Herrn John betrifft, die
Herr Jacobs am Schlüsse seines Artikels beiläufig erwähnt,
so hat sich Herr Jacobs durch die Moosdecke täuschen lassen.
Herr .John verwendet in seiner Gärtnerei flandr. Lauberde
in ausgedehnter Weise mit dem besten Erfolge. Rein wird
sie gebraucht für Bletia und Calanihe, mit ^/^ Moos ver-
mischt bei fast allen anderen Orchideen. Eine Ausnahme
wird gemacht mit frisch eingeführtem Odontoglossum erispum.
Dieses wird bis zur vollständigen Bewurzelung und Bildung
eines neuen Triebes in y, Moos und 1/2 Farnwurzeln kul-
tiviert, kommt dann aber in 1/2 flandr. L. und 1/2 Moos.
Vahdeen, Aerides und ähnliche Orchideen werden in reines
mit Topfsclierben vermischtes Moos gepflanzt. — In der
Gärtnerei des Herrn de Langhe in Brüssel, der zuerst die
Kultur der Orchideen in Laub versucht und mit großem
Erfolge durchgefühi-t hat, werden noch heute, wie mir auf
meine Anfrage in liebenswürdiger Weise mitgeteilt wui-de,
alle Orchideen ausschließlich in Laub kultiviert. Wenn also
bedeutende Orchideenzüchter durch reichliche Verwendung
von Laub große Erfolge erzielen und zwar Jahre hindurch,
so kann man das Laub auch ohne Bedenken im Zimmer als
Kompost für Orchideen benutzen. Im Zimmer bedürfen die
Pflanzen keines anderen Nälirstoffes wie im Gewächshause.
Ein wichtiges Moment für die Gesunderhaltung der
Orchideen im Zimmer ist die Zuführung frischer Luft.
Fast den ganzen Sommer hindurch ist bei mir das Oberlicht
der Fenster, an welchen Orchideen stehen, Tag und Nacht
geöffnet. Die einströmende frische Luft, auch ein milder
Wind, härtet die Orchideen sehr ab und verhindert durch
Förderung der Verdunstung das Faulen der Orchideen-
wui'zeln. In geschlossener Stubenluit gedeihen Orchideen
ebensowenig wie Menschen.
Zum Schluß kann ich es nicht unterlassen, allen Stuben-
gärtnern die Pflege der Orchideen sehr zu empfehlen,
weil ich diese Pflanzen für die besten und dankbarsten
Zimmerpflanzen halte, natürlich nur unter den Händen
eines wahren Bhunenfreundes, der sich die Pflege seiner
Zöglinge mit ebenso großem Eifer wie richtigem Verständnis
sein läßt.
IX, 5
Die Gartenwelt.
Odontoglossiim grande.
Von L. Wolff, Fürstlicher Ilofgärtner in Margarethen a. M.
(Hierxu eine Abbildung.)
V ielfach b6rt man klagen, daß Odontoglossiim grande gainiclit
oder nur wenig blühen will. Dies hat nur seinen Grund in der
unsachgemäßen Behandlung der Pflanzen. Oft sieht man diese
Orchideen an der wärmsten Stelle des Warmhauses aufgehängt, in
der Triebporiodo fast vertrocknend, dagegen im Winter, in der Ruhe-
periode, mit allem möglichen Dünger, vom chemisch reinsten bis zum
unästhetischsten gegossen oder vei'gossen. Es ist oft zum wundern,
wie lange so eine anne Pflanze diese Liebesgaben verträgt, bis dann
endlich noch eine Bulbe im sechszölligen Topf von einer gewesenen
Pflanze zeugt.
Von Guatemala stammend, lieben die Odontoglossum grande
eine feuchte, kühle Luft im Sommer, der Zeit der Wachstumsperiode,
dagegen im Winter, in der Ruhezeit, eine kühle, mehr trockene
Luft. Wir kultivieren unsere Pflanzen von Mai ab ganz im Freien
auf Stellagen, die mit Fenstern zum Schutze gegen Regen bedeckt
werden. Die Stellagen sind neben dem Fischerbach, der den Park
durchfließt, aufgestellt und von hohen Bäumen beschattet ohne die
Sonne ganz abzuschließen. Hier bleiben die Pflanzen bis in den
Herb.st hinein stehen und erst. wenn die ersten Nachtfröste zu be-
fürchten sind, kommen sie in ein Sattelhaus. Wir kultivieren
unseren Bestand von nahezu 600 Stück in drei Sätzen, von Mitte
September angefangen bis Ende Dezember und Mitte Januar blühend.
Ks wird dies durch Zurückhalten des Triebes im Frühjahr erreicht,
l'as Verpflanzen geschieht jedes zweite Jahr vor dem Triebe in
eine Mischung von Lauberde, Peat und Sjihagnum. Die Hauptsache
ist ein poröses, leicht Wasser durchlassendes Gemisch. Gegossen
wird von dem Zeitpunkte an, wenn die Pflanzen in Trieb kommen
bis zur Entwickelung der Blumen,
dann folgt die T.ookenperiüde
wahrend des ganzen Winters hin-
durch, bei einer Temperatur von
10—12 Grad Celsius. Die Titel-
seite zeigt eine Pflanze mit selten
schönem Blütenstande, diese
Pflanze brachte aus einer Bulbe
vier Stengel, zwei rechts, zwei
links mit zahlreichen Blumen.
Obstbau.
Der
Soiiiraer des Jahres 1904.
Von Heinrich Beuß, Übergärtner,
-p^ Schwetzingen.
XJk anhaltende Trockenheit
des verflossenen Sommers hat in
den meisten Gegenden unseres
Vaterlandes zu berechtigten Klagen
Anlaß gegeben. Die Trockenheit
war in manchen Gegenden, so z. B.
an der Bergstraße, derart, daß ein
allgemeiner Wassermangel eintrat.
Die Folge war. daß in einigen
Städten ein Verbot gegen den
Verbrauch von Leitungswasser im
Garten erlassen wurde. In Wein-
heim an der Bergstraße wurden
Stiafen bis zu 50 Mark bei un-
nötigem Wasserverbrauch ver-
hängt.
Nach solch außergewöhnlich
trocknen Sommern bleiben unlieb-
Strauch der Quitte „Wranjska Dunja" mit Früchten.
Vom Verfasser für die „Garteawelt" photogr. aufgenommen.
same Polgen im Obst und Gartenbau natürlich nicht aus. Besonders
die Obsternte wurde vielerorts beeinflußt.
Außergewöhnlich viel Fallobst gibt es, was mit Rücksicht auf
den müßigen Pieis des Obstes in diesem Jahre und die zeitigere
Ernte iil.rih:iii|ii. sehr unliebsani ist. Dazu kommt von selbst, hervor-
gonifrii (liihli lliize lind Trockenheit, die frühere Reife, so daß viele
Sorten schrmer Apfel und Birnen, die in anderen Jahren noch drei
bis vier Wochen hangen durften, schon Ende August bis Mitte Sep-
tember abgenommen werden mußten.
Will man in solchen Jahren noch etwas aus dem Obst herau.s-
schlagen, so ist man eben darauf angewiesen, die Bäume, welche
starken Fall und gefärbte Früchte zeigen, baldigst abzuernten und
die Früchte lagerreif oder besser gleich vom Baum zu verkaufen.
Für das Fallobst findet sich ja mannigfache Verwendung und auch
immer Abnehmer. Besonders in den südlicheren Gegenden, wie hier,
macht sich der „kleinste Mann" gern sein Fäßchen Apfelwein, welcher
ein billiger, gesunder und angenehmer Haustrunk ist. Leider
kennt man den Wert eines solchen Getränkes in Nord- und Mittel-
deutschland gar wenig und weiß eben den Vorzug und die guten
Eigenschaften dieser Produkte gegenüber dem Bier noch nicht ge-
nügend zu schätzen. Als weitere sofortige Verwendung vielen Fall-
obstes sei Apfelbrei, Apfelgelee, Bimenschnitz, Kraut, Marmelade,
Kuchen usw. erwähnt. Jedenfalls kann man bei regelrechter Ver-
wertung des Obstes auch hier den durch zu viel Fallobst entstehenden
Schaden, wenn zeitig eingreifend, bedeutend mildern.
Das hängenbleibende Frühobst, welches also zeitiger als sonst zu
pflücken wäre, nehme man mitnoch größerer Vorsicht ab, als ingünstigen
Fällen. Man achte darauf, daß das Obst, nach Qualitäten geordnet,
soi-gfältig in Hürden gelegt wird, damit es langsam nachreifen kaim.
Ich habe hier Gelegenheit, eine ebenso praktische wie ein-
fache Einrichtung von Obstkammern kennen zu lernen, auf welche
Weise das Obst nur einmal in
die „Hand-' genommen zu werden
braucht und somit sehr wenig
leidet. Die einzelnen Hürden sind
wie Schubläden gearbeitet; der
Boden besteht aus glattgehobelten
Lättchen, welche je einen Abstand
von 2 — 3 cm haben. Die Hürden
selbst sind mit Handgriffen (ein-
geschnitten) versehen und somit
bequem für zwei Mann tragbar.
Die Stellagen reichen vom Fuß-
boden bis zur Decke und die
Pfosten sind in Abständen derart
auf beiden Seiten mit Falzen
versehen, daß die „Schubladen"
ungefähr nur 10 — 15 cm Abstand
haben. Zum Sortieren zieht man
die Hürde heraus und das Obst
präsentiert sich auch dem Be-
schauer besser in einfacher
Lagerung und läßt trotzdem
eine viel größere Ausnutzung des
Raumes zu als bei anderen Obst-
gestellen und Stellagen, wo man
zum Hantieren mit dem Obst
meist 40 — 50 cm Abstand lassen
mußte. Eine doppelte, ja drei-
fache Lagerung mußte dann Er-
satz leisten.
Diese obenerwähnten, hier
üblichen Hürden wenlcu uh.^ti'.tt
Körbe mit in die 0'i.-,t,u'arteu :'e-
nommen, mit sorgS,l:i;4 s«. rticrteiri
Obst belogt und im „Übstmagazin"
in die Stellagen oder Regale
eingeschoben.
Die Gartenwelt.
IX, 5
Minderwerte Qualitäten werden in Körben transportiert. Eine
Hürde faßt annähernd 25 kg Birnen oder Äpfel.
In diesem Herbst, wo eine sorgfältige Behandlung des zeitigeren
Obstes zum Lagern erforderlich ist, erscheint mir dieser Hinweis recht
angebracht.
Hier war es nötig, schon am 23. August „Amanlis B. B." und
die „Nationalbergamottc^\ einige Tage später die ^^Herxoyin von
AngouUme-^ sowie schon am 12. August den ^,Kaiser Alexandcr'--
Apfel und den „Idolen Herbst Calvill" abzunehmen. Ferner war es
nötig geworden, die Birnen ,, Chtte Luise v. Ävranches^'- (Hochstamm)
und ,,Neiie Poiieau^^ (Hochstamm) und den „Herrenhäuser Prinxen-
apfei^ Anfang September abzunehmen. „Winter Ooldparmäne'^
vom Hochstamm lagert auch bereits seit Ende August.
Zwergobst hält im allgemeinen etwas länger an, doch warfen
hier sogar größere Pyramiden (besonders Birnen) nach der langen
Trockenheit und dem plötzlichen Wechsel dui'ch Eintritt starken an-
haltenden Eegens sehr ab, was zur fi-ühzeitigen Ernte führte.
Dieser plötzliche Wechsel hatte auch keinen günstigen Einfluß
auf die Tafeltrauben. Man sah sehr viele der schönsten Trauben
aufplatzen. Die diinnen Häute — eine Folge der langen, heißen und
trocknen Zeit — vermochten dem durch plötzliche Wasserzufuhr
eintretenden Schwellen der Früchte nicht zu widerstehen und
zersprangen; eine dem
Samenbruch (durch
Oidium Ttickeri hervor-
gemfene) ähnliche Er-
scheinung. Man sollte
in solchen Fällen ohne
Schaden die überreiche
Sattzufuhr durch Schrö-
pfen etc. ablenken, was
jedoch beim Weinstock
jedenfalls nicht ganz ohne
Schaden abgeht.
Man versäume auc
nicht, gerade nach einem
solchen trocknen Sommer,
die außerhalb der Gärten
auf dem Felde und an
Landstraßen stehenden
Obstbäume (bes. späte
Äpfel und Birnen) zeitig
zu prüfen, denn das
Obst erhält nach trocknen
Sommern viel früher eine
schöne Färbung, die Qualität wird ja doch selten so vollkommen und
schön wie unter normalen Verhältnissen, man darf dann schou un-
beschadet zeitiger abnehmen, als die Bäume dem Obstdiebstahl
und der damit verbundenen Schädigung preiszugeben.
wir in der Wranja- oder Bereozki-Quitte eine Schau- und Nutz-
fruoht allerersten Ranges, die das ihr in No. 19 und 40 des achten
Jahrgangs der ,,Gartenwelt" gespendete Lob vollauf verdient.
I Lichte dt
(Juitte „Wranjbka Dunja"
Vorn Verfasser für die „Garti
Nochmals: „Die serbische Quitte Wranjska Dunja".
Von Hofgartendiroktor L. Graebener, Karlsruhe i. B.
ün
(Hierzu xtcei Ahhildimgen.)
I uter dem Namen: „Quitte von Wranja" erhielt ich im
Jahre 1897 von Herrn Oskar Bierbach, damaligem Obergärtner,
jetzigem GartcninspektOT am botanischen Garten in Belgrad, mehrere
Pflänzchen dieser von ihm in den schönsten Farben geschilderten
Quittensorte. Schon vor einigen Jahren trugen sie die ereten Früchte,
die unsere hiesigen Quittonsorten an GrölJe weit übertrafen. Nun
aber die Pflanzen starker geworden sind, nehmen auch die Früchte
immer an Grüße zu, und jede Frucht wird etwa ein Pfund schwer.
Die vor mir liegende größte Quitte ist 530 Gramm schwer, IS'/j cm
hoch und hat 31 cm Umfang; sie ist von glänzend gelber Farbe
und hat Birnform. Ob hier Gewichte von 1200 — 1300 Gramm erzielt
werden, wie in Serbien, muß dahin gestellt bleiben, jedenfalls haben
Landschaftsgärtnerei.
Hausgärten.
Von W. Liebs, Steglitz.
-LLausgärten zu schaffen sollten sich die Beliörden,
Hausbesitzer, Ai'chitekten und Landschaftsgärtner vielmelir
angelegen sein lassen. Nirgends wii-d das frische Grün mehr
Freude bereiten, nirgends wohltuender auf Gemüt und Sinn
wirken als in größeren Städten zvrischen Häusern und hohen
Mauern. Ungleich größer als der ästhetische ist der hygienische
Wert dieser Gärten, und man kann Bau-Polizei-Vorschriften,
wie sie in Breslau tmd München bereits bestehen, nicht genug
begrüßen, schon deshalb, weil dadurch die ungeheuren, oft
krankhaften Bodenspekulationen indirekt in mäßigere Bahnen
gelenkt werden. Auf
den hygienischen Wert
ausführlicher einzu-
gehen, kann ich mir
wolil ersparen. Jeder
Großstädter wird sich
nur zu oft nach voll-
brachtem Tagewerk
oder in sorgenvollen
Stunden nach einem
in der Nähe befind-
lichen ruhigen , lau-
schigen Plätzchen, ab-
seits des Großstadt-
lärms umgesehen ha-
ben, ganz abgesehen
davon, daß Kinder nir-
gends besser unter-
bracht sind als eben
dort.
Es muß leider zu-
gegeben werden, daß diese Gärten nur zu oft das Schmerzens-
kind der mit der Unterhaltung Beauftragten sind, besonders
dort wo ihre Anlage und Einrichtung ganz der Willkür
der Bauspekulanten überlassen ist und bleibt. In solchen
Fällen wird wenig oder gar nicht darauf Eüeksicht ge-
nommen, ob die Lebensbedingungen für die Pflanzen vor-
handen sind oder herbeigeführt werden können, ob sich
diese oder jene Pflanze besser oder überhaujat zur An-
pflanzung eignet. Außer Verbesserungen des Bodens, Vor-
richtung zur Bewässerung, richtiger und aufmerksamer Pflege,
wird sich im allgemeinen für die Pflanzen nicht viel mehr
tun lassen. Wo auch dieses fehlt, ist die Auswahl geeigneter
Pflanzen sehr beschränkt.
Die anspruchslosesten unter den Gehölzen, welche mit
trocknem Sandboden vorlieb nehmen imd auch im Schatten
gedeihen, sind ; Carpiiiiis Betulus; Cornus sanguinea; Berberi.s'
■mdgaris; lori/hi.-. An Unna; Crataegus Oxgacantlui xinä cordata ;
Diervilla (nfnln Mmiirli syn. D. Lonkera Mill., bezw. D. cana-
detisis Willd.; Etunynius europaea, E. verrucosa; lAguslrum
vulgare; Lonicera Xylosteum, L. tatarica; Oytisus capüatus;
Fhüadelphus coronarius, Ph. inodorus speciosus Hort., Ph.
und Fruchte der gevsohnlKhen (Juittc
nwelt" photoi;! aulgenunuiien
IX, 5
Die Gartenwell.
53
latifolius; Ribes alpinum; Rosa canina; Samhuma nigra,
S. racemosa; Symphorycarjms racetnoms, S. orhicnlalus ;
Vihurnum Opulus, V. Lanlana; Syringa vulgaris, S. Josikaca.
Von Immergrünen: Juniperus communis.
Auf troekiiera Sandboden, jedoch bei hinreichend Luft
imd Licht, also in melir freien Lagen gedeihen außerdem:
Acer platatioides, A. Pseudoplatanus, A. tataricum; Ailanthus ;
Alnus incana; Amorpha; Berheris chinensis Desf. ; Amelanchier
ovalis syn. Pirus ovalis Willd., A. vulgaris; Betula alba, B.
nigra, B.papyracea; Castanea. pumila; Celiis ausiralis; Cara-
gana; Ceanothus; Coluiea orientalis, (1. arborescens; Cornus
scricea L. syn. paucifloni Jmiii: Ciili^ni.^ srs-xilifolius syn.
Lembotropis ; Gnilsla: llippui^lmy : .hnjl^nis iiiijn,: Laburnuni;
Ligusirum; Louinni: L;/riiiiii : l'hihiilrlpliNs : Mrs/iiliis; Malus
cerasifera Spach. syn. Firns mirrocarpa Wcmll. M. /inn/ifnUa
Borkh. ; Prunus Malialeb, P. scrotina, P. fniiicusu au^li P.
insilia; Ptelea; Robinia; Ribes; Rosa rubii/nmsii. J:. nn/osa,
R. spinosissinia ; Rhus; Spiraea; Swbus auciqiaria, S.Aria;
Spartium; Siaphylea.
Von Immergrünen: Buxus; Juniperus vir giniana; Thuya
ocoidentalis ; Picea alba, P. excelsa, nuch P. jnmgcns und alle
Pmws- Arten.
Auch einige Populus, Qucrcus, Rubus, Salix, Tilia (aber
nur die kleinblättrigen) und C7ZwMs-Arten gedeihen, wenn
der Feuchtigkeitsgehalt zwar mäßig aber anhaltend ist, was
in Hausgärten wohl meistens der Fall sein wird.
Daß alle hier angeführten Pflanzen ein gleich gutes
Wachstum zeigen, darf nicht ohne weiteres angenommen
werden. Während die meisten einen sandigen Boden ver-
langen, habe ich einige mit angeführt, welche auf solchen
ein immerhin noch befriedigendes Gedeihen zeigen.
Warnen will ich vor allzu häufigem Anpflanzen der Ko-
niferen. Diese werden immer ein kümmerliches Aussehen
zeigen und selten ein höheres Alter erreichen. Der Grund
hierzu ist Vergiftung durch den in den Steinkohlen enthal-
tenen Schwefel, welcher durch die Verbrennung in die gasige
schweflige Säure übergeht, die sich unter gewissen Umständen
zu Schwefelsäure oxydiert, eines der schärfsten Gifte für
alle Pflanzen. Bedenkt man nun, welch ungeheure Mengen
Steinkohlen in den Großstädten, in Berlin z. B. ca. 50
Millionen Zentner jährlich, verbraucht werden, so erklärt
sich das schlechte Wachstum in vom Hinzutritt frischer Luft
abgeschnittenen Eauchwinkeln zur Genüge.
Stauden, welche einen sandigen und trockenen Stand-
ort lieben, giebt es sehr wenige, und auch diese werden ganz
ohne Bewässerung nie zur Vollkommenheit gelangen. Am
dankbarsten sind noch: Aquilegia, Bocconia, Cerastium, Digi-
talis, Eryngimn, Oeum imd Heuchera. Bei einiger Pflege
auch Delphinium, Gaillardia, Physalis Alkekengi imd einige
Herbst-Astern.
Auf ein Übel möchte ich hier noch aufmerksam machen,
die ungenügende Unterholzpflanzung. Fast in allen älteren
Gärten sind infolge schlechter Behandlung, sclilechtei- Auswahl
der Gehölze etc., die inneren Partien, also die Kernmassen der
Gehölzzüge oder Gruppen, nach Licht strebend, mächtig in die
Höhe geschossen, die Vorpflanzung aber so lückenhaft und
selbst oft in einem so schlechten Zustande, daß man sich
solche mit dem Tode ringende Gerippe nicht gern an-
sieht. Ist hier durch Verjüngung nichts mehr zu erreichen,
so müssen solche Gehölze ganz heraus genommen werden.
Damit aber solche Gruppen vollkommen erscheinen und das
Innere nicht zu übersehen ist, muß Unterholz gepflanzt
werden. Hierzu eignen sich außer den oben zuerst angege-
benen Gehölzen, aber für bessere Bodenarten: Berberis Aqui-
foliuni; Cornus mas, C. alternifolia; Hex Aquifolium ; Cotone-
a.fter"^ vulgaris, C. acutifolia; Prunus Padus, P. tdrginiana;
Rliamnus catharlica, Rh. Frangula; Rubus odoratus, R. idaeus
und j^l-'^C'tus ; Rhododendron; Ribes nigrum; Physocarjms
(Spiraea) opulifolia.
Wo auch diese Unterholzpflanzung trotz Pflege nicht
gedeihen will, soUte man nicht schlechthin alle Versuche
aufgegeben und sich mit den Worten „Es wächst einmal
nichts'' zu trösten suchen. Noch stehen uns Schlingpflanzen,
Stauden etc. zur Verfügung, womit manche Lücke aus-
gefüllt, manch häßlicher Blick verdeckt werden kann. Alte
Gemäuer, lange häßliche Baumstämme etc. können mit
Epheu und wildem Wein berankt, der Untergiund aber kann
mit Farnkräutern, Immer- oder Sinngrün und Maiblumen
bepflanzt werden. Wer Ausgaben nicht scheut, kann noch
andere schöne Stauden pflanzen. Es giebt deren genug, die
im Gehölz noch gut fortkomr^en und den Garten ausstatten
helfen. Die brauchbarsten sind: Artmi macMlatuni; Galanthus;
Actaea [Cimicifuga); Anemone; Corydalis; Crocus vernus;
Gentiana cruciaia; Leucojum; Lilium Martagon; Luzula al-
bida; Leberblümchen; Eranthis; Viola odorata; Myosotis
silvaiica; Spiraea Ulmaria L.; von Orchideen Oy2)rip)edium,
Orchis pallens u. a. Arten.
Als Eadikalmittel, solche verwahrloste Hausgärten aufzu-
frischen und in dauernd gutem Zustande zu erhalten, bleibt
uns nur noch das Eigolen, wobei möglichst alle Gehölze
herauszunehmen und die besten wieder zu pflanzen sind.
Kann man die rigolten Flächen dem Frost aussetzen, so ver-
säume man dies nicht. Sauer gewordene und schlechte
Böden sind zu ersetzen, oder durch Kalk, Mergel und Bau-
schutt zu verbessern.
Der Rasen solcher Gärten (ich habe immer ältere, in Städten
zwischen Häusern befindliche Anlagen im Auge) läßt immer
viel zu wünschen übrig. Aber nicht immer kann das Schuld-
konto des Pflegers damit belastet werden. Es giebt Stellen,
auch Böden, wo alle Kunst versagt. Auf solchen schattigen
Plätzen müssen rasenartig wachsende, polsterbildende Pflanzen
verwendet werden. Gute Erfolge erzielt man mit Asaruni
europaeum, Circaea alpiiM, und Impatiens jMrviflora.. Auch
Epheu und Vinca minor finden Verwendung. Auch hier
wird Bodenverbesserung allein helfen. Das zeitweise Um-
graben und frisch Besäen hilft in der Regel nicht viel, weil
die oberste Erdkrume versauert, oder arm an Nährstoffen ist.
Derartige Mißstände und Übel werden vorzugsweise in
Hausgärten mit leichten Humus-Böden zu verzeichnen sein.
Zieht man in Betracht, daß der Zutritt der Luft oft recht
minimal ist, Humusboden aber auf 100 Gewichtsteile 181
Gewichtsteile Wasser aufnehmen und halten kann, so findet
man solche Übel recht begreiflich. Die Annahme, daß die
schwarzen Bodenarten die fruchtbarsten seien, trifft hier
nicht zu, denn in diesen Gärten ist alles „schwarz". Die
beste Erde ist eine durchlässige, mehr lehmige, aber mürbe
Ackererde.
Die Ausstattung soll immer eine mehr bescheidene und
einfache sein. Eine Laube, ein Spielplatz, in größeren Gärtchen
noch ein Was.serbassin evtl. mit Springstrahl, und wo es
durchaus sein muß, einen Steinhaufen, Grotte, auch Alpinum
genannt. Obst und Blumenschmuck verwende man nm- da,
54
Die Gartenweil.
XI, 5
wo genügend Sonne vorlianden. Ganz zu verwerfen ist. liier
der altdeutsche Spruch:
„Wo ein Raum,
Pflanz einen Baum
Und pflege sein,
Er bringt dir's ein",
welcher leider von vielen Gartenliebhabern noch viel zu sehr
beherzigt wird. Im Gegenteil, lieber etwas weniger als
zuviel, damit „Luft und Licht" möglichst freien Zutritt haben
und der Aufenthalt angenehm und nicht bedrückend ist.
Dahlien.
„Neues und Allerneuestes" von der VII. Ausstellung
der Deutschen Dalilien-Geseilschaft in Düsseldorf.
Von Obergärtner Alfred Kern.
11.
Di
'ie Sorte „Erika Bornemmui^'- erscheint mir zu wenig von
„Bornemanns Liebling'^ verschieden. Letztere Sorte, die ich hoch-
schätze, ist unbedingt eine der apartesten und feinsten zart-
rosafarbenen Züchtungen bei mittlerer Pflanzenhöhe, die wir
bis heute erreicht haben. „ Victor v. Scheffel", der sogenannte
Rivale von „Bornemanns Liebling^K ist doch wesentlich von
letzterer verschieden, weil er mehr im Laube blüht und
feinstrahliger in der Form ist, während ^.Bornemanns Liehlimf'-
ein reicher und freierer Blüher ist, bei mehr einwärts ge-
bogener Blütenform.
„Kitler Bodo'-'^ „Prunelhi'-^ und „Rosel Klemrn^'-, des
gleichen Züchters Kinder, lassen mir, weil sie besonders in
ihrer Färbung nichts aufweisen, mangels näherer Bekanntschaft
ein sicheres Urteil nicht zu.
Unter „J. H. Jackson'-^ zeigten die Herren Dänhardt
& Müller in Mettmann, Neulinge im Dahlien-Zuehtgebiete,
eine wirklich prächtige schwarzfarbene Dahlie, in der Farbe
wie „Night-\ aber in der Form „Uncle Tom''^ sich nähernd,
jedoch größer und die breiten Fetalen ganz lang und spitz
auslaufend, auf vorzüglichem Stiel. Diese Neuheit eigener
Einführung genannter Firma war mit das Beachtenswerteste
unter dem „Neuen" auf der diesjährigen Dahlien-Ausstellung.
„Frai(, Hermine Marx^^ ist eine Züchtung, die ihr Wetter,
sagen \y\v Dahlienwetter, d. h. nicht zu heiß haben will,
dann aber ganz kostbar wird. Ihre Grundfärbung wie die
Rose „La France^'- ist einzig schön; sie hat vorzügliche Stiele,
einen leichten hochstrehenden Wuchs und ist wie die aus-
gestellten Blüten und Pflanzen zeigten, eine für Gartenaus-
schmückung und Binderei hervorragend geeignete Sorte.
„/fcis" (englisch), fast 'Diniinijiii-i.nXmx. ist entbehrlich,
weil sie gegen unsere deutsclu' ..Tlmniii/ia'' nicht viel Be-
sonderes darbietet, wenn sie auch iii der Mitte etwas leb-
hafter Orangescharlach gefärbt und spitzstrahliger ist.
„Lord Roberls^\ die in diesem Jahre, wo ich sie sali,
ein undankbarer Blüher war, reicht, wenn sie auch noch
etwas gewölbteren Baues ist, an „Lotte Kohhnannslekner"
in ihrem Handels- oder sagen wir Schnittwert nicht im ent-
ferntesten heran, weil „Lotte Kohlmannslehtier'-^ vor allem
viel frühblühender, reichblühender und schließlich auch noch
im Stiele besser ist. Ein allseitiges Urteil fand ich dahin-
gehend, daß „Lotte Kohlmannshhner'-^ gegenwärtig unsere
beste zartcremefarbene Massenschnitt-Daldie sei.
„Winsome'-' (englisch) geht nicht genug mit der Blume
aus dem Laube heraus, um eine dekorative Sorte zu werden ;
aber die große, edelgeforrate und krallige, etwas an ^.Jugend'-^
erinnernde Blüte, ist schön und liat immerhin genügend Stiel,
um die Blüten verwendungswürdig zu machen. Sie ist
ähnlich wie „Hanna Draiviel^\ die allerdings noch etwas
.später zur Blüte gelangt.
„Mrs. E. S. Maivley"- (englisch) hat ein feines Grün-
gelb, vielleicht in ihrer Färbung etwas Besonderes darstellend,
doch ist diese Sorte keine auffällige Neuheit, da gelbe Dahlien
besonders für die Binderei wenig gebraucht werden.
„Hildegimde" (Goos & Koenemann in Nd.-Walluf) ist
zart fliederfarben, in der Mitte heller verblassend. Wenn sie
in der Blüte größer ist als „Hildegard Weimar'^ so erscheint
sie mir sehr annehmbar. Ihre Züchter halten sie für das
beste ihrer Einführungen für 1905, während
„Frute^\ Züchtung derselben Firma, wohl von fast allen
Kennern und Liebhabern für eine ganz ideale Farbensciiönheit
unter den noch nicht im Handel befindlichen Neuheiten an-
erkannt wurde. „Frute^'- ist nicht sehr gedreht in der Form,
die Fetalen stehen in der Mitte etwas tiefer als die äußeren,
nach innen gebogenen Blütenblätter, aber die Blüte besitzt
einen selten schönen, rosig erhellten Aprikosenton, der nach
der Mitte zu in Creme bis Schwefelgelb allmählich verläuft.
Besonders in der Entfernung und bei Tageslicht machte die
Färbung der ausgestellten Blüten einen au-ßerordentlich günstigen
Eindruck.
„Attila^\ ein weiteres Nibelungenkind, ist „Hildegunde^"
nahe verwandt, dieser aber in Färbung und Feinheit des
Blütenbaues meines Erachtens nach nicht ganz gleich-
kommend.
„Ballmimg'-' ^ noch ein Kind der Rhein-Sage, war in Farbe
und Form mit „Alt-Heidelberg^'- vergleichbar. Der Stiel ist
gut, aber unschön ist, daß sich die langen feinen Fetalen öfter
umdrehen, luu die etwas fahle und so eine doppelte Blüten-
färbung ergebende Rückseite sehen zu lassen.
„Alt-Heidelberg^', die vergleichshalber hier erwähnt wurde,
ist unter den roten, sagen wir besser scharlach-orangefarbenen
Edel-Dahlien unbedingt eine Perle. Die Form ist hochedel,
die Blüte hat trotz ihrer Größe Leichtigkeit, dabei vorzüg-
liche Haltung auf einem ziemlich langen Stiel. Als De-
korations- und Biride-Dahlie gebührt dieser vorjährigen Züchtung,
zumal sie an Frische der Färbung die etwas ähnliche
„Thuringia"- drückt, ein hohes Lob.
„Gotelinde^' mit kanariengelbem Tone ist in Stiel und
Form gut, so daß man sie als eine verfeinerte „Volker" be-
zeichnen möchte. Hoffentlich blüht sie ebenso reich wie jene.
„Maurice Rivoire'', eine Halskr^ausen-Dahlie, ist eine ver-
vollkommnete „President Vigcr'-', weil die äußeren Blüten-
blätter runder und vollkommener gebaut sind, bei fast
wagerechter Haltung; sonst kommt sie der erstgenannten
CoUerette- Dahlie gleich. Alle Collerette-Dahlien, die uns
Revoire auch in seinem Auspflanzstück vorführte, sind
sicherlich eigenartige Blumen ; von dem Begriffe der Schönheit
sind diese Züchtungen aber bis heute noch weit entfernt.
„Schneewittchen" (Deegen in Kostritz), die der Züchter,
wie er bedauernd erklärte, zu früh herausgegeben hat, bot in
allen 'ausgestellten Blumen nicht die hohe vollkommene Schön-
heit wie im vorigen Jahre in Kostritz, woran offenbar der
trockene, heiße Sommer schuld wai'. Auf die außerordentlich
IX, 5
Die Gartenwelt.
55
stoffige, in ihrer Form au kleine, 'zusamniengedrelito Papicr-
dütchen in den einzelnen Fetalen erinnernde Blüte sei außer-
dem, weil sie gute Haltung und schöne Stiele besitzt, besonders
hingewiesen.
„General Buller" ist und bleibt eine schöne Liebhabor-
Dahlie, karmesin mit hellrosa bis weißen Spitzen.
„Florence M. Stredwwk"' ist eine englische Neuzüchtung,
scheinbar von großem Werte. Die Blume hat eine sehr volle
Mitte, aus der sich immerfort neue Blütenblättchen entwickeln,
wenn auch die ä\ißeren schon längst verblüht sind. Der
reine, zarte Elfenbeinton und die sehr vollkommene, immer
sehr langpetalige Blüte werden diese Züchtung zii den aller-
besten weißen Edel-Dahüen einreihen, die wir liis heute be-
sitzen.
Das Edel - Dahlien-Farbwunder „Serpenima'' präsentierte
sich uns auf der Ausstellung in einer großen Sammlung von
Blüten eigenai-tigster Färbungen. Selbst der Fachmann hielt
es kaum für möglich, daß diese Blüten von einer Sorte her-
rühren sollten. Nicht nur Blüten in zartrosa Färbung be-
ginnend, bis zum tiefsten Rot verlaufend, sondern viele anders-
farbige Töne, die nach den gelblichen Nuancierungen gems-
farbig und zart bronze zu nennen waren, waren vom Einführer
ausgestellt. Dabei hat diese Züchtung unbedingt eine feine,
elegante und leicht spitzstrahlige Form ; die Pflanze ist von
größter Reichblütigkeit, und jede neu erscheinende Blüte wird
dem Liebhaber die Frage abnötigen, welche Färbung wohl
daraus entstehen wird.
,,Serpentma" ist eine Liebhaber-Dahlie allerersten Ranges,
mit welcher aber auch der Scluiittl)lumengärtner auf seine
Rechnung kommen wird, weil ein wirklit-lier Blumenbinde-
liünstler aus ihren
verschiedenartigen
Blüten zart abge-
tönte Bindewerke
verfertigen kann.
Nach den Tölkhaus-
schen Neuzüchtun-
gen, zumeist ,,&er-
pe)itina"-A\Aömm-
linge, urteilend, ist
es wt)hl möglicli,
daß wir noch eine
Serpentina - Klasse
fcinformiger und
vielfarbiger Edel-
üahlien bekommen
werden.
Farne.
Polypodiiini
lleracloiini Kze.
Von C. Bonstedt,
Göttingeu.
(Hierxu 1 Abbildung.)
l/ieses Polypo-
diuni, das nach Diels
zur Tochtergattung
Oynaria, als D. He-
raelciim Bory gehört, ist der größte bekannte Tüpfelfarn und
wohl auch der riesigste Vertreter der epiphytischen Farne. Das
bis armdicke, oberirdisch kriechende Khizom ist mit hellbraunen,
langen, fadenartigen, seidenweichen Schuppen dicht besetzt. Die
enormen uugestielten Blätter sind in dichter Reihe auf dem Rhizom
angeordnet. Die Blattbasis ist breit, herzförmig, bucbtig gelappt,
dem Rhizom aufliegend und hier ebenso wie die Nischenblätter der
dimorphen Arten wirkend. Sie besitzen auch deren Eigenschaft, nach
dem Trockenwerden noch längere Zeit an der Pflanze zu haften.
Die Basis wird auch früher trockenhäutig als der obere Blatteil;
dieser ist tief fiederspaltig, wie dies ja aus der Abbildung ersichtlich
ist. Der Wedel unserer Pflanze ist über 2 m lang und 85 cm breit.
Die Sporenhäufchen sind verhältnismäßig klein, braun und unregel-
mäßig auf der Unterseite verteilt. Auf der Blattoberseite zeichnen
sie sich als kleine Erhabenheiten ab.
Die Pflanze wächst an Baumstämmen und zwar umschlingt
das Rhizom die Stämme spiralig. Diese Eigentümlichkeit hat auch
unsere im Gefäß gezogene Pflanze beibehalten. Das Rhizom be-
schreibt hier einen völligen Kreisbogen, ist bereits über seinen Aus-
gangspunkt hinweggewachsen, so daß es dieselbe Bahn zum zweiten
Male einschlägt. Ein kleineres Exemplar habe ich an einen mit
Bromeliaceen und kleineren Farnkräutern bewachsenen Stamm
pflanzen lassen, deu es in schönster Spirale umschlingt. Diese
Ptlanzweise ist entschieden vorzuziehen. Für größere Warm- oder
Farnhäuser ist dieses Riesenpolypodium ein empfehlenswertes Schau-
stück. Es kommt aut Java, Celebes, den Philippinen und Neu-Guinea
vor und ist dementsprechend in einer wärmeren Abteilung zu
kultivieren.
Dem epiphytischen Charakter Recbnung tragend, wähle mau
zur Topfkultur eine recht poröse, Luft durchlassende Erdmischung.
Die schönsten und gesündesten Wurzeln liegen stets der Erdoberfläche
auf, sie sind wie die der Platyeerium braun und mit zahlreichen
Wurzelhaaren bekleidet.
Polypodium Heracleum,
alaiifnahrae für die „Gartenwelt'
56
Die Gartenwelt.
IX, 5
Mannigfaltiges.
Die liaiiswiiiseliaftlicho und (jai1eiil);uiscliiilc für
Damen in Schwetzingen.
Von Heinrich Beuss, Schwetzingen.
{Hierx.u zwei Abbildungen.)
_Ln den letzten Jahren sind zahlreiche Gartenbanschulen für
Damen entstanden, mit welchen die Schule in Scliwetzingen, deren
Entstehung dem praktischen Sinne der Großherzogiu von Baden zu
verdanken ist, nicht verwechselt werdea darf. Über die Onrtenbau-
schulen für Damen hat sich die gesamte Fachpresse abfällig geäußert,
und die Entwicklung dieser Institute hat den Beweis dafür geliefert,
daß die gärtnerischen Urteile zutreffend gewesen sind und daß von
Brotneid bei diesen keine Rede gewesen sein kann. Obwohl die
Damen - Gartenbau-
schulen bereits auf
ein zwanzigjähriges
Bestehen zurück-
blicken, ist bis heute
der Name keiner
einzigen Schülerin
bekannt geworden,
die sich durch gärt-
nerische Leistungen
einen Ruf erworben
hat. Die Gärtnerei,
die nicht nur große
Anforderungen an
kaufmännische Um-
sicht, sondern auch
an Körperkraft, Aus-
dauer, Unempfind-
lichkeit gegen alle
Witterungseinflüsse
voraussetzt, erfor-
dert auch technische
Vorkenntnisse, die
sich der Gärtner in
langjähriger auf-
reibender Gehilfen-
arbeit aneignen muß,
während sie den ge-
bildeten Damen in
2 jährigem Schulun-
terricht beigebracht
werden sollen. Der Großherzog und die Großherzogin
Die Schule in ^^'" hauswirtschaftlichen Schule. F
Schwetzingen will
von anderen Gesichtspunkten aus betrachtet sein. Sie will in
bezug auf den Gartenbau ihre Schülerinnen nur so weit ausbilden,
daß sie späterhin als Frauen in der Lage sind, auf dem Lande die
gründliche Bewirtschaftung des eigenen Gartens selbst zu leiten
oder selbst zu betreiben und die Ernten sachgemäß zu verwerten;
sie verbindet hauswirtschaftlichen Unterricht mit Gartenkultur
und bietet den Schülerinnen Gelegenheit, sich neben der Haus-
arbeit in der gesunderen Gartenarbeit zu betätigen. Theoretischei'
Unterrieht geht Hand in Hand mit den praktischen Unterweisungen.
Der Großlierzog und die Großherzogin bringeri der Schwetzinger An-
stalt im altberühmten Hofgarten andauernd lebhaftes Interesse ent-
gegen. Hiervon logen auch unsere Bilder Zeugnis ab, welche das
Großherzogliche Paar mit Gefolge in der Schwetzinger Schule zeigen.
Der Besuch erfolgte im verflossenen Sommer und bei dieser Gelegen-
heit wurden alle Einrichtungen der Schule und der damit verbundene
Schulgarten einer eingehenden Besichtigung unterzogen.
Gärtnerische Reiseskizzen.
Reiseerlebnisse eines Sammlers im fernen Westen.
Von C. A. Purpus, San Diego, Californien.
ni
iiach dreitägigeiu Aufenthalt brachen wir wieder auf
nach Oriental, einem kleinen, um eine schwache Quelle
gelegenen Minenort. Von Oriental ging es auf furchtbar
steilem Wege hinab nach einer anderen Mine, wo wir für die
Nacht bei einem Brunnen Halt machten. Der Hitze wegen
wurde am nächsten Morgen zeitig nach der Sarcobatusflat,
einer wasserlosen Wüste, die einen Teil der Rolston - desert
ausmacht, aufgebrochen. Wir passierten mehrere Dry lakes
(trockene Seen),
da? sind große,
ganz ebne Flä-
clien, welche für
das Wüstengebiet
sehr charakte-
ristisch sind. Bei
starken Regen-
güssen findet man
Wasser, sonst sind
sie aber staub-
trocken. Der Bo-
den ist von blen-
dender Weiße,
liart wie eine
Tenne und enthält
Borax, Salz und
Natron. Ich wurde
hier sehr durch
die wtmderbare
Luftspiegelung
getäuscht, welche
das Land mit
Wasser bedeckt er-
scheinenließ.Beim
Näherkommen
aber wich das ver-
meintliche Wasser
immer mehr zu-
rück, und ich er-
kannte bald die
walu-e Natur dieses höchst merkwürdigen Phänomens.
Die Sarcobatusflat war meist mit strauchigen Chenopo-
diaceen bedeckt. Dieses trockene Gebiet wird gegen Westen
begrenzt von den Grapevine Mountains, einer größtenteils
vulkanischen Gebirgskette, deren dunkelrote bis braune Fels-
massen einen merkwürdigen Eindruck machen. Die Gebirgs-
kette ist auf den höchsten Spitzen dünn bewaldet. Auch
gegen Osten steigen meist braunrote vulkanische Gebirgszüge
mit phantastisch geformten Felsmassen empor, die entweder
ganz kahl oder äußerst spärlich bewaldet sind.
Die Fahrt über die Sarcobatusflat nahm den ganzen Tag
in Anspruch und erst spät in der Nacht erreichten wir Oasis
Valley, eine Art Oase in der Wüste. Dieses Tal ist ein
Unikum, wie so viele inmitten der öden Sandwüsten des
südlichen Nevada. Es ist mit Wiesen bedeckt, die von den
vielen Quellen bewässert werden, die der Ursprung des Amar-
.'on Baden im Gespräch mit den Dame
ir die „Gartenwelt" photogr. aiifge
IX, 5
Die Gartenwelt.
gosa-River sind. Alle diese Quellen versickern jedoch im
Sande und das Bett des Araargosa-River ist vollständig trocken.
Wir hielten hier zwei Tage Rast, erstens um die Umgegend
kennen zu lernen und zweitens, um ims für die Fahrt durch
die über 64 engl. Meilen breite, ganz wasserlose und sehr trockne
Amargosa - desert vorzubereiten. Die Trockenheit war hier
außerordentlich groß, deswegen war auch die Flora äußerst
kümmerlich. Unser Lager befand sich an einem kleinen
Rinnsal, das nach sehr kurzem Lauf im Sande verschwand,
wie alle diese Wüstengewässer. Sehr merkwürdig war das
V^orkoramen von kleinen Fischen in diesem kurzlebigen
Bäclüein. Ich unternahm von hier aus mehrere interessante
botanische Touren, jedoch war das Ergebnis wegen der außer-
ordentlichen Trockenheit sehr gering. Nachdem wir ims ge-
nügend mit Wasser versehen hatten, brachen wir auf, um
die Amargosa - desert
zu überschreiten. Die-
ses Gebiet ist eine der
trostlosesten und
trockensten Landschaf-
ten des westlichen
Amerikas und zugleich
des südlichen Nevada.
Ich fand sie sehr dünn
bewachsen mit Larrea
»lexicana, zu welcher
sich an günstigen
Stellen auch noch
Strauchchenopodiaceen
gesellten. Von ein-
jährigen Pflanzen, die
man in der Mojäve-
Wüsteso vielfach findet,
war nichts zu sehen.
Der Gebirgszug
gegen Westen, welcher
die Wüste von dem
fast noch unwirt-
licheren und verrufenen
Death -Valley, das dort
bis 100 m unter den
Meeresspiegel geht,
scheidet, wird „Funeral
Mountains" genannt.
Es ist dies ein höchst
ominöser Name, zu deutsch „Begräbnisberge", welcher daher
kommt, daß dort vor Jahren ein Zug Emigranten aus dem
Osten elend umkam, d. h. verdurstete. Man sieht jetzt noch
die Überreste ihrer Wagen und die gebleichten Knochen der
gefalleneu Tiere. Wehe dem, der sich in diese Wüste wagt,
ohne genügend mit Wasser versehen zu sein. Der Besitzer
der Farm, wo wir unser Lager hatten, sagte mir, daß erst
vor kurzem ein Mann umgekommen sei, da er trotz dringen-
den Rates sich nicht genügend mit Wasser versehen hatte.
Wir fanden später sein Grab, eines der vielen namenlosen
in diesem Wüstengebiet, am Wege. Unsere Fahrt ging der
Hitze wegen sehr langsam vorwärts. Sehr merkwürdig waren
hier die Luftspiegelungen. Man sah Hügel oder Berge gleich-
sam in der Luft schweben, auch Bäume zeigten sich manch-
mal, die gar nicht vorhanden waren. Wir hatten ungefähr
die Hälfte der Wüste durchquert, als es Abend wurde, auch
waren unsere Tiere sehr- müde und abgetrieben, sodaß wdr
Ankunft des Großherzogs v
hauswirtschaftlichen Schule
Für die „Gartenwelt"
gezwungen waren in der Wüste über Nacht zu rasten. Ich
habe nie vorher einen helleren Himmel gesehen, wie in dieser
Wüste, auch war die Nacht außerordentlich angenehm, nach
der Hitze des Tages ein wahrer Genuß. Schon vor Tages-
anbruch wurde die Weiterfahrt angetreten, da wir noch ein
gutes .Stück Wüste zu durchqueren hatten, bis wir die Asli-
Meadows am südlichen Rande erreichten. Als wir unser
fnigales Mittagsmahl verzehrten, war unser Wasservorrat stark
auf die Neige gegangen und noch waren die Ash-Meadows
(meadow= Wiese) nicht in Sicht. Es w>u-de Nachmittag und
der Durst fing an sich bei uns sehr fühlbar zu machen; mir
klebte die Zunge am Gaumen. Da auf einmal tauchten
Bäume auf, allerdings noch in weiter Entfernung. Ich hielt
sie anfangs für Luftspiegelungen, bis ich mit Hülfe meines
Feldstechers ermittelte, daß es in der Tat Bäume seien, und daß
wir nicht allzuweit von
den Ash-Meadows ent-
fernt waren.Inzwischen
wurde es Abend, ohne
daß wir unserem Ziele
viel näher gerückt
waren. Unsere Tiere
waren beinahe am Um-
fallen, uns selbst ging
es nicht besser. Als
die Nacht hereinbrach,
hatten wir den Rand
der Wiesen erreicht,
aber noch war kein
Wasser zu sehen. Doch
schien dasselbe nicht
weit, da die Maultiere
plötzlich kräftiger an-
zogen, sie hatten das
Wassergewittert. End-
lich spät um Mitter-
nacht kamen \vir zu
einer Quelle warmen
Wassers, in das die
Tiere beinahe hinein-
gestürzt wären. Es
war die höchste Zeit,
sonst wäre es uns nicht
besser gegangen wie
so vielen andern.
Wir tranken von dem warmen Wasser, so viel wir nur
trinken konnten, auch unsere Tiere konnten gar nicht genug
bekommen. Unter der niedrigen Krone eines Mesquitebaumes,
Prosopis juliflora, schliefen wir bald ein. Am nächsten
Morgen entdeckte ich mit Schrecken, daß wir in der Nacht
am Rande eines trichterförmigen tiefen Loches Halt gemacht
hatten; wie ich durch Messung fand, war das Loch 5 m tief.
Es ist als ein Wunder zu betrachten, daß wir nicht iiinein-
gestürzt waren.
Das Wasser war tief blau und hatte eine Temperatur
von 27—380 C. Die ganze Wiesenfläclie der Ash-Meadows
ist mit solchen Quellen durchsetzt, welche fast durch-
wegs trichterförmige Löcher bilden, deren Tiefe zwischen
5 — 15 m schwankt. Eines der Löcher, „Devilshole" (Teufels-
loch) genannt, soll unergründlich tief sein. Das Wasser sämt-
licher Quellen ist warm, von wunderbarer Klarheit und belebt
von kleinen, sehr hübschen Fischchen. Diese Quellen ver-
on Baden zum Besuche der
für Damen in Schwetzinge
photogr. aufgenommen.
Die Gartenwelt.
IX, 5
einigen sich zu kleinen Bächen, die alle im Sande der Wüste
versickern, nachdem sie die Wiesen verlassen haben.
Um die Wiesen fand ich die gumraihaltige I'rosopis
juliflora DC, die Mesquite der Mexikaner, die meist auf Sand-
hügeln wächst und einen niedrigen Baum mit niederliegendem
Stamme, der aber halb im Sande begraben ist, bildet. Schöner
ist Prosopis pubescens, welche auch hier vorkommt, und einen
hübschen Strauch mit aufrechten Ästen bildet. An den
Abhängen der nächsten Berge fand ich verschiedene Haplo-
papjMs, Astern j Tetradymia^ ferner die interessante Viiis
arizonica. Wir verließen die Ash-meadows nach zweitägiger
Rast und fuhren weiter nach Pah-Rump- Valley am Fuße der
Charleston-Mountains, eines Sedimentbergstocks (Sand und Kalk-
stein) von nahezu 3600 m Höhe. Wir erreichten das Tal
noch zeitig am nämlichen Tage und lagerten am Fuße
eines steilen Kalkfelsens bei einer schwachen Quelle im
Schatten schöner Prosopis juliflora. Um den Felsen fand ich
eine Anzahl trichterförmige Löcher, welche wohl schon vor
Jaluliunderten von den Indianern in das Gestein gebohrt
wurden, um die Samen verschiedener Gräser rmd der Pimis
monophylla darin zu mahlen.
An Kallcfelsen fand ich einen seltenen Strauch, Mortonia
scabrella A. Gray.^ der zu den Celastraceen gehört. Um die
Quelle wuchs das an ähnlichen Stellen in Californien weit
verbreitete Anemopsis californica, das Yerba mansa der Mexi-
kaner (Sylt. Houüuynia californica Benth. et Hook, vel Aei-
danthera). Am nächsten Morgen setzten wir unsere Fahrt
fort nach der Farm „Pah-Eumii" und blieben dort bis zum
folgenden Tage. Diese Ansiedelung verdankt ihre Existenz
verschiedenen Quellen, welche hier am Fuße der Berge her-
vorbrechen. Sie bilden einen kleinen Bach, der zum Be-
wässern des Landes Verwendung findet und dann im Sande
der Wüste verschwindet. Eine der Quellen ist von bedeuten-
dem Umfang und speist einen Bach. Von die.sem Wasser-
reichtum, der hier so plötzlich aus der Erde hervorbricht,
hat auch der Ort seinen Namen. Pah-Rump heißt nämlich
in der Pah Ute-Sprache Wassermund.
In den Charleston-Bergen fand ich an den Abhängen
anfangs fast nur Larrea mexieana. Bei etwa 1000 — 1300 m
ei'schien Yucca brevifolia, Yucca ^naa'oearpa und Mamillaria
deserti. In den washes, das sind trockene Racliläufe, wuchsen
Amygdalus fasciculaia, Purshia glandulosa, Salazaria mexieana
und verschiedene Lycium-Arten. Etwas höher erschien die
schöne Cowania mexieana Don und eine andere Rosacee
Fallugia paradoxa Endl; beide waren schon verblüht und
mit ihren federgeschwänzten Früchten bedeckt; ferner fand
sich hier auch das interessante, weißbh'ihende E)-iodictyon
anguslifoliwn. Beim Höhersteigen fand ich Coivania noch
in voller Blüte, einen herrlichen Duft verbreitend, ebenso
Fallugia mexieana. Die Cowania zog sich bis zur Region
der strauchigen Quercus Gambelii hinauf. Aus dem Gebüsch
leuchteten die scliarlaehrütcn Blüten von Pentstemon Eatoni
hervor, eines der schönsten seines Geschlechts, ferner be-
merkte ich Penislernon Palmeri, eine interessante Andibcriia
und Rhus trilobata. An Felsen wuchs die niedliche Spiraea
caespito.ia und Buddleia utahensis, ein interessanter und seltner
kleiner Strauch mit schwefelgelben Blumen und woißfilzigen
Blättern. Bei etwa 1600 m trat dünne Bewaldung von Pinus
monophylla und Jiiniperus monosperma auf. Wir passierten
sehr interessante Felsmassen, die wie alte verfallene Ruinen
aussahen. An einer "Quelle wurde für ein paar Tage Halt
gemacht. Als wir uns am Abend zur Ruhe niederließen,
fand ich einen Skorpion in meinem Kopfkissen, der unten im
Tale hinein gekrochen war. In der Regel ist der Stich dieses
Insektes ungefährlich. Am nächsten Morgen machte ich mich
zeitig auf, um eine Besteigung des Charleston -Peak aus-
zuführen.
An den Abhängen traf ich eine 'ziemlich dichte Be-
waldung. Anfaii-s lijmi irli meist duivh Eiili,.im,.stn"ipp von
Quercus Oatiihi In Xn/l.. iiiitriinisi-ht mit zwei ' Vr(/,(y///y/.s--Arten,
alsdann folgte 7V///^s- iiin,i„j,hi/l/,i, Jxiujicius „mHospcrma und
californica; liei 2000 — 2300 m Piims ponderosa >ind var
scopulorum, dann Abies concolor und Pinus flexilis und zu-
letzt bis 2700—3000 m Pinus aristaia, welche hier bis
3300 m Höhe hinansteigt.
Von Sträuchern wuchs hier noch Philadelphus micro-
2)hyllus, Whipplra modesta, Jamesia americana, Holodiscus
(Spiraea) disculor dumosa und die schöne halbstrauchige
Oenothcra Ilartweyü mit schönen gelben Blüten. In
Schluchten wuchs Populus iremuloides und auf Kaikfelsen
Cercoearpus intricatus und eine neue Oenothcra, 0 saxosa,
ferner Opuntia Palmeri, welche der 0. chloratica äiinlich ist.
Leider erreichte ich die höchste, noch mit Schnee bedeckte
Spitze des Piks nicht und kam noch vor Einbruch der Dunkel-
heit ziemlich müde ins Lager zurück.
Pflanzenkunde.
Arloii- uiul Sortencchtlieit im Pflaiizenhandel.
Von C. Sprenger in Vomero-Neapel.
Jjei meiuen häufigen Pflanzen-, Knollen- und Samen-Einkäufen
habe ich schon so viel Falsches, unrichtig I:ienanntes, dem Namen
niclit Entsprechendes und auch ersichtlich wissentlich unrichtig Fort-
gegebenes erhalten und die Tatbestände durch Zeugen feststellen
lassen, daß ich, wollte ich alles publizieren, darüber ein nettes
Bändchen herausgeben müßte. Um aber eine notwendige und
drängende Läuterung und womöglich Besserung solcher unverzeih-
licher Irrtümer möglichst zu beschleunigen, wiU ich einige schlagende
Beispiele hier nennen. — Diese Beispiele können und sollen keinen
Menschen schädigen, sie sollen nur einen Übelstand beseitigen helfen,
der geeignet ist, dem Pflanzenhandel im aligemeinen zu schaden, das
Vertrauen zu imtergraben und Enttäuschungen hervorzurufen. Es
ist mir klar, daß in den wenigsten Fällen die Inhaber der Finnen,
denen solche Fehler unterliefen und auch noch unterlaufen, selbst
schuldig waren. Bei den zu erschreckendem Umfang angewachsenen
Sortimenten und der Unmöglichkeit für die Besitzer großer Geschäfte
alles selbst zu prüfen und mit vielfach nicht immer genügend ge-
schultem Personal sind Irrtümer allerdings möglich. Nur in zwei
Fällen ward es mir klar, daß die Pflanzen wissentlich falsch fort-
gegeben wurden und diese beiden Fälle kamen in Italien bei Nicht-
itahenern vor.
Folgende Aufzeichnungen gehen vom Jahre 1900 bis heute.
Über ältere Verwechselungen ist nichts mehr zu sagen. Es sind
daran Europa, Asien, Amerika und Australien beteihgt. Afrika kommt
außer Betracht. Die Lieferanten waren Handelsfirmen aber auch
Botanische Gärten; diese letzteren nur in wenigen Fällen. Links
stehen die Namen der Pflanzen, Knollen oder Samen, die ich kaufen
oder tauschen wollte und rechts steht was ich dafür bekam.
Ich bestellte:
Ich erhielt dafür:
Delphi.
Mlimi,
Hiuiii niidicavlc
nrrnsi,,hnn
Delphinium scrophulormii
Iris Fseiid -Acorus
AUium roscnbachianum
I..n,irr
ni sriiijurniriis cocfinei
.siis iinrlii-Ks fframlifloru
i iMtücera sempervircns !
s Narcissiis biflorus!
tlunoleuca D. Mook. liichardia albo-maciäata
IX, 5
Die Gartenwdlt.
59
Campaniila punctata
Campantda lalifo/ia
Adcnophora verticillata Fisch.
PlaltimdoH Marirsii Hort.
cnmiiimiis
Camprni,,/,, tnlifolia L.
Crhiiim Itmgifüliuni
Anniniihs I;,ll,„hlina.'
variahile
Croun,, ln,ni,l„l,um.'
Äspa/w/iis falcalus
A s/ii 1 rai/iis S/iiviii/cri .'
HemervcdUis japimica grandiflo
ra Fiihkia SitH,ldii
Rosa „Meteor-
Rosa „Soiin-iiir ,lr l,i Maliiinison" .'
Amjetoitiii (/raiidi/lora
Angclonia ;ir<iiitlilliira iillia
Canipanula isophijlla alba
Campanula isoj,l,i,ll„, blau
Stapelia grandiflnm
Stapelia jMtii/a
Papaver croceum, Scharlach
Papaver croceum, gelb (es handelte
sich um Pflanzen, nicht um Samen)
Canna „Aiistralia"
Canna „Charles Nalidin^'
., „Camp,„u<,-
„Perseus"
,,Emilia'-
„ „La France"-
„ „BoiiKninii-
„ „Pluto''
., „Sicilia-
„ „Persetts''
„ T'inliria-
„ „Rhca''
Loiiirny, Sallininln
Lo„;rn-a j„,,.,nl,.,
Cri,n,m unill.rnn,
Z, 1,1, lim „Uns „nra
Oa\aiiifi sinin/i/iiilli!
r,',r.„»,„-M,^rlu,ng
Lupinus nanu, '
Lupinus affiius
reniistiis
„ pubescens
,. ralifo)-nicus
„ pubeseens
„ tricolor mutabilis
„ pubeseens
Ricinus inermis
Ricinus eonimunis miiwr
Ipomoea Aitoni
Ipomoea purpureaf
„ eleijans
„ purpurca!
Es handelte sich bei deo
letzten 8 Arten um Samen, nicht um
Pflanzen.
Hcmcrocallis midilendorfiana Hein, di.-ilie/ia /!. pl.
distieha fl. pl. Ihn,. Kie,in.^', /I. pl.
Rieliardia clliutliuna , L'ir/nii-dia , /liulfiaiia alba
Die echte elliottiana hat goldgelbe Blüten.
Cainpanida pyramidalis alba C. pyramidalis, blau!
Epipactis erecta Trieyrtis hirta!
Tanakaea radieans Saxifraga cortusaefolia!
Primida acaulis gratidiflora alba Primula veris elatior !
„ acaulis caerulea Primula veris, mennigrot!
Wistaria chitiensis alba Wi.^farin r/iinensis, blau
Phormium tenax atrosanguincum Pin, r im um h mi.v purpureum
vel
Rosa „loeiße Marechcd Niel"
Clematis patens alba plena
Iris Korolkowii Leichtlinii
Symphaea pn/gmaea lielcolu
Laydeckeri purpurata
gracilis
„ pygmaea
Lycoris sanguinea
ausländischen Firma in Yokohama,
gelb!
Rimi „Marer/ial Niel"
Clematis patens
Iris Korolkoieii eiolacea
Nynipliaea oehrata sulpliurca
Lai/dcckcri lilaeca
...Vrs. C. ir. Ward-
„ caroliniana, weiß
Lycoris radiata. Diese von einer
während die japanischen Firmen
sich nicht voraasbezahlen ließen, aber die echte Spezies lieferten.
Agave salmiana fol. aur. var. war ein Gemisch von Agare picta
fol. var. und der typischen grünen Art.
Diese Lieferung, die ein bißchen weiter vor 1900 liegt, möge
den Schluß bilden.
Bücherschau.
Die schönsten BIGten-Sträucher für Garten-AusschmCckung
und Treiberei, lli'iausgegeben von Max Ilesdörffer. 24 Farben-
drurkt:ifclii nach ( Iriginalen von Johanna Beckmann mit be-
schreibendem Text und Habitusbildern. Berlin 1904. Verlagsbuch-
handlung Paul Parey. Preis gebunden 10 Mark.
Der vornehmste Inhalt des schönen, in Quartformat herausgegebenen
Werkes sind die 24 ganz ausgezeichneten Färbend mcktaf ein*), die zu-
sammen in charakteristischen Blütenzweigen 42 Arten und 43 Formen
schönblühender Geholze darstellen. Die Tafeln sind musterhaft und
kün.stlerisch schön. Diesen sind beigegeben nach einem guten, 3 Seiten
umfassenden Inhalt, geordnet nach Tafeln, nach Habitusbildern, und
nach botanischen und deutschen Namen, 70 Quartseiten Text, der
eine gute, ausreichende Beschreibung der auf den Tafeln dargestellten
Gehölze gibt, mit Angabe des Vaterlandes, der Blütezeit, der Höhe, des
bestgeeigneten Bodens, der Art der Verwendung im Garten und Park,
in der Treiberei und Binderei, sowie der Vermehrung. Bei Angabe
des Vaterlandes wäre es bei diesem schönen, für den Fachmann wie
Liebhaber gleich wertvollen Buche erwünscht gewesen, daß auch der
Name des Entdeckers mit der Jahreszahl, das Jahr der Einführung
und der Name des ersten Züchters und Verbreiters in Europa an-
gegeben worden wäre.
In diesen Text nun sind als ganz besonders wertvolle Zugabe
von 38 Gehölzen geradezu prachtvolle Habitusbilder in großen, deut-
lichen Abbildungen nach Photographieen eingefügt, die alle recht gut
sind bis auf eines, das letzte, von Syringa persiea L. Diese schwarzen
Habitusbilder bringen 22 Arten und 16 Formen von Gehölzen, von
denen Beißner 1859 Straucharten ohne die Formen aufführt.
Ich sage ausdrücklich Gehölze, weil nicht nur Blüten-Sträucher,
sondern auch 15 Blüten -Bäume ganz richtig aufgenommen sind,
denn ich rechne 2 Aescidus, 3 Aynygdalus, 2 Crataegus, 2 Magnolia
(die dritte M. stellata ist ein Strauch), 3 Malus und 3 Prunus zu
den Bäumen. Diese Habitusbilder sind eine für den Gartenkünstler
und für den Laien durchaus nötige Ergänzung der Farbendrucktafeln,
auf denen natürlich nvir einzelne Blütensprosse in natürlicher
Größe dargestellt werden konnten, nach welchen sich der Nichtfaoh-
mann nie ein sicheres Bild des ganzen Strauches machen kann. Das
Fehlen der Habitusbilder war z. B. bei dem ganz gleichartigen schönen
Werk desselben Verfassers „Die schönsten Stauden für die Schnitt-
blumen- und Gartenkultur" gerügt und ist hier in anerkennenswerter
AV^eise vermieden worden. Entsprechend den schönen Tafeln und
Bildern ist auch der Text mit Vermeidung alles Überflüssigen und
aller Reklame gut geschrieben. Nur möchten wir raten, bei einer
zweiten Auflage die Seiten zu numerieren, und dann die Seitenzahlen
auch im Inhalt anzugeben.
„Die schönsten Blütensträucher" ist ein prächtiges Werk, das
jedem Fachmann Freude machen wird beim Durchblättern, das ihm
aber auch eine vortreffliche Gelegenheit gibt, dem Laien sofort
zeigen zu können, welchen Strauch er ihm zur Anpflanzung in seinem
Garten empfehlen kann. Das Buch erscheint auch gerade zur richtigen
Zeit, um jetzt zur bevoretehenden Nikolaus- und Weihnachtsfeier dem
jungen Lehrling, dem Schüler der Fachschule, dem fleißigen Gehilfen
als Anerkennung, und besonders auch jedem Gartenbesitzer auf den
Gabentisch gelegt zu werden. Möge das Buch die Verbreitung finden,
die es verdient. Papier und Druck des Buches sind_ sehr gut,
dabei ist der Preis mäßig zu nennen. Grube.
Deutsche Gartengestaltung und Kunst. Der Kritik meines
Buches in No. 3 der Gartenwelt, S. 3ti, fügt Herr Krone noch eine
kurze Nachschrift an, in der er sagt, ich habe aus einem Artikel
von ihm Satzteile als Zitat gegeben ,,nach Ausscheidung einer den
Sinn beeinflussenden Stelle". Aber um nicht in den Verdacht zu
kommen, daß ich unkoi-rekt zitiert, also gewissermaßen Tatsachen ge-
fälscht habe, möchte ich den von Herrn Krone angezogenen Passus
genau anführen. Ich sage auf S. 1 meines Buches: „Sie (d. h. nur
zu viele, die sich Gartenkünstler nennen) glauben, daß das, was in
der Kunst nach Krones Worten heute zielbewußt erstrebt, in der
*) Anmerkung des Herausgebers. Die auf den Tafeln
dargestellten Gehölze wurden in liebenswürdiger Weise von Herrn
Ökonomierat Späth in Baumschulenweg zui' Verfügung gestellt und
in dessen Arboü tinr •.•n:i!r. wie auch zahlreiche Habitusbilder nach
Aufnahmen \"ii ^ : . : m/rn im Späthsohen Arboretum gefertigt
sind. Für dir. 1. !■ Liderung dieses durchaus unparteiischen,
für alle Facliki- _ ,i -tenen und gemalten Werkes, worin selbst-
verständlich jedt' Reklunif für die-se oder jene Firma vermieden ist,
sage ich Herrn Ökonomierat Späth auch an dieser Stelle herzlichen
Dank.
60
Die Gartenwelt.
IX, 5
Gartenkunst schon längst erreicht wurde — nänihch «der Triumph
der freien Linie über die festgebannte Form»." Herr Krone hatte
nun in der Gartenwelt, Jahrgang VI, S. 188, am Schluß seiner
AusfiÜLi-ungen über ,, Moderne und Gartenkunst-' gesagt : „Wir dürfen
trotzdem (d. h. trotzdem die Gartenkunst all den andern Künsten
um mehr denn 100 Jahre vorausgeeilt ist) gewöhnlich nicht auf den
Lorbeeren ausruhen, doch ist immerhin die Erkenntnis wiclitig, daß
von der heutigen Kunstrichtung eine Anregung nicht zu erwarten ist,
denn was sie zielbewußt erstrebt, das haben wir längst — wenn auch
auf mancherlei Irrwegen — erreicht, den Triumph der freien Linie
über die festgebannte Form." Camillo Carl Schneider.
Bevorstehende Ausstellungen.
Die Jubiläumsausstellung des Leipziger Gärtnervereins
findet am iL', bis L'O. November ds. Js. im Kristall-Palast zu Leipzig
statt und verspricht ein gärtnerisches Ereignis zu werden. Mit der
Ausstellungseröffnung ist die Feier des 61. Stiftungsfestes des
Vereins verbunden. Der Leipziger Gärtnerverein hat gegenwärtig
nahezu 200 Mitglieder. Die Leipziger Gartenbauausstellung wird
die größte Gartenbauausstellung sein, welche im November^in Deutsch-
land stattfindet. Aus vielen Plätzen des Inlandes und auch aus dem
Auslande sind Anmeldungen und Anfragen eingetroffen, die besonders
die Einsendung von Neuheiten und Neuzüchtungen betreffen. Die
Haadelsgärtner bei Leipzig und überhaupt im ganzen Kreise reser-
vieren ihre besten Erzeugnisse für diese Ausstellung. In dem großen
Varietesaal des Krystallpalastes werden neben Palmen und Blatt-
pflanzengruppen blühende Pflanzen in farbenreichen Beeten inmitten
grünen Rasens arrangiert. In den Seitenhallen wird neben der
Industrie der Leipziger Bezirks -Obstbauverein auf langen Tafeln an
der nach dem Garten zu gelegenen gut beleuchteten Seite seine
Früchte in einer Kollektivausstellung aufstellen und daneben wird
auch das Gemüse plaziert sein. Man geht bereits infolge der zahl-
reichen Anmeldungen mit dem Plane um, einen Teil des Gartens in
eine große Glashalle umzuwandeln. Im Vestibül der Alberthalle,
welches auf das geschmackvollste dekoriert wird, finden die Meister-
werke der BindekuDst ihre Aufstellung. In der Alberthalle selbst
plant ein Leipziger Land.schaftsgärtner eine Gebirgsszenerie, welche
an die mexikanischen Felsengebirge und deren Flora erinnern soll.
Es wird somit alles geschehen, um diese große Leipziger Herbst- und
Winterblumenausstellung so zu gestalten, daß der alte berühmte Ruf
Leipzigs als Gärtnerstadt gewahrt bleibt. Außerdem erwartet man
aus allen deutschen Gauen zahlreichen Besuch von Seiten der
Fachleute.
Tagesgeschichte.
Berlin. Der neue Botanische Garten in Dahlem bei Steglitz
ist vom 15. Oktober 1904 bis 15. März 1905 für das Publikum ge-
schlossen. Für Fachleute ist der Garten jedoch geöffnet, wenn man
sich beim Kgl. Obergärtner Peters meldet.
Charlottenburg. Die in den Tagen vom 12. bis 22. Oktober
in den Räumen der Sezession von der Firma Adolf Koschel ver-
anstaltete Große Herbst -Gartenbau -Ausstellung machte in allen
Teilen einen überaus guten Eindruck und das gesamte Arrangement,
die Propaganda, die Einteilung der Räume ließen eine geschickte,
geschäftsgewandte Hand erkennen. Angenehm berührte es, daß alle
Reklame in der Ausstellung vermieden war, so daß man tatsächlich
den Eindruck einer ansehnlichen Blumen- und Pflanzen-Ausstellung
hatte. Die Ausstellung zeigte im Empfangsraume zwei Dekorationen
für Hochzeit und Taufe, ferner einen kleinen Saal mit roten Cyclamen,
einen Orchideensaal mit Oncidien, Odontoglossen etc., Farnen, Selagi-
nellen, einen Maiblumensaal, einen wirklich geschmackvoll eingerich-
teten Wintergarten mit reicher Verwendung marktgängiger Palmen
und Blattpflanzen. Hieran reihte sich in U-Form eine Wandelhalle
in Form von nach innen offenen Zelten, in der Bindereien, darunter
wirklich schöne Arbeiten, sowie Topfpflanzen, wie Chrysan-
themen, Cyclamen, Dracaenen, Araucarien, Palmen aufgestellt waren.
Dann betrat man wieder die Räume der Sezession und wurde von
einem m\t Begonia „Oloire de Lurraine" au.sgeschmückten Saal auf-
genommen, worauf man in einen zweiten Cylamensaal gelangte, der
in den Empfangssaal zurückführte. Die Pflanzen trugen Namen und
die Besichtigung war bequem. Nichts konnte übersehen werden, da
das Publikum einen förmlichen Rundgang machen mußte. Mau kann
Herrn Koschel zu diesem Unternehmen, dessen Durchführung Ent-
schlossenheit, Routine und nicht zum letzten beträchtliche Geldopfer
erforderte, besten Erfolg ^\ünschen. Herr Koschel hat gezeigt, wie eine
Ausstellung arrangiert werden muß, um sie zu einem einheitlichen
Ganzen zu gestalten und wird hoffentlich auf seine Kosten kommen,
obwohl der Besuch an einigen Tagen wegen des schlechten Wetters
%'iel zu wünschen übrig ließ. Kollegen, die die Ausstellung besucht
haben, äußei-ten sich gleichfalls sehr anerkennend darüber. Die
Ausstellung besuchte u. a. Se. Exzellenz Herr von Cramm-Burgdorf,
der Direktor des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. An-
genehm berührte es auch, daß bei der Eröffnung, die in aller Stille
vor sich ging, das übliche offizielle Zeremoniell vermieden wurde,
das zum Gelingen der Ausstellung nicht das geiingste beiträgt und
das immer den Anschein erweckt, als sei die Ausstellung nicht das
Werk derer, die sie tatsächlich mit vieler Mühe geschaffen haben.
Herr Koschel hat gezeigt, daß er mit der Zeit fortschreitet und daß
ihm die Erfahnmgeu auf der Fiühjahrs-Ausstellung genützt haben.
Die teuren Inserate in den Berliner Zeitungen hatten aber nicht den
gewünschten Erfolg. W. T.
Dfisseldorf. Der Kaiserpreis der Ausstellung wurde als höchste
Auszeichnung der Firma Jac. Beterams Söhne für ihre vielseitigen,
ganz vorzüglichen Leistungen zuerkannt.
Elberfeld. Der Antrag über die Verwendung der Ländereien
und Räumlichkeiten des städtischen Gutes Elisenhöhe zu Zwecken
der Stadtgärtnerei vom 1. Mai 1905 ab wurde in geheimer Sitzung
abgelehnt.
Lübeck. Zur Schaffung von Parkanlagen in Neu-Travemünde
wurden rund 24000 M. gefordert. Der Bürgerausschuß empfahl der
Bürgerschaft die Annahme des Antrages.
iVlünchen-Gladbach. Eine Stadtverordnetensitzung beschloß den
Ankauf mehrerer Grundstücksparzellen zur Vergi-ößerung des Volks-
gartens.
Osterfeld i. Westfalen. Zur Anlage eines Volisgartens hat
die Gemeinde 17 Morgen Land erworben.
Plauen i. V. Der Stadtgemeinderat hat in seiner Sitzung vom
11. d. Mts. zur Anlage eines Stadtparkes auf den herrlich gelegenen
Tenneragrundstücken die Summe von 60 000 M. als I. Rate bewilligt.
Die Gesamtkosten betragen 124000 M. Erfreulicherweise können
nunmehr im nächsten Früjahr die Ai'beiten beginnen.
Posen. Der Stadtgemeinde wurden 30 000 M. überwiesen. Die
Zinsen des Kapitals sollen zur Schmückung der Anlagen, Plätze usw.
mit Werken der Kunst und des Kunstgewerbes Verwendung finden.
Stuttgart. Der badisohe Staat erwarb um den Preis von
150000 M. den beim Soolbad Dürrheim gelegenen großen Kapfwald;
ein großer Teil desselben soll zu Parkanlagen verwendet werden.
Aus der Fachpresse.
In Wien hat eine neue Fachzeitschrift „Der Blumenhändler"
das Licht der Welt erblickt. Wie so viele andere Blätter hat sich
auch das Wiener Blatt bemüht, der „Gartenwelt" die Mitarbeiter
wegzunehmen, ein Bemühen, das natürlich erfolglos gebheben ist.
Die Redaktion und Administration hat ein in Schreibmaschinenschrift
vervielfältigtes Schreiben an Mitarbeiter unserer Zeitschrift gesandt,
worin folgender Passus zu lesen ist:
„Da es uns aus der Literatur von Zeitschriften gleicher Tendenz
bekannt ist, daß Sie literarisch tätig sind, ersuchen wir Sie höflich,
uns Ihre Aufsätze einzusenden, welche wir gratis in unserem
Blatte publizieren werden." Diese Hochherzigkeit ist wirklich
rührend, hat aber auf unsere Mitarbeiter keinen Eindruck gemacht.
Zum Verständuis dieser Mitteilung sei bemerkt, daß es in Österreich-
Ungarn zahlreiche Blätter gibt, die nicht nur kein Honorar bezahlen,
sondern sich noch für den Abdruck von Artikehi aus der Feder von
Hohlköpfen bares Geld herauszahlen lassen. Vielleicht hat auch die
Redaktion des Wiener Blattes eingesehen, daß diese Art des Gimpel-
fanges die rentabelste ist.
Verantwortl. Eedakt
•Verlas v. Richard Ca
Schmidt 4: Co.. Leipzig. — Druck: Anhalt. Buchdr. Gut«nberg. e. &. m. b. H., Dessau.
Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbc
Jahrgang IX.
5. November 1904.
No. 6.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Stauden.
Soiitelliiriii haicalonsis var. cnolesliiia.
Von F. Rehnelt, Grolih. Garteninspektoi-, Gießen.
{Hierxii eine Abbildimcj.)
jDereits im sechsten Jahrgang der Gartenwelt, Seite 42,
raaclUe ich auf die wertvolle neue Scutellaria baicalensis
Georgi aufmerksam. Sie ist aber kaum verbreitet, nur wenige
botanische Gärten besitzen sie und, wie es mir scheint, viel-
fach nicht die richtige Art. Inzwischen hat die bekannte
deutsche Firma überto HiHebrand in Pallanza eine be-
sonders schöne hellblaue Form von ihr in Kultur genommen,
die unter der Bezeichnung Varietät coelestina im nächsten
Frühjahr in den Handel kommen soll. Als ich mich ver-
gangenen Sommer für einige Tage in dem reizend gelegenen
Pallanza aufhielt, hatte ich das Glück,
das Quartier der neuen Sciotellaria gerade
in voller Blüte zu treffen. Ohne t^ber-
treibung kann ich sagen, daß es wenig
hellblaue Stauden gibt, welche ihr an
Schönheit gleichkommen. Zudem fällt
die Blütezeit, Anfang Juli bis August, in
eine Periode, wo blühende Stauden in
dieser Färbung ziemlich selten sind. Die
großen, etwa einen halben Meter hohen
und ebenso breiten Büsche waren tat-
sächlich mit Blüten ganz überdeckt, und
als Stecklinge gemacht werden sollten,
zeigte es sich, daß nicht ein Trieb ohne
Blütenstände zu finden war. Diese
Vermelu-ungsart mußte deshalb, weil
knospende und blühende Zweige nicht
wachsen, aufgegeben werden. Die Farbe
ist ein heDes, reines Blau. Bei mir
blühte Scutellaria baicalensis . regel-
mäßig bis September, und auch Herr
HiHebrand sehrieb Ende Aaigust, dalj
seine BeQte zum zweiten Male in
vollem Flor ständen. Meiner eben ci-
wähnten früheren Notiz möchte it'li
noch hinzufügen, daß die Scutellaria
baicalen.fis zum rechten Gedeihen der
Gartenwelt. IX.
vollen Sonne bedarf. An den Boden stellt sie keine be-
sonderen Ansprüche.
Da sie absolut winterhart ist, außerordentlich reich und
schriu blüht, sobald man zwei und mehrjährige Pflanzen hat,
sich aus Samen leicht heranziehen läßt, so haben wir es mit
einer Staude zu tun, die gleich wertvoll ist für Gartenschmuck,
wie für Blumenschnitt.
Erauthis hiemalis Salisl).
_-, Von F. Tutenberg, Mainz.
-C^ranthis hiemalis, der Winterling, ist eine wegen ihrer
frühen Blütezeit sehr empfehlenswerte Pflanze aus der Familie der
Rcimmculaccac. Er ist in Süddeutschland einheimisch und man kann
ihn hier im zeitigen Frühjahr unter Bäumen oder zwischen Geholzen
Die Gartenvveli.
IX. 6
Aponogeton monostachyus (junge Pflanze).
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" gezeichnet.
im vollen gelben Blütenflor antreffen. So fand ich s. Zt. in dem
Königl. Garten der Wilhelma bei Stuttgart große Flächen nnt die.ser
lieblichen und ersten Fi-ühlingsblume förmlich ühereät. Die Pflanze
wird 10 cm hoch und verbreitet sich, wenn einmal -angepflanzt, durch
Samen und Knollen in einigen Jahren zusehends.
In lockerem, sandigem Boden, sei's im Rasen oder im Boskett
oder unter Bäumen, fühlt sie sich zu Haus, und man sollte nicht
versäumen, jetzt im Herbst einige der dunkelbraunen Kuolloben
im Garten oder größere Mengen im Park zu legen, um
möglichst frühzeitig und alljährlich im Frühjahr Blumen
im Freien zu haben.
Die grundständigen Blätter von Eranthis hiemalis
sind bandförmig geteilt, die Blumenblätter gelb gefärbt
und ,5 — 8 blättrig. Wir besitzen noch mehrere Arten
Eranthis; erwähnt sei X sÄ?Vica ÜC. welche der ersteren
sehr ähnlich sieht und, wie der Artname bereits andeutet,
aas Sibirien stammt, aber nicht so verbreitet ist wie
E. hiemalis (vergl. VI. Jahrg., S. 111).
Eine noch früher, als die beiden genannten, blühende
Eranthis ist E. cilicica Schott dt Kotschy, welche aus
Klein -Asien stammt und bedeutend empfindlicher als die
vorhergenannten ist, aber größere und schönere gelbe
Blumen und feinere Blätter aufweist.
Im allgemeinen ähneln sich diese drei Eranthis -
Arten aber sehr, und wer im zeitigen Frühjahr sich an
dem leider nur kurze Zeit dauernden Blütenflor erfreute,
wird dem Winterling gera ein Plätzchen im Garten ein-
räumen; er verdient die allgemeinste Verbreitung.
nisehen Gartens in München. Wir haben
demselben Herrn noch zwei weitere
Einführungen von Wasserpflanzen zu
verdanken, nämlich Ambulia lielerophylla,
welche ebenfalls aus Ost- Indien stammt
und die allbekannte Cahomba aqiiatica
aus Britisch -Guyana. Diese Cabomba
hat sich wegen ihrer vortrefflichen Eigen-
schaften und schönen Aussehens derart
verbreitet, daß sie heute fast überall,
auch in den kleinsten Atjuarien der Lieb-
haber angetroffen wird. Die zweite von
Herrn Professor Dr. Göbel eingefülu-te
Wasserpflanze, Ambulia heierophylla, ent-
wickelt unter Wasser pracht\-olle, smaragd-
gi-üne Rosetten, die denen der Cabotnba
ähnlich, aber dichter gestellt sind. Diese
Ambulia-kvt scheint noch nicht sehr ver-
breitet zu sein, ist es aber wert, in den
Aquarien öfter angepflanzt zu werden.
Aponogeton monostachyus wird seiner
Größenverhältnisse und der langsamen
Vermehrung wegen wahrscheinlich nicht
zum Allgemeingut der Aquarienfreunde
werden. Für größere geheizte Behälter
dagegen, besonders aber für Wasserpflanzenhäuser, bildet diese
neue, wirklicli schöne Art eine willkommene Bereicherimg
des verhältnismäßig nicht zu großen Sortiments der tropischen
Wasserpflanzen.
Aponogeton monostachyus erreicht bei gut kultivierten
Pflanzen im Laufe eines Sommers einen Durchmesser von
50 cm. die Blattfläche eine Länge von 1 7 cm imd eine
Sumpf- und Wasserpflanzen.
Aponogeton monostachyus L. f., eine neue
Wasserpflanze.
Von H. Baum, Kostock.
(Hierxu %wei Abbildungen.)
JJiese schöne, neue Wasserpflanze aus Ost-Indien
eingeführt zu haben, ist da.s Veidicnst von Herrn
Prof. Dr. Göbel, Direktor des Königlichen bota-
Aponogeton monostacl
Originalaufnahni(
IX. 6
Die Gartenwelt.
Breite von 6 cm, der Blattstiel mißt 12— 14 cm*). Die Blatt-
ränder sind .stark gewellt, die Blattunterseite zeigt sechs
deutliche Längsnerven, und in schräger Richtung zu diesen
ist über die ganze Rlattunteiseite eine charakteristische braun-
streitige riiiiklieruiig ant^oordiirt. Der HliUenstiel erreicht eine
Länge von 'JS cm, ilie Hlütenähre eine solche von 10 — 15 cm;
es wird nur eine Rliitonähre gebildet, welche allerdings an
der Basis mitimter eine oder mehrere verkümmerte Soiteii-
ähren erkennen läßt. Die gesamte Ähre wird im Knos]ien-
stadium von einer häutigen Hülle bedeckt, welche bei der
von unten nach oben fortschreitenden Entwickelung der
Blüten immer weiter vorgeschoben wird, bis die ilülle an
der Spitze schließlich abgestoßen wird. Die gesamte Blüten-
ähre ist im Stadium der vollen Blüte milchweiß, sämt-
liche weißgefärbten Teile nehmen aber nach dem Verblühen
eine grüne Färbung an. Die Blumen sind geruchlos. Die
einzelnen Blüten sind aus 3 — .5 Fruchtknoten, 5, mitunter
auch 0 Stauligefiißen mit blaiigrauen
Staubbeutohi und 2 Blütenhüll- ,
14ättern zusaiiunengesetzt. Einen
ähnliehen einährigen, aber viel
lockeren Bliitonstand mit größeren
Blütenhüllblättern entwickelt Apo-
nogclon undulaius Roxb., ebenfalls
in Ost-Indien heimisch, aber zurzeit
noch nicht in Kultur.
Aponpgelon monoslachyus ist
eine ünterwasserpflanze, nur die
Blütenähren erheben sich über die
Wasserfläche; nach dem Samen-
ansatz senkt sich die Ähre wieder
ins Wasser, um darin die Samen
auszureifen. Diese Art entwickelt
ebenso wie A. monostachyufi von
Zeit zu Zeit einen Blütenstand und
setzt ebenso leicht wie diese Samen
an. Man erntet von einem Bluten-
stand ater nur wenige, etwa
.") — G Samen, die, um ihre Keim-
fähigkeit zu bewahren, bis ziu-
Aussaat im Wasser aufbewahrt
werden mü.ssen. Die Keimnng
erfolgt bei einer Wassertemperatur
von 22 — 25" C. in kurzer Zeit.
Pflanzen, die im März ausgesät
wurden, entwickelten in der an-
gegebenen Wassertemperatur bis
zum September ca. 30 — 3.5 Blätter.
Die Pflanzen brauchen viel Nah-
rung; man verwende daher beim
Verpflanzen eine kräftige, gut ver-
rottete, mit Lehm vermischte Erde
und nicht zu kleine Gefäße, setze
die Pflanzen anfangs flach imter
den Wasserspiegel und bringe sie
dann bei zunehmendem Wachstum
in eine Wassertiefe von 20 — 25 cm.
,,Di
Kakteen und Sukkulenten.
Cereiis triaiigiilaiis Ilaw.
Uofgarteiidiiektor L. Graebener, Karlsruli,; i. II.
(IlicrXH eine AbhililiuKj.)
Königin der Nacht", unter welchem Namen Ccr
*) Anmerkung der Redak-
tion. Der kgl. bot. Garten in München
besitzt gleichfalls prächtige Exemplare,
die von Herrn Garteninspektor Ot lim er
kultiviert werden.
Cereus triangulari;
fOr die „Gartenwelt" phi
nyctiatlHs, r/rmidi'flonis, Mac Donaldiae und ähnliche grolUilumige
Cereen gehen, ist im allgemeinen gut bekannt und auch häufig in
Kultui-, ja jetzt, wo die Kakteen-Liebhaberei so bedeutende Fort-
schritte macht, wird sie als Paradestück so wenig in einer Sammlung
fehlen wie das Oreisenhaupt, Üephalocereus {Pilocereiis) senilis, der
gelbstacholige Echinocaciiis Ontsonii, die langblütigen Eclnnopsis
und ähnliche; aber der abgebildete Cereus trimtgularis IIiiw, der
bekannt zu werden verdient, fehlt fast noch in jeder Sammlung.
Auch er ist ein Nachtbläher, ähnelt in der Form der „Königin der
Nacht-' und ist mindestens ebenso groß, wenn nicht größer als diese.
Das Vaterland dieser Pflanze ist das südliche Mexiko, wo sie in
lichten Wäldern vermöge der aus den
Gliedern hervorbrechenden Wurzeln
an Bäumen mehrere Meter hoch empor-
steigt oder Baumstämme und Felsen
überwäclist. Ist der Körper der oben
genannten Nachtblüber im Durchschnitt
rundlich oder vier- bis sechskantig, aber
immer verdickt, so ist C. triangularis
scharf dreikantig mit breiten konkaven
Flügeln, die im Durchschnitt schmal
sind. Die Pflanze wild, wie schon
gesagt, ziemlich hoch, ja sie blüht
erst, wenn sie mindestens einen Meter
Höhe erreicht bat. Sie verzweigt sich
reichlich, die einzelnen Triebe setzen
sich auf dünner Basis auf der Spitze
der Triebe auf oder brechen seitlich
aus dem Stamme aus; sie erreichen
bei uns durchschnittlich eine Länge von
etwa 20 — 30 cm, sollen in ihrer Heimat
aber länger sein. Die Blüte ist nicht
schön in der Farbe, denn sie ist grün-
lich-gelb, öffnet sich nachts, blübt den
andern Tag noch, um sich den nächst-
folgenden Tag zu schHeßen. Die
inneren Blütenblätter sind weiß und
S'/o cm breit, die äußeren grünlich-
gelben sind schmal, zugespitzt und
etwa 15 cm lang. Die zahlreichen
Staubfäden sind an der Blütenröbre
angewachsen und wie die vielver-
zweigle Narbe schwefelgelb. Der
Durchmesser der ganzen offenen Blüte
betlägt 34 cm. Der Geruch ist schwach
unangenehm. Seltener in der Kultur,
\nelleicht gar nicht mehr vorhanden
ist die Form Cereus Napoleonis, die
weniger breite Flügel und längern
Stacheln hat; denn C. triaiigidaris bat
•in den etwas vertieften Areolen nur
3—5 ganz kui-ze, etwa 3 mm lange
Stacheln. Der Name Napolcouis soll
von der Form des Querschnittes eint'.s
Zweiges herrühren, welcher ciiu:.'i .\a-
poleonshut ähnlich sieht. Beid'.- r'li'i-
zen sind schon am .\nfanjr des vu:- -.^ ,
Jahrhunderts, wo man den Kiiln «"i
mehr Aufmerksamkeit wie spi!' ;■
schenkte, kultiviert worden.
iifgeiio
Die Gartenwelt.
IX, 6
Gärtnerische Reiseskizzen.
Reiseerlebnisse eines Sammlers im fernen Westen.
Von C. A. Purpus, San Diego, Califoinien.
IV. (Schluß.)
Da, das Futter für die Maultiere knapp wurde, so mußte
ich am nächstfolgenden Tage aufbrechen. Wir fuhren eine
kleine Strecke auf einer Hochebene dahin, alsdann ging es auf
geradezu halsbrechendem Wege hinab in das am östlichen
Fuß des Gebirges gelegene Indian Spring- Valley, eine
trockne, heiße Wüste, in welcher ein kleiner Bach entspringt,
welcher die Existenz einer Farm ermöglicht. Dieses Tal wird
gegen Osten von zwei steilen Gebirgsketten, den Sheep- und
Desert-Gebirgen, begrenzt, die von tiefen Cafions durchfurcht sind.
Ich verweilte zwei Tage auf der Farm und besuchte die öst-
lichen Abhänge der Charleston -Berge, wo ich interessante
Formen von Echinocactus eylindraceus und Wisli^enii und
die schöne Opuntia tesselata fand. Es war Ende Juni,
als wir die Farm verließen und im vollen Sonnenbrande
nach Süden fuhren, wo ich für zwei Tage am Lone Creek
am Fuße der Sheep Mountains Halt machen wollte. Der
kleine Bach war von einer üppigen Vegetation eingefaßt,
zumeist aus hohen Annuellen, Meliantlius, üatura, Gilien usw.
bestehend. Die Sheep Mountains erreichte ich nach zwei-
stündigem Marscli durch eine trockne Wüste. Ein Pfad
führte mich in eines der merkwürdigen Canons, von welchen
dieses Gebirge durchbrochen wird. Diese Schluchten ziehen
sich tief in die Berge liinein, werden dort sehr enge und
teilen sich in mehrere Seitenschluchten, die meist ganz un-
passierbar sind, da plötzlich eine Felswand sich erhebt, die
man nicht zu überklettern vermag. Ich traf hier zum ersten
Male Agave utahensis, die ihre leuchtendgelben Blütenschäfte
über das Gestein erhob. An einer Felswand fand ich ein
neues, i'asenbildendes Olossopetalum und ein neues Pent-
s-tetnon, P. peiiola7-is, auch wuchsen dieselben Kakteen hier,
die ich an den Charleston-Bergen fand. Im Sande eines
trocknen Bachbettes stand Chilopsis saligna. eine wie eine
Weide aussehende Bignoniacee, ferner die für das südliche
Wüstengebiet charakteristische Acacia Qreggii. Das ganze
Gebirge ist botanisch hochinteressant, aber wegen Wasser-
mangel schwer zugänglich.
An einem der nächsten Tage ging es weiter nach Vegas
Valley, einer quellenreichen, von Bergen umgebenen Ebene,
die von mehreren Farmen bedeckt wird. Das Vegas Valley
ist eine der Oasen in dem unwirtlichen Wüstengebiet Nevadas.
Von liier zogen wir nach dreitägiger Rast weiter durch die
Vegas-Wüste, welche an Trockenheit mit der Amargosa-
Wüste wetteifert.
Wir gebrauchten zwei Tage, um die Wüste zu über-
schreiten und lagei-ten etwa auf halbem Wege. An den
Felsen, welche sich manchmal 'längs des Weges erhoben,
fand ich den schönen Echinocactus polycephalus, einen Wüsten-
Kaktus, sonst war die Vegetation dieselbe wie in der Amar-
gosa-Wüste, auch hier waren der Trockenheit lialber die
Annuellen nicht zur Entwicklung [gelangt. Wir passierten
mehrere namenlose Gräber und gelangten durch einen felsigen
Canon zum Muddy Creek, der ein gut angebautes, teilweise
mit Wiesen bedecktes Tal durchfließt. Wir rasteten zwei
Tage am Muddy Creek und brachen dann wieder auf, \\m
nach St. Thomas, einem kleinen M(jrmonenstädtchen, zu ge-
langen. St. Thomas liegt in einem breiten Tal, durch welches
der Muddy Creek Hießt, es ist sehr fruchtbar, aber heiß im
Sommer. Von St. Thomas ging es weiter nach dem Virgin
River, dessen schmutzigrotes, fast ungenießbares, in breitem
Bette dahinströmendes Wasser von hohen felsigen Ufern,
„Bluffs", begrenzt wird. An den Felsen wuclisen Echinocactus
Wislixenii, und Prosopis pubescens bildete Dickiclite, jedoch
nur längs des Flusses.
Auf sandigem Wege ging es nun flußaufwärts, bis wir
kurz vor Bunkerville, einer Mormonenansiedelung, für zwei
Tage am rechten Ufer des Virgin-River Halt machten, da
ich die interessante Virgin-Range, eine teils granitische, teils
aus Gneis bestehende Gebirgskette besteigen wollte. Diese
Berge erheben sich bis zu einer Höhe von 2300—2700 m
und erstrecken sich bis ins nördliche Arizona und südliche
Utah. Ich mußte den Fluß durchwaten, da das Gebirge sich
am linken Ufer dahinzog. Nachdem ich den Fluß über-
schritten, ging es langsam bergab auf trocknen, fast vegetations-
losen Abhängen bis zu einer Quelle, wo sich einige Populus
Fremontü und Gebüsch befanden, das sicli aus Rhus trilobota,
Fraxinus anomala, Forestiera, Weiden usw. zusammensetzte.
Ich fand hier Scharen der californischen Wachtel (Calii^epla)
imd trat beinahe auf eine Klapperschlange, als ich mich nach
einer Blume bückte. An den felsigen Abhängen des Gebirges
fand ich eine interessante strauchige Lippia, ferner Ptelea,
Fendlera rupicola, Eriodictyon angustifolium, von Kakteen
Echinocactus Wislizenii^ Lecontei, auch die schöne Yucca
baccaia kam hier vor und ging bis zur Region der Pinus
nionophylla, welche im Verein mit Juniperus californica,
untermischt mit zwei Arctostaphylos-Avten, die Bewaldung
bildeten.
Am nächsten Tage setzten wir imsere Fahrt weiter fluß-
aufwärts fort und erreichten nach mehrmaliger I^berschreitung
des Flusses Bunkerville am Fuße des Virginpeak, welcher,
von einem riesigen Felsenklotz gekrönt, die kleine Mormonen-
stxidt überragte.
Wir übernachteten in Bimkerville, wurden fürchterlich
von Mosquitos zerstochen und setzten früh am Morgen unsere
Fahrt fort nach Beaverdam, einer Mormonenansiedlung
am Beaverdam Creek im nördlichen Arizona, welche am Fuße
der schon in Utah sich befindenden Beaverdam -Mountains
(Biberbau-Gebii'ge) liegt.
Aus den stalaktitenartigen Kalkfelsen am Fuß des Ge-
birges kamen viele kleine Quellen zum Vorscliein, die von
Glematis und Vitis arizonica überwuchert waren.
Am nächsten Tage, einem herrlichen Julimorgen, ging
es langsam bergan über die Beaverdamberge, ein Sediment-
gebirge (Kalk und Sandstein), nach St. George in Utah. Die
Abhänge der Berge waren mit Larrea niexicana und den
gewöhnlichen Wüstensträuchern bewachsen, dazwischen wuchsen
prächtige Exemplare von Yucca macrocarpa , welche einen
kleinen Stamm bildet und Yucca baccata, welche stammlos ist.
Bei etwa 2300 — 2700 m erschien der .schöne Echinocactus
Johnsonii, ein sehr seltener Kaktus des südlichen Utah,
welcher, je höher wir stiegen, um so häufiger auftrat.
Gegen Abend erreichten wir einen alten Lagerplatz am
Fuße steiler Felsen und kampierten hier bis zum nächsten
Tage. Die kurze Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit be-
nutzte ich noch, um die Umgebung unseres Lagers abzusuchen.
An den Felsen fand ich die bereits erwähnte Buddleia uta-
hensis, ferner Agave utahensis und Echinocactus Wislixenü
und Lecontei.
IX, 6
Die Gartenwell.
Die dünne Bewaldung bestand aus den bereits erwähnten
Koniferen. Leider mußten wir aus Mangel an Futter für
die Tiere schon am folgenden Morgen unsere Reise fortsetzen.
Wir erreichten den Paß noch vor Mittag und von hier bot
sich mir ein überraschender Ausblick üVter eine eigentümliche
Landschaft, aus welcher merkwürdige phantastisch geformte
Sandstcinfelsen und steile Berge emporragen, an deren Fuße
sich grüne Täler ausbreiten, welche von dem emsigen Volke
dei- Mormonen besiedelt sind. Auf dem AVege nach Santa
Clara, im Tal gleichen Namens gelegen, trafen wir mehrere
kleine Lidianerdörfer, deren schmutzige Bewohner, die Pah-
Utes, vor ihren Teepes herumsaßen, auch begegneten uns
ganze Trupps zu Pferde auf der Weiterreise. Die Siiuaws
mit lang ins Gesicht hängendem Haar.
Wir erreichten Santa Clara, am Bache gleichen Namens,
noch vor Abend und übernachteten daselbst.
Am nächsten Tage setzten wir die Fahrt nach St. George
fort, der kleinen weltentlegenen Mormonenstadt, dem Ziele
meiner Reise. Wir hatten somit im Wagen einen Weg
von etwa 1250 Kilometer zurückgelegt. St. George liegt in
einem weiten gut bewässerten Tale, das sich am Fuße der
Pine Valley Mts. ausbreitet, von denen die kleine Stadt auch
ihr Wasser zum Trinken erhält.
Die Gegend ist sehr fruchtbar, die Sommer sind sehr
heiß und die Winter entsprechend mild. Feigen gedeihen
im Freien, auch gibt es hier sehr viel Obst, so namentlich
Pfirsiche usw.
Ich hielt mich der großen Hitze wegen nicht lange in
St. George auf und wir traten von hier aus die Rückreise
durch das südwestliche Utah, das mittlere Nevada und Kali-
fornien nach dem Ausgangspunkte meiner Reise an.
Die auf dieser Reise gesammelten Stauden erhielt die
rühmlichst bekannte Staudengärtnerei von Georg Arends
in Ronsdorf.
Dahlien.
„Noiu's 1111(1 Alloiiieiiestes" von der VII. Aiissteüuiig
der Deutschen Dahlien-Gesellschaft in Düsseldorf.
Von Obergärtiier Alfred Kern.
IlL (Schluß.)
1 ast wollte es den Eindruck hervorrufen, als ob das
zur Schau gestellte Neue der diesjährigen Düsseldoiier Aus-
stellung in der Hauptsache — besonders, was die Säralings-
pflanzen anlangt — auf englischem Boden gewachsen sei.
Dem Uneingeweihten sei deshalb erklärend bemerkt, daß alJe
englischen Züchtungen, die als neu ausgestellt werden,
bereits ein Jahr früher oder im .selben Jahr in England in
den Handel gekommen sind. In England w-erden viel mehr
ungenügende Neuheiten alljährlich in den Handel gebracht,
als in Deutschland, wo man in Fachkreisen schon jammert,
wenn uns die vereinten Züchter in einem Jahre ein ganzes
Dutzend, zum Teil noch durch die Jury der Deutschen Dahlien-
Gesellschaft gutgeheißener Sorten bescheren. Genugsam ist
ja von nichtfachmännischer Seite das Bewertungssystem der
Deutschen Dahlien-Gesellschaft angefeindet oder als überflüssig
erklärt worden, aber im Vergleich zu den viel größeren
Jahresausgaben englischer Neuzüchtungen, welche dort drüben
nur nach der abgeschnittenen Blume bewertet werden, wird
es selbst dem Nichtfachmanne erklärlieh sein, weshalb
Deutschland in der Anzahl der Züchtungen noch gegen die
englische Konkurrenz zurücksteht; in Qualität nehmen es
heute die deutschen Züchter — durchschnittlich genonunen —
sehr wohl mit den Leistungen ihrer englischen Kollegen auf.
So haben wir in „Pius X" eine schneeweiße Edel-
Dahlie von grünlicher Grundtönung, die von entzückender,
einwärts gebogener kralliger Form ist, und deren äußere
Blütenblätter mit federartigen Anhängseln versehen sind.
Obwohl die Blume etwas schwer ist und nur auf halblangen
Stielen steht, verdient sie mit Fug und Recht das ihr erteilte
Wertzeugnis der D. D.-G. mit der hohen Anzahl von
85 Punkten.
Nicht minder schiin und unbedingt besser als „Spolk.ss
ljitcen'\ der sie in der erblühten Blume ähnlich ist, ist
„Schöne Else^\ die wohl etwas höher wird als die .ähnliche
englische Sorte, dafür aber wüchsiger und noch reichblühender
ist. Auch hier ist die Blütenfarbe ein Scheines i-eines Weiß,
obgleich sich im Erblühen ein zarter rosiger Schimmer in
der Blüte bemerkbar macht, der bei der geöffneten Blume
gänzlich verschwindet. „Coronation^\ offenbar eine Züchtung
des Krönungsjahres des Königs Eduards, hat sich auch bei
uns schon den Ruf erworben, eine der dekorativsten roten
Dahlien zu sein. Sie ähnelt in der B'ärbung der ^Rakete'-'-,
ist aber feinstrahliger und hat sehr straffe Stiele.
„Pink Pearl'^ (die rosa Perle) wäre mit „Kriemhilde"
vergleichbar, doch ist sie voller, feinpetaliger imd auch
strahliger geformt, während der Cremeton in der Mitte etwas
weniger scharf abgegrenzt erscheint.
„Charm'-' und „Ringdove^'- sind zwei englische Züchtungen,
die erstere neueren Datums, welche sich sehr ähneln. Die
äußeren Petalen sind fein terrakottafarben, nach den Spitzen
hellgelb gefärbt, während die Blütenmitte in einen helleren
Schwefelton verblaßt.
Liebhabern von bunten Dahlien sei „6'<rM«s" genannt,
eine gelb und rot gestrichelte Blume, ähnlich, wie unser
bald vergessener „ßfonosrt"- Sport „Badenia" gefärbt, gegen
jene aber viel feinere Form besitzend.
„Mikado^'- war in ganz wunderbaren Blumen ausgestellt.
Es kann einen mit Stolz erfüllen, daß das eine deutsche
Züchtung ist. Sie wurde als Chrysanthemum-Dahlie in diesem
Jahre empfolüen, eine Bezeichnung, die sie auch verdient;
denn tatsächlich kann die schönste Chrysanthemum-Schau-
blume nicht schöner in ihrer imposanten, weit und leicht aus-
gestrahlten Blüte sein, wie „Mikado^'. Bedauerlich ist es,
daß der Einführer dieser Neuheit diese Sorte zu früh in
den Handel gegeben hat, denn er konnte, wie er mir sagte,
kaum der Hälfte des Bedarfes genügen.
,,il/(7.-rtf/o" wird auf viele Jahre hinaus das Ideal in
Forinenschiinheit bei einer gut verwendbaren Farbe bleiben,
zumal diese Züchtung im Gegensatz zu englischen riesen-
blumigen Edel-Dahlien wie „Red Rover'^ und anderen von
einem vorzüglichen Stiel getragen wird.
„Mrs. K. L. Bronsson''' ist in ihrem Farbton der
deutschen Neuheit „Totti"'- ähnlich, hat also eine aprikosen-
farbene Blüte auf zitronengelbem Grunde, nur ist sie fein-
strahliger als jene, ob aber auch so blütenreich, das wird
das nächste Jahr ergeben.
„Comet^\ lilarosa, bunt gestrichelt, gehört zu den Lieb-
haber-Züchtungen.
„Peace'-\ eine kleinblumige englische Züchtung, ist
schon einige Jahre im Handel, aber uocli wenig verbreitet;
Ü6
Die Gartenwelt.
IX,
sie ist wohl eine der besten weißen Dekorations-Dalilien,
weil sie sehr reichblühend ist und dabei niedrig in der
Pflanze bleibt. Sie hat einen scliönen Elfenbeinton.
„Grelchen^\ ebenfalls sehr blütenreich, ist für alle Zwecke
gilt zu verwenden, bringt jedoch bei ihrer Reichblütigkeit
nicht immer korrekt geformte Blüten.
Eine j^i'ächtige, regelmäßig erstrahlende Blüte hat „Sun-
rise^^ (Sonnenaufgang), matt terrakottarosa in den äußeren
Fetalen, nach innen zu leicht übergehend in eine goldige
Färbung.
Wie leicht man Dahlien ungerecht verurteilen kann,
zeigte uns die Erfurter-NeuzQchtung „D/e 7'ee", die sich bei
den Dahlien-Züchtern keines guten Rufes erfreut, die aber
eine Trierische Firma in wundervollen langstieligen Blüten
ausgestellt liatte, wie überhaupt die Blumen dieser- Aus-
steller von außerordentlicher Schönheit waren.
Das Ausstellen von langstieligen Dahlien-Blumen, woliei
immer einzelne Sorten an Stäben oder mit Draht unterbunden
werden müssen, hat sein Aber. Bei den ersten Ausstellungen
der D. D.-G. wurde streng auf langstieliges Ausstellen
gesehen, daß aber die Züchter dabei schlecht weg kamen,
welche ihre Blumen eine ganze Tagereise weit zu den Aus-
stellungen hin bringen mußten, sah man bald ein und deshalb
wurde diese strenge Bestimmung aufgehoben. So wird jede
Dahlien -Ausstellung — das sei hier nebenbei bemerkt —
immer den Ausstellern den größeren Vorteil bringen, die infolge
der Nähe des Ausstellungsortes täglich neue Blumen bringen
können. Wenn aber eine Dahlien-Schau fünf Tage währt,
so ist es ausgesclüossen, im Gesamtbild langstielig geschnittene
Blüten, womöglich noch mit Blättern versehen, vorzufi'ihren.
Eine Züchtung derselben Erfurter Firma, welche „Die
Fee'-'- einführte, ist „T-Uatiia'\ eine Sorte, die zu plump ist,
um schön zu sein. Sie ist samtig purpurfarben und nur
dem ausgeprägten Licbliaber zu empfehlen, zumal nicht jede
Blume vollkommen wird. Ebenfalls nur Liebhaberwert hat
„Gigantea", auch eine riesenblumige Hybride, die sonderbarer-
weise von „Mrs. Pearl" abstammt.
Eine reizende gelbe Züchtung ist „Kanarienvogel-^, wie
schon der Name sagt, kanariengelb mit kleinen spitzstrahligen
sternigen Blumen, welche auf einer ebenfalls kleinen Pflanze
stehen. Sie ist unter allen gelben Züchtungen bisher wohl
die niedrigste und denen, welche hochwachsende Dahlien
nicht lieben, besonders zu empfehlen.
„Rolher", eine Züchtung vom Rheine, scheint als dunkel-
rote, reichblühende Dekoratious-Dahlie jjassend zu sein,
während mir „Yellow- Gern" nicht - ganz der „gelbe Edel-
stein" zu sein scheint wie es der Name besagt, weil sie
einen schlechten Stiel besitzt. Die Form ist schön sternig
gebaut.
Eine nie versagende Dekorations-Dahlic ist luid bleibt
„Brimh-ilde", die gleichfalls nicht sehr hoch wird. Sie ist
bläulich ]iuri)ur oder sagen wir pflaumenfarben imd hat bei
großer l'Viili zeitigkeit im Flor spateiförmig abgerundete Fetalen.
„llungaria", auch eine deutsche Züchtung wie vorige,
hat ein schönes, volles Orangerot, und wenn sie auch nicht
allzu fein geformt ist, hat sie doch großen Wert als Garten-
ausschmückimgssoi-te, weil die Blumen in ihrer frischen Färbung
weit aus der Pflanze herausleuchten.
Ebenfalls in der Hauptsache eine Gartenschmucksorte
ist „Deutscher Gartenkünstler" mit weit aus dem Laube
blühenden straldigen, bronzefarbenen, nach der Mitte zu
orangegolblichen ]51üten.
„Alexander hnmer", die. wohl die schwärzeste Dahlie
ist, die wir bis heute besitzen, hat den einen Fehler, daß
sie voll erblüht, in der Mitte leicht etwas hohl wird. Sie
verlangt daher, lun gut zu gedeihen, besonders kräftigen Boden.
„Dainty", die mit vielem Pomp seitens einer Firma als
die derzeitig schönste rosige Dahlie in den Handel gegeben
wurde, ist weniger rosagrundig als ihr damals angedichtet
wurde. Es ist überhaupt schwer, auf englische Farb-
beschreibungen hin eine Dahlie in den Handel zu geben, mit
der Gewißheit, der Wahrheit nahe zu kommen. In Wirklichkeit
sind die äußeren Fetalen dieser außergewöhnlich schönen
Neuziichtung frischrosig mit terrakotta, wodtn-ch ein prächtiger
Mischton entsteht; die Spitzen der Blütenblätter scliimmern
gelblich, welche FärbuTig auch aus der Mitte der Blüten-
blätter hervortritt. Der Stiel ist befriedigend, doch blüht
diese Züchtung etwas im Laube. Bei Tage gesehen i.'il die
Blüte schon eine Schönheit, während sich diese Farbwirknng
liei Licht noch bedeutend erliöht.
AVeil ich als gewissenhafter Berichterstatter auch das
anführe, was wir missen können, nenne ich „Princess"- als
überflüssig. Die Blume ist zu flattrig und zu leicht, wenn-
gleich der nelkenrosae Ton annehmbar wäre. Aber sie hat
die unangenehme Eigenschaft, ein schlechter Blüher zu sein.
Wie die vorige, ebenfalls eine englische Züchtung, ist„IF. /<■.
Baldincj" auch kein reicher Blüher, wenngleich die aus-
gestellten Blumen schön zu nennen waren; Farbe bernstein-
orange, Mitte in Gelb verlaufend.
Schön in der Färbung ist noch „Sweet , Nell-\ Blüte
si-hfin rnscnrnt, mit oinor leiilfr nur U'iflit tcefüllten aprikosen-
larl-nrii Miilr, ]'„■] all ilir.T FailH.n.rl„-„,l„.it, wird sie nie
eiiiv -j-nlJ'j SniiL' wri'drii. l'jii ivirlnT jü ülicr ist dagegen
„i<lcrnscltniipi>e'\ wenngleicli nur mäßig in der Farbenwirkung.
Maisfarbig, Mitte gelb, wäre diese Färbung zu bezeichnen.
„Mabel TuUoch" steht in der Blüte fast rechtwiidilig
zum Stiel, blüht aber nicht über dem Laube und hat eine
aus Gelb und Rosa bestehende Mischfarbe; sie ist recht mäßig
im Werte.
Einige deutsche Züchter befassen sich neuerdings
mit der Zucht von Zwerg-Edel-Dahlieu. Wenngleich man
noch nicht von vollendeten Züchtungen reden kann, wie
wir eine solche in der alten englischen Sorte „Oporio Tau"
haben, so sind immerhin „Piwk", welche ein sehr reicher
Blüher ist, mit orangescharlach gefärbten Blüten, „Zaunkönig'\
leuchtend karmoisin, S])itzen heller, ebenfalls ein i-echt
befriedigender Blühei*, und „Citronenvogel" mit weit über dem
Laube stehenden, gut gebauten gelben Blüten, welche iu den
Spitzen der Fetalen rosig verblassen, beachtenswert. Ob
„Harter Kind", in Form und Farbe „Island Queen" nahe-
kommend, jedoch etwas melir rosiger im Gruudton und, wie
man sagt, ein außerordentlicher und freier Blüher, sowie
„Neck", bläulich-rot, Blüten selu' spitzpetalig, auf einem sehr
drahtigen Stiele stehend, ebenfalls Zwergedeldahlien sind, ver-
mag ich nicht bestimmt zu behaupten, den Blüten nach war
dies sehr wohl anzunehmen.
In der Sorte „Freibeuter", einer noch nicht im Handel
befindlichen Neuzüchtung, haben wir eine, wenn ich es
vergleichshalber sagen soll, riesenblumige „Bridesmaid" vor
uns. Die Blumen haben einen vorzüglichen starken Stiel
und von ihrem Züchter wurde auch die Reichblütigkeit der
Sorte gelobt.
Eine noch neue Dahliensorte mit kleinen reizenden
Blütchcn in einer frischen angenehmen bläulich-rosaeu Färbung
IX, ß
Die Gartenwelt.
67
wurde zu Ehren dos Fneclliofsinspektors Kittel in Düsseldorf
.Jnspektw Kittet getauft, und wenn sie so viele Vorzüge be-
sitzt, wie ihr Pate, der ja vielen in Düsseldorf gewesenen
Kollegen in seiner unermüdlichen Liebenswürdigkeit wohl
bekannt geworden ist, so wird ihr wohl überall eine gute
Aufnahme beschieden sein. „Inspektor Kittel-^ soll bei einem
mäßig langen aber festen Stiele, wie man sirti überzcntren
konnte, besonders reich-
blühend und wertvoll in
dekorativer Bezieluuig sein.
Ich kann meine Aiis-
stellungsbesprechungeii nicht
schließen, ohne im Gegcn-
.satz zu anderen, die mit
vielen Woiten im Iteporter-
tiine iiii-hts sagten, zu sagen,
daß die <iosamtleistungen der
Aussteller in einem Farb-
bilde vornehmstorund feinster
Art harmonisch zusammen-
wirkten und daß die er-
schienenen Ausstoller der
Deutschen D.-G. mit viel
Mühe und Fleiß, ob sie kleine
0(h3r große Aussteller waren,
das zusammenbrachten, was
ihnen ein unglücklicher
Dahlien-Sommor nur irgend
ermöglichte. Über solche Aus-
stcllungsleistungen gleich-
mütig hinwegzusehen, das
kann schließlich jeder Be-
richterstatter, aber mit etwas
Fleiß, Eifahrung und gutem
Willen sich in die Einzel-
heiten hineinvertiefen, um
den Lesern dienlich zu sein,
die sich aus dem großen
Wiri-warr alljähilicher Neu-
heiten schwer herausfinden
können, das ist schließlich
doch eine andere Sache, der
ich mich gerne zum Wohle
der Leser der Gartenwelt
unterzogen habe, ohne An-
spruch darauf zu machen,
daß ich in allen meinen
Ausfülu'ungen und Behaup-
tungen unumstößlich Recht
hätte.
durch kräftiger,, gedmngonen, aufrechton Wuchs aus. Iliro Bhuiien
erscheinen zumeist einzeln an 25 bis 40 oiti langen Trieben. Die
Knospen^ sind eiförmig, diu halbgeöffnete Blume ist von liprückonder
Eleganz. Im vollen Flor erreichen die Blumen einen Durchmesser
von 10 cm und sind, wie die Abbildung zeigt, stark gefüllt und von
ebenmäßigem Bau. Die Farbe ist hellgelb bis dunkclgelb. Die
äuRe
1, graziös zurückgebogenen Blume
Der llurt der B
ätte
si
id
weiß un
1 a>
Die
Ku
rh
,,Alha-t
rosa
Ihff'
iiiiiii»-^ ist für kalte und warme
Kl ti 11, fiii' den Schnitt und
II ' ' iiiciiausschmückunggleich
u-:i ■■"!!. Sie blüht dankbar
iuiii jedes Auge treibt leicht
aus. Sie wurde dem Leiter
des Sangerliauser Vereinsrosa-
riuras, Albort floffmann, zu
Ehren benaunt. IJo.senkenner,
wie 0. Jacobs, Weitendorf.
E. M. J. Krorame, Gescliäfis-
führer des holländischen Küsen-
Vereins, Arthur William
Paul, Waltham Gross, England,
sjjrachen sich sehr lobend über
meinen Sämling aus und ich
hoffe, daß alle, die ihn in Kultur
nehmen, zum gleichen Urteil
gelangen. Ich verweise auf das
Inserat in dieser Nummer.
Neue Teerose „Albert Hoffmann".
der Roseugärtuerei von N. Welter, Trier, für die ,,Ga
Rosen.
Die iioiip Teerose „Albort lloll'manii".
Von Nicola Welter, Rosenzüchter, Pallien bei Trier.
(llierxu eine Abbildung.)
i\.uf der Kosenschau in Düsseldorf im Sommer dieses Jahres
riogtc der mit No. 2131 bezeichnete Sämling, ein Kreuzungs-
ri,'ebnis zwischen „Snuretiir de Catlicriiie Guillot" und weißer
Mamaii Cucliet", Aufsehen. Diese Teerose, der ich den Namen
Albert Hoffmann" gegeben habe, zeichnet sich vor allen anderen
Topfpflanzen.
Zur Kultur der Fiiclisie
„Andenken an Heinrich
Henkel".
W enn ich auf diese Sorte
zurückkonune, so geschieht es
nicht, um sie zu empfehlen,
denn einer Empfehlung bedarf
sie nicht mehr. Sie ist aner-
kannt. Wohl aber muß ich
wiederholen, daß man sie
nicht anders als in der vollen
Sonne kultivieren muß, wenn
sie ihre ganze Schönheit und
Blühwilligkeit entfalten soll. Ich
habe sie iu Töpfen und aus-
gepflanzt als Gartenschmuek ver-
wendet, und überall da, wo sie
in vollster Sonne steht, blüht
nat. Gr.) sie ununterbrochen von. Mitte
weif photogr. aufgen. Juni ab und leuchtet wie
ein Begonienbeet, während sie
im Halbschatten beinalie so kümmerhch war, wie die Exemplare auf
der internationalen Herbstausstellung in Düsseldorf, die sonst so
außerordentlich viel Schönes bot. Ich muß gestehen, bei ihrem
Anblick habe ich mich etwas geschämt. Der diese Pflanze kultiviert
hat, hätte besser getan, sie nicht auszustellen.
Also Fuchsie „AtulenkeH an Heinrick Henkel" will ganz im
Gegensatz zu andern Sorten den Standort so sonnig wie nur möglich
und zwar im Freien haben. Jede Kultur unter gekalkten und
schattierten Fenstern oder sonstigen Schutzvorrichtuugen gegen Sonne
und Luft ist einfach schädlich. F. Rehneit.
68
Die Gartenwelt.
IX,
Landschaftsgärtnerei.
Der Arbeityplaii.
Von V. Kühn, Plauen i. V.
(Hier MC die Farbentafel.)
,, Verlangt wird ein Reinplan und ein Arbeits-
plan", das ist zumeist eine der regelmäßig wieder-
kehrenden Forderungen, die das Programm bei Aus-
schreibung eines gärtnerischen Wettbewerbs enthält.
Wenn man sich beim Betrachten der eingegangenen
Pläne dann fragt, was der eigentliche ünteischicd des
Rcinplanes und des Arbeitsplanes sei, dann kann man
sehr oft sehen, daß beide Pläne sich im Grunde nur
durch die Ausführung und durch die Einzeichnung von
Horizontalkurven in den Arbeitsplan, wie sie das neue
Terrain verlangt, unterscheiden. Es scheint, als wäre
der Reinj^lan dazu bestimmt, ein angenehmes Bild über
Wegeführung und Verteilung von Rasen, Wasser, Pflanzung
zu geben, während an den Arbeitsplan keine andere
Forderung zu stellen sei, als daß er über die geplanten
Höhenverhältnisse etwas Aufschluß gebe. Bei einem
kleinen Hausgarten und bei einem Gelände, das fast
eben liegt und vor der Bearbeitung nichts weiter als
AViesen- oder Feldfläche darstellt, mag so ein Arbeits-
plan genügen, bisweilen überhaupt nicht nötig sein.
Haben wir es aber mit einer großen Fläche zu tun, mit
(iinem Gelände, das starke Höhenunterschiede zeigt, Boden-'
bewegung bei der Ausführung der Anlagen verlangt,
(Ui.s schon Pflanzungen, einzelne Bäume, Wiesen, Wasser-
läufe, Gebäude usw. enthält, so sind an einen guten
Arbeitsplan ganz andere Anforderungen zu stellen. Es
muß ein Plan sein, der auch den Namen ,,ArbeitK-
])lan" verdient; nicht nur etwa dadurch, daß er mehr
Arbeit als ein Reinplau verursacht, sondern er uuiß auch
wirklich etwas erkennen lassen von der Arbeit, die zur
Durchführung des Projektes zu leisten ist.
Nehmen wir z. B. eine Aufgabe, die heut häufig
ein Wettbewerb stellt, die Herstellung eines Stadt-
parkes an, auf einem Terrain, wie das eben erwähnte.
AVas ist im Grunde genommen an Zeichnungen für eine
eingehende Bearbeitung und Berechnung der Kosten
nötig neben einem sauber gezeichneten Reiuplan?
Zunächst muß das vorhandene Terrain in allen seinen
Einzelheiten und in seinen Höhen dargestellt werden,
das gleiche muß für die geplante Situation gefordert
werden. Zieht man es nicht vor, die Erdbewegung aus
dem Quadratinhalt der Flächen zwischen den Horizontalen
zu berechnen, so sind besondere Profilzeichnungen an-
zufertigen. Auch ein Bepflanznngsplan wird zumeist
nötig sein und für größere Trcppenanlagen, Blumenbeete
und sonstige Einzelheiten, die Darstellung in einem
größeren Maßstabe für ihre genaue Veranschlagung und
Herstellung verlangen, sind besondere Zeichnungen aus-
zuführen. Den beiden ersten Forderungen, Darstellung
der vorhandenen und geplanten Lige, entsprechen wir am
besten auf einem Blatte, dem Arbeitspläne. Die Farben-
tafel, die der heutigen Nummer beiliegt, zeigt annähernd,
wie ein solcher Arbeitsplan ausgeführt werden kann,
nach einer Methode, deren Brauchbarkeit sich in meiner
Praxis schon oft bewährt hat. So werden jetzt zu fast
allen Entwürfen von Gartenanlagen für die Stadt Plauen
derartige Zeichnungen verlangt. Bemerken möchte ich
zur Farbentafel, daß mit Rücksicht auf eine Verein-
fachung der Reproduktion hier weniger Farben, als es
in der Praxis vorteilhaft ist, verwendet und einige
durch Schraffierung ersetzt worden sind und daß wegen
technischer Schwierigkeiten eine genaue AViedergabe der
Vorlage nicht möglich war.
Bei der Herstellung eines solchen Arbeitsplanes,
dem Durcheinanderzeichnen von eigentlich zwei Plänen,
wird zunächst ein Gewirr von Linien entstehen, das alle
Aufmerksamkeit des Zeichners beansprucht. Beim Aus-
ziehen ist aber leicht Klarheit hineinzubringen, indem
die verschiedenen Linien in verschiedenen Farben und
in verschiedener Strichelung ausgezogen werden und
alsdann die einzelnen Flächen durch Überlegen mit
kräftigen Farbentönen hervorgehoben werden. So ist man
in der Lage, auf einem Blatte das Verhältnis zwischen
alter und neuer Situation zur Anschauung zu bringen,
das Ineinandergreifen beider, die geschickte Ausnutzung
gegebener Vorteile, der vorhandenen Pflanzungen usw.
darzustellen. Man kann zeigen, was beseitigt werden
muß, was zu erhalten und was neu zu schaffen ist. Die
Bodenbewegung wird durch Einzeichnen der alten und
neuen Horizontalkurven veranschaulicht und durch einige
Profile, die man aus ihnen an Stellen, die die geplanten
Veränderungen am besten erkennen lassen, konstruiert.
Zu den Einzelheiten der Ausführung sei folgendes
licmerkt: Regel ist, daß das Alte io schwarzer Tusche
ausgezogen wird und die Flächen, die man zusammen-
fassen und hervorheben will, grau abgetönt werden. Die
neue Situation wird dagegen in roten Linien ausgezogen
und durch verschiedene starke Farben hervorgehoben.
Mit recht feinen schwarzen Sti-ichen zieht man zunächst
die Grundstücksgrenzen, wie sie von Grenzstein zu
Grenzstein verlaufen, aus. Zäune werden durch fein
gestrichelte Linien mit kleinen Kreuzen in kurzen Ab-
ständen angegeben. Gebäude werden ausgezogen und,
wenn sie von Stein sind, mit starkem Schattenstrich ver-
sehen. Ihre Fläche -wird mit stark verdünnter schwarzer
Tusche leicht grau angelegt. Den gleichen Ton kann man
zum Anlegen der etwa vorhandenen Wegeflächen be-
nutzen, deren Randlinien gestrichelt werden. Überhaupt
kann man beim Ausziehen der alten Lage die Strichelung
der Linien, die keine ganz scharfen Grenzen darstellen,
als Regel annehmen. Bestehende Pflanzungen werden
so umrändert, während man Bäume in der bekannten
Weise angibt und grau abtönt. Die Pflanzungen werden
entweder auch vollständig grau dünn überlegt, oder man
umzieht sie nur, um die Fläche für sich mehr abzu-
schließen, mit einem grauen Rand, wie es die Tafel zeigt.
Mit Vorteil unterscheidet mau nach Art der Geometer
■x#
IX, 6
Die Gartenvvelt.
Laubliolzbestände durch Ausfüllen mit runden Häkchen
mit Sclnittenstrich von N a d e Ih o 1 z flächen, die mit
ähnlichen, aber oben spitzen Häkchen auszufüllen sind.
Wiesen flächen deutet man durcli Verteilung von je zwei
kleinen feineu Strichelcheu an, nasse Stellen durch un-
regelmäßige wagerechte Striche (vergl. den Plan). Letztere
müßten nach den allgemein gültigen Vorschriften für
Kartenzeichnungen in J31au ausgezogen werden, da aber
Blau zum Ausziehen der geplanten Wasseraniagen ge-
braucht wird, ist Schwarz hier vorzuziehen. Das gleiche
gilt für vorhandene Teichflächen. Sie sind außerdem
durch eine starke graue Umränderung, die nach innen
verwaschen wird, herauszuheben. (In der Tafel sind aus
dem weiter oben erwähnten Grunde Wasserlinien ver-
wendet und die ganze Fläche ist gleichmäßig grau über-
legt.) Gräben werden durch starke schwarze unter-
brochene Linien bezeichnet. Ihre Unterführungen unter
Wege werden fein gestrichelt. Die Horizontalkurven
gibt mau zur leichteren Unterscheidung von anderen
Linien in Sepiatusche an und läßt beim Ausziehen
Strich und Punkt abwechseln. Allemal die fünfte und
zehnte hebt man durch starken Strich hervor. An den
Rändern der Zeichnung schreibt man neben die Hori-
zontale ihre Höhenzahl. Hat man die Nivellementspunkte,
ilio zu ihrer Konstruktion nötig waren, zur Verfügung,
so zeichnet man sie als kleine Kreise ein und schreibt
die Höhenzahl in Schwarz dazu. Im Gegensatz dazu
werden die Horizontalen^der neuen Lage, sowie alle
darauf bezüglichen Höhenzahlen durch Zinnoberrot
bezeichnet. Liegt aber eine Horizontale in einer Wasser-
fläche, so ist .sie blau anzugeben. Die Zahlen sind,
wenn möglich, stets auf N. N., d. h. Höhe über dem
Meeresspiegel, zu beziehen, andernfalls ist als Nullpunkt
einer der tiefsten Punkte zu wählen, so daß die Höhen-
zahlen stets positiv sind. Anzugeben sind in dem Plane
ihrer Lage nach die zur Berechnung nötigen Profile, und
zwar durch einen schwarzen Strich. Ausgezogen werden
nur einige zur Erleichterung der Übersicht über die
Bodenbewegung, die allein durch Horizontalen nicht so
ins Auge fallend darzustellen ist. Es ist vorteilhaft, für die
Höhen in den Profilen den doppelten Maßstab der Längen
anzuwenden. Neben der Grundlinie des Profils muß be-
merkt sein, wieviel sie über dem Nullpunkt liegt. Sie
ist stets auf eine runde Höhenzahl zu legen, z. B. 10,
20, 30 usw. Die Höhenzahlen sind aber, auf den Null-
punkt bezogen, einzuschreiben. Auch in den Profilen
werden Punkte und Ordinalen, soweit sie sich auf die
alten Höhen beziehen, mit Schwarz ausgezogen, die
anderen mit Zinnoberrot. Die alte Terrainlinie be-
zeichnet ein starker schwarzer, die neue ein starker
zinnoberroter Strich. Stellt die Fläche zwischen beiden
Auftrag dar, so ist sie zinnoberrot anzulegen, der Abtrag
dagegen wird in starkem Grau mit verdünnter Tusche
angelegt. Die Terrainlinie, wie sie sich in Zukunft dar-
stellen soll, wird mit einem schmalen, nach unten
zerrissenen Streifen aus Sepia unterlegt. In ähnlicher
Weise kann man auch längs der Horizontalen der ge-
planten Situation einen dünnen l)raunen oder roten Farb-
streifen ziehen, um sie deutlicher hervortreten zu lassen.
(Die Farbentafel zeigt statt der Farbe rote Schraffierung.)
Um das Profil besser für sich als etwas Ganzes und
gewissermaßen wie über die andere Zeichnung darüber-
gelegt erscheinen zu lassen, tönt man seine gesamte
Fläche hellgraublau ab. Zum Ausziehen aller Linien
der geplanten Lage verwendet man Karmintusche. Die
Linien werden alle durchgehend ausgezogen. Die
Wege- und Platzflächen erhalten einen kräftigen gelb-
braunen Ton, gemischt aus lichtem Ocker und etwas
gebrannter Sienna. Für Gebäude istein dünner Karmin-
ton zu verwenden. Bei den vielen Linien, die der Arbeits-
plan enthält, ist dessen Verwendung dem Schraffieren,
wie es die beigegebene Zeichnung aus technischen
Gründen zeigt, vorzuziehen. Rasen- und Wiesenflächen
bleiben weiß. Pflanzungen und Panzelbäume werden
grün angelegt und mit einem grünen dunkleren schmalen
Streifen längs der roten Umrißlinie umrandet. Diese
Umrandung trägt sehr dazu bei, die einzelne Fläche für
sich abzuschließen und hervortreten zu lassen, und sie
ist eine gute Gegenwirkung gegen die Unruhe, die leicht
durch die verschiedenen grauen Töne dei" alten Situation
entstehen kann. Laub- und Nadelholz werden passend
durch den Farbton der ganzen Fläche oder nur der Um-
randung unterscliieden. In der Tafel wurde statt
dessen verschiedene Schraffierung angewandt. Bäiune,
die erhalten bleiben, w^erden ebenfalls grün augelegt
und kennzeichnen sich durch ihre seh w a r z e U m r a n d u n g.
Oft kann es vorkommen, daß eine vorhandene Pflanzung
wegen Bodenveränderung oder aus anderen Gründen
fallen muß, obwohl dort wieder Pflanzung entstehen soll.
Um nun die Teile der alten Pflanzung, die erhalten
bleiben, besonders hervorzuheben, kann man sie vorher
mit Grau anlegen. Teichflächen werden wie Bäche
blau umrandet, blau angelegt und durch einen nach
innen verwaschenen dunkleren Streifen längs des Randes
b_etont. Bäche erhalten den Streifen nur auf der Schatten-
seite. Die Farbentafel zeigt statt dessen wieder nur
Wasserlinien. Gräben sind wie bei der alten Situation,
aber in Blau, auszuziehen.
Von einem derartig durchgearbeiteten Plane wird
man mit Recht behaupten können, daß er viele Einzel-
heiten bietet, und daß er das Verhältnis des jetzigen
Zuslandes zu <lem geplanten klar veranschaulicht. Die
neue Anlage als das Wichtigere wirkt durch die leb-
haften Farben, während das Schwarz und Grau in den
verschiedenen Tönen dagegen zurücktritt, aber gerade
noch stark genug ist, sich genügend bemerkbar
zu machen. Der Reichtum an Einzelheiten, das Über-
einandergreifen von Farben und Linien verlangt von
dem ernsten Beurteiler des Projektes ein Hineinarbeiten.
Besucht er, mit so einem Plane ausgerüstet, das zu
bearbeitende Gelände, so wird es ihm leichr sein sich
zu orientieren und zu erkennen, was aü den ein-
70
Die Gartenwelt.
IX, ü
zelnen Punkten entstehen soll, welche Umgestaltung' die
Umgebung erfahren soll oder welche Durchsichten und
Bilder sich später von seinem Standpunkte aus bieten
werden.
Die angedeutete Art und Weise ist natürlich nur
ein Weg zur Darstellung eines wirklichen Arbeitsplanes;
allgemein anerkannte Regeln darüber gibt es leider noch
nicht. Wie Geometer und Architekten ihre bestimmten
Vorschriften für die Ausführung der Zeichnungen haben,
so sollte auch von gärtnerischer Seite mehr auf eine
einheitliche, allgemein angewendete Methode für Aus-
arbeitung guter Arbeitspläne hingearbeitet werden. Beim
Keinplan, der doch mehr als Bild wirken soll, wird man
dagegen immer für die Ausführung dem Geschmack
des einzelnen freies Spiel lassen. Technisch wertvoller
als ein Reinplan ist ein genauer Arbeitsplan ent-
schieden. Der Reinplan bildet aber leider in fast allen
Lehrbüchern für Planzeichnen die Hauptsache. Oft kann
man überhaupt vergeblich nach einer Vorlage für einen
Arbeitsplan oder technisch brauchbaren Darstellungen
eines Projektes in seinen Einzelheiten suchen. Eine
gute Ausnahme davon macht unter anderen das Werk
über Planzeichuen von Encke. Wie es mit den Lehr-
l)üchern steht, so ist es oft auch im Unterricht
an Gartenbauschulen. Der Hauptwort wird gelegt
auf Herstellung recht schön aussehender Reinpläne.
Man verkennt dabei vollständig den hohen Wert, den
ein technisch richtiger Arbeitsplan, für das richtige sicli
Hineindenken in eine Anlage hat, imd die Tatsache,
daß eine solche Zeichnung den Geist des Zeichners viel
mehr in Anspruch nimmt und schult, und daß sie bei
weitem höhere Anforderungen an seine Auffassungskraft
und sein Denkvermögen stellt als das Malen schöner
Finselgruppen.
Kongresse, Versammlungen.
Der Deutsche Pümologeiikoiigrel» vom 8. bis
11. Oktober 1904 in Düsseldorf.
Xin Kunstpalast- Kestauiant (Schieveibusch) vereinigten sich am
7. Oktober, abends 8 Uhr, eine große Anzahl Teilnehmer des Deutschen
Pomologenkongresses, die von den Herren Landesökonomierat Goethe
und Staatsanwalt Stupp herzlich begi'üßt wurden. Dieser Abend
verging rasch bei angeregter Unterhaltung. Sonnabend, den
8. Oktober, vormittags, versammelten sich die Preisrichter aus dem
In- und Auslande in> Restaurant Schieveibusch und wurden durch
den Vorsitzenden der Obstausstellung, Herrn Frhr. von Solemacher,
bewillkommnet. Um \2 Uhr wurde die Ausstellung im Kuppelbau
des Kunstpalastes unter großer Beteiligung vom Freiherrn von
Solemacher eröffnet. Am Abend desselben Tages fand ein Fest-
essen für die Preisrichter statt, woran auch die Vertretei' der aus-
ländischen Regierungen teilnahmen.
Am 9. Oktober, vormittags 'j^lO Uhr, fand die erste Sitzung
des Pomologenvereins statt. Naclidem Frhr. von Schorlemor die
Sitzung eröffnet hatte übernahm Heir Landesökonomierat Goethe
den Vorsitz. Als erster Referent trat Herr Dr. von Peter,
der Direktor der laudwirtschaftlicUeu Winter- und Obstbauschule iu
Friedberg in Hessen, auf. Er sprach über die Entwickeiung des
Baumwärterausbildungswesens und kam zu dem Schlüsse,
daß es den heutigen Verhältnissen nicht entspiäche, Baumwärter in
den kurzfristigen Kursen auszubilden. Die Ausbildung müs.se mindestens
zehn aufeinanderfolgende Wochen während des Winters und Früh-
jahrs, eine AVoche während des Sommers dauern unil nacli erfolgter
praktischer Betätigung in einem zweiwöchentlichen Wiederholungs-
kursus bestehen. Ferner solle eine Kontrolle erfolgen, und nicht zu
übersehen sei, daß der Baumwart geprüft und, wenn ein brauch-
barer Mann, auch piämiiert werde. Nicht minder sei eine an-
gemessene Bezahlung vonnöton, die entschieden über dem gewöhn-
lichen Tagelohn stehen mü.sse, da der Baumwart kein Arbeiter seij um
den Ansporn zu giößerem Interesse zu geben. Es solle nach Möglich-
keit eine Miudestlohntaxe von maßgebender Seite bekannt gegeben
werden. Des weiteren solle der Baumwart für öffentliche Arbeiten
bei Verwaltungen herangezogen werden. Dadurch würde seine Tätig-
keit die eines Beamten, was wesentlich zur Hebung seines Standes
beitrüge. Als Minde.st-TageIohn solle man 4 Mark ansetzen. Der
Bauniwart müsse ein Arbeitsbuch führen, worin über Vorbildung,
Patent und bisherige Verwendung Angaben gemacht werden. Es
müsse darin Tag und Stunde der Arbeitsleistung und Art, sowie
Sorte des Baumes niedergeschrieben werden, damit der Besitzer den
Baumwart nötigenfalls haftbar machen könne. Der Baumwart solle
auch für Erhaltung der Namenschilder besorgt sein. Ebenso wünschte
der Referent den Obstbaumhandel in die Hand des Baumwartes
gelegt, was aber Garteninspektor Lorgus nicht für zweckmäßig hielt,
indem er darauf hinwies, daß man unseren Baumschulen volles Ver-
trauen schenken könne. Auch sei es nicht am Platze, die Baum-
schulen durch Baumwarte prüfen zu lassen. Der Baumwart solle
in seiner Tätigkeit nur angehalten werden, piaktischer Pfleger be-
stehender Anlagen zu sein. Von Peter bemerkte, daß er den
Baumschiilenbesitz bei Baumwärtern nicht für zweckmüßig halte, er
habe nur gemeint, der Baumwart solle den Baum nur besorgen, was
auch durch die Herren Hofgärtner Hoffmann-Beriin und Ökonomie-
rat Lucas -Reutlingen bestätigt wurde. Der zweite Referent, Herr
Obstbauinspektor Schultz- Bonn, sprach über den Stand und
die Entwickeiung des Obstbaues in der Rheiuprovinz.
Auch dieser Vortrag wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen.
Der nacli Kaiserswerth geplante Ausflug am Nachmittage fiel aus.
Am 10. Oktober fand die zweite Sitzung statt. Zuerst sprach
Herr Dr. Schander aus Geisenheim über die Anwendung der
Bord elaiser Brühe zur Bekämpf ung des Fusicladiums. Unter
anderem betonte der Referent, daß das Mittel wohl indirekt wirke,
indem wahrscheinlich eine in dem Keimschlauche des Pilzes enthaltene
Lösung bei ihrem Ausscheiden die auf dem Blatte liegenden Kupfer-
teilchen löse und so den Pilz töte. Gegen die sich durch häufiges
Spritzen oft zeigende Korkbildung an Birnbäumen konnte der
Referent auf eine Aufrage aus der Versammlung noch nichts positives
mitteilen. Nach Schluß der Sitzung führte Herr Dr. Schander
eine Anzahl Baumspritzen, unter denen die Holderschen (Urach)
als beste angesehen wurden, vor. Die Ausführungen ernteten
großen Beifall,
Als zweiter Redner der Versammlung am 10. Oktober be-
richtete Fachlehrer Herr Carl Pfeiffer von der Oroßh. Wein- und
Obstbausohule Oppenheim über das Thema: Neue praktische Be-
obachtungen über den Einfluß der Bodenlüftung in der
Obstkultur unter besonderer Berücksichtigung der An-
wendung der Gründüngung. Der mit Beifall aufgenommene
Vortrag brachte ein galiz neues Material und ein neues Gebiet
in die Verhandlungen des Kongresses. Leider hatte der Vor-
tragende sein reiches gesammeltes Material durch die Säumig-
keit der Post nicht ei-halten und vorführen können. Seine Aus-
führungen begannen mit dem Hinweise, daß man mehrere Jahrzehnte
reicher Arbeit und wohl auch Erfolge hinter sich habe, daß aber in
Verkennung w-eit wichtigerer Sachen d?r Erziehung und Erkünstelung
neuer Baumkronen ein viel zu großes Interesse zugewandt worden
wäre, während man sich bis heute erst langsam zu regen beginne,
um der Frage der Düngung der Obstbäume mehr Beachtung zu
schenken. Die Wichtigkeit der Bodenlüftung, mit der eine
Wui-zelpflege und damit die Förderung der Gesamtentwickelung des
IX. G
Die Gartenwell.
Baumes Haad in Hand gehe, habe man ganz außer acht gelassen.
Mau könne schon dort, wo schwere Böden mit Geröll gemischt
würden, wie es im Weinbau laugst erkannt sei, ein wesentlich
anderes Bild in der Wurzelbildung und dem Baumwachstura sehen.
Es sei aber schwer und kost.spielig derartig lockerndes Material zu
beschaffen und doch könne die gleiche Wirkung in günstiger Weise
durch Anbau von Gründüngungspflaazen erreicht werden. Die Grun-
düngungspflanzen wurzeln tief, die Wurzelfasern dienen als
Humus, die entstandenen Kanäle aber sind die wahren Luftkanäle,
die noch ganz besonders in P'unktion treten, wenn die Gründüngung
untergegraben wird und so den oberen Boden hebt. Der Referent
hat auch beobachtet, daß die äußerst günstige Beschattung des
Bodens durch diesen Anbau auf die Bodenbilduug hin.sichtlioh des
Nährstoffverbrauchs, der sogen. Bodengahre. äußerst günstig wirke;
auch sei der Umstand, daß die Gründüngungspflanzen aus der Tiefe
größere Mengen Wasser heraufheben und verdunsten, sehr günstig
auf Blatt- und Fruchtbildung, da durch die lebhafte Blattätigkeit
der Gründüngungspflanze entschieden dazu beigetragen werde, daß
die Luft feuchter werde, was das Wachstum der Bäume fördere.
Die Gründüngung sei ja außer ihrer günstigen Wirkung auf die
Durchlüftung des Bodens sehr wertvoll als Humusbereicherer, da
künstliche Dünger dadurch günstiger wirken und der oft teure
Stallmist erspart werden könne. Redner bespricht nach weiteren
Ausführungen den durch ihn an der Großh. Wein- und Obstbau-
schule zu Oppenheim eingeführten Kulturplan. Dort handelte es
sich weniger um größere vergleichende Versuche, obwohl auch
diese in kleinem Maßstabe ausgeführt wurden, als vielmehr um
die erfolgreiche Anwendung im praktischen Wirtschaftsbetriebe.
AVachstum, sowie Fruchtbarkeit der Bäume habe in auffallender
AVeise zugenommen und die Ergebnisse berechtigten zur Nach-
ahmung in Obstkulturen. Referent bemerkte, daß er die ihm unter-
stellten Kulturen in verschiedene Pläne geteilt und teilweise auch
mit Stallmist gedüngt habe; doch seien die Ergebnisse bei der
Beigabe von Stallmist durchaus nicht günstiger. Besonders gut habe
sich sein Verfahren auf Ländefeien bewährt, die dem Obst- und
Gemüsebau dienen. Infolge der günstigen Entvfickelung habe sich
auch die Beseitigung aller Schäden äußerst günstig gestaltet, so daß
die früher in den Anlagen beklagten Mißerfolge in unverkennbarer
AVeise verdrängt seien. Zum Schluß ermuntert Redner zu weiteren
A'ersuchen in der obstbautreibenden Bevölkerung.
Herr Landes-Okonomierat Goethe eröffnete dann die Debatte
und betonte, daß er dem Redner darin wohl widei-sprechen müsse,
daß dei- Stallmist von untergeordneter Bedeutung sei. Darauf
korrigierte Redner die Ausführungen Goethes dahin, daß ihm
wohl bewußt sei, daß der Stallmist als Grundlage aller Düngung
seine Beachtung verdiene, doch werde dieser die Aufgabe der Boden-
lüftung nicht so vorteilhaft erfüllen als Gründüngung, und ferner sei
der Stallmist in vielen Gegenden schwer erhältlich, weshalb auch
der Gründüngung der Vorzug gegeben werden müsse. Darauf be-
stätigte Herr Direktor Hub er aus Oberzwehren die Ausführungen
des Referenten durch Mitteilung günstiger Erfahrungen auf diesem
Gebiete. Herr Bürgermeister Biesenbach sprach seine Freude
über die sehr zeitgemäße neue Anregung des Referenten aus und
bestätigte durch Mitteilung eigener Erfahrungen das Gesagte. Ferner
empfahl Herr Biesenbach bei der Pflanzung bezüglich der Lüftung
in die Baumgrube lockerndes Material, wie Reiser, Krautstrünke und
anderes zu füllen, er habe damit sehr gute Erfolge gehabt. Herr
Rebholz, Konsulent in München, brachte eine Ergänzung zu den
Ausführungen des Referenten dahingehend, daß er als Schöpfer der
Oppenheimer Anlagen sich freue zu hören, daß die anfangs gar nicht
gedeihende Anlage nunmehr gute Erfolge bringe; er hob hervor, daß
es sich hier um ein schlechtes Gelände handle, in dem die von ihm
gereichten Dünger sogleich in die Tiefe versunken wären und keine
Erfolge bringen konnten.
Am 10. Oktober, nachmittags, hielt Herr Chefredakteur Job.
B ö 1 1 n e r einen Vortrag über das Thema : Welche L o h r e n können
aus der Düsseldorfer Deutschen Obst-Ausstellung ge-
zogen werden? Er hob hervor, daß bei derartigen Obstschauen
die Aufgaben zu vereinfachen seien, wenn Erfolge erzielt werden
sollten und war gegen die Zersplitterung der Kräfte der Aussteller.
Die Konkurrenznummern seien in Düsseldorf alle besetzt gewesen,
aber die vielen Einzelaussteller waren bedeutend zerstreut und ver-
loren sich dadurch. Bezüglich des künstlerischen Arrangements
bliebe noch viel zu wünschen übrig. Hinsichtlich der Sortenechtheit
könne man Fortschritte feststellen. Ebenso könnten hinsichtlich der
Verpackung Fortschritte beobachtet werden; besonders geschickt
sei die A'erpackung von Otto Dahlem, Ibersheim. Bezüglich der
Qualität der Sorten spricht sich Redner zufrieden aus. Bezüglich
der praktischen Aufgaben könne man nicht recht zufrieden sein.
Bei den Landwirtschaftskammern tadelt Böttner die Auswahl des
Obstes scheinbar vom Spalier und betont, daß es sich hier doch um
Handelsware handeln .solle; Westfalen und Westpreußen habe die
Aufgabe richtig aufgefaßt und sehr gutes Handelsobst ausgestellt.
Eine gute Übersicht des Obstbaues im eigenen Betriebe hätten
Schmitz-Hübsch-Merten, Zorn-Hofheim und Schloß Breyll
gegeben. Die belehrenden Sortimente von Reutlingen, Friedberg und
Simon Louis freres seien recht reichhaltig und das Friedberger be-
sonders schön und zweckmäßig. Hinsichtlich der Lokalsorten stehe
Hessen an der Spitze. Zum Schluß bemerkte Redner, daß man
nach dem Gesehenen sagen könne, Deutschland kann mit dem Aus-
land wohl konkurrieren, man solle zielbewußt vorgehen und die
neuen Sorten auch nicht ganz verwerfen. Er nennt: „Minister von
Hammer stein^-, „Freiherr v. Berlepsch'\ „Zuccalmaglio Rtle.''\
,,Berner Rosenapfeh- und von Birnen besonders „Frau Luise
Ooethe-'-. Der A'orsitzende sehlägt vor, erst den zweiten Vortrag
über die ausländische Ausstellung folgen zu lassen und erteilte
Herrn Professor Reichelt aus Friedberg das Wort. Redner gab
zuerst die Mittel an, mit denen man der ausländischen Konkurrenz
begegnen könne und bespricht in günstigem Urteile das Ausland,
bemerkt jedoch, daß man in Deutschland wohl mitkomme. An
diesen A'ortrag knüpfte sich eine sehr lebhafte Debatte. Lorgus
hält die internationale Ausstellung für belehrend, fürchtet aber Kon-
kurrenz, und tadelt die Einführung der Kunst in Obstausstellungen,
wie es Hessen getan habe. Ökonomierat Dr. Müller, Sekretär des
Landwirtschaftsrats, erwidert, Hessen sei exportierendes Obstland und
müsse sich durch Reklame bemerkbar machen, ob das schön aus-
sehe oder nicht, sei gleichgültig. Gutsbesitzer Domnik-Kunzendorf
reizte eine Äußerung von Lorgus, das westpreußische Obst be-
treffend, zu der Entgegnung, daß dort das schönste Obst noch an den
Bäumen hänge und daß die klimatische Lage berücksichtigt werden
müsse. Noch ein Redner richtete sich energisch gegen das Aus-
land. Freiherr von Solemacher erklärte, daß die Vorwürfe aiis
der A^ersammlung, das Ausland habe Händler hierher gesandt, un-
gerecht seien; er habe dafür gesorgt, daß im Katalog ausdrücklich
bemerkt sei, Händler dürfen sich nicht beteiligen, und seines Wissens
habe sich auch kein Händler angemeldet. Er bemerkte, die freie
Konkurrenz mit dem Auslande diene zum Studium für die Aus-
steller. Darauf schloß der Vorsitzende mit AVorten des Dankes an
die Veranstalter, die Regierungen, die Stadt und die Herren
Referenten den Kongreß.
Dienstag, den IL Oktober, 9 Uhr vormittags fand die General-
versammlung des Deutschen Pomologen-Vereins statt. Den
A'oi-sitz führte Herr Landesökonomierat Goethe. Den Geschäfts-
bericht erstattete Herr Ükonomierat Lucas, Reutlingen. Dann nahm
Herr Goethe das AA'ort zu den Hannoverschen Antragen und be-
dauert, daß er eigenmächtig die weitere Kommission nach Ei.senach
berufen habe; es habe das viel Staub aufgewirbelt, doch habe er im
besten Vorhaben gehandelt. Die Hannoverschen Anträge werden
durch Herrn Lorgus verlesen und finden Genehmigung. Die von
Goethe neu ausgearbeiteten Statuten werden vorerst nicht an-
genommen und auf Vorschlag des Hofgärtners Hoff mann einer
Kommission zur Beratung überwiesen. In diese Kommission wurden
die in Hannover anwesend gewesenen Herren gewählt. Als Ort der
Tagung wird Berlin vorgeschlagen. Darauf wird zur Wahl des
Vorstandes geschritten. Nachdem Herr Ökonomierat Späth seinen
Austritt erklärt hat, wurde er einstimmig zum Ehrenmitgliede er-
nannt. Die AVahl ergab folgendes Resultat: 1, A'orsitzender
Landesökonomierat Goethe: 2. A'oi sitzender Garteninspektor Lorgus,
Die Gartenwelt.
IX, 6
Xeustrolitz ; Geschäftsführer Okoiiomierat Lucas. Beisitzer .sind:
Freiherr von Soleniacher, Burg Naniedy, Garteninspektor Maurer-
Jena, Wanderlehrer Lesser-Kiel; Kassenrevisoren: Banliier Pel^run-
Dre.sden, Gartenbauinspektor Braunbart-Dresden, Dr. von Petor-
Friedborg. Als nächster Ort des Kongresses wird Nürnberg ge-
nannt. Hofgärtner M. Hof f mann, Berlin, dankte nochmals allen, die
sich au dem großen Werke der Ausstellung uod am Kongreß beteiligt
haben. Danach schloß der Vorsitzende die Sitzung. Am Nach-
mittage fand bei reicher Beteiligung die Besichtigung der Muster-
anlage des Herrn Schmitz-Hübsch in Merten statt.
Aus den Vereinen.
Halbjahresbericht des Vereins ausländischer Gärtner
in Chatenay (bei Paris) und Umgebung. Diese im Jahre lOÜU
gegründete Vereinigung hat ihren Sitz in Sceaux und hat den Zweck,
Berufsgenossen aller Nationen, welche die deutsche Sprache einiger-
maßen beherrschen und sich in der Umgebung von Paris aufhalten,
zu vereinen, edle Geselligkeit zu pflegen und ihre Mitglieder in deu
Fachkenntnissen weiter auszubilden. Dies wii-d erstrebt durch die
Sitzungen und gemeinsamen Ausflüge zur Besichtigung sehenswerter
Kulturen. So wurden besucht Versailles mit seinem berühmten
Schloßpark, die dortige Gartenbauschuie und die Firmen Duval
(Orchideen), Truffaut (Warmhauspflanzen) und Moser (Rhododen-
dron), die Gewächshäuser der Stadt Paris, die Samenkulturen der
Firma Vilmorin Andrieux &Co. und das prächtige Rosarium des
Herrn J. Gravereaux in L'Hay, das mit seinen 6800 Sorten das
reichhaltigste des Erdkreises ist. An jedem Vereinsabend wird von
einem Mitgliede ein Vorh-ag gehalten. Dei- Verein legte sich ein
Vereinsabzeichen zu, ein blau-weiJ5-rotes Scbildchen mit den Initialen
V. A. G. auf weißem Felde.
In der Hauptversammlung am 3. September wurde der Vor-
stand neugewählt. Er besteht nunmehr aus den Herren E. Nilson,
erstem Vorsitzenden, H. Märten, stellvertretendem Vorsitzenden,
H. Zulauf erstem Schriftführer, C. Birkmeyer, zweitem Schrift-
führer, P. Koeppe, Kassenführor, K. Mayer, Bücherwart, H. Maag
und E. Schreiber, Revisoren. Für außergewöhnliche Leistungen
wurden den abgereisten Kollegen H. Nekam aus Kantendorf in
Nieder-Ö.sterreich und V. Hrdlin aus Böhmen Ehrendiplome überreicht.
Die Vereinsversammlungen finden alle Sonnabend Abend in
Sceaux, Cafe Lacanal, Rue Houdan 6, statt, wohin auch alle Briefe etc.
zu richten sind. Gäste smd jederzeit herzlich willkommen. Kollegen,
die über hiesige Verhältnisse Auskunft wünschen, wird solche bereit-
willig erteilt. Den Aufragen ist Rückporto beizufügen.
I. A. des Vereinsvorstandes gez. Herrn. Zulauf, erster Schriftführer.
Tagesgeschichte.
Dessau. Für die Umwandlung des Gänseangers wurde be-
schlossen, zur Erlangung von Entwürfen einen öffentlichen Wett-
bewerb auszuschreiben und zur Teilnahme an der Preisbewerbung in
Deutschland ansässige Gartentechniker einzuladen. Es wurden zwei
Preise von 500 und 250 Mk. ausgesetzt. Als Preisrichterkollegiiun
wurden in Übereinstimnmng mit den allgemeinen Grundsätzen für
derartige Wettbewerbe eingesetzt die . Herren Oberbürgermeister
Dr. Ebeling, Stadtverordnetenvorsteher Justizrat Dr. Döring, Stadt-
baurat Engel, Stadtverordneter und Baumschulenbesitzer Weiser,
Vorsteher des Gartenbauvereins, Stadtverordneter Paufier, Stadtgärtner
Kirchner, Hofgärtner Ilerre und Baumschulenbesitzer Bertram. Nach-
dem die Lagepläne ausgearbeitet und die Bedingungen festgesetzt
waren, erging das Ausschi-eiben vom 16. Februar 1904 mit der Auf-
forderung, Entwürfe bis 15. August einzureichen. Auf dieses Aus-
schreiben sind 58 Entwürfe eingegangen. Nach einer Vorprüfung
durch das Preisriehterkollegiuin wurde über die Entwürfe endgültige
Beratung Freitag, den 23., und Montag, den 26. September, g{>-
halten. Die Beratung und schließlich die Abstimmung wrirde nach
Vorschrift der allgemeinen Grundsätze vorgenommen. Hierbei wurde
festgestellt, daß fast sämtliche Entwürfe mit außerordentlichem Fleiß
bearbeitet waren. In geheimer Abstimmung wurden für jedes Projekt
von den einzelnen Mitgliedern 1 — 10 Punkte gegeben. Es fand dann
eine engere Auswahl von 10 Projekten statt. Sämtliche 80 Punkte
der 8 Preisrichter entfielen auf den Entwurf „Loreley" und 79 Punkte
auf den Entwurf „Bürgerwiese". Bei der Eröffnung ergab sich als
Verfasser des Entwurfes „Loreley" Herr Gartentechniker Friedrich
Seheror am Volksgarten zu Cöln a. Rh. und als Verfasser des
zweiten Projektes Herr Garteningenieur J. P. Großmann in Dresden
und Leipzig. Mit Rücksicht dara,uf, daß außerordentlich fleißige
Projekte ausgearbeitet waren, wandte sich das PreisrichterkoUegium
an das Kuratorium der städtischen von Cohn- Oppenheim -Stiftung,
welches 400 Mk. zum Ankauf von je 4 Projekten bewilligt hatte.
Es wurde beschlossen, die Projekte „Gelingt's, so klingt's", ,.Dessouwe",
„Frisch gewagt" und „Enka" anzukaufen. Bei Eröffnung der Zettel
ergab sich, daß die Verfasser in Wiesbaden, Cöln, Darmstadt und
Steglitz bei Berlin wohnen.
Oberhausen. In geheimer Stadtverordnetensitzung wurde
beschlossen, den in der Nähe des Rathauses belegenen Terlindenpark
(früher Grillopark) anzukaufen und zwar zum Preise von 114000 Mk.
Der Park wurde vor mehreren Jahren von dem berüchtigten Schwindel-
bankier Gerhard Terlinden hergerichtet und mit einer wertvollen Um-
zäunung versehen. Der Park wird wohl auch einen anderen Namen
erhalten.
Quedlinburg. Der Stadtgemeinde wurde das Recht orteilt, zur
Anlegung eines kommunalen Begräbnisplatzes das Grundstück Karten-
blatt 24 Parzelle 76 der Gemarkung Quedhnburg im Wege der Ent-
eignung zu erwerben.
Bevorstehende Ausstellungen.
Eine nortlwestdeiitsclie Obstausstellung in Hannover
im Jalire 1905.
In seiner Sitzung vom 10. September beschloß der Hannover-
sche Obstbauverein die Veranstaltung einer großen Obst-
ausstellung im Herbste des nächsten Jahres. Das Herzogtum Braun-
schweig, das Großherzogtum Oldenburg, die Lippeschen Fürstentümer,
sowie die freien Hansestädte Hamburg und Bremen sollen zur Be-
teiUgung aufgefordert werden. Das Programm soll im Februar 1905
herauskommen. Im vorläufigen Entwurf sind hohe Preise vorgesehen
für zweckdienliche Verpackung unter bestinunten Bedingimgen.
Außerdem ist grundsätzlich die Scheidung ausgesprochen zwischen
den Konkurrenzen des Liebhaberobstbaues einerseits und der Händler
und Korporationen anderereeits. Bemerkenswert sind ferner die
Konkurrenzen solcher Sortimente, die ohne Bespritzung als frei von
Schorf sich bewährt haben. Das Budget ist auf 25 000 Mk. bemessen.
Ein so geeigneter Boden gerade Hannover für eine solche Aus-
stellung zu sein scheint, hatte doch die vorjährige Landwirtschafts-
ausstellung einen nie zuvor dagewesenen Überschuß, so schwierig ist
es, dafür eine in jeder Hinsicht geeignete Örtlichkeit zu beschaffen,
da Bella Vista, der Ort der letzten Provinzial-Gartenbau-Aus-
stellung, umgestaltet werden soll und also ausscheidet. Bei einem
Lokal fehlt der freie, beim anderen der überdachte Raum; und im
letzteren Falle kommt der Mangel guter Verbindung dazu. Es wui'de
daher beschlossen, von einer Aus.stellung im Freien abzusehen; und
damit wurde kurzerhand der wichtigen Baumschulindustrie der Provinz
die Tür zu dieser großartigen Veranstaltung verschlossen. Krone.
Personal -Nachrichten.
Bacher, Johannes, früherer Gärtnereibesitzer in Pankow.
t am 18. Oktober im 60. Lebensjahre.
Gaude, Carl, Ohergärtner, ist am 1. Oktober 1904 aus der
Verwaltuni,' diT Tempelhofer Baumschulen ausgeschieden.
Weiß, Engelbert, Gärtnereibesitzer in München, fam 19. Okt.
rersuitwortl. Reiiaitenr: Ma
rffer, Berlin. — Verlag ■
rd Ca
imidt & Co.. Leipzig. — Druck: Anhalt. Buchdr. Gntenberg.
Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
12. November 1904.
No. 7.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Ausstellungsberichte.
Die iiitcniationale Obstausstellung in Dusseldorf.
Vo m Herausgeber.
[Hierxu fünf Abhüdungeti.)
Jüer internationalen HerbstaussteUung vom September,
über welche ich eingehend berichtet habe, schloß sich die
internationale Obstausstellung würdig an. Der eifrigen und
zielbewußten Tätigkeit des Freiherrn von Solemacher ist
die umfassende und internationale Beteiligung an dieser Aus-
stellung zu verdanken. Ii) einem engherzigen und kurz-
sichtigen Kreise hatte man die Internationalität dieser Ver-
anstaltung schief genommen. Die fremde Konkurrenz sollte
dadurch ins Land gebracht werden, was eine schwere
Schädigung des deutschen Obstbaues bedeute. Die inter-
nationale Konkurrenz haben wir aber schon sehr lange. Alle
obstbautreibenden Länder der Welt suchen und finden in
Deutschland Absatz, aber nur soweit, als die
deutsche Produktion nicht ausreicht. Kommt
ein gutes Obstjahr wie das gegenwärtige, welches
u.a. Rheinland, Westfalen, Hessen und Württemberg
mit reichem Obstsegen überschüttete, so werden
es sich, trotz der Düsseldorfer Ausstellung, die
österreichisch-ungarischen, schweizerischen und
anderen Obstzüchter, von den Amerikanern ganz
abgesehen, wohlweislich überlegen, bevor sie
ihre Produkte nach Deutschland bringen. Wir
haben vorderhand ohne die ausländische Kon-
kurrenz reichlichen Überfluß. In der Berliner
Engrosmarkthalle sind vielfach für 50 Kilo hoch-
feiner Tafelbirnen nicht einmal 4i/., Mark zu
erzielen gewesen und 50 kg feiner Winter-
tafeläpfel waren allenthalben für 6 bis 10 Jlk.
zu kaufen. Daß bei derartigen Preisen für
deutsches Obst die ausländische Konkurrenz
keine Seide spinnen kann, da die Erträge niclit
einmal zur Deckung der Unkosten ausreichen,
liegt auf der Hand. Nach Weihnachten imd
im Frühling steigen natürlich die Preise wieder,
dann liaben aber viele deutsche Obstzüchter
längst ihren Ertrag veräußert und die aus-
ländischen Züchter werden nun ihre Rechnung
Gartenwelt. IX.
finden. Wenn sich die deutschen Obstzüchter erst dazu auf-
raffen, das sorgfältig geerntete Obst sachgemäß einzubringen»
und dann zur günstigen Zeit anzubieten, werden sie auch
in guten Obstjahren gute Preise erzielen. Die deutsche
Handelsgärtnerei wird durch den Import ausländischen Obstes
nur wenig berührt, denn die großen Handelsgärtner, die auch
rationelle Obstkultur für den Großhandel treiben, kann man
fast an den Fingern abzählen, Obst- und Gemüsekultur sind
heute fast ausschließlich Sache der Landwirtschaft und einiger
Privatunternehmer.
Ich sehe in einer internationalen Obstausstellung keine
Gefahr für die deutsche Obstkultur. Wir können auf dem
Gebiete des rationellen Obstbaues und der Obstverwertung
noch sehr viel vom Auslande lernen. Und das was wir
lernen können, speziell in bezug auf die Aufmachung, auf
die Art wie das Obst verpackt und dem feineren Publikum
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tkistchen mit Tiroler Tafeläpfeln in Seidenpapierspäne verpackt und
mit Papierspitzen garniert. Onginalaufnahme fOr die „Ganeowell".
7
Die Gartenwelt.
IX, 7
angeboten werden soll, das kann man am besten auf einer
internationalen Obstausstellung beobachten. Die Ausländer
haben uns auf den verschiedenen Düsseldorfer Obstausstellungen
gezeigt, wie es gemacht werden soll und die heimischen
Spankiirtie und JMSter
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
Obstproduzenten haben daraus gelernt und sich auf der
letzten Ausstellung bemüht, es den fremdländischen Kollegen
gleiehzutun. Hiervon geben meine diesen Artikel
begleitenden Aufnahmen ein getreues Bild.
Mir hat die internationale Ausstellung den
Beweis erbracht, daß in gewissen Landesteilen
unseres Vaterlandes das Gleiche geleistet wird,
was man in Südfrankreich, Tirol und in anderen
von der Natur mehr begünstigten Ländern in der
Obstkultur zu leisten vermag. Gewiß, die Früchte
der Franzosen und Tiroler verblüfften dui-ch ihre
vorzügliche Ausbildung. Es handelte sich hier
meist um Sorten, die in Deutschland nicht an-
gebaut werden, für unsere klimatischen Verhält-
nisse nicht geeignet sind, um Sorten, die in der
Hauptsache mehr auf das Auge als auf den Mund
spekulieren, mit deren schönem Äußeren der innere
Gehalt nicht immer gleichen Sehritt hält. Wir
kultivieren viele Sorten, die unter der beschei-
denen Haut ein köstliches Fleisch bergen. Man
lasse aber auch nicht außer acht, daß das was
das Ausland auf eine deutsche Ausstellung
sendet vom besten das allerbeste ist. Für diese
Paradefrüchte, die mit einer Mark, mit zwei,
selbst mit drei Mark das Stück bezahlt werden,
und die man nur an individuell behandelten
Spalierbäumen in wenigen Exemplaren erzielt,
ist in Deutschland nur ein engbegrenztes Absatz-
gebiet vorhanden. Wir brauchen Obst füi- die Millionen,
d. h. für das Volk, nicht für die Millionäre, die sich ohne
Rücksicht auf hohe Kosten tadelloses Obst diu-ch eigene
Gärtner heranziehen lassen können. Bei Borchardt, Grune-
wald t, Junker und anderen berühmten Delikatessenfirmen
Berlins kostet ein tadelloser Wintercalvill drei Mark,
eine Winterdechantsbirne zwei Mark und darüber. Wenn
man aber bei diesen Firmen Umfrage hält, so wird man die
Antwort erhalten, daß der Umsatz an solchen
Früchten ganz geringfügig ist. Die reichen Fein-
schmecker Frankreichs scheinen mehr Geld für
derartige Raritäten übrig zu haben und dem-
zufolge finden auch dort Spalierobst- und Tafel-
traubenzüchter ihre Rechnung. In Deutschland
hat immer und immer wieder festgestellt werden
müssen, daß der Handelsgärtner bei derartigen
Kulturen nicht seinen Nutzen findet. Daß die
Ausländer auf unseren Ausstellungen ihr bestes
zeigen, wird ihnen niemand verdenken können,
aber von diesem besten haben sie erstens nm-
sehi' wenig abzugeben und zweitens steht dieses
wenige so hoch im Preise, daß es den meisten
Sterblichen unzugänglich ist, und der deutsche
Obstbau hat davon nichts zu befürchten. Für
den Betrag, welchen der Geldmann für zwei
Stück weißer Wintercalvill aufwendet, bekommt
der Bürger in diesem Jahre 50 kg brauchbares
Winterobst. Eine Schattenseite der großen Obst-
ausstellungen ist es, daß vieles auf Schein beruht.
Ich habe mir schon mehrfach auf Obstausstellungen
Obst in Kistenpackung gekauft und sah später,
daß ich geleimt war. Die beiden obersten
Schichten sind p)rima, je mehr man nach unten
kommt, um so schlechter wird das Obst und um
so größer die Enttäuschung. Es ist schade, daß sich die Preis-
richter nicht die Zeit genommen haben, einmal einigen der
roler Aptelsortiment in Spankörben.
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
ausgestellten Tiroler Kisten „auf den Grund" zu gehen. Es
wäre doch interessant gewesen zu erfahren, ob die ßO Kilo
Inhalt der großen Kisten wii'klich von gleichmäßiger Qualität
gewesen sind, oder ob diese Gleichmäßigkeit nur (' ' '
IX, 7
Die Gartenwelt.
Lagen eigentümlich war. Das Verbot, nichts zu berühren
verhinderte mich eine derartige Probe selbst zu machen, der
Preisrichtern aber hätte mau sie nicht verwehren können.
Ich gehe in nachfolgender Besprechung auf das Pro-
gramm nicht weiter ein. Ich habe schon bei einer
früheren Besprechung des Programms im ach ton
Jahrgang, No. 25, Seite 298 hervorgehoben, daß es
sich in ausgetretenen Geleisen bewegte, daß es also in
seinem Werte weit unter dem Programm der Bremer
Ausstellung vom Jahre 1900 stand. Große neue Auf-
gaben, dazu berufen, dem deutschen Obstbau neue, Er-
folge versprechende Bahnen zu weisen, habe ich in
diesem Programm vergeblich gesucht. Ich habe mich
deshalb darauf beschränkt, die Ausstellung in meiner
Weise zu studieren und festzustellen, welcher Nutzen
sich aus ihr ziehen lasse. Da interessierten mich
zunächst die Verpackungen. Korbpackungen waren
selten und sind meiner Oberzeugung nach für den
Bahntransport auch die ungeeignetsten. Der Haupt-
vorteil des Weidenkorbes ist der, daß er der Luft Zu-
tritt gestattet; diesem Vorteil steht aber die Schatten-
seite gegenüber, daß er nur geringen Schutz gegen
Druckschäden bietet. Wenn man sich vergegenwärtigt,
wie sehr die Körbe auf der Bahn umhergeschleudert
werden, kann man sich denken, daß den Früchten bei
dieser Paekungsart Druckschäden nicht erspart bleiben,
namentlich dann nicht, wenn die Körbe nur um den
Rand herum ein Stroh- oder Holzwollepolster erhalten
imd dann mit Früchten vollgefüllt werden. Diese ^'
Packungsart ist auch bei Fässern und Kisten üblich und
die typische der Amerikaneit Daß das amerikanische
<»bst bei seiner Ankunft in Eiu'opa verbeult und dadurch
minderwertig ist, dürfte hinreichend bekannt sein. Die Öster-
Spankörbe mit seitlich angebrachten bogenförmigen Henkeln
sehen schmuck aus, eignen sich aber nur für den Platzverkauf.
Auch die zweite Abbildung der gleichen Seite zeigt derartige
Körbe Tiroler Aussteller. Die Österreicher wickeln die für
^^^^^iiE^^ö
Tafelobst französischer Aussteller. Originalaufnahme far die „Gar
reicher verpacken ihr Obst in lange Kisten von verschiedener
Größe, deren Inhalt meist zwischen 15 und 30 Kilo schwankt.
Abbildung Seite 74 zeigt diese Kistenpackung böhmischer
Aussteller. Die über den Kisten sichtbaren geflochtenen
lobst der Societe Regionale d'Horticulture in Montreul,
Treppenstellage mit Weißem Wintercalvill.
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
Kistenpackung bestimmten Früchte einzeln in Seidenpapier und
betten sie dann in Holzwolle ein. Bei dieser Verpackungsart
tut der Empfänger gut daran, das Obst mög-
lichst bald nach Eintreffen auszupacken und auf
Obsthürden zu lagern. Die Holzwolle ist kein
einwandfreies Packmaterial, denn wenn ein Apfel
fault, so fängt sie bald zu stinken an und dieser
Holzgestank geht auf alle Früchte über und
beeinflußt ihren guten Geschmack erheblich.
Diese Kistenverpackung leidet aber noch an
einem zweiten Übelstand, weil sie das Obst voll-
ständig von der Außenluft abschließt. Diesem
Übelstande helfen durchbrochene Kisten ah, deren
Bretter so zusammengefügt sind, daß Spalten da-
zwischen bleiben. Solche Kisten hatte neben
anderen auch Schmitz-Hübsch in Herten bei
Cöln verwendet. Auf demselben Prinzip be-
rxihen die aus Buchenholz gefertigten zylinder-
förmigen Obstversandfässer der Faßfabrik
Gittelde am Harz, welche die Plantage Feld-
brunnen bei Osterode auf verschiedenen Aus-
stellungen der letzten Jahre vorführte. Diese
Fässer werden für I2V2, 25 und 50 Kilo-
packtmgen hergestellt, sie sind beiderseits zu
öffnen, die größeren Fässer außerdem in der
,^^.gn,. Mitte geteilt, wodurch Druckschäden vermieden
werden. Neben Holzwolle findet man gegen-
wärtig als Paekmaterial hauptsächlich Seidenpapierspäne
verwendet. Torfpackung war auf der ganzen Aus-
stellung nicht zu finden, sie bietet aber große Vorzüge, da
sie die Früchte vorzüglich konserviert, Übertragung von
76
Die Gartemwelt.
IX, 7
Fäulnis von einer Fniclit auf die andere unmöglich macht
und den Empfänger der Mühe des Ausiaackens überhebt.
Der Empfänger kann sein in Torfmull verlocktes Obst unaus-
gepackt in den Keller stellen und seinen Bedarf nach und
nach entnehmen. Bei Verwendung von Torf als V^erpackungs-
material ist es aber geboten, die einzelnen Früchte sorgfältig
in Seideupapier zu wickeln, da bei manchen Obstsorten der
Torfstaub auf der Schale haften bleibt und das Ansehen des Obstes
beeinträchtigt. In der Kollektion der Plantage FeUlbrnnnen
lernten wir ein neues Obst- Konservienuigsjnil vor keimen,
nach Vorschrift der Firma Eoever & Lüer in Neustadt am
Eübenberge hergestellt. Dieses Verpackungspulvei- besteht
aus getrocknetem und gemahlenem Sphagnutn, das sicherlich
die gleichen konservierenden Eigenschaften wie Torfmull, das
ja zumeist aus Sumpfjnoos entstanden ist, hat, aber gleichfalls
staubt. Es bleibt dahingestellt, ob sich das Konservierungs-
pulver von besonderem Vorteil erweist. Ein Postpaket
von 5 kg Sphagnumjiulver genügt zum Verjiacken von
100 kg Obst.
Zum Verpacken feinsten Tafelobstes werden hauptsächlich
Postkistchen für 5 kg Sendungen verwendet. Ein solches
Kistchen faßt neun Stück große weiße Wintercalvill oder
zwölf Stück kleinere, die sich die Tiroler mit über 20 Mark
bezahlen lassen. Als Packmaterial für derartige Kistchen
verwendet man entweder feinste Seidenpapierspäne oder
Cellulosewatte in Stücken oder Flocken. Die Tiroler ver-
wenden nur Späne. Abbildung der Titelseite zeigt Tafelobst,
von Tiroler Ausstellern in derartige mit Papierspitzen verzierte
Kisten verpackt. Will man die Verpackung noch peinlicher
ausführen, so teilt man die Kistchen durch mit Watte um-
wickelte Stäbchen in so viel Gefache als sie Früchte aut-
nehmen können. Da man auf die Verpackung in kauf-
kräftigen Kreisen besonderen Wert legt, liegt es nahe, daß
das am sorg-fältigsten verpackte Obst auch die höchsten Preise
erzielt.
Auf die hübsche Ausstattung der Ausstellungsräumlich-
keiten imd auf die schmuckvolle Anordnung war gleichfalls
besonderer Wert gelegt. Ganz sezessionistisch war die Aus-
stellung der Österreicher, in welcher unsere drei ersten
Bilder gefertigt sind. Der prächtige Hörder Pavillon hatte
diese Spezialschau aufgenommen und Herr Gartendirektor
Lauche, Eisgrub, verstand es dem Inneren ein salonmäßiges
Aussehen zu verleihen. Er stellte mit ausgespannter Leine-
wand eine künstliche Decke her, die dem gewaltigen Räume
das Aussehen eines Saales gab. Zwei Säulenhallen bargen
die Büsten des deutschen und des österreichischen Kaisers
und an den Wänden befanden sich Blattpflanzendekorationen.
Zur Feier des Tages gab Direktor Lauche auch eine Broschüre
heraus, die genauen Aufschluß über den Obstbau der ver-
schiedenen österreichisch-ungarischen Staaten gibt. Der Wort
der Obstausfuhr aus Österreich betrug im Jahre 1903
24 130 000 Kronen, im Jahre vorher gegen 16 Millionen
Kronen. Die Tiroler Kollektionen enthielten folgende Äpfel-
eorten: Weißer Wintercalvill, weißer und roter Rosmarin,
Edelböhmer und Edelroter, Ölkofer Pepping, Lanaer Böhmer,
Morgenduftapfel, roter Eierapfel, Sternapi, weißer Winter-
Taffetapfel, Carmcliterreinette, roter Wintcr-IIimbeerapfel,
roter Ostercdvill, Köstlicher, Mautuaner, grüner Fürstenajifel,
Edelreinette, Qrazer Marchansker, Hoslinger, Batidlenapfel,
Tiroler Spitzlederapfel, und von Sorten, die auch bei uns in
Deutschland allgemein angebaut werden: Gravensteiner, Pur-
purroter Cousinot, Englische Spitalreinette, Baumanns-, Lands-
berger-, Ananas-, Canada-, Champagner- und Orleansreinette,
Boikenapfel, gelber Bellefleur, roter Stettiner, Winter-Goldparmäne
und London -Pepping. Unter den Birnen befinden sich nur
wenige bei uns nicht bekannte Sorten wie Pas-sa Tutti di Verona,
Zephirine Gregoire, Spina Garpi, und Virgouleuse, daneben
Pastorenbirne, Diels B.-B., weiße Hej-bst-B.-B., Colomana
Herbst B.-B., Hardenponds Winterbirne, Regentin, Winter-
Dechantsbirne, Esperens-Bergamotte, Olivier de Serres, Winter-
nelis und Gute Loiiise von Avranches. Die Ungarn hatten
einen besonderen Raum bei der Industriehalle. Was sie dort
vorführten, war nur sehr mäßig in der Qualität, jedenfalls
steht das imgarische Obst erheblich hinter dem Tii-oler
zurück. Am besten waren noch die Winter- Goldparmänen.
Daß Österreich-Ungarn im großen und ganzen nicht Obst in
der Qualität wie es die Ausstellung zeigte nach Deutschland
exportiei't, dafür mag das böhmische Obst einen Beweis
liefern. Das auf dem Wasserwege in gewaltiger Menge aus
Böhmen nach Berlin gelangende Obst ist durchweg gewöhn-
liches Wirtschaftsobst, wie man es bei uns an der Land-
straße erntet.
Die Beteiligung der deutschen Aussteller übertraf die
der Ausländer ganz erheblich. Und wenn das deutsche Obst
weniger zu Geltung kam, so liegt dies daran, daß es auf
verschiedenartige Räume imd zum größten Teile auch auf
schlecht beleuchtete Hallen verteilt war. Den besten Teil
der gewaltigen Hauptausstellungshalle hatte man den Franzosen
eingerämnt, weiteren Löwenanteil an dieser Halle hatten die
Holländer und Schweizer, es blieben hier nur zwei be-
scheidene Plätzchen für die Wormser und für eine Teilaus-
stellung der Hessen übrig.
In der Aufmachung erwiesen sich die Franzosen als
Meister. Unsere Abbildungen Seite 75 geben zwei TeUansichten
französischer Aussteller. Das stufenförmig aufgebaute Obst
des einen Bildes gibt eine Teilansicht der So ciete regionale
d'Horticulture, Montreul sous Bois. Die links auf dem
Bilde sichtbare Obsttreppe ist mit weißem Wintercalvill besetzt.
Solche Treppen, welche die einzelnen Früchte vorzüglich zur
Geltung bringen, waren mehrfach in der Kollektion vorhanden.
Die weißen Wintercalvül waren die schönsten, wenn auch
nicht die größten der Ausstellung. Die Früchte gleicher Art
der deutschen und tiroler Aussteller sind fahl, ohne Zeichnung,
die der Franzosen mit frischen roten Backen gesehmiickt,
was die Schönheit sehr erhöht. Die weitaus größten weißen
"(Vintercalvill der ganzen Ausstellung hatte die Wesselsche
Garten Verwaltung in Bonn, Obergärtner Otto Wagner, aus-
gestellt. Das waren Früchte, die sich sehen lassen konnten,
wenn ihnen auch noch die Farbe fehlte. Die Kollektion der
Societe regionale glänzte noch durch andere Riesenfrüchte,
die auf den inneren Wert zu prüfen mir leider die Gelegenheit
fehlte. Die Kaiser Alexander, in Frankreich Grand Alexandre
genannt, ließen nichts zu wünschen übrig. Andere Riesen-
fi'üchte sind Peasgoods Goldroinette (Nonesuch), der rote
Rambour d'Amerique und der gelbe Großpapa, welch
letztere wahrscheinlich zu den Sorten, die mehr dui-ch
Größe als Geschmack hervorragen, gehören, luid mit der
Riesenbirne Belle Angevine verhält es sich ebenso, sie ist
wie König Karl von Württemberg, die man in gärtnerischen
Kreisen Kohlrübe nennt, nur durch ihre Größe ausgezeichnet.
Das prächtigste Exemplar der schönen Angevine befand sich
in der Sammlung der Geisenheiraer Lehranstalt. Wundervolle
Winterdechantsbirnen und die schönsten und größten Canada-
Reinetten liatte die Firma Anatole Cordonnier & Sohn in
IX, 7
Die Gartenwelt.
Hüilleiil, Nordfrankreich, neben gleiclischöncn weißen Winter-
talvillen ausgestellt. Eine Glanzleistung dieser Firma bildeten
auch die Pfirsiche in den Sorten Baltet, Salway, Bon ouvrier.
Was aber diese Firma, die sich auch auf der Herbstausstellung
durch ihre vorzüglichen Oroton auszeichnete, die noch im
I »ktober in allen Düsseldorfer Blumengeschäften prangten, in
der Weinkultur leistet, übertraf alles Dagewesene. Pracht-
voll waren Gros Colnian und von weißen Sorten: Förster, Muscat
iif Alex-indria, Cannon üall Muscat mit Riesenbeeren, außer-
liein vrischicdeno Kreuzungen eigener Zucht. Diese Firma
hiU CS nicistrrliaft verstanden in A^'erbindung anit feinen Blatt-
pfhiiizi'u um! Palmen eine prächtige Gesamtwirkung zu er-
zielen. Neben feinen "Waruihauspflanzen befaßt sie sich haupt-
sächlich mit Obsttrcilierci. Nach einem ausgelegten Prospekt
Ijeträgt ihre Jahresproduktion SO 000 Kilo Weintrauben, un-
initerbrochen zu jeder Zeit im Jahre lieferbar, 90000 bis
110000 Kilo Pfirsiche von April bis Oktober, imd 80000
bis 100 000 Kilo andere Luxusfrüchte, außerhalb der natür-
lichen Reifezeit lieferbar.
Vorzüglich waren auch die Trauben von E. Saloraon
& Sohn in Thoniery in den Sorten Black Alicante, Burchardts
Piince, Boudales, Madres Field Court; eine weitere weiße
Sorte schien mir mit unserem weißen Gutedel identisch zu
sein. Als deutscher Traubenaussteller war nur Rudolf
Richard in Brühl vertreten. (SchhUi folgt.)
Topfpflanzen.
Salvia splendciis „Silvei- Queen".
Von Georg Marquardt, Ilandelsgärtner, Zossen.
J iingst zeigte ich im Verein zur Beförderung des Gartenbaues
zu Berlin eine Gruppe vollblühender Salvia splendens „Silver Queen'-\
die in ihrer leuchtenden Farbe angenehm auffiel. Ich habe die
Pflanzen im Mai aus Stecklingen erzogen, die nach der Bewurzelung
im freien Grunde ausgepflanzt und zur Förderung des Wachstums
stets gut gegossen und wiederholt gedüngt wurden. Nach Verlauf
von sechs Wochen wurden die Salvien in den Ballen entsprechende
Töpfe eingepflanzt und unter Glas gestellt. Ohne weitere
Behandlung als reichliches Gießen blühen dann die Pflanzen im
September, zu einer Zeit, wo kaum eine andere Pflanzengattung in
dieser warmen roten Farbe blüht, die überall ihre Wirkung erzielt.
Die Chrysanthemum sind zu die.ser Zeit noch nicht auf der Bild-
fläche, die Stauden sind zumeist vom Froste vernichtet, wenn die
Fiöste so früh eintreten wie heuer, somit ist diese Salvie für Binde-
und Dekorationszwecke, wie für Hochzeiten und andere Familien-
feste etc., sehr gut zu gebrauchen. Überall, wo man sie mitver-
wendet, belebt sie durch ihre freudigen Farben — ein schönes sattes
Grün der Blätter und ein unvergleichliches Rot der Blüten. Die
Blätter von Silrer Quee7i sind weiß punktiert, woher der Name stammt.
Nacliselirift der Redaktion. Diese Salvia „Silver Queen'-'',
die eine ältere Splaickiis Sorte ist, ist wie so manches andere Gute
in Vei-gessenheit geraten. Herr Marquardt hat sich unbestreitbar ein
Verdienst erworben, daß er diese Salvie wieder auf den Berliner
Markt bringt. Sie ist wirklich eine vorzügliche Handelspflanze,
da ihre Kultur nur etwa vier Monate währt und die denkbar geringste
Mühe macht, ein Umstand, der bei Handelsgärtnern sehr in die Wag-
schale fällt. Was hilft uns eine schöne Pflanze, wenn sie schwer
zu kultivieren ist und dadurch teuer wird, sagen die meisten. Daß
diese Salvie außerdem nicht zu Krankheiten neigt, ist eine weitere
wertvolle Eigenschaft. Ganz besonders schön in der Farbe und
enorm reich und lange blühend ist die Sorte „Freuden fcuer'% die
wir in Wannsee in prachtvollen Pflanzen sahen. Eine ganz niedrige
Sorte (80 cm hoch) ist Salvia splendens praecox.
rotentilla iiepalensis var. Williuottiao.
V
üiino reizende kleine, neue Potentilla wurde unter dorn Namen
Poientüla nepalcnsis var. WillmoUiae von der Firma Sander &
Sons, St. Albans, auf der Holland-House-Show in London 1904
ausgestellt. Nicht mehr als 15 cm hoch, gleicht diese Pflanze mit
ihrer, den Erdbeerblätlern sehr ähnlichen Belaubung beim ersten
Blick einer Monatserdbeere. Die Blüten haben einen Durchmesser
von etwas über 2 cm und sind leuchtend magenfarot. Diese hübsche
kleine Staude läßt sich leicht aus Samen ziehen und eignet sich vor-
züglich fürs freie Jjand. Das ganze Jahr hindurch bringt sie un-
unterbrochen ihre zahlreichen Blüten. Da nicht winterhart, nmli
sie im Herbst eingetopft und im Hause ülierwintert werden. Herr
E. Ä. Itolte, Kew, widmet dieser Pflanze im „The Gardeners'
Clironicle", No. 917 des 3ö. Bandes (1904), einen kleinen Artikel.
Eine Pflanze war zur Bestinunung nach Kew gesandt worden, wo-
selbst ihre Identität mit Potentilla tiepalensis Hooker., vom Himalaya,
festgestellt wurde. Der einzige Unterschied ist der, daß Potentilla
Iiepalensis eine Höhe von etwa einen Meter erreicht, während die
Sandersohe Neueinführung nicht höher als 15 cm wird. Herr
Forget, einer von Sanders Sammlern, entdeckte diese Pflanze in
Kolumbien. Da nun zwischen diesen beiden Pflanzen außer der
Verschiedenheit im Habitus absolut, auch anatomisch, kein Unter-
schied zu finden war, und noch dazu kleine und gedrungene Pflanzen
von P. nepalcnsis in Herbarexemplaren in Kew vorhanden sind, die
eine Pflanze aber vom Himalaya, die andere von Kolumbien kommt,
so hält Herr Rolfe irgend einen Irrtum für möglich und stellt
Kolumbien als Heimat dieser Neuheit in Zweifel, obgleich Mr. Forget
aussagt, die Pflanze in Kolumbien wildwachsend und nicht etwa in
einem Garten angepflanzt, gefunden zu haben. Sind die beiden
Pflanzen wirklich miteinander identischj so ist es pflanzengeographisch
eine sehr merkwürdige Erscheinung, daß dieselbe Pflanze, die im
Himalaya zu Hause ist, auch in den KordilJei-en Kolumbiens in
einer andern Varietät wild . vorkommt. Mr. Forget wurde in dem
Artikel aufgefordert, nähere Angaben über die Auffindung zu machen,
woraufhiu er jnir gegenüber erklärte, daß diese Potentilla tatsächlich
wildwachsend in Kolumbien vorkommt, und zwar fand er sie in den
Odonfoglossuin c>-j'.sjt)!««-Distrikten der Provinz Santander. Daraus
geht auch hervor, daß sich die Pflanze auch für deutsches Klima,
Winter natürlich ausgeschlossen, zur Freilandkultur eignet. Sie
mußte als eine Varietät der Art vom Himalaya angesehen werden
und erhielt als solche den Namen Potentilla nepalensis var. Will-
niottiae, zu Ehren der bekannten großen Pflanzenliebhaberin Miss
Will m Ott. Ernst Bohlmann, St. Albans.
Obstbau.
Di,
Soll man Traiibensäckclien anbringen?
Von H. Beuß, Obergärtner, Schwetzingen.
'iese Frage, die ich auch gleich selbst beantworten will, möge
Anregung zu weiteren Urteilen geben, denen ich gerne entgegensehe.
Ich kann mich mit dem Gedanken, daß die so viel empfohlenen und
auch angebrachten Traubensäckcbeii sich bezahlt machen sollen, nicht
recht vertraut machen. Verschiedene Beobachtungen meinerseits
lassen mich zu dem Schlüsse kommen, daß nur dem Liebhaber und
Besitzer einiger Rebspahere (von Rebstüoken ganz abgesehen) die
Mühe des „Einsäckeins" etwas gelohnt wird. Denn frähere Sorten,
wie ,,Diamant^\ „Ontedel^'-, „Muskateller^^ usw., faulen bei nassem
Sommer sehr leicht in den Säckchen und spätere Sorten werden
schwerer reif oder faulen ebenfalls. Nur ein ganz sorgfältiges und
häufiges Ausbeoren kamt dazu beitragen, daß aus den Säckchen
fehlerfreie Trauben hervorgehen, was bei größeren Anlagen ebenso
viel Nebenarbeit verursacht, als das Einsäckeln selbst. Dazu kommt
noch der Umstand, daß besonders in einem traubein-eichen Jahre die
Preise zu dem Kostenaufwand für Säckchen usw. in keinem Ver-
hältnis stehen, so daß diese mühevolle Arbeit ruhig unterbleiben
Die Gartenwelt.
IX, 7
kann. EmpfeMen möchte ich nur, einige der
besten wirklich schönen Trauben zu schützen.
was auch durch Vorhängen von dichtraaschigen
Netzen geschehen kann.
Das ganze Einsäokeln richtet sich im
wesentlichen gegen die Wespen und Hor-
nissen; wie wenig aber diese Hautflügler die
Säckchen respektieren, habe ich kürzlich be-
obachtet. Ein solches war von einer Hornisse
(oder Wespe?) derart ausgenagt, daß die Traube
vollständig entblößt war und abgefressen wurde.
In dem neuen (!) Säckchea hing nur noch das
„üerippe" der einst schönen Traube; auch Mäuse
haben hier ähnliches geleistet.
Ich meine, man sollte die Trauben dadurch
schützen können, daß man an den Mauern in
gewissen Abständen Fanggläser aufhängt zum
Fangen der Wespen. Das Aufhängen von Fang-
gläsern hat sich hier recht gut bewäbrt. Die
Gläser waren gejjfropft voll Ungeziefer und
mußten oft geleert werden. Geht auch etwas
Wein durch Insektenfraß verloren, so ist er doch
nicht so der Gefahr des Faulens bei nassem
Wetter ausgesetzt, als unter dem Schutze der
Säckohen und wird meiner Ansicht nach auch
schöner und süßer.
Landschaftsgärtnerei.
Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen
für einen Stadtpark auf dem Gänseanger in Dessau.
1/as als Park anzulegende Terrain ist ca. IG ha groß
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d<K\^om(oicsc ■-' -V'' (äon^con^
Äx*>au.
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Entwurf „Lorelev'
von Friedr. Scherer,
Originalaufnalime für di
Entwurf Lorcley. Teilansicht: Haupteingang an der Mozartstraße.
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
und hat nm- geringe Höhenuntersuliiede. Die neu projektierten
Straßen um den Park sollen houhgelegt werden. Der Park
.sollte Fahrstraßen, Spielplätze, einen Teich von nicht zu
großer An.sdehnung und einen Platz für ein später zu er-
richtendes Restaurant erhalten. Die Kosten der Ausführung
durften 85 000 Mark nicht überschreiten. Im übrigen waren
löblicherweise den
Ideen der Bewerber
keine Schranken ge-
setzt. Das Preisaus-
schreiben war mit
58 Entwürfen be-
schickt. DasPreisge-
riclit bestand aus den
Herren : Oberbürger-
meister Dr. E bei in g,
Stadtverordnetenvor-
stehor Justizrat Dr.
Döring, Stadtbaurat
Engel, Stadtverord-
neter u.Baumschulen-
besitzer Weiser,
Stadtverordneter und
Vorsitzender des Gar-
tenbauvereins
Paufler, Hofgärtner
Herre, Stadtgärtner
Kirchner u. Baum-
schulenbesitzer Ber-
tram.
Den 1. Preis, im
Betrage von 500 Mk.,
erhielt der Entwurf
des Herrn Garten-
ingenieurs Friedrich
Scherer, Cölna.Rh.,
Volksgartou daselbst
(Motto: Loreley).
Cöln. Mit erstem Preis gekrönt.
IX, 7
Die Gartenwelt.
79
Den 2. Preis im Betrage von 250 Mark erhielt der
Entwurf des Herrn Garteningenieurs J. P. Groß mann in
Dresden — Leipzig (Motto: Bürgerwiese).
Angeliauft zu je 100 Mark wurden die Entwürfe der
Herren: 1. Leo Heer wagen, Darmstadt, Stadtgärtnerei
(Motto: „Gelingt's, dann klingt's''). 2. Heinrich Steinringer,
Wiesbaden, Stadtgärtnerei (Motto: „Dissouwe 0."). 3. Alfred
Strenger, in Firma W. Strenger, Steglitz-Berlin (Motto:
„Frisch gewagt"). 4. Diermayer, Cöln, Stadtgärtnerei
(Motto: „Erika").
Der mit dem 1. Preis bedachte Entwurf mit dem Jlotto
„Loreley" zeichnet sicli durch großzügige Behandlung der
l'arkanlage aus. Sowohl die Lage des Restaurants, als auch
die des Teiches war geschickt gewählt. Die Form des Teiches
hätte etwas interessanter sein körinen. Hauptsächlich ist auch
anzuerkennen, daß das Wiesenterrain nicht durch viele Wege
und Pflanzung zerrissen ist, so daß das Charakteristische
der Dessauer Mulde- und Elbeiiiederung, nämlich große
Wiesenflächen mit
schöner Laubholz-
umrahmung, auch
auf die Parkanlage
übertragen worden
ist. Wiederum ist
aber der Verfasser
in der Absicht, recht
geschlossene Pflan-
zungsmassen zu er-
halten, etwas zu
weit gegangen, und
es hätten dieselben
besser durehEinzel-
bäume und Vor-
pflanzung aufgelöst
werden müssen.
Im übrigen
scheint sich der Ver-
fasser über die Gro-
ßenverhältnisse ge-
täuscht zu haben,
denn sonst hätte er
wohl nicht das Re-
staurant so groß
projektiert und einen Kompostplatz von ca. 1500 qm angelegt.
Der Plan ist technisch sehr gut ausgeführt. Die beiden
Aquarelle zeigten das Gewollte sehr gut und legten von dem
Fleiße des Verfassers ein sehr gutes Zeugnis ab.
Der mit dem 2. Preise ausgezeichnete Entwurf des
Garteningenieurs J. P. Groß mann, Dresden— Leipzig muß
ebenfalls als sehr gute Lösung der gestellten Aufgabe be-
trachtet werden. Im Gegensatz zur Anordnung der Pflan-
zung des ersten Entwin-fs ist der Verfasser dieser Arbeit
in den entgegengesetzten Fehler verfallen und hat die
Gruppen zu stark in Einzelpflanzung aufgelöst. Die Lage
des regelmäßigen Parterres am Parkeingang des Restaurants
und des Teiches ist sehr gut. Der Teich mit der eingebauten
Konzertterrasse zeigt malerische Uferformation.
Der Konzertgarten besteht aus drei Terrassen von ver-
schiedener Höhe, so daß alle Besucher des Gartens einen
ungehinderten Ausblick in den Park haben.
Der Park im allgemeinen besteht aus zwei Durchblicken,
einem breiteren und einem schmäleren Durchblick.
Entwur! „Loreley". Teilansicht:
Originalaufnahme für d
Die Wegeführung ist zweckentsprechend. Obwohl, im
Programm gewünscht worden war, daß der Schulgarten
möglichst nahe an die Stadt zu liegen kommen soll, ist der-
selbe am Ende des Parkes projektiert, wo er am wenigsten stört.
Der Plan ist technisch ebenfalls gut ausgefülirt, jedoch
sind die Farben desselben für Ausstelhmgszwecke zu matt.
Die beiden sehr wirkungsvollen perspektivischen Ansichten
zeigen als Parkeingang das regelmäßige Blumenparterre mit
dem Restaurationsgebäude im Hintergrunde und dem Blick
von der in den Teich eingebauten Restaurationsterrasse in
den Park.
Über die angekauften Entwürfe ist zu berichten, daß
sich hierunter sehr gute Arbeiten befinden, und nur der
Entwurf mit dem Motto „Erika" hätte keinen Anlcauf verdient,
da bessere Entwürfe vorhanden waren, wie „Gänseliesel C",
„Waldwiese und Garten". Vor allen Dingen ist bei diesem
angekauften Entwurf schwer zu tadeln, aufgeklebte Ansichts-
postkarten, wo der übliche ,,Gruß aus Kalau"! mit Deckfarbe
übermalt ist, als
perspektivische An-
sichten aus dem
Park auszugeben.
Hoffentlich findet
ein derartiges Ver-
fahren, das das An-
sehen der Garten-
künstler auf das
schwerste gefähr-
det, nicht Wieder-
holung!
Im allgemeinen
maciite die Aus-
stellung der Pläne
den Eindruck, dass
die technische Dar-
stellungsweisc un-
serer gärtnerischen
Entwürfe im Ver-
gleich mit denen von
Arcliitekten noch
niclit auf jener Höhe
steht, die wün-
schenswert wäre.
So werden z. B. für die Pläne meistens zu gi-elle oder
zu wässrige Farben gewählt. Es wird zuviel Wert auf die
Details und zu wenig Wert auf den Gesamteindruck gelegt.
In perspektivischen Ansichten waren zum Teil haar-
sträubende Sachen vorhanden. Es ist dringend notwendig, daß
auf unseren Gartenbauschulen mehr Wert auf Anfertigung von
perspektivischen Ansichten gelegt wird. Das öde Kopieren
von Plänen hat sehr wenig Zweck.
Anzuerkennen ist der große Fleiß, den die meisten
Arbeiten zeigen. Man gewann von der Ausstellung den
Eindruck, daß viele Verfasser nach einer neuen ansprechenden
Darstellungsweise suchten. So haben sich viele Bewerber
außerordentliche Mühe gegeben, durch Strichel- und Schraffier-
manier eine bessere Wirkung der Pläne zu erzielen, was
jedoch nur zum Teil gelungen ist.
Der einzige Weg, wirkungsvolle Pläne zu erzielen, ist der,
dezentere, gut zueinander abgestimmte Farben zu verwenden.
Hierauf wird noch viel zu wenig Wert gelegt, und alles
Die Gartenwelt.
IX, 7
Herumprobieren und Suchen nach neuen Darstellungsweisen
wird sich dadurch von selbst erledigen.
Trotzdem die zeichnerische Tüchtigkeit den Gartenkiinstler
allein nicht ausmacht, so ist doch bei dem überhand neiimenden
Eingreifen von Architekten in unseren Beruf sehr zu raten,
hei derartigen Preisbewerbeu in technischer Hinsicht vorwärts
zu schreiten und iiiclit an Altem, Eingelerntem liängen zu
bleiben.
Argus.
Pflanzenkunde.
Mexiko iiiul seine Vegetation.
Von Carlos Uhden, Acanibavo (M«xikD).
in Nu. 48 des achten Jahrgangs der Gartenwelt las
einen Artikel von Herrn 0. A. Piirpus, welciier alier
■ LnTwvkp •
EiNE>1 5TfMSrPF\KK
■ In [^e.55f\v ■
J^^-
,3«mL>
Mc5fto BVRC^ERWIE.'ÖL
Entwurf „Bürgerwiese
von J. P. Großmani
OriginalaufnahiT
Dresden und Leipzig.
für die „GarteuweU".
durchaus nicht das widerlegt, was ich in No. 40 des
gleichen Jalu'gangs über Mexiko und seine Vegetation ge-
schrieben habe. "Was ich dort sagte, war das Ergebnis meiner
Forschungen, die ich als wissenschaftlicher Chemiker und
Geologe gemacht habe. Wo ist der Kalk, von dem Herr
Purpus spricht? Das ganze Reich des Moteczuraazin vom
nördlichen Catifornien bis Honduras ist mit einem weißen,
dem Kalk täuscliend ähnlichen Gestein bedeckt, was sogar
stellenweise eine enorme Mächtigkeit erreicht. Dieses Gestein
heißt Kieseltuff. Credners Geologie sagt, „Kieseltuff ist eine
bald erdige, lockere, poröse, bald kompakte Qiiarzmasse, welche
zum Teil auffallende äußerliche Ähnlichkeit mit Kalktuff
besitzt-'. Das ist der „Kalkstein", worin die Kakteen wachsen.
Meine Analyse ergab 99'/,, % (S' 0 2) Kieselsäure! Älmlich
verhält es sich mit den anderen Substanzen. — Jedoch rate
ich den Kakteenliebhabern im Anschluß an Herrn Purpus, ihre
Kakteen nicht mit Jod-, Brom- oder Chlorkalium- oder
Natrium-Lösungen zu begießen, denn nur der Boden, worin
sie hier in Mexiko wachsen, enthält diese Substanzen in der
richtigen Form.
Damit aber die Kakteenliebhaber auch heute nicht leer
aii.sgehon, sei folgendes Geschichtchen erzählt. Der König
Carlos in. von Spanien ließ sich aus der Wüste von
Atacama und aus den Wüsten von Peru und Mexiko, deren
Boden in der Hauptsache Salz- und Salpeterfelder sind, denn
sie enthalten Brom imd Jod in beträchtlicher Menge, die
verschiedensten Arten Kakteen kommen, die dann am mittel-
ländischen Meere ausgepflanzt wurden; aber alle Pflanzen,
mit Ausnahme einiger Opuniia, gingen zugrunde. Die Frau
des Aufsehers aber, der diese Pflanzen gefielen, sagte zu
ihrem Mann: „Ich
erziehe meine Kinder
mit Milch, und ich
will mal versuchen,
ob es nicht mit diesen
Kindern auch so
geht."' Gesagt, getan.
Die Frau begoß ihre
Kakteen mit Milch
und konnte zu ihrer
Freude sehen, daß
ihnen diese Kost zu-
sagte, denn nach län-
gerer Zeit hatten sich
die Pflanzen zu präch-
tigen Stücken ent-
wickelt. Der Bericht
an den König ent-
hielt nur die Be-
merkung, daß die
Kakteen in Spanien
nicht wachsen, wenn
sie nicht mit spa-
nischer Milch be-
gossen werden. Die
Milch enthält näm-
lich Jod-, Brom- und
Chlor-Salze in kleiner
Menge neben Stick-
stoff, und das ist
des Milchwunders
Lösung.
Auch scheinen die Pcrsea gratissiiiia dem Herrn Purpus
sehr fragwürdig zu sein. Erst kürzlich sah ich auf dem
hiesigen Fruchtmarkte eine sehr auffällige Sorte, 19 cm lang
und 3 cm breit, wie eine Keule, von liellgrüner Farbe.
Mit zweitem Preis gekrönt.
Dahlien.
Einiges über Dahlien.
Von Heinrich Beuß, Schwetzingen.
U her jede Kultur läßt sich viel und immer wieder reden
und wo zwei Fachleute zusammenkommen, da „werden sie
nie fertig mit dem Meinungsaustausch". Wenn ich heute
über Dahlien etwas berichten möchte, so geschieht dies auf
IX, 7
Die Gartenwell
Grund meiner Beobachtungen und Versuche. Beim Durch-
lesen früherer Jahrgänge der „Gartenwelt" liabe ich überdies
gefunden, daß icli, wie ich weiter unten näher angebe, in
uiaMclieiu Punkte anderer Meinung bin, als dort angegelxin.
Im wesentlichen möchte ich einiges
über die Vermehrung der Dahlien
ergänzend anführen und ich will gleich
im vora\is betonen, daß ich die Ver-
mehrung durch Stecklinge ent-
schieden der durch Veredlung vor-
ziehe, trotzdem letztere sehr empfohlen
wird und ich selbst mit dem Resultat
meiner in den letzten Jahren gemachten
Veredlungen sehr zufrieden sein kann,
indem 95 von 100 meiner Veredlungen
wuchsen. Selbst die Schülerinnen der
hiesigen Großh. hauswirtschaftlichen und
Gartenbauschule haben immer ein großes
Vergnügen an dem Veredeln der Dahlien
bekundet, kein Wunder, weil die Ver-
e<lhmgen leicht wachsen; dennoch möchte
ich diese Vermehrung, wie ich später
näher angeben werde, nicht als rationoll
bezeichnen. Zunächst empfiehlt sieli, wo
es nicht auf Massenvermehrung ankommt,
Teilung der älteren Knollen und zwar
nur solcher, die dieses leicht zulassen.
Will man seinen Bestand jedoch
reichlicher vermehren, so schreite man zur
Vermehrung durch Stecklinge; diese
wachsen bekanntlichwillig und bilden, in Töpfen vorkulti viert,
später im freien Lande bis zum Herbst kräftige Pflanzen.
des Winters in große Töpfe in eine kräftige, aber doch
durchlässige, sandige Ei-de und stelle sie vorläufig in einen
temperierton Raum, wo sie sich allmählich bewurzeln können.
Erst nach Erscheinen der ersten Triebspitzen stelle man die
Entwurf „Bürgcrvviesc".
Originalaufnahme
cht: Parkeingang.
tenwelt".
Die Mutterknollen sind im Frühjahr zeitig anzutreiben, so
daß man etwa Mitte Mai kräftige Pflänzchen mit Topfballcn
zum Aussetzen hat. Die alten Knollen, welche sich nicht
gut zur Teilung verwenden lassen, pflanze man im Laufe
ie". Teilansicht; Blick von der Terrasse des Konzertgartens.
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
Töpfe etwas wärmer, z. B. in das kühlere Ende des Warm-
hauses, so daß man etwa Anfang bis Mitte März Stecklinge
schneiden kann. Andere legen die Knollen
einfach in ein sandiges Beet, um sie zum
Austreiben zu bringen; ich halte aber das
Einpflanzen in Töpfe, besonders bei besseren
Sorten, für richtiger. Man kann diese
Pflanzen mit dem Topfballen später, nach
allmählichem Abhärten, besser auspflanzen
und erhält auf diese Weise einen teil-
weisen zeitigeren Flor, der besonders in
geschäftlicher Beziehung, da der Flor dann
mehr in die Reisezeit fällt, von Vorteil
sein kann. Hier blühten Mitte Juni die
SiiiiiMi ..Fiirhrand", ,, Meteor", ,,LMcius"
iimi ..l'riiiiriiiior" in voller Größe, so daß
üliriiiaiipt unser Sortiment, von welchem
je eine Knolle zwecks Vermeiirung ein-
getopft tuul angetrieben wurde, etwa Ende
Juni bis Anfang Juli in Blüte steht. Diese
zeitige Blüte wird allerdings, schon in Hin-
sicht auf den herbstlichen Eindruck, den
Dahlien ülierhaupt hervorrufen, nicht gern
i^osehen.
Also Anfang bis Mitte März schneide
ich die Stecklinge und stecke sie auf
ein freies, sandiges Verraelirung.sbeet im
feuchten Warmhause, wo sie bei leichtem Schalion und
Spritzen, je nach Bedarf, bald Wurzeln bilden. Daß man
das Spritzen aus Furcht vor Fäulnis verwerfen will, ist un-
verständlich; bei andauerndem Heizen oder bei hellem Wetter
82
Die Gartenwelt.
IX, 7
ist das Spritzen unentbelirlich. Nach dem Eintopfen härte
icli die Pflanzen (aucli später im Mistbeet) ab nnd pflanze,
wie angedeutet, auf guten nahrhaften Boden aus.
Anfang März beginnt auch die Zeit des Veredeins der
Dahlien, auf welches ich noch liurz eingelien möchte. Die
kleinen, zu Unterlagen verwendbaren, mehr länglichen Knollen-
teilchen älterer bezw. viel vorhandener Sorten pflanze man
in mehr tiefe als flache Töpfe, oder lege sie, was mir auch
gut gelungen ist, in mit sandiger Erde gefüllte Handkästen
und pflanze sie, zum Veredeln herausgenommen, in ent-
sprechende Töpfe und zwar so tief, daß die gewachsene
Veredlung noch mit Erde bedeckt werden kann.
Ich bevorzuge das Spaltpfropfen in die Seite, da es
besser und rentabler (wenn man so sagen kann) ist als
Pfropfen in den Spalt oben auf die Knollen, da die obere
Spitze oft sehr saftlos und geschrumpft ist, und hier die
Veredlung selbst auch sehr leicht eintrocknet, jedenfalls aber
sich langsamer eine Verbindung zwischen Reis und Knolle
bemerkbar macht, als an der saftreicheren Seite.
Das Reis sehneidet man am besten keilartig von beiden
Seiten unterhalb eines Knotens an, da es sich nach innen
und außen, also mit zwei Schnittflächen der Knolle ver-
binden kann, im Gegensatz zu einem „Kopiilierschnitt" !
Der Verband bestehe einfacli aus Bast und die fernere
Pflege besteht dann nur im Schattieren und Spritzen ; letzteres
hat gar keine nachteilige Wirkung. Das geschlossene Warm-
haus ist anfangs der beste Standort imd die Veredlungen
können etwa Mitte bis Ende Mai (bei trübem feuchtem
Wetter), nach allmählicher . Abhärtung im Mistbeet, aus-
gepflanzt werden.
Im Handel mit Sortimentspflanzen sind meines Erachtens
Dahlienveredlungen überhaupt sehr unzuverlässig, wenn nicht
ganz besonders viel Sorgfalt auf ihre Behandlung bei der
Weiterkultm- gelegt wird. Zu beachten ist ganz entschieden:
Genügendes Tiefpflanzen zwecks Knollenbildung an der Ver-
edlungsstelle und ferner im ersten Herbst nach der Heraus-
nahme, Einschlagen der Veredlungen in trocknen Sand,
da diese oft noch sehr leicht einschrumpfen.
Das „Okulieren der Dahlien" ist auch meinerseits
genügend erprobt, doch kann ich dieses Verfalu-en nicht
sonderlich em]ifehlen; es läuft eben, wie auch seitens der
Redaktion der Gartenwelt im Jahrg. VII, Seite 245, richtig
bemerkt wird, auf „Massenanzucht und Bombengeschäft"
hinaus, unbekümmert auf Erhaltung der Eigenart und vollen
Schönheit der einzelnen Sorte. Besonders bei Neuzüchtuugen,
deren „oft nur kurzes Zeitalter" man ja von selten ver-
schiedener Züchter oft selir auszunützen sich bemüht, wird
ja alles mögliche gemacht; man erreicht aber auf diese
Weise nur das Gegenteil von dem, was man eigentlich will.
Die Pflanzen werden geschwächt und der Käufer wird
den eigentlichen Genuß der „Neuheit" nie recht erfahren
und sieh immer mehr Anpreisungen gegenüber verschließen.
Ich habe schon in früheren Jahrgängen der Gartenwelt
über „Neuheiten" berichtet und mich im ähnlichen Sinne
ausgesprochen; es gilt dieses nicht nur für Dahlien!
In Privatgärtnereien oder auch Stadtgärtnereien, wo es
gilt für das laufende Jahr seinen Bestand an Dahlien rapid
zu vermehren, um für den Herbst eventl. große Beete, über-
haupt Dahlien im Großen anzupflanzen, mag die Veredlung
neben der Stecklingsvermehnmg empfohlen sein.
Auf ein vorzügliches Dahliensortiment, welches hier
im Schwetzinger Schulgarten und auf den Rabatten im
Schloßgarten angepflanzt ist, möchte ich zum Schlüsse noch
hinweisen.
Es sind dieses besonders folgende Sorten:
„Exquisite'-'- , gedrungen wachsend und reich zimt- bis
aprikosenrot blühend ; eigenartige Färbung, aber schön ; ^,Ldicius".
Blumen langstrahlig, dunkelorange; ,,Bridesniaid'^, fleischfarbig
rosa; „Matchkss^', dunkelrot samtartig; ,, Meteor" ein schönes
leuchtendes Rot, Blumen tragen sich gut; „Magnificeni" , leder-
farbig, hell ; ,,Couniess ofLonsdale'-^ , Blume von herrlicher Farben-
abtönung, lachsfarbig, nach den S2)itzen karminrosa verlaufend,
langstielig und reichblühend. „Königin Wilhelmina", zartgelb
mit dunkelsamtrot; „Firebrand-\ das leuchtendste Karmin,
sehr schön samtartig gedreht; „Night", schwarzrot; „Rtiby",
besonders gut über dem Laube blühend, karmin bis rubinrot;
„Progenitor'--, karminrot, schön geformt, jedes Blumenblatt
ist an der Sjjitze gespalten und doch wieder geröhrt; ,,Mrs.
J. J. Grawe", ein sciiönes Kanariengelb, Blumen gut über
dem Laub getragen; ,, Siegfried'^, elfenbeinweiß, sehr schön
in den Blumen, Bau hier nicht sehr gut; ,, Geiselher", von
rubinroter Farbe, sehr zierlieh und hoch über dem Laube
die Blumen tragend. Blüht sehr reich und ist mit den
langen dünnen, aber festen Stielen für Vasenfüllung sehr
wertvoll.
Aus den Vereinen.
Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin.*) Die
Septembervereammlung war stark besucht und hatte bemerkens-
werte Darbietungen zu verzeichuen. Von Blutenpflanzen fielen die
Slreplocarptis ochinieniflorus-HyhTiden besonders auf, die Spielberg
& de Coene, Franz.-Bucbholz bei Berlin, in prächtigen Kulturpflanzen
vorführten. Wie büreaukratisch manche Herren im Verein denken,
bewies ein Zwischenfall, der sich an die Piämiierung dieser Praoht-
pflanzen knüpfte. Es fand si(;h ein alter Herr, der Name tut nichts
zur Sache, der es als nicht zulässig und der bisher geübten Ge-
pflogenheit zuwiderlaufend erachtete. Pflanzen zu prämiieren, die aus
Samen hervorgegangen seien, die der Verein seinen Mitgliedern zu
Versuchszwecken zur Verfügung gestellt habe. Wer nicht ganz im
Büreaukratismus untergegangen ist, mußte zugeben, daß ein solcher
Einwand durchaus nicht am Platze ist Die Prämiierung hat sich
lediglich mit der Kulturleistung zu befassen. Es bleibt doch immer
der Mühe des Kultivateurs vorbehalten, aus Samen solche Pracht-
ptlanzen zu ziehen, und die Firma Spielberg & de Coene wird
sich nicht mit einem Gegenstand Mühe gegeben haben, der als
Handelsartikel für sie gar nicht in Frage kommt, um dann in der
Monatsversammlung bei Vorführung der Sachen wegen eines nichtigen
Einwandes nicht ausgezeichnet zu werden. Die Versammlung be-
schloß dann auch einmütig diese Streptoearptis zur Piämiierung zu-
zulassen, zu welchem Zwecke das Preisgericht noch einmal zusammen-
trat. Ergebnis: große silberne Medaille.
Otto Bernstiel, Bornstedt bei Potsdam, einer unserer tüch-
tigsten Famspezialisten und Farnkenner hatte eine Anzahl Scolopen-
drium officinarum var. undulatum ausgestellt, die eine hervor-
ragende Kulturleistung waren, aber anscheinend nicht die verdiente
Würdigung fanden, da diese Farne nur mit der kleinen silbernen
Medaille bedacht wurden. „Ja, wenns Blütenpflanzen gewesen wären,
es sind ja nur Farne", sagte Herr Bernstiel resigniert. Tatsächlich
scheinen unsere schönen Farne Stiefkinder zu sein. Obgleich die
Bernstieischen Scolopendrium in etwas großen Töpfen standen, muß
doch zugegeben werden, daß sie eine Entwicklung zeigten, wie man
sie von diesen Farnen sonst nicht zu sehen gewohnt ist. Die Garten-
welt wird in nächster Zeit Abbildungen von Fai'nen aus den Bein-
Wegen Kaummangel verspätet.
IX, 7
Die Gartenwelt.
stielscheii Kulturen bringen und sich dafiu auch mit diesen schönen
Farnen nälier befassen. Wer die Bernstieische Gärtnerei kennt,
weiß, daß ihr Inhaber seine Sache aus dem FF versteht. An Absatz
seiner Erzeugnisse fehlt es Herrn Bernstiel wahrlich nicht, aber
eine andere Würdigung im A'erein hatte ihm doch Freude gemacht.
Des weiteren hatte Georg Marquardt, Zossen, eine Gruppe
blübender Salvia splendens „Sili-e?- Queen" vorgeführt, die von den
Preisrichtern, die ihren Wert anscheinend nicht erkannten, nicht
bedacht wurden, aber doch nach der Sitzung für 1 Mk. .50 Pfg. pro
Stück flotten Absatz fanden und am nächsten Tage im Hotel Bristol
Aufsehen erregt haben sollen. Diese Salvien zeigten, was für hübsche
wirkungsvolle Topfpflanzen sie smd. Es gibt aber noch eine voll-
kommenere Sorte als die gezeigte, nämlich die Sorte ,,Frendenfeuer".
die an Reiohblütigkeit und Stattlichkeit wohl alle andern übertrifft.
Der Firma Liebau & Co., Erfurt, Filiale Berlin, wurde ein
Wertzeugnis verliehen für die großblumige Cometaster
„Riihin".
Von den Herren R. Körner, Britz, Kommerzienrat Arnhold,
Ökonomierat Bolle, Marienhain bei Cöpenik, und Obergärtner Mende,
Berlin, war eine große Obstkollektion gezeigt worden. Leider fehlt
OS immer an Zeit, alle Darbietungen genauer zu besichtigen.
Der übrige Teil der Versammlung wurde von Referaten
über die Düsseldorfer und die Eberswalder Ausstellung ausgefüllt.
Herr Brodersen sprach von allgemeinen Gesichtspunkten. Er kam
zu dem Schlüsse, daß die Düsseldorfer Ausstellung ein Zusammen-
gehen von Kunst und Gartenbau nicht erkennen lasse und daß die
gai-tenkünstlerische Anlage des Geländes durchaus verfehlt sei. Herr
Otto Beyrodt berichtete über die zweite internationale Orchideen-
Ausstellung, Herr de Coeue und Herr Garteninspektor Weidlich
sprachen über die deutsche Handelspflanzen-Ausstellung, Herr Braun
referierte noch über die wohlgelungene Eberswalder Ausstellung und
ihre vortrefflichie Organisation. Interessant, aber betrübend für den
Verein war der Vergleich zwischen dem Besuch der Großen Fiiih-
jahrs-Gartenbau-Ausstellung in Berlin und der Eberswalder Jubilä-
ums-Ausstellung. Die Berliner Ausstellung wurde nämlich in der
Zeit vom 29. April bis 8. Mai nur von 27.500 zahlenden Personen,
die Eberewalder Ausstellung, die vom 3. bis 12. September währte,
von IIÜOO zahlenden Personen besucht. W. Tscheuke, Berlin.
Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin. Die
Oktoberversammlung hatte ein vorwiegend sozialpolitisches Gepräge,
denn der Ministerialdirektor Geheime Oberreg.-Rat Dr. Thiel .sprach
über Tarifgemeinscliaft und Tarifreform, ein Thema, das auch
für gärtnerische Kreise, die auch den Wandlungen der Zeiten zu folgen
gezwungen sind, von Interesse ist. Trotzdem nun Herr Dr. Thiel
nicht als Regierungsvertreter sprach, sondern lediglich seine Privat-
ansichten vertrat, was er ganz besonders betonte, um Mißverständnissen
vorzubeugen, muß doch anerkannt werden, daß der objektive Vortrag
für Arbeitgeber und Arbeitnehmer viel Beherzigenswertes bot. Zwar
war der Vortrag mehr allgemein gehalten und nicht auf die so
schwierigen gärtnerischen Verhältnisse zugeschnitten, doch ent-
schuldigte sich der Redner damit, daß ihm das Thema eigentlich
fem liege, da ihm die intimen Kenntnisse der verschiedenartigen
Verhältnisse der Gärtnerei fehlten. Wichtig war vor allem, daß
Redner die Berechtigung der Tarifbewegung anerkannte und daß er
der Ansicht ist, daß Tarifverträge zwischen Arbeitgebern und Arbeit-
nehmern, unter Mitwirkung beider Teile aufgestellt, wert-
voll sind. Gedeihliche Zustände sind in jedem Gewerbe nur möglich,
wenn beide Parteien wissen, worauf sie sich einzurichten haben.
Während man eine Zeitlang das Heil in individueller Zersplitterung
gesucht habe, käme man mehr und mehr wieder zu der Ansicht, daß
größere Organisationen nützlich sind. Man könne heute in vielen Fällen
von einem latenten Kriegszustand zwischen Arbeitgebern und Arbeit-
nehmern reden, den in offenen Krieg zu verwandeln genug Zündstoff
vorhanden sei, umsomehr als ^^ele von der Erregung von Haß und
Unzufriedenheit lebten und bei den Bedrängten ein nur zu williges
■Ohr fänden, was deren Lage verschlimmerte. So wäre es besser,
wenn an Stelle dieses unerquicklichen Zustandes ein möglichst langer
Friede trete, der gewiß beiden Teilen Vorteile bringen würde.
Natürhoh könnten Tarif -Vereinbarungen nicht von einzelnen, also
quasi über die Köpfe anderer hinweg gemacht werden, sondern es
müßten beide Teile ein Übereinkommen schließen. Redner kam dann
auf den Buchdruckerverband zu sprechen, der seit 1890 mit einem
Tarife arbeite und sehr gut dabei fahre. Allerdings läge beim Buch-
druckergewerbe die Sache günstig, da es verhältnismäßig leicht sei die
Mehrforderung auf die Konsumenten abzuwälzen. Den Nutzen der
Tarifverträge faßte der Redner dahin zusammen, daß sie für einige Jahre
Sicherheit und Stetigkeit gewährleisten, zwei der wesentlichen Grundlagen
geschäftlichen Aufschwungs. Mit ständig wechselnden Löhnen, Streiks,
Arbeitermangel läßt sich ein sicherer Geschäftsgang nicht erzielen.
Außerdem sichert der Tarifvertrag vor der verderblichen Schmutz-
konkurrenz, indem er die Lasten gleichmäßig verteilt, was im Gärtnerei-
gewerbe leider noch nicht der Fall ist. Auch die Lehrlingszüchtereien
und die Einstellung ungelernter Arbeiter für geringe Löhne könnte
dadurch geregelt werden. In bezug auf die eigenartigen und kompli-
zierten Verhältnisse in der Gärtnerei meinte Redner, daß der Ab-
schluß von Tarifverträgen für größere Gebiete zunächst nicht
möglich sei. Die gärtnerischen Stellen seien vielfach nur Durohgangs-
posten für Leute, die nicht davon zu leben brauchen und bald wieder
ausscheiden, auch würden die Gehilfen in großer Anzahl frühzeitig
aus der Gehilfenstellung ausscheiden und vielfach in andere Berufs-
stände übergehen. Redner ist der Ansicht, daß man aber in der
Gärtnerei den Versuch machen müsse der Frage näher zu treten.
Unsere Zeit dränge auf allen Gebieten dazu, daß sich die ver-
schiedenen Interessen vereinigen. Der Redner erntete reichen und
verdienten Beifall. Es wäre erfreulich, wenn er auch die gärtnerischen
Verbältnisse so gründlich kennen lernen würde, daß es ihm zu
gegebener Zeit vielleicht möglich wäre, auch vor der Regierung, von
deren hohen Beamten er einer ist, einen ähnlichen Standpunkt zu
vertreten zum Wohle des gewerblichen Gartenbaues. Herr Bluth,
der erste Diskussionsredner, erwartet das Heil von den Gartenbau-
kammern, die erst da sein müßten, ehe Tarifverträge geschlossen
werden könnten, eine Ansicht, die Herr Bluth wohl besser für
sich behalten hätte, da er sich von den künftigen Kammern
wohl zuviel verspricht. Man sollte doch mehr die Uneinigkeit in
den eigenen Reihen, die Zerfahrenheit in wirtschaftlichen Dingen,
die politische Kurzsichtigkeit dafür verantwortlich machen, daß bis
heute noch nichts Rechtes erreicht wurde. Als Vertreter der Arbeit-
nehmer beteiligte sich Herr Albrecht, der Vorsitzende des All-
gemeinen deutschen Gärtnervereins, an der Diskussion, der
natürlich ein Freund der Tarifverträge ist und auch mit einigen
Beispielen aus Berlin und Hamburg aufwartet, die aber von Herrn
Brodersen in wesentlich anderem Lichte gezeigt wurden. Als Wurzel
des Übels sieht Albreoht das Lehrlingsunwesen an, und man muß
ihm beipflichten, dass vieles besser wird, wenn einmal darin
ernstlich Remedur geschaffen wird.
Sehr altertümliche Anschauungen vertritt Herr Hofgärtner
Habermann von der Pfaueninsel, der meinte, die Gärtnerei sei
ein idealer Beruf und in ihm liege eine Bescheidenheit, für die die
Politik nicht passe. Mit solchen Anschauungen läßt sich nun freilich
sozialpolitische Arbeit nicht schaffen. Es gehört nicht viel Ober-
legung dazu, um zu der Erkenntnis zu kommen, daß die Ideale erst
anfangen, wenn die Bedürfnisse des Magens erfüllt sind; denn von
Idealen allein kann selbst Hofgärtner Habermann nicht leben, der
ganz wohlgenährt aussieht. Die Gärtner, die dem Ideale huldigen
können, sind weit davon entfernt, sich am Kampfe des Proletariats
der Gärtnerei zu beteiligen. Warum sollten sie auch? Sehr be-
achtenswerte Worte sprach dagegen Herr Landschaftsgärtner
Brodersen, ein Geschäftsmann von Erfahrung, der auch der Über-
zeugung ist, daß Tarifverträge in engeren Gebieten nützhch sein
können. Der Verband der Handelsgärtner sei noch nicht so weit
gekommen, einen solchen Tarifvertrag aufzustellen (hat zu viel am
eigenen Kleide zu flicken. Der Verf.). Redner gibt ferner zu,
daß der Gehilfe ein Recht habe, am Tarifvertrage mitzuarbeiten.
Herr Bernstiel, Bornstedt, meinte, daß noch zehn bis zwanzig
Jahre ins Land ziehen müßten, bis die Gärtnerei für Tarifverträge
reif sei. Hoffentlich hat Herr Bernstiel mit seinem Pessimismus
nicht recht. Wie die Dinge heute liegen, ist es allerdings mög-
lich, daß noch ein Jahrzehnt vergeht, bis gründliche Arbeit ge-
Die Gartenwelt.
IX,
leistet wird. Selie jeder wie er's treibe. Wenn erst einmal die
Wahrheit erkannt und geachtet ist, daß die Arbeit eine Ware
ist, die stets, bezahlt werden muß, und daß jeder, der sich
Arbeit unrechtmäßig (im sozialpolitischen 8inne) unter Marktpreis
verschafft, ein Betmger (am Volkswohl) ist, dann wird auch der
Boden genügend für Tarif- und andere Verträge reif sein.
W. Tscheuke, Berlin.
Der Gartenbauverein für Hamburg, Altena und Umgegend
hielt Montag, den 3. Oktober, im Logenhaus seine erste Monats-
versammlung der Saison 1904/05 ab. Nachdem der Vorsitzende,
Direktor Professor Dr. E. Zacharias, über die geplant gewesenen,
aber infolge mangelnder Beteiligung nicht zustande gekommenen
Gesellschaftsreisen zur Düsseldorfer Ausstellung berichtet hatte,
sprach Herr Schumacher als Vorsitzender des Vereins Hamburger
Chj-ysanthemumfreunde über die große Düsseldorfer Chrysanthemum-
ausstoUung, zu deren Beschickung er aufforderte. Alsdann erstattete
Herr C. Krück Bericht über die auch in die.sem Jahr wieder ver-
anstaltete Balkonkästen- und Verandaausschmückungs - Konkurrenz.
Die Beteiligung war erfreulich; es waren 176 Konkurrenten, die bis
auf 12 mit Prämien bedacht wurden. Diese mit jedem Jahr sich
größerer Beliebtheit erfreuende Konkurrenz verdient es, daß sie von
allen Seiten unterstützt und gefördert wird.
Hierauf hielt der durch seine epochemachende Entdeckung des
Ätherisierens schnell bekannt gewordene dänische Pflanzenphysiologe
Professor Johansen aus Kopenhagen einen Vortrag über „die
Äthertreiberei-'. Herr Johansen machte vor einigen Jahren durch
Zufall die AVahrnehmung, daß Äther und Chloroform die Eigen-
schaft haben, je nach Art und Zeit ihrer Anwendung hindernd oder
fördernd auf die Entwicklung der im Ruhezustand befindlichen
Pflanzen einzuwirken. Johansens Entdeckung ging schnell in die
gärtneiische Praxis über. Hier in Hamburg waren es vor allem die
Firmen Herrn. Seyderhelm und Fr. Harms, die die ersten
praktischen Versuche machten und heute bereits in ausgedehnter
Weise das Ätherisieren in der Frühtreiberei mit sehr guten Erfolgen
anwenden.
Die Äthertreiberei hat noch eine sehr große Zukunft, da ihre
Vorzüge vor den in Eis und Kühlräumen zurückgehaltenen Pflanzen
ganz bedeutende sind und bereits allseitig anerkannt werden. Mit
Flieder sind die Versuche heute soweit gediehen, daß schon im
Oktober mit gutem Erfolg brauchbarer Flieder erzielt wird. Für
das Ätherisieren wird gewöhnlicher Schwefeläther, sowie das nicht
feuergefährliche Chloroform verwendet. Benzin ist auch geeignet,
doch erstens sehr feuergefährlich und dann zeigen die damit be-
handelten Pflanzen eine zu große Sterblichkeit. Die besten Erfolge
wurden bisher mit Flieder, Prunus, Rosen und einigen anderen
Treibsträuche rn erzielt; in letzter Zeit auch schon mit Knollen und
Zwiebelgewächsen, Maiblumen und Erdbeeren, doch sind diese Ver-
suche noch nicht abgeschlossen. Mit Erdbeeren erzielte Jamrach-
London schon recht gute Resultate. Die heute vollkommensten
Ätherisierapparate stellt Agmard in Paris her, doch kann sich jeder
selbst hierzu brauchbare Kästen herstellen. Hauptsache ist, daß solche
gut dicht sind, da der Äther in gasförmigem Zustand auf die Pflanzen
einwirken muß. Professor Johansen schilderte dann eingehend die
genaue Dosierung der Äthermengen (35 — 40 gr. per Hektoliter
Luftraum für Flieder, 40 gr. = 56 ccm Äther), sowie die wissen-
schaftliche Seite, das Warum und Weshalb; diese Einzelheiten hier
ausführlich zu besprechen fehlt der Raum. Da die Ausführung
aus dem Munde des Entdeckers der Methode von großem Wert
ist, so gedenke ich in einem besonderen Artikel darauf zurück-
zukommen, unter Benutzung weiterer Erfolge aus der Praxis.
Interessenten ist die kleine Schrift des Herrn Johansen „Das Äther-
verfahren bei der Frühtreiberei, mit besonderer Berücksichtigimg der
Fliedertreiberei" sehr zu empfehlen, das bereits vor Jahren in der
Gartenwelt besprochen und empfohlen wurde.
Redner erklärte ausführlich die Wirkung des Äthers in der
Vor-, Mittel- und Nachruhe. Der Eintritt der Ruhe bei der Pflanze
sei unabhängig vom Blattabfall und beginne schon mit Vollendung der
Knospenbildung in den Blattwinkeln mit der sogenannten Vorruhe,
es beginnt eine allmählich fortschreitende Abnahme der Wachstums-
tätigkeit bis zur Mittelruhe, wo jede Tätigkeit stockt; während dieser
Zeit hat der Äther keine Wirkung, die eigentlich für die Treiberei
in Betracht kommende Zeit zum Ätherisieren ist von der Mittel- bis
zur Nachruhe, gegen Ende der Nachruhe ist die Wirkung schon
wieder mehr schädlich als nützlich.
Redner ergänzte seine Ausführungen durch interessante Ver-
gleiche (Einfahrt, Halt und Ausfahrt eines Eisenbahnzuges), sprach
noch über Regulierung der Wachstumstätigkeit, stellte Vergleiche
zwischen Tier und Pflanze, Nerven- und Herztätigkeit an, worüber
heute freilich noch vieles sehr unaufgeklärt sei, und schloß damit
seinen hochinteressanten Vortrag, der ihm reichen Beifall der zahl-
reichen Hörer brachte. In der nachfolgenden Diskussion be-
antwortete Herr J. die gestellte Frage, ob der Äther einen nach-
teiligen Einfluß für später auf die behandelten Pflanzen ausübe,
auf Grund vieler praktischer Versuche mit „Nein". Ältere Versuchs-
pflanzen seien mit gutem Erfolg mehrere Jahre nacheinander ohne
Nachteil ätherisiert und wieder zum Blühen gebracht worden. Auf
eine Frage, welche Erfolge mit dem Ätherisieren von Samen zwecks
besseren Keimens gemacht seien, konnte Herr J. leider von bisher
nur wenig guten Erfolgen berichten. Eine günstige Ausnahme mache
Gerste, die in manchen Jahren schwer keimt; hiermit seien schon
recht günstige Resultate durch Äther erzielt worden.
Aug. Plantener, Hamburg I.
Tagesgeschichte.
Ilversgehofen bei Erfurt. Die Ausstellungsobjekte der Firma
Metallwerke Bruno Schramm, G. m. b. H., auf der Inter-
nationalen großen Gartenbauausstellung Düsseldorf 1904, bestehend
aus zwei in modernem ütil gehaltenen großen Gewächshausbauten in
Eisenkonstruktion mit i)n Betriebe vorgeführten Warmwasser-Heizungs-
anlagen, sowie einer reichhaltigen Kollektion freistehender schmiede-
eiserner Triumph-Kessel und gußeiserner Gegenstrom-Gliederkessel
,,Caloria" Deutsches Reichs-Patent, wurden mit der goldenen Medaille,
der höchsten Auszeichnung, prämiiert.
Wilmersdorf bei Berlin. Zu unserer Notiz in No. 4, Seite 48,
ging uns eine ergänzende Mitteilung zu. Die auf dem sogenannten
Remisenberg (Platz D) belegene Neuanlage, unweit des künftigen
Hohenzollerndamms, der Prachtstraße Wilmersdorfs, wird, mit Aus-
schluß der herumführenden 6 bis 8 m breiten Promenade, 16644 qm
groß und mit einem Kostenaufwande von 26 400 Mk. ausgeführt.
Die Anlage gelangt aber nicht nach den Entwürfen des Tiergarten-
direktors Geitner, sondern nach den Entwürfen der hiesigen
Garten Verwaltung — des Gemeinde-Obergärtners Thieme — zur
Ausfuhrung, dessen Projekte ganz andere Prinzipien zugrunde liegen
und in der Parkdoputation vom 1. Juli 1904 vorgelegt und genehmigt
wurden. 13 000 Mk. sind in der Sitzung der Gemeindevertretung
für dieses Jahr sofort bewilligt worden und bereits im August wurde
mit den Erdarbeiten begonnen, die Ende November beendet sein
werden. B. B.
Personal-Nachrichten.
Gebhardt, Gurt, bisher Assistent der Kgl. Forstakademie in
Tharand, trat am 1. November nach Eingehen der dortigen Versuchs-
station in die Firma Hamelner Samenzucht Reese G. m. b. H. in
Hameln ;ils Zuchtleiter über.
Glünicke, Johannes, langjähriger Direktor der Gärtnerei Aktien-
Gesellschaft Sattler & Bethge, hat sich in Halle a. S. als Blumen-
geschäftsinhabor niedergelassen, woselbst er die bekannte Tiebelsche
Blumenhandlung käuflich erworben hat.
Kaiser, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtner in Würzbui-g,
bekannter und erfolgreicher Frhhgemüsezüchter, feierte jüngst seine
silberne Hochzeit.
Richter, Wilhelm, Zwickau, der älteste Kai-toffelzüchter
Deutschlands und in gärtnerischen Kreisen weit bekannt, hat seine
Kartoffelzuchtanstalt au die Firma Reese G. m. b. H. in Hamehi
verkauft. Das Geschäft wird unter der Firma Wilhelm Richter,
Hameln, weitergeführt.
Veraiilwortl. Redakteur: Max H esdörtfer, Berlin. — Verlag T. Biohard Carl Schmidt t Co., Leipzif. — Drock: Anhalt. Bnckdr. Gntenberg,
Jahrgang IX.
ustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau.
" ' No. 8.
19. November 1904.
Nachdruck und Nachbildung afis dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafreclitlich verfolgt.
Ausstellungsberichte.
Die iiiteniatioiiale Obstausstellung in Düsseldorf.
Vom Herausgeber.
(Ilierxu sieben Abbildungen.)
(Schluß.)
V on der Schweizer Ausstellung gibt die nebenstehende
Abbildung eine Teilansicht. Besonders schön waren die Äpfel
dieser Kollektion. Hervorzuheben sind die prächtig gefärbten
Winter-Goldparmänen, der rote Herbstcalvill, Ananas-Reinette,
Danziger Kantapfel, Große -Kasseler Reinette, Jakob Lebel,
gelber Edolapfel, Landsberger Reinette, der spitze Hans Uhli
und Hausmütterchen, sehr großfrüchtig. Unter den Birnen
sind zu nennen die Edel-Crassane, die prächtig gezeichnete
Forellenbirne, Gellerts-, Diels- und Glairgeaus- Butterbirne,
Pastorenbirne, Herzogin von Angouleme, Olivier de Serres
und Colmar d'Arenberg.
Holland war durch den niederländischen Pomologenverein
gut vertreten. Abbildung Seite 86. Die Kollek-
tion dieses Vereins enthielt viele Schaufrüchte,
so von Peasgoods Nonesuch, Gloria Mundi, Adams
Parmäne, Königin Emma, groß bis sehr groß,
Present von England, walzenförmig, Lord Derby,
Königin-Apfel, Jägers Reinette und die prächtige
rote Sternreinette. Letztere gehört zu den
ältesten Lokalsorten, die man am Niederrhein
und in Holland zu den gesündesten Bäumen
rechnet. Die Früchte sind von vorzüglichem
aber süßem Geschmack, etwas klein, prächtig
rot und mit sternförmigen hellen Tapfen be-
setzt. Die Färbung ist intensiv, wie bei den
viel kleineren Api rouge und Api noir der
Franzosen.
Durch außerordentlich reiche und vielseitige
Beteiligung konnte der deutsche Obstbau Ehre
einlegen. Die hauptsächlichsten Landwirtschafts-
kamraern waren fa.st vollzählig mit großen Kollek-
tionen ihrer Normalsortimente vertreten. AI1-
bildung Seite 86 zeigt das Sortiment aus dem
Regierungs-Bezirk Cassel. Die an die Industric-
halie sich anschließende Halle hatte man haupt-
sächlich diesen Landwirtschaftskammern ein-
geräumt. Ich kann hier davon absehen auf Einzelheiten ein-
zugehen, da der neue Jahrgang meines deutschen Garten-
kalenders diese Normalsortimente enthält.- Leider stellen
die meisten Landwirtschaftskammern zusammengekaufte beste
Früchte von Formobstbäumen, statt normale von Bäumen
an Landstraßen und von in landwirtschaftlichem Besitz
befindlichen Hochstämmen geerntete, aus. Von solchem,
auf Irreführung berechneten Verfahren sollte Abstand ge-
nommen werden. Von den großeu gärtnerischen Lehranstalten
waren Geisenheim und Pros kau vertreten. Die
Geisenheimer Kollektion, Abbildung Seite 87, zeichnete sich
in erster Linie durch die Vorzüglichkeit der zur Schau ge-
stellten Früchte und dann auch durch die vorzügliche An-
ordnung derselben aus. Mit den Obsttellern wechselten har-
monisch Blumen- und Fruchtarrangements und Fruchtkörbe.
Unsere Abbildung gibt leider nur einen schwachen Begriff
von iler Schönheit dieser Anordnung. Die ausgestellten Äi)fel
Die Gartenwelt.
IX.
und Birnen waren durchweg Schaufrüchte , die sich sehen
lassen konnten. Die Ausstellung der Königl. Lehranstalt in
Proskau zeigte eine anerkennenswerte wissenschaftliche An-
ordnung der Früchte. Sie wies neben diversen Riritäten,
itaus;
Originalaufnal
aus höchst Überflüssigen Sorten bestehend, in der Hauptsache
die vom deutschen Pomologenverein empfohlenen Sorten auf.
Manche der ausgestellten Sorten waren bereits
halb verfault, alle übrigen ausnahmslos von
sehr mangelhafter Ausbildung. Es gehörte
wahrlich Mut dazu, solch minderwertige Früchte
auf einer internationalen Ausstellung vorzu-
führen! Wenn diese mangelhafte Qualität der
Früchte in der ungünstigen Lage und Boden-
beschaffenheit Proskaus begründet ist, so schien
die Düsseldorfer Ausstellung den Beweis zu
liefern, daß doch eine Verlegung der Anstalt
nach einem günstigeren Teile Schlesiens ge-
boten erscheint. Die ausgestellten Schöner von
Boskoop, Orleans Ette., Adersleber Calvill und
ähnliche können nur als kümmerliche Krüppel
bezeichnet werden. Wenn der Anstalt nicht
gute Wachsmodelle zur Verfügung stehen,
werden die Eleven die einzelnen Sorten im
späteren Leben nicht wieder erkennen.
Mit die beste Leistung aus dem Reiche
war die auf die einzelnen Lokale der Aus-
stellung verteilte Kollektion des Großherzogtums
Hessen. Hübscli arrangiert hatte der Garten-
bauverein Worms seine Kollektion. Abbildung
Seite 87. Aus Füllhörnern quollen Früchte
der verschiedensten Sorten heraus, andere waren
auf Tellern arrangiert. Der Raum für diese
Ausstellung war viel zu gering bemessen. Schöne große
Sorten aus Hessen waren u. a. Schöner von Boskoop, Schafs-
nase, einer der besten Mostäpfel, Harberts-, Landsberger imd
Canada-Reinette, roter und gelber Edelapfel, sowie geflammter
Kardinal. Eine weniger günstige Entwickelung zeigten der
große rheinische Bohnapfel, Parkers Pepping, die große Casseler
Reinette, die man in den meisten Landesteilen kleine Casseler
Reinette nennen sollte, und der rote Trierer Weinajjfel. Wäre
letzterer so groß wie der große Edelapfel, den
die fürstlich Salm - Reifferscheidt - Djcksche
Gartenverwaltung als roten Trierer Weinapfel
fälschlich vorfühi-te, würde er mir besser ge-
fallen. Zu erwähnen ist aus der hessischen
Kollektion der leider nur klein früchtige Edel-
borsdorfer, der fast auf dem Aussterbeetat
steht. Seine kleinen Früchte passen nicht mehr-
in die Gegenwart, da die großen, aber gering-
wertigeren Äpfel bevorzugt werden, auch trägt
<;v erst in späteren Jahren reich. Unter den
iiessischen Birnen zeichneten sich aus: großer
Katzenkopf, trockener Martin, Petzelbirne,
Pastoren-, Forellen- und Diels Butterbirne.
Der hessische Landwirtschaftsrat hatte den
Versuch gemacht, die Verbreitung des Obst-
baues in Hessen .statistisch vorzufühi-en. Zu
diesem Zwecke waren auf einer riesigen Stellage
Pflaumen, Äpfel und Birnen in Häufchen sor-
tiert, deren Fruchtzahl für jeden hessischen
Landesteil mit der Anzahl der airf zehn Hektar
Grundfläche angepflanzten Bäume überein-
stimmte. Die größeren oder Heineren einzelnen
Fruchthäufchen sollten die Verbreitung der
einzelnen Fruchtarten im Großherzogtum aus-
weisen. Besser als diese Spielerei gefielen
mir die statistischen Karten, die ich schon auf früheren Aus-
stellungen kennen gelernt hatte.
reilansicht der Gesamtausstellung des Regierungsbezirks Casüel
Originalaufnahrae für die „Gartenwelf.
Von den deutschen Baumschulen hat \mbedingt die
Firma Gebrüder Simon Louis in Plan tieres bei Metz das Vor-
züglichste geleistet. Die Sammlung dieser altberühmten Firma
war die lehrreichste der ganzen Ausstellung. Sie enthielt
IX, 8
Die Gartenwelt.
auch große Sortimente von Sorbiis, Pinis und Malus, nament-
lich die zierlichen Kirschäpfel waren reich vertreten. Einige
der Ijerühmten Wcrder.schen Obstzüchter zeigten Kuriositäten
in Johannisbeeren, Sjjätlinge der Erdbeersorte Noble, große
lange Lotkirschen, Türks neue rote Himbeere. Mandeln,
Nü.sse,Feigen,KastanienundPfirsiche. H. Maurer
in Jena führte ein Sortiment von üO verschiedenen
Hasel niißsorten diesjähriger Ernte vor, alle in
kleinen mit Glasdeckeln verschlossenen Kästchen,
die den Diebstahl während der Ausstellung aus-
srldossen, vielleicht aber noch nach Schluß ge-
maust worden sind ; denn gewisse „Kollegen"
treiben .seit langem auf den Gartenbau -Aus-
stellungen ihr Unwesen, und es wäre an der
Zeit, dieselben einmal der gerechten Besti'afung
zuzuführen. Herr Maurer hält die große Hallesche
Haselnuß für die beste Sorte, zumal sie auch
von dem verheerend auftretenden Nußbohrer
verschont wird. Von dem vielen Schonen, das
zu sehen war, seien noch kurz die Kollektionen
von Gebrüder Siesmayer, Frankfurt a. M., R. Zorn's,
Hofheim a. T., des Seckbacher Gartenbauvoreins,
Seckbaoh bei Frankfurt a. M., der von Malling-
rotlischen Gärtnerei in Wachendorf, Ferd. Heck's,
Heidelberg, Abbildg. Seite 89. mit Winzer und
Winzerin, der Dyckschen Gartenverwaltung, Schloß
Üyck bei Neuß, des Rittergutsbesitzers C. A. Over-
hof, Lichterfelde bei Seehausen, Altmark, und
des Forstamts Büdingen erwähnt. Letzteres treibt
Apfelhochstammzucht auf Waldboden als forst-
lichen Nebenbetrieb, und zwar mit großem Erfolg
ausgestellten Früchte auswiesen.
Eine sehr reiche Beteiligung hatten die Konkurrenzen
für Einzelsorten zu verzeichnen. Da konnte man sehen,
was Kultur adsmacht, da sich oft die Früchte einer Sorte
konkurrenzen und in den großen Sortimenten, von den un-
vermeidlichen Verfehlungen der Ausländer ganz zu ge-
schweigen, zutage gefördert wurde, spottet tatsächlich jeder
Beschreibung. Für diese falsche Nomenklatur sind aber
vielfach auch naililässig geleitete Baumschulen verantwort-
Gruppe der Kgl. Lehranstalt für Wei
zu Geisenheim a. Rh. Originalaufna
Obst- und Gartenbau
t für die „GartenweU".
den di(
Gruppe des Gartenbauverein
Originalaufiiahme für die „GartenweU*
wie Tag und Nacht unterschieden, daß manche Sorten, wie
I^ndsberger Reinette, Gravensteiner oder Goldparmäne außer-
ordentlich variieren, und daß sclüießlich in weiten Kreisen
der Obstzüchter noch eine erschreckliche Sortenunkenntnis
herrscht. Denn was an falschen Namen in de
lieh zu machen, welche den Bestellern falsche Sorten liefern.
Es würde zu weit führen, die einzelnen Aussteller der
Einzelkonkurrenzen namhaft zu machen. Es seien nur die
Früchte genannt, die sich bei einigen Einsendern durch beste
Qualität auszeichneten. Hierher gehörten neben dem weißen
Wintercalvill die Prachtreiuette, die wir jetzt in
Deutschland ziemlich allgemein Pariser Rambour-
Reinette nennen, während sie der Franzose nur
als Canada-Reinette kennt. Prächtig waren
ferner gelber Bellefleur, Baumanns Reinette,
Landsberger Reinette, Ananas-Reinette, Schöner
von Boskoop und Prinzeuapfel, von Birnen Qellerts
Butter-Birne, Boscs Flaschenbirne, Gute Luise von
Arvranches, Vereins-Dechantsbirne und Clairgeaus
Butter-Birne. Vorzüglich waren u. a. die Leistungen
des HeiTn Schmitz-Hübsch, Merten, in Schau-
früchten. Wer der herrschenden Moderichtung
entsprechende Apfelsorteu anpflanzen will, die
sich durch besondere Größe auszeichnen, aber
auch Wohlgeschmack und Schönheit mit der
Größe vereinen, dem empfehle ich in erster Linie
für mildes Klima weißen Wintercalvill, ferner
Canada-Reinette und Schöner von Boskoop, dann
Landsberger Reinette, gelben Bellefleur, Orlean.s-
Reinette, Paesgoods Goldreinettc und Ribston
Pepping.
Eine Spielerei, das Auszeichnen der Früchte
mit Tierfiguren, Namen, Wappen etc., machte sich mehrfach breit.
Zu diesem Zweck werden entsprechende Papiersehablonen auf
die Sonnenseite der noch ungefärbten aber ausgewachsenen
Früchte geklebt und nach der Ernte wieder abgelöst,
unter der Schablone bleibt die Fruchtschale weiß und
Die Gartenwelt.
IX,
die Zeichnung hebt sich nun von der rosig gefärliten Um-
gebung ab.
Unter den neuen Apfelsorten, die man in einer dunklen
Zelthalle zusammengestellt hatte befand sich, soweit das Auge
für die ' Beurteilung maßgebend ist, nichts, was einem
„dringenden Bedürfnis" abhelfen könnte. Neue Sorten sind
erforderlich, soweit sie den Fortsehritt markieren. Gewiß,
wir haben Überfluß an Sorten, aber ein zeitgemäßer Ersatz
für altersschwache, kränkliche und überlebte Sorten ist als
absolute Notwendigkeit zu betrachten.
Topfobst hatte nur die Hofgärtnerei Sanssouci, Hofgärtner
Kuhnert, ausgestellt. Herr Euhnert ist ein Meister auf dem
Gebiete der Topfobstkultur und Obsttreiberei und die Obst-
kulturen in Sanssouci haben sich unter seiner Leitung
musterhaft entwickelt. Die reich behangenen Topfbäumchen
aus Sanssouci, meist der Sorte weißer Wintercalvill an-
gehörig, fanden in Fach- und Liebhaberkreisen volle An-
erkennung. (Abbildung Seite 89.)
Gehölze.
Cytisus albus (Link) als Hochstaniinveredluiig.
Von Heb. Beuß, Schwetzingen.
Jjlütensträucher in Hochstammform sind an sich und be-
sonders in Schauhäusern von ganz hervorragender Wirkung,
zumal wenn mit verhältnismäßig zierlichem Wuchs und
leichtem Bau der Kronen ein starker Blütenflor verbunden
ist. Und es ist ein schöner Anblick, wenn solche Kronen-
bäumchen mit ihrem reichen Blütensehmuck sich leicht und
zierlich über die andern Pflanzen erheben, diese gleichsam
mit einem Schleier bedeckend.
Von einer kaum zu übertreffenden Wirkung können die
niedlichen Cytisus-Rochstämmchen bei richtiger Verwendung
sein. Ich habe sie teils in der Orangerie und im Schauhaus
verwendet, teils später (April, Mai) im Freien, was sieh durch
Zurückhalten einer Anzahl Pflanzen leicht ermöglichen läßt.
Ein Beet dieser herrlichen CytisusStämme, unterpflanzt
mit Calla aethiopica und Calla „Liltlc. Gern", nahm sich hier
sehr vorteilhaft aus und konnte, da ini geschützten Teile des
Schloßgartens (Arboretum) angebracht, schon zeitig (Anfang
April) zur Bereicherung des Freilandflores beitragen. Ich
habe Cytisus albus auf Laburnum vulgare im Januar 1903
veredelt und zwar diu-ch Pfropfen in den Spalt. Sie wachsen
sehr leicht, vorausgesetzt, daß die Unterlagen entsprechend
behandelt und gesund und die Reiser gut reif und zeitig ge-
schnitten worden sind.
Als Unterlagen wähle man nicht zu starke, fehlerfreie,
zwei- bis dreijährige Sämlinge, die man im Herbst oder besser
noch im Frühjahr des Jahres vor der Veredlung eintopft.
Die Töpfe füttere man bis über den Eand auf Beete ein.
Im Spätherbst oder Winter bringt man die Unterlagen zum
Antreiben in ein Warmhaus und versäume nicht, rechtzeitig
seinen Bedarf an Reisern zu schneiden resp. zu bestellen;
besonders wenn man seine fertigen Hochstämmchen, von denen
man Edelreiser schneidet, zum zeitigen Blühen gegen Weih-
nachten wärmer stellen will, muß man vorher die zum Ver-
edeln zu verwendenden Reiser reservieren und bis zur Ver-
wendung in einem frostfi-eien Raum einschlagen. Im Januar,
Februar, je nachdem die Unterlagen auszutreiben begiimen,
wird zur Veredlung geschritten. Die Edelreiser sind nicht
zu lang zu schneiden (ca. 10 cm). Die Veredlung verstreicht
man mit Baumwachs. Das Pfropfen in den Spalt, das übrigens
in hiesiger Gegend im allgemeinen auch bei Obst- und Ge-
hölzbäumen mehr als in andern Bezirken angewendet wird,
ist für diesen Cytisus als einfachste und sicherste Methode
zu empfehlen.
Man halte die Stämmchen bis zum völligen Anwachsen
und bis zur erfolgten Bildung kleiner Kronen bei feuchter
Luft möglichst geschlossen im Warmhause, um sie nachher
abgehärtet mit den Töpfen im Freien auf Beete tief ein-
zusenken.
Durch kräftiges Gießen und Dnngguß erhält man bis
zum Herbst starke Kronen, welche sich im Frühjahr je nach
Temperatur des Hauses früh oder spät mit einem herrlichen
weißen Flor schmücken. Zur Überwinterung genügt ein frost-
freier, aber heller Kaum.
Obstbau.
Ma
Walil der Edelreiser.
Lanche reichtragendeu Sorten angehörige Bäume bleiben un-
fruchtbar, obgleich sie recht wüchsig sind. Die Unfmchtbarkeit
dieser Obstbäume hängt sehr oft von der falschen Wahl der
Edelreiser ab. Natürlich treten auch andere Erscheinungen in den
Vordergrund, welche die Unfruchtbarkeit veranlaßt haben. Ein
Hauptgrund der Unfi-uchtbarkeit der Obstbäume, der noch viel zu
wenig beachtet wird, liegt in der Verwendung der Edelreiser, die aus
den Baumschulen geschnitten sind. Ganz besonders ist dieses der Fall
bei neuen und zum Massenanbau empfohlenen Sorten. In den kleinen
Betrieben wird dem Abschneiden der Edelreiser aus den Baum-
schulen leider sehr gehuldigt, obgleich man die Sorte oft noch gar nicht
geprüft hat und die Bäume kraftlos sind. Aber auch die Unfruchtbar-
keit der jungen Standbäumchen ist im allgemeinen Schuld daran, daß
die jungen Bäume, die mit Reisern von diesen veredelt wurden,
gleichfalls unfruchtbar bleiben. Man soll nur Edelreiser von frucht-
baren Bäumen nehmen, die bereits Frächte getragen haben und in
dem reichsten Fruchtbarkeitsalter stehen. Nehmen wir z. B. die nicht
mit Unrecht stets hervorgehobene Vererbungstheorie als Beispiel, so
muß es uns klar werden, daß der unfruchtbare Mutterbaum nicht im-
stande ist, die Fruchtbarkeit auf die Tochter zu vererben. Als un-
fruchtbar müssen doch die jungen Baumschulveredlungen angesehen
werden, weU sie noch nicht in das Stadium der reichen Fruchtbarkeit
eingetreten sind. Die Fruchtbarkeit tritt bei den meisten Sorten ei-st
dann ein, wenn der Baumkörper alle Eigenschaften und Kräfte für
die Fruchtbarkeit gesammelt hat. Wird fortgesetzt von un-
fruchtbaren jungen Stämmchen das Edelreismaterial geschnitten, so
kann es fast mit Bestiminheit angenommen werden, daß sich die Un-
fruchtbarkeit von Generation zu Generation vererbt. Es ist dieses ein
großer Schaden für den gesamten Obstbau, der nicht allein das Inter-
esse für die Obstkultur lahm legt, sondern auch den Baumschulbesitzern
den Absatz erschwert, mn so mehr, je häufiger das Xichttragen der
Bäume aus den betreffenden Baumschulen bewiesen worden ist.
Allen Baumschulbesitzern ist daher zu empfehlen, stets tragbare
Standbäume bereit zu halten. Bf.
Zwiebel- und Knollengewächse.
Trockenblüher.
Von C. Sprenger, Vomero-Neapel.
i/er Titel ist passend gewählt als Handelsname, wenn
man ihn richtig auffaßt, nämlich in dem Sinne, daß gewisse
Zwiebeln und Knollen ihre Blüten entfalten, ohne dazu in
Erde oder Moos gelegt, oder auf mit Wasser gefüllte Karaffen
gestellt zu sein. Die Knollen resp. Zwiebeln selber aber
IX, 8
Die Gartenwelt.
89
Sturm und Regen betten und keimen lassen zu können. Und
wir hallen ferner falsche Trockeublüher, d.h. solche, die zur
kurrekten Entfaltung ihrer Blüten Erde und einen gewissen
Gehalt von Frische und Feuchtigkeit nicht entbehren können
Gruppe
idelberg
können nicht trocken sein, sondern sie befinden sich im Zu-
stande der natürlichen Ruhe und entfalten nach Beendigtuig
derselben ihre Blüten so vollkommen, als ob sie an ihren
lieimischen Felsen klebten oder auf sonnendurchglflhter Heide
ständen. Vollkommen aber entfalten sie ihre
Blüten nur dann, wenn man tadellose, wohl
ausgewachsene und genährte Knollen resp. Zwiebeln
besitzt und diese in nicht zu trockener Luft hält.
Das alte „Hinter den Ofen" legen der Zwiebeln
von Sprekelia forrnosissima ist nichts und die
dort verschruinpfenden bedauernswerten Zwiebehi
werden vielleicht eine Angstblüte treiben, aber
welche elende und verkümmerte Dinger sind
das dann.
Es ist zeitgemäß, diese Trockeublüher
einmal etwas genauer zu beleuchten, umsomehr
als schon, kaum daß man sich ihnen, d. h.
den rechten naturgemäßen Trockenblühern, zu-
wendet, der Unfug damit beginnt, natürlich um
Geld zu suchen, das gar so wichtig zum Wohl-
leben ist. — Um nun aber den rechten Trockeu-
kindern Floras das Leben recht lange zu er-
halten und sie nicht gar so bald mit dem ganzen
Hokuspokus der welken Scheintrockenblüher in
den Orkus der Modebegräbnisstätte verschwinden
zu sehen, wird es ganz recht sein, diese von
jenen zu sondern. Wir haben echte Trockeu-
blüher, also solche Knollen oder Zwiebeln,
die in der Heimat an sonnendurchglühten Felsen kleben und die infolgedessen, wenn sie der Erde entnommen und
oder a>if im Sommer ausgedörrtem Lehmboden stehen, und der Wurzeln, so sie solche dauernd tragen, beraubt, länger
dort ohne Regen und Tau oder irgend welcher anderer lagern als ihre Zeit erlaubt und vielleicht in trockenen Räumen
aufbewahrt, traurige Angstblüten treiben, die
sich nicht sehen lassen können und ganz medusen-
haft närrisch aussehen. Daß die Knollen oder
Zwiel)eln besonders dieser zweiten Klasse, die
wir „Angsttroekenblüher'' nennen wollen, ver-
dorren, vertrocknen, oder wenn sie noch recht-
zeitig in Erde gebracht und gepflegt werden, so
vollständig geschwächt sind, daß sie jahrelang
kümmern oder den Keim zu Krankheiten, die dann
auf gesunde danebenstehende Zwiebeln tiber-
gehen, aufnehmen, braucht wohl kaum gesagt
zu werden. Und das alles erscheint mir schon
melir als Quälerei; denn wenn das Glas, \\i&
der berühmte Prof. Dr. Schrön der hiesigen
Universität konstatiert, also auch der Felsen
lebt tmd Tränen vergießen kann, wie viel mehr
können es dann unsere schönen, so formvollendeten
Pflanzen! Der denkende und fühlende Pflanzen-
freund wird diese neueste Modesache kaum gut
heißen können, denn sie muß naturgemäß ver-
rohen, sie muß die Liebe zur Pflanzenwelt be-
einträchtigen, und die Leute, die diese krank-
hafte Liebhaberei empfehlen und fördern, um
ihre unverkauft gebliebenen Knollen- und Zwiebel-
reste los zu werden, versündigen sich am
rtenweii". eignen Leibe, und das werden Gärtner von
Herz und Geist nicht tun.
Echte Trockenljlüher, also solche Zwiebeln mid Knollen,
die ihre Blüte im Sommer, Herbst oder Winter, geeignet auf-
bewahrt oder aufgestellt, entfalten, ohne sonderlich darunter
zu leiden, sind in erster Linie folgende:
Topfobstbäumchen der Kgl. Hofgärtnere
Teilansicht der gestifteten Ehrenpreise.
Sans
Origina
bei Potsdam, link
ufnahme für die „Gartenwell'
Feuchtigkeit als den natürlichen Feuchtigkeitsgehalt der Luft
vorzeitig blühen, vielleicht aus Erhaltungsgrüuden, um zur
Zeit der Sonnenglut die Selbstbestäubtmg wirksam zu besorgen,
oder um Zeit zu gewinnen, die Samen noch vor Winter mit
Die Gartenwelt.
IX,
Arum corsicum mit sammetner sch-warz-purpurner Bluten-
scheide, ziemlich selten im Handel und in der Heimat an
leicht beschatteten Felsen wachsend, wo es zur Zeit der natür-
lichen Blüte vollkommen ohne jedwede Feuchtigkeit an den
Wurzeln übersommert. Nach der Blüte gepflanzt, leidet es
nicht und die Knolle schrumpft nicht wesentlich ein, wenn
die umgebende Luft nicht allzu trocken ist. Wohltuend ist
es ihm, wenn mau die Knolle über Wasser, aber ohne sie mit
demselben direkt in Berührung zu bringen, sie also auf ein
passendes Gefäß, Karaffe usw., stellt. Ich hatte vor vielen
Jahren von dieser Art eine weißblühende sehr interessaute
Varietät aus Samen gezogen, aber wo ist sie geblieben?
Biartini. tenuifolmm, Blumeuscheide schwarz-purpurn.
Plan des Kgl. Gartens Sanssouci
Eleven gezeichnet. Origin
gemein auf sonnigen Felsplateaus des Monte Pelegrini bei
Palermo. Blüht von Juli bis September.
Biaruni Carduchorum, Blumenscheide sehr groß, fast
samtig schwarz, von September bis Januar blühend; gemein in
Syrien, Aleppo tisw.
Biarum eximium, Bluraenscheide schwarz, jnirpurn, im
August, September und später, sehr groß, aus Klein-Asien.
Von W. Siehe in Mersina für den Export mit Erfolg in
seinem Tuskulum kultiviert, so daß man von ihm gut gereifte
und starke blühbare Knollen bek-ommt, fllicr welche er auch
selbst berichtet hat.
Biarum Pyrami, Blumenscheidc dunkel-purpurn, kaum
duftend, im September, Oktober, in Klein-Asien.
Biarum Bowel, zweifarbig, innere Scheidewand meist
purpurn, sonst olivenfarben, nicht duftend, im September.
Außerordentlich variabel. Am Libanon, aber auch in Nord-Afrika.
Biarum angustanum, verschiedenfarbig, sehr variabel,
aber meist düster, im September oder später. Im südlichen
Syrien.
Biarum russelianum, dunkel-purpurn, blüht im Winter,
Januar bis März, kann aber unbeschadet trocken, d. h. außer
Ei-de, aufbewahrt worden.
Biarum ale.i<t)i<lriiiutii, dunkel-purpurn, vom November
an und .später. In Ägypten.
Hüicopliylhnn Lemannii, mit tiefscliwarzer ansehnlicher
Blumenscheide, blüht im Januar und später. H. Rauwolfßi
und crassipes blühen erst mit den Blättern.
Sauromatum guitatum, sehr große Knollen, im Herbst;
bereits seit langem als Trockenblüher bekannt. Im Himalaya.
Sauromatum ahyssi-
nicum, schöner und größer
als guttatum, im Winter.
Sauromatum ptdch-
rum, von Sumatra, ist das
schönste, hat sehr große
Knollen imd ist einstweilen
zu kostbar zur Marter.
Amaryllis Belladonna,
zart, Inkarnat oder rosen-
farben, im August bis Sep-
tember. Entwickelt sich
recht gut, auch wenn die
immer lebenden Wurzeln
abgeschnitten wurden, ist
aber nie so schön und so
groß und frisch als aus dem
Lande, liebt Halbschatten,
kann aber nicht im Wasser
auf Karaffen gehalten wer-
den. Man muß sich größte
Z wiebeln ausNeapel oder von
den Azoren kommen lassen.
Die besten imd schönsten
bringen meist zwei Schäfte.
Oriffinia Blumeimvia,
dryades, hyacinthina und
ornata, alle aus Brasilien
in recht starken Zwiebeln
importiert, blühen trocken
ohne Sehaden zu nehmen.
Blumenavia ist in ihrer
Heimat stellenweise geraein.
• coccineus aus Süd-Afrika ist einer der besten
uiß aber über Wasser, nicht in das Wasser
Haemantku.
Trockenblüher, i
auf geeignete Gefäße gesetzt werden.
Hippeastrum equestre, aulicutn, Rcginae und das bläu-
liche procerum mit Scheinstamm, blühen, wenn man sie in
sehr starken Zwiebeln importiert, trocken ohne Schaden zu
nehmen, müssen danach aber bald eingepflanzt werden.
Nerine sarniensis, sowie alle südafrikanischen Spezies,
nicht die in Europa gezogenen Hybriden, blühen gut trocken,
müssen aber danach alsbald eingepflanzt werden. Nerine
sarniensis ist auf den Azoren gemein.
Pancratiu»! iiiiiriHiiiiiiii.iitiiurioisr, ilh/ricum,pari-iflorum,
collinum \m\ fiirtidinii blührn similirh im Sommer und Herbst
trocken ohno somioiiiili zu ||.iüon und entfalten auch ihre
Blumen recht hübsch.
IX, 8
Die Gartenwelt.
91
Seilla (TJrginia) maritima {die Ueerz-mehel) , fugax, cau- Gärtnerisches Unterrichtswesen.
casica, hyacintkoides, au(u7nnalis, fallax und parviflora blühen
alle ohne Schaden zu leiden trocken. Man pflanze sie alsbald Die Ausstelluilg dci' Kgl. Gärtner -Lehranstalt in
nach der Blüte ein. p , j J5 j^j 20. Oktober 1904 in dcn
Sprekelm formosismnia, aus Mexiko, blüht recht gut,
aber nicht immer leicht trocken, vorzeitig im Winter oder
Frühling. Sie blüht sonst mit den BLättern im Sommer und
Herbst und ist etwas eigensinnig als Trockenblüher, nimmt
aber nicht sonderlich Schaden.
Die kleine niedliche Ambrosinia Bassii von Sardinien
blülit im Herbst sehr gut trocken. Es gibt wahrscheinlich
noch andere rechte Trockenblüher, die ich alier als solche
bisher nicht kennen lernte.
Ich
nun mit kurzen
Worten zu den
Angst trocken-
blühern. Ihrergibt
osrechtzalilreiclie
und alle ohne Aus-
ii;ihuieleiden nicht
nur fürchterlich
Iji'i dieser Proze-
dur, sondern ge-
hen meist auch
danach ein. Sie
werden alle zu
Tode gemartert
luid langsam ge-
opfert. Ob daran
Fi-eude zu ge-
winnen, ob es Ge-
luiß bereiten kann
ohne Schaden am
eignen reinen Ge-
fühle zu nehmen,
das muß jeder mit
sich selbst ab-
machen ; ich für
mein Teil finde es
mehr als grausam
und ganz unnütz
und verwerflich.
Unter diesen
Angstblühern ste-
hen die herbst-
blühenden Cyclamen obenan, -wieCCoum, alpinum,ncapolitanui>i,
afncanuiiucüicicum, graecum und macropkyllum^ sowie andere
mehr. Man sehe sich nur die Abbildung an, die vom hiesigen
C. mapnlilraium durch Bücher und Kataloge geht und wird
das gleich fühlen. Die kümmerlichen Blümchen an den
wirren, nach Halt suchenden Stengeln resp. Stielen kommen
mir vor wie ein Knäuel wilder GiftsclilangeD, die Rache
zisclien. Man kann alle diese Cyclamen, besonders das graecum,
massenhaft importieren und wem es Freude macht, der
kann sie sich ziemlich billig verschaffen. Aber mir scheint,
es gehört schon etwas Zwang dazu, so etwas schön zu finden.
— Auch alle herbstblühenden Crocus gehören hierher, auch
Colchicum, Sternbergia, Leucojum auiumnale, Muscari parvi-
floi-um, viele capische Oxalis u. a. m. Sie entwickeln sich,
trocken gehalten, schlecht und gehen meist zugrunde.
Obstbausaal, im Vordergrund dekorierte Jagdtafel. Personen von links nach rechts:
Landwirtschaftsminister v. Podbielski, Ministerialdirektor Ur. Thiel, Unterstaats-
sekretär V. Conrad. Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
Ränmen der Lehranstalt.
Vom Herausgeber.
{Uierxu drei Abbildungen.)
L/iese Ausstellung der Lehranstalt war dazu berufen, weitere
Kreise der reiohshauptstädtischen Bevölkerung mit der Tätigkeit
dieser Schule und mit deu Leistungen ihrer Schüler bekannt zu
machen. Sie übte eine unvermutete große Anziehimgskraft aus, und
der Besuch war während der ganzen Dauer, besonders des Nach-
mittags, sehr rege und
der Andrang bisweilen
so groß, daß die Tore
geschlossen werden
mußten. Gelegentlich
dieser Ausstellung
lernten viele Berliner
erst die neue Ko-
lonie Dahlem kennen.
Wo vor wenigen
Jahren noch die
l'flugscbar den Bo-
den lockerte, sieht
man jetzt große,
breite, promenadeu-
artig angelegte
Straßen. Einewissen-
schaftliche Kolonie,
wie sie im Reiche
einzig dasteht, ist hier
entstanden, eine
Villenkolonie im Ent-
stehen begriffen. Par-
zellierung und Ver-
kauf der Gnindstücke
hat der Fiskus selbst
in die Hand ge-
nommen, um die
Bodenspekulation aus-
zuschalten. Die wis-
senschaftlichen Insti-
tute, die sich in
Dahlem angesiedelt
haben, sind der Bo-
tanische Garten, das
Pharmazeuti.sche In-
stitut, die Zweig-
niederlassung des Kaiserlichen Reichs-Gesuudheitsamls mit ihren großen
gärtnerischen und landwirtschaftlichen Veisuchskultuien und schließlieh
die sich dem botanischen Garten direkt anschließende Kgl. Gärtner-
Lehranstalt. Das Schul- und Verwaltungsgebäude der Gärtner-Lehr-
anstalt stellt einen geräumigen Prachtbau dar, der inmitten einer
au-sgedehnten Anlage liegt. Da die Lehranstalt durch den ben.ich-
barten botanischen Garten der Anlage keines Arboretums bedurfte,
so beschränken sich ihre eigenen Kulturen in der Hauptsache auf
Obst- und Gemüsebau. Der Spalierobstkultur dienen viele lang-
gestreckte massive Talutmauern, und es ist anzunehmen, daß die
Tafelobstkultur hier in späteren Jahren Triumphe feiern wird.
Die Ausstellung der Anstalt verteilte sich auf verschiedene
Bäume des ersten Stockwerks, die teilweise auf unseren Abbildungen
dargestellt sind. Die obenstehende Abbildg. bietet einen Blick in den
Saal für Obstbau. Er enthielt, hübsch arrangiert, eine schöne und
gewählte Kollektion von Apfel- und Birnensorten. Die Früchte
stammten zum größten Teil noch aus dem Wildparker 'harten der
Die Gartenwelt.
IX, 8
Lehranstalt, der noch einige Jahre in Betrieb gehalten wird. In
Wildpark wirkte früher der ungewöhnlich hohe Grundwasserstand
sehr ungünstig auf die Entwicklung der Obstbäume ein. Durch den
inzwischen erfolgten Bau des Teltowkanals ist aber das Grundwasser
ganz erheblich gefallen, was die gute Ernte dieses Herbstes zur Folge
hatte. Im Vordergrund des Bildes sehen wir eine dekorierte Jagd-
tafel, links die drei in der Unterschrift genannten Regieruugs-
vertreter. Ein zweiter Saal enthielt die Arbeiten der Schüler auf
dem Gebiete der Gartenkunst: Gartenpläne, sauber gearbeitete Modelle
undFreihandzeiohnungen. Einen mit vielem Fleiß ausgearbeiteten Riesen-
plan der Kgl. Gärten in Sanssouci, woran mehrere Schüler gearbeitet
haben, zeigt unser Bild Seite 90. Der kleine Nebenraum, worin dieser
Plan aufgestellt war, war mir Guirlanden und begrünten Postamenten
geschmückt, auch die Büste des Schöpfers von Sanssouci, Friedrichs des
Großen-, war hier aufgestellt. Ein dritter Saal diente der AVissenschaft.
Zwischen Früchten und Zapfen waren hier zahlreiche wissenschaft-
liche Apparate und Mikroskope aufgestellt. Auch der landschaftlichen
Naturkunde war hier durch Aufstellung einer großen Anzahl
systematisch geordneter, hochinteressanter Naturaufnalimen Rechnung
getragen. Diese Aufnahmen rühren von Herrn Willy Lange her,
während andere zeigten, daß sich auch unter den Schülern geübte
Amateurphotographeu befinden. Zu erwähnen sind aus diesem Saal
noch die von Hörern der Gartenbaukunde hergestellten Modelle, aus-
geführt auf Grund der bei Exkursionen gemachten Naturstudien
unter Anleitung von Willy Lange.
Ein vierter Saal, Abbildung unten, diente der Blumenbiuderei
und Blumensohmuckkunst. Der Lehrsaal war in geschickter Weise
zu einem Festsaal zur Feier einer Kindtaufe umgewandelt worden.
Mit Rücksicht darauf waren die Dekorationen bis ins einzelne ge-
wählt. Wer den Raum betrat, fühlte sich feierhch gestimmt und
hatte trotzdem das Gefühl, in einem behaglichen Räume zu sein.
Dem Eintretenden fiel ein Altar auf, der mit Thujagrün und weißem
Mull bekleidete Katheder, der im Glänze von Kerzen erstrahlte. Die
Wandtafel dahinter war gleichfalls in sinniger Weise auf die religiöse
Handlung umgewandelt. Sie trug ein Kreuz aus Thujagrün auf
Heim eine außerordentliche Regsamkeit. Das Institut weiß zu seinem
Vorteil fortgesetzt von sich reden zu machen. Die Lehrer sind ganz
von ihrer hohen Mission erfüllt, und es ist nur zu bedauern, daß
die Direktion nicht so kann wie sie eigentlich möchte, denn die
Mittel sind im Gegensatz zu den Staatsanstalten sehr beschränkt.
Die Dahlemer Anstalt ist leider immer noch nicht staatlich, sie ist
ein Zwitterding zwischen Staats- und Privatschule. Wenn sie
Staatsanstalt wird, geht ihr der kleine Zuschuß von 8000 Mark
verloren, den zurzeit die Krone gewährt. Und um diesen Zu-
schuß zu erhalten, wurde bislier seitens des Landwirtschaftlichen
Ministeriums von der dringend notwendigen Umwandlung in ein
staatliches Institut bedauerlicherweise Abstand genommen.
Zeit- und Streitfragen.
Deiitsclie Gärtner in Amerika.
JJer Artikel des Herrn
Bordighera. Die Redaktion.)
weißem Mullgrunde. Der weiße Altar war mit
Lon-o»me" - Blütenzweigen in duftiger Wi
Abb.) Das AVasoh-
becken war zum
Taufbecken umge-
wandelt. Die Festtafel
bezog sich auf den
Namen des Täuflings
Erika und war mit
Erica und Bcgmiia
„Oloire de Lorravnß^'-
und Medeolarranken
einfach und geschickt
dekoriert. Die Wände
trugen Spaliervverk,
das wieder der Träger
der Bilder war. Auf
Seitentischen und Pa-
neelen standen ge-
schmackvolle Vasen
mit Herbstblumen-
füllung. Alles in
allem war dieser Saal
ein erfreuliches Bei-
spiel von gemütstiefer
Arbeit, das eifrige
Nacheiferung ver-
dient, keine Massen-
arbeit und gedanken-
lose Ausschmückung !
Die Gärtnerlehr-
anstalt zu Dahlem ent-
faltet seit ihrer Über-
siedlung ins neue
„fffo/rc de
(Vf
ist Richter in Ragaz (jetzt in
No. 36 des achten Jahrgangs
der „Gartenwelt" hat mich als geborenen Amerikaner etwas
eigentümlich berührt. Es ist allerdings wahr, daß unsere Ein-
wanderungsgesetze gegenwärtig etwas strenger, vielleicht auch etwas
parteiisch gehandhabt werden. Amerika, das „Land der unbegrenzten
Möglichkeiten", ist gerade jetzt und schon seit einer Reihe von
Jahren das Ziel der allerniedrigsten Klassen lateinischer und slawischer
Völker. Sie kommen zu Tausenden und Abertausenden und bleiben
meist in den Großstädten hängen. Nach meinem Dafürhalten und
nach dem Urteile aller Amerikaner, die ihr Land und Volk lieb
haben, sind diese Menschen kein veredelnder Zusatz zum
amerikanischen Völkergemisoh. Die germanischen Völker — Deutsche,
Dänen, Holländer, Norweger, Schweden und Engländer — kommen
schon seit Jahren nicht mehr massenweise. Früher war das anders!
Da bildeten diese nebst Irländern das Hauptkontingent der Ein-
wanderer. Ist es ein Wunder, wenn der Amerikaner, der die Horden
dieser lateinischen und slawischen Völker sieht, stutzig wird und
strenge Sichtung der
neuen Ankömmlinge
verlangt? Daßdurch
un.sere Einwander-
ungsgesetze auch die
germanischen Na-
tionalitäten mit be-
troffen werden, ist
allerdings wabr,aber
auf sie sind diese
Gesetze nicht ge-
münzt. Ist Herr
Richter ein Mann,
der sein Fach ver-
steht, besitzt er
Tatkraft, Strebsam-
keit und guten Wil-
len, dann soll er
nur kommen. Ihm
wird's nicht fehlen!
Das Land ist groß
genug für noch sehr,
sehr viele tüchtige
Deutsche. Ihnen
wird keine Schwie-
rigkeit in den Weg
gelegt. Ist genannter
Herr tüchtig in
seinem Fache, dann
bedarf es eines
K ont raktes durchaus
nicht. Er wird sich
IX, 8
Die Gartenweh.
selbst seinen Weg balnien ohne das Gängelband eines verlier
getroffenen Übereinkommens. Niemand wird sich einen deutschen
Giirtiipr aufs (ieratewohl kommen lassen, ohne ihn und seine Leistungs-
fähigkeit und seinen Chai'kter zu kennen. Das wäre durchaus un-
gesohäftsniäßig! Früher, als noch Mangel an tüchtigen deutschen
Gärtnern hier herrschte, mag das anders gewesen sein. Heute muß
der Mann die ihm zusagende Stellung suchen, und wenn er das Zeug
in sich hat und den nötigen Ehrgeiz, dann gelingt ihm das aucb
stet.s. Millionen Deutsche sind in dieses Land gekommen und haben
sich den Weg zu Reichtum und Ehren selbst gebahnt. Sie dachten
niclit an einen vorher abgeschlossenen Kontrakt.
Der Äusdrack „schlauer Yankee", S. 429 oben, wird von Herrn
Kicliter wohl selbst kaum verstanden. Man bezeichnet mit dem Worte
„Yankee" den Neuengländer, niemals aber die übrigen Bewohner der
Union. So wie der Ausdruck gebraucht wurde, liegt etwas Beleidigendes
darin. Der Amerikaner ist viel, viel besser als sein Ruf. Er ist
allerdings meist ein scharfer Geschäftsmann, aber die Noblesse seines
Charakters, seine Hilfsbereitschaft in allen Fällen der Not, seine
vornehme Denkungsart, seine stets offene Hand für das Gemeinwohl
sind Eigenschaften, die zu bekannt sind, um näher darauf einzugehen.
Tatsächlich arbeiten deutsche Gärtner hierzulande viel lieber für
einen Anglo-Amerikaner als für einen Deutschen, weil' sie sich einer
freieren Bewegung erfreuen und sehr freundschaftlich — nicht von
oben herab — behandelt werden. Ihre Arbeit, ihre Kunst findet
viel mehr Anerkennung und wird mehr nach Verdienst gewürdigt.
Der Satz ,,Jeder ist sich selbst der Nächste, die guten
Stollen für uns, die anderen für die Ausländer" klingt höchst
absurd. Der Herr hat eben gar keiueu Begriff davon, aus
welchen Bestandteilen das amerikanische Volk eigentlich zu-
sammengesetzt ist, daß es eine erst im Entstehen begriffene
Nation vieler europäischer Völker ist. Gerade tüchtige deutsche
Gärtner und „Ausländer" nehmen in ihrem Berufe die höchsten
Stellungen ein. Zu Nutz und Frommen der Leser der „Garten-
welt" will ich aus vielen nur wenige Beispiele anführen. Herr
H. P f i s t e r , ein Deutsch-Sehweizer, war dreißig Jahre lang
Obergärtner des „Weißen Hauses" — der Wohnung des Präsidenten
der Union — in Washington. Er wurde vom Präsidenten Hayes
ernannt und behielt dann auch unter Garfield, Arthur, Cleve-
land, Harrison und Mc. Kinley seine Stellung, was er
lediglich seiner Tüchtigkeit zu verdanken hatte. Das herrliche
Palmenhaus und die prächtigen Pflanzensammluugen in Hortikultural
Hall, Fairmount Park, Philadelphia, stehen unter der Leitung des
Herrn Xavier Schmitt, eines Elsässers, der die deutsche, fi-an-
zösische und englische Sprache beheiTScht. Der kürzlich verstorbene
Georg Huster aus Lindau war ein ganzes Mensohenalter hindurch
Obergärtner der großen Gewächshäuser und Anlagen des Girard-
College in Philadelphia. Alfred Rehder ist schon seit Jahren in
hochangesehener Stellung im Arnold-Arboretum bei Boston, wo er
nicht nur gärtnerisch, sondern auch wissenschaftlich tätig ist, wie
dies seine vielen gediegenen Aufsätze in Dr. H. L. Baileys „Cyolopedia
of American Horticulture" zeigen. Dieses Arboretum steht unter
der Direktion Prof. C. S. Sargents, des berühmten Verfassers der
„Silva of North America" und gehört zur Harvard -Universität.
Professor Sargent selbst hat einen herrlichen Platz mit ausgedehnten
Parkanlagen und Gewächshäusern „Holm Lea", dem Herr Zander,
ein Deutscher, als Obergärtner vorsteht. Einer der bekanntesten und
reichsten Handelsgäiiner des Landes, Herr J. L. Childs im Floral-
Park N. Y., imterhält zu seiner eigenen Belehrung und Freude eine
Anzahl Gewächshäuser seltener und feiner Pflanzen. Diesen steht
Herr Adolf Jaenicke als Obergärter vor. Das von Childs heraus-
gegebene Gartenmagazin „The Mayflower" enthält stets einen oder
mehrere Artikel des genannten Herrn. Wie mir Herr Childs selbst
sagte, erblickt er in Jaenicke nicht nur den zuverlässigen Mitarbeiter,
sondern auch einen Freund. In der Gartenbauschule der Cornell-
Universität sind mehrere deutsche Gärtner tätig. Ich nenne hier nur
Heinrich Hosselbring und G. A.Wiegand. Dr. H. L. Bailey, der
Direktor dieser Schule und Herausgeber des monumentalen Werkes
„Cyclopedia of American Horticulture" (4 Bde), weiß tüchtige deutsche
Gärtner sehr wohl zu schätzen und ihm liegt es jedenfalls fern, die
guten Stellen den Anglo-Amerikanorn zugeben. Den Parkanlagen
Chicagos, die viele Hunderte von Morgen einnehmen, und den darin
befindlichen großartigen Pflanzenpalästen stehen fast ausnahmsweise
deutsche Gärtner vor. Die Namen de Voy, Kannst, Karnatz,
Jensen, Raffs etc. sind unzertrennlich mit diesen verbunden, teils
als Obergärtner, teils als Landsehaftskünstler. In St. Louis finden
wir das gleiche. Dort befindet sich auch der dem Volke geschenkte
Henry Shawsche, jetzt der Missouri-botanische Garten, in welchem
wohl von Anfang an deutsche Gärtner Anstellung fanden. Einer der
ersten deutschen Obergärtner dort ist Herr J. H. Bannes, der .sich
durch seine Kenntnisse und Pflichttreue nicht nur die Achtung seiner
Kollegen, sondern ganz besonders auch der Schüler der mit dem
Garten verbundenen Gärtner-Lehranstalt erfreut. In Milwaukee
nehmen deutsche Gärtner in den verechiedenen großen Parkanlagen
die ersten Stellen ein. So stehen z. B. die Gebrüder Raasch an
der Spitze des West- Parks, August Gerlach ist Obergärtner im
Mitchall-Park. Dort befindet sich auch das große Pflanzenhaus, das
Ger lach zu dem gemacht hat, was es heute ist.
Die großen Hotelpaläste an Floridas Ost- und Westküste mit
ihren herrlichen tropischen Anlagen und Palnienwäldern sind aus-
schließlich das Werk deutscher Gärtner, Da ist z. B. das Tampa-
ßay-Hotel, das mehrere Millionen Dollars gekostet hat, mit seinen
feenhaften Gärten. Dort waltet seines Berufes Herr Anton Fiehe
und der Name klingt doch sicherlich nicht anglo-amerikanisch.
Als Laudschaftsgärtner waren die Deutschen von jeher oben-
auf. Adolf Strauch ist der geniale Schöpfer des herrlichen park-
artigen Spring Grove Begräbnisplatzes bei Cinoinnati, violleicht der
schönsten Totenstätte der Welt. Der deutsch-amerikanische Geschichts-
forscher und Dichter H. A. Rottermann hat ihm im „Deutschen
Pionier" (Bd. XV, No. 11, 12) ein würdiges Denkmal gesetzt.
Herr Scholz war in gleicher Weise in dem Motairie bei New-
Orleans tätig. Zahlreich sind auch Deutsche in sehr lukrativen
Forststellungen. Bernhard Fornow war viele Jahre hindurch
Chef des Forstdepartments in Washington, einer der angesehensten
Stellungen des Landes, und Dr. Sohenck ist der Direktor der Bilt-
more-Forstsohule, welche durch den Millionär Vanderbilt ins Leben
gerufen wurde. Zugleich ist er der Forstexperte der großen
Vanderbiltschen Besitzung Biltmore bei Ashville, N.-C.
Diese flüchtige Skizze würde sehr mangelhaft sein, ohne Herrn
Ferdinand Mangold aus Karlsruhe zu erwähnen. Genannter
Herr war der Superintendent und Obergärtner des Eisonbahnkönigs
Jay Gould und ist in derselben Eigenschaft noch heute im Dienste
der Tochter, Fräulein Helen Gould. Herr Gould hielt so große Stücke
auf seinen deutschen Obergärtner, daß er ihn sehr reichlich in
seinem Testamente bedachte. Wollte ich ein auch nur annähernd
vollständiges Verüeichnis der deutschen Gärtner in hervorragenden
Stellungen geben, so würde das den Rahmen dieses Aufsatzes weit
überschreiten.
Selbstverständlich ist es, daß deutsche Gärtner nicht nur mit
guter Praxis, sondern ganz besonders mit einer gediegenen
Bildung und mit tüchtigen botanischen Kenntnissen der-
artigen Stellungen gewachsen sind. Minderwertige Gärtner
und Gartenarbeiter gibt es hier in Hülle und Fülle. Sie sind es,
die für 10 bis 15 Dollar zu arbeiten gezwungen sind. Ein ordent-
licher tüchtiger Gärtner erhält 50 bis 75 Dollar pro Monat und
noch mehr.
BHcken wir auf das Mitarbeiterverzeichnis der „Cyclopedia of
American Horticulture" — ich kenne weder in deutscher noch
englischer Sprache etwas gleich gediegenes — so werden wir auch
hier deutschen Namen fortwährend begegnen.
Das Zentralorgan der Handelsgärtner Amerikas ist der „American
Florist". Jeder Gärtner, der nach Amerika auswandern will, sei es
um als Gärtner zu arbeiten, sei es um eine Handelsgärtnerei ein-
zurichten, sollte das Blatt hier und da lesen. Hierdurch wird er
mit den hiesigen Geschäftsverhältnissen vollständig vertraut. Unter-
werfen wir die Anzeigen einer genauen Prüfung, so werden wir
auch hier finden, daß unter den amerikanischen Handelsgärtnern die
deutschen mit im Vordergrunde stehen. Der Präsident der großen
amerikanischen Gärtnergesellschaft (Society of American Florists and
Die Gartenwelt.
IX,
Ornamental Horticultuiists) ist Herr Philipp Breitmayer von
Detroit und der Vizepräsident Herr J. J. Benelte von St. Louis.
Die Namen scheinen doch beide deutsch zu klingen!
Schauen wir uns einmal in einer der größten, wenn nicht der
größten Handelsgärtnerei des Landes, der von H. A. Dreer in
Philadelphia, um. Auch dort begegnen wir in den höchsten Stellungen
deutschen Namen. Da ist der Geschäftsführer, ja der eigentliche
Schöpfer des Geschäftes wie es jetzt besteht, Herr G. D. Eisele und
sein Assistent Herr Strohlein, beides Mitglieder der Firma, bereits
hier geboren, aber beide ein schönes reines Deutsch spiecheud. Der
Name des Farnkraut- Experten des Geschäftes ist Nicholas N. B r u c k n e r.
Wo es auch sein mag, auf allen Gebieten der Kunst und Wissen-
schaft, aucli der Gartenkunst, finden sich Deutsoli-Amerikaner in den
höchsten Stellungen.
Und wie steht es mit der deutschen Sprache unter den Anglo-
Aiiiorikaiiern? Sehr viele der Gebildeten sprechen ein vorzügliches
Deutsch und suchen es sogar in ihrer Familie zu sprechen. Ich will
nur ein Beispiel anfübren, den bekannten Naturforscher Dr. "W". M.
Wheeler, der nicht nur das schöü.ste und reinste Deutsch perfekt
schreibt und spricht, sondern der auch mit den Werken Fiitz Reuters
besser vertraut ist als sehr viele Deutsche. Solche Beispiele ließen
sich verhundertfältigen. Daß die deutsche Schrift am Fortkommen
hinderlicli sei, ist mir sehr neu. Wir haben hier in Amerika sehr
viele große, vielgelesene, ausgezeichnet redigierte Tages- und Woohen-
zeituiigen, wie z. B. die „New-Yorker Staats- Zeitung", die ., Westliche
Post", die „Illinois Staats-Zeitung'', die „Germania" etc., von denen
■iiianclie über hunderttausend Abonnenten haben, obwohl sie in Amerika
in deutscher Schrift gedruckt werden. Niemand stößt sich
daran, ja es wäre sicher, daß der Versuch, sie in lateinischer Schrift
zu drucken, die Zahl ihrer Subskribenten sehr schnell ganz bedeutend
verringern würde. H. Nehrling.
Die rote Sonnenrose.
^^JJie rote perennierende Sonnenrose" (Echinaceay^Helianthns)
bietet die Firma Köhler k, Rudel, Windischleuba, als epoche-
machende Neuheit au. Ich fand diese Ankündigung im Horti-
cultural Advertiser, dem Hauptinsertionsorgan der englischen
Handelsgärtner. Gleichzeitig mit ihrem Insertionsauftrag hatte die
genannte Firma einige Blumen dieses neuen ,, Staudenschlagers" an die
Redaktion genannter Zeitung eingeschickt. Da aber die Redaktion
aus dem Begleitschreiben nicht die Überzeugung gewinnen konnte,
daß es sich wirklich um eine EchtnaeeayC^ Heiianthus Hybride
handelt, so mußten die Echinacienblüten, denn solche waren es in
der Tat, die weite Reise zu den Autoritäten des Kewgartens an-
treten, wo man sie gleiclifalls als Ecliinacea -B\ütea erkannte. Viel-
leicht hatte der Inhaber der Firma Köhler & Rudel, eingedenk des
Sprichworts, daß der Prophet nichts in seinem Vaterlande gilt, es
einmal zunächst mit den englischen Kollegen versuchen wollen, die
aber schlauere Geschäftsleute sind als er annahm. Die angebotene
Neuheit ist eine Züchtung des einstmaligen luliabers der Firma
Köhler & Rudel, Ernst Köhlers; der jetzige Inhaber ist sein
Schwiegervater, Herr Heise. Als ein spezieller Staudenliebhaber
und in Anerkennung der Verdienste, welche sich die alte Firma
Köhler & Rudel um die Einführung guter Neuheiten erworben hat,
bedauere ich den Rückgang dieser Firma. Ti'otzdem nuiß ich Stellung
nehmen gegen den von der Firma beschrittenen Weg, um ihre neue
Echinacea an den Mann zu bringen. Hortus.
Nachschrift der Redaktion. Auch uns ging eine Anpreisung
und eine farbige Abbildung der sogenannten roten Sonnenrose zu.
Ob die Farbe dieses Bildes der Wirklichkeit nahe kommt, lassen wir
dahingestellt. Jedenfalls zeigt die Blume unverkennbaren Echhiacea-
und nicht Heliantkits-OhaTakteT. Eine rote Echinacea ist aber etwas
allbekanntes, eine rote Sonnenrose würde dagegen eine Kuriosität
ersten Ranges sein. Deshalb mußte ein Abstammungsmärchen er-
funden werden. Hat man wohl schon einmal gehört, daß der Züchter
einer neuen Aster, eines neuen Chry.santhemums, einer neuen Dahhe
oder einer neuen Sonnenrose sich den Scherz erlaubt hätte, die
Eltern seiner Züchtung anzugeben V Die künstliche Befruchtung
einer Kompositenblüte, deren Blüte sich aus Hunderten von Einzel-
blütchen zusammensetzt, die alle Griffel und Staubfäden haben,
derart, daß man angeben könne, eine Fi-emdbestäubung habe statt-
gefunden, ist überhaupt ein Ding der Unmöglichkeit. Alle Korb-
blütensorten sind Zufallszüchtungen ; Kreuzbefruchtungen sind möglich
aber nicht nachweisbar. Eine Hybride zwischen Echiitacea und
Helianthus ist in Rücksicht auf die nahe Verwandtschaft beider
Gattungen wohl möglich, aber erst, wenn uns Ernst Köhler
den strikten Nachweis führt, daß er die Scheibenblüten einer Sonnen-
rose von den Staubfäden vollständig befielt habe, bevor sie stäubten,
— es ist dies eine absolute Unmöglichkeit — , dann die Befrachtung
mit dem Blütenstaub der Echinacea ausgeführt und die Blume derart
geschützt habe, daß auch nachher keine Fremdbestäubung durch Wind
oder Insekten möglich war, glauben wir ihm, daß seine Neuheit eine
Echinacea X Helianthits-Kxeuinng ist.
Mannigfaltiges.
Gewässerter Spargel ist minderwertig. Nach den Versuchen
von Dr. C. Windisch und Dr. Th. Schmidt in Geisenheim nimmt der
gewässei-te Spargel beträchtliche Mengen Wasser auf; in zwei Tagen
vermehrt der unter Wasser gelegte Spargel sein Gewicht schon um
zehn Prozent. Auch Nälirstoffe, besonders stickstoffhaltige und
Mineralstoffe werden durch die Wässerung dem Spargel entzogen.
Spargeln, deren Schnittflächen mit Paraffin bestrichen wurden, zeigten
unerklärlicherweise noch größere Aufnahme von Wasser, aber der
Verlust an Nährstoffen war bei diesen Spargeln bedeutend geringer.
Darnach ist endlich klargestellt, daß gewässerter Spargel tatsächlich
minderwertig ist.
Die Apfelernte in den Vereinigten Staaten von Amerika
verspricht in diesem Jahre gering zu werden. Nach einem Berichte
des Kaiserlichen Generalkonsulats in New- York vom 15. September
scheint nur in den Staaten New-York, Java, Michigan und den Neu-
englandstaaten, in denen die Obstkultur an erster Stelle steht, ein guter
Erfolg in Aussicht zu stehen. Apfel werden daher voraussichtlich
knapp und teuer sein und nur in beschränktem Umfange ausgeführt
werden.
Amerikanisches Dörrobst. Die amtliche städtische Anstalt
zur Untersuchung von Nahrungs- und Gonußmitteln in Krefeld hat
bei der Prüfung des zum Verkauf gelangenden Dörrobstes folgende
Feststellungen gemacht, die das amerikanische Dörrobst in einem recht
zweifelhaften Lichte erscheinen lassen: „Von 49 Proben — wohl
ausschließlich amerikanischen Ursprunges — mußten 37 wegen zum
Teil ganz übermäßiger Schwefelung beanstandet werden. Gemäß
Verfügung des Herrn Ministers der geistlichen und Medizinal-Ange-
legenheiten ist vorläufig ein Gehalt von 1,25 v. H. schwefhger Säure
als noch zulässig erklärt worden, ein Satz, der jedoch in vielen Fällen
überschritten wird und dann als gesundheitsschädlich zu beanstanden
ist. Da eine derartige Schwefelung nicht etwa behufs besserer
Konservierung angewendet, sondern nur vorgenommen wird, um den
betreffenden Früchten ein schöneres, helleres, durchscheinendes Aus-
sehen zu geben, und da ferner diese Früchte mit Vorliebe gerade
zur Kinder- und Krankenkost verwendet werden, erscheint eine end-
gültige gesetzliche Regelung des Verkehrs mit solchen Frachten, evtl.
ein völliges Verbot jeder Schwefelung durchaus wünschenswert.
A. W.
Die neue Erdbeere „Ai(gnstkünif/in'' (Reine d'Aoüt), eine
Züchtung der Firma Vilmorin Andrieux & Co. in Paris, erhielt von
der nationalen Gartenbaugosellschaft ein Verdienstzeugnis. Die neue
Sorte soll sich wesentlich von allen bekannten remontierenden Erd-
beeren durch glänzende remontierende Eigenschaften auszeichnen.
Sollen doch bereits die Ausläufer im ersten Sommer einen Ertrag
liefern. Die Früchte sollen mittelgroß, von regelmäßiger Foi-m und
scharlachroter Farbe sein. Im Ertrag soll Augustkönigin die Sorten
,ySf. Joseph^^ und „St. Antonie^'' übertreffen.
Lysol und Reblaus. Selten sind in einem Jahre so viel neue
Reblausherde aufgefunden worden als bei den diesjährigen Unter-
suchungen. So sind u. a. neue Herde entdeckt worden in Hochheim
IX,
Die Gartenwelt.
Kreuznach, Laubenheim (Nalie) und Muffendorf-Godesborg. Am
gefährlichsten scheint die Sache in der Gemarliung Laubenheim zu
liegen, wo bisher über 400 verseuchte Stöcke und 5 getrennte Herde
aufgefunden wurden.
Unter diesen Umständen gewinnen neue in den letzten .Tahren
ausgeführte Bekämpfungsversuche durch Bodendesinfektion erhöhte
Beachtung. Zu Beginn des Herbstes steigt bekanntlich das befruchtete
■Weibchen der Reblaus zur Erde hinab, um darin ihr Wintere!
abzulegen. Da aus einem Ei Millionen von Rebläusen entstehen
und jede einzelne der Ursprung eines neueq. Herdes werden kann,
ist die Hauptaufgabe wirksamer Reblausbekämpfung die Vernichtung
dieser "Wintereier. Das war zwar schon seit langem bekannt, es
gelang aber immer noch nicht ein wirksames Gegenmittel zu ent-
decken. Vor drei Jahren nun hatte Dr. Gantin (Paris) eingehende
Versuche mit Lysol als Desinfektions- und Bekämpfungsmittel
begonnen, und nach seinem Bericht (in der Nordd. Allg. Ztg. wieder-
gegeben) übertrifft der Erfolg alle Erwartungen. Einen völlig auf-
gegebenen "Weinberg hatte er zu seinem Versuchsfelde erwählt, und
schon Ende 1903 konnte der "Weinberg als gerettet betrachtet werden,
ja, die Ernte war sogar größer als sonst. Die Behandlung bestand
in einem zur "Winterszeit ausgeführten Bestreichen der Stöcke mit
einer .0 v. U. Lj'sollösung. Dr. Gantin unternahm noch einen zweiten
Versuch, indem er ein dicht neben einem verseuchten "Weinberg
liegendes Gelände mit heimischen Reben ohne Pfropfung bepflanzte.
Trotz des mit Reblaus gesättigten Bodens gediehen die Reben vor-
züglich und zeigten schon nach einem Jahr ein außerordentliches
"Wachstum und durchaus gesunde "Wurzeln, was ausschließlich durch
Lysol-Behandlung erreicht wurde. Es wäre zweifellos von außer-
ordentlicher Bedeutung für den "Weinbau, falls diese glänzenden Er-
gebnisse Bestätigung finden wüi'den. Weitere umfangreiche Versuche
sollen noch angestellt werden.
Tagesgeschichte.
Berlin. Die Anlegung von Schulgärten hat die Schuldeputation
jüngst be.schlossen. Für diese Aulagen kommen die Höfe der Gemeinde-
schulen in Betracht. Die Gärten sollen mit Nutzpflanzen bepflanzt
werden, um so den Kindern der Großstadt einen Anschauungs-
Unterricht auf einem Gebiete zu erteilen, das ihnen bisher so gut
wie verschlossen gewesen ist. Natürlich eignen sich nicht alle Schul-
höfe für eine Erfolg versprechende Gartenanlage. Jedenfalls darf
mit der Freudigkeit der Kinder bei dieser Sache gerechnet werden.
— Die Ergebnisse des Übstmarktes, der von der Branden-
burgischen Landwirtschaftskammer vom 26. — 28. Oktober veranstaltet
wurde, waren gut, so daß dieser Herbstmarkt als eine bleibende Ein-
richtung beibehalten wird. Jedoch sind mannigfache Verbesserungen
der Einrichtungen notwendig. Insbesondere ist für die Verpackung
eine einheitliche Form erwünscht, sodaß sich die Früchte auch in
einer gefälligen Hülle darbieten werden. Über die Zustellung der
"Waren wurde diesmal lebhaft geklagt. Es sind große Unregelmäßig-
keiten bei der Lieferung an die Käufer vorgekommen, die darob sehr
erbittert waren und es sich wohl überlegen werden, ehe sie zum
zweiten Male den Obstmarkt in Nahrung setzen. Es ist sehr zu
verwundern, daß die Organisation gerade in diesem wichtigen Punkte,
der Spedition, versagt hat.
Bremen. Der Großkaufmann FranzSchütte hierselbst stellte
ein 12 Morgen (3 Hektar) großes Grundstück für einen botanischen
Garten und die nötigen Mittel zu dessen Begründung und Erhaltung
der Stadt Bremen zur Verfügung.
Der botanische Garten soll zunächst als Bildungsmittel dienen
und soll in seiner ganzen Anlage vorzugsweise den Bedürfnissen
des Schulunterrichts angepaßt werden. Er soll aber zugleich mit
Rücksicht auf landschaftliche Schönheit angelegt werden, so daß er
auch als angenehmer Spaziergang dienen kann.
Durch die Bekanntschaft mit einem von der Stadt Cöln für
Unterrichtszwecke begründeten Garten, sowie durch mancherlei ge-
legentlich geäußerte "Wünsche, die auf Umwandlung eines Teils des
Bürgerparks in einen botanischen Garten hinzielten, wurde Herr
Schütte veranlaßt, dieses große, jenseits der ,, Weserlust-' am Oster-
deich, der Ringstraße und verlängerten Hamburgerstraße gelegene
Grundstück für einen botanischen Garten zu bestimmen. Mittels
der Straßenbahn ist die Gegend leicht zu erreichen.
Der Garten bleibt Eigentum des Herrn Schütte, welcher auch
sämtliche Kosten der Anlage und Unterhaltung übernimmt. Die für
die Fortführung des Unternehmens erforderlichen Mittel sollen für
25 Jahre sichergestellt werden. Nach Ablauf dieser Frist können
der Begründer oder seine Erben frei über den Garten verfügen.
Der Zutritt soll vorläufig während des größten Teils des Tages allen
Erwachsenen und den von ihnen beaufsichtigten Kindern offen
stehen; es muß indessen vorbehalten bleiben, Beschränkungen ein-
treten zu lassen, falls die völlig freie Zugänglichkeit mißbraucht
werden sollte. Ein zwischen den Anlagen der Weserlust und dem
botanischen Garten gelegenes Grundstück beabsichtigt Herr Schütte
ebenfalls parkartig bepflanzen zu lassen und bis zur weiteren Ver-
wendung für Besucher offen zu halten, später jedoch bei Bedarf zu
dem "Weserlustgarten zu ziehen. Die Arbeiten zur Fertigstellung
des botanischen Gartens sollen tunlichst gefördert werden, doch wird
'die Eröffnung der Anlage schwerlich vor der zweiten Hälfte des
nächsten Sommers zu ermöglichen sein.
Es wird beabsichtigt, die einzelnen Gewächse nach den ver-
schiedensten Gesichtspunkten, insbesondere auch nach den Ursprungs-
ländern zu gruppieren, sowie die vor dem zunehmenden Anbau mehr
und mehr verschwindende einheimische Vegetation der Heide und
des Moores, der Dünen und des Strandes, soweit dies möglich ist,
zur Anschauung zu bringen.
Hamborn. Der Gemeinderat beauftragte die Grundstücks-
kommi.ssion, mehrere Grundstücke zu öffentlichen Zwecken zu er-
werben. Es wird u. a. die Anlage eines Volksgartens und eines
Gemeindebegräbnisplatzes beabsichtigt. Etwa eingesandte Angebote
sollen dem Gemeinderat baldmöglichst vorgelegt werden.
Karlsruhe. Durch Entschließung des Stadtrates wurde die
Stadtgarten-Inspektion aus ihrem Verhältnisse zum städtischen Tief-
bauamte gelöst und als selbständige Behörde mit der Bezeichnung
„Städtische Gartendirektion'- dem Stadtrate direkt unterstellt. Garten-
inspektor Ries ist zum städtischen Gartendirektor ernannt worden.
Lüneburger Heide. Die Zwergbirke, deren Bestand in der
Lüneburger Heide sehr gefährdet ist, soll nun auf einem 3 Morgen
großen Gelände vor weiterer Ausrottung geschützt werden. So soll
auf Betreiben des Professors Conventz, Direktors des Museums in
Danzig, der drei Morgen große Bestand von Zwergbirken (Betiila nana)
im Moore der Gemeinde Schafwedel bei Bodenteich geschützt werden.
Außer an dieser Stelle findet sich die Zwergbirke in der ganzen
norddeutschen Tiefebene nur noch an einer Stelle östlich der
"Weichsel, wo diese sehr seltene Holzart sich von der Eiszeit bis
auf die Jetztzeit lebend erhalten hat. Conventz hat beim Kultus-
minister und bei dem Landschaftsrat des Fürstentums Lüneburg in Celle
Schritte getan, um einen Ankauf der Birkenfläche zu ermöglichen.
Vom Niederrhein. — Auf verschiedenen größeren Obstgütern
im niederrheinischen Industriegebiet wurde amtlich angefragt, ob sich
der von den Fabriken und anderen industriellen Anlagen erzeugte
Rauch irgendwie für das Blühen und den Fruchtansatz der Obst-
bäume schädlich erwiesen hätte. In weiten Kreisen der Land-
bevölkerung ist man wenigstens davpn überzeugt und glaubt diesem
Umstände den teilweisen Rückgang des Obstbaues am Niederrhein
zuschreiben zu müssen.
Rechtspflege.
Eigentumsrecht an Fallobst von verpachteten Bäumen.
Über diese Frage teilen die „Lößnitzer Annalen'' im 2ö. Band folgende
Entscheidung des Dresdener Oberverwaltungsgerichtes mit: Die Ansicht,
daß das von den Bäumen, deren Ertj-ag verpachtet ist, herabgefallene
Obst sich nicht mehr im Eigentume, sondern nur noch im Gewalirsam
des Grundstückseigentümers befindet, ist unrichtig. Ein Ohstpächter,
welcher die Äpfel auf dem Stamme gekauft hat, ist nicht vermöge
eines Forderungsrechtes zu ihrer Aneignung befugt. Der kraft eines
Forderungsrechtes Aneignungsberechtigte erwirbt aber das Eigentum
Die Gartenwelt.
IX. 8
an den Erzeugnissen der Sache nur, wenn der Besitz der frucht-
tragenden Sache ihm überlassen ist, mit der Trennung, anderenfalls
erst mit der Besitzergreifung. Wenn der Pächter sich nicht im Be-
sitze des Obstgartens befindet, kann er erst durch die Besitzergreifung
Eigentümer des Fallobstes werden. Daß bis zu diesem Zeitpunkte
das Obst im Eigentume des Grundstückseigentümers verbleibt, geht
klar hervor aus der Vorschrift, wonach die Erzeugnisse einer Sache
auch nach der Trennung dem Eigentümer der fruchttragenden Sache
gehören, soweit nicht der Besitz derselben einem anderen zur An-
eignung ihrer Erzeugnisse überlassen ist. Es kann hiernach nicht
bezweifelt werden, daß das Eigentumsrecht an dem Fallobst
zunächst bei dem Gartenbesitzer verbleibt und nicht schon
mit der im voraus erfolgten, auf Übertragung dieses Eigentums ge-
richteten Willenserklärung des Verpächters, sondern erst mit der
Besitzergreifung durch den Pächter an diesen übergeht.
Bevorstehende Ausstellungen.
Allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Darmstadt 1905.
In einer Äusschußsitzung, die kürzlich stattfand, wurde die Dauer der
Ausstellung endgültig auf 3 Wochen — vom 19. August bis 10. Sept.
— festgesetzt. Der Gesamtkosten -Voranschlag sieht einstweilen
30000 Mk. in Einnahme und Ausgabe vor. Ein Garantiefonds von
15000 Mk. ist schon zum großen Teil gezeichnet. Es wurde ferner
beschlossen, von einer Prämiierung der einzelnen Ausstellungen ab-
zusehen, den Ausstellern hingegen eine Plakette als Erinnerungszeichen
zu verleihen. (Ein sonderbarer Beschloß. Red. der Gartenwelt.)
Das Ausstellungsgelände, der vom Großherzog zur Verfügung
gestellte Orangeriegarten, eignet sich zu diesem Zwecke vorzüglich.
Er wurde um 1700 im französischen Gartenstil angelegt und ermöglicht
dadurch, daß er in drei Terrassen zerfällt, eine natürliche Gliederung
der Ausstellung. Das Orangeriehaus wird als Repräsentationshaus
dienen.
Sehr erfreulich ist die Tatsache, daß die Darmstädter Künstler-
kolonie sich in ausgedehntem Maßstabe an der AussteUung zu be-
teiligen gedenkt. Ihre Arbeiten werden sich dem Rahmen des
Ganzen anpassen, die übrigen Zweige der Ausstellung nicht unter-
drückend, sondern weitgehend unterstützend. Darüber später mehr.
Einer Einladung der Stadt Darmstadt folgend, hat der Verein
Deutscher Gartenkünstler seine Versammlung zur Ausstellung zu-
gesagt. Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch der deutsche Pomologen-
verein seine Jahresversammlung hier abhält, ebenso wird wohl die
Teilnahme der Dahhengesellschaft gesichert werden. Der Kongreß
deutscher Forstleute, der voriges Jahr in Eisenach tagte, wird hierher
kommen; für die Vertreter des Forstfachs beabsichtigt man eine
(kleine forstwirtschaftliche Sonderausstellung zu veranstalten. W. L.
Gartenbau-Ausstellung im Rahmen der großen Gewerbe-
und Industrie-Ausstellung in Görlitz vom 1. Juni bis 30. Septbr.
auf dem Geliui^lr dfi i-heiiialigen IvuNunausstellung an der Ruhmes-
halle. Leite]- der .\usstellung Gartenbaudirektor Sperling in Görlitz.
Frühjahrsausstellung von Zwiebel- und Knollengewächsen
in Haarlem, verunstaltet von dem Königlich Niederländischen Verein
für Blumenzwiebelzucht, vom 17. bis 21. März 1905. Das neulich
erschienene Programm enthält über 135 Nummern, wofür eine große
Anzahl Preise festgestellt wurde. Diese Ausstellung wird eine der
bedeutendsten sein, welche bis dahin vom obengenannten Verein ver-
anstaltet wurden. Auf Anfrage wird der Generalsekretär des Vereins,
Herr Jobs de Brouk zu Haarlem, Holland, an Interessenten ein
Exemplar des Programms senden.
Rosen-Ausstellung zu Kreuznach vom Mai bis Oktober 1905,
veranstaltet vom Verein Deutscher Rosenfreunde. Das vom Geschäfts-
führer des Vereins Deutscher Rosenfreunde, Herrn Peter Lambert
in Trier, zu beziehende Programm umfaßt 48 Aufgaben für Kosen-
pflanzen und -13 Aufgaben für abgeschnittene Rosenblumen.
Die Abteilung der Rosenpflanzen zerfällt in die Unterabteilungen der
im Freien ausgepflanzten Kosen und der Topfrosen. Die Freiland-
rosen smd in folgende Gruppen getrennt: Hoch- und Halbstämme
Aufg. 3—12), Niedere Rosen (13—38), Wildrosen (39—41), Neuheiten.
Die abgeschnittenen Rosenblumen sind in Liebhabereinsendungen und
Einsendungen von Gärtnern getreSnt. Die Aufgaben lassen weiten
Spielraum und eine ausgedehnte Beteihgung zu. Von den Aufgaben
seien einige interessante herausgegriffen:
29. Eine Sammlung von 10 Sorten Schlingrosen.
30. „ „ „ 10 „ Kugosa-Rosen.
31. „ ., Kapuziner-, Pimpinell-, Moos-, Centifolien- und
einmal blühender Rosen.
35. Das schönste ßosenspalier fürs Freie mit remontierenden Sorten.
Auf Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Kälte ist
Rücksicht zu nehmen.
36. Die beste Sammlung Herbstblüher in 10—20 Sorten a) je 20 Stück.
b) „ 50 „
37. Die beste Sammlung Treibsorten je 25 Stück in Sorten.
40. Eine Sammlung solcher Wildrosen usw., welche sich zu Ein-
friedigungen eignen.
41. Die schönsten und besten Rosen- Unterlagen für Hochstämme
und Niedere Kosen: a) Waldstämme
b) Sämlingsstämme.
42. Die beste Sammlung solcher Sorten, welche seit 1900 im
Handel sind.
43. Die beste Sammlung solcher Sorten, welche seit 1904 im Han-
del ist.
44. Die schönste deutsche Neuheit, welche noch nicht im
Handel ist.
45. Die schönste Neuheit ausländischer Zucht, welche noch
nicht im Handel ist.
47. Eine Gruppe zum Treiben vorbereiteter Topf-Treibrosen.
a) 100 Stück in 10 Sorten.
b) 50 „ „ 5 „
31. (Blumen) die 20 größten und schönsten Rosen überhaupt, in
20 Sorten.
32. (Blumen) 20 mustergültige Rosen für langstieligen Schnitt, je
10 Blumen.
Die Anmeldungen sind bis 1. März 1905 zu bewirken und sind
ausschließlich zurichten an Herrn Karl Hübsch in Kreuznach, die
Sendungen selbst an Herrn Stadtgärtner Ahrens.
Verkehrswesen.
Auf wiederholte Anfragen aus dem Leserkreise über den Pflanzen-
export nach der Türkei teilen wir folgendes mit: Pflanzenfracht-
sendungen gehen am besten über Triest, von wo sie mit dem Österr.
Lloyd befördert werden. Den Sendungen ist ein Reblausattest, eine
Zollinhaltserklärung und eine Statistik des Warenverkehrs beizufügen.
Dem Österr. Lloyd macht der Absender Avis unter genauer Angabe
der Art, des Zeichens und des Inhalts der Sendung, sowie des Namens
und Wohnorts des Empfängers.
Postsendungen richtet man direkt au den Empfänger unter
Beifügung eines Reblausattestes und zweier Zollinhaltserklärungen,
deren eine in deutscher, deren andere in französischer Sprache ab-
zufassen ist.
Personal -Nachrichten.
Müller, Frau Louise, Inhaberin der Blunienhandlung in
Firma A. Müller Sohu zu Frankfurt a. M., wurde das Prädikat einer
Königlichen Hoflieferantin verliehen.
Müller, Reinhold, ObergUrtner in Praust im Kreise Danziger
Höhe, wurde der Kgl. Kronenorden vierter Klasse verliehen.
Ries, bisher städt. Gartoninspektor in Karlsruhe i. B., wurde
zum städt. Gartendirektor ernannt.
Burgaß, Fritz, jun., Ingenieur, trat als Gesellschafter in die
Firma L. Nitschke (Inhaber Fr. Burgaß son.), Zentralheizungs-, Lüf-
tungs- und Trocken-Anlagen-Fabrik in Landsberg a. d. W. ein. Die
entstandene offene Handelsgesellschaft führt nunmehr die Firma
Burgaß & Sohn.
Veramwortl. Koilakteiir: Mai Hesdörffer, Berlin. — Verlag v. Richard Carl Schmidt i Co., Leipzig. — nmck: Anhalt. Buchdr. Gutenberg, e. G. m. b. H., Dessau.
Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
26. November 1904.
No. 9.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Sumpf- und Wasserpflanzen.
Dio (iitterpflanze, Aponogeton fenestralis (Poir.j
Hook. f. (syii. Oiivirandra fenestralis).
Von H. Baum, Rostock.
{Hiefxii drei Ahbildumjen.)
Die Kultur der Gitterpflanze beansprucht die vollste
Aufmerksamkeit sowie das ganze Interesse von Seiten des
Pflegers. Aus diesem Grunde ist wahrscheinlich die Gitter-
pflanze so selten in den Kulturen anzutreffen. Man findet
sie jetzt nur in einzelnen botanischen Gärten, allerdings
meist in kümmerlichen Exemplaren, welche bald das Zeitliche
segnen. Im Hamburger botanischen Garten ist sie vor einigen
Jahren in guter Kultur gewesen*), scheint aber auch dort
wieder zurückgegangen zu sein, da sie sonst sicherlich in
der Wasserpflanzen -Abteilung der Düsseldorfer Ausstellung
vom Hamburger bo-
tanischen Garten ge-
zeigt worden wäre.
Der Breslauer bo-
tanische Garten hat
früher ebenfalls gut
kultivierte Pflanzen
aufzuweisen gehabt.
In Deutschland ist
die Gitterpflanze im
Handel nicht zu haben,
in England werden
mitunter Pflänzchcn
mit drei bis vier
Blättern zu 20 Mk.
das Stück angeboten.
Eine von dem
Verfasser gepflegte
Gitterpflanze hat von
Februar bis Sep-
tember 1904 gerade
zwanzig Blätter ent-
wickelt, von denen
sich die letzten, wie
dies auf der nebenstehenden Abbildung ersichtlich ist, zu
recht schönen, durchbrochenen Blättern ausgebildet haben.
In und um St. Petersburg werden zurzeit die meisten
Gitterpflanzen kultiviert und gelingt die Kultur dort
wohl deshalb am leichtesten, weil das weiche Newawasser
den Pflanzen am besten zuzusagen scheint. Weiches,
kalkfreies Wasser ist überhaupt die Grundbedingung für
das gute Gedeihen der Gitterpflanze. Man verwendet daher
entweder ganz weiches Flußwasser oder, wo dieses nicht zu
beschaffen ist, auch Regenwasser, das aber keinen Schmutz,
wie Ruß etc. enthalten dai-f, da sich sonst die Blätter der
Gitterpflanzen schwarz färben. Man benutzt deshalb am besten fil-
triertes Regenwasser. Je nach Vorrat gießt man alle zwei bis
drei Tage eine Gießkanne frisches Regenwasser in den Kultur-
Behälter nachdem man eben so viel altes abgefüllt hat. Einen
*) Vergl. die Abbild.
IV. Jahrg. S. 351.
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faki
Kulturpflanze von Aponogeton fenestrali:
Gartenwelt. IX.
Die Gartenwelt.
IX, 9
Tropfapparat, der durch Tropfenfall die Wasseroberfläche in
stete Bewegung bringen soll, halte ich für überflüssig; die
Pflanze wächst ebensogut, wenn nur das Wasser, wie vor-
stehend angegeben, erneuert wird. Die Gitterpflanze scheint
ferner in einem sauberen Holzkübel am besten zu gedeihen.
Aponogeton fenestraUs (junge Pflanze).
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" gezeichnet.
Ein weiterer unerläßlicher Faktor für das Gedeihen der
Gitterpflanze ist ein schattiger Standort. Da die Gitter-
pflanze in Madagaskar an ruliigen, von Gebüschen überragten,
flacheren Stellen der Flußufer wächst, so ist die Wasser-
oberfläche des Kübels bei sonnigem Wetter zunächst
durch eine Schicht von Salvinien zu bedecken; außer-
dem wäre bei starkem Sonnenschein in den Sommer-
monaten noch eine Rohrmatte am Fenster oder Glas-
dach zu befestigen. Hat man für einen derartig
schattigen Standort gesorgt, so ist das für die Gitter-
pflanze überaus schädliche Auftreten von Algen zwar
nicht ausgeschlossen, aber weniger zu befürchten.
Die Gitterpflanzen müssen also in einem durchaus
weichen, kalkfreien, öfters zu erneuernden Wasser
an einem schattigen Standort kultiviert und vor
Algenansiedlungen möglichst geschützt werden. Man
erreicht diesen Schutz am besten dadurch, daß man
eine Anzalü Posthornschnecken und im Frühjahr.
Kaulquappen in den Behälter setzt; namentlich letztere
räumen gründlich mit den Algen auf, auch ist ihnen
das Abwaschen der Blätter dienlich.
Man stellt die Pflanzen nicht zu weit vom
Licht, entweder ans Zimmerfenster oder 1 bis l^/j m
vom Glasdach entfernt. Die Wassertemporatur be-
trägt im Winter am besten 18 bis 20^ C, im Sommer
22,5 bis 27 "C, die AVasserhöhe über den Pflanzen
je nach deren Große, etwa 10 — 20 cm, so daß die
Blattspitzen etwa die Wasseroberfläche berühi-en.
Das Verpflanzen scheinen die Gitterpflanzen sehr übel
zu nehmen, denn ich halje gefunden, daß sie eine lange Zeit
(mitunter vier Monate) danach gar nicht trieben, oder, wenn
sie sich wirklich dazu bequemten, zunächst nur sehr kleine,
verkrüppelte Blätter erzeugten, die eine zusammenhängende
Blattfläche aufwiesen und nur lün und wieder an einzelnen
Stellen durchbrochen waren. Man läßt daher die Pflanzen,
so lange es angängig ist, etwa 2 bis 3 Jahre in denselben
Gefäßen stehen und benutzt beim Verpflanzen, das aber erst
vom Februar ab vorgenommen werden darf, flache Gefäße
und eine Mischimg von lehmiger Rasenerde, gut verrotteter
Komposterde und etwas Sand. Die haarfeinen, bläulich
schwarzen Würzelchen müssen dabei nach Möglichkeit ge-
schont werden.
Das Wachstum der jungen Blätter wickelt sich folgender-
maßen ab. Anfangs liegt die Blattanlage dicht an der
Basis des jüngsten Blattes, löst sich dann von dieser, und
indem sich das junge Blatt allmählich auseinander rollt,
läßt es schon das vollkommen entwickelte Netzwerk des
Blattes deutlich erkennen. Bei fortschreitendem Wachstum
dehnt sich das junge Blatt bis zu einem Winkel von 45 *>
nach beiden Seiten derart aus, daß zeitweise die Blatt-
unterseite die Wasseroberfläche berührt. Sobald das Blatt
seine volle Größe erreicht hat, hört das Strecken und
Dehnen der jungen Blätter auf und wir sehen nunmehr,
daß das Blatt|)arenchym vollkommen fehlt und nur die
längs- und querlaufenden Nerven ausgebildet sind.
Da die ausgewachsenen Blätter der Gitterpflanze trotz
ihres zarten Aussehens von fester, man kann sagen, immer-
grüner Beschaffenheit sind und sich infolgedessen, abweichend
von den meisten anderen untergetauchten Wasserpflanzen,
sehr lange an der Pflanze erhalten, so ist die Frage, ob
die Pflanze in der Heimat regelmäßig einzieht, nur schwer
zu beantworten. Der knollige Wurzelstock, den die Pflanze
besitzt und der in Madagaskar von den Eingeborenen ge-
nossen wird, läßt allerdings erkennen, daß die Pflanze von
Zeit zu Zeit der Ruhe bedarf; die festen, lange ausdauernden
Blätter dagegen scheinen zu beweisen, daß die Pflanze nur
Aponogeton fenestralis. Original
für die „Gartenwelt"
gelegentlich einzieht: nämlich, wenn das Wasser in den
Flüssen so viel fällt, daß die Blätter vertrocknen und nur der
Wurzelstock im feuchten Schlamme oder in flachen, vom
Flusse abgetrennten Tümpeln das Eintreten der nächsten
Regenperiode erleben kann. Wahrscheinlich aber wird die
IX,
Die Gartenwelt.
Ruheperiode der Gittei'pflanze in der Heimat durch kühlere
Wassertemperaturen oder andere Umstände bedingt. In der
Kultur muß den Gitterpflanzen von Anfang November ab eine
Ruhezeit durch kühlere Wassertemperatur (von 18 bis 20'' C.)
gewährt werden ; die Pflanzen zeigen den Beginn der Ruhe-
zeit meist von selbst an, indem sie auf einmal kleine, un-
i-ogelmäßig ausgebildete Blätter entwickeln.
Es ist fast als sicher anzunehmen, daß die Blätter
dieser Art deshalb durchbrochen sind, um an der Pflanze
den unteren, übereinanderliegenden, außergewöhnlich lange
ausdauernden, also immergrünen Blättern das zu ihrer Er-
haltung notwendige Licht zuzuführen. Bei anderen Wasser-
pflanzen, wie z. B. Hydrocleis nymphoides, bemerkt man sehr
häufig, daß sonst ganz gesunde, kräftige Blätter sogleich
gelb imd hinfällig werden, sobald mehrere Blätter flberein-
anderwachsen und sich gegenseitig das Licht fortnehmen.
Bei Hydrocleis gleicht sich der Verlust der gesunden Blätter
durch das rasche Wachstum der Pflanze sehr bald wieder
aus, anders aber bei der Gitterpflanze, welche viel langsamer
wächst und durch Lichtniangel verlorene Blätter nicht so
schnell ersetzen könnte.
Blütenbildung haben meine Gitterpflanzen noch nicht
gezeigt, wahrscheinlich müssen die Pflanzen ein gewisses
Alter erreicht haben, ehe sie die Blüten entwickeln.
Der Siiiiiiil- 1111(1 \Vasser|iHaiizeiigiirteii iiiul die ein-
heimisclieii Bacli- und Teichuferptianzen.
Vou Th. Schweizer, Obergärtner, Zürich.
Ob
'bgleich die Redaktion dieser Zeitschrift schon darauf hin-
gewiesen hat, daß fremde Pflanzen sich mit heimischen vereinigen
las.sen, ohne Widersinn hervorzurufen, kann ich es doch nicht unter-
lassen, Herrn Gartenteohniker H. Liebe rt darauf aufmerksam zu
machen, daß meine Einsendung über den Sumpf- und Wasserpfianzen-
garten in No. 37 des achten Jahrganges sich lediglich auf den Teich
eines Liebhabers bezieht und Herr Liebert eine gänzlich falsche Auf-
fassung meines Artikels hat. (Bezieht sich auf den Artikel in No. 2,
Seite U. Die Red.)
Wenn ich nur über Bach- und Teiohuferpflanzen geschrieben
hätte, könnte ich seine Einwendung begreifen; ich würde aber auch
in diesem Fall keine Hybriden und Einführungen von Seerosen, viel
weniger noch Adiantum CapUlus Veneris erwähnt haben.
Ich unterschätze die einheimischen Gewächse und deren Wert
für Uferbepflanzungen nicht im geringsten, da mir hin und wieder
vergönnt ist, sie ihrem Charakter entsprechend anzuwenden, muß
aber Herrn Liebert speziell darauf aufmerksam machen, daß diese
Pflanzen nur höchst selten angebracht werden können, weil es die
Verhältnisse nicht erlauben. Es ist nicht jedermanns Liebhaberei,
Pflanzen in seinem Garten anzusiedeln, welche gleich Unkräutern in
der Nähe zu finden sind. Auch hat der Naturfreund Gelegenheit
genug und mehr Freude, die heimischen Pflanzen zu suchen, wo sie
ihren natürlichen Standort haben.
Indessen scheint mir, daß Herr Liebert es mit der Grenze
seiner einheimischen Pflanzen nicht so genau nimmt, dieselbe reicht
sogar noch über diejenige des von mir erwähnten Ä. Capillun Veneris
hinaus; es wäre für mich und manchen Botaniker interessant zu er-
fahren, wo Herr Liebei-t seine Arundo Donax in Deutschland idyllisch
zusammen mit unserem heimischen Schilf, Phraymiles communis,
und mit Carex riparia etc. gefunden hat.
Trotz alledem wäre es mir nicht eingefallen, auf den schönen
poetisch angehauchten Artikel einzugehen, wenn in demselben nur
eine Idee gegeben wäre, auf welche Weise eine Teichpartie geschmack-
voll, geeignet für einen größeren Park oder Stadtgarten, mit nur
heimischen Gewächsen zu bepflanzen ist. Würde Herr Liebert wohl,
wenn er einmal in diese Lage käme, einen solchen Garten anzulegen,
sich mit Nymphaca alba und Nuphar luteum begnügen? Würde er
die vorgeschriebene Grenze nicht überschreiten und stillschweigend zu
den schönen Einführungen und Züchtungen, auf welche die ganze
Gärtnerwelt das Augenmerk richtet, greifen?
Widersinnig nennt Herr Liebert das an Felsen in denkbar natür-
lichster Weise üppig weiterwachsende, an diesem Orte vollständig
Winterhärte Adiantum Capillus Veneris! Unnatürlich die Ver-
wendung von der niedlichen, hier ebenfalls winterharten Nymphaea
pygmaca, weil sie aus Ostsibirien stammt ! Alle die schönen aus-
ländischen Sumpf-- und Wasserpflanzen, die großartigen Errungen-
schaften berühmter Botaniker und Züchter will Herr Liebert den
Liebhabern und den Pflanzenfreunden, den Besuchern der öffent-
lichen Parks, welche dieselben Sonntags und in den freien Stunden
besuchen, weil sie die schönen Pflanzen liebgewonnen haben, vor-
enthalten, um sie in bot. Gärten für die Wissenschaft zu verbannen,
obgleich letztere für Hybriden etc. am wenigsten Interesse zeigen.
Wie wollte Herr Liebert als Landschaftsgärtner einen Park ge-
stalten ohne die verhaßten exotischen Pflanzen? Wo sollte der
Gartenfreund aufgemuntert werden, im Interesse des Gartenbaues
Liebe zu den Pflanzen zu gewinnen? In botanischen Gärten, welche
gewöhnlich um die Zeil, zu welcher der Pflanzenfreund einige freie
Stunden hat, geschlossen sind, oder in den öffeuthchen Anlagen?
Widersinnig nenne ich dagegen die viel zu häuf ige Anwendung
von Teppichbeeten und Blumenarrangements an ungeeigneten Stellen.
Widersinnig werden vielfach Palmen verwendet, sogar Felsgrotten mit
Geranien, Fuchsien etc. bepflanzt. Diese und noch viele andere grobe
Fehler geben Herrn Liebert ein sehr dankbares Feld, für seine
natürhoh landschaftlichen Ideen eine Lanze zu brechen.
Gärtnerische Reiseskizzen.
Meine Reise von Venedig uacli Abi^azia.
Von Heinrich Riebe.
{Hicrxu vier Abbildungen.)
L
Oeit einigen Stunden schaukelten wir uns auf den blauen
Wogen des adriatischen Meeres. Der Mond war noch nicht auf-
gegangen, nur vereinzelte Sterne blinkten durch die Wolken in lauer
dunkler Nacht. Fern am Horizont verriet ein Lichtschimmer woher
wir gekommen imd zeigte uns noch jetzt die Lage Venedigs, jener
Stadt, die unser ganzes Sinnen und Denken noch immer gefangen
hielt, und unter deren Bann wir noch immer standen. So märchen-
haft schön wie es den Fluten entstiegen, war es auch wieder unter-
getaucht — doch nicht ins Meer der Vergessenheit! In unserm
geistigen Auge leben die Bilder und Eindrücke, die wir in jener Stadt
der Lagunen und Paläste, der Pracht und Herriichkeit empfangen
haben, fort und fort und sind fester und schöner in unserm Herzen
eingeprägt als man dies mit Bleistift, Pinsel und Palette oder auf
der photographischen Platte zu tun vermag.
Doch nicht lange währte dieser idyllische Teil unserer Seefalirt.
Bald nach Mitternacht — wir mußten uns auf der Höhe der Süd-
spitze Istriens befinden — wurde das Meer bewegter und unser
Dampfer begann zu stampfen. Immer gewaltiger rollten die Wogen
heran und immer mehr legte sich das Schiff nach rechts oder links,
stieg immer höher vornauf und glitt immer tiefer hinunter. Wir er-
hoben uns, teils getrieben aus Furcht vom Bett geworfen zu werden,
über welchem zur allerdings zweifelhaften Berahigung der Passagiere
zu lesen war: „Der Rettungsgürtel befindet sich unter dem Kopf-
kissen"; anderseits, um auf Deck das wilde Spiel einer erregten See
beobachten zu können. Ein drückend warmer, sturmartiger Wind
fegte uns entgegen ; der Scirocco, das gerade Gegenteil der Bora, doch
ihr an Heftigkeit wenig nachstehend. Soeben verschwand in der
100
Die Gartenwelt.
IX, 9
Ferne das Leuchtfeuer von Pola — wir nähern uns nun dem Quainero,
einem stets sehr bewegten, stürmischen und daher mit Recht ge-
fürchteten Teil der Adria. — Wir haben uns ein siclieres Plätzchen
auf dem Oberdeck ausgesucht, wo wir uns festhalten können. Der
Soirocco heult durch die Takelage und das auf- und niedergeworfene
Schiff ächzt und stönt in allen Fugen. Dazu brausen und donnern
"Woge auf Woge gegen die Planken und senden ihre weiße, staub-
artige Gischt über unseru Dampfer.
Der Morgen beginnt bereits zu grauen, als die von vielen
kleinen Buchten durohrissene Küste Istriens auftaucht. Reoliter
Hand des Arso-Kauals, eines langestreckten, fjordartigen Ein.schnittes,
wird ein weit ins Meer vorspringendes Vorgebirge, die Punta-Nera,
sichtbar. Ihr gegenüber liegt die langgestreckte Insel Chei-so, und
bildet mit ihrer hohen, steilufrigen Nordwestspitze, der Punta-Pernata,
das Eingangstor in den Quarnero. Hier stürzt sich der Sturm noch-
mals mit vehementer Gewalt auf unser heransteuerndes Schiff — der
Kampf mit den Wogen erreicht hier seinen Höhepunkt. — Später
erweitert sich die See wieder. Der Monte Syss, ein hoher Kegelberg
Gondelhafen in Abbazia,
auf der Insel Cherso, entschwindet in dei Moigendunmeiung und
die ersten Oliven-Inseln entsteigen dem Meere Endlich blinkt in
weiter, grauer Ferne das Leuchtfeuer von Fiume auf.
Es ist bereits heller Tag als wir im Hafen dieser ungarischen
Seehandelsstadt einlaufen und im Schutze der Wellenbrecher an der
Kiva del Lido vor Anker gehen.
Doch schon nach einer halben Stunde führt uns ein kleiner
sauberer Lokaldampfer, Abbazia, dem Endziel unserer Seereise zu.
Die Gewalt des Sturmes ist bereits gebrochen, nur das Meer
wühlt und b)-andot noch. Der Monte-Maggiore, an dessen Fuß Abbazia
liegt, hat sein Haupt in Wolken gehüllt. Nach zirka einstündiger
Fahrt übe)- den Golf von Fiume nähern wir uns jener grünenden
Waldstatte, aus welcher uns die so malerisch eingebetteten, schmucken
Villen des Kurortes entgegenleuchten. Ein Bild lieblichster Anmut
bietet dieser paradisische Küstenstrich vom Meere gesehen und unser
Blick schweift,an den Gestaden entlang bis zu den Nachbarstädtehen
Volosca, Ika, Lovrana, und Icici und bis hinauf zu den felsigen Zacken
der mächtigen Bergkette im Uintorgrund. Am schützenden Molo
gehen wir in dem kleinen, buntbewegten Hafen vor Anker — und
im nächsten Augenblick umhüllt uns das geheimnisvolle Dunkel des
Lorbeerwaldes von Abbazia.
Vor allem ist es wohl die Vegetation Abbazias, die an dem
reizenden Landschaftsbilde, dem diese Perle Istriens ihie Berühmtheit
verdankt, lobhaften Anteil nimmt. Sie allein vermag, hesser als alle
Thermometerablesungen und Durohsohnittsberechnungen der mittleren
Jahrestemperaturen, die günstige Lage, ein subtropisches Klima zu
zeigen. Immergrün ist dieser Gottgesegnete Erdenfleok. Da haucht
das dunkelgrüne Laubwerk des Lorbeerhaines unter dem Glänze einer
südlichen Sonne stets ein würziges Aroma aus und unter seinem
Schutze zeitigen südliche und subtropische Gewächse ihre duftenden
farbenprächtigen Blüten. In erquickend frischen Meeresbrisen wiegen
stolze, wohlgepflegte Palmen ihre herrlichen Wedel, Agaven und
andei-e Ainaryllidaceen zieren den klippenreichen, wogenum brausten
Strand.
Wir betreten nun den ältesten Teil der Anlagen, der links von
der Villa Angiolina liegt. Diese Anlagen entstanden in den .fahren
1845 bis 1860 unter dem als großen Naturfreund bekannten Herrn
Ingenieur Ritter von Scarpa.
Sie bilden ein Labyrinth von
Gängen in dem dichtesten,
wildwachsenden Lorbeerwalde,
woselbst an heißen Sommer-
tagen kühle Lüfte wehen und
der angenehme Schatten nur
.selten vom Sonnenstrahl durch-
drungen wird. Hier finden
wir eine Menge seltener Pflan-
zen und Bäume, die sich meist
zu sehenswerten Exemplaren
entwickelten. Unter andern:
Cnlnis J.lhaui MnynoUa
,jn,wl,lh,n,. l;,„lon-nia iw-
pcrialis. Mynlu-n, Aucubeii
uiid\ur allein Ueqiwia yigaiilea
(Wellingtonia, Mammuth-.-
Baum), der berühmte, vielge-
nannte Riesenbaum Califor-
niens. Er ist auf der Sierra
Nevada des mittleren Cali-
forniens. an den Quellen der
Flüsse Stanislau und St. An-
tonio (löOO Meter über dem
Meere) heimisch, und wurde
im Jahre 1850 von dem eng-
lischen Reisenden Lobb ent-
deckt. Dieser fand dortselbst
einen Hain von Bäumen die
eine Höhe von 80—100 Meter
xmd einen Durchmesser von
j— 10 Metei hatten, deren Alter auf 1500—2000 Jahre geschätzt
wuule
Als im Jahre 1882, wo die Villa AngioHna, welche seit
1875 Eigentum des Grafen Viktor Chorinsky war, durch den
Herrn Generaldirektor Friedrich Schüler namens der k. k. priv.
Südbahngesellschaft angekauft wurde, verwirklichte sich die Idee des
bekannten Schriftstellers Heinrich Noe, an diesem Orte einen klimati-
schen Kurort zu errichten. Dem Direktor der k. k. Gartenbaugesell-
sohaft zu Wien, Herrn Carl Schubert, wurde der ehrende Auftrag,
die neu zu erstehenden Gartenanlagen auszuführen und den alten Park
zu rekonstroieren. Seit jener Zeit wurde, oft unter den schwierigsten
Verhältnissen, manches geschaffen, das die Anlagen zu der heutigen
Ausdehnung brachte. So wurden die weiteren Schöpfungen des Parkes
vor der Villa Angiolina 188.S, die vor dem Hotel Quarnero 1884, die^
vor dem Hotel Stefanie 1886 ausgeführt und fanden ihren Abschluß
in den Parkanlagen von Mandria in den Jahren 1892/93.
Der Teil vor der Villa Angiolina Abb. S. 101 gehört mit zu den
prächtigsten und weist eine Reihe der schönsten Palmen-Solitärs, Teppich-
beete und Gehölzgruppen auf. Auch die Villa selbst macht einen äußerst
IX,
Die Gartenwelt.
vornehmen Eindmck und
zählte neben anderen holten
Fürstlichkeiten auch unsere
kaiserlichen Prinzen lind
Prinzessin Victoria vorüber-
gehend zu ihren Bewohnern,
während Ihre Majestät die
deutsche Kaiserin zu f,'leicher
Zeit (1894) die in den be-
nachbarten Anlagen gelegene;
Villa Amalia bewohnte. Als
dann auch noch unser Kaiser
auf seiner Yacht über die
blauen Wogen des Quarnero
zu seiner hier weilenden
Familie eilte und KaiserFiaiiz
Josef erschien, um den deut-
schen Kaiser zu begrüliin,
hallten die Lorbeerhaine Ah-
bazias unter dem Jubel eituT
Keihe rauschender Feste
wider — der sonst s.j
stille, nocb vor einem Jabr-
zentvöUig unbekannte Erden-
fleck ward durch dieses Ei-
eignis zum TV'eltkurort. In
den Anualen der Geschichte
des Ortes finden wir dies fol-
gendermaßen aufgezeichnet:
„Es folgt nun die für
Abbazia bedeutungsvolle Zeit.
Am 13. März 189i langte Ihre Majestät die deutsche Kaiserin Auguste
Victoria mit ihren blühenden Prinzen und Prinze.ssin Victoria am
Kahiiliof zu Mattuglie au und fuhr nach Abbazia, woselbst Ihre
Majestät die Villa Amalia, die kaiserlichen Kinder die Villa Angiohna
bewohnten. Beim Eintreffen der Kaiserin in Abbazia leistete das tags
zuvor vor Anker gegangene deutsche Schiffsjungen-Schulschiff Moltke
den üeschützsalut.
Am 21. März langte Seine Majestät Kaiser Wilhelm IL, von
Fiume auf der Yacht Christabel kommend, in .\bbuzia an. begeistert
Villa Angiolina in Abbazia.
Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. a
willkommen geheißen von einem massenhaft am Gestade angesammelten
Publikum.. Der 29. März 1894 bleibt für alle Zeiten Abbazias großer
Festtag. J3r brachte uns den Besuch Seiner Majestät des Kaisers
Franz Josef L, der als Landesherr hierhergekommen war, um seinen
treuen Bundesgenossen, den jugendlichen, feuergeistigen deutscheu
Kaiser zu begrüßen." — So die Geschichte, und nun zur Gegenwart
zurück.
Nachdem wir auch Villa Amalia passiert haben, gelangen wir zu
dem langgestreckten, fashionablen Gebäude des Hotels Quarnero. Vor dem
Hotel, Abb. S. 103, stehen hohe,
stolze Palmen undDracaenen, teils
mit Früchten behangen, und von
den lauschigen Ruheplätzchen im
Schutze mächtiger Lorbeer-, Myr-
then- und Pittosporum-Bosketts
genießt man einen weiten Bhck
über das Meer. Wir erreichen
nun das älteste Gebäude des Ortes,
die von säulenförmigen Zypressen
umgebene Abtei St. Giacomo Ab-
bazia, die im Jahre 1399 als Be-
nedektiner-Abtei des San Giacomo
al palo entstand und so der
Bucht und der Ortschaft den
Namen gab. In der Umgebung
wuchern dickblättrige, stachel-
bewehi'te Agaven, von deneu
Ayare americana am häufigsten
vertreten ist, und einzelne mäch-
tige Blütenschäfte zeigt; ferner
finden wir Agave micracantha,
die aus Mexiko .stammende, kleiu-
-fa. li.li,t,'e Art. Nach Verlassen
'li' >i's iiltesten Teiles betreten wir
den biidlithen Strandweg, welcher
wohl einzig in seiner Art ist. Auf
diesem AVege, der viele Kilo-
meter lang völlig eben, teils über
Die Gartenwelt.
IX, 9
die Klippen der Küste geführt ist, wandelten wir stundenlang im Schutze
mächtiger, überhängender Lorbeeren, vorbei an zahlreichen Villen mit
lieblichen Gärten, stets das blaue, brandende Meer vor Augen. Auch
hier fand ich wieder häufig den mir von Triest bekannten scbmal-
blättrigen Lorbeer (Launis angmtifolius), sodann Lamiis camphora,
den Kampfer -Lorbeerbaum, welcher aus China-Japan stammt. Das
rötlich -braune, streifige Hoiz verbreitet einen durchdringenden
Kampfergeruch, weshalb es von den Würmern nicht angegriffen und
in seiner Heimat aus diesem Grunde gerne zu Kleiderschränken ver-
arbeitet wird. Der Kampfer befindet sich zwischen der Rinde und
dem Holze als eigentümlicher, weißer, leichter, durchscheinender,
kristallinischer Körper von aufdringlichem, flüchtigem Gerüche.
Kamelien ließen in Mengen bereits ihre Knospen durchschimmern und
ihre Blütenpracht ahnen. Rosen, Viburmmi tinus, Forsythien
und andere Blütensträucher machten uns den "Winter vergessen und
neben den Safrano-Rosen rankten sich zahlreiche immergrüne Schlinger,
wie Clematis, Passifloren und Ahebia quinata von Baum zu Baum
und festonartig hingen die Ranken von einem Ast zum andern.
Außer den sehr häufig vorkommenden Evonymiis japonica, Launis-,
Rhododendron- und Prunus - kvian waren namentlich wieder die
schönen, buntblättrigen Varietäten, wie z. B. Pittospmum Tobira
fol. rar. von zierendem Weit. Diveree Bambusen bilden stellenweis
meterhohe Büsche und erhöhen, im Vereine imposanter Pampasgräsei',
den ausgesprochen tropischen Charakter der Landschaft. Längs
des Gartenweges zur Dependenoe finden wir Gruppen schöner Yucca
und Dracaenen. Für das beste Gedeihen wohl sämtlicher Nadelhölzer
bietet das feuchtwarme Klima des Landes die günstigsten Bedingungen.
Die Zahl der verschiedensten, vorkommenden Koniferen, von denen
sich ein großer Teil zu wahrhaft stattlichen Exemplaren entwickelt
hat und worunter auch seltene und interessante Neueinführungen
nicht fehlen, ist schier endlos und würde ein Namhaftmachen aller
zu weit führen. Von Tannen seien hervorgehoben: neben den be-
kannteren Arten und Veredlungen von Abies pccHnata, A. 7iobüis,
A. nordmanniana etc., die aus Kanada stammende Balsam-Tanne
A. balsamea {Syn. A. balsamifera), deren Blätter in der Hand ge-
rleben außerordentlich aromatisch duften ; ferner A. eepl/aloniea, auch
Kukunaria genannt, welche aus Griechenland stammt und namentlich
auf den jonisohen Inseln, zumal am Berge Enos auf Cephalonica bis
zu einer Erhebung von 1300 Metern Seehöhe ausgedehnte Wälder
bildet; ebenfalls aus Griechenland und zwar vom Hofgärtner Schmidt,
Athen, 1856 in Deutschland eingeführt wurde die Königin-Amalia-
Tanne (A. cephal. rar. Reginae-Arnaliae); sie wurde von Forstbeamten
in den umliegenden Hochtälern des Berges Rhondia in 1000 Meter
Höhe entdeckt. Ein schönes Exemplar dieser Ait fanden wir in der
Nähe des Hotels Stefanie. Vor der Frontseite dieses stattlichen
Gebäudes befinden sich auch zwei ausgedehnte Gruppen üppiger
Kamelien. Von Pioeen nenne ich neben den nie fehlenden Picea-
o?io- Varietäten vor allem die durch die schöne, bläulich-grüne Rück-
seite ihrer Nadehi auffallende P. alkoekiana; sie stammt aus Japan,
wo sie in den Gebii-gen von Fusi-Yama und auf der Insel Nippon,
bis in Höhen von 2300 Meter über dem Meere vorkommen soll. Als
eine völlig abweichende Form der gewöhnlichen Rottanne, P. excelsa.
fanden wir P. exe. clanbrasiliana. Eine vom Erdboden an beästeto,
zierliche Pyramide bildet die morgenländische Fichte P. orientalis,
auch unter dem Namen Sapindus-Fichte bekannt und bereits zu
Anfang des 19. Jahrhunderts speziell aus dem Kaukasus bei uns ein-
geführt. Zu dieser Zeit ungefähr kam auch die Hiinalaya-Fichte,
P. Morinda, zu uns. Ihren Namen erhielt sie in bezug auf die mit
durchsichtigen, hellen Harztropfen behafteten, gleichsam Tränenüber-
flossenen Zapfen, von den Eingeborenen Morinda genannt, das heißt
Nektartropfen oder Honigträne. Diese Picea geht im westlichen,
temperierten Ilimalaya bis zu einer Höhenlage von 3600 Meter, wo
sie sich auch an niederen Abhängen mit Laubhölzern mischt. Von
Pimis-Arteü war wiederum häufig P. Pinea, die italienische Stein-
kiefer vertreten, sodann die Schwarzföhre (P. nigra, P. nigra auslriaea),
die hier speziell in den südösterreichischen Küstenländern, doch auch
in Kärnten imd Niederösterreich heimisch ist; an den Meeresufern
und Anhöhen der Mittelmeerländer vorkommend, ist die Strandkiefer
P. P/tiaster zu nennen; desgleichen ist eine echte Seestrandkiefer,
P. halepensis, die Aleppo- oder See-Kiefer, welche rings im Mittel-
meergebiet auf dem verwitterten Felsboden gedeiht, und in der
Region des Olivenbaumes ein mildes Klima verlangt. Als letzte dieser
umfangreichen Koniferen-Gattung, nenne ich P. australis (Sgn. P.
americana), ihr Holz ist uns als wertvolles Nutzholz unter dem
Namen Pitoh-Pine-Holz bekannt. Von Cedern fanden wir in schönen
Exemplaren Cedrus Libani, die bekannte und nützliche Libanon-Ceder
und C. deodara (Syn. G. indiea), die Himalaya-Ceder. Mehrere
Biota-orientalis-Aiten seien ebenfalls erwähnt; von diesen ist eme
schöne, empfehlenswerte Form von schlankpyramidaiem Wuchs, die
als Spielart im k. k. Hofgarten zu Laxenburg (Österreich) gezogene
B. Orient, laxenbiirgensis; sie ist auffallend dicht bezweigt, von
schöner gelbgrüner Färbung und besonders wideistandsfähig. Ferner
nenne ich von zahlreichen Cypressen die echte Cypresse, Cupressws
sempenirens, die als weitverbreitete Art durch ihren imposanten,
säulenförmigen, schlanken Wuchs als weithin sichtbares AVahrzeichen
die subtropische Landschaft charakterisiert und heute noch bei den
Orientalen in hohem Ausehen steht. Eine ebenfalls prächtige Art
ist C. excelsa, und als Trauer-Koniferen geschätzt sind C. funebris
und C. horixontalis pendula; beider Vaterland ist China. Von Taxus
waren die meisten teccoto-Formen vertreten, ebenso war Thuja
oeeidentalis in diversen Abarten vorhanden. Von auffallender Schön-
heit waren Thuja gigantea, der Riesenlebensbaum und Thujopsis
dolobrata, der beilblätfj-ige Lebensbaum, ersterer aus Amerika, letz-
terer aus Japan stammend, woselbst er am schönsten in mehr kaltem
Gebirgsklima und feuchten Talgrüuden gedeiht; majestätische Bäume
von 35 Meter Höhe sollen dort keine Seltenheit sein. Lärchen
waren nur spärlich vertreten ; wir konnten nur die gemeine Lärche
(Larix decidua, L. ewopaca) ausfindig machen. Als interessante
Konifere nenne ich noch die zu den Araucarien gehörende Ounning-
hamia chinensis, chinesische Spießtanne, die übrigens auch von
Maximovicz in Y'okohama beobachtet wurde. N'ielfach mit Taxiis
fastigiata verwechselt wird Podocarpus koraiana, die koreanische
Stielfrucht. Einige schöne, bekannte Chamaccyparis. verschiedene
japanische Cryptomei-ia, Taxodium distichinn — <\]r Surnpf-i 'yi.rcsse,
und der in der Koniferen-Welt einzig dasti'lM'inl. il"ii>i. >r||i,ii,. wie
interessante Gingko -'Bsium (Gingko biloba. SalishiniK- iiili,iiilif<ilial
mögen den Reigen meiner Aufzählung dieser statthchun Coniferen-
sammlung beschließen.
Landschaftsgärtnerei.
Andeiitiingon über die Aqiiarelltecliiiik.
Von R. Staudenmayer, Gartentechnisches Bureau, Stuttgart.
W enn ich im nachstehenden versuclie, einige Winke
über die für uns Landschaftsgärtner sehr wichtigen Aquarell-
technik zu geben, so bin ich einerseits dadurch angeregt
worden, daß der technischen Herstellung von Gartenplänen,
perspektivischen .Ansichten, Aquarellen etc. viel zu wenig Be-
achtung geschenkt wird, andererseits leitete mich der Grund-
satz, daß unser schwieriger, von gewisser Seite über die
Achsel angesehener Beruf zum großen Teil dadurch sozial
gehoben werden könnte, wenn wir analog den Architekten
unsere landschaftsgärtnerischen Ideen bildlich vorführen
und bezüglich der Zeichentechnik niu- etwas künstlerisches
leisten würden.
Wie oft kommt der Landschaftsgärtner in die Lage,
einer Behörde oder einer Baukommission Pläne und Aquarell-
ansichten einreichen zu müssen. Wenn nun die eingereichten
Zeichmmgen und Aquarelle mangelhaft ausgeführt sind, was
leider sehr häufig vorkommt, so darf der Verfertiger sich
gewiß nicht wundern, wenn er mit seinen vielleicht sonst
gut entworfenen Plänen zvu-ückgewiesen wird.
Der Gedanke, aus dem Landschaftsgärtner einen Land-
schaftsmaler machen zu wollen, liegt mir fern, aber die
IX. 9
Die Gartenwelt.
gegenwärtigen Verhältnisse verlangen dringend, daß der Land-
schaftsgärtner nicht nur malerisch empfindet, sondern daß er
auch imstande ist, seine gartenkünstlerischen Ideen bildlich
zum Ausdruck zu bringen. Denn ebenso wie beim Archi-
tekten- und Bildhanerberuf das Entwerfen und Aiiuarellieren
ein dringendes Bedürfnis ist, so ist dies bei jedem anderen
Kunstgewerbe, namentlich bei der scliönen Gartenkunst eine
größte Notwendigkeit.
Es ist natürlich ausgeschlossen, daß man eine Kunst
durch Wort und Schrift auf andere Menschen übertragen
könne. Jedoch kann ein Begabter durch ßeherzigung guter
Winke und Ratschläge die Zeichen- und Maltechnik soweit
erlernen, daß er es bei Fleiß und gutem Willen in kur/.er Zeit
zu ganz hübschen Arbeiten bringen kann.
um eine gute Maltechnik, wie sie in allen Kunstgewerben
eingeführt ist, zu erlangen, ist es in erster Linie nötig, mit
dem Wesen der Farben, der Farbentlieorie, mit der Pinsel-
fülirung, mit den Materialien,
sowie mit verschiedenen Dar-
stellungsweisen bekannt und
vertraut zu werden.
Wie die Erfahrung lehrt,
ist es gar nicht gleichgültig,
welche Farben, welches Far-
benfabrikat und welche Ma-
terialien man verwendet. So
gibt es beispielsweise be-
rühmte Firmen, die wohl
gute Papiere aber schlechte
Farben, oder umgekehrt,
liefern. Ebenso sind die
Farben an sich sehr ver-
schieden. Es ist z. B. gar
nicht einerlei, ob ich Indisch-
gelb oder Gummigutt, Saft-
grün oder Chromoxydgrün
verwende. Ebenso sind
manche Farben in Aquarell
sehr zuverlässig, während
sie in Öl möglichst zu meiden
sind. Kobalt und van Dyek
sind in Aquarell sehr baltbar
und geradezu unentbelirlich,
wälirend in Öl damit sehr
sparsam umzugehen ist. Umgekehrt ist Chromgelb in Ol
ein beliebtes feuriges und warmes Gelb. Dagegen ist es in
Aquarell unbrauchbar.
Da für unsere Zwecke speziell das Aquarell in Betracht
kommt, so ist es nötig, daß der Landschaftsgärtner sich nur
mit den Aquarellfarben bekannt macht. Die Farben werden
nach ilirer Lichtbeständigkeit in zwei Klassen geteilt. Ihre
Qualität .steht somit mit der Lichtbeständigkeit in engem Zu-
sammenschluß. Die beiden Klassen werden nun wiederum
ihrem Gebrauchswert entsprechend in zwei Abteilungen ge-
trennt. Dabei erhält man folgende Tabelle:
I. Klasse. Absolut lichtbeständige Farben.
I. Linie.
Gebrannte Terra Siena.
van Dycks Brami.
ritramarin.
Beinahe
II. Linie.
Caput mortuum.
Französischgrün.
Grünerde.
Indischrot,
ichtbeständigo F;i
II. Linie.
Preußischblau.
rljon.
II. Klasse.
I. Linie.
Elfenbeinschwarz.
Indigo.
Indischgelb und Paynes Grey.
Alle anderen Farben sind mehr oder weniger unbeständig
und müssen in die dritte Klasse der lichtempfindlichen mid
unbeständigen eingereiht werden.
Die Farbe ist ein weiter, in der Malerei auf alle Tc'ine
zu beziehender Begriff. Indes versteht man .aber unter Ton
ein ohne Rücksicht auf die Farbe bestehendes Verhältnis
letzterer bezüglich dos Holligkeitswertei=, d. h auf die
Hotel Ouarnero in Abbazia
weit" photogr. aufgenomn
I. Linie.
Kobaltblau.
Gebrannter heller Ocker.
Lichter Ocker I.
Permanentes chinesisch. Weiß.
Terra Siena.
IL Linie.
Krapplack, rosa.
„ , dunkel.
Neapelgelb.
Zinnober, dunkel.
Kadmiuingelb, hell.
Schattierung, sodaß nicht jeder Ton farbig zu sein braucht,
dagegen jede Farbe einen gewissen Ton aufweist.
Alle Farben drehen sich um die beiden Pole ,, Licht und
Finsternis" — Weiß und Schwarz. Infolgedessen sind Weiß und
Schwarz keine Farben. Man unterscheidet zunächst primäre,
sekundäre und tertiäre Farben. Die drei primären oder
Grundfarben sind Gelb, Rot und Blau. Diese Grund-
farben können nie durch Mischungen hergestellt werden.
Die sekundären Farben sind Orange, Violett und
Grün; sie sind, wie die Primärfarben, dem Sonneuspektrum
entlehnt, können aber durch Mischung dargestellt werden.
Die in der Mischung jeweils Weiß ergebenden Farben
werden als Komplementär- oder Ergänzungsfarben
bezeichnet.
Diese Ergänzungsfarben bilden den wichtigsten Faktor
in allen farbigen Kompositionen ; sie sind aus Primär- oder
Sekundärfarben entstanden und kommen in der Natur in
endloser Mannigfaltigkeit vor.
Die Gartenwelt.
IX,
Für die Praxis ist die Scheidung der Farben in warme
und lullte Töne von größter Wichtigkeit. Erstere treten voi-,
letztere zurück. Zu den warmen Tönen gehören: Rot und
Gelb, doch geht letzteres, mit nur wenig Blau gemiseiit, zu
den kalten Tönen über.
Der Kontrast zwischen warmen und kalten Tönen kann
zur Darstellung des Körperlichen, zum Herausarbeiten aus der
Fläche in zweckmäßiger Weise herangezogen werden, was bei
Herstellnng von Gartenplänen sehr zu beherzigen ist.
Eine genaue Kenntnis der Materialien ist zum Gelingen
besserer Leistungen von großem Vorteil. Diese Kenntnis ist
für bestimmte Zwecke höchst nötig, da eine gewisse Darstellung
davon abhängig ist. Andererseits darf aber das Material
nicht überschätzt werden, damit nicht tjnalität und Eleganz
der Materialien im verkehrten Verhältnis zu dem künstlerischen
Wert der damit vollendeten Arbeit stehe, deiin eine kleine,
mit geringen Mitteln hingeworfene künstlerische Skizze steht
ungleich höher als ein mit den feinsten Künstlerfarben be-
klexter Quadratmeter Papier.
Bei allen Zeichnungen und Aquarellen, bei denen die
Beißfeder eine gewisse Rolle spielt, verwendet man am besten
gutes glattes Zeichenpapier, etwa Whatman - Ersatz, Marke
Hammer. Für Aquarelle im wahren Sinne des Wortes ist
nur ganz rauhes Papier zu gebrauchen. Das rauhe Whatman-
Papier ist, weil sehr teuer, nur für Äusstellungszwecke zu
empfehlen.
Zum Malen und Kolorieren braucht man eine gewisse
Anzahl Farben. Wie bereits erwähnt, ist die richtige Au.s-
walil der Farben imd der Fabrikate von allergrößter Wichtig-
keit und man behalte den einmal auserwählten Satz für immer
bei. Für kolorierteund aquarellierte Gartenpläne genügen: Indisch-
gelb. Hell- oder Neapelgelb (je nach Fabrikat), gebrannte
Terra Siena, Karmin, Ultramarin, Paynes Grau und Preußisch-
blau. Für gewisse Techniken kommen jedoch noch die für
eigentliche Aquarelle bestimmten Farben in Betracht imd diese
sind: Kobalt, Lichtes Ockergelb, permanentes chinesisches Weiß,
van Dycks Braun, Krapplack rosa, Zinnober dunkel (hell un-
beständig), Kadmiumgelb, Indigo und eventl. Französischgrün.
Mit diesem Farbensatz können die schwierigsten Aquarelle
hergestellt werden. Als sehr gute Farben haben sich die von
Günther Wagner und Dr. Schönfeld namentlich in bezug auf
Lichtbeständigkeit glänzend bewährt.
Eine richtige Auswahl von Pinseln ist ebenso wichtig
und es werden in der Aquarelltechnik Haarpinsel, vorwiegend
Mai-derhaarpinsel verwendet. Man gewöhne si(;h gleich von
Anfang an große gute Haarpinsel, da sich die kleineren
imd Marderha<irpinsel nur für scharfe, bestimmte Zeichnung
und sehr feines Detail eignen aber saftige, breite Mal weise
nie ermöglichen, was doch gerade erreicht werden soll.
Pinsel, von denen einzelne Haare abstehen oder ausfallen,
Ausbuchtungen zeigen, die sich spreizen, oder einige Spitzen
bilden, sind unbrauchbar. Ein Pinsel ist dann gut, wenn
er, nachdem man ihn ins Wasser getaucht und ausgeschwungen
hat, eine gutgeformte Spitze zeigt. Man verwende einen
großen und einen mittleren Haarpinsel, sowie einen feinen
Marderhaarpinsel fih- bestimmtes Detail.
Man unterscheidet im allgemeinen zwei Techniken in
der Aquarellmalerei. Die erste ist das Aquarell im engeren
Sinne, wobei es hauptsächlich auf Naturwahrheit in Kolorit
und Ton ankommt, und wobei die feinen Töne in der Natui-
wiedergegeben werden müssen, was niu' sehr begabten
Künstlern möglich ist. Bei der anderen Technik bleiben die
feinen Übergangstöne tinberücksichtigt und die Naturwahrheit
beschränkt sich nur auf die Formen. Diese letzte Technik
wird hauptsächlich von allen technischen Gewerben angewandt
und sollte auch bei uns angewendet werden.
Aus dem Gesagten geht ganz unzweideutig hervor, daß
der junge Landschaftsgärtner bezw. Gartentechniker nicht ein
Landschaftsmaler, sondern ein tüchtiger technischer Zeichner
und Aquarellist werden möge. Aus der Technik entsteht die
Manier. Wie bei jedem Menschen eine ihm eigentümliche
Handschrift nachzuweisen ist, so ist auch bei jedem Künstler
eine ihm angeborene Manier deutlich zu erkennen.
Einführung in die Technik.
Ein von Reflexen freies und gleichmäßiges Licht ist
beim Malen stets erwünscht, infolgedessen ist auch ein Zimmer
mit nach Nord, Nordost oder Nordwest gerichteten Fenstern
am empfehlenswertesten. Ist man nicht in dem Besitze eines
derartigen Zimmers, so suche man möglichst das Einfallen
des falschen Lichtes durch Verhäiigen der unteren Fenster-
hälfte zu verhüten. Ebenso dürfen keine glänzenden Möbel,
Spiegel etc., welche Reflexe hervorrufen könnten, im Zimmer
angebracht 3ein. Wer noch nie gemalt hat, der tut gut, vor
dem Aquarellieren, Pinselführungen auf altera Skizzenpapier
vorzunehmen und zwar mit langer und kurzer, steiler und
geneigter Pinselhaltung und zwar mit mehr oder weniger
raschem oder regelmäßigem Strich. Die Pinselführung, d. h.
die Art und Weise wie man den Pinsel im allgemeinen, wie
zur Erreichung gewisser Effekte zu führen pflegt, ist von
großer Wichtigkeit, da von leichter sicherer Pinselführung
sehr häufig die ganze Wirkung abhängig ist. Je freier und
ungezwungener und bestimmter die Pinselführung ist,„desto
größer und gewaltiger ist der Eindruck auf den Beschauer.
Flüchtige, mit geringen Mitteln hingeworfene Skizzen werden
immer bevorzugt und höher geschätzt, da sie von hoher Ge-
nialität des Künstlers zeugen, während andererseits nach allen
Regeln der Kunst ausgeführte Arbeiten nie diesen Erfolg er-
zielen. Sichere, bewußte Pinselführung ist neben natürlicher
Begabung ganz und gar das Resultat längerer Übungen.
Ergo kann dies dem Anfänger nie eigen sein, welcher nicht
in den Wahn vei-fallen darf, als wären schneidige Pinselstriche
ins Blaue hinein vollkommen ausreichend, um geniale Arbeiten
herzustellen.
Wie bereits erwähnt, gehören die uns in der Natur ge-
botenen Farben beinahe durchweg den gebrochenen Tönen,
den Komplementären, an. In der Theorie bestehen allerdings
diese Töne aus den drei Grundfarben, aber in der Praxis läßt
uns die Theorie insofern im Stich, als es gar nicht einerlei ist,
welches Pigment wir als Ergänzung verwenden. Es ist z. B.
nicht gleichgültig, ob wir der grünen Farbe zu iiirer Ergänzung
Zinnober oder Karmin hinzursetzen.
Bevor ein Anfänger sich an das Aquarell heranwagen
kann, muß er die Technik des Zeichnens vollständig beherr-
schen und soweit vorgeschult sein, daß er die Baumgruppen
richtig zu zergliedern und zu beurteilen versteht tmd daß er
die verschiedenen Tonabstufungen, die perspektivischen Ver-
änderungen und die charakteristischen Formen richtig erfaßt.
Eine exakte Zeichnung, sei es nun ein Gartenplan oder eine
perspektivi.sche Ansicht, bildet die Basis jeden Aquarells; daher
ist es auch nötig, daß zunächst eine genaue Umrißzeichnung
ohne Schatten hergestellt wird. Denn diese Umrißzeichnung
schützt vor Enttäuschungen, erspart vieles Unangenehme, läßt
zielbewußte Pinselführung zu, wodurch die Töne hell und
IX,
Die Gartenwelt.
105
klar bleiben. Das Aquarell ist, wie sein Name schon sagt,
eine sehr wässerige Malerei gegenüber der (jlmalerei. Die
Pigmente müssen daher, \un etwas Hervorragendes leisten zu
können, sehr stark mit Wasser verdünnt werden und man
braucht bei dieser Verdünnung keinerlei Befürchtung haben,
mit dem Weingesetz in Kollission zu geraten. Ebenso müssen
die stark verdünnten Töne stets „in feucht" aufgetragen werden.
Der Gang der Arbeit ist ungefähr folgender. Nachdem
beim Plan die Umgrenzungslinien des Terrains, der Gelände
und Wege mit Tusche ausgezogen sind, wird das Ganze, mit
Ausnahme der Wasserpartien, mit einem äußerst dünnen warmen
Ton angelegt, nachdem zuvor die ümrißzeiehnung der Banm-
schläge leicht und unbestimmt angegeben wurde.
Solange der Grund noch etwas „feucht" i.st, wird nach
dem üblichen Verfahren die Rasenpartie überlegt und auf
diesen Ton der erste Gruppenton gesetzt. Auf diesen ersten
Ton folgen noch zwei gebrochene, etwas tiefere Töne, die sich
den ersteren eng anschließen müssen, d. h. sie dürfen nicht
herausfallen. Eine andere Art ist die, daß man die Gruppen-
töne für sich behandelt und die jeweiligen Töne direkt ein-
setzt, wodurch die Töne alle rein bleiben und eine großartiges
Wirkung erzielt wird. Da die Gebäude und Baumgriippen
Körpermas.sen sind, so müssen diese auch als solche behandelt
werden. Aus diesem Grunde müssen die Körpermassen von
den Kasenflächen herausgearbeitet bezw. herausmodelliert wei-den,
was nur durch schroffe Kontraste erreicht werden kann. Wir
werden daher, wie ich dies eingangs bei der Farbentheorie
erörterte, die Rasenflächen im Ton kälter und dünner, die
Körpermassen dagegen im Ton wärmer und etwas dichter
halten. Dadurcli erreichen wii-, daß die in kaltem Ton ge-
haltenen Rasen zurücktreten, die Baumgruppen dagegen als
Körpermassen heraustreten. Ein mir bekannter gebildeter
Landschafter meinte, man müsse, um die Baumgruppen von
den Rasenflächen herauszuheben, dem Grün Karmin beimischen,
weil das Karmin selir leuchtend sei. Daß dies vollständig
unrichtig ist, habe ich bereits schon im vorstehenden nach-
gewiesen und bedarf dies keines weitei-en Kommentars. Ganz
\mrichtig werden oft auch die Gewässer tmd Felspartien be-
handelt. Der Ton für Wasser muß so angelegt werden, daß der
erste Ton auch zugleich die Schattentöne gibt. Die Fels-
partien müssen ebenfalls als Körpermassen hervortreten, d. h.
in warmen Tönen. Ferner muß auch die Pinselführung so
gehalten werden, daß die Gesteinsformation leicht zu erkennen
ist. Der Schlagschatten ist in farbigem Grau zu geben.
Man hat zu beachten, daß der Schatten nicht verschiedene
Richtungen einnimmt. Dies ist leicht zu vermeiden, wenn
man die Schatten, ähnlich wie bei der Perspektive, als Sil-
houette behandelt.
Weit schwieriger gestaltet sich die Herstellung von Per-
spektiven von Aquarellen einzelner Gartenszenerien, Villen-
fassaden etc. Hierher gehört zunächst ein längeres Vor-
studium namentlich der charakteristischen Baumgruppen und
Baumforraen. Das technische Aquarell erfordert ein gutes
glattes Papier, während das eigentliche Aquarell rauhes Papier
und flotte kecke Pinselführung bedingt. Bei ersterer Technik
werden die Umrisse in ultramariner Tusche ausgezogen, ebenso
die Wolkenführung. Die übrige Luft bleibt hell und die
Baumformen heben sich als Silhoutte wirkimgsvoll von der
Luft ab.
Bei jeder Malerei hat man sich zu hüten, daß durch
Mischung der di-ei Grundfarben Schmutztöne entstehen. Ferner
ist vor Grün streng zu warnen, da Griln in der Natur wohl
sehr schiJn aussieht, dagegen in der Malerei leicht Schmutz-
töne erzeugt und ßelir schwierig zu behandeln ist. Am besten
wird Grün nur als Kontrast und möglichst sparsam angewandt.
Sehr schöne brauchbare Töne liefern van Dycks Braun mit
Kobalt, Französisches Grün mit gebrannter Sienna, Ultramarin
mit Krapprosa oder Karmin, Preußis5chl)lau mit Indisch- oder
Neapelgelb, Zinnober mit Kobalt, Ziiuioljei- mit Indischgelb,
Indigo mit Karmin, heller Ocker I mit und oliiie gebrannte
Terra Riena oder Zinnober.
Die meisten Töne sind, wie bereits angegeben, die ge-
brochenen, diese können jedoch nicht beschrieben werden, da
die.se Mischimgen je nach den Umständen und nach den in-
dividuellen Inspirationen abhängig .sind. Als Regel möge nur
gelten, daß immer eine Primärfarbe vorherrschen muß.
Wie bei der Bleistiftzeichnung, ist auch beim Aquarell
das bestimmte Einsetzen und Aussetzen des Pinsels von großer
Wichtigkeit. Ferner ist auch darauf zu achten, daß die warmen
hellen Töne zuerst gemalt und dann erst, wenn diese beinahe
trocken sind, die tieferen und kälteren Töne gegeben werden.
Zuletzt möchte ich noch darauf hinweisen, daß Baum-
grnppen etc. häufig entweder zu plump oder auch zu unruhig
gemalt werden. Dies ist möglichst zu vermeiden, denn in
beiilen Fällen erkennt man keine Technik.
Sommerblumcn.
Zur Kultur (hv Ceiitaiirea odorata, Margaritae und
Clianiacloou. Was ist Centaurea imperialis!-'
Von C. Sprenger, Vomero-Neapel.
(Hierxu eine Abbildung.)
D.
'en schönen Berichten des Herausgebers der Garteuwelt
mit vielem Interesse folgend, sehe ich zu meiner Freude, daß
meine schönen Centaureen, als odorata, Margarüae und
Chamaehon, doch noch in Ehren gehalten werden und auch
ihre Meister in der Heimat gefunden haben; denn wenn sie
würdig befunden werden auf der gi-oßen internationalen
Gartenbau-Ausstellung in Düsseldorf zu figurieren, kann man
sich vorstellen, daß sie sehr gut kultiviert WMirden. Das
aber kann in der Tat auch in Deutschland, und selbst in
feuchten Sommern, nicht gar so schwer sein, wenn man
diese vornehmen Praehtdingerchen etwa wie allerfeinste
Sommerblumen behandelt. Etwas Mühe kann man sich aber
wohl auch mit ihnen geben, da sie zu den feinsten und
schönsten Schnittblumen gehören, die wir bisher kennen.
Um diese Flockenblumen mit Erfolg zu erziehen, zu
kultivieren und zu veräußern, versuche man es, sich zunächst
an Ort und Stelle selbst die nötige Samenmenge zu erzeugen,
denn eigene Samen werden abgehärteter, akklimatisierte!- und
also wertvoller sein als im Süden gewonnene. Dann säe
man in kleine Töpfe an halbw^armem Standort, ganz nahe
dem Glase in sandige, kräftige aber lockere Lehmerde, und
gebe soviel Sonne, Luft und gleichmäßige Feuchtigkeit liei
vorzüglicher Drainage als nur immer möglich, vermeide jeden
Tropfenfall und jeglichen direkten Regen oder kalten Wasser-
strahl, bewässere stets nur in der Frühe des Morgens und
bebrause die keimenden und bald erstarkenden Pflänzchen
nie, auch dann nicht, falls sie einmal nach hellem Sonnen-
lichte schlaff werden sollten; sie erholen sich des Nachts
106
Die Garten'welt.
IX, 9
vollkommen, wenn die Frische des Erdreichs nicht fehlt.
Auch soll der külile Wasserguß sie nicht direkt berühren,
und um das zu vermeiden sät man auf kleine Erderhöhungen
und gießt die Töpfe nur am Bande. Das alles erscheint auf
den ersten Blick allerdings mühevoll und nicht für den
Großbetrieb passend, ist es aber doch und macht sich sehr
gut bezahlt. Sobald die Pfiänzchen kräftiger werden und die
Wurzeln sich am Rande resp. der Topfwand verflechten,
verpflanze man sie, ohne Herausnahme der groben Stein-
untei-lage resp. Topfscherben, die recht klein geschlagen sein
sollten und vor allem sauber und nicht mit Algen und
Schmutz belegt sein dürfen, in angemessene, größere Töpfe
in sehr nahrhafte, durchlassende, aber mehr feste als sandige
Erde, die recht abgelagert, öfters gelüftet und stets gleich-
mäßig frisch gehalten werde. Auf diese Art durch alle
Fi'ühlingsgefahren als heftige Regengüsse, Hagel imd Stürme
und starke Temperaturwechsel gefördert, pflanzt man die
bald die Topfränder deckenden und rasch und kräftig wachsen-
den Sämlinge an Ort und Stelle, d. h.
am besten auf nach Süden oder Süd-
osten abfälliges oder terrassenförmiges,
hügeliges Terrain, nicht zu tief und
nicht von Mulden oder Rinnen, zur
Aufnahme des Wassers bestiranit, um-
geben. Sollten dieselben indessen not-
wendig sein, so legt man sie ca. 20 cm
oberhalb der Pflanzen an, so daß das
Wasser die Erde feuchtet, niemals aber
den Fuß der Pflanzen berührt. Das
Wasser soll unter allen Umständen
abgestanden, fast lau sein, und in der
Temperatur niemals unter 22—25" C.
Auch im Freien ist jedes Überbrausen
der Pflanzen mehr schädlich als nütz-
lieh und ganz zu unterlassen. Der
Feuchtigkeitsgehalt der Luft, besonders
in kühler Nacht, erfrischt die Centaureen
genügend. Wichtig ist das Lockern
des Bodens, das jede Woche geschehen
sollte, imd wenn es irgend angeht,
schütze man die Pflanzen wenigstens
in der ersten Zeit nach der Pflanzung
bei drohendem Gewitterregen gi-ündlich onginaiaufnaiime
ohne sie aber auch stundenlang ge-
scMossener Stickluft auszusetzen. Ein leichter Landregen,
sofern er nicht zu lange anhält, schadet ihnen nun nichts
mehr. Ihre schlimmsten Feinde sind schwerer Regen, Sturm
und schroffe Temperaturwechsel. — Sie lieben sehr fettes,
aber doch altes Erdreich; jede frische Düngung ist unbekömm-
lich und tötet sie oft in voller Vegetation. Dagegen sind
sie sehr danklmr für verdünnte Latrinengaben, Chilisalpeter
und Phosphate.
Die prachtvollen Blüteii aber, besonders der imvergleich-
lichen C. Margaritae, finden inmier willige Abnehmer und
werden teuer bezahlt; sie lohnen durch gute Einnahme jede
angewandte Pflege.
Die mit vielem Pomp und unverdienter Reklame in die
Welt gesetzten C. imperiaiis haben sich als unwürdige Ab-
kömmlinge der alten guten Centaiirea moschata, die leicht mit den
genannten Formen Verbindungen eingeht, erwiesen, weil alle
Centaureen zur Blütezeit, besonders hier im Süden, von zahl-
reichen Kerfen eifrig beflogen werden. Ich habe diesen Flocken-
bhunen, die kommen und wieder verschwinden, keine weitere
Beachtung geschenkt. Die Abbildung der Cmtaurea im-
periaiis, soll aber heißen C odorata resp. C. Margaritae, in
den Listen der „Züchter" in Neapel ist übertrieben. Solehe
Blüten mit 10 cm Durchmesser hat bisher niemand gesehen.
Die „(7. imperiaiis^', die ich hier nachbaute aus „Originäl-
samen", ergaben meist federige kleine C. moschata von 3,
höchstens 5 cm Durchmesser. Auch zeigt sich die alte
Centaurea moschata, die bereits um 1629 als „purple sweet
Sultan" in England kultiviert wurde, ebenso empfindlich im
Norden bei kaltem Wetter, wenn sie aus Samen stammt, die
im Süden nachgebaut wurden, wie das meist der Fall ist!
Im übrigen verweise ich auf meinen Artikel über diesen
Gegenstand im Novemberhefte 1901 der „Wiener Illustrierten
Gartenzeitung".
Bücherschau.
„Die Gartenkunst in Wort und Bild".
Von Meyer und Kies. Leipzig 1904, Ver-
lag von Carl Sciiultze (W. Jungbans). Preis
geb. 26 Mk., brosch. 24 Mk.
Bei dem Eisoheinen eines neuen Buches
fragt man sich zuerst: „Was will der Ver-
fasser damit bezwecken?" Eine Übeischrift
ist selten imstande bei derartigen Büchern
dies völlig klar zu legen. Sie ist es meist,
die uns verleitet ein Buch zu kaufen, das
wir dann entweder mit Befriedigung lesen
oder bereuen, unser Geld unnütz ausge-
geben zu haben. Der Titel des oben ge-
nannten AVerkes ist für Fachleute schon
ein Sporn, einen Blick hinein zu tun.
Jeder Verfasser einer Schrift glaubt
ja, im Reporterstil zu reden, sein Werk
wäre dazu da, „einem dringend gewordenen
Bedürfnis abzuhelfen".
Die Versuchung liegt nahe, bei einem
in den jetzigen Zeiten herausgegebenem
Buche über „Gartenkunst", zu vermuten,
dal! die breit getretenen Pfade älterer Bücher
mehr oder minder verlassen und etwas
Neues geboten werden würde. Der gediegene
Einband, die stattliche Größe, der klare
Druck, das gute Papier und die besonders
im ersten Teile des Buches schönen Bilder
erweckten zunächst völlig den Eindruck, als wäre die Vermutung
richtig. Das Werk erhebt sich zwar über den Durchschnittsstand-
punkt, hat aber doch manches, was nicht einwandfrei ist, geschweige,
daß es imstande wäre, andere über diesen Punkt handelnde Bücher
zu verdrängen oder älmliches Aufsehen zu erregen wie Schultze-
Naumburgs ..Gärten" oder C. K. Schneiders „Deutsche Gartengestaltung
und Kunst".
Aufrichtig gestanden: Ich weiß nicht recht, waram das Bucli
geschrieben wurde. Die Verfasser ließen uns die gewohnte Einleitung
oder Vorrede entbehren, man mußte also das Buch durchlesen und
selber versuchen, sich klar zu machen, was sie mit dem Werke
bezweckten.
Sollte es etwa den Kunstgewerbeschülern, besonders denen von
Karlsruhe, zum Studium dienen? Dann kann ich mich über rein
gärtnerische Erörterungen, die darin den breitesten Platz einnehmen,
nicht genug wundern. Das wäre eine Erziehung der Kunstschüler
zu Halbgärtnern.
Franz Sales Meyer, Professor an der Großherzoglichen Kunst-
gewerbeschule in Karlsruhe, hat ein sehr gutes Buch über Ornamente
verfaßt, das jedem Gartenkünstler zur Anschaffung empfohlen werden
IX, 9
Die Gartenwell.
kann, eine große Verbreitung gefunden und Übersetzungen in fremde
Sprachen erlebt liat. Es mag die Hergäbe seines Namens und die
Beteiligung an dem Werke für viele auch ein Grand sein, sich in
Erwartung großer Dinge das Buch zu kaufen.
Ja, wer noch kein Buch über Gartenkunst besitzt, mag es
immerhin tun, — der hohe Preis (26 Mark) wird aber nicht dazu
beitragen, daß es einen großen Leserkreis erwirbt. Wer jedoch etwa
schon den ,,Meyer'-, — diesmal ein anderer Meyer — , „Die schöne
Gartenkunst-' oder ein ähnliches Werk hat, der mag getrost auf An-
schaffung des besprochenen Buches verzichten.
Nun zu den Einzelheiten! Zunächst die Bilder. Daß sie
meist schön sind, erwähnte ich schon. Es ist auch keins der „alten
Bekannten"' darin, wie man das meist aus speziell gärtnerischen
Verlagen gewohnt ist, die gerne wieder in anderen Büchern vor-
kommende Bildstöcke verwenden. Nui- ein paar Grundrisse, wie der
Plan von Versailles, die Villa d'Este bei Tivoli und Aldobrandini
bei Frascati, dürften bekannt sein. Was die dargestellten Land-
schaften anlangt, so zeigen sie (mit Ausnahme einzelner prächtiger,
wie der Ruinen des Hadrian, der Gärten der Villa d'Este bei Tivoli
und des Alkazargartens zu Sevilla, die aus der Mappe des Herni
F. S. Meyer stammen dürften), in der Hauptsache Karlsruher
Gartenkunst.
Wenn man einem Werke den stolzen Titel: „Die Gartenkunst
in Wort und Bild" gibt und beschränkt sich in seinen Abbildungen
(es sind 300!) im wesentlichen, einzelne itahenisohe Landschaften ab-
gerechnet, auf die Karlsruher Gegend, so ist das mindestens etwas
engherzig gehandelt.
Im übrigen sind auch Abbildungen darin, die meines Erachtens
nicht hineingehören. Dazu rechne ich richtige Katalogsbilder,
wie vor allem der Aquarellmalkasten mit Farben (!), die verschiedenen
eisernen Umfriedigungen und ähnliches mehr. Hierzu gehören auch
die Reklamebilder Nummer 160, 161 und 162. Auch die .Abbildungen
246, durch Blitzschlag verstümmelter Baum, 247, 248, und 249, un-
beschnittener, seitlich besclinitten^r und stark gekappter Baum, die
mit großem Fleiße gezeichnet sind, wären wohl besser fort ge-
blieben, weil ihr Wert nicht ersichtlich ist. Was man sich ferner
an dem „jAlpinum; des botani.schen Gartens der Hochschule zu
Karlsruhe'- absehen soll, ist mir unklar.
Über die „Schönheit'- der ,,Zier"gitter aus Schmiedeeisen
(Fig. 154) läßt sich streiten. Herr König würde sich, nach seinem
Aufsatze in No. 4 der „Gartenwelt" zu schließen, allerdings sehr
darüber freuen. Fig. 201 zeigt eine der hinreichend bekannten
Gartenbänke, die einem Schultze-Naumburg einen Wehruf entlocken
würde. Auch das Eisengeländer S. 361 und Figur 210 „Bohlen-
trägerbrücke (natürlich) im Stadtparke zu Karlsruhe" mit seinem
Knüppelholz mid dem eisern an Zaun im Vordergrund gehören dazu.
Vielleicht aber kennen doch die Verfasser Schnitze -Naumburgs
packende Artikel im ,, Kunstwart" und sein Buch ,,Kulturarbeiten",
sonst würde der Satz auf S. 364 voraussichtlich nicht so quasi als
Entschuldigung gedruckt worden sein: „Waram sollte man dem Eisen
im Gai-ten die Daseinsberechtigung abstreiten, in einer Zeit, in ,der
es eine weltbeherrsohende Rolle spielt wie nie zuvor?" Ja, warum
sollte man nicht? . . .
Da kommt aber später der gut gemeinte Vorschlag, da-s I-Eisen
mit Baumrinde zu bekleiden!!
Das ist ja gerade das Verkehrte! Jedes Vortäuschen und Un-
wahrsein hat mit einer wahren, vornehmen Kunst nichts zu tun.
Ich wundere mich ferner über eine Abbildung, die zeigt, wie
man einen regelmäßig gehaltenen Teich ,, naturalistisch garnieren'-
konnte, wie es heißt, — und das schön findet! Ich kann kaum
finden, daß das ein ., Ornament" sein soll. Oder hat es mit dem
Wesen des Teiches etwas zu tun? Schultze-Naumburg würde diesen
Steinkranz einen „recht armseligen Aufputz" nennen. Da sitzt in
der Abbildung auch ein leicht bekleideter Mensch auf diesen Steinen
und schaut ins Wasser. Vermuthch hat der auch blos so lange da-
gesessen, bis er photographiert war — , denn länger würde man's
auf einem solchen ungemütlichen Sitze freiwillig nicht aushalten. —
Das Buch geht teilweise sehr bis in Einzelheiten, %. ß. bei den Er-
kläi-ungen der Synonyme! Hier sei als Beispiel das Synonym der Fagus
süvaliea L. genannt, als welches Castanea Fagus Seoj). angegeben ist.
Das ist meines Erachtens eine höchst unglückliche Wahl, da es
Hunderte von Pflanzennamen gibt, deren Synonyme noch heute Be-
deutung und Wichtigkeit haben. Das Zitierte führt selbst der hierin
sehr gewissenhafte Garcke in seiner Flora von Deutschland nicht
an, da er es sicher nicht für wesentlich hielt.
Sehr bevorzugt sind auch die Rosen. 50 Seiten beschäftigen
sich allein mit ihnen! (S. 98—127 und S. 283—304.) Das ist ein
bischen viel in einem Buche über Gartenkunst! Dazu die mehr
eigenartige als wertvolle Abbildung eines Rosariums im Winter-
sohutzkleide !
Was mir u. a. angenehm aufgefallen ist. ist der Gartenplan
von Stowe; das Schema über die Verhältnisse der Stufenhöhe zur
Stufenbreite (Fig. 29); die breitere Erwähnung der Drainage, der
Hinweis auf die wichtige Bedeutung der Bepflanzung (Abschn. VIII),
viel neue Teppichbeete, darunter solche im neuen Stil. Da gefällt
mir besonders Fig. 108.
Zum Schlüsse möchte ich noch den Abschnitt VIII : Das
gärtnerische Zeichnen etc. besprechen. Der auf Fig. 255, S. 420
angegebene Proportionalwinkel zum Verkleinern und Vergrößern
düi-fte wohl selten gebraucht werden! Die zweimal zitierte Ver-
kleinerung resp. Vergrößerung 1 : 1 kann man sich nicht gut vor-
stellen! Der auf S. 422 gegebene Rat, durch Beigabe der Schlag-
schatten Haus- etc. Höhen zu bestimmen, dürfte wohl auf steinichten
Boden fallen! Der Wert ist ziemlich illusorisch und steht in gar
keinem Verhältnis zu der (recht unnötigen) Mühe, die man damit hätte.
Die zu den einzelnen Plänen angegebenen Maßstäbe entbehren
meist der Zahlen, die Buchstaben sind dafür recht — architektonisch.
Die Umständlichkeiten beim Ziehen einer Wegkurve (Fig. 270),
die Ordinalen, die alle 2,50 m (!) von einander, bei der Darstellung
des Planauftrages im Gelände, entfernt sind, können nicht ernst
genommen werden. Die Plänchen, z. B. über Schmuckplätze, haben
auch recht wenig Wert, da wir über ihre UmgeT)ung völlig im Un-
klaren bleiben.
Im allgemeinen findet die Gartentechnik weit mehr Berück-
sichtigung als die Gartenkunst an sich. Doch schließlich werden
sich die Verfasser mit der im Buche zitierten Lebensweisheit trösten :
„Der eine betrachfs.
Der andere acht's.
Der dritte verlacht's.
Was macht's.-' Contra.
Die Orchideen und ihre Kultur im Zimmer. Von A. Braeck-
lein. Mit .00 Abbild. Frankfurt a. 0. 1904. Verlag von Trowitzsch
& Sohn. Preis geb. 3 Mark.
Die Annahme des Verfassers, daß seine Schrift die erste über
Zimmerkultur der Orchideen sei, ist unzutreffend. Abgesehen davon,
daß schon die 1895 erschienene erste Auflage meines Handbuches
der praktischen Zimmergärtnerei sich mit der Kultur der Orchideen
beschäftigt, ist auch eine spezielle Schrift über die Zinimerkultur der
Orchideen eine geraume Zeit vor der vorliegenden im Verlage von
K. W. John in Andornach erschienen. Die Braeckleinsche Schrift
spricht äußerlich an, wie so ziemlich alle aus dem Trowitzschen
Verlag hervorgegangenen Bücher. Ich bin auch davon überzeugt,
daß der Verf. auf dem Gebiet der Zimmerkultur der Orchideen Er-
fahrungen besitzt, aber trotzdem kann ich mich nicht mit allem, N^as
er schreibt, einverstanden erklären. Er unterschätzt die nachteilige
Wirkung der trockenen Zininierluft, hält Zimmertreibhäuschen,
wie sie in Liebhaberkreisen allgemein üblich sind, für überflüssig
und ist der komischen Ansicht, daß ein wöchentliches ein- bis zwei-
maliges Abwaschen der Pflanzen die Schädlichkeit der Lufttrockenheit
einigermaßen aufhebe. Solche Waschungen sind nur das, was man
im gewöhnlichen Leben emen Tropfen auf einen heißen Stein nennt.
Nach ganz kurzer Zeit ist die auf den Blättern haftende Feuchtigkeit
von der Zimmerluft aufgenommen. Die trockene Stubenluft entzieht
der Orchidee mehr Wasser, als ihr die Wurzeln zuführen können.
108
Die Gartenwelt.
IX, 9
deshalb kränkelt sie, aber Ziraniertreibbäuser, die selbsh-erstUndlioh
mit Oberlüftung versehen sein müssen, schützen die Orchideen gegen
die Lufttrockenheit, gegen Staub, Zug und große Temperatur-
Schwankungen. Schon im Jahre 1885 lernte ich in Berlin die vor-
züglichen Resultate kennen, die der verstorbene Polizeihauptmann
Bieger mit seinen Orchideen in einem Zimmertreibhaus erzielte.
Das Exemplar von Odontoglossmn grande, dessen Abbildung Braecklein
als Beweis dafür, daß Orchideen auch im freien Zimmer vorzüglich
gedeiben, auf Seite 19 vorführt, beweist gar nichts; es veranschaulicht
einen Kümmerling ersten Ranges. Als Gegenstück sehe man sich
die auf Seite 49 des laufenden Jahres abgebildete Pflanze gleicher
Art au. Der Verfasser kann sich darüber beruhigen, daß es den
im geeignet aufgestellten Zimmertreibhaus untergebrachten Orchideen
nicht an Licht fehlt. Hat er etwa noch nicht gesehen, daß zahl-
reiche Orchideenhäusor bei uns Doppelglas haben und trotzdem vor-
zügliche Kulturleistungen aufweisen, und weiß er nicht, daß in
solchen Orchideenhäusern die Pflanzen oft 1 bis 2 Meter vom Glase
entfernt stehen? In Wien und in Rußland ziehen die Liebhaber
allgemein Orchideen in Zimmertreibhäuschen, die meist direkt am
Fenster angebracht sind und zwar oft mit vorzüglichen Erfolgen.
Und Zimmertreibhäuschen sind doch wohl auch die Terrarien, wenn
sie auch neben Pflanzen Reptilien und Amphibien enthalten. Wenn
sieb Verfasser einmal die Mühe nimmt, eine Aquarien- und Terrarien-
Ausstellung zu besuchen, dann kann e" die großartigen Kultur-
erfolge sehen, die Hunderte von Liebhabern in solchen Zimmer-
treibhäusohen vulgo Terrarien vorführen. Nach Braecklein sollen
die Orchideen direkt am Fenster aufgestellt werden und zwar
empfiehlt er Hochstellung. Je höher eine Pflanze im Zimmer
über dem Fenstergesimse steht oder hängt, desto weniger
Licht empfängt sie, je tiefer sie steht, desto voller fällt das Licht
auf sie ein. Bei direktem Stand am Fenster zieht es aber selbst
bei Doppelfenstern ganz gewaltig auf die Pflanzen ; weder
Moosrahmen noch sonstiger Schutz vermag bei Frost diesen Zug auf-
zuheben. Deshalb steht die Orchidee besser etwas entfernt vom
Fenster in etwa 30 cm Abstand und auf einem besonderen, 10 bis
15 cm, je nach Höhe der Orchideen, tiefer als das Fenstergesimse
angebrachten Bänkchen. Und wie stellt sich der A'erfasser zur
Lüftung der Zimmer während des Winters? Darüber ist in seiner
Broschüre rein gar nichts gesagt. Der Durchschnittsliebhaber pflegt
seine Blumen im Wohnzimmer und bei Leuten, die etwas auf ihre
Wohnung, sowie auf gesunde Luft halten, wird doch das Wohn-
zimmer beim täglichen Reinemachen gründUch ausgelüftet. Wo
bleiben da die Orchideen und wie werden sie geschützt? Das Zimmer-
treibhäuschen scheint mir bei der Kultur dieser Pflanzen doch nicht
so überflüssig zu sein, wie Verfasser annimmt. Künstliches Licht
ist nach Angabe des Verfassers auch nicht weiter schädlich, höchstens
soll das veraltete Gaslicht aus Sohlitzbrennern schädlich gewesen sein.
Nach meiner Ansicht ist künstlii-hes Licht immer und unter allen
Umständen nachteilig, namentlich wenn die Wohnräume im Winter
andauernd erleuchtet werden. Eine Folge dieser andauernden Be-
leuchtung ist die ungewöhnliche Lufttrockenheit, welcher sich Orchi-
deen im freien Wohnraum nie gewachsen zeigen; außerdem veiderben
die Verbrennuugsgase der künstlichen Beleuchturg die Zimmerluft.
Im Kapitel Pflanzstoff hätte der Begriff Lauberde dem Lieb-
haber unbedingt erläutert werden müssen. Wenn der Liebhaber das
nimmt, was man im gewöhnlichen Lehen Lauberde nennt, so ruiniert
er seine Orchideenpflanzen sicher. Orchideenlauberde ist halb ver-
rottetes Laub ohne eigentliche erdige Bestandteile. An Stelle der
acht Abbildungen ven Sphagnum hätte eine einzige vollauf genügt.
Von den Ratschlägen über die Vermehrung der Orchideen werden
nur sehr wenig Liebhaber Gebrauch machen können, trotz der Dar-
stellung in vielen Bildern. Manche Bilder sind recht gut, andere,
wie Odoninglussum Rossii, zeigen, daß sie Pflanzen aus Laienhänden
darstellen und das Blütenbild von Oncidium leucoehilitm mit Aspa-
ragus hätte sich hesser für den Katalog einer Blumenbinderei geeignet.
Aber abgesehen von manchen Bedenken, die diese Schrift er-
weckt, i.st ihr Erscheinen dankbar zu begrüßen, da sie hoffentlich
dazu beitragen wird, den Orchideen neue Freunde zuzuführen. Der
Verfasser ist ein begeisterter Orchideenfreund und es soll ihm des-
VerRntirortl. Redattenr: M»i Hesinrffer. Berlin. — Verla? t. Richard Carl Sc
halb nicht weiter nachgetragen werden, daß hie und da die Phantasie
mit ihm durchzugehen scheint. So schreibt er von Cattleya aurea:
„Nie gesehen von Alltagsmenschen, steht sie da in majestätischer
Schönheit und in tiefem Schweigen''. loh möchte dazu bemerken,
daß sich bis zum heutigen Tage noch alle Blumen durch tiefes
Schweigen ausgezeichnet haben, fingen sie erst an zu schwatzen, so
würde gar mancher die Zimmergärtnerei an den Nagel hängen.
M, H.
Tagesgeschichte.
Berlin. Zum ersten Vorsitzenden der Deutschen Botanischen
Gesellschaft wurde neuerdings Geh. Rat Kny von der Landwirt-
schaftlichen Hochschule gewählt. Zu Stellvertretern sind die Geheim-
räte Engler und Wittmack gewählt worden.
Rötha in Sachsen. Anläßlich des 30jährigen Bestehens der
Freiherrl. von Friesenschen Gärtnerei zu Rötha brachte die ,,D. Tages-
zeitung" einige bemerkenswerte Mitteilungen über diesen be-
deutenden gärtnerischen Betrieb. In jahrelanger Arbeit hat der
Besitzer trotz vieler Anfechtungen tmd trotz großer Schwierigkeiten,
die manchmal schier unüberwindlich schienen, die Gärtnerei aus
kleinen Anfängen zu einem vorbildlichen Musterbeti'ieb entwickelt.
Heute umfaßt der gärtnerische Betrieb eine Fläche von 140 ha. Es
sind im ganzen über 18000 Obstbäume und fast 40000 Beeren-
sträucher angepflanzt. Davon werden durchschnittlich jährlich
4000—6000 Ztr. Äpfel, 2000 Ztr. Birnen, 1200 Ztr. Kirschen und
1200 Ztr. Beerenobst geerntet. Die Baumschulen haben einen Bestand
von 600000 Bäumen in den verschiedensten Formen imd Sorten.
In den weitesten Kreisen ist die Gärtnerei besonders durch ihre Obst-
und Beerenweine bekannt geworden. In den Weinkellern lagern
4000 hl Apfelweine, 2500 hl verschiedener Beerenweine, 120000
Flaschen alkoholfreie Fruchtsäfte und 15000 Flaschen schäumende
Obstweine. Mit der Gärtnerei sind verschiedene Lehrkurse verbunden
für Baum- und Straßenwärter, Lehrlinge, Gehilfen, Lehrer usw.
Insgesamt haben fast 1000 Personen an diesen Kursen teilgenommen.
Die russische, belgische, schwedische und die dänische Regierung haben
Vertreter nach Rötha gesandt, um die Anstalt zu besichtigen. Bei
der Jubelfeier hielt Kammerherr Frhr. v. Friesen eine tiefempfundene
Ansprache, in der er ganz besonders seinen Beamten und Arbeitern
für die aufopfernde Treue dankte, die sie ihm und dem Betriebe
bekundet hätten. Dieser Treue dankte er es hauptsächlich mit, daß
es ihm gelungen sei, die gewaltigen Schwierigkeiten zu überwinden.
Die „D.Tgsztg." ließ es zum Schlüsse nicht unerwähnt, daß die Gärtnerei
es immer vermieden hat, den kleinen selbständigen Gärtnern Konkurrenz
zu machen. Sie hat es sich vielmehr angelegen sein lassen, vor-
bildlich auch auf diese zu wirken und in der Verwertung gärtnerischer
Erzeugnisse bahnbrechend voranzugehen.
Personal - Nachrichten.
Lincke, W., bisher Stadtgärtner in Magdeburg, wurde an Stelle
des leider unheilb,ar kranken städtischen Gartendirektors Schoch zum
städtischen Gartendirektor ernannt, welches Amt er am 1. Januar 1905
antreten wird. Herr Lincke wurde am 24. Januar- 1866 in Helm-
stedt bei Braunschweig geboren, besuchte die Kgl. Gärtnerlehranstalt
am Wildpark und ist seit 1891 bei der städtischen Garteuverwaltung
in Magdeburg angestellt, wo er im Jahre 1895 zum Stadtgärtner
ernannt wurde.
Rimann, C, bisher Obergärtner in Wien, übernahm am 11. No-
vember die Stelle des Schloßgärtners des Grafen Nako in Nagy Szt.
Miklos, Comitat Torontal, Süd-Ungarn.
Briefkasten der Redaktion.
Zur Beachtung. Die Dezembertafel wird der No. 11 vom
10. Dezember beigelegt.
imidt & (>!.. I.eip/ii:. — Dmck: Anhalt. Riirhrir. Ontonhprß:. e. (i. m. h. H., Dessau.
Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
3. Dezember 1904.
No. 10.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Gehölze.
I'racht])fl,inzen seltener Rhododendron in England.
Von F. W. Meyer, Landschaftsgäitner und Garten-Architekt,
Exeter (England).
(Hicrxii xicei Abbildungen.)
TT ohl unstreitig die schönsten Rhododendron in ganz
England befinden sich in Tremongh, der in der Nähe von
Falmouth gelegenen Besitzung des Herrn Shielson.
Viele Hunderte von Prachtexemplaren in über hundert
verschiedenen Sorten wachsen dort im Freien und zeigen
alljährlich einen Farbenreichtum, wie solcher schwerlich
anderswo zu finden sein wird. Am zahlreichsten sind die
Sikkim-Arten vertreten.
Herr W. Shielson, der längst
verstorbene Vater des jetzigen
Besitzers, erhielt die Samen direkt
von Sir William Hooker aus
dem Himalayagebirge. Pflanzen
im Alter von 50 bis 60 Jahren
stehen in Tremough in üppigster
Entwickelnng und viele haben
eine Höhe von über 1 0 Meter und
einen Durchmesser von mehr als
5 Meter. HeiT Shielson und sein
strebsamer Obergärtner Herr G i 11
ließen es auch an Kreuzungsver-
suchen nicht fehlen und präch-
tige Hj'briden sind das Resultat
dieser Bemühungen.
Bliododendron Shielsoni z. B.
wird unzweifelhaft einen Welt-
ruf erlangen. Es ist eine herr-
lich karminrote Sorte mit glän-
zenden wachsartigen Blumen, ent-
standen durch eine Kreuzung
von Rh. ThomsoniiyCRh. barba-
tum. Von dieser Sorte sind Pracht-
exemplai-e von 4 bis 5 Meter
H()he und 3 bis 4 Meter Durch-
messer vorhanden. Rhododendron
.,Mrs. Henry Shielson" ist hier
Gartenwelt, IX.
Rhododendron ciliatum und Rh. arboreum albtim
zu Tremough (England).
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen.
5 Meter hoch. Die prächtig großen, rosa gefärbten Blüten
entstanden durch Kreuzung von Rhod. arboreum X Rhod. niveum.
Auf der Frühjahrs - Ausstellung in Truro erregten noch
2 andere Hybriden großes Aufsehen, Kreuzungen zwischen
Rhododendron Aucklandii X Rh. Thomsonü. Die Blüten haben
die enorme Größe des Rh. Aucklandii^ sind aber in einem
Falle rosa und in dem anderen Falle karmoisinrot in der
Farbe. Die diesen neuen Prachtsorten beigelegten Namen
sind „Beauty of Iremough" und „Glory of Penjerrick".
Gelegentlich meines Besuches zu Tremough machte ich
einige photographische Aufnahmen. Da es aber unmöglich
ist, die schönen ilunkelroten Farben erfolgreich zu photo-
graphieren, begnüge ich mich
hier damit, einige der heller
gefärbten Sorten bildlich dar-
zustellen.
Die nebenstehende Abbildung
zeigt ein Exemplar von Rhod. ci-
liatum, von mehr als zwei Meter
Durchmesser. Neben der Pflanze
steht der Obergärtner Herr Gill
uad hinter diesem ist auf dem
Bilde ein großes Exemplar von
Rhod. arboreum album sichtbar.
Besagte Pflanze ist über fünf Meter
hoch. Die Blüten sind weiß und
haben je einen großen dunklen
Fleck. Die dicken lederartigen
Blätter sind lanzettförmig und
auf der Unterseite mit einem zähen,
rahmfarbigen Filz überzogen.
Das Bild Seite 1 1 0 zeigt rechts
eine große Pflanze von Rhod. carn-
panulatum und links nochmals
Rhod. ciliatum. Letzteres Exem-
plar ist größer als das Bild ver-
muten läßt und erscheint teilweise
verdeckt. Die Pflanze hat einen
Durchmesser von vier Meter und
eine Höhe von über zwei Meter.
Das Abpflücken der Samenkapseln
10
Die Gartenwelt.
IX, 10
nach dem Verblühen nahm einen vollen Tag Arbeit in
Anspruch.
ßkododendron arhoreum roseiini ist in Treniough zehn
Meter hoch vorzufinden. Die Blätter sind auf der Unterseite
silberweiß, die Blüten sind hochrosa.
Von anderen Rhododendron erwähne ich nur Rhod. Falco-
neri, sechs Meter breit, Rliod. harbatum, acht Meter hoch, Rhod.
arboreum, zehn Meter hoch, sowie herrliche Pflanzen von
Rhod. Aucklandii, Thomsonii, fulffens, cinnamomeum, cinna-
harinum, niveum, argenieum und Roylei.
Die vielen Prachtpflanzen in voller Blüte zu sehen, war
in der Tat ein Hochgenuß.
Rosen.
Erfolge eines deiitsc-lieii
Rosenzücliters.
Von 0. Jacobs. Weiteudorf.
{Hierzu eine Abbildimg.)
i/ie Ausstellungen der letzten
Jahre haben genügend gezeigt.
daß deutsche Rosenzttchter nicht
vergeblich gearbeitet, sondern die
Erfolge ihrer Mühe getrost den
Züchtungen des Auslandes zur
Seite stellen können, ohne be-
fürchten zu müssen, daß deutsche
Neuheiten von ausländischen über-
troffen werden. Ja, deutsche
Rosenzüchter können stolz sein,
daß gerade ihre Züchtungen, wie
,, Kaiserin Auguste Victoria",
,.Frau Karl Druschki-^ und andere,
große Verbi'eitung gefunden haben
und noch finden werden. Unter
den deutschen Rosenzüchtern
zeichnet sich neben Herrn Peter
Lambert Herr Nicola Welter
in Pallien bei Trier durch seine
glücklichen Erfolge auf dem Ge-
biete der Rosen-Neuheitenzucht
hervorragend aus. Da ich die meisten Rosen des Herrn
Welter in meinem Garten beobachtet habe, glaube ich mit
Recht einiges sagen zu können.
Eine der ersten Züchtungen Welters, die meine Auf-
merksamkeit erregte, ist ,,Palmengarien- Direktor Siebert",
wovon die Gartenwelt im vierten Jahrgang, Seite 212, eine
Karbeutafel brachte. Diese Rose schätze ich sehr hoch ein
und sie wrd wohl für immer ihren Platz in meinem Garten
behaupten. Die große Blume weist reine, zartrosa Töne auf
gelbem Grunde auf, oft aber verschwindet das Rosa ganz
imd man erkennt dann die tieforangegefärbten Blumen kaum
wieder. Die Pflanze hat starken, aufrechten Wuchs und die
Blumen erscheinen auf langen Trieben meistens einzeln, wo-
durch sie für den Schnitt sehr wertvoll werden.
In jeder Beziehung gut und hervorragend schön war
bei mir „Dorothea Soeffker^^ Sie bringt recht häufig wahre
Riesenblumen in der Form von „Tlie Bride^^. Ich schätze
jedoch „Dorothea Soeffker'^ höher als „The Bride'\ weil sie
Rhododendron campanulatum zu Tremough (England
Verfasser für di(
aufrechten Wuchs und starke Triebe hat, die atich im Frei-
lande gut durchwintern. Das breite schöne Laub wurde hier
nie von Krankheiten befallen. Für völlig identisch mit
„Dorothea Soeffker" halte ich „Angela Müll'-\ die ein anderer
Züchter später brachte. Ich habe beide Rosen nebenein-
ander beobachtet, kann aber nicht den geringsten Unterschied
entdecken.
Durch prächtig lange Knospen von rötlich-goldgelber
Färbung und feinem Duft zeichnet sich „Gustav Sobry'-'- aus.
Der Wuchs ist auch bei dieser Rose stark aufrecht und das
glänzendgrüne Laub ist groß und gesund. Auch diese schöne
Teehybride leidet selten unter Erddecke im Winter. Durch
reine goldgelbe Farbe fällt „Kaiserkrone'' auf, die ebenfalls
gut gefüllte Blumen bringt. Die
lange Knospe erblüht leicht und
die offene Rose besitzt köstlichen
Duft. Wuchs und Belaubung
lassen nichts zu wünschen übrig.
Diese Rose kann als Ersatz gelten
für die schöne Teerose „Mme.
Eugene Verdi£r'-\ die bekanntlich
im Freien sehr schwer zu über-
wintern ist.
„Bernhard Hähnel'\ ein Säm-
ling von „Clara Watson'\ bringt
sehr große und gut gefüllte
Blumen, die pfirsichrosa und gelb
nuanciert sind. Die Blumen er-
scheinen fast nur einzeln und
stehen aufrecht auf kräftigen
Stielen. Ein Schmuck der Pflanze
ist das breite, gesunde Laub.
Sie kann jedem Rosenfreunde
empfohlen werden.
Wahre Riesenblumen in der
Färbung von „Manian Cochef'
bringt ,, Oberhofgärtner Terks".
Die langen Knospen sind sehr-
schön und die starkgefüllte Blume
ist außerordentlich haltbar. Der
Wuchs und die Belaubung er-
innei'u an „La Fra?ice'\ Diese
Rose bringt in warmen Sommern
und auf sonnigem Standort wirkliche Prachtblumen.
Zu den besten gelben Teehybriden rechne ich „Friedrich
Harms'\ die in allen Teilen an „Kaiserin Auguste Victoria''
erinnert. Die Knospen erscheinen meist einzeln auf langen,
aufrechten Trieben und erschließen sich zu großen, edel ge-
bauten Blumen, die besonders bei kühler Witterung eine
tief oraugegelbe Färbung annehmen und köstlich duften. Wo
immer Rosen gepflegt werden, auch in der kleinsten Sammlung,
darf diese Prachtrose nicht fehlen.
Eine vorzügliche Gruppen- und Gartenrose und eine
feine Schnittrose ist „Frau Peter Lambert". Die große, gut
gefüllte Blume erinnert in der Form an „Kaiserin Auguste
Victoria", von welcher sie ein Sämling ist. Die dunkelrosa,
lachsfarbig schattierten Blumen sind sehr wohlriechend und
stehen auf kräftigen Trieben.
Zu den besten Züchtungen Welters gehört entschieden
auch die leuchtendrosa Teehybride „Helene Welter". Die
halbgeöffneten Blumen sind von selu- schöner Form und die
ufgeii
IX, 10
Die Gartenwell.
reine Farbe ist bei jeder Witterung beständig. Die Blumen
erscheinen nur einzeln, aufrechtstehend auf starken Trieben
und duften fein. Auffallend an dieser Rose ist, daß nicht
nur die Ti-iebe mit Stacheln versehen sind, sondern auch der
Hlütenstiel wirklich kräftige Stacheln aufweist (vergl. die Ab-
liildung), während der Stiel bei anderen Rosen nur Borsten
trägt. Die Pflanze blüht aucli im Herbste selir dankbar und
hat als feine Schnittrose liohen Wert.
„Großherzog von Oldenburg'', eine Neuheit für 1904,
hat ganz meinen Beifall gefunden.
Die sehr großen Blumen haben alle
edle Form und sind genügend gefüllt.
Die Farbe ist rein rosenrot, der Duft
angenehm. Der Strauch hat guten
Wuchs und blüht reich und dankbar.
ln„Edelsiem'\ ebenfalls eine neue
Teehybride für 1 904, haben wir eine
reinweiße Rose von großer Schönheit
erhalten. Trotzdem die Füllung sehr
stark ist, blühten bei mir alle Knospen
gut auf. Die offene Blume erinnert
in der Form an „The Bride''. Der
Wuchs der Pflanze ist kräftig und
die Zweige sind fast ohne Stacheln.
„Edelstem" ist eine schöne Garten-
rose und jedenfalls als weiße Sclinitt-
rose sehr wertvoll.
Es würde entschieden zu weit
führen und über den Rahmen dieser
Arbeit hinausgehen, wollte ich sämt-
liche Rosen Welters hier aufführen.
Ich habe vorwiegend Teehybriden zur
Anpflanzung und Beobachtung gewählt,
weil ich diese zurzeit für die besten
Gartenrosen halte, jedoch zweifle ich
nicht, daß auch die Teerosen d
erfolgreichen Züchters gute Eigen
Schäften aufweisen.
Von den Neuheiten für 1
sandte mir HeiT Welter in liebens-
würdiger Weise eine ganze Postkiste
abgeschnittener Rosen, die in vorzüg-
lichem Zustande ankamen und noch
vier Tage bei mir schön und haltbar
waren. Ich lese öfter in Fachschriften
bei Besprechung der Rosenausstel-
lungen, daß ich bei meinen Rosen
Mastkultur anwende oder dieselben
unter Glas ziehe, was beides nicht
zutrifft. Die Neuheiten des Herrn
Welter waren ebenfalls so kräftig ent-
wickelt, daß man da füglich von Mastkultur hätte reden können.
Auffallend schön war die neue Teerose „Albert Hoffmann"
(bereits in No. 6, Seite 67 abgebildet), wovon ein Strauß
eine ganze Vase füllte. Die großen, feinduftenden Blumen
auf langen, roten Trieben weisen sehr zarte Töne von gelben
und rosa getuschten Farben auf. Die Bhmie ist gut gefüllt
und auch voll erblüht noch von sehr edler Form. Die
starken Triebe ließen auf krä|ftigen Wuchs dieser Rose
schließen. Wertvoll für den Schnitt wird diese schöne Neu-
heit auch dadurch, daß die Blumen einzeln stehen. Seit
mehreren Jahren ist wohl kaum eine so edle Teerose in den
Handel gekommen, von der man annehmen darf, daß sie infolge
ihrer herrlichen Eigenschaften allgemeine Verbreitung finden wird.
Einer Kreuzung von „AugiisHne Guinoisseau" mit
„Viscountess Folkestone" und „Kaiserin Auguste Victoria"
entstammt die neue Teehybride „Frau J. Reiter", die der
Gattin des bekannten Baumschulbesitzers Herrn J. Reiter sen.
in Trier gewidmet ist. Die Knospen und Blumen standen
auf sehr starken und gut belaubten Trieben aufrecht. Die
großen Blumen sind stark gefüllt, von edlem Bau mit
hoher Mitte. Die Farbe ist seiden-
artig reinweiß, zuweilen leicht fleisch-
farbig. Da auch bei dieser Neuheit
die Blumen fast immer einzeln auf
langen Trieben erscheinen, wird sie
als Schnittrose hohen Wert haben,
zumal die Blumen sehr haltbar sind
und nicht zu den Eintagsrosen gehören.
Von guten Eltern, nämlich von
„M. Jules Grolez" und „M. Abel Cha-
tenay", stammt die neue Toehybride
„Professor Fritz Roeber" her, die dem
Leiter der großen Kunst- und Garten-
bau-Ausstellung in Düsseldorf ge-
widmet ist. Die großen, gut gefüllten
umen waren von schöner Form,
lachsfarben mit Gelb und
seht. Die inneren Blüten-
liegen strahlenförmig und die
x\^^ ' " w Blume erinnert durch ihre ;
'<T \
Teehybridrose „Helene Welter
Originalzeichnung für die „Garteowelt"
Form an eine Edel-Dahlie. Auch der
Wuchs schien gut zu sein, das Laub
war dunkelgrün und gesund.
Einer Kreuzung von „Gruß an
Teplitz" mit „Reine Marie Henriette"
entstammt eine rankende Teerose
„Mohrenkönig". Der Strauch ist
starkwüchsig und eignet sich deswegen
nur zu Einzelpflanzungen und be-
sonders für Pyramiden. Die Pflanze
ist infolge ihres starken Wuchses
erst vom zweiten Jahre an sehr reich-
blühend. Die große, gut gefüllte
Blume ist in der Färbung dunkel-
samtig mit Karmin. Da diese Neu-
heit die harte „ Gruß an Teplitz" zur
Mutter hat, steht zu erwarten, daß
sie bei der Überwinterung nicht zu
empfindlich ist.
Als letzte Neuheit bringt Herr
Welter eine reich bemooste, feueiTote
Moosrose, „Venus" genannt. Sie be-
sitzt alle gute Eigenschaften dieser Klasse und steht mit
ihrer weithin leuchtenden Farbe jedenfalls unübertroffen da.
Den Freunden und Sammlern von Moosrosen wird diese Neu-
heit gewiß willkommen sein.
„Liberty", die neuere enghsche, prächtig rot gefärbte Teerüso,
eine Züchtung von Dick.son & Sohn, scheint aussichtsreichste Zukunft
zu haben. In Amerika hat man längst ihren hohen Wort als Topf-
und Treibrose erkannt. Auch für den Spätherbstflor scheint sie her-
vorragend geeignet zu sein. Ein weitsichtiger deutscher Handels-
gärtner hat bedeutende Posten von „Liberty" in Amerika angekauft,
um Massenvermehrung durch Winterveredlung auszuführen.
Die Gartenwelt.
IX, 10
Schlingpflanzen.
Gloriosa rothscliildiaiia,
V'iii Richard Anker, Addison Nursery, Keusington W.
{Hierzu eine Abbildung.)
(jrioriosa rolhschildiana erregte mit Recht auf der dies-
jährigen Temple show großes Aufsehen. Die Gloriosa sind
belv-anntlieh Kletterpflanzen für das Warmhaus, die sich ziemlich
Gloriosa
Orierinalzeichnur
leiclit liultivieren lassen. Gloriosa roih-
srhihUaiia hat Gloriosa superba*) in jeder
Hinsicht gesehlagen: sie ist nicht niu-
weit ansehnlicher im Wuchs, sondern die
Bhnnen sind doppelt so groß als die von Gl. superba. Die
nach oben zurückgeschlagenen Blätter der Blüte haben einen
größten Diu-chmesser von 2^/2 cm; sie sind von scharlachroter
Farbe und von einem goldgelben Rande eingefaßt, der nur
an der Spitze verschwindet und sich mit dem fortschreitenden
Alter der Blume allmählich verliert. Die Pflanzen machen
einen seltsamen Eindruck durch die vielen Ranken an den
Blättern, die sich überall anklammern, und durch den sonder-
bar geformton Stempel der Blüte, der ein i-echtwinkliges
Knie bildet und seine dreiteilige Spitze weit hervorstreckt.
Die Gloriosa (Liliaceen) sind tropische Knollengewächse,
die man im zeitigen Frülijahr in gut drainierte Töpfe mit
nahrhafter, etwas lehmiger Erde einpflanzt und später noch
einmal veriiflanzt. Die Blütezeit fällt in den Oktober. Be-
merkenswert ist, daß Gl. rothschildiana im Mai blühend ge-
zeigt wurde.
und Dcsclireibung
Orchideen.
Laelia jongheana ist eine schöne und kulturwüidige Orcliidee
mit einer sehr intores.santen Geschichte. Mit Laelia pumila und L.
dayana sehr nahe verwandt, ist sie diesen sehr ähnlich, jedoch
größer in ihren Verhältnissen. Die Blüten erscheinen einzeln oder
zu 2 bis 5 zusammen und sind im Verhältnis zu den kleinen,
niedrigen Pflanzen von außerordentlicher Größe, über 15 cm im
Durchmesser. In der platten Form ähneln die Blüten denen von
L. pumila. Die langgestreckte, gekräuselte Liijpe ist dunkelpui-pur
gerandet, der Schlund ist gelb. Die Behandlung ist sehr einfach
und dieselbe wie bei ihren Verwandten; sie gedeiht gut im kühlen
Hause, am besten nahe am Glase. Sie wurde 1855 von Libon ent-
deckt, einem Sammler Mr. de Jonghes in Brüssel. Libon starb
bald darauf. Er hatte den Standort dieser Laelia nicht verraten,
und so blieb L. jonglieana für lange Jahre, bis 1899, auf der Liste
der ., verlorenen Orchideen". Soweit bekannt war, befand sich das
einzig überlebende Exemplar in Kultur in der
beiühmten Sammlung des Barons v. Schröder,
The Dell, Egham bei Windsor. Dann er-
eignete es sich, daß Sanders Sammlei-, Mr.
Forget, in Brasilien eine Laelia fand, die
er, da er die Blüten nicht sah, für eine
Varietät von L. pumila hielt. Als unbekannte
Lae/w-Spezies kam sie von Sander in den
Handel. Dies war im Jahre 1898. Als im
darauffolgenden Jahre die erste Blüte erschien,
stellte es sich heraus, daß es L. jongheana
war. Die "Wiederauffindung hat s. Z. ganz
außerordentliches Aufsehen erregt. An dem
Platze, wo Mr. Forget L. jongheana entdeckt
hat, sind alle Pflanzen weggesaniraelt, somit
ist auch keine Ursache vorhanden, den Stand-
ort länger geheim zu halten, und aus Forgets
Munde habe ich genaue Angaben über die
Wiederauffindung dieser so lange verloren ge-
wesenen Orchidee vernommen, die ich das
Vergnügen habe, in der ,,GartenweIt" wieder-
zugeben, was für Orchideenfreunde vielleicht
von Interesse ist. Im brasilianischen Staate
Minas-Geraes, nahe dem Kloster Cara^a,
nicht weit von Ouro Preto, der alten Haupt-
stadt des Staates, fand er sie am Abhang des
Gebirges auf Bäumen, sowie auf den unzu-
gänglichen Felsen wachsend. Höher oben auf dem Plateau fand
Forget noch Laelia erispilabia, L. flava, Oncidium spilopterum und
eine Sophronitis- Art. Alle diese angeführten Orchideen sind Pflanzen
des kühlen Hauses. Ernst Bohlmann, St. Albans.
rothschildiana.
g für die „Gartenwelf
Anmerkung der Redaktion. Abbilduc
von Ol. superba im dritten Jahrgang, Seite 294.
Gärtnerische Reiseskizzen.
Meine Heise von Venedii; nach Abhazia.
Von Heinrich Riebe.
{Hierzu xivci Abbildungen.)
II.
V T ir haben inzwischen bei der Masarei-Binicke das Ende des
eigentlichen Strandweges erreicht, betreten nun die Reichsstraße und
verlassen somit den Kurbezirk. Ein unterirdisches Brausen und
Gurgeln macht uns hier auf eine merkwürdige Naturerscheinung
aufmerksam, den sog. Teufelsbrunnen. Zu gewissen Zeiten strömt
nämlich aus dieser Höhle Wasser in großer Menge dem Meere zu
und zu andern Zeiten wieder ergießt sich ein mächtiger Strom von
Seewasser in diese Höhle.
Der prächtige Weg führt uns, stellenweise von Lorbeeren und
Kastanien beschattet, nach Icici, einem malerisch, hart an bergiger
IX, 10
Die Garlenwelt.
Küste gelegenen Städtchen. Was
diesen lieblichen Eidenlleck fin-
den Naturfreund und Gürtner
besondoi's interessant und an-
ziehend gestaltet, das sind seine
liinimelhohen, säulenartigen Cy-
pressen (Cupressus scmper-
rirois), deren einige sich mit
unseren höchsten Pyramiden-
pappeln messen könnten. Ab-
liildung in nächster Nummer.
Durch Olivenhaine und an Wein-
bergen vorüber gelangen wir
nach Ika. Der Boden eignet
sich trotz seines dürren, stei-
nigen, nichts weniger als üppigen
Aussehens ganz vorzüglich für
Uliven- und Weinbau. Die
Heben bringen, zumeist nach
italienischer Art in Lauben (T'er-
golas) oder Gewinden gezogen,
einen reichen Ertrag; es gedeihen
auch Mais, Gerste, AVeizen und
Kartoffeln. Die einzelnen Par-
zellen werden von schmalen
Beeten von Feigen-, Maulbeer-
und Mandelbäumen durchzogen
und die freundlichen Häuser der
Besitzer verbergen sich im
Schatten von Obstbäumen, Oliven
und Lorbeer. So pilgern wir schließlich bis nach L
wildromantischen Med vea-Schlucht, woselbst inmitten einer üppig-
grünen VegetatioQ zwischen zerklüfteten Felsen ein wildes Karst-
wasser zum Meere stürzt. Nach Lovi-ana zurückgekehrt, wurde
unter dem rosenübersponnenen 'Laubendach einer 0.steria gerastet
und dann der Heimweg angetreten.
Die Sonne verfehlte ihre AVirkung zumal an den steinigen AA^ein-
liängen des AVeges nicht. Dazu wehte ein lauer, fast schwüler AVind
— die Nachwehen des Scirocco — und trug das Seinige dazu bei,
uns den Sommer vorzuzaubern. Kosmarin-Büsche vor den Dorf-
Arn nördlichen Strandweg bei Abbazia. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen.
la und zur
Am südlichen Strandweg bei Abbaz
häusern strömten in Gemeinschaft mit Kosen und Narzissen einen
würzigen Duft aus. In den Olivenhainen längs der Landstraße waren
die Einwohner, die durch ihre eigenartige Tracht und kahnartigen
Lederschuhe (Opanken) auffallen, mit der Olivenernte beschäftigt.
In Abbazia empfing uns ein buntbewegtes Leben und Treiben: man
promenierte in luftigen Kostümen und Strohhüten am Strandweg und
im Park und saß dortselbst, um den künstlerischen Weisen der Kur-
musik zu lauschen — fast hätten wir vergessen, daß es AVeihnachts-
zoit war.
Sonniger, fast wolkenloser Himmel begünstigte auch in den
folgenden Tagen unsere Unter-
nehmungen, und so wurde denn
eine Reihe von Streif zügen durch
sämtliche Anlagen und in die
reizende Umgebung unter-
nommen.
Einen ebenfalls einzig schönen
Spaziergweg bietet der nördliche
Strandvveg. Bevor wir diesen
lietraten, statteten wir der in der
Nähe befindlichen Gärtnerei
einen Besuch ab. Viel Sehens-
wertes fanden wir jedoch hier
nicht. Zwei Gewächshäuser für
empfindlichere Sachen, einige
Kästen mit reichblühenden Cy-
clamen etc. und im Freien zahl-
reiche Anzuchtbeete für immer-
grüne Pflanzen, Palmen u. dergl.
machen so ziemlich den Be-
stand aus — für Kulturen ist
hier auch nicht der Platz,
denn ganz Abbazia gleicht einem
großen Kulturhause.
Der nördliche Strandweg
nimmt seinen Anfang beim
Hafen und führt stets unmittel-
bar an der Küste entlaug bis
well photot,! auit,ciiommeii zum Hafen von Volo.soa, einem
Die Gartenwelt.
IX, 10
reizenden Nachbarstädtchen. Auch hier pilgern wir wieder wie
am südlichen Strandweg über Riffe und Klippen, an welche die
Wogen donnern, unter Lorbeeren und Magnolien. Hier wie dort
Villen und Hotels im dunklen Grün versteckt, Gärten und Parks
in üppigster Vegetation. Auch niedere Gehölze, Stauden und
Halbstauden finden wir in Mengen als Einfassungen oder zu
schönen Gruppen vereinigt. Eine auffallende Erscheinung ist das
hier häufig vorkommende Klarinettenrohr, Anmdo donax L. Dies
Pfahlrohr wird hier wie in Italien regelrecht angebaut und wird zu
Angelruten, Weinpfählen, Einzäunungen, Schalmeien und Mund-
stücken an Blasinstrumenten verarbeitet,
dient auch als Brennholz undzuÄufhänge-
stangen zum Trocknen der Maccaroni und
vielem anderem mehr. AsjMistra, div.
Anemonen, Azaleen, Mahonien, Hex,
zwei Ficus-kjien^ Ficus carica und
der kletternde Feigenstrauch F.stipulata,
und eine Abart der Opuntia Ficus indica,
ferner Paeonien, Cotoneaster, verschiedene
Buxus und die als Dekorationspflanze
hochgeschätzte Fatsia japoniea, deren
Blätter in ihrer Heimat (Japan), das
Material zu verschiedenen, in den Handel
kommenden chinesischen Papieren lie-
fert, erwähne ich hier als neben vielen
anderen vorkommend. Evonymus waren
wohl in acht Abarten vertreten, fast
ebenso zahlreich einige interessante
Quercus- und Pn<n<<s -Varietäten. Auch
die so beliebte Lorbeer-Rose, der aucli
bei uns allbekannte Oleander [Nermm
Oleander), fehlt wohl in keinem Garten
und erreicht hier erstaunliche Größen.
Oliven trafen wir in vier verschiedenen
Formen au. Der Kulturbauni, Olra
europaea, ist namentlich auf den be-
nachbarten Inseln allgemein verbreitet.
Drei stechpalmenblättrige, in den An-
lagen vorkommende Sorten sind Oka
aquifolia Thtmh., 0. iiicifolia Hort, und
der aus China-Japan stammende wohl-
riechende Ölbaum 0. fragrans Thunb.,
dessen äußerst angenehm riechende
Blüten dem chinesischen Tee beigemischt
werden, um ihm einen eigentümlich
guten Geruch zu geben. Gleichzeitig
erfreut er sich als schönblühende Zimmer-
pflanze m Rußland eines besonderen
Ansehens. Von den diversen Citrus-
Arten, unter denen Orangen- und Zi-
tronenbäume wohl am zahlreichsten vor-
handen waren, sei hier noch die drei-
blättrige Zitrone, Citrus trifoliata, als
Eigentümlichkeit erwähnt. Neben den
himmelanstrebenden, echten Cypressen
und den ausgedehnten Lorbeei'wälderu
verdient die stolze Palme, die der Gegend
eineigenes, fremdartig schönes Gepräge verleiht, genannt zu werden. Wie
wir unsere Nadelhölzer die Palmen des Nordens nennen, möchte ich die
Palme als Königin des Südens bezeichnen. Schon der Anblick mäch-
tiger, unter Glas kultivierter Palmen- „Bäume", wie man wohl sagen
darf und wie ich solche in den Glaspalästen von Herrenhausen,
Chamaerops humilis, die niedrige Zwergpalme, eine häufig in den
Anlagen von Abbazia vorkommende Erscheinung. Sie ist überhaupt
die einzige Palmenart, die in Europa heimisch ist und erreicht hier
in den südlichsten Ländern Österreichs ihre nördlichste Kulturgrenze.
Hier und in Italien schmücken die noch ungeöffneten Wedel am
Palmsonntag die christlichen Kirchen, während die offenen Blätter
hauptsächhch von den Israeliten beim Laubhütteofeste verwendet
werden, weshalb man ihr auch den Beinamen Judenpalme gegeben
hat. Doch auch im Handel spielen die Blätter eine Rolle, da aus
ihnen Fächer, Besen, Stuhlsitze, Hüte, aus ;den Fasern sogar Seile
sretertigt werden.
Wenn ich nun noch hervorheben
möchte, daß es naturgemäß auch an
stattlichen und wertvollen Parkbäumen
nicht fehlt, so ist jedoch die Reihe
der immergrünen, schönblühenden[_frem-
den wie einheimischen Gewächse noch
bei weitem nicht erschöpft. Häufig treffen
wir neben letzteren und akklimatisierten
Gewächsen auch alte Bekannte aus dem
Norden, die jedoch nicht selten, wie
beispielsweise einige Spiraeen, sich hier
im südlichen Lande wohler zu fühlen
scheinen. So bemerkten wir, daß Spiraea
cantoniensis syn. recresiana, die bei uns
in Deutschland nicht immer winterhart
ist, hier erst gar nicht das Laub fallen
läßt, sondern es dem Lorbeer gleich tut
und Winter wie Sommer im freudig
grünen Blätterschmuck sich zeigt.
Rehmannia angulata.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" gezeii
Neue Pflanzen.
Reliiuaiiiiia angulata.
Von Richard Anker, Addison Nuisery,
Keusington W.
[Hierzu eine Abbildung.)
Uie Firma James Veitch &
Sons, Chelsea, die sich bekanntlich
durch die Einführung zahlreicher
wertvoller Neuheiten große Ver-
dienste erworben hat, hat vor einiger
Zeit eins Pflanze aus dem Innern
Chinas importiert, die sich zur Kultur
im temperierten Hause vortrefflich
eignet. Diese Pflanze heißt Reh-
mannia angulata { Scrophulariaceae).
Ihr Wuchs ist aufrecht und
erreicht beinahe einen Meter Höhe.
Die einzeln stehenden Blumen ent-
springen aus den Blattacliseln der
Blätter, die sich am oberen Teile
der Pflanze befinden. Die Blumen
erreichen bis 7 cm Durchmesser, haben eine rosenrote Fär-
bung und einen gelben Schlund mit dunkelpurpurfarbenen
Flecken, und ähneln in dieser Hinsicht etwas den Blumen
von Incarvillea Delavayi.
Die Pflanze ist sehr leicht zu kultivieren und entfaltet
Schönbrunn bei AVien etc. zu bewundern Gelegenheit fand, verfehlt ^^ ^^^^ g .^^^ ^^^ Stengels fortwährend neue Blüten, wäiirend
seine Wirkung auf den Beschauer nicht. ^ >eviel »«1«^^ ^'tisxte und J nacheinander abwelken. Da die Blüten
zugleich anmutsvoller iJiasentieit sich jedoch solch ein Kind des , ^ />, ■ • i • , i ^ • u f •
Südens in der Freiheit, inmitten immergrünen, blühenden Lebens, ^ der Große den Gloxinien gleichkommen und sich frei
seine herrlichen Wedel in Licht und Sonne badend und von lauen tragen, nimmt man mit Recht an, daß die Pflanze einen gut
Lüften sanft gewiegt. verwendbaren Werkstoff der Binderei abgeben wird.
Nächst mehreren Arten Vliauuierops, Phoenix und Latanien ist
IX, 10
Die Gartenwelt.
Ausstellungsberichte.
Die Jiil)iliiiiiii.s-Atisslolliiii«>; des Leipziger Gärtiier-
Vereiiis vom 12. bis 20. Noveniher 1904.
Vorn Herausgeber.
-Uer im Jahre 1843 begründete, noch immer rührige
und jugendfrisclie Verein, der im vorigen Jahre die Feier
seines sechzigjährigen Bestehens festlich beging, ließ nun
dieser Feier noch eine Jubiläums- Ausstellung folgen; sie stand
unter dem Protektorat des erst kürzlich zur Regierung ge-
langten Königs Friedrich August von Sachsen. Die Aus-
stellung war von Anfang an als lokale Veranstaltung geplant;
man wollte zeigen, auf welcher Stufe die Leistungen der
Vereinsmitglieder stehen, die in Leipzig und seiner Umgebung
ansässig sind. Auswärtige Aus.steller sollten nach Punkt 4
der allgemeinen Bestimmungen für diese Ausstellung nur
soweit zugelassen werden, als sie Neuheiten vorzuführen
gedachten. Den Neuheitenbegriff hat man aber in sein-
liberaler Weise ausgelegt, denn man ließ unter anderen nicht
nur die Begonia „Gloire de Lorraine'-\ die sich bereits seit
zwölf Jahren im Handel befindet, sondern auch Handels-
orchideen in bekannten Arten und Lilium longifolium als
Neuheiten gelten und auswärtige Aussteller mit denselben
zur Konkurrenz zu.
Die Ausstellung fand im Kristallpalast statt, dem aus-
gedehntesten und prächtigsten Vergnügungslokal Leipzigs.
Die gewaltigen Säle und Seitengänge der imteren Etage
würden in der Tat ideale Ausstellungslokalitäten sein, wenn
die Beleuchtung derselben einwandfrei wäre. Leider empfangen
aber die Nebenräumo nur wenig, die Haupträume, namentlich
der Zirkus, gar kein Tageslicht, sodaß dem Liohtmangel
durch künstliche Beleuchtung abgeholfen werden muß, die
wohl für manche Blumenarten in Rot und Rosa vorteilhaft sein
mag, aber die meisten Blüten- und Blattpflanzen nicht zur Geltung
gelangen läßt. Diese Verhältnisse machten photograpliische
Aufnahmen fast unmöglich. Es ist dies umsomehr zu be-
dauern, als sowohl die Gruppen im einzelnen als auch ihre
Gesamtanordnung in den Haupträumen als geradezu muster-
haft bezeichnet werden mußten. Die Hauptaussteller erwiesen
sich als Meister in der Pflanzendekorationskunst, und auch
das Gesamtbild zeigte, daß der leitende Ordner seiner Auf-
gabe nach jeder Hinsicht gewachsen war. Den obligaten Aus-
stellungskatalog hatte man durch eine Ausstellungszeitung ersetzt,
deren Redaktion Garteninspektor M ö n k e m e y e r mit Erfolg in
die Hand genommen hatte. Sie enthielt zahlreiche Inserate,
auch verschiedene interessante, dem Publikum Belehrung
bietende Artikel neben den die Ausstellung selbst betreffenden
Mitteilungen. Alles in allem zeigte die Ausstellung, daß die
Leipziger Handelsgärtner, die ja größtenteils für den Export
arbeitende Spezialisten sind, auf der Höhe stehen und in
ihren Spezialkulturen tüchtiges leisten.
Der Jahreszeit entsprechend herrschte unter den Blüten-
pflanzen das Chrysatithemum vor. Die .Leipziger Privat-
und Handelsgärtner zeigten sie nur als Kulturpflanzen, meist in
regelmäßiger Buschform, als einblütige Sommerstecklinge und
hier und da auch als Halbstämmchen. Was die Ausstellung
an Chrysanthemumpflanzen bot, konnte nur bescheidenen An-
sprüchen genügen. Wirkliche Kulturpflanzen fehlten voll-
ständig, was gewiß auf den heißen und trockenen Sommer
zurückzuführen ist, auch hat ein Nachtfrost im September
die Kulturen geschädigt. Die schönsten Kronenbäumchen,
der Sorte „Ada Owen" angehörig, zeigte Albin Etzold,
Hoflieferant, Altenburg, S.-A., der' auch mit einblütigen
Sommerstecklingen und mit mehrblütigen Pflanzen ver-
treten war. Sehr gut waren die eintriebigen Pflanzen
von Theodor Moench jr., Leipzig, in den Sorten
„h'ai/onnani'', „Mme Edmond Boger^\ ^^Souvenir de petite
Atme'\ „New Phoehus"- und „Modeste'-'- . Von sonstigen
Handelsgärtnern, die gute Chrysanthemumpflanzen zur Schau
stellten, seien genannt: Otto Thalacker, Leipzig-Gohlis,
J. Papsdorf, Dölitz, E. Manhenke, Connewitz, F. C. Mack-
roth, Eutritzsch. und H e r m a n n S c h m i d t , Wahren. Letzterer,
der erste Vorsitzende des Leipziger Gärtnervereius, hatte
sich in umfassendster und verdienstvollster Weise an der
Ausstellung beteiligt. Die schönsten Pflanzen des Privat-
gartenbaues waren die der H. D od eischen Gartenverwaltung,
Obergärtner Beyer. Chrysanthemum -Neuheiten in Sorten
vorjähriger Einführung hatte 0. Heyneck, Cracau bei Magde-
burg, in einer kleinen Gruppe eintriebiger Pflanzen gebracht.
Mit abgesclmittenen Chrysanthemumblumen, vorzugsweise in
neueren inid neuesten Sorten, waren nur zwei Aussteller ver-
treten: GeorgBornemann, Blankenburg a.H., und E.R.Rudel,
Naunhof bei Leipzig. Die Bornemannsche Kollektion war,
wie das von diesem Aussteller nicht anders zu erwarten,
geradezu musterhaft, imd jede Blume war eine Schaublume
ersten Ranges, wie sie sghöner selbst auf englischen Aus-
stellungen nicht gezeigt werden könnte. Neben den
neuen und neuesten Sorten, d. h. den Einführungen der
letzten Jahre und den Neuheiten für 1905, zeigte Bornemann
auch einige alte Sorten, die sich teilweise schon seit Jahr-
zehnten im Handel befinden, aber in ihrer Eigenart bis heute
noch nicht übertroffen worden sind. Unter den vielen
englischen und französischen Neuheiten befand sich wieder
einmal ein höchst beachtenswerter deutscher Sport, die Sorte
,,Nohel", die im kommenden Frühjahr in den Handel kommen
soll. Sie ist ein Sport der bekannten Sorte „Rayonnant" ,
von der sie sich etwas in der Form, hauptsächlich aber in
der Farbe unterscheidet. Die langen feinen Petalen sind
gerollt bezw. röhrenförmig, die Farbe ist zart aprikosenrosa.
Dieser Sport soll an drei verschiedenen Stellen aufgetreten
sein. Die Firma I. C. Schmidt, Erfurt, die gleichfalls einen
Strauß davon ausstellte, hat ihn „iVoie/'' getauft und Bornemann
akzeptierte vernünftigerweise diesen Namen, so daß uns das
Schauspiel, die gleiche Sorte unter verschiedenen Namen an-
geboten zu sehen, gewiß erspart bleibt. In der Kollektion der
Firma E. R. Rudel erregten besonders die Neuheiten des
Marquis de Pins in Montbrun, Frankreich, Aufsehen. Ich
verzichte an dieser Stelle darauf, auf einzelne Sorten näher
einzugehen, da die hervorragendsten Chrysanthemumneuheiten
noch in einem besonderen Artikel behandelt werden.
Zu den Blütenpflanzen, die in den einzelnen Räumen
vorwiegend auftraten, gehörte auch die AUerweltsbegonie
„Gloire de Lorrahie^'- und das Cj^clamen. Beide Pflanzen
haben in Leipzig bevorzugte Pflegcstätten ; in beiden war die
Konkurrenz heiß, aber die Preisrichter sind mit der Ver-
gebung erster Anerkennungen auch außerordentlich freigebig
gewesen. Begonia „Oloire de Lorraine" mit krankhaft ge-
färbten Blättern gehörten zu den Seltenheiten. ' Die meisten
Pflanzen hatten gesundes Laub und viele Blumen. Schöne
Pflanzen zeigten Gustav Taubmann, Merseburg, C. F. Mack-
roth, Eutritzsch, und Georg Matthes, Naumburg. Schön
waren auch die Pflanzen von Otto Thalacker, Gohlis.
Was nun die Cyclamen betrifft, so zeugten fast alle
Die Gartenwelt.
IX, 10
Pflanzen der Ausstellung, ohne unförmige Riesen zu sein,
von ganz vorzüglicher Kultur und alle gehörten sie den
modernen großblumigen Sorten an. Auf strenge Regelmäßigkeit
im Bau der Blumen scheint man jetzt kein großes Gewicht
mehr zu legen, denn unregelmäßige Blüten mit einem nach
unten über den Stiel zusammengeschlagenen Blumenblatt und
mit unregelmäßigen Umrissen der Fetalen, von gefransten
Sorten abgesehen, herrschten vor. Prächtig ist das neue
lachsfarbige Cyclamen, C. sahnoneum^ in der Färbung
etwas variierend, aber bei künstlichem Licht großartig wirkend.
Es ist eine Züchtung der Firma Otto Froebel, Zürich, die
wir schon im fünften Jahrgang, Seite 481, als farbige Tafel
brachten. Recht beachtenswert sind auch die sogenannten
Kriemhild e-Varietäten, und unter den gefransten Sorten
zeichnete sich .,Ardor Alpium'^ aus. Diese neueren Cyclamen
hatte Georg Matthes, Naumburg a. S, ausgestellt.
C. aalmoneum war auch durch die Gartenverwaltung des
Hauses Berglinden, Obergärtner Wetzel, Naumburg a. S.,
vertreten. Folgende Firmen hatten noch vorzügliche Leis-
tungen in der Cyclamenkultur aufzuweisen: M. Z ei big,
Taucha, Rieh. Tasche, Leutzsch, Herm. Schmidt, Waliren,
J. C. Haniscli, Leipzig, H. Dodelsche Gartenverwaltung,
Gaulis bei Bohlen i. S., und die Dodelsche Garten-
verwaltung, Dösen bei Dölitz.
Zu den in neuerer Zeit bei uns iu Deutschland recht
vernachlässigten Handelspflanzen gehören die Eriken und
die Camelien, doch wird ihre Kultur in und um Leipzig
noch hochgehalten, wo man mit diesen Pflanzen einen leb-
haften Export betreibt. Von den hübschen Eriken, die man
in prächtigen Arten und Varietäten in manchen botanischen
Gärten bewundern kann, die aber teilweise recht schwierig in der
Kultur sind, werden mir noch wenige wüchsige Arten für
den Handel in Massen vermehrt. Die Haupthandelssorte ist
Erica gracilis die fast alle Aussteller zeigten, sonst wird
hauptsächlich E. hiemaUa und persohäa alba und hie und
da auch E. hlanda mit pi ächtigen Röhrenblüten kidtiviert.
Letztere hatte nur Ed. M e y n e r , Lindenau ausgestellt,
E. (jracilis herrschte vor. Folgende Aussteller erwiesen sich
als vorzügliche Ericakultivateure: Arthur Arnold, Gautzsch,
Rud. Dohrmann, Gröbern-Gaschwitz, Albort Seydewitz,-
Dölitz, Herrn. Schmidt, Wahren, Richard Scheffel,
Rötha und Karl Schröder, Taucha. Camelien waren nur
spärlich und nur in kleinen aber mit reichem KnuNpiiiansatz
versehenen Handelspflanzen vorhanden. C. ''Iminlli it rln/ans
ist zur Zeit wohl die wichtigste Sorte des llanil.'ls, lUineben
wird immer noch die uralte C. alba jikna, die auch schon
im Herbst zu blühen beginnt, geschätzt. Als Bindeblumen
sind die Camelien ganz außer Kurs gesetzt. Blühende
Pflanzen beider genannter Sorten zeigte Gustav Scheibe,
Holzhausen, Pflanzen mit Knospen u. a. Karl Schröder,
Taucha, und Albert Seydewitz, Dölitz.
Primula obconina fehlten fast ganz. Schön waren
die Pflanzen von Herm. Schmidt, Wahren, und Job. Sauer,
Leipzig-Gohlis. Letzterer zeigte als Kuriosität auch bereits
vollblühende Cinerarien, gute Begonia Eex, sowie Farne.
Sonstige Blütenpflanzen waren spärlich vertreten. Erwähnung
verdienen davon ganz vorzügliche, gedrungene und voll-
blühende Topf reseda von Ernst Kremer, Dösen, blühende
Lilium lowjifoJium von Lindner k Kleeberg, Chemnitz,
sowie die Mi-(lii(l,_M.-ii. Von letzteren zeigte J. C. Haniscli
Oyprijii :liiiiii nis/i/nc als schöne Topfpflanzen, aber nicht
eigner Kultiii-. Eine Hauptanziehungskraft der Ausstellung
bildete die reichhaltige Kollektion von Otto Beyrodt,
Marienfelde bei Berlin. Es waren, von einigen Cattleyen-
Sorten abgesehen, keine Seltenheiten und Seltsamkeiten, die
Beyrodt vorfülirte, sondern raustei-gültii:t' Kultiii|iflanzen in
anerkannten Handelsarten, wie Oiiri,l,i(iii l',,rhraii und
varicosum Rogersii, Oncidium ciisptmi Innun mllimmm, Epi-
dendrum godseffianum , das herrliche Dendrobium PJialae-
no2}sis var. Schrocderae, eine beachtensweite langstielige neuere
Schnittorchidee, Odonloglossum erispiun und Adrianae, Catt-
leyen in verschiedenen Varietäten, sowie Cyiiripedien, darunter
die seltene, hellgelb blühende Varietät C. insigne var. sander-
ianuin. Auch Otto Thalacker trat als Orr-hidcenaussteller
mit hübschen Kulturpflanzen von i 'i/jui/^i ,Innii hisigne auf,
daneben zeigte er bereits einige blühfinli' J///f//7////.v-Hybridon,
Primula acaulis coendea in Blüte, eine gewiß anerkennens-
werte Leistung im November, Heliotrop und die neuere Ver-
bena „Miss Ellen WillmoW, die sich in dieser vorgerückton
Jahreszeit aber nicht mehr recht präsentierte.
Primula chinensis stehen in den Großstädten wohl
auch auf dem Aussterbeetat. Die gefüllten Sorten fehlten
ganz, einfach blühende zeigten Theodor Moench jr., Leipzig,
A. Heidmann, Stettin-Neutorney, und Otto Wolf, Bolditz-
Ehrenberg, der besonders kräftige Pflanzen gebracht hatte.
Auch mit den Eismaiblumen gehts nicht mehr- so
recht; sie waren in nur geringer Anzahl, aber in guter
Qualität von Herm. Schmidt, Wahren, Georg Matthes.
Naumburg, und Hermann Scheibe, Probstheida, vertreten.
An Neuheiten glaubte ich mehr vorzufinden. Heinrich
Kohlm annslehner, Britz-Berlin, hatte einen Sport der
Begonia „Gloire de Lorrainc^\ die Sorte „Berolina^'- gebracht,
die sich etwas in der Färbung von ihrer Stammutter unter-
scheidet, ferner seine bekannt., mv iicul.lättrige Medeola in
schönen Pflanzen und SelagimUn ir,its,iiii<tna, eine prächtige
Jardinierenpflanze mit gelbweiJJin Spitzen. Eine hübsche neue
Begonie ist Begonia „Alsmar Gloire'\ Aussteller Taub mann,
Merseburg. Sie scheint Credneriblut zu führen imd ist Blatt-
und Blütenpflanze zugleich. Die großen, dunkelmetallisch
glänzenden Blätter sind dicht behaart, die stattlichen dunkel-
rosa Blüten werden von straffen fleischigen Stielen hoch über
dem Laube getragen. Als Winterblüherin, Zimmerpflanze
und Schnittblume scheint diese Begonie wertvoll zu sein.
Farne fehlten in Schaupflanzen ganz, waren aber in
guter Handelsware reichlich vorhanden. Hauiitfaiuaussteller
war Herm. Schmidt, Wahren, der Adianth
I'nhjp,,,!.
Scolojiendrium, Pteris und Asplenkan gebracht hatte. Vor-
züglich waren die Ad. cunealum von Theodor Schröder,
Zwenkau. Als Aussteller schöner Araucarien in Handelsware
sind die Firmen J. C. Hanisch, Leipzig, Herm. Schmidt,
Wahren, und Albert Wagner, Gohlis zu nennen. Letzterer
war auch der Hauptpalmenaussteller, der Palmen in allen
Größen aus seinen berühmten Kulturen gebracht und in großen
Gruppen musteriiaft zusammengestellt hatte. Schöne Latanien
brachte Louis Richter, Lindenau, schöne Cori/plia australis
Emil Dann, Connewitz, Phoeni.r, Cocos weddelliana, Kcniia
und Geonoma H e i' m. Sc h m i d t , Wahren. Prächtig kon-
trastierten mit den Palmen von Albert Wagner dessen
Kakteen und Sukkulenten in schönen und seltenen Schau-
pflanzen. Die Firma besitzt liekanntlich bedeutende Palmen
und Araucarionkulturen und war frülier die Hauptimportfirma
für Cycas revolula, dessen Kultur die billigen importierten
und prä2)arierten Wedel fast den Garaus gemacht haben, eine
recht bedauerliche
IX, 10
Die Gartenwelt.
Von dem Schönen, was die Ausstellung noch an Blütcn-
und Kultlirpflanzen enthielt, seien noch genannt Spiraea jap.
„Blondine'', im Kühlraiira zurückgehaltene, innerhalb von
sechs Wochen zum Vollflor gebrachte Pflanzen von Otto
Mann, Eutritzsch, Canna indica „Senator Millaud'-' als rot-
blättrige Dekorationspflanze, Mnm Kmete und Bambusen
des gleichen Ausstellers; die sclir.n.' Aitilin nDilmiiiriisi.'; v.ai
R. Sauerbrey, Gotha; bunte Aschj^is hihI rljrn-nlclic In/'/-
di^tra von Carl Richter, Lindciiau. Maiant-u uw\ AnUs,,,
cirnulata, letztere in unscliniici- StraurhtVirm, von .loh. Nenn-
liöfer, Dölitz, und Amuriillis Til/mn von Friedr. Kampf,
l'robstheida. Mit den scbi'm.'ii .1. ril/nta-Hyhriden hält diese
einfach dunkelrot blühende Amaryllis zwar keinen Vergleich
aus, sie ist aber als im November und Dezember blühende
Vor lauf er in für Binderei und Topfpflanzenverkauf recht
wertvoll. Remontantnelken und Myrten, beide Leip-
ziger Spezialitäten, hätten reichlicher vertreten sein können.
Die Remontantnelken von Carl Arnold, Taucha, zeichneten
sich durch schöne Kultur und reichen Flor aus, und ganz
vorzüglich waren die starktriebigen Myrtenkronenbäumchen
von OttoBlocksberger, Liebertwolkwitz. Als Kuriosität seien
noch die recht hübsch zusammengestellten sukkulenten Teppich-
beete von Franz Otto Worch, Leipzig, hervorgehoben.
Die Landschaftsgärtnerei wurde durch die Firma Otto
Mooßdorf, L.-Lindenau, gut vertreten, die zahlreiche Pläne
ausgeführter Anlagen zeigte. Zu erwähnen ist auch Friedr.
Man henke, Connewitz, der u. a. mit schönen Aufnahmen
ausgeführter Anlagen und Balkonbepflanzungen vertreten war.
Die Binderei steht seit langem in Leipzig auf hoher
Stufe. Hauptvertreterin der Stadt ist auf diesem Gebiete die
Firma J. C. Hanisch, Grimmaischestr. Im Hauptausstellungs-
raum, einem Theatersaal, hatte diese Firma die Bühne, die
durch einen gewaltigen Spiegel abgeschlossen wird, in wirklich
nuisterhafter und eleganter Weise mit ihren Erzeugnissen an
Kulturpflanzen \mA Bindereien dekoriert. Fih- diese Leistung
wurde der Firma die höchste Auszeichnung, iler Ehrenpreis
lies Königs von Sachsen, zuteil.
In den Bindereien, die einen geläuterten Geschmack er-
keimen ließen, herrschten Orchideen, speziell Laelien und
Oncidmm varicosum liogersii, vor. Musterhaft waren u. a.
auch die Bindereien von Herm. Schmidt, Wahren, deren
Brennpunkt eine hochelegante Tafeldekoration bildete. Viel
bewundert wurde ein prächtiger Strauß der roten Tee-
rose „Liberty'-', einer Dicksonschen Züchtung, die sich in den
Voreinigten Staaten von Nord-Amerika großer Beliebtheit erfreut.
Die hierzu verwendeten Blüten sollen von einem Gärtner aus
der Umgebung Berlins stammen und zwölf Mark pro Dutzend
kosten. Wer diese zwölf Mark für das Dutzend zahlt,
ist jedenfalls das Geheimnis des Züchters, der, wie mir in
Leipzig mitgeteilt wurde, seine Gärtnerei gegen den Be-
such Fremder sorgfältigst hütet, was als Geheimniskrämerei
bezeichnet werden muß. Es felilte nur noch, daß der Mann
sich auf die Anstellung blinder Gehilfen und Arbeiter be-
schränkte oder den Sehenden eine Gesichtsmaske überzöge.
•Jeder Blumengeschäftsinhaber wird mir bestätigen, daß es in
der jetzigen Geschäftszeit schwierig ist, für die duftigste
Rose auch nur eine Mark zu erzielen; die schönsten Rosen
finden für 7 Mark pro Dutzend kaum Käufer.
Eine recht interessante Beigabe der Ausstellung bildeten
verschiedene Obstkollektionen. In der Kultur feiner
Tafelfrüchte leistet die H. Dodelsche Gartenverwaltung,
Gaulis bei Bohlen i. S., Obergärtner A. Beyer, ganz Vor-
zügliches. Ganz ausnahmsweise soh(">n in der Entwicklung waren
von Äpfeln Ccllmi. Kni.« r II illnlm. I\,n~,r Alexander, Bismarck-
apfel, Cox' J'oiiinii't. Srliuin r inii /n,//.,/sr tiüd Muskatreinetle,
von Bii-nen Diels iltiltiibinii', J'Jspeims Beryamotte, Birne von
Tongres sowie Herzogin von Angoideme. Die Kloster-
gärtnerei Sornzig hei Leipzig führte ihre Apfel in
Kisli'H sailit;cuinri \ i'ijiai'kt, jede Kiste einen Zentner netto
von <-\ui-v S..ii,> .iitlMltiiid, in den vier Sorten Goldreinelte
niii ISIiiiIkiih. ISisiiiiiirLitpfel, Winter- Goldparmäne und Grö/le
Knsneler lieinctle vor. Die auf Tellern ausgestellten Früchte
dieser Ausstellerin waren mit Öl abgerieben, wodurch sie
einen unnatürlichen Glanz erhielten, ein ebenso verwerfliches
als unappetitliches Verfahren, das auch einzelne Aussteller
in Düsseldorf angewendet hatten, Vor Nachahmung wird
gewarnt ! Unter der Marke des B e z i r k s o b s t b a u v e i- e i n s
Leipzig zeigten verschiedene Mitglieder ihr Bestes. In
dieser Gruppe waren die Früchte von F r. W i 1 h. D o d e 1 ,
Dösen bei Dölitz (Bez. Lpz.), die schönsten. Von schlecht
vertretenen Sorten aus dieser Kollektion, die in der Um-
gebung von Leipzig nach den ausgestellten Proben die An-
pflanzung ni<lif vcrdinicM, sind zu nennen Schöner von Nord-
hauseii und Srlmn, r mi, Ihskoop, Bibston Peppiiig, Baumanns
Beinette und Kni.-icf Ali.nn/der. In dieser Kollektion befanden
.sich auch hübsche Weintrauben. Reich mit Früchten
behangene Topfreben hatte die H. Dodelsche Garten-
Verwaltung in Gaulis zu einem Laubengang zusammen-
gestellt. Recht anerkennenswert war auch die Kollektion der
Gräflich von H o h e n t h a 1 - und B e r g e n s c h e n
Schloßgärtnerei in Knauthain, wenn sie auch die minder-
wertigsten Prinzenäpfel enthielt, die ich bis dahin gesehen
hatte. Das falsche Bestreben, möglichst große Sortimente
auszustellen, führt dazu, solch schlechte Früchte fiffentlicher
Kritik auszusetzen.
Die Leipziger sind recht gemütliche Leute oder richtiger
gesagt gastfreundliche Gemütsmenschen. Als Preisrichter
hatten sie sich tüchtige Fachgenossen aus der näheren und
weiteren Umgebung versehrieben, die mit Eifer ilu-es schwierigen
Amtes walteten. Der Abend des 1 2. November vereinte alle
zu einem solennen Festessen, an dem einige hundert
Lebenslustige beiderlei Geschlechts teilgenommen haben. Auf
das durch heitere imd ernste Reden gewürzte Festmahl folgte
ein Ball, der die Tanzlustigen bis zum hellen Morgen zu-
sammenhielt. Es wäre zu wünschen, daß an Stelle der
großen, an die auswärtigen Aussteller ungewöhnlich hohe
Ansprüche stellenden Ausstellungen für die Folge mehr imd
mehr Lokalausstellungen treten, die keineswegs Pflanzen-
märkte zu sein brauchen. Ein solcher war die Leipziger
Ausstellung jedenfalls nicht, wir wünschen aber, daß sie den
Ausstellern zu neuen und vorteilhaften Geschäftsverbindungen
verhelfen möge. Lokale Veranstaltungen aber, die sich weit
über den engeren Kreis des betrefPenden Ortes hinaus Be-
achtung zu erringen vermögen, können selbstverständlich mu'
in Städten veranstaltet werden, die man, wie Leipzig, mit
Recht zu den führenden auf dem Gebiete des Gartenbaues zählt.
Die Nationale Chrysaiitlieimmi-AusstelJiiii^ im
Crystal Palace zu London.
Von H. Riebe, London-Riohmond.
Die große Ausstellung der Nationalen Chrysanthemum-Gesell-
schaft fand am 2., 3. und 4. November im Crystal Palaoe zu London statt.
118
Die Gartenwelt.
IX, 10
Diese drei Tage gelten als Glanz- und Festtage der Tätigkeit
der Gesellschaft. T)ie Ausstellung bot fast durohgehends Material
ersten Ranges, das selbst einem verwöhnten, ich möchte sagen mit
Ausstellungen übersättigten Londoner Publikum volle Bewunderung
abzuringen vermochte. Die dargebotenen Blumen zeugten von ge-
sundem, kräftigem Wachstum und waren meist, wenn auch nicht
immer, von edler Form und brillanter Färbung.
Die Gesamtanordnungen ge.schahen unter Leitung des Sekretärs der
Gesellschaft Mr. R. Dean und unter Assistenz des Mr. G. Caselton,
Garden-Superintendent of the Palace.
An Preisen waren vorhanden, neben den gebräuchlichen goldenen,
silbernen, bronzenen Medaillen und Ehrenpreisen, 109 Speziaipreise
ä 5 Shilling und einer von 10 Shilling 6 Pence, welche neben der
Gesamtauszeichnung noch für einzelne Blumen von besonderer Voll-
kommenheit bestimmt waren.
Merkwürdigerweise waren Chrysanthemum in Töpfen nur in
verschwindend geringer Anzahl vorhanden. Es kamen neben einigen
reichgarnierten, schirmartig gezogenen Pflanzen nur zwei größere
Gruppen in Betracht. Der erste Preis fiel auf die Gruppe der Lady
Täte, auf Park Hill bei Streatham Common, Gärtner Mr. W. Howe.
Dieses Gruppenbeet war geschmackvoll zusammengestellt unter Zu-
hilfenahme einer Anzahl Palmen, Banibusen, Farne. Crotons, Asparagus
etc. und enthielt in der erhöhten Mitte eine größere Änzalil wohl-
gezogener und schön geformter Chrysanthemen von dekorativem Wert.
Mit dem zweiten Preise wurde die Gruppe der Firma J. Reed
& Son, West-Norwood bedacht, die in ähnlicher Weise wie oben er-
wähnte ausgeführt war. Die hierzu verwendeten Blattpflanzen waren
von tadelloser Beschaffenheit und als hervorragend schön seien
folgende Chrysanthemumsorten erwähnt: .^Henry Perkitvs^^ ,.Lord
Hopetouw\ „W. Duckham", ,,Dora Pn//«e", „Charles Longley",
„Oeo Milcham''^ etc.
Den Hauptbestandteil der Ausstellung bildeten die Schnitt-
blumen. Diese waren neben einer Anzahl langstieliger, in Vasen
gestellter Blumen zum weitaus größeren Teil als ganz kurz ge-
schnittene und in Hülsen auf Kisten (exhibition boxes) nach Schema
F geordnete Blumen zur Schau gestellt. Wenngleich diese Art der
Zurschaustellung den Effekt der einzelnen Blume nicht beeinträchtigt,
80 ist doch der Gesamteindruck dieser unendlich langen, symmetrisch
gestellten Reihen höchst monoton. Eine rühmhche Ausnahme hiervon
machten die im Mittelraume des Palastes gegenüber der großen
Orgel sich befindenden ausgedehnten Darbietungen von Norman
Davis aus Framfield Nursery in Uckfield-Sussex und von H. J.
Jones, Ryecroft Nurseries in Lewisham, die den Hauptanziehungs-
punkt der Ausstellung bildeten; namentlich die Art der Anordnung,
und das gezeigte Material erstgenannter Firma war von grandioser
Wirkung. Wahrend im Hintergrund der Schaufront abwechselnd
Pflanzen und Schnittblumen aller Varietäten der Chrj'santhemum
Aufstellung gefunden hatten, zog sich in der Mitte der Tafel eine
Reihe ca. 4—5 Fuß hoher Bambusständer hin, jeder eine Vase
mit zwölf ausgewählten Blumen enthaltend und passend garniert
mit bunt- und zierblättrigem Laubwerk. Hiervor endlich befand
sich das große Sortiment geschnittener Blumen von wahrhaft
edlen Formen und Farben. Wenn diese auch nach der üblichen
Art und Weise ganz kurz geschnitten und in Hülsen gesteckt
waren, so wurde doch diese unschöne Art der Schaustellung dadurch
erheblich geschwächt, daß man jede einzelne Blume in die Mitte
eines herrlich begrünten Adiantumtopfes ge.stellt hatte. Die in derselben
Frontlinie sich befindende Anordnung der Firma H. J. Jones war in
ähnlicher Weise geschehen, nur mit dem Unterschied, daß an Stelle
der Adiantumtöpfe die „Ausstellungskisten" verwendet waren. Als
Spezialität des Mr. N. Davis mögen die Varietäten und Neu-
züchtungen der „Mme. C«r«oi"-Klasse gelten; er zeigte Blumen
von vollendeter Schönheit. Zahlreich waren ferner andere Varietäten
japanischer Chrysanthemen, und eine hervorstechende Neuheit ist
,,Mona Davis^\ weiß mit gelblichem Zentrum; ferner „Lady Curxon'\
reiches Gelb, zur Bronzotönung neigend ; ,,Mr. Charles Davis^\ die eine
Verbesserung der Varietät „Duchess of Sutherland'' zu sein scheint.
Beiden genannten Firmen wurde die goldene Medaille zuerkannt.
Vor diesen eben beschriebenen Gruppen befanden sich eine
größere Anzahl langgestreckter Tafeln, welche, flankiert von präch-
tigen Schaufronten der Firmen Cannell & Son, Swanley, einerseits
und Hobbies' Limited in Dercham-Norfolk auf der anderen Seite,
den Mittelpunkt der Ausstellung im großen Orgelsaal des Palastes
bildeten. Cannell & Son, Swanley, zeigten neben einem reichen
Sortiment schöner Chrysanthemen eine Anzahl prächtiger „Orcbid-
Cannas" (orohideenblütiger Cannas) und eine stattliche Sammlung ge-
schnittener Pelargonien. Von diesen seien als hervorragend erwähnt:
,,Countess of Hopeiowv^ weiß, rosa Zentrum; .,Diichess of Roxbta-gh",
lachsfarben; „Geor^'e Coats", feurig rot; „King Victor"; klares Kirschrot;
„Lady Warwicf-, weiß mit rosa Kanten; „Lord Kitchetier", weiches
Rot; „Mrs. Simpso}i", weiß, rosa Zentrum; „Princess of IFafes",
rosenrot; Sir E. Cassel", brillant rot; „The Mikado'% kirschrot usw.
Von besonders edlen Chrysanthemen dieser weitbekannten Firmen
seien erwähnt: „Mme Paolo Radaelli'\ große, edelgefornite, zart^
gelbe Blume; Miss Muriel Tait^\ breite, lange Fetalen, reinweiße
Mitte mit oremegrünem Schatten; „Capt. Ä. H. KendaW-^ eine der
besten Neuheiten der Saison von vollendeter tiallform und tief gold-
gelber Färbung. Als eine Spezialität der Firma gelten die einfachen
Chrysanthemen, unter denen sich eine reiche Zahl höchst dekorativer
Neuheiten befinden; ich nenne hier nur Oiant single Eureka; auch
dieser Firma wurde die goldene Medaille zuteil.
Mr. W. G. Godfrey, Nursery-Exinouth, brachte eine imposante
Gruppe vorzüglicher Ausstellungsblumen, ferner eine Anzahl klein-
blumiger Varietäten und erhielt eine goldene Medaille.
Mrss. John Laing & Sons, Forest Hill, London, stellten eben-
falls eine reichhaltige Sammlung, teils in Töpfen, zur Schau, daneben
ein gutes Sortiment Tafelobst. Silberne Medaille. Eine der Haupt-
preisklassen bildete die Klasse für verwandte Gesellschaften. Verlangt
waren 84 Blumen, enthaltend je 24 Spielarten und Japaner. In
Wettbewerb traten „The Epsom and District Chrysanthemum Society"
und „The Bromley and District Chrysanthemum Society", Erst-
genannte Vereinigung errang den ersten Preis und war namentlich
die Gruppe der Japaner hervorragend schön. „Bessie Oodfrey",
,.Mafeking Hero'\ „Duchess of Sutherland''^, „Mr. F. S. Vallis^^ „Sen-
sation" und zahlreiche andere waren bemerkenswert. Die andere
Gesellschaft erhielt den zweiten Preis für: „Ännie Hill'''; „Mme. 0.
Bruanf^ „Mrs. Jiulson'-'- und für die Japaner: „Duke of Devon-
shire", „Mme. Paolo Radaelli^\ .^Chenon de Leche^^ etc. Weitere
größere Preisklassen standen offen für ausschließlich japanische
Varietäten und wurden verlangt Sammlungen von 84, 24 und 12
diversen Blüten, ferner Vasen mit je 5 Blumen einer Sorte. Der
Preis der 84er Gruppe fiel auf die Sammlung des A. Täte Esqu.,
Leatherhead. In Form und Farbe vollendet waren „Le Orand
Dragon", „Mr. T. Canington'\ „Miss Olive Miller'\ „Mr. F. S. Vallis",
„Mermaid-\ „Oeo Lawrence", „Lord Litdlow", „Oodfrcys King",
„Ethel Fitxroy'-'-, „Beaiity of Siissex^\ „J. R. Upton" etc. etc.
In der 24er Gruppe wetteiferten nicht weniger denn 17 Be-
teiliger um den großen Preis, welcher den Speziaipreis des Präsidenten
von 5 Guineen (105 Mark) einschloß. Er wurde gewonnen von
J. B. Hankey Esqu., Fetcham Park, Fetcham (Gärtner Mr. W.
Higgs) : für „Mafeking Hero'-; „Manddu Cros", Mrs. Milcham", „S. T.
Wright". „Oodfreys Pride^K „Bessie Oodfrey^% „0. T. Tornyerofp'- etc.
2G Bewerber rangen um den Preis der dritten Abteilung. Als
Sieger ging hervor: Mr. Goremi ah Lyon, Riddings Court, Caterham-
Valley. Neben bekannten, bereits erwähnten Sorten zeichneten sich
aus : „Elsie Fulton", „ÄustraUe", „ W. R. Chureh" und „Mrs. Mease'K
Die Gruppe der Vasen mit je fünf langgestielten Blüten mit
belaubten Stielen war namentlich für den Fachmann von besonderem
Interesse. Leider war gerade hierin die Beteiligung schwach. Mit
Leichtigkeit konnte der Preis für fünf weiße Blumen einer Sorte
Colin Campbell Esqu. mit „Mme. Gustave Eenri", einer Blume
von ausgebildeter Form und Farbe, zuerkannt werden. Ferner waren
verlangt fünf gleichartige Blumen irgend einer gelben und fünf irgend
einer anderen Farbe oder Sorte. Den Preis für gelbe Blumen gewann
John Balf our Esqu. mit ,,il/»-. F. S. Vallis", einer wahrhaft herrlichen
Ausstelliingsblume. Derselbe Aussteller erntete den Preis der dritten
Gruppe mit fünf gleichartig schönen Blumen der „Mrs. Barkley".
IX, 10
Die Gartenwelt.
119
Die näcbstgrößte Abteilung war die Abteihuig für Sorten mit
einwärts gekrümmten Fetalen. Den Preis der Gruppe I, enthaltend
36 verschiedene Blumen, errang G. B. Hankey Esqu. mit hervor-
ragenden Schönheiten von: ,,Duchess of Fife'-\ „Nellie Threlfalt\
,,/l. Tatc'\ „Ilatiicell Oliirif\ ..Mrs. 0. Bri/ce'', „Annie Hill'; „Paiiiia
Ra/Ii- etc.
(jruppe II: 12 diverse Blumen; erster Preis wiederum G. B.
Ilankey Esqu. mit ,..!/;■«. ./owe.s", ,,Eiiiprcss of I)ulia^\ „Chas. Ciiriies^',
..Major Bonnaffoii", „Jalem''- otc.^
Gruppe III: 6 Blumen einer Sorte. Preis: Sir A. Henderson
mit (j ausgezeichneten Blumen von „Diwltcis of Fife'''-. Eine weitere
Hauptklasse dieser Abteilung bestand für Chrysanthemum in Vasen.
Der Pi'eis von 12 Guineen der „Crystal Palace Company" fiel auf
die Sammlung von Sir W. G. Pearoe, Bart., Chilton Lodge-Hunger-
ford, auf: „Mrs. Q. ]Jadaway^\ „Miss E. Shrimptotr'-, „W. Duek-
lia)?i'-, „Mrs. Barkl€(f^ und andere bereits genannte Soi-ten.
Ein Preis für 6 Vasen in 6 ausgewählten Varietäten war ge-
spendet von „The Ichtemic Guano Company in Ipswich". Er fiel
auf J. B. Hankeys Vasen mit vollendeten Blüten von „Mrs. J.
Scward^\ „Lady lsabel' und „7b/ja?c Orientale^''.
Interessant, wenn auch bei schwacher Beteiligung, war die
Sammlung emfach blühender Chrysanthemen. Von besonders dekora-
tivem Wert waren die von J. Courtenay Esqu., Weybridge, ge-
brachten Sorten, wie : „Edith Pagram'", große Blume von rosig-
purpurner Farbe, „Farina'-\ dunkelrot, ,,Pink Beauty", wohl die
schönste Blume in der Sammlung mit zart rosa Fetalen, „Orace^''
und „Else Melrille".
Leistungen von bindekünstlerischem Wert waren nicht vor-
handen. Während eine Anzahl Körbe und Vasen, zusammengestellt
von herhstlich gefärbtem Laubwerk und Beeren wie Coieneaster,
Crataegus, Schneebeeren, auch Clematis etc., noch einigen Geschmack
verrietsn, waren die in Chrysanthemum gearbeiteten Sachen durchaus
minderwertig.
Weit größeie Beachtung verdienten und reges Interesse erweckten
die Leistungen der Firmen Cutbush & Sons, Highgate -London
(gold. Medaille), Crose & Son, Cheshunt-Herts (gold. Medaille),
David Russell, Essex Nurseries in Brentwood, T. Rochford &
Sons, Broxbourne, eine der größten Gärtnereien unter Glas. Alle
diese Firmen brachten neben reichen Sortimenten von AVarm-,
Kalthaus- und dekorativen Pflanzen als Spezialitäten größere Mengen
von auf Eis zurückgehaltenen Lilien, Font. Azaleen, div. Syringen,
Laburnum und Maiblumen. Eine reiche und auffallend schöne Gruppe
von Eriken zeigten die Gregory & Evans, Longlands Nurseries-
Sidcup in Kent. Als Neuheit der Firma war Erica gracilis nivalis
von Bedeutung.
Selbst Früchte waren in reicher und gewählter Auswahl ver-
treten und Preise für Trauben wie für Kernobst ausgesetzt. Preis-
gekrönt wurden nachstehende Trauben von wirklich edler Beschaffen-
heit: „Gros Colmar-'- und „Muscat of ÄJcxandria^^ von W. Taylor
Tewkesbui-gh Lodge-Fores Hill, „Black Alieanse'' von A. B. "Wadds,
Paddockhuret-Crawley.
Neben mehreren guten Kernobstsortimenten waren zwei der
schönsten Tafeln die der Firmen Bunyard & Company-Limitid,
Maidstone (Kens) und Cannell & Son, Swanley (Kent); letztere
Firriia stellte ein prächtiges Sortiment von 345 Varietäten, Äpfel wie
Birnen, zur Schau. Form und Farbe, namentlich der Äpfel, waren
in der Tat auffallend und verrieten die Vorzüge des Bodens und
Klimas ihrer Heimat Kent, der Garten von England genannt. Die
goldene Medaille ward diesen Früchten zuerkannt.
Zum Schlüsse möchte ich über den Gesamteiudruck. den eine
Ausstellung derartigen Umfanges eigentlich hervorrufen müßte, noch
ainige Worte sagen. Ein Gesamteindruck war einfach nicht zu ge-
winnen. Ich will keineswegs bestreiten, daß ein Koloß wie der
Kristall-Palast zu London sich für derartige Unternehmungen, vom
praktischen Standpunkte aus betrachtet, vorzüglich eignet — Raum
ist genügend vorhanden. Jedoch wie verschwindend wirkt selbst ein
Material reichster und schönster Auswahl, wie es hier vorhanden
war, gegenüber diesen unendlichen Hallen oder gar dem weiten,
domartigen Orgelsaal, wo Tausende' von leeren Sitzplätzen von den
Emporen und Galerien herunterstaiTen ! So etwas läßt sieh nicht
wegdekorieren.
Die ClH'ysanthemum -Ausstellung in Göttingen.
Vom 11. bis 13. November fand im „Stadtpark'' zu Göttingeu
eine große Chrysanthemum-, Herbstflor- und Binderei -Ausstellung
statt, deren gute Durchführung um so mehr anzuerkennen ist, als
nach Lage der Verhältnisse von vornherein ersichtlich war, daß die
Last sich nur auf wenige Schultern verteilen würde. Im wesentlichen
waren es die Firmen Hermann Starke und Heinrich Scheuer-
mann, beide in Göttingen, die ]'echt eigentlich das Unternehmen
trugen. Diese beiden Konkurrenten nahmen je eine Hälfte dos sehr
geräumigen Saalbaues derart in Anspruch, daß die eingesprengten
übrigen Einsendungen in ihrer Gesamtheit dagegen nicht aufzukommen
vermochten. In der Mitte hatte die Stadtgärtnerei eine höchst de-
korative Gruppe aufgebaut. In bester Verfassung stehende Aus-
steUungsware herrschte überall vor. Das Arrangement war geschickt,
doch litten einige Gruppen durch zu dichten Stand. Hervorragend
ausgebildete Blumen wies die Privatgärtnerei der Villa Levin auf.
Eine andere Privatgärtnerei, Villa Freya in Wilhelmshöhe, führte
herrliche Bongainvilleen vor. Mächtige Exemplare von Asparagus
Sprengeri hatten Scheuermann, Starke und die Stadtgärtnerei aus-
gestellt. Außerdem waren noch Cyclamen, Begonien, Primeln, Mai-
blumen, Kakteen vertreten, aber in so kleinen Emsendungeu, daß
dadurch der Charakter als Chrysanthemum -Ausstellung gar nicht be-
rührt wurde. Sehr gefällig war die von Starke gestellte große
Kaisergruppe. Die in zwei Nebensälen untergebrachten Binderei-
erzeugnisse litten durch die reichliche Verwendung weißlackiertor,
mit Gold abgesetzter Gestelle, wie sie ja in allen erdenklichen
„geschmackvollen Mustern" denen angeboten werden, welche den
Korbmacher für sich komponieren lassen möchten. Und dabei zeigten
viele recht gute Arbeiten, daß es dieser Krücke gar nicht bedurft
hätte, um zum Ziele zu gelangen. Das Blumenmaterial war schön
und teilweise kostbar. — In abgeschnittenen Chrysanthemum-Blumen
schlug Georg Bornemann, Blankenburg a. H., die lokale Kon-
kurreuz ohne Schwierigkeit aus dem Felde.
Eine besondere kleine Chrysanthemum-Ausstellung bestand außer-
dem, wie alljährlich, im Victoriahause des botanischen Gartens.
Gartenmeister Bonstedt wird vermutlich mit dieser alljährhchen
Darbietung erleseneu Blumenraaterials der schönen Ausstellung den
Boden im Göttinger Publikum geebnet haben, das jetzt durch regen
Besuch sich dankbar erwies. Daß der Göttinger Gartenbau-Verein
an die große Aufgabe sich getraut imd sie erfolgreich durchgeführt
hat, möge andern kleinen Vereinen, die häufig in Obst- imd Gemüse-
simpelei völlig verkommen, ein gutes Beispiel abgeben. Krone.
Tagesgeschichte.
Brüssel. Eine nachahmenswerte Einrichtung besteht im
Brüsseler Botanischen Garten: Alljährlich im Herbst werden (nach
belgischen Blättern) die überschüssigen Pflanzen an dortige Wohlfahrts-
vereine verteilt. Diese Blumen und Pflanzen, die früher auf die
Komposthaufen geworfen wurden, wandern jetzt mit einer gedruckten
Anweisung wie sie zu behandeln sind, in die Häuser der Pfleglinge
von wohltätigen Vereinen und werden mit großer Dankbarkeit von
diesen entgegengenommen.
Düsseldorf. Die Stadtverordnetenversammlung genehmigte die
Bepflanzuiig folgender Straßen: Urdingerstraße (zwischen Kai-er.-^-
werther und Roßstraße), Prinz Georgstraße (zwischen Park- und
Winkelfelderstraße), Ahnfeldstraße (zwischen Grafenberger Allee und
Schumannstraße), Erkratherstraße (zwischen Albert- und Marken-
straße), Dorotheenstraße (zwischen Platanen- und Birkenstraße),
Gustav Poensgenstraße (zwischen Hütten- und Luisenstraße). Da die
vorhandenen Mittel hierzu nicht ausreichen, wurden 14055,20 Mk.
bewilligt. VV.
Die Gartenvveli.
IX, 10
— Die Stadtverordneteiiveisamnilung hatte ferner über den
Ankauf der bekannten Palmeusamnilung von Winter-Bordigbera (aus
der Hauptblumenhalle) zu entscheiden. Gefordert wurden 9000 Mk.,
während der tatsächliche Wert 16000 Mk. betragen soll. Der
Hofgartenausschuß befürwortete den Ankauf, die Finanzkommissiun
hielt ihn dagegen für einen Luxus, den man sich gerade jetzt nicht
leisten könnte. Es wurde auch darauf hingewiesen, daß die städtischen
Gewächshäuser durchaus nicht d^fi Anfordeningen der Gegenwart
entsprächen. Die Vorlage wurde schließlich mit 18 gegen 16 Stimmen
abgelehnt. W.
Essen. Die Stadt beschloß in geheimer Sitzung der Stadt-
Tcrordneten den Ankauf des Langenbrahmer AValdes des Frhrn. von
Schell in Größe von 307 Morgen für 1'/^ Millionen Mark. Die zur
Abrundung notwendigen eingesprengten Parzellen von Luthe, Springob,
Schulte, Geiser, Grote und Beuten hat die Stadt ebenfalls zum Preise
von 231800 Mk. an der Hand, so daß das ganze geschlossene Terrain
demnächst für den Preis von rund V/., Millionen Mark im Besitze
der Stadt ist. Auf dem so gewonnenen Gelände soll ein Stadtpark
größeren Stiles angelegt werden. Dieser Beschluß ist mit Freuden
zu begrüßen, einerseits weil er unseren befähigten Gartenkünstlem
Gelegenheit zu edlem Wettstreit bieten wird und anderseits weil die
Bevölkerung in einer Reihe von Jahren den so nötigen Stadtpark er-
halten wird. Man sieht also in dem rheinisch-westfälischen Industrie-
gebiet mehr und mehr ein, wie wichtig für die Volkswohlfahrt die
öffentlichen Parkanlagen sind und trachtet danach die Unterlassungs-
sünden der Gründeijabre gut zu machen, so gut wie es eben noch
geht. Das angenommene Projekt deckt sich im großen und ganzen
mit dem früheren Langenbrahmer Piojekt, ist jedoch etwas erweitert.
So erstreckt sich jetzt das Waldterrain nach Nordosten über den
Bahnhof Rellinghausen-West, während unmittelbar an der Kolonie
Altenhof ein Teil des Waldes wegfällt, der inzwischen an die Firma
Krupp verkauft ist. Nach Süden erstreckt sich der Wald, der sonst
ganz in der Bürgermeisterei Rellinghausen liegt, ein gut Stück nach
Bredeney hinein. Nachdem so Essen auch in Rellinghausen Großgrund-
besitzerin geworden, Lst und einen Schritt nähei' auf die Ruhr zu
getan, wird wohl auch die Zeit nicht mehr unabsehbar sein, wo Essen
in Wirklichkeit an der Ruhr liegt.
Die Mittel werden wohl durch eine Anleihe beschafft werden
müssen, zu deren Verzinsung und Tilgung die Pachtbeträgü aus
einzelneu Wirtschaftsbetrieben im Stadtwalde, aus den Mitteln der
Kruppstiftung, den Ueberschü.ssen der Sparkasse imd hauptsächlich,
nach erfolgter Eingemeindung von Rüttenscheid, durch Parzellierung
des Haumannshofes gewonnen werden.
Frankfurt a. M. Gelegentlich des hier tagenden Bundes
deutscher Nahr\ingsmittelfabi-ikanten und Händler Ist ein
Verband deutscher Obst- und Beerenweinproduzenten mit
dem Sitz in Frankfurt a. M. gegründet worden. Vorstand: A. H.
Freyeisen, Fr. Rackles, L. H. Freyeisen, Henry Roth-
schild, Conrad Rackles, sämtlich in Frankfurt a. M., M. Poetko,
Guben, und Kommerzienrat Scherer, Langen bei Darmstadt.
Mannheim. Das Gerücht, daß die Errichtung eines Zoologi-
srh'ii (Jarii'iis für Mannheim -Ludwigshafen geplant sei, findet jetzt
sfiiH- üi'stiiti^ung. Als Terrain sollen 180000 Quadratmeter Gelände
läng.s des Ncckarauer Waldes am hoohwasserfreien Rheindamm j,for-
geselien werden. Die Konstituierung einer Gesellschaft von kapital-
kräftigen Mannheimer und Ludwigshafeuer Bürgern soll demnächst
ei-folgen. Man will, um das unternehmen rentabel zu gestalten,
einen kleinen botanischen Garten und eine permanente Kolonial-
ausstellung mit dem Zoologischen Garten verbinden. An einer Ver-
wirklichung des Projektes ist nicht mehr zu zweifeln, wenn sich
genügend kapitalkräftige Garantiezeichner finden.
Ob sich ein Zoologischer Garten hier auf die Dauer halten kann,
ist sehr fraglich. Gute Zoologische Gärten gibt es ja zur Genüge im
Deutschen Vaterland, es gibt auch mehrere minderwertige Unter-
nehmungen, doch ob derartige Gründungen auch jetzt in die „rechte
Gründerzeit" fallen, sei dahingestellt. Das „Inventar" ist immerhin
ein „fortwährend zehrendes" und gehört bedeutend mehr Kapital
dazu, wie zu Unternehmungen anderer Art, wenn nicht da.s Ganze
an „Zehrung" frühzeitig zugrunde gehen soll. Beuß.
Aus dem Rheinlande. Die Stadtverordnetenversammlung zu
M.-Gladbach bewilligte am 9. November die Summe von 7500 Mk.
für die Bepflanzung von städtischen Grundstücken mit Obstbäumen.
— Die Instandhaltung der städtischen Anlagen in Ürdingen
erforderte immer dringender den Bau eines eigenen Gewächshauses,
Neuerdings wurde nun beschlossen, ein solches auf dem Grundstück
neben dem Friedhof zu errichten. Die Kosten hierfür belaufen sieh
auf 4000 Mk.
Solingen. In der Nacht zum 9. November brannte das Wohnr
haus des Gärtnereibesitzers Hoßfeld in der Burgstraßu vollständig
nieder.
Personal-Nachrichten.
Frank, Dr. Ad., Charlottenburg, erhielt die große goldene Liebig-
Medaille für Verdienste um die Agrikultur-Chemie von der bayrischen
Akademie der Wissenschaften. Wir verdanken bekanntlich diesem
verdienstvollen Chemiker die Einführung der Düngung mit Kali-
salzen und auch neuerdings die Nutzbarmachung der Stickstoffs der
atmosphärischen Luft durch Umwandlung desselben in ein Dünge-
mittel. Die vor 3.ö Jahren zum Andenken an Justus von Liebig ge-
schaffene Medaille ist bisher eret 14 Gelehrten verliehen worden.
Loock, J. F., Berlin, Hoflieferant, Schatzmeister des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues, feierte sein 40jähriges Geschäfts-
jubiläuni. Der Jubilar ist eine in den weitesten gärtnerischen Kreisen
bekannte und überall beliebte Persönlichkeit.
Uhmeyer, Heinrich, früherer Gartenmeister, starb im Alter
von 85 Jahren in Hannover.
Wychgran, J., aus Loga (Ostfriesland), übernahm käuflich die
Handelsgärtnerei von Burineister, Eutin (Holstein), und errichtete
dortselbst gleichzeitig ein gartenteehnisches Bureau.
Briefkasten der Redaktion.
In meinem Schlußbericht über die internationale Obst-
ausstellung in Düsseldorf in No. 8 Seite 86 ist mir ein Versehen
unterlaufen, wahrscheiniich verursacht durch ein falsch angebrachtes
Ausstellungsschikl. Herr Obstbauinspektor Schulz in Bonn machte
mich nun darauf aufmerksam, daß das Kgl. pomologischc Institut
in Proskau nicht als Ausstellerin vertreten war, sondern
neben der Kgl. Lehranstalt für Wein-. Obst- und Gartenbau
in Geisenheim, von deren Kollektion ich Abbildung gebracht
habe, nur noch das Pomologische Institut in Reutlingen und
die Obstbausohule in Friedberg, Hessen. Das Sorliment also, über
dessen wissenschaftliche Anordnung ich mich anerkennend aus-
.spracb, während ich die schlechte Be.schaffenheit der Früchte ab-
fällig kritisierte, stammte aus Reutlingen. Herr Obstbauinspektor
Schulz bestätigt mir, daß bei diesem Sortiment viel Birnen in
Fäulnis übergegangen waren und fügt hinzu, daß der Platz der
Reutlinger Anstalt recht ungünstig gewesen sei; das Dach war
undicht und die Früchte hatten demzufolge auch durch Regen und
Schmutzwasser zu leiden. Im übrigen muß ich immer wieder darauf
hinweisen, daß einerseits durch das falsche Bestreben, möglichst große
Sortimente zu zeigen, nicht nur regelmäßig wieder Sorten auf Aus-
stellungen gebracht werden, die am besten in der Vergessenheit
bleiben würden, und daß andererseits es immer und immer wieder
die großen Sortimente sind, die wirklich gute Sorten in minder-
wertiger Kultur enthalten, so daß sie auch der Verbreitung des wirk-
lich Guten entgegen arbeiten. Sobald die mir unterlaufene Ver-
wechselung festgestellt war, hielt ich es für meine Pflicht, Herrn
Landesökononiierat Prof. Dr. Stoel davon Kenntnis zu geben und
ihm mitzuteilen, daß eine Berichtigung erfolgen werde. In seiner
Antwort drückte mir der Genannte seine Freude über meine „ritter-
liche Zuschrift" aus. Wie in diesem Falle, so wird es mir stets eine
Ehrenpflicht sein, ein unterlaufenes Versehen ehrlich einzugestehen
und nach Möglichkeit wieder gut zu machen. M. H.
C. P. in Altona. Das Werk von Otto Schnurbusch, Die
praktischen Kultureinrichtungen der Neuzeit, ist jetzt, statt in drei
Bänden, in einem Bande zu haben und kostet gebunden 10,50 Mark,
während die drei Bände einzeln früher 13,60 Mark kosteten. Beachten
Sie den dieser Nummer beiliegenden Prospekt.
Verwitwortl. Rctiakteur: Ma
Verlag v. Richard Carl Schmidt k Co., Leipzig:.
nhalt. Buchdr. Qntenber?,
ustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
10. Dezember 1904.
No. 11.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wii'd strafrechtlich verfolgt.
Farne.
Scolopendriiira oflicinaniiii f. iiiidiilatiim.
Von Otto Bernstiel, Farngärtnerei, Bornstedt bei Potsdam.
{Hierxu die Tondrucktafei.)
U nter den in Deutschland im Freien ausdauernden
Farnen gibt es viele Arten, welche bezüglich ihres
Wertes als Handels- und Dekorationspflanzen verdienten
mehr beachtet zu werden.
Unsere schönen Freilandfarne finden leider beim
groiien Publikum meistens nicht die richtige Würdigung,
weil sie fast alle, mit kleinen Abweichungen, das Blatt
unserer Waldfarne haben, und da diese an allen Wegen
und Gräben in Wald und Heide wachsen, so wird die
ganze Sippe sozusagen als Unkraut angesehen.
Eine Ausnahme machen hiervon die seltener ge-
pflanzten Osnmnda, Onoclea, Aspidium falcatum und
Scolopendrhim. Obgleich Scolopendrium offidnarum
keine besondere Schönheit ist, so ist es doch in Farn-
oder Gehölzgruppen oder als Topfpflanze immerhin noch
gut zu verwenden. Dagegen wird es von seiner Form
tindidatiim in jeder Beziehung weit übertroffen. Wer
diese Pflanze in guter Kultur gesehen hat, wird mir bei-
stimmen, daß sie unbedingt einer der schönsten und
vornehmsten Farne ist. Die vorzügliche Abbildung auf
der Tafel wird jedenfalls Kenner wie Nichtkenner von
dem Gesagten voll und ganz überzeugen.
Leider ist dieser Farn in unseren Gärten, wie auch
in den Gärtnereien, noch sehr selten und wird es wohl
noch lange bleiben; Aa.A\QYorm undiüatuin, wie so viele
andere Farne, ich erinnere nur an Adiantinn farleijense^
vollständig unfruchtbar ist, bereitet die Vermehrung
Schwierigkeiten und ist nur durch Teilung zu er-
möglichen ; aber auch diese muß vorsichtig vorgenommen
werden, da die einzelnen Teile bei unvorsichtigem Ab-
trennen schwer anwachsen.
Im Freien halbschattig ausgepflanzt wird Scolo-
poidrium offidnarum f. tmdulatum stets Bewunderung
erregen, besonders wenn es mehrere Jahre nicht gestört
Gartenwclt. IX.
wurde: überdies verträgt es unter leichter Laubdecke
den stärksten Frost. Seine volle Schönheit erreicht dieser
Farn jedoch, wenn er als Topfpflanze unter Glas, z. B.
im luftigen, gut schattierten Doppelkasten kultiviert wird;
122
Gartenwel t.
IX, 11
dann hängen die ca. 50 cm langen, gewellten gelbgrünen
Wedel elegant über den Topf und eine solche Pflanze
hat in ihrer eigenartigen Schönheit einen hervorragend
dekorativen Wert.
Wenn nun auch vorläufig nicht daran gedacht
werden kann, dieses Scolopendnum als Massen- und
Marktpflanze zu verwenden, da sie als solche auch zu
teuer ist. so kann sie für temperierte Wintergärten und
Afliantum Edgeworthii, in ( )i'rliiilr
Kalthäuser der Privatgärtnereien nicht genug empfohlen
werden. Die schönen Wedel lassen sich besonders für
die Binderei verwenden, und schließlich werden die ihrer
Blätter beraubten Pflanzen, falls sie im Januar, Februar
in ein Warmhaus gestellt werden, bei fleißigem Spritzen
im April wieder in ihrer ganzen Fülle prangen.
AdiaiiUim Kdiiowortliii Hook., oiiio schöne Ampel-
pflanze.
Von Otto Bernstiel, Famgärtnerei, Borustedt bei Potsdam.
(Hierxu xtvei Abbildungen.)
Von der artenreichen Gattung der Frauenhaarfarne
{Adiantum) werden utu- die wenigen Schnittsorten recht ge-
würdigt, während manche Perle mibeachtet bleibt oder ver-
vemachlässigt wird und schließlich aus den Kulturen ver-
schwindet.
Selten ist wohl eine Pflanze ihrem Werte nach mehr
verkannt worden als das zierliche Adiantum Edgeworthii
(nach anderen Adiant. caudaium L. Form Edgeworthii. Red.)
und selten wird eine Pflanze, welche so geringe Ansprüche
an die Kultur stellt wie diese, die aufgewendete Mühe mehr
lohnen als das Adiantum Edgeworthii Hook.
Da man es fast überall als Topfpflanze auf Tischen tmd
Stellagen derGewächs-
häuser stehend antrifft,
so kommt es nicht
recht zur Geltung, um
so mehr als an jedem
Blattende ein neues
Pfiänzchen entsteht,
welches Nahrung
suchend sich in der
Nachbarschaft fest-
klammert. Schon der
ganze Habitus dieses
Adiantums weist dar-
auf hin, daß es eine
Ampelpflanze ist
und jedenfalls gleich
<3rchideen und Brorae-
liaeeen in seiner Heimat
Vorderindien, speziell
Pimjab, auf Bäiunen
lebt.
loh pflanzte daher
.AFitte Mai .3 bis 4 in
Stecklingstöpfen ste-
hende Pfiänzchen mit
etwas Sphagimm,
Heide- und Lauberde
in kleine Orchideen-
körbchen, und schon
im August hatte ich
Pflanzen mit meter-
langen Ranken, welche
mit ikrem Gewirr von
Pfiänzchen undWedeln
eine so eigenartige Er-
sclieinung sind, daß
jeili'i-Miii.'Fn'iiilodaran
hat. Da die luftigen Körbchen schnell iiuMmi kn. n. taucht
man sie an heißen Tagen mehrere Mal in t"iii|Hii>'itrs Wasser
ein oder gießt recht oft, deim Vergießen ist ausgeschlossen.
Ebenso ist zweimal die Woche ein Duiigguß recht fördernd.
Hoffentlich tragen diese Zeilen wie auch die wohlgelungenen
Abbildungen dazu bei, daß dieser schöne Ampelfarn wieder
mehr kultiviert wird.
Pteris l)iii(»ti.
Von Richard Anker, Addison Nursery, \Vest-Kensington, England.
{Hierxu eine Abbildung.)
Xis unterhegt keinem Zweit«!, daß in keinem Laude die Favn-
kultur mehr betrieben wird als in England, und so mancher, der die
ungeheueren hiesigen Marktgärtnereien besichtigt, wird sich nicht
genug darüber wundern können, in welch riesigen Quantitäten und
eben wachsend.
ie „GartenweU" photogr. aiifgi
IX, 11
Die Gartenweli.
perfekter Schönheit die Pterts. Adiantiim, /'oh/im/iiim, Aspleniiim
und andere kultiviert werden. Es ist insufrin M.iikbiir, daß es den
Züditorn oft gelingt, uehen vielen eit;viitiiinli. hm Aljweiclumgen vom
Typus nianclier Gattung, welclie unter dun Kultuicn auftreten, wirk-
liche Varietäten hervorzubringen, die eiustinimig als wertvoll an-
erkannt werden. Neben den ganz neuen zwei Ncphrotepis, die bei
Cragg, Harrison & Ciagg entstanden sind, erweckte Pterts Bmoti
auJäcigewöhniiches Interesse.
Diese Pflanze ist im Habitus ein Mittelding zwischen P. pnl-
iiiata und F. ludens. Die unteren kleinen unfruchtbaren Wedel
.sind dreiteilig, aber bilden ein Ganzes, die oberen fruchtbaren
weiden über einen Fuß hoch und teilen sich in drei bis fünf fast
vullkominen getrennte Abschnitte, die sich ihrerseits wieder in
2 oder 3 Teile teilen.
Die Hauptfarbe ist ein sattes dunkles Giün. Nur die Mittel-
lippe jedes Wedelteiles i.st blaßgrün.
Es ist sicher, daß die Pflanze in nicht allzuferuer Zeit hier
überall anzutreffen ist, wo man sich mit der Kultur wertvoller
Farne beschäftigt.
Landschaftsgärtnerei.
Über Gnippengestaltiiiig uiul Verwendiiiig der
Gehölze in Gärten und Parks.
Von Garteninspektor Arthur Stüting.
Gruppe aus nur wenigen Geliölzgattungen auf zubauen, von denen
die am stärksten wachsende stets den Kern bildet, dem sich
die übrigen je nach Größe nach außen hin abstufen. Die se
Erscheinung beruht bekanntlich auf der Erfahrung, daß m
Kampfe um die Existenz die schwächeren zu unterliegen
pflegen und daß infolgedessen die am stärksten wachsende
Pflanzenart die größte Fläche beherrscht. In dem durch
sie geschaffenen örtlichen Scluitz siedeln sich die kleineren,
si'hwäeher wachsenden Gehölze an, und zwar nur da, wo die
stärkeren Gehölze, die Kri nui ii|,|,en, Luft und Licht genug
übrig ließen. In (I<t .\;iiiir 1» -;t.-lit demgemäß jede Gruj)pe
aus einer hochaufstivlHii'lni Ki iiipflanzuiig, um welelie si<'h
mittelhohe Gehölze gruppieren. Da, wo der Schutz am
größten ist, lagern sich vor diesen oft weit ausladende
Gruppenköpfe vor.
Um natürlich zu schaffen tnid daher wirklich künst-
lerisch zu arbeiten, muß auch der Landschaftsgärtner diese
Gestaltung der Gruppe in seitien Gärten beibehalten. Damit
soll aber nicht gesagt sein, daß der Landschaftsgärtner nicht
auch Abweichungen von dem natürlichen Aufbau treffen dürfte.
Doch darf diese Abweiclmng sich nur auf die Verwendung
des Fflanzanmaterials beziehen, insofern wir nämlich sehr
wohl Gehölzarten nebeneinander verwenden können, deren
Heimat verschieden ist. Auf die Form der Gesamtgriippe
Üjin jedes Gehölz kann ntir dann seine volle Schönheit darf sich die Abweichung nicht beziehen. Wären wir
entfalten, wenn es in richtiger Weise verwendet ist. Dieser künstlerischen Gründen genötigt, absolut natürlich zu arbeiten,
Bedingung gemäß darf aber
ein jeder Baum oder Strand:
nur einen Platz erhalten,
welcher ihm genügend gün-
stige Vorbedingungen bietet,
sich in seiner ganzen Größe
und Scliönheit auszubreiten.
Demnach wäre bei der Ver-
wendung einer gewissen Ge-
hölzart zu allererst Obacht
darauf zu nehmen, ob ihr
der zugedachte Standort in
bezug auf Klima, Boden-
verhältnisse, Beleuchtung
usw. zusagt. Zuweilen gibt
uns .schon der Habitus der
Pflanze die hierzu nötige
Erkenntnis, indem nämlich
untei unseren Gehölzen die-
jenigen mehr Licht und
Sonne lieben und auch mehr
trockene Bodenverhältnisse
vertragen können, welche
sich durch helle und leichte
Belaubung mit schmalen,
dünnen und behaarten Blät-
tern auszeichnen ; ebenso
wie viele Gehölze mit Blät-
tern lederartiger, dunkler
Beschaffenheit meistenteils
mit feuchtem und dunklerem
Standort fürlieb nehmen.
Allgemeine Regeln f ür
Gruppierung der Gehölze
gibt es eigentlich nicht. Die
Natur pflegt die einzelne
Fruchtbarer und unfruchtbarer Wedel von Pteris liinoti.
Vom Verfasser für die „Garlenwelt" gezeiclinel.
d. h. in deutscheu Gärten
und Parks z. B. nur in
Deutschland -heimische Ge-
wächse zu verwenden, so
würde uns dadurchdiereiche
Abwechslung, die fremd-
ländische Gewächse in das
Gru]ipenbild tragen , ge-
nommen. Im Gegenteil
trägt die Verwendtmg exo-
tischer Pflanzen, hier Ge-
hölze, sehr wesentlich zur
Hebung der einzelnen Grup-
pen wie des gesamten
Landschaftsbildes bei, da
der fremde, ungewohnte
Charakter vieler dieser
Fremdlinge wirksam mit
der Umgebung kontrastiert.
Selbstverständlich darf man
diese exotischen Gehölze
nicht in solcher Anzahl
anpflanzen, daß dadurch
das natürliche Vegetations-
bild der Heimat zu sehr
verändert wird tmd das
Ganze im richtigen Sinne
des Wortes auffallend fremd
auf den Beschauer einwirkt.
Auch dürfen diese fremd-
ländischen Gehölze nicht
zu sehr empfindlich sein,
sie, trotz Schutz-
decke im Winter, nur ein
kümmerliches Dasein fris-
ten würden.
Die Gartenwelt.
IX, 11
Ans dem bisher Gesagten ergibt sich für den Land-
schaftsgärtner, daß er die Grnpije in der Hauptsache aus
drei konzentrischen Ringen aufbaut, deren innerster durch
einen stark wachsenden Baumbestand gebildet wird, welchem
ein minder stark wachsender Baum vorgelagert wird. Der
dritte dieser Ringe endlich besteht aus Sträuchern und
Stauden. Er ist von sehr ungleichmäßiger Breite, da er an
manchen Stellen sehr weit ausladet, um auf diese Weise die
lanilschaftliche Unregelmäßigkeit zu betonen. Er ist auch
nicht, wie die Kerngruppe, aus einer einzigen Gehölzgattung
zu bilden, sondern er bestehe aus soviel Pflanzenarten, als
Gruppen vorsprünge vorhanden sind. Diese eigentümliche
Formation der Gruppe muß so erklärt werden, daß sich hier
und da vor die Kerngruppe ein einzelnes Gehölz lagei-te,
welches entweder aus Stnckuiisschlag, Ausläufer oder Aussaat
seine nächste Umgel mim li.'.liM'ki,., dann'aber beim Zusammen-
treffen mit seiner Naclibarpllaiiznng sich weit in die Rasen-
fläche vorschob. Dieses für den dritten Ring gesagte kann
auch schon für den zweiten Ring gelten, nur müssen in ihm
die Komplexe derselben Planzenwelt bedeutend größer sein.
Da nämlich die höher liegenden Partieen der Gruppe fast stets
aus größerer Entfernung gesehen werden, als die Vorpflanzungen,
so wih-de die Farbe wie der Charakter eines einzelnen Ge-
hölzes in der Masse verschwinden, ohne den gewünschten
Kontrast hervorzubringen. Anderseits aber würde, wenn
mehrere solche kontrastierende einzelne Gehölze nebeneinander
gestellt würden, das Gruppenbild unruhig und unwirksam
werden.
Im großen ganzen gilt das bisher Gesagte für Garten-
Anlagen jeder Größe. Selbstverständlich muß je nach Umfang
der Anlage auch die Größe der Gruppe abnehmen resp. zu-
nehmen. Das geht so weit, daß schließlich selbst die Gruppe
geringster Ausdehnung für das Hausgärtchen noch zu groß
sein würde und die Gruppe des kleinen Gartens zu einem
Solilär zusammenschrumpft. Da in solchen kleinen Anlagen
die Gruppen resp. Einzelpflanzen aus nächster Nähe gesehen
werden, sollten wir stets solche Pflanzen hineinbringen, welche
auch aus der Nähe wirken. Diesen Effekt in der Nähe er-
zielen unsere Gehölze durch schöne Blüten*), besonders eigen-
artigen Wuchs oder farbiges Laub. Besonders Gehölze letzterer
Art können fast nur im kleineren Villengarten verwendet
werden, weil die kleinen Flecken und Streifen auf den Blättern
schon in wenigen Metern Entfernung nicht mehr genau sicht-
bar sind. Im Gegenteil sehen solche Gehölze aus größerer
Entfernung meistens ganz anders als schön aus, indem sich
nämlich der farbige Teil der Blätter mit der grünen Blatt-
fläche zu einer schmutzigen Farbe verbindet, welche zugleich
meistenteils außerordentlich stumpf wdrkt. In größeren An-
lagen sollten wir deshalb solche Gehölze nur ganz in der
Nähe der Wege verwenden. Ähnlich steht es mit den schön-
blühenden Gehölzen, unter denen man jedoch unterscheiden
muß, ob sie sehr reich und auffällig blühen oder nicht.
Reichblühende Gehölze, wie z. B. Lahurnum-, Prunus-,
Pirus-, Crataegus-, Syringa-, Vibiirmmi- u. a. Arten wirken
infolge ihrer massotdiaft auftretenden Blüten aucji aus größerer
Entfernung gut. Dann konunt bei der Wirkung auf größere
Entfernung auch noch in Heti'acht, daß hellblühende Gehölze,
überhaupt Gewächse, auffallender sind als dunkelblühende,
woraus sich erklärt, daß auch bei ihnen die Entfernung hei
gleicher Größe der Farben komplexe größer sein kann.
*) Siehe Hesdörffor, Die soliönsten Blütensträuoher für Garten-
ausschmückung und Treiberoi. Berlin 1904. Verlag Paul Parey.
Dieselben Gesichtspunkte kommen selbstverständlich auch
bei jenen Gehölzen in Betracht, welche sich durch einfarbige
bunte Belaubung auszeichnen. Ja, sogar noch viel mehr,
weil sie die ganze Vegetationsperiode über ihre malerische
Wirksamkeit beibehalten, während sich die Blütezeit und
daher der Effekt der Blütenpflanzen doch nur über kurze
Zeit erstreckt. Zu erwähnen sei noch, daß nicht nur die
Farbe der Blüten oder Blätter die malerische Wirkung bedingt,
sondern daß auch deren Oberfläche ein wichtiges Wort mit-
zureden hat. Rauhbehaarte Pflanzen erscheinen matt,
während andererseits fein- und seidenartig behaarte meist
außerordentlich glänzend erscheinen und dabei' ain-h auf weite
Entfernungen gesehen werden (Salix-, Popidus-. T/Iiu- u. a.
Arten). Die Blätter anderer Gehölze sind mit w.-ilii.'ii Schjlfer-
schüppchen bedeckt (Elaeagnus, H/ii/iujili,/, i, w.jlclie den
Effekt auf weite Entfernung hin sielii.'in. inliril/c mit glän-
zender Belaubung (Magnolia, Aucuhn Ih'x, I'niuus Lauro-
cerasus, Quercus, Alnus, Fagus etc.) sind ebenfalls aus größeren
Entfernungen besser sichtbar als solche mit matter Oberfläche.
Auch die malerischen Fruchtstände mancher Gehölze {Sorbus,
Orataegus, Berheris, Ligusirum, Cornus, Vibiirnum. Hex,
Symphoricarpus, Evonymus etc.) werden wegen ihrer deko-
rativen Eigenschaften häufig verwendet, desgleichen die schöne
Herbstfärbung mancher Gehölze. Doch sind bei ihrer Ver-
wendung ebenfalls die oben angegebenen Gesichtspunkte
maßgebend.
Schon oben wurde gesagt, in welcher Weise in der Regel
buntlaubige Gehölze Verwendung finden können. Doch möchte
ich an dieser Stelle noch näher darauf eingehen, da die
Kombinationen der verschiedenen Farben außerordentlich reich-
haltig sind. Während einiger Jahre wurde die Verwendung
farbiger Gehölze bis zum Übermaß gesteigert, und ergab sich
daraus eine große Unruhe in der malerischen Wirkung vieler
Landschaftsbilder. Vernünftige und denkende Landschafts-
gärtner erkannten allerdings sehr bald die Ursache dieses
Fehlers und verbannten daher, manchmal leider zu oft, die
farbigen Gehölze ganz aus ihren Anlagen. Auch dieser
Rückschlag ist, vom landschaftsgärtnerischen Standpunkte be-
trachtet, eigentlich nicht richtig, denn die künstlerische, sach-
gemäße und in beschränktem Maße geübte Verwendung farbiger
Gehölze ist zur wirksamen Ausgestaltung eines Bildes oft sehr
notwendig. Besonders in der Umgebung der Gebäude und
selbst noch in der Gartenanlage sind bnntlaubige Gehölze
sehr dekorativ, wenngleich sie in der freien Anlage weniger
oft verwendet werden sollten. Nur in einem Falle sollten
buntlaubige Gehölze von der Nähe der Gebäude ferngehalten
werden, wenn es sich nämlich um die jetzt so modern ge-
wordenen, oft in stark kontrastierenden Farbentönen gestrichenen
Häuser mit hohen Dächern untl Türmen, welch letztere noch
mit bunten glänzenden Ziegeln versehen sind, handelt. Die
Unruhe in der malerischen Wirkung würde hier zu groß sein,
lind man kann dann mit Recht von Geschmacksverirrung
sprechen. Hier müßten mehr Gehölze mit grünem und dunkel-
grünem Laub angepflanzt werden. Es gibt ja genug Lieb-
haber von buntlaubigen Gehölzen unter den Gartenbesitzern,
deren Geschmack sich, wie in manchen anderen Punkten, der
richtige Geschmack des ausübenden Landsehaftsgärtners nur
zu oft unterwerfen muß. Grün ist für den Landschaftsgärtner
die indifferente Farbe, und zu dieser kann er jede ander Farbe
gruppieren. Nur dann kann für ihn die Gefahr eintreten
Felller zu machen, wenn mehrere Farben miteinander zu
kontrastieren haben. Direkte Anweisungen, Regeln, lassen
IX, 1
Die Gartenwelt.
sich in bezug auf Farbenzusammenstellungen bei buntlaubigen
Gehölzen nicht geben, denn die Farbenniiancen verschiedener
buntlaubigcr Gehölze sind sehr fein und meistens je nach
Boden und Klima nicht konstant. Ein guter Geschmack wird
auch hiiTin immer das Richtige finden, vorausgesetzt, daß der
betreffende Landschaftsgärtner auch guter Gehölzkenner ist
und mit dem Charakter resp. der Eigenart eines jeden Gehölzes
vertraut ist. Rezepte können nicht gegeben worden, da in
keiner Kunst, deshalb auch nicht in der Gartenkunst, mechaniscli
gearbeitet werden kann.
Es sei nochmals bemerkt, daß, wie bei den schönblühenden
Gehölzen erwähnt wurde, auch mehrere buntlaubige Gehölze
(natürlich derselben Art resp. Abart) zusammengestellt werden
nuissen, um in großen Parks bei weiten Blicken die gewünschte
Wirkung kräftig genug zu erzielen, und gilt hierbei die Regel:
„Je größer die Entfernung vom Standpunkte des Beschauers,
desto größer die Masse in der Farbe". Man nimmt bei
Kontrasten, welche von weither gesehen werden, aus schon
früher genannten Gründen lieber hellfarbige Gehölze, und nur
da dunkle, wo es gilt eine Perspektive nach einer Seite hin
verlängert erscheinen zu lassen. Da bekaiuitlich hellfarbige
Gehölze mehr Sonnenstrahlen reflektieren als dunkle, so werden
auch stets die hellen Gehölze gegen die dunklen vorgeschoben
ei'scheinen, oder aber der dvmkle Hintergrund wird gegen den
hellen Vordergrund bedeutend zurücktreten.
Nicht genug kann vor der übermäßigen Anwendung
gelblicher Nuancen gewarnt werden, da die gelbe Farbe stets
den Eindruck des Krankhaften in der Pflanze erweckt; denn
bekanntlich ist das erste Krankheitssymijtom bei eineni jeden
Gehölz fast immer die Chlorose. Demgemäß sollten wir die
rein gelbe oder weißliehe Farlie, wie z. B. bei Physornriuis
opidifol. lutcus, Saiiihu<;i>: )iiijni nir. ainni. (), n/Ins Arp/Iruia
aiirca^ Acer Pseinhq'hiUnno ]\'ni-li'<i, rimii.s mniihn/'i Jimii-
pieri, (jue.rcus pcduitcnhda i 'iiiirord/n, Aar Xrijmnh, jol. anj.
mriegatis usw., nur sehr sparsam verwenden, und nur da,
wo uns daran gelegen ist düstere Farben zu heben, vnid auch
da nicht in zu großen Massen.
Manche Landschaftsgärtner sind der Ansicht, daß man
Koniferen in geschlosseneu Massen nicht anwenden dürfe.
Gewiß ist ihre Ansicht nicht unbegründet, wenn sie behaupten,
daß ein größerer Park, nur mit Koniferen bestanden, düster
und ernst wirke. Wir haben aber auch imter den Nadel-
hölzern solche, welche durch leichten, zierlichen Wuchs und
helle Farbe freundlich und anmutend wirken. Ich erinnere
hier nur an die Larix europaea, die zu Kontrasten gegen
die dunklei-e Fichte und Taime in größeren Massen ange-
wendet werden kann, ohne Gefahr zu laufen zuviel zu tun,
wie solches bei Kontrastbildungen heller Laubhölzer zu leicht
geschieht. Auch haben wir eine große Anzahl bunter
Koniferen von weißlicher, gelber, blaugrüner, blauer uud blau-
violetter Farbe, tlie uns genug Abwechslung gewährleisten.
Selbst in bezug auf die Horizontlinie brauchen wir keine
große Eintönigkeit zu befürchten, da wir genug verschieden-
kronige Nadelhölzer haben.
Übrigens ist auf die landschaftliche Wirkung eines Bildes
die Horizontlinie auch son,st von großem Einfluß, da sie gleich-
sam den Rahmen das Gemäldes bildet. Wie unsere Anlagen
modernen Stils in jedem ihrer J'aktoren größtenteils unregel-
mäßig gehalten sind, so soll auch die Horizontlinie unregel-
mäßig in ihrem Aufbau verschiedenwipfeliger Bäume sein.
Niemals darf die Wipfellinie von derselben Gehölzart gebildet
werden. Dieselbe hat gleichstarkes Wachstum und
Ki'onenbildung, infolgedessen würde die Horizontlinio parallel
der Bodenlinie laufen und dieselbe immer wiederkehrende
Kontiu- zeigen. Wenn auch bei größeren Liandschaftsbildern
die Grenzpflanzung aus nur wenigen Bauinarten zu bilden ist,
sie mithin eine ruhige Horizontlinie darstellt, so muß dieselbe
doch hin und wieder durch Wipfel irgendwelcher kontrastier-
ender Eigenschaft unterbrochen werden. Wertvoller in bezug
darauf, als die Farbe, ist der Habitus dieser kontrastierenden
Gehölze, sodaß z. B. kaum ein wirksamerer Kontrast in der
Wipfellinie geschaffen werden kann, als ihn eine rundkronige
Lauliholzpflanzung mit einer spitzwipfeligen Konifere dar-
stellt. Natürlich ist der Effekt um so größer, je verschiedener
die Eigenschaften der kontrastierenden Gehölze in bezug auf
die äußere Gestalt sind. Der regelmäßige, geschlossene Bau
einer Pyraniiilrii|iaii|"'l wiid sich besonders gegen den fi-eieu,
unregelmäßi,t;vii Wn.li- -iiier Eiche oder Akazie abheben. Die
schöne, sozusagi'ii aliiliilii'nde Krone einer Birke wird guten
Effekt machen, wenn sie mit der ornamental wirkenden Roß-
kastanie verbunden ist.
Besondere Vorsicht erfordert im (iruiipenaufliau die Ver-
bindung von Koniferen mit Laubhölzern zu einer kompakten
Masse. Wir dürfen nie beide Gehölzfamilien unvermittelt
nebeneinander bringen, sondern müssen vermitteln, indem wir
die eine Art allmählich in die andere überführen. Das er-
reichen wir dadurch, daß wir einen Komplex Koniferen solitär-
artig in das Laubholz einsprengen, wodurch uns Gelegenheit
geboten ist, zugleich hübsche Farbenkontraste zu erzielen. In
technischer Beziehung sei noch erwähnt, daß gerade in Koniferen-
pflanzungeu das Lichten der anfangs eng gepflanzten Bestände
wichtig ist, da die Koniferen mehr wie die Laubhölzer dazu
neigen, nach unten hin kahl zu werden. Überhaupt soll man
Nadelhölzer in Massen nur da anpflanzen, wo sie infolge kli-
matischer Verhältnisse ihre größte Schönheit entfalten können.
Es wurde bereits gesagt, daß zur Erzielung von Farben-
effekten die betreffenden Gehölze am besten aus der Gruppe
heraus und weit vorgeschoben würden. Wir können sogar
solche Gehölze aus der Gruppe heraus in die Rasenfläche
treten lassen und wir bezeichnen sie dann als Einzelbäume
(Solitärs). Die Hervorhebung der Farbenwirkuug ist in-
dessen nur der eine Grund, den wir für die vorgeschobene
Lage haben. Der zweite ist jener, daß wir durch die An-
bringiuig von Solitärs in den Stand gesetzt werden, die Gruppe
durch Schattenschlag des Solitärs zu beleben. Ein dritter
Grund ist der, daß wir durch die freie Lage der betreffenden
Pflanzung den schöu entwickelten Baum von allen Seiten be-
quem beschauen können, und wir werden deshalb für solche
Solitärs möglichst in Färbung und Wuchs vollkommen schöne
Pflanzen wählen. Die Grujjpierung solcher Einzelpflanzen
kann entweder einzeln oder zu i.uehreren erfolgen. Im letzteren
Falle muß in der Zusammenstellung größte Unregelmäßigkeit
gewahrt werden. Sind deren zwei vorhanden, so stelle man
sie nicht in gleicher Entfernung vom Gruppenrande, sondern
nähei-e demselben die eine von beiden. Bei der Dreizahl
müssen die Solitärs die Eckpunkte eines ungleichseitigen Drei-
ecks, in der Vierzahl jene eines Rhomboids einnehmen. Kurz
gesagt, sollen die Solitärs, durch gerade Linien untereinander
verbunden, stets eine migleiehseitige Figur bilden. Unent-
behrlich sind sie da, wo Wald-Lisieren und Greuzpflanzungen
wenig Unterbrechung zeigen, da durch dieselbe auch die
Körperlichkeit der betreffenden Pflanzung wenig zur Geltung
kommt und sie eine gleichmäßig beleuchtete Fläche dar-
stellt. Unter solchen Umständen gibt uns gei-adc das Vor-
Die Gartenwelt
IX, 11
pflanzen von Solitärs ein Mittel an die Hand, Abwechslung
zu schaffen.
In einigen Gegenden Deutschlands hat die Verwendung
von Obstbäumen in den Gärten und Parks eine erhöhte
Beachtung gefunden, trotzdem bekannte Landschaftsgärtner
die freien Anlagen unseren Obstgehölzen gänzlich ver-
schließen. Es ist ja vollkommen richtig, daß ein frisch
gepflanzter Obstbaum (Hochstamm) nicht schön wirkt; die
Wirkung kommt erst nach mehreren Jahren, erst durch die
Blüte und später im Herbst durch die oft schön gefärbten
Früchte, mag nun der Baum einzeln in Trupps oder als
Gruppenkopf gepflanzt sein. Besonders sind es Äpfel- und
Kirschbaum, welche größeren Zierwert besitzen. Es werden
so viele Ziergehölze mit schönen, zierenden Früchten in
unseren Gärten und Parks angepflanzt, warum sollte man da
unseren Obstgehölzen nicht auch einen Platz in der freien
Anlage gönnen, zumal sie neben dem ästhetischen Wert doch
auch einen praktischen Wert für uns haben! In ihrem Äußeren,
besonders zur Blütezeit, genügen sie allen Ansprüchen, welche
man an einen guten Zierbaum stellen kann. Allerdings
müssen sie, wenn man auf Fruchtertrag reflektieren will, frei
stehen, also als Solitärs gepflanzt werden. Da aber die
einzelnen Sorten sich wesentlich im Habitus unterscheiden,
so können ruhig ziemlich viel in einem größeren Park
angebracht werden, ohne daß der Landschaftsgärtner in
Gefahr kommt, langweilig zu werden. Selbstverständlich
muß die Pflege der Bäume auf das allernotwendigste beschränkt
werden, da durch Schnitt und Aussägen von Ästen wohl
dem Baum genützt wird, er aber dadurch an Natürlichkeit
und ästhetischer Wirkung verliert. An der Pflanzung im all-
gemeinen verdirbt der Obstbaum luid auch der Obststrauch
sicher nichts.
Die verschiedenen Schling- und Klettersträucher dienen
dem Landschaftsgärtner ebenfalls als Verschönerungsmittel
und spielen als solche oft eine wichtige Rolle. Sind sie es
doch, mit welchen wir Gebäudefassaden mit wenig ornamen-
talem Schmuck, kahle Wände, Gartenhäuser, Veranden, Balkone,
Balustraden, Geländer, Garteneinfriedungen (besonders an der
Straße), Baumstümpfe, Felsblöcke etc. verschönern. Auch als
Guirlanden und Festons zwischen Bäumen, Säulen, Ständern etc.
sind sie oft von malerischer Wirkung.
Am Schlüsse meiner Ausführungen, welche sich ja noch
sehr vervollständigen lassen, möchte ich
noch der Stauden*) gedenken, welche
als Vorpflanzungen der Gehölzgruppen,
wenn mit Maß angewandt, sehr zur
Gesamtwirkung der ganzen Gruppe bei-
tragen. Eine scharfe Abgrenzung der
Grnppenränder mit Stauden und Sommer-
blumen, richtigen ßlumenborden, ist un-
schön, weil unnatürlich. In die archi-
tektonische Anlage jmssen solche Blumen-
borden hinein, aber nicht in die freie,
natürliche Anlage.
Kill künstlicher Baiiinslanim als
Sommerliäihsclieii.
Von F. W. Meyer, Land-scbaftsgärtner,
Exeter (England).
{Hicrxn eine Abbildung.)
In No. 15, Seite 174, des achten
Jahrgangs der Gartenwelt zeigte ich den
Lesern ein Bild des von mir vor 24 Jahren
angelegten Felsengartens zu Bystock. Auf
einer der zugehörigen Abb. (Seite 174)
ist auch ein Soramerhäuschen in Ge-
stalt eines Baumstammes siclitbar und
dieses will ich heute etwas näher in Wort
und Bild beschreiben.
Schon in No. 1 der deutschen Gärtner-
zeitung, Jahrgang 1884, gab ich unter
dem Titel „Ein Sommerhäuschen für wilde
Szenerien" eine durch Zeichnungen und
Photographie erläuterte Beschreibung,
aber seitdem sind 20 Jahre verflossen
und das Häuschen sieht jetzt ganz anders
aus, wie die nach einer im vorigen Jahre
Kün.stlicher Baunisi
\'om Verfasser für die ./.
*) Siehe Hesdörffer, Köhler & Kudel.
Die scliön.sten Stauden. Berlin 1901. Verlag
P. Paroy.
IX, 11
Uie Garienweli.
127
aufgenommenen Photographie cangefertigtc Abbildung zeigt, üai^
das jetzt 24 Jahre alte Häuschen noch steht und vom Zahn der
Zeit nur wenig gelitten hat, veranlaßt mich darüber zu berichten.
Im Jahre 1880. als ich die große Felsenanlage zu Bystock bei
Exmouth zu leiten hatte, zerbracli ich mir den Kopf darüber,
wie sich wohl ein bequemes Sommerhäuschen mit der wilden
Felsenszencrie vereinigen ließe. Ein zufällig neben der
Landstraße angetroffener vom Blitz zerschmetterter Baumriese
gab mir die gesuchte Idee, und die Abbildung zeigt die Aus-
führung. Wie das Bild zeigt, steht das Häuschen auf einer
Insel, welche vom Ufer aus
durch eine Naturholzbrückc
erreicht wird. Der Eingang
ist links auf dem Bilde halb
durch Gebüsch verdeckt und
mit einer verschließbaren
Borkentür versehen. Die
Fenster bestehen (von außen
gesehen) anscheinend aus
Spaltungen und Astlöchern.
Auf der rechten Seite scheint
ein vor.springender besonders
starker Zweig der Säge ver-
fallen zu sein und die Ast-
wunde ist in der Überwallung
begriffen. Am oberen Ende
des Stumpfes haben Efeu
und C/ewiatesich angesiedelt,
und die Baumrinde ist mit
natürlichem Moose und Flech-
ten teilweise überwachsen,
sodaß das ganze Häuschen
einem wirklichen Baum-
stamme täuschend ähnlich
sieht.
Das Innere ist ganz
regelmäßig. Ein Sechseck
bildet die Grundform imd die
Seitenwände sind mit Matten
liedeckt. Auch die dre\
Fenster haben — von innen
gesehen — eine sechseckige
Gestalt. Der Raum ist groß
genug für sechs Personen.
Ganz merkwürdig ist
die außerordentlich gute Kon-
servierung, welche wohl dem
sehr starken Unterbau zuzu-
schreiben ist. Das die Baum-
rinde darstellende Zierkork-
holz hat sich trotz des feuchten
englischen Klimas vortrefflich
gehalten. Nur hier und da, wo die Nägel verrostet waren,
nnißten neue Stücke angebracht worden. Das Untergestell
bilden sechs sehr starke Eichenstämme, von denen alles
weiche Holz bis auf den Kern entfernt wurde. Durch Quer-
streifen, ebenfalls aus Eichenholz, wurden diese Stämme dann
verliunden und nacli außen zu mit Korkholz, nach innen zu
mit Bretterwänden bekleidet. Das Dach ist ein Doppeldach,
von denen das obere mit gewalztem Blei belegt ist, sodaß trotz
der angebrachten Erde keine Feuchtigkeit durchdringen kann.
Cvpresse (Cupres^^us
Vom Verfasser für d
Gärtnerische Reiseskizzen.
Meine Ileiise von Venedig nach Abba/ia.
Von Heinrich Riebe.
(Hier'.u eine AbbUdutiij.)
III.
Vi 0 in oincm so reich gesegneten KüstenstricLie wie in Abbazia
die Natuf, teii.s mit Hilfe der Menschenhand, dcudrolugisclie Schatze
der geschilderten Art aufgehäuft hat, tritt auch die submarine Flora
hier im Quarnero, wie auch die
Fauna des Meeres und des
Landes, 'besonders reichhaltig
auf. — Ein Blick in die klar-
blauen Fluten läßt uns auch
unter dem Wasserspiegel auf
seichtem Grunde zahlreiche im
Wellenspiel hin- und herflutende
Algen erkennen, von denen viele
bei heftigerBrandung in Mengen
ausgeworfen werden. Als zu
den sohön.sten und häufigsten
Pflanzen zählend, fanden wir
die Zonaria pavonia, ein merk-
würdiges, namentlich in kolo-
ristischer Beziehung hochinter-
essantes Gebilde: fast stiellos
aufgewachsen, halbkreisrund, bis
20 cm im Durohmesser, oliven-
griin mit konzentrischen, weißen
Zonen. Ferner fein verästelte,
rotbraune Polysiphonia-Arten,
.schwärzliche Blasentange, man-
cherlei Rottange, SargasKimi.
baecifemm, ein meist über
Meter langes, bewegliches
Strauchwerk mit gestielten Luft-
blasen, die den Vogelbeeren
ähnlich sehen ; schon Aristoteles
erwähnt diese merkwürdige
Pflanze. Auch sie werden alle
hiiufig vom Wellen.schlag los-
gerissen und an den Strand
ueworfen. Als „Meeresspinat"
kunnte man Uha lactuca be-
zeichnen, die sich in ihrem herr-
lichen, saftigen Grün regehnäßig
über größere Flächen des Meeres-
grundes ausbreitet, sodaß dieser
an solchen Stellen einem un-
gepflegten, wilden Gemüsebeete
ähnelt.
Während die eben aufge-
zählten Gewächse neben vielen
anderen den Hauptbestand der
submarinen Flora ausmachen,
zeitigt die marine Strandflora
rande in Felsenspalteu und Ver-
das Wasser tauchen, wohl aber
mit salzigen
empervirensi in i>ici bei .Abba
„Gai'tenweU" photogr. aufgenommen.
ihre Kinder knapp am Was.s
tiefungen, die niemals unter
beständig von dem Gischt der Brandung genetzt
Krusten überzogen werden. Zu dem am meisten auffallenden Meer-
feuchel, Criihiinnj, tiinritiiinn,,. mit ?einpm fleischigen Fiederblatt
und den aber sunst uhm li..inli;iivii D.-M.'ul.lut.'n gesellen sich: Imüa
viseosa, LepiiUiiui ,j,;i,i,ini(''liiini. Ftnimna VaillanUi, Conium
mamlatum, Ai/iapynuji (/tuiicuut, Dqjbiaxis tenidfolia und viele
andere.
Doch auch für den Zoologen gibt es hier in dieser Gegend,
namentlich unter den Insekten und Reptilien, reiche Ausbeute. Von
128
Die Garlenwek.
IX, 11
ersteren zeigen uns besonders Käfer und Schmetterlinge den Typus
einer südlichen, wärmeren Zone. Eidechsen kommen in überraschenden
Mengen und in großer Mannigfaltigl;eit vor. Diverse Schlangen und
Skorpione sind zumal in den Steinbrüchen häufig; ebenso erscheinen
in großen Mengen neben den sogen. Rollmäuseu, der Siebenschläfer
oder Bilob (Myoxiis glis). Von Raubsäugotieren werden neben Fuchs,
Wildkatze, Marder und Iltis in den Waldein der einsamen, hoch-
gelegene Karst|ilateaux bisweilen Wölfe und Bären angetroffen. —
Eine ebenso große und zahlreicbe Vogelfauna herrscht in Abbazia
und seiner Umgebung, welche teils durchziehenden, teils ständigen
Arten angebört und überraschend reich an Singvögeln ist. Aus deu
dunklen Lorbeerbainen entzückt der Schlag der Nachtigallen das
iau.schende Ohr und vorzugsweise au den Klippen der Küste findet
man Tauober, AVildenten, Korinorane und Moven. Letztere treten
hier in Abbazia in großen Mengen auf und sind so zahm, daß sie die
ihnen gereichten Fleischstückchen aus der Hand fressen. Gleich der
Fütterung der Tauben am Markusplatz in Venedig, bietet das Füttern
der Möven hier am Strand ein Bild lieblichster Anmut I
In Volosca angelangt, ist e.s namentlich wieder der kleine
Fiscberbafeu, der uns anzieht und ein eigenartiges Leben und Treiben
vorführt. Die Fischerboote mit ihren riesenhaften, bunten, meist in
Gelb und Rot prangenden, auch mit Schriftzeichen versehenen Segeln,
lielebeu in Mengen die gauze Küste. Diese sogen. Chiogiotten fahren
oft zu lluuderleri des Nachts mit Fackeln und Lichtern versehen
hinaus auf die See zum Sconibro (Makrelen)-Fang und kehren schwer-
beladen mit ibi'or köstliuhen Ausbeute heim. Die interessante.ste Art
des Fischeus ist jedoch der Thuu-Fischfang, wie man ihn namentlich
hier bei Volo.sca beobachten kann. Es wird ein mächtiges, oft
3 — 400 Meter langes Netz parallel der Küste, jedoch an einem Ende
im Wink'-'l znm Laude abgebogen, aufgestellt und auf diese Weise
eine Sackgasse geschaffen, die am anderen Ende ein Netz in Foira
eines gefalteten Vorhanges besit'.t. Dies kann vim Ufer aus ver-
mittelst eines Taues zugezogen weiden. Bemerkt nun der in der
Nähe dieses Netzes auf dem Ende einer mächtigen, schräg über die
Wasserfl.icbe geneigten Leiter (Tonara) sitzende AVächter (Spiai das
Herannahen eines Thuii-Fischzuges, so verständigt er seine Gefährten,
welche sowohl den in das Netz cingedrungeneu Schwärm durch Steiii-
wiirfe am Rückzuge hindern, als auch etwaige Nachzügler noch
hineintreiben tind SL-hließlicli den vorhangartigen Teil des Netzes
zuziehen. Die endlich an > Land gebrachte Beute wird hier mit
Steinen, Knütteln und Mcsseiu getötet.
Nachdem wir nun das teriMSsenförmig am ziemlich steilen Ufer
erbaute Städtchen durchwandert und noch einen Abstecher nach den
in der Nähe l..'finf|lii-!i.>i!, pist ueueutdeckten Tropfsteinhöhlen und
dem idyllisch - ' ! • n i n: Djaga San Marina gemacht haben, lenken
wir, znrüel>;j' I . , i , iü. Schritte zum Berge hinauf, um von der
Höhe aus eiin n 1 mci 'i, über das Meer zu genießen. — Es ist
nun interessant zu beobachten, wie in den verschiedenen tlölienlagen
die einzelnen Vegetatious-Hegionen einander ablösen.
Liebliche Waidwege führen uns empor zu ausgewählten Ruhe-
plätzen, die oft auf Anlegung hoher Fürstlichkeiten geschaffen und
nach ihnen benannt sind. Von den zahlreichen, hochherzigen Gönnern
Abbazi.as widmete wohl bisher kein fürstlicher Gast für. Auf-
schwang und Verschönerung dieses Kurortes eine so namhafte Summe
wie der König Karol von Rumänien, der mit seiner erhabenen
Gemahlin, der Dichterfürslin Carinen-Sylva, nahezu alljährlich, bejubelt
von jung und alt, seinen Einzug in Abbazia hält.
So führt uns jetzt in leicht geschwungenen Serpentinen iler
Köufg-Karol-Waldweg hinauf zu dem mit einer Pergola gekrönten
Elisabeth-Fels, zur Carraen-Sylva-Ruhe, oder zur Auroia-Höhe.
Noch befinden wir uns im geschlossenen Lorbeerwalde in der
Region des immergiünen Pflanzenwuchses. In wenigen Wochen
pulsiert liier bereits wieder kräftiges Leben, denn schon schwellen
die Knospen und hie und da im warmen Kalkgeklüfte prangen die
duukelbolaubten Äste schon überladen mit goldenem Blütenschmucke.
Allerdings in seinem schattigen Innern sieht es meist immer recht
monoton aus. Zwischen den braunen Mengen abgefallener Leder-
blätter sprießt neben zahlreiclieni Lorbeernachwuchse zumeist nur
der dornbewehrte Mäusedorn, Riotcu^ aculcatiis, in undurchdringlichen
Massen, noch mit zierenden, korallroten Beeren auf den blattartigen
Stengeln besetzt. Sein immergrünes, äußerst hartes Laubwerk hat
in unserer heimischen Binderei wohl allgemein Eingang gefunden
und ist auch in gefärbtem Zustande ein sehr geschätztes Bindematerial.
Doch auch hier im Süden wird diese wilde Myrthe des Dioskorides
vielfach verwendet. Während die jungen Sprossen oft als Gemüse
genossen und seine Säfte medizinisch geschätzt werden, hefert der
Same ein Kaffee-Surrogat, und aus seinen Zweigen weiden Kehrbesen
fabriziert. In den Anlagen fanden wir auch den von den kanarisclien
Inseln eingeführten zwitterblütigen Mäusedorn, H. androgynus. der
im Gegensatz zu der vorgenannten Art hellgrüne, oval gespitzte,
glänzende Blätter besitzt und dessen klimmender Stengel nicht selten
eine Höhe von zwei Metern erreicht. Ein treuer Begleiter der
ersteren wildwachsenden Form im Lorbeerwalde ist der Efeu. Er
schlingt sich an den glatten Stämmen empor oder deckt das öde
Kalkgestein mit seinem dunklen Laube.
Erst dort, wo der Lorbeerwald sich lichtet, wo der überall ge-
schlossen auftretende Nachwuchs auseinanderweicht, da bietet er ein
ebenso abwechslungsreiches als interessantes Bild dar, welches in
einem bunten Gemenge sommergrüner Laubhölzer, vermischt mit den
immergrünen Gewächsen der Meditorranflora und in einer nie ge-
ahnten üppigen Entwicklung von Kletter- und Schlinggewächsen zum
Ausdrucke gelangt.
Insbesondere in den Felsonschluchten, die aus der Bergregion
zum Meere führen und in denen die Gewässer des Karstes in Kas-
kaden talwärts stürzen, erhalten wir einen Einblick in eine derartige
Gestaltung des gemischten Lorbeerwaldes.
Diesen Teil erreichen wir zwischen der A'illa Quisisaua und
der Vrutki-Quelle in ca. 100 m Höhe über dem Strand. Die auf-
fälligsten und häufigsten Bänme sind hier: Lannis nobilis, Qiiereus
pubescens f. lajiughiosa. Ca.slanea vesca. Ostnjn rnrpinifoUn und
Pisiacia Tcrcbinthns. Die Waldrebe, Ch niii- ]'ii,i;!>,i. r.uilt sich
in taudickeu Strängen durch das undiiii ic n , i i. lihkKht nnd
entfaltet iu den Laubki'onen ihre milchw. , ■ h i. i i. -i .,■■]. L-iufer
von Brombeeren, liubtts nlinifolius (sijit. iniii,cmis\ steigen durch
Stauden und Buschwerk empor. Mit ihren nach lückwäits gebogenen
Stacheln verankern sie sich von Busch zu Busch, von Ast zu Ast,
um selbst das äußerste Lorbeergeäste zu erreichen. Vom Sturmwind
niedergeworfen, will der Schößling neuerdings empor. Ist auch der
'\^'il)fel gebrochen, so bilden sich rasch neue Zweige, die nach allen
Richtungen Stützpunkte suchen und finden, um so dem Lichte wieder
zuzustreben und dort duftende Lilablüten und glänzend schwarze
Früchte zu zeitigen. Infolge der Eigentümlichkeit der Brombeeren,
die Spitzen ihrer Läufer wieder einzuwurzeln, bilden sich alsdann
vom Laubdacbe herabhängende, oft 5 bis 8 Meter lange, lotrechte,
bleistiftstarko Senker, die dem Boden zustreben, ihn aber nicht immer
erreichen. Das sind aber für die andei-en Sehlinggewäcliso will-
kommene Kletteitaue. Uebor junge Lorbeerbäunichen und Manna-
eschen hinweg züngelt die windende Spitze der Scbmeerwurz, Tamus
communis^ um ein derartiges, pendelndes Tau zu erreichen. Mit
ein paar Windungen ist es eingefangen und rasch schießt der zarte
Stengel mit den zierlichen, glänzenden, herzförmigen Blättern in die
Höhe. Doch schon klammert sich an ihren Fuß ein mit feinen faden-
artigen Scheinliliittciii \ci>cliciier Spargel, Asparagus tetmifolius, um
daran seine wem-, r ,iii-c|.i:(M|e Windekunst zu erproben. Wein-
reben von Vilis niii/ini. (lurchranken wild hie uud da weitästige
Feigeubäume, Ficiis Carica, und Heckenwindling, Calystegia (syn.
Volvulus) scptu7n, verschlingt das niedrige Buschwerk. Auch mit der
in allen Teilen mit Widerhaken versehenen Stechwinde, Smilax
aspcra, kommen wir an manchen Stellen in unangenehmste Be-
rührung. Von den am häufigsten in diesem Teil vorkommenden
Sträuchern nenne ich noch : Cnrptii/i.f oricniaUs {syn. duinensis),
Cory/iis Anl/'iHii. Krnnymii.-- iiirn/„ir,i. FiK.n'nus Onius., Paliurus
amlralis. \'ihiiiii,iin Tm,/.-. <ni.,i,,ll,i hnirnis miiÜiflora {syn.
mc>-oid)s Uniss.). l;hiis ( ,y////».s. ;,iicli iiucli liiiscus uud viclo andere.
Haben wir jedoch diese so überaus reiche Zone des gemischten
Lorbeerwaldes übei-schritten, so verändert sich wieder das Bild. W'ir
gelangen in die schon wesentlich höher gelegene Kegion der Eichen
und Edelkastanien, die sich über Veiuinaz bis zu den Flanken des
IX,
Die Gartenwelt.
129
Monte Maggiore erstreckt. Iliu und wieder sinießt aus offouen
Flächen ein Riedgras auf. luimei-giiiii, \'iiiii, minor, lugt am Ge-
mäuer mit blauen Rhimen aus und teilt luinicrlicli mit gefleckt-
blättiigen roten Ne.sseln, l.diiiiinn iintiiiUilnin. Aw sminendurcli-
wärmte Stätte. Auf unfinrlitl.aivin r.(»|rn rnil:il!' i :"i ■',' ' -lihittrigo
Löwenzalm, Taraxnnnii i;inii, iil.iiiini. -iin : . Ii ■, i^i. I ■■■H" ^iialilen-
köpfclien, während teils uiitn- Mliui/j/mlrii Du rl,.',] Ii. II-' ll- rrimeln,
l'rimida acaulis, ihre Blumen entwickelt haben, oder im Wiesen-
lioden weithin auffällige Schwärme bilden und auch aus dem braunen
Laube hervorgucken. Die grünende Nießwurz, IkUcborus viridis,
tritt in Mengen auf, und je höher wir steigen, um so zahlreicher
werden auf kaistigcm Boden die leuchtend grünen, kaum fußhohen
Büsche mit den .sonderbaren laubgrünen Blumen. Einen köstlichen,
wohlbekannten Duft strömt uns ein tiefblaues Vi'ililicn, l'iu/a seolo-
/i//i/lla, entgegen, de.ssen wir uns mit Freuili' I'mikh liii^m. Bei
i'ifrigem Suchen entdecken wir noch Chrysuiilliriiiiiin rori/uihonim,
< 'i/lin/is ratisliii/iriisif: (.<//". aiipimis). Lallujrus rariryntiiH und
L. iiiijer, Aristiilochiii pn/lida etc. etc. Wenn cann noch später
die zahlreich vorkommenden Mannaeschen mit hellen Blütenri.spen,
schneeweißen Federhüschen gleich, sich schmücken, dann entsprießt
dieser stein- und busohreichen Karstlandschaft ein leider nur zu bald
vergängliches Bild üjipigster Naturentwicklnng.
Ausstellungsberichte,
Dit' iialioiialo ChrysaiitliPiiuini-iViisstelliii)^ im
Crystal-Palaco zu London.
Von Peter Geier, London.
J-/iese Ausstellung bot in Schaublumen wirklich großartige
Leistungen, jedoch befremdete mich der Mangel guter Chrysanthemum
in Töpfen. Die gezeigten Pflanzen waren nicht nur nicht schon,
sondern für eine Ausstellung in London sehr schlecht. Ob man hier
.so wenig auf Chrysanthemum-Topfpflanzen gibt, oder ob man nicht
die Schönsten nach der Ausstellung sandte, weiß ich nicht. Unter
andern zeigten zwei Aussteller in den Sorten „Princesse Bassaraba
de Brancovan", „ W. H. Lincoln", ,,SouFenir de petite amie\ ,,Nelli
PockeW- usw. fächerförmig gezogene Pflanzen, für welche ich mich
jedoch nicht begeistern konnte, da man ihnen sofort an.sah, daß sie
sich nur unfreiwillig in ihre Fessel fügten. Eine Pflanze als freier
Hochstamm oder Busch gezogen, wie ich sie schon auf andern Aus-
stellungen sah, sieht entschieden gefälliger aus. Ferner waren in
verschiedenen Gruppen Pflanzen wie Croton, Cocos usw. zum Arran-
gement mit verwendet worden, die man in der Mehrzahl auch lieber
zu Hause hätte lassen sollen. Allerdings war ja zu sehen, daß das
meiste Gewicht auf Ausstellung abgeschnittener Blumen gelegt war,
die in ihrer ganzen Reichhaltigkeit entschieden bestechend wirkten.
Es war alles bei reichlich zur Verfügung stehendem Platz so auf-
gestellt, daß ein jeder Aus.steller voll und ganz zur Geltung kam und
durch Ausstellung von Früchten und Gemüsen war das Ganze
abwechslungsreich gestaltet. Ich konnte die Ausstellung erst am
dritten Tage, anr Freitag, den 4. November, besuchten, was
den entschiedenen Vorteil hatte, daß man die empfindlicheren
Chrysanthemnm-Sorten herausfinden konnte, was am ersten Tage nicht
gut möglich ist. Daß auf dieser Aiwstellung alle Sorten in besten
Blumen vertreten waren, ist natürlich. Die Sorten, welche ich nach
langer und genauer Prüfung der Ausstellung notierte und hier auf-
zähle, sind die in Farbe, Form und Haltbarkeit besten der
Ausstellung. Auch habe ich darauf gesehen, einer Sorte erst dann
ein gutes Zeugnis zu geben, wenn ich sie in mehreren Kollektionen
als schön vorfand, denn manche Sorten waren bei diesem Aussteller
ein Paradestück, während sie bei einem anderen Mängel zeigten.
Eine Aufzählung der Aussteller und der ihnen zuerkannten Aus-
zeichnungen halte ich für überflüssig.
Gleich beim Betreten der Ausstellung fiel ein Aussteller auf,
der nur Calvatsche Neuheiten von 1903 und 1904 zeigte. Man sah
hier sowie in andern Kollektionen, wo manche Oalvafsohe Züchtung
erstrahlte, daß er als Züchter, wenn nicht als erster, so doch als
einer der ersten zu nennen ist. Die besten von dieser Kollektion
waren die Sorten ..Rni d' Ifidir'^ cUuikelgelb mit feinen Petalen,
lockere ballfönniL;r Hlnme. eh, ,.]tun in Form und Faibe und
haltbar; „Chri/.omf/i, iiu.-,/r Muh/i,/,,,/-. strohgelb, mit langen, herab-
hängenden Petalen; .../nui Calr:il-\ hi'aun mit goldiger K'iiekscite.
nach innen gebogen, herrliche Farbe; ,.Miiie. Muniiirritr du \l,,iis\
reinweiß, sehr große Blume, sehr schön; ,,,Son.rriiir du ('<iln,l /»/v-,
weiß mit rosa Tupfen und grünlichen Kndeu der Blnmeiiliiätter;
herrliche Sorte in Form und Farbe; „Prisidmi IVv»/-, lila mit .sehr
langen Petalen; kolossale Blume, scheint ,i-ii je,].,, ti wegen ihrer
Größe etwas schwer zu entfalten; „Lir/ii. Cnl. Itncrniact", e\ne reich
gelbe, lockere Blume mit breiten Petalen ; „Mute. Henry Douillei",
rosa mit hellerRückseite, breite, einwärts gebogene Petalen, fefne Sorte.
Nach dieser Gruppe hatte ich mir als Sorten, die mir von allen
am eindruckvollsten erschienen, folgende notieit : .,Mme. Paolo Radaelli",
eine herrliche Blume, ich möchte fast sagen, die Königin aller. Sie
ist rosafarben mit gelblichem Hauch. Es ist sicher, daß sich diese
Sorte überall einbürgern wird. Sie war hier in fast jeder Kollektion
zu finden und nur in sehr guter Qualität. ,,Mr. F. S. Vallis'' ist
auch eine Calvatsche Züchtung. Ich war im Zweifel, ob diese die
beste in Gelb sein sollte oder „Bessic Oodfrey", bis ich sie beide
nebeneinander in großartigen Schaubkimen vorfand und ersterer
entschieden den Vorzug gab. Sie errang auch den ersten und
zweiten und .,Bessie Godfrey"- den dritten Preis. ,.Mrs. Barkley'-^
ist eine weitere Perle in sanft lila-rosa F'ärbung. Sie ist wunderschön
in Farbe und Forni und sehr dauerhaft. „ W. R. Chureh" kennen
wir schon mehrere Jahre. Sie ist ein Kleinod in Farbe, rosakarmesin
mit amaranthfarbenem Hauch und bronzefarbiger Rückseite. Die Pe-
talen sind nach innen gebogen und grünlich-gold an den Enden.
Es sind dies vier Sorten, die in einem Sortiment, das auf Größe,
Farbe, Form und Haltbarkeit der Blumen Anspruch erhebt, nicht
fehlen dürfen.
Als weitere sehr gute Sorten notierte ich „Countess of Arran";
kirschrot mit fahlem Grunde, sehr groß; „Oodfrey's King", braun
mit goldiger Rückseite, ballförmig; „Nellie. PockeW-, rahmweiß, sehr
schöne Porte; „Mrs. J. I. Tlioi-neycrofl'-\ aprikosenfarbig mit orange,
schöne lockere Blume; .,Se» Wells", große, weiße Blume mit .schmalen
Petalen, sehr schön; „Bessic Oodfrey", gelb, nach der Mitte dunkler,
und herabhängend, eine der Schönsten ; .,,Mrs. Harry Emmerton",
gelbe kolossale Blume, sehr schön in Farbe; „Maiid du Cros",
kanariengelb mit hellerer Rückseite, immense Blume in gefälliger
Ballform; „General Hutton", hellgelb mit langen herabhängenden
Petalen, welche an den Rändern mit rötlichen Linien gezeichnet sind;
.,Phyllis" war schön als lachsrosae Blume, obschon ich mich für
die feste Form nicht erwärmen konnte; .,Mrs. Oeo Mileham", silber-
und mauvefarben mit rosa Hauch, sehr schön in Farbe; „Edith
Smith", eine schöne lockere, weiße Blume, scheint jedoch etwas leicht
zu faulen; „Ethel Fitxroy", sehr groß, laohsrosa; „Harry Skrimpton",
tief gelb und rot-bronze punktiert mit goldig-bronze Rückseite, schöne
immense Blume; „Lady Conyers", ro.sa lila mit silbrig weißer Rück-
seite, schöne sehr große Blume; ,. Sensation",, orange-goldig mit
rötlichem Anflug, sehr schon; „Loveliness", sanft gelb mit breiten
lockeren und nach innen gebogenen Petalen; ,.Mme. G. Nagelmackers",
rein weiß, enorme Blume, sehr wertvolle Sorte; „Bultercup", dunkel-
gelb, nach innen gebogene breite Petalen; ,/^uecn Alexandra", reh-
farbig schattiert mit rosa Punkten, sehr schön; „Miss Lucy Evans",
sehr haltbare Blume in rosa Farbe; „Lord Alrerstone", eine schöne
Farbe, ähnhch der „ IF. li. Chureh", rot mit goldiger Rückseite;
,,Henry Perkins", kupferig rot mit gelbem Grund, eigentümliche
Farbe, kolossale Blume; ,.MarqHis Visconti Venosta", immense rosa-
mauvefarbige Blume. Diese Sorte dürfte doch wohl durch ,..l//-.s-.
Barkley" entbehrlich sein. „Mrs. Mease", schöne gefällige Blume mit
rahmgelber Farbe; „Qodfreys Pride", karmesinrot mit lieller Rück-
seite, sehr große Blume, Petalen nach innen gebogen; .,Tliomas
Humbrey", sehr schöne Farbe, kastanienbraun; „Miss Acland" ist sehr
schön und von gelber Farbe. Diese Sorte errang einen Extra-Preis
von 5 sh; „George Lawreme", goldig-bronze mit rotem Anflug, schöne
130
Die Garlenvvelt.
IX, 11
Sorte mit riesiger Blume; .^Magiiificenf und ,,Mafch'»(/ Uero"
zwei selir gute Sorten mit langen herabhängenden Petalen sind ähn-
lich in Farbe, braun mit silbriger Rückseite; .,Mrs. E. Huimnei', weiß-
rosa, uaeh der Mitte gelblich schattiert, lange herabhängende Blume,
bekam auch einen Extra-Preis von 5 sh; „Elsie Sultan" ist eine
schöne weiße ballföimige Blume; ,,Mme. O. Debrie'\ malmaispnfarbig,
sehr schön in Farbe und haltbare Blume; „S. T. Wright'". schöne
Farbe, feurigrot mit silbriger Rückseite: ..Mrs. Wheeler Bennett",
kupferig lachsfarben, sehr schön; „Lady Lennnrd-', gelb, braun ge-
streift, sehr große ballförmige Blume; ,,Mi:s. J. Ä. Miller'; sehr schön
ziegelrot mit lachsrosa Rückseite; ,,Lord lyiidlow", goldig gelb mit
braunen Streifen, eine bekannte schöne Sorte; ,,Florence Molyncux'\
rein weiße, sehr schöne Blume; die Petalen sind eigentümlich gedreht;
„The Princess', rahmweiß, ist wohl eine der größten Sorten; ,,Miss
Olive Miller'-, lila mit herabhängenden Petalen, sehr schön in Farbe
und Form; „Mnie. Waldeck Rotisscati-\ reiches Rot mit gelb punktie'rt, '
und fahler Rückseite, enorme Blume; ,,Lady Hopetomi^; rosa heliotrop-
farbig, kolossale Blume, sehr schön; „Miss E. Seward", gelb, braun
gestreift, ist eine Ballenblume mit schöner Farbe; ^.Ihichess of Fife^\
rosa-lila und weiß schattiert; ,^Mme. Canwi-\ eine alte Bekannte und
eine der ersten Glanzleistungen Calvats, behauptete noch ganz ent-
schieden ihren Platz, obwohl ihr manche Sport- Rivalin an der
Seite stand. „Mme. Gustave Henryk, habe ich schon manchmal ver-
werfen hören mit der Begründung, daß die Blume sich nicht schön
baut; sie sei zu flach, aber sie ist ganz entschieden schön und hat
auch bei der Bewerbung für „die fünf besten weißen Blumen von einer
Sorte", den ersten Preis errungen. An ihr zu rühmen ist besonders,
daß sie sehr willig ist in der Kultur, was man auch von „Princesse
Bassaraba de Brancovan" sagen kann; auch diese Sorte war in
schönen Blumen vertreten. Sie ist wohl für Großkulturen noch
nicht von irgend einer anderen Sorte überti'offen. Es wunderte mich,
„Miss Alice Byron", und ,,Mer)riaid-\ die man vor zwei Jahren
so viel nannte, nicht mehr anzutreffen; sie sind ganz entschieden
schön, waren jedoch nur in 2 — 3 Sortimenten zu finden. Ich habe
schon von Fachgenossen die Meinung gehört, die höchste Vollendung
in den Chrysanthemen-Züchtungen sei erreicht und die Sortimente
seien überfüllt. Ich empfand jedoch gerade auf dieser Ausstellung,
wo die mannigfaltigsten Farben und Formen vertreten waren, daß
noch manche Lücke mit Neuzüchtungen auszufüllen ist. AVeun eine
Farbe den Höhepunkt erreicht haben sollte, so würde es wohl am
ersten Gelb sein, denn wir haben wirklich so viele und schöne gelbe
Sorten in allen Nuaucen und Formen, daß man kaum noch an eine
Verbesserung denken kann. Doch haben wir wirklich schöne dunkle
Sorten in solcher Verschiedenheit der Färbung und Form? Nein.
Die beste in Dunkel ist wohl noch lieute die alte „William Seivard'-.
Ferner vermisse ich die herrliche „Rayonnant" oder eine Verbesserung
von ihr in derselben Farbe und Form. Sie hat den Fehler, daß sie
leicht schwarze Blätter bekommt, welche dann abfallen; geschieht
dies, so entwickelt sie ihre Blumen nicht gut. Ich habe sie jedoch
auch schon sehr schön gesehen. Von „Mme. Edtn. Roger" konnte
ich nicht eine Blume entdecken mit Ausnahme von ein paar Pflanzen
mit kleineren Blumen. Auch von ihr habe ich schon wirkliche Schau-
blumen gesehen. Hier in England jedoch trifft man sie wenig an,
wahrscheinlich, weil sie etwas anspruchsvoll ist. Wäre nicht ein
besserer Wachser mit noch intensivere)- grüner Farbe als Sport von
ihr zu ziehen? Wir sehen, es ist ein reiches Feld offen, noch Ver-
besserungen zu bringen und es wäre sehr erfreulich, wenn sich auch
die deutschen Spezialisten daran beteiligten dieses Feld auszufüllen,
denn man findet unter den gangbarsten Sorten kaum eine mit deuisch-
kliugendem Namen. Hier möchte ich gleich erwähnen, daß die
Etikettierung der Sorten in der Ausstellung sehr gut war; nur
einige Aussteller hatten französische Namen in der Schreibweise
verunglimpft. Clibrans in Altrincham führte Züchtungen von ein-
fachen Chrysanthemen vor, welche sehr großen Beifall fanden, und
es steht fest, daß sich besonders diese einfachen Sorten für Binderei
Bahn brechen werden. Als beste Sorten notierte ich mir folgende:
„Stella", reinweiß; „Piiik Beauty", zartrosa, herrliche Sorte;
„Mrs. E. Roberts", vorzügliche Sorte mit gi'oßen Petalen und
weißem Grund, rosa übergössen; „Mrs. R. N. Parkinson'', hellgelb.
sehr .schön; „Edith Payram", tief rosa mit hellem weißlichen Ifand.
Der Sämling No. 17 war eine federartige rosa, sehr schöne Sorte.
Pompon-Chrysanthemum waren auch ausgestellt, denen ich jedoch
absolut nichts abgewinnen konnte.
Die bekannte große Maiktgärtnerei von Roohford & Sons
brachte getriebene, auf Eis zuiückgehaltene Sachen in schöner
W-.iV zur Srliiui, \vi(. ;.///«»/ towiilh.nnn. Icninfnlhau. ainaliim,
IninHiiiN. F,„-Ih,i,,. I.nl,nnuin> nihii,r,\ l;l,n.h„l,inln.„snnH,r. .^piraea
jap,, „Oll. P,i„l.,„ ,i,„lnl.,t,j. lar.. Alaililuiiiri. und 1- ii.-M.-r; Iri/.terer
war jedoch ziemlich mangelhaft.
H. Cannel & Sons zeigten wie gewöhnlich ihre Cannas und
ein sehr schönes Soi'timent von langstielig geschnittenen Pelargonien-
blumen. Von den Cannas pi-fiolon mir .../. B. ran dor Scliool-' nnd
„Oscar Danneker". BesuiM-is ;jiii ^rf,rl,.,i mii- ^li- einfachen Pelar-
goniensorten: „Chas. Ciirhs-. ..Imuilrss ,,/.Jns,';r. ..Hiilr o/ Nor/olt',
„George Coats'-, „Lord Küvhciicr-, „Mr. J. A. Bell-', „Mrs. Simpson'',
„Princess of Wales", „Sir Thomas Hanbury'', sehr schön Scharlach
karmesin, „The .Mikado". Von den gefüllten fand ich „Qtistav
Einich'-' schön.
Die Ausstellung der Früchte und Gemüse war gut zu nennen.
Es war Material in sehr guter Qualität vertreten und in gutem
Arrangement auf Tafeln zwischen den Blumen zur Schau gebracht.
Mannigfaltiges.
Lehren aus der Dürre im Jalire 11H)4.
Auch das Schilf im Teicli produziert im dürren, regen-
ariuen Sommer weniger als rmter dem Einfluß befruchtender
Gewitter imd Regen; was soll da die Landpflanze auf
trockenem Boden erst machen!
Klagen hat man nun genug geliört und mit Recht; wir
müssen aber immer mal mit solchen Jahren rechnen und da
ist es gut, aus gemachten Erfahrungen Nutzen für die Zukunft
zu ziehen. Es handelt sich dabei nicht allein um die prak-
tische "Verwendung des "Wasserqiiantums, welches für be-
stimmte Kulturen im Notfall zur Verfügung steht, sondern
vielmehr noch um andere allgemeine kulturelle Maßnahmen,
über welche man bei dieser oder jeuer Kultur mit Rücksicht
auf die Wasserversorgung ins klare kommen mulr ; Fragen
aus dem Gebiete der Bodenbearbeitung und Düngung treten
in den Vordergrund; allein voran steht aber die große Haupt-
frage: Kann und darf man gewisse Gartenkulturen ohne die
Möglichkeit einer ausreichenden Wasserversorgung überhaupt
in Angriff nehmen? Diese Frage tritt besonders in der
Nutzgärtnerei und — wenn man von dem Gemüsebau absieht,
den wohl keiner ohne Wasser betreiben will — in erster
Linie beim Obstbau in den Vordergrund, um so melir, als
man seit Jalu-en bestrebt ist, für ganz billigen Obstbau
Propaganda zu machen: Ohne Schnitt, billigster Kunstdünger,
billigste Bäume, Busch und Besen wie \Veiden"oder Himbeeren.
Vor einem Jahre wurde ich um eine gutachtliche Äußerung
gebeten, wie sich der Obstbaii auf Heideland — Areal 1 Quadrat-
Meile — bei hinreichendem Dung aus Stadtkehricht rentieren
würde. Nachdem ich den Erfolg von der Wasserfrage ab-
hängig gemacht habe, ist mir niclits mehr von dem Projekt
zu Ohren gekommen; wahrscheinlich hat man sich an billigere
Gutachter gewendet. Es wird aber auch das eine letzte Jahr
hinreichende Belehrung gegeben haben, daß die Wasserfrage
oft die erste, oft die teuerste bei der Anlage sein wird.
Wir aber fassen kurz zusammen: die Wasserversorgung
gibt den Ausschlag für den Erfolg und zwar muß die
Anlage, auch mit Aufwand von Kosten, so gestaltet sein, daß
IX, 11
Die Gartenwelt.
131
im Betriebe oline außergewöhnliche Arbeitskosten eine hin-
reichende Bewässerung stattfinden kann.*)
Was für die Obstplantage gilt, liat gleiche oder ähidiclie
Geltung auch für andere Park- mid Gartenanlagen. Wer
bei der Anlage hierin spart, wirtschaftet teuer!
Das gilt nicht allein für junge Anlagen. Zum Beweise hier-
für liedarf es keineswegs einer durch 5 Monate anhaltenden
Dürn>: jede trockene Periode von 4 Wochen genügt, hierfür
die nötige Erfahrung zu sammeln.
Sobald sich eine trockene Periode ins Unendliche aus-
dehnt, handelt es sich um eine wirtschaftliche zweckent-
sprechende Verwertung des zur Verfügung stehenden Wassers;
denn selbstredend hat das Wasserquantura eine Grenze, auch
ist mit den vorhandenen Arbeitskräften zu rechnen. Da
stoßen wir nun auf einen Hauptfehler, der nur gar zu oft
gemacht wird: das ängstliclie Verteilen und Verzetteln der
Arbeitskraft und des Wasservorrats auf das Ganze, damit
nur jeder Quadratmeter Fläche seinen gleichen Teil bekomme!
Damit aber erreichen wir nichts, wir schaden nur dem
Ganzen durch Anregung, der eine immer wieder sich
steigernde Erschlaffung auf dem Fuße folgt. Der Kultivateur
muß tagtäglich seine Strecken begehen, beobachten, beurteilen;
wo es am nötigsten ist, muß die ganze Kraft und
der ganze Vorrat eingesetzt werden, ja wiederholt, bis
eine durchsclilagende Wirkung erreicht ist; dann hat man
hier genützt mid für die nächste Folge Ruhe, man kann sich
den nächst bedürftigen Individuen zuwenden. Wer nicht zu
spät anfängt bzw. aufsteht, dagegen die in Aussicht stehende
Gefahr bei Zeiten erkennt und beseitigt, wird auch bei laug
andauernder Dürre mit verhältnismäßig kleinem Verbrauch
stets Bedeutendes leisten, l^s handelt sich allerdings, wie in
dem verflossenen Sommer, auch darum, nicht zu erlahmen,
selbst wenn nicht allein der Eegen, sondern auch der Tau
aussetzt und ein stets trockener Wind den Boden ausdorrt.
Welche Freude hat aber gerade in diesem Herbst nach über-
standener Gefahr die Mühe und Arbeit gelohnt! Herrlich
ausgebildetes Obst, vollkommene Holzreife, prachtvolle Herbst-
färbung in den gut gepflegten Anlagen, kräftiger Rasen, der
noch im November des Schnittes bedurfte. Gärtnerische Arbeit
und planmäßiges Kultur -Verfahren hat wirklich mal offen-
kundige Ei-folge erzielt, selbst dort anerkannt, wo man sonst
pflegt alles von selbst wachsen zu sehen ! Wer aber zu
klagen hat über Obstabfall und andere Mängel, der mag mit
sich zu Rate sitzen, ob nicht doch etwas faul in .seinem
Staate ist.
Wasser tut es nun allerdings allein nicht, wie ich oben
schon andeutete. Sehen wir uns daher jetzt die anderen
Mittel zur Überwindung widriger Witterungsverhältnisse an.
Der trockene Sommer 1904 hat wieder mal den Idarsten
Beweis erbracht, daß jede künstliche Düngung ohne
Grundlage einer rationellen Stallmist- oder Humus-
Düngung mehr schadet als nützt. Die überaus
wertvollen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte auf dem
Gebiete des wissenschaftlichen wie praktischen Versuchs in
der Düngerlehre haben zmn Teil recht vei-kehrtc Nutz-
anwendung gezeitigt.
Wenn in einem Gefäß mit sterilisiertem Sand eine
Kulturpflanze zur höchsten Entwickelung gebracht wird durch
prozentual genau abgemessene Quanten von Nährstoffsalzen
*j AVähreud ich dieses geschrieben, erfahre ich, daß Werder
80000 Mark in den nächstjährigen Etat für Wasser- Anlagen ein-
gestellt hat!
und hinreichender Darbietung von Wasser, su ist damit
nicht gesagt, daß wir solch' wissenschaftlich unanfechtbaren
Versuch in der Praxis auf dem Felde einfach kopieren
können; denn erstens fehlt dann immer das Wasser,
zweitens aber haben wir es mit Dauerkulturen zu tun; der
Boden wird seit Jahrhunderten bebaut und alljährlich er-
schöpft. Ein ganz neuer Boden kann wohl einmal das, was
ihm durch Ernten entzogen ist, durch abgepasste Kunstdünger
ersetzt erhalten; aber liald geht es mit den Erfolgen rapid
zurück, zumal wenn Wasser fehlt. Im günstigsten Fall
treiben wir so lange Raubbau, bis wir dann gelegentlich vor
der Katastrophe stehen. Mineralischer Dünger beutet
und trocknet den Boden aus, entedelt ihn, während
Stalldünger oder Dung-Kompost dauernde Bereicherung schafft,
vor allem die Feuchtigkeit haltende Kraft, das Absorptions-
vermögen und die allgemeine Tätigkeit und Leistungs-
fähigkeit des Bodens vermehrt. Der Wert der Kunst-
dünger, besonders der Düngesalze, besteht darin, einen
anderweit hoch kultivierten Boden auszunutzen, die Ernten
zu verdoppeln; das aber kann nur erreicht werden, wenn der
Boden in physikalischer Beziehung auf der Höhe bleibt oder
besser noch durch die Kultur gehoben wird. Je schlechter
und trockener der Boden, desto gefährlicher ein Experiment
mit Düngesalzen, sobald Wasser fehlt.
Ein Spaziergang durch die Felder war in diesem Jahre
sehr belehrend. Spargelanlagen, Getreidefelder, Rüben und
Kartoffelkulturen, welche ausschließlich oder doch vorwiegend
mit Kunstdünger — insbesondere Thomasmehl, Kainit, Stickstoff-
Salzen — gedüngt waren, versagten vollständig. Man wird
wohl kaum ein falsches Urteil fällen, wenn man behauptet,
allen Feldfrüchten wäre in diesem Jahre ohne Düngersalz
wohler gewesen. Wo rationell ge wirtschaftet wird, bot auch
der Feldbau ein ander Gesicht. Scharf markierte Linien auf
den Feldern bezeichneten die Grenzen zwischen guter und
schlechter Wirtschaft, vollem und mangelhaftem
Betrieb, viel und Avenig Ertrag, Wohlfahrt und Pleite.
Ueber das geizende Verfahren hat der Sommer 1904 zu
Gericht gesessen! —
Wir kehren ziu- Gartenkultur zurück. Der Rasen hat
manchem Besitzer Kopfschmerzen erzeugt. Wie kam es
denn? Der flachwurzelnde Rasen verlangt eine unausgesetzte
Feuchtigkeit in den oberen Bodenschichten; er nimmt
jede Tauwirkung und Besprengung an, wenn eine nahrhafte
Humusschicht die Bodenkrume durchsetzt. Wo solche felüt,
ist alle Mühe, auch Wasser spende vergeblich. Ganz klare
Veri:!.'!' hl' ü. 'statteten mir folgende Beobachtungen: Auf
huuiu-aniii'iii W'.'iMboden versagte der Rasen gänzlich, auch
der lli'i-list liiM.'hte keine Erholung, wogegen gut gepflegter
Rasen, iler im Sommer kein Wasser erhalten konnte, im
Herbst herrlich frisch ergrünte. Düngesalze beschleunigen
bei Trockenheit ein Verdorren und kommen naturgemäß
bei der Rasenkultur nur unter bestimmten Vorbedingungen
zur Geltimg. Die Widerstandsfähigkeit des Rasens wächst
mit dem Dung- und Humusgehalt der Krtniie. Nach dem
Mäiien hilft scharfes Abharken, Walzen und Berieseln, be-
sonders über Nacht, wolüfeil wirtschaften.
Blumenbeete, Knollengewächse, auch Stauden, gestatten
die Mitwirkung eines Bundesgenossen in der Bekämpfung der
Dürre; das ist Bodenlockerung in Verbindung mit Boden-
decke. Torfstreu und Nadelstreu eignen sicii hierzu besser
als die viel empfohlene Dungdecke, da erstere locker bleiben.
Nach einmaligem gründlichem Guß längere Pause,
Gartenwell.
IX, 11
Arbeitsverteilung, Ersparnis! Besonders Knollen-
gewächse erweisen sich dankbarer im Blühen, wenn das täg-
lich sich wiederholende summarische Spritzen und
Gießen aufhört. Für Erdbeeren und aller Art Gemüse-
kulturen bewährt sich die vorgenannte Behandlung aufs beste
und sollte man in der Beziehung etwas mehr französische
Lehren annehmen.
Gehölzgruppen haben bei der anhaltenden Dürre viel
Sorgen bereitet, namentlich bei jungen Anpflanzungen; selbst
die Wirkung des Spritzens versagte bei den immergrünen
Gehölzen; es mußte energisch eingegriffen werden, um vor
empfindlichen Schäden bewahrt zu bleiben. Da hat sich am
billigsten und vorteilhaftesten Abend- und Nacht-
berieselung bewährt, um Arbeitskräfte zu sparen, werden
weittragende Selbstsprenger unter Berücksichtigung des Terrain-
gefälles in größeren Gruppen aufgestellt. Wer einen sich
selbst einstellenden Windmotor zur Verfügung hat, also pr.
cbm Wasser nielit zu rechnen hat, wird auf solche Weise billig
und gi-ündlich wirtschaften, ebenso mit langsamem Rieseln im
geringen Gefälle auf Alleebaum- und Obst-Rabatten. Doch
solche Einzelfälle ergeben sicli von selbst. Die Hauptsache ist
gründliche Arbeit. Da wir aber auch noch im November über
die Kalamität der Dürre vielfach noch nicht hinweg waren
und gerade in diesem Monat noch viele Gehölze den Rest
bekamen, so mußte man weiter gießen und rieseln, und dies
muß man, wenn es not tut durch den ganzen Winter, bis der
Untergrund genug hat; man greife sogar zur Lochdüngung
und Bewässerung, um in die Tiefen zu kommen und fülle
mit Kompost nach. Doppelte Gefahr ist im Anzüge für
das nächste Jahr! Karl Koopmann.
Aus den Vereinen.
Im Gartenbau -Verein ffir Hamburg-Altona und Umgegend
hielt am 7. November Herr Gavteninspektor Chr. Koopmann,
Altona-Ottensen, einen Vortrag über: „Landesverschönerung''
und Herr Oberlehrer "W. E. Keim über: „Landschaftsbilder
aus Hamburgs Umgebung- (mit 70 Lichtbildern). Infoige Ein-
ladung durch die Tagesblätter und die zu erwartenden interessanten
Vorträge waren nicht nur viele Mitgliedei- mit ihren Damen, sondern
auch zahlreiche Gäste, darunter ebenfalls viele Damen erschienen,
trotz des strömenden Regens. Der Voi-trag über ,. Landesverschönerung'-
ist ein, besonders durch die Bestrebungen des Vereins „Heimatschutz",
welcher bekannthob die Erhaltung der heimatlichen Naturschönheiten
anstrebt, sehr aktuelles Thema. Herr Koopmann fühlte etwa folgendes
aus. Die Aufgaben der Landesverschönerung zerfallen in drei Haupt-
punk-te: 1. die Erhaltung der seit Jahrhunderten vorhandenen Natur-
Rchönheiten Deutschlands; 2. die Erhaltung und Vermehrung der
Waidbestände; 3. die Idealisierung öder Landstrecken durch An-
pflanzungen. Die ärgsten Feinde der Versohönerungsbestrebungen
seien Handel und Industrie, durch diese würden idyUisch in Wiesen-
und .Waldesgrün gelegene Ortschaften verwüstet und an ihre Stelle
treten qualmende, rauchende Fabriken, welche durch ihren Qualm
die Luft verpesten und jegliche freudige Vegetation unmöglich maclien.
Eisenbahnen usw. und andere Gefolgschaften von Handel und Industrie
tun das Übrige; wenn vieles auch Zeit erfordert, so kann doch
viel geschehen, um einer förmlichen Raubwiitschaft zu steuern. Es
fallen oft für ganz geringe Summen reizende Waldiuigen in nächster
Nähe der Städte der Axt (Profitsucbt) zum Opfer. Redner nennt
ein Beispiel, die Bahrenfelder Tannen, von denen in allerletzter Zeit
erst ein großer Teil abgeholzt wurde, für Hamburger Hafenanlagen
— Stamm für Stamm ö Mark. Es müßte etwas geschehen, denn
solcher materieller Gewinn stehe in keinem annähernden Verhältnis
zu dem sozialen Nutzen solcher vielbesuchter Waldungen in dur
Nähe großer Städte. Gleichfalls sehr scharf zu verurteilen sei die
Reklamewut, welche ständig größere Dimensionen annimmt und
ohne auch die geringste Rücksiebt auf Natursohönheiten, ihre Riesen-
plakate und anderen ahseheulioh wirkenden Tamtam anbiingt. An
geeigneten Orten errichtete Aussichtstürme befürwortet Redner,
aber auch nur, wenn an richtiger Stelle aufgestellt, andernfalls
sei ihr Zweck verfehlt und es sei besser, dann solche (häufig
sogar recht unschöne Kolosse) nicht zu errichten. Eine größere
Aufmerksamkeit sei der Aufstellung von Denkmälern. Statuen und
Gruppen zu schenken, auch vor allem der Erhaltung von Burg-
ruinen und Hünengräbern usw., wohingegen wieder Auswüchse,
wie die beabsichtigte Anbringung einer Bronzejungfrau auf dem
schönen Loreleyf eisen, entschieden zu bekämpfen seien. Der Vor-
tragende verlangt von den Gartenbauvereinen und Regierungen
ein kräftigeres Eintreten für die Landesversohönerung und mehr
Schutz vor allem für den Deutschen Wald, der seit Jahrhunderten
verwüstet würde; diese idealsten Güter müßten der Gegenwart und
Nachwelt erhalten bleiben. Hiermit schloß Kerr Koopjnann unter
lautem Beifall seinen Vortrag. Herr Dr. Briok empfahl darauf
allen Interessenten das diese Angelegenheit behandelnde Werk „Die
Gefährdung der Naturdenkmäler und Vorschläge zu ihrer
Erhaltung'-. Von H. Conweutz. (Preis 2 Mk.) Herr Dr. Brick
sowie auch Herr Prof. Dr. Zacharias nahmen die Regierungen in
Schutz, resp. wiesen darauf hin, daß gei'ade diese sich der Sache in
weitgehendstem Maße angenommen hätten.
Hierauf folgte durch Herrn Keim die Vorführung von 70 Licht-
bildern ,.LaBdschaftsbilder aus Hamburgs näherer und weiterer Um-
gebung-'. Auch Herr Keim erntete reichen Beifall.
Aug. Plantener, Hamburg,
Verkehrswesen.
Pflanzeneinfuhr. Die Einfuhr aller zur Kategorie der Rebe
nicht gehörigen Pflänzlinge, Sträuoher und sonstigen Vegetabilien,
welche aus Pflanzschulen, Gärten oder Gewächshäusern stammen,
über die Grenzen des Reiches darf fortan auch über das König-
lich preußische Nebenzollamt I Straelen erfolgen, in Gemäßheit
der Vorschrift im § 4 Ziffer 1 der A''eroidnung, betreffend das Verbot
der Einfuhr und der Ausfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegen-
ständen des Wein- und Gartenbaues, vom 4. Juli 1883 (Reichs-
gesetzbl. S. I.ö3i.
Theorie und Praxis bei der Beförderung von Obst auf
der Eisenbahn. Vor kurzem wurde in der „Gartenwelt-' Seite 2(i
mitgeteilt, daß die bahnamtlichen Dienststellen erneut darauf hin-
gewiesen worden wären, keine mangelhaft gereinigten und namentlich
Ijeine frisch desinfizierten Wagen zum Obstversand zu benutzen.
Vortrefflich paßt dazu eine Nachricht aus Bonn. Danach schickte
ein Obstverfrachter eine Sendung Pflaumen im Werte von 400 Mk.
mit der Staatshahn nach Gelsenkirchen. Hier traf die Ladung in
völlig verdorbenem Zustande ein. Der zur Beförderung benutzte
Wagen war kurz vorher mit Guano gefüllt gewesen und anscheinend
gar nicht oder doch nur notdürftig gereinigt worden ! Wenn der sich
in diesem Jahre besonders fühlbar machende Wagenmangel auch
vieles entschuldigt, so ist doch nicht zu verstehen, daß zur Obst-
beförderung ausgerechnet ein Wagen genommen werden mußte, der
zuvor Guano geladen hatte. A. W.
Personal -Nachrichten.
Haindl, A., geschätzter Mitarbeiter der „Gartenwelt", zurzeit
Obergärtner der Obstplantago Feldbnmnen bei Osterode a. Harz,
übernimmt vom 1 . März ab die Obergärtnerstelle der auf einer Rheininsel
belegenen Frh. v. Stumm-Halbergschen Besitzung EltviUer Aue.
Herrmann, Robert, Leiter der Gräfl. v. Tiefe- Wincklerschen
Gartenverwaltung in Moschen (O.-Schles.), erhielt von Sr. Maj. dem
Kaiser eine mit Brillanten besetzte goldene Busennadel als Anerkennung
für seine gärtnerischen Leistungen.
König, Hermann, bisher städt. Gartentechniker in München-Glad-
hach, wurde als städt. Gartentechniker in Schöneberg b. Berlin angestellt.
Pohl, Carl, bisher Stadgärtner in ülmütz, wurde seitens der
Stadtvertretung zum städtischen Gartendirektor daselbt ernannt.
VerRnnrorti. Rodaktenr:
Berlin
Verlag ■
rd Ca
LeipziK
Druck: Anhalt. Buchdr. Gutenberp.
Illustriertes Wochenblatt für den (gesamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
17. Dezember 1904.
No. 12.
Nachdruck und Xachbildiina aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Schnittblumenkultur.
pjiitriiyiiclio S(.'liiiittl)liiiiieiikiiluiren.
Vom Herausgeber.
{lUcrxii eine Abbildung.)
Auf die Frago „warum sind Schnitthlumeukulturen,
speziell solclie im Win-
ter, so wenig rentabel?'"
wird man in den meisten
Füllen die Antwort er-
halten, ..weil wir der
Konkurrenz der kli-
matisch begünstigteren
Länder nicht ge-
wachsen sind'". Dies
mag in gewisser Hin-
sicht zutreffen. Der
Mittelstand wird sich
selten teure Treibhaus-
blumen kaufen: ihm
fehlt auch häufig noch
das Verständnis zwi-
schen frisch im Glas-
haus geschnittenen und
zwischen geringwerti-
geren importierten Blu-
men zu unterscheiden.
Esistabersicher,daßder
Import aus dem Süden
in den letzten Jahren
i.'ine erliebliche Einbulif
erlitten hat. Künstlich
mit Draht zusammen-
geflickte Safranorosen.
geruchlose Veilchen und
Nelken, stinkende Ta-
zetten. daneben noch
Anemonen und Ranun-
keln, stellen meist das
ilar, was uns der Süden
Gartenwelt, IX.
vom November ab liefert. In Berlin und anderen Großstädten
werden diese Blumen hauptsächlich im Straßenhandel
vertrieben: mit ihnen ist einem feinen Käuferkreis nicht
gedient und deshalb muß sich eine zielbewußt durch-
geführte Schnittblumenkultur Johnen. Wenn sie trotzdem
mitunter nicht loiinend
ist. so hat dies folgende
(iründe: Die Gewächs-
häuser entspreciien oft
nicht gesteigerten An-
forderungen und der
Treibgärtner versteift
sich zu viel auf Blumen-
arten, die wohl einmal
lohnend waren, über die
aber die Laune höherer
Gesellschaftskreise
längst hinweggegangen
ist. Da ist es nicht an-
gebracht, eigensinnig zu
sein und dem Publikum
permanent Blumen auf-
zudrängen, von welchen
es nichts wissen will.
Manche Blumen stehen
ja über der Mode und
für sie ist voraussicht-
lich ständiger Absatz
vorhanden, wie für Ro-
sen, Flieder und Schnee-
ball. Aber warum ver-
steift man sich in der
Hauptsache allein auf
diese Geliölze, allenfalls
noch auf Pnmus tri-
loha ? Das ist ei n großer
S'ehler. Das Gleiche
langweilt schließlich
auch den begeistertsten
134
Die Gartenwelt.
IX, 12
Blumenfreund, der auch Abwechslung haben will. Da gibt es
prächtige Gehölze, die sich leicht, vielfach schon im Kalt-
hause treiben lassen, wie Forsythien, Malus spectahilis.
die modernen Chcienonieles oiloi- Srh(Mii(|uittensorten,7irema,
die prächtigen Magnolien, s/nji/z/flio. alle friihblülienden
Spiraeen, Cytisiis und Lubuinaiu, llihrs, üiervillen,
Ceanothus und viele andere. Auskunft über diese Treib-
gehölze findet man in meinem Buch „Die schönsten
Blütensträucber für Gartenausschmückung und
Treiberei"'. Nun mustere man einmal im AYinter die
Schaufenster von Blumenhaudluugen, die auf der Höhe
stehen wollen, und man wundert sich, wie selten man
etwas Apartes sieht. Die Schuld hierfür fällt nicht auf
die Geschäftsinhaber, sondern auf die Treibgärtner, die
nur das Landläufige anbieten. Braucht man einmal etwas
Apartes, so kann man, besonders zur Weihnachtszeit,
vergeblich von Pontius zu Pilatus laufen.
Von den neuerdings bei der Treiberei angewendeten
Kunstgriffen will ich das Ätherisierungsverfahren,
dessen sich in neuerer Zeit viele Treibgärtner bedienen,
gelten lassen, denn es ermöglicht uns, gewisse Treib-
blumen vier bis sechs Wochen früher auf den Markt
zu bringen, was aus denselben noch keine Alltags-
blumen macht.
Auf einem anderen Staudpunkte stehe ich dem Kühl-
verfahren gegenüber. Was hat es zuwege gebracht?
Die herrliche Maiblume, die früher im November,
Dezember bei ihrem ersten Erscheinen mit Jubel be-
grüßt wurde, deren Blütenstengel man vor zwanzig bis
dreißig Jahren zu AVeihnachten mit 25 bis 30 Pfennig pro
Stück bezahlte, ist eine ganz gewöhnliche Straßenblume ge-
worden. Von August bis in den Dezember hinein be-
lästigen die Blumenweiber auf den Straßen der Reichs-
hauptstadt die Passanten mit ihren Eismaiblumen, die
man zu wahren Schleuderpreisen erstehen kann. Wenn
dann der Treibgärtner zu Weihnachten mit seinen Pracht-
maiglöckciien kommt, haben dieselben für die bessere
Gesellschaft keinen Wert mehr: man hat ja diese Blumen
yllis vittata Hybriden und Clivien in der Handelsgärtnerei von Georg Borncniann, Mlankenburg a. 1
OriKinalaiifnahme für die „Garteinvelt".
IX, 12
Die Gartenwek.
während des Sommers an jeder Straßenecke gesehen.
Auch dem Absatz des Treibflieders hat das Kiihlver-
fahreu nur geschadet. Die Leute sehen ja schon im
August Treibflieder, und zwar in nichts weniger als an-
sprechender Beschaffenheit. Für das Kühlverfahren
können dagegen die neuen Spiraea- beziehungsweise
Js</7ie-Züchtungen Wert erlangen, speziell für das Toten-
fest, wenn sie sechs "Wochen vorher unter Glas gebracht
werden. Otto Mann hatte jüngst auf der Leipziger
.lubiliiumsausstellung solche Eis-Astilben vorgeführt, die
mir beachtenswert erschienen. Sie lassen sich ja in der
Regel auf warmem Wege nicht vor Januar zur Blüte
bringen, und es macht deshalb weniger aus, wenn man
sie schon einmal im November gesehen hatte, zumal sie
immer nur Nebenblumeu der Saison sein werden. Bergab
ist es auch mit den Eislilien gegangen. Die Lilien
sind Blumen des Sommers und mehr Garten- als Binde-
bhimen. Vor einigen Jahren noch waren die Schau-
fenster der Berliner Blumenhandlungen im AVinter
voll von Lilinm auratuni und von L. landfolium
in den verschiedenen Varietäten. Warum sucht man
heute vergeblich nach diesen Sachen? Das Publikum
hat sich an den Riesenblüten satt gesehen und die
Geschäftsinhaber haben bald herausgefunden, daß sich
solche Riesen wohl zur Dekoration großer Schaufenster
eignen, vom Publikum aber nicht gekauft werden. Wer
umfangreiche Dekorationen auszuführen hat, mag solche
Lilien bereit halten, aber im Auge behalten, daß sie zur
Tafelausschmückung nicht" beliebt
sind, da man mehr und mehr den
zierlichen Dekorationen den Vorzug
gibt. Es bleiben von Riesenblüten
nur drei Arten, deren Kultur vorder-
hand noch einigermaßen lohnend ist:
die Calla, die Amari/Uis und die
Clivia. Hoffentlich findet sich mal
jemand, der feststellt, welche schwer-
wiegende Unterschiede die ver-
schiedenen Callasorten eigentlich
untereinander aufweisen. C. Kotte,
Berlin-Südende, hatte im vorigen
Jahre ein Riesenhaus voll Calla ge-
trieben. Der Hauptbestand setzte sich
aus der alten C. ac/A«o;rt'ca zusammen,
in einigen Exemplaren waren neue
Sorten versuchsweise angeschafft
worden, die sich in nichts von der
Stammutter unterschieden. Bei An-
wendung von Mastkultur wird Calla
„Perle von Stuttgart-'- ebenso üppig
wie 1'. (/ir/a>itra\ es hat aber wenig
Zweck, Blüten mit 100 und 125 cm
langen Stielen zu züchten. Wenn
sich die Calla längere Zeit behaupten
sollen, muß man zur Abwechslung
einmal die neue Hybride „Sol
fatara'-' treiben, deren gelbe Spatha
neues Interesse erweckt. Amaryllis und Clivien lohnen
sich auch nur, wenn sie in bescheidener Zahl als etwas
Apartes auf den Markt kommen. Die neueren feuerrot
blühenden Sorten mit großen aufrechtstehenden Blüten
werden Liebhaber finden. Wie solche Amaryllis und
Clivien beschaffen sein sollen, zeigt die Abbildung S. 1.34
aus den Bornemannschen Kulturen in Blankenburg a. H.
Orchideen sind ja zurzeit Modeblumen. In Berlin
treten sie bereits als Alltagsblumen auf, und ich bin
überzeugt, daß das Interesse des Publikums für Orchideen
um so mehr schwindet, je reichlicher sie auf den Markt
geworfen werden. Die Orchidee muß eine Blume für
außergewöhnliche Festlichkeiten bleiben, und die gegen-
wärtig vorhandenen Spezialzuchten vermögen, trotzdem
sie auch Export nach nordischen Ländern treiben, den
Bedürfnissen bereits vollauf zu genügen. Die Frage, ob
Orchideenschnittblumenkultur rentabel ist, wird man in den
meisten Fällen verneinen müssen. Die Einrichtung ge-
eigneter Gewächshäuser und die Beschaffung des eisernen
Pflanzenbestandes stellen pekuniäre Anforderungen an
den angehenden Orchideengärtner, welchen er in den
meisten Fällen nicht gewachsen sein wird. Der Schnitt-
blumenverkauf macht bei den immerhin gedrückten Preisen
die Kultur allein nicht lohnend. Wer Gelegenheit hat^
schöne Schaupflanzen abzusetzen, wer selbst einen Sammler
hinausschicken kann, unter dessen Sendungen sich ge-
legentlich seltene Varietäten befinden, mag alles in allem,
seine Rechnung finden.
.^tiiCt-iO Peta:-.
DL. al^ Einzelpflanze auf dem Ka^c
Originalaufiiahjue für die ,,Gartenwolt".
Die Gartenwelt.
IX, 12
Warum ist die Scbnittbluraenkultur im Freiland so
häufig unlohnend? Weil auch hier die Schuiltblumen-
züchter zu wenig Abwechslung bieten und immer nur
das bringen, was in der betreffenden Zeit alltäglich ist.
Im Hochsommer ist Schnittblumenkultur überhaupt recht
unrentabel. Wer z. B. mit Dahlienblüten ein Geschäft
machen will, würde sich gewöhnlich verrechnen. Frei-
landschnittblumen sollen sich aus solchen Sachen zu-
sanmiensetzen, die so zeitig als möglich, spätestens
im Juni blühen, und dann aus solchen, die so spät als
möglich, d. b. vom September bis JSfovember geschnitten
werden können. Kulturen von Sommerblühern sind nur
in Badeorten lohnend. Bis zum Juni sind die meisten
Vertreter der reichen Gesellschaft noch in den Städten
anwesend.
Zeitig im Jahre kann man oft mit ganz bescheidenen
Blüten, wie Vergißmeinnicht, Reseda, Doronicum,
Helenium, Campanula Medium und C. ■persicifolia ein
recht hübsches Geschäft machen.
Nachdem die Badesaison verstrichen und diejenigen,
die sich die Reise leisten konnten, wieder zu den
heimischen Penaten zurückgekehrt sind, kommt der
Schnittblumengärtner mit Herbstblumen auf den Markt.
Bei Beobachtung einer entsprechenden Vorkultur kann er
Reseda und Vergißmeinnicht, Rosen, Edeldisteln,
spät ausgesäte Sommerastern, Staudenastern und Gla-
diolen bis zum Eintritt des Winters anbieten. Warum hält
man nicht Gladiolenknollen in kühlen luftigen Räumen bis
in den Juni zurück, um sie dann erst auszulegen ? In diesem
Jahre wartete ein kleiner Schnittblumengärtner in der
Berliner Engrosmarkthalle im Oktober und November mit
blühenden Gladiolen auf; es waren ganz gewöhnliche
Sorten, deren Stengel zu dem schönen Preise von 4 Mk.
pro Dutzend reißenden Absatz fanden. Ein anderer mir
bekannter kleiner Handelsgärtner, der ohne Gehilfen
arbeitet, hatte sich auf die Herbstkultur von Myosotis
])abi.strisSorten und einer stattlich blühenden Reseda ver-
legt. Diese Freilandkultur brachte zwei Monate lang täg-
lich neun Mark ein; dabei gingen die Blumen noch durch
die Hand eines Zwischenhändlers, der sie dem Züchter
aus dem Hause holte.
Die Reseda ist in ihren modernen Züchtungen über-
haupt eine Sommer- und Herbstschnittblume ersten
Ranges. Die großblumigen starkährigen roten, gelben,
besonders aber die weißen Sorten würden sich bei der
Schnittblumenkultur bezahlt machen. Ich habe im ver-
flosseneu Sommer das ganze Reseda-Sortiment, soweit es
aufzutreiben war, kultiviert, doch machte leider die
Trockenheit einen Strich durch die Rechnung. Die
beste Sorte des Sortiments für Schnittblumenkultur war
die „ TFei/jß Per fe" mit langen dünnen Ähren rein weißer,
wohlduftender Blüten. Kränze aus dieser Reseda ge-
bunden, würden unbedingt Liebhaber finden. Diese Sorte
ist ebenso wie die scliöne rote „Euhhi^' aus der alten
Reseda ^Machet hervorgegangen.
AVelche Schnittblumonzüchter machen heute der
Vorliebe des Publikums für zierf rüch tige Stauden
und Gehölze Konzessionen? Gewiß nur sehr wenige.
Im vorigen Monat rissen sich die Blumengeschäftsinhaber
um F/ii/sal/s Franclicttii^ die ein kleiner Gärtner mehrere
Wochen hintereinander in die Engrosblumenhalle an der
Lindenstrasse in Berlin brachte. Auf Bestellungen von
auswärts ließ sich der Mann gar nicht ein und bestand
auf seinem Preise, der eine Mark für das aus sechs
Stielen zusammengesetzte Bund betrug. Dabei handelt
es sich hier um eine staudenartige Pflanze, die den
Boden queckengleich überwuchert und bei welcher von
einer eigentlichen Kultur gar nicht die Rede ist. Mir
haben Blumengeschäftsinhaber gesagt, daß sie einen täg-
lichen Absatz für Zweige zierfrücbtiger Gehölze, wie
Cotoneaster, Liguster, Schlehen, Schneebeeren,
Kirscbäpfel, Pf affenhütchen und ähnliche hätten, daß
diese Zweige aber für schweres Geld in den meisten
Fällen nicht zu erhalten seien.
Die vorstehenden kurzen Notizen werden vielleicht
manchem angehenden Schnittblumengärtner Fingerzeige
bieten, wo er einzusetzen hat, um möglichst einfache und
dabei lohnende Schnittblumenkultur zu treiben.
Rosen.
Rosa wichiiraiaua hybrida „Alberic Barbier".
Von Karl Gehihaar, Handelsgärtner, Lawsken bei Königsberg i. Pr.
(Hierxu eine Abbildung.)
-Uie auf der Titelseite abgebildete Wichuraiana-Rose „Alberic
Barbier", die im Jahre 1900 von der Firma Barbier & Co. in
Orleans, Frankreich, dem Handel übergeben wurde, verdient unter den
in den letzten Jahren gezüchteten Rosen entschieden Beachtung und
vielfache Verwendung in unsern Gärten.
Einen besonderen Wert hat diese Rose schon in dem herrlich
satt dunkelgrünen Laub, glänzend wie Mahonien, doch weit zierlicher,
worin sie sich vor andern Rivalen dieser Rasse, z. B. „Rmie Andre",
„Ertust Orandpierre", deren Blätter kleiner und hellgrüner sind,
vorteilhaft auszeichnet. Sie remontiert nicht eigentlich, wenngleich
ich auch noch im Herbst einzelne Blumen, die dann oft besonders
schön sind, gefunden habe; doch zieht sich die eigentliche Blütezeit
sehr lange hin, so daß man für diesen Mangel genügend entschädigt
wird. Man sieht am Strauch zu gleicher Zeit voll erblühte Blumen,
farbenzeigende Knospen und solche, die sich eben erst bilden. Die
Blüten stehen meist in kleinen Dolden, oft auch einzeln; sie sind
leuchtend milchweiß, im Zentrum kanariengelb, schön gefüllt und
erreichen fast die Größe einer „Oloire, de Dijon". Sie besitzen einen
feinen Teerosenduft und sind auch voll erblüht recht hübsch und von
langer Haltbarkeit.
Eine eigentliche Schnittrose für den Handelsgärtner ist sie
nicht, obwohl sie als solche gelegentlich recht gut kultiviert werden
kann. In unsern Ziergärten am Rande von Gehölz- und Strauch-
gruppen hinrankend — einjährige Zweige oft über 3 Meter lang — ,
zum Bekleiden von Felspartien, Gräbern, auch wie das E.xemplar der
Abbildung an ein paar Stäben aufgebunden, als Einzelpflanze im Rasen
oder endlich hochstämmig veredelt als Trauerrose, wird sie bei guter
Kultur immer von vornehmer Wirkung sein und diese neuere Rosen-
klasse würdig vertreten.
In kälteren Gegenden wird der schnellen Verbreitung aller-
dings die erforderliche sorgfältige Durchwinterung etwas hindernd
im AVege stehen ; sie hat durch die Kreuzung entschieden viel Tee-
rosenblut erhalten. Da das Laub sich in seiner stolzen Zierde bis
spät in den Herbst hinein fest an den Zweigen hält, wird man nicht
IX, 12
Gartenwelt.
umhin kounen, um Stockeu und Fäulnis unter der Scliutzdecko zu
verhindein, dasselbo vorher sorgfältig abzuschneiden.
Ihre übrigen Vorzüge können aber doch die Freude, sie üppig
blühen und gedeihen zu sehen, auch bei uns im kalten Nordosten
trotzdem recht wohl hervorbringen und wollen diese Zeilen etwas
hierzu beigetragen haben.
Topfpflanzen.
Seiiecio Petasites D(\ (syii.Cinerana plataiiifolia hört.)
JVon Bernh. Othitier, Kgl. Oarteninspektor, München.
(Hierui eine Abbildung.)
f-, JjJbenfalls eine prächtige alte Pflanze, die ein Dekorations-
stück für Gnippen und in Einzelstellung auf Rasen ist, ist
Senecio Petasites DC. (Abb. Seite 1.35) aus Mexiko. Man
trifft sie leider nur noch gelegentlich einmal an.
Die Pflanze erreicht mehr denn Meterhöhe, ihr holziger
Stamm ist nur wenig verzweigt. Die Blätter sind gestielt,
breit rundlich, fast tellerartig mit etwa 10 bis 12 stumpf-
winkligen Einschnitten. Die jungen Stamnitriebe, Blattstiele
und die Unterseite der Blätter überzieht ein dichter Filz,
welcher an den Trieben und Blattstielen anfänglich braunrote
Schattierung zeigt, späterhin in Grün übergeht; an den
Blättern ist der Filz weißlich-grün. Die Aderung des Blattes
ist handförraig geteilt, etwas vertieft liegen in der stumpf-
grünen Blattmassi^ iXi^- 'limkilrotbraunen Adern. Die Blüten
stehen in wenigldii'i^'ii -.^li;iimten Doldentrauben, sind gold-
gelb und aus schni:iliriliiii;.>ii Kinzelblütchen zusammengesetzt,
aus welch' letzteren die. ebenfalls gelben Staubfäden hervor-
ragen.
Die Anzucht der außerordentlich leicht, aber ein wenig
langsam wachsenden Pflanze geschieht aus Stecklingen im
Frül>jahr, um im darauf folgenden Jahre kräftige Exemplare
zu liaben. Wir überwintern diese in der wärmeren und
trockneren Abteilung des Kalthauses an einem etwas hellen
und luftigen Platze. Wenn im Frühjahr Nachtfröste nicht
mehr zu befürchten sind, werden sie ausgepflanzt, an sonnige
Plätze -in nahrhaften Boden. Späterhin darf es natürlich an
Feuchtigkeit und Dünger nicht fehlen. Ältere 'verzweigte
Pflanzen, wie die Seite 135 abgebildete, erfreuen besonders
durch das schön geformte, massige Laub und bilden mit
diesem einen angenehmen Gegensatz zu heller gefärbten Blatt-
püanzen.
Gärtnerische Reiseskizzen.
Meine Reise von Venedig nach Abbazia.
Von Heinrich Riebe.
(Hierxu xwei Abbildungen.)
IV. (Schluß.)
Uoch betrachten wir uns einmal diesen Baumbestand .selbst,
worunter .sich all dies blühende Leben entfaltet. — Betreten wir
einen dieser herrlichen Kastanienhaine, wie es deren mehrere um
Abbazia an den steinigen Hängen gibt, so umfängt uns ein un-
beschreiblich hehres Gefühl. Wirkt dieses Gefühl schon auf jeden
Naturfreund beim Eintritt in jeden altehrwürdigen Hochwald, so
steigert es sich zu heiliger Scheu, wenn uns der kühlende Schatten
dieser Baumriesen aufnimmt. Ein Bild von unvergleichlicher Schönheit
liegt vor uns! Während sich das herrliche Astwerk der Edelkastanien
(Caslatiea vescd) mit den wohlgeformten Blättern domartig über
Unseren Häuptern wölbt, schweifen unsere Blicke hinunter zu
den bläulichen, weißgesäumten Wogen des Quarnero, über die im
Äther auftauchenden Inseln und bis zu den schneebedeckten Kuppen
derKapela und den weit entfernten Bergriesen des kroatischen Küsten-
landes. Mit Wohlgefallen haftet unser Blick an den von grünen
Reben und Feigen umstrickten Anwesen der in blondenden Sonnen-
schein getauchten Landschaft, und gerne vergessen wir in diesen
ehrwürdigen Hainen die oft halsbrecherischen Karstpfade, die uns
hier hinauf geleiteten, und mit Wonne genießen wir eine er-
qiückende Rast.
Schreiten wir nun über die grasigen Waldblößen und steigen
bis zu einer Höhe von 1000 Metern empor, so f;elangen wir in die
Buchenregion. Heimatlich muten uns diese Wälder, die namentlich
die steilen Flanken des Berges mit herrlichem Hochwalde bekleiden,
an. In ihren .schönen Beständen zeigen sie große Ähnlichkeit mit
ihrem nördlichen Gefährten, unserem kraftstrotzenden, deutschen
Laubwalde. — Dazwischen dehnen sich prächtige Bergwiesen aus, die
zusammen mit den Buchen sofort eine ganz andere Vegetation ver-
raten, die um volle drei Monate später als die unten in Abbazia sich
zu beleben beginnt. — Zu gewissen Zeiten gleichen dann diese Berg-
wiesen farbenwogenden Blütenteppichen. Neben den uns bereits
bekannten Alpen - Gewächsen, wie wir solche in buntester Reihe auf
den bergigen Hängen von Cilli in Steiermark fanden, können wir
dann hier in noch reicherer Auswahl folgende sammeln: Ranunkeln,
Saxifrageu, Narzissen, Silenen, Achilleen, Myosotis, Primeln, Crocus,
Oenista sagittali,^. diverse Canipanula, Paeonia peregrina, Dianthus,
Arnica montana, Valeriana tripteris, diverse Gentianen, Leontodon
crisjjus, Adoxa moschatellina, das duftende Mosohusblümchen, und
viele andere.
Jedoch viel zu schnell ist all diese blühende Pracht dahin.
Nur zu bald sendet der Sommer seine glühenden Sonnenstrahlen auf
diese blumigen Gefilde — und bietet der Vegetation Stillstand. Dann
verändert sich das Bild in kürzester Zeit, und wie mit Zauberschlag
sind die farbenglüheuden Matten verschwunden. Nur kleine, stachelige
Rosenbüsche von Rosa alpina, R. rubiginosa, R. canina, R. pimpi-
nellifolia etc. bieten mit unzähligen weißen und helh'üten Blüten einen
einigermaßen anziehenden Schmuck. Bestgehaßtes stacheliges Gestrüpp,
zahlreiche Disteln und dergleichen tritt an die Stelle der herrlichen
Blumen — ödes Grau und erschreckende Nacktheit des Karstes
starrt dem Wanderer entgegen bis hinauf zu dem zackigem Felsen-
haupt des Monte Maggiore. — Trotzdem es uns drängt, immer weiter
vorzudringen in die Wunder dieser Bergwelt, erreichen wir jedoch
den Gipfel nicht mehr, denn die Tage sind jetzt zu kurz. In zirka
1000 Meter Höhe machen wir Halt und begnügen uns mit einem
prächtigen Fernblick von dem in der Bachenregion gelegenen „Kron-
prinzessin-Stefani-Schutzhaus" über die Regionen der Eichen, Kastanien
und Lorbeeren zum Quarnero.
Abenddämmerung umgibt uns bereits beim Abstieg. — Mir
fielen Henrik SeharUngs Worte ein, Woiie jenes jungen dänischen
Schriftstellers, welcher, von der unvergänglichen Schönheit des Südens
ergriffen, seinen Gruß aa die geliebte, ferne nordische Heimat etwa
folgendermaßen beginnt:
Siehe, es dämmert, die Sonne scheidet
Hinter den Palmen am schützenden Hang;
Wogen des Meeres, die das Schifflein durchschneidet,
Flüstern so wunderbar heimlichen Sang!
Und am südUcheu Nachthimmel funkeln
Zahllose Sterne in blitzender Glut,
Schatten des Abends, die schweigsamen, dunkeln,
Lagern sich über den Spiegel der Flut. — —
Ein fernes Getöse weckte uns plötzlich aus unseren Träumen —
von deh Höhen fegte mit Blitzesschnelle ein Wirbelwind herunter
und raschelnd sauste das Laub über die weiten Flächen. Die Gewalt
des Windes wächst von Minute zu Minute und erschwert den Abstieg.
Draußen in dunkler Nacht stürmt plötzlich die Bora auch
durch den grünenden Lorbeerhain, und rauschend und biausend
schlagen die wütenden Wogen des Quarnero an die felsige Küste.
Am andern Morgen schon haben sich die Elemente beruhigt.
Friedlich und goldig liegt das herrliche Landschaftsbikl wieder vor
uns, verlockend und einladend: bleibt hier bei uns, hier ist ewiger
Die Gartenwelt.
IX, 12
Sommer! Doch dem rastlosen Wanderer, der die schöne "Welt durch-
streift, klingt immer wieder die alte Melodie vom Scheiden und
Meiden — schon schlägt auch luis die Abschiedsstunde !
An Bord des fJinlien, hellgrauen Dampfers gingen wir wieder
in See. Hoch und blau wölbt sich der Himmel über die grünenden
Lorbeerwipfel. — Aber dort oben, in einer anderen Welt, auf den
Zinnen des Monte Maggiore und den weiten, öden Karstflächen, da
glänzt und glitzert in der Morgensonne ein weißes Schneekleid. Dort
oben hat der AVinter sich eingestellt — unten da grünt und blüht
es freudig weiter in dem gottbegnadeten, grünen Erdenfleck an der
liburnisohen Riviera.
Eine ausgeprägte Ähnlichkeit mit dem milden Klima und der
überreichen Vegetation von Abbazia weist auch Fiume auf. Nament-
lich sind es die benachbaiien Küstenstriche, die uns eine Reihe
wonniger Landsohaftsbilder vor Augen führen, während die Stadt
selbst mehr ein Schauplatz hastenden Lebens und Treibens ist. Als
ungarischer Hafen und Seehandelsplatz sind namentlich die aus-
gedehnten Hafenanlagen sehenswert. Das bunte Gewoge auf der
Riva am Meere gemahnt an Triest, nur scheint hier das Völker-
gemisch noch weit bunter zu sein. Itahenische, ungarische,
kroatische, dalmatinische und viele Laute der anderen orientalischen
Sprachen schlagen an unser Ohr,
imd besonders der letztere Uni-
stand beweist, daß namentlich
der- Verkehr mit dem nahen
Orient sich äußerst lebhaft ge-
staltet. Berge aufgestapelter
Weinfässer zeugen von dem
Weinreichtum des Landes, wozu
sich noch ein überseeischer Im-
port der verschiedensten Weine
gesellt.
Betreten wir nun, vom
Hafen über den Piazza Adamioh
kommend, den Corso, so finden
wir, daß dieser, gleich jenem
in Triest, die Hauptverkehrsader
der Stadt und eine der schön-
sten und breitesten Straßen ist.
Mit zu den vornehmsten Plätzen
zählt auch der mit einer sehr
sauberen, öffentlichen Anlage
versehene Uimenji Platz. Der
Scoghetto, die breite platanen-
geschmückte Promenade der
eleganten Welt, führt uns dem
Weichbilde der Stadt zu. In
dem parkähnhohen Garten vor der erhöht liegenden Marine-Akademie
fallen uns besonders prächtige, knorrige Koniferen ins Auge und
gleich darauf betreten wir den Giardino-ijublioo mit .seinen reichen
Beständen immergrüner Gehölze, Palmen und Nadelhölzer und dem
an der Berglehne sich anschließenden, dunklen Lorbeerhain.
Vom Scoglietto aus gelangen wir mit der elektrischen Straßen-
bahn zur Fiumara-Schlucht, die mit der über diesen Abgrund führen-
den Brücke gleichen Namens eine Sehenswürdigkeit von Fiume ist.
Am Grunde der Schlucht tost ein Karstgewässer über Geröll und
Steinblöcke hinweg, Wa.sserfälle und Kaskaden bildend. Die steilen,
zerklüfteten Felspartieen schmückt das dunkle Grün einer üppigen
Vegetation. Durch den jenseits sich öffnenden, torartigen Durchgang
und über den steilen Treppenweg erreichen wir schließlich die Höhe
von Tersato. Während des Aufstieges öffnen sich zuweilen unter
stattlichen Bäumen hübsche Durchblicke auf die gegenüberliegenden
Anhöhen mit Gärten und sauberen Landhäusohen und auf die Stadt.
Das Plateau des Berges trägt eine kleine Ortschaft, das alte Schloß
der Frangipani und eine berühmte AVallfahrtskirche. In der Nähe
des Schlosses wurden wertvolle und interessante Funde aus der einst
blühenden römischen Stadt Mintunmm gemacht. — Von der Ufer-
böho unweit Tersato haben M'ir eine großartige Aussicht auf den
ganzen Quarnero.
Wandern wir nun zum entgegengesetzten Ende der Stadt hinaus,
so gelangen wir zu dem nahe am Eingange zur Buccaraner Bucht
liegenden Porto -Re, dem uralten Königshafen. Auf der hiesigen
Weil't wurde einst der erste österreichische Staatsdampfer gebaut,
jene „Maria- Anna", welche während eines Sturmes auf der Fahrt
von Venedig nach Triest in den Wogen versank, ohne daß man je
näheres über die Katastrophe erfahren hätte. Keiner der Mit-
fahrenden hat sie überlebt, kein Strandgut wurde aufgefunden. —
Das altertümliche Schloß Porto-Re ist noch gut erhalten — aus ihm
ist ein Jesuiten -Seminar geworden. Von Wein und Efeu wird es
malerisch umsponnen.
Einen der lieblichsten Orte in der Umgebung Fiumes erreichen
wir mit dem Dampfer. Es ist Cirkvenica. Nach fast zweistündiger
Seefahrt durch den Kanal von Maltempo zwischen der oliven-
bestandenen Insel Veglia und dem kroatischen Festlande steigen wir
in diesem beliebten Seebade und klimatiscben Kurorte an Land. Der
kiesige, von klarblauen Wellen bespülte Strand ladet zum Baden ein.
In ähnlicher Weise, wie dies in Abbazia regelmäßig am ersten Januar
geschieht, finden auch hier des öfteren größere Wettschwimmen statt.
Das Suchen von Seesternen, Muscheln und dergleichen bietet uns
eine reizvolle Abwechslung. Auch eine Wanderung durch das Tal
An den Klippen von Lovrana bei Abbazia. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr
ffgen
Eichen- und Kastanienwäldern hält
letzten frohverlebten Stunden im
von Vindol mit seinen herrlichei
Erinnerungen in \ins wach an o
unvergleichlich schönen Süden. —
Bereits am nächsten Morgen führt uns der Eilzug der ungari-
schen Staatsbahn wieder gen Norden. Eine schier endlose Fahrt
bannt uns für viele Stunden zwischen die engen Wände eines
Eisenbahnwagens.
Gleich nach Verlassen des Bahnhofs beginnt die Steigung und
schon nach wenigen Minuten Hegt das Häusermeer der Stadt zu
unsern Füßen. In ungeheuren Serpentinen geht es nun zur Höhe
des Karstes empor. Anfänglich gewahien wir noch von der Bahn
aus sehr anmutige Ortschaften im Bereiche weinbebauter Hänge.
Zwischen den eigenartigen, hellen Häusern mit der davorliegenden,
rebenübersponnenen Pergola schimmern noch sattgrüne Lorbeeren
und schlanke Zypre.ssen wiegen sich in den Lüften. Zuweilen ver-
decken nackte Felsmauern zu beiden Seiten der Bahn jegliche Aus-
sicht. Auch die Vegetation nimmt dann nach und nach einen anderen
Charakter an und wird allmählich immer spärlicher. — Schließlich
starrt uns auch hier wieder, wenn auch nicht in gleichem Maße wie
auf der Triester Seite, die erschreckende Öde des Karstes entgegen.
Bora und Regen streiten auch hier mit einzelnen, neu erstehenden
Waldfläohen um die Hcrischaft. Terrassenförmig steigt das Karst-
IX, 12
Die Gartenwelt.
land hinauf, von vielgestaltigen, zerrissenen, oft äußerst wilden Berg
reiben und Kalkstöcken durchzogen. Kesseltaler, sogenannte Dolinen
tun sich auf, nicht selten von 3 — 500 Meter hohen Felsen einge-
rahmt und von kleinen Bächen bewässert, die aus einer Höhle austreten
um nach kurzem Laufe bald wieder in einer anderen zu verschwinden
Für den Karstbewohner sind auch hier wieder die trichterförmigen
am Grunde mit eigenartiger roter Erde (Terra rossa) bedeckten Ver-
tiefungen von griiliter Bedeutung, da sie ihm den Betrieb seiner
spärlichen Landwirtscliaft ermöglichen.
AVilde Gieübäclie, sogen. Torrenti, stürzen mit rasender Eile
zum Meere hinab, verschwinden auch nicht selten durch Fel-sspalten
in ungeahnte Tiefen, um erst unweit der Küste am Meeresgrunde
hervorzubrechen, wo sie alsdann, wie beispielsweise vor Moschenizza,
als submarine Quelle aufwallen. Der Wasserschwall dieser hoch-
interessanten unterseeischen Brunnen ist, namentlich nach heftigen
Regengüssen im Hinterland, oft so bedeutend, daß ein darüber
fahrendes Boot in bedenkliches Schwanken gerät. — Unsere Berg-
fahrt dauert in äußerst langsamem Tempo mehrere Stunden und
zeitweise die Aussicht. — Allmählich verliert sich die Gestaltung des
Hochgebirges und des Karstes. Wir durcheilen nun, meist dem Laufe
eines Flusses folgend, das hügelige Gelände Kroatiens und kurz
vor Agram, der Hauptstadt dieses südslavischen Landes, überschreiten
wir die Save.
Eine schneeige Decke liegt über der ungarischen Tiefebene aus-
gebreitet und eriiöht noch den monotonen Charakter der weiten,
unendlichen Pußta. Der Himmel hat sich in bleiernes Grau gehüllt,
und kürzt auf diese Weise noch den ohnedies nicht langen Wintertag.
So schleichen Stunde auf Stunde dahin, ehe wii- Kaposvär, Domboviir,
Siirbogard, Adony und schließlich bei Morgengrauen die Hauptstadt
des Landes errreichen.
Budapest wird mit seinem echt großstädischen Leben, mit
seinen eleganten, breiten Straßenzügen und den herrlichen Partieen
an beiden Ufern der Donau nicht mit Unrecht das zweite Paris
genannt. — Auch in landschaftsgärtnerischer Beziehung könnten wir
hier viel sehen und lernen — wenn es nicht Winter wäre. Der
Gartendirek-tor der Stadt, bekanntlicli ein Reichsdeutscher, erteilt
jedem Jünger Floras bereit-
. . willigst die Erlaubnis zur Be-
sichtigung der umfangreichen,
sauberen Gärtnerei. Die präch-
tigen Parks und Anlagen
bieten ein reiches Feld zum
Studium für den Landschafts-
gärtner, ebenso die reizende
Umgebung und die Donau-
insel. Ein Besuch Budapests
zur Maienzeit würde sich
lohnen, und wertvolle Aus-
beute, .sowie reichen Stoff zu
einem dankbaren Theniageben!
ik^
J?^»^
IVTotiv an der Straße von Abbazia nach Ika. Vom Verfasser mr die „Gan
während dieser ganzen Zeit haben wir ein weites, prächtiges Pano-
rama vor unseren Augen, das, je höher wir steigen, an Großartigkeit
und Au.sdehnung gewinnt. Wir passieren einige kleine Gebirgs-
ortschaften und gelangen endlich bei Meja zur Paßhöhe. — Unter
uns Hegt Baccari, noch tiefer Fiume. Dahinter das weite, blaue
Meer — der Golf von Fiume, der Quarnero mit seinen in bläulicher
Feme schwimmenden Inseln Veglia, Cherso, Lussin - piccolo und
anderen. Linker Hand schweift unser Blick bis hinüber zu den Ge-
birgen des kroatischen Küstenlandes, während auf der gegenüber-
liegenden Küste das grünende Gestade von Abbazia, mit dem dahinter
liegenden, schneegekrönten Monte Maggiore, das von goldigem Sonnen-
schein bestrahlte Gemälde abgrenzen.
Eine Biegung des Schienenweges, eine vorspringende Felswand
— und der ganze märchenhatte Zauber des Südens ist verschwunden,
es geht talwärts zur ungarischen Tiefebene.
Bereits werden die ersten Schneefelder sichtbar und ein feiner
Rauhreif bedeckt die Tannen der mehr oder weniger bewaldeten
nördlichen Hänge des Karstes. Aus den Tälern steigen Nebelwolken
empor, ziehen träge an den felsigen Wänden* entlang und Verdecken
photogr. aufgenommen
Wir begnügten uns also
diu llauptsehenswürdigkeiten
der Stadt mitzunehmen und
schritten durch die prächtige
Kossuth LajosUtcza zur Donau
und der neuen Elisabeth-
Brücke, die, den mächtigen
Strom in einem einzigen,
kühnen Bogen überspannend,
ein Meisterwerk der modernen
Brückenbaukunst ist. Nach
Hinterlegen des üblichen Pas-
sier-Zolles, gelangten wir zum
jenseitigen Stadtteil. Hier er-
hebt sich hart an dar Donau
der felsige, steile Blocksberg.
Wir biegen jedoch rechts ab
und ersteigen die Höhe zur königl. Hofburg, woselbst auch eine
Seilbahn hinanführt. Hier oben finden wir herrliche Bauten und
eine Reihe kunstvoller Anlagen. Von der Terrasse vor dem Schlosse
haben wir ein großartiges Panorama: unter uns liegt der breite
Donaustrom mit seinem regen Dampferverkehr und den Brücken,
zu beiden Seiten die Häusermeere der sich gegenüberliegenden Stadt-
teile Ofen -und Pest. Das langgestreckte, neue Parlamentsgebäude
am jenseitigen Ufer und die mehr im Innern liegende, eigenartig
schöne Basilika fallen besonders ins Auge.
Nach Verlassen der Hofburg schritten wir an der Donau ent-
lang. Eine breite, saubere, mit Alleebäumen bepflanzte Promenade
führte uns an der alten Kettenbrücke vorbei zu der verkehrsreicbon,
langen Margarethen-Brücke. Ungefähr in der Mitte derselben zweigt
ein Übergang zur Margarethen-Insel ab. Hier fanden wir Konzert-
hallen, Spielplätze und schöne Anlagen. Zur Sommerszeit bietet dies
reizende, von den Wellen der blauen Donau umspülte Eiland einen
beliebten Tummelplatz der budapester Welt. Mit dem Dampfboot
verließen wir die Insel und besichtigten noch eingoliends das reich
mit architektonischen Kunstwerken verzierte Parlamentsgebäudo, das
Die Gartenwelt.
IX. 12
in seiüer gigantischen Ausdehnung und einzig schönen Bauart eines
der schönsten der Welt sein soll. Nachdem wir alsdann den in der
Nähe befindlichen Scabadsagter-PIatz mit seinen prachtvollen Anlagen
passiert, und ^ach eingetretener Dunkelheit die schnurgraden, endlos
scheinenden Lichtzeilen der Andrassy Straße bewundert haben,
gelangen wir wieder zur Kerepesi Utcza und zum Bahnhof.
Nochmals heißt es stnndenlang eingepfercht sitzen und sich
schütteln lassen im engen dumpfen Eaum. Das ist die Kehrseite
der Medaille, und wir empfinden sie umsomehr, als Bewegungsfreiheit
in der reinen frischen Luft, in der freien Natur geradezu Lebens-
bedingung für unsereinem ist. Wie ungleich schöner läßt es sich
doch an Bord des sanft schaukelnden Dampfers über die Wogen des
weiten Meeres reisen!
Beim ersten Morgenlicht fanden wir uns einmal wieder mitten
im Hochgebirge — ein Wintertag in den Karpathen! In starrem
Weiß lag die mächtige Gebirgswelt vor uns, wildromantisch türmten
sich Felsen auf Felsen. Obgleich es auch hier an malerischen Land-
schaftsbildern und idyllischen Tälern nicht fehlte, vermißten wir
doch die liebliche Anmut der Steiermark. — Bei Kremnitz über-
schritten wir in einem Eehrtunnel die Paßhöhe. Schneewolken
stürmten über die Felsen der Tatra — tief unter uns im Tal lag
das einsame Gebirgsstädtchen. —
Dann ging es weiter talwärts und durch das bergige Sudeten-
Land unaufhaltsam gen Norden, der deutschen Grenze und durch
Schlesiens Gefilde der Heimat zu.
Mannigfaltiges.
Die Alpengärten nnd der erste Kongreß von Ver-
tretern alpiner Gärten nnd von Freunden der Alpen-
pflanzen im August 1904,
Von Henry Correvon, Floraire bei Genf.
I.
öeit 15 Jahren findet man vielerorts in c'en Alpen und Vor-
alpen, auf Hügeln und Bergen Gärten, die ein besonderes Aussehen
haben und die ausschließlich den Bergpflanzen gewidmet sind. Früher
schon hatten Naegeli und Kerner in den bayrischen und Tiroler
Alpen Versuche angestellt, die aber erfolglos geblieben sind.
Im Jahre 1885 wurde ein Garten beim Hotel am Weißhorn
in 23ÜO m Höhe im Eifischtal, Kanton Wallis, angelegt, der besonders
für Gebirgspflanzen bestimmt war. Der Eigentümer wollte dem
Alpinistenpublikum eine Darstellung der Alpenflora bieten, und der
Alpenakklimatisationsgarten in Genf half ihm und schenkte ihm eine
Anzahl Pflanzen. Ein großer Teil davon gedieh prächtig, aber da
der Garten nicht gepflegt wurde, ist die Mehrzahl der zarten Pflanzen
verschwimden.
Ein Jahr später (1886) nahm die Naturforschergesellschaft von
Wallis einen Vorschlag von Dr. Beck an und streckte dem Großen
Kat des Kantons eine gewisse Summe Geldes vor, um drei Alpen-
pflanzengärten an verschiedenen Plätzen in Wallis anzulegen. Diese
Schöpfungen hatten aber, obschon sie reichlich dotiert waren, nur
ein kurzes Leben und wurden teils aufgelöst, teils in Schulgärten
verwandelt.
Im Jahre 1889 wurde die Linnaea in Bourg-St. Pierre
(1800 m) gegründet, seit dieser Zeit ist die Sache populär geworden
und es entstanden zahlreiche Alpengärten, so daß es ungefähr 20 solcher
botanischen und Alpengärten gibt, die keinen Zusammenhang haben
und als einzelne Schöpfungen bestehen.
Um mm diesen Gärten einen gewissen Zusammenhang zu
geben, hatte ich als der Leiter des Gartens Eambertia eine Ver-
sammlung aller Vertreter alpiner Gärten einberufen. Dieser Kongreß
fand statt auf den 2000 m hohen Kochers de Naye über Montreu.x,
in dem Garten der Karabertia und im nahe gelegenen Hotel de Naye.
Der Präsident des Kongresses war der Prinz Roland Bonaparte,
ein Großneffe des Kaisers Najioleous I. Prinz Roland Bonaparte ist
ein eifriger Freund der Alpengärton. Am 17. August d. J. kamen
dort auf der Spitze eines der schönsten Schweizer Berge etwa
45 Personen zusammen, welche 12 verschiedene Gärten vertraten
oder die sich mit der Frage sonstwie beschäftigen. Ich nenne
folgende Herren, deren Namen in der Gartenbau- und der botanischen
Welt gut bekannt sind: Maurice de Vilmorin von Paris,
Dr. Flahault, Prot, der Botanik in Montpellier, Dr. Voglino, Prof.
der Botanik in Turin, Prof. Rinino von Mailand, Dr. Antoniotti
von Turin, Abgesandter des italienischen Alpenvereins, Prof. Dav.
Monnet von Pinerolo, Dr. Wilzoeck, Prof. der Botanik in Lausanne,
Dr. Chatelenat etc.
Die zurzeit bekannten Alpengärteu sind folgende:
1. Die Linnaea, im Jabre 1889 in Bourg-St. Pierre in den
Walliser Alpen gegründet, liegt tiefer als das St. Bernhard-Hospiz. Dieser
Garten wurde durch die Association pour la protection des plantes ge-
gründet, und der Grund und Boden wurde durch eine Gabe von
1300 Francs von Dr. Romanes aus Oxford gekauft. Der schweizer,
der englische und der französische Alpenkiub haben beigesteuert
— auch die Schweizer Regierung gibt diesem Garten eine jährhche
Beihilfe von 500 Francs. Der Garten liegt prächtig auf einem
Hügel von 60 m Höhe und dehnt sich auf den vier Seiten des
hübschen Berges aus. Vier verschiedene Wege schlängeln sich auf
allen Seiten empor und führen von einer Steingruppe zur andern.
Natürhche Granitfelsen erheben sich und bilden die verschiedensten
natürlichen Terrassen. Hie und da stehen schöne Bäume, vorzugs-
weise Läi'chen, auch eine Tanne, und auf der Nordseite ist ein kleiner
Wald, der ca. 50 Jahre alt ist. Der Berg hat sogar einen sehr ge-
fährlichen Abgrund von 100 m Tiefe, auf dessen Grunde ein Bach
schäumt und rauscht. Und damit jeder überzeugt wird, daß der
Garten der Linnaea eine echte Synthese der alpinen Welt bietet, muß
ich noch erwähnen, daß eine Lawine in jedem Winter von seiner
Nordostseite stürtzt. Jetzt aber macht sie wenig Schaden, weil man
mehr als 100 Arven {Pinus Cembra) auf diesen Abhang gepflanzt hat.
AVohl die meisten Gebirgspflanzen der Welt sind dort in mehr
als 40 verschiedenen Gruppen akklimatisiert worden. Hier sind die
Pflanzen der Pyrenäen, dort die des Kaukasus; da die himalayischeu
Pflanzen und daneben die von Sibirien untergebracht. Natürlich
sind die Alpenpflanzen am reichhaltigsten vertreten und bilden den
größten Teil der Sammlungen. Es gibt besondere Genusgruppen
(Saxifragen, Campanulen etc.), aber dieses hat den Nachteil, daß
die Pflanzen sich zu leicht hybridisieren. Die geographische
Gruppierung scheint w-irkhch die bequemste und praktischste zu sein.
Der Garten bedeckt ungefähr 2 ha Boden.
Der Zweck des Gartens ist nicht rein wissenschaftlich, obschon
ein kleines Laboratorium mit Mikroskop und Bibliothek damit ver-
bunden ist. Er ist durch Alpinisten gegründet worden und bat eine
niehr alpinische, ästhetische und gärtnerische Bestimmung. Mehrere
Studenten von Genf imd von Zürich haben schon dort gearbeitet und
das Laboratorium benützt, aber ganz besonders hat der Garten der
Alpenpflanzen-Literatur geholfen, indem die Autoren mehrerer Werke*)
die Pflanzen der Linnaea für ihre Abbildungen benutzt haben. Denn
dort oben, so nahe am blauen Himmel, gedeihen die Bergpflanzen
viel besser als in der Ebene und behalten nicht nur ihre intensiven
Blütenfarben, sondern auch den ihnen eigenen Wuchs. Ein Gärtner
ist beständig dort und wohnt im Dorf Bourg St. Pierre, in der Nähe.
2. Der Garten Thomasia (zu Ehren des verstorbenen Botanikers
Thomas von Bex) wurde zu Pont-de-Nant in den waadtländischeu
Alpen (1300 m) im Jahre 1890 durch den Verschöneruiigsverem von
Bex gegründet. Seit 1893 gehört dieser Garten der Universität
von Lausanne, welche dort ein Laboratorium und ein Haus für den
Direktor errichtet hat. Ein Gärtner, der vom Staate bezahlt wird,
wohnt dort im Sommer.
Unglücklicherweise ist dieser Garten im Grunde eines Tals ge-
legen und es fehlt ihm Sonne und Licht. Doch gedeihen die meisten
Bergpflanzen gut und besonders die, welche die Feuchtigkeit lieben.
Der Direktor des Gartens ist Dr. Wilzceck, Professor der Botanik
an der Universität Lausanne.
*) Flore ooloriee de poche des plantes alpines; Atlas de la Flore
alpine (Atlas der Alpenflora), herausgegeben vom Deutsch - Oster-
reichischen Alpenverein.* Franz. Ausgabe von Henry Correvon u. a.
IX, 12
Die Gartenwelt.
3. Im Jahre 1891 wurde bei Leoco am Comosee ein lileiuer
Garten an den Abhängen des Monte Barro (800 m hoch) angelegt.
Der Gründer ist Grat Luraui , im Namen der Sektion Mailand des
italienischen Alpenklubs. Der Name des Gartens ist Daphnaea,
unter Anspielung auf Daphne Cneormn, die sehr häufig in der Um-
gebung und im Garten selbst ist.
Dann fingen die Franzosen auch an Alpengärten anzulegen, und
Dr. Lachniann, Prof. der Botanik an der Universität Grenoble,
griindete nacheinander drei solcher Vei-such.sgärten in den Alpen
des Dauphine. Im Jahre 1892 wurde in Champrousse (1850 ni
hoch) der erste Garten angelegt, welcher nur .öOOü qm hatte und
üOOO Francs kostete; sein Ziel war rein wissenschaftlich und er
diente besonders den »Studenten der Universität. Aber seiner schwer
zugänglichen Lage wegen legte Dr. Lachmann bald einen andern
Garten am Col du Lautaret (2075 m hochl an, der an der breiten
schönen Straße, die von Gronoble durch die großartigen Äliten des
Dauphine nach Brianvon tührt^ liegt. Dort, auf dem Paßübergang,
war ein altes Hospiz, das in einen Gasthof umgewandelt wurde.
Dicht dabei wurde der Garten im Jahre 1896/97 angelegt. Im
Juni 1899 fing man aber erst an Pflanzen anzusiedeln.
Dieser Garten ist einer der bestgelegenen, da er einen natür-
lichen Sumpf und pi'ächtigen Boden besitzt; er liegt inmitten der welt-
berühmten Wiesen des Lautarets, welche die reichhaltigste Flora
besitzen. Dort wachsen die Veronica AUiomi, Dianthus neglecttis,
Aretia vitaliana, Androsace carnea, Brassica Ricken, Asphodelus
albits, Saxifraga Valdensis etc. etc., und von dort kann man die
höchsten und schönsten Berge der westlichen Alpen besteigen. Kein
Standort konnte besser gewählt werden.
Die Flora der Westalpon ist am besten vertreten, bereits in
GOO Arten. Dann kommen die
Pflanzen der übrigen Alpen,
des Juras, der Karpathen, des
Kaukasus, der Pyrenäen etc.,
die alle besondere Gruppen
bilden, wie wir sie in der
Linnaea haben. Ein Gärtner
ist dort angestellt, auch hat
Prof. Lachmann ein Labora-
torium für seine Studenten
dort angelegt.
Im Jahre 1899 endlich
wurde der dritte Garten (400 m
hoch) in Villard d'Arene
gegründet, ungefähr eine
Stunde tiefer im Tale (1600m).
Er ist ein Tochtergarten des
zweiten und für Kulturver-
suche mit Getreide, Gemüse
und Obst bestimmt, hat also
mehr praktischen und land-
wirtschaftlichen Zweck.
4. Fünf Jahre später
wurde in den waadtländischen
Alpen wieder ein Garten an-
gelegt, der Garten der Eam-
bertia, wo auch der Kongreß
abgehalten wurde. AVie schon
erwähnt, liegt dieser Garten
in 2045 m Höhe über dem
Meeresspiegel auf dem Gipfel
der Kochers de Naye über
Montreux. Eine Bergbahn
führt den Reisenden bis zum
großen Hotel, das dort steht,
d. h. 10 Minuten weit vom
Eingang des Gartens, so daß
die Rambortia (so genannt
nach dem waadtländischen Bo-
taniker uudDichterRambert,
Weihnachtsbaum mit künstlichem Schnee bedeckt.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen.
ein Kind von Montreux) am meisten besucht wird, weil sie leicht
zu erreichen ist. Dieses Jahr z. B. haben mehi' als lOÜO zalilende
Personen (ä 50 Centimes) den Garten besucht, was dem Budget des-
selben eine -schöne Zulage bringt. (Schluß folgt.)
Ein schöner Weilmachtsbauni.
Von Richard Salbt, Obergärtner auf Villa Wulfriede bei Ahrensburg.
(Hieran, eine Abbildumj.)
JJie schönsten von allen christlichen Festtagen im Jahre sind
wohl die Weihnachtsfeiertage, und um nach alter schöner Sitte die
Weihnachtsfeier recht freudig und würdig zu begehen, wird wohl in
keiner Familie der strahlende Ch)'istbaum fehlen.
In meiner früheren Stellung auf Schloß Bockdorf bei Kempen
am Rhein fiel mir die Aufgabe zu, den Christbaum zu schmücken,
was gewohnheitsmäßig alljährlich mit den teuersten und besten Süßig-
keiten geschah, bis ich auf den Gedanken kam, einmal den Weihnachts-
baum so aufzuputzen, wie ihn die Natur im strengen Winter mit
Schnee und Eis beladen zeigt und wie ich mir einen schöneren,
prächtigeren Schmuck gar nicht denken kann. Der Baum hatte eine
Höhe von 5 Meter und stand im Wintergarten, wo ihn von allen
Seiten die Frühlingsboten unter den Pflanzen und selbst tropische
Palmen begrüßten, während er durch sein winterliches Kleid fröh-
liche Weihnachten verkündigte.
Ich will in kurzen Worten die Hei Stellung des wirklich schön
wirkenden Christbaumes den geschätzten Lesern dieser Zeitschrift
mitteilen. Man begießt den Baum gründlich mit Wasser, bestreut ihn
dann mit der Hand mit pul-
verisiertem Gips, so daß er
ganz weiß wird, und stellt
ihn an Ort und Stelle auf.
Nun belegt man die Äste mit
Christbauniwatte,u. zwarmög-
hchst natürlich, dem Schnee
ähnelnd. Dann begießt man
die Watte mit einer wai-men
Alaunlösung, wobei das Wasser
fortwährend umgerührt wird,
so lange, bis die Ä.ste sich
unter dieser Last senken, als
ob Schnee darauf läge. Die
sich bildenden glitzernden
Alaunkristalle sollen das Eis
darstellen. Die Wirkung hängt
also im wesentlichen von der
natürlichen Verwendung der
Watte ab. Ist der Baum so-
weit fertig, dann kann man
noch etwas Gips auf die be-
schneiten Äste werfen. Alles
übrige ist wohl auf der
beistehenden Abbildung recht
deutlich zu ersehen. Den
Fuß des Baumes bekleiden
ürottensteine und Heideki'äu-
ter, die ebenfalls mit Gips
beworfen sind.
Welche große Freude
dieser herrliche Weihnachts-
baum im vorigen Jahre meinen
Herrechaften bereitet hat, be-
weist der Umstand, daß der
Baum noch bis in den Februar
hinein zur Freude anderer
Herrschaften stehen bleiben
mußte.
142
Die Gartenwel
IX, 12
Gehölze.
Noch einige Worte über Rliododeiidroii- Hybriden
für das freie Land.
In seiner Besprechung und Empfehlung der herrlichen Ehodo-
dendron-Hyhriden für das freie Land in No. 45, Jahrg. VIII der
„Gartenwelt", gedenkt Herr Bolilmann auch jenes für das Gedeihen
im freien Lande so wichtigen, aber vielfach vergessenen Umstandes,
welchen ich für die Koniferen in meiner kleinen Arbeit „Koniferen
im Winter" in No. 13 desselben Jahrganges besonders hervorgehoben
habe. Wie bei jenen, so ist auch bei den Bhododendron die Gefahr
des Vertrocknens durch ein totales Austrocknen der Wurzelballen,
wodurch sie im Winter leiden und zugrunde gehen können bezw.
müssen, nicht außer acht zu lassen. Deshalb hat man im Herbst
dafür zu sorgen, daß durch genügende Wasserzuführung zu den
Wurzelballen die Pflanzen imstande sind, für eine kommende längere
Zeit die notwendige Lebenskraft aufzuspeichern. Niemals bedecke
man bei Eintritt des Winters — wenn es überhaupt geschieht —
den Boden um solche Pflanzen herum, ohne sich überzeugt zu haben,
daß ihre filzigen Wurzelballen auch gnindlich durchfeuchtet sind.
Bei länger andauernder schneeloser und trockener Zeit gieße man
auch einmal selbst mitten im Winter, wenigstens aber bei Eintritt '
längerer Tage — Ende Februar und im März — unter der Boden-
bedeckung, aber selbstverständlich immer nur aus dem Kanuenrohre,
denn ein Naßmachen der Pflanze selbst ist im Winter zu vermeiden.
Es muß ja einleuchten, daß ballentrockene Pflanzen, wenn man sie
nicht schon vor der Zeit des allgemeinen Begießens gründlich be-
wässert, zugrunde gehen müssen. In der feuchteren Luft Englands,
woselbst viele Rhododendron im Freien stehen, mag diese Gefahr ja
ungleich geringer sein als bei uns und in trockenen Perioden des
Wmters. Aber auch selbst dann, wenn bereits allgemein gegossen
und gesprengt wird, gießt man solche Pflanzen immer besser separat
und intensiver aus dem Rohre der Kanne, wobei man eine bessere
Kontrolle über die Prozedur und das Maß der zugefühi'ten Wasser-
menge hat.
Das Gesagte bezieht sich zunächst und hauptsächlich auf all-
gemein trockene Perioden, in welchen ein Notleiden solcher Pflanzen
durch Ballenaustrocknen zu erwarten ist, besonders in baumreichen
Gärten und lücht zuletzt auf pUe jene Fälle, in welchen nicht immer
ein Gärtner zur Hand ist und die Pflege solcher Pflanzen bezüglich
des Gießens in den Händen unkundiger und gleichgültiger Personen
liegt. Alle immergrünen Pflanzen bedürfen in bezug auf AVasser-
zuführung einer von der allgemein gewohnten Art und Weise des
Begießens etwas abweichenden aufmerksamen Beobachtung, etwa wie
Kübelpflanzen. Nicht allzu selten sind aber solche Pflanzen in
dieser Beziehung mit ihrer Anpflanzung gleichsam in ein Siechenhaus
versetzt worden mit der bedeutungsvollen Verschärfung jedoch, daß
.sie sich nicht selbst helfen können wie es vielen siechen Jlenschen
in der schlimmsten Not dennoch möglich ist. In dem Schreckens,
jähre 1904 mit seiner außerordentlichen Dürre werden gewiß zahl-
reiche Pflanzen die.ser Art, Koniferen, Buxus. Rhododendron usw.,
an ausgetrockneten Wurzelballen arg zu leiden gehabt haben und
wird eine Borücksichtigimg obiger Ratschläge für dieselben gewiß
sehr geboten erscheinen. An Vernachlä-ssigungen in dieser Richtung
geht so manche schöne Pflanze, wenn auch nach und nach, zugnmde,
ohne daß man an die Ursache ihres Untergangs denkt oder sie er-
kennt und diese im ., Erfrieren" vermutet, was bei den vollkommen
winterharten Rhododendron ebensowenig der Fall ist wie bei den
Koniferen, welche an vertrockneten Wurzelballen zugrunde gehen.
Beherrecheu in überaus vielen Gärten die mit der Zeit allzuviel und
zu groß werdenden Laubbäume, von welchen sehr oft die Hälfte
genügen würde, die gesamten Verhältnisse, so ist mit der fort-
schreitenden Veränderung dieser Verhältnisse für die übrige Pflanzen-
welt ganz besonders zu rechnen und derselben auch eine dem-
entsprechende Aufmerksamkeit zuzuwenden, worunter in erster Linie
die genügende Wasserzuführung zu immergränen 'Pflanzen fällt,
welche in solchen Lagen hieran ungleich mehr Mangel leiden als in
freien Lagen.
Doch ist bei der sonst unbedingt notwendigen genügenden
Wasserzuführung bei den Rhododendron auch noch ein anderer Um-
stand zu beachten, weil es bei diesen auch eine Zeit gibt, in welcher
man, wie es im Leben zuweilen geschieht, in seinem edlen Drange
auch des Guten zu viel tun und sich hierdurch den Erfolg bezüglich
der Blüten beeinträchtigen kann. Es geht nämlich während der
Knospenbildung, im Juli bis August, wie bei den Kamelien, gern ein
Teil der Knospen „durch", wenn man wälirend dieser Zeit reichlich
gießt, das heißt die Blütenknospen treiben noch einmal neue Triebe,
zweite Triebe, welch' letztere eine Blütenknospe in diesem Jahre
dann nicht mehr bilden können.
Dieses „Durchgehen" der Blütenknospen in zweite Triebe
wird verhindert, wenn man während der Zeit der Knospenbildung mit
der Wasserzuführung einhält und — wenn überhaupt nötig — nur
so viel gießt, als eben während dieser Zeit gerade zur Erhaltung der
Pflanze unbedingt notwendig ist, mehr nicht. Sind erst die Knospen
vollkommen ausgebildet, so daß augenscheinlich ein „Durchgehen"
derselben nicht mehr zu befürchten ist, so ist — natürüch nach Be-
dürfnis, wie es von der jeweiligen Witterung bedingt wird — ein
intensiveres Gießen der Pflanzen bis zur Zeit des Bodenbedeckens
wieder zweckmäßig, welches, wie gesagt, niemals auf trockene
Wurzelballen geschehen sollte.
Es mag hierzu noch besonders bemerkt sein, daß ich nur die
wirklich winterharten Rhododendron, wie sie der Verfasser der
eingangs dieser Zeilen erwähnten Abhandlung anfühj't, im Auge habe,
besonders die herrlichen Uafawbiensc - SyhTiden mit ihrem außer-
gewöhnlichen Blütenreichtum, welche auf das wärmste empfohlen
werden müssen.
Von ganz besonderer Wichtigkeit für die so wünschenswerte
Verbreitung dieser herrlichen Rhododendron für das freie Land ist
aber auch noch der Hinweis des geschätzten Verfassers jener Ab-
handlung in No. 45, „daß es durchaus nicht notwendig sei,
die Rhododendron in Moorerde zu pflanzen, da ihnen jeder
lockere Gartenboden, mit etwas Humus vermischt, zusage". Dieser
Umstand bedeutet für alle Fälle, wo man nicht Moorerde zur Hand
hat und die Beschaffung solcher mit gewissen Schwierigkeiten und
Extrakosten verknüpft ist, eine wesentliche Erleichterung bei An-
pflanzung solcher Schönheiten. Ich selbst besitze darin noch keine
Erfahiung imd habe Rhododendron bisher nur in Moorerde ge-
pflanzt und mit bestem Erfolge. Diese trocknet allerdings noch
rascher aus als lockere Gartenerde und erfordert bekanntlich, wenn
einmal total ausgetrocknet, mehrmaliges gründliches Gießen, ehe sie
wieder ganz durchfeuchtet ist. Nichtsdestoweniger ist aber für alle
auch in gewöhnlichem Gartenboden stehenden immergrünen Gehölze
die empfohlene Aufmerksamkeit auf ein genügendes gleichmäßiges
Feuchthalten der Wurzelballen nie zu unterlassen. Sie steigert sich
mit dem Heranwachsen und Ausbreiten der Pflanzen selbst und mit dem
Größerwerden der etwa vorhandenen benachbarten starken Laubbäume.
Möchten die herrlichen Rhododendron-Hybriden, wie sie in der
betreffenden Abhandlung geschildert sind, recht bald allenthalben die
so wohlverdiente Verbreitung finden. Im Verein mit Koniferen imd
Freiland - Azaleen geben sie den Gärten und Anlagen ein total ver-
ändertes und würdevolles Ansehen, auch im 'U'inter. G. S.
Ribes sanguineum „König Eduard VII.'* ist eine wertvolle
Verbesserung des als frühblühender Zierstrauch beliebten blutroten
Johannisbeerstrauchs, dessen mannigfache Verwendbarkeit in Zier-
gärten bekannt ist. Die von der Firma H. Cannell & Sons in
Swanley unter dem Namen „König Edtmrd VW^ in den Handel
gebrachte Sorte gleicht in Wuchs und Habitus der Stammart, hat
aber den Vorzug, größere Blüten in stattlicheren Trauben in helleren
und kräftigeren Farben zu besitzen, was den Strauch zu einer
prächtigen Erscheinung der Gehölzgruppen macht. Diese Neuheit
erhielt ein W^ertzeugnis. Nach „The Gardeners Magazine".
IX. 12
Die Gartenwcli.
Neue Pflanzen.
Saturn, eine neue S2;efüllte Scarlet-Pelargonie,
Von Arthur StUting, fiaiteninspektor, Köstritz.
JJei einem Besuclie, den ich vor einiger Zeit dem
Handelsgilrtner HugoFriedrich in Seelingstädt bei Werdau
in S. abstattete, fiel mir eine Scarlet-Pelargonie wegen ihres
l;ompakten Wuclises, ihrer Reichblütiglieit und der leuch-
tend scliarlachroten , lialbgefüllten Blüten auf. Ich dachte,
ein gefülltes .Meteor"- vor mir zu haben, und sprach dieses
auch dem Züchter, Herrn Friedrich, gegenüber aus, worauf
er mir sagte, daß „Sattirn" ein Sämling von „Meteor^ y\„Ras2)ail
improved'-^ sei, den er vor fünf Jahren auf dem Wege
künstlicher Befruchtung gezogen hätte.
Die Sorte baut sich kompakt und regelmäßig auf, ver-
zweigt sich sehr leicht von imten an und blülit sehr reich
und willig. Fast jedes zweite Blatt bringt eine Blumendolde,
welche sich auf langem, starkem Stiel frei über das Laub erhebt.
Die zahlreichen halbgefüllten Blüten sind oft größer als ein
Fünfniarkstück und erreichen einen Durchmesser von 5 bis 7 cm.
Sehr auffallend ist die feurig scharlachrote Blüten färbung.
Der Züchter erklärte mir, daß „Saturn"- sehr willig und reich
den ganzen Winter hindurch blühe und sich mithin sehr gut zur
Belebung von Blatt- und Blütenpflanzengruppen in Winter-
gärten und zur Fenster- und Bluraentischdekoration eigne.
Im Freien, auf Beeten mit recht nahrhafter Erde, sollen nach
Aussage des Züchters die Blütendolden oft einen Umfang von
40 bis 50 cm erreichen. Da ,,Saturn'^ im übrigen dem
„Meteor^'- sehr ähnelt, in Große, Färbung tuid Schönheit der
Blüten dieses aber sogar übertrifft, gegen Regen und große
Hitze gleich unempfindlich ist, 'so kann man die Sorte zur Topf-
kultiir und zm- Gruppenbepflanzung sehr empfehlen. Jeder,
der ,,Saiur7i'-' in voller Blüte gesehen hat, wird sich sagen,
daß sie eine gute Zukunftssorte sein wird.
Der Züchter, Herr Handelsgärtner Friedrich, ist gern
bereit, Interessenten auf Anfragen noch näheres mitzuteilen.
Auf der letzten Jubiläums -Gartenbau -Ausstellung in Leipzig
wurde „Safw-}/'^ als Neuheit mit einem ersten Preise aus-
gezeichnet.
Ausstellungsberichte.
riirysantlieinuin-Ansstellung des Vereins Hamburger
Clirysantlienium-Freunde.
jJie elfte Spezialausstellung des Vereins, abgehalten vom 15.
bis 20. November d. .J. in den Räumen der „A Isterlust-', gab wiederum
Zeugnis von der Tüchtigkeit der Mitglieder des Vereins, resp. der
betreffenden Obergärtner, denn die meisten Aussteller waren
auch in diesem Jahr wieder Liebhaber. Die ganz vorzüglichen
Kulturleistungen verdienen um so größere Anerkennung, als dieselben
,\usstellpr bereits auf der Düsseldorfer Chrysanthemum-Ausstellung
durch ihre hervorragende Beteiligung und Vorführung nur muster-
gültiger Kulturen geglänzt hatten. Es waren keine großen Massen
ausgestellt wie in manchen anderen Jahren, was aber gezeigt wurde,
war ei'sten Ranges und veranlaßte selbst Leute, die nicht gerade
Freunde des Chiysanthemums sind, zu rückhaltloser Anerkennung.
Besonders hervorgehoben zu werden verdienen die Leistungen des
Herrn Obergärtner Pauly bei Frau Hell in Harvestehude, die
Gruppen der Herren Schumacher, Obergärtner R. Nitschke;
■G. Engfilbrecht, Oberg. Ad. Kögel; Kirsten, Oberg. H. Seebeck;
Illies, Oberg. Zilliger; H.Reincke, Oberg. Schiller; H.Budge,
Oberg. Sander. Es war, da sämtliche ausgestellte Pflanzen, Hoch-
stämme, Schaupflanzen und Sommerstecklinge, vorzüglich waren,
schwer zu sagen, welche die besten. Alle stellten ihren Züchteni
das Zeugnis vorzüglicher Kultivateuro aus. Von auswiiitigcn Aus-
stellern verdienen Erwähnung die Kulturen des Herrn Koinmissiona-
rats Lemm, Boitzenburg; von Berufsgärtnern die Handelsgärtrier
Bredemann & Kroger, Blankenese, Fr. Schnell, Gr. Borstel
und Chr. Danner, Wandsbek, welche sehr schöne Schaublumen
ausstellten. War die Ausstellung in diesem Jahr in engerem Rahmen
gehalten, so ist für das kommende Jahr dafür eine große inter-
nationale Ausstellung geplant, mit einem Preise von 1000 Mk. für
die beste Gesamtleistung und 500 Mk. für einfach blühende Chry-
santhemums, speziell für die reizende, in Hamburg sozusagen zur
Spezialität gevvoi'dene ,,Äda Owen''. Aug. Plantener.
Aus den Vereinen.
Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin. Die
Novemberversammlung beglückwünschte den Schatzmeister des Ver-
eins Herrn J; F. Loook zu seinem 40 jährigen Geschäftsjubilävim durch
Überreichung einer Adresse. Zu Ehren des abwesenden Jubilars er-
hoben sich die Versammelten von ihren Sitzen.
Eine schöne Darbietung waren dieBegonien,, Oloire de Lorraine'-^
aus den Kulturen des Herrn Adolf Koschel in Lichtenberg bei
Berlin, denen die große silberne Medaille des Vereins zuerkannt
wurde. Herr Heinrich Kohlraannslehner-Britz zeigte seinen
Sport „Berolina'^ von der „Gloire de Lorraine'- und rühmt an ihm
seine größere Widerstandsfähigkeit und den gedmngeneren Wuchs
und die etwas spätere Zeit des Blühens. Dieser Sport hat nicht den
lockeren, für viele Zwecke sehr wirkungsvollen Bau der .,Gloire de
Lorrain&\ ist aber in der Blütenfarbe etwas heller, was man ihm je
nach Geschmack zum Vorteil oder zum Nachteil auslegen kann, und
hat dunkleres Laub, das, wie der Züchter sagte, gegen Pilzkrankheiten
widerstandsfähig sein soll. Der Züchter nimmt das Recht der Priorität
in Anspruch gegenüber den an anderen Orten entstandenen ähnlichen
Sports. Bekannt ist, daß die Begonie ,.Gloire de Lorraine"- in der
Regel nur männliche Blüten erzeugt, und man gibt sich schon
lange Mühe, dieser Erscheinung auf den Grand zu gehen. Herr
Garteninspektor Lindemuth glaubt nun im Gegensatz zu Prof. Noll,
der Zweihäusigkeit bei dieser Sorte als Ursache anzunehmen
geneigt ist, daß die oymösen Blütenstände auch weibliche Blüten er-
zeugen, falls der Blütenstand zur vollkommenen Entwicklung gelangt,
was natürlich nur selten der Fall ist, weil die Pflanze als verblüht
gilt, wenn die cf Blüten den Höhepunkt ihrer Entfaltung über-
schritten haben. Gewöhnlich werden dann die Blütenstände zuriick-
geschnitten. Geschieht dies nicht, so wächst die Blütenachse weiter
und erzeugt als letzte Blüte eine fruchtbare weibliche Blüte. Sollte
sich dies bestätigen, so wäre die Möglichkeit gegeben, eine Bestäubung
auszuführen, wenn man eine Anzahl Pflanzen so zurückhält, daß sie
mit reifen Antheren im Vollflor stehen, wenn andere ihre weiblichen
Blüten entfalten. Eine Selbstbestäubung ist ausgeschlossen, worauf
schon die große Neigung der Begonien, sich mit Artgenossen zu
bastardieivn, hindeutet.
Weiterhin zeigte Herr Lindemuth eine 4 kg schwere Knolle
von Ämor})ltophallus und erwähnte dabei, daß Gewichte von 8 kg
leicht zu erzielen und daß sogar 22 kg schwere Knollen beobachtet
worden .seien.
Herr Geheimrat Prof. Dr. L. Wittmack berichtete über den
Gartenbau auf der Wellausstellung von St. Louis in Missouri, und
wenn es der Vortragende auch nicht sagte, so konnte man doch er-
kennen, daß mit dem Gartenbau auf dieser Weltausstellung nicht viel
los war. So fehlten namentlich Gehölze und Koniferen, an welchen
die Vereinigten Staaten doch so unendlich reich sind, fast vollständig.
Auf den Blumenbeeten hatte man sich verschiedene Extiav.ngaiizen er-
laubt, und eine sogenannte Blumenuhr diente als Reklame für eine
Uhrenfabrik. Die Zeiger sollen 23 bezw. 14 Metei; lang gewesen
144
Die Gartenwelt.
IX, 12
sein und 2500 engl. Pfund gewogen haben. Redner lobte besonders
die geschickte Aufmachung der Erzeugnisse der Landwirtschaft, was
das Interesse der Beschauer stets, von neuem fesselte. W. T.
Pflanzenkunde.
Deutsche Pflanzennamen. Der Provinzial-Gartenbau-
verein in Hannover hat vor geraumer Zeit einen Aufruf zur Ver-
breitung deutscher Pflanzennamen erlassen, worauf eine Anzahl Vor-
schläge eingegangen sind. Den deutschen Pflanzennamen wird in
Fachkreisen wenig Wert beigelegt, und die Bestrebungen auf
Schaffung deutscher Namen für bisher nur mit wissenschaftlichen
Namen versehene Liebhaberpflanzen werden ihrem Werte nach vielfach
unterschätzt. Wir sind der Ansicht, daß deutsche Namen, sofern .sie
sich für den Volksmund eignen und keine krampfhaften Versuche
darstellen, unter allen Umständen etwas Deutsches zu bieten,
wesentlich dazu beitragen können, die eine oder die andere Pflanze
in weiten Kreisen bekannt und beliebt zu machen.
Von Verdeutschungen, die dem oben genannten Verein zu-
gegangen sind, führen wir nachstehend einige an. Die in Klammern
beigefügten Namen sind weniger glückliche Versuche oder älteren
Ursprungs. Ageratum oder Blauköpfchen (Leberbalsam, Bastard-
hanf, Vanilleblume); Asparagus oder Zier- bezw. Zimmerspargel;
Begonia htberosa oder Knollenschief blatt bezw. Knollenbegonie;
semperflorens oder Gartenschief blatt; Chrysanthemum oder
(Wucherblume); Colcus oder Tuschnessel (Scheide, Bunt-
lippe); Cuphea oder Höckerblume (Rbhrenblume, Höckerkelch);
Heliotropitim oder Sonnenwende (Skorpionssohwanz, Vanille); Chry-
santhemum frutescens und ähnliche, Maiguerite oder Gretenblume ; Pelar-
gonium oder Immerblüh, auch Storchschnabel, Oeranium, Scharlach-
Pelargonien. Blühender Efeu, Glüoksblatt, Peterseisen, Fächerstrauß
(Odier), Efeublume (Efeupelargonie); Petunia oder Trichterblume;
Phalangium oder Staffel ranke; Salvia splendens oder Feuersalbei;
Tradescantia odei- Ampelranke; Verhena oder Nesselblümchen.
Rechtspflege.
Ist die Gärtnerei ein Gewerbe? Die Uuterstellimg der
Gärtnerei bezw. des darin tätigen Personals unter die Reichsgewerbe-
urdnung wird seit langer Zeit angestrebt. Um nun eine Klärung
der streitigen Frage der Rechtsstellung der Gärtner herbeizuführen,
veianstaltet zunächst das preußische Laudwirtschaftsmmisterium eine
Erhebung über die Verhältnisse in der Gärtnerei. Diesem Schritte
werden sich voraussichtlich auch die übiigen deutschen Staaten an-
sehließen. Es wird beabsichtigt, mit der für das Jahr 1905 in Aus-
sicht genommenen Reichs-, Berufs- und Gewerbezählung statistische
Erhebungen über die Berufsgliederung und die Betj-iebsverhältnisse
im Gärtnereigewerbe zu verbinden. Die aufzunehmende Statistik
soll Klarheit darüber schaffen, inwieweit die Gärtnerei als Gärtnerei-
gewei'be oder als landwirtschaftlicher Betrieb zu erachten ist. Zu
diesem Zwecke werden zwei Fragebogen ausgegeben, in denen ins-
besondere alle diejenigen Punkte, die für die Beurteilung des Begriffs
Gewerbetrieb von Wichtigkeit sind, Beantwortung finden sollen.
Aus der Fachpresse.
Zeitschrift für Gartenbau, Organ der baltischen Gartenbau-
vereine, ist eine neue, .seil dem 1. Juli ds. Js. in Reval erscheinende
gärtnerische Monatsschrift in deutscher Sprache. In der Vorrede
wird auf die eigenartigen wirtschaftlichen Verhältnisse der baltischen
Provinzen hingewiesen, die es bewirkten, daß man die auf dem Ge
biete des Gartenbaues anderswo gemachten und in den Zeitschriften
niedergelegten Erfahrungen nicht ohne weiteres verwerten könne.
Die Zeitung hat sich ein reichhaltiges Programm gestellt, dessen
Hauptpunkte Forderung des Gartonbaues, der Obst- und Gemüsezucht,
Blumenzucht, Akklimatisationsversuche, Gartenbau der Kleingrund-
besitzer, Abhandlungen über nützliche und schädliche Insekten, Bl^-
kämpfung schädlicher Insekten sind. Jedes Heft umfaßt 16 Quart-
seiten. Als verantwortliche Redakteure zeichnen Baron W.
Hoyningen-Huene und 0. Nieberg. Wenn es der Zeitschrift
späterhin nicht au geeigneten Mitarbeitern mangelt, so ist es wohl
möglich, daß ihr' eine wachsende Verbreitung in den baltischen Pro-
vinzen sicher ist.
La Villa ed il Giardina, Monatsschrift für Gartenbau, Direktor
N. Severi, Rom, Piazza Rusticucci 3-1, ist eine neue italienische
Gartenzeitschrift, die seit Juli 1904 ei-scheint. Jede Nummer hat
16 Quartseiten.
Tagesgeschichte.
Aus dem Rheinlande. Die Stadtverordneten von Barmen
bewilligten 2000 Mk. zur Vergrößerung des 'Spielplatzes im Sohön-
beoker Busch und 1000 Mk. zur besseren Instandsetzung dieses
prächtigen Wäldchens durch Einfriedigungen und Anpflanzungen.
Zur Schaffung eines weiteren Spielplatzes wurden 2981 Mk. aus-
geworfen. — In Solingen wuiden für Erweiterung des Spielplatzes
an der Dorperstraße und damit zusammenhängende Arbeiten 6000 Mk.
bewilligt. Leider wird das zur Vergrößerang bestimmte Grundstück
von dem benachbarten Schulgarten abgetrennt. — Aus den Sparkassen-
überschüssen der Stadt Neuß a Rh. sollen 17000 Mk. zur Refundation
von Grundstücken für den Stadtgarten Verwendung finden. Für
Baumpflanzungen in der Straße hinter dem Stadtgarten und auf dem
für das neue Krankenhaus bestimmten Grundstücke werden 1750 Mk.
ausgesetzt. — Die stark verschlammten Wasserläufe und Teiche im
Königl. Schloßpark zu Brühl sollen endlich änmal gründlich ge-
reinigt werden. Die Kosten übernimmt bis zu dem Betrage von
36000 Mark die Kronkasse. — Die aus Holz erbaute und sehr aus-
besserungsbedürftige Schutzhalle im Kaiserpark zu Rheydt soll durch
Aufführung von niassiven Wänden zu einer Art Festhalle umgestaltet
werden. Die Kosten betragen 20000 Mk. — Die Stadtverordneten
von Duisburg lehnten den Antrag der vereinigten BürgeiTereine
auf Freigabe eines Teiles des Stadtwaldes an der Mülheimer- und
LüÜiarstiasse zur Errichtung von villenartigen AVolinhäusern und
auf Verlegung des daselbst geplanten Friedhofes in ein anderes
Stadtviertel ab. Den in der Eingabe gezogenen Vei'gleich Duisburgs
mit Düsseldorf bezeichnete Oberbürgermeister Lehr als völlig un-
berechtigt, da Duisburg stets eine Industriestadt bleiben werde und
müsse, während Düsseldorf eine Kunststadt sei. Duisburg müsse in
erster Linie darauf bedacht sein, Handel und Industrie heranzuziehen ;
eine Erholungsstätte für Rentner oder Leute, die nur dem Vergnügen
leben wollen, werde und könne Duisburg niemals sein. Diese Be-
gründung wirkt zum Mindesten befremdend. Selbst ein Industrieort
trägt doch schließlich Verlangen nach einem Villenviertel. — Der
aus der Verschmelzung dreier Vereine entstandene „Verein für Ver-
schönerung, Rosen- und Gartenbau'- zu Münohen-Gladbaoh wählte
in seiner ersten Hauptversammlung zum ersten Vorsitzenden Herrn
Ferdinand Paas und zum Stellvertreter Herrn Stadt- Gartendirektor
Hartrath. A. W.
Cöln. Die Aktiengesellschaft Flora in Cöln-Riehl war auch
in diesem Jahre wieder mit einer, wenn auch kleinen Chrysanthemum-
Ausstellung vor die Öffentlichkeit getreten. Der Wintergarten zeigte
daher ein freundliches, buntbelebtes Bild. Die Mittelgruppe wurde
von emer großen Gruppe ,,Sybaris''- gebildet, deren lockere, edel ge-
formte grüngelbe Blumen ungemein gefielen. Die Verwaltung hatte
sich befleißigt, eine große Anzahl eintriebige Sommerstecklinge zu
kultivieren und zeigte diese in wirklich ganz hervorragenden Exem-
plaren. — Die Firma Carl Wilh. John von Andernach hatte eine
Kollektion Orchideenblumen zur Ansicht gesandt und die Firma
W. Winkelmann von Rodenkirchen war mit einer großen Warm-
haus-Pflanzengruppe vertreten. Die Ausstellung war rege besucht
und nicht nur die Flora, .sondern auch die beiden beteiligten Firmen
haben ihre Rechnung gefanden, wie auch andererseits derartige
kleine Lokalausstellungen die Liebe und das Verständnis für die
Blumenpflege nur fördern können. Rausch.
Herne. Die Anlage eines Volksparkes in Herne wurde im
beschränkten Wettbewerb von fünf Firmen dem Gartenarchitekten
Hoemann in Düsseldorf übertragen. Der Kostenanschlag schließt mit
83 450 Mk. ab. Der Fabrikant Baum überwies der Stadt zur Anlage
des Parkes ein Geschenk von 10000 Mk. W.
Verantwortl. Redakteur: Ma
sdnrffer, Berlin. — Verlag v. Richard Carl Schmidt k Ck>., Leipzig. — Druck: Anhalt. Bachdr. Oatenberg,
. b. H.. Dessau..
i^^^^Ml^
Illustriertes Wochenblatt für den eesamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
24. Dezember 1904.
No. 13.
Xachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Gärtnerische Reiseskizzen.
Kiiie Tropenfahrt.
Von Bernh. Othmer, kgl. Gatteninspektor, München.
I. Nacli West-Indien und auf Dominica.
[Hierau drei Abbildungen.)
iiu Vorjahre wurden mir von der Kgl. bayerisclien
Akademie der Wissenschaften die Mittel für eine Informations-
und Sammelreise in die Tropen bewilligt.
Es wurde mir damit der seit vielen Jahren gehegte
sehnliche Wunsch erfüllt, die Tropen aus eigener Anschauung
kennen zu lernen ; ich dnrfte" hoffen bald zu sehen, wie so
manche nur aus den Glashaus-Kulturen botanischer Gärten
oder aus Reisebeschreibungen bekannte Pflanzen in üppigster
freier Entwickelung gedeilien.
Mir wurde dafür der Auftrag, einige spezielle, nahe-
liegende Wünsche zu erfüllen. So galt es besonders für
unsern botanischen Garten lebendes Material mitzubringen,
selbstverständlich von Ai-ten, die bei uns weder in Kultur,
noch durch Kauf und Tausch erhältlich
sind. Auf Herbarmaterial wurde weniger
Wert gelegt, d. h. nicht jedes angeti-offene
Ki-aut zu Heu gemacht, manch Alkohol-
material wurde gesammelt (interessante
Blüten und Früchte) und so unter
letzterem ganz besonders nach Podoste-
maceen gefahndet, einer biologisch inter-
essanten Phanerogamenfamilie, deren Ver-
treter in den Tropen beider Hemi-
spliären in sehr rasch fließenden klaren
Gewässern stellenweise zu finden sind.
Als Reiseziel wurde aus mancherlei
Gründen schließlich Westindien, speziell
Dominica und Trinidad, gewählt,
sowie das untere Orinocogebiet, wobei
es zu den Wasserfällen des Caroni, eines
Nebenflusses des Orinoco, gehen sollte,
in dessen Zuflüssen man zahlreiche
Podostemaceen vermutete.
Gegen Ende September 1903, an
einem schönen Herbsttage, verließ ich
München, machte noch einen kurzen Be-
such in der nordischen Heimat imd traf
Gartenwelt. IX.
am 30. September in Hamburg ein. Am 2. Oktober end-
lich war die „Markomannia" reisefertig; wir wenigen
Passagiere hatten uns für einige Zeit auf ihr häuslich
eingerichtet, die Anker wurden aufgezogen und fort gings,
die graue Elbe hinunter. Das prächtige Herbstwetter
der letzten Wochen war vorüber, in der Nordsee wars
stürmisch und neblig und so blieb's für die nächste Zeit,
mit geringer Abwechslung bis zu den Azoren, in deren Nähe
wir einen derben Sturm erlebten. Neptiui schien mit seinen
Opfern noch nicht zufrieden zu sein und schüttelte uns kräftig
durch. Auf diesen weniger komfortablen, aber desto gemüt-
licheren Schiffen der Hamburg -Westindien -Fahrt der großen
H.-A.-P.-A.-G. schließen sich die Fahrtgenossen bald enger an
einander an, mit Kapitän und Offizieren bildet alles eine
Familie und so kommt man in angenehmem Verkehr über
die Ozeanfahrt hinweg. Jenseits der Azoren, als wir in
südlichere Breiten kamen, wurde es immer angenehmer und
wärmer, man verbrachte den ganzen Tag auf Deck und
Die Gartenwelt.
IX, 13
erfreute sieh angeneliraer Ruhe nach den angesti-engten Tagen
der Reisevorbereitungen, trieb noch etwas Spanisch, ließ sich
vnii erfahrenen Troijenvvanderern gute Ratschläge geben oder
— und das war die Hauptsache — genoß in vollen Zügen
jene eigenartige Schönheit, die das Meer im stets wechselnden
Spiel seiner Wellen und seiner Bewohner darbietet. An
einem Sonntagmorgen passierten wir den Wendekreis, zwei
Tage später kam St. Thomas in Sicht, ich war in den Tropen,
der Wunsch, den ich mein Leben lang gehegt, war erfüllt.
St. Thomas ist eine dänische Besitzung, sein Hafen ist
einer der besten der Welt. Die Hafenstadt Charlotte Amalie
ist %uf drei Hügeln erbaut und bietet mit ihren hübschen
weißen Häusern und roten Dächern, die zwischen Palmen
imd großen Kakteen hervorlugen, dem Ankommenden ein
freundliches Willkommen in der neuen Welt. Der gnte Ein-
druck bleibt auch, wenn man die Stadt betritt, denn sie ist auch
in ihrem Innern recht freundlich und sauber. Die Bevölkerung
besteht zumeist aus Negern in bunter Kleidung nach euro-
päischem Muster. In aufdringlicher Weise gucken sie die
ankommenden Fremden an und offerieren zum Teil mit lautem
Geschrei ihre Dienste.
Die Vegetation ist für ein Trnpeneiland sehr dürftig
zu nennen und dennoch machen die mächtigen Phoenix
und Oreodoxa, die riesigen Cereen und Opimtien, die farben-
prächtigen Acalyphen und Hihwcus auf den von Europa
Kommenden einen tiefen Eindruck ; man verkennt nicht,
daß man die Tropen betreten hat.
Meine AVisicht war, mich einige Tage hier aufzuhalten,
die Kakteenflora mir genau anzusehen, Melocaclus zu
sammeln und die Mangroven zu besuchen. Aber das
Interkolonialboot des Royal Mail Service, welches mich nach
Dominica ti-agen sollte, die schmucke „Solent", lag schon im
Hafen zur Abfahrt für denselben Nachmittag bereit; hätte
ich ihre Abfahrt verpaßt, so hätte ich 14 Tage auf das
nächste Boot warten müssen. Ich beeilte mich drum, mii-
einen guten Platz zu belegen, in der Hoffnung, Mangroven-
Sümpfe und Melocactus weiter südlich auch noch zu finden,
was sich denn auch später erfüllte. Auf dem schönen und
komfortablen Dampfer ging es dann weiter südlich, an
St. Kitts und Nevis vorbei, kleinen smaragdgrünen Eilanden
im tiefblauen, caribischen Meer. Wii- nahmen jeweils nur
kurzen Aufenthalt, um Passagiere rmd Post auszuwechseln.
In Antigua war ein Aufenthalt von einigen Stunden vor-
gesehen, den ich benützte, um mir die Insel etwas näher
anzusehen. Sie ist relativ flach und trocken ; Zuckerrohr und
Ananas sind die Hauptkulturpflanzen. Der botanische Garten
in St. John, dem Hauptorte, ist nur klein: ohne irgend ein
System sind in ihm eine Anzalü tropischer Pflanzen zusammen-
gestellt, an denen allerdings ob ihrer üppigen Entwicklung
das Auge des europäischen Gärtners seine Freude haben kann.
Donnerstag, den 22. Oktober, mittags, kamen wir vor
Roseau auf Dominica an. womit ic)i mein erstes eigentliches
Reiseziel erreichte.
Dominica bietet sieh dem Auge des Ankommenden als
ein sehr bergiges, beti'ächtlich hohes, dicht bewaldetes Eiland
dar, das von zahlreichen Wasserläufen zerklüftet ist. Die
Hafenstadt Roseau. an der südwestlichen Ecke der Insel
gelegen, hat etwa 3000 Einwohner, meistens Neger,
wohl nur etwas mehr als 100 weiße Bewohner. Aus
französischer Zeit (Dominica war bis 179G französischer Besitz)
stammt die verhältnismäßig große katholische Kirche sowie
einige größere Bauten, aus späterer englischer Zeit der Bau
des Hospitals, der englischen Kirche und ganz neuerdings
die Anlage einiger Brücken und guter Sti'aßen. Das Städtchen
besteht zumeist aus Holzhäusern, die an graden, rechtwinklig
sich schneidenden Straßen stehen. Abbildung auf der Titelseite.
Die Behausungen der farbigen Eingeborenen entbehren natürlich
verschiedener Abteilungen und der Glasfenster. Durch die
beim Bau belassenen Öffnungen strömt ungehindert frische
Luft ein, was sehr nötig und zweckdienlich ist; wenn es
regnet werden die Läden geschlossen. Des sich stauenden
Regenwassers wegen stehen sämtliche Häuser sehr hoch auf
Balken.stelzen oder Steinen. Wünscht jemand mal umzu-
ziehen, so zieht er mit seinem Hause nach einer anderen Straße,
ohne es erst abzubrechen, und hilfreich stehen ihm die Nach-
barn und guten Freunde dabei zur Seite.
Das Klima von Roseau und der tiefer gelegenen Teile
von Dominica ist feucht und warm ; die Temperatur bewegt sich
zwischen 22 bis 32 Grad Celsius im Schatten. In den höher
gelegenen Teilen der Insel ist es natürlich kühler und
feuchter. In diesen Teilen beträgt die jährliche Regenmenge
etwa 27., — 3 m, während sie in den Bergtälern bedeutend
hölier ist, so z. B. in Laudat etwa doppelt so hoch als in
Roseau. Der Boden ist vulkanischen Ursprungs, sehr locker
und fruchtbar und so kann man sich die ungemein üppige
und frische Vegetation dieser herrlichen Insel erklären.
Während man in den Niederungen mit dem besten Erfolge
Kakao zieht, kultiviert man höher hinauf Zitronen f Citrus
Limonitm) und Orangen (Citrus aurantium) in größerer
Menge und sind die Früchte wegen ihres Aromas auf dem
New -Torker resp. Londoner Markte hoch geschätzt. Zucker
wurde früher viel kultiviert, ebenso Kaffee, man ist davon
abgegangen; für Ananas ist es meistens zu feucht.
Man kann das Klima Dominicas gesund nennen; Sümpfe
fehlen fast ganz, somit auch Malariaherde. Das in We.st-
indien, sowie Süd- und IMittelamerika so gefürchtete gelbe
Fieber kommt hier nicht vor. Günstig soll das milde Klima
sein für Lungenkranke, für Hautkranke könnten sich die
zalilreichen heißen Quellen, meistens stark schwefelhaltig,
sehr nützlich erweisen. In früheren Jahren war die Insel
stark vernachlässigt, neuerdings tut man viel für sie und
manche jungen Pflanzer ringen dem Urwalde eine neue
Heimstätte mit gutem Erfolge ab. Die englische Regierung
unterstützt diese Arbeiten durch Wegebauten und Lieferung
billigen, guten Pflanzenmaterials. Vor ca. 13 Jahren ist
nämlich bei Roseau eine botanische Station eingerichtet worden,
welche die verschiedensten Sorten der in Betracht kommenden
Kulturpflanzen erpi-obt, die sich bewährenden in Massen heran-
zieht, und luiter Selbstkostenpreis an die Pflanzer abgibt.
So wurden im Jahre 1902 über 60000 Pflänzlinge abgegeben.
Der Kurator dieses praktisch angelegten und schön gehaltenen
kleinen botanischen Gartens, Mr. Jones, hat auch sein
Areal dem Urwalde abgerungen, weiß so, was Not tut und
wie es gemacht werden muß und ist der beste Instruktor
für die Verhältnisse des Landes, den man sich denken kann.
Als eliemaliger Kewenser versteht er es alier auch, schöne
Pflanzen neben den nützlichen zu ziehen und die wenigen
weißen Besucher zu orfreuen durch schiino Schmuckbeete
von Aciili//il'i( lus/iidii ismii/ir/iiiKil . ii/usiiini und obovaia,
Allaill,u„hi. 'flnnilnnin, li-intsn. I :,.u,i.,n,r,ll,„. Ixora, Croton
etc. Wie iii'pig entwickelt ^i.•h ull.'s 111 dem jiing-fi-äidichen
Boden, welche Farbenglulen werden durch tlie Tropensonne
hervorgerufen! Es fehlt nicht eine Menge der besten und
seltensten Palmen in zwar nocli jungen, aber schönen Exem-
IX, 13
Die Gartenwelt.
147
plaren und an die europäische Gartenkultur erinnert ein
sorgfältig gepflegter, dnni<elgrüner Easenteppich, vorwiegend
aus Panicum- Arten gebildet, wie ich ihn nirgends wieder so
schön in den Tropen gesehen habe. Die beistehenden Ab-
bildungen mögen das Gesagte der Form nach veranschaulichen.
Der Strand in der Umgegend von Roseau an der süd-
westlichen Küste von Dominica zeigt die typische Vegetation
mit Ipomoea pes caprae, verschiedenen Convolviilus imd
Commclinen, dickblättrigen Portulacaceen und Cnriiniif; Ävgxria,
ganz besonders aber auch das bekannte Z^/-//- 7'//////"/// filiiriimm,
welches sich stark vermehrt durch die abfall^iulrii r,|;itt[i'il«_'iii
diT geteilten Blätter. In den Strandgebüsohen fielen mir
die Coccoloba uvifera mit ihrer eigentümlichen Stellung der
vertikalen, alternierenden Blätter, sowie einige Prachtexemplare
der so selten in unsern Glashäusern schön entwickelten
Coccoloba piibescens auf. Poinciania regia leuchtete weit
hervor mit den flammend roten Blütenrispen, Tamarindus
indica, hier wohl verwildert, blühte schön violett. Bixa
(Ji-ellana stand mit stacheligen Schoten und daneben eine
herrliche orangerote Malvacee. Das wäre was für ein euro-
päisches Glashaus als Erinnerung an diese erste Exkursion,
aber die Blüten waren noch kaum entfaltet und reife Samen fanden
sich nicht, so mußte ich verzichten. — Andern Tages zogs
mich in die bergige Gegend; es ging nach Rotten Waven
und zu den Schwefelquellen. Hier war die echte Tropen-
s/.enerie und schon prächtig entwickelte Epiphytenflora.
An Orchideen waren es unter letzteren nur klein-
blumige „botanische" Arten, von größeren kommen auf
Dominica nur Epidendrmn noctnrnum und ciliare, sowie
Aus dem botanischen (iartcn von Kfisuau.
Unten rechts Gruppen von Acalypha hispida.
Vom Verfasser für die ,. Garteuwelt" photogr. aufgenommer
. Hier sah ich Isochiliis linearis
einige kleinblumige Epidendriim,
Oitcidium gphacelatuia v(
in mächtigen Büschen,
sowie Pleurothallis -Arten. Von Bromeliaceen gab es vor-
zugsweise Tillandsien, von Farnen Polypodium aus der
( accmi/bfmHi-Gruppe. An Abhängen im Walde tmd etwas
freistehend gab es bis zu 12 m hohe Alsopliilen, niedrigere
Cibolium, sowie ein kriechendes Acrostichum mit etwa meter-
langen, breit gefiederten, glänzend hellgrünen Wedeln. Es
war ein schöner, aber heißer Tag. Am genußreichsten ge-
staltete sich aber die Exkursion über das Örtchen Laudat
nach dem sog. Frischwasser- sowie dem kochenden See.
Nachdem ich mich mit Proviant für einige Zeit, mit Trägern
für die zu sammelnden Sachen und Kleidung versehen, wurde
an einem frühen, taufrischen Morgen aufgebrochen. In den
Tropen muß man früh aufstehen, darnach trachten, mit Beginn
der Tageshelle um 6 ühr früh auszurücken und sich die
frühen Morgenstunden recht zunutze machen; denn schon
nach 8 ühr sendet die Sonne solch warme durchdringende
Strahlen hernieder, daß man die Hitze stark em]>findot, rasch
Aus dem botanischen Garten von Roseau.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen.
eruiattet und meistens die Wanderung, sofern man nicht recht
hoch ist oder besonders schattig geht, nach halb elf Uhr auf-
gibt, tim bis nach zwei Uhr zu rasten. Die Dunkelheit bricht
bekanntlich nach sechs Uhr sehr schnell, fast ohne eigentliche
Dämmerung herein und man ist dann gerne an der nächtlichen
Ruhestätte. Ich habe auf Dominica und auch meistens auf
Trinidad stets irgendwo ein, wenn auch oft sehr primitives
Dach gefunden, wohin ich stets zurückkehrte, meine
Sammlungen besorgte, und von wo aus ich in den ver-
schiedensten Richtungen meine Exkursionen machte.
Bald nachdem man Roseau verläßt, steigt der Weg be-
trächtlich an. Hier und da passieren wir Kokospalmen oder
die noch mehr imponierende mächtige Kohlpalme (Oreodoxa
oleracea), die auf wuchtigem glattem Säulenstamme ihre
gefiederten Blätter trägt. Haine und Gruppen von Bananen
sehen wir hier und dort als Fnichtbäume, ebenso Mangifera
indica, die Mangos mit ihrem dunkelgrünen Laube, den Brot-
fruchtbaum, Artocarpus incisa, die Clavijas, Carica Papaya,
imd einen alten Calebassenbatun, Crescentia Cujete. Yams
(Dioscwea sativa), Bataten (Batatas edulis) und Manihot
(Manihot uülissima Pohl.) sind als Gemüsepflanzen angebaut; als
Unkräuter sehen wir zwischen Gräsern ilimosa imdica
und ähnlich unserm Bilsenkraute mit Vorliebe auf Schutt,
Heliolropiuin indicum, sowie Stachytarpheia giiyanensis.
Dann passieren wir wohlgepflegte Kakaopflanzungen,
in denen es nichts besonderes zu sehen gibt, und dann end-
lich kommen wir mehr in die Unkultur und in was für eine!
Riesige Urwaldbäume, deren Blätter und Blüten wir ntir mit
dem Fernglase betrachten können, dominieren, dazwischen
kleinere Bäume und Sträucher, dann wieder breitblättrige
Die Gartenwelt.
IX, 13
Scitamineen (Heliconien) , Aroideen (Anthtirien) ; auf den
Zweigen, an lierabhängenden Lianen, ja an den Luft-
wurzeln der Araceen, Epipliyten aus verschiedenen Familien,
eine solche Fülle des herrlichsten Pflanzenmaterials,
daß man sich eine ganze Weile sammeln muß, um in diesem
Gewirr sich zurecht zu finden und einige Einzelheiten genauer
zu unterscheiden, womöglich zu identifizieren. Da kommt eine
Lichtung; in der Ferne, schon zu unsern Füßen, liegt Roseau,
dahinter die tiefblaue caribische See, einige farbenprächtige
Kolibris umschwiiTen die Gostusblüten zu imserer Linken — das
ist ein Tropenbild — wie es zu schauen so selten vergönnt
ist und das zu erstreben es wohl des Schweißes lohnt.
Weiter seilen wir an den Stämmen größerer Bäume klimmende
Cmiudovica Plumieri bis etwa 20 cm lioch, am Eande eines
Gebüsches gewahren wir eine prächtige strauchige Begonia
[Begonia dominicetisis), eine feine Ersclieinung mit dunkel-
roten Blütenstielen und ebensolchen Blumen. Eine Alsophila-
Art gewahren wir, dort eine Cyathea mit dunkelbraunem
Stamme und etwas weiter einen anderen Farn mit kurzem
dickem Stamme und über zwei Meter langen violett schillernden
AVedeln: Cyathea Tussacü. An einer lichteren Stelle am
Wege zwischen Gräsern blüht in zierlichen reichblütigen
weißen Eispen eine kleine krautige Melastomaeee. Wäre sie
zu dieser Zeit, Ende Oktober, zu mehreren in Töpfen in einem
Glashause der Heimat, gewißlich würden sie Freunde zier-
licher Pflanzen gerne sehen. Ich bin so glücklich, einige
reife Samen zu finden und hebe sie sorgfältig auf, um später
einmal, wenn es gut geht, eine Erinnerung an diesen Weg
zu haben. Auch von den vorhin gesehenen Baumfarnen
und den hier sich zeigenden Hemüelia wird eine Anzahl
die Reise über den Atlantic machen müssen, um
vielleicht daheim unsere Glashäuser zu zieren. So geht es
immer höher hinauf; wir überschreiten ein kleines Rinnsal
mit erfrischend külüem klarem Bergwasser und sehen bald
rechts abzweigend einen Weg. Einige hundert Schritte weiter
erblicken wir auf einer dem Urwalde s. Z. abgerungenen Berg-
wiese das erste Ziel unserer Wanderiuig, das aus wenigen
Hütten bestehende Örtchen Laudat. In der Wohnung unseres
Führers machen wir es uns bequem für die nächsten Tage,
um also später die Umgebung etwas genauer anzusehen.
An diesen licliter gestellten Bäumen hatten die Epiphyten
auch weiter nach unten hin Platz genommen und gaben so
Gelegenheit, sie etwas näher und genauer, als es durch das
Fei'nglas möglich war, zu betrachten. Welch treibender
Faktor das Licht für die Pflanzenwelt ist, kann man im
Tropenwalde so recht an der Epiphytenflora beobachten. Wo
ein lichteres Plätzchen ist, haben sich die verschiedensten
Individuen angesiedelt und ihr Leibesaufbau zeigt oft die
interessantesten Anpassungen an die jeweiligen Verhältnisse.
So weisen zahlreiche Vertreter der Pteridophyten (Lyco-
podium, rolypodiimi-Arten), Aroideen {Anthurii an -Arten)
Orcliideen (Pleurotluillis, Odomeria, Stelis, Epideiidrum, Iso-
chilus), Piperaceen (Pcpnroiiiia), Gesneriaceen (Coluninea), eine
starke Verminderung der Blattflächen und eine selu- starke,
dicke Blattma.sse auf, stellenweise auch eine starke Behaarung,
um die von der Rinde ihrer Unterlage so schnell abfließenden
Wässer festhalten zu können. Höchst interessant ist es
dabei, besonders an den Lycopodien zu beobachten, daß
Exemplare einer Species, je nachdem sie an sonnigen oder
schattigem Platze gewachsen sind, ihre äußere Erscheinung
wechseln. Epiphyten anderer Art, die mit dem einen Teile
ihrer Wurzeln den hohen Standpunkt am Lichte behaupten,
mit dem anderen aus dem Erdboden ihre Nahrung auf-
nahmen, wie Carhulovica-, Anthuriuvi- und ri/ilinli'iidroii-
Arten, zeigen diese Anpassung in ihren Laubmasson nicht,
sie sind breit imd üppig, haben wenig wasserhaltige Gewebe.
Aber die Wurzeln sind differenziert, sowohl im inneren Bau
als in ihrem Verhalten. Die Kraftwurzeln wenden sich vom
Lichte weg, dringen in die Rindenspalten ein und schmiegen
sich dem Leibe der Wirtspflanze an, während die Nähr-
wurzeln dem Erdboden zustreben, siiezifi.seh geotropisch
erscheinen. Andere wiederum, einige Anthurien und Asplcnien,
haben trichterförmig gestellte breite Blätter und nestartige
Wurzelkörper, womit sie die humosen Zersetzungsprodukte
festhalten und daraus die zum Lebensunterhalt nötigen Nahrung.s-
stoffe aufnehmen. Nur wenige Wurzeln dienen als Haft-
organe, aber sie sind so fest, daß die oft n'iehr als '/., m
im Durchmesser haltenden Pflanzen an den Luftwurzeln von
Glusien- oder FiciLs -Arten sich halten. Die größeren Brome-
liaceen, Aechmea und Tülandsia hier oder Brocchinien in
höheren Lagen, halten am Grunde der Blattrichter verhältnis-
mäßig große Wassermengen, in denen Humusteile und kleine
Tierleiber verfaulen und die befähigt sind, durch kleine
schildföi-migo Schuppen diese nährstoffhaltigen Lösungen direkt
aufzunehmen. Die Wurzeln dieser Pflanzen sind hier nur
Haftorgane.
Dahlien.
„Mikado" und „Havel", zwei neue Edeldalilicii.
Da
(Hierxu xicei Abbildungen.)
/ahlien- Sämlinge werden bekanntlich da am schönsten, wo
sie geboren sind und die beigegebene Abbildung einer Blume von
„Mikado'-\ welche ich als die „Chrysanthemum -Dahlie'- in diesem
Jahre in den Handel gab, kommt in ihrer Schönheit noch lange niclit
den Blumen gleich, wie ich solche während zweier .Tahre bei dem
Züchter beobachten konnte: denn bekanntlich haben wir in Berlin
sehr dürftigen und leichten Boden, während bei dem Züchter dieser
Neuheit, Herrn W. Tölkhaus in Broxten, ein üppiger, humus-
reicher und vor allen Dingen tiefgründiger Boden vorhanden ist.
Trotz unseres ungünstigen Bodens und des noch viel ungünstigeren
letzten Sommers hat sich „Mikado" dennoch als ein prächtiger
Wachser bei mir bewährt; stets haben die Blumen einen vorzüglichen
langen Stiel, doch brauchen sie eine geraume Zeit, ehe sie sich in
ihren vielen, feinen, langen Fetalen gänzlich entfaltet haben.
Die Tatsache, daß eine schöne Chiysanthemum- Schaublume an
Formenschönheit nicht schöner sein kann als „iÄarfo", gab mir die
Veranlassung dieser Züchtung den Beinamen „Chrysanthemum-Dahlie"
zu geben und wenn ich noch maßgebende Urteile dazu anführen
darf, so waren die Mitglieder des Voi'standes und Ausschusses der
Deutschen Dahlien-Gesellschaft in ihrem Urteile einig, daß diese
Dahhenneuheit das Formenvollendetste im Edeldahlien-Gebiete sei,
was wir bis heute besitzen. Die Farbe ist ein tiefes Ponceaurot,
oder vielleicht verständlicher ausgedrückt, glänzend dunkelkirechrot.
Aber leider habe ich, wie das uns Gärtnern so oft passiert,
auch diese Züchtung bei noch zu geringen Beständen ein Jahr zu
früh dem Handel übergeben und trotz hohen Pflanzenpreiscs ein
Drittel der Aufträge nicht ausführen können, aber ich hoffe für das
kommende Jahr gerüstet zu sein, um allen an mich herantretenden
Aufträgen auf Pflanzen genügen zu können, die vielleicht zahlreich
werden, zumal sich „.l/?>arfo" auf der Düsseldorfer Ausstellung sehr
viele Freunde erwarb.
Die Sorte „flaj'ei", Abb. S. 150, ist eine neue seerosenförmige Züch-
tung. Hat sicli die frühere Tölkhaussche Züchtung „Nymphaca" in ihre''
eigenartigen Seerosenform schon viele Freunde erworben, so bin ich
überzeugt, daß diese Neuzüchtung „Havel", welche ich ab Mai 190.')
dem Handel übergebe, überall gut aufgenommen werden wird.
IX. 13
Die Gartenwelt.
149
Nachschrift der Redaktion. Wii bostätiguti ilio
Auffassung des Einsenders der vorstehenden Notiz.
riMT
Sie liat den Vorzug vor „Nyryiphaea'-\ daß sie vor allen Dingen,
das zeigt ja die Abbildung zur Genüge, langstielig ist und nicht so
sehr im Laube blüht wie jene, sondern ihre Blütenstiele weit über
der leichtgebauten Pflanze trügt.
Bei vorzüglicher Haltung ist die Farbe der Blüten ein an-
genehmer Lachston, während die Mitte lebhafter hervorschimmert-
Auch in der Form ist ,,Eavel-' schöner als ^^NyinphaecC-K Die
Blumenblätter sind breit, an den Enden etwas gewellt und oben
scharf zugespitzt. Die Blumenstiele sind schwarz und werden, wie
schon bemerkt, außerordentlich lang und da sich die Züchtung selbst
im letzten ungünstigen Dahliensonimer als reichblütig zeigte, so wird
ihr wohl in normalen Jahren dieser Vorzug noch viel mehr eigen sein.
Heinrich Kohlmannslehner.
Dahlienveredlung. In seinem Artikel Einiges über Dahlien
in Nu. 7 ds. .Jahrgangs erwähnt Herr Beuß auf Seite 82 auch einen
Artikel von mir im siebenten Jahrgang Seite 245 nebst Nachschrift
der Redaktion. Das von mir empfohlene Veredeln der Dahlien
bezweckt etwas ganz anderes als eine „Massenvermehruug und
Bombengeschäft, unbekümmert auf Erhaltung der Eigenart und vollen
Schönheit der Sorte". Die Redaktion gebrauchte iu ihrer Nachschrift
zu meinem Artikel die voren\'ähnten Ausdrücke in einem ganz anderen
Sinne als sie Herr Beuß ihnen unterlegt. Unter Massen Ver-
mehrung kann bei Dahlien nur die Vermehrung durch kraut-
artige Stecklinge ver,standen werden. Georg Blau.
Pflanzendüngung.
die Verwendung der Düiigersalze
lind konzentrierten Dünger,
VY er sich auch nur mit einigem Erfolg im Garten-
liau betätigt, wird heutzutage mit fragen über
Kunstdünger überlaufen, fast noch mehr, als von
jeher über das Wasserquantum, welches diese oder
jene Pflanze bedarf. Ich werde dieses unerschöpf-
liche Thema daher einmal an einigen Beispielen
behandeln.
Allgemein gültige Rezepte gibt es allerdings
nicht; jede Nutzanwendung ist von Vorbedingungen
abhängig. Nur eins bleibt die Basis für jede
Düngerlehre auch heute noch: Die Dung-Kom-
post-Düngung bildet die Grundlage jeder
rationellen AVirtschaft.
Das kannten imsere Voreltern auch sclion, und
dem Pächter, welcher vor Ablauf der Pacht mergelte
und kalkte, wurde scharf auf die Finger gesehen,
ob dem erhöhten Ertrage auch die folgende Stall-
düngung entsprach; denn ein ausgemergelter
Boden geht im Pachtertrage zurück!
Jetzt wird unser Boden mit hundert anderen
Mitteln ausgemergelt, um so mehr muß vor
solcher Kultur überall da, wo sie in Raubbau aus-
artet, gewarnt werden; denn es gibt keine
Kultur, die dauernd auf Kunstdünger be-
gründet werden kann. Ein s.Z. gut gekannter
Meister des Gartenbaus — zu Hause war er Vege-
tarier — wollte den Kuhdünger als Gift verdammen
und keinen auf Kuhdünger gewachsenen Kohlkopf
speisen ; allerhand Steinmehle mußten Ersatz liefern ;
aber der Kohlkopf wurde zum Steinkopf und das
System versagte auf die Dauer.
Der ganz außerordentliche Wert der konzentrierten
Dünger besteht, wie bei der Ausmergelung, in der Aus-
nutzung des Bodens, Beschleunigung, Vermehrung, Ver-
besserung der Ernten. Intensivster Betrieb ist ohne Kunst-
dünger nicht möglich. Aber nur durch rationelle An-
wendung der Hilfsmittel, welche uns in den konzen-
trierten Düngemitteln zur Verfügung stehen, gelangen wir zu
schnelleren, doppelten und besseren Ernten, wenn wir es ver-
stehen, dieselben richtig und rechtzeitig anzuwenden. Hier-
für einige Beispiele.
Im Chilisalpeter und schwefelsauren Ammoniak
haben wir ganz vorzügliche Mittel, Neupflanzungen von Ge-
müsen, Blumen, jungen Gehölzen, Stauden etc. schnell zur
Weiterentwickelung zu bringen. Das Verpflanzen ruft eine
Störung hervor, die aber durch Vermehrung des Wurzcl-
vermögens .si)äter wieder ausgeglichen wird. Wenn nmi
etwa 8 Tage nach der Pflanzung die Neubildung von Wurzeln
kräftig eingesetzt hat, wirkt eine ganz schwache Auf-
lösung von oben genannten Salzen im Gießwasser (1 Kilo-
gramm auf 40 bis 50 Liter) auf eine rapide Entwickelung der
Setzlinge, wodurch 2 bis 4WochenKult urzeitgewonnen
wird. Wurzel- wie Blattbildung werden durch schnellere
Die Gartenwelt.
IX, 13
Nutzbarmacliung der im Boden enthaltenen Ncährstoffe ge-
fördert. Der -weitere Erfolg hängt davon ab, ob der Boden
den erhöhten Ansprüchen der schnell angeregten Pflanze
entspricht, ob die Pflanze die anderweitigen Nährstoffe mit
den schnell und weitausgreifenden Wurzeln vorfindet. Boden
ohne gut verteilten Stalldung wird wohl etwas geileres, aber
kein kräftiges Wachstum zeitigen; das Endresultat wird
meist geringer ausfallen, als ohne Nachhilfe mit Salzen.
Diese einfaclie und in der Wirkung klare und charakteris-
tische Anwendung von Düngesalzen ist geeignet, in das
Wesen der Hilfsdüngemittel einzuführen; aber nichts mehr.
Während genannte Stickstoffzufuhr, eventl. einmal wieder-
holt, durch keine andere Jauchemischung ersetzt werden
kann, handelt es sich später, wenn durch weitere Aus-
beutung des Bodens ein intensivstes Kulturverfahren verfolgt
werden soll, um Nachhilfe im Ausbau der in ihren An-
spriichen sehr verschieden veranlagten Pflanzen. Da bleiben
selbst dem erfahrensten Kultivateur Ai-beit und Beobachtungen
nicht erspart ; er muß seinen Boden und sein Kultur-Material
beobachten, studieren.
Für vorwiegende Blattent-
wickelung (Blattgemüse, Blatt-
pflanzengruppen) ist Düngung
mit Jauche, welcher pro 100 1
3 bis 5 Kilogramm Guano zu-
gesetzt ist, in den meisten Fällen
das beste. Unter Jauche ver-
stehe ich ganz allgemein in
erster Linie Kuhdung in Wasser
gelöst in dem Verhältnis 1:15
bis 20. Aber auch entsprechende
Verdünnungen aus dem Abfluß
von Dunghaufen und Abtritt
sind nicht zu verachten.
Für Knollengewächse (Stau-
den, Sommerblumen, auch Wur-
zelgemüse) ist eine stickstoff-
i-eiche Düngung zu vermeiden;
Knochenmehl in Wasser aus-
gelaugt (3 : 100) erweist sich
meist als eine vorzügliche Nach-
düngung. Wurzelgemüse sind
allerdings kurz nach Aufgang
der Saat oder nach der Aus-
pflanzung mit schwachen Lö-
sungen von Chilisalpeter zu be-
leben. Charakteristisch im Er-
folg für die SellerieKultur ist
eine starke Düngung mit Holz-
asche vor der Pflanzimg; Chili-
salpeter nach der Pflanzung
und Knochenmehljauche vor der
Periode derKnollenbildung, nach-
dem die erste Knollenbildung
umputzt, und wiederholt, nach-
dem das Kraut im September
niedergetreten ist. Vorbedingung
für den Erfolg der Hilfsdüngung
ist auch hier ein kräftiger Dung-
Humus-Bestand.
Bekannt ist, daß alle
Hülsenfrüchte in der Blüte bez.
dem Ertrage durch Stickstoffdüngung beeinträchtigt werden;
hier ist ohne Stall- und Jauche-Düngung eine
Kali-Pliosphatgabe angebracht, also ist Kainit und
Thomasschlacke in erster Linie am Platze. Man mache die
Probe mit wohlriechenden Wicken (Lathyriis odoratus) auf
Blumenbeeten ; man wundere sich aber nicht, wenn ein
gleicher Versuch auf demselben Beet im zweiten Jahre voll-
ständig mißglückt! Auch hier muß eine volle Stalldüngung
mit anderer Kultur dazwischen treten, wenu die Sonder-
düngung mit der Sonderkultur einen vollen Erfolg zeitigen soll.
Betrachten wir mm in kurzen Zügen die einem re-
gulären Wechselbetriebe angeioaßte Düngung im Gemüse-
garten:
1. Bei 3 jährigem Turnus:
1. .labr: Vulle oder doppelte Stallmist-Herbbtdünguuy für
Kraut- und Blattgemüse, Lauch etc.
-. Jiibr; Kompost-Herbstdüagung, eveutl. mit Kalk-Zugabe
für Wurzel- und KnoUen-Gemüse, Sellerie, Zwiebeln,
Gurküugewäohse.
'i. Jabr: Kainit-Thomas-AA'iutordüugungfürHülsenfrüohteete.
2. Bei 5 jährigem Turnus:
1. Jabr: VoUeStallmist-Herbst-
düngung für gevröhnliobe
Koblgewäcbse, Sellerie,
Spinat, Mangold etc.
2. Jabr: Kompost - Kalkdüng-
ung für Wurzeln, Knol-
len, Eüben etc.
3. Jahr: Doppelte Stallmist-
Herbstdüngung für fein-
ste Kohlgewächse, Lauch,
Bleichsellcrie etc.
4. Jabr: Ohne Düngung, wenn
es sich vorwiegend um
Frühkartoffeln und Zwie-
beln bandelt;
mit Jauchedünguug
für Gurkengewächse, Arti-
schocken, Salat, Endivien
etc.
5. Jabr: Kainit - Thomas-Win-
terdüngung für Hülsen-
früchte, Zuokermais (Ku-
kuruz), Gewürzsamen etc.
Das klingt höchst einfach
und docli wird gegen solche
erste Grundgedanken viel und
oft verstoßen. Abänderungen im
Grundplan werden natürlich
durch die Verliältnisse bedingt;
so ist die Kalkdüngung ganz vom
Inhalt des Bodens abhängig;
überhaupt wird man nun erst
im Rahmen eines solchen Planes
seine Erfahrungen und Beob-
achtungen spielen lassen, Zu
den vollkommensten Produkten
in Quantität und Qualität ge-
langt man erst durch ent-
sprechondeHilfsdüngemittel,
welche meist in flüssiger
Y 0 r m gegeben werden ; da
muß manseinekon zentrierten
Dünger und Salze kennen,
lun sie in anfangs angedeutetem
IX, 13
Die Gartenwelt.
151
Sinne voll ausnutzen zu
können. Um auch, wo
es angebracht ist, nach
Möglichkeit billig zu wirt-
schaften, beschränke man
sich auf gut bekannte und
garantierte Original - Pro-
dukte wie Peru - Guano,
Thomasschlacke, Schwefel-
saures Kali, Kainit, Chili-
salpeter, schwefelsaures
Ammoniak, Knochennield,
Ilornsiiäue, Gips, Kalk (ge-
mahlenen für leichte, ge-
brannten für schweren'
Bodenarten), man vernieidr
dagegen alle Heureka, Ideal,
K. P. D., X. P. und andere
Nonplusultra -Dünger, dif
zwar selten schaden, im
Gegenteil auch ihre Wir-
kung äußern, aber stets
zu teuer sind. — Wer
aber nun noch glauben
sollte, es käme bei dem
Generalplan fiu' den Betrieb
im Gemüsegarten garnielit
darauf an, in welchem Jahr-
gang z. B. Kainit verwendet
werde, den verweise ich
auf den rohen Geschmacic
der Blattgemüse und auf
den bekannteren seifigen
Geschmack der Kartoffeln.
unter welch letzteren weib'
Bevölkerungsschichten jetzt
zu leiden haben, weil es ja
so bequem, billig und ra-
tionell erscheint, die Kali-
pflanze „Kartoffel" auf
Kainit-Diät zu setzen.
Nun zu einer anderen Kultur. Bekannt ist, daß ein
guter Rasen zu den kostspieligeren Vergnügen des Garten-
besitzers gehört. Leider ist durch billige Kunstdünger daran
nichts zu ändern. Vorbedingung ist eine sorgfältige zweispaten-
stichtiefe Durcharbeitung des Bodens mit gründlich ver-
rottetem S t a 1 1 d u n g. Nach dem ersten oder zweiten
Schnitt — man wartet feuchtes Wetter ab — wirkt eine
schwache Kopfdüngung mit C h ili salpe ter, 1 Kilogramm
pro lOÜ qm., außerordentlich günstig auf Wuchs luul Färbung
des Rasens. Diese Wirkung hält an, wenn die Graspflanze
im Boden den nötigen Nährstoff findet; sonst ist selbst durch
Bewässerung kaum ein Verbrennen abzuwenden, weim mal
14 Tage Dürre eintritt. Für besseren Rasen gibt es für die
Folge kein anderes Rezept als alljährliche Kopfdüngmig mit
gut verkompostiertem Stalldung über Winter, und Nacli-
hilfen mit Amraoniak-Superpho s phat im Sommer, weini
und Chaussee- Kehricht,
dem nach Bedarf Kalk
zugesetzt werden kann, etwa
50 kg Kalk pro cbm solchen
Kompostes, welcher für 2 bis
3 Ar eine guteDüngung gibt.
Daß durch Kainit- Tho-
mas der Kleewuchs im
Rasen außerordentlich ge-
fördert wird, ist hier noch
zu betonen; sehr vorteil-
liaft für den Nutz-R;ison —
Wiese — , sehr unpassend
für feinen Rasen; daher ist
dieser Kunstdünger im
letzten Falle ganz auszu-
schalten, auch Kalk ist ina-
in dringenden Fällen zu ver-
abreichen. Im übrigen
bleibt die Lehre bestehen:
Wer auf kalkhungrigem
Boden nach Kainit den
Kalk vergißt und wer
nach und vor Kalk oder
Merger den Stalldung
spart, der wirtschaftet
bergab. Das gilt für fast
alle Kulturen mehr oder
weniger; man wird aber
hier wie überall Dünger-
folge, ihre Wirkung, be-
sondere Einflüsse, Nach-
hilfen für Spezialfälle be-
obachten und zu ergründen
suchen, um dadurch seinen
Grundplan zu koi-rigieren.
Die zuletzt in den
Vordei'grund geschobene
Kalkdüngung ist be-
sonders für Obstkultur,
auf welclie ich noch kurz
hinweisen will, von größter Bedeutung.
Sciion bei der Pflanzung bereichert man den Beden,
auch wenn er nachweislich einen kleinen Kalkgehalt zu ver-
zeichnen liat, mit Kalk; selbst Kainit, Thomasscldackc, zer-
kleinerte Knochen, grobe Hornspäne und andere Abfälle
werden mit Dung und Erde gemischt, der Pflanzgrube ein-
verleibt; aber wohl gemerkt, nichts davon kommt in
den Bereich der Wurzelkrone; der ersten Wurzel-
bildung schadet jede Berührung mit konzentriertem Dünger.
Direkt an die WurzeUfrone kommen einige Hände voll
Torfstreu und in die nächste Umgebung mit Erde ge-
mischter vollkommen verrotteter S t a 1 1 d u n g. Sobald
die erste Knospenentfaltung auf erfolgte Wurzelbildung
schließen läßt, erhält der Baum einen Dungguß von auf-
gelösten Kuhfladen mit einem kleinen Zusatz von Cliili-
salpeter.
Bei gesundem Pflanzmaterial gibt diese Pflanzmethode
Rasen- oder Wiesenflächen ist dagegen in dreijährigem Turnus]^' nicht allein volle Garantie füi- das Anwachsen sondern auch
mit Dungkompost, Kainit-Thomas und Jauche zu für einen normalen Holztrieb im ersten Jahr nacli
wechseln; in Ermangelung der letzteren greift man auch mal x, der Pflanzung, wenn richtig geschnitten wurde. Die
zum gewöhnlichen Gartenkompost gemischt mit Straßen-^üppige AVurzelbildung greift bald aus bis in die Vorräte des
Die Gartenwelt.
IX, 13
Untergrundes und nun kommt eine rationelle Weiterdüngung
an die Reilie. Man wird auch bei kräftigem Holztrieb auf
D u n g d e o k e im Winter nicht verzichten dürfen. Aber
schon im dritten Winter kann unter normalen Verhältnissen
eine Kaini t-Tho m asdüngung bei langem Schnitt auf
die Infruchtsetzung hinwirken; dieser muß im folgenden
Jahre eine Korapost-Kalkdüngtuig, die untergegraben wird,
folgen. So setzt ein Wechsel ein. Bei nachlassendem Trieb
wird eine ergiebige Stick st off düngung in der Form von
Jauche zur B'rühjaiirszeit mithelfen müssen; bei übermäßigem
Holztrieb wird StickstoffdOng>ing auch in der Form von
Jauche und Stallmist beschränkt oder ganz ausgesetzt, um so
mehr aber Kaliphosphat gegeben eventl. im Wechsel
mit der Kompost-Kalk düngung. Später greift man zur
L 0 c h d ü n g u n g mit Hilto eines schweren Locheisens ; hier
verwendet man wieder flüssigen Dung, den man je
nach Art und Entwickelung des Baumes in milderer oder
strengerer Form gibt und füllt die Löcher nach mit Kom-
]) 0 s t , dem man nach Bedarf gemahlenen Kalk, Kainit,
Thomas-, Knochenmehl oder dergl. untermischt hat.
Einige Hauptregeln zum Schluß.
1. Kulidünger ist die mildeste Form der Pfianzennahrung
besonders in flüssiger Form, selbst für kranke Pflanzen geeignet.
2. Alle anderen Stalldünger, besonders die wertvollen
Geflügeldünger sind gut verkompostiert am vorteilhaftesten
zu verwenden.
3. Konzentrierte Dünger passen für Pflanzen mit krank-
haften Neigungen nicht, am allerwenigsten Salze.
4. Selbst gesunde Pflanzen, die sich erfahrungsgemäß
leicht den Magen verderben, sind unbedingt mit Salzen zu
verschonen.
5. Je konzentrierter der Diuiger, desto sparsamer seine
Verwendung; dafür sind Wiederholungen angebracht.
6. Für alle Salze gelte dem vorsichtigen Kultivateur pro
Ar 1 Kilogramm, das macht pro tpn, den ein junger Baum
einnimmt, 10 g; dieser Satz kann unter normalen Verhält-
nissen verdoppelt, bei Kainit im Winter auf 60 — 80 g er-
höht werden.
7. Ist eine Pflanze dem Hunger verfallen, so ist mit
den mildesten Düugerformen in kräftigen und wiederholten
Gaben zu beginnen; erst nach wahrnehmbaren Erfolgen sind
Nachhilfen mit konzentrierten Düngemitteln gestattet.
8. Jedes Düngesalz läßt die Tätigkeit des Bodens bei
Mangel an Wasser und Stalldung erstarren.
9. Jede rechtzeitige Nachhilfe und Ergänzung des Stall-
dunges durch konzentrierte Dünger verdoppelt die Ernten.
10. Ein Normal -Quantum Düngersalz bedingt eine
dopi)elte Stalldüngung.
Wie jegliche Verrichtung in der Pflanzen-Pflege, so
birgt besonders die Darreichung der Nahrung eine uner-
schöpfliche Quelle anregender Arbeit, durch Versuch imd Be-
obachtung gewürzt, durch Erfolg belohnt, wenn man sich
nicht auf Abwege verlocken läßt, die aller guten Kultur zu-
wider laufen. Karl Koopmann.
Neue Pflanzen.
Die iit'iio Remontant- Nelke „Mela".
{IlicrxH einn Alibüchmxj.)
JL/iese prächtige Nelkensorte wurde von dem belcanntm Ni'lkeu-
Spuzialisten Carl Schulz, Leipzig-Stotteritz, gezüchtet und mir vom
Züchter im Vorjahre zum Ankauf angeboten.
Den mir überlassenen Probepflanzen konnte man gleich an-
sehen, daß man es hier mit einer außerordentlich wüchsigen
und besonders für Topfverkaufszwecke überaus wertvollen
Züchtung zu tun habe. Ich stellte im Interesse des Züchters einige
Töpfe im Verein zur Beförderung des Gartenbaues aus, mit dem Er-
folge, daß dieser Nelken -Neuheit die silberne Medaille zuerkannt wurde.
Eine gewisse Scheu vor dem Nelkengeschäft, weil es seinen
Haken hat, wenn man es nicht als Spezialität betreibt, hielt mich leider
ah, schon damals diese vorzügliche Remontantnelke in den Handel zu
bringen. Wenn ich das jetzt tue, so geschieht es, weil ich durch einen
( igenartigen Umstand aufs neue auf diese Züchtung aufmerksam ge-
macht worden bin. Von den mir von Herrn C. Schulz überlassenen
vorjährigen Mutterpflanzen verkaufte ich nämlich zwei Stück an
einen mir befreundeten Kollegen, der auf ,,3/c<i" in der erwähnten
Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues auf-
mei-ksam wurde. Trotz der Ungunst des letzten Sommers entwickelte
sich seine, von diesen Mutterpflanzen gewonnene Vermehrung so
überraschend gut, daß ich ersuclit wurde, ein ganz bedeutendes
Quantum Steeklint e vom Züchter zu besorgen. Nun bin ich fest
überzeugt, daß diese Sorte eine Empfeblung, ich betone, besonders
für Topfverkaufszwecke, nicht nünder aber auch zum Schnitt, mit
Fug und Recht verdient, zumal ich diese Nelke auf der Leipziger
Jubiläums-Ausstellung in schönen Pflanzen sah. Bestärkt in diesem
Urteile haben mich die Ansichten verschiedener Marktgärtner, so die
des tüchtigen Fachmannes Heinrich Voesch in Neuendorf-
Nowawes, welcher ihren Marktwert als Topfpflanze nicht genug
rühmen konnte.
Kurz beschrieben ist die Farbe dieser ganzrandigen Reniontant-
Nelke ein dunkles Braunrot aber doch leuchtender und prächtiger
in der Fa'benwirkung als sie „Pres. Cai-nol" eigen ist.
Im Wuchs baut sich die Nelke „Meta"' kurz und gedrungen
und anscheinend ist sie auch sehr hart, denn Krankheiten sind meines
Wissens bei dieser Züchtung noch nicht beobachtet worden.
Ohne daß man die Pflanze zu stutzen braucht, baut sie sich
kurz und gedrungen, wie es die Aufnahme Seite 151, die ja der
Wahrheit entspi'eohen muß, bestens wiedergibt.
Vermöge ihres gedrungenen und sehr üppigen Wuchses ver-
trägt „J/ete" noch sehr spät das Eintopfen und bringt willig und
leicht jede farbezeigende Knospe bis in den spätesten Herbst hinein
noch prächtig zur Entwicklung. Wenn ich „3/eto" mit „President
Carnot" vergleichen wollte, welche ja in der Farbe etwas ähnUch
ist, so würde ich für Schnittzwecke, weil sie langstieliger wird, „Pres.
Carnol'' den Vorzug geben; als Topfpflanze haben wir aber in
der so beliebten braunroten Farbe bis heute noch keine bessere
Kemontant-Nelken-Züchtung, als diese Neuheit, mit welcher sich der
Züchter unbestreitbar ein großes Verdienst erworben hat.
Heinrich Kohlmannslehner.
Mannigfaltiges.
Die Aipeiigärten und der erste Kongrel) von Ver-
tretern alpiner Gärten und von Freunden der Alpeu-
ptlanzen im August 1904.
\'on Henry Correvon, Floraire bei Genf.
II. (Scliluß).
Die Rambertia bedeckt beide Seiten der Bergkuppe (Nord und
SUd) und hat ungefähr 8 ha Boden. Sie besitzt großartige steilauf-
ragende Felsen, und man genießt von der Höhe eine prächtige Aus-
sicht. Die Felsen sind kalkhaltig, so daß die kalkfeindlichen Pflanzen
dort nicht gedeihen. Trotzdem ist die Zahl der eingeführten und der
natiu-Iich dort wachsenden Arten sehr groß, obschon die große Höhe
es uns nicht erlaubt, zu große Bestände anzupflanzen. Während wir
in der Linnaea (granitis<'h) mehr als 2000 Arten akkliniatisieri haben,
konnten wir in drr ];;indM'rti;i, li. j.-lzi wviii-strns. iiiclit mehr als
800 zählen. Solch- J'flanzrn ali^r \y\r J'.ipairr alpiuiim und be-
sonders P. niidk-aiile, Eryiitjiuin alpiiiuiii. Vlula luniida, üiantlius
IX. 13
Die Gartenwelt.
m'tjle.ctus, Campamela pnlla, Orrciniii»! nri/ri>tri(>ii und (1. rhicniim
gedeihen so gut, daß .sie von dorn li.arteii auch auf liii,' X.ifhlmr-
Felsen gewandelt sind.
Mit Bäumon haben wir dort nur mit Arven {l'imis Cembra) und
Bergföhren (Pinns moutana) guten Erfolg gehabt. Lärchen, Tannen
und Birken gedeihen nicht in dieser hohen Lage.
5. u. ü. In den Jahren 189.3 bis 1895 wurden in Frankreich wieder
zwei Alpengärten angelegt; der eine durch die Sektion Nizza de.s
französischen Alpenklubs in den Seealpen, der aber nur drei Jahre
bestand und dann einging; der zweite durch die Sektion Beifort
de.s.selben Klubs auf dem Ballon d'Alsaoe (1150 m hoch). Der letzte
scheint sehr gut zu gedeihen.
7. u. 8. Von 1897 bis 1899 wurden in den graischen Alpen
(Piemont) in Italien zwei Gärten angelegt, die als Kinder der
Linnaea angesehen werden können; der erste auf dem Col du
Petit St. Bernard (die Chanousia), der zweite bei Cour-
luayeur (Jardin Henry). Der erste liegt 2200 m hoch und ist
jetzt ziemlich vernachlässigt; der zweite, der durch die Botanische
(jesellschaft von Ao.sta unterhalten wird, scheint eine bessere Zu-
kunft zu haben.
9. In den französischen Pyrenäen wurde im Jahre 1899 beim
Observatorium des Pic du Midi (2860 m) der höchst gelegene
Garten angelegt, und zwar durch Prof. Marchand, den Direktor des
Observatoriums. Diesen Garten habe ich noch nicht gesehen, ich
kenne ihn nur durch die Beschreibung des Dr. Marchand.
10. In den Cevennen, aber in der gleichen Zone, befindet sich
der botanische alpine Garten, der meiner Ansicht nach der voll-
kommenste und wissenschaftlich wertvollste aller ähnlichen Schöpfungen
ist. Er wurde durch Prof. Dr. Ch. Flahault von Montpellier ge-
gründet und dient Studienzwecken. Herr Prof. Flahault hat dem
Kongreß einen sehr interessanten Bericht darüber vorgelegt und uns
gezeigt, daß man wirklich Kunst, alpines Leben, Wissenschaft und
auch noch Gärtnerei vereinen kann. Die französische Regierung hat
ihm geholfen, dort ein fönnliches In.stitut für das Studium der Alpen-
pflanzen mit botanischem Garten, Gartenbau, landwirtschaftlichem und
Förstereiwesen Versuchsstationen zusammen zu erbauen. Der Garten
liegt in der Nähe des Observatoriums de l'Aigoual (1565 ni) und
bietet verschiedene Stationen in den Höhen von 200, 600, 800, 900,
10.00, 1100, 1300 und 1500 m; dann wird eine zwischen 1255 und
1360 m Höhe von 7 ha, welche schon seit dem XVI. Jahrhundert
durch ihre reiche Flora berühmt ist, als botanischer Garten benützt,
und nicht weit davon liegt eine andere Station mit natürlichen
Sümpfen und teilweisem Heidebestand, wo Ericaceen, Vaccinien etc.
kultiviert werden. Prof. Flahault hat schon mehr als 40 verschiedene
Heideerdesträucher dort gepflanzt und teilweise akklimatisiert.
Eigentlich sind auf dem Aigoual drei verschiedene und wohl
unterscheidbare botanische Gärten in der Ebene bis zum Gipfel des
Berges gegründet worden, deren jeder eine Versuchsstation hat. Be-
sonders wertvoll sind forstwirtschaftliche und landwirtschaftliche Ver-
such.skulturen. Die Forstbeamten sind die Gärtner der Anstalt, und
der Direktor, Dr. Flahault, wohnt dort im Sommer.
11. Zu gleicher Zeit wurde ein sehr interessanter Garten in den
cottischen Alpen (Pedemonte) gegründet, einige Stunden weit von
Turin. Er wurde Rostania getauft, zu Ehren des Dr. Rostan, des
verstorbenen Pedemonteser Botanikers, der die Flora der cottischen
.Upen am besten bearbeitete und veröffentlichte. Dieser Garten hat
nur einen Wächter, welcher die gröbsten Arbeiten macht. Der Pro-
fessor Monnet von Pinerolo ist Direktor und hofft in diesem
1300 m hoch gelegenen Garten mit der Zeit eine vollständige
Sammlung der italienischen Bergpflanzen zu vereinigen. Er hat
schon etwa 400 Arten, und der Garten besitzt natürliche Bäche und
Teiche, wo man eine sehr schöne Alpen.sumpfflora kultivieren kann.
12. In Turin selbst wurde ein solcher Alpengarten durch die
Verwaltung des italienischen Alpenklubs angelegt, und zwar auf drei
Seiten des Monte dei Cappucoini, eines Hügels, der sehr gut dazu
geeignet ist und gerade am Ufer des Pos liegt. Dort werden alle
Pflanzen der Berge, aber besonders die der italienischen Alpen, kul-
tiviert. Der Direktor ist Prof. Dr. Valbusa. Der Name des Gartens
ist Allionia, zu Ehren des berühmten ehemaligen Botanikers
Allioni.
13. In den Bergamasker Alpen, nicht weit von Bergamo, wurde
im Jahre 1902 ein Alpengarten gegründet durch ein Mailänder
Ehepaar, Herrn und Frau Silvestri. Er hat schönste Lage in
1300 m Höhe, mitten in den prachtvollen Bergamasker Dolomiten,
dort wo Jilioi/oi/i'iii/inii i/iamaeeisttis, Campanula elatinoides und
Raineri, Pliytiinini inninsnm, Primula glaucescens etc. wild wachsen.
Dieser Garten Ncrspiicht mit der Zeit einer der .schönsten und
reichsten zu werden, und ist jetzt schon von großem Interesse.
14. Im gleichen Jahi- wurde an der Quelle der Mosel auf den
Hohen Vogesen ein alpiner botanischer Garten durch Dr. Brunotte,
Prof. der Botanik in Nancy, gegmndet. Dieser Garten soll besonders
Studienzwecken der Universität zu Nancy dienen.
Auch in Deutschland wurden 1900 die ersten Alpengärteu
angelegt durch den in Straßburg gegründeten „Verein zum Schutze
und zur Pflege der Alpenpflanzen". Zwar hatten, wie schon
erwähnt, Professor Kern er im Jahre 1875 (auf dem Blaser) und
Prof. Naegeli im Jahre 1884 (auf dem Wendelstein) alpine Stationen
zu gründen versucht. Beide Schöpfungen aber mußten aus Mangel
au Interesse der einschlägigen Behörden und infolgedessen aus Mangel
an Geld wieder fallen gelassen werden. Aber den Bemühungen des
sehr eifrigen und tätigen Dr. Schmolz, Apothekers in Bamberg, ist
es gelungen, jenen Verein zu gründen, der ungefähr den gleichen
Zweck hat wie unsere Association pour la protection des plantes. Im
Juli 1900 wurde der Verein gegründet mit 125 persönlichen Mit-
gliedern, 28 Gesellschaften und Alpenvereinen, und zwei Jahre später
war die Zahl der ersteren auf 332 und die der Vereine auf 72 gestiegen.
Der Zentralausschuß des D. u. Ü. A.-V. beschloß ihm von Anfang an
1000 Mk. als jährliche Beihilfe zu geben, so daß der Verein mit Ruhe
in die Zukunft sehen kann.
15. Ln Sommer 1901 wurde der Garten auf dem Schachen
(1800 m hoch) eingeweiht; derselbe liegt herrlich und besitzt natür-
liche und künstliche Felsen. Ein kleines Haus wurde dort erbaut,
und Herr Obrist, Obergärtner des Müuchener botanischen Gartens,
pflanzte eine gewisse Anzahl Alpen- iind Bergpflanzen. Herr
Dr. Goebel, Prof. der Botanik in München, ist Direktor des
Gartens.*)
16u.l7. Gleichzeitig wurde in den Tiroler Alpen ein andereralpiuer
Garten durch den genannten Verein angelegt, und zwar im Gschnitz-
tal bei der Bremerhütte (2380 m hoch). Bald aber wurde eine
Filiale tiefer im Tale angelegt (1700 m hoch), damit man solche Arten,
welche in der hohen Lage der Bremer Hütte nicht leben konnten,
auch dort kultivieren konnte. Beide Gärten stehen unter der Direktion
von Dr. von Wettstoin, Prof. der Botanik an der Wiener Uni-
versität, und sollen neben Belehrung des Publikums aucli wissen-
schaftlichen Zwecken der Wiener Universität dienen.
19U.20. Ein dritter Garten wurde im Jahre 1903 auf der Kaxalpe
(1770 m hoch) gegründet, an der steiermärkischen Grenze, und ein
vierter auf dem Neureut (1200 m hoch). Der letztere durch die
Initiative der Sektion Tegernsee des D. u. Ö. Alpenvereins. Auch in
den Karpathen wurde jüngst ein solcher botanischer Alpengarten
durch die Universität von Lemberg gegründet.
21. Auch in Sizilien ist auf dem Ätna ein botanischer Alpen-
garten im Entstehen begriffen, was den Bemühungen von Prof.
Cavara, Direktor des botanischen Gartens in Catania, zu danken
ist, und neuerdings plant man zwei solcher Schöpfungen wieder im
Herzen der Schweiz, nämlich auf dem Pilatus und Rigi Scheideck.
Die Begründung und Einrichtung von Alpengärten auf den
Bergen i.st also in gutem Gange, und es erscheint mir unzweifelhaft,
daß in kurzer Zeit die Anlage derselben ein bedeutender Zw^eig des
Gartenbaues sein wird.
*) Siehe Artikel Jahrg. V, Seite 553 (mit Abbildungen), und
rg. VI, Seite 523.
Die Gartenwelt.
IX, 13
Zu unseren beistehenden Bildern. Wir bieten heute den
Lesern zwei Aufnahmen von der Leipziger Jubiläums-Ansstelhmg, über
die wir bereits in No. 10 eingehend berichtet haben. Die Be-
leuchtungsverhältnisse im Krystallpalast waren für photographische
Aufnahmen außerordentlicli nnuiinstig und es l;onnte deslialH in den
Hanpträumen vom rim-
tographieren Iceine Kede
sein. Die beiden bei-
stehenden Bilder sind in
einem Nebenraum ge-
fertigt, der vom Hofe
etwas direlites Licht er-
hielt. Das erste Bild
bietet eine Teilansiclit
der Gruppe von Otto
Thalacker, Leipzig-
Gohlis ; es zeigt Chrysan -
themuni - Soniniersteck-
linge in guter Ent-
wicklung. Das zweite
Bild zeigt die Chrysan-
themum-Kollektion von
Tb. Moench jr.,
Leipzig. Den Hinter-
grund bildete ein grotier,
vou zwei Kugellorbeeren
flankierter Spiegel, vor
welchem die guten
ChrysaDthemum - Kul-
turpflanzen wirkungs-
voll gruppiert waren.
Das Bildchen Seite 15.5
führt uns zurück zur
PrivatausstelluDg des
Herrn Adolf Koschel
in den Bäumen der Sezession in Charlottenburg, über die wir be-
reits in No. 5, Seite 60, kurz berichteten. Es bietet einen Blick in den
großartig, mit prächtigen Palmen dekorierten "Wintergarten. Eine
Chrysanthemum von Utto Thalacker, Leipzig- (lohlis, auf
Ausstellung in Leipzig. Originalaufnahme für die „Gart!
ich auch dem Liebhaber, wenn er nicht über große Geduld und Zeit
verfugt, diese Art Schutz gegen "Wespen und Hornissen nicht
empfehlen kann. Ich habe auch die Verwendung dieser Säckchen
noch nicht allzu häufig gefunden.
Das beste und wohlfeilste Mittel ist das „"SV'egfangen" der In-
sekten. Hierzu kann man
sich der Insekten-
fanggläser bedienen.
Doch tut es auch
schließlich jede Art
Flaschen ; ich habe
Selterwasser - Flaschen
genommen, mit Zucker-
wasser gefüllt und die
Öffnung resp. den Hals
der Flaschen mit Koch-
zucker bestreut und
gute Resultate erzielt.
Aber die Lasekteu
wollten trotz alledem
nicht alle werden, so
daß ich schließlich zu
einem Radikalmittel
griff, „Vertilgung des
ganzen Wespennestes",
welches ausfindig zu
machen allerdings etwas
Aufmerksamkeit erfor-
dert. Denn nicht nur
der Wein, sondern auch
die Birnen erfreuten
sich allgemeiner Be-
liebtheit, und ausge-
nagte Fruchte waren
durchaus keine Selten-
weil wir ein trockenes
Jnbiläums-
junge Bi'ut dieser Insekten
Tafeldckonation aus dii
arrangement werden w:
liehen. M. H.
Ausstellung und ein hübsches Blumen-
in einer der nächsten Nummern veniffent-
Obstbau.
Soll man
Traiibeiisäckchcii
anbringen?
Von W. Liebs, Steglitz.
/i\\ dieser bereits
in No. 7 dieser ge-
schätzten Zeitschrift an-
geschnittenen Frage
möchte ich auch meini^
Erfahnmgen mitteilen.
Bezüglich der Trau-
ben.säckchen stehe ich
vollkommen auf dem
Standpunkt des lleirri
Beuß. Trotzdem ich
mir die Säckchen selbst
anfertigte und viel Auf-
merksamkeit und Fleili
auf das Ausbeeren ver-
wendete, war ich mit
dem Ergebnis durchaus
nicht zufrieden,*'sodaß
heit. l)i(
und warmes Friihjaln- hatten, gut ausgekommen. Das Nest befand
sich in der Erde und war so groß wie ein Kinderkopf. Es
mögen ungefähr noch an 500 Insekten und Larven darin gewesen
sein. Dieses Mittel ist sehr einfach; ich goß am Abend in das
2—3 cm große Loch
des Nestes Schwefel-
^ kohlenstoff und trat das
Lochfestzu. Amandern
Morgen waren nur noch
einige Nachtschwärmer
übrig. Daß man hierzu
die für die Vertilgung
der Engerlinge empfoh-
lenen Schwefelkohlen-
stoff-Kapseln nehmen
kann, ist sehr wahr-
scheinlich. Dahinge-
liende Versuche anzu-
stellen fehlte es mir
seitdem an Gelegenheit.
Es ist ratsam, sich zu
dieser Prozedur etwas
Salmiak, ein Wirksames
Mittel gegen Wespen-
stiche, mitzunehmen.
Leipzig
Sommer-
blumen.
Lavatera trimes-
tris L., eine annuelle
Sommerblüherin aus
IX. 13
Die Gartenwelt.
Südeuropa und Nordafrika, entwickelt sich bei guter Kultur zu einem
überaus stattlichen und zierenden Gewächs, das von Juli bis Sep-
tember in reicher Fülle blüht. Der Eindruck ist aber erst voll-
kommen, wenn sie in größeren Mengen gepflanzt wird, und ein Beet
oder eine Rabatte dieser Lavateren ist von prächtiger "Wirkung. „The
(iarden'- zeigte in No. 1696 eine hübsche Abbildung einer solchen
Lavaterenrabatte (ca. 1 m hoch) im Vollflor, die den prächtigen Ein-
druck, den die Rabatte gemacht haben muß, wohl ahnen läßt. In
großzügigen Anlagen würde ein Versuch in ähnlicher Weise gewiß
lohnend sein und eine aparte, vom alltäglichen abweichende AVirkung
erzielen. Gleich anderen Ännuellen muß diese Laratera, so schreibt
A. H. P. in „The Garden", mit Sorgfalt herangezogen werden, wenn
die Ergebnisse zufriedenstellend sein sollen. Es ist besser die Samen
in Kästen im Kalthaus im April auszusäen, als gleich ins Freie. In
den Kästen können die Sämlinge besser gepflegt und zu kräftigen
Pflänzlingen herangezogen werden. Es ist wichtig, daß das Beet
oder die Rabatte gut gegraben und gelockert wird, . dagegen ist es
nicht ratsam friscli zu düngen, da die Pflanzen sonst zwar üppig
wenig blühen. In ganz mageren Boden
ins Kraut schießen, aber
blühen die Malven zwar
stark, aber die Pflanzen
werden im Wachstum
gehemmt und die Be-
laubung wird dürftig, ja
zu Beginn der Blüte
lassen die Pflanzen die
meisten Blätter fallen und
sehen dann von unten
aus kahl aus. Lavatera
trimesfris ist auch eine
gute Schnittblume für
Vasenfüllung.
Zwiebel- und
Knollengewächse.
Voltliciiiiia viridi-
tloia .liUMj.
Von Jos. Fr. Horäk,
Schloß Dyok. Rheinland.
JLm fünften Jahr-
gang, Seite 208, dieser
geschätzten Zeitschrift be-
schrieb ich die Kultur und
das Treibverfahren von
Veltheimia virirliflora Jacq.. wobei ich mich auf eine die Kultur des
Zwiebelgewächses betr.Notiz des Herrn Hofgartendirektors Graeben er.
auf Seite 112 gleichen Jahrgangs bezog, wo bemerkt wurde, daß sich
die Veltheimia nicht treiben lasse. Ich habe nun in den ver-
flossenen Jahren diesbezügliche Versuche angestellt, um festzustellen,
inwieweit die Veltheimia als Treibpflanze in betracht kommen kann.
Ich behandelte meine Zwiebeln auf zweifache Art. Den einen Teil
kultivierte ich zu 3 bis 5 in einen Topf gepflanzt im Kalthaus ohne
künstliehe AVärme, während ich den andern Teil blühbarer Zwiebeln,
die bereits einmal getrieben wurden, wiederholt zum Treiben an-
setzte, .auffallend war die kurze Vegetationsperiode der getriebenen
Zwiebeln im Gegensatz zu den im Kalthaus kultivierten, denn erstere
zogen bald nach der Blüte ein. Die durch das wiederholte und
immer früher beginnende Treiben veränderte Lebensweise der Velt-
hcimien hatte einen recht nachteiligen Einfluß auf den Ausfall der
Blüte. Es zeigte sich nämlich, daß die Blüten von Jahr zu Jahr
kleiner, schwächer und mißfarbener wurden. Die Anzahl der Blüten-
glocken wurde immer geringer, ja viele Knospen kamen gar nicht
mehr zur Entwicklung, obwohl die Zwiebeln sonst gesund und stark
waren und das Laub gesund aussah, wenngleich es auch spärlicher
erzeugt wurde, auch waren die Blätter schmäler und nicht so schön
gewellt wie die normaler Zwiebeln. Dagegen blühten die im Kalt-
hause im Januar bis Februar zur Blüte gebrachten Zwiebeln alljährlich
gleichmäßig schön.
Ans diesen Erfahrungen ist zu folgern, daß die Veltheimien
sich zwar treiben lassen, daß sie aber, wie andere Zwiebeln, durch
diese Prozedur sehr geschwächt werden und ein wiederholtes
Treiben nicht vertragen. Ich möchte daher die in meinem
vorher erwähnten Artikel ausgesprochene Empfehlung der Voltheimie
als Treibpflanze dahin ergänzen, daß sie zur einmaligen Treiberei
wohl geeignet ist und besonders vor "Weihnachten in schöner Blüte
zu haben ist, daß sie aber einer mehrjährigen Erholung bedarf, ehe
man sie wieder treiben kann.
Weiße Nerine. Herr H. M. Arderne, The Hill in Clare-
mont bei Kapstadt, dem wir schon manche schöne kapische Neuheit
verdanken, es sei nur an Watsonia alba. Ardernei erinnert (Ab-
bildung im VI. Jahrgang, Seite 546) hat eine weiße Nerine entdeckt,
von der er behauptet, daß sie die schönste ihm bekannte weiße
Nrrinc sei. Ihr Weiß soll reiner als das von Watsonia alba
Ardernei sein. Wie ihre
nahe Verwandte, iV. sar-
iiie)isis, hat sie sehr
schöne Blumen mit präch-
tigem Glanz, aber nicht
golden, wie bei der ge-
wöhnlichen Art, sondern
wie bereiftes Silber. Die
Stammzwiebel der weißen
Xcrine wurde in einem
Tale bei Caledon, 90 Mei-
len von Kapstadt, unter
tausenden einer rosa Va-
rietät als Naturspiel ge-
funden und hat bei Herrn
Arderne bereits Samen
Charlottenbur
Nach The Garden.
Crinum Powell!
Hort.*) ist nach Baker
•■ine Kreuzung zwischen
C. lungifoliimi und C.
Moorei. Unser Mit-
arbeiter, Herr C. S p r e n -
ger, berichtet aber in
The Gardeners Chronicle
No. 934, daß er eine
dem C. I'oivelli gleiche
oder zum mindesten sehr
ähnliche Hybride aus einer Kreuzung des Crinum pedunculatum R. Br.
(Vater) aus Ost-Australien mit C. longifolium Thtmb. (Mutter) er-
zielt habe. Zum Beweise, daß C. Moorei nicM Vater von 0- Powelli
sein kann, führt Sprenger an, daß er mehrere schöne Hybriden von
C. Moorei besäße, deren Blüten alle größer als die größten von
C. Moorei seien, niemals kleiner, was doch bei C Poirelli der Fall
wäre, das etwas kleinblumig ist.
Aus den Vereinen.
Dem Verein Deutscher Gartenkflnstler (eingetragener Verein)
ist der Beschluss des Königl. Amtsgerichtes zu Berlin zugegangen,
wonach die in Dü.sseldori vollzogene Vorstandswahl, die auf Grund
einer in dieser Hauptversammlung beschlossenen Satzungsänderung
erfolgt war, ungültig sei. Der bisherige Vorstand hat daher, so lange
er im Vereinsregister steht, seine Rechte und Pflichten weiterhin aus-
zuüben und eine einzuberufende Hauptversammlung hat einen neuen
") Siehe auch Abbildung und eingehenden Artikel .lahrg. IIL
Seite 361.
Die Gartenwelt.
IX, la
Vorstand zu wählen. Daß diese Hauptversammlung in Berlin statt-
finden wird, unterliegt wohl keinem Zweifel.
Durch einen \richtigen Versammlungsbeschluss liat sich die
Lage, sagen wir die politische Lage, im Verein wesentlich geklärt und
man hofft, das die Vorstandswahl so ausfallen wird, daß Berlin auch
künftighin der Sitz des Vereins deutscher Gartenkünstler bleibt. Be-
sagt^e Versammlung vom 12. d. Mts. bescliloß nämlich einem Antrag
Lesser zufolge mit großer Einmütigkeit (es waren nur drei Gegen-
stimmen vorh;inden, darunter die des Korreferenten des Hrn. Lesser,
Hen-n Vogeler) .sich zu einer Gruppe der Provinz Brandenburg
zusammenzuschließen. Die Wahl des Gruppenvorstandes soll im
Januar in einer besonders für diesen Zweck einzuberufenden Mit-
glieder-Versammlung erfolgen. Für die Vorbereitungen, die dazu er-
forderlich sind, wurde ein Ausschuß, bestehend aus den Herreu
Brodersen, Lesserund Potente, gewählt. Mit dem Zusammenschluß
der berliner und brandenbui-ger Mitglieder zu einer Gruppe ist eine
Basis für eine friedliche Lösung der schwebenden Konflikte geschaffen,
wie sie alle Freunde des Vereins nur wünschen können, da nunmehr
der Hauptvorstand die Stellung einnimmt, die ihm in das gleiche Ver-
hältnis allen Gruppen gegenüber bringt. Es wird wieder Zeit, daß
die Mitglieder sich besinnen, daß es nützlich ist, wenn der Verein
sich wohl nach außen hin als juristische Person gebärdet, daß es aber
besser ist, wenn man sich in den eigenen Reihen nicht mit juristischen
Streitfragen befaßt, die nui- zersetzend wirken. Der Verein ist nicht
um der Statuten willen da, sondern die Statuten sind um des Vereins
und des lieben Friedens willen vorhanden; sie sollen das Fundament
sein für einen soliden, nach innen und außen gefestigten Bau. Auch
Außenstehende wünschen, daß dem Verein deutscher Gartenkünstler
Gäningen erspart bleiben, wie sie im Verband der Handelsgärtner
Deutschlands in unheilvoller "Weise auflösend w-irken. W. T.
Verband ehemaliger Oranienburger. Es wird hiermit
öffentlich bekanntgegeben, daß es dem Verbände, Dank den Be-
mühungen eines ehemaligen Oranienburgers, des Kollegen P. Eader-
macher, gelungen ist, in der Reichshauptstadt eine Ortsgruppe zu
gründen. Die erete Sitzung dieser Ortsgruppe Berlin fand statt am
4. Dezember 1904 im Vereinslokal Johannisstr. 14/15. Hierzu waren
erschienen: 11 ehemalige und 5 aktive Oranienburger, der Direktor
der Gärtner-Lehranstalt zu Oranienburg, Herr Pfannenstiel, sowie
die Lehrer Herren Gene und ßeyher.
Zum Vorsitzenden der Ortsgruppe wurde Kollege Max Desens,
Gr.-Lichterfelde, gewählt. Nach Beratung wichtiger Vereinsangelegen-
heiten drückten die Herren Pfannenstiel und Gene mit herzlichen
Worten ihre Freude über das Zustandekommen der Ortsgruppe Berlin
aus und wünschten dem Verbände ein ferneres Blühen, Wachsen und
Gedeihen. — Eine gemütliche Fidelitas schloß sich dem geschäftlichen
Teile an und währte bis in die Nacht hinein. — Ein jeder der Teil-
nehmer verließ die Sitzung mit dem frohen BewuBtsein, einen be-
deutenden Schritt in der Entwicklung des Verbandes vorwärts ge-
kommen zu sein.
Max Desens, Vorsitzender, Max Hillmann, Korrespondent.
(}r. -Lichterfelde. Berlin N. 58.
Chausseestraße 5111. Lychenerstraße 1161.
Bücherschau.
Schriften über Obstweinbereitung und Obstverwertung.
Die bei uns erfreuliche Fortschritte machende Förderung der Obst-
kultui- bat es mit sich gebracht, daß weitere Kreise neuerdings auch
der Obstkonservierung und Obstweinbereitung besondere . Auf-
merksamkeit zuwenden. In reichen Obstjahren sind diese Verfahren
von großer Bedeutung. Überflüssiges Beerenobst, Steinobst und
Sommer-Kernobst muß dann auf einfache Weise konserviert, bezw.
vergoren werden, um nicht nutzlos zu verderben. In neuerer Zeit
.sind verschiedene, sich mit der Obstvveinbereitung und Obstver-
wertung befassende wohlfeile Schriften erschienen. Hierher gehört
in erster Linie das Werkchen: Die Obstweinbereitung von
Johannes Böttner. Anleitung zam Keltern des Apfelweines u;iJ
der anderen Obst- und Beerenweine. Die Pflege des AVeines auf
dem Fasse und in der Flasche. Die alkoholfreien Weine. Mit
60 Abbildungen. Siebente Auflage. Frankfurt a. 0. 1904. Verlag
von Trowitzsoh & Sohn. 133 Seiten 8". Preis geb. 1,50 Mk. Neu
ist auf diesem Gebiete erschienen das Büchlein: Die Obstwein-
bereitung von Prof. l'r. Richard Meißner. Verlag von Eugen
ülmer in Stuttgart. 8". 82 Seiten Text mit 45 Abbildungen. Preis
gleichfalls 1,50 Mk. In dieser Schrift werden auch die Krankheiten
und Fehler des Obstmostes in eingehender und wissenschaftlicher
AVeise behandelt und die diese Krankheiten und Fehler verursachenden
Bakterien und Hefen in guten Abbildungen stark vergrößert vor
Augen geführt.
Mit der gesamten ( ib^tvi-iwurtuiiu lit'Mjluiftigt sich in knappster
Form das Büchlein: Die Verwertung des Obstes von F. Barth
mit 11 Abbildungen. Leipzig. Koniad (iivthifins Verlag. Preis 1 Mk.
Das Einmachen und Konservieren der Früchte und
Gemüse ist der Titel einer anderen Broschüre, die in dritter Auflage
erschien. „Frau Helene'' zeichnet als Verfasserin. Verlag von
von Tb. Schröter, Zürich. Wir verzichten darauf, den Inhalt dieser
kleinen Schriftchen eingebender Kritik zu unterziehen. Sie fallen
mehr in das Gebiet der Hauswirtschaft, auf welchem wir nicht
kompetent sind, als in das des Garteubaues.
Tagesgeschichte.
Berlin. Die Petitionskommission des Reichstages beschloß dem
B. T. zufolge die Überweisung einer Petition, die das gärtnerische
Personal der Handelsgärtnereien den Bestimmungen der Gewerbe-
ordnung zu unterwerfen wünscht, dem Plenum zu überweisen. In
einem schriftlichen Bericht soll der Wunsch der Kommission zum
Ausdruck gebracht werden, daß die Gärtnereigehilfen unter die
Gewerbeordnung gestellt werden mögen.
Frankfurt a. M. In der Generalversammlung am 4. Dezember
wurde der Vorstand der Gartenbaugesellsohaft neu gewählt. Er
besteht aus den Herren Königlichem Gartenbaudirektor A. Siebert,
erstem Vorsitzenden, Städtischem Gartendirektor Heioke, zweitem'
Vorsitzenden, F. Wassersleben, Kassierer, Obergärtner Krauß und
Dr. L. Schmidt-Griesheim, Schriftführern, Dr. Gentsch, Bibliothekar.
— Wie wir hören, beschäftigt sich die Palmengarten-Gesell-
schaft hierselbst mit dem Gedanken der Errichtung eines großen
Komplexes von Pflanzen-Schauhäusern. Mit diesei- Anlage wird auch
ein- großes Viktoria regia-Haus verbunden sein, dessen Bau einem
für den Palmengarten längst vorhandenen Bedürfnis entspricht.
Zweifellos wird bei dem neuen Projekt auch dem Umstände Rechnung
getragen werden, daß der Besuch der einzelnen Häuser sich in an-
genehmer Weise bewerkstelligen läßt und eine zusammenhängende
A nlage geschaffen wird, die die Besichtigung aller Häuser ermöglicht,
ohne daß man genötigt ist, in das Freie zu treten. Dies ist bei der
derzeitigen Anlage sehr unbequem und besonders bei schlechter
Witterung lästig. Wenn das Projekt greifbare Gestalt annehmen
wird, so würde dies für das Institut nur von Vorteil sein, da es
einerseits einen neuen Anziehungspunkt bilden und audererscits auch
eine günstigere Aufstellung der vorhandenen reichen Pflanzenbestände
ermöglichen wird.
Gramm i. Schleswig. Die hiesige Schloßgärtnerei, die seit
einer langen Reihe von Jahren an die Familie Behrens verpachtet
war, ist an den Gärtner Asbjörn Hansen aus Soherrebek mit Über-
nahme zum 1. Mai 1905 verpachtet worden.
Hamborn. Der Gemeinderat beschloß den Ankauf eines
47 Morgen großen Geländes, um dort später einen öffentlichen
Park anzulegen. Die Kaufsumme soll durch eine mit 2 Prozent
zu amortisierende Anleihe aufgebracht werden.
Hamburg. Eine Schönheitskonkurrenz für das Publikum, ver-
anstaltet auf der Chrysanthemum-Ausstellung in der Alsterlust, hatte
folgendes Ergebnis in bezug auf die drei mit den meisten Stimmen
ausgezeichneten Sorten: ,.Mme. C. Cmlhury^' 587 Stimmen, „ilfe-wtCMVi"
561 Stimmen, ,,Mme Paolo Nai/ac/li" 567 Stimmen.
Personal - Nachrichten.
Schmitz, Emil, Garten-Architekt in Düsseldorf und
Seidel, T. J. R., Laubegast bei Dresden, wurde von der Jury
der AVeltausstellung in St. Louis die Goldene Medaille füi' Leistungen
im Gartenbau, Abteilung I, Gruppe 108, zugesprochen.
Verimtwortl. Redaktenr: Max Hesdörffer
Verlag
Schmidt t Co., Leipzig. — nruck; Anhalt. Buchdr. Ontenberg, e. G. m. b. H.. Deasan.
lustriertes Wochenblatt für den o-esamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
31. Dezember 1904.
No. 14.
.Yachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeilschrifl wird strafrechtlich verfolgt.
Neue Pflanzen.
Begoiiia liybrida „Alsineer (iloire".
Von Wilhelm Thiirmer, Handeisgäitner in Diemitz bei Halle a. S.
{Hierxu eine Abbildimg.)
lleiT Gustav Taubmann, Gärtnereibesitzer in Merse-
Viurg, hatte auf der letzten Leipziger Ausstellung
außer einigen tadellosen Pflanzen von Begonia
„ Oloire de Loiraine'-\ die er gleichsam als Visiten-
karte abgegeben hatte, um atif seine vorzüglichen
Vorräte in dieser wertvollsten aller Herbstblüten-
jiflanzen aufmerksam zu machen, auch eine Gruppe
der ausgezeichneten strauchartigen Blatt- und
Blütenbegonie ..Aismeer Gloire'-- ausgestellt. Auf
Anregung des geschätzten Herausgebers dieser
Zeitschrift hat Herr Taubraann drei Stecklings-
pflanzen dieser Sorte für die Gartenwelt photo-
graphieren lassen; es sind Spätfrühjahrsstecklinge,
und man erkennt auf der Abbildung sehr deutlich
Habitus, Blätter und Blüten dieser Sorte, welchi'
sehr an Begonia Oredneri erinnern, diese aber
doch in jeder Hinsicht bedeutend übei-treffen.
Auf der letzten großen Berliner Winterblumen-
ausstellung vor ca. fünf Jahren war eine sehr
ähnliche Begonie unter dem Namen „Henri de
Vilmorin" ausgestellt; ob diese vielleicht identisch
mit dieser ist, weiß ich nicht, möchte es aber
fast glauVien. Die Ähnlichkeit ist, soweit ich miih
erinnere, eine sehr große. Nun, wie dem auch
sei, auf den Namen kommt es jedenfalls nicht
an, die Hauptsache ist, daß „Aismeer Gloire-'
etwas Gutes ist, eine nicht mehr ganz neue
Neuheit, die es verdient, mehr gewürdigt zu
werden, als es bis jetzt geschehen ist. In Leipzig
hat sie jedenfalls großes Aufsehen erregt. —
„Strauchartige Blatt- und Blütenbegonie" nenne
ich diese Neuheit mit einigem Recht, denn sie
hat von jeder der drei Hauptgi'uppen , in die
man die Begonien gewöhnlich einteilt, etwas und
vereinigt alle gute Eigenschaften dieser drei
Gruppen in sich! — Der Wuchs ist strauchartig,
aber trotzdem bleibt diese Sorte viel niedriger
als Beg. Oredneri, wächst aber dabei üppiger
imd gednmgener. Das Laubwerk erinnert eben-
Gartenwelt. IX.
falls an Beg. Oredneri, ist aber größer, üppiger und dabei
auch noch fester, — die Blüten sind aber viel größer und
erscheinen in viel größerer Anzahl, als bei Beg. Oredneri.
imd dann sind die Blumen von einer Haltbarkeit, die wirklich
erstaunlich ist. Bei geeigneter, nicht zu hoher Temperatur
Begonia hybr. „.Alstneer Glou'
justav Taubmann, Merseburg, für die ,
Die Gartenwelt.
IX, 14
halten sie sich 1/4 Ja'"' '""' länger. Welche Widerstands-
fähigkeit dieser Begonie innewohnt, konnten die Besucher der
Leipziger Ausstelhing am Schlnß derselben sehen ; die Pflanzen
hatten durch die zehntägige Ausstellungsperiode absolut nicht
gelitten, sondern sahen "ebenso frisch wie am ersten Tage
aus. Gewiß ein Beweis dafür, daß wir in dieser Begonia
hybrida „Aismeer Gloire'-'- eine hervorragende Zimmerpflanze
besitzen, welche die weiteste Verbreitung verdient!
Die Silberakazie, Acacia podalyriaefolia A, Cunn.
{Hier>iu eim Abbildung.)
./xcacia podalyriaefolia A. Cwnn.^ A. Fräser i, eine australische
Art mit silberglänzender Belaubunsr und prächtigen goldgelben
Mimosenblüteu , wurde
vor etwa 60 .Jahren als
ein sehr geschützter
Winterblüher des Neu-
holländerhauses gepflegt.
Da sie aber in der Kultur
etwas empfindlich ist, be-
sonders ein Zuviel an
Nässe nicht vertragen
kann, so starb sie ganz
aus, denn die Gärtner,
welche die neuere Zeit
hervorbrachte , lernten
alles andere eher, denn
richtig gießen.
Diese kulturwürdige
Pflanze wieder eingeführt
zu haben, ist ein Ver-
dienst der deutschen
Firma von Ludw. Win-
ter in Bordighera,ItaUcn.
welche sie nun in den
Handel bringt, nachdem
durch Veredlung auf
Acacia dealbata eiu
großer Vorrat gut ge-
zogener Topfpflanzen be-
reit gestellt ist. Außer-
dem hat Herr "Winter in
einer sonnig und windge-
sehützt gelegenen Bucht
in der Nähe der Stadt
ganze Abhänge mit der-
selben bepflanzt, die alle
auf die starkwüchsige
A. dealbata veredelt sind. Dem außerordentlich günstigen Klima ent-
sprechend zeigt sich hier eine erstaunliche Üppigkeit im Wachstum
und man sieht bereits ganze Bestände stärkerer Stämme, an denen
die Veredhingsstelle vollkommen glatt verwachsen ist. Da Acacia
jmdabjriacfolia nicht nur viel schöner ist, als die bekannte A. dealbata^
deren Blumen als ., Mimosenblüten" in jedem Blumenladen von
Januar bis März zu finden sind, sonderii auch früher — bereits Mitte
^ Dezember — zu blülien beginnt, während -I. dealbata an geschützten
Stellen der Eiviera erst nach Neujahr in Blüte kommt (was früher
vereendet wird, ist meist durch künstliche Wärme zur Entwickelung
gebracht und hält sich deshalb nur beschränkte Zeit), so wird Acacia
podalyriaefolia — die Silberakazie — bald ein geschätzter Artikel
für Blumenbinderei werden. Ihr flauptwert für uns Gärtner liegt
aber in dem Umstand, daß veredelte Exemplare auch im Gefäß
vorzüglich gedeihen und daB somit eine wertvolle Bereichei-ung
unserer winterblühenden Gewächse um eine Art zu erwarten steht,
die in der Belaubung und in der Blüte einen herrlichen Anblick
gewährt. Rehnelt.
Nachschrift der Redaktion. Die beistehende Abbildung ist
nach einem Zweige gefertigt, den uns Herr Winter freundlichst zur
Verfügung stellte. Auch Herr Winter bestätigt, daß A. podalyriae-
folia in bezug auf den Boden und die Feuchtigkeit heikel sei; so
verträgt sie u. a. keinen Kalkgehalt im Boden. Auch ist ihre natür-
liche Vermehrung schwierig. Ganz anders ist aber das Verhalten der
Pflanze auf der Unterlage von A. dealbata^ auf welcher sie üppig
gedeiht, ohne empfindlich zu sein. Wir haben uns von der Schönheit
dieser Akazie, die übrigens nicht mit A. celastrifolia identisch ist,
überzeugt und wünschen dieser alten Pflanze, deren Schönheit un-
vergleiohUch ist, weite Verbreitung in den Kulturen als Kalthaus-
und Topfpflanze. Sie wird die Kultur lohnen, vorausgesetzt, daß
man sie auf ^1. dealbata veredelt und nicht wurzelecht heranzieht.
Als Vasenfüllung und für Bindezwecke ist diese Akazie, durch den
herrlichen Kontrast ihrer goldgelben, wohlriechenden Blütchen zu dem
silbergrauen Ijaube, hervorragend geeignet und von ihrer Haltbarkeit
im kühlen Zimmer sind
wir sehr befriedigt. Auch
blühten die noch nicht er-
schlossenen Blüten noch
auf, während die Zweige
im Wasser standen. Eine
Zusammenstellung von
dieser Akazie mit Cypri-
pedien sieht sehr gefällig
aus.
Acacia podal
Chrysanthemum.
Die bemerkens-
wertesten Ohrysaii-
tlieniiim-Sortenauf
der Jiibiläiinis-
Ausstellung des
Leipziger Gärtner-
[vereins.
Von Carl Ziskoven,
Obergärtner,
Blaukenburg a. H.
J]is war erfreulich,
daß trotz des uugewölm-
lich trockenen Sommers
.schöne Chrysanthemum-
ai.uHiwiiuiu- Im fhe „(..iiuiiwcir' Blumen in statthcher
Anzahl auf der Leip-
ziger Ausstellung zu sehen waren. AVeun auch das Chrysanthemum,
im Verhältnis zu andern Pflanzengattungen mäßig vertreten war,
so hatten doch seine Aussteller gezeigt, daß man auch in
trockenen Jahren, bei reichlicher Bewässerung und äußerster Aus-
nützung der vorhandenen Hilfsmittel gute Blumen erzielen kann. In
der Gärtnerei, die ich leite, sind die Resultate noch nie so befriedigend
gewesen wie in diesem Herbste; wenn auch die Größe der Blumen
gegen andere Jahre zurückblieb, so war doch die Entwicklung der
Knospen vorzüghch, namentlich sehr schön und gleichmäßig. Die
Farbentöne traten so rein hervor, und die Füllung der Blumen war
so großartig, wie ich dies noch in keinem Jahre beobachtet habe.
Allgemein machte ich auf der Ausstellung die Beobachtung, daß sich
bei den Clnysantheiinim-Züchtern der Grundsatz fester eingebürgert
hat, neue Sorten, welche sich bewährt haben, schnell in ihre Stamm-
sortimente aufzunehmen, und ältere übertroffene Sorten auszumerzen.
Darmn fand ich auch nur wenige ältere Sorten, dafür aber in den
meisten Einsendungen die besten und wertvollsten Einführungen der
letzten Jahre. Nachfolgend gebe ich eine Sortenübersicht:
IX, 14
Die Gartenwelt.
159
„PF. Duckham>^ wird wohl für viele Jalire hinaus in ihrer
zarten, prächtigen malvenrosa Färbung die allerbeste Schnittsorte sein.
Die Blume ist ballförmig und von außergewöhnlicher Haltbarkeit, im
Wuchs ist sie ausgezeichnet und deshalb auch als Topfpflanze be-
sonders empfehlenswert.
„Soiiv. de Mme. Buron'-'' ist ein Sport von „Prüicesse Alice de
Monaco"- und hat dieselben guten Eigenschaften wie diese. Die
Färbung ist ein feines Primelgelb, übergehend in Schwefelgelb. Die
Stammsorte ist ja fast in jedem Sortimente zu finden, und wird
dieser hei-rliche Sport bald ebenso beliebt sein, da die aparte Farbe
hei I.icht noch feiner hervortritt und diese Sorte keine Kultur-
ansprüche macht.
„iVoie/-' hat ein fein chamois abgetöntes Fleischfarben, eine ganz
eigenartige Färbung, und ist eine wertvolle ' Neuheit, ein Sport der
alten bekannten Sorte „Rayonnant^\ ebenso leicht wachsend, fi-üh-
und leiohtblühend.
,,F. A. Cobbold'-; tief malvenrosa, große volle Blume, mit langen
geraden Blumenblättern. Die ausgestellten Topfpflanzen ließen den
vorzüglichen Wuchs erkennen; das Laub ist fast lederartig und un-
empfindlich. Die Blume wird ungewöhnlich groß.
„Cheltoni-'; dunkelgelb, ein Sport der verbreiteten Sorte „Nellie
PockeW; die riesige gelockte Blume .sieht auf der niedrigen Pflanze
sehr .eigenartig aus.
,,Lord Hnpetoim'-'- ist unter den dunkleren Sorten wohl die
schönste. Die purpurrote Färbung mit der goldigen Rückseite ver-
leiht der großen Blume einen eigenartigen Reiz.
..O. W. Childs"-, sammetig blutrot, eine der ältesten Sorten,
war in besonders schönen Blumen ausgestellt. Es ist keine groß-
blumige Sorte und man kann den Unterschied den neuen Ein-
führungen gegenüber bald erkennen, da diese wohl den dreifachen
Umfang haben. Dagegen ist die Färbung unter den dunklen die
schönste und noch von keiner neuen Sorten übertroffen.
„Florenee Penford'-'-, gelb und chamois, eine ganz eigenartige
Färbung.
,.Souv. de Calvat pere'-\ weiß mit lichtem rosa Schein, zeichnet
sich durch besonders hen-liche große Blumen mit einwärts gebogenen
Blumenblättern aus; es ist ein ganz vorzüglicher Wachser und blüht
zeitig und besonders sicher.
„Terra Cotta':^ klares terracotta, Rückseite goldig bernsteinfarben ;
neben „Mr. F. S. Väll-is'^ ist es eine der größtblumigen und in
der Blume eine sehr haltbare Sorte.
.,Mlle. R. Avixard", isabellfarben, eine ganz eigenartige, neu-
artige, gelbliche Tönung und ein Sport der wertvollen Sorte „Mad.
Oahrielle Debrie'^.
ySada Yae«)", milchweiß, grünlich schattiert, eine sehr eigen-
artige aber schon bekanntere Sorte.
„Ouy Hamilton", weiß mit grünlicher Mitte; die Blume ist
sehr zierlich, aber dennoch voll- und gut gefüllt
„Charles Schwartx'-' , mahagonibraun, mit mennigfarbener
Schattierung, ballförmig.
„Mrs. Alexander Mc. Kinlei/^ rosiges Terracotta, sehr sicher
blühend.
„Mr. F. S. Valhy\ zitronengelb, sehr lang herabhängende
Blumenblätter.
„Nellie Bean'\ zart lavendelrosa, eine edel geformte groß-
blumige Sorte.
„M. R. Marguery^'. malvenrosa, Rückseite .silbrig, sehr haltbare
Blumen, mit lang herabhängenden Blumenblättern.
„Dorothy Pytcelt', elfenbeinweiß; schöne lockere Blume mit
lang herabhängenden Blumenblättern; zum Schnitt sehr wertvoll.
,,M. Martignier", lebhaft rot mit goldiger Rückseite, sehr zeitig
blühend ; haltbare Blume und ganz sicher.
„Madame Paolo Radaelli", pfirsichrosa, dunkler schattiert.
„Mlle. Cl. Touxet", weiß und fleischfarben, hell malvenrosa
getu.srht; gerade Blumenblätter, die an den Spitzen einwärts gebogen sind.
Die Blume wird ungeheuer groß, ist aber dennoch herrlich gebaut.
.yMeerleiwhteii", grünhch weiß mit meergrüner Mitte, eine eigen-
aitige und zierliche Blume, welche für Schnitt und feine Binderei
hervorragend gut ist.
,,Girysanthemiste Ckoulet", orangegelb, Rück.seiio goldig. ,
„Mme. Edmond Roger", meergrün. Die ausgestellten Pflanzen
zeigten einen üppigen Wuchs und gut ausgebildete Blumen, doch
wird diese Sorte bald durch
,,Syharis^\ feinstes Lichtgrön, verdrängt werden. Ihre Blumen
sind leicht feinstrahlig, sehr eigenartig, und in der Kultur ist diese
Sorte viel anspruchsloser, daher für Sohnittblumenzüohter sehr wert-
voll; da diese eigenartige Färbung für feine und vornehme Binde-
arbeiten unentbehrlich ist, wird sie auch gerne verwendet.
Von den herrlichen Neuheiten für 1905 haben wir Gutes zu er-
warten, soviel die ausgestellten Blumen erkennen ließen.
„Merstham. Yellow", wunderbares Chromgelb, lang herabfallende
Blumenblätter. Der Wuchs ist besonders niedrig. Die Sorte ist
eine ausgezeichnete Verbesserung von „Mrs. T. W. PockeW\
„Beauty of Leigh'-'- hat riesige, volle gelbe Blumen mit breiten ein-
wärts gebogenen Blumenblättern.
„Dora Stevens^'-, rosig kupferrot, Rückseite chamois, eine ganz
neuartige, wundeiToUe Färbung.
„/. H. Silsbury'-\ leuchtend braunrot, mit goldgelber Rückseite; die
breiten lang herabhängenden Blumenblätter sind an den Spitzen gelockt.
„Miss Stopford'\ rahmweiß mit grünlicher Mitte; eine riesige
volle Blume mit ineinander verschlungenen Blumenblättern. Der
Wuchs ist vorzüglich und der ganze Bau der Blume herrlich.
„W. A. Etlieriiigton^'- , rosig malvenfarben, mit silbriger Rück-
seite, eine sehr gut gefüllte Blume mit teils herabhängenden, teils
einwärts gebogenen Blumenblättern, in allen Eigenschaften ein Neben-
stuck zu der vorhergehenden.
„W. Pascoe'\ zart lilarosa; edelgeformte, ballförmige, sehr halt-
bare Blume.
„Willie Bullitnore"-, reines Karmin, Rückseite silbrig, besonders
lange abwärts gebogene Blumenblätter; eine sehr eigenartige Neuheit.
„Mrs. H. A. Allen'-'-, tief rosig karmin, eine der größten
Blumen, mit besonders breiten Blumenblättern; im Wuchs außer-
gewölinlich niedrig.
„Mrs. I. A. Miller", rötlich terracotta; die langen geraden
Blumenblätter sind teils geröhrt, teils bandartig.
,,Mrs. Sivinbiirne", reinweiße, wirre Blumenblätter; ist eine ganz
spätblühende sehr wertvolle Schnittsorte.
„Mattd du Ch-os'^\ reines Karmingelb mit hellerer Rückseite,
eine sehr edle Blume.
„Valerie Oreenlmm" , lebhaft rosa, große Blume mit gelockt
herabfallenden Blumenblättern.
„Mrs. Emily Mileham", reinweiß; eine riesig große, schöne Blume
mit breiten, gelockt herabfallenden Blumenblättern.
„F. T. Taggarf-^ leuchtend gelbe, breite, behaarte, einwärts
gebogene Blumenblätter; für Liebhaber dieser eigenartigen, schönen
Rasse eine besonders wertvollere Neueinführung.
Von den Neuheiten des Marquis de Pins, von denen soviel
erwartet wurde, schien mir nur eine beschränkte Anzahl wertvoll
zu sein wie: „Charles Bacque", hell bernsteingelb, ballförmige, sehr
große Blume; „Vierge Montbmnoise'-^, elfenbeinweiß, riesig groß,
dichtgefüllt, ballförmig; „Mme. de la Verteville-'-, rosa, im Grunde
weiß; schöne volle Blume; „Mad. de la Motte de Saint -Pierre'-'-,
Chromgelb mit grünlicher Mitte; „Baronne Victor Reille'-'-, dunkellila
mit heller Mitte; „Baronne Rene Reille", breite, goldgelbe, einwärts
gebogene Blumenblätter; „Yolande de Pins", kräftiges Rosalila; „Mad.
Marie Carrere"-, grünlichweiß mit grüner Mitte, sehr große gut-
gefüllte Blume.
Als größtblumige Sorten fielen mir auf der Ausstellung auf:
„Mr. F. S. Vallis", „W. Duckham", „Mrs. C. M. Paige", „Terra
Cotta", „Soda Yaceo", „Miss Stopford'\ „F. A. Cobbold-', „Mrs.
1. A. Miller^'-, „Willie Bullimore", „Mlle. Rene Avixard-^, „Mtiie.
Paolo Radaelli", „Beauty of Leiglv'-.
Bei den meisten Einsendungen ließ die Belaubung den ver-
gangenen trockenen Sommer erkennen, dagegen waren die Farbentöne
wundervoll ausgebildet. Das Publikum scheint dorn bekundeten
Interesse nach die Chrysanthemum als die dankbarsten und farben-
prächtigsten Lieblinge des Herbstes zu verehren.
160
Die Gartenwell.
IX, 14
Aus deutschen Handelsgärtnereien.
Jac. Beterains Söhne in Geldern.
Vom Herausgeber.
(Rierxru vier Abbildwigen.)
-Lm Laufe des verflossenen Sommers war viel von der
Firma Jac. Beterams Söhne in Geldern die Rede,
welche bisher mit größeren LeisUmgen wohl niclit vor die
Öffentlichkeit getreten war, da sie unter den gärtnerischen
Oroßzüchtern Deutschlands zu den jüngeren gehört. Wer
die von mir und anderen verfaßten Berichte über die große
Gartenbau-Ausstellung zu Düsseldorf in der Gartenwelt einiger-
maßen aufmerksam verfolgt hat, wird öfters auf den Namen
dieser Firma gestoßen sein, der dabei immer mit Ehren ge-
nannt worden ist. Und in der Tat verdient die Firma Jac.
Beterams- Söhne «nter den deutschen gärtnerischen Firmen,
die auf dem internationalen Düsseldorfer
Wettstreit gute Kulturleistungen den viel-
fach bevorzugten Erzeugnissen des Aus-
handelte, der gewaltigen Hauptausstellungshalle einen würdigen
Rahmen zu geben oder den sogenannten Hörder Pavillon in
der Zeit, die zwischen verschiedene Sonderausstellungen fiel,
mit Kulturpflanzen auszustatten, wobei ich den in der Zeit
vom 1 . Juli bis 1 . September von der Firma arrangierten
großartigen Palmengarten besonders erwähnen möchte, wandte
sich die Ausstellungsleitung nicht vergelilich an .lac. Beterams
Söhne.
Es gibt auch unter den Kollegen manche, die vorschnell
mit ihrem Urteil fertig sind und diese hörte man gelegenilich
leichthin sagen, daß alle Palmen der Firma Beterams aus
Belgien, alle Koniferen und ßaumschulartikel aus Holland
bezogen seien. Daß diese Behauptungen den Tatsachen nicht
entsprechen konnten, sagte mir schon eine oberflächliche Be-
sichtigung der Ausstellungsobjekte. Jeder Fachmann vermag
mit Leichtigkeit, allein schon an der Beschaffenlieit der Töpfe
und der vorwendeten Erde, eine deutsche Pahne von einer
belgischen zu unterscheiden. Bei Laub-
und Nadelbäumen ist dagegen das Er-
kennen der Tlrsjirungsorte schon schwiei'igei'.
landes entgegenstellten imd daljei der ausländischen Kon-
kurrenz ehrenvoll stand hielten, an erster Stelle rühmend
genannt zu werden. Gewiß, wir haben in Düsseldorf viel-
fach vorzügliche Leistungen deutscher Züchter gesehen, und die
Orchideenkulturen Otto Beyrodts, die winterharten Rhodo-
dendron T. J. Seidels, die dekorativen Stauden von Goos
& Koenemann, die alpinen Gewächse von Georg Arends,
die Wasserpflanzen und musterhaften Baumschulartikel vieler
deutscher Aussteller stellten Leistungen dar, die keine inter-
nationale Konkurrenz irgendwelcher Art zu scheuen brauchten.
Im Gegensatz zu diesen Ausstellern, die alle als Spezialisten
auftraten, verblüffte die Firma Jac. Beterams Söhne durch
die Vielseitigkeit ihrer Kulturen xmA daneben noch durch
die gewaltigen Massen, in welchen sie diese ausstellte.
Mehrfach hatte die Ausstellung geradezu den Charakter einer
Spezialausstellung dieser Firma. Mit vorzüglichen Koniferen,
Obstbäumen und Ziergehölzen trat sie nicht nur dominierend
auf, sondern auch mit Topfpflanzenkulturen, speziell mit Kulturen
von Palmen und feinen Blattpflanzen, Pyramiden- und Kugel-
lorbeeren und immergi-ünen Gehölzen. Wenn es sich darum
Den fachmännischen Besuchern der Düsseldorfer Ausstellung
ist es aber niclit schwer gewesen sich an Ort und Stelle
davon zu überzeugen was Jac. Beterams Söhne eigentlich leisten.
In knapp zwei Stunden kann man, wenn auch nicht in direkter
Fahrt, so doch lieqnem von Düsseldorf nach Geldern gelangen,
welches an der von Krefeld nach Cleve führenden Eisenbahn
liegt. Die klimatischen Verhältnisse der rheinischen Tiefebene
stimmen mit denen Hollands so ziemlich üherein. Nur findet
man hier nicht den holländischen Moor-, sondern den für
Baumschul -Betriebe weit günstigeren Lehmboden. Daraus
ergibt sich, daß Baumschulkulturon in Geldern mit gutem
Erfolge ausgeübt werden können. Ich habe den Abstecher,
welchen ich im Oktober von Düsseldorf nach Geldern machte,
nicht zu bereuen gehabt, denn ich habe dort soviel gärt-
nerisch Interessantes wie selten an anderen Orten gesehen.
Man muß allerdings die Firma suchen, um sie zu finden;
nin- ein kleines, unauffälliges Schildchen bezeichnet ihr Domizil,
an welchem man wiederholt achtlos vorübergehen kann. Die
Baumschulen liegen außerhalb der Stadt über ein großes
Gebiet verteilt und umfassen zurzeit 45 Hektare. Sie sind
IX, 14
Die Gartenwelt.
im letzten Jahre um 10 Hektare erweitert
worden und sollen noch sehr vergrößert werden,
da sicli die Baumschulerzeugnisse der Firmu
eines guten Rufes erfreuen, schlanken Ab-
satz finden und von vorzüglicher Qualität
sind. Zum Zwecke weiterer Vergrößeruiiu
der ikumschulen hat die Firma das Ritter-
gut Hau.s-Steeg bei Issum mit einem Grund-
besitz von 54 Hektaren und den Woldershof
bei Winnekendonk mit einem Grundbesitz
von 26 Hektaren erworben. Besondere Für-
sorge wird auf Anzucht von Obstbäumen
verwendet und es gelangen nur durchaus
bewährte Sorten zur Massenvermehrung'.
Darunter befinden sich viele Lokalsorten,
die auch außerhalb der Rheinebene An-
erkennung verdienen. V^on beträchtlicher
Ausdehnung sind auch die Kulturen von
Ziergehölzen und namentlich von Koni-
feren. Ein einziges der von mir ein-
gehender besichtigten Koniferenquartiere wies
nach Angaben der Besitzer einen Bestand
von 50000 Stück auf. Lage und Boden
sind in Geldern dem Baunischulbetrieb sehr
günstig; das Erdreich ist ein sandiger, aber
kalkarmer Lehmboden. Der Kalkarmut wird
durch systematisches Kalken abgeholfen
und dies nicht nur in der Beteramsschen
Baumschule; ich konnte auf der Fahrt
nach Geldern beobachten, daß auch die
Bauern ihre Felder zu kalken pflegen. Der zum Düngen
der Baumschulen erforderliche Kuhdung muß aus den Groß-
Gewächshausabteiking mit Cycas- und
von Jac. Beterams Söhne, Geldern
Städten des rheinisch-
werden und .stellt sich
Gewächshausabteilung mit Phoenix -Kulturen in der Handelsgärtnerei
von Jac. Beterams Söhne, Geldern. Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
'almenkulturen in der Handelsgärtnerei
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
westfälischeu Industriegebietes bezogen
Ulf etwa 80 Pf. pro Zentner. Im Gegen-
satz hierzu sei bemerkt, daß
in Berlin die Dunghändler den
nicht zu weit von der Peri-
pherie Großberlins entfernt
wohnenden Handelsgärtnern
den reinen Kuhdung zu
12 Pfennig pro Zentner frei
auf das Grundstück liefern.
Einen noch wohlfeileren Dung
hat man in den Großstädten
im Straßensclilik an der Hand.
der in Berlin für 50 Pfennig
pro zweispännige Fuhre frei
auf das Grundstück geliefert
wird; er ist wertvoll durch
seinen Reichtum an minera-
lischen Bestandteilen. Der
Grundwasserstand ist in den
Beteramsschen Baumschulen
stellenweise ziemlichhoch; man
kann aber beobachten, daß sich
nur Pflaumen direkt ablehnend
dagegen verhalten, während
er anderen Obstarten durchaus
zusagt. Für die Kultur vuu
Buxus, Rhododendron, Prunus
Laurocerasus, Aucuba, Skim-
miaxi. a. immergrüne und Moor-
pflanzen besitzt die Firma in
B 0 s k 0 0 p (Holland) eine Filiale.
Die Gartenwelt.
IX. 14
Die Firma Jac. Beterams Söhne wurde von dem vor 2 Jahren
verstorbenen Vater der gegenwärtigen Inhaber im Jahre 1862
in Geldern gegründet. Herr Jacob Beterams beschränkte sieh in
der Hauptsache auf das Platzgeseliäft, betrieb aber daneben auch
Versand. Im Jahre 1895 zog er sich von den Geschäften
zurück und übertrug das Geschäft, das sich schon damals
des besten Rufes erfreute, seinen beiden Söhnen Emil und
Ludwig, die es von nun ab unter der Firma Jac, Beterams
Söhnegemeinschaftlich weiter
führten und es in verhält-
nismäßigkurzer Zeit zu einem
großen gärtnerischen Ver-
sandgeschäft ausgestalteten,
yie wir solche in Deutsch-
land nicht viele besitzen. Vor
Übernahme des Geschäftes
waren beide Brüder in Holland
und Belgien tätig. Für das
Baumschulengeschäft ist
ihnen der holländische Be-
trieb, für das Topfpflanzen-
geschäft der belgische Betrieb
vorbildlieh. Es kommt dies
schon dadui-ch zum Ausdruck,
daß in den Baumschulen ein
holländischer und in den Topf-
pflanzenkulturen ein belgi-
scher Obergärtner angestellt
ist. Beide Brüder arbeiten in
besterEintracht zusammen;sie
marschieren gewissermaßen
getrennt, um vereint zu sclüa-
gen. Sie haben den Weg
gewählt, der auch unter
Brüdern beim gärtnerischen
Kompagniegeschäft der einzig
gangbare ist, indem der ältere
Bruder Emil Baumschul-
spezialist ist und seine Haupt
arbeitskraft dem Baum schul-
betrieb widmet, während der
jüngere Tojjfpflanzenspezia-
list ist. In wichtigen Fragen
wird selbstverständlich ge-
meinsam beraten und be-
schlossen.
Die Topfpflanzengärt-
nerei liegt inmitten des Städt-
chens Geldern und ist in der
Hauptsache noch so, wie sie
vom verstorbenen Vater ge-
gründet wurde. Die Söhne
haben die alten Bauten pietät-
voll erhalten, daneben aber
große Gewächshausblöcke ge-
nau nach belgischem Vor-
bilde neu errichtet. Jedei
Block bildet eine Anzahl
aneinander gereihter Sattel-
häuser, die nicht durch
Mauern getrennt sind; ihre
Dachkoustruktion wird viel-
Prunkvase aus der Königl. Porzellan-Manufaktur in Berlin.
Vom Kaiser für die Ausstellung in Düsseldorf gestifteter
und der Firma Jacob Beterams Söhne, Geldern, zuerkannter
Ehrenpreis. Originalaufnahme fOr die „Gartenwelt".
mehr durch Säulen getragen und der Innenraum bildet somit
ein Ganzes. Die Hauptkulturen sind Palmen. Latanien sind in
Tausenden und Abertausenden von Pflanzen vom Sämling bis
zur großen Schaupflanze vertreten, daneben werden Phoenix,
Cwyplia ausiralis, Kentia und Cocos weddelliana, aber auch
Ghamaerops in großen Massen kultiviert. Diese Massen-
kultur ermöglicht der Firma günstige Preisstellmig und damit
erfolgreichen Wettbewerb mit ausländischen Erzeugnissen. Wir
bieten hier zwei Teilansichten
aus den Palmenkulturen. Das
untere Bild, Seite 161, bietet
einen Blick in eine Gewächs-
hausabteilung mit Phoenix,
das zweite Bild zeigt Latanien
und Cycas. Die Cyeaskulturen
sind ja heute nur noch von
geringer Bedeutung, da der
Import präparierter Wedel
das ganze Geschäft verdorben
liat. Weitere Spezialitäten der
Beterainsschen Topfpflanzen-
kulturen sind Dracaenen
luid Cordylinen, grüne
imd bunte- Aspidistra,
Araucarien imdMyrthen,
auch Cyclamen werden kul-
tiviert.
Auf der internationalen
Herbstausstellung in Düssel-
dorf wurden auch die Leis-
tungen der Firma in der
Lnrbeerkultur allgemein be-
wandert. Die Firma ist die
einzige mir bekannte in
Deutschland, die sich auf
das Gebiet der Lorbeerkultur
begeben hat, die früher aus-
schließlich ein Privileg des
Auslandes wai\ Es sind
bereits ansehnliche Bestände
von Kugeln und Pyramiden
vorhanden; allerdings darf
man niclit fünfzig- imd hun-
dertjährige Riesen suchen,
wie man sie bei den bel-
gischen Spezialisten findet,
denn diese Kultur ist in Gel-
dern noch jung und wird,
den vorhandenen Beständen
nach zu tirteilen, dort seit
etwa sechs Jahren ausgeübt.
Aber es ist eine hoffnungs-
volle Kultur; die Pflanzen
sind gesund und wüchsig
und zweijährige Stecklinge
zeigen bereits den Ansatz
zur Kugelbildimg.
Leider war es mir nicht
möglich meine Absicht, eine
Anzahl Aufnahmen in diesen
Kulturen zu machen, zu ver-
wirklichen. Das Wetter war
IX, 14
Die Gartenwelt.
163
trübe und unter den stark gekalkten Gewächshausscheiben
lierrschte deshalb nur Dämmerlicht. Ich hoffe aber, daß sich
mir im nächsten Jahre eine Gelegenheit bieten wird, das
Versäumte nachzuholen.
Für ihre umfassende tind großartige Beteiligung an der
Düsseldorfer Ausstellung hat die Firma Beterams Söhne die
verdiente Änerkenhung gefunden. Neben vielen Geld- und
anderen Preisen wurde ihr die höchste Auszeichnung zuteil,
welche die Ausstellungsleitung zu vergeben hatte, der Ehren-
preis S. M. des Kaisers, eine kunstvolle Prunkvase aus der
König! Porzellanmanufaktur in Berlin, deren Abbildung wir
Seite 1G2 bieten.
Auf Seite 160 finden die Leser noch die Porträts des
verstorbenen Herrn Jac. Beteranis und seiner beiden Söhne
Enal und Ludwig, der jetzigen Inhaber der Firma.
Landschaftsgärtnerei.
Haiisgärtcii.
Von Franz Boxberger, Landschiiftsgärtuer,
{Hierxu eine Abbildumj.)
Im Anschluß
belehrend zu wirken. Es ist leicht erklärlich, daß jeder Schüler
lieber einen großen Plan, resp. eine große Parkanlage zu
Papier bringt, als einen kleinen Hausgarten, aber deswegen
sollen Hausgärten noch lange nicht übersehen werden und
würden durch größere Beachtung derselben viel Spielereien
aus der Welt geschafft. Wie oft findet man in einem kaum
2.") lim großen Gärtchen Teichanlagen, Grotten mit Wasserfällen
unil sonstigen Künsteleien. Dabei sind aber die Wege so
schmal, daß eine Person kaum darauf gehen kann und oft
noch Gefaiir läuft den Hals zu brechen, weil die Wege
noch mit Grotten steinen eingefaßt sind, was man nur zu
häufig sieht.
Der landschaftliche Stil ist in einem Hansgarten ganz
zu verwerfen. Er soll sich lediglich den Formen des Hauses
anpassen. Dabei muß aber darauf geachtet werden, daß er
nicht etwa steif und einförmig wirke und daß, wenn mehrere
zusammen zur Ausführung gelangen sollen, sie ein zusammen-
gehöliges Ganzes bilden. Es sei nicht etwa gesagt, daß
Wasser ganz fehlen soUe, im Gegenteil, wo die nötigen Mittel
vorhanden sind, kann Wasser auch im kleinen Garten
belebend wirken, nur sollte es dann in einem regelmäßigen
Bassin mit Springstrahl oder in ähnlicher Form zurjWirkung
gelangen. (Etwa wie im VIIL Jg., No. 31. Red.)
an den in No. 2 die-
ser Fachzeitschrift
veröffentlichten
Artikel über Vor-
gärten, gestatte ich
mir heute den Le-
sern eine Reihe
von Hausgärten
vor Augen zu füh-
ren. Gerade der
Hausgarten ist es,
der sichimmer mehr
Bahn bricht, nach-
dem durch die ver-
schiedenen Bau-
spekulationen und
durch die Industrie
im Laufe der letzten
zwanzig Jahre das
Gelände so kolossal
im Werte gestiegen
ist, so daß große
Parkanlagen von
Privatleuten nur
noch in sehr be-
schränktem Maße
geschaffen werden.
Leider wird auch
den Hausgärten,
ebenso wie den
Vorgärten, viel zu
wenig Beachtung
geschenkt , sowohl
vom Publikum als
auch von denGarten.-
bauschulen,died(ich
in erster Linie be-
rufen wären, hier
ax,v.-
Vom Verfasser fOr die „Garleawelt" gezeichnet.
Die Gartenwelt.
IX, 14
Der Seite 163 abfjel>il(lete Plan zeigt eine aus 12 Ge-
bäuden bestehende Kolonie, welche je nach Größe von einer
bezw. zwei Familien bewohnt werden sollen, wovon selbst-
verständlich jede Familie ihren eigenen Garten iiaben muß.
Die Einteilung ist möglichst verschieden, nur bei den Ge-
bäuden für zwei P"aniilien sind die Gärten gleich. Die Gärten
sind durch Zäune und Drahtgeflecht von einander getrennt.
Ein jeder Garten muß auch seinen Sitzplatz, resp. eine Laube
haben und war darauf zu achten, daß diese Sitzplätze nicht
allzu nahe beisammen liegen, da es nicht angenehm ist, wenn
man von einem Sitzplatz aus jedes Wort hört, welches auf dem
anderen gesprochen wird; nur bei einem Garten wurde auf
besonderen Wunsch anders verfahren.
Die B e ji f 1 a n z u n g besteht größtenteils aus Zier-
sträuchern, unterbrochen durch einige größere Bäume und
vereinzelt von Koniferen; die Rasenplätze sind durch schöne
Rhododendron-, niedrige Rosen - Gruppen und anderes ver-
schönt. Auch nicht allzu teuere Stauden wurden verwendet.
Wie ja leicht erklärlich, mußte alles, was die Anlage verteuert,
wegbleiben, da die feinere Ausgestaltung Sache des Mieters
bezw. späteren Besitzers bleibt.
Gärtnerische Reiseskizzen.
Eine Tropenfahit
Von Bernh. Othmer, kgl. Garteninspektor, .München.
I. Nach Westindien und auf Dominica.
^j Fortsetzung.
V ou Laudat aus machten wir einen Ausflug zum höher
gelegenen sog. Fresh water lake, dem Frisch wasser- See.
Gleich rechts am Wege, in der Nähe eines alten hohlen
Baumes, der mir und meinen beiden Begleitern während
eines echt tropischen, sehr ergiebigen Regenschauers in
seinem Innern einen bequemen Unterschlupf gewährte, sah
ich reife Himbeeren, unserer heimischen in Gestalt und Ge-
schmack ähnlich; es war Ruhus janiaicensis. Die prächtige
Begonia dominicensis sah ich wieder, Epidendrum nocturnum
an Bäumen, mächtige Klumpen von Isoehilus linearis^ Sobralia
macrantha u. ä. In der Nähe des Sees, an senkrechten
Wänden von Kalkfelsen, gewahrte ich eine große weiße Blüte,
welche ich dann zu meiner großen Freude in der Nähe als
ülricularia montana rekognoszierte. Nicht weit davon wächst
auch zwischen dieser eine zweite, lichtblau blühende Art
Utricularia arnethystina. Diese Utricularien unterscheiden sich
wesentlich von unsern in moorigen Gewässern schwimmenden,
untergetauchten Arten. Sie haben tmgeteilte, schmale lanzett-
liclie Blätter, starke Knöllchen als Reservestoffbehälter während
der Trockenzeit und lange fadenartige Ausläufer, an denen
sich die zum Tierfang eingerichteten krugförmigen Organe
befinden, die sich nicht sonderlich von denen an unseren ein-
heimischen Arten allseitig bekannten unterscheiden. Hin und
wieder findet sich V. montana als interessante und auch
schöne Pflanze nebst U. longifolia- und Endresi in Kultur.
Ich habe selbst im II. Jahrgang (1898), Seite 414 mit
Abbildungen auf sie hingewiesen. Ihre Bekanntschaft nun
am heimatlichen Standorte zu machen, war drum doppelt
interessant imd ich konnte sehen, wie ungemein weit,
30 — 40 cm, diese mit Krügen reich besetzten Fäden gingen
und wie reich diese Umgebung an tierischem Leben war.
Ich sammelte sehr viel Utricularien, aber leider verfaulte fast
alles auf der Reise. Der See ist wohl die Füllung eines
alten Kraterloches; seine Umgebung mit tropischen Sumpf-
pflanzen und der üppigsten mannigfaltigsten Vegetation macht
ihn besonders schön und su ist er ein beliebter Ausflugsort
der wenigen für Naturschönheiten empfänglichen weißen
Bewoiiner Roseaus.
Ganz anders und viel romantischer, wilder ist die Um-
gebung und viel beschwerlicher gestaltet sich der Aufstieg
zum kochenden See, zum „Boiling lake". Hinter Laudat
führt ein mühsam offen gehaltener Fußweg durch Pflanzungen
der Eingeborenen hinab in ein Flußtal und dann hört bald
der Weg auf; man sieht nur stellenweise, daß gelegentlich
sehr interessierte Menschen mal ihren Fuß hierhin gesetzt
haben. In Verfolgung unseres Zieles nun haben wir mehrere
kleinere Flußläufe zu durchschreiten, Höhen zu erklimmen
und in Täler hinabzusteigen. Alles, was uns umgibt, ist
dichtester, jungfräulicher Urwald, zwei Männer haben hin-
reichend zu tun, um uns mit den Cutlashes, großen Wald-
messern, Weg zu bahnen, von Zeit zu Zeit halten wir Um-
schau nach Pflanzen und bemerken in dieser außerordentlich
feuchten, warmen Atmosphäre eine besondere Menge und
Vielgestaltigkeit von Moosen und Hautfarnen. Welche Arten-
menge würde ein Spezialkenner bei längerem Aufenthalte
und eingehenden Forschimgen hier entdecken! Mir fiel
zunächst ein in fußtiefem modrigem Laube wachsender sehr
großer, vielfach zerteilter Farn auf, der zu den größten und
schönsten seiner Sippschaft gehört: Trichomanes Leprieurii.
Gebüschelt stehen die einen halben Fuß langen mehrfach zer-
teilten Wedel auf kurzem Stamme und schillern metallisch
blaugrün, etwas dunkler wie die allgemein bekannte Sela-
ginella laevigaia, in den Gärten gewöhnlich als caesia arborea
geltend. An den Ufern des hier über große Felsblöcke
herabstürzenden Roseau-Flusses fand ich an überhängenden
Felsen zu meiner großen Freude das so seltene Trichomanes
iiienibranaceuni, mit seinem dünnen Rhizome und dessen
wurzelähnlichen Haaren sich ans nackte Gestein fest an-
schmiegend, so daß es fast unmöglich war, einiges unverletzt
abzunehmen. Andere Arten noch finden sich am Waldes-
grunde und zwischen Moosen, kleinen Pleurothallidinen an
den Stämmen der Waldbäume, deren Gipfel sich in den
Höhen verstricken, es ims unmöglich machend, ihre Art
und ihr Geschlecht festzustellen. Das ist tropischer Urwald
ureiiienster Art! Mit jedem Schritte kommen wir höher.
Wo es mal etwas freier ist, haben scharfe Süß- und Sauer-
gräser von mehr denn Meterhöhe Platz gegriffen und machen
das Vorwärtskommen noch schwieriger, denn des öfteren
verstrickt sich der Fuß in ihren Ausläufern. Weiter höher
hinauf sind es mehr Bromeliaceen und Aroideen, welche die
epiphytische Vegetation bilden, wie einige größere und härtere
Farne (Polypodiaceen). Nach vierstündigem Marsche bergauf
und bergab scheinen wir recht hoch zu sein, es weht eine
verhältnismäßig kühle Brise, uns umgibt ein eigenartiger
Koniferen-, ein Podocarpns -Wald. Hier sind Epiphyten
spärlich entwickelt, Flechten finden wir mehr und mehr,
nur stellenweise recht klein gebliebene Brocchinien. Leider
waren wir noch in der Regenzeit, ungeheure Regenströme
gingen nieder und verhinderten mich den photographischen
Apparat in solcher Weise zu gebrauchen, als es hier wohl
wünschenswert gewesen wäre. Anstatt auf der Platte
mußte ich die Eindrücke im Gedächtnis festhalten. Kräftige
Windstöße zerrissen zeitweilig die schweren Wolken
und in der Sonne trockneten die nassen Kleider etwas,
bis ein anderer Regenschauer uns wieder durchnäßte. Ein
intensiver Schwefelgeruch machte sich nun auch zeitweilig
IX. 14
Die Gartenwelt.
aii.s der Windrichtung bemerkbar und verkündete uns, daß
wir nicht mehr allzufern vom Ziele der Wanderung waren.
Nachdem wir den Gipfel überschritten, genossen wir ein
großartig wildes Panorama, das total verschieden von dein
bislang geschauten war. Hinter uns liegt der massige, dichte
rrwald, voi' \uis mit vielen Schluchten fast kahles Gestein.
.Aus seinen Felsen kommen Gewässer in blauer, gelber, weiß-
licher oder auch lir.äunlicher Farbe, je nach den Mineralien,
die sie aufgelöst enthalten. Hinter einer Felswand sahen
wir eine mächtige Dampfwolke aufsteigen und unser
Führer bedeutete uns, daß dort der Krater mit kochendem
Wasser sei. Wir kletterten nun weiter, wieder hinab, durch
Gräser, Mertensien- und Lycopodicngestrüpp; nur einige wenige
schön dunkelrot blühende liaumartige Melastomaceen vertreten
die höhere Pflanzenwelt. Endlich befanden wir uns in
einem riesigen vulkanischen Kessel, der nun jeglicher
Vegetation bar ist, nur verkohlte imd morsche Teile zeigen
Spuren einstiger Vegetation. Ganz ermattet von dem ewigeit
Auf und Nieder auf den schlechten Wegen, durchnäßt bis
auf die Haut, verzehrten wir an einer klaren frischen
Quelle einige Konserven als Mittagsmahl. Dann hatten wir
eine tiefe Schwefelquelle zu dm-chschi-eiten, deren Wasser ca.
1/4 Stunde von der Stelle ihres Ursprungs noch so heiß ist, daß
man kaum den Finger hinein halten kann. So geht es noch
einige Male in ähnlicher Weise, dann endlich erreichten wir den
„See". In einem Kessel von etwa 200 m im Durchmesser sahen
wir auf Momente, wenn der Wind die WasserdampfsäuJe
verweht, eine brodelnde Wasserfläche von etwa 50 m. Die
Höhe und Weite dieser schwankt sehr. Zu Zeiten soll sie
fast verschwunden .sein, damals Ende Oktober 1903, war sie
relativ breit und sehr aktiv. .Ich wagte darum auch nicht
gar zu dicht heranzugehen, umsomehr als ein Jahr früher
ein junger Amerikaner mit einem seiner Begleiter hier seinen
Tod gefunden hatte. Die dem Krater entspringenden Dämpfe
hatten beide betäubt. Mein derzeitiger Führer war der einzige
Überlebende dieser kleinen Expedition gewesen und die
Schrecken dieser Erlebnisse bewegten ihn noch so sehr, daß
ihn nur die Summe von 1 1/2 £ und Aussicht auf weitere
Führerdienste bewegen konnten, mich wieder hinauf zu geleiten.
Auf demselben Wege ging es dann wieder zurück, nur
noch mühsamer, denn die stets sich wiederholenden Regen-
güsse hatten den zähen Lehmboden stark aufgeweicht und
recht schlüpfrig gemacht. So hatte das Erklimmen der
Höhen große Schwierigkeiten, das Hinabsteigen nicht minder,
des öfteren rutschten wir, meine Begleiter und ich, einen
Teil des Hanges hinunter, nicht auf den Füßen, sondern
auf einem Körperteil, der sonst zum Sitzen zu dienen pflegt.
Die zu überschreitenden, resp. zu „durch"schreitenden Wasser-
läufe waren im Laufe des Tages beträchtlich tiefer geworden
und wir hatten Mühe hindurch zu kommen. Aber es ging
alles gut und mit dem Anbruch der Nacht betraten wir die
gastliche Hütte unseres Führers. —
Auf dieser Tour, einer der für mich anstrengendsten
der ganzen Reise, habe ich .so recht empfunden, wie not-
wendig es ist, ganz besonders in den wenig kultivierten
Tro])enlän(lorn, die rechte Jahreszeit -für das Reisen zu wählen.
Während der Trockenzeit wird man ja gelegentlich einen
Regenguß und auch einen kräftigen erhalten, man rechnet
damit und findet nichts besonderes darin, wenn aber das
segenspendendo Naß täglich in solch ergiebiger Menge vom
Himmel kommt, dann hört alle Gemütlichkeit und was noch
Bchlimmer ist, alle Saramel- etc. -Tätigkeit auf. Zum Kochen
haben die Eingeborenen die allerprimitivsten Feuenmgs-
einrichtungen, der Wärme wegen brauchen sie ja keine
Heizstellen und so ist der gesittete Europäer genötigt seine
durchnäßten Habseligkeiten an der Sonne zu ti-ocknen, wenn
sie kommt. Will man etwa Pflanzen herbarisieren, so hat
das seine ganz besonderen Schwierigkeiten. Die Pflanzen
werden nicht trocken und das durchweichte Papior erst
recht nicht. Schließlich wird alles ein vom Schiuunelpilz
durchsetzter Brei, den man dann fortwirft. Am besten ist
es da schon, nach der bekannten Warmingschen Methode
die Pflanzen in Alkohol zu präparieren. In Bezug auf den
Vei'sand lebender Pflanzen ist es nicht viel anders. Die in
vollster Vegetation herausgerissenen, saftstrotzenden Pflanzen
werden in Kisten zusammengepackt, müssen vielleicht, und
das ist meistens der Fall, irgendwo in einem heißen Hafenorte
längere Zeit auf passenden Anschluß nach E\u-opa warten, sei
es mm, daß der zu erreichende Dampfer bereits ])as«iert oder
wie es mir erging, wegen mal wieder dikti.-rt. r (.»niraiitäne
nicht anlief, dann verfault die ganze Sendung;, zu li.ni-.' kummt
für viel Geld eine geringe Bereicherung dos KoiniH,-,iliauf.Mis an.
Es empfiehlt sich darum in der Trockenzeit, d. h. in der
Ruhezeit, die zur Ruhe gekommenen Pflanzen zu sammeln,
zwischen Hobelspäne zu packen, wenn man sie haben kann
und mit schnellster Gelegenheit heimzuschicken. Auf der Reise
in den Tropengewässern sollen die Kisten . kühl stehen,
späterhin mäßig warm. Viele transatlantische Dampfer
haben für Fruchttransport solche Räumlichkeiten jetzt ein-
gerichtet; weim man dafür bezahlt und den nötigen Druck
dahinter setzt, kann man seine Pflanzen dort untergebracht
bekommen.
Ich sammelte nun in Laudat und Umgegend in den
bezeichneten Richtimgen eine ganz ansehnliche Menge Pflanzen,
Farne, Lycopodien, Orchideen und verschiedenes andere. So
manche einzelne Beobachtung über das Gedeihen dieser und
jener Art konnte ich in Muße machen und wenn ich schließlich
das Fazit zog, besonders aus der üppigen Epiphyten- und
Baumfarnvegetation, so mußte ich mir sagen, daß wohl die
reiche Wasserzufuhr, die stets so reiche Luftfeuchtigkeit, die
in dem modernden Laube erhalten bleibt bei sich ziemlich
gleichbleibender Wärme, und die gi-oße Menge Lichtes diese
Wachstumsfaktoren waren. Auffallend war mir, wie überall
für den raschen Abfluß des überschüssigen Wassers gesorgt
schien, Baumfarne fand ich stets nur an Abhängen.
Das Packen aller Sammlungen hatte schließlich in Roseau
seine großen Schwierigkeiten, denn auf dem jeder Industrie
baren Eilande fehlte es an Kisten und Packmaterial. Aber
der stets hilfsbereite Kollege Jones schaffte nach Kräften Rat.
Am Abend des 5. November war ich wieder an Bord und
es galt Abschied zu nehmen von der schönen Insel, wo ich
zum ersten Mal Tropenvegetation in üp])igster Entwickelung
gesehen, und die mir so lieb geworden. Vom Schiffe beobachtete
ich einen selbst für Westindien außergewöhnlich großartigen
Sonnenuntergang, die Glocken der alten Jesuitenkathedrale
von Roseau läuteten von auch hierher gedrungener christlicher
Kultur, die hohen, von Urwald bedeckten Berge zeugten von
unbefleckter Natur, eine Wolke in weiter Ferne zeigte wie
die Dämpfe des kochenden Sees aufstiegen und am Himmel
ging die Scheibe des vollen Mondes auf.
Die Dampfpfeife der „Eden" ertönte, die Schiffsschraube
machte die ersten lang,samen Umdrehungen, der Union Jack
am Ufer senkte sich — fort gings, neuen Wundern entgegen.
(Fortsetzung folgt.)
Die Gartenwelt.
IX, 14
Pflanzendüngung,
rtlaiizeiiprodnklioii uml Kiiii8t(lüno(M-.*)
Von Prof. Dr. J. H. Vogel, Berlin.
V or kurzem ist, wie bereits (in No. 10, Red.) mitgeteilt wurde,
dem Cliemiker Prof. Dr. A. Frank in Charlottenburg durch Ver-
leihung der goldenen Liebigmedaille seitens der königlichen Akademie
der Wissenschaften zu München eine seltene Auszeichnung zuteil
geworden. In der Begründung wurde ausdrücklich betont, daß dies
u. a. geschehen sei für die erfolgreichen Bemühungen, den Luft-
stickstoff in ein wertvolles Düngemittel zu verwandeln.
Die Stickstoffverbindungen, insbesondere der sogenannte Chili-
salpeter und das schwefelsaure Ammoniak, sind wertvolle Handels-
produkte, die außer in der Industrie im landwii-tsohaftlichen Betriebe
als Düngemittel eine besonders weite Verbreitung gefunden haben.
Da nun ungefähr 80°/o dei- Luft, die uns umgibt, aus Stickstoff
bestellt, so ist es begreiflich, daß seit .Jahrzehnten das Streben der
Chemiker dabin geht, die .sogenannte Bindung dieses Luftstick-
stoffes, d. h. seine Überführung in ähnliche oder gleichwertige Ver-
bindungen, wie die vorgenannten, zu erreichen. Alle darauf ge-
richteten Bemühungen waren bis vor kurzem vergeblich. Nachdem
nunmehr durch die Frankschen Forschungen dieses Problem als
gelöst angesehen werden kann, verlohnt es sich wohl, kurz die volks-
wirtschaftliche Bedeutung dieser bedeutsamen Tatsache einer Würdigung
zu unterziehen.
Liebig hat uns gelehrt, daß es von den zahlreichen Stoffen,
aus denen sich der Pflanzenleib zusammensetzt, insbesondere drei
sind, an denen der Kulturboden bald verarmt, wenn ihm nicht in
geeigneter Form Ersatz dafür geboten wird: Kali, Phosphorsäuie und
Stickstoff. Unterbleibt ein Ersatz auch nur eines dieser Stoffe, so
gehen die Erträge des Bodens bald zurück, während umgekehrt eine
Anreicherung mit denselben unter sonst geeigneten Verhältnissen
eine bedeutende Steigerung der Ernten zu bewirken vermag. Es
hat lange gedauert, bis diese von Liebig klar zum Ausdruck gebrachte
Tatsache zum Allgemeingut der Landwirtschaft wurde. .Tahrzehnte
vergingen,' bis in der Praxis stehende Forscher, von denen nur
Julius Wolf in Hohenheim, M. Maercker in Halle und P. Wagner
in Darmstadt genannt seien, und ein Praktiker, der erst vor
einigen Jahren verstorbene Schulz-Lupitz, durch ihre unermüdliche
Arbeit es fertig brachten, daß die früher nur vereinzelt benutzten
Kunstdünger heute jedem kleinen und kleinsten Landwirt bekannt
sind und ihre regelmäßige Anwendung auch in den bäuerlichen
Kreisen als etwas Selbstverständliches gilt. Die von Jahr zu Jahr
zu beobachtende Steigerung im Kuustdüngerverbrauch gibt ein be-
redtes Zeugnis dafür.
Es kann deshalb nicht wundernehmen, wenn angesichts dieser
Tatsache immer wieder die Fragen erörtert werden, wie für eine
geeignete Beschaffung der erforderlichen Kunstdüugermengen zu
sorgen ist und wie dies insbesondere möglichst unabhängig vom
Auslande geschehen kann. So einfach, wie uns dies heute schon
für einen Teil der in Frage kommenden Stoffe erscheint, lag die
Sache durchaus nicht immer. So wußte man bereits vor f)0 Jahren
durch die Liebigschen Forschungen, daß der Ersatz des dem Boden
durch den Pflanzenbau entzogenen Kalis, insbesondere für das Ge-
deihen der Knollengewächse, von unschätzbarem Werte ist. Tiotzdem
nun aber das Vorkommen großer Mengen von Kalisalzen im Staß-
furter Becken bekannt war, wußte man dieselben doch nicht als
Pflanzennahning zu verwerten, sondern wandte die nur in beschränkter
Menge verfügbare Holzasche und andere kalihaltige Stoffe an, deren
Bezug meist mit erheblichen Kosten verbunden war. Erst durch das
ebenfalls von Frank vor etwa 40 Jahren aufgefundene Verfahren aus
den Staßfuiter Rohsalzen das Chlorkalium herzustellen, wurde der
Weg gewiesen, auf welchem die im deutschen Boden vorhandenen
Kalischätze der Landwirtschaft nutzbar gemacht werden konnten.
Die Forschungen eines Rimpau und Schulz-Lupitz haben dann
*) Mit Genehmigung des Herrn Verfassers und der Schriftleitung
der Täglichen Rundschau in Berlin.
später gezeigt, wie man auf Moor- und Sandboden auch die rohen
Kalisalze direkt in großen Mengen als Düngemittel verwenden und
damit auf diesen von Natur minder begünstigten Bodenarten un-
geahnte Erträge erzielen kann.
Nicht viel anders lagen die Verhältnisse in bezug auf die Vei'-
sorgung des Bodens mit Phosphorsäure. Von dem immerhin nur in
beschränkten Mengen verfügbaren Knochenmehl abgesehen, nahm
man i\och vor 2.t Jahren allgemein an, daß wir in der Deckung des
Phosphorsäurebedarfs stets auf das Ausland angewiesen sein würden.
Da erfand Thomas sein bekanntes Verfahren zur Entphosphorung
des Eisens, bei dem die Phosphorsäure an Kalk gebunden als Abfall-
produkt erzielt wird, und ein hannoverscher Apotheker, Hoyermann,
lehrte uns dieses heute unter der Bezeichnung Thomasphosphat-
mehl bekannte Abfallprodukt als Dünger venvenden. Damit war
auch die Frage, wie ein Ersatz der Phosphorsäure unabhängig vom
Auslande erfolgen könne, ihrer Lösung insofern um einen guten
Schritt näher gebracht, als die heimische Produktion an Thomas-
phosphatmehl genügt, um etwa die Hälfte der bei uns verbrauchten
Phosphorsäuredünger zu decken.
Nur für den teuersten und in gewisser Hinsicht auch wichtigsten
Pflauzennährstoff, den Stickstoff, fand man im Inlande keine auch
nur annähernd ausreichende Quelle. Zwar werden in Deutschland
alljährlich große Mengen schwefelsauren Ammoniaks gewonnen, die
als Kunstdünger schlanken Absatz finden, allein sie genügen nicht
im entferntesten zur Deckung des Bedarfs und man war deshalb auf
den aus Chile bezogenen Salpeter und den vornehmlich in Peru in
großen Mengen aufgefundenen Guano als Hauptstickstoffdünger
angewiesen. Da zeigte in den achtziger Jahren des vorigen Jahr-
hunderts ein praktischer Landwirt, der schon erwähnte Schulz-Lupitz,
wie man auf einem vorher nicht einmal geahnten Wege in ein-
fachster Weise den Stickstoff der Luft einfangen und in geeignete
Pflanzennahrung umwandeln könne. Er hatte nämlich beobachtet,
wie gewisse Pflanzen, die Leguminosen, durch die Mitwirkung kleinster
Lebewesen, welche sie in ihren Wurzeln beherbergen, sich von dem
freien Stickstoff der Atmosphäre zu ernähren vermögen und gründete
auf dieser Kenntnis sein jetzt längst zum Allgemeingut der ganzen
Landwirtschaft gewordenes System der Gründüngung. Allein, so
groß auch die Bedeutung dieses Systems sein mag, so erhebliche
Mengen Stickstoff dadiuch alljährlich aus dem unerschöpflichen
Vorrat der Atmosphäre in Pflanzennahruug umgewandelt werden,
die Erfahrung hat gelehrt, daß auf diesem Wege leider ein voller
Ersatz der dem Boden durch die Pflanzen entzogenen Stickstoff-
mengen niemals möglich sein wird, da die Gründüngung immerhin,
bedingt durch die Verhältnisse des Bodens und des Klimas, nur
beschränkte Anwendung finden kann. Die von Jahr zu Jahr wachsende
Einfuhr der vorerwähnten Stickstoffdünger bestätigt dies zur- Genüge.
Diese Tatsache und der umstand, daß die Verwendung der Stick-
stoffdünger noch immer nicht annähernd so groß ist wie sie rationeller-
weise sein sollte, haben die Frage einer vom Auslande unabhängigen
Versorgung mit diesem wichtigen Pflanzennährstoff um so mehr zu
einer akuten gemacht, als die Salpeterlager in Chile nur noch für
eine beschränkte Zeit ausreichen werden. Der vor einigen Jahren
erfolgte Ankauf eines dieser Salpeterlager durch deutsche Landwirte
charakterisiert zur Genüge die Bedeutung der Auffindung eines
brauchbaren Verfahrens zur Bindung des Luftstickstoffs.
Frank hat über sein Verfahren, das eine einwandfreie Lösung
dieses Problems ermöglicht, erstmahg auf dem im Sommer 1903 in
Berlin abgehaltenen Internationalen Kongress für angewandte Chemie
berichtet. Seine Mitteilungen riefen in weiteren Kreisen begreif-
liches Aufsehen hervor und wurden mehrfach als das bedeutsamste
Ereignis des Kongresses bezeichnet. Daß es sich tatsächlich um
eine volkswirtschaftlich wie landwirtschaftlich gleich bedeutende
Errungenschaft handelt, lehren die sicheren Unterlagen, auf denen
das Verfahren aufgebaut ist. Schon im Jahre 189.T hat Frank den
geeigneten Weg gefunden, um mit Hilfe der Carbide, aus denen
man heute allgemein das Acotylengas hei-stellt, den Luftstickstoff
zu binden, zunächst in der Absieht, das so gewonnene Produkt als
Cyan — einer Verbindung von Stickstoff und Kohlenstoff — zu
verwerten. Das Verfahren besteht kurz darin, daß der Stickstoff
IX, u
Die Gartenwelt.
der Luft unter gewissen Bedingungen über die zur Rotglut orkitzten
Karbide geleitet wird, wobei der in letzterem enthaltene Kohlenstoff
den Stickstoff chemisch bindet. Nacli mehrjährigen Vorarbeiten im
Laboratorium errichtete Frank im Jahre 1897 eine größere Verauchs-
aalage, um darin sein inzwischen vereinfachtes Verfahren im
größeren Betriebe zu erproben. Später wurden ebenfalls im großen
Umfange, d. h. fabrikmäßig, die Versuche in Frankfurt a. M. fort-
gesetzt und hier war es der Sohn des Erfindere, Dr. Albert Frank,
welcher auf die Idee kam, das stickstoffhaltige Produkt als Dünger
zu verwenden. Da die darin enthaltene Stickstoffverbindung als
Düngemittel nicht erprobt war, stellte man daraus Ammoniaksalze
her. Vor reichlieh zwei Jahren wurde die Versuchsanlage nach
Berlin verlogt und Weltfirmen wie Siemens & Halske, in Verbindung
mit der Deutschen Bank, und andere beteiligten sich an der weitereu
Ausarbeitung des Verfahrens.*) Man sah zunächst von der Um-
arbeitung auf Ammoniak ab und wandte sich an den bekannton
Darmstädter Agrikulturchemiker Professor Dr. P. Wagner mit dem
Ersuchen, das Rohprodukt, welches 14 bis 22 v. H. Stickstoff ent-
hält, im praktischen Betriebe direkt auf seine Düngerwirkung zu
untereuchen. Auch Prof. Gerlach in Posen, sowie Dr. Otto in
Proskau stellten Versuche an. Sie alle haben, wie aus ihren
Veröffentlichungen hervorgeht, übereinstimmend gefunden, daß dieses
Rohprodukt, welches nach seinen beiden Hauptbestandteilen kurz
.■,Kalkstickstoff" (Cyanid) genannt wird, als direkter Pflanzennährstoff
große Dienste zu leisten vermag. Die zahlenmäßig begründeten
Versuchsergebnisse zeigen, daß der Kalkstickstoff dem schwefel-
sauren Ammoniak nach jeder Richtung gleichwertig ist. Auch aus
der Schweiz und aus Schweden liegen schon Berichte über Düngungs-
versuche mit Kalkstickstoff vor, die einen gleich günstigen Verlauf
nahmen. In der Zwischenzeit haben Prof. Frank und seine Mit
arbeiter, unter denen namentlich noch Dr. Erlwein, der Chef-
chemiker von Siemens & Halske, zu nennen ist, das Fabrikations-
verfahren soweit vereinfacht, daß in Jahresfrist zum Großbetriebe
übergegangen werden kann. Wir können die Stiokstofffrage, so weit
es .sich dabei um Beschaffung 'der für die Landwirtschaft erforder-
lichen Stickstoffkiinstdüuger handelt, als gelöst betrachten, so daß
wir nötit'en falls imstande sein werden, unsern Bedarf an Kali und
Stickstoff vollständig, den an Phosphorsäure zu einem erheblichen
Teil unabhängig vom Auslande zu decken. Die heimischen Produkte,
Kalkstickstoff, Thomasphosphatmehl und Chlorkahum, haben noch
den Vorzug, daß sie sich unbedenklich miteinander mischen lassen.
In dem Gemenge wäre zum Beispiel ein vollständiger Ersatz des
Guanos gegeben mit einem Gehalte von je etwa 8 — 10 v. H. Stick-
stoff und Phosphorsäure, sowie 3 — 4 v. H. Kali neben erheblichen
Mengen Kalk, deren Anwesenheit erfahrungsgemäß zur vollen Aus-
nutzung der erwähnten Pflanzennährstoffe unbedingtes Erfordernis ist.
Bücherschau.
Die Gartenkunst in Wort und Bild.**) Herausgegeben von
Franz Sales Meyei-, Prof. der Großh, Kunstgewerbeschule in Karls-
ruhe, und Friedrich Kies, Gartendirektor in Karlsruhe, Mit 300 Ab-
bildungen und Plänen im Text. Leipzig 1904. Verlag von Karl
Scholtze (W. .Junghans), Vorlag für Architektur, Technik und Kunst-
gewerbe. Quart. S. V— XII Inhalts -Verzeichnis und Verzeichnis der
Abbildungen. 484 Seiten Text, darunter 5 Seiten zu einem sehr
*) Anmerkung der Redaktion. Die Cyanid-Gesellschaft
m. b, H, in Berlin SW,, eine Tochtergesellschaft von Siemens & Halske,
befaßt .sich mit der Heretellung des Cyanid benannten Düngers, Vor-
läufig wird der Kalkstickstoffdünger allerdings nur in kleinem Maß-
stabe in Berlin dargestellt und mit Rücksicht auf die in diesem Be-
triebe Verhältnismäßig hohen Kosten und die nur einige hundert
Tonnen pro .lalir betragende Fabrikationsmenge im Handel noch
nicht abgegeben. Mit dem allgemeinen Verkauf wird begonnen
werden, wenn die geplanten Fabriken im Auslande unter Benutzung
gewaltiger Wasserkräfte in Betrieb sind, was im Herbst 1905 vor-
aussichtlich der Fall ist,
**) Vgl, die erste Besprechung dieses Werkes in No. 9.
guten Sachregister, durch welches man alles Gesuchte schnell
finden kann. Preis broscli. 25 Mk., geb. 27 Mk.
In 14 großen Abschnitten wird das ganze Gebiet der Garten-
kunst dargestellt. Abschn. I bringt auf 39 Seiten mit 23 Figuren den
allgemeinen und geschichtlichen Überblick, Hier wird die Gartenkunst
als bildende und schöne Kunst eingeführt, der Gegenstand die.ser
Kunst besprochen nach der allgemeinen Einteilung der Gärten in
landschaftliche und regelmäßige, und nun die geschichtlichen Stile in der
bisher üblichen Reihe in 7 Abteilungen erklärt als Gärten des Altertums,
des Mittelalters, des italieni.schen, französischen, englischen, chinesisch-
japanischen und neuzeitlichen Stils. Die Gärten des Altertums werden
nur erwähnt, etwas mehr wird auf die römischen, aber ohne Plan und
Bild, eingegangen. Bei dem Tusculum des Plinius ist die Rekonstruktion
bis Schinkel erwähnt, nicht aber die vorzügliche von Meyer, die derselbe
in seinem Lehrbuch der Gartenkunst 1860 veröffentlichte. Alle Teile
eines römischen Kaiserparkes sind genannt, aber eine kurze Erklärung der
Worte für den Lernenden ist nicht gegeben. Die beiden Figuren dazu
sind schöne Bilder, geben aber kein charakteristisches Bild eines römischen
Gaiieos; auch bezweifle ich, daß die schönen Mädchen so barfuß bis
an den Hals die alten Parks dort durchwanderten. Anschaulich
sind die Gärten des Mittelalters mit schönem Bild aus Sevilla dar-
gestellt und vortrefflich der italienische Gartenstil mit 6 schönen
Ansichten und 2 Plänen. Sehr richtig ist dabei auf den zeithchen
Gegensatz zwischen Architektur und Garten hingewiesen: „Die Werke
des Architekten und Bildhauers werden schon von den Zeitgenossen
bewundert; der Gartenkünstler feiert seine Triumphe erst im Grabe."
Sehr gut ist der französische Stil behandelt, dazu 3 gute Ansichten
und 3 charakteristische Pläne; doch ist zu bemerken, daß der Plan
von Versailles wohl nach einem der alten Pläne dargestellt ist und
auch einen Überblick mit Trianon bietet, aber undeutlich und schlecht
ist, so daß für den Nichtkenner jede Schönheit der Einzelheiten ver-
loren geht. Ebensogut ist dann der englische und danach der
chinesische und japanische Stil behandelt, aber die zugehörigen Ab-
bildungen genügen nicht; eine englische Parkansicht fehlt ganz, der
Plan von Stowe ist zu klein und für den Laien unleserlich, die
Chinoiserie ist das Gegenteil eines stets groß angelegten chinesischen
Gartens, und von japanischen Gärten sind viele Hunderte mehr
charakteristische und bi.-ssere Ansichten vorhanden, als die unklar ge-
gebene, um so bedauerlicher, als dem Kunstsinn der Japaner ver-
dientes Lob gespendet w^ird. Der folgende Teil, die Gartenkunst im
19. Jahrhundert, ist trotz seiner Kürze vortrefflich geschrieben, auch
Deutschland, Frankreich, England genannt, Nordamerika berührt; die
3 Pläne sind gut, aber leider auch etwas klein. Zu bedauern ist, daß
all der neueren großen Anlagen in Mittel- und Südamerika, in Ost-
indien und Ostasien sowie am Mittelmeer keine Erwähnung geschieht.
Ein gediegenes Schlußwort führt uns in die Moderne und fragend in
die Zukunft. Dieser historische Teil ist anmutig und lehrreich ge-
schrieben, wenn er auch nicht erschöpfend ist und sein will.
Der folgende, größere Teil des lehrreichen Buches könnte der
praktische Teil genannt werden. Im II. Abschn. wird sehr gut und sehr
ausführlich das Wichtigste, das Pflanzenmaterial, behandelt. Nach
botanischer Einleitung folgt die Systematik, die bedauerlicherweise
mit Eichler schließt und dessen 1883 aufgestelltes System bringt,
während Engler gar nicht genannt ist und dessen allseitig anerkanntes
System, seit 1903 schon im Syllabus in vierter Auflage veröffentlicht,
ganz übergangen ist ; das muß in einer zweiten Auflage verbessert
werden. Die geographische Übersicht ist sehr gut, wenn sie sich
auch nicht auf Drude, Leunis oder Engler stützt. In 25 Abteilungen
folgen dann alle Park- und Gartenpflanzen nach ihrer Verwendungs-
art sehr ausführlich in alphabetischer Folge, sehr wertvoll für
den Techniker. Zu bedauern ist das Fehlen der Höhenangaben
m allen Abteilungen, die hier durchaus hingehören; auch hätten die
Alleebäume unter g, Frachtbäume unter m, und seltene Bäume in
die Größenreihen eingereiht werden müssen. Warum überall unter
den Alleebäumen die schönen Nadelhölzer, Abies, Picea, Pimis und
Taxodium (Taxodiiim ist nur für feuchte Orte genannt) fehlen, die
so prachtvolle Alleen geben, ist mir unverständlich. Trotzdem 73 Allee-
bäume aufgeführt werden, fehlen noch viele bewährte Bäume, dar-
unter z. B. die wichtige Fagus, Carpimes, Carija, Corylus Ojluma
Die Gartenwell.
IX. 14
und Prunus seroti?m. Bei (3.) den Gruppengebölzen lernen wir ein
neues Wort, die „Durchschießer", kennen und schätzen. Sehr aus-
führlich handelt der III. Abschnitt über die Rosen, die nach Crepins
bewährtem System und nach ihrer Verwendung aufgeführt werden.
Für die Praxis vorzüglich und mit guten Abbildungen folgen IV.: die
Wege, V.: der Boden und die Erdarten (mit der Bodenplastik), VI.: der
Rasen, VII. mit 25 prächtigen Abbildungen: das Wasser und die
Felsen, mustergültig, dabei neu das Wasser als Eis in Springbrunnen
und Wasserfall; dann VIII.: die Bepflanzung im Naturstil mit dem
Verpflanzen älterer Bäume, und nach Skells Vorgang mit 40 guten
Beispielen zur liruppenbildung. Vortrefflich und mit 48 großen, guten
Figuren geziert ist der IX. Abschnitt: die Bepflanzung im germanischen
Stil mit ausführlichen lehrreichen Pflanzungsangaben. Es fehlt nur der
Beetschmuck im Winter, wie ihn besonders die Belgier gerne machen.
Denn wenn man im Sommer die Pflanzen wie Steine behandelt, dann
darf man im Winter auch Steine, Muscheln und Perlen zum Schmucke
benutzen. Es folgt der X. sehr interessante Abschnitt über das Rosa-
rium, mit ausführlichen Kulturangaben, das Nymphaearium, ein neues
Wort, das wohl besser Seerosenbecken oder Seerosenteich hieße, wie
Rosarium = Rosengarten, das Arboretum = Gehölzgarten, und eine
gute Anleitung zur Etikettierung, d. h. die Verwendung der Namen-
schilder. Ausführlich und mit 87 guten Bildern bringt der XI. Abschn.die
baulich-technischen Gartenzutaten, z. B. Einfriedigungen, Türen, Lauben,
Sitze, Brücken bis zu Tempeln, Ruinen und Denkmäler. Abschn, XII
bespricht in guter, lehrreicher Weise die Unterhaltung der Gärten
und XIII in guter Anleitung mit 18 Bildern das gärtnerische
Zeichnen, Modellieren, Entwerfen und Übertragen der Pläne. Ab-
schnitt XIV bringt in klarer Weise die verschiedenen Arten von
Gärten zur Kenntnis, wobei in 12 Teilen vom Vor-, Haus- und Villen-
garten, vom Garten um Kirchen und öffentlichen Bauten, über
Schmuokplätze, Schul- und Studiengärten, Wirtschafts-, Bade-, Stadt-
und Volksgärteu, Promenaden, Parks, Alleen bis zum Ausstellungs-
und Friedhofsgarten nichts vergessen ist. Zur Erläuterung dienen
30 Musterpläne und Ansichten. Daß von Karlsruhe allein 43 Ab-
bildungen geboten werden, ist trotz ihrer Güte etwas viel.
Ein ausführliches Sachregister schließt das sehr gute Werk,
welches dem Fachmann in klarer Sprache dankenswerte Anregung
bietet, für den Techniker fast als unentbehrlich und für den Lernenden
als notwendig bezeichnet werden muß.
Papier und Druck sind sehr gut, der Preis für BO'/j Bogen
mit prachtvollen Bildern von 25 Mk. (gebunden 27 Mk.), also 42 Pfg.
für den Bogen, ist sehr mäßig. Das empfehlenswerte Buch wird
sicher weiteste Verbreitung finden und dann segensreich wirken.
Grube.
Daheim-Kalender 1905. Wie alljähriich, so hat die Daheim-
Eedaktion auch für 1905 einen statthchen, elegant in Leinen ge-
bundenen Kalender herausgegeben, der, wie seine Vorgänger, wieder
als üniversalhausbuch bezeichnet werden kann. Von dem außer-
ordentlich reichhaltigen Inhalt dürfte unsere Leser speziell der reich
mit farbigen Textabbildungen geschmückte Artikel „Die Vögel
unseres Gartens" interessieren. Die malerisch schön und zugleich
naturwahr ausgeführten farbigen Vogelbilder von der Meisterhand
Christian Vottelers führen vierzehn verschiedene, vorzugsweise
nützliche Gartenvögel in solcher Porträtähnlichkeit vor, daß jedermann
in der Lage ist, jene Arten nach den Bildern ohne weiteres wieder
zu erkennen. Von diesem Artikel abgesehen ist der Inhalt des
Kalenders an belehrenden und unterhaltenden Beiträgen außer-
ordentlich reichhaltig.
Tagesgeschichte.
Berlin. In der Sitzung der städtischen Parkdeputatiou vom
14. Dezember wurden die Entwürfe des Gartenbaudirektors
Mächtig für den Brunnen- und Arnim-Platz genehmigt. Das
Projekt für den Brunnen - Platz, an der Pankstraße, gegenüber dem
neuen Amtsgericht, sieht nur streng gerade Linien vor. Der Arnim-
Platz liegt unweit des Ringbahnhofs Schönhauser Allee an der
Stolpischen und Behmstraße.
Erfurt. Die Kreis -Obstbau -Kommission für den Stadt- imd
Landkreis Erfurt, der die Herren J. Rebenstorff, [C. AVeigelt,
A. Kneisel undEbert angehören, hat einen Berichtfür das Jahr 1904
herausgegeben, der sich über folgende Punkte äußert: 1. Sorten-
wahl. Es wird empfohlen planmäßig wertvolle, geeignete Sorten zu
pflanzen und den „Edel Borsdorfer' beim Veredeln zu berücksichtigen;
2. Edelreiser können durch die Kommission beschafft werden unter
Garantie der Sortenechtheit; 3. Gemeindebaumschulen sind nicht
mehr zeitgemäß, begünstigen den Sortenwirrwarr und erzeugen
zumeist minderwertiges Material; 4. Sp alier- Pf lanzungen werden
zur Ausnutzung leerer Wände und Giebel empfohlen; 5. Unter-
kultur ist zu vermeiden; Klee ist überhaupt unzulässig; Getreide
und Gemüse bedingungsweise gestattet; 6. Hügelpflanzung bei
hohem Grundwasserstand; 7. Schnitt an Kirschbäumen nur im
Frühherbst auszuführen, Wunden veistreichen; 8. Wildfraß wird
verhütet durch ein schützendes Drahtgeflecht; 9. Etikettierung
ist zur Förderung der Sortenkenntnis unerläßlich; 10. Aprikosen-
etc- Anpflanzungen werden in gewissen Gemeinden gefördert;
11. Pläne der Obstplantagen sind den neuen Anlagen zugrunde
zu legen; 12. Obstbau-Etat für Gemeinden zur Beorderung des
Obstbaues; 13. Düngen ist unbedingt notwendig, besonders mit
Jauche und Kalk; 14. Obstschauen und Sortimente sollen weiter-
hin veranstaltet bezw. gezeigt werden, um mit der Zeit ein durch
die Praxis erprobtes Normal-Sortiment aufstellen zu können; 15. Obst-
bau-Vereine sind ein vorzügliches Mittel zur Hebung des lokalen
Obstbaues; 16. Obstbau-Kurse sollen dem Mangel an Personen,
die praktisch tätig sind, abhelfen; 17. Blutlaus .soll in ihrem Auf-
treten allgemein verständlich gemacht vrerden; 18. Obstbau-Statistik
über die Erträgnisse der Gemeinden des Kreises aus ihren Gemeinde-
pflanzungen in den letzten zehn Jahren; die Einnahme betrug ins-
gesamt 170 734 Mark.
Personal-Nachrichten.
Hinze, August, dem langjährigen Obergärtner des Zoologischen
Gartens in Berlin, der unter der Oberleitung des Tiergartendirektors
Herrn Geitner den Tierpark gärtnerisch auf seine jetztge Höhe
gebracht hat, ist der Titel eines „königlichen Garten-Inspektors" ver-
liehen worden. Die schönen Anlagen des Zoolog. Gartens haben wir den
Lesern im sechsten Jahrgang, Seite 505. in Wort und Bild geschildert.
Nahlop, Wilhelm, .seit 17 Jahren Obergärtner des Rittergutes
Britz bei Beriin 8., ist der Titel eines „königlichen Garten -Inspektors"
verliehen worden. Über den prächtigen Park, dem Herr Nahlop
vorsteht, brachten wir im vierten Jahrgang, Seite 265, einen illu-
strierten Artikel, auf den hiermit hingewiesen sei.
Reisner, Adolf, Obergärtner des botanischen Gartens in Ham-
burg, starb im Alter von 39 Jahren.
Roeber, Prof. Fritz, in Düsseldorf, wurde von der königl.
sächsischen Gesellschaft für Botanik und Gartenbau Flora in Dresden
wegen seiner ,,von unvergleichlichem Erfolg gekrönten Durchführung
der Ausstellung" zum Ehrenmitglied ernannt. Wir beglückwünschen
die Flora zu ihrem neuen Ehrenmitglied.
Briefkasten der Redaktion.
Wandkalender fflr 1905. Wie in früheren Jahren so
werden wir auch mit dem neuen Jahre unseren Abonnenten
einen farbenprächtigen Wandkalender nach einem Aquarell
von Johanna Beckmann bieten, dessen Blütenschmuck dies-
mal aus prächtigen, einfach blühenden Rosen besteht.
Zum Jahreswechsel entbieten wir unseren Abonnenten
und Mitarbeitern die herzlichsten Glückwünsche. Wir hoffen,
daß wie bisher, so auch im neuen Jahre uns reiche Unter-
stützung aus der ständig an Ausdehnung gewinnenden Leser-
gemeinde unserer Zeitschrift zu teil werden wird, die uns
auch weiterhin in die Lage versetzt, die Gartenwelt nach
Inhalt und Ausstattung musterhaft zu gestalten.
Die Redaktion der Gartenwelt.
Verantwortl. Redakteur: Ma
Verlag \r. Richard Carl S c hmi d t t C o., Leipzi?. — Drnrli : Anhalt. Bnchdr. Gntenberg,
iustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
7. Januar 1905.
No. 15.
Xnchilruck und Nnchbildnng aus dam Inhalt dieser Zeitsehriß wird slrafrcclillich verfolgt.
Kultureinrichtungen.
Das neue Cborwiiitcnuij^sliaus im botanischen
(larten zu Gießen.
Von F. Rehnelt, Großh. Garteniiispektoi, Gießen.
iHkrxu drei Abbildtmgcn.l
Uie Gewächshäuser der botanischen Gärten
leiden meistens au Überfüllung. Auch wo man
gewohnt ist, im Herbst vor Beginn des Ein-
räumens alles Minderwerte und Entbehrliche
auszuscheiden, fehlt es in der Regel doch noch
an Raum zur übersichtlichen und zweckmäßigen
Aufstellung. Bei uns sah es in dieser Hinsicht
nicht besser aus, denn die großen Gewächs-
häuser, 1858 erbaut, hatten von vornherein den
Fehler, zu schmal zu sein. Wie das in der da-
maligen Zeit Sitte gewesen, hatte man von der
notwendigen Bausumme gleich die Hälfte ab-
gestrichen. Mit der Hälfte des Geldes konnten
rlie Gewächshäuser natürlich auch nur halb so
groß werden. Die Länge derselben war bei-
behalten, aber man sparte desto mehr an der
Breite. So entstanden Räume, in denen die
Pflanzen zu dicht zusammengedrängt werden
mußten.
Um diesem tJ beistände abzuhelfen, wurde
im vergangenen Jahre ein Gewächshaus -Neubau
fertiggestellt, der nicht nur in seinem Äußern
eigenartig und gefällig, sondern auch in jeder
Hinsicht brauchbar und zweckmäßig ausgefallen
ist. Seine Form läßt sich aus den beiden Ab-
bildungen und der beigefügten Grundrißzeichnung
(C) zur Genüge erkennen. Die Länge beträgt
24 m, die Breite in der Mitte innen 9 m, in den
Seitenflügeln 8 m, die Höhe der beiden Seiten-
flügel am First 7 m, die Höhe der Kuppel 13 m.
Anstatt des Verputzes, der bei Gewächshäusern
leicht schadhaft wird und dessen Ausbesserung
mit der Zeit kostspielig und störend für den
Garten wird, hat man im Innern mattweiße,
t.artfnwelt. IX.
glasierte Steine und im Fassadenbau hellgraue Basaltlava
verwendet. Die Verglasung ist einfach, dagegen ist, um
unnütze Abkühlung und Tropfenfall zu vermeiden, der
Miltonia vexillaria. (Text Seite
Die Gartenwelt.
IX,
obere Teil der Kuppel durch eiue horizontale Glasdecke
doppelt von der Außenluft abgeschlossen. Die Sprossen
sind, wie jetzt allgemein üblich, aus Pitch-Pine-Holz, mit
Messingschrauben auf Eisenfacetten befestigt.
Für den gebogenen Teil der Kuppel mußten der
Haltbarkeit wegen Eisensprossen verwendet werden. Dem
Tropfenfall mußte hier durch schmale Schweißrinnen
aus Zink vorgebeugt werden. Die Scheiben. 40 x 80 cm
groß, liegen in Kitt und sind in der gowöhnlichon Weise
neuen Überwinterungshauses im botanischen Garten
Originalzeichnung für die „Gartenwelf.
mit Kittfalz verstrichen. Auch im Berliner botanischen
Garten zu Dahlem ist man nach einer Reihe von Ver-
suchen wieder zu der alten Methode des Yerkittens
zurückgekommen. Erwärmt wird das Haus durch zwei
Schramm'sche stehende Röhrenkessel (im Räume A) von je
20 qm Heizfläche, von denen einer als Reservekessel ge-
dacht ist. Die Heizrohre sind zum Teil oben am Glasdach,
zum Teil an den Wänden verteilt. Jeder der 14 Heiz-
körper, die mit schmiedeeisernem Zu- und Ableitungs-
rohr mit den Kesseln in Verbindung stehen, ist für sich
wasserdicht abstellbar, so daß etwa nötig \vordende
Reparaturen ohne Störung im Betrieb jederzeit vorge-
nommen werden können. Sehr bequem zu handhaben
sind die Lüftungseinrichtungen mit Patentwinden von
Wehner & Co. in Britz bei Berlin. Damit die Pflanzen
auch von oben zugänglich sind, läuft an der Rückwand
des Hauses eine Galerie aus Eisensprossen. Die Tabletten
sind aus starken Winkeleisen mit Rohglasplatten her-
gestellt. Da das Haus bisweilen zur Demonstration im
Anschluß an die abends
stattfindenden Vor-
lesungen benutzt wird,
können die Räume
durch vier Stück 250-
kerzige Nernstlampen
und 1.5 (ilühlampen
erhellt werden. An-
schließend an das
Haus und durch eine
Treppe und Tür mit
diesem verbunden, be-
findet sich an der Nord-
seite in der Erde lie-
gend eine künstliche
Grotte mit kleinem
Wasserfall etc. zurKul-
tur feinerer Farne,
namentlich Hymeno-
phylleen. (Auf dem
Grundriß links neben
A.) Die Südseite
schließt mit -einer 5 m
breiten und 1 1/., m
hohen Terrasse (D)nach
dem Garten zu ab. An
den sonnigen Bösch-
ungen haben die win-
terharten Kakteen und
eine Gruppe Mesera-
brianthemum ihren
Platz gefunden, wäh-
rend die Mitte durch
ein 9 m im Durch-
messer haltendes, heiz-
bares Bassin (E) ge-
bildet wird, das zur
Kultur tropischer Was-
serpflanzen während der Sommermonate dient. Die Bau-
summe beträgt 46 000 Mark. Die Eisenkonstruktionen
wurden von der Firma üönges & Co. in Darmstadt alle
übrigen Arbeiten, mit Einschluß der meisterhaftausgeführten
Heizungsanlage (von H. Schaffstaedt hier), von hiesigen
Firmen und Handwerkern ausgeführt. Die Umgehung eines
Spezialgeschäftes, die übrigens fast sämtlich zur Kon-
kurrenz aufgefordert waren, war allerdings nur möglich
durch die gewissenhaften bis in die kleinsten Einzelheiten
durchdachten Vorarbeiten unseres Hochbauamtes, unter
Gielten.
IX, 15
Die Gartenwelt.
171
dessen Leitung ein Werk entstanden ist, bei dem der
Gärtner wie der Arciiitekt in gleiclier Weise zu ilirem
Reclit gekommen sind.
Nacliselirift des Herausgebers. Das ueue Überwiiiterungs-
liaus des botanischen Gartens in Gießen ist in der Tat ein ebenso
wirliiuigsvolloi- als praktisch .lusgnführtoi- l'rachtbau, der diesem vorzüg-
lich gcIritrt.Mi Institut zur Zii'i'.lr i^cnMclit und seinen Schöpfern Ehre
üi.'ii'hl Irli sili ui.^.'ii i'.iiii kill.', iKi' li seiner Vollendung und bat
Heiin l.'ciin.lt uin \ ■ ii -I. li-riOiii Aitik'-l, für welchen ich ihm auch
dagegengeschlagen luid nun hält der Kasten wieder einige Zeit
bis der nächste Winter das Zerstörungswerk fortsetzt und die
Flickerei wieder von vorne los geht. Schade um die Zeit,
die bei solchen ewigen Flickereien vertrödelt wird und schade
um die Bretter und die Nägel, die bei solcher Gelegenheit
verzimmert werden. Ein praktischer Kasten, den man im
Herbst, sobald er niclit mehr gebraucht wird, unter Dach
und Fach bringen könnte, würde alle diese unnötigen
Ausgaben ersparen. Im folgenden will ich einen Kasten
Das neue l'bervvinterungshaus im botanischen Garten zu Gießen (Südseite)
Ein praktischer Frühbeetiiasten.
Von Ernst Richter in Bordighera (Italien).
(Hierzu eitle Zeichnung.)
Jllancher Handelsgärtner jammert im Frühjahre über seine
zerfallenen Frühbeetkästen, da durch die viele Nässe im
Winter hier ein Brett und dort ein Brett morsch geworden
ist tmd fast bei jeder Berührung ein Stück abbröckelt. Um
einem gänzlichem Verfall vorzubeugen wird ein altes Stück
Brett übergenagelt, zur Sicherheit wohl auch noch ein Pfahl
beschreiben, der sich leicht von einem Mann in fünf bis
zehn Minuten von einer Stelle zur andern schaffen läßt,
Atiseinandernehmen und Zusammensetzen mit einbegriffen.
Man läßt sich vom Schmied Haken anfertigen von Form
und Größe der Zeichniuig D und D^. Die Länge der Haken
beti-ägt etwa 200 uiiu. die Breite 50 mm und die Stärke
6 mm. Von diesen Haken (auf der Zeichnung U tnid D^)
befestigt man mittelst Schrauben mit Gegenmuttern an jedem
Brettende zwei, natürlich auf der Außenseite und so, daß
sich die Seitenbretter A und B und Querbretter C ineinander-
172
Die Gartenwelt.
IX, 15
---%2r
Ein^praktischer Frühbeetkasten.
Originalzeichnung für die „Gartenwelt".
haken lassen, wie es ans der Zeichnnng ersichtlich ist. Die
Verbindnngslatte E, welche man anbringt, damit sieli^ [die
Seitenbretter A und B nicht nach außen oder innen biegen,
macht man vorteilhafter Weise nur gerade so lang, wie der
Kasten lichte Breite hat, von Oberkante des Brettes A zu
Oberkante B gemessen. Man befestigt die.so Latten am
besten auf Holzklötzchen, auf der Zeichnung bei F, die man
vorher an der Innenseite des Kastens an den Stellen fest-
genagelt hat, wo man die Latte wünscht. Diese Latten kann
man auf die Klrit/.chen festnageln oder zapfenartig (wie auf
der Zeichnung) in dicsi' oinlasscii. Dieses Befestigen an
der Innenseite hat vor dem direkten Einlassen in die Seiten-
liretter den großen Vorteil, daß das Wasser zum allergrößten
Teile abfließt, was bei einem direkten Einlassen nicht der
Fall ist, im Gegenteil, hier lileibt stets viel Feuchtigkeit in
den Ritzen zurück, wodtn-ch die Bretter schon nach zwei
Jahren schlecht werden. Dagegen ziehe ich das Einlassen
in die Klötzchen dem Annageln unbedingt voi', da man die
Latten dann mit Leichtigkeit entfernen' kann.
Ein so konstruierter Mistbeetkasten ist wohl der
praktischste, der sieh überhaupt bauen läßt, da er alles in
sich verriiiiL;t, was dif Rentabilität des Betriebes fördern
kann; er ist nämlich einlach, haltbar, leicht zu handhaben
und nicht teurer als ein feststehender, genagelter Mistbeet-
kasten.
Die Vorteile dieser Kästen sind derartig, daß sich jeder
zu seinen feststehenden einige zusammenlegbare bauen sollte,
besonders wenn er Gemüse treibt. Ist das Gemüse abge-
härtet genug, sodaß es des Schutzes nicht mehr bedarf, so
nimmt man den Kasten weg und stellt ihn an einer anderen
Stelle auf, um ihn mit frischen Setzlingen zu bepflanzen
oder eine neue Aussaat zu machen.
Ich lernte diese Kästen im vergangenen Sommer in der
Schweiz kennen und habe dort ihren praktischen W(>rt nach
jeder Seite ausprobieren können.
Sind in dem Betriebe mehrere Leute, so läßt sich die
Transportfähigkeit des Kastens noch bedeutend dadurch ver-
bessern, daß man die an den Brettern A imd B befestigten
Haken umdreht, so daß der Einschnitt nach unten ist, und
am Brett C stellt man die Haken so, daß der Einschnitt
nach oben ist. Bringt man an Brett C einen Griff an, so
läßt sich der Kasten durch zwei Mann mit Leichtigkeit ver-
setzen, ohne ihn auseinanderzunehmen. Die letztere Kon-
struktion, die man in Italien verschiedentlich antreffen
kann, ist noch praktischer als die erste, da beim Um-
stellen Zeit gespart wird. Die Höhe der Bretter richtet
sich natürlich ganz nach der Gegend. In Norddeutsch-
land muß ein Kasten bedeutend mehr Neigung haben
als am Bodensee oder in der Schweiz; an der Nord-
see kann man sogar das obere Brett um so viel höher
machen, daß die Differenz etwa 30 cm beträgt, denn
in nördlichen Gegenden muß man jeden Sonnenstrahl
voll und ganz abfangen. Die angegebenen Maße
würden für die Bodenseegegend noth maßgebend sein.
Berechnet ist der Kasten für vier Fenster.
Ausstellungsberichte.
Die frühe Winleiaiisstellunti; der nationalen Ohry-
santhenuini-Gesellsciiaft iin Crystal-Paiacezii London.
Vom Heinrich Riebe, London -RicbmoiicJ.
Es
is ist geradezu erstaiinliuli, was in der Riesenstadt London an
Ausstellungen von Blumen und Pflanzen, wohl auch Gemüsen und
Früchten, geleistet wird und dieser T'mstand beweist inuner wieder
aufs Neue eine Eigenart der Bewohner Englands: Eine ausgesprochene
Liebe für die Pflanzenwelt.
Die .sogen, frühe Winterausstellung der Chrysanthemum-
Gesellschaft fand am 7. uud 8. Dezember im Crystal - Palace statt
und war, wenn auch nicht im gleichen Maße wie die vorhergegangene
große nationale Ausstellung, doch mit reichem und fast durchgehend
gutem Material beschickt. Namentlich waren es wiederum die Chry-
santhemum, die im Verein mit zahlreichen anderen Saisonblumen
und Blatti)flanzen, dem Beschauer ein farbenreiches Bild vor Augen
führten. Leider wirkt jedoch ein nebliger Londoner Dezembertag
nachteilig auf den Effekt der Farben und ebensowenig waren die
bereits in den frühen Nachmittagsstunden eingeschalteten elektrischen
Bogenlampen imstande, den Effekt zu erhöhen, denn bestimmte
Farben und Schattierungen verlieren sogar bei elektrischem Licht.
Erfreulicherweise waren diesmal die sogen. „Ausstellungskisten"
in der Minderheit, dafür langstielig geschnittene Blumen und Topf-
pflanzen zahlreicher vertreten. — Eine der Hauptklassen war die für
Chrysanthemum in Vasen. Hier wurden bekannte Sorten, wie:
„Charles Davis", „Bessie Oodfrey", ,,öuy HomiUon^' etc. gezeigt.
Reich und interessant war die Klasse für dekorative Chry-
santhemum. Die feinsten und zierlichsten Sorten waren hier: „King
of the Plumes'\ „Cannels Faroiirite", .,Sa»i Caswell" etc. inid im
Vergleich zu den tellergroßen höchst vollkommenen Blumen wie:
„Mme. Paolo Radaelli^^ ist es staunenswert, wie sich diese Königin der
Herbst- und Winterblunien, das modebeherrschende Ohiysanthemum,
biegen und formen läßt.
In der Abteilung für große Vasen mit Chrysanthemum
irgend einer Sorte, ausgeschlossen Pompons, war von auffallender
Schönheit eine Vase mit der Sorte „Daiwiian", einer höchst voll-
kommenen Blume mit einwärts gebogenen Petalen. Das Ganze war
sehr geschmackvoll aufgestellt unter Zuhilfenahme von Crotonblättern,
Medeola- uud Asparagusranken.
So unscheinbar wie die kleinblumigen Pomponsorten, wie,
„Stioti'drnp'^, „Aurora Boreale"-, „Elsie Walker'-'- etc. im einzelnen
sind, so dekorativ wirken sie. wenn sie in Massen verwendet oder
locker und mit Geschmack in Vasen angeordnet werden, wie es hier
bei einigen Stücken der Fall war, oder wie ich es in den be-
nachbarten botanischen Gärten von Kew jüngst beobachtet habe. In
Kew sah ich im temperierten Haus No. 4 einige umfangreiche Büsche
der Sorte „Snowdrop", die, übei-sät von winzigen Blumen, einen
bezauhernden Anblick gewährten.
IX, 15
Die Gartenwelt.
173
UiittT den in Aiisstelluugski.sten vorgeführten Sorten erregte
riue jiiif dem eisten Preis ausgezeiclmete Sammlung von 24 japanischen
Suiten Aur-,rlicii. Als die schönsten Sorten sind zu nennen:
,. ir. //. \\'/ii/ihii!iae'-, eine perfekte Blume von rosiger Farbe und
etwas dunklerer Mitte; ferner „Qui/ Haniilton'-, ,,Ben Wells'-.
„Oen. nutlon'; ,,Ö. J. .1/ee", „Äeme'\ „Mrs. W. Meas&\ „Dorollii/
PijweU-, „Miss Kellte Poc/cett'% „Bessie Oodfrey'\ „Mme. Paolo
Radaelli- ute. Namentlich letütgenanuto Sorten, die hier und auch
auf der vorigen Ausstellung in den meisten Sortimenten zu finden
waren, beweisen dadurch neben ihrer allgemeinen Beliebtheit auch
eine hüelist scbUtzeiisweite Ausdauer und iraltkiikeit in der Blüte.
Schatten, eine auffallende Blume; „Amy Fktcher^\ reines Weiß,
sehr lange Petalen, daher äußerst zierend; .JäuIij Wiiulsor^ rosen-
rot mit breitem, weißem Zirkel; „Mrs. IL Broom", das größte, ein-
facli blühende Chrysanthemum, das 'bis heute gezüchtet wurde; die
heil;,'elbe Blume mißt l(j— 18 cm im Durchmesser; ,,.\Irs. A. ü. Solley'-\
terianjttafarben mit verschiedenen strahlförmigen Quirlen; „Mrs,
Will, .liiri/tin", crimsonrot mit einem weißen King; ,.Aimie JltW,
sehr schönes Rot, sich frei tragend; „Lord Metlnien" ; „Ecenimj
Heftnlif-; „Ellen Swales^'- und viele andere.
Wertzeiignisse erster Klasse erhielten drei Marktsorten. Es
waren: ..(Idldrn ,^lii)iä(ird'\ ein neiii;r S|i<jrt von ..Bron\c T/txedo'^.
L)as neue L berwinterung.-haus im botanischen Garten zu Gießen (Xordseite). Originalaufnahme rar die „Garte
Audi den schönen wie dekorativen einfach blühenden Chiysan-
tliemen war ein weites Feld offen. Es wurden verlangt: 6 groß- und
einfachblühende Sorten frei gezüchtet ohne Endknospen. Die schönsten
Sorten wareu: ..Edith Payram'-^ reiches Rosa mit einer weißen Zone
und ,.Earlsiiood Beaiäy" primelgelb.
Die Kultur einfach blühender Chrysanthemum scheint eine
Spezialität der Firma Harold D. Goolden, Nureeryman in Alt-
rincham zu sein. Aus dem sehr reichen Sortiment hebe ich folgende
hervor: „.Ifc.s Ethel King", reinstes Weiß; hiervon war eine große
Vase gestellt, die ihren Eindruck nicht verfehlte; ..Etsie Xeville'-,
terracottafarben, schöner Wuchs; ..Oraoe", helles Celb mit rötlichem
Die Farbe ist ein wunderbar leuchtendes Gelb, das sich auf. einem
geschickt gewählten dunkelblauen Untergrund besonders vorteilhaft
präsentierte. Die Petalen sind steif, doch nicht ungefällig und lassen
auf gute Haltbarkeit schließen, welcher Umstand für Marktptlanzeu
wertvoll ist. Auch der ganze Wuchs der Pflanze ist aufrecht.
Züchter derselben ist 0. E. Turner, Nurseryman in Haie bei Liver-
pool. — Sodann: „Market Qold^\ wie der Name schon sagt, eben-
falls eine Blume für den Markt; in Farbe eretgenannter Sorte nicht
unähnlich, jedoch leichter gebaut und mehr zur- japanischen Form
Zeigend. Sie ist namentlich als spätblühende Sorte zu schätzen imd
war noch mit zahlreichen Knospen bedeckt. Sie wurde gezeigt von
174
Die Gartenwelt.
IX, 15
H. J. Jones in Lewisham. — Eine dritte nennenswerte Varietät Colmar"- und der mit großer Reklame v
war „Oiarm ofthe Winter"; die nur mittelgroßen, doch zahlreichen gesetzte „Mdto7i Conslahle'\ eine Traube.
Blumen tragen sich frei und sind von tadellosem Weiß mit grün- schiedenen Ausstellungen
Hoher Mitte, welch' letztere Tönung sich aber bei vorgeschrittenem erster Klasse errang!
der Firma in die Welt
ie in 2 Tagen auf ver-
goldene Medaille und 3 Wertzeugnisse
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Vorgarten mit Üreodoxa regia und Araucana Cooki
in Port of Spain.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen.
Stadium der Blüte vollkommen verliert. Aussteller war David Ingamells.
Einen interessanten wie abwechslungsreichen Teil der Ausstellung
bildeten die Gruppen und Tafeln, von diversen, der Jahreszeit entsprechen-
den, blühenden Sachen und Blattpflanzen. Den Mittelpunkt der schönsten
Gruppe bildete eine Anzahl wohlkultivierter Chrysanthemen; hieran
reihten sich in gefälliger Anordnung Dracaenen, Farne, Crotons, Bouvardien,
Narzissen, Cypripedien und Maiblumen, während, dazwischen veiteilt, weit-
hinleuchtende Poinsettien (P. pulcherrima) dem ganzen einen effektvollen
Farbentusch gaben und im Hintergrund Palmen wie Cocos, div. Kentien
etc. einen passenden Abschluß bildeten. In ähnlicher Weise war auch
die zweite Gruppe gestellt; sie machte jedoch einen mehr steifen und ge-
zirkelten Eindruck. Schön waren 2 reicliblübende in sogen. Pfannen
gezogene Gypripedium msigne und Exemplare von Dracaena sanderiana.
Für den Fachmann besonders anziehend waren die gemischten Schau-
fronten der hier wohlbekannten Firmen Cannell and Sons, Swanley-Kent
imd Ambrose and Sons, Cheshunt-Herts. Namentlich die Spezialitäten
erster Firma als: Begonien, „GfoiVe de Lorraina'-' und ähnliche, Zonal-
Pelargonien, Chrysanthemum, Celosia pyramidalis und Canna waren her-
vorragend. Ein Auszug aus den riesigen Sortimenten würde zu weit
führen, zumal ich eine Anzahl der schönsten Pelargonien bereits in
meinem Bericht in Nr. 10 dieser Zeitschrift anführte. Die Firma
Ambrose zeigte neben reichhaltigen Sammlungen von Farnen, Blattpflanzen,
Cyclamen, Rosen, Azaleen, Maiblumen (sehr schön) auch Eucharis grandi-
flora. Eine große Tafel mit vorzüglichen Weintrauben und dazwischen
gestellten Nelken in Vasen fand viele Bewunderer. Wein und Nelken
sind Spezialkultureu von Ambrose & Sons. Als die feinsten Nelken
nenneich: ,,Montblanc'\ reinweiß; „Olympia'-\ weiß mit rot, „Chivalry",
dunkelrot; „Vulcan", leuchtend rot und die neueste Züchtung: „Fascina-
tion'-\ eine sogen. Baumnelke Ausgezeichnete Trauben waren: „Mvscat
of Aleaandria'\ „Black Alicante', „Comtnon Haie Mi3cat'\ ,,Qros
Orchideen.
Miltonia vexillaria Rchb. fil, Abbildung auf der Titelseite, stammt
aus Columbien und ist wohl eine der beliebtesten Schnittorchideen der
Gegenwart und das mit Recht, denn bei einigermaßen aufmei'ksamer
Kultur ist die Pflanze äußerst blühwillig und außerdem sind die Blumen-
rispen von langer Dauer, was für den Schnittblumenkultivateur und auch
für den Bindekünstler sehr wertvoll ist. Je nach der Stärke der Pflanzen
erscheinen die Blüten in vier- bis elfblumigen Trauben. Die einzelnen
Blumen sind ziemlich groß und in der Farbe veränderlich. Die Ab-
bildung veranschaulicht eine kleine Gruppe dieser schönen Schnittorchidee.
Die Sepalen und Fetalen der Blüten sind rosa, die zweilappige, sehr große
Lippe ist weiß mit rosa Lappenflecken, am Grunde mit gelben, rot ge-
strichelten Flecken. Die Kultur dieser Orchidee ist nicht schwierig. Man
hüte sich aber davor, Miltonia vexillaria zu warm zu kultivieren, da sie
dann leicht von Ungeziefer befallen wird. In der kalten Abteilung des
Orohideenhauses ist ihr Platz. Während der Triebzeit verlangen sie viel
Wasser, Licht und Luft, in der Ruhezeit hält man sie ziemlich trocken,
ohne sie aber bis zum völligen Einschrampfen kommen zu lassen.
Otto Brand.
Gärtnerische Reiseskizzen.
Eine Tropenfiihrt.
A'oa Bernh. Othmer, kgl. Garteninspektor, München.
II. Auf Trinidad und in Port of Spain.
(Hierzu sieben Abbildungen.)
l5ei herrlichem Mondschein passierten wir um Mitternacht Mar-
tinique mit dem alten Speiekel (wie Frau "Wilhelraine Buchholz
Attalea princeps im botanischen Garten in Port of Spain.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen.
IX, 15
Die Gartenwelt.
sagen würde) Mont Pelee. Mit dem Fernglase sah ich deutlich
die öde Lava liegen, eine Rauchwolke hüllte die Spitze des
Berges ein, alles war still und friedlich wie die Kiihe des
Grabes.
Morgen.s um G Uhr liefen wir in Port ('astries, Sanct
Luoias schönem kleinen Hafen, ein. Da hier Kohlen ge-
Vorgarten in Port ot' Spain : im Mittelgrund Ravenala
madagascariensis.
Vom Verfasser für die ,,Garteawelt'* photogr. aufgenommen.
nommen werden sollten, verließ ich bald nach
dem Frühstück das Schiff und spazierte durch
die Stadt zum botanischen Garten hinaus.
Dieser, überhaupt die ganze Gegend erinnerte
mich sehr an Antigua. Der Garten bietet
nicht sehr viel; es schien mir, als ob hier
früher einmal nach dem System, secunduin
ordines naturales, die Anpflanzungen gemacht
seien, daß man sich aber späterhin an andere
Prinzipien gehalten habe. Ich vermerkte als
besonders auffallend eine ganz riesige Flciis
Beiijamina am Eingange, sowie eine Euphorbia
Tiriicalli oder eine ihr ähnliche Art von 4 m
Höhe, ferner Älocasia macrorrhixa variegata
und Alpinia rafflesiana variegata in auch für
die tropischen Verhältnisse besonders großen
Exemplaren, sowie eine Gruppe, resp. einen
Busch von Nephrolepis rnfescens tripinnalifida
von reichlich IY3 ni Höhe tmd Breite! Diese
Form und die Nephrolepis Duffi (Abbildung
im fünften Jahrg., Seite 30) fand ich un-
gemein häufig in West-Indien angepflanzt. —
Gegen Abend ging es weiter nach Barbados,
wo wir nach genußreicher Fahrt am andern
Tage gegen Mittag anlangten.
Barbados besitzt einen geräumigen
und prachtvollen Hafen, der seit einigen
.Jahren eineit Hauptstützpunkt für die Dampfer
der Royal-Mail-Linie bildet. Hier legen die von Southampton
kommenden Dampfer zunächst an und treffen auch hier
die kleineren Dampfer, die nordwärts bis St. Thomas
gehen, südwärts bis Demerara und Paramaribo bezw. La
Guayra. Die Hafenstadt Bridgetown zeigt prächtige Gebäude
und üppige Vorgärten, ein durchaus internationales Leben
und eine recht gemischte Bevölkerung, wenngleich auch die
Neger in allen Schattierungen die weitaus grcilite Mehrheit
haben. Das ganze Inselland zeigt nur geringe Erhebungen,
seine ursprüngliche Vegetation hat der Kultur weichen müssen,
üppigst gedeiht das Zuckerrohr.
Die botanische Station ist hier zu einer zentralen Ver-
suchs- und Untersiichungs-Anstalt für tropische, speziell
westindische Agrikultur erweitert und leistet unter der
Direktion von Sir Daniel Morris außerordentlich Er-
sprießliches. In ihrem M'est-Indian-Bulletin, in den Agricultural-
News, sowie verschiedenen „Pamphlets", die für wenige
Pence, resp. erstere für ebenso wenig Schillinge allgemein
zugänglich sind und überall ausliegen, werden die Versuchs-
und Untersnchungsergebnisse bekannt gegeben und gern von
den Pflanzern verwertet. Der Engländer treibt die Wissen-
sciiaft weniger um ihrer selbst willen, versteht vieliuehr
deren Ergebnisse in der Praxis zu verwerten und sie in Tat
umzusetzen.
Zwei Tage sjxiter gingen wir vor Port of Spain auf
Trinidad vor Anker und ein anderer Abschnitt meiner Reise
begann.
Wie in Roseau auf Dominica, so war auch hier die
gastfreiuidliche englisohe^.Regierung dem im Staats-Auftrage
reisenden gegenüber sehr koulant und inbezug auf Revision
des umfangi-eichen Gepäcks so nachsichtig als möglich, sans
visite durfte ich pä,ssieren. Während Roseau in jeder Be-
ziehung äußerst primitive Einrichtungen zeigte, präsentierte
sich Port of Spain als eine höchst moderne und reinliche
Xus dem botanischen Garten von Port of Spain. Wie man in den Tropen
Orchideen pflegt. Herr Hart und sein schwarzer Orchideengärtner.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen.
Stadt, mit Wasserleitung, Telephon, elektrischem Licht und
elektrischer Straßenbahn. Breite, rechtwinklig sich schneidende
Straßen weisen reich ausgestattete Läden auf, in denen man
ziemlich preiswert so ungefähr alles kaufen kann, was das
Herz etwa begehren sollte. Alles was zu haben ist, muß
Die Gartenwelt.
IX. 15
importiert werden, Imhistrie und Technik ist im Lande niclit
entwickelt, hervorgebi'acht werden nur landwirtschaftliuhe
Produkte und der Schwerpunkt des Handels von Trinidad
Alter Pithecolobiuni-Stannn mit Epiphyten im botanischcTi
Garten von Port of Spain.
Vom Verfasser^für die „Gartenwelt" photogr. aurgenorameii.
liegt eben in dem Austausch europäischer Waren und süd-
amerikanischer Produkte, ganz besonders Produkte aus dem
östlichen venezolanischen Guyana. Zur Zeit meiner An-
wesenheit lag der Handel ganz darnieder, denn durch Don
Castros Machtwort war die direkte Schiffahrt zwischen Ciudad
Bolivar und Trinidad vollständig aufgehoben, der Handel von
dort aus ging über Carupano und La Gruayra. So stieß auch
ich inbezug auf späteres Weiterkommen auf Schwierigkeiten.
Einstweilen richtete ich mich in Port of Spain häuslich ein,
suchte ein Standquartier für mich und meine späteren Samm-
lungen und informierte mich, in welchen Teilen der Insel
ich am meisten finden könnte. Ersteres wurde bald vmd
bestens vermittelt durch Mr. Boos, den Chef des Hauses
Harrimau u. Co., an den ich von Hamburg aus beste
Empfehlungen hatte; letzteres durch Mr. Hinchley Hart,
meinen Kollegen vom botanischen Garten, einem Herrn, der
bereits 27 Jahre in den Tropen tätig ist und über bedeutende
Kenntnisse auf dem Gebiete tropischer Agrikultur und Botanik
verfügt. In dem ihm unterstellten Institut fand ich alles,
was ich wissen wollte, dm-ch ihn praktisch und handlich
zusammengestellt, ein wohl- und praktisch geordnetes Herbarium
von Trinidadpflanzen mit trefflichen Standortsangaben, vieles
noch herrührend von unserem etwa 1860 verstorbenen
Landsmann Crüger, einem seiner Vorgänger.
Der botanische Gai'ten in Fort of Spain liegt außerhalb
der eigentlichen Stadt, in dem Vororte St. Claire und zer-
fällt in den älteren Teil, den Governors Garden uad den
jüngeren, die Experimental-Station. Man gelangt dorthin seit
kurzer Zeit mittels elektrischer Styaßenbahn; ich zog es zu
verschiedenen Malen vor, zu Fuß zu gehen, um mehr Muße
zu haben, mich über tropische Straßen- und Gartenbilder zu
freuen. Mein Weg führte über Straßen mit herrlichen
Qreodoxa regia, den Königspalmen, in diesem Fürsten-
geschlechte mit zu dem Stolzesten gehörend, was man sich
denken kann. Ich konnte es mir nicht versagen, zwei dieser
Palmen im Bilde festzuhalten, Abbildung Seite 174, sowie
auch eine stattliche Gruppe von Ättalea pririceps wieder-
zugeben. Der kräftige Stamm ist so glatt, so machtvoll und
ebenmäßig, daß man glauben könnte, eine künstliche Säule
vor sich zu haben, würde nicht der mächtige Schopf ge-
vvaltiger Wedel uns eines Besseren belehren. Sehr schön
entwickelt war auch die Seite 175 oben abgebildete
Ravenala niadagascariensis , der Baum der Eeisenden.
Auf den Plätzen der Stadt sehen wir mächtige, schatten-
spendende Bäume, deren Namen uns fremd sind, daneben
aber auch den unvermeidlichen Gummibaum, den Brotfi-ucht-
baum, Ärloearpus incisa, Pandanus, Musen, Mangos ti. a. m.
Weiter nach Norden kommen wir in die Region der Villen
mit ihren so reichen und piächtigen Vorgärten, in denen es
strotzt von üppigster Blütenfülle. Was ist die Vegetation
tmserer größten und schönsten Glashäuser, sei es auch zu
Kew, Herrenhausen, Schönbrunn oder sonstwo, gegen diese
üppige Entwickelung im Freien, wo neben den so günstigen
natürlichen Verhältnissen noch die pflegende Hand des Lieb-
habers oder Gärtners hinzukommt! Das Gefühl, was uns bei
Betrachtung all dieser Herrlichkeiten überkommt, ist nicht
zu beschreiben; man muß sie gesehen haben, um es zu
empfinden. Was denkt der Gärtner bei Poinsettien mit einem
Stamm von der Stärke eines Mannessehenkels mit viel ver-
zweigten Ästen und cinfer leuchtend dunkelroten Krom' von
■4^2 'u Durchmesser !V Oder wenn er ein Gartentor sieht,
leuchtend rötlich-violett, etwa 8 m hoch, alles eine Blüten-
Epiphytisches Philodendron mit Bronieliaceen im botan.
Garten von Port of Spain.
Vom Verfasser für die „Garlenwelt" photogr. aulgenommen.
IX, 15
Dlie Gartenwelt.
177
fülle von BmigawriUid s/irrf^iliilis.' üinl so geht es weiter
mit Allamanda, Tlnuilifii/in. Iporaoeen, Antigonon kptopus,
Ilibiscns usw.. danol.rn liic linntblättrigen Gewächse der
Tropen, Acalj'phen, Croton, Caladium und all die Mannig-
faltigkeit der epiphytischen Bromeliaceen, Kakteen und
Aroideen, Orchideen nicht zu vergessen. Im Garten der
Herren Siegert sah ich eine Vanda tei-es etwa 7 m hoch
kletternd, ich sah riesige Klumpen von EpidendrUm und
Onddium. die sich sogar an glatten Palmstämmen an-
klammerten, und in der Villa Stollmeyer auf einer Veranda
um die Weihnachtszeit 27 blühende Orchideen, darunter
Oncidium Papilio, laiueiniiiiii, ai)ipliatmn und Sprucei, div.
Epidendnim und CuUlri/u, Srliomhnriikia \\. s. w. Das
macht einen anderen Eindruck als Fuchsien
und Pelargonien. Die letztgenannten und
bedeutenderen Vorgärten liegen an der Sa-
vannah, einem großen, etwa 2 — 3 km im
Durchmesser haltenden Platz, der mit Rasen
bewachsen und stellenweise mit recht frei-
stehenden großen Bäumen be.standen ist. Rind-
vieh weidet friedlich dort, wie in den großen
englischen Parks, abends wird Fußball, Cricket
dort gespielt, geritten und alljährlich lun die
.Jahreswende werden Pferderennen abgehalten,
zur Präraiierung westindischer Züchtungen.
Hier liegt nun anch der botanische
Garten, in dessen älterem Teile sich die
Residenz des Gouverneurs befindet, inmitten
einer herrlichen, recht wertvollen Parkanlage,
die reich an großen Bäumen ist nnd die
dermaßen mit Epiphyten bedeckt sind, daß
sie den Inhalt einiger europäischer Glashäuser
auf ihrem Leibe tragen. Herrliche Palmen,
Bambusen, Cycadeen und tropische Nutz-
pflanzen sind geschmackvoll angeordnet.
Einen solchen Baumriesen, den Stamm einer
Art von PiÜiecolohium zeigt die Abbildung
Seite 17G. Der Stamm und seine Äste sind
mit zahllosen Epiphyten bedeckt, deren Luft-
wurzeln wie Seile herabhängen. Noch inter-
essanter ist die nächste Abbildung, die
uns ein riesiges Philodendroti in seiner troiiisehen Ent-
faltung zeigt. In ungebändigter l'ippigkeit gedeiht alles, so
daß mir Kollege Hart seufzend sagte: „Ja, ihr da drüben
im alten Europa habt Sorge, daß die Pflanzen wachsen,
wir hier haben die Scliwierigkeit, daß es zuviel wächst,
und das geht jahraus, jahrein; hätte ich doch mal einen
europäischen Winter mit seiner Ruhe." (Tberall bleibt eben
dem Menschen zu wünschen übrig, selbst im gesegneten
und so schönen Trinidad. Im anderen Teile des Gartens
befinden sich die Orchideen- nnd Farn-Kulturen, in 2 Schatten-
hallen, und die Vergleichs- und Versuchsfelder für die
tropischen Kulturpflanzen. Wie die Orchideen dort kultiviert
werden, zeigt die Abb. Seite 175, auf der auch Herr Hart und
sein Orchideengärtner sichtbar sind. Wir sahen da eine An-
zahl Sorten von Kakao, Katfee und den jetzt so wichtigen Kaut-
schukpflanzen. Über alles erzählte mir der allezeit entgegen-
kommende Kollege Hart eine Menge sehr schätzenswerter Er-
fahrungen ; ihre Mitteilung würde zu weit führen und nur
für Tropenpflanzer und a\ich nur solche West-Indiens speziell
von Wert sein. Ich weise hier nur darauf hin, um zu zeigen,
was die englische Regierung für ihre Kolonien tut und auch
welche Erfolge sie damit erzielt. Hart hat als Superintendent
ein .stattliches Gehalt, seine Obergärtner nicht minder und anch
seine braunen und schwarzen Gärtner und Arbeiter sehen,
wie ihr Herr, nicht notleidend aus.
Nach diesen Genüssen ging es nun in verschiedenen
Streifzügen und nach allen Windrichtungen ins Innere der
Insel. Herr Hart hatte es frenndlichst unternommen, alle
gesammelten lebenden Pflanzen bis zu meiner Abreise im
Frühjahre zu beherbergen und pflegen zu lassen; alles tote
Material versorgte ich in meinem Domizil in der Stadt, das
ich zu diesem Zwecke von Zeit zu Zeit aufsuchte.
Gibt es nun in Port of Spain, abgesehen von Theater
und gutem Konzert, wohl alles, was iler Kulturmensch sich
)n Malpighiaceen
Trinidad.
po Savannah auf
für die „Gartenwelt
wünschen kann, so hat man doch schon in nicht allzu großer
Ferne die unberührteste Natur. So galt einer meiner ersten
Besuche den Mangrove-Silmpfen, aus denen ich die Ent-
wickelungsformen der Rhixophora und aerotropische Wurzeln
der Avicennia nitida holen sollte. Die Fahrt mußte in einem
kleinen und sehr flach gehenden Boote über den Golf von
Paria gemacht werden, damit wir auch in die sehr flachen
Kanäle der Sümpfe einfahren konnten. Sehr behaglich war
mir die Situation in dieser Nußschale nicht, sorgte doch auch
gelegentlich ein mächtiger Hai dafür, uns in Erinnening
zu bringen, daß auch für den Homo sapiens es noch einen
Meister gebe. Schon vor Sonnenaufgang, wir waren um
2 Uhr nachts abgefahren, lief unser Kahn unter Laternen-
beleuchtung mit der Flut ein. Wir machten ihn an einer
Rhizophora fest, verzehrten unser mitgenommenes Frühstück
und warteten den Sonnenaufgang ab. Es war ein eigen-
artiges, unvergeßliches Schauspiel, in dieser morastigen
Einöde (das Wasser war gefallen, es war Ebbe) zu sehen,
wie die Sterne allgemach verblichen, die Nachttiere vor dem
Tagesgestirn sich zurückzogen und dafür mit der rasch hoch-
kommenden Sonne eine Menge anderer Tiere erwachten und
178
Die Garlenwelt.
IX, 15
den neuen Tag begrüßten Aus tausend und abertausend
Taulropfen glitzerte ein reiclies Licht, Nebel und Tau vei--
flogen vor der Sonne Macht, es war Tag geworden, und vor
unseren Angen lag die eigenartige Mangrove-Landschaft aus-
gebreitet. Ich entsann mich eines Bildes, das vor einer
Eeihe von Jahren im Gymnasium uns davon vorgelegt war,
und — wie ganz anders war i\un die Wirklichkeit! Der
Gärtner konnte nicht viel Freude an diesem einseitigen, wenn
auch üppigen Leben im Brackwasser haben, es war düster
und farblos — alier vom Standpunkte des Naturfreundes
aus lag ihm ein eigentümlicher Reiz inne. Welch merk-
wih-dige Anpassung an die Verhältnisse zeigen die Samen
der Rhixophoraf Am Baume hängend keimen sie schon, die
Wurzeln entwickeln sich spannenlang und fingerdick, dann
lösen sich die Samen vom Baum und bohren sich vermöge
ihrer Schwere gleich in den Schlamm ein, pflanzen sich
gleichsam selber ein. Die im Schlamm und Brackwasser
wurzelnden Avicennien treiben aus dem Wasser heraus eine
Unmenge von Luftwurzeln, um so dem unteren Teile des
Pflanzenkörpers Jjuft zukommen zu lassen und zahlreiche
Krabben sind befähigt, ebenso rasch auf die Bäume zu
kommen als im Wasser zu schwimmen. Sie in die Spiritus-
flasche zu bringen, ist eine recht mühsame Arbeit und Acht
muß man geben, ihren mächtigen Scheren nicht zu nahe zu
kommen. Die hier in Menge heimischen Alligatoren halten
sich noch zurückgezogen, es ist noch nicht Jagdsaison, was
uns auch recht ist, denn wir wollen mit ihnen in Frieden
auseinander kommen.
Ganz anders, fai'benprächtiger und ungemein abwechselungs-
reicher, gestaltet sich ein Streifzug in den Urwald Trinidads.
Auch dazu brechen wir zeitig auf, denn es ist in Trinidad
bedeutend wärmer als in Dominica und so gilt es hier
noch weit mehr die Morgenstunden auszunutzen als dort.
Es geht bergan, zunächst durch Kakao-Kulturen und unter
Kokospalmen, sowie Bananen und dann in den üppigsten,
mannigfaltigsten Wald mit seinen Blüten, Epiphyten und
Lianen.
Dort steht einsam wieder eine Palme, eine eigenartige,
prächtige und distinkte Erscheinung, die Gouglou-Palme, eine
^«•oco?nia-Spezies. Stamm, Blätter und Früchte sind in lange
und spitzige Stacheln eingehüllt. Später traf ich an einer
freieren Stelle des Waldes eine Gruppe kleiner Heliconien, fast
so als ob sie zur Zierde hingepflanzt wären, wohl Heliconia
psütacorum. Diese reichlich einen halben Meter hohe Pflanze
hat Blätter wie die in unseren Warmhäusern allgemein ver-
breiteten Cienanthe oder Maranta setosa, trägt alior an frei und
straff aufgerichtetem Stiele 5 — 6 salmfarbene Blüten, ge-
tragen von eben solclien Brakteen. Ich habe diese Pflanze
später auf der ganzen Insel häufig gefunden, sie blüht während
der Wiiitermonate und hält sich abgeschnitten längere Zeit.
Das wäre so etwas für unsere Glashäuser während des Winters.
Weiter sah ich Centropogon lucyanus, Lygodien (L. vemistum
luid volubik) bis zu 20 m die Bäume hinauf klimmend,
Adiantum pubescms, Lycojjodien und kleinere Orchideen
an Bäumen, nicht minder Bromelien und Rhipsalideen. An
feuchten, sumpfigen Stellen vereinzelt Aci-ostichum aureum
in mächtigen Hüschi-ii. 1'/., m breit und reichlich so hoch,
ebenso Cyclanlhu.s hi/jarUhiti (Vergl. Abb. im VIII. Jahrg.
Seite 153), Sjjalhi/ilii/llinii; in modrigem L-Mihc Hymcmmillis,
I Lippeastrum ; weiter Aphdandra u. a. Orcliideen und
Bromeliaceen treten nur an freier gelegenen und sonniger
gestellten Bäumen auf, während die Lygodien, Heliconien,
Cyclmithus, Spathiphylleen nur in tiefem Schatten gedeihen.
Kommt man liöher in die Bei-ge, wo die Temperatur kühler
und die Luft feuchter ist, wie am Tocuche, dem höchsten
Berge Trinidads oder in den Bergen am Oropuche im Nord-
osten, die ich in der Folge besuchte, dann werden Farne
häufiger und kleinblütige Orchideen aus der Pleurothallidineen-
Gruppe u. a. In feuchten Schluchten am Tocuche fand ich
die zu den Marattiaceen gehörigen Danaeen, Danaea sim-
plicifolia, nodosa und eliiptica, sodann in großer Mannig-
faltigkeit Hymenophyllaceen, ebenso wie die Danaeen im puren
Lehm wachsend aber aucli epiphytisch. Alles ti-ieft von
Wasser! Erwähnen möchte ich an Arten nur die schon aus
Dominica bekannte Trichomanes Leprieurii, Tr. menihrana-
ceuni, an Baumstämmen wachsend, und das einfach gefiederte
Trichomanes pinnaium. Das letztere hat an der Spitze der
Blattspindel eine Blattknospe, die sich entwickelt, ähnlich wie
bei den Erdbeeren, ' zur kleinen Pflanze ausbildet, sich
niederlegt, Wurzeln bildet und so für eine ausgiebige Ver-
breitung der Art sorgt. Wie schade, daß diese schönen
Pflanzen so schwer reisen und ihre Kultur ist außerdem nicht
ganz leicht. Doch darüber ein ander Mal mehr. Es fehlt
hier ebenfalls nicht an einer Anzahl verschiedenster Baum-
farne aus den Gattungen Alsophila, Cyathea, Cihotium
Dicksonia und Hemitelia. Überhaupt gehörte die Vegetation
am Tocuche und besonders am Oropuche imd Torure, zu dem
Üppigsten, was ich an Troiienvegetation gesehen, es war der
„Regen"wald ]iar excellence, dessen Erscheinungen an Üppig-
keit auch nicht übertrotfen wurden, von dem was ich später
am Orinoco sah. Alle Pflanzen zu nennen, welche ich hier
traf und sammelte, würde viel zu weit führen; ich will nur
noch von den Farnen Schixaea elegans erwähnen, eine Pflanze,
die leider bei uns nicht recht gedeihen will. Sie wächst im
modernden Laube recht schattig. Dann gibts hier Oncidium
Pajnlio und iitridutn, OrnüJweephalus gladiatus, Euterpe
edulis und die mächtige Maximiliana regia, verschiedene Begonien,
eine Brownea-Art und kriechend am Boden im Waldesschatten
eine Rubiacee (wahrscheinlich Coccocypselum) mit dunkel-
blauen Beeren dicht besetzt; eine prächtige kleine Zierfrucht.
Dort am Oropuche war ich einige Tage Gast des s. Z. be-
rühmten und berüchtigten venezolanischen „Generals"
Mendoza, der hier im Exil auf eine neue und aussichts-
reichere Revolution wartet. Er ist hier z. Z. ein recht
friedlicher und erfolgreicher Kakaopflanzer; seine Wohnung
bildete eine von Ungeziefer aller Art wimmelnde Lehmhütte.
Ganz in der Nähe seiner Behausung ist eine Höhle mit
Guacharo- Vögeln, die durch Humboldt aus Nord- Venezuela
bekannt geworden sind. Mit jener Höhle kann sich diese,
in welcher nach meiner Schätzimg sich etwa 6 — 800 Vögel
befinden, nicht messen, aber sie genügte doch, luu mk einen
Eindruck davon zu geben. Für imsere Sammlungen nahm
ich ein Nest imd einige Eier mit, gleichzeitig bedauernd,
daß ich nicht erfahren in der Kunst des FeU über die
Ohren ziehens.
Ein wahres Dorado für den Pflanzen Sammler ist, wie
s. Z. schon Crüger schrieb, die Aripo-Savannah, aus der die
Seite 17 7 wiedergegebene Aufnahme stammt. In geradezu
für den Pflanzen Sammler idealer Weise findet man hier
dicht neben einander ty])ische Savannenflora, harte Gräser
mit vereinzelt stehenden hartblättrigen Sträuchern imd den
sinnpfigen Untergrund verratenden Mori che -Palmen {Mauritia
seligera) und tropischen Urwald mit stark entwickelter
EpLphytenflora.
IX,
Die Gartenwelt.
Ganz ^pezlell suclitt und fand i h liiei Itiicnlanen,
sowohl in kleinen Tümpeln schwimmende Formen aus der
Verwaudschaft unserer vulgaris, als auch Landformen aus
der Grupi« der bifida. Kleine zarte Pflänzchen mit zwei
spateiförmigen Blättern von etwa 2 bis 3 cm Länge und da-
zwischen herausragenden Blütenstielen von etwa Spannenlänge.
Neben und zwischen den Würzelchen im feuchten Sande be-
finden sich die insektenfangenden krugförmigen Organe. Ich
war zweimal hier; in der Mitte des November war alles
trocken, glühender Sonnenbrand hatte alles ausgedörrt; Ende
Dezember jedoch hatten ausgiebige Regen das schlummernde
Leben erweckt, ich watete zeitweilig bis an die Knie im
Wasser, von oben gab es des segenbringenden Nasses auch
mehr denn reichlich — atier ich brachte sieben verschiedene
Arten heim. Auch Ei'doi'chideen gibt es hier, Gyrlopodium
jmnctatum, ein Geodoruni, Pogonia, Gleist.es, sodann die Lind-
sayen, das sind der zeitweiligen Trockenheit angepaßte Farne,
unter den Sträuchern einige Malpighiaceen, auf ihnen
schmarotzend eine Cassythenart, eine, wenn man so sagen darf,
verholzte Cuscuta, zu der Familie der Lauraceen gehörig. --
Älmlich, aber kleiner in Ausdehnung ist die Piacoh-
Savannah: sie ist trockener, daher fehlen die Mauritien, um-
somehr gibt es Maximiliana- und Desmoncus-kTten. Zwischen
<lem niedrigen Grase fiel mir eine eigenartige Pflanze auf,
<leren Blätter wie Eselsohren erscheinen. Bis an die Spitze
des Vegetationspunktes sitzen die knollenartigen Staramstückc
im Bollen, gekrönt nur von 3 bis 4 großen lederartigen,
filzigen Blättern, zwischen denen Rispen mit gelben, braun
punktierten Blüten stehen. Es war Byrsonema verhasdfolia.
Auch sonst gab es verschiedenes Interessante, so zwei
ätraiichige Jussieun- Arten u. a. m.
Die Exkursionen nach
dem Süden, nach dem As-
phaltgee, La Brea, Gap de
Ville und Erin, sowie der
Gegend nach Siparia und
n\ü\ dem im Innern iso-
lieit stehenden Tamana Hill
%viien alle i echt interessant
und lohnen 1 Die Fiora in
lei Gegend des Asphiltsees
hat zum Teil Sivannen-
Chuaktfi Mel Mauritien
und Miximilianr n tietenauf.
ebenso viel schon blühende
Mahaceen und Solamim-
iiten |Bei Cai de ViUe
Ulli Fun i'~t uijpigster
Lrwald au der flachen
Küste einges lumt von Man-
j:io\en In letzteiem, an
De<<}nn» ?(>; Alten fand ich
irl <■ il I tum einige Stan-
li j f am I (hl idmm stellen-
w eise im Walde auch Cory-
iiithes Reich 1 st besonders
lu Geg( nd \ 011 Siparia an
Oichideen Ich fand Owct-
lium hiHceanum und amp-
hatum sowie Pxpiho Jonop-
sis Eodi tgue^ia Epiden-
d? um in einei Anzahl von
Alten, bchonibuigliia, Catlleya bkinne^ i n. &. Der Urwald ist
reich an üppigen Lianen, Farne gibt es wenig, Baumfarne garnicht.
So war denn mein Aufenthalt in Trinidad ein in jeder
Beziehung sehr angenehmer, abwechselungs- und erfolgi-eicher.
Von einigem Unwohlsein, leichte Malaria- Anfälle, abgesehen
befand ich mich recht gut und hatte unter der Tropenhitze nicht
allzusehr zu leiden. Die Touren ins Innere brachten freilich
genügend Anstrengungen und einige Entbehrungen, dafür
wurde man aber auf Schritt und Tritt lielohnt durch neue
Bilder, die sich dem Auge darboten, und dieser Reiz wirkt
unendlich anregend. Meine Begleiter, Neger, ließen sieh für
ihre Arbeitsleistungen recht gut abrichten, waren sehr willig,
und oft genug hatte ich Gelegenheit, ihre Findigkeit zu be-
wundern. —
Nun möchte ich noch einige.- über die Kulturpflanzen
Trinidads sagen. — Es kommt da zunächst der Kakao in
Betracht, der vorzüglich auf der Insel gedeiht und an dem
man dort mit ganzem Interesse hängt. Der Trinidad Kakao
steht auf dem Markte in sehr hohem Preise, er gehört zu
den besten Sorten. Er wird im Norden und Osten sowie im
Süden vorwiegend in großen Pflanzungen gebaut, die von
Kulis, aus Ost -Indien importiert, bearbeitet werden. Der
in Trinidad heimische Neger arbeitet lieber ein wenig bei
den Kaufleuten oder bummelt am Hafen herum. Seine Be-
dürfnisse sind gering, so hat er auch wenig Grund Geld zu
verdienen. Der Kakao wird auf jungfräulichem Boden an
Stelle abgetriebenen Urwaldes gepflanzt. Seinem Schatten-
bedürfnis kommt man entgegen durch das Pflanzi'u von Ba-
nanen für die erston Jahre; für spätere dienen die selir groß
werdenden, anfangs langsamer wachsenden Erythrina Corallo-
dmdron. Einen ganz prächtigen Anblick gewähren diese
Die Gartenwelt.
IX, 15
Bäume zur Trockenzeit, wo sie ihre Blätter fallen Jassen, die
Zweige sich mit orangeroten Blüten bedecken. Das Bild,
welches sich mir gelegentlich, von einer Anhöhe kommend,
auf die in der Talsenkung liegende Kakaopflanzung mit ihrem
dunkeln Grün und der darüber befindlichen orangeroteu Decke
der Ei'ythrina -Xxonen darbot, ist mir ob seiner Schönheit
unvergeßlich und erinnerte mich damals an Bilder aus den
Voralpen, auf welchen die Herbstfärbung der Blütenbäume mit
dem dimkeln Grün des Nadelholzes kontrastierte. Hier wie dort
darüber ein tiefblauer Himmel. — Zucker wird mehr im
Innern gebaut, sein Wert hält dem des Kakao ungefähr die
Wage oder steht ihm nach. Kaffee wird wenig gebaut, für
Baumwolle ist es zu feucht, dagegen denkt man an Vanille-
Kultur und besonders an Kautschukbäume. (Schluii folgt.)
Ma
Neue Pflanzen.
Selaginella watsoniaiia.
Ton Heinrich Kohlmannslehner, llandelsgärtcer, Britz bei Berlin.
(Hierxu eine Abbilchmg.)
ist begreiflicherweise geneigt, eine Pflanze, in Jie
man sich wahrend eines ganzen Kulturjahres gewissermaßen hinein-
vertieft hat, schöner zu beschreiben, als das Urteil der Allgemein-
heit lauten würde. Deshalb ist es wohl gewagt, diese Se lag ine IIa
als die „Schönste aller Selaginellen'' zu bezeichnen. Eine der., Schönsten'-
ist aber Selaginella watsoniana doch, die aus der wohl nur in Lieb-
haber- oder botanischen Sammlungen zu findenden Selaginella Mar-
tensii hervorgegangen ist. Die hauptsächlichste und beste Eigen-
schaft dieser Züchtung ist, daß sie willig und außerordentlich flott
wächst und — last not least — sich auch leicht und rasch ver-
mehren läßt.
Die Pflanze wird vom Topfrande gerechnet ca. 20 bis 25 cm
hoch, baut sich leicht und locker und erreicht nach einjähriger Kultur
einen Durchmesser von 25—30 cm. Das Köstlichste an der Pflanze
sind die silberweißen Blattspitzen, während die Zweige nach ihrer
Basis zu üppig frischgrün gefärbt sind. Mau kann aber, wenn man
den Pflanzen mehr Schatten gibt, diese silbrig- weiße Panachierung
auch in eine gelbweiße verwandeln, wobei auch der Gnmd der Zweige
eine etwas gelblich-grüne Färbung annimmt. Je sonniger die Pflanzen
aber kultiviert werden, um so schöner und prächtiger tritt die silber-
weiße Blattfärbung hervor.
Herr Garteninspektor Weidlich aus Borsig's Garten in Berlin
empfahl in der Oktober -Sitzung des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues, wo ich S. watsoniana vorführte, nur eine Kultui'wärme
von ca. I27„» C, da sonst die Schönheit der Färbung beeinträchtigt
würde. Ich glaube aber, daß man nicht zu ängstlich zu .sein braucht,
denn um genügend Stecklinge zu erzielen, habe ich meine Pflanzen
den ganzen Sommer und Herbst hindurch auf warmem Kasten ge-
halten, ohne Farbeinbiiße bei denselben zu erleiden, und auch jetzt
noch stehen meine Vermehningsptlanzen im Hause bei 15—18 Orad C,
wo ich zu meiner Freude beobachte, daß zwei starke Pflanzen, welche
im Kasten wohl zu schattig standen, sich kösthch nachzufärben be-
ginnen. Allerdings bezweifle ich nicht, daß sehr salpeteibaltiges
Wasser auf die Färbung einen wenig günstigen Einfluß ausüben wird.
Als eine den Pflanzen zusagende Erde hat sich bei mir Lauberde,
etwas mit Moorerde und Sand vermischt, bewährt.
Daß diese Selaginella watsoniana besonders hart ist.
konnte ich an meinen auf der Leipziger Jubiläums- Ausstellung aus-
gestellten Pflanzen erkennen, welche zehn Tage ohne Tageshcht in
exponierter Lage standen, und welche eben.so frisch und schön wieder
hier ankamen, als sie aus meiner Gärtnerei heraus gingen.
Eingeführt wurde <S'. watsoniana von dem berühmten botani-
schen Garten in Kew bei London, und es spricht schon dafür, da II
man auch an dieser Stätte ihren Wert erkannte, weil sie zu Ehren
des verdienstreichen Leiters dieses Welt - Institutes , Herrn Watson,
watsoniana benannt wurde.
Torantwonl. Bedaktenr; lUx Hesdörffer. Berlin. — Yerla« f. Richard Carl S
Auf englischen und belgischen Ausstellungen des Vorjabr&s
wurde diese Neuzüchtung zum ersten Male gezeigt und, da ich die
Züchtung nun ein ,Tabr eingehend studiert und beobachtet habe, kana
ich ihr das Zeugnis als „Handelspflanze besonderen Wertes-
ausstellen.
Bevorstehende Ausstellungen.
München. Die bayerische Gartenbau-Ausstellung wird vom
29. April bis 7. Mai d. J. eine Frflhjahrs-BIumenausstellung ver-
anstalten, deren Protektorat Se. kgl. Hoheit Prinzregent Luitpold
übernonnnen hat.
Personal-Nachrichten.
Baake, während 35 Jahren Klosteigärtnei- des Klosters Drübeok,
seit i. Juli 1904 im Ruhestand, starb am 12. Dezember 1904
Eckardt, Dr. Heinrich, Assistent an der kgl. bayer. Agri-
kulturbotanischen Anstalt (Prof. Dr. Hiltiier) in München, ist kurz
vor Weihnachten seinem Herzleiden in der Blüte seiner Jahre er-
legen. Der Verstorbene war gelernter Gärtner und hat nach Ab-
solviemng der Dresdener Gartenbauscbule mit solchem Eifer natur-
wissenschaftliche Studien getrieben, daß er die Doktorwürde erlangt
bat. Leider war es ihm nur kurze Zeit vergönnt, die Früchte seiner
Strebsamkeit zu genießen.
Holfelder, Peter, bisher bei der städt. Gartendirektiou in
München tätig, wurde als Obergärtner und Lehrer an die kgl. Garten-
bauschule in Weihenstephan bei Freising berufen.
Personalveränderungen im Verwaltungsbereiob der kgl. bayer.
Hofgärtendirektion in München:
Bauer, Georg, bisher kgl. Obergehilfe im Hofgarten zu Bayreuth.
wurde in gleicher Eigenschaftin den Hofgarten zu Berchtesgaden versetzt.
Haas, Karl, bisher k. Obergehilfe im Hofgarten zuNymphenbuig
bei München, wurde zum kgl. Obergärtner in Schleißbeim ernannt.
Rauneker, Johann, Hofgartengebüfe in Nymphenbürg, wurde
als Obergehife in den kgl. Hofgarten zu Bayreuth versetzt.
_ Weiß, Max, bisher kgl. Obergehilfe im Hofgarten zu Schön-
busch bei Aschaffenburg, wurde zum kgl. Obergärtner daselbst ernannt.
Briefkasten der Redaktion.
Zu unserem Wandkalender. Die auf dem beiliegenden
farbigen Wandkalender für das Jahr 1905 von der Meister-
hand unserer Künstlerin Johanna Beckmann dargestellten
Rank- und Kletterrosen dürfen als dankbare, reichblühende
und wirkungsvolle Garlenschmuckpflanzen mit Recht warm
empfohlen werden. Es gibt kaum passendere Gewächse, um
unschöne Wänds. Zäune, Säulen, Tore und ähnliches in
malerischster Weise mit freudigem Grün und auf längere
oder kürzere Zeit mit kaum geahnter Blütenpracht zu über-
ziehen, als diese Rosen. Auf dem Kalender sehen wir oben
links einen Blütenzweig der Kosü ,vhii,ir,ii,inii ruhra, der
rosa gefärbten Abart der R. »ichuraiana. hervorlugen, einer
Rose, die mit Vorteil zur Beeteinfassung, als Trauerrose auf
Gräbern und an anderen Orten verwendet werden kann. Dar
unter sehen wir Rosa marrnnl/in, deren Blütezeit in den Juni
und Juli fällt, während die vorhergenannte eine ziemlich
lange Blütezeit im Sommer hat. Die dritte rosa Rose unten
links ist die alte bekannte und mit Recht beliebte Kletter-
rose .Jiciuily of Uli- Prairies'-, die wie kaum eine zweite zur
Bekleidung von Lauben, Veranden und Portalen geeignet
und von malerischer Wirkung ist. Leuchtender in der Farbe
und deshalb eindrucksvoller ist ..Carmine Pillai", eine Kletter-
rose mit zahllosen leuchtend karminroten Blüten, die fast
den ganzen Sommer hindurch erscheinen. ,,Carnnne Pillar"
ist rechts auf dem Kalender dargestellt und bereits im
Vlll. Jahrgang, Seite .")2, beschrieben und abgebildet worden.
Mögen die farbenprächtigen Rosen einen Sommergruß in die
kahle farblose Winterstiinmung bringen und nicht vergeblich
den Empfängern zurufen: Seht wie schön wir sind, pflanzt
uns zum Schmucke eurer Häuser und Gärten!
Leipiii
Druck: Anhalt. Duchdr.
Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
14. Januar 1905.
No. 16.
Nnchilruck and Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Landschaftsgärtnerei.
Nocli eiiiiiie Worte über die Bedeiitting der
Photographie für den liaiidschaftsgärtner.
(Hierxii seclis Abhikhimjcn.)
iJereits im sechsten Jalu-gang Seite 193 habe ich einiges
über den Wert der Pliotographie für den Landscliaftsgärtner
gesagt. Es sei mir gestattet, heute noclimals auf dieses
Thema zurückzulvommen und an der Hand einiger Abl)ild\ingen
weitere Anregungen zu geben.
Wer sich mit Ernst dem Studium der Gartenkunst
widmet, wird sehr bald den Nutzen eines photographischen
Apparates zu schätzen wissen. Besteht doch ein guter Teil
des Studiiuns darin, die Natur und die bestehenden Garten-
anlagen recht genau kennen zu lernen. Die Garten-
gestaltung ist mit Recht eine schwierige Kunst zu
nennen, weil das Material, mit dem wir arbeiten, so
vielen äußeren Einflüssen unterworfen, weil es ver-
änderlich, lebendig ist. Die Baukunst, mit welcher
die Gartenkunst ausschließlich in Parallele gestellt werden
darf, hat es ja mit einem unendlich gefügigeren Material zu
tun. In gewissem Sinne liegt ja auch in den Pflanzen etwas
ganz Konstantes, insofern wir unter bestimmten Verhältnissen
sehr wohl wissen, wie sie sich entwickeln werden. Aber
das ist eben der Haken, nur unter bestimmten Bedingungen.
Ein imgewöhnlicher Frost in sonst warmer Lage, ein Sturm,
ein Gewitter, kurz Gefahren, die wir weder berechnen noch
abwehren können, werfen leicht unsere ganzen Erwai-tungen
über den Haufen. Deshalb muß der Gartenkünstler, will er
diesen Namen überhaupt verdienen, neben der angeborenen
Begabung — die ihm keine Schule und kein Lehrer ein-
iinpfen kann! — ein umfangreiches Wissen sein eigen nennen,
vor allem einen klaren, durch langjährige Beobachtungen
geschärften Blick für die Entwickelung des Pflanzmaterials
unter den wechselnden Bedingungen. Wenige Menschen be-
sitzen ein so ausgezeichnetes Gedächtnis, um sich auch nur
aimähernd aller wichtigeren Abschnitte ihres Lebens zu er-
innern. Wir alle müssen mehr oder weniger unserem Ge-
dächtnis zu Hilfe kommen. Notizen sind gewiß gut, doch
für die Zwecke, die ich momentan im Auge habe, kaum aus-
reichend. Wir müssen solche Beobachtungen skizzieren. Das
bequemste Mittel dazu ist der photographische Apparat. Wir
haben heutzutage ganz vorzügliche Handkameras, die leiciit
und bequem, auch eben nicht zu teuer sind. Freilich rate
ich sehr ab, zu billig zu kaufen. Die mehr geopferten
50 Mark werden sich stets als nützlich angewendet erweisen.
Man lernt dies erst nach Jahren einsehen, wenn man Ge-
legenheit hatte, hunderte von Aufnahmen mit verschiedenen
Apparaten zu machen. Ich meinesteils habe von Jahr zu
Jahr mehr empfunden, daß ich die besten Erfolge nur mit
guten Werkzeugen erzielte. Gerade wo es sich oft um
Ein altes Parktor aus dem Belvedere-Garten in Wien.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photofr. aufgenommen.
16
182
Die Gartenwelt.
IX, 16
Brunnenmotiv aus dem Parke zu Sclionbrunn bei Wien
Vom Verfasser für die „Gartenwelt'* photogr. aufgenommen,
sclinelles unauffälliges Photographieren handelt, ist ein licht-
starkes Objektiv von höchster Bedeutung. Dementsprechend
müssen die Platten hochempfindlich sein. In anderen Fällen
sind orthochromatische Platten unerläßlich, am besten farben-
empfindliche Momentplatten (z. B. die „Perorto"-Platten von
Perutz-Münehen). Dort, wo die Lichtgegensätze zwischen
Himmel und Landschaft sehr stark sind, wo man die helle
Partie nur kurz, die dunkle lange belichten müßte, da helfen
uns die Isolar-Platten (z. B. von der Gesellschaft für Anilin-
Fabrikation Berlin). Für Architekturaufnahmen und Sachen,
wo es mehr- auf die bloße Festhaltung der Form,
als dei- Licht- (Farben-) Wirkungen ankommt,
nehme ich mit Vorliebe Platten von Sclileußner.
Aber es gibt ja unzählige brauchbare Sorten
im Handel. Ich wollte nur für den Laien einige
der mir als sehr gut bekannten Marken heraus-
greifen. Auf weitere rein photographische Details
kann ich indes wenigstens heute nicht eingehen.
Nun zu unseren Skizzen. Zuerst einige
architektonische Momente. Die Abb. der Titelseite
zeigt uns ein schönes altes Parktor aus der
Spätbarockzeit. Es ist von hohem Interesse,
solche alte Eingänge im Bilde festzuhalten; wir
können aus einer Sammlung derartiger Photos
viel lernen und finden auch heutzutage diese
Typen nicht eben häufig. Doch gilt hier das
Gleiche wie von der obigen Abbildung. Wir sollen
die Aufnahmen nicht machen, um sie zu kopieren,
sondern nur um unser Auge, unser Empfinden
daran zu bilden. Das kleine Brunnenmotiv mit
dem wasserspeienden Ungeheuer lehrt uns auch
noch, wie man etwas nicht machen soll. Denn
die Art des Wasserspeiens ist doch recht ver-
kehrt dargestellt. Das Bild zeigt es so deutlich,
daß ich nichts weiter darüber zu sagen brauche.
Auch auf der nebenstehenden Abbildung
war für mich die Architektur des Palmenhauses
die Hauptsache. Dieses große Glashaus zeigt
recht wirkungsvolle Gliederung und ist neben-
bei auch praktisch. Wenn man bedenkt, was
füi' unschöne und unpraktische Kolosse man
in Herrenhausen, im botanischen Garten zu
Berlin und ähnlichen Orten sehen kann, da
nimmt man gern zur Erinnerung eine Skizze
einer guten Anlage mit. Der Landschafts-
gärtner hat oft bei der Lösung ähnlicher Fragen
mitzuwirken und sollte deshalb an solchen
Anlagen nicht achtlos vorüber gehen. Über
die Schmuckanlage, wie sie auf dem Bilde nur
zum Teil sichtbar, möchte ich nichts weiter
sagen.
Die nächsten Abbildungen Seite 183 geben
einen guten Begriff davon, wie wirkungsvoll
eine Pyramidenpappel ist. Ich will zwar gleich
gestehen, daß der Ausschnitt, wie ihn die
Photographie gibt, uns kein rechtes Bild von
der wahren Wirkung an Ort und Stelle ge-
winnen läßt. Wie ja meist, wenn die Auf-
nahme nicht gar zu ungeschickt erfolgte, wirkt
das Photo besser als das natürliche Bild Aber
heute kommt es mir ja nicht darauf an, den
Stadtpark in Wien, wo die Pappel steht, zu
besprechen, ich will lediglich den landschaftlichen Effekt einer
schönen pyramidalen Pflanze illustrieren. Das Motiv läßt
sich gewiß verwerten, ohne daß man die in Wirklichkeit so
unschönen steineingefaßten Uferlinien u. dergl. nachahmt.
Ich zeige auf dem unteren Bilde Seite 183 die Pappel
noch von einer anderen Seite. Auch dieser Blick ist recht
stimmungsvoll. Und solche Motive soll man sich sammeln
und dazu auch genau notieren, was in Wirklichkeit unschön
war, nur airf dem Bilde nicht mehr wirkt. Wenn wir aller-
dings eine bestimmte Anlage schildern wollen, dann müssen
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:hshausmotiv aus dem Parke zu Schönbrunn bei Wien.
/^om Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgen
IX, 1(
Die Gartenwelt.
183
wir uns hüten, die Photos nicht einseitig werden zu lassen,
d. h. einmal nur das beste im Bilde „herauszuschneiden"
odei- im Gegenteil den Apparat so zu richten, daß er die
Wirklichkeit verzerrt Wir müssen beim Pliotographieren,
wie ich ja schon früher betonte, immer daran denken, daß
die natiu-getreiie Wiedergabe der Objekte durch die Linse
nur eine bedingte ist. Es ist recht verkehrt zu behaupten,
eine Photographie kann nicht trügerisch sein. Sie kann es
sogar in recht unangenehmer Weise sein.
Zu guter Letzt noch eine Skizze aus der Natur, Abb.
Seite 184. Ein kleiner Wiesenweiher in der Mark, an dem
der M'anderer wohl achtlos vorübereilt. Doch solche Motive
sind in vieler Beziehung sehr wertvoll. Gerade in Wasser-
anlagen wird so viel und so oft gesündigt, daß wir hierin
vmseren Blick schärfen müssen. Noch sehr, sehr Vieles ließe
sich sagen, doch ich wollte heute nur einige Winke geben.
C. K. S.
Topfpflanzen,
Verbeiia „Miss Willmott" oder „Ellen" keine Neuheit.
IJie über England zu uns gekommene und durch E. Neubert iu
Wandsbek iu Deutschland eingefübrte Verbena „Miss Ellen Willmott''"
oder ,,Ellen" hat sich ra.sch viele Freunde erworben ; denn welche
Verbene wiese eine ähnliche schöne Rosafärbung bei stattlicher Größe
der Blumen und ertreuhcher Reichblütigkeit auf! Die Sorte wurde
von einer begeisterten und vielvermögenden englischen Blumenfreundin,
der vielgenannten Miss Willmott, in deren Gärten zu Warley sie
seit 25 Jahren kultiviert wird, in hochherziger und freigebiger Weise
11
1
'B^^L't^
mm-
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-■ • -^-}^m
PI
Teichmotiv mit
Vom Verfasser für die „Garteawelt" photogr. aufge
idenpappel au> dem Stadtgarten
zu Wien.
:;hmotiv aus dem .Stadtgarten zu \\
•rfasser für die „Gartenwelt*' pliotogr.
in England verbreitet, so daß sie dort nunmehr allgemein bekannt
und beliebt ist. Der Name „M'ss Willmott'-' wurde der Sorte durch
die Königliche Gartenbaugesellschaft zu London beigelegt, um die
Eigentümerin, die selbst keinen Züchterruhm beansprucht, damit zu
ehren. Daß diese alte bewährte Sorte nun mit einer französischen
Sorte, welche die Firma Rivoire in Lyon schon lange unter dem
Namen „Perle rose" (Seite 142 des Kivoireschen Katalogs) veräußert,
identisch ist, kam durch einen Zufall ans Tageslicht. Von einem
Pariser Gärtner wurde nämlich die Verbena „Ellen Willmott" der
Societe nationale d'horticulture de France zur Bewertung vorgelegt,
was die Firma Rivoire bewog, die Sorte, die, wie ihr bekannt
war, in Deutschland verbreitet wurde, aus Deutschland zu beziehen.
Zu ihrem Erstaunen erhielt sie eine Verbene, die ihr seit langem
als .,Perle rose" (mit dem Synonym „BcKe d'Äix") bekannt war.
Zur Erklärung dieses sonderbaren Zufalls diene folgendes: Miss
Willmott besitzt in Warley, England, und in Aix-les-Bains
Gärten und hat vermutlich die im Garten von Warley entstandene
Hybride, deren Schönheit gleich auffiel, auch nach Aix-les-Bains ge-
bracht und auch dort an andere weitergegeben. Die Firma Rivoire
hat sie dann s. Z. von Aix-les-Bains als „Belle d'Aix'' oder „Perle
rose''- bezogen oder ihr letzteren Namen selbst beigelegt. Daß die
Sorte erst Ende der neunziger Jahre in England als „Miss Willmott"
bekannt wurde, rührt daher, dass Miss Willmott selbst sie bisher ohne
Namen oder einfach als Warley-Verbeue in freigebiger Weise in
England verbreitet hat; erst durch die R. H. S. erhielt sie dann, wie
gesagt, ihren Namen. Zwischen der Firma Rivoire und Herrn Correvon
hat sich über die Verbene und ihren Ursprung ein kleiner Federkrieg
entsponnen, der sich in der Zeitschrift Le Jardin*) abspielt.
Im Anschluß daran ist es zu verwundern, daß diese Verbene,
deren Vorzüge augenfällig sind, so spät nach Deutschland gebracht
*) Vgl. Le Jardin 1904 No. 423, 424, 426.
Die Gartenwelt.
IX. 1(
worden ist, wo sie förmlich als Neuheit begräßt wui-de, während sie
tatsächUch nur für uns eine neue Einführung ist. Aber der Begonie
„Gloire de Lormine" ging es ja ähnlich. Fast ein Jahrzehnt ver-
ging, ehe sie ihre Ruhnieslaufbahn begann, und heute ist sie die
Allerweltsbegonie, die bald ihres holden Zaubers entkleidet sein wird —
als Massenartikel. W. T.
Dahlien.
Drei wertvolle, rieseiiblumige,
Dahlien -Neuheiten.
aiizösische
Salvia splendens „Freudenfeuer" verdient ihre Bezeichnung
Freudenfeuer mit Recht, denn von allen Salvia splendens -Varietäten
ist sie sicher die schönste und reichblühendste. Sie wächst kräftig
und gedrungen, erreicht als Topfpflanze eine Höhe und einen Durch-
messer von circa ^4 '"• D'^ dunkelscharlachroten Blütenrispen,
welche bis zu 20 cm lang werden, erscheinen im August und Sep-
tember in solcher Anzahl, daß eine kräftige Einzelpflanze mit Topf
im Rasenteppich eingesenkt, einem großen Blütenball gleicht. Nach-
dem die Pflanzen völlig aufgeblüht sind, lassen sich dieselben gut,
selbst an sehr schattigen Plätzen unterbringen, wo sie lustig weiter
blühen, bis es friert. Das dunkelgrüne Blattwerk gibt dieser
Sorte ein recht gesundes Aussehen. Rechtzeitig im kalten Hause
untergebracht, blühen sie noch lange foi-t und wenn dann ab-
geschnitten, bilden sich
noch bis gegen Weih-
nachten immer wiedei-
neue Blüten. Als Ein-
zelpflanze für Rasen-
anlagen istsie besonders
wirkungsvoll und kann
nicht genug empfohlen
werden, nur verlangt
sie eine vor starken
Winden geschützte La-
ge, da die Salvienzweige
am Stamm leicht aus-
brechen. —
Salvia spl. „Freu-
denfeuer" bezog ich vor
drei Jahren von Nonne
& Hoepker aus Ahrens-
burg. Ihre Kultur ist
sehr leicht. Im Januar
oder Februar geschnit-
tene Stecklinge, die sich
schnell bewurzeln, wer-
den in Töpfe ge[)flanzt
und im Frühjahr in den
Kasten gebracht. Zum
Verpflanzen, was mehrere Male geschehen muß, wird recht nahr-
hafte Erde verwendet. Die Töpfe können zuletzt bis 30 cm Weite
haben. Nachdem sie durchgewurzelt, werden sie freistehend in voller
Sonne behandelt und erhalten häufig kräftige Dunggüsse.
G. Bartsch, W'annsee.
Fuchsie „Andenken an Heinrich Henkel". Zu der Notiz
auf Seite 67 teilt uns ein Mitarbeiter in Schlachtensee mit, daß er
die Mitteilungen des Herrn Rehnelt vollauf bestätigen könne.
Fuchsie „ÄiulenA-en an Heinrich Henkel'' hat sich in voller Südlage
vor einer Hauswand prächtig entwickelt und von Anfang Mai bis
Ende September ununterbrochen geblüht. Wunderbar leuchteten die
langen, dunkelrosafarbenen Blütenröhren an den tief herabhängenden
Zweigen. Die Pflanzen wurden mehrfach verpflanzt und gut gegossen,
standen aber immer in voller Sonne, was bei einem heißen Sommer,
wie dem vergangenen, viel sagen will. Auch die Sorten „Adrian
Berge)-'', „Phaenomenal" und „Deutsche Kaiserin" haben sich bei
ihm bewährt. Dagegen kann er nicht finden, daß Fuchsie „Andenken
an Heinrich Henl-et' xmd ,,Fuchsia splendens" gute Uerbstblüher
seien, wie Herr Trenkner im achten Jahrgang, Seite 98, der Garten-
welt sagte. Sie hörten auf zu blühen, als die Sonne fehlte, womit
das von Heri-n Rehnelt Gesagte nur bestätigt wird.
Von Heinrich Kohlmannslehner, Britz bei Beilin.
(Uierxu eine Abhildmig )
-L ast möchte man glaviben, -wenn man die riesenblumigen
einfachen, beziehungsweise halbgefüllten holländischen Riesen-
Dahlien gesellen hat und ferner etwas aufmerksam die Zucht-
richtung unserer französischen Kollegen verfolgt, welche nicht
einseitig, jedoch mit Vorzug auf riesenblumige Edeldahlien-
Züehtungen hinarbeiten, daß wir, ebenso wie bei den Chrysan-
themen, auch im Dahliengebiete in den riesen blumigen Züch-
tungen die Modeblumen vor uns haben.
Wenngleich ich von meinem Standpunkte, namentlich in
Rücksicht auf die Verwendbarkeit als Bindeblumen, nur den
mittelgroßen und
kleinblumigen, t'ein-
strahligen Edel- Dah-
lien den Vorzug geben
nifichte, so ist es
doch nicht von der
Hand zu weisen, daß
als einfache Vasen-
und als Kranzblumen
großbl ütigere Formen
auch ihren Wert be-
sitzen und besonders
für Gartenaus-
schmückungszwecke,
sofern solche Züch-
tungen gut und frei
über dem Laube blü-
hen, dürften Blumen-
liebhaber auch in den
riesenblumigen fi-an-
zösischen Neuzüch-
tuiigen etwas Befrie-
digendes finden, zu-
mal uns bei den nachfolgenden drei Züchtungen besonders
reizvolle Farbtöne begegnen.
„Mad. Keller", ein Name, der uns fast deutsch an-
mutet, ist ebenso wie die nachfolgenden Züchtungen ein Kind
Südfrankreichs. Wenn ich mein Dahlien - Sortimentsbuch
sprechen lasse, in welches ich mich bemühe, meine Auf-
zeichnungen gewissenhaft und streng einzuzeichnen, so steht
da zu lesen: „entzückende riesenblumige Hj'bride von ganz
hervorragendem Liebhaberwei-te, leuchtend rosa, lila gestreift
flammt auf gelblichem Grunde".
Weiter vermerkt und unterstrichen habe ich die Eigenschaft
„sehr reichblühend" und bezüglich des Stieles die Bemerkung
stark, lang aus dem Laube hervorragend, gemacht. Diese
Aufzeichnungen sprechen fih- den Wert dieser Züchtung und
ich kann noch hinzufügen, daß die Herbstfärbung von „Mad.
Keller" geradezu eine Farbenschönheit bedeutete, und daß
die Blumen nicht nur Liebhaber, sondern auch jeden Gärtner
und Blumenhändler entzückten.
Noch höheren Wert, besonders was Bindeverwendbarkeit
anbelangt, hat „Jeanne Charmei". Sie ist ebenfalls eine
riesenhafte Hvbridforra, so wie wir solche in der älteren
aus der Mark.
nwelt" photogr. aufgenommen.
IX, l(i
Die Gartenwelt.
Züchtung ,.Mad. v. d. Darle>i'' besitzen, dabei aber trotz ihrer
großen und breiten Fetalen leielit gebaut. „Zart rosig flieder-
farben auf silbrigem Grunde" lautet die Farbbeschreibung in
meinen Versuclisfeldnotizen und ich kann aus dem Gedächtnis
dazu vermerken, daß dieser Fliedertou von so unvergleich-
liarer Schönheit und Zartlieit war, wie wir eine ähnliche
Tönung in diesem beliebten Farbgebiete bis heute noch bei
keiner Dahlie besitzen. Sowohl der Wuchs, wie auch die
Blumenstiele dieser Züchtung verdienen mit Kug und Recht
die Bezeichnung prima. Sie ist, und das erliöiit iiiren Wert,
auch ein reicher Blüher.
In „Cor p nie"
haben wir eine ausge-
prägte Liebhaber-Züch-
tiuigvoruns. DieseSorte
ist in der Pflanze ein
großartiger Wachser und
auch ein Frühblühei'.
Der Stiel ist enorm lang,
kommt ganz aus dei
Pflanze heraus und die
enorm große Blume (sie
liat im Verhältnis zu
den vorhergenannten
Sorten wohl die größten
Blumen) ist auf milch-
weißem Grunde leuch-
tend karmin gestreift und
gespritzt, eine ü1"t;iu>
freundliche und fn-ili'
Gesanitfärbung bidi-nd,
welche dieser Züchtung
auch in gartenaus-
schnnickenderBeziehung
eine beste Note einträgt.
Ich bekam die Ver-
suchsstecklinge dieser
drei Züchtungen mit
noch einigen andern fran-
zösischen Züchtungen
leider erst mitte Juni
vom Züchter zugeschickt
und konnte sie daher erst
sehr spät auspflanzen.
Trotz des sehr un-
günstigen Dahlien-Som-
mers des letzten Jahres
haben alle drei Züch-
tungen im Wuchs und
im frühen und reich-
lichen Blühen alle ihre Versuchsschwestern überholt und
es spricht wohl für den Wert dieser drei Neuheiten, daß
sich in einer mondklaren Herbstnacht ein Liebhaber fand,
welcher sich, ohne meine Rechnung darüber abzuwarten, die
Dahlien ausgnib und bis heute seine Adresse verschwiegen
hat, wie es auch ganz natürlich ist, daß ein reeller Spitzbube
niemals das Schlechteste nehmen -.vird. Ich teilte meinem
Freund mein Mißgeschick mit und hatte die Freude, von
diesen drei Züchtungen einige Landknollen zugesagt zu be-
kommen, da wir uns im gegenseitigen Tau.schverkehr be-
finden, und ich t)in überzeugt, daß im nächsten Jahre jedem
Besucher meiner Dalüieufelder eine größere Anpflanzung
dieser französischen Züchtungen sehr viel b'reude machen
wird.
Nachschrift der Redaktion. Hierzu bringen wir „Jeanne
CItarmet'- im Bilde, welche wir, uiii die Großbhmiiskeit zu veran-
scliauMohen, mit der reizenden eiighschen Pompon-Dalilie (Liliput-
üeorgine) „Äosere" auf eiuej- Platte zur Aufnahme brachten.
Edeldablie „Jeanne Charmet" und Poiiipon-Dahlie „Rosea
Originalaufnahme lür die „Garteuwelt".
Gärtnerische Reiseskizzen.
Eine Tropeiifuhrt.
Bernh. Othmer, ligl. Garten nspektor, München.
IV. Am Orinoco und
an den Wasserfällen
des Caroni; Heim-
reise.
HierxH seclis Abbildwujen.
(Schluß).
Jjindlich waren die
Sammlungen in Trinidad
für einige Zeit versorgt
und eine Gelegenheit ge-
kommen, nach Venezuela
und zwar in die Orinoco-
gegend zu gelangen.
Direkten Weges, wie
früher, über den Golf von
Paria und durch den
Macareo-Arm des Ori-
noco ging es nicht, wir
mußten zuerst nach Ga-
rupano und von dort
wieder über den Golf
und dann durch die Boca
de Navios in den Ori-
noco. So woUte es, um
seine Machtfülle zu zei-
gen, für eine Zeitlang
Herr Cypriano Castro,
und die Ausführung
seines Gebotes wurde
sehr strenge gehandhabt.
In der Nähe Caru-
panos hatte ich ein wenig
Muße, um die Xero-
phyten -Vegetation ken-
nen zu lernen, Kakteen
(Cereen und Melocactiis)
sowie Agaven sah ich
in riesigster Entwick-
lung, wie die Abbildungen Seite 186 zeigen. Die klein-
und schmalblätti'ige Strauchvegetation war recht mäßig
und bot wenig Interessantes. Soviel Zeit, in die ^vinkenden,
nicht allzu fernen Berge zu gehen, hatte icli nicht, denn der
Dampfer „Whitney" wurde täglich und stündlich erwartet.
Schade, denn in den Bergen sollen Cattleya gaskelUana
wachsen und wohl noch anderes mehr. Berühmt und mit
Recht sehr geschätzt ist der Carupano-Rum, ebenso ist der hier
wachsende Kakao eine der besten Arten.
So ging es denn nun weiter wieder über den Golf von
Paria, vorbei an Icacos Point, Trinidads Hauptpiuikt von
Kokospalmenkulturen, durch die Boca de Navios in den
Die Gartenwelt.
IX, 16
Orinoco. Der Dampfer beherbergte eine recht gemischte
Gesellschaft, spanisch, englisch, deutsch, portugiesisch konnte
man hören, Passagiere von allen Hautfarben sehen; es gab
recht respektable Persönlichkeiten an Bord, vorwiegend aber
Menschen, denen man die wechselnden Erlebnisse ansah und
Große Cereus in der Umgegend von Carupano in Venezuela.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen.
die mit einem gewissen Gleichmut den unsicheren venezo-
lanischen Zuständen entgegensahen. Bei Tagesanbruch lagen
wir vor der Orinocomündung, die Wellen des Ozeans waren
kurz und brechend, das stahlgraue klare Wasser des Atlantic
war geschwunden, die schmutzig-gelben Fluten des ge-
waltigen Orinoco machten sich bemerkbar. Ein Leuchtschiff
sollte eigentlich die Einfahrt markieren, es ist auch eins da
— aber es leuchtet nur, wenn Petroleum für die Laternen vor-
handen ist. Das fehlt aber häufig, und so bleibt die schwer
zu findende Einfahrt des Flusses eben im Dunkel liegen.
Den Schiffen bleibt dann nichts weiter übrig, als irgendwo
Anker zu werfen und zu warten, bis Helios mit den Sonnen-
rossen wieder heraufzieht. Es geht auch so — zu was also
andere Umstände — der Reisende bekommt so gleich am
Tor eine Ahnung, wie es da drinnen im Lande zugeht, und
das ist gut, er hat sich mit manchem in Zukunft abzufinden.
Der Orinoco ist ein breiter, wasserreicher Strom, auch
im Januar, Februar, wo er niedrig ist, — zur Regenzeit steigt
er um 14 Fuß, — noch von gewaltiger und imponierender
Größe. Allerdings verliert er durch die Teilung in ver-
schiedene Arme, die viele bewaldete Inseln einschließen. Die
nördlichen Ufer sind besonders flach. Sie sind an vielen
Stellen in der Nähe der Mündung eingefaßt mit Mangroven,
davor ein Kranz Montrichardien und vor diesen wieder ein
breites Band Eichhornia axurea. Aus dem Hintergrunde
treten große Waldbäume, auch Palmen (Mauritia und Euterpe)
hervor. Auffallend sind die zahlreichen Lianen. Der ganze
Komplex des Deltas ist Sumpf, der einen großen Teil des
Jahres unter Wasser steht, in dessen schmalen natürlichen
Kanälen der wilde Indianer das reiche Tierleben nur wenig
stört. Für den weißen Mann ist das Orinoco-Delta einer der
ungesündesten Plätze der Erde, reisen kann er hier weder
zu Fuß noch zu Maultier, höchstens per Kanoe, um in diese
fiebergesegneten Gegenden einen Blick zu werfen. Das südliche
Ufer ist fester und steiler, die Bäume dort sind höher und
größer, Mangroven fehlen und über den Wipfeln dieser
Bäume erscheinen die Spitzen der Sierra Imataca und Piacoa,
Gegenden, die nicht allzu fern von Europa liegen, die aber
noch garnicht in ihrem Innern erforscht sind und die ganz
sicher eine große Menge von Naturschätzen aller Art bieten.
Ich habe nichts mehr bedauert, als nicht Zeit und Geld
genug zu haben, utu mich in diese Gebiete zu begeben.
Als die erste Nacht auf venezolanischem Gebiete herein-
brach, erlebte ich einen Sonnenuntergang mit einer Färbung
des Himmels in Goldorange, Dunkelrot und Violett, wie es
wohl nur in diesen Breiten und dieser mit Dünsten ge-
sättigten Luft möglich ist. Es ist Januar, daheiui auf der
bayrischen Hochebene liegt Schnee, viel Schnee, VI oder l.ö"
Kälte werden sein, und in den Glashäusern fristen Dank der
wärmespendenden Kohle und ummterbrochenen Heizung die
Verwandten dieser uns umgebenden Flora ein recht kümmer-
liches Dasein. .
Das sind Gegensätze, und diese Gedanken spann ich
auf Deck des Orinocodampfers weiter aus, bis mich schreiende
Papageien, die ihre Ruheplätzchen für die Nacht suchten,
aus diesen und ähnlichen Gedanken aufschreckten. Nun wird
es dunkler, nur die Sterne leuchten, langsam fährt unser
Schiff, der breite träge Fluß setzt dem Rade wenig Wider-
stand entgegen. Gegen Morgen erreichen wir San Felix, das
F"elsiger Abhang mit Cereen und Agaven in der Um-
gegend von Carupano in Venezuela.
Vom Verfasser für die „Garteawelt" photogr. aufgenommen.
alte Las Tablas, das seine Bedeutung hat als Ausfuhrhafen
für die im Innern liegenden Goldminen von Callao. Der Ort
macht einen wenig erhebenden Eindruck. Die Ufer sind
recht flach und sandig, die Vegetation ist dürftig, schwarze
Granitfelsen treten vor, und sogar auf den Inseln, die im
IX, u
Die Gartenwelt.
Orinnco gelegen sind, gewalire ich zwischen kleinblättrigen
Sträuchern Cereen wie in Carupano. Weiter stromaufwärts
nach Ciudad Bolivar wechselt die Breite des Stromes; im
Bette liegende riesige Felsblöcke und kleinere Inseln machen
die Schiffahrt recht gefahrvoll. Die üter bleiben fast immer
flach und sandig und bilden die Ruheplätze zahlloser
Alligatoren und den Aufenthaltsort vieler Wasservögel. Südlich
gewahren wir geschlossenen Galeriewald, nördlich tritt die
Savanne bis an den Fluß. Wir sind in Guyana, das im
unteren Teile Savannen-, im oberen Teil Wald Vegetation zeigt
und dessen Berge die Quellen der großen Nebenflüsse des
Orinoco und weiter des Essequibo enthalten.
Endlich ward Ciudad Bolivar erreicht, das alte Angostura
der Spanier. Es liegt malerisch am rechteu Dfer, baut sich
terrassenförmig auf und wird gekrönt durch die alte Kathedrale.
Es ist eine Stadt vou vielleicht 16 000 Einwohnern, hat
aber große Bedeutung als Handelsmittelpunkt für das ganze
nord- und mittelöstliche Venezuela; ein Gebiet, das nach
Westen begrenzt wird vom Rio Apure einerseits, dem Orinoco
und Rio Negro andererseits; nach Norden reicht es bis
Maturin, nach dem Osten bis an die Grenzen Britisch Guyanas
und im Süden bis an jene Orte, wohin je der Fuß des
weißen Kulturträgers gekommen. Ein Gebiet, so groß als
drei Vierteile Europas. Der Handel liegt zumeist in den
Händen deutscher Kaufleute, vorzugsweise der Häuser Blohm
und Sprick. Engländer gibt es wenig hier, wie denn auch
in Venezuela englisch sehr wenig oder garnicht gesprochen
wird, spanisch ist die alleinige Verkehrssprache. Importiert
wird alles dem Kulturmenschen zum Leben Nötige, exportiert
lebendes Vieh, Rinderhäute, Balatagummi, Dividivi (stark
Gerbsäure enthaltende Samen Von Caesalpinia coriaria), Reiher-
federn, Gold u. a. Die dort ansässigen Landsleute nahmen
mich in liebenswürdiger Weise auf und die venezolanischen
Behörden kamen mir infolge der Weisungen von der Central-
regierung in Caracas sehr entgegen, sodaß ich bald alle Vor-
bereitungen für die Fahrt nach dem Caroni getroffen hatte.
Mit drei Leuten fuhr ich mit dem rürkki-hiendcu Whitney
nach San Felix zurück, von wo es dann w.'itoi' süillich
gehen sollte.
Zunächst galt es nun, hier an die Erwerbung von
Booten zu gehen, eine sehr wichtige Sache für die Weiter-
reise. Diese
hier ge-
bi'äuchlichen
Boote sind
Kanoes, aus-
gehöhlte
Stämme von
Bombax
Ce'iba; die
Äbbilduni;^
zei-t ein
gewaltiges
Bombax
Ceiba; meis-
tens sind Sil.'
5 — 6 m lang,
aber sehr
schmal und
luu- ein nor-
mal gebauter
Mann kann
zwischen den
Wänden
sitzen. Fiii
unsere
Zwecke war
nicht jedes
Erreichbare
zu
ä'ebrauchen
„GartenweU" photogr
Diese Boote mußten zunächst .sehr durabel sein, um bei
einem etwaigen Aufstoßen auf die Felsen
im Flusse nicht beschädigt zu werden, so-
dann mußten sie auch leicht sein, um über
die unfahrbaren Stellen des Flusses geh-agen
werden zu können. Wir hatten zumindest
zwei Boote nötig für Proviant, Sammlungs-
utensilien, verschiedene Gebrauchsgegenstände
und die zu sammelnden Sachen. Endlich
waren auch diese Boote beschafft, von In-
dianern am Orinoco eingehandelt worden und
waren glücklich über den mächtig flutenden
Strom gebracht. Ich hatte in der Zwischen-
zeit mit einigen anderen meiner Leute ein
Stück Galeriewaldes am Orinoco besucht und
hier verschiedenes Interessante gesehen. An
' •rchideen fand ich reiclüich Oncidium Spiicei,
mit fast meterlangen stielrunden Blättern.
Tausende von Pflanzen hätte man sammeln
krmnen. Der Flor dieser üppigen Pflanzen
war überwältigend schön. Unweit San Felix
bildet der kleine Fluß San Rafael sumpfige
Becken, in deren einem ich neben Utricularien,
der U. vulgaris sehr ähnlich, Nyynphaea blanda
und ampla fand und eine schwimmende
Jussieua, die im Habitus einer kleinen Trapa
nalans so ähnlich sah, daß ich, bevor ich Blüten
Die Gartenwelt,
IX, 16
gesellen, nach Nüssen suchte. Leider fand ich keine reifen bamen,
die später mitgenommenen lebenden Pflanzen gingen auf der
Heimreise ein und mußten im Ozean begraben werden. Wie
schade; ich halte diese Pflanze für neu in den Gärten.
Später fand ich im Sumpf auf der Savanne am Caroni eine
reichlich 1 Meter hohe strauchige Melastomacee, etwa unserer
Lasiandra ähnlich, über und über mit dunkelkarrainroten
Blüten bedeckt, sodaß mich von weitem diese Blütenfülle
anzog. Die Pflanze wuchs ähnlich unseren strauchigen
Jussieuen. Reichlich sammelte ich Samen , der daheim in
München auch bereitwillig keimte, und die jungen Pflanzen
entwickelten sich anfangs tadellos, mit dem dritten oder
vierten ßlattpaare aber kränkelten sie und, ob schattig oder
sonnig, kühl oder warm gehalten, gingen sie nach und nacli
ein, sodaß ich von wohl 300 jungen Pflanzen jetzt nicht
mehr drei besitze. Ich habe von dem Samen an einige
Kollegen abgegeben, vielleicht sind die glücklicher. Es wäre
zu wünschen, denn die Pflanze ist fast das Schönste, was
ich auf meiner Reise gesehen. Selten scheint diese Pflanze
auch dort zu sein, denn ich sah trotz eifrigen Suchens nur
fünf Exemplare dicht beisammen stehend. Es ist mir über-
haupt im Verlauf der Reise des öfteren aufgefallen, daß viele
Pflanzengattungen sehr vereinzelt vorkommen. So sah ich
z. B. am Tocuche in Trinidad eine Pleurothallis aus der
Verwandschaft der gelida nur' in einem einzigen Exemplare
(sie wächst hier gut), Coryanthes fand ich in nur zwei oder
drei Exemplaren, während ich manche Bromeliaceen in wenigen
Stunden zu Tausenden hätte sammeln können. Das waren
jedoch immer Formen, die in unseren Gärten ebenfalls keine
Raritäten sind.
Endlich ging es nun in den Caroni, unter Führung
von Marcelino, einem Bastard-Indianer, der den imteren
Fluß kennt wie sich selbst oder noch besser. Das Bild
Seite 187 zeigt einen Lagerplatz am Ufer des mächtigen
Stromes.
Der Caroni ist ein breiter Strom, vor seiner Mündung
etwa doppelt so breit, wie der Rhein bei Köln. Seine Tiefe
ist sehr wechselnd; Sandbänke imd einzelne Granitfelsen
machen eine Fahrt mit größeren Booten oder Dampfern un-
möglich, im späteren Laufe treten sogar Felsenwälle als un-
überwindliches Hindernis auf. Seine Quelle ist wie die des
Orinoco noch unbekannt, liegt aber wohl etwa in der Gegend
des Roraima-Stockes. Während das östliche, das rechte Ufer,
im unteren Laufe flach ist und mit seinen Sandbänken un-
gemein zahlreichen Krokodilen Lagerstatt bietet, ist das linke
Ufer vielfach recht felsig und steil. An ihm besonders treten
zahlreiche Zuflüsse aus den höher gelegenen Teilen der
Savannah ein, die über mächtige schwarze Granitfelsen her-
unterdonnern. An diesen Felsen, über welche das Wasser
mit mächtiger Gewalt stürzt, wachsen die Podostemaceen.
Wir mußten mit unsern Booten so dicht als möglich an
diese Zuflüsse heranzukommen svichen, etwa hinter einem
vorstehenden Felsen Schutz suchend vor der ungeheuren
Strömung und dann in einer Bucht vor Anker gehen. So-
dann suchten wir durch Gebüsch, über Land und Felsen
kletternd, in die Fälle hinein zu kommen. Besondere Vor-
sicht war geljoten, dabei nicht in zu tiefes Wasser zu ge-
raten, man wäi'e sonst si(;her durch den starken Strom in
die Tiefe gerissen worden. Icii besichtigte nun in den ersten
Wochen unseres Aufenthaltes am Caroni die sämtlichen elf
Zuflüsse von der Westseite, durchsuchte dieselben eingehend
nacli Podostemaceen imil hatli', die unendliche Freude, die-
selben in sechs verschiedenen Arten und den verschiedensten
Entwicklungsstadien zu finden. Es gehört dazu auch ein ge-
wisses Glück, da man gerade eine gewisse Höhe des Wasser-
standes antreffen muß. Während der großen Regenzeit
sind die Flächen dafür zu hoch, steigen doch auch die Wasser
des Caroni wohl um vier Meter. In der trockenen Jahreszeit
dagegen sind viele Wasserläufe versiegt und man findet die
Pflanzen dann nur vertrocknet. Ich hatte glücklicherweise
das goldene Mittel getroffen und fand an hochgelegenen
Felsen trockene Samenpflanzen, etwas tiefer Sämlinge und
voll entwickelte Formen. Nach der Art des Wassers, d. h.
in Hinsiclit auf seine Bewegung, fand ich bald die verschiedenen
Spezies. Die verzweigten und vielfach zerteilten Lacjs-Arten
im wildesten Wasser, zum Teil untergetaucht, die langgezogenen
Ryncholacis an Felsen, über die das Wasser hinwegstürzt
und die mächtige Mourera fluviatilis mit über 1/2 l'^i großen,
blasig aufgetriebenen, braungrünen Blättern nur in relativ
stillem Wasser in dem von Felsen gebildeten Becken. Dort,
wo das wild tosende Wasser über die Felsen hinweg fließt
oder sie ständig bespült, fanden sich die moosähnlichen
Formen, welche noch der Namengebung harren. Je mehr
die Pflanzen im Wasser stehen, desto üppiger sind sie, desto
massiger ist die Laubentwicklung, je mehr außerhalb, desto
kürzer und dürftiger werden sie, aber der Blüten- und Frucht-
ansatz nimmt zu. Alle Blüten entfalten sich außerhalb des
Wassers in mehrblütigen, bei Mourera zweizeilig gestellten,
federartigen Rispen. Ganz eigenartig ist die ungemein feste
Anhaftung der Wurzeln an den glatten Felsen.
Die Wasser des Caroni sind schokoladenbraun, doch da-
bei klar und rein, gelblichweiß ist der Gischt des tosenden
Wassers, schwarz sind die Granitfelsen und sattig hellgrün
die massenhaft auftretenden größeren Lacis- und Eyncholaeis-
Arten. Die Fälle der Zuflüsse, wie der Seite 189 abgebildete
Purguay, sind oft 25 — 30 ra hoch und von majestätischer
Schönheit. Ungebetene Gesellschaft störte mich nicht im
Genüsse dieser Naturschönheiten; ich war mit meinen Be-
gleitern allein in dieser Einsamkeit. Es war Trockenzeit,
eine Anzald der Bäume an den Flußufern hatte sich seiner
Blätter entledigt und prangte dafür im Blütenschmuck, gelb,
orange, weiß die meisten, andere üppig grün. Viele, wie z. B.
der auf Seite 189 abgebildete Baum trugen Epiphyten,
Tillandsien und Orchideen {Diacrmm, Oneidium, Epidendrum)
und gaben so dem großartigen Bilde einen lieblichen Rahmen.
Tagelang habe ich solche Szenerien atif mich einwirken lassen,
vergessen werde ich sie nie; es war vielleicht das Erhabenste,
was an Naturschönheiten zu schauen mir im Leben vergönnt
sein soll. Es hat mich reichlich belohnt für alle Entbehrungen
und Strapazen vorher \md nachher.
Die Vegetation der Savannen wird zumeist gebildet durch
herzblättrige und dickstengelige Kräuter aus den Familien
der Leguminosen und Rosifloren und aus kleinen Bäumen
und Sträuchern aus den Familien der Malpigliiaceen imd
Laurineen. Stellenweise tritt das nackte, rötliche, steinige
Erdreich zu Tage und demonstriert eincb-inglichst, daß nicht
nur Licht imd Wärme, sondern auch Feuchtigkeit des Bodens
und der Luft notwendig sind, um in den Tropen üppige
Vegetation hervorzurufen. Die Letztere fehlte hier, und so
vermißte ich Urwaldriesen, Palmen, Scitamineen, Aroideen,
die insgesamt das auszumachen pflegen, was wir tropische,
üppige Vegetation nennen.
Jetzt sollte es noch weiter südlich gehen, um wieder
Üppigcrc Gegenden aufzusuchen, da befiel mich die Malaria
IX. ir,
Die Gartenwelt.
189
in oiner Weise, fl.aß dagegen nicht aufzukommen war und
ich iiir beinahe unterlegen wäre. Meine Zeit, mein Geld
ging damit dem Ende merklich näher, und so mußte ich
leider Kehrt machen.
Wie gerne wäre ich noch weiter gegangen, hätte ich
doch sicher eine Menge hochinteressanter Sachen finden
können, denn hier am Caroni weiter hinauf liat nocli niemand
gesammelt.
Nachdem ich mich einigermaßen erholt, ging es über
dieselben Etappen heimwärts, denn überall dort hatte ich
kleine Depots von Sammlungen angelegt. Aus Caruimnos
Umgegend nahm ich Cereus, Melocaclus und Tillandsien mit
und traf dann immerhin reich beladen iti Trinidad wieder
ein. Kollege Harts schwarzer Orchideen- Kultivateur hatte
meine Sammlungen gut behandelt, fast alle Orchideen waren
bereits etabliert an ihren Holzklötzen resp. hatten sich an
den Originalklötzen gut gehalten, imd so ging es denn ans
Einpacken. In geräumigen Kisten wurden die Sachen unter-
gebracht, die Klötze an den Seiten und an Zwischenwänden
angenagelt. Hobelspäne dazwischen gepackt, alles luftig und
trocken. Die Baumfarnstämme kamen in lange, breite und
nicht zu hohe Kisten, fest zwischen Hobelspäne, Kakteen
wurden in Papier gewickelt und dann ebenfalls fest in Kisten
verpackt. Alle Deckel und Seiten wände waren mit Bohr-
löchern versehen, die ersteren auch nur aufgeschraubt, um
einerseits fest zu iialten, andererseits um leicht abgenommen
werden zu können. Den Schraubenzieher hatte ich stets in
der Tasche. Hymenophyllaceen hatte ich trocken in eine
mit Blech ausgcschlagene Kiste verpackt. Endlich war alles
in Kisten und Kasten untergebracht; 23 große und kleine
Kolli waren mein Gepäck! Auf der „La Plata" l)ekamen
durch liebeniswürdigstes Entgegenkommen des Kapitäns meine
Wasserfall, 30 ni hoch,
Lacis-Art wächst.
Verfasser für die „Gartenwelt" photogr.
mit Kpiphytcn.
Dwell" pfiutofjr. aufgei:
lebenden Pflanzen den denkbar günstigsten Platz, Rämulich-
keiten, die zum Fruchttransi}Ort eingerichtet sind, die in den
Tropen gut ventiliert, in den nördlichen Breiten vor Kälte
geschützt werden. Während der Fahrt sah ich des öfteren
nach ihnen, lüftete die Kisten und versah zartere Sachen mit
Wasser. So erreichte alles in gutem Zustande nach ange-
nehmer Fahrt Southampton. Einen passenden Anschluß an
einen deutschen Hafen fand ich nicht, und so entschloß ich
mich denn über Le Havre imd Paris München zuzustreben, um
so mehr, als das Wetter mir bitterkalt erschien und es durch
die Nordsee wohl noch eine stürmische Fahrt gegeben hätte.
Bei der Umladung auf den nach Le Havre gehenden Dampfer
ging mir die Royal Mail Steara-Packet-Company sehr an die
Hand und muß ich dankbarst hervorheben die rücksichtsvolle
und sehr anständige Behandlung, welche meinen lebenden
Pflanzen von allen Angestellten dieser Gesellschaft sowohl in
den westindischen Gewässern als auch auf dem Atlantic zu
teil wurde. Und wieviel habe ich sonst englischer Gast-
fi-eundschaft und weitgehendstein Entgegenkommen in West-
indien zu danken gehabt!
In Le Havre hatte ich dann große Schwierigkeiten,
meine Pflanzen unbehelligt zu expedieren. Die französiseiien
Beamten erwiesen sich weit weniger entgegenkommend als
ihre enghschen und venezolanischen Kollegen. Ja, was mir
auf der ganzen Reise infolge meiner Empfehlungen nicht
passiert war, hier mußte ich sogar mein Handgepäck revidieren
lassen. Endlich kam ich hier mit ein wenig deutsclier Grell-
heit zurecht imd übergab alles als Eilgut der Bahn, denn
selbst nur die lebenden Pflanzen als Passagiergut mitzunehmen
war nicht möglich. Da es kalt war, ließ ich alle Ritzen
und Löcher der Kisten mit Watte verstopfen und veranlaßte
die Einladung in einen mit Stroh gedichteten Güterwagen.
Dann ging es mit dem Eilzuge durch die gesegnete Normandie
über Reims nach Paris. Welche Gegensätze wieder — die
Die Gartenwelt.
IX, l(
einsame großartige Natur am Caroni und hier die Kultur des
modernen Menschen in höchster Entwicklung. Mich zogs
heimwärts und so gings in der Nacht weiter, am Sonntag,
den 13. März früh betrat ich in Avricourt wieder deutschen
Boden. Ich verständigte den Vorstand des Zollamtes von
der in Aussicht stehenden Durchfahrt meiner Sammlungen,
bat um zweckmäßige Behandlung und beschleunigte Weiter-
beförderung. Dann trug uns der Eilzug über die Schlacht-
felder des großen Krieges, durch Badens schönes Land und
Württembergs Obstfluren. Weiter gings über die Donau an
Ulms prächtigem Münster vorbei, durch Augsburg und dann
grüßten wieder die lieben Münchner Frauentürme. Glücklich
erreichte ich nach genau 25 wöchentlicher Abwesenheit die
Heimat, einen Hauptwimsch meines Lebens hatte wieder ein
gütiges Geschick erfiült.
Zwei Tage später trafen wohlbehalten alle Sammlungen
ein, und wenn in der Folge auch nicht all und jedes ge-
wachsen, es ist genug für die überfüllten Häuser des Gartens,
und manche Stücke mahnen mich an schöne Stunden des
reinsten Naturgenusses.
Mannigfaltiges.
Versuchskulturen in Kamerun. In Kamerun wird in aller
Stille ernste kcjIouiaKvirtsi;haftliche Arbeit geleistet und Versuche
werden unternommen, die für diese klimatisch bevorzugte Kolonie
von größter Wichtigkeit sind, da sie den Beweis erbringen, daß die
Kolonie ein günstiger Boden zur Kultur gewisser Kolonialpflanzen
ist, deren Erzeugnisse sich bei uns hoher Wertschätzung und großen
Absatzes erfreuen. Hierzu gehören in erster Linie Caoao, Tee,
Kautschuk, Chinin. So wurden, wie uns von befreundeter Seite
mitgeteilt wird, in Buea, an den Abhängen des Kameningebirges,
größere Teepflanzungen, zunächst mit aus Samen eigner Ernte ge-
zogenen Pflänzlingen angelegt. Die Sträuoher sind bisher sehr gut
gediehen. Später wurden dann Atissaaten mit Samen vom Berliner
Botanischen Garten gemacht, wodurch der Bestand an Sämlingen auf
1000 Stück erhöht wurde. Das Klima ist für die Gesundheit des
Europäers zwar recht gefährlich, aber für Pflanzungen sind Boden
und Klima sehr zuträglich und sogar günstiger als in anderen Tropen-
ländern. Die Begutachtung der Böden des Kamerungebirges und der
Bakossiberge ergab im Vergleich mit den Böden der Gebirge alter
Tropenländer, wie Indien und Ceylon, eine weit bessere Beschaffen-
heit für eine aussichtsreiche Kultur. Die Versuche sollen daher fort-
gesetzt werden, um eine konkurrenzfähige Qualität zu erzielen. Die
Erntebereitung stößt auf große Schwierigkeiten, da die Neger noch
nicht bewandert damit sind.
Die Cinchooakultur ist 1902 in Versuch genommen worden
mit Pflanzen aus dem Berliner botanischen Garten. Jetzt besteht
hier eine kleine Plantage von 400 üppig gedeihenden jungen Bäumchen,
teils aus Samen, teils avis Stecklingen herangezogen, beides sehr
schwierig bei der Gattung Cmchona. Die Samen stammten aus Berlin
vom botanischen Garten und vom kolonialwirtschaftlichen Komitee,
welche das größte Interesse an der Kultur dieser wichtigsten Fieber-
heilpflanze haben. Gepflanzt wurden in der Hauptsache Cinchona-
Hybriden von C. kdgeriana und C. siiccindira, die alle von hoch-
prozentigen Bäumen aus den besten Plantagen Javas stammen sollen,
das bisher in seinen Cinchonakulturen unerreicht dastand, Die
holländische Koloniahegierung darf überhaupt in der Fürsorge für
die Kolonialwirtsoliaft als vorbildlich gelten, wie auch der Garten in
Buitenzorg auf Java der beste und bedeutendste Kolonialgarten ist.
Die Cinchonapflanzungen sollen bis zu einer Höhe von 1800 bis
2000 Meter angelegt werden, damit festgestellt werden kann, in
welcher Höhenlage die Pflanze hier am be.sten gedeiht, und eine an
Chinin möglichst reiche Rinde erzielt wird. Unser Gewährsmann
hofft, daß bereits in einigen Jahren eine Partie Rindo zur Begut-
achtung nach Deutschland gesandt werden kann.
Was den Kautschuk, das ergiebigste Produkt Westafrikas
anlangt, so wird die einheimische Kickcia elastica, die Dr. Preuß,
der jetzige Direktor der Neu Guinea Kompagnie, entdeckt hat, in
der Hauptsache gepflanzt. Die Bestände darin zählen schon an die
Tausende von Pflanzen. Diese Kichxia macht geringe Ansprüche
an den Boden und gedeiht bis hinauf zu 800 m über dem Meere.
Zwar werden im Gebirge in Höhen von 1000 m und darüber Gummi
liefernde Pflanzen, in der Hauptsache Landolphien, eine Liane, an-
getroffen, doch sind die Landolphien zur Anpflanzung nicht geeignet.
In Buea wird auch Erythroxylon Coca angebaut, ein Strauch,
aus dessen Blättern da-s Alkaloid Cocain gewonnen wird, wohl das
wertvollste Anaestheticum, das die Wissenschaft unserer Tage kennt,
da es örtlich betäubt. Die Sträucher wachsen in dem hochgelegenen
Buea kräftiger als in der Ebene und führen wahrscheinlich dort mehr
Cocain. Indessen ist plantagenmäßiger Anbau zu kostspielig, weshalb
die Kultur seitens der Eingeborenen eingeführt werden sollte.
Vor dem neuerbauten Gebäude des Gouverneurs sind Terrassen-
gärten mit großer Mühe angelegt worden, da der Untergrund felsig
war. Alle Erdbewegungen haben die Neger mit Blechgefässen, die
sie auf den Köpfen tragen, bewerkstelligt. Die Pflanzungen auf
diesen Terrassen versprechen sehr schön zu werden.
In den Gemüsegärten sind auch gute F>folge mit heimischen
deutschen Gemüsearten erzielt worden, hauptsächlich in der Trocken-
zeit, während in der Regenzeit, wo es viel Nebel gibt, das Gemüse
leicht fault. Im vorigen Jahre wurde erstmals schöner Blumenkohl
geerntet, auch der Spargel, der vor Jahren von dem Stationsleiter
Herrn Leuschner gepflanzt wurde, wirft während zweier Monate im
Jahre Erträge ab. Erdbeeren geben alle drei Monate zu jeder
Jahreszeit während drei Wochen guten Ertrag.
Europäische Gartenkunst in japanischer Beleuchtung.
Wir sind gewohnt, die Werke der Gartenkunst auf der ganzen Erde
nach unseren europäischen Anschauungen zu betrachten und zu be-
sprechen, und den europäischen Maßstab überall anzulegen. Aber
die außereuropäischen Völker haben auch Gärten nach ihrem Ideen-
gang und nach ihrem Schönheitsbegriff. Da ist es lehrreich für uns,
über unsere Gartenkunst Fachleute anderer Völker urteilen zu hören.
In anerkennenswerter Weise hat dies jetzt ein kun.stsinniger Japaner
getan, der Baron Sugematsu, der in dem interessanten, neu-
erschienenen Werke „Unser Vaterland Japan". Ein Quellenbuch
geschrieben von Japanern. Leipzig, Seemann, 1904, XXXVI und
736 Seiten", im Kapitel „Kunst", auf Seite 558 schreibt:
„Obwohl hier nicht die geeignete Stelle sein mag, von der
Kunstgärtnerei Japans zu sprechen, kann ich doch nicht umhin,
dieses Gebiet zu streifen, weil unsere Manier, Gärten anzulegen, in
engem Zusammenhang mit der Landschaftsmalerei steht und viel
Künstlerisches an sich hat. Selbst auf der kleinsten Fläche wird
ein Garten so ausgestattet, daß er einen malerischen AnbUck — wie
man ihn auf den Bildern sieht, bietet. Daher werden künstliche
Hügel, natürliche Steingruppen, und wo es zulässig ist, künstliche
Seen und Wasserfälle angelegt. Ich darf behaupten, daß diese An-
lagen auf künstlerischen Grundsätzen beruhen, während es mir bei
Betrachtung der europäischen Gärten scheinen will, daß ihre ur-
sprünglichen Entwürfe von den alten Besitzungen herstammen, und
daß ihre spätere Entwicklung mehr auf industrielle Kunst basiert
ist. — Sie haben z. B. Springbrunnen, aber nicht in der Form
natürlicher Wassenjuellen, sondern durch mechanische Apparate her-
vorgebracht — sie haben behauene Steine, eiserne Gitter, eiserne
Brücken, und wenn Wasser überhaupt vorhanden ist, so erscheint es
meistens in der Form eines runden oder viereckigen Beckens. Wenn
die Bewohner des Abendlandes Blumen einpflanzen, werden die
Beete unfehlbar viereckig oder dreieckig geformt sein, und so genau
geometrisch, wie die Zeichnung eines Teppichs. Sie scheinen keinen
Begriff von der Regelmäßigkeit zu haben, die in der Unregelmäßigkeit
liegt, oder vielmehr von der Harmonie der Mannigfaltigkeit. In
japanischen Städten gibt es zahlreiche Läden, in denen Natursteine
verkauft werden. In Europa findet man keine derartigen Läden.
Gewiß haben unsere Gärten auch einen Nachteil — d. i. sie sind
mehr ein Schmuck als oin Nutzen. Diesem Mangel sollte abgeholfen
IX,
Die Gartenwelt.
191
werden, und das geschieht auch schon vielfach; doch andrerseits
scheint den europäischen Gärten das künstlerische Element vielfach
zu fehlen. Es erscheint mir fast unbegreiflich, daß die Europäer,
die es sehr lieben, Landschaftsbilder in ihren Zimmern aufzuhängen,
die so gern in gebirgigen Gegenden umherreisen, um schöne
Szenerien und Ausblicke auf Landschaften verschiedenster Art zu
genießen, kaum daran gedacht haben, ihre Gärten nach solchen Ideen
zu gestalten. Auf diesem Gebiet, darf ich wohl ohne Übertreibung
behaupten, steht Japan über jeder andern Nation der Welt, und es
würde den Ausländern nur zum Vorteil gereichen, wenn sie unsere
Art, Gärten anzulegen, richtig w^ürdigen wollten. Ich habe mich
gefreut, zu sehen, daß einige Bewohner des Abendlandes in ver-
schiedenen Ländern schon damit den Anfang gemacht haben."
Grube.
Was ist Apfelwein ? Der Bund deutscher Nahrungsmittel-
fabrikanten und -Händler beschloß folgende Definition in das in Vor-
bereitung befindliche Nahrungsmittelbuch aufzunehmen: Apfelwein
ist das durch die alkoholische Gärung aus dem Safte frischer Äpfel
hergestellte Getränk. Ein angemessener Zusatz von Wasser und
Zucker ist unter Umständen je nach der Eigenart und Reife des zu
verwendenden Obstes wälireud der Kelterzeit geboten und zulässig.
Für die Kellerbehandlung des Apfelweins sind dieselben Grundsätze
maßgebend wie füi- die Kellerbehandlung des Weines. Für Beeren-
wein gelten die gleichen Grundsätze wie für Apfelwein. Eine zeit-
liche Begrenzung des Zucker- und Wasserzusatzes ist jedoch bei
diesen unzulässig.
Rebendünger. Ein ganz ausgezeichneter Dünger für die Reben ist
gute Holzasche, und namentlich am Rhein wird sie von den Winzern
hochgeschätzt. Doppelt vorteilhaft ist sie in älteren schon etwas im
Holz zurückbleibenden Weinbergen. Enthält doch gute Holzasche
b — 10 V. H. Kali und 2—4 v. H. Phosphorsäure, also gerade die
beiden Stoffe in reichlicher Menge, die jede Pflanze vor allen anderen
nötig hat zur Erzeugung guten Wuchses und reichen Fruchtansatzes.
Zudem ist jedermann imstande,, sich den Bedarf an Holzasche selbst
herzustellen, vorausgesetzt, daß der Weinberg nicht allzu groß ist.
Zu bevorzugen ist dabei die Asche von Buchenholz. In Ver-
bindung mit Stalldünger wird sie von um so größerer Wirkung sein;
doch mache man nicht den vielfach zu beobachtenden Fehler, die
Uolza.-iche dem Stalldünger unmittelbar auf dessen Lageretätte bei-
zumischen, da hierdurch eine allzu rasche Zersetzung des Stalldüngers
bewirkt wird. A. W.
Fragen und Antworten.
Die geehrten Einsender der in den letzten Monaten eingeschickten
Fragen haben zu unserem eigenen Leidwesen sehr lange auf
.Antwort warten müssen. Um Mißverständnissen vorzubeugen, bitten
wir die Leser nachstehende Erklärung zu beachten und sich kommenden
Falles danach zu richten. Es ist uns wegen des vielen drängenden
Materials nicht möglich gewesen, eingegangene Fragebeantwortungen
früher als jetzt zu veröffenthchen. Aus diesem Grunde ist es
uns auch nicht möglich, irgend eine Verpflichtung zur sofortigen
Erledigung eingehender Fragen zu übernehmen; die Veröffentlichung
der Fragen und Antworten kann nur nach Maßgabe des zur A^er-
fügung stehenden Raumes erfolgen; sie ist unabhängig von der Jahres-
zeit. Die Fragen werden in der Reihenfolge wie sie eingehen
fortlaufend numeriert und in dieser Reihenfolge veröffentlicht und
beantwortet.
Beantwortung der Frage No. 289. Wie weit sind Düngungs-
versuche mit Freilandrosen gediehen und welche Ergebnisse hat man
erzielt?
Nach den bis jetzt vorliegenden Erfahrungen ist den Rosen mit
minerahschen Düngern mit Ausnahme von Kalk wenig gedient. Die
Praxis hat mir den Beweis geliefert, daß ein üppiges Wachstum und
ein reiches unermüdliches Blühen bei Rasen jeder Art nur in
humusreichem Boden zu erzielen ist. Der wichtigste und
geeignetste Rosendünger ist und bleibt der Rinderdung. Das haben
wohl alle maßgebenden Roseugärtner längst eingesehen und deshalb
arbeiten fast alle ausschließlich damit. Bei reichlicher Mistdüngung
und Kalkdüngung kann man noch in armen Sandboden in der Rosen-
kultur Erfolge erzielen, die weitgehenden Anforderungen entsprechen.
M. H.
Beantwortung der Frage No. 290. Sind Tsuga canadensis
und Äbies euncolor im nördlichen Mittolrußland wintorharf?
Abies concolor ist entschieden frostempfindlicher als Tswja
caiiadensis. Im nördhchen Mittel-Rußland wird es sich durchaus
empfehlen Abies concolor alljährlich gegen den Winterfrost zu schützen.
Es geschieht dies bei großen Pflanzen am besten durch Umbauen
mit Brettern, ein Verfahren, das auch in Norddeut.schland ziemlich
verbreitet ist. Tsuga canadensis leidet nur in ungewöhnlich strengen
Wintern. In dem strengen Winter 1879 zu 1880 sind selbst in Süd-
deutschland diese Koniferen teilweise vollständig, teilweise an den
Nadelspitzen erfroren, doch erfroren damals auch zahlreiche Eiben-
bäume ( Taxus). Seitdem sind wohl ernstliche Frostschäden an Tsuga
canadensis nicht mehr beobachtet worden. M. H.
Gärtnerisches Unterrichtswesen.
Vorträge über Gartenkunst. In der kgl. Gärtner-Lehr-
anstalt zu Dahlem b. Steglitz-Berlin werden von Mitte Januar
bis Mitte Februar 190.") stets abends von ti— 7 Uhr zwölf garten-
künstlerische Vorträge mit Lichtbildern gehalten.
L Montag, den 16. L, 23. L, 30. I. und 6. II. spricht Abteilungs-
vorstand Willy Lange über „Entwickelung der Garten-
gestaltung und ihre landwirtschaftlich -naturkundlichen Grund-
lagen".
IL Mittwoch, den 18. 1., '-'S. L, 1. U. und 8. IL spricht Regierungs-
baumeister Otto Stahn über „Beziehungen von Landhaus
und Garten. Architektonische Einzelheiten im Garten. Femer
Vorfühning von Architekturgärten in Deutschland, Italien und
England".
III. Freitag, den 20. L, 27. L, 3. IL und 10. IL spricht Abteilungs-
vorstand Fritz Zahn über „Die königlichen Gärten in
Sanssouci. Die Gartenkunst im Privatleben. Die Gartenkunst
im Dienste der Öffentlichkeit. Schrebergärten".
Das Honorar für die zwölf Vorträge beträgt 10 Mark.
Es empfiehlt sich, die Anmeldungen so bald als möglich bei
der Direktion der kgl. Gärtner - Lehranstalt zu Dahlem bei Steglitz
zu bewirken.
Aus den Vereinen.
Der Verein Deutscher Gartenkflnstler beruft zum 22. .Januar
1905 vorm. 10 Uhr eine außerordentliche Hauptversammlung
nach Berlin mit der Tagesordnung:
1. Wahl des Vorstandes und des Hauptausschusses für die Zeit vom
1. Januar 1905 bis 31. Dezember 1906.
2. Wahl des Kassenausschusses für die gleiche Zeit.
3. Genehmigung der redaktionellen Ändeiung des Wortes „Vorstand"
in „Hauptvoretand" in den §§ 1 — 6 der Satzungen.
Die Versammlung findet im Vereiuslokal Dessauer Straße 14
statt (Klub der Landwirte).
Tagesgeschichte.
Düsseldorf. Die Düsseldorfer Zeitung veröffentlicht nach-
stehende auf die große Garten hau- Ausstellung 1904 bezügliche Notiz:
Als am 23. Oktober 1904 die große Ausstellung geschlossen wurde,
erregte es einiges Aufsehen, daß nicht wie bei der Ausstellung 1902
Die Gartenwelt.
IX, 16
auch S. M. der Kaiser durch entsprechende Auszeichnungen von der
großartigen Durchführung dieses Unternehmens Kenntnis genommen
hatte. Heute dürfen wir es sagen, daß die Zahl dei Leute, die
offen oder versteclit gegen die an der Spitze stehenden Männer ge-
arbeitet und die mit einem gewissen Neid auf den Erfolg der Aus.
Stellung geblickt haben, nicht gering gewesen isr. Daß auch viele
Gärtner und insbesondere gärtnerische Zeitschriften, die von kleinen
Gerngroßen geleitet werden, sich recht häßlich gegen die Ausstellung
betragen haben, ist fernerhin bekannt. Vielleicht war es solchen
Stimmen auch gelungen, in Kreise zu dringen, die in Berlin einfluß-
reich sind und die vielleicht Anteil daran haben, daß am Schlußtage
der Ausstellung die offizielle Anerkennung auf eine Anzahl von
silbernen Medaillen beschränkt geblieben ist, die der Landwirtschafts-
minister zu vergeben hatte. Inzwischen hat, wie wir annehmen,
S. M. der Kaiser sich von kompetenter Stelle Bericht über das große
Unternehmen erstatten lassen und wie nicht anders zu erwarten war,
hat er sich dem Eindrucke von der Großartigkeit dieser Ausstellung,
von ihrem hervorragenden Verdienst einerseits um die Kunst, anderer-
seits um die Pflege des Gartenbaues nicht verschließen wollen. Er
wird ohne Zweifel auch darüber unterrichtet worden sein, wie sehr
durch diese Ausstellung der Sinn für das Schöne und Ideale in
Tausenden von Ausstellungsbesuohern geweckt worden ist und wie
auch hervorragende soziale Einflüsse von dieser Ausstellung aus in
weite Kreise des Volkes gedrungen sind. Die Stimme der Piesse
des In- und Auslandes über die hervorragenden Veranstaltungen auf
dem Gebiete der Gartenkunst wird auch in Berlin nicht ungehört
gebheben sein. In Anerkennung des Geleisteten hat nunmehr S. M.
der Kaiser eine Reihe von höchst ehrenden Auszeichnungen verliehen.
Es wurden verliehen: dem ordentlichen Lehrer rn der Kunstakademie
in Düsseldorf, Maler Professor Fritz Roober, der Königliche Kronen-
Orden zweiter, Rittergutsbesitzer Kammerherrn Freiherrn Arnold von
Solemacher-Antweiler auf Burg Namedy der Rote Adler-Orden dritter
Klasse mit der Schleife, dem Direktor des Kunstgewerbemuseums in
Düsseldorf Heinrich Frauberger und dem Rechtsanwalt Wilhelm Lohe
in Düsseldorf der Rote Adler-Orden vierter Klasse, dem Orolüdeen-
züchter Otto Beyrodt zu Marienfelde im Kreise Teltow und dem
Redakteur und Verleger der Fachieitschrift „Die ßindekunst" Jobann
Olbertz in Erfurt der Königliche Kronenorden vierter Klasse. Es
haben ferner den Professortitel erhalten der Maler Max Volkhart zu
Düsseldorf und der Privatdozent Dr. Firmenicli-Richartz. Bonn.
— Die in der Generalversammlung des Vei-eins zur Veranstaltung
von Kunstausstellungen vorgelegte Abrechnung über die internationale
Kunst- und Gartenbauausstellung Düsseldorf 1904 ergab ein recht
günstiges Resultat. Der Verein erhält aus den Überschüssen 150000 M.
als Ausstellungsfonds. In dieser Versammlung erstattete Professor
Fritz Roeber eingehend Bericht über die Ergebnisse der Ausstellung.
Die schwache Seite der Ausstellung war der Vergnügungspark, der
eine Zubuße von T5000 Mk. erfoi'derte. Die Ausgaben mußten gegen
den Voranschlag ganz unverhältnismäßig überschritten werden. Der
Bauetat hat im Voranschlag 150000 Mk., die tatsächliche Ausgabe
aber 550000 M. botragen, davon entfallen auf das Diorama 150000 M.
Für Reklame sind 134000 M. ausgegeben worden, für Illuminationen,
Konzerte, Feuerwerke, Festlichkeiten usw. 150000 M. Für Frachten
hatten die Sachverständigen nach genauer Rechnung (!) 20000 M. in
Anschlag gebracht; ausgegeben wurden 200000 M. Für Dünger hatte
man 2400 Mk. aufwenden müssen, die Bureaukosteu betrugen 388000 M.
Die Preise für die Gärtner konnten von den anfänglich vorgesehenen
30000 M. auf 173000 Mark erhöht werden. Preise von der Höhe
der Düsseldorfer Geldpreise sind bisher auf Gartenbau-Ausstellungen
noch nicht verliehen worden, und es wird nachträglich mancher be-
dauern, sich solche Preise verscherzt zu haben. Gerade der Düssel-
dorfer Ausstellung gegenüber hat sich die Kurzsichtigkeit und Eng-
herzigkeit der Mehrzahl der deutschen Handelsgärtner in einem
betrübenden Lichte gezeigt. So haben sich viele durch die über die
Ausstellung in böswilliger Absicht in Umlauf gesetzten Gerüchte, daß
die Ausstellung ein Spektakel.stiick sei, abhalten lassen, sich daran zu
beteiligen, und haben eine schöne Gelegenheit, ihren Geschäftskreis
und Gesichtskreis zu erweitern, verpaßt. — Von den Schwierigkeiten
der Platzeinteilung kann man sich kaum einen Begriff machen. So
Vnr«ntwortI. Redakteur: .«ai H eslör f f e r . Berlin. — Yerlai; r. Kiohard Carl S
sind naoli dem Berichte des Ingenieurs E. Ducker zum Eröffnungs-
tage für Gartenbauzwecke zwölfeinhalbtausend Quadratmeter bedeckten
Raumes verlangt worden, benutzt wurden aber nur viereinhalbtausend.
Dann hatte man gesagt, daß man mit etwa fünfzig Tisclien aus-
kommen würde, nötig gewesen seien drei Kilometer Tische gleich
1500 Stück. Hieraus erklären sich die Steigerungen, die der Etat
erfahren hat. Die Bautätigkeit und die teclinische Tätigkeit sind
durch die Unberecheubarkeit der Forderungen der Aussteller außer-
ordentlich erschwert worden, und es ist nicht mehr als billig, wenn
man der trotzdem wohlgL'lungenen Ausstellung und ihren fleißigen
Mitarbeitern, die Großes geleistet haben, die verdiente Anerkennung
nicht versagt
Mflnchen. Die Lohnverhähnis.so des nicht statusmäßigen
Personals bei der Städtischen Gartendirektion in München wurden
auf Antrag des Stadtgartendirektors J. Heiler durch Magistrats-
beschluß vom 13. Dezember 1904 in folgender Weise geregelt;
1. Obergärtner und Garten tech niker. wenn sie Absol-
venten einer Lehranstalt sind, mit entsprechenden praktischen Kennt-
nissen: pro Tag ü Mk. mit Smaliger Vorrückung von 3 zu 3 Jahren
um je 40 Pfg. pro Tag.
2. Gehilfen, welche durch ihre theoretischen und praktischen
Kenntnisse als Paitieführer geeignet sind: pro Tag: 5 Mk. mit
ö maliger Vorrückung von 3 zu 3 Jahren um je 30 Pfg. pro Tag.
3. Gärtner pro Tag 3,60 Mk. mit 5maliger Vorrückung von
3 zu 3 Jahren um je 20 Pfg. pro Tag.
4. Arbeiter: pro Stunde 32 Pfg. mi Smaliger Vorrückung
von 3 zu 3 Jahren um je 2 Pfg. die Stunde.
5. Arbeitsfrauen: pro Stunde 24 Pfg. Nach lOjähriger
Dienstzeit mit Smaliger Vorrückung von 3 zu 3 Jahren um je 2 Pfg.
die Stunde.
Die Arbeitszeit beträgt vom 15. März bis 15. Oktober 10 Stunden,
vom 16. Oktober bis 14. März S'/j Stunden pro Tag. Überstunden
werden mit 107» ^ies Tagelohnes bezahlt, an Sonn- und Feiertagen
mit 50°/,, Zuschlag. Bei jungen strebsamen Gärtnern, welche aus
verschiedenen Ländern zum Zwecke ihrer Ausbildung in die hiesige
Stadtgärtnerei eingestellt werden, bleibt es dem Gaitendirektor vor-
behalten, denselben nach ihren Leistungen einen höheren oder niederen
Lohn zu gewähren. G. Thiem.
Natal hat Schutzvorschriften gegen die Einschleppung von Pflanzen-
krankheiten erlassen. Durch eine in der „Natal Gouvernment Gazette"
vom 23. August d. J. veröffentlichte Verordnung (Plant Diseases
Act. 1904) wird unter gleichzeitiger Aufhebung der Verordnung
Nr. 15 vom Jahre 1881 der Gouverneur ermächtigt die Einfuhr von
Pflanzen zu verbieten, wenn dadurch die Einschleppung von Pflanzen-
krankheiten zu befürchten ist. Ein solches Verbot kann durch
Proklamation allgemein oder, falls es der Gouverneur für angebracht
hält, unter gewissen Bedingungen und Ausnahmen erlassen werden.
Wien. Der niederösterreichische Landtag bewilligte eine Bei-
hilfe von 1000 Kr. für den diesjährigen II. inernationalen botanischen
Kongreß, der in Wien stattfindet.
Briefkasten der Redaktion.
H. H., Xanten a. Rh. Die Untersuchung der Stecklingspflanzen
von Tbxus baccata weist darauf hin, daß die Wurzeln durch Sauerstoff-
mangel erkrankt sind. Das Wachstum des letzten Jahresringes ist
ein außerordentlich üppiges gewesen, so daß ich schließe, die Pflanzen
sind viel gegossen worden oder haben Düngung erhalten. Bei den
Pflanzen, deren stärkere Wurzeläste noch gesund sind, möchte ich
zum Verpflanzen in lockeren, milden Boden raten. Die Pflanzen
sind wenig zu gießen aber reichlich zu beschatten.
Paul Sorauer.
m. b. H.. Dosomi-
Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
21. Januar 1905.
No. 17.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Stauden.
Neue Hcrbslasteni,
Von Heinrich Junge, Ilinulelsgärtner iu Hameln.
[Hier All vier Abbildungen.)
öelion im achten Jahrgang, Seite 109, der „Gaitenwelt"
habe icli über den gaiu besonderen Wert der Stauden-Herbst-
astern ausfiUirlieh berichtet, und mehr und mehr kommt den
Handels- und Landschafts-
gärtnern, den Bindel^ünst-
lern wie den Staudenlieb-
habern die außerordentlich
vielseitige Brauchbarkeit
dieser dankbaren Pflanzen
/.um Bewußtsein.
Es ist deshalb auch
nicht zu verwundern, daß
deutsche und ausländische
Staudenzüehter mit ganz
besonderer Hingabe in der
Ei'zielung guter Neuzüch-
tungen von Herbstastern
wetteifern. Die letzten Jahre
haben erfreuliche Beweise
der Erfolge dieser Züchter
erbracht.
Schon etliche Jahre
liindurch habe ich Sämlinge
von Herbstastern in großen
.Mengen hei-angezogen und
zur Zeit Tausende von Ver-
suchspflanzen teils Arends-
scher, teils eigener Zucht
aufgepflanzt, unter denen
sich noch manche selir wert-
volle Neuheiten für die kommenden Jahre befinden werden.
Ich habe besonders der Xovi- Belgü -Khsse meine Auf-
merksamkeit gewidmet und daraus solche Mutterpflanzen
gewählt, die sich entweder durch ihren guten Wuchs, durch
die Größe ihrer Blumen oder durch die Färbung der Blüten
und den Blütenreichtnm vorteilhaft auszeichneten.
Meine Züchtungen, die ich hier auf Wimsch des Herrn
Hesdörffer selbst beschreiben will, gehören alle zur Novi-
Gartenwelt. tX.
Belgü-Klnsse, und da möchte ich zunächst die fünf aller-
besten, wirklich ausgezeichneten Sorten hervorheben, die zwei
Jahre erprobt und auch von ersten Autoritäten der Stauden-
züchter, Liebhaber und Landschaftsgärtner als wertvolle Be-
reicherungen des Staudenastern -Sortiments anerkannt worden
sind, nämlich die Sorten „Wulf", „Gertrude'-\ „Lwenz^',
„Regina" und „Hameloa''. Was die gewählten Namen an-
belangt, so will ich hierzu bemerken, daß mir als geborenen
Hamelenser nichts näher lag, als die bekannten Namen aus
der von Julius Wolff gedichteten Aventiure: ..Der Ratten-
fänger von Hameln".
Walf-^,
Aster Novi-Belgii
wertvollste der
Neuheiten für
Liebhaber und
Landschafts-
gärtner , soll
später im März
den Lesern der
Garten weit auf
einer farbigen
Tafel veran-
schaulicht wer-
den, die nach
einem von Frl.
B e c k m a n n t^vv
vorzüglich aus-
geführten
Aquarell ange-
fertigt wurde.
Die Äster
,,Trj<;/"" gehört
zu den mittel-
frühen Herbst-
asteru. Die
buschig pyra-
midenförmig
wachsende,
mittelhohe
Pflanze ent-
wickelt Endo
September bis
nach meiner Ansieht die
■'mm
V '"^'-vS|i^«B|^!
194
Die Gartenwelt.
IX.
Ende Oktober an lockeren Rispen prächtig leuclitende, rein
(Umkel lavendelblaue Blumen mit strahlenförmig auslaufenden,
locker gestellten Zungenblütohen, die ein Fünfmarkstück über-
decken. Die blühende Pflanze wirkt geradezu entzückend mit
ihrer Fülle großer, wohlgebauter Blumen.
Eine ganz eigenartige neue Färbung zeigt Aster N. B.
.,Gertrude'\ die ebenfalls auf der später zu veröffentlichenden
Farben tafel vorzüglich wiedergegeben ist. Aster „Oertrude"
lileibt niedriger und entfaltet zu Anfang Oktober ihre mittel-
großen, an lockeren pyramidenförmigen Rispen sitzenden
schalenförmig gebauten IBlumen von eigenartig fleischfarbig-
rosa Färbung mit lila- milchfarbigem Anflug, um die gelbe
Mitte ist die Farbe heller, oft weiß. Aster „Gertrude" ist
sehr reiehblühend und auch für Schnittzwecke sehr zu
empfehlen.
Die zwei auf der Titelseite abgeliil-
deten Astern, die vom Herausgeber
der Gartenwelt, dem ich im Herbst
meinen ganzen Satz Neuheiten eben-
falls zur Begutachtung in Pflanzen
vonderFrühjahrsverraehrung von 1904
übersandt hatte, photographisch auf-
genommen wurden, sind Aster„Lore7if
und Aster ., Regina".
Erstere ist, wie die Abbildung
zeigt, ganz niedrig gebaut, mit fast
abgeflachten breiten Blütenrispen,
deren große schalenförmige, leuchtend
lilarosa gefärbten Blumen sich Mitte
September erschließen.
Aster Novi-Belgii ,.LoreHi,'' eignet
sich vorzüglich zur Topfkultur und
zur Beetbepflanzung; die Blumen sind
fast so groß wie bei ^. „Tl'iwZ/'". Die
zweite hier abgebildete Neuheit, Aster
Novt-Belgii „Regina" baut sich schön
pyramidenförmig, wird auch nur
mittelhoeh und blüht ungemein dank-
bar. An lockeren Rispen entfaltet
Aster ,, Regina" Ende September bis
Ende Oktober ihre großen federartigen,
leuchtend hellviolett-rosafarbenen Blu-
men, deren gelbe Scheibe oft noch
mit fadenförmigen Zungenblütchen be-
.setzt ist. Für Landschaftsgärtner und
Schnittblumenzüchter ist die prächtige Aster gleich wertvoll.
Die fünfte Neuheit im Bunde ist Aster Novi-Belgii
,,Hameloa", eine rein hellrosafarbene Herb.staster, die sich
durch reine Färbung der zart gebauten Blumen bald in jede
Schnittblumen -Gärtnerei Eingang verschaffen wird. Ebenso
wie die vor 3 Jahren von mir aus England eingeführte
kräftig rosafarbene Herbstaster „Edna Mercia'^ (Abbild, im
VIII. Jg. Seite 109) wird ,,Hameloa'" rasch beliebt werden
und bald zu den gesuchten Staudenastern gehören.
Die Pflanze erreicht mittlere Höhe; die zart hellrosa-
farbenen mit gelber Mitte versehenen, mittelgroßen Blüten
stehen in locker gebauten Rispen und entfalten sich von
Mitte September bis Mitte Oktober. Auch bei Abendbeleuchtung
behalten die Blüten der „//awetoa" ihre entzückende Färbung und
kfinnen daher für langstielige Tafelsträuße sehr empfolilen werden.
Außer diesen fünf besten Neuheiten möchte ich noch
zwei von mir ausgewählte Herbstastern erwähnen, die vielen
Aster Novi
Originalaufnahmi
Liebhabern wegen ihrer außerordentlichen Reichblütigkeit
willkommen sein werden; es sind dies Aster Novi-Belgii
,,.Heribertus" und „Dorothea^^.
Beide ähneln sich in der Farbe ihrer Blüten, aber
„Heribertus'' hat den Wuchs der Aster .,Wulf-' und fast
ebenso große, alier leuchtend lila-rosafarbeno Blumen mit dicht
aneinanderliegenden Zungenblütchen; die Blumen stehen in
lockeren Rispen.
Aster Novi-Bdyii ..Dorothea'-'- hingegen hat lange Rispen
mit fast ..sitzenden" Blüten, die den Rispen- ein Aussehen
von langgestiellen ßiüteuähren geben; die Farbe der Blumen
bei ,.Dorotkea'- ist heller und noch lenciitender als bei
„Heribertus''.
Schließlich empfehle ich noch von meinen eigenen Neu-
züchtungen Aster Novi-Belgii „Hu-
nold Singuf-' wegen der auffällig
dunkel braunrot gefärbten Stengel
\md Belaubung und der eigenartig
dunkel purpurvioletten rundlich-
schalenförmigen Blumen mit gold-
gelber Scheibe. ,,Hunold Singuf"-
zeigt schwächeren Wuchs mit meist
pyramidenförmigen Blütenrispen. —
Heute schon will ich erwähnen,
daß ich von der sehr beliebten
blendendweißen Herbstaster „Coie-
rette blanche'-' einen fast rein rosa-
farbenen Sämling besitze, der sich
nur durch diese auffallende Farbe
von der Mutter unterscheidet, sonst
dieselben vorzüglichen Eigenschaften
besitzt wie diese; doch hiervon erst
siÄter, im nächsten Herbst! Durch
die beiden folgenden Abbildungen
wül ich die geehrten Leser noch mit
/.wei vorzüglichen englischen Neu-
züchtungen bekannt machen, von
denen Aster Novi-Belgii..Elsie Perry-
ein prächtiges Gegenstück zu ,,Edna
3Icrcia" bildet. Im Gegensatz zu
,.Edna Merda" trägt „Elsic Perry''
iiu-e seitlichen Blütenrispen rund-
herum fast wagerecht nach vorne
geneigt, und zeigt so in vorteilhafte«'
Weise dem Beschauer die großen
leuchtend rosafarbenen Blüten von der Größe- eines Zwei-
markstückes". Der Wuchs der ,,Elsie Perry" ist niedriger
und gedrungener als derjenige der „Edna Mercia'-', die Blumen
der ersten sind größer und leuchtender. Aster „Elsie Perry" und
die letzte noch zu beschreibende Aster .,Flossy" werden auf
der Farbentafel später den Lesern ihre Farben- imd Formen-
schönheit kundtun.
Aster hybridus .,Flossy'-. Abbildung Seite 195, ist ein
„Stern" unter den weißen Herbstastern im wahrsten Sinne
des Wortes. Die Pflanze wird mittelhoch, ist buschig, aber
locker gebaut und bedeckt im September — Oktober mit ihren
großen Chrysanthemum ähnlichen, schneeweißen Blumen die
Pflanze vollständig. Aster hybridus „Flossy" wurde bei mir
in einer starken Pflanze in meinen Stauden-Anlagen allgemein
bewundert und die lockeren, mit prächtigen weißen Sternen
übersäten Blütenrispen waren für Schnittzwecke sehr begehrt.
IX, 17
Die .Gartenwelt.
195
Landschaftsgärtnerei.
Schwiichoii der iioplianzungspläiie und der
Beptlaiiziiiig.
-Eis ist allgemeiner Brauch bei Herstellung von Garten-
anlagen, großer oder kleiner Art, ßepflanzungspläne zu
fertigen. Es ist klar, daß sie von hoher Bedeutung für die
Anlage sind. Ist doch die Bepflanzung nächst der Boden-
liewcgnng das Wesentlichste in einer Garten-Anlage.
Ich glaube aber, im allgemeinen kommt der Bepflanzungs-
plan schlecht weg bei einem Projekt. Der eigentliche Grund-
plan, der Höheni)lan, Profil Zeichnungen und dergleichen pflegen
meist mit großer Sorgfalt iiergestellt zu werden, weniger
genau dagegen der
Bepflanzungsplan.
Aber gerade
der jetzige, der so-
genannte „eng-
lische" Stil*) ver-
langt ein gründ-
liches Eingehen auf
das Pflanzmaterial,
weil man in diesem
Stil jeder Pflanze in
ihrer Eigenart mehr
gerecht werden will
als früher und auch
seit der Blütezeit des
ausschließlichen
regelmäßigen Stiles
der Sciiatz der bei
uns gedeihenden
Pflanzen bei weitem
größer geworden ist.
Bei der Be-
trachtung der heute
beliebten Art zu
pflanzen, könnte
man an eine Schab-
lone glauben, deren
sich ein großer Teil
unserer praktisch
tätigen Landschafts-
gärtn er bedient. Wo-
ran das liegt? An
vielem. Da käme zuerst in Betracht: Es sind Anhänger
einer bestimmten „Schule''. Der eine rühmt sich bei-
spielsweise bei Meyer, der andere bei Schulze oder Müller
so und so lange gewesen zu sein oder wenigstens „die Art
ihrer Auffassung" zu vertreten. Ach, solche Meyerianer laufen
ganz wohlgemut als ,,bedeiitende" Männer herum. Wer hätte
nicht schon diese kleinliche Nachahmung des „Berg- und Tal-
systems" Meyers in irgend einer Anlage ausgeführt gesehen?
Da wird auf einer einige 100 qm großen Fläche eine
Mulde gemacht, die in ihren Höhonschichten die bekannte
Kurvenlinealform der ebenso bekannten Wasserläufe hat, mit
Inseln und Halbinseln, jedes Bäumchen oder jede Strauch-
gruppe womöglich noch sorgfältig auf einem kleinen Hügel
stehend. Besonders dies ist immer schmerzlich zu sehen
und muß auffallen!
In der Auffassimg, oh beispielsweise Meyer wirklich ein
großer Künstler gewesen sei, kann man ja verschiedener
Meinung, etwa der bejahenden, sein. Aber kein Mensch
biaucht ihn darob zu kopieren! Solche Leute kommen mir
immer wie Maler vor, die, um bedeutend sein zu wollen,
nicht bloß für Böcklin schwärmen (lieber Leser, das „mußt"
Du!| — sondern sogar das Typische seiner Art zu malen
nachahmen, ja womöglich seine Motive stehlen oder sich
ihnen anlehnen.
Sodann spielt die Unkenntnis des Pflanzenmaterials
eine große Rolle. Man muß gestehen, daß die Pflanzen-
kenntnis auch ihre Grenzen haben
*) Man sollte ihn den deutschen Stil
immer wieder und
wieder gibt es Neues
aufzunehmen und
hinzuzulernen.
(Zwar ist das in
jedem Fach ähnlich,
z. B. im Baugewerbe.
Dort mehrt sich
dinch immer neue
Erfindtmgen die
Fülle des Bau-
materials. Neubaue,
alle Industrie- oder
Kunstgewerbe-Aus-
stellungen und die
Fachzeitungen be-
lehren uns darüber.)
Aber Einiges
muß man fordern,
das ist: DerGarten-
kün.stler muß Ge-
liülze kennen, oder
allermindestens
einenKenner als Be-
rater zurSeite haben.
Unter Gehölz-
kenntnis möchte ich
hier nicht allein das
verstehen, daß man
eine Anzahl Bäume
und Sträucher im
Sommer- und Win-
terkleide erkennt,sie
zu unterscheiden versteht, sondern auch, daß man ihre Wirkung
zu einander und auf den Beschauer kennt. Ein großer
Teil unserer Fachleute ist sehr zufrieden, wenn er nur seine
„Durchblicke" und „Entrees", seinen Schatten, seine „Solitärs"
inid Teppichbeete hat. Wenn da nicht manchmal der Zufall
eine Rolle spielte, würde man häufig genug keine Spur wert-
vollen Erfassens dessen finden, was wir als Gartenästhetik
kennen.
Schnurrige Kerle und Kunsteunuchen gibt es ja überall.
Aber nirgends wudelt es so von diesen, wie in unserem Fache.
Lichtwark weist allerdings nach, daß ziu- Zeit allgemein
größeres Verständnis beispielsweise für Musik, als für bildende
Künste herrscht. Und wie häufig findet man eine Bestätigung
der Ansicht dieses feinsinnigen Ästhetikers.
Am ti-aurigsten steht es mit der Unkenntnis unserer
heimischen Gehölze. Daher und vielleicht auch aus der
Die Gartenwelt.
IX, 17
Vorliebe der
Deutsehen,
das Fremd-
ländische
mehr als das
Heimische zu
schätzen,
rührt aucli
der Fehler, an
Stellen, wo es
verfehlt ist, ausländische (oder liuntblätterige) Gehölze zu
pflanzen, die der ganzen Gegend ihr typisches Gepiäge und ihren
Reiz rauben. Es gibt zwar „Ausländer", die uns als solche
nicht anmuten. Nun, diese mögen dann noch gelten. Trotz-
dem brauchen wir sie nicht an Stellen, wie z. B. an Wegen
mit daran stoßenden Wiesen, die Ortschaften mit einander
verbinden, und die nun auf Anregung der Bürger der in der
Nähe liegenden Stadt oder der Dominialbesitzer landschaftlich
beijflanzt werden sollen. Oft ist schon Anregung gegeben
durch Mutter Natur: Weiden, Pappeln, Erlen, Eichen oder
andere Bäume und Sträucher sind schon hier und da zer-
streut oder gesammelt vorhanden. Aber mein Herr Landschafts-
gärtner sieht das nicht!
Wahrscheinlich wird zunächst für eine oder mehrere
Baumreihen gesorgt. Die Bäume stehen dann in regelmäßigen
Zwischenräumen und sind meist von einer Art. Aber selbst
bei Vermeidung dieser Fehler wird
man oft einen anderen finden, ungleich
häßlicher: Man gebraucht nicht aus-
schließlich deutsches Geholzmaterial.
Das ist der Stadt und dem Gartenküustler
nicht ,,fein" genug. Diese verwünschten
„Solitärs" gehören in besonderer Weise
dazu.
Gibt man einem Gewächs den
rechten Standort, die Möglichkeit sich in seiner Eigenart zu
entwickeln, dann kann es ein „Solitär" werden und wenn es
auch sonst ein recht verachteter Geselle wäre.
Wer will leugnen, daß solche als Einzelgehölze in den
Katalogen aufgeführte Gewächse in ihrer stolzen Knallprotzig-
keit in vorher erwähnten Gebieten die ganze Gegend ver-
schandeln können'? So schön sie vielleicht auch im Parke
in der näheren oder weiteren Umgebung des Hauses sich
ausnehmen.
Solchen freilich, die nicht wissen, welches Gehölz für
uns fremdländisch wirkt, ist schwer zu helfen. Denen könnte
man den Bat geben, vorsichtigerweise nur deutsche und nicht
buntlaubige und fremde Gewächse zu pflanzen.
Dies Gefühl des „Exotischen" mag ja bei manchen Leuten
ausgeprägter sein als bei anderen. Im Wesentlichen aber
kommen doch meist Wissen und Verstehen als Grundursachen
eines derartigen Feingefühls in Betracht. Auch Liebe zur
Heimat.
Greulich, wenn ich da an ein di-astisches Beispiel denke:
Das geräuschvolle Treiben der Vorstadt mit einer Art
Wiener Prater widert uns an und wir woUen nach einer in
der Nähe gelegenen kleinen Ortschaft pilgern. Der Weg
führt in angenehmer Kurve durch Wiesen, die von einem
Flüßchen durchzogen werden. Da und dort stehen einige
einzelne Bäume und Weidengebüsche auf dem Anger. Der
vom Gartenkünstler behandelte Weg, den wir beschreiten,
zeigt an beiden Seiten Bhitbuehen, virginische Kirschen.
Hänge- oder Trauereschen, Schneebeeren, Götterbäume, Silher-
ahorne, Caraganen u. dorgl. mehr.
Sollen wir denn die aufgeputzte Stadtkunst gar nicht
los werden? —
Ein anderer Grund, weshalb die Bepflanzungspläne ein-
ander so oft wie ein Ei dem anderen gleichen, — besonders
wenn sie von demselben Gartenkünstler stammen — ist der
Mangel an Phantasie und die Furcht „botanisch" zu
werden. Solche Herren, die diese Furcht teilen, halten
sich für zu gut und ihre Zeit zu schade, wieder einmal die
Nase in eine Dendrologie zu stecken. Wenn man die Kata-
loge unserer bedeutenden Baumschulen, wenn man die Inhalts-
verzeichnisse unserer Dendrologien mit dem Pflanzenmaterial
vergleicht, was so gang und gäbe ist, dann mochte man wirk-
lich fragen : Warum führen unsere Baumschulen noch seltenere
Gehölze, warum gibt es noch neu erscheinende Dendrologien?
Diese Furcht, „botanisch" zu werden, ist oft nur ein Deck-
mantel der Ignoranz!
Nicht zum wenigsten auch trägt das zur Monotonie der
Bepflanzungspläne bei, daß in den in der Nähe befindlichen,
oder, wenn die Anlagen städtisch sind, in den städtischen
Baumschulen grade nur ein ganz bestimmtes, jedes Jahr in
derselben Weise vermehrtes Material vorhanden ist. Da
hat man einmal eine Riesenaussaat von Spitzahornen oder
Äilanthen gemacht. Nun müssen natürlich diese Bäume, wenn
sie herangewachsen sind, auch verbraucht werden! Da wird
nicht viel gefi-agt, ob man ihrer über-
drüssig wird. Immer wieder bei Neu-
^.^ . anpflanzvmgen dieselbe Baumart sein-
-iii ^^„— -"^ merklich zu bevorzugen, wirkt ent-
schieden langweilig und eintönig.
Der Geldpunkt ist auch so ein
Förderer der Aftorkimst. Der Land-
schaftsgärtner kann nirgends so an-
genehm und so unauffällig in seinem
Kostenanschläge sparen als bei der Stelle : Pflanzmaterial. Wie
es Raucher gibt, die sagen: wenns man roocht, so gibts
auch Leute, die sagen: wenns man Schatten gibt!
Aber auch in der Art der Anordnung der Gehölze
trifft man vielfach Schablone. Nur zwei besonders häufige
und in die Augen fallende Pflanzweisen seien zum Schlüsse
hier erwähnt.
Die erste ist das stetig wiederkehrende Bepflanzen der
Wegkreuzungen (Fig. a). Wenn irgend angängig, wird natürlich
IX, 17
Die Gartenwelt.
197
auch die Pflanzfläche an der in die Wegefläche hinein-
ragenden Spitze liügelig gewölbt. Welcher Landschaft.sgärtner
„vergißt" das!? Ach, wie schön, wenn dann diese Dreck-
hänfchen, auf denen stolz Sträucher und Bäume thronen, uns
an jeder Wegegabel begrüßen!
In ähnlicher, Weise kann es Leidenschaft eines Garten-
inspektors oder Gartenarchitekten sein, den Leuten, die in
ihrem Parke lustwandeln wollen, schon von weitem die
Einmündung eines Seitenweges zu zeigen. Ist die Zunge
der Pflanzfläche, die durch eine Wegkreuzung gebildet wird,
etwas lang ausgezogen, so ist das freilich nicht schön. Man
weiß sich zu helfen: Bums wird sie abgestumpft und ein
einzelner Baum an die äußerste Spitze gesetzt. (Fig. b.)
Am schönsten wird die Sache aber, wenn sich 2 solcher
bösen Spitzen gegenüber befinden. (Fig. c.) Nun, kein
Mensch wird das, wenn es einmal an-
gewandt wird, auffällig finden. Wird
es aber durch Wiederholen zum Cha-
rakteristikum der Wegkreuzungen, dann
ist es geradezu widerwärtig! Der Ge-
schmacklosigkeit setzt man aber die
Krone auf, wenn man nun den „Wege-
solitärs'' kreisrunde oder (juadratische
Gieflschüsseln gibt, die berast werden.
Fig. d.)
Mir ist nicht bekannt, ob vorher
genannte Schwächen schon an anderen
Orten ihre Beurteilung gefunden haben.
Es ist deshalb aber nicht gesagt, daß
sie selten und nicht beachtenswert
wären. . Contra.
Efeu als Schmuck kahler
Hauswände.
\uii Willy Liebs, Steglitz.
(Hierxit eine Abbildung.)
V or einigen Jahren gab ich einem, in
einem westlichen Vorort von Berlin wohnen-
den Landwirt den Rat, den an seinem Wohnhäuschen befind-
hchen Efeu in bestimmte Formen zu zwingen. — Da die Vorder-
front des Häuschens grade neu geputzt wurde, ließ sich der
betreffende die Umrisse der (nach meiner Skizze) mit Efeu zu
bekleidenden Wandflächen in Zement absetzen. Er erreichte damit,
daß ihm die Form stets vorgeschrieben und erhalten blieb, und er-
leichterte ihm dadurch das nötige Anbinden, Schneiden etc.; auch
haftet der (kleinblättrige) Efeu gut auf rauhem Zement.
Jetzt nach ca. 3 Jahren, vom Grunewald kommend, war ich
erfreut dieses Bauernhäuschen im teilweisen Schmucke der Be-
kleidung zu sehen. Es macht, trotzdem die Fensterbekleidung (der
Efeu hatte infolge Unachtsamkeit der Putzer stark gelitten) noch im
Werden begriffen ist, einen wirklich freundlichen und wohltuenden
Eindruck, zumal wenn man vorher die Prachtbauten dei- Kolonie
Grunewald mit Uiren möglichen und unmöglichen Verzierungen, Be-
kleidungen etc. in Augen.schein nahm. Man fühlt instinktiv, daß die
Bewohner dieses Häuschens fürs- Anheimelnde etwas übrig haben.
Die gediegene und einfache Ausführung aber verrät Wohlhabenheit,
und man wird versucht zu behaupten, hinter solchen Maueru mehr
Glück und Zufriedenheit zu finden als hinter den Mauern der Pracht-
bauten.
Beistehende Abbildung, die nach einer Skizze gefertigt wurde,
zeigt dieses Bauernhäuschen mit der von mir entworfenen Efeu-
hekleidung, welche, wie schon weiter oben gesagt, bis auf die Fenster-
bekleidung fertig ist.
Schlingpflanzen.
BougalnviUea spectabUis var. Cannelli ist eine Farben-
abart von B. spcciabilis, die in der Gärtnerei Cannell & Sons ent-
standen ist. Sie hat große, stumpf ovale, leuchtend nelken-
rosarote Brakteen, die von den mauvefarbenen der Stammart und
den ziegelroten Brakteen der Abart tateritüi vorteilhaft abweichen.
Die Stammart ist in Brasilien und Zentral-Amerika heimisch und hat
wesentlich anders gefärbte Brakteen, anders gestaltete Blätter und
andere Behaarung. B. glabra, aus denselben Gegenden stammend,
ist vielleicht auch nur eine Abart von B. spcdabilds, unterscheidet
sich aber, wie der Name schon andeutet, durch ihre fast klebrige
Beschaffenheit, durch die Blätter, die kleiner als die der B. spccta-
hilis sind und sich nach der Spitze zu rascher verjüngen.
(Nach The Gard. Chron.)
Efeuberankung an einem Laudhause.
Vom Verfasser für die „GarlenweU" gezeichnet.
Sumpf- und Wasserpflanzen.
Sagittaria sagittifolia graiidiflora siiperba.
Vou Obergärtner Wilh. Mütze, Dahlem,
Di.
[Hierzu eine Abbildung.)
"ieses ausgezeichnete Pfeilkraut erzog ich aus Samen, die ich
vou Haage & Schmidt aus Erfurt erhielt. Meist nimmt man als
Fachmann die Bezeichnung „grandiflwn superba'^ etwas vorsichtig
auf und bei unserer Sagittaria sa<jittifulia schien mir dies besonders
angebracht. Ich war deshalb ganz erstaunt, als mir in un-
geahnter Weise kräftige Pflanzen erwuchsen, deren eine schon nach
2'/2 Monaten einen starken Blütenstiel mit herrlichen, ganz großen
Blüten brachte. Es ist eine prächtige Sagittaria; strotzend von
Gesundheit standen meine Pflanzen. Auch im Freien erzielte ich
gute Resultate.
Jedes Blumenblatt hat einen zarten, kaum wahrnehmbaren
violetten Fleck und ich kann mich fast des Gedankens n'cht er-
wehren, daß hier etwas montevidensis-Blut in der Pflanze steckt.
Die Anzucht der Pflanze ist leicht aus Samen zu bewerk-
stelligen, man .suche solchen, je näher dem Herbst um so besser,
baldigst auszusäen und stelle die Töpfe oder Schalen so auf, daß sie
flach mit Wasser bedeckt sind: nachdem die Pflänzclion ca. 2 cm lang
sind, vereinzelt man zu je 5 in kleine Töpfe und pflanzt sie
198
Die Gartenwelt.
IX, 17
von hier später an Ort und Stelle. Eine fette Lehmerde, oder a
Moorerde, sagt den Sagittaria besonders zu.
Ausläufer habe ich au der Pflanze nicht bemerkt, siiät
T^'inte^ zieht sie auf eine wallnußgroße Wurzelknolle eiu.
Ich glaube, daß der Aquariensport sich dieser Pflanze bald
nehmen wird; sie ist gewiß noch zu wenig bekannt geworden.
Beobachtungen ist ^^Schneewittchen'' mit eine der allerbe.sten weißen,
sagen wir richtiger reinweißen Edeldahlien, die wir bis heute besitzen,
und es kann uns nur befriedigen, daß sie auf deutschem Boden ge-
wachsen ist. Heinrich Kohlmannslehner.
Dahlien.
Die Edeldalilie
„Schneewittchen".
{Hu
Abbildimg.)
L/ie Frage, ob die EdeldahUe
„Schneewittchen'' wirklich eine wert-
volle Züchtung sei, wie die Berichte
üher die Dahlien - Ausstellung in Kö-
stritz 1903 besagten, obwohl sie an-
scheinend im vorigen Jahre (1904)
versagte, da man auf der Dahlien-
Ausstellung in Düsseldorf wenig Blumen
dieser Neuzüchtung ausgestellt fand,
möchte ich mit ja beantworten, wenn-
gleich ich zugeben muß, daß nur ganz
wenige Blumen in Düsseldorf vor-
handen waren, welche auch nicht die
Schönheiten dieser Züchtung bewiesen.
Wohl aber glaube ich, daß „Schnee-
wittchen" keine zu heiße, tiockene
Witteiung liebt, weil ich beobachten
konnte, daß nur die Herbstblumen bei
mir von wirklicher Schönheit waren.
Allerdings hatte das seinen Grund, daß
ich von den Fmhblumen wenig zu
sehen bekam, weil man Neuheiten im
Einfühi'ungsjahre, besonders wenn sie
knapp und gefragt sind, immer erst
etwas spät in die Hände kekomnit, und
man doch gern einen Kopfsteckling
von den Pflanzen abstibitzen möchte.
Die Pinna Deegen hat offenbar den
Fehler begangen, daß sie „Schnee-
wittehen" zu früh in den Handel gab,
denn sie konnte wohl kaum der Nach-
frage nach jungen Pflanzen genügen.
Ich hatte, als seitens der Kedaktion der
Gartenwelt im Oktober v. J. einige
Dahlien-Neuheiten photographiert wur-
den, gerade prächtige Schneewittchen-
Blumen, und so wurden bei dieser Ge-
legenheit zwei davon auf die Platte
gebannt, die wir in der Abbildung
Seite 199 wiedersehen. Der eine
Fehler, den „Schneewittchen" hat, ist
vielleicht, daß die Blume etwas weicher
Konsistenz ist. Den Farbton möchte
ich als Schneeweiß oder Papierweiß
auf grünlichem Gi-unde bezeichnen. Die
einzelnen Blütchen oder Fetalen, wie
man fälschlich sagt, sind .spitz und
dütenförmig arrangiert, sodaß die ganze Sagittaria sagitti'
Blüte einem schön ausgeprägten Stern fgüa grandiflora
in der Form gleicht. Die Pflanze
wird hier, auf Sandboden, halb hoch,
der Stiel ist mäßig lang und die
straff am Stiel stehende Blüte hat eine
vorzügliche Haltung. Nach meinen
superba.
(^'j nat. Gr.)
Vom Verfasser
die „Gartenwe
gezeichnet.
Topfpflanzen.
Die Ursache des Absterbens
der Erica im vergangenen
Sommer.
Von H. Eicke, Stadtgärtnerei Frank-
furt a. M.
i m Verlauf des letzten Sommers
hatte ich Gelegenheit, in verschiedenen
Gärtnereien Fi'ankfurts und Umgebung
in den .Sr/co-Kulturen eine Erschei-
nung zu beobachten, die wohl nicht
oft in dem Maße auftritt, als dies ge-
rade im verflossenen Jahre der Fall
war, nämlich das plötzliche Absterben
der Erica und zwar bei fast allen
gangbaren Marktsorten in mehr oder
weniger hohem Maße. Die Meinungen
über die Ui'sache dieser Erscheinung
gehen nun im Kreise der Praktiker
sehr weit auseinander; während einige
der Ansiclit waren, daß eine Pilz-
Infektion vorlag, führten es andere
auf ungeeignetes Gießwasser zurück;
andere behaupten, daß die stetige un-
geschleciitliche Vermehrung eine De-
generation der Pflanzen zur Folge hat.
Dies alles liegt wohl im Bereich der
Möglichkeit, ist aber in diesem Falle
nicht zutieffend, sondern das Übel ist
einzig und allein auf allzustarke Er-
hitzung der Wurzelballen, auf
Temperaturen, die für die Wurzeln un-
bedingt tötlich sein mußten, zurück-
zuführen. Denn so gut, wie die
Pflanzen durch Kälte beschädigt oder
getötet werden, d. h. erfrieren, so gut
kann es vorkommen, daß durch Ein-
wirkung größerer Wärme der Ge-
sundheitszustand der Pflanzen beein-
trächtigt wird. Wenn man nun in Be-
tiaoht zieht, daß der töthch wirkende
Wärmegrad der Luft höher liegt, als
der des Wassers und des feuchten
Erdreichs, so eiklärt sich auch, daß
die Ericen wohl noch einen gesunden
oberirdischen Teil erkennen ließen, wäh-
rend die Wurzeln und der Wurzelhals
bereits abgetötet waren. Nach Hugo
de Vries können JEV-j'ca- Zweige eine
Temperatur von 50 ° C nicht mehr
vertragen ; die Wurzeln dagegen sterben
bereits bei einer Temperatur von 45
bis 47 ° C ab, sofern sie sich in voller
Vegetation befinden. Daß nun Tem-
peraturen von 45 bis 47 ° C im ver-
gangenen Sommer häufig waren, wird
jedem Gärtner in Erinnerung sein, und
diese abnorm hohen Wärmegrade
brachten unseren ^EVicn-Züchtern so
ungeheure Verluste. In der hiesigen
\
IX, 17
Die Gartenwelt.
Stadtgärtnerei wurden an mehreren Tagen des vergangenen Sommers
47 bis4S°C. Lufttemperatur abgelesen, welche Temperatur die Erica-
Beete in schattenloser meist eingeengter Lage sicher hatten ; dazu kommt
nun noch der Umstand, daß die Wurzelballen der in Töpfen gezogenen
Pflanzen noch höher erwärmt wurden, weil sie zum Teil noch über
dem Beete standen und durch die von der Sonne getroffenen Topf-
teile {Topfrand) die Wärme direkt an die nahrungaufnehmenden
Wurzeln geleitet wurde, was den Tod der äußerst feinen und zarten
Wurzeln der Friea beschleunigte.
Das Absterben vollzieht sich in der Form, daß der in den
Zellen der Wurzeln sich befindende Zellsaft in die Intercellular-
räume eintritt, da die Zellenwände durch das Übermaß von Wärme
ihre Diffusionsfähigkeit verloren haben. Die Wasserverdunstniig
wird dadurch begünstigt, dein Plasma in den Zellen fehlt die zu
seiner Bewegung nötige Zellsaftmenge, es stellt seine Bewegungen
ein, was wiederum die Einstellung der Wurztltätigkeit zur Folge hat.
Diese Beeinträchtigung des AVurzelsystems äußert sich an dem ober-
irdischen Teile der Pflanze durch das Welken und Eintrocknen.
Der einzige Schutz gegen die Gefahr des Verbrenuens durch
die Sonnenwärme ist ein zeitweiliges Schattieren ilor Pflanzen, um
einer allzugroßen Er-
hitzung der Beete und
der Topfballen vur-
zubeugen.
Nachschrift der
Redaktion. Es ist
doch nicht anzuneh-
men, daß allen Erica-
Züchtern das gleiche
Mißgeschick zuteil
wurde, sondern es
werden wohl einige
die Gefahr erkannt
haben, die inderüber-
mäßigen Erwärmung
des Bodens durch die
wochenlang nieder-
brennende Sonne lag
und rechtzeitig schat-
tiert und ihre Kul-
turen vorVernichtunu
bewahrt haben. Die
geschilderte Erschei-
nung des Absterbens
gibt einen Fingerzeig,
daß man sich in kom-
menden Fällen vor übermäßiger Erwärmung rechtzeitig durch ein
Bodenthermometer warnen läßt und rasch für Abhilfe sorgt, wenu
der Boden sich über 30° C. erwärmt, denn nur so hat man einen
sicheren Anhalt über die Wärmeverhältnisse des Erdbodens. In
keiner Gärtnerei sollte daher ein Bodenthermoineter fehlen.
Es wird dieses besonders angeführt und betont, weil es noch
immer Leute gibt, die steif und fest behaupten, der K.alkanstrich sei
zu verwerfen.
Wer aber etwas tut, muß auch wissen, warum rr es tut. Es
soll daher die Frage beantwortet werden : Warum kalken wir und
welche Vorteile bringt es mit sich.
1. Es entzieht den Insekten die Schlupfwinkel am Stamm und
hemmt oder verhindert das Ausschlüpfen der I/arven aus den Eiern.
2. Der Baum erhält dadurch eine gesunde glatte Rinde, wo-
durch diese allen äußeren Einflüssen, sowie den Angriffen tiori.scher
und pflanzlicher Feinde besser gewachsen ist.
3. Es schützt die Stämme besonders vor Hasenfraß.
4. Es tötet die Moose und Flechten und verhindert die neue
Bildung und Entwicklung derselben.
b. Es schützt den Baum vor schädlichen Witterungseinflüssen,
z. B. vor Frostschäden (Brandplatton und Frostrisse), indem au
sonnenhellen warmen Wintertagen das Aufsteigen der Säfte verhindert
wird, wodurch eben Frostschäden entstehen.
ti. .Als Vorbeugungsmittel gegen die Moiiiliakrauklicit.
Obstbau.
Der Kalkanslricli der Obsthäiimc, vciiniiideii mit
gleichzeitiger Düngung.
Von Josef Buerbaum, Düsseldorf.
JJer Kalkanstrich ist ein heiß umstrittenes Thema, das bereits
viel Staub aufgewirbelt hat, da die einen für und die anderen gegen
das Kalken sind. Aus den vielen Veröffenthchungen der letzten Jahre,
von in der Praxis stehenden Fachleuten, geht jedoch unzweideutig
hervor, daß sich die große Majorität für den Kalkanstrich
ausspricht.
Dieses Resultat beruht auf langjähriger Erfahrung und Be-
obachtung und damit ist auch die Frage, ob überhaupt ein Kalk-
ansü-ich erfolgen soll oder nicht, gegenstandslos geworden.
7. Der Anstrich im Frühjahr bewirkt ein späteres Austreiben
und Blülien der Bäume.
8. Das Spritzen mit Kalkmilch wird im Frühjahr mit Eifolg
gegen den Blutenstecher angewendet.
Hieraus sehen wir also, daß das Kalken der Obstbäume in dem
Kapitel „Obstbaumpflege" eine große Rolle spielt. Ebenso wichtig
ist auch der Umstand, daß sich viele übstzüchter durch den Kalk-
anstrich erst der eigentlichen Rindenpflege angenommen haben.
Wenn wir uns die vorhin erwähnten Gründe, weshalb das Kalken
der Obstbäume vorteilhaft ist, einmal genauer ansehen, so kommen wir
doch zu dem Schlüsse, auf alle Fälle den Kalkanstrich vorzunehmen,
selbst wenn die Bäume sich der besten Gesundheit erfreuen, glatt-
rindig, frei von Insekten, Moosen, Flechten und Algen sind. Denn
als Vorbeugungsmittel gegen schädliche Einflüsse ist der Anstrich
immer unschätzbar.
Sehr wirksam ist der Kalkanstrich gegen schädliche Witterungs-
einflüsse. In rauhen, exponierten Lagen oder bei frühblübenden
Sorten, die durch Nachtfröste leiden, oder bei Schädigung der Blüte
durch Spätfröste ist es uns möglich, durch den Kalkansti'ich das Aus-
treiben und Blühen der Bäume um mindestens 14 Tage hinauszu-
schieben (also ein Zurückhalten des Saftes zu bewirken), wodurch die
Gefahr des Erfrierens der Blüte beseitigt ist und manche Ernte ge-
rettet werden kann.
200
Die Gartenwelt.
IX, 17
Einen vorzüglichen Schutz bietet der Anstrich auch gegen
Frostschäden, und zwar gegen die sogen. Frostrisse und Frostplatten.
Diese entstehen durch das Gefrieren des aufsteigenden Saftes nach
sehr warmen Winteitagen und nachfolgender starker Kälte. Die
weiße Farbe des Kalkes reflektiert eben die Sonnenstrahlen so wirk-
sam, daß keine Saftbewegung eintritt. Auch gegen die nachteiligen
Einflüsse allzu großer Hitze im Sommer schützt der Anstrich den
Stamm.
Außerordentliche, in ihrer Wi)kung noch viel zu wenig ge-
würdigte Vorteile, bringt das Kalken der Obstbäume im Frühjahr mit
sich, einesteils durch das schon vorhin erwälinte Zurückhalten der
Bäume im Austrieb und Blüte, anderseits verhindert das Spritzen
der Blütenknospen die höchst schädliche Tätigkeit des Blütenstechers.
Der richtige Zeitpunkt des Spritzens darf jedoch nicht verpaßt werden,
es hat in dem Augenblick zu erfolgen, wo die Blütenknospen aus
ihrer Winterruhe hervortreten und aufbrechen. Es dürfte ohne
weiteres einleuchten, daß in beiden Fällen manche Ernte vermehrt
oder gar gerettet werden kann.
Die Bildung und Entwicklung von Flechten, Algen und Moosen
an den Bäumen kann hervorgerufen werden durch Standort, Lage,
Bodenverhältnisse, sowie durch mangelhafte Obstbaumpflege.
Die Nähe von Waldrändern, besonders der Nordseite, nördliche
Abhänge, sowie von hohen Gebäuden umgebener Grundstücke, wo
wenig Luft und Licht hinzukaun, sind unbedingt als schlechte Stand-
orte anzusehen.
Ferner begünstigt ein nährstoffarmer, ein naßkalter zäher Ton-
boden, ein schlecht durchlüfteter nasser Boden mit undurchlässigem
Untergrund, ein hoher Grundwasserstaud, ein allzu ti-ockener Boden,
ein zu enger Stand und zu tiefes Pflanzen der Bäume, sowie zu
dichte Baumkronen mit altem abgestorbenen Holz, die Bildung von
Flechten und Moosen etc. Letztere bewirken zwar nur eine indirekte
Schädigung, indem sie sich von alten verfaulten Borkenteilen ernähren,
sie hindern aber die gute Atmung der Bäume und gewähren Insekten
angenehmen Unterschlupf. Dadurch, daß sie ferner die Feuchtigkeit
zu lange anhalten, werden die faulen Borkenteile zu einem schmierigen
Brei, welcher die Zersetzung auf der gesunden Rinde herbeiführt.
Das Faulen der gesunden Rinde ist bekannt unter dem Namen
„Lohkrankheit".
Es ist Pflicht eines jeden Obstziichters, seine Bäume alljährlich
im Herbst und im Frühjahr zu kalken. Der geeignetste Zeitpunkt
dazu ist im Herbst der Monat November, aber auch im Dezember
kann der Anstrich noch erfolgen, wenn die Witterung so mild war,
wie verflossenen Monat; im Frühjahre erfolgt der Anstrich am besten
einige Wochen vor Beginn der A''egetation.
Zur Herstellung der Flüssigkeit verwende man nur frisch ge-
löschten Kalk, etwa 4 — 5 kg auf je 100 Liter Wasser mit einem
Zusatz von '/i kg Kupfervitriol. Alle anderen Zusätze wie: Lehm,
Kuhfladen, Petroleum, Asche, Ruß, Blut und Zucker etc. sind durch-
aus zu verwerfen, da sie mehr oder weniger die gute Atmung der
Rindeuteile beeinträchtigen oder doch andere durch das Kalken er-
hoffte Vorteile in ihrer Wirkung abschwächen oder gar zu nichte
machen. — In den letzten Jahren wurde von einigen Fachleuten
auch Bau-Tünchegips zum Anstrich der Bäume empfohlen, doch liegen
hierüber noch zu wenig Erfahrungen vor, als daß man diese Flüssig-
keit allgemein verwenden könnte.
Dem Kalkanstrich im Herbst nmß eine gründliche Reinigung
der Stämme vorausgehen. Man bedient sich hierbei des Baumkratzers,
auch Baumscharre genannt, sowie einer Stahldrahtbürste. Mit diesen
Gerätschaften werden die alten Borkenteile abgekratzt oder abge-
bürstet, wobei aber vorsichtig zu verfahren ist, damit nicht die
darunter lebende grüne Rindenschicht verletzt wird. Bevor jedoch
diese Arbeit, welche bei feuchter Witterung geschehen soll, ausgeführt
wird, müssen Tücher oder alte Säcke auf dem Boden ringsum gelegt
werden, um Insekten und deren Eier sammeln und vernichten zu
können. Bei alljährlicher Reinigung oder bei jungen Bäumen darf
die Baunischarre unter keinen Umständen gebraucht werden, weil
selbst bei größter Vorsicht die gesunde Rinde stets verletzt wird.
Ein Abbürsten mit der Stahldi'ahtbürste erfüllt liior vollkomnieii den
Zweck.
Der Auftrag der Kalkmilch, welche stets warm verwendet werden
soll, geschieht nun zweckmäßig mittels eines Maurerquastes, eines
Pinsels, den die Manier beim Tünchen der Wände gebrauchen.
Nicht allein der Stamm, sondei'n auch sämtliche Äste und Zweige
werden angestrichen, soweit es nur eben geht, und kleinere Zweige
sowie Fruchtruten dies nicht verhindern. Mit einer Handspritze, wie
sie auch zum Auftrag von Kupferkalk oder Kupfersodabrühe gebraucht
wird, bespritzt man dann den oberen Teil und das kleine Geäst des
Baumes. Es ist selbstverständhch, daß die Arbeit des Spritzens unu
Kaikens nur an trockenen und frostfreien Tagen ausgeführt werden
darf. Erwähnt sei auch noch, daß im Herbst alles Laub zusammen-
geharkt werden muß und am besten verbrannt wird, da es viel
Insektenbrut enthält.
In großen Ob.stbaumgüteru oder Plantagen bedient man sich
zum Auftrag der Kalkmilch zweckmäßiger einer fahrbaren Hand-
feuerspritze, womit die Arbeit rascher von statten geht.
Je mehr wii- unsere Obstbäume pflegen und für eine geeignete
Ernährung Sorge tragen, desto besser werden sie auch gegen ihre
vielen Feinde gerüstet sein. — Die Düngung ist deshalb auch die
Hauptsache bei der Obstbaumpfiege und macht sich bei richtiger
Anwendung auch reichlich bezahlt. Freilich an der richtigen Ver-
wendung, besonders beim Kunstdünger, mangelt es noch sehr viel,
wodurch große Kosten und Mühen entstehen und der erhoffte Erfolg
nur gering ist oder gar ausbleibt. Vor allen Dingen ist in der ein-
seitigen Verwendung von Kunstdüngern große Vorsicht anzuraten,
wie leicht wird hierbei das Geld zum Fenster hinausgewoi-fen. —
Wer etwa glaubt mit künstlichem Dünger allein seinen Obstbäumen
auf die Beine helfen zu können, würde durch Versuche bald eines
besseren belehrt werden.
Nur bei gleichzeitiger Verwendung von natürlichen und ani-
malischen, besonders der festen Düngei', welche den Boden physi-
kalisch verbessern, indem sie den Humus vermehren, der für die
wasserhaltende Kraft von großer Bedeutung ist, werden die größten
Erfolge erzielt.
Die festen natürlichen Dünger, wie Stallmist, sind im Herbst
oder im Winter unterzugraben unter Beigabe von Thomasmehl, Super-
phosphat oder Knochenmehl, sowie konzentrierte Kalisalze wie schwefel-
saures Kali, Chlorkaliura oder schwefelsaures Magnesia.
Der Sandboden verlangt kalte Düngerarten, wie Rinder- oder
Schweinemist; der Lehmboden dagegen warme Dünger, wie Pferde-
oder Mauleselmist.
Stalljauohe ist im Frühjahr vorzüglich zu verwenden. Um den
geringen Phosphorgehalt der Jauche zu erhöhen, setzt man auf je
500 Liter Jauche 15 kg 20 prozentiges Thomasmehl oder 15 kg
Knochenmehl zu. Auch die Beigabe von Asche und Latrine erhöht
den Phosphorgehalt der Jauche. Die Jauche soll nicht am Stamm
oder nur einfach auf die Oberfläche des Bodens geschüttet werden.
In der Kronentraufe befinden sich die kleinen Saugwurzeln, die
Haupternährer des Baumes. Hier mache man Gräben oder Löcher,
bei den Birnen tiefer als bei den Äpfeln, und fülle dieselben mit
Jauche an.
Künstliche phosphoi- und kalihaltige Dünger, sowie Kalk werden
im Herbst flach ausgestreut und dann gut untergegraben oder auch
in Rinnen oder Löcher, die stets in der Kronentraufe zu machen
sind, eingestreut.
Die Düng-ung mit Chilisalpeter, welcher das Wachstum befördert
und stark stickstoffhaltig ist, darf nur im Fiühjalu- erfolgen, am
besten im April und Mai. Das Salz wird auf dem Boden ausgestreut,
ohne jedoch untergegraben zu werden.
Die erforderliche Quantität künstlichen Dünger auf 1 Hektar
beträgt: 1000 kg Kainit, 800 kg Thomasphosphatmehl und 400 kg
Ohilisalpeter. Schweren Böden verabfolgt man dabei von Zeit zu
Zeit eine kräftige Kalkdüngung.
Für jeden Baum, mittleren Alters berechnet, empfiehlt sich
folgende Menge: 600 gr Doppelsuperphosphat, 500 gr Chlorkalium,
beide im Herbst oder Winter unterzugraben, und 600 gr Chilisalpeter,
im März oder April auszustreuen, welcher jedoch nicht unter-
gegraben wird.
IX, 17
Die Gartenwelt.
201
Jungen Biiumen gibt man weniger, älteren Bäumen entspieohend
melir. — Auch Poudrette ist ein vorzügliclies Düngemittfl. Für
jeden Baum genügen 8 kg, die in 7—10 Löcher, etwa 50 cm tief
(in der Kronentraufo) verteilt werdfii.
Mannigfaltiges.
Farafiiiay, das Land der Apfelsinen.*)
JJie geographische Lage Paraguays, zwischen dem 22. und
28. Grade südl. Breite, ist dem subtropischen Pflanzenwuchs über-
aus günstig, der in seiner (ippigkeit noch dadurch gefördert wird,
daß das Land zwischen zwei mächtigen Flilssen, dem Oberen Parana
und dem Paraguayfiuß, liegt und von einem dichten Netze von
Nebenflüssen und Bächen nach allen Richtungen durchquert wird.
Bei einer mittleren Jjihrestemperatur von 23° C und einer jährlichen
Regenhöhe von 1200 bis 1800 Millimeter oder, was dasselbe ist. mit
ebenso viel Litern Regenwasser auf jeden einzelnen Quadratmeter,
sind die Vorbedingungen für reichhaltige Ernten an Apfelsinen,
Bananen, Ananas, Tomaten und anderen subtropischen Früchten
bestmöglichst erfüllt. Nirgend.s in der Welt gelangt daher der
Apfelsinenbaum zu einer solchen Entwicklung wie in Paraguay, so
daß dort Bäume von einem halben Meter Stammdurchmesser und
9 bis 10 Meter Hölie vorkommen.
Außer den klimatischen, h5'drographischen und hygroskopischen
Vorteilen kommt dem Lande noch seine günstige Lage mit Bezug
auf Absatzgebiete in den großen Städten der La Plata- Vorderländer
zugute. Asuncion, die Hauptstadt des Binnenlandes Paraguay,
obwohl 1850 Kilometer vom Meere entfernt, wird doch während
des ganzen .lahres von Seedampfern bis zu 5 Meter Tiefgang von
Montevideo oder Buenos Aires aus erreicht, welche auf ihren Rück-
fahrten nicht nur jene Seehäfen, sondern auch die dazwischen liegenden
Städte Corrientes, Santa Fe, Parana, Rosario und La Plata mit
Parag-uay- Produkten versorgen und darunter auch mit Früchten, die
in dem kälteren südlichen Argentinien entweder gar nicht angepflanzt
werden können oder doch erst einige Monate später als in dem
wäimeren Paraguay zur Reife kommen.
Unter der diktatorischen Regierung der beiden Lopez (1840—1869)
war jeder ünindbesitzer Paraguays verpflichtet, eine Anzalil der
schönen und nützlichen Apfelsinenbäume anzupflanzen. Daher finden
sich über das ganze Land schattige Haine dieser wertvollen, duftenden
Bäume, deren reiche Ernten in früheren Jahren infolge mangelhafter
Transportmittel nicht nach entfernten Absatzgebieten gebracht werden
konnten und somit nur den eigenen Bewohnern zugute kamen.
Mit dem schnellen Wachstum der argentinischen Städte und dem
regeren Verkehr der Flußschiffahrt haben sich dann auch jene Ver-
hältnisse geändert, und unmittelbar an den Ufern des Paraguayflusses,
südlich von Asuncion, haben sich Pflanzungen für den Früchtebedarf
Argentiniens und Uruguays herangebildet, die erhebliche Dimensionen
besitzen und die nach einem englischen Konsulatsberichte vom
Jahre 1897 bereits damals alljährlich 7000 Tonnen-Gewicht Orangen
nach Buenos Aires und Montevideo ausführten. Unter diesen
Pflanzstätten sind die hauptsächlichsten San Antonio, Colonia Elisa,
Villeta, Pilar und Humaita. Da eine Gesamtstatistik der Früchte-
ausfuhr leider nicht vorhanden ist, so kann die Größe derselben nur
aus vereinzelten offiziellen Bekanntmachungen ermessen werden.
Die beiden Häfen Villeta und San Antonio zusammen exportierten
im Jahre 1899 bereits 120000000 Apfelsinen, außerdem über
4000 Körbe Tomaten und spanischen Pfeffer, während die Haupt-
stadt Asuncion 31000000 Apfelsinen verschiffte. Nach den Steuer-
berichten des Hafens von San Antonio werden daselbst wöchentlich
2500000 bis 3000000 Apfelsinen und oft mehr verschifft, zu deren
Herbeischaffung 700 bis 900 Oehsenkarren beschäftigt sind. Dieser
Verkehr dauert 7 bis 8 Monate im Jahre, so daß in dieser Zeit
etwa 75000000 Apfelsinen allein in San Antonio verschifft werden,
die mindestens 15000 Wagenladungen zu je 5000 Früchten bean-
spruchen. Außerdom werden auch noch sehr bedeutende Quantitäten
Bananen verschifft.
Die Kolonie Elisa, die im Jahre 1895 nur 11000 Bananen-
trauben exportierte, besaß im Jahre 1900 bereits 297075 Bananen-
pflanzen, 14185 Orangenbäume, 86025 Ananaspflanzen und 3493 Wein-
reben. Diese Kolonie gebrauclit allein für ihren Bananentransport
5000 Wagenfahrten, um 250000 Trauben nach dem Veriadungshafen
zu schaffen, und weitere 3000 Wagenladungen für andere Früchte.
Pilar, mit nur 9000 Einwohnern, ist eines der lieblichsten
Städtchen Paraguays, fast gänzlich von zwei Flüßen umspült, bildet
es einen großen Orangenhain, in welchem die Häuser und Straßen
kaum sichtbar versteckt liegen. Pilar besitzt 32770 Orangenbäume,
die jähriich etwa 32 770000 Früchte Liefern; man rechnet 1000 Früchte
auf jeden ausgewachsenen Baum. Außerdem kommen im Durch-
schnitt jähriich zur Verschiffung: 704000 Pfirsiche, 447000 Zitronen,
1453 Bananentrauben, 111000 Tomaten; ferner Baumwolle, Rizinusöl
(Palma Cristi), Mais, Mandioca, Süße Kartoffeln, Zuckerrohr, Pistazien-
Nüsse, Zwiebeln, Tabak, Bohnen und Reis.
Die etwa 210 Millionen Apfelsinen, welche alljährlich aus
Paraguay flußabwäits nach den La Plata-Häfen schwimmen, bilden
indes nur den kleineren Teil des ganzen Erzeugnisses. Viel größere
Mengen werden im Lande selbst verzehrt und sind ein Haupt-
nahrungsmittel, das zugleich gesund, erfrischend, wohlschmeckend,
durststillend und nahrhaft ist und zu jeder Tageszeit in Mengen
genossen wird. Je nach der Jahreszeit und nach der Güte der
F''rüchte werden dieselben in Paraguay mit 20 bis 50 Mark für jede
Wagenladung von 5000 Stück bezahlt. Neuerdings ist versuclit
worden, Paraguayer Orangen auf den englischen Markt zu bringen;
die Reise dauerte 45 Tage, und die Früchte gelangten in gutem
Zustande nach London; Fracht 6 Mark für je 5000 Orangen.
Als Nebenprodukte der Orangen-Pflanzungen werden Apfelsinen-
wein, gedörrte Apfelsinenschalen und Apfelsinen-Essenzen hergestellt.
Gut präparierter Apfelsinenwein ist dunkelfarbig, kräftig und hat
einen dem Portwein ähnlichen Geschmack. Man erzielt bei vor-
sichtiger Herstellung ein Getränk von feinem Geschmack und großer
Haltbarkeit, dessen Herstellungspreis kaum 20 Pfennige pro Flasche
beträgt und das den Vorzug besitzt, ungefälscht zu sein.
Die Blätter der Apfelsinenbäume, besonders die der bitteren
Art, liefern das Orangen blätteröl, das zu Parfümen gebraucht wird
und einen bedeutenden Handelsartikel bildet, der dem früher nur
aus den unreifen Früchten des Pomeranzenbaumes in Süd-Frank-
reich hergestellten „Petit-Grain-r)l" bedeutende Konkurrenz macht.
Aus den Orangenblüten wird das köstliche Neroli-Öl destilliert, das
zum Parfümieren von Seifen gebraucht wird, und aus den Schalen
der Apfelsinen das Pomeranzen-Öl, welches zu Likören mannig-
fache Verwendung findet. Die Schalen dienen ferner zur Her-
stellung von Apfelsinen-Extrakt, Essig und Marmelade. Aus Apfel-
sinensaft werden Kompots, Cremes, Speisen und Limonaden hergestellt.
Apfelsinenbäume sind überaus widerstandsfähig; weder große
Hitze noch langandauernde Trockenheit stören das immergrüne frische
Aussehen, und selbst geringer Frost verursacht keinen Schaden.
Erklärte Schädiger der Früchte, die fast das ganze Jahr die Bäume
.schmücken, selbst noch, wenn diese wieder in jungfräulich weißem
Blütengewande prangen, sind jedoch Scharen von Papageien, die
sich mit Voriiebe in den dunklen Orangenhainen niederlassen, nicht
etwa, um die Früchte zu verzehren, sondern nur, um sie anzupicken.
Die Fnicht wird davon schnell überreif und fällt ab; solche ab-
gefallenen Früchte sind nur noch als Futter für Pferde und Rinder
zu verwerten, von denen sie mit sichtbarem Wohlgefallen verzehrt
werden. R. v. Fischer-Treuenfeld.
*) Genehmigter Abdruck aus der Südamerikanischen Rundschau.
Verkaufseinriclituugeu für Garteubaneizeugnisse
in den Niederlanden.
iJekanntlioh versorgen die Niederlande seit Jahren und in
immer steigendem Maße Deutschland und andere Länder mit Garten-
erzeugnissen aller Art, namentlich mit Gemüse. Es erscheint dies
auf den ersten Blick um so wunderbarer, als in Holland die kleinen
205
Die Gartenwelt.
IX, 17
und kleinsten gärtnerischen Betriebe überwiegen. Aber gerade dieser
Umstand bewirkt, daß Holland so billig produzieren und so viel aus-
führen kann. Der deutsche landwirtschaftliche Sachverständige für
die Niederlande, Dr. Frost, weist in einem eingehenden Bericht
auch nach, weshalb dies der Fall ist. Zunächst erklärt er es für
einen Irrtum, sich die ganzen Niederlande als ein großes Gartenland
vorzustellen. Nur 22 v. H. oder 72 329 ha sind in gärtnerischer
Kultur. Freilich wird die Gartenwirtschaft äußerst intensiv betrieben,
und dem Boden, der überall in ganz kleinen Betrieben bebaut wird,
werden erstaunliche Ernten abgewonnen. In der geringen Größe der
einzelnen Betriebe liegt für den niederländischen Gartenbau ein ganz
riesiger Vorteil im Konkurrenzkampf; ein Vorteil, der weder durch
eine hochvollendete Technik, noch durch den vorzüglichsten Boden
aufgewogen werden kann. Wären hundert solcher Gärtnereien zu
einem Großbetriebe von 100—200 ha zusammengefaßt, so würde der
Großbetrieb aus technischen Gründen nie eine so große und so vor-
zügliche Bruttoernte bringen wie die hundert kleinen; und der Netto-
ertrag, d. h. das Einkommen des Unternehmers und seiner Arbeiter^
würde, insgesamt beschaut, auch niedriger sein. „Der gärtnerische
Kleinbetrieb produziert billiger als der Großbetrieb und ist auch ein-
träglicher als dieser"; das ist eine Einsicht, welcher sich nach
Dr. Frost niemand verschließen würde, der die wirtschaftlichen Zu-
stände in den holländischen Gartenbaugegenden studiert hätte. Der
Hauptgrund liege darin, daß diese Kleingärtner ihre eigene Arbeits-
kraft, welche in der Regel den größten Teil der Betriebsmittel dar-
stellt, zu sehr geringen Preisen in Rechnung setzen könnten.
Trotzalledem könnten die holländischen Gärtner nicht mit solchem
Erfolge in den allgemeinen Wettbewerb eintreten, hätten sie nicht
ihre vorzüglichen Absatzwege zui" Verfügung. Man muß dem Ver-
fasser beipflicliten, wenn er sagt: „Ein Gärtner, der nicht weiß, wie
er mit seinen Erzeugnissen zum Markt kommen kann, ist auf einem
Stückchen Land von '/4 — 2 ha so gut wie nichts. Tausende solch
kleiner Gärtner, die ohne große Kosten ihre Erzeugnisse zusammen-
bringen und in Riesennlengen auf den Markt werfen können, sind
ein wirtschaftlich außerordentlich starkes Gefüge." Wie nun die Er-
zeugnisse der verschiedenen Betriebe gesammelt werden und wie der
Verkauf vermittelt wird, das schildert Dr. Frost in interessanter Weise
wie folgt: „Handel und Wandel bewegen sich in den holländischen
Gartenbauzentren auf dem AVasser. Die Abfuhr der Produkte vom
Lande wird stets durch den Gärtner selbst besorgt. Mit einer Stange,
die er mit großer Geschicklickkeit handhabt, bewegt er seinen Kahn
vorwärts. Hoch beladen mit Gemüsen, Pflanzen usw. sieht man
ganze Flotten dieser kleinen Kähne sich auf dem Wasser bewegen.
Die meisten Erzeugnisse gelangen, wie das die Empfindlichkeit der-
selben erfordert, unmittelbar vom Felde zum Verkauf und Versand
nach den Verbrauch-sorten. Der Verkauf geschieht fast überall auf
einer sog. „Veihng", d. h. auf öffentlicher Versteigerung. Um eine
Vorstellung von dem Betrieb einer Veiling zu haben, mag eine solche
hier kurz beschrieben werden.
Es ist in der Erntezeit morgens früh 5 Uhr. Auf den Kanälen
wimmelt es von hochbeladenen Booten, die sich alle in der Richtung
nach dem Veihngplatze zu bewegen, woselbst sich Boot an Boot
drängt und man das Wasser mit diesen Kähnen völlig bedeckt sieht.
In einer Reihenfolge, die durch einen Beamten festgesetzt ist, schiebt
sich dann Kahn für Kahn zum Veihngsgebäude vor. Die Einrichtung
der Veiling, die Feststellung der Satzungen und die Ordnung des
Betriebes geht gewöhnlich von dem Gartenbauvereine des betreffenden
Platzes aus. Er errichtet in der Regel auch das Veilinggebäude.
Dieses besteht aus einer großen Bude, die dicht am Wasser steht
und nach dem Wasser zu offen ist. Darin stehen terrassenförmig
aufgestellt eine Anzahl Bänke, auf denen die Käufer Platz nehmen.
Diesem Gebäude gegenüber steht im AVasser eine kleine Bude für
den Versteigerer. Zwischen beiden Gebäuden ist nur so viel Zwischen-
raum, daß ein Kahn gei'ade durchfahren kann.
Die Käufer, die sich aus Kleinhändlern, Krämern, Agenten usw.
zusammensetzen, haben auf ihren Bänken Platz genommen. Jeder
Käufer hat eine Nummer; er wird während der Veiling nicht nament-
lich, sondern nach seiner Nummer bezeichnet, um unehrliche Be-
günstigungen zu verhindern. In der Bude stehen der Versteigerer
und die übrigen Beamten, welche die Aufzeichnungen machen und
die Verkaufsbescheinigungen ausschreiben. Jeder Gärtner, der zur
Veiling kommt, muß die Menge und Güte seiner Erzeugnisse vorher
schriftlich genau angeben.
Nun schiebt sich ein Kahn zwischen beide Gebäude, der Ver-
steigerer ruft die Menge und Güte der Ladung aus; ein auf dem
Boot stehender Beamter nimmt verschiedene Stücke der Ladung
heraus und hebt .sie hoch in die Luft, so daß die Käufer die Ware
sehen und beurteilen können. Dann beginnt der Versteigerer mit
dem höchsten denkbaren Preis für eine handelsübliche Menge, z. B. für
100 Stück Kohl, und geht dann mit dem Preise, den er ausruft,
langsam herunter, bis sich einer der Käufer mit dem genannten
Preise einverstanden erklärt und ihm die Ware zugeschlagen wird.
Der Beamte notiert nun etwa: No. 10 hat eine Ladung Kohl von
500 Stück gekauft und für 100 Stück 10 Mark bezahlt. Sogleich
schreibt er auf einen kleinen Zettel Menge und Preis der verkauften
Ladung und reicht diesen Zettel dem Gärtner auf dem Kahn zu,
worauf dieser weiterfährt und dem folgenden Kahn Platz macht.
Das ganze Geschäft wickelt sich ohne viel Lärm und mit großer
Geschwindigkeit ab: In 2— 3 Stunden können einige hundert Kahn-
ladungen verkauft werden.
Der Gärtner, dessen Ladung verkauft ist, erhält dann sogleich
von dem Käufer Anweisung, wohin er seine Erzeugnisse bringen soll.
Entweder werden sie sogleich an Ort und Stelle auf größere bereit-
liegende Boote geladen und gehen mit diesen zmn Konsum oder
•weiteren Versand (z. B. nach England) nach den großen holländischen
Städten, oder die Ladung wird vom Gärtner nach der nächsten
Eisenbahnlädestelle gebracht und dort verladen.
ist die Veiling abgelaufen, so sind die Gärtner sämtlich beim
Verladen, die Käufer bezahlen in der Regel sofort die gekaufte Ware
und gehen dann auch ihres Weges. Die Beamten stellen für die
Lieferanten die Berechnungen auf und zahlen sobald wie möglich auf
Vorzeigung der mitgegebenen Verkaufsbescheiniguug das Geld aus.
Das ist so der äußere Verlauf einer Veiling. Sie sind natür-
lich nicht alle genau gleichartig: In Elste-Gelderland z. B. passieren an
Stelle der Boote die Bauernwagen das Veihngsgebäude. Im wesent-
lichen ist die Einrichtung aber überall dieselbe. Man zählt heute
einige 40 solcher Veilingsplätze für Verkauf von Gartenerzeugnissen,
und zwar etwa 18 in Südholland, 19 in Nordholland, 2 in Geldern,
1 in Friesland und 1 in Limburg. Die Zahl der jede Woche abge-
haltenen Versteigerungen ist natürlich sehr schwankend, je nach der
Warenanfuhr; in der Regel wird zweimal in der Woche Versteigerung
gehalten, in der Hochsaison vielfach täglich.
Über die großen Vorteile, welche die öffentlichen Versteiger-
ungen sowohl für die Gärtner, als für die Händler haben, erscheint
es fast überflüssig, noch ein Wort zu sagen. Es liegt in diesen
Einrichtungen die Kraft des Zusammenschlusses vieler zu einem
starken Ganzen, wie man sie etwa aus dem Genossenschaftswesen
kennt. Und doch sind diese Verkaufsvereine durchaus nicht genossen-
schaftlicher Art. Der Gärtnerstand in Holland würde sogar für das
Genossenschaftswesen eine recht schlechte Grundlage liefern. Der
Wettbewerb unter den einzelnen Gärtnern derselben Gegend ist viel
zu heftig, jeder fühlt sich viel zu sehr als eine für sich arbeitende
und handelnde Persönlichkeit, als daß sich auf solcher Grundlage ein
gesundes Genossenschaftswesen entwickeln könnte. An seiner Stelle
steht in den holländischen Gartenbaugegenden, wunderbar in den
Rahmen eingepaßt, das Veilingswesen. Es bildet die Brücke, über
die der kleine holländische Gartenbauer mit seinen Erzeugnissen den
Weltmarkt erreicht. W.
Aus Deutsch-Südwestafrika.
V on einem Freund und Fachgenossen, welcher sich zurzeit bei
der Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika befindet, erhielt ich eine
kiu'ze Schilderung der dortigen pflanzlichen und gärtnerischen Ver-
hältnisse. Unser Afrikaner schreibt nach einigen privaten Äußerungen
wörtlich :
„Im allgemeinen ist es ganz schön hier im Süd-West, nur hat
das Land den großen Fehler, daß es zu wasserarm ist. Viel ver-
IX, 17
Die Gartenwelt.
.scliiedene Arten von Pflanzen findet man aus diesem Grunde nicht;
vorherrschend sind die Akazienarten, vor allem der Ihnen vielleicht
bekannte flakjesdorn, Acaeia detinens, der uns schon manchmal i-echt
unangenehm geworden ist. Durch einen etwas dichten Bestand dieser
r>ornart ist ohne Beil einfach nicht durchüukomnien, von den llereros
wird sie als Verteidigungswei-k mit Voi-liebe benutzt. .■Vußer diesem
Dorn gibt es noch ca. 30 andere Arten, von denen mir aber nur
einige bekannt sind. An verschiedenen Stellen findet man Laub-
holzbestände, aber, obwohl ich Missionare, alte Farmer, Buren usw.
gefragt habe, habe ich Namen von den einzelnen Gewächsen nicht er-
fahren können. In den Bergen finden sich in großer Anzahl schöne
Exemplare von Aloe- und A^avenarten.
Anbauen läßt sich hier fast alles, nur Kernobst und Nadelhölzer
(mit Ausnahme der gut wachsenden Cypresse) wollen nicht gedeihen.
Geradezu herrlich gedeiht der Wein, er trägt jährlich zweimal in
großen Massen. Aber auch Tabak, Baumwolle, alle .■Vrten Gemüse,
sowie viele Schmuokpflanzen wachsen sehr gut. ebenso eine große
.Vnzahl Laubholzarten und Palmen. Die Rose habe ich nirgends
gesehen, es sollen aber einige Exemplare in Klein -Windhuk
sein. In Windhuk und Okahandja habe ich sehr schöne Gärten
gesehen, leider hatte ich zu wenig Zeit, da große Studien treiben zu
können. Nun. vielleicht bietet sich noch einmal bessere Gelegenheit,
und dann werde ioli nicht vergessen, genaueren Bericht über alles
Gesehene zu erstatten."
Aus diesem Bericht läßt sich ersehen, daß es in dieser Kolonie
night so .,öde und wüst" sein kann, wie es von gewisser Seite gern
dahingestellt wird. Wii- wollen hoffen, daß der Verfasser der
.Schilderung aus den Kämpfen heil hervorgeht, vielleicht erfreut er
uns später einmal mit einem ausführlichen Bericht über die gärt-
nerischen Verhältnisse in unserer so teuer erkauften Kolonie. K.
Der Kamelienbaum zu Pillnitz, unstreitig eine der größten
Seltenheiten ihrer Art aus dem Pflanzenreiche innerhalb der Grenzen
des Deutschen Reiches, hat seit dem 3. Januar d. Js. aufgehört zu
sein. Dieser alte, mächtige, alljährhch mit Tausenden von Blumen
bedeckte Baum (soviel mir bewußt Camelia jap. pueoniflora) steht
im freien Grunde und wurde über Winter mit einem Holzhause um-
und überbaut, welches nach Bedürfnis geheizt wurde. Am 3. Januar
früh in der 6. Stunde brannte das Holzhaus und mit diesem zugleich
leider der alte, ehrwürdige und so seltene, in Deutschland einzige
Baum total nieder. — Wie man den seltenen Baum, der ein so
tragisches Ende finden sollte, von Herzen bedauert, wird man als
Gärtner doch auch gleichzeitig dem Gärtner, dem das Unglück
passierte, sein aufrichtiges und mitfühlendes Beileid nicht versagen
können. Wird ihm doch dieser unglückselige Vorfall lebenslänglich
als eine düstere Erinnerung an diese Schreckeusstuuden nicht aus
seinem Gedächtnis kommen. Ebenso wird aber auch gewiss jeder
Gärtner mit uns wünschen, daß der herrliche Baum vielleicht doch
nicht gänzlich der Vernichtung anheim gefallen .sein und sich —
vielleicht — dereinst wieder wie ein Phönix aus seiner Asche zu
neuem Leben erheben möchte, wozu nach Prüfung der Überreste
Aussicht vorhanden sein soll. G. S.
Bücherschau.
„Heimatschutz." Von Ernst Rudorff. München und Leipzig
190-1. Verlag von Georg Müller. 3. verbesserte und vermehrte Auflage.
Preis L80 Mk. In letzter Zeit war des öfteren in diesen Blättern
vom „Hoimatschutz" die Rede. Es mag daher angebracht sein auf
das obengenannte Werk aufmerksam zu machen. Der A"erfasser ist
als der eigentliche Urheber der ganzen Heimatschutzbewegung zu
bezeichnen und als der Erfinder dos Wortes „Hoiraatschutz'-, das all
die verschiedenen Bestrebungen so schön und sinnig umschreibt.
Bezeichnend ist. daß die Schrift schon 1897 in den „Grenzboten"
erschien, nachdem ihr bereits 1880 und 1892 ähnliche Arbeiten von
'lern gleichen Verfasser vorausgegangen waren. Und erlebt die
.Schrift in Buchform 3 starke Aivflagen hintereinander, gewiß ein
erfreuliches Zeichen dafür, welch gi'oße Fortschritte die Bewegung
genommen hat und wie weite Kreise einen wirksamen Heimatschutz
herVieisehnen. Einen breiten Raum nehmen die Erörterungen über
die Erhaltung der landschaftlichen Schönheit ein. Da wird so manches
beherzigenswerte Wort gesagt über die Entstellung der Landschaft
durch Verkoppeluugen. durch die einseitig rationelle moderne Forst-
wirtschaft, über das Aussterben alter Waldbestände, das rücksichts-
lose Verfahren der Wegebaukommissionen und Ortsbehörden usw.
Scharf geht der Verfassei- auch mit den sog. „Verschönerungsvereinen"
ins Gericht. Sie sollten den ganzen unleidlichen Sports- und pro-
fessionsmäßigen Apparat des ,,Touristentums" über Bord werfen und
sich einzig und allein auf Bestrebungen des Naturdenkmals- und
Volkstumsschutzes beschränken. Statt dessen hielten sie es für
etwas Verdienstliches, ihren Mitmenschen en masse jedes Punktchen
Schönheit möglichst mundgerecht zu machen, an dem sich der Einzelne
mal erfreut hat. und vernicliteten mit all ihren Zumstungen auf Be-
quemlichkeit gerade das in der Natur, was jedem tiefern Menschen-
gemüt Bedingung ist, um den Atemzug freier, echter Poesie überhaupt
zu empfinden. Wer für „Heimatschutz" Teilnahme hat, wird das
Werk sehr gern lesen und mancherlei Anregung daraus empfangen.
In seiner Art i.st es jedenfalls als grundlegend zu betrachten.
Wittmütz-Aachen.
Aus den Vereinen.
Verein deutscher Gartenkünstler.*) Ein Mitglied desV. d. G.
schreibt uns: „Zur Richtigstellung der Notiz in No. 13, Seite 1.Ö5.
156 der ,, Gartenwelt'' sei bemerkt, daß ein Beschluß des zuständigen
Amtsgerichtes über die in Düsseldorf angenommene Satzungsänderung
noch nicht vorliegt, auch nicht vorliegen kann, weil durch das pflicht-
widrige Verhalten einiger Vorstandsmitglieder die ordnungsmäßige
Anmeldung der Düsseldorfer Beschlüsse bisher verhindert worden
ist. Bis jetzt liegt nur eine Mitteilung des Amtsgerichtes vor, daß
die Satzungsänderung, auch wenn sie regelrecht angemeldet werde,
keine Aussicht habe, Gültigkeit zu erlangen, da aus den dem Richter
vorliegenden Aktenmaterial der Nachweis der erfordei'lichen ''|^ Majorität
nicht hervorgehe.
Daß dieser Nachweis nicht zu erbringen sei, kann von keiner
Seite behauptet werden, denn es ist jeder ernstliche Vereuch, ihn zu
erbringen, bisher unterblieben. Es ist daher zu erwarten, daß auf
dem nach §§ GO bezw. 71 des B. G.-B zulässigen Beschwerdewege
die Gültigkeit der Beschlüsse der Dü.sseldorfer Hauptversammlung
entgegen etwaigen Berliner Beschlüssen erstritten wird.
Wenn der Einsender der Notiz in No. 13 die Entdeckung
gemacht hat, daß ein Verein nicht der Statuten wegen da sei, und
wenn er weiter auf die zersetzende Wirkungen gerichtlicher Ails-
einandersetzungen hinweist, .so rennt er damit offene Türen ein.
Auch wäre es sehr nützlich gewesen, wenn er in diesem Sinne bereits
im vergangenen Herbst auf seine Berliner Kollegen eingewirkt hätte;
dann wäre wahrscheinlich die ganze gegenwärtige Krisis dem Verein
D. G. erspart geblieben.
Eine Lösung dieser Krisis kann weder durch Bildung einer
Berliner Gruppe, noch durch Beschlüsse einer Berliner Hauptver-
sammlung, auf der natürlich die in Berlin ansässigen Mitglieder das
Übergewicht haben, erzielt werden. Es ist sogar höchst unwahr-
scheinlich, daß dadurch auch nur eine notdürftige Verkleisterung des
bestehenden Zwiespaltes erreicht wird.
Der Gegensatz zwischen den Berliner Mitgliedern, und den
Nichtberlinern bildet den Kern der Krisis. Solange es im V. d. G.
Mitglieder I. Klasse gibt, die lediglich auf Grund ihrer Ansässigkeit
in Berlin das Vorrecht haben, in die wichtigsten Vorstandsämter
gewählt zu weiden und Mitglieder LI. Klasse, die davon ausgeschlossen
sind, weil sie nicht in Berlin wohnen, so lange kommt die Gärung
im Verein nicht zur Ruhe.
Die in Düsseldorf beschlossene Satzungsändenrng bezweckte die
Bestimmung, wonach der 1. Vorsitzende, der Schatzmeister und der
1. Schriftführer in Berlin ansässig sein müssen, aufzuheben. Die
Mehrheit, mit der dieser Beschluß gefaßt wurde, war so groß, daß
*) Anmerkung der Redaktion. Wir veröffentlichen diese
Einsendung eines Mitarbeiters ohne Stellung zu dereelben zu nehmen,
da sich die Redaktion der Gartenwelt in interne Vereinsangelegenheiten
nicht einzumischen beabsichtigt.
Die Gartenwelt.
IX, i:
sie fast au Einstimmigkeit grenzte und Iceiner der Anwesenden auuh
nur den geringsten Zweifel an der Giltigkeit des Beschlusses hatte.
In der gehobenen Stimmung, die infolgedessen herrschte, ist es
unbeachtet geblieben, daß das Vorbandensein der erforderlicliun
■'/j Majorität im Sitzungsprotokoll nicht ausdrücklich vermerkt worden ist.
Wenn die Berliner Mitglieder .sich nicht gescheut haben, auf
Grund dieses rein formalen V'ersehens die Durchführung der Düssel-
dorfer Beschlüsse zu hintertreiben, wenn sie ferner alles tun und
getan haben, um an einem durch nichts gerechtfertigten Vorrechte
festzuhalten, durch das mehr als 80% der Vereinsmitglieder von der
tätigen Mitwirkung im Vorstande ausgeschlossen sind und die Aus-
wahl der für die wichtigsten Ämter geeigneten Personen auf einen
ganz kleinen Kreis beschränkt wird, so ist das ein Zeichen dafür,
daß es aussichtslos ist, eine Verständigung mit den Berlinern zu
erhoffen.
Das ganze Verhalten, insbesondere der Versuch, die Angelegen-
heiten auf einer Versammlung in Berlin zu ordnen, läßt aber auch
erkennen, daß die Herrn im Gefühl ihrer Schwäche nur dann
Beschlüsse in ihrem Sinne erwarten, wenn .sie tunlichst unter sich sind.
Nun, es kann ihnen in Aussicht gestellt werden, daß sie am
L'2. Januar 1905, wie auch in Zukunft, unter sich sein und bleiben
werden.
Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin.
Dezemberversammluug. Die Firma Kroger & Schwenke, Schönebei-g,
zeigte ein Exemplar der Begonia „Gloire de Lorraine" alba grandi-
flora. (Veigl. Beschreibung im achten Jahrgang Seite 538.) Dieser
hübsche Sport stammt, wie Herr De Coene mitteilen konnte, aus der
Gärtnerei des ver.storbenen Herrn L. J. Draps-Dom in Laelien bei
Brüssel. Die Sorte verdient die Beachtung der Züchter, da sie in-
folge der fast weißen Färbung für manche Zwecke besser geeignet
ist als die rosablüheude Stammsorte.
Herr Körper, Handelsgärtner in Fürstenwalde, führte 25 hoch-
stilnijiiige Küsenwildlinge vor und betonte die Vorteile der fast stachel-
losen AVildlinge gegenüber den bestaohelten.
Au Stelle des durch Krankheit verhinderten Kgl. Garteninspektors
Herrn Liudemuth referierte Herr Grobben über die große inter-
nationale Obstausstellung in Düsseldorf, die nach Ansicht des sach-
kundigen Herrn wohl die größte übstausstellung gewesen ist, die
Deutschland je gesehen hat. Die Ausstellung habe gezeigt, daß der
deutsche Obstbau sich keiuesweg.s hinter dem Ausland zu verstecken
brauche, daß es aber in Deutschland noch sehr an geschickter Auf-
machung und sachgemäßer Behandlung des Obstes fehle. Wer die
Ausstellung offenen Auges und vorurteilslos besucht hat, wird viel
gelernt haben. Tatsächlich zeigte sich auch, daß viele Aussteller von
den auf den vorhergehenden Obst-Sonderausstellungen gezeigten ge-
schickten Anordnungen der Ausländer, besonders der Franzosen,
gelernt hatten. Im übrigen sei auf No. 7 und 8 der Gartenwelt
hingewiesen.
Der Versammlung wurde der Etat des laufenden Jabres vor-
gelegt, wobei der Punkt fünf der laufenden Ausgaben eine längere
Auseinandersetzung hervorrief. Es handelt sich um 1050 Mark, die
zu gärtnerischen Vereuchen ausgesetzt sind und deren bisherige Ver-
wendung Anlaß zu Bedenken gab. Bisher wurden außer Neu-
anschaffungen für den Versuchsgarten, einer von der Stadtgemeinde
ßerhn dem Verein kostenfrei überlassenen Landparzelle, für 300 Mk.
Sämereien aller Art an Mitglieder gratis verteilt, wobei manche viel,
und die meisten gar nichts bekommen. Dagegen sah und hörte
niemand, außer den Ausschußmitgliedern, etwas vom Vorsuchsgarten,
und der Wunsch, man möge wenigstens von den blühenden Pflanzen
in den Monatsversammlungen abgeschnittene Teile vorführen, ist sehr
berechtigt und ohne besondere Unkosten aaszuführen. Freilich müßte
damit mit einer jahrelangen Gepflogenheit gebrochen werden, und
solche Verstöße gegen die gute alte Tradition begeht man im Vereine
nicht gerne. W. T.
Tagesgeschichte.
Berlin. Ein volkswirtschaftlicher Verein zur Förderung der
Obst- und Gemüseverwertung in Deutschland bat sich in Berlin
gebildet. Der Verein erstrebt die Erreichung seines Zweckes unter
anderem: a) durch Belehrungen in Wort und Schrift, b) durch Veran-
staltung von Wanderkursen, o) durch Gründung von Volkseinmacbe-
küchen, d) durch ständige Bekanntgabe aller Verbcsserungen und
Neuerungen der verschiedenen Verwertungsarten und Hilfsmittel.
e) durch Einrichtung von Vermittelungsstellen, f) durch Nachweis
der wirtschaftlichen und gesundheitlichen Vorteile einer vermehrten
und zweckmäßigen Obst- und Gemüseverwertung. Der jährhche
Milgliederbeitrag ist auf 3 Mark festgesetzt; für Verbreitung von Auf-
klärungen, durch Wanderbelehrungen und die weiteren oben an-
gedeuteten Ziele sind beträchtliche Mittel nötig. Der erste Vorsitzende
ist der Königl. Gartenbau-Direktor Echtermeyer, Direktor der kgl-
Gärtnerlehranstalt Dahlem bei Steglitz.
— über eine zweifelhafte gärtnerische Firma in St. Louis bei
Marseille sind den Ältesten der Kaufmannschaft von Berlin von
zuverlässiger Seite Mitteilungen zugegangen, über deren Inhalt
vertrauenswürdigen Interessenten im Zentralbureau der Korporation,
Neue Friedrichstraße 51, an den Werktagen zwischen 9 und 3 übr
mündlich nähere Auskunft gegeben wird.
Personal-Nachrichten.
Ascherson, Dr. med. et phil. Paul, bekannter Botaniker und
a. ord. Professor der Berliner Universität, beging am 4. Januar die
50jährige Doktorjubelfeier.
Bitter, Dr. Georg, bisher Privat-Dozent tmd Assistent ftin
botanischen Garten zu Münster i. W., wurde zum Direktor des neu-
zugründenJeu botanischen Gartens nach Bremen berufen. Amts-
antritt am 1 . Juli ] ÜÜ5. Herr Dr. Bitter beabsichtigt seine Tätigkeit
durch eine Reihe zusammenhängender Vorträge einzuleiten. (Vergl.
Tagesgeschichte in No. S.)
Dorsch, Edmund, gepräfter Obergärtner (Köstritz), Assistent
für Obstbau an der Königl. Obstbauschule zu Veitshöohheini, wurde
als Kreis-Obstbautechniker für den Kreis Darmstadt mit Wirkung
vom l. Februar 1905 definitiv angestellt.
Folger, Johann, bisher Obergärtner und Hilfslehrer an der
Königl. Gartenhausohule zu Weihenstephan, wurde nach Veitshöchheim
als Obstbau- Wanderlehrer berufen.
Kornacker, Frau Anna, Wehrden a. d. Weser, starb am
10. d. Ms., im sechzigsten Leben.sjahre. Die Vei-storbene war ihrem
am 11. Februar 1900 im zweiundachtzigsten Lebensjahre verstorbenen
Gatten eine geistig hochstehende unermüdliche Mitarbeiterin, den
zahlreichen Angestellten der Firma eine fürsorgliche Hausmutter.
Die gegenwärtigen und früheren Angestellten der Firma Kornacker,
zu denen ich auch gehöre, werden der Verstorbenen ein gutes An-
denken bewahren. M. H.
Migula, Prof. Dr. Walter, aus Zyovna, hisher außerordentlicher
Professor für Botanik und naturwissenschaftliche Hygiene an der
Technischen Hochschule zu Karlsruhe, wurde auf den Lehrstuhl für
Botanik an der Forstlehranstalt Eisenach berufen. Migula wirkte
seit 1889 in Karlsruhe.
Vorhagen, seit 25 Jahren Gärtner im Burtscheid - Aachener
Kurgarteu, .starb im Alter von 75 Jahren. Er erfreute sich zu Leb-
zeiten grußer Beliebtiieit.
Briefkasten der Redaktion.
Champignonkrankheit. Abonnent in Z. Die uns übersandten
erkrankten Champignons haben wir der biologi.schen Abteilung des
Kaiserlichen Gesundheitsamtes zur üntereuchung übergeben und dar-
auf den Bescheid erhalten, daß es sich um die von französischen
Forschern als „La Goutte" bezeichnete Krankheit handelt. Die
braunen Flecken auf den Hüten und Stielen, welclie die Krankheit
kennzeichnen, sind nach Angabe jener Forscher auf Bakterien zurück-
zuführen. Auch an den von Ihnen gesandten Pilzen fanden sieh in
der Tat Milliarden solcher Organismen an den abgestorbenen Stellen.
Zur Bekämpfung der Krankheit soll sich die Behandlung der aus-
geräumten Anlagen mit zwoieinhalbprozentiger Kresolseifenlösung
bewährt haben.
VorÄMwortl. Redakteur; Ma
rd Carl Schmidt i Co., Leipzig. — Drnek: Anhalt. Bnchdr. Gntenberg, e. G. m. b. H., Dessau.
%
/ W[
- ^-g^ ^
lustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
i. Januar 1905.
No. 18.
Nachdrtfck and Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Topfpflanzen.
D
Zwei neue winterblüheiule Begonien.
Von Obergärtner Otto KrauB, Frankfurt a. M.
(Hierxu %xvei Abbildungen.)
ie Familie der Schietblattgewächse, Begoniaceae,
bietet uns eine große Menge von Arten und Formen,
die für den Schmuck der Blumengruppen im Freien und
für den Flor im Gewächshaus außerordentlich wertvoll
sind. Auch die Begonien,
die nur durch schöne
Zeichnung der Blätter
erfreuen, sind gern ge-
sehene Gäste in unseren
Kulturen und werden
häufig gezogen.
Wie wäre es heut-
zutage wohl möglich,
eine solche Mannig-
faltigkeit bei der Grup-
penbepflanzung zu er-
zielen, wenn wir nicht
die vielen Spielarten der
Regonin ffemperflorem
hätten, die teils durch
schöne Blüten, teils
gleichzeitig durch auf-
fallende Blattfärbung
ausgezeichnet sind, oder
die strauchartigen Be-
gonien in Sorten wie
.,Corheilk de feu^\„Ful-
gurant" u. a. m. oder die
herrlichen Knollenbe-
gonien, deren vielseitige
Farbentönungen uns un-
entbehrlich geworden
sind?
Zweck dieser Zeilen
ist es aber nicht, auf
Gartcnwelt. IX.
diese für das freie Land geeigneten Begonien einzugehen,
sondern wir wollen die Aufmerksamkeit auf einige Ab-
arten lenken, die als Winterblüher wertvoll und sehr
dekorativ sind. Eine schöne Varietät, die man selten trifft,
ist Begonm gigantea elcgans. Die Firma F. C. Heine-
mann in Erfurt sandte uns vor. drei Jahren einige
Pflanzen zur Probe; Herr Heinemann hatte Pflanzen
dieser Sorte auf einer kleinen französischen Lokal-
ausstellung, wo sie von
einem Privatgärtner
ausgestellt waren und
durch die großen Dol-
den und Blüten die
Aufmerksamkeit erreg-
ten, gesehen und er-
worben.
B. gigantea clegans
soll einer Kreuzung von
B. schar ffiana und pic-
Inviejisis entstammen.
Sie ähnelt der ersteren
Art im Habitus und ist
sehr kräftig und buschig
gebaut ; selbst ältere
Pflanzen zeigen diesen
gedrungenen Wuchs,der
z. B. der anderen, am
Anmerkung des Ver-
fa.ssers: Ähnliche Begonien
wurden in der Keviie hor-
ticole von 1899 unter dem
Namen B. hybrida „lAger-
Ligneau" und Jahrg. 1897
als B. Wiaudi beschrieben.
Es ist möglich, daß unsere
B. gigantea elegans von der
ersteren abstammt, da diese
sehr variabel sein soll oder
aber mit einer der beiden
identisch ist.
18
Die Gartenwelt.
IX, 18
meisten hekmmXen schar ffiana-Rjhnde, der B. Crcdneri
nicht eigen ist.
Die Blätter sind groß, die Unterseite ist dunkelrot
und stark behaart, die Oberseite olivgrün, mit weißlichen
dichtstehenden Haaren bedeckt; auch Blatt- und Blüteu-
stiele haben diese starke Behaarung. Die Blütenstiele
sind sehr kräftig, bis 10 mm im Durchmesser und sind
oben in zwei Hauptäste verzweigt, sie erheben sich frei
über das Blattwerk. Die in einer Trugdolde angeordneten
Blüten sitzen sehr dicht und sind von bedeutender
Größe. In der Entwicklung gleicht die Blütendolde
einem Ball und erhält ein eigenartig fesselndes Aussehen
dadurch, daß die Rückseite der Blumenblätter mit
leuchtend roten Haaren ziemlich reich besetzt ist, die
mit dem milchweißen Ton des Blumenblattes einen
reizenden Gegensatz bilden. Die offene Blüte ist weiß
mit zartrosa Anflug,
die zwei äußeren Blätt-
chen der Blüte sind sehr
groß, bis 4 cm lang und
3 cm breit, die zwei
inneren sehr schmal und
etwas kürzer. Diese
Größe erreichen nur die
männlichen Blumen, die
weiblichen bleiben klein
und unansehnlich.
Wir sprachen vor-
hin von Beg. Credneri,
einer Kreuzung
zwischen scharffiana X
metalliea; von dieser
Hybride besitzen wir
eine niedrig wachsende
Form, die B. Crediurt
cowpacto, welche seiner-
zeit von derFirma Ernst
Benary in Erfurt ver-
breitet wurde und wegen
des sehr gedrungenen
Wuchses Erwähnung verdient. Aus der beigegebenen
Abbildung ist dies deutlich zu ersehen, so daß sich eine
eingehende Besprechung erübrigt, umsomehr, als Ver-
schiedenheiten anderer Art nicht vorhanden sind.
Bei dieser Gelegenheit sei noch auf einige reich
und willig blühende Begonien für das temperierte Haus
hingewiesen. Begonia inearnata perfecta robusta ist eine
amerikanische Einführung und wurde 1897 von der Firma
W. Pfitzer in Stuttgart bezogen. Die Pflanze ähnelt
sehr der B. cocciiiea (B. corallirui hört.), unterscheidet
sich von ihr aber hauptsächlich durch die rosenrote
Blütenfarbe, die zu dem schönen Grün der Blätter vor-
züglich paßt. Was den Begonien dieser Art einen be-
sonderen Reiz verleiht, ist der Umstand, daß die Samen-
kapseln dieselbe schöne Färbung haben wie die Blüten,
die bedeutend größer sind als l)ei B. inmrnata.
Im Palmengartei
Begonia ridnifoUa ivehleana ist eine Pflanze mit
mächtigen dunkelgrünen unregelmäßig gelappten Blättern,
die unterseits purpurrot sind. Von vollendeter Schönheit
ist diese Varietät zur Zeit der Blüte. Auf einem meter-
hohen Bltitenschaft ist eine große Menge von zart rosa-
farbenen Blüten in verästelten Dolden angeordnet; die
Blüten sind zwar nicht groß, wirken aber durch die
Masse und die gefällige leichte Anordnung. Die Blüten-
stände sind außerdem von sehr langer Dauer — unsere
Pflanze blüht beinahe drei Monate mit zwei Blüten-
schäften — . weshalb diese Begonie ein Schmuckstück
ersten Ranges für das temperierte Haus darstellt.
Ebenso reizend zur Blütezeit ist die sogenannte
Manschetten -Begonie, B. manicata. Die Blätter haben
an den Nerven unterseits zurückgebogene purpurfarbene
Schuppen, die namentlich an dem Blattstiel in mehreren
Ringen manschetten-
artig angeordnet sind.
Die Blätter sind ober-
seits kahl und glänzend
'lunkelgrün. Die zahl-
reich erscheinenden
Blütenstiele werden ca.
40 cm hoch und tragen
eine große Menge rosen-
roter Blütcheu, die auf
dem dunkelgrünen
Laubgrund außerordent-
lich zierend wirken.
Diese Art ist ein sehr
empfehlenswerter Win-
terblüher.
Über die Kultur
dieser Begonien etwas
zu sagen, ist eigentlich
überflüssig^ jedoch sei
noch besonders darauf
hingewiesen, daß nur
gutgezogene, kräf-
tige Pflanzen imstande
id, vollkommene und schöne Blumen hervorzubringen.
„Adolf Wenzel", eine empfehlenswerte
Fnchsienneuheit.
Von H. Eicke, Stadtgärtnerei, Frankfurt a. M.
{Hierzu eine Abbildung.)
W as im Verlauf der letzten Jahre an guten marktfähigen
Fuchsienneuheiten dem Handel übergeben wurde, z. B. Fuchsie
„FVau Josephine Frankenfeld'' , ,,AndenIcen an Heinrich
Henkel", „Gruß aus dem Bodetat' etc., wird die in diesem
Jahre erscheinende Sorte „Adolf Wenzel" weit übertreffen.
Die Sorte entstand schon vor Jahren bei dem Frankfurter
Handelsgärtner Jean Wenzel, der sie neben allen anderen
neuen Marktsorten als seine gangbarste Sorte mit den besten
Erfolgen zieht. Im vorigen Jahre wurde ich auf diese Sorte
IX, 18
Die Gartenwelt.
207
aufmerksam und nahm sie in Kultur; die Erfolge fielen über
Erwarten gut aus, wie beistehende photographische Aufnahme
erkennen läßt. Diese Stämmchen, von 1 m bis 1,20 m Höhe,
standen zur Zeit der Aufnahme bereits zum zweiten Male in
Blüte und hatten schon einmal zur Ausschmückung der
hiesigen Anlagen mit etwa 70 gleich schönen Pflanzen der-
selben Sorte gedient.
Wie groß der Blütenreichtum und wie üppig das Wachs-
tum ist, kann man an der Aufnahme sehr wohl erkennen,
letzteres wird noch durch die Tatsache bekräftigt, daß die
Stämmchen aus
Junistecklingen im
Vorjahre herange-
zogen wurden und
zur Zeit der Auf-
nahme gerade ein
Jahr alt waren. Die
Belaubung ist
äußerst üppig und
von saftgrüner Fär-
bung, wovon sich
die herrlichen sehr
großen Blumen mit
leuchtend korallen-
roten langen Se-
palen und purpur-
violetten Corollen
äußerst vorteilhaft
abheben. Fast noch
schöner präsen-
tieren sich die kurz
vor dem Aufblühen
stehenden Knospen
von ca. 7 cm Länge,
von einem ebenso-
iangen Stiel ge-
tragen. Blüten und
Knospen erscheinen
an den einzelnen
Trieben so zahl-
reich, was nament-
lich bei älteren
Pflanzen der Fall
ist, daß das Laub
fast vollständig verdeckt wird. Im Verlauf dieses Sommers
konnte ich beobachten, daß die Pflanzen nach jedem reichen
Flor mit Trieb und Knospenansatz stets kräftig wieder ein-
setzten, was bei den meisten danebenstehenden Sorten nicht
in dem Maße der Fall war.
Ich bin fest überzeugt, daß diese Sorte sich in kurzer
Zeit einen dauernden Platz unter den Markt- und Gruppen-
pflanzen erringen wird.
Chrysanthemum.
Das veilchenblaue Chrysanthemum
„Souvenir de Madame Der".
Von Albin Etzold, Hoflieferant, Altenburg, S.-A.
Ochon im Herbst 1903 verbreitete sich die Kunde, daß es ein
blaues Chrysanthemum gäbe. Dies schien mir zwar eine Fabel zu
sein, doch bemühte ich mich, in den Besitz der neuen Sorte zu
gelangen. Ich durchsuchte alle mir zugesandten neuen Chrysanthemum-
listen und schließlich fand ich „Souv. de Mad. Dor", als einzige
Sorte, die veilchenbläu blühen sollte. Da ich nun dieser Behauptung
gpgenüber sehr nüßtrauisch war, vertröstete ich mich bis auf die
Blütezeit und war nicht wenig erstaunt als die ersten Blumen ein
dunliles Karminrot zeigten. Aber wir haben doch wenigstens einen
blauen Schimmer im Chrysanthemum, denn die dunkellcarminroten
Blumenblätter sind mit einem blauen Hauch überzogen, was die
Chrysanthemumzüchter in die größte Hoffnung versetzt, bald ein
wirklich blaues zu züchten. ,,Souv. de Mad. Dor" bringt übermäßig
große, dichtgefüllte Blumen; die Blumenblätter smd auf der Rück-
der Stadtgär
Fuchsia hybrida „Adolf Wenzel".
zu Frankfurt a. IVI. für die „Gartenwelt" photogr.
aufgenommen.
Seite silbergrau und das wesentlichste ist bei dieser Sorte, daß sie
sich überaus lange hält, ohne fleckig zu werden. Bei mir haben die
Blumen etwa sechs Wochen geblüht und konnten dann noch zur
Binderei verwendet werden, was sich bei einer andern Sorte
gewöhnUch nicht erreichen läßt.
Landschaftsgärtnerei.'"
Ist die Gartenkunst rückständig?
JJie Überzeugung von der Rückständigkeit der" Garten-
kunst, die in der Architektenschaft umgeht, haben einige Fach-
genossen sich zu eigen gemacht und suchen nun sich und
anderen eine Moderne zu kombinieren aus der Modifizierung
einzelner allzuoft gesehener Detaildispositionen des Parkgartens
und aus von Außenstehenden entworfenen regelmäßigen
Hausgärten und Schmuckplätzen. Den eingestandenen Grund,
nicht rückständig zu erscheinen den übrigen Künsten gegen-
208
Die Gartenwelt.
IX, 18
über, könnte man bedingungslos gelten lassen, wenn man
in der Moderne eine Mode erblickt. Das ist sie aber nicht,
auch kein Stil, sondern ein nengefundenes Kvmstprinzip, das
in Gegensatz tritt zu dem in der Antike wurzelnden Prinzip
der gebundenen Form und der akademischen Proportions-
lehren und nicht dessen Fortentwickelung bedeutet. Es ist
recht wohl möglich und sogar wahrscheinlich, daß neben
dem modernen Prinzip das alte weiter prosperiert; denn so
ausgebeutet ist trotz allem noch nicht sein Gebiet, daß nicht
ein begnadeter Künstler noch Neues und Eigenartiges darin zu
geben vermöchte. Aber das große Heer der Künstler wird
bei der Fülle des bereits Geschaffenen immer wieder in Nach=
ahraung verfallen; und mit Recht registriert Albin Schultz i)
den grimmigen Ausspruch, die Kunst werde nie wieder etwas
Tüchtiges hervorzubringen imstande sein, wenn nicht alle
Museen und Gemäldegalerien verbrannt würden. Das war
vor dem Erstarken der Moderne, die es jetzt jedem Künstler
ermöglicht, aus sich heraus zu schöpfen, nicht behindert
durch Regeln, Vorbilder und kunsthistorische Wissenschaft.
Ob in einer späteren Zeit Normen und Lehren je die Be-
deutung erlangen werden, die ihnen in der alten Kunst
zukommt, erscheint zweifelhaft, doch sind jetzt, nach annähernd
zwei Dezennien immerhin einige Forderungen schon zur
Anerkennung gelangt. In der uns zunächst interessierenden
räumlichen Kunst sind das: Werkgerechtigkeit und Zweck-
mäßigkeit; und sie beeinflussen die freie Gestaltung derart,
dass jene darunter vielfach nicht mehr klar als das Wesent-
liche erkannt wird. Dem ist J. P. G r o ß m a n n -) zum
Opfer gefallen, der in der Moderne nur die Fortentwicklung
und Neueinkleidung des bewährten Alten zu erblicken ver-
mag. — Meyer und Ries 3) sehen dagegen gerade in den
Äußerlichkeiten der modernen Ornamentik die Quintessenz der
Moderne, die sie im Garten nachzuahmen trachten. Von
Werkgerechtigkeit kann dabei naturgemäß so wenig die Rede
sein wie ron eigentlich freiem Schaffen. — C. K. Schneider
hantiert mit dem „Brandpfeil der Sezession" und wer ihm
seine Feststellung „Denn die Gartenkunst ist rückständig" ■*)
nicht aufs Wort glaubt, der begibt sich in die Gefahr, mit
mir über einen Kamm geschoren zu werden. — Pietzner^)
fühlt sich von diesem Schneiderschen Ausspruch gefesselt,
„denn wo nichts mehr zu erstreben ist, hört die Entwicklung
auf". — Wenn es nun nicht gelingen sollte, eine Kunst
nachzuweisen, in der es nichts mehr zu erstreben gibt und
die daher der Makel der Rückständigkeit nicht trifft, gegen
wen sind wir dann rückständig?
Daß wir die Kunstrevolution der letzten Jahre nicht mit-
machen konnten, liegt darin begründet, daß diese Bewegung
bei uns weit früher eintrat und längst in ruhigen Bahnen
sich bewegt. Deshalb sind wir außer Stande, Werke zu
planen, „die hier begeisterte Zustimmung, dort leidenschaft-
lichen Widerspruch hervorrufen", wie Trip das verlangt, des-
halb wird sich auch weiter die Zeitschriften-Literatur „fast
niemals unserer neuen Parkschöpfungen annehmen". Die
große Zeit des Werdens ist vorüber. Im 18. Jahrhundert
') Albin Schultz, Kunst- und Kunstgeschichte, Leipzig l G. Freytag),
1890.
') Großniann. Die Moderne in der Gartenkunst, Gartenwelt,
IX. Jahrgang, S. 7.
') Meyer-Ries. Die Gartenkunst in Wort und Bild. Leipzig,
(Carl Scholtze) 1904. — Einleitung.
') Schneider. Deutsche Gartengestaltung und Kunst. Leipzig,
(Carl Scholtze) 1904. — Einleitung.
') Bücherschau in der ,,Gartenkunst". Band VI, S. 100.
aber hat ein Kampf gewogt und in der zeitgenössischen
Literatur sich widergespiegelt, wie er nie vordem eines
Kunstprinzips wegen ausgefochten wurde. — Trip führt die
Kritiklosigkeit des Publikums und die erbarmmigslose Kritik
einseitiger Ästhetiker als Beweise der Rückständigkeit an.
Einem begeisterten Neuerer mag das genug sein, der Zweifler
wird dadurch nicht überzeugt.
Trips Münchener Programm verliert nichts von seiner
hohen Bedeutung, wenn man den auf die .Moderne bezüg-
lichen Wendungen lediglich rhetorischen Wert beimißt,
denn Fortschritt und Moderne sind nicht kongruent. Fort-
schreiten soll und wird unsere Kunst und jede Anregung
dazu sei willkommen. Aber das seit anderthalb Jahrhunderten
geübte freie Prinzip kann sie nicht von neuem entdecken.
Detaildispositionen dafür auszugeben, wäre Überhebung. Groß-
mann') klammert sich an das Schlagwort Proportion. —
Was sind denn gute Verhältnisse? Wir können sie nicht
konstruktiv ermitteln trotz Hogarth und Bochenek. Und
das ist gut. Wie Großmann aber gegen badewannengroße
Teiche und ähnliche Spielereien, die in der ersten Ent-
wiekelung unserer Kunst schon als solche erkannt wurden,
die Moderne anzurufen für nötig finden kann, erscheint ebenso
ungeklärt, wie er Meyer, wenn auch indirekt, dafür ver-
antwortlich zu machen versucht. Auch die Propaganda für
die Nutzgärtnerei im Hausgarten verfehlt den Zweck, denn
die penible Hoehkultur macht den Garten nicht wohnlicher
als es der verlästerte naturalistische Schaugarten ist, auf
dessen eckenlosen Wegen der dem Zimmer Entfliehende sich
frei bewegen kann , und dessen wohlgepflegter Rasen das
gelegentliche Betreten oder selbst einmal Lagern dui'chaus
nicht übel nimmt. Überflüssig ist der übrigens oft anzutreffende
Hinweis auf das mäßige Bildungsniveau unserer Landschafts-
gärtner; es wäre besser, ihnen gute Vorbilder zu stellen.
Beseitigen läßt sich die handwerksmäßige Ausübung nicht,
denn auf anderen Gebieten ist der Abstand vom größten
Künstler bis zum letzten Pfuscher nicht geringer. Die
gesellschaftliche Stellung des fähigen und erfolgreichen Garten-
künstlers hat sich ständig gehoben; ob es geraten erscheint,
den andern durch Examina und Diplome zu helfen, braucht
hier nicht erörtert zu werden, denn mit der Förderung der
Kunst des Gartens als solcher hat es so wenig gemein, wie
mit der Notwendigkeit der Moderne.
Die Rückständigkeit der Architektur ist so alt wie die
an Erfolgen reiche Geschichte der Landschaftskunst, denn
der Baroekgarten wurde vom Parkgarten verdrängt, der
Barockbau starb an Entkräftung. Seitdem hat man, um die
Lücke zu füllen, die historischen Stile zu beleben versucht
und damit wohl einzelne Erfolge erzielt, nicht aber eine
volkstümliche Bauweise geschaffen. Jetzt ist in der gruppierten
Anlage und im unsymmetrischen Fassadenriß endlich das
freie Prinzip zum Durchbruch gelangt. Gleichzeitig rüttelt
man im Städtebau an dem allgewaltigen Diagonalsystera,
plädiert für krumme und selbst winkelige Straßen, für
malerische Anlage statt der herkömmlichen Reißbrettarbeit.
Und den freien Garten, in dem alles das gegeben ist, was
anderswo erstrebt wird, möchte man zurückführen auf den
alten akademiscli-geometrischen Grundriß! Das ist nicht
Logik, sondern Marotte. Diese Art der Gärten verblüfft mit
') Es ist interessant, die Großmannsche Arbeit „Die Moderne
i. d. G." mit seiner früheren „Architekt und Gärtner" (Gartonwelt
VI, S. 599) zu vergleichen. Heute liest man „Kommt helft uns",
vordem „Schuster bleib bei deinem Leisten". Ja ja, die Moderne.
IX, 18
Die Gartenwelt.
209
ihrem inneren Widerspruch gegen die freigruppierte Haus-
siliiouette den Laien (vor einem regelmäßigen Hause würde
er sie langweilig finden); und das unverstandene Gerede
von der Moderne läßt ihn um so mehr daran Geschmack
finden, als die Wortführer sich dieser Wandlung der Belle-
tristik bemächtigt haiien.
Nicht ,,Los von der Schablone" lautet der Wahlspruch
der Moderne, sondern „Los von der Antike und ihrer Des-
zendenz". Wollten wir die Begriffe von Klassik, Stil und
Schule unter das Schlagwort Schablone bringen, dann hieße
das die Künstlerschaft der alten Meister anzweifeln.
Im Garten hat die aus der Antike heraus entwickelte
Art der Gestaltung längst einer Moderne das Feld geräumt.
Einer Neubelebiing dieses zurückgedrängten regelmäßigen
Gartens durch Anregungen aus
dem Gebiete der modernen Orna-
mentik und Dekoration können
wir uns nur sympathisch gegen-
überstellen, sobald wieder Häuser
gebaut werden von regelmäßigem
Grund- und Aufriß. Das wird
indessen so bald nicht geschehen,
denn noch gärt es in der Bau-
kunst und die ruhige (fast zu
ruhige) Abgeklärtheit, welche im
Gebiete der einst so revolu-
tionären Gartenkunst obwaltet,
wird lange noch auf sich warten
lassen. Aber trotz des Vorsprunges,
den uns die Geschichte ließ,
dürfen wir „gewißlich ') nicht auf
den Lorbeeren ausruhen", wie ich
schon früher einmal betonte; \mä
von Lange, Trip und anderen sind
uns die nächsten Ziele gewies'i
Mögen einzelne dieser Vorschlag-
sich nachdem wirklich als ver-
fehlt herausstellen, so ist ein Sehn I '<
übers Ziel hinaus oder daran
vorbei immer noch besser al-
selbstgenügsam die Flinte am
Nagel zu belassen. In der Reg-
samkeit können wir von den
modernen Künstlern lernen. Für
die Fortentwicklung der land-
schaftliehen Kunst aber sind wir
auf uns allein angewiesen und können die Ergebnisse aus
anderen Kunstgebieten nicht verwerten. 2) Die Entstehung der
Landschaftsgärtnerei stellt die Moderne in der Gartenkunst dar.
Einer nachhinkenden Moderne bedürfen wir nicht. Krone.
kirschrote Färbung haben uud sehr wohlriechend sein. Die Sorte
wird als Winterblüheria vielleicht eine große Zukunft haben.
Picea
Vom Verfasser für die „Ga;
Rosen.
„Cherry Ripe", reife Kirsche, heißt eine neue Teerose, ein
Sämling von .,Mrs. W. J. Oiant'\ die von der Firnia Paul & Son,
Cbeshunt, in den Handel gebracht wird. Die Blumen sollen eine
') In einer Gegenäußerung (Gartenwelt, Lfd. Jahrg. S. 60)
steht irrtümlich gewöhnlich zu lesen. Meine Auffassung von der
besonderen Art, in der Schneider Gegner zitiert, wird durch das
unterlassen einer Berichtigung nicht verbessert.
') Für Ausnahmen und alles Nähere sei auf meine Arbeit
„Moderne und Gartenkunst", Gartenwelt VI, S. 186, verwiesen.
Koniferen.
Picoa viiiiinalis Hort,
in (l((r kgl. Garteiibaii-Lehranstalt zu Budapest.
Von Karl Rade, Staatsobergärtner in Budapest.
___ (Hierxu eine Abbildung.)
VV eniger schön, aber desto interessanter ist die untenstehend
abgebildete Picea excelsa Zk. var. viminalis Casp., die sogenannte
schwedische Hängefichte. Diese Ficlite zeichnet sich hauptsächlich
durch ihre meterlangen unverzweigten Triebe aus, wodurch sie
aligemein auffällt und die Aufmerksamkeit eines Jeden auf sich zieht.
In unserm mehrere hundert Sorten
zählenden Koniferen-Sortiment bildet
die scbwedische Hängefichte stets die
Zielscheibe, die schon von weitem aller
Augen Pfeile auf sich lenkt, was mich
veranlaßte,denfreundlichen Lesernein
Bild davon vor Augen zu fübren. Der
daneben stehende, hochgewachsene
junge Mann gibt Zeugnis von der
Länge der unverzweigten Triebe
Bemerken möchte ich, daß die
Fichte angepfählt ist, weil sie vor
zwei Jahren verpflanzt wurde, da sie
früher zu nahe am Wege stand. Als
junger Baum zeigt sie gegenwärtig
allerdings nicht viel, verspricht aber
mit jedem Jahre interessanter zu
werden. Wie Beißner sagt, soll sie
Ijinne für einen Bastard zwischen
Picea und Pinus gehalten haben.
x,^ Nachschrift der Redaktion.
<i!^H^er '%V Die beistehende Abbildung der schwe-
'V^^^te^ X'.^!"^ dischen Hängefichte ist in mancher
^W ^^Ca, ^' . I Hinsicht beachtenswert. Sie zeigt
nämlich eine recht deutliche Ab-
^ W '.•*<' T'! weichung der var. viminalis zur
8ks- '-'*W ■ I rirgata- oder Schlangenform und
man könnte sogar vermuten, das
Bild einer Schlangeafichte vor sich
zu haben. Da ist es interessant hier
y^'iSIWijiiaiKä^l einen Ahschnitt zu zitieren aus einem
Artikel des Herrn Kgl. Garten-
inspektors B e i ß n e r ün d ritten Jahr-
gang, Seite 433, der über die H ä n g e -
flehten im Park zu Keinhardsbrunn handelt und der durch 3
Sehr gute Abbildungen unterstützt wird. Beißner sagt dort u. a.: ,.Die
als eigentümliche Sämlinge an verschiedenen Orten durch Knospen-
variation entstandenen abweichenden Pflanzen können nun verschieden
gebildet sein, also voller, dichter und schöner, oder magerer und un-
schön bezweigt (wie die hier abgebildete. Red.) vorkommen. Danach
ist auch, je nach den Individuen, der dekorative Wert ein verschie-
dener. Um die schönsten Formen in ihren Eigentümlichkeiten sicher
zu erhalten, bleibt also nur Vermehrung durch Veredlung auf die
gemeine Fichte, die Stammform. — Bei diesen eigentümlichen Säm-
lingen kommen nun Zwischenformen vor, einerseits zwischen der
Hängefichte (viminalis) zur Ruten- oder Schlangenfichte (virgata) und
anderseits zur normalen Stammform. Dies betont zumal Prof. Fries
in Upsala. Ja, dereelbe Baum kann in der Jugend die Form
virgata, im Alter dagegen die Form riminalis darstellen. Nach Graf
Berg kommen auch beide Typen auf demselben Baume vor.-'
Die Gartenwelt.
IX, 18
Blumentreiberei.
Aus Hamburger Treibgärtiiereieii.
Vom Herausgeber.
I.
Unter den Städten, die ich mit Vorliebe gelegentlich
besuche, rangiert Hamburg mit an erster Stelle. Seine herrliche
Lage, sein berühmter Hafen, seine betriebsamen, gastlichen
Bewohner und nicht zum wenigsten seine herrlichen Gärten
und Gärtnereien sind es, die immer wieder erneute An-
ziehungskraft auf mich nnd wohl auch auf jeden anderen
Menschen ausüben, der Verständnis füi- den Pulssclüag der
Zeit hat. Zur Abwechslung habe ich mir einmal den Winter
zur Fahrt nach Hamburg ausersehen. Winterlich wars nicht,
aber gewaltige Stürme peitschten den schier endlos nieder-
gehenden Eegen. Hunderte und Tausende von Möven be-
lebten das Alsterbassin und spielten sich, ohne dem hastenden
Leben ringsum Beachtung zu schenken, als Herren der Situation
auf. Diese Wintergäste verleihen dem Jungfernstieg und seiner
Umgebung ein ganz eigenartiges Gepräge; sie sind die Lieb-
linge der Hamburger, ähnlich wie die Möven der Limmat die
Lieblinge der Züricher sind.
Hamburg ist nicht nur eine der größten Handelsstädte
des Erdkreises, sondern gehört auch zu den reichsten
Städten, wenn es auch in dieser Beziehung im Reiche erst
an dritter Stelle steht, nachdem Charlottenburg in bezug auf
die Steuerkraft seiner Bewohner an die erste Stelle empor-
gerückt ist. Armut und Reichtum wohnen in der freien
Hansestadt dicht beisammen. Daß die Reichen neben der
Arbeit auch dem Lebensgenüsse nicht abgeneigt sind, wird
durch die zahlreichen Delikatessengeschäfte, die mit den
köstlichsten Früchten des Südens ausgestattet sind, durch den
gewaltigen Wein-Import und unter anderen auch durch die
vornehmen Blumensalons auch äußerlich in sprechender Weise
illustriert. Die Hamburger Blumengeschäfte haben fast durcli-
weg einen vornehmen Anstrich. Im Verhältnis zur Ein-
wohnerzahl stehen sie Berlin gegenüber, das mit Bluraen-
handlungen mehr als überreich gesegnet ist, au Zahl nach,
in manchen Stadtteilen sind sie spärlich, gelegentlich findet
man aber auch ihrer zwei dicht nebeneinander liegend. Man
kann dann immer annehmen, daß die Liebenswürdigkeit und
Anhänglichkeit eines Kollegen an den anderen bewirkt hat,
sich gerade dort anzusiedeln, wo vielleicht der zuerst ansässig seit
Jahrzehnten sein gutes Auskommen gefunden hat, mit dem
stillen Wunsche, ihm nun etwas von seinem Erwerb abzu-
nehmen, um ihn zu „entlasten". Neben Maiblumen, Flieder
und Calla herrschten allenthalben in den Blumenhandlungen
italienische, bezw. südfranzösische Importblumen vor, denn
die großen Hamburgischen Blumengeschäfte sind auch heute
noch auf den Bezug aus dem Auslande und aus anderen
Orten des Reichs angewiesen. Wohl ist es allgemein bekannt,
daß in Hamburg in der Wintertreiberei ganz Hervorragendes
geleistet wird, denn die Hamburger Rosentreibereien waren
vorbildlich für das ganze Deutsche Reich und die zuerst von
den dortigen Treibgärtnern festgestellten besten Treibsorten
werden auch heute noch allenthalben gewürdigt. Aber in
Hamburg befaßt man sich nicht mit der frühesten Rosen-
treiberei. Die ersten Teibrosen kommen dort günstigenfalls
Anfang Februar auf den Markt, noch später aber in einem
Winter, der im Dezember so sonnenlos wie der gegenwärtige war.
Wie überall, so haben sich auch in Hamburg die Gärtnereien
mehr und mehr spezialisiert und auch die Treib- und
Schnittblumengärtnereien haben sich Spezialgebieten zugewandt.
Einer treibt vorzugsweis Flieder, ein zweiter vorzugsweise
Maiblumen, ein dritter nur Calla u. s. f. Für diese teilweise
in bedeutendem Umfang betriebenen Spezialtreibereien bietet
Hamburg kein ausreichendes Absatzfeld. Nur wenige arbeiten
vorzugsweise für das Platzgeschäft, andere setzen nur die
geringeren Qualitäten am Orte selbst ab. In der Hauptsache
wird Versand und selbst Export betrieben.
Unter den Spezialisten der Maiblumen trei b erei
nimmt die altbekannte Firma E. Neubert in Wandsbek, die
sich jetzt schon durch drei Generationen im Besitze der Familie
befindet, die erste Stelle ein. Herr Woldemar Neubert,
der gegenwärtige Inhaber, hat das Maibluinengeschäft auf
eine ungeahnte Höhe gebracht und die Neubertschen Mai-
blumenkulturen und Treibereien sind die größten im Reiche.
Von drei Gewächshäusern von beträchtlicher Größe sind zwei
ausschließlich, das dritte teilweise der Maiblumentreiberei
gewidmet. Eines dieser Häuser dient ausschließlich dem
Treiben von .Eismaiblumen. Bis zum 1. März eines jeden
Jahres kommen täglich 28000 Maiblumenkeime in die Treiberei,
vom 1. März ab täglich 40000. Die beiden großen Gewächs-
häuser haben einen dauernden Bestand von 70 bis 80 000
blühenden und erblühenden Keimen. Die Konservierung von
Eismaiblumenkeimen betreibt die Firma Neubert in großartigem
Maßstabe. Von den etwa 12 Millionen Eiskeimen, die jährlich
in Deutschland konserviert werden, konserviert E. Neubert
allein sechs Millionen. Zu diesem Zwecke wurden entsprechende
Räumlichkeiten in einem dortigen Külilhause dauernd gepachtet.
Das Konservieren der Maiblumen auf Eis verdanken wir
bekanntlich den Versiichen des Handelsgärtners F. W. Böttcher
in Hamburg-Lokstedt, einem der Hamburgersenioren, über
welchen die Leser im siebenten Jalirgang, Seite 191, 192
nachlesen können. Herr Böttcher, der immer noch rüstig
tätig ist, erzählte mir, daß ihn das Bestreben der deutschen
Handelsgärtner, sich vom Auslande möglichst unabhängig zu
machen, vor Jahren auf die Idee gebracht habe, Blumen-
zwiebeln und Maiblumenkeime in dem Eiskeller einer nahe
belegenen Brauerei künstlich zurückzuhalten, um so schon
vom Herbst ab brauchbare Schnittblumen zu erzeugen. Die
Versuche waren sehr mühevoll und umständlich, da bei dem
ständigen Eisverbrauch der Brauerei sich Herr Böttcher fort-
gesetzt nach seinen Versuchsobjekten umsehen und dieselben
immer wieder umlagern mußte. Das Verfahren hatte aber
Erfolg und wurde zuerst von den berliner Blumengeschäfts-
inhabern anerkannt, die den Erfinder auszeichneten, während
die Preisrichter einer von Böttcher beschickten Ausstellung
der Meinung waren, daß das ganze nur eine nutzlose Spielerei
sei. Diese Ansicht hat aber in der Folgezeit keine Bestätigung
gefunden. Dem Anraten seiner Freunde gegenüber,- sich die
Erfindung patentieren zu lassen, verhielt sich Herr Böttcher
ablehnend, da er bei seinen Versuchen nur das Wohl des
Gartenbaues im Auge gehabt habe. Später kam dann ein
Nacherfinder, der sich das Eisverfahren patentieren ließ und
gegen jene Prozesse anstrengte, die neben ihm Maiblumenkeime
auf Eis konservierten. Die Prozesse verliefen aber ungünstig
für den zweiten Erfinder, sein Patent wurde für nichtig
erklärt und heute kann jeder Maiblumen auf Eis legen, der
sich Erfolg davon verspricht. Das Eisverfahren hat manchen
Gärtnern guten Verdienst gebracht, freilich ist andererseits,
wie sich Herr Böttcher äußerte, der Maiblume hierdurch das
Ideale verloren gegangen. Den ganzen Sommer hat das
IX. 18
Die Gartenwe'lt.
Publikum die Blüten der Eisraaiblumen vor Augen und im
Dezember und Januar, wenn die Maiblume etwas Apartes dar-
stellen soll, wird sie als alltägliche Erscheinung nicht mehr
gewürdigt. Die Preise für blühende Maiblumen sind rapid
gefallen, auch für Keime ist der Preis auf zwei Drittel
seiner früheren Höhe gesunken. Vor 20 Jahren zahlte man
noch 30 Mark für 1000 Treibkeime guter Qualität, heute
erhält man für diesen Betrag bereits die gleiche Anzahl bester
Eiskeime. Das Geschäft mit Eiskeimen ist im letzten Jahre,
wie mir Herr Neubert mitteilte, besonders schlecht gewesen.
Die Eiskeime haben abgesehen von dem Umstände, daß man
sie vom Sommer ab zu jeder Zeit zum Blühen bringen kann,
ein Umstand, den ich nur gering einschätze, da er der Mai-
blume den Charakter der Saisonblume genommen hat, einen ganz
speziellen Wert für die frühe
Wintertreiberei: Der Eiskeim
blüht im Gegensatz zum ge-
wöhnlichen Keim schon im
DezembermitLaub, während
die gewöhnlichen Treibkeime
bis in die zweite Hälfte des
Januars hinein ganz oder fast
blattlos sind. Von Januar ab ^
gewinnt allerdings beim Eis-
keim das Laubwerk die Ober-
hand, und die Blätter teilweise
frühzeitig auszubrechen, ist in
Rücksicht auf den Tiefstand
des Preises eine unlohnende
Arbeit. Die Blätter absorbieren
die Hauptreservestoffe, die .
Blumen werden kleiner und
unscheinbarer. Eiskeime erster
Qualität bieten dann der bil-
ligeren und minderwertigeren
Ware gegenülier immer noch
den Vorteil, daß sie auch in
der vorgerückten Jahreszeit
die Blüten über das Laub er-
heben. Viele Abnehmer legen
ein besonderes Gewicht auf
das Vorhandensein von Blät-
tern und Herr Neubert ist
deshalb gezwungen, auch noch
im Januar einen großen Pro-
zentsatz von Eismaiblumen zu
treiben, da manche Geschäfte ausschließlich
ungeachtet der kleineren und unscheinbareren Blumen.
Eiskeime müssen möglichst getrennt von gewöhnlichen
Keimen getrieben werden. Sie vertragen erstens das Spritzen
nicht imd überhaupt keine zu hohe Luftfeuchtigkeit, zweitens
dürfen sie auch nur mäßig bewässert werden. Bei zu reich-
licher Wassergabe gehen viele Keime an Fäulnis zugrunde.
Die Preise für blühende Maiblumen sind auf einem Tiefstand
angelangt, der einen weiteren' Eückgang kaum noch möglich
erscheinen läßt. Die hamburger Treibgärtnereien liefern
blühende Maiblumen erster Qualität zum Preise von 5 Mark,
die zweite Qualität erzielt .3—4 Mark und die dritte Qualität,
die aber immer noch aus brauchbaren Blumen bestehen muß,
wird zu einer Mark pro hundert Stück verkauft: immer je
vier Bund von je 25 Stück erzielen diesen Betrag und werden
YTohl vorzugsweise im Straflenhandel abgesetzt. In besonders
Albrecht Hermes,
umfangreicher Weise importiert auch die Firma Neubert
Palmen und Lorbeerbäume aus dem Ausland, danolion besitzt
sie aber auch große eigene Kulturen in Azaleen und namentlich
von Farnsämlingen, die hier für den Handel in besonders sorg-
fältiger Weise kultiviert werden.
Eine recht umfangreiche Maiblumentreiberei sah ich auch
bei C. Nupnau in Wandsbek. Herr Nupnau, der wohl
heute einer der ersten Hamburger Blumenhändler ist, ist
nicht Gärtner von Beruf. In dem für Hamburg so folgen-
schweren Cholerajahre 1892 begann er seine gärtnerische
Laufbahn, mit dem Blumenkorb unter dem Arm die auf-
gekaufte Ware vertreibend. Das Geschäft florierte, da Freund
Hein schreckliche Ernten hielt und das Kranzbinden kein
Ende nahm. Eine besondere Spezialität der Nupnauschen
Gärtnerei bildet heute die
Kultur von Medeola, Asparagiis
plumosus und namentlich Aspa-
ragus Sprengeri zur Schnitt-
grüngewinmmg. Ä. Sprengeri
ist noch immer die gesuchteste
und ertragreichste Pflanze des
SehnittgTÜnzüchters. A uch Pal-
men und Araucarien werden
von Nupnau für den Handel
importiert, daneben kauft er
in anderen Gärtnereien Topf-
pflanzen zum Wiederverkauf
auf. Daß die Importe auch
l'ei bester Verpackung mit Ge-
fahren verbunden sind, konnte
ich an einer Araucariensendung
wahrnehmen. Der Waggon,
der diese Araucarien enthielt,
war beim Rangieren nn't solcher
Vehemenz auf einen Prellbock
aufgefahren, daß den Pflanzen
teils die Köi^fe, teils ganze
Astserien abbrachen. Ausdieser
Sache hat sich ein Schaden-
ersatzprozeß gegen die betref-
fende Eisenbahnbehörde ent-
sponnen, die wohl den ent-
standenen Schaden zugibt, aber
keine Geldbuße leisten will.
Verdiente Fachgenossen.
Garteiidirektor Albrecht Hermes.
Von Jos. Fr. Horäk, Schloß Dyck, Rhld.
Albreoht Hermes! Seit Jahren hat man diesen Namen weder
gelesen noch gehört, aber vergessen ist er uicht, und der in Fachkreisen
sehr gesehätzte und geachtete Träger diese.s Namens lebt noch; aber
Albrecht Hermes ist jetzt schlichter PrivatmauD, der sich nur noch
zum eigenen Zeitvertreib etwas mit Botanik beschäftigt. Welches
Ansehen er besaß, beweisen mir zur Genüge die häufig an mich
gerichteten Anfragen; viele Briefe und Karten laufen noch ständig
unter seiner Adresse bei mir ein, trotzdem er bereits länger als
fünf Jahre im wohlverdienten Ruhestand lebt. Auch wälirend der
Anwesenheit der Mitglieder der „Deutschen Deudrolo;;. liesellschaft",
die im verflossenen Sommer den hiesigen Parkanlagen einen Besuch
abstatteten, wurde ich viel nach ihm gefragt, und mancher der Teil-
Die Gartenwelt.
IX, 18
nehmer war aufs höchste erstaunt, ihn nicht mehr hier angetroffen Ohsti
zu haben. wied
Es sei mir gestattet, den Lesern der Gartenwelt und damit
weiten gärtnerischen Kreisen ein Lebensbild des Gartendirektors
Hermes in kurzen Umrissen zu geben und im Rahmen dieser Zeilen
ihn selbst gelegentlich reden zu lassen, die ich mit dem Wunsche
veröffentliche, daß es dem verdienten Herrn Hermes Freude bereitet,
auf diese Weise geehrt zu werden.
Albrecht Hermes wurde 1833 in Neuzelle geboren. Er
lernte die Gärtnerei in Belvedere bei Weimar und erweiterte seine
ersten Kenntnisse in Potsdam. Dann bereiste er Deutschland, Öster-
reich, Frankreich, England und andere Länder, wo er an verschiedenen
Stellen als Gehilfe tätig war. In Breslau hörte er zwei Jahre lang
die Vorlesungen des Prof. Göppert über Botanik. Später wurde
er Garteninspektor des botanischen Gartens in Königsberg i. Pr.,
gab jedoch diese Stellung wohl infolge eingetretener Meinungs-
verschiedenheit zwischen ilim und dem Prof. Caspary bereits nach
zwei Jahren wieder auf und betrieb dann auf eigene Rechnung die
Landschaftsgärtnerei. So legte er in dieser Zeit den Seminarsgarten
für das Provinzial-Schulkollegium der Provinz Brandenburg in Kyritz
an. Dort wurde ihm auch das Anerbieten gemacht, die Leitung der
hiesigen Gärten zu übernehmen.
„Der klassiche Hauch, welcher durch den Fürsten Josef zu
Salm-Dyck, den berühmten und hervorragenden Kenner der sukku-
lenten Pflanzen und zugleich den angesehensten Schriftsteller der
in dies Facli schlagenden Literatur, ausging, wehte noch mächtig zu
jener Zeit, und ich beschloß die mir angebotene Stellung in Schloß
Dyck zu übernehmen." So schrieb mir Hermes in einem seiner
Briefe, und ich lasse ihn am besten selbst weiter erzählen: „Als icb
im Frühjahr 1872 nach Schloß Dyck kam, war die Sammlung der
Kakteen freilich nicht mehr in der Vollständigkeit vorhanden, wie
sie Fürst Josef bei seinem im Jahie 1861 erfolgten Tode hinterließ;
das ist wohl ganz natürlich, da Abgänge immer vorkommen, aber
keine Ergänzung erfolgt. Dagegen waren viele wirkliche Pracht-
exemplare von Cereen, Agaven und anderen vorhanden ; so z. B.
entfaltete ein alter Cereus rosirafus im Jahre 1874 eine Blüten-
pracht von 12ö Blüten. Agaven waren in prachtvollen Schaupflanzen
und seltenen Arten vorhanden. Be.sonders reichhaltig war die Aloe-
Sammlung nut231 verschiedenen Spezies, und die Mesembrianthemum
wiesen allein 213 verschiedene Spezies auf. Natürlich bekam ich die
Hände voll Arbeit, es wurde mir aber niobt scbwer, und ich be-
freundete mich sehr bald mit meinen stacheligen Pfleglingen. Durch
Tausch suchte ich das Fehlende zu ergänzen. Doch der Naolifolger
des Fürsten Josef, Fürst und Altgraf Alfred, 1861 — 1888, hatte weit
weniger Interesse an diesen Pflanzen, wünschte aber trotzdem die
Sammlungen, so wie er sie von seinem Onkel erbte, erhalten zu
wissen und bot sie u. a. auch dem botanischen Garten in Bonn zum
Geschenk an, doch wurde die Annahme damals wegen Platzmaugel
abgelehnt.
Mit der Übernahme der Besitzung durch den jetzigen Fürsten
gingen baldigst die ganzen Sammlungen der Sukkulenten in andern
Besitz über, und mit diesen ging gleichzeitig der einstige Weltruf
von Schloß Dyck verloren. Andere Geschlechter — andere Passionen!"
Soweit Hermes; ich habe nur noch weniges diesem hinzu-
zufügen. Es wäre falsch, wenn man glauben würde, daß Garten-
direktor Hermes nur ein „Kakteen"- Spezialist war. • Seine hier
geschaffenen Anlagen beweisen, daß er auch auf dem Gebiete der
Landschaftsgärtneiei ein Meister war. Er veränderte und erweiterte
die bestehenden Parkanlagen bedeutend, und namentlich wurde auch
der viele Morgen Land umfassende „alte Hopfengarten" von ihm zur
schönen Parkanlage umgewandelt, die sich heute an die älteren Teile
passend anschließt.
Aber nicht nur durch die.se landschaftlichen Anlagen hat Hermes
hier bleibende Schönheiten geschaffen, er bewährte sich aucli als ein
tüchtiger Pomologe und Obstzüchter. Er legte einen großen Obst-
garten an, worin er, der damaligen Sortenjägerei entsprechend, dann
aber auch, um den Schülern (Zöglingen) der Landwirtschaftlichen
Schule, die zu der Zeit vom Fürsten Alfred hier unterhalten wurde,
ein reichhaltiges Lehrmaterial zu liefern, eins der reichhaltigsten
timente unterbrachte, das wohl seinesgleichen nicht so leich
fand. Noch jetzt werden hier etwa 240 Sorten Äpfel und
180 Sorten Birnen kultiviert, obwohl ich bereits vieles ausgemerzt
und durch besseres ersetzt habe. Heute pflanzt man seine Obst-
bäume nicht mehr, um diese oder jene Sorte zu besitzen, sondern
in der Erwartung eines frühen und reichen Ertrags. Heute spielt
die Rentabilität des Baumes die Hauptrolle und die möglichste
Beschränkung in der Auswahl der Sorten ist ein wesentlicher Faktor,
um rentable Obstkultur zu treiben.
Das schönste Denkmal aber setzte sich Hermes selbst in den
Bäumen, die er hier anpflanzte. Seltene Bäume und Sträucher, die
er fast alle selbst aus Samen großzog, sind Zeugen seiner dendro-
logischen Verdienste. Es würde zu weit führen, alle diese herilichen
Bäume, die heute schon als wirkliche Prachtstücke die hiesigen Park-
anlagen schmücken, näher zu beschreiben. Sie verkünden dem
Beschauer deutlich, mit welcher Liebe und Sorgfalt ihr Züchter sie
einst pflegte. Er wußte stets mit weitem Blick auch den richtigen
Platz für sie zu finden, wo sie jetzt, in ihrer vollen Entfaltung
stehend, die Augen zahlreicher Bewunderer erfreuen.
Mit Gartendirektor Hermes trat eine auf vielen Gebieten tüchtige
Kraft vom Berufsleben zurück, die noch lange hätte wirken können.
Dies ist bedauerlich, aber durch die Verhältnisse bedingt worden.
Nachdem man ihm seine bevorzugten Lieblinge, die Kakteen, genommen
hatte, konnte ihn nichts mehr in Schloß Dyck halten, und so trat er
am 1. April 1899 nach 27 jähriger Tätigkeit in den zwar wohl-
verdienten aber doch zu frühen Ruhestand.
Trotz der vielen Auszeichnungen, die er sich durch sein Können
und Wissen erworben hat, scheint es., als grolle Hermes seinem
einst so gehebtem Berufe. Alles was ihn nur irgendwie an seine
einstige Lebenstätigkeit erinnern konnte, verteilte er in alle Himmels-
gegenden. Seme reichhaltigen Schritten und seine Bücher verschenkte
er an verschiedene gärtnerische Vereine. Vereinsamt und zurück-
gezogen lebt er jetzt und fast so „stachelig und unnahbar" wie seine
ehemaligen Pfleglinge ist er geworden — bitte das nicht übel zu
nehmen, Herr Hermes — aber sein gutmütiges treues Hera wußte
er sich bis jetzt noch zu erhalten. Bei seinen alljährhchen Besuchen
hier, vergißt er nicht, auch dem letzten seiner ehemaligen Arbeiter
irgend ein „Andenken an Breslau" mitzubringen.
Hier im fröhlichen Kreise seiner alten Freunde, da wird Hermes
wieder jung und ist dann einer der liebenswürdigsten und angenehmsten
Gesellschafter.
Daß er noch lange Jahre im Vollbesitz seiner Gesundheit zu
uns nach dem schönen Rheinland wiederkehre, das ist der Wunsch
seiner alten Freunde, das wünscht ihm sein altes Personal und sein
ihn stets hochverehrender Nachfolger.
Fragen und Antworten.
Beantwortung der Frage No. 290. Sind l'suga eanadensis
und Abics cniinilor im nördlichen Mittolrußland winterhart? {Hier-
xu xwei AbbikUinijrn.)
Die kanadische Hemlockstanne, Tsttga eanadensis Carr. (Syn.
Abies eanadensis Mieh. — Pinus eanadensis L. — Pinus americana
Du Roi), kann sehr gut im nördlichen Mittelrußland durchwintern;
jedoch ist geschützte, ja sogar schattige Lage und schwerer Boden
für ein üppiges Gedeihen unerläßlich. Man hüte sich, nach denselben
Prinzipien wie beim Pflanzen von Picea pungens, P. Eiigelmanni etc.,
welche in leichtem Boden und sonniger Lage am besten aushalten,
zu verfahren. Bei uns gedeiht, Tsuga eanadensis am besten an
schattigen Stellen in feuchtem Lehmboden.
Als ich die Leitung der hiesigen fürstlichen Gärtnerei über-
nahm, waren im Parke schon zwei Hemlockstannen vorbanden ; die
größere war damals bereits etwa meterhoch und ist jetzt eine
stattliche Pflanze von über 3 m Höhe und fast derselben Breite; ich
führe sie im Bilde vor (siehe Abbildung Seite 213). Auch
mehrere Exemplare, die ich später anpflanzte, gedeihen vorzüglich,
um die Hemlockstannen vor Bruch bei starken Schneefällen, Glatteis
IX, 18
Die Gartenwelt.
213
und Sonne zu schützen, werden sie im "Winter mit einfachen,
dünnen Bastmatten umkleidet; so ertragen sie, ohne je zu leiden bis
— 40° C.
Die gleichfarbige Weilltanue, Abtes concolor lÄndl. (Syn. Abtes
lasiocarpa Hort. — Pimis coticnlor Pariatore — Picea concolor Oord. —
Ahies grandis Carr.) hält ebenfalls hier sehr gut aus, wenn ähnlich
wie 'liiiga behandelt. Nur möchte ich raten , sie nicht zu
schattig zu pflanzen, weil sonst die schöne bläuliche Färbung der
Nadeln ausbleibt.
Hier standen früher zwei Abtes concolor in recht sonniger
Lage, gegen Norden geschützt, wo sie fast regelmäßig von der Früh-
lingssonne litten und schlecht wuchsen. Seit ich diese Tannen in
halbschattige Lage pflanzte, gedeihen sie, wie die Abbildung zeigt,
vorzüglich. (S. Abb. Seite 214.) nieylÄ/esccweo/or werden nur von oben
und von der Südseite mit cuu'i- Bastmatte den Winter über geschützt.
Herrn. A. Sandhack, Obergärtner, Dugino, Rußland.
Beantwortung der Frage No. 291. Welches ist das sicherste
Mittel zur Vertreibung der Maulwurfsgrille, QnjUotalpa vulgaris, aus
Mistbeetkästen und aus dem freien Lande?
Maulwurfsgrillen in den Kulturen, sei es im Mistbeet oder Frei-
land zu haben, ist keine angenehme Sache, da diese gefräßigen Kerb-
tiere nicht allein den Boden nach Art dei- Maulwürfe unterwühlen,
sondern auch die Pflanzen direkt anfressen und somit außerordentlich
großen Schaden verur-
sachen. Daß frisohge-
packte Mistbeete beson-
ders von diesen Insekten
aufgesucht werden, be-
ruht nur auf der dort-
selbst vorhandenen
Wärme, wo sie alsbald
beginnen Nester zu bauen
und von diesen nach
allen Seiten Laufgänge
aufwerfen, um zu ihren
Nahruugsspendern, den
Keimlingen oder jungen
Pflanzen gelangen zu
können. In gleicherweise
übt Qryllotalpa t;ulgaris
ihre schädigende Tätig-
keit auch im freien Lande
aus. Das Vorhandensein
von Maulwurfsgrillen
äußert sich meist in dem
Welkwerden der jungen
Pflanzen, deren Wurzeln
man beim Nachsehen ab-
gefressen findet. Wenn
Werren in der betref-
fenden Gegend überhaupt
häufig auftreten, so kann
man gewiß sein, an sol-
chen Verwiistungsorteu
im Umkreis von 30 bis
40 cm auf ein Werren-
nest zu stoßen. Dort wo
es die Kulturen erlauben,
die Gänge der Gryllotalpa
zu verfolgen, was durch
ein Aufreißen mitteist
Finger oder Draht ge-
schehen kann, wird man
bald zu dem Nest ge-
langen. Letzteres, in der
Größe eines Taubeneies,
ist durch eine speiohel-
artige Ausscheidung der
Maulwurfsgrille fest zu-
Tsuga canadensis im Park des Fü
(Rußland). (Zur Fragt
Vom Verfasser für die „Garn
sammengefügt, sodaß es leicht durch einen Spatenstich heraus-
befördert werden kann. Geschieht das Ausheben der Nester im
Juni oder Anfang Juli, in welcher Zeit die Eiablage (200—300
Stück) erfolgt, und werden diese sofort durch Verbrennen vernichtet,
so kann auf diese Weise der schnellen Vermehrung dieses Schädlings
vorgebeugt werden. Ein weiteres Mittel ist das Einsenken großer
Töpfe, welche bis zur Hälfte init irgend einer Flüssigkeit gefüllt
sind. Will man bei diesem Gebrauch auch Erfolg erzielen, so
empfiehlt es sich, die Töpfe miteinander durch Stäbe, die glatt am
Erdboden liegen müssen, zu verbinden, an welchen die Werren ent-
lang kriechen, um schließlich in die Töpfe zu fallen. So Manchen
wird dieses unmöglich erscheinen, doch ist durch Beobachtungen die
Tatsache festgestellt worden, daß während der Begattungszeit die
Qryllotalpa vor ßegattungseifer gleichsam blind umherlaufen und in
diesem Zustand durch erwähnte Methode leicht zu fangen sind.
Anders verhält es sich im Saatbeete, wo den Schädlingen weniger
gut beizukommen ist. Dafür existieren nun eine Anzahl Mittel, wie
Eingießen von Wasser und starkriechenden Flüssigkeiten, Aufstellen
von Fallen usw. in die Gänge der Maulwurfsgrillen. Die Anwendung
dieser Mittel ist ja allbekannt. Nur em wirksames Mittel, das
jedenfalls weniger bekannt ist, mochte ich erwähnen. Wer die
Dr. Neßler'sche Blutlaustinktur kennt, wird auch ihren starken
Geruch wahrgenommen haben. Die Anwendung dieser Tinktur ist
folgende. Zueret verfolgt
man den Werrengang
mittelst eines Drahtes,
bis er nach abwärts führt.
Dort hinein wird ein
kleines Quantum der er-
wähnten Blutlaustinktur,
die man eventuell mit
Wasser verdünnen kann,
gegossen. Um ein Ver-
schlemmen der engen
Eingangsröhre zu ver-
hüten, benutzt der prak-
tische Gärtner einen, aus
einem Laubblatt zusam-
mengefalteten Trichter
und gießt dadurch die
Flüssigkeit. Darauf ent-
fernt man den Blatt-
trichter und nach Vj b's
1 Minute kommt die
Werre zum Vorschein,
die aber am Eingang der
Öffnung durch den star-
ken Geruch betäubt liegen
bleibt und in diesem Zu-
stand getötet werden
kann. Diese Methode ist
keineswegs zeitraubend,
wie sie zu sein scheint,
sondern man kann, wenn
an mehreren Stellen zu-
gleich vorgenommen, in
einer Stunde ca. 30 bis
40 Stück fangen.
Georg Thiem-Müncheii.
— Auf einem Ge-
rn üseland, wo viel Maul-
wurfsgrillen waren, habe
ich mit Fallen auf fol-
gende Weise gute Erfolge
gehabt. Es wurden Blu-
mentöpfe (4 bis ■) Zöller)
rsten A. N. Metschersky zu Dugino im Verband an den
beantwortung No. 290.) Seiten des Beetes bis an
nwelt" photogr. aufgenommeu. den Rand eingelassen
\i^ '"'-
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6W.
214
Die Gartenwelt.
IX, 18
und durch 1 cm starke Stäbe
verbunden. Die Grillen
kommen aus ihren Löchern,
laufen an den Stäben ent-
lang, fallen in die Töpfe und
werden morgens aufge,sam-
melt. M. Kockel-Hainburg.
— Das sicherste Mittel
zur Vertreibung der Maul-
wurfsgrille ist nach meiner
Beobachtung das Weg-
fangen. Sobald man merkt,
daß ein frischer Gang ge-
graben ist, was man am
be.sten bei einem frisch ge-
ebneten Mistbeet oder Beet
im freien Lande sieht, gräbt
man einen Blumentopf oder
,'ein Glas oder sonstiges Ge-
fäß so in die Erde, daß es
mitten unter den Gang zu
stehen kommt, und zwar
mit dem obersten Rand 1 bis
2 cm tiefer als der Gang
selbst. Da man mehrere
Töpfe in ein Beet eingraben
kann, so werden die Maul-
wurfsgrillen auch bald hin-
ein fallen. Ich hatte Ge-
legenheit, diese Methode in
einem größeren Geschäft in
Süd-Deutschland gründlich
auszuprobieren, wo ich man-
chen Tag 1.5—20 Stück ge-
fangen habe. Das Gefäß ist
so einzugraben, daß die
beiden abgeschnittenen En-
den des Ganges mögUchst mit
den Rändern des Gefäßes ab-
schneiden. Man kann auch,
sobald mau merkt, daß dei-
Gang der Grille tiefer in
die Erde geht, nachgraben,
bis er ziemlich steil abfällt,
hier gießt man etwas Petroleum hinein und dann W
Minuten kommt die Grille von selbst heraus.
O. Seise, Gut,sgärtner, Gr.-Benkenhagen (Pomm.).
— Außer dem Aufstellen bzw. Einsenken von Töpfen, Ausbreiten
von Strohmatten, Abfangen bei Lampenlicht, halte ich es für das
Zweckmäßigste, sich auf das Ausheben der Nester, die etwa
Mitte Juni zu finden sind, zu beschränken. Eme bessere Metbode
gibt es bisher nicht. C. Pfeiffer.
Beantwortung der Frage No. 292. Welches ist der beste
künstliehe Dünger für Weinberge und woher kann man ihn beziehen .•"
In den Weinbergen wird nicht ,,ein" Dünger als ..bester"
verwendet, sondern wie bei jeder anderen Kulturpflanze: Stickstoff
in Form von schwefelsaurem Ammoniak, Chilisalpeter, Hornspänen
usw.: Kali als Kainit, 40 °/o Kalisalz usw. und die Püosphorsäure meist
als Thomasmehl, da der in dem Thomasmehl enthaltene Kalk gleich-
falls von Wert ist, oder es werden Superphosphate usw verwendet.
Der Bezug ist durch die Düngerhandlungen, die wohl in jeder kleinen
Stadt zu finden sind, möglich. Sog. Mischdünger, die bereits die
Düngestoffe Kali. Phosphor.säure und Stickstoff enthalten, können Sie
ebenfalls anwenden; auch das Wagnersche Nährsalz. Zum großen
Bezüge wenden Sie sich an die Düngerfabrik H. und C. Albert in
Biebiich. C. Pfeiffer.
Beantwortung der Frage No. 293. Ist es ratsam einen
WeiiilH-rg niederzulegen und da^ Land mit Zwergobst, halb.stämmigen
Obstbäumen und Erdbeeren
zu bepflanzen? Welche Obst-
sorten eignen sich am besten
dazu?
Einen Weinberg nieder-
zulegen, um Zwergobstkultur
etc. zu betreiben, kann unter
gewissen Verhältnissen, wenn
für den Wein die sachver-
ständige Pflege fehlt, für
das Obst dagegen vorhanden
ist. wohl angeraten werden,
wenn die Bodenbeschaffen-
heit es zuläßt, daß Obstbau
betrieben werden kann. Be-
kanntlich sind viele unserer
vorzüglichsten Weinbergs-
lagen wegen ihres Bodens
für den Obstbau absolut
nicht zu empfehlen; ebenso
wird man sich wohl hüten,
in günstigen Weinbergsver-
hältnissen dem Obstbaum
den Vorzug zu geben. Im
Weinklima finden sich aber
nichtsdestoweniger häufig
genug Landereien, die nur
ganz minderwertige Erzeug-
nisse an Kebsaft liefern und
deren Verwendung für den
Tafelobstbau, sich vom wirt-
schaftlichen Standpunkte
ohne Zweifel glücklicher ge-
stalten würde. In solchen
Fällen aber Zwergobstbau
treiben zu wollen, wäre
nicht minder verfehlt, da die
Pflege der Zwergobstbäume
im Verhältnis zum Ertrage
zu hohe Opfer fordert. Em-
pfehlenswerter erscheint mir
in dem Falle der Busch-
obstbauni, die Beeren kuitur
und der Hochstamm. Die
hierfür empfehleusweiten Sorten sind möglichst nach den ieistungs-
fäbigsten Sorten der Umgebung auszuwählen und könnten im All-
gemeinen empfohlen werden von Äpfeln im Weinklima: „Qratie
Herbst-" und „Oraua Franx RUe.'\ „Baumanns Rtte", „Kgl. Kurx-
stiel", „Kanada Rtte.'', „Landsberger Rtte.", „Cax Orangen Rtte."
Wtr.-Gokiparviäne", „Schöner von Boskoop". „Gelber Belleflew"
„Harbsrts Rtte.", „Scharlachrote Parmäne", „Roter u. weißer Astra-
chan", „Cellini". Birnen: „Hardcnponts W. B. B." , „Liegels Hoh-
turbige", Oirie Luise von Ävranches", „Herzogin von AngouUme",
„Mad. Favre", „Neue Poiteau", „Clapps Liebling'-^ usw. Ohne Kennt-
nis der örtlichen Lage kann aber zu etwas Bestimmtem nicht ge-
raten werden. Pfeiffer-Oppenheim.
— Einen Weinberg auszurotten und mit Obstbäumen an-
zupflanzen kann unter Umständen empfohlen werden. Hier wird das
in den letzten Jahren häufig ausgeführt, da infolge der so ver-
heerend auftretenden Pilzkrankheiten die Kulturkosten so hohe sind
und sich daher für viele Besitzer der Weinbau nicbt mehr rentabel
erweist. Ein etwa 40 Ar großes Weinstück wurde hier vor zwei
Jahren in der Gärtnerei ausgerottet, 60 — 70 cm tief rigolt und zu
gleicher Zeit mit Kalk gedüngt, die Lage ist eine südwestliche, nach
Osten von einem bis zu 4 ni hohen Felsen begrenzt. Zur An-
pflanzung wurden Birnpyramiden verwendet, die in einem Keihen-
abstand von 5 in gepflanzt wurden, als Zwischenkultur wurden
Stachel-, Johannis- und Erdbeeren gepflanzt. Da in den ersten
Jahren noch Platz genug vorhanden ist, so werden noch Steck-
Abies concdlur im Park des Fürsten A, N. Metschersky
zu Dugino (Rußland). (Zur Fragebeantwortung No. 2900
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen.
asser, in wenigen
IX. 18
Die Garlenwelt.
zwiebeln, Kartoffeln und verschiedene Gemüse angebaut. Diese Art
der Anpflanzung hat sich sehr lolriend erwiesen. Von Birnen wurden
„Williams Cfirisibirne", „Diels-" und „Hardenponts Bb.", „Duchesse
<l' Ä?igouleme" . „Ciapps Liebliny", „Oure", „Amanlis Butterbirne"
gepfhuizt. J. B., Vevey.
Beantwortung der Frage No. 294. In sumpfigem Gelände
fand ii;l] eine hehr gute Moorerde. Wie kann ich diese Erde am
1-a.schestcn für gärtnerische Kulturen brauchbar maclienV Ist Zusatz
von Kalk zum Neutralisieren der Huniussäuren zu empfehlen oder
schadet der Kalkzusatz spätei- beim Gebrauch der Erde für Topf-
pflanzen?
Zui- Nutzbarmachung einer recht sumpfigen Moorerde kann
ohne Schaden eine Kalkung vorgenommen werden, wenn man vor-
sichtig zu Werke geht. Die sumpfige Moorerde ist in der Regel
reich an Humussäure, welche mit Kalk zu neutralisieren ist. Kalk
trägt sehr zur Zersetzung der organischen, in der Moorerde viel vor-
kommenden ungelösten Bestandteile bei, jedoch sollte zugleich eine
Zufuhr von Kali erfolgen, da es dem Moorboden hieran mangelt. Eine
schädigende nachwirkende Kraft auf die Kulturen übt der Kalk nicht
aus; es ist jedoch anzuraten, die Erde zeitig genug zu präparieren,
damit der Zweck vollständig erreicht ist und die Erde in die brauch-
bare, lockere, trockene, krümelige Form, wie es der Kalk bewirkt,
gebracht ist. Wir haben z. B. im vorigen Herbst einen Erdhaufen
(Erdmischung für Orangenbäume) reichlich mit Kalk durchsetzt, um
die Verwitterung der teils noch jungen Erde zu beschleunigen. Es
hat sich nun trotz mehrfachen Umstecheus desselben bis zum Früh-
jahr (zur Zeit des Verpflanzens; noch ein starker Kalkgeruch er-
halten; das Umpflanzen wurde doch vorgenommen und die Bäume
fühlen sich recht wohl „in dem Kalk'-. Bei empfindlichen Kulturen
möchte ich jedoch anraten, eine vollständige Zersetzung der Mischung
und Schwinden des Kalkgeruches abzuwarten.
Der beste und am schnellsten wirkende Kalk wird der gebrannte
Kalk (Ätzkalk) sein, er läßt sich gut mit der Erde mengen, wird im
Boden leichter gelöst, als der kohlensaure Kalk. Der [gebrannte
Kalk wird gelöscht durch Befeuchten mit Wasser, wodurch er zu
feinem Pulver wird ; dieser gelöschte Kalk wirkt am energischsten
und wenn es dem Fragesteller dai'auf ankommt, schnell zum Ziele
zu kommen, so wird dieser Zusatz der geeignetste sein. BeuQ.
— Um frisch ausgehobene Moorerde recht bald gebrauchsfähig
zu machen i.st sie zwecks Neutralisierung der Humussäure der Ein-
wirkung von Kohlensäure auszusetzen. Letztere ist in unserer Luft-
zusammensetzung reichlich vorhanden, deshalb ist die Erde in schmale,
nicht zu hohe Hügelbeete aufzuschütten, sodaß die Luft von allen
Seiten hinzu kann, und die Erde dem Durchfrieren ausgesetzt ist.
Ein Zusatz von ungelöschtem, sogenanntem Ätzkalk ist nur zu
empfehlen, weil die Erde dann schon in einigen Monaten ge-
brauchsfähig ist. Nachteile für die Pflanzenkulturen folgen aus dem
Kalkgehalt der Erde in solcher Form nicht. A. G. Radde.
Beantwortung der Frage No. 295. Warum nennt man die
Teerosen Teerosen und woher stammt der Name?
In einer alten Zeitschrift wurde diese Frage in dem Sinne be-
antwortet, daß die Rose den Namen Teerose erhalten habe, weil sie
aus dem Teelande China kam und neben ihrer gelben Farbe einen
wirklich feinen Teegeruch aufwies. So war es nur zu erklärlich
auf den Namen ,, Teero.se" zu verfallen. A. G. Radde.
Neue Frage No. 307. in einer vielgelesenen gärtnerischen
Ijebhaberzeitschrift wurde verschiedenthch vor Anwendung des Chili-
salpeters zur Obstbaumdüngung gewarnt und dafür die Grün-
düngung empfohlen. In No. 10 der Pomol. Monatshefte, Jahrg. 1904
wurde dagegen die Anwendung des Chilesalpeters lebhaft empfohlen,
auf Gnind angestellter erfolgreicher Versuche. Wer hat Recht?
Neue Frage No. 308. Ich beabsichtige größere Flächen mit
Weiden anzupflanzen. Welche Art oder Sorte müßte ich wählen
auf Lehmboden, stellenweise unterbrochen von Torfmoor in nasser
Lage? Kann ich diese Flachen noch besser ausnützen als durch
Weidenkultur V
Neue Frage No. 309. Wie werden Rosa cawrna-Samen sach-
gemäß stratifiziert und bis zur Aussaat behandelt? Wann geschieht
die Aussaat am besten, im Herbst oder Frühjahr?
Neue Frage No. 310. Wie kann man frühe Aussaaten von
Gemüsen im Mistbeet vor Mäusen schützen?
Neue Frage No. 311. Wodurch entsteht der Geruch der
Blumen und was ist der Träger desselben?
Neue Frage No. 312. Kann jemand zuverlässigen Aufschluß
über die G ehilfen verbal tnisse in England geben? Ist es für
Deutsche vorteilhaft, dort Stellung anzunehmen? Wohin wendet
man sich und wie sind die Gehaltsverhältnisse und Anforderungen?
Neue Frage No. 313. Ist jemand ein Mittel b.^annt. um
einen Weiher von Grünzeug frei zu halten. Der Weiher ist
1100 ijm groß, 1,4 m tief und hat an T Liter Wa.sser-Zulauf per
Sekunde. Kupfervitriol hilft nur für kurze Zeit.
Neue Frage No. 314. Ich beabsichtige, mir eine Busch-
und Beerenobstplan tage anzulegen. Welche Apfel-, Birnen-,
Johannis- und Stachelbeer-Sorten sind für die nachstehend bezeich-
neten Verhältnisse die geeignetsten? Der Boden ist humusreicher,
durchlässiger Lehmboden in allseitig durch hohe Berge geschützter,
jedoch sonniger Lage. Das Grundstück ist 12 00y qm groß und
erstreckt sich von Nord nach Sud. Bewässerung kann leicht durch
Fluß- und Leitungswasser erfolgen. Würden sich Erdbeeren für
diesen Boden eignen? Rinderdung ist genügend vorhanden. Kann
zur Pflanzung Komposterde, aus Gerbereiabfällen entstanden, mit
verwendet werden?
Neue Frage No. 315. Welches ist die beste Pflanzzeit
für Eichen, der Herbst oder der Frühling? Kollegen wollen
beobachtet haben, daß Frübjahrspflanzung für Eichen vorzuziehen sei.
Neue Frage No. 316. Welche frühblühenden CAry-
santhcmum -Horten ergeben, in Häusern mit abnehmbaren Fenstern
ausgepflanzt, gute Kultur vorausgesetzt, große Schau blumen? Der
Boden ist kräftiger Lehm, gedüngt mit Kuhdung, Ruß und Hornmehl.
Neue Frage No. 317. Wie sind Topfchrysanthemum zu
behandeln, um kurze, starke Triebe mit großem dunkel-
grünem Laub zu erzeugen? Ich gebe meinen Pflanzen zur Hälfte
kräftige Landerde und zur Hälfte Mistbeeterde (keine Misterde) und
entsprechend Sand, mische unter die Erde Knochenmehl und gebe
vom August ab Jauche; dabei schießen sie mir beängstigend in die
Höhe, bringen wohl halbwegs schöne Blumen, Stiel und Laub bleibt
aber immer etwas schwach.
Neue Frage No. 318. Lassen sich Syringa vulgär is-Soiten
durch llol/.stfiklinyc. .Stecklinge von halbreifem Holz oder krautartig
vermehren und wie ist die Behandlung?
Neue Frage No. 319. Wie ist die beste Vermehrung von
Prunus I'issardi? In einem Buche wird Vermehrung durch Samen
empfohlen; wo ist Samen in keimfähiger Qualität erhältlich?
Beantwortung aus dem Leserkreise freundlichst erbeten.
Mannigfaltiges.
Frostschäden an den Kulturen der Riviera und
Oberitaliens.
Von Richard Heimann, Kultivateur der Firma Rene Adnet,
„La Koseraie" au Cap d'Antibes, Frankreich, A. M.
He
Lerrliches Wetter brachte uns der Herbst vorigen Jahres.
Im ganzen gab es nur fünf Regentage, sonst waren es lauter sonnige
Tage bei einer Temperatur von durchschnittlich 18° C im Schatten.
Alles grünte und blute, jeder Kultivateur tat sein Möglichstes, um
die Ernte gewinnbringend zu gestalten. Schon im Monat November
und Dezember gingen ganze Berge von Blumen nach allen Wind-
richtungen und insbesondere nach Deutschland. Es war wirklich
eine Augenweide, diese ganze Blumenpracht um diese Jahre.szeit mit
anzusehen. Für Weihnachten und Neujahr war die Nachfrage so
groß, daß es unmöglich war jeden einzelnen zu befriedigen, weshalb
viele auf den Januar und Februar vertröstet werden mußten, denn
bei solchem Wetter war in diesen beiden Monaten noch mehr zu
erwarten. Doch da brach das Verhängnis lierein, das so viele
Die Gartenwelt.
IX. 18
arm gemacht hat. Am 1. Januar nachmittags vier ühr fiel das
Thermometer plötzlich bis auf den Gefrierpunkt herab, die Luft
war klar und von den Alpen her wehte ein scharfer eisigkalter Wind,
um 8 übr abends war es schon 2° C kalt. In den Gärtnereien war
meist alles ausgeflogen, denn an Neujahr denkt man selb'st hier ans
Amüsieren und nicht ans Gefrieren, und keiner der vom Wein er-
hitzten Köpfe fühlte die Kälte, immer tiefer fiel das Thermometer
und immer näher kam das Verderben. Nur an wenigen Stellen sah
man einige Pechfeuer auflodern, doch auch diese konnten gegen die
für den Süden so ungeheure Kälte nicht ankämpfen, denn gegen
Morgen war das Thermometer bis auf — 10" C gefallen, eine Kälte, die
am blauen Meere kaum je verzeichnet wurde. Bei solcher Witterung
ist natürlich alles erfroren, Rosen, Nelken, Orangen, Tomaten etc.
Der Schaden ist unberechenbar und auf Millionen zu schätzen.
Von Cannes, Antibes, Nizza, Monte-Carlo bis San-Remo, die ganze
Strecke entlang ist alles erfroren. Am besten scheinen wir auf dem
Oap d'Antibes davongekommen zu sein, das sich drei Kilometer ins
Meer hinaus erstreckt und somit seine Wärme von der See her er-
hält; wir hatten nur 7° C, in unserer Gärtnerei sogar nur 4'/," C,
da dieselbe zirkusförmig in einer geschützten Bucht liegt und durch
große Feuer unter Rauch gehalten wurde. So wurden außer
80 geheizten Rosenbäusern auch ebenso viele kalte und unsere
Palmen- und Medeolen-Knlturen erhalten. Wie sehr die Kälte ge-
haust hat, beweisen hier am besten Zahlen; es wurden von Antibes
täglich 900 Körbe mit Blumen verschickt, während jetzt nach der
Kälte kaum 120 auf den Tag kommen und doch war unser Cap am
meisten geschützt. Doch nach vier kalten Nächten hat sich die
Wärme wieder Bahn gebrochen und zeigt das Thermometer während
der Nacht 7—9° C (über dem Gefrierpunkt) und mittags 20—21° C
(im Schatten). Ein wahrer Hohn nach dieser Kälte.
unter diesen Umständen ist dem deutschen Kultivateur nun
die Gelegenheit geboten, zu zeigen, ob er im Stande ist, den Blumen-
reichtum des Südens zu ersetzen. Umsomehr, da für die kommende
Saison auch bedeutend weniger produziert wird, wie in andern Jahr-
gängen, denn viele von den kleineren Züchtern, welche alles ver-
loren haben, sind nicht mehr fähig, wieder anzubauen, was ihnen
die Kälte zerstört hat, weil sie meist aller Mittel entblößt sind,
denn ihr ganzes Vermögen steckte in den Kulturen; andere,
die Vermögen in den Händen haben, müssen erst das Verdorbene
wieder ersetzen, anstatt sich zu vergrößern. Doch schlimm wird es
immer für den deutschen Blumenhändler sein, wenn er sich jetzt
ganz auf den einheimischen Handel.sgärtner verlassen muß, denn
die täglich einlaufenden Briefe mit Bitten um Blumen und wenn es
nur wenige seien, jeder Preis werde gerne bezahlt, auch die Händler,
die hier von Gärtnerei zu Gärtnerei laufen, um Blumen aufzutreiben,
beweisen am besten, wie es daheim bestellt i.st.
Die Preise für Blumen sind auch in Paris riesig gestiegen.
Bücherschau.
Thalackers Adreßbuch für den deutschen Gartenbau und
Kalender 1905. Verlag von Bernhard Thalacker, Leipzig - Gohlis.
Klein 8», 347 Seiten. Preis in Leinewand geb. 2 Mk. öO Pfg.
Das Adreßbuch beginnt mit einer Abhandlung über die Lage
des deutschen Garten bauhandels im Jahre 1904, die in der Haupt-
sache pessimistisch gehalten ist. Die fortschreitende Bewegung für
die Erholungsgärten, Balkongärtnerei und die Blumenpflege durch
Schulkinder wird als fördernd für den Gartenbau im allgemeinen
dargestellt, während die ungünstige Witterung des vergangenen
Sommers in ihrer Wirkung auf übst- und Gemüsekulturen ge-
schildert wird, wobei aber der Topf pflanzenkulturen keine Erwähnung
geschieht. Die Konkurrenz des Auslandes gibt erneut Anlaß zu
Klagen und von dem Schutzzoll wird wenig Erbauliches gehofft
Dann wird den Ausstellungen ein Blatt gewidmet und festgestellt
daß sich eine gewisse Ausstellungsmüdigkeit zeige. Die Kredit-Ver-
hältnisse, das Vereins- und Verbandswesen, die Gehilfenbewegung,
Handel und Verkehr werden in großen Zügen besprochen. Die kleine
Eechtskunde für den deutschen Handelsgärtner ist wie im Vorjahre.
Nach den Bestimmungen der Internationalen Reblaus -Konvention
Vorantwortl. Redakteur: Max Headörffer. Berlin. — Terlae t. Rieh;
hätte das neue Reblaus-(5esetz aufgenommen werden sollen. Das
Ortsverzeichnis ist diesmal zur erleichterten Auffindung auf grüne|ni
Papier gedruckt und im Adressen-Verzeichnis sind ca. l.ö(Xl Adressen
in 50 Orten weggefallen, während etwa 3000 Pinnen in ca. 400
Orten hinzugekommen sind. Dieses handliche Taschenbuch dürfte
sich immer mehr Freunde erwerben, da es mannigfachen Bedürf-
nissen des Handelsgärtners in seinen Kontorarbeiten entgegenkommt.
Aus den Vereinen.
1. Jahresversammlung der Deutschen Dahlien-Gesellschaft,
Sonntag, den 5. Februar, nachmittags 2'/., Uhr, im Restaurant Börse,
Hannover, Osterstrasse 16.
Tagesordnung:
1. Jahres- und Kassenbericht.
2. Vorträge :
a) Herr H. Junge, Hameln: „Die Düsseldorfer Aus-
stellung mit besonderer Berücksichtigung der ausge-
pflanzten Dahhen."
b) Herr C. Bergmann, i. F. Pape & Bergmann, (Quedlin-
burg: „Die besten Dahlien für Gartenau.sschmückung.-
c) Besprechung der ausländischen Dahlien - Neuheiten.
Referenten die Herren Tölkhaus, Bornemann,
Kohlmannslehner.
3. Satzungsänderungen betreffs Vorstandswahl und .Jahres-
versammlung.
4. Neuwahl des Vorstandes.
5. Beschlußfassung.
6. Verschiedenes.
Mittags 1 Uhr gemeinsames Mittagessen im Restaurant „Börse--.
Gäste sind willkommen !
Der Vorstand.
G. Bornemann, H. Kohlmannslehner,
1. Vorsitzender. Geschäftsführer.
Personal-Nachrichten.
Burbank, Luther, Santa Rosa in Kalifornien, über dessen 'Er-
folge auf dem Gebiete der Pflanzenzucht wir im VII. Jahrgang,
Seite 366, einen bemerkenswerten Artikel brachten, erhielt von der
Carnegie- Anstalt in Washington 400tX)0 Mk. für die Förderung seiner
Forschungen auf dem Gebiete des Gartenbaues.
Hallier, Prof. Dr. Ernst, starb Ende Dezember 1904 in
Dachau bei München im 73. Lebensjahre. Hallier war gelernter
Gärtner, der im Jahre 1848 seine Lehrzeit im bot. Garten zu Jena
begann, sich im Jahre 18.54 jedoch dem Studium der Naturwissen-
schaften und der Philosophie zuwandte. Er .studierte in Berlin, Jena
und Göttingen und habilitierte sich 1860 in Jena, wo er 1864 zum
außerordentlichen Professor ernannt wurde. Seit 1883 war er Privat-
mann. Von seinen Werken sind von gärtnerischem Werte seine
der Landschaftsgärtnerei und die Aesthetik der Natur.
Knaack, Bertold, langjähriger Techniker der städtischen
Gartenvt'iwaltung in Magdeburg, zuletzt Geschäftsführer in der
Handelsgärtnerei von W. H. Kraatz in Rastede (Oldenburg), über-
nahm käuflich am 1. Januar d. J. die Villa .,Waldesruh'' im Ostsee-
bade Bruiishaupten und ließ sich dort als Landschaftsgärtner nieder.
R6vdß, Stefan, Hilfslehrer an der Kgl. ung. Gartenbaulehr-
anstalt zu Budapest, wui-de zum ordentlichen Gartenbau-Professor
ernannt.
Rose, Johann Heinrich, Handelsgärtner in Kassel, t am
11. Januar im 83. Lebensjahre.
Wittmack, Geh. Ober -Regierungsrat, Prof. Dr. zu Berlin,
wurde zum Ehrenmitgliede der Academy of Science in St. Louis, Mo.
ernannt.
Wflnsche, Oberlehrer, Prof. Dr. Otto, in Zwickau i. S. ist im
Alter von 66 Jahren gestorben. Seine Excursionsflora von Deutsch-
land und vom Königreich Sachsen sind beliebte botanische Werke,
die viele Auflagen erlebt und ihrem Verfasser dauernden Ruf ge-
sichert haben.
Schmidt & Co., Leipzit?. — Draek: Anhalt. Bachdr. 6nt«uberg, e. Q. m. b.
K^-ei/y
Illustriertes Wochenblatt für den oesamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
4. Februar 1905.
No. 19.
Snchdruck und A'nchhittitin^ aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Topfpflanzen.
.La Hl
„La Reine", eine neue reniontiereude Federnelke.
Von Heinrich Kohlmannslehner, Handekgiiitner, Britz-Beiliii.
(Hierxu eine Abbildung.)
Aus der Sturm 'seilen Züclitiing „Blarktkönvjin" ist die
neue Federnelke ., La Beine" als Sportzüchtung hervorgegangen.
Der Züchter, Herr Riis in Horsens, fand unter Tausenden
von Pflanzen der Sorte „Marktkömgin" einen Sport, welcher
vollständig reinweiße Blumen hatte. Bekanntlich ist die
Muttersorte nicht ganz reinweiß, sondern hat in der Mitte der
Blüte eine rötliche Zone. Es gelang dem Züchter, diesen
Sport festzuhalten und inzwischen fleißig zu vermehren. Daß
derselbe der Züchtung den Namen ,,La Beine" gab, hat, v,rie
er mir selbst schrieb, den Grund, weil er dieser Nelke eine
ähnliche Bedeutung und Verbreitung wünscht wie der be-
kannten Tulpe ,,La Beine".
Nim, eine Königin in ihrer Art
sächlich unter den Federnelken, weil
sie neben der reinweißen Farbe eine
noch größere Blühfähigkeit als die
Muttersorte besitzt. Das Remontieren
der alten Pflanze wird noch wertvoll
ergänzt durch die frühe Blühbarkeit der
jungen Pflanzen, sobald sie ungestutzt
bleiben. So beginnen Stecklinge von
April und Mai bchon Anfang August
zu blühen, Stecklinge von Anfang Juni
blüiien den ganzen September hindurch
und solche von Ende Juli oder Anfang
August sind noch während des ganzen
Oktobers in Blüte zu haben. ^ Ich be-
sitze eine Photographie, welche am
19. September aufgenommen war und
welche ganze Beete in vollendetstem
Flor zeigt. Daß diese Angaben wahr
sind, kann ich damit beweisen, daß ich,
ehe ich einen größeren Abschluß auf
Pflanzen einging, den Züchter bat,
mir wiederholt Blumen zu übersenden.
So erhielt ich u. a. Mitte Oktober
Blumen von vollendeter Schönheit, die
gut gestielt, an den Rändern fein gefranst
und bei gut mittlerer Blütengröße noch
Gartenwelt. IS.
Neue remontierende Federnelke „La Reine
Originabufnahmo für die „Garlenwelt".
die schönste rein weiße Färbung aufwiesen. Selbst in den letzten
(^ktobertagen erhielt ich noch eine Blütensendung, welche leider
auf dem Transport, gelitten hatte, so daß ich sie, entgegen
meiner Absicht, nicht im Verein zur Beförderung des- Gartenbaues
zu Berlin vorführen konnte. Einige damals mitgeschickte
Pflanzen, welche noch reichlich mit Knospen besetzt waren,
bewiesen mir, daß es tatsächlich eine Kleinigkeit ist, diese
neue remontierende Federnelke in überbauten Kästen unter
Umständen selbst noch bis in den November hinein in Blüte
zu haben.
Daß diese Nelke tatsächlich eine remontierende Feder-
nolke von großer Bedeutung ist, geht aus einem Briefe des
Herrn Jac. Sturm an Herrn Riis hervor, in dem es u. a.
heißt: „Die Federnelke "Markiköni(jin<' ist zurzeit von mir
als Neuheit eingeführt worden und zwar sind ihre Vorzüge
folgende: frühere Blütezeit als bei anderen Federnelken-Sorten
und vor allem remontierend bis zum Herbst. Als voll-
ständig rein weiß ist dieselbe niemals
von mir angepriesen worden. Schon
beim Erscheinen von •> Marktkönigin«
sagte ich mir, daß eine ähnliche —
aber rein weiße Nelke von größtem
Werte sein würde, hätte aber nicht ge-
glaubt, daß Sie eine solche finden sollten.
Wenn diese Nelke nicht überall gut
reraontierte, so rührt dies wohl von zu
großer Trockenheit während des Som-
mers her."
Der Züchter selbst schreibt mii-
über seine Neuheit:
„Im Oktober 1899 habe ich unter
vielen Tausenden von Pflanzen von
„llarkikönigin'-'- eine Pflanze mit rein-
weißen Blumen gefunden, die eingetopft
und vermehrt wurde. Dieser Sport hat
sich genügend konstant gezeigt. Ver-
einzelt können noch rotgesprenkelte
Blumen vorkommen, was jedoch im
großen und ganzen ohne Bedeutung ist.
Diese Nelke „La Beine'^ blüht hier be-
sonders reichlich im Juni. Die Blumen
des ersten Flores sind zwar nicht so groß
und langstielig als die von „Diamant",
19
Die Gartenwelt.
IX, 19
jedoch sind sie zu dieser Zeit mehr begehrt. Wenn „Dia-
mant" im Jidi sich entfaltet,» sollte man lieber alle übrigen
Blumen und Knospen von ,.La Reine^'- abschneiden und wenn
erforderlich, die Pflanzen begießen. Der nächste Floi' fängt
dann liier Anfang August an, und diesmal sind es große
Blumen auf langen, kräftigen Stielen. Wenn die
Pflanzen nicht Not leiden, werden sie bis zum Eintreten
stärkerer Nachtfröste noch im Oktober blühen und stehen
dami voll mit Knospen besetzt. Damit die Pflanzen sich
nicht zu sehr erschöpfen, sollte man Mitte Oktober alle ülirigen
Blütenstiele abschneiden.
In südlichen Gegenden würde diese Nelke wohl den
ganzen Winter liindurch blühen und vielmehr Blumen geben
als Remontantnelken."
Dio Herkiiles-Nelkeii Neapels.
Vou C. Sprenger, Vomero-Neapel.
Als ich im .lahre 1878 eben nach Neapel gekommen
war, und noch lange Zeit nachher, waren die Nelken fast eine
Mythe, man kannte nur eine scharlachrote ganz hübsche
und sehr stark würzig duftende Art Baumnelke, nach
Art der „Grenadin^\ d. h. Granatnelke Frankreichs, die zur
Frühlingszeit mit den Rosen konkurrierte und von der man
sich an den Straßenecken um wenige Soldi (1 Soldi gleich
5 Centesimij einen gi-oßen Strauß kaufen konnte. Weiter
gab es dann und wann eine kleine, aber hübsche rein weiße,
etwas remontierende Nelke, die Herr Georg Schottler,
unser noch hier wirkender Landsmann, aus Frankfurt, icli
weiß nicht unter welchem Namen, eingeführt hatte; endlich
gab es da und dort einen Nelkenfreund unter dem alten Adel, der
halb versteckt hoch oben auf den flachen Dächern seine.s
Palastes auf den Mauerrändem in viereckigen Terracottakästen
Nelken zog, von denen aber die Allgemeinheit nichts erfuhr,
weil sie kein Mensch begehrte und es keine Blumen-Ausstellungen
gab. — Dann gab es noch da und dort auf einem alten ver-
rosteten, halb verfallenen Balkon in einer "Vorstadt oder an
der Außenperipherie zuweUen in allen möglichen odei- unmög-
lichen, oft seltsamen Geschirren, undefinierbare alte Nelken-
stöcke, die zur Klasse der Baiunnelken gehörten und, mehr
als Ami)elpflanze dienend, durch die Eisengitter herabwallten,
um mit ihren seltenen, meist feurigen Blüten den Vorüber-
gehenden zur Frühlingszeit zuzunicken, als wollten sie ihm
Geschichten erzählen von Sehnen und Lieben und wilder
Leidenschaft hinter den verstaubten trüben Scheiben. Auch
draußen auf dem Lande, in den Städtchen und Dörfern, gab
es solche Nelken und dort findet man sie auch heute noch.
Das war alles. Dann aber kam neues Leben nach Neapel.
Allerlei fremdes Volk, Gärtner und solche, die es gerne
werden wollten, weil ihnen die Millionen, die der Samen-
handel und die Blumenzucht den Dippe's, den Benary's und
Vilmorin's abgeworfen hatte und die sie nun so im Vorüber-
gehen aufzulesen hofften, wenn sie sich einen „braven Gärtner"
verschrieben, um es hernach, wenn sie ihm alles, wie sie
glaubten, abgesehen hatten, selber zu machen und den
„braven Gärtner" dann abzulehnen. — Aber es kam oft
anders.
Der damalige Prinz von Neapel, unser jetziger König, dem
jeder Mensch mit Kopf und Herz am rechten Flecke gut sein muß,
war großer Blumen- und .vornehmlich Nelkenfreund und da er
jahrelang als kommandierender General und Oberbefehlshaber
der hie.sigen Truppen -Abteilungen in Neapel residierte, zog er
selber zur Erholung mit seinen norditalienischen Gärtnern auf
den sonnigen Terrassen des gewaltigen Königsschlosses schöne
Nelken, nicht nur was es hier gab, sondern er sammelte auch
in den neapolitanischen Landen, und sein besonderer Liebling
war die alte Granatnelke von Torre del Greco am Fuße des
feurigen Vesuv, nahe beim wieder erstandenen Pompeji.
Diese Nelke hatte auch Samen erzeugt und aus diesem Samen
Zügen die kronprinzlichen Gärtner eine schöne hellscharlach-
rote Art ,,Grenadin'\ die man bald nachlier allgemein als
,^Principc di Napoli.- .sah und kultivierte und die eine der
Pioniere der heutigen Nelkenzucht Neapels war. Dem selu-
beliebten damaligen Kronprinzen zu Liebe pflanzte bald alle
Welt Nelken und alle Terrassen und Balkone, besonders die
der verwandten Aristokratie und hohen Beamten, wimmelten
zur Frühlingszeit von blühenden Nelken. Dazu machte sich
aber auch der gute Geschmack in der Binderei und in den
Blumen -Arrangements immer mehr geltend und immer neue
und mehr frische Blumen wurden zur Fremden-, also Winters-
und Frühlingszeit, begehrt. Neue Gärtner, Neapolitaner, die
früher auswanderten und den heimischen vmdankbaren Boden
verlassen hatten, kehrten heim und brachten den guten
Geschmack, ilen zu verbreiten sich auch deutsche Gärtner,
nicht alifi ili.' [liiiicller, bemüht haben, mit. So entdeckten die
guten X(:i|M.litaiiii plötzlich, was ihnen gefehlt hatte und
was sie 'ly.'ntliih so lang entbehrt hatten und fanden, daß
eigentlich die Nelke, ihre Lieblingsblume, ihre National-
blume sei — liebten sie mit einem aufwallenden Feuer, das
so lichterloh loderte und noch lodert, daß Neapel zur Frülilings-
zeit förmlich in Nelken schwimmt und diese edle Blume der
Stadt für eine gute Zeit lang ihren Stempel aufdrückt.
Würde man den bourbonischen Schimmel aus dem Stadtwappen
als veraltet entfernen wollen, ich würde, so man meinen Rat
begehren würde, sagen: nehmet das Savoyardenkreuz mit
einer feurigen Schiavoner-Nelke darin als Wappen! —
„Schiavone", d. h. eigentlich „Slave", könnte aber auch
auf Venedig deuten, wo die Riva dei Schiavoni der schönste
Quai ist. „Scliiitmui- hcilJt nämlich eine Nelkenklasse oder
eigentlich nur mi.' ii. I pm purfarbene Riesennelke mit einem
grünen Schopf m 'l'i- Mitte, die mitten im Nelkentrubel in
Neapel a\iftauchto und von der niemand sagen konnte, woher
sie kam. Sicher war sie lange da, vielleicht Jahrhunderte.
Sie fristete ihr sonniges, aber einsames Leben irgendwo
hoch oben, über allem Erdenjammer ei'habeji und nm- zu-
weilen trug ein halb melancholischer, vornehmer oder exotischer
Jüngling eine solche Purpurnelke im Knopfloch, die dann
wohl berochen und bewundert wurde, um die man sich
sonst aber weiter nicht kümmerte, denn „leben, lieben und
lachen" sind die drei ausschließlichen Beschäftigungen eines
Neapolitaners oder sie waren es doch. Jetzt ändern sich
allerdings die Zeiten und mit ihnen auch diese harmlosen
Menschen. Warum also nennt man diese Riesennelke nun
„Slave"? Das ist dunkel und ich konnte nicht ergründen,
woher dieser Name stammt. Der Lateiner liebt nur sich
selbst, er liebt weder die Slaven noch andere Völker.
Die Deutschen respektiert er, aber er liebt sie nicht, d. h.
natürlich im allgemeinen. Vielleicht, sage ich mir, hat
der Name ..Schiavone"- einen religiösen Ursprung, weil im
Süden da und dort berühmte und wundertätige Mutter-
gottosbilder dunkel, fast schwarz sind und man diese Ma-
donnenbilder auch „Schiavone" nennt; so ist vielleicht ganz
zufällig dieser sonst hier so absonderliche Name auf diese
IX, 19
Die Gartenwelt.
äl9
seltsame dunkelfarbene, fast düstere Nelke übergegangen, die dem
harmlosen, kindlich reinen Gemüte des Neapolitaners ganz
mysteriös erscheinen mochte, als sie plötzlich da war, ohne
daß er wußte, woher sie kam. Sie war wie ein Mädchen
aus der Fremde, das viele Gaben verteilte. So komme ich
nun auf die Klöster.
Ich glaube fest, daß diese Riescnnelke ein Produkt der
Klostergärten vergangener Jahrlnmderte ist. Als diese
Klöster aufhörten zu sein und ihre Gärten verwildeiten,
nahmen ihre Getreuen, die Vornehmen und Reichen, auch die
Schätze der Gärten in ihre Obhut. Hier ganz nahe bei
mir liegt das alte Kloster San Martino, jetzt ein Museum,
unter der Königin Johanna I. zur Zeit des Papstes Urban X.
erbaut und Jahrhunderte hindurch von Carthäusermönchen
bewohnt, die den einst wilden, bewaldeten Hügel, die Kuppe
des Vomero, in blühende Rebengärten verwandelten und die
in ihren stillen Gärten der Blumenpflege lebten und sicherlich
neben Rosen, Lilien und den Münzenkräutern auch die Nelken
jiflegten.
Auch pflegten einst die weißen Benediktiner Rosen und
Nelken, sowie weiße Lilien. Ihr Kloster lag in einem Stadt-
teil, der noch heute den Namen Montoliveto, also Ölberg,
trägt, obwohl ihn jetzt ein dichtes Häusermeer einnimmt.
Ein Sitz der Nelkenzncht war einst auch das alte nun ver-
lassene Kloster Montesarco in einer Nachbarprovinz und
dort gilit es im Juni des Jahres noch heute ein hohes
Kirchenfest, bei dem die Nelke eine bedeutende Rolle spielt,
und endlich ist das berühmte Kloster Monte Cassino noch
heute der Sitz der Blumenzucht, denn die duftende Nelke war
die Lieblingsblnnie der Äbte. So blieb mir kein Zweifel
mehr, daß eines dieser Klöster, einst der Schauplatz gründ-
licher Nelkenkultur, der Schiavonernelke das Leben gab, das
sie später auf einer grauen Terrasse eines alternden Palrizier-
hauses irgendwo im großen Neapel weiter fristete, bis die
Mode kam, vereint mit der Gewinnsucht, und sie an das
Licht zog.
Die „Herkulesnelke\ wie ich diese „Schiavone'' nannte,
da der Name schlecht paßte, gefiel mir vor etwa sieben
Jahren so sehr, daß ich sie in Kultur nahm, weiter darauf
baute, um sie später, wie ich hoffte und wünschte, trotz
ihrer Felder womöglich in einem gewählten Sortimente dem
Handel zu übergeben. Sie ist eine völlig von allen bekannten
und kultivierten Nelken verschiedene Art, eine Baumnelke, die
viele Jahre ausdauert, aber doch am besten durch Senker
iider Stecklinge alljährlich verjüngt wird. Sie hat schlanke,
hochragende Stengel, mit schmalen, lichthell aschenfarbenen,
purpurn angehauchten Blättern und meist einzeln stehende,
auf hohen geschmeidigen Stielen ragende, sehr große Blumen,
die, so man sie gut kultiviert und etwaige Nebenknospen,
wie bei den Chrysanthemums, zeitig entfernt, einen Durch-
messer von 10 cm und mehr erreichen, dicht gefüllt sind
und in der Mitte einen knorpeligen, meist grünen Knopf
tragen. Die Farbe der typischen Art ist ein reines, tiefes
Purpurrot, doch gibt es jetzt scharlachrote, rosafarbene, blaß-
rote und weiße, auch eine schwefelgelbe und gesprenkelte.
Sie bringt bei sorgfältiger Behandlung ab und zu ein paar
Samenkörner imd diese gaben andere Farben, alier keiner ihrer
Abkömmlinge erreicht die Größe des Typus. Sie remontiert,
doch nicht stark, und blüht bei geeigneter Pflege und Wärme
vom Dezember bis Juli, also zu einer Zeit, wo man ihre
Blumen gut bezahlt. Aber sie platzt, das heißt, ihre Kelche
sind nicht stark genug, um den Druck der Fülle der Petalen
auszuhalten. Das ist ihr einziger, allerdings schlimmer Fehler.
Die hiesigen Nelkenzüchter, und deren sind jetzt Legion,
schneiden, um das zu vermeiden, die Kelchzähne vorzeitig
ab und erreichen dadurch, daß die Blumenblätter gleichmäßig
verteilt bleiben. Aber so was ist mühsam und sieht auch
nicht gut aus, es verletzt des Kenners Blick und man ver-
wirft im allgemeinen nicht mit Unrecht solche Platzer. Da
sie aber so viele Vorzüge hat und vor allem eine Zukunft
als sogenannte Treibnelke hätte, da sie leicht in geeigneten
Häusern aufblüht und den ganzen Winter ihre schönen Blumen
bietet, so könnte man ihr diese Fehler verzeihen. Auch sind
nicht alle ihre Nachkommen, die aber auch nicht mehr reinen,
unverfälschten Blutes sind. Platzer.
Neben diesen „Herkules'^- resp. „6W»aüo«e"-Nelken gibt
es in Neapel eine andere kulturwürdige, wie im Handum-
drehen entstandene Nelkenklasse, die weiter keinen Namen
hat und die ich deshalb einfach „Remontant- Nelken von Neapel''
nennen will. Sie verdanken ihr Dasein den obgenannten
Granatnelken, vielleicht dem Blute dieser oder jener Herkules-
nelke und einigen aus Erfurt hier eingeführten Sorten. Ich
selbst ließ mir vor Jahren aus Erfurt gute Nelkensenker
kommen, die meinen Nelken etliches frisches Blut zuführten,
soAveit einige von ihnen, wie die gelbe „Gerj/iawia'', überhaupt
zur Blüte kamen und nicht bereits nach einem halben Jahre
abstarben. Deutsche Nelken passen für unser Klima schlecht
und gehen fast alle ein! Diese Remontantnelken werden
von den Züchtern ebenfalls alljährlich verjüngt und wachsen
ziemlich leicht aus Stecklingen. Die Anzucht aus Senkern
ist hiesigen Züchtern viel zu beschwerlich und umständlich, auch
garnicht nötig. Sie machen Stecklinge zeitig im Herbst \md
Winter, schneiden ihre Blätter kurz und stopfen sie in große
Töpfe recht eng beisammen in leichte sandige Tufferde!
Wir haben meist Tufferde. Lehm, wie deutsche Gärtner von
hier vor Jahren einmal berichteten, haben wir \\m Neapel
nicht. Die guten Leute wollten die Welt hier verbessern und
konnten selber nicht einmal Lehm von vulkanischer Tufferde
unterscheiden. Lehm findet sich erst in der Provinz von
Salerno. — Im F'rühling pflanzt man die gut bewurzelten
Stecklinge an Ort und Stelle, entspitzt, stutzt, läßt nicht
blühen und bereitet die Pflanzen gut zum Winter- und Früh-
lingsflor vor. Das ist alles. Diese neapolitanischen Remontant-
nelken sind schlaff, müssen aufgebunden werden, geben aber
reichlich sehr langstielige, resp. stengelige, große und schöne
Blumen. Es sind besonders rote Farben beliebt, und eine
hat ein so entzückendes leuchtendes Karmesinrosa, daß unser
Kaiser beim letzten Weilen im Golfe, als man ihm Sträuße
der schönen „Partenope" auf den Ti.sch gestellt hatte, davon
mehr begehrte und die Nelke für Berlin bestellte, wie man
mir erzählte. Aber auch sie sind teilweise Platzer, dennoch
aber so leicht imd reichblühend, so unendlich dankbar, daß
es wirklich der Mühe lohnen müsse, sie unter Glas für den
Winter zu ziehen. Ich glaube, es kommt noch dazu! Auch
sind die meisten dieser Kinder Neapels immerblühend, wenn
man will, und der Züchter hat es in der Gewalt, ihre Blüten
zu sammeln, wann es ihm paßt. Geschwemmt blühen sie
den heißen Sommer hindurch, fallen nach dem ersten Herbst-
regen unbedingt aufs Neue mit reichem Flore ein, ruhen
nicht den langen Winter und sind unermüdlich zur eigent-
lichen Nelkenzeit. Das sind Eigenschaften, die selbst die
beliebten Lyoner Remontant-Nelken, die auch zuweilen Platzer
sind, nicht haben. Noch im Herbst sah ich, nachdem die
Die Gartenwelt.
IX, Hl
ersten Herbstregeii gefallen waren, wunderbar frische, herr-
liche Nelken auf den Straßen feilbieten.
Alle diese Nelken wachsen hier an den nach 0.sten.
Süden und Westen liegenden Bergterrassen des Posilipo, des
Voniero und Capodiraonte in der leichten, oft recht sandigen
Tufferde ganz ausgezeichnet und gedeihen bei pa.ssender
Düngung und Pflege prächtig. Wie gesagt, erschöpfen sie
sich unter fortwährendem Blühen rascli, die Pflanzungen
müssen alljährlich verjüngt werden, und damit müßte auch
wohl der Treibgärtner und Nelkenkultivateur im Norden
rechnen. Sie haben selbstredend mit meinen Margareten-
Nelken nichts zu tun. Diese bilden eine ganz aparte Rasse
für sich und sind ursprünglich in verschiedenen Gegenden
Siziliens heimisch. Jede gegenteilige Mitteilung ist falsch und
beruht auf Täuschung. — Es ist schwer festzustellen, welche
Flächen hier mit Nelken bebaut werden, doch ist ihre Kultur
jetzt sehr bedeutend geworden; ich schätze nach ganz
allgemeinen Überschlägen die Gesamtkulturen auf 12—15
Hektare. Die meisten Blumen gehen im Herbst und Winter
nach Rom und den anderen großen norditalienischen Städten,
manche in das Ausland, auch hat sich neuerdings ein
stilles Syndikat unter den neapolitanischen Händlern gebildet,
um die Preise zu halten, und das war sehr vernünftig.
Alles Minderwertige wird hier verbraucht, zur Fremdenzeit
bilden Nelkensträuße zeitweise den Hauptartikel der Händler
und Hausierer. Im Winter sind auch hier Nelkenblumen
sehr teuer, aber die Nachfrage steigt von Jahr zu Jahr, und
wenn ich bedenke, was vor ca. 15 Jahren hier war und
diesen gewaltigen Aufschwung sehe, so muß ich staunen, um
so mehr, als ich wohl weiß, was das gerade für Neapels
Verhältnisse sagen will.
Zum Schluß möge man mir es gestatten, hier noch ein
kleines Nelken-Intermezzo mitzuteilen, das zwar kein weiteres
Interesse hat, aber dennoch vielleicht nützlich erscheinen
mag, indem es einige Streiflichter auf des deutschen Gärtners
Leiden und Freuden in der berühmten Golfstadt werfen
wird. — Ich hatte mir vor zirka 7 Jahren einen Nelken-
garten angelegt und kultivierte mit Eifer Herkules- und
neapolitanische Remontant - Nelken , um die schon vor-
handene große pm-pua-ne Herkules und andere zu verbreiten.
Da es aber nicht konvenierte, Listen darüber zu verscliicken,
so offeiierte ich sie einem Hause in Europa außerhalb Italiens.
Dieses Haus fragte darnach bei einem deutschen „Samenhändler"
in Neapels Umgebung an und verlangte Auskunft über meine
Nelken! Der Händler war aber nicht in der Lage, eine
solche Auskunft zu geben, weil er von Nelken überhaupt
nichts versteht; er schickte deshalb seinen Obergärtner bei den
Nelkenbauern hier oben umher, um darnach seine Bericht-
erstattung zu formulieren; wie, kann ich mir lebhaft vor-
stellen, denn das Geschäft zerschlug sich. Nicht lange
darnach waren zur Nachtzeit Menschenkiuder über die
Mauern in meinen Garten geklettert, hatten meine Nelken
teilweise gestohlen, den Rest aber herausgerissen und ver-
nichtet. Ich selber ging darnach auf Reisen, nachdem
ich meinen Leuten zuvor den Wunsch ausgesprochen hatte,
bei meiner Rückkehr in meinem Garten von Nelken nichts
mehr finden zu wollen. Jetzt ist bereits einigen Nelken-
bauern die, ich weiß nicht genau, aber mir scheint: 10 000
Franken-Nelke der Zeitimgen in den Kopf gefahren, auch
haben Engländer und Amerikaner die purpurne Herkules im
Triumphe entfülu-t, — der neue Nelkentaumel kann also
losgehen.
Dacrydiiiiii eiipressiniim Solander.
llUerxu eine Abbildmig.)
XJ\e oypressenaitige (Juinmitanne*), die zur Familie der
Taxaceen gehört und auf Neuseeland heimisch ist. i.st eine bei uns
selten anzutreffende Kalthauspflanze, die, im Sonimei' im Freien
aufge.stellt, einen eigentümlichen Reiz ausübt. Die hängenden Zweige
sind bei gut kultivierten Pflanzen von großer Wirkung. Je älter
die Pflanzen werden, um so großartiger i.st die Bekleidung des
Stammes, was man von anderen Kübelkoniferen nicht sagen kann.
Das Seite 221 abgebildete Exemplar befindet sich im Garten des
Hochadligen Fräuleinstiftes zu Mosigkau bei Dessau und wurde vom
Stiftsgärtner Ad. Herre während seiner fast öOjährigen Tätigkeit
aus einem Steckling erzogen.
Finger- oder handlange Triebe wachsen aufrecht unter eine
Glasglocke gestellt sehr leicht im Kalthause.
Die Erde besteht aus gutem Kompost und etwas Laub- und
Nadelerde.
Der Stand darf im Winter nicht zu gedrückt sein, da die
jungen Triebe leicbt stocken. Auch gegen Nachtfröste ist die
Gummitanne sehr empfindlich. Vom 24. Mai bis 25. September
steht sie hier im Freien. C. H.
Die rationelle Kultur der Gardenia.
Von Peter Geier, ßicbmond (England).
Öohon als junger Gehilfe, als welcher ich in einer Gärtnerei
Gardenien kultivierte, hegte ich reges Interesse für diese henliche
Blume und ich habe bereits im VII. .lahrgang Seite 302 der
„Gartenwelt"**) meine Erfahrungen in der Gardenienkultur ver-
öffentlicht. Erneut wurde ich an die Gardenien erinnert, als ich
vergangenes Frühjahr nach London kam und Gardenienblumen von
Straßenhändlern für 2 Pence := 1(3 Pfennig das Stück feilgeboten
sah. Da dachte ich, im stillen bedauernd darüber, daß man diese schöne,
in Deutschland nur seilen anzutreffende Blume hier so alltäglich ge-
macht imd im Preise gedrückt habe. Ich sollte jedoch später eines
Besseren belehrt werden und erfahren, daß viele englische Handels-
gärtner einen schönen Verdienst von der Gardenienkultur haben, ob-
sohon die Blumen in der Hauptsaison so wohlfeil auf der Straße
käuflich sind. Natürlich sind diese Blumen für 1—2 Pence von
geringerer Qualität; bessere Blumen werden in Blumengeschäften
weit teurer vei'kauft. Es ist tatsächlich ein Wunder, daß in Deutsch-
land die Gardenie noch nicht ein Handelsartikel geworden ist und
die Gardenienkultur noch auf dem Standpunkt steht wie vor 10 bis
15 Jahren. Sollten die Blumen nicht den Beifall des Publikums ge-
funden haben? Ich glaube das Gegenteil ist der Fall. Würde man
sie in so gießen Mengen anbieten können, wie hier in England, so
würde sicherlich ein jeder sich heber eine Gardenienblume fürs
Knopfloch, als eine welke, geruchlose Rose oder Nelke des Südens
kauten. Vor ö bis 7 Jahren war ich in Deutsehland in einer Gärtnerei
tätig, die Gardenienblumen für 30 bis 60 Pfg. das Stück versandte,
zu derselben Jahreszeit, zu welcher man sie in England schon für
10 bis 20 Pfg. auf dem Markt verkauft. Trotzdem glaube ich, daß
der englische Gärtner von seiner Großkultur ent.schieden bessere
Verdienste bei größerem Absatz und rationeller Kultur hat, als
sein deutscher Kollege, der höhere Preise bei kleinem Umsatz
erzielt. Man ist in Deutschland noch allgemein der Ansicht, daß
die enghschen Gärtnereien förmliche Goldgruben seien und Blumen
in England besser bezahlt würden. Dies ist entschieden unrichtig.
Ebenso falsch wäre es, über eine schmutzige Konkurrenz zu zetern,
weil die schöne Gardenie so wohlfeil verkauft wird, denn eine schone
*) Anmerkung der Redaktion. Im VI. Jahrg., Seite 594,
finden die Leser eine Abbildung des verwandten Podocarpus
dacryoides.
**) Anmerkung der Redaktion. Man lese ferner über
Gardenien im II. Jahrgang Seite 225, 305, im III. Jahrgang Seite 401
und im VIT. Jahrgang Seite 208 nach.
IX, l!t
Die Gartenwelt.
221
Blume sollte aucli so volkstümlich als möglich gemacht werden. Nur
wenige kümmern sich um eine Blume, die von der Gärtnerei nach
dem Blumengeschäft für 30—60 I'fg. geliefert, dort mit 60 Pfg. bis
1 Mk. pro Stück verkauft wird. Es würde entschieden leichter sein,
t! Blumen ä 10 Pfg. als eine einzige Blume für 60 Pfg. zu ver-
kaufen und das Publikum wüide .sich viel mehr für unser Geschäft
interessieren, wenn es ■/.. B. schone Gardenienblumen zu annehm-
barem Preise haben könnte, während es in der Hauptsache auf
die geruchlosen und von der K'eise verdorbenen Blumen des Südens
angewiesen ist.
Durch nichts anderes könnte man die Zijfuhr aus dem Süden
mehr unterbinden, als dadurch, beliebte Schnittblumen durch rationelle
Kultur zu möglichst niedrigen Preisen auf den deutschen Markt zu
bringen. Das breite Publikum würde dann schon auf den Geschmack
kommen. Das wäre praktische „Selbsthilfe" und besser als das
Betteln um hohe Zölle. Heute wüi'don die Zölle nur den Erfolg
haben, daß der Blumenhandel empfindlich geschädigt würde, da die
deutschen Gärtner noch nicht in der Lage sind, zu Preisen zu liefern,
die das Mittelstandspublikum für frische Blumen bezahlen kann.
Man muß nur in London im Winter den Covent Garden
Market besuchen, um einen Begriff davon zu bekommen, was hier
m südländischen Blumen abgesetzt wird; trotzdem scheinen die eng-
lischen Handelsgärtner
nicht viel über diese Kon-
kurrenz zu klagen. Es
mag sein, daß das eng-
lische Publikum im all-
gemeinen mehr für Blu-
men anwendet als das
deutsche, aber sollte das
deutsche Publikum nicht
auch mehr dafür zu ge-
winnen sein?
Nach dieser Ein-
leitung, die ich voraus-
schickte, um anzudeuten,
daß man sich in Deusch-
land der Gardenienkultur
an nehmen sollte, als Zweig
der Großkulturen, komme
ich zum Gegenstande des
Artikels, der Gardenien-
kultur. Darüber will ich
auf Gi-und meiner Er-
fahmngen berichten, die
ich in Deutschland und
im Auslande gemacht
habe und die ich in Eng-
land um wichtige Einzel-
heiten bereichern konnte.
Die Vermehrung
der Gardeniaist zwar auch
durch Samen und Ab-
leger möglich, geschieht
aber am besten durch
Stecklinge von Febniar
bis Mai. Man schneide
tunlichst kurze vor-
jährige Triebe, welche
man an ihrer Basis am
alten Holz von den Mut-
terpflanzen abschneidet
und in ein Vermehrungs-
beet in Sand oder sandige
Heideerde steckt, wo sie
sich bei 22— 27 °C Boden-
wärme und guter Feuch-
tigkeit schnell bewurzeln.
Nachdem .sie in kleine
Prachtpflanze von Dacr
Originalaufnahme für
Töpfe gepflanzt sind, können sie im temperierten Hause oder, was
vorzuziehen ist, im warmen Kasten untergebiacht werden. Man
halte sie, besonders an .sonnigen Tagen, durch öfteres Spritzen gut
feucht und gewöhne sie sobald als möglich an die Sonne, damit selbst
im Sommer nur ein ganz leichtes Überspritzen der Fenster mit
Kalkmilch genügt. Man verpflanze bis Ende August zweimal,
zuerst in 3 zöllige (8 cm) und dann in .ö zöllige (13 cm) Töpfe in
Ra.sen-, Laub- und Heideerde etwa zu gleichen Teilen und mit Sand
und Hornspänen oder Kuhfladen vermischt. Die Pflanzen müssen
pinciert weiden, damit sie buschig wachsen. Nach dem ersten Ver-
pflanzen ist ihnen etwas Bndenwärme noch sehr bekömmlich; später
an milden, taureichen Nächten oder nach leichten warmen Regen
hebe man die Fenster ab. Im Herbste darf den Pflanzen das
Wasser nicht mehr in so reichlicher Menge geboten werden, jedoch
ist auch im Herbste an sonnigen, warmen Tagen das Spritzen nicht
zu unterlassen, selbst nicht im Winter; denn Luftfeuchtigkeit ver-
langt die Gardenie stets. Sobald kühle Witterung eintritt, werden
die Pflanzen in ein recht helles Haus von 10—15" C gebracht.
Man kann auf diese Weise im Frtihjahr schon nette blühende
Pflanzen in Töpfen haben, welche auch als Topfpflanzen Absatz
finden können.
Zur Seh nittblumuugewinnung ist das Auspflanzen im
Hause das Beste. Man
hat sich hierzu vor allem
kräftige Pflanzen heran-
zuziehen, was in zwei
Jahren geschehen kann.
Im Februar- März werden
am besten die an den
einjährigen Pflanzen vor-
handenen Knospen unter-
drückt und die Pflanzen
sogleich ein wenig in
Form geschnitten. So-
dann ist ein Verpflanzen
in dermaßen große Töpfe
vorzunehmen, daß in
dem Jahre nicht wieder
verpflanzt zu werden
braucht. Man stelle sie
dann etwa in einen war-
men Kasten oder in ein
Warmhaus und gebe
ihnen im übrigen die-
selbe Behandlung als im
Vorjahre. Auf diese Art
und Weise ist man in
der Lage, im dritten Jahre
schöne, zum Auspflanzen
geeignete Pflanzen zu
haben. Ehe ich weiter
über die Kultur berichte,
möchte ich zuerst die
zur Schnittblumenkultui-
der Gardenia geeigneten
Häuser, wie ich sie hier
in englischen Gärtnereien
gesehen habe, beschrei-
ben. Es sind Sattelhäuser,
die in der Mitte etwa
2,75 m und an den Seiten
0,70 m hoch, also ziem-
lich steil sind. Bei einer
inneren Breite des Hauses
von 6 m, ist der Raum
derartig verteilt, daß zwei
65 cm breite Wege durch
das Haus führen, während
das Mittolbeet 2,10 m
yclium cupressii
die „Gartenwelt".
222
Die Gartenwelt.
IX, 19
und die Seitenbeete je 1,30 m breit sind. Was die Heizung
anbetrifft, so möchte ich für jedes Haus einen besonderen Kessel
empfehlen, natürlich nur, wenn es große, etwa 50—00 m lange
Häuser sind. Ich fand diese Einrichtung in §ehr großen englischen
Gärtnereien mit vielen Glashäusern vor. Vier bis acht Reihen
Heizungsrohre, je nach der lichten Weite derselben und der Kälte
der Gegend, werden genügen. Als Ventilation dienen oben ange-
brachte Luftfenster, welche man der Schnelligkeit halber mittels
eines Zuges auf einer Seite öffnen kann. Diese Lüftungsvor-
richtungen sind so bekannt, daß eine iiäheie Beschreibung über-
flüssig ist. Man grabe nun den Boden im Hause tief um und drainiere
ihn gut, wenn er nicht genügend durchlässig ist. Dieselbe Erd-
mischung, wie oben angegeben, wird auch zum Auspflanzen der
Gardenien verwendet und diese auf den umgegrabenen Boden ins
Haus gebracht. Man pflegt in England die Erde zum Auspflanzen
hügelförmig zu setzen (—-w — ~^"^), was entschieden vorteilhaft
ist, da erstens das durch das viele Spritzen und Gießen sich unten
ansammelnde Wasser besser abzieht, Luft und Licht mehr auf die
Tätigkeit der Wurzel einwirkt und später, wenn die Pflanzen stärker
werden, mit frischer Erde aufgefüllt weiden kann.
Man pflanzt also die Gardenien auf die iiräparierten Hügelohen
im Abstände von 80 cm bis 1 m im Verband aus. Es können so
ungefähr 3 Reihen auf das Mittelbeet und je 2 auf die Seitenbeete
gebracht werden. Die beste Pflanzzeit ist natürlich April-Mai, wo
die Pflanzen bei Wärme in kürzester Zeit mit ihren Wurzeln in die
frische Erde eindringen werden. Zur ferneren Behandlung ist das
früher Erwähnte stets zu beachten. Wärme und Feuchtigkeit ist
das, was die Gardenia zum guten Gedeihen unbedingt verlangt. Auch
im Sommer heize man an kühlen Tagen und Nächten, um vollen
Erfolg zu haben. Schon im nächsten Heibst ist dann ein kleiner
Flor zu erwarten. Im November gönne man den Pflanzen etwas
Ruhe durch vermindertes Gießen und Heizen, sodaß die Temperatur
10 — 12,5" C beträgt. Mitte Januar ist jedoch die Temperatur, um
einen frühen Flor zu haben, auf 15—20° C und später im Februar
auf 22° C zu steigern. Das Gießen und Spritzen wird mit dem
Fortschreiten der Pflanzen und Erhöhung der Wärme vermehrt, wie
auch die Luftfeuchtigkeit durch Naßmachen der Wege und Heizungs-
rohre gesteigert werden muß. Auch ein wöchentlicher Dungguß mit
Kuhjauchc oder Hornspänewasser ist ihnen nun sehr willkommen.
Als Lohn der Mühen wird man die Freude haben, von Mitte bis Ende
März beginnend und bis zu Weihnachten andauernd, herrlich duftende
Blumen zu schneiden. Der Hauptflor fällt in die Monate April, Mai
und September. Man kann sich kaum was schöneres in weißen
Blumen denken, als ein Haus mit Gardenien in tadelloser Kultur.
Ich hoffe den verehrten Lesern der ,,Gartenwelt" dieses Jahr eine
Photographie eines solchen Hauses hier vorführen zu können.*) Vieles
Beschneiden der Pflanzen, ausgenommen das Auslichten, wo Triebe zu
dicht stehen, ist nicht anzuwenden. Je nach Bedarf bringe man
frische Erde auf die Hügel, jedoch häufe man nicht zuviel auf einmal
an, lieber öfters. Um die Pflanzen wirklich gesund und ertrags-
fähig zu halten, versäume man nie das Aufbinden, das Auflockern
und Reinehalten etc. Man spritze an sonnigen Sommertagen 4 bis
5 Mal täglich und schattiere, wie schon bei den jungen Pflanzen er-
wähnt, nur sehr leicht durch Überspritzen der Häuser mit dünner
Kalkmilch, lüfte, wenn zu warm, lieber etwas mehr, hüte sich jedoch
trockene Luft im Hause zu haben, was ich nochmals erwähnen will.
Es ist nicht ratsam, die Gardenien länger als sechs Jahre im Hause
zu haben, man sorge somit zeitig für frischen Nachwuchs, um die
alten Pflanzen zu ersetzen, womit selbstverständlich auch die Erde
vollständig frisch ersetzt und das Haus gereinigt und gestrichen wird.
Zur Sohnittblumengewinnung kommt unter den verschiedenen Sorten
eigentlich nur Oardenia /lorida in Betracht, jedoch ist Oardenia
radicans, auf orstere veredelt, als Topfpflanze sehr schön und leicht
verkaufbar. Man erziehe sich schöne 40—50 cm hohe Slämmchen
von Oardenia florida und kopuliere Oardenia radicans darauf.
natürlich im Frühjahr. Im Schwitzkasten feucht gehalten, werden
sie bald angewachsen sein und sie verlangen, nachdem allmäblig
abgehärtet, dieselbe Behandlung wie die andern Gardenien, nur muß
man suchen, durch Pincieren .schöne Kronen zu erziehen, welche im
April-Mai, wenn vollblühend, leicht Käufer finden weiden.
Die Feinde der Gardenia.
Zu den schlimmsten Feinden der Gardenia gehört die Schild-
laus. Dieselbe siedelt sich sehr leicht doit an, wo verdorbene Luft i.st,
oder wo die Pflanzen zu dicht stehen. Es ist vor allem aufzupassen,
daß die Laus nicht überhand nimmt, sondern es sind gleich bei ihrem
gering.sten Erscheinen Bekämpfungsniiltel anzuwenden. Eines der
besten Bekämpfungsmittel ist Bespritzen der Pflanzen mit Nikotin,
was dos Abends vorzunehmen ist, jedoch passe man auf, die Nikotin-
lösung nicht zu stark zu nehmen und bespritze die Pflanzen
gut an der Unterseite der Blätter, wo die Schildlaus meistens sitzt.
Die grüne Laus ist ebenso mit Nikotin oder Räuchern zu ver-
tilgen. Eine Krankheit, welche bei der Gardenia auftritt, ist die
Wurzelkrankheit, bei der sich Knoten an den Wurzeln bilden
und die Pflanzen ein kümmerhches Aussehen eihalten. Es soll dies
durch ein Insekt ,,Eederodera radicicola^^ verursacht werden, wo-
gegen es noch kein Radikalmittel gibt. Ein hiesiger Gardenien-
kulfivateur will eine zweiprozentige Petroleumemulsion in Wasser
mit Vorteil gegen diese Krankheit angewendet haben. Sobald man
diese Krankheit auch nur an einigen Pflanzen wahrnimmt, reiße man
diese aus und verbrenne sie, erneuere auch die Erde auf diesen
Stellen. Glücklicherweise kann ich sagen, daß diese Krankheit noch
nie im großen Maßstabe aufgetreten ist. Ich habe ähnliche Knoten-
bildung auch schon an Chrysanthemum wahrgenommen, die in zu
leichte Erde gepflanzt waren und kümmerlich ausschauten; nachdem
sie wieder in schwerere, ihnen besser zusagende Erde kamen, ge-
sundeten sie bald. Im Hinblick darauf ist es möglich, daß die.se
Krankheit auch bei Gardenien oft dieselbe Ursache hat und somit
auch durch dasselbe Verfahren, Verpflanzen in schwerere Erde, be-
seitigt werden kann. Die Gardenia ist auch bisweilen mit der Gelb-
sucht behaftet. Es rührt dies vielfach von mangelhafter Kultur her.
Gießen mit Eisenvitriol in Wasser ('/looo Lösung) ist hiergegen
das Beste.
Ich halte es noch für angebracht, zum Schluß auch die Preise,
die man in London zu den verschiedenen Jahreszeiten für Gardenien-
blumen erzielt, anzuführen. Sie kommen in Kistohen auf den Govent
Garden Market, die entweder 18 Blumen erster, oder 24 Blumen
zweiter Qualität enthalten. Für ein Kistchen Gardenienblumen zahlt
man im März 2 bis 6 sh. im April 2 bis 4 sh, Anfang Mai 1 sli
6 pence bis 4 sh. Von Ende Mai bis November 1 bis 2 sh und im
Dezember 2 bis 4 sh (1 sh = 1 Mark 2 Pfg.)
Amaryllis Belladonna, Abart von Kew, ist naeli einer
guten Abbildung in The Gardeners Chroniole eine Abart mit
reichlich dreifach so großen Blütendolden, die zahlreichere und be-
deutend größere und auch in der Farbe dunklere Blumen haben.
Eine Verbesserung von Amaryllis Belladonna ist mit Freuden zu
begrüßen. Jedenfalls wird die neue Abart von Kew einer gärtnerischen
Firma zur weiteten Verbreitung übergeben werdtn, wie dies z. B.
mit der tielaginella watsoniana geschehen ist.
*) Es sei auf die wohlgelungene Abbildung Seite 402 und 403
des dritten Jahrgangs verwiesen, wo das Gardenienhaus der Großh.
Hofgärtnerei Rosenhöbe bei Darmstadt abgebildet ist.
Blumentreiberei.
Ans Hamburger Treibgärtiiereieii.
Vom Herausgeber.
(Hierzu drei Abbildungen.)
II. (Schluß.)
Auf gleicher Höhe wie die Maibliiraentreiberei steht in
Hamburg die Fliedertreiberei. Führend ist auf diesem
Gebiete die Firma Herrn. Seyderhelm in Hamburg-Hohen-
felde. Herr Seyderhelm ist Augehöriger der bekannten Gärt-
nerfamilie, die in Hamburg eine zweite Heimat gefunden hat.
IX, 1!
Die Gartenwelt.
Daß er Gärtner mit Leib und Seele ist, beweist schon der Umstand,
daß er auch seine drei Söhne wieder dem Berufe zugeführt hat,
während ihm die einzige Tochter als Blumenbinderia zur Seite steht.
Die Seyderhelmsehe Gärtnerei ist eine der ältesten in Hamburg. Sie
befindet sich, heute umgeben von Mietskasernen, bereits seit 2G Jahren
am gleichen Orte. Beim Aufbau der Gewächshäuser hat sich der In-
haber von dem Grundsatz, praktisch und wohlfeil zu bauen, leiten
lassen. Die Fliederhäuser sind ausschließlich aus Holz gebaut, selbst-
verständlich aber mit "Was.serheizung versehen. Infolge der im Innern
beträchtlichen Luftfeuchtigkeit ist die Haltbarkeit dieser Häuser nicht
groß, aber acht bis zehn Jahre halten sie aus und in dieser Zeit
machen sie sich bezahlt. Die Seyderhelmsehe Fliedertreiberei ist in
mehrfacher Hinsicht von besonderem Interesse. Einmal treibt Herr
Seyderhelm nur wenig Topfflieder, sondern fast ausschließlich starke,
aber für die Treibkultur vorbereitete, etwa zwei Meter hohe, reich mit
Knospen besetzte Büsche aus dem freien Lande; sie werden in Lehm-
boden kidti viert und halten gute Wurzelballen. Die Sträucher werden
zum Treiben in einem Hause, das keine Stellagen oder Tabletten ent-
hält, dicht beisammen eingeschlagen. Ich habe selbst in früheren Jahren
in dieser "Weise kultivierte, aus Paris bezogene Marlyflieder mit bestem
Erfolge getriqben. Auch Herr Seyderhelm treibt in der Hauptsache
Marlyflieder, überhaupt nur einfache Sorten, die unbedingt den
Vorzug verdienen, und nur wenig „Charles X". Wohl bringen letztere
die stattlichsten Dolden, aber sie strecken sich nicht recht und sehen
namentlich beim frühen Treiben etwas kümmerlich aus. Für die
Kultur von Treibflieder besitzt Seyderhelm in Lokstedt ein vier Hektar
großes Grundstück; da aber sein Bedarf an Treibpflanzen in die
Tausende geht, so bezieht er seit Jahren noch Flieder aus Frankreich,
die sich einschließlich der Spesen auf etwa 1 Mark 25 Pfg. pro Stück
stellen. Herr Seyderhelm hat sich einen Namen damit gemacht, daß
er als einer der ersten das Betäubungsverfahren in die Praxis ein-
führte. Über dieses Verfahren' haben wir zuerst bereits im fünften
Jalirgang in der Gartenwelt berichtet, auch aus der Feder des Erfinders,
Professor Johannsen, eine sachliche Darstellung gebracht. Drei Jahre
lang war Sej'derhelm der einzige in Hamburg und Umgebung, der das
Betäubungsverfahren anwendete; heute wird es auch von anderen
dortigen Treibgärtnern gehandhabt. Zum Betäuben hat Herr Seyderhelm
;nkiihiireii bei Kmil Neubcrt, Wandsbck.
Originalaufiialime für die „GartenweU".
an der steinernen Rückwand eines Hauses einen
großen, länglich viereckigen Kasten aus Holz selir
solide gebaut und ihn durch Belegen der Innen-
wände mit Glasscheiben vollständig luftdicht ge-
macht. Zu dieser Verglasung wurden sorgfältigst
eingekittete Gewächshausscheiben verwendet. Die
Tihv ist abschranbbar und mit Gummirahmen ver-
sah, ii, der nach dem Einbringen der Flieder ein
liiftilichtes Versehraubeu ermöglicht. Ein Rohr
der Warmwasserheizung führt durch den Raum.
Auf der Außenseite befinden sich seitlich zwei
kleine runde, gut verschließbare Löcher; darunter
hängen im Innern Gefäße zur Aufnahme der Be-
täubungsflüssigkeit. Der Kasten faßt rund 200
starke Fliedersträucher, die vorsichtig und dicht
zusammengelegt werden. Sind sie eingebracht,
so wird die Türe verschlossen und fest vor-
siliraubt und danach mittels eines Trichters die
Betäubungsflüssigkeit durch die erwähnten Löcher
in die Gefäße gegossen, worauf die Löcher wieder
sorgfältig verstöpselt wei'den. Statt Äther ver-
wendet Herr Seyderhelm jetzt ausschließlich
Chloroform, auf dessen Verwendbarkeit Prof.
Johannsen schon vor langer Zeit in der Gartenwelt
lüngewiesen hatte. Für zwei Mark Chloroform
genügt zur Betäubung von 200 Fliedersträuchern,
außerdem empfiehlt sich dieses Anä.sthetikum,
weil es nicht feuergefährlich wie Äther ist.
224
Die Gartenwelt.
IX, 19
Herr Seyderhelm schätzt die Vorteile, die das Ätherisieren
dem Handelsgärtner bietet, nicht ungebührlich hoch ein; er
sagte mir, daß speziell für seine Zwecke das A'erfahren nur
von nebensächlicher Bedeutung sei, obwohl es die frühe
Treibbarkeit wesentlich erleichtere. In Hamburg und auch
sonst fast allenthalben ist im Oktober und November, also
zu einer Zeit, wo das Ätherisieren am Platze ist, für Treib-
blumen noch kein rechter Absatz vorhanden. Erst im De-
zember und .Januar ist Flieder gefragt und wird dann an-
gemessen bezahlt. Ich habe schon fiüher immer und immer
wieder darauf hingewiesen, daß durch Äther und Eislagerung
wichtige Handels- und Saisonartikel mehr und mehr entwertet
werden, weil diese Verfahren aus den Saisonblumen wertlose
Alltagsblumen machen. Herr Seyderhelm verarbeitet einen
Teil seines Flieders im eignen Atelier, da er, ohne ein
Blumengeschäft zu besitzen, viel Kundschaft für Binderei hat.
Die Hauptproduktion verkauft oi- diic-kt an Blumengeschäfte:
Palmenkulturen bei Emil Neubert, Wandsbek.
Originalaufnahrae für die „Gartenwelt".
er erzielt durchschnittlich 30 Pf. für den tadellosen Blüten-
stiel. Neben Flieder wird bei Seyderhelm noch etwas Schnee-
ball getrieben, daneben Maiblumen für den eignen Bedarf
und aus Holland bezogene Magnolien fi'ir das Weihnachts-
geschäft. Abbildung Seite 223.
Die gleichen Erfolge, die sich mit dem ätherisierten
Flieder erzielen lassen, erreicht man auch mit Eisflieder.
Von allen Treibgehölzen ist wohl der Flieder das einzige,
bei dem sich das Zurückhalten auf Eis als einigermaßen
lohnend erweist. Die Firma E. Neubert hat dieses Verfahren
ausgebaut. Sie beschäftigt sich selbst nicht mit der Flieder-
treTberei, hat aber alljährlich IG 000 Stück Eisflieder in zehn
verschiedenen Sorten abzugeben, unter welchen wohl neben
„Charles X" die prächtige, überall geschätzte Sorte „Marie
Legraye" die Hauptrolle spielt. Die für das Zurückhalten
auf Eis bestimmten Flieder werden zu je 20 bis 24 Stück
in Kisten gepackt und so in die Kühlhalle gebracht. Der
Preis einer solchen Fliedei-kiste stellt sich auf 50 bis CO Mk.
Es ist von großer Wichtigkeit, diese Eisflieder beim Ein-
treffen ganz allmählich auftauen zu lassen und sie dann bei
einer mäßigen Temperatur von höchstens 12 bis 15" C an-
zutreiben. „Charles A'" werden nach dem Auftauen, damit
sich die Blumen gut strecken, zunächst acht Tage bei 15
bis 16° dunkel gehalten und dann am Lichte bei 12 bis
14 " C weiter getrieben. Wie die Eismaiblumen, so darf auch
der Eisflieder nicht gespritzt werden ; er ist auch gegen nasse
Niederschläge zu schützen. Eine nennenswerte Verbreitung
hat das Treiben der Eisflieder bis heute noch nicht gefunden.
Die Konservierung der Flieder ist teuer im Verhältnis zu
den mäßigen Preisen, die das Publikum vom August bis No-
vember für solchen Flieder zu zahlen bereit ist.
Eine hamburger Winterblumenspezialität bilden auch die
Orchideen. Sie werden zum kleineren Teile am Orte ver-
arbeitet, zum größeren Teile exportiert. Die dortigen Orchideen-
kulturen sind nur bescheidenen Umfangs, und bei einer Be-
sichtigung findet man nur wenig Blüten, da jede aufblühende
Blume sofort zu Geld gemacht wird.
Eine sehr interessante Treiberei lernte ich
bei S. M. Kieken in Wandsbek kennen. Seine
Spezialität ist das Treiben von Blumen-
zwiebeln, aber er treibt sie nicht nur, er kul-
tiviert auch seine meisten Treibzwiebeln selbst,
und es mögen sich dort etwa eine Million Tulpen-
zwiebeln neben großen Posten Hyazinthen und
Narzissen in Kultur befinden. Rieken treibt in
jeder Saison 50 bis 60 000 Hyazinthen, 60 bis
70 000 Narzissen und 100 000 Tulpen. Früher,
als das Treiben der Blumenzwiebeln noch lohnender
war, wurden in diesem einen Betriebe 150- bis
200000 Hyazinthen abgetrieben. Die früheste
weiße Hyazinthe .^Romaine bkmche'\ die früher
iin Dezember gar nicht genug herbei geschafft
werden konnte, wird fast gar nicht mehr ge-
trieben. Als ich vor dreiundzwanzig Jahren
Gehilfe bei Fleisch-Daum in Frankfurt a. M.
war, trieben wir allein von dieser Sorte in Holz-
kästen, wie sie für die Maiblumentreiberei ge-
bräuchlich sind, 10 000 Stück pro Jahr für den
Schnitt. Die früheste wohlriechende Tulpe ,,Duc
van Tholt^ ist heute dagegen noch fast ebenso
beliebt wie vor zwanzig Jahren. Während die
Berliner Treibgärtner immer drei Hyazinthen in
einen Topf und immer sehr hoch pflanzen, so daß sie mehr auf dem
Topf sitzen als eingepflanzt sind, läßt Rieken die Hj^azinthen
stets einzeln in 10 cm weite Töpfe pflanzen. Beim Aus-
nehmen der in die Treiberei zu transportierenden Töpfe aus
den Gartenbeeten wird darauf gehalten, daß ein Berg von
Gartenerde auf den einzelnen Topfen verbleibt, der die jungen
Triebe umschließt. So werden die Töpfe zunächst unter die
Stellagen der Häuser gestellt. Dies Verfahren verhindert das
leidige Steckenbleiben der Blütentrauben.
Eine Blume, die früher in den Hamburger und
so manchen anderen Kulturen eine große Rolle spielte, die
Camelie, ist als Schnittblume heute leider völlig ausgeschaltet.
Wo Camelien zur Schnittblumenkultur unter Glas ausgepflanzt
waren, hat man sie ausgerodet und die Häuser mit lohnenderen
Kulturen besetzt. Nur Altmeister F. W. Böttcher in Lok-
stedt besitzt noch ein Camelienhaus, bepflanzt mit gewaltigen
Büschen der herrlichen Camelia alba plena, die ich mit
Blüten und Knospen bedeckt vorfand. Vor zwanzig bis fünf-
imdzwanzig Jahren war die Camelienblume eine Modeblume
ersten Ranges, ein Liebling der Damenwelt. Wenn eine
IX. 10
Die Gartenwelt.
225
Schöne der Gesellschaft im weißen Kleide mit tiefem A»i.s-
schnitt auf den Ball fuhr, pflegte sie sich die Ilaaitour mit
■weißen oder roten Camelien zu bestecken. Speziell ziuii
Haarsehmuck sind die Blumen von wunderbarer Wirkung,
dabei halten sie die heißeste Ballnacht in unverwüstlicher
Frische aus, so daß man nicht recht einsehen kann, was diese
Blüten so ins Hintertreffen gebracht hat. Früher war die
Kultur sehr loimend. Die tadellose Blume wurde im Groß-
liandel mit 80 Pfg. bis 1 Mark bezahlt. Die Blumengeschäfte
bekamen bis 2 Mark dafür, während sich heute für 20 Pfg.
kaum ein Käufer findet. Woran das liegt? An den Umstand,
daß der ßindekünstler nicht die Mode macht, wie es die
Modistin tut, sondern sich von den Damen der Gesellschaft
die Mode vorschreiben läßt. Die maßgebenden Blumen-
geschäitsinhaber sollten es einmal versuchen, selbst etwas
Mode zu machen, die Damen der Gesellschaft und die Bühnen-
raitglieder, die zu ihren Kunden gehören, für das zu interessieren,
was berufen ist, Mode zu machen. Die gescliäftlichen Erfolge
dürften nicht ausbleiben. Wenn erst einmal maßgebende
Damen der Geburts- und Finanzaristokratie auf einem vor-
nehmen Balle wieder mit Camelien im Haar erschienen sind,
wird alle Welt die Sache nachäffen und die Camelie ist dann
Modeblume. Von besonderem Interesse sind bei Böttcher
noch die großen Citrus-Kulturen ; natürlich war längst alles
verkauft, was Fruchtansatz hatte.
Einer der interessantesten und intelligentesten Gärtner
in der Umgebung von Hamburg ist C. Stoldt in Wandsbek,
der Altmeister der Cyclamenzüchter. Obwohl ich es nur
auf Schnittblumen abgesehen hatte, machte ich ihm wieder
meine Aufwartung, wobei mich auch die Vermutung leitete,
daß ich die eine oder andere, interessante Orchidee dort in
Blüte finden würde. In Bezug hierauf wurde ich enttäuscht,
aber die Enttäuschung war nicht unangenehm. Die Odon-
toglossum, die sonst den Hauptbesfcind seines Orchideenhauses
ausmachten, standen unter den Stellagen, womit sie sich ab-
finden, da ' sie gerade Euhe halten. Der Kaum ist knapp,
meinte Herr Stoldt, und da die Bestellungen auf Cyclamen-
samen, trotz der zunehmenden Konkmrenz, ständig wachsen,
haben die Samenpflanzen schließlich auch das Orchideenhaus
in BescMag genommen. Nie sind die C3'clamen bei Stoldt
so schön gewesen wie in diesem Jahre und das will viel
sagen. Obwohl fast alle Pflanzen reichlich Samen angesetzt
liaben und die Samenkapseln die Nährstoffe absorbieren, sind
die Nachzügler unten den Blüten doch noch von erstaunlicher
Größe und Vollkommenheit. Ich stimme mit Herrn Stoldt
darin überein, daß in Formvollendung und Größe der Blüten
der Höhepunkt bereits erreicht ist; der Züchter ist da an-
gelangt, wo ihm die Natur ein energisches Halt gebietet.
Man sieht dies bei jenen Blüten, die besonders breite vollendete
Fetalen haben; sie neigen zu Extravaganzen, richtiger gesagt
zu Monstrositäten. Herr Stoldt meinte treffend, daß sie
närrisch geworden seien. Im nächsten .lahre wird Stoldt
seine ersten lachsfarbigen Alpenveilchen in den Handel
geben, die er unabhängig von den Frübelschen in fünfzehn-
jähriger Arbeitsperiode heraus gezüchtet hat, indem er immer
und immer wieder den größten Teil der Pflanzen, d. h. alle mit
minderwertigen Blumen, dem Komposthaufen überantwortete.
Weitere Erfolge sind nur noch mit der Züchtung neuer Farben
zu erzielen und als leider wohl unerreichbares Ideal steht
da dem Züchter die gelbe Farbe vor Augen. Die Lachs-
farbe bedeutet ja einen kleinen Schritt von Eot und Weiß
zu Gelb, aber die Erzielung wirklich gelber Blumen setzt
eine Befruchtung mit irgend einer anderen gelbblühenden
Primulacee voraus. Versuche dieser Art sind bereits vor
.lahrcn von Stoldt gemacht worden, aber stets ohne Erfolg.
Interessant sind einige Angaben über die Stoldtschen Cyclamen-
kulturen. Von seinen Samenpflanzen, die vom G\iten nur
das Allerbeste enthalten, erntet Stoldt jährlich ein bis ein-
einhalb Millionen Korn. Im Durchschnitt wiegen 1000 Korn
etwa 10 g, 80 000 bis 90 000 Korn gehen auf ein Kilo.
Die Größe allein ist nicht maßgebend für die Qualität des
Samenkorns. Das riesenbluraige reinweiße Cyclamen hat
ebenso wie das neue lachsfarbige nur ganz kleine Körner,
während das rot und weiße die stärksten Körner aufweist.
Während in den Häusern nur die teilweise noch reich
blühenden Mutterpflanzen stehen, werden die pikierten Sämlinge
ausschließlich in heizbaren Kästen kultiviert, worin sie ziemlich
dicht am Glase und hohl, d. h. auf Unterlage stehen. Es
wurden im vorigen Jahre 145 000 Sämlinge pikiert, von
welchen sieh zurzeit noch 100000 in Kultur befinden. Die
Kästen werden nicht mit Strohmatten, sondern bei Kälte mit
doppelten Mistbeetfen,stern bedeckt, die während des Winters
von den nicht heizbaren Kästen frei geworden sind.
Ich führe die großen Erfolge, die Herr Stoldt in der
Kultur der Cyclamen erzielt und die bis heute weder über-
troffen noch erreicht sind, zurück auf die peinliche Art, durch
welche er Selbstbefruchtimg verhütet \md Kreuzbefruchtung
ausführt, auf die sorgfältige Zuchtwahl, auf die große Ordnung
und Sauberkeit, die in diesem Betriebe hei'rscht und auf den
Umstand, daß Herr Stoldt kein moderner Pflanzenfabrikant,
sondern seinen Pfleglingen das ist, was ein guter Vater seinem
Sohne sein soll. Er kennt jede einzelne Pflanze, ihre Licht-
imd Schattenseiten, ihre Lebensbedürfnisse und richtet danach
die Behandlung.
Leider war es mir nicht möglich, das mir gesteckte
Programm in Hamburg im vollen Umfange durchzuführen.
Die Witterung spielte mir einen bösen Streich. Der gewaltige
Sturm und die unaufhaltsam niedergehenden Regengüsse, die
mich niemals trocken werden ließen, veranlaßten mich zu
vorzeitiger Abreise. Was mir diesmal zu sehen nicht ver-
gönnt war, hoffe ich aber bei einem späteren Besuche nach-
holen zu können.
Di,
Kultureinrichtungen.
Wasserversorgung,
'ie im verflossenen Sonuiier außergewöhnlich lang anhaltende
Trockenheit bat Privat- und Handelsgärtnern sehr viel Schaden an
den Gemüse- und Obstkulturen zugefügt, namentlich dort wo AVas.ser-
leitungen noch nicht vorhanden sind, sodaß mancher unwillkürlich
der Frage näher getreten sein wird, wie kannst du dir wohl für die
Zukunft das nötige Wasser wahrend Trockenzeiten verschaffen?
Man wird zuerst an alles möglichen und zumeist nicht an eine Wind-
motor-Punipaulage denken. Dei' AA'ind, diese unermüdliche Kraft,
die einem fast täglich umsonst in großen Mengen zur Verfügung
steht, wird so wenig ausgenützt. Windmühlen für große Kraft-
leistungen e.xistieren schon lange, daß solche aber auch in kleineren
Dimensionen für geringere Leistungen verwendet werden, ist
weniger bekannt.
Auf fast jedem Grundstück mit Garten ist ein Bruimen vor-
handen und in den allerseltensten Fällen kommt es vor, daß ein
solcher bei Trockenheit veisiegt. Das Pumpen mit der Hand ver-
ursacht aber viel Schwierigkeiten und Zeitverlust und selbst daran
scheitert oft eine regelrechte Bewässeiiing. Setzt man nun über
oder neben den Bninnen auf eine entsprechende Holzsäule oder ein
226
Die Gartenwelt.
IX, 19
Turmgerüst aus Eisen einen Windmotor in Verbindung mit einer
entsprechenden Pumpe, beschafft sich noch ein großes Faß oder ein
Reservoir und schließt lüeran beliebige Leitungen nach entfernt
gelegneren Stellen an, so ist die Wasserversorgungsanlage fertig und
mau kann sprengen, gießen, spritzen wie es erforderlich ist. Der
Windmotor hat dann Tag und Nacht Zeit, das Reservoir immer wieder
voll zu pumpen. Solche Anlagen lassen sich für jede gewünschten
Wassermengen errichten und wenn man noch berücksichtigt, daß
Windmotore neuerer Konstruktion absolut .sturmsicher sind, sich
selbsttätig nach Windrichtung und Wandstärke regulieren, schon bei
leichtem Winde arbeiten, dabei Tag und Nacht ohne Aufsicht im
Betriebe sein können und keine Betriebskosten erfordern, so wird
man daraus den Schluß ziehen, daß ein solcher für viele Zwecke
verwendbar ist.
Als eine der ältesten und erfahi'ungsreichsten Firmen wollen
wir hier die Firma G. R. Herzog in Dresden, gegründet 1870, an-
führen, welche Windmotor-Anlagen auch für landwirtschaftliche Be-
triebe in jeder Größe zur Wasserförderung, sowie zum Antrieb
landwirtschaftlicher Maschinen ausführt.
Bevorstehende Ausstellungen.
Niederschlesische Gewerbe- und Industrie -Ausstellung
in Görlitz 1905. Der Gartenanlagen-Ausschuß hat nach Veriauf der
Versammlung am 15. Dezember v. J., in welcher Gilrtner-Verein und
Gartenbau- Verein ihre unterstützende Mitwirkung bei dem Zustande-
kommen einer Gartenbau-Ausstellung zugesagt haben, sotoit seine
Tätigkeit begonnen. Kgl. Gartenbau-Direktor Sperling hat sein Amt
als Vorsitzender im Ausschuß niedergelegt. An seine Stelle wurde
Stadtältester Stadti-at Prinke zum Vorsitzenden gewählt. Die Auf-
forderungen zurTeilnahme an dem Gartenbau-Ausstellungs-Unternehmen
gehen an alle Interessenten ab und es ist selbstverständlich, daß auch
diejenigen, welche keine besondere Einladung eriialten sollten, auf
dahingehendes Ersuchen mit den erforderiichen Aussteilungs-Beding-
uugen und Fiagebogen umgehend versehen werden. Die Gartenbau-
Ausstellung wird sich über das ganze Ausstellungs-Terrain verbreiten,
damit eine reiche Anzahl von Gärtnern und Gartenbautreibenden Ge-
legenheit hat, zu zeigen, was auf den verschiedensten Gebieten des
Gartenbaues und der Ziergärtnerei geleistet werden kann. Daß keine
Platzmiete für die im Freien angebrachten gärtnerischen Ausstellungs-
objekte erhoben und die Pflege der Pflanzen von der Ausstelluiigsleitung
tunlichst übernommen wird, kann jeder Aussteller mit Freude
begrüßen. Vom 1. bis 4. Juni darf in geschlossenem Ausstellungs-
räume eine Binderei-Ausstellung und etwa vierzehn Tage vor Schluß
der Ausstellung wiederum eine Sonder- Ausstellung für gärtnerische
Produkte daselbst stattfinden. Zu erwarten steht auch, daß in der
übrigen Zeit Räume für Gartenbau-Ausstellungszwecke hier und da
bereit gehalten werden können. Für künstliche Blumen- und über-
haupt Kunstprodukte auf dem gärtnerischen Gebiete ist Platzmiete
zu zahlen. Da es zu den Obliegenheiten des Gartenanlagen-Aus-
sohusses gehört, für gärtnerische Ausschmückung des Ausstellungs-
terrains im allgemeinen zu sorgen, so wird sich für die Gärtnerschaft
von Göriitz und Umgegend Gelegenheit bieten, gute Ware (Teppich-
beet-Pflanzen und Florblumen) in Absatz zu bringen.
Für die Provinzialausstellung schlesischer Gartenbau-
vereine 1905 ist Grfinberg i. Schi, als Ort der Veranstaltung in
Aussicht genommen worden. Die Trebnitzer Delegierten hatten ihren
Ort in Vorschlag gebracht, und da die Wahl auf Grünberg fiel, wollen
die gekränkten Trebnitzer eine eigene Jubiläums- Ausstellung veran.stalten.
Allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Darmstadt zur Feier
des TOjälirigen Bestehens des Gartenbau-Vereins vom 10. August
bis 10. September 1905. Dem bereits erschienenen Programm zu-
folge sollen nur die tüchtigsten Leistungen auf dem Gebiete des
Gartenbaues und der Gartenkunst zugelassen werden. Ferner hat die
Ausstellungsleitung auch die Mitglieder der DaTmstädter Künstler-
kolonie zur Beteiligung eingeladen.
Im Gegen.satz zu anderen Gartenbauausstellungen findet keine
Preisverteilung statt; dafür werden Erinnerungß-Plaketten — sämtlich
in gleicher Ausführung und von Darmstädter Künstlern entworfen —
an die Teilnehmer verliehen, was jedenfalls nicht zur reichen Be-
schickung der Ausstellung beitragen wird.
Während der Ausstellungsdauer werden auch mehrere Kongresse
stattfinden, so z. B. wird der Verein Deutscher Gartenkünstler seine
diesjährige Hauptversammlung in Darmstadt abhalten, ebenso die
Vereinigung Deutscher Forstmänner und auch die Deutsche Dahlien-
gesellschaft.
Der Orangeriegarten ist für derartige Veranstaltungen sehr
günstig gelegen. Das Terrain besteht aus drei Hauptabteilungen, von
denen jede besonderen Zwecken dient. Die Alleen und die vor-
handenen Orangeriehallen, sowie einige der seithch gelegenen zur
Hofgärtnerei gehörigen Gartenteile werden mit vei-wendet.
Der Verein für Aquarien- und Terrarienkuude in Dannstadt
und die Großh. Hofgärtnereien weiden in eigenen Gebäuden eine
Ausstellung veranstalten.
Das große Orangeriehaus wird in seiner Mittelhalle den Haupt-
repräsentationsraum, der eine exotische Landschaft darstellt, enthalten.
Zu beiden Seiten dieses Hauptraumes schließen sich die zu Winter-
gärten eingerichteten Nebenräume an, während das an der Westseite
liegende Orangeriehaus die reichhaltigen Sammlungen von Warm-
und Kalthauspflanzen Darmstädter und auswärtiger Kunst- und
Handelsgärtnereien bergen wird.
Für die Bindereien, .sowie für Obst und Gemüse werden be-
sondere Hallen und Zelte errichtet, während in den Räumen des öst-
lichen Orangeriehauses die vorhin erwähnten Kongresse abgehalten
werden sollen. Der große Platz vor diesem Gebäude wird in einen
Restaurationsgarten umgewandelt und mit Orangenbäumen bestanden
werden. Ein besonderes Cafe soll in der Mitte der höchsten Terrasse
Platz finden und durch seine Architektur, sowie durch die künst-
lerische Anordnung seiner nächsten Umgebung einen geeigneten Ab-
schluß des Prospektes bilden.
Es sei hierbei zugleich auch hervorgehoben, daß der französische
Charakter des Orangeriegartens in seinen Grundzügen durchaus ge-
wahrt werden soll, wodurch auch schon von vornherein eine ein-
heitliche Wirkung gesichert wird.
Die großen, dichten Alleen, welche das Gelände umgeben, werden
einen wirkungsvollen Abschluß bilden.
Folgende Sonderausstellungen sind geplant:
19. bis 23. August: Bindekunst und Schnittblumen.
24. Aug. bis 10. Sept.: Obst und Gemüse.
19. „ ., 10. „ Forstwirtschaft!. Spezial - Ausstellung.
2, „ „ 10. ., Dahlien.
Die Anmeldungen sind bis I.Juni zu bewirken. Für gärtnerische
Anlagen, lebende Pflanzen, frische Gemüse, abgeschnittene Blumen,
Früchte, Blumenzwiebeln, Sämereien, Bäume und Sträucher wird keine
Platzmiete erhoben. Alle Anfragen sind zu richten an den „Vorstand
der allgemeinen Gartenbau-Ausstellung Darmstadt 1905" zu Darmstadt.
Aus den Vereinen.
Hauptversammlung des Vereins Deutscher Gartenkflnstler
zu Berlin am 22. Januar 1905. Der Verein hat, den bestehenden
Statuten gemäß, seinen Sitz in Beriin. In Mitgliederkreisen war
nun aus Gründen verschiedener Art der Wunsch rege geworden, den
betr. Passus der Satzungen, daß der Vorstand in Beriin wohnen
müsse, durch einen allgemeiner gehaltenen zu ersetzen ui<d es
wurde diesei-halb ein Antrag auf Abänderung des betr. Paragraphen
fürdie Hauptversammlung in Düsseldorf 1904 eingebracht. Der Wunsch,
den Sitz des Vereinsvorstands von Beriin loszulösen, war besonders in
W'estdeutsohland rege und man war in den dortigen Kreisen sicher, daß
der Paragraph in der gewünschten Weise abgeändert werden würde.
Dem Protokoll zufolge wurde der Anti-ag mit 72 Stimmen angenommen.
Auf diesen Beschluß folgte die Vorstandswahl; man hatte nichts
eiligeres zu tun, als den Vorstand auf Grund der geänderten Satzung
zu wählen und eriebte die Überraschung, daß Hannoveraner in den
Hauptvorstand gewählt wurden. Darob auf der einen Seite große
Freude, auf dei' anderen Bestürzung, und namentlich war der alte
IX. 1!
Die Gartenwelt.
Vorstand höchlichst überrascht, hatte man ihm doch noch am Vor-
abend eine Vertrauenskundgebung bereitet. Aber der Verein ist ein
„Eingetragener Verein" und hat sich deshalb an die Bestimmungen
des Vereinsrechtes zu halten, die ihm in diesem Falle verhängnisvoll
wuiden. Als die Satzungsänderung beschlossen wurde, hatte es der
Vorstand übersehen, feststellen zu lassen, ob die erforderliche
', Mehrheit für die Änderung war, und bei der später beantragten Ein-
tragung lehnte das Amtsgericht die Eintragung ab, mit dem Begründen,
daß der Nachweis der satzungsgemäßen -'y'^ Mehrheit fehle, außerdem
fehlten auch noch ünterschiitten einzelner Vorstandsmitglieder. So
konnte auch der in Düsseldorf gewählte Vorstand nicht gesetzlich
anerkannt worden. Über diese Rechtsfrage entspann sich nun ein
heftigfr Streit, der zu recht unliel«iimen Erörternngen zwischen den
Mitgliedern führte und bei dem iiimu dem damaligen Vorstand übel
mitspielte. Da der in Düsseldorf neugewählte Vor.stand keine Aussicht
hatti--, eingetragen zu werden, mußte der alte Vorstand im Amte
bleiben, obwohl er den Wunsch hatte, keinesfalls über die am
31. Dezember 1904 ablaufende Frist weiter zu fungieren. Deshalb wurde
eine Hauptversammlung zum '22. Januar einberufen, die den Zweck
hatte, einen neuen Vorstand auf Grund der bestehenden Satzungen
zu wählen. Die Berechtigung, diese Versammlung einzuberufen,
wuide von verschiedenen Seiten angezweifelt. Die Zweifler werden
inzwischen verstummt sein, nachdem die Rechtslage in klarer Weise
durch den Rechtsbeistand des Vereinsvorstands, Justizrats Dr. Zeidler,
auf der Hauptversammlung dargelegt worden ist.
Die Prophezeiung meines geschätzten Widersachers in No. 17,
daß die Berliner in der Hauptversammlung vom 2'J. Januar 1905
unter sich sein würden, ist, wie voraus zu sehen war, nicht ein-
getroffen, weil sich nicht alle Mitglieder so antiberlinisch verhielten,
oder die Bedeutung dieser Versammlung unterschätzten. So waren
denn zum 22. Januar aus dem Reiche zahlreiche Mitglieder zusammen-
gekommen, um den Vorstand für die Jahre 1905 und 1906 zu wählen.
Es ist hier nicht der Ort, auf die Einzelheiten dieser Versammlung
einzugehen, nur so viel sei gesagt, daß sich der gewesene Vorstand
durch sein taktvolles und korrel^tes Verhalten einen guten Abgang
gesichert hat und daß die dort gegebenen Erklärungen seitens des
Rechtsbeistandes des Vereins. Justizrats Dr. Zeidler, sehr zur
Klärung beigetragen haben. Das Wesentlichste aus den überaus
klaren Darstellungen dieses Herrn ist, daß der damalige Vorstand
durchaus pf licht mäßig gehandelt hat und daß er nur insofern
einen Formfehler begangen habe, als er, um den juristischen An-
forderungen zu genügen, bei dem in Düsseldorf gewählten Vorstand
hätte anfragen müssen, ob er bereit sei, seinen Wohnsitz nach
Berlin zu verlegen, nachdem eine Statutenänderung mangels eines
rechtsgiltigen Nachweises einer ''/j SJehrheit nicht zu erbringen
war und demgemäß nach dem alten Statut der Vorstand seinen Wohn-
sitz in und bei Berhn haben müsse. Auch jene Vorstandsmitglieder,
welche ihre Unterschrift nicht hergeben wollten, weil sio die Düssel-
dorfer Beschlüsse nicht für rechtsgiltig erachteten, haben richtig
gehandelt Daß die Feststellung bei der Abstimmung damals nicht
satzungsmäßig erfolgt ist, ist ein bedauerliches, aber menschen -
mögliches Versehen der damaligen Düsseldorfer Versammlung und
ihres Leiters. Namentlich hätte die Partei, der an der Änderung
dieses Paragraphen so viel gelegen war, Veranlassung gehabt, darauf
zu achten, daß kein Formfehler unterlief. Das naive Verlangen des
Vertreters von Sachsen-Thüringen auf der Berliner Versammlung,
jetzt noch durch Anschreiben an die damaligen Teilnehmer in Düssel-
dorf feststellen zu lassen, wie sie in Bezug auf die Satzungsänderung
gestimmt haben, wurde nicht weiter diskutiert, denn eine nachträg-
liche Feststellung der Abstimmung bei einer geheimen Abstimmung
wäre aussichtslos und ungesetzlich. Tatsächlich war wohl auch eine
^ , Mehrheit gar nicht vorhanden, denn der Vorstand ist der
Ansicht, daß UÜ Mitglieder anwesend waren, als über diese Satzungs-
änderung abgestimmt wurde, wovon 72 für Änderung der Satzung
stimmten; die ^4 Mehrheit wären 88 gewesen. Das Amtsgericht
verlangt den genauen Nachweis der erforderlichen Mehrheit.
Die Beschwerde des Herrn Hoemann aus Düsseldorf, daß
durch die Abhaltung der Versammlung in Berlin die übrigen Mit-
glieder von einer Minorität majorisiert seien, wurde widerlegt, indem
Herr Vogeler, Charlottenburg erklärte, daß wohl fast alle Haupt-
ver.sammlungen des Vereins bisher in west- oder süddeutschen Städten
abgehalten worden sieieii und daß der Osten und Norden stets
majorisiert worden sei, wenn man sich auf diesen Standpunkt stellen
wolle. Er behalte es sich vor, einen Antrag in Darmstadt einzubringen,
der die Abhaltung der Hauptversammlungen abwechselnd im Norden,
Osten, Süden und Westen und im Zentrum des Reiches statutarisch
festlege. Auf allen Hauptversammlungen dieser Art sind Zufalls-
majoritäten vorhanden, da immer aus dem Bezirke, wo gerade die
Versammlung abgehalten wird, mehr Mitglieder zur Versammlung
erscheinen, als von weit entfernten Teilen des Reiches. Sehr sym-
pathisch berührten die versöhnlichen Worte des Herrn Friedhof-
inspektors Hannig aus Stettin, und sein Tadel war berechtigt, daß es
eine ungehörige Beeinflussung der oft in abhängiger Stellung be-
findlichen Mitglieder sei, wenn von gewisser Seite gegen den Besuch
der Berliner Hauptvei Sammlung unter Beifügung von Rückantwort-
karten agitiert wurde. Die Herren Hallervorden, Kube, Erbe
konnten dem bisherigen Vorstand für sein korrektes und vornehmes
Verhalten nur Anerkennung zollen und es darf von einem Unparteiischen
offen anerkannt werden, daß der Vorstand dies taktvolle Verhalten
gezeigt und diese Ruhe bewahrt hat, trotzdem er in höchst unfeiner
Weise in Zuschriften angegriffen und sogar beschimpft worden war.
Nachdem durch eine gegen drei Stunden währende Debatte die
Sachlage geklärt war, erfolgte die Wahl des neuen Vorstandes. Zum
ersten Vorsitzenden wurde Landschaftsgärtner Brodersen, Steglitz,
zum Schriftführer Stadtgärtner Schlegel, Schöneberg und z\un
Schatzmeister Landschaftsgärtner Wendt. Berlin - Ha-senhaide, ge-
wählt. Der Schatzmeister ist also derselbe geblieben und es hat
allgemeinen Beifall gefunden, daß dieser Herr, der sich um die
Finanzen des Vereins wirklich große Verdienste erworben hat,
wiedergewählt wurde Zu Beisitzern wurden gewählt die Herren
Glum , Giemen, Schuster in Berlin und von auswärtigen Finken.
Cöln, Goeschke, Proskau, Heicke. Frankfurt a. M., Heiler,
München und Kube. Posen. Die Zukunft wird es nun beweisen, ob
Herr Singer, Kissingen mit seiner Ansicht Recht hatte, daß es momentan
an geeigneten Personen für den Vorstand in Berlin fehlen könne.
Dieser neugewählte Vorstand wird seine Eintragung in das Register
ungesäumt beantragen und auch erhalten, da die Versammlung in
rechtsgiltiger Form abgehalten war. Es steht jedem Mitglied frei,
gegen diese Eintragung beim Amtsgericht in Berlin Klage zu erheben.
Mit der Befehdung der Vorstandsmitglieder erreicht man nur, daß
der Frieden in höchst unangenehmer Weise gestört wird.
Ob die Ansicht vieler Mitglieder, besonders in den westlichen
Teilen des Reichs, richtig ist, daß die Anschauungen der Berliner
Vorstände einen unerwünschten Einfluß auf die Haltung des Vereins
in gartenkünstlerischen Fragen gehabt haben, bleibe dahingestellt.
Jedenfalls entsprang hieraus der Wunsch, den Sitz des Vereins von
Berlin zu verlegen. Es würde dies nur beweisen, daß sich die
übrigen Mitglieder bisher in solchen Fragen zu passiv verhalten
haben. Getadelt wurde von Herrn Hoemann die Bevormundung
einzelner Mitarbeiter an der Vereinszeitscbrift, wobei der Nachsatz
der Redaktion zu dem Engelhardtsohen Artikel in No. 1 der Garten-
kunst d. J. von ihm scharf getadelt wurde. Durch solche Nachsätze
wird allerdings der Eindruck hervorgeiiifen, als ob man in Berlin
von einer ganz bestimmten Anschauung befangen wäre. Es würde
im Interesse des Vorstandes liegen, wenn solche Zusätze unter-
blieben.
Das Vorgehen des in Düsseldorf gewählten ersten Vorsitzenden
findet nur geteilten Beifall. Herr Direktor Trip hätte besser daran
getan, in den Gang der Ereignisse weniger derb einzugreifen und
unparteiisch zu bleiben, wie auch die Beeinflussung der Mit-
glieder durch allerhand Zuschriften mit Rückantwort die Krisis im
N'erein nur verschärfte. Es hätte einen guten Eindruck gemacht,
wenn auch Herr Trip vor das Forum der Berliner V'ersammlung
getreten wäre und seine Ansichten vertreten hätte. .\uch er hätte
sich überzeugen lassen müssen, daß von den Düsseldorfer Beschlüssen,
die ein Mißgeschick vereitelt hat, nichts mehr zu retten ist. Die
diesjährige Vereammlung in Darmstadt gibt Gelegenheit, die Satzungs-
änderung erneut zu diskutieren; der Ort liegt günstig für diesen
228
Gartenwelt.
IX, 19
Zweck. A'ielleioht wird dann die Satzungsänderung bescliiossen,
der Vorstand kann dann seinen Sitz an irgend einem Orte im
Reiche haben und die Berliner Mitglieder ..erstei- Klasse" gehören
der Geschichte an. Hoffentlicli gönnt man aber dem Vorstand seine
bevorzugte Stellung, um die er nach den jüngsten Vorgängen im
gärtnerischen Vereinsleben keineswegs zu beneiden ist. W. T.
Zusammenkunft und Geselischaftsabend ehem. Schüler
deutscher Gärtnerlehranstalten während diinroßen Landwirtschafts-
woche zu Berlin am 14. Keliruar. :ibeiids 7 Ihr, im grossen Saale des
Restaurants zum Heidelberg. t. BerlinNW.,Doiotheenstr.l8/21.
.\lle ehemaligen Anstalter sind zur Teilnahme höflichst eingeladen.
Der Ausschuss d. V. Ehem. Geisenheimer u. Proskauer.
gez. H. Cornelius.
Tagesgeschichte.
Berlin. Die letzte von den vielen Boxhagener Gärtnereien,
die Götzesche, ist der vordringenden Großstadt zum Opfer gefallen,
und zugleich wurde auch das letzte Gärtner-Landhaus, Boxhagener-
straße 20/21, abgerissen. Einst glich das , ganze Boxhagener Ge-
lände, da.s sich zwischen der Frankfuiter Allee und der Ringbahn
hinzieht, einem blühenden Garten, jetzt sind überall breite Straßen
angelegt worden, an denen sich moderne vierstöckige Häuser erheben,
die zum Teil schon fertig sind und bewohnt werden. Nur eins hat
sich von der früheren Ländliohkeit dei- Gegend erhalten und wird
vorläufig auch noch bestehen bleiben, das ist das Vorwerk Boxbiigen.
das noch in derselben Verfassung besteht wie vor 200 Jahren, und
jetzt durch einen neuen hohen Zaun von dem Straßengewirr rings-
umher abgeschlossen wurde. In den Boxhagener Gärtnereien wurde
die Fliedertreiberei und die Zucht von Blumenzwiebeln zuerst im
großen Maßstabe eingeführt. Bei der Einholung König Wilhelms I.
wurden besondere Schienengeleise über das Boxhagener Gelände hin-
weg bis zur ,,Sohiefen Haube", einer uralten Gärtnerkneipe an der
Ecke der Boxhagonerstraße und der Frankfurter Allee, gelegt, wo
der König zu Pferde stieg und neben dem Wageh seiner Gemahlin
reitend in die Stadt einzog.
Breslau. Wenig bekannt dürfte es sein, daß in Breslau
Gärtnergehilfen, Parkwärter und Arbeiter nach lOjähriger Dienstzeit
bei der Promenaden -Verwaltung bei Unfall oder Krankheit, oder wenn
der Angestellte bereits Invaliditäts- oder Altersversicherung bezieht,
eine Rente erhalten können. Sie betragt im Anfang '/^ des Gehaltes,
steigt von Jahr zu Jahr um ',„„ und erreicht mit vierzigjähriger
Dienstzeit ihren Höhepunkt mit ^/j des Gehaltes.
Bflhl. Die Stadt erläßt ein Wettbewerbausschreiben für die
Umwandlung des jetzigen Holzhofs in einen Stadtgarten. Fabrikant
Netter in Straßbrfrg hat seiner Vaterstadt Bühl kürzlich .5000 Mark
für den erwähnten Zweck geschenkt.
Coblenz. Die Stadtverordneten-Versammlung hat beschlossen,
Modelle der städtischen gärtnerischen Anlagen anfertigen zu lassen
und zwar, wie zur Begründung ausgeführt wurde, zu Reklamezwecken.
Wir bezweifeln, daß die Modelle nach dieser Richtung hin eine große
Wirkung ausüben werden. Die Modelle werden wohl die meiste
Zeit ein beschauliches Dasein in irgend einer verborgenen Ecke der
Stadtbibliothek oder irgend einer derartigen Anstalt führen und nur
alle 5—10 Jahre einmal auf ein [laar Monate für den Besuch irgend
einer Ausstellung ans Tageslicht gezogen werden. Mit einer Reklame
ist es also nichts. Reklamezwecke erreicht man wohl durch Bilder
und Pläne, die überall in fremden Städten ausgehängt werden, aber
schwerlich durch Modelle, die ihrer Beschaffenheit nach die meiste
Zeit verborgen bleiben.
Darmstadt. Die Stadtverordneten bewilügten 2000 Mk. in
baar und 2000 Mk. für den Garantie-Fonds der Allgemeinen Garten-
bau-Ausstellung 190.Ö. L.
Eschweiler. Die Stadtverordneten beschlossen zufolge eines
Antrags vom Versohönerungsverein die Anstellung eines städtischen
Gärtners.
Gießen. Die Firma Gebr. Siesmayer in Frankfurt a. M. - Bocken-
heim schenkte aus ihrer Baumschule in Vilbel eine größere Anzahl
wertvoller Gehölze für die dendrologischen Anpflanzungen in Bad
Vornntwortl. Redaktear: Max Hesdftrffer. Berlin. — Yerlac v. Ki chard Carl S
Salzhausen, welche der Gießener botanische Garten vor einer Reihe
von Jahren daselbst begonnen hat. R.
Hagen i. W. Die Polizeiverwaltuug hat für den Stadtkreis
Hagen eine Verordnung erlassen, deren § 1 folgenden Wortlaut hat:
Es ist verboten, Gemüse. Obst sowie andere Nabrungs- und Genuß-
mittel, die auf den Wochenniärkten oder in offenen Durchfahrten
oder auf Höfen zum Verkauf feilgehalten werden, unmittelbar auf
das Pflaster oder die Eide oder nur durch dazwischen gelegte Decken,
Säcke, Laken oder dergl. Unterlagen vom Boden getrennt, nieder-
zulegen. Die Verkäufer sind vielmehr verpflichtet, ihre Waren ent-
weder in Körben, Kisten oder dergl. unterzubringen, oder auf Unter-
lagen aus Holz oder anderem undurchlässigen Material niederzulegen.
Dieses Verbot soll die Verunreinigung der Nahrungsmittel verhüten
und damit der Verbreitung ansteckender Krankheiten vorbeugen, deren
Keime bekanntlich oft im Straßenscbmutz vorkommen.
Hamburg. Die Angelegenheit des geplanten Stadtparkes war
jüngst Gegenstand einer Besprechung im Bürgerverein. Herr Rambatz
machte folgende Mitteilungen: Ursprünglich war nur das Sierichsche
Gehölz als Park vorgesehen. Von vielen Seiten wurde jedoch
empfohlen, ein erweitertes Terrain über den Borgweg hinaus bis an
das Tal des Goldbeck ins Auge zu fassen. Es sinddemeutsprechend
schon einige Koppeln hinzugekauft worden, und nach Anhörung von
Autoritäten, u. a. der Direktoren des Ohlsdorfer Friedhofes und der
Kunsthalle, hat man sich an maßgebender Stelle für den erweiterten
Stadtpark entschieden. Das erweiterte Projekt liegt jetzt dem Senate
zur Genehmigung vor.
London. Die Londoner Parks werden mit großen Kosten
unterhalten und ausgeschmückt. Einige Zahlen sprechen am besten
dafür. Elf mächtige Treibhäuser werden von der Stadtverwaltung
unterhalten, um die Parks mit Blumen und Pflanzen zu vereehen.
und ein Stab von 880 fest angestellten Gärtnern und Gehilfen sowie
durchschnittlich 100 Hilfsarbeitern wird in den Parks beschäftigt.
Nicht weniger als zusammen 105 Parks und freie Plätze, die 4920
Acker Landes umfassen, stehen unter der Verwaltung der Stadt, und
dazu kommen noch das große Gebiet des Epping Forrest und zehn
grüne Plätze in der City. Großer Beliebtheit eifreuen sich die Frei-
Konzerte, welche das County Council in verschiedenen Parks regel-
mäßig veranstaltet; 1233 Konzerte dieser Art fanden im letzten Jahre
statt. Der Etat der Parks beläuft sich auf rund 127 000 Lstrl. oder
auf mehr als 2'l„ Millionen Mark. Der Gartenetat der Stadt Berlin
beträgt nicht ganz eine Milbon Mark.
Personal-Nachrichten.
Aderhold, Dr., Geheimer Regierungsrat und Direktor im Kaiser-
hchen Gesundheitsamt in Berlin, wurde der Rote Ädlerorden vierter
Klasse verliehen.
Ascherson, Dr. Paul, außerordentlicher Professor der Botanik
an der Berliner Univensität, wurde zu seinem goldenen Doktorjubiläuni
der Charakter als Geheimer Regierungsrat verliehen.
Boas, Romanus, Handelsgärtner in Speyer, t am 17. Januar
im 64. Lebensjahre.
Groll, Leopold, Kunst- und Handelsgärtner in Leipzig, t am
13. Januar.
Habermann, Kgl. Hofgärtner auf der Pfaueninsel, wurde der
Kgl. Krunenorden vierter Kla,sse verliehen.
Körte, Rudolf, zurzeit noch Hörer der Gartenkunst an der
Kgl. Gärtner-Lehranstalt in Dahlem, wurde als Obergärtner und Vor-
steher der Gemeinde-Gartenverwaltung nach Friedenau bei Berhn
berufen. Amtsantritt am 1. April.
Thury, Marc, Professor in Genf, Dozent für Botanik an der
Universität, ■]■ am 17. Januar im Alter von 82 Jahren.
Wutzdorff, Dr., Geh. Regierungsrat und Direktor im Kaiserl.
Gesundheitsamt, wurde der Kgl. Kronenorden dritter Kla.ssp verliehen.
Briefkasten der Redaktion.
Die Farbentafel für Februar wird, da sie nicht
rechtzeitig fertiggestellt werden konnte, der nächste Woche
erscheinenden Nummer 20 beigelegt werden.
Leipzii;.
nhalt. Bactidr. linienDerg, i
b. H.. Dessau.
Illustriertes Wochenblatt für den o;esamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
11. Februar 1905.
No. 20.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Pflanzenkrankheiten.
Über eint' Knmklu'it der Keltslöeke in den Treib-
liänsern,
Von Laiiiies-Ökouomieiat R. Goethe, Darmstadt.
<Hic)"n nclil Oiiiiinalabbildungen, nach Eandxeichnungen vom Ver-
fasser niid Aufnahnm von R. Zc issig in Geisenheim)
üiüifig genug- hört inan in don Weintreibereien die
Klage über das Wellcwenlen und Abfalli'n der Beeren, welches
unter Umständen einen so großen Umfang annehmen kann,
daß dadurch die Trauben lüclienhaft und damit für ihren
Zweck wertlos werden. Zweifellos gibt es für diese Erscheinung
mehrere Ursachen, wie denn Barron in seinem Werke V in es
and Vine-Culture deren sieben anführt.*) Es sind dies:
1. Allzu reichlicher Ansatz von Trauben.
2. Die Beschädigung der Blätter durch die rote Spinne.
3. Übermäßiges Ausbrechen von Blättern.
4. Kalter Luftzug oder schroffer Temperaturwcchsel.
5. Das Eindringen der Wurzeln in kaltes Erdreich.
C). l'herreiche Düngung.
7. Allzu großer Mangel oder Überfinli an Feuchtigkeit
im Boden.
Zu diesen Ursachen des Wolkwerdens der Beeren bezw.
der Beeren- und Traubenstiele kommen noch weitere, Barron
') Siehe Handbuch der Tafeltr
rlin. Verlag von Paul Parey, 1894.
Gartenwelt. IX.
.ibenkultui-
R. Goethe.
nicht bekannt gewesene, nämlich zwei Schmarotzei'pilze. Der
erste ist der sogenannte Edelfäule-Pil z (Botrytis cinerea)
und der zweite der falsche Mehltau (Pero/w.spora viticoln),
der zum Urheber der „Lederbeeren-Krankheif' wird, wobei die
Beeren ein lederfarbiges Aussehen annehmen und wie Tabaks-
beutelchen alter Art faltig einschrumpfen, hei der leisesten
Berührung abfallend.
Im Frühjahr 1903 zeigte man mir gleich nach meiner
Übersiedlung nach Darmstadt in einer Treiberei die Erscheinung
des Welkwerdens und Abfallens der Beeren, wie solche in
Figur 1 dargestellt ist. Damit verbunden waren sehr kleine,
fühlbar hervortretende, warzenartige Auftreibungen auf dei-
Blattunterseite, die anfänglich die natürliche grüne Farbe
hatten, sich später bräunten imd schließlich schwarz wurden.
Figur 2 zeigt ein solches Blatt auf der Unterseite, Figur 3
Fig.
Die Gartenwelt.
IX, 20
ein Stück desselben bedeutend vergrößert. Auf der
Blattoberseito entsprach diesen Stellen immer eine
leichte Vertiefung; auch verloren sie die natürliche
grüne Färbung und wurden deutlieh wahrnehmbar
gelblich, ohne aber abzusterben. Figur 4 zeigt das
Bild eines erkrankten Blattes von der Oberseite
betrachtet. (Diese drei Abbildungen verdanke ich
der freundlichen Hilfsbereitschaft >ind großen Ge-
.'ichicklichkeit des Assistenten Herrn R. Zeißig in
Geisenheim.) Wälirend die welken Beeren bald nach
ihrer Erkrankung leicht abfielen, war dies bei den
Blättern nicht oder nur ausnahmsweise der Fall :
immerhin wird durch die erkrankten Stellen die
assimilationsfähige Fläche der Blätter wesentlicli ver-
ringert, was auf die Ernälirung der Beeren nacli-
teilig einwirken muß
Zunäclist wurden die Beeren auf Pilze unter-
.sucht: weder der eine noch der andere der weiter
oben angeführten Schmarotzer war vorhanden. Ebenso
wenig Erfolg hatten die Nachforschungen nacli
etwaigen tierischen Schädlingen. Es fanden sich
wohl einige Milben, aber diese nur in so geringer
Zahl, daß sie als Ursache gar nicht in Betracht
kommen kounten. Die mikroskopische Untersuchung
der Blätter, welche ich in dem Laboratorium des
Herrn Professors Schenck ausführen konnte, ließ
erkennen, daß die kleinen Wärzchen unförmliche
Auftreibungen der Oberhaut der TTnterseite und des
Blaltiiarenehyms sind. Figur 5 stellt den Durch-
schnitt durch ein noch grünes Wärzchen in starker
Vcrgrolierung dar. Figur ö gibt eine solche Stelle
in bereits gebräuntem und Figur 7 in geschwärztem
Zustande wieder. Die Oberhaut- Zellen der Blatt-
oberseite sind, wie aus diesen drei Abbildungen er-
sichtlich, gar nicht in Mitleidenschaft gezogen und
in ihrer Form unverändert geblieben; das leichte Einsinken der er-
krankten Stelle wird unter dem Mikroskope n\u' wenig bemerklicli.
Fortgesetzte Beobachtmigen haben mich nun überzeugt, daß die
Anftreiliungen der Blattunterseite die Folgen von Kulturfelilern sind.
Wachsende Blätter von Eebstöcken, die sich in gespannter feuchter
Luft und in reichgedüngtem, oft bewässertem Boden befinden und
denen man, wie dies zur Blütezeit zu geschehen pflegt, sämtliche
Triebspitzen nimmt, vertragen andauerndes Sonnenlicht von großei-
Stärke nicht, ohne auf der Blattunterseite die beschriebenen Auf-
treibungen zu bilden, die das Welkwerden der Beeren und der Trauben-
stiele zur. Folge haben. Als Beweis für die Richtigkeit dieser An-
nahme kann die Tatsache gelten, daß die Krankheit zum Stillstande
kam, als fleißig gelüftet wurde und man mit dem oftmaligen Begießen
des Bodens und der starken flüssigen Düngung aufhörte.
Es wäre nun sehr wünschenswert, wenn diese Erklärung auch
von andern Seiten geprüft und darüljer berichtet würde, denn die Er-
scheinung des WeLkwerdens und der kleinen Wärzchen an den Blättern
ti'itt, wie ich aus eigener Beobachtung sagen kann, in nmnchen Wein-
treibereien auf. Daß sie auch in Frankreich imd Belgien rait-
mitunter empfindlichen Schaden anrichtet, lehrt eine Arbeit über die
Verrues de la vigne von P. Viala und P. Pacottet in der Revue
de Viticulture 1904 No. 527, 528 und 530. Sowohl die dort ge-
gebene Beschreibung als die dazu gehörigen Abbildungen lassen keinen
Zweifel darüber aufkommen, daß es sich um dieselbe Krankheit handelt,
zumal auch dort bei mehrjähriger Beobachtung niemals ein tiei-ischer
(ider pflanzlicher Schädling gefunden wurde. Aus den Ausführungen
der genannten Verfasser Lst zu enl nehmen, daß die Wärzchen auch
auf grünen Trieben auftreten und daß die Krankheit immer im Mittel-
IX, L'U
Die Gartenwelt.
W
■^^x
puiikt der Blät-
teram Blattstiele
beginnt. Die
ersten 'W^arzen
. bemerkt man in
den Frühtreibe-
<-l^^ l'll bN' I 1 l/'"^! \--.-^^3^\J-^^Y '''^'^" "^ April
^^^^UAjJu-ie:^;-^^^^^^ oder Mai; beiden
^~^ — .späten oder sehr
Fig. 5. späten Sorten,
deren Reife
iliirch HeizunKllierbeigeführt werden nmß, erscheinen die Warzen
■/MV Zoit der vollsten Vegetation im Juni, Juli und August, «wei-
uiid ihvijährige Reben werden mehr befallen als ältere, langsam
wachsende, beide besonders während der Blütezeit oder gleich
nachlier, am stärksten die Blätter dicht unter dem Glase,
am wenigsten die am weitesten davon ent-
fernt im Schatten stehenden. Wenn die Blätter ^^_.r_;^..— =/-«
ausgewachsen sind, hört die Warzenbildung auf.
Nach Ansicht der beiden genannten '—
Forscher werden die Warzen durch ein Über- stA
maß von Licht wähi-end des stark gesteigerten
Wachstumes der Treibzeit hervorgerufen und
es sind zu ihrem Erscheinen 20 bis 25 7oi
feuchte Luft, Wärme, und eine Reihe von son-
nigen Tagen, nach Tagen mit bedecktem
Himmel erforderlich. Audi die Düngung dürfte Einfluß haben.
Wie aus diesen Mitteilungen liervorgeht, stimmen unsere
Ansichten in der Hauptsache flberein, nur daß ich dem oft
so streng durchgeführten Entspitzen einen Teil der Schuld
gebe und wohl mit Recht. Wenn die Rebstöcke durch große
Wärme und Feuchtigkeit dauernd gespannter Luft, sowie
durch oftmaliges Begießen bei mehr als reichlicher Ernährung
auf der einen Seite zu äußerstem Wachstum angereizt und
gezwungen werden, dann ist es begreiflich, wenn durch fort-
wälirendes Entspitzen und die dadurch hervorgerufene Stockung
des Wachstumes auf der andern Seite Krankheitserscheinungen
auftreten, welche der Ausdruck eines unnatürlichen Zustandes,
eines übermäßigen Saftdruckes, sind. Interessant wäre es,
festzustellen, wie .sich bei dieser Krankheit die Wurzeln ver-
halten, die höchst wahrscheinlich auch Not leiden und teil-
i; gewiß verfügen beobachtende Fachmänner
über Erfahrungen, deren Veröffentlichung sehr nützlich und
lehrreich sein würde. Vermutlich steht auch die Bildung
von Luftwurzeln (Seite 205 meines Werkes) mit dieser Krank-
heit in Beziehung.
Schließlich sei auch noch des Einflusses andauernd
starker und dabei einseitiger Düngung gedacht, wie ich einen
solchen im Jahre 1895 an Blättern u^d Beeren des I'^rankcn-
thal aus einem Frankfurter Wein-Ti jbhause zu beobachten
Gelegenheit hatte; die Beeren waren welk geworden wie die
in Fig. 1 dargestellten und die Blätter sahen seltsam ver-
kümmert aus, wie dies Fig. 8 zeigt. Ihre Farbe war ganz
gesund grün, aber schon während des Wachstums standen
sie, wie der Verlauf der Blattrippen zeigt, unter einem inneren
schädlichen Einflüsse, der Verkrümmungen und Verküiy.ungon
bewirkte und so eine ganz unregelmäßige Blattforin hervor-
rief. Am Blattrande bemerkte man mehrfach graue, weiß-
filzige Stellen, die aussahen, als ob ein In-
s^'^^Sjgsrs^Jf-;^ sekt daran genagt hätte, was aber nachweis-
lich nicht der Fall war; vielmehr mußte man
diese Stellen als Folgen der verkümmerten
]\^''^' und zwischen den Rippen befanden sich
Blattrippen ansehen. In der Blattfläche selbst
eigenartige Ausbuchtungen und Vertiefungen
der ßlattsubstanz. mit teilweise ganz scharfen
Rändern und Falten. Die damaligen Nach-
forscliungen führten zu der Annahme, daß
man es mit den Folgen einer zu oft wiederholten Abort-
dünguiig zu tun habe, deren großer Gehalt an Stickstoff und
Salzen bei gleich-
zeitiger Kalkarmut :^~ ■ ^-^
die Mißgestaltungen '^ ' --—5-'
der Blätter und das '•^J ' •
Welkwerden der F" ^_ , . , -^:,!^^r^
Beeren verursacht ■0'^-^ '''f f--^ ^^MA-'^^'f''^-^ ' '^
habe. *""' ■*:^^^^'i^^" -' '
Nematoden an Oychimen und Begonien und die
Komposterde.
JUen meisten Gärtnern sind die Nematoden oder Fadenwüinier
völlig imbekannt, und doch haben wir alle Ursache, uns mit diesen
gefährlichen Schädigern unserer Kulturen näher zu befassen.
Die Familie der Nematoden umfaßt sehr viele Arten, zu ihr gehören
auch die Trichine im Tierkörper, das Roggenälchen und die Rüben-
nematode, die die gefürohtete Krankheit der Zuckerrüben bewirkt.
An gärtnerischen Kulturpflanzen hat man die Nematoden bisher
weniger beobachtet und es ist das Verdienst von Dr. Osterwalder-
Wädenswil, uns auf eine Reihe gefährlich auftretender Nematoden-
erkrankungen aufmei'ksam gemacht zu haben. Dr. Osterwalder stellte
Nematodenschäden an Chrysanthemumblättern, an Blättern ver-
schiedener Gesneriaceen [Oloxhiia, Sainipai<lia),a.n Begonia Rcx u. a.
Arten und an Farnblättern fest. An Farnblättern, z. B. Pleris, sind diese
Erkrankungen recht schön zu sehen als die lange bekannten, durch
die Nervatur des Blattes scharf abgegrenzten braunschwarzen
Streifen; hier leben unter der Blattepidermis eine Menge mikroskopisch
kleiner Würmer, „Älchen-'. Über diese Erkrankungen veröffentlichte
der genannte Gelehi'te eine sehr eingehende, mit Abbildungen ver-
sehene Abhandlung in der Zeitschrift „Schweizerischer Gartenbau"
1/1900, die später erweitert auch in der „Gartenflora- 1001 erschien.
Gegen die Weitelausbreitung dieser Nematoden können wir
aber, sofern die Krankheit erkannt ist, durch rechtzeitige Wegnahme
und Verbrennen der Blätter und offenbar wohl auch vorbeugend
Die Garlenwelt.
IX, 20
durch Spritzmittel, ßoideauxbrühe bei Chrysanthemum oder öfters
wiederholtes Schwefeln bei Begonien mit ziemlichem Erfolge auf-
treten. Schwieriger gestaltet sich die Bekämpfung derjenigen Nema-
toden oder Fadenvvürnier, die, in ungeheurer Anzahl in Pflanzen-
wurzeln lebend, dicke Anschwellungen derselben, ..Wurzelgallen",
hervorbringen und uns damit unsere Erden verseuchen. Zu diesen
Fadenwürmern gehört die berüchtigte ßübennematode, Häerodcra
radicicola. die neuerdings an einer ganzen Reihe gärtnerisch wichtiger
Kulturpflanzen beobachtet worden ist.
Vor 2 Jahren ließ ich mir aus einer bekannten französi.schen
Baumschule die neue Clemafis „Ville de Lyon'- kommen, die icli
nach Empfang sofort dem Feuer über-
geben mußte, denn sie zeigte dicke, von
Nematoden heiiiii "ni' W nr i'li::allen.
Die Cyclamei i'i: i mi vor-
sohiedenenschwfi/:-! i-rhrniMiirurstät-
ten nematodeiikrank. Man sieht es
den Pflanzen mit ihren verkrüppelten
Blättern an, sie wollen nicht recht
von der Stelle , wachsen, sie kommen
schließlich zum Blühen, aber was
Rechtes wird aus den Blüten nicht,
da die erkrankten Wurzeln die Er-
nährung nur kümmerlich besorgen
können. Diese kranken Cyolamen
geben natürlich auch keine brauch-
baren Samenträger mehr ab, so daß
es gewiß nicht übertrieben erscheint,
den wirklichen Schaden, den ein
Geschäft durch Verseuchtsein seiner
Cyclaraenkultur erleidet, nach Tausen-
den zu taxieren.
Auch an den Cyclamenpflanzen
unserer Schule fand ich vor 2 Jahren
Nematodenaiischwellungen der Wur-
zeln; die erkrankten Pflanzen wurden
verbrannt samt dem ihnen anhaften-
den Erdmaterial. Erklärlicherweise
mögen aber verschiedene kranke
Pflanzen vor Erkennung der Krank-
heit auf den Kompost gekommen
sein, so daß ich mich entschließen
mußte, diese werdende Komposterde
von der Topfkultur auszuschliessen
und sie im Gemüse- und Blumen-
garten unterzugraben. Und welchen
Erfolg hatte ich im Garten? Ich
bekam die Nematoden an einer Reihe
anderer Pflanzen, au verschiedenen
Semperflorctis- Begonien -Sorten, an
Lobelia Erinus, Lohelia fulgens.
Eine Seinpe?-florens - Begonie, die
reizende ^Jjiibeca^', habe ich im
vorigen Herbste nach Abräumen der
Blumenbeete photographieren lassen
und man sieht deutlich die dicker
meiner früheren Schüler aus Amerika schreibt, haben dort die
Veilchenkulturen häufig ,, faustdicke" Wurzelanschwellungen, die durch
Nematoden bewirkt worden sind. Diese Erkrankungen sind offenbar
viel häufiger, als mau annehmen möchte.
Leider ist die Bekämpfung dieser Krankheit sehr mühsam, doch
bei radikalem, energischem Vorgehen nicht ohne Erfolg, sie ist ganz
die gleiche und gleicli langwierige, wie bei der gefürchteten
Kropfkrankheit der Kohlgewächse Keine erkrankte Pflanze
oder aus erkrankten Pflanzen ausgeschüttelte Erde darf
auf den Kompost wandern, alles wird verbrannt, und auf
dem Komposthaufen, auf den ohne unser Wissen möglicherweise
doch kranke Pflanzen geraten sind, bringe man ein Schild „Gift!"
an; diese Komposterde muß bei der Kultur völlig aus-
geschaltet werden. Man verwende völlig frische Erde
und kultiviere in neuen Handkästen und Töpfen, denn
diese Nematoden vermögen sich in abgestorbenen Wurzelgallen, wie
■ solche in Handkästen, gebrauchten Töpfen oder auch in der Koks-
schlacke, dem Sand oder Sägemehl auf unsern Tabletten trotz
scheinbar sorgfältigster Reinigung noch zurückbleiben können, in
einer Ait Schlummerstadium lebend zu erhalten, um schließlich,
\vir(i,'i- :m l,.lieiide Wurzeln gelangend, ihre enorme Fortpflanzung
uiMJ liii 7,ii-i'ii uiigswerk von Neuem zu beginnen. Im übrigen ver-
wri-,' i( li Interessenten auf die angeführte, treffliche Abhandlung
Ü>terw:ilde
Max Löbner, Wädenswil.
Stauden.
Einige vStaiulen zu Schnilt-
bl nniengewiniiiiiig und Topf-
verkauf im FrCilijahr.
Im
Vorräte '
dergl. lan
wissen uns
oft nicht. \vi.
Publikums n:i,
zen und färb:
zeitigen Frühjahr, wenn die
on Primeln, Cyclnmen und
Neige gehen,
siliaftsinhaber
ilenTopfpflan-
littblumen be-
Bh
S&.S
Nematoden an den Wurzeln von Begonia semperflorens
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
Wurzelgallen. AVie
reinweißor Blüte
friedigen sollen. Eiicen, Rhododen-
dron, Azaleen, Flieder usw., sowie
ausländische Schnittblumen, wie Ra-
nunkeln, Anemonen. Narzissen. Tulpen
usw. sind wohl massenhaft vorhanden,
aber das ist dem Publikum etwas
Altes; es verlangt nach Abwechslung
und da sind unsere Stauden berufen,
diese empfindliche Lücke auszufüllen.
Es gibt unter den Stauden so
viele, die uns bei sachgemäßer Be-
handlung bereits im März mit ihrem
Flor erfreuen, daß es wirklich wunder
nimmt, daß die Staudentreiberei noch
nicht die Au.sdehnung erreicht hat,
die im Interesse unseres Gartenbaues
wünschenswert wäre, umsomehr, als
dieselbe mit sehr wenig Kosten ver-
knüpft ist. Ein kalter Kasten, oder
ein Kalthaus mit einerTeinperatur von
6-12 Grad genügen vollständig, höhere
Temperatur ist nicht nur nichts nütze,
sondern ist sogar recht oft Schuld
an den Mißerfolgen, über die fort-
während geklagt wird.
Zur Treiberei im. kalten Kasten
eignet sich vor allen Dingen das
bekannte Gänsekraut, Arahis alpina
fl. pl. mit kleinen Rispen, levkojen-
Die Vorbereitung zum Treiben
ähnlicher
ist sehr einfach. Jitnge Pflanzen {Julivermehrung), am besten in
kleinen Töpfen durchwurzelte, pflanzt man Anfang September mit
einem Abstand von 20 cm in einen mit einer Mischung von sandiger Mist-
beeterde und Lehm gefüllten Kasten. Abstand vom Glas mindestens
50 cm. Nach dem Anwachsen stutzt man die Pflanzen mehrere
Male und läßt sie auch beim Eintreten kälterer Witterung offen,
d. h. ohne Glas stehen. Je nachdem man nun den Flor früher oder
später haben will, kann man schon vom Januar ab Fenster auflegen,
doch muß bei milder Witterung fleißig gelüftet werden. So kann
man schon Anfang März die ersten Blumen schneiden, welche in
überreicher Fülle an den Pflanzen erscheinen. Ebenso kann man mit
Aster alpiiiiis sujinliKs, blaublühend, und den bekannten Varietäten
von Vritiiiila Siihnldii verfahren, nur tut man gut, hier der Erde
IX. 20
Die Gartenwelt.
einen Teil Torfmull zuzufügen. Beide Arten eignen sich auch vor-
züglich zum Topfverkauf und man kann .sie, wenn im Herbst ein-
gepfi.iTizt, schon im März blühend haben.
Bei der Treiberei im Topf im Kalthaus kommen in erster Linie
unsere A kf li'i arten in lictrac-ht '). Wir haben da die herrliche
Zürhtuiig Ai/Hi/ei/id IIf:Ujiiic *). Sr\ta.leii tief dunkelblau, CoroUe rein-
weili. dii- cImmi^o sfhiinc. langgespornte, blauweiß blühende A</iiilf(/ia
(■(lerulea und die in verschiedenen Farbenniianceu inuii'jeiiiiei) Aiju.
coer. kybric/a, die niedrige weißblühende Ai/ii. /Ii:l„ li,i/,i nana und
die etwas höher werdende, ebenfalls weißblühende .!</«, iiimi ifniinli-
flora, welche sich alle gleich gut zum Schnitt wie zum Topfverkauf
verwenden lassen. Die Pflanzen werden am besten im Herbst ein-
getopft im kalten Kasten, die Töpfe mit Laub bedeckt, ohne Glas
iiberwintert und im Februar bei einer Temperatur von 4— 6°/o zitü
Treiben eingesetzt. Etwas Vorsicht ist beim Gießen nötig, da die
lüütenstengel leicht faulen.
Noch leichter wie Aquilegien lassen sich die prachtvoll rein-
weißen HcUeborus m/jer grandiflorus, sowie die verschiedenfarbigen
/i<;//t7/or»s-Hybriden im Haus treiben, die man schon zu Weihnachten
in Blüte haben kann; sie geben um diese Zeit ein gesuchtes
und gut bezahltes Material zum Schnitt wie für Topfverkauf.
Leider sind Helfeborus niger bei uns selten käuflich zu haben, und
die aus Holland importierten lassen beim Treiben in jeder Hinsicht
zu wünschen übrig.
Ebenfalls zur Treiberei im Kalthaus geeignet und teilweise zur
Schiiittblumengewinnung, teilweise zum Topfverkauf zu verwenden
sind: Die aus Italien stammende, unserm Buschwindröschen ähnelnde,
blaublühende Anemone apennina, die Sumpfdotterblume, Caltha pa-
liistrh fl.pl. mit gefüllten, goliipvllien Blumen, die bekannte Campanula
Mnliiiiii. Iiirhilrn si,rrt,,l,ilis. ll„/i/„li.s ,i/,>.ri„/,i,/l„ni. Doronimm
caiii'usHKiii iihiijiitfiriiin und plaiilaijiiK Hill i.n i i^iiiii. beide gelb-
blühend, Uriirlii-ni siiiiijuiiini^ riilirt^criis und liri-.iinlfs, llicris Coro-
naria und sempenirens, Mcycmca (Beryeuia) kybrida mit schöner
Belaubung und prachtvollen rosa bis dunkelroten Blütendolden, die
Frühlingswaldwicke, Laihyrns (Orabus) rcrn/is, l'hlo.r aiiwe.na, Nel-
soiii, niirilis. nctncen. ilinirii-iitii ifiniailriisi.-:) \\ni\ ilinirifiln nihil und
ovala, I'rimiild acuiihs. lasliiiirriinin. iliiitiriilnlu. nffiiiiinlis ijntnil.
und roi<ea grand.. h'iiiiiiiiriiliis iinDiltif. //. ///. mit remweiUen und
Trollhm hybridus mit verschiedenfarbigen Blütenköpfchen, sowie das
vergißmeinichtähiiliche Oniphalodes rerna und vcrna alba.
Sämtliche hier angeführte Stauden wachsen am besten in einer
kräfiigen Gartenerde, vermischt mit etwas Lehm und Sand. Vor-
bereitung zum Treiben ist weiter nicht nötig. Man hebt die Pflanzen
von Anfang Februar ab nach Bedarf aus dem freien Lande aus,
pflanzt sie in genannte Erdmischung in entsprechend große Töpfe
und stellt sie bei einer Temperatur von 6—8 Giad, die man allmählig
bis auf 10 Grad steigern kann, im Kalthaus zum Treiben auf. ***)
Gerade jetzt, wo die meisten Zweige unseres Berufes überfüllt
sind, wird vielleicht der eine oder andere sich mehr der Stauden-
treiberei widmen und dadurch dem im Frühjahr herrschenden Mangel
an deutschen Schnittblumen und billigen Topfpflanzen abhelfen.
W. Triebner.
Die Christrosen oder Helleborus. Über die Kultur der
Christrosen veröffentlicht ein Herr Jenkins, von Hampton Hill,
einen sehr beachtenswerten Beitrag in „The Gard. Chron." No. 939,
dem nachstehend einige Angaben entnommen sind, weil sie die Be-
achtung der Kultivateure verdienen. Helleborus niger und seine
Formen {angustifoliiis) ist bei uns und in England als Weihnachts-
blume noch nicht populär geworden. Ohne Zweifel ist er aber ein
Gewächs, das die Beachtung vorwärtsstrebender Kollegen verdient.
*) Anmerkung der Redaktion. Zur Sclmittblumenkultur
haben sich Aquilegien zu hinfällig gezeigt.
**) Anmerkung der Redaktion. Beschreibung und Farben-
tafel im .sechsten Jahrg. Seite 211.
*'*) Anmerkung der Redaktion. Dieses Verfahren hat nicht
bei allen Stauden Erfolg, weil viele nicht blühen, wenn sie kurz zuvor
dem freien Lande entnommen wurden. Es empfiehlt sich vielmehr
die zum Treiben bestimmten Pflanzen in Töpfen vorzukultivieren imd
mit gutem Wurzelvermögen zum Treiben anzusetzen.
such.
Imgen,
häufen
Von der zweckmäßigen Kultur allein hängt es ab, ob mit Helleborus
als Handelsartikel Geld zu verdienen ist oder nicht. Schon der Um-
stand, daß die Helleborus nicht eigentlich getrieben werden, sondern
schon bei mittlerer Temperatur zu Weihnachten blühend zu haben
sind, empfiehlt sie sehr; spart doch der Kultivateur wesentlich an
Heizung. Rentabel wird die Kultur aber nur dann .sein, wenn sie
in einem Umfange betrieben wird, daß sich die Kulturunkosten auf
eine große Zahl verteilen und dadurch ein mäßiger Verkaufspreis
gestellt werden kann und daß das Produkt nicht durch Zwi.schon-
handel verteuert wird. Nun zu dem Artikel in Gard. Chron.
Der Verfasser glaubt den Hauptgrund der häufigen Mißerfolge
bei der Christrosenkultur und -Treiberei darin suchen zu müssen,
daß man die Pflanzen zum Treiben kurz zuvor dem freien Lande
entnimmt, ein Verfahren, das vielfach empfohlen werde, aber grund-
falsch sei, weil es der ganzen Natur der Pflanze zuwiderlaufe. Ganz
recht setzt der Verfasser denkende Gärtner voraus, die ihre Pflanzen
individuell behandeln und daher wissen, was der einen frommt und
der anderen schadet. Die Christrose ist eine starkwurzelnde Pflanze,
die ihre Hauptwurzeln bis metertief in die Erde sendet. Jeder Ver-
aen ausgewachsenen oft über 60 cm im Durchmesser haltenden
n Herbst aus dem freien Lande zu verpflanzen, muß miß-
lie Pflanzen würden nach kurzer Zeit für den Kompost-
reif sein, da an Wurzelfäule zugmnde gegangen.
Man hat vielmehr folgendes Verfahren zur Vorbereitung von
Treibpfianzen und zur Vermehrung überhaupt einzuschlagen. Gegen
Ende August und im September (für Deutschland), je eher je besser,
werden die Stöcke in möglichst viele Stücke mit anhaftenden Wurzeln
zerteilt, je mehr Teile, desto besser. Diese Teile, mit je ein paar
Blättern, werden entweder wieder an passende Plätze in den Garten ge-
pflanzt, um sich dort zu starken Pflanzen auszuwachsen oder zu
mehreren zusammen in Kübel oder große Töpfe gepflanzt. Letztere
sind dann dazu bestimmt, im Jahre darauf in ein Kalthaus gebracht
zu werden, um zur Weihnachtszeit zu blühen. Während des Sommers
werden die Kübel oder Töpfe im freien Grunde eingesenkt und
reichlich bewässert und gejaucht. Der Kultivateur muß in erster
Linie darauf bedacht sein, daß seine Helleborus gute und reichliche
Belaubung erhalten. Wenn er das erreicht hat, so folgen die Blumen
sicher, so sicher sagt der Verfasser, wie die Nacht dem Tage folgt.
Kreideboden und heißer Sandboden sagt den Helleborus nicht zu,
dagegen erreichen die Pflanzen in sandigem und tonhaltigem Lehm-
boden größte Vollkommenheit.
Die Helleborus blühen also bei geeigneter Behandlung wie die
Veilchen im Kalthaus und sollten wie diese behandelt werden. Es
genügen einfache Erdhäuser, deren Temperatur man etwa auf
2 — n" hält. Zum Treiben im eigentlichen Sinne eignen sich nur
solche Gewächse, die ihre Blüten schon in den Knospen vorgebildet
haben. Bei diesen bedarf es nur einer anregenden Wärme, um sie
zum Blühen zu bringen. Die Kultur und das Kultivieren auf die
Blütezeit zu Weihnachten ist natürlich nur rentabel, wenn jede
Pflanze zahlreiche Blumen bringt. Der zitierte Verfasser bestätigt
au.sdrücklich , daß gutbelaubte Pflanzen sehr dankbar blühen.
GO Blumen ä 10—15 Pfg. von einer Pflanze wäre ein Ertrag, bei
dem man seine Rechnung finden könnte. T.
Schlingpflanzen.
Tliiinhergia ahita, eine dankbare Scliliiigptlaiize für
schattige Lagen.
J? ast in jedem Garten gibt es schattig gelegene Orte und an
diesen wieder Stellen, die man gern auch mit schönblühenden Ge-
wächsen schmücken möchte. Bekanntlich haben wir aber nur vrenige
Pflanzenarten, die auch unter schattigen Bäumen oder au nach
Norden gelegenen Hauswänden noch einen andauernden Blumenflor
entfalten. Ich will daher ein zierliches Schlinggewächs, und zwar
die noch lange nicht genug bekannte, aus Südostafrika stammende
Thunbergia alata für diesen Zweck empfehlen. Als Ampel- oder
2.U
Die Gartenwelt.
IX, 20
auch als Hängepflanze für Blumenkästen, die man an nördlich ge-
legenen Balkons aufstellt, ist sie wie geschaffen. Auch zur Be-
kleidung von Gitterwerk, Drahtzäunen etc. läßt sie sich gut ver-
wenden. Sie klettert dort, nach mehrmaligem Anheften, ganz von
selbst bis reichlich einen Meter hoch.
Die Anzucht von TInmbergia alata ist mühelos. Man sät den
Samen im März aus und setzt die Pflanzen dann einzeln in kleine
Töpfe. Solche Pflanzen, die Ende Mai, zu welcher Zeit sie schon
blühen, im Freien zur Verwendung kommen sollen, härtet man nach
und nach ab und verpflanzt sie auch etwa Anfang Mai in etwas
größere Töpfe. Sie gedeihen in jedem nahrhaften nicht zu schweren
Boden und lieben eine milde regelmäßige Feuclitigkeit.
Die Thunbergien blühen auch im Winter willig und eignen
sich in dieser Zeit vorzüglich zur Dekoration in Wintergärten und
Warmhäusern. Hierzu nimmt nian Pflanzen von einer August-
aussaat, da solche reicher blühen als alte E.xemplare. Auch gebe
man ihnen im Winter recht helle Standorte, sie sind dann sehr
dankbai-. Dii> nn'istHn Saiiienhandhingen führen von Thunbergia
alata nin- Ml^^vlnul-. in wrl< hci- j.'(\\ nhnlich folgende Varietäten ver-
treten Mini: ///. iihiiti nliii/hii-d, wiili mit sehwarzblauem Auge,
aiiraiilidiii , g^M-^'^Wt mit m;1i\v;uz, sehr schön, Baker i , reinweiß,
iiiliis alba, gelb mit weiß, und alata sulphurea, rein schwefelgelb.
H. Lindner, Obergärtner, Wannsee.
Rosen.
Die Teeliybride „Großherzogin Alexandra".
Von 0. Jacobs, Weitendorf.
[Hiermu die Farbentafel und eine Abbildung.)
Jus ist nicht ganz leicht, die Eemontantrose „Merveille
de Lyon" zum Samenansatz zu bringen. Seit langen Jahren
habe ich diese Prachtrose in den Kreis meiner Beobachtungen
und Versuche gezogen, doch meistens war alle Mühe umsonst,
da nicht eine Blume Samenansatz brachte. Endlich gelang
es mir, ein paar kleine Früchte mit wenigen Körnern zu er-
halten, aus welcher Aussaat ,, Schneerose" und ein anderer,
aber wertloser Sämling entstanden sind.
Das Jahr 1901 war für Neuheitenzücliter hier in Nord-
deutschland als ein gutes zu bezeichnen, da während der
Bestäubungszeit helle, warme Witterung vorherrschte und
auch später die Sommerwärme die angesetzten Früchte gut
zur Reife brachte. Im Sommer 1901 erhielt ich zum ersten
Male von „Merveille de Lyon" eine gute Frucht mit 7 Samen-
körnern, die ein Kreuzungsprodukt mit der allbeliebten Böse
„Kaiserin Auguste Victoria" war. Von den 7 Samen ge-
langte im Frühling 1902 nur einer zur Keimung, und der
junge Sämling, der bald auf Canina veredelt wurde, zeigte
sogleich guten Wuchs. Ich stellte dann noch einige Ver-
edlungen her, konnte aber die jungen Pflanzen erst spät ins
Freie auspflanzen und infolgedessen kamen sie nicht mehr
zu voller Entwicklung, doch gelang es mir, mehrere gute
Augen auf Hochstamm zu veredeln.
Im Sommer 1903 wurden die besten deutsehen Kosen-
sämlinge in Frankfurt a. 0. zur Schau gestellt. Unter den
50 eingesandten Züchtungen wurden die 5 besten mit einem
Ehrenpreise von je 100 Mai-k ausgezeichnet; unter diesen
war auch mein Sämling „Ch-oßherzogin Alexandra"^ der
damals noch unter der No. 98 geführt wurde. Im
Sommer 1904 auf der internationalen Kunst- und großen
Gartenbauausstellung zu Düsseldorf wurde „Großherzogin
Alexandra" in der Gruppe 4.5 „für die beste deutsche Neu-
heit" abermals mit einem wertvollen Ehrenpreise ausgezeichnet.
„Großherzogin Alexandra" hat kräftigen Wuchs, so daß
junge, ausgepflanzte Veredlungen in meinem Garten aucli
ohne Mastkultur ^j^ m hohe Triebe brachten. Das große,
schöne Laub ist von dunkelgrüner Farbe und blieb bisher
frei von Krankheiten. Charakteristisch sind an den Trieben
die zahlreichen, kräftigen Stacheln, die von beiden Seiten
gleichmäßig zu einer geraden Spitze auslaufen und keine
Krümmung nach unten zeigen. Will man die große, edle
Blume mit einer andern Rose in Vergleich ziehen, so kann
dieses nur ,, Kaiserin Auguste Victoria" sein. Die Knospe
und auch (Vm- iIhmi aulMüliend'' RluinH ist kaum von ,. Kaiserin"
zu untersrhrMiriu .'iirii-u sliiiin.t .li(' Färlmn- und der Duft
vollständij;- mit dir^rr. hie v.ill,.il,|iiht." Rnsu i.^t durchweg
größer und die F<irm mehr becherförmig, aber in jedem
Stadium sehr schön.
„Großlicrzogin Alexandra" blüht bei jeder Witterung
gut auf, und bei der Überwinteiung im Freilande leidet das
Holz dieser Neuheit nicht, während die Pflanzen von „Kaiserin"
leider im Winter unter Nässe leiden und eingehen.
Der Blutenstand erscheint ebenfalls ähnlich wie bei
„Kaiserin", zuweilen einzeln, meistens aber bringt ein Trieb
drei und mehr Knospen, die alle gut öffnen, wodurch sich
der Flor bei Freiland pflanzen sehr in die Länge erstreckt.
Zieht man noch das unermüdliche Remontieren der „Groß-
herzogin Alexandra" in Betracht, so kann man wohl mit
Recht behaupten, daß sie eine feine und ergiebige weiße
Schnittrose ist. Ein im Frühling mit jungen Pflanzen be-
setztes Beet stand im letzten trockenen Sommer bei ge-
nügender Bewässerung unaufhörlich in Blüte. Vermöge ihrer
vielen guten Eigenscliaften wird „Großherzogin Ak'xatidra"
bald allgemeine Verbreituua ciian^i^n und sich in unsern Rosen-
gärten einen bleibenden l'l.ii/ ^-i^ IhTn.
In heller Freude julioltcn wir Mecklenburger unserer
jungen Landesfürstin entgegen, und wie seit alters her sich
immer ein enges Band um Fürstenhaus und Volk schlang, so
gewann auch die junge Fürstin rasch die Herzen ihres Volkes.
Da entstand auch bei mir der Gedanke, die schönste Rose,
die im Obotritenlande der Mutter Erde entsproß, müsse den
Namen der Landesfürstin tragen, was denn auch von Sr. König-
lichen Hoheit dem Großherzoge gnädig gestattet wurde.
Zu besonderem Danke bin ich der hochgeschätzten Re-
daktion verpflichtet, die nicht nur die erheblichen Mittel zu
einer Farbentafel zur Verfügung stellte, sondern auch das
Bild der jungen Fürstin den Rosenfreunden vorfülii't. Mit
großem Eifer ging Freund Pohls an die Aufgabe, die Rose
seiner Landesfürstin für die Gartenwelt zu malen. Gerne be-
zeuge ich ihm hier, daß er diesen Auftrag mit bekannter
Künstlerschaft ausgeführt und ein durchaus naturwahi-es Bild
geschaffen hat.
„Großherzogin Alexandra" wurde von dem bekannten
Rosenzüchter Nicola Welt er in Pallien-Trier erworben und
wird von dort aus demnächst ihre Verbreitung finden.
Neue Rose „Richmond", eine Züchtung der Firma E. G.
Hill & Co. in Richmond, Indiana, Ver.-St., ist aus einer Kreuzung
von ,JJberty" und „Lady Battersea" entstanden. Nach Angaben
des Züchters in der amerikanischen Zeitschrift „Gardening'- ist es
eine starkwachsende dunkelbelaubte Sorte, die lange Stiele macht.
In Knospenzustand geschnitten, verpackt und versandt, soll sie doch
nach der Ankimft noch aufblühen, ähnlich wie ..Americain Beauty^'.
Sie soll außerdem nicht wie „Liberty'-' in den Blüten nachlassen,
sondern wie „Bride" und „Bridcsmaid^'- konstant sein. Die Farbe
der neuen Rose ist scharlachrot, heller als ,,Liber/y'' und wird nicht
Teeliybritli-osc ,,(h-oßhorzogin Alex and r;
(N. Wolter, Trier-Pallion 1905.1
Die Gartenweli
JAHKGANC. IX.
IX, 20
Die Gartenwelt.
235
dunkler mit zunehmendem Alter. Die Blumea
sind sehr wohlriechend und von derber Be-
schaffenheit, sodaß sie eine gute Handelssorte
zu sein scheint. — AVenn man sich von hier
aus auch kein Urteil über diese Rose bilden
kann, so wäre ein Versuch damit doch zu raten.
.\us Amerika sind .schon sehr gute Sorten
herübergekommen und die amerikanischen
Züchter haben es verstanden, ihren Züchtungen
Eigenschaften anzuzüohten, die sie für Groß-
kultur in besonderem Maße geeignet machen.
Nach der in Gardening gezeigten Abbildung
kann man auf eine herrlich geformte, mittel-
große Rose schließen, deren Knospen einzeln
auf langen, mittelstarken, aber doch aufrechtcti
Stielen stehen. T.
Rosafarbige Teehybride „Frau Peter
Lambert'". Diese prächtige neue Rose ist eine
Züchtung von Nicola Welter aus dem Jalire
l'JÜl'. Der Strauch ist, nach der in der Rosen-
zeitung No. 6, 1904 gegebeneu Beschreibung,
der eine Farbentafel beigegeben ist, buschig,
von unten an verzweigt. Die Zweige sind
gleichmäßig hoch und endigen stets in eine
oder zwei Knospen. Holz und Laub sind
ähnlich der „Kaiserin Äiujiiste Viktoria^-. Die
Blume ist groß bis sehr groß, ganz gefüllt und
hat die Form der Kaiserin; ihre Farbe ist
silbrig lachsrosa. Die oberen Augen treiben
sehr schnell aus und blühen sicher. Weil .sie
reich blüht und gleichmäßigen kräftigen Wuchs
hat, ist sie eine gute Gruppensorte. Die
Rosenzeitung bemerkt ferner, daß die Rose
durch die forzierte Vennehrung, vvozu der
starken Nachfrage wegen auch manches
schwache und nicht genügend ausgebildete
Auge verwendet worden sei, geschwächt sei
und in den Kulturen erst wieder erstarken
müsse. Wir bemerken hierzu, daß es im
Interesse der Züchter selbst liegt, wenn sie
in der Vermehrung ihrer guten Neuheiten ge-
wisse Grenzen einhalten und lieber mit deren
Heraiisgabe wai'ten bis hinreichend zahlreiche
und kräftige Ware da ist. Das Mißtrauen
wird durch Verkauf schwächlicher Pflanzen
nur vermehrt, und gar manchem Liebhaber ist
die Anschaffung von Neuheiten aus diesem
Grunde schon verleidet worden.
:%M^j'u v\ <^4
N^4^,^
Bildnis Ihrer Kgl. Hoheit der Croßherzogin Alexandra von Mecklenburg-Schwerin,
umrahmt von der ihr zugeeigneten Rose. Aufnahme von Hofphotograph Heusehkel,
Schwerin, Zeichnung von F. Pohls. Originalabbildung für die „Gartenwelt".
Blumentreiberei.
Calla und Amaryllis als Schnittblumen.
\'jn Carl Zisitoven, Obergärtner der Handelsgärtnerei von Georg
Bornemaun in Blankenburg a. H.
Wenn auch der Calla- und Amaryllis-KwMm seit einigen
Jahren eine erhöhte Aufmerksamkeit zugewandt wird, so ver-
diente sie doch eine noch größere Beachtung, da der Erfolg
bei richtiger und sachgemäßer Behandlung sicher und lohnend
ist. Es sei damit nicht gesagt, daß die Blumen von Calla
und Amaryllis zu Tausenden auf den Mai-kt gebracht werden
sollen; dafür sind dieselben zu edel und vornehm und auch
nicht für jedes kleinere Bindestück verwendbar. Wähi-end
die Calla als abgeschnittene Blume und als Blütenpflanze
populärer ist, wird eine Amaryllis beim Publikum stets als
etwas Apartes angesehen. Für den Handels- und Schnitt-
irtner sind beide Gattimgen schon aus dem Grunde
wei'tvoll, weil die Pflanzen im blühbaren Alter jeden Winter
blühen und während des Sommers geringe Ansprüche an die
Kultur machen. Nur während der Übergangsperiode von
der Wachstums- zur Ruhezeit, während deren sie trockener
gehalten werden, um sie zur Treiberei vorzubereiten, erfordern
sie einige Aufmerksamkeit. Da es oft erwünscht ist, die
Pflanzen zu einer bestimmten Zeit in Blüte zu haben, kann
man durch früheres oder späteres Antreiben den Flor zeitiger
haben oder verzögern. Schöne blühende Topfpflanzen von
Calla und Amaryllis finden leicht Abnehmer und die ab-
geschnittenen Blüten werden vom Bindekünstler gern verarbeitet,
besonders zu größeren Arrangements, worin sie wegen der
eleganten schönen Formen effektvoll wirken. Ueber die Kultiu-
und die Anzucht der Calla und Amaryllis habe ich schon in
früheren Jahrgängen*) ausführlich berichtet. Ich beabsichtige
nachstehend nur die Treiberei eingehend zu besprechen.
') Man vergleiche meine Artikel im fünften Jahrgang Seite 208
und im sechsten Jahrgang Seite 185, 3.ö7.
Die Gartenwelt.
IX, 20
I. Die Calla-Treiberei.
Gerade für den kleineren Schnittblnmenziichter ist diese
Treiberei empfehlenswert, weil keine besonderen Vorrichtungen
erforderlich sind und die Pflanzen im temperierten Hause
leicht blühen. Wie schon vorher erwähnt, ist ein sicherer
Erfolg abhängig von der Verwendung kräftiger und blühbarer
Knollen und Wurzelstücke.
Von Calla haben wir verschiedene, für die Treiberei
besonders geeignete Sorten. So sind nach meinen Erfahrungen
Calla aelhiopica multiflora fraecüx sowie Calla „Perle von
Stuttgart"' am wertvollsten; wenn auch verschiedentlich andere
weiße Sortefl als besser und reichblüliender bezeichnet wurden,
so glaube ich bestimmt, daß es sich dann um ältere Pflanzen
geliandelt hat. Calla multiflora praecox und „Perle von
Stuttgart'^ blühen auch als ältere Pflanzen sehr reich; ihr
Hauptwert liegt aber speziell darin, daß sie bei guter Kultur
bereits im zweiten Jahre nach der Aussaat reiclilich blühen
und auch schon im ersten Jahre einige Blüten bringen.
C. multiflora praecox beginnt auch viel zeitiger mit dem Flor
wie alle anderen Sorten; der Blütenschaft ist auch länger,
weshalb diese Sorte auch zu Schnittzwecken empfehlenswerter
ist. Als Topfpflanze dagegen ist ,,Perle von Stuttgart'-
wegen ihres gedrungenen Wuchses geeigneter. Hat man
für die Treiberei genügend Raum zur Verfügung, so ist es
empfehlenswert, die Calla in einem Hause mit Erdbeeten
auszupflanzen und zu treiben. Auf gut durchgearbeitetem
Boden, in einer lehmigen Mistbeeterde, werden die Wurzel-
stöcke Mitte September ausgepflanzt, nachdem diese von Juni
an trocken gehalten wurden. Bei reichlicher Lüftung und
öfterem Spritzen an schönen warmen Tagen ist es vor allem
notwendig, sie schnell in Vegetation zu bringen. Mit dem
Antreiben der TojDf pflanzen beginnt man Anfang Oktober;
bei diesen wird vorher die obere Erdschicht erneuert. Sehr
viel Luft und Feuchtigkeit ist bei der Treiberei der Calla
eine Hauptbedingung, denn grüne Blattläuse stellen sich sehr
leicht ein und es ist daher ratsam, das Haus alle vierzehn
Tage auszuräuchern, um dem Ungeziefer vorzubeugen. Sind
die Pflanzen in gutem Wachstum, so brauchen sie viel
Nahrung, weshalb man ihnen jeden zweiten Tag einen Dung-
guß gibt; die ausgepflanzten Calla beanspruchen besonders
gute Düngung. Am besten gedeihen sie in einer Temperatur
von 10 — 12" C Die ersten Blüten erscheinen im November
und sind um diese Zeit besonders wertvoll. Der Flor dauert
bis April und die Pflanzen bringen durchschnittlich fünf bis
acht Blumen. Ich habe auch schon Pflanzen beobachtet,
welche in einem Winter elf Blumen brachten. Die Reich-
blütigkeit hängt allein von der Bestockung der Pflanzen ab,
die eben bei genannten beiden Sorten viel reichlicher ist als bei
anderen. Am schönsten werden die Blumen bei den aus-
gepflanzten Exemplaren, auch bringen letztere mehr als die Topf-
pflanzen. Die schöne blendendweiße BluraenhüUe hat in der
Breite einen Durchmesser bis 20 cm und in dei- Länge, über
der Blumenliüllc, bis 28 cm, manchmal auch noch mehr.
Die ersten Blumen sind aber meist bedeutend kleiner. Ich
habe auch gefunden, daß „Perle von Stuttgart-' keine so
großen Blumen bringt wie C. multiflora praecox. Zum Versand
sind Callablumen aucli sehr geeignet, da sie besonders fest
und widerstandfähig sind. Gelegentlich der Düsseldorfer
Ausstellung sah ich einige hundert Calla-Blüten, welche aus
Frankreich stammten und durch irgend einen Umstand 2 Tage
unterwegs gewesen waren. Diese Blumen sahen nach der
Ankunft ganz unansehnlich aus, doi'h als sie einige Stunden
standen, sah man es ilmen nicht mehr an, daß
sie eine solch lange Reise hinter sich hatten; sie prangten nun
in ihrem schönen reinen Weiß, wie frisch geschnitten. Dies
waren Blumen von Calla devoniensis, ebenfalls eine gute Sorte
und die Stammsorte von C. multiflora praecox, die eine Ver-
besserung von dieser ist.
Calla „Solfatara" wird wohl in einigen Jahren, wenn
mehr Vorrat vorlianden ist, auch als Schnitt-Calla sehr begehrt
werden. Die reine schwefelgelbe P'ärbung ist einzig und bei
Lieht liesonders effektvoll; allerdings ist diese Sorte nicht geeignet
zum frühzeitigen Treiben. Ich habe gefunden, daß die Blumen
klein bleiben, wenn man diese Sorte zu zeitig antreibt und
auch die heriliche Färbung nicht so schön ausgeprägt hervor-
tritt. Die Sorte „Solfatara'-' besitzt bekanntlich Knollen,
während die aethiopica-Sorten Wurzelstöcke bilden. Man legt
diese Knollen zweckmäßig Mitte Januar in ein Beet mit
lehmiger sandiger Mistbeeterde. Die Behandlung ist wie bei
den weißen Sorten: reichliche Lüftung, viel Wasser imd bei
gutem Wachstum ein öfterer Dungguß. Bei einer Temperatur
von 10 — 1.0'^ C. blühen sie nach zehn Wochen. Die großen
schönen Blumen sind noch haltbarer als die der weißen
Sorten. Calla „Solfatara^^ entwickelt sich auch sehr gut im
Freien. Die Knollen, im März — April in einen kalten Kasten
gelegt, blühen, wenn bis zum Antreiben mit Fenstern bedeckt,
nach acht Wochen; im Freien jedoch wird die Färbung be-
deutend kräftiger als unter Glas. Ähnlich behandelt man die
goldgelbe Calla ellioltiana, von der Solfatara eine Hj'bride
ist ; sie ist empfindlicher und kann im Freien nur an sehr
geschützten Stellen gehalten werden.
IL Die Amaryllis-Treiberei.
Zur Treiberei eignen sich die neuen großblumigen
Hippeastrum-viilatiim-'H.yhTiden*) am besten, weil sich die
Blätter mit den Blüten zugleich entwickeln und solche Amaryllis
mit Laub auch gerne als Topfpflanzen gekauft werden. Während
der Ruhezeit, welche vom September ab beginnt, richtet sich
das beginnende Wachstum danach, in welcher Temperatur man
die Zwiebel überwintert. Werden sie wärmer fiberwintert, so
müssen sie feuchter gehalten werden, wodurch sich die Knospen
zeitiger bilden. Bei kälterem Ilberwintern kann man es so
einrichten, daß sich die Blüten erst im Mai entfalten, aller-
dings . darf man sie nicht unter 6" C. halten. Icli habe
beobachtet, daß die Zwiebeln leiden, sogar teilweise eingehen,
wenn man sie bei einer Temperatur von unter G" C. über-
wintert. Am besten liegen die Zwiebeln in ruhendem Zustande
unter Stellagen, müssen aber vor Trockenheit geschützt
sein. Auch dürfen sie während der Ruheperiode nicht so
trocken gehalten werden, daß die Wurzeln einschrumpfen,
was für die Knospenbildungen von großem Nachteil wäre.
Zeigen sich die ersten Knospen, so erneuert man die obere
Erdschicht und bringt die Töpfe dann in ein temperiertes
Haus. Bei schönem Wetter werden sie gespritzt, denn sie
lieben im allgemeinen viel feuchte Luft. Wenn die Knospe
in guter Entwickelung ist, sagt den Pflanzen ein öfterer
*) Anmerkung der Red. Wir verweisen auf die schöne
Abbildung iu Nr. 12 Seid' ]:>4, sulche Amaryllis aus den
Borneniann-ili''ri Kiiltuhi: i:' ;'-iii. Es sei noch bemerkt,
daß die Aiiiurijllis dn li, iumAx Hippeastrwn beißt; von
der A-HKiri/llis im lintani- 1' ' t • 's bis jetzt nur eine bekannte
Art und z\v;u AinurijlU.-i U, limiuiintt. diu bei uns im Herbst ohne
Blätter blüht und erst nach der Bliite im folgenden Frühjahr ihre
Blätter entwickelt. Amaryllis {Hippeastrum) vittatiim ist in der
typischen Form rot mit weißer Zeichnung.
IX, 20
Die Gartenwelt.
237
M
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- pw»y-iii
Wohlfeiler Treibflieder.
Vdii Karl Rade, Obergärtner der kgl. Gartenbau-Lflnanstalt
Getrieben« il M It i/ c t
Vom Veii";tsser rde r,r a Ij^e n neu
I)iiii,s;guß von verdünnter Jauche sehr zu. Es ist nicht not-
wendig, blühbare Zwiebeln jedes Jahr umzupflanzen, sondern es
genügt ein Umpflanzen alle zwei' bis drei Jahre. Es ist aber
bei der Treiberei der Ämaryllis auf eine gleichmäßige
Temperatur des Hauses zu'achten, da sonst die Knospen
in der Entwickelung- leiden und die Blumen klein bleiben.
Botreibt man die Treiberei im großen, so kann man immer
einen größeren Satz aufstellen, weil doch die Knospen nicht
zu gleicher Zeit erscheinen und man eine mehrmalige Auslese
halten muß. Sind die Zwiebeln gtit ausgereift, so bringen
auch die meisten Knospen und Blumen. Durch das Auf-
stellen von nur knospenzeigenden Pflanzen zum Treiben
erzielt man einen längeren Flor. Bei richtiger Ktiltiu- tritt
die Blüte einer knospenzeigenden Ämaryllis bei einer gleich-
bleibenden Temperatur von 15 — 18" C. nach acht Wochen
ein. Die ersten Ämaryllis kann man, wenn die Ruhezeit
Mitte September beginnt, zu Weihnachten in Blüte haben
und werden die Blumen sowie Pflanzen tun diese Zeit am
besten bezahlt. In der hiesigen Gärtnerei bringen viele
Zwiebeln zwei Blütenschäfte und jeder trägt bis vier Blumen
Die Treiberei der Ämaryllis ist noch lohnend, denn sie macht
wonig Arbeit und eine einzelne Blüte wird im Großhandel
im Durchschnitt mit .öU Pfg. bezahlt. Für die feine Bimli'ivi
worden diese jirächtigcn Blüten auch gerne verarlioitet und
für geschmackvolle, elegante Ari-angements besonders bovoiv.ugt.
TiCider ist den Schnittblumenzüchtern der Wert dieser Blüten
noch viel zu wenig bekannt. Man muß, um die Blumen gut
absetzen zu können, meistens hellfarbige Sorten treiben.
' Anmerkung der Redaktion. Im siebenten Jabrgang.
Seite 266, berichtete unser Mitarbeiter Herr B a 1 k e bereits von
Treibversnclien mit abgeschnittenen FUederzweigen. Schon damals
wies der genannte darauf hin, daß diese Art Flieder zu treiben
keineswegs als Spielerei aufzufassen sei. Namentlich für Ilerrschafts-
gärtner wird das Verfahren nützlich sein.
_ (Hicrx.u xioei Abbildungen.)
JL/ie beistehenden kleinen Abbildungen nach photographischen
Aufnahmen zeigen einen im Monat Dezember 1904- getriebeneu und
am ü. Januar d. J. photographierten Fliederstrauß und einige Topf-
flieder. Die Blumen des Straußes wurden jedoch nicht nach dem
allgemein bekannten Verfahren — den Flieder mit Wurzeln zu
treiben — hervorgebracht, sondern indem abgeschnittene Zweige*)
von einem alten, im Arboretum überzählig gewordenen Flieder.strauch
einfach in Wasser gesteckt und in den ca. j!(j" C. warmen Treibraum,
zu den andern in Töpfen stehenden Fliedern gestellt wurden.
Das Aufstellen des Flieders geschah in der ersten Woche
des Dezembers und zwar unter Berücksichtigung des bei der Flieder-
treiberei üblichen Verfahrens.
Bei regelmäßigem täglichem Spritzen mit lauem Wasser platzten
die Blutenknospen bereits nacli 10 Tagen und zwar merkwürdiger-
weise beim abgeschnittenen Flieder stärker als beim Topfflieder.
Später allerdings entwickelten sich die Blütenrispen des Topfflieders
vollkommener als die Knospen der abgeschnittenen Zweige, wie das
ja auch ein Vergleich beider Abbildungen erkennen läßt, doch sei
bemerkt, daß die abgeschnittenen Zweige von ' Syringa vulgaris
stammen, während die Topfpflanzen die Sorte Syr. vulg. .„Charles X"
zeigen. Beide wurden aber in ein und demselben Räume gleich-
förmig behandelt.
Es ist möglich, daß abgeschnittene Zweige von bekannten Treib-
sorten noch ein besseres Resultat ergeben können, immerhin ist auch
dieser Erfolg mit dem gewöhnlichen Flieder nicht zu verachten und
fast jeder Gärtner — wenn er sich auch nicht speziell mit Fheder-
treiberei befaßt — ist in der Lage, mit verhältnismäßig wenig
Mühen seine Umgehung im Winter mit einem Strauß blühenden
Flieders zu erfreuen.
in
df ^ i.
K— «^M^- m-^ii
'lopfflieder „Charles X".
Vom Verfasser für die „Gartenwell" photogr. aufge
238
Die Gartenwelt.
IX, 20
AVahrscheinlicli würde der Erfolg im Jamiar und später noch
vollkommener sein, aber auch das Resultat vom Dezember ist —
wie unsere Abbildung zeigt — zufriedenstellend.
Das gleiche Verfahren kann auch mit anderen Blütenzweigen
z. B. mit Schlehen [Prunus spinosa fl. pL), mit gefüllt blühenden
Pfirsichen, Mandeln usw. gemacht werden, jedoch versäume man
nicht, die Zweige lang, d. h. mit viel Holz, zu schneiden; je mehr
Holz (Keservestoffe) dabei belassen wird, desto sicherer und voll-
kommener ist der Erfolg.
Fragen und Antworten.
Beantwortung der Frage No. 296. Weiß jemand etwas über
die neue Rose ..Miss Alice Jfooserelt" und ihre Eigenschaften ?
Die Teerose „Miss Alice Roosevclf' ist ein Spoit der Teerose
„Mnie. Cusin'-\ einer Guillotschen Züchtung aus den achtziger Jahren
des vorigen Jahi-hunderts. „Mme. Cusin'-'- ist puipurrosa mit weißlich
gelbem Grunde, während „Miss Alice Rooserelt" fitwas beller in der
Farbe ist. Sie treibt sich gut, ist jedoch keine hervorragende Sorte
und findet nicht die erhoffte Verbreitung. Züchter resp. Einführer
ist J. N. May in Summit, New Jersey, Nord-.iVmerika.
Peter Lambert, Trier.
Beantwortung der Frage No. 297. Wie kultiviere ich am
einfachsten I'rimula obconica'f Kann ich sie im kalten Kasten aus-
pflanzen V
Anfang Februar sät man Primida obconica in Samenschalen
auf lockerer Laub- und ilistbeeterde aus, hält sie im temperierten
Hause von 12—16 C wie alle Samen gleichmäßig feucht und
pikiert dann die kleinen Pfläuzchen zwei- bis dreimal, wonach sie
in kleine 9 cm weite Töpfe gepflanzt werden können. Braucht
mau den Platz im Frühjahr in den Mistbeeten nötig, so kann man
sie auch in kleinen Kästen, bis sie schon ziemlich kräftige Pflanzen
geworden sind, stehen lassen. Primula obconica braucht zu einer
guten Entwicklung viel Nahrung, und man verwende bei der Kultur
immer nur nahrhafte Laub- und Mistbeeterde mit Sand gemischt.
Man lüfte die Primeln im Mistbeetkasteu reichlich und achte darauf,
daß die Erde nicht versauert. Ein öfterer Duugguß, vorzugsweise
von Kuhdiinger, und Beimischung von Hornspänen zwischen die Erde,
wird viel zu einem guten Wachstum beitnigen.
Bevor die Pflanzen nicht völlig ausgewachsen sind, Ende August,
kneife man alle erscheinenden Knospen aus. Die häufig gelbliche
Farbe der Blätter ist ein Zeichen von Nahrungsmangel, man achte
also immer darauf, daß die Primeln eine dunkelgrüne Farbe behalten;
erst dann kann der Gärtner Anspruch auf vorzügliche Kulturleistung
machen. Ebenso liebt Primula obconica einen schattigen Standort.
Bei guter Pflege müssen die Pflanzen zum Herbst einen Durchmesser
von 30—35 cm haben und in 13 cm weiten Töpfen gut durchwurzelt
sein. So weit die Topfkultur.
Das Auspflanzen der Primeln in den Kasten ist auch ein ganz
gutes Verfahren, obgleich ich die Topfkultur vorziehe. Zu diesem
Zweck bringt man auf den Kasten etwa lf> cm hoch von oben ge-
nannter Erde und verpflanzt die Primeln bis Ende Juni mehrere Male
dem Wachstum entsprechend weit, dann kommen sie gleich in eine
Entfernung, daß sie bis Mitte August stehen bleiben können. Dann
werden sie in Töpfe gepflanzt, damit sie noch gut durchwurzeln.
Mit dem Gießen muß man bei ausgepflanzt gewesenen Primeln nach dem
Eintopfen vorsichtig sein, sonst faulen die Pflanzen leicht oder
werden gelb. Während des Winters blühen die Pflanzen im trockenen,
temperierten Hause fortwährend. Herrn. Musielik, Wannsee.
— Die Kultur der Primida obconica ist eine dankbare und
lohnende Arbeit. Die Aussaat geschieht hier im April oder Mai in sandige
Lauberde. Die Samenschalen sind auf ein lauwarmes Mistbeet zu stellen,
derSamen keimt leicht und rasch. Nach einigen Wochen werden dieSäm-
Jinge pikiert. Wieder nach einigen Wochen topfe ich die Pflanzen ein.
Sobald sie Topfbaileu haben, verpflanze ich sie abermals in größere
Töpfe, worin sie dann schon stehen bleiben, um sich für den Winter
gut durchwurzeln zu können. Das ist ein Hauptpunkt: die Pflanzen
müssen beim Einwintern vollständig durchgewurzelt sein, will man
keine gelben kränklichen Exemplare im Zimmer stehen haben.
Nach jedesmaligem Veriiflanzen stelle ich die Töpfe in einen
gerade leeren Kasten, also immer kalt. Hier spritze ich an sonnigen
Tagen etwa dreimal täglich, lüfte niedrig und schatiiero. Als Erd-
mischung verwende ich durchweg sandige Erde mit etwas Torf. Die
Pflanzen wuchern, wenn man so sagen darf, wie Unkraut. Im Winter
stelle ich sie abwechselnd partieweise warm, wie ich sie eben in
Blüte brauche; es genügen plus 8—10° C. um einen reichlichen Flor
zu erlangen.
Vom Auspflanzen im Kasten bin ich kein Anhänger. Denn
wird die Erde mal zu naß, so werden die Pflanzen gleich gelb.
Im Topfe trocknet die Erde leichter aus und die Pflanzen bleiben
mir gesund und wachsen üppig. Es werden vielfach die alten Pflanzen
getollt und im Kasten ausgepflanzt. Diese MeÜiode lasse ich ruhig
sein. Ich kultiviere ausschließlich Primula obconica nach der oben
angeführten Art und habe kein einziges Mal mißlungene AVare erzielt,
sondern stets prima Qualität. Wenn dem Herrn Fragosteller mit
meinen bescheidenen Angaben gedient ist, wird is m:- ii fn n n.
Hans Heitmar, Ben i i ' n
— Um Primula obconica zu kräftigen Pfhin ■ i ■ i :; i ■ hi.n,
lege man in er.ster Linie Wert auf die passm p' I.iuiihm Imng:
L' Teile Lauberde, 1 Teil gut abgelagerte Mistbect''iil.'. i Tim! Sand
und dem Ganzen eine Kleinigkeit Hornmehl beigemi-.lit. Cru.ilmlich
macht man zwei Aussaaten, eine im Juh, die andere im .laiuiar. Die
Januar- Aussaat 1905 bringt schon zum Herbst desselben Jahres schöne
blühende Pflanzen, jedoch entwickelt sich die Hauptblüte erst im
folgenden Frühjahr. Die Juli-Aussaat 1905 liefert für Herbst 190G
einen sehr starken Blütenflor. Die Aussaat geschieht in sandige
Lauberde mit etwas Mistbeeterde, diese halte man mäßig feucht und
schließe die Schale mit einer Glasscheibe bis der Samen aufgegangen.
Sind die Pfläuzchen genügend erstarkt, so werden sie in flache
Schalen verstopft. Das erste Auspflanzen ins Mistbeet geschieht im
April in angegebene Erdniischung. Das zweite Auseinanderpflanzen,
sobald sich ilii' l'flanzrn i^cuvnsritig l'criihren und die Mistbeete dann
auch frei wvi.b'n \(.ii i iru|i|«Mipflaiizen und Frühgemüse. Einen
kräftigen \\'ii. h- .niw i. kein dv rfiaiizon erst dann, wenn sie an-
fangen -.1 1- zu berühren, weshalb ich stets etwas eng
pflanze m i n ! i : ü/cn lieber zweimal auseinanderrücke. Nach
dem Beplhiii '.rii ii:i!i. man einige Wochen etwas gespannte Luft mit
reichlich Schatten und öfterem Bespritzen am Tage, dagegen ist die
Ei'de von unten nicht zu feucht zu halten, da sonst die Primida obconica
ein gelbes Aussehen bekommen und nicht weiter wachsen wollen. Sind
dieselben angewachsen, dann fordern sie genügend Luft mit reichlich
Schatten. Im August oder September werden sie locker in an-
gemessene Töpfe gepflanzt und im Mistbeet aufgestellt. Sobald die
Pflanzen in den Töpfen gut durchgewurzelt sind, erhalten sie wöchent-
lich einen Duugguß von aufgelösten Kuhfladen, auch aufgelöstes Horn-
mehl ist mit Wasser verdünnt sehr gut. Im Winter erhalten sie
ihren Standort am besten im Kalthause bei 8—10 Grad, wo viel
Licht und Luft zugeführt werden kann.
Richard Seibt, Schloß Bookdorf b. Kempen a. Rh.
— Der Herr Fragesteller hat leider nicht angegeben, ob er
zum Sommer oder zum Herbst und Winter verkaufsfähige Pflanzeu
haben will. Im ersten Falle rate ich Ende Januar oder Anfang
Februar auszusäen, ein- oder zweimal in Kistchen zu pikieren, nach
2—3 Wochen in kleine Töpfe zu verpflanzen und auf halb warmen
Kasten zubringen. Die Pflanzen werden auf halbwarinem Kasten
sehr viel schöner als auf warmem. Sind die Pflanzeu durchwurzelt,
so verpflanzt man sie ein zweites Mal, wobei man die Größe des
Topfes nach dem Wurzelvermögen der Pflanze wählt. Ein halbwarmer
Fuß kann nicht schaden, obgleich auch ein kalter Kasten gute Dienste
tut. Hat der Kasten halbsohattige Lage, so wird nur zu Anfang
nach jedesmaligem Verpflanzen ein leichtes Schattieren nötig sein,
jedenfalls sperre man die Sonne nicht zu ängstlich ab, ebensowenig
die Luft, in beidem wird noch von vielen Gärtnern überaus gesündigt.
Als Erde wähle man eine nahrhafte, etwas schwere Erde mit reichlich
Sand vermischt. Bei dieser Kultur kann man im Juli — August verkaufs-
fähige Pflanzen haben. Wie sich die Pflanzen beim Auspflanzen auf
kalten Kasten bei dieser Kultur veriialten, weiß ich aus eigener Erfahrung
nicht; ich wüßte jedoch nicht, in ^welcher Weise ein Auspflanzen
IX, 20
Die Gartenwelt.
auf kalten Kasten das Wachstum beeinflussen sollte, höoiistens daß
die Pflanzen 2—3 Wochen später fert[g sind.
Eine spätere Au.ssaat kann man Ende März bis Ende April
vornehmen. Bald nach dem Aufgehen des Samens, der am besten
nicht bedeckt, sondern nur leicht eingedrückt wird, werden die jungen
Sämlinge in Haudtästen mit leichter Erde pikiert, die im Hause
lileihon. Hat man so viel Haudkästen, daß man mehrere Fenster damit
füllen kann, so kann mau auch statt des Hauses einen am besten halb-
warrni'u Kasten verwenden. Mit kaltem Kasten habe ich im vergangenen
.lalire in der Schwein schlechte Erfahrungen gemaclit und sind meine
l'flanzen dadurch etwa vier Wochen zuräckgekommen. Sind die einmal
pikierten Pflanzen stark genug, so kann man sie ruhig auf kalten
Kasten auspflanzen und Ende August oder Anfang September in
i'iitspreclu'nde Töpfe setzen, damit sie bis zum Winter noch gut
durcliwurzeln. loh liess die Sonne bis gegen 9 Uhr ruhig in den
Kasten brennen — der Kasten war nach Südwest geneigt — gab dann
Luft uud gegen 11 Uhr leichten Schatten. Je nach Witterung muß
gespritzt werden. '/Als Schatten verwendete ich durchweg sogenannte
Papiertenster. Das Papier ist geölt und hat eine weitmaschige
Oazeunterlage. Verkauft wird es nach Metern und man kann es
sich auf seibstangefertigte Rahmen von beliebiger Größe simnnen.
Dnrch diese Papierfenster wird ein ausgezeichneter Schatten, der das
Licht an keiner Stelle zurückhält, erzielt; sie haben den großen
Vorteil, daß sie schnell und leicht zu heben und wegzunehmen sind.
15ei dieser zweiten Kulturart hat man den ganzen Winter blühende
Pflanzen.
Gute Erfolge habe ich auch durch Teilung erzielt. Gleich
nachdem die Pflanzen von der Dekoration zurückkamen, riß ich sie
m lauter Stücke, jedes Stück, das ein paar Wurzeln hat. wäch.st
weiter und gibt gute Pflanzen. Bei allen Knltinarten kneife ich die
ersten Blütenstiele aus, ich erziele dadurch einen u])pii;eren Blatt-
wuchs und infolgedessen mehr vorstellende Pflanzen. Pflanzen mit
l.ö — 18 Blütenstielen (gleichzeitig) waren keine Seltenheit. Die
Kultur im Winter geschieht natürlich im Kalthause.
Ernst Richter, Bordigheia.
Beantwortung der Frage No. 298. Hat schon jemand die
Beobachtung gemacht, daß Himbeertrüchte von Bienen angenagt und
ausgefressen werden? Ich habe das nur von Wespen gesehen, aber
niemals von Bienen. Einer meiner Kunden glaubt, daß eine Himbeer-
anlage da nicht möglich wäre, wo Bienenstände in der Nähe sind.
Ich erinnere mich, die.se Frage schon vor Jahren in einer Zeit-
schrift gelesen zu haben. Hier wurde die Vermutung, daß die
Bienen die Himbeeren annagen .sollten, als eine Verläumdung unserer
fleißigen braven Biene hingestellt. Durch diesen Fall aufmerksam
gemacht, habe ich sjcher festgestellt, daß die Bienen an die
Himbeeren gehen und diese ihres Saftes berauben. Bei genauerer
Betrachtung aber habe ich wahrgenommen, daß die Bienen
iiui dann an die Himbeeren gehen, wenn eine längere Kegen-
periode gewesen ist, nach welcher die Früchte aufplatzen und
in Fäulnis übei'gehen, in solchen Fällen kommen die Bienen und
retten was noch zu retten ist. An gesunde Früchte geht die Biene
nicht, ich habe schon solche zerdrückt und vor den Ausflug
des 1-iienenstockes gelegt, die Früchte blieben unberührt. Daß in
der Nähe eines Bienenstandes gelegene Himboerplantagen durch
Bienen geschädigt oder gar tmmöglich gemacht werden sollen, ist
keineswegs zutreffend. Ag. Radde.
— Die Himbeere ist eine der besten Bienenfutterpflanzen,
da ihre Blüten eine Menge Honig spenden. Die Himbeere wird des-
halb auch besonders reich beflogen und kann ein oberflächlicher
Beobachter wohl zu dem Schlus.se gekommen sein, daß diese Tierchen
die Früchte anfressen, was jedoch nicht der Fall ist. Gerade dort,
wo der Honig am reichsten fließt, sollte die Biene sich an den
Früchten vergreifen 1 Die Nähe eines Bienenstandes bedeutet einen
unschätzbaren Vorteil für eine Himbeeranlage, da die Bienen die
ausgiebigste Bestäubung der Blüten vornehmen. Mütze.
Aus den Vereinen.
Verein zur Förderung des Gartenbaues in Berlin. Die
Januarversammlung wurde bereits am 19. abgehalten. L'nter den aus-
gestellten Gegenständen war eine Obstkollektion von Herrn Beuster,
Obergärtner des Herrn von Siemens in Biesdorf, bemerkenswert
wegen des tadellosen Zustandes der Früchte. Die gute Konserviening
soll eine Folge der einzig zweckmäßigen Aufbewahrung in tiefen,
frostsicheren Kellern mit gleichbleibender Temperatur sein. Geheizte
Käume bewirken ein baldiges Verderben der darin aufbewahrten
Früchte. Herr BeiTster lobte den Apfel von Lunow als dauer-
hafte und wohlschmeckende Frucht. — Sehr schöne Primulu ubeonica
zeigte Herr Röber aus Rixdorf. Die stattlichen Pflanzen sollen im
Mai vorigen Jahres ausgesät worden sein. Der Aussteller hat einen
Vorrat von 14000 Stück. Herr Javer aus Lichtenberg zeigte eine
Anzahl schöner Oyclamen salmmiewn, Nachzucht Fröbelscher Samen.
Die Pflanzen waren auffallend gedrungen und im Verhältnis zu den
jetzt bekannten Riesenkulfurpflanzen klein zu nennen. Herr De Coene
bemerkte dazu, daß dies eine Folge davon wäre, daß Oyclamen
sahnoneum eine Kreuzung einer Cyclamen-Zuchtsorte mit einer
Stammart sei, welche einei-seits den bemerkenswerten Farbenfort-
schritt gebracht, andererseits aber aus der wüchsigen Kulturpflanze
einen Rückschlag zur bescheiden wachsenden Stammform bewirkt
habe. Dabei bemerkte er, daß Oyclamen salmonrnm, das sehr
kleinblumige lachsfarbene Cyclamen eine Züchtung von Hugh Low
& Co. in England sei, und daß Fröbel in Zürich von diesem Cyclamen
salmoneum eine großblumige lachsfarbene Spielart züchtete, die er
Cyclamen persicum yiyanteum salmoneum oder Fröbels lachsrotes
Cyclamen nannte.
Die Gartenwelt brachte im fünften .lahrgang, Seite 481, eine
Farbentafel dieses schönen Cyclamens.
Biologisch interessant war die Mitteilung von Herrn Oarten-
inspecktor Lindemuth über Amorphophallus , daß auch kleine
Knollen blühfähig sind, wenn man sie nur rechtzeitig antreibt, d. h.
in ein warmes Beet einlegt. Die Blüte muß im Herbst oder Winter
eintreten, damit die Pflanze in der Lage ist, im Frühjahr ihr einziges
aber mächtiges Blatt zu entwickeln. Gärtnerisch wertvoll wird
Amorphophallus oder wie er botanisch richtig heißt Hydrosme
Bivieri JDurieu nicht werden, dafür sorgt schon der widerwärtige
Geruch der Blumen und die melancholische braunviolette Färbung
des allerdings mächtigen Blütenstandes.
Von besonderem Interesse war der V'ortrag des Abends über das
Thema: Ist die Anwendung der künstlichen Dünger im
Gartenbau angebracht und lohnend, den Herr Berthold
Trenkner, Plantage Lehhof in Quedlinbui^, hielt. Herr Trenkner
ist einer der wenigen Gärtner, die zuerst das Vorurteil gegen
die Anwendung künstlicher Dünger überwunden und sich zu einer
rationellen, also nicht verkehrten Anwendung bekehrt und damit
schöne Erfolge erzielt haben. Vor allem warnte der Redner
vor einem Fehler, den viele bei der Verwendung von künst-
lichen Düngemitteln begehen, indem sie einseitig [angewendet
werden. Bei einseitiger Anwendung ist aber, wie der Redner
nachweist, nicht nur ein geringer Erfolg zu erwarten, sondern die
Düngung kann direkt schädlich und verlustbringend sein. Ferner
wies er lediglich auf die drei künstlichen Dünger hin, die man
jederzeit und in gleichbleibender Qualität und an allen Orten im
Handel haben kann, das sind Chilisalpeter (Stickstoff), Superphosphat
(Phosphorsäure) und Chlorkalium (Kali). An Stelle der Jauche
empfahl Redner eine Nährlösung von 100 gr Sph., 100 gr
Chlorkalium und 300 gr Chilisalpeter auf 100 1 Wasser, die von au.s-
gezeichneter Wirkung sei, auch für Topfpflanzen. In der Diskussion
betonte der Vortragende anderen Stimmen gegenüber, daß er es
absichtlich unterliH-i'n halie. noch auf andere künstliche Düngemittel
hinzuweisen, um np lii \' i Miiung zu schaffen. Auch warnte der
Redner vor den miIIi ii m-i priesenen Mischdüngern und empfahl
nur in anerkannt s.jli-hii i. ■-chäften zu kaufen. Aus der Versamm-
lung heraus wurden daraufhin die verschiedensten ICrfahrungen mit
künstlichen Düngern bekannt gegeben; teilw^eise, besonders im Obst-
bau, konnte von überraschenden Resultaten, teilweise von Miß-
Die Gartenwell
IX, 20
eifolgeti berichtet werden, letztere zumeist verursacht durch fehler-
hafte ÄDweudung. Besonders wurde der Wert des Kalkes als
unerläßlichen Düngemittels von den Diskussionsrednern betont: man
tut gut daran, den Kalk stets bei Empfehlung von Kunstdüngern
mitzunennen. Alle Düngungsversuche mit künstlichen Düngern,
besonders an Topfpflanzen müssen stets in einer Hand liegen. Die
Düngemittel sollten den Topfpflanzeu stets in gelöster und stark ver-
dünnter Form zugeführt werden.
Tagesgeschichte.
Cöln. Der Verband der Kunstfreunde in den Ländern
am Rhein veranstaltet in Cöhi im nächsten Jahre eine Kunst-
ausstellung. Für die Ausstellung-sräume sind 250000 Mk. vor-
gesehen. Die Entwürfe für das Hauptgebäude, dessen Grundriß
durchaus neuartig werden soll, wie für die gesamtm il.ii tcnii n I a,urii
und einem Restaurationsbau wird Professor Bi 1 1 i n _ - Kaiisnilir im--
arbeiten. — Man darf mit Recht auf die Lusuhl; dn'-'i Auf.;aliiii
gespannt sein. K.
Danzig. Der hiesige Gartenbauverein hat an den Magistrat
und an die Stadtverordneten eine Petition gerichtet, in der gebeten
wird, für die gärtnerisch benutzten Flächen eine mildere Form der
Besteuerung festzustellen, wie dies auch in anderen Gemeinden ge-
schehen sei. Als Maßstab für die neue Besteuerung nach dem zu
ermittelnden Wert wird gebeten, höchstens ein Zehntel dieses Wertes
zur Grundlage zu nehmen. Veranlaßt wurde diese Petition durch
die bevorstehende Beratung der Besteuerung des Grundbesitzes inner-
halb des Stadtbezirks Danzig nach dem gemeinen Wert.
Offenbach a. M. Die Stadtverordneten erklärten sich grund-
sätzlich mit der Anlage eines neuen Friedhofs auf einem 70000 ijm
großen Gelände der Gewann „Buohhübel'' einverstanden, da der
gegenwärtige Friedhof in 10 Jahren belegt sein dürfte. Mit der
Anpflanzung gärtnerischer Anlagen wird im kommenden Sommer
begonnen werden. Für Anlagen auf einem freien Platz am Friedrichs-
ring wurden 7000 Mk. bewilligt. L. W.
Oldenburg. An der diesjährigen Landesausstellung beteiligen
sich der Verband oldenburgischer Handelsgärtner sowie die olden-
burgisohe Landwirtscbaftskammer nach ihren endgiltigen Beschlüssen
nicht. Dem Vernehmen nach soll der Kostenpunkt der Hinderungs-
grund sein.
Rheinland - Westfalen. Die sogenannte Kaiserlinde am
Erftkanal zu Neuß ist kürzlich gefällt worden, da sie der Kanal-
erwciterung weichen mußte. ' Unter den Wurzeln der Linde fand
sich eine Blechkapsel vor mit einer Urkunde, nach der die Linde
am 23. April 1871 von 'einigen Neußer Bürgern zum Andenken an
den glorreich verlaufenen Feldzug gepflanzt worden ist. Von den
an der Pflanzung beteiligt gewesenen Personen lebt nur noch der
Kunst- und Handelsgärtner Deniming sen. — Auch in Neuß beab-
sichtigt man jetzt die Anlage einer Anzahl Schrebergärten, —
Im Jahre 18S6 wurde zu Zons a. Rh. ein Obst- und Gartenbauverein
gegründet. Lange Jahre hindurch entwickelte er sich in erfreulicher
Weise und gründete u. a. eine eigene Baumschule. Dann kam eine
Zeit des Niederganges. Neuerdings sind nun die Satzungen ent-
sprechend geändert und man hofft auf eine neue Blüte des Vereins. —
Auf Antrag der Rheinischen Laudwirtsohaftskamnier hat der Land-
wirtschaftsmiuister dem Verein ,. Rheinische Obst- und Gartenbau-
.schule für Frauen'' zu Godesberg a. Rh. eine ein male Beihilfe von
1000 M. gewährt. — Die Stadt Bonn beabsichtigt auf einem der
Armenverwaltung gehörigen Grundstück im Süden der Stadt eine
Baumschule anzulegen. Die Kosten betragen 6000 Mk. — Die Stadt-
verordneten zu Koblenz be.schlossen die Lagerschuppen im alten
Zollhof am Rhein niederzulegen, ebenso die ihn umschließenden
Festungsmauern zu schleifen und das ganze, vor dem Regierungs-
neubau gelegene Gelände im Anschluß an die Kaiserin Augusta-An-
lagen mit gärtnerischem Schmuek zu versehen. — In Remscheid
wurden aus den Sparkasseiiiiln i . im -mh '.ioiki \lk zur Unterhaltung
des Stadtparkes bewiUigt. - 1' - n idiiv l".il jr i midete Stadtpark
zuAVitten der damals 120 .Mii.n i.rjin' li.ni^. i-t inzwischen be-
reits auf 3371/2 Morgen angewachsen. Es sind bisher 129490 Mk.
für den Park ausgegeben worden. — Für den Bochum er Stadtpark
ist ein Gewächshaus von der Düsseldorfer Ausstellung angekauft
worden. A. W.
Schwenningen. Im hiesigen Gemeindewalde steht die größte
Weißtanne Deutschlands; sie führt den Namen Hölzleskönig. Eine
am Stamm der Tanne angebrachte Tafel trägt folgende Aufschrift:
„Württembergischer Schwarzwald bei Schwenningen. Größte Tanne
Deutschlands: Gesamthöhe 43 m, bei 1 m Höhe 2 m Durchmesser
und 6 m Umfang, bei 30 m Höhe 360 cm Umfang. Kubikinhalt des
Stammes 44 kbm. Alter etwa 350 Jahre.''
Trier. Der Vorstand des Vereins für häusliche Blumeupflege
der Schulkinder hat, durch Unterstützung eines Freundes seiner
Bestrebungen dazu in Stand gesetzt, von der Hospitienverwaltung
einen Teil der Kandelbachwiese auf einen Zeitraum von 10 Jahren
gepachtet — zwecks Anlage von Schrebergärten. Das Grundstück
\\\m\f in einige "20 Parzellen aufgeteilt, welche an Fabrikarbeiter,
Ta^rlohner, kleine Handwerker ohne Gewinn pachtweise abgegeben
wi'id.^n. Die einzelnen Gärten sind auf 100 Quadratmeter bemes.sen
und die Nebenpäcbter sind nicht verpflichtet, die Pachtung auf die
vollen 10 Jahre des Vertragsformulars mit der Hospitienverwaltung
auszudehnen.
Wannsee. Des am Kleinen Wannsee gelegene Grab des
Dichters Heinrich von Kleist wird mit einem würdigen Zugang ver-
sehen werden. Man plant eine gärtnerische Anlage von ernstem,
würdigem Charakter, wie er der Bedeutnng des Kleistgrabes entspricht,
zu schaffen, Sie wird mit einigen Ruhebänken und einer angemessenen
gärtnerischen Bepflanzung versehen. Mit dem künstlerischen Entwurf
der Anlage in Verbindung mit der neu anzulegenden Straße ist
Regierung-sbaumeistii- Otto Stalin lietraut. Das ganze Gelände am
östlichen Ufer des Kleinen Waunsee ist aus dem Besitz des Prinzen
Leopold an die Landgesellschaft Kleiner Wannsee, deren Vorstands-
mitglied Herr Stalin ist, übergegangen.
Verkehrswesen.
Zollinhaltserklärungen zu Postpaketen. Die Bestimmungen
ülier die S]irache, in der die Zollinhaltserklärungen zu Postpaketen
und Piif.tfrachtstücken auszustellen sind, wurden am 1. Februar
dahin geändert, daß die Zollinhaltserklärungen fortan für ein und
dasselbe Paket immer in einer Sprache abgefaßt werden sollen,
z. B. sämtlich in französischer Sprache, wenn bisher eine Zollinhalts-
erklärung in deutscher und die übrigen in französischer Sprache aus-
zufertigen waren. Die Zahl der Zollinhaltserklärungen bleibt durch-
weg unverändert.
Personal-Nachrichten.
Angyal Desiderius, von. Direktor der kgl. ung. Gartenbau-
Lehranstalt zu Budapest, wurde in Anerkennung seiner langjährigen
erfolgreichen Tätigkeit im Dienste des Gartenbaus von S. M. dem
König von Ungarn der Titel Königl. Rat verliehen. Aus diesem
Anlaß wurden ihm von Weit und Breit, sowie vom Lehrkörper und
Schülern genannter Anstalt besondere Ovationen zuteil.
Brettschneider. Friedrich, hevin- am 1. Krbniavdas Jubiläum
seiner fünfund/.w.iii 1 Mhn n T:if !;• :il^ 1;- .'i.il'! f;ilirer der Lor-
bergschen Baiim ■ ' l: i. h i;^ r':. ; II' n Tii. 1; . Iiiieider, ein in
weiten gärtnerisrlHii ki-i ■■!, l-i.,ini!i,'i ihm L:/-I:,if. n-i hervorragender
Fachmann, steht jetzt im einuudacchzigsteu Lebensjahre und blickt
auf eine lange, erfolgreiche Praxis zurück. Wir wünschen dem
Jubilar noch eine langjährige Berufstätigkeit in voller Rüstigkeit.
Briefkasten der Redaktion.
Zu unserem Artikel Aus Hamburger Treibgärtnereien, sei be-
richtigend mitgeteilt, daß Herr Nupnau, AVandsbek, Berufsgärtner ist.
VnrAn
Redabtear: Ma
rffer, Uarli
Yerlai; v. Richard Carl Schmidt!: Cn.. Leip^ii;, — Druck: Anhalt. Bachdr. Gutenberg, e, G.
Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
18. Februar 1905.
No. 21.
Nachdruck und Nachbildung aas dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Obstbau.
Ist di(
Formlose Aprikosen - 8paliere.
Von Georg Thiem, München,
(Hierxu drei Abbildungen.)
JN icht unbenutzt sollte ein Obstfreund die
Hauses lassen, denn auch diese erweisen sich, wenn mit
entsprechenden Obstspalieren bepflanzt, äußerst rentabel, voraus-
gesetzt, daß den Spalieren die erforderliche Pflege zuteil
wird und sie nicht, wie maji oft walu-nehmen kann, ver-
nachlässigt werden.
Die nebenstehende Abb. und die Abb. Seite 243 zeigen den
großen Blütenflor, welchen formlose Aprikosen-Spaliere bei guter
Pflege, h-ei vom Zwange der Schere, entwickelt haben. Sie erfüllen
vollkommen ihren Zweck, indem sie die Wand mit frischem
Grün schmücken und nebenbei auch reichlich Obst produzieren.
Fast jährlich erscheinen im Frühjahr die Blüten
daß die Zweige der Spaliere vollständig bedeckt sind.
Witterung günstig, so daß die Blüte ohne Störung
Turüber geht, so kann man auch auf einen guten
Fruchtansatz und auf entsprechende Ernte rechnen
Wie allgemein die Einwinterung der Aprikosen-
spaliere erfolgt, so erhalten auch diese zum Schutze
gegen Frost nur eine schwache Deckung von Fichten-
zweigen, die im zeitigen Frühjahr aber bald ent-
fernt wird. ^ An deren SteUe treten nun, wie
auf der Abbildung ersichtlich, zum Schutze gegen
Nachtfröste, große Tücher von Zeltleinwand, die
über den Spalieren an der Dachrinne befestigt
werden. Die Tücher werden am Tage bei schönem
Wetter aufgerollt, um Luft und Sonnenlicht, als
Hauptfaktoren zur giiten Entwicklung der Blüten,
zugänglich zu machen. Das Auf- und Zudecken
ist allerdings mit großei- Sorgfalt auszufühi'cn, da
sonst zu leicht eine Beschädigung der zarten Blüten,
durch Abschlagen mit der schweren Leinwand er-
folgt. Hier empfielüt es sich, Querstäbe an der
Wand so zu befestigen, daß die Leinwand mindestens
40 — 50 cm von den Spalieren abgehalten wird,
welche Vorrichtung auch gegen starken Wiml-
scJilag schützt.
Die weitere Pflege besteht in einer guten Bewässerung»
welche namentlich zur Zeit der Fruchtentwicklung bei trockener
Witterung vorgenommen werden muß. Die entstehenden Holz-
triebe werden, wenn sie kräftig und genügend lang sind,
stets dort, wo Lücken am Spalier sich befinden, hingezogen
und angeheftet; jeglicher Eingriff durch Pinzieren unterbleibt.
Gerade bei letzterer Arbeit, wie auch bei dem sonst vielfach
ausgeführten Winterschnitt wird schwer gesündigt, indem
hier oft zu Gunsten einer schönen Spalierform viel wertvolle.s
Tragholz vernichtet wird. Ungemein fördernd auf die Ent-
wicklung der Früchte wirkt ein leichtes Bespritzen der Spaliere
und Mauern mit reinem Wasser an Abenden nach heißen
Tagen, da die hierdurch entstehende feuchtwarme Temperatm-
da,'^ Wachstum der Früchte sehr fördert.
Nach der Ernte, etwa im August bis September, erfolgt
die Hauptarbeit, die in einem gewissenhaften Auslichten
besteht, und zwar werden zu dicht stehende, ältere und meist
-e~ .\pnko>c„.,
Die Garienweli.
IX, 21
abgetragene Zweige gänzlich entfernt, dafür junge Zweige,
von denen man im näclisten Jahr Früchte erwartet, angeheftet.
Selbstverständlich sind alle mit Krankheiten oder Ungeziefer
behafteten Zweige, Blätter etc. mit zu entfernen.
Wie groß die Ernteerträge der auf der Abbildung walu-
iiehmbaren Spaliere sind, ist daraus ersichtlich, das vier große
Aprikosenspaliere, welche im Jahre 1897 angepflanzt wurden
und gegenwärtig eine Fläche von 42 qm bedecken, im
Sommer 1904 zirka 3500 Stück schön ausgebildete Früchte
lieferten. Die beistehende Abbildung zeigt die Teilansicht
eines Sj^alieres mit Früchten, wovon noch zahlreiche von den
.-aftig grünen Blättern verdeckt sind.
Blumentreiberei.
Einiges ül)er das Treiijen von Maivchal Niel-Ilosen
Von J. Baum, i. F. Baum iV Huj,menin. Vevey.
ihs unterliegt keinem Zweifel,
daß die Treiberei der „Man-
chal iViieZ"-Rosen in den letzten
Jahren seit dem Aufkommen
der Treiberei von niedrigen
Rosen in kalten Häusern oder
Kästen eine starke Einbuße er-
fahren hat. Allerdings sind die
langgestielten „Kaiserm Auguste
Victoria^\ ,^Mme Caroline Testout'\
„Belle Siebrechf^ usw. auf schlan-
kem Stiel für den Blumenkünstler
oder Händler eine begehrens-
wertere Ware. Langstielige kräf-
tige „Mareahal MeZ" - Rosen zu
erhalten ist aber auch bei richtiger
Kultur möglieh; diese Blumen sind
auch immer gesucht und eine
.solclie Kultur ist immerhin löhnend,
da da.s Haus ja auch noch für
andere Kulturen benutzt werden
kann. Außer einer größeren An-
lage für die Treiberei von niedrigen
Rosen bauten wir vor drei Jahren
ein 40 Meter langes Haus für
„Mareclml iVii«/"-Rosen. Das Haus
ist einseitig ganz in Holz kon-
struiert und mit Warmwasser-
heizung versehen. Die Pflanzen,
Wurzelhalsveredlungen , wurden
in einem Abstände von 1,50 m der Vorderwand des Hauses
entlang gepflanzt. Der nach dem Rückschnitt erscheinende
kräftigste Trieb blieb stehen. Aus diesem Triebe entwickelten
sich später die zalilreichen kräftigen Triebe, die nun an Drähte,
30 cm vom Glas entfernt, geheftet wurden.
Häufig findet man, daß bei ,,Mar6chal A'»e/"- Rosen
die Triebe gezwungen werden nach unten zu wachsen, ebenso
häufig entblättert man auch die Pflanzen vor der Treiberei,
beides ist. aber unnatürlich; die Blumen werden bedeutend
schöner imd kräftiger, wenn die alten Blätter so lange als
möglich an der Pflanze bleiben, übrigens fällt ja auch beim
Spritzen eine Masse alter Blätter ab, warum sich also diese
unnütze Arbeit machen? Nach der Blüte werden die Pflanzen
kräftig zurückgeschnitten, alles Holz, welches Blüten gebracht
w.
Teilansicht eines form
mit Früchten. Oriirinala
hatte, wird, wenn eben möglich, entfernt, es bilden sich mm
im Sommer eine Masse kräftiger Triebe. Im Herbst werden
alle starken Triebe sorgfältig auseinandergebundon , alles
schwache Holz wird entfei'nt.
Unsere Rosen mv\ das ganze Jalu- unter Glas.
Trotzdem die Sonne hier schon stark brennt und das Hau.s
im Sommer unbeschattet. aber gut gelüftet ist, gedeihen die
Niel-Rosen wirklich prächtig. Wir fangen mit Heizen erst
im Dezember an, Mitte Februar blühen dann die ersten Rosen.
Von Meltau werden unsere Niel-Rosen nicht befallen, ich
schreibe dies auch viel der Holzkonstruktion des Hauses zu.
Zeigen sich die ersten Ti'iebe. so stellen sich auch gelegentlich
Blattläuse ein; ein energisches Räuchern mit Rippentabak
räumt mit diesen ungebetenen Gästen für gewisse Zeit auf.
Häufige Dunggttsse und reichliches Gießen vor und während
der Blüte sind unbedingt erforderlich fiu- eine lohnende
Kultur.
Landschaftsgärtnerei.
Winke für die dekorative
Gartengestaltung.
Von Stadtg:artendirektor Hartrath,
M.- Gladbach,
alle.s Schöne im Leben
einer gewissen geschickten Auf-
machung und Darbietung bedarf, so
han|.rt auch von der Art der Ver-
wpniiung der schönen Gegenstände
• ler Natur die künstlerische M''ir-
kung ab.
Vorausgeschickt sei, daß in Garten-
anlagen nicht die reine Natur, sondern
eine d\irch die kunstvolle, dekorative
Ausgestaltung der Fläche des Grund-
stückes und die Anordnung der
Pflanzung veredelte Natur wirken soU.
Die Hervorhebung gewisser Punkte
im Garten kann im wesentlichen
Uurcli die Bodengestaltung be-
wirkt werden, indem alles was in die
Augen fallen soll, durch Bodenaufwurf
gekennzeiclinet werden kann. Durch
geschickt ausgeführte Niveammter-
schiede, sowie durch Heckenpflan-
zungen erzielt man eigenartige Wir-
kungen, die, durch Böschungen ver-
stärkt, noch mehr ins Auge fallen.
Meines Erachtens wirken durch Ni-
veauunterschiede betonte Blumen-
beete im Verein mit ihrer Umgebung weit mehr, als die heute noch
meist oder fast stets gebräuchlichen flachen Beete auf vertieften
und flachen Rasenanlageu mit kleiner Böschung, umgeben von ver-
schnörkelten Blumenrabatten und Wegen, längs deren häufig Rosen-
hoohstämme durch Festons verbunden aufgepflanzt werden. Der
gräne Vertieftliegende Rasen ist dann der Verlegenheitsmittelpunkt,
um welchen sich alles dreht.
Wie oft hat man Gelegenheit, auch in nach neuen Gesichts-
punkten geschaffenen Anlagen (erinnert sei an die Ausstellung in
Düsseldorf 1904) Vertieftliegende Aulagen ausgeführt zu sehen. Wie
unpraktisch und teuer sind aber solche unnützerweise geschaffenen
Niveauunterschiede und wie viel einfacher und wohlfeiler könnte
auf ebener Erde ein weit schöneres Gärtchen eingerichtet werden.
Es könnten z. B. Paradestücke des Gai'tens, vielleicht bestehend in
einzelnen oder zu Gruppen vereinigten Dekorationspflanzen, Vasen etc.
losen Aprikosensp;
ufnahme für die „Gartenwel
IX. 21
Die Gartenwelt.
243
hervorgehoben werden, wenn sie durch erhöhte Stellung dem Auge
näher gerückt würden , statt dessen wird es meistens umgekehrt
gemacht.
Ich finde im übrigen größere, durch Böschungen umrahmte
Ra.senflächi'u mit der üblichen Umpflanzung unschön und kostspielig,
weil man dadurch einen Gegenstand, den man präsentieren will, er-
niedrigt und unscheinbarer macht, selbst wenn man ihn dann noch
erhöht aufstellt bezw. pflanzt, und weil meistens durch künstliche
Vertiefung größere Bodenbewegungen und -Verbesserungen not-
wendig werden.
Legt liiati dahingegen die Wege in Terrainhöhe an und benutzt
den Bodenaushub an hierfür geeigneten Stellen, so stellt man die
.\nlage nicht nur mit weniger Kosten her, sondern schafft auch für
die .Aufstellung von Dekorationspflanzen und ganzen Dekoration.s-
gnippen günstig hervorragende Standorte.
In auf diese Weise durchgeführten Anlagen dient die an sich
geringe Erdbewegung zum Kontrast zwischen hoch und tief, und ist
daher wirkungsvoll zur Geltung gebracht.
KiiilR'illii'lie
Bänke.
J 11 allen Garteii-
verwaltungen und Pii-
vatparks, die auf eiup
längere Geschichte zu-
rückblicken, findet man
eine mehr oder minder
reichhaltige Sammlung
von Bankmodellen, wie
sie zu verschiedenen
Zeiten von verschie-
denen Fabrikanten offe-
riert worden sind und
den Ansichten der auf-
einander folgenden Gar-
tenvorstände entspra-
chen resp. von Ver-
schöuerungsvereinen
seinerzeit übernommen
wurden. Es mag auch
zugegeben werden, daß
nicht jedes Bankmodell
an irgend einem Ort
ohne weiteres hinpa,ssen
würde, daß hier eine
lange, dort eine im
Bügen geführte, anders-
wo eine hochlehnige
Bank am besten aus-
sieht; aber in derPraxis
bilden diese veisohie-
deneuMustereineQuelle
von Verlegenheiten und
zw;ir besonders in öf-
fentlichen Anlagen, in
Jenen ja die Notwendig-
keit der Reparaturen be-
deutend häufiger ein-
tritt als in geschlo.ssenen
Privatgärten. Ein Glück
noch, wenn der Van-
dalismus sich an den
Brettern des Sitzes oder
der Lehne genügen ließ,
denn die lassen sich
wenigstens noch am
Orte beschaffen; die gußeisernen Ständer und Lehnenstützen aber
mü.ssen von der Fabrik nachbezogen werden, falls sich dieselbe noch
ermitteln läßt und sie die Anfertigung des betr. Modelles nicht schon
seit langem eingestellt hat. Aber auch wenn durch Alter oder Be-
schädigung nur die Bretter des Ersatzes bedürfen, bleibt die Reparatur
immerhin noch umständlich und kostspielig; denn das einzelne Brett
muß gemessen, nach Bestellung angefertigt und genau eingepaßt werden.
Deshalb ist die ausschließliche Benutzung eines einzigen Modelles
besonders in großen Verwaltungen vom praktischen Standpunkte aus
äußerst wünschenswert, da Ersatz dann leicht zu beschaffen ist, selbst
wenn man es versäumt haben sollte, fertig zugerichtete Reservebretter
in die Bestellung einzuschheßen, wie das bei großem Bestände eigentlich
unerläßlich erscheint.
Welches von den vielen Modellen nun zur alleinigen Verwendung
bestimmt werden soll, wird in jedem einzelnen Falle zu entscheiden
sein. Im allgemeinen aber sollte den kurzen Bänken der Vorzug
gegeben werden, also solchen, die etwa drei Personen gerade genügenden
Raum gewähren. Denn eine Bank gilt als besetzt, sofern auch nur
eine Person darauf Platz genomiiien hat. An langen Bänken haben
nur die Geselligkeit lie-
benden Kinderwärter-
innen ein Interesse.
Die Eisenteile seien,
wo Vandalismus nicht
ausgeschlossen ist, aus
Schmiedeeisen. In ge-
schlossenen Anlagen ver-
dient Gußeisen den Vor-
zug, weil es dem Roste
widersteht. Die etwa-
igen besonderenFormen
seien Zierformen, denn
die eiserne Knüppel-
imitation hat sich end-
Uch überlebt.
Ist von vornherein-
bei Gestaltung der An-
lagen auf die Ver-
wendung einheitlicher
Bänke Rücksicht ge-
nommen, dann wird man
an keiner Stelle anders
gestaltete Bänke ver-
missen. Krpne.
.eilansicht eines formlosen
Originalaufnahme fUi
Aprikosenspalier.'
r die „Gartenwelt*'.
Zwei gute alte
Zierpflanzen.
in der alten lA-
giilaria Kämpf eri Syn.
Farfugium gründe ,
einer Komposita aus
Ostasien, be.sitzen wir
eine auch für gewisse
Zwecke und Örtlich-
keiten im Freien sehr
geeignete und dekora-
tive Blattpflanze, wel-
che als solche leider
zu wenig benutzt wird.
Nur als Topfpflanze
taucht sie hier und da
auf. Wie so manche
gute ältere Pflanze ist
auch diese unverdient
in Vergessenheit ge-
raten. Möglich, daß
244
Die Gartenwelt.
IX, 21
auch sie, wie man an der "Wiederaufnahme mancher solcher alten
Püanze aus der Steudenwelt beobachten kann, wieder zu besserer
Aufnahme und Würdigung gelaugt. Mit ihren großen runden, in
markanter Weise gelblich gefleckten Blättern ist sie zunächst in
nächster Nähe des Wassers, an Teichufern, Wasserläufen usw. aus-
gepflanzt oder mit den Töpfen eingesenkt, mit großem Vorteil zu
verwenden. Durch ihre originelle Blattzeichnung hebt sie sich von
den nachbarlichen Pflanzen wirkungsvoll ab und entgeht so, den
ganzen Sommer über gleichmäßig schön bleibend und immer schöner
werdend, niemals einer allgemeinen und besonderen Beachtung. Als
starke buschige Pflanzen wird man sie auch als Einzelpflanze auf
feinem Rasen unter Teppioharrangements oder auch an gewissen
passenden Stellen truppenweise im Käsen wie in gemischten Blatt-
pflanzengruppen ebenso vorteilhaft benutzen. Auch als Zimmer-
pflanze hat sie viele Freunde. Vermehrung durch Teilung älterer
Pflanzen und Kultur im temperierten oder
auch Kalthause, ersteres besser, sind äußerst
einfach. Damit verwandt ist der ein-
heimische und ausdauernde Huflattich Tii^-
silago Farfara und 71 Farfara fol. varieg.
Hort, mit bunten Blättern und den deutschen
Synonymen: Ackerlattich, Eselshuf, März-
blume, Sominertürchen, Brandlattich und
Brustlattich.
Entweder allezeit nur ganz wenig be-
kannt gewesen oder ebenfalls — aber voll-
ständig — ins Vergf-ssen geraten ist eine
andere Zierpflanze, die man zu den größten
Seltenheiten unter den ausdauernden Pflanzen
zählen muß. Wohl nur ganz selten und
nur in verborgenen Winkeln bei Raritäten-
sammlern kann man einmal dem aller-
liebsten zwergartigen Zierwein Ampelopsis
(Vitis) heterophylla Form tricolor. be-
gegnen. Zweimal im Leben ist mir diese
seltene Pflanze zu Gesicht gekommen. Es
geht derselben wie so mancher Schönheit
im Pflanzenreiche, die nie zur verdienten
Würdigung gelangt, obsohon ihr Besitz mit
keinerlei Schwierigkeiten verbunden ist.
Dieser allerliebste zwergartige Zier-
wein mit seinem schön ausgeprägten, in
Grün, Weiß und Kot dreifarbig bunten
Miniatur-Weinlaub, den Gärtnern völlig ein
Fremdling, machte sich in ferneren Felsen-
partieen, besonders in solchen mit unter-
mischten Tropfsteinen, zwischen welchen
er seine zierlichen roten Jahrestriebe hm-
kriechen läßt, wunderbar schön und zierlich.
„Das sieht ja aus wie ein kleiner Weiu.stock"
sagt, wer ihn sieht, und gewiß möchte jeder,
der eine gut ausgebildete Pflanze zur Zeit
ihrer höchstea Vollkommenheit sieht — das
ist noch während des Triebes — eine solche
besitzen. Die Winterhärte Pflanze bedarf
eines Schutzes nicht, außer höchstens in
rauhen Lagen vorsichtshalber ein wenig
Eeisig. Wenn auch die noch nicht ver-
holzten Enden der Jahrestriebe, welche über
Sommer, gleich dem Wein, mit zierlichen
Klammerfüßchen versehen sind, alljährlich
teilweise zurückgehen, weil sie nicht bis in
die Spitzen reif weiden, so treibt die Pflanze
— wie der Weinstock — aus dem alten
harten Holze aus. Kräftige, gut garnierte
Pflanzen , aufgebunden oder hängend,
auch in Töpfen, mögen recht schöne Er-
scheinungen sein, gleich den buntlaubigen
oder besser zweifarbigen Efeusorten, die
man aber ebenfalls nur selten findet. Wie gesagt, ist die Pflanze
von zwergartigem Wuchs und beansprucht im Freien keinen großen
Kaum. In dem vor laugen Jahren einmal aufgetauchten und wieder
verschwundenen dreifarbig bunten ,,Judenbart'', Saxifraga sarmentosa
tricolor, hatte dieser Zierwein bezüglich der Blattfärbung ein Seiten-
stück. Jedenfalls würde in einer Tofpflanzengärtnerei eine nebenher
gehende Heranzucht gewisser seltener und aparter ■ Pflanzen nicht
uninteressant sein und würden diese allezeit willige Abnehmer finden.
G. S.
Glechorna hederacea fol. va
Schlingpflanze.
der Handelsgärtnerei von Heinr. Kohlmanns-
mcr, Britz bei Berlin, für die „Gartenwelt"
phologr. aufgcDommeti.
Topfpflanzen.
(Tloclioiiin hederacea fol. var.
Von Heinrich Kohlmannslehner, Handelsgärtner, Britz-Berlin.
(Hierzu eine Abbildung.)
Auf einer Reise nach Frankreich
begegnete mir diese Pflanze, die alte
Erinnerungen an meine Lehrzeit wach-
rief, aber im Strudel des Geschäftes
blieben meine Notizen vergessen, die
ich mir über diese Pflanze wieder ge-
macht hatte, und erst als ich vor
Jahresfrist meinen verehrten Freund
Karl Schmidt, Inhaber der Firma
Haage & Schmidt, Erfurt, besuchte und
ihm mitteilte, daß unsere großstädtischen
Dalkons arm wären an Verschiedenheit
der Bepflanzung, machte mich dieser
wieder auf unsere Gundermann- Arten
aufmerk.sam; bekanntlich i.st Gkchoma
hederacea fol. var. die buntblättrige
Varietät unseres einheimischen Gunder-
manns, welcher in unseren Wäldern
üppig gedeiht und da vollständig winter-
hart ist. Die Synonyme, aber falsche
Bezeichnung für diese Pflanze, Nepeta
Gkchoma fol. rar., sei der Wissenschaft
halber mit angefülirt. Herr Schmidt
berichtet mir, daß er auf seinen Reisen,
besonders in Kalifornien, die verschie-
denen Gundermann-Arten in üppigem
Wachstum und vielfach zum Schmucke
von Vasen und als Ampelpflanze an-
getroffen hat und riet mir, damit einen
Versuch zu machen. Nun, ich muß
sagen, daß die Kultur der Glechomen
durchaus nicht schwierig ist und daß
wohl keine Kontrastpflanze so dankbar
ist wie unsere buntbiättrige Glechorna.
Die grünblättrigen verschiedenartig blü-
henden Gundermann-Arten sind bei mir
leider im letzten Jahre etwas vernach-
lässigt geblieben, und ich kann mir
über diese noch kein Urteil gestatten,
da ich bald herausgefunden hatte, daß
die schönste Art eben diese bunt-
blättrige Form war. Die Blätter er-
innern etwas an die bekannte weiß-
bunte Pelargonie „Mid. Salleray ' . Obwohl
in der Erde nicht wählerisch, sagt ihr
doch eine etwas humusreiche Mischung
am besten zu; sie erzeugt fippigen Blatt-
IX, 21
Die Gartenwell.
245
wuchs, ohne das schöne bunte Kolorit zu beeinflussen, während
schwere, feste Erde kurze Triebe und auch kleinere Belaubung
erzeugt. Ob Frühjahr, Sommer oder Herbst, unser bunter
Gundermann ist stets im fleißigem Wachstum begriffen. Die
Vermehrimg ist die denkbar leichteste, da sich die Ranken-
ausläufer sogar, wo sie Nahrung fassen können, von selbst
bewurzeln. Es ist wohl als ziemlich sicher anzunehmen, daß
Glechoma hederacca fol. var. ebenso winterhart wie die Stanim-
sorte ist, und wenn es sich ermöglichen ließe, daß diese
Pflanze den Winter selbst
als Balkonpflanze aus-
halten würde, wäre ihr
Wert gerade für diese
Zwecke außerordentlicli
groß. Sie ist aber auch
als Ampelpflanze, weil
sie sich sehr schnell voll
garniert, wie auch an
Stäben hochgebunden,
im Topf ansprechend
und schön. Die Abbil-
dung Seite 244 zeigt
eine hochgebundene,
junge Pflanze. Ich glaube
aber, daß der größte
Wertdieseralten Pflanze
darin zu suchen ist,
daß sie für alle Ampel-
z wecke, für Balkon- wie
für Vasenbepflanzuni;
und für Felspartieii
eine üppige und dank
bare Konfrastpflanze
vermöge ihrer weiß-
bunten Färbung sein
wird. Jedem, der für
solche Zwecke Mangel
an geeigneten Pflanzen
hat, und der ist zweifel-
los überall vorhanden,
empfehle ich, es einmal
mit der buntblättrigen
Glechovia zu versuchen.
Sie könnte ebenfalls eine
beliebte Zimmerpflanze
werden, weil die Blätter
einen aromatischen pfef-
ferminzartigen Duft be-
sitzen.
Glechoma hederacea fol. var.
In der Handelsgartnerei von O. Bernstiel, Eornstei
Glechoma hederacea fol. var.
Von Otto Bernstiel, Versandt- und Farngärtnerei
in Bornstedt hei Potsdam.
(Hierzu eine Abbildung.)
'lese zierliche Ampelpflanze ist, wie ich annehme, keine
heit. und fristet jedenfalls schon lange Jahre unter Ai;
Öffentlichkeit ihr Dasein, nur ist es eigentümlich, daß e
Da sich ihrer jetzt auch Freund Kohlmannslehner freundlichst
angenommen hat, so wird man diese Ampelpflanze bald in jeder
Gärtuerei finden. An verwendbaren und leicht zu kultivierenden
Ampelpflanzen ist kein Überfluß und wird Glechoma eine Lücke aus-
füllen, da sie allen Anforderungen genügt. Wenn sie auch nicht
durch schöne Blüten besticht, so sind die langen Ranken mit den
grünweißen Blättern, welche denen der Pelargonie „Maxi. Salkray'-^
täuschend ähneln, sehr apart und auch für feine Binderei verwendbar.
Sollte Glechoma, besonders als Balkonpflanze das halten, was
sie verspricht, so wird sie z. B. in die jetzt meistens sehr eintönig
mit Pelarg. peltatum be-
pflanzten Berliner Balkone,
wie auch in die meistens
ebenso und mit Efeu be-
pflanzten Berliner Restau-
rations- Ampeln eine dan-
kenswerte Abwechselung
bringen.
Begonia hybrida
„Aalsmeers Glorie". Zur
Eigänzung des Artikels in
No. 14 über diese neue
Begonie, die dort fälsch-
lich als Begonia ,,Äls)neer
Oloire^' bezeichnet wird,
ging uns aus Holland eine
Mitteilung zu, der wir
entnehmen, daß Begonia
., Aalsmeers Olorie'\ so
lautet der Name, den der
Züchter D. J. Keessen
in Äalsmeer, Holland, der
Sorte gegeben hat, eine
Begonia- schar ffiana - Hy-
bride ist, die sich nur
aus Kopfstecklingen
vermehren läßt. Es ist
bedauerlich, daß die neuen
Sorten so häufig unter ent-
stellten Namen in den
Handel kommen, obwohl
es eine An.standspf licht dem
Züchter gegenüber wäre,
seine Züchtung unter dem
von ihm gewählten Namen
zu verbreiten.
H. Seh. i. Aalsmeer.
Aspidium falcatum
wurde in dem Artikel über
Scolopendrium officina-
rum f. undulatum in
No. 11 als Freilandfarn
bezeichnet, welcher Auf-
fassung ich widersprechen
möchte. In meinem, dem
Ostwind ausgesetzten
Grundstück überwintert
Adiantum pedatuyn L. gut,
als Freilandfarn nicht bo-
Park unter hohen Buchen hat
darauf-
ils Ampelpflanze.
t bei Potsdam, für die
Di.
Neu-
chluß der
so nettes
'flänzchen bis jetzt so wenig verbreitet ist. Bei einer Anwesenheit
in Holstein fiel mir in einer dortigen Gärtnerei eine schöne Qlechoma
auf, so daß ich mir sofort Vermehrungspflanzen davon anschaffte.
während sich Aspidium falcatum
währt hat. Auch bei Versuchen in
dieser Farn zwar einen Winter ausgehalten, ist aber
folgenden zugrunde gegangen. Es wäre interessant zu erfahren, in
welcher Gegend Deutschlands Aspidimn falcatum mit Erfolg als
Freilandfarn kultiviert wird. A. Herbst, Wandsbek-Maiiental.
Adiantum sollte man während des Winters nicht in Treibereien
aufstellen. Unter dem Einflass der hier stark mic Feuchtigkeit ge-
sättigten Luft stellt sich ein weißer Schmarotzeipilz ein, der die eben
hervorbrechenden Wedeltriebchen befällt und vernichtet. Durch vomber-
gehenden Standort in sonniger, trockener Luft wird der Pilz abgetötet.
Die Gartenwelt.
IX, 21
Helxine SoleiroHi.
Verfasser für die „Clartenwelt" geze
;Helxine Soleirolii Reg.
Di,
(Hierxu eine
ese uiedliehe, kleine Urtioacee von Korsilia und Sardinien,
wo sie in schattigen feucliteu Felsspalten als kriechendes Pflänzohen
vorkommt, fand ich auf einem Streifzuge in einer Marktgärtnerei
Twickenhams. Man hatte sie dort von einem Londoner Privatmanne
als eine unbekannte Neuheit bekommen, nach dem Botanischen Garten
in Kew geschickt und erst nach erfolgter Blüte als Helxine Soleirolii
bestimmt erhalten.
Das kriechende Pflänzohen mit den kleinen, teils stumpf herz-,
teils stumpf nierenförmigen, freundlich-grünen Blättern und rötlichen
Stengeln erinnert an die hübsche Nerfera ikpressa^ ist aber viel
anspruchsloser, dabei raschwüchsiger als diese. Tuffsteine sah ir-h
dicht mit dem leichten Rankengewirr überspannt, zwischen diu
Töpfen lugten die grünen, in der Asche wurzelnden Triebspit/.'ii
hervor, ja selbst in dem anscheinend immer nur halbgefüllten Wasser-
behälter wucherte die unverwüstliche Helxine in dem dicken Überzug
Monate alter Algen und Moose und hing bis in den Wasserspiegel
hinein. — Einige eingepflanzte Ranken überziehen bald lückenlos den
ganzen Topf. Ältere Pflanzen wachsen über den Topfrand hinaus
und sind als Ampelpflanzen und zum Bepflanzen von Drahtkörbchen,
die man hier recht viel sieht, gut verwendbar. Handelswert hat ja
dieses bescheidene Mauerpflänzchen kaum, aber zur Bekleidung von
Stein- und Felsengruppen im Warm- und Kalthause und Winter-
garten im Verein mit Selaginellen und der bei uns auch so selten
anzutreffenden Sibtfioi-pia europaea, zur schnellen Herstellung eines
dichten Teppichs, als Ersatz für den unvermeidlichen Selaginellen-
Ra.sen, für Pflanzen-
sammlungen und
Liebhaber ist es
wertvoll, und daher
verdient die kleine
Südländerin ein em-
pfehlendes Wort auf
ihren Lebensweg.
Walter Dänhardt.
Schling-
pflanzen.
Pilogyne
suavis Schrad.
(Hierxu ein,: Ah-
bildung.]
YV enn wii'
schönblühende Fes-
tons im Freien bil-
den wollen, so haben
wir nur eine be-
.,.(,pi,i,.,i,. Auswahl
von hierzu geeigneten Pflanzen. Mina lobata,Gobaea scmidens. Oyclan-
thera wachsen zu üppig, um eine gleichmäßige Guirlande zu bilden, auch
Maurandia and Lathyrus eignen sich nicht sehr gut. Pilogyne suavis ddr-
gegen verdockt manche Mängel und eignet sich gut zur Festonbildung.
Die beistehende Abbildung zeigt die Verwendung der Pilogyne oder
Melothria punctata Cogn , wie sie neuerdings heißt, als Feston
zwischen Fuohsienhochstämmen im Leipziger Palmengarten. Sie wächst
rasch, sodaß sie bald ansehnlich wird, läßt sich sehr gut im Schnitt
halten und bildet durch die kleinblättrige Belaubung eine reizende
Guirlande. Die alten Pflanzen topft man im Herbst wieder ein und
überwintert sie kalt; sie bilden am Wurzelstock ein Rhizoni und
man kann sie ganz einziehen la.ssen und ziemlich trocken halten.
Im zeitigen Frühjahr rege man sie wieder an tmd decke seinen
Bedarf an Stecklingen gleich von den ersten Trieben, die sehr leicht
wachsen. Zeitiges Abhärten und öfteres Stutzen ist notwendig.
Die vielen Nachfragen nach dem Namen dieses Sclilingers
bewiesen uns aber, das P. suavis noch nicht sehr bekannt ist, und ich
bin überzeugt, daß eine gleich reizende Schlingpflanze für Guirlanden
oder Festons nicht existiert. Crusius.
Mannigfaltiges.
Zur Vertilgung der wilden Kaninchen.
-Dekanntlich ist die Kaumchenplage in manchen Gegenden
Deutschlands für die Landwirte, Gärtnerei- und Baumschulenbcsitzer
unerträglich geworden. Unter diesen Umständen ist eine Entscheidung
des Oberverwaltungsgerichtes vom 2.ö. Januar v. J , wie die Köln. -Ztg.
-• liivilit. nicht nur für die Jäger von Bedeutung, sondern besonders auch
Im <\\r l.aiiilwirte usw. in allen den Gegenden, wo viele wilde Kaninchen
voiiiandeii sind. Die Kaninchen vermehren sich ja meist so stark,
daß selbst dort, wo ein angemessener Abschuß oder die Vertilgung
durch Frettchen und Gift erfolgt, die Klagen über den von den
Kaninchen an Feldern und Forstkulturen angeiichteten Schaden
nicht verstummen wollen. AVo aber gar dei- gute Wille fehlt, der
Kaninchenseuche nach Möglichkeit abzuhelfen, da findet nicht nur
eine schwere Schädigung der Landwirte statt, sondern es wird auch
eine Erbitterung unter der Bevölkerung erzeugt, die politisch sehr
bedenklich ist. Die Verwaltungsbehörden haben deshalb von jeher
nach Möglichkeit auf eine Einschränkung der Kaninchenplage hin-
gewirkt. Es war aber eine schwierige Aufgabe für sie, in wirksamer
Weise einzugreifen. Nach g 28 des Jagdpolizeigesetzes kann der
Landrat als Jagd-
polizeibehörde bei
erheblichem Wild-
schaden den Jagd-
pächter zum Ab-
schüsse des Wil-
des auffordern und,
wenn dieser Auf-
forderung nicht Fol-
ge geleistet wird,
den Grundbesitzern
die Genehmigung
erteilen, dasaufihr?
Grundstücke über-
tretende Wild auf
jede erlaubte Weise
zu fangen, nament-
lich auch mit Än-
wendungdesSchieß-
gewehrs zu töten. Im
zweiten Absatz des-
selben Paragraphen
wurde dem Land-
rat dann die näm-
liche Befugnis für
Kaninchen erteilt.
IX, 21
Dlie Gartenwelt.
247
Nach dem aber durch § 15 des Wildschadengesetzes bestimmt
war, daß wilde Kaninchen dem freien Tierfange unterliegen, ging
die Auffassung der maßgebenden Instanzen dabin, dall die Landräte
Anordnungen wegen Abändenmg des Wildstandes bei den Kaninchen
nicht mehr zu treffen befngt seien, weil Kaninchen kein Wild mehr
seien, und daß der Absatz 2 des § 23 des Jagdpolizeigesetzes durch
den § 15 des Wildschadengesetzes als aufgehoben angesehen werden
müsse. Für die Vertilgung der Kaninchen war man hiernach auf
den Fang in Tellereisen, mit Frettchen, auf das Ausgraben der
jungen Kaninchen aus den Satzröhren und auf das Einbringen von
Schwefelkohlenstoff in die bewohnten Baue angewiesen. Da aber die
Freigabe der Kaninchen für den Tierfang natürlich noch nicht das
Recht, fremde Grundstücke zu betreten, in sich schloß, so war mit
den an sich schon unzulänglichen Mitteln die Kaninchenplage nicht
wirksam zu bekämpfen, fn der Literatur teilte man die Auffassung
der Zentralinstanzeu vielfach nicht, besonders trat der Oberlandes-
gerichtspräsident Holtgreven in seinem Kommentar des Wild-
schadengesetzes dafür
ein, daß § 23, Absatz
2 des JagdpoHzei-
gesetzes noch gül-
tig sei, und das
Oberverwaltungs-
gericht hat jetzt
diese Auffassung
als richtig aner-
kannt. In der Be-
gründung des Urteils
wird darauf hingewie-
sen, daß die Kaninchen
zur Zeit des Erlasses
des JagdpoUzeigesetzes
in desseuGeltungsbezirk
durchaus nicht überall
zu dem vom freien Tier-
fange ausgenommenen
jagdbaren Wilde ge-
hört hätten. Wenn
gleichwohl der Land rat
allgemein, also auch für
die Bezirke, in denen
Kaninchen dem freien
Tierfange unterlagen,
ermächtigt worden sei.
den Grundbesitzern den
Fang und die Erlegung
mit dem Schießgewehr
zu gestatten, so sei es
klar, daß damals die
Freigabe der wildi'n
Kaninchen für den
Tierfang nicht als ein un-
bedingt ausreichendes
Mittel erachtet worden
sei, um die zur Ausübung des .Jagdrechtes nicht befugten Grund-
besitzer vor Schaden zu bewahren. Die Freigabe des Tierfanges
allein habe nicht die Wirkung, daß damit die Gesetze ihre Gültigkeit
verloren haben, die die Befugnis der Aufsichtsbehörden zu erzwing-
baren Anordnungen gegenüber dem Jagdpächter regeln. Die fort-
dauernde Gültigkeit des § 23, Absatz 2 des .JagdpoUzeigesetzes sei
außer Zweifel. Hiernach werden die Landräte wieder befugt sein,
Genehmigungen zum Abschuß von Kaninchen an die Grundbesitzer
zu erteilen, wenn der Jagdpächter der Aufforderang, für genügenden
Abschuß zu sorgen, nicht nachkommt. Damit scheint ein wirksames
Mittel für die Bekämpfung der Kaninchenplage gegeben zu sein.
An sich allerdings bietet die Schußwaffe noch keine Gewähr für die
erfolgreiche Vertilgung der Kaninchen, weil Übung dazu gehört, die
Kaninchen abzuschießen. Die Hauptbedeutung der Befugnis, solche
Abschußgenehmigungen zu orteilen, beruht vielmehr darin, daß die
aiigt
Jagdpächter geneigt sein werden, selbst für (
tilgung der Kaninchen zu sorgen, um zu
Personen in ihrem Jagdbezirk die Jagd auf Kanineln-n ausüben.
Auf alle Fälle ist die Gerichtsentscheidung jnit Freuden
begrüßen.
Vei--
fremdo
Ein hübsches Bureaukratenstflckchen ist in der Handels-
uiid Gewerbekammer für Oberbayern zur Sprache gebracht worden.
Nach einer Verordnung vom April 1904 der Generaldirektion der
bayerischen Stsatsbahnen werden nämlich Rotkohl, gelbe Rüben usw.,
weil ihnen die grüne Farbe fehlt, nicht mehr nach dem für ,,grüne",
d. h. frische Gemüse geltenden niederen Frachtsatz befördert. Mehrere
Gemüse-Großhändler veiJangen Aufhebung dieser sonderbaren Ver-
fügung; die Handels- und Gewerbekammer schloß sich diesem Ver-
langen natürlich an.
Cornu
D..
Gehölze.
Com IIS saiiuiiiiiea fol. var.
Von Eugen Jos. Peters, Giaz.
{Hicrxii eine Äbhildung.)
veißbuntblättrige Form des blutroten Hartriegels Cornus
fol. var. gehört, wie die leider der Farbe ermangelnde
Abbildung zeigt, zu den besten unter den zahlreichen, unseren Gärten
und Parkanlagen zum Schmucke gereichenden Ziersträuchern. Manche
davon tun sich wohl durch eine größere und aus diesem Grunde
auffallendere Belaubung hervor, doch macht sich dieser Hartriegel
ganz besonders durch seine wirklich ausnehmend hübschen, auf weite
Entfernung hin ins Auge fallenden, mehr oder weniger weißbunten,
oft, vor allem an den oberen der vollen Sonne ausgesetzten Zweig-
248
Die Gartenwelt.
IX, 21
spitzen ganz woiRen Blattei' bemerkbar. Er ziert auch dui'ch seine
lebhaft rotgefärbten Äste und Zweige, weniger durch die gleich den
Blättern weißgefärbten, daher von die.sen sich wenig abhet enden
Blüten, die im Mai — Juni in Enddolden an den Spitzen der Zweige
zum Vorschein kommen. Den Bltiten folgen kugelige, bei völliger
Reife schwarzrot gefärbte Steinfrüchte.
Da die Stamniart dieses hübschen, sehr kulturwürdigen
Strauches ihre Heimat in Ländern mit meist starker Winterkälte
hat, im rördlichen und mittleren Europa, sowie im nördlichen Asien
und in Nordamerika zu Hause ist. so folgt daraus, daß er bei uns
während der lauhen .Jahreszeit keinerlei Decke nötig hat.
Die schönsten Arten und Varictiiten
Galtung Rh US.
der
xlbgesehen von dem bekannten, in voller Entwicklung, die er
jedoch nur in Einzelstellung erlangt, herrlichen Perückeubtrauch,
RIms Cofinits L., sind als die schönsten und empfehlenswertesten der
■«Gattung die Arten Rliits cjlabraL., kahler Sumach, mit seinen beiden
Formen Eh. glabra rar. elegans Engler und Rhvs glabra elegans
laciniata Carn'ere neben RIms semialota rar. Osheckii de Canclolle
zu bezeichnen. Ganz besonders gilt dies auch lür kleinere Räume
und Anlagen, weil diese sehr interessanten Gehölze nur von verhält-
nisniäliig geringem Umfange sind und man deshalb schon bei der An-
pflanzung die passendste Stelle auch für spätere Zeiten bestimmen kann.
Mit ihrer ganzen Gestalt wehren sich jedoch die genannten
Alten und Formen gegen gemischte Gesellschaft und verlangen
Einzelstellung im Rasen, woselbst sie sich dann auch, gleichsam wie
aus Erkenntlichkeit, in allen ihren Einzelheiten auf das Vorteilhafteste
präsentieren. Leider begegnet man ihnen trotz ihrer Schönheit in
Form und Färbung in den Gärten und Anlagen nur sehr selten.
Dabei sind sie aber nicht teuerer als die meisten für die gleichen
Zwecke verwendeten Solitairgehölze, aber weit interessanter als viele
derselben.
Der etwa 2 Meter hoch werdende kahle Sumach, Rhus glabra
— die Stammart der folgenden beiden — ist in Gestalt dem Geweih-
suMiach, Rh. typhina L. ähnlich. Er hat 35 bis 40 cm lange Blätter
und schmale, scharf gesägte, länglich lanzettförmige, unten blau-
grüne und völlig kahle Blättchen und große gelblichgrüne ßlüten-
rispen an den Zweigendeii und ist ein schöner Solitairstrauch mit
prachtvoll roter Herbsifärbung. In der rotbluhenden Form elegans
mit ihren Zweigen, dem intensiver bläulichen Tone der Belaubung
und schönen roten Blütenrispen hat der vorstehende einen eben-
bürtigen wenn nicht überlegenen Nebenbuhler um unsere Gunst.
Rhii.^ glahrn ilegans laciniata., die geschlitztblättrige Form, die
wohl erst gegen die Mitte des vergangenen Jahrhunderts aus China
in Europa eingeführt wurde, ist eine herrliche hochinteressante und
ornamentale, aber seltene Erscheinung in unseren Anpflanzungen.
Alle seine Teile: die bräunlichgrauen etwas warzigen alten Zweige,
wie die .stumpfkantigen jungen Triebe; die elegante, oben dunkel-
grüne, an der Unterseite grauweiß bereifte zarte Belaubung mit
ihren etwa 40 bis 45 cm langen und ca. 15 cm breiten, länglich
eiförmigen Blättern und fiederspaltigen, oft selbst wieder gefiederten
Blättchen, geben dem schönen Strauche sein hoohornamentales Aus-
sehen, weswegen sein Platz stets gesondert und bevorzugt sein muß.
Seine Herbstfärbung ist ebenso prachtvoll rot wie bei der Stammart.
Diese Sumach-Arten wach.sen gut. Nach Anpflanzung in rohem,
ungedüngtem, scharf kiesigem Boden zeigte sich das Gedeihen als
sehr zufriedenstellend und wird in kräftigem Boden jedenfalls rascher
und üppiger auch in bezug auf Blätter und Blütenrispen sein. Ver-
mehrung aus Wiirzelausläufern.
Rlnis seniialata vor. Osbeekn, Osbeoks halbgeflügelter Sumach,
aus Japan und China, bildet im Gegensatz zu vorgenannten Strauch-
formen einen durch seine Belaubung und Blütenrispen nicht minder
hochintere.ssanten und ornamentalen kleinen Baum von 3 bis 6 ra
Höhe und darüber. Die Blätter, fast so elegant wie die der Rktis
glabra elegans laciniata, mit etwa 5 cm langem Stiele sind oft mehr
als 40 cm lang und halb so breit. An dem allgemeinen geflügelten
Blattstiele .sitzen eine größere Anzahl, 8 bis 12, kleine kurz gestielte
und grob gesägte, oben dunkelgrüne und behaarte, unten mit gelblich
weißem Filz bedeckte kleine Blättchen mit aufgesetzter Spitze. Die
Blütenrispen -- Juli-Augu.st — bis 40 cm lang und an der Basis
beinahe ebenso breit, bestehen aus kleinen weißen Blütohen Der
kleine Baum tiägt auf kurzem Stamme eine mehr rundliche, stark
verästelte, breite Krone.
Während sich dieser durch ßelaubung und Blütenstand gleich
interessante Baum um Paris ganz hart erweist, im südlichen Deutsch-
land demnach den Winter auch ohne Nachteil erträgt, ist er im
übrigen Deutschland nur in sehr geschützten Lagen winterhart und
muß gedeckt werden, dagegen hielt er in Mitteldeutschland Ende der
siebziger und Anfang der achtziger Jahre ohne Bedeckung gut aus.
Über sein späteres Befinden weiß ich allerdings nichts Bestimmtes.
Selbst wenn man den zuletzt genannten schönen Zierbaum als
nicht ganz sicher ausläßt, hat man in den drei vorher angeführten
Strcauolifornien wirklich herrliche und hochornamentale Snlitair-
stiäucher, die jedem Freunde eigenartiger und hochinteressanter
Gehölze warm zu empfehlen sind.
Dagegen ist die Anpflanzung des Giftsumachs, Rhus Toxico-
dendron L.. der sehr giftig ist und des sehr gegen Kalte empfind-
lichen Firnisbaums, RIms vermicifera DC Sgn. reriiisco L., wo es
sich nicht ausschließlich um wissenschaftliche Zwecke handelt, keines-
falls zu empfehlen.
Der baumartige, bekannte Geweihsumach oder Essigbaum, Hirsch-
kolben-Sumach ist zwar im Herbst ebenfalls oft prächtig gefärbt und
trägt schöne Fruchtkolben, wird aber durch seine allzureichen Wurzel-
ausläufer in großem Umkreise sehr unbequem und ist für kleinere
Verbältnisse jedenfalls nicht zu empfehlen. Sein Platz ist nur in
großen Parkanlagen. G. S.
Koniferen.
Pinus Nelson! ist eine neue Kiefernart, die von E. W. Nelson,
von der Biologischen Warte der Ver. Staaten im Juni 1898 auf
einem Berge bei Miquihuana, nahe bei der Grenze zwischen den
Staaten Tamanlipas und Nuevo Leon in Nordost-Mexiko gefunden
imd gesammelt wurde. Ein typisches Erkennungszeichen dieser neuen
Art ist, daß sie auf dem Rücken der Zapfenschuppen keine harte
Erhöhung haben, wie z. B. P. albicaulis. Die Zapfen springen nicht
auf, sondern schrumpfen zusammen, sodaß die Samen teilweise zum
Vorschein kommen, aber nicht herausfallen, und wenn sie den Krähen
und Eichhörnchen entgehen, hängt ihre Freiwerdung von der Ver-
witterung des Zapfens ab. Gleichzeitig mit dem Fehlen der Höcker
sind die Holzfasern, welche das Gerippe der Schuppen bilden, außer-
gewöhnlich schwach, als ob die Vorsehung Vorkehrungen für ihren
baldigen Zerfall getroffen hätte. Wegen der Bauart des Zapfens,
des außergewöhnlich langen Stiels und der bei einer anderen
Kiefer nicht beobachteten Festigkeit der Grundscheide wird P. Nel-
soiii als neue und seltsame Art beschrieben. Die botanische Be-
schreibung ist wie folgt: Zweige sehr dünn, deutlich graugrün,
aschgrau werdend. Blätter 7 cm lang zu dreien mit gesägtem Rand,
aber mit den Oberflächen so zusammenhängend, daß es den Anschein
hat, als ob die Art einnadelig sei. Schuppen andauernd. Ätem-
öffnungen auf der ganzen Oberfläche. Fibrovasalsträuge einfach,
Unteihautzellen groß, meist eine Zellreihe (zuweilen auch zwei Reihen)
stark und die Randharzgänge umschließend, die aber oft fehlen.
Verstärkungszellen auch über und unter den Fibrovasalsträngen.
Zapfen untergipfelständig, symmetrisch, gegen 7 cm (2'/, ") lang,
nahezu zylindrisch und von sehr langen, kräftigen, gebogenen Stielen
getragen. Schuppenhöcker nahezu rhomboidal, der Querdurchmesser
beträchtlich länger, der Länge nach zusammengepreßt, deuthch mehr
oder weniger zurückgebogene nahezu dreieckige Höcker, Samen groß,
ungeflügelt. Nelson. No. 4501 Nat.-Mus., Washington. Gard.
Chron. 921. Band. 30.
IX, 21
Die Gartenwell.
249
w
Unsere Mitarbeiter.
('. A. rurpiis.
sind lieuti' in der Lage unseren Lesern da.s Forträt
unseres Mitarlieiters 0. A. Furpus zu bieten, dem die Gartenwelt
manche interes.sante Abhandlung zu verdanken hat. Unter den er-
folgreichen Sammlern gärtnerisch wichtiger Pflanzen steht Purpus
zweifellos mit an erster Stelle. Wir verdanken ihm unter anderm
die Einführung der Winterhärten Kakteen, der Äbies arixonica, sowie
zahlreicher Geholze und St.iuden von dauerndem Werte. Purpus ist
nicht Gärtner von Beruf, wie sein Bruder A. Purpus, der Inspektor
des botanischen Gartens in Darmstadt, welcher gleichfalls zu unseren
langjährigen Mitarbeitern gehört.
C. A. Purpus stammt aus der Rheinpfalz, studieite in Gießen
Pharmazie, gab jedoch diesen
Beruf auf, um sich seinem Lieb-
lingsfache, der Botanik widmen
zu können. Als Jüngling be-
reiste er die Schweiz, den Vor-
arlberg, den Schwarzwald, die
Vogesen, und andere Gebiete,
um Pflanzen zu sammeln, und
bildete sich auf diesen kleineren
botanischen Touren für seinen
gegenwärtigen Lebensberuf, zum
botanischen Sammler, aus.
Im Jahre 1887 machte
<\ A. Purpus. gemein.sohaftlich
mit seinem jetzt in Darnist.idt
tätigen Bruder, seine ei-ste
größere Sammelreise nach Nord-
amerika, die ihn nach Kanada,
hauptsächlich in die Gegenden
längs der Indian-Pacific-Eisen-
bahn führte, welche beide bo-
tanisch durchfwschten. Auf die-
ser Reise wurden Samen von
Koniferen und andern Gehölzen
und Stauden gesammelt und
nach Deutschland geschickt.
Später bereiste A. PurpUN
die östlichen Staaten der Union,
während C. A. Purpus in As.si-
niboia, einem Territorium in
Britisch Columbia und auf der
Insel Vancouver sammelte. Eine
zweite Reise führte Purpus nacli
Dakota, Montana, Idaho, Oregon
und Washington, eine dritte
Reise nach Illinois, Michigan
und Ohio.
In den Jahren 1891 bis
1893 bereiste Purpus Colorado.
aann das nördliche Cahfornien.
in den Jahren 1897 bis 1898
das mittlere Californien. haupt-
sächlich die Sierra Nevada, als-
dann das östliche und südliche
Californien, das südliche Nevada,
das nördliche Arizona und süd-
liche Utah. In den folgenden
Jahren wurde das mittlere Baja
California (Mexiko), im Jahre
1000 das mittlere Arizona, ein
Jahr darauf der südliche Teil
von Baja California durchstreift.
im Jahre 19ÜL' zum zweiteumale
A. Purpus
das südliche Baja California und die Westküste von Mexiko, Sonora
und Sinaloa, alsdann zu Wagen das südliche Arizona, Neu-Mexiko
und Texas, später (nicht per Wagen) die Staaten Chihuahua. Coahuila,
Zocateoas, Mexiko in Mexiko. Im .lahre 190.3 bis 1904 bereiste er
wieder das südliche Arizona und Mexiko, und zwar die Stauten Coa-
huila, Suanagato, Jalisco, Colima. Vera Cruz Puebla usw., in Be-
gleitung seines Freundes Kolonel Hochderfer aus Flaystoff, Arizona.
Auf allen diesen Reisen wurden ca. l.öO bis 200 neue Pflanzen
entdeckt, darunter ein neues Genus Purpusia saxosa, zu den
Rosaceen gehörend und in den Wüsten Nevadas wa<:hsend. Keiner
wurden viele neue Kakteen gefunden, wie MamiUaria Genta. M
Hochderferi in Mexiko. Eine neue Palme, Erythea Brawlegni. in
Boja California.
Einige dieser neuen Pflanzen wurden nach A. Purpus benannt,
wie Cornus Purpusü, von diesem in Ohio entdeckt, andere nach
C A Purpus und Col. Hochderfer. wie schon oben erwähnt.
Nach langjähriger Ab-
we,senheit von Deutschland, hielt
sich C. A. Purpus im verflossenen
Sommer bei seinem Bruder in
Darmstadt auf, mit welchem er
auch gemeinschaftlich an den
Verhandlungen der deutschen
dendrologischen GeselLschaft in
Düsseldorf und den damit ver-
bundenen Exkursionen teiUiahm.
In seiner Begleitung befand sich
auch Kolonel Hochderfer, der
Gefährte seiner letzten erfolg-
reichen Samnielreise. Unser
l'.ild zeigt Herrn Purpus neben
einem stattlichen Echinocactiis
ci/iin(lrarei(s auf dessen heimat-
lichen Standort bei Phoenix in
.\.rizona. Der Kaktus mußte die
weite Reise über den Ozean
antreten. M. H.
Gärtnerisches
Unterrichts wesen.
Bericht der Kgl. Lehr-
anstalt für Wein-, Obst- und
Gartenbau zu Geisenhelm
a. Rh. für das Etatsjahr 1903.
erstattet vom Direktor Prof. Dr.
Julius Wortmann. Berlin 1904.
Verlag von Paul Parey.20.T Seiten,
Preis geh. 3 Mk. 50 Pf.
Ein äußeres Zeichen von
der ständig an Umfang zu-
nehmenden Tätigkeit der Anstalt
im Dienste des Wein-, Obst-
und Gartenbaues ist der statt-
liche Bericht für das Jalir 1903.
Der Inhalt zerfällt in vier
größere Abschnitte: I. Schul-
nacbrichten, IL Tätigkeit der
Anstalt nach innen, III. Tätig-
keit der An.stalt nach außen,
IV. die Versuchsstationen. Für
ehemalige Schiller und sölclie,
welche die Anstalt besuchen
wollen, ist der erste Abschnitt
von besonderem Interesse. In
den Kapiteln Weinbau, Obst-
bau, Gartenbau sind eine
Fülle wertvoller Ueobachtuiigen
niedeigelegt, so Abhandlungen
Die Gartenwelt.
IX, 21
über Dauerhaftigkeit des Pfahlniaterials nach verschiedenen Methoden
imprägniert, Versuche mit Hagelraketen, die übrigens ein negatives Er-
gebnis hatten, Bericht der Kebenverediungsstation Eibingen-Geisenheini.
Praktische Maßnahmen zur Bekämpfung der Schädlinge im Obstbau,
Prüfung neuer Geräte, Bericht der Obstverwertungsstation. Aus dem
Abschnitt Gartenbau sind günstige Versuche mit der Kultur von
Orchideen in halbverrotteter Buohenlauberde, mit der Kultur von
Chi^santhemum und ihrer Bespritzung mit Kupferkalklösung,
Beobachtungen über verschiedene Veilchensorten (so befriedigten .sehr
..Prineesse de OaUes, ,.Californwa" -Veilchen als Frülijahrsblüher
..Kaiserin Auguste -Victoria^'- -VeAchen als Hei-bstblülu'rl Die Anstalt
hat femer eine große Anzahl Pflanzenneuheiten t(..'prüft, wovon
die Resultate im Bericht vermerkt sind. Es wuiden S Fuclisien-,
lö Pelargonien-, 6 Chrysanthemum-Sorten beobachtet. Auch auf
dem Gebiete des Gemüsebaues sind umfangreiche Veisuclie ver-
zeichnet, nur sollte mehr Wert auf die Beurteilung der Verwendbar-
keit der Produ'.:te im Haushalte und zur Konservenfabrikation gelegt
werden, da darin die Güte der Sorten liegt und nicht lediglich im
geschlossenen Wuchs bei Kohlarten und darin, daß Salatarten und
Spinate spät in Samen schießen u. dgl. Der IV. Abschnitt enthält den
Bericht über die Tätigkeit der pflanzenphysiologischen Versuchsstation
von Dr. Karl Kroemer, den Bericht über die Tätigkeit der Hefe-
reinzuchtstation von Assistent Dr. R. Schander, den Bericht über
die Tätigkeit der önochemischen Versuchsstation von Dr. Karl
Windisch, den Bericht über die Tätigkeit der pfianzenpathologischen
Versuchsstation von Dr. Gustav Lüstner und den Bericht über
die Tätigkeit der meteorologischen Station während des Etat.sjahres 1903
von demselben. Bemerkenswert ist eine Arbeit von Dr. Lüstner
über die Bedeutung der Rüokenröhren der Aphiden (Blattläuse),
worin der Nachweis geführt wird, daß die Rückenröhren ein Schutz-
mitte! der Tiere gegen Feinde ist und daß auch die röhrenlosen
Gattungen eine Schutzvorrichtung gsgen Schlupfwespen haben, indem
ihr Körper mit Wachsausscheidungen bedeckt ist, wie bei Sckixo-
neura u. a.
Bücherschau.
15. Jahresbericht (1903) des Missouri Botanical Garden
in St. Louis. Von William Tr.Mf;isc. St. Louis 1004.
Aus der Fülle des in den Jahresbeiieliten des missourischen
botanischen Gartens gebotenen sei in ereter Linie die vergleichende
Arbeit von Samuel Monts Coulter über einige nordamerikanisclie
Sumpfdistrikte (swamp areas) erwähnt. Gärtnerisch interessant ist
deren pflanzengeographisoher Inhalt, da die Flora bis ins einzelne ge-
schildert ist. Prächtige Illustrationen nach vorzüglichen Photographien
zeigen charakteristische Vertreter dieser Suinpfdistrikte, die räumlich
weit auseinander liegen und daher eine sehr unterschiedliche Vege-
tation haben. Als Fazit der Floiuschilderung der zehn verschiedenen
Rumpfdistrikte gibt der Verfasser eine Tabelle, worin das Auftreten
der hauptsächlichsten Arten von Bäumen, Sträuchern, Stauden und
Kräutern vergleichsweise zusammengestellt ist. Diese Tabelle darf
als außerordentlich lehrreich angesehen werden. Von den Abbildungen
seien erwähnt die von Nyssa uniflora, Forestiera acuminata, Taxo-
dium distiehum von gewaltiger Größe mitten im Wasser stehend,
Jaoeodium und Nyssa, Rkiwphora Mangle und zahlreiche Vege-
tationsbilder. —
Perley Span Id inj; lii-.liii.ibt zwei Pilzarten, Flammula
sapineus Fr. und C/niii/,,j,i,s /m/nIrns, die in Hohlräumen auftreten,
erzeugt von holzbohiHiiibn Insi'kfn. Diese Arbeit mit zahlreichen
vortrefflichen Abbildungen zeigt, wie gefahrvoll die Minierer unter
den Insekten sind, da ihre an sich schädliche Tätigkeit noch das Auf-
treten von das Holz zersetzenden Pilzen begünstigt.
Der Direktor William Trelease berichtet von einer im
Habitus abweichenden Begonia, die er beim Sammeln von einer noch
nicht beschriebenen Agave zufällig bei Iguala im mexik. Staate
Guerrero gefunden hat. Es i.st eine neue Art Begonia unifolia
Rose, eine Art der Sektion Htisxia. Die Pflanze hat nur ein Blatt,
das dem Erdboden aufliegt. Das Blatt ist 10— .30 cm breit mit niei.st
10 — \2 strahlenförmig ausgeh'-iidi'ii ein- oder zweimal gegabeltem
Nei-ven. tief herzförmig mit übereinanderschlagenden Lappen. Vor-
treffliche Abbildungen ergänzen die interessante Beschreibung dieser
eigenartigen Begonie.
Abweichende Hautchenüberreste bei einigen eßbaren Agaricus-
Arten sind Gegenstand einer weiteren Arbeit von WilliamTrelease.
Die Hutpilze sind bekanntlich im unentwickelten Zustande mit einem
Häutchen uriigeben, das schließlich reißt und am Stiel meist als
Ring und auf dem Hute und am Rande als Stücke übrig bleibt. Bei
Lepiota naucimis tritt dieser Ring in verscliiedener Form auf. Bei
Agaricus amygdalinus bleiben Häutcheiirückstände an den Lamellen.
Bei der schmackhaften Ilypkoloma appendicttlatum bleibt das Häutchen
am Rande des Hutes gewöhnlich in unregelmäßigen Fetzen zurück,
während es bei amerikanischen Pilzen dieser Art häufig ganz fehlt.
Den Schluß bildet ein Verzeichnis aller Bücher und Schriften,
die von Januar 1899 bis Dezember 1903 vom botanischen Garten
veröffentlicht wurden oder die ihre Entstehung der Benutzung der
wissenschaftlichen Einrichtungen des Gartens verdanken.
W. Tscheuke.
Bemerkenswerte Bäume des Großherzogtums Hessen in
Wort und Bild. Herausgegeben vom Großh. Ministerium. Verlag
v(.in Zedier & Vogel in Darmstadt.
Aus dem Bestreben, die Naturdenkiniiler, die Zeugen grauer
Vorzeit der Nachwelt zu erhalten, indem man die Aufmerksamkeit
der Gegenwart auf sie lenkt, ist das vorliegende Prachtwerk, die
Flucht jahrelanger Arbeit, hervorgegangen Auf f>l Abbildungen,
darunter 3.Ö Lichtdrucktafeln führt es, begleitet von erläuterndem
Text die bemerkenswertesten Bäume des Gioßherzogtums Hessen
vor und reiht sich somit würdig den in der letzten Zeit erschienenen
Publikationen ähnlichen Inhaltes an, wie „Baumalbum der Schweiz",
„Bemerkenswerte Bäume des Großherzogtums Baden" von Prof.
Klein usw. Es sind fast durchweg altehrwürdige Eichen, Buchen,
Ulmen und Linden, mit denen das Buch sich befaßt, so die „Schöne
Eiche bei Harreshausen" in Starkenburg, die Mutter unserer
Pyramideneichen, die Schimsheimer „Effe", einer Feldriister,
TJlmus eampestris, der stärkste Baum Deutschlands, denn der
Stamm mißt über 15 Meter im Umfang, u. a. Abnorme Krüppel,
die häufig als etwas ganz besonderes angesehen werden, sind dabei
nicht berücksichtigt. Die Abbildungen sind meist vorzüglich und
die Beschreibung klar und fließend. R.
Aus den Vereinen.
Dei Ztttauer Gärtnerverein l'eging am 10. Januar in feier-
licher Weise sein l'.t jähriges Stiftungsfest. Einen Rückblick auf die
Geschichte dieses Vereins gab der A'orsitzende, Gartenbesitzer und
Handelsgärtuer Heinrich Berger, in seiner schwungvollen Festrede.
Danach wurde der Verein 18S0 auf Grund einer Aufforderung in
den Zittauer Tageszeitungen unter dem Namen Verein Zittau er
Gemüsegärtner von 102 Gärtnern gegründet. Der Verein hatte
im wesentlichen wirtschaftliche Ziele. So versuchte man die Be-
schaffung der Sämereien für die Mitglieder in der Weise, daß der
Verein Spareinlagen annahm. Dieser Versuch hatte jedoch nicht
den erwünschten Erfolg, und man ernannte in dieser Angelegenheit
die Saraenkommission, welche seit ihrem nunmehr 14jährigon Be-
stehen für rund 700()0 Mk. Samen für die Mitglieder des Vereins
besorgte. Diese Kommission war ein sehr guter Lebensnerv für den
Verein, denn bei ?5 Prozent Gewinn von dieser Summe ergab dieses
3.^00 Mk. oder jährlich 250 Mk. für die Vergnügungskasse, und hier-
durch wurde die Vereinskasse so gestärkt, daß andere Ausgaben
daraus bestritten werden konnten. Auch war der Verein mit Erfolg
bemüht die scharfen Bestimmungen der internationalen Reblaus-
konvention für seine Mitglieder zu erleichtern.
Der Verein zählt unter seinen Mitgliedern noch 33 .Kollegen,
die an der Beginindung im .fahre 1880 teilgenommen hatten und mit
Recht betont der Vorsitzende, daß Freundschaft und treue Mitarbeit,
sowie ern.stes Streben die Schutzgöttinnen eines Vereines sein müßten.
Das sollten sich andere A''ereinp merken und danach handeln und
solchen Geist pflegen.
IX. 21
Die Gartenwelt.
Schutzzoll.
Die neuen Handelsverträge. Nach laiigwi(>iif,'en Verhand-
lungen sind endlich die Handelsverträge mit Oesterreich-Ungani.
Kußland, der Schweiz, mit Belgien, Rumänien, Serbien und Italien
zum Absclüuß gelanfrt und harren einerseits der Genehmigung de.s
Keichstages, die ihnen aller Vorraussicht nach zu teil wird, da es
liur zwei Wege, den der Annahme und den der Ablehnung gibt,
andererseits der Ratifizierung mit den vertragschließenden Staaten.
Wann die Verträge in Kraft treten, steht noch nicht mit Sicherheit
fest; man nimmt an am 1.5. Februar 1906. Mit diesen Verträgen
hat das gesamte wirtschaftliclie Leben Deutschlands vom nächsten
.liibre ab bis zum 31. Dezember 1917 zu rechnen. Ob die Hoff-
nungen der Landwirtschaft und die Befürchtungen der Industrie sich
erfüllen werden, wird die beschichte lehren, die Kriegskosten zalilt
in jedem Falle das deutsche Volk in seiner Gesamtheit, sei es. daß
die wichtigsten Nahrungsmittel teurer, sei es, daß wertvolle
Zweige der Industrie lalimgelegt und dadurch Arbeitskräfte frei
werden, denen es schwer werden wird, Unterkommen zu finden, sei
sei e.s auch, daß wir von anderen Staaten in industrieller Hinsicht
überflügelt werden und unser Export, die Hauptquelle von Deutsch-
lands Wohlfahrt, empfindlich geschädigt wird. Bei Neugestaltung
unserer wirtschaftlichen Verhältnisse bedarf es in erster Linie der
Intelligenz jedes einzelnen Gewerbetreibenden, und auch der Handels-
gärtner wird den neuen Verhältnissen gerecht werden müssen. Für
die Baumscliulliranche, die Topfpflanzenkulturen, die Gemüsezüchter
ist der erhoffte Zollschutz zur Wahrheit geworden, dagegen werden
die Schnittblumenzüchter nicht befriedigt sein, da frische Blumen
auch in Zukunft zollfrei bleiben, andererseits ist den Blumengeschäften
eine schwere Sorge genommen, da Zölle auf fiische Blumen zahllose
Geschäfte direkt unmöglich gemacht hätten. Nach wie vor bleibt es
der gärtnerischen Intelligenz und Regsamkeit überlassen, die deutsche
Zier- und Handelsgärtnerei vorwärts zu bringen, während andererseits
auch unter den neuen Verhältni.ssen denen, die nichts leisten können,
nicht zu helfen sein wird. Das beste Mittel zum Voi'wärtskommen
sind nicht die ZoUplaokereien, unter denen doch die Gesamtheit und
der Geschäftsmann zu leiden hat, sondern die Strebsamkeit, der
vorausscluuiendü scharfe Blick und soziales Verständnis, an welchem
es in gärtnerischen Kreisen noch sehr fehlt, sonst ließen sich nicht
weite Kreise zu dem Glauben bekehren, daß dem Handelsgärtner nur
hinter hohen Zollmauern wohl sei. Es sind nicht die wahren Freunde
des Gärtners, die solche Dinge lehren.
Wir geben nachstehend eine tabellarische Übersicht der gärt-
nerisch wichtigen Positionen unter Berüchsichtigung der bestehenden
Zollsätze und der Zollsätze, wie sie von Seiten des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaus und vonSeiten einiger Reichstagsabgeordneten,
als Vertreter der Wünsche aus Benifskreisen, vertreten wurden.
Nr. d.
Zoll-
tarifs
Vom Verein zur Be-
förderung des Garten-
baues vorgeschl. Sätze
antonomer 1 Vertrags-
Tarif
Von anderer Seite
gewünschte Zollsätze
HandeJs-
verträge per
lüO kg Netto
39
40
'' I
42 i
43 I
44 !
Frische Küchengewächse, Kotkohl, Weißkohl etc., eßbare Kräuter,
Knollensellerie, . Zwiebeln (Rum.)*)
Einfach zubereitete Champignons (lt.)
Tomaten (It.) . . .•
Melonen, Pilze (Oe.)
Lebende Gewächse: Zykasstämme. Palmen, indische Azaleen, Lorheer-
bäume: Forstpflanzen
Rosen
Pflanzen in Töpfen
Pfian'jen ohne Erdballen
.andere
Orcliideenbulbeu .
Blumenzwiebeln und Knollen
Frische Blumen. Blüten zu Binde- u. Zierzweckeu und
Fabrikate daraus
Frische Blätter, Gräser u. Zweige zu dem gleich. Zwecke
Csi/aswedel, fiisch oder getrocknet
Blumen, Blätter, Palmwedel, Blüten, Knospen u. Zweige zu Binde-
u. Zierzweckeu, getrocknet
Weintrauben, frische, zum Tafelgenuß: In Postsendungen bis 5 kg .
Auf andere AVeise eingehend (It., Serb.. Rum., Oe.)
(It.,Bel.,Oe.)
Andere Trauben (It., Oe.)
Anderes frisches Obst in Postsendungen bis 5 kg (47 ii
auf andere Weise eingehend
Äpfel, Birnen. Quitt.. Pflaumen, unverpackt od. nur in Säcken
bei mindestens 50 kg Rohgewicht vom 1. IX — 30. XI
Vom 1. XII bis 31. VUI
In anderer Verpackung
In einfacher Umschließung
In mehrfacher Umschließung
Aprikosen . .
Pfirsiche
Süß- u. Sauerkii-schen
Mispeln. Hagebutten, Schlehen sowie anderes
nicht genanntes Kern- und Steinobst
Erdbeeren
Ändere Beeren m. Ausn. d. Preißelbeeren
Getrocknetes Obst: Durchweg
allgem. Taiif
10,-
auch Edelreiser
frei
10,-
Äutrag Wallenboin
40,--
7,50 (Wangenheim)
300,—
100,—
500,—
150,—
15,—
150,-
50,-
250,-
50,-
200,-
75,-
250,-
2,50
10,-
4,—
8,—
frei
12,—
10,-
250,-
frei
10,—
frei
IC-
frei
4,—
*) .Abkürzungen: Rum. = Rumänien. It.
Oesterreich, Bei. = Belgien.
252
Uie Gartenwelt.
IX, 21
Rechtspflege.
Zur Frage der Gewerbesteuerpfliclit von Bauni-
schulenbetriebeii.
JJer Inhaber einer Baumschule, der auf einer uugefähr 42 ha
großen Fläche mit einem Buchhalter, 2 Obergärtnern und einer Anzahl
Gehilfen und Arbeiter seineu Betrieb ausübte, war von der Steuer-
behörde mit seinem ganzen Betriebe zur Gewerbesteuer herangezogen
worden. Indessen waren nicht alle Bäume, die der Steuerpflichtige
zum Verkauf brachto, auf seinen Ländereieii von Samenkorn und
Stecklingen aufgezogen worden, sondern etwa 10 bis 12"!^ derselbdn
wurden von ihm selbst angekauft und ohne weitere Behandlung
weiter veräußert. Er erhob daher Einspruch gegen seine Ver-
anlagung, indem er, unter Bezugnahme auf den Erlaß des Ministers
für Handel und Gewerbe vom 20. Januar 1902, seine Gewerbe-
steuerpflicht nur in betreff des mit fremden Produkten betriebenen
Handels zugab, sie im übrigen aber — insoweit sein eigener Baum-
schulenbetrieb in Frage steht — bestlitt.
Da der Besohwerdefülirer in den Vorinstanzen mit seinem
Einspruch abgevriesen worden war, rief er die Entscheidung des
Oberverwaltungsgerichtes an, und dieses hat denn auch seine An-
schauung gutgeheißen. Allerdings ist der fragliche Betrieb, der ja
auch in das Handelsregister eingetragen ist und eine kaufmännische
Einrichtung besitzt, als Handelsgärtnerei anzusehen. Zur Begründung
der Gewerbesteuerpflioht gehört aber nach § 4, No. 1 des Gewerbe-
steuergesetzes, daß der Betrieb einheitlich als Kunst- und Handels-
gärtnerei erscheint, wie das Oberverwaltungsgericht schon fmher
erkannt hat. Die hierzu erforderlichen Merkmale treffen bei dem
Gesamtbetriebe des Beschwerdeführers nicht zu, denn die dazu ge-
hörigen besonderen technischen Einrichtungen erscheinen im Ver-
hältnisse zu dem Umfange des Gesamtbetriebes unerheblich und von
untergeordneter Bedeutung. Auch ist nirgends behauptet, daß be-
sondere künstliche Methoden bei der Aufzucht und Behandlung der
Pflanzen befolgt würden. Daß die Betriebsinhaber und ihre Gehilfen
die zum Betriebe einer Baumschule und zur Ausführuug der Arbeiten
nötige fachmännische Kenntnis und Schulung haben, macht diesen
Betrieb noch nicht zu einem Kunstbetriebe. Der Gesamtbetrieb fällt
darnach also nich unter den Begriff der Kunst- und Handelsgärtnerei,
indessen darf die daraus zu folgernde Gewerbesteuerfreiheit doch
nicht auf den Teil des Handels bezogen werden, der mit fremden
Produkten betrieben wird.
Aus diesen Gründen konnte die getroffene Steuerfestsetzung
nicht bestehen bleiben, vielmehr mußte sie aufgehoben werden, um
durch Verhandlung mit dem Beschwerdeführer den Ertrag aus dem
gewerbesteuerpflichtigen Zweige des Betriebes zu ermitteln imd hier-
nach eine neue Festsetzung zu treffen. A. R.
Zeit- und Streitfragen.
Der Aüfang vom Elend beim Herrschaftsgärtner,
„iJärtner, 2.Ö Jahre alt, durchaus erfahren in allen Zweigen der
Gärtnerei, sucht Herrschaftsstellung, wo baldige Veriieiratung gestattet
ist." Die auffallend große Zahl solcher Stellengesuche läßt leider
recht unerfreuliche Schlüsse zu auf die Art und Weise, wie unsere
werdenden Gärtner ihr Streben betätigen. Für den, der solche Ge-
suche veranlaßt, sind diese Zeilen nicht geschrieben. Es wäre auch
schade um jedes Wort. Den anderen unserer jungen Fachgenossen
sei es immer wieder gesagt und vor Augen gehalten, daß Verhältnisse,
aus denen diese Stellengesuche hervorgehen, in neunzig von hundert
Fällen den Anfang eines armseligen Daseins bedeuten, das zwischen
„Sicheiusohränken" , Katzenbuckeln. Prozontejagen , Stellenwechsel
und mißlichen FamiHenverbiiltnissen hinduroh sich einem ungewissen
Ende zu bewegt. Wer es mit seiner beruflichen Ausbildung Ernst
meint, wird einsehen gelernt haben, daß man mit 25 Jahren als
Gärtner noch lange nicht „tüchtig in allen Zweigen des Faches"' sein
kann. Er wird seine Zeit und seine schönsten Jahre besser anzu-
wenden wissen, als sie mit Weibsleuten verplempern. Er wird sich
in der Welt umsehen und dabei .seine Ideale etwas höher stecken
lernen, wenn er sonst ein verständiger Mensch ist. Am rechten
Platze wird er auch einmal über die üblichen 52 Wochen aushalten
und sein Wissen und Können nach einer bestimmten Richtung hin
vervollkommnen. War sein Streben recht, so wird er mit derselben
Sicherheit zur richtigen Zeit als der rechte Mann auf den richtigen
Platz kommen, wie der Unfähige und Träge ins Elend sinkt. — Hat
man sich eine Existenz geschaffen, so findet sich die Gründung einer
Familie als eine erfreuliche Sache ganz von selbst und immer noch
zeitig genug. Wer aber mit 25 Jahren Privatstelle sucht, nur um
recht bald heiraten zu können, der gleicht dem Esel, der sich mit
seiner Ladung Scliwänime in das Wasser legte. Favero.
Tagesgeschichte.
Berlin. Eine neue gärtnerische Anlage mit Spielplatz wird im
Norden zwischen der neuen und der alten Nazarethkirche entstellen.
Hier befindet sich an der Schul- und Nazarethkirche ein der Stadt
gehörendes Gelände, welches zum Teil an einen Gärtner, zum Teil
als Lagerplatz veipachtet ist. Der Haus- und Grundbesitzer- Verein
des Wedding ist vor k-urzem mit Rücksicht darauf, daß sich in der
Gegend eine überaus rege Bautätigkeit entwickelt hat, in einer
Petition beim Magistrat dahin vorstellig gewoi'deu, daß der Platz, der
die Gegend in hohem Maße verunziert, in eine Anlage verwandelt
und dem vor der alten Nazarethkirche bereits bestehenden kleinen
Parke angegliedert würde. Auf diese Petition ist jetzt der Bescheid
eingegangen, daß in den Etatsentwiirf für 1905 Mitte! für die Anlage
eines solchen Parkes mit Spielplatz eingestellt worden sind.
— Die „Beriiner Neuesten Nachrichten" schreiben, daß an
die Berliner Gärtnereibetriebe in diesem Jahre anläßlich der Kaisei-
Geburtstagsfeier außergewöhnliche Anforderungen gestellt worden
sind, sodaß selbst die größten Gärtnereien kaum in der Lage waren,
den Ansprüchen zu genügen. Wesentlich beeinflußt wurde da.<»
Geschäft durch das Ausbleiben der Blumen und Pflanzen aus Italien.
Durch die ungewöhnliche Kälte, die in diesem Winter in dem
sonnigen Lande geherrscht hat, ist dortselbst lier gesamte Blumen-
bestand vernichtet worden, sodaß die Italiener nicht in der Lage
waren, wie sonst, Massen lief erungen zu bewirken. Die hiesigen
Gärtnereibeh'iebe waren infolgedessen genötigt, eine ausgedehnte
Blumenzucht in den Treibhäusern zu bewirken, wai-en aber dennoch
nicht in der Lage, den für Kaisers Geburtstag' gestellten Ansprüchen
zu genügen. So kam es, daß verschiedene Geschäftsleute, die für
Kaisers Geburtstag ihr Schaufenster dekorieren wollten, nicht die für
diesen Zweck notwendigen Blumen erhalten konnten. Wie Gärtnerei-
besitzer und Blumenhändler versichern, haben sie seit 25 Jahren kein
so gutes Geschäft gemacht wie in diesem Winter.
— Der neue Etat für die städt. Park- und Gartenverwaltung hat
eine wesentliche Erhöhung gegenüber dem laufenden Etat erfahren,
selbst wenn die für den Erwerb der zur Anlegung des Nordparks
erforderlichen Summe in Höhe von 1800000 Mark außer Betracht
bleibt. Der Etat schließt mit einer Ausgabe von rund einer Million
Mark, das heißt mit einer Mehrausgabe von 95800 Mark.
Samenhandel.
Der neue Österreichische ZoMtarif enthält eine neue
Position No. 53, Samen aller Art in Briefen und dergleichen
für den Detailhandel vorgerichtet, wofür nach dem auto-
nomen Tarif ein Zoll von 50 Kronen, nach dem Vertragstarif
(also Deutschland gegenüber) ein solcher von 15 Kronen per 100 kg
in Anwendung kommt. Diese Bestimmung tritt im nächsten Jahre
in Kraft. Im derzeit giltigen Tarife sind Samen für den Detailhandel
hergerichtet niclit tarifiert. Der Vertragszollsatz ist so niedrig, daß
die Ausfuhr von Samen in verschlossenen Paketchen kaum darunter
leiden wird.
VorRntwortl. Redakteur: Ms
r, Berlin. — Terlag v. Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. — Druei: Anhalt. Bochdr. Gntenberg, e G. m. b. H., Desäa«.
Illustriertes Wochenblatt für den besamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
25. Februar 1905.
No. 22.
Xachdruck and Nachhildang aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Orchideen.
Lacüa unceps var. alba.
Vüii Michael Kraemer, Obergartner in Potsdam.
[Hier KU xwei Abbildungen.)
l^aelia aiweps alba mit ihren Formen ist einer der
•schönsten Winterblüher, die wir haben. Die Blütezeit fällt
in die Monate Dezember und Januar. Man hat leider in
Deutschland wenig Gelegenheit, die Pflanze kennen zu lernen,
weil sie so selten ist. Die Pflanzen sind nämlich in ihrer
Heimat Mexiko so gut wie ausgestorben. Es ist deshalb
leiclit zu erklären, daß der Preis für eine solche Pflanze
ziemlich hoch ist. Ein einigermaßen starkes Exemplar kostet
heute immerliin an .HO bis 50 Mk. Die Pflanze ist in Europa
bekannt seit Ende der sechziger Jahre vorigen Jalirhunderts.
Sie blühte damals zuerst in den Jahren 1867 und 1868 in
verschiedenen Gärtnereien Englands. In ihrer Heimat hat
man die Pflanzen fmher, wie sie noch zalilreicher waren, viel-
fach in den katholischen Kirchen zu Weihnachten zur
Schraückung der Altäre verwendet.
Die Kultur ist nicht besonders schwierig. Viel Licht,
viel Luft und, wie alle andern mexikanischen Orchideen, nicht
zu viel Schatten im Sommer. Wird die Pflanze zu stark
schattiert, dann hat man zwar Aussicht, schone, gesund aus-
sehende Pflanzen zu haben, aber man bekommt wenig oder
gar keine Blumen. Nach beendeter Blütezeit müssen die
Pflanzen etwas kühler und trocken gehalten werden und eine
gewisse Ruhezeit haben, je nach Umständen 2 bis 3 Monate.
Während der Bildung des jungen Triebes resp. im
Sommer ist eine Dmclischnittstemperatur von 18 — 20" C
den Pflanzen am zuträglichsten ; einige Grad mehr, durch
Sonnenwärme erzeugt, schaden aber nichts. Die Pflanzen
haben ScheiiiknoUen von 10 — 15 cm Länge, welche etwas eckig
gerippt sind, aber nicht in dem Grade, wie bei der Stammform
Laelia anceps. Sie haben gewöhnlich ein oder mitunter auch zwei
dunkelgrüne, länglich lanzettförmige, lederartige, steife Blätter.
Der Blütenstengel ist gewöhnlich 50 — 80 om lang und
trägt meistens 2, 3 oder 4 Blumen. Jede Pflanze trägt je
nach ihrer Stärke bei guter Kultur 2, 3 und mehr BlOten-
schäfte. Die Blumen haben 6 — 10 cm Durchmesser. Die
Vai-ietät Laelia anceps alba hat reinweiße Blumen mit Aus-
nahme der Lippe (des Labellums), an welcher eine blaßgelbe,
scheibenförmige Tönung wahrzunehmen ist.
Gartenwelt. IX.
Die anderen bemerkenswerten Varietäten sind: Laelia
anceps amabilis, L. ane. Dawsoni, Lael. anc. delicala, L. anc.
sanderiana, L. anc. Stella, L. anc. schröderiana, L. anc. vestalis.
Alle diese vorbenannten Varietäten haben reinweiße
Sepalen und Petalen; der unterschied besteht nur in der
verschiedenen Zeichnung der Lippe.
Da die Pflanze, wie oben bemerkt, ziemlich hoch im
Preis steht, kommt dieselbe als Schnitt-Orchidee nicht be-
sonders in Betracht. Es ist dies wirklich zu bedauern, da
ihr wenige Orchideen an Schönheit gleichkommen und die-
selbe auch den Vorzug hat, daß ihre Blumen in abgeschnittenem
Laelia anceps var. alba. Orig
Die Gartenwelt.
IX,
ßliitenstiel von Laelia anceps va'
Zvistande länger frisclibleiben wie die der Steiiiinfonii Laelia
anceps.
Nachschrift der Redaktion. Die Aufnahinen zu den
beistehenden Abbildungen wurden in den Kulturen des Herrn
C. F. Karthaus Anfang Januar d. J. gefei-tigt. Es waren
zu dieser Zeit eine ganze Anzahl dieser schönen Laelien in
Blüte, darunter auch Rispen mit vier Blumen und Pflanzen
mit mehreren Blütenschäfteu. Für die Aufnahme hatten wir
uns ein Exemplai' mit einem Schaft mit zwei Blüten aus-
gewählt. Während die Alibildung der Titelseite eine gut kidtivierte
ganze Pflanze zeigt, erkennen wir in der zweiten Abbildung
die graziöse Haltung der Blumen auf schwankendem Stiele. —
Herr Karthaus besitzt auch einen schönen Bestand an Phalaenopsis
amabilis rimesladiana^ clie in Deutschland noch wenig ver-
lireitet ist. Es sind aber begründete Atissichten vorhanden,
daJ;l diese herrliche Phalaenopsis auch weitere Verbreitung
finden wird, da ein größerei Import von Pflanzen, den Herr
Rimestad selbst begleitet und beschützt hat, in bestem Zu-
stand in Europa, wie wir hörten, bei einer belgischen Firma,
eingetroffen ist. Eine weitere Spezialität der Karthausschen
Orchideen-Gärtnerei sind Dendrobium Pfmlaenopsis Schroederae
und Cattleyen. Bei letzteren können wir uns auf Über-
raschungen gefaßt machen.
Aus deutschen Handelsgärtnereien.
Streifzügo diircli Quedlinburgs Fluren.
Von Berthold Trenkner, Plantage Lehhof, Quedlinburfc.
I.
t Hierin vier Abbildungen.)
Unter den selbständigen Gärtnern und Sanieidiändlern
Deutschlands und des Auslands gibt es viele, die jälirlich
oder ein Jahr um das andere eine Reise nach dem Mittel-
punkt deutschen Samenbaus, nach Quedlinburg machon. und
in den Monaten Juli und
August erreicht die Zahl
diesei- Besucher ihren
Höhepimkt. Nicht zum
Vergnügen kommen
diese Herren von weit
und breit nach Quedlin-
burg, sondern mit der
Absicht, in den vielen
hiesigen Geschäften Um-
schau zu halten und zu
erfahren was es Neues
gibt und wer in die-
ser, wer in jener
Kultur Meister ist.
Diese Besucher Qued-
linbui'gs nelimen nach
Ijeendeter Rundschau
meist ein ganzes Buch
voll Notizen mit nach
Hause, um sie daheim
nach Bedarf nutzbrin-
gend zu verwerten.
Daaber viele, man kann
sagen die meisten Han-
dels- und Privatgärtner nicht in der Lage sind, sei es in Rücksiclit
auf das Geschäft, den Geldbeutel oder die weite Entfernung,
nach Quedlinburg zu reisen, da ferner die Kulturen der
Jahreszeit entsprechend stets wechseln, so daß der Besucher
zu einer bestimmten Zeit immer nur eine beschränkte Anzahl
Kulturen in voller Entfaltung beurteilen kann, so will icli
z\i Nutz und Frommen der Leser einige Schilderungen aus
Quedlinburger Kulturen geben, in dei- Hoffnung, dadurch
manchem einen Dienst zu erweisen.
Da ich völlig unabhängig bin, kaim ich ohne jede
Parteilichkeit prüfen und urteilen. Ich betone hier, daß es
mir bei der Beurteilung durchaus gleich sein soll, ob es sich
bei der Besprechung um eine Neuheit einer der hiesigen
Weltfii-nien oder um eine Neuheit eines kleinen Züchters
handelt. Was wirklich gut ist, soll gebührend gelobt werden,
was dagegen von Neulieiten nur den „Vorzug'' hat, eine
Neuheit zu sein, muß sich meine Kritik eben gefallen lassen.
Mit dem Neuheitenunwesen muß entschieden aufgeräumt
werden. Wenn alte, vergessene, aber gute Sorten umgetauft
werden, lun durch die Neuheitenreklame Verbreitung zu
finden, so wird wenigstens mit einer nicht einwandfreien
Tat ein guter Zweck erreicht. Wenn aber Neuheiten in den
Handel kommen, die nur zweifelhaften Liebhaberwert haben,
die in Färbimg und Zeichnung nur geringe üntersclüede von
den Eltern zeigen oder diesen so gut wie völlig gleichen,
nur im Preise nicht, so ist dies weniger zu billigen.
Doch sind es nicht die Züchter allein, die au
diesem Neuheiteuunfug schuldig sind , sondern in erster
Linie trifft die Schuld das Publikum, das nicht nur in
Kleidern und Hüten, sondern auch in Blumen und Gemüsen
Neues haben will. Nanu, N. N. bringt noch nicht mal eine
Neuheit, so ruft mancher entrüstet aus und deckt unter Um-
ständen seinen Samenbedai'f von einer Firma, die im Katalog
zehn bis zwölf Neuheiten, fein säuberlich auf rosa Papier
gedruckt, empfiehlt.
Leider verschwinden unter der jährlichen Neuheitenflut
oftmals wiiklicth ganz hervorragende Nouzüchtungen und
IX. 22
Die Gartenwelt.
255
Verbesserungen zum Schaden des gesamten Gartenbaues, und
diesen wirklich guten Neuheiten die gebührende Beachtung
7,11 schaffen, soll mit der Hauptzweck dieser Veröffent-
lichungen sein.
Selbstredend ziehe ich nur Quedlinburger Züchtungen
in den Rahmen meiner Erörterungen, die vielleicht durch
Einsendungen aus anderen Gegenden ergänzt werden.
Emi»fehlpiiswerte Neuheiten
>\ov Firma UiwUl Siiclis, Quedlinburg.
Kohlrabi ,, U'fissrr und blauer Uelicatess".
Im vergangenen Frühjahr baute ich auf meinem DüngTings-
Vorsuchsfelde „Plantage Lehliof" neben verschiedenen anderen
er aus diesem Grunde höhere Preise auf dem Markt erzielt.
Ferner erkennt man auf der Abbildung deutlich die eigen-
artige Anordnung der Blätter, die tatsächlich oftmals inein-
ander verschlungen sind, so aufrecht ist der Wuchs derselben.
Für den Gemüsezüchter ist dieses eine sehr beachtenswerte
Eigenschaft, da hierdurch die Sorte so eng angebaut werden
kann, wie die kleinen allerfeinlaubigsten Treibsorten. Sehr
richtig hebt auch der Züchter in seiner Beschreibung hervor:
„Ein großer Vorteil für den Marktgärtner ist es ferner, daß
sich die Pflanzen der langen aufrechten Blattstiele wegen
weit besser bündeln lassen als die übrigen Sorten mit ab-
stehendem Laube." Das Fleisch ist schneeweiß, ohne jede
Faserung und bleibt, selbst wenn die Knolle schon sehr groß
Kesedakiilturen in der Handelsgärtnerei von David Sachs, Quedlinburg.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen.
Kohlrabisorten den weißen und blauen Delikateß - Kohlrabi,
luid ich muß sagen, daß es wohl kaum etwas besseres bis
heute gibt, als diese Sorte. Leider ist sie noch sehr wenig
verbreitet, eine Schuld des Züchters, da er es an der Reklame
fehlen ließ, die eine so hervorragende Sorte verrlient. Hat
man etwas derartig Gutes wie den „Delikateß-Kohlrabi", so
soll man die Reklametrommel ganz gehörig rühren.
Die Abbildung der ganzen Knolle auf Seite 256 oben zeigt
vorzüglich die charakteristischen Merkmale. Der Delikateß-
Kohlrabi ist nicht abgeplattet wie fast alle Frühkohliabisorten,
sondern baut sich mehr hoch. Er sieht daher schon im
Anfangsstadium der Entwicklung recht stattlich aus, so daß
ist, noch zart. Das photographierte Exemplaj- hatte einen
Durchmesser von 12 cm, bei einer Höhe von 10 cm. Das
Fleisch ist, wie die Abbildung der durchschnittenen KiidHo
(Seite 256 unten) zeigt, trotz der Größe noch schneeweiß.
Der größte Wert dieser Kohlrabisorte liegt aber in ihrer
Widerstandsfähigkeit gegen rauhe Witterung und
Frost. Es ist eine bekannte Tatsache, daß früh ausgepflanzte
Kohlrabi, wenn rauhe Witterung und Nachtfrö.<:te eintreten,
sehr oft durchtreiben und dadurch für den Markt unbrauchbar
werden. Mir sind aus meiner Praxis Fälle bekannt, wo die
sonst vorzügliche Soitc „Dreienbrunnen" durch Nachtfröste
75»/n Verluste ergab. Der Delikateß-Kohlrn.bi kann dagegen
Die Gartenwelt.
IX, 22
sogar einige Grade Frost vertragen, ohne nennenswerte Ver-
luste zu geben. Wenn ich nun noch erwähne, daß sich dieser
Kohlrabi sehr gleichmäßig entwiclielt, so daß die Beete gleich-
zeitig geräumt werden können, so glaube ich alle guten
Eigenschaften dieses idealen Kohlrabis hervorgehoben zu
haben.
Erwähnen möchte ich noch, daß die blaue Sorte etwas
Kohlrabi „Uelikatess".
Vom Verfasser für die „Garteawelt" photogr. aufgen.
variiert, was ja bei allen blauen Kohlrabisorten
mehr oder weniger der Fall ist.
Rotkohl „Othello-^.
Die Vorzüge dieser diesjährigen Neuheit sind
folgende: Rotkohl ,,Othello" ähnelt dem echten platten,
weißen Braun Schweiger Kopfkohl, der ja all-
gemein bekannt ist und besitzt die gleichen Eigen-
schaften. Er wird ebenso groß, ist ebenso haltbar,
gleich plattrund und ebenso fest wie der weiße Bi-aun-
schweiger, dabei glänzend tiefschwarzrot. Ich mache
besonders die Gemüsezüchter auf diese Neuzüehtung
aufmerksam und empfehle einen Versuchsanbau.
Markerbseii „Sensation^^ und „IdealM.
Wer im letzten Sommer das Versuchsfeld der
Firma D. Sachs besuchte, konnte dort, nebeneinander
gebaut, zirka GO Sorten Erbsen, fein säuberlich an
Drahtgeflecht gezogen und mit Namen vei-sehen,
bewundern.
Unter vielen anderen guten Sorten fielen mir
besonders zwei Markerbsen auf: „Sensation"- und
„Meal^', beides Züchtimgen der Firma. Beim An-
schauen der etwa 60 cm hohen Triebe der „Sen-
sation" mit dem enormen Schotenbehang kam mir
der Gedanke, hier gibt es nichts mehr zu vervoll-
kommnen. Markerbse „Sensation" ist mittelfi-üh. Die langen,
geraden, dunkelgrihien Schoten enthalten acht bis elf große,
dunkelgrüne Erbsen, die selbst im älteren Stadium noch wohl-
schmeckend sind. Privatgärtner und Gemüsezüchtei- maclie
ich auf diese Sorte ganz besonders aufmerksam.
Markerbse „Ideal" ist die einzige bis jetzt gezüchtete
Markerbse, die mit den fi'ühen Maierbsen zu gleicher Zeit
gebrauchsfertige Schoten reift. Sie wird zirka 80 cm hoch
und liringt eine Unmasse sehr gi-oßer Schoten von tiefgrüner
Farbe. Ich habe einzelne Schoten von 15 cm Länge ge-
messen mit einem Inhalt von elf ausgebildeten Erbsen.
Dort, wo Markerbsen beliebt sind, sollte keiner versäumen,
„Ideal'- anzubauen, er wird sein Geschäft mit der Sorte machen.
Reseda ,^Bisniarck^\
Diese Sorte ist eine Verbesserung der Reseda „Macfiet",
schon mehrere Jahre im Handel aber noch verhältnismäßig
wenig verbreitet. Reseda „Bismarck" eignet sicli wegen
ihres vorzüglichen Baues ganz besonders zur Topfkultur.
Der Wuchs der Pflanze ist von Hause aus viel ge-
drungener als bei der Stanmisorte „Machet". Die Pflanze
wird im freien Lande durchschnittlich 30 cm hoch, verzweigt
sich ganz gleichmäßig, eine tadellos geformte Pyramide bildend.
Die Blumen, die von kräftigen Stielen getragen werden, sind
an der Basis um ein beträchtliches breiter als bei „Machet",
eine dicht gebaute, pyramidenförmige Dolde von rötlicher
Färbung bildend. Die Überlegenheit der Reseda „Bismarck"
gegen „Machet" konnte man im letzten Sommer sehr gut
beobachten, wo in dem großen, an das Wohnhaus des Firmen-
inhabers anschließenden Garten beide Sorten in großen Flächen
nebeneinander ausgepflanzt waren.
Die Resedakultur zur Samenzucht, speziell der Sorten
für Topfkultur, wie „Machet-Ruhin" , „Machet- Qoliath," „Bis-
marck" bildet eine Spezialität der Firma David Sachs. Die
Abbildung Seite 25.5 gibt dem Leser einen Begriff von der
Pracht und Ausdehnung eines solchen Resedafeldes.
Petunia grandiflora pnibriata intus aurea.
Diese wunderschöne Petunie, die in der Sachsschen
Gärtnerei entstanden ist imd seit mehreren Jahren kidtiviert
wird, sollte in diesem Jalu'e als Neuheit hinausgehen.
Als es sich aber herausstellte, daß die gleiche Soi-te
bereits von einer großen Ei-furtei Firma unter obigem Namen
IX,
Die Gartenwelt.
257
geführt wird, wurde sie dem
Sortiment eingefügt, ohne als
eigene Züchtung, als Neuheit
unter einem anderen Namen
empfohlen zu werden. Recht sol
Dies Vorgehen sei beteiligten Krei-
sen zur Nachahmung dringend
empfohlen. Der Zufall .spielt sehr
oft in der Weise, daß an zwei
weit von einander getrennten
Oten ganz gleiche neue Spiel-
arten fallen, und auch ich könnte
eine ganze Reihe solcher Fälle
aufzählen, wo aus diesem Anlaß
ein und dieselbe Sorte unter ganz
verschiedenen Namen eingeführt
wurde.
Petunia grandiflora fimbriala
intus aurea ist, abgesehen von
dem langen Namen, das Graziöseste
und Schönste was ich unter den
einfachen Petunien kenne.
Das wundervolle Farbenspiel, ^'°™ Verfasser für die „Gar
hervorgenifen diu'ch die meist
ganz zarten Färbungen, mattrosa, mattlila usw., mit dem
in verschiedenen goldigen Färbungen strahlenden Schlund,
entzückt das Auge eines jeden Beschauers, der Sinn für das
Schöne hat. Dazu kommt noch der wunderschöne Bau der
Pflanze, wie ihn meine Photographie zeigt, und die überaus
starke Kräuselung der Blume.
Ich hätte diese wundervolle Petunia „Graciosa" getauft
und empfehle diese Sorte ganz besonders zur Topfkiiltur.
Petunia grandiflora fimbriata intus aurea
Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenomn
Gehölze.
H. japoniea ist ein stattlicher
Strauch mit hellgelben Blumen.
Mitte Januar entzückte eine Gruppe
dieser Sträucher mit Blumen wie
übersät die Besucher des Kew-Gartens
und man hätte sich bei ihrem
Anblick vollständig in den Früh-
ling versetzt glauben können, wenn
nicht die umgebende Natur die Wirk-
lichkeit des rauhen Winters gezeigt
hätte.
Pyracwntha coccinea Roeni. (Syn.
Crataegus Pyracantka Pers.), der
Feuerdorn, ist, obschon nicht im
Wmter blühend, durch die Zierde
der rotgefärbten Beeren mit zu den
winterUchen Ziersträuchern zu zählen.
Der Strauch wurde in Süd -Europa
im Jahre 1629 entdeckt und ver-
breitet. An eine Ost- oder Nord-
mauer gepflanzt, bekleidet der Feuer-
dorn die Fläche mit .seiner immer-
grünen Belaubung*) mindestens
ebenso schön wie Efeu etc., besitzt
jedoch durch die im Winter rot-
gefärbten in Dolden sitzenden Beeren
einen weit größeren Zierwert als
Efeu, weshalb es sehr zu verwundern ist, ihn so wenig anzutreffen.
Die rosaweißen Blumen erscheinen im Mai in reicher Fülle und
somit ziert dieser Strauch während des ganzen Jahres die Wände
tmserer Wohnhäuser. Eine zweite Pyracantka coccinea ähnliche
Art ist Pyracantka erenulata Roem. (Syn. Crataegus erenulata
Roxb.), aas Nord-Indiens Bergen eingeführt.
Als winterlicher Zierstrauch zur üferbepflanzung ist Eippopkae
rhamnoides L. einer der wertvollsten; er ist an der Ostküste Groß-
britanniens heimisch. Der Strauch ist zweihäusig, weshalb es sich
empfiehll, weibhche Exemplare in der Mehrzahl neben männhchen
zu pflanzen. Die gelben im Frühjahr erscheinenden Blüten sind bei-
nahe unscheinbar, während die orangefarbigen weitleuchtenden Beeren
auch während des Winters eine Zierde des Strauches bilden.
Di.
Drei Ziersträiiehei' des Wiiiten
Von Peter Geier, Eichmond.
'ie Zahl der Ziersträucher, d. h. der Gehölze, die uns durch
ihre Blüte, Belaubung oder sonstigen Schmuck zu den verschiedenen
Zeiten des Jahres, vom zeitigen Frühling bis zu den herbsthohen
Frösten, entzücken, ist groß. Aber starr und kahl stehen sie da
im Winter. Es gibt jedoch auch einige nicht immergrüne Gehölze,
die uns auch während des Winters mit ihrer Blüte, ihrem Laub oder
der Zierde ihrer Beeren erfreuen. Da aber die Zahl dieser außer-
gewöhnlichen Sträucher sehr beschränkt ist, sollte man sich ihrer an-
nehmen. Wie schön würden sich solche Sträucher in den Parks oder
gärtnerischen Anlagen ausnehmen und es würde sicher das Herz
eines Jeden erfreuen, wenn man in die verödete Natur hinausblickend
einen Strauch in voller Blüte gewahrte.
Fürs erste sei hier Hamamelis virginiana*) erwähnt, ein
Strauch, der aus Nord-Amerika stanmit und 173ü in England einge-
führt wurde. Die virginische Zaubernuß hat noch mehrere Ärtge-
nossen, die teils aus China und Japan stammen, und deren Blüten
vom hellen Strohgelb bis Dunkelgelb vorkommen, wie: Hamamelis
japoniea. ein großer Strauch mit strohgelben traubenartigen Blumen
(blüht im B'ebruar-März) ; H. mollis aus China, niedriger, mit dunklerer
Farbe der Blüten; A. virginiana, Form arborea, bildet sogar kleine
Bäumchen.
*) Anmerkung der Redaktion: Hamamelis virginiana
blüht in Deutschland im September-Oktober, üachdem das Laub schon
gelb geworden ist. Die Früchte reifen im Fi-ühling. Der Verfasser
beurteilt den .Stranch, wie er im englischen Klima ist.
Landschaftsgärtnerei,
Feldbahnbetrieb mit der Spaldiiigbahn.
Von W. Kiehl, Gartenteohniker, Aachen.
(Hierxii acht Abbildungen nach Originalaufnakmen des Verfassers.)
in jedem landsehaftsgärtnerischen Betriebe sind Erd-
bewegungen oder Transporte von Mutterboden und Dünger
unvermeidliche, dabei teure Arbeiten, deren Kosten mit der
Entfernung des Abladeorts vom Aufladeoi-t steigen, aber
auch wesentlich von der Art des Transportes abhängen. Es
ist nun ausgerechnet worden, daß bei einer Entfernung bis
zu 100 m der Transport mit einer Feldbahn nicht lohnend
sei imd mindestens ebenso billig durch Handkarren zu be-
werkstelligen wäre. Dies mag zutreffend sein bei den bisher
meistens verwendeten alten Systemen mit den 5 m langen
Jochen, die bei jeder Verlegung an- bezw. auseinander geschraubt
werden müssen, und den großen eisernen, schweren Kipp-
wagen, deren Fortbewegung in den meisten Fällen melu- als
zwei Mann erfordei-t.
Ich möchte nun in dieser, der Praxis dienenden Zeit-
schrift auf die .sog. Spalding-Feldeisenbahn hinweisen,
*) Anmerkung der Redaktion: Pyracantka coccinea verliert in
Deutschland wohl überall das Laub, ist aber noch winterhai-t.
258
Die Gartenwelt.
IX, 22
I i einer Feldbahnjoche durch Arbeiter.
'] ^inalaufnahme für die „Gartenwelt*'.
die ich zwei Jahre hindixrch zu erproben Gelegenheit hatte. Sie
verdient es, gerade in gärtnerischen Betrieben überall ein-
geführt zu werden, wo es doch sehr oft der Fall ist, daß
das Geleise an einem Tage öfters verlegt werden muß, was
meisten» ein Schrecken der Arbeiter und Unternehmer ist.
Der größte Vorteil der Spaldingbaha liegt nun in der
überaus leichten Beweglichkeit der einzelnen Teile.
Die Bahn besteht bei einer Spurweite von 60 cm aus nur
2 m langen Geleisjochen, die an beiden Enden durch Spur-
stangen verbunden sind und auf Holzschwellen ruhen. Mit
Leichtigkeit kann ein Mann ein Joch tragen (Abb. 1). Die
Verbindung der Joche erfolgt durcii eigenartig geformte,
diagonal angebrachte Laschen (Abb. 2), so daß die Joche au
beiden Enden zusammenpassen und sich durch die Beweg-
lichkeit leicht jedem unebenen Gelände anpassen. Die
Laschen halten die Stöße ohne jede Verschraubung fest
zusammen, dieselben sind jedoch auch, falls das Geleise
für lange Zeit auf einer Strecke liegen bleibt, zum Zu-
sammenschrauben eingerichtet. Bei dem hiesigen Betriebe
liaben wir im Laufe eines ganzen Jahi-es nicht eine
Schraube verwendet, denn wir besitzen überhaupt keine.
Wie groß dieser Vorteil ist, wird jedem einleuchten. Diese
leichte Verlegbarkeit ermöglichte es mir, eine Strecke von
250 m über unebenes Gelände mit drei Mann in drei
Stunden fix und fertig zu verlegen, wobei noch bemerkt
sei, daß die einzelnen Joche von verschiedenen Stellen
zusammengeholt werden mußten. Eine weitere große Be-
quemlichkeit sind die Kurvenjoche, die, nach einem
bestimmten Radius gebogen, nur IY2 ^ lang sind und
als Rechts- und Linkskurven verwendet werden können.
Das leichte Auseinandernehmen ermöglicht es auch, daß
Fuhrwerk sofort passieren kann, indem man einfach ein
oder zwei Joche heraushebt, wie dies Abb. 3 zeigt.
Die 4 m lange Spaldingsche Universalweiche ist eben-
falls überaus praktisch. Sie ist, wie aus Abb. 4 ersicht-
lich, an der Stellvorrichtung mit sog. Zwangsschienen
versehen, die ein Entgleisen, selbst bei falscher Weichen-
stellung, unmöglich machen. Auch hat sie die große An-
nehmlichkeit, daß sie durch einfaches Abschrauben
von der Unterlage und Umkippen aus einer Rechts-
in eine Linksweiche verwandelt werden kann und
umgekehrt, da die Schienen auf beiden Seiten das
gleiche Profil liaben.
Die gleiche leichte Handlichkeit finden wir
ebenfalls bei den Wagen. Ein großer Vorteil ist
es, daß das Untergestell ohne die an den beiden
Enden befindlichen runden Aufsätze, die durch
einen mit Sehrauben versehenen Zapfen festgehalten
werden, zu jedem beliebigen anderen Transport be-
nutzt werden kann. Die Wagen sind je nach
Wunsch mit oder ohne Bremse lieferbar. Die
Bremse selbst ist eine gleichzeitig und gleichmäßig
auf alle vier Räder wirkende Hebelbremse, die
mit einem Griff oder Zug sofort den Wagen
zum Stehen bringt (Abb. 5). Bei Wagen ohne
Bremse genügt selbst bei sfairk fallendem Gelände
ein einfacher Bremsknüppel (Abb. 6). Wie schnell
und vollständig das Entleeren der Kippwagen
vor sich geht, zeigt Abb. 7. Der Inhalt fäUt
soweit vom Geleise ab, daß die Bahn stets frei
bleibt. Beim Umkippen entledigen sie sich von
selbst des gesamten Inhalts, ohne daß man, wie
bei den anderen Systemen, einen großen Teil heraus-
sehaufeln muß.
Für Fälle, in denen sehr starke Biegungen zu über-
winden sind, kommt eine leicht und sicher gehende Dreh-
scheibe mit Anschlußschienen zur Verwendung (Abi}. 8). Die
Scheibe läßt sich nach jeder Drehung durch einen leichten
Hebel feststellen.
Der größte Nutzwert der Wagen beruht nun in ihrer
Leichtigkeit. Das Eigengewicht eines Wagens beträgt 200 kg,
während ein eiserner Wagen bei gleicher Größe und Trag-
kraft das dopijelte wiegt, die Arbeiter also stets 200 kg tote
Mehrlast mitbewegen müssen. Die Unterwagen, sowie die
Kippkasten sind au.s bestem Kiefernholz hergestellt und so
Fig. 2. Verbinden der Jociic,
IX, 22
Die Gartenwelt.
Fig. 3- Das Herausheben der Joche.
Oripinalaufnahme für die „Gartenwelt".
einfach gebaut,
daß sie jeder
Schmied und
jeder Zimmer-
mann , die ja
in den größeren
Betrieben und
Verwaltungen
mit zum stän-
digen Personal
gehören, bei et-
waigen Beschä-
digungen leicht
ausbessern kann.
Das ganze rollen-
de wie liegende
Material ist in-
dessen so solide
hergestellt, daß,
wennnichtdurch
Unvorsichtigkeit
der Arbeiter ver-
schuldet, nur
höchst selten Re-
paraturen nötig
sind. So sind in dem hiesigen Betriebe während eines ganzen
Jahres, in dem die Bahn tagtäglich im Gange ist, bisher keine
Ausbesserungen, die besondere Kosten verursacht hätten, nötig
gewesen.
Jedem Landschaftsgärtner, der Erdarbeiten auszuführen
hat, kann ich diese Bahn auf das Wärmste empfehlen, er
wird bald einsehen, um wie .viel billiger und leichter sich
mit diesem System arbeiten läßt, das aus der Praxis für die
Praxis erstanden ist.
Pflanzenkrankheiten.
Das Kirschbaiimsterbeii am Rhein.
Jjinige interessante Mitteilungen über die Krank-
heit, die unter obiger Bezeichnung in den letzten Jahren
allgemeine Aufmerksamkeit erregte, bringt der Jahres-
bericht des Ausschusses für Pflanzenschutz der Deutschen
Landwirtschaftsgesellschaft. Außer am Rhein ist eine
ähnliche Ki-ankheit neuerdings auch in Westfalen
und im Alten Lande aufgetreten. Die Ursache derselben
ist meist ein Schwächeparasit, Valsa leucostoma (nur
in Westfalen konnte er nicht nachgewiesen werden),
bei anderen ist ein Zusammenfallen mit fühlbaren
Frostschäden und ein begleitendes Auftreten von Monilia
beobachtet worden. Ganz aufgeklärt ist die Krankheit
trotz alledem noch nicht. Nach der Auffassung der Be-
richterstatter (Prof. Sorauer und Dr. Reh) ist dieses sug.
„Kirschbaumsterben-' gar nichts Besonderes, sondern
nur ein wieder einmal stark hervortretender Fall einer
Erscheinung, die alljährhoh auftritt und keineswegs auf
die Kirschbäume beschränkt ist, sondern bei allen Obst-
bäumen zu beobachten ist und zeitweise bei Allee-
und Waldbäunien ebenfalls vorkommen dürfte. Sie wird
stets einzelne Gegenden besonders heimsuchen. Soweit
die Verfasser zu untersuchen Gelegenheit hatten, halten
sie an der Meinung fest, daß Frostbeschädigungon den
häufigsten Anstoß dazu geben. Doch brauchen diese nicht
unbedingt in dem Jahre erfolgt zu sein, in welchem
.sich das Absterben bemerkbar macht. Häufig Ist dieses eine Folge-
erscheinung früherer Verletzungen, die unbemerkt vorübergegangen
sind, aber langsames Siechtum eingeleitet haben, das nun plötzlich
zum Ausbruch kommt. Bei den Kirschen wird die Mehrzahl der
Fälle durch Gummosis eingeleitet, die lange im Innern der Äste oder
Stämme bereits sich ausbilden kann, ohne äußerlich bemerkbar zu
werden. So fanden die Verfasser z. B. Fälle, in denen gerade bei
Laubausbnich ein leichter Frühjahrsfrost den jungen Knospenkogel
beschädigt hatte. Dann blieben solche Knospen im Wachstum stehen
und nur die bereits entfaltet gewesenen schuppenförmigen eisten
Blätter, die vom Frost nicht sichtlich gelitten hatten, kamen als kleine
grüne Rosette zur Entwicklung, die Zweige wurden streckenweise
kahl, während ihre Spitze weiter fortwuchs. AVurden derartige Herde
im folgenden Jahre untersucht, konnte in vielen Fällen der Anfang
von Gummifluß nachgewiesen werden, ohne daß derselbe sich bereits
nach außen bin kennthch machte. Da derartige Störungen seltener
an einzelnen besonders exponierten oder besonders dazu geeigneten
E.vemplaren sich geltend machen, als vielmehr ganze Gegenden er-
griffen werden, deren Bäume sich in einem bestimmten Entwicklungs-
zustande zufälhg zur Zeit des Eintritts der Frostwirkung befinden, so
tritt die Erscheinung des Absterbens der Zweige nachher auch in
ausgedehnten Baumptlanzungen gleichzeitig auf.
Darüber kann em Jahr und mehr verfließen, es kann sich Valsa
mitwirkend unterdessen angesiedelt haben oder nicht, es kann Gununi-
fluß in reichem Maße sich eingestellt haben oder nicht, stets erweist
sich dann das Absterben in der Gegend allgemein und scheinbar
plötzlich, tatsächlich ist es aber nur ein plötzlich in die Erscheinung
tretender Abschluß längst vorbereiteter Krankheitsprozesse.
Bei anderen Obstgehölzen, die nicht an direktem Gummifluß
erkranken, findet man oft teilweise gummöse Verstopfung der Gefäße,
teilweise Thyllenbildung, teilweise nur Braunwandigkeit der Gefäße,
aber immer irgendwelche Störungen in den Gefäßbündeln, welche
langsam und meist unter Mitwirkung verschiedenartiger Wund- oder
Schwächeparasiten das Absterben einleiten.
Die Einwürfe, daß ein derartiges Zweigsterben manchmal an
Örtlichkeiten erfolgt, die besonders selten von Frösten heimgesucht
werden, während sogenannte Frostlagen gerade gesund gebliebene
Stämme aufweisen, sind nach Ansicht der Verfasser für denjenigen,
der sich besonders mit Frostwirkungen beschäftigt, durchaus nicht
beweiskräftig. Man sieht, wie manchmal nur eine Seite der Krone
oder in einzelnen Lagen nur der untere, in anderen nur der obere
Fig. 4. Spaldiii
ie „Carteuwelt".
Die Gartenwelt.
IX, 22
Teil eiues Baumes beschädigt wird und wie in Baumschulen bisweilen
die Stämme nur in einer gewissen Höhe eine ringförmige Zone er-
froren zeigen, wie also die Frostwirkungen nur in gewissen Luft-
schichten sich ausbilden. Es hängt also ganz von dem zufälligen
Zusammentreffen eines frostempfindlichen Stadiums der Pflanze und
der Entwicklung einer Frostzone in bestimmter Höhe vom Boden
ab, ob eine leichte Frostbeschädigung zustande kommt oder nicht.
Noch weniger haltbar ist der Einwurf, daß in den Gegenden
des Kirschbaumsterbens einzelne Bäume unbeschädigt bleiben.
Im Gegenteil ist ein derartiges Vorkommnis bei Spätfrösten
die Regel, weil eben die Empfindlichkeit je nach Sorte, Stand-
ort, Kräftigkeit der Entwicklung, augenblicküchem Wasser-
reichtum der Organe ganz individuell verschieden ist. Die
Verfasser meinen deshalb, daß solche leichte Spätfrostwirkungt-n.
die in ihren Folgen vielfach erst später bemerkbar werden,
ganz besonders zu beachten sind. Sie gehören zu den im
großen wirksamen Faktoren, die augenblicklich ohne wesentlich
hervortretende Schädigungen Erkrankungsformen einleiten, abui
später als scheinbar plötzliches Absterben von Zweigen odci
ganzen Bäumen die Züchter beunruhigen. Bei solchen fast
alljährlich in einzelnen Orten sich einstellenden Vorkommnis-sen
ist es eben ganz erklärlich, daß einige Monate oder Jahre
später einzelne Bäume oder ganze Pflanzungen scheinbar plötz-
lich zugrunde gehen.
Nachschrift der Redaktion. Nach Ansicht von
W. Spitzlay in der Zeitschrift „Der Obstbau" 1902, Seite 140,
147 ist das Eirschensterben auf das frühe Abernten der
Früchte und die dadurch veranlaßte Stockung von Nährsäfteu
zui-ückzufiihren. W. Spitzlay glaubt, daß das Hängen- und
Ausreifenlassen eines Teiles der Kirschen dem Übel begegnen
würde.
wäre dieser Zierspargel nicht anzutreffen? Daß er auch großarhgen
Effekt als Blütenpflanze*) macht, habe ich im vergangenen Jahre
an der Riviera gesehen, ich dachte mir, daß man ihn auch im
Norden bei zweckentsprechender Behandlung zum Blühen bringen
müsse, und ich täuschte micli nicht. Die Blütezeit fällt in die
vendung des Brcmsknüppels
Originalaufnahnie für die „Garten
Stelle der 1
Topfpflanzen.
Asi)aragus Spi-engeri.
Von Peter Geier, Richmond-Londou SW.
Als Schnittgrün und Dekorationspflanze ist Asparayus Sprengeri
wohl keinem Gärtner mehr unbekannt, denn in welcher Gärtnerei
Monate August, September, zu welcher Zeit gerade
in London wie auch in anderen Großstädten Ge-
schäftsstille herrscht und die Pflanzen wenig Absatz
finden würden. In Bade- und sonstigen Sommer-
aufenthaltsorten würden aber solch blühende Pflan-
zen jedenfalls sehr begehrt werden, da Asparagus
Sprengen eine unserer widerstandsfähigsten Ge-
wächshauspflanzen ist und auch auf etwas schat-
tigen Veranden und Balkons und selbst im Park
im Halbschatten hängend sehr wirkungsvoll wäre,
denn die robusten, dunkelgrünen Wedel sehen,
mit den kleinen weißen Blütentrauben wie übersät,
sehr zierend aus. Ferner ist der Flor von langer
Dauer und die Blumen haben einen sehr intensiven
angenehmen Geruch. Nicht nur die Blüte verleiht
Asparagus Sprengeri eine solche Zierde, sondern
malerisch sieht er auch aus , wenn die Beeren
an den Stengeln sich zu röten beginnen und wieder
einen andern Farbenkontrast an der Pflanze her-
vorrufen. Auch dann würden die Pflanzen sowohl,
als auch die Stengel abgeschnitten, willig Abnehmer
finden, indem sie dem Publik-um etwas Schönes
und Neues bieten.
Eine Kulturbeschreibung dieser so allgemeinen
bekannten Pflanze anzufügen erachte ich als un-
nötig, erwähnen möchte ich jedoch die erforder-
;iciii>i.. hebe Behandlung, um sie zu schön blühenden
Exemplaren zu bringen. Im Frühjahr nehme man
mit vorjährigen kräftigen Stengeln gut garnierte
Pflanzen und plaziere sie in einem luftigen Kalthause oder unter
einer Schattenstellage. Man gieße und dünge hier reichlich und
spritze bei warmem sonnigem Wetter täglich mehrfach. Der Schatten
*) Wir brachten bereits im vierten Jahrgang Seite 109 das
Bild eines blühenden Asparagus Sprenget-f, worauf hiermit hin-
IX, 22
Die Gartenwelt.
jedoch sollte nicht zu dicht sein, denn Asparagus Sprcngeri ver-
trägt und liebt, wenn daran gewöhnt, ziemlich viel Sonne. Anfang
Juli ist das Gießen etwas zu vermindern und das Düngen einzu-
stellen, was bewirkt, daß Anfang bis Mitte August die Blutenknospen
reichlich erscheinen. Alsbald ist dann Gießen und Düngen wieder
Fig. .. Das Entlee
Originalaufnah
der Kippv^'agen.
: „Gartenwelt".
ebenso reichlich ertorderlicli wie früher, ja, besonders bei der Blüten-
und Samenbildung benötigen die Pflanzen viele Nahrung. Im Herbst,
wenn kühles Wetter eintiitt, sind die Pflanzen in einem hellen,
luftigen, temperierten Hause unterzubringen, damit sie die Samen
färben und reifen. Ich kann mir kaum etwas schöneres in dieser Art
Hängepflanzen denken als Asparagus Sprengen, wenn die langen,
herabhängenden Wedel mit den zierlichen Blüten bedeckt sind und
in ihrem robusten dunkelgrünen Habitus fein zu den weißen Blumen
kontrastieren.
Die Kübel wurden ?iiit frischem Wasser gefüllt, dem man auf
etwa 50 1 ungefähr 100 g Schwefelsäure zugesetzt hatte. Ein
leinenes Beutelchen wurde mit Ätzkalk gefüllt und in das Wasser
gehängt. An der Seite des Kübels, nahe dem Boden war ein Wasser-
hahn, so daß "der Kübel leicht entleert werden konnte. Die Füllung
wurde täglich erneuert, außer reichlichem Spritzen war weiter keine
Arbeit damit.
Wir machten die Erfahrung, daß, wo dem Wasser Schwefel-
säure und Ätzkalk zugesetzt wurde, die Blüten früher und sicherer
erschienen, auch bedeutend haltbarer und kräftiger wai'en, jedoch
wurden die Fliederblüten rein weiß, auch von jenen Sorten, die ur-
sprünglich violett blühten. Forsythia, Prumts, Chaenomeles (Cydonia)
inp. ließen sich willig auf die Weise zum Blühen bringen.
Da mancher Gärtner seiner Herrschaft gerne etwas Besonderes
liieten möchte, jedoch oft nicht über spezielle Treibpflanzen verfügt,
kann ich ilim diese einfache Fliedertreiberei wärmstens empfehlen.
Sind abgetriebene Hyazinthen im darauffolgenden Winter
abermals treibfäbig?
In der Kegel wird diese Fiage einfach verneint und dennoch
möchte ich nicht versäumen, von einem Versuch, der verhältnismäßig
günstig ausgefallen, hier zu berichten. Es ist allgemein üblich, die
abgetriebenen Hyazinthen im Freien unterzubringen, dieselben ein
.lahr im freien Lande zu kräftigen und sie erst dann (wenn nicht
neue Zwiebeln zur Verfügung stehen) wieder zum Treiben zu verwenden.
Jedoch, wo Sparen groß geschrieben wird, kann man doch unter
Beachtung einiger Regeln die getriebenen Zwiebeln im Winter darauf
nochmals treiben und zwar bei vielen Sorten mit gutem Erfolg.
Es ist zunächst zu beachten, daß die abgetriebenen Hyazinthen
langsam einziehen, den Sommer über schattig und nach dem Putzen
trocken aufbewahrt werden. Ferner beginne man mit dem Eintopfen dieser
Zwiebeln nicht allzufrüh, etwa Mitte Oktober, und zwar auf gleiche
Weise wie allgemein üblich. Dieser Zeitpunkt ist insofern früh
genug, als man mit den zum zweitenmal zu treibenden Zwiebeln
nicht so früh mit dem Aufstellen beginnen darf.
Die Töpfe sind so klein als möglich zu wänlen, damit die
Zwiebeln durchwurzeln können, was bei ungeschwächten leichter vor
sich geht. Man nehme die Töpfe nicht zu früh aus dem Einschlag
heraus, sondern warte bis die Triebe eine Höhe von ca. 10 — 12 cm
erreicht haben. Dann sind die Blumen genügend vorgetrieten, was
Mitte .Tanuar der Fall sein wird. Die .so weit im Einschlag „vor-
Blumentreiberei.
Nochmals Wohlfeiler Treibtlieder.
, Von J. A. Kieyhonz, Stuttgart.
In Nummer 20 dieser geschätzten Zeitschiift
beschreibt Herr Obergärtner K. Eäde, Budapest,
ein Verfahren, abgeschnittene Fliederzweige in Blüte
zu bringen, indem sie einfach ins Wasser gestellt,
warm gehalten und fleißig gespritzt werden.
Ich hatte seinerzeit, als ich noch als Ge-
hilfe im Hofgarten Si. Durchlaucht des Prinzen
zu Schaumburg-Lippe in Ratiboritz tätig war, Ge-
legenheit, diese Ai-t der Blumentreiberei kennen
zu lernen, da Herr Hofgärtner Friedrich Ko-
latschek hiermit eingehende Versuche anstellte
und hierbei ein besonders gutes Resultat erzielte,
durch eine Methode, die ich im nachstehenden
anführe.
Zur- Treiberei wurden aus dem nächstbesten
Gebüsche die nötigen Äste in einer Stärke von
4 — 6 cm herausgeschnitten und, nachdem der
Schnitt geglättet, in einem großen Kübel so auf-
gestellt, daß die Schnittflächen den Boden nicht
berührten, was erreicht wurde, indem an die Ast-
enden kurze Lattenstücke festgebunden wurden.
' i^^Ä^"'
tJ&sMm
-hscheibe mit Anschlußschienen.
alaufiiahme fllr die „Gartenwelt".
Die Gartenwelt.
IX, 22
getriebenen" Zwiebeln sollen dann nicht mehr in einen Treib- bezw.
Schwitzkasten gelangen, sondern in einem Hause bei 12 — 10" C.
langsam weitergetrieben werden. Ich habe auf diese Weise von
derartig getriebenen Hyazinthenzwiebeln Blumen bezw. Pflanzen
erzielt, die den erstmals getriebenen kaum nachstanden.
H. Beuß, Schwetzingen,
Fragen und Antworten.
Beantwortung der Frage No. 300. Oibt es eine schöne
rosafarbene, wohlriechende VerbeneV
Wohl allen Verbenenblumen ist ein feiner Honigduft eigen, der
aber keineswegs auffallend ist und sich in der Regel nur bei Sonnen-
schein in nächster Nähe bemerkbar macht. Eine schöne rosarote
Verbene ist die Verberia „Ellen'' {,,Miss Ellen Wülmotl-'). Auch
unter den von Sattler & Bethge eingeführten „Kaiser-Verbenen"
gibt es rosafarbige mit weißer Mitte.
Beantwortung der Frage No. 301. Bei Übernahme einer
Rosenschule fand ich einen Posten Rosa canina vor. Die.se Wildlinge
waren anscheinend zur Hochstamm zucht bestimmt, aber im Alter
von vier Jahren "lOch krautartig, .sodaß die vorjährigen Schößlinge
.schwach waren und zurückblieben. Bisher hat man sie wachsen
lassen. Wäre es vielleicht vorteilhafter, die Rosen gänzlich zurüok-
zuschneiden, um kräftige Triebe zu bekommen?
Ich würde Ihnen empfehlen die Rosenwildlinge bis auf den
Boden zuriickzuschneiden. Die dann entstehenden Triebe werden bis
auf einen entfernt. Durch Düngung mit Jauche und Ausputzen er-
halten Sie bald kräftige Stämme zur Veredlung. Dieses Verfahren
wird vielfach geübt und in unseren Baumschulen nicht nur bei
Rosen, sondern bei allen für die Hochstanimzucht bestimmten Allee-
bäumen angewendet, falls einige im Wachstum zurückbleiben oder
einen schlechten Stamm liefern würden. H. Beuss.
Beantwortung der Frage No. 302. Ich stehe vor der Frage
der Wasserversorgung meiner kleinen in feinem Vororte belegenen
Gärtnerei. Zur Autstellung eines Windniotores auf Holzgerüst er-
halte ich wegen des plumpen Aussehens einer solchen Anlage keine
Genehmigung. Ein auf Eisen montierter Motor stellt sich für meine
bescheidenen Verhältnisse zu teuer, auch in Rücksicht auf meinen
geringen Wasserbedarf. Grundwasser steht bei vier Meter Tiefe an.
Ich möchte mir einen ergiebigen Brunnen bauen. Wie wäre dieser
Brunnen anzulegen und welches System hat sich am besten bewährt?
Für die geplante Wasser-Versorgungs-Anlage empfiehlt sich
sehr das in den letzten Jahren allgemein bekannt gewordene Hy-
drophor-System, wie es von der Firma Max Brandenburg,
Berlin SO., Kiefholzstr. 19/20, gehefert wird. Bei einer
solchen Anlage wird das Wasser nicht nach einem höher aufzu-
stellenden Reservoir, sondern in einen geschlossenen Ke.ssel gepumpt,
der zu ebetier Erde oder in einem Keller frostfrei aufgestellt
werden kann. Das zugepumpte Wasser komprimiert die in dem
Kessel sowieso vorhandene Luft, und man kann das Wasser aus der
Anlage mit jedem gewünschten Druck erhalten.
Die Apparate werden ganz nach Wunsch für mäßigen oder
großen Wasserbedarf geliefert. Im ersteren Falle erhalten sie eine
anmontierte Handpumpe; im letzteren Falle werden sie entweder
mit einem Explosionsmotor oder, wenn elektrische Energie vorhanden
ist, mit einem Elektromotor angetrieben. Für Gärtnereien, wo
stundenlang gesprengt werden soll und somit große Wassermengen
gebraucht werden, sind letztere Anlagen mit motorischem Betrieb
geeigneter und auch verhältnismäßig billiger als jede andere gewöhn-
liche Wasserversorgungs-Anlage mit Reservoir, besonders wenn zur
Aufstellung des Reservoirs ein Gerüst oder ein Turm geschaffen
werden muß. Es ist auch bei elektromotorischem Betriebe eine voll-
ständig automatische Funktion der Hydrophor-Anlage angängig, was
ja von großem Vorteile ist.
Die genannte Firma liefert als Spezialität einen Explosionsmotoi-
für Benzin- oder Leuchtgasbeti ieb usw., der für Pumpenzwecke ge-
eignet ist, in zwei Größen. Eine Hydrophoranlage mit einem
solchen Motor und der erforderlichen Pumpe ist — je
nach Größe — bereits von 1000 Mk. ab zu erhalten. Aus-
führliche Offerten werden von genannter Firma nach Ausfüllung
eines zu diesem Zwecke einzufordernden Fragebogens ausgearbeitet.
Beantwortung der Frage No. 303. Welche Methode der
künstlichen Düngung ist für einen Obstgarten in reinem groben Sand-
boden zu empfehlen. Der Garten wurde vor zwei Jahren rigolt und
dabei reichlich mit Rindermist gedüngt. Für die Folge möchte ich
den teuren Rindermist abwechselnd mit Kunstdünger geben.
Um meinen Sandboden für die Verabreichung künstlicher
Düngemittel geeignet zu machen und ihn zugleich in physikalischer
Hinsicht zu verbessern, liabe ich ein Jahr vor der Bepflanzung mit
dem Anbau von Lupinen begonnen, die im Herbst untergegraben
wurden. Bei der Pflanzung wurde Torfstreu in die Pflanzlöcher
gebracht und tunlichst ndt dem Sandboden vermischt. Dabei er-
hielten die Bäume eine Gabe Knochenmehl. Ich ging dabei von der
Voraussetzung aus, daß es dem Sandboden in erster Linie an wasser-
haltender Kraft fehle, sodaß etwa gegebene künstliche Düngemittel
sofort in den Untergrund versickern würden. Auch ist es erfahrungs-
gemäß schädlich Obstbäumen in humusarmen Böden Kunstdünger zu
geben. Torfstreu ist sehr wohl in der Lage den nötigen Humus zu
ersetzen, sodaß die Obstbäume mit Kalisalz, Superphosphat und Chili-
salpeter gedüngt werden können, den erforderlichen Kalk nicht zu
vergessen. Bei waggonweisem Bezug von dem der Verbrauchsstelle
zunächst gelegenen Torfwerk stellt sich der Ballen prima Torfstreu
auf höchstens 3,75 Mk. per 100 bis 125 kg einschließlich der Spesen.
Meine Versuche sind noch nicht abgeschlossen. W. T.
Beantwortung der Frage No. 304. Welches sind die besten
literarischen Hifsmittel zum Studium der Botanik und anderer für
den Gartenbau in Frage kommender Wissenschaften für einen jungen
Gehilfen, der nicht in der Lage war, eine Gartenbauschule zu
besuchen ?
Als eines der besten Werke zur Einführung in das Studium
der Botanik kann ich empfehlen Leunis, Schul-Naturgeschichte
2. Teil, Botanik, neubearbeitet von Professor Dr. Frank. Dieses
Werk bietet eine genügende Unterweisung im Bau und Leben der
Pflanze und bringt außerdem eine Übersicht über unsere häufigsten
einheimischen Gewächse, über Nutz- und Zierpflanzen, sowie leicht
faßliche Bestimmungstabellen. Zu bemerken ist allerdings, daß die
in dem Buche durchgeführte Einteilung nach dem Linneschen System
heute etwas veraltet ist.
Sehr empfehlenswert ist ferner „Elemente der Botanik"
von Dr. H. Potonie, wo auf verhältnismäßig engem Raum die ein-
zelnen Teile der Pflanze und ihre Lebensweise besprochen werden.
Auch hier wird eine Allgemeinübersicht über das Pflanzenreich ge-
geben. Zu nennen wäre vielleicht noch „Botanik für Land-
wirtschaftsschulen" von Fr. Kozesohnik. Wenn auch dieses
Werk eigentlich .für den Unterricht an landwirtschaftlichen Schulen
geschrieben ist, so ist es doch in der Bearbeitung des Stoffes so
gehalten, daß auch der Gärtner das Buch mit Erfolg studieren kann;
an der Gartenbauschule zu Dresden wird es z. B. neben anderen als
Unterrichtsmittel verwandt.
Wenn auch vorgenannte Werke geeignet sind, das Selbst-
studium der Botanik wesentlich zu unterstützen, so möchte ich dem
betreffenden jungen Gehilfen doch raten Anschluß zu suchen bei
einem sattelfesten Botaniker, denn bei keiner Wissenschaft übt die
Anschauung einen solchen belehrenden Einfluß aus wie in den
Natur-Wissenschaften, und gerade bei Botanik ist das Studiiun am
lebenden Material von größtem Vorteil, der aber nur dann voll und
ganz erreicht wird, wenn es an der leitenden Hand eines Sach-
kundigen geschieht.
Bemerken möchte ich noch, daß die in der „Sammlung
Göschen" erschienenen kleinen Werkchen zum Preise von je 80 Pfg.
ihren Zweck recht gut erfüllen, wenn man einen gedrängten und
doch inhaltreichen Überblick über Botanik, Chemie. Physik, Geologie,
Mineralogie, Zoologie usw. wünscht. C. Kniese, (>burg.
— Aus der neueren Literatur würde sich das Botanische
Vademecum von Prof. Dr. Migula sehr gut für Ihre Zwecke
eignen. Die systematische Einteilung seht auf der Höhe und der
Text ist sachlich und leicht verständlieh. Außerdem kann Ihnen nur
IX. 22
Die Gartenwelt.
empfohlen weiden eine {,'ute Fachzeitschrift, wie die „Garteuwelt",
fleißig zu lesen. Wer die sämtlichen Jahrgänge der Uartenwelt
besitzt lind sie fleißig benutzt, wird finden, daß sie eine Fundgrube
der BelehruiiL' iihcr ii:;il:tisi'he und wis.senschaftliche Dinge sind.
Will man ii;i> i-l. n iuJi wirklich zum eigenen Wissen machen.
so bedarf ■" i i ilmlteii aufmerksamen Lesens. Da die
Wis.sensclial't inu -i \\alii.:,i i .-^tiom ist, der aus Tausenden von Zuflüssen
gespeist wird, su ist es für den Anfänger geraten, erst mit den
Quellen zu beginnen, ehe er sich in den Strom stüi-zt und womöglich
untergeht in der gewaltigen Flut, die auf ihn hereinstürmt. Das
soll heißen, daß nur der eine Sache grändlich erlernt, der sie von
Grund auf kennen lernt und diesem Zwecke dient die Schule. Das
Selbststudium scheitert nur zu häufig an dem Fehlen eines plan-
mäßigen Studienganges von den einfachsten Begriffen zu komplizierten.
Schließen Sie sich gebildeten Kollegen an und lernen Sie von diesen !
Philosophus.
Beantwortung der Frage No. 305. Hat das Höher- oder
Tieferlegen der D.'dilicn-Kniillen einen merkbaren EinfluH auf den
Blütenreiclitum '.-
Vor ungefähr drei .lahren stellte ich nach dieser Kichtung hin
Versuche an. und zwar mit mehreren Exemplaren der Sorten ..Keynes
White\ „Lorelei/- und .^Sonnenstrahlen'^ Auf feuchtem Boden in
.5 bis 25 cm Tiefe gepflanzte Dahlien zeigten keinen Unterschied;
auf trocknem durchlitssigen Boden waren die tiefer gepflanzten
Dahlien nur im. Wuchs und im Laub kräftiger. Um den Blüten-
reichtura etwas zu fördern, hilft ein Bedecken der Gießränder mit
kurzem Dünger und Gießen an heißen Tagen. Das Verfahren war
im letzten trocknen Sommer besonders zu empfehlen, der Dünger
wirkt dann schwach und verhindert nebenbei ein zu starkes Austrocknen
des Bodens. Erich Berger, r>ii-seldorf.
Diese Frage kann ich dem Herrn Fragesteller nn.ht mit voller Be-
stimmtheit beantworten, aber als Empfehlung voiüusschicken, den gol-
denen Mittelweg zu wählen und die Dahlienknollen weder zu tief noch zu
hoch legen. Ich lege die Dahlien einfach so. daß sie mit Erde vollständig be-
deckt sind. Wird die Erde durch das Gießen weggeschwemmt, dann lasse
ich .sie anhäufeln. Ich dünge reichlich mit Abortdüngung (verdünnt mit
Wasser), und der Blütenreichtum ist eine selbstverständhche Sache.
Die Blumen erscheinen in tadellosester Vollendung. Hauptsache ist,
nur frühzeitig raus mit den Knollen im Frühjahr, um zeitig genug
einen reichen Flor zu erzielen. An Sorten gibt es ja schon das
denkbar Schönste. Legt man die Knollen tief und tritt ein feuchter
Sommei- ein. läuft man Gefahr, daß sie faulen. Liegen die Knollen
zu hoch, würde man kaum genug gießen können; die Pflanze wird
dann immer ein welkes, trauriges Aussehen haben und ebensolche
Blumen bringen. Das beste ist der goldene Mittelweg.
Hans Heitmar, Berndorf.
Beantwortung der Frage No. 306. Eignet sich eine Tlmja-
Hecke oder eine Carpinm-Uecke besser für dürftigen Sandboden
und mit welcher von beiden erzielt mau rascher eine schön ge-
schlossene Hecke?
Wenn es sich hier nicht darum handelt, eine immergrüne
Grenzbekleidung eines Haus- oder Villengartens zu haben, so möchte
ich dem Fragesteller, schon mit Rücksicht auf die Bodenverhältnisse,
zur Anpflanzung von (hrpiniis-Eecien raten. Durch kreuzweises,
enges Pflanzen erhält man bald eine schöne, gleichmäßige Hecke,
welche auch nicht so leicht und oft durch Absterben einzelner
Pflanzen Lücken enthält.
Die Hainbuche macht sich bald durch üppiges Wachstum be-
merkbar, da sie weit weniger Ansprüche an den Boden stellt, als
die Thuja. Letztere entwickelt sich nur gut und üppig dort, wo
abgesehen vom guten, etwas schweren Boden, anfangs durch Gießen
nachgeholfen werden kann. Wer das nicht kann, oder gai' kein
Wasser in der Nähe hat, verzichte bei einem leichten Boden auf
die Anpflanzung von Thuja: die Hainbuche bildet „langsam und
sicher'- eine schöne, dichte Hecke, während die Tte/a-Hecke ohnehin
fast fortwährend lückenhaft bleibt und Ausbesserungen nötig hat.
Abgesehen hiervon macht sich auch im Kostenpunkt ein
wesentlicher Unterschied bemerkbar. Will man jedoch der Thuja-
Hecke den Vorzug geben, .so beachte man bei Anpflanzungen das
folgende, um billig und sicher zu einer einigermaßen dichten Hecke
zu gelangen:
Vor allen Dingen nehme man ganz junge Pflanzen von ca.
',2 — 1 m Höhe, ersteres am sichersten, pflanze dieselben auf min-
destens 1 m Abstand und schlemme die Pflanzung gehörig an.
Dies Anschlemmen wird oft im Laufe des Sommers wiederholt, be-
sonders im ersten Jahre. Die Pflanzweite von einem Meter ist
entschieden nötig, sollen die Pflanzen von unten auf bekleidet bleiben
und später Gewähr für eine dichte Hecke bieten.
Hieraus ergibt sich, daß man mehrere Jahre schon auf eine
dich*: schließende Hecke warten muß, und wenn man bedenkt, daß
dieselbe an vielen SteUen, besonders in dem dürftigen, heißen Sand-
boden, bald von unten kahl wird, oder gar durch Absterben einzelner
Thuja Lücken erhält, so kann sich der Besitzer wohl nie einer
dichten, dem eigentlichen Zweck entsprechenden Hecke erfreuen.
Sehr empfehlenswert ist auch eine Heckenanpflanzung mit der
schottischen Zaun rose (sweet briar der Engländer, R. rubi-
ginosa L.). welche undurchdringlich wird und verhältnismäßig schnell
wächst. In gutem, kräftigem Boden und wo es sich zugleich um
Schutzpflanzung für die übrigen Pflanzen handelt, bin ich auch für
Thuja-Püanznug: denn da hat diese insofern auch Zweck, als man
gleich größere Exemplare pflanzen kann. H. Beuss.
Neue Frage No. 320. Welche Mengen Samen von Reseda,
Astern, Mohn, Stiefmütterchen. Balsaminen etc. kann man von 1 Ar
=: 100 qm zur Samengewinnung bebauter Bodenfläche unter normalen
Verhältnissen erzielen V
Neue Frage No. 321. Gibt es ein Handbuch für Samenbau
das zuverlässige Angaben über das Verhältnis von Saatgut und Er-
ti-ag erhält?
Neue Frage No. 322. Welche Beobachtungen sind über das
Gedeihen von Obstbäumen gemacht worden, die aus einer wärmeren
Gegend bezogen und in einer rauhen Gegend gepflanzt wurden? Man
begegnet vielfach der Ansicht, daß solche Bäume schlecht gedeihen.
Neue Frage No. 323. Wie verwendet man den Ruß aus
Kanalheizungen zum Düngen imd in welchen Mengen wird er verab-
folgt? Erzielt man mit dieser Art Düngung merkbare Erfolge?
Neue Frage No. 324. Welches ist das beste Buch über
Planzeichnen zum Selbstunterricht?
Beantwortung aus dem Leserkreise freundlichst erbeten.
Aus den Vereinen.
Die Deutsche Dahliengesellschaft hielt am ö. Februar in
Hannover ihre erste Jahresversammlung ab, nachdem in den Morgen-
stunden auf Einladung des Provinzial-Gartenbau -Vereins und unter
Führung des Herrn Hofgäi'tners Pick eine Besichtigung der Pabnen-
und Orchideensammlung in Herrenhausen stattgefunden hatte. Von
den Vorschriften der Satzungen abweichend, war die Vorstandswahl
nicht in der Herbstversammlung erfolgt, da der Kassenbericht nicht
rechtzeitig fertig gestellt werden konnte. Ein Antrag der Geschäfts-
fühning. den Status quo nunmehi' wieder herzustellen, fand keine
Unterstützung. vieUnehr wurde einem Antrag Ansorge zugestimmt,
die Frühjahis-Geueralversammlung als durch die besonderen Ver-
hältnisse bedingte Ausnahme anzusehen, die Vorstandswahl zu ver-
schieben und das Geschäftsjahr bis zur Herbsttagung zu verlängern.
Aus dem Geschäftsbericht sei das Folgende hervorgehoben:
Die Beteiligung an der Düsseldorfer Ausstelhuig hat sich als äußerst
vorteilhaft erwiesen, auch in finanzieller Hinsicht. Die Dahhen-
Blütenschau (8. bis 12. September) ist ein ganzer Erfolg geworden,
die ausgepflanzten Dahlien — ca. 2000 qm — haben sich trotz des
abnormen Sommers vorzüglich entwickelt, so daß das Dahlienfeld in
den Herbstmonaten eine vielbeliebte Aufenthaltsstätte aller interessierten
Ausstellungsbe.sucher war. — Neuheiten-Bewertungen konnten des
heißen Sommers wegen nicht stattfinden: doch zeigte die Ausstellung,
daß die deutsche Zucht einen sehr großen Fortschritt aufzuweisen
hat. Die vergessenen Lilipnt- uud Pompon -Dahlien dürften durch die
Ausstellung zu neuem Ansehen gelangt sein. Der. englischen Neu-
Die üartenweli.
IX, 22
Züchtungen ist höchste Anerkeauuug zu zolleu. Diu Züchtungen,
welche der Süden brachte, haben durchweg nicht befriedigt. Ganz
eigenartige Erscheinungen sind die holländisclien Riesen-Dahlien
gewesen, deren Zuchtrichtung mit Interesse zu verfolgen ist, wenn-
gleich die enorme Größe der Blumen und die Länge der Blütenstiele
wohl in etwas dem hollandischen Klima und dem üppigen Boden zu
gute gehalten werden dürfte. Die Halskrausen-Dahlien der französischen
Züchter haben wesentUohe Fort.schritte nicht gemacht. Auch die
Gloria-Dahlien halten nicht, was sie ursprünglich versprachen.
Das Düsseldorfer Ausstellungs-Unternehmen hat füi- die Gesell-
schaft einen Gewinn von 1158,62 Mk. abgeworfen. Das gesamte
Gesellschaftsvermögen beziffert sich damit auf 1984,25 Mk. Die
Mitgliederzahl beträgt 112.
Herr Junge- Hamelu hielt einen interessanten Vortrag über
die aus der Düsseldorfer Dahlienschau und anderen Veranstaltungen
sich ergebenden Lehren bezüglich der Anordnimg des Auszustellenden.
Die Aufstellung der abgeschnittenen Blumen einzeln in Reih und
Glied auf langen Tafeln sei ermüdend und unvorteilhaft. Es müßten
besonders schöne Sorten in Massenvorführung geboten werden. Durch
Farntöpfe oder anderes feines Grün müßten die Blumenfarben gehoben
werden. Gute Anläufe seien dazu verschiedentlich bereits gemacht.
Im freien Lande müßten die Binderei-Sorten von denen zur Garten-
ausschmückung getrennt werden. Die Einen möge man auch weiter
in Quailieren übersichtlich zusammenhalten; bei den Garten-Dahlien
solle mit dem Kaum dagegen nicht gespart werden. Sie müßten in
freier landschaftlicher Weise als Beete, Gruppen, Solitärs vor Gehölz-
gnippen im Rasen ausgepflanzt werden, wobei auf Farbenzusammen-
stellung und Höhenwachstum Rücksicht zu nehmen sei. Vorkulti-
vierte schönblühende Zwiebel- und Staudengewächse seien zur
Abwechselung einzustreuen. — Die Anregung wurde sehr sympathisch
aufgenommen, doch ergab die Diskussion einige praktische Schwierig-
keiten für die allgemeine Durchführung. Ein Versuch in dieser
Riclituug soll — wenn auch vielleicht in beschränktem Rahmen — ■
in der nächsten Ausstellung schon gemacht werden.
Auf den sehr zeitgemäßen Vortrag „Die besten Dahlien für
Gartenausschmückuiif;-' mußte wegen Krankheit des Redners (Berg-
manu-(Juedlinl)urg) leider verzichtet werden. Die Besprechung der
ausländischen Dahlien-Neuheiten durch die Herren Tölkhaus, Borne-
mann und K ohi manuslehner ergab im wesentlichen, was schon
im Geschäftsbericht zum Andrucke gekommen ist. Deutsche Züchtungen
wurden nicht besonders besprochen. Eine im Anschluß daran
gebrachte Anlegung des Herrn Wageuer-Hannover, Neuheiten zum
Ausprobieren zu verteilen, ist recht gut gemeint, mit den Intere.ssen
der Züoliter aber nicht vereinbar. Mehr Beachtung, als ihr bei-
' gemessen wurde, verdient indessen vielleicht die Anregung Thürnau-
Hannover, in den Katalogen die Sorten von hervorragender Haltbarkeit
der Blumen besonders hervorzuheben, da diese Sorten für die ßinde-
geschäfte besonders wichtig sein.
Als diesjähriger Ausstellungsort wird einstimmig Darmstadt
gewählt, nachdem der Geschäftsführer eingehend das Entgegenkommen
der dortigen Ausstellungsleitung und die sonstigen Vorteile beleuchtet
hatte. Eine Kommission wurde betraut, die schwebenden Verhand-
lungen zum Abschlüsse zu bringen. JCr.
Lohnbewegung.
Berlin und Vororte. Die Gärtnergehilfen in den Kunst-
und Haudelsgärtnereien Berlins und der Vororte sind in eine Lohn-
bewegung getreten. Die Gehilfenschaft, soweit sie im A. D. G. V.
organisiert ist, erhebt nachstehende Forderungen : 1. auf Wochenlohn
ebne Kost und Logis pro Woche 20 Mk.; mit freier Wohnung, Licht
und Heizung pro Woche 18 Mk.; 2. bei vollständig freier Station pro
Woche 10 Mk.; 8. Die tägliche Höchstarbeitszeit soll 11 Stunden
betragen. Sonntags dürfen nur die von Natur bedingten Arbeiten
verrichtet werden und zwar derart, daß jeder zweite Sonntag voll-
ständig freigegeben wird. Sonnabends wird eine Stunde früher
Feierabend gefordert. Des weiteren wird der Arboitgeberschaft der
Vorschlag gemacht werden, diese ganzen Verhältnisse durch eine
Tarifgemeinschaft korporativ zu regeln, sowie einen paritätischen
Arbeitsnachweis zu errichten, der von einer Kommission aus je fünf
Arbeitgebern und Arbeitnehmern verwaltet werden soll.
Tagesgeschichte.
Berlin. Ein Preis für die Auffindung wildwachsender Gutta-
perchapflanzen in den Kolonien wurde dem Botaniker Dr. R. Schlechter
für die Entdeckung des Palaquium supfianuni in Neu-Guinea, gelegent-
lich einer Expedition des Colonialwirtschaftlichen ComitLS nach der
Südsee im vorigen Jahre, zuerkannt.
Charlottenburg. Die Stadt plant eine Anleihe von 24 Millionen
Mark, um große sozialpolitische Aufgaben erfüllen zu können. Davon
sollen nicht weniger als 4311000 Mark zur Beschaffung der Mittel
für Erwerb eines Teils der Jungfernheide und Umwandlung desselben
in einen Volkspark angewandt werden.
Darmstadt. In Nr. 19 der Gartenwelt ist die Notiz bezüglich
der ..Allgemeinen Gartenbau-Ausstellung Darmstadt" dahin zu be-
richtigen, daß die Stadtverordneten nicht 2000 Mk., sondern 2ö00 Mk.
für den Garantiefonds und eine gleich hohe Summe a fonds perdu
bewilligt haben. — Ferner stellte der Staat 1000 Mk. als Beihilfe zu
den Kosten aus dem Fonds für öffentliche und gemeinnützige Zwecke
sofort zur Verfügung.
In der Handelsgärtuer-Verbindung ist der von ihr in Aussicht
gestellte Betrag für den Garantiefonds bei weitem überzeichnet worden.
Die Zeichnungen zum Garantiefonds aus dem Kreise der Mitglieder
des Gartenbau- Vereins sind im Gange.
Von Vereinen und Privaten sind bis jetzt ca. 1500 Mk. für
die Herstellung der an die Aussteller zur Verteilung kommenden
Plakate der Ausstellungsleitung zur Verfügung gestellt worden.
Ludwigshafen. Zur Erweiterung des Stadtparkes wurde seitens
der Stadtverordneten die Erwerbung eines Geländes zu 35 Mark die
Rute beschlossen.
Plauen. Man beabsichtigt eine Vereinigung zur kunstgerechten
Ausschmückung der Vorgärten, Balkone und Fenster an den Häusern
unserer Stadt, wie solche schon in verschiedenen größeren Städten
bestehen, zu gründen und will sich in dieser Beziehung mit dem
Vogtländischen Gärtnerverein in Verbindung setzen.
Schönheide. Der am 11. Dezember 1904 hier vei-storbene
Sanitätsrat Herr Dr. med. Penzel hat der Gemeinde in seinem
Testamente zum Zwecke der Herstellung öffentlicher Gartenanlagen
ein Vermächtnis in Höhe von 10000 Mk. ausgesetzt.
Personal-Nachrichten.
Geyer, Felix, Kunst- und Handelsgärtuer in Dresden, wurde
die Bezeichnung Königlicher Ilofheferant verliehen.
Jacob, Joseph Carl Moritz, bekannter Landschaftsgärtner
und Baumschulenbesitzer in Leipzig-Gohlis, t ai^i 9- d. Mts. nach
langem Leiden im 47. Lebensjahre.
Kirchmaier, Ludwig, Gärtnereibesitzer in München, t an»
12. d. Mts.
Langer, Gust. Ad., staatlich geprüfter Obergärtner und Garteu-
baulehrer, wurde zum 1. April d. J. von der Landwirtschaftskammer
für die Provinz Brandenburg als Gartenbaulehrer nach Oranienburg
berufen.
Mockr, S., wurde als Gartenbaulehrer an der königl. ponio-
logischen Lehranstalt in Troja bei Prag angestellt.
Neumann, Hofgärtner in Arolsen, erhielt die goldene Verdienst-
medaille.
von Rhoden, ehem. Schloßgärtner in Ober-Peilau, feierte das
seltene Fest der diamantenen Hochzeit.
Richter, Karl, Schloßgärtner und Verwalter in Guteboru bei
Liegnitz, wurde das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.
Skalak, Karl, bisher Stadtgartenverwalter in Prag, wurde zum
Stadt-Gartendirektor ernannt.
Winkelmann, Wilhelm, bisher Gartentechniker in Dresden,
wurde in gleicher Eigenschaft am Hauptfriedhof in Stettin angestellt.
Vorantwnrtl. Redakteur
sdr.rffe
Berlin. — TerlaR v. Richard Carl Schmidt k Co.. Leipzig. — Drnck: Anhalt. Bnohdr. Gutenberg, e. G. ra. b. H.. Dessau.
Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
4. März 1905.
No. 23.
Xachdruck und Nnchbildnng aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrec/itlich verfolgt.
Kakteen und Sukkulenten
Fünf (liiiikliare Kaktceii für den Handolsgärtner,
Von Emil Heese, Gioß-Liohterfelde.
iHirrxii fünf ÄbbilduiKjen nach Originalen von 7t'. Ost.\
VTelten aus der großen Familie der Kakteen meist
die Echinopsideen als die besten Zimnierjjflanzen, so gibt
es in den andern Untergattungen doch so manche Pflanze,
welche ihren Besitzer viele Jahre hindurch durch williges
Blühen und Vergrößerung ihres Körpers erfreut und deren
Kultur deshalb auch den Handelsgärtner zu empfehlen ist.
So haben wir unter den Mamillarien die noch viel zu wenig
bekannte
MamiUana iloHchocentra{Leina irr). Abb. beistehewl.
Die Pflanze wächst in ihrer Heimat Mexiko in größerer
Gesellschaft beisammen; die einzelnen Stücke sind meist 20
l)is 30 cm hoch, doch erreichen einige alte Exemplare
eine Höhe von fast einem Meter. Sie kommt sowohl im
Staate Hidalgo bei Meztitlan vor, als auch bei -Jalapa. In
der Aztekensprache wird dieselbe heute noch von den
Eingeborenen Tecomite genannt.
Der Körper dieser sehr schönen Pflanze ist dunkel-
grün, oft bräunlich, der Scheitel mit weißer Wolle bedeckt
und von dunkeln Stacheln überragt: die ganze Oberfläche
ist mit ca. 1 cm hohen Warzen, welche in sinnfälligen
Schrägzeilen geordnet stellen, bedeckt. Jede Warze trägt
an der Spitze 4 kreuzweis gestellte bis 2Y2 cm lange
dnnkelgelbe Stacheln. Die bis 2 cm langen Blüten er-
scheinen in doppelten Kränzen alle Frühjahr. Dieselbon
sind im Innern karminrot, außen n'itlich grün, wenig gewimpert.
Die über 2 cm. lange Beere von dunkelroter Farlie
erseheint, wie bei allen Mamillarien, unter normalen Ver-
hältnissen im Frühjahr des nächsten Jahres nach dem
Blühen aus den AxiUen. Diese Beere wird von den Mexi-
kanern gegessen und Chilite genannt.
Unter der gi-oßen Zahl der Pflanzen, welche von
der Untergattung Echinocactus kultiviert werden, nimmt
wegen seiner vielen guten Eigenschaften der
Echinocactus cachetianus (Monvillc). Abb. Seite 260.
wohl die erste Stelle ein. Anspruchslos in der Kultur, mit
jeder Erdart fürlieb nehmend, ein zu vieles Gießen im
Gartenwelt. IX.
Winter nicht gleich übelnehmend, erfreut er jeden Sommer
seinen Besitzer mit den schönsten seidenglänzenden, gelben
Blüten, oft G — 7 cm lang, welche im Grunde in ein sattes
Rot übergehen. Das Verbreitungsgebiet dieser Pflanze ist
ziemlich ausgedehnt. Man findet sie sowohl in Texas am
Mamillaria dolii-h
266
Die Gartenwelt.
IX, 23
FIchinocactus cachetianus (oben) und E. denudatus
var. paraguayensis (unten).
Orisinalaufnahmen für die „Gartenwelt".
Brazos-ßivor, als auch in Mexiko an mehreren Stellen im
Staate Tainaulipas. Die in Europa im Handel vorkommen-
den Pflanzen sind meist 10 cm hoch, doch sieht mau bei
alten Kultivateuren auch solche bis 20 cm und drüber.
Der in Rippen aufgelf'iste Körper ist mit kreisrunden
Areolen besetzt, welche je nach dem größeren oder ge-
ringeren Wassergehalt des Körpers näher oder entfernter
stehen und von 12 bis 15 weißen, horizontal stehenden
Staclieln geschützt sind, welche einen 1 bis 2 cm langen,
angelhakig gekrämmten, dunkelbraunen Mittelstachel um-
geben. Die Pflanze setzt nach dem Blühen bei uns leicht
Früchte an und pflanzt sich durch Samen ebenfalls
leicht fort.
Eine diesem an Schnellwüchsigkeit gleichkommende
Art ist der
Echinocacius denudaius (Link et Otto) var.
paraguayensis. Abb. nebenstehend.
Die Stammform dieser unter dem Namen „Spinnen-
kaktus" aus Brasilion eingeführten Art ist seit langen
Jahren bekannt luid hat sich wegen ihrer glänzend grünen,
schönen Körperform, und wegen der Schönheit ilirer Blumen
längst einen Ehrenplatz in den Sammlimgen errungen. Die
Varietät aus Paraguay scliien anfangs nicht so wüchsig zu
sein, hat sich bei genauerer Bekanntschaft aber ebenfalls
als dankbare Zimmerpflanze bewährt. Sie will während
des Winters nicht ganz trocken gehalten sein, sondern
teansprucht wöchentlirh einmal gespritzt und gegossen
zu werden. Ein Gleiches ist es mit der Form des eben-
falls lange bekannten
Echinoeactus Ottonis (Link et Otto) var.
paraguayensis. Abb. S. 267.
Da diese Kinder Paraguays eine andere Regen-
periode als ihre mexikanischen Brüder haben, bei welchen
die Trockenperiode mit unserm Winter zusammenfällt,
so will auch diese Art im Winter bei uns als Import-
pflanze nicht ganz trocken stehen, weil sie sonst zu sehr
schrumpft. Beide Arten lieben auch im Sommer nicht
zu lange anhaltende und trockene Wäi-me, sondern fühlen
sich in schattiger Lage wohler. Sowohl die denudatus-,
als auch die Olfonis-Formeu aus Paraguay variieren
schon in der Heimat sehr und man findet in den Kata-
logen eine große Anzahl von Varietäten aufgeführt.
Sehr eigenartige Bildungen sind bei den Kakteen
die Fasciationen oder Verbänderungen, auch Ciistata-
formen genannt, am schönsten beim
Echniocactus Scopa (Link et Otto) var. candidus
cristatus. Abb. Seite 267.
Die Zentralachse wächst bei diesen, HahnenkämmeR
ähnelnden, Bildungen nicht nach oben, sondern ver-
breitert sich durch Zwischenschieben feiner Rippen immer
mehr nach den Seiten. Da diese Verbänderungen meist
durch Veredeln (Pfi-opfen) fortgepflanzt werden, so hat
sie der Besitzer öfter nachzusehen, daß sie sich bei
gutem Wachstum nicht durch eignen Druck, der von
beiden Seiten auf ilie Unterlage ausgeübt wird, von
IX, 23
Die Gartenwelt.
dieser abheben. Sehr schön ist auch die Stammform
dieser Bildung, die als rar. candiduft und als var. rubcr-
rinnis vorkommt. Als solche blüht sie mit schön gelber
Blume, überragt von einem Griffel mit 10 — 12 purpur-
roten Narben Die Fortpflanzimg der Normalform aus
Samen glückt bei naturgemäßer Kultur sehr leicht. Bei
ilen Verbänderungen, welche auch in den andern Untei--
gattungen vorkommen, sieht man nur vereinzelt Blüten :
diese Formen müssen daher durch Teilung vermehrt
Pflanzenvermehrung.
Die Vernielinino; von Antirrliiiiuin majiis.
Von M. Peuker, Dahlem.
V
-Lis ist vielleicht nicht allgemein bekannt, daß An-
tirrhinum sich sehr leicht durch Stecklinge ver-
mehren läßt.
Da nun Antirrhinum nicht nur allein zu Schnitt-
zwecken kultiviert wird, sondern auch als Gruppen-
pflanze eine vielseitige Verwendung findet, so ist die
Stecklingsvermehrung, besonders in letzterem Falle, ganz
entschieden nicht zu unterschätzen, handelt es sich doch
häufig um Erzielung reiner Farben und einigermaßen
gleichmäßige Höhe der Pflanzen.
Ecliinocactus Ottoni> var. paragu.ivensis (oben) und E. Sei
var. candidus cristatus, veredeltes Exemplar (unten).
OriKinalaufnahmen für die „Gartenwelt".
Diese zwei Punkte, die bei Verwendung der Antirrhinum
als Gruppenpflanze (d. h. für regelmäßige Gruppen) eine
große Rolle spielen, sind bei Anzucht aus Samen oft recht
fraglich, denn obwohl der Samenzüchter sich die größte Mühe
geben mag, so liegt doch schon in der leiciiten Farbenvariation
der Antirrhinum eine nicht geringe Schwierigkeit. Auch bei
netieren Sorten empfiehlt sich schon ans diesem Grunde die
Stecklingsvermehrung
Die Vermehrung durch Stecklinge hat ferner noch den
Vorteil, daß man im Frühjahr gleich kräftige Pflanzen zur
Verfügung hat, die auch mit dem Blumenflor viel früher be-
ginnen als Sämlinge.
Als Stecklinge wählt man die schwächeren Triebe, die
keinen Blütenansatz zeigen und schneidet sie wie jeden anderen
krautartigen Steckling. Vorztinehmen ist die Vermehrung im
August oder A n f a n g S e p t e m b e r. Die Stecklinge steckt
man in kleine Töpfe mit sandiger, nahrhafter, nicht zti
leichter Erde oder gleich ins Fenster in Sand. Zur schnelleren
Bewurzelung ist ein halbwarmer Kasten zu empfehlen. Die
Bewurzelung geht ziemlich schnell von statten. In dem
Falle, daß man die Stecklinge gleich in den Kasten gesteckt
hat, pflanzt man sie nach Bewurzelung in kleine Töpfe in
kräftige, durchlässige Erde. Sollten die Pflanzer. luin zu
lang werden, so kann man sie stutzen.
Die Überwinterung geschieht wie beim Goldlack im
kalten Kasten oder Kalthaus. Doch ist es sehr zu empfehlen,
wenn man die Pflanzen im kalten Kasten überwintern will.
Die Gartenwelt.
IX, 23
die Vermehrung schon Anfang August vorzunehmen, da
die Pflanzen dann bedeutend kräftiger und auch -weniger empfind-
lich sind.
Das Auspflanzen im Frühjahr erfolgt, sobald es die
Temperatur gestattet. Im Haus überwinterte Pflanzen wird
man in der Regel etwas später auspflanzen als im kalten
Kasten überwinterte.
Diese Vermehrung wäre auch bei Antirrhinum mit
pelorischen Blumen am Platze und würde es mich sehr
freuen, wenn ich erfahren könnte, daß man damit Erfolge
erzielt hat, somit auch den weiteren Kreisen pelorische Antir-
rhinum zugänglich machen könnte, was aus Samen wohl
noch recht lange dauern wird (siehe Artikel Jahrgang YI,
Seite 589).
Sommerblumen.
Schizanthiis hybridus grandiflorus.
Von F. Ledien, Dresden.
{Hierxu eine Abhildung .)
U nter den Kultiu-versuchen mit einjährigen Pflanzen, zu
denen ich durch die Erfurter Herbstausstellung des Jahres 1902
angeregt wurde, befand sich unter anderm auch Schixanthus
hybridus grandiflorus. Ich ging um so lieber daran, als ich mich
gern an die Schwärmerei des verstorbenen Hofgärtners Eeuter
auf der Pfaueninsel bei Potsdam für diese Gattung erinnerte,
der mit Recht auf die vielseitige Verwertbarkeit seiner Lieb-
linge hinwies. Ich versuchte es mit der Verwendung der
Pflanzen auf Sehmuckbeeten im Freien in ziemlich zugiger
Lage und konnte mit dem Resultat nicht zufrieden sein.
Um so schöner entwickelten sich aber Topfexemplare unter
der Azaleen-Schattenstellage im Freien. Die erste Aussaat
fand Ende Februar im Hause statt; das war viel zu früh,
die Pflanzen der Aussaat von Ende März wären sicher ebenso
rasch zur Vollentwicklung gekommen ; Beginn der Blüte erste
Woche des Juni. Viel wichtiger nun aber erscheint mir
eine Kultur, welche für die Monate Oktober bis Weihnachten
und darüber hinaus ein ganz vorzügliches Dekorationsmaterial
ergibt. Man sät dazu etwa Ende Juni; nach mehrmaligem
Verpflanzen Beginn der Blüte Mitte bis Ende August. Die
Schizanthus halten sich in der Hand des Laien und Zimmer-
gärtners am schönsten, so lange die Pflanzen außen auf dem
Fensterbrett oder Balkon, also in der freien Luft stehen
können. Sie sind dann unermüdlich im Blühen und bleiben
sehr lange schön, da die verblühten Blumen von selbst ab-
fallen. Man hat die Pflanzen dann monatelang in tadelloser
Schönheit. Innerhalb der Zimmer hängt das Gedeihen der
Pflanzen davon ab, daß sie nicht zu warm stehen. Im un-
geheizten Zimmer nahe am Lieht sind sie äußerst haltbar.
Da man immer noch hören muß, daß es Leute gibt, denen
eine monatelange Erhaltung der Begonia „Gloire de Lorraine'''
nicht glückt, wage ich kaum noch eine Empfehhmg für Zimmer-
kulturen, zumal mir ein Blumengeschäftsinhaber, dem ich
einige Pflanzen zur Erprobung im Zimmer übergab, trium-
pliierend meldete, dass er die Pflanzen in 14 Tagen tot
kultiviert hätte. Ich habe allerdings den Herrn stark in
Verdacht, daß er an abgeschnittenen Blumen und Arbeiten
daraus mehr verdient, und darum bei sich einen Haß auf
Topfpflanzen nährt. Ich kann aber demselben Herrn die
Schizanthuskultur für langgeschnittene Vasenbouquets eben-
falls empfehlen und werde damit sicher Glück haben, da
die Haltbarkeit der abgeschnittenen Blütenzweige in Wasser
und ohne dieses erstaunlich ist, trotz der scheinbaren Zartheit
des Laubes und der Blüten. Im übrigen spricht das Bild
wohl für sich selbst. Die in Frage stehenden Hybriden
stammen hauptsächlich von Seh. pinnatus und zeigen viele
Farbentöne in Weiß, Rosa und Lila; für den Schnitt sind die
dunkler gefärbten in Lila und Rosa die wertvollsten ; sie erinnern
an Oncidien-Blütemispen. Ob der neuere Seh. wisetonensis
die guten alten Sorten verdrängen wird, ist mir noch zweifel-
haft. Mir ist das frische Hellgrün der pinnatus-Rnsse lieber.
Pflanzenkunde.
Die Myrtaceeii.
Von E. Goeze, Greifswald.
ilus immergrünen Bäimien und Sträuchern zusammengesetzt,
zeigt die Familie der Myrtengewächse, deren Artenzahl von einigen
Autoren auf 1800, von anderen auf fast 3000 (Niedenzu schätzt 2750
Arten. Bed.) veranschlagt wird, im tropischen Amerika und auf dem
austi-alischen Kontinent ihre höchste numerische Entwicklung, tritt
aber im tropischen Asien und im heißen Afrika zu Gunsten anderer
zurück. Nur ein bescheidener Strauch gehört den südlichen
Ländern unseres Weltteils an, aber gerade durch „die sagenumwobene,
liebliche Zierde der Bräute" ist uns die ganze Familie näher getreten,
und in Myrtus communis erkennen wir gleichzeitig den nördüchsten
Vertreter derselben, während eine andere Art, Myrtus nummularia
von Feuerland, die äußerste Spitze von Südamerika bewohnt.
Durch Farbenpracht der Blüten, die Schönheit der glänzend immer-
grünen Belaubung, wohl aiich durch köstüchen Wohlgeruoh zeichnen
sich viele Arten aus, noch weit größer ist aber die Schar derer,
welche durch die Vielseitigkeit nützlicher Eigenschaften für die Mensch-
heit von mehr oder minder großer Bedeutung sind. Eine ganz kurze
Überschau dieser und jener dürfte schon manch Neues darbieten.
Selbst Myrtiis communis ist uns in doppelter Weise tributpflichtig
geworden, denn die Destillation der frischen Blüten liefert ein als
Schönheitsmittel geschätztes wohlriechendes Wasser, in Frankreich Eau
d'ange genannt. Aus den getrockneten, an ätherischen Ölen sehr
reichen Blutenknospen von Caryophyllus aroniaticus gewinnt
man bekanntlich die überall geschätzten Gewürznelken, und Viele
werden .sich erinnern, daß der auf den Molukken ursprünglich heimische,
seit langem in den Tropenländern der alten und neuen Welt angebaute
Nelkenbaum einst zu historischen, für Holland wenig rühmlichen
Ereignissen Veranlassung gab. Die Blütenknospen anderer Arten,
beispielsweise der brasilianischen CalyptranUies aromatica finden
ebenfalls als Gewürz Verwendung. Sehr zahlreiche Bäume und
öträucher werden wegen ihrer saftigen, wohlschmeckenden Früchte in
Ländern mit entsprechendem Klima angebaut und verdienen die
herrlichen Guayaven, die Arten der Gattung Psiih'imi vom tropischen
Amerika, wie P. Ouayava, P. Arafu, P. catüeyaniim hier wohl
zuerst genannt zu werden. Die Frucht ist oft von der Größe eines
mittleren Apfels und hat ein meist rotes, sehr saftiges Fleisch von
dem der Erdbeere zu vergleichenden Wohlgeschmack, und in den
Treibhäusern Englands werden diese Sträucher häufig angetroffen.
Ein in Westindien sehr geschätztes Obst ist das von der Anchovy
Birne, Orias cauliflora, das, unreif in Zucker eingemacht, auch
nach Europa kommt. Die vielgepriesenen Rosenäpfel, rote, apfelgroße,
rosenartig riechende Beeren , stammen von Jambosa malaccensis
und J. vulgaris. Viele Eugen ien, Eugenia Michdii, — Campoma-
nesien, Campomanesia linearifolia, — Myrcien, Myrcia Oitchi,
— Marlieren, Marliera glomerata, — Calyplranthes, Calyp-
tranihes variabilis, Bhodomyrtus tomentosa, die Bergstachel-
beere Ostindiens u. a. m. bringen sehr wohlschmeckende Früchte
hervor. In Chile sind die kirschgroßen, süß-aromatischen Beeren von
Myrtiis Ugni die besten wilden Friichte, auch ein magenstärkender
Wein wird aus ihnen bereitet. Als Gewürz, als Arzneimittel erfreuen
IX, 23
Die Gartenwelt.
2Ö9
sich die uiiieifen Früelite der Pimenta officinalis von Zentralamerika
und Westindien eines besonderen Rufes, auch die Früchte des Nell^en-
pfeffers, Myrtiis piperita, Islo de France, der Nellienmyrte,
Pimenta acris, Antillen, und die reifen Früchte der Myrtus eommunis
wurden früher noch mehr als jetzt von den Ärzten verordnet. Als
einer der wertvollsten Bäume der Ete -Wälder Brasiliens gilt die über
30 m hohe Bertholktia excelsa, von welcher die Allen wohlbekannten
Para -Nüsse geerntet werden. Die große Frucht, welche bis 30
dieser Samen einschließt, mit der Schwere einer Kanonenkugel von
beträchtlicher Höhe herabfallend, kann für den Sammler oft gefahr-
bringend weiden. Auch mehrere Leeytliis -ArteD, wie L. Pisoms,
L. Ämaxonutn usw., stattliche Bäume des tropischen Amerikas, liefern
große, ölhaltige schmackhafte Samen. In den Blättern bemlit aber
eine der niitzliclisten Eigenschaften der Myrtaceen und dies führt
unter dem Einfluß ausströmender ätherischer Ole. Viele, viele
Jahre hatten die armen Bewohner der pontinisohen Sümpfe bei Rom
unter der furchtbaren Malaria-Geißel zu leiden und es war unser
verstorbener Landsmann, Baron Ferdinand von Müller, welcher
dort das massenhafte Anpflanzen dieser Bäume zuerst ins Werk
setzte und Wandel schaffte. Der stechende, durchdringende Geruch
dieses Öls wirkt auf Mikroben tödlich ein, es wird deshalb innerlich
auch gegen Influenza und als Ein.spritzung gegen Diphtheritis empfohlen.
Für technische Zwecke hat sich das Öl, besonders auch jenes von
Eucalyptus piperita, geradezu unbezahlbar gemacht und im Haushalte
kann dasjenige von Eucalyptus amygdalina als Ersatz für Petroleum
sehr empfohlen werden, da es sich durch angenehmen Geruch und
geriuge Neigung zu Explosionen hervortut. Auch Pottasche, Teer,
Kino-Harze, Essigsäure, Tannin werden reichlich ,ius den Blättern,
Schizanthus hybr. grandiflorus. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr.
.fgen
uns zunächst zu den über 100 Arten zählenden Euoalypten
Australiens, woselbst diese oft gigantischen Bäume die Haupt-
repräsentanten der holzigen Vegetation ausmachen. Das jetzt so
bekannte, hauptsächlich in den Blättern angehäufte Eucalyptus-Öl,
in größeren oder geringeren Mengen von all den verschiedenen Arten
gewonnen, hat seit einer Reihe von Jahren in der Technik, den
Künsten, der Medizin eine vielseitige Verweitung gefunden. Wer
hätte nicht schon gehört von den erfolgreichen Anpflanzungen dieser
Bäume in Ländern, welche unter der Malaria jahraus jahrein zu leiden
hatten. Dabei haben sich besonders hervorgetan der Riesengummi-
baum von Südost- Australien. Eucalyptus amygdalina, wahrscheinlich
der höchste Baum der Erde, von dem Stämme von 1.Ö5 m Länge mit
über 30 m basalem Stammunifang bekannt sind, und der Blaugummi-
bau m von Victoria und Tasmanien, fi«;-a;yp<jfcS5rfo6«/(es, der dem ersteren
in seinen Wachstumsdimensionen nicht sehr nachsteht. Die fieber-
vertreibenden Wirkungen dieser Bäume beruhen nun einmal auf ihrer
enormen Wasserverdunstung, sodann auf der Entwicklung von Ozon
bezw. der Rinde und dem Holze der Eucalyptus -krien gewonnen
Ein Produkt der Blätter von Melaleuca Leucadeiulron, eines Baumes
welcher in Nord- und Ost-Australien bis nach Hinterindien und den
Philippinen verbreitet ist, ist das für die Arzneimittellehre hoch-
wichtige Cajeputöl. Im südöstlichen Australien wächst der bis
100 m hohe Manna-Gummibaum, Eucalypius liminalis, dessen
Blätter in den Monaten Dezember bis März eine zuckerartige Substanz,
das krümelige Melitose-Manna ausschwitzen, das nach dem
Trocknen von den Eingeborenen gesammelt und als Leckerbissen ver-
zehrt wird. In Gegenden, wo es bei anhaltender Dürre nur zu
häufig an Futter mangelt, wird das süßliche Laub des Eucalyptus
corynocalyx vom Rindvieh und von Schafen begierig gefit ,-;i"i. Was
nun gar das Holz betrifft, so gibt es wohl nur wenige Kai.'iiV'ttungtii,
deren Hölzer in Bezug auf Massigkeit, Stäiko, i>[m"i:ij;itigke!t,
Elastizität und leichte Spaltbarkeit jenen der austraiisciien Euculypten
gleichzustellen wären. In langen Abhandlungen hat F. von Müller
in Melbourne hierüber ausführlich Krmde gegeben, hier müssen wir
Die Gartenwelt.
IX, WS
uns begnügen, einige ganz beson-
ders wertvolle Arten namhaft zu
niachen. nämlich Eucalyptus ylo-
hulus, E.leucoxylon. E.marginata,
der Mahagonibaum Südwest-
Australiens, und E. rostrata, der
rote Gummibaum, dessen Holz
unter den Eiicalyptits-SöheTn eins
der geschätztesten im ganzen Austra-
lien ist. Um so erstaunlicher ist
es, daß viele Arten durch ein un-
gewöhnlich rasches Wachstum sich
auszeichnen; so erreichte beispiels-
weise Eucalyptus glohulus auf den
Bergen von Jamaica in 12 Jahren
eine Höhe von 38 m und auf der
azorischen Insel S. Miguel sahen
wir 1866 Stämme dieses Blau-
gummibaums, welche nach Aussage
der Besitzer in einem Jahre 8 m
gewachsen waren. Eine säuerliche
farblose Flüssigkeit, die als Getränli
dient, fließt aus den in den Stamm ge-
machten Einschnitten desEucalyptus '
raveretiana und Eucalyptus Crunnii
in Tasmanien verdient mit Kecbt
die Bezeichnung „Ciderbaum". Als
Ersatz für chinesischen Tee
werden die Blätter mehrerer Myr-
taceen sehr gern benutzt, so in
Austialien die von Leptospermum
T/iea, ßaeckea utilis, in Neu-
seeland von Leptospermum scopa-
rium, auf den Falklands-Inseln von
Myrtus nummularia und in Chile
von Myrtus Ugni. Viele Spalten
ließen sich füllen, um den Vertretern dieser Familie als Nutzpflanzen
nur einigermaßen gerecht zu werden, doch muß e.s mit diesen
Andeutungen genug sein.
In unseren Kalthäusern und Wohnräumen fand man vor etwa
50 Jahren manche hübsche Myrtaceen vertreten, die jetzt zu den
Seltenheiten gehören. Callistemon- und Metrosideros- Arten, z. B.
C. latieeolatus, C. sempeifiorens, M. florida, M. tomeniosa mit ihren
leuchtend roten zylindrischen Blumenständen blühen schon als niedrige
Sträucher sehr dankbar und sind in ihren Ansprüchen äußerst genüg-
sam und ähnlich verhält es sich mit den Beaufortia-, Calothamnus-
Arten, der schönen Reyelia grandiflora, der mit schneeweißen Blüten
übersäten, sodann mit leuchtend purpurnen Beeren beladenen Eugenia
australis, der E. Ltima von Chile und manchen mehr. Fein und
zart ist die Belaubung dej Melaleuken wie Melaleiica armillaris,
hypericifolia, pidchella, der Myrtus bullata und für Bindezwecke sind
sie wegen ihrer Haltbarkeit doppelt zu empfehlen.
Für die Aristokraten unserer Familie stehen die Tore der feuchten
Warmhäuser weit geöffnet. Wer einmal sein Auge hat weiden können an
der Schönheit der Ottstavia insignis aus dem tropischen Amerika, der
Barringtonia speciosa von Java, Sumatra, der Orias cauliflora aus
dem tropischen Amerika, der Courottpita odoratissima, von Veragua
oder der Napoleona imperialis aus dem tropischen Afrika, wird
solche als Gäste immer hoch willkommen heißen. Die Gattung
Napoleona wurde einst von Beauvais nach der eben genannten
Art aufgestellt und in den großen Blumen derselben erkennt man —
bei einigem guten Willen die Insignien des französischen Ordens der
Ehrenlegion.
Noch einmal möchten wir zu den Eucalypten Austrahens
zurückkehren, um unter ihnen einige ausfindig zu machen, die als
Ziinmersohmuck sicher Beifall finden werden. Wenn man mitten im
Winter kleine Topfgewächse hegen kann, deren Blätter schon bei
eiser Berührung einen Gerach ausströmen , der dem frischer
Zitronenmelisse sehr ähnlich ist, so wird diese augenehme Zugabe
I -;
Krautartige Birnveredlung im
ersten Jahre.
E. = Edelreis, V. = Veredlung,
B. = Boden.
Originalzeichnnng fürd. „Gartenwelt".
wohl kaum verschmäht
werden und Eucalyp-
tus citriodora erfüllt,
was er verspricht. Ganz
niedrige, aber schon
buschige Exemplare der
Eticalyptus piperita mit
feiner, glänzend tief-
grüner Belaubung, sind
überall gut unterzu-
bringen. Und was nun
gar den erstaunlich
rasch wachsenden Blau-
gummibaum betrifft,
kann Eucalyptus glo-
bultcs in Wohnräumen
wie im Garten präclitig
verwertet werden, er
hat durch die blau-
grünen, harzig duften-
den, in der Jugend breit-
eirunden Blätter immer
etwas Apartes an sich.
Samen der genannten
drei Arten sind ingröße-
ren Handlungen für
wenige Groschen zu be-
ziehen und keimen,
wenn nicht zu alt, was
leider oft der Fall ist,
da die Nachfrage nur
gering, im Zimmer
sehr leicht. Mitte Fe-
bruar in sandige Erde
ausgesät, erfolgt die
Keimung gemeiniglich
schon nach 14 Tagen.
Sechs Wochen später
sind die jungen Blaugummibäume — bei den beiden anderen
geht es nicht so fix, schon so groß, um einzeln in ganz kleine
Töpfe gepflanzt zu werden und nach weiteren vier Wochen
kann ein abermaliges Verpflanzen in etwas größere erfolgen. Ende
Mai. Anfang Juni ins Freie gepflanzt, sei es in eine Blatt-
pflanzengruppe oder auch am Rande eines Bosketts, entwickeln sich
die Pflänzchen bei sonniger Lage, in nahrhafter aber nicht schwerer
Erde und besonders unter reichlichem Begießen sehr rasch und rufen
durch die besondere Färbung der Blätter gefällige Kontraste hervor.
Im Spätherbst haben die jungen Eucalypten meist schon Meter-
höhe erreicht, doch scheue man sich nicht, sie den Nachtfrösten
preiszugeben ; in Töpfe gepflanzt und überwintert, werden die Resultate
im nächsten Sommer nicht so befriedigen wie bei den einjährigen
Exemplaren, die in der Tat ganz wie saftige AnnueUe zu behandeln sind.
Die Brautmyrte diente als Einleitung dieser kurzen Besprechung
der Myrtaceen, eine solche, aber von historischer Bedeutung für
Deutsche, möge dieselbe abschließen.
Als unser Kaiser im August 1889 die Königin Victoria in
Osborne besuchte, zeigte die hohe Frau ihrem Enkel einen sehr
üppig entwickelten Myrtenstrauch, der wohl wehmütige Erinnerungen
wachrufen konnte. — Am Hochzeitstage des Prinzen Friedrich
Wilhelm nahm derselbe im Augenblick, wo das junge Paar von der
Königin sich verabschiedete, einen Myrtenzweig aus dem Bouquet
seiner Gemahlin, um ihn der Brautmutter zu überreichen. Die
Königin schickte denselben sofort nach Osborne, ihrer Sommerresidenz,
damit er dort Wurzel schlüge und siehe da, aus dem Steckling hat
sich im Laufe der Jahre und unter dem milden Klima der Insel
Wight ein stattlicher Strauch entwickelt, der von den glücklichsten
Zeiten des kaiserlichen Dulderp.iares zu erzählen weiß.
Krautartig veredelte Birnen im zweiten
Jahre, dem ersten Vegetationsjahr, also
einjährige Veredlungen.
Orieinalaufnahme für die „Gartenwelt",
IX. 23
Die Gartenwelt.
Obstbau.
Veredeliinpsversuche an jungen Sämlingen und
Stecklingen.
Von Karl Gehlhaar, Baumschulenbesitzer, Lawskcn b. Königsberg i. Pr.
{Hierzu xwei Abbildungen.)
W ie bekannt, okuliert man heute in den meisten
Handelsbaumsehulen ara liebsten ein- oder zweijährige kräftige
Wildlinge und betrachtet die vielfach früher geübte Verwendung
mehrerer Unterlagen zumeist als übeiwundenen Standpunkt.
Wenn man die jetzt gewonnenen Resultate in Betracht zieht:
unter sonst günstigen Verhältnissen Hochstämme in vier, ja
selbst in drei Jahren heranzuziehen, wird man an eine weitere
Steigerung zum wenigsten durch eine Änderung in der Ver-
edlungsart oder der Verwendung von anderm Wildlings-
material doch nicht recht glauben wollen.
Zur Veredlung von Wildlingen, die im Frühjahr kraut-
artig pikiert wurden, ist in der Praxis durch Okulieren wohl
nur bei Bösen vorgegangen worden und vielfach mit bestem
Erfolg. Über Veredlungsversuche mit solcli jungen Obst-
säralingen durch Okulieren ist hie und da wohl schon auch
etwas veröffentlicht worden; leider sind mir keine derartigen
Artikel zur Hand. Solche Versuche habe ich hier auch an-
gestellt. Die Augen wachsen in dem jungen Holz sehr
leicht an. Ein Stehenlassen der veredelten Wildlinge auf
dem Pikierbeet ist wohl nicht ratsam, da dieselben zu dicht
stehen würden, um sich in Wurzeln wie im Trieb gut aus-
bilden zu können. Werden sie aber verpflanzt, dann wollen
oft wieder die Augen nicht gut austreiben, wie man über-
haupt in der Beziehung speziell bei einzelnen Sorten, z. B.
„Gelber Richard''^ auch an Wildlingen, die im Standquartier
veredelt wurden, besonders bei ungünstiger Frühjahrswitterung
seine liebe Not hat.
Da nun einmal ein ganz besonderer Reiz darin liegt,
einen Wildling so früh wie möglich zu veredeln und mit
Vegetationsschluß im Herbst z. B. auf einem Quadratmeter
ca. 30 veredelte Wildlinge ernten zu können, die im Früh-
jahr noch Samenkorn oder iinbewurzelte Stecklinge waren,
habe ich obige Resultate nicht als zwecklos angesehen und
will nun in Nachstehendem etwas iUier meine Versuche durch
seitliches Einsjjitzen ara Wurzelhals auf schlafende Edeltriebe
mitteilen, die meiner Meinung nach, wenn erst mehr bekannt,
für die Praxis von einigem Wert sein könnten.
Eine der ersten Vorbedingungen für das Gelingen ist
natürlich die sorgfältige Vorkultur der jungen Sämlinge: am
besten ins Frühbeet aussäen und frühzeitig ins Freie pikieren.
Die Veredlung selbst ist sehr einfach. Nach dem Weg-
räumen der Erde am Wurzelhals wird in denselben ein
schräger Einschnitt ausgeführt und das keilförmig zugespitzte
Edelreis wenigstens auf einer Seite Rinde auf Rinde passend
hineingeschoben. Ein dünner Bleistreifen oder Bleidraht wird
zur Befestigung einigemal umwickelt und die Wildlinge werden
hierauf bis über die Veredlungsstelle wieder angehäufelt. Die
Bleistreifen schnüren so leicht nicht ein. Nach ca. vier Wochen
können dieselben ganz entfernt und zur weiteren Verwendung
aufgehoben werden.
Welche Vorteile könnte diese Veredlungsart nun bieten
und aus welchen Gründen könnte sich eine Emiifehlung für
die Praxis herleiten lassen?
1. Die lange durchaus passende Zeit zm- Veredhmg von
Mitte Juli bis Anfang September hat vor der Okulation schon
etwas voraus. Die Edelreiser wachsen überhaupt sehr leicht
an. Das ist wohl darauf zurückzuführen, daß in der oberen
Erdschicht eine meist gleichmäßigere und wärmere Temperatur
vorhanden ist, als über dem Boden. Ein geschickter Ver-
edler führt sie fast in derselben Zeit wie die Okulation aus.
Das Wegschneiden des schwachen Wildlingstriebes wird sich
schneller bewerkstelligen lassen, als dies bei den oft mehrere
Zentimeter starken Zapfen der Okulanten der Fall ist.
2. Ein im Herbst gut angewachsenes Auge über ileni
Boden ist der Beschädigung durch ungünstige Witterungs-
verhältnisse, z. B. Glatteis und tierische Schädlinge, weit
mehr ausgesetzt, als dieser zum Teil in der Erde befindliche
eingespitzte Edeltrieb und wird man auch bei etwa später
vorkommenden Beschädigungen, da die Veredelung in der
Erde, selten wieder zu veredeln brauchen.
3. Der fest verwachsene Edeltrieb regt naturgemäß den
Saft mehr an wie ein einzelnes Auge des Okulanten und
man hat mit dem Unterdrücken der Wildtriebe weniger
Arbeit, als bei im Frühjahr oder Winter kopulierten Wild-
lingen, bei denen ein inniges Verwachsen und eine gute
Saftzirkulation erst- vor sich gehen soll.
4. Derart auf dem Pikierbeet veredelte Wildlinge werden
nach dem Verschulen zwar noch keinen so kräftigen Trieb
hervorbringen, wie die Okulanten ein Jahr später, die Wurzel-
tätigkeit aber doch schon genügend beschäftigen können, vor
allen Dingen abei' ein verhältnismäßig billiges Anschiüen von
Veredlungen im Baumschulquartier darstellen, in dem keine
Wildlinge mehr nachzuveredeln sind. Ich glaube, der Trieb
dieser Veredlungen wird im allgemeinen, weil weniger forciert,
widerstandsfähiger gegen Frostschäden sein.
5. Einen ganz besonderen Vorteil scheint mir die Ver-
edlung bei Birnen auf Quitte zu bieten. Vielfach wird mit
Recht das Tieferpflanzen solcher Birn Veredlungen empfohlen,
damit die Veredlungsstelle sich bewiu'zelt und manche auf
Quitte nicht langlebige Sorte dann ausdauernder wird. Be-
sonders hat dies der verstorbene Gartenbaudirektor Matthieu,
Charlottenburg, des oftei-en getan. Wir tun liier in unserm
kalten Nordosten Deutsehlands überhaujit gut, wenn dies
nicht geschehen, alle Birnen auf dieser Unterlage an der
Veredlungsstelle über Winter anzuhäufeln, da dieselbe hier
schon recht empfindlich ist. Das Tieferpflanzen an und für
sich trägt aber wie bekannt besonders bei älteren Veredlungen
durchaus nicht zu deren freudigem Weiterwachsen bei, wie
wir ja jedem, der einen Baum pflanzen will, raten, ja nicht
zu tief zu pflanzen. Durch angeführte Veredlung haben wir
dies nicht nötig. Die Veredlung kann bei ihrer Ausführung
in die Erde gebracht werden und wird sich da weit sicherer
bewm-zeln, als wenn sie erst nach Jahren da hineinkommt.
Die Abbildungen Seite 270 zeigen derartige Veredlungen im
ersten (Veredlungsjahr) und zweiten Jahre.
Von langjährigen Versuchen im großen kann ich selbst
noch nicht reden und es wii'd daher wohl manchem als
verfrüht erscheinen, daß ich liiermit an die Öffentlichkeit
trete. Vielleicht wird bei weiteren Versuchen auch noch
einiges erwiesen werden, das in dieser oder jener Hinsicht
zu Ungunsten der beschriebenen Veredlungsart spricht. Da
Geld- und Zeitopfer bei einem Versuche aber nifht allzusclr.ver
ins Gewicht fallen dürften, können wir wohl im allgemeinen
Interesse weiteren Erfalu-ungen recht fi'eudig entgegensehen.
Die Gartenwelt.
IX, 23
gänzt sein. Diese Abbildungen zeigen eine Pflanze von oben
und von der Seite gesehen. Die Vermehrung geschieht
durch Teilung, besser und einfacher jedoch durch Aus-
saat, da diese Züchtung getreu aus Samen wiederkommt.
Stauden.
Ganipaiinla giomerata L. var. acaulis.
Von F. Rehnelt, Großberzogl. Garteniuspektor, Gießen.
{HierKu -ucei Abbildimgeii.)
(^a)iij)amda glomerala L. ist nächst der beliebten C.
persicifolia eine der schönsten einheimischen Glockenblumen.
Sie ist eine Zierde der Grastriften und von auffallender Schönheit,
durch die großen, prächtig dunkellilauen Blüten, die auf 30
bis 40 cm hohen, etwas steifen Stengeln in koj)fförraigen.
dichten Sträußen zusammen stehen. Denkt man sich diese
Blütenköpfe zu 5 — 8 Stück dicht zusammen auf die dem
Boden angeschmiegte BJattrosette gesteckt, so hat man das
ungefähre Büd der neuen Form. var. acaulis, welche durch
die bekannte Staudenfirma von Georg Arends in Ronsdorf
gegenwärtig Verbreitung findet. Die Bltttenköpfe sind aber
noch ansehnlicher und die Pflanze blüht nicht bloß wie die
Staiiimi'orm im Juni -Juli und dann gelegentlich im Herbst
noch firiinal, sondern nach einer kurzen Pause, die nach der
Hau].tliliite eintritt, floriert sie unermüdlich bis zum Frost.
Es hat fast den Anschein, als wollte die Natur die Erspar-
nisse, welche durch das Ausscheiden der Stengel entstehen,
auf die Hervorbringung möglichst gi-oßer Blütenmengen ver-
wenden. Diese Züchtimg wird nur 10 — 12 cm hoch und sieht in
der vollen Blüte aus, wie ein flaches in den Boden gestecktes
Geburtstags-Bukett, wie sie vor 20 -30 Jahren einmal Jlode
waren. Wenn man noch hinzufügt, daß sie eine äußer.st
dankbare xmd haltbare Staude für Felsenanlagen, zu Ein-
fassungen und für kleine, zierliche Beete ist, sich wohl auch
für Töpfe eignet, viel Sonne liebt, aber auch im Halbschatten
noch reich blüht, gelegentliche Trockenheit vertragen kann
und in nicht zu nährstoifreiohe Erde gepflanzt werden sollte,
so werden die beistehenden Abbildungen, die nach Photo-
graphien einjälu'iger Pflanzen hergestellt sind, genügend er-
Neiie herhstblühende Stauden asterii.
{Hirrx/i die Farbentafel).
in No. 17 des laufenden Jahrganges berichtete Herr Heinr. Junge,
Hameln über neue Herbstastern, dabei auf die Farbentafel hinweisend,
die wir nun mit gegenwärtigem Hefte unseren Lesern bieten. Die
Leser finden in genanntem Artikel auch die auf der Tafel dargestellten
Sorten beschrieben. ,,Wulf" und „Oertnide^'- sind Jungesohe, „Elsic
Perry'-^ und „Flossy englische Züchtungen, von welchen wir in No. 17
bereits Habitusbilder boten. Von dem hohen "Wert dieser Züchtungen
haben wir uns selbst überzeugt, da Herr Junge sie uns im vorigen
Herbst in vollblühenden Pflanzen übermittelte, nach welchen wir die ^
Habitusbilder in No. 17 fertigten. Fachgenossen und Blumengeschäfts-
inhaber, welche die.se Astern bei uns sahen, waren entzückt von
denselben. Wir haben diesen herbstUohen üartenzierden und aus-
gezeichneten Schnittblumen einen bevorzugten Standort in unseren
Versuchskulturen gegeben. Die vorzüglich gelungene, durchaus natur-
getreue Tafel zeigt den Lesern, was sie bei Anpflanzung dieser Perlen
deutschen und englischen Züchterfleißes zu erwarten haben.
Campanula giomerata v.i
sämlingsptlanzen, von de
im Herbst i
.Seite und vuu oben gesehen,
ä ersten Jahres.
uinahmeu für die „Gartenwelt".
Neue herbstblühende Staudenastern
1. „Wulf". 2. „Flossy". 3. „Gertrude".
■i. „Elsie Perry".
,DlE Gartenwelt'
JAHRGANG IX.
./
'^
\ ^?^
"N
m
4^/
} fr'">.
L /*A«
IX.
Die Gartenwelt.
Landschaftsgärtnerei.
Das |)(Mspt'l(tivis('li<' Zeielineii im Dienste der (iailcMi-
technik.
Von R. Staudenmayer, Stuttgart.
{Uicr-.u rit:r AhbilditiKjen nach Origiiialxeichnungcn des l'erfcis.scrs.)
Wenn ich im nachstehenden eine kurze Abhandlung
über das Thema: Das perspektivische Zeichnen im Dienste
der Gartentechnik gebe, zu der ich durch verschiedene Wahr-
nehmungen gedrängt wurde, so will ich nicht etwa die ganze
Lehre der Perspektive und ihre praktische Anwendung da-
mit erläutern, sondern nur in kurzen Zügen an der Hand
eines Beispiels (Fig. 1 — 4) die geometrische Konstruktion
einer perspektivischen Ansicht vorführen.
Es ist leider eine nicht wegzuleugnende Tatsache, daß
die meisten sogen, perspektivischen Ansichten in den Aquarell-
technik auf den Beschauer den Eindruck erwecken, als wären
sie in die Fläche niedergedrückt. Dieselbe Beobachtung
können wir auch an solchen Ölgemälden machen, welche nur
nach dem „Augenmaß" so ungefähr gemalt wurden. Be-
trachten wir z. B. die
Malereien der romanischen
Periode genauer, so fällt
-^"^ .uns ganz besonders ihre
__, charakteristische flache
Wirkung auf, die nur auf
die Unkenntnis bezw.
Außerachtlassung der Per-
spektive imd ihrer Regeln
.,'' zurückzuführen ist.
^ '-'_'^_ Unlängst hatte ich Ge-
legenheit, außer einigen
perspektivisch falsch ge-
Fig. I. zeichneten „preisgekrön-
ten" Aquarellansichten,
einen ebenso falsch konstruierten Pavillon mir etwas näher anzu-
sehen. Wenn ich von diesem Pavillon die äußere Form, sein
Gerippe, wiedergebe und die in Betracht kommenden Linien
verlängere, so treten die perspektivischen Fehler ganz deutlich
hervor (Figiu- 1). Denn anstatt daß sich diese Linien an
bestimmten Punkten vereinigen, gehen dieselben nach allen
Richtungen der Windrose auseinander.
Bei der per.spektivischen Wiedergabe eines achteckigen
Pavillons sind bestimmte Gesetze der Persspektive zu befolgen,
welche nicht außer Acht gelassen werden dürfen, namentlich
dann nicht, wenn der Gartentechniker auf der gleichen Höhe
wie seine „Kunstbrflder" stehen will.
Bevor man eine Pavillonansicht konstruieren kann, muß
man zunächst einen Grundriß davon haben, denn erst von
diesem Gnmdriß aus ist eine genaue perspektivische Ansicht
möglich. Die Konstruktion eines achteckigen Pavillons oder
Turmes im Grundriß ist an der Hand der Fig. 2 folgende:
Man ziehe zuerst eine beliebige Wagerechte n 1 und
eine Senkrechte m k, welche nl im rechten Winkel bei i
schneidet. Ferner bestimme man von i aus mittelst Zirkel-
schlags die Punkte k 1 m n und verbinde dieselben unter-
einander. Von diesen Punkten aus erhält man durch Zirkel-
schlag die Punkte E F G H, die man durch Linien verbindet.
Hierauf werden die Diagonalen EH und FG gezogen. Durch
Übertragung des Halbmessers i n auf die Diagonalen bekommt
man die Punkte A
B 0 D, wodurch ein
dorn ersten gleich
großes, (kongruen-
tes) (^)uadrat ent-
steht und damit das
gewünschte Acht-
eck a b c d e f g h.
Fig. 3. Soll
nun dieses Achteck
in jjerspektivischem
Grundriß gezeichnet
werden, so kom-
men bei dieser Kon-
struktion folgende
Regeln der male-
rischen Perspektive
zur Anwendung:
1. Alle geometrisch
perspektivisch wagerecht.
2. Sämtliche Linien
zur Wagerechten stehen,
„verkürzte Senkrechte'
wagerechten Linien bleiben auch
welche geometrisch rechtwinklig
verkürzen sich und werden daher
genannt. Dieselben haben einen ge-
meinschaftlichen Flucht- oder Verschwindungspimkt auf der
Horizontallinie im Haupt- oder Augenpunkt.
3. Die schrägen Linien haben gemeinsame Fluchtpiuikte
auf der Horizontallinie. Diese Fluchtpunkte können beliebig
angenommen werden, jedoch müssen sie mindestens zweimal
so weit auseinanderliegen als der Augenpunkt von unserem Auge.
Der Augenpunkt ist derjenige Punkt, welcher in der Hori-
zontallinie vor unserem Auge liegt, d. h. wenn wir von unserem
Auge aus eine Senkrechte auf die Horizontallinie genannt
fallen, so erhalten wir an deren Schnittpunkt den Augenpunkt.
Die Distanzpunkte für die schräglaufenden Linien (in
Fig. 3 kn und kl etc.) liegen außerhalb der Zeichnung auf
der Horizontallinie Es können mehrere Distanzpunkte an-
genommen werden, wenn die zu projizierende Figur recht
vielgestaltig ist. In dem hier erörterten Beispiel genügen
zwei Distanzpunkte, deren einer links, deren anderer rechts
von P auf der Horizontallinie liegt.
Bei der perspektivischen Darstellung nach Fig 3 ist P
der Augenpunkt auf der Horizontallinie. Dieser Augenpunkt
Die Gartenwelt.
IX, 23
hätte auch so angenommen werden können, daß die verlängerte
Mittelachse k i m senkrecht unter P gestanden hätte.. Da nun
nach der perspektivischen Regel sämtliche zur Wagerechten
rechtwinklige Linien ihren Verschwindungspunkt im Augen-
punkt haben, so müssen alle (Fig. 2) mit k i m parallel-
laufenden Linien, z. B. EG — F H usw. in P zusammen-
treffen. Nach dieser Eegel konstruiere man das verkürzte
Quadrat Ä B C D. Eine der verkürzten Seiten, z. B. C D
oder A B kann dazu benützt werden, um mit der einen Hälfte
derselben ein gleichschenkliges Dreieck (in Fig. 3 z. B. K D L) zu
errichten. Wird nun K o = K L gemacht, so ist das äußere
Quadrat E F G H leicht zu bilden ; denn eine Linie P o durch-
schneidet die verlängerten Diagonalen A D in H und 0 B in
F. Auf gleiche Weise erhalten wir die Punkte G und E;
somit sind auch die Punkte k 1 m n gegeben. Durch die
entsprechenden Schnittpimkte a b c d e f g h ergiebt sich das
perspektivische Achteck.
Die Höhe des Pavillons, Fig. 4, richtet sich nach den
gegebenen Verhältnissen. Die Linien
rechts und links vom Hauptpunkt auf
der Horizontallinie haben je einen ge-
meinschaftlichen Verschwindungspunkt
auf der Horizontallinie. Wenn diese
Fluchtpunkte außerhalb der Zeichen-
fläche liegen, wie es z. ß. in Fig. 4
der Fall ist, so kann die Konstruktion
auf folgende Weise geschehen :
Man errichtet zunächst auf n 1
in i eine Senkrechte F i, welche durch
die Spitze des Dachhelms geht. Durch
parallele Senkrechte, die durch die
Eckpunkte des perspektivischen Acht-
ecks gehen, ergeben sich die Seiten-
flächen von selbst. Nun werden die
Linien r h a p usw. in je drei gleiche
Teile zerlegt und die erhaltenen Punkte
mit einander verbunden, welche Linien
in dem gemeinschaftlichen Verschwin-
dungspunkt zusammentreffen, somit per-
.spektivisch parallel laufen. Durch die
Diagonalen a s, h s usw. bekommt man die Schnittpunkte,
durch welche die perspektivische Mittellinie E gelegt wird.
Die Dachseiten sind an diesem Motiv leicht zu zeichnen.
Sind die Dachseiten aber nach einwärts oder auswärts ge-
bogen, so hat man zunächst ein gewöhnliches Dach zu
zeichnen, sodann die perspektivischen Pimkte ihres größten
bezw. geringsten Durchmessers festzustellen, welche eben-
falls mit ihrer Verlängenuig in die Verschwindungspunkt«
einmünden müssen.
Bei der Konstruktion von Gebäuden, Dächern, Straßen-
jjrospekten, Rondellen, Staffagen kommen noch weitere Gesetze
hinzu, von denen ich heute absehea möchte. Namentlich
wird auch in der perspektivischen Darstellung der Staffage
noch schwer gesündigt und ich werde aus diesem Anlaß ge-
legentlich ülier diesen Punkt die richtigen Aufschlüsse geben.
Es drängt sich uns unwillkürlich die Frage auf: Warum
wird die Perspektive so vernachlässigt und weshalb gibt es
so wenige Techniker, die richtig zeichnen können? Gehen
wir diesem Übel auf den Grund und untersuchen es ge-
nauer, so kommen wir zu der Tatsache, daß die Vernach-
lässigung der Perspektive hauptsächlich darin zu suchen ist.
daß in vielen bestimmten Motiven die perspektivischen Fehler
nicht auffällig wirken und weil sehr viele junge Männer gern
Techniker sein wollen, ohne gute Zeichner zu sein.
Doch liegt auch die Versuchinig sehr nahe, die Perspek-
tive stiefmütterlich zu behandeln und die ganze Zeichentechnik
nur als notwendiges Übel anzusehen. Andererseits ist aber
auch nicht zu verkennen, daß der Unterricht in den meisten
Gartenbauschulen gar zu vielseitig ist, dadurch kommen ge-
wisse Fächer, die fiü- den Landschaftsgärtner von allergrößter
Bedeutung sind, ei'st in zweiter und dritter Linie in Betracht.
Dagegen treten solche Fächer an erste Stelle, welche eigent-
lich in der Praxis besser gelernt werden können als in
der Gärtnerlehranstalt. Und das Resultat der Anstalt ist die
Halbheit in der Ausbildung der Zeichentechnik.
Zeit- und Streitfragen.
Tierschutz in ölleiitlichen Anlagen.
J.n einer großen Stadt Ostdeutsch-
lands sind in einer der dort befindlichen
Parkanlagen in der Zeit vom 1. Januar bis
31. Dezember 1904 zum Sclmtze der An-
lagen und der Singvögel vertilgt worden:
"^-~___ 137 Kaninchen, 38 Hasen, 13 Krähen,
116 Ratten, 261 Maulwürfe, 8693 Mäuse,
7 Dohlen, .0 Eulen, 5 Hamster, 963 Sper-
linge, 679 Sperlingseier, 19 Würger,
2 Wiesel, 3 Katzen, 2 Eichhörnclien,
21 Amseln, 594 Eiohenbockkäfer. —
Das gibt reichlichen Stoff zum Nach-
denken: Air das bloß in einem Parke!
FreiUch sind das die ältesten und in der
Nähe der Stadt größten Anlagen. Wenn wir
mm die aufgezählten Tiere wirklich etwas
auf ihren Nutzen und Schaden betrachten,
so wird mancher Tierfreund verwundert
fragen: Warum mögen wohl 261 Maul-
würfe, 13 Krähen, 7 Dohlen, 5 Eulenund
2 Wiesel getötet worden sein? Man denke:
in weit ausgedehnten Parkanlagen werden
261 Maulwürfe vertilgt! Ist es mehr um
den Rasen oder um die Maulwürfe schade? Denn bloß um des ,, schön
geschornen" Rasens willen ermordet man die barmlosen Gesellen.
Wie's unter dem Grase aussieht, wie dort Engerlinge hausen, das
ist gleichgültig: Der Mensch sieht, was vor Augen ist!
Auch die Krähen und Dohlen *) sind bei weitem nicht so ge-
lährlich, wie sie verschrieen sind. Brehm sagt von der Raben-
krähe, Corvus corone: „Der Land- und Forstwirt aber dürfte sehr
wohl tun, sie zu schützen," und : „daß durch den Tod einer einzigen
Krähe der Land- und Forstwirtschaft weit größerer Schaden erwächst
als durch die Tätigkeit von zehn lebenden. Vor allem hüte mau
sich einzelne Beobachtungen zu verallgemeinern." Von
der Dohle heißt es bei Brehm: „Ob man berechtigt ist, sie als
überwiegend schädlichen Vogel zu bezeichnen, erscheint mir zweifel-
haft, ich möchte im Gegenteil annehmen, daß der Nutzen den Schaden
ausgleicht, wenn nicht übertrifft." Überdies sind die Dohlen immer
noch nicht so häufig wie die Krähen und Raben, also auch ein Grund
ihnen nicht bedingungslos das Lebenslicht auszublasen.
Was ist das alles aber gegen das Unrecht, Eulen und Wiesel
zu töten ! Es ist vielleicht möglich, daß einer, ein ganz Neuzeitlicher
„entdeckt" hat, daß die Eulen gar zu viel Vögel fressen und deshalb
vertilgt werden müssen. Ich möchte hier den alten Leunis zitieren,
der von den Eulen sagt, daß es mit Ausnahme des Uhus nur nütz-
*) Von dem Nutzen '
der ,, Gartenwelt" die Rede.
ad Schaden der Amseln war bereits in
D. Verf,
IX, 2
Die Gartenwelt.
hello Nachti-aubvögel sind. Bei den in den Anlagen vertilgten be-
fanden sich Uhus sicher nicht!
Brehm stimmt mit Lenz überein, der den Schleierkaiiz un-
bedingt für nützlich hält. Von dem Waldkauz heißt's bei dem-
selben, daß er fast ausschließlich Mäuse frißt. Martin fand in
dem Magen eines Waldkauzes 75 große Raupen des großen Kiefern-
sehwiirmere. — Macht nichts, die Eulen werden erschossen !
Sehr ist auch zu beklagen, daß man die Wiesel, diese hübschen,
gewandten, zierlichen und nützlichen Kerlchen so grausam verfolgt.
Kein Tier ist imstande, derartig den Ratten und Mäusen zuzusetzen,
\Tie das Wiesel. Wer mag wissen, was die Wiesel der Park -Ver-
waltung getan haben mögen '? Ich möchte hier wieder eine Stelle
aus Brehnis Tierleben nennen, wo es in der 3. Auflage, aus dem-
.lahre 1890, wie folgt heißt: „Leider werden die kleinen, nütz-
lichen Geschöpfe von unwissenden Menschen vielfach verfolgt und
aus reinem Übernnite getötet. Wegen des großen Nutzens, den
es stiftet, sollte man das ausgezeichnete Tier kräftig schützen, anstatt
es zu verfolgen. Man kann dreist behaupten, daß zur Mäusejagd
kein andres Tier so vortrefflich ausgerüstet ist, wie das Wiesel.
Der Schaden, den es anrichtet, kommt diesem Nutzen gegenüber gar
nicht in Betracht. Doch ist gegen Vorurteil aller Art leider nur
schwer auzukänipfen."
Es ist bezeichnend, daß die Anlägen der Stadt sehr unter
Mäusen und besonders Ratten zu leiden haben, und daß gerade die
tüchtigsten Mäusejäger unter den Tieren dort getötet werden.
Es ist nun einmal so, daß Tiere, die den kleinen Säugetieren
zu Leibe gehen, auch Vögel fressen. Hier kommt es aber darauf an,
zu ei-messen, ob der Schaden oder der Nutzen eines derartigen Ge-
schöpfes größer ist. Diese Entscheidung ist allerdings oft schwer
und bei besonders eigenartig liegenden Fällen anders ausfallend, als
es vielleicht allgemein anzunehmen ist. Wo aber, wie hier, die
Fürsprache der Forscher und die allgemeine Sachlage zugunsten der
vorher genannten Tiere spricht, dürfte man nicht mehr im Unklaren
sein, sondern >ie als zu schonendß ansehen.
Sie war bereits eine fast ständige Rubrik der dortigen Tages-
zeitungen geworden: Die Rattenplage. Es war in den Artikeln stets
die Rede von vielen Ratten, die vor den Augen des Spaziergängers
meist an den ausgedehnten Wasseranlagen im Innern der Stadt ihr
Unwesen trieben.
Vielleicht hätte mau dortbin Wiesel setzen können. Sie hätten
die Stadt vermutlich vor Ausgaben und vielem Ärger bewahrt.
Schaden an dem Wassergeflügel hätten sie nicht anrichten können,
denn dies nistet, der äußerst steilen Uferböschungen wegen, — die
noch dazu nach dem Wasser zu gepflastert sind — , nicht am Ufer,
sondern in der Mitte des Wassers in den bekannten Teicbgeflügel-
häuschen. Würden sich aber auf die Dauer die Wiesel nicht be-
währt haben, wäre es immer noch Zeit gewesen, sie in Fallen zu
fangen oder zu töten.
Es ist jetzt so viel von Heimatsohutz die Rede. Wer mochte
nicht mitwirken, die Heimat zu schützen? Dazu gehört aber auch
Liebe zu den heimischen Tieren, in diesem Falle sogar . gleichviel,
ob .sie für den großen Egoisten, Mensch genannt, schädlich oder nutz-
bringend sind. Wenn aber noch offensichtlich der Nutzen überwiegt,
dürfte es niemandem „schwer fallen'-, Heimatschutz zu üben.
Es ist beklemmend zu beobachten, wie wenig der Großstädter
..seine" Flora und besonders Fauna kennt! Ob wohl von 100 Spazier-
gängern 25 ein Wiesel im Freien gesehen oder in seinem Treiben
beobachtet haben?! Ich glaube kaum 5! Wie viele mögen sich ge-
wundert haben, als sie in der Zeitung lasen, daß es überhaupt in
den Anlagen „solche Tiere'' gibt! Wie häufig sieht man die Groß-
städter in großer Zahl an einem Baume stehen bleiben, worauf ein
Eichhörnchen, das fürwahr nicht selten ist, sein Wesen treibt. Di«
Interesse und das Vergnügen am Beobachten ist da, bloß die Mannig-
faltigkeit der Objekte nimmt immer mehr ab.
Der bescheidene Großstädter freut sich schon seiner Spatzen
und — Mäuse, die er draußen füttert, nur um sich so besser an
ihrem nnmteren Treiben zu ergötzen.
Ist das wirklich nichts, hat das gar nichts zu bedeuten?? —
Ob ferner die Eier immer mit Sachkenntnis aus den Nistkästen
genommen werden, kann man nur ahnen, nicht wissen. Ob auch wirk-
Hch nur Feldmäuse und nicht viele Spitzmäuse unter den getöteten
gewesen sind? ...
Nebenbei sei erwähnt, daß das Töten der gefangenen Tiere,
besonders der von den meisten Menschen gehaßten Katzen in vielen
Fällen grausam ist, — da sich daraiii niemand kümmern kann, außer
dem glücklichen Fänger, der sein Geld für das erlegte Tier erhält.
Es gibt weiterhin unter den Raubzeugvertilgern auch „Sanimler-
zoologen", die nur glücklich siud, wenn sie das erbeutete Tier auch
ausgestopft zuhause haben. (Aus diesem Grunde wird beispielsweise
lieber einmal ein Wiesel zertreten, — so lange auf den Leib gestampft,
bis es schließlich unter den Fußtritten verendet, — anstatt daß der
„Jäger" dem armen Burschen den Schädel zertrümmert. Freilich
taugt er dann nicht mehr zum Ausstopfen.) Solche „Sammler-
zoologen" irren sich auch manchmal in den Begriffen der Schädlich-
keit eines Tieres.
Leider ist noch nicht genug Liebe zur Heimat vorhanden. Es
mag unter den Wenigen, die sich für die Tierwelt weitgehender
intere.ssieren, ein großer Teil sein, der dadurch die Tieifreundlichkeit
zu beweisen glaubt, wenn er Abonnent eines zoologischen Gartens
ist oder zuhause einen unglücklichen, nach Freiheit schmachtenden
Vogel im Käfig oder einen Goldfisch im Marterglase hat oder wa.s
dergleichen Liebhabereien mehr sind.
Auf dem Gebiete des Vogelschutzes wird es nicht eher besser,
als bis nicht nur das Fangen, sondern auch das Feilhalten von heimischen
Vögeln verboten wird.*) Glücklicherweise achten die Verwaltungen
sehr streng auf Vogelfalleu und Vogelsteller.
.Jedoch noch eins ist es, was beim Kapitel Vogelschutz zu erwähnen
wäre. Es ist die grimme Fehde, die man allen hohlwerdenden
Bäumen und absterbenden Ästen erklärt. Man haut die alten Bäume
um oder pappt alle bemerkbaren Löcher ohne Ausnahme, selbst wenn
sie sehr hoch am Baume sind, mit Mörtel und Ziegeln zu. Sehr zum
Nachteile für viele Spechte imd Höhlenbrüter. Eine ganze Anzahl
besonders scheuer und vorsichtiger Vögel dürften überhaupt die Nist-
kästen meiden, die doch zumeist vom Sperling mit Erfolg in Beschlag
genommen werden. Andrerseits wäre es zu bedauern, wollte man den
Vogel schützen, den Baum aber dafür vernachlässigen.
Es läßt sich aber ein Mittelweg einschlagen: Hin und wieder
(besonders in weniger „geleckten" und alten Parks) könnte man diesen
oder jenen Baum zu diesem Zwecke uuzugemauert lassen. Auch ein
paar trocken werdende, hoch oben am Baume stehende Äste könnten
unter Umständen nicht schaden.
Das alles wird mehr zum Schutze der Vögel und Belebimg der
Anlagen beitragen, als das meist verfehlte Aussetzen von oft nicht
unbedeutenden Preisen für getötete „Schädlinge''.
Gerade der Geldgewinn verleitet den Wärter zur rücksichts-
losen ,,Jagd", die ja außerdem noch den Vorteil hat, viel reizvoller
als die tägliche Berufstätigkeit zu sein. Carl Hoffmann.
Kongresse, Versammlungen.
Zusammenkunft und Gesellschaftsabend ehemaligerSchüler
deutscher Oärtnerlehranstalten in Berlin am 14. Februar im
Restaurant zum Heidelberger. Dif Antiberliuei unter den
Ehemaligen werden .sich ihr Urteil über diese Versammlung
gleich von vornherein dahin „berichtigt'' haben, daß die Berliner
unter sich gewesen seien. Diese Glaubensseligen sind Lügen
gestraft worden, denn der Gesellschaftsabend vereinigte eine statt
liehe Anzahl Ehemaliger aus allen Altersklassen und aus allen
Teilen des deutschen Vaterlandes zu einer wirklich gemütlichen,
zwanglosen Zusammenkunft, die auf alle Teilnehmer einen nach-
haltigen Eindruck gemacht haben wird. Durch Namenaufruf wurde
festge.stellt, daß 31 Geisenheim er, 22 Wildparker bzw. Dahlemer,
14 Proskauer, 12 Köstritzer, 6 Oranienburger. 1 Dresdener,
*) Anmerkung der Redaktion. AVir möchten das Recht,
einen heimischen Sänger im Käfig zu halten, nicht verkümmert sehen.
Die Gartenwelt.
IX,
1 Reutlinger und eine Anzalil Gäste erschienen waren, also eine
ganz stattliche Versammlung bildeten. Unter den zahlreichen älteren
Herren befanden sich welche, die ihre Anstalt bereits in den siebziger
und im Anfange der achtziger Jahre vorigen Jahrhunderts besucht
haben und es trafen viele an jenem Abend zusammen, die sich seit
langen Jahren nicht mehr gesehen hatten. Daß es ohne einige An-
sprachen nicht abging, ist begreiflich, auch stand, es war noch nicht
einmal Mitternacht, das Gespenst der Vereinsmeierei drohend vor
der Tür und suchte die frohe Laune der Teilnehmer zu stören, doch
ein fröhlicher Gesang verscheuchte die unholde Erscheinung und die
alte Fröhlichkeit kam wieder zu ihrem Hechte. Der Geist der Ver-
sammlung hieß Kollegialität der Gebildeten und das gleiche
Bildungsniveau, der gleiche Wunsch, der wohl alle Teilnehmer be-
wegte, nach Kräften für die Wohlfahrt unseres Standes zu wirken,
ist ein engeres Band als etwa die Zugehörigkeit zu einem „Verbände
ehemaliger Schüler deutscher Gärtnerlehranstalten", der nicht wüßte,
welches Programm er auf seine Fahne schreiben sollte. Dagegen
ist es wünschenswert, daß die zwanglose Zusammenkunft
ehemaliger Schüler deutscher Gärtnerlehranstalten während der großen
Land wirtschafts Woche eine dauernde Einrichtung bleibt. Man muß
den Veranstaltern, den Berliner Mitgliedern der Vereinigung ehe-
maliger Geisenheimer und des Verbandes ehemaliger Proskauer Dank
wissen für ihre ernstlichen Bestrebungen diese Versammlung ins
Leben zu rufen und durch Propaganda zu einer so stark besuchten
zu machen. Die Herren hoffen im nächsten Jahre von den Vor-
ständen aller Vereine ehemaliger Lehranstalter in Deutschland in
ihren Bestrebungen für das Zustandekommen solcher Zusammen-
künfte unterstützt zu werden und die Teilnehmer an der Ver-
sammlung kamen überein, in diesem Sinne in ihrem Kreise zu wirken.
Wenn auch diese Versammlung lediglich das gemütliche Beisammen-
sein auf die Tagesordnung gesetzt hatte und weder Resolutionen noch
Beschlüsse gefaßt noch Telegramme verschickt hat, so ist der ideale
Wert der Zusammenkunft doch nicht gering, da Fachgenossen aus
allen Zweigen des Obst- und Gartenbaues und in allen Altersklassen
vom Jüngling bis zum ergrauten Manne zusammenkamen, sodaß
manche neue Bekanntschaft angeknüpft, manche alte aufgefrischt
wurde und so ein lebhafter Austausch in beruflichen Fragen statt-
fand, der manchen nützlich gewesen sein wird. Wir schließen mit
dem Wunsche, daß die Zusammenkunft ehemaliger Schüler deutscher
Gärtnerlehranstalten im nächsten Jahre noch stattlicher sein und
ähnlich würdig verlaufen möge. W. T.
Tagesgeschichte.
Berlin. Eine Protestversanimhmg der Blumenhändler in der
Markthalle II (Lindenstraße) gegen die geplante Verlegung der Blumen-
halle nach der Halle in der Zimmerstraße hatte eine entsprechende
Eingabe an die Markthallendeputation beschlossen. Auch gegen die
Vergrößerung der Abteilung wurde Einsprach erhoben, da bei Ver-
mehrung der Stände die jetzigen Standinhaber in ihrem Geschäft
geschädigt und die übrigen Stände der Halle beengt würden. Die
Verlegung des Blumenhandels nach der Zimmerstraße würde aber
die Blumenhändler insofern sehr schädigen, als das Berliner Publikum
durch die jahrelange Konzentrierung des Blumenhandels in der Linden-
halle gewöhnt sei, dort zu kaufen.
Cöthen. Dem im vorigen Jahre verstorbenen Herzoglichen
Gartendirektor Hooff soll inmitten seiner letzten Schöpfungen, den
Anlagen am Buschteich, ein Gedenkstein, mit dem Medaillonbild des
Verstorbenen geschmückt, errichtet werden. Der Gemeinnützige
Verein, der diesen Gedanken anregte, hat bereits einen Fonds von
etwa 700 Mk. angesammelt. Jedenfalls wird auch die Stadt zu den
Kosten beitragen, denn sie vordankt dem Verstorbenen fast ihre sämt-
lichen Anlagen und Schmuckplätze. So sind die gärtnerischen Anlagen
am Heinrichsplatz, am Technischen Institut, am Schloßplatz, Bär-
teich usw. nach seinen Angaben und Entwürfen hergestellt.
Dresden. Das Projekt der Eibpromenade Dresden-Bla.scwitz-
Laubegast-Tolkewitz soll erweitert weixien, dergestalt, daß man die
Kadfahrbahu an die des Großen Gartens anschließen würde, sodaß
sie vom Großen Garten durch die Fürstenstraße nach der Dresdner
Vogelwiese, von dort neben dem Promenadenweg und durch die
Zscbachwitzer Königsallee und Leuben nach Reick und wieder zum
Großen Garten zurückführen würde.
Düsseldorf. Die Ausstellungsleitung hat den Preisrichtern der
Großen Gartenbau -Ausstellung vergoldete Plaketten, begleitet von
einem Dankschreiben, übersandt. zur Erinnerung an diese bedeutsame
Veranstaltung.
Gardelegen. Hier gründeten zwanzig Herren einen Obst- und
Gartenbau -Verein.
Hamburg. Auf dem Terrain des Botanischen Gartens," mit
dem Eingang an der Jungiusstraße, ist ein Neubau für das Botanische
Museum in Aussicht genommen, der voraussichtlich 300 000 Mark
kosten wird.
Strasburg i. E. Die Handelsgärtner Elsaß-Lothringens haben
Schritte zur Gründung eines Verbandes getan, der den Namen „Ver-
bindung der selbständigen Handelsgärtner Elsaß-Lothringens'- führen
soll. In der die Gründung vorbereitenden Versammlung waren Straß-
burger, Colmar'er, Saarburger, Hagenauer, Thanner, BoUweiler und
Mühlhauser Firmen vertreten. Es wurde lieschlossen, drei Sektionen
des Verbandes zu gründen für Unter-, Ober-Elsaß und Lothringen,
außerdem Ortsgruppen in Mühlhausen, Colmar, Sohlettstadt und
Straßburg; die eigentliche Gründungsversammlung wird Anfang März
stattfinden. Den Beratungen wohnten auch Vertreter des Badisehen
Handelsgärtnerverbandes bei. Ein weiteres Zeichen der Loslösung
vom Verband der Handelsgärtner Deutschlands und ein weiterer
Beweis für die wirtschaftliche Ungleichmäßigkeit der deutschen
Handelsgärtnerei in Nord und Süd, West und Ostl
Wiesbaden. Der Magistrat der größten deutschen Bäderstadt
hält die Anstellung eines städtischen Garteninspektors anscheinend
für höchst überflüssig und alle Einsichtigen kämpfen einen schweren
Kampf, um die Errichtung des Postens zu ermöglichen. Wie in
anderen Städten, so sitzen auch im Wiesbader Magistrat Männer,
deren gartenlechnisches und gartenkünstlerisches Verständnis gleich
Null ist und die sofort zu sparen anfangen, wenn vom Gartenetat
die Rede ist, den sie übrigens als lästiges Anhängsel des Etats der
Baudeputation, des Tiefbauamts oder sonst eines technischen Betriebs-
zweiges betrachten und demgemäß behandeln. Daß eine Stadt wie
Wiesbaden in seiner bevorzugten Lage gärtnerisch weit mehr bieten
könnte, steht außer Frage. Nicht für Werke der Baukunst sollte
sich Wiesbaden begeistern, sondern für Werke der Gartenkunst,
damit die Stadt, deren Bevölkerung fast so rasch wie der Fremden-
verkehr wächst, nicht zu einen Steinbaukasteu herabsinkt, sondern
eine Gartenstadt bleibt und damit ein gesunder Aufenthaltsort für
Erholungsbedürftige. Die Verwaltung der Kuranlagen befindet sieh
seit vielen Jahren in den Händen der Firma Gebr. Siesmayer, Frank-
furt a. M., für die Nerothal - Anlagen ist ein städt. Ohergärtuer
angestellt. C. T., W.
Personal-Nachrichten.
Fuchs, Richard, bisher Obergärtner im Augsburger Stadtgarteu.
wurde im Leipziger Palmengarten als Obergärtner angestellt.
Hegelmeier, Dr. Fr., außerordentlicher Professor der Botanik,
ordentlicher Honorarprofessor zu Tübingen, tritt am Schluß dieses
Semesters in den Ruhestand; er steht im 72. Lebensjahr.
Kirchmaier, Ludwig, Gärtnereibesitzer in München, f 'w
50. Lebensjahre am 20. Februar d. .1.
Korff, Dr. phil., Gustav, wurde in widerruflicher Weise zum
Assistenten der Kgl. Agrikulturbotanischen Anstalt in München an
Stelle des verstorbenen Dr. Eckardt ernannt.
Kupitz, Paul, Obergärtner in den Parkanlagen des Leipziger
Palmengartens, wurde nach Swinemünde als Stadtgärtner berufen.
Sadebeck, Professor Dr. aus Hamburg, j am 12. Februar
in Meran. Dr. Sadebeck war bis 1901 Direktor des botanischen
Museums und Laboratoriums für Warenkunde in Hamburg.
Voriwtwortl. Redaktenr:
adörffer, Berlin. — VerlaR v. Richard Carl Schmidt* Co., Leipzig. — Druck: Anhalt. Bochdr. Gnlenberg, e. G. m. b. H., Dessau.
Illustriertes Wochenblatt für den o^esamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
11. März 1905.
No. 24.
Nachdruck und Nncbbildung aas dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Neue Pflanzen.
Wertvolle Neuheileii iiiid Eiiifi'iliniiigeii Erfurter
Samenzüchter und Hundelsgärtner.
Von G. Besoke, Obergärtner in Erfurt.
(Hierzu xirei Ahhildtingen.)
I.
Alljährlich bringen die Erfurter Saineuhandliingen eine
größere Anzahl neuer Pflanzen in den Handel, unter denen
>ich immer recht wertvolle befinden, welche verdienen, ver-
breitet und in weiten Kreisen bekannt zu werden. Ich ge-
statte mir in nachstehenden Zeilen die werten Leser dieser
Zeitschrift auf eine Anzahl der besten Neuheiten von 1 904
und 1 90.") aufmerksam zu machen.
A. Topfpflanzen.
Sinningia Regina und Sinningia hybridar)
Sinningia Begina, Abb. nebenstehend, ist eine pracht-
volle Gesneriacee, die sich bald allgememei Bt liebth 1
erfreuen wird. Vermöge ihrer Blätter die bis IS in
lang und 15 cm breit werden, unterseits pi lohtig [)\upiii
oben tiefsammtig dunkelgrün gefärbt und mit tul
kristallweißen Nerven durchzogen sind, ibt Sikkui 11 1 I
ijina, schon bevor sie blüht, zu den .schönsten Bhttptl m
zu zählen und .steht als solche unter ihien Mekn \ 1
wandten einzig da. Die Blumen sind hcllviolett, ^^tlll 1
von starken Stielen getragen und stehen zu mein n 11 m
>^iner Blattachse. In Form und Stellung eunn m I
Hbimen, die etwa die Größe einer großen l\(h iiHm
be.sitzen, an die Blumen von Gloxinia erassifolm pi ndia
Aus Kreuzungen mit verschiedenen andi m Gesnenac
gewann die Firma Ernst Benary prachtvolle Hybiid
Ton Sinningia Regina (.Abb. S. 278), welche bedeut 1
größere, oft nn^lir als doppelt so große Bluten brin_
als die Stammform, auch nehmen die Blumen eine 111 h
horizontale, selten nickende Stellung ein Die Failn 1
variieren bei ihnen von hellrosa bis tief dunkellila dti
Änmorkunfc der Redaktiun. Sminii n 1 \\ 11
jetzt gebräaohliohe botanische Name lui 'i'A. // / Ih
wir hier beibehalten, weil e.s sich nielii mn II liil n
ninfjia sjKciosa. der bekannten Glo.viiiie, Uai aeh jii leii
im Habitus in der Blüte und in den Blattern \on
lilininid abweichende Formen, entstanden durcli Kreuzuin
mit anderen Gesneriaceen.
Sehluud ist ti'ils reinweiß, teils fein punktiert. Ganz be-
sonders hervorzuheben ist bei diesen neuen Gesneriaceen, daß
sie nicht nur sehr reich, sondern aucli äußerst lange blühen
und in dieser Hinsicht alle andern Arten weit übertreffen.
Die Kultur der Sinningia ist dieselbe wie die der Gloxinien,
auch lassen sie sich mit gutem Erfolge im Zimmer kultivieren.
Erwähnen möchte ich noch, das Sinningia Regina und
auch die Hybriden weiche und biegsame Blätter besitzen und
sich viel besser verpacken lassen als Gloxinien,- auch sind
.sie im allgemeinen bedeutend härter und weniger enipfindlieli
als diese.
Saint paulia lonaitilia alba.
Nachdem die Firma Benary von ihn-m vor zehn Jahren
eingeführten blauen ostafrikanischen Usambara -Veilchen
in den letzten Jahren eine rote und eine lilarosa blühende
Varietät einführte, biingt sie in diesem Jahre eine
weißblühende Spielart, Sanitpaiilia ionantha allia. Diese
Die Gartenwelt.
IX.
Soi'tc i.st noch nicht so großbhimig wie ihre Schwestern, die
in den letzten Jahren sehr verbessert worden sind, jedoch
ist die Farbe sehr anmutig, auch blülit sie ebenso dankbar
wie die älteren Sorten. Die üsambara- Veilchen haben sich
allgemein sehr gut eingeführt und werden als dankliar
t)lühende Zimmerpflanzen sehr gesehätzt.
Impatiens Holst ii.
Als Topf- und (iruppenpflanze ist Impatiens Holstil*}, die
von der Firma Haage & Schmidt eingeführt wird, wärmstens
zu empfehlen. Die Pflanzen werden 40 — .öO cm iioch und ver-
zweigen sich sehr stark. Die Blüten sind bedeutend größer
als bei /. Sultani und zeigen eine leueiitcnd zinnoberrote
Färbung.
Kiiollenbeyon le n- Hy br id e u.
Recht schätzenswerte Topf- und Gruppenpflanzen sind
Begouia hyln-ida chrysmtha und „Die Braut'\ beides Züchtungen
von Ernst Benary. Beide Sorten sind sehr robust wachsend,
haben festes, tief dunkelgrünes, zuweilen braunoliv gefärbtes
Blattwerk und tragen ihre fast kreisrunden, 10-12 cm großen
Blüten auf bleistiftstarken Stielen straff über dem Laube.
.,Chrysanthar hat kanariengelbe Blunien mit kupferrosa
Zentrum. „Die Braut' zeigt perlweiße Blumen mit großer
kirschroter Mitte.
Begoma hybr. Diarmorata fl. pleno wurde von der Firma
Benary im vergangenen Jahre eingeführt und ist unstreitig
zu den besten gefüllten Sorten zu zählen. Sie bildet eine
ganz neue Gruppe für sich. Die Pflanzen wachsen gedrungen
und sind reichlich mit kleinem, frischgrünen Blattwerk garniert.
Große, gut gefüllte, verschieden geformte und gefärbte, teil-
weise herrlich gefranste Blüten werden von straffen Stielen
frei über dem Laube getragen. Während dieselben an
manchen Pflanzen großen, dichtgefflUten Nelkenblüten ähnlich
sehen, erinnern sie an anderen Pflanzen an locker gebaute
Kamelien. Die Farbe der Blumen variiert noch mannigfaltiger
als die Form: bald ist die Grundfarbe zartrosa, bald dunkel-
rosa, bald lachsrot, ziegelrot oder auch zinnoberrot, inuner
aber shid die Petalen bedeutend heller punktiert und
marmoriert. Als Topf- und Marktpflanzen sind diese neuen
marmorierten Begonien von hohem Wert und werden sicher
bald große Verbreitung finden. Im vergangenen Sommer
hatte ich einen Teil von Begouia hybrida marinorata flwe
pleno im Freien ausgepflanzt. Die Pflanzen erhielten von
Kegina hybrida
alten Solitärbäumen einen leichten Schatten. Auf dieser
Stelle entwickelten sie sich trotz des heißen Sommers
sehr gut und brachten vollkommene große Blüten. Nach
diesen Beobachtungen stehe ich nicht an, diese wertvolle
Neuheit außer zur Topfkultur auch zur Gruppeubepflanzung
zu empfehlen, zumal sie, wie bereits erwähnt, kompakt bleibt
und ihre Blüten hoch über dem Laube trägt.
Schizanthus wisetonensis.
Diese vorzügliche Marktpflanze wird bald allgemein
kidtiviert werden. Die Pflanzen verzweigen sich von- unten
an reichlich, bauen sich streng pyramidenförmig und erreichen
ungefähr 40 cm Höhe. Aus den Endspitzen der Triebe er-
scheinen in lockerer Stellung die Blüten in reichen Mengen.
Während die Grundfarbe meist weiß mit rosa durchsetzt
ist, ist die Oberlippe verschiedenfarbig, gelb, rosa, braun oder
karmin gefleckt. Im vollen Flor sehen die Pflanzen kleinen
Blumenpyramiden ähnlich und wirken mit ihren lieblich ge-
färbten und interessanten Blumen, mit welchen sich die
Scrophularineen besonders hervortun, höchst anziehend.
Der Flor währt sechs bis acht Wochen und fällt in die Zeit
von Mai bis Juli, zu welcher Zeit blühende Topfpflanzen immer
etwas knapp sind. Auch die neuen Sehizaiithus hyltridus
yraiuUflorus, welche von der Firma F. C. Heinemann ein-
geführt werden, eignen sich gut zur Topfkultur. Die Pflanzen
werden nur 30 cm hoch luid bringen sehr große Blumen.
welche ein außerordentlich reichhaltiges Farbenspiel zeigen.
(Jyclamen persicinn giganteuni „Rokoko^'.
Diese J. C. Schmidtschen Cyclamen bilden eine ganz
eigenartige Klasse für sich. Die Blätter sind meist schön
gezeichnet, enorm groß und sehr robust. Die Blumen werden
von sehr kräftigen Stielen getragen und sind so eigenartig
geformt, daß man sie, wenn sie von der Pflanze entfernt
sind, für den ersten Augenblick gar nicht für Gyclamenblüten
hält. Die Petalen sind fein gewellt und gefranst, aber nicht
hochgekämmt, deim sie breiten sich flach aus imd bilden so
eine flache, runde Blume, deren Dirrchmesser bis zu 13 cm
beträgt. Für die Binderei ist diese herrliche Klasse von
großem Wei't. \orläufig sind bei den Rokoko-Alpenveilchen
die Färbungen: weiß mit Auge, lila, karmin, hellrosa, dunkel-
rosa, rot bis dunkelrot vertreten. Schluß folgt.
Orchideen.
Über das Spritzen der Oi'cliidepii.
Von K. W. Gütig, Lserluhii.
Als ich vor einer Reihe von Jahren anfing Orclüdeen zu
pflegen, war mein Bestreben darauf gerichtet, alles das, was
die Natur diesen Pflanzen in ihrer Heimat bietet, ihnen
nir)gliehst auch im Zimmer zukommen zu lassen. Da nun
die Triebzeit der meisten • h-clhdeen an ihrem natürlichen
Standorte in die Hegenporiode fällt, die Kalthausorchideen
sogar vielfach in immer feuchten Regionen wachsen, so hielt
ich ein reichliches Spritzen der Orchideen füi- durchaus gut
und notwendig. Ich schaffte deshalb eine Spritze mit feinem
Si.-b an und überbrauste die Oreiiideen täglich. Der Erfolg dieser
T;ieliesgal:)e war der, daß in ganz kurzer Zeit die Triebe
*) Anmerkung der Redaktion. Impatiens Holstü ymide
beieits im achten Jahrgang Seite .528 der Ctartenwelt beschrieben.
IX, 24
Die Gartenvvelt.
der Pflanzen, in demMi ila^- S|.rit/,\v;issei- zusammengeflossen
und stehen geblieben \v;ir, ,iu>f;iiiltcii und das im Sommer. Nach
diesem schlechten Ergelmis st. ■ihr irh das regelmäßige Spritzen
ganz' ein. Nur dann und wann wurde diese oder jenr
• »rchidee, an der sich gerade kein otTener Trieb befand, auf
das Spülbrett gestellt und recht kräftig überbraust, nicht um
der Pflanze Feuchtigkeit zuzuführen, sondern um sie vom
Staube zu befreien. Jahrelang sind meine Orchideen nicht,
regelmäßig gespritzt worden, ur.d sie haben mich doch mit
ihrem Hliitciischmuek erfreut, sodaß icli das ganze Jahr hin-
tlurch nllniunatlich wenigstens eine Pflanze in Blüte stehen
hatte. Hierdurch war icli zu der Ansicht gelangt, daß die
Orchideen das Spritzen wohl entbehren könnten, und daß sie
sich vermöge ihrer Anpassvingsfähigkeit, die ja allen Pflanzen
mehr oder minder eigen ist, auch an trockene Luft eben so
gut gewöhnen würden, wie an feuchte. Bis zu einem ge-
wissen Grade ist das ja auch möglich; der verflossene
Sonuner mit seiner anhaltenden Hitze und Trockenheit hat
inicli jedoch gelehrt, daß die Orchideen während ihres Wachs-
tums eine andauernde Lufttrockenheit sehr schlecht
vertragen. Odontoglossum erisjmm und Lycaste Skinneri
stellten bei halbfertigem Triebe das Wachstum ganz ein;
Laelia anceps, autunmalis und majalis brachten luu- ver-
kümmerte Triebe hervor. Coelogyne cristala und Oncidium
mai-ranlhum bekamen gelbe Blätter. Dendrobium nobile,
Farmeri und thyrsiflorum verloren die Blätter teilweise ; kurz-
um die ganze Oi'chideengesellschaft geriet in eine jämmerliche
Verfassung. Da kam ich auf den Gedanken, einen Zerstäuber
mit Gummiballgebläse, wie ihn die Barbiere gebrauchen, zum
Spritzen der Orchideen zu verwenden. Wie allgemein be-
kannt ist, wird das Wasser durch diesen Apparat so fein wie
N. 1m1 v,-it.ill. Bei aufmerksamer JTandhabung findet kein
Zu-,iiiiiiiriiflip|;en des Wassers auf den Blättern und in den
Tri.>l..'ii ili.T Orchideen statt, und ein Ausfaulen der Triebe
ist nicht zu befürchten. Dreimal täglich wurden die Orchideen
raittel.s des Zerstäubers überbraust, und die Wirkung dieser
Anfeuchtung war schon nach einigen Wochen ersichtlich. Die
Pflanzen erholten sich allmählich, bekamen wieder saftig grüne
Blätter und wuchsen kräftig. Manche Orchideen trieben
noch Anfang Dezember, obwohl der Dauerbrandofen seine
Herrschaft im Zimmer angetreten hatte, der gewöhnlich das
Wachstum der Orchideen zum Stillstand bringt, sie gleichsam
durch Aiistrocknung der Luft zum Ruhen zwingt. Meine
Ansicht über das Spritzen der Orchideen hat sich seit der
erfolgreichen Anwendung des Zerstäubers vollständig ge-
ändert. Jedem Zimmergärtner, mag er Orchideen oder andere
Pflanzen kultivieren, kann die Anschaifting eines Zerstäubers
zum Spritzen seiner Pfleglinge nicht dringend genug empfohlen
weiden. Auch in gesundheitlicher Beziehung wirkt das
Zerstäuben von "Weisser im Zimmer wohltätig. Neben der
Anwendung des Zerstäubers darf aber während der Heiz-
periode das Anbringen eines Gefäßes mit Wasser zum Ver-
dunsten auf oder an dem Ofen nicht vergessen werden.
Wodurch es nun koumit, daß die Tiiebe der Orchideen
in der Kultur durch hineingedrungenes Wasser so leicht aus-
faulen, während sie doch im Freien mächtige Regengüsse,
die oft tilgelang dauern, vertragen, läßt sich nicht bestimmt sagen.
Ein bekannter Orchideenzüchter meint in einer Abhandlung über
das Gießen der Oichideen, das Faulen der Triebe rühre daher,
daß in den Kultumiumen die bewegte Luft, der Wind felüe,
luid deshalb <lio Verdun.stung dortselbst eine minimale sei.
Ich !rla\ilie nicht, daß diesei- Umstand die alleinige Ursache
dieser Erscheinung ist. Ein hiesiger Gärtner kultiviert eine
kleine Anzahl Orchideen nebenbei. Im vergangenen Sommer
standen sie unter Glas mit dauerndem Lehraansti-ich imd
wurden so reichlich gespritzt, daß die Triebe häufig ganz
mit Wasser angefüllt waren, und doch ist kein einziger Trieb
ausgefault. Dabei wai die Luftfeuchtigkeit in dem betreffen-
den Hause so groß, daß ■/.. B. die Knospen von Oncidium
or)iithorynchnni schimmelten. Im Zimmer dagegen, wo die
V'^erdunstung bei warmer Witterung oder bei Heizung eine
intensive ist, kommt das Ausfaulen der Triebe sehr leicht
vor. Aus diesen Beobachtungen ziehe ich den Schluß, daß
die jungen Ti-iebe derjenigen Orchideen, die nicht den direkten
Sonnenstrahlen ausgesetzt sind, kräftiger und gegen Feuchtig-
keit widerstandsfähiger sind, wie diejenigen, welche von der
Sonne, wenn auch täglich nur stundenweise, beschienen
werden.
Demnach vertrügen also in der Triebzeit schattig ge-
haltene Orchideen das Spritzen besser wie jene, welche dem
direkten Sonnenlichte ausgesetzt sind.
Es wäre jedenfalls interessant, wenn Fachleute die
Freundlichkeit hätten, ihre Erfahrungen in diesem Punkte in
der Gartenwelt zum Besten zu geben.
Landschaftsgärtnerei.
Berliner Plätze.
Von. Kiehl, Aachen.
(Hicr;.ii sechs Planxelchuimycn.)
im „Städtebau", Monatsschrift für die künstlerische Aus-
gestaltung der Städte nach wirtschaftlichen, gesundheitlichen
imd sozialen Grundsätzen (begründet von Th. Goecke und
Camillo Sitte, Verlag von Ernst Wasmuth, Berlin) brachte Pro-
fessor Goecke eine auch für unsere Berufsgenossen be-
merkenswerte Abhandhuig über Berliner Plätze und Pracht-
straßen. Dieser Aufsatz, sowie das Lesen dieser vorzüglichen
Zeitschrift überhaupt, könnte unser regstes Interesse bean-
spruchen, da ja, wie es neuerdings vielfach der Fall ist, auch
die städtischen Gartenbeamten neben den Ingenieuren und
Architekten bei der Ausarbeitung von Bebauungsplänen und
der künstlerischen Ausgestaltung der Städte mit hinzugezogen
werden.
Im Folgenden gebe ich, nach eingeholter Erlaubnis,
die Betrachtungen Goeckes teils wörtlich, teils auszugsweise
wieder. Wie Goecke schreibt, haben die auf der Städtr-
ausstellung in Dresden 1903 und der vorjährigen Garten-
bauausstellung in Düsseldoi-f ausgestellten Pläne der Städte
Berlin, Charlottenburg, Schöneberg usw. den Anstoß gegeben.
,,Der Einfachheit halber ist im Folgenden immer Großberliu
gemeint, d. h. Berlin mit dem Kranze von Städten und Vor-
orten, der es umgibt, das zwar keine politische und vorläufig
auch noch keine wirtschaftliche Einheit bDdet, aber doch bau-
polizeilich von der Mitte nach außen hin nach denselben
Grundsätzen abgestuft ist, und iubezug auf den Verkehr und
die Anbauung als ein zusammenhängendes Ganzes angesehen
werden muß".
„Die älteren Plätze Berlins — der Leipziger Platz, der
Wilhelmplatz, der Pariser Platz, wenigstens in seiner ersten
Anlage, z. T. auch die beiden Plätze am Neuen Tor — sind
Schöpfungen staatlicher Fürsorce. Dif' sicii der Architektur
iSQ
Die Gartenwelt.
IX, 24
nach dem das Rundbeet in der Mitte des Platzes zwar verbloiljen, zwei
Fahrdäraine jedoch im Bogen um dieses Rnndbeet herum über den Platz
geführt werden sollen. Die Denkmäler würden dabei ihre gegenwärtigen
Standorte behalten. Die Frage erscheint wichtig genug, um ihr einmal
näher zu treten. Der Platz ist regelmäßig gestaltet mit verbauter Mitte.
Der Verkehr ging aber, wie bei fast allen Plätzen älterer Zeit, an einer
Seile des Platzes vortei. Die "Wilhelmstraße war die ausgesprochene Ver-
kehrsstraße, die übrigen Randstraßen l;amen für den Fahrverkehr kaum in
Betracht. Der Platz lag also in einer stillen Bucht, und konnten dem-
zufolge die ihn umgebenden Straßen, da auch der Verkehr in der Wilhelm-
straße selbst kein allzugroßer war, mit in die Platzgestaltung einbezogen
werden. Die am Rande aufgestellten Denkmäler richten das Antlitz nach
außen. Zu ihrer Betrachtung war rund herum Raum und Ruhe genug.
Dies ist andei's geworden. Die Randstraßen werden jetzt, bis auf den
stillen Winkel beim Palaste des Prinzen Leopold, vom Verkehr beansprucht,
sie gehören also gewissermaßen nicht mehr zum Platze, und die Denkmäler
schauen in das Straßengetümmel; damit ist die frühere Geschlossenheit
der Platzanlage im ästhetischen Sinne verloren gegangen. Kommt nun
hinzu, daß der Verkehr auch mitten über den Platz hinüber geführt
werden muß. da man auf die Dauer von der Mohrenstraße nach der Voß-
unterordnende gärtnerische Anlage des Leipziger Platzes,
eines jetzt städtischen Schmuckplatzes in durchsichtiger,
großflächiger Anlage mit prächtigen Baumkronen, steht
in selten gut gelungener Harmonie zu den Platz Wandungen.
Die geschlossene Form der beiden Plätze am Neuen Tore,
des einen außerhalb, früher nur mit Baumreihen be-
setzten, der als Kinderspielplatz diente, jetzt aber be-
pflanzt ist, und des anderen innerhalb ähnlich wie der
Leipzigei- Platz, jedoch in kleinerem Maßstabe, mit
Baumgru])ijen und Rasenflächen angelegt, die durch
die Unterteilung mit Streifen blühender Gewächse aller-
dings weniger groß wirken, verrät noch dasselbe Raum-
gefülil. Auch der Pariser Platz steht in gutem Ver-
hältnis zur ümbauimg, deren Höhe jetzt für die Dauer
festgelegt ist. Endlich der Wilhelraplatz, als gärtnerisch
geschmückter Denkmalplatz, paßte vortrefflich in die vor-
nehme Wilhelmstraße, als hier noch Ruhe herrschte,
und die Voßstraße noch nicht die geschlossene Straßen-
wand nach Westen hin aufgerissen hatte. Bessere Plätze
sind seitdem nicht in Berlin entstanden, sowenig wie
neuere Parkanlagen bisher die Schönheit des ebenfalls vom
Staate geschaffenen Tiergartens übertrumpfen können.
Freuen wir uns, daß der Leipziger Platz vor einigen
Jahren dem Schicksal einer „zeitgemäßen" Umgestaltung
entgangen ist. Abgesehen davon, daß die ihn durch-
schneidende Leipziger Straße einen größeren, aber doch
immer noch zu bewältigenden Verkehr, da dieser z. T.
über die Voßstraße abgelenkt wird, aufzunehmen hat,
ist hier nichts geändert.
Etwas anders steht es aber, wie bereits angedeutet,
mit dem Mülheim platze. Hier sind in der Tat
die Verhältnisse wesentlich anders geworden. Der Ver-
kehr verlangt eine Hberquerung von der Mohrenstraße,
bezw. dem Zieten-Platz nach der Voßstraße zur Ent-
lastung der Leipziger Straße."
„Vor einiger Zeit hat einmal davon verlautet, daß
der Tiergarten-Direktoi- einen Entwurf aufgestellt hal>n,
C'l-
f^'
. 1
M
IX, 24
Die Gartenwell.
Straße nicht den Platz iinifaliren
kann, so steht man heute vor einer
anderen Aufgabe, als der Plan-
verfasser s. Z. gestanden hat."
„In der Abb. 1 ist die gegen-
wärtige Einteilung nach dem Plan
des städtischen Vermessungsamtes
wiedergegeben und in Abb. 2 ein
Versuch dargestellt, wie der Platz
den heutigen Anforderungen ent-
sprechend umgestaltet werden
könnte. Die Verbindung Mohren-
straße— Voßstraße ist in gerader
Linie angenommen ; daß die Axen
der so verbundenen Straßenzüge
nicht genau aufeinanderiiassen, wird
wenig auffallen. Beide jetzt in
dieser Axe stehenden Denkmäler
müssen dann versetzt werden. Dies
ist aber auch für die anderen über
Eck angeordneten und damit dem
Fußgänger im Wege stehenden
Denkmäler erwünscht. Der Platz zerfällt dann in zwei
Teile; um ihm nun eine innere Gesclilo.ssenheit zu geben,
sind die Denkmäler vom umbrandenden Verkehr ab mit
dem Gesichte nach innen hin aufzustellen, sodaß wieder
stille Plätze zur Betrachtimg geschaffen werden. Die Gleich-
wertigkeit aller Denkmäler liedingt wie bisher einen mög-
lichst gleichen Abstand von einander. Die Bepflanzung be-
schränkt sich demnach auf den Rand, der mit geschorenen
Taxushecken abgegrenzt wird und zugleich den Denkmälern
einen Hintergrund gibt. Steinerne Brüstungen im Verein mit
Bänken sorgen für den Übergang zum mittleren freibleibenden
Teile, der mit Steinplatten zu belegen ist; der vorhandene
Baumbestand bleibt möglichst unverändert."
"Weiter bringt Goecke einen gleich beachtenswerten
Vorschlag zur Umgestaltung des Dön hof f platz es , .siehe
Abb. 3 und 4. Er schreibt dazu: .,Der Dönhoffplatz war
früher Marktplatz und hat noch an seiner Ostseite, also im
Donhoffplau in seiner gegenwartigen Anlage
ist die
Anschluß an die Stadt, den in vergangenen Zeiten üblichen
Zuschnitt, indem die Leipziger Straße mit geschlossener
Wandung durchgeht, und die Kommandantenstraße über Eck
einmündet, wodiu'ch hier der Platz gesclüossen erscheint. Da,
wo der neue Stadtteil ansetzt, an der Westseite des Platzes,
itberkreuzen sich die Straßen an den Ecken. Die Leipziger
Straße ist die alte Hauptverkehrsstraße ; später sind noch die
Jerusalemer- und die Kommandantenstraße für den Verkehr
von Bedeutung geworden; still liegt die Krausenstraße da.
Im ganzen noch eine günstige Platzanlage, deren Grundlinie
die Leipziger Straße abgibt. Dieser Platz ist nun bepflanzt
woi'den, doch welch ein Unterschied gegen den Leipzigei'
Platz! Als ob man auf der immerhin nur kleinen Fläche
eine große Parkanlage hätte schaffen wollen. Der Platz ist
jetzt unübersichtlich, steht außer Beziehung zur Umgebung,
entbehrt also der architektonischen Geschlossenheit ; noch dazu
der Schnittpunkt der hier sich überkreuzenden
Fußwege, verbaut. Am Rande, nach der
Leipziger Straße hin, steht das Minister-
Stein-Denkmal, also mit dem Rücken gegen
den Platz, sodaß der Verkehr an dem
Denkmal vorbeihastet und keine ruhige
Betrachtung erlaubt. Da ist doch die Frage
aufzuwerfen, ob das Denkmal nicht besser
auf dem Platz selber stünde. Allerdings
ist es jetzt durch die Bepflanzung nach
hinten gedeckt, doch ist das Denkmal selber
auch sehr klein im Verhältnisse zum
großen Platz. Die Grundsätze aber, iVv
schon die Akademie des Bauwesens in
ihrem Gutachten vom Jahre 1898 über dii'
bauliche Entwicklung der Stadt Bei'liii
über die Aufstellung von Denkmälern dar-
gelegt hat, drängen doch zu einem Versuche,
der in Abb. -I dargestellt ist. Hier ist das
Stein-Denkmal auf den Platz gestellt, mit
dem Rücken gegen die stille Ki'ausen-
straße als Hintergrund, das Gesicht dem
den Platz überquerenden Volk zugewendet.
Der Kleinheit des Denkmals entsprechend.
Die Gartenwelt.
IX, 24
ist auch die es unmittelbar lungebende Platzfläche verkleinert,
also ein Denkmalsplatz gewissermaßen innerhalb des Garten-
platzes ausgespart. Demnach bleibt die Mitte frei, Sitzbänke
dem Denkmal gegenüber sollen die Betrachtung erleichtern.
Die Becken plätschernder Brunnen — an Stelle hochsteigender
Wasserstrahlen, die unzugänglich auf der Rasenfläche zer-
stäuben, — sind bis an die freie mittlere Fläche herangezogen,
um dem Spiele des belebenden "Wassers besser folgen zu
kcinuen. Steinbriistungen fassen im übrigen den Denkraals-
platz ein."
Zum Dritten zeigt Goecke, wie er sich den Lützow-
jilatz umgestaltet denkt, siehe Abb. 5 und 6. Er schreibt:
„Eine völlig moderne Platzanlage ist der Lützowplatz,
an dessen Nordrande, auf dem höchsten Punkt des Platzes
und im Schnittpunkte mehrerer Straßenzüge als „point de
vue" unlängst der Herkulesbrunnen errichtet worden ist, in
die Ferne und namentlich schön im Zuge der Maaßen-
uud Friedrich Wilhelm - Straße wirkend. Dieser vom Tier-
garten bis zum Nollendorffplatze reichende Straßenzug geht
für das Auge quer über den Lützowplatz, während in der
Tat nur der Fußweg hinüber geführt, und der Fahrdamm ver-
setzt und zwar an der Ostseite herum geführt ist. Bei der
Anlage des Platzes war s. Zt. angeregt, auch den Fahrweg
quer über den Platz zu führen, der herrschenden Anschauung
folgend, die für den Verkelu- die gerade Linie aks kürzeste
Verbind\ing unter allen Umständen fordern zu müssen glaubt.
Auch hierbei wäre die Platzanlage wohl ästhetisch auszuge-
.stalten gewesen, wenn man auf eine symmetrische gärtnerische
Behandlung verzichtet hätte. Die Versetzung der Fahrstraße
war aber im verkelu-stcchnischen Sinne doch richtiger, weil
sonst eine spitzwinklige Überschneidung zweier Fahrsü'aßen
an der Südwesteoke entstanden wäre, wofür nun die günstige
Gabelung getreten ist. Der kurze Umweg ist praktisch be-
deutungslos und die Platzgestaltung im ästhetischen Sinne er-
leichtert. Bei der gegenwärtigen Anordnung scheiden sicli Fahr-
und Fußverkehr streng von einander, und der Fußgänger hat doch
auch Berücksichtigung zu fordei'u, vielleicht mehr als ihm bisher
in der Großstadt zugebilligt worden ist. Sogehen über den Platz
zwei Fußwege — der eine von derMaaßenstraße, der andere von
der Schillstraße her — , die sich in der Mitte des Herkules-
brunnens überschneiden, und dieser steht mitten in der Ver-
kehrsrichtung. Sieht man aber einmal von der Idee des „point
de vue'" ab, so wäre ja auch noch eine andere Aufstellung des
Brunnens denkbar. Der Platz liegt nach dem seine Nordseite
begrenzenden Kanal hin offen, die Ostwand geht mit leisem
Knick nach der Maaßenstraße gesclilossen durch; die West-
seite ist nebst der Wichniannstraße verkehrsstiller, und die
Südwand bietet einen vortrefflichen Hintergrund. Hier also
wäre auch ein Aufstellungsort für den Bi'unnen, nicht den
vorhandenen Brunnen, der auf seine allseitige Freilage hin
rund gearbeitet ist, sondern eines anders geformten, mit Rücken-
deckung in unmittelbarer Beziehung zum Platze selbst, wie
es Abbildung 6 zeigt. Auf einem etwas erhöhten Unterbau
erhebt sich der Brunnen, dem gegenüber, außerhalb der den
Platz überquerenden Fußwege, wieder Sitzbänke angeordnet
sind."
„Nicht von der Stadtgemeinde, sondern von einer Bau-
gesellschaft ist, wie zum Schlüsse noch angeführt sein möge,
der Viktoria Luise-Platz angelegt, auf Schöneberger Gebiet,
ein Sternplatz schlimmster Form als Knotenpunkt dreier sich
überkreuzender Straßenzüge. Da war es ein guter Gedanke,
diesen Punkt zu betonen; denn sollen sonst auch Platzmitten
freibleiben, so war doch hier die gegebene Stelle, lun die
überlangen Straßenzüge, die nun einmal der Bebauungsplan
festgelegt hatte, wirksam zu unterbrechen. Schade nur, daß
als „point de vue" ein Wasserstrahl, noch dazu ein zu
schwacher Wasserstrahl gewählt worden ist, der sich, von der
Motzstraße aus gesehen, vergeblich abquält, gegen die haus-
hohen Straßenwandungen zur Geltimg zu kommen. Hier
würde eine hoch aufsteigende Säule am Platze gewesen sein.
Daß der Fahrverkehr um den Platz herumgeführt wird, hat
bei seinem geringen Umfang nicht viel zu bedeuten, und auch
die Fußgänger werden sich kaum über die verbaute Mitte zu
Vorschlag zur rmgestaltun^ des Lützowplatzes
Ijeklagen haben, — ein Vergleich mit dem Wilhelmplatz
würde hier verfehlt sein. Glücklich den Verkehrslinien ent-
rückt, befinden sich seitlich monumentale Sitzplätze, deren
llintfirwand auf der Westseite eine Säulenkulisse bildet.
Warum ist dieses Bauwerk abei- nicht so gestellt worden,
daß damit ein Loch in der Platzwanduug, eine Straßeneiu-
IX, 24
Die Gartenwelt.
müiuhiiif^' goderkt würde; \md warum hat man nicht auch
gleich rill.' Säulenhalle als Schutzdach gemacht? So wirkt
i's lediglich dekorativ im Stile der Plakatkunst etwa, um
zahlungsfähige Käufer für Baustellen anzulocken."
Wie die Abbildungen zeigen, hat Goecke in seinen Vor-
schlägen zur Umgestaltung den Plätzen eine streng regel-
mäßige, architektonische Einteilung gegeben. Die Anordnung
des Wilhelmplatzps, nach der Herstellung der Verbindung
der Mohrenstraße zur Voßstraßo , in gerader Richtung über
den Platz, die aus Rücksicht auf den sich immer mehr
steigernden Verkehr über kurz oder lang erfolgen muß, ist
sehr geschickt. Hier sind trotz des hastenden Verkehrs
dach zwei ruhige abgeschlossene Plätze geschaffen, die zur
ungestörten Betrachtung der Denkmäler einladen. Die Stand-
bilder selbst werden hierdurch unzweifelhaft gewinnen, ja
man wird nun wieder wissen, daß dort überhaupt Denkmäler
ste-hen. In noch stärkerem Maße dürfte die ruhige Wirkung
auf dem Dönhoffplatz hervortreten. Der der Kleinheit des
Denkmals entsprechend neu zu schaffende Platz innerhalb
iler Anlage wird auch hier von gutem Raumverhältnis sein.
Denn „In der Kunst des Raumes", so sagt Sitte mit Recht,
„kommt Alles auf die gegenseitigen Verhältnisse an, sehr
wenig dagegen auf die absolute Größe. Es gibt Zwerg-
bildnisse von 2 m Größe und darüber in Gartenanlagen, da-
gegen Herkulesstatuetten von Däumlingslänge, und doch ist
der Große der Zwerg und der Däumling der Heros." Warum
aber auch der Lützow-Plat-z umgestaltet werden, und der,
wie Goecke selbst schreibt, in die Ferne und im Zuge der
Friedrich Wilhelm- und Maaßenstraße schön wirkende Herkules-
l)runnen einen anderen Platz und selbst eine andere Form
erhalten soll, ist nicht einzusehen. Der Platz in seiner
jetzigen Gestalt ist einer der schönsten Plätze neueren Datums.
Der Tadel, den Goecke dem Viktoria Luise-Platz zuteil werden
läßt, und der die Aufstellung der Säulenkulisse und den
Springstrahl betrifft, ist berechtigt. Docli ist hier dem Ver-
fasser weniger die Schuld beizumessen, als dem Auftraggeber.
Es war an Stelle des zu schwachen Springstrahles ein größerer
Brunuenaufbau vorgesehen, der auch jedenfalls das Loch in
der Platzwandung gedeckt hätte. Im übrigen dürfte dieser
Platz wohl an ruhiger geschlossener Wirkung trotz seiner
Kleinheit alle anderen Berliner Plätze übertreffen. — Nicht
beistimmen kann ich der Meinung Goeckes, daß Gartenplätze
im allgemeinen keine Denkmalsplätze sind. Ich möchte fast
das Gegenteil behaupten, zumal wenn man an die vielen
neuen und neusten Kaiserdenkmäler denkt, die an Langweilig-
keit nichts zu wünschen übrig lassen. Gerade durch eine
geeignete Umpflanzung wird man oft erst aufmerksam auf
ilas Standbild, und unwillkürlich geht dann auch der Blick
vom Blumenschmuck auf das Denkmal. Bei so manchem
Denkmal des alten Kaisers tritt dies so recht am 22. März
in Erscheinung, wenn der Platz um dasselbe reich mit Pflanzen
geschmückt ist, dann erinnert sich jeder, daß an diesem Tage
der große Kaiser das Licht der Welt erblickt hat, wogegen
man andernfalls auch an diesem Tage achtlos daran vorüber-
eilen würde.
Obgleich nun unbedingt zugegeben winl, daß die Um-
gestaltung des einzelnen Platzes glücklich erdacht ist, muß
doch der Befürchtung Raum gegeben werden, daß nach Aus-
führung derselben eine gewisse Einförmigkeit hervortreten
würde, was besonders auf dem Dönhoff- und Lützowplatz
der Fall sein dürfte, die mit einander verglichen fast dasselbe
Bild zeigen.
Stauden.
I'iiltii()iiari;i und Ajiiiiii.zwei hüljsclioKriililiii<>,sl)lüher
unserer heimischen Flora.
Von H. Lindner, Obergärtner, Wannsec.
in Ijaubwäldern und auf Waldwiesen finden wii' im zeitigen
Friihjabr zwei schönblühende Staudengewächse, die sich auf mancherlei
Art auch zur Anpflanzung im Garten eignen. Das eine Gewäciis und
zwar das gemeine Lungenkraut, Pulmonaria ofßcinalia, habe
ich früher sehr vorteilhaft zur Begrünung kahler Stellen
unter hohen lichten Gehölzgruppen verwendet. Auch zu
Einfa.s.sungen kann mau das Lungenkraut gut gebrauchen, da es
niedrig bleibt, einen gleichmäßigen Wuchs und eine gefüllige Be-
laubung hat. Pflanzen, die man im August oder auch schon früher
in Töpfe setzt, kann man im Winter leicht zur Blüte bringen.
Einige Töpfe, die ich voriges Jahr Anfang Dezember warm setzte,
standen schon am 25. desselben Monats in vollem Flor. Leider sind
die einzelnen Blumen nicht von langer Dauer, ergänzen sich aber
immerwährend durch neue. Eine Kalendernotiz vom 16. Januar gibt
an, daß die Pulmonarien mit ihren im Aufblühen rotfarbenen, später
dunkelvioletten Blumen immer noch neue Blütenstiele treiben.
Endo Mai und im Juni blüht der kriechende Günsel, Ajnga,
reptans, den ich besonders zur Anpflanzung auf Parkwiesen
in die Nähe der Wege empfehle. Seine hübschen blauen quirl-
.ständigen Blüten fallen, besonders wenn in ganzen Trupps beisammen-
stehend, jedem Naturfreunde sofort auf und erfreuen dessen Herz
oftmals mehr als manche andere prunkende Blutenpflanze. Als ich
in den achtziger Jahren im Priuzlioh zu Sohönaich-Carolathschen Park
als Gehilfe konditionierte, habe ich diese Günselart kennen und
schätzen gelernt. Dort war am Rande eines Wassergrabens eine
ganze Fläche damit bestanden und ich habe diese Stelle, wenn die
Pflanzen in Blüte standen, oftmals aufgesucht. Ajuga reptans
gedeiht an etwas feuchten, sonnigen und auch an leiohtbeschatteten
Orten gleich gut und vermehrt sich durch Ausläufer in passendem
Erdreich ziemlich schnell. Eine humose, etwas mit Sand vei'mischte
Waldlauberde ist der geeignetste Boden.
Die Ramondien.
Von Herrn. MüHer, Whetstone, Engl.and.
Von allen Pflanzengattungen, welche unsere Felsenanlagou
beleben und schmücken, sind die wundervollen Ramondien wohl am
seltensten zu finden. Es ist in der Tat sonderbar, daß jene herrlichen
Pflanzen so wenig bekannt sind, obgleich dieselben doch keine be-
sonderen Ansprüche an die Pfleger stellen. Ein guter, luftiger, jedoch
schattiger Ort .sagt diesen Vertretern der Gesneriaoeen am besten zu.
Sehr dankbar sind dieselben, wenn man ihnen eine gut drainierte
lehmige Heideerde gibt, die man jedoch nicht zu trocken werden
lassen darf. Die behaarten Blätter, aus deren Achseln 10—15 cm
hohe Blütenstengei, je mit einer Dolde gekrönt, entspringen, sind in
einer ornamentalen Rosette, welche dem Boden augedrückt ist, an-
geordnet. Ich empfehle folgende Arten:
Ramondia pyrr.naica. Blüten von purpurvioletter Farbe. Im
Schlünde der Blumenkronen befindet sich vor den Staubfäden ein
Büschel kurzer, orangegelber Haare angeordnet. Sehr schön ist auch
die weiße Varietät dieser Art.
Ramomlia Nathaliae. Die Blüten dieser Art sind heller als
die vorhergehenden, während die Blätter mit goldbrauner Kand-
behaarung versehen sind.
Ramondia serbica. Diese Art hat heileres Laub und kleinere,
ebenfalls purpurviolette Blumen. An Schönheit steht sie den vorher-
gehenden nicht nach. Wie schon die Namen andeuten, ist die Heimat
der beiden letzten Ramondien der Balkan, während die erste in den
Pyrenäen zu finden ist.
2S4
Die Garienwelt
IX, 24
Di,
Topfpflanzen.
Nepenthes.
(Hier Ml xuvi Abbildungen.
Nepenthes sind zwar hochinteressante Ersolieimingen der
Pflanzenwelt, aber in den Kulturen selten zu linden, denn
nicht überall ist man in der Lage, den Pflanzen die Lebens-
bedingungen zu bieten, die sie verlangen, nämlich eine sehr feucht-
warn-.e Atmosphäre, die selbst im Winter nicht fehlen darf und die
m den meisten Fällen andern mit ihnen zusammen kultivierten
Pflanzen nicht zuträglich ist. Selten sieht man daher tadellose
Exemplare, und selbst dort, wo sie in größerer Anzahl kultiviert
werden, gehört eine Pflanze, wie sie unsere Abbildung zeigt, zu den
Seltenheiten. Haben doch die Kannen bei einer Länge von 23 bis
L'8 cm einen Durchmesser von 6 — 8 cm.
Der Palmengarten zu Frankfurt a. M. besitzt eine recht schöne
und in vorzüglicher Kultur befindliche Sammlung dieser Nepenthes,
von denen außer der abgebildeten N. ynastersiana noch N. Para-
disiae-i raff lesiana. Wiliiamsii, Courtisi, intermedia, maeulaia, siiperba
und minor sich durch in Färbung und in Form schöne Kannen aus-
, zeichnen. Von besonderer Schönheit und Größe sind die Kannen von
A'cpewttfs Cnurtisi, von welcher eine Kanne auf Seite 285 abgebildet ist.
H. P. L.
D.e
Bougainvillea spectabilis lateritia.
ivilleen, besonders glabra und scDideriana , sind
wegen ihres dankbaren Blohens allgemein bekannt. Das größte
Exemplar in Europa befindet sich wohl in dem Garten des Herrn
Baron v. Rothschild in Wien, woselbst es, in Laubenform gezogen,
ein etwa 20 m langes, 5 m breites und ä m hohes Gewächshaus
vollständig einnimmt. Man kann sich kaum den Anblick vorstellen,
den diese BougainriU'ea während ihrer Blütezeit hervorruft und von
allen übrigen Häusern und Anlagen des Parkes der „Hohen Warte"
ist das Bougainvillea -Kaas das sehenswerteste und interessanteste.
Im Vergleich zu B. glabra wird Bougainm'llea spectabilis var. lateritia
sehr selten angetroffen und noch seltener in Blüte gesehen, weil
meist nur ältere Exemplare blühen. Die Blumen von B. lateritia haben
leuchtend soharlachzinnobeirote Brakteen. Deshalb sollte diese seltene
Form mehr gewürdigt werden. Im Rothschildschen Garten ist ein
zweites Haus vorhanden, das eine Bougainvillea lateritia beherbergt.
Dieselbe hat bereits geblüht und so wird wohl auch dieses Haus an
den Besuchstagen dem Publikum geöffnet werden. Den meisten
Lesern wird die Bougainvillea lateritia mit ihren zinnoberroten Blüten
unbekannt sein und ich möchte hierdurch auf ihre eigenartige Schönheit
aufmerksam machen. C. Rimann.
Impatieus Sultaui als dankbare Grupi)enpi1aiize.
Von V. H, Braun, Schloßgärtner, Arenfels.
Im achten Jahrgang, Seite 523 der „Gartenwelt" wurde über
die neue Impatieus Hohtii berichtet und dabei bemerkt, daß sie
Ähnlichkeit mit /. Sultaui habe. So sehr ich mich über eine Ver-
mehrung dieser anmutigen Pfianzengattung freue, möchte ich doch
an dieser Stelle einiges über den Wert der /. Sultani bemerken,
denn obschon letztere fast allgemein verbreitet ist und es auch
schon mehrere Varietäten davon gibt, scheint man doch im all-
gemeinen /. Sultani nach ihrem wahren Wert noch nicht erkannt
zu haben.
Wohl findet man diese Pflanze hin und wieder in manchen
Gewäeh.shäusern als fast immerblühendes, anscheinend jedoch ziemlich
zärtliches Gewächs, aber welch eine Perle /. Sultani als Freiland-
pflanze für die Sommermonate zur Ausschmückung der Gärten
ist, davon habe ich micli besonders letzten Sommer überzeugt.
Ein Trupp 1. Sultani, welchen ich in eine ßlattpflanzengruppe unter
Musa Ensete und zwischen üanna Croxy und anderen Blattpflanzen
brachte, unterschied sich auffallend von den zärtlichen Gewächshaus-
exemplaren durch ihren kräftigen Wuchs und den verblüffenden
ßlütenreichtuni; besonders kontrastierten die hübschen rosa Blüten
sehr gut mit den dunkelroten Blättern mancher Canrias.
1. Siilhiiii ' ii.'int in ihrer Heimat ähnlich wie unsere ein-
lieimiM hr. hiipai fiis iioli längere /.., m der Nähe des Wassers und
im Ihillisrliattin n-i zukommen, worauf die sich in den Stengelteilen
häufig bildenden Stützwurzeln hindeuten, weshalb' I. Sultani dazu
berufen sein dürfte, bei der Ausschmückung von in Gärten befind-
lichen Bach- und Teichrändern sowie Inseln noch eine hervorragende
KoUe zu spielen, zumal die Pflanze noch in mancher schattigen Lage
durch ihre fortwährende Blüte erfreut, wo manch andere versagten
(z. B. für Balkonkästen, die wenig Licht erhalten und schattig
gelegenen Blumengruppen) und sich außerordentlich leicht und massen-
haft vermehren läßt.
Obschon man I. Sultani nicht zu den eigentlichen „Schnitt-
blumen"' zählen kann, so lassen sich die mit Blüten besetzten Zweige
doch für manche Zwecke wie Tafelaufsätze und einfachere Buketts
verwenden und wirkt die zwar etwas kleine Blüte besonders bei
Licht durch ihren metallischen Reflex sehr gut. Auch als Topfpflanze
läßt sich 1. Sultani verwenden, wenn sie im Zimmer nicht allzu
großem Luft- imd Wärmewechsel untei-worien ist, weshalb die
Pflanze auch als Marktpflanze mehr Beachtung verdient, zumal sich
schon kleine Steckhngspflanzen mit Blüten bedecken. Ich habe in
einem Privathause ein am Fenster stehendes Exemplar schon über
ein Jahr beobachtet, sodaß ich die Pflanze zur Zimmerkultur
empfehlen kann.
Impatiens Sultani. Eine der genügsamsten und dabei dank-
barsten, fast das ganze Jahr blühenden Pflanzen ist unstreitig Im-
patiens Sultani. Man sieht sie an manchen Orlen an jedem Fenster,
sie gedeiht eben ohne Pflege und lohnt das oft dürftig gespendete
Wasser reichlich mit ihren roten Blumen. Ihre Popularität scheint
aber die Ursache zu sein, daß man sie mancherorts verschmäht.
So habe ich sie z. B. noch nicht in öffentlichen Blumenanlagen aas-
gepflanzt gefunden. Hält man sie für zu zart'? Das würde freilich
diese Unterlassungssünde entschuldigen. Doch verwöhnte und zärt-
liche Blumen werden nicht so allgemein von Bürger und Bauer
ans Fenstei gestellt wie die Impatieus Sultani.
Wenn diese alle Unbilden der Wohnrivume verträgt, sollte
etwa gar frische Luft und Sonnenschein, der Tau des Himmels ihr
schädlich sein? Gewiß nicht, dachte ich mir, und pflanzte nach
Mitte Mai blühende Impatiens Sultaui auf eine Gruppe aus, wo sie
sonder East bis zum ersten Frost im November fortwuchsen und
unaufhörlich blühten, wenn auch manchmal das erfrischende Naß
spärlich geboten wurde, obwohl sie in voller Sonne standen.
Dieser Erfolg regte mich zu Versuchen mit den schönen
/. Ä/item-Hybriden an, welche ich wie sonstige feinere Anuuellen
aus Samen heranzog und Ende Mai ins Freie pflanzte. Diese begannen
Ende Juni zu blühen und mit jedem Monat nahm ihr Flor zu.
Es würde mich freuen, weim ich dieser Pflanze auch ein
Plätzchen unter ihren vornehmeren Schwestern, die weder Sonnen-
schein noch Regen gut vertragen, verschaffen könnte. Eine Gi-uppe
dieser Blume kann sich auch sehen lassen im Einerlei der Begonien,
die im vergangenen heißen Sommer mit den versengten Blättern
und Blüten recht erbärmlich aussahen.
Josef Winkler, Neuaigen N.-Ö.
Erica carnea ist dank ihres schönen, niederliegenden und aus-
gebreiteten Wuchses, verbunden mit dem reichen Flor prachtvoller,
blaßroter Blüten, eine reizende Erscheinung. Anfang Mai, oft
sogar schon im April, erfreut sie uns mit ihren Blüten, welche an
den Spitzen der Zweige zu einer einseitigen Traube angeordnet sind.
Die Blätter sind linienförmig, dunkelgrün, glänzend, zu 3 bis 4 in
Quirlen stehend. Die. Blüten sind kurzgestielt, hängend, achselständig,
röhrig, glockenförmig. Staubbeutel schwarzbraun, der Griffel hervor-
ragend. Vorzüglich eignet sich die Pflanze für Felsenanlagen und Ab-
hänge. Auch als Unterpflanzung von Kalmien- und Rhod<idendron-
(Sruppon nimmt sie sich vorteilhaft aus. Ihre Heimat sind die Alpen
und andere Gebirge Süd-Europas. Herrn. Müller, Whetstone.
IX, 24
Die Garlenwelt.
Mannigfaltiges.
Frostscliiitzvorsuche in llolieiilieiiii IDO-I.
-Uioso Fi'ostschutzversuohe wurden untei' der Leituiif; von Garteii-
iiispcktor Hold iu der 75 ar großen, Unnh- mvl !bll.^t;i!i"n.' Spaliere,
Pyramiden, Buschfornion und Erdbc'n!' : i , llceren-
obstanlagc, sowie in dem Bahnhofsgardii i: i i ; -: i l> i nfiungeu
gegen die Frostgefahr mittelst fünfeilr: \ i.iniM^.itMuil.jii vorge-
nommen.
I. Die Vonsuche erstreckten sich auf die Erprobung:
1. der Leraström'schen Frostfackeln;
'2. des Käucherapparats „Qualm" von Guisunheiiii;
3. des Räuclierns mittelst Stroh, Gras. Reisig usw.;
4. des Räucherns mittelst Teer;
ö. des Räucherns mittelst der Nürdliiigerschon
Räuchermasse aus Flörsheim am Main.
II. Die Beobachtungen erstreckten sich:
al auf den Nachtfrost -Thermometer zur Ermittelung des
kommenden Nachtfrostes und zur Feststeilung der Tem-
peratur inner- und außerhalb des Räucherkreises sowie:
b) auf die leichte Transportfähigkeit des Apparates,
c) auf das leichte Anzünden und vorherige Auslegen,
d) auf langes Brennen, ferner
e) auf Erzeugung schwerer Rauchwolken u. schließlich
Nepeiuhe
f) auf d. Kosten
d. verschiedenen
Räucherungs-
we isen, die Ar-
beitslohne,bezw.
Arbeitszeit mit
eingerechnet.
I. Veisurhe.
l.Das
Lemströmsche
Schutzver-
fahren durch
sogen. Frost-
fackeln.
Die mit 1.5 cm
Durclimesser u.
'JO cm Höhe aus
Moorerde her-
gestellten Torf-
eylinder weisen
eine durch die
Mitted. Cylinders
gehende Röhie
auf, in welche
die Zündmasse
(Zündkegel) ge-
steckt wird.
Nach Angabe
seil die Zünd-
masse aus Harz-,
Kohlen-, Teer-
und Torfgemiscli
bestehen u. muß
vor dem Ein-
setzen ind.Torf-
cylinder mit Pe-
troleum durch-
tränkt werden.
Es sollen die
Cylinder 4 Std.
glimmen, haupt-
säclilich Rauch,
auch etwas AVär-
me erzeugen,-wo-
bei die Rauch-
wolke die Pflan-
ze vor Frost zu
schützen hat.
Man will als sehr vorteilhaft gefunden haben, daß man die
Frostfackeln bei etwaigem Wechsel der Luftströmung, sowohl glim-
mende (mittelst Durchstecken von Pfählen) wie auch noch dicht
brennende, sehr leicht an andere nötigere Stellen bringen kann.
Bisher kosteten diese Cylinder nebst Zünder bei Bezug von
mindestens 100 Stück das Stück 12 Pfennig. Die Fracht für 100
Stück von Helsingfors bis Stuttgart beträgt rund 8 Mark, folglich
kostete bisher eine Fackel ca. 20 Pfennig.
Nach den im .Jahre 1904 hier zum ersten Male gemachten Vei-
suchon reicht öfters ein Zünder nicht zum Anbrennen des Cylinders;
es müssen daher stets zur Reserve mehr Zünder bestellt werden,
ebenso ist reichlich für Kienspäne, bezw. Vei'g-, Pech- oder be.ssor
noch Wachsfackeln Sorge zu tragen.
Es sollen nun in Deutschland solche Frostfaokeln hergestellt
werden, sodaß sich der Auschaffungs- und Frachtpreis auf ungefähr
die Hälfte ermäßigen würde.
Die durchschnittliche Brennzeit betrug 3—4 Stunden ; bei dem Auf-
streuen von grünem Reisern (Triebe und Reiser von Lotiicem tatarica)
und frischem Gras, sowie halb verwestem , dem Kompostliaufen ent-
nommenen TTnkraute, dauerte die Glimmzeit unu'cfähr .ö Stunden.
Kanne von Nepenthes Courtisi.
Oriffinalaufnahme für die „Garteuwelt".
286
Gartenwelt.
IX, 24
doch erzeugten einzelne Fackeln beinahe gar keinen Rauch. Vielleicht
war eine ungleiche Zusammensetzung der gepreßten Moorerde schuld
oder, da die Zünder schon verbrannt waren, trugen das trockene Reis,
die Hobelspäne usw., welche behufs brennend-, bezw. gliinmendmachen
der Kegel angezündet wurden, zum rascheren Verbrennen und zu ge-
ringer Rauchentwicklung der Frostfackeln bei.
Für 210 Zünder wurden 16 Liter Peti'oleum verbraucht.
Der bisher empfohlene Abstand der Fackeln von 3 m au den
(iraudstüokgrenzen und von 10 m im Innern des Landes hat sicli
hier nicht bewährt. Nach den hiesigen Beobachtungen soll durch-
schnittlich auf je .0 m Entfernung eine Frostfaokel zu liegen kommen,
denn für empfohlene 10 m Abstand ist die Eauchentvdcklung trotz
des Aufstreuen« von frischem grünen und halbtrookenem Grase, ]>aub,
Stalldünger, frischem Strauchgrün usf. noch zu gering.
2. Das Frostschutzverfahren mit dem Apparat „Qualm".
Erfinder J. Allendorf in Wicker in Hessen-Nassau.
Fabrikant Val. Waas in Geisenheim am Rhein.
Man will, den Prospekten nach, den „(Jualm" als Besten be-
zeichnen. Er soll alle anderen Räuoherapparate der Welt in den Hinter-
grund stellen, denn er sei der einfachste und billigste und zeige den
größten Rauoheffekt. Doch wie viele „Qualms" auf das Hektar Land
kommen müssen, ist nicht angegeben.
Nach den hiesigen, von '/■. 1 Uhr bis V26 Uhr morgens gemach-
ten Beobachtungen mit der von Waas in Geisenheim zu beziehenden
Räuchermasse „Vaasol" vom 2ü. zum 27. April und in der darauf
folgenden Nacht, in welcher „Qualm" mit derNördlingerschen Räuoher-
masse gefüllt wurde, wurden bei der verhältnismäßig geringen Rauch-
entwicklung durch den Schornstein die Apparate mit je 5 m Abstand
von einander aufzustellen, dabei kostet jeder Apparat 5 Mark und
.50 Pfennig !
3. Das Räuchern mittelst Stroh, Gras und grünen Reisern.
Da ein Teil der Lemstromsclien Frustfackeln nicht gleich glimmen
wollte, jnanche in den (.'ylinder gesteckte Zunder nicht ausbrennen
wollten, so nahmen die Obst- und Garten baiischüler Hobelspäne,
trockene Reisigwellen, und waren die angezündet, so hielten sie die
nicht glimmenden Frostfackeln mittelst Pfählen über das Feuer, bis
sie zum Brennen kamen.
Auf solche kleine Feuer ließ ich dann, um rascher Rauch zu
erhalten, grüne Reiser auflegen, auch getrocknete Reisigbündel anstecken
und darauf von einer Lonicera fatanca-R-ei:^e die grünen Triebe
sowie dem Komposthaufen entnommenes, halbverwestes Unkraut
imd frisch geschnittenes Gras über das offene Feuer streuen.
Wohl lieferten diese Qualmfeuer einen wasserdampfreicheren Rauch
als die Torffeuei-, doch direkt an der Feuerstelle ist, wenn sie sich
zu nahe an Pyramiden, Buschformen und Palmetten befindet, nicht
ein Erfrieren sondern \'erbrühen der Triebe zu befürchten. Bei
größeren Abständen zwischen den Feuern wäre diese Rauoherzeugung,
falls keine Verbrennung von Pflanzenteilen erfolgt, nicht zu verwerfen,
doch — da das Reisig nicht gerade in letzter Stunde an den Platz
gebracht werden kann, sondern schon mindestens einen Tag vor der
zu befürchtenden Frostgefahr, — wie sieht es dann bei eintretendem
Regenwetter aus, wenn das Holz durchnäßt ist? — Wie viel Petro-
leum wäi'e nötig, um das Feuer rasch zu entzünden ? Wogegen die
Lemströmschen Frostfackeln, auch ohne Bretter- und Ziegelsohutzdach,
einen starken Regen, ohne völlig diu'chnäßt zu werden, gut vertragen
können.
AVerm man im österreichischen uud französischen Weinbau mit
dieser Räucherungsart , wobei man auch Stalldünger zur Qualm-
erzeugung über das Feuer legte, gute Erfahrungen gemacht haben will, so
kann man doch hierselbst, wo man erst im verflossenen Jahre mit
Raucherzeugungsversuchen bei Obstbäumen begann, mit den wenigen
gemachten Erfahrungen kein richtiges Schlußgutachten abgeben.
Hier wollten die mit Stalldünger gefüllten und mit Petroleum be-
gossenen Säcke nicht glimmen, sobald das Petroleum verbrannt war,
gingen sie ans.
4. Das Räuchern mittelst Teer.
Das Anbrennen vcju Teer, sei es nun in Holzkästchen, Büchsen
oder in Gruben, bezw. auf dnr Rrdo, liat auch seine Nachteile. Z. B.
ist das Beschmutzen der Kleider imd Hände bei dem zähflüssigen
Teer nicht zu vermeiden.
Die Rauchentwicklung ist wohl stark, doch lange nicht so stark
als bei der Räuchermasse von Dr. Nördlinger. Wenn der Teer nicht
öfters umgerährt w'ird, so bildet sich eine Schlackenschicht, die das
Ausgehen des Feuers veranlaßt, auch erhitzt am Brennplatz der Teer
stark, sodaß bei engem Pflanzenbestande ebenfalls ein Verbrühen von
Pflanzenteilen vorkommen kann, ferner hinterläßt der Teer bis zu
-'5°,„ Schlacken. Man kann schließlich durch Nachschütten von Teer
bei unvorsichtiger Handhabung leicht Brandwunden erhalten.
5. Das Räuchern mit der Räuchermasse aus der chemischen
Fabrik von Dr. Nördlinger in Flörsheim am Main.
Die auch von mir schon mehrmals im Jahre 1903 erprobte
Räuchermasse von der chemischen Fabrik Dr. H. Nördlinger in Flörs-
heim am Main hatte sowohl in den Kistchen von Eisenblech, die auf
zwei Seiten mit Holzbrettchen zum Durchbrennen versehen sind, als
auch in Eimern, Kistchen, alten Fäßchen, Büchsen, wie auch in
Gruben, den meisten Qualm erzeugt. Sie kann mit einem Streioh-
holze schon entzündet werden, es erfordert daher das Anstecken nur
kurze Zeit. LTm eine ganz i-asche Entzündung im zu i-äuchernden
Grundstücke zu erhalten, wird es sich aber doch empfehlen, eine
kleine Handvoll Heu, Stroh, Hobelspäne, Holzwolle, Werg und
Papier mit Petroleum angefeuchtet, auf der Oberfläche der Masse in
Brand zu setzen.
Die Nördlingersche Räuohermasse, zu deren Zusammensetzung
ja auch etwas Teer gebraucht wird, besitzt gegen den reinen Teer
den Vorteil, daß die Masse mit Schaufeln leicht aus den Fässern in
die Gefässe gefüllt werden kann und daß sie, ohne starke Flamme und
Hitze zu erzeugen, neben den Pflanzen, ohne sie zu schädigen, aufge-
stellf werden kann.
Bei der Verwendung der von der Firma angebotenen Räucher-
kästen aus Eisenblech, die ich mit je 3 kg Räuchermasse fülle,
brennen die zwei seitlichen Wände von dünnem Holze in dem-
selben Maße nieder, als die Räuchei'inasse selbst. Infolgedessen kann
die zum Verbrennen erforderliche Luft stets ungehindert an die
brennende Räuchermasse herantreten. Die Verbrennung erfolgt daher
fortgesetzt gleichmäßig. Die beiden längeren unverbrennbaren Wände
aus Eisenblech bilden einen Schutz gegen seitlichen Zugwind und
schützen, auch gegen ein zu rasches Verbrennen der Masse. Man
kann die Kästchen mit den auswechselbaren Holzwänden stets ver-
wenden, ohne eine Störung im Brennen befürchten zu müssen, was
bei den Blechbüchsen, wegen nicht völlig genügender Zufuhr von
Luft wohl nicht immer der Fall sein wird, da letztere ohne ganz
auszubrennen manchmal erlöschen.
Da aber solche Kästchen auf 80 Pfg. das Stück zu stehen
kommen, so sind sie doch zu teuer, man wird daher in den meisten
Fällen die Räuchermasse auch fernerhin in Blechbüchsen füllen oder
in kleine Erdgruben entleeren, in denen die Masse ohne Umrühren
völlig ausbrennt. Mit der Nördliugerschen Räuchermasse, die ja
etwas teurer ist als die Lemströmschen Frostfackeln und gewöhn-
licher Teer und zwar im Verhältnisse wie 10 zu 8, erspart man aber
eine Menge Arbeitskräfte bei der Vorbereitung und Räucherung utid
erzielt, was als wesentlichstes zu betrachten ist, selbst bei 15 m
Abstand der Räucherkästen von einander, eine stärkere raschere und
dichtere Rauoherzeugung.
Die wenigen, erst seit zwei Jahren vorgenommenen Räucher-
versuche lassen allerdings noch kein abschließendes Urteil zu, doch
könnten einzelne zweifelhafte Punkte bei anderen späteren Versuchen
genauer beobachtet weiden.
11. Beobachtungen.
a) Das Nachtfrost-Thermometer.
Das zur Nachtfrostprognose erforderliche Psychi'ometer und
zwar das vorgeschriebene von der Firma M. Taube in Dresden,
Sohloßstraßc, zum Preise von 3,50 Mk. bezogene, ist sehi' wohlfeil,
doch da die Feststellung der Nachtfrostkurve nach Dr. Lange,
München (Vergleichung der psychrometrischen Differenz der mit
Wasser getränkten, stets die Thermometerkugel umhüllenden Gaze
mit dorn tiockenen Thermometer) umstäMdliclu'r als das direkte
IX, 24
Die Gartenwelt.
Ablesen von oiuer Tabelle ist, nur von den anzulernenden Schülein
nicht so gerne ausgeführt wurde, so kann den im Lesen weniger
Bewanderten der sehr genau gehende Nachtfrost-Thermometer von
Felix ijttu AlJmann in Lüdenscheid als sehr zuverlässig und ein-
fach zur Anschaffung empfohlen werden. Preis 8,50 iMk.
Bei häufigem Käucliern. um durch viele Nachtwachen nicht
zuviel Zeit zu verschwenden, wäre ein Alarmapparat zum Zwecke
, der Mi'ldung iles Nachtfrostes zu beschaffen.
SmIiIic Apparate befinden sich in Goisenheim und in Ingel-
fini;.'n im Betrieb.
Bei dem Käucliern hier waren .sämtliche Thermometer sowohl
an der Ablesestation innen als auch außerhalb des Geländes durch
Verwalter rfist(!rer mit dem Nurmalthermometer der hiesigen
meteorologischen Station \cii;li(;licn iiiid in die vorgeschriebene Ent-
femmii; und Hohe ,L:el.racht w.jnieii.
b) Die Transportfähigkeit der Apparate ist ziemlich gleich;
wohl sind ..Qualm" und die Nördlingerschen Räucherkästen schwerer
als die leichten Frostfackeln, doch, da die Zünder wieder für sich
einzusetzen sind und zwar kurz vor dem Anbrennen, so sind bei
den I.emströmschen Frostfackeln die meisten Arbeitskräfte erforderlich.
c) Das leichte und rasche Anzünden der Räucher-
materialien. Bei der Nördlingerschen Räuchermasse und dem bei
Vaasol von Waas in tfeisenheim wurde leichte Entzündbarkeit fest-
gestellt.
Hierbei habe ich zu bemerken, daß die Nördlingersche Räucher-
niasse, welche wie Vaasol in Fässern versendet wird, hier schon seit
April 19Üo aufbewahrt worden war.
d) Langes Brennen. Am längsten brannte der Apparat
ihia??-! 'v"'! 'li" Luft nicht so zutreten konnte und auch einige
k! !i -■ I ' II eintraten. Fast ebenso lange brannte die Räucher-
iiia '•" X'-rdlinger. Die Lemströmschen Frostfaokeln brannten
i.rh.il'.ui.iii.a.if, rasch. Hätte man nicht morgens von 3 Uhr an
schon die Reiser einer 50 m langen Lonicera-Hecke zum Qualmen auf-
uelegt, so wären die Frostfackeln bis 5 Uhr morgens zu Asche ohne
lüiucli verglimmt gewesen.
e) Den raschesten, dicksten und stärksten Rauch erzeugte
die Xi-,rdlin;_'oi-l..' l.'aiirliiTmass,..
f) Die Kosten des Verfahrens sind nicht leicht genau fe.st-
zustellen, denn Frostfackeln werden noch nicht in Deutschland her-
gestellt. Vaasol kostet per 100 kg. 12 Mk. Die Nördlingersche
Räacherniasse kostet bei Bezug eines Fasses von 230 bis .300 kg.
das Gleiche und ist bei Mehrbezug billiger. Werden Fässer zum
Füllen frei Flörsheim eingesendet, so ermäßigt sich der Preis noch
extra um 1 Mk. per 100 kg. Bei Waas in G'eisenheim wird das Faß
noch extra mit 1.50 Mk. berechnet. Da außerdem der Apparat
„Qualm" 5,50 Mk. kostet, so sind die Beschaffungskosten dieses
Mittels sehr große.
Man wird sich daher dem Urteile des Oberlehrers Dr. Christ
an der Kgl. Lehranstalt für Wein-, übst- und Gartenbau zu Geisen-
heim anschließen können und aussprechen dürfen, daß die Nörd-
lingersche Räuchermasse das zur Zeit beste raucherzeugende Mittel
ist, weil man ni<:ht viel Arbeitskräfte zum Aufstellen, Anzünden und
Unterhalten, also zur Vorbereitung und Durchfühning braucht und
dabei doch den dichtesten, nicht zu stark erhitzenden Qualm erhält.
Versuche damit an anderen Orten sind ratsam.
Ein Schutz-Thermometer. Die Schäden, die landwirtschaft-
liche und gärtnerische Kulturen durch plötzlich auftretende Nacht-
fröste besonders im Frühjahr erleiden, sind so häufig und so groß,
daß jedes Hilfsmittel, das zur Herabminderung solcher Frostschäden
dienen kann, von vornherein das größte Interesse aller beteiligten
Kreise verdient. Ein solches Hilfsmittel sahen wir auf der im
vorigen Herbst veranstalteten Ausstellung in der Kgl. Gärtner-Lehr-
anstalt zu Dahlem, in Gestalt eines Alarmapparates. Er besteht aus
•inem im Freien aufgehängten Thermometer und einem damit ver-
liundenen elektrischen Läutewerk, das an geeigneter Stelle im Innern
les Hauses angebracht wird. Das Thermometer ist nach Art eines
sixschen Maximum- und Minimum-Thermometers eingerichtet, nur
fehlt auf der Seite der Minimumskala der auf- und niedergehende
.Stift. Dafür sind in der Glasröhre am unteren Bogen und zwischen
den Gradstrichen 1 und 2 über Null Platiustifte eingeschmolzen, die
durch Klemmschrauben mit der elektrischen Leitung in Verbindung
stehen. Sinkt die Temperatur, so steigt bekanntlich auf dieser Seite
der U-förmigen Thermometerrohre das Quecksilber. Ist die Temperatur
bis auf l,.o Grad über Null gesunken, so sind beide Kontakte metallisch
verbunden, der elektrische Strom wird geschlo-ssen und in demselben
Augenblick ertönt das Läutewerk, sodaß es immer möglich sein
wird, noch Schutzmaßregoln gegen die drohende Frostgefahr zu er-
greifen.
Doppelnamen. Mit vollem Recht stößt sich „Gardeners
Chronicie" in einer Besprechung über das „Handbuch der Laub-
holzkunde" von C. K. Schneider an der Benennung „Oastanea
G<istanea'\ Diese Doppelnamen wiederholen .sich noch mehrfach.
Gewi.sse Reform -Nomenklatoren scheinen diese Stammelnamen .sehr
zu l'ebeii. Der Wiener Kongreß setzt hoffentlich diesem, allem
Sprachgefühl spottenden Benennungs-Unfug für immer eine Schranke,
damit unsere Nachkommen nicht gar zu verächtlich über unseren
derzeitigen Wortschatz denken mögen. Sollte man dennoch in
wissenschaftlichen Kreisen ähnliche Neuerungen für berechtigt an-
erkennen, so empfehle ich bei etwaigem eintretenden Namenmangel
„ Vossia Vossia'' mit zu berücksichtigen, zur Ehrung eines der Haupt-
leiter dieses neuzeitlichen Konfusions-Sportes. Hortus.
Preisfrage.
Ein laugjähriger Freund und Abonnent der Gartenwelt, der
nicht nur als Handelsgärtner, sondern auch als gerichtlich vereidigter
Sachverständiger vielfach Gelegenheit hat, festzustellen, wo den
Handelsgärtner der Schuh drückt, sucht in einer Zuschrift an uns
die Gründe für die vielfach mißliche Lage der deutschen Handels-
und Ziergärtnerei in folgenden Umständen:
1. In der recht wenig entwickelten kaufmännischen
Berechnung, sei es bei der Erzeugung, sei es beim Verkauf der
Ware und in zu teurem Landkauf.
2. In der Überproduktion.
3. In der Konkurrenz des Auslandes auf jedem Gebiete der
deutschen Gärtnerei.
4. In der Gewerbefreiheit, denn fast jeder Ritterguts-,
Guts- und Bauerngutsbesitzer, Kantor, Lehrer und Pastor ist Er-
zeuger gärtnerischer Artikel. Die einen können auf der eigenen
Scholle und mit schlecht bezahlten Kräften, die anderen zum Zeit-
vertreib und Nebenverdienst Gemüse, Obst, Topfpflanzen, Gehölze etc.
ziehen und zu unglaublich niedrigen Preisen verkaufen. Sie alle
verkaufen zu Preisen, bei welchen der Handelsgärtner seine Rechnung
nicht finden kann. Jedes Blümchen, alles Gemüse wandert auf den
Markt und wird verschleudert, denn der Zwischenhändler weiß ja,
daß diese Leute ihre Ware nicht gern wieder nachhause nehmen und
drückt deshalb die Preise.
5. In der freien, auch steuerfreien Konkurrenz von
Gartenverwaltungen in staatlichem und für.stHchem Besitz.
6. In der Eigenanzucht seitens der Stadtgärtnereien
für den Bedarf der Städte, die besonders die Baumschulenbranche
schwer trifft.
7. Als schlimmer Faktor soll sich in einzelnen Gegenden das
Sinken des Grundwertes schwer fühlbar gemacht haben, sodaß
es an diesen Orten außerordentlich schwer wird auch in gesunden
Grenzen eine zweite oder gar dritte Hypothek zu eilangen. Dieser
Zustand soll durch Überproduktion in einzelnen Industriozweigen,
durch Fallissements von Banken und Geschäftshäusern und durch
die hochprozentigen auswärtigen Anleihen verschuldet sein, die das
Geld aus dem Lande tragen. Auch die in einigen Orten eingeführte
Grundwertsteuer, die den Gärtner ungerecht trifft, hat seine Lage
ver^ehlimmcit.
Was müßte geschehen, um die Zier- und Handels-
gärtnerei in allen ihren Zweigen, trotz der angefürten Miß-
*) Anmerkung der Redaktion: u. a. Aniclmiles Arachnites,
A.Voss. 1004. Tulipifera Tulipifera, A.Voss. 1()03. Vatiilla Vanilla,
Karsten. Filipetidula Fi/iprndiila, A. Voss. ISOt etc.
Die Gartenwelt.
IX. 24
stände, wieder einträglich und unter den heutigen Verhält-
nissen rentabler als bisher zu gestalten?
Wir machon diese Fiai;'; zu einer Preisfrage, fiir
(leren beste Lösung wii- einen Preis von
Hiimlert 3Iark
aussetzen, mit dem Vorbehalt, diese Summe auch in drei
Preisen zu fünfzig, dreißig und zwanzig Mark verteilen zu
können, falls mehrere preiswürdige Antworten eingehen.
Die Einsendungen haben bis zum 1. Mai dieses Jahres zu
erfolgen. Allen, die sich an der Preisaufgabe beteiligen, empfehlen
wir, sich .so sachlich und so kurz als möglich zu äußern, jede
Weitschweifigkeit zu vermeiden und sich bei Erörterung sozialer
Fragen mehr von allgemeinen Gesich ts]iunkt en als von
pereönlioh einseitigen leiten zu lassen.
Die Redaktion der Gartenwelt.
Bücherschau.
Deutscher Gärtner-Tarif (Entwurf) zwecks Beorderung ein-
heitlicher Grundsätze für den Arbeitervertrag im Gärtnerberuf sowie
zur Erzielung einer Gärtner -Tarifgemeinschaft, veröffentlicht vom
Voi-stand des Deutschen Gärtner-Verbandes Berlin 1905, AVeilJen-
burgerstr. G7. Preis 25 Pf.
Bereits in No. 44, Seite 527, des achten Jahrgangs wurde
dieser Tarif-Entwurf von uns besprochen. Wir stehen ihm sympathisch
gegenüber, denn die Forderang nach geregelten Verhältnissen in der
gewerblichen und privaten Gärtnerei könnten durch diese, auf den
bestehenden Verhältnissen soweit sie auf solider Grundlage beruhen,
aufgebauten Vorechlägen wohl durchgeführt werden und zwar nicht
zum Schaden des deutschen Gartenbaues. Der Tarif-Entwurf macht
durchaus den Eindruck eines wohlerwogenen und mit den sozialen
Gebrechen der gärtnerischen Arbeitgeber rechnenden Vertrags-
entwurfes und ist nicht einseitig auf Wünsche der Arbeitnehmer
zugeschnitten. Die Verbandsgruppe Berlin des Verb, der Handels-
gärtnei- Deutschlands hat diesen Tarif bearbeitet und beabsichtigt ihn
in Berlin und Vororten einzuführen.
Der sozial gerecht Denkende kann sich den Forderungen der
Arbeitnehmer nach menschenwürdigen und einer höheren Zivilisation
entsprechenden Zuständen nicht verschließen. Wer sich nur einiger-
maßen ohne Voreingenommenheit bemüht, die sozialen Verhältnisse
unserer Zeit zu erkennen und den gewaltigen Zug nach festen ge-
ordneten Zuständen zu verstehen, der wird darin, selbst wenn er
Arbeitgeber ist, keine „rote Gefahr" erblicken können. Die Intelligenten
müssen und werden den Anfang machen und die Widerstrebenden
oder falsch Belehrten werden bekehrt oder bezwungen werden, das
steht außer Zweifel. Wii- können die Schrift, deren Anschaffung ja
nicht viel kostet, jedem Kollegen, sei es Arbeitgeber oder Arbeit-
nehmer, zur Kenntnisnahme warm empfehlen.
Die Grundlagen der künstlerischen Bildung. Studien von
Alfred Lichtwark. Berlin 1904. Verlag von Bruno Cassirer.
Unter diesem Titel veröffentlicht der Verfasser eine Reihe
höchst interessanter und beachtenswerter Schriften über die Grund-
lagen der künstlerischen Bildung. Unter den 13 Bänden sind Ab-
handlungen, die in der Gärtnerwelt größte Beachtung verdienen. So
der Band: „Blumenkultus. — Wilde Blumen."
Kurz und übersichtlich behandelt Alfred Lichtwark in diesem
Werk die Blume am Fenster, besonders den bisher so wenig zur
Geltung gekommenen Wert unserer wilden Blume. Er tadelt die
Anordnung dei- Blumenläden, die nicht entfernt nach den im Bereich
der Möglichkeit liegenden Kunstmitteln ausgenutzt würden, welche
Tatsache im Interesse der künstlerischen Erziehung des Publikums
höchst bedauerlich sei. Eingehenden Betrachtungen über künstlerische
Ausgestaltung von Blurnontöpfen, Körben, Vasen und Gläsern folgen
kurze Abhandlungen „der Garten im Hause", „Wintergarten" und
„Hecke und Gitter".
Möge dieses Werkchen zahlreichen Kollegen, insbesondere abei-
den Ladeninhabern ein treuer Freund und Berater weiden.
MaaQ, Magdeburg.
Bevorstehende Ausstellungen.
Bonn. Eine Chrysanthemum- und Winterblumen - Aus-
stellung beabsichtigt die ., Handelsgärtner- Vereiniguui; von Bonn und
Umgebung" im November d. J. zu veranstalten.
Grflnberg. Die Schlesische Provinzial-Obst- und Garten-
bau-Ausstellung (vgl. No. 19) wird in der Zeit vom 16. bis 20. Sep-
tember d. J. von dem hiesigen Gewerbe- und Gartenbauverein in den
Räumen und Gärten des Schützenbauses sowie auf einem daran
grenzenden Gelände in Grünberg veranstaltet werden. Das Programm
für diese Ausstellung ist jetzt herausgegeben worden. Der Provinzial-
verband schlesischer Gartenbauvereine hat die Mitwirkung seiner
Verbandsvereine in Aussicht gestellt und an alle Vereine, die sich
mit dem Gartenbau bescliäftigen, die Bitte gerichtet, die Ausstellung
möglichst reichhaltig zu beschicken, um diese Veranstaltung zu einem
glücklichen Gelingen zu führen. Mit der Ausstellung ist auch die
diesjährige Wanderversammlung des Provinzial- Verbandes schlesischer
Gartenbau-Vereine verbunden. Der Geschäfts-Ausschuß besteht aus
den Herren: Professor Burmeister, Vorsitzender, Gartendirektor Bromme
und Baumschulenbesitzer Eichler.
Tagesgeschichte.
Essen a. d. Ruhr. Am 25. und 26. März wird hier eine
größere Blumen- und Pflauzenbörse vom Verband der Handelsgärtner
Deutschlands, Gruppe Niederrhein, veranstaltet werden.
Liegnitz. Eine Blumen und Pflanzenscliau wird in den Tagen
vom (3. bis 14. Mai d. J. in der Halle des Patria -Velodroms in der
äußeren Haynauerstraße abgehalten werden. Eine Prämiierung wird
jedoch damit nicht verbunden sein. Sonntag, den 7. Mai, vormittags
10 Uhr, findet in der ..Kaiserhalle'' eine Gärtner-Versammlung statt,
in welcher gärtnerische Fragen besprochen werden sollen. Auch
werden hei-vorragende Fachleute einige Vorträge über einschlägige
Themata halten. Die Veranstaltung geht vom Gärtner -Verein für
Liegnitz und Umgegend aus.
Scheitnig-Breslau. Der hiesige städt. bot. Schulgarten soll dui'ch
Hiuzunahme von etwa 2 Hektar 50 Ar (rund zehn Morgen) der
östlich davon gelegenen städtischen Ländereien erweitert werden.
Der Garten wurde im Frühjahr 1889 in einer Grösse von 2 Hektar
7 Ar 59 Quadratmeter angelegt und mußte im Jahre 1898 um
2 Hektar 50 Ar erweitert werden. Damals wurden von 116 Volks-
schulen 53 mit Pflanzenmaterial aus dem Garten versorgt. Gegen-
wärtig werden außer an die vier Königlichen höheren Lehranstalten
an die 18 städtischen höheren und mittlei'en Schulen und an 95 Volks-
schulen bei einer Gesamtzahl von 136 Schulen Lehrpflanzen geliefert.
Für die erste Einrichtung des neu zutretenden Teiles des Gartens
werden 9—10000 Mk. notwendig sein. Als erste Rate ist in den
Etat für die Verwaltung des Volkschulwesens ein Betrag von 3000 Mk.
eingestellt worden.
Tapiau. Die Wahldauer der derzeitigen Mitglieder des Kura-
toriums der Gärtnerlehranslalt Herren Rittergutsbesitzer v. Jung-
schulz-Röbern-Langgarben, Forstmeister a. D. Wohlfromm-Mittelhufen.
Direktor Voigt-Tapiau, Gutsbesitzer und Ökonomierat Ürsell-Nagurren
läuft am 1. April dieses Jahres ab. Sämtliche Herreu sind von dem
Provinzialausschuß wiedergewählt worden.
Personal-Nachrichten.
Czullik, August, Garteudirektur des Fürsten Johann von und
zu Liechtenstein, t am 15. Februar in Abbazia im Alter von .58 Jahren.
Nordmann, Otto, bisher Obstbaulehrer an der Provinziai-
Gärtnerlehranstalt zu Wittstook, wurde in gleicher Eigenschaft an die
Provinzial-Wein- und Obstbauschule m Trier berufen.
Seeger, Jacob, Kunstgärtner in Oberrad, t am 23. v. M. im
Alter von 78 Jahren.
Wagner, Nikolaus, Uandelsgärtner in Trier, und Katharina
Wagner, geb. Grün, begingen am 19. v. M. die Feier der goldenen
Hochzeit.
Vdriuitrortl. Redakteur: Ma
Berlin. — Verla? i
jliard Carl Schmidt i Co., Leipzig. — Droci : Anhalt. Bnclidr. Ontenberg, i
. b. H., Des:
^w^^^
Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau.
Jahrgang IX. 18. März 1905.
No. 25.
.Vachdruck und iVnchbildiing aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Gärtnerische Reiseskizzen.
IHc liivirni des (ianlnsees.
\"ii Paul Frank, (laiiione.
{Hin-\u rill- Abbildungen.)
in den letzten Jahren wurde Gardon e, der Mittel-
punkt der Riviera des Gardasees, häutiger genannt und ist
besonders durch den vor zwei Jahren erfolgten Besneh weiland
König Georgs von Sachsen oft in Zeitungen und Zeitschriften
erwähnt worden. Die Ri\iera des Gardasees ist etwa sechs-
zehn Kilometer lang, gemeint ist damit das nach Süden ge-
richtete Ufei- des Gardasees, welches gegen Norden durch
Vorläufer der Alpen völlig geschützt ist. Die dadurch be-
dingte Windstille, der milde und sonnenreiche Winter, welcher
dem der Riviera des mittelländischen Meeres so ähnlich ist,
lassen hier eine echt südliche, der Breite, luiter welcher
Gardone liegt, nicht entsprechende Vegetation aufkommen.
Eine Beschreiljung derselben, wie sie sich uns in Feldern
imd Gärten bietet, soll der Zweck nachfolgender Zeilen sf^in.
Olivenwälder bedecken die Berghänge aus-
schließlich bis zu einer Höhe von etwa 4(i0 Meter
und geben mit ihrem silbergrauen Laube der I^and-
schaft auch im Winter ein freundliches Gepräge.
Der Olivenbanm gibt den Hanptertrag und man läßt
ihm deshalb die son:f;ilti->ti' i'll.-v /.utpil \vnlen.
indem man die Bäuiih' i-i'U'iiM:ii;i- -.-Iiii.miI.'I. •\wvzt
und sie von einem lü-ti-vn l',;iiiiii-;c|i\viiiiiiii bi-froit.
Die Ernte und den Schnitt vorzunehmen, scheint oft
wr^gen der beträchtlichen Höhe der Bäume sehr
schwierig; jedoch gelingt es mit den hier üblichen
Einbaumleitern recht gut. Sie werden, um dem
Arbeiter die nötige Sicherheit zu gewähren, mit
ihrem eisernen Schuh in die Erde eingebohrt und
in halber Höhe an einen Ast festgebunden, sodali
der betreffende Arbeiter ruhig bis auf die obersten
Sprossen treten kann.
Zwischen den i)livenbäumen stehen dann noch
Weinspaliere oder kleine Halbstämme von Wein,
außerdem wird, wo noch Platz ist, Mais, der Roggen
dei' Norditaliener, angebaut.
Eine außerordentliche Pflege ist natürlich bei
'liesem dichten Bestände nötig, um von allen Ge-
wächsen Ernten zu erhalten, tlbei- die sorgfältige
BehandlunK der Weinstöcke mit Bordelaiser-Brühc
und Schwefel sprach ich schon einmal gelegentlich eines
Artikels über Veredelung der Edelreben auf amerikanische
Reben (Jg. VI, Seite 428).
Schließlich wird noch zum Zwecke der Seidenraupen-
zucht der Maulbeerbaum kultiviert, dessen Blätter bekanntlich
die Nahrung der Seidenraupen bilden.
Natürlich war es, daß sich die Bevölkerung, bei dem so
außerordentlich günstigen Klima, noch auf eine andere Kultur
warf, welcher eben dieser klimatische Vorzug zustatten kommen
sollte. Es war die Zitronenkiiltur. Für die Zitronen ist jedoch
ein Winterschutz nötig, da sie leicht in den Blüten und
Knospen leiden. Unter — 4" C. verträgt der Raum kaum.
Die Bäume werden in sogenannte Serren gepflanzt, d. s.
unseren Orangerieen ähnliche Gebäude, welche 5 — 0 Meter
hoch und nach Süden gerichtet sind. Die Rückseite ist aus
Mauerwerk hergestellt, wählend die Vorderseite nur eine zirka
2 Meter hohe gemauerte Brüstmig hat. Auf diese werden
im Winter schmale aber sehr hohe Fenster gestellt, welche
;i Ruhland. G:i
Gartenwelt" photo
290
Die Gartenwelt.
IX, 25
Alte Washingtonia filamentosa mit Cedrus Deodaia
im Hintergrund in der Villa Wimmer, Gardoue.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen
durch genügende Stützpfeiler und Balken Halt bekciumen.
Die Decke, welche Fall nach hinten bekommt imd auf diese
Weise sehr viel Licht eindringen läßt, besteht aus Holzlädon
imd wird im Sommer entfernt. Dann bieten
ilie Bäume mit ihrem dmdcelgrünen Laube, den
goldgelben Früchten und den vielen weilien
Stiitzpfeilern dazwischen einen prächtigen und
eigenartigen Anblick, sodaß Avohl jedem
Reisenden das bekannte Lied in den Sinn kommt
Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühen.
Im dunkeln Laub die Goldorangen glülien'r
imd er sie wohl sehen möchte, wie sie so ganz
im Freien zur prächtigsteuEntwickelung kommen,
we in Sizilien und Spanien.
Diese beiden Länder sind es auch, be-
günstigt durch den Fortschritt der Verkehrs-
verhältnisse, welche die Kultiu- hier mehr und
mehr unrentabel machen, so daß ein Garten
nach dem anderen aufgegeben wird.
Um nun auf die in den Villen und Hotel-
gärten sich bietenden Vegetationsbildcr zu
kommen, wovon die Abbildungen einige Bei-
spiele geben, scliiek'- n h tVilL^vudes voraus.
Da Gardone ei-.-i -cii etwa fünfzehn Jahren
als Winteraiüenthalt in .\ufnahme gekonunm
ist, sind die meisten Gärten noch sehr juiii;
und unentwickelt.
Von Italienern abei- wurden nur wenige
Ziergürten angelegt. Jedoch genügen die
vorhandenen für unsere Zwecke. Nach Ver-
lauf weiterer fünfzehn Jahre wird die Kiviera des Sees
ein weit abwechselungsreicheres Vegetationsbild bieten. Jetzt
überwiegen die Spitzpappeln des Südens und die säulen-
artigen Cypressen, die von Italiens Landschaften untrennbar
sind. Dazu gehört noch eine vor allen anderen wichtige
Pflanze die Pinie (Pinuti Pinea): für diese beiden hörte
ich einst den recht passenden Vergleich mit geschlossenen
und geöffneten Regenschirmen. Zu ihnen gesellen sich würdig
Cedern aller Art in einer Pracht und Kraft, daß man über
sie staunen muß. Die imposanteste und schönste im Wuchs
ist wohl unbestritten die Hiraalaya Zeder {C. Deodara), von
welcher die nebenstehende Abbildung links im Hintergnmde
ein scliönes Exemplar zeigt. Cedrus allantica glauca, die
eine prachtvoll blaue Färliung aufweist, ist hier und da zu
sehen. Sehr schön hebt sich von diesen Zedern die im
Winter kupferrote Cryptomeria japonica ab !
Von den hier angepflanzten Cypressen - Arten seien be-
sonders Oupressus niacrocai-pa tmd funebi'is hervorgehoben,
ferner sei noch Abics Pin^apo, die spanische Edeltanne,
wegen ihres korrekt pyramidalen Wuchses und ihrer ilunkelen
fast schwarzen Färbung besonders erwähnt.
Unter den Palmen dominiert Chamaerops excelm, welche
in Exemplaren von 3 — 4 Meter Höhe vorkommt. Die Ab-
bildung auf der Titelseite zeigt die malerische Villa Ruhland
mit davorstehenden Zwergpalmen. Glmrnaerops ist härter als
z. B. der Zitronenbaum und soll, genaues weiß man nicht.
bis 15" C. unter Null vertragen. (? Die Red.) Hier konnte
man ilieses bisher allerdings nicht erproben, aber der
strenge diesjährige Winter brachte uns sehr niedrige Tem-
peraturen. Chamaerops excelsa wäre die einzige Palme,
welche zu Anpflanzungsversuchen in Deutschland geeignet ist.*)
*) Anmerkung der Redaktion. Solche Versuclie
seit vielen Jahren erfolgi-eich in Deutschland gemacht, die
erlialten gute Wuitcrdecke.
hat man
Palmen
(iartcnpart
der Villa Ruhland. (Jardo
dahinter Laurus, links D
.ni Verfasser für die „Gartenwelt"
le. Washingtonia filamei
■acaena indivisa.
photogr. aufgenommen.
IX, -21
Die Gartenwelt.
Die nächst liärteste Palme ist eine Verwandte fler vorigen,
nämlich Chamaerops hunnlis, welche noi^li in (h'r Abart
nrc/nitea liier vertreten ist.
Die schönste aller Paliiirii. wcirhe wir bishei- hier auf-
weisen können, ist du- WaslinujlnDin filamentom aus Kali-
fornien*), Priischardia fi/ifcni <\vv (./arten, von der das impo-
siinteste Exemplar etwa S .Mrior hoch ist, einen starken Stamm
und eine niäciitif^e lilätterknuie besitzt, in welcher Blätter
Ijis 2 Meti.a' Spannweite gemessen wurden. Äbbikhmgen
Seite 290. Auch das unten abgebildete Exemplar ist sehr
stattlich. Es hat einen günstigen Standort, Im Hintergrunde
sehen wir einen großen Lorbeerbaum.
Phoenix-^ Cocos- und Brahea- krten sind in schönen Exem-
plaren verti-eten, aber, da erst in den letzten Jahren angepflanzt,
noch ohne Stamm. Als völlig
winterfest erwiesen sieh hier
folgende Spezies: Phoenix ca-
nariensis und reclinata {Syn.
leonetisis), Cocos australis und
fleruosa, Enjthea armata {Siju.
Brahm. Rneäti). sowie .liihafa
spertabilis und Sabal A<laiis<„N
in besonders günstigen Lagen.
Lorbeerbäume werden
wohl noch in Gärten angepflanzt,
weil sie eben übei-all schön sind,
jedoch wachsen sie meist wild,
indem sie sich selbst aussäen,
was mit der großen Anspruchß-
losigkeit der Pflanze zusammen-
hängt. Ans den Früchten wird
hier das Lorbeeröl gewonnen,
welches besonders nach nordi-
sc;hen Ländern, wie Finnland
und Schweden, exportiert wird.
Blätter werden selten verkauft.
Von Lorbeer - Gewächsen
werden noch gern Cinnamomum
(jlanduliferum und C. Camphora,
dei- Kampferbaum in Gärten an-
gepflanzt. AuchderKirschlorbeer
ist häufig.
Von den vielen sonstigen
Kalthauspflanzen, welche wir
aus ilen Orangerien Deutsch- Vom Verfasser fur ^ii. i,....
lands kennen, seien nur als die
sch(">nsten hier folgende genannt. Arbulus Unedo, der Erd-
beei'baum. wegen seiner erdbeerartigen Früchte, und sein Ver-
wandter Arbtäus Andrachne, welcher im Winter rote und im
Frühjalu- grüngelbe Rinde hat; Magnolia grandiflora mit
ihren großen weißen Blüten im Juni; Eriobolrya japonica,
Lindl. {Stpi. Mespilus japonica, Thunb.) mit der Blüte im
Winter und der angenehm säuerlichen Frucht im Juni.
Oleander, Myrten, Granaten mit den prachtvoll roten Blüten,
aus denen sich dann bis Oktober die schönen Granatäpfel
entwickeln, und schließlich noch Diospijros Kaki, L., welcher
Baum im Oktober mit apfelsinenartigen Früchten geschmückt
ist. Die Frucht wird jetzt in DeutscUand verkauft, auch Bäume
werden zum Anpflanzen an geschützten Stellen angeboten.
Phvllostach\s im
*) Anmerkung der Redaktiun. Man
bilduog in achten Jahrgang, Seite 601.
ik'idie die Ab-
Die Kakipflaumn ist etwas zu süß und hat einen etwas
adstiingierenden Nachgeschmack.
Nun noch einige der dekorativsten Pflanzen, welche man
sonst nur in süiiliili.-ivu. ja fast tropischen Gegenden antrifft.
Vor allfiii dl.- den Bambuson sehr ähnlichen, aber von
der Gattung liuiiilinsd abweichenden Phyllosiachys- Arien, die
allerdings auch unter Bambusa gehen wie Ph. aurea,
A. & C. Riv. {Bambusa aurea, hört), Ph. nigra, Lindl. (B.
nigra oder nigricans, hört.) und Ph. milis, A. & C. Riv. [B.
tniiis, Lour.). Letztere eiTeioht in einem Jalu'e die stattliche
Höhe von 8 bis 10 Metern. Besonders geeignet sind diese
Phyllostachys- Arten als Kübelpflanzen für Dekorationszwecke.
Sie gedeihen sehr gut in den Gefäßen und man sieht sie in den
italienischen Städten zur Ausschmückung der Wirtshausgärten
häufig verwendet. Das Bild
dieser Seite zeigt acht Meter
hohe Phyllostachys im Garten
der Villa Röninger, wo .sie
sich besonders üppig entwickelt
haben.
Während ich dieser Garten-
pflanzen gedenke, erinnere ich
mich einer fast zum Unkraut
gewordenen bekannten Kübel-
pflanze unserer Kalthäuser, der
Agave americana. An den steilstei i
Bergabhängen wuchert sie und
alljährlich im Frühjahr sendet
da und dort eine alte Pflanze
ihren Blütenschaft in die Höhe,
welcher eine täuschende Ähn-
lichkeit mit einem Riesenspargel
hat, da sich die Seitenäste des
BlütenstandeserstöfFnen und ent-
wickeln, wenn der Mittelstamm
seine größte Höhe en-eicht hat.
Pflanzt man sie in den Gärten
an, so geben uns die Dracaena
indhisa, sowie andere Agaven-
sorten, Opuntien, Yucca, einige
Kakteen das geeignete Material,
u in ein e harmonische u. wirkungs-
volle Gruppe herzustellen.
Erstaunen ruft meist
das fast völlige Fehlen von
Azaleen, Kamelien, Rhododen-
dron etc. hervor, welches seine Erklärung in dem Mangel
geeigneter Erde findet. Wer gute Azaleen etc. in seinem
Garten haben will, ist gezwungen Erde von auswärts zu
beziehen.
Reich entschädigen für blühende Azaleen- und Kamelien-
gruppen dagegen Rosen aller Art, sowohl im Frühjahr wi-
im Herbst. Der Hauptflor fällt je nach Witterungsumstäiulen
einmal in die Monate April— Mai, dann in den September,
Oktober, November. Er dehnt sich oft noch länger aus und
setzt auch früher ein. Wenn sich zum Beispiel die Ruhezeit
der Rcsen im Sommer infolge großer Trockenheit bis Mitte
September ausdehnt und der November und Dezember
trocken sind, so hat man sicher in diesen zwei Monaten noch
sehr viel Rosen; „Safrano'-', bekanntlich der beste Winter-
blüher, auch andere wie „Papa Oontier", „M. van Houtie'\
setzen dann die Blütezeit in mäßigem Umfange nocli bis
\ lila Röninger, Gardone.
'-If photogr. aufg-enommeu
Die Gartenwelt.
IX,
Januar fort. Staunen .swert ist aber die Entwickehmg und
Fülle dei- Rosen zur Hauptblütezeit.
Zum Brechen voll bedecken sich besonders die ^.Maricltnl
A'7c/-Rosen" mit den edel geformten großen Blüten und dieses
alles im erhöhten Maße, wenn Rosa Banksiae, R. Br. die
Unterlage bildet. Reizend sind die Banksrosen schon an und
für sich; sie sind besonders zur Bekleidung von Häuser-
wiinden geeignet. An der ganzen Länge der einjährigen
Triebe bedecken sie sich mit kurzen Triebchen, wovon jedes
:ui der Spitze ein ganzes Bukett kleiner gelber oder weißer,
stark dtiftender Blüten trägt. Ahnlich in der Anordnung
dos Blütenholzes, aber mit Stacheln bewehrt, ist eine hier
heimische Rose, die sogenannte Gardone-Rose. Die Blumen
stehen auf den einjährigen Trieben einzeln, nicht in -Dnlden,
in der Form der „Safrano" ähnlich, die Farbe abei- mehr
sreriitct.
Neue Pflanzen.
Wertvolle Neuheiten
Samenzüchter
IIUl
Eiiifülininiien P^rfiirter
lliindelsoiirtner.
V.5Ö
Von G. Besoke, Obergärtner in Erfurt.
(Hierx-u xuei Abhildungen.)
II. (Schluß.)
IJ. Stauden und Soiniiierbluiiicii.
Isatis glaiicn.
'satis glauca ist eine in Kleinasien heimische Krucifere,
welche verdient, allgemein bekannt zu werden. Sie besitzt
große lauzettliche, silbergraue Blätter, über welchen sich im
/weiten Jahre der bis 1 Meter hoch werdende, reich ver-
zweigte Blütenscliaft erhebt. Die Blüten sind goldgelb >uid
stehen in traubigen Ständen. Als Solitärpflanze oder vor
Gehölzpartien nimmt sich diese Staude prachtvdll aus und
sollte häufig angepflanzt werden.
Rudbeckia fulgida variahilis.
Unter den perennierenden, zTim Schnitt sich eignenden
Pflanzen nehmen die Rudbeckien eine bevorzugte Stellung
ein. Durch Rudbeckia fulgida variabUis (Benary) erhalten
sie einen wertvollen Zuwuchs. Die Pflanzen werden unge-
fähr einen Meter hoch, verzweigen sich stark und tragen auf
kräftigen Stielen 6 — 8 cm große Blüten. Die Farbe der
Blüten ist, wie der Name schon verrät, sehr verschieden.
Die gelb und bronze grundierten Petalen sind entweder
piirpurbraun getuscht oder gestreift, oder es wechselt fleck-
weise Braun mit Gelb ab.
Aquilegia caerulea liijbr. fl. pl. iitui A. riiignris
compacla ro-sca fl. pl.
Aqmlegia eoerulea hybrida flore pleno (Benary), Abbildung
Seite 293, besitzt die guten Eigen.schaften der St:nniiiform ; sie
ist wie diese sehr großblütig, reichblühetid uml hat denselben
kugelförmigen kompakten Habitus. Die Blumen, mit denen die
Pflanzen locker bedockt sind, zeigen die Farben Weiß, Gelb,
Hell- und Dunkelblau. Als fast ebenbürtig ist ihr Aqmlegia
mdgarin compacla roxca flme ple.no (Benary) zur Seite zu stellen.
Diese Varietät wii-d etwa 50 cm hoch, ist vollbclaubt und
bringt dichtgefüllte, dunkelrosa Blüten. Lobend zu erwähnen
ist l)oi <lieser Spielart, daß sie treu aus Samen fällt und
äuBorst reioh blüht.
Einfache dnnkr.llauhige Dahlie „Lucifer".
Erfi'eulich ist es, daß die einfachen Georginen noch
nicht überall von den Kaktus- und Edel-Dahlien verdrängt
worden sind; sie haben noch viele Freunde und das mit
Recht. Zur Anfertigung von leichten Bindewerken und zu
Tafeldekorationen sind sie vortrefflich geeignet und vorläufig
durch die Edel-Dahlien nicht zu ersetzen. Die neue dunkellaubige
Sorte „L«(«/cr" (Benary) ist berufen, dazu beizutiagen, daß
den einfachen Dahlien ein dauernder Platz in unseren Gärten
gesichert bleibt. Dalilia „Lucifer^^ wird höchstens l'j cm
hoch und baut sich sehr buschig. Die Belaubung ist
metallisch schwarzbraim. 7 — 9 cm gi-oße, dunkelscharlach,
am Grunde tief blutrot gefärbte Blumen, werden von
langen, drahtartig steifen, blauschwarzen Stielen getragen.
Langstielig mit Laub geschnittene Blumen nehmen sich
in Bindereien sehr gut aus, bei Licht tritt die prächtige
Färbung besonders wirksam hervor. Auch zur Gartenaus-
schmückiuig wird Dahlia ,.,Liieifer'-' bald viel verwendet
werden. In kleinen Trupps auf Rasenflächen, zwischen Blatt-
pflanzengruppen oder in großen geschlossenen Gruppen, ist diese
reichblühende, leuchtende Sorte von großem Effekt, welcher
diu'ch eine helle Verpflanzung noch erhöht werden kann. Es
würde mich freuen über diese Neuheit im kommenden Sommer
Urteile zu hören.
Myosoti.s alpe.ftri.s ,.Sylphe".
Myosotis „Sylphe'' (Benary) ist eine Abart der zierlichen
Zwergsorte „Liebesstern'\ mit breiten grundständigen Blättern.
Die kleinen .silberweißen Sternblümchen vereinigen sich in
leichter Anordnung zu zierlichen Dolden und diese stehen in
gedrängter Fülle straff aus dem Laube heraus. Wie ein
locker hingeworfener weißer Sclileier, sieht ein blühendes
Beet von Mi/o.sotis ,^Sylphe'' aus.
Armeria formosa hybrida.
Von den großblumigen Grasnelken {Armeria plantaginea
formosa, Plumbaginaceae) kannte man bisher zwei Sorten,
eine rosa- und eine weißblühende. Unter den neuen Benaryschen
Hybriden befinden sich außer diesen Farben noch Fleisch-
farben, Karmin, Karminrosa, Karmesin und Lila. Die Armerien
sind reichV)lühende und harte Pflanzen und soUten häufiger
in den Gärten anzutreffen sein.
Dianthus pluniarius diademalus.
Die wohlriechende Diadera-Federnelke von F. C. Heine-
mann ist eine sehr bemerkenswerte Nelkenneuheit. Die
Pflanzen blühen sehr reich ; hunderte von Blüten, die in allen
Färbungen diademartig gezeichnet sind, erscheinen an einer
Pflanze. Diese Federnelke ist vollständig winterhart und
wird sich sicher bald viele Freunde erwerben.
Die meisten Neuheiten finden wir alljährlich unter den
S o m m e r g e w ä c h s e n verzeichnet, da bei ihnen außer durch
künstliche Kreuzungen, Hybridisation durch Windbestäubung
und Insekten häufiger vorzukommen scheint, als bei anderen
im Freien blühenden Pflanzen. Ich beschränke mich darauf,
nur einige der besten Neuheiten hier aufzuführen.
Ageratum^ mexieanum „Blausternchen''''.
Eine reizende Teppichbeetpflanze ist Ageratum mexiea-
num „Blausternchen'-' von Haage & Schmidt. Die Pflanzen
werden höchstens 10 cm hoch und erreichen einen Diurch-
inesser von 15 — 20 cm. Die Blätter sind klein und stehen
dicht an dünnen, straffen Stengeln. Die Blumen, die einem
Sternchen oder auch einer fein gefi-ansten Troddel ähnlich
IX, 25
Die Gartenwell.
sollen, sind liellblau und ersclieinen in solcher Fülle, daß die
Pflanzen wie dicht besteckte Bluraenkissen aussehen. Da
wir in niedrig bleibeiulon, reich und anhaltend blühenden
Teppichbeetpflanzen nur bescheidene Auswahl haben, dagegen
solche Sorten, die mit ihren Blättern wirken, im Überfluß, so
ist sicher anzunehmen, daß dieses Ageratuni als sehr will-
kommene Einführung allgemein aufgenommen wird. Im
Februar ausgesät, blüht das Blausternchen bereits im Juni
und dann ununterbrochen bis in den Spätsommer hinein.
Silene pendula fl. pl. „Bijuu".
Auch Silene pen-
ihila fl. plewi ..Bijoir'
v„ii E. BiMiary ist aU
FrühjahrsgTuppeii-
[itlanze sehr hoch /u
schätzen Ihre Blumen
sind dicht gefüllt und
prächtig leuchteiul
laclisrosagefärbt. Untei
I len Silene - pendida-
Varietäten ist „ßijou"
unstreitig die be^tc
Sorte zur Gruppeiibe-
pflanzung.
Eccrc III ocarp
srnher carmi nc n^
Von Ecrrcinoi in -
jiiis ( ( 'alnuijiclis) waieu
bisluT zwei Sorten, t nn
1 Hange >uk1 eine losa
blühende, im Handel
bekannt. Es sind sehi
beliebte und häufig m
den Gärten anzuti'ef-
fende Schlinger. Im
vergangenen Jahre führte Ernst Beuary eine leuchtend
goldgell« Varietät Eccremocarpus scaber aureus ein und in
diesem Jahre bringt die Firma Haage & Schmidt eine Spiel-
art mit karminroten Blüten E. scaber carmineus in den Handel.
Es sind beides prächtige Einführungen, die vermöge ihrer
leiichtenden Blumenfärbung die älteren Sorten an "Wert noch
übei'treffen. Wenn die beiden neuen Ecoremocarpus neben-
einander verwendet werden, lassen sich gewiß recht hübsche
Wii-kungen erzielen.
Öhr y santhemuni carinatum radiatum aureum.
Eine eigenartige Schnittblume ist Chrysanthemum cari-
natum radiatum aureum von Ernst Benary. Die Blumen
werden von steifen Stielen getragen und sind insofern leicht
gebaut, als die geröhrten Fetalen in gleichmäßigen Abständen
sb-ahleu- oder speichenartig an der Scheibe sitzen. Die Farbe
tler Blumen ist ein leuchtendes Goldgelb, nach der Mitte in
Piu-pur verlaufend.
Petunia hybrida grandiflora süperb issiina
quadricolor.
Eine wunderschöne Petunienneuheit ist die neben-
stehend abgebOdete Petunia hi/ln'ida (jrandifla)-a superbissiina
(juadricohr, eine Züchtung von Benarj'. Die Blumen sind
leuchtend rosa, nach dem breiten Schlnnde zu in tiefes
Purpur verlaufend, zu zwei Dritteln mit einer lebhaft karmin-
farbigen Aderung durchzogen ; außerdem gehen von der Basis,
gleichfalls als Auflage, fünf gleichartige, intensiv gelb gefärbte
Bänder oder Schilder aus. Die I'arbenverteiluiig V)ei der vier-
farbigen Petunia ist äußerst eigenartig und schön zu nennen.
Von den vielen Liebhabern der großblumigen Pet\uiien wird
diese Sorte liald sehr geschätzt werden.
Dianthus laciniatus mirabilis.
Von Sommergewächsen nenne ich schließlich noch als
besonders wertvoll Dianthus laciniatus ndrabilis, welcher in
diesem Jahre von der Firma Haage & Sclimidt eingefülirt
wird. Die Pflanzen bilden reich verzweigte, 30—35 cm
hohe Büsche; und tragen auf aufrechten Blüten-
stcngeln lierrliche, 8 — 10 cm große Blumen, deren
lüunieiiblätter ein Drittel bis zur Hälfte zerschlitzt
sind. DaduM-li. daß die Hauptfransen sich wieder
in vielo f.Miir, lad-MilVinnige Teilchen spalten, die sich
dann in d.'ii wuihbrliarsten Formen nach allen Seiten
liin auslircit.Mi. -oiicn die Blumen sehr fein und eigen-
artig aus. Das Farbenspiel ist sehr reich. Alle
Färbungen der Sommernelken sind vertreten, auch
gestreifte Blumen und solche mit zebraartigen Quer-
streifen sind darunter Die großen leicht gebauten
Blumen werden in der Binderei besonders geschätzt
werden.
Wilder- Lerkujen „Schöne von Nizza"- und
„Königtn Alexandra'^
Ich mochte meuie Besprechung über neue
Pflanzen nicht schließen ohne auf die prächtigen
Wintei Levkojen Schone Lon Nizza'' und
Königin Aletandia' Einfühlungen dei Firma Ernst
Henaiv lufmeiksim gemacht /u haben. Beide
S rten wachsen 1 1 itti 1 i utei Kultui bis zu 80 cm
Hohe und veizw
Aquilegia coerulea bybr. fl. pl. (oben>
Petunia hybrida quadricolor (unten
hl staik Die Blüten-
st mde wie auch die
Einzelbluten erreichen
11(1 me Größe. Nicht
nui dei Mittelstand,
In iis zu 30 cm lang
wud auch die aus den
Seitentrieben hervorgc-
^ ingenen Blütenstände
sind mitbis 5 cm großen
Einzelbluten locker be-
etzt Die Blumen sind
f hl \\ ohlriechend und
/eigen \ornehme mo-
leine Falben. „Schöne
lon Yi a" blüht zart
H 1 htaibigrosa, „Kö-
III /in Alexandra'' zai't
lilarosa. Die Sämlinge
bringen 70 - 80 Yo gute gefüllte Blumen. Für den Blumensehnitt
wie auch zum Topf\erkauf sind es Sorten ersten Ranges uinl
sehr zu empfehlen. Die Sorte „Schöne von Nizza'- hatte
die Firma E. Benary in zwei größeren Gruppen auf der
Düsseldorfer Ausstellung ausgestellt, welche sehr beachtet
und bewundert wurden.
Vielleicht veranlassen vorstehende Zeilen manchen Leser,
einen Kultiu'versuch mit den besprochenen Neulieiten zu
machen, von deren Knltiu'wüi-digkeit ich fest überzeugt bin.
Die Gartenwelt.
IX, 25
Pflanzenkunde.
Welwitschia mirabilis Hook. f.
Von H. Baum, Rostock.
(Hierzu zwei Abbildungen.)
Als eine der merkwürdigsten Pflanzen der Erde ist die
Welicilschia mirabilis (syn. Tumhoa Bainesii Hook, f.) schon
oft beschrieben und abgebildet worden. Dem Verfasser dieser
Zeilen war es während seiner Reise in Angola vergönnt,
diese Pflanzenwnnder an Ort imd Stelle genauer zu beobachten.
Da es an einzelnen Plätzen früher schon gelungen ist, Wel-
witschien aus Samen zu erziehen und einige Jahre am Leben
zu erhalten, so sind vielleicht einige Notizen über Vorkommen,
Bodenverhältnisse und Wachstiimsbedingungen dieser in den
Kulturen immer wieder eingegangenen Pflanze besonders für
diejenigen willkom-
men, die einen er-
neuten Versuch mit
der Aufzucht bezw.
Weiterkultur von
Welwitschien ma-
chen wollen.
Das Vorkom-
men von Welwit-
schia mirahilis ist
nur auf wenige eng-
begrenzte Land-
strecken an der
Küste von Südwest-
Afrika beschränkt.
In Deutsch - Süd-
west-Afrika findet
sie sich namentlich
in der ca. 70 Kilo-
meter breiten Wüs-
tenzone beiSwakop-
mund (wegen des
Vorkommens der
Welwitschien in dei-
Nähe der Bahn
Swakopmund-
Windhuk wm-de die
Station bei km 63
„Wel witsch" ge-
Welvvitschia uürabiUs (weibliche Pflanze) i
Mossamedes. Vom Verfasser fOr die „G
nannt), außerdem ist sie iu Deutsch-Südwest-Afrika im nördlicher
gelegenen Kaokofelde gefunden worden. Fr. Wel witsch
entdeckte sie zuerst im Jahre 1860 südlich der Stadt Mossa-
medes in Angola. In derselben Gegend sind dem Verfasser
dieser Zeilen wälirend einer sechstägigen Reise tausende von
Welwitschien zu Gesicht gekommen. Die beiden
Notizen beigegebenen Original - Photographien sind in
Gebiet aufgenommen und zwar stellt die obenstehende Abb. eine
Aufnahme aus dem Hauptverbreitungsbezirk dar, in welchem
die Welwitschien vorherrschend und für das Landschaftsbild
charakteristisch sind. Es finden sich hier neben den Wel-
witschien nur noch niodiige Gräser, Kräuter, ab und zu
niedrige Euphorbien oder sonstige Stauden, aber niemals höhere
Sträucher.
Auf Abb. Seite 295 sehen wir eine Welwitschia bei-eits
in der Nachbarschaft höherer Sträucher wie Acaeia detinens
'mit diT siliirmai-tig flaehfn Kinne) und zu gleicher Zeit 1»-
finden wir uns auch so ziemlich an der Grenze ihres Vor-
kommens. Ich habe die Welwitschien in den ersten Er-
hebungen des Shellagebirges nur bis 200 m über dem Meere
gefunden, aber weiter landeinwärts, also im höheren Teil des
Gebirges, nicht mehr entdecken können. Die Entfernung ihres
letzten landeinwärts gelegenen Vorkommens bis zur Küste
schätze ich auf etwa 70 Kilometer; diese Strecke würde also
dem fast ebenso breiten, mit Welwitschien bestandenen Küsten-
strich bei Swakopmund annähernd gleichkommen.
Der Boden, in welchem die Welwitschien wachsen,
ist sehr verschieden. Fast immer ist es ein steriler, sehr
fester Boden, der aus Steinen und Kies zusammengesetzt ist;
mitunter ist es ein lockerer Sandboden, der aber dann viel-
fach einen steinigen Untergrund hat. Häufig, besonders an
der Grenze ihres Vorkommens, finden wir sie zwischen Ge-
steinsspalten, hier aber niemals zu so großen, umfangreichen
Exemplaren ent-
wickelt, wie in den
sandigen Tälern, wo
sie anscheinend am
Ijesten gedeihen. Ein
einziges Mal fand
i( li eine kleine Wd-
ii-ttschia zwischen
Gneisgestein an
einer senkrechten
Felswand. Diese
Pflanze zählte, so
klein sie war, min-
destens schon zehn
Jahre und aus der
Beschaffenheit die-
ses außergewöhn-
lichen Standortes,
der nur eine äußerst
geringe Boden-
feuchtigkeit haben
konnte, läßt sich am
besten ersehen, wie
lange sich eine Wel-
wHschia unter den
ärmlichsten Beding-
ungen zu erhalten
vermag.
Die Wachs-
tum sbe dingungen der Welvntschia sind ganz eigenartiger
Natur. Infolge der kalten Südpolarströmung, welche die
Küste von Deutsch -Südwest -Afrika und den südlichen Teil
der Küste von Angola bis zm- portugiesichen Stadt Mossa-
medes bespült, ist die Tempergitur in den Welwitschien-
gebieten während des ganzen Jahres verhältnismäßig niedrig,
z. B. notierte ich für Mitte August an sonnigen Tagen nur
26" C, an trüben nur IS^^" C.. als höchste Tagestemperatur.
Des Nachts sank das Thermometer ziemhch gleichmäßig auf
15 — 17" C. Die kühlen und feuchten Winde, welche vom
Meere landeinwärts wehen, werden in der Regel des Nachts
zu so starkem Nebel bezw. Tau niedergeschlagen, daß alle
Gewächse des Morgens förmlich von Wasser triefen, und an
einzelnen Stellen begünstigt dieser andauernde Tau sogar das
Auftreten von zierlich gestalteten, flach auf Steinen ausge-
breiteten Flechten. Da in dieser Gegend die RegenfäUe mit-
untfi' L' — 3 Jalire ausbleibHn, ^c pi-yibt sich, daß der starke
Burako-Tal, 30 km.
nwelt" photogr. aufgenoi
^üdlich von
IX, 25
Die Gartenwelt.
nächtliche Tau eino ilor ersten Lebensbedingungen der
Wehvitschien ist.
Eine zweite Hauptbedingung für das Gedeihen dieser
i'flanzen ist nach meiner Meinung ein gewisser Grad von
Bodenfeuchtigkeit. Wenn man das Auftreten der einzelnen
Exemplare genau beobachtet, so findet man dieselben an
einzelnen Stellen häufig, aber immer zerstreut wachsend; dann
folgen kiloineter- bis meilenweite Abstände, in welchen nicht
ein Stück zu entdecken ist. In dem fast ebenen Teil der
Wüste, etwa 7 — 8 km südlich von Mossamedes, wachsen die
Wehvitschien merkwürdigerweise immer nur in mit niedrigem
Gras bewachsenen Streifen, welche senkrecht zur Küste
laufen. Diese Streifen werden aus flachen Vertiefungen ge-
liildet, welche bei etwaigen Regengüssen das Wasser zur
Küste leiten — , es ist auch nicht ausgeschlossen, diili ein
gerniger Teil von
Bodenfeuchtigkeit
aus den höher ge-
legenen, landein-
wärts befindlichen
Gebieten bis hier-
herdurchdringt. In
tlen eben besproche-
nen, mit Gras be-
wachsenen Vertief-
ungen findet man
gewöhnlichnurklei-
nere bis raittelgioße
Pflanzen : die größ-
ten und zahlreich-
sten Exemplare sah
ich in sandigen
Tälern, welche ent-
weder von Sand-
steinerhebungen
oder Gneismassen
begrenzt waren. Auf
den die Täler bil-
dendenBodenerhöh-
ungen fand ich nie-
mals eine Wchvit-
srliin. Hierausfolgt W'elu itsch
am sichersten, daß südöstlii
sich dieselben n\ir
da ansiedeln, wo die tief hinabreichenden Wurzeln wenigstens eine
gewisse Bodenfeuchtigkeit vorfinden. In den Vorbergen des
Shellagebirges und zwar in 2(10 m Höhe ü. d. M., wo die Wel-
witschien nicht mehr vorkommen, findet man allerdings öfter
sandige Täler, welche ein Auftreten von Welwitschien ver-
muten lassen. Die Nebelregion scheint sich jeiloch nicht
mehr bis hierher zu erstrecken, auch dürften die bei Regen-
güssen sich in diesen Tälern ansammelnden größeren Wasser-
massen ein Gedeihen der Wehvitschien in Frage stellen.
Die größte Schwierigkeit bei der Kultur der Wehvit-
scliien besteht demnach darin, den Pflanzen nur eine geringe
Bodenfeuchtigkeit zu gewähren und einen Ersatz für den
nächtlichen Tau ausfindig zu machen. Die Erziehung aus
Samen ist, wie ich anfangs bemerkte, schon mehrfach ge-
glückt: aber trotzdem wenig eriolgversprechend, weil wenigstens
HO — 40 Jahre dazu gehören, ehe man ein kleineres bis
mittleres Exemplar daraus erziehen würde. Die einzige
.Mödichkeit. eine üW.IUmv. blühbare Pflanze IcIlmkI aus der
h von Sambento do Sul. Vom Ver
Heimat zu erhalten, bestände darin, daß man in Deutsch-
Südwcst-Afrika in der Nähe der Bahn eine mittlere Pflanze
mit dem den Wurzeln anhaftenden Gestein in eine große Kiste
vorpackte, dann mit der Bahn nach Swakopmund beförderte
und von hier aus per Schiff nach Deutschland schickte. Da
die Wurzeln ziemlich tief in den Erdboden dringen, also ein
großer Erd- bezw. Steinballen zu transportieren wäre, so
käme ohne Zweifel eine gehörige Fracht bis Harabiu-g heraus.
Bei der weiteren Pflege ist es das ei'ste Gebotj den Wurzeln
der Pflanze von Zeit zu Zeit eine nur geringe Feuchtigkeit
zuzuführen. Die Pflanze müßte in einem trockenen, luftigen
Hanse k\iltiviert und der nächtliche Tau in den Sommer-
monaten durch sanftes, abendliches Überspritzen der Blätter
ersetzt werden. Für Säinlingspflanzen dürfte eine Mischung
von Quarzstücken, Sandsteinbrocken, Sand luid einem sehr
geringen Zusatz von
Lohin, welcher das
Ganze zu eiiiei'
festen Masse ver-
bindet, die beste
sein.
Die Form des
weichholzigen, krei-
selartigen Holz-
körpers ist eine so
verschiedene, daß
man in den selten-
sten Fällen gleich-
artig aussehende
Exemplare an-
treffen wird. In den
meisten Fällen wird
der -obere Teil des
verkürzten Stam-
mes, wie man den
Holzkörper w^ohl
nennen kann, in
zwei Teile geteilt ;
mitunter ragt der
Holzkörper auch
senkrecht aus der
Erde hervor und
trägt dann an der
Spitze das Blatt. Bei
normal ausgebildeten Pflanzen steckt der Körper meist vollkommen
im Sande, die schüsselartige Vertiefung der oberen Platte ist
häufig auch noch mit Sand gefüllt, so daß hier hin mid wieder
kleinere Gräser etc. emporsprießen. Der Durchmesser der
Platte erreicht bei ganz alten Exemplaren ca. 1 m bis 1 m
20 cm. Das Dicken Wachstum des Stammes, der von Jahr zu
Jahr immer breiter wird, findet in der Weise statt, daß sich
alljährlich oberhalb und unterhalb der Blätter eine neue Hoiz-
schicht bildet, welche am ganzen Holzkörper das fri-scheste
und prallste Aussehen hat. Die jährlichen Wachstimisschicliten
sind besonders an dem kreiseiförmigen Teil, welcher sich im
Boden befindet, zu verfolgen. Im Innern der Platte sind
die Wachstumsschiehten dtirch zahllose Löcher, welche von den
AnsatzsteUeu der abgeblühten Blütenstände herrühren, fa.st ganz
verwischt; im tief.sten Teile der Platte findet mr.n außerdem
oft fingerlireite Risse, so daß die gtmze Platte total rissig
und runzelig erscheint. Die Blütenstände orselieinen stets
aus den jüngst.Mi Ijol/.scliiclitrn.
^^n^ää.
für die „Gartea
' photogr. aufgen
Die Gartenwelt.
IX,
Die größte Merkwürdigkeit der Welwüschia ist wolil
die, daß jede Pflanze außer den beiden schnell vergänglichen
Keimblättern nur zwei Blätter erzeugt, die an ihrer Basis
ständig nachwachsen und der Pflanze während ihrer ganzen
Lebensdauer als Assimilationsorgane dienen. Die lederartigen,
lilaugrünen Blätter sind durch Wind, bezw. Stürme meist
zerfetzt und in viele Streifen eingerissen, ferner an den Spitzen
vielfach durch Sonnenbrand versengt. Nur dort, wo die
Pflanzen an besonders ruhigen, vor den Ktistenwinden ge-
schützten Stellen wachsen, findet man ausgezeichnet schöne
Exemplare mit 1 m breiten, vollkommen ganzen und etwa
3 m langen, vorzüglich erhaltenen Blättern. Es ist natürlich,
daß die Blätter im höheren Alter der Pflanze dann durch
das Strecken und Ausdehnen der Holzschicht einreißen. Eine
Verbreiterung der Blätter findet beim jedesmaligen Trieb an
beiden Seiten der Wachsturaslinie statt. Die Unterseite der
Blätter ist sehr häufig mit fausenden von kleinen, weißen
Insekten, wahrscheinlich Läusen, besetzt.
Welvntscliia mirabüis gehört zur Familie der ünotaceen.
Die Pflanzen sind getrennten Geschlechtes; auffällig ist es,
daß in der Heimat der bei weitem überwiegende Teil, etwa
-';';; — 'Vi aus männlichen Exemplaren besteht. Die männ-
lichen wie weiblichen Blütenstände sind mehrfach ver-
zweigt und tragen bei den mäiudichen etwa 3 — 4 cm
lange, bei den weiblichen 8 — 9 cm lange, tannenzapfen-
äluiliehe Gebilde. Die Farbe der weibliehen Blütenzapfen
ist ein bräunliches Rot. In den botanischen Lehrbüchern
wird die Farbe der weiblichen Blütenzapfen meist als
scharlachrot angegeben, ich selbst habe deiart lebhaft
gefärbte Zapfen nicht angetroffen. Bei den männlichen
Blütenzapfen ragen die mit gelben Staubbeuteln besetzten
Antheien nur wenig über die Schuppen liinaus. Die Blüte-
zeit erstreckt sich bei den in Süd - Angola vorkommenden
Welwitschien von Mitte August bis Mitte September. Um
Brennmaterial zu gewinnen, werden vielen Pflanzen von den
Eingeborenen die Blätter genommen; diese ihrer Lebens-
organe, der Blätter, beraubten Holzkörper gehen nicht sofort
ein, sondern haben noch Lebenskraft genug, sich während
einer Reihe von Jahren mit Blüten zu schmücken. Die
Blüten brechen regelmäßig oberhalli der Blattbasis hervor,
nieujals aber unterhalb derselben.
Die ausgewachsenen weiblichen Zapfen bergen unter
ihren Schuppen flache, geflügelte Samen, deren Ver-
lireitung hauptsächlich durch den Wind bewerkstelligt wird.
Die Samen werden dann meistens in die anfangs erwähnten
rinnenartigen Vertiefimgen geweht, woselbst sie dann durch
naehwehenden Sand bedeckt werden und daselbst zur Keimung
gelangen. Es ist bemerkenswert, daß man in den meisten
Zapfen nur sehr wenig keimfällige Samen findet. Außer-
ordentlich viele reife weibliche Zapfen sind von einem Insekt
zerfressen, die meisten Zapfen aber von einem Pilz, Aspergillus
Wclwitschiae {Brex.) I'. Hennings befallen, der sich auf den
Schuppen ansiedelt und soviel Sporen erzeugt, daß das Innere
des Zapfens von einem schwarzen Pulver vollkommen er-
füllt ist.
Die Wurzeln der Welwitschien sind fast so zähe wie
Schiffstaue. Man wird beim Zerhacken der Wurzeln durch
die zähe, faserige Struktur derselben unwillküilich an aufge-
löste Enden von Tauen erinnert. Es ist daher ein schwerc^s
Stück Arbelt, eine Pflanze aus dem steinigen Bodm zu
graben; die Wurzeln sind zwischen den Steinen so fest ein-
gezwängt, dalJ man A.xt und Brechstangen zu llilti' ncliiucu
muß, um ein größeres Exemplar einigermaßen wohlerhalten
aus dem Boden zu nehmen. Schon kleinere Pflanzen, deren
Holzliörper etwa die Stärke einer Mohrrübe erreicht, sind nur
mit größter Anstrengung aus der Erde zu ziehen.
Da die Welwitschien nur eine geringe Feuchtigkeit auf-
zunehmen und zu verarbeiten im Stande sind und infolge
ihier ärmlichen Lebensbedingungen nur ein langsames Wachs-
tum haben können, so muß das Alter der größten Exemplare
naturgemäß ein sehr hohes sein. Ich schätze daher, daß die
meisten Pflanzen erst blühfähig werden, wenn sie etwa ein
Alter von 25 — 30 Jahren erreicht haben ; rechnet man nun
die zahllosen Blütennarb(ni auf der Platte der größten
Exemplare hinzu, so ergibt sich, daß für die größten Pflanzen
ein Alter von 70 — lOU Jahren nicht zu hoch gegritfen ist.
In Mossamedes sah ich Photographien von außergewöhnlich
großen Welwitschien, die an schwer zugänglichen Stellen am
Coroca aufgenommen waren. Die dargestellten Pflanzen hatten
ohne Zweifel ein Alter von 1 00 Jahren weit überschritten.
Einen Nutzen gewähren die Welwitschien nur dadurch,
daß die Eingeborenen deren abgebrochene Blätter, welche am
Wege zuui Trocknen hingelegt werden , als Brennmaterial
verwenden. In Mossamedes werden aus den Stämmen auch
originelle Stühle und Tische in der Weise verfertigt, daß
die Win-zelenden zweier Exemplare mit einander verbunden
werden. Auch unsere in Deutsch-Südwest-Afrika gegen die
Hereros känii)fenden Soldaten scheinen die Welwitschien, welche
von unseren Soldaten „Wasserwurzeln" genannt werden, in
ähnlicher Weise als Stühle, Tische und sogar als Wasch-
schüsseln zu verwenden, indem zu letzterem Zwecke die von
Natur vorhandene schüsselartige Vertiefung noch weiter heraus-
gearbeitet wird.
Ein gelblich brauner Gummiausfluß, welchen die Wel-
witschien aus.schwitzon, hat, soviel ich weiß, noch keine Ver-
wendung gefunden.
Topfpflanzen.
!)<'!■ (iiiiiiinihiumi (Fictis elastica).
Von Gottfried Oertel, Uandelsgärtuer, HopfKarten h. Erfurt.
V on allen Blattpflanzen, die durch schöne große Form
der Blätter, eleganten Wuchs der Pflanze >md, bei einiger
Pflege, leichtes Gedeihen dazu angetan sind, ein Liebling
jedes Pflanzenfreundes zu sein, ist es der Gummibaum, der
sich durch diese Eigenschaften überall beliebt gemacht hat.
Seine Kultur ist denn auch immer noch lohnend, da nach
gut gezogener Ware stets Nachfrage herrscht und gern an-
gemessene Preise gezahlt werden. Die Kultur muß allerdings
forciert werden, um desto lohnender zu sein. Wer sich mit
der Anzucht befassen will, sorge vorerst zui- Vermehrung für
gesunde, stark verzweigte Mutterpflanzen*), also alte Pflanzen,
die durch Ausschneiden des Kn|,fes riM-ht zahlreiche, kräftige
Seitentriebe haben. Diese z\u- Hergabe von Stecklingen be-
stimmten Pflanzen stelle man während des Winters ins
Warmhaus und halte sie hier frei von Ungeziefer durch
öfteres Waschen der Blätter — besondei-s der Unterseite —
*) Anmerkung der Reduktion. Solche Mutterpflanzen kann
Haudelsgäitner oft vorteilhaft aus Privatliand beziehen. Ältere
iHiiiliUvune werden den Pflair/,enfreunden im Zimmer oft recht
iu luid nur eine gewisse Pi(;tät hält sie davon ab, den alten Freund
veiiiielitcn iider an den ei-stcn lie.sten xu verschenken. An einen
liier würdig eine solche weit liel)er veriiulJert werden.
IX, 2C
Die Garienwelt.
mit Seifeiilauge. Im Januar — Febniar muß die Vei-mehning
beginnen und ist zu diesem Zwecke für genügend Raum auf
dem Vermehrungsbeet zu sorgen. Letzteres ist anzufüllen
mit einer untersten Schicht Brocken von Heideerdo und darülici-
i'ein gewaschenen Flußsand, uiit dem man etwas |iulv(iisicrt(>
Ffolzkohle und fein gesiebte Heideerde vermischt.
Die Kopfstecklinge, also von jedem Zweige die Spitze,
haben den Vorzug, daß sie schneller wachsen als die Augen-
stecklinge, die aus dem Holze mit nur 1—2 Augen ge-
schnitten werden. Aus diesem Grunde schneide man zuerst
alle vorhandenen Kopfstecklinge mit 2 Unteraugen ab; als-
dann kann man noch Augenstecklinge machen, indem die ver-
fügbaren Triebe auf 2 Augen Länge zerschnitten werden*),
jedoch sind Kopf- imd Augenstecldinge, wegen der Ver-
schiedenartigkeit des Wachstums resp. der Weiterkultur ge-
trennt zu halten. Der eigentliche Schnitt des Stecklings
nuiß mit scharfem Messei- unter dem letzten Blatte aus-
geführt und letzteres daran gelassen und nicht wie das häufig
geschieht, abgeschnitten werden.
Nach dem Schneiden liestreue man die Schnittfläche mit
]inlverisierter Holzkohle und stopfe die Stecklinge in das
V'ermehrungsboet imd zwar nicht tiefer, als daß das letzte
Auge eben mxjh bedeckt ist. Das Beet muß in gleichmäßiger
Temperatur, 22 — 25 " C, und durch öfteres Spritzen mit er-
wärmtem Wasser feucht gehalten werden, wobei die Be-
wurzelung bald vorsichgehen wird.
Die genügend bewurzelten Stecklinge pflanze man in
große Stecklingstöpfe in eine Erdraischung von gleichen
Teileu Laub-, Heide- und Mistbeeterde mit starkem Zusätze von
Flußsand und etwas pulverisierter Holzkohle. Die Töpfchen
sind auf einen frisch gepackten Kasten zu bringen, wo sie,
nahe am Glas, bis an den Rand in Torfmull oder Sägespäne
eingesenkt werden. Der Kasten ist geschlossen zu halten
und täglich öfter mit warmem Wasser zu spritzen, um feuchte
I^uft zu erhalten. Haben die Pflanzen den Topfballen gehörig
durchwurzelt, so muß man sie in größere Töpfe in genannte
Erdmischung verpflanzen ; man kann dann der Erde noch etwas
mittelfeine Hornspäne beimischen. Die Pflanzen sind nun
wiodenun auf warmen Kasten zu bringen und anfänglich wie
vorher zu behandeln.
Die Jahreszeit wird nun schon sehr vorgeschritten
sein und kann man nunmehr an warmen sonnigen Tagen,
wenn ilie Pflanzen kräftigen Wuchs zeigen, etwas lüften.
Nach und nach, je nachdem es die Witterung zuläßt, kann
mehr Luft gegeben werden, liis man schließlich die Pflanzen
ganz für das Freie abhärtet. Nunmehr füllt man ein Aus-
pflanzbeet oder einen Mistbeetkasten mit obiger Erdmischung,
der man noch etwas alte Rasenerde oder fetten Lehm beimischt,
/.irka 30 cm hoch an und pflanzt hier die Pflanzen in solcher
Entfernung aus, daß sie sich später bei voller Größe nicht be-
rühren. Die Ficus bedürfen keines Schattens, aber ti-otzdem rate
ich, von Latten eine Stellage darüber zu machen, um sie im
Notfalle vor Hagel und auch allzu intensiven Sonnenstralilen
schützen zu kiinnen. Man hat nun weiter nichts zu tun, als
für genügende Wasserzufuhi- zu sorgen, sodaß die Erde stets
bis auf den Grund gleichmäßig durchfeuchtet ist. Von Zeit
zu Zeit ist an regnerischen, trüben Tagen ein Dungguß
von aufgelöstem Kuhdünger — ich rate nur zu solchem —
zu geben und werden die Pflanzen sich so in erfreulichster
Weise entwickeln.
Im September müssen die Gummibäume wieder in Töpfe
gesetzt werden, um darin noch vor Eintritt des Herbstes und
Winters Toiifl'allcn /u uuiclien. Man hebe die Pflanzen mit
ganzem Wurzclliallcn ans dem Beete und pflanze gleich an
Oi't und Steile in die Töpfe. Der umfangreiche lockere
Wurzelballen darf nicht durch Beschneiden mit dem Messer
der Form des Topfes angepaßt werden, sondern dies hat
möglichst durch Abbröckelung mit den Fingem zu geschehen
und indem man den Ballen mit beiden Händen zusammen-
drückt. Die Töpfe bezw. Pflanzen sind in einen mit Laub
lauwarm gemachten sogenannten Prellkasten zu bringen —
die höchsten nach oben — wo sie, ohne eingefüttert zu
werden, soweit zu .stellen sind, daß sie sich gegenseitig nicht
berühren und genaues Gießen möglich ist. Das Gießen muß
sehr vorsichtig geschehen imd nur werm die Töpfe Trockenheit
zeigen. Ebenso muß ein vollständiges Austrocknen dei' Erde
vermieden werden, wodurch die Blätter gilben und abfallen. Den
Kasten halte man anfänglich mehrere Tage geschlossen utid gebe
dann nach und nach wieder mehr Luft. Ist der Ballen ge-
nügend festgewurzelt und zeigen die Pflanzen gesundes Au.s-
sehen, so können sie ins temperierte Gewächshaus gebraclit
werden, wo mau sie auf Tabletten oder Stellagen möglichst
nahe unter Glas bringt. Hier sorge man ffir gleichmäUige
Wärme von 10 — 12" C. tmd halte die Pflanzen regelmäßig feucht.
Die Blätter sind vor etwa herabfallenden Tropfen zu schützen
und während des Winters öfters mitteis eines Schwammes mit
Seifen wa.sser abzuwaschen.
*) Anmerkung der Redaktion. Gewühnlicli schneidet
man auf nur ein Auge; jedes Blatt liefert mit entsprechendem
Zweigstück einen Steckling.
Fragen und Antworten.
Dil' Beantwortung der Frage No. 307 (vgl. No. IS Seite 215)
werden w\v aK selliSländigen .\rtikel veröffentlichen, da sie den für
die Antworten vi'rfiigbaren Raum iiberscIuHitet.
Beantwortung der Frage No. 308. Ich beabsichtige größere
Flächen mit Weiden anzupflanzen. Welche Art oder Sorte mutete
ich auf Lehmboden, stellenweise unterbrochen von Torfmoor, in nasser
Lage wählen? Kann ich diese Fläclien noch besser ausnützen als
durch Weidenlcultur?
Bei den ziemlich ungenauen Angaben läßt sich die Frage nicht
erschöpfend beantworten. Weidenkulturen können nm- auf solchen
Flächen mit Vorteil augelegt werden, die wirtschaftlich nicht ander-
weitig ausgenutzt werden können. Boden, der zu reinem landwirt-
schaftlichem oder gärtnerischem Betriebe mit Nutzen verwendbar ist,
sollte nicht mit Weiden bepflanzt werden. Weiden kann man über-
haupt nur dort anbauen, wo günstige Absatzquellen vorhanden sind,
also entweder für grüne Ruten gute Preise erzielt werden oder aber
gün.stige Eisenbahnverbindungen oder Wasserstraßen es gestatten, die
grünen Weiden auf größere Entfernungen hin zu verschicken. Auch
wenn genügend bilhge Arbeitskräfte es ermöglichen, die grünen
Weiden mit mäßigen Kosten zu schälen, wird man die Anlage einer
Weidenkultur empfehlen können. Für feuchten Moorboden eignet
sich die Mandelweide f Salix amygdalinu) am besten; dagegen würde
sich die Hanfweide {Salix vhiiinalis rngalis) auf trocknem Lehm
bewähren. Es ist sehr leicht möglich, daß für einzelne Teile des
.\reals sich andere Pflanzen besser bezahlt machen. Ohne ge-
nügende Angaben aller in Betracht kommenden Punkte ist es aber
unmöglich, einen wiiklich zuverlässigen Rat zu erteilen. Ein Fach-
mann wird dies an Ort vmd Stelle erwägen müssen.
Grams, Schönsee.
— Die Weidenkultur ist im allgemeinen sehr lohnend, besonders
ilann, wenn im eigenen Betriebe, sei es beim Versand oder in der
Landschaftsgärtnerei, viel Weiden gebraucht werden. Wer seine
Die Gartenwell.
IX, 25
Weiden (Pack- und Binde- hezw. Korbweiden) selber zu zielieu iu
der Lage ist, wird am besten fahren; denn wie schwer in niaiichen
Gegenden dieses wichtige Material zu haben ist. dürfte schon vielen
Gärtnern bekannt geworden sein.
Wenn der Herr Fiagesteller ein Grundstück von teils lehmiger,
teils torfig-sumpfiger Beschaffenheit zur Verfügung hat, so dürfte
sich dieses sehr vorteilhaft eignen. Die meisten Weiden lieben ja
einen mehr nassen als trocknen Standort und gedeihen an Wasser-
zügen, Teichen und in Niederungen am besten. Die be.stgeeigneten
Arten, die zur Verwendung als Binde- und Korbweiden dienen sollen,
sind Salix amygdalina. Salix purpurea und Salix inminalis.
Die Pflanzweite muß in geschlossenen Flächen mindestens
l..")0 m nach allen Seiten betragen.
Bei der Kultur der Weiden versäume mau niemals eine gründ-
liche Bodenbearbeitung, da besonders das Unkraut die Erzielung
schöner glatter Weiden beeinträchtigt. Man sieht häufig Weiden-
anlagen in sehr vernachlässigtem Zustande, da die Besitzer nicht viel
Werl auf diese Kultur leg<^n, in der Annahme, dieser Nebenkultur
dürfe nicht zu viel Zeit geopfert werden. Dieses rächt sich jedoch nur
zu leicht. Besonders rankende Unkiäuter, wie Winden und dergl.
wuchern, mit dem Wachstum der Weiden Schritt haltend, bis iu die
Spitzen der Triebe hinein und halten die letzteren wesentlich zurück.
Man erhält dann nur kümmerliche, schwache Weiden und darf
auf recht üppige, lange Packweiden überhaupt nicht rechnen. Die
Kentabilitätsfrage hängt also im wesentlichen von der Nachfrage in
betreffender Gegend, suwie von dem eigenen Bedarf, wie oben an-
gegeben, ab. Heinr. Beuß.
Beantwortung der Frage No. 309. Wie werden Rosa
catiina-Samen sachgemäß stratifiziert und bis zur Auss^iat behandeltV
Wann geschieht die Aussaat am besten, im Herbst oder Frühjahr?
Was den ersten Teil der Frage betrifft, so möchte ich zunächst
darauf hinweisen, daß dem eigentlichen Stratifiziereu der Eom-caidna^
Samen noch eine Vorbehandlung vorausgehen sollte, will man, daß
sie rasch und sicher keimen. Die Früchte mü.ssen vor allen Dingen
teigig werden, was durch Frost beschleunigt wird und durch Lagern
an einem vor Mäusen sichern Ort vor sich gehen soll. In diesem
Zustande lassen sich die Früchte leicht mit den Händen zerquetschen.
Man schüttet sie dann in ein Gefäß mit Wasser und rührt so lange,
bis sich die Samen von der Schale lösen und niedersinken. Schütlet
man öfters neues Wasser auf, so bekommt man vollständig reine
Samen, welche, wenn gleich zum Stratifizieren verwendet, nicht erst
getrocknet werden brauchen. Das Stratifizieren selbst ist jedoch nur
dann nötig, wenn man nicht in der Lage ist, vor Frühjahr aussäen
zu können ; denn im Frühjahr ausgesäte Rosensaat liegt oft 2 Jahre
und geht erklärlicherweise sehr unregelmäßig auf. Das Stratifizieren
geschieht am besten in großen Töpfen und zwai- auf folgende ein-
fache Weise: Die Töpfe erhalten guten Abzug, darauf eine starke
Schicht Flußsand, welcher gut feucht sein muß, darauf eine einfach
liegende Schicht Samenkörner und dann bis zum Rand abwechselnd
beide Schichten in der Folge. Auch Sägespäne leisten gute Dienste.
Nachdem man sich überzeugt hat, daß der Saii^ genügend feucht
ist, legt man auf den Topf eine gut schließende Glasscheibe und
senkt das Ganze in eine Grube so ein, daß noch oberhalb des Topfes
Laub und Erde aufgeworfen werden kann. Die Ecken der Grube
werden wie bei Zwiebeleinschlägen durch Pfähle markiert.
Im zeitigen Frühjahr muß man ab und zu nachsehen, ob eine
Keimung stattgefunden, damit rechtzeitig bei offenem Wetter die
Aussaat erfolgen kann. Der zweite Teil der Frage beantwortet sich
aus Obenerwähntem schon von seihst; denn wo es sich mit zeitiger
Ernte verträgt, sollte die Herbstaussaat der Einfachheit halber
vorgezogen werden, die Aussaat mit nicht Torgekeiintem Samen ist ent-
schieden besser. Die Furcht vor Mäusen hält allerdings oft zurück,
doch lassen sich auch hier Mittel und Wege finden. Man kann die
Samen in eine leichte Peti'oleumlösung tauchen, oder die Beete durch
Glaseinfassung absperren. Letzteres ist im Großen jedoch kaum
rentabel. Im Winter ist eine Deckung der Beete erforderlich.
Beufi.
— Mau schichtet den Rosa eanina-S&men im Herbst gleich
nach der Ernte zwischen feuchten Sand in Kisten, weiche man zu
diesem Zweck m die Erde eingegraben hat. Diese Kisten, die man
zuletzt mit Laub und einigen Brtttem abdeckt, niiussen nun bis
zum nächsten Herbst regelmäßig recht feucht gehalten werden. Ende
Oktober und Anfang November ist die be.ste Zeit zur Aussaat.
H. Lindner. Wannsee.
Beantwortung der Frage No. 310. Wie kann man frühe
Aussaaten von Gemüsen im Mistbeet vor Mäusen schützen?
Einige Wochen vor der Anlage der Mistbeete, in welchen man
Gemüseselzlinge ziehen will, sucht man wiederholt die anstoßenden
Ländeieien oder Bäumlichkeiten nach Mäusen ab. Sobald man irgend
welche Spuren dieser lästigen Nager findtt. .stelle man sofort Fallen
auf. Im Freien haben sich bei mir stets die gewöhnlichen billigen
Feldniäusefallen. wozu man gar keinen Köder braucht, bewährt. Für
alle gedeckte Räume, besonders auch Frühbeetkästen, gibt es wohl
kaum eine einfachere und sicherer fangende Mäusefalle, wie solche, deren
ich mich bediene. Ich nehme einen flachen Blumentopf oder eine Saat-
schale, stülpe diese auf eine entsprechende Glasscheibe, und schiebe
dazwischen, auf hohe Kante, ein Holzetikett, an dessen Spitze ich
ein kleines Stückchen Brot oder sonstigen Köder befestigt habe.
Auf diese einfache Ai't fangen sich auch die geriebensten Racker, welche
Drahtfallen, auch wenn sich jemand noch so viel Mühe gibt, gar
nicht angehen. Nach dem Fange wäscht man die Glasscheibe, nimmt
am besten ein neues Gefäß und Holz, damit keine Witterung mehr
nach dem stattgefundenen B'ange vorhanden i.st. An solchen Orten,
wo immer neuer Zugang der Mäuse von weiter her nicht zu vei-
h indem ist, i>t es das beste, wenn man die Dünger oder Laublage
der Mistbeete mit ganz engmaschigem Drahtgeflecht abdeckt und
dieses, ehe man die Erde aufbringt, an den Seitenwänden festnagelt.
Mit kurzgeschnittenem Dornengestrüpp, das man dicht auf die Dünger-
lage bringt, habe ich noch keine Versuche gemacht. Es scheint mir
das Mittel anch nicht sicher genug*). Vorteilhafter ist das Einsenken
langer Glas- oder Blechgefäße dicht vor die Auslaufslöoher. Es
dürfen diese Ait Fallen aber nicht einen viel größeren Umfang als
etwa Rotweinflaschen haben, auch müssen dieselben mit einem Köder
belegt weiden. Für das Auslegen von irgend welchen Giften bin ich
gar nicht. Die gewöhnlichen harmlosen Mittel helfen in der Regel
nicht und die schärferen sind zu gefährlich. So pa.ssierte es hier
vor einigen Jahren, daß. nachdem ein Kammerjäger Gift für Ratten
gelegt hatte, am anderen Morgen fünfzehn Stück prächtige Lege-
hühner verendet waren. H. Lindner, Obergärtner, Wannsee.
— Man mache die Aussaaten möglichst in tiefe Handkästen,
aber so. daß die Eid.schicht ca. 5 cm imter den Rand des Kastens
kommt, und bedecke die Kisten bis zum Aufgang mit Glasscheiben.
Wo dies nicht angängig ist, hilft nur Vergiften der Mäuse mit ver-
giftetem Weizen oder Phosphorlatwergo. Auch wirkt die automatische
Mäusefalle ausgezeichnet. Gottfr. Oertel, Hopfgarten b. Erfurt.
Beantwortung der Frage No. 311. Wodurch entsteht der
Geruch der Blumen und was ist der Träger desselben?
Fachmann wie Laie sind entzückt von dem Wohlgeruch mancher
Blumen, doch gibt sich selten jemand Mühe nach der Ursache dieser
d( n menschlichen Geruchssinn so eigenartig berührenden Er-
scheinung zu forschen. So verschiedenartig der Geruchssinn der
Menschen entwickelt ist, ebenso verschieden ist der Geruch selbst
in seiner Wirkung. Fallen doch manche Gerüche, wie z. B. die
Blüten der Philadelphis coroimrius, wo dieser Strauch in größeren
Mengen angepflanzt ist, höchst unangenehm auf und es ist nicht
ratsam, solche stark riechende Blumen in die geschlossenen Räume,
wie in die Wohn- und Schlafzimmer, zu bringen, wegen der
schädlichen Wirkung des Blumenduftes.
Der vielen Blumen eigentümliche Geruch ist niu- auf das
Vorhandensein ätherischer Öle. mitunter auch Harze, zurückzuführen.
Bei Blüten mit zarten Blütenblättern sind es zumeist ätherische öle,
die sich entweder in den Blütenblättern selbst oder in drüsenartigeu
Anschwellungen am Blütenboden befinden. Dort lagern sie als kleine,
jedoch stark lichtbrechende Tröpfchen in der zähflüssigen Sub.9tanz
des Protoplasmas der Pflanzenzelle, lalso in jenem Teile der Zell-
*) Anmerkung der Redaktion,
aber die Maulwürfe.
Hält die Mäuse nicht ab,
IX, 25
Die Gartenwelt.
299
Substanz, welcher sicli zwischen dem Zellkern (Cytüljlast) und der
Zelhvanduiig bewegt. In chemischer Zusammensetzung bilden Kohlen-
wasserstoffe die Hauptbestandteile dieser flüchtigen ätherischen Öle.
Die Ansammlungen dieser wohl riechenden Öle in gewissen Teilen
der Blüte gelangen im Stadium der vollen Reife und der Entfaltung
der Blume zur Verflüchtigung, weshalb der Oeruch zumeist nur bi.s
zum \erblüiien der Blumen wahrnehmbar ist.
In vielen Fällen lagern diese öltragendeu Zellen direkt in den
Blütenblättern, wie bei der Kose, wo diese Körper auch in Kristall-
form zu beobachten sind. Durch dieses Vorkommen in den Rosen-
blumenblätteru verbreitet somit auch jedes einzelne Blatt den der
Art der Rose eigentümlichen Wohlgeruch, was bei vielen Blüten
anderer Gewächse, wo die mit ätherischem Öl erfüllte Zellen am
Grunde des Blütenbodens sich befinden, nicht der Fall ist. Die
Industrie hat sich auch dieses Naturerzeugnisses bemächtigt, 3enn
schon seit Jahrhunderten wird aus gewissen Rosensorten das be-
kannte Rosenöl hergestellt. In Südfrankreich, im Orient, besonders im
Balkantale Kazanlik sind große Mengen dieser ölliefernden Rosen an-
gepflanzt.
Als Oxydationsprodukte dieser ätherischen Öle kann man auch
-•'wisse Harze betrachten, da vielfach solche Essenzen aus den sie
produzierenden Zellen in besondere Behälter ausgeschieden werden und
dort zu Harzen oder Kampfer oxydieren. Solche 0.\-ydationsprodukte
der ätherischen Öle finden wir in den Blättern unserer I..orbeeren
(Lannis iiohiiis), in der Rinde der Zimmetbäume (Cnmamomuni},
in den Wurzelstocken des Ingwers {Zingibei- ufßcüiale), ja selbst in
der Fi'uchtsohale und im Samen des Pfeffers (Piper nigrum) und
in vielen anderen Pflanzen, wo diese Harze nicht allein einen Wohl-
L'-M-uch abgeben, sondern auch starkes Gewürz entwickeln.
Georg Thiem, München.
Neue Frage No. 325. Kann Kuß zur Beimischung der für
die Topfkultur von i'hiysanthoinum bestimmten Erde verwendet
werden und in welchem Verhältnis? Wirkt Ruß günstig auf den
Wuchs und die dunkelgrüne Farbe der Belaubung ein?
Neue Frage No. 326. 'Kann mau in Häusern mit ausge-
pflanzten Rosen den Boden kalken V Es handelt .sich um lehmiges,
durch Kompost und Kuhmist verbe.ssertes Erdreich. Die Rosen
stehen seit einigen Jahren, werden jähi'lich getrieben, und haben
aucli schon Kunstdünger erhalten.
Neue Frage No. 327. Welih.'ii Boden und welchen Standort
verlangt Polyijomim baldschiKiniciini, \ini zu höchster Entwickelung
zu gelangen? Ist die.ser Schlingstrauch in Thüringen winterhart?
Neue Frage No. 328. Ist Mütmiia vexiUaria als Schnitt-
blume zu empfehlen oder sind ihre Blumen zu hinfällig für diesen
Zweck ?
Neue Frage No. 329. Entstehen den ortsansässigen Handels-
gärtnern durch eine Stadtgurtnerei, welche nur ihren eigenen Bedarf
heranzieht und keinen Handel treibt. Nachteili' ■;'
Wir bitten unsere Leser, sich zahlreich an der Beantwortung
der gestellten Fragen beteiligen zu wollen.
Bücherschau.
Handbuch der Laubholzkunde. Von Camillo Karl Schneider.
Mit 100 Abbldg. Jena 1904. Verkig von Gustav Fischer. 2. Lieferung,
8°, IV und 144 Seiten. Preis brosch. 4 Mark.
Von diesem schönen Werk ist die zweite Lieferung am
1. Sept. 1904 abgoschlos.sen worden (Preis 4 Mk.), die S. 161 bis S. 304
umfaßt, reich ausgestattet mit Figuren von- Nr. 96 bis 197. eine
schöner als die andere. Alles was ich zum Lobe der ersten Lieferung
im 8. Jahrgang dieser Zeitschrift vom 10. September 1904 S. 598
sagen konnte, darf ich bei dieser 2. Lieferung auch anerkennen.
Diese Lieferung enthält den Rest der 19. Gattung Pasania und die
20. Gattung Qwrcus L. 1737, nicht 1753, mit 6-') echten, nummerierten
Arten, während das Handbuch der Laubholz-Benennung 102 Arten.
Koehne 49 und Dippel .'j6 aufführt, alle ohne Unterarten und Formen.
Es folgen dann von Familie 6 Ulmaceae bis Familie 19 Berberidaceae
(zum Teil), mit der 21. bis 66. Gattung. Diese alle anzuführen liat
keinen Zweck, da der Dendrologe sich das wertvolle Buch doch .an-
schaffen muß. Doch seien einige Bemerkungen gestattet. S. 162
bis 164 bringt eine vielen willkommene Bestimmungstabelle von
'Mercuf nach den Blättern. Auf S. .11 fehlt bei der Einteilung der
Ulmaceae bei a Vlmonkae der durchaus nötige Hinweis auf b
Cdtoideae auf S. '1-i. Der Verfasser darf nicht verlangen, daß man
zur Kenntnis dei' Abteilungsunterschiede a und b 12 Seiten suchend
durchblättert, um b zu finden.
Dann halte ich die Ansicht aufrecht, daß bei allen Linueschen
Gattungsnamen die Jahreszahl 1737, bei den Artnamen erst 1753
zu setzen ist. Daß bei der Gattung Quei-cus kein einziges Habitus-
bild gegeben ist, ist sehr zu bedauern. Die 21. Gattung Vlrnus hat
hier elf, im Handbuch sechzehn Arten.
Die 23. Gattung Hemiptelea ist neu, fehlt im Handbuch von
Beißner u. Genossen ; die beiden Gattungen Hemiptelea und Abelice<i
heißen in Engler, Natürl. Pfzfam. Zelkowa. Die im Handbuch und
bei Eugler Maelwa Nutt. 1818 genannte Gattung heißt hier
richtiger 2:). Joxulmi Raf, 1817 (239), S. 241 steht bei Sp. 2 M. als
Druckfehler statt B {Broitssonetia). S. 242 steht Gttg. 31 Cudrania
statt CNi/niiiiis l!,impf. 1747, S. 243 steht in d. Erklärung der Fig. 157
C. Iriliiliii -t;itt ii iiiispidata. — S. 245 ist Farn. 8, l'rticaceae, nach
Wedd, is:,i; ypiKüint, richtiger wäre Endl. 1837, — S. 246 Gttg. 33,
Boehincna Jaci^,, heißt richtiger Ramium Rumpf. 1747, auch fehlt
das Synou, Splitgerbera Mig,; die angeführte Art plalyphylla Don
ist neu gegen Hdboh. — S. 247 steht Gttg. 36, Comandra iNutt.,
statt Therium L. 1737. syn, mit Hainiltonia Spr, 1825, — S. 248
Gttg. 38 Loranthiis L. heißt die Jahreszahl 1740 statt 1753.
Neu ist Gttg. 40 (S. 251), Razoumofskija. — Gttg. 42 S, 254,
Eriogonum, führt neu E. Wrigthü Torr,, dabei fehlen aber nach
dem Hdbch. die sp. ovalifolium Nutt. 1834 u. stellatum Bentham mit
einer Form, Dabei sei bemerkt, daß hier alle Spezies-Namen nach
Personen stets klein geschrieben sind, während sie allgemein groß
geschrieben werden*); letzteres ist auch deutlicher. Neu ist S. 257
die 5. Art Atraphaxis latifolia Koehne. — S. 257 Gattgn. 44,
Calliii"iiinii I... ^oll nach Ktze, Calogonwn L. 1737 heißen, S, 258
Gttg. ti. I'i,/,i,/,,„,ni,. führt neu sp. P. muüiflorum Thbg. 1784, aber
es fehli '\K Sihl.uii des Hdbchs. Neu ist S. 264 Gttg. 51 Koehia
Roth Ihbi.i, die aber nach 0. Ktze. Bassin All. 1766 heißen soll.
Ebenso fehlen im Handbuch die Gattgn. 52 Arthrocncmum Moq.
1840 und 53 Salieornia L. 1737, S. 267. Gttg. 55 Suaeda Forsk.
1775 heißt nach 0. Ktze Lereha Holl 1751; es fehlt die Sji. torreiinna
W^ats, lS74,des Hdbchs.
Fam. 16 Troelwdendraceae S. 269 fehlt die im Handbuch auf-
geführte Gttg, Cercidiphylliim S. et Z. 1846. In S. 270 Fam. 17
Ramtriculaceae. ist von Ad. 1763, nicht von Juss, 1789, S. 273
ist neu die Paeonia lutea aufgeführt von Delavay 1886, die wahr-
scheinlich eine ältere Art ist als die von Lambert neuerdings in den
Handel gebrachte Abart Paeonia lutea. — Auf S. 279 ist neu der
Bastard Clcmatis p.'ieudococcinca CK. Seh, 1904. — S. 283 steht bei
11 ('. buchaniana DC, die richtiger nach dem Handbuch C. Biu:ha-
nanii DC. 1818 heißt. — S. 285 stehen unter 15 C. viticeüa
sieben Fonnen, die im Handbuch fehlen, während dieses neun Formen
aufführt, die bei Schneider fehlen. Ebenso sind die Formen der
Olematis Species 20, 21, 23, 30 und 34 neu gegenüber dem Handbuch.
Endlich sind bei der 66. Gttg. Berbefis neu aufgeführt die Arten
4 hakeoides Hook. 1884, B. erispa Gay 1845. — 14 latirina Billb.
1817. u. 15. sanguinea Franch, 1888. Neu ist auch 16 B. Hookeri
Lern. 1859, während das Handbuch B. Hookeri hört, als Synonym für
17. B. uallichiana DC. 1824 hat.
Wenn ich diese kleinen Andeutungen anführe, so sollen diese
die Wertschätzung zeigen, die ich dem Buche entgegenbringe, das
ich jedem Gehölzfreunde empfehlen kann. Hoffent-
lich finden jetzt aber einige Bemerkungen Anklang, wie auch die
Vermehrung der Habitusbilder empfohlen wird; d;i.> Bild von
Quei-cus könnte nachfolgen. Die Zahl der Lieferungen ist jetzt
auf 9 angegeben, was nach meinem Gefühl kaum rt-icht. Grube.
*) Anmerkung der Redaktion. Verfa-sT i.li;^ dem Beispiel
der Zoologen, welche jetzt sämtliche Spezies ki'iii ^ciireüien.
300
Die Gartenwelt.
IX.
Aus den Vereinen.
Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin. Im
Berichte über die Januarversainmlung ist mir eine Namenverwechs-
luug unterlaufen, die ich hiermit i-ichtigstellen möchte. Der auf
Seite 239 erwähnte Aussteller von Ch^clamen salwoneum (jigantemn ist
Herr F. Gabbert, Kunst- und Handelsgärtner in Lichtenberg. Auch
in der FebruaiTersammluug waren schöne Cyclamen zu sehen, die
die Firma J. C. Schmidt- Erfurt durch ihren Obergärtner Herrn
D a n k e r vorführte. Es waren ÄoA-o/.o-( //<■ /,//,/,■(,. v-in il^'m-n bereits
an dieser Stelle (Seite 278) die Rede \v:ii l>b - I!,.l.ui.,,-Cijrla.)nen
werden Oyclatueii persicum (jiganteuni z\\;u nuli: v.rdi.Mmcn. bilden
aber eine wertvolle Bereicherung des Sortiments und durften für
das zahlungsfähige Liebhaberpublikum eine gern gekaufte Neuheit
sein und gut bezahlt werden. Die gleiche Firma zeigte noch eine
neue Gestaltungsform von Cyclamen, die sie cnstata-Formeu nennt.
Die Blumenblätter besitzen eine von deren Farbe abweichende
hahuenkammartig geschlitzte Auf 1 ag e. Die Blumen sind im Bau flach
wie dieRokoko- Cyclamen, und dieBlumenblätter sind phantastisch gewellt.
Unter diesen Oristata- Cyclamen ist auch eme blaßschwefelgelbe
Spielart, die im günstigen Falle die Stammutter eines gelben
Cyclamens werden kann. Die Blume ist allerdintjs noch krüppelig und
nicht durchgezüchtet, aber die Firma I. C. Scbmi'lt wiiM .lurrh sorg-
fältige Zuchtwahl im Verlaufe von einigen Jubivn unllei, ht eine
große Verbesserung erzielen. Sie würde sich durch Ziirlitung eines
gelbblühenden Cyclamens ein großes Verdienst erwerben. Entschiedene
Bevorzugung verdienen auch die reinweißen Cyclamen mit
grünen Stielen, da diese viel duftiger und zarter aussehen als die
mit roten Stielen. Herr Albert Herzberg, Chavlottenburg, Tegeler-
weg, und Herr Binnewies in Alfeld kultivieren derartige Cyclamen.
Herr Handelsgärtner Tubbenthal, rharloltenburg, Tegelerweg,
zeigte ein von ihm erzieltes Kreuzungspnjdiikt \ini ' 'iicUinifu ..Salnion
Queetf- (von Sutton & Son 1898) mit C suhim,,, „,„ .jniuiitriiii, (von
Otto Froebel) das bei einer ansehnlichen i.miie .inr weit lehhaftere
Farbentönung zeigt. Diese neue Züchtung soll im Sommer in den Handel
kommen. Einen Vergleich mit C. salmomum giyanteum können nur
jene anstellen, die Samen von Froebel direkt bezogen haben, da
vieles als Orginalsaat verkauft wird, was in Wirklichkeit nachge-
baut, im schlimmsten Falle etwas ganz anderes ist.
Herr Adolf Koschel, Charlottenburg, zeigte einen blühenden
Phajus (jrandifloriis , der unter Umständen eine gewinnbringende
Schnittblume abgibt. Herr Koschel hat in Belgien 4 Fros. für eine
Pflanze bezahlt. Die gezeigte Pflanze hatte vier Blütenstiele, die
kaum unter zehn Mark einbringen werden, sodaß damit etwas zu
verdienen ist.
A\ich die hübsche Spiraea Van Houttei ist zum Schnitt ge-
eignet, nur müssen, wie Herr Koschel treffend bemerkte, die Blumen
in die richtigen Hände kommen und der betreffende Geschäftsmann
muß etwas damit anzufangen wissen. An Grazie ist diese Spiraea
unvergleichlich. In welchem Falle sie unver!;äuflich ist, demonstrierte
Herr "VV. Ernst, Charlottenburg, der viel an Zwischenhändler ab-
setzt. Als Topfpflanzen unverkäuflich, wurden sie in Kübel ge-
pflanzt und zum Schnitt kultiviert. Er habe dann für ein Dutzend
Blütenzweige SO Ff. bekommen und wer sie gehabt habe, habe sie
nicht wieder gekauft. Also, wohlgemerkt, Spiraea Van Houttei
ist für Geschäfte wie das Koschelsche wertvoll und besonders für
Herrschaftsnärtner als Tafelschmuck und zur Binderei sehr schön.
Schönes Winterob.st zeigte diesmal Herr Garteninspektor Greinig
von den P.olleschea Plantagen in Marieuhain bei Cöpenick. Das
Bollesche übst zeichnet sich, dank der reichen Düngung durch
Größe und Wohlgestalt aus, das Fleisch ist aber im allgemeinen
etwas zu locker und der Geschmack einzelner Sorten befriedigt den
Feinschmecker nicht ganz.
Die Kälteindustrie im Dienste des Obst- und Garten-
baues war das Thema zu einem Vortrag, den Herr Ingenieur Stete-
feld, Berlin, hielt. Die Kaltlagerung ist in Donfschland noch in den
Anfängen; aus den Erfahrungen, über die Herr Stete feld berichten
konnte, geht hen-or, daß die Kaltlagerräume an den Produktionsstätten
des Obstes am nötigsten sind, weil sich das "Winterobst, das von den
Bäumen unverzüglich in das Lagerhaus kommt, am längsten und am
besten hält. Obst, das nach vier Tagen offener Lagerung oder noch
später eingebracht wurde, hielt sich nicht so lange und verdarb bis
zu einem viel höheren Prozentsatz in der gleichen Frist wie das so-
fort gelagerte Obst. Die Lagerung ist nur dann von Vorteil, wenn
die Lagerspesen sich auf große Mengen verteilen, sodaß jeder Doppel-
zentner gelagerter Früchte nur um ein Geringes dadurch verteuert
wird. Wir glauben, daß sich die Kaltlagerung nur in großen obst-
erzeugenden Betrieben einbürgern wird. Der Laie imd kleine Kon-
siunent wird nach wie vor gute Resultate mit sorgfältiger Aufbe-
wahrung im Obstkeller erzielen. W. Tscheuke, Berlin.
Gärtnerisches Unterrichtswesen.
'Die königliche Gärtner-Lehranstalt zu Dahlem bei Steglitz
veraustaltet in den Tagen vom 27. März bis I.April d. J. einen Lehr-
gang für Gartenfreunde, wofür das Honorar 6 Mk. beträgt. Es sollen
u. a. die Ernährung der Pflanzen, die zweckmäßige Düngung, die
Wurzeltätigkeit und der Boden, der Hausgarten, der Gemüsebau im
Hausgarten, die Zimmerpflanzen und Blumen im Hause, dieChampignon-
zueht, die Obstbaumpflege und die Pflanzenkrankheiten in gemein-
verständlicher Weise behandelt werden.
Personal-Nachrichten.
Grube, H., Garteudirektor in Aachen, ge.schätzter Mitarbeiter
der Gartenwelt, beging in aller Stille den vierzigsten Jahrestag seiner
Übersiedlung nach Mexiko, wohin er jugendfrisch hinauszog, um dort
leider nur kurze Zeit, 2'/4 Jahre, als Gartendirektor des edlen Kaisers
Ma.NimiIian von Mexiko, der selber ein großer Gartenfreund und Kenner
war, zu wirken.
Kühne, Paul Rudolf Louis, Kunstgärtner, geb. am 17. Okt.
18.55 in Braunschweig, wurde seitens des dortigen Amtsgerichts für
tot erkläi-t.
Krupka, Josef, seit 1897 Stadtgärtner in Baden bei Wien,
wurde von der Stadtverwaltung dortselbst- der Titel „Stadtgarten-
inspektor- verliehen. Über die hervorragenden Leistungen dieses
Fachmannes, welcher einer der begabtesten österreichischen Garten-
künstler ist. brachte die Gartenwelt im VI. Jahrgang (No. 49 u. ,^0)
aus der Feder unseres geschätzten Mitarbeiters, Obergäitner Herm.
Breitschwerdt in Mödling. eine längere Abhandlung.
Latnp, A., Landschaftsgärtner in Hamburg, erhielt für einen
gärtnerischen Entwurf für einen Garten zu einem Laudhause bei
Hamburg eine Prämie von 250 Mark.
Pittrow, Anton. Schloßgärtner beim Grafen Bray-Steinburg,
Irlbacb. Bayern, feierte am 2. März sein SOjähriges Dienstjubiläum.
Reppin, Karl, (lutsgärtner in .lanow bei Anklam, wurde das
Allgemeine Ebreiizeiclien verliehen.
Schulze, Wllh.. fiüherer Obergärtner in Erfurt uad langjähriges
Mitglied der Eifuiter üärtner-Vereinignng, f am 28. Februar d. J.
Theile, Heinrich August, Gärtnereibesitzer in Möckern bei
Leipzig. T 1111 ;iilituiiilsii'l>/.ii;>teii Lebensjahre.
Ulmer, Eugen, Verl.-igsbuchhändler in Stuttgart, w'urde vom
König von Württemberg die „Große goldene Medaille für Kunst und
Wissenschaft am Bande des Friedrichsordens" verliehen.
Briefkasten der Redaktion.
Orchideen zur Zimmerkultur Herrschaftsgärtner i. S.
Sie wünschen eine Anzahl Arten von Orchideen zu erfahren, die Sie
zur Weiterkultur im Zimmer anschaffen können. Wir verweisen Sie
auf den der vorigen No. 24 beiliegenden Prospekt der Orchideen-
Spezialgärtnerei von Otto Beyrodt in Marienfelde, der ein
stattliches Sortiment solcher Arten verzeichnet. Genannte Fiima be-
sitzt bedeutende Kulturen von Orchideen aller Art und die in ihrem
Betiiebe kultivierten Pflanzen dürfen als in jeder Hinsicht vollkommen
bezeichnet werden. Es würde in Ihrem Interesse liegen, wenn Sie
sich bei Auswahl Ihres Bedarfes an die Arten und Sorten hielten,
welche der Beyrodt'sche Prospekt empfiehlt.
Vnrantwortl. Redakteur tjMax Hesiiiirffer, Berlin. — Verlae t. Richard Carl Schmidt äi Co., Leipzig. — Drack : Anhalt, Bnchdr. Gntenbsrg,
H., Dessau
Jahrgang IX.
lustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau.
No. 26
25. März 1905.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Orchideen.
u.
Wertvolle Oiclmleen für den Handelspartner und
den Lieliliahcr.
Von Th. Schweizer, Uburgüitiier, Zürich.
[Hier XU vier Abbildungen?)
uter den vielen in Kultur befindlichen Orchideen und
besonders auch in der Gattung Frauenschuh, Oypripedium,
gibt es Arten und Formen, die als außergewöhnliche und auf-
fallende Erscheinungen, selbst wenn sie verhältnismäßig
verbreitet sind, in den Sammlungen sehr geschätzt werden,
weil sie den Blick des Beschauers sofort auf sich lenken.
Selbst der Gärtner und Eigentümer, die doch täglich die Ge-
legenheit haben, ihre Sammlung zu besichtigen, werden nicht
müde, solche Pflanzen, die sich durch irgend eine besondere
Eigenschaft auszeiclmen, zu betrachten und zu beobachten.
Sind auch die Orchideenblumen in der letzten Zeit bei uns
zu einem Handelsartikel und dadurch weiteren Kreisen
zugänglich geworden, in einem Umfang, den man noch vor
wenigen Jahren kaum geahnt hat und wovon in erster Linie
die zahllosen Orchideen-Hybriden Zeugnis ablegen, so sind
andererseits natürliche Abarten und Seltenheiten immer
noch Perlen der Sammlungen. Hybriden können. Dank der
Fortschritte, die man mit Kreuzungen gemacht hat, ohne große
Schwierigkeiten nachgezogen werden, während seltene Natur-
spiele von dem glücklichen Besitzer stets hochgeschätzt werden.
Ohne den verehrten Lesern eine lange Eeihe von Selten-
lieiten aufzuzählen, will ich einer Einführung gedenken, die
wohl nur wenigen bekannt ist, da sie sich nur selu- vereinzelt
in Kultur befindet. Ich meine Gypripedium caudalum
var. Lindeni, von Lucien Linden als Uropedilum
Lindeni Ldl. dem Handel übergeben. Uropedilum ist aber
von keinem Autor als Gattung anerkannt, sondern nur eine
Monstrosität wegen der Wachstumsabweichung von C. caudatum.
{Selenipedilum caudatum, Rchb. f. bezw. Phragmopedilum
caudatum, Rolfe). Nebenstehende Abbildung zeigt links
C. caudatum var. Lindeni, rechts eine Pflanze von C. caudatum.
mit normal entwickelten Blumen. Bei der Varietät Lindeni
hat die bekannte pantoffelförmige Lippe, der sogen. Schuh,
die Form der bandartigen Petalen angenommen und hängt
gleich diesen lang herab. Die Blumen erhalten dadurch ein
gar phantastisches Aussehen. C. caudatum Lindeni wächst
sehr langsam und ist in der Kultur ziemlich schwierig.
Herr Dr. Vouga, dem ich die Aufnahme zu beistehendem
Bilde verdanke, darf auf seinen Kultur- Erfolg stolz sein,
umsomehr, als die Pflanze, die ich, eben importiert, bei ihm
s. Z. erstmals sah, nicht gerade hoffnungerweekend war.
Anschließend an diese Einführung benütze icli noch die
Gelegenheit, zwei Cypripedimn-E.yhrk\en zu zeigen, welche es
verdienen, näher betrachtet zu werden. Cypripedium
Cvpripediuui ca
(rechts)
Lindeni (links), C. caudatum
302
Die Gartenwelt.
IX, 26
nützt. Leitiei hat diese Einführung den Erwartungen nicht
ganz entsprochen. Die vorwiegend grüne und braune Färbung
der Bhunen hat in den meisten Fällen ungünstig auf die
Nachliömiulinge eingewirkt und es sind nur wenige bemerkens-
werte Hybriden aus dieser Rasse hervorgegangen.
Als die hervorragendste und zugleich als erste darf
wohl C. hybridum „Helveiia^'- (0. F.) (C. cliamberlainianum
superbumö X ^- la&vigaium'^) bezeichnet werden.*) C.
Chamber -Chaiiesworihi, G. Clmmber- Ghanlini, C. Chamber-
lailKüiiianum, C. deedmanianum (C spicerianum X- ^•
rhaiiiherlnin.), C. „Prinz Houssein Kamit' (C. Boxalli süperb.
■;,■( '_'. r-hamherl.) luid einige wenige sind bemerkenswerte
Züelitungen (Gartenwelt, Jahrg. .ö, Seite 361), während viele
andre Hybriden von C. chamherlainianum als minderwertig
zu liezeichnen sind. C. exul ist ebenfalls eine neuere Ein-
führung, hat einige Ähnlichkeit mit C. insigne, ist aber
kleiner und hat bedeutend reinere und intensiver glänzende
Farben. Dasselbe wächst sehr langsam und kann als lohnende
Pflanze zu Handelszwecken kaum in betracht kommen; zu
Kreuzungszwecken wird es aber vielfach willkommen sein.
Ci/p-ipedium hi/bridum „Gartenverwalter 0. Schmeiß''
vereinigt so ziemlich den Charakter der Eltern; die Blätter
sind intermediär, der ßlütenstengel ist drei bis fünfblumig, von
guter Haltung, die Blume mittelgroß, gut gefärbt; auf dem
dunkelgelben Grunde heben sich die intensiv schwarzen
Punkte im Zentnnn der Blume besonders hervor. Außer
dem mehrblumigen Blütenstengel haben die Petalen, welche
im Vergleich zu C. exul bedeutend verlängert, leicht gedreht
imd behaart sind, noch deutliche Merkmale von C. chamber-
Cypripedium hybridum reflexum „Albert Schneider-Fürst'
Qri''inalaufnahme für die „Gartenwell".
Anmerkuiif!' de
Eitern der „Helcdia-
an, da Sander C. I.ur,
nicht C. eh. supcrhini,
wobl auf einem V-rsd
Redaktion. Sanders Orcliid Guide gibt als
rliaiiihrrlainianum^^ und C. philippineiise'^
iliini :ils ('. philippinense bezeiclitiet. Dali
il> \:iii'r im Guide hezeiohuet ist, beruht
hybridum refle.rum „Albert Schneider-Fürisl'' vmd Cy-
pripedium hybridum „Gartenverwalter 0. Schmeiß'^.
Ersteres ist eine Kreuzung zwischen dem ziemlich seltenen
G. Druryi und einer guten, sehr robusten Form von G.
insigne montanum. Der Kenner wird die vereinigten Eigen-
schaften der Eltern bald herausfinden.
Der geschlossene Bau der Blume, die einwärtsgebogenen
Fetalen und Sepalen, die reine gelbe Fai-be, sowie der breite
schwarze Strich in .der oberen Sepale (Fahne) verraten sofort
C. Druryi, während die intensiv schwarzen Punkte, die
blendend weiße obere Hälfte der Fahne und der kräftige
Habitus der Pflanze G. insigne montanum gleichen. Leider
sind auf dem Bilde weder die Farbe noch der kräftige Wuchs und
der Bau der Pflanze, sowie die langen straften Blütenstiele zu
sehen. Als Bindeblume hat dieses Gypripedium entschieden
Wert und dürfte ihm, sobald dasselbe einmal bekannt, eine
größere Verbreitung gesichert sein.
Die zweite Hybride Gypripedium hybridum
„Gartenverw. O. Schmeiß"- ist in ihrer Art ganz einzig
und entstand durch C. chaniberlainiänum X ^- ß*"^-
C. chaniberlainiänum wurde von F. Sander & Co. in
St. Albans vor 13 Jahren aus Neu-Giiinea eingeführt und
ziemlich rasch bekannt. Als ganz neue Form mit der
Eigenschaft zehn bis fünfzehn Blumen an ein imd demselben
Blütenstengel zu bringen, wurde G. chamberlainianum an-
lanas sehr hoch geschätzt und vielseitig zu Kreuzungen Ije-
Cypripediuni liybriduni „(lartenver
Otiginalaufnalune für (
IX, 26
Die Gartenwelt.
lainianum. Beide Züchtungen, „Albert Schneider-Fürst" und
„Oarlenverwalter 0. Sehmeiß", sind gute Hybriden, die es
verdienen, jeder Sammlung einverleibt zu werden.
Eine andere Orchidee, wenn auch keine seltene, aber
ihrem Wert entsprechend entschieden zu wenig kultivierte,
möchte ich an dieser Stelle noch erwähnen; ich meine
Odontoglossurn Bossii var. majits. Es wurde durch den
berühmten Sammler Roß in der Provinz Oxaca in Mexiko
entdeckt und zwar ziemlich in den höchsten Lagen dieser
Provinz an der Grenze der epiphytischen Orchideen.
O. Eossü majus ist jedoch auch in Zentralamerika bi.s
Nicaragua verbi-eitet. Daß diese prächtige, äußerst dauerhafte
Orchidee weniger zu Schnittzwecken kultiviert wird, als sie
es verdient, könnte auf drei Hauptpunkte zurückzuführen sein.
1.. wegen ihrer etwas kurzen Blütenstiele, 2. in Folge der
schlechten Varietäten, welche ungewissenhafte Sammler ein-
führten und 3. wegen der vermeintlich schwierigen Kultur.
Dies sind nach meiner
Ansicht die Fehler, die
bei 0. Rossii rar. majus
in Betracht gezogen wei-
den könnten.
Allerdings sind die
Stiele der etwas unregel-
mäßig verzweigten Blü-
tenrispen nicht sehr lang
und entsprechen den
heutigen Anforderungen
nicht immer ; dagegen
sind die Blumen sehr
schön, äußerst dauerhaft
und angenehm duftend.
Die Hauptfarben sind
weiß bis rosa im Zentrum,
d. h. an der Basis der
Fetalen, und die ganzen
Sepalen sind hell bis
dunkelbraun punktiert.
Leider sind durch
gewissenlose Sammler
viel gewöhnliche 0. Bossii als 0. Rossii majus
worden, weil nicht zur Blütezeit ausgesucht. Geschieht diese
Auswahl zur Blütezeit nicht, so ist es schlechterdings un-
möglich, nur gute Varietäten einzuführen. Das gewöhnliche
0. Rossii, LindL, ist die Kultur entschieden nicht wert.
Was die Kultur von 0. Rossii var. majus anbetrifft, so
ist sie in sofern schwierig, weil es, wenn auch keine großen,
doch seine besonderen Ansprüche macht. Gewöhnlieh wird
0. Rossii majus zu warm kultiviert und fällt infolge-
dessen der wohlbekannten, sehr gefürehteten weißen Wolllaus
zum (Jpfer; wenn diese sich einmal eingenistet hat, sind die
Pflanzen in kürzester Zeit verloren. 0. Rossii majus kommt,
wie schon bemerkt, in den höchsten Regionen der epiphytischen
Orchideen- Vegetation vor, wo die Temperatur bereits auf 0"
sinkt, und will deshalb kühl, feucht und sehr luftig
stehen. Es soll damit aber nicht gesagt sein, daß es deshalb
in jedem Kalthaus gedeiht, die Luft muß sehr feucht
sein und die Temperatur darf nicht zu lange in den tiefen
Oraden sich bewegen, denn in den Tropen hält die tiefe
Temperatur nur einige Stunden an, dann steigt sie wieder
rasch und entwickelt hohe Feuchtigkeit.
Odontoglossurn Rossii
führt
Die auf dem Bilde im fünften Jahrgang Seite 5, auf
das ich hier verweisen möchte, ersichtlichen Pflanzen sind
jetzt acht Jahre in Kultiu-, und jedes Jahr ohne Ausnahme
mit Blüten voll garniert, ein Beweis, daß 0. Rossii var.
majus bei richtiger Kultur sehr dankbar ist.
Von 0. Rossii majus sind einige gute, anscheinend
natürliche Hybriden eingeführt worden z. B. 0. mo-
meanum, bis in die Spitzen der Petalen punktieit; 0.
warnerianum, sehr großblumig, Petalen nicht mit Punkten,
sondern mit einigen braunroten Querbinden gezeichnet; 0.
aspersum und O. humeanuvi (O. maculaium y(^ Rossii) mit
gelbem Grund in mehreren helleren oder dunkleren Ab-
weichungen.
Varietäten von 0. Russii sind 0. Rossii var. rubescens
mit rosa Anflug und karminroten Punkten, var. rubescens
superhum (Obispo, Kienast) sowie 0. Rossii var. coerulescens
mit violettrosaem Anflug.
Die nebenstehende
AI ibildung zeigt eine gute
Form von 0. Rossii ma-
lus sehr deutlich; die
Aufnahme zu dem Bilde
veidanke ichHerrnF e 1 i x
Cornu in Vevey. Herr
F. Cornu ist ein großer
Fieund der Orchideen
und überhaupt des Gar-
tenbaues. Viele präch-
tige und seltene Pflan-
zen haben in seinen
schönen Anlagen einen
lievorzugten Platz ge- '
funden und gedeihen
unter der sorgfältigen
Pflege ihres Meisters
vortrefflich.
Ständer zum Auf-
hängen von Orchideen
im Zimmer. Die Zeich-
nung Seite 304 verausohaulicht einen 180 cm hohen eisernen
Ständer, wie ich ihn mir zum Aufhängen von Orchideen mit lang
herabhängenden Wurzeln habe anfertigen lassen, um diese Orchideen
als eigenartigen Zimmerschmuck verwenden zu können. Der, um die
Standfestigkeit zu erhöhen, möglichst schwer konstruierte Fuß besteht
aus kreuzweise übereinander liegenden Eisenbändern, die so verbunden
sind, daß 20 und 30 cm lange Schenkel a b c d entstehen. Der Teil mit
den kurzen Schenkeln, in der Zeichnung bei a und c, läßt sich dann
besser in eine Ecke stellen. Der Haken f ist 20 cm vom senkrechten
Eisenstab e entfernt und dient zum Aufhängen der Orchideenkörbe,
die dann etwa in Äugenhöhe des Beschauers hängen und gut zur
Geltung kommen. Dieser Ständer hat sich in meiner Pra.vis gut be-
währt, weshalb ich ilin allen Kollegen empfehlen kann.
F. Cremer, Handelsgärtner, Miiituid.
Dahlien.
Die modcriion Dalilienzüchtimgen.
Von Arpäd Mühle, llandelsgärtner, Temesvar (rnganii.
W ie jegliches Leben und dessen Entwicklung, kurz
alles was da imter der Sonne keimt, sproßt, blüht und ver-
Die Gartenwelt.
IX, 26
dirbt, wellenartig seinen Werdegang vollzieht und nichts
stai-r und ewig seine Formen beibehält, so wurde auch die
Dahlie in dem noch nicht allzulangen Kreislatif ihres uns
Ijekannten Daseins schon von mancher Welle bergauf und
bergab getragen.
Wenn moderne Menschenkinder mit vei-feinerten Nerven
an ganz exzentrischem, wirrem und jeder Eegel spottendem
Liniengeschnörkel, an kunterbunten nie geschauten Farben-
kontrasten und extremen Kunstrichtimgen ihre besondere Freude
finden, so ahnen wir gar nicht, daß wir alle von einem uns
unerklärlichen, tiefrätselhaften Agens mitten in das Fahr-
wasser dieser wunderlichen Erscheinimgen allmählich hinein-
getrieben werden; wir .sträuben uns anfänglich dagegen, finden
diesen Umschwung geradezu verblüffend, doch wenn wir
uns rings in der Natur umschauen und dies ganz besonders
im Pflanzenreiche tun, wo die Formen der organischen Lebens-
erseheinungen am allerschnellsten die äußeren Hüllen und
Masken wechseln und sich stetig in neue Gewandungen
kleiden — , so finden wir, daß unsere ästhetischen Kunst-
anschauungen nicht direkt im Kämmerlein der Sezessionisten
ersonnen wurden, sondern daß diese draußen im hellen
Sonnenschein, frei und unbewußt im natürlichen Schöi^fungs-
prozesse erblühen. Man betrachte nur die Orchideen, das
Chrysanthemum, die neuen Canna- und Irissorten oder
die heutige Dahlie in ihren schier unendlichen Abstufungen
und Variierungen, diese wahren Sezessionskinder im blumigen
Reiche Floras, und man wird Schritt auf Schritt
diesen geheimnisvollen Zug der Formenumwand-
lungen finden, denen der verfeinerte und ge-
läuterte Geschmack des Künstlers so viel Neues
abgewonnen. Diese bizarren neuen Blumenformen
sind nicht immer dem zielbewußten Hybridisieren
der Gärtner entsprungen, sondern tief im Schöße
dei- Natur ruhen eingekapselt diese Keime jahre-
lang und treten sodann oft gleichzeitig an einzelnen
besonders begnadeten Pflanzenkulturstätten beider
Hemisphären auf. Sind nun solche Abweichungen
von der alten Form beobachtet worden, so ist es
jetzt der Hybridisateur und Gärtner, der dieses
entdeckte Variierungstalent mit aller Sorgfalt und
Liebe zu hüten und zu pflegen hat, dem es obliegt,
diese neuen Formen aus den alten Gewandungen
herauszuschälen und durcli richtige Zuchtwahl zu
fixieren.
Die Dahlie oder Georgine stammt a\is dem
fernen Mexiko, von wo aus sie im Jahre 1789
durch Vincente Cervantes, den Direktor des bo-
tanischen Gartens zu Ciudad, Mexiko, nach dem
botanischen Garten zu Madrid gesendet wurde, wo
sie im Jahre 1791 zum ersten Male ihren farbigen
Blütenstern luitoi- europäischem Himmel erstrahlen
ließ. Sie wurde damals zu Ehren des schwedischen
Botanikers Andrew Dahl „Dahlie'' genannt, spätei'
durch den berühmten Berliner Botaniker Wilklenow
zu Ehren des Petersburger Naturforschers Georgi
in „Georgine" umgetauft. Beide Namen haben
sich bis heute vollgiltig erhalten; in Oesterreich-
Ungarn, Deutschland*), Itnßland und allen nörd-
lichen und östlichen Ländern Europas geht sie
*) Anmerkung der Redaktion. In Deutschland
ist jetzt die Bezeichnung Dahliu allgemein gebräuchlich
geworden.
.Ständer zum AutTiängen
von Orchideen
im Zimmer (Text S. 303).
als Georgine, in allen westlichen und südlichen Staaten als
Dahlie, da jedoch dem letzteren Namen die Priorität ge-
bührt, so ist dieser wohl berechtigt, den Vorrang für sich
zu beanspruchen. Als große Seltenheit und Blumenwunder
damaliger Zeit betrachtet, trotzdem sie nur fünf oder sieben
Blumenblätter zeigte, wurde sie sodann in den königlichen
Gärten des Escurial gleich einer Gefangenen volle dreizehn
Jalu-e hindiu'ch eifersüchtig gehütet und bewacht, und kam
dann endlich durch tue Vermittlung eines spanischen Hof-
herrn, Don Marcia, nach dem Jardin des Plantes zu Paris,
wo man diesem seltenen Pflanzenschatze etwas recht Gutes
angedeihen lassen wollte, ihm in einem der Warmhäuser
einen ganz besonderen Platz einräumte und ihn daselbst in
die erdenklich beste und teuerste Erde auspflanzte, welch
allzugroße Liebe jedoch diese lu-wüchsige und robuste Pflanze
auf die Dauer nicht vertrug und an Knollenfäulnis schmählich
zugi-unde ging.
Humboldt und Bonpland, welche 1803 Mexiko
forschend durchquerten, fanden die Dahlie auf dürren Ebenen
und sandigen Wiesenflächen mit einfach dunkelroten imd
gelben Blüten, sandten Knollen und Samen nach Eui'opa und
verbreiteten dieselbe dadurch gar bald in allen westlichen
Staaten. In England war es Lady Holland, die eifrigste
Förderin botanischer Bestrebungen, welche sich dieser Pflanze
besonders annahm, in Deutschland gelang es dem Garten-
inspektor Hartweg zu Karlsruhe die erste gefüllte Dahlie zu
erzielen, in Leipzig zeigte Hofgärtner Breitner
bereits 1810 die stattliche Anzahl von 55 Va-
rietäten, im Jahre 18 4 '2 waren bereits 1376
Varietäten bekannt und heute sind es vielleicht
an Viertausend, wenn man alle verschollenen Züch-
tungen mitrechnet. Bis zum letzten Drittel des
vorigen Jahrhunderts war Köstritz der Ausgaugsort
der schönsten und mannigfaltigsten Daliliensorten,
wo S i c k m a n n , später D e e g e n eine Unzahl
der farbenreichsten und dem Anschein nach ins
Unerschöpfliche sich wandelnden Neuzüchtungen
in die Welt setzten. Die Dahlie zeigte das merk-
würdige Talent, daß sie bei allen neuen Aussaaten
eine enorme Menge Bastarde hervorbrachte, also
sich als eine Variierungskünstlerin ersten Ranges
unter saclikundigen Gärtnerhänden entpuppte. Wie
dann die Formen immer voller und toller wurden
und zum Schluß nur mehr ein kreisrunder Ball
von imglaublicher Fülle entstand und die sym-
metrische Anordnung der Blumenblätter bereits
ins geometrisch und mathematisch Genaue über-
ging und mau der Georgine keine neuen Reize
mehr abgewinnen konnte, begann man sich dieser
Blume immer mehr zu entfremden. So blühte
sie schließlich fast dreißig Jahre hindurch nur
mehr als Aschenbrödel und Lückenbüßerin in
größeren Herrschaftsgärten, in Bauerngehöften und
in Großmütterchens Gärtchen und ist auch heute
noch an Orten, die den Pulsschlag neuer Kultiu-
nur schwach verspüren, anzutreffen. Sind doch,
wie in der Gartenwelt einmal zu lesen war, selbst
in Zentralasien, im Tianschen Gebirge, alte Köstritzer
Georginensorten zu finden. Heute sind diese alten
starren Dahlienformen nur mehr Zeugen einer ent-
schwimdenen Glanzperiode.
Die Neueinführungen von Dahlia Juarexi,
IX, 26
Die Gartenwelt.
welche abermals eine andere Form aufwiesen und eine gefällige
Neigung ins Lockere und ungebundene hervortreten ließen,
brachten die Dahlienzüchter neuerdings um ilu-e Ruhe; an
allen Ecken und Enden begann ein lustiges Draufzuhybridi-
sieren, und die Dahlie als ewig junges, lebensfrohes Naturkind
ließ sich tatsächlich umformen, begann ihre starren Fesseln zu
sprengen, streifte die alten Reifröcke ab und kleidete sieh in solch
farbenbunten Flitter, großartiger und schöner als die kühnste
Phantasie es sich erträumen ließ. Heute haben wir in den
Sorten „Pro</emtor", „Loyalty^', „Countess of Lonsdale", „Siey-
fried'-\ „Kriemhüde'' und vielen, vielen anderen eine
Landschaftsgärtnerei.
Wirkiiii<i8volle Bepflaiiznug von Kiiimiuicni.
Von Georg Thiem, ilünclien.
(Hierxu eine Abbüdumj.)
Jlohe Kaimauern bedürfen, um die Einförmigkeit der
Steinmassen etwas zu mildern, stets einer zweckentsprechenden
Bepflanzung. Zwar bespült den Fuß der Mauer das sonst
überall belebende Wasser, aber das genügt nicht und der obere
Teil der Mauer wird ohne jegliche Unterbrechung dem Äuge
Kaimauer in München, mit Lycium barbarum bepflanzt. Originalaufnahme für die „Gar
der prächtigsten Neuzüchtungen, welche an Schönheit und
Grazie der Formen mit den Chrysanthemen, an Liebreiz und
Mannigfaltigkeit der Farben mit den Rosen und Nelken ge-
trost rivalisieren können. In jeden, in moderner Geschmacks-
richtimg gehaltenen Blumengarten hielten sie triumphierenden
Einzug und sind dort schlechterdings unentbehrlich; in allen
westlichen Staaten haben sich zur Förderung der Dahlien-
kultur Vereine und Dahliengesellschaften gebildet, alljährliche
großangelegte Ausstellungen im Spätsommer, wo dann Tausende
der prächtigsten Blüten zusammengetragen werden, beweisen,
zu welchen Ehren die alte Georgine sich wieder empor-
geschwungen. Dies alles verdankt sie ihrem sprudelnden,
unerschöpflichen Lebensdrang, der sich in hundert bizarren,
erstaunlichen und wunderlichen Formen und Farben auslebt!
immer kalt erscheinen. Wie so mancher architektonische Bau
erst an Wirkung gewinnt, wenn der verständnisvolle Land-
schaftsgärtner die umgebende Natur zu gestalten weiß, so er-
halten auch die langgestreckten Mauern durch geschickte Be-
pflanzung eine reizvolle Unterbrechung. Doch nicht kleinlich,
sondern massig muß das Grün der Pflanzen auf den mächtigen
Steinquadern wirken.
Die obenstehende Abbildung zeigt einen Teil der Kai-
mauern, wie sie in München zum Schutze gegen die ge-
wöhnlich ruhig dahinfließende Isar, die aber bei Hochwasser
zum reißenden Strome wird, errichtet werden mußten. Die Auf-
führung dieser gewaltigen Steinmauern erfolgte in letzter Zeit zu-
gleich mit den Brückenneubauten fast im ganzen Stadtrayon,
den die Isar berührt und brachte auch einen wesentlichen
Gewinn an wertvollem Terrain, das ausschließlich in gärtnerische
Die Garienwelt.
IX, 26
Anlagen umgestaltet wui-de. Längs der Mauern ziehen sich
Alleen mit zwei, drei und selbst vier Reihen Bäumen und
Anlagen hin, je nach der Größe des gewonnenen Terrains.
Die Anlagen reichen bLs zur Mauer und sind an verschiedenen
Stellen unterbrochen, um dem Publikum ein Herangehen zur
Kaibrüstung zu ermöglichen. Von diesen Stellen genießt man
eine schöne Aussicht über die Isar auf das gegenüberliegende
Ufer, das auch durchweg mit Anlagen geschmückt ist.
Damit nun auch die massigen, eintönig erscheinenden
Kaimauern dem Auge gefälliger erscheinen, sind herabhängende
Gehölze, aber in unregelmäßiger Anordnung angepflanzt worden.
Zumeist wurden hier Lycium barbarum, der Bocksdorn, Rosa
multiflora ,,Prairie QMeew"-Schlingrosen und Ämpelopsis quinque-
folia, der Wilde Wein, verwendet, die dicht hinter die Kaibrüstung
gejjflanzt, ihre Zweige und Ranken über das Geländer ab-
wärts an die Mauer legen. Gerade diese Pfianzengattungen eignen
sich vorzüglich zu dieser Bepflanzung. da die Ranken locker
an der Mauer liegen, sehr hart und widerstandsfähig sind,
auch keine Haftwurzeln treiben, somit eine Beschädigung der
Mauer ausgeschlossen ist, und überdies mit ihrem saftig grünen
Laub auf den grauen Steinquadern ungemein zierend wirken.
Erwähnenswert ist, daß München durch Schaffung dieser
Kaianlagen, welche, wie schon erwähnt, durchgängig mit
Baumpflanzungen und Anlagen geschmückt sind, innerhalb des
Burgfriedens der Stadt eine ununterbrochene, ca. 1 4 Kilometer
lange Promenade an der Isar besitzt, die in Großhesselohe
beginnt, dann durch die Stadt sich hinzieht und ihren Ab-
schluß in den landschaftlich herrliehen Isaranlagen und in dem
von Skell angelegten, rühmlichst bekannten englisclien Garten
findet.
Blumenbindekunst.
Trauerkränze.
Von Hermann A. Sandhack,
fürstl. Obergärtuer, Dugino
(Rußland).
{ Hierzu drei Abbildungen.)
VI. Jahrgang dieser Zeitschrift, Seite 150, an der Hand einer Abbildung
auf die.se schöne Rose hingewiesen, und möchte bei dieser Gelegenheit
noch darauf aufmerlisam machen, daß diese Rose, wenn in kalten Kästen
oder Häusern ausgepflanzt, eine voizügiiche Herbstblüherin ist.
Gezeigten Kranz machte ich im Oktober, und doch war der größte
Teil der Blumen, wie die Abbildung gut erkennen läßt, von vorzüg-
licher Güte.
Die Abbildung Seite 307 unten, zeigt einen Kranz mit einigen
Cattleyenblumen , sowie Dendrohium Phalaenopsis Schroederae und
Demi, formostmi yiganteum, ferner einzelne Blumen von Eucharis
und Coelogyne cristata ; als Deckgrün verwendete ich verschiedene
Adiantum- Alien und Asparagus Sprengeri.
Einen Kranz, den ich mit feinem Farn- und Asparagus-Grim
ausschließlich aus Blumen der schönen Cattleya labiata autumnalis
verfertigte, zeigt die Abbildung Seite 307 oben. Leider mußte dieser
Kranz etwas sehr kompakt gemacht werden, da er bei — 12° R eine
mehrtägige Bahnreise zu machen hatte, und die frostsichere Ver-
packung keinen zu großen Umfang erreichen durfte.
ün
I nsere deutschen Kollegen
haben es bei der Auswahl der
Blumen für Trauersymbole etwas
schwerer, als wir in Rußland;
währendin Deutschland allegrellen
Farben verpönt sind und in der
Regel nur weiße, mattrosa und
blaßgelbe Blumen verwendet wer-
den dürfen, obwohl auch Aus-
nahmen vorkommen, sind in Ruß-
land alle Farben für Trauer-
binderei gang und gäbe. Ich machte
beispielsweise im Frühling einen
Kranz aus dunkel roten Rosen,
der Sorte „Liberty'- und gelben
„Souvenir de Pierre Notting";
der Kranz wurde viel bewundert
und niemand dachte daran, gegen
die Wahl der Farben zu oppo-
nieren.
Die beistehende Abbildung
zeigt einen Ki'anz mit über zwei-
hundert Rosen der schön rosa-
farbenen Teerose „Queen Olga of
Oreece'' (Königin Olga von Grie-
chenland). Ich habe bereits im
Kranz aus Teerosen „Königin Olga von Griechenland"
von Obergärtner Herm. A. Sandhack.
Origiiiiiliiutnahme für die „Garteuweli".
Zwiebel- und Knollengewächse.
Iris Saari Schott, die bereits 1854 von Kotschy in Cilicien,
Klein -Asien, entdeckt wurde, besehreibt W. Siehe von Mersina in
No. 922 des 36. Bandes von The Gardeners Chronicle. Siehe, der
ein Kenner der kleinasiatischen Flora ist, scheint diese Iris wieder
entdeckt zu haben. Iris Saari ist eine kräftig wachsende Pflanze.
Siehe fand sie in etwa 2000 m Höhe. Sie ist die härteste und die
am leichtesten zu kultivierende aller Arten aus der Oncocyelus-K[a.sse.
Sie gedeiht auf Kalkboden und steht im Sommer trocken. Im
Habitus erinnert I. Saari an /. iberiea. Die Blätter sind graugrün,
l'/, cm breit und 15 bis 20 cm lang. Die Spitzen sind abgerundet,
zusammengefaltet und sichelförmig zurückgebogen. Die Blüte wird
gegen 30 cm hoch und erhebt sich über die Blätter. Die Blumen
stehen einzeln; sie sind mit einer zweiteiligen Blütenscheide versehen,
die von graugrüner Farbe ist. Sie duften fein nach Honig und sind
sehr mannigfaltig gefärbt. Sie zeigen nur gelegentlich die flieder-
blaue Farbe, die von Boissier
4 s. Z. erwähnt wurde; daneben be-
steht eine solche FüUe aller Va-
riationen in blau, braun und gelb,
daß es an einer wildwachsenden
Pflanze wunder nimmt. Die mei-
sten Farben sind sehr schön und
eigenartig. Die Färbung der Blü-
ten ist meist folgendermaßen:
die äußeren Petalen sind blaß-
gelb bis zitronengelb mit purpur-
farbenen oder puipurbraunen
Adern und großen, purpurbraunen
Flecken, in der Mitte hellgelb.
Dil' iiiiii'rt'n Petalen sind weiß
uimI hhivinlftt oder schieferblau
MiJt-r purpurliraun und häufiger
noch kastanienbraun schattiert und
gezeichnet.
Gladiolus Lemoinei ist aus
einer Kreuzung von Oladiolus
purpureo-aurattis, Hook. fil. mit
Ol. gandavensis hervorgegangen.
Ol. purpureo-aurotus wurde 1872
von William Bull aus Süd-
afrika eingeführt. Öl. Lemoinei
ist nicht nur weit iiärter als
Ol. gandavensis, sondern unter-
scheidet sich auch durch brillantere
Färbung und weiter geöffnete Blu-
men von diesem. Ol. nanceianus
entstand durch Kreuzung von Ol.
Saundersii, Hook. fil. mit Öl.
Lemoinei.
IX, 26
Die Gartenwelt.
Sommerblumen.
Soiiiiiierlilimirii als (iartcnisclimiick.
Von W. Balke, <.)bcrgäi'tner, Kloxia.
Lm Nachsteheudcn iiiochte ich die Aufnierks8iinkeit der Garteu-
weltleser auf einige alte und neue Sommerblumen richten, welche im
Ciarten gleich an Ort und Stelle ins freie Land gesät werden können
und dem^ Blumenfreund ohne viele Mühe und Arbeit viel Freude
und Belehrung durch ihre Mannigfaltigkeit und Lieblichkeit bereiten
werden.
Obgleich man in den eigentlichen Schmuck- und Ziergärten
davon absehen wird, diese Arten Sommerblumen zu verwenden, so
kann man doch in seinem Garten gerne ein Stückchen Land dazu
hergeben, und sich gewiß mit demselben Recht, mit dem man sich
einen Staudengarten anlegt, auch einen Sommerblnmengarten anlegen.
Der Staudengarten soll gewiß sein gutes Recht behalten, aber ein
Sommerblumengarten, der mit viel weniger Mühe und nur geringen
Kosten angelegt werden kann, erfreut uns schon in kurzer Zeit nach
deisBestellung, und man muß sich eigentlich wundern, warum wohl
so wenig Wert auf diese Blumen gelegt wird, wovon doch auch vielf
einen Wert als Schnittblumen haben und so anspruchslos in
der Pflege und Behandlung sind und so dankbar im Wachsen und
Blühen, daß ein Mißerfolg fast ausgeschlossen ist. Jedem Blumen-
freund, auch dem Botaniker wird es eine Lu.st sein, in seinem
Sommerblumengarten das Aufgehen, Wachsen und Blühen dieser
lieben Blumen zu beobachten, da einige Sorten anfangen ihre Blüten
zu entfalten ehe wir nur daran denken, und den ganzen Sommer
hindurch wird es an Abwechselung in unserem kleinen Garten nicht
fehlen.
Man nimmt im April ein gut gedüngtes wohlzubereitetes Stück
Land in seinem Garten in sonniger Lage, teilt es in meterbreite
Rabatten mit etwa 30 cm breiten Steigen. Auf den Rabatten zieht
man je nach der auszusäenden So'rte 3 bis ö Reihen etwa 3 bis 5 cm
tief, sat den Samen und bedeckt ihn mit gesiebter Mistbeet- oder
Komposterde, den groben Samen stark und den feinen nur ganz
ans Cattleyenblumen von Obergärtner Herrn. A. Sandhack.
Oiiginalaufnahme fOr die „Gartenwclf.
schwach. Es dauert nun garnioht lange und eine Sorte nach der
anderen wird aus der Erde hervorsprießen. Man lichtet die zu dicht
aufgegangenen Pflanzen einiger hoch und üppig wachsender Sorten,
hackt die Rabatten, hält dieselben von Unkraut rein und steckt Reiser
an rankende Sorten.
Die große Menge aller solcher Sommerblumen, die gleich ins
freie Land ge.sät werden können, hier aufzuführen und dieselben zu
beschreiben, würde zu weit führen und will ich nur aus der großen
Anzahl hier einige erwähnen.
Arrorlinium, Adonis, Agrostemma, Alyssum, Amaranthus,
As-pen/la fixiirrn, Aater fmrUiis. ('nli^nrhila. Cnllinpsis^ Carduus,
Campiiiiiilri lüfliii. ('riihiiirrii. Ceiiti-tnilliiis, ('hriraiilliHS maritimun,
Ch'ys,i„thai,N,„ rnniinhi,,,. Chiini. l're/'is. roiirnh'ulus, Oyno-
HlnsXHI,!. Ilriphniilln, Ajuri.s, Ernilllni,, Esrhsrhollx l,l . G llio . Godetia,
Giiiisi,i,hil(, r/ri/.i,!.--. HiliiiHllui^. Ilin-is, limiiKini. / ,,i/l,i/nis . f.iniim,
Liipiiiii^. Mri/,\j„'. Miralulis. S,n,oi,lnh,. Xnjrlla. l'n/mrrr. l'l/rice/ia,
l'olijyiiiiiiiii, h'iscda. .Supo/iaiid, Sihi>.anUnis, Scncciu. .S//t/(c, Tro-
paculurn^ Viscaria. Whitlavia, Xeranthemum.
Orchideenkranz von Obergärtner Herrn. A. Sandhack.
Originalaufnahme für die „Gartenwclf*.
Schlingpflanzen.
Polyf^oniim baldschuanicuin,
eine sehr empfehlenswerte Schlingpflanze.
Von Obergärtner H. Beuß, Schwetzingen.
ÜJine überaus Schnellwachsonde, reichblühende und anspruchslose
Schlingpflanze ist der baldschuanische Knöterich, welcher für manche
Verhältnisse schon dadurch wertvoll ist, daß er vollständig winter-
hart ist und somit, wenn einmal an irgend einem Orte im
Garten vollständig eingewurzelt, jeweils im Frühjahr schnellstens
Die Gartenwelt.
IX, 26
emporwächst. Für Wegebogen, Laubengänge, Pergolas, Veranden
kann es nichts anmutigeres geben. Polygonum baklschuamoim ist
eine zu den neueren Schlingern zählende Pflanze, deren Blüten,
welche in oft großen Rispen weiß bis fleischfarbig erscheinen, recht
wertvolles Bindematerial liefern. Unterseits sind die zahlreichen
einzelnen Blüten dunkler gefärbt. Die Blütezeit beginnt etwa Mitte
Juli und dauert bis in den Spätherbst hinein; ja sogar die erateu
Fröste überdauern die Blüten oft und beobachtet man anfangs den
Einfluß des Frostes nur an einer schönen intensiveren Färbung dei-
Blüten.
Im sehr strengen Winter frieren nur die jüngeren Triebe zurück,
so daß dieser Kletterstrauch als vollständig winterhart bezeichnet
werden kann und durchaus keiner Bedeckung bedarf.
Obgleich sich dieses Polygatium durch Stecklinge vermehren
läßt, so ist doch eine Vermehrung durch Ableger vorzuziehen.
Topfpflanzen.
Senecio Petasites und Senecio Ghiesbreghtii.
Von V. H. Braun, Schloßgärtner, Arenfels.
JLn No. 12, Seite 137 der „Gartenwelt" wurde Senecio Petasites
(st/n. Cimraria platanifolia) zum Auspflanzen während der Sommer-
monate empfohlen. loh kann bestätigen, daß derartig behandelte
Exemplare ein ganz anderes Aussehen als die kümmerlichen Topf-
exemplare erhalten, die man nur noch hin und wieder meist unter
den sogen. Orangeriepflanzen vorfindet. Jedoch nicht nur als Blatt-,
sondern auch als Blüten pflanze ist S. Petasites zu empfehlen, da
die hübschen hellgelben Blüten zu einer Zeit erscheinen, zu der oft
wenig anderes in Blüte ist. „Warum zieht man solche Sachen nicht
mehr?" fragte mich vor einiger Zeit der Besitzer des ersten Binde-
gesohäftes einer größeren Stadt beim Anbhck eines blühenden
Exemplares, ,,das wäre doch einmal etwas anderes".
Wie Herr Othmer erwähnte, läßt sich S. Petasites sehr leicht
und in Menge vermehren und besteht die ganze Kultur im zeitigen
Aus- und Einpflanzen der Stecklingspflanzen, welche bis zum Winter
schöne Pflanzen ergeben.
Gleich S. Petasites findet man auch S. Ghiesbreghtii nur noch
hier und da vor, meist im Topfe ein kümmerliches Dasein fristend.
Zu welcher Vollkommenheit man diese Pflanze bringen kann, habe
ich vor zwei Jahren gesehen. Von drei Exemplaren, welche ich m
Töpfen stehend vorfand, pflanzte ich zwei Stück in eine Blatt-
pflanzengruppe, wo sie sich bei guter Pflege sehr gut entwickelten.
Zu meiner Verwuuderang zeigten die starken Kopftriebe schon im
Herbst Blütenknospen, weshalb ich die Pflanzen alsbald einpflanzte
und in ein temperiertes Haus stellte, wo die Blüten sich vollkommen
entwickelten und allgemein gefielen. Bei der einen Pflanze hatte die
leicht gewölbte, schön goldgelbe Trugdolde ca. 40 cm Durchmesser,
während jene des im Topfe verbliebeneu Exemplars einen solchen
von kaum 10 cm brachte. Vergangenes Frühjahr pflanzte ich alle
Exemplare, wie im Jahre vorher, wieder aus und ich habe damit
wieder denselben Erfolg erzielt; blühten die Pflanzen doch schon
etwa vierzehn Tage vor Weihnachten, während dies sonst meist erst
Ende des Winters der Fall ist.
Leider läßt sich S. Ghiesbreghtii nicht so zahlreich vermehren,
wie .S'. Petasites, da ersterer meist etwas einstämmig wächst, jedoch
verleihen ihm die oft über handlangen und handbreiten, am Rande
seicht ausgebuchteten Blätter auch ohne Blüten ein stattliches
Beide Senecio- Arten verlangen sowohl ausgepflanzt als auch im
Topfe ziemlich viel Wasser und Dunggüsse; die durchgewurzelten
Pflanzen vertragen sogar im Winter im temperierten Hause bis zur
Entwickelung dar Blüte lecht gut leichte Dunggüsse.
Wer viel mit Zimmerdekoration zu tun hat. wird es nicht
bereuen, wenn er diesen beiden alten, mißachteten Pflanzen oben
erwähnte einfache Kultur zu teil werden läßt.
Fuchsie „Andenken an Heinrich Henkel" und „GroS-
herzogin Adelheid". Anschließend an die Notiz in No. 16, S. 184,
möchte ich bemerken, daß Herr Treu kn er in seinem Artikel im
VIII. Jahrg.. SeitH 98, nicht zuviel gesagt hat, wenn er die Fuchsie
„Am/e/ü-en an Heinrich Henkel-" als dankbaren Herbstblüher warm
empfiehlt. Einmal in Flor, ist sie unermüdlich im Hervorbringen
von Blütenan.satz, und in Töpfen vorkultivierte Pflanzen blühen
bei hellem Standort und bei 10 bis 12" C bis Weihnachten. Die
Blütenfarbe ist dann aber viel blasser.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht unter!a.ssen, auf die
Lambertsche Neuheit „Oroßherxogin Adellieid-' als vorzüglichen
Herbstblüher hinzuweisen. Das dunkle Karminrot der finger-
langen prächtigen Blüten, die in dichten Büscheln zusammenstehen,
verliert auch in der lichtärmsten Winterszeit nichts von seiner Frische.
Sie ist eine vornehme Sorte, die namentlich jedem Liebhaber und
.den Herrschaftsgärtnorn aufs beste empfohlen werden kann.
Die in der erwähnten Notiz genannte Fitclisia splendens ent-
wickelt ihre Blüten erst gegen das Frühjahr. Rehnelt.
Gehölze.
Clerodendron trichototnum Thunb. Syn. Gl. serotinum hört.
ist ein seltener Strauch aus Japan. Auf Seite 14 des sechsten Jahr-
ganges dieser Zeitschrift wurde dieser Strauch kurz beschrieben. Der
Strauch, der in England als winterhart gilt, ist auch in Deutschland
in den herrlichen Nizza-Anlagen zu Frankfurt a. Main zu finden.
Dort steht ein Exemplar, welches gewiß schon manchen Besucher
im September mit seinem schönen Blütenflore erfreut hat. Der
Strauch hat einen gefälligen Bau und wird etwa 2,50 bis 3 m hoch.
Die langgestielten, großen, ein wenig herzförmig zugespitzten und
am Grunde ausgeschweiften Blätter, welche sich wollig anfühlen,
sind gegenständig. Der Rand ist gezähnt. Die Länge der Blatt-
spreite ist bis 20 cm, die Breite 16 cm, während der Blattstiel bis
15 cm lang ist. Die Blüten, welche sich im September entfalten,
gestützt von rötlichen Deckblättern, sind zu einer Trugdolde vereinigt.
Der rötlich gefärbte Kelch ist röhrig und fünfkantig. Die ebenfalls
röthch gefärbte Blumenkronenröhre, welche doppelt so lang ist wie
der Kelch, endigt in fünf weiße, flach ausgebreitete Abschnitte. Die
Griffel und Staubgefäße ragen aus der Blumenkronenröhre weit hervor.
H. Müller, Whetstone.
Hydrangea scandens Maxim. Syn. H. petiolaris Sieb, et
Zucc. ist ein schöner Schlingstrauch aus Japan. Seine Blätter sind
langgestielt, oval oder elliptisch; an der Basis herzförmig, an der
Spitze zugespitzt, gezähnt. Die weißen Blumen stehen in endständigen
Trugdolden. Die sterilen Randblüten stehen auf langen Stielen und
haben drei bis vier abgerundete ganz oder leicht gezähnte weiße
Kelchblätter. Die fruchtbaren Blüten sind weißUch ohne entwickelte
Blumenblätter mit meist 15 Staubgefässen.
Dieser bei uns winterharte rankende Strauch ist noch ziemlich
selten. Er eignet sich gut zur Bekleidung von Mauern, wo er an
ihm zusagenden Standorten im Juni reich blüht und dann einen
prächtigen Anblick bietet. An manchen Orten blüht diese Hydrangea
aber selten. Ihr sehr ähnlich in der Blüte ist Sehixophragma
hydrangeoides Sieb. iC- Zucc. die echte Schein-Hortensie, die
gleichfalls aus den Hochgebirgstälern Japans stammt, aber nicht
überall in Deutschland winterhart ist.
Xanthoceras sorbifolia Bge i.st ein schöner, aus Nord-
china stammender Blütenstrauch aus der Familie der Sapindaceen,
der. wenn iiusgewaohsen, gegen fünf Meter hoch ist. Seine Blüteu
erscheinen in reicher Fülle Ende Mai, Anfang Juni. Die weißen
Blüten stehen in etwa 20 cm langen Trauben. Die einzelnen Blüten
haben etwa \\„ cm Durchmesser; die Fetalen sind weiß, am Grunde
verschmälert und rot gezeichnet. Zwischen den Fetalen befindet '
sich eine hornartige gelbe Drüse, wonach die Gattung den Namen,
zu deutsch Gelbhorn, erhalten hat. Die gefiederten Blätter erscheinen
kurz nach der Blüte. Die einzelnen Blättchen sind lanzettlich und
IX, 26
Die Gartenwelt.
309
scharf gesägt, dunkelgrün und glatt auf der Oberseite, heller auf der
Unterseite. Die Blätter werden in Fülle erzeugt und gereichen dem
Strauche den ganzen Sommer hindurch zur Zieide.
Da dieser Strauch in Deutschland in geschützton Lagen voll-
kuintnen winterhart ist, kann er als schön blühender und schon
belaubter Zierstrauch warm enipfohltm werden.
Cousinot'', „Brauner und spitzer Matapfel", „Goldreinelte von Blen-
heint^ u. a. ni.
Auch die Ausstellung von konservierten Früchten und Gemüsen
bot eine Fülle des Schönen und Sehenswerten. Alle möglichen
Sorten Obst waren, in vereohiedener Weise eingemacht, ausgestellt.
Fruchtsäfte und Gemüse waren gleichfalls sehr gut vertreten. Die
Ausstellung war im großen Ganzen vorzüglich gelungen und erfreute
sich eines zahlreiclien Besuches Krauß.
Ausstellungsberichte
Ausstellung von i'iherwiiiterteni Obst und Konserven
vom IT. bis 18. Februar in Frankfurt a. M.
-Uie Gartenbau - Gesellschaft in Frankfurt a. M. veranstaltete
am 17. und 18. Februar in ihrem Vereinslokal „Kaiserhof" eine
Ausstellung von überwintertem Obst und Konserven, die mit einer
Prämiierung verbunden wai-. Bereits im Jahre 1901 hatte die Gesell-
schaft einen solchen AVettbewerb veranstaltet, der sich guter Be-
teiligung erfreute und schöne Leistungen zeitigte. Die diesjährige
Ausstellung sollte vor allem ein Bild davon geben, wie sich die Obst-
sorten nach dem abnorm trockenen Sommer des Jahres 1904 inbezug
auf Haltbarkeit bewährt haben, da man häufige Klagen hörte, daß sich
das Obst nicht gut überwintern lasse.
Wenn wir nun die Leistungen der Züchter auf der diesjährigen
Au.sstellung ins Auge fassen, so müssen wir vor allem konstatieren,
daß die Flüchte im allgemeinen sehr schön waren, daß also bei ge-
eigneten Überwinterungsräunien und richtiger Sortenwahl selbst nach
abnormen Witterungsverhältnissen des Erntejahres ein Erfolg zu
erzielen ist. Die Beteiligung beschränkte sich im allgemeinen auf
die nähere Umgebung von Frankfurt a. M., den Taunus und Hessen;
aus Rheinhessen war nur ein einziger Aus.steller vertreten; kleinere
Einsendungen aus Thüringen konnten nicht als Maßstab für die dortigen
Verhältnisse gelten.
Die Ausstellung gliederte sich in drei Abteilungen: Obst, von
Liebhabern gezogen und überwintert, Obst, von Beruf.sgärtnern ge-
zogen und überwintert, und Konserven, von Liebhabern für den eigenen
Bedarf hergestellt. Die erste Abteilung zählte 24 Einzelaussteller
und die Sammelausstellung des Obst- und Gartenbau -Vereins Hom-
burg v. d. H., die zweite i Aussteller und die dritte 10 Aussteller.
Hervorragend waren in der ersten Abteilimg die Leistungen des Herrn
A. Söhnge- Ortenberg, prachtvoll erhaltene Äpfel von tadellosem
Aussehen: des Obst- und Gartenbauvereins Homburg v. d. H.
mit einem reichhaltigen Sortiment schöner, fehlerfrei überwinterter
Äpfel und Birnen; des Herrn Rudolf Koch, Seckbach, mit einem
gutgewählten Sortiment von Äpfeln und Birnen; Herr Harry Franok,
Frankfurt a. M., brachte gute Sorten von Tafeläpfeln, Herr Otto
Dahlem, Ibersheim sehr schöne weiße Winterkalvill, Außer Kon-
kurrenz hatten die Gartenverwaltung Schloß Friedrichshof, Ver-
waltungsdirektor E. R. Beeligmüller u. Se. Exzellenz Geh. Medizinal-
lat Professor Dr. Schmidt-Metz ler, Obergärtner K. Schuhmann,
ausgestellt, beide mit einer erlesenen Auswahl von Früchten. Es
würde zu weit führen, alle Aussteller namentlich aufzuführen, es
ist deshalb nachstehend eine Aufstellimg der am meisten vertretenen
Kernobstsorten gegeben, nur sei noch die schöne und reichhaltige
Sammlung der Herreu Franz Ho hm Söhne, Gelnhausen, erwähnt,
die in der Abteilung Berufsgärtner konkurrierten.
Von Birnen waren gut vertreten: ,,Oroßer Katxenkopf-,
..Pastorenbirne", ..Liegeis Winlerbtitterbirne^\ „Winter forellenbirne'^,
,.Esperens Bergamotte'% ., Winter-Deehxintsbirne'\ „Notaire Lepin",
,.Schöne von Abres", .,Süßbirne" (Seckbacher Lokalsorte), ,,Olivier
de Serres", „Bergamotte Philippo", „ Weiße Kappesbirne", „ Weiße
Winierbime". Die Äpfel waren im Sortiment viel reichhaltiger,
es traten hervor: „Landsberger-'", „Champagner-'', „Muskat-",
„Kasseler", „Ananas-'-' und „Harberts- Reinette", „Oelber Bellefleur",
„ Weißer Winterkalvill'; „Königlicher Kurxstieb', „Bischofsmiäxe'' ,
„Walxenförmiger Anlialter''', „Winter Ooldparmäne", „Srhafsnase",
.,Schöner von Boskoop", „Minister von Hammerstein'; „Purpttrroter
Koniferen.
Picea pungens, die schönste und härteste Konilere.
Von Dr. Louis Cavet, kgl. Garteninspektor, Wiesbaden.
l/ie Zahl der in Mittel- und Norddeutsohland, sowie in unseren
Hochgebirgen gedeihenden Nadelhölzer ist sehr beschränkt. Ich möchte
deshalb auf eine Fichte aufmerksam machen, welche es verdient,
überall, selbst im Hochgebirge, wo strenge Kälte, Stuiin und kurze
Vegetationsperiode vorherrschen, angepflanzt zu werden. Es ist Picea
pimgens Engelm, syn. J'ieea parryana, BaiTon mit ihren Varietäten
glauca und argentea. Sie wurde auf dem Felsengebirge des west-
lichen Nordamerika an den Ufern der Gebirgsflüsse aufgefunden. Es
ist eine nicht zu schnell, sondern gedrungen wachsende Fichte, welche,
frei stehend oder in lockeren Gruppen gepflanzt, sich zu herrlichen
Bäumen entwickelt. Die Nadeln sind steif, abstehend und stechend.
Daß diese Fichte gegen hohe Kältegrade absolut unempfindlich ist,
wird am besten dadurch bewiesen, daß sie in den hohen Gebieten
der Felsengebirge, wo die Temperatur sehr weit heruntergeht, weite
Wälder mit prächtigen Einzelbäumen bildet. Durch diese Widerstands-
fähigkeit ist sie befähigt, sowohl in den nördlichen Gegenden Europas
als auch in den hohen Bergregionen der Alpen bis zur Baumgrenze
gut zu gedeihen. Auch verpflanzt sie sich sehr gut, selten oder fast
nie geht durch das Verpflanzen ein Exemplar zu gründe, wenn nur
einigermaßen die übliche Vorsicht bei der Ausführung der Arbeit
gewahrt und die nötige Pflege der Pflanze im ereten Jahre zuteil
wird. In den Baumschulen von A.Weber & Co. zu Wiesbaden,
welchen auf der Allgemeinen deutschen Gartenbauausstellung Mainz 1901
der Kaiserpreis, die große goldene Staatsmedaille, zuerteilt wurde, wird
diese stolze Fichte schon seit dem Jahre 1878 kultiviert und beobachtet
und besonders große Aufmerksamkeit auf die Vermehi-ung und die Ver-
besserung der schönen blauen Varietäten verwendet. Noch nie in den ver-
flossenen 2ö Jahren hat in dem genannten Etablissement auch nur
ein Exemplar dieser Fichte durch Kälte gelitten, trotzdem der kalte
Winter 1879/80 auch hier eine Temperatur von — 30° C. brachte.
Auch große Temperatur- Unterschiede haben absolut keinen Einfluß
auf Picea pungens. Wenn im Januar oder Februar nach starker
Kälte in der Nacht die Sonne am Tage die Temperatur bedeutend
erhöht und ein schnelles Auftauen der gefrorenen Pflanzenteile her-
vorruft, leiden häufig die Nadeln sehr vieler Koniferen, sie sterben
ab und werden braun und die Schönheit solcher Pflanzen ist für
immer vernichtet. Selbst unsere gewöhnliche Fichte, Picea exeelsa,
ist empfindHch gegen solche Temperaturschwankungen, aber niemals
die Pieea pungens. Seit etwa 20 Jahren ist die Picea pungens in
Riga, Wilna, Moskau, St. Petersburg und anderen Städten des
Nordens, wo die Temperatur häufig unter — 30° C. sinkt, angepflanzt,
aber noch nie hat ein Exemplar durch die Kälte gelitten, wie alle
Berichte, welche mir von dort zugekommen sind, übereinstimmend
melden. Durch die Anführung dieser Tatsachen dürfte der Bewei.s
am besten erbracht sein, daß die Picea pungens und ihre Varietäten
glauca und argentea sehr wohl geeignet sind, sowohl als Waldbaum,
als auch als Zierbaum in rauhen Klimaten, besonders im Hochgebirge,
angepflanzt zu werden. Aber nicht nur im Hochgebirge, nein, in
jedem Garten, verdient die herrliche Silberblautanne ihren Platz,
.sie ist unstreitig eines der schönsten Nadelhölzer, wenn nicht das
schönste überhaupt, nur muß sie zu ihrer vollkommenen Entwicklung
frei und nicht unter Bäume gepflanzt werden. — In bezug auf den
Boden ist sie gar nicht wählerisch, mit allen, selbst felsigen Boden-
Die Gartenwelt.
IX. 26
arten ist sie zufrieden, nur sorge man, daß beim Pflanzen durch
Beifügen von etwas besserer Erde — bei Sandboden von Lebm, bei
schwerem Boden voh Sand und Humus — das Anwachsen gesichert
wird. Auch der richtige Zeitpunkt ist von Wichtiglieit ; man wähle
entweder die Monate von März bis Mai vor dem Triebe, oder August
bis September nach dem Triebe. Wie schon oben gesagt wurde,
wächst sie sehr leicht an.
Es würde mich sehr freuen, wenn durch obige Anregungen der
Anpflanzung und Kultur dieser schönen, widerstandsfähigen P'ichte
Vorschub geleistet würde, die herrliche Picea pungens argentea
verdient mit Reclit die weiteste Verbreitung.
Rechtspflege.
Ist Gärtnerei ein gewerblicher Betrieb? Wegen Vergehens
gegen da.s Gesetz betr. die Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben
vom 30. März 1903 hatte sich der Gärtnereibesitzer Louis Rostin aus
Ruinmelsburg vor dem Schöffengericht II zu verantworten. Nach § .O
jenes Gesetzes düifen im Betriebe von Werkstätten, im Handels-
gewerbe und im Verkehrswesen Kinder unter 12 Jahren nicht be-
schäftigt werden. Die Beschäftigung von Kindern über 12 Jahren
darf nicht in der Zeit zwischen 8 Uhr abends und 8 Uhr morgens
und nicht vor dem Vormittagsunterricht stattfinden. Sie darf nicht
länger als drei Stunden und während der Schulferien nicht länger
als vier Stunden täglich dauern. Um Mittag ist den Kindern eine
mindestens zweistündige Pause zu gewähren. Arn Nachmittag darf
die Beschäftigung erst eine Stunde nach beendetem Unterricht be-
ginnen. Der Angeklagte wurde nun beschuldigt, mehrere schul-
pflichtige Knaben in seiner Handelsgärtneiei, die als Handelsgewerbe
betrachtet wurde, beschäftigt und dabei jene Vorschriften des Ge-
setzes nicht beachtet zu haben. Der Angeklagte machte den Einwand,
daß die Kinder nur mit ganz leichter Arbeit, z. B. mit Petersilie-
binden, Unkrautjäten usw. in frischer Luft beschäftigt worden seien,
daß diese Beschäftigung ihrer Gesundheit nur förderhch sein konnte
und daß die Kinder, die während der Ferien nichts zu versäumen
hatten, auf ihre eigene Bitte bisweilen länger beschäftigt worden
seien, damit sie etwas mehr verdienten. — Der Verteidiger erhob
den grundsätzlichen Einwand, daß bei dem Angeklagten ein „gewerb-
licher Betrieb'' überhaupt nicht vorliege. Er betreibe keine Haudels-
gärtnerei in dem Sinne, daß er gäi-tnerische Erzeugnisse in der Stadt
in einem Gärtnerladen feilbiete, sondern er betreibe eine Gemüse-
gärtnerei und Landwii'tschaft, baue alles selbst und verkaufe sein
Gemüse in der Markthalle. Ein solcher Betrieb sei nicht zum
Handelsgewerbe sondern zum landwirtschaftlichen Betriebe zu rechnen,
und das Gesetz betr. Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben sei niclit
darauf anwendbar. Das Schöffengericht schloß sich dieser Auffassung
an und erkannte auf Freisprechung.
Bücherschau.
Die Zahl der neuen gärtnerischen Fachwerke, die seit Beginn
dieses Jahres das Licht der Welt erblickt haben, ist ungewöhn-
lich groß. Wir wollen sie mit Freuden begrüßen, wenn sie als
Maßstab für ein mächtiges Aufblühen der Gartenkultur und für
.ständige Zunahme der ernsten Gartenliebhaber gelten können, das
heißt derjenigen, die belehrungsfähig sind, sich gern belehren
lassen und sich nicht lange besinnen, wenn es gilt durch die An-
schaffung und das Studium eines guten Buches Kenntnisse und
Gesichtskreis zu erweitern.
Ein den Gartenblumen gewidmetes Buch, das gewiß den
Freunden von Sommerbluinen und Stauden willkommen sein wird,
führt den Titel: Unsere Blumen im Garten.*) Es ist das Erst-
lingswerk von A. Steffen, Redakteur am Ratgeber, eines jungen
Fachmannes, den ich als strebsamen Menschen kenne und schätze.
Dieses Buch ist seit langej- Zeit wieder das erste, welches sich in
eingehender und liebevoller Weise mit den Sommerblumen, auch
mit den anspruchsloseren beschäftigt, aber auch Stauden, Zwiebel-
und KnoUenpfianzen. sowie Gruppenpflanzen überhaupt kommen in
diesem Buche zu ihrem Recht. Den verhältnismäßig billigen
Preis des elegant ausgestatteten Buches ermöglichte wohl der Um-
stand, daß zu seiner Illustrierung fast ausschließlich bereits
bekannte Abbildungen verwendet wurden. Zu bedauern ist dabei
nur, daß einzelne Bilder an Verschwommenheit leiden und nichts-
sagend sind und daß der letzte Teil des Buches zahlreiche Bilder
enthält, die gar nicht in das Format passen und die Zeilenbreite in
unschöner Weise überschreiten. Derartige Bilder, die mit geringen
Kosten hätten verkleinert werden können oder deren Clichees sich
noch teilweise ohne Schädigung der Gesamtwirkung entsprechend
hätten beschneiden lassen, beleidigen das Auge des ordnungliebenden
Menschen. Es will mir auch scheinen, als ob die dem Schlußteile
eingefügten Grundpläne zu teppichbeetartigen Blumengruppen nicht
recht in ein Buch passen, dessen Hauptinhalt sich mit malerisch
gestalteten Sommerblumen und Stauden befaßt, die sich viel besser
auf Rabatten, zu Gehölzevorpflanzungen und zu Solitär- oder Tnipp-
pflanzungon im Rasenteppich, als zur Ausschmückung von Teppich-
gärten eignen. Alles in allem ist aber das vorliegende Buch in
jeder Hinsicht brauchbar und vorzüglich geeignet zur Belehrung
weiter Liebhaberkreise. Störend wirkt die fehlerhafte Schreibweise
zahlreicher wissenschaftlicher Namen. Für diese Unrichtigkeiten
ist wohl nur zum kleinsten Teile der Druckfehlerteufel, den man so
gern zur Entschuldigung heranzieht, verantwortlich zu machen. Bei
oberflächlicher Durchsicht der wissenschaftlichen Namen, ohne
Berücksichtigung der Sortennamen, fielen mir folgende Fehler auf:
Drumondi statt Drummondi, Escholtzia statt Eschscholtzia, Poitulacca
statt Portulaca, Campanula calycantheinum statt C. calycanthema,
Eohinopsis statt Eohinops (Kugeldistel), Nymphaea chrometella statt
N. chromatolla, Leuooyum statt Leucojum, Santoline statt Santolina,
Hortensis statt hortensis, Linaria cymbalaria (Seite 83) statt L. Cym-
balaria. Eine detaillierte Bearbeitung des Inhaltsverzeichnisses hätte
den Wert des Buches erhöht.
Lehrbuch des Gartenbaues*) nennt Max Löbner sein Buch,
das er unter besonderer Berücksichtigung schweizerischer Verhältnisse
geschrieben hat. Verfasser ist Obeigärtner an der schweizerischen
Gartenbauschule in Wädenswil,RedakteurderZeitschrift„Schweizerischer
Gartenbau" und den Gartenweltlesern als langjähriger Mitarbeiter
bekannt. Das Buch ist nicht, wie der Titel vermuten lassen könnte,
für den Berufsgärtner, sondern ausschließlich für den Liebhaber
bestimmt, dem es kurze leichtverständliche Belehrung bietet. Herr
Löbner ist auch Verfasser des Buches „Der Zwergobstbaum
und seine Pflege", in welchem alle möglichen und unmöglichen
Kunstfornien behandelt werden. Im Hinblick hiei-auf war es mir
interessant, aus dem vorliegenden Buche zu ersehen, daß er sich
auch der modernen Richtung auf dem Gebiete rationeller Obstkultur
nicht verschließt. So schreibt er im Abschnitt über den Schnitt der
Zwergobstbäume: „Man kann jedes Wandspalier, sei es Pfirsich,
Aprikose oder Birne oder Apfel, ohne jeden Schnitt tadellos erziehen
und bald viele und gute Früchte ernten." Ganz meine Ansicht!
An anderer Stelle heißt es: „Auch ein unsinniges starkes Zurück-
schneiden der Zweige kann Unfruchtbarkeit bewirken; unterbleibt es
einige Jahre ganz, so tritt meist sofort die Fruchtbarkeit ein."
Auf anderem Boden steht Nicolas Gaucher. Er ist Ver-
fasser des großen „Handbuchs der Obstkultur", hat dann das
wichtigste aus diesem Buch in einem zweiten kleineren, unter dem
Titel „Praktischer Obstbau" erschienenen, zusammengestellt
und nun wieder aus diesem kleinen einen Auszug gemacht, den
*) Unsere Blumen im Garten. Von A. Steffen. Frank-
furt a. 0. 1905. Voilag von Trowitzsch & Sohn. 8". 23.Ö Seiten,
202 Abb.
*) Lehrbuch des Gartenbaues, unter besonderer Berück-
sichtigung schweizerischer Verhältnisse von Max Löbner, Obergärtner
an der Schule für Obst-, Wein- und Gartenbau in Wädenswil.
Zürich 190."). Verlag von Cä,sar Schmidt. 8", VIU und 174 Seiten,
43 Abbildungen. Preis brosch. 4 Mark =: 5 Francs.
IX, 26
Die Gartenwelt.
311
er Obstbaukunde*) nennt. Einseitig wie Gauoherselbst ist auch seine
Obstbaiikunde. Bei ihm vertörpert sich so ziemlich der gesamte Obstbau
im „künstlichen'- Schnitt. Das Schneiden, Formieren, Abkneipen,
Pinzieren, Drehen und Foi-men sind seine Lieblingsbeschäftigungen.
Er .sucht der deutschen Obstkultur auf seine Art die Lebensader ab-
zuschneiden, indem er, in der Formobstspielerei verknöchert, seiner
Schwärmerei für regelrechte Pyramiden, Flügelpyramiden, Spindeln.
U,. doppelte U und x fache U-Formen u. s. w. Ausdruck verleiht.
Bedauernswert sind diejenigen, die in derartig künstlich und beharrlich
verkrüppelten Baumformen noch Bäume sehen. Für die Einseitigkeit
der Gaucherschen Obstkulturschriftstellerei mag als Beweis dienen,
daß er dem wichtigsten Kapitel der ganzen Obstkultur, der Düngung,
in seiner vorliegenden Obstbaukunde insgesamt ganze siebenund-
zwanzig Zeilen widmet! Da lesen wir etwas von Mist, Küchen-,
Gerberei-, Leim- und Seifensiederei-Abfällen u. s. w. und damit ist
die Sache abgetan. Von Stickstoff, Phosphorsäure oder Kali ist in
dem ganzen Kapitel keine Rede. Von Niederstämmen oder Busch-
bäumen hat Gaucher noch nichts gehört oder er will davon nichts
hören. Im Kapitel „Die wichtigsten Baumformen", das siebenund-
sechzig Seiten umfaßt, ist dagegen sehr viel von Pyramiden, Palmetten,
Guirlanden, wellen- und zickzackförmigen Kordons und sonstigem
Schnick-Schnack die Rede. Damit will Gaucher dem deutschen Obst-
bau helfen, denn es soll doch nicht etwa eine geschickte Reklame für
seine formierte Baumschule sein? Dem durchaus deplazierten
Schneiden am Fruehtholz sind sechsundzwanzig (!) Seiten gewidmet.
Wem das Verständnis für urwüchsige, natürliche Baumforiiien fehlt,
wer auf i eiche Erträge Verzicht leisten will und wem es nur darauf
ankommt, sich im ganzen .Jahre unablä.ssig an seinen Bäumen zu
schaffen zu machen, sie durch pornianentes Sohneiden und Drehen in
ihrer natürlichen Entwicklung zu hemmen, dem empfehle ich Gauchers
Obstbaukunde, aber nicht ohne zu erwähnen, daß ich mich von der
von Gaucher vertretenen Art der Obstkultur völlig frei gemacht habe.
Im übrigen sei bemerkt, daß der Preis des Buches sehr mäßig ist
und daß ihm die Verlagsbuchhandlung trotzdem eine vorzügliche
Ausstattung gegeben hat, die einer Besseren Sache würdig gewesen wäre.
Eine wirklich verdienstvolle Arbeit, die ich allen gebildeten
Kollegen, speziell auch sämtlichen Gartenbauvereinen und Unterrichts-
anstalten zur Anschaffuog für die Bibliothek rückhaltlos empfehlen
kann, sind die seit nunmehr sechs .Lihn-n im Vorlag von Paul Parey,
Berlin, erscheinenden Jahresberichte über die Neuerungen und
Leistungen auf dem Gebiete der Pflanzenltrankheiten**), unter
Mitwirkung hervorragender Gelehrter herausgegeben von Professor
Dr. M. Hollrung (Halle a. S.). Der Preis der einzelnen Bände ist
vei-schieden. Der soeben erschienene sechste Band, das Jahr 1903
umfassend, kostet brosch. 15 Mark. Im Gegensatz zu den früheren
Bänden ist er aufgeschnitten geliefert worden, außerdem sind darin
ei-stmals die Titel der Arbeiten fortlaufend nummeriert, wodurch das
Nachschlagen im Blattweiser (Sachregister) wesentlich erleichtert
wird. Der Inhalt dieses Bandes ist außerordentlich reichhaltig. In
ihm ist ein vielseitiges Material über alle möglichen Kranklieiten und
Schädlinge unter Berücksichtigung der neuesten und erfolgreichsten
Bekämpfungsmethoden mit großem Fleiße und mit deutscher Gewissen-
haftigkeit zusammengetragen, das von hohem Werte für die Praxis ist.
Der Inhalt gliedert sich in fünf Abschnitte: A. Allgemeine Phytopatho-
logie und. pathologische Anatomie der Pflanzen, B. Spezielle Pathologie,
*) Obstbaukunde. Der moderne Obstbau auf natürlicher
und künstlicher Grundlage in Wort und Bild dargestellt für Jeder-
mann von Nicolas Gaucher, Kgl. Garteninspektor, Besitzer der Obst-
und Gartenbauschule in Stuttgart. Berlin 1905. Verlag von Paul
Parey. 8°, 181 Seiten, 211 Abbildungen. Preis in Pappe geb.
2 Mark.
**) Jahresbericht über die Neuerungen und Leistungen
auf dem Gebiete der Pflanzenkrankheiten, unter Mitwirkung
von Dr. Braun, Aniani (Deutsch-Ostafrika), Dr. M. Fabricius,
München, Dr. E. Küster, Halle a. S., Dr. E. Reuter, Helsingfors
und A. Stift. Wien, herausgegeben von Professor Dr. M. Hollrung,
Halle, Vorsteher der Versuchsstation für Pflanzenkrankheiten der
Landwirtschaftskammer für die Prov. Sachsen. Sechster Band : das
Jahr 1903. Berlin 1905. Verlag von Paul Parey. 8». VIH und
374 Seiten, Preis brosch. 15 Mark.
1. KrankheitseiTeger ohne Bezug auf bestimmte Wirtspflanzen, IL
Krankheiten bestimmter Wirtspflanzen, C. Pflanzenhygiene, D. Die
Bekämpf ungsmittel, E. Maßnahmen zur Förderung des Pflanzen-
schutzes. Allgemeines. Jeder Abschnitt enthält Referate mit einem
genauen Literatiu'nachwois, sodaß die Jahresberichte über alle auf
diesem Gebiete erschienenen Abhandlungen, Schriften und dgl. aus
allen Kulturstaaten Nachricht geben. Wer bedenkt, welche schweren
Schädigungen, namentlich in großen Spezialkulturen, häufig durch
tückisch auftretende Pflanzenkrankheiten entstehen, der wird den Wert
ermessen können, den diese Jahresberichte niclit nur für jeden Land-
wirt, sondern auch für jeden größeren Baumschulenbesitzer und
Handelsgärtner haben.
Auf dem Gebiete der Gemüsekultur .sind verschiedene be-
kannte Böttnersche Bücher in neuen Auflagen erschienen. So
die Praktische Gemüsegärtnerei*) in vierter Auflage, welche die
vorhergegangene Auflage an Reichhaltigkeit noch übertrifft. Ein
sehr zu empfehlendes Buch! Die Anleitung zum lohnenden
Kartoffelbau**) gleichfalls in vierter Auflage. Wenn auch in der
Regel, wie man zu sagen pflegt, die dümmsten Bauern die dicksten
Kartoffeln ernten, so dürfte doch jeder, der Kartoffeln im großen
anbaut, in der vorliegenden Schrift manches finden, was ihm bisher
fremd war und ihm nützlich sein wird. Auch die Böttnensche Früh-
treiberei ' der Gemüse***) hat jetzt die zweite Auflage erlebt.
Ein sehr prakti.sches, vielseitiges, reichhaltiges Buch. Ich will noch
verraten, daß mir der auf dem Titelblatt die Mistbeetgurken ausgiebig
gießende, wohlgenährte Herr der Verfasser selbst zu sein scheint. Die
inneren Unischlagseiten haben verzweifelte Ähnlichkeit mit einer
Küchentapete, was allerdings dem Wert der gegebenen Anleitungen
keinen Abbruch tut. Der Titel dieser Broschüre „Die Frühtreiberei der
Gemüse, auch Gurken, Salat und Radie.s" mutet mich an, wie das
erste Gestammel eines Kindes. Sind etwa Gurken, Salat und Radies
keine Gemüse, daß sie neben der, den Charakter der Schrift bestens
kennzeichnenden Aufschrift „Frühtreiberei der Gemüse-' noch einen
besondern Platz auf dem Titelblatt einnehmen mußten?
Die Champignonzucht als landwirtschaftlicher Neben-
betrieb****) von Curt Schüler, vierte Auflage, Preis 1 Mk., ist ent-
schieden eine der besten Schriften über Champignonkultur, frei von
allem unnötigen Ballast, dabei schön und reich illustriert. Ich ge-
statte mir nur zu bemerken, daß die Champignonkultur meiner un-
maßgeblichen Meinung nach nichts weniger als ein landwirtschaft-
licher Nebenbetrieb ist, vielleicht unter gewissen Verhältnissen ein
kleinbäuerlicher, in der Hauptsache aber ein gärtnerischer.
Tagesgeschichte.
Brüssel. Ein Orchideenprozeß beschäftigt gegenwärtig das
Brüsseler Handelsgericht. Vor einiger Zeit hatte ein englischer Groß-
industrieller von einem Züchter in der Nähe Brüssels fünf Orchideen-
pflanzen für 30000 Franken erstanden. Es sollte sich um seltene
Abarten von Odontoglossum crispum handeln, und der Kauf wurde auf
Grand gemalter Abbildungen abgeschlossen, welche die Pflanzen in
der Blüte zeigten. Als diese aber blühten, fehlten den Pflanzen durch-
von Johannes Böttner,
m Obst- und Gartenbau,
d. Oder 1905. Verlag
304 Abbildungen. . Preis
*) Praktische Gemüsegärtner:
Chefredakteur des praktischen Ratgebers
Vierte verbesserte Auflage. Frankfurt
von Trowitzsch & Sohn. 8°, .362 Seiten
gebunden 4 Mark.
**) Anleitung zum lohnenden Kartoffelbau. Von
Johannes Böttner. Vierte verbesserte Auflage. Frankfurt a. Oder
1905. Verlag von Trowitzsch & Sohn. 8°, 47 Seiten, Preis brosch.
1 Mark.
**♦) Die Frühtreiberei der Gemüse, auch Gurken, Salat,
Radies von Johannes Böttner. Zweite verbesserte und vermehrte
Auflage. 8», 112 Seiten mit 88 Abbildungen. Frankfurt a. 0. 1005.
Verlag von Trowitzsch & Sohn. Preis brosch. 2 Mark.
****) Die Champignonzucht als landwirt.^ehaf tlicher
Nebenbetrieb von Curt Schüler. Vierte verbesserte und vor-
mehrte Auflage. Frankfurt a. 0. 190.'). Verlag von Trowitzsch & Sohn.
8", 71 Seiten mit '!0 Abbildungen. Preis 1 Mark.
312
Die Gartenwelt.
IX, 26
weg die angeblich bezeichneten Merkmale und Vorzüge, weshalb der
Engländer auf Kückgängigmachung des Kaufvertrages klagte. Er
berief sich darauf, daß die Orchideen nicht das seien, als was er sie
bezahlt habe, höchstens 3000 Franken Wert besäßen und der Ver-
käufer sich schon wiederholt ein ähnliches, den internationalen
Orchideenhandel schädigendes Manöver erlaubt habe. Der Beklagte
machte hingegen geltend, daß, wenn nicht der Käufer, so doch dessen
Leute die erhaltenen Pflanzen mit anderen verwechselt oder ver-
tauscht haben konnten, und daß unter solchen Verhältnissen der
regelrecht abgeschlossene Kauf nicht rückgängig zu machen sei. Das
Urteil in der Sache ist noch nicht gesprochen, jedenfalls aber enthält
der Prozeß eine Warnung, bei Ankauf wertvoller Zierblunien recht
vorsichtig zu sein, zumal der Handel auf diesem Gebiete heute
meistens auf Grund von Abbildungen der „zukünftigen" Pflanzen
erfolgt. A. W.
Charlottenburg. Der letzte größere hiesige Pi-ivat-Park,
gegeniiber der ehemaligen Flora, von der Berliner-, Orangen-, Scharren-
und Kirohstraße umschlossen, bisher im Besitz der von Wartenberg-
schen Familie, mit uralten Bäumen und einem kleinen, mit der Front
nach dem Luisen platz gerichteten Landhause, fällt der Bebauung zum
Opfer. Dieser Park dient als Zeuge für die außerordentliche Steigerung,
die in den letzten hundert Jahren die Preise für den Grund und
Boden in und bei Berlin erfahren haben. Das etwa 24 Morgen große
Gi-undstück bildete im achtzehnten Jahrhundert einen Teil des könig-
lichen Küchengartens, der zum Schlosse gehörte. In den Nöten der
Napoleon ischen Zeit verkaufte Friedrich Wilhelm III. das Gelände
an den Bankier Levi in Berlin für 4000 Taler; von diesem ging es
in den Besitz der Familie von Wartenberg über. Jetzt hat es, dem
„Berl. Tagebl." zufolge, der Architekt Sohrobsdorff für 2 Mill. Mk.
erstanden, nachdem die Stadt, die das Grundstück zur Durchlegung
der Kaiser Friedrichstraße brauchte, bereits das Enteignungsverfahren
eingeleitet hatte.
Frankfurt a. M. Die Stadt beabsichtigt zwei Volksparks und
Spielplätze auf dem Lohrberg und nördlich der Villenkolonie Heim-
garten anzulegen. Seitens des Regierungspräsidenten zu Wiesbaden
ist der Plan vorläufig festgestellt und die Stadt Frankfurt a. M. hat
nunmehr das Verfahren behufs endgültiger Feststellung des Planes
beantragt. Der Magistrat beantragte bei der Stadtverordnetenver-
sammlung die Umgestaltung des zwischen Forsthausstraße und Mör-
felder Landstraße gelegenen Waldteiles, Holzhecke genannt. Das
Hochbauamt hat den vom Vorstande des Verschönerungsvereins ge-
machten Vorschlag einer hainartigen Umgestaltung des zwischen
Forsthausstraße und Landstraße gelegenen Waldteiles geprüft .und
durch die Stadtgärtnerei ein zur Ausführung geeignetes Projekt aus-
arbeiten lassen, welches nebst dem dazu erstatteten Berichte des
Gartendirektors vorgelegt wurde. Nach diesem Projekt wird die
Umgestaltung der Holzhecke zirka 36000 Mk. kosten. Der Vorstand
des Verschönerungsvereins ist gewillt, hierzu den Betrag von 20000Mk.
zur Verfügung zu stellen, unter der Voraussetzung, daß stadtseitig
von Beginn der Umwandlung an die Unterhaltung der Anlagen über-
nommen werde, die rund 8000 Mk. pro Jahr erfordern wird. Für
die ersten beiden Jahre würde dieser Betrag als Beitrag der Stadt
zu den seitens des Verschönerungsvereins für die Umwandlung der
Holzhecke zur Verfügung gestellten Kosten zuzuschießen sein.
Hannover. Der verstorbene Konsul Simon in Hannover hat
etwa 3 Millionen Mk. für wohltätige und gemeinnützige Zwecke ge-
stiftet. Insbesondere ist eine Stiftung errichtet worden mit der
Bestimmung, die Hand- und Fabrikarbeit sowie das Handwerk, die
Landwirtschaft und den Garten- und Obstbau unter den Is-
raeliten in größerem Umfange zu verbreites. Die von dem
Verstorbenen vor zwölf Jahren gestiftete israelitische Erziehungs-
anstalt in Ahlem und der Hilfsfonds für ehemalige Lehrlinge dieser
Anstalt haben je 100000 Mk. erhalten. Die vom Konsul Simon er-
richtete große Stiftung soll einen Teil ihrer Einkünfte für allgemeine
Zwecke des Garten- und Obstbaues verwenden, wobei der Testator
wohl in erster Linie Zuschüsse an die in Deutschland be-
stehenden Garten- und Obstbauvereine im Auge ge-
habt hat.
Leipzig. Der Geschäftsbericht der Aktien-Gesell-
schaft „Leipziger Palmengarten" für das Jahr 1904 läßt eine
Besserung der geschäftlichen Lage gegen das Vorjahr erkennen. Der
Verlust des Jahres 1904 betrug 21241,22 Mk., (1902 46843,39 Mi.,
1903 69 268,86 Mk.) sodaß das Gesamtdefizit der Gesellschaft jetzt
137353,47 Mk. beträgt. Für Dauerkarten wurde ein Erlös von
92373,78 Mk., für Eintrittsgelder 82 598,05 Mk. erzielt; die Gast-
wirtschaft brachte 30570,05 Mk. Unter den Ausgaben fällt die enorme
Höhe der für Musikaufführungen aufgewendeten Summe von
57 467,50 Mk. auf, aufgebracht für ein Publikum, das dem Restaui'ations-
betrieb einen Erlös von 30570,05 Mk. brachte. Gerade ein Vergleich
in diesen Posten zeigt grell die bedauerliche Tatsache, daß Leipzig ein für
diese Unternehmungen nicht recht geeigneter Ort ist. Das Frankfurter
Publikum bringt seinem Palmengarten ein weit größeres Interesse
entgegen. Wir wünschen, daß dem Leipziger Palmengarten bessere
Jahre beschieden seien, was nicht ausbleiben wird, wenn er seinem
Namen dauernd Ehre zu machen sucht und gärtnerisch
vorwärts schreitet.
Liegnitz. Der Gartenbau-Verein veranstaltete am 25. Februar
ein „Frühlingsfest zu Ehren der Göttin Medeola'', das im Zeichen
des beliebten Rankengewächses stand. Der Saal war mit Medeola-
Ranken durchzogen, jeder Teilnehmer mußte einen Medeola-Schmuck
tragen, die Damen hatten ihre Kleider mit den graziösen Ranken be-
steckt, die Einladungsschrift trug als Titelvignette ein bekanntes
Medeolabild, und in einem Gedicht wurde die Pflanze verherrlicht.
Diese glückliche Idee, die Brautmedeola iu Liegnitz populär zu machen,
hat Herrn Gartenbaudirektor Stämmler zum Vater. Sein Beispiel ver-
dient Nachahmung. Manche schöne Pflanze ließe sich auf diesem Wege
wieder volkstümlich machen und brächte den Handelsgärtnern dadurch
klingenden Gewinn.
München. Durch em Komitee wurde die Gründung eines
zoologischen Gartens in München beschlossen.
Potsdam. Im Anschluß an den Park von Sanssouci werden
auf dem Drachenberge und Clausberge unweit des neuen Palais, nach
den vom Kaiser genehmigten Plänen des Königl. Hofgartendirektors
Fintelmann neue Gartenanlagen geschaffen. Das Gelände wird u. a.
mit einem breiten, mit Bäumen bepflanzten Fahrweg versehen. Dieser
Weg führt in gerader Linie von dem Belvedere auf dem Clausberg
nach der obersten Terrasse des neuen Orangeriegebäudes von Sans-
souci. Die neuen Gartenanlagen werden einen alpinen Charakter
erhalten und zwar werden dazu mächtige erratische Steinblöcke,
die man bei den Planierungsarbeiten des Geländes in der Erde
gefunden hat, verwendet werden.
Solingen. Die erst seit dem 1. April 1904 bestehende Stadt-
gärtnerei hat für das neue Etatsjahr bereits ihren eigenen Etat, der
mit einem Zuschuß von ca. 8000 Mark abschließt. Neuanlagen sind
hier nicht einbegriffen, sondern werden von Fall zu Fall bewilligt.
Wenn man berücksichtigt, daß die Stadt Solingen außer dem Volks-
garten, der iu der Hauptsache aus einem Jugeodspielplatze besteht,
keine öffentlichen Anlagen besaß, sondern erst mit der Anstellung
eines Stadtgärtners die Schaffung solcher in die Hand genommen hat,
so muß man den genommenen Anlauf einen guten nennen. Auch in
die Bebauung ist bereits ein frischer Zug gekommen, dadurch, daß
bereits festgesetzte Fluchtlinien geändert werden, um durch Schaffung
breiterer Bürgersteige und Vorgartenzwang Raum für Alleen zu
schaffen. Ein reiches Arbeitsfeld für einen Stadtgärtner und die
ebenfalls neugewählte Stadtgarten-Kommission.
Schwiebus. Für die brandenburgisoheProvinzial-Obstausstellung,
welche in der ersten Hälfte des Oktobers hier stattfinden soll, ist
von den städtischen Behörden die neuerbaute Turnhalle zur Verfügung
gestellt worden.
Personal-Nachrichten.
Born, Wilhelm, Privatmann, ehemaliger Gärtner in Großen-
hain i. S., beging das fünfzigjährige Bürgerjubiläuni.
Kröner, Georg, Stadtgärtner in Neumarkt a. d. Rott, Nieder-
bayern, feierte am 3. März sein fünfundzwanzigjähriges Dienst-
jubiläum als Stadtgärtner.
Vorantworti. Redakt<
■ Verlac t. Rio ha
Schmidt & Co., Leipzig. — Druck: Anh»lt. Buohdr. Gntanberg, e. ß. m.
12^^
Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
1. April 1905.
No. 27.
Nachdruck und Nnchbildang aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Pflanzendüngung.
Chilisaliieicr-Diiiigiinii für Obstbäume.
Von B. Trenkner, Plantage Leliliof, Quedlinburg.
(Hierzu lier Abhildungeii.)
iZugleicIi Beantvvurtung der Frage No. 307.)
in einer vielgelesenen gärtnerischen Liebhaberzeitschrift
wurde verschiedentlich vor Anwendung des Chilisalpeters
zur Obstbaumdüngung gewarnt und dafür Gründüngung
empfohlen. In No. 10 der Pomol. Monatshefte, Jahrg. 1904,
wurde dagegen die Anwendjing des Chilisalpeters lebhaft em-
pfohlen, auf Grund
angestellter erfolg-
reicher Versuche.
Wer hat Recht? Dies
war der Wortlaut
der in No. 18 ver-
ijffentlichten außer-
ordentlich wich-
tigen Frage, deren
erschöpfende Be-
antwortung jedoch
nicht so kurz zu
fassen ist, daß sie
in den Rahmen der
Rubrik „Fragen und
Antworten" paßt u.
deshalb hiererschoi-
nen .soll.
Mir sind die
botreffenden Artikel
seiner Zeit aufge-
fallen und besonders
frappierte mich die
Warnung eines
sonst durch seine
Erfolge in der Obst-
kultur bekannten
Züchters vor An-
wendung schnell-
wirkender Dünge-
mittel für Obst-
bäume, wie des Chilisalpeters. Ohne Frage liegt hier, wie
dieses ja leider so häufig im Gartenbau geschieht, eine falsche
Anwendung zu Grunde, denn äußerst gewissenhaft ausgeführte,
vergleichende Düngungs- Versuche haben gerade das Gegenteil
bewiesen.
Ich beschäftige mich seit einer Reihe von Jahren mit
Düngungsversuchen, sechs Jahre ganz speziell mit Obstbaum-
Düngungs- Versuchen und empfehle auf Grund meiner Er-
fahrungen, soweit es sich um die Stickstoff du ngung
handelt, den Obstbäumen den Stickstoff in schnellwirkender
Die Gartenwelt.
IX, 27
E^B Sauerkirschen. ^^^B
Durchschnitts -Ertraj ton 1 Baum. |^
UngedÜDßl'.Jaucbe. Kdli-Phospbar.K\äli-Phospbät-
Chilisalpeter.
2.90Kg 5.06% 5.33 Kg O Kg ,
Form als Salpeterstickstoff, d. h. als Chilisalpeter,
zu geben.
" Bei der Kaliphosphat-Düngung ist die Frage, ob schnell
oder langsam wirkende Düngemittel anzuwenden sind, ohne
Ich begründe das damit, daß der Stickstoff in For
von Chilisalpeter als Salpeterstickstoff von den Pflanzen b
kanntlich sofort aufnehmbar ist, während sich
der Stickstoff in Form von schwefelsaurem Am-
moniak im Boden erst in Salpetei-stickstoff um-
wandeln muß, welche Umwandlung längere Zeit
erfordert.
Bei den organischen Stickstoffdüngungen,
wie Mist, Guano, Gründüngung, Hornspäne,
Poudrette usw., ist die Sache noch verwickelter,
indem sich hier der organische Stickstoff erst
in Ammoniak-Stickstoff und dieser wieder in
Salpeterstickstoff umwandeln muß, ehe er für
die Pflanzen aufnehmbar ist.
Es bedarf nun wohl keiner weiteren Aus-
führungen, daß der Obstzüchter stets danach
strebt, seine Obstbäume möglichst mit ausgereiftem
Holz in den Winter zu bringen. Durch richtige
Verwendung des schnellwirkenden Chilisalpeters
haben wir es nun völlig in der Hand, den Trieb
des Baumes zu regeln. Der Stickstoff im Chili-
salpeter ist bekanntlich in einem Zeitraum von
sechs bis acht Wochen von den Pflanzen ver-
l)raucht. Geben wir unsern Obstbäumen also
spätestens Mitte Juni die letzte Chilisalpeter-
gabe, so sind wir sicher, wenn wir die nötige
Kaliphosphat - Düngung nicht verabsäumen, im
Oktober einen kräftigen, völlig ausgereiften Trieb
zu erhalten.
Anders bei den langsam wirkenden stick-
stoffiialtigen Düngemitteln, wie schwefelsaurem
Ammoniak, Hornspänen, Stallmist, bei der Grün-
düngung usw. Es entzieht sich \m diesen Dünge-
mitteln unserer Kontrolle, ob nicht diese Dünger
gerade in den Herbstmonaten größere Mengen
ihres Stickstoffes in Salpeterstickstoff fertig ver-
wandelt haben. Tritt in diesem Falle, wie so
oft im Herbst, noch eine feuchtwarme Witterungs-
jjeriode ein, so beginnt sich der Baum noch
einmal zu regen, nimmt gierig den mundgerechten
Stickstoff auf, bleibt also noch im Trieb und
die Folge davon ist, daß das Holz nicht mehr
ausreift und im Winter zurückfiiert. Außerdem
treiben wir in diesem Falle eine arge Ver-
schwendung mit dem teuersten aller Dünge-
mittel, dem Stickstoff, da er von den Bäumen
in der Ruheperiode, nunmehr in Salpeter ver-
wandelt, nicht mehr aufgenommen wird, sondern
unausgenutzt in den Untergrund versickert.
Weiter behauptet ein Herr, der als Autorität
auf dem Gebiete des Obstbaues gilt, daß an
seinen, mit Chilisalpeter gedüngten Bäumen, ganze
Asti' mitten im Sommer abgestorben seien und
siliri'il.t diese Erscheinung der Chilisalpeter-
Diingung zu. Dieses Absterben muß aber, wenn
die Chiligabe nicht ganz übertrieben stark war,
eine andere Ursache haben. Ich habe im Gegen-
teil Bäume, die an Gipfeldürre krankten und an denen ganze
Zweige abstarben, mit einer Kaliphosphat- und Chilisalpeter-
Düngung wieder gesund gemacht. Ich wünsche jedem Obst-
züehter solche gesunde, prächtig entwickelte und gleichmäßig
starke Bäume, wie sie der Besitzer der Freiherrlich von
Oldershausenschen Obstplantage „Feldbrunnen" bei Osterode
a. Harz mit Stolz sein eigen nennen kann. Das Bild der
fj^^^ Gelba Knorpelkirsche.
Durchschnitts -Ertrag von 1
ÜD^edün^f: hali Phosphat Kali-Phosphor
Chilisalpefer
2,42K9 4,70 hg 6,76%
IX, 27
Die Garten weit.
Titelseite zeigt die Entwiokhiiig- von Bäunipn
(lieser Plantage, zehn Jahre nach (Un-
Pflanzung.
Als Obergärtner der Plantage habe
ich die Bäume in den Volldüngungs-
parzellen. wie aucli in den Parzellen
für Phosphorsäure und Stickstoff und
Kali- und Stickstoff Düngung in den Jahren
1894—1901 jährlich mit Chilisalpeter
gedüngt und zwar verschiedentlich ver-
suchsweise mit recht starken
Gaben, bis zu 5 Zentner pro Morgen
(d. s. 2500 qm). Eine Schädigung durch
zu starke Gaben von Chilisalpeter zeigt
sieh zuerst nicht an den stärkeren Ästen,
sondern an den jüngsten Trieben und
dort wieder zuerst an den jüngsten
Blättern. Diese werden nämlich schlaff,
zeigen braune Stellen, schrumpfen zusam-
men und sehen wie verbrannt aus.
Vermeintliche Schädigungen an
Bäumen durch Clülisalpeter können mit
Sicherheit nur dann auf Anwendung
dieses Düngers zurückgeführt werden,
wenn unter gleichen Verhältnissen und von
derselben Sorte, eine Anzahl Bäume ohne
Ohilisalpeter - Düngung geblieben, also
Parallel -Versuche angestellt worden sind.
Es wird auch vielfach behauptet,
Steinobst, speziell Kirschen, wären em-
pfindlich gegen eine Stickstoff-Düngung,
besonders der Gummifluß wurde hierdurch
gefördert. Dieser Behauptung steht fol-
gende Tatsache gegenüber: Trotzdem die
Süß- und Sauerkirschen in „Feldbrunnen"
im Jahre 1897 ein Hagelwetter erlebten,
daß von den Rinden die Fetzen herab-
hingen, was doch die Gummiflußbildung
sicher noch befördert hat, verlief diese
Krankheit ganz normal und war in den
gedüngten und ungedüngten Parzellen
völlig gleich. Die günstige Wirkung des
Chilisalpeters auf den Ertrag zeigen uns
die bildlichen Darstellungen der Erträge
an Süß- und Sauerkirschen auf Seite 314.
Daß meine günstigen Erfalu'ungen mit der
Chilisalpeter-DüngungderObstbäume nicht
vereinzelt dastehen, beweisen die für die
Praxis so überaus wichtigen Arbeiten des
früheren Kreisobstbauteclmikers Herrn
IJnselt, jetzt Hofgärtnerin Schwetzingen,
und dessen Nachfolgers im Amte Herrn
Biesterfeld in Offenbach a. M.
An den Landstraßen des Kreises
Offenbach wird seit 1 903 zur Düngung
der Obstbäiune neben der nicht zu um-
gehenden Kaliphosphat-Düngung, Chili-
salpeter verwendet und zwar teils in sehr starken Gaben. Die
erzielten Erfolge veröffentlichte Herr Kreisobstbautechniker
ßiesterfeld in No. 10 der Pomol. Monatshefte vom Jahre 1904.
Schädigungen sind dort in keinem Fall, wohl aber
ganz vorzügliche Resultate zu verzeichnen.
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'".3 2 "" -
I Cß CO
Das Versuchsergebnis des Jahres 1904 mit dem Apfel
„Große Kasseler Reinette", gewachsen an einer Landstraße des
Kreises Offenbach, bin ich in der Lage, den Lesern der
„Gartenwelt" im Bilde und in Zahlen mitzuteilen.
Wir sehen hier, daß . durch die Chiiisalpeter - Düngung
Die Gartenwelt.
IX,
der kolossale Mehrertrag von 76,5 kg gegen „Ungedüngt"
erzielt wurde. Daß es allein der Chilisalpeter ist, der
dieses günstige Resultat erzielte, zeigt uns die einseitige Kali-
Pliosphat-Düngung. Durch diese wurde der überhaupt nicht
in die Wage fallende Mehrertrag von 0,7 kg erzielt. Ganz
besonders weise ich auch auf die Verbesserung der Qualität
diu'cli die Chilisalpeter-Düngung liin, was bei Berechnung
des Geldwerts der Ernte wohl zu berücksichtigen ist.
Um Mißverständnissen vorzubeugen, soll aber gleichzeitig
vor der einseitigen Verwendung des Chilisalpeters gewarnt
werden. Sind im Boden genügend Kali- und Phosphorsäure
vorhanden, so wird der Chilisalpeter auch ohr.e Kaliphosphat
seine gün.stige Wirkung ein oder zwei Jahre ausüben. So-
bald aber der Kaliphosphat- Vorrat verbi-aueht ist, kann unter
Umständen eine Schädigung — nicht des Baumes — wohl
aber am Ertrage eintreten.
Angesichts dieses, nach jeder Richtung hin einwand-
freien Versuches der Herren Unselt und Biesterfeld,
sollten die gedachten gärtnerischen Liebhaberzeitschriften doch
recht vorsichtig mit der Veröffentlichung derartiger Artikel sein.
Was nun die so sehr emj^folilene Gründüngung an
Stelle der Chilisalpeter-Düngung anlangt, so sieht es hier in
der Praxis ganz anders aus wie in der Theorie. Wäre die
Gründüngung als Stickstoffdüngung wirklich von solcher Be-
deutung wie sie von der Theorie hingestellt wird, so wäre
ilire Anwendung in der Landwirtschaft doch wohl schon
allgemein verbreitet. Den Einfluß der Gründüngung auf die
Bodenverbesserung will ich nielit in Abrede stellen. Dieser
Punkt kommt aber bpi der Obstbaumdüngung weniger in
Frage, da es doch mit vielen Umständen verknüpft ist, wenn
nicht meist unmöglich, die Gründüngung in den Bereich der
Obstbaumwurzeln zu bringen. Es ist schon mit Schwierig-
keiten und Kosten verknüpft, Stallmist bei Obstbaumpflanzungen
so unterzubringen, daß seine Nährstoffe von den Wurzeln
ausgenutzt werden. Wie viel schwieriger ist es nun aber
z. B. eine ausgewachsene Mischung von Erbsen, Wicken und
Bohnen unterzubringen? Eine solche Mischung im jungen
Stadium imterzubringen, wäre Verschwendung und sehr kost-
spielig, da nur die große Menge grüner Pflanzenmasse über-
haupt erst von Wirkung ist.
Naeli den vorliegenden langjährigen Versuchen und auf
Grund meiner persönlichen Erfahrungen auf diesem Gebiete,
darf ich wohl behaupten, daß eine Düngung der Obstbäume
mit Chilisalpeter selbsti-edend in Verbindung mit einer Kali-
phosphat- und Kalkdüngung nicht nur angebracht imd lohnend,
sondern für den Obstzüchter, der gewinnbringend arbeiten
will, geradezu unentbehrlich ist.
Orchideen.
Calaiitlio japoiiica und ihre weiße Varietät.
Von C. Sprenger, Voniero-Neai>ol.
tiapau, das Wunderland, und das Land der Sehnsucht .so
manchen Menschenkindes, das seine Zweifel Hebten möchte in Gottes
wunderschöner Natur, wo die schönsten Blumen dieser Erde blühen,
und wo der Mensch mit dieser Blumenwelt so sehr verwachsen ist,
(laß er ihre Pflege zum reinsten Kultus erhebt, dieses schöne Insel-
land bietet uns immer noch neu(! Überraschungen. Es hat in seinen
Tälern und auf seinen Höhen eine vornehme und reiche Flora, seine
Gärten bergen viele Schätze, woran auch wir uns erheben können,
seitdem sie uns zugänglich wurden. Es schien eine Zeit lang, als
ob die Orchideen im Gegensatze zu anderen Pflanzenfamilieu in
Japan stiefmütterlich bebandelt würden. Allein das war ein Irrtum,
denn nach und nach kamen wunderschöne und reichblühcnde Exem-
plare in Arten und Formen nach Europa, und wenn auch keine der-
selben Riesenblunien, die es heute nun einmal sein sollen, bringt, so
sind doch g.ar viele melir als kull urwürdig und nicht nur für Sammler
und Botaniker interessant, sondern auch für den weiteren auf Gewinn
zielenden Gartenbau.
Ich darf hiermit den Anfang machen, eine Reibe erprobter
japanischer Orchideen zu schildern. Calanthe japoniea, Blume, gehört
zur Sektion Eiicalanthe, d. li. sie trägt an ihren schönen Piirpur-
blättern einen recht langen, abwärts geneigten und keck gebogenen
Sporn, im Gegensatze zur Abteilung Ohiesbreghlia, die spornlos ist,
oder nur den Ansatz eines .snlolien rückseitigen Anhängsels zeigt.
Soheinbulben birutörmig, dickbauchig, mit langen, weichen,
fleischigen Wurzeln und in den kurzen Blattstiel herablaufenden,
rinnigen, breit eiförmigen, zugespitzten, lichtgrünen Blättern, die,
immergrün bleibend, sich mit den neu erscheinenden Scheinbiüben
ergänzen. Blütenschäfte 30 bis 40 cm hoch, schlank, mit 20 bis
30 , Blüten an der Spitze. Die Blüten sind tief purpurn, innen
weißlieb und kaum merklich duftend. Sie erscheinen hier bei mir
im Freien etwa Ende September und dauern ungefähr einen Monat.
Dieweißblühende Calanthe japonica alba blüht etwas früher,
hier von Mitte September bis Mitte Oktober. Diese sehr schöi;e und
für den Züchter begehrenswerte feine Varietät weicht so sehr
von der Stammart ab, daß man sie recht wohl für eine be-
sondere Art halten könnte. Sie wächst viel kräftiger, trägt höheie
Blütenstengel mit umfassenden Stengelblättern und größeren Blüten-
trauben, deren Blüten, von schneeweißer Farbe, zweiteilige, sehr tief-
gespaltene Lippen tragen. Ihre Blätter sind konsistenter und sehr rinnig
nervig, auch leicht meergrün bereift.
Ich kultiviere diese lieblichen, immergrünen, dankbaren Calan-
then seit Jahren in kleinen Töpfen für den Pflanzenhandel, stelle
sie des Winters in einen lichten, einfachen Holzkasten mit Glas
bedeckt und bringe sie von Anfang April bis Mitte oder Ende Oktober
in das Freie in tiefem Schatten am Fuße einer kühlen Mauer und
in Gesellschaft von hier ausdauernden Farnkräutern. Die Cahinthe
sind bekannthch Erdorchideen und C. jnponica. gedeiht vorzüglicli
in einer Mischung von grobfaserigem Torf, reiner schwarzer humus-
reicher Walderde und grobkörnigem Flußsand, der aber bei guter
Drainage nicht einmal notwendig ist. Eine leichte in Wasser gelöste
Gabe Chihsalpeter tut ihnen sehr gut und es ist ganz selbstrodend,
daß die Bewässerung mit reinem kalkfreiem Flußwasser regelmäßig
des Abends vorzunehmen ist. Ich lasse die Pflanzen während der
beißen Juli -Augustzeit mehrmals des Tages spritzen. Unter dieser
Behandlung gedeihen meine Pflanzen vortreffhch, blühen alljährhch
reich und schön und versagen nie. Die Pflanzen sind so gesucht,
daß meine typische japoniea fast geräumt ist und nur die weiße
Varietät noch abgebbar wäre. Man sollte diesen und vielen anderen
Calanthen, die alle mehr oder weniger schön sind, viel mehr Auf-
merksamkeit zuwenden, eben ihrer an.spruohslosen leichten Kultur
wegen, um ihrer hübschen Blume willen und auch besonders, weil
alle ohne große Mühe im Zimmer zu halten und zur Blüte zu bringen
wären. Calanthe japoniea alba kultivierte ich jahrelang im Zimmer
und brachte sie regelmäßig zur Blüte.
Kakteen und Sukkulenten.
Kalaiiclioe keweiisis.
Von Richard Anker, Addi.son Nursery, Konsington, England.
(ITierxu eine Abbildung.)
L/iese wunderhübsche Hybride hat ihren Ursprung in den
berühmten botanischen Gärten von Kew, woselbst sie aus einer
Kreuzung der großen weißblumigen Kalanchoi' lientii nüt der herr-
lichen von Orange in Scharlachrot üliergehenden Kalanehoe flammca ge-
zogen wurde. Die Pflanzen haben aufrechten Wuchs, sind 1 m hoch
IX, 27
Die Gartenwelt.
und liöher mit zylindrischen Stengeln, an denen die gegenständigen,
veiscliiedenaitig geformten Blätter sitzen, die mehr oder weniger
durch tiefe Einkerbungen eine ausgeprägt dreispitzige Form erhalten.
Die übrigen gleiclien entweder denen der flachen zungenartigen
Krrlaiichor flaiiiitira, oder denen der Kalanclioe. Bentii. Die haupt-
silclilichbte Eigentümlichkeit der Pflanze ist die Farbe der Blüten,
welche weder flaiiimea noch Be7itü ;iliii.l(. -la -!-• ein kräftiges Kosa
ist. Die Größe der vierzähligen lüiii. n i f un^rfahr 2 — 3 cm im
Durohinesser, Blumenblätter zueinci I.Miin' \rM\arlist'n. Die Blumen
stehen in viel verzweigten Rispen. Su- hleilu-u lange in Blüte und
halten sich au(;h als Schnittblumen in Wasser lange Zeit.
Stauden.
Funckia Sieboldi {tSi/n. Hosla sicholdiana, Hook.), unter
diesoin Namen auch in namhaften Staudenverzeichnissen nicht zu
finden, ist eine der schönsten und vornehmsten farbigen Funckien.
eine vorzügliche Solifairpflanzc edelster Form, wie auch für bessere
Felspartien sehr geeignet. Ihre .schön geformten großen Blätter, wie
die der Ftmcina subcordala r/randiflora. sind graublau oder graugrün,
denn blau ist in diesem eigenartigen Farlieutone vorherrschend. Eine
starke Pflanze im Käsen, oder ein aus mehreren Pflanzen bestehender
Busch, ist eine absonderliche und hervorragend schöne Erscheinung
ihrer Art, zumal in der Nachbarschaft anderer bunter Funckien.
Ubschon ich dieselbe einmal entdeckte und sofort anpflanzte, war es
mir doch nicht vergönnt, sie irgendwo in Blüte zu sehen.
Doch liegt der hohe Wert der Pflanze, die keinesfalls eine Neuheit,
nur eine Seltenheit ist, jedenfalls und einzig in der schönen zarten
mütterchen oder Hyazinthen und Tulpen — damit ist der Blumen-
schmuck oder der Schmuck des Gartens überhaupt erschöpft. Es
sollten aber alle Gärtner, welche Gärten im Auftrage anlegen, be-
pflanzen und in Pflege haben, nach Möglichkeit bestrebt sein, mehr
und mehr das Interesse für gute Dauerpflanzen neben den gewöhn-
lichen Giuppenpflanzen zu wecken, was dieselben doch so sehr ver-
dienen. Es darf aber andererseits auch nicht verschwiegen werden,
daß für viele Gärtner die Staudenwelt eine ihnen völlig fremde
Welt ist.
Zu den Funckien sei noch bemerkt, daß diese auch an Orten
im Schatten, wo so manche andere Pflanze nicht mehr gedeiht, immer
noch sehr gut gedeihen. G. S.
Schnittblumenkultui
blauen Blattfärbung, welche sie ja während der
zeit behält, nicht aber in den wohl selten
erscheinenden Blüten. Sieisteinederschönsten
Funckien mit bunten oder farbigen Blättern;
wenn nicht die schönste so doch die zarteste,
weil diese Farbe so selten ist. ' Unter den
Funckien ist sie in der Färbung annähernd
das, was in dieser Beziehung unter den
Teppichpflanzen etwa die graublauen Eche-
verien sind.
An passender Stelle ein größerer Trupp
dieser blauen, großblätterigen Funckien, ein-
gefaßt mit der kleinblätterigen, wellenförmigen,
weißbunten F. undulata fol. var. gibt jeden-
falls eine hochintere.ssante seltene Gruppe von
Blattpflanzen in eigenartigem Farbenspiel, wie
man sie n u r aus Stauden herstellen kann.
Bedenkt man die Dauerhaftigkeit solcher Pflan-
zen, gepaart mit Schönheit, denn nach ein-
maliger Anpflanzung kann man sich ein
Menschenalter hindurch daran erfreuen, wenn
sie nicht gewaltsam vernichtet werden, und
zieht man dazu in betracht, daß dieselben tat-
sächlich nicht mehr an Pflege erfordern als
etwa eine Päonie oder ein gewöhnlicher
Strauch, so überkommt den Fachmann beim
Anblick zahlloser Gärten in bezug auf ihre
Bepflanzung ein recht beschämendes Gefühl.
Dieses Gefühl wird auch nicht behoben durch
den Anblick und den Vergleich mit dem
Blumen-, Obst- und Gemüsegarten auf so
mancbem phantastisch geformten teuren
Damenhut.
Mau findet eben leider in unseren Gär-
ten nur sehr selten interessante Vertreter der
Staudenwelt vor. Rasenplätze mit Bäumen
und Sträuchern gewöhnlichster Art, einige
Blumengruppen mit den alljährlich wieder-
kehrenden stereotypen Pelargonien, Fuchsien
oder Begonien, im Frühjalu- vielleicht Sticf-
Vegetation
Kalanchoe
Vom Verfasser für die
Cosmea bipinnata ist eine nur .selten in den Gärten zu
findende Somraerblunie. Als solche wird sie wohl keine große
Bedeutung erreichen, weil bei der herrschenden Geschmacksrichtung
die Sommerblumen nicht so beliebt sind wie andere Blütenpflanzen,
z. B. die Stauden. Aber in anderer Hinsicht könnte diese, durch
ein fein gefiedertes Laub und durch zahlreiche auf schlanken, aber
straffen Stengeln sitzende Blüten auffallende Pflanze für den Schnitt-
blumengärtner, Blumenbinder und Dekorateur von Bedeutung sein. —
Gewöhnlich blüht sie bei einer Aussaat im März, April in den Monaten
Juli bis September. Säen wir sie aber später aus, etwa Ende Mai,
so reicht ihr Flor bis gegen Weihnachten. Freilich dürfen wir sie
nicht im Freien lassen, sondern müssen sie entweder in Töpfe pflanzen
und ins Haus stellen oder wir überdecken das Beet, auf welchem sie
stehen, mit Kästen und Fenstern, um sie vor vernichtenden Frösten
zu schützen. Auf diese Weise behandelt,
kann Cosmea bipinnata und besonders
ihre Verbesserang C. bipinnata grandi-
flora und die Form Klondyke eine nicht
zu unterschätzende Bereicherung unseres
Schnittmaterials sein zu einer Zeit, wo viel
für Binderei und Dekoration gebraucht
wird und doch die Auswahl und Ab-
i-hslung eine beschränkte ist. Die Blüten
der verbesserten Cos-
mea bijmmata gran-
diflora ähneln sehr
den Margueritcn oder
kleinen einfachen
Kaktusdahlien, haben
vor ersteren aber den
Vorzu'g, daß wir sie
in verschiedenen schö-
nen Färbungen, weiß,
rosa, dunkelrot, bläu-
lich usw. besitzen und
daß sie sich besser in
abgeschnittenem Zu-
stande halten als Mar-
gueritcn odereinfaclie
C. Rimann, Nagy Szent Miklus.
Reseda Machet „Weiße Perle".
vorjährige Einführung von Papc n.
gmann in Quedlinburg, sei allen,
die weiße Schnittblumen ziehen, bestens
empfohlen. Die Blüten sind tatsächlich
weiß, sehr wohlriechend und erscheinen
in langen, spitz auslaufenden Ähren. Für
die Kranzbinderei ist Reseda „ Weiße Perle'-
von unschätzbarem Wert. Wer meinen
Garten im vorigen Jahre besuchte, war
entzückt von der Schönheit dieser Neu-
züchtung. M. .H.
kev,'ensis.
iGartenwelt" gezeichu
Die Gartenwelt.
IX, 27
Ruinenhalle beim gothaischen Dorf Liebenstein
Vom Verfasser für die „Gartenweit" photogr. aufgenommen.
Landschaftsgärtnerei.
Ruinen im Garten.
Vüu Willy Lange, Lehrer für Gartenkunde an der Kgl. Uärtnerlehranstalt
in Dalilem bei Steglitz.
(Hierzu vier Abbildungen.)
„Altes Gemäuer" läßt uns in seiner Gestaltung fast voll-
ständige Freiheit: es ist bis zur Unkenntlichkeit der ursprüng-
lichen Form zerfallen. Während im kleinen Garten einige
kleine Mauerteile zur Begründung einer lebendigei-en Boden-
bewegung genügen, als Ersatz der vielleiclit unnatürlichen
Naturwerke, z. B. Felsen durch Menschenwerke (ver-
gleiche meine Ausführungen in No. 4 d. Jahrg.) kann
im größeren Naturgarten ein ganzes Gebiet durch
Mauerreste, von einander getrennt, aber im Ganzen
den ursprünglichen Gebäudegrundriß noch erkennen
lassend, Veranlassung (Motiv) zu architektonischer
Gestaltung innerhalb der übrigen Gartennatur werden.
Ein Beispiel, wie auch einmal architektonische Flächen-
anordnung, aber mit fi-eien Umrißlinien im Kaum,
„naturgemäß" sein kann.
Nicht so frei sind wir in der Nachgestaltuiig
der Ruinen, d. h. solcher Gebäudereste, die ihren
lu'sprünglichen Zweck und ihre Bauformen noch er-
kennen lassen. In ihnen verkörpern sich tiefe his-
torische Beziehungen, Merksteine der Landes-Erlebnisse
und gleichzeitig eine durch lebendige Beispiele er-
läuterte Entwickelungsgeschichte deutscher Bauformen.
Alles dies legt ims strenge Prüfung dessen auf,
was nach der landschaftlichen Lage des Gartons das
Richtige ist und andererseits die beabsichtigte künst-
lerische Stimmung zu en-eichen, geeignet scheint.
Man kann zwei Haupt-Gruppen unter den Ruinen
unterscheiden: weltliche und kirchliche. Er.storo
sondern sieh in die historischen Gruppen der
Römi.schcn und der Deutsch-mittelalter-
lichen. Sie dienten der Verteidigung oder
Unterdrückung und waren über ganz
Deutschland an solchen Stellen verteilt,
die, wenn auch nur in einer geringen
Bodenerhebung, eine natürliche Er-
schwerung des Angriffs versprachen.
Während in der Ebene im Norden und
Süden die feindlichen Heerhaufen in
breiten Völkerwellen im Eassenkampf
übereinanderfluteten , alles Entgegen-
stehende bis auf die heiligen Kapellen
und Kirchen zerstörend, wurden im Ge-
birge die Bruder- und Nachbar-
zwiste in kleineren Gnipjien aus-
gefochten, und manche Burg fiel hier
mehr durch Verrat als durch Übermacht.
Der kleine Haufe der Belagerer, bei der
Schwierigkeit der Verpflegung im unweg-
samen Gebirge oft kaum weniger aus-
gehungert als die Belagerten, zog nach
oberflächlicher Zerstörung des wehrlichen
Hauses — mehr waren ja viele „Burgen"
nicht — möglichst i'asch fürbaß. Die
wenig behauenen Steine hatten für die
bäuerlichen Umwohner geringen Wert :
wozu sollte man von dem Biu-gberge holen, was man eben-
sogut im Tale fand. So blieben Ritterburgen fast nur im
Gebirge bis auf unsere Zeit erhalten, während andrerseits die
kirchlich-klösterlichen Ruinen ganz besonders der Ebene eigen-
tümlich sind. In den alten Rassekämpfen heilig gehalten, er-
lagen die Klöster meistens erst der Wut der von ihnen bisher
geleiteten und geknechteten Umwohner in den Bauernkriegen.
Weil wir hieraus folgern müssen, daß Burgruinen fast
nur im Gebirgsgarten, Ruinen kirchlicher Bauten aber überall
„naturwahr" sind — darum finden wir diesen geschichtlichen
Überblick in der „Gartenwelt": ein Beispiel für die tiefen
Beziehungen, welche die scheinbar eng umgrenzte Welt des
Mauercck
Vom Verfasser für die „G.i
IX, 27
Die Gartenwelt.
Gartens mit der weiten Welt des gegenwärtigen und ver-
gangenen Lebens verknüpfen, Beziehungen, die im Einzelnen
auf die Entwickelun« der Bauformen hinübergreifen.
In dem ursprünglich kriegerischen Zweck der Burgen
liegt es, daß sie zunächst mehr stark als schön sind, während
in den kirchlichen Ruinen herrliche Reste baukünstlerischen
Schmuckes erhalten sind. Unsere Bilder zeigen deutlich diesen
Gegensatz: Das erste Bild Seite 318 oben gibt einen Anhalt für
Kloster Walkenried bei Nordhausen.
Vom Verfasser für die „Garlenwelt" photogr. aufgenommeu.
die Verwertung der „Ruinen" im Garten als gesclilossene Halle,
deren Deckimg, durch Treppen von außen zugänglich ge-
macht, einen Ruheplatz inmitten dichter Baumkronen gewährt.
Das Innere der Halle kann mit ritterlicher Pracht ausgestattet
werden und die Umgebung durch blühend umrankte Mauer-
reste, Brunnen usw. die Hauptstimmung des Ganzen aus-
klingen lassen. Unsere vielen heimatlichen Burgen geben,
namentlich auch in Verbindung mit alter Holz-Architektur
malerische Vorbilder für Einzelheiten. Das zweite Bild,
Seite 318, zeigt eine Mauerecke mit Fenstern — den Rahmen
für liebliche Bilder der Umgebung.
„Klosterruinen" geben uns im lieblichen Garten der Ebene
Gelegenheit, zierliche Bauten auszuführen. Unser drittes und
viertes Bild, auf dieser Seite, Teile der Ruine Walkenried
bei Nordhausen darstellend, belehren uns darüber, wie ver-
schiedene Baustile an demselben Bauwerk dessen Geschichte
erzählen, und gerade hierdurch sein Alter uns besonders
eindringlich machen : Auf einen wenig formvollendeten Unterbau
folgt ein romanischer Hochbau und auf diesen ein prächtiger
gotischer Umbau mit Benutzung romanischer Ai'chitekturteile.
Zur künstlichen Nachschöpfung des Alters sollte uns der
Wechsel des Stils ein willkommenes Hilfsmittel sein. Die
Abbildungen sind nicht als nachzuahmende Vorlagen gedacht,
sondern wollen in der Darstellung der wesentlichen Züge der
Ruinen „in der Natur" als Grundlage für kleinere Schöpfungen
im Garten dienen. Hier können einzelne Teile zu Ein- und
Durchgängen, auch zu „Rahmen" für Gartenbilder weVden,
endlich Blickpunkte bilden auf freie Flächen innerhalb und
auiäerhalb des Gartens, sie zu „Bildern" vollendend.
Wie die Natur ein Wesen trotz der Einheitlichkeit seiner
Bildungsgesetze unendlich verschieden gestaltet, denn kern
Mensch, kein Tier, keine Pflanze, kein Stein gleicht dem
andern gleicher Art vollständig, so bilden sich auch Menschen-
werke wechselvoll um, sobald die Natur sie, von ihnen Besitz
ergreifend, in ihre Bestandteile auflöst. Aber zerstörend weiß
sie zu schaffen und neues Leben blüht aus den Ruinen. So
lassen wir im Garten dit; Mauern bewachsen und imisohlingen
von heiteren Waldreben, Wildem Wein, Jelänger- Jelieber ;
auf den wild zerrissenen Mauerkronen Fichten luid
Kiefern, überhängende Brombeeren, Himbeer- und Vogol-
beersträucher stehen ; aber auch Kresse lind Geranien
hervorleuchten, Glockenblumen und Fuchsien blühen,
Heliotrop und Reseda ihre duftenden Seelen in die
milde Nacht hauchen. Epheu, der ernste Freund der
Denksteine, hilft uns vergangene Leiden mildern. und
Immergrün auf neue Freuden hoffen. — Ergreifende
Bilder der Phanta.sie gestalten sich zu schöner Wirk-
lichkeit durch Vereinigung scheinbar im Werden be-
griffener Sandstein-Architektiu- mit der Auflösung nahem
Gemäuer, überwuchert von alljährlich auferstehenden
Pflanzen.
Natürlicher Parkschmuck als ehrende Erinnerung auf
.1 In.sel Mainau, wo der greise Heldenkaiser, Wilhelm I.,
alljiibilich und gern einige Zeit weilte. Kaiser Wilhelm hatte
hier eine prächtige, stille Stelle im Park gefunden, die sein
Lieblingssitz wurde, von dem aus man einen herrlichen Über-
blick hatte über den schönen Bodensce zu der großartigen,
lang hingezogenen Alpenkette. Zur ehrenden Erinnerung
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Kloster Walkenried bei Nordhausen.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommeu.
wollte die Großherzogin von Baden, seine Tochter, diesen Liebling.^sitz
auszeichnen und sie wähUe dazu einen kleinen erratischen Block
und legte ihn neben die kleine Bank, auf der der Kaiser so gern saß.
Dann zeigte sie die Stelle dem immer jugendfrisdicn deutschen
Bodensee -Dichter Victor Scheffel und ließ in goldenen Buchstaben
dessen Spruch auf den Block einmeißeln:
Zersplittert, - lose Reiser — 1 Heil Wilhelm, d-utschor Kaiser!
Vereinigt — alpengleich! I Heil Dir, Du deutsches Reich!
Grube, Aachen.
320
Die Gartenwelt.
IX, 27
Pflanzenvermehrung.
Yermelirung von Drosera und Ramondien durch
Blatlstecklinge.
Von F. Rehnelt, ürossh. Gavteninspektor, Giessen.
{Hicrxu eine Abbilduny.)
JJereits im siebenten Jahrgang, Seite 184 der Garten-
welt, machte icli a\if die Vermehrung der Drosera durch
Blätter aufmerksam. Da ich diese Vermehrungsart bei
D. capensis und bei D. siyaihulata seit längerer Zeit mit
Erfolg anwende, weil sie ferner recht interessant und sonst
nocli nirgends beschrieben ist, möchte ich mit einigen Zeilen
darauf zurückkommen.
Ende Januar oder Anfang Februar werden 15 cm weite
Samensclialen mit sandgemischtem Torfmull etw^as über die
Hälfte gefüllt, so daß nach dem Andrücken ein daumenbreiter
Raum bleibt. Naclidem die Blätter, die gesund und ausge-
wachsen sein müssen, so gesteckt sind, daß sie feststehen und
sich gegenseitig nicht beengen, weil sonst Fäulnis entstünde,
wird in der bekannten Weise von unten bewässert und eine
Glasscheibe gut schließend aufgelegt. Hierauf erhalten die
Schalen ihren Stand auf den Hängetabletten des Warmhauses.
:'.; Die weitere Pflege be-
stellt in täglichem Ab-
wischen der Gläser und
gelegentlichem Gießen
mit Regen Wasser durch
Untersetzer. Wie die
Bewurzelung vor sich
geht, zeigt die Abbil-
dung. Der Blattstiel,
jis zum Strich a im
Boden befindlich, ver-
sorgt das Blatt wohl mit
Wasser, macht aber
wederKallus noch Wur-
zeln. Die junge Pflanze
bildet sich vielmehr bei
b am äußersten Ende der Blattspreite. Ist das junge Pflänzchen
soweit, daß es seine dunkeln Wurzeln in den Boden senkt und sich
selbst ernähren kann, dann wird das Stecklingsblatt von der
Schnittfläche aus schwarz und stirbt ab. Soweit läßt man
es aber nicht erst kommen, sondern man pflanzt seine auf diese
Weise erzielte Nachzucht einzeln oder zu mehreren in kleine
Töpfe oder Schalen, sobald sie die auf der Zeichnung an-
gedeutete Stärke erreicht haben. Nach und nach an die Luft
und küldere Temperatur gewöhnt, entwickeln sie sich verhält-
nismäßig schnell zu vollkommenen Pflanzen, sind stärker als
Sämlinge und blühen stets noch in demselben Jahre. Bei
der viel kürzeren Blattform der D. spathukita spielt sich der
Vorgang der Adventivknospenbildung ebenso ab.
Auch die Vermehrung der Ramondien, dieser schönsten
aller alpinen Pflanzen, gelingt leicht aus Blattstecklingen.
Nicht bloß das ganze Blatt bringt an der Alltrennungsstelle
eine neue Pflanze hervor, sondern auch einzelne Blattstücke
besitzen diese Fähigkeit, was eigentlidi nicht zu verwundern
ist , da Ramondien einer Pflanzenfamilie den Gesneriaceen
zugerechnet werden, bei deren Vertretern diese Verraehrungart
(es sei an Gloxinien erinnert) allgemein bekannt ist. Man
macht Ramoudienblattstecklinge im Spätsommer schattig, kühl
und geschlossen.
Acht Wochen alter Blattsteck-
ling von Drosera capensis.
Zeit- und Streitfragen.
Die Fortbildungsschulen und deren Zweck und Ziel.
Jjs gibt jetzt wohl in fast allen größeren deutschen Städten die
segensi-eiche Einrichtung der Fortbildungsschulen, die jedem Hand-
werk, jedem Beruf, selbst dem Kunsthandwerk eine Abteilung widmet,
in welcher sich die Lehrlinge und jüngeren Gehilfen in den ihrem
Berufe nahestehenden Fächern ausbilden und weiterbilden können,
und bei den Jahresschluß-Ausstellungen kann man sehen, welch ein
hohes Können und ein künstlerisches Empfinden Einzelne beweisen.
Auch der Gartenbau hat seine Abteilung in den Fortbildungs-
schulen erhalten und wenn es auch noch nicht überall eingeführt
ist, so wird doch angestrebt, daß die Lebrhnge gezwungen werden,
die Suhule zu besuchen, die ihnen ermöglicht theoretische Kenntnisse
zu erwerben . die ihnen in der Praxis niemals zuteil werden
und durch welche sie in die Lage kommen, größeren Ansprüchen
später zu genügen und sich dadurch eine bessere Position zu ver-
schaffen. Bei all den Vorteilen, welche die Fortbildungs-Abend- oder
Winterschulen bieten, stehen dieselben jedoch noch nicht auf dem
Standpunkte des Lehrganges, welcher nötig ist, den nicht durch
höhere Schule gebildeten Gärtnerlehrling in geeigneter Weise auf
seine Laufbahn vorzubereiten und ihm Kenntni.sse zu verschaffen,
die ihm für sein späteres Fortkommen wirkliche Vorteile bieten,
ohne in ihm die meist unzutreffende Meinung zu erregen, als wäre
er durch den Unterricht der Fortbildungsschule befähigt, dasselbe zu
leisten, wie junge Gärtner, welche eine höhere Gärtnerlehranstalt
während zweier Jahre mit Erfolg besuchten. Diese Annahme besteht,
wir begegnen ihr leider sehr oft, und wem wir das Gegenteil seiner
Annahme beweisen wollen, den beleidigen wir seiner Meinung nach
schwer. Wir wollen gleich betonen, daß wir nicht der Ansicht
sind , daß nur auf einer Gärtnerlehranstalt ausgebildete junge
Leute befähigt sind, sondern, daß es auch tüchtige, im Fach und
seiner Wissenschaft hervorragend gebildete Gärtner gegeben hat,
gibt und geben wird, welche weder jemals eine Gärtnerlehranstalt
noch eine Fortbildungsschule besucht haben, sondern sich selbst,
dank ihrer intellektuellen Befähigung, verbunden mit Fleiß und Energie,
in Theorie und Praxis emporgearbeitet haben, und in ihrer Art
leuchtende Vorbilder .sind.
Solche Leute, denen die Natur eine große Begabung als Kapital
in den Schoß gelegt hat, sind aber seltene Ausnahmen und je weiter
wir fortschreiten, je höhere Ansprüche an uns gestellt werden, desto
seltener werden die Autodidakten und desto notwendiger wird der
Besuch von Lehranstalten und Fortbildungsschulen für den Nach-
wuchs unter den Gärtnern, zumal heutzutage, wo Zeugnisse meist
eine große Rolle spielen.
Durch diese vorstehende Betrachtung wollen wir uns den Vor-
wurf ersparen, daß wir die aus Fortbildungsschulen hervorgegangenen
Gärtner durchweg niedriger einschätzen als die der Fachbildungs-
sohulen und sie über die Achsel ansehen.
Der Name Fortbildungsschule bezeichnet ihr eigentliches,
richtiges Ziel, d. h. sie soll ihre Schüler weiterbilden in den Dingen,
die sie auf der Schule gelernt und die sie vermöge ihrer Volksschul-
bildung wirklich erlernen und begreifen können.
Dazu ist die Fortbildungsschule da, darin soll sie ihre Wirkung
betätigen und darin wird sie Gutes, Segenbringendes schaffen. Was
darüber ist, das ist vom Übel. Sie soll fort- und weiterbilden, aber
nichts neues d. h. solches dem Lehrling beizubringen versuchen, was
ganz außerhalb seines Bestimmungsfeldes liegt und was ihm zu
hoch liegt, als daß er davon einen andauernden Nutzen ziehen könnte
und was ihn schließlich zu der Amiahme führt, in einem halben oder
einem ganzen Jahre in den wenigen Abendstunden das gelernt und
in sich aufgenommen zu haben, wozu die Zöglinge einer Gärtner-
lehranstalt viele Unterrichtstage zweier Jahre benötigen, obwohl sie
meistens weit höhere Schulvorbildung besitzen und ihre ganze Lehr-
zeit bereits absolviert haben. Darin liegt der Kern unserer heutigen
Betrachtung und wir glauben, daß uns die meisten Leser dieser
geschätzten Zeitschrift darin beistimmen werden, wenn wir sagen,
IX, 27
Die Gartenwelt.
daß viele Unterrichtsfächer heute in den Fortbildungsschulen be-
stehen, welche gar nicht dahin gehören und andererseits manche
fehlen, die sehr notwendig für die jungen Gärtner wären, um sich damit
vortraut maclien zu können.
Wollen wir für unsere Behauptung Beweise anführen, so
nehmen wir zuerst das Kach Zeichnen und Entwerfen von
Oartenplänon. Wenn man bedenkt, daß auf den Gärtner-
Icli ranstalten ein ganzes Jahr und länger der mehr oder minder
Befälligte Pläne kopiert und sich im Zeichnen übt, dabei Vorlesungen
über Gartenkunst und -geschichte, Feldmessen, Gehölzkünde u. a.
hört und dann erst, so vorbereitet, im zweiten Jahre an die Aus-
fuhrung selbständig entworfener Pläne geht, wenn wir ferner bedenken,
wie viele von den so vorbereiteten selbst im zweiten Jahre des
Zeichenunterrichtes auch nicht den kleinsten Plan zu entwerfen im-
stande sind, so nimmt es wahrlich Wunder, vcenn man erfährt, daß
auf den Fortbildungsschulen bereits im ersten halben Jahre
die Schüler vor die Aufgabe gestellt werden, einen Plan zu
entwerfen.
Ich bin überzeugt, daß noch jeder Anstaltei, welcher nach
Jahren seine in der Gärtnerlehranstalt gemachten Pläne, selbst wenn
er ein vorzüglicher Zeiclmer und befähigter Schuler daselbst war,
betrachtet hat, sich eines geringschätzenden Lächelns nicht er-
wehren konnte. Ist es also mit dem Zweck und dem Ziel der Fort-
bildungsschule vereinbar, etwas den Schülern beibringen zu wollen
und in den Lehrplan aufzunehmen, wozu andererseits zwei Jahre
vielseitigen Studiums gehören, um schließlich nur die primitivsten
Anfangsstadien des Planentwerfens zu erreichen ? — Mag sich der
Zeichenunterricht in der Fortbildungsschule außer dem für den An-
fänger viel wertvolleren Freihandzeichnen auch auf das tjben von
Gruppenzeichneu, wohl auch als Schluß auf das Kopieren kleinerer Pläne
erstrecken, um dem jungen Gärtner eine Idee beizubringen, wie ein
Plan aussieht und gemacht wird und was die Zeichnungen auf dem-
selben bedeuten, was darüber ist, das ist vom Übel. Das Gleiche
gilt vom Feld messen. Auch l;ierzu gehört ein gutes Vorstudium
und einigermaßen die Geläufigkeit im höheren Rechnen und der
Planimetrie. Bedenken wir aber, daß sehr viele junge Gärtner eine
geringe Schulbildung haben und noch nicht einmal die einfachen
Rechnungsarten vollkommen beherrschen, so ergibt sich daraus schon
der Widersinn, in die Köpfe etwas hineinbringen zu wollen, wofür
in den meisten Fällen das Verständnis fehlt und infolgedessen auch
die Möglichkeit, einen praktischen Nutzen von diesem Teile des
Unterrichtes zu ziehen. AVie es mit diesen beiden Fächern steht,
so ist es auch bei manchen anderen. Da hört mau die jungen
Leute alle möglichen botanischen Ausdrücke hersagen, sie können
Pflanzenkrankheiten mit dem wissenschaftlichen Namen bezeichnen,
fragt man aber nach der Bedeutung oder der Art, so gibts ein
großes Schweigen. Ob eine derartige Führung des Lehrunterrichts,
von wenigen Ausnahmen abgesehen, für die Schüler wirklich etwas
Ersprießliches schafft, ist sehr zu bezweifeln, daß aber durch die-
selbe bei den Novizen des Gartenbaues nur zu leicht die Meinung
entsteht, sie hätten nun vermöge ihrer in der Fortbildungsschule
erreichten Kenntnisse gleichberechtigte Ansprüche wie die ,, Anstalter",
ist leicht zu begreifen. —
Welche Ziele soll nun aber eigentlich die Fortbildungsschule
verfolgen und in welcher Richtung .soll sie bildend und fördernd
auf die jungen Gärtner wirken? — Zu allernächst ist ihr Zweck, das
nachzuholen, was violleicht auf der Volksschule von dem Schüler zu
lernen versäumt wurde, d. i. die Vertrautheit mit den einfachen
Rechnungsarten, Rechtschreiben, schöne Handschrift, Naturkunde,
speziell Pflanzenkunde. Was nützt z. B. der Unterricht im Feld-
messen, wobei Berechnungen von Flächen und Körpern nötig sind,
wenn der Schüler mit dem Bruchrechnen, der Regeldetri usw. noch
auf dem Kriegsfuße steht? Was nützt ihm die Lehre über den inneren
Bau der Pflanzen, wenn er noch kaum den äußeren Bau der-
selben kennt. Welchen Vorteil bieten ihm die botanischen Namen, wenn
er die deutscheu Benennungen noch nicht einmal richtig schreiben
kann und die gewöhnlichsten Pflanzen noch nicht kennt? Also
zunächst eine Wiederholung der Volksschulkenntnisse und sitzen
diese, dann möge mit anderem Unterricht begonnen werden. Der-
selbe sollte sich hauptsächlich auf solclie Gebiete erstrecken, welche
dem jungen Gärtner in der Praxis zugute kommen. Da wäre z. B.
die Buchführung ein empfehlenwertes Fach, sodann ein Unterricht
über das Krankenkassenwesen, die Unfallversicherung,
über die gesetzlichen Rechte und Pflichten des Lehrlings und
diejenigen seines Chefs. Das sind Sachen, über die eine eingehende
Information recht not tut, welche aber wohl nirgends berücksichtigt
wird, aber durch die krasse Unkenntnis über dieselben bei den
meisten jungen Gärtnern dringend notwendig erscheint, besondei's
weil ihnen dadurch eine Handhabe zum Schutz gegen oftmals
gewissenlose Ausbeutung gegeben wird. Des V/eiteren auch sehr
wichtig und zum Zwecke des eigenen Schutzes wäre der Unterricht
in den allgemeinen hygienischen Vorschriften und anschließend
daran ein Kursus in der ersten Hilfeleistung bei Unglücksfällen.
Alle diese Gebiete haben einen sofortigen direkten Nutzen für den
Lernenden und sind durchaus nicht so überflüssig oder allgemein
bekannt, wie es auf den ersten Augenblick erscheinen könnte. —
Ein weiteres Fach, gleichzeitig mit der Rechtschreibung vereinbar,
wäre die Korrespondenz. Man schaue sich nur einmal so ein
Stellungsgesuch eines Lehrlings oder Gehilfen an; abgesehen von
orthographischen Fehlern zeigt es oft eine so wenig gewandte Stilistik,
daß sie Mitleid erregend wirkt. —
Es fragt nun gewiß mancher Leser, ob denn auf der Fort-
bildungsschule gar nicht das Gärtnerfach berührt werden soll. —
Diese Frage ist eine durchaus berechtigte, aber die Antwort
dürfte nicht so einfach sein. Jedenfalls sollen, wenn die Allgemein-
Fortbildung in erster Linie zu ihrem Rechte gekommen ist, auch
die fachlichen Spezialgebiete gelehrt werden, aber immer in der
Weise, daß sie dem Sinne der Fortbildungsschule und dem Auf-
fassungsvermögen des Schülers auch entsprechen. Unterricht über
Gartenkunst, Gartengeschichte, Physiologie und Krankheiten der
Pflanzen, Bodenkunde, Feldmessen und Nivellieren etc. .sollte gänz-
lich ausgeschlossen bleiben, dadiese Fächer erstens größere Vorkenntnisse
und zweitens längere Praxis im Gartenbau bedingen, um dem Schüler
einen dauernden Vorteil zu gewähren. Es wäre aber die Pflanzen-
kunde, die Blumenzucht, der Gartenbau, der Obst- und Gemüsebau,
das Freihandzeichnen und das Plankopieren in den Lehrplan ein-
zureihen. Endlich dürfte es sich empfehlen, eine Unterrichtsstunde
über die technischen Hilfsmittel im Gartenbau einzulegen, in welcher
auch vor allen Dingen den Schülern über jede Frage,
welche ihnen in der Praxis ungelöst blieb, Auf-
klärung gegeben würde. Wir möchten diese Stunde zur Hau pt-
und Kardiualstunde des fachlichen Fortbildungsunterrichts erheben,
weil hierin der Fragende ein direktes Interesse bekundet und die
übrigen Zuhörer angeregt werden, selbst die gestellte Frage zu
beantworten. Steht diesem Unterricht eine geeignete, im Gärtner-
beruf stehende Kraft vor, so wird sie auf den Lernenden den
ersprießlichsten Einfluß entfalten können und die theoretische Aas-
bildung des Lehrlings mehr fördern als alle übrigen Fächer. —
Schließlich könnten wir uns noch des weiteren verbreiten über
die Lehrkräfte selbst, welche unseres Erachtens heute noch nicht in den
Fortbildungsschulen in dem Maße ausgewählt werden und den Unter-
richt nicht so leiten, wie es sein sollte. Ist es doch nachweisbar, daß
z. B." ein Maschineningenieur auch Unterricht in der Gartenkunst
und -geschichte gibt u. dergl. Wir wollen durchaus nicht bestreiten,
daß die Lehrkräfte im allgemeinen an den Fortbildungsschulen gute,
ja oft vorzügliche sind, wir wollen auch zugeben, daß es nicht
möglich ist, daß für jeden Beruf besondere Rechnen-, Zeichnen-, Schreib-
lehrer etc. engagiert werden, aber die Vortragenden sollten mehr
der Individualität des Berufes Rechnung tragen. Also z. B. in der
Buchführung nicht mit Werten arbeiten, die nicht ins Fach
schlagen, sondern mit Obst, Gemüse, Pflanzen, Erde, Mist, Blumen-
töpfen u. dergl. Durch solche Maß- und Rücksichtnahme auf das
Spezialfach werden Lehrer und Schüler es in gleicher Weise leichter
haben, den Lehrgegenstand begreiflich zu machen und zu verstehen.
Für den fachlichen Unterricht sollten aber nur Leute der Praxis und
des Berufes gewählt werden, dann werden die Fortbildungs-schulen
einen viel intensiveren Vorteil für die Schüler bieten und durch die
obengenannten Beschränkungen in den Fächern diese gründlicher
Die Gartenwelt.
IX, 27
lernen und durch sie mehr Nutzen ziehen, als durch die augen-
blicklich noch auf dem Lehrplan stehenden wissenschaftlichen Fächer,
die noch nicht einmal zur Hälfte richtig verstanden und erfaßt
werden. . "^
Pflanzenkrankheiten.
ßotryti
)arasitica, der Erreger einer getälu-liclien
Tulpenkrankheit.
Wir erhielten jüngst von einem Abonnenten in Gera Tulpen-
zwiebeln, lose und in Töpfen, die ohne ausgetrieben zu haben, innen
gebräunt aussahen und zwischen den Zwiebelschalon und außen einen
weißlichen Belag zeigten. Wir sandten die Zwiebeln an. das Kaiser-
liche Reichsgesundheitsamt und erhielten die Mitteilung, daß es sich
um Botrylls parasitlca, (Javara, handle. Der Pilz gehört zu derselben
Familie, Eyphomycetes. wie Oidmm und Monitia. Sein Mycel bildet
Sclerotien, d. s. ganze Lager, wodurch der Pilz dem Auge als weiß-
licher Belag sichtbar wird. Nach Lindau wurde der Pilz auf
Tulipa gesneriana in Italien beobachtet, von wo aus er vermutlich
nach Holland eingeschleppt wurde. Ein spontanes Auftreten m
Gera ist nicht wohl anzunehmen, vielmehr, daß die Zwiebeln schon
infiziert von Holland ankamen. In einem Fall bat ein Gärtner schon
seit mehreren Jahren darunter zu leiden und kann, wie uns mitgeteilt
wurde, überhaupt keine Tulpen - Zwiebeln mehr zum Austreiben
bringen. Nach R. J. Bos*) ist diese Krankheit schon .seit mehr
als 20 Jahren in den Blunienzwiebeldistriktea Hollands bekannt. Sie
äußert sich auf den befallenen Feldern im Nichterscheinen von Blatt-
bildungen aus den Steckzwiebeln, wobei sich letztere mit gesunden
Wurzeln, aber an der Spitze mit einem Fadenpilze besetzt, erweisen.
Der Parasit ruft eine Bräunung der einzelnen Zwiebelschalen hervor,
läßt aber zunächst die Tochterzwiebeln unberührt. Diese gehen
aber auch meistens zugrunde und zwar infolge von Nährstoffmangel.
Durch die Überführung „kranker Erde" läßt sich die Krankheit auf
gesunde Felder verschleppen. Neben der Bodeninfektion besteht
noch die Möglichkeit der Luftinfektion. Ihre Wirkung kommt
erst im Spätfrühjahr zum Vorschein und besteht in dem „Umfallen"
der jungen Tulpen. Der Pilz zeigt sich hier bald in einzelnen, bald
in vielen Flecken auf den Blättern oder dem Stengel, ruft Er-
schlaffung der Gewebe, Bräunung derselben und, wenn die Pflanze
nicht fällt, mißgestaltete Blüten oder gänzliches Ausbleiben derselben
hervor. Oladiohis und ZWsarten, auch Hyazinthen werden vom
gleichen Parasiten in gleicher Weise befallen. Auf gänzlich ab-
gestorbeneu Pflanzenteilen bildet der Pilz kleine schwarzbraune,
1,25 mm im Durchmesser haltende Sclerotien. Was die Bekämpfung
der Krankheit anlangt, so hat Ritzema J. Bos festgestellt, daß
spätes Eintopfen der Tulpen (Dezember, statt Mitte Oktober) von
günstiger Wirkung ist. Die im Oktober eingepflanzten Zwiebeln ergaben
in einem Falle 10 »/„, im anderen 8,4 7„ erkrankte Zwiebeln, die im
Dezember eingepflanzten dagegen nur 0,8 "/„ bezw. 2 %. Der Ver-
such, widerstandsfähige Sorten ausfindig zu machen, mißlang.
Durch Kalkung des Bodens ließ sich keine Besserung er-
zielen. Behandlung der Zwiebeln mit Kupfervitriollösung und Kupfer-
kalkbrühe blieb erfolglos. Brauchbare Resultate ergab das Ein-
tauchen der Zwiebeln in zehnprozentiges Glyzerinwasser
und naohheriges Wälzen in Sohwefelblumon, sowie das Begießen
des Bodens mit Karbolineum oder Kreolinwasser, hergestellt aus
einem Teile der Mittel und fünf Teilen Wasser unter Verwendung
von .öO Liter der Flüssigkeit auf je hundert qm = 1 ar.
Das Kaiserliche Reichs -Gesundheitsamt schreibt uns: „Es ist
schon beim Bezüge der Zwiebeln sorgfältig darauf zu achten, ob
sich an ihnen solche weißliche Polster (Sclerotien) finden lassen.
Eide, welche durch dieselben einmal verseucht ist, darf nicht zur
weiteren Kultur vou Tulpen und von Blumenzwiebeln überhaupt
benutzt werden. Bei der Kultur selbst ist größere Feuchtigkeit des
Bodens und der Luft möglichst zu vermeiden."
Der Schaden, den dieser Pilz anrichten kann, ist oft sehr
groß und wir können unseren Lesern, die diese Krankheit in ihren
Kulturen beobachtet haben, nur raten, bei der Vernichtung der
kranken Zwiebeln sorgfältig zu verfahren und diese ja nicht auf den
Kompost zu werfen, wodurch die Komposterde verseucht würde,
.sondern zu verbrennen. Auch die Töpfe müssen ausgebrüht oder
in Wasser mit starker, zwei- bis fünfprozentiger Lysollösung gelegt
und nach längerem Verweilen darin mit Wasser nachgespült und
abgebürstet werden. Die verseuchte Erde ist, wie oben angegeben,
zu behandeln und vorläufig nicht zur Kultur zu verwenden. Bei
Bestellungen in Holland sichere man sich, indem man ausdrückhch
von Pilzkrankheiten freie Zwiebeln bestellt. Bei der Ankunft sollte
man einige Zwiebeln näher untersuchen, nötigenfalls durchschneiden
imd, wenn man im Zweifel ist, an geeignete Stelle zur Untersuchung
einsenden. Wird die Krankheit dann festgestellt, so ist man m der
Lage dem Händler die Sendung zur Verfügung zu stellen, da eine
auf dem Grundstück des Empfängers erfolgte Verseuchung dann noch
nicht eingewendet werden kann. W. T.
Dahlien.
Neue Riesendahlien für 1905.
(Hterxu die Farbmtafcl.)
Bereits Seite 20 (in No. 2) habe ich in einem Bericht
über die Düsseldorfer AussteUinig auf die von Hornsfeld
gezüchteten und jetzt von der Firma H. Copijn & Sohn in
Grnenekan-Utrecht in den Handel gelangenden riesenblütigen
Dahlien aufmerksam gemacht. Diese Züchtungen haben meiner
festen Überzeugung nach eine Zukunft; sie sind Garten-
schmuckdahlien ersten Ranges und ihre Blumen zur Füllung
von Vasen und für große Bindearbeiten von hohem Werte.
Diese Sorten tragen gewissermaßen ein neues Element in
die Dalüienmode hinein, die uns zuerst Blüten mit symmetrisch
regelmäßig, dachziegelartig aneinander gereihten Einzelblütchen
brachte, dann die freier gestalteten Kaktiis- und Edeldahlien,
die aber in den neuesten Sorten wieder anfangen, an lang-
weiliger Regelmäßigkeit zu leiden. Die neuen holländischen
Züchtungen sprechen nun gewissermaßen jeder Symmetrie
Hohn; darin liegt ihr Wert für die Zukunft. Das ist nicht
Kunst, sondern wieder einmal Natur. Zu dieser entzückenden
Unregelmäßigkeit und Eleganz, die eine Folge nur ange-
deuteter Füllung ist, treten reine Farben und enorme Blüten-
größe hinzu. Ob die Blüten auch in Deutschland die Riesen-
größe erreichen, wie die auf der Farbentafel dargestellten
Blumen, wird die Zeit lehren. Die Tafel zeigt jene beiden
Züchtungen, die mir in Düsseldorf am meisten imponierten
„Königin Wilhelmina'', weiß und von dieser halb verdeckt
die rosafarbige „Ruhm von Baarn". Wir werden in No. 30
den Lesern noch einige vollblühende Pflanzen dieser Dalüien-
rasse in guten Textbildern vorführen. M, H.
*) Referat über eine Abhandlung in Tijdschrift over Planten-
ziekten im V. Bande Seite :52t) des Jahresberichts über die
Neuerungen und Leistungen auf dem Gebiete der Pf lanzen-
I-rankbeiten. Herausgegeben von Prof. Dr. M. Hollrung, Verlag
von Paul Parey, Berlin 1905.
Aus den Vereinen.
Der Verein zum Schutze und zur Pflege der Alpen-
pflanzen erstattet jetzt seinen vierten Bericht. Er gibt über den
derzeitigen Stand der ganzen Frage ausführlichen Aufschluß und ent-
Neue Rie^fiidahiien für 1905.
.Königin Wilhelmina". 2. .Ruhm von Raarn". Züchtungen von H. HornafeldJ
m den Handel gebracht von H. Copyn & Sohn in Öroenekan-Utrecht, Holt
IX, 27
Die Gartenwelt.
323
hält Jahiesbericht, Protokoll der üeneralversaiiimluug. KecbeiisLliafts-
bericht und Voranschlag. Er wird vervollständigt durch die Berichte
über die einzelnen alpinen Gärten. Der jüngste von ihnen ist der
bei der Lindauer Hütte, während die älteren auf der Neureut und
auf dem Sdiachen liegen. Endlich besteht noch ein Alijcnpflanzen-
garten auf der Raxalpe. Das Heft enthält von Aufsätzen u. a.: Einen
Blütenkalender des Schachengartens; neue Beiträge zur Flora des
Scbachen; die alpine Flora des Plosegebirgos bei Brixen a. E.; Be-
richt über den ersten Alpengarten-Kongreß auf den Kochers de Naye
am 17. und 18. August 1904, — .Am Schlüsse befindet sich ein
Mitgliederverzcichni.s.
Bücherschau.
II.
In neuerei- Zeit scheint Neigung zur Herausgabe gärtnerischer
Ulustrationswerke zu bestehen, nach Art meines Buches .,Die
schönsten Blütensträucher". Die weit über die Grenzen des
deutschen Reiches hinaus, ich möchte sagen in der ganzen zivilisierten
Welt durch ihre Leistungen und ihre Zuverlässigkeit rühmlichst be-
kannte Firma Ernst Benary in Erfurt, auf die jeder deutsche
Gärtner stolz sein kann, hat mit der Herausgabe eines Gemüse-
4lbums'<°), dessen erste Lieferung uns vorliegt, begonnen. Es soll
die Kenntnis der hervorragendsten Gemüsesortea vermitteln und er-
scheint in zwei Ausgaben, in einer solchen mit einfarbigen und
einer solchen mit kolorierten Tafeln. Jede Tafel im großen Formate
von 45 : 56 cm enthält mehrere Abbildungen einer Gemüsegattung
und diese soweit irgend möglich in natürlicher Größe. Die Tafeln
tragen nur Unterschriften, Text ist denselben nicht beigegeben. Sie
stellen nicht nur der Firma, die dieses Werk ins Leben rief, sondern
auch den Leistungen des Photographen imd der Kunstanstalt das
beste Zeugnis aus. Das sind lebenswahre, an Naturwahrheit unüber-
troffene Dareteliungen , vorzüglich geeignet zur dauernden und
wechselnden Ausschmückung der Sohaufensterund Ladenräume
von Samenhandlungen. Zu diesem Zwecke möchte ich den
Käufern dieses Werkes raten, sich einfache verglaste Rahmen an-
fertigen zu lassen mit einfacher Vorrichtung auf der Rückseite zum
Auswechseln der Tafeln. Lieferang I enthält acht Tafeln mit
Darstellungen von Kopfkohl, Rotkohl, Blätterkohl, Winterendivien,
Zwiebeln und Radieschen in besten Sorten.
Ein zweites Tafelwerk, dessen erste Lieferung mir gleichfalls
vorliegt, hat Quartformat und führt den Titel Deutschlands Obst-
sorten**), bearbeitet von J. Müller in Diemitz, Grau in Körbelitz und
BiRmann in Gotha. Es sollen jährlich drei Lieferungen im Preise
von zu.sammen .5,50 Mk. erscheinen. Wieviel insgesamt erscheinen
sollen, wird nicht gesagt. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die ein
derartiges Werk für überflüssig halten; ich halte es vielmehr, soweit
es sich nach der ersten Lieferung bem'teilen läßt, für eine sehr ver-
dienstvolle Arbeit, die segenbringeud für den deutschen Obstbau
werden kann. Den Herau.sgebern und der Verlagsbuchhandlung
möchte ich den wohlgemeinten Bat geben, die Lieferungen auf das
Notwendigste zu beschränken, und von einigen hervorragenden Neu-
heiten, wie wir sie in .,Peasgoods Goldreinette'- vor uns haben, ab-
*) Gemüse- Album. Aufnahmen nach der Natur. Heraus-
gegeben von Ernst Benary, Erfurt.
Jährliche Lieferungen von acht Tafeln. Lieferung I (1904— 1905).
Preis 6 Mark.
Kolorierte Ausgabe Preis pro Blatt 3 Mark. Klischees ver-
käuflich. Lieferung 11 (1905,06) wird enthalten: Karotten (2 Tafeln),
Rabinschen, Kohlrabi. Kopfsalate (-2 Tafeln), Radieso und Rettige.
**) Deutschlands Obstsorten bearbeitet von Müller-
Diemitz, Grau - Körbelitz und Bißmann - Gotha unter Mitwirkung
hervoiTagender Fachmäuner. Stuttgart, Verlag der Hofkunstanstalt
von Eckstein und Stähle. Preis des ganzen Jahrgangs, bestehend
aus drei Heften mit je vier farbenprächtigen Tafeln und vier Voll-
bildern in einer Farbe mit begleitendem Text 5,50 Mk, Inhalt des
ganzen Jg. 24 Bildertafeln.
gesehen, nur Sorten aufzunehmen, die von den deutschen Land-
wirtschaft.skammern und Landesobstbauvereinen zum allgemeinen
Anbau empfohlen worden sind. Nach Abschluß des ganzen
Werkes könnten dann Separatausgaben für die Bezirke der einzelnen
Kammern und Vereine, nur deren empfohlene Sorten enthaltend, zur
Ausgabe gelangen. Die Farbentafeln sind von seltener Naturtroue.
Sie werden ergänzt durch ein bez. zwei ganzseitige Habitusbilder der
betreffenden Baumsorte. Zu jeder Tafel gehört ein Textblatt, welches
über alles Wissenswerte in Bezug auf die dargestellte Sorte Aus-
kunft gibt und in besonderer Rubrik auch ihre schlechten Eigenschaften
aufzählt. Das ist besonders anerkennenswert. Beim „Schönen von
Boskoop" heißt es in Bezug auf die schlechten Eigenschaften: „Er
besitzt solche nach allen bisher gemachten Erfahrungen nicht". Dem
stimme ich vollständig bei Unter allen in den letzten Jahrzehnten
in Aufnahme gekommenen Apfelsorten steht dieser Apfel obenan:
er wird im ganzen Reiche eine noch nie dagewesene Verbreitung
erlangen.
Zum Schlüsse sei noch der Mitteilungen der Deutschen
Dendrologischen Gesellschaft*), das .laln 1904 umfassend, ge-
dacht. Diese, von Jahr zu Jahr nicht nur umfangreicher, sondern
auch inhaltsreicher werdenden Mitteilungen, welche die aufstrebende
Gesellschaft für kleinen Jahresbeitrag ihren Mitgliedern zu bieten
vermag, geben ein deutliches Zeugnis für die «-achsende wissen-
schaftliche und gärtnerische Bedeutung dieser Gesellschaft, in welcher
hervorragende Vertreter der Wissenschaft Hand in Hand mit den
gebildeten Vertretern des Gartenbaues arbeiten. Graf Schwerin,
der nach dem Tode des unvergelilichen von St. Paul-Illaire die
Leitung der Gesellschaft übernommen hat, nimmt es ebenso ernst
mit seinen Pfhchten wie L. Beißner, der rührige Geschäftsführer,
in dessen Händen die Redaktion der Mitteilungen liegt. Den neuen
Band schmückt die farbige Abbildung der Magnolia hypoleuca.
neben mehreren tadellos ausgeführten schwarzen Tafeln. Der Raum
verbietet es mir auf Einzelheiten einzugehen. Die Zahl der Mit-
glieder ist seit 1900 fast um das Doppelte gestiegen und betrug am
Schlüsse des vorigen Jahres 841. M. H.
Anleitungen zur richtigen Behandlung des Weinlfultiir-
Bodens. Verfaßt von Ritter Wilhelm Polese, permanente Versuchs-
station für Weinbau - Kulturen. Wien, ohne Jahreszahl. Selbst-
verlag des Verfassers. 8", 16 Seiten. Preis geh. 1 Krone.
Der Obstbau. Kurze Anleitung zur Anzucht und Pflege der
Obstbäume, sowie zur Ernte, Aufbewahrung und Be:intzung des
Obstes, nebst einem Verzeichnis der empfehlenswertesten Sorten.
Von R. Noack. Vierte verbesserte Auflage. Mit 90 Textabbildimgen.
Band der Thaer Bibliothek. Berlin 1903. Verlag von Paul Parey.
8°, 16 Seiten. Preis geb. 2 Mk. 50 Pf.
Der Obstbau; Eine kurze Anleitung für alle Stände, wie er
rentabel betrieben werden soll. Von einem langjährigen Praktiker.
Lissa i. P. 1905. Friedrich Ebbeckes Verlag. 64 Seiten. Preis
geh. 50 Pf.
Kultur der ZwergobstbUume mit Berücksichtigung ihrer
Formen, sowie Kultur der Beerenfriichte nebst einem Anhang; Der
immerwährende Arbeitskalender. Von Joseph Werck. Neubearbeitet
von Ulrich Kiebler. Fünfte, vollständig umgearbeite Auflage. Mit
zirka 40 Abbildungen. Aarau 1905. Veriag von Emil Wirz, vor-
mals J. J. Christen. Preis geb. 3 Mk. 20.
Wie ist mit dem landwirtschaftlichen Mittel- und Klein-
betrieb zweckmUßig Obstbau zu vereinigen, wenn die Landwirt-
schaft Hauptbetrieb bleiben soll .' Eine Preisschrift von Karl
Zinßer. Preis geh. 75 Pf. und
Zweckniüßiger Obstbau im landwirtschaftlichen Mittel- und
Kleinbetrieb unter Wahrung der Landwirtschaft als Hauptbetrieb.
Eine Preisscfarift von Edmund Voigt. Dresden 1904. "«'^ .'■:,.: •• i;
C. Heinrich. Preis geh. 1 Mk.
*) Mitteilungen der deutschen Dendro!
Seilschaft No. 13 aus dem Jahre 1904. Redigiere vor i. r>u.r...i,
Kgl. Garteninspektor, Geschäftsführer der Gesellschaft. Bonn-Poppeis-
dorf.
Die Garten weit.
IX, 2<
Der Obstbaum, seine Erziehung, Pflanzung: und Pflege
nebst einem Anhange über Beerenzuoht, "Weinbau und Beerenwein-
bereitung. Ein Lehr- und Lernbuch für landwirtschaftliche Schulen,
sowie ein Ratgeber für Land- und liaitrnli.'sitz-r. n.niientlich für
Lehrer auf dem Lande. Von Fritz Krcy, \ , ii- ■ iin.hitc und ver-
besserte Auflage. Mit '.'7 Tafel-AbbilduiiL^.,, „nM ,-in.M Al.l.iMnng im
Text. Langensalza 1904. Sohulbuchbandlung vun F. 0. L. (ireßler.
Preis geh. 2 Mk. 50 Pf.
Cber den Krebs der Obstbäume. Aon Rudolph Goethe. Mit
28 Textabbildungen. Berlin 1904. Verlag von Paul Parey. 8".
34 Seiten. Preis 1 Mk.
Die beste Pflanzzeit unserer Obstbiiume und der verbesserte
Wnrzelsehnitt. Aus der Praxis — Für die Praxis. Von H. Marx.
Stadtgärtner in Lüben. Lüben 1904, Verlag von Paul Kühn. Preis
geh. 60 Pf.
Hautreizende Primeln. Untersuchungen über Entstehung,
Eigenschaften und Wirkungen des Primelhautgiftes. Von Professor
Dr. A. Nestler. Mit vier Tafeln. Berlin 1904. Verlag von Gebr.
Bornträger.
Die Anatomie der Kiefernadel und ihre Verwendung zur
sjsteraatischen Gliederung der G.ittung Pinus. Dissertation zur
Erlangung der Doktorwürde von Wilhelm Zang. Gießen 1904.
Anieiseupflanzeu — Pflanzenamelseu. Ein Beitrag zur Kenntnis
der von Ameisen bewohnten Pflanzen und der Beziehungen zwischen
beiden. Von Ernst Rettig, Inspektor am botanischen Garten der
Universität Jena. Jena 1904. Verlag von Gustav Fischer.
Die Gartenpflege. Anleitung zur Pflege nnd Erziehung des
Ziergartens unter Berücksichtigung ländlicher Verhältnisse. Von
Arthur Janson. Berlin 1903. Verlag von Paul Parey.
Einträgliche Spargelzucht. Eine Anleitung zur erfolgreichen
Kultur des Spargels nach Lheraultscher Methode mit kurzer Be-
schreibung der Braunschweiger Kultur. Von Franz Göschke. Fünfte,
durchgesehene und verbesserte Auflage, mit 19 Abbildungen in Holz-
schnitt. Leipzig 1904. Verlag von Hugo Voigt. S", 141 Seiten.
Preis geh. 1 Mk. SO Pf., geb. 2 Mt. 20 Pf.
Auf 300 (im Gemiiseland den Bedarf eines Haushaltes zu
ziehen. Anleitung zum nutzbringenden Gemüsebau des kleineren
Mannes und zur Bewirtschaftung ländlicher Grundstücke sowie kleiner
Schreber- und Nutzgärten. Von Arthur Janson. Würzburg 1904.
J. M. Richters Verlag. 8», Preis geh. 75 Pf.
Rentable Hühnerzucht im kleinen und gi-oßen. Von Wilhelm
Hang. Zweite erweiterte Auflage. Michelstadt i. 0. Verlag von
Raniann. Preis 50 Pf.
Kalidüngung der Weingärten. Von E. Lierke, Leopoldshall-
Staßfurt. Herausgegeben von der Agrikultur-Abteilung des Verkaufs-
syndikats der Kaliwerke Leopoldshall-Staßfurt 1903. Wird Inter-
essenten umsonst und postfrei übersandt.
Lohnbewegung.
Frankfurt a. M. Die Gärtnergehilfen in Frankfurt a. M.
fordern einen Tarif mit Abschaffung des Kost- und Logiswesens,
Höchstarbeitszeit von 10 und 11 Stunden, Niedrigstlöhne für Kunst-
und Handelsgärtner für Gehilfen unter 21 Jahren 20 Mk., über
21 Jahren 22 Mk., für Landschaftsgärtner 22 und 24 Mk., für Ober-
gärtner 30 Mk., für Gartenarbeiter. 21 Mk. Überstunden sollen mit
40 und 50 Pfg. vergütet werden.
Bevorstehende Ausstellungen.
Mainz. In Verbindung mit der vom 14. bis 18. September d. J.
stattfindenden Landwirtschaftlichen Landes- und Jubiläums- Ausstellung
findet eine Gartenbauausstellung statt, welche vom Mainzer Gartenbau-
Verein und vom Handelsgärtner-Verein für Mainz und Umgegend vor-
bereitet wird.
Offenburg i. Baden. Eine mittelbadische Gartenbauausstellung,
veranstaltet von den selbständigen Gärtnern des Bezirks Offenburg,
findet vom 23. bis 27. September d. J. statt.
Rechtspflege.
Gärtnergehilfen sind mei.stens keine Gewerbegehilfen und
können deshalb auch niclit vor dem Gewerbegericht Recht nehmen.
Ein Gärtnergehilfe klagte gegen eine Handelsgärtnerei auf 36 Mk.
Lohn, weil er ohne Einhaltung der gesetzlichen vierzehntägigen
Kündigungsfrist aus seiner Stellung entlassen worden sei Da die
Firma im Termine nicht vertreten war, beantragte der Kläger den
Erlaß eines Versäumnisui teils. Der Kläger erklärte auf richterliches
Befragen, daß er im handelsgärtnerisohen Betriebe der Beklagten
gearbeitet habe. Er habe Palmen gewaschen und sei überhaupt im
Gewächshause tätig gewesen. So habe er auch die Pflanzen von
einem Gewächsbatise ins andere transpoitiert. Ferner habe er Mist-
beete anlegen und in dieselben Maiblumen einpflanzen müssen. Im
Laden sei er nicht beschäftigt gewesen und ebensowenig habe er
Blumen in Töpfe einsetzen müssen. Hiernach lehnte das Gericht
den Antrag des Klägers auf Erlaß eines Versäumnisurteils ab und
wies ihn mit seiner Klage wegen Unzuständigkeit des Gewerbegerichts
zurück. Die Gärtnerei sei, insoweit sie Urproduktion sei, kein Ge-
werbe im Sinne der Gew.-Ord., und deshalb seien die Gärtnergehilfen
in der Regel keine Gewerbegehilfen. Eine Ausnahme trete ein, wenn
sie in einem mit der Pflanzenerzeugung verbundenen Gewerbe- oder
Handelsbetriebe, z. B. im Blumenladen oder bei der Kranzbinderei
beschäftigt würden. Dieses sei hier nicht der Fall, der Kläger sei
%'ielmehr im wesentlichen bei der Pflanzenkultur, im Treibhause und
am Mistbeete tätig gewesen und sei deshalb nicht als Gewerbegehilfe
anzusehen. Demgemäß sei das Gewerbegericht für diese Sache nicht
zuständig und habe auch kein Versäumnisurteil gegen den Beklagten
eiias.sen können.
Tagesgeschichte.
Cannstatt. Der hiesige Uftkirchhof soll vom 1. Januar 1946
an in eine Parkanlage umgewandelt werden. Es werden daher nur
noch solche Grabstätten abgegeben und verlängert, welche die Durch-
führung dieses Plans, der sofort ausgearbeitet wird und in dem die
Schaffung eines Urnenhains oder die Benutzung der Uffkirche als
Urnenhalle ins Äuge genommen ist, nicht beeinträchtigen.
Hannover. Die Friedhofsgärtnerei auf dem Lindener Fried-
hofe ist von der Verwaltung dem Gärtner Friedrich Meyer über-
tragen worden. Der bisherige Friedhofsverwalter Seegers hatte am
1. Januar d. J. sein Amt niedergelegt.
Neuhaus a. d. O. Dem Stadtgärtner Hölscher in Harburg
wurde von der Gemeinde die vollständige Umgestaltung des Bürger-
parks nach den von ihm entworfenen Plänen übertragen.
Personal-Nachrichten.
Fett, Johannes, . bisher Blumenge.schäftsinhaber und Land-
schaftsgärtner in Bromberg, übernahm die Leitung der Friedhofs-
gärtnerei daselbst.
Fritz, Josef, städtischer Obergärtner in Konstanz, beging das
Jubiläum seiner 25jährigen Tätigkeit im Dienste der Stadt, er
wurde durch tJberreichung einer silbernen Uhr (!) mit Inschrift
geehrt.
Jürgens, Rudolf, Garteningenieur zu Hamburg, ist wegen seiner
Verdienste um die Düsseldorfer Ausstellung der Rote Adlerorden
vierter Klasse verliehen worden.
Pollmer, F., war am 15. März dreißig Jahre als Stadtgärtner
von Großenhain i. S, tätig.
Schumann, Fürstl. Lippischer Gartendirektor, beging am 15. März
das Jubiläum seiner 25 jährigen Tätigkeit in fürstlichen Diensten.
Seitens des Hofmarschallamtes wurde ihm ein Anerkennungsclu'eiben
für treue Dienste übersandt.
Tutenberg, F., seit sechs Jahren Gartentechniker und Ober-
gehilfe bei der städtischen Gartenverwaltung in Mainz, langjähriger
Mitarbeiter der „Gartenwelt", wurde als Leiter der städt. Garten-
anlagen nach Offenbach am Main berufen. ■
VorMitwortl. Redakteur: Ma
• Verlas v. Richard Ca
:hinidt t Co., Leipzig. — Druck: Anhalt. Bnohdr. ßutenberg,
B., Dessau.
ustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
8. April 1905.
No. 28.
Xachdrack und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Obstbau.
Etwas übor Forinol)st iiiid Sclmiii'häiiiiiclien im
besonderii.
Von Karl Cehlhaar, Baumschulenbesitzei-, Lawsken bei Köuigsberg i.Pr.
{Hierzu vier Abbildmiijeii.)
l/aß dasZiel desFormobstbaues: durch peinlichesFormieren
den Eanm aufs vollkommenste auszunutzen und dabei gleich-
mäßige Ernten und besonders gute Früchte zu erzielen bei
uns oft erreicht wird, kann weder der Formobstzüchter selbst
noch der hierfür passionierte Liebhaber behaupten. Es heißt
aber doch wohl übers Ziel Idnausschießen, wenn vielfach mit
dem „Zurück zur Natur" jedes Formgeben in Acht und Bann
getan wird. Gewiß sind diese Luxuskinder des Obstbaues
entsprechend der Viei der
Erziehung verwandten
Pflege mit respektablen
Summen bedacht worden.
Manche Kritik wurde geübt :
Ja, wir wären in Deut.sch-
land im Obstbau weiter,
wenn diese Gelder für Obst-
anlagen nach amerikani-
schem System aufgewendet
worden wären. .Ja, wenni
— "Wer, im Besitz der nö-
tigen Gelder, z. B. Gefallen
an einem Teppichbeet ge-_
fundeu, der gibt die hierfür
ausgeworfene Summe eben
für diesen Luxus aus. Hätte
sieh mancher nicht seinen
Formobstgarten angelegt, er
hätte in vielen i'ällen weit
eher Kunstarbeiten ganz
außer dem Bereich des
Gartenbaus seine Gunst ge-
schenkt, aber nicht ,,un-
zivilisierte'- Obstbäume in
seinem Eden geduldet. Su
wenig wio an manchem
überflüssigen Rausch und
•Jammer der Küfer schuld,
der einen guten Wein ge-
keltert, so gering werden
Gartenwelt. I.X.
wohl auch die Gewissensbisse der Formobstztichter nach manchem
Mißerfolge ihrer Pfleglinge sein dürfen. Die Formobstbaumzucht
steht mit volkswirtschaftlichem Obstbau in keinem eigentlichen
Zusammenhang. Sie haben beide ihre Berechtigung und ihre
wenn auch gänzlich verschiedenen, so doch in gewissem Sinne
gleich erstrebenswerten Ziele und Zukunft. Daß wir von
Formobst selten nacheiferungswürdiges zu Gesicht bekommen,
liegt bei uns oft au der geringen Beachtung der gegen
Frankreich doch weit schlechteren klimatischen Verhältnisse,
und doch genießt es selten die Pflege wie dort, geschweige
denn eine aufmerksamere. — An einen B''ortschritt in der Form-
obstbaumzucht durch Ersinnen neuer künstlicher Formen kann
kaum gedacht werden. Bei Spalieren und Pyramiden wird es
.^chnurbaumchengang in Gebr. Gehlhaars
Originalaufnahme für die „Garte
Lavvsken bei Königsberg
Die Gartenwelt.
IX, 28
Sclinurbäumchengang in Gebr. Gehlhaars Baumschule,
Lawsken bei Königsberg in Pr.
Orig:inalaufnahme für die „Gartenwelt".
nicht großen Tadel verdienen, wenn im Astgerüst nicht alles so
ganz regelmäßig geraten; an wagerechten Schnurbäumchen
fallen derartige Mängel aber doch meist unangenehm ins Auge
und frühere und bessere Tragbarkeit wird wohl niemals
dadurch erzeugt.
Meine Kordons sind
nicht wie im allgemeinen
richtig auf Paradies, son-
dern auf Doucin veredelt.
Veredelungen auf Paradies
stellen hohe Ansi3iüche an
den Boden und sind die
darauf veredelten Bäum-
chen meist für unser Klima
nicht winterfest genug. Ich
habe mich sonst an Gauchers
Theorie und Praxis ge-
halten, unter anderem auch
schätzenswerte Winke in
Koopmanns „Grundlehren
des Obstbaumschnittes" ge-
funden, der darin eingehend
auf die Schwierigkeiten der
Forraobstbaumzucht in
Norddeutsclüand hinweist.
Die größte Sorgfalt wurde
auf gewissenhaftes Pincieren
gelegt. Hier in unserer
deutschen Nordostecke wagt
sich das junge Grün oft
erst recht spät im Jahre
heraus. Pfingsten, „das
liebliche Fest", sieht manch-
mal kaum die Stachelbeeren
sprossen. Dann kommt
es aber mit warmem Süd-
wind nicht selten wie von
Zauberhand aus starrem
Geäst, so daß es bald keine Kunst wäre, das „Gräschen
wachsen zu hören". — Da heißts denn aufpassen bei diesen
Sorgenkindern; was da einmal vernachlässigt wird und dem
Sicha\istobenwoIlen überlassen bleibt, ist schwer wieder gut-
zumachen. — Die Verlängerung soll aus dem Endauge, wenn
dies kräftig und gut ausgereift, ungehindert fortwachsen, sonst
aus dem zunächst stehenden gebildet werden. Alles übrige
hat sich schon früii an „weise Beschränkung" zu gewöhnen.
Afterleitzweige werden schon als Augen oder bald nach dem
Austreiben entfernt. Auch mancher nach oben gerichtete
Trieb darf zunächst nicht mehr als drei oder vier Blättchen
zeigen. Es wird ihm die noch ganz krautartige Spitze ge-
nommen. Viele in ihrer Stellung tjenachteiligte Triebe werden
durch kurze Längsschnitte bis zu ihrer Basis aber auch zu
üppigerer Entwickelung gebracht.
Ein einmal rechtzeitig pincierter Zweig läßt sich hier-
dui-ch im weiteren Wachstvun füi- den Verlauf des Sommers
sehr selten vollständig zurückhalten. Es treibt oft nicht nur
das Auge aus dem obersten Blattwinkel, sondern auch tiefer
sitzende aus. Da habe ich nun nicht wie meist empfohlen,
den Zweig nochmals über dem zu unterst ausgetriebenen
Auge geschnitten und den daraus hervorgegangenen Trieb ge-
kürzt, sondern den obersten Teil kurz pinciert und den nächst
unteren, oft auch zwei, in den Blattwinkeln ausgebrochen,
ohne natürlich die alten Blätter zu beschädigen.
Der immer wieder nachdrängende Saft sucht vielfach im
Laufe der Vegetationsperiode wieder neues Leben zu gestalten.
Es wird sich aber meist eher in den ausgebrochenen Blattwinkeln
aus Beiaugen oder an der Spitze des obersten pincierten
Teilansicht vom Schnurbäumchengang. Von hnks in der Mitte bis oben rechts Landsberger
Reinette, von rechts in der Mitte nach oben links Cellini, unten Königin Jubiläumsapfel.
Originalaufnahrae für die „Gartenwelt".
IX,
Die Garten weit.
327
Triebes zeigen -wollen, als die mehr nach der Basis stellenden
Augen, die wir absolut in Ruhe — womöglich bis zur Blüten-
entfaltung im nächsten Jahr — erhalten möchten, aus dieser
herausschrecken. Der Wintersehnitt wurde dann über einem
Blattwinkel ausgeführt, aus dem das erste Auge ausgebrochen
wurde und worin meist nur schwache Beiaugen sitzen, die
beim Wiederaustrieb für gewöhnlich keine übermäßige Neigung
haben, sich gar zu kräftig zu entwickeln, und dementsprechend
auch nicht allzu schwer im Zaum zu halten sein worden. —
In dieser angedeutoton Behandlungsweise glaube ich liegt ein
nicht zu unterschätzendes Mittel, das Fruchtholz in Ordnung
und seiner Bestimmung gemäß zu erhalten.
Der hier abgebildete Schnurbäunichengang wurde im
Früjahr 1900 angelegt. Von
den zwei- und dreijährigen
Veredlungen, meist zwei-
armig, trugen ein paar im
ersten Jahre gleich einige
recht schöne Früchte. Ver-
treten sind folgende Sorten :
J1(arhnii,„rsk,/\.j;il,,u-.
„Iviisn- M,:,;i',i,ln'\ ..lUs-
„larrk.ipf.h. ..' nH.rr llrllr-
/ln,r-. ..<iralnnus Kö>u,/n,-
.l„l„l,uni,s„i,lrh, ^Jjinds-
bcrycr Jät('\ „l'casyood's
Gold - Reinette" ^ „Füippas-
Apfel'\ „Langlona Sonder-
(jleic}ien''\ ., Goldpariiiäne".
Gleich gut würden sich
meiner Meinung nach noch
eignen: ..Srhümr nm Bos-
koop'\„rnr.snnni:/r„i:ilc'\
„Gox'sIhiiiuii'r\..l)iiii:i(/er
Kantapfel " , .,I!nii ii/ri n nn
Rtte}\ von neueren Sorten
,, Weißer Klarapfel". „Kfil-
viU Großherzog con Baden"',
„P7-inz Alhreclit von
Preußen'^. Einige Sorten,
die im übrigen für diese
Form m besserer Lage gleich
gutsein mögen undauch vom
deutschen Pomologenverein
speziell hierfür empfohlen
werden, wie „Pariser Eambour Rtte'\ „Weißer Winter- Kahill'-\
taugen hier nur in ganz warmer und geschützter Lage Unter
den angepflanzten Sorten entsprechen wohl einige nicht den
Anforderungen, die man an eine gute Tafelfrucht zu stellen
berechtigt ist. Ihrer reichen Tragbarkeit, Winterhärte und
des schönen Aussehens der Früchte wegen möchte ich sie
aber doch nicht missen. Seit der Pflanzung hat der Ertrag
von Jahr zu Jahr zugenommen. Im vergangenen Herbst
zählte ich kurz vor der Baumreife an einem Stämmchen
„Cellini'-'- 126 fast durchweg schön ausgebildete Früchte, an
einem „Bismarckap fei' ' 98. Ich kann heute das Resultat der
Ernte nicht genau angeben, da dieselbe von der von Busch-
obst und Halbstämmen nicht getrennt wurde. Ein paar
Zentner waren es wohl. Denn von den 39 Schnurbäumchen
hatte nur eines keine Frucht, 18 aber über 50 Früchte.
Von „Peasgood's Goldrtte^'- wogen einige Früchte '/.^ kg. — ■
Die Entfernung der Stämmchen beträgt nur 2 m. Sobald
die Verlängerungen zusammen kamen, wurden sie gekreuzt
imd an einem ,50 cm höheren Draht weiter gezogen. Jetzt
befinden sich dieselben auf dem dritten Draht. Siehe Ab-
bildung Seite 32G.
Mit beiden Armen sind die Schnurbäumchen niui zirka
6 m lang. Es ist ziemlich feuchter, sandiger, aber humusreicher
Wiesenboden, worin dieselben stehen und mußte derselbe
voi'her genügend entwässert werden. — Durcha\is nicht so
ohne weiteres ins Gebiet der Spielerei zu verweisen, ist meines
Erachtens das Einspitzen von Fruchtzweigen in schlecht
garnierte Stellen. Es trugen von ihnen einige im Frühjahr
eingesetzte noch in demselben Jahre Früchte. So füllt der
neben dem weißen Kreuz auf der Abbildung dieser Seite ein-
W^^i^T^^^-
leilansiclit voin Schnurbäumchengang. Peasgood's Goldreinette, Wintcrgulilparmäne
und eingespitzter Zweig vom Gravensteiner. Origiualaufnahme für die „Gartenwelt".
gesjjitzte Zweig vom „Gravensteiner" eine unschöne Lücke
aus und hat bereits im gleichen Jahre Frucht getragen.
Nicht gerade wenig ist es an Zeit usw., was im Laufe
eines Jahres für diese Paradekinder aufgewendet werden muß.
Das meiste aber ist nicht , Arbeit im gewöhnlichen Sinne
des Wortes. Freudiges Beobachten und das Zubringen mancher
Stunde, die sonst irgend einer Zerstreuung oder gar be-
häbiger Ruhe gewidmet worden wäre, bedeutet nicht nur im
Hinblick auf gehabte Ernte und Aussicht auf folgende, sondern
auch an und fiü- sich schon durch die Beschäftigung mit
diesen Pfleglingen durch Blüte, Wachstum, Sorge um Ge-
sundheit und Ertrag eher Erholung und Freude als Mühe.
— Wir werden hoffentlich mit den Jahren unter den fi-üh-
und reichtragenden Sorten, die sich in erster Linie für Form-
obst eignen, immer wertvollere und widerstandsfähigere er-
halten. Nicht nur der Buschobstzüchter wird sein Verlangen
nach solchen Sorten zu befriedigen suchen. Auch der Lieb-
Die Gartenwelt.
IX, 28
haber regelmäßiger Formen wird mit ihnen Eesultate erzielen,
die nach Quantität wie Qualität zur Nacheiferung immer
wieder anregen werden.
Gemüsebau.
Spargelkultur und Treiberei.
Von Otto Pauls.
(Hierxu fünf Abbildungen nach Originaheichnunye» des Vn- ff issers.)
öpargel, diese Delikatesse für die Tafel, sollte in keinem
herrschaftlichen Garten fehlen. Die Kultur ist nicht allzu
schwierig. Es gibt ver-
f's' schiedene Methoden. Als
einige der besten lasse ich
die von mir erprobten
folgen.
Um eine schöne An-
lage zu erhalten, bedarf
man gesunder, kräftiger
Pflanzen, die man sieh am
besten selbst heranzieht.
Zu diesem Zwecke richte
man sich im Herbst ein
/x
/\
4ä 14
/^
^..4^-^
sandiges Beet, welches reichlich nut Kuh-
dünger versehen wird, her. Es werden ^
darin flache Rillen in einem Abstände von
20 cm gezogen. Alsdann säe man den Samen
mögliehst dünn und gleichmäßig darin aus
und bedecke ihn mit einer dünnen Schicht
guter Komposterde. Von großem Vorteile
ist es, wenn der Same in reine Korapo.sterde
gesät wird. Erfordern es Zeit und Um-
stände, daß das Säen nicht mehr im Herbst
geschehen kann, so besoi'gt man dies im
zeitigen Frühjahr. Sind die Pflanzen auf-
gegangen, so verziehe man sie auf 10 cm. Die heraus-
genommenen Pflanzen können pikiert werden. Der Züchter
richte sein Hauptaugenmerk besonders darauf, daß die jungen
Pflanzen genügend Nahrung und Feuchtigkeit bekommen. Ein
öfteres Jauchen schadet ihnen nichts.
Die Samenbeete sind peinlich sauber von Unkraut zu
halten, müssen oft gehackt imd bewässert werden. Bei
sorgsamer Pflege und Erfüllung aller dieser Bedingungen hat man
im Herbst schöne kräftige Pflanzen erzielt, die den gekauften
zwei- und dreijährigen manchmal bei weitem vorzuziehen sind.
Das Laubwerk wird im Herbst heruntergeschnitten und das
Beet mit einer Lage von gut verrottetem Kuh- und Pferdedünger
bedeckt. Im zeitigen Frühjahr können dann diese Pflanzen
zur Anlage verwendet werden. Viele Züchter lassen die
Pflanzen zwei bis drei Jahre alt werden, ehe sie mit der
Anlage beginnen, doch glaube ich, daß es viel praktischer ist,
nur einjährige Pflanzen zu verwenden.
Zur Spargelanlage muß das dazu bestimmte Land bereits
im Winter mindestens 80 cm tief rigolt werden, wobei reichlich
Dung, am besten Kuhdünger eingebracht wird. Anfang März
schnüre man a\if das geebnete Terrain Linien in einem Abstand
von 50 cm. Alsdann werden Gräben ca. 40 cm tief aus-
gehoben und die Erde links und rechts auf die Böschungen
verteilt, wie aus Fig. 1 zu sehen ist. Die Grabensohle wird
alsdann mit reichlich Dung umgegraben und in der Mitte in
einem Abstand von 80 bis 100 cm kleine Pflöcke eingeschlagen.
An jedes dieser Pflöckchen wird ein kleiner Hügel von
Komposterde geschüttet, siehe Fig. 2. Nun kann man mit
der Pflanzung beginnen.
Zu diesem Zweck warte man einen warmen, feuchten
und trüben Tag ab. Man nehme aus dem Samenbeet nur
immer einige Pflanzen, damit die Wurzeln nicht austrocknen.
Zwei Personen sind nötig, um das Pflanzen zu bewerkstelligen.
Die eine hat die Pflanzen in einem zugedeckten Korb, während
die andere einen Korb Komposterde mit sich führt. Die
Pflanze wird auf den Hügel so gesetzt, daß sich die Wurzeln,
welche ein wenig eingestutzt werden, nach allen Seiten hin
strahlenförmig ausbreiten.
Fig. 3. Auf die Wurzeln wird dann 3 — 4 cm hoch
Komposterde gebracht, und mit den Händen leicht ange-
drüclct. Zwischen die Hügel wird alsdann etwas Erde ge-
schüttet und hierauf Dung gestreut. Die Böschimgen werden
glatt gemacht und köimen mit Kohl, Kohlrabi, Bohnen oder
Kartoffeln bepflanzt werden. Im Laufe des Sommers sorge
man für reichliche Bewässerung und achte, daß die Anlage
frei von Unkraut bleibt. Im Herbst des ersten Jahres, nach-
dem das Kraut abgeschnitten ist, wird eine 10 cm hohe
Mistschicht auf die Gräben gebracht; Mäi-z — April des nächsten
Jahres schüttet man von der Böschung soviel Erde herunter,
daß die Pflanzen ca. 20 cm hoch bedeckt sind. Auch im
Laufe des zweiten Jahres sind die Beete
frei von Unkraut zu halten, imd, wenn es
not tut, zu bewässern. Im Frühjahr des
dritten Jahres schütte man die letzte Erde
von den Böschungen in die Gräben, so daß
das ganze Land geebnet ist. Ein weiteres
Jahr bedürfen die Pflanzen, um sich zu
kräftigen imd können dann im fünften Jahre
die ersten Pfeifen gestochen werden.
Alljährlich sind dann die Beete zu
düngen und im Frühjahre tief umzugraben.
Es liegt in der Natur der Spargelpflanze, daß
der Wurzelstock immer
höher steig-t, deshalb helje
man im sechsten Jahre
die Steige aus, und ver-
teile die Erde über die
Beete.
Der beste Boden für
Spargelanlagen ist Sand
oder Lehm, doch haben
beide Bodenarten verschie-
dene Vor- und Nachteile.
Im Lehmboden werden
die Pfeifen dick \md kräftig, kommen aber durch die schwere
Erde zu spät zum Vorschein, und sind daher zu zähe. Im
Sandboden sind die Pfeifen zwar dünner, aber desto zarter,
weil sie nicht so lange Zeit gebrauchen, lun an die Oberfläche
zu gelangen.
Viele Gärtner, die Lehmboden haben, legen daher ihre
Spargelbeete nach folgendem Muster an. Sie heben in Reihen
von 80 bis 100 cm, bei einem Abstand von 1 m, ca. 30
bis 40 cm tiefe Gräben aus, bringen in jeden derselben einen
Hügel Komposterde und pflanzen hierauf die jungen Spargel-
pflanzen, wie oben gezeigt. Von Jahr zu Jahr füllen sie
statt der schweren Lehmerde, leichte sandige Erde auf.
Hierdurch bezwecken sie, daß die Pfeifen, da die Wurzeln
Die Gartenwelt.
329
im Lehmboden sind, viel dicker werden, da sie aber mit
leichter Erde bedeckt sind,_ weniger Zeit zum Durohlnechen
gebrauchen und schön zart bleiben.
Eine dritte Art, zwar etwas kompliziert, jedoch die beste
Methode von allen, ist folgende.
Das zum Spargelbau bestimmte Land wird 40 cm tief
rigolt, wobei eine dicke Lage fetten Kuhdüngers untergebracht
wird. Im Frühjahr schnüre man dann Reihen, die 80 cm
weit von einander entfernt sind und schlage auf diesen
kleine Pflöckchen in 100 cm Abstand ein. An diese
wird ein Hügel Komposterde geschüttet, hierauf die Spargel-
pflanzen wie schon gezeigt gepflanzt und mit Kompost-
erde bedeckt. Die Zwischenräume zwischen den Hügeln
werden ganz mit gut verrottetem Kuh- und Pferdedung aus-
gefüllt, so daß ein ebenes Beet entsteht. Siehe Fig. 4. Im
Laufe des ersten Jahres hat man nun, da die Beete leicht
austrocknen, für reichliche Bewässerung Sorge zu tragen.
Im Herbst kommt wieder eine Schicht Dünger und im folgenden
Frühling eine Lage Komposterde auf die
Beete. Die Kiilturbedingungen sind im
zweiten Jahre ebenso wie im ersten. Es
werden von Jahr zu Jahr gut verrotteter
Dünger imd sandige Komposterde aufgefüllt,
so daß im Anfang des vierten Jahres die
Pflanzen c<a. 30 — 40 cm tief in der Erde
sind. Im vierten Jahre sind die Pflanzen
schon so stark, daß man bereits Pfeifen
stechen kann, jedoch ist es besser, noch ein
Jahr zu warten, damit die Pflanzen nicht
zu selir geschwächt werden.
Kurz gefaßt habe ich hier die drei besten Kultiu-mothoden
angeführt. Kohl, Kohlrabi" und anderes Gemüse zwischen
fertige Anlagen zu setzen, ist von großem Nachteil, da erstens
das Land mehr ausgesogen wird und zweitens viele Pfeifen
übersehen werden und durchgehen.
Die Beete sind peinlich sauber von Unkraut zuhalten.
Auch muß man sehr ani Ungeziefer achten. Ein großer
Feind der Spargelanlagen ist der Spargelkäfer, Orioceris
asparagi (vgl. Artikel „Die Spargelkäfer" im VI. Jg. Seite 272
mit Abbildungen. Red.), ein kleines Käferchen von dunkel-
grüner Farbe mit gelben Flecken. Die Larven sind an den
Spargeltrieben zu finden und ähneln kleinen nackten Schnecken.
Sie benagen die Stengel, fressen die Blätter der Triebe ab,
und richten besonders in den Saatbeeten großen Schaden an.
Die Käfer sind leicht zu fangen, da sie sich bei der ge-
ringsten Berührung zu Boden fallen lassen, wo sie dann ge-
sammelt und vernichtet werden können. Gegen die Larven
hilft kein chemisches Mittel, sondern man muß sie einfach
an den Stielen zerdrücken.
Ein weiterer Schädling ist die sogenannte Spargelfliege,
Trypeta fitlmiiians, ein kleines braunes Insekt, dessen Flügel
mit kleinen braunen Streifen gezeichnet sind. Die Maden
höhlen das Innere der jungen Pfeifen bis auf den Grund aus,
verpiippen sich dort und erscheinen im andern Jahre wieder
als Fliege. Spargelpflanzen, die von diesem Insekt befallen
werden, erkennt man an der gelben Farbe der Blätter. Man
geht dem Feind zu Leibe, indem man alle verdächtigen
Stengel bis auf den Grund heraussticht und verbrennt.
Eine Spargelanlage trägt vom fünften Jahre ab und be-
hält ihre Tragfähigkeit bis zum fünfzehnten Jahre. Die
höchsten Erträge gibt eine Pflanzung im achten bis zwölften;
ilieser Zeitraum ist der beste zum Treiben.
Tr^ii
Zum Zwecke des Treibens ist es gut. wenn die Anlage
in der vorhergehenden Saison etwas geschont wird. Im
Herbst werden dann die zum Treiben bestimmten Beete mit
Laub (oder Pferdedung) bedeckt, sodaß sie nicht einfrieren.
Dezember und Januar, auch früher oder später, kann man mit
dem Treiben beginnen. Hierzu braucht man guten warmen
Pferdedung. Die Laubdecke wird von den Beeten entfernt,
die Steige werden dann so tief ausgehoben, daß die Graben-
sohle in gleicher Höhe mit den Spargelstöcken ist. Diese
Gräben werden nun mit dem warmen Pferdedung gefüllt.
Über die Beete selbst kommt eine 20 cm hohe Schicht
warmen Dungs. Darüber wird ein Kasten gebaut, der in Er-
mangelung von Fenstern mit Brettern abgedeckt wird. In
die Gänge werden Laufbretter gelegt und die ganze Anlage
mit Laub eingejjackt. Siehe Figur 5. Es kommt oft vor,
daß ein einmaliges Packen nicht genügend ist, daher muß
man es wiederholen, doch vermeide man dabei, daß die Beete
auskühlen. Je nach der Zeit, nach der Anlage und der
Wärme des Mistes beginnt das Erscheinen
der Pfeifen, meistens vergehen sechs bis
acht und noch mehr Wochen. Öfteres Nach-
sehen darf nicht vergessen werden. Das
Stechen erfolgt nur wöchentlich. Hierzu
nimmt man, nachdem die Laubdecke ent-
fernt ist, zwei Fenster oder die nötigen
Bretter ab. Vorsichtig fährt man mit der
Gabel in den Dung hinein, hebt ihn in der
Breite eines Fensters ab und legt ihn auf
einen Haufen außerhalb des Beetes. Alle
sich zeigenden Pfeifen sind zu stechen. Dann
nimmt man vnni zweiten _
Fenster den Dung und
bringt ihn in das erste
Fenster, alle sich hier
zeigenden Spitzen werden
gleichfalls gestochen. Jetzt
wird der Dung vom dritten
Fenster in das zweite ge-
packt und so fährt man
bis zum Schluß fort. Das
letzte Fenster wird mit
dem Dung vom ersten
zugepackt. Schließlich
wird die Anlage wieder gut gedeckt. Daß durch das Treiben die
Anlage sehr geschwächt wird, kann man sich denken; es ist
daher gut, den Pflanzen nach dem Treiben ein Jahr völliger
Ruhe zu gewähren. Wird die Anlage gut behandelt, so kann
man nach drei bis vier Jahren dieselben Beete wieder treiben.
Beitrag zur erfolgreichen Kultur des span. Pfeffers.
Von H. Beuß, Schwetzingen.
In Gegenden, woderspanischePfeffer(Paprika, Capsicum annuum)
als ein gern gesehenes Gewürz, bezw. Gemüse gilt, ist die Änzuelit, be-
sonders der besseren großfrüchtigen Sorten, dann rentabel, wenn die
Früchte zeitig schöne Farbe und vollkommene Form erreichen. Die
Kultur ist eigentlich nicht schwierig, aber um einzelne Früchte von 400
bis 500 gr. zu erzielen, wie es mir im letzten Sommer gelang, bedarf
es einiger Mühe. Topf- und Freilandkultur stehen sich gegenüber
und werden auch beide bevorzugt oder verworfen, je nach den ge-
gebenen Verhältnissen und den Mühewaltungen des emzelnen Kulti-
Die Gartenwelt.
IX, 28
vateurs. Der spanische Pfeffer, mag er nun in der Küche ver-
wendet werden oder nicht, ist zum Anbau zu empfehlen, da die mit
den schön gefärbten Früchten gezierten Pflanzen eine Zierde des
Gartens sind und später, wenn eiugetopft, im Schauhaus, im Winter-
garten oder im Wohnzimmer einen Schmuck bilden.
Ende September waren hier die Stöcke schon mit lebhaft ge-
färbten Früchten behangen und boten die einzelnen Sorten und
deren verschiedene Fruchtgiössen und Farben ein recht lebhaftes
Bild. Besonders schön sind die Sorten: „Ele2}liantenrüssel-', schöne,
lange, rote Frucht, „Ruby King"', sehr groß, dickbauchig, scharlach-
rot; „Oolden Davon'', groß, gelb; ,,Gardinat\ groß, rot; „Celesiine"-,
kleine, schön rot gefärbte Frucht, und ferner der scharlachrote
Trauben-Paprika, eine kleine, sehr reichtragende Sorte.
Die Aussaat machte ich im März und zwar in Schalen mit
sandiger Lauberde, welche vorderhand im Wamhause placiert
und nach dem Aufgehen ans Licht gestellt wurden. Nach dem
zeitigen Pikieren erhielten die Pflänzchen ihren Platz im warmen
Mistbeet. Nach genügender Kräftigung wurden sie unter Glas auf
ein warmes Beet ausgepflanzt und vor allzu greller Sonne ge-
schützt. Ende April-'-) wurden die jungen Pfefferpflanzen ausge-
pflanzt und zwar auf Beete mit warmem Untergnind, ähnlich wie
dies mit Melonen geschieht. Gute Erde ist wesentlich. Auf den
eingebrachten frischen Pferdedung kommt erst die ausgeworfene
Gartenerde in Höhe von ca. 10 cm und darauf eine lockere, nahr-
hafte Mistbeet- oder Lauberde. Im Laufe des Sommers ist besonders
an trüben Tagen ein flüssiger Dungguß i-echt gut angebracht.
Während trockener Sommerszeit ist mit Rücksicht auf den lockeren
Grund tüchtig zu g-ießen. Zur Erzielung vollkommener Früchte
kann man auch die Pflanzen etwas auslichten und entspitzen, aber
erst nach genügender Entwicklung des Fruchtansatzes !
Ein Urteil
über den „Erfurter roten Deükateli- Wirsing".
Von H. Beuß, Schwetzingen.
J- m Herbst 1Ö02 gelangte dieser Wirsing als Neuheit in den
Handel und es hat wohl inzwischen mancher Kollege eingehende,
sorgfältige Versuche damit gemacht. Auch ich habe diesen neuen
Wirsing im vorigen Jahre unter günstigen Verhältnissen angebaut,
doch mit dem Ergebnis, daß ich ihn in diesem Jahre nicht mehr in
unsere Gemüsekulturen aufzunehmen gedenke. Es ist nicht meine
Absicht, ein abgeschlossenes Urteil zu geben und diese Neuheit voll-
ständig zu verwerfen, denn es ist ja möglich, daß der rote Wirsing
in einer anderen Gegend, wo ihm vielleicht Lage, Klima und Boden
sehr zusagt, recht schön zur Entwicklung gelaugt. Hier lagen die
Verhältnisse auch recht günstig. Der Schulgeniüsegarteu hat mittleren
Boden, auf strenge Wechselwirtschaft wird großer Wert gelegt und
Wasser ist in reichlichem Maße vorhanden ; die Krautgewächse werden
im allgemeinen, wie erforderlich, auf frisch gedüngten Boden gebracht
und genügend bearbeitet.
Von einem Kulturmißerfolg kann ich durchaus nicht reden;
der Kohl ist verhältnismäßig großköpfig und früh geraten, die ange-
priesene rote Farbe wies er auch auf. Doch gerade diese ist mir
neben dem Geschmack der Hauptgrund, daß ich den Wirsing nicht
empfehlen kann.
Es ist ein eigenartiges Gemüse, nicht Wirsing und nicht Rot-
kraut ; die Farbe paßt dui'chaus nicht zu dem Geschmack. Wäre der
Unterschied bezüglich Farbe und Geschmack so, wie zwischen Weiß-
oder Kotkraut, so ginge es noch; aber das trifft nicht zu.
Das fei-tige Gemüse befriedigt schon im Aussehen die Hausfrau
nicht. Als Salat mag es eher gehen. In hiesiger Großh. Haus-
haltungs- und Gartenbauschule für Damen hat man den roten Wirsing
nur wenige Male für den Tisch verwendet, derselbe behält nicht das
schöne Rot, wie es z. B. das Kotkraut in guten Sorten beim Kochen
aufweist. Es geht niclits über ein gutes Wirsinggemüse, aber wenn
man sich auch beim Essen von Gemüsen noch an eine neue „Calur'"
(wie Fritz Reuter sagt) gewöhnen soll, so ist der beste Appetit schon
im Voraus verscherzt. Dieses trifft auch wohl oder übel nach den
Versuchen bei dem roten Delikateß-Wirsing zu. Gerade hier könnte
man durch Bekanntgabe verschiedener Meinungen Gelegenheit finden,
die Verschiedenheit der „Geschmäcker" zu beurteilen.
Neger- oder Zulukartoffeln. Seit einigen Jahren kultiviere
ich eine äußerst interessante Kartoffel, deren Knollen sehr lang sind,
schwarze Schale, tiefliegende Augen und dunkelviolettes festes Fleisch
haben. Sie gedeiht in jedem Boden, reift spät, gibt gute Erträge
und hält sich im Keller wie in der Miete sehr gut.
Als Salat-Kartoffel wird sie sehr geschätzt, da sie für sich
allein zurecht gemacht ein feines Gericht liefert, auch nimmt man sie
gerne zum Garnieren des allgemeinen Kartoffelsalates. Auch als Brat-
kartoffel ist sie zu verwenden. Dagegen als Pellkartoffel oder Salz-
kartoffel gekocht, schmeckt sie nicht besonders gut und wird also
unseren weiß- und gelbfleischigen Kartoffelsorten wohl nicht zu große
Konkurrenz machen. Jedoch hat sie als Salatkartoffel unzweifelhaften
Wert und in den Sortiments-Sammlungen verdient sie schon ihrer
Interessantheit wegen mehr Beachtung. Soweit mein Vorrat reicht,
bin ich gerne bereit, Knollen zum Legen davon abzugeben.
W. Balke, Kloxin i. Pom.
Über den Geschmack der Gemüse. Wer gewöhnt ist, nur
selbstgezogenes Gemüse zu vei'brauchen, gelegentlich aber einmal in
die Verlegenheit kommt, auf großen Märkten einzukaufen, dem wird
der Unterschied im Geschmack auffallen, der sehr zu Ungunsten der
gekauften Gemüse spricht. Es hat dies zwei Ursachen. Einerseits
stammt das in den Großstädten auf den Markt gelangende Gemüse
vielfach von städtischen Rieselfeldern. Überdüngung und einseitige
Stickstoffdüngung mit Jauche bewirken bei den äußerlich sehr statt-
hchen Kohlgewächsen Grobstiunkigkeit und schlechtes Aroma, das
sich häufig schon beim Kochen durch einen das ganze Haus ver-
pestenden Gestank bemerkbar macht. Andererseits haben auch die
aus Holland und dem Süden importierten Gemüse, von Grobstrunkig-
keit abgesehen, gleiche den Appetit verderbende Eigenschaften; ich
führe sie auf eine leichte Formentation zurück, die die fest ver-
packten Kohlköpfe während der langen Reise durchzumachen haben,
im verflossenen Jahre habe ich zum Vergnügen etwas Erfurter
Zwerg-Blumenkohl und Wirsingkohl angebaut und die Erträge an
befreundete Familien verteilt. Bei allen Empfängern herrschte nur
eine Stimme des Lobes über die Zartheit und den feinen Geschmack
dieser Gemüse, weshalb ich, um den guten Freunden wieder einen
Gefallen zu erweisen, meine Liebhaber-Gemüsekultur in diesem Jahre
-wesentlich zu erweitern gedenke. M. H.
*) In Mittel- und Norddeutschiand natürlich später. Red.
Landschaftsgärtnerei.
Eine neue Raseneinfriedigung.
Von M. Büttner, Stadtgärtner in Solingen.
(Hierin rier Abbildim;/e>i nach Originalxeichnungen des Verfassers.)
-Lni (irundc genommen sind die Raseneinfriedigungen nur
notwendige Übel und doch sind sie in öffentlichen Anlagen
nicht zu entbehren, sei es zum Schutze gegen unabsichtliches
Betreten der Rasenflächen und Kanten oder um ttunde von
Parterres und besseren Sclimuckplätzen fernzuhalten, außerdem
gibt es ja auch Menschen, die erst durch eine Einfriedigung
daran gemalint werden müssen, daß nur die Wege zum Be-
treten da sind. Wenn nun eine Stadt, wie es hier der Fall
ist, in Bezug auf gärtneriselie Anlagen die Versäumnisse
früherer Jahre nachliolen muß, so wird selbstverständlich die
Kostenfrage in jedem Falle eine große Rolle spielen, und be-
sonders bei kleineren Schmuckplätzen kann es vorkommen,
IX, 28
Die Gartenwelt.
331
Ahb.i
daß die Einfriedigung die ganze Anlage unverhältnismäßig
verteuert.
Infolge dieses Urastandes und die dadurch herbeigeführte
Umfrage brachte eine hiesige Schlosserei eine von ilu- kon-
struierte Einfriedigung in Vorschlag, die ich in Folgendem
näher beschreiben will:
Das ziu- Verwendung kommende Material führt den
Namen : Schürmanns Patent-Änkereisen. Es ist dies ein fort-
laufend gelochtes Flacheisen, dessen Lochungen die Weite
des Durchmessers ties ganzen Stabes haben und das in der
Hauptsache bei Bauten als Anker usw. Verwendung findet,
da es sich kalt leicht biegen läßt und ein Schmied bei der
ganzen Verarbeitung niclit erforderlich ist; es ist ferner in
verschiedenen Dimensionen zu haben.
Zur Herstellung einer Einfriedigung werden die Stützen,
wie die Abbildungen zeigen, gebogen und unten zusammen-
geschraubt, worauf man diese im Boden festrammt, um da-
nach die Quer-
schienen einzu-
schieben. Abbil-
dung 1 zeigt eine
Einfriedigung,
wie sie zur Ab-
grenzung von
Wegen zweck-
mäßig ist. Das
Eisen ist 30 X 7 mm stark, die Schiene läuft ca. 30 cm
über der Erde, die Stützen haben eine Entfernung von
zirka 1,60 Meter von einander und sind 40 cm lief im
Boden festgerammt. Diese Einfriedigung ist stabil genug,
um ein gelegentliches Darauftreten zu vertragen, ist ver-
hältnismäßig wenig auffallend und kostet hier mit Mennig-
anstrich und fertig aufgestellt pro laufender Meter ca. 1 Mk.
Abbildung 2 ist eine Einfriedigung von 50 cm Höhe, die
für Kinderspielplätze gut zu verwenden ist. Die Stärke des
Eisens beträgt 40 X 8 mm und die Stützen stecken zirka
60 cm tief im Boden. Der Preis betrug hier 1,80 Mk. pro
laufender Meter mit 2 Querschienen, die man in jeder be-
liebigen Höhe einschieben kann.
Von derselben Stärke und Höhe ist die in Abbildung 3
veranschaulichte Einzäunung, die mit Maschinengeflecht ver-
sehen ist und sich mit Vorteil bei besseren Schmuckanlagen
verwenden läßt, um die Hunde fernzuhalten.
Alle drei Einfriedigungen haben sich hier in einem Jahre
sehr gut bewährt und sind, mit grünem Anstrich versehen,
wenig auffalloiui. Es ist hierbei noch zu bemerken, daß hier
der Schuljugend das Verständnis für gärtnerische Anlagen
noch ziemlich mangelt und infolgedessen die Einfriedigungen
oft für Turngeräte angesehen werden.
Wie nun Abbildung 4 zeigt, kann man dieses Änkereisen
auch in Gewächsliäusern für Stellagen vnid Uängebretter sehr
gut verwenden,
wobei die leichte
VersteUbarkeit
sehr zu statten
kommen dürfte,
wie auch der Um-
stand besonders
ins Gewicht fällt,
daß man einen
Schlosser oder
Schmied nicht
i
nötig hat. Die pas-
senden Nägel und
Schrauben sind
dort, wo man das
Eisen kauft, eben-
falls zu haben.
Schürnianns Pa-
tent-Ankereisen
erhält man nur bei
bestimmten Ver- '' '' m '' 'JChh 3
tretern, die den Ver-
kauf für einen abgegrenzten Be/uk haben und kann man diese
hei dem Patentinhabei F. J. Schuiraann in Münster i. W. er-
fahren. Sollte einer oder der andere der verehrlichen Fach-
genossen eine weitere Auskunft über diese Einfriedigungen
wünsclieu, so erkläre ich mich hierzu gern bereit.
Ah'^.^r
Die Moderne in der Gartenknnst.
Von J, P, Großmann, Gaiteningenieur, Dresden-Leipzig.
in meinen letzten Ausführungen in No. 1 d. Jahrg. gab
ich allgemeine Andeutungen, inwieweit die Moderne auch auf
unsere Gartenkunst Einfluß haben könnte. Heute will ich
das Wesen der Moderne scharf umzeichnen, ihre Be-
deutung für die Gai-tenkunst feststellen und klarlegen, daß
ihre gesunden Forderungen auch als Programm für die
moderne Gartenkunst gelten müssen, wenn anders unsere
Kunst nicht einer weiteren Verflachung entgegengehen will.
Die walire Mo-
derne ist k e i n e M 0 d e ,
kein Stil, keine Rich-
tung in der Wortbe-
deutung „Manier", sie
ist das „Wieder-
gefundene Kunst-
prinzip" der alten
Kunst und die Weiter-
entwicklung unserer
heimischen Kunst.
Die Moderne knüpft da ^i,b.4. Schürmanns Patent- An kere.sen
wiederan, wo die Kunst ^^^ Präger für Hängebretter im
der letzten Kultur- Gewächshause,
epoche diese alten,
ewig neuen Kunstprinzii>ien verlassen hat, um vorzugsweise
klassische Vorbilder nachzuahmen und die Stilarten ver-
gangener Zeiten wieder aufzufrischen, ohne aber in den Geist
jener künstlerischen Schöpfungen einzudringen, welche ich
als „das echte Alte" bezeiclmen will.
Man glaubte durch bloßes Kopieren des „echten Alten"
etwas „schönes Neues" zu schaffen.
Herr Rentier Schulze meinte z. B., wenn er seinem
Wohnhause das Aussehen einer alten gotischen Burg gab,
daß dies der Inbegriff alles Schönen und Künstlerischen sei.
Dieser „Wassertrieb" am Stamme der hohen Kunst konnte
wohl eine Zeitlang von dessen Saft schmarotzend vegetieren,
starb aber an „Gipfel dürre" ab, als er seinen Nährstamm
ausgeplündert hatte. Die wahre Moderne ist ein „Frueht-
reis", welches sich kraftvoll entwickelt, und einst reiche
Frucht tragen wird. Es lebt wohl vom Stamme, doch niciit
schmarotzend.
Die Gartenwelt.
IX, 28
Die wahre Moderne ist die weitere Ent-
wicklungsstufe der alten Kunst. Sie knüpft an die
Tradition in unserer heimischen Kunst an und der echt
moderne Künstler schult sich an klassischen Werken und
sein Weg geht durch Tradition zur Eigenart, denn
erst wer das „Alte" gründlich kennt, kann etwas besseres
„Neues" schaffen. Erst der Künstler, der so weit über den
alten Meistern steht, daß er sie richtig beurteilen und über-
treffen kann, wird wirklich originale Kunstwerke schaffen
können. Unsere im guten Sinne modernen Meister, wie
Böcklin, Leibl, Thoma, Lenbach, Stuck, Menzel,
haben sich alle erst durch das Studium der alten Meister
zu ihi-er besonderen Eigenart entwickelt. Ein altes Sprich-
wort sagt außerordentlich treffend : Es ist noch kein Meister
vom Himmel gefallen. Das Aufgeben unserer klassischen Kunst
würde gleichbedeutend sein mit dem Aufgeben eines Teils
unserer über tausendjährigen Kultur. Wir müßten wieder
von vorn anfangen.
Moderne und alte Kunst sind Fruchtreiser eines
Stammes! Die Moderne kann die klassische Kunst nicht ent-
beliren ; denn die klassische Kunst ist das Fundament, auf
dem weiter gebaut wird.
Welches sind nun die wiedergefundenen Kunstprinzipien,
welche die Moderne fordert?
Sie fordert vom Künstler, daß er original gestaltet und
nicht nur nachahmt, weder die Natur, noch menschliche
Schöpfungen.
Sie fordert, daß aus seinen Werken das Gefühl spricht
und nicht nur der Verstand.
Sie verlangt, daß seine Werke Produkte seiner künst-
lerischen Überzeugung und nicht nur Prodidite einer
nüchternen Überlegung und profaner Motive sind.
Vom Kunstw^erke der bildenden Kunst selbst fordert die
Moderne : Formgerechtigkeit, Materialgerechtigkeit und Zweck-
mäßigkeit, mit anderen Worten: Form und Inhalt eines
Kunstwerkes müssen im Einklang stehen mitMaterial
und Zweck.
Die Moderne fordert weiter: Heimatkunst und keine
fremdländische, denn der Künstler geht aus dem Volke
hervor und spricht durch seine Werke zum Volke. Sie ver-
langt, daß dem kraftvollen und doch weichmütigen deutschen
Volke keine fremde verweichlichte Kunst geboten wird, nicht
Raffinement, sondern Drwüchsigkeit, Innigkeit und Naivetät.
Alle diese Forderungen sind aber so alt, wie die heimische Kunst
selbst. Wollte man das Gegenteil annehmen, so liieße das
die Künstlerschaft der alten Meister anzweifeln, welche uns
noch heute durch die überzeugende Kraft ihrer Kunstwerke
Bewunderung einflößen.
In obigem sind die Hauptforderungen einer wahren
Moderne angeführt im Gegensatz zu einer veräußerlichten
„falschen" Moderne. Diese „falsche Moderne" ist nur eine
Mode, eine „Manier". Ihr richtiger Name ist: Jugend.stil,
oder Impressionismus und Realismus. Sie ist nur modern,
um modern zu sein; losgelöst von aller klassischen Kunst
schwelgt sie in Extremen. Neuerungssucht um jeden Preis.
— Virtuosenhafte Technik ohne Seele. — Manier an Stelle
von Eigenart. — Äußerlichkeiten an Stelle inneren Gehalts.
— Perversäität an Stelle gesunder Sinnlichkeit. — Das sind
im allgemeinen ihre Kennzeichen. Sie ist internationale
Kunst und nicht Heimatkunst. Sie ist Modekunst und wird
vergehen wie eine Mode. Sie gleicht einer tauben und un-
fruchtbar gebliebenen Blüte, denn ihr felilt die befruchtende
Wirkung der klassischen Kunst.
Nicht diese Moderne kann einen gesunden Einfluß auf
unsere Gartenkunst haben, denn Manier an Stelle von Eigen-
art, äußere Formen ohne innere Wahrheit zeigen schon
die meisten unserer heutigen landschaftlichen Gärten. Sie
sind oft Virtuosenhaft konstruiert, trotzdem lassen sie ims
kalt, sie sind nur Gehirnarbeit, ReLßbrettarbeit, aber nicht
Werke originaler Gestaltungskraft. Sie sind nicht „liebevoll
erdachte Produkte der künstlerischen Phantasie", sondern
möglichst porträtähnlich sein sollende Kopien bestimmter Länd-
schaftsbilder ohne Ausdruck.
Bei Anlage solcher „ natiuwahrer" Gärten hat nun
größtenteils der Landschaftsgärtner oder Gartenkünstler sein
eingelerntes Schema (Meyer etc.) schon fertig in der Tasche.
Wie nun die Hausfrau die in ihrem Kochbuche vorge-
schriebene Formel: Man nehme zwei Pfund Mehl und ein
Pfund Butter bis aufs Quentchen ausführt, so verwirklicht
der Gartenkünstler die Formel : Man nehme -/a Wiese,
Vs Pflanzung und etwas Meyer, führe die Wege in kunst-
gerechten Bögen hindurch und der Garten ist fertig.
Von Gestaltung des Gartens unter Berücksichtigung ge-
gebener Verhältnisse sieht man selten eine Spur. Ist das
Terrain nicht willig, so braucht man Gewalt. Unter großen
Geldopfern werden Berge versetzt und Täler eingeebnet, da-
mit ja jede Eigenart des Terrains nach Vorschrift in sanfte
Mulden und Hügel verwandelt wird. Vorhandene wilde Be-
stände und Gebüsch sind nur Unkraut und werden durch
50 Pfennig-Sträuchelchen mit sechsstelligen Namen ersetzt
und das alles den liebgewordenen Regeln zu Liebe.
Gegen dieses geistlose Schema bei Anlage dieser land-
schaftlichen Gärten geht nun die Moderne vor und die Garten-
kunst wird sich ihrer befruchtenden Wirkung nicht ver-
schließen können. Die Moderne verlangt auch vom Garten-
künstler, daß er original gestalte und nicht nur ein
bestimmtes Landschaftsbild oder eine bestimmte Theorie nach-
ahmt und dem Terrain aufzwängt. Der Garten ist doch nicht
nur ein ,,Felzen Natur"*), er ist doch nicht nur abkopierte
Natur, er ist doch nicht nur die Verallgemeinerung eines
bestimmten Landschaftsbildes (Meyer) und noch weniger ein
wieder neugeschaffenes Restchen ehemaligerNatur (Willy Lange).
Im Garten gestaltet der Künstler nach seiner persönlichen
Eigenart die Elemente der Natur dem Gebrauchszweck ent-
sprechend zu einem abgeschlossenen harmonischen Ganzen.
Er bringt die Natur in Kunstformen. Der Garten ist daher:
„Die in Kunstform gebrachte Natur".
Diese Kunstformen können ja nach der Phantasie und
Eigenart des ausführenden Künstlers verschiedener Art sein.
Letzterer ist an keinerlei Dogmen und Lehren gebunden und
kann „frei schaffen".
Wollte man mm sagen, die geometrische Form des
Gartens sei die einzig wahre und müßte in all und jedem
Fall angewendet werden, so käme man vom Regen in die
Traufe. Man besäße dann an Stelle der landschaft-
lichen Manier eine geometrisch architektonische.**)
*) Paterson sagt: Ein Bild ist kein Fetzen Natur!
**) In diesen Fehler ist der um die moderne Sache .sehr ver-
dienstvolle Schultze-Naumburg und sein Mitläufer C. K. Schneider
gefallen, welche die Anlage eine.s Gartens für eine durchaus
architektonische Aufgabe erklären. Beide haben eben nicht ge-
nügende praktische Kenntnisse von den mannigfachen Aufgaben, die
sicli di^ni Gartenkünstler entgegenstellen. Es ist nun sicher aber
eine seltsame Ironie des Schicksals, daß Schultze-Naumburg bei
IX, 28
Die Gartenwelt.
Das Wesentliche für die Gartengestaltung ist, für den
Garten Formen von innerer Wahrheit, also Kunst-
formen, d. h. Formen für Elemente der Natur, welche aus
den gegebenen Verhältnissen heraus entwickelt sind und ihrem
Charakter imd dem Gebrauchszweck entsprechen, aber nicht
tote äußere Formen zu finden, wie freie „landschaftliche
Manier" und geometrische Manier. Diese gegebenen Ver-
hältnisse können sowohl freie als auch gebundene
Formen für den Garten bedingen.
Man kann die freie und geometrische Form des Gartens
sehr wohl mit der gruppierten und zentralen Bauweise ver-
gleichen. Richtig sind beide, wenn sie organisch aus dem
Grundriß entwickelt und durch andere Verhältnisse be-
dingt sind. Falsch aber ist es, wenn die Gruppierung
durcii markierte Erkerchen, Anbauten, Türmchen
usw. erzielt werden soll. Diese sind lediglich Anhängsel
und hohle Attrappen, wie auch ein Teil unserer heutigen
Gärten nur hohle Attrappen um das Haus sind.
Leser, welche die Zeilen nur flüchtig überflogen haben,
werden sagen: Diese wahre Moderne fordert ja für uns gar
nichts Neues, das alles kennen wir ja schon lange. Wir
legen ja unsere Gärten, sowohl landschaftlich, als auch regel-
mäßig an. Wir vermengen ja beide „Stilarten". — Dem auf-
merksamen und logisch denkenden Leser wird aber der
Schwerpunkt, worauf alles ankommt, nicht entgangen sein,
nämlich daß landschaftliche luid geometrische Form des
Gartens nach Meyer etc. nur ein Einkleiden des
Gartens in äußere Formen und Linien ist, eine rein
technische Manier, welche aber nicht identisch ist, mit fi'eier
und gebundener Form der Gruppierung, welche aus den ge-
gebenen Verhältnissen heraus entwickelt ist. Und unsere
heutige Landschaftsgartenkuns t nach Meyer ist
nur eine Manier, da sie ein bestimmtes Landschaftsbild
(Wiesen- und Auenlandschaft) und eine bestimmte Entstehungs-
theorie (formbildende Kraft des Wa.ssers) schematisch auf jedes
Terrain überträgt. Es soll allerdings nicht verkaimt werden,
daß es eine Anzahl Talente gibt, welche diese Manier nicht
mitmachen und ihre eignen Wege gehen, aber anderseits
muß mit Bedauern festgestellt werden, daß die jetzt noch
herrschenden Ansichten über Gartenkunst durch die obigen
Ausführungen richtig chai-akterisiert sind und den künst-
lerischen Tiefstand unserer Gartenkunst zur Folge haben, wie
er ähnlich nur zur Zeit der Verballhornung des architektonischen
Gartens durch in Tierformen geschnittene Bäume und ähn-
lielie S[iielereien bestanden hat. Heute wie damals sei die
Losung: Zurück zum gesunden Menschenverstand und zurück
zur wahren Kun.st. Nur die Rollen sind vertauscht: Damals
Verknöcheruug des Gartens in architektonischer
Manier, heute Verknöcherung des Gartens in
landschaftlicher Manier.
Es ist daher hohe Zeit, daß von den modernen Garten-
künstlern energisch gegen diese Afterkunst Front gemacht
wird und daß die Gartenkünstler wieder original gestalten wie
unsere alten Meister der Gartenkunst, deren herrliciie Werke
wir noch heute bewundern. Diese Meister können heute
noch in gutem Sinne als modern angesehen werden. Die Auf-
fassungen der Gartenkunst als Kunst eines Fürsten Pücklers ent-
sprechen z. T. den modernen Kunstprinzipien derart, daß mau
sich wundern muß, wie sie (bu-ch die „Meyersclien Kunstregeln
und Lehren" verdrängt werden konnten. Seine Grundsätze:
die Eigentümlichkeit eines jeden Terrains zu studieren,
aus der Art des Terrains die Motive zu gewinnen imd sie
immer nur organisch zu entwickeln ^md nie die Natur neu zu
schaiTen versuchen, können sie nicht heute noch jedem Garten-
künstler vorbildlich sein?
Die Moderne ist keine Feindin der Landschafts-Garten-
kunst. Sie will nicht zerstören, sondern nur schadhaftes
einreißen, erneuern und weiterbauen.*)
Auch unsere Landschaftsgartenkunst hat einen guten
Kern. Sie kann uns viele Anregungen geben zu modernen
Werken. Die wahre Moderne bekämpft nicht etwa die freie
landschaftliche Gruppierung, sondern nur die „landschaftliche
Manier", die „Meyerei", den reinen Naturalismus und die
geistlose Technik. Sie erschließt der Phantasie und Eigenart
des Gartenkünstlers einen unbegrenzten Wirkungskreis.
Nur solche Gartenkünstier , die nie eine persönliche
Eigenart oder Meinung besessen haben, die nur das nach-
beten und produzieren, was größere Geister vor ihnen ge-
schaffen haben und sich in die Sackgasse ihrer verknöcherten
Anschauungen verrannt haben, bekämpfen die Moderne, deren
Wesen sie nicht verstehen können. Ihnen ist nicht zu lielfen!
Mögen sie „GärteJmacher" bleiben. Aber es sind gottlob
Anzeichen vorhanden, daß es Gartenkünstler gibt, die es mit
ihrer Kunst ernst meinen und nicht bloße Gartenfabrikanten
und Techniker sein wollen. Von diesen wollen wir hoffen,
daß sie zu einer starken Gemeinde lieranwachsen werden.
Bleibt aber die große Menge der Gartenkiinstler der Moderne
so feindselig gegenüber, so werden andere bildende Künstler
das Heft in die Hand nehmen und die Gartenkünstler können
als Handlanger jener fungieren. Darum friscli voran, beherzigt
die Forderungen der Moderne, über die ich kurz noch einmal
resümiere und als Programm für die moderne Gartenkunst
aufstelle.
Die Moderne fordert:
I. Daß der Gartenkünstler original gestaltet, daß er den
Garten aus den gegebenen Bedingungen, wie sie
in der Bodengestaltung, Bodenart, dem zu verwendenden
Material, vorhandener Pflanzung, Klima, vorhandener Architektur,
dem Gebrauchszweck etc. enthalten sind, logisch entwickelt,
IL Daß er nicht dem Terrain ein angelerntes
Schema eines bestimmten Landschaftsbildes oder einer Ent-
stehuugstheorie (Meyer) aufpreßt,
III. Daß er nicht bloß den Garten in tote äußere
Formen, wie landschaftliche und geometrische zwängt,
sondern in Kunstformen bringt, welche durch ihre innere
Wahrheit und Zweckmäßigkeit überzeugend wirken.
Anlage seines eignen Gartens durch das gegebene Terrain (steiler
Saaleabhang) gezwungen worden ist, einen großen Teil desselben in
freier Gruppierung anzulegen. Wenn Schnitze- Naumburg für
Gärten nur geunietrisch-arobitektonische, das ist gebundene zentrale
Formen verlangt, so müßte er analog für das Haus die gebundene
zentrale Bauweise als einzig richtige erklären.
*) C. K. Schneider glaubt durch Herunterreißen und ,,Ab-
schlachten'- einiger Fachgrößen der Moderne in der Gartenkunst einen
großen Dienst erwjpsen zu haben. Die Werke jener sind, ubwohl
sie nicht imim i il' n li.' umstellten künstlerischen Anforderungen der
Moderne frii>| ' i : , M terwerke einer virtuosenhaften Technik,
wie auch il''i M . ■ ■ ■■ Prof. Liebermann ein Meister der
Technik der llam im i,, n I i. iliehtmalerei ist. VonKunstvirtuoseii können
sich moderne Kün.stler sehr wohl viele Anregungen holen. Jene Fach-
größen haben die Meyersohe Theoiie in ihi'en Werken zur größten
Vollkommenheit entwickelt tmd .sind ihre Werke innerhalb der-
selben: Meisterwerke. Wohl aber sind jene als größte Feiade jeglicher
Gartenkunst zu betrachten, welche die Meyersche Tlieorie durch
geistlose Nachahmung bis zur Karikatur versimpelt und „herunter-
gelandschaftert" haben.
334
Die Gartenwelt.
IX, 28
IV. Daß er nie versucht die Natur nur zu kopieren
oder neu zu schaffen (Lauge), was ihm ja doch nie so ge-
lingen kann, daß es überzeugend wirkt.
Quintessenz: Der „verknöcherte" Landschaftsgarten muß
dem original „gestalteten" Garten, gleich wie in welchen
äußeren Formen weichen.
Nachschrift des Verfassers. In einer Erwiderung in No. 18,
Seite 207, der Gartenwelt versucht Krone die völlig haltlose Be-
hauptung, die Gartenkunst sei nicht rückständig, aufrecht zu erhalten.
Seine letzten Ausführungen beweisen, daß er das Wesen der Moderne
vollständig verkennt. Er sclireibt, die Moderne sei ein neugetundenes
Kunstprinzip, das es jetzt jedem ermöglicht, aus sich heraus zu
schöpfen, unbehindert durch Regeln, Vorbilder und kunsthistorisohe
Wissenschaft. Die alten Meister, welche dieses neugefundene Kunst-
prinzip logischerweise nicht gekannt und nicht aus sich heraus ge-
schaffen haben können, müßten demnach nur Kopisten und Stiimpor
gewesen sein. Zu dieser Kroneschen „Entdeckung" paßt der von
ihm angeführte Satz: Die Kunst werde nie wieder etwas Tüchtiges
hervorzubringen imstande sein, wenn nicht alle Museen und Gemälde-
galerien verbrannt würden (Seite 208). Und Krone sagt weiter: „Groß-
mann klammert sich an das Schlagwort Proportion. — Was sind denn
gute Verhältnisse? Wir können sie nicht konstruktiv ermitteln trotz
Hogarth und Bochenek. und das ist gut!" Ich frage dagegen
Herrn Krone, ob er einmal etwas vom „goldenen Schnitt" gehört
hat. Das ist nämlich eine der vielen guten Proportionen, die
ein jeder Künstler fühlt und in welchem ein Verstoß gegen dieselben
ein gleiches Unbehagen hervorruft, wie der schrille Ton eines scharfen
Messers auf einem Teller. Wenn jemand diese guten Proportionen
allerdings erst „konstruktiv" ermitteln muß, so kann ich ihm nur
raten, stets ein Metermaß bei sich zu führen. Aus den übrigen
Ausführungen Krones geht meines Erachtens deutlich hervor, daß
Krone Moderne mit Naturalismus verwechselt, wenigstens insoweit
als er seine löOjährige, jubiläumsreife „Moderne der Gartenkunst",
nämlich die rein naturalistische Landsohaftsgärtnerei in Vergleich
stellen will mit unserer heutigen Moderne. Moderne und Naturalismus
sind aber durchaus nicht identisch \ Der reine Naturalismus war
eine Kinderkrankheit der Moderne, welche sie schon längst über-
wunden hat, die Landschaftsgartenkunst aber noch nicht. Ergo hinkt
die Gartenkunst hinten nach! ergo ist die Gartenkunst rückständig!
Krone handelte zum mindesten leichtherzig, als er eine so tief-
gehende Kunstbewegung wie die Moderne mit einigen Phrasen er-
klären und abtun wollte. Mit einer feinen allerdings unbewußten
Selbstironie spricht er gegen den Schluß seiner Arbeit in No. 18
Seite 209 von „unverstandenem Gerede" über die Moderne.
Fragen und Antworten.
Beantwortung der Frage 310. (Verspätet eingegangen. Vgl.
No. 2ü.) Wie kann man frühe Aussaaten von Gemüsen im Mistbeet
vor Mäusen schützen?
Im Herbst, wenn ich beobachte, daß wir einer Mäuseplage ent-
gegengehen, lasse ich bereits zu dieser Zeit Zweige und Äste von
wilden Rosenbüschen, wie man sie an Grabenrändern häufig antrifft,
schneiden; auch andere bedornte Zweige, z. ß. Gleditschien etc., sind
brauchbar; je reichlicher solche Zweige mit Dornen besetzt sind,
desto besser. Die Zweige werden so getrocknet, daß die Augen ein-
schrumpfen und später nicht mehr zum Austreiben kommen. Über
die Mistlage lege ich nun, ehe die Erde aufgebracht wird, eine ganze
Schicht solcher Zweige, damit sich wühlende Mäuse überall stechen
können; besonders gebe ich noch acht, daß entlang der Kastenwand
die Schicht sehr dicht aufgelegt wird. Auf diese Weise habe ich
bisher stets die lästigen Mäuse von den Mistbeeten fernzuhalten ver-
mocht; sollten doch hier und da Rosenaugen durchtreiben, so werden
die Triebe weggeschnitten; bei gut abgetrockneten Zweigen darf das
Austreiben jedoch nicht vorkommen. Neben diesen Vorsichts-
maßregeln darf man selbstverständlich das Fangen der Mäuse in
Fallen und das Legen von Gift nicht unterlassen. Ich habe gefunden,
daß es auch gut ist, öfters mit dem Gift zu wechseln; diese Be-
obachtung machte ich besonders im Herbst bei in Kästen aus-
gepflanzten und für Allerheiligen vorbereiteten Nelken und Levkojen.
Überwintert man in Holzkästen Lack in Töpfen, so können an dieser
Pflanze die Mäuse oft großen Schaden anrichten; sie fressen den
Lack bis dicht zum Topfrand auf; hier hilft dann eben nur Abfangen
und Streuen von Gift in obenerwähnter Abwechslung. H. Brt.
Beantwortung der Frage No. 312. Kann jemand zu-
verlässigen Aufschluß über die Gehilfenverhältnisse in England
geben? Ist es für Deutsche vorteilhaft, dort Stellung anzunehmen?
Wohin wendet man sich und wie sind die Gehaltsverhältnisse und
Anforderungen?
„Bleibet im Lande und nähret euch redlich, rücket zusammen
und füget euch fein; mache nur keiner zu breit sich und schädlich,
so ist für alle das Land nicht zu klein."
Diesen Vers, dessen erste Zeile schon Herr Richter den
Lesern der Gartenwelt im achten Jahrgang, Seite 428, seinem Artikel
voransetzte, möchte auch ich dem Fragesteller als Antwort geben,
denn es muß leider gesagt werden, daß die Wanderlust bei den
deutschen Gärtnern zu rege ist, weshalb, das werden wir in folgendem
sehen. Ich wunderte mich schon im vorletzten Winter an der
Riviera, daß von Herbst bis Weihnachten die Gärtner, größtenteils
Deutsche, tagtäglich angewalzt kamen und oft in einem ziendioh
heruntergekommenen Zustande, dabei die dortige Sprache incht
kennend. Wie es ihnen ergeht, das ist wohl leicht zu erdenken.
Ein kleiner Bruchteil von ihnen findet Stellung, andere gehen in die
Hotels und vemchten dort Lohndienste, und nicht die wenigsten
endlich kehren dem schönen Süden nach vielen Entbehrungen, nach-
dem ihr Geld draufgegangen, den Kücken. Das Schlimmste jedoch
ist, daß viele solcher Heimgekehrter dann ihren Kollegen in der
Heimat die Sache in böswilliger Absicht glänzend ausmalen und in
vielen die Wanderlust rege machen. Frug man diese um Stellung
anklopfenden Gärtner, weshalb sie so ohne Mittel und Sprachen-
kenntnis ins Ausland gingen, so erhielt man zumeist die Antwort,
daß ein Kollege gesagt habe, daß man im Winter reichlich Arbeit
finden würde u. s. f. ' Das hier Angeführte ist zwar nicht als Regel
hinzustellen, denn schon mancher intelligente junge Mann hat ohne
größere Mittel sein Glück im Auslände gefunden, jedoch ist die Zahl
dieser letzteren sehr klein.
Vor allen Dingen sohle sich der Gärtnergehilfe in Deutschland
tüchtig ausbilden ; das Land und die Leistungen der deutschen
Gärtnereien sind jedenfalls groß genug, daß er es kann. Man sollte
nicht davon träumen, im Auslande auf Rosen gebettet zu sein, und
somit, wie man sich oft auszudrücken pflegt, denken, nicht nötig zu
haben, die Schuftereien in den deutschen Handelsgärtnereien durch-
zumachen. Gerade der englische Handelsgärtner sieht sehr auf einen
tüchtigen praktischen Gärtner; fein klingende Zeugnisse oder selbst-
lobende Reden finden bei ihm wenig Anklang. Er pflegt, wenn er
einen jungen Mann engagiert, zu sagen : Wenn Sie in ihrem Fache
ein tüchtiger und flotter Mann sind, werden Sie sich bei mir nicht
zu beklagen haben und ich werde Ihnen dann lieber 20 als 18 Mk.
zahlen. Er sieht auch größtenteils darauf, daß man beabsichtigt,
länger als einige Wochen oder Monate in .seinem Geschäfte zu bleiben.
Es ist ihm in der Mehrzahl auch rühndichst nachzusagen, daß er
seine Leute anständig behandelt und sie nicht nur auszupressen
sucht, wodurch er nur gewinnen kann, indem jeder ehrlich Denkende
seiner Untergebenen sein ganzes Interesse zum Gedeihen des Geschäfts
einsetzt.
Also vor allem möchte ich dem Fragesteller raten, wenn er
auf eine bessere Stelle in England i-eflektiert, sich erst als tüchtiger
Gärtner auszubilden, falls er es noch nicht ist, um auch in Wiiklich-
keit für die deutschen Gärtner Ehre einlegen zu können. — Ein
Herr Hortus äußerte sich im achten .Jahrgang, Seite 526, dahin, daß
es in England und in den Vereinigten Staaten keine Gehilfen in
unserem Sinne gäbe, daß, wer heute als Anstreichergeselle arbeite,
morgen als Gärtner Aufnahme fände. Nun, ich muß sagen, daß ich
das bis heute in England noch nicht viel gefunden habe, wenigstens
sind solche Leute, wo sie eingestellt werden, für den Anfang Garten-
IX, 28
Die Gartenwelt.
arlieiter und keine Gehilfen; erst wenn sie sich mit der Zeit durch
Intelligenz und Fleiß über gelernte Gärtner erheben, dann werden sie
den Gehilfen gleich erachtet. Man kann es auch in Deutschland
finden, daß eingearbeitete Arbeiter selbst für bessere Arbeiten wert-
voller sind als manche GUrtner und bevorzugt werden. Nur mit
("lelegenheitsgärtnern könnten auch die englischen Handelsgärtnei-
nicht soviel leisten, als man es von ihnen hört und sieht. Ich habe
ferner viele englische arbeitnehmende Gärtner, Gehilfen und Ober-
Gärtner kennen gelernt, von denen man sagen kann, daß es tüchtige,
praktische Leute sind. — Der im Ausland tätige deutsche Gärtner
inuJ3 feiner, selbst wenn er tüchtig ist, manches Ungemach über-
winden, wofür ich ein Beispiel geben kann. Vor kurzem besuchte
i'in deutscher Gärtnergehilfe arbeitsuchend die hiesige Gärtnerei, er-
zählte mir dann, daß er schon seit Weihnachten ohne Arbeit herum-
laufe, ferner bei seiner Ankunft hier in England im letzten Mai \ner
Wochen bummeln mußte, bevor er eine Stelle fand. Nachdem er
mich über das Gehalt, welches man in hiesiger Gärtnerei zahle, frag,
fing er an, auf England zu schimpfen über weniges Gehalt, schlechte
Lebens- resp. Kostverhältnisse etc. Ich gab dem guten Manne nun
den Bat. zu Muttern zurückzugehen, denn wenn man ins Ausland
ginge, müßte man im Voraus wissen, daß dort die Sitten und Ge-
bräuche nicht die gleichen wie zu Hause seien. Er erzählte mir
darauf, wie tüchtig er sei, und daß ihm seine Stelle ungerechter-
weise gekündigt wurde. Ich hätte nun letzteres auch geglaubt, wenn
er mir nicht, als ich ihm sagte, daß in hiesiger Gärtnerei abends bei
Dunkelheit, bis um 6 Uhr bei der Lampe gearbeitet würde, erzählt
hätte, daß sein voriger Prinzipal dies auch wünschte, er jedoch stets
bei Dunkelheit aufgehört habe zu arbeiten. Jetzt wußte ich aller-
dings nicht, ob ich den Mann bemitleiden oder ausschelten sollte.
Solche Fälle von stellenlosen Gehilfen habe ich in kurzer Zeit mehrere
kennen gelernt. Monatelang waren die Leute ohne Beschäftigung,
und ich weiß sicher, es waren unter ihnen richtiger denkende und
handelnde Leute als ersterer. Der geehrte Fragesteller wird aus
<liesem allem schon genügend herausgefunden haben, daß es wenig
ratsam ist, in der Hoffnung auf angenehmeres Arbeiten oder höheres
Gehalt nach England zu gehen. Ist er jedoch tüchtig, besonders als
praktischer Kultivateur, und wünscht er seine Kenntnisse noch zu
erweitern, dann kann England jedenfalls von Vorteil für ihn sein.
Di 3 beste Zeit, Stellung zu erhalten, ist von Mitte Februar bis
Anfang April. Die erste Zeit muß er jedoch, besonders wenn nicht
der englischen Sprache mächtig, zufrieden sein, in niederen Stellungen
Unterkunft zu finden, sei es z. B. in Gurken- und romatentreibereien,
was ein ziemlich anstrengendes und in der feuchten Hitze der Häuser
ungesundes Arbeiten ist. Er kann auch in besseren Topfpflanzen-
ijartnereieu Stellung finden, doch wird er auch hier, so lange er der
Sprache nicht mächtig ist, nicht in den besten Chancen stehen. Was
las Gehalt und die Behandlung in den englischen HandeLsgärtnereien
anbetrifft, so kann man diese im Durchschnitt nicht schlecht nennen.
Man zahlt Anfängern, welche der Sprache nicht mächtig sind, in
Topfpflanzengärtnereien 10 bis 20 Mk. und in Gemüsetreibereien 20 bis
•-'4 Mk. wöchentlich. Die Arbeitszeit ist von 6 bis 6, Überstunden so-
wie nötig zu verrichtende Sonntagsarbeit werden mit 4 bis .ö pence
(?,0 bis 40 Pfg.) die Stunde bezalilt. An Pausen .sind eine Stunde für
Mittagessen und eine halbe Stunde für Frühstück üblich. Sonnabends
wird in den meisten Gärtnereien um 5 Uhr aufgehört. Für Kost und
Wohnung zahlt man 12 bis 1.5 Mk. wöchentlich außerhalb Londons,
wo sieh die meisten Gärtnereien befinden. Auf schriftliches Engagement
kann man besonders von Deutschland aus, mit Ausnahme vielleicht
der weltbekannten Gärtnereien von Sander und Veitch, die nur
12 Mk. Anfangsgehalt zahlen, nicht rechnen. Was die Gurken- und
Tomatengärtnereien anbetrifft, so werden dort stets eine Menge,
vorzugsweise die zuletzt eingetretenen Gehilfen, im Herbste entlassen
und ist es dann manchmal schwierig für den Winter dauernde Stellung
zu finden. Es würde zuviel Raum in Anspioich nehmen, wollte ich
die Adressen aller derjenigen Firmen hier anführen, welche deutsche
Gärtner engagieren, übrigens hat der deutsche Gärtnerverein in
London eine Liste aller dieser Firmen aufgestellt und stellt er
dieselbe allen zureisenden Kollegen, welche daram bitten, in lieben.s-
•würdiger Weise zur Verfügung, auch bei Versammlungen können
zureiseude Kollegen von hier ansässigen hören, wo ungefähr Stellen
vacant sind. Die Adresse des deutschen Gärtnervereins ist: The
German Gardener Society, Weddes Hotel, Creekstreet, Soho Square,
London.
Zum Schluß möchte ich zur Warnung für unerfahrene
Kollegen noch den Bat geben, sich auf der Reise, aber namentlich
in London selbst, vor Gaunei-n in Acht zu nehmen. Man könnte
hier wohl denken: nun dann müßte man doch noch nicht von zu
Hause weggekommen sein, um das nicht zu wissen. .ledoch in den
ersten Wochen meines Hierseins in England erlebte ich zwei Fälle,
daß junge und man möchte sagen intelligente junge Leute, mit London
noch unbekannt, einer um eine sehr beträchtliche Summe Geldes und
der zweite um eine Uhr gekommen war. Die schlimmsten solcher
Gaunei- treten in London größtenteils als äußerst liebenswürdig er-
scheinende hilfsbereite Landsleute auf und man sei ihnen gegenüber,
wenn noch nicht hier bekannt, möglichst abweisend, wenn sie .sich
als Landsmänner zu Liebesdiensten anbieten.
Peter Geier, Riohmond.
— Über die englischen Gehilfen- und Lohnverhältnisse glaubt
Schreiber dieser Zeilen durch längeren Aufenthalt in England sich
ein Urteil erlauben zu können : Um als Deutscher in England, speziell
London Stellung zu erhalten, wende man sich an den deutschen
Gärtnerverein zu London, wodurch man stets genaue Auskunft er-
halten kann, da dieser Verein im Durchschnitt 35 Mitglieder zählt.
(Adresse findet der Leser oben). Die Arbeitsverhältnisse sind in England
ebenso verschieden wie im deutschen Vaterlande. Die Arbeitszeit
ist gewöhnlich von 6— ö Uhr mit l'/j— 2 Stunden Pause. Als Lohn
werden im Durchschnitt für einen frisch importierten Deutschen in
Topfpflanzenkulturen 15 bis 16 Mk. pro Woche gezahlt, ein Lohn,
der zum Verhungern zu viel und zum Sattwerden zu wenig ist.
Nach 6 bis 8 Wochen steigt jedoch der Gehalt schon bis 18 Mk.
und nach eipem Jahr wird einem tüchtigen Kultivateur selten unter
22 bis 24 Mk. bezahlt. Sonntagsdienst und Überstunden werden
extra vergütet. Lohnzahlung und Kündigung sind wöchentlich.
Der geehrte Leser möge, wenn er obigen Gehalt von 15 bis
16 Mk. liest, nicht denken, daß der englische Arbeitgeber nur Aus-
länder anstelle, um billige Arbeitskräfte zu haben; nein, sobald ein
Deutscher sich eingelebt hat und mit den dortigen Verhältnissen
bekannt ist, wird ihm der Gehalt erhöht, denn die englischen Prinzipale
wissen die deutschen Gärtnergehilfen sehr wohl zu schätzen und für
verantwortungsvolle Posten werden mit Vorliebe Deutsche engagiert,
denn der deutsche Gärtner gilt als zuverlässiger als der englische.
Ich will durchaus nicht den Stab über die englischen Vettern
brechen, aber ich rede auch nur von deutschen Gärtnern, die Lust
und Liebe zum Berufe haben und darnach streben, die Achtung, die
man im Auslande den deutschen Gärtnern zollt, auch hochzuhalten
und fernerhin zu wahren, aber nicht von sogenannten Arbeits-
maschinen, die die Arbeit vollbringen, nur um die Zeit totzu-
schlagen und nicht darnach fragen, was später aus den Pflanzen
wird. Wenn solche Herren Gärtnergehilfen beabsichtigen ins Aus-
land zu gehen, so mögen sie den wohlgemeinten Rat annehmen,
zu Hause zu bleiben; an solchen Leuten ist auch im Ausland kein
Mangel.
Will jedoch ein Gehilfe sofort höheren Gehalt beziehen, so
muß er im Frühjahr in die Gurken-, Wein- und Tomatentreibereien
gehen, er wird sofort 20 — 22 Mark erhalten, nach der Saison jedoch
den Abschied.
Die Frage, ob es ratsam sei, sich eine Stellung schon vorher
zu verschreiben oder nicht, kann ich dahin beantworten, daß, wenn
Jemand eine gute Firma kennt, er sich dort einen Poston vorher
sichern soll. Geht man ohne Stellung nach England, so ist es leicht
möglich, daß vier bis fünf Wochen vergehen können , . ehe man ein
geeignetes Unterkommen findet; denn nicht jede Fii-ma stellt einen
eben vom Mutterlande gekommenen Deutschen ein, sondern es werden
solche Leute bevorzugt, die schon ein Jahr in England gearbeitet
haben. Ein Zeugnis eines englischen Prinzipals gilt dem Engländer
mehr als zehn deutsche.
Deshalb möge sich jeder vorei-st prüfen, ob er auch in allen
Fächern tüchtig und auch im Stande ist, seinem Vaterlande und
Die Gartenwel
seinem Stande Ehre zu inachea. Dies kann er jedoch nur erreichen,
wenn er von Anfang an danach strebt, durch geeignete nützliche
Lektüre und schriftliche Arbeiten seine Kenntnisse nach jeder Richtung
hin zu erweitern. Nur so ist es ihm möglich, den Stand der
deutschen Gärtner zu heben und das allgemeine Wohl zu fördern,
aber nicht durch Streiks und übertriebene Lohnforderungen. Ein
tüchtiger Gärtner wird auch heute noch gut bezahlt und wird überall
sein Brot finden. Eugen Berndt, Cöln.
Neue Frage No. 330. Welches sind die besten literarischen
Hilfsmittel zum Selbstunterricht im Entwerfen und Zeichnen von
Gewächshäusern. Mistbeeten, Heizungsanlagen ?
Neue Frage No. 331. Wie ist die Anzucht und Kultur von
Veilchenhochstänimen ?
Neue Frage No. 332. Woher kommt es, daß Veilchenblumen,
besonders die Blumen des Bismarokveilohens, so weich und hinfällig
werden y Heute noch ganz gut aussehend, konnten sie gebündelt
werden, waren aber am anderen Tage eine breiartige Masse? AVer
kennt die Ur.sache und weiß Abhilfe?
Neue Frage No. 333. Worin unterscheiden sich die Himbeer-
sorten ,.!iiUards bnmerlragcnde" und ,,Immertragende ron Feld-
brumien''-Y Ich habe bei einer Vergleichspflanzung keinen Unter-
schied herausfinden können.
Neue Frage No. 334. Gibt es ein wirksames Mittel gegen
Ameisen in Orchideen-Häusern, wo sich in Töpfen Nester be-
finden, ohne diese umpflanzen zu müssen?
Neue Frage No. 335. Wie kommt es, daß Weintrauben,
wenn sie in voller Schönheit dahäugen, auf einmal ganz grau werden
und nicht mehr genießbar sind? Dies geschieht schon seit zwei Jahren.
Der Weinstock ist jetzt 10 Jahre alt.
Neue Frage No. 336. Von einer großen Neuheitenfirma er-
hielten wir ..Verniehrungspflanzen'-, die derartig zurückgeschnitten
waren, daß auf den 15 cm hohen Stengelteilen nichts Grünes zu
finden war. Im Hinblicke darauf stellen wir die Frage: Können
derart geplünderte und verschnittene Pelargonienpflanzeu als Ver-
mehrungsptlanzen angesehen werden?
Wir bitten unsere Leser, im Interesse des Berufs, sich zahl-
reich an der Beantwortung der gestellten Fragen zu beteiligen.
der an dem Eröffnungsaktus selbst teilnehmen will. Das königliche
Ministeiium des Innern hat jetzt fünf Staatspreise für Warmhaus-,
Kalthaus-, Freilandpflanzen. Rosen und Baumschulartikel bewilligt.
Auch von anderen Seiten wurden eine Reihe von Ehrenpreisen für
die Ausstellung bestimmt.
Corbach (Waldeck). Der verstorbene Kaufmann Ernst Hartwig
in Hamburg hat seiner Vaterstadt Corbach 5000 Mark als ersten
Kapitalstock zur Anlage eines Stadtparkes vermacht.
Magdeburg. Der Verein selbständiger Handelsgärtner beschloß
einstimmig die Abhaltung einer Frühjahrs-Pflauzenbörse für Anfang
Mai. Auswärtige Aussteller sollen zugelassen werden.
Mühlhausen i. Th. Der hiesige Ver-schönerungs-Verein über-
trug die Projektierung und Ausführung einer städt. Anlage mit
Teichen und Wasserfällen dem Garten-Architektrn und Grubenbesitzer
J. Gottfried Mehler in Hamburg, Kotherbaum-Chaussee.
Rheinland. Die Stadtverordneten zu Ürdingen beschlossen,
die Teichanlage im Stadtpark um einen Morgen zu vergrößern. Das
hierbei gewonnene Erdmaterial soll zur Anschüttung einer neuen
Straße Verwendung finden. Die Kosten belaufen sich auf 10000 Mk.
— ■ Die großen Rasenflächen im fiskalischen Teil des Düsseldorfer
Hofgartens hatten im vorigen Sommer sehr unter der Trockenheit zu
leiden. Um Abhülfe zu schaffen, ist man gegenwärtig bemüht, die
Wasserleitungen zweckentsprechend zu vermehren. — Der Barmer
Verschönerungsverein, der die Barmer Anlagen in der Hauptsache
unterhält, hatte am 1. Januar d. J. 2177 Mitglieder mit ]4lL'5 Mk.
Beiträgen gegen 2092 Mitglieder und 13827 Mk. Beiträgen im Vor-
jahre. Die Schulden wurden um 27 523 Mk. vermindert und belaufen
sich auf 681810 Mk. Die Jahresrechnung schließt in Einnahme und
Ausgabe mit 125593,17 Mk — Die Stadtverordnetenversammlung
zu Düsseldorf bewilligte für die Bepflanzung der Uferstraße zwischen
Strom- und Gladbacherstraße 3000 Mk., für die Kaiserswertherstraße
zwischen Benkstraße und Stadtgrenze 6400 Mk., für die Moorenstraße
4769 Mk., für den Merowingerplatz 2300 Mk., für die Kleverstrase
zwischen Koß- und Kaiserswertherstraße 6700 Mk. und für den
Kleverplatz 13400 Mk.
Personal-Nachrichten.
Tagesgeschichte.
Cassel. Im Rahmen der Gewerbe-Ausstellung, die hier im
Laufe des Sommerhalbjahres stattfindet, werden auch gärtnerische
Erzeugnisse vertreten sein. Trotzdem im Jahre 1906 eine besondere
Gartenbauausstellung für den Bezirk Cassel veranstaltet wird, be-
teiligen sich die Gärtner aus der Stadt und dem Landkreise Cassel
auch an der Gewerbe -Ausstellung. Am 8. März erstattete der Vor-
sitzende der gärtnerischen Ausstellungsabteilung, Herr Kgl. Garten-
inspektor Junge, im Casseler Hof einer Anzahl von Ausstellern
einen Bericht über den Stand der Vorarbeiten. Danach sind bis
jetzt angemeldet ca. 300 Quadratmeter im Freien und ca. 500 Quadrat-
meter unter Dach. Die gärtnerische Ausstellung wird teils eine
dauernde, teils eine periodische sein, und jedenfalls zur Verschöne-
rung der gewerblichen Abteilungen und zur Hebung des Oesamt-
eindrucks wesentlich beitragen.
— Die Auguste Förster - Stiftung wird auf Anregung des
Frauenbildungsvereins zu Cassel eine neue Gartenbauschule für
Frauen ins Loben rufen, die jungen Mädchen und Frauen Gelegenheit
geben wird, sich im Gartenbau, in der Hauswirtschaft und Kleintier-
zucht gründlich auszubilden. Diese Schule wird zu 'Ostern in Ober-
zwehren bei Cassel eröffnet. Die Casseler Landwirtschaftskammer
hat der Anstalt die Erlaubnis zur Benutzung der Lehrmittel des
vorzüglich geleiteten, 35 Morgen großen Pomologischen Instituts zu
Oberzwehren gegeben. A. W.
Chemnitz. Das Komitee für die 2. Erzgebirgische Gartenbau-
Ausstellung 1905 beschloß, den Eröffnungstermin der Ausstellung
vom 28. August auf den 25. August, mittags 2 Uhr zu vo liegen mit
Rücksicht auf König Friedrich August, den Protektor der Ausstellung,
Vernntwortl. Redaktenr: Mai H esdiirf fer , Berlin. — Verlai; t. Richard Carl S
Behrens, Franz, trat von der Redaktion der deutschen
Gärtner-Zeitung, Organ des deutschen (nationalen) Gärtner- Verbandes
zurück, da er in den Vorstand des Gewerkvereins christlicher Berg-
arbeiter eintrat und nach Essen übersiedelte.
Citek, Ernst wurde zum Gartenbaulehrer an der Ackerbau-
sohule zu Szihigysomlyo ernannt.
Grix, Ernst, bisher Herrschaftsgärtner m Charlottenburg, über-
nahm die städt. Gärtnerstelle in Beelitz (Mark).
Johst, Franz, gräil. Thunscher Obergärtner in Tetschen (Elbe),
bekannter Kultivateur, f im März. Johst war ein Sohn des um den
böhmischen Gartenbau hochverdienten gleichnamigen Gärtners, der
1862 an den Folgen eines Jagdunfalls starb. Der Urgroßvater des
Verstorbenen war der fürstl. Auerspergsche Ziergärtner Franz Johst.
Kaschner, Reinhold, Horrschattsgärtner in Reesewitz bei Oels,
wurde das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.
Maaß, Harry, bisher städtischer Gartentechniker in Magdeburg,
trat am 1. April eine gleichartige Stellung in Kiel an.
Nieter, Friedrich, Gärtnereibesitzer in Nauen, f am 17. März
dieses Jahres.
Noack, Georg Heinrich Ludewig, Rentner, früher Handels-
gärtner in üarmstadt, f '^^ 22. März im 86. Lebensjahre.
Scheurig, Hermann, Gärtner in Berlin, wurde das Allgemeine
Ehrenzeichen verliehen.
Schmidt, Stadtgärtner in Dortmund, soll zum Stadt-Gai'ten-
inspektor ernannt werden.
Sperling, L., Ktmst- und Handelsgärtner in Zörbig bei Halle,
und Frau feierten am 25. März das Fest der Goldenen Hochzeit.
:hmidt i Co., Leipzig. — Druck; Anhalt. Buchdr. Guienberg,
Dess
Illustriertes Wochenblatt für den o-esamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
15. April 1905.
No. 29.
Nachdruck und Nachbildung aus dam Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Ausstellungsberichte.
Friihjalirs-Ausstelliiiig von Zwiebel- und Knolleii-
gewiichsen zu Haarleni vom 17. bis 21. März 1905.
Von Handelägärtuer H. J. Schütz.
(Hierzu sechs Abbildungen.)
Sh'me zahllose Besuchermenge hatte der Eröffnungstag in
die blütenreiche Ausstellung gelockt, die es dem Berichterstatter
erschwerte, bis ins Einzelne gehende Aufzeichnungen zu machen.
Dafür mögen die diesem Bericht beigefügten vortrefflichen
Abbildungen dem Leser einen Begriff von der Schönheit der
vertreten gewesenen Gruppen blühender Zwiebel- und Knollen-
gewächse geben.
Wohl die bedeutendste Leistung der Ausstellung bot die
rühmlichst bekannte Firma G. G. van
TTibergen, Haarlem. Mehr als zehn
große Gruppen, die sich durch hervor-
ragende Kultur und Reichhaltigkeit der
vertretenen Sortimente auszeichneten,
hatte diese Firma gestellt. Ich erwähne
zuerst ein selten schönes Sortiment von
75 verschiedenen Zwiebel- und Knollen-
gewächsen, die ein reizendes Gesamtbild
ergaben. Besonders ins Auge filleml
waren: Anemone nemorosa grdfl.,Aru)ii
er I II H um tHrlii o/lim-os mii.'<riroii(.-i),
l,l„l,„.>;-nnnui.<.hn,rnh,hn„.i;,rl„n,n,
(■o,n„ „llnni, ,nnl msrmH. ( '!,i,r,,,nln,m
„rnnh. <'tirta,illnis „„i/iisli/nl. i/nl/l..
Kniiülns \il,r„,i. F.nillnoiiiinH u„„r,-
vanuni. Fr,rs„i I .rirh'lln,, „lajnr, Firrsm
refradfi alha. inihmtlius Fnslm. /;/-
carriUea ;/ni,i:l,/lnni. Ins )l,,rnl<i. Ins
hiMnoides, Iris /uninln. Ins n-hnilalii
(Krclage), Iris sn„lj„rr„s,s. I. Snnl-
pcr.s, I.ausiana, Iris a-arlcijciisis. Isiuiih-
(Hymenocallis) calathina, Lachruiiliu
„Cawston Gern", Lachenalia „Delii/I/F,
Lilium elegans „Prince of Orangc.^^ eine
prachtvoll schwarzpunktierte orange-
farbige Lilie, die sich ausgezeichnet treiben O r u p p e
Gartenwelt. IX.
läßt, /.///'»//r, ,»n,lfs/a Knti, Mrrnuhni r„Hrns,r„. Mnscar,
JL.irnil,, lihir-. Uirhar.lni ..Snlfah,nr\ Tnllnuu ./r,unl>/l. „.
sessilr. Trojnajluw (r.urnrw. Vrllhruiun nn<l,foha. Kür (ii-s,.
Gruppe (Abb. unten) erhielt die genannte Firma die Goldene Me-
daille mit Glückwunsch der Jury. Ferner zeigte die Blrma
ein wundervolles Cyclamenbeet mit sehr seltenen Farbentünen;
darunter waren ziegelrote Sorten, die man bisher bei Cyclamen
nie gesehen hat. Dann fiel mir ein Beet gefüllter Tulpen
in 30 verschiedenen Varietäten auf und im Hintergrunde ein
Beet der Calla childsiana. Einige Sorten aus dem Tulpenbeete
notierte ich mir wegen der guten und seltenen Farben z. B.:
„fla/i: van Haarlem'-^ (violett), „Prinz von OraJiien" (orange),
„Lord Beaconsßeld'\ .Jm Parfaite'-'; „Salvator Bosa'-\ „El
toreador^" (scharlach). Mit dieser Gruppe waren verbunden
m^'>
von lünfunds
von C. G. vai
iebzig ver^ichiede^en Zwiebel-, Knollen- und Ht
1 Tubergen, Haarlem. Originalaufnahme liir (lip . G;,
;nE;ewncli<en
Die Gartenwelt.
IX, 29
zwei Tuli^enbeete von K. Steijn in Beverwijk, darunter auch
gefüllte Tulpen in allen erdenklichen Farben. Ein Beet von
Calla chüdsmna hatten auch Gebrüder den t)lder in Leiden
ausgestellt. Diese Gesamtgruppe von Tubergen, Steijn und Gebr.
den Older zeigt die Abbildung dieser Seite, sie war eine wahre
Mustergruppe; die Calla mit Riesenblumen, Tulpen blumen und
Farben etwas bisher Unerreichtes. Eine Kollektion Calla von
C. G. van Tiibergen in 20 verschiedenen Varietäten konnte
ich leider nur von ferne betrachten und die Sorten nicht
feststellen, weil die Gruppe zu tief im Rasen aufgestellt
war; wohl wäre dieses Beet eine genaue Beschreibung wert
gewesen, man durfte aber den Rasen nicht betreten. Weiter
stellte Tubei'gen verschiedene Gruppen sogen. Cottage Tulpen,
verschiedne Beete spätblühender Tulpen, große Irisbeete.
waren bei der Kollektion der Firma Ingenhoes v. Schaik,
Vorschoten, wie: „Königin Emma", „Rieh. Hol",„Scarlet Stor",
„Wilhelmina^\ „S.A. de Graaf'\ „Hubert 1. CutbusW-^ „Amazone^'-,
„E. H. Krelage^^ „Sir William'-^ „Eureka'-\ „Marie Louise'''-.
Bei der Kollektion der Firma Kouwenhoven waren gänzlich
weiße Farben, wie: „Harbinger of the Withe", „Snow White^K
Daß die Gruppen große Bewunderung fanden, konnte man
daraus ersehen, daß dieselben zu jeder Zeit von Fachleuten
imd Liebhabern belagert waren. Wir führen eine Teilansicht
dieser Amaryllis den Lesern Seite 339 luiten im Bilde vor.
Prachtvoll war eine Hyazinthengruppe von der Firma Anton
Roozen & Sohn, Overveen, bestehend aus je 10 Stück in
Pfannen gepflanzter Hyazinthen, Abb. S. 341 oben. Was Farben-
tötie und Größe der Blumentrauben anlangt, stellte diese
Tulpen- und Calla-Gruppe. Aussteller; C. G. van Tubergen, Haarlem, K. Steijn, Beverwijk und Gebr. den Older, Leiden.
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
darunter ein Beet mit 45 Varietäten. Überhaupt hatte die
Firma Tubergen unbestreitbar das Beste geleistet.
Hervorragend war auch die Gruppe von E. H. Krelage
& Sohn, Haarlem, welche Seite 339 abgebildet ist.
Diese Vorführung von 05 Sorten Darwin -Tulpen , alle
von vorzüglicher Beschaffenheit, erweckte allgemeine Be-
wunderung, denn solches Farbenspiel ist selten zu sehen.
Man hörte denn auch allseitiges Lob aus dem Munde der
tüchtigsten Fachleute, fremder und einheimischer. Besonders
auffällige Sorten waren: „Bartigon", „Ebomj'-', „Ph. de
Coniminet^' , „Europa'''', „Mauwe Clais'\ „Aiiber^\ „Gustav
Dose''-, „Whistler^\ „William Pitt^\ „Mrs. Stanley'^, „Mahony^\
„FausV-^ „Psyche^'-, „Mar gar et'-'-. Dieses Tulpenbeet war ein-
gefaßt mit prachtvollen blühenden Freesien. Amaryllis
{Hippeastrtim) waren ausgestellt von Ingenhoes van Schaik
in Vorschoten (mittelste Gruppe), J. Kouwenhoven,
Warmond und W.Warmenhoven& Söhne, Hillegora. Was
Formen und Nuancierung der Blumen betraf, waren diese den
englischen Amaryllis ebenbürtig. Besonders feine Farben
Gruppe etwas Unerreichtes dar. Dieser Aussteller erhielt
denn auch die höchsten Auszeichnungen, den Ehrenpreis des
Prinzen Heinrich der Niederlande und den Ehi-enpreis des
Bürgermeisters von Haarlem. Besonders auffallende Farben
zeigten: „Dr. Sdmepman'-', ,.Yellow Hammer'-'-, „General
Pelissier^\ „Van Spyf, „Etna^\ „Noble par Mcrite" (rot,
gefüllt), ,, Alexander von Oranien'-'- (beinahe orangefarbig),
„Isabella" (prachtvoll gefüllt, rosa). Die Firma G. v. d. Mey,
Lisse stellte eine Gruppe auf Gläsern gezogener Hyazinthen aus,
Abbildung Seite 341 unten, in mindestens Co verschiedenen
Farben. Diese Gruppe war, was Kultur mid Farbenwahl
angeht, auch die allerbeste. Wenn man es selbst nicht gesehen,
würde man daran zweifeln, daß man solche Riesenblüten-
trauben auf Gläsern heranziehen kann. Die Trauben waren die
größten, die hier gezeigt wurden, jede Traube hatte mindestens
60 — 70 ja sogar 80 einzelne Blumen. Besondere schwere
Trauben zeigten : „Isabella" , „ Van Spijk" , ,,Ka.'<tanjebloem'-'-
(Kastanienblume), „Lord Balfour'^ „Moreno", „Eeinr. Roozen'-',
„Gen. Vetter", „Lady Derby", „Conquest", „Omement",
IX, 20
Die Gartenwelt.
„L'Espcraner''. Aussteller erhielt die Goldene Medaille : höchste
Auszeichnung für Hyazinthen auf Gläsern.
Die Firma J. Blaauw & Co., Boskoop hatte eine Gruppe
von Acer palmaium, eine wirkliche Musterkollektion von
roten, gelb- und grünblättrigeu Acer ausgestellt, die auch all-
gemeine Bewunderung fand. Ferner stellte die Firma
.M. Koster & Söhne, Boskoop eine prachtvolle Gruppe,
lir.-lelii^nd aus bliilienden Wistaria i'hi/ii-iisis, verschiedenen
>'.]['■]] Si/rnii/a. Malus Scl/ci'lrr/.iri . M. florihunda und
.1/.////.V aii'./i/shfolia. raconia arh,„r.i ..KlisuhelU^ Rhododen-
i/ron chlnnitic aus. Die Firma W. Kuyk, Hiliegom
stollto prachtvolle Astilhe (Spiraea) Varietät „Königin
Wilhclmiiia" aus. Die Firma J. W. Dandey Hz. Haarlem
zeigte eine Anzahl Calla grandißora, alles Pflanzen mit 5 bis
6 Eiesenblumen. M. van Waveren Söhne stellten eine
reizende Gruppe Narzissen in sehr vielen Arten und Sorten.
Die Firma Joh. C. Gehreis, Overveen und J. H.
Kersten,Heemstede hatten sehr schöne Gruppen Hyazinthen
ausgestellt. Letztgenannte Fii-ma hatte unter ihrem Sortimente
eine fast ganz schwarze Farbe mit Namen „Kinc/ Cole'K
Die Ausstellung war in diesem Jahre riesig besucht,
auch sehr viele Ausländer waren zugegen. Der Haarlemer
Teilansicht der .\maryllis-Gruppe von Ingenhoes van Schaik. Vorschoten (Mitte). J. Kouwenhoven. Warmond,
und W. Wannenhoven cV Söhne, Hiliegom. Originalaufnahme für die „Gartenweif.
Die Gartenwelt.
IX, 29
Blumenzwiebel-Verein kann denn auch mit Stolz auf diese
Ausstellung zuräckblicken und hat Haarlem und Umgegend
wieder einmal gezeigt, daß man mit vereinten Kräften sehr
viel Schönes und Sehenswürdiges hervorzaubern kann.
Obstbau.
Über das Wurzelwachstum der Obstbäume.
Von Arthur Janson.
In der letzten Versammlung der Obst- und Weinbau-
Abteilung der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft wurde von
einzelnen Rednern der Wunsch geäußert, es möchte der Art
des Wiu-zel Wachstums der Obstbäume etwas mehr Aufmerksamkeit
gewidmet werden, da bekannt sei, daß einzelne Sorten in der
Art der Wurzelbildung sehr von einander abzuweichen pflegen.
Es klingt unwahrscheinlich, daß die Krone des Baumes einen
Einfluß auf die Unterlage habe, nachdem doch mehr als zur
Genüge erwiesen worden ist, daß die Unterlage absolut ohne
Einfluß auf den Charakter der Edelsorte ist. Diese Folgerung
ist, so selbstverständlich sie sicli anhört, aber ganz imlogisch,
wie aus folgendem hervorgeht. Die Unterlage ist nicht, wie
vielfach angenommen wird, der Ernährer des Baumes, sondern
diese Stelle nimmt die Edelkrone ein. Die Unterlage ist
nur der Mittler, der Lieferant des Rohproduktes, der rohen
Nahrungsmittel, die erst von den Kronenteilen der Edelsoi-te
in Baustoff verwandelt werden. Der Gang der Nahrungs-
aufnahme und Verarbeitung ist bekanntlich der: Aufnahme
der Rohstoffe durch die Wurzel in wassergelöstem Zustande,
alsbaldige Leitung in die Blätter der Edelsorte, dort erfolgende
Umgestaltung in Baustoffe, die dann zum Ausbau verwendet
werden. Da die Wurzel aus vielen Gründen nicht geeignet
ist, Baustoffe aus den rohen Nährstoffen zu entwickeln, so
muß sie notwendigerweise die Nähr- und Baustoffe aus der
Edelkrone empfangen, und diese Stoffe bringen in allen Teilen
das Charakteristikum der Edelsorte mit sicli. Das ver-
wendete Baumaterial erzeugt also alle Neuteile mit den
Eigenschaften der Edelsorte und das Wurzelsystem erhält in
allen nach der Veredlung erzeugten Teilen ausgesprochenen
Sortencharakter. Man möchte mir Mangel an Logik vor-
werfen, indem man einwendet : Wenn z. B. die Edelapfel-
krone stets Edelapfelwurzeln bildet und der Wildling nur ein
nebensächliches Mittelglied ist, dann müßte die Zwergunterlage
den Wuchs derselben garnicht beeinflussen, es gäbe dann
keinen Unterschied zwischen normalem Stamm imd Zwergstamm;
denn die Zwergunterlage würde auch nur wie dort Vermittler-
rolle spielen. Das ist auch in der Tat der Fall! Die Unterlage
spielt meines Erachtens nur Vermittlerrolle, nicht diejenige
eines Produzenten, die man ihi- bisher stets zugewiesen hat.
Ich weiß, daß ich hier eine Behauptung ausspreche, die, wenn
sie als wahr anerkannt wird, die Unterlagefrage, diese
bedeutungsvollste auf dem gesamten obstbaulichen Gebiet, auf
ganz andere Füße stellt und einschneidende Änderungen zur
Folge haben wird. In der Tat kommt der Unterlage eine
eigentliche Ernälu-ungsroUe garnicht zu, sondern sie ist nur
der Kanal, welcher die Leitung der Säfte besorgt. Je nach
der Leistungsfähigkeit dieses Kanals aber ergibt die Edelkrone
einen Zwerg- oder Starkwuchs. Es sind die Zwergunteriagen
nur viel schwächere Leiter als die Wildlinge. Das geht doch
schon aus der oftmals bedeutenden Differenz der Stammstärke
\vn Edelstanim und Unterlage hervor. Bei Wildlingsunter-
lage ist meistens Edelstamm und Unterlage von einer und
derselben Stärke, oft sogar ist der Wildling dicker, die Zwerg-
unterlage aber ist meist viel schwächer als der Edelstamm.
Schon die unverhältnismäßige Schwäche des Leitungskanals
läßt auf mäßige Leistungsfähigkeit schließen. Während der
Wildling allen Ansprüchen genügt, geht die Säftebeförderung
bei der Zwergunterlage nur mit großen Schwierigkeiten vor
sich, die durch das Hemmnis, welches eine jede Veredlungsstelle
ohnedies bildet, noch gesteigert wird. So staut sich der
Säfteverkehr und lagern sich an der Verdelungsstelle oft große
Mengen Nährstoffe ab. Daß diese Ablagerungen fast stets
oberhalb, selten nur unterhalb der Pfropfnarbe gebildet werden,
ist leicht dadurch erklärt, daß die bildungsfähigen, baufertigen
Stoffe aus der Krone herniedersteigen, nie von der Wurzel
kommen können, wie schon oben ausgeführt wurde. Die
Zwergwüchsigkeit ist also nicht die Folge schwachen Wachs-
tums der allerdings an sich schwach treibenden Unterlage,
sondern lediglich eine Folge der geringen Leitungsfähigkeit.
Die Stockung der Säfte erzeugt zwergartige Stämme mit
frühzeitiger Fruchtbildung, ebenso wie das Ringeln, das feste,
einschnürende Umlegen eines Bandes, auch beim gesunden
Wildlingsbaum Verzwergung hervorruft.
Gehölze.
Betrachtungen über das Lebensalter der Bäume.
Von Gartendirektor Albrecht Hermes, Breslau.
Als ich vor einigen Jahren einen Besuch des Spreewaldes
unternahm, sah ich auch die noch vorhandenen wenigen Eichen,
welche wohl ein Lebensalter von achthundert bis tausend Jahren
haben. Bei dem stets zunehmenden Bedarf an Holz müssen auch die
alten Bäume immer seltener werden, und es ist nur der Pietät ein-
zelner Großgrundbesitzer zu danken, wenn ein Bestand von solchen
alten Bitumen noch erhalten bleibt. Obengenannte Eichen, etwa
16 bis 20 Stück, sind mit Tafeln versehen, welche Namen wie
Waidmanusheil, Irmgardeiche usw. tragen. Als vor mehreren Jahr-
hunderten der Spreewald noch bedeutend ausgedehnter als heute war,
hielten sich darin Elchwild, Auerochsen, Bären, Wölfe usw. auf; aber
bei der immer mehr um sich greifenden Kultur mußten diese Tiere
ebenso wie der Bestand an alten Bäumen verschwinden. — Auch an
anderen Stellen der Mark Brandenburg gab es noch vor etwa fünfzig
Jahren sehr starke Eichen; so z. B. bei Aurich a. d. Oder im Reg.-
Bezirk Frankfurt. Eine der stärksten hatte nahe an 3 m Durch-
messer, denn es gehörten fünf Mann dazu, diesen Baum zu um-
spannen, und wenn man 1,80 m Spannweite pro Mann rechnet, so
kommt fast das genannte Maß heraus.
Ebenso besaß Schlesien ganz besonders dicke Eichen. Im
botanischen Garten in Breslau befand sich in der physiologischen
Abteilung der unterste Teil eines Eichenstammes, welcher reichlich
14 rh. Fuß Durchmesser hatte, also etwa 4'/, m. Noch jetzt besitzt
die Stadt Breslau eine größere Anzahl alter Eichen in Oswitz und
hinter Morgenau.
Ein sehr hohes Alter erreichen auf unserer Hemisphäre auch
besonders die Eiben {Taxus baeeata). Ein im Fiirstensteiner Grund
(bei Freiburg in Schlesien) stehender Eibenbaum hat 1 m 75 cm Um-
fang; sein Alter wird auf 800 Jahre geschätzt, doch sagt Göppert,
der bekannte Paläontologe (in der Mitte des vorigen Jahrhunderts), daß
der stärkste ihm bekannte Eibenbaum Deutschlands beim Kloster Witt -
warsen in der Grafschaft Bentheim 580 Jahre alt sei, denn nach
der vorhandenen Stiftungsurkunde sei dieser Baum zur selben Zeit
gepflanzt, als man den Grundstein zur dortigen Kirche legte. — In
England findet man aber Eiben weit höheren Alters. Hunter teUt
mit, daß in der Grafschaft York Stämme von A'j, bis 9 m Umfang
IX, 29
Die Gartenwelt.
Hyazinthen, je 10 Stück einer Sorte in Pfannen. Aussteller : Anton Roozen &
Overveen. Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
in der Abtei Fontaine sich vorfänden. Der dickste dieser Bäume Geldgier ztmi
besaß im Jahre 1770 einen Durchmesser von 1214 Linien, und da worauf die E
man nach der Analogie anderer Eiben weiß, daß dieselben jährlich diese Riesen
nur eine Linie in der
Stärke zunehmen, so
müßte die eben be-
zeichnete Taxus auch
1214 Jahre alt sein.
Noch andere starke
Eiben finden sich vor
in der Grafschaft Sur-
rey, eine andereTaxus
auf dem Kirchhofe
Fotheringal in
Schottland , welclie
2.öS8Linien mißt, mit-
hin ebensoviele Jahre
alt sein muß. Aber
ganz besonders her-
vorzuheben ist noch
eine von Evelyn ge-
messene Taxus auf
dem Kirchhofe von
Braburn in der Graf-
schaft Kent; dieselbe
hatte im Jahre 1600
beinahe 20 m Umfang,
ihr Durchmesser be-
trug 2880 Linien; sie
würde also, wenn sie
noch lebt, 3000 Jahre
alt sein und somit
zur Zeit Christi schon
1000 Jahre gezählt
haben. (Mitteilungen
des Geheimrats G i; p -
pert.) -
Balduin Möll-
hausen berichtet in
.seinem Tagebuch über
die in Kalifornien vor-
kommenden Sequoia gigantea (Wellingtonia
giganfea) im Mammuttal, im Calaverasbezirk,
300 Meilen nördlich von Sonora, in einem
jetzt schon sehr zusammengeschmolzenen Be-
stände. Der stärkste dieser Baume, der dicke
Baum genannt, welcher jetzt nicht mehr vor-
handen ist, hatte 96 Fuß Umfang = 30 m,
also 10 m Durchmesser. Um diesen Koloß
zu fällen, mußten fünf Mann 25 Tage lang
arbeiten und nur durch Bohren von Löchern,
welche dann durch die Axt mit einander ver-
bunden wurden, konnte dieser Riese zum
Stürzen gebracht werden. Die Zahl der Jahi'es-
ringe betrug 3000, mithin hatte der Baum
auch dieses Alter. Die Höhe dieser Bäume
betrug 100 m und Möllhausen sagt: das Er-
staunen, wenn man aus der Ferne die graden,
turmähnlichen Nadelholzbäume wahrnimmt,
die eine hohe Tannenwaldung weit überragen,
wird noch mehr gesteigert, wenn man, näher
tretend, die ungehewen Dimensionen der
einzelnen Bäume erkennt. Man traut kaum
seinen Augen, wenn man aufblickt zu den
Kronen, die auf den kräftig gewachsenen
kolossalen Stämmen meist erst in der Höhe
von 150 — 200 Fuß (50—65 m) beginnen.
Der Bestand dieser noch vorhandenen
Bäume würde wahrsoheinHch auch schon der
Opfer gefallen sein, wenn nicht der Staat die Fläche,
iume stehen, zum Nationalpark erhoben hätte. Aber
a der Pflanzenwelt worden noch von den Affenbrot-
Sohn,
U2
Die Gartenwelt.
IX. 29
bäumen odei- Baobabs (Adaiisunia digitata) übertroffen. Man trifft diese
Bäume in Senegambien, Nubien und an der ganzen östlioben Küste
von Afrika. Die dicksten Bäume, die der gelehrte Reisende Wilhelm
Peters sah, hatten GO— 70 Fuß Umfang und nach den kühnen
Schätzungen von Ädauson und Perrottet schreiben diese den von
ihnen gemessenen Adansonien ein Alter von 51ö0— 6000 Jahren zu.
schlechtem Boden gut, vertragen
Dornige und stachelige Gehölze.
Von Paul Juraß, Baumschulenweg bei Berlin.
Auch die mit Dornen und Stacheln bewehrten Gehölze finden in
unseren Gärten so mannigfache Verwendung, daß es sich wohl ver-
lohnt, die verschiedenen Arten und Abarten zu besprechen.
Die meisten dieser Gehölze sind vorzüglich zur Bildung von
großen Schutzhecken geeignet; sei es zur Umfriedigung von Garten-
grundstücken oder zur Abgrenzung einzelner Ackerflächen, z. B.
Weiden oder Viehkoppeln.
Die Anforderangen, welche man an solche Gehölze stellt, sind
folgende: Rasches Wachstum, dichtzweigiger Wuchs, große Bedornung,
vollständige Winterhärte und Gedeihen auch in weniger guten Boden-
arten. Ein Beschneiden und etwa nötiges starkes Zurückschneiden
sollen diese Gehölze auch ohne Schaden vertragen.
I. Schutzhecken.
Nachstehend führe ich die geeignetsten Arten an, und zwar in
erster Linie solche, die für sogenannte große Schutzhecken zu ver-
wenden sind; ich meine solche, die nicht direkt zu regelmäßigen
Hecken alljährlich geschnitten werden sollen, sondern mehrere Jahre
ohne Schnitt wachsen, und dann, wenn sie zu sehr in die Breite
gehen, kräftig zurückgeschnitten werden.
Die Pflanzweite bei dieser Art Hecke braucht nicht so eng zu
sein, weil es hier ja weniger auf die Dichtigkeit, als auf die Größe
ankommt; die Entfernung der Pflanzen von einander kann '/.> m,
bei kräftigen buschigen Exemplaren auch noch mehr betragen.
Rübinia Pseudaeacia L., die gemeine Akazie. Wegen des
kräftigen Wuchses und der Ansprachslusigkeit an den Boden sehr
geschätzt. Zur Anpflanzung verwende man nicht zu alte Pflanzen.
Gleich beim Pflanzen schneide man die Sträucher auf etwa '/„ m
zurück, damit sie sich nach unten verzweigen.
Oleditschia (riacanthos L., der Christusdorn. Besonders durch
seine starke Bewehrung mit großen dornenartigen, festen Stacheln
wertvoll zur Umzäunung größerer freiliegender Flächen. Der Strauch
gedeiht auch in weniger gutem Boden. Bei der Anpflanzung verwende
man gleichfalls nur junge Pflanzen, die auch im ersten Jahre nach
der Anpflanzung auf '/a >n zurückgeschnitten werden. Auch muß
hier alljährlich etwas geschnitten werden, weil sich die Pflanzen
sonst wenig verzweigen.
Orataegti^ mo-nogyna Jacq., gemeiner Weißdorn. Allgemein
geschätzte Heckenpflanze, für größere und kleinere Hecken gleich
gut geeignet. Der Strauch wächst in jedem einigermaßen nahrhaften
Boden ; er verträgt das Beschneiden sehr gut, selbst alte große
Hecken, welche schon mehrere Jahre nicht geschnitten wurden,
können ohne Bedenken stark zumckgesohnitten werden.
Oratacgus prunifolia Pers. Eine recht starkwachsendo Dom-
Art, deren Zweige nüt großen Dornen besetzt sind. Diese Art ist
mehr für gioße Schutzhecken zu verwenden, wo auf eine regelmäßige
Form der Hecke nicht gesehen wird. Ist wegen ihres reichen
Blütenflors im Frühjahr, im Herbst mit ihrer braunroten Blattfärbung
und den zahlreichen roten Früchten sehr zierend.
II. Zierhecken.
Für die Zierhecken ist die Auswahl unter den dornenartigen
Gehölzen schon etwas größer; hierzu sind besonders solche Gehölze
{r\xt geeignet, die schon von Natur aus einen dichtverzweigten
Wuchs haben.
lierberis vulgaris L., gewöhnliche Berberitze, nebst der rot-
blättrigen Form, foliia ntropurjMreis. sind beide vorzügliche Hecken-
sträucher; sie gedeihen s
auch den Schnitt.
Rosa rubiginosa L., schottische Zaunrose. Läßt sich durch
öfteres Beschneiden zu schönen Hecken erziehen, doch gibt der
Strauch auch ohne beschnitten zu werden dichte Hecken, bei letzteren
kommt der Blumenflor mehr zur Entfaltung, als bei den alljährlich
beschnittenen Hecken.
Ribes arborevm hört. {Syn. R. Qrossidaria arboreum\ Strauch
von starkem, aufrechtem Wuchs; Zweige mit großen festen Stacheln
besetzt.
Rlimnnus cathartica X,, gemeiner Kreuzdorn. Zu Hecken, die
nicht streng im Schnitt gehalten werden, sehr gut zu verwenden.
Ijycium ehinense, europaeum, rliombifolium, Bocksdorn. Be-
sonders für schlechten Boden sind diese Sträucher als Heckenpflanzen
sehr zu empfehlen.
Chaenonieles japmiiea LintlL, Syn. Cydonia japonica Per-':.
Japanische Scheinquitte. Altbekannter schöner Blütenstrauch, der zu
kleinen Zierhecken gut zu verwenden ist.
III. Dornige und stachelige Ziersträucher.
Nachstehend seien noch bestachelte und bedornte Gehölze an-
geführt, die in den Parks und Gärten als Ziersträucher besonders
hübsch und zur Anpflanzung empfehlenswert sind.
Berberis liregcens ffool,:, eine der schönsten Berberitzen. Die
hellgrüne Belaubung hebt .sich sehr hübsch von den Zweigen ab.
Im Herbste nehmen die Blätter eine leuchtend lote Färbung an.
Der Strauch wächst kräftig, aufrecht.
lierberis stenophylla Mast. Strauch von mittlerer Größe mit
leicht überhängendem Wuchs. Die schmalen, immergrünen Blätter
sind graugrün; es heben sich von ihnen die großen, sattgelben Blüten
sehr hübsch ab.
Berberis aristata (maerophylla). Ein starkwachsender Strauch
von überhängendem Wuchs. Die rötlich überlaufenen Zweige sind
mit großen Stacheln besetzt. Belaubung schön glänzend hellgrün.
lierberis densifhra Boiss. Ein noch seltener Strauch aus
Vorderasien mit hellbraunen Trieben; Belavibung meergrün. Die
Pflanze macht einen sehr zierenden Eindruck.
Von der so reichhaltigen Gattung Orafaegm sind folgende be-
sonders als Ziersträucher zu empfehlen:
Crataegus Carrierei Vauvel. Schöne großblättrige Belaubung,
die bis spät in den Herbst frisch grün bleibt. Von besonderer
Zierde sind die orangeroten Früchte, die oft im Winter noch frisch
an der Pflanze bleiben.
Crataegus maeraeantha Lodd. Strauch von unregelmäßigem
Wuchs, die Zweige sind hin und lier gebogen und nüt oft 10 cm
langen Dornen besetzt.
Crataegus cocciiKa niollis Torr, et Or., Syii. C. iiiollis Srheele,
großblättrig, Frucht groß, rot.
Crataegus saligna Oreene. Aus den Koloradobergen stammend,
in den letzten Jahren verbreiteter, mit rotbraunen Zweigen und
glänzend grünen Blättern versehener Strauch.
Crataegus Douglasü rlvularis Dipp. syn. C. rivularis Nuitall.
Starkwachsend. Die dunkelbraunen Zweige sind mit langen Dornen
besetzt. Blätter lederartig, rundlich oval.
Crataegus pinnatifida Bunge, Syn. C. dahurica. Vom Amur
stammend; noch wenig verbreitet. Der Strauch treibt am frühesten
von allen Dom-Arten aus und bringt auch seine Blumen am ehesten
zum Vorschein.
Crataegus Crus galli /.., Hahnenspornweißdorn. Strauch
wächst etwas unregelmäßig. Die lederartigen Blätter sind oberseits
dunkelgrün, glänzend. Die ziemlich großen Früchte sind ziegelrot.
Hippopha'e rhamnoides L., Sanddorn. Strauch von spairigem,
dichtzweigigem Wuchs. Die weideuartige Belaubung ist silbergrau.
Besonders zierend im Spätsommer durch die orangeroten Früchte
Gedeiht auch in ganz schlechtem Boden.
IX, 29
Die Gartenwelt.
Landschaftsgärtnerei.
Kiiie (Mscrno Zi(ultr(icko.
(ii;,
Ahhildwin.)
V or mehreren .lalnvn hatte ieh dank des liebenswürdigen Ent-
gegenkommens des Ilorrn Direktors Cordes Gelegenheit, im großen
Zentralfriedhofe zn (ihlsdorf bei Hamburg eine Anzahl Aufnahmen
zu machen. Darunter auch die auf dieser Seite im Bilde wiedergegebene
Zierbrücke. Sie führt über einen "Wasserstreifen in der Nähe des
großen Rosariums und fiel mir damals aus verschiedenen Gründen
recht auf. Einmal ihrer Farbe wegen, — sie war, wenn ich mich
recht entsinne, blaugrau gestrichen — , die sehr gegen die Umgebung
abstach. Zum andern ihrer ganzen Konstruktion halber, die mich an
Ort und Stelle seltsam anmutete, aber etwas recht Leichtes, 0
widerepiegelte. Meines WLssens hat
Direktor Cordes diese Brücke, wie
ja auch alle anderen architek-
tonischen Elemente der Garten-
anlage, selbst entworfen.
Ich weiß, daß ich damals über
diese Bräcke nicht erfreut war. Si<!
hat mich aber zu regem Nachdenken
über eine Frage veranlaßt, die ich
heute hiei- streifen möchte, über
die Frage: passen solche architek-
tonischen Elemente in eine laud-
schaftliche Anlage? Es ist soviel
darüber geschrieben worden, daß
man derartige Brücken, Bänke und
ähnliche Dinge recht naturwahr ge-
stalten soll. Dabei versteht man
unter „naturwahr' etwa unregel-
mäßig, malerisch, primitiv. Das soll
heißen, man soll Brücken etwa mit
einem Geländer aus natürlich ver-
bogenem Eichengeäst oder Birken -
zweigen, nicht aus glatten Latten
und Stangen zusammensetzen.
Auf den ersten Blick hat die
Forderung, mit den einfachsten
Mitteln so ungekünstelt als möglich
zu arbeiten, etwas Bestechendes.
.Aber doch nui' für einen Moment.
Denn wenn wir recht bedenken,
gibts doch nichts Gekünstelteres
als .solche „Naturbrücken-' oder
-Bänke. Jede Brücke oder Bank
ist ein AVerk von Menschenhand,
also nichts Natürliches. Wir bezwecken mit diesen Dingon etwas
ganz Bestimmtes. Die Brücke — um bei diesem Bilde zu bleiben —
soll einen sicheren Übergang über das Wasser bilden, ihr Geländer
soll ein Hineinfallen ins Wa.sser verhüten. Das ist alles ganz selbst-
verständlich. Aber in einer Anlage soll die Brücke auch als solche
im Landsohaftsbilde mitwirken. Das tut sie durch die spezielle Art
der Ausführung. Wir werden für kleine Brücken, über die schwere
Lasten geführt werden, in erster Linie Steine als Baumaterial
wählen. Solche Stege für Fußgänger wie der in Rede stehende wird
man meist aus Holz konstruieren, weil das am bequemsten und
billigsten sein dürfte. Wir werden, um eine in jeder Hinsicht
gute Bmcke zu bauen, danach streben müssen, sie so solid und doch
so einfach als nur möglich zu gestalten. Dies können wir nur durch
Verwendung geeignet bearbeiteter, regelmäßiger Bretter und Latten.
Sowie wir zu rohem, sog. natürlichem Material greifen, werden wii-
bei Verwendung gerader Stämme etc. wohl eine soHde Brücke, aber
keine gut wirkende, der künstlerisch gedachten Anlage sich ein-
gliedernde, erhalten. Nehmen wir nun gar ganz unbearbeitetes
Material, zum Geländer also etwa knorriges Geäst etc., so erhält das
Ganze den Eindruck von etwas Un.solidem, künstlich Zusammen-
gestöppeltem, es befriedigt uns in keiner Weise.
Wir müssen uns stark vor falscher Natürlichkeit liüten!
Doch nun bleibt immer noch die Frage offen: ist eine eiserne
lirücke wie die dargestellte nicht auch fehlerhaft? Ich empfinde
immer deutlicher, daß dies nicht der Fall ist — wenigstens solange
nicht, als die Brücke nicht dui-ch zwecklose Vei'ziei-ungen überladen
oder in ihrem Gesamtverhältnis unrichtig, unschön konstruiert ist.
Von der abgebildeten kann man das nicht sagen. Sie ist ja reichlich
ornamental, aber dies Zierwerk verkleidet nicht den eigentlichen
Charakter der Brücke, es gibt ihr nur, wie ich oben schon sagte,
etwas Graziöses.
Wichtiger ist schon die Frage : wie sollen wir solche Brücken an-
streichen V Man ist allgemein bestrebt, solchen Eisenkonstruktionen,
wie z. B. auch den Laternenpfählen etc., einen recht neutralen, un-
auffälligen Anstrich zu geben. Sie sollen möglichst wenig im Bilde
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Eise
■ne Zierbrücke in
Vom
den Anlagen des Zentralfriedhot's zu Ohlsdorf bei Hamburg.
Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen.
stören. Bei den meisten derartigen Sachen, die an und für sich gar
keinen Zierwert haben, gewöhnlich Schablonenarbeit repräsentieren,
ist es ganz gut, sie so wenig als möglich hervortreten zu lassen.
Handelt es sich indes um Dinge, die künstlerisch entwoi-fen sind und
uns an und für sich durch ihren Anblick eine Freude machen
können, so möchte ich für einen lebhaften Anstrich von reiner
Farbe — Rot, Gelb, Blau etc. — plädieren; denn gerade in der
Landschaft wirken gute klare Farben (nicht Mischfarben !) ausgezeichnet
und stören durchaus nicht, obwohl sie vielen von uns zuerst un-
angenehm auffallen mögen. Ganz mit Recht fordern ja auch Künstler,
daß wir unsere Häuser mit intensiven Farben und nicht mit dem
ewigen Grau oder Gelbgrau u. dergl. anstreichen sollen. C. K. S.
Gerätschaften.
Handzerstäubungsapparat zur Bekämpfung von schäd-
lichen Insekten und Pilzkrankheiten an Pflanzen mit flüssigen
Mitteln. Dieser Apparat ist eine Erfindung des Lehrers Karl
Busch in Lustenau, Vorarlberg, und erfchrint jetzt in wesentlich
Die Gartenwielt.
IX, 29
verbesserter Konstruktion im Handel. Er besteht,
wie die beistehende Abbildung nach einem uns zur
Verfügung gestellten Klischee zeigt, 1. aus einer
Luftpumpe, die zugleich als bequeme Handhabe
dient, 2. aus einem zylindrischen, einen Liter Flüssig-
keit fassenden Blechgefäß mit Hals, das an der
Pumpe hängt und leicht abnehmbar befestigt ist.
3. aus dem auf dem Halse sitzenden Zerstäuber
aus Hartgummi, dessen Verlängerung ein am unteren
Ende mit schlitzförmige]- Öffnung versehenes Messing-
röhrchen ist, das in die zu zerstäubende Flüssigkeit
hinabreicht. Die Luftpumpe ist durch einen Gummi-
schlauch mit dem Behälter verbunden. Dadurch
ist es möglich, den Apparat auf eine Stange, unter
Vervpendung eines entsprechend langen Schlauches
zu montieren, um Obstbäume etc. spritzen zu können.
Der Apparat darf als eine sehr brauchbare Er-
findung bezeichnet werden, da er kleine Unreinlich-
keiten in der Zerstäubungsflüssigkeit noch bewältigt
und bei mäßiger Kraftleistung eine feine, weit-
reichende Zerstäubung liefert. Zur Verwendung in
kleinen. Betrieben, namentlich in Gewächshäusein,
im Obstgarten können wir den Apparat nur empfebli'n
Er kann mit Erfolg gegen Blattläuse und gegen
alle Pilzkrankheiten, die man mit flüssigen
Mitteln bekämpft, gebraucht werden. So kann er
namentlich zum Zerstäuben von Bordeauxbrühe, Lysollösung, Kresol-
seifeuspirituslösung, Tabakextrakt, Petroleumseifenbrühe ('/o 7o P^-
troleum, 1 °/„ Schmierseife, OS'/j °/o Wasser gegen Rosenblattlaus
etc.) Verwendung finden.
Die Vorzüge des Apparates, von denen wir uns überzeugt haben,
sind "Wirksamkeit auf verhältnismäßig weite Entfernung unter
Erzielung eines konstanten Feuchtigkeitsnebels, der alle Gegen-
stände gleichmäßig überzieht, leichte Inbetriebsetzung, da Einfüllen
und unter Umständen nötiges Reinigen des Zerstäubers leicht ge-
schehen kann, Schonung der Pumpe, da sie mit den Flüssigkeiten
nicht in Berührang kommt, Dauerhaftigkeit und ünzerbrechlich-
keit. Als Nachteil will uns erscheinen, daß die Verbindung von
Pumpe und Behälter nicht derart fest ist, daß ein Heransspringen
des Behälters aus den Ösen während des Gebrauches vermieden
werden kann.
Der Preis des solide konstruierten, mit roter iU^ennigfarbe ge-
strichenen gebrauchsfertigen Apparates beträgt 9 Mark, mit Verlänge-
rungsstange nebst Schlauch 11 Mark 50 Pfg. Zu beziehen direkt
vom Erfinder Karl Bosch in Lustenau, Vorarlberg, oder von den
einschlägigen Geschäften, Samenhandlungen etc.
Handzerstäubungsapparat
Sanieii-Einhack- und Walzgerät für Rasenanlagen etc.
Von C. Sattler, Zivilingenieur, Steglitz-Berlin.
In landwirtschaftlichen Betrieben haben sich füi- das Unter-
bringen des Saatgutes Maschinen und Geräte verschiedener, zweck-
entsprechender Art eingebürgert, weniger jedoch im Gartenbau. Der
Grund dafür liegt anscheinend darin, weil sich der Techniker sagt,
daß im Gartenbau weniger ein Bedürfnis nach derartigen Geräten
vorliegt, als in ausgedehnten landwirtschaftlichen Betrieben. Der
Gärtner und Gartenbesitzer glaubt vielfach, daß sieh für die mehr
oder weniger geringe Arbeit der Aussaat die Anschaffung einer solchen
Maschine oder eines Gerätes nicht lohne, da die Sache wohl ebenso
gut und ohne großen Zeitverlust mit der Hand gemacht werden
könne. Mag diese Meinung insbesondere für Gartenbesitzer zutreffen,
so denke ich mir doch, daß der Gärtner von Beruf anders urteilt,
zumal dann, wenn er die Anlage von Rasenflächen als Landschaft.s-
gäitnor betreibt. Ein gutgepflegter Rasen ist mit die schönste Zierde
eines Gartens und Parkes, aber es ist schwer, einen lückenlosen
Rasen zu erzielen. Gewöhnlich wird die Grassaat mittelst einer
Harke mit der Hand unter die Erde gebracht. Diese Arbeit wird
in der Regel bei größeren Rasenflächen von Arbeitsleuten unter Auf-
sicht eines Gärtners gemacht. Daß dabei nicht eine
gleichmäßige Aussaat bezw. ein gleichmäßiges Unter-
bimgeu und dann ein vollständig gleichmäßiger
Wuchs des Grases erzielt wird, ist wohl klar, wenn
man in Betracht zieht, daß die Arbeit nie über-
einstimmend und gleichmäßig ausgeführt wird. Die
•Vlbeltsleute arbeiten nicht gleichmäßig, selbst der
einzelne Mann nicht. Die Harke wird nie gleich
tief und nie in gleichen Abständen voneinander in
die Erde eindringen. Durch diese Ungleiohmäßig-
keit entstehen Streifen oder aber Lücken im Rasen,
die späterhin nachgearbeitet werden müssen. Die
Lucken entstehen, wenn der Samen zu tief unter
die Erde gebracht ist und daher im Erdreich er-
stickt.
Um nun eine gleichmäßige Aussaat und daraus
folgend einen guten Rasen zu erhalten, ist von
mir ein Gerät konstruiert und auch erprobt
worden, welches die oben angegebenen Mängel be-
seitigen soll.
Die Ansprüche, die man an ein solches Gerät
stellt, ergeben sich aus den vorstehenden praktischen
Gesichtspunkten, und zwar soll durch das Gerät
der Samen gleichmäßig tief und in gleichen
Abständen unter die Erdoberfläche gebracht
werden. Es ist daher vor einer in einem Rahmen
gelagerten Walze eine von dieser in Bewegung gesetzte Vorrichtung
angeordnet, welche die Arbeit des Unterbringens des Samens beim
Überfahren der Aussaat verrichtet. Das Gerät bringt aber den Samen
nicht nur unter, sondern macht auch sofort hinterher den Erdboden
durch Einwalzen glatt. Es wird dabei an Zeit und Arbeit wesentlich
gespart. Auf die Eigenart und Konstruktion des Gerätes, auf welches
gesetzl. Schutz etc. angemeldet ist, komme ich gern zurück.
Hoffentlich wird das Gerät ein unentbehrliches Werkzeug für
Gärtner u'id Gartenbesitzer werden. Auskunft über Art und Bezug
erteile ich gern.
Schattendecken aus Kokosfaser.
il/ine Beschattung, gleich praktisch für- Gewächshäuser und Mist-
beete, haben wir in den Kokosfaser-Schattendecken erhalten, die in
neuerer Zeit zu verhältnismäßig niedrigen Preisen hergestellt werden.
Die sonst übliche Schattierung mit geöltem Papier oder Jutestoff ist
sehr wohlfeil, aber dafür gar nicht dauerhaft, und muß alljährlich
neu beschafft werden. Die Schattendecken aus Holzlatten sind wohl
dauerhaft, aber zu schwer und unpraktisch für Mistbeete, dabei ver-
hältnismäßig teuer. Schilf- oder Rohrdecken sind auch da und dort
im Gebrauch, werden sich aber wegen ihrer raschen Vergänglichkeit und
auch weil sie kaum repariert werden können, nicht einbürgern. Da-
gegen vereinigen die Schattendecken aus Kokosfasei-geflecht die Vor-
teile aller genannten Schattierungsmittel, ohne ihre Nachteile in sich
zu tragen. Sie sind infolge ihres leichten Stoffes sehr handlich, man
kann damit bequem arbeiten, gleichviel ob sie in Rahmen gespannt,
oder zum Zusammenrollen eingerichtet sind. Infolge ihres leichten
Gewichtes ist der Glasbruch unerheblich, und zusammengerollt nehmen
sie einen sehr geringen Raum ein. Die Beschattung durch die
Kokosfaser-Schattendecke ist völlig ausreichend, sie schützt voll-
kommen gegen Hagelschlag und der Wind kann ihr nicht viel an-
haben, da sie fest aufliegt. Einen besonderen Vorteil bietet die
Kokosdecke im Frühjahr und Herbst als Präservativ gegen Fröste.
Zwei Lagen Decken übereinander auf einen Mistbeetkasten gerollt,
schützen seinen Inhalt sicher vor leichten Nachtfrösten und können
ganz gut als teilweiser Ersatz für Strohdecken oder Deckläden gelten.
In der heißesten Jahreszeit bieten die Kokosfaser-Decken noch den
Vorteil, daß sie, mit AVasser überspreugt, durcli die Verdimstung
des letzteren eine niedrigere Temperatur über dem Mistbeet halten,
als trockene Schattendecken, und die Luft feucht machen. Die Halt-
barkeit der Decken ist sehr groß, da die Kokosfaser bekanntlich nicht
IX, 29
Die Gartenwelt.
345
fault und selbst unter den intensivsten Witterungseinflüssen nicht
SU bald mürbe wird. Die Anschaffuiig.skosten sind in anbetracht der
Dauerhaftigkeit, der leichten Handhabung und verschiedenen Ver-
wendung, niedrig zu nennen. Die Kokosfaser-Schattendecken seien
überall da angelegentlichst empfohlen, wo man .sich nicht mit dem
I)rimitivsten Schattierungsmittel zu behelfen gezwungen ist, und bei
be<iuemer Handhabung auf ein gefälliges Ausseben Wert legt.
Hervorzuheben ist, daß man bei der Anschaffung der Kokos-
faser-Schattendecken auf kleinmaschiges Gewebe sieht, und bei der
Bestellung betont, daß die Ränder gut geflochten sind, so daß das
(iewebe sich nicht auseinander zieht. Ich bezog die Scliattendecken
von der Firma Louis Schön in Criramitschau, welche darin, sowie
in Baumbändern sehr leistungsfähig und reell ist, sodaß ich sie
liestcus empfehlen kann. C. Rimann, Nagy Szent Miklos.
Ein Holzmarkierstift wurde uns von der Firma S. N. Wolff
& Co. in Wevelinghoven übersandt, der zum Beschreiben von
Holzetiketten dient und eine dauerhafte, gegen Witternngseinflüsse
widerstandsfähige violettblaue Schrift liefert. Der Stift ist gesetzlich
geschützt, ähnelt einem sogen. Tintenstift und wird wie dieser be-
nutzt, indem man das ungestrichene Etikett vor dem Beschreiben
ganz leicht anfeuchtet. Das Holz darf aber nur so angefeuchtet
werden, daß die Schrift nicht verläuft, sondern daß klare Schrift-
zeichen entstehen. Wir können einen Versuch mit diesem Holz-
markierstift, der bei Entnahme bis zu 30 Stück 20 Pfg. per Stück
kostet, empfehlen. Der Artikel eignet sich zum Vertrieb durch die
Samenhandlungen.
Mannigfaltiges.
Etwas über den Nutzen und Schaden der
Frostwehren.
JJie Menschen, die ihre Feldkulturen früher geduldig dem oft ver-
derblichen Walten der Element*? überließen, haben die Geduld in die
Ecke geschoben und die Streitaxt hervorgesucht. Da der einzelne nichts
ist im Kampfe, hat man sich zusammengetan; „mit vereinten Kräften"
heißt auch hier das Losungswort.
Wenn am Himmel sich dunkle Wolken zusammenballen und
ein Hagelwetter niederzusenden drohen auf die fnichtbeladenen Wein-
berge und kornschweren Äcker, eilen bei uns in N.-Österr. Männer
in die errichteten Schießstationen und ergreifen ohne Zaudern die
Offensive gegen die dräuenden Wolkenmassen, senden Schuß auf
Schuß in die Höhe, so daß die Wolken durcheinanderwirbelnd die
Flucht ergeifen und statt der verderblichen Schloßen einen „sitzsamen"
Regen, wie man hier zu sagen pflegt, hernieder senden.
Ich kann der Ansicht nicht beipflichten, daß durch das Wetter-
schießen die Vögel vertrieben werden, sie sind bei uns das Pumpern
schon gewohnt. Auch steht der Fall aus Steiermark vereinzelt da,
wo Jupiter tonans mit seinem Donnerkeil der Erdbewohner freches
Tun tötlith strafte.
Doch nicht bloß gegen das Eis in den Wolken wehrt man sich,
sondern es wird auch ins Feld gezogen gegen das Eis, womit eine
helle kalte Maiennacht das junge Grün und den Blütensehnee ver-
nichtet. Gegen diese Marodeurs des bereits von der Sonne geschlagenen
Feindes will der Mensch seine fnichtspendenden Freunde schützen,
von Ort zu Ort werden Frostwehren gegründet, Thermometer und
Teer angeschafft und aufgepaßt. Sinkt in einer Nacht das Quecksilber
bedenklich, so weckt entweder Trompetenschall oder Trommelwirbel
die schlafenden Recken und bald rückt das ganze Corps mit Teer
und Feuer aus. Alsbald stehen Haufen von Holzspänen mit Teer
getränkt in Flammen und in nicht langer Zeit liegt die ganze Gegend
in Rauch gehüllt. Der Reif ist geschlagen, Weinstock und Fruchtbaum,
neugierige Kartoffeln und Bohnen, die Brotfrucht ist gerettet.
Nach getaner Arbeit freuen sich die Recken ihres Sieges bei
einer Schale aufwärmenden Tees. Bravo könnte man diesen Braven
zurufen.
Doch wie es nicht ein Universalmittel für jegliche Krankheit
gibt, das dem einen nützt, dem andern schadet, so dürfte das Räuchern
auch ein zweischneidiges Schwert sein. Dafür spricht meine vor-
jährige Beobachtung, die ich hier zum Besten gebe.
Im Mai 1904 wurde bei uns öfters gründlich geiäucheit, infolge
der guten Organisation der hiesigen Frostwehren, kein Rlättchen
wurde vom Reif verdorben, keine Blüte scheinbar beschädigt. Birn-
und Pflaumenbäume standen in überreicher Blüte und die Kornfelder
stäubten. Und doch war unser Sieg nicht ein ganzer, wir wir meinten.
Der Weinstock wurde ohne Zweifel gerettet und hat sich für seine
Rettung mit reicher Frucht .schönstens bedankt; aber die andern
machten es dem Weinstock nicht nach. Die Birnen zeigten nur
mäßigen Fruchtansatz trotz der vei'schiedenen Sorten und des reichen
Besuchs der Bienen, die Zvvetsohen versagten ganz, und allgemein
war die Klage der hiesigen Landwirte, das Korn sei sehr schütter;
man setzte diesen Mißerfolg auf das Kerbholz des Räucherns.
Die Biinblüten, die sich erst nach dem Räuchern erschlossen,
brachten Frucht, desgleichen überreich die Apfelbäume, die später
blühten. Liegt also die Vermutung nicht nahe, daß den Blüten der
Rauch geschadet und sie am Fruchtansatz gehindert hatV Wenn
schon nach der Ansicht erfahrener Landleute ein Nebel den Blüten
des Zwetschenbauraes und dem blühenden Korn schadet, sollte der
schmutzige Rauch von Teer und Pech, der stundenlang wie ein
dichter Nebel die ganze Gegend einhüllte, nicht auchSchaden bewirken?
Meine Sache ist es nicht zu untersuchen, ob nicht der sich
niederschlagende Ruß die Stempel der Blüte verdirbt oder den Pollen
unfähig macht zur Befruchtung, das sollen 'berufene Geister unter-
suchen; aber ich bin der Ansicht, daß das Räuchern der Blüte
schädlich ist, und daher besser während des Blühens unterlassen würde,
wenn nicht wertvolleres auf dem Spiele steht. Den nicht blühenden
Bäumen und dem Weinstock war es zuträglich, die Blüten hat es
verdorben. Wenn ich eines Besseren belehrt werden sollte, so würde
es mich freuen. Josef Winkler, Neuaigen, N.-Österr.
Ein weiterer nützlicher Schädling des Gartenbaues.
Von H. Beuß, Schwetzingen.
Im Anschluß an meinen Artikel „Zwei nützliche Schäd-
linge unseres Obstbaues" in No. 52 des siebenten Jahrgangs
möchte ich noch einen unangenehmen „Gartenliebhaber" und
häufigen Gast des Gartens und der Frühbeetkulturen, dessen
Tätigkeit noch immer als „nützlich" bezeichnet wird, obgleich
der Nutzen im Großen und Ganzen kaum den Schaden deckt,
kennzeichnen.
Ich meine den Maulwurf. — Über das Wirken des
Maulwurfs herrschen, soviel ich bemerken konnte, die ver-
schiedensten Ansichten. Es gibt ausgesprochene Freunde und
ausgesprochene Feinde des Maulwurfs unter den Gartenbesitzern.
Beides ist nicht gerade das Rechte, wenn auch meines Er-
achtens die Feinde im Vorteil sind.
Man soll Feind des Maulwurfs sein, ihn aber „da dulden,
wo er nicht weiter schadet", liest man oft. Im Gemüsegarten,
im Blumengarten, in Mist- und Anzuchtbeeten schadet er
entschieden mehr, als er nützt. Was profitiert der Gärtner,
wenn er wegen des geringen Verlustes einiger Pflänzchen
durch Engerlingfraß den Maufwurf hegt, der ihm ganze Beete
durchwühlt und Hunderte von Pflänzchen dem Vertrocknen
und Verwelken aussetzt. Wie ärgerlich ist es, wenn sorg-
fältig bepflanzte oder mit Töpfchen bestellte Mistbeete alle
Morgen ein Bild der Verwüstung bieten. Welche von beiden
Rasenflächen hat den Vorzug, die, welche durch Überhand-
nehmen der Regenwürmer einige gelbe Stellen aufweist, oder
die, welche mit Maulwurfshaufen wie übersäet ist? — Letztere
ist jedenfalls im Nachteil! Ich sah Rasenflächen in sonst
herrlichen Anlagen in geschilderter Beschaffenheit und muß
sagen, daß die ganze Anlage dadurch Einbuße erlitt. Der
Besitzer war eben ein „ausgesprochener Freund" des Maulwurfs.
Die Gartenwelt.
IX, 29
Will man den Mcaulwurf auch nicht vollständig ausrotten,
so soll man seiner Überhandnähme doch rechtzeitig vorbeugen,
denn von empfindlichen Kulturen, von Saatbeeten mid nament-
lich in Gemüsebeeten ist er stets fern zu halten.
Im Gemüsegarten ist ein Wegfangen unbedingt
zu veranlassen. Im Allgemeinen darf man wohl sagen,
daß ein Wegfangen der Maulwürfe überall zu raten ist.
Die verschiedenartigsten Fallen, welche dabei in Betracht
kommen, sind mehr oder wenigei- praktisch und zuverlässig.
Hier hat man eine zylindrische, in zwei Teile zerlegbare Falle
vielfach im Gebrauch; sie legt sich leicht und paßt sich dem
Maulwurfsgang sehr gut an. Aus Holz gearbeitet, hat diese
etwa 30 — 40 cm lange Falle den Durchmesser des
Maulwurfsganges .und gestattet dem Maulwurf nur den Eingang,
da die nach innen aufgehende Klappe ein Herauskommen
aussehließt; ein eiserner Reifen hält die Zylinderhälften
zusammen. Daß es wirklich so ausgesprochene Maulwurfs-
freunde gibt, die die rein theoretische Frage von der Nützlichkeit
des Maulwurfs so ernst nehmen, ist allerdings Tatsache. Auf
Äckern und Wiesen vermag man ja nicht so leicht einzugreifen
imd ist dies daselbst auch nicht so nötig, doch in Kultur-
gärten und in feineren Anlagen kann uns mit dem Nutzen
dieses Gesellen nicht viel gedient sein.
Vom Maulwurf. Ich stimme Herrn Beuß vollständig darin
bei, daß der Maulwurf io Gemüsebeeteu, feinem Gartenrasen und
natürlich auch in Mistbeeten nicht zu dulden ist. An den Schaden,
den er an Gemüsekulturen stiftet, reichen die durcli Wurzelschädlinge
verursachten Verluste nicht heran. Wenn sich der Maulwurf haupt-
sächlich von Regenwünnern ernährt, so ist er schon dadurch ein
Schädling, denn der Regenwurm hat, worauf schon Darwin hinwies,
eine wichtige Mission im Haushalt der Natur zu erfüllen.
Als ich mit der Bearbeitung meines Grundstückes begann, stellte
OS sich beim Kigolen heraus, daß der arme Boden ungezieferfrei war.
Bald fanden sich Maulwürfe ein, die in dem gelockerten Boden ein
vorzügliches „Fortkommen" aber nichts Genießbares fanden und sich
deshalb wieder aus dem Staube machten. Die systematisch aus-
geführte Düngung brachte erst dem Ungeziefer die nötigen Existenz-
bedingungen und im vorigen Sommer förderte fast jeder Spatenstich
Erdraupen (Larven der Saateule) und Drahtwürme)- (Larven des Saat-
Schnellkäfers) zu Tage. Nun stellten sich auch die Maulwürfe wieder
als ungerufene, aber willkommene Helfer ein und räumten mit dem
wurzelfressenden Gezücht vollständig auf. Das Wühlen schadet in
den Baumquartieren, die zudem noch alljähi-lich mit Seradeila angesät
werden, gar nichts. Schaden entstand nur dadurch, daß einer der
Schwarzröcke seinen Bau unter einem Stachelbeerstrauch anlegte, der
dadurch zur Zeit der Fruchtreife plötzlich abstarb, vvährend ein
zweiter das gleiche Mannöver unter einem Johannisbeerstrauch aus-
führte. Diesen zweiten Übeltäter brachte ich aber rechtzeitig auf
die Beine, indem ich ihm einige hundert Liter Wasser in den Bau
goß und diesen darnach mit Erde zuschlemmte. So rettete ich den
gefährdeten Strauch, der schon im Juli sämtliche Blätter geworfen
hatte. M. H.
Pflanzenkrankheiten.
Lysol als Schädlinge vertilgendes Mittel im Gartenbau.
Zum Artikel „Lysol und Keblaus" m Nu. 8 des Jahrg. der Gartenwelt
möchte ich noch bemerken, daß sich das Lysol auch mit Ei-folg ver-
wenden läßt bei Vertilgung von jeglichem Pflanzcnungeziefer, wie
Blatt- und Schildläusen, Thrips, Roter Spinne u.a.m. Jedoch muß
man vorsichtig zu Werke gehen, damit nicht mehr Schaden als
Nutzen gestiftet wird. Hauptsache ist, daß man alle Pflanzen, die
man nicht durch Zudecken einen Tag oder zwei Tage vor Sonnen-
strahlen schützen kann, bloß an trüben, regnerischen Tagen
bespritzt oder abwäscht. Auch sind Pflanzen mit behaarten
Blättern empfindlicher als solche mit nacktem Blattwerk. Das Lysol
ist in lauwarmem Fluß- oder Regenwasser aufzulösen und auf be-
laubten in Vegetation befindlichen Pflanzen höchstens in ein-
prozentiger Lösung, das sind lOü gr auf 10 Liter Wasser, zu ver-
wenden, bei weicheren behaarten Pflanzen ist bloß einviertel- bis
einhalbprozentige Lösung, das sind 2.T bis 50 gr auf 10 Liter
Wasser, anzuwenden. Bei härteren Pflanzen, Obstbäumen, Wein,
Laubhölzern im Kuhestadium kann besonders, wenn es sich um Schild-
läuse und Blutläuse handelt, bis zu 4 und 5 "1^, das sind 400 bis
500 gr. auf 10 Liter Wasser, gegangen werden, jedoch sind dann
die Bäume vor dem Eintrocknen des Lysols wieder fest mit reinem
^\■:^^ II ilizn iiiifzen. Ich habe Lysol auch als bestes Mittel gegen
liii \' i I UM' li 111 ngspilz angewendet, indem ich den Sand, bevor
dir Sti.cklin.i' gesteckt werden, tüchtig mit S^/o Lösung über-
spritzte. Lysol*) sollte überhaupt wegen seiner desinfizierenden und
reinigenden Eigenschaften mehr verwendet werden, noch dazu, da es
preiswert uud leicht anzuwenden ist. Gust. Stecker.
Vertilgung von Thrips. Ein ausgezeichnetes Mittel zur Ver-
tilgung dieser lästigen und unangenehmen Schädlinge fand ich in
dem Cresol-Seifenspiritus, käuflich in jeder Drogerie. Die Anwendung
ist so einfach, bilUg und von so prachtvoller Wirkung, daß ich das
Mittel gern einem größeren Leserkreise zum Gebrauch empfehlen
möchte. Die von dem Insekt befallenen Pflanzen werden in eine
einprozentige Lösung obengenannter Flüssigkeit, das ist ein Kaffee-
löffel voll auf einen Liter weiches Wasser, eingetaucht und nach
2 — 3 Minuten in reinem Wasser wieder abgeschwenkt. Wird das
Verfahren nach acht Tagen nochmals wiederholt, um die in der
Zwischenzeit aus den Eiern entschlüpften Larven auch abzutöten,
so kann man sicher sein, daß die Pflanze von Thrips befreit ist.
Ich habe das Verfahren bei verschiedenen Orchideen, Asparagus,
Myrten etc. angewandt, ohne daß es den Pflanzen auch nvu- den
geriDg.sten Schaden gebracht hätte, was ich bei Räucherungen,
Pinselung mit Nicotinlösung, Einpudern mit Schwefel etc. nicht hätte
sagen können. Dr. Kexel, Limburg.
Orchideen.
Nochmals das Spritzen der Orchideen.
Von Josef Bittner, Obergärtner, Schloß Hugenpoet.
i/ie Abhandlung in No. 24 über das Spritzen der Orchideen
von Herrn K. W. Gütig veranlaßt mich, meine Ansicht zu
äußern. Die Kulturverfahren der Gärtner bei irgend einer
Pflanzenart sind sehr oft recht verschieden und trotzdem
werden bei so unterschiedlicher Behandlung gute Erfolge
erzielt.
Daß es aber erforderlich ist, die Orchideen im Sommer
zu spritzen, dürfte wohl allgemein zugegeben werden. Ob
nun das Spritzen den Pflanzen zum Vor- oder Nachteil ge-
reicht, wird jedenfalls auf besondere Umstände zurückzu-
führen sein.
Die hiesige Sammlung enthält ca. 1300 verschiedene
f)rchideen (einschließlich Hybriden) und nur bei Oncidium
kiworhilum habe ich bemerkt, daß durch Spritzen einige
Triebe ausfaulten. Das Feuchthalten der Kulturräume wird
an heißen Tagen allein nicht ausreichend sein, um ein freudiges
Wachstum der Pflanzen zu erzielen, auch tierische Schädlinge
(schwarze Fliege, Cattleyenlaus u. dgl.) werden jedenfalls ver-
heerend auftreten.
Ich spritze bei Sonnenschein 2 — 3 uial am Tage und
zwar erst dann, wenn die Häuser bereits schattiert sind;
vorher werden nur Wege, Stellagen und Wände feucht ge-
*) Anmerkung der Redaktion. Es gibt ''ein' dem Ly.sol
gleichwertiges, aber wohlfeileres Fabrikat der Firma SohüLke & Mayr
in Hamburg, das unter dem Namen Betalysol in den Handel kommt
und bei, größerem Bedarf vorzuziehen ist.
Die Gartenwelt.
halten. Eine Ausnahme mache ich bei Dendrobien ; diese
werden im Hochsommer nur 3 — 4 Stunden beschattet, infolge-
dessen auch schon vor und nach dem Schattieren gespritzt.
Bei anderen Arten kann das Spritzen bei voller Sonne
recht unliebsame Folgen haben, z. B. es entstehen leichter
Brandflecken, melir schattigen kann es sogar plötzlich das
Leben kosten. Ein feiner Zertäuber ist zweckmäßig, (z. B.
der von J. C. Tissot), die Wirkung ist dann eine bessere,
auch schützt man die Gefäße vor zu großer Feuchtigkeit,
liesonders sei man bei Verwendung von Laub als Pflanzmaterial
recht vorsichtig inbezug auf „zu viel Wasser".
Mir steht hierselbst Wasserleitung zur Verfügung, in-
folgedessen ließ ich voriges Jalu- an heißen Tagen die Dächer
öfters von außen bewässern, was die Häuser abkühlte und
in denselben eine recht angenehme Atmosphäre entwickelte.
Daß sich der erwähnte Zersträuber für wenige Pflanzen
gut bewährt, glaube ich gern, ich benutze einen solchen zum
Verteilen des vorzüglichen Desinfektionsmittels XL-All. Zum
Vergleich der Orchideen auf dem natürlichen Standort mit
den bei uns in Kultur befindlichen schließe ich mich der
Ansicht der von Herrn Gütig erwähnten Orchideen-Züchter an.
Kongresse, Versammlungen.
Wien. Internationaler botanischer Kongreß in den Tagen
vom 11. bis 18. Juui 1905. Aus dem Programm teilen wir folgen-
, Uhr, findet die feierliche
Lsstellung in der Orangerie
Uhr ist Begrüßungsabend
Sonntag, den 11. Juni, vormittags
Eröffnung der internationalen botanischen
des Schlosses Schönbrunn statt, abends
für die Kongreßteilnehmer im feaale des Kautmännisolien Vereins,
AVien L, Johaiinesgasse 4.
Montag, den 12. Juni, 10 Uhr vormittags, feiediche Er-
öffnung des Kongresses im großen Festsaale der Universität, Wien I.,
Franzensring. Nachmittags 4 Uhr Nomenklaturberatung im Saale des
■ botanischen Gartens der Universität.
Dienstag, den 13. Juni, 10 Uhr vormittags. Wissenschaftliche
Versammlung des Kongresses im großen Saale des Ingenieur- und
Architekten-Vereins, Wien I., Eschen bachgasse 9. 4 Uhr nachmittags
Nomenklaturberatung wie am Tage vorher.
Mittwoch, den 14. Juni, vormittags, Generalversammlungen
der botanischen Gesellschaften und Vereine, welche anläßheb des
Kongresses in Wien tagen, Konferenz der Agrikulturbotaniker (im
Gebäude der K. K. Samenkontrollstation, Prater). 3 Uhr nachmittags
Fortsetzung der Nomenklaturberatung, 6 Uhr abends Ausflug auf
den Kahlenberg.
Donnerstag, den 15. Juni, 9 Uhr vormittags. Wissenschaft-
liche Versammlung des Kongresses im Saale des Ingenieur- und
Architekten- Vereins. 1. Thema: Der gegenwärtige Stand der Lehre
von der Kohlensäure - Assimilation. 'J. Thema: Die Regeneration.
4 Uhr nachmittags Fortsetziing der Nomenklaturberatung.
Freitag, den 16. Juni, 10 Uhr vormittags, Wissenschaftliche
Versammlungen des Kongresses wie am Tage vorher, 4 Uhr nach-
mittags Fortsetzung der Nomenklaturberatung.
Sonnabend, den 17. .luni, 10 Uhr vormittags, Wissenschaft-
liche Versammlung des Kongresses, 4 Uhr nachmittags Fortsetzung
der Konferenz der Agrikulturbotaniker.
Sonntag, den 18. Juni, Ausflug des Kongresses auf den
Schneeberg.
Wissenschaftliche Excursionen finden vor und nach
dem Kongresse statt; sie sind von verschiedener Dauer (vier Wochen,
10—14 Tage. Tagesausflüge).
Die internationale botanische Ausstellung in Schön-
brunn wird drei Teile umfassen. 1. Eine historische Abteilung
(Bücher, Tafelwerke, Einzelbilder, Herbare, Instrumente, Präparate
von historischem Werte). '_'. Abteilung für moderne Hilfsmittel der
Forschung und des Unterrichts. 3. Gärtnerische Abteilung, lebende
Pflanzen von botanischem Interesse.
Der Preis einer Teilnehmerkarte beü'ägt 10 Mark gleich
12 Kronen. Jeder Teilnehmer hat das Recht, für Familienmitglieder,
welche nicht Botaniker sind, Gastkai-ten zu 5 Mark zu lösen. Eine
vorherige Anmeldung ist nicht nötig, aber erwünscht. Die Bezahlung
der Teilnehmer- und Gastkarten kann vorher durch die Post oder zu
Beginn des Kongresses erfolgen.
Alle den Kongress betreffenden Zuschriften sind an das üe-
neralsekretariat des internationalen botanischen Kon-
gresses (Kustos Dr. Zahlbruckner) Wien I., Burgring 7 zu richten.
Während des Kongresses Auskunttsstellen im Gebäude der Universität
(I, Franzensnng) und im botanischen Garten (III, Rennweg 14.)
Rechtspflege.
Hasenjagd im Garten. Der Sohn eines Gärtners in Bonn
feuerte auf einen Hasen, der sich an den jungen Pflänzchen gütlich
tat, einen Schrotschuß ab. Der Hase entlief aber. Ein zweiter
Schuß traf besser; der Hase hinkte noch bis zu einem nahegelegenen
Feld, wo ihm ein Mann, der in der Nähe arbeitete, mit einem
Knüppel den Garaus machte. Der Mann brachte den arg mißhandelten
Hasen dem Jagdpäohter, dieser lehnte jedoch die Annahme zu Gunsten
des Überbringers ab. Gegen den Schützen aber wurde Anklage
erhoben. Vor dem Schöffengericht führte dieser aus, es sei ihm gar
nicht um den Hasen zu tun gewesen. Er habe lediglich zum Schutze
seines Eigentums auf denselben geschossen, da eine ganze Nelken-
kultur, annähernd 2000 Pflanzen, von den Hasen und Kaninchen ab-
gefressen worden sei. Unter Berücksiohtigvmg dieses Umstandes heß
das Gericht es bei einer Geldstrafe von 10 Mark bewenden. Dem
fügen wir hinzu, daß nach den bestehenden Jagdgesetzen der Ab-
schuß von V»'ild selbst auf eingefriedigtem Grundstück auch dessen
Besitzer nicht gestattet ist. Dagegen kann sich dieser der Tiere
durch Erschlagen erwehren.
Die Gärtner und die Ergänzungssteuer in Sachsen. Auf
eine Eingabe des Gartenbauverbandes für das Königreich
Sachsen hat das Kgl. Finanzministerium folgenden Bescheid ge-
geben: „Nach § 2ö der unter Mitwirkung des Landeskulturrates im
Königreich Sachsen verfaßten Instruktion zum Ergänzungssteuergesetz
sind zur Landwirtschaft im Sinne des Gesetzes zu rechnen: Der
Obst- und Weinbau, der Gartenbau mit Ausnahme der Kunst-
und Handelsgärtnereien. Die Kunst- und Handelsgärtnerei ist
somit als Betrieb eines Gewerbes im Sinne des Ergänzungssteuer-
gesetzes zu betrachten. Daraus ergibt sich, daß das Anlage- und
Betriebskapital eines Kunst- und Handelsgärtners, soweit es nicht
von der Grundsteuer betroffen ist, gemäß § 17, No. 2 des Gesetzes
der Ergänzungssteuer unterliegt. Zu dem nicht von der Grundsteuer
betroffenen und daher ergänzungssteuerpflichtigen Anlage- und Be-
triebskapital eines Kunst- und Handelsgärtners gehören auch die dem
Betrieb von Gewächshäusern dienenden Rohrleitungen, gleichviel, ob
sie mit den Gewächshäusern mehr oder weniger fest verbunden sind,
während die Gewächshäuser selbst von der Grundsteuer betroffen
werden und daher nicht ergänzungssteuerpflichtig sind.
Die Gärtner in Oesterreich leiden wie ihre Kollegen im
Reiche unter derselben Reohtsunsicherheit. Auch die österreichischen
Behörden konnten noch keine klare Scheidelinie zwischen der Gärtnerei
als Gewerbe und der Gärtnerei als Zweig der Landwirtschaft ziehen.
Um Abhilfe anzubahnen , war jüngst eine Abordnung der öster-
reichischen Gartenbau-, Obstbau- und Gemüsebautreibenden beim
Handelsminister Freiherrn v. Call, um die gewerberechtlichen Forde-
rungen des österreichischen Gärtnerverbandes der Berücksichtigung
des Ministers zu unterbreiten. Freiherr v. Call erklärte seine Be-
reitwilligkeit, die zum Ausdrucke gebrachten gerechten Bestrebungen
des Gärtuerstandes nach Tunlichkeit (!) zu unterstützen. Die Ab-
ordnung sprach sodanu bei dem Sektionschef von Hasenöhrl und dem
Generalberichterstatter des Subkomitees des Gewerbeausschusses,
Magistratsrat Dr. Weiskirohner vor. Hier wurde in eingehender Weise
Die Gartenwelt.
IX, 29
von den Herren Lauche und Ducke dai'gelegt, daß die Frage der
Abgrenzung des gewerberechtlichen Begriffes des Gärtners vom Ur-
produzentenbegriffe des Gärtners zur Wahrung der Berufs- und
Standesinteressen unbedingt notwendig sei. Die Wünsche der Ab-
ordnung gipfelten darin, daß der Gewerbeausschuß zunächst die vom
Ackerbauministerium für die nächste Zeit geplante Enquete zur
Regelung dieser Frage abwarten möge. Die österreichischen Gärtner
streben, gleichwie im Deutschen Reiche, die gesetzliche Regelung
ihrer Berufsverhältnisse in der Weise an, daß der ganze Gärtner-
stand einheitlich zusammengesetzt wird und eine einheitliche Aus-
bildung erhalte.
Bücherschau.
Handbuch der Laubholzkunde. Von Camillo Karl Schneider.
Mit 100 Abbildg. Jena 1904. Verlag von Gustav Fischer. 3. Lieferung,
8", rv und 144 Seiten. Preis brosch. 4 Mark.
Die 3. Lieferung, abgeschlossen am 25. Dez. 1904, enthält
Seite 305 bis 448, also auf 9 Bogen, den Schluß der Gattung Berberis;
und dann die 67. Gattung Mahonia bis zur 121. G. Stephanamlra;
also den Schluß der 19. bis zum Beginn der 32. Familie. Ausgestattet
ist die Lieferung mit 89 prächtigen Bildern, darunter zwei schöne
Habitusbilder von Magnolia aeuminata imd Asimvia triloba. Erfreu-
lich ist es, daß sich diesmal bei fast sämtlichen Figurentafeln die ein-
zelnen Pflanzenteile besser auseinander und nebeneinander halten,
wie früher, wodurch das schnelle Auffinden der mit Buchstaben
versehenen Teile erleichtert ist.
Um eine Gattung herauszugreifen, so hat Schneider bei Platanus
ebenso 5 Arten angeführt, wie das Handbuch von Beißner etc., wenn
auch weniger Formennamen als dieses. J. Jauku hat in Englers
Bot. Jahrbuch 1889 nur 3 Arten als solche benannt, alle anderen
Namen aber unter seinen Formen erwähnt. — Sehr richtig wird
Mahonia als selbständige Gattung, nicht als bloße Unterabteilung
von Berberis aufgeführt. Neu seit dem Erscheinen des Handbuchs
werden beschrieben die Gattungen Butneria (Beurreria) für Galy-
canthus, dann Malopoenna, Adans für Litsea, Lam., Capparis, L.,
Eucommia, Oliv., Sarrotiopsis, C. K. S. und Sycopsis, Oliv.
Wenn ich nun bisher das reichhaltige Buch stets und gerne
loben konnte, so muß ich heute einen Tadel aussprechen, um gerecht
zu bleiben. Fast gleichzeitig mit dieser 3. Lieferung erschien das
tadellose Jahresheft „Mitteilungen der deutschen dendrologischen
Gesellschaft 1904", redigiert von L. Beißner, Bonn-Poppelsdorf. Für
dieses Heft lieferte C. K. Schneider einen Beitrag zur Kenntnis der
Gattung Deutxia. Was der Verfasser hier Beitrag nennt, sollte man
meinen, daß es im „Illustrierten Handbuch'- vollständig, d. h. so weit
als heute möglich, endgültig sei. Aber das gerade Gegenteil ist der
Fall. Im Handbuch fehlen vollständig z. B. die in den Mitteilungen
beschriebenen Arten : Deutxia Fargesii Franch., taiicanensis, Maxim.,
kypolema, Maxim, (nur in Anmerkung erwähnt), pulehra, Videl.,
setelaiensis, Franch., glomerulifolia, Francli.. von staininea, R. Br.
die Var. sikkimensis, C. K. S., macraniha. lim,!;, f. pt Th., loiigifolia
Franch., groMdiflora, Bge. mit var. typna uihI iihihnita, von corym-
bosa, R. Br. die Var. hookeriana, C. K. S. \\\v\ piirpiinisctns, Franch.,
glabrata, Komarow.
Dies ist doch eine entschiedene Benachteiligung der Käufer des
Handbuches, also eine Unterschlagung des besseren Wissens, das
gleichzeitig in einem anderen Werke von demselben Verfasser
veröffentlicht wird. Mir erscheint dieses Verfahren nicht richtig,
und sollte das nicht mehr vorkommen. Sonst halte ich die warme
Empfehlung des vortrefflichen Werkes ganz aufreclit.
Grube, Aachen.
Kulturpraxis der Kalt- und Warmhauspflanzen. Handbuch
für Handelsgärtner und Privatgärtner. Von Walter Allendorff. Leipzig.
Zweite Auflage. Berlin 1905. Verlag von Paul Parey.
Der 1893 erschienenen ersten Auflage ist jetzt die zweite, erheb-
lich vermehrte gefolgt, deren Preis eine Erhöhung von 8 auf 10 Mk.
erfahren hat.
Ein für die gärtnerische Praxis, speziell die rationelle Topf-
pflanzenkultur bestimmtes, von einem im Beruf ergrauten Handels-
gärtner geschriebenes Buch, das ich auch den angehenden Gärtnern
empfehlen möchte. Alle wichtigen Handelspflanzen werden in
alphabetischer Reihenfolge durchgesprochen, Beschreibungen sind ver-
mieden, Abbildungen, weil überflüssig, fortgelassen, das Schwergewicht
ist auf Schilderung der besten Kulturverfahren gelegt. Die Schluß-
kapitel bieten Zusammenstellungen von Pflanzen für die verschiedensten
Zwecke. Bezüglich der Nomenklatur hat sich Verfasser mit Recht
an die im gärtnerischen Verkehr gebräuchlichen Namen gehalten.
M. H
Lohnbewegung.
Kiel. Der Ausstand der Landschaftsgärtner und Gartenarbeitei-,
die eine Lohnerhöhung von 35 Pfg. auf 40 Pfg. die Stunde ver-
langten, ist beendet und auf gütlichem Wege ohne Tarifbeschluß bei-
gelegt worden. Die Vereinbarung geht dahin, daß Landschaftsgärtner
als Mindestlohn 38 Pfg., Gartenarbeiter 35 Pfg. bis auf weiteres
erhalten.
Verkehrswesen.
Das Postblatt Xo. 2 vom 1. April d. J. veröffentlicht folgende
eingetietene Neuerungen:
1. Im inneren deutschen Verkehr sind auf der Vorderseite der
Ansichtspostkarten briefliche Mitteilungen zulässig, doch darf der für
die Mitteilungen bestimmte, durch einen (zu den Längsseiten) senk-
rechten Strich abzugrenzende Raum nicht mehr als die linke Hälfte
der Karte betragen.
2. Im Verkehr mit den Bermuda-Inseln sind Briefe mit Wert-
angabe bis zu 2400 Mk., im Verkehr mit Niederländisch-Indien Briefe
und Kästchen mit Wertangabe bis zu 800 Mk. zugelassen.
3. Im Verkehr mit Niederländisch-Indien sind telegraphische
Postanweisungen zugelassen.
4. Postpakete und Postfrachtstücke (im unmittelbaren Austausch
zwischen den Postanstalten) nach dem Süden des Schutzgebiets von
Deutsch-Südwestafrika sind bis auf weiteres nicht zugelassen.
5. Nach Deutsch - Ostafrika sind Postanweisungen in Rupien-
währung auszustellen. In der gleichen Währung sind Nachnahmen
auf Einschreibbriefsendungen und auf Briefen mid Kästchen mit
Wertangabe anzugeben.
Tagesgeschichte.
Dessau. Der hier geplante Volkspark wird zur Erinnerung an
den 100. Todestag Schillers den Namen „Schillerpark" erhalten.
Düsseldorf. Die Stadtverordnetenversammlung genehmigte die
Anlage einer Baumschule auf dem 9 Morgen großen städtischen Ge-
lände an der Himmelgeisterstraße, gegenüber dem Wasserwerk. Es
wurden für diesen Zweck insgesamt 21 000 Mk. bewilligt, davon u. a.
6000 Mk. zur Errichtung eines kleinen Wohnhauses nebst Scliuppen
für einen Gärtner und 2000 Mk. für die Wasserleitung. A. W.
Moers. Die Stadt Moers hat das im Zuge der großen Allee
gelegene alte Schloß der Grafen von Moers von den Besitzern, den
Erben Wintgens, angekauft. Der Ankauf durch die Stadt bietet Ge-
währ dafür, daß der wertvolle Park, der zur Schloßbesitzung gehört,
der Allgemeinheit erschlossen wird und dauernd erhalten bleibt. Auch
die Erhaltung des historisch denkwürdigen alten Schlosses ist gesichert.
Personal-Nachrichten.
Fintelmann, Axel, Kgl. Gartenbaudirektor und Stadt. Garten-
inspektor, feierte am 30. v. M. seine silberne Hochzeit.
Raabe, Friedr., früherer Gärtnereibesitzer in Langfuhr bei
Danzig, f am 28. v. M. im 66. Lebensjahre.
Sperling, L., Handelsgärtner in Zörbig, feierte am 26. v. U.
seine goldene Hochzeit.
Vernntwoitl. Redakteur:
lesdörffer, Berlin. — Verlag i
chard Carl Schmidt i Co., Leipzig. — Druck: Anhalt. Bnchdr. Gutenberg, e. ö. m. b. H., Dessau.
Illustriertes Wochenblatt für den gresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
22. April 1905.
No. 30.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhatt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Obstbau.
Die Stachelbeere „Angler".
Von S. von der Kall.
(HIerxu eine Abhildung.)
lleicliliche Erträge verbürgt uns der Anbau von Stachel-
beeren in unsern Gärten. Obwolü sie durchaus anspruchslos
zu nennen sind, so läßt sich doch durch ganz geringfügige
Wartung, besonders aber dui-ch Auswahl guter Sorten, che
Einnahme noch erheblich steigern. Ich kultiviere außer andern
seit einigen Jahren die Stachelbeere „Angler^', eine rundliche,
auch bei Vollreife blaßgrüne, aber äußerst süße und wohl-
schmeckende Stachelbeere. Sie hat recht milde Schale, die
mit etwas helleren Nerven durchzogen und unbehaart ist. Dabei
ist dieselbe schon recht früh entwickelt und somit eine brauch-
bare Sorte zu Torten oder zum Eindünsten, was beides nur
so lange geht, als die Kerne in den Beeren noch nicht aus-
gebildet sind. Jedoch sind auch bei der Vollreife ihre Kerne
nicht sehr hart, und deshalli sind die Beeren zu Marmelade
wohl zu verwenden. Roh genossen schmeckt sie wie eine
gute Reineclaude. Stachelbeere „Angler'' ist eine Züchtung
von C. Herkvoorde in Wetteren (Belgien) und nicht zu ver-
wechseln mit ,,Jolly Angler", der grünen Riesenbeere.
Recht hübsche Bäumchen
vermag man von „Angler"
zu ziehen. Die Sorte ist nicht
sehr starkwüchsig und neigt
zu regelmäßigen Formen. Wird
der Mitteltrieb an einer Rute
geführt, so verteilen sich die
Seitenti-iebe meist ziemlich
regelmäßig in Abständen daran,
und nur wenig ist mit der
Schere zu entfernen. Vom
zweiten Jahre ab ti-ägt der
Strauch reichlich und gerade
die jungen Sträucher liefern
die schwersten Früchte. Die
Sträucher blühen und belauben
sich frühzeitig; das Verputzen
besorgt man (laher tunlichst im
Winter oder wenigstens im Vor-
frühling. Ich habe schon durch
Gartenwelt. IX.
Stachelbeere „Angle
Stecklinge vermehrt. Gute lockere Erde mit Zusatz von
Torfmull halte ich hierfür geeignet. Bei Trockenheit darf
aber das Gießen nicht unterbleiben, soll nicht manche Pflanze
versagen. Besonders zui Stecklingsvermehrung raten möchte ich
also nicht, man wartet dabei ziemlich lange auf triebkräftige
Sträucher. Am leichtesten vermehrt man, wenn sich ge-
nügend Wurzelausläufer bilden, welche sich gleich zu hübschen
und kräftigen Sträuchern ausbilden, denen man schon bald
eine passende Form geben kann und die man als bewurzelten
Strauch von der Mutterpflanze trennt. Die Sorte neigt aber
nicht stai'k hierzu. Daher wird man dazu übergehen müssen,
von den untern Ästen der Hauptpflanze durch Absenker be-
wm'zelte Sträuclier zu züchten. Hierzu wird der Ast im Früh-
linge vorsichtig abwärts gebogen, etwas in den Boden eingesenkt,
dort mit einem Holzhäkchen festgehalten und die kleine Ver-
tiefimg wieder mit Erde gefüllt. Das obere Ende des Zweiges,
welches nun meist flach auf der Erde liegen würde, wird an
einem Stäbchen senkreclit aufgerichtet. Im Hochsommer hat
die junge Pflanze Wurzeln gefaßt und kann von der Mutter-
pflanze getrennt werden. Ist die junge Pflanze im Herbst
kräftig genug, so kann sie ihren Standort im Garten erhalten.
Der Herbst ist überhaupt zum Verpflanzen der Beeren-
sträucher die beste Zeit. Die
Pflanzen können dann noch
anwachsen und somit wird
die künftige Ernte hierdurch
nicht beeinträchtigt. Bei Früh-
jahrspflanzung Avird die Zahl
der FVüchte vermindert und
dieselben bleiben kleiner.
Etwas Jauchedung an jedem
Strauche im Herbst oder zeitig
im Frühling macht sich her-
nach an den schwereren
Fi-üchten reichlich bezahlt.
Wer auf besonderen Rabatten
Stachelbeeren kulti vieren will,
muß den Sträuchern min-
destens einen Abstand von
1 m geben. Zeitweiliges Auf-
lockern des Bodens ist zur
Unterdrückung des Unkrautes
30
Die Gartenwelt.
IX,
und zum Luftzutritt UDd Eindringen der Feuchtigkeit in den
Boden nahezu so viel wert, wie gxiter Dung. Ich pflanze
in meinem Garten keine Stachelbeeren mehr am Wege, auch
nicht melir mitten auf die Rabatten für Kleinsaaten, sondern
auf die Grenze der Eabatten und größern Gartenfelder. Hier
hindern sie nicht wie sonst, und die Dungkraft des Gartens
kommt ihnen zu Gute. Dann suche ich selbige möglichst in
die Höhe zu ziehen; hierdurch wird eine große Tragfläche
an jedem Strauche erzielt. An kräftigen, 2 m hohen Stäben
werden sie angeheftet. Dennoch darf man mit Gemüse und
andern Gartenprodukten nicht allzunahe heranrücken; wer
doppelt pflanzt, erntet noch lange nicht doppelt.
Was geschieht in Bayern zur Förderung des
Obstbaues,
Von J. Kindshoven, Königl. Obst- und Gartenbaulehrer in Bamberg.
Stand des Obstbaues in Bayern.
L)er Obstbau wird fast in allen Teilen Bayerns betrieben,
in der sonnigen Pfalz (Freinsheim, Weisenheim), am Bodensee
(Lindau, Wasserburg), in Oberfranken in den Tälern des
Maines und der Regnitz (Kulmbacli, Staffelstein, Bamberg,
Forchheim), in Mittelfranken (Hersbruck, Erlangen, üffenheim),
in Niederbayern (Landshut, Ortenburg) und in der Oberpfalz
au den sonnigen Abhängen des bayerischen Waldes. Das
Hauptobstbaugebiet bildet Unterfranken (Albertshofen, Markt-
steft, Volkaeh und andere Orte).
Der strenge Winter 1879/80 suchte auch den bayerischen
Obstbau schwer heim ; es gingen allein im Kreise Oberfi-anken
877 000 Bäume im Werte von rund 5 Millionen Mark zu
Grunde; diese Lücken wurden so schnell nicht wieder er-
gänzt, auch wurden vielfach Baumpflanzungen ausgerottet,
um dem Hopfenbau Platz zu machen.
Wir' finden in Bayern zahlreiche Obstneupflanzungen der
letzten Jahre, in vielen Gegenden ist der Weinbau dem Obst-
bau gewichen; der Obstbau erfährt auch ein gesteigertes
Interesse durch das Sinken der Getreidepreise, so daß wir
einer Ertragssteigenmg des Obstbaues in Bayern entgegen
gehen.
Es soll aber auch gesagt sein, daß in Bayern noch viele
alte, abgängige Obstbäume anzutreffen sind, namentlich sind
dies die „Roten Stettiner" und „Borsdorfer Rtte.", welche im
ganzen Lande im Absterben (Degenerieren) begriffen sind,
während der „Grüne Stettiner" noch vollständig gesund, wider-
standsfähig und fi'uchtbar ist.
Obstgebiete.
Außer der Kultur des Apfelbaumes und des Birnbaumes
finden wir in einzelnen Obstgebieten die Kirschen und die
Zwetschen in ganz hervorragendem Maße angebaut, so z. B.
in Freinsheim in der Pfalz, wo der Baumbestand 35 000 Stück
beträgt; durchschnittlich werden hier 12 000 Zentner Obst
verkauft, welche eine Jahreseinnahme von 1.Ö0000 Mark
repräsentieren ; einen solchen Kirschenbestand finden wir auch
im Bezirke Forchheim in Oberfranken ; hier siml Gemeinden
wie „Leutenbach, Hetzles, Gräfenberg etc.", welche schon bis
zu 15 000 Mark für Kirschen eingenommen haben.
Die Zwetschenkultur finden wir in Unterfranken am
meisten vorherrschend; so zählt die Gemeinde Marktsteft
allein 80000 Zwetschenbäume ; die Gemeinde Albertshofen
hat schon 23000 Mark, die Gemeinde Volkach '20 000 Mark
im Jahre 1903 an Zwetschen eingenommen; auch in Ober-
franken Umgebung von Bamberg, und in Mittelfranken (Roß-
stall), finden wir solch ausgedehnte Zwetschenkultur.
Die Kultur des Nußbaumes finden wir ebenfalls in
einzelnen Gebieten in sehr ausgedehntem Maße ; die Gemeinde
Wernfeld bei Gemünden hat schon 10 — 15 000 Mark für
Haselnüsse eingenommen, welche auch in der Umgebtmg von
Kissingen in großen Mengen angepflanzt sind ; die Gemeinde
Frauendorf im Bezirk Staffelstein in Oberfranken hat schon
12000 Mark für Baumnüsse eingenommen.
Von sonstigen Obstlmugebieten kann erwähnt werden,
daß von Kirschhof in Unterfranken schöne, gewürzige Pfirsiche
zu 40 bis 80 Mark per Zentner nach Frankfurt abgesetzt
werden, und daß im Frankenwalde und im Fichtelgebirge die
Ernte an Waldbeeren (Preißelbeeren und Heidelbeeren) sehr
bedeutend ist.
Man ersieht daraus, daß in Bayern vielfach mehr gutes
und gewürzhaftes Obst produziert wird und der Obstbau bei
uns eine höhere wirtschaftliche Bedeutung hat, als man in
unseren Nachbarstaaten Württemberg, Baden, Hessen, vielleicht
annimmt.
Obstsortimente.
Wenn auch durch das verkehrte Sprichwort: „Auf jedem
Raum pflanz' einen Baum" und durch den Einkauf vieler
Obstbäume von Händlern und Hausierern in früheren Jahren
das Obstsortiment in Bayern zu groß geworden ist, so ist
man heute im ganzen Bayernlande bestrebt, durch die Ver-
minderung der Sorten den Betrieb des Obstbaues zu verein-
fachen und zu verbilligen.
Recht wertvolle Anhaltspunkte für die Auswahl der Obst-
sorten bietet ein von dem verstorbenen Landesobstbauinspektor
R. Mertens zusammengestelltes und von dem Landesver-
bände der bayrischen Obstbau vereine herausgegebenes
Werkchen: „Die Obstsorten für Bayern", in welchem
jeder einzelne Kreis seine Berücksichtigung in der Wahl der
Obstsorten gefunden hat.
Im allgemeinen werden wohl in Bayern folgende Obst-
sorten am meisten angepflanzt: „Baumanns Rtte.'-', „Lands-
berger Rtte.'K ,,Goldparmäne'-\ „Schötier von Boskoop^' , „Boiken-
apfel", „Roter Eiserapfet, „Danziger Kantapfel'-^ „Cfmrla-
mowsky'^ u. a. m. Von Wirtschaftssorten: „Roter Trierer
Weinapfel"; „Großer rh. Bohnapfel", „Weisser Winter-Taffei-
apfet\ „Purpurroter GousinoP'-, ..Effeltriclier Streifling^'.
Von Birnen kommen am meisten zur Anpflanzung:
„Colomas Herbst B. Ä", „Gute Luise von Avranches'%
„Stuttgarter Geißhirtle'\ „Gute Graue", „Liegeis Wir. B. £.",
„Pastorenbirne'', „Diels B. B." u. a. m.
Die bayrischen Handelsbaumschulen bemühen sich, die
am meisten verlangten und empfohlenen Obstsorten in großen
Mengen heranziehen.
In vielen Kreisen und Bezirken sind außerdem wertvolle
Lokalobstäorten eingeführt und werden mit Recht nach wie
vor beibehalten.
Ernte und Handel.
Was die Ernte des Obstes anbelangt, so kann ich wohl
sagen, daß man in Bayern im allgemeinen bestrebt ist, hin-
sichtlich der Sortierung, Behandlung und Verpackung des
Obstes den Tiroler Obstbauern und HäntUern nachzuahmen,
jedoch muß in diesem Punkte auch bei uns noch recht viel
geschehen, bis wir das ausländische Obst von den Mäi-kten
in den größeren Städten verdrängen. Zur Förderung des
Obstverkaufes ist in München bei der bayrischen Zentral-
IX, 30
Die Gartenwelt.
Darlehenskasse eine Vermittlungsstelle für Ohstvorkauf
eingerichtet.
Wie sehr sich clie.se Einrichtung bewiUut hat. beweist
folgendes Beispiel: In Astheini bei Volkach wurden ver-
gangenes Jahr täglich mehrere Hundert Zentner Zwetschen
verfrachtet. Während die einheimischen Händler ö Mk. boten,
ist es der Umsicht des Obstbauvereins gelungen, Großhand-
lungen vom Bodensee und vom Rhein zu interessieren, welche
für die Früchte, wie sie kommen, 12 Mk. pro Zentner bar
bezahlen und Verpackung und Versand übernehmen. Dieses
glänzende Resultat, welches für die Gemeinde eine Barein-
nahtne von l'OOOO Mk. bedeutet, ist durch die Benützung
der bayrischen Zentral - Darlehenskasse in München erzielt
worden.
In verschiedenen Städten werden alljährlich Obstmärkte
abgehalten, deren Einrichtung sich ebenfalls als sehr zweck-
mäßig erwiesen hat, so in Freinsheim, Würzburg, Kestert,
Frankenthal, Forchheim, Hersbruck, Bamberg.
Auch verschiedene Obstbau vereine haben gemeinsamen
* )bstverkauf eingeführt, so "Wasserburg am Bodensee, Obern-
burg u. a. m.
Für den Verkauf der Waldbeeren (Preißelbeeren und
Heidelbeeren) haben sich Genossenschaften gebildet,
so die Versandstelle des landwirtschaftlichen Bezirksvereins
Grafenau und die Fichtelgebiigsversandstelle Oberröslau. Der
gemeinsame Verkauf der Waldbeeren ist sehr erwünscht, da
der Zwischenhandel zu viel
Verdienst einsteckt.
Obstverwertung.
Was die Verwertung
des Obstes in Bayern an-
betrifft, so bestehen mehrer.-
Obstverwertungs-
genossenschaften, von
denen ich unter anderem
erwähne die in Obern-
b u rg , welche sich vornehm-
lich mit der Apfelwein-
kelterei befaßt und in diesem
Jahre durch den Anbau
einer Marmeladen- und
GeleefabriJv bedeutend ver-
größert wurde; ferner führe
ich an die Heidelbeer-
Verwertungsgenossen-
scliaft„Vorspessart" in
Unterfranken und die in
Bayern einzig dastehende,
zwar etwas primitiv einge-
richtete Prünellenf abri-
kation in Albertshofen.
In den letzten Jahren
wurden auch an allen Schu-
len und in vielen Gemeinden
durch den Landesobstbau-
konsulenten Herrn Reb-
holz, sowiedurch die()b.st-
bau Wanderlehrer Obstver-
wertungskurse für Frauen
und Mädchen abgehalten,
wodurch in Zukunft in den
bürgerlichen und bäuerlichen Haushaltungen namentlich das
recht schnell verderbliche Beeren- und Steinob.st unil die not-
wendigsten Gemüse rechtzeitig verwertet werden und dadurch
eine gesündere, abwechslungsreichere Ernährung der Bevölkerung
bedingt wird.
Ganz besonders findet die weit und breit bekannte
„B'ränkische Zwetsche" ihre Verwertimg zu Dörrobst, Brannt-
wein, als Speisefrucht für den Handel und als Prünelle.
In den meisten fränkischen Gemeinden stehen eigens er-
baute Dörröfen, jedoch ist es heute kaum mehr möglich, mit
den serbischen, bosnischen und türkischen Zwetschen in Kon-
kurrenz zu treten.
Die Branntweinbrennerei wird heute noch in ausgedehntem
Maße betrieben, wenn auch das Branntweinsteuergesetz von
1880 die Brenngelegenheit etwas vermindert hat.
Das Frankenland mit seinen Gebieten des Muschelkalkes,
sowie der Gebiete des vielfach zurückgehenden Weinbaues
ist infolge der billigen Frachtgelegenheit (Schleppdarapfer-
verkehr auf dem Maine) wie geschaffen, die großen Märkte
des Rheingebiets und Englands mit Zwetschen zu versehen.
Baum schul genossen schatten.
Ich bin nicht dazu berufen, die eine oder die andere
unserer bayrischen Baumschulen mehr oder weniger zu
empfehlen, aber erwähnen möchte ich doch die in Bayern
bestehende und wohl in Deutschland auf diese Art und
Neue rosafarbitie Rie:-endahlie „Rut
352
Die Gartenwelt.
IX, 30
Weise einzig dastehende
Obstbaumzucht-
genossenschaft Effelt-
rich, welche sich, nachdem
das Hausieren und Handeln
mit Obstbäumen durch ein
Gesetz verboten wurde, mit
60 Mitgliedern gebildet hat
imd 168 ha Baumschulen be-
sitzt.
Nachdem ich nun ein
kurzes Bild über den Stand
des Obstbaues in Bayern ge-
geben habe, will ich das an-
führen, was in Bayern zur
Förderung des Obstbaues ge-
schieht:
1. Das Königl. bayrische
Staatsministerium des Innern
gibt alljährlich sehr namliafte
Beträge zur Förderung des
Obstbaues in Bayern aus, von
denen ich nur einige der
letzten Jahre hier erwähne.
3600 Mark eingestellt im
Budget (Zuschüsse und Unter-
stützungen an Gemeinden);
4.Ö00 Mk. an den Landes-
verband der bayrischen Obst-
bauvereine ; bis je 800 Mk.
an Zuschüssen für Kreisobst-
hauverbände; 4500 Mk. für
eine Landesobstausstellung in
Augsburg; 2000 Mk. für
den Bau eines Lagerhauses
Neue dunkelrote Riesendahlie „H
O'igiualaufnahme fQr
Effeltrich; 3500 Mk. für
den Kellerbau der Obstverwertungsgenossenscliaft Obernburg;
2000 Mk. für den Bau eines Lagerhauses in Wasserburg;
1000 Mk. für den Bau einer Obstmarkthalle in Freinsheim;
je 000 Mk. für die Einrichtung von Mustergärten an den
landwirtschaftlichen Winterschulen ; sowie bedeutende Zu-
schüsse für die Anschaffung von Lehrmitteln, Unterhaltung
der Schulen, Gehälter für Lehrer u. a.
2. Im Jahre 1894 wurde der Landesverband der
bayrischen Obstbauvereine gegründet, welcher unter Leitung.
ganz hervorragender Männer seit dieser Zeit den bayrischen
Obstbau mit in richtige Bahnen geleitet hat.
Der Landesverband (I. Vors. rechtsk. Bürgermeister
W. Flessa in Kulmbach) setzt sich zusammen aus 8 Kreis-
verbänden mit über 1000 Obstbauvereinen.
Organ des Landesverbandes sind die im ganzen Lande
beliebten „Bayrischen Monatsblätter für Obst- imd Garten-
bau", welche in einer Auflage von 36000 Exemplaren er-
scheinen, vom staatlichen Konsulenten Herrn Rebholz geleitet
und an die Vereine (von 20 Exemplaren ab) postfrei für
40 Pfennig geliefert werden.
3. Am 1. Oktober 1900 wurde vom Kgl. Staatsministerium
des Innern die Stelle eines staatlichen Konsulenten für Obst-
und Gartenbau mit dem Amtssitze in München errichtet.
Die Stelle wurde zuerst besetzt durch den - in allen
Fachkreisen weit und breit bekannten Landesobstbauinspektor
\l. Mertens, den der Tod
mitten in seiner rastlosen
.Arbeit abgerufen hat.
Vom 1. Oktober 1901
ab wurde als Nachfolger des
f Hen-n Mertens HeiT F. Reb-
holz als Konsulent im Mi-
nisterium des Innern an-
gestellt, welcher in ebenso
rastloser Tätfgkeit wie sein
verstorbener Vorgänger für
die Weitergestaltung und
Förderung des Obstbaues im
ganzen Bayernlande erfolg-
reieli arbeitet.
4. Hand in Hand ar-
beiten mit dem staatHchen
Konsulenten die Kreis Wander-
lehrer für Obst- und Garten-
liau und die Obstbautechniker,
\velche im ganzen Lande,
jeder in seinem Kreise, In-
struktionen, Vorträge und
Obstbaukurse von kürzerer
und längerer Dauer, sowie
auch Obstverwertungskurse
für Frauen und Mädchen ab-
halten.
Mit den Kreisobstbau-
lehrern u. Obstbautechnikern
arbeiten wieder zusammen die
Bezirks- und Gemeindebaum-
wärter, welche in vermehrter
Zahl angestellt wurden.
Über 1000 Obstbau-
vereine arbeiten wieder einzeln mit an den Orten ihres Sitzes
und deren Umgebung. Eine von dem Schriftführer des Landes-
verbandes lierausgegebene Broschüre : „Die Obstbauvereine in
Bayern, ihre Aufgaben und Ziele", .sowie die im ganzen Lande
eingeführten Statuten für Obstbauvereine geben Anleitung zur
einheitlichen Organisation im ganzen Lande. Alle für die
Förderung des Obstbaues aufgestellten Organe bleiben in stän-
diger Fühlung mit dem Landeskonsulenten und dem Landes-
verbände bayrischer Obstbauvereine.
5. Lehranstalten für Obst- und Gartenbau in Bayern:
1. Kgl. bayrische Gartenbauschule in Weihenstephan ; 2. Kgl.
Wein-, Obst- und Gartenbauschule in Veitshöchheim bei Würz-
burg; 3. Pfälzische Wein- und Obstbauschule in Neustadt
a. d. Haardt; 4. Kgl. Wein- und Obstbauschule inSehonau bei
Lindau ; 5. Obst- und Weinbauschule in Kircliheimbolanden.
Außer diesen bestehenden Lehranstalten werden „Baum-
wärterkurse" mit einer Dauer von 6 bis 8 Wochen abge-
halten in Landshut, WürzV)urg, Triesdorf, Bamberg, Bayreuth,
Frankenthal.
6. Sonstiges.
Es sei ferner angeführt, daß die Kgl. Agrikulturbotanische
Anstalt in München im Benehmen mit den Wanderlehrern
das Versuchs- und Untersuchungswesen und die Bekämpfung
der Pflanzenschädlinge dm-chführt.
An den landwirtschaftlichen Winterschulen in Bayern ist
der Obstbau und der Feldgemüsebau als Unterrichtsfach mit
eingeführt, wie auch die meisten Herren Pfan-er und Lehi-er im
IX, 30
Die Gartenwelt.
ganzen Land bemüht sind, den Kindern die Lust und Liebe
zum Obstbau ins Herz zu prägen.
Vor allem darf ich auch nicht unterlassen anz>ifiiliren,
daß die in früherer Zeit vielfach angelegten Genieindebamn-
schulen in Bayern nach und nach aufgegeben werden und
dafih- erfreulicherweise Musterobstanlagen nach genauen Be-
stimiuungen angelegt und prämiiert werden, auch werden
ältere gut gepflegte Obstgäi'ten prämiiert; hierzu sind vom
Landesverbände entsprechende Bestimmungen herausgegeben
worden. Die Musteranlagen werden von Fachmännern be-
sichtigt und begutachtet.
In den letzten Jahren sind in allen Teilen des ganzen
Landes zahlreiche, ausge-
dehnte Baumpflanzungen ge-
schaffen worden, wie auch
Mutter- und Mustergärten in
den verschiedensten Teilen
des Landes angelegt worden
sind. Ebenso sind ganz be-
deutende, ausgedehnte, mus-
tergiltige Straßenpflanzungen
ausgeführt worden.
Die Straßen Wärter
und Wegmacher werden in
Obstbaukursen ausgebildet,
von den Wanderlehrern kon-
trolliert und arbeiten alle nach
einer vom Landeskonsulenten
herausgegebenen Anleitung.
Für die Bepflanzung von
Gemeindeödungen, Schaf-
weiden u. a. mit Obstbäumen
sind eigene Regeln aufge-
stellt, nach welchen solche
Gemeindeijflanzungen unter-
stützt und prämiiert werden.
Die landwirtschaftlichen
Kreisausschüsse, die Kgl. Be-
zirksämter und Distrikte
geben ebenfalls alljährlich
größere Summen für die
Förderung des Obstbaues aus.
Nicht unerwähnt kann
ich lassen, daß in Bayern
auch den anderen landwirt-
schaftlichen Nebenzweigen
das höchste Interesse ent-
gegengebracht wird, so der
Bienenzucht (Landesbienen-
zuchtverein): der Geüügelzucht, der Korb- und Schäl weiden-
kultur (Königl. Korbflechterschule in Lichtenfels), sowie
a\ich dem Gemüsebau (Gemüsebaulehrkurse in Bamberg, Ge-
müsepräservenfabrik in Bamberg). So werden im Sommer
täglich 20 bis 25 Eiscnbahnwaggon.s Gemüse von Bamberg
verschickt; im Jahre 19Ü3 wurden 6992 Zentner frisches
Gemüse von Bamberg verfrachtet. Meerrettichkultur in
Bayersdorf und Umgebung (540 ha Anbaufläche,) 50000 Ztr.
Meerrettich- Versand mit einer Einnahme von i/^ Million Mark.
Aus all dem Gesagten ist zu ersehen, daß vor allem
die Vereinstätigkeit und die ganze Organisation in Bayern
vorzüglich ist, daß die Kgl. Staatsregierung von dem Werte
des Obstbaues voll und ganz überzeugt ist, daß der Obstbau
in Bayern eine wichtige und geachtete Stellung einnimmt
und sich im Bayernlande auf der jetzigen Grundlage zu einer
•»•uelle reichen Segens entwickelt.
Neue weiße Riescndahlie
Onginalaufnahme füi
Chor eine Krankheit der Rebstöcke in den
Treibhäusern.*)
Von Landes-Ökonomierat R. Goethe, Dannstadt.
V 011 befreundeter Seite werde ich darauf aufmerksam gemacht,
daU Piof. Sorauer die in No. 20 geschilderte Krankheit bereits als
„Auftreilningeu der Woinblätter" (Inimnescentia) in seinem „Hand-
buche der Pflanzenkrank
Leiten" 2. Auflage 1886 ge-
nauer beschrieben hat. Wer
sich darüber orientieren will,
möge das dort Gesagte auf den
Seiten 222—227 nachlesen.
An dieserStelle seien nach-
•stehende Sätze wiedergegeben:
„Wenn sich Zellpartien in einer
so exorbitanten Weise strecken,
muß Wasserüberschuß und Ma-
terial zur Verlängerung der
ZeUwand vorhanden sein. Das
Baumaterial dürfte der Zell-
inhalt liefern, den wir bei der
Streckung verschwinden sehen.
Daß die ersten Auftreibungen
in der Nähe der Blattrippen
erscheinen, spricht dafür, daß
die sich streckenden Zellen ihr
Wasser aus den Zuleitungs-
herden, den Gefäßbündeln, mög-
lichst direkt beziehen und daß
diese Zuleitnngssysteme eine
Kolle spielen. Man wird an-
nehmen können, daß eine ener-
gische Zuleitung von roher
Bodenlösung aus der Wurzel
stattfindet. Da die Krankheit
in der gespannten feuchten Luft
'ier Glashäuser allein auftrat, so
ist der gesteigerten Wärme eine
Li an z besondere Aufmerksamkeit
/AI schenken.
Im Freien ist bei Wein
liese Zellwucherang noch nicht
-i'fiinden worden".
In der Pathologischen Pflan-
zenanatomie von Dr. Ernst
Küster 1903 beißt es auf
Seite 86: „Die Frage nach den
äußeren Bedingungen, unter deren Einwirkung Intumescenzen
entstehen, ist bereits wiederholt experimentell geprüft worden (Sorauer,
Dale); sie entstehen als Folge von „WasserüberschuB", wenn die
Vereuchsptlanzen in dampfgesättigteni Baume sich entwickeln. Nach
Copeland lassen sie sich an Tomatenblättern durch künstliches Ein-
pressen von Wasser in die Zweige erzeugen.
Ivonigin Wilhelmina
Gartenweh".
Dahlien.
Neue Riesendahlien. Zur Ergänzung unseres Artikels über
diese Dahlien in No. 27 und der dieser beigefügten Farbentafel,
bieten wir heute noch drei prächtige Habitusbilder, welche den hohen
dekorativen Wert dieser Züchtungen bekunden.
*) Siehe aucli No. 20
Jahrg.
Die Gartenwelt
IX, 30
„Ruhm von Baarn" Abb. S. 351 ist die auch auf unserer
Farbentatel dargestellte zart rosafarbige Borte. Unser Bild zeigt
Stecldingspflanzen vom Frühjalir 1904, aufgenommen im Herbste des
gleichen Jahres. „Herzog Heinrich" Abb. S. 352, hat dunkelrote
Blüten; die Pflanze unseres Bildes ist zweijährig, 1903 aus einem
Steckling gezogen, 1904 aufgenommen. Auch von ., Königin Wilhel-
mina'', der Hauptblume unserer Tafel, führen wir auf Seite 353 noch
ein Habitusbild vor, das uns eine zweijährige Pflanze zeigt; diese
schneeweiße, den Namen der allbeliebten holländischen Königin
tragende Sorte, ist eine der herrlichsten des ganzen Sortiments,
und tragen an den Enden lange, dichte Rispen erikenähnlicher
Lippenblüten von hellrosa oder reinweißer Farbe, die sich zu allen
Bindearbeiten gleich gut verwenden lassen. Die Blütezeit beginnt im
Juni und reniontieren die Pflanzen ununterbrochen bis zum Eintritt
Dieses, sowie die leichte Kultur (zeitig ausgesäte Pflanzen blühen
bereits im ersten Jahr) machen Ph. virginiana zu einer Sohnittstaude
ersten Ranges, die der weitesten Verbreitung würdig ist. Mögen diese
Zeilen dazu beitragen, daß dieser Perle unter den Stauden der Platz
eingeräumt wird, dei- ihr wegen ihrer hervorragenden Eigenscliafteu
gebührt*), W. Triebner. z. Zt. Wmdhuk.
Stauden.
Acanthus Ferring!, Siehe
ist ein neuer Acanthus, den
W. S i e h e, Mersina (Klein-Asien)
in den Handel bringt. Nach
einer Beschreibung in Gard.
Chron. fand Siehe den Acanthus
in Kappadozien, vermehrte ihn
und bringt ihn jetzt in den
Handel. A. Perringi wächst an
Abhängen in kreidehaltigem,
trockenem Lehmboden und an
unfruchtbaren Orten in 2700 bis
3000 m ü. d. M., wo das Klima
im Winter ungewöhnlich kalt
ist und Schnee oft während drei
bis vier Monaten liegt. Der
Wurzelstock ist kriechend und
bildet Rhizonie. Die Blätter sind
sitzend, 15 — 20 cm lang, lanzett-
lich spitz zulaufend, oft tief ge-
zähnt und gekerbt und mit
Stacheln besetzt. Der Stengel
ist mit kurzen Haaren bedeckt.
Die Pflanze wird 30—50 cm
hoch und ist zur Blütezeit fast
gänzlich mit großen, rosaroten,
kreuzständigen hübschen Blumen
bedeckt. Die Deckblätter sind
groß, eirund, zugespitzt und
scharf gezähnt. Sie sind mit
Stacheln versehen. Die Neben-
deckblätter sind schmal lanzett-
lich. Das obere Kelchblatt ist
ungeteilt, breit eiförmig und bei-
nahe so lang wie die Corolle.
Das untere ist beinahe ebenso
breit, aber kleiner. Die ßrakteen
und Sepalen sind silbrig grün
mit rosafarbigem Anflug. Die
Pflanze ist nahe verwandt mit
A. Dioscoridis und unterscheidet
sich nur d\irch die graugrünen
Blätter \on den hellgrünen des A. Dioscoridis.
Andromeda japonica. Originalaufnahme für die „Gartenwelt
W. Siehe in The Gard. Chron.
Physostegia virginiana als Schnittstaude. Es ist schon
oft in diesei- Zeitschrift auf den Wert verschiedener Schnittstauden
hingewiesen worden, aber ohne daß dieser schönen Pflanze gedacht
worden wäre, und doch gebührt dieser mit der erste Platz unter der
großen Zahl der sonimerbluhenden, zu allen Zwecken gleich gut ver-
wendbaren Stauden.
Physostegia virginiana ist unter leichter Laubdecke vollkommen
winterhart und gedeiht in jedem Boden und in jeder Lage, sogar im
Halbsobatton. Die Stengel erreichen eine Ijänge von 80 cm bis 1 m,
sind mit gegenständigen, lanzcttfönnigen, gesägten BUiltcrn besetzt
Gehölze.
Andromeda japonica.
Von F. Tutenberg, Mainz.
(Hierzu eine Abbildung.)
\\ ^jt ' ' ?^» Unter unseren imraer-
' ^^ ^' I grünen und ausdauernden
Pflanzen wird Andromeda ja-
ponica, Thbg. leider zu wenig
beachtet. Wir finden bei ihr
Eigenschaften vertreten, die
ihr nur als Empfehlungdienen
k("jnnen und müssen. Als
Zierstrauch in geschützter
Lage und einem Untergrund
\on Moorerde, oder ganz in
i'in Moorbeet gepflanzt, ent-
wickeln sich die Pflanzen
üppig und bringen eine Un-
iiionge weißer Blütchen an
langen Rispen hervor, die
Ai'\\ von den zierlichen lan-
"ttlichen und hellgrün ge-
lärbten, ausdauernden Blät-
i'rn wunderbar abheben.
Herr Obergärtner Pa u 1 y
vun der Firma S. &L Rinz,
I »lierursel, dem icli die Plioto-
i^iaphie, nach welcher die
l"'istehende Abbildung ge-
li'rtigt ist, verdanke, teilt
mir mit, daß dieselbe eine
Pflanze darstellt, welche im
November aus dem freien
Lande genommen, in einen
Topf gepflanzt und im Zimmer
aufgestellt wurde und bereits
Ende Januar im vollen Blüten-
schmuck prangte und dieser Flor längere Zeit anhielt.
Aus diesem geht zur Genüge hervor, daß Andromeda
japonica auch als Treibstrauch zu verwenden ist, zumal
*) Anmerkung der Redaktion. Der Verfatiser ist im Irr-
tum, wenn er glaubt, daß in der Gartenwelt Plujsosfegia virginiana
noch nicht empfohlen worden sei. Bereits im IIL Jg. S. 279 wurde von
HerrnRudel auf i: ■ rlimie Stande und ihre weißeForm hingewiesen;
Seite 590 des i^i •• .i:iiii ,inus widmet Herr Ralph Meisel der
Pli. V. alba, itiv '\ ll'Miel in Darmstadt in den Handel gebracht
wurde, warme eiu|J. iilnmi; Wuito, und im VIL Jg. weist Herr Rudel
an der Hand einer Abbildung Seite 458 erneut auf den Wert dieser
Staude hin. Älteren Gärtnern ist Physostegia unter dem Namen
Dracoccpitalum bekannt.
IX, 30
Die Gartenwelt.
355
dieselbe weniger Anforderungen stellt, wie die meisten unserer
Treibsträucher. Es kann daher den Ilerrschaftsgärtnern ge-
raten werden, diesen schönen Sti-auch im Garten anzupflanzen,
der außer Gartenschmuck auch zugleicli Wintergarten- und
Zimmerschmuck sein kann. In der Baumschule von
S. & I. Rinz, Oberursel, sah ich mehrere hundert über 1 m
hohe Sträucher dieser Art.
Topfpflanzen.
Gaultheria procumbens, L. (Ericaceen) ist ein sehr niedriger,
kriechender, 20 cm hoher, immergrüner Strauch Canadas. Die Blätter
sind verkehrt-eiförmig, zugespitzt, sägezähnig und immergrün, oft
rosa angehaucht. Die Blüten, welche im Juli erscheinen, sind weiß,
einzeln in den Achseln der Blätter stehend, kurzgestielt und über-
hängend. Die Frucht ist rot und bleibt fast den ganzen Winter hängend
an den Pflanzen. Um diesen schönen Strauch in guter Kultur zu
halten, muß man ihm einen
feuchten Moorboden
geben. Eine andere Art ist
OauUkeria Shallon, Purs/i,
die sich durch kriechenden
Wuchs gleichfalls für Felsen-
anlagen eignet. Sie verlangt
jedoch zum freudigen Ge-
deihen einen trockenen,
sandigen Heideboden.
Sie erreicht eine Höhe von
.W cm. Die Blätter sind
breit oval, eiförmig, am
Grunde abgerundet, etwas
zugespitzt und fein gesägt.
Die Oberseite der Blätter ist
freudig grün, während die
Unterseite hellgrün ist. Blü-
ten krugförmig, weiß mit rot
in end- und seitenständigen.
einseitswendigen Rispen, im
Mai- Juni erscheinend. Dw
Frucht ist purpurfarbig.
später bläulichschwarz.
Herrn. Müller, Whefstonc
England.
Ein merkwürdiges Cyclamen. OHginalaufn,
seh
Vitex Agnus castus.
Der gemeine Mönchspfeffer.
Vitex Agnus castus L., wird
gewöhnlich als Kalthaus-
gehölz behandelt oder min-
destens in frostfreiem Kaume
überwintert. Ich kann aus
eigener Erfahrung berichten,
daß der Strauch, dessen
schöne rotvioletten Trauben bis spät in den Herbst hinein erblühen,
wenn sonst kaum ein Gehölz ein hochzeitlich Kleid schmückt, durchaus
nicht so empfindlich ist, wie vielfach angenommen wird.'-^') Wien
liegt allerdings weit südlicher als Leipzig oder Berlin, dennoch haben
wir hier in den letzten Jahren Kältegrade von — 16° bis 18° C gehabt
und der im Schönbrunner Park, nahe dem großen Palmenhause
stehende Mönchspfeffer, ein etwa zwei Meter hoher Strauch, über-
dauerte, allerdings in von höheren Bäumen und Sträuchern (kleinen
Koniferen) geschützter Lage, die letzten Jahre ganz gut und grünte
jedes Jahr von neuem prächtig weiter.
C. Rimann, Nagy Szent Miklös.
*) Anmerkung der Redaktion. Nach dem Handbuche der
Laubholz- Benennung von Beißner und Genos.sen hält .Vitex Agnus
castus unter Laubdecke — 22,.n° C in normalen ( — 26,5 bis 27,5° C
in anormalen) Wintern und ohne solche normal — 19,5° C (anormal
— 23° C) aus und wäre demnach in ganz Süd-, Mittel- und West-
deutschland winterhart.
Ein merkwürdiges Cyclamen zeigt beistehende Abbildung,
die wir einem begeisterten Blumenfreund, Herrn Albort Hoch-
straßer in Cronberg, verdanken. Dies Cyclamen stand auf dem
Kübel einer Palme im Wintergarten des genannten Herrn ; hier haben
sich, wohl infolge von Lichtmangel und etwas zu hoher Temperatur
die Bhitenstiele so abnorm lang entwickelt, daß sie von den Blüten
herabgezogen wurden, wodurch das Cyclamen das Aussehen einer
gewiß hocheleganten Ampelpflanze erhielt.
Erica nigrita, L. Diese alte, verges.sene Art heißt auch
I<1 laricina, Berg, volutaefolia, fiaiisb, cucullata, Tausch und soll auch
unter nitidula gegangen sein. Erikenzüchter seien auf diese Art
ganz besonders aufmerksam gemacht. Sie wächst ungemein kräftig
und blülit sehr reich. Die
Blumen sind reinweiß, mit
schwärzlichen Staub-
fäden. Der Vorzug, den sie
andern südafrikanischen
Arten gegenüber aufweist,
ist neben dem kräftigen
Wachstum die Eigenschaft,
gegen kalkhaltiges
Wasser durchaus nicht
empfindlich zu sein und
sich leicht treiben zu
lassen. Man kann sie von
Dezember bis März, je
nach der Temperatur des
Hauses, in Blüte haben. Im
kalten Hause bei 3 bis 5 ° C
Wärme kommt sie Ende
Januar in Flor und blüht
dann bis zum März.
Rehnelt.
Farne.
Nephrolepis bosto-
niensis.
Uieser Handelsfarn stammt
aus Amerika und hat schon
da und dort auch in Deutsch-
land eine Kulturstätte ge-
funden. Die schönen, schma-
die „Gartenwelt". jg^,^ langen Wedel verleihen
der Pflanze ein schönes Aus-
Ais Gewächshaus- und Zimmerfarn ist N. bostoniensis sehr gut
. N. bostotiiensis besitz* die gute Eigenschaft, nicht für den
Staub des Zimmers empfänglich zu sein und wird deshalb geschätzt
werden. Der Farn wächst schnell und gibt, w^enn in größere
Töpfe gepflanzt, sehr starke Büsche, die namentlich im Zimmer
auf einem Pcstament Effekt machen. Der Nährboden soll nicht
zu schwer sein. Als beste Mischung empfiehlt sich: Heideerde
und leichte Rasenerde, die zu gleichen Teilen gemischt ist. Als Zusatz
gibt man etwas Flußsand und Schlackenstückchen, damit die Erde
durchlässig wird. In diesem Nährboden entwickeln sich die Farne sehr
schnell. Man vermehrt diesen Farn durch Rhizonie, welche beim
Verpflanzen von der Pflanze abgenommen werden. Die abgetrennten
Rhizome legt man in einen mit vorhin beschriebener Erdmischung
gefüllten Kasten nicht zu dicht em. Die Rhizonie werden fest-
gedrückt und mit Erde bedeckt. Kann man den Kasten mit den
Rhizomen nicht in die Vermelirung setzen, so deckt man eine Glas-
tafel dai-über. Haben sich die Rhizome bewurzelt, so werden die
356
Die Gartenwelt.
IX, 30
jungen Farne in kleine Töpfchen in die genannte Erdiiiischung gesetzt
und nicht übermäßig warm gehalten. Die erste Zeit gibt man etwas
Schatten, jedoch später vertragen die Farne schon mehr Licht. Die
einfach gefiederten Wedel halten sich an den Pflanzen sehr lange
frisch; selbst in Zimmern mit Zugluft leiden sie nicht. Je wärmer
der Standort, desto mehr Wasser gebrauchen die Farne; im allgemeinen
liebt N. bosfoniensis einen temperierten Standort. Auf Blumentischen
mit blühenden Pflanzen zusammengestellt wirken diese Farne sehr gut.
J- B.
Zeit- und Streitfragen.
Zum Kapitel „Preisausschreiben".
Xn den Bedingungen für die Teilnahme an öffentlichen Preisaus-
schreiben zur Erlangung von Plänen für Gartenanlagen hat sich in
den letzten Jahren ein Passus eingeschlichen, welcher befremdend
wirken muß. Wir meinen damit die Klausel, welche betont, daß
„nur in Deutschland ansässige Gartenkünstler und -Tech-
niker bei der Einreichung von Entwürfen zugelassen
werden". Diese Klausel verdient gewiß einmal öffentlich kritisiert
und besprochen zu werden.
Wer an der Aufnahme einer solch' engherzigen Bedingung in
den einzelnen Fällen die Schuld getragen, entzieht sich natürlich
unserer Kenntnis. Wenn Behörden öffentliche Preisausschreiben
erlassen, so wollen sie damit unseren bewährten Gartenkünstlern und
deren jungem Nachwuchs Gelegenheit zu friedlichem Wettbewerb
geben und solchen Behörden wird eine reichlichere Einsendung guter
Arbeiten nur erwünscht sein, denn sie ersehen daraus das rege Interesse,
das man ihrer beabsichtigten Neuschöpfung in Fachkreisen entgegen-
bringt. Es wäre nur zu wünschen, daß recht viele Verwaltungen von
diesem Modus Gebrauch machten und nicht — wie es vereinzelt vor-
kommt — ihre Zuflucht dazu nehmen, den Wettbewerb auf noch
engere Grenzen zu beschränken, wie z. B. auf ein Land oder gar
nur 3 — 5 Gartenkünstler zu der Bewerbung einzuladen.
Wir rollen nun die Frage auf: „Welche Gründe sprechen dafür,
daß man bei derartigen Ausschreibungen nicht auch den im Aus-
lande lebenden Landsleuten Gelegenheit gibt, sich ebenfalls am
friedlichen Wettbewerb zu beteiligen V" VergebHoh suchen wir hierfür
.stichhaltige Gründe! Man wolle doch nicht etwa anführen, daß im
Ausland lebende reichsdeutsche Fachmänner nicht mehr in der Lage
wären, gute Entwürfe liefern zu können? Im Gegenteil sind wir der
Meinung, daß ein solcher Mann vieles Neue gesehen und kennen
gelernt hat, welches auch im lieben deutschen Vaterlande nutzbringend
verwertet werden kann, es muß daher eine solche beschränkte
Bedingung abstoßend auf jedes edel denkende Gemüt wirken. Durch
eine derartige Einschränkung wird vielen im Auslände lebenden
Deutschen — von denen gewiß viele sehr gerne wieder in die Heimat
zurückkehren möchten — alle Gelegenheit abgeschnitten, selbst fach-
lich mit dem Mutterlande in Fühlung zu bleiben.
Nun aber zur Beleuchtung dieser Angelegenheit von einer
anderen Seite. Bekanntlich wird ja fast jedes Gesetz so geschaffen,
daß es von findigen Menschen in geschickter Form umgangen werden
kann. Nehmen wir den Fall an, daß ein durch hohe Preise lockendes
Ausschreiben die oben zitierte Klausel besitzt; ein im Auslande
lebender selbständiger Fachmann — ganz gleich, ob er sich Garten-
architekt, Landschaftsgärtner etc. nennt — beabsichtigt sich trotzdem
an der Anfertigung und Einreichung eines Entwurfes zu beteiligen.
Er eröffnet kurz entschlossen, vielleicht in seinem Heimatsort, eine
Filiale als „Gartentechnisohes Zweigbureau", fertigt den Plan an
seinem Wirkningskreise an, bringt ihn nach seiner Heimat und sendet
ihn von da an die zuständige Behörde ab. Der Plan wird prämiiert und
bei der Eröffnung des den Namen enthaltenden Kuverts stellt es
sich heraus, daß der mit einem Preis beglückte eigentlich im Aus-
lande wirkt. Wir glauben abpr nicht, daß dem Preisgekrönten der
Preis vorenthalten werden kann und darf, denn formell hat er die
gesetzlichen Bedingungen befolgt und befindet sich diesbezüglich in
seinem vollen Recht. Ein anderer Fachmann, der im Auslande eine
abhängige Stellung bekleidet, ist jenem selbständigen Kollegen aber
insofern im Nachteile, als es ihm häufig an Zeit und materiellen
Mitteln fehlt, bei einer beabsichtigten Bewerbung eine ähnliche Um-
gehung der Bedingungen auszuführen.
Aber auch ein zweiter Fall in entgegengesetzter Richtung kann
eintreten. Zur Zeit der Publizierung eines soeben geschilderten Preis-
ausschreibens hält sich in Deutschland ein junger Ausländer mit einem
annähernd deutschklingenden Namen auf, der sich ebenfalls an dem
Preisausschreiben beteiligt. Nehmen wir an, er wird prämiiert und
erhält anstandslos den Preis. Gesetzlich war er nicht berechtigt, sich
an der Bewerbung zu beteiligen und auf jeden Fall nicht berechtigt, den
Preis anzunehmen, aber — „wo kein Kläger, ist kein Richter", Jetzt
stellen wir die zweite Frage: „Warum werden auf der einen Seite
Landsleute von der Bewerbung zumckgewiesen, nur, weil sie im
Auslande leben, und warum nimmt man stillschweigend die Arbeit
emes Ausländers an, der sich nur vorübergehend der weiteren fach-
lichen Ausbildung wegen in Deut.schland aufhält?"
Um nicht mißverstanden zu werden, müssen wir ganz besonders
hervorheben, daß wir keineswegs unter die Chauvinisten zu zählen
sind; wir wollen mit diesen Zeilen nur die an Konkurrenz- Ausschreibungen
beteiligten Kreise auf Umstände hinweisen, welche möglicherweise
eintreten können und daher nicht kurzer Hand in das Reich der Un-
möglichkeiten zu verweisen sind. Dies beweisen zwei Vorkommnisse.
In dem einen "Fall konnte dem preisgekrönten Landsmann die Prämie
nicht ausgezahlt werden, weil er inzwischen ins Ausland gegangen,
in dem anderen Fall beabsichtigte ein vorübergehend in Deutschland
sich aufhaltender Ausländer sich an einer Konkurrenz (mit der bekannten
Klausel) zu beteiligen; ob dieser Ausländer sich wirklich beteiligte,
wissen wir leider nicht, aber unmöglich wäre es ja nicht gewesen und — ,
was wäre geschehen, wenn diesem Ausländer die Prämie zuerkannt
und ausgezahlt worden wäre? Dann wären einerseits Landsleute
zurückgesetzt, andererseits Ausländer bevorzugt worden. Wer nicht
nur regelmäßig Einsicht in deutsche, sondern auch außerdeutsche
Fachschriften nimmt, wird mit Befriedigung die Tatsache verzeichnen,
daß Deutscland in gartenkünstlerischen Konkurrenz-Ausschreibungen
obenan steht, und weiterhin zur Erkenntnis gelangen, daß in einer
unserer Heimat nicht allzu fern liegenden Staate ein derartiges Aus-
schreiben in den dortigen Fachkreisen als ein weltei-schütterndes
Ereignis aufgefaßt würde.
Der „Verein deutscher Gartenkünstler" würde sich bei vieieu
im Auslande lebenden Deutschen, ganz gleich, ob er sie als Kollegen
zu seinen Mitgliedern zählt oder nicht, ein großes Verdienst erwerben,
wenn er die hier angeschnittene Frage auf der nächsten General-
Versammlung in Darmstadt einer eingehenden Besprechung
würdigen wollte; gewiß würde eine gartenkünstlerische Autorität als
Mitghed sich gerne bereit erkären, diese Angelegenheit in einen
Vortrag zu kleiden, und manche guten Ratschläge zur Abstellung
solcher Übelstände würden dann aus der Mitte der Versammlung
gemacht werden, interessiert ja die Angelegenheit in erster Linie
diesen Verein; derselbe würde gewiß den größten Dank von seinen
im Auslande lebenden deutschen Kollegen ernten. Bis zur- nächsten
General- Versammlung, die im August in Darmstadt tagen soll, ist
noch genügend Zeit, um auch andere Ansichten und Vorschläge —
von denen wir heute noch absehen — in diesen allen Tagesfragen
sich so gern öffnenden Spalten der Gartenwelt zu Worte kommen zu
lassen. Bei einigem Nachdenken wird jeder Fachmann bald heraus-
finden, welche Gefühle einen fern von der Heimat weilenden und mit
dieser immer noch durch geistige Bande verknüpften Landsmann be-
sohleichen, wenn er die heimatlichen Fachblätter zur Hand nimmt,
mit großer Befriedigung von dem Emporblühen deutscher Garten-
kunst in deutschen Landen Kenntnis nimmt, aber an diesem Empor-
blühen nicht teilnehmen kann und darf, weil ,,nur in Deutschland
ansässige Gartenkünstlor und -Techniker bei der Ein-
reichung von Entwürfen zugelassen werden".
Gustav Hermann.
Die Gartenwelt.
Wi.
Mannigfaltiges.
Das Wandern ist des Gärtners Lust
ie das Wandern des Müllere Lust, so ist es im gleichen Maße des
Gärtners Lust. Als unsere "Väter und Großväter ihre berufliche
Laufbahn begannen, war es Sitte, daß der junge Mann, — ganz
gleich, welches Berufes er war, — nachdem er ausgelernt hatte, zum
Wanderstabe griff und auf die Wanderschaft ging. Er arbeitete bald
hier bald da einige Tage, einige Wochen, wenn es hoch kam auch
einige Monate, um dann wieder sein Ränzel zu schnüren und weiter
die Landstraße zu ziehen. — Dieser allgemein übliche Brauch ist
allerdings nahezu vollständig aufgehoben und das Wandern, nament-
lich im Oärtnerberufe, wird heute ganz anders gehandhabt, als
in jener Zeit. Immerhin finden wir in unserem Fache die Wander-
lust weit ausgeprägter als in anderen Berufen und dehnt sich dieselbe
heute nicht nur auf die engere Heimat, sondern auch auf ganz
Europa, ja bis auf Amerika aus. —
Wir wollen heute von jenen Gärtnern ganz absehen, welche
mit dem Voreatz und der festen Absicht ins Ausland gehen, sich
dort dauernd niederzulassen, sondern nur die Frage erörtern, ob es
für einen Gärtner nutzbringend ist, vorübergehend im Auslande tätig
zu sein und Kenntnisse zu sammeln, mit anderen Worten, ob es
vorteilhaft ist, auf einige Jahre im Auslande zu praktizieren und in-
wieweit die daselbst erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse bei der
Rückkehr ins Heimatland zu verwerten sind.
Im Allgemeinen werden wir finden, daß meist nur jugendliche
Gärtnergehilfen, die kaum ihrer Lehrzeit entschlüpft sind, den Drang
in sich verspüren, ihre Kunst im Auslande anzubringen oder sich
von dort Lorbeeren zu holen. Ältere Gehilfen, wenn sie nicht notorische
Herumstreicher sind, werden sich die Sache mehrmals überlegen und
dann doch dem Wahlspruche huldigen: „Bleibe im Lande und nähre
dich redlich". — Denn sie haben bereits einen Überblick, haben in
Erfahrung gebracht und gehört,, daß, so verlockend auch ein Aufenthalt
im Auslande im ersten Augenblick erscheint, die Geschichte doch
ihren Haken hat und außer großen Enttäuschungen nichts weiter
nach sich zieht, als eine viel anstrengendere Tätigkeit während der
Wanderzeit, einen leeren Geldbeutel nach Abschluß derselben und eine
.Menge erlernter Kunst, die sie zu Hause nur schlecht oder überhaupt
nicht verwerten können. Die Verhältnisse sind eben andere geworden,
als in früheren Zeiten; heute sind wir in unserem Berufe gezwungen,
zunächst das in uns aufzunehmen und zu absorbieren, was für unseren
engeren, zukünftigen Wirkungskreis am notwendigsten ist, und wenn
auch die Kenntnis von einer Kultur, die wir nicht bei uns verwerten
können, nicht ganz zu verwerfen ist, so ist es ganz sicher nicht
geraten, die Zeit mit der Erlernung einer solchen unnötig zu ver-
geuden, da wir doch nie von derselben Gebrauch machen können.
Ganz verwerflich und jedem abzuraten ist es, nach Holland zu
gehen, um die Zwiebelkulturen kennen zu lernen. Weder in Deutschland,
noch in Österreich oder sonst in einem anderen Lande wird der
junge Gärtner diese Praxis derart verwerten können, daß sie zu seinem
Lebensprinzip werden könnte, weil die Grundbedingungen, die klima-
tischen und Bodenverhältnisse überall für eine ausgedehnte Blumen-
zwiebelkultur fehlen. Wenn auch hie und da bescheidene Versuche
gemacht worden sind und gemacht werden sollen, wie z. B. neuer-
dings im Marchfeld bei Wien, so werden diese Versuche nur
solche und zwar ganz bescheidene bleiben.
Das Gleiche gilt, wenn der junge Gärtner nach der Riviera
oder Italien geht, um daselbst die Schnittblumenkulturen zn stu-
dieren. Kein Meister gibt ihm einen Pfifferling für seine dort ge-
sammelten Erfahrungen, denn die erste Bedingung, der südlich klare
Himmel mit seiner erwärmenden Sonne, der ewige Frühling fehlt in
seinem nordischen Heimatlande, und mögen auch die Kulturhäuser
noch so hell und ihre Temperatur etc. noch so sehr den Verhält-
nissen jenes herrlichen Landes der Zitronen angepaßt sein, die alles
belebende Sonne läßt uns im Winter gar zu oft im Stich, während
sie am Mittelmeer unabänderlich mit ihren lebenserweckenden Strahlen
hemiederlacht.
England I — Als ich vor länger als eineinhalb Jahrzehnten eine
Gehilfenstellung aufgab und meinen Chef, einen späteren, jetzt längst
dahingegangenen Hofgartendirektor, um Rat ersuchte, wohin ich gehen
sollte, um später im Heimatland eine gute Beamtenstellung zu erlangen,
sagte er mir: „Gehen Sie nach England!" — Ich wußte, daß damals,
Ende der achtziger Jahre, eine starke Meinung für die gärtnerische
Ausbildung in England in allen Berufskreisen war und derjenige
besondere Chancen im Inlande besaß, der einige Jahre in England
praktiziert hatte. Auch darin haben sich die Meinungen und An-
sichten bereits geändert. Es ist gewiß, daß England mit seinem
hochentwickelten Gartenbau darin eine der ersten Stellungen unter
den europäischen Staaten einnimmt und auch die klimatischen Ver-
hältnisse sind nicht so eigenartig, daß man die Erfahrungen, welche
man dort gesammelt, nicht auch bei uns verwerten könnte, z. B. in
der Landschaftsgärtnerei, der Obsttreiberei und den Kulturen von
besseren Gewäohshauspflanzen, sowie in der seit 25 Jahren überall
eingeführten Chrysanthemumkultur kann man wertvolle Kenntnisse
mit nach Hause nehmen, dabei auch gleichzeitig, wenigstens in den
Anfangsgründen eine Weltsprache erlernen, ein Vorteil, der gewiß
nicht zu unterschätzen ist. Jedoch sind auch in England die Ver-
hältnisse ganz anders zugeschnitten, als bei uns, und ein gravierender
Punkt fällt dabei noch in die Wagschale der Entscheidung, nämlich
die Behandlung des zureisenden ausländischen Gärtnergehilfen. Selbst
wenn deiselbe sich bereits in der Heimat recht nette Kenntnisse
erworben hat und tüchtig ist, wird er in der ersten Zeit bei sehr
geringem Lohn zu den niedrigsten Arbeiten verwendet, und nur in
besonderen Ausnahmefällen gelingt es ihm baldigst von diesen los-
zukommen. Überhaupt vpird der Ausländer in England, selbst wenn
er längere Zeit dort ist, in den Kulturen fast nur zu Handlanger-
diensten verwendet. In früheren Jahrzehnten war es gewiß eine
gute Empfehlung, wenn man eine Tätigkeit in England nachweisen
konnte, aber heute dürfte wohl nur in vereinzelten Fällen darauf
Wert gelegt werden, weil der Gartenbau in Deutschland eben einen
bedeutenden Aufschwung genommen hat und es bei uns mindestens
ebenso gute Geschäfte gibt, wo ein strebsamer junger Mann in tüchtiger
Praxis für das Leben heranreifen kann.
Wie in England, so ist es auch in Frankreich. Wir Deut-
schen haben immer noch zu viel Respekt vor dem Ausland, und
kommt ein Ausländer zu uns Deutschen in der Absicht, etwas
zu lernen, so wird er ungleich anders behandelt, als wir am fremden
Orte. Ja, es ist das Gegenteil meist der Fall, daß nämlich der Aus-
länder bei uns vor den Einheimischen bevorzugt wird und viel eher
etwas erreicht als letztere. Zu vielen Malen haben wir .schon Be-
richte erhalten von deutschen Gärtnern, welche im Auslande ihre
Pra.xis vervollkommnen wollten, die bezeugten, wie miserabel es ihnen
ging und wie schlecht sie behandelt wurden. Ohne sich einiger-
maßen in der Sprache des betreffenden Landes auszukennen, sollte
überhaupt kein junger Gärtnergehilfe seine Schritte dahin lenken.
Es wären nun noch die Vereinigten Staaten von Nord-
Amerika und Österreich in Betracht zu ziehen. Nach dem erst-
genannten Lande reisen nur wenige und haben wir darüber be-
reits im VIII. Jahrgang Seite 428 und Seite 92 dieses Jahrganges
näheres erfahren. Nach Osterreich sich zu wenden, ist auch für
einen jungen Gärtner ein gewagtes Spiel. Scheint dieses Nachbarland
durch Stammesverwandtschaft und Sprache weit eher mit uns ver-
bunden, so wird doch jeder Ausländer, besonders aber der „deutsche
Bruder" mit einer idealen Unkollegialität empfangen und behandelt.
Nur wenige Handelsgärtner haben für den Deutschen Platz in ihrer
Gärtnerei, in städtische oder staatliche, Betriebe kommt ein deutscher
Mann kaum hinein, es sei denn, daß ein gegenseitiger Austausch
stattfindet, wie das in letzter Zeit öfters geschah, daß also von
einem ausländischen Betriebe ein Gehilfe daselbst eingestellt, dafür
aber von dem österreichischen ein Gehilfe nach dem ausländischen
Betriebe entsendet wird. Das mir bekannte Resultat in einem Falle
ist klassisch. Es w.urdeu eine Anzahl österreichischer Gärtnergehilfen
auf diesem Tauschwege in verschiedene Länder entsendet und dafür
von dort junge Leute in dem großen staatlichen Betriebe eingestellt.
Die Folge war, daß die strebsamen Österreicher in ihrem neuen
Wirkungskreise, wo sie viel Neues erlernen konnten, bei gutem Gehalt
Die Gartenwelt.
IX, 30
ihre bestimmte Zeit blieben, die nach Österreich entsendeten, nicht
minder strebsamen Leute, aber nach wenigen Tagen und "Wochen
wieder von da zurückkehrten, weil ihnen erstens die dortigen Kulturen
meist schon bekannt waren, hauptsächlich aber des miserablen
Gehaltes wegen, welcher ihnen zugestanden wurde. Die bekannte
österreichische Gemütlichkeit ist im Gärtnerfach unbekannt. Öster-
reich steht, das wird auch von den Einheimischen selbst eingestanden
und bitter genug empfunden, in Bezug auf dem Gartenbau überhaupt
weit unter dem Niveau, auf welchem andere Länder stehen. Es
mag das an den allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnissen liegen,
und man ist ja dort allerorts bestrebt, auf die gleiche hohe Stufe
zu kommen, aber bis jetzt ist dieselbe eben noch nicht erreicht und
deshalb ist es keinem deutschen Gärtnei-gehilfen anzuraten, in Öster-
reich seine Kenntnisse bereichern zu wollen, weil zu alledem
eben die Intoleranz ganz bedeutend ist.
Meine Ausführungen erwecken vielleicht den Anschein, als
wollte ich das Verweilen des jungen Gärtners im Auslande gänzlich
verwerfen und befürworten, daß der deutsche nur innerhalb seiner
Grenzpfähle bleibe. Bei Leibe nicht. Das Wandern ist des Gärtners
Lust. Aber eben das Wandern! — Der jugendliche Gehilfe
möge im Inlande, im Norden und Süden, im Osten und Westen
seines Heimatlandes sich erst eine tüchtige Praxis erwerben und
während dieser Zeit für seine Wanderzeit sich etwas erübrigen und
zurücklegen. Hat er eine etwa fünfjährige bis achtjährige Gehilfen-
zeit absolviert und seinen Gesichtskreis, sein Auffassungsvermögen
in dieser Zeit erweitert und für seinen Beruf gekräftigt, so möge er
ein halbes oder ganzes Jahr auf die Wanderschaft gehen. Er schaue
sich im Süden die blühenden Gärten der Riviera an, er studiere die
Treibereien in Frankreich, er besuche in England die wichtigsten
und bedeutendsten Kulturen, auch Holland und Belgien werden ihm
Wissenswertes bieten und Österreich und die Schweiz beste Eindrücke
hinterla.ssen. Er möge wohl auch hie und da, wo er Gelegenheit
zur Ausübung seiner Tätigkeit bei angemessenem Gehalte findet,
verweilen und einige Wochen die Arbeit aufnehmen, aber die
Wanderschaft .sollte nicht derart sein, daß er bei Hungerlöhnen all-
zulange an einem Platze im Auslande verweilt, wo ihm die Tätigkeit
für sein späteres Fortkommen keinen Nutzen bringt. Die Wander-
zeit sollte eine Reisezeit sein, in der er mit offenem Auge, mit durch
die mehrjährige heimische Praxis geübtem Kennerblick das erfaßt,
was zu Hause ihm von Wert sein wird: er lasse die Naturschön-
heiten des Ijandes auf sich einwirken und er präge sich beim Besuch
der Gartenanlagen besondere fesselnde Partieen ein, die er später in
der Heimat verwerten könnte*). Er halte genaues Tagebuch über das
Gesehene und notiere das Wissenswerte pünktlich. Dann wird er
von seiner Wanderschaft einen weit größeren Nutzen haben, selbst
wenn diese nur kurze Zeit dauert, als wenn er sich halbe
und ganze Jahre an einem Ort, in einer Gärtnerei aufhält, die
ihm eine Praxis bietet, welche er zu Hause niemals verwerten kann.
Vor allem aber sollte ein junger Gärtner, der kaum dem Lehrlings-
stande entschlüpft ist, ein Auswandern oder Wandern im Auslande
unterlassen, denn seine Praxis ist noch nicht so reich, sein fach-
männischer Blick noch nicht so geübt, daß er das Gute vom
Schlechten, das Praktische vom unpraktischen, das für ihn Nützliche
vom Wertlosen unterscheiden kann. Ein Zeugnis über die lang-
jährige oder nur jährige Praxis in einer unserer vielen guten
Gärtnereien ist für den deutschen Gartengelülfen heutzutage von weit
höherem Werte, als ein solches von einer ausländischen, wenn auch
renommierten Firma. Also nicht ein allzulanges Verweilen an einer
Stelle im Auslande, vvohl aber ein umschauen, Zusehen, Insioh-
auf nehmen der Verhältnisse' in fremden Ländern und dadurch ein
Überblickgewinnen und Studieren der Praktiken und Einrichtungen
des gärtnerischen Betriebes, das soll des Gärtners Wandern sein, zu
seiner Lust und seinem Nutzen. — n. — s.
De
Heiraatschutz.
*) Anmerkung der Redaktion. Vor allem ist die photo-
graphische Kamera ein wortvoller Begleiter auf solchen Reisen, den
man stets mit sich führen sollte.
r dritte Niedersachsentag in Hildesheim beschäftigte sich
in der ersten Versammlung mit dem Schutz der Naturdenkmäler
und der Erhaltung der Naturschönheiten. Unter den unbedingt zu
schützenden Naturdenkmälern nannte der Referent, Lehrer Wehrhahn,
Hannover, die Tillyhnde bei Salzhemmendorf ; die interessante Krüppel-
form der Buche auf dem Süntel, die als Varietät süntelensis auch
in den Gärten Eingang gefunden hat; die letzten im Leine- und
Wesertale noch vorhandenen Eiben bäume; die im Warmbüchener
Moor auf einem Raum von etwa einem Morgen vorkommende Kalmia
latifolia, die erst vor einigen Jahren vom Schriftsteller Löns ent-
deckt, auf ungeklärte Weise dort zur Ansiedlung gekommen und
jedenfalls völliges Heimatsrecht sich dort erworben; die von der Aus-
rottung bedrohte Farnvegetation bei Coppenbrügge am Ith. Das im
Auftrage der Regierung von Medizinalrat Brandes bearbeitete „Forst-
botanische Merkbuch" macht gute Fortschritte. — Als notwendig
wurde erkannt ein Stück typischer Heide, Wald- und Moorland.schaft
unter Schutz zu stellen und in ursprünglichem Zustande zu erhalten,
denn sonst verschwände durch Torfstich und Meliorationen mit der
Zeit völlig die charakteristische Landschaftsform Niedersaohsens. Es
wird gefordert eine staatliche Stelle zum Schutze der Natur-
denkmäler zu schaffen, wie sie für die Kunstdenkmäler in den
Provinzialkonservatorien besteht. Die viel umstrittene Talsperren-
frage wurde von Bauinspektor Z i e g 1 e r , Claustal , erörtert. Er ist
der Ansicht, daß durchaus nicht jede Talsperre eine Verunstaltung der
Landschaft darstelle, vielmehr unter Umständen die Schönheit
der Gegend dadurch gehoben werden könnte. Er wies als Beispiel
auf die Teiche bei den Harzstädten wie Claustal, Zellerfeld, Herzberg,
die gewiß kein Tourist vermissen möchte im Landsohaftsbilde und
die doch nichts seien als zu Gunsten des Bergwerksbetriebes ein-
gerichtete Talsperren aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert. Be-
dauerlich sei, daß man bei den neuen Projekten gerade das Bodetal,
die allen Naturfreunden teure Perle des Harzes gewählt habe. In
der Okertalsperre würden sich dagegen die gewerblichen und die
landschaftlichen Interessen recht wohl vereinigen lassen, denn der
dort zu erwartende Teich von einem Quadratkilometer Größe würde
dem landschaftlichen Bilde nur nutzen können. Ein Beschluß wurde
in dieser Hinsicht nicht gefaßt. Derartige Fragen ermangeln nicht
des gartenkünstlerischen Interesses, das sich bekanntlich und erfreu-
licher Weise in neuerer Zeit mehr und mehr der Landesverschöneiuug
und verwandten Aufgaben zuwendet. Krone.
Verlegung der militärischen Übungen von Gemüse-
gärtnern aus den Sommermonaten in das Frühjahr. Den Ge-
müsegärtnern wurde bisher durch die Einziehung zu militärischen
Übungen der Reserve und Landwehr in den Sommermonaten eine
Anzahl Kräfte entzogen, die gerade in dieser wichtigen Zeit, wenn
das junge Gemüse geerntet und auf den Markt gebracht wird,
nicht zu ersetzen sind, weil ungeschulte Hände dabei oft mehr ver-
derben als nützen. Um diesen Übelstand zu heben, hat der „Zentral-
ausschuß der Bürger- und Kommunalvereine in der Hamburger
Marsch" an das Generalkommando des IX. Armeekorps in Altona
ein Gesuch gerichtet, die Übungen dieser Gärtner auf den Winter
oder die ersten Frühjahrsmonate zu verlegen. Unterstützt wurde
dies Gesuch u. a. durch 10 Gemüsebauvereine des Hamburger Land-
gebietes. Das Generalkommando hat in dankenswerter Weise diesem
Wunsche entsprochen und seine Anordnungen durch nachstehendes
Schreiben zur Kenntnis gebracht. Es dürfte vielleicht nicht über-
flüssig sein, hierbei darauf hinzuweisen, daß, um den Vorteil dieser
Anordnung zu genießen, die Betreffenden in den Militärlisten auch
als Gemüsegärtner oder Gemüsebauer eingetragen sein müssen. Ein-
fache Bezeichnung, wie Gärtner, Landmann oder dgl. genügt nicht.
Die Antwort des Generalkommandos lautet:
„Auf das Gesuch der Gemüsebau- Vereine vom 19. Dezember
1904 erwidert das Generalkommando ergebenst, daß die Bezirks-
komniandos Hamburg und Altona angewiesen worden sind, die Ge-
müsegärtner aus den in Beti-acht kommenden Gegenden, soweit es
sich ermöglichen läßt, in der Zeit von Mitte April bis Ende Mai zu
Übungen heranzuziehen. Bemerkt wird jedoch, daß es sieh voraus-
IX, 30
Die Gartenwelt.
359
sichtlicli nicht in allen Fällen und besonders nicht bei den der Land-
wehr angehörenden Gemüsegärtnern wird durchführen lassen. Der
kommandierende General (gez.) v. Bock."
Ein gleicher Versuch dürfte sich vielleicht auch anderwärts
empfehlen.
Ein Schillerhain. Eine sinnige Schillerehrung beabsichtigt
man in Essen. Es soll im dortigen Stadtwalde ein „Schillerhain"
aus Lindenbäuraen angelegt werden. Inmitten des Haines wird eine
Quelle murmeln und einen Bachlauf, mit Wasser speisen. Steinerne
Bänke werden zum Kuben einladen. Em größerer freier Platz soll
zu Volksspielen und .\uftührungen im Freien dienen. Mit der
Pflanzung der ersten Linde am Sonntag, den 7. Mai, wird die
eigentliche Schillerfeier verbunden, an der möglichst die ganze Be-
völkerung, namentlich aber die Schuljugend teilnehmen soll. — In
unserer denkmalübersättigten Zeit erscheint der Gedanke, einen der-
artigen, unserm Schiller geweihten Hain zu schaffen, der Beachtung
wohl wert. Manch einer würde hier im stillen Walde, fernab vom
Weltgetriebe, mehr Erbauung finden, als vor dem schönsten Schiller-
denkmal im Lärm der Straßen. Zudem würde die Anziehungskraft
der betreffenden Anlage durch einen derartigen Hain zweifellos ge-
hoben werden.
Bücherschau.
Hygienische und soziale BetHtigun^ deutscher Städte auf
deu Gebieten des Gartenbaues. Im Auftrage des Vorstandes der
Internationalen Kunstausstellung und Großen Gartenbauausstellung in
Düsseldorf 1904 bearbeitet von Prof. Dr. Aug. Hotfmann. Geh.
343 Seiten.
Einer dankenswerten Aufgabe hat sich der frühere Vorsitzende
der Gruppe Gesundheitspflege und Wohlfahrtseinrichtungen auf der
Gewerbe- und Industrie- Ausstellung in Düsseldorf 1902, Profe.ssor
Dr. Aug. Hoff m a n n unterzogen durch Abfassung des oben ge-
nannten Sammelwerkes, das uöter der Abteilung Gartenkunst der
Ausstellung einverleibt war. In der Einleitung wird auf den Wert
von Gartenanlagen für die Volkswohlfahrt der Städter hingewiesen,
dann folgt eine tabellarische Übersicht der Einwohnerzahl, des Flächen-
raums der bebauten und unbebauten Fläche (Rubriken, die nur fünf-
mal ausgefüllt werden konnten), der Grundfläche der öffentlichen
Anlagen und Volk-sgärten, des Größenverhältnisses der öffentlichen
Anlagen und Volksgärten zur Stadtgröße in Prozenten ausgedrückt
und schließlich Anzahl der Quadratmeter öffentlicher Anlagen und
Volksgärten, die auf den Kopf der Bevölkerung kommen, und letzte
Spalte Bemerkungen. Diese Tabelle umfaßt 61 deutsche Groß- und
Mittelstädte mit über 50000 Einwohnern. Die öffentlichen Spiel- und
Sportplätze, die Schrebergärten, die Schulgärten und die Anleitung
der Jugend zur Gartenarbeit, die Vorgärten an den Straßen, die
Balkon- und Balustradenschmückung, die Straßenbepflanzung. mit
Angabe der Gehölze, die sich in einzelnen Städten bewährt haben
und solcher, die weniger gut gedeihen, werden in besonderen
Abschnitten erörtert. Der Abschnitt über Straßenbepflanzung
ist der gärtnerisch wichtigste, denn er bietet ein wertvolles
Vergleichsmaterial über den Wert der Gehölze an verschiedenen
Orten. Auch sind Erfahrungen über Düngung, Pflanzung, Schäd-
linge, Baumscbutz gegen Beschädigung durch den Verkehr, Be-
wässerung usw. in so reichhaltiger Form zusammengetragen, daß das
Studium dieses Abschnittes für Stadtgärtner und solche, die es werden
wollen, hochinteressant ist. Dabei ist alles in knapper Form gehalten,
sodaß man nicht durch Nebensächhchkeiten aufgehalten wird. Inter-
essant ist ferner die Tabelle, die sich mit den Gartenverwaltungen,
den darin beschäftigten technisch vorgebildeten Beamten und deren
Titel, den Etats der Verwaltungen a) für 1903, b) für laufende Unter-
haltung der bestehenden Anlagen und Anpflanzungen, c) für Her-
stellung von Neuanlagen und Pflanzungen befaßt, woraus man deutlich
erkennen kann, in welchen Städten man den öffentlichen Anlagen in
ihrem Werte für die Bevölkerung das nötige Maß von Verständnis
entgegenbringt. Nun folgt wieder ein gärtnerisch wichtiger Abschnitt
in Form einer tabellarischen Übersicht über die in den Straßen der
Städte angepflanzten Baumarten, wie sie sich bewährt oder nicht
bewährt haben mit Angabe des Grundes für letzteren Umstand. Die
Tabelle umfaßt zirka 60 Arten in 21 Gattungen. Der zweite Teil
des Buches enthält reich illustrierte Schilderungen der öffentlichen
Anlagen von Aachen, Augsburg, Barmen, Berlin, Beuthen, Bonn,
Bremen, Cassel, Chemnitz, Cöln, Danzig, Darmstadt, Dortmund,
Dresden, Düren, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Gleiwitz, Hagen,
Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Leipzig, Magdeburg, Mainz, Mann-
heim, Mülhausen i. E., München, München-Gladbach, Münster i. W.,
Osnabriiok, Posen, Remscheid und Zwickau und im Anhang Pläne
von Aachen, vom Bürgerpai-k in Bremen und vom Friedhof von
Ohlsdorf bei Hamburg. Die typographische Ausstattung des Buches
ist vorzüglich und dem Vater des guten Gedankens, dieses Bucli
herauszugeben, gebührt der öffentliche Dank. W. T.
Aus den Vereinen.
Die selbständigen Landschaftsgärtner Leipzigs und der
Umgegend sind zu emem Verein zusammengetreten, um durch diesen
ihre wirtschaftlichen Interessen besser wahrnehmen zu können. Ins-
besondere soll dieser Zweck durch Aufstellung einer Gebührenordnung
und eines Minimaltarifs für auszuführende Arbeiten, sowie durch
Regelung des jetzt vielfach bei Architekten und Behörden üblichen
Submissionswesens erreicht werden. Die konstituierende Versammlung
dieses Vereins, die in Zills Tunnel tagte, stimmte den von einer
hierzu ernannten Kommission ausgearbeiteten Satzungen zu, ernannte
den Vorstand (Herrn Manhenke zum Vorsitzenden) und beschäftigte
sich dann mit dem auf Ansuchen der ausständigen Gehilfen einzu-
führenden Tarif und mit den dazu einzuleitenden Unterhandlungen.
Ein Beschluß wurde hierzu jedoch noch nicht gefaßt.
Der Bezirks-Obstbauverein zu Dresden beging am 3. April
die Feier seines dreißigjährigen Bestehens. Der Verein wurde am
24. März 1875 durch den -j- Baumschulenbesitzer, späteren Lehrer au
der Dr. Gartenbauschule, Otto Lämnierhirt mit 43 Mitgliedern ins
Leben gerufen. Der Verein gehört zu den ältesten Bezirksobstbau-
vereinen des Landes und hat für die später entstandenen Bruder-
vereine vorbildlich gewirkt. Die Mitgliederzahl bewegte sich in den
Jahren 1875 bis 1888 zwischen 43 und 53 Mitgliedern, betrug 1891
72, stieg 1895 auf 241 und beziffert sich von da an auf jährlich
durchschnittlich 175 Mitglieder, mit welcher Zahl auch das Jahr 1904
abschloß. Der Dresdner Bezirksobstbauverein hat namentlich durch
Veranstaltung von Obstausstellungen, Obstmärkten, Vorträgen, Lehr-
kui-sen für die Behandlung der Obstpflanzungen und für die Obst-
verwertung viel Gutes geleistet. Den ersten Versuch mit einem
Obstmarkte machte man im Oktober 1899, ein zweiter folgte im
Herbst 1891, ein dritter im Herbst 19Ü3. In den Jahren 1900, 1901
und 1902 hielt der Verein wieder Obstmärkte mit wachsendem Erfolg
ab und rief auch zur Regelung des Obstverkaufes zunächst nur für
seine Mitglieder eine Obstverkaufsvermittlungsstelle ins Leben, die
1898 und 1899 kaufmännisch geleitet, im Jahre 1900 aber vom Be-
zirksobstbauverein für eigene Rechnung übernommen wurde. Vom
Januar 1902 ab ging diese Obstverkaufsvermittlungsstelle in die Ver-
waltung des Landesobstbau Vereins über, wie auch die vom Dresdner
Verein im Jahre 1892 eingeführten und von Professor Dr. Steglich
geleiteten Obstbaumdüngungsversuche in Rottwerndorf bereits 1896
ebenfalls vom Landesobstbauvereine übernommen wurden. Im Januar
1900 rief der Dresdner ßezirksverein eine Jubiläumsstiftung ins
Leben. Ihr Zweck ist die Sicherstellung einer dauernden Einwirkung
auf die technische Vervollkommnung des gärtnerischen imd land-
wirtschaftlichen Obstbaues im Vereinsbezirk. Der Verein sucht auch
noch durch praktische Vorführungen des Baumschnittes und der
Pflege von Obstplantageu, durch belehrende Besichtigungen sehens-
werter Obstanlagen, unentgeltliche Lieferung von Edelreisern an die
Mitglieder usw. eine intensive und sachgemäße Obrirzucht im Ver-
einsbezirk zu erreichen. Der Vorsitzende ist zur Zeit Professor Dr.
Hankel.
360
Die Gartenwelt.
IX, 30
Bevorstehende Ausstellungen.
Blumenliebhaber-Ausstellung 1905 in der Flora zu Cöln..
Zur Verwirklichuug einer für Cöln und die meisten rheinisclien Städte
neuen Idee, die sich aber anderwärts schon vortreffHch bewährt hat,
hatte sich vor längerer Zeit ein Ausschuß gebildet, welcher der Ver-
waltung der Aktiengesellschaft Flora die Veranstaltung einer Blumen-
liebhaber-Ausstellung für Rheinland empfahl. In Verbindung
mit diesem Aussuhusse wurde nunmehr die Veranstaltung beschlossen,
und zwar soll dieselbe vom 3. bis 14. August d. J. in der Flora
zu Cöln stattfinden. Hier soll jeder Blumenfreund seine Pfleglinge
zeigen können. Besitzern von Pflanzen.sammlungen besonderer Art,
wie Kakteen, Farnen, Orchideen etc. wird Gelegenheit gegeben, ihre
Resultate liebevollen Fleißes und Verständnisses der weiteren Öffent-
lichkeit zur Nacheiferung vor Augen zu führen. Ein weiter Raum
soU den Herrschaftsgärtnern eingeräumt werden ; auch darf auf eine
umfangreiche Beteiligung der rheinischen Gartenbau- Vereine gerech-
net werden. Eine derartige Ausstellung wird zweifellos die weitesten
Kreise und Bevölkerungssohichten un.seres engeren Vaterlandes
interessieren, und darf man mit Recht auf das Programm und die
weitere Entwickelung des Unternehmens gespannt sein.
Allgemeine Gartenbau-Ausstellung Darmstadt 1905 vom
19. August bis 10. September. Großherzog Ernst Ludwig, der hohe
Protektor, bekundet großes , Interesse für dieses Unternehmen und
überzeugt sich an Ort utid Stelle von dem Fortschreiten der Vor-
bereitungsarbeiten.
Der Großherzogliche Orangeriegarten ist ein ideales Ausstellungs-
gelände. Die Gliederung in drei Terrassen, die Begrenzung einzelner
Teile durch Taxushecken und Alleen ehrwürdiger Bäume ermöglicht
eine übersichtliche Anordnung der Ausstellungsgegenstände, die für
Besucher und Aussteller gleich angenehm sein wird. Auf der mitt-
leren Terrasse, die speziell gartenkünstlerischen Arbeiten resernert
sein wird, wird u. a. ein Plan von Professor Olbrich- Darmstadt
(Mitglied der Künstlerkolonie) zur Ausführung gelangen. Besonders
bemerkenswert ist bei de-ssen Entwurf die Anlage von drei versenkten
Gärten, ferner die ausschließliche Verwendung dreier Farben, durch
deren rhythmische Anordnung große Effekte erzielt werden sollen.
Man darf auf diesen modernen Garten, bei dem mau manche Fehler
des Behrens'schen in Düsseldorf zu vermeiden hofft, mit Recht ge-
spannt sein. Der Plan macht große Erdbewegungen und Maurer-
arbeiten notwendig, mit deren Fertigstellung man eifrig beschäftigt
ist. In Ausführung begriffen sind ferner schon Felsanlagen, Kultur-
stätten für Wasserpflanzen u. s. w.
Die Nachfrage nach Programmen ist eine außerordentlich rege:
trotzdem der Termin erst am 1. .luni abläuft, sind schon zahlreiche
Anmeldungen eingegangen. W. L.
Eine Orchideenschau im Palmengarten zu Frankfurt a. M.
In den das Palmenhaus umschließenden Räumen, die im Winter zur
Aufstellung der verschiedensten blühenden Gewächse dienen, wird
zum Abschluß der Saison — von Samstag, den 29. April bis ein-
schließlich Sonntag, den 7. Mai — eine Orchideenschau vei'anstaltet,
die Herrn Otto Beyrodt in Marienfelde übertragen ist. Diese schönen
und dankbaren Blütenpflanzen zu einer größeren Ausstellung zu ver-
einigen, ist bis jetzt in Mittel-, bezw. Süddeutschland noch nicht ver-
sucht worden und man kann wohl annehmen, daß wie in Düsseldorf
dieser Ausstellung ein großes Interesse nicht nur vonseiten der
Laien-, sondern auch der Fachkreise entgegengebracht wird. Der
Verwaltungsrat der Palmengarten-Gesellschaft wird die Ausstellung
nicht veranstalten, um einen großen Gewinn zu erzielen, sondern er
ließ sich lediglich von dem Gedanken leiten, etwas Neues zu bieten
und die Liebhaberei auf diesem Gebiete zu fördern. Ein guter Erfolg
dieser Bestrebungen ist zweifellos zu erwarten.
Preisfrage.
Ein langjähriger Freund und Abonnent der Gartenwelt, der
nicht nur als Handelsgärtner, sondern auch als gerichtlich vereidigter
Sachverständiger vielfach Gelegenheit hat, festzustellen, wo den
auf jedem Gebiete der
denn fast jeder Ritterguts-.
Lehrer und Pastor ist Er-
Handelsgärtner der Schuh drückt, sucht in einer Zuschrift an uns
die Gründe für die vielfach mißliehe Lage der deutschen Handels-
und Ziergärtnerei in folgenden Umständen:
1. In der recht wenig entwickelten kaufmännischen
Berechnung, sei es bei der Erzeugung, sei es beim Verkauf der
Ware und in zu teurem Landkauf.
2. In der Überproduktion.
3. In der Konkurrenz des
deutschen Gärtnerei.
4. In der Gewerbefreiheit,
Guts- und Bauerngutsbesitzer, Kantor,
zeuger gärtnerischer Artikel. Die einen können auf der eigenen
Scholle und mit schlecht bezahlten Kräften, die anderen zum Zeit-
vertreib und Nebenverdienst Gemüse, Obst, Topfpflanzen, Gehölze etc.
ziehen und zu unglaublich niedrigen Pieisen verkaufen. Sie alle
verkaufen zu Pi'eisen, bei welchen der Handelsgärtner seine Rechnung
nicht finden kann. Jedes Blümchen, alles Gemüse wandert auf den
Markt und wird verschleudert, denn der Zwischenhändler weiß ja,
daß diese Leute ihre Ware nicht gern wieder nachhause nehmen und
drückt deshalb die Preise.
5. In der freien, auch steuerfreien Konkurrenz von
Gartenverwaltungen in staatlichem und fürstlichem Besitz.
6. In der Eigenanzucht seitens der Stadtgärtnereieu
für den Bedarf der Städte, die besonders die Baumschulen brauche
schwer trifft.
7. Als schlimmer Faktor soll sich in einzelnen Gegenden das
Sinken des Grundwertes schwer fühlbar gemacht haben, sodaß
es an diesen Orten außerordentlich schwer wird, auch in gesunden
Grenzen eine zweite oder gar dritte Hypothek zu erlangen. Dieser
Zustand soll durch Überproduktion in einzelnen Industriezweigen,
durch Fallissements von Banken und Geschäftshäusern und durch
die hochprozentigen auswärtigen Anleihen verschuldet sein, die das
Geld aus dem Lande tragen. Auch die in einigen Orten eingeführte
Grundwertsteuer, die den Gärtner ungerecht trifft, hat seine Lage
verschlimmert.
Was müfite geschehen, um die Zier- und Handels-
gärtnerei in allen ihren Zweigen, trotz der angeführten Miß-
stände, wieder einträglich und unter den heutigen Verhält-
nissen rentabler als bisher zu gestalten?
Wir machen diese Frage zu einer Preisfrage, für
deren beste Lösung wir einen Preis von
Hundert Mark
aussetzen, mit dem Vorbehalt, diese Summe auch in drei
Preisen zu fünfzig, dreißig und zwanzig Mark verteilen zu
können, falls mehrere preiswürdige Antworten eingehen.
Die Einsendungen haben bis zum 1. Juni dieses Jahres zu
erfolgen. Allen, die sich an der Preisaufgabe beteiligen, empfehlen
wir, sich .so sachlich und so kurz als möglich zu äußern, jede
Weitschweifigkeit zu vermeiden und sich bei Erörterung sozialer
Fragen mehr von allgemeinen Gesichtspunkten als von
persönlich einseitigen leiten zu lassen.
Die Redaktion der Gartenwelt.
Personal-Nachrichten.
Blaser, Gustav, bisher Anstalt^-Obergärtner an der Obst- und
Gartenbauschule zu Bautzen, übernahm die Stelle eines Anstalts-
gärtners für Obstbau an der Kgl. Lehranstalt für Wein-, Obst- und
Gartenbau zu Geisonheim a. Rh.
Braun, Dr. K., bisher in Hohenheim, trat in den Dienst des
Biologisch-Landwirtschaftl. Instituts in Amani, Deutsch-Ostafrika, über.
Freckmann, Aug., Handelsgärtner in Lemsdorf b. Magdebuig,
t im (i4. Lebensjahre.
Die Firma Wilhelm Lindemann, im Besitze des Handels-
gärtners und Hoflieferanten Wilhelm Linde mann in Dessau, konnte
am 1. April auf ein fünfzigjähriges Bestehen zurückblicken.
Marzolf, Obergärtner beim Staatsrat, Exz. von Schlumberger
in Gebweiler, wurde das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen für
seohzigjährige treue Dienste.
Voriintwortl. Bedaktc
Berlin. — Verla? v. Richard Carl Schmidt k Co., Leipzig. — Draci: Anhalt. Bnchdr. Gutenberg, e. G. m. b. H., Dessau.
Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX,
29. April 1905.
No. 31.
Nnchbi/dang aus dem Inhatl dieser Zeitschrift wird strafreclitlich verfolgt.
Aus deutschen Gärten.
Die Anlagen in der Kaiserstraße zu Mainz.
Von Ferd. Tutenberg, Stadtobergärtner, Offcnbaoh a. M.
(Eierui sechs Abbildungen.)
jyiainz, die Moguniia aurea der Römer, das goldne Mainz,
•wie die Mainzer mit Stolz sagen, ist als Festung jahrzehnte-
lang in seiner Entwicklung zurückgehalten worden. Erst
jetzt beginnt dank kaiserlichen Erlasses eine neue Ära durch
die Niederlegung der Nordwestfront, welcher hoffentlich bald
auch die Schleifung der anderen Festungswälle folgen wird.
Erfreulicherweise zeigen denn auch die neuen Bebauungspläne
eine weitgehende Berück-
sichtigung sogenannter Grün-
anlagen und dürften den guten
Ruf, welcher Mainz ob seiner
bestehenden Gartenanlagen
vorangeht, auch für die Zu-
kunft sicherstellen.
Trotz aller bei derartigen
Festungsstädten beschränkten
Platzverhältnisse beherbergt
Mainz außer seiner „Anlage",
wie der Stadtpark genannt
wird, in seinen Mauern lieb-
liche Platz- und Schmuek-
anlagen, sowie einen Kranz
üppigster Baumpflanzungen in
vielen Straßen.
Im Nachfolgenden möchte
ich denn den geneigten
Le.sern der „Gartenwelt" die
Anlagen der Kaiserstraße in
Wort und Bild vorführen,
obgleich bereits ein Teil
dieser für den modernen
Sti-aßenbau tonangebenden
Straße (das Bahnhofsbeet) im
VII. Jahrgang No. 32 dieser
Zeitsclii'ift näher beschrieben
wurde. Immerhin dürfte es
TOD einigem Interesse für die
Garlenwelt. IX.
verehrlichen Leser sein, diese Straße in einer zusammen-
hängenden Beschi-eibung an der Hand der Abbildungen kennen
zu lernen, sowie einen kurzen Einblick in die Straßen-
pflanzungen zu erhalten.
Die Kaiserstraße in Mainz beginnt unmittelbar vor dem
Hauptbahuhofe und zieht sich in gerader Richtung bis zum
Rheinstrom hin; sie war vor der letzten Stadterweiterung
(1860) Festungsglacis und wird nur durch den Bahnhofsplatz
und die kurze Schottstraße vom Hauptbahnhof getrennt. (Vgl.
den Lageplan Seite 365.)
Als (luftiger „AVillkomm" erhebt sich auf dem, von stil-
Blattpflauzt-ngnippc
,,Knglischen Gärtchcn zu .\I:i
„Gartenwclt".
31
362
Die Gartenwelt.
IX, 31
vollen, prächtigen Gebäuden umgebenen Bahnhofsplatze ein
größeres Blumenbeet (Abbildung beistehend) inmitten eines
mit Bäumen umpflanzten Rondels (zugleich Wendestelle der
elektrischen Straßenbahn). Der Plan auf Seite 3G3 (und die
Abbildung im VII. Jg. Seite 376) zeigen die Sommerbepflanzung
des Beetes im Jahre 1902, während die Abbildung dieser
Seite die Bepflanzung eines früheren Jahrganges wiedergibt.
Die Blumenanlage erhält eine dreimal wechselnde Be-
pflanzung für Frühjahrs-, Sommer- und Herbstflor.
Der Durchmesser des Beetes beträgt 10,50 m, die
Höhe 2m; in den letzten Jahren wurde das Beet in der
Mitte wesentlich niedriger gelegt. Der Frühjahrsflor zeigt
uns die bekaimten Frühlingsblülier, wie Pensees, Mi/osotis,
ibeet auf dem Bahnhofsplatz zu Ma
Primula Auricula, Goldlack, in schönen Formen zu einer
harmonischen Gesamtwirkung vereinigt. Der Sommerflor
weist die herrlichsten Teppichbeetpflanzen und Blüher in
farbenreicher und effektvoller Zusammenstellung auf. Durch
reichliche Verwendung von Blütenpflanzen wird dem Eindruck
einer nur teppichartigen Bepflanzung vorgebeugt. Die Mitte
des Beetes ziert eine Phoenix canariensis mit mächtigen, weit
ausladenden Wedeln.
Die Sohle des ganzen Blumenschmuckstückes liegt ca.
50 cm unter dem Straßenniveau; der Ausgleich wird durch
eine Böschung hergestellt, welche 60 cm breit mit Efeu be-
pflanzt ist.
Das anschließende Trottoir ist 3,50 m breit und wird
nach der Beetseite durch eine 60 cm hohe Spalierholzein-
friedigung abgetrennt. Zwei Reihen Bäume (12 Kugelakazien
nach innen und 22 Orataegiis oxyacantha fl. rubra pl. nach
außen) sorgen für genügend Schatten und laden zum Er-
gehen ein.
Durch die Schottstraße gehend, gelangen wir in die
Kaiserstraße, deren gärtnerischer Entwurf vom Gartendirektor
Schröder stammt. (Siehe Lageplan auf Seite 365.) Es ist
dieses die architektonisch bevorzugteste Straße der Mainzei
Neustadt, welche in ihrer geraden Richtung nur durch den
herrlichen Bau der Ohristuskirche als Point de vue unter-
brochen wird.
Die Straße ist 60 m breit und weist in ihrer Längs-
achse 7 an Flächeninhalt verschieden große Anlagen auf und
zwar zunächst einen großen Kinderspielplatz, welcher an den
vier Seiten durch Gehölzpartien vom Bürgertseig getrennt
wird, aber außerdem noch
mit schattigen Bäumen be-
pflanzt und mit zahlreichen
Ruhebänken versehen ist.
Unser Weg führt uns nun
an dem sogenannten „eng-
lischen Gärtchen", Abb. auf
der Titelseite, vorbei, einem
Anlagenteil, welcher im eng-
lischen Stil gehalten, als ein
kleines Gärtchen für sich be-
handelt ist und demgemäß
nach- der Straße zu nur einige
Durchblicke gestattet, sonst
aber mit den schönstenBlüten-
sträuchern umpflanzt, eine
paradiesisch schöne Garten-
anlage inmitten des Verkehrs
bildet. Saubergehaltene Wege
begrenzen die grünen Rasen-
flächen, und wertvolle Baum-
arton, Koniferen, Stauden, als
Vor- und Solitärpflanzen in
reicher Anzahl verwendet,
heben sich wiederum von
diesem natürlichen Unter-
grund wirkungsvoll ab; lau-
schige Sitzplätze mit Ruhe-
bänken laden zu längerem
Verweilen ein. Duftende
Blumenbeete, mächtige Blatt-
pflanzengruppeu unter-
brechen angenehm das Bild.
Am Kreißigdenkmal , welches Anfang Oktober 1904
enthüllt worden ist (Baurat Kreißig ist der Erbauer der
Kaiserstraße und hat auch den Entwurf zur Stadterweiterung
1866 bearbeitet), vorbei, gelangen wir nun zu vier Plätzen
nach Art der englischen S(piares, welche, ca. 50 cm xmterm
Straßenniveau liegend, sich in immer anderer Bepflanzung
unsern Blicken darbieten. Zwischen jedem „Square" befinden
sich, wie aus dem Plane ersichtlich, Straßenki-euzungen,
welche mit schattigen Bäumen bepflanzt und mit Ruhebänken
versehen sind.
Die regelmäßig gehaltenen Parterreanlagen sind durch
60 cm hohe Spalierholzeinfriedigungen vom Bürgersteig ge-
trennt, der mit zwei Reihen Bäumen imd zwar nach dem
inneren, böschungsartigen Teil durchweg mit öratoe/7Msoa;i/acaw</<«
fl. rühr. pl. und nach dem Fahrdamm zu mit Platanus occiden-
talis, Tilia rubra f. euchlora oder T. tomentosa {arqentea DG.) be-
IX, 31
D,ie Gartenwelt.
3()3
lUuineiibfct
nnlinlinrplfltz.
pflanzt ist. Herrlich ist z. B. im Frühjahr der Blick auf die
rotblühenden Crataegus, welche die Parterre wie mit einem
leuclitend rotbiühenden Kranze umgeben.
Die Mitten dieser Plätze sind entweder mit Blatt- oder
Blutenpflanzengruppen, Blumentischen oder liepflanzten Kunst-
vasen ausgestattet, während die Längs- und Querrabatteu teils
toppichartig, teils mit gemischtem Blütenflor, teils mit Blatt-
und Blütenpflanzen anziehend und ständig wechselnd be-
jiflanzt sind. In beigegebener Abbildung Seite 364 zeige ich
einen Teil des dritten Platzes, welcher auf den Rabatten
Fuchsienhochstämme , ver-
bunden durch die leicht
rankende und zierliche Pilo-
gyne suavis, deutlich erken-
nen läßt, während die Mitte
einen Blumentisch, apart be-
pflanzt und von einem blühen-
den Band umgeben, aufweist.
Mit dem nun folgenden,
die eigentlichen Schmuck-
anlagen der Kaiserstraße be-
schließenden, sogenannten
„Stern", sind wir auch vor
dem so stattlichen Bau der
evangelischen Christuskirclie
angekommen, welch letzere
wiedenun in einem Kranz
grünender Gartenanlagen
(Kireheneigentum) liegt. Der
„Stern" hat seine Bezeichnung
nach der Form seines Grund- '
risses. Er liegt ebenfalls 5 U cm
unterm Straßenniveau und ist
mit einer ca. 80 cm hohen
Spaliereinfriedigung um-
geben. Ein Kranz dunkel-
laubiger Blutbuchen (Fagus
silaäica fol. atrojmrpiireis)
umgibt die Anlage, welche
außer den vier großen runden
Blütengruppen in der Mitte
eine pompös wirkende Blatt-
pflanzengruppe aufweist.
Diese Gruppe enthält so ziem-
lich vom Neuesten das Beste
an Blattpflanzen und Gräsern
(siehe Abbildung Seite 8C6),
was die Gegenwart zu bieten
vermag. Die vier Zipfel Grundplan und Profil. Orig
dieses Beetes sind mit Alco-
liana sikestris bejiflanzt, welclie Tabakart sich durch dank-
baren weißen Blütenflor und durch den Duft ihrer Blüten
angenehm bemerkbar macht und recht warm empfohlen
werden kann.
Wir umgehen die Christuskirche imd gelangen, unter
schattigen Bäumen entlang gehend, bis ans Kaisertor, den
Abschluß der Kaiserstraße, und durch das Tor an den Rhein
mit seinen herrlichen Promenaden. Ein äußerst reger Schiffs-
verkehr spielt sich auf den Wogen dieses sageiiumsponiienen
Stromes ab. Eine fruchtbare, reichbevölkerte Landschaft er-
schließt sich unserm Auge, während der langgestreckte Rücken
des Taunus mit seinen höchsten Punkten, dem Feldberg und
Altkönig, sich als wirksamer Hintergrund in scharfen Konturen
am fernen Horizonte abgrenzt.
In einer der nächsten Nummern soll der Straßen-
pflanzungen von Mainz und einiger schöner Punkto aus der
„Anlage" gedacht werden.
Koniferen.
Abies arizonica.
Von C. Rlmann, Nagy Szent Miklo
ii..^-^.$i
Xjs sind nunmehr etwa
fünf Jahre her, seit die erste
Kunde von der Auffindung
einer neuen Tannenart zu uns
drang. Diese Tanne sollte eine
von den bisher bekannten Arten
undFormen gänzlich abweichende
Eigenschaft be.sitzen und voll-
ständig winterhart sein, da sie
aus den Gebirgsländern Nord-
amerikas, wo die Wintertempe-
raturen äußerst niedrig sind, ent-
stammte. Die in der Zwischen-
zeit eingeführte und in den
Handel gebrachte prächtige,
rahmweiße Rinde, welche sich
zur Hersteilung von Jardinieren
und anderen Schmuck- und De-
korationsgegenständen als sehr
geeignet und schön aussehend
erwies, erregte natürlich all-
gemein das Interesse für diese
als Naturwunder bezeichnete
Koniferenart in noch höherem
Maße. Jedenfalls wird die ein-
führende Firma bedeutende
Nachfrage nicht nur aus dem
Kreise der Liebhaber und Koni-
ferenfreunde, sondern auch der
Baumschulbesitzer und Koni-
ferenzüchter gehabt haben. Ge-
wiß sind die angebotenen Säm-
linge und importierten mehr-
jährigen Pflanzen zu Tausenden
über den europäischen Kontinent
verbreitet worden, denn gute
Abbildungen, eingehende Be-
schreibungen in allen Fachzeit-
schriften erregten das Inter-
esse und Verlangen zugleich,
auch ein oder mehrere E.xem-
plare dieses merkwürdigen Ge-
hölzes zu besitzen. Es ist ge-
wiß, daß der Anblick einer dunkelgininen, ins Bläuüche schim-
mernden Tanne mit dem bisher nur bei unseren Birken vorkom-
menden weißen Stamme ein überaus eigenartiger, prächtiger und
daß eine Gmppe dieser Nadelhölzer von hoher landschaftlicher
Schönheit sein muß.
Fünf Jahre sind es her, seit diese Neuheit zu uns gebracht
und verbreitet wurde. Merkwürdigerweise aber findet num in
den B'achzeitschriften wenige oder gar keine Angaben darüber und
auch keine Abbildung eines auf deutschem Boden gezogenen,
wenn auch noch jungen Exemplars dieses selten schönen Nadel-
holzes, das den eigenartigen Charakter bereits zeigte. Wir
stehen nicht an, zuzugeben, daß junge Sämlinge von vier bis
fünf Jahren noch nicht fähig sind, die Charaktereigenschaften des
nalabbilduog fUr die
Qwelt"
364
Die Gartenwelt.
IX, 31
ausgewachsenen Baumes wiederzugebeD, aber wir wissen, daß auch
fünf- und mehrjährige Pflanzen in den Handel gebracht wurden,
weiche nun als mindestens zehnjährige Pflanzen doch ihre Eigenart
schon erkennen lassen müßten. Ich habe insofern ein besonderes
Interesse an dem Gedeihen dieser neuen Koniferenart, weil ich viel-
leicht einer der ersten war, welcher die Originalriude und Original-
abbildungen dieser Neuheit in die Hände bekam und durch Her-
stellung einer Abbildung zu ihrer Verbreitung beitrug. Deshalb
habe ich auch überall, wo ich veiinutete, daß Abies arhonica vor-
handen und kultiviert wurde, angefragt und die Meinung über das
Wachstum dieses Neulings nachgesucht. Auch war ich in der
Lage, selbst mehrere ältere Stücke zu pflanzen und ihr Wachs-
tum, ihre Eigenschaften und ihre Triebwilligkeit zu beobachten.
Es sei mir daher gestattet, mein eigenes und das durch Meinungs-
Teilansicht des dritten Platzes in der Kaiserstraße zu Mainz.
austausch mit vielen Fachgenossen erlangte Urteil über diese einzig
in ihrer Art dastehende Tanne darzulegen und einen weiteren Aus-
tausch an dieser Stelle anzuregen, um allen Interessenten, auch dem
Forscher und dem ersten Importeur dieser besonderen Pflanze eine
für alle wichtige Darlegung aljzugeben, ob dieselbe ein Gedeihen und
weiteres Fortkommen auf dem europäischen Kontinent versprechen
kann. Die Abies arixonieu mit ihren Varietäten A. a. var.
pygmaea und A. a. argentea wird in der Kultur gleicligestellt mit
Abies eonr.olor violacea und Picea j)ungens argentea. Ich glaube,
daß diese Annahme keine glückliche ist, sondern, daß die neue Art eher
mit der bekannten Abies subalpina vielfache Ähnlichkeiten nnd ge-
meinsame Merkmale hat. Daß sie unsern, auch strengen Winter
gut überdauert, kann ich vollständig bestätigen, aber, und hierin liegt
wahrscheinlich der größte Schwerpunkt, unsere Sommer-
teinperaturen scheinen ihr nicht zuzusagen. Sie
würde daher auf hohen Bergen eher ihr Fortkommen finden,
wie im Flachlande und auch darin stimmt sie mit Abies subalpina
überein. Möglich auch, daß sie noch besondere Ansprüche
an die Bodenbeschaffenheit und die Feuchtigkeitsverhältnisse stellt,
die bisher nicht beobachtet wurden. Jedenfalls würde es für alle
Interessenten von Wert sein, einen regen Meinungsaustausch über
diese mit besoiJderen Vorzügen bedachte Koniferenart an dieser
Stelle zu eröffnen. Die mir beknnnt gewordenen Urteile sind alle mehr
oder weniger ungünstig imd vielfach hörte ich von tüchtigen Koniferen-
züchtern, daß von den vielen angekauften Sämlingen der größte Teil
zugrunde gegangen sei und der Rest nur ein kümmerliches Dasein
friste. Vielleicht könnte eine Veredlung ein bes.seres Resultat
liefern als es die bisherigen waren, für ein planloses Experimentieren
und Probieren ist aber diese Tanne zu kostbar und deshalb wäre
eben ein Meinungsaustausch sehr am Platze.
Die eingeführte Rinde ist ein nicht genug zu lobendes
Material für allerhand gärtnerische Dekorationsgegenstände und wenn
durch Import in größerem Stiele der Preis ein geringerer wird,
als dies bisher der Fall war, so
werden wir das herrliche, an-
genehm duftende Material der
Korktanne bald überall zur
Herstellung von Jardinieien etc.
verwenden können. Nochmals
sei auf die Wichtigkeit eines
allgemeinen Meinungsaus-
tausches und Urteiles über diese
mit so besonderen Vorzügen
ausgestattete Koniferenart hin-
gewiesen.
Gehölze.
Magnolien.
Von Jos. Fr. Horäk, Schloß
Dyck, Rhld.
-/rlagnolia benannte Meister
Linnö eine Pflanzengattung,
nm den berühmten franzö-
sischen Botanikerde.s 1 7. Jalir-
hunderts Peter Magnol zu
ehren. Die Magnolien gehören
in ihrer Heimat, Japan und
Nord-Amerika, zu den lierr-
lichsten Bäumen, diederLand-
sehaft den höchsten Schmuck
verleihen.
ricinaiaufnahme für die „Gartenwelt". Zumlst sind es Bäume
von ansehnlicher Hölie mit
glatten geraden Stämmen imd stark ausgebreiteten dicht be-
laubten Kronen. Die Blätter fast aller Arten sind groß, oft
über 30 cm lang und 10 cra breit, auf der <)berseite dunkel-
grün, unterseits bräunlichgelb oder grau behaart, meist aus-
dauernd. Nur wenige Arten waclisen in der Heimat straucli-
artig, während sie bei uns fast alle die Neigung hierzu haben,
resp. diu-ch klimatische oder Boden- Verhältnisse mehr zur
Strauch- als zur Baumbildung veranlaßt werden; so werfen sie
auch beim Eintritt des Winters ihren Blätterschmuek ab, ilen
sie, wenn im Gewäch.shause kultiviert, behalten.
Nach ihrer Heimat, den wärmeren Gegenden von Nord-
amerika, besonders Virginien.Pennsylvanien, Carolina und Florida,
sowie Japan und China, teilt man sie in eine asiatische (auch
chinesische) und eine amerikanische Klasse ein. Die ameri-
kanischen Arten sind für unser Klima geeigneter als die
asiatischen, wenn auch schon die Magnolia Yulan, Dsf.
(oder conspietia. Salisb.) und die Magnolia hypoleiica, Sieb.
IX, 81
Die Gartenwelt.
& Zucc. in ihrer Härte manche amerikanisclie Stamm Schwester
übertreffen.
Seit länger als einem Jahrhundert worden sie in unseren
Gärten ihrer präclitigen großen Blumen wegen, die einen
ausgeprägten orangeartigen Duft und herrliches Farbenspiel
besitzen, angepflanzt, und die meisten Arten haben sieh in-
zwischen akklimatisiert.
Zu Anfang des verflossenen Jahrhimderts galten die
Magnolien noch für große Seltenheiten, sind aber bis zur Mitte
desselben Jalirhnnderts bereits sehr geschätzte Modeblumen ge-
worden. Blühte in früherer Zeit irgendwo eine Magnolie, so waren
spaltenlange Berichte in den verschiedensten Zeitungen darüboi'
zu lesen. Dies beweist noch ein Bericht aus dem Jahre 1845.
demzufolge bei der 17. Blumen-, Pflanzen- und Früchte- Aus-
stellung der K. K. Gartenbau-Gesellschaft in Wien ein Riesen-
exemplar der MagnoUa grandißora, L. das Mittelstück des
Ausstellungssaales bildete. Der Gärtner Kliraesch hatte das-
selbe aus dem Garten des Barons von Hügel geliefert und
mit diversen Pflanzen und Blumen umstellt. Er erhielt für
diese Ausstellungsleistung einen Preis von 6 Dukaten.
Doch bereits lange vordem haben deutsche Gärtner und
Blumenfreunde diese Klimesch'sche Leistung weit übertroffen,
denn Du ßoi sagt in seinem Werke (1795), daß er schon
im Jahre 1767 und 1768 einen Stamm der Magnolia glauca.
der lereits 4 Fuß hoch war, und dessen Alter er nicht genau
bestimmen konnte, in der Freiherrlich v. Veltheimschen
Gärtnerei zu Harbke bei Helmstedt in voller Blüte sah. Im
Jahre 1791 standen in dem kurfürstlichen Garten zu
Schwetzingen in Baden mehrere Magnolienstämme, besonders
der Art 31. acuminala von 12 bis 16 Fuß Höhe, die jähr-
lich reichlich blühten und im ft-eien Grunde ausgepflanzt
kultiviert wurden.
1792 blühte in der Gärtnerei des Herrn Seidel in
Dresden ein 4 Fuß hohes Exemplar der Marjnolia graiidiflora,
L, dessen Blüte l.H Zoll Durchmesser hatte; es war wohl
das erste dieser Art, das in Deutschland Blüten trug und
im Topf kultiviert wurde. Ungefähr zur selben Zeit folgte
der botanische Garten in Berlin, denn in seinem 1811 heraus-
gegebenen Werke berichtet Willdenow, daß einige neuere
Arten dortselbst bereits geblüht haben, die aber wegen ihrer
geringen Anzahl zumeist in Töpfen kultiviert wurden, wenn
auch mit den älteren Arten seit länger schon Akklimatisations-
Versuche angesteUt wurden.
Bei Herrn Schmalz in Lübeck blühte im Jahre 1802
wohl die erste chinesische Art: MagnoUa obovala, Thunb.
(purpurea, Cuiüs). Die Pflanze war noch nicht über 5 Jahre
alt und trug prächtige rötliche Blüten. Aus dem nun
folgenden Jahre ist eine weitere Art der amerikanischen
Klasse zu erwähnen, die Mognolia tripetala, L. die in dem
Lehrischen Garten zu Leipzig in einer ausgezeichneten
Blütenpracht stand. Auch diese Pflanze wurde im Freien
kultiviert.
Zu dieser Zeit blühten bereits auch die im fürstlichen
Park von Schloß Dyck angepflanzten amerikanischen und
asiatischen Magnolien. Später, vermutlich 1812, erfroren
viele der zarteren Arten, doch wurde der Verlust bald, zu-
meist 1816, sowie noch in den folgenden Jahren durch Neu-
pflanzungen ersetzt und das Sortiment stai-k vermehrt. Die
strenge Kälte 1870-71 kostete wiederum vielen hiervon das
Leben und vieles, was noch die grimmige Kälte damals
gnädig verschonte, raffte am 12. März 1875 ein orkanartiger
Sturm, der die hiesige Gegend heimsuchte, unbarmherzig
hinweg; „an 300 Stück der stärksten und seltensten Bäume,
darunter sehr viele Magnolien, lagen entwurzelt umher-'. Die
übrig gebliebenen Exemplare haben sich aber zu mächtigen,
stark verzweigten Bäumen entwickelt, die jährlieh mit ihrer
großartigen Blütenpracht die hiesigen Parkbesucher erfreuen.
Die berühmtesten Magnolien-Anpflanzungen und Samm-
lungen befanden sich s. Z. wohl auf Harbke, und es scheint,
:566
Die Gartenwelt.
IX, 31
daß dieser von der Natur sclion so sehr bevorzugte Ort
auch von diesen Pflanzen recht bevorzugt wurde, denn sie
sollen sich dort in verhältnismäßig kiu-zer Zeit zu wahren
Eiesenexemplaren entwickelt haben, die jährlich ebensoviel
Blüten als Blätter trugen.
Auf Harbke folgten dann, oder standen auf gleiclier
Stufe: Schwetzingen, Berlin (Botanischer Garten), Pillnitz,
Schloß Dyck u. a. m.
Auch die Handelsgärtner befaßten sich sehr viel mit der
Kultur dieses Blütenbaumes. In Holland und Frankreich
werden die Magnolien noch heute als bedeutender Handels-
artikel herangezogen: die deutschen Handelsgärtner haben
deren Kultur ein wenig aufgegeben, bis in der letzten Zeit
Otto Schnurbusch-Bonn durch den Hinweis in seinem
hortic. vom Jahre 1841 erwähnt werden, in dem es heißt:
„Im Jahre 1834 ließ der französische Gärtner Vilmorin, in
dem etwa 15 Meilen südlicher, aber wegen der rauhen
Winde kälter als die Umgebung von Paris gelegenen Parke
der Grafschaft Gatinais eine Anzahl Schößlinge oder Senker
(pieds) von der Magnolia grandißora in einen sehr schweren,
bündigen und etwas kieselhaltigen Tonboden pflanzen. Sie
blieben dort stehen imd befanden sich durchaus wohl, ohne
jemals gedeckt zu werden, und hielten alle Winter hindurch
gut aus, selbst den harten von 1837 — 38. Erst im Jahre
1840 wurden sie verpflanzt. Ein Stück ließ man aber stehen
und dieses brachte 1841 eine beträchtliche Anzahl sehr gut
entwickelter Blüten, von denen manche Samen ansetzten.
Dies Vilmorinsehe Beispiel beweist, daß manche Pflanzen
sich oft viel härter erweisen.
Blattpflanzengruppe am Stern in der Kaiserstraße zu Mainz. Originalaufnahme für die „Garteuwelf
Werke: „Der praktische Schnittblumenzüchter der Neuzeit"
ihnen von neuem Aufnahme verschaffte.
Natürlich gibt es von diesen Prachtblühern zahlreiche
Arten und Abarten ; solche mit großen und kleineren Blumen
in verschiedenen Schattierungen vom reinsten Weiß, Rosa,
Lila, in gelblicher und in prächtig roter Färbung. Ebenfalls
gibt es solche, die halb- und ganzgefüllte Blumen tragen.
Auch in der Blatt- imd Fruchtform sind sie merklich von
einander verschieden.
Diese Arten hier alle zu beschreiben, würde zu weit
führen. Eine der schönsten ist entschieden die Magnolia
yra/idiflora, L., unti nur ihre etwas größere Empfindlichkeit
ist schuld daran, daß sie in unseren Gärten weniger als die
übrigen Arten angepflanzt wird. Wiederholte Versuche haben
jedoch bewiesen, daß sie sich auch bis zu einem gewissen Grade
akklimatisieren läßt. TJbrigens soll hier ein Bericht der Rev.
als angenommen wurde.
Die Magnolien sind in
Bezug auf Boden nicht allzu
wählerisch, wachsen in jedem
Boden, wenn auch nicht
mit gleich guten Ergeb-
nissen, jedoch sagt ihnen
ein gut bearbeiteter, naiir-
hafter, etwas sandiger Garten-
boden am besten zu. Nasser,
kalter und reiner Lehmboden
sind möglichst zu vermeiden.
Auch für ihre spätere Ent-
wicklung ist es vorteilhaft,
sie an mehr geschützte und
warm gelegene Stellen zu
pflanzen.
Topfpflanzen.
Heliotrop „Madame
Barnsby" als Gnippeu-
pHanze.
Von Jacob Bauer, Landsohafts-
KÜrtüer, Koiiipteu (Allgäu).
(Hierxu eine Abbildung.)
Uas schon seit Jahren einge-
führte, aber noch nicht allgemein
bekannte Heliotrop „Mndame
Barnsby^' verdient mehr Be-
achtung, namentlich seitens der Laiidschaftsgärtner, denn die Sorte
weist erhebliche Vorzüge gegenüber anderen Heliotropsorten auf. Ge-
drungener Wuchs, saftgrüne Belaubung, großer Blüten-
reichtum, aufrechtstehende, riesige, mehr als handgroße
Blütendolden von dunkelblauer FärbuHg und größter Halt-
barkeit, das Alles macht „Jforf. Barnsby'^ zu einer beliebten
Gruppenpflanze, welche wohl kein Landschaftsgärtner mehr missen
will, dor sie einmal kennen gelernt hat. Selbst die neuere Sorte
„Frau Medizinalrat Lederle^^ muß trotz ihrer intensiv blauen Blüten
gegen diese Sorte zurücktreten.
Die Abbildung Seite ,S67 zeigt dem Landschaftsgärtner eine
Gruppe der Sorte „J/arf. Bamsbi/\ aufgenommen im Garten des
Herrn Kommerzienrats Kremser in Kempten (Allgäu) uud ausgeführt
von der Handels- und Landschaftsgärtnerei F. Heiler, Kempten,
welche Firma diese Sorte in großer Anzahl kultiviert und teils zum
Vcreand bringt, teils aber, weil ,,ilforf. Barnsbif- eine vorzügliche
Grnppenpflanze ist, am Orte liäufig zur Bepflanzung von Gruppen
und Rabatten, .sowie auch auf Friedhofoii, wo sie ihrer Wii-kung und
IX, 31
Die Gartenwelt.
367
ihres Wohlgeruchs halber, stets gern gesehen und viel bewundert
wird, verwendet.
Kurz, „Mad. Bamsbif- verdient es, in die Reihe der Gruppen-
pflaiizen aufgenommen zu worfen, um einige Abwechslung in die
üblichen Zonalpelargonien- und Begoniengruppen zu bringen. Natür-
lich kann diese Sorte auch als Topfpflanze zum Marktverkauf, sowie
zu jedem beliebigen Arrangement verwendet werden.
Die Kultur dieses schönen Heliotrops erfordert nicht mehr Auf-
merksamkeit, als die der andern Sorten. Wenn auch von anderer
Seite vielleicht entgegengehalten wird, daß die Überwinterung einige
Schwierigkeiten macht, so dürfte diesem Übelstand bei einiger Er-
fahrung, in der Hand eines tüchtigen Kultivateurs leicht abzuhelfen
sein, was der gute Bestand von gesunden und üppigen Pflanzen in
der Gärtnerei des Herrn Heiler beweist.
Stauden.
Zur Empfehlung des kaliforiiisclieu ßaiinunohnes,
Romneya Coiilteii, Harv.
er kaliforaisohe
1)
Baummohn ist ein
rechtes Sonnenkind ;
viel Sonne will er
haben und durchaus
keinen schweren,
feuchtenBoden etwa;
er liebt einen Stand-
ort, wie er ihn in
seiner Heimat hat.
Und wenn man der
Romneya nicht eine
poröse Erde und
einen freien, son-
nigen Standort gilit,
wird man wemj,'
Freude an ihr er-
leben; sie wird unter
ungünstigen Ver-
hältnissen erst dann
zu blühen beginnen,
wenn der erste Reif
sie überrascht und
ihre stolze Pracht
vernichtet, sodaß sie
dem Winterschlaf
verfällt.
Schon der schöne Blätterbusch macht Romneya ConUeri einzeln
stehend im sonnigen Rasen, sowie in der Alpenanlage wertvoll. Eine
Mischung von Rasenerde mit Lauberde und Sand und Zugabe von
altem Kalkschutt ergab gute Kulturerfolge. Bei trockenem Wetter
wird ein gelegentliches Bewässern in unserem Klima, besonders auch
bei jüngeren Pflanzen, von Vorteil sein.
Zur Beschreibung in No. 19 des fünften Jahrgangs der Garten-
welt möchte ich noch erwähnen, daß die Blüten von Romneya
Coulteri von angenehmem Wohlgeruch sind. "Wenn man mit der
Nase bis an die Blüte herankommt, ist der Geruch allerdings etwas
würzig, doch in einem Abstände von 1 bis 3 m kann er mit dem
der Teerose „Bouqttet d'or" wetteifern, dem er mir ziemlich ähnlich
dünkt.
Der vorjährige trockene warme Sommer sah in England schon
Anfang Juli Exemplare von Romneya CouUeri in voller Blüte.
Von Pflanzen, die zu stark ins Kraut schießen, breche man im
Frühjahr 4 Wochen lang alle Wurzelschosse und Soitentriebe aus,
bis auf 6 bis 15 Triebe, je nach Stärke der Pflanzen.
Auf diese Weise erzielt man kräftige Triebe, die schon ziemlich
früh Blüten von tadelloser Schönheit und Größe erzeugen. Die sich
später bildenden Triebe, die kraftstrotzend erscheinen, blühen bis
spät in den Herbst hinein.
Heliotrop
So weit meine Erfahrung reicht, hält Kotiincya CouUeri in
Deutschland den strengsten Winter ohne jede Bedeckung aus, wenn
sie auf durchlässigem Boden steht. Trotzdem ist eine trockene
Laubdecke vorzuziehen, um ein zu frühes Austreiben an warmen
Frühlingstagen zu verhindern und damit zu verhüten, daß späte
Nachtfröste Schaden anrichten. Die eisten Blumen setzen bei sorg-
fältiger Behandlung keimfähigen Samen an. Den Kollegen, die
sich mit der Anzucht des kalifornischen Baummohnes befassen,
empfehle ich, gerade auf Samengewinnung Wort zu legen, damit wir
eine unserem Klima sich noch mehr anpassende Nachzucht erhalten.
Im Übrigen könnte sich Romneya CouUeri vielleicht auch zu
Kreuzungsversuchen mit anderen verwandten Mohngewächsen eignen.
Wer versucht es? Hortus.
Zwiebel- und Knollengewächse.
Hippeastrum equestre, Herb.
Von B. Othmer, Kgl. Garteninspektor, München.
{Hicrui eine Abbildung.) rj
LAa. den Zwiebeln,
die ich von meiner
West-Indien - Fahrt
mitbrachte, gehört
auch das Seite 368
abgebildete Rippe-
astrum equestre,
Herb. , eine alte,
schon 1 778 von dort
bekannt gewordene
Art.
Neben den mo-
dernen prunkenden
und farbenpräch-
tigen H. vittalum-
Hybriden nimmt
sich diese Form
etwas bescheiden
aus; betrachtet man
sie aber für sich und
mit etwas Liebe,
dann ist man ent-
zückt von der um
Vieles feineren
Form, Zeichnung
und Farbe dieser
alten Stamniart.
Kiner eingeüenaen Artbesonreibung überhebt mich wohl die
Abbildung; ich möchte nur bemerken, daß Blätter und Blütenstiel
etwas blaugrau bereift sind. Meist treten aus dem braungrauen,
häutigen, scheidenartigen Deckblatte nur zwei Blüten von zarter
ziegelroter Farbe mit dunklerer Aderung und etwas gelblichem
Schlünde hervor. Über dem Ganzen liegt ein feiner seidenartiger Glanz.
In der Kultur verlangt H. equestre, wie die Eymenocallis,
zwischen welchen ich es auch fanjJ, eine dui-chlässige, lockere, nahr-
hafte Erde, mäßigen Schatten, nebst Wärme (15 bis 18° C.) und
Feuchtigkeit; ein gelegentlicher Dungguß ist ihnen von großem
Nutzen. Auch diese Zwiebeln dürfen in der Ruhezeit nicht vollends
austrocknen, andererseits sind sie etwas empfindlich und neigen zur
Fäulnis, besonders wenn sie zu kühl aufgehoben werden. Blütezeit
zu Beginn des Sommers.
(Hippeastrum) Amarylüs „Snovvdon".
Von Richard Anker, Addison Nursery, Kensington, England.
{Hierzu eine Abbildung.)
Uer zwölfjährigen unverdrossenen Bemühung eines tüchtigen
englischen Privatgärtners, Herrn Eiddler, i.st es gelungen, durch
verschiedentlich vorgenommene Befruchtungen endlich eine weiße
Die Gartenwelt.
IX, 31
Amaryllis (Hippeastrum) liervorzubiingen. Ich hatte Gelegenheit,
6 Pflanzen dieser Neuheit vor einigen Monaten zu bewundern und
kann nur sagen, daß das Ergebnis der fortgesetzten Bemühungen
eine in jeder Beziehung perfekte Blume ist. Die Größe der Blüte
(Abbildung Seite 369) ist dieselbe wie bei den übrigen Sorten; die
Farbe ist schneeweiß, gegen das Zentrum zu mit einem grünen
Hauch. Es ist ohne Zweifel, daß in nicht allzuferner Zeit diese
Blume auch in Deutschland als ein bevorzugtes Bindematerial ge-
sucht werden wird, und ist nur bedauerlich, daß die Pflanze nicht in
Düsseldorf gezeigt werden konnte, da sich bis jetzt nur wenige
Pflanzen dieser Neuheit in Kultur befinden. Sie wird aber zweifellos
sehr bald allgemeiner bekannt werden.
Sommerblühende Amaryllis
vittata. Unter meinen Amaiyllis
fand ich vor melireren Jahren eine
Pflanze mit leider nicht gerade form-
vollendeten Blumen, die mitten im
Sommer blühte. Sämlinge, die aus
derselben hervorgingen, zeigen diese
Eigenschaft vererbt, so daß ich im
September v. J. eine Anzahl blühen-
der Amaryllis im Gewächshause hatte.
M. Löbner.
Amaryllis-Bliitenstengel zur
Samenzucht. Im vergangenen Win-
ter brach mir der Blütenstengel einer
rotblühenden, zur Samenzucht be-
stimmten Amaryllis ab. Ich stellte
ihn in eine Vase ins Zimmer und
nahm hier eine Befruchtung vor. Nach
7 Wofhen erntete ich vom Stengel
in der Blumenvase Samen, freilich
nur wenige Korn, die aber ausgesät
lustig zu keimen anfingen.
Dasselbe Experiment hatte ich
früher einmal, im botanischen Garten
in Berlin, an einem Allium schvber-
tianum ausgeführt, dessen schöner,
großer Blütenschaft von einem Ar-
beiter durch unvorsichtiges Spritzen
abgebrochen worden war.
M. Löbner.
Mannigfaltiges.
Freuden und Leiden eines
deutschen Gärtners inNeapel.
Ich möchte hier die Freuden und Leiden eines meiner besten
Freunde erzählen, den ich wie mich selber kenne und der als ein-
facher Gärtner schwer leidend nach Neapel kam, um in seiner Sonne
zu genesen. „0, hätte ich es nie gesehen'-, jammerte er oft und
doch ist er nun einer der glücklichsten Menschen, dem diese lachende
Sonne Neapels strahlt!
„Einst", so erzählte mir also mein bester Freund, „hatte ich
nach einigen vergeblichen Mühen eine völlig neue, bei mir ganz
entzückend blühende Canna-Rasso erzogen. Sie war prächtig und ich
jubelte vor Freude. Da kam der blasse Neid in allerlei Gestalt an-
geschlichen. Zuerst paßte es einem damals bekannten Canna-Züchter
in Lyon-Monplaisir nicht. Wohl zum Danke dafür, daß ich ihn in
einem Cannaberichte wegen seiner schönen Erfolge, die mm aller-
dings etwas nachzulassen begannen, rühmend hervorgehoben habe,
schmähte er meine Canna in seinen Preislisten, nahm sie aber doch
in Kultur. Das war kindlich, aber doch unrecht, — und nun ist er tot.
— Dann schrieb ein angestellter „kluger'' Bursche, er habe sie eigent-
lich erzogen diese neuen Dinger, ich sei nur ein elender Stümper.
Der Mann war in Arkadiön geboren und hatte superkluge sozialistische
Hippeastrum equestre. (Text Seite 367)
om Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenomn
Ideen von einem frisch aus Erfurt verschilebenen Jüngling geschenkt
bekommen, die er nun in die Piaxis nach seiner W^eise übersetzte.
Etwas später aber schrieb irgend ein rabulistischer Alleswisser un-
gefähr so, als ob es ein nichtswürdiges Verbrechen sei, so etwas
überhaupt zu züchten. — Das war alles, bis dann milde Luft aus
dem Süden kam und diesen Canna Lobhynmen gesungen wurden."
„Die heb ich hübsch auf und freue mich derselben", sagt mein
Freund öfter. —
„Später entstanden noch schönere und würdigere Canna, die
nach Nordamerika zum ausprobieren geschickt wurden, aber nach
Ablauf von bald Jahresfrist mit unbezahlter Fracht zurückkamen,
angeblich weil wertlos. Jetzt nach ein paar Jaliren werden die-
selben Canna als „Gold-medal-Canna"
und als die Krone aller feilgeboten!
Mr. Knabrub aber bekommt eine halbe
Million geschenkt, damit er weiter
Keuschheits-Daisies züchten kann;
diu erste war nämlich alles andere,
nur keine Hybride. Wir hatten in
Europa gar viel besseres."
„Ein giftiges, aber doch ehr-
liches und aufrichtiges Kraut", er-
zählte mir mein alter Freund eines
Abends beim Glase deutschen Bieres,
,, hätte mir im Leben beinahe einen
bösen Streich gespielt, den ich noch
zur rechten Zeit parieren konnte. Als
w i r k 1 i c h e r Samenzüchter kultivierte
ich auch Nieotiana- Alten, z. B. N.
decurrens. N. alata, N. suaveolens,
N. macrophylla, N. affinis u. a. m.
Sie wuchsen auf weiter Flur eines
Nachbarstädtohens. Dort war ein
deutscher Gärtner, ein junges Bürsch-
cheu, das sich Obergärtner titulieren
ließ und seine Post mit dem Titel
„Orticultore'-,d. i. ungefähr „Handels-
gärtner'- bekam, obwohl er in meinen
Diensten war, der, wie nachher er-
zählt wurde, einem Mädchen seine
Liebe geschenkt hatte, die aber
anderweitig gebunden war. Das
Mädchen überlieferte in einer
schwachen Stunde diesen Liebhaber
samt den Nicotianen einer Finanz-
wache. Tabak ist aber Monopol in
Italien. Nun war der blonde
deutsche Jünghng zwar kein Tabak,
aber doch ein Giftkraut schlimmster
Güte. — Die Finanzwache aber
hatte schnellstens den Tabak erraten und eines Morgens wurde
mein Garten von einer ganzen Truppe dieser Hüter des Staats-
schatzes umzingelt, die bald die Mauern im Sturm nahmen, alle
Nicotianen zählten und dann herausrissen, dabei wie eine Gesellschaft
Vandalen verfuhren, den blonden Jüngling aber, sowie einige blühende
N. alata als corpus delicti abführten. Tabak ist ein bitter Kraut,
so bitter, daß selbst die feurigste Liebe eines blonden Burschen ihm
garnichts von seiner verderblichen Eigenschaft nehmen kann. Der
blonde Jüngling ward festgehalten, dann aber befreit. Ich selbst
besuchte einen guten Freund, einen berühmten Grafen, der einst
Bürgermeister des schönen Neapels war und im Parlamente Italiens
sitzt. Ein Brief von ihm an den Finanzminister, eine Romfahi't und
alle Gefahr war beschworen. Die Pflanzen zählten nach Tausenden
und wurden für Tabak erklärt, obwohl sie es streng genommen nicht
waren. Die Geschichte hätte mindestens 10000 Lire Strafe gekostet!
Blonde, schlanke, liebebedürftige deutsche Jünglinge wurden in jenem
Reviere nicht mehr angestellt."
„Es ist noch nicht gar lange her", begann eines Abends mein
Freund zu erzählen, ,,da hatte ich eine recht schöne Pflanze, die
IX, 31
Die Gartenwelt.
jetzt so gewöhnlich geworden ist wie Petersilie und an der ich eine
große Freude hatte. Ich nahm mir viel Gutes vor, allein das taten
andere Leute in ihrem Sinne wohl auch, denn ehe ich mich noch
recht damit vereehen und vorbereiten konnte, war schon ein Dieb,
mit Verlaub, ein Liebhaber schöner Pflanzen, bei mir in meinem
Garten gewesen, der nur einer der bezahlten Leute fremder Nation
sein konnte, hatte sich dafür sehr interessiert, einige in den Arm
genommen und war damit am sonnigen, hellen Tage, tief begrüßt
vom Custoden und Cerberus am Tore, seines Weges gegangen.
Fremde sind hier immer „Signori", wenn sie nur gut gekleidet sind,
auch dann, wenn sie be.sondere Liebhaber „schöner Dinge" sind, die
ihnen wohl gefallen, aber nicht gehören. Dieselbe Pflanze wurde
in der russischen Hauptstadt ausgestellt, verschwand dort aber auf
Nimmerwiedei-sehen und m Berlin auf einer Ausstellung wurde sie
in einen verlassenen, einsamen Winkel gestellt, kaum beachtet —
nicht prämiiert und doch hat sie allein später Millionen umgesetzt
und ist noch immer Gemeingut, wie sie es für immer bleiben wird,
weil sie nützlich und schön ist zugleich. Alle Versuche, sie mit
„aristokratischeren" ihres Geschlechts zu verdunkeln, sind bisher miß-
lungen: — kaum hatte ich diese Pflanze, halb gezwungen, verfrüht
eingeführt, als ein gewisser, dessen Name an ein tiefes Tal erinnerte,
er ist nun auch verdorben und gestorben, recht viele davon begehrte,
sie auch erhielt und angeblich alle mindestens halbtot erhielt, wes-
halb er schrieb und mit einem
bekannten Redakteur drohte,
nichts bezahlte, aber bereits nach
wenigen Monaten in einer großen
deutschen Stadt ausstellte und
dafür prämiiert wurde ! — Ist
das nicht Raub und Bicatto?"
,, Natürlich, mein Junge'', trös-
tete ich ihn, „es war ein Bu-
benstreich schlimmster Art, aber
es gibt doch noch größere,
Schurken und tiefere Täler!"
„Auf einer großen sonnigen
Insel Italiens, die ich ganz be-
sonders schön finde und liebe
und die ich alljährlich seit vielen
Jahren mindestens zwei Mal be-
suche und recht gut kenne",
plauderte er weiter, „fand ich
vor etlichen Jahren eine schöne
Blume. Ich nahm sie an mich,
kultivierte, sondierte und klassifi-
zierte sie und freute mich ihrei-
recht herzlich. Da ich aber
unmöglich alles selbst tun konnte,
nahm ich mir Hülfe aus meiner
schönen Heimat, von der ich
gar nicht glauben wollte, daß sie
auch von andern als aufrichtigen
und guten Menschen bewohnt
sein könne. Die Hülfe ging
und mit ihr auch die Saat
meiner schönen Blume, die
dann gar rasch als Ersthngs-
i-uhm einer jungen Firma ver-
breitet wurde ! Diese Firma
hatte auf Sand gebaut und ist
längst in Trümmer gegangen."
„Und denke nur", sagte er,
„diese schöne Blume brachte
mir sogar Prozesse ein und das
ging ir.erkwürdig zu. So un-
übertrefflich boshaft, daß ich
um Haaresbreite als der eigent-
liche Dieb — verzeihe — Lieb-
haber derselben erklärt worden
wäre. Die wogende Blättersee wollte ein Opfer haben, und Du weißt wohl",
meinte er weiter, „die Diebe behaupten immer, sie seiüu die ehrbarsten
Menschen dieser schönen Erde; sie nehmen sich nur ein kleines Andenken
mit von dem Zuviel anderer Leute, die ja eigentlich Spitzbuben seien,
denn wie könnten sie denn anders zu dem vermeintlichen „Zuviel"
gekommen sein! und da nun jede Liebhaberei, zumal wenn sie
nichts kostet, entschieden Schule macht und andere Amateure gebiert,
so war es gar kein Wunder, daß es noch besser kam. Meine schöne
AVunderblume fand natürlich großen Anklang unter meinen Korre-
spondenten und das machte sich so ein leibhaftiger Teufel, der
früher einmal als „Einwieger" in einem Magazine fungierte, zunutze,
indem er praktisch mischte und diese seine partikuläre Mixtur
meiner schönen Blume mit, ich weiß nicht was für Saat vermengt,
an Leute schickte, von denen er wußte, wie sehr sie toben würden —
und das alles, um daraus für sich selber Vorteile zu ziehen", —
„Tndeß verzeihe", meinte er, „wenn ich den Rest mit Schweigen
übergehe, es war alles so fein gesponnen, kam aber doch so ziem-
lich an die Sonnen und die scheinbar errungenen Vorteile waren
bald aufgezehrt, als der saubere Teufel es gleich darauf selbst ver-
suchte, schöne Blumen zu finden oder zu züchten. Sie versengten
sehr rasch in den vergifteten Händen".
Eines Abends war mein Freund besonders heiter und froh ge-
sinnt, ungefähr so, wie er es immer war, als die Menschen ihn noch
nicht umgewandelt hatten, und
er noch frei und heiter jedem
trauen konnte. Er war Ijeson-
ders gesprächig und gab mir
eine Gefsohichte zum besten, die
uns beide ebenso amü.sierte als
empörte, obwohl Jahre darüber
vergangen sind. Sie klingt fast
wie ein orientalisches Teufels-
märchen, und in der Tat spielt
sie auch in den Orient, oder
besser in das heilige Land in-
soweit hinüber, als dort der
Held der Geschichte ganz nahe
beim heiligen Grabe, wie es
scheint, noch heute haust. Mein
Freund erzählte: ., Eines Tages
stellte sich mir ein junger
Mensch in meinem Heim vor,
den ich weder kannte noch je
gesehen hatte und gab an, er
sei der Sohn des hochachtbaren
Handelsgärtners Schneiderin
Eßhngen. Er sei für wenig
Stunden in Neapel, eben erst
angekommen und reise andern
Tages nach Zanzibar. Er blieb
lange, es schien ihm bei mir zu
gefallen, wurde auch freundlich
aufgenommen und ging dann
unter allerlei schönen Ver-
sicherungen seines Weges. Einige
Zeit darauf wurde der liebens-
würdige Schwindler und Erz-
lügner in Gesellschaft eines
Gleichgesinnten in meiner Nach-
barschaft gesehen. Die Antwort
des obengenannten Herrn in
Eßlingen auf eine Anfrage
lautete, er habe .seinen Sohn
weder nach Neapel noch Zan-
zibar geschickt und entlarvte
den Christen aus dem heiligen
Land. Dieser so viel ver-
sprechende junge Christ zieht
odersammeltnun .^ngst-Trocken-
370
Die Gartenwelt.
IX, 31
blüher am Caramelgebirge; ob er die frommen Mönche dort auch so
frech belügt? Sehr wahrscheinUch ! Der Zweck seines Besuches
konnte vielseitig sein; zunächst leistete er offenbar Spionendienste.
Dann war es aber auch wohl, um sich die Gegend anzusehen, denn
sie war schmuck wie eine Gemäldesammlung und da werden be-
kanntlich in Italien von fremden „Liebhabern'' zuweilen solche Alter-
tümer mitgenommen ohne daß ein Hahn danach kräht, denn unsere
Gesetze werden noch immer nicht so gehandhabt wie z. ß. in Deutsch-
land, oder sie sind vieUeiaht, was z. B. schöne neue Blumen oder
Früchte und Samen anbelangt, nicht genügend streng. Doch soll nicht
gesagt sein, daß diese Gesetze Mängel hätten, sie sind ungefähr so
wie Deutschlands Rechte und Gesetze, allein es ist doch schwerer
den Maulwürfen und der Erdgrille, die im Dunkeln lügen, stehlen,
rauben und verleumden, beizukommen als den Tagedieben und
Mördern. So meinen z. B. unsere Zeitungen, wenn einmal ein
"Weinbauer sich selber Recht verschaffte, indem er einen erwischten
Dieb verbläute, nachdem man ihm die Hälfte seiner Trauben stahl,
halb jammernd — halb mitleidig „per un uva" d. h. um einer Traube
willen oder so ungefähr. Oder wenn ein Ziegenhirt seine Herde
in ein Kleefeld treibt und der Bauer ihn zu verjagen sucht, indem er
in die Luft schießt, wobei allerdings auch manchmal ein Sohrotkorn
seitwärts in den Magen des liberalen Kleediebes sich verliert, „per
un po di erba" „um ein wenig Kraut". Und der Dieb wird zum
Helden! Das und dergleichen sind noch Reste einer früher ungeheuer
herabgekommenen Moral ! — Also der fromme Spion mit dem falschen
Namen, der am heiligen Grabe als getaufter Christ so oft seine An-
dacht verrichten kann, als er dazu das Bedürfnis hat, war nach dem
schönen Neapel gekommen, um daselbst das Taufen, Mischen, Lügen
und Schleichen zu erlernen und hatte sich als Lehrherrn die würdigsten
Leute ausgesucht. Er tauft nun fleißig darauf los und gibt einigen '
vermeintlich neuen Pflanzen seinen eigenen höchst wichtigen Namen !
Ein Musterchrist fürwahr, an dem die Türken wenig Freude erleben
werden! — Da mein Freund an jenem Abend diesen Gegenstand
eingehend erörterte, erzählte er mir noch folgendes Intermezzo. „Ich
hatte", sagte er, „wieder einmal schöne Blumen irgendwo in einem
meiner Gärten, die von den Nachbar- Häusern vielleicht bemerkt
waren, denn sie leuchteten frisch und feurig. Alle Nächte, wenn
der Mond schien, fanden sich Liebhaber ein und nahmen was ihnen
Niemand wehrte ; es war im wunderschönen Monat Mai, dem Monate,
der der Heiligen Jungfrau geweiht ist. Es ward mir zu bunt. Ich
paßte auf und wir erwischten einen Dieb, der mit dem Korbe
gekommen war, um ihn zu füllen. Er wurde abgeführt, der Gerech-
tigkeit übergeben und meinte hernach vor den Richtern: er habe
diese Blumen immer der Madonna gebracht und für die zu rauben,
er sagte holen, wäre keine Sünde. Er wurde natürlich besser be-
lehrt und gehörig bestraft."
„Vor Jahr und Tag", berichtete mein Freund, „sah ich einen
Preiskurant hier im schönen Neapel, dessen Umschlag meine ganze
Heiterkeit erregte. Da sah man Palmen und himmelhohe Bäume,
an deren Stämmen Affen hockten; es war nicht klar, ob sie dort be-
fruchteten oder Datteln sammelten. Dann sah man Würfel mit Riesen-
Firmenzeichen, die Colli darstellen sollten und andere Absonderlich-
keiten, wenn ich mich recht entsinne, waren auch Dromedare darauf
und großmäulige Mohren, mir scheint sogar eine Giraffe, die an
einem Akazienbaume graste. Das war aber noch garnicht alles, nur
habe ich inzwischen einiges nicht mehr in Erinnerung und obwohl
diese Preisliste unter meinen alten Papieren ruht, mag ich sie
doch nicht eben jetzt heraussuchen. Das mag was sein, sagte mir
eine innere Stimme, da mußt du deine Sammlungen rasch bereichern,
ehe es zu spät wird. Das war aber leichter gedacht als au.sgeführt,
denn direkten Verkehr mit Affen und Mohren hatte ich nie gehabt.
Ich ging also zu einem guten Freunde, der half aus. Die Liste
führte manche völlig neue Pflanze auf und dazu damalige Raritäten,
die sie gleich nur so zu Hunderten offerierte. Zu diesen letzteren
gehörte damals, soweit .sich mein armer nichtsnutziger Schädel
noch erinnert, auch die schöne Agave salmiana fol. var., dio richtiger
A. atrovirens fol. var. heißt. Das war es, was ich solange gewünscht
hatte, denn ich sammelte auch Agaven als alter getreuer Krauterer.
Ich schwelgte in Seligkeit und gratulierte dem großen Neapel zu der
neuen Acquisition einer Firma, die es noch nirgends gegeben hatte
und die Wunder verrichtete, wie ein Berliner mit österreichischem
Generalsnamen schrieb, weil bei ihm dieses "Wunder gedruckt und mit
Vaters Gelde auch wohl gut bezahlt worden war. Also mein guter Freund
bestellte für mich, denn er als wohlbestallter Ingenieur machte sich
aus colorierten Pulchpflanzen oder Pulque Agaven garnichts, 25 Stück
Agave salmiana fol. rar. Die Dinger kamen und wurden mir, zusammen
mit der Faktura, für 100 Stück 40 Frc, macht Summa summarum lOFrc.
für 25 Stück ins Haus gebracht. Aber ich muß gestehen, auf tobender
See bin ich nicht so schlimm von der Seekrankheit gepackt worden,
als beim Anblicke dieser Agave salmiana fol. rar., denn es waren
Agave ameriea?ia, grüne und bunte Schößhuge, wie sie zu Millionen
in der Provinz Neapel an jedem Landwege gesammelt werden können.
Freilich sagte ich mir, das hättest du wissen sollen, denn es gibt
edle Kräuter und auch unedle; ich wußte, daß ich es mit Giftkraut
zu tun hatte, aber eben weil ich das wußte, machte ich mir das
Vergnügen dieses Kraut ein wenig näher zu untersuchen, denn auch
die Tugendhelden unter den Menschen sind stets verdächtig. —
Derartige Stolonen der Agave americana, grün oder bunt, diese
letzte fast leichter als grün, bringt jeder Junge gerne das Tausend für
zwei armselige Lire oder auch wohl für weniger. Wenn es wenigstens
kultivierte Pflanzen von einigem Ansehen gewesen wären, aber auch
das nicht, sondern unbrauchbarer Schund, der nicht 10 Centimes
wert war. Das wagte man einem gebildeten Mann, wie es doch ein
Ingenieur sein muß, zu bieten. Ähnlich ging es mir mit vielen
anderen Pflanzen z. B. Erd Orchideen, die unter feinen Namen
feil geboten wurden, aber alle falsch benannt waren und nichts als
die hier zu Millionen wachsende Orchis rubra vorstellten. So wollte
ich auch die dort offerierte Calla aethiopka fol. var. oder oetltiopica
albo-maculaia kaufen und erhielt die gemeine Richardia albo-macu-
laia, die ich eben zuvor zu Tausenden auf den Kompost gebracht
hatte. Noch tollere Dinge könnte ich Dir von dieser neuen Tugend-
firma erzählen", meinte er, „allein für heute sei es damit genug, es
ist spät geworden, laßt uns gehen!"
An seinem letzten Geburtstage, dem sechzigsten, erzählte
mir mein Freund noch folgende Geschichte von einem seiner
deutschen „Obergärtner", deren einige bei vortrefflicher Be-
zahlung und ausgezeichneter Stellung sich so wohl befanden,
daß sie zu Monstrositäten herabsanken und die schlechten Seiton
des neapolitanischen Pöbels annahmen, ohne aber dessen un-
übertrefflich gute Seiten gleichfalls anzunehmen. „Vor vielen
Jahren fand ich unter meinen schönen Blumen eiae blendend
weiße annuelle oder biannuelle Primulacee, eine kompakt wach-
sende überaus schöne, reichblühende Pflanze. So etwaä war noch nicht
dagewesen. Man kannte sie nur scharlachrot, blaßrot und blau.
Meine schöne atlasweiße gab nur wenig Samen und diese war ebenfalls
weiß, also leicht kenntlich. Ich brauchte 3 — 4 Jahre, bis ich davon
etwa 20 Gramm Samen erntete und soweit kam ich persönlich
damit. Da aber mußte ich sie jenem Obergärtner übergeben, den
ich weiter noch nicht kannte und der den passenden Grund dafür
verstand. Gleicherzeit gab ich ihm Samen einer damals neuen
gelben süd-spanischen Composite und einer chilenischen Perenne mit
kleinen, glänzend seh warzsn Samen. Alle drei wurden in Schalen
ausgesät unter Glas gestellt. Wie groß aber war mein Erstaunen,
als trotz sauber geschriebener Namen auf allen Schalen gleicherzeit
nichts als die gelbe südspanische Composite, die ein Unkraut ist,
zum Vorschein kam. Der Schwindel war klar und dennoch hatte
dieser deutsche „Obergärtner" die Stirne zu behaupten, er habe das
. ausgesät, was ich ihm gegeben habe ! Alle drei Samenarten waren
aber grundverschieden. Eine Primulacee, eine Composite mit bartigen
Haarkränehen und eine Calandrinia! Meine kostbare Primulaceae.
die ich mir so mühsam erzogen, die Regel, mein guter unvergeß-
licher Freund und Gönner, in seiner damaligen „Gartenflora" bereits
vortrefflich abgebildet hatte, war und blieb bis heute verschwunden,
loh hoffte immer, lange Jahre hindurch, sie einmal irgendwo auf-
tauchen zu sehen, umsomehr als sich jener Gärtner bald darauf einen
Gleichgesinnten zugelegt hatte, um sich mit ihm zu „etablieren",
allein umsonst. Man hat es doch nicht gewagt, sie öffentlich anzu-
bieten, vielleicht hatte man sich auch verrechnet und die Saat keimte
IX, 31
Die Gartenwelt.
nicht weiter als man etabliert war, denn Primulaceen halten bekannt-
lich nur kurze Zeit die Keimkraft. Daß aber diese Saat damals,
■vielleicht nur aus Versehen, in .seine Tasche geglitten war und darin
vergessen wurde, darüber blieb mir kein Zweifel, umsoweniger, als
der Betreffende sich alsbald metamorphosierte und zu erkennen gab,
wes Politikers Sohn er war." — „So traurige Erfahrungen", meinte
mein Freund, „habe ich mit meinen deutschen Landsleuten hier zu
Lande machen müssen, daß ich zuweilen beinahe dem Trübsinne
verfiel und an der Menschheit verzweifelte. Allein es wäre Schwäche,
ihnen diese Freude zu machen, denn es war ja nur ihr Wunsch zu
vernichten, zu vergiften, moralisch zu morden, um selbst darnach,
trotz allpr ihrer Unwissenheit und Schlechtigkeit um so leichter im
Dunkeln fischen zu können. Zu den niederträchtigsten Spionen-
diensten gaben sich einige dieser Leute her, und wo es nichts zu
spionieren oder ihren Auftraggebern zu melden gab, schufen sie
etwas, da.s des Teufels selber wert gewesen wäre. Lügner, Diebe,
Verleumder sowie innerlich herabgekommene Subjekte waren es und
was mich dabei am meisten wundert", meinte er, „ist die Tatsache,
daß gerade einige der Schlimmsten von berühmten Gärtnern Deutsch-
lands, die hohe einflußreiche Posten bekleiden, mir empfohlen und
zugeschickt waren. Diese Leute müssen ebenso blmd m ihrer Höhe
geworden sein, als jene es verstanden haben fürchterlich zu heucheln.
Es waren allerdings niolit alles Deutsche; auch ein Schwede mit
berühmtem Namen, der oft an Ischias litt, u. a. m. waren darunter.
Ein Österreicher gab hier zum allgemeinen Ergötzen Karten aus, mit
denen er sich als „Dottore in scienze natural!" also: Doktor oder
Professor der Naturwissenschaften einführte. Er war von Frankfurt
empfohlen und als er ging resp. fortgeschickt wurde, ließ er die ihm
anvertrauten Orchideen im elendesten Zustande zurück. Ein gewissen-
hafter Belgier hat sie teilweise noch retten können." Soweit mein
Freund! Die meisten der "Würmer, die ihn quälten, liegen am Boden.
Er hat sich bisher nie gerächt und die Rache dem ewigen Richter
überlassen, obwohl er einige die.ser unerbittlichen Gesellen in seinen
Händen hatte und sie vernichten konnte, wenn er es gewollt hätte. Sie
werden ihrem Schicksale doch jiicht entgehen und wenn sie anders
keine Strafe hier erleiden sollten, der Wurm nagt doch immer an
ihrem Gewissen. Es wäre Unrecht, hier nicht wenigstens der wenigen
braven Gärtner und Menschen zu gedenken, die von Deutschland
hierher kamen. Ich selbst hatte einige, deren ich mich immer mit
Freude erinnern werde. — Und die Freuden? Sie liegen im Sonnen-
schein, in der ewigen unwandelbar schönen Natur, im Anblicke des
blauen Himmels und in der Erkenntnis des kindlich reinen Gemütes
heiterer Südlandskinder, die vielfach verkannt, auch mir anfangs un-
verständüch waren. C. Sprenger.
Fragen und Antworten.
Beantwortung der Frage No. 313. Ist jemand ein Mittel
bekannt, um einen Weiher von Grünzeug frei zu halten. Der Weiher ist
1100 qm groß, 1,4 m tief und hat an 7 Liter Wasser-Zulauf per
Sekunde. Kupfervitriol hilft nur für kurze Zeit.
Wir möchten dem Fragesteller den Rat geben, künstliche Mittel
zur Beseitigung des Grünzeugs nicht anzuwenden. Das Pflanzen-
leben ist, wenn es in gewissen Grenzen bleibt, ein wichtiger Faktor
für die Frischerhaltung des Wassere. Es geht leider aus der Frage
nicht hervor, wie der Weiher gelegen ist, ob ein Abzug da ist und
wie der Untergrund beschaffen ist. Das Grünzeug wuchert besonders
in Gewässern, die keine Bewegung haben, denen es an Zu- und
Abfluß und an der nötigen Fauna, wie Fische, Schnecken, Enten,
Gänse, Schwäne u. dgl. fehlt. Abhilfe könnte die Besetzung mit
Fischen, besondere Karpfen, und Wassergeflügel, namentlich Enten
und Schwänen bringen. Wenn möglich ist der Zufluß zu verstärken
und für entsprechenden Abfluß zu sorgen. Schließlich ist gelegent-
liches Trockenlegen und Reinigen des Bettes von den Wasserpflanzen
üu empfehlen. W. T.
Beantwortung der Frage No. 314. Ich beabsichtige, mir eine
Busch- und Beerenobstplantage anzulegen. Welche Apfel-,
Birnen-, Johannis- und Stachelbeer-Sorten sind für die nachstehend be-
zeichneten Verhältnisse die geeignetsten? Der Boden ist humusreicher,
durchlässiger Lehmboden in allseitig durch hohe Berge geschützter,
jedoch sonniger Lage. Das Grundstück ist 12 000 qm groß und
erstreckt sich von Nord nach Süd. Bewässerung kann leicht durch
Fluß- und Leitungswasser erfolgen. Würden sich Erdbeeren für
diesen Boden eignen? Rinderdung ist genügend vorhanden. Kann
zur Pflanzung Komposterde, aus Gerbereiabfällen entstanden, mit
verwendet werden?
Sie tun am besten sich bei der Auswahl der Sorten an das
engere Normal-Sortiment des Landesobstbauvereins zu halten, aus
welchem Sie von Kern- und Steinobst das auswählen, was Ihren
speziellen Zwecken am meisten entspricht. Ist keine größere Stadt
in Ihrer Nähe, wo Sie Abnehmer für feines Tafelobst fänden, so
beschränken Sie sich auf den Anbau von Wirtschaftsobst. Von
überall gedeihenden und stets gut verwertbaren Apfelsorten nenne
ich Ihnen: „Schöner mn Boskoop"; ,,Baumanns Reinette"-, „Ribstmi
Pepping", ,,Adersleber Kalvill"-, „Peasgoods Ooldreineite", „Ananas
Ette.", Cox' Pomona'-\ „Cox Orangenreinette'-'-. Der beste Sommer-
apfel ist „C/iarlamowsh/-; vorzüglich sind auch „Pfirsichroter
Sommerapfel" und der nur- für gute Lage passende „Rote Herbst-
kalvilt". Alle diese Apfelsorten eignen sich auch vorzüglich für
Buschbaumtorm und geben, als zweijährige Veredlungen gepflanzt,
bereits im dritten Jahre nach der Pflanzung gute Erträge.
Vorzügliche Birnen f ürBuschobstkultur sind : „ClairgeamButter-
Birne'-'-, „Diels B.-B.'; Qellerts B.-B.'\ „Oute Louise von Avranehes'-\
yHerxogin von AngouUme-^, „Josefine von Hecheln"-, die beste unter
den spätesten, „Köstliche von Gharnen", „Williams Christbime".
Zu den besten Johannisbeeren gehören die „Weiße'-^ und
„Rote Holländische", sowie die „Rote Kirschjohannisbeere'-'-. Von
Stachelbeeren sind die frühesten Sorten am lohnendsten. Die
besten Frülisorteu dürften die „Früheste von Neuwied", grüufrüchtig
und „Eönings Früheste'-', gelbfrüchtig, sein. In vielen Gegenden
werden die rotfrüchtigen Stachelbeeren bevorzugt; von ihnen gehört
die „Frühe Rote'-'- zu den schmackhaftesten und ertragreichsten.
Unter den großfrüchtigen späten roten Sorten halte ich die „Rote
Preißbcere" für die weitaus beste und zum Massenanbau empfehlens-
werteste. Befinden sich Konservenfabriken in der Nähe, so möchte
ich Ihnen speziell noch raten, die „Rote kernlose Johannisbeere" im
gi-oßen auszubauen; sie wird von den Konservenfabrikanten allen
anderen Sorten vorgezogen und deshalb gut bezahlt. Auch Erdbeeren
eignen sich für Ihre Bodenverhältnisse. Lohnend ist der Anbau
frühester Sorten, wie „Noble'" und „Deutsch Evern'-'. Aus Gerberei-
abfällen entstandene Komposterde können Sie gelegentlich des
Rigolens mit unterbringen lassen, aber nicht zu reichlich. M. H.
Beantwortung der Frage No. 315. Welches ist die beste
Pflanzzeit für Eichen, der Herbst oder der Frühling? Kollegen
wollen beobachtet haben, daß Frühjahrspflanzung für Eichen vor-
zuziehen sei.
Die Erfahi-ung hat gelehrt, daß Eichen sicher und am besten
weiter wachsen, wenn man sie im Monat Mai verpflanzt. Die
Knospen müssen anfangen aufzubrechen, sogar ein kurzer
Austrieb schadet nicht. Das Hauptaugenmerk ist darauf zu richten,
daß die Wurzeln nicht dem Eintrocknen an der Luft ausgesetzt
werden, sonst ist alle Mühe eitel. Gute Bewässerung und Bespritzen
in den ersten beiden Jahren sind unerläßlich. Die ersten Winter
über sind die Pflanzkessel dick mit Laub zu belegen. Exemplare,
welche fünf und mehr Jahre fest standen, sind mit Ballen zu ver-
pflanzen. Die Bäume, bez. Pyramiden sind zwei Jahre vorher ab-
zugraben und eine vorhandene Pfahlwurzel ist durchzustechen.
Paul Ruschpier.
— Die Eiche überwindet die Störung durch das Verpflanzen
im Frühling weit leichter als im Herbst. Der günstigste Zeitpunkt
ist nach meiner Erfahrung, wenn die Saftbewegung beginnt, also kurz
vor dem Austrieb. H. Lindner, Obergärtner, 'O'arnsee.
372
Die Gartenwelt.
Blumenhandel.
Der Blumenverkauf an ersten Feiertagen in Berlin war
durch polizeilichen Erlaß auf die Zeit bis 10 Uhr vormittags be-
schränkt worden, wodurch die Geschäfte um die besten Geschäfts-
stundon kamen. Diese Verfügung gab Anlaß zu einer öffentlichen
Protestversammlung der Inhaber der Berliner Blumengeschäfte. Am
14. April wurde nach einer stürmischen Debatte einstimmig folgende
Resolution angenommen: „Die versammelten Inhaber von Blumen-
geschäften legen einmütig Protest ein gegen die Verfügung des Herrn
Polizeipräsidenten, wonach an ersten Feiertagen der Verkauf von
frischen Blumen von 10 Uhr vormittags ab einzustellen ist. Sie
verweisen darauf, daß seit Inkrafttreten des Gesetzes über die
Sonntagsruhe im Handelsgewerbe den Blumengeschäften die Zeit von
12 bis 2 Uhr an den ersten Feiertagen zum Verkauf freigegeben
war. Eine Beschränkung der Verkaufsgelegenheit bedeutet für sie
einen außerordenthchen Schaden sowie für das Publikum eine über-
flüssige Belästigung, da dieses lieber auf den Einkauf von Blumen
verzichtet, als daß es sich veranlaßt sehen würde, zu einer unbe-
quemen Zeit seine Einkäufe zu bewirken. Sie verlangen zur Ab-
wendung dieser schweren Schädigung ihres Erwerbszweiges die Be-
lassung des ihnen bisher zugestandenen Rechtes, dessen Gewährung
schon der frühere Herr Minister für Handel und Gewerbe, Brefeld,
ausdrücklich als notwendig anerkannt hat, und fordern die sofortige
Aufhebung der getroffenen Verfügung. Nur eine völlige Verkennung
der örtlichen Verhältnisse kann den Erlaß dieser Verfügung bewirkt
haben. Sie ersuchen daher um eine nochmalige Prüfung der Ange-
legenlieit unter Hinzuziehung von Vertretern ihres Berufszweiges.
Sie rechnen umsomehr auf sofortige Aufhebung dieser Verfügung,
da es ihnen undenkbar erscheint, daß die königliche Staatsregieruug
eine Schwächung auch nur eines Teiles des gewerblichen Mittelstandes
beabsichtigen könne."
Lohnbewegung.
Hamburg. Die Sektion der Landschaftsgärtner, eine Grappe
im „Allgemeinen deutschen Gärtner - Verein , Verwaltungsstelle
Hamburg", hielt vor vierzehn Tagen eine Mitgliederversammlung ab,
in welcher bekannt gegeben wurde, daß ein Schreiben von den
Prinzipalsvertretern eingetroffen sei ; darin werde mitgeteilt, daß es
keineswegs die Absicht der Arbeitgeber sei, die Verhandlungen mit
den Gehilfen abzubrechen. Es knüpfte sich hieran eine Auseinander-
setzung. Im Verlauf der Verhandlungeu wurde die Tarifkommi.ssion
beauftragt, sofort mit den Prinzipalsvertretern in Unterhandlung zu
treten und über das Resultat in einer weiteren Versammlung Berieht
zu erstatten. Es soll ein Stundenlohn von 45 Pfennig gefordert
werden.
Hannover. Der Gärtnerverein der Stadt Hannover nahm in
seiner Versammlung vom 3. April einstimmig folgende Resolution
an: ,.Der Gärtnerverein der Stadt Hannover beschließt in seiner am
3. April abgehalteneu Versammlung, die von der in voriger Ver-
sammlung gewählten Lohnkommission mit der Gehilfenvertretung
vereinbarten Lohnsätze und festgesetzte Arbeitszeit nach Möglichkeit
einzuführen in der Erwartung, daß dadurch das gegenseitige Ver-
trauen seitens der Arbeitgeber und Gehilfen zum Besten des ge-
samten Standes bewahrt bleibe." Zum Schluß wurde der Kommission
für ihre gewissenhafte Arbeit der Dank der Versammelten ausge-
sprochen. Die vereinbarten Lohnsätze und die Arbeitseinteilung
werden gedruckt und allen Mitgliedern des Vereins, dem Provinzial-
Gartenbauveiein, den königlichen und städtischen Gartenverwaltungen,
sowie allen Pi'ivatgärtnern übersandt.
Leipzig. Der Streik der liiesigen Landschaftsgärtner ist nach
vierzehntägiger Dauer im Sande verlaufen. Vom Verein der selbst-
standigen Landschaftsgartner ist jedes Verhandeln mit der Lohn-
kommission der Gehilfen grundsätzlich abgelehnt worden, ebenso der
Lohntarif der Gehilfen. Die Ausständigen mußten daher einzeln mit
den Arbeitgebern verliandeln. Dabei haben die letzteren mehrfach
den Forderungen der Gehilfen gegenüber Entgegenkommen gezeigt.
Viele Ausständige freilich konnten keine Arbeit im Benif finden, da
die Stellen inzwischen anderweit besetzt worden waren. Sie sind
zum Teil in andere Betriebe übergegangen, zum Teil von Leipzig
abgereist. Was der hannoversche Gartenbauverein aber in Sachen
der Lohnregelung tun konnte, ohne seinem Ansehen zu schaden,
hätte der neue Verein der selbständigen Landschaftsgärtner Leipzigs
wohl auch versuchen können. Das grundsätzliche Ablehnen von
Wünschen der Arbeitnehmer verbittert und läßt einen gedeih-
lichen Zustand nicht aufkommen. Selbst in Berlin ist man in dieser
Hinsicht weiter, wo das soziale Verständnis auch in die Kreise der
selbständigen Gärtner einzuziehen beginnt.
Tagesgeschichte.
Nimptsch. Auf dem Kreistage am 8. April wurde dem bereits
seit mehreren Jahren angestellten Kreisgärtner Beamteneigenschaft
und Ruhegehaltsberechtigung zuerkannt.
Westdeutschland. Die Woche vom 7. bis 14. April brachte
derart niedrige Temperaturen, daß die schon weit vorgeschrittene
Obstblüte von Pfirsichen, Aprikosen, frühen Äpfeln vollständig ver-
nichtet ist. Im Bezirk Dortmund sank das Thermometer auf — 9%
wodurch beträchtliche Verheerungen an den Pflanzen angerichtet
wurden. Im östlichen und Norddeutschland haben die Fröste an den
Obstbäumen wenig Schaden anrichten können, da die Blüten noch in
den Knospen lagen, aber an den Triebspitzen der Gehölze, namentlich
der Rosen, sind allerorts die Knospen dem Froste zum Opfer gefallen.
In Werder begann die Obstbaumblüte zu Ostern.
Personal-Nachrichten.
Giebelhausen, Hugo, bisher Anstaltsgärtner in Geisenheim,
wurde als Kreisobergärtner und Obstbaatechniker für den Kreis
Beeskow-Storkow, Provinz Brandenburg, angestellt.
Gutsche, Oskar, Gartentechniker, bisher im Palmengarten zu
Frankfurt a. M., trat in die Stellung des nach Offenbach a. M. be-
rufenen Herrn F. Tutenberg bei der städtischen Gartenverwaltung
in Mainz ein.
Kriele, städtischer Garteninspektor zu Halle a. S., ist zum
Obstbaum - Sachverständigen für den Stadtkreis Halle a. S. bestellt
worden.
Marquardt, Kurt, Assistent bei der städtischen Garten-
verwaltimg und Schriftführer des Gartenbauvereins in Karlsruhe i. B.,
erlag am 24. März einem schweren Lungenleiden. Der Gartenwelt
war der Verstorbene ein langjähriger treuer und begabter Mitarbeiter,
dem auch sein Vorgesetzter, Herr Stadt Gartendirektor Ries, in
einem an uns gerichteten Briefe ein glänzendes Zeugnis ausstellt.
,, Marquardt-', so schreibt Herr Ries, „trat vor fünf Jahren bei uns
als Sohulgärtner in Dienst; vor zwei Jahren wurde ihm die Stelle
eines Verwaltungs-A.ssistenten bei der städtischen Gartendirektion
übertragen. Wir verlieren in dem Heimgegangenen einen- treuen,
gebildeten und strebsamen Beamten, der mit Leib und Seele bis zu
seinem letzten Atemzug an seinem Berufe hing."
Briefkasten der Redaktion.
Raseneinfriedigung. Schürmanns Patent-Ankereisen läßt sich
vorteilhaft als Träger für Hängebretter verwenden, was die Ab-
bildung in No. 28, Seite 331, veranschaulichen soll. Leider wurde
das Klischee versehentlich auf den Kopf gestellt, sodaß die Abbildung
unverständlich wurde. Der Balken müßte also oben sein.
Spaldingbahn. Abonnent in Leipzig. Über dieses Feldbahn-
system brachten wir in No. 22 einen ausführlichen Bericht aus der
Feder des Herrn W. Kiehl. Wir bitten Sie dort nachzulesen und
die Inserate der Firma Otto Springer zu beachten.
R. Stumm, bisher Dresden - Strehlen. Ihre Anfrage wurde
briefhch erledigt; unser Brief kam aber als unbestellbar zurück. Sie
hatten sieh an die falsche Adresse gewendet, was die Erledigung
Ihrer Anfrage verzögerte.
Vorurtwortl. Redaktenr: Ma
sdlirffer, Berlin. — Verlae v. Ri
idt & Co., Leipzig. — Druck: Anhalt. Bachdr. Gmenberg.e. ö. in. b. H.. Dessau.
Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
6. Mai 1905.
No. 32.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Farne.
Stenochlaena meyeriana, Prsl.
Von Otto Bernstiel, Farngärtnerei, Bornstedt-Potsdam.
(Hicrxu xirei Abbildungen.)
-Dereits in No. 11 dieses Jahrganges maclite ich auf
einige schöne und interessante Farne aufmerksam und ich
gestatte mir heute, einen gleich wertvollen Warmhausfarn
in Erinnerung zu bringen.
Stenochlaena meyeriana, Syn. Stenochlaena tenuifolia, Desv.,
Äcrostichmn meyerianum^ Hook, ist jedenfalls schon sehr
lange in den Gärten bekannt, denn ich fand sie schon in
Courtin's Farnbuch von 1837 beschrieben. Bedauerlich ist
es, daß unsere neueren einschlägigen Gartenbücher und be-
sonders das vielversprechende und wenig haltende Gartenbau-
Lexikon über diese und -manch andere wertvolle Pflanze
nichts zu sagen wissen.
In der großen Farnfamilie gibt es wohl wenige Arten,
welche einen so eigenartigen Wuchs aufweisen.
Der Wurzelstock ist kriechend und das Rhizom
kletternd und Ranken bildend. Die Eanken bilden Haftwurzeln,
welche das Anklammern an Hauern und
Baumstämmen ermöglichen. Da ältere
Pflanzen sehr rasch wachsen, so ist diese
Stenochlaena besonders in Wintergärten
zur Bekleidung von Wänden etc. sehr
verwendbar. Als Topfpflanzen sind be-
sonders jüngere Pflanzen sehr schön; die
sich bildenden Ranken werden um den
Topf herum festgehakt.
Den größten Wert besitzt dieser
Farn mit seinen vornehmen, einfach ge-
fiederten Blättern als Bindematerial;
das Blatt erinnert an den Wedel von Cycas
circinalis im Kleinen, was auch aus der
guten Abbildung auf Seite 374 ersicht-
lich ist.
Die V e r m e h r u n g ist sehr einfach ;
man legt zolllange Rhizomstücke im Mäi'z
oder April in ein Vermehrungsbeet, nach
zwei bis drei Wochen sind dieselben be-
wurzelt und werden dann in dreizöUige
Töpfe in leichte sandige Erde gesetzt.
Nach nochmaligem Umpflanzen hat man
zum Herbst sehr hübsche Pflanzen.
Über die zweite Art der Vermehrung
aus Sporen kann ich leider nichts be-
Gartenwelt. IX,
richten, da es mir bis jetzt nicht gelungen ist, fruchtbare
Wedel zu erlangen. Auch vom Berliner botanischen Garten
wird mir berichtet, daß die dortigen Exemplare bis jetzt
keine Sporenwedel — dieselben sollen doppelt gefiedert sein
— zeigten.
Vielleicht ist ein Leser dieser Zeitung in der Lage,
darüber zu berichten, da ich in einem Samenkatalog Sporen
offeriert finde! Leider ist die Abbildung der ganzen Pflanze
nicht besonders scharf, doch ist immerhin daraus ersichtlich,
daß Stenochlaena meyeriana ebenso schön ist wie unsere
besten Pteris- Arten, deren einer, nämlich Pteris umhrosa, sie
gegenüber gestellt ist.
Wenn auch die Stenochlaena nicht ganz so anspruchslos
in der Kultur ist wie z. B. Pteris und auch mehr Wärme
verlangt, so wird sie sich doch besonders in Gärtnereien,
wo viel und schönes Bindegrün verwendet wird, einen
bleibenden Platz sichern.
Sicher aber ist dieser Farn mindestens ebenso wertvoll,
wie viele aus England oder sonst woher bezogene Farn-
neuheiten.
.Stenochlaena meyeriana und Pteris umbro>a.
a Otto Bernstiel, Bornstedt-Potsdam, für die „Gartenwclf photogr. aufgenomn
32
Die Gartenwelt.
IX, 32
Wedel von Stenochlaeiia meyeriana (der rechte Wedel zeigt die Unterseite
OriginaUufnahme für die „Gartenwelt".
Orchideen.
Oattleya Warscewiczii var. „Frau Melanie Beyrodt"
Hierzu die Farbentafel.
Wi
ir bieten heute unseren Lesern zur Abwechslung wieder
einmal eine den Orchideen gewidmete Farbentafel. Die dar-
gestellte CaUleya ist eine natürliche Varietät der Cattleya
Warscewie'.ii. die der glückliche Besitzer zu Ehren seiner,
gewiß vielen Kollegen bekannten, liebenswüi-digen Gattin
„Frmi Melanie Beyrodf-^ getauft hat. Allen, welche die
Eeyrodtsche Orchideen-Gärtnerei in Marienfelde besucht haben,
dürfte es bekannt sein, daß Herr Beyrodt die herrlichen
Cattleyen, deren einzige Schattenseite, in Bücksicht auf die
gegenwärtige Moderichtung in der Bindekunst, der etwas
kurze Blütenstiel ist, in großer Zahl mit seltenem Erfolge
kultiviert. Der ganze Bestand setzt sich aus selbstimijor-
tierten Pflanzen zusammen, die sich rasch etablieren und
immer bald zum Blühen gelangen. Herr Beyrodt ist ein
glücklicher Importeur, der schon manches Kleinod unter
seinen Inijwrten entdeckt hat. Die auf unserer Tafel abge-
bildete prächtige Varietät wurde im Sommer 1904 auf
der Holland House show in London mit einem first class
certificate prämiiert. Es ist die einzige bis jetzt existierende
reinweiße CaUleya Warsceiviczii-Nwne^äX. Die Blume ist
von ganz besonderer Größe und hat 23 cm Spannweite
zwischen zwei Petalenspitzen ; die Fetalen und Sejmlen sind
reinweiß, das Labellum ist herrlich dunkelviolett, zart weiß
gerändert mit gelbem Sclüund. Die Pflanze ist von gesimdem
und kräftigem Wuchs. G. Warscewiczii., die Stammart, ist in
Columbien heimisch; sie ähnelt im Habitus der C. labiata,
weshalb man sie auch zur Labiata-Klasse rechnet. Bei der
Stammart sind die Sepalen und Petalen rosa, die Lippe ist
scharlachpurpurfarben mit gelbor Zeichnung im Schlundij. m. H.
Stauden.
Bergenia crassifolia, L.
Von C. Rimann, Nagy Szent Miklös.
Xjergcnia, Saxifraga oder Megasea crassifolia
ist als eine alte Staude und Einfassungspflanze
längst bekannt, wird vielfach für Einfassungen, auf
Felspartieen oder an Teichufern im Park ange-
pflanzt und verwendet und erfreut das Auge als
einer der ersten Frühjahrsbliiiier mit ansehnlichen
großen Blütentrauben. Als Topfpflanze findet sie
jedoch kaum Verwendung, und ich war erstaunt,
die Bergenie beim Antritt meiner neuen Stellung
in Mengen als Topfpflanze im Kalthause vor-
zufinden. Anfänglich wollte ich die Pflanzen bei-
seite schaffen resp. einschlagen, um sie im Früh-
jahr fürs freie Land zu verwenden. In Erwägung
jedoch, daß ich einen zeitigen Frühjahrsblüher
vor niii hatte, Heß ieli die Töpfe stehen und ich
bereue es nicht, die Pflanzen im Kalthause be-
lassen zu haben. Schon Anfang Januar zeigten
sich einige Knospen und das Wachstum wurde ein
reges, so daß gegen den 20. Januar ein reicher
üppiger Blütenflor sich, entwickelte. Drei, vier,
auch mehr Blütentriebe kamen zur Entfaltung imd
gaben mir ein reiches und ausgiebiges Material für
Va,sen- und Tisohdekoration. Die dichten Blüten-
rispen erreichen mit ihren Stengeln eine Länge bis
30 cm, erweisen sich im abgeschnittenen Zustande
als recht dauerhaft und bieten mit ihi'en großen hellrosa gefärbten Blüten
ein durchaus schönes und dankbares Bindematerial, welches außerdem
noch als nicht überall zu dieser Zeit erhältlich, den Reiz des Neuen, des
Ungewohnten hat. Ich glaube daher, an dieser Stelle die Verwertung
der Bergenia als Winter Schnittblume empfehlen zu dürfen, um-
somehr, als sie in bezug auf Wärme und Standort sehr anspruchs-
los ist ; denn bei 8 bis 10° C. blüht sie bereits. Mitte Januar und, da
für sie ein heller Standort nicht vorhanden war, blieb sie an einem
für andere Treibpflanzen viel zu dunkeln Platze und doch brachten
die Bergeniea eine Menge gut ausgebildeter und vollkommen ent-
wickelter Biüfeiitiiebe hervor. Mit wenigen Kosten für die Heizung,
mit wenig Arbeit kann man daher im tiefsten Winter ein reiches
Schnittmaterial erzielen, das sich als Bindematerial für Buketts und
Kränze und zur Vasen- und Tischdekoration recht gut eignet und
länger haltbar ist, als andere rasch und bei hohen Wärmegraden
getriebene Pflanzen. Als Nebenkultur würde sich daher das
Treiben von Bergeuien sehr empfehlen, da sie, wie gesagt, äußerst
geringe Ansprüche stellen. Hier hatte ich es übrigens nur mit der
allerge wohnlichsten Sorte zu tun, wogegen wir bereits Züchtungen
z. B. Bergenia crassifolia „Brillant^-, „/tVösz«s", „Progress'-\
,,Gora.lle'-\ besitzen, deren Blüten noch reicher und intensiver ge-
färbt sind und daher noch höheren Binde- und Dekorati ons wert
haben. — Zu einer Zeit, wo jede Blume für uns wertvoll ist, sollte
ein so anspruchsloses und dabei so dankbares Blütengewächs nicht
außer Acht gelassen werden, besonders auch, da eine erhöhte
Temperatur es wahrscheinlich zu zeitigerer Blütenentwicklung bringen
würde und eine spezielle Vorkultur in Töpfen gar nicht einmal not-
wendig ist. Auch als Topfpflanze mit ihren schönen großen, saftig-
grünen Blättern wäre die Bergenia im Schmuck ihrer Blumen
vielleicht eine ganz gute Marktjiflanze. Ein Versuch ist jedenfalls
anzuempfehlen.
Wulfenia amlierstiana, Bth. und ilire Verwandten.
(Hierzu eine Abbildung.)
Wul
ulfenia amherstiana ist eine feine Alpine vom Himalaja, wo
sie in einer Höhe von 3000 m ü. d. M. vorkommt. Sie gedeiht in
halbschattiger Lage und in lockerer, mit Torfmull vermischter Erde
>^
1^'^'im.
alihrva Wtusc.ewiczii Echb. f. (Syn. Oattleya gigas) „Frau Melanie Beyrodt"
Züchtung von Otto Beyrodt üi Marienfelde bei Berlin.
IX, 32
Die Gartenwelt.
leiulit, blüht reichluh im lull
bis August uud \eiein/i.lt ik oh
im öoptembei mzieilicliin 2()un
langen Tiaul)eD Ihr kl m n
Blümchen Mnd Molitflhu o 1. 1
reinwoiß bei (k i Ft i m a/l i/l i i
Die Blumenkiono ist km zu <il
der (irif fei Die\eimehiun„
durch Aussaat odei Ti ilung
älterer Pflanzen biettt k in
Schwierigkeit Diese \\'i<l/>')iia
ist abei dennoch sein sclttii uii i
öfter vvud sie voiwechselt mit
einer etwas dunklei blühenden
Spielart dei geuohnlichtn M ca
rinthiaca die bekinnthth in
Kärnten und Ste-vernnik ein
heimisch ist Diese blüht schon
im Mai und Juni hellbhu un 1
ihre Blattei sind \on hellen n
Grün, wählend die der TI
amherstiana stets dunkelgiun
etwas behaiit undauf dei Untu
Seite lotlich angelaufen sind
Außerdem sind sie m dei Foim
schmälci und tiefei gebuchtet
Es ist also nicht schwei diese
beiden, im Aussehen gmz \ei
schiedenen Alten zu unt( i
scheiden Auch duifte die bei
stehende Abbildung mit dazu
beitragen einen teilweise lecht
alten Iirtuiii beseitigen zuhelfen
Außer den zwei genannten Alten
kennt man noch eine Wnlfema
Orientalis, Boiss. aus Syrien.
Meines Wissens ist diese in der Kultur noch nicht vorhanden. Die
Wulfenien sind sehr hübsche niedere Pflanzen für schattige Stein-
grotton. Von der nordamerikanisohen, nahe verwandten Gattung
Synthyris ist nur die gelblich blühende S. plantaginea, Bth. ein-
geführt. Rehnelt.
botanisclK
Topfpflanzen.
Sclinelle Vemielining des Giinmiihjimiies.
Von Ernst Richter, Charlottenburg.
JCiiue Abhandlung über den Gummibaum in No. 25,
Seite 296 (dieses Jalirg.) veranlaßt mich, meine Erfahrungen
über die schnelle Vermehrung des Gummibaumes mit-
zuteilen.
Durdi ein iui März ausgebrochenes Feuer im Warm-
haiise hatte u. a. auch ein prachtvoller, schön verzweigter
Gummibaum von 2 — 3 m Höhe derart gelitten, daß nur
nocli der Stamm übrig geblieben war. Diesen traurigen Rest
des einst so stattlichen Baumes ließ ich nun ruhig im Warm-
hause stehen und gab den ganzen Sommer über keine Luft,
nur wenn es allzu heiß wurde (über 40" C), machte ich
die Tür auf. Um das Ungeziefer fern zu lialten, spritzte ich
täglich etwa 3 — 5 Mal mit warmem Wasser (30" C.) und zwar
von oben und unten. Außerdem gab ich bei jedem dritten
Gießen statt Wasser verdünnte Kuhjauche. Beides stand mir
genug zur Verfügung, sodaß ich nicht zu sparen brauchte.
Bemerken möchte ich nur, daß das Wasser nicht künstlich
erwärmt wurde, sondern daß die gute Mutter Erde es in einer
Wärme von 35 " C hervor-
brachte und es uns zur
Vorfügung stellte. Dieses
warme Wasser dui-chfloß an
mehreren Stellen un.seren Gar-
ten, wo es uns Gärtnern
natürlich sehr zu statten kam,
liesonders bei der Treiberei,
I onn die Erde gab das Wasser
Winter und Sommer gleich
■Aarm ab. Infolge dieser
-'■hwitzprozedur trieb mein
' iummibaum an allen Ecken
lud Enden mit Macht aus,
sodaß ich eine Menge Steck-
linge erhielt. Inzwischen
war es aber Endo Juli ge-
worden und zur Vermehrung
etwas spät, aber nur an-
scheinend spät, denn daß
noch reichlich Zeit war, lehrte
mich die Natur.
Da der Sommer (1904)
-i 1 besonders günstig für die
N'ermehrung war, vermehrte
ii h frisch drauf los. Zunächst
legte ich mir einen warmen
Kasten an, brachte etwa 2 — 3
fingerhoch Mistbeeterde dar-
auf, hierauf wieder 2 finger-
hoch Heideerde (vonFontaine-
bleau),gut vermischt mitFluß-
sand; ich nahm zu diesem Zwecke immer den grauen, oft wie
Kristall glitzernden Sand, den der Rhein aus den Alpen mit-
bringt. Zur Vermehrung nahm ich nur Kopfstecklinge, da
ich nur etwa 40 Pflanzen brauchte. Die Stecklinge habe
ich auf alle mögliche Art und Weise vorbereitet, um aus-
zuprobieren, ob das Bestreuen mit Holzkohle wirklich von so
großem Werte ist, wie immer gesagt wird. Einige Stecklinge
bestreute ich gleich nach dem Schneiden an der Schnitt-
fläche mit zerstoßener Holzkohle, andere erst nach einiger
Zeit; bei mehreren habe ich den austretenden weißen Saft
durch weiche Läppchen zui-ückzuhalten versucht und einen
Teil der Stecklinge ließ ich ruhig abtrocknen wie jeden
anderen Steckling auch. Beim Stecken selbst habe ich
einigen eine Unterlage von Holzkohlestücken gegeben, einem
anderen Teile eine Sandunterlage; auch Unterlage von
Scherben habe ich versucht. Einen Teil aber ließ ich ganz
ohne irgend eine wasserdurchlassende oder aufsaugende
Unterlage. Um allen verschiedenen Stecklingen gleiche
Lebensbedingungen zu sichern, steckte ich abwechselnd von
jeder Sorte einen, sodaß von allen Sorten die gleiche Anzahl
oben und unten zu stehen kam. Zum Spritzen, was je nach
der Witterung 2 — -3 Mal geschehen muß, benutzte ich aus-
schließlich das 30 " warme Wasser. Die ei-sten zwei Wochen
schattierte ich mit alten Treppenläufern, um einen recht
kompakten Schatten zu erhalten, später nahm icli nur noch
geöltes Papier. Etwa drei Wochen nach dem Stecken zeigten
meine Stecklinge schon neuen Trieb und pflanzte ich sie
deshalb in Töpfe, deren Größe nach dem Wurzelvermögen
wählend. Ein Beschneiden der Wurzeln mit dem Messer
halte ich für nachteilig. Die meisten Pflanzen hatten sich
Die Gartenwelt.
IX, 32
in den drei Wochen so gut entwickelt, daß ich durch-
schnittlich Töpfe mit 10—13 cm nehmen mußte. Zum
Eintopfen nahm ich kräftige Erde: zwei Teile IVlistbeeterde,
einen Teil schwere Komposterde, einen Teil Lauberde, nebst
Heideerde und Sand. Allzu ängstlich braucht man bei dem
Mischen nicht zu sein, Hauptsache ist eine kräftige nicht
zu leichte Erde. Die Töpfe brachte ich auf denselben Kasten,
auf dem die Stecklinge gestanden hatten. Auf warmen Fuß
wollte ich sie wegen der vorgeschrittenen Jahreszeit, es war
mittlerweile Ende August geworden, nicht mehr bringen,
obgleich es ihnen vielleicht ganz gut getan hätte. In den
ersten Tagen nach dem Eintopfen schattierte ich noch den
ganzen Tag, später nur noch mittags und zuletzt ließ ich
den Schatten überhaupt ganz weg unter gleichzeitigem Ab-
nehmen der Fenster, die in Anbetracht der Jahreszeit des
Nachts wieder aufgelegt werden mußten. Etwa zwei Wochen
nach dem Eintopfen fing ich an, den Pflanzen bei jedem
zweiten Gießen einen Kuhdungguß zu geben.
Im Wachstum der Stecklinge liabe ich nicht den ge-
ringsten unterschied bemerkt; ob mit, ob ohne Holzkolile vor-
bereitet, wuchsen sie alle gleich g>it; nur 2 vom Hundert bekamen
schwarze Spitzen und machten keine Wurzeln. Einen merk-
blühende oder Gold-Taubnessel, Lamium Galeobdolon, {Oaleobdolon
luteum) aufmerksam machen. Man kann diese sehr genügsame, ziemlich
rasch wachsende und bei uns vollständig winterharte Pflanze auf
verschiedene Art verwenden, namentlich als Ampelpflanze, an Orten,
wo andere Gewächse wegen Mangel an Sonnenlicht oder auch wegen
lässiger Behandlung nicht recht gedeihen wollen. Dann eignet sich
Lamium Oaleobdolon ganz vorzüglich zur Begrünung kahler Stellen
unter lichten Gehölzen. Auch sah ich es neulich, hier in Wannsee,
an einer nach Norden gelegenen Böschung, die gleichzeitig noch mit
Efeu bepflanzt ist und aus dessen Grün die hübsch weißmarmorierten
Blätter dieser Taubnessel freundHch hervorlugten. Ferner liefert
L. Oaleobdolon ein sehr schätzbares Material zur Belebung von Stein-
gruppen, auch kann man stärkere Pflanzen sehr gut zur Bepflanzung
von Balkonkästen mit verwenden. Die einzelnen Ranken werden in
kräftigem Boden etwa 70 cm lang und die weißschattierten Blätter
überzieht im Sommer an hellem Standort noch ein rötlichschillernder
Anflug, was sich sehr schön macht. Die kleinen gelben, nicht sehr
auffallenden Blüten erscheinen Ende Mai und im Juni. Vermehren
läßt sich Lamium Oaleobdolon zu jeder Jahreszeit und ebenso mühe-
los wie Olechowa liederaceum fol. ear.. das ich auch besitze. Die
beistehende Zeichnung möge den Unterschied beider in der Be-
laubung dartun. H. Lindner, Obergärtner, Wannsee.
Begonia hybrida fl. pl. „Frau Helene Harms" ist ein
Sämling von Bcg. hyb. gigantea (gelb) und Beg. hyb. ,Marie Lenx'-K
Die Blätter sind wie bei ,,Marie Lenz'", schmal und saftig dunkel-
grün, die Pflanze ist reich verzweigt und bringt zahllose gold-
gelbe, straff über dem Laube stehende, leicht gefüllte Blüten.
Als junge Pflanze entwickelt sie sich sehr schnell und
blüht früh, ist widerstandsfähig gegen rauhe Witterung, daher
zur Gruppenbepflanzung unübertroffen, aber auch eine aus-
gezeichnete Marktpflanze, da sie ein regelmäßiges und schönes
Warhhtuiii besitzt und der Blütenflor bis zum Spätherbst
(l.mcniil schön bleibt. Begonia hybrida „Frau Helene Harms''
erhielt im Oktober 1902 das Wertzeugnis des Verbandes der
llandeLsgiirtner Deutschlands. In No. 3, Seite 31 brachten
wir die Abbildung eines hübschen Beetes dieser Begonie, die
Herr Wilhelm Harms, Handelsgärtner in Falkenberg i. d. Mark,
in Eberswalde ausgestellt hatte.
Lamium Oaleobdolon und Glechoma hederaceuni.
Originalzeichnung für die „Gartenwelt".
liehen Einfluß auf das Wachstmn hat das Bestreuen der
Schnittfläche mit Holzkohle also nicht. Bei einer Vermehrung
im Vermehrungsbeet mag es gut sein, um Fäulnis, die
durch unregelmäßige Fußwärme leicht entstehen kann, zu
verhüten. Überwintere ich die jungen Pflanzen im Warm-
hause statt im temperierten Hause, so bin ich zum Früh-
jahr mit meiner Julivermehrung ebensoweit wie ich mit
einer Januarvermehrung sein würde. Wer nicht an eine be-
stimmte Topfgröße gebunden ist, kann die Gummibäumchen
im Frühjahr noch einmal verpflanzen und bei der Gelegenheit
der Erde etwas gut verrotteten Kuhdung (3—5 Jalu-e alten)
beifügen.
Wer also Gummibäume vermehren will, kann damit
ruhig warten, bis er in den Kästen genügenden Platz hat;
er kommt mit seinen Pflanzen noch immer zurecht. Über-
dies ist der Platz in den Vermehrungsbeeten meist recht
knapp und die Fußwärme nicht so gleichmäßig wie im
warmen Kasten. Da beides zu einer schnellen Kultur
des Gummibaumes aber nötig ist, ist die Vermehrung auf
warmem Kasten unbedingt vorzuziehen.
Lamium Oaleobdolon iSyn. Oaleobdolon lule/uin). Angeregt
durch die beiden Artikel über nlcrlio»ia hederaeeum fol. var. in No. 21,
will ich heute auf ein ähnliches Schlinggewächs, und zwar die gelb-
Rosen.
Die neue Teehybrid-Rose „Etoile de France",
Von F. Tutenberg, Stadtobergärtner, Offenbach a. M.
Wi
haben es hier mit einer vielversprechenden dunkelrot
blühenden Teehybrid-Kose ersten Ranges zu tun, welche besonders
für den Schnitt während der Wintermonate von hohem Werte
sein wird.
Ich sah diese Rose, welche noch wenig im Handel ist, zum
ereten Male in der bekannten Gärtnerei der Firma H. Henkel in
Darmstadt, woselbst sie als Hochstamm- und Wurzelhalsveredelungen,
die in Massen vorgenommen waren, vorhanden ist.
Das freudige Wachstum der im Dezember bis Januar vorge-
nommenen Winterveredelungen (Okulationen) frappierte mich, zumal
die gegen Ende Februar bereits üO bis 70 cm langen Triebe der
Veredelungen eine herrhche dunkelgrüne gesunde ßelaubung zeigten
und die schön dicht gefüllten Blumen dieser dunkelroten Teehybrid-
Rose einen intensiven Wohlgeruch verbreiteten.
Leider gestatteten es die Verhältnisse nicht, von den in üppiger
Entwicklung stehenden Winterveredelungen photograph. Aufnahmen
hei-zustellen , jedoch bat mir Herr Fr. Henkel dieselben für später
in Aussicht gestellt, und werde ich mir dann erlauben, die sich
sicher bald allgemeiner Beliebtheit erfreuende Neuheit den verehrl.
Lesern im Bilde vorzuführen.
„Etoile de France'', eine Züchtung von Pernet Ducher, ist
aus einer Kreuzung zwischen „Mad. Abel Chatettay'' (Mutter) X
„Fisher <£■ Holmes" (Vater) entstanden. Die öO bis 70 cm langen
IX. 32
Die Gartenwelt.
Triebe der jungen Veredelungen
und deren kräftige aufrechte Haltung
bieten die beste Gewahr für schöne
wüchsige ältere Pflanzen und
werden dieser Neuheit den Weg
in die Schnittkulturen vor allen
Dingen ebnen.
Gehölze.
Polygonum vaccinifoliiini,
Wall.
(Hierxu eine Abbildung.)
■^olygonum vaccinifoliiini ist
eine wenig bekannte Knötericli-Art
vom Himalaya, die sich für Fels-
partieen eignet. Reizend sieht die
Pflanze zur Blütezeit im Hochsom-
mer aus, wenn die leuchtend rosa-
farbenen Blütenrispen erscheinen.
Zu dieser Zeit ist sie eine Zierde
jedes Alpinums. Leider ist dieser
schöne Strauch nicht winterhart und
verlangt daher in unserem Klima
gedeckt zu werden. Deshalb ist es
auch ratsam, das Polygomtm in
unserem Klima als Kalthaus -
pflanze zu behandeln und wie
beigegebene Abbildung veranschau-
licht, sieht sie als solche nicht
übel aus. Sie blüht als Topfpflanze
meist im Oktober — November und
ist um diese Zeit eine hübsche Er-
.scbeinung zwischen uaseren Kalt-
hauspflanzeu.
Polygonum vaccinifolium ist
eine Liebhaberpflanze. Sobald die
Blütezeit vorbei, ist auch die Schön-
heit der Pflanze dahin, denn bald
darauf läßt sie ihre Blätter fallen
und verlangt dann eine Ruheperiode.
In die.ser Zeit setzt man die Pflanze
zurück, gibt ihr einen trockenen
Platz und gießt nur soviel, daß sie nicht vertrocknet. Im Frübling,
wenn dies Polygonum wieder anfängt Leben zu zeigen, verpflanzt
man es, schneidet es ein wenig zurück und behandelt es ebenso,
wie andere laubabwerfende Sträucher. O. Brand.
PolvgOnum vai'cinifolium. Originalaufnahme für die „Gartenwelt'
Ich erhielt Piuddleia lindleyana
zufällig in einigen Samen, die von
Pflanzen geerntet waren, deren
Samen aus der Heimat (China)
stammte. Die Pflanzen hatten hier
nicht durch Frost gelitten und doch
hatte die ganze Grappe einjähriger
Pflanzen nur einen leichten Schutz
aus Rohr (Schilfstengel). Sie ist über-
aus raschwaclisend, nach l'/j-Iahren
ist sie als starke Pflanze, die schon
reichlich geblüht hat, verkaufsfähig.
Was mich am meisten überraschte,
ist der Umstand, daß BiiMleia
lindleyana hier so reichlich Samen
angesetzt hat; sie ist eine Pflanze
mit Falterblüten, ihre Bestäubung
könnte demnach nur durch Falter
mit langem Saugrüssel ausgeführt
werden. Ich konnte nicht an-
nehmen, daß alle die tausende
kleiner Blüten, die ich hier beob-
achtete und die alle reichliche Samen
entwickelten durch Falter bestäubt
seien, doch fiel mir immer auf, daß
die Bienen sich rqcht lange mit den
Blütchen beschäftigten, Ich konnte
dann endlich beobachten, daß diese
kleinen Tiere die Blumenkronröhre
aufreißen, ein längliches Loch in
dieselbe nagen und so mit ihrem
kurzen Saugrüssel zu dem süßen
Nektar gelangen.*) Sie sind unermüd-
lich mit dieser Arbeit beschäftigt, es
muß also doch lohnen. An Baddleia
mriabilis, die in der Blüte schöner
als lindleyana ist, sah ich Insekten
nicht fliegen, sie setzte aber auch
gar keinen Samen an. Die Samen
der Buddleia sind sehr klein,
keimen bald und man hat schon
im ersten Jahre schöne kleine
Pflanzen, die im näch.sten Früh-
jahre verschult, wie schon erwähnt,
reichlich blühen und starke Büsche
bilden. Die Zweige bleiben fast
bis zum Herbst grün und krautig,
ei-holzen dann aber leicht und frieren nur wenig
Di.
Butklleia lindleyana, Fortnne.
Von Obergärtner Wilh. Mütze, Dahlem.
(Hierzu eine Ahbildinig.
'lese interessante Pflanze trifft man fast garnicht in Baum-
schulen oder Gehölzsammlungen an, geschweige denn in landschaft-
lichen Anlagen. Sie ist zu wenig bekannt, verdient aber als Vorpflanze,
gewissermaßen als Abschluß beachtet zu werden. Sie hat ein herr-
liches, dichtes Laubwerk. Die einzelnen Blätter sind groß und saftig
dunkelgrün. Die Pflanze wird etwa 1 m hoch, verzweigt sich reichlich
und trägt den ganzen Sommer über ihre langen aus Trugdolden
zusammengesetzten Ähren. Die Farbe der Blumenkronröhre ist
blaßrot, nicht sehr auffallend, die vielen hängenden Ähren nehmen
sich jedoch recht anmutig vor dem prächtig griinen Hintergrund aus.
sie erstarken
zurück.
Bei der leichten Samengewinnung und der schnellen Anzucht
der Pflanzen aus Samen lohnt eine Stecklingsvermehrung kaum,
während man z. B. Btukllcia globosa und variabilis sehr leicht durch
Sommersteokünge vermehrt und so auch in einem Jahre schöne
buschige Pflanzen erhält. Beide sind auch gar prächtige Pflanzen,
namentlich Biiddleia lariabilis hat herrliche lange Blütenälircn,
die in ihrer zarten lila Farbe zur Binderei recht wertvoll sind. Sie
stehen aufrecht und unterscheiden sich schon dadurch von lindleyana,
außerdem ist Biüldlcia lindleyana in Stengeln und Blättern kahl,
oder doch fast kahl, während BiMleia variabilis und globosa
weißfilzig sind. Alle diese Pflanzen werden, wenn sie einmal be-
kannter sind, gewiß weit mehr beachtet und angepflanzt werden.
Anmerkung der Redaktion. Ähnlich verfahren Bienen
und namentlich Wespen mit den gespornten Aquilegia-U\i\\.(ia. —
Den Unterschied in der Blütenhaltung von B. lindleyana und B.
variabilis zeigt auch ein Vergleich der Abbildung Seite 378 mit
zwei im sechsten Jg. Seite 1 und 5 gebrachten Abbildungen von
B. variabilis. Über die Schreibweise herrscht Unklarheit; die einen
schreiben Biuldleia, die anderen Buddleya.
378
Die Gartenwelit.
IX, 32
Pflanzenkunde.
Lathraea sqiiamaria.
{Hierzu eine Abbildung.)
-11/ in Gang durch lien jungen Frühlingswald ist für den Pflanzen-
freund allemal ein iioher Genuß und auch für den Gärtner nicht
ohne Interesse. Beim Erwachen der Vegetation des Waldbodens
erscheint in feuchten Wäldern die gemeine Schuppenwurz, Lathraea
sqiMmaria, eine hübsche Schmarotzerpflanze, die den Orobanchen
nahe steht. Auf dickem, fleischigem Schafte, der ohne Laub und
nur mit wenigen Scirappen bedeckt ist, steht die große fleischfarbige
Blüte in einer einseitswendigen Traube. Die einzelnen Blüten sind
etwas lebhafter gefärbt wie der Schaft, selten kommen auch rein-
weiße Blüten vor. Die Pflanze erreicht eine Höhe von 25 — 35 cm
und stehen gewöhnlich mehrere Triebe truppweise beisammen.
Die Fortpflanzung der Schuppenwurz geschieht durch Samen,
deren junge Keimblätter jedoch in der Erde bleiben. Die junge
Pflanze entsendet bald Saugwurzeln, die auf den Wurzeln von Haseln
und Ellen haften bleiben und diesen nun die nötige Nahrung ent-
nehmen. Der aus den Keimblättern in der Erde sich entwickehide
Wurzelstook verzweigt sich und ist mit fleischigen, schuppenähnlicheu
Blättern, welche durch Einrollung der Ränder Hohlräume bilden,
dicht besetzt. Dieser unterirdische Wurzelstook entsendet nun in
jedem Früblinge seine ansehnlichen Blütentriebe, die mehrere
Wochen einen zierlichen Schmuck des deutschen Waldes bilden.
Der Landsehaftsgärtner kann dies
auf Haseln oder Erlen in der Nähe e
und hat damit eine Pflanzung ausgelu
Interesse erwecken wird.
Gemüsebau.
Vom Bleichsellerie. Die
Bleichselleries hat im vorigen Jah
große Dürre gelitten, besonders
das Anhäufeln in der Trockenperiode vornahm.
Der später eintretende Regen drang nicht bis
an die Wurzeln der Selleriepflanzen vor, sodaß
das AVachstum wegen Mangel an Feuchtigkeit
zurückblieb. Bei der letzten Anhäufelung im
Herbst ist besonders zu berück-
sichtigen, daß die anzuhäufelnde
Erde bis an die Spitzen des
Krautes ragt, damit der Sellerie
ganz gebleicht wird. Je schöner
die Rippen gebleicht sind, desto schmackhafter
wird der zubereitete Bleichsellerie. Man läßt
am besten den Bleichsellerie im Winter im
Garten und deckt die Erde mit Erbsenstroh
oder langem Dünger zu. Um bei Frostwetter
für den täglichen Gebrauch Bleichsellerie im
Hause zu haben, nimmt man eine Anzahl
Stauden aus dem Garten und schlägt diese
in groben Sand im Keller ein. Für den Markt-
gebrauch kann man auch die gebleichten Stangen
im Mistbeetkasten einschlagen. J. B.
Landschaftsgärtnerei.
Deutsche
(jartengestaltuiig und Kunst.
Frühlingsblume
li'ielit ansiedeln
■dem Frühlinge
O. Jacobs.
Da
iederholte aufmerksame Durchle
dos Schneiderschen Buches DoutscheGart(
gestaltung und Kunst*) hat mir die Feder zu einer Betrachtung
über die in dem empfehlenswerten Buche niedergelegten Anschauungen
in die Hand gedrückt. Ich will aber mit nachstehenden Zeilen keine
Rezension post festum bringen, sondern lediglich eine Plauderei
über deu Inhalt zu Nutz und Frommen derer, die sich für das Buch
interessieren. Die freimütige Sprache des Verfassers, die Art wie er
seinen Standpunkt gegenüber dem Bestehenden vertritt, mutet den
unbefangenen Leser sympathisch an.
Nach kurzer Aussprache über den Begriff Garten, die Formen
der Gartengestaltung, das Wesen der Kunst, die Gartengestaltung als
Ausdrucksmittel für Kunst, die historische Entwickelung der Garten-
kunst, architektonische und landschaftliche Gestaltungsweise geht der
Verfasser zu den wichtigsten Vei tretern der deutscheu Gartenkunst
von etwa 1780 bis 188U über. Hierbei kommt Gust. Meyer, „der
von einem idealen Schema beherrscht wurde'', ziemlich
schlecht weg, ebenso C, Hampel mit seinen vielen Gartenentwürfen
und nicht minder die Landschaftsgärtner im allgemeinen und die-
jenigen, welche die ,, Lehre" G. Meyers aufgriffen, im besonderen.
Doch wird der Verfasser den Landschaftsgärtnern insofern gerecht,
als er (Seite 89) betont: „Der Besitzer ist in erster Linie schuld an
dem trostlosen Zu.stande unserer Gärten, nicht der Landschafts-
gärtner", der oft etwas ganz Gutes will, nur etwas nach dem Gefühl
Schneiders Widersinniges. Nach Durchlesen des Buches wird man
allerdings erst verstehen, wie das gemeint ist.
Hausgarten, Vorgarten, Garten an der Villa, Park, Volksgarten,
Volkspark und Friedhofsanlage werden besprochen und trotz der
knappen Form, in welche der Verfasser seine Ansichten kleidet, wird
der denkende Fachmann — das Wort Gartenkünstler ist mit Vor-
sicht zu gebrauchen — viel Wahj-es und Anregendes finden. Aber
man muß es über sich gewinnen, falls man nicht schon zur Er-
kenntnis gekommen ist, dem Autoritätenglaubeu zu entsagen. Der
bedachtsame, nach geistiger Selbständigkeit und Unabhängigkeit
strebende Mensch wird es beim Studium von
Autoren immer machen wie die Biene, die von
Blume zu Blume füegt, dort den Honigseim
entnimmt und das für sie Unbrauchbare
drmnen läßt. Nur auf solche Weise läßt sich
meines Erachtens eine Klärung des eigenen
Urteils, individuelle Behandlung einer Aufgabe
und vom Schema befreites Schaffen erreichen.
Wer auf Autoren schwört, irrt so lange als
diese irren. So kann man kaum einem Autor
auf allen Wegen unbedingt folgen. Sehr
recht hat aber Schneider, wenn er den Land-
schaftsgärluer auf eine mögUohst gründliche
Allgemeinbildung hinweist.
Daß die Gartenkunst im Sinne des Ver-
fassers mckständig ist und allzuviel nach
Schema geschaffen wurde, kanu ihm bei einem
Überblick über bestehende gärtnerische Schöpf-
ungen wohl niemand bestreiten. In den ei-sten
zwei Teilen seiner Schrift behandelt Schneider
unter Anlehnung au namhafte Kunstschrift-
steller und I'hdosophen und von künstlerischen
Gesichtspunkten aus alles auf die Gartenge-
staltung bezügliche und damit zusammen-
hängende in vortrefflicher Weise. Hierbei ver-
tritt er den sehr richtigen Standpunkt: „Kein
Schema! Keine landschafthche Szenerie wo
architektonische Behandlung in Gliederung und
Anpflanzung geboten ist."
Indessen findet man in dem Buche
auch Ansichten ausgesprochen, welche die
*) Deutsche Gartengestaltung und
Kunst. Zeit- und Streitfi-agen von Camillo
Karl Schneider. Leipzig 1904. Verlag von
t'ai'l Schultz«.
IX, 32
Die Gartenwelt.
Mi'lirzaiil der Leser jedenfalls nicht ohne weiteres unterschreiben
wird, Ansichten, die meines Erachtens mit Gartenkunst und
-Gestaltung wenig, in der Hauptsache nichts gemein haben,
liierauf auch gar keinen Anspruch erheben und deshalb viel-
Uiielit besser aus dem Inhalt des vortrefflichen Buches weggeblieben
wären. C. K. Schneider ärgert sich z. B. darüber, daß man gegen-
wartig den Ausputz der Häuser an Fenstern, auf Balkons, in Vor-
gärten etc. mit Blumen durch Prämien belohnt. Es geschieht dies
seitens gewisser Vereine für Hebung dos Fremdenverkehrs, um den
Städten ein freundliches Aussehen zu geben und zu einem gewissen
Wetteifer in der privaten Verschönerung dos Stadtinnern anzuregen.
Hierfür findet Schneider Worte des Tadels. Daß Abertausende der
betreffenden Kommission, welche ihre Blumenfenster und Gärten
„kontrollieren- kommt, die Türe vor der Nase zuschlagen werden,
(Seite 90), stimmt jedenfalls nicht und ist wohl nur
lies Verfassers subjektive Meinung. Jeder freut sich —
auch der Ärmste — wenn sich andere über seine Blumen
mitfreuen. Diese gewiß sehr schöne Sitte, welche im
Innern der Stadt waliihatt prächtige Stücke von Balkons,
Erkern, Fenstern etc. in die Straßenfluchten und auf sonst
alles Pflanzenschmuckes entbehrende Plätze zaubert,
wird wohl kaum ein Künstlerauge ärgern und verdient
meines Erachtens einen Spott aus Fachmanns Munde
keineswegs. Wie wäre das vom Standpunkte des
Gartenkünstlers aus zu begründen V Hierin steht Schneider
auf eigenem, jedenfalls aber sehr isoliertem Standpunkte.
Wenn alle, wie es Schneider tun würde, Haus und
Garten mit einer soliden Mauer, über welche nur einige
Efeuspitzen und einige Ranken wilden Weines ver-
stohlen lugen dürfen und die jeden Einblick verwehrt,
umziehen wurden, so würde allerdings der Anblick solcher
Klosterkolonien ein anderer sein, ob aber ein besserer,
.schönerer und kunstgerechterer, das ist die Frage. Diese
Pflanzenspitzen und hinter der 'Mauer emportauchenden
Baumspitzen sollen dem Vorübergehenden verraten, daß
hinter der Mauer ein Garten liegt. Ist der Vorüber-
gehende empfänglich, so wird er den verschwiegenen
Reiz solcher Gartenmauer, wie sich Schneider nach
Schnitze - Naumburg ausdrückt, „tief empfinden '
(? D. V.) „Er wird ahnend sich den Galten
gestalten und beglückter weiter gehen, als wenn i
einen Blick in eine offene Schauanlage geworfen Int
(Seite 90). Das ist meines Erachtens eine nicht nur .so im
Vorbeigehen zu lösende Aufgabe. Und was kann man
alles hinter einer solchen Mauer trotz Efeu- und Baum
spitzen ahnen! In gar vielen Fällen würden wohl —
und gerade für empfängliche Menschen — solche
Ahnungen grausame Täuschungen sein. Denn dei in
der Ahnung gestaltete Garten hinter der Miuti
kann ebenso ein arger Unratwinkel sein. Jemand, dei
nichts als eine Mauer sah und sich aus diesem Anblick und
dem einiger Baumspitzen den Garten denken und nun
beglückter von dannen gehen soll, als wenn er wirkhch
einen freundliehen Anblick genoß, wird allezeit eine Seltenheit
bleiben, so etwas wie Übermensch. Hierzu muß er Hellseher oder
überschwenglicher Phantast sein. Der Anblick schöner Blumen ist
am Ende doch wohl noch den allermeisten Menschen lieber als der
einer soliden Mauer und der Baumspitzen dahinter, samt den schönsten
Ahnungen. Diese sind ja trügerisch.
Nein, soweit sollte man sich in seinen Anschauungen von der
Sezessionslinie denn doch nicht fortreißen lassen. Dann möchte ja
noch ein blumengeschmücktes Fenster oder Balkon, die eine herrliche
Abwechselung in den Steinhaufen — die Großstadt — bringen, aus
denselben Gründen und wegen derselben Ahnungen verhängt
werden. Man kommt vielleicht auch darauf, mit Blumen geschmückte
Gräber zu verhüllen. Hier wären allerdings, wenigstens in einer
Beziehung, die Ahnungen nicht trügerisch und setzton die Phantasie
nicht voraus wie bei der Mauer. Auch die Ornamentik an Gebäuden,
mit welcher man doch auch diese zieren oder prahlen will, könnte
Lathraea squamaria
Ongmalzeichnung für die
„Gartenwelt".
nächst c
wankend
Verhängt werden, um in den Vorübergehenden Ahnungen zu wecken.
Und die Schulgärten ! Legt man sie nicht zum Erwecken der Liebe
zur Natur und zum Pflanzenreich, die dem armen Stadtkinde so
not tut, an V Wenn sich der spätere Blumenfreund mit dieser
seiner edlen Neigung verstecken .soll, damit kein Vorübergehender
etwas davon sehe oder gar nachahme, so wird ihm seine Freude um
ein gut Teil gekürzt. Man wird alles das aber, trotz Sezession,
nicht tun.
Als Fachmann gedenkt man bei dem privaten Blumenschmuck
der Städte auch der Abertausende von Pflanzen, welche dieser schönen
Sitte wegen herangezogen werden, was für die Blumengärtnerei doch
nicht so ganz ohne Bedeutung ist. Wenn schließlich alljährlich
von den Städten auf Kosten der Allgemeinheit für Wettrennen so
und so viele tausende Mark als Preise hergegeben werden, so ver-
dienen freiwillige Spenden für die Pflege einer schönen
Sitte von fachmännischer Seite meines Erachtens nicht
getadelt, vielmehr die Sache fördernd anerkannt zu werden.
Ein unbeabsichtigtes längeres Verweilen bei dieser
eigenartigen Anschauung, welche in Gärtnerkreisen wie
auch im allgemeinen wohl nur von wenigen geteilt wird
und eine freie subjektive Meinungsäußerung darüber, soll
und kann der Tendenz des Werkes bezüglich Gartenge-
staltung und Kunst gewiß keinerlei Abbruch tun.
Im Abschnitt „Volksgarten'' (Seite 118) benutzt der
Verfasser als Unterlage für die Richtigkeit seines Stand-
punktes: „Kein Schema! Individuelle Behandlung jeder
Aufgabe" die Siebekschen Irningen auf dem Votivkirchen-
platze und im Rathauspark in Wien mit Grundrißskizzen
und ünterhreitung seiner Ideen für diese Mätze in
ebensolohen Skizzen. Soweit es den Votivkirchenplatz be-
trifft, ist Schneider nicht ganz glücklich und einwands-
frei in der Ausführung seines für die Gestaltung dieses
Platzes guten Grundgedankens bezüglich eines einheitlich
wirkenden Ausdruckes des Ganzen. Allerdings muß man
— was vorauszusotzen ist — bei Beurteilung der von
Schneider entworfenen Lösung des Problems den Entwurf
vor sich haben. Übschon der Grundgedanke anerkannt
werden muß, ist doch in der Skizze eine Unsicherheit
(um nicht zu sagen Unbeholfenheit) in der Anordnung
der Einzelheiten zu einem harmonisch wirkenden Gefüge
unbestreitbar. Hierdurch zerstört der Autor den Eindruck
der Einheitlichkeit und Gleichmäßigkeit in der Gesamt-
wiikung, welcher hier geboten ist, selbst, mindestens
aber beeinträchtigt er sich denselben stark.*) Die Lage
des Bassins an der Basis des die Mitte des Platzes
bildenden eiförmigen Ovals, sowie die Lage der Sitz-
plätze, ferner die vier, seitlich eintretenden Durch-
weiche den trapezförmigen, nach der
,1 sich ganz bedeutend verjüngenden Platz
kreuzen, aber auffälligerweise trotz der architektonischen
Stimmung in der Gliederung über das Oval hinweg
nicht miteinander korrespondieren, sondern
sich ausweichen, machen meines Erachtens zu-
gesamte Gliederung unsicher, verschoben, unruhig und
ihrem Gefüge. Bei dieser Gliederung mußte das un-
bedingt vermieden werden; außerdem stehen auch die Wege zu dem
Haupteingange in der Mitte der Basis des Trapezes in störendem
Verhältnis, kurz — eine symmetrische Unbestimmtheit und Unsicher-
heit, die disharmonisch auf den Einklang der ganzen Gliederung
wirkt, ist in diesem Falle augenscheinlich. Auf die angedeutete Be-
pflanzung und deren Wirkung näher einzugehen, ist ohne Wieder-
gabe des betreffenden Entwurfes nicht gut angebracht, wenn man
nicht das Buch vor sich hat. Den ganzen großen Platz denkt sich
*) Wenn, wie Verfasser sagt, diese Gestaltung des Platzes im
Prinzip auch von tüchtigen Gartenkünstlern — nicht nur von Archi-
tekten — als wohlberechtigt anerkannt wird, welcher Ansicht .sich
wohl jeder Sachverständige anschließen wird, so haben dieselben,
falls sie den Grundriß sahen, diese störenden Momente übersehen.
Die Gartenwelt.
IX. 32
Schneider, zur ibhaltung von Wind und Staub mit einer ca. zwei
Meter hoben, einfachen, aber in ihrer Form wirksamen Mauer ein-
gefaßt, weil die Pflanzung hierzu nicht genüge. Wie auch immer
diese Mauer ausgefülirt sei, sie würde in solcher Gegend der Anlage
von außen doch das Aussehen eines lustitatsgartens geben , etwa
de.sjenigen eines Krankenhauses, durch welchen der Durchgang er-
laubt ist. Man mag sagen was man will, der Charakter einer öffent-
lichen Anlage würde darunter ganz entschieden leiden, schon der
Verhinderung eines allseitigen Durch- und Überblickes wegen, von
dem Eindruck der Mauer ganz zu schweigen.
Ungleich glücklicher und sicherer als Schneider ist W. v. Engel-
hardt-Kömershof (Livland) in der Behandlung der Gliederung dieses
Platzes, die eigentlich nur eine Rektifikation der Schneiderschen
Grundgedanken ist. (Vergl. „Gartenkunst-' VII, Seite ]5 d. Jg.) Aus
dieser architektonischen Anordnung atmet auf den ersten Blick die
Empfindung von tjbereinstimmung des ganzen Gefüges unter sich :
Sicherheit, Festigkeit, Ruhe, Übereinstimmung — kurz das Gefühl,
daß es nach Lage der Verhältnisse hier so sein muß. Keins stört
das andere, Dur und Moll klingen nicht disharmonisch durcheinander.
Es herrscht Harmonie und das ist ebenso wichtig wie richtig.
Glücklicher ist Schneider in der Behandlung des Problems für
den Rathauspark. Hier ist die Gliederung weit besser und
harmonischer, würde aber durch einige unbedeutende Nachhilfe beim
Spielplatz und vor dem Rathause im Ausdruck noch gewinnen.
Im dritten Teile, welcher von den Grandzügen der Ausbildung
des jungen Gartenkünstlers handelt, kommt der Verfasser als ehe-
maliger Schüler der Dresdener Gartenbauschule zu dem wiederholt
betonten Schlüsse, daß Dresden in keinem Falle auch nur den be-
scheidensten Ansprüchen für eine künstlerische Ausbildung
genügen kann. (Vielleicht ist es gut, wenn man im Auge behält,
daß Schneider dies in seinem Sinne meint.) Wenn dem in Dresden
so ist — und Schneider tritt in seinem Vorwort für jedes seiner
Worte ein — und die Dresdener Schule lediglich ,.Landschafts-
gärtner" aber keine Künstler bildet, so hat sich Schneider auf dem
V/ege der Selbsterziehung zu seinem Kunstverständnis hindurch-
gearbeitet. Das ist es, was man jedem Landschaftsgärtner nicht
warm genug empfehlen kann, auch wenn damit nicht ein unbe-
dingtes Nachtreten in alle Fußstapfeu Schneiders verstanden zu sein
braucht. Ein fester Wille neben etsvas angeborenem Talent und
Intelligenz, wie Aneignung möglichster Allgemeinbildung werden aber
dazu notwendig sein. Seite 181, im Anschluß an die Bemerkung,
daß Besucher der Dresdener Anstalt bisher nicht selten unter einer
Zurückstellung gegenüber den „Wildparkern" gelitten haben, erkennt
der Verfasser an, daß bis Oktober 1903 der Unterricht in Dresden
dem in Wildpark ebenbürtig war. Folglich wurden auch hier nur
kunstverständig minderwertige Leute, aber keine Künstler herange-
bildet und erst seit Oktober 1903 ist für die Gartenkunst eine neue
Ära angebrochen. Wie weit Schneider recht hat, werden alle die
Schüler die.ser Schulen wohl am besten beurteilen können, welche in
dem Verlassen der Schule nicht zugleich den Abschluß, vielmehr den
Anfang, die Einleitung und Grundlage zum Lernen erblickten und
ihr Urteil in der Praxis zu immer vollkommenerer Reife zu bringen.
Gelegenheit hatten.*) Niemand soll hiermit etwa zu nahe getreten
*) Im „Deutschen Gartenrat" (21. Juni 1903 Seite 9.5) sagt
Herr Gartenbauingenieur Alfr. Menzel, daß, wer wie Menzel viele
Schüler Enckes zu beschäftigen Gelegenheit hatte, nicht so furcht-
bar entzückt von den Erfolgen der Lehrtätigkeit an der Wildparker
Anstalt sein dürfte und würde es interessant finden, wenn auch einige
ältere Kollegen an der Hand ihrer reichen Erfahrungen in dieser Sache
die Feder ergreifen wollten. Der große Fehler, welchen fast alle diese
Schüler hatten, sei der gewesen, daß sie eine Überschätzung
ihrer Fähigkeiten besessen haben, der sie von vornherein
nicht entsprachen. — Mit diesem Urteil steht Herr Menzel
keineswegs allein da. Diese Erscheinung ist auch auf allen anderen
Gebielen zu konstatieren. Sic ist, so zu sagen, bei jungen Leuten
ein gewisses Krankheitssymptom, welches erst durch Luftwechsel,
wie es die Erfahrung beweist, beseitigt wird. Eine erdrückende Fülle
von Belegen hierzu stehen Verfasser dieses in zum Teil drastischen
Aussprüchen einer langen Reihe von Professoren und Gelehrten auf
anderen Gebieten zur Verfügung.
sein. Keinem zur Freude, keinem zum Leide, der Sache zum
Nutzen !
Auch der Konkurrenz und Überproduktion auf dem Gebiete der
Landschaftsgärtnerei und Gartenkunst gedenkt Schneider in zu-
treffender Wei.se. Ebenso der sozialen Lage der Gartenkünstler und
Landschaftsgärtner. Wenn es, wie Seite 180 angeführt wird, in den
letzten Jahren vorgekommen ist, daß sich um einen ganz mittel-
mäßigen Posten nicht etwa nur 50, nein über 200 Bewerber meldeten
und er selbst glaubt nicht fehl zu gehen, wenn er sage, daß heute
für jeden freiwerdenden Posten im Minimum 35 Bewerber dasind,
und zwar 35 gleichwertige, so ist damit nur die Tatsache konstatiert,
daß auch auf diesem Gebiet, wie auf vielen, ja wohl den meisten
gelehrten Gebieten, gleichwie auf den mei:5ten anderen, eine bewußte
Überproduktion stattfindet und auch hier bereits neben dein un-
wissenden ein gelehrtes Proletariat fertig ist.
In der ganzen Schrift Schneiders .schneiden aber die Land-
schaftsgärtner am allerschlechtesten ab. Sie sind nichts als Arbeiter,
Handwerker, die ihre Arbeit mechanisch herunterhaspeln, nur keine
Gartenkünstler. Nachdem Schneider, wie schon bemerkt, Seite 89
betont — der Besitzer sei in erster Linie schuld an dem trostlosen
Zustande unserer (soll damit gesagt sein aller?) Gärten, nicht der
Landschaftsgärtner, der oft etwas ganz Gutes, nur dem Empfinden
Schneiders nach Widersinniges: Gartenanlagen zur Verschönerung
der gesamten Gegend, zur Freude der Straßenpassanten, zur „Ver-
zierung" der Villen wolle, heißt es weiter: „Wenn nun der Besitzer
kein Empfinden dafür hat, daß solches Tun dem Charakter eines
Gartens ganz widerspricht, die Landschaftsgärtner haben in
99 von 100 Fällen sicher erst recht kein Verständnis
dafür", was zu beweisen wäre.
Dem Buche Schneiders ist, auch wenn man sich nicht mit dem
Verfasser in jeder Beziehung einverstanden erklären kann, zunächst
von allen denen, die sich mit Gartengestaltung befassen, ein ein-
gehendes Studium aufrichtig zu wünschen. Ein Urteil über die den
Werken der gestaltenden Gärtnerei innewohnende Kunst wird sich
der Landschaftsgärtner mehr und mehr aneignen, wenn er dem Rate
Schneiders im Schlußworte seines Buches besondere Aufmerksamkeit
schenkt: „Dem, der sich eine selbständige Existenz als Landschafts-
gärtner gründen will, ist eine recht gründliche Allgemeinbildung gaaz
besonders vonnöten, will er sich über die Masse seiner Berufsgenossen
erheben und von seinen Auftraggebern als Fachmann und Mensch
gleichwertig angesehen werden." — Der leider allzuoft bemerkbare
Mangel an Allgemeinbildung, welcher so lange bestehen wird, wie die
Zulassung zur Bildung nach Vermögensverhältnissen geregelt wird, was
Geist und Talent an freier uaturgewollter Entwickelung verhindert und
den Weg verlegt — dieser Mangel trägt so viel zu der allgemeinen Ge-
i-ingsohätzung des schaffenden Gärtners bei. Also zielbewußte Selbst-
erziehung zur Erreichung innerer und äußerer Intuition, unbefangenen
Denkens, objektiven Urteilsvermögens und künstlerischer Individualität.
An Anregungen fehlt es in dem Buche nicht. Aber nicht hastiges
Lesen — ein Studieren, Siohvertief en in alle Gedanken ist
notwendig. Nachdem man es so gelesen und ohne Voreingenommen-
heit zu urteilen gewillt ist,, wird man finden, was von den hier
niedergelegten Gedanken akzeptabel oder abzulehnen ist und wie es
um die Rückständigkeit der Gartenkunst steht. Niemand, ob jung
oder alt, ist ganz fertig und jede Richtung, jedes Zeitalter hat seine
Vorzüge und seine Fehler. G. S.
Mannigfaltiges.
Ein elastisches Bauiuband.
Kr
(Hü
rzlich ging mir eine Reklamenotiz über ein elastisches Baum-
baud zu. Da ich, durch die Erfahrung gewitzigt, solchen Reklamen
gegenüber vorsichtig, vielleicht zu vorsichtig bin, forderte ich den
Einsender auf, mir zunächst durch Übersendung eines seiner gesetzlich
geschützten ßaumbänder ein Urteil zu ermöglichen. Zwei Tage
später brachte mir die Post die beiden Baumbänder, nach welchen
IX, 32
Die Gartenwelt.
381
die beistehenden Abbildungen gefertigt sind. Beim Anblick dieser
Bilder werden die Leser ebenso verdutzt sein, wie ich es beim An-
blick der Baumbänder war. Sie werden sich sagen, daß es sich
hier um eine Erfindung handelt, die gewissermaßen in der Luft lag
und von welcher nun jeder glaubt, er hätte sie auch machen können.
Was ist nicht alles an Baumbändern herunigedoktort worden. Nach
der Weidenrute kam das Strohband, nach diesem der Kokosfaserstrick,
das Lederband mit Filzeinlage, ohne der komplizierten Erfindungen
zu gedenken, und hier haben wir nun auf einmal ein Band vor uns.
des Gartenbaues bedingten, daß sich der Katalog immer reichhaltiger
ausgestaltete. Die Naturwissenschaft, insbesondere dw. Botanik, welche
mit unserem Berufe so innig verknüpft ist, forderte auch die
Richtigkeit und Genauigkeit des Kataloges in punkto Pflanzenbenennung
und dadurch wurde sein Wert um eine Bedeutendes erhöht.
Aber auch dabei blieb man nicht stehen, man wetteiferte, seine
Preisliste auch in anderer Weise noch reichhaltiger, gediegener und be-
gehrenswerter auszustatten und so finden wir oft prächtige Abbildungen,
sachgemäße Beschreibungen einzelner Pflanzentypen, die Herkunft,
die Zeit ihrer Auffindung oder Züchtung, den Entdecker oder Züchter,
die Merkmale und Eigenarten einer Pflanze genau beschrieben und
schließlich bergen eine Anzahl Kataloge genaue Kulturanweisungen
dieser oder jener Gattung. Auch im äußeren, wenn auch nicht
immer elegant, so doch freundlich und handlich, ist der Katalog eine
stets gern gesehene, willkommene Gabe, welche, wenn sie auch nicht
immer ihren eigentlichen Zweck erreicht, nämlich den Empfänger zu
einer Bestellung zu veranlassen, dennoch eine große kulturelle Auf-
gabe verfolgt. Ob freilich auch diese überall erreicht wird, wissen
wir nicht und deshalb wollen wir heute auf den Wert des Kataloges
als ein den Gärtner bildendes Werk hinweisen. — Wie gesagt,
haben die Kataloge in ihrer heutigen Ausführung (mit wenigen Aus-
nahmen) eine durchaus wissenschaftliche Basis und deshalb sind sie
berufen und geeignet, dem Empfänger zum Studium, zur Bereicherung
seines Wissens zu dienen. Leider wird der Wert der Preisliste in
diesem Sinne noch viel zu wenig gewürdigt. Wohl freut man sich
über die neue, hübsch ausgestattete Auflage, wohl blättert man darin,
sieht allenfalls die Neuheiten nach, sieht auch nach dem, was man
das alle Nachteile, die bisher em|)funden wurden, vermeidet, billig,
elastisch und leicht herstellbar ist. Die ganze Geschichte besteht
aus Korkstopfen, von denen jeder einzelne mit glühendem Eisendraht
von entsprechender Stärke durchbohrt ist und die dann auf durch
Ölung haltbar gemachte Bindfäden von entsprechender Stärke auf-
gereiht sind. Die Stärke des anzuheftenden Stammes bestimmt die
Zahl der für jedes Band notwendigen Korke, aber auch die Größe
derselben. Das kleine abgebildete Band ist für hochstämmige Rosen,
Stachel- und Johannisbeeren bestimmt, das große für Hoch- und
Halbstämme. Wo es sich um das Anbinden stärkerer Stämme
handelt, möchte ich empfehlen, die Korke zweimal, oben und unten
zu durchbohren, was ein doppeltes Binden ermöglicht. Reißt der
Verband mit der Zeit durch Verwitterung, so können die Korken,
die bekanntlich gegen Fäulnis außerordentlich widerstandsfähig sind,
neu aufgereiht und erneut verwendet werden.
Die Vorzüge dieser neuen Baumbänder sind Billigkeit, da große
Bänder pro Hundert 10 Mark, kleine pro Hundert nur .ö Mark kosten,
ünverwüstlichkeit des Hauptniaterials, Porosität und Elastizität, wo-
durch jede Beschädigung des Stamme.s, jedes Einschneiden des Ver-
bandes und Wundreiben durchaus vermieden wird. Der Erfinder
dieses, überdies auch eleganten Baumbandes, ist ein Postbeamter,
Herr Th. M. Carstensen in Flensburg; er hat mit dieser Erfindung
dem Landschaftsgärtner und speziell dem Obstzüchter einen guten
Dienst erwiesen. Dieses Baumband ist unter No. 233269 in die Ge-
brauchsmusterrolle des Deutschen Patentamtes eingetragen worden.
M. H.
Der Katalog.
kjo pünktlich wie im Frühjahr alijährlich die Schwalben wieder-
kehren, stellen sich auch zu Beginn der Vegetationsperiode die
Kataloge ein. Es ist noch garnicht so sehr lange her, seit das A'ersenden
von Katalogen zum ersten Male auftauchte und nicht nur die Senioren
des Gärtnerberufes, sondern auch die jüngere Generation wird sich
erinnern, daß der Katalog in der Weise, wie er heute allgemein
üblich und eingeführt ist, erst seit zwei Jahrzehnten bekannt
ist. Die gi-ößere Ausdehnung des Gartenbaues , die Speziali-
sierung der Kulturen, die riesigen Züehtungserfolge, die immer größer
werdende Konkurrenz und die immer höher geschraubten Anspriiche,
mit einem Wort, der kulturelle, materielle und ideelle Aufschwung
Elastische Baumbänder aus aneinandergereihten Korken
(gesetzlich geschützt).
Ori^iaalaufnahmen für die „Gartenwelf.
ZU bestellen beabsichtigt, das ist aber meist auch alles und der mit
dem alten Exemplar ausgetauschte neue Katalog führt sodann auf
dem Schreibtisch seines Besitzers ein beschauliches Dasein, bis er
von dem nächstjährigen Kollegen abgelöst, in den Papierkorb wandert*).
Dieses vorliegende Beispiel ist noch ein gutes, denn in sehr vielen
Fällen wird der Katalog garnicht geöffnet, sondern fliegt sofort in
*) Anmerkung der Redaktion. Wenn das das Schicksal
aller Kataloge wäre, würden sich die Firmen schwer luiten, das viele
Geld dafür auszugeben: Nach dem Katalog (Preisliste) soll gekauft
werden; sein wissenschaftliches Beiwerk ist zur Belehrung der
Kunden da und soll Irrtümer vermeiden.
Die Gartenwel
den Papierkorb. — Und welche Mühe, welchen Fleiß, welche Arbeit,
welche Kosten erfordert die Herausgabe eines noch so bescheidenen
Kataloges, welche Fülle von Wissenswertem ist meist in knapp gedrängter
übersichtlicher Form darin aufgespeichert, dazu angetan, zu belehren
und anzuregen. Und umsonst, ohne eigene Kosten fliegt er uns ins
Haus und deshalb sollten wir uns doch mehr mit der Freisliste be-
schäftigen. So manchem aber wäre diese billige und praktische
Lernfibel begehrenswert und er möchte sie gewiß gern durchsehen,
aber er bekommt sie nicht, denn die Preisliste erhält wohl der Chef,
aber nicht der Gehilfe und Lehrling. Deshalb sollten die Empfänger
der vielen einlaufenden Kataloge emen Teil oder auch nur die voi-
jährigen Exemplare an ihre Gehilfen und Lehrlinge abgeben und auf
das Studium der Preislisten besonders hinweisen. Sie werden auf
diese Weise nicht nur ihren Untergebenen nützen, sondern auch für
sich selbst einen nicht unbedeutenden Vorteil erreichen. Man sehe
nur einmal, selbst älteren Gehilfen, beim Etikettieren zu und man
wird bei den meisten die haarsträubendsten Fehler in der Bezeichnung
der Namen und deren Rechtschreibung finden. Wer aber heute auf
der Höhe der Zeit stehen will, der soll nicht nur ein tüchtiger
Praktiker, sondern auch ein ebenso tüchtiger Theoretiker sein, er soll
nicht nur genau die Behandlung und Kultur, sondern auch die
Schreibweise und Aussprache der Pflanzen richtig kennen. Nicht
nur der Besuch einer Fachschule bildet den Gärtner theoretisch aus,
er kann sich auch selbst weiter bilden und der Katalog bietet ihm
ein billiges und reichhaltiges Studienwerk. Würden die Herren
Chefs dasselbe dem Personal zugänglicher machen, so würden bald
die ,,Peliganien", die „Chrysanthum", die „Fuchsein" verschwinden,
garnicht zu reden von den Speziesnamen und Sorteribezeichnungen.
Hierin haben wir ein reiches, dankenswertes Feld der Bearbeitung
vor uns, das uns direkt von Nutzen sein wird, denn das Personal
muß beim Versand und auch sonst, bei der Vermehrung etc. selbst
oft die Etiketten schreiben und es fällt auf den Chef des Geschäftes
stets zuräck, wenn die Bezeichnungen der Pflanzennamen fehleihaft
sind. Durch das Studium der Kataloge durch die Gehilfen und
Lehrlinge erlernen dieselben erstens die richtige Schi-eibweise, sie
lernen durch die Abbildungen eine Menge Pflanzen kennen und
endlich erhalten sie auch Kenntnis, wo man diese oder jene Art
herbeziehen kann, wie teuer sie ist und dergl. Dadurch wird auch
das geschäftliche Interesse geweckt und auch dies bringt dem Chef
Nutzen, weil seine Leute dann die Pflanzen viel mehr als Wert-
gegenstände betrachten, wenn sie wissen, wie hoch sich em Exemplar
stellt. Darum, wenn jetzt die vielen Preislisten zu euch ins Haus
kommen, verteilt, wenn ihr sie nicht selbst benötigt, dieselben unter
eure Untergebenen, laßt auch ihnen die frei ins Haus gesandten
reich ausgestatteten Werke (?) zum Nutzen sein oder gebt die vor-
jährigen Kataloge und laßt sie von euren Leuten benutzen bei ihrer
Arbeit. Wenn schon der Chef nichts mehr aus diesen Schriften
profitieren kann, so soll er sie denen geben, die Nutzen daraus
ziehen können. Dadurch werden die Kataloge, die mit großen Kosten
und vieler Mühe hergestellt und abgeschickt sind, einen bedeutenden
Vorteil auch in weiterem Sinne für unseren Beruf haben und die
Herausgeber werden gewiß für eine solche Ausbeutung ihrer Werke
dankbar sein, denn aus vielen Gehilfen werden dermalen auch Chefs,
die dann bereits wissen, wo und wie sie ihren Bedarf an Pflanzen
und Sämereien decken sollen. — Die Herausgeber der Kataloge,
selbst der kleinsten, sollen vor allem darauf sehen, daß die auf-
geführten botanischen Pflanzennamen durchaus richtig und ortho-
graphisch geschrieben sind. Denn da haperts hie und da doch noch
sehr. Michael GroO.
Nachschrift der Redaktion. Wir verdenken dem Verfasser
der obigen Zeilen seine gute Meinung über die gärtnerischen Kataloge
nicht, können aber seine Ansicht, daß die Kataloge ein wirkliches
Bildungsmittel darstellen, nicht unwidersprochen lassen. Gewiß
sind die Kataloge der führenden Firmen der Samenbranche, der
Baumschulbranche und der Handelsgärtnereien bemerkenswerte
Leistungen, aber mit den Beschreibungen der Pflanzen und den
Abbildungen hat es doch in vielen Fällen seinen Haken. Die Be-
schreibungen, besonders der Neuheiten, sind häufig derart mit
Reklame durchsetzt, daß man die Grenze zwischen Wahrheit und
Erfindung kaum ziehen kann und die Abbildungen, — na, wer kennt
sie nicht, die schönen und häßlichen Klischeeholzschnitte, „die
gelegenen Bilder'-, die alle, auch die nur in der Phantasie des
Züchters bestehenden Vorzüge zur Schau tragen müssen. Die
Kataloge würden also den Lernbegierigen oft nur ein sehr unvoll-
kommenes Wissen und einseitige, vom Brwerbsinteresse beeinflußte
Pflanzenbeschreibungen bieten und nur dem erfahrenen Praktiker
wird es möglich sein, die Spreu vom Weizen zu sondern.
Geschäftlich erzieherisch könnte dagegen die Vergleichuug der
Kataloge verschiedener Firmen wirken und der aufmerksam Prüfende
würde bald herausfinden, welcher Katalog das meiste bietet.
Anerkannt muß werden, daß die letzten Jahre eine tiefgehende
Besserung in der Ausstattung und Anordnung der Kataloge und
ihrer redaktionellen Bearbeitung gebracht haben. Es bleibt aber noch
sehr viel tadelnswertes und aus der Fülle der auf den Ti.sch
fhegenden Kataloge wird man die w^enigen guten bald hei-ausgefischt
haben und die übrigen ihrem verdienten Schicksal überantworten.
Was die Preise anlangt, so wird man in der Hauptsache nur den
Preisen der Engrosfirmen Wert beilegen können. Die Preise für
Pflanzen sind oft auf so unbestimmt umschriebene Artikel gesetzt,
daß ein Vergleich über die relative Höhe kaum durchführbar ist.
Moos im Gartenrasen macht sich oft unangenehm bemerkbar
und beeinträchtigt die gute Entwickelung und Bestockung des Grases
sehr. Ein gutes Mittel, das Moos zu vertilgen ohne das Gras zu be-
schädigen, hat man im Eisenvitriol. Den Gräsern schadet das
Eisenvitriol (schwefelsaures Eisen) nicht nur nicht, sondern es fördert
sogar den Graswuohs in überraschender Weise. Wer den Versuch
machen will, löse 1 kg zerstoßems Eisenvitriol in 30 bis 40 Liter
Wasser und begieße mit dieser Lösung die bemoosten Stellen im
Rasen. Schon nach einer Stunde ist das Moos schwarzgefärbt und
abgestorben. Wenn es sich um große Flächen handelt, streut man
das möglichst fein gemahlene oder gestampfte schwefelsaure Eisensalz
aus; man rechnet bOO bis 800 kg auf den Hektar oder 150 bis
200 kg auf den Morgen. Die geringen Kosten werden reichlich
durch den hierdurch günstig beeinflußten Graswuchs belohnt.
Gartendirektor Hermes.
Gras im Pflaster sieht unschön aus und erweckt den Eindruck
der Vernachlässigung. Das vielfach übliche Herausreißen der Gias-
büschel ist zeitraubend und meist ohne Erfolg, da die Grasbüschel
gewöhnlich zu fest zwischen den Steinen sitzen. Man hilft sich in
einfacher Weise durch Aufstreuen von Viehsalz an Regentagen, sodaß
das Salz durch den Regen gelöst und bis an die Wurzeln der Gräser
geführt wird. Das Gras verschwindet meist nach dem ersten Ver-
such vollständig. Sollte sich dennoch wieder Gras bilden, so ist das
Aufstieuen zu wiederholen. Gartendirektor Hermes.
Nachschrift der Redaktion. Wir möchten dem hinzu-
fügen, daß man dem Auftreten von Graswuchs schon bei Anlage eines
gepflasterten Weges vorbeugen kann, wenn man die Fugen zwischen
den Steinen mit heißflüssigem Teer ausgießt. Dadurch wird auch
aas Pflaster haltbarer, weil das Regenwasser nicht in den Untergrund
eintreten und ihn allmählich auswaschen kann, sondern nach dem
Schnittgerinne zu abfließt.
Über den Stand des Blumen- und Topfpflanzenhandels in
Berlin äußert sich Otto Neumann-Zehlendorf, ein Kenner der
Berliner Verhältnisse in beachtenswerter Weise im Handelsblatt in
einem Artikel über den Straßenhandel. Vor dreißig Jahren gab es
nur wenige Gärtnereien, die ihre Pflanzen selbst nach der Stadt
fuhren, die Abnehmer bestanden zumeist aus .,Blumengesohäfts-
inhabern", ferner aus solchen Händlern, die die offenen Märkte täg-
lich besuchton und aus einigen Schnittblumenhändlern. Auch damals
wurde schon über die billigen Preise geklagt. Das Absatzgebiet war
ebenfalls wie noch heute der Norden, Nordosten, Gr. Frankfurter-,
Landsberger-, Neue König-, Prenzlauer-, Rosentalerstraße u. s. w.
Ferner wurden bedeutende Umsätze durch die damals beliebten
Blumenverlosungen erzielt, die dazu beitrugen, daß in den Gärtnereien
nach Schluß der Saison mit den vorhandenen Beständen geräumt
wurde. Heute sind die Verlosungen von Pflanzen fast ganz
aus der Mode gekommen, sehr zum Schaden der Handelsgärtner.
IX, 32
Die Gartenwelt.
Viele Gärtnereien, die damals noch in der Stadt lagen, hatten
eine ausgedehnte Piivatkiindschaft. Aber mit Eröffnung der
Markthallen und Aufhebung dei- offenen Märkte trat ein Um-
schwung ein, dem sich die Haudelsgärtner und die Händler mit der
in diesen Kreisen notorischen Schwerfälligkeit nicht rasch genug an-
passen konnten, sodaß es der Aufforderung der Markthallenver-
waltung an die Gärtner bedurfte, ihren Großhandel, sowie es die
anderen getan hatten, zu regeln. Die Berliner Gärtner-Markthalle
hatte wechselvolle Schicksale durchzumachen. Heute ist die Halle
die Zentrale für den gesamten Berliner Blumenhandel und ermöglicht
einen leichten Einkauf. Die Zahl der Blumenläden hat sich gewaltig
vermehrt und Herr Neuniann betont mit Kecht, daß man von einem
Zuviel sprechen könne. Daß die Blumengeschäfte im Straßen-
händler einen lästigen Konkurrenten erblicken, ist klar. Dem
Handelsgärtner ist der Straßenhändler als Kunde ebenso lieb, als der
Blumenhändler. Oft hat er vom ersteren, der bar bezahlt, mehr als
vom letzteren, der häufig pumpt, sei es aus Geschäftsprinzip bis zum
,, Abrechnungstage" oder sei es, daß das Geld knapp ist.
Rechtspflege.
Gartennachbarn. Eine für Gartenbesitzer wichtige Entscheidung
fiÜlte in einem Prozesse das Düsseldorfer Landgericht als Berufungs-
instanz. § 910 des Btirgerlichen Gesetzbuches gibt dem Eigentümer
eines Grandstüokes das Recht, Wurzeln und Zweige eines Baumes
oder Strauches, die von einem Nachbargrundstück eingedrungen sind,
abzuschneiden, aber erst dann, wenn er dem Besitzer des Nachbar-
grandstückes erfolglos eine angemessene Frist zur Beseitigung be-
stimmt hat. (Ausgeschlossen ist das Recht, wenn die Wurzeln oder
Zweige die Benutzung des Grundstücks nicht beeinträchtigen.) Es
hat also der Grundstückseigentümer das Selbsthilferecht, er kann die
Wiu'zeln und Zweige selbst abschneiden ohne gerichtliche Klage und
Urteil. Es hatte nun ein Giundstückseigentümer, dem das Vorliegen
der Voraussetzungen des Selbsthilferechtes nicht zweifelsohne er-
schienen war, für ratsam befunden, den Nachbar selbst zur Be-
seitigung der Wurzeln und Zweige im Wege der Klage anzuhalten.
Ein solches Klagerecht hatte das Amt.sgericht in Opladen verneint
und die Klage als unzulässig abgewiesen, da der Grundstückseigen-
tümer nur das Recht der Selbsthilfe gemäß § 910 habe. Ein Klage-
recht aus dem § 1004 liege nicht vor, da es sich nicht um eine
durch den Willen des Nachbarn hervorgerufene Störung handle.
Gegen dieses amtsrichterliche Erkenntnis hatte der Kläger Berufung
eingelegt mit der Begründung, daß das Selbsthilferecht nur ein Recht,
niemals eine Pflicht sei; daß das Gesetz, welches die Anrufung des
Gerichts als nicht nötig erkläre, damit dieselbe nicht als unzulässig
ausschließe. Das Landgericht hat nunmehr die Berufung zurück-
gewiesen und das Urteil des Amtsgerichts in vollem Umfange be-
stätigt. Demnach kann also der Nachbar zur Beseitigung von
Zweigen und AVurzeln nicht gezwungen werden, vielmehr muß der
Eigentümer des beeinträchtigten Grundstücks diese selbst vornehmen,
falls der Nachbar die Beseitigung verweigert.
Aus den Vereinen.
Verein ausländischer Gärtner von Chatenay und Um-
gebung bei Paris. Der Verein will die deutschsprechenden aus-
ländischen Gärtner, die in und bei Paris in Stellung sind, in Fühlung
briugen und sie in ihren Fachkenntnissen fördern. Dies wird er-
reicht durch gemeinsam unternommene Exkursionen in Gärtnerei-
betriebe und Kulturen und durch Vorträge an den Versanmilungs-
abenden. Wegen des häufigen Wechsels unter den Mitgliedern muß
der Vorstand halbjährlich neu gewählt oder durch Zuwahl ergänzt
werden. Vorstand ist jetzt Hans Jordy, Böurg la Reine, Schrift-
führer Karl Mayer, Kassierer Billinger. Die Vereins-
versammlungen finden jeden Sonnabend Abend in Sceaux (Seine),
Rue Houdan No. 6, im Cafe Sacanal statt, wohin auch alle Briefe etc.
zu richten sind. Gäste sind jederzeit herzlich willkommen. Kollegen,
die über hiesige Verhältnisse Auskunft wün.schen, wird solche
bereitwillig erteilt. Den Anfragen ist Porto für di" Antwort bei-
zufügen. L A.: Karl Mayer, I. .Srhriftf.
Jahresbericht der Gartenbau-Gesellschaft zu Frankfurt
am Main über deren Tätigkeit im Jahre 1904. Nach dem vom
Vorsitzenden, Kgl. Gartenbaudirektor S ie be rt erstatteten Bericht über
das Vereinsjahr 1904 hat die Gesellschaft ß Mitglieder durch den Tod
verloren, während 20 Mitglieder verzogen oder ausgetreten sind. Neu
kamen hinzu ein Ehrenmitglied, Herr H. F. Eilers in St. Petersburg,
und 58 aktive Mitglieder, sodaß die Gesellschaft zu Beginn des Jahres
1905 5 Ehrenmitglieder, 16 korrespondierende Mitglieder, 1 lebens-
längliches Mitglied und 442 aktive Mitglieder hatte. Gestorben sind im
Vereinsjahre das Ehrenmitglied Freiherr von Lade in Geisenheim,
das lebenslängliche Mitglied Peter Hermann von Mumm und
von den Mitghedern u. a. Kunstgärtner Carl Köhler. Der Jahres-
bericht enthält ferner die Versammlungsprotokolle über die abge-
haltenen Vorträge. Dr. L. Schmidt sprach über pflanzlichen Wohl-
geruch und seine technische Verwendung; J. Fromm überChampagner;
Dr. Windisch über Konservierung von Obst- und Gemüsearten;
Garteninspektor Purpus, Darmstadt, über die Pflanzenwelt des Süd-
westlichen Nordamerika mit besonderer Berücksichtigung der Kakteen-
flora u. a. In den Fachaussohusssitzungen hielten Vorträge Ober-
förster 0. Fleck über das Thema Gärtner und Forstmann; Garten-
direktor Heicke über neuzeitliche Friedhöfe (vgl. Gartenwelt VHl. Jg.
Seite 363, 380); Obergärtner Krauß über den Schmuck der Balkone,
wobei der Vortragende mit Recht das Zweokmässigkeitsprinzip in
erster Linie betonte; Obergärtner Junge, Geisenheim über Gemüse-
verwertung; R. Günther über die Entwicklung der Oartenkimst.
Den Schluß bildet ein Mitgliederverzeichnis.
Kongresse, Versammlungen.
Internationale Gartenbau - Kongresse finden in Uüttich
(Liege) vom 8. bis 10. und ni Paris am 22. und 23. Mai d. J. statt,
zwei Kongresse fast zu gleicher Zeit im französischen Sprachgebiet.
Das ist etwas zu viel des Guten für die internationale Beteiligung,
die durch diese Zersplitterung nicht eben günstig beeinflusst wird.
Beide Kongresse haben wichtige Fragen zur Diskussion gestellt. Der
Lütticher findet im Rahmen der Welt -Ausstellung, der Pariser im
Anschluß an die internationale Gartenbau -Ausstellung in Paris statt,
In Lüttich wird man sich mit 16 Fragen befassen, die in Sektionen
gegliedert im Programm verzeichnet sind, das man auf Verlangen
vom General-Sekretär des Kongresses, Herrn Charles Gonthier,
Huy, Belgien, 101 Rue de Stattes, zugesandt erhält. In der Sektion
Blumenzucht soll der Schmuck öffentlicher Anlagen und .sonstige
Fragen der Gartenkunst erörtert, sollen die besten Handels und Schnitt-
blumenpüanzen von verschiedenen Gesichtspunkten festgestellt werden,
ferner werden die Sektionen Obstbaumzucht (beste Sorten zum Export,
industrielle Verwertung, Vogelschutz), die Sektion gärtnerische Fach-
bildung, die Sektion Handel (Marktwesen, exportgärtnerisoher Erzeugnisse
nach Arten und Sorten, wie sie in verschiedenen Ländern verlangt
werden, Verpackung, Versand, leichter und schneller Transport, Tarife,
Kosten, Handelsgebräuche, Vermittler, Verkaufspreise) und zuletzt die
Sektion Vereinswesen behandelt. In dieser Sektion soll über gärtnerische
Vereinigungen vom beruflichen und kommerziellen Standpunkte in
ihren vielen Schattierungen verhandelt werden. Also ein Programm,
das sicher vieles Wissenswerte vor das Forum des Kongresses
bringen wird und auch für den deutschen Handelsgärtner, der inter-
nationale Beziehungen pflegt oder anknüpfen will, von Interesse ist.
Ein gleichfalls sehr umfangreiches Programm hat man in Paris
aufgestellt. Das Reglement und Programm erhält man vom Geni>ral-
Sekretär, Herrn Abel Chatenay, Paris, Une de Grenelle S4.
Während das Programm des Lütticher Kongresses die koiiimer-
zielle Bedeutung der Kulturgewächse in den Vordergrund stellt und
alle Fragen vom Standpunkte der Rentabilität erörtert werden, was
ja für den Handelsgärtner sehr wichtig ist, tritt in Paris die wissen-
schaftliche Seite mehr in den Vordergrund, obwohl auch durch
wissenschaftliche Belehrung und deren Nutzanwendung in der Praxis
geschäftliche Vorteile erzielt werden können. So sollen u. a. folgende
Fragen erörtert werden:
384
Die Gartenwelt.
IX, 32
Der Einfluß der Mikroorganismen auf die Keimung von
Orchideen -Samen; die Mitwirkung und Verwendung gasförmiger
Schädlingsvertilgungsmittel im Gartenbau; die rationelle Kultur von
Obstbäumen in Töpfen; der Einfluss der Düngemittel auf die Reife
und Haltbarkeit der Früchte; das Studium der morphologischen Ab-
änderungen (der äußeren Erscheinung), welche man bei den durch
Dimorphismus (Zufall. Sport) erhaltenen Varietäten feststellen kann;
die Bedingungen, unter welchen man, mit Hilfe des Kälteverfahrens,
die Treibperioden von Pflanzen verändern kann, indem man den
Eintritt der Reife (des Vegetationsschlusses) beschleunigt und den
Austrieb (Beginn der Vegetation) verzögert; die zur Zeit als Wärme-
quelle benutzten Kanalheizungen; der tatsächliche Fortschritt in der
Blumenbindekunst seit zwanzig Jahren und sein Einfluß auf die
gärtnerische Produktion.
Damit verbunden ist ein Rosistenkongress, der 11 Fragen
auf die Tagesordnung gesetzt hat, unter anderen Studium über das
Nahrungsbedürfnis und die rationelle Ernährung der Rosen; ferner
Classifüation, SynonjTue, Hybriden, beste französische Sorten, Kultur
zurückgehaltener Rosen, um im "Winter Blumen zu erhalten, beste
Teehvbriden für Schnittblumenkultur u. a.
Zeit- und Streitfragen.
Etwas über gärtnerische Amtstitel.
We
eloher Rang ist höher, derjenige eines Gartenverwalters
oder derjenige eines Hofgärtners, derjenige eines Obergärtners oder
eines Stadtgärtners oder derjenige eines Obergärtners oder Garten-
verwalters V In den Personal-Nachrichten der gegenwärtigen Nummer
finden die Leser die Mitteilung, daß ein Hofgärtner in Budapest zum
Hofgartenverwalter ernannt worden ist. Ich weiß nicht, ob man
dies in Österreich -Ungarn allgemein als Beförderung auffaßt; in
Deutschland würde man wohl in den meisten Fällen geneigt sein,
hierin eine Zurückversetzung in eine niedere Rangklasse zu wähnen,
wenn nicht die Notiz von einer Ernennung spräche, was auf eine
Befördei-ung hinweist. In Süddeutschland gelten stellenweise nament-
lich in der Bodenseegegend die Gartenverwalter als über den Ober-
gärtnern stehend, bei der Kgl. preuß. Hofgartendirektion fängt da-
gegen der Gartenbeamte erst beim Garten Verwalter an; er hat die
Verwaltung eines kleineren Reviers, für welches weder ein Hofgärtner
noch ein Obergärtner besoldet werden soll. Nach einer Reihe von
Dienstjahren werden die Herren Gartenverwalter zu Kgl. tJbergärtnern
befördert, womit gleichzeitig eine Versetzung in ein größeres Revier
verbunden zu sein pflegt. Diejenigen, denen das Glück hold ist,
können dann später noch zu Hofgärtnern, Oberhofgärtnern und selbst
zum Hofgartendirektor befördert werden, denn wie jeder gemeine
Soldat den Marschallstab in seinem Tornister trägt, so hat auch der
Hüfgartendirektor seine Laufbahn als Gärtnerlehrling begonnen und
als Gehilfe fortgesetzt. Daß man in Österreich -Ungarn von dem
Range eines Gartenverwalters eine andere Auffassung hat oder haben
muß als bei uns in Deutschland, erweist die erwähnte Personal-Notiz.
Auch bei den städtischen Gartenverwaltungen herrscht vielfach
eine gewisse Unklarheit über die Amtstitel der Gai-tenbearaten. Nach
landläufiger Ansicht steht der Stadtgärtner über dem städtischen
Obergärtner. Der städtische Obergärtner ist Reviervorstand; der
Stadtgäitner ist der technische und in den meisten Fällen auch der
künstlerische Leiter der sämtlichen städtischen Anlagen. Kleinere
städtische Verwaltungen stellen häufig den Leiter ihrer Anlagen zu-
nächst als Obergärtner an und befördern ihn nach einigen Dienst-
jahren zum Stadtgärtner. Bei großen Verwaltungen führt dieser
Beamte den Titel Garteninspektor oder Gartendirektor von Anfang
an oder er wird ihm später zuerkannt. Bei einigen Verwaltungen
gibt es auch Stadtgärtner, die lediglich die Funktionen eines Revier-
vorstehers ausüben und als solche dem Direktor unterstellt sind
Jeder städtische Obergärtner, der als solcher die technische Leitung
einer Stadtgärtnerei selbständig führt, wartet mit Sehnsucht auf den
Tag, an welchem er zum Stadtgärtner befördert wird. Wir haben
aber im Laufe der Jahre mehrfach den Fall verzeichnet, daß Stadt-
gärtner in Anerkennung ihrer Verdienste zu städtischen Obergärtnern
befördert wurden, was man natürlich für eine Zurüokversetzung hätte
auffassen müssen, wäre es nicht ausdrücklich als Beförderung
bekannt gegeben worden. Recht lehrreich ist auch der Fall, der
uns aus einer größeren städtischen Gartendirektion bekannt geworden
ist. Der betreffende Gartendirektor beantragte für seinen ersten
Obergärtner, der eine langjähnge Dienstzeit hinter sich hatte, den
Amtstitel Garteninspektor. Die vorgesetzte Behörde hatte Bedenken,
diesen Titel, der in gutes Deutsch übersetzt, Gartenaufseher lautet,
aber besser klingt, zu erteilen, weil, na weil die städtischen Bau-
inspektoren an der Ernennung womöglich Anstoß genommen hätten I
Da aber der betreffende städtische Obergärtner durchaus seinen
besonderen Titel haben sollte, so wurde ihm der Titel Gartenverwalter
verheben. Recht heiter war die vor längerer Zeit erfolgte Ernennung
eines Fachmannes, der auf den Titelblättern seiner Bücher als Direktor
firmiert, zum Garteninspektor; er war vordem sein eigener Garten-
direktor, das heißt Direktor seiner Gartenbau- und Handelsbaumschule,
jetzt ist er aber königl. württemb. Garteninspektor imd er hat nunmehr die
eigne Direktion fallen gelassen, um sich kgl. Garteninspektor und
Besitzer der Obst- und Gartenbauschule zu nennen. In Schlesien
bilden die Untergärtner eine besondere, aber im Aussterben begriffene
Spezialität großer herrschaftlicher Gärtnereien. Der Untergärtner
steht, so sonderbar es auch klingt, über dem Obergehilfen, mitunter
sogar über dem Obergärtner, er ist die rechte Hand des Leiters des
betreffenden Betriebes. M. H.
Tagesgeschichte.
Barmen. Der Friedhof an der Heubruchstraße soll in eine
öffenthche Parkanlage umgewandelt werden. Die Arbeiten und
Lieferungen sind seitens der Stadtverwaltung bereits öffenthch aus-
geschrieben.
Berlin. Eiaige Stadtverordnete haben den sehr zu billigenden
Antrag eingebracht: Den Magistrat zu ersuchen aus Anlaß der hundert-
jährigen Wiederkehr des Todestages Friedrich von Schillers zur dauern-
den Ehrung des Andenkens des großen vaterländischen Dichters dem in
Vorbereitung befindhchen Nordpark auf dem Wedding den Namen
„Sohillerpark" zu geben.
Dfisseldorf. Zur Erlangung von Entwmfen für die Anlage
des Kaiser Wilhelm-Parkes auf dem ehemaligen Ausstellungsgelände
ist ein Wettbewerb unter Düsseldorfer Gartenarchitekten erlassen
worden. Es sind 3 Preise von je 500 Mk. ausgeworfen. K.
— Der hiesige Verein für Volksgesundheitspflege hat für
die Anlage von Schrebergärten ein 2 Morgen umfassendes Grund-
stück erworben, auf dem 100 Gärten angelegt werden sollen. Jedem
Pächter bleibt freie Hand, ob er einen Nutzgarten mit Gemüse- und
Obstpflanzungen, einen Ziergarten mit Blumenzucht oder eine Ver-
einigung beider anlegen will. Den Zwecken der Schrebergärten ent-
sprechend ist der jährliche Pachtpreis auf die geringe Summe von
10 bis 20 Mk. normiert.
Friedenshfltte. Die Eisenbalmbedarfs-Aktien-Geseilschaft läßt
hierselbst auf einer Fläche von 25 Morgen Parkanlagen für öffent-
liche Zwecke herstellen. Garteningenieur Hanisch aus Kattowitz ist
mit der Ausführung betraut worden.
Personal-Nachrichten.
Fischer, Carl, Handelsgärtner in Bad Sachsa, t am 18. April.
Goegginger sen., Heinrich, in Riga, konnte am 1. April auf
eine T5 jährige Berufstätigkeit zurückblicken. Goegginger sen. ist
Inhaber eines renommierten Gartenbau-Geschäfts, verbunden mit
Samenhandlung, und der nunmehr 87 jährige erfreut sich allgemeiner
Hochachtung.
Koch, Ludwig, Gärtnereibesitzer in Wandsbek, beging sein
25 jähriges Gesehäftsjubiläum.
JMärz, Karl, Obergärtner in Dresden, f am IL April.
Wagner, Rud., Hilfsgärtner in Gödöllö (Ungarn), wurde zum-
Hofgartenadjunkten ernannt.
Witzel, Ferd., Hofgärtner in Budapest, wurde zum Hofgarten-
verwalter ernannt.
Vornntwortl. Redakteur: Max Hesdf
imidt & Co., Leipzig. — Druck: Anhalt. Bnchdr. öntenberg,6
. b. H.. Dessau.
Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
13. Mai 1905.
No. 33.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Obstbau.
Grüiidüngiing für Obstbäume.
Von Carl Pfeiffer, Großh. Fachlehrer, Oppeuheim a/Kh.
fHicrxu xehn Abbildungen.)
1/ie sehr wertvolleu Anregungen des Herrn Trenkner
über Chilisalpeter zur Düngung der Obstbäume haben
sich mit meinen Ergebnissen aus der Praxis gedeckt
und ich glaube, daß niemand, der sich ernstlich mit
der Düngungsfrage der Obstbäume beschäftigt und
weü5, was zu einer vollständigen Obstbaumnahrung ge-
hört, darüber streiten wird, ob Stickstoff zu reichen ist
oder nicht. Daß es gerade Chilisalpeter sein müiite, ist
wohl abhängig zu machen von der Beschaffenheit des
Bodens. Besonders schätze ich z. B. Chilisalpeter zur
Nachdüngung, um recht vollkommene Ernten zu erhalten.
Kurz und gut, Trenkners Anregungen in diesem Punkte
sind sehr wertvoll und haben sich ja auch in
der Praxislängst bestätigt, es sollen meine Zeilen
daher keine Bekrittelung dieser zeitgemäßen
Frage darstellen, vielmehr veranlaßt mich
Trenkners geringschätzige Äußerung über die
Gründüngung zu einigen Richtigstellungen, da
es für unseren deutschen Obstbau bitter zu be-
klagen wäre, wenn durch so energische Zurück-
weisungen eine so sehr nützliche Sache ver-
loren ginge. Es ist ohnedies zu bedauern, daß
mau es in Gärtnerkreisen gewöhnlich liebt,
sich auf einen einseitigen Standpunkt zu stellen,
so z. B. alles zu verdonnern, was — hier in
diesem Falle also — nicht mit Chili gemacht
werden kann. "Wir müssen uns in eine Sache
vertiefen, um ihren vollen Wert zu erkennen
und müssen unter Beibehaltung unserer eigenen
konsequenten Ziele auch dem uns zur Zeit
vielleicht nicht S\-mpathischen unser Ohr
leihen, um durch eigene Beobachtung und
tiefere ernste Arbeit ein sicheres Urteil zu er-
halten.
Was nun Trenkner von der Gründüngung im all-
gemeinen sagt, trifft vielleicht in manchen Gegenden zu,
wird aber doch nicht in die Allgemeinheit zu übertragen
sein, denn daiüber sind sich unsere Landwirte doch klar,
daß der Zwischenfruchtbau für die folgende Frucht sehr
wertvoll ist; mit den Wenigen, die nicht verstehen
wollen, wird die Welt doch immer zu rechnen haben.
Daß natürlich die Gründüngung als energisches Hilfs-
mittel in der Obstkultur noch nicht voll erkannt ist,
steht fest; doch ist daran nicht der Wert derselben oder
ihr Unwert schuld, man hat vielmehr ihren Wert noch
nicht erkannt, weil es an systematisch durchgeführten
Kulturmethoden fehlt. Es ist klar, daß eine Umwälzung
im Kulturverfahren nicht so rasch geht, da die Praxis
gewöhnlich nicht zufrieden ist mit leisen Hinweisen,
sondern sie fordert drastische Beweise und diese werden
Obstbaumfeld, im
386
Die Garten weit.
IX, 33
BÄiall.
Erfolg der Gründüngung an einer holzfarbigen Butterbirne.
Origioalaufnahme für die ,, Gartenwelt''.
bald gegeben werden. Ich habe schon recht oft gesehen,
wie mit Gründüngung im Obstbau förmlich gespielt wurde
(denn anders nenne ich solche interessanten Versuche
nicht), und zwar ging es bis ins Lächerliche. Der eine
säte die Gründüngungserbse in sorgfältig ab-
gezirkelte Reihen zu eng, der andere Seradella
in 1 m von einander entfernten Reihen ohne
Deckfrucht, schließlich säte einer Erbsen auf ste-
rilem Boden, ohne Kali und Fhosphorsäure zu
reichen, neben welchen zu Beginn der Vegetation
auch noch eine leichte Chilikopfdüngung not tut.
Das sind wenige Beispiele, deren Ergebnisse dann
mit (lern Endresultat: die Gründüngung ist nichts!
— in die Welt posaunt werden, und schließlich
gibts solcher Fehlkulturen eine Menge. Soviel
über die Aussaat; und nun von der Unter-
bringung. Es ist unmöglich, die Masse unter-
zubringen, und ähnliche Redensarten werden hör-
bar, daß aber die Gründüngung gar — oder auch
Stallmist — bis an die Baumwurzel gebracht
werden müsse, ist mir bis jetzt neu gewesen;
ich werde diesen neuen Versuch aber nicht aus-
führen. Denn wer nicht weiß, wie tief Stallmist
oder Gründüngung untergebracht werden sollen
und welchen Zweck sie im Boden erfüllen, dem
ist nicht zu helfen. Sind es nicht die Gärtner
gewesen, die seit uralter Zeit ihre Gemüsebeete
im Herbst mit Dünger überstreuten und dann
einen leichten Erdbewurf folgen ließen, weil sie wußten,
daß so die höchsten Erträge an Gemüse und — Obst
(denn das Obst wurde im Gemüsegarten gezogen) — er-
zielt werden? Ja, man sieht doch, daß es oft gut ist, das
Gedächtnis mit alten Erfahrungen aufzufrischen, diese
treten dann oft genug würdig zur Seite den neuen wissen-
schaftlichen Forschungen. Darüber ist doch kein Zweifel,
daß mau Gründüngung und Stallmist nicht in die Tiefe
vergräbt. "Welche große Mengen Gründünger untergebracht
werden können, zeigen mehrere unserer Bilder, andere
die Erfolge der Gründüngung.
Meine Ergebnisse, die wohl als die ersten ihrer
Art bezeichnet werden können, haben das Interesse
urteilsfähiger Obstzüchter lebhaft erregt und sind nach
meinen Angaben eine ganze Reihe von Pflanzungen
in Kultur genommen worden. Auch haben meine
ersten Anregungen über den Einfluß der Boden-
lüftung, in Verbindung mit Gründüngung, mit dem be-
sonderen Hinweise auf die Notwendigkeit eines ein-
gehenden Studiums des "Wurzelapparates unserer Obst-
bäume zu Düsseldorf gute Früchte gezeitigt. Eine Anzahl
persönlicher und schriftlicher Anfragen bestätigten mir
das. Daß eine "Wurzelpflege des Baumes weit wichtiger
ist, als manche Kunstschnitzerei, hat mein eingehendes
Studium über das "Wurzelleben, das ich noch eifrig fort-
setze, zur Genüge gezeigt; interessant ist es nun auch,
zu vernehmen, daß meine kurzen Hinweise in Düssel-
dorf zur Aufnahme dieses sehr wichtigen Kapitels in
das Arbeitsfeld der Deutscheu Landwirtschaftsgesellschaft,
wo solche Fragen infolge ausreichender Mittel sehr
zweckmäßig gelöst werden können, Anlaß gegeben haben.
"Wenn man dort nur nicht den jetzt so sehr beliebten
indungung an einer „Landsbeiger Reinette"
Orig:inalaufnahme tür die Garteiiwelt
IX, 33
Die Gartenwelt.
allzu wissenschaftlichen Kahraen darum
spannt ; das würde entschieden den Zweck
verfehlen ; was uns not tut, das sind gro(5
angelegte, zielbewußte, praktische An-
bauversuclie und die Bekanntgabe der
Krgebnisse und gewonnenen Erfahrungen
zu nutzen der Obstl)autreiben(leu. Werden
wir zu wissenschaftlich, dann bringt uns
die Wissenschaft von dem echten prak-
tischen Boden, der allein berufen ist, rein
praktische Fragen zu lösen. Ich glaube,
(Kirch die beigegebenen Abbildungen dorn
geehrten Leserkreise genügendes An-
regungs- und Beweismaterial vorgelegt
zu haben und hoffe, daß die Grün-
düngung sich rasch einführe und daß
man der Wurzelpflege weitere Beachtung
schenke.
Pflanzendüngung.
Der Chilisalpeter als Düngemittel.
Obstbaumfeld i
Se
Seitdem J. v. Liebig vor einem halben Jahrhundert den Beweis
erbracht hat, daß die Pflanzen von den im Boden enthaltenen Salzen
und nicht, wie man früher annahm, von Humus zehren, ist die Lehre
von der Pflanzenernährung eine umfangreiche Wissenschaft geworden,
Erfolg der Gründüngung an einer „Wintergold-
parmäne" (zweites Jahr nach der Pflanzung).
Originalaufaahme für die „Gartenwelt".
iit abwcch-cliiilti Unterkultur von Gemüsen und Gründüngungs-
pflanzen. Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
die besonders auf die Landwirtschaft mächtig fördernd eingewirlit hat
und alltnählich auch im Gartenbau die Beachtung sich erwirbt, welche
sie verdient.
Wir wissen jetzt, welche Stoffe die Pflanze zum Aufbau ihres
Körpers dem Boden entnimmt und wir wissen auch, daß mehrere
dieser Stoffe, nämlich Kalk, Kali, Phosphorsäure und Stickstoff in
erheblichen Mengen von den Pflanzen verbraucht werden und daß
der Stalldünger für diese durch die Ernte entzogenen Nährstoffmengon
einen verhältnismäßig teuren, und dabei doch unvollkommenen Ersatz
bietet.
Die Bemühungen, für diese Stoffe billige, reichlich fließende
Quellen auf der Erde ausfindig zu machen und zu erschließen, waren
von Erfolg gekTönt. Während wir Kalk und Kali im Inlande ge-
winnen und letzteren Nährstoff sogar noch in gewalb'gen Mengen
exportieren, sind wir in bezug auf Phosphorsäure und Stickstoff im
großen und ganzen auf das Ausland angewiesen, wenn man von dem
phosphorsäurehaltigen Knochenmehl imd von den stickstoffhaltigen
Ammoniaksalzen absieht. Die wichtigste Stickstoffquelle ist ein ge-
waltiges Salpetetlager in der chilenischen Provinz Taragara, das seit
Jahrzehnten abgebaut wird und um dessen Besitz im Jahre 1880 ein
Krieg zwischen Chile und Peru entbrannte. Das wird erklärlich,
wenn man die Exportzahlen berücksichtigt; die Jahresproduktion
beträgt nämlich weit mehr als zehn MiUionen Doppelzentner im
Werte von mehr als hundert Millionen Mark.
Dieser Produktion steht ein ebenso intensiver Verbrauch gegen-
über; kein Wunder, daß die Zeit, in welcher dieses riesige Nährstoff-
magazin erschöpft sein wird, nicht mehr fein ist und man daher in
den beteiligten Kreisen schon jetzt eifrig für Ersatz bemüht ist.
Den freien Stickstoff der Luft können leider nur wenige Pflanzen-
arten, z. B. Erbsen und Bohnen, sich nutzbar machen, alle anderen
sind auf gebundenen Stickstoff, wie er auch im Stalldung enthalten
ist, angewiesen. Zwar hat man im schwefelsauren Ammoniak, einem
Nebenprodukte der Leuchtgasfabriken, ein Salz, das im Boden leicht
durch Bakterientätigkeit in Salpeter übergeht, aber nur ein sehr
kleiner Teil des Bedarfs könnte durch dies Material gedockt werden.
Es erregte daher vor wenigen Jahren großes Aufsehen und trug
dem Erfinder die goldene Liebig-Medaillö ein, als auf elektrischem
Wege die tjberführung des Luftstickstoffes in eine kalkhaltige Ver-
bindung gelang, die als Kalkstickstoff bezeichnet wird und den Stick-
stoff in einer für die Pflanzen aufnehmbar werdenden Form enthält
Viele Gartenbesitzer verhalten sich den l;ünstlichen Dünge-
mitteln [gegenüber noch immer sehr skeptisch;, und doch besitzen
388
Die Gartenwelt.
IX, 33
^i
^M
m
- ^M
■"^
j*
Erfolg der Gründüngung an einer „Capiauniont-
Birne". (Ertrag 1904: 37'/, kg Früchte.)
Originalaufnahme für die „Garteawelt".
die Düngesalze dem Stallmist gegenüber so viel Vorzüge hinsichtlich
des verhältnismäßig billigen Preises, der leichten Beschaffong und
bequemen Anwendung, daß niemand auf diese modernen Hilfsmittel
der Pflanzenkultur wieder verzichten wird, der durch richtige An-
wendung derselben sich vom Erfolg überzeugt hat. Daß die Versuche
oft mit Mißerfolgen geendet haben, fällt nicht dem Kunstdünger,
sondern der Art seiner Anwendung zur Last; man glaubte wohl,
vom Stallduug ganz absehen zu können, vergaß auch, daß man es
mit hochkonzentrierten Nährgemischen zu tun hatte und tat des
Guten zu viel.
Zu lebhaftem Meinungsaustausch hat gerade auch die Salpeter-
düngung Anlaß gegeben und nicht vereinzelt sind die Stimmen in
den Fachzeitschriften geblieben, welche die Stiokstoffzufuhr in
Salpeterform für den Obstgarten verwerfen. Bis zu einem gewissen
Grade kann diese Frage durch zahlreiche, einwandfreie Versuche als
gelöst gelten. Der Vorwurf, welchen man dem Salpeter macht, daß
er das Holz der Obstbäume nicht ausreifen lasse und Disposition zu
allerlei Krankheiten, besonders Frostschäden, erzeuge, besteht zu
recht, wenn der Salpeter zu spät, d. h. nooti in den Sommermonaten
aufgestreut wird ; und Herbst und "Winter sind auch nicht die ge-
eigneten Jahreszeiten, weil das Salz sehr leicht in den Untergrund
sinkt und daher wirkung.slos bleibt, wenn es während der Winterruhe
gegeben wird. Nur das Frühjahr kann für die Salpeterdüngung in
Betracht kommen. Zu beanstanden ist auch eine einseitige Stiokstoff-
zufuhr, nur in Verbindung mit Kali und Phosphorsäure kann der
Salpeter dauernd gute Ernten zeitigen.
Über alle diese Fragen gibt ein kürzlich erschienenes Werk
von Dr. Weitz, „Der Chilisalpeter als Düngemittel" erschöpfend Aus-
kunft.*) An der Hand zahlreicher photographischer Aufnahmen und
-1 Düngemittel. Mit 228 Ab-
Verlag von Paul Parey.
gewichtsmäßig festgestellter Vergleichszahlen behandelt der Verfasser
Düngungsversuche im Obst- und Gemüsegarten, im Weinberg, im
Zier- und Blumengarten und gibt dadurch eine bis auf die neueste
Zeit geführte Übersicht über das gesamte einschlägige Vereuchs-
niatorial. Auf dieses prächtig ausgestattete Werk sei wegen seiner
grundlegenden Bedeutung für alle Düngungsfragen im Anschluß
an obige Ausführungen gebührend hingewiesen. Heine, Dahlem.
Ne
Mannigfaltiges.
Goethe als Gartenfreund.
Von Max Ton, Weimar.
,, Anmutig Tal! Du immergrüner Hiin!
Mein Herz begrüßt Euch wieder auf das Beste;
Entfaltet nur die schwerbehang'nen Aste,
Nehmt freundlich mich in Eure Schatten ein,
Erfiaickt von Euren Höhn am Tag der Lieb' u
Mit frischer Luft und Balsam meine Brost !"
Goethe „IIa
leben den deutschen Klassikern, deren Werke dazu be-
rufen sind, unsere Bildung in hohem Maße zu veredeln, hat
der gebildete Gärtner noch seine Klassiker des Gartenbaues.
Unter allen deutschen Klassikern ragt ein Mann hervor,
dessen Name in aller Welt achtungs- und verehrungsvoll ge-
nannt wird und dessen Werke mit Spannung und Begeisterung
gelesen -werden, — .Johann Wolfgang v. Goethe, • — der
nicht nur ein großer Denker und Dichter seiner Zeit, sondern
auch ein Botaniker tuid begeisterter Gartenfreund war. Forschen
*) Dr. Weitz: Der Chilisalju-tor t
bildungen und 8 Tafeln. Berlin !i)0.").
Erfolg der Gründüngung an einer „Orleans Reinette"
(Ertrag 1904: ,SI kg Früchte.)
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
IX, 33
Die Gartenwelt.
38Ö
wir heute einmal nacli, welche Beziehungen Goethe zum
Gärtnerberuf und zur schönen Gartenkunst hatte, so werden
wir herausfinden, daß die Gartenliebhaberei in Goethes Leben
eine gewisse Rolle spielt.
Ich möchte im Voraus bemerken, daß so viele Gärtner
den Wert Goethes für sie nicht einzusehen vermögen und so
habe ich denn auch aus Zeitungsartikeln und" gelegentlichen
mündlichen Äußerungen unserer Modernsten den Eindruck
gewonnen, daß es heute auch bessere deutsche Gäi-tner gibt,
die sich aus dem „ollen Goethe-Zauber", wie sich mir gegen-
über z. B. einer geschmackvoll ausdrückte, gar nichts machen
und die jeden einen übergeschnappten Goethe - Fanatiker
nennen, der heute noch in der
Zeit der Maeterlinck und Gorki
unsere größten Dichter etc. zu
verehren wagt.
Ich glaube sogar, daß unter
diesen Modernen einflußreiche
Personen sind, die am liebsten
so eine kleine nette Goethe-Hetze
veranstalteten, Leute, die alles
für wertlosen Plunder ansehen
und verschleudern möchten, was
man als heilige Andenken einer
großen Zeit ängstlich hüten soll
und muß.
Der Großstädter allerdings
versteht den Begriff Pietät selten
zu schätzen, ja ich möchte sagen,
er kennt diesen Begriff kaum.
Die harte Notwendigkeit wirkt
in der Großstadt wie eine giau
same Naturmacht, und der&tiom
des Lebens verschlingt doit oft
Dinge, die keine andere Dasems-
lierechtigung zu haben Schemen,
als daß sie in gefühlvollen Seelen
Erinnerungen an verstoibene
Größe, an versunkene Schönheit
wachrufen.
Verehrungswürdige Statten
haben sich bisher stets einer soig-
samen Pflege zu erfreuen gehabt
und tausende von Menschen haben
durcli sie unvergeßliche Weihe-
stunden erlebt. Der Hauch einer
großen Vergangenheit weht noch
heute durch die Straßen mancher kleinen Stadt, wir schi-eiten über
die Schatten der großen Menschen, die daselbst gelebt haben,
der großen Taten, die dort geleistet worden sind ; und auch
die notwendigsten Änderungen des gegenwärtigen Lebens
haben diese Schatten nicht aufzehren können.
In der Treue gegen das Gute, Wertvolle liegt die Pietät,
wenn wir den Sinn des viel mißbrauchten und abgegriffenen
Wortes in seiner reinen Schönheit verstehen. In diesem
Sinne müssen auch Goethe und Goethes Werke in unseren
Berufskreisen immer allgemeiner erkannt und geelu-t werden.
Goethes Geist ist unsterblich, aber die Dinge, die uns
noch sichtbar mit seiner Persönlichkeit verknüpfen, sind ver-
gänglich; sie sind dem Wechsel und Wandel unterworfen
imd nichts verbüi-gt uns ihren Bestand. Allein Goethe selbst,
d. h. seine Werke, die Gesamtlieit seiner durch die Schrift
Kräftiger Trieb der Birne
nach Gründüngung. Origii
niedergelegten Ideen, dürfen uns nicht verloren gehen. In
diesem Sinne müssen auch wir besti-ebt sein, seine Werke
kennen zu lernen.
Es ist nicht meine Aufgabe, hier eine Geschichte von
Goethes eigenem Garten (Besitztum in Weimar) zu geben,
auch nicht alle die Äußerungen Goethes, die er in Briefen
und Gesprächen über den Garten und über die darin
wachsenden Pflanzen gemacht hat, aufzuführen, aber wir
wollen einmal im Geiste Goethes in ungestörter Einsamkeit
im Garten wandeln, d. h. wir wollen Goethes Beziehungen
zu unserem Beruf an der Hand einiger Citate in den hinter-
lassenen Schriften einmal näher betrachten.
Goethe stand von Jugend auf
in stetem innigem Verkehr mit der
Natur, die er mit leidenschaft-
licher Liebe in ihrer Allheit um-
faßte. In und mit der Natur zu
leben, war ihm von früh auf Be-
dürfnis. So war er mit Hingebung
Gärtner, das Land- und Garten-
leben war ihm eine Lebensnot-
wendigkeit, und wir erinnern uns,
welche Rolle z. B. Garten- und
Parkanlagen bei Weimar in seinen
Dichtungen spielen. In dieser
Leidenschaft gingen die Fäden
menschlicher Empfindung und
künstlerisch -wissenschaftlicher
Interessen in eins zusammen. Denn
Goethe sah Baum, Blatt und Blume
nicht bloß mit den Augen des
Künstlers, er sah sie aucli mit den
Augen des Forschers; und da
haben ihm die „stillreizenden
Naturkinder" in nächster Nähe,
mit denen er täglich verkehrte,
die unter seinen Augen und
unter seiner gärtnerischen Pflege
wuchsen, tiefe Geheimnisse zu-
geraunt; Geheimnisse, die neben
den von anderen Seiten ihm zu-
strömenden Erfahrungen zu der
in der Entwicklung der bota-
nischen Wissenschaft epoche-
machenden Idee der Pflanzen-
metamorphose hinführten, und
wie nach den Regeln und Gesetzen
der Garteukunst, der Garten lediglich als eine Erweiterung
des Hauses anzusehen ist, so war auch für Goethe Haus und
Garten eine untrennbare Einheit, nicht bloß in Hinsicht auf das
physische, sondern auch in Hinsicht auf das geistige Leben.
„Weit und schön ist die Welt, doch wie dank ich dem
Himmel, daß ein Gärtchen, beschränkt, zierlich, mein eigen
gehört! Bringet mich wieder nach Hause, was hat ein
Gärtner zu reisen? Ehre biingt's ihm und Glück, wenn er
sein Gärtchen versorgt."
Goethe mag, als er dies 1790 in Venedig schrieb, wohl
an die Gärten im Süden gedacht haben, allein das Gedicht
weist nach Weimar und wir hören aus ihm die zarten Töne
des Glücksgefühls, einen Garten zu besitzen und zugleich
auch die Sehnsucht des aus der Weite des Weltlebens in
die fruchtbare Enge liäuslichen Besitzes zurückstrebenden
,Gute Louise v. Avranches
alaufnahnie für die „Gartenwelt"
Die Gartenwelt.
aMäi&i.
Is Grundungung^pflanze.
lufnahme für die „Garlenwelt".
Dichters. Und zwischen den
Zeilen lesen wir, zart ange-
deutet, die Sehnsucht nach
Christiane, dem Blümchen
„wie Sterne leuchtend, wie
Äuglein scholl", das er mit
allen Würzlein ausgegraben
und zum Garten am hübschen
Haus getragen hatte. Sie
schmückte in der letzten
Zeit vor Goethes erstem
Aufenthalt auf dem Frauen-
plan in Weimar Haus und
Garten mit ihrer Liebe, und
sie empfing, den dreijährigen
August V. Goethe auf dem
Arme, im Dezember 1792
den Geliebten an der Schwelle
des Hauses, als er, aus der
Champagne zurückkehrend,
sein altes Heim zum ersten
Mal als Besitzer betrat. An
den Blumen des Hausgartens
versuchte Goethe seiner Chri-
stiane seine Gedanken über
die Metamorphose der Pflan-
zen praktisch zu erläutern:
„Dich verwirret, Geliebte, die tausendfältige Mischung dieses
Blumengewühls über dem Garten umher." Und wie Goethes
Hausgarten auch der Schauplatz trauter, behaglicher Häuslich-
keit war, sehen wir heute noch aus einer Handzeichnung
Goethes, nach der späterhin Schwerdgeburth eine Eadierung
gemacht hat. Vor dem Hause stehen zwei Orangenbäume
in geschmückten Kübeln, Weinreben umziehen die Um-
friedigung der Treppe imd die Fenster. Der Gärtner, der sich
aus der Ferne nach dem Glück seines Gärtchens zurücksehnt,
und der Künstler, der in weltentrückter Abgeschlossenheit
das stille Glück der Häuslichkeit genießt, sie haben diesem
kleinen Fleckchen Erde den Stemjjel der Ewigkeit aufge-
di-iickt. Und wer z. B. Goethes Garten in Weimar mit
phantasievollem Blick durchschreitet, vor dem mögen auch
die Gestalten all der herrlichen Männer aufgehen, mit denen
Goethe hier im Gespräch auf- und niedergegangen ist.
Herder, Wieland und viele andere, vor allem aber Schiller.
Welche Fülle der tiefsten Ideen über Kunst und Wissen-
schaft im allgemeinen, besonders aber auch über Gartenkunst
unter den Bäumen in Goethes Garten zwischen den Hecken
von Geist zu Geist geflogen ist, das ist nicht auszudenken.
Aus den verhältnismäßig spärlichen Berichten von solchen
Begegnungen möchte ich doch einige anführen, zum Teil mit
eigenen Worten der Berichterstatter, aus denen uns über die
Persönlichkeit Goethes und die damalige Beschaffenheit des
Gartens überhaupt einige Züge eindrucksvoll begegnen.*)
Der junge Voß schreibt in einem Briefe aus dem Mai
1804: „Gegen Abend regnete es ein wenig. Wir saßen
während des Regens in Goethes Gartensaale. Als es ein
wonig aufhörte, ging er mit mir in seinen Garten. Hier
machte die Pracht der Blüten, der erquickende Duft, die
Kühlung tmd Frische nach der großen Wärme einen wunder-
baren fröhlichen Eindruck auf ihn".
Während der letzten Krankheit Schillers traf derselbe Voß
Goethe einmal weinend im Garten. Johannes Falk schildert
einen Besuch im Jahre 1809. Goethe sitzt vor einem kleinen
Gartentisch, mit Beobachtung einer lebendigen Schlange be-
schäftigt, die in einem langhalsigen Glase vor ihm steht.
Auch der junge August von Goethe ist im Garten anwesend,
dann kommt auch noch Frau v. Goethe. „Wie herrlich der
Feigenbaum in Blüten und Laub steht!" ruft sie, durch den
Mittelgang des Gartens kommend. „Wir wollen ja nicht
vergessen", sagt sie zu ihrem Manne, „ihn diesen Winter
einlegen zu lassen." Goethe weist auch auf die Pracht des
Baumes hin.
Auch eine ausländische Pflanze, die große Nieswurz,
die jemand aus Japan mitgebracht hatte, komme trefflich fort.
„Am Ende können wir noch ein zweites Anticyra hiesigen
Ortes anlegen!"
Daran schließen sich noch naturphilosophische Be-
trachtungen Goethes. Luise Seidler berichtet von einem
Besuch im Jahre 1810: „Aus dem blauen Zimmer gelangt
man auf einen von wildem Wein und Efeu umrankten Balkon,
Mm dem eine kleine Treppe in den Garten hinabführte, wo
Goethe, die Mütze mit breitem Schirm auf dem Haupte,
gern verweilte und Blumen uud Bäumen eingehende Sorgfalt
widmete."
Es würde entschieden zu weit führen an dieser Stelle,
noch auf alle die Einzel-
heiten einzugehen, die
uns den Namen Goethes
mit unserem Beruf in
so nahe Verbindung
bringen imd wir sollten
ims recht oft dieses un-
vergeßlichen Dichter-
heroen erinnern, der
groß von der Garten-
kunst dachte, ja selbst
als Gärtner
■'■) Aus Papieren im Besitz des Goethe- und Scliillerarchivs
zu Weimar, die mir freundliclist zur Verfügung gestellt wurden.
Wurzelbildung zwei Jahre nach der
Pflanzung bei Gründüngung (IVIittel-
pflanze) u. schlechte Wurzelbildung
nach zweijahren ohne Gründüngung.
Originalaufnahme fQr die „Gartenwelt".
Vogelschutz.
Verwilderte Haus-
katzen sind auf Grund
des Bürgerlichen Gesetz-
buches als herrenlos zu
betrachten und dürfen
daher von jedermann ge-
tötet werden. Die re-
viei-ende Hauskatze, das
heißt eine solche Katze,
die sich nach fremden
Jagdrevieren begiebt, ist
dort als jagdberechtigt
anzusehen. Nach dem
§ 228 des BürgerUchen
Gesetzbuches handelt
nicht widerrechtlich, wer
eine fremde Sache be-
schädigt oder zerstört, um
eine durch sie drohende
Gefahr von sich oder
einem andern abzuwen-
den, wenn die Beschä-
digung oder Zerstörung
IX, 33
Die Gartenwelt.
erforderlich ist und der Schaden nicht außer Verhältnis zu der Ge-
fahr steht. Nach der Auslegung dieses Paragraphen steht den Garten-
hesitzern nicht unbedingt das Recht zu, eine in ihrem Garten sich
aufhaltende fremde Katze zu töten, sondern nur, wenn das Tier eine
Gefahr für die Vogelwelt bildet.
Diese Ansicht teilt man zur Zeit auch im König]. Ministerium
für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, was ein Schreiben des
Landwirtschaftsniinisters von Podhielski an den Freihei-rn von Berlepseh
in Cassel, den eifrigen und erfolgreichen Vorkämpfer für natur-
geniäßen Vogelschutz, beweist.
Kakteen und Sukkulenten.
Kalanclior' liybrida felthameiisis.
Von Richard Anker, Addison Nursery,
Kensington, England.
(Hierxu eine Abbildung.)
Uie Firma .lames Veitch & Sons, Cheisea,
welche sich mit der Spezialkultur exotischer
Pflanzen befaßt, erzielt öfters Neuheiten, die
auch für den deutschen Handelsgärtner wert-
voll sind. Kulaneho'e felthamenms ist eine
solche Neuheit. Sie entstammt einer Kreuzung
von Kalancho'r flammea mit den Pollen von
KalanchiiV Kirl.ii; infolgedessen hat die in
Rede stehende Pflanze auch den Habitus der
beiden elterlichen Spezies angenommen, aber
beide überflügelt sie durch den Reichtum und
das brennende Scharlachrot ihrer Blüten. Die
Pflanzen werden 45—60 cm hoch, besitzen
gegenständige Blätter, welche 20 cm lang und
3'/j cm breit werden. Sie haben eine bronze-
grüne Farbe, sind am Rande leicht gekerbt
und zeigen eine gewisse Ähnlichkeit, speziell
in ihrer Dicke, mit der Eclieveria metallica.
Die Blumen stehen aufrecht in vielverzweigten
Dolden, sind größer als bei Kalmichoii flam-
men und haben ein leuchtenderes Scharlach-
rot. Sie halten sich recht lange und werden
hier stark begehrt als Schnittblumen für Tafel-
dekoration. Die Pflanze kann bei entspreohen-
dei- Behandlung im temperierten Hause leicht
kultiviert werden und blüht im jungen Stadium
schon recht dankbar. Eine poröse leichte
Komposterde mit Zugabe von etwas Sand
wird dem Wachstum förderlich sein und
lohnende Erfolge zeitigen.
Landschaftsgärtnerei.
Über Rosengnippeii, deren Einfassung und Unter-
pflanzung.
\Jut6 Einfassung und ünterpflanzung oder Bedeckung des
Bodens der Beete oder Gruppen hochstämmiger Rosen trägt wesent-
lich zur Ven-ollständiguug bei. Außer kleinblätterigem Efeu und
etwa Buxbaum hat man für Einfassungen eine Menge vorzüglich
passender Pflanzen unter den Stauden, wenn man auch bei Be-
arbeitung des Bodens im Frühjahr nötigenfalls ein Herausnehmen,
Teilen und Neupflanzen derselben vornehmen muß. Sie sind aber
jedenfalls geeigneter als etwa die schnell vergehenden Crocus, welche
man hier und da aus dem noch aufliegenden Deekmaterial heraus-
blühen sieht. Einfassungen aus Sommerblumen wie etwa Iberis,
Nemophila etc. (obschon die Pflanzen geeignet sind), dürften ihrer
im allgemeinen kurzen Dauer wegen und weil viele nach dem Vor-
blühen und Vergehen durch andere Pflanzen ersetzt werden müßten,
weniger zu empfehlen sein. Eine dauernde Einfa.ssuug, die selbst
nach dem Verblühen noch ihren Zweck erfüllt, ist solchen
vorzuziehen. Indessen bieten die Annuellen immerhin für die Be-
deckung des Bodens unter den Rosenstämmen verschiedenerlei recht
brauchbares und dauerhaftes Material. Die Hauptsache ist aber bei
allen Unterpflauzungen, daß die Pflanzen nicht zu hoch und krautig
werden und möglichst lange blühen. Levkojen z. B. sind auf großen
Gruppen und Rabatten während der Blüte sehr schön, geben aber
im letzten Stadium des Blühens und nach dem Verblühen den Rosen-
anlagen ein unordentliches Aussehen. Dagegen halten sich gedrungen
und niedrig wachsende kleinblumige Petu-
nien und ebensolche Reseda, die recht
gut paßt, besser. Freie sonnige Lage der
Beete und ein nicht zu dichter Rosen-
bestand sind auch hierfür wünschenswert.
Früher verwendete man vielfach Ver-
benen, welche man niederhaken muß,
auch .sind Stecklingspflanzen vorzuziehen,
Samenpflanzen zu sehr wuchern.
Ebenso hakt man He-
liotrop nieder.
Außer den passenden
Sommerblumen hat
man überhaupt in den
Topf- und Teppich-
pflanzen für alle Ver-
hältni.sse und Lagen
eine reiche Auswahl
für Einfassung und
Bodenbedeckung.
F'uchsien in den nied-
rigen kleinblumigen
und reichblühenden
Sorten sind für kleine
wie giößere Gruppen
vorzüglich.
In den Knollenbegonien wie in
den kleinblumigen Begonia semperflorens
hat man für solche Zwecke ein ausgezeich-
netes Material. Man findet aber trotz des
so reichbaltigen Materials recht viele mit
ieser ergänzenden Dekoration entweder
gar nicht oder doch sehr oberflächlich und
nachlässig bedachte Rosengruppen. Man
wird selbstverständlich bei Wahl der
Pflanzen auch den Umfang der Beete
berücksichtigen und für kleinere Gruppen
auch stets nur solche wählen, mit deren
Höhe und Umfang man ganz bestimn\t
rechnen kann.
Zu alledem komtnt aber noch ein anderer Umstand, durch
welchen Gruppen mit hochstämmigen Rosen oft ein unvermeidlich
unordentliches Aussehen erhalten müssen, nämlich das Durcheinander-
pflanzen aus allerlei Klassen von ganz verschiedenem Wuchs.
Solche Gruppen, unter welchen man absolute Solitärrosen, wie
„Mareehal Niel-\ „Oloire de Dijon", „Aime Viberi'', „William Allen
Ricliardson", ,,Reine Marie Henriette^' und viele andere, sperrig
und breit ausladend wachsende, eingezwängt zwischen kurz wach-
senden findet, sind als schöne Rosengruppen ein Ding der Un-
möglichkeit. Ferner sind — auch bei gleichwüchsigen Sorten — die
Exemplare häufig viel zu eng aneinander gepflanzt. Man darf also
auch bei sonst gleichwüchsigen Sorten mit dem späteren Kronen-
umfang zu rechnen durchaus nicht vergessen. Vor einigen Jahren
fand ich auf einer kleinen Gruppe von etwa 1'/; qm Fläche die er-
staunliche Zahl von 13 Stück prächtiger Stämme „Mareehal Niel^
vor, also auf einem Räume, den ein einziges Exemplar hiervon braucht.
Man mag für solche Meisterstücke selbst die Woite wählen. Die
Sache mit den durchemander gepflanzten verschiedenwüchsigen
Kalanchoü hybr. felthamensis.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt*' gezeichnet.
Die Gartenwelt.
IX, 33
Rosen wird aber noch um so toller, wenn man die lang- und breit-
wüchsigen gleich den übrigen „schneidet". Mancher klagt,
daß die und die Sorte bei ihm nur wenig oder gar nicht blüht und
ist erstaunt, nach Einhalten mit dem Sohneiden die nun umfangreich
gewordene Krone mit Rosen überschüttet wiederzusehen.
Außerdem sind für Rosengruppen so hohe Stämme, auf deren
Kronen die Rosen dem Gesichtskreise entrückt werden und man einen
Tritt oder eine Leiter haben möchte, um sowohl die einzelne Sorte zu
sehen, als auch einen Überblick über das Beet zu haben, als un-
praktisch zu bezeichnen. Solche hohe Stämme sollte man nur an
gewissen Stellen, etwa in Ecken oder Winkel an Balkons etc., wo
sie von diesen oder aus erhöhten Parteri'efenstei'n von oben herab
gut gesehen werden können, anbringen.
Eine wirklich schöne Rosengruppe kann man erst haben,
wenn man bei bester Fundierung derselben alles hier gesagte be-
rücksichtigt. Ich habe bei Anlage von Rosengmpp§n in Saudboden
nach Herstellung der Beete aus gutem Lehm (Oberstioh) innig ver-
mischt mit Kompost- oder Mistbeeterde und viel Kuhdünger, nach
guter Wahl der Sorten wahrhaft fabelhafte Resultate erzielt. Würden
die Rosen auf so präparierten Boden zu dicht gepflanzt, so wäre
trotz diesem ein solches Resultat unmöglich. Nur nach Berück-
sichtigung aller Umstände kann man etwas wirklich Gutes erreichen
und nur so kann das Werk den Meister loben.
Man wird, um schließlich noch ein Beispiel anzuführen und
wenn man es sonst gelten lassen will, daß eine gute Einfassung nebst
passender Bodenbedeckung eine Rosengruppe wirksam vervollständige,
einen großartigen Effekt erzielen, wenn man nach oben angeführter
Fnndierung eine Gruppe ausschließlich von Teehybriden pflanzt, dieselbe
— bei größerem Umfange — mit zwei Reihen Viola cormita in
zwei Farben, etwa weiß und blau oder gelb und blau, einfaßt und
hinter diese als dritte Reihe — in welcher unter Umständen bereits
die niedrigsten der Rosenbäumchen stehen können — einen Streifen
der reizenden niedrigen Polyantharosen bringt. Das Innere der
Gruppe locker mit Knollenbegonien oder einer anderen Pflanzen-
gattung ausgefüllt, zwischen welche man, wenn es erforderlich wird,
einmal treten kann, vollendet und schließt das Beet. Ein gut ange-
legtes Rosenbeet mit Hochstämmen, in solcher Weise mit einer
Nebenausstattung versehen, ist demnach ein Beet mit Doppelwirkung.
Je nach den lokalen Verhältnissen machen sich zwischen
mehreren Rosengruppen kleine Grüppchen von Polyantharosen, je
aus einer einzigen Farbe mit entsprechender niedriger Einfassung,
etwa dunkelblaue und weiße Lobelien, äußerst zierlich.
Auch für niedrige Rosengruppen aus sogen. Wurzelhalsvor-
edlungen ist eine einzige Farbe, eine recht reichblühende Sorte,
von schönerer und bestimmterer Wirkung als Gruppen aus vielerlei
Farben-Exemplaren, die nicht gleichwüchsig sind. G. S.
Nachschrift der Redaktion. Dem, was der Verfasser vor-
stehenden Artikels über das zu dichte Pflanzen, über zu hohe Stämme,
das Durcheinanderpflanzen stark- und schwachwüchsiger Sorten, sowie
über den zu starken Schnitt der ersteren sagt, stimmen wir bei und
haben auch schon früher mehrfach auf diese Fehler hingewiesen.
Wir verwerfen dagegen jede Unterpflanzung in Rosengruppen. Solche
Unterpflanzungen au.s Fuchsien, Sommerblumen oder gar Teppichbeet-
pflanzen stijren nur die ideale Wirkung der Rose und erschweren
die sachgemäße IJberwachung und Behandlung der Kronen. Nur
eine Unterpflanzung von niedrigen Rosen in Hoohstammgruppen er-
achten wir als zulässig. Ganz speziell ist Reseda aus Rosengruppen
fernzuhalten, da auf dieser eine schwer zu erkennende gelbgrüne
Raupe lobt, welche bald auf die Rosen übergeht und diese völlig
kahl frißt. Für Rosengruppen sind neben Wurzelhalsveredlungen
und den leider völlig verschwindenden wurzelechten Rosen nur Stamm-
rosen mit 50—100 cm Stammhöhe geeignet. Zur Einfassung dieser
Gruppen eignen sich neben Polyantha- auch schwachwüchsige Bengal-
rosen. Bei starkwüchsigen Rosen beschränke man den Schnitt auf
das allernotwendigste, schwachwüchsige Sorten müssen dagegen kurz
geschnitten werden.
Zeit- und Streitfragen.
Ziele für den Unterricht an den Portbildungsschnlen
nnd Betrachtungen über die Würdigung des gärt-
nerischen Berufs.
Von H. Dickmann, staatlich gepr. Obergärtner und Fachschullehrer.
JJen Ausführungen in Nummer 27 der Gartenwelt — Zeit-
und Streitfragen über Fortbildungsschulen — reihe ich meine An-
sichten über diesen Gegenstand im allgemeinen hierunter an. Was
wollen wir denn durch den Fortbildungsunterricht erreichen? Antwort:
Die Heranbildung guter Übergehilfen resp. Poliere für den gärtnerischen
Beruf. Wir wollen also das erstreben, was andere Berufsarten längst
erreicht haben. Auch wissen wir es und haben es wohl öfter schon
selbst empfunden, daß die Vertreter anderer Berufsarten uns meistens
über die Schulter ansehen. Hierfür kann ich nur die Erklärung
finden, daß die anderen sich als die „besser bezahlten" fühlen. Im
letzteren Falle nun sind sie im Recht. Wenn für einen Maurer-,
Zimmerer- oder Steinsetzpolier pro Stunde 1 Mk. Arbeitslohn liquidiert
wird, wundert sich niemand darüber; wird jedoch dasselbe für einen
Obergehilfen unseres Berufes beansprucht, dann tut man sehr er-
staunt und findet das unerhört. Dieses Verhalten ist nichts weniger
als berechtigt, denn die Leistungen gärtnerischer Obergehilfen stehen
denjenigen anderer Berufe keineswegs nach. Es müssen daher die
gleichen Vorteile auch für unsere Berufsangehörigen erstrebt werden.
Aber man setzt nicht nur den nur praktisch vorgebildeten Gärtner-
gehilfen zurück, weil er bescheiden und friedfertig ist, auch die Absol-
venten staatlicher oder privater Gäi-tnerleliranstalten werden stets
den Angehörigen anderer Berufsarten gegenüber im Nachteil sein.
Zum Beweise hierfür mögen einige Beispiele aus meinen Er-
fahrungen vergleichsweise angeführt sein. Bei jeder der mir bekannten
Bau- und anderen kommunalen Verwaltungen werden junge Techniker,
Architekten oder Ingenieure etc. beschäftigt, welche mindestens
2700 Mk. pro Jahr erhalten, den letzteren werden sogar 3600 Mk.
als Anfangsgehalt gezahlt. Beachtet man nun die technische Vor-
bildung dieser Techniker, dann findet man bestätigt, daß zum größten
Teile diese Kräfte anderer Berufsarten keine bessere und grändlichere
Vorbildung erlangt haben, als die Absolventen staatlicher Gärtner-
lehranstalten. Die Techniker und Zeichner im gärtnerischen Berufe
erhalten bei den meisten Verwaltungen 3,25 bis 3,50 Mk. pro Arbeits-
tag, also etwa bei 300 Arbeitstagen 975 bis 1050 Mk. jährlich; die
diesen gleichwertigen Zeichner der Bauverwaltungen erhalten in der
Regel etwa 2100 Mk.
Woran liegt dies wohl? Antwort: Hauptsächlich wohl daran, daß
für unseren Beruf im allgemeinen niemand eintritt; die meisten dazu
geeigneten sorgen nur für sich selbst, nicht aber für den ganzen
Stand; wieder andere leiden an IdeaUtätsdusel und gehen daran zu-
grunde usw.
Nach meiner Meinung wären insbesondere die älteren, in
hervorragenden Stellungen befindlichen Herren unseres Berufes be-
.sonders geeignet, vieles zu bessern und Ungleichheiten gegenüber
anderen Berufsarten durch gemeinsame Bestrebungen zu beseitigen,
insbesondere bezüglich der Besoldungen der Beamten.
Wie unser Schaffen bewertet wird, möchte sich auch dadurch
ergeben, daß z. B. in einem Nachbarort von Berlin die schon vor-
handenen beamteten Obergärtner eine geringere Besoldung erhalten,
als ein neuangesteilter Förster (nicht Akademiker). Welche Parallele
mag man da wohl gezogen haben?
a) Von dem Förster wird keine wissenschaftliche Vorbildung
durch zweijährigen Besuch einer staatl. Berufslehranstalt be-
ansprucht, geschweige die Ablegung eines Staatsexamens;
b) die tägliche Arbeitsleistung dürfte eine wesentlich geringere
geistige und körperliche Inanspruchnahme bedingen, als die
sehr anstrengende und von früh bis spät währende Tätigkeit
der stadtischen Obergärtner. Trotzdem ist die Arbeitskraft
des städtischen Fürsters höher eingeschätzt, als die der
städtischen Obergärtner. Oder sollte dies z. B. nur deshalb
IX, 33
Die Gartenwelt.
393
geschehen sein, weil ein neuer Berufszweig in Frage IjommtV
Jedenfalls erscheint eine ungünstigere Beurteilung der aus dem
gärtnerischen Berufe liervorgegangenen Beamten erwiesen.
Auf den Fortbildungsunterricht zuräckkommend, habe ich schon
zuvor erwähnt, daß icli durch die Fortbildungsschule brauchbare
Obergehilfen herangebildet sehen möchte. Von diesen muß ich als
Landschaftsgärtner mindestens erwarten können, daß sie gleich den
Polieren anderer Berufsarten ein Flächen etc. -Nivellement ausführen
können, wozu die Poliere, Schachtmeister etc. auch keiner besonderen
Geläufigkeit im höheren Ifechnen und in der Planimetrie bedürfen.
Auch muß man von einem Obergehilfen, Kolonnenführer, verlangen
können, daß er nach einem Arbeitsplan eine kleine bis mittlere
Anlage abstecken kann, wie Gleichwertiges der Polier einer anderen
Berufsart auch versteht. Zur Erreichung dieses Ziels ist unerläßlich,
daß die Obergehilfen einen Plan gründlich verstehen lernen.
Die Art und die Anzahl der Unterrichtsfächer werden der zur
Verfügung stehenden Unterrichtszeitdauer anzupassen sein.
Auch halte ich eine einheitliche Lehrmethode für dringend
geboten. Um dies zu erreichen, erachte ich es für sehr wünschens-
wert, daß sämtliche üärtner-Fortbildung.sschulen sich über die zweck-
mäßigste und förderlichste Lehrmethode einigen. Es werden deshalb
Umfragen bei den verschiedensten Fortbildungsschulen eiiolgen und
die Resultate dann seitens einer zu ernennenden Kommission gesichtet
werden müssen, um so eine zweckentsprechende, der Aligemeinheit
am meisten dienende Lehrmethode zu sichern.
Nach meinem Dafürhalten kommt es darauf an, zu beiiick-
sichtigen :
1. wieviel Unterrichtsstunden können innerhalb eines Semestere
erteilt werden?
2. wieviel Semester kommen für tunlichst dieselben Schüler —
deren Fertigkeiten und Fähigkeiten oft sehr abweichende sind
— in Frage?
Von der Stundenzahl und von der Begabung der Schüler wird
natürlich auch das zu erstrebende Ziel abhängig sein; außerdem ist
der Fleiß der Schüler und das pädagogische Geschick des Lehrers
von wesentlichem Einfluß. — Als sehr richtig erscheint mir der in
dem vorangegangenen Artikel bezeichnete Vorschlag für die Uuter-
richtsart, der besagt: „Zu allernächst ist der Zweck des Fach-
unterrichts, das nachzuholen, was vielleicht auf der Volksschule ver-
säumt worden ist usw." Ich meinerseits möchte hierin u. a. ein-
begriffen sehen — außer dem Vertrautsein mit den einfachen
Kechnungsarten — das Berechnen gebräuchlicher Körper und Flächen.
Es müssen deshalb die Flächen-, Längen- und Körpermaße
gründlich durchgenommen werden, denn darin hapert es bei den
meisten Schülern.
Bei den in Heft 27 vorgeschlagenen Unterrichtsfächern: Pflanzen-
kunde, Blumenzucht, Garten-, Obst- und Gemüsebau, Freihand-
zeichnen und Plankopieren, vermisse ich jedoch die Betriebslehre, die
ich für dringend erforderlich halte.
Ferner billige auch ich es nicht, daß Schüler schon nach
'/j jährigem Unterricht vor die Aufgabe gestellt werden, einen Plan
zu entwerfen, und daß vor allen Dingen Schüler, welche '/o Jahr
unterrichtet worden sind, bei zufriedenstellenden Leistungen schon
ein Diplom erhalten. Durch letzteres bringen wir unsere Gehilfen
resp. Lehrlinge der Fortbildungsschule soweit, daß dieselben glauben,
gleichberechtigte Ansprüche wie die „Anstalter' stellen zu dürfen.
Denn man sehe sich z. B. auch nur die Zeugnisse ehemaliger Schüler
von manchen Privatanstaltcn an. Meistens sind diese Zeugnisse vor-
züglich. "Warum? Antwort: Schon in den Prospekten wird darauf
hingewiesen, daß bestimmte ehemalige Schüler sich in angesehenen
Stellungen befinden. Sie haben dieselben erreicht durch die guten
Zeugnisse.
Ich bin gegen die Verleihung von Diplomen nach '/Jähriger
Unterrichtsdauer, auch auf die Gefahr hin, daß von maßgebender
Seite der Erfolg und die Tüchtigkeit des Lehrers von den von ihm
selbst erteilten Zensuren abhängig gemacht wird. Oder man denkt
z. B. 80, wie in dem Buch „Sedan oder Jena" gesagt wird: Die vielen
Bestrafungen in der Batterie durch den Batterieclief werfen auf
dieselbe den Stempel der Disziplinlosigkeit,
Mich veranlaßt zu diesem Standpunkte folgende Erwägung:
Erhalten Schüler bereits nach halbjährigem erfolgreichem 15osuch ein
Diplom, so werden viele sich dadurch ermutigt fühlen, den Fort-
bildungsunterricht schon aufzugeben und auch nun schon versuchen,
Stellungen einzunehmen, denen sie noch nicht gewachsen sind. Dies
würde u. a. dann zur Folge haben, daß die dem unfertigen Schüler
gewordene günstige Zensierung eine nachteilige Beurteilung des
Lehrers bezw. der Fachschule begünstigt. Interessant war es für
mich, zu lesen, daß z. B. ein Maschineningenieur auch Unterricht
in der Gartenkunst und Geschichte erteilt. Leider fehlt die Angabe
der Stadt. Aber nicht nur Maschineningenieure, sondern auch mancher
andere, die z. B. einige Obstbäume oder ähnliches ihr eigen nennen,
fühlen sich schon als Autoritäten auf dem Gebiete des Gesamtgarten-
baues. In gleicher Weise berechtigt dünken sich viele Herren
anderer Berufsarten, denn sie sagen: Sobald ein Gebäude oder eine
Ge.steinmasse sich in einem Garten befindet, muß auch die Gesamt-
wegeführung etc. von dem betreffenden Baubeflissenen angegeben
werden — selbst dann noch, wenn es sich z. B. nur um einen ein-
fachen Laubengang handelt.
Sehr bezeichnend für das Vorstehende ist auch die Ansichts-
Äußerung des Herrn Architekten Georg Aster, der in seinem Buch
über Villen- und Familienhäuser u. a. sagt:
„Jeder entwerfe sich seinen Gartenplan selbst — so gefällt ihm
dann auch sein Garten, weil er die Freude des eigenen Schaffens
genießt" — „bei geschwungenen Linien lasse man das eigene
Gefühl walten und korrigiere sich selbst usw."
Zum Schlüsse möchte ich für diesmal nur noch anführen, daß
man im allgemeinen im Interesse unseres Berufes bei der Unterrichts-
erteilung nicht von dem Grundsatze ausgehen möge: Die Fortbildungs-
schüler sollen nur soweit vorgebildet werden, als sie dem Vortragenden
und anderen Berufskollegen nicht selbst später durch zu großes
Wissen gefährlich werden können, sondern es muß m. E. für einen
geweckten und fleißigen Schüler das beste Wissen des Lehrers
gerade gut genug sein, d. h. insoweit, als der Schüler hierfür
empfänglich ist. Allerdings enthält die Redeweise leider viel Wahres:
„Erlaube Dir nie schlauer zu sein, als Dein Prinzipal es ist",
weil Du sonst rücksichtslos an die Wand gedrückt wirst.
Mi.
Gärtner oder Taglöhner.
Von Hans Heitmar, Obergehilfe, Bemdorf.
Lit Bezug auf den kleinen Aufsatz „Der Anfang vom Elend
beim Herrschaftsgärtner", den ich in No. 21, Seite 252 dieser ge-
schätzten Fachzeitung las, will ich ebenfalls so eine Anzeige, aller-
dings etwas anderer Art, zur Kenntnis bringen. Die Anzeige hatte
folgenden Wortlaut:
„Ein junger Gehilf e für einen neuangelegten Schloß-
park zum 1. April gesucht. Derselbe muß mähen
können und alle gärtnerischen Arbeiten, auch Holz-
hacken übernehmen und zeitweise dem Hausmeister
helfen. Kl. Gemüsegarten. Er untersteht meiner
Aufsicht, wird jedoch vom Besitzer besoldet. Ge-
halt 60 K. Wohnung und Kost in der Nähe bei
Bauer auf eigene Kosten. Rückantwort nur dem
Erwählten. Angebote erbittet
W. Kreitling, Gärtnerei, Untermais-Meran, Tirol.
Wenn ein Laie eine solche Anzeige liest, wird seine Achtung
vor dem Gärtnerberuf bedenklich schwinden und er wird sich denken,
ein Gärtner sei eben ein Taglöhner. Es ist aber unverzeihlich, wenn
auch gärtnerische Offerten blätter, die von den Gärtnern leben, derlei
Anzeigen annehmen. Nimmt ein junger unerfahrener Gehilfe solch
einen Posten an, so muß er in kürzester- Zeit die Lust und Liebe zu
seinem Berufe verlieren; er wird stumpfsinnig, verbauert und sinkt
zum eigentlichen Taglöhner herab. Wie aus der Anzeige zu ent-
nehmen ist, hat der — „Erwählte" — drei Herren zu dienen, wie
er es dann zuwege bringt es jedem recht zu machen, ist mir ein
Rätsel.
Die Gartenwelt.
IX, 33
Zur Hausmeisterhilfe und zum Holzhauen nimmt man doch
keinen Gehilfen, sondern einfach einen Taglöhner; das sollte doch
der Herr Kreitling als Gärtner wissen. Mit dieser Anzeige läuft er
Gefahr, daß sich einige Witzbolde den Spaß erlauben und sagen:
,.Nun ja, das liegt ja im Namen, „Kreitling" kommt einfach von
„Krauter". Aber selbst ein „Krauter" hat bessere Beschäftigung
für seine Gehilfen.
Ich glaube, es ließe sich doch machen, daß gärtnerische
Uffertenblätter keine solchen Anzeigen bringen. Arbeit ist keine
Schande, gewiß, aber jedem Beruf seine Berufsarbeit! Auch die
Gärtnerei hat ihre profanen Arbeiten, wozu man keine Lackschuhe
anziehen kann, aber man tut sie gerne, aus Liebe zur Pflanze, aus
Liebe zum Beruf, kurz, man ist damit Berufsarbeiter, man ist Gärtner
und kein Taglöhner. AVer sich um eine Stelle der gekennzeichneten
Art bewirbt, ist einfach ein Idiot, nicht wert, Mitglied unseres
schönen Berufes zu sein, er i,st kein Gärtner.
Fragen und Antworten.
Beantwortung der Frage No. 316. Welche f r ü h -
blühenden Chrysanthemum -Üorlen ergeben, in Häusern mit
abnehmbaren Fenstern ausgepflanzt, gute Kultur vorausgesetzt, große
Schaublumen? Der Boden ist kräftiger Lehm, gedüngt mit Kuhdung,
Ruß und Hornmehl.
Folgende CAn/w//////»,/,», „-Suiten geben bei guter Kultur große
Schaublumen: „Avalaiirl,,'-. ,,Miii< (liistave Henryk'-, „Rayonnanf-^
„Sokä d'Odobre", J'irsnlr,it Xn,ii,i'\ „Princesse Alice de Monaco'-,
„Mennaid'\ „N. C. S. Jubilee'\ „Viviand Morel", „Charles Davis'',
„Mlle Marie Liger", „Modeste", „Mine Jules Merman", „Miss Alice
Byron". „Mr. Louis Remy"-.
Chr. Danner, Handel.sgärtner, Wandsbek.
— In unseren Kulturen haben sich unter älinlichen Verhältnissen
wie beim Fragesteller, am besten bewährt:
\. ,,Phijcbiis'\ viel zu wenig verbreitete, prachtvoll goldgelbe
Handelssorte;
2. ,,Mme Jules Merman", die „rosafarbene Oktobersonne";
3. .,Mlle iMcie Dureaii"-, reinweiße, anspruchslose Zukunftssorte,
deren Wert langsam erkannt wird.
Dänhardt & Müller, Chrysanthemum- und Dahlienkulturen,
Mettmann bei Düsseldorf.
— Von folgenden frühen Chrysanthemum -Sorten kann man
große Schaublumen erzielen: „Oeorg Einich", hellgelb, für Toiif-
kultui-, „Marie Üepardon", weiß, zum Auspflanzen, ,,Marie Louise",
hellrosa, zum Auspflanzen, „Source d'Or", braungelb, zum Aus-
jiflanzen, „William Seward", dunkelpurpur, zum Auspflanzen,
„Soleil d'Odobre", kanariengelb. Diese Soi'ten eignen sich ganz be-
sonders fürs' Haus und zwar sagt ihnen eine Erde, bestehend aus
einer Mischung von Mistbeet- und Komposterde mit Sand mit etwas
Kalksteinen vermischt, am besten zu. Nach dem Verpflanzen wird
auf 10 cm eingestutzt. Wöchentlich ist zweimal mit Guanowasser
oder aufgelöstem Kuhdung zu gießen. Die Pflanzen dürfen nie
trocken worden, da dies die Blüte au*s Höchste gefährdet.
J. Meinecke, Krefeld.
— Vorausgesetzt, daß das Auspflanzen nicht vor Anfang Juni
geschieht und die Pflanzen eintriebig herangezogen werden sollen,
werden folgende Sorten sehr leicht und auch zeitig große edle
Schaublumen hervorbringen : „Prinxesse Alice de Monaco", rein-
weiß, riesig groß, etwas hochwachsend, Blume lange haltbar durch
die breiten nach innen gebogenen Blätter; „Mnie Gmtare Henry",
reinweiß, ziemlich groß, bleibt ganz niedrig und blüht sehr leicht
auf; „Mr. C. Earman Payne", leicht mauvefarbig und „Mr. Louis
Uemy", dunkelgoldgelb, beide von gleichem Typus, aber sicher im Blühen.
Auch „Bayonnant" mit iliron strahligen Blumen, welche eine zarte,
fleischfarbigrosae Farbe haben und die schöne karminrote nach innen
gebogene „Robert Floiccrday" sind noch zu erwähnen.
Albin Etzold, Hoflieferant, Altenburg, S.-A.
Beantwortung der Frage No. 317. Wie .sind Topf-
jhrysanthemui
1, um kl
starke Triebe mit
großem dunkelgrünem Laub zu erzeugen? Ich gebe meinen
Pflanzen zur Hälfte kräftige Landerde und zur Hälfte Mistbeeterde
(keine Misterde) und entsprechend Sand, mische unter die Erde
Knochenmehl und gebe vom August ab Jauche; dabei schießen sie
mir beängstigend in die Höhe, bringen wohl halbwegs schöne Blumen,
Stiel und Laub bleiben aber immer etwas schwach.
Der Fragesteller hat anscheinend seinen Pflanzen zuviel
Stickstoff zugeführt und zu wenig Phosphorsäure und Kali.
Wenn diese drei Bestandteile der Chrysanthemum -%v(ie beigefügt
und bei der weiteren Kultur dieselben Bestandteile den Pflanzen
maßvoll zugeführt werden , kann der Eifolg nicht ausbleiben.
Wieviel von jedem dieser Bestandteile der Erde oder dem Wasser
beizumischen ist, daräber gibt jede Preisliste der chemischen Dünger-
fabriken Auskunft; will der Fragesteller aber ganz sicher gehen, so
muß er seine Erde, worin Chrysanthemum gepflanzt werden sollen,
chemisch untersuchen lassen und auf Grund solcher Analyse kann
er der Erde fehlende Bestandteile genau ersetzen.
Chr. Danner, Handelsgärtner, Wandsbek.
— 1. Die Erde ist nicht nährstoffreich genug. Wir haben die
besten Erfolge mit folgendem Verfahren gehabt: Im Februar wird
ein Erdhaufen für die nächste Kulturperiode aufgesetzt, der
besteht aus alter ßasenerde (im Notfalle Landerde), verrottetem
Dünger , kalkhaltigem Bausohutte , Ruß und etwas Flußsand.
Dieser Haufen wird so oft wie möglich (monatlich) umgesetzt, um
die Mithilfe von Luft und Frost bei der Zersetzung recht gründlich
ausnützen zu können. Auch Jauche wird einigemale daraufgebracht.
Bei starken Regengüssen wird der Haufen gedeckt, um einem Aus-
laugen der wertvollen Nährstoffe vorzubeugen. Diese ein volles
Jahr abgelagerte Erdmisohung bildet den Grundstoff unserer
Kultur. Wir verpflanzen dreimal, das Einpflanzen der Stecklings-
töpfe nicht mit eingerechnet. Beim ersten Verpflanzen geben wir
Vj Mistbeeterde, V2 Grundstoff, beim zweiten und dritten Verpflanzen
nur Grundstoff. Mitte Septembi'r wird die obere Erdschicht etwa
zweifingei-stark abgenommen und durch Grundstoff mit Kuhdung-
zusatz ersetzt.
2. Die Düngung ist nicht richtig. Geben Sie von Ende August
ab keine Jauche mehr. Jauche ist Stickstoffdünger und wirkt als
solcher in erster Linie auf Trieb- und Blätterbildung. Verwenden
Sie dafür Superphosphat 1 : 500 (2 g auf 1 1 Wasser) und schwefel-
saures Kali 1:1000 (1 g auf 1 1 Wasser). Bis Ende August ist
Düngung mit Jauche immer gut, nur muß sie vergohren sein und
mit der dreifachen Wassermeuge verdünnt werden. — Wenn Sie
sonst keine Fehler in der Kultur begehen, müssen Stiel und Laub
gut werden. Dänhardt & Müller, Mettmann bei Düsseldorf.
— Die Erdmischung mag richtig sein; auch Sand und Knochen-
mehl kann darunter gemischt werden. Ich nehme an, daß die richtige
Zeit des Verpflaozens nicht eingehalten worden ist und die Triebe
schon zu lang geworden sind. Um recht gedrungene, niedrige
Pflanzen zu erzielen, vorausgesetzt, daß man auch niedrig bleibende
Sorten besitzt, ist es notwendig, daß das Verpflanzen geschieht, bevor
die Triebe weit durchgewachsen sind, daß die Töpfe nach dem Ver-
pflanzen gleich auf einen ganz sonnigen Platz gebracht und soweit
von einander gestellt werden, daß die Blätter sich bis zum nächsten
Verpflanzen nicht berühren. Nur auf diese Weise wird es mög-
lich sein, kurze starke Triebe mit großem dunkelgrünem Laub zu
erzeugen. Albin Etzold, HofUeferant, Altenburg, S.-A.
— Um Topfchrysanthemum mit kurzen, starken Trieben und
dunkelgrünem Laub zu erzielen, ist es notwendig, dieselben häufiger
zu stutzen, sehr viel Wert auf die Auswahl der zu belassenden
Triebe zu legen, die Pflanzen auf den Stellagen der luftigen Kalthäuser
möglichst frei aufzustellen und dem aufgelösten Kuhdung etwas Ruß
beizugeben. Auch wähle man immer die niedrigsten, gedrungensten
und gleichmäßigsten Seiten für diesen Zweck. Eine aus Mistbeet-
Rasenerde mit Sand bestehende Erdmischung ist die beste.
Fr. Gildemeister, Bremen.
— Um recht buschige, niedrige Exemplare mit recht reicher
Blütenfülle zu erhalten, pflanzt man eine Partie uberwinterter
Pflauzen auf ein gut gedüngtes, tief gegrabenes Beet aus. Gegen
IX, 33
Die Gartenwelt.
Ende August schneidet man die bereits mit Knospen besetzten
Spitzen in einer Länge von 15 bis 20 cm ab und steclct sie in 8 bis
10 cm große Töpfe, stellt sie in geschlossene und erwärmte Mistbeete
und hält sie bei Sonnenschein schattig; sie bewurzeln sich sehr bald
und sind sofort blühbar. J. Meinecke, Krefeld.
Beantwortung der Frage No. 318. Lassen sich Syrimja
vulyarisSoTten durch Holzstecklinge, Stecklinge von halbreifem Holz
oder krautartig vermehren und wie ist die Behandlung?
Die beste Stecklingsvermehrung für Sijrimja vidgaris-SorteD ist
wohl die durch holzartige Stecklinge, soweit man nicht überhaupt
die Veredlung vorzieht.
Durch krautartige Stecklinge kommt man verhältnismäßig lang-
sam zum Ziel; halbreifes Holz ist weniger empfehlenswert, da es sich
einmal schlecht stecken läßt und dann auch nur langsam und un-
zuverlässig wächst.
"Wenn ich auf das Stecken selbst, welches ja etwas einfacher
und allgemein bekannter ist, näher eingehe, so geschieht es, um auf
eine wirklich zweckmäßige, wenig mühevolle und doch sicher zum
Ziel führende Behandlung des Steckholzes hinzuweisen, die, wenn
auch nicht neu, so doch der Einfachheit halber stets zu empfehlen
ist. In der Regel schneidet man das Steckholz unterhalb des
untersten Augenpaares wagorecht, eine Mühe, die meines Erachteus
unnötig ist. Einmal erfordert dieses Schneiden Umstände durch die
Schnittweise selbst, wie auch durch das Stecken. Bei einigen empfind-
lichen, schlecht wachsenden Gehölzarten möge man sich der Mühe
unterziehen.
Man ist nämlich hei dem sorgfältigen „Glattschneiden" der
Stecklinge auch gezwungen, das Stecken in Gräben vorzunehmen, um
das Verletzen des mühevoll glattgeschnittenen unteren Teiles, sowie
der Augen zu vermeiden. Weit einfacher und sicherer steckt
man das Steckbolz, wenn man es unterhalb des untersten Augenpaares
stumpf von zwei Seiten zuspitzt, so daß die Augen unbeschädigt
bleiben. Die Länge sei die allgemein übliche (ca. 20 bis 25 cm);
man achte jedoch darauf, daß mindestens 3 Augenpaare vorhanden
sind, wodurch oft die Länge etwas über das zulässige Maß hinausgeht.
Die so geschnittenen (zugespitzten) Stecklinge werden im
zeitigen Frühjahr auf ein gut gedüngtes und gegrabenes Land beet-
weise gesteckt, nachdem man vorher eine kräftige Schicht halb-
verrotteten Laubes darüber gleichmäßig verteilt hat. Auf ein Beet
von 1,20 ni Breite wird man bei Sy ringen fünf Reihen bringen
können, in der Reihe Abstand 1.5 bis 20 cm. Diese Stecklinge lassen
sich gut durch das Laub in den Boden stecken und wachsen sehr
. zuverlässig. Man läßt, wie allgemein, nur ein Auge, bezw. Äugen-
paar aus dem Boden schauen. Das Stecken selbst muß längs der
Schnur geschehen, da ja ein Abschnüren der Beete nicht möglich ist.
Das Laub hat natürlich im wesentlichen den Zweck, die Beete
feucht und locker zu erhalten, so daß die Stecklinge während des
Sommers weiter keine Behandlung erfordern, als Reinhalten von
Unkraut. Im Frühjahr des zweiten Jahres erfolgt der Rückschnitt
und wenn irgend angängig das Verpflanzen, was aber auch durch
Innehaltung größerer Entfernungen beim Stecken noch hinaus-
geschoben werden kann. Heinr. Beuß, Schwetzingen.
— Syringa eulgaris-Sorten wie „Marie Lcgraye'-'-, „Charles X-\
flore pleno Lemoinei und andere lassen sich am schnellsten und
besten durch Okulation im Jali-August auf 2 bis 3jährige Sämhuge
von Syringa vulgaris vermehren.
Fritz Moll, Flieder- und Rosenschulen, Marienthal-Lübeck.
— Zu was dasV Ganz abgesehen davon, daß Stecklinge aller
Sjinngen in jedem Stadium schwer wachsen, haben dieselben dann
den Nachteil, daß sie ungeheuer viel schwache "Wurzelschößlinge
bringen, was z. B. bei Hoch- und Halbstammkultur sehr unangenehm
ist. Außerdem ist das Wachstum in den ersten Jahren ein schlechtes.
Syringa vulgaris ist als Unterlage sehr billig, Reiser sind in Fülle
zu haben, die Veredlungen wachsen leicht (auf den Wurzelhals
wie bei den Rosen), und geben in viel kürzerer Zeit handelsfähige
Pflanzen, als bei dem umständlichen Stecklingsverfahren.
Paul Ruschpier, Handelsgärtner, Strehlen.
Beantwortung der Frage No. 319. Wie ist die beste
Vermehrung von Prunus Pissardii {purpurea Spaeth)? In einem
Buche wird Vermehrung durch Samen empfohlen; wo ist Samen in
keimfähiger Qualität erhältlich ?
Die Vermehi-ung der Pruntis Pissardii (purpurea) durch Aussaat
möchte ich Ihnen nicht empfehlen, da Samen selten zu kaufen ist; Sie
müßten diesen schon selbst sammeln und gleich nach der Ernte aus-
säen. Prunus Pissardii wächst durch Okulation Ende Juli, Anfang
August willig auf zweijährige Sämlinge der St. Julien-Pflaume. Zwei-
bis dreijährige Okulationen geben schon große starke Pflanzen.
Fritz Moll, Marienthal-Lübeck.
— Die beste Vermehrung von Primus Pissardii {purpurea) istdie
Veredlung auf die Kirschpflaume, Prunus Myrobalana [Syn. Pr. cerasi-
fera), der Stammform von Prunu.t Pissardii [Syu. Pr. cerasifera
fol. purpureis). Prunus Myrobalana zieht man aus Samen, und wenn
die Sämlinge zwei Jahre alt sind, wird Pr. Pissardii darauf veredelt.
Samen von Pr. Myrobalana kann man von Vilmorin Andrieux & Co.,
Paris, beziehen. C. M.
Bücherschau.
Anleitung zur Pflanzung und Pflege der Obstbäume.
Von A. Hagemanu. Zweite vermehrte Auflage. Berlin 1005. Ver-
lagsbuchhandlung von Paul Parey. 8°, 40 Seiten, Preis brosch. 60 Pf.
Diese kleine Schrift möchte ich als ABC der übstkultur des
Bauern bezeichnen ; sie behandelt ausschließUoh den Hochstamm, hat
aber in der neuen Auflage noch einen Abschnitt über Beerenobst erhalten.
Da wäre es vielleicht ratsam gewesen, wenn sich der Verfasser auch
herbeigelassen hätte, einige Zeilen dem Halbstamm und dem Nieder-
stamm oder Buschbaum zu widmen, denn sie gehören zu den besten
und ertragreichsten Formen für eingefriedigte Gärten, wo sie schon zu
einer Zeit gute Erträge geben, zu welcher bei Hochstämmen auf
solche noch nicht zu rechnen ist. Der Bauer pflanzt mit besonderer
Vorliebe Obstbäume in den sein Gehöft umgebenden Garten an ; es ist
dies, wie ich aus eigener Anschauung weiß, auch in Westfalen und
Lippe der Fall und da muß ihm daran liegen. Bäume zu pflanzen,
die früh Ertrag bringen. Weit schwerer sind die Bauern zur An-
pflanzung von Hochstämmen auf Äckern zu bewegen, weil sie sich
mit Recht sagen, daß dies keineswegs doppelte Erträge ergibt.
Illustriert ist das kleine Schriftchen nicht; der Verfasser vertritt die
Ansiebt, daß Zeichnungen dem Laien wenig nützen; in vielen Fällen
zu Zweifeln und Irrtümern führen. In diesem Umfang mochte ich
das. nicht gelten lassen. Es hat sich aber in Fachbüchern imd Lieb-
haberblättern eine Manie breit gemacht, den Eindruck kolossaler
Praxis zu erwecken, indem man möglichst viele Puppen beiderlei
Geschlechts, die mit den Pfoten in der Erde oder in den Bäumen
herumwirtschaften, bietet, Bilder, die vielleicht dem Laien emen ge-
wis.sen Respekt einflößen, in Wirklickeit aber keinen anderen Zweck
haben als mehr oder weniger große Lücken zu füllen. Der Bauer
kauft kein Buch, wenn er aber ein solch kleines Heftcheu wie das
voriiegende von einem Gönner geschenkt erhält, so wird er an langen
Winterabenden .sicher darin lesen und Nutzen daraus ziehen. Die
Landwirtschaftskammern sollten solche Heftchen, die über das Alier-
notwendigste in klarer Weise belehren, unter allen Bauern ver-
teilen, die überhaupt lesen können und einiges Interesse am Obstbau
haben. M. H.
Nutzgärtnerei oder Grundzüge des Gemüse- und Obst-
baues. Von Hermann Jäger. Sechste vermehrte und verbesserte
Auflage von J. Wesselhöft. Mit 75 in den Text gedruckten Ab-
bildungen. Leipzig 1905, Verlag von J. J. Weber. Kl. 8°, 272 S.,
Preis in Leinen gebdn. 3 Mark. Band 10 von Webers illustrierten
Katechismen.
Diese Schrift, an weicher Herr Wesselhöft, Handelsgärtner in
Langensalza, fleißig gearbeitet hat, enthält gewiß manche gute An-
leitung und doch muß sie als minderwertig bezeichnet werden,
darüber kann das Erscheinen der sechsten Auflage nicht täuschen.
Es zeigt mir nur, daß die große Veriagshandlung auch minderwertiges
an den Mann zu bringen versteht. Die Illustrieruiig scheint aus
dem Mittelalter zu .stammen. Sie ist auch durchaus einseitig. Da
werden einige elende, von der modernen Teckiiik überholte Gerät-
Die Gartenwelt.
IX,
Schäften abgebildet, iind Bäume, von denen man nicht weiß, was sie
darstellen sollen; natürlich zum großen Teile wieder zwecklose
Bauniformen. Die abgebildeten Reben kann man für alles mögliche
halten, nur nicht für Heben, dabei tragen sämtliche Figuren nur die
Nummer als Unterschrift ohne jede nähere Erläuterung, sodaß man
erst immer im Text nachlesen muß. wenn man wissen will, was
solches Ding, solch Lückenbüßer eigentlich darstellen soll. Der
Inhalt ist eingeteilt in Paragraphen und in fortlaufende Nummern.
Die Paragraphen sind so klein gedruckt, daß man sie suchen
muß, die Nummerüberschriften treten dagegen in Fettdruck hervor.
Eine Verlagsbuchhandlung vom Rufe der Weberschen sollte ein
Büchlein, das sie zu dem gewiß recht anständigen Preise von 3 Mark
in die Welt schickt, doch zeitgemäß ausgestalten und die aus Ge-
schäftsprospekten von anno dazumal zusammengetragenen Reklame-
bilder beiseite lassen. M. H.
Berichtigung. Die Kritik der 3. Lieferung meines Handbuchs
der Laubholzkunde in No. 29, Seite 348 der „Gai-tenwelt" von Herrn
Grube, Aachen, veranlaßt mich zu einer Entgegnung. Schon nach
dem Erscheinen der letzten Besprechung in No. 25, Seite 299, hatte
ich mir erlaubt, an den Herrn Referenten einen Brief zu richten,
um ihn auf einiges hinzuweisen, was meines Erachtens unrichtig in
seinen Angaben war. Ich glaubte eine öffentliche Klarstellung unter-
drücken zu können, da ich im alli;emeinen den Herren Kritikern
nicht hineinreden möchte. Allein, wenn Herr Grube es für nötig
hält, von einer „entschiedenen Benachteiligung der Käufer", ja von
einer „Unterschlagung" zu sprechen, so möchte ich doch darauf hin-
weisen, daß er meines Erachtens die Tatsachen ganz falsch beurteilt.
Zunächst muß auf jeden Fall bemerkt werden, daß selbst dann der
Herr Kritiker kein Recht hätte, so wie er es getan zu sprechen,
wenn ich in der Tat im „Handbuch" nur einen Auszug aus meiner
Deutzia- Arbeit in den Mitt. d. D. D. G. publiziert hätte. "Was
wird er denn sagen, wenn er meine „Vorarbeiten zu einer Monographie
der Gattung Berberis" liest, die seit Anfang 1905 im „Bulletin de
l'Herbier Boissier" erscheinen, worin ich wohl 30 neue Arten auf-
.stelle und wohl 80 beschreibe, die im Handbuch aus guten Gründen
nicht erwähnt sind, ja zum Teil nicht erwähnt werden konnten? Ich
beschreibe doch im Handbuch zunächst nur das Notwendige, aber
die fraglichen Deutxia Fargesü, D. pulchra, D. setchuensis und
die so ganz seltenen D. tamanetisis, D. glabrata und D. macracantha
kommen vorläufig fürs Handbuch kaum in Betracht. Und doch
sind (ausgenommen D. glabrata) alle von Herrn Grube als
dort fehlend angeführten Arten im Handbuch nicht -nur
verzeichnet (vgl. S. 377, 380, 381 etc. die Anmerkungen), sondern
sogar soweit gekennzeichnet, daß man sie ohne Zuhilfenahme der
Arbeit in den Dendr. Mitt. ziemlich sicher bestimmen kann. Ob
unter diesen Umständen von einer „Benachteiligung", „Unter-
schlagung" etc. gesprochen werden kann, ist mir denn doch sehr
fraglich. Dagegen glaube ich allen Grund zu haben, den Herrn
Referenten zu ersuchen, wirkliche Unrichtigkeiten, wie er sie im
vorletzten Referat S. 299 publiziert hat und die er trotz meines
Briefes in der letzten Kritik nicht richtig zu stellen beliebte, künftig
zu vermeiden. So sehr ich für jede begründete Richtigstellung stets
dankbar bin, so sehr muß ich mich doch dagegen wehren, daß mir
Fehler oder Mängel vorgeworfen werden, die ganz unbegründet sind.
Wien, im April 1905. C. K. Schneider.
Obstbaugenossenschaft ins Leben rufen wolle. Es handele sich um
eine Anlage von Treibhäusern auf offenem Felde nach belgischem
Muster, wozu etwa 40 Morgen Land erforderlich seien. Der
Gartenbau- Verein wird sich jedenfalls mit 1000 Mk. Aktien an dem
Unternehmen beteiligen.
Bochum. Im neuen Teile des Stadtparks sind die Erdarbeiten
in vollem Gange. An der Straße nach Grumme finden umfangreiche
Bodentransporte statt. Es werden dort die terrassenförmigen An-
lagen hergerichtet, in deren unmittelbarer Nähe das neue Restau-
rationslokal demnächst erbaut wird. Die Teichaulage ist gänzlich
fertiggestellt. Der Weiher steht schon seit einiger Zeit vollständig
unter Wasser. — Für die Herstellung gärtnerischer Anlagen am
Kaiser Wilhelm-Denkmal sind bekanntlich 12000 Mk. ausgeworfen
worden. Herr Gartenarchitekt Capelle, der auch die Anlagen vor
dem KosthausH Stahlhausen hergestellt hat, wird die Arbeit ausführen.
Bromberg. In der letzten Stadtverordnetensitzung wurde der
Vertrag mit dem Fiskus genehmigt, der die Anlage von Promenaden-
wegen und Anpflanzungen bezw. Errichtung von Schutzhütten . im
Rinkauer Walde zum Gegenstand hat. Besonderer Dank für das
Zustandekommen dieses Vertrages wurde dem Oberforstnieister Och-
waldt ausgesprochen. Die Anlagen sind gedacht in der Art, daß
von der Danziger Chaussee aus ein Weg zum Forsthaus Rinkau quer
durch den Wald und gleichzeitig vom Eisenbahnübergang ein zweiter
Weg nach dem Etablissement Rinkau geführt werden soll. Beide
Wege sollen sich ungefähr in der Mitte treffen. Gegen Erstattung
der Selbstkosten hat sich nun die Forstverwaltung bereit erklärt,
nach Angabe des Magistrats malerische Anpflanzungen herzustellen,
eventuell Schutzhütten zu errichten. Die Wege sollen eine Breite
von 3 m erhalten, ferner sollen in den angrenzenden Teilen Kahl-
hiebe tunlichst vermieden werden. Der Forstfiskus verpfhchtet sich
weiter zur Aufstellung von Bänken an den Wegen und zur Schaffung
von Kinderspielplätzen. Der Vertrag wurde auf die Dauer von
30 Jahren geschlossen. K.
Düsseldorf. Die Stadtverordneten stimmten dem Antrage der
Verwaltung, zwecks Gewinnung von Plänen für den Kaiser Wilhelm-
park ein Preisausschreiben unter 11 aufgeforderten Gartenarchitekten
Düsseldorfs und anderer Städte mit der Erweiterung zu, daß
sämtlichen Düsseldoi-fer Gartenkünstlern die Beteihgung freisteht.
Das Ausschreiben ist inzwischen schon erlassen worden (Ver-
gleiche Seite 384). — In dem Park soll großer Wert auf Spiel-
und Sportplätze gelegt werden. Es werden gewünscht: Ein Platz
für Volks- und Sportspiele (Mindestgröße 250:125 m), ein Platz für
volkstümliche Übungen (Mindestgröße 250:100 m). Beide Rasen-
plätze müssen die Möglichkeit bieten, im Winter durch Berieselung
in Eisbahnen umgewandelt zu werden. Des weiteren werden ver-
langt 6 Tennisplätze und ein Reitplatz, und endlich Reit- und Rad-
fahrwege in möglichster Ausdehnung. Leider wird man sich in der
Bepflauzung große Beschränkungen auferlegen müssen. Z. B. darf
nach den Bestimmungen der Rheinstrombauverwaltung auf dem
Gelände, das unter -j- 9 m Pegel liegt, auf je 100 qm nur 1 hoch-
stämmiger Baum gepflanzt werden. In der Nähe des Ufers sind sie
möglichst zu vermeiden. Große umfangreiche und dichte Unterholz-
und Strauchgruppen sind auf diesem Gelände nicht gestattet. A. W.
Tagesgeschichte.
Achern. Die mitten in der Stadt liegenden Bayermatten sollen
in einen Stadtgarten umgewandelt werden. Herr Wilhelm Peter in
Union Hill (Amerika) hat zu diesem gemeinnützigen Unternehmen
einen namhaften Beitrag zur Verfügung gestellt und von mehreren
anderen begüterter Achernern in Amerika stehen größere Summen in
Au.ssicht. In hiesiger Staut soll eine Sammlung eingeleitet werden.
Angermfinde. Im hiesigen Gartenbau-Verein teilte der Vor-
sitzende mit, daß die Landwirtschaftskammer in Angermünde eine
Personal-Nachrichten.
David, Schloßgärtner in Brzesnitz. Kreis Ratibor, wurde das
Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.
Hübner, Gärtnereibesitzer in Potsdam, wurde zum Kgl. Hof-
lieferanten ernannt.
Jung, H. R., bisher Stadtoborgärtner bei der städtischen Garten-
verwaltung in Cöln, wurde zum städtischen Garteninspektor daselbst
ernannt.
Knieling, Christian, Gärtner in Cassel-Wahlershausen, f im
69. Leberisjaluv.
Kurtz, David Friedrich, früherer Handelsgärtner in Feuer-
bach-Stuttgart, t am 20. April.
Voran twortl. Keda
rd Carl Schmidt k Co., Leipzic. — Drnci: Anhalt. Bachdr. Ouienberg, e. G. m. b. H., Dessau.
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x/Ak,£^^<:^^^r-j
Illustriertes Wochenblatt für den eesamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
20. Mai 1905.
No. 34.
Nachdruck and Nacbbildang aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Farne.
Stenocliiiiena palustris, Mett.
Von Hofgartendirektor Graebener in Karlsruhe.
(Hierzu xvei Abbildungen.)
-CJine mächtige Liane des ostasiatischeii Waldes bildet
Ste?iochlaenapah(,stris, Syn., Lomariopsis palustris, Ao-ostichuni
scandens,J. Sm. (Hook. ?), speziell im nördlichen Indienund Süden
von China, in Nord-Australien und einigen australischen In.seln
heimisch. Bis in die Äste hoher Bäume klettert die Pflanze
hinauf, läuft auf dem Boden hin, überzieht Baumstämme und
Felsen und bildet durch die lederartig glänzenden bis zu
1,60 m langen Blätter eine große Zierde der Wälder. Die
einzelnen Fiederblätter werden bis zu 40 cm lang und 4^, cm
breit, sie sind beiderseits scharf gesägt; die Mittelrippe ist
erhöht, von ihr ab gehen zahl-
reiche parallel laufende Adern zu
den Sägozähnen. Das Blatt ist
heUgi'ün, glänzend; die Rhizome
sind wenig geschuppt, überall
Wurzeln bildend, die
in die Erde, zwi.schen
Steine oder in die
Baumlinde eindrin-
gen; wo die Rhizome
frei in die Luft hän-
gen, bilden sich i<eine
Wurzeln.
Für die Pflan-
zenhäuser bedeutet
\m%QVQStenochlaeiia*)
*) Anmerkungder
Redaktion Man ver-
gleiche den Artikel in
\o. 31. worin Herr
Bernstiel St. meyeriaiia
empfahl. — Wir lassen
die Frage offen, ob die
hier abgebildete und be-
schriebene Art tat.sach-
lich St. palustris ist.
Nach Diels in Engler-
Prantl. Nat. Pflf. Bd. I,
Seite 251 gehört St. pa-
lustris zur Sektion I
Eustenochlaena mit
Gartenwell. 1}
Stenochlaena palusti
eine Zierde er.sten Ranges. Ihr Wachstum ist rasch, die
Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Ungeziefer groß,
die Kulturfähigkeit gut. Der dekorative Wert der Pflanze
sollte uns veranlassen, sie so viel wie möglich zu verwenden.
Die Pflanze gedeiht, eine kräftige Nahrung und viel Feuchtig-
keit vorausgesetzt, im Warmhaus und im temperierten Haus,
wo sie entweder zur Bekleidung von Wänden oder Felsen
dient, oder in Töpfen, Hänge-Ampeln ihre langen Blätter und
Rliizome bildet, welch letztere wurzellos herabhängen, wo sie
aber Halt und Untergrund finden, überall sich einwurzelnd.
Erst wenn die Pflanze ein gewisses Alter und eine gewisse
Größe erreicht hat, bringt sie Fruchtwedel hervor, welche,
einer Feder gleich, eine große Zierde der Pflanze sind. Die
sterilen Blätter sind e i n f a c h , die fertilen zweifach gefiedert.
(Vgl. Anm.) Ich habe auf beiden
Bildern ein Kind mit photo-
graphiert, um ein Bild von der
Größe der Pflanze und der ein-
zelnen Blätter zu geben. Die
fertilen Blätter ent-
wickeln eine Un-
menge von Sporen,
welche, gleich aus-
gesät, willig keimten
und sich schon nach
6 Monaten zu 40 cm
hohen Pflanzen ent-
wickelt hatten.
einfach gefiederten
fertilen Blättern. Nach
Form der Fieder und
Ähnlichkeit der Ab-
bildungen, sowie der
Tatsache, daß die fer-
tilen Wedel doppelt ge-
fiedert sind, möchten
wir annehmen, daß es
sich auch in diesem Falle
um Stenochlucna meye-
riana, Prsl. handelt.
nie auf dieser Seite ab-
gebildete Kulturpflanze
^.■s rierrn Hofgarten-
uirektor Graebener stellt
"\n außergewöhnlich
höues Exemplar dar.
34
Die Gartenwelt.
IX, 34
, welchen wir meistens
Ich sah diese iierrliche, leider
Acrostichuiti aureum, L. (Abb. Seite 399) ist ein schöner Farn,
der bei richtiger Kultur 1 — 1'/., m lange, hellgelbhchgräne Fiederwedel
hervorbringt. Es ist ein tropischer
nur in den botanischen Gärten antreffen
bis jetzt noch zu wenig verbreitete
Pflanze in der Handelsgärtnerei von
H.Henkel, Hoflieferant, in Darm-
stadt, in einem der vielen Bassins
der tropischen Wasserpflanzen
stehen und zwar mit dem Topfe im
Wasser. Herr Henkel erklärte mir,
daß er diesbezügl. Versuche an-
gestellt und gefunden habe, daß
Acrostichiim aureum, dessen Fieder
später durch die Sporen untereeits
goldgelb gefärbt werden, im Wasser
stehend, sich zu außerordentlicher
Schönheit und Größe der Wedel
entwickelt und somit als Wasser-
farn eine nicht zu unterschätzende
Bereicherung unserer tropischen
Wasserpflanzenbassins und Arrange-
ments bedeutet.
Acrosticimm aureum, L. fin-
det man wenig in den Katalogen
deutscher Firmen aufgeführt, wäh-
rend in den Pfianzenverzeiohnissen
des weltberühmten Kew-Gartens
(Hand-List of Ferns and Fern Allies,
cultivated in The Royal Gardens,
Kew) dieser schöne und zu em-
pfehlende Farn nicht fehlt.
F. Tutenberg, Stadtgärtner,
Offenbaoh.
Wedel von Stenochlaena palustris. (Rechts Fruchtwedel.)
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen.
Da
Blumentreiberei.
Hortensien.
Treiben ätherisierter und chloroformierter Hortensien ist
im vergangenen Winter erstmals von einem französischen Gärtner,
Herrn Minier, versucht worden. Über diese Versuche und ihre
Ergebnisse berichtet Herr Albert Maumene in der Zeitschrift,
„Le Jardin" No. 434. Es muß anerkannt werden, daß man in Frank-
reich zwar etwas später als bei uns auf die Vorteile der Änästhetisierung
von Pflanzen aufmerksam wurde, dafür aber bestrebt ist, alle Er-
fahrungen auf diesem Gebiete auszutauschen. Bei uns hat sich
das Betäuben von Pflanzen zum Zwecke des Treibens nur ver-
einzelt eingebürgert und die Versuche mit anderen Pflanzen,
als Flieder, sind sehr spärlich und werden zumeist in engherziger
Wei.se vor der Öffentlichkeit verborgen gehalten. Beides ist bedauerlich
und es scheint fast, als ob wir in der Äthertreiberei noch einmal bei
unseren Nachbarn in die Schule worden gehen müssen. Viele deutsche
Kollegen scheinen den Hauptwert der Änästhetisierung darin zu
sehen, daß sich die so behandelten Gewächse früher treiben lassen,
was meines Erachtens erst in zweiter Linie von Bedeutung ist. Der
Hauptvorteil liegt vielmehr darin, daß sich die betäubten und nachher
getriebenen Pflanzen bei einem viel einfacheren, weniger mühevollen
Kulturverfahren treiben lassen und weit vollkommenere und natürlich
gefärbte Blumen erzeugen und das alles in weit kürzerer Zeit, sodaß
die Kosten für Heizung für einen Satz Treibpflanzen bedeutend ge-
ringer werden. Aber man soll sich nicht nur auf Flieder, Schneeball,
Ma^olien beschränken, sondern die Versuche auch auf andere Gewächse
ausdehnen, in deren vorzeitigem Blühen geschäftliches Interesse liegt-
Nun zu den Hortensien, die als frühe Treibpflanzen bisher nicht
bekannt waren, denn ihre späte Blütezeit und demzufolge der späte
Eintritt der Ruheperiode und die ungenügende Reife der Zweige bei
Eintritt des Winters lassen sie zum Frühtreiben ungeeignet erscheinen,
könnten aber zu der Vermutung führen, daß die Herbeiführung einer
künstlichen und wirksamen Ruheperiode notwendig .sei. die ja durch
Entblätterung erzielt werden könnte,
aber nicht wirksam genug ist. Herr
Minier hat nach „Le Jardin"
Parallelversuche gemacht und Hor-
tensien (//. Otaksa und H. horten-
sis rosea) teils nach alter Art ge-
trieben, teils erst ätherisiert oder
chloroformiert und dann getrieben.
Die Erfolge waren sehr verschieden.
Die gegen den 15. Dezember zum
Treiben angesetzten Hortensien
traten unregelmäßig in Vegetation,
ließen sich nur langsam vorwärts
bringen und blühten erst gegen Mitte
März, nach Verlauf von 12 bis
]3 Wochen. Diese Zeit wird durch
die voraufgehende Betäubung nicht
nur wesentlich verringert, sondern
die Blüte tritt auch regelmäßiger
ein, z. B. soll Hydrangea hortensis
rosea und deren künstlich blau
gefärbte Form durch voraufgehende
Betäubung bedeutend leichter zu
treiben sein und lebhaft rosarote be-
ziehungsweise blaue Blumen um ein
Fünftel der Zeit fiüher bringen als
bei gewöhnlichem V^erfahren. Herr
Minier hat ein- und zweijährige
Pflanzen vergleichsweise ätheri-
siert und getrieben und dabei
beobachtet, daß die zweijährigen
aus den einjährigen, direkt aus dem
Stamm hervorgegangenen Zweigen
blühten und daß die einjährigen eine
woraus er schloß, daß sich die ein-
jährigen besser zum Treiben eignen, was allerdings von anderer Seite
bestritten wurde. Die zweijährigen wurden während sechzig Stunden
bei einer Temperatur von 1'2 bis 14° C ätherisiert und zwar 35 Gramm
Äther auf einen Hektoliter Luft gerechnet, dann bei einer Temperatur
von 14 — 18° am 18. Dezember zum Treiben angesetzt. Sie blühten un-
regelmäßig vom 10. Februar ah. Zwei Sätze einjähriger Pflanzen wurden
in Abständen von vierzehn Tagen chloroformiert und zwar bei der
gleichen Temperatur wie die zweijährigen, die ersten mit 10 Gramm
Chloroform auf 100 Liter Luft und während fünfzig Stunden, die
anderen mit 12 Gramm, während vierzig Stunden und am 4. bezw.
8. Januar ins Haus gebracht.
Die intensiv blauen Blumen der ersten und die lebhaft rosa-
farbenen der zweiten Serie waren in voller Entfaltung während der
ersten Tage des März, während es bei der gewöhnlichen Treiberei
nötig war, sie bereits in der Zeit vom 10. bis 15. Dezember zum
Treiben anzusetzen. Die Wiiksamkeit der Betäubung erkennt man
auch daran, daß sich nicht nur die oberen Knospen entwickelten und
Blimien brachten, sondern daß auch aus unteren Augen Blütenstände
erzeugt wurden, was bei den anderen auf gewöhnliche Weise ge-
triebenen nicht der Fall war. Bemerkenswert wäre ferner, daß die
Treiberei dieser Hortensien nicht in einem eigens für diesen Zweck
hergerichteten Abteil eines Hauses erfolgte, sondern daß sie gemeinsam
mit Orchideen und Zwiebelgewächsen bei 18 Grad höchster und
14 Grad niedrigster Temperatur kultiviert wurden, in einem Hanse,
das bereits von Mittag ab von einer hohen Giebelwand beschattet
wurde, was ganz besondere Flrwähnung verdient.
Überhaupt dürfte den Hortensien als Topfpflanzen eine
Zukunft besohieden sein, wenn man niedrigbleibende Sorten,
wie die hübsche „Smmenir de Ciaire", bevorzugt, die schon nach
einem Jahre resp. nach 9 Monaten reizende kleine Pflänzchen mit
regelrechte Blüte geliefert 1
IX, 34
Die Gartenweh.
899
mehreren stattlichen Blumen ergehen. Solche Pflanzen beanspruchen
wenig Platz und kleine Töpfe und können daher zu einem Pi-eise
vei-kauft werden, der für den Mittelstand erschwinglich ist und
würden, Ende Februar, Anfang Mäiz blühend in den Handel gebracht,
schlankweg Absatz finden.
Große Pflanzen sind nicht nur teuer, sondern belästigen durch
ihren Umfang in der Regel den Liehhaber, in dessen Besitz sie
durch Kauf oder Schenkung übergehen, denn man muß in Erwägung
ziehen, daß die Mehrzahl unserer Mitbürger in knappen häuslichen
Raumverhältnissen lebt und daher umfangreiche Topfpflanzen schwer
unterbringt. Aber eine nicht zu große Pflanze geht leicht aufs
Fensterbrett und bildet dort einen hübschen Zimmerschmuck.
W. Tscheuke.
ziehen zu müssen. Die Abbildungen Seite 302 sind nach Aufnahmen
in den Kulturen des Herrn Froebel in Zürich gefertigt, was hier
nachträglich bemerkt sei.
Orchideen.
Cypripediuin hybridum „Helvetia", eine Züchtung von
Otto Froebel in Zürich, wurde von Herrn Schweizer Seite 3U2 er-
wähnt, als er auf C. chamhei-lainianum zu sprechen kam, das wegen
seiner Eigenschaft, am gleichen Blütenstengel längere Zeit hindurch
Blumen zu bringen, zu Kreuzungen benutzt wurde und wird, um
diese wertvolle Eigenschaft auf die erzielten Kreuzungen zu über-
tragen. Herr Froebel hat nun bereits im fünften Jahrgang der
Gartenwelt, Seite 361 u. f., über Cypripedien als wertvolle Schnitt-
blumen einen bemerkenswerten Ar-
tikel veröffentlicht, wobei er auch
Seite 362 auf die Kreuzungen mit
C. cJiamberlainiamim zu sprechen
kam. Dort wurde Gypripedium „Hel-
vetia" erstmals als schöne Kreuzung
erwähnt und als Eltern C. chani-
berlainianiim X lawrenceanum an-
gegeben. In No. 26 dieses Jahr-
ganges, Seite 302, hat Herr Schweizer
aber als Eltern C. clumiberlainiamim
Xlaevigatum (Syn. philippinen^e) an-
geführt, weshalb wir uns zur Lösung
dieses Widerspruches mit den Herren
Froebel und Schweizer in Verbindung
gesetzt haben. Der Sachverhalt ist
nun der, daß seiner Zeit bei Froebel
Blumen von C. chamberlainianum
zu gleicher Zeit mit Pollen von ('.
laevigatum und C. lawrenceamim
befruchtet wurden. "Während des
öfteren Verpflanzens der erzielten
Sämlinge ist aus Versehen der Name
des laevigatum auf dem Etikett weg-
gelassen worden, sodaß zur Zeit, als
die ersten Pflanzen blühten, nur noch
C. chamberlainianum X C. lawren-
ceanum auf dem Etikett vermerkt
war. Erst 1904 blühten aber einige
Pflanzen dieser Kreuzung aus der-
selben Kapsel stammend, die Herr
Schweizer lange Zeit mit Spannung
beobachtete, weil er in C. „Helvetia"
nie Blut von C. lawrenceanum ent-
decken konnte, während die damals
erstmals blühenden deutlich diese Ab-
stammung zeigten. C. chamberlainia-
num X C. lawrenceanum ist aber
mindei-nertig und wird wohl kaum von
Herrn Froebel dem Handel übergehen. Herr Schweizer ist übrigens
wohl einer der ereten gewesen, die den Versuch gemacht haben,
Pollen verschiedener Arten auf eine Blume zu bringen. Auf diese
Weise sind aus einer Fracht drei bis vier verschiedene Hybriden
gezogen worden ohne eine übermäßig große Zahl Sämlinge heran-
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Acrostichuni aureum.
ndelsgärtnerei von Heior. Henkel, Darm
, .Gartenwelt" photogr. aufgenommen.
Topfpflanzen.
Miisa Bnsete.
(Hicrxu eine Abbildung.)
Im fünften Jahrgang, Seite 185, brachte die Gartenwelt eine
Abhandlung des Herrn F. W. Meyer, Exeter, über in England
ira Freien überwinterte Bananen. Ein solch mildes Klima, das den
Gärtner der Sorge enthebt, wie und wo er seine im Sommer aus-
gepflanzten Musen gut durchwintern kann, haben wir in Deutschland
leider nirgends aufzuweisen.
Nicht immer und überall stehen geeignete Räume zur Aufnahme
von so stattHchen Pflanzen, wie die Musen, im Winter zur Verfügung.
Was und wieviel soll zur Einräumungszeit nicht alles in die mitunter
recht kleinen Gewächshäuser der Herrsohaftsgärtnereien untergebracht
werden! Wer kennt nicht die Musa Ensete mit ihrem gigantischen
fremdländischen Habitus, der auf Rasenflächen im Sommer so
wirkungsvoll ist, vorausgesetzt, daß sie einen einigermaßen guten
Standort und angemessene Pflege hat. Aber leider ist diese Herr-
hchkeit sehr vergänglich und auch
wo Raummangel nicht vorhanden ist,
gehen die Musen während des Win-
ters häufig ein, besonders, wenn sie
spät eingepflanzt wurden; oft noch
im März oder April beschließen sie
ihr Dasein.
Diesen Übelständen, dem Raum-
mangel und dem Eingehen der Pflan-
zen, kann abgeholfen werden, wenn
man die Musa Ensete d u r c h Au s s a a t
je nach Bedarf heranzieht. Im Mai
wird es in keiner Gärtnerei an einem
Plätzchen auf dem Vermehrungsbeet,
oder in einem lauwarmen Mistbeet-
kasten, wohin man die in Tüpfchen
Samen bringt, fehlen. Eben-
nicht an einem sonnigen Ort,
wohin später die Sämlinge nach
vorhergegangener Abhärtung zu brin-
gen sind. Öfteres Verpflanzen in
besonders nahrhafte Erde wird dazu
beitragen, daß man im Herbst schöne,
kompakte Pflanzen von 50—70 cm
Höhe hat, die mühelos unterzubringen
sind und den Winter gut über-
stehen. Das letzte Verpflanzen nehme
man jedoch so zeitig vor, daß die
Topfballen noch leicht durchwurzeln.
In vielen Fällen wird im April, einige
Wochen vor dem Auspflanzen, ein
nochmaliges Verpflanzen sehr zweck-
mäßig sein. Ist, was wohl sehr selten
der Fall, an dem Platze, wo die
Musa im Sommer ihre Riesen blätter
entfalten soll, nicht tiefgründiger
Humusboden zufällig vorhanden, so ist
eine entsprechende Grube auszuheben
und mit guter Erde anzufüllen.
Will man ganz besondere Resultate erzielen, so kann man die Grube
ähnlich wie ein Mistbeet mit frischem Pferdedung anlegen, muß diesen
jedoch mit mindestens 50 cm Erde überdecken. Eine Schicht ver-
rotteter Dung wird ebenfalls schon die Kälte etwas reduzieren. Die
so behandelten Musen sind, wie auf der Abbildung Seite 400 er-
für die
400
Die Gartenwelt.
IX. 34
sichtlich, von unten auf belaubt, was sie besonders zur Solitärstellung
im Rasen geeignet erscheinen läßt. Die Höhe der Pflanze zur Zeit
der Aufnahme war 3 Meter 60 Zentimeter, die Breite einzelner
Blätter betiug 90 Zentimeter. Eine Dungunterlage war hier nicht
einmal gegeben, dagegen wurde wöchentlich rin Dungguß und bei
Trockenheit reichlich Wasser verabfolgt. J. K.
1901 wurde dieselbe von der Societe nationale d'horticulture de France
mit einem Verdienstzeugnis I. Klasse ausgezeichnet. Die im Jahre 1002
auf der Erfurter Gartenbauausstellung ausgestellten Musa arnoMiana
fanden allgemein lobende Beurteilung. B.
Wa
Musa arnoldiana.
(Hierzu eine Abhihhmg.)
ar bisher Musa Ensete die Königin der zur Ausschmückung
unserer Gärten sich eignenden Blattpflanzen, so ist es jetzt unstreitig
die stolze Neuheit Musa anioldiana, welche die alte Musa Ensete
nicht nur im Wachstum bei weitem übertrifft, sondern sich auch
durch schöner gefärbtes und robusteres Blattwerk vor dieser aus-
zeichnet.
Musa arnoldiana ist am Congo heimisch und erreicht dort eine
Höhe von fünf und an der Basis einen Stammdurohmesser von einem
Meter. Die brillant dunkelgrünen, rotbraun gesäumten Blätter er-
reichen eine Länge von zweieinhalb Meter und eine Breite von
siebzig Zentimetern.
Die Blattstiele sind kurz, dick, muldenförmig ausgehöhlt und
wie dife Mittelrippe lebhaft
rotbraun gefärbt. Die stark
hervorspringende Blatt-
aderung ist äußerst fest,
wodurch verhindert wird, daß
die Blätter vom Winde zer-
.schlitzt werden.
Die Abbildung auf Seite
401 stellt eine Pflanze dar,
welche, obwohl sie erst 1 V,
Jahre alt ist und bis zur
Aufnahme in einem engen
Gefäße stand, doch schon die
stattliche Höhe von zweiein-
viertel Metern und an der
Basis e.nen Stammumfang
von 65 cm erreichte. Die
Blätter sind anderthalb Meter
lang und 3.5 cm breit. — An
sonniger Stelle im Freien aus-
gepflanzt, erlangt Musa ar-
iioUiana schon im ersten
Sommer eine gigantische Ent-
wickelung.
Im Winter ist diese
herrliche Blattpflanze zur
Dekoration in hohen tempe-
rierten Häusern und Winter-
gärten zu verwenden. In
solchen Käumen ist sie auch
im Winter im Wachstum un-
ermüdlich, ein Blatt nach dem
anderen entrollt sich und
reiht sich der gewaltigen
Blätterkrone ein. Wenn
solche Häuser nicht zur Ver-
fügung stehen, kann man
,1/. arnoldiana wie Musa
Ensete in einem hellen,
trockenen Kalthause über-
wintern.
Musa arnoldiana wurde
vor einigen Jahren von der
Firma Vilmorin-Andrieux et
Cie., Paiis, in den Handel
gebracht. Am 10. Oktober
Mitraria coccinea, Cav. oder scharlachroter Mützenatrauch,
aus der Familie der Gesneriaceae, ist ein immergrüner, starkver-
ästelter Strauch von den Gebirgen Chiles, wo er bis zu 1 m hoch
wird. Die Äste und Stengel sind schwach. Die kleinen, ovalen,
grobgezähnten Blätter sind gegenständig oder zu dreien quirlständig
und graugrün. Die scharlachroten Blüten erscheinen im Juni- Juli
sehr zahlreich, sind langgestielt und verkehrt krugförmig.
Milraria coccinea ist eine schöne Kalthauspflanze, die Lieb-
habern schön blühender Ealthauspflanzen gefallen wird. Man ver-
mehrt den Mützenstrauch durch Stecklinge, die man in einem halb-
warmen Beete zur Bewurzelung bringt. Um die kleinen Stecklinge
rasch vorwärts zu bekommen, bringe man sie, wenn irgend möglich,
noch einmal auf einen lauwarmen Mistbeetkasten, halte die Fenster
in der ersten Zeit geschlossen und lüfte nach einiger Zeit, je nach-
dem die Stecklinge wachsen, mehr und mehr. Später entfernt
man die Fenster ganz. Um recht schöne, buschige Pflanzen
zu bekommen, stutze man die Stecklinge, wenn sie ungefähr eine
Höhe von 6 — 8 cm erreicht
haben,und noch einmal später,
etwa beim zweiten Ver-
pflanzen. Da Mitraria coc-
cineaien Sommer überüppig
wächst und mit dem Ver-
pflanzen so früh aufgehört
werden muß, daß die Pflan-
zen bis zum Einräumen ge-
nügend durchgewurzelt sind,
so gebe man später wöchent-
lich einen leichten Dungguß.
Den Sommer über lieben
die Pflanzen einen nicht zu
sonnigen Standort im Freien.
O. B.
Zweijährige Musa Ensete in der Stadtgärtnerei zu Mainz
Vom Verfasser für die „Garlenwelt" photogr. aufgenommen.
Gemüsebau.
Der „Neger- oder
Zulukartoffel" widmet Herr
W. Balke, Kloxin in Pom-
mern in No. 28 der Garten-
welt einige Worte. Bereits
im I. Jahrgang dieser Zeit-
schrift (Seite 102) beschrieb
ich diese Sorte in einer Notiz
unter dem Titel: „Die Neger-
kartoffel und die bunt-
blättrige Kartoffel". Der
lieschmack der damals in
Donaueschingen von mir ge-
prüften Knollen wai- gut
zu nennen; Herr Balke fin-
det die Sorte als Pell- oder
Salzkartoffel nicht so gut.
Viele Esser mögen sich da
auch an der ungewohnten
Farbe stoßen, ähnlich wie
es mit dem Wirsing „Er-
furter roter Delicafess^'' der
Fall ist, über welchen Herr
Beuß, Schwetzingen in dem
voraufgehenden Artikel der-
selben No. 28 der Garten-
IX, 34
Die Gartenwelt.
weit berichtet. Die Ver-
wendung der Negerliartoffel
für Salat allein, zur Gar-
nierung von Kartoffelsalat
und des namentlich in der
Wiener Gegend sehr be-
liebten „gemischten Salates"
habe ich übrigens vor einiger
Zeit bereits in einer Tages-
zeitung gelesen ; es scheint,
daß dadurch die Negerkar-
tüffel mehr in Kultur ge-
langen wird. Ich erhielt vor
einiger Zeit eiue Kartoffel-
knolie der Sorte „Blaiie
Kipfkr'-\ die in Form etc.
der mir schon langst be-
kannten Negerkartotfel sehr
ähnelt und jedenfalls letztere
sein dürfte; nach ausge-
wachsenen Knollen wird man
sicherer urteilen können. —
Die vorhin erwähnte
„buntblättrige" Kartoffel
scheint noch seltener in Kul-
tur zu sein als die Neger-
kartoffel. Das Laub ist aber
so schön weißbuntgezeichnet,
daß die Pflanze ganz gut
zur Dekoration auf dem
Rasen verwendet werdun
kann. Diese Sorte wird von
W. Neumann (Inh. Carl
Wilhelm Neumann) in Leu-
tersdorfO.-L., Sachsen, unter
dem mir schon früher be-
kannten 'S&men ,,Harlequin"
angeboten, und zwar das Kilo
zum Preise von 1 Mark,
worauf ich Interessenten auf-
merksam mache.
Breitschwerdt.
Mödling bei Wien.
Junge Musa arnoldiana. Or
Landschaftsgärtnerei.
TepiMchbeet vor dem Kaiser Franz Josef- Theater
in Berndorf.
Entworfen und ausgeführt von Paul Latzel, Leiter der Ärtur Krupp-
schen Garten-Verwaltung in Berndorf.
[Hü
Abbildungen.)
ilngeregt durch die Darstellung der geschmackvollen Teppich-
beete des Palmengartens in Frankfurt a. M. in No. 23 der Garten-
welt vom 14. Mai 1904 möchte ich den Lesei-n das Teppichbeet vor
dem Kaiser Franz Josef -Theater in Berndorf Seite 402 im Bilde
vor Augen führen und einige erläuternde Worte anfügen.
Den Anlaß zu dieser Ausführung gab die feierliche Wieder-
eröffnungs -Vorstellung des hiesigen Stadt -Theaters, das bekanntlich
am 26. Dezember 1903 von einem Brande zerstört wurde.
Aus der Bepflanzungsangabe ersieht man, daß die Pflanzen
nach den österreichischen Farben ausgewählt wurden.
Der Adler war schwarz-rot auf gelbem Untergrund, der den
Adler umgebende Teil rot, gleichsam den Purpur-Mantel darstellend,
die Kaiserkrone mit Echeverien usw. bepflanzt, die Konturen des
Adlers waren von Sedwn carneum gebildet.
Das Teppichbeet lag
schräg und wurde an allen
hervortretenden Stellen
reliefartig ausgearbeitet.
Leider läßt die photo-
graphische Aufnahme die
markantesten Stellen nur un-
deutlich erkennen.
Hans Heitmar, Obergehilfe,
Berndorf.
Neue Pflanzen.
Duiikellaiil)iji;e
chinesische Primeln.
Die Firma Friedrich
Römer in Quedlinburg
beschäftigt sich seit einigen
Jahren mit der Züchtung
und Verbesserung groß-
blumiger einfachblühender
dunkellaubiger chine-
sischer Primeln. Aller-
dings gab es bereits früher
dunkellaubige Sorten ; sie
sind mir wenigstens schon
vor Jahren begegnet, waren
aber schlecht im AVuohs und
kleinblumig. Die ersten bes-
seren Züchtungen dieser Art
waren wohl die von Hille-
brandt in Pallanza vor
etwa fünfzehn Jahren ein-
geführten, die einen kräftigen
Wuchs, aber immer noch
kleine Blüten zeigten, auch
ließ die Zahl der Blüten-
stiele sehr zu wünschen übrig.
Die neuen dunkellaubigen
Römerschen Züchtungen be-
deuten einen wesentlichen
Schritt vorwärts in der Verbesserung der dunkellaubigen Sorten. Das
dunkle, auf der Unterseite sehr intensive Rot der Blätter, macht diese
Primeln namentlich in hellblühenden Sorten sehr interessant. Die
erste dieser Züchtungen wurde von 1901 zu 1902 als Primula
chinensis fimbriata superba alba eingeführt. Die Blumen dieser
Sorte behalten im Verblühen das reine Weiß, gehen also nicht wie
die Blüten der alten Sorten alba und alba magnifica beim Ver-
blühen in Rosa über. Ein Jahr später wurde von Römer P. chin.
superba ,^Brillant'-^ eingeführt und nach einem weiteren Jahre (1903
zu 1904) P. chin. fimb. superba lutea, welcher im Herbst dieses
Jahres eine zart rosa blühende Sorte unter dem Namen P. chin.
fimbr. delicata folgen soll. Die mir von Herrn Römer übersandten
Blüten dieser Züchtungen hatten meinen vollen BeifaU. Trotz der
vorgeschrittenen Jahreszeit, die Blüten trafen in den letzten
Apriltagen ein, betrug der Durchmesser jeder einzelnen Blume noch
vier Zentimeter; er dürfte zu Beginn der Blüte noch etwas
größer sein, wenn die Pflanze ihre besten Kräfte noch nicht für die
Samenreife aufzuwenden hat.
Trotzdem seit einigen Jahren die chinesischen Primeln stark
ins Hintertreffen geraten sind, da sie nicht nur in den einfachen
sondern auch in den gefüllt blühenden Sorten, namentlich für Binder,
die mit anspruchsvollen Käufern rechnen , fast joden Wert
verloren haben, sind sie doch nach wie vor die dankbarsten
W i n t e r b 1 ü h e r für den Zimmergarten und speziell für die
Doppelfenster. Als winterblühende Zimmerpflanzen rangieren sie
„Gartenwelt".
Die Gartenwelt.
IX, 34
weit über dem Alpenveilchen,
da letzteres im Zimmer
heikler, viel frostempfind-
licher und infolge seines
flaohkugeligen Baues zur
Aufstellung zwischen Doppel-
fenster und auf den Fenster-
brettern nur in ganz schwa-
chen Exemplaren geeignet
ist. Unter allen winter-
blühenden Pflanzen sind die
chinesischen Primeln die ge-
eignetsten für die Doppel-
fenster. Gelinder Frost kann
ihnen nichts anhaben, wenn
man die Vorsicht gebraucht,
sie in gefrorenem Zustande
nicht dem Sonnenlichte aus-
zusetzen, sondern in einem
kühlen Raum während vierundzwanzig
zu lassen. M. H.
Obstbau .
Obstbau lind Obstverwertiing in Nordamerika.
Uie ungeahnten und
staunenswerten Erfolge des
amerikanischen Obstbaues
und der damit
Stunden lang.sam
bundenen hochentwickelten
Obstverwertung und der im-
mense Export mit den eigen-
artigsten und zweckmäßigsten
Verpackungsmaterialien
liaben die Augen der Obst-
bau treibenden Kreise Euro-
pas auf sich gezogen und
alle Schriften, die uns über
die Art und Weise des nord-
amerikanischen Obstbaues
unterrichten, werden hier
mit Interesse verfolgt. Eine
Schrift, die das ganz be-
sondere Augenmerk der
deutschen Obstbau treiben-
den Kreise verdient, ist eine
Broschüre von D. Sandmann
(vgl. die Fußnote der folgen^-
neu r-inw). ixinnu Verfasser in einem Zeitraum von vier Monaten die
gesamten für den Obstbau in Frage kommenden Nordamerikanischen
Staaten bereist, die bedeutendsten Obstfarmen besucht und wie die
Schrift ergibt, alle für den Obstbau in Frage kommenden und wie
bekannt mustergiltigen Anlagen in den Vereinigten Staaten mit
offenen Augen studiert hat. Herr Sandmann ist nicht Gärtner von
Beruf , sondern Besitzer
einer Kognakbrennerei imd
Sektkellerei
schließt dies aber nicht aus,
daß er allen Maßnahmen
Teppichbeet vor dem Kaiser Franz Josef-
Theater in Brunn.
Originalzeichnungen für die „Gartenweit".
Bepflanzung: 1. Älternanthcra paronychioides ; 2. Athi-iKmllir
Van Houltei; 5. Arenaria caespitosa; 6. Iresine Wallisir. 7.
10. Agcratum „Ste Perfeelion'-'' \ 11. Begonia sriiijM'i-/l<i
Entworfen und ausgeführt von PaulLatzel,
Leiter der Arthur Kruppschen Garten-
verwaltung in Berndorf.
" spectabilis aurea; 3. AUernanthera atroptcrpurea; 4. AltemaiUhera
\i)liiinnria tomeniosa; 8. Sedum carnenm; 9. Echevcria secunda glauca;
ruf! j^Erfordia". Einfassung des ganzen Beetes Sedum cameum.
XI. 34
Die Gartenwelt.
403
eines rationellen Obstbaues ein Veretandnis entgegenbringt, um das
ihn mancher Fachkollege beneiden könnte. Herr Sandmann schildert
uns zunächst in seinem Buche") den amerikanischen Farmer, der häufig
ausscliließlioh Obstzüchter ist. Diese Farmer und Obstzüchter sind
in den meisten Fällen von Hause aus weder Landwirte noch Gärtner;
sie haben früher den verschiedensten Beruf.sarten angehört. Der
Amerikaner wird im geschäftlichen Leben von dem Streben, Geld und
zwar möglichst viel Geld zu verdien-sn, beherrscht. Auch an ihm
bewährt sich das Sprichwort, daß der Appetit mit dem Essen kommt,
dfenn wenn er recht viel verdient hat, will er immernoch mehr ver-
dienen. Aber das intensive Erwerbsleben der Amerikaner reibt die
Gesundheit vorzeitig auf; die Leute weixien nervös, ziehen sich dann
von den gewohnten Berufsgeschäften zurück und da sie als Rentner
keine gleichartige Gesellschaft in ihrer Heimat finden, so wenden sie
sich der Landwirtschaft und dem Obstbau zu, sind als Obstzüchter
dann' nach wie vor Kaufleute und zwar sehr geriebene. Als solche
halben sie den Wert der Handelsmarken erkannt und sie senden
keine Früchte aus, welche nicht die eigene Handel&nuarke oder die
der Genossenschaft tragt, welcher sie angehören. Viele dieser Marken
haben sich ganz bestimmte Märkte erobert. Ein großer Vorteil,
welchen der amerikanische Obstzüchter vor seinen deutschen Kollegen
voraus hat, sind die besseren pekuniären Verhältnisse, in welchen er
aus oben angegebenen Gründen lebt. Diese Verhältnisse gestatten
ihm alle Aufwendungen für seine Pflanzungen zu machen und das
tut er auch, wenn er einen Nutzen voraussieht. Alle Obstzüchter,
welche Herr Saudmann befragte, waren, von einer Ausnahme abge-
sehen, mit den pekuniären Ergebnissen ihrer Pflanzungen zufrieden.
KlimaundBodenbeschaftenheitsind natürlich in den verschiedenen
Teilen Nordamerikas grundverschieden, der Übergang vom Winter
zum Sommer vollzieht sich in kürzerer Zeit als bei uns und die
hierdurch beim Wechsel der Jahreszeiten entstehenden großen
Temperaturunterschiede sind selbstverständUoh nicht besonders günstig
für den Obstbau, der sich aber scheinbar den Verhältnissen gut an-
gepaßt hat. In anderen Gegenden, speziell im Westen, ist das Klima
gleichmäßiger, die Wmteifröste sipd weniger streng und der Obstbau
ist dort am bedeutendsten. Der Süden in der Linie vom 40. Breiten-
grade im Westen bis zum 35. Grade im Osten zeigt nur ausnahms-
weise Winterfröste und ist infolgedessen sogar für die Kultur sub-
tropischer Früchte geeignet. Während der Osten genügend Eegen-
fall hat, leidet das westliche und südliche Nordamerikfi unter Regen-
mangel. Diesem Mangel ist durch künstliche Bewässerungsanlagen
abgeholfen worden, welche es ermöglichten, gewaltige Länderstrecken,
die noch vor 25 Jahren brach lagen, in blühende Obstgärten um-
zuwandeln.
Was die Bodenverhältnisse anbetrifft, so sind diese sehr ver-
schieden. Man findet die Pflanzungen auf armem leichtem Sand-
boden, auf lehmigem Sandboden, in Kalk- und Diluvialboden mit
reichen Humusschichten usw. Im Westen, besonders in Oregon und
Kalifornien, gibt es weite Strecken jungfräulichen Bodens mit so
reichem Nährstoffgehalt, daß er vorläufig noch, systematische Be-
wässerung vorausgesetzt, ohne jede Düngung reiche Erträge gibt. Im
übrigen legt aber auch der amerikanische Obstzüchter auf reiche und
sachgemäße Düngung großen AVert. Als bezeichnendes Beispiel dafür,
daß auch der ärmste Boden bei richtiger Düngung und Bewässerung
der Obstkultur erfolgreich dienstbar gemacht werden kann, führt der
Verfasser die Strecke an der Illinois-Zentral-Eisenbahn im Staate
Mississippi und Louisiana an. Es werden dort auf armem Sandboden,
wie er schlechter in Deutschland nicht zu finden ist, Erdbeeren,
Pfirsiche und Gemü.se angebaut, die erstaunliche Erträge liefern.
Diese Ländereien waren ursprünglich mit Nadelholz bestanden, das
nur schwer fortkam. Sie sind jetzt durch reiche Düngung und
künstliche Bewässerung für die genannten Kulturen nutzbar gemacht
worden. Nebenbei führt Verfasser an, daß der Acker Land, das
sind 4046 qm, dort mit 10 bis 25 Dollar, je nach seiner Lage in der
*) Obstbau und Obstverwertung in Nordamerika nebst Vor-
schlägen zum Ausbau dieser Erwerbszweige in Deutschland. Bericht
an das Kgl. Preußische Ministerium für Handel und Gewerbe von
D. Sandmann, Berlin. Druck von H. S. Hermann, Berlin.
Nähe der Bahnstation bezahlt wird. Ein solcher Äcker Land soll
Erträge von 100 bis 300 Dollar pro Jahr geben, also Erträge, die
unter Umständen den Kaufpreis des Grundstücks in einem Jahre um
das dreißigfaohe übertreffen. Ich glaube, daß diese geringen Boden-
preise in erster Linie den großen Aufschwung und die Konkurrenz-
fähigkeit des amerikanischen Obstbaues auf dem Weltmarkte bedingt
haben. Sie wiegen zehnfach die gewaltigen Lasten auf, welche- der
Export nach Europa mit allem was drum und dran hängt, mit sich
bringt. Die 4000 qm, die man in den Vereinigten Staaten in der
Nähe einer Bahnstation mit 10 bis 25 Dollar bezahlt, dürfte man in
Deutschland an der Bahn wohl nirgends unter 2000 Mark auftreiben
können.
Von besonderem Interesse, ist das Kapitel über künstliche Be-
wässerung der Plantagen. Die ersten Versuche dieser Art wurden
vor fünfzig Jahren in Annaheim in Kalifornien von Deutsch-
amerikanern gemacht. Sie lieferten günstige Erfolge, fanden aber
zunächst keine Nachahmung. Die Bewässerungsanlagen der Obst-
plantagen sind neuen Datums. Man zieht dafür höher gelegene Fluß-
läufe, Bäche und Seen heran. Wo aber solche Wasserspender nicht
vorhanden sind, wird das Wasser durch Brunnen aus der Tiefe ge-
holt, oft aus einer solchen von 500 Fuß. Das kalte gehobene
Wasser wird zunächst erst in Bassins gepumpt oder in Gräben ge-
leitet; trotzdem das Pumpen die kostspieligste Bewässerungsart ist,
erscheinen die aufgewendeten Kosten gering im Vergleich zum er-
zielten Erfolg. Verfasser führt an, daß u. a. in Santa Clara County
in Californien in einer Plantage das Wasser mittels Pumpe und
Gasolinlokomobile aus 70 Fuß Tiefe geholt wird. Diese Wasser-
anlage fördert innerhalb zehn Stunden 360000 Gallonen, gleich
1520 cbm Wasser, wofür sich die Kosten inklusive Verzinsung und
Abschreibung auf 12 Mk. 60 Pfg. stellen. Mit diesem Wa.sser-
quantum werden 5 Acker, etwa 8 Morgen, auf &'j„ cm Höhe be-
wässert, demnach kostet die Bewässerung eines preußischen Morgens
1 Mk. 58 Pfg. Ja, in der Nähe von Colusa, nicht weit von Sacra-
mento, befindet sich eine 1100 Acker (440 ha) umfassende Plantage,
die bei geringerer Tieflage des Wassers für die Hälfte der oben-
genannten Kosten bewässert wird.
Selbstverständlich genießt der Obstbau in den Vereinigten
Staaten weitgehende Förderung durch den Staat. Große Bewässe-
rungskanäle und Wasserreservoirbauten sind durch die Staats-
regienmgen und auf Staatskosten mit einem Aufwand von vielen
Millionen Dollars ausgeführt worden. In neuerer Zeit sind u. a.
vom Staate Colorado über 2'/, Millionen Dollars für den Bau des
Gunnisson-Tunnels bewilligt worden, der vielen Tausend Acker Landes
zur Bewässerang dienen wird. Sehr segensreich wirken die in den
Einzelstaaten befindlichen, aus Staatsmitteln unterhaltenen land-
wirtschaftlichen Versuchs-Stationen, welche auch die Wanderredner
zu den Vorträgen in den Farmer-Vereinigungen stellen. Vom Acker-
bauministerium werden ferner Druckschriften herausgegeben, welche
die Farmer über die neuesten Erfahrongen und Fortschritte unter-
richten und sie vor kostspieligen Versuchen schützen.
Nicht recht verständlich ist mir das, was der Herr Verfasser
über die Bepflanzung und Behandlung der Obsttarmen sagt, doch muß
man inbetracht ziehen, daß er Laie ist. Ohne Baumformen anzu-
führen hebt er hervor, daß der amerikanische Obstzüehter seine
Bäume m sehr große Abstände pflanzt, Äpfel z. B. auf 10 bis
13 Meter Entfernung. Dieser Abstand ermöglicht die bequeme
Bodenbearbeitung mit bespanntem Pfluge und ist für amerikanische
Verhältnisse, wo gewiß, wenigstens auf dem platten Lande, der bei
uns in schönster Blüte stehende Bodenwucher noch nicht einge-
rissen ist, erklärlich. Der Verfasser schreibt ferner, daß bei Neu-
pflanzungen zunächst erst ein Teil des Geländes bepflanzt wird. Der
verbleibende Teil wird dann erst nach Jahren mit „Triebreisern der
ertragreichsten Bäume des eigenen in Ertrag stehenden Torrains besetzt":
Der Ertrag soll gewöhnlich nach 3 bis 5 Jahren beginnen und nach 7 bis
10 Jahren auf der Höhe sein. Hieraus ergibt sich dreierlei: Erstens,
daß der amerikanische Obstzüchter rationelle Zuchtwahl treibt und
das Vermehrungsmaterial ausschließlich von Bäumen entnimmt, die
sich als ertragreich bewährt haben. So etwas kennt man bei uns
bis jetzt leider kaum. Die Mehrzahl unserer Baumschulen' besitzt
404
Die Gartenwelt.
IX, 34
überhaupt keine im Ertrag stellenden Obstmutterbäunie. Von ein-,
zwei- oder dreijährigen Veredlungen werden in der Regel wieder
Edelreiser geschnitten und wo es sich um die Vermehrung neuer
Sorten handelt, geht es noch toller zu. Zweitens scheint man in den
amerikanischen Obstfarmen die bei uns für Stein- und Kernobst völlig
unbekannte Vermehrung durch Stecklinge zu handhaben.
Herr Sandmann erwähnt ferner, daß der amerikanische Obstzüchter
besonderen Wert darauf lege, daß die Bäume nicht so sehr in die
Höhe gehen, was ein sorgfältiges und bequemes Abernten ermöglicht.
Dies scheint durch wurzelechte Pflanzen ebensogut erreicht
zu werden, wie man es hier durch Veredlung auf Zwergunterlagen
erreicht. Drittens scheint aber der Abstand von 10 bis 13 Meter
bei aus Stecklingen gezogenen Bäumen ein so enormer zu sein, daß
er geradezu auf Raumversch Wendung hinausläuft. Es besteht kein
Zweifel darüber, daß Herr Sandmann tatsächlich Stecklingsvermehrung
im Auge hat, denn er schreibt wörtlich: „Von den besonders er-
tragreichen Bäumen werden Triebe zu Stecklingen geschnitten und
für die Pflanzung präpariert. Auf diese Weise zieht man Bäume,
die auf diesem speziellen Boden und unter diesen klimatischen Ver-
hältnissen sich kräftig entwickeln und besonders große Erträge
liefern." In den ersten Jahren wird der Raum zwischen den Bäumen
durch Unterkultur, vorzugsweise durch Anbau von Bohnen aus-
genutzt. Die in den großen Plantagen hauptsächlich angebauten
Obstarten sind folgende: Äpfel, Pflaumen, Pfirsiche, Birnen, Apri-
kosen, Kirschen, Feigen, Orangen. Erdbeeren, Brombeeren, sonstige
Beerenfrüchte und Weintrauben. Über alle diese macht der Ver-
fasser eingehende Angaben, besonders gründlich und mit Sachkennt-
nis spricht er aber über die verschiedenen Arten der Verwertung des
Obstes in Amerika, über seine Versendung und Aufbewahrung im
frischen Zustande, die Obstkonservierung durch Trocknen, durch
Einkochen und das Einlegen in Büchsen, sowie die Bereitung von
Likören, Fruchtsäften und Weinen. Ein besonderes Kapitel ist auch
dem amerikanischen Kaufmann, Fabrikanten und Arbeiter gewidmet.
Über den Umfang der verschiedenen Produktionen wird verschiedent-
lich ziffermäßig berichtet. Wir entnehmen der Broschüre noch
folgende Zahlen über den Obstexport der Vereinigten Staaten in den
letzten drei Jahren :
Oesamtexport 1901 : 8279213 nach Deutschland 1901: 1 110306 $
1902:15253349 „ „ 1902:2858243,,
1903:19839107 „ „ 1903:3322100,,
Ich empfehle das eingehende Studium dieser Schrift allen
denen, die sich nicht mit Formobstschneiderei, sondern mit rationeller
Obstkultur beschäftigen, auf das angelegentlichste. Daß der Ver-
fasser nicht Berufsgärtner, sondern Kaufmann ist, gereicht seineu Aus-
führungen nicht zum Nachteil, denn als solcher versteht er zu
rechnen, die kaufmännische Seite hat er in den Vordergmnd gestellt
und diejenigen, die die Praxis beherrschen, werden aus seiner
Broschüre lernen können, wie die Sache gehandhabt werden muß,
um Gewinn abzuwerfen. Wer aber kein tüchtiger Praktiker ist,
der lasse die Finger von der Obstkultur, damit die Obstkrüppel, die
jetzt noch weite Strecken im Reiche bedecken, mehr und mehr ver-
schwinden, um sachgemäßen Pflanzungen Platz zu machen. Nicht
an Obstbäumen besteht Mangel, sondern an sachgemäßen Pflanzungen.
Max Hesdörffer,
Hu
Mannigfaltiges.
Schiller und die Garteukunst.
Lundert Jahre sind es her, daß Schiller auf dem Höhepunkte
seines dichterischen Schaffens vom Tode ereilt wurde.
Es wurde seiner in vieler und mannigfacher AVeise gedacht.
Das deutsche Volk hat ja allen Anlaß dazu. Statuen wurden ent-
hüllt als ein Zeichen unsrer denkmalswütigen Zeit, Schiller-Eichen,
-Linden, -Haine und andere greifbare Erinnerungszeichen wurden
errichtet. Umzüge, Festmahle und unzählige schöne Reden sollten
von der Bedeutung und AVertschätzung Schillers Zeugnis ablegen.
Besser aber als das ist: Seine Werke lesen und den Schatz
seuier Gedanken für sich verwerten.
Diese Aufforderung ist durchaus nicht überflüssig! Es gibt
zwar niemand gern zu, dies oder jenes nicht zu kennen, zumal wenn es
von Schiller ist — jedoch die meisten zehren von den Erinnerungen
der Schulzeit und wollen mitunter durch ein paar landläufige Zitate
beweisen, wie sehr sie Schiller kennen. Ja, manche fangen zum
Entsetzen der Zuhörer an, gar „die Glocke" zu rezitieren. . .
Es ist ohne weiteres zu entschuldigen, daß man „seinen"
Schiller nicht so kennt, wie ein Dozent der Literaturgeschichte oder
wie sonst einer, dem es an Zeit nicht mangelt, sich mit Literatur
ausgiebig zu beschäftigen. In unserer Zeit ist von Leuten, die einen
Beruf haben, der sie den größten Teil des Tages beschäftigt, nicht
allzuviel Literaturkenntnis zu erwarten.
Bei der Fülle der auf den Büchermarkt geworfenen Werke ist
man nicht gut imstande auf dem Laufenden zu bleiben und ist oft
froh, wenigstens seine Fachzeitschriften lesen zu können. Schon
2890 Jahre vor unserer Zeitrechnung sagte der weise Salomo ; „denn
viel Büchermachens ist kein Ende." (Pred. 12, Vers 12.) Wieviel
tausendmal mehr hat das heute seine Berechtigung! —
Es liegt auf der Hand, daß Dichter von der Bedeutung Schillers,
bei den nahen Beziehungen der Poesie zur Kunst nicht leicht an der
Gartenkunst, ohne ihrer Erwähnung getan zu haben, vorbeigehen
konnten.
Von Goethe werden wohl die meisten wissen, daß er nicht nur
ein großer Naturfreund, insbesondere Mineraloge und Botaniker,
sondern auch — — Gartenkünstler gewesen ist, letzteres freihch mit
nach unseren Begriffen nicht großem Erfolge, wie auch nicht anders
zu erwarten.
Aber daß Schiller sich theoretisch mit Gartenkunst beschäftigt
hat, dürfte weniger bekannt sein. Mit Kunst an sich beschäftigen
sich natürlich viele seiner Schriften, von der Gartenkunst jedoch
spricht er meines Wissens nur an zwei Stellen, in den „zerstreuten
Betrachtungen über verschiedene ästhetische Gegenstände" und zwar
bei dem Kapitel „von der ästhetischen Größenschätzung", und in der
Besprechung „über den Gartenkalender auf das Jahr 1795".
Der erstgenannte Aufsatz erschien 1793, der letztere dürfte
1795 erschienen sein, also zu einer Zeit, als schon der englische
Gartenstil große Erfolge hatte und die erste bedeutendere Schrift
über Gartenkunst, nämlich Masons wichtiges Werk „An essay on
design in Gardening", Versuch über die Anordnung in der Garten-
kunst, seine zweite Auflage erlebte.
Klassiker liest man immer mit Interesse. Zu keiner Zeit aber
dürfte es für den Landschaftsgärtner so interessant sein, die ge-
nannten SchiUerschen Aufsätze zu lesen, als in der jetzigen, wo
über Wert und Unwert regelmäßiger oder unregelmäßiger Gärten,
über Gartenkunst im Speziellen so viel geschrieben und gehadert wird.
In seinem Aufsatze über die ästhetische Größenschätzung
spricht Schiller unter anderem über die Regel, als „Trösterin aller
Schwachen". Sie ist die Ursache einer Tyrannei in den französischen
Gärten (und Tragödien). Andererseits tadelt der Dichter die wilde
Regellosigkeit in dem Parke (und den Trauerspielen) der Engländer.
Weitergehende Aufschlüsse aber über Schillers Ansichten über die
Gartenkunst finden wir in der Besprechung des Gartenkalenders.
Zunächst lobt er den leider nicht genannten Schriftsteller, der
es in dem Gartenkalender verstanden habe, vortreffliche Winke zu
geben, ,,die von dem Kunstfreunde näher geprüft und von dem
Gartenliebhaber befolgt zu werden verdienen".
Er macht im weiteren die Anschauungen dieses Schriftstellers
zu den eigenen und läßt sich nunmehr bestimmt und klar über seme
Ansichten in der Gartenkunst aus.
Was Schiller von der damaligen Literatur hierüber gekannt
hat, dürften wohl bloß die Hirschfeldischen Bücher gewesen sein.
Von ausgeführten „englischen" Anlagen hat er sicher auch nicht
viel gesehen: befand sich ja der neue Stil in Deutschland erst in
seinen Anfängen, bei denen man den Engländern mit geringem Ver-
ständnis nachahmte. Zu den ihm bekannten Anlagen gehören: Der
Garten zu Schwetzingen, das Seifersdorfer Tal und der Park zu
Hohenheim bei Stuttgart, der als erster derartiger Park im südlichen
Deutschland geradezu für ein Muster gehalten wurde. Die Be-
IX, 34
Die Gartenwelt.
405
Schreibung dieses Parkes ist es auch, die einen großen Teil seines
Aufsatzes einnimmt.
Das Wesentlichste, das wir durch seine Abhandlung erfahren,
ist kurz:
Schiller läßt beiden Gartenformen Gerechtigkeit wider-
fahren und sagt, daß beide aus einem gegründeten Bedürfnis ent-
sprungen sind.
Ferner erläutert er klar die Mängel und die Verkehrt-
heiten beider Stile. So nennt er den französischen Stil einen
„seltsamen Irrweg", weil er die lebende Vegetation unter das Joch
mathematischer Formen beugt, der Baum seine höhere organische
Natur verbergen und sein schönes selbständiges Leben für ein geist-
loses Ebenmaß hingeben mußte. — Der englische Stil verliert sich
aber in die „zügellose Freiheit des Poeten'' und der Regellosigkeit.
Der Park ist nun eine „Musterkarte", so daß die Bilder willkürlich,
abenteuerlich und bunt wechseln, ohne dafür architektonische
Übereinstimmung und Größe (wie in den französischen Gärten)
zu haben. Der Park wird dadurch kleinlich, von aller schönen
Einfachheit entfernt und jeder Regel entzogen. —
Schließlich aber findet er im Mittelwege zwischen beiden
das Richtige, eine Anschauung, die er ja mit den besten Garten-
künstlern teilt und die bis heute geblieben ist. —
Es hat aber auch etwas Tröstliches, daß selbst das Urteil des
so kritischen Dichters nicht ganz objektiv und frei davon ist, was
anderen Sterblichen auch und oft in stärkerem Maße anhaftet: Es
erscheint uns eine Sache wertvoller, idealer, ja selbst richtiger, die
uns selbst, aus oft rein persönlichen Ursachen, näher liegt als anderen,
sodaß unsere Objektivität sehr fraglich wird. So erging es auch
Schiller mit dem Parke in Hohenbeim: Weil er für ihn eine ange-
nehme Erinnerung an die Jugendzeit bedeutete, sah er ihn mit
freundlicheren Augen an, als es bei einer Kritik geschehen durfte.
So kommt es, daß Schiller die von ihm beim englischen Parke ge-
tadelten Schwächen, die Hohenheim grade in ausgesprochenem Maße
hatte, nicht nur nicht anerkannte, sondern auch verteidigte, während
Goethe in einem Schreiben an Karl August von Weimar sich über
die Hohenheimer Anlagen abfällig ausspricht und findet, daß ,,solbst
im einzelnen der Garten wenig Befriedigung gewähre".
Das mindert aber keineswegs den Wert, die Freude und den
Genuß am Lesen — und Studieren dieser Abhandlungen. Ist es
doch nur ein Zeichen, daß an dieser Stelle der Dichter in Schiller
mächtiger gewesen ist, als der Kritiker. Contra.
Zeit- und Streitfragen.
Das Wandern ist des Gärtners Lust.
ür
I nter der obenstehenden Spitzmarke bringt ein Anonymus in
Xo. 30 dieser geschätzten Zeitschrift eine Betrachtung über die Vor-
und Nachteile, die den jungen, strebenden Gärtnern durch den
Aufenthalt im Auslande erwachsen.
Gewiß treffen viele Punkte seiner Ausführung zu, denn es ist
doch eine allbekannte Tatsache, daß es in der Fremde nicht so schön
ist wie zuhause; viele Punkte sind jedoch übertrieben.
Besonders Österreich kommt bei ihm sehr schlecht weg, und
zwar so schlecht, daß es fast den Anschein hat, der Schreiber jenes
Artikels kenne Österreich nur vom Hörensagen.*)
Er schreibt wörtUch : Nach Österreich sich zu wenden, ist auch
für einen jungen Gärtner ein gewagtes (?) Spiel. Scheint dieses
Nachbarland durch Stammesverwandtschaft und Sprache weit eher
mit uns verbunden, so wird doch jeder Ausländer, besondere aber
der „Deutsche Bruder" mit einer idealen Unkollegialität
empfangen imd behandelt.
*) Anmerkung der Redaktion. Das ist nicht der Fall,
der betr. Verfasser ist seit Jahren in Österreich in leitenden Stellungen
tätig, scheint aber dort entweder durch ungünstige Umstände be-
.sonders trübe Erfahrungen gemacht zu haben, oder mit allzugroßen
Erwartungen in die Welt gezogen zu sein.
Durch diese Behauptung ist uns österreichischen Gärtnern ein
schweres Unrecht geschehen.
Ich bin auch in der Welt herumgekommen, ich war als Öster-
reicher in Deutschland, habe aber auch in Österreich mit Reichs-
deutschen zusammen gearbeitet, aber von einer idealen Un-
kollegialität, wie sie dieser Herr schildert, ist mir nichts bekannt.
Im Gegenteil wurden und werden noch die reichsdeutschen
Gärtner in Österreich von Seite ihrer Kollegen mit einer gewissen
Zuvorkommenheit behandelt, die man als Österreicher in Deutschland
nicht genießt.
Freilich muß sich der in Österreich aufhaltende reichsdeutsche
Gärtner den Sitten und Gebräuchen seines Aufenthaltsortes anpassen,
und er darf sich nicht, wie es viele tun, aufs hohe Pferd setzen,
alles kritisieren und belächeln, über jede Einrichtung seine Witze
machen, denn da hört auch die österreichische Gemütlichkeit auf und
die von jenem Herrn -n-s. geschilderte Intoleranz tritt dann zutage.
Aber wer nicht weiß, daß man in einem fremden Lande sozusagen
nur als Gast weilt, ist selber schuld daran, wenn er tmbe Er-
fahrungen macht.
Ich hatte oft Gelegenheit mit reichsdeutschen Kollegen zusammen-
zukommen, aber Klagen über eine Intoleranz der Gärtner in Öster-
reich habe ich nicht gehört.
Ferner ist in jenem Artikel auch erwähnt, daß nur wenige
Handelsgärtner Platz für deutsche Gehilfen haben und daß in
städtischen Betrieben deutsche Gärtner kaum Aufnahme finden.
Die österreichischen Handelsgärtner, soweit sie natürlich die
nötige Inteihgenz besitzen, nehmen sogar sehr gerne deutsche Gehilfen
auf, besonders in Topfpflanzenkulturen. In Wien findet man in den
großen Handelsgärtnereien viele deutsche Gehilfen.
Aber auch die Stadtgärtnereien sind nicht so intolerant, wie
sie der Schreiber jenes Artikels schildert. In Karlsbad waren einmal
mehr reichsdeutsche Gehilfen beschäftigt als Österreicher.
Die staatlichen Betriebe schalte ich aus, denn sie haben soviele
österreichische Gärtner vorgemerkt, daß sie nicht in der Lage sind,
alle aufzunehmen, und daß dei- Staat zuerst seine eigenen Leute be-
mcksichtigt, die ihm ja auch andere Dienste leisten müssen, ist
nur recht und bilhg. Ich glaube, daß auch in den königl. preuß.
Hofgärten kein Österreicher ankommt, es müßte denn Mangel an
Gehilfen sein. Und daß viele reichsdeutsche Gärtner in Österreich
hohe Stellen einnehmen, davon erwähnt der betreffende Herr nicht?.
Der ehemalige Stadtgartendirektor von Wien war ein Reichs-
deutscher, der fürstlich Liechtensteinsche Gartendirektor Lauche ist
ein geborener Reichsdeutscher etc. etc.
Der geschilderte klassische Fall, über den Austausch von Gehilfen,
ist mir nicht näher bekannt, doch dürfte ich mich nicht irren, wenn
ich behaupte, daß der Schreiber schlecht berichtet worden ist, denn
die Löhne in den kaiserlichen Hofgärten sind besonders in letzter
Zeit sehr gestiegen, so daß es doch etwas gewagt ist, von einem
miserablen Gehalte zu schreiben. (Vergl. Seite 407 unter Wien. Red.)
Es ist doch logisch, daß die österreichische Hofgartendirektion die
aus dem Auslande kommenden Gärtner nicht gleich zu Obergärtnern
machen konnte.
Und daß der Gartenbau in Österreich auf einer so niedrigen
Stufe stehe, wie es der Herr -n-s geschildert hat, ist auch nicht zu-
treffend. Wohl haben wir in Österreich keine so großen Geschäfte,
keine Fabriken gärtnerischer Produkte, warum, das wissen wir öster-
reichischen Gärtner sehr gut, aber daß wir in wissenschaftlicher und
technischer Beziehung unsern Kollegen im deutschen Reiche nicht
nachstehen, das haben wir oft genug bewiesen.
Es ist nicht alles Gold was glänzt und auch im deutschen Reiche
wird es Geschäfte geben, auf die die von dem betreffenden Herrn
geschilderten Zustände in ÖsteiTeich passen.
Auch ich habe in Deutschland an einzelnen Stellen eine In-
toleranz gefunden, doch das waren Ausnahmen und nie und nimmer
werde ich sagen können, daß die deutschen Kollegen gegenüber Aus-
ländern intolerant sind.
Moritz Womacka, Landschaftsgärtner, Saaz.
406
Die Gartenwelt.
IX, 34
Aus den Vereinen.
Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin. Die
Fii-ma J. Lambert & Söhne in Trier hatte die Kosten nicht ge-
scheut und drei stattliche getriebene Eydrangea Mariesii
in drei Varietäten lilacina, grandiflora und perfecta zur Ver-
sammlung am 27. April eingesandt. Die schönste der di-ei
war H. Mariesii lilacina mit rosafarbigen Randblüten, deren
blumenblattartige Kelchblätter schön rosafarben und zierlich ge-
zackt sind; auch die Kelohabschnitte der fruchtbaren Blüten sind
bläulichrosa und die Stiele der Staubbeutel blaßrot. Wie bei allen
Hortensien, so sind auch bei E. Mariesii die äußersten Kelchblätter
der Randblüten autfallend größer als die anderen. Das dem äußersten
Kelchblatt gegenüberstehende ist das kleinste und die beiden andern
sind einander gleich. R. M. grandiflora ist weißlich mit schwach
rosa Anhauch, im Verblühen ins Grünliche übergehend. Die
Hortensien hätten entschieden mehr Würdigung seitens der Preis-
richter verdient, die hanptsäohhch dadurch vereitelt wurde, daß die
Töpfe vom Ordner der ausgestellten Gegenstände recht un-
günstig, um nicht zu sagen, unge.schickt , aufgestellt wurden.
Hortensien erfordern eine Besichtigung schräg von oben. Es hat
allen Anschein, als ob die Hortensien auf dem Wege sind, Mode-
blumen zu werden, einerseits für Gartenausschmückung in den
gi-oflen starkwüchsigen Sorten, andererseits als Topfpflanzen in
niedrigen Sorten, wie die niedliche ,,Soni'enir de Ciaire", die
Heinrich Kohlmannslehner vorführte.
Die Firma Kroger & Schwenke zeigte einige Fuchsien der
Sorte „Adolf Wcnxel", meiner Ansicht nach zur imrechten Zeit, da
die Pflanzen jetzt noch nicht ihre Vorzüge als reichblühende Sorte
zeigten.
Diverse Raritäten zeigte Herr Kohlmannslehner und zwar
einen gelbgrünen Asparagtis Sprengeri, der zur Schnittgrün-
gewinnung vorteilhaft sein dürfte, aber aus Samen noch nicht konstant
fällt, daneben eine veilchenblau blühende Aurikel. Ferner brachte
er Streptosolen Jamesonii, Miers, eine interessante gelborangeblühende
Scrophulariacee, die man ans Samen heranzieht. Dann zeigte Herr
Otto Bernstiel-Bornstedt erneut eine von ihm gezüchtete, schön
dunkelrote Primula obeonica, die zwar noch kleinblumig, aber in
der Farbe sehr wirkungsvoll und von außerordentlicher Reich-
bliitigkeit ist.
Herr De Coene, in Firma Spielberg & De Coene, Franz.
Buchholz bei Berlin, zeigte eine Anzahl Schixantlms ivisetonensis-
Hybriden, zwar nicht in musterhaften Kulturpflanzen wie auf der
Ausstellung 1904, sondern nur um die schönen Blütenfarbenspiele zu
zeigen. Es ist bedauerlich, daß die Schixantlms trotz der häufigen
Empfehlungen und der großen Beliebtheit, deren sie sich beim
Publikum ertreuen, noch wenig in Kultur sind. Herr De Coene
kann der Nachfrage kaum genügen. Die Schi~anthus, die leicht
aus Samen heranzuziehen sind, sind ein leichtverkäuflicher Artikel
für Handelsgärtner mittlerer Städte zum direkten Absatz an die
Kundschaft. Die Pflanzen mit ihrem freudig grünen Laub und den
zahllosen, zwar kleinen, aber reizend gefärbten Blumen machen einen
guten Eindruck.
Noch sei auf einen Fehler aufmerksam gemacht, der stets er-
hebliche Störung der Versammlungen zur Folge hat, nämlich, daß
die Preisrichter ihres Amtes während des an den Versammlungs-
abenden üblichen Vortrages walten. Außerdem stört das Hemm-
reichen von Bildern und anderen Gegenständen, da doch die Auf-
merksamkeit der Versammlungsteilnehmer unmöglich gleichzeitig nach
zwei Richtungen hin beansprucht werden kann. Durch Zwischen-
logen einer Pause ehe der Vortrag gehalten wird, könnte dem ab-
geholfen werden. W. Tscheuke, Berlin.
Bücherschau.
Praktisches Tasclienbuch für Gartenfreunde. Ein Rat-
geber für die Pflege und sachgemäße Bewirtschaftung des häuslichen
Zier-, Gemüse- und Obstgartens. Von Mai Hesdörffer. Mit 109 Ab-
bildungen. Leipzig 1905. Verlag von Richard Garl Schmidt & Co.
Preis Mk. 2,50.
Es besteht gewiß an Gartenbüchern für den Liebhaber kein
Mangel, dessen war ich mir bei Abfassung des vorliegenden Buches
wohl bewußt. W(;mi es trotzdem nicht ungeschrieben blieb, so ist
dies dem Umstände zuzuschreiben, daß ich einerseits von Garten-
freunden immer und immer wieder zur Abfassung eines solchen
Buches gedrängt wurde und arndererseits auch zu der Überzeugung
gelangt bin, daß der Gartenfreund vielfach in den Fachschriften nicht
das findet, was er sucht. Mit Spezialwerken, die sich mit der Be-
handlung eines engbegrenzten Gebietes beschäftigen, etwa nur von
Sommerblumen, Gemüse- oder Formobstzucht handeln, ist der Mehr-
zahl der Liebhaber nicht gedient. Andererseits erschöpfen sich die
das ganze Gebiet des Liebhabergartenbaues umfassenden Bücher oft
in endlosen und meist überflüssigen Pflanzenbeschreibungen und in
Anleitungen, die viel zu große Vorkenntnisse voraussetzen. Diese
fehlen aber den meisten Gartenfreunden, und die Bücher, deren
Autoren noch vielfach die Gabe populärer Darstellung fehlt, erfüllen
deshalb nicht ihren Zweck. Ich habe es versucht in möglichst eng
begrenztem Rahmen, welcher den bilUgen Preis des Buches ermöglicht,
der auch wesentlich mitspricht, dem Liebhaber in meinem Taschen-
buch ein Lehrbuch an die Hand zu geben, das ihn mit den Arbeiten
vertraut macht, die wirklich von Laien auszuführen sind, das von
Pflanzenbeschreibungen absieht und im Liebhaber nicht trügerische
Hoffnungen erweckt. So ist das Taschenbuch für Gartenfreunde ent-
standen, das dem Liebhaber und dem Berufsgärtner in gleicher
Weise gerecht wird, dem letzteren, weil es nicht den Versuch macht,
den Laien zum Konkurrenten des Bemfsgärtners zu erziehen, ihm
nicht nach berühmtem Muster sagt, wie er Geld mit seinen Kulturen
verdienen könne, wenn, ja wenn tausend Nebenurastände nicht mit-
sprächen. Mit solcher Zukunftsmusik ist auch dem Liebhaber nicht
gedient, da derartige Anleitungen nur dazu beitragen, ihm seinen
Geldbeutel zu erleichtein, ihn dem Garten völlig zu entfremden.
Andererseits tut man aber dem Handelsgärtner einen großen Dienst,
wenn man dem Liebhaber Belehi-ung in zulässigen Grenzen bietet,
denn Erfolge muß der Laie sehen, wenn er dem Garten dauernd er-
halten bleiben soll und jeder kleine Erfolg des Liebhabers sichert
dem Handelsgärtner weiterhin dauernde Aufträge. Ich glaube be-
stimmt, daß die Berufskollegen, die mein Taschenbuch bei sich bietender
Gelegenheit ihren Kunden empfehlen, dabei ihre Rechnung finden
werden und ich bitte jene Firmen, die Kataloge herausgeben, in
ihrem eigenen Interesse eine Empfehlung dieses Buches in die Kata-
loge aufzunehmen.
Nachstehend biete ich einen Auszug aus dem Vorwort des
Buches, aus welchem die Gesichtspunkte, die mich bei seiner Ab-
fassung leiteten, klar hervorgehen.
Mein Garten ist mein Heiligtum! Weit ab vom Getriebe der
Millionenstadt, habe ich ihn als ersten in einer aufblühenden Kolonie,
in einer der werdenden Gartenstädte, von welchen jetzt so y\(s\ die
Rede ist, in harter aber erfolgreicher Arbeit aus dem Nichts ge-
schaffen. Auf ärmstem märkischem Sand- und Kiesboden , auf
Ödland, das seit Jahrzehnten keine Pflugschar mehr durchfurchte,
ist er entstanden, inmitten eines idyllischen Tales, umgeben von
Wasser und W.ald, Wiesen und Äckern, Und auf diesem ehemals
unfruchtbaren Boden reift bereits köstliches Tafelobst an sechshundert
Bäumen, die ich alle mit eigener Hand gepflanzt; edle Reben um-
spinnen die schlichten Baulichkeiten, farbenschöne und duttige Blumen
schmücken die Rabatten. Jetzt liegt der Garten nicht mehr ver-
einsamt, neue Anlagen sind ringsumher unter den Händen arbeitsamer
Menschen entstanden, die in jeder freien Stunde „zum Vergnügen
und zur Erholung" im Schweiße ihres Angesichts arbeiten, uner-
müdlich arbeiten, und sich doch nur höchst bescheidener Erfolge er-
freuen können.
Wie hier in meiner Nachbarechaft, ist es auch anderwärts be-
stellt. Tausende, die ihre Liebe zur Natur im Garten praktisch be-
tätigen wollen, entbehren eines Katgebers, der sie innerhalb der
zulässigen Grenzen belehrt, ihnen keine Arbeiten zumutet, die korrekt
auszuführen nur der geschulte Fachmann fähig ist. Ich bin nicht
nur Berufsgärtner seit 25 Jahren, sondern als Gartenbesitzer auch
IX, 34
Die Gartenwelt.
Liebhaber uud das mit Leib und Seele. Die Verbreitung und
Förderung der Gartenliebliaberei, die allein in der Lage ist, die fort-
schreitende Entfremdung weiter Bevölkerungskreise von der Natur
autzuhalten, liegt mir am Herzen. Der schöne Erfolg, der meinen,
der Zimmergärtnerei gewidmeten Büchern beschieden war, hat mich
zur Abfassung der vorliegenden Schrift ermutigt. Sie hält sich m
allen Teilen durchaus auf dem Boden der Praxis, in ihren An-
leitungen und Anweisungen in den Grenzen, innerhalb welcher sich
der Liebhaber bewegen muß, will er sich die Liebe zum Garten er-
halten und den Erfolg an seine Arbeit heften.
„Schuster bleib bei deinen Leisten!" mahnt der Volksmund.
Wer die Wahrheit dieses Spruches kennt, der wird gewiß in dem
vorliegenden Buche nicht Rezepte erwarten, die ihm die Möglichkeit
bieten sollen, auf dem eng umgrenzten Feld des häuslichen Zier-
und Nutzgartens über den eigenen Bedarf hinausgehende Erträge zu
erzielen, die sich in lauteres Gold umsetzen lassen, er wird auch
nicht nach einem Kapitel suchen, das ihm nach Schema F sagen
soll, wie er als Unkundiger selbst eine Gartenanlage -zu schaffen
vermag. Eine solche Anleitung hätte keinen anderen Wert, als eine
dem Laien erteilte Belehrung zum Selbsterbauen des Landhauses,
zum Montieren eines Automobils oder zum Zimmern eines Segel-
bootes. Erst wenn sachkundige Hände nach allen Regeln der Kunst
und Technik den Garten geschaffen haben, beginnt die Arheit des
Besitzers.
Es gibt Liebhaber, die nicht belehrt sein wollen, welchen es
genügt, ein Loch zu graben, einen Baum mit den Wurzeln hinein-
zuzwängen, es wieder mit Erde zu füllen und dann ergebungsvoll
sein Absterben abzuwarten, um ihn hierauf in gleicher Weise und
mit gleichem Erfolge durch einen neuen zu ersetzen. . An diese
,. Gartenfreunde'-, die lieber Hunderte von Pflanzen hartherzig ver-
derben und sterben lassen, hundert und tausend Mark nutzlos ver-
geuden, aber beileibe kein Buch anschaffen wollen, das ihnen, die
Augen öffnet, sie auf den richtigen Weg führt, wende ich mich
nicht. Ich wende mich mit meinen Ausführungen an die Einsichtigen,
die ehrlicher Belehrung zugänglioh und gewillt sind, sich innerhalb der
durch örtliche, räumliche und andere Verhältnisse gezogenen Grenzen
zu bewegen. Ihnen will mein Buch ein treuer Ratgeber sein, sie
will es vertraut mit den Grundlagen der Gartenkultur machen. Wer
sich diese angeeignet hat, der wird der Geist und Gemüt ver-
edelnden, den Körper stählenden, die Sinne schärfenden Garten-
liebhaberei bis zum letzten Atemzuge in unwandelbarer Treue er-
geben bleiben, dem werden die Pflanzen Vertraute, die ihm nahe
stehen bei Sonnenschein und Winterkälte. Nicht nur an ihren
Blüten und Früchten, auch an ihren Winterknospen, an ihrem Holze
wird er sie erkennen, und die Natur enthüllt ihm manch tiefes Ge-
heimnis, das für Abertausende bedauernswerter Alltagsmenschen zeit-
lebens mit undurchdringlichem Schleier verhüllt bleibt.
Möge mein Taschenbuch den einsichtigen Gartenfreunden im
Kreislauf des Jahres ein steter, nie versagender Begleiter und zu-
verlässiger Ratgeber sein. Wer es nicht nur liest, und dann bei-
seite legt, sondern immer und immer wieder zur Hand nimmt, in
den zahlreichen Fällen, da sonst guter Rat teuer zu sein pflegt,
vertrauensvoll auf seine in der Praxis erprobten Anleitungen ein-
geht, eingedenk des Spruches, daß demjenigen, dem nicht zu raten
ist, auch nicht geholfen werden kann, dem werden dauernde Erfolge
die Arbeit lohnen. M. H.
Bevorstehende Ausstellungen.
Die VIII. Deutsche Dahlien-Ausstellung wird in Darmstadt
abgehalten. Die Schnittblumenschau ist auf die Tage vom 8. bis
10. September festgesetzt. Der Gesellschaft steht auf dem Aus-
stellungsgelände ein etwa 2500 qm großes, in Boden und Lage
günstiges Auspflanzterrain zur Verfügung. Die landschaftliche An-
ordnung der auszupflanzenden Dahlien hat Herr Heinr. Junge,
Hameln, übernommen. Man beabsichtigt ferner, schönblühende
Stauden- uud Blumenzwiebel-Gruppen etc. als Vorpflanzungen
zu verwenden. Für sämtliche auszupflanzende Gegenstände wird
freie Eilfracht nach Darnistadt gewährt und es schweben in-
zwischen Verhandlungen, daß auch die Rückfracht nach Schluß
der Ausstellung kostenfrei ermöglicht werden kann.
Sämtliche auszupflanzende Gewächse, ob Dahlien oder ent-
sprechendes Vorpflanzmaterial, sollen vorkultiviert in Töpfen, bei bester
Verpackung, spätestens Ende Mai in Darm,stadt eintreffen.
Anmeldungen sind bis zum 25. Mai spätestens an den Ge-
schäftsführer, Herrn Heinrich Kohlmannslehner, Britz bei Berlin, zu
bewirken. Es wird gebeten, eine doppelte Aufstellung der auszu-
pflanzenden Gegenstände einzureichen, möglichst mit genauer Höhen-
und Farbenangabe der einzelnen Objekte, damit das gesamte
Arrangement recht schön wird. Kultur-Unkcsten entstehen den
Ausstellern nicht.
Der Ausstellungsausschuß behält es sich ausdrücklich vor, nicht
genügend entwickelte Pflanzen, oder für solche Zwecke ungeeignete
Sorten zurückweisen zu können.
Meldungen für die Herbstschau sind schon jetzt sehr erwünscht,
um die Größe der aufzubauenden Dahlien-Halle entsprechend ge-
räumig einrichten zu können.
Lohnbewegung.
Altona. In einer Versammlung der Vereinigung der Land-
sohaftsgärtner wurde wegen des ausgebrochenen Streiks beschlossen,
daß jeder 300 Mark Strafe zahlen müsse, der die Forderungen der
Gehilfen bewillige und daß der Beschluß nur durch eine Versammlung
aufzulösen sei. Anscheinend hat diese Maßregel eine starke Solidarität
unter den Arbeitgebern zur Folge gehabt, die den Streik zum
Scheitern brachte, denn die Gehilfen erklärten den Streik nach vier-
wöchentlicher Dauer für beendet.
Wien. Am 16. April fand in Schwendmeyers Gasthaus auf
der Landstraße eine stark besuchte Versammlung der in den
k. k. Hofgärten Wiens und Umgebung beschäftigten
Gärtnergehilfen statt , in welcher Reichsratsabgeordneter
Prochazka über die Wünsche und berechtigten Forderungen dieser
Arbeiterkategorie ein ausführhches Refeiat erstattete. Er verbreitete
sich über die Dienst- und Lohnverhältnisse der Hofgärtnergehilfen,
die unsichere Stellung, da jedem trotz jahrelanger Dienstzeit vierzehn-
tägig gekündigt werden kann, die Entlohnung, die jahrzehntelang die
gleiche bleibt, über Regelung der Nachtinspektionen, Einschränkung
der Sonn- und Feiertagsarbeit auf das allernotwendigste, die Urlaubs-
zeit und den Mangel einer ordentlichen Alters- sowie Witwen- und
Waisenversicherung. Seine Ausführungen wurden wiederholt durch
stürmischen Beifall unterbrochen und schließlich die Forderungen
nach dem Vorschlage des Redners festgesetzt.
Wiesbaden. Der Vorsitzende des „Wiesbadener Gärtner-
Vereins" erklärt zu einem Artikel im „Wiesbadener Tagblatt", worin
gesagt ist, die Lohnbewegung im Gärtnergewerbe sei im Sande ver-
laufen und die Erwerbsverhältnisse im Gärtnergewerbe lägen derart,
daß beim basten Willen nicht die Löhne bezahlt werden können wie
im Baugewerbe, folgendes : „Was die Lohnbewegung betrifft, so sind
wir Gehilfen für das erstemal zufrieden. Wenn auch unser Tarif
nicht ganz zur Durchführung gelangt ist, so sind doch im allgemeinen
wesentliche Besserungen eingetreten und der Tarif, welchen uns die
Prinzipale schriftlich zugehen ließen, bei weitem überschritten. In
vielen Fällen wurde die Arbeitszeit auf 11 Stunden, in einigen Fällen
auf 10 Stunden reduziert. Ebenso ist der Lohn durchschnittlich um
2 Mk., in einigen Fällen sogar um 5 Mk. die Woche gestiegen.
Wenn man nun in Betracht zieht, daß wir Gärtner zum erstenmal
offiziell mit Forderungen an unsere Prinzipale herangetreten sind, so
muß mau doch zu der Erkenntnis kommen, daß wir für das erstemal
ganz gute Erfolge haben und wir voraussichtlich in den nächsten
Jahren noch bessere Erfolge haben werden. Im übrigen haben wir
Löhne, wie sie im Baugewerbe bezahlt werden, nicht gefordert."
Tagesgeschichte.
Bischofsburg. Die hiesige Schützengilde ist mit dem Militär-
fiskus zwecks Ankaufs des ca. 3200 Hektar großen Geländes hinter
Die Gartenwelt.
IX, 34
den Kasernen in Unterhandlung getreten. Hier sollen ein Schützenpark
mit Schießstand, Kolonnaden usw. errichtet werden.
Breslau. Zur Aufstellung für das projektierte Gustav Freytag-
Denkmal ist in halber Höhe des Südabhanges der Liebichshöhe gegen-
über dem Blumenrondel ein Platz vorgeschlagen. Das Denkmal, dem
bekanntlich der Taclinersche Entwurf zugrunde liegt, besteht in einer
mit Bänken versehenen Brunnenanlage, deren Mittelwand das Marmor-
relief des Dichters trägt. K.
— Der Verschönerungsverein bewilligte in seiner letzten General-
versammlung 250Ö Mark für Arbeiten innerhalb der Umgehungsbahn
am Eichplatz und Anpflanzungen an der Sohostagsohen Wiese, eben-
falls am Bahndamm ; dem Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs
wurden äO Mark für einen Wettbewerb in Balkonausschmückung
überwiesen. Ferner teilte der Oberbürgermeister mit, daß der
Magistrat beschlossen habe, das Beerbeuteier Gelände zwischen
Schwoitisoher Chaussee und Schwarzwasser, soweit es nicht durch
Eegulierung des Schwarzwassers in Anspruch genommen wird, zu
bepflanzen und zur Regulierung des Scheitniger Parkes zu ver-
wenden. Mit den Erdarbeiten soll noch in diesem Jahre begonnen
werden. K.
Charlottenburg. Mit dem Bau der Zentralmarkthalle in
Charlottenburg, der bekanntlich schon seit Jahren geplant ist, wird
in diesem Frühjahr begonnen werden. Der Magistrat hat das
Spezialprojekt für die Bauausführung in allen Einzelheiten genehmigt.
Die Mittel in Höhe von 6 Millionen Mk. sind bewilligt. Die Markt-
halle, die in der Größe der Berliner Zentralmarkthalle gedacht ist,
erhält am Bahnhof Charlottenburg direkten Gleisanschluß; als Bau-
platz sind von der Stadt schon mehrere Terrains an der Niebuhr-,
Leibniz- und Krummen-Straße unweit des Kurfürstendamms vor-
gesehen.
Dortmund. Die Promenadenkommission der städtischen Ver-
waltung genehmigte das Projekt der Umwandlung jenes Teiles des
Freden baumwaldes, der zwischen der verlängerten Schützenstraße
und der Kirschenallee gelegen ist, in einen Volkspark. Dieser Wald-
teil ist 120 Morgen groß und soll außer neuen Reit-, Fahr- und
Promenadenwegen einen acht Morgen großen Teich und einen acht
Morgen großen Kinderspielplatz erhalten. Die Kosten sind mit
120000 Mk. berechnet.
Dresden. Das Stadtverordnetenkollegium beschloß die Erwerbung
von Hochwald in der Gegend des Restaurants Baum wiese in der
Dresdener Heide zur- Anlegung eines Waldparkes. Gleichzeitig
stimmte das Kollegium einer Anregung aus seiner Mitte zu, wonach
auch für die westlichen Vorstädte Löbtau, Cotta, Naußlitz usw. die
Anlage eines solchen Parkes ins Auge gefaßt werden soll.
Fulda. Der Stadtpark auf dem Plateau des Schloßberges, nahe
beim Schloß gelegen, erfährt eine lange erwünschte Erweiterung.
Die Stadtverordneten stimmten dem Erwerb eines großen Gartens
zNvisohen Schloß und Park füi- den Preis von 10 000 Mark zu.
Qroß-Lichterfelde. Die von der Gemeinde Groß-Lichterfelde
beschlossene Erwerbung eines umfangreichen Geländes am Teltow-
Kanal zur Anlage eines Parks sowie einer Uferpromenade ist bereits
zui- Durchführung gelangt. Der Kaufpreis beträgt etwa 325000 Mk.
Der Kaufvertrag ist bereiis notariell abgeschlossen worden. Der
Ankauf des Terrains und die Errichtung eines Parkes wird für die
weitere Entwickelung von Groß-Lichterfelde von großer Bedeutung sein.
Herne. Auf die ausgeschriebene Stelle eines Friedhofsgärtners
liefen \:>i Bewerbungen ein.
Hannover. Zur Blumenpflege durch Schulkinder gelangen
5000 Topfpflanzen wie in den Vorjahren zur Verteilung. Am 16. Mai
wurden die Pflanzen eingeliefert, am 17. geordnet und plombiert und
am 18, den Kindern ausgehändigt. Ausgeschlossen sind Ferien-
kolonisten, sowie solche Kinder, die in den Sommerferien verreisen.
Gedruckte Kulturanweisungen wurden beigegeben. Die geplante Ein-
führung deutscher Pflanzennamen wurde aufgeschoben, da das vom
Provinzial-Gartenbau -Verein bearbeitete Material erst nach Pfingsten
vom Deutschen Sprachverein zurück sein kann. Die Angelegenheit
liegt in den Händen des Provinzial-Gartenbauvereins und der Lehrer-
schaft (Stadtschulrat Dr. Wehrhahn).
Koblenz. Zur Förderong des Fremdenverkehrs wird im Laufe
des Sommers der Garten- und Obstbau -Verein erstmals einen Preis-
wettbewerb im Fenster-, Balkon- und Vorgartenschmuck in fünf
Klassen veranstalten.
MOnchen. Der Verein „Zoologischer Garten München" hat
zwei bedeutende Sachverständige, Herrn Dr. L. Heck, den Direktor
des Zoologischen Gartens in Berlin und Herrn Karl Hagenbeck,
Hamburg, um genaue Prüfung der Münchener Verhältni.sse und um
ein Gutachten besonders in bezug auf die Terrainfrage gebeten.
Sowohl Dr. Heck als auch der Vertreter Hagenbecks Dr. A. Soko-
lowsky halten übereinstimmend das Hollabrunner Gelände mit
272 ™ Grundwasserstand, guter Vegetation, geschützter Lage und von
beträchtlicher Größe für einen Tierpark vorzüglich geeignet, während
sie die Verhältnisse im Herzogpark für weit ungünstiger halten.
Die Gartenkunst ist Herrn Dr. Heck zu besonderem Danke ver-
pflichtet, da er im Berliner Garten gezeigt hat, wie man Tierleben
und Pflanzenleben in malerischer Weise vereint und es hat den
Anschein, daß der Verein „Zoologischer Garten" in München eine
wohldurchdachte, auf biologischen und ästhetischen Grundsätzen be-
ruhende Tiergartenanlage zu schaffen beabsichtigt.
Posen. Die Stadtverordneten -Versammlung genehmigte den
Ankauf des Fehlauschen Grundstückes, das, wie bereits hier mitgeteilt
wurde, zu einem Volkspark umgestaltet werden soll. Der Gesamt-
preis des gemeinsam vom preußischen Staat und der Stadt zu er-
werbenden Parkes beträgt 785 000 Mark. Der Magistrat erhält das
Recht eine Fläche von ca. 3500 qm zu Villenbauplätzen zu verkaufen,
ferner tritt die Stadt eine Fläche von 1000 qm gegen eine Ent-
schädigung von 50000 Mark an den Staat ab. Die Kosten der
Straßenanlagen rings um den Park trägt zur Hälfte der Staat, zur
Hälfte die Stadt. Die von der Stadt aufzuwendenden Kosten werden
etwa 210 000 Mark betragen. Posen erhält somit einen neuen öffent-
lichen Park mit bereits schönem, altem Baumbestand, der einen guten
Ersatz für die infolge der Stadterweiterung fallenden Glacis-
promenaden bieten soll. K.
Personal-Nachrichten.
Brings, Wilhelm, feierte das Jubiläum seiner fünfundzwanzig-
jährigen Tätigkeit als Landschaftsgärtner der Firma PhilippGeduldig
in Aachen. Er hat während dieser Zeit ununterbrochen seine hervor-
ragende Begabung als Landschaftsgärtner und Grottenbauer in den
Dienst der genannten Firma gestellt und zahlreiche Gartenanlagen
in der Rheinprovinz, in Hessen und in Holland ausgeführt. Dem
Jubilar, der in seiner Jugend keine Lehranstalt besuchen konnte und
sich sein theoretisches Wissen durch Selbststudium aneignete, wurde
von seiner Firma eine wohlverdiente Ehrung zuteil. An der an
seinem Ehrentage veranstalteten Feier nahm als Vei-trete.r des Polizei-
präsidenten der Regierungsassessor Dr. Freiherr von Lyncker
teil, der dem verdienten Fachmann das Allgemeine Ehrenzeichen
mit anerkennenden Worten überreichte.
Rebenstorff, J., langjähriger Friedhofsinspektor in Erfurt, als
tüchtiger Fachmann weit bekannt, hat ein Gesuch um Entlassung am
1. Oktober d. J. eingereicht. Der Magistrat hat nach einstimmigem
Vorschlag der Friedhofskommission den Beschluß gefaßt, die Grab-
pflege von genanntem Zeitpunkt ab in eigene Verwaltung zu über-
nehmen und die Oberaufsicht ülier den Friedhof dem
Gartendirektor zu übertragen.
Briefkasten der Redaktion.
Zaponlack. Zum Fixieren von Zeichnungen, sowie zum Schutz
derselben gegen Feuchtigkeit wird mit Vorteil „Zapon" verwendet,
ein chemischer Lack, bestehend aus in Amylazetat gelöster Nitro-
zellulose, der vollständig frei von Säuren und ganz farblos ist, ferner
eine große Härte erlangt. Mit Zapon über.strichene Zeichnungen
können im Regen ausgebreitet werden, ohne Schaden zu nehmen.
Kiehl-Posen.
Redakteur: Max Hesdnrffer. Berlin. — Verlag t. Ri chard Carl Schmid t * Co.. Leipzie. — Druck : Anhalt. Bnchdr. Gntenberg, e. G.
lUstriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
27. Mai 1905.
No. 35.
Nachdruck und NachbUdting aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Gemüsebau.
Wie
Mcloneiikultiir im Freien.
Von Hch. Beuß, Obergäi-tner in Schwetzingen.
(Hienu eine Abbildung.)
in England und Frankreich, so versucht man auch
in Deutschland mehr und mehr Melonen im freien Lande zu
kultivieren, was seinen Grund im wesentlichen darin hat, daß
die Mistbeettreiberei verhältnismäßig wenig rentabel ist und'
die Melonen, wenn einigermaßen richtig behandelt und vom
Wetter begünstigt, im freien Lande nicht viel später reifen
als im Mistbeet.
Die auswärtige Konkurrenz (namentlich Paris) ist zu
groß und die Preise
sind sehr niedrig,
was in keinem Ver-
hältnis zu der müh-
seligen Kultur unter
Glas überhaupt
steht, so daß nur
dort, wo es un-
bedingt auch bei un-
günstigstem Früh-
jahr darauf an-
kommt, einige zei-
tige Melonen zu er-
zielen. Mistbeete an-
zulegen sind.
Bei der Kultur
im freien Lande
kommt es zunächst
darauf an, recht-
zeitig die Pflanzen
heranzuziehen ; die
Aussaat an Ort und
Stelle hat zeitig zu
erfolgen, oder was
noch zweckmäßiger
ist. man zieht die
Pflanzen in Töpfen
im Mistbeet (Neben-
kultur im Gurken-
oder Salatfenster,
oder Warmhaus)
Gartenwelt.
heran und behandelt dieselben wie auch die Aussaat an Ort
und Stelle sorgfältig durch Decken mit Glasglocken.
In warmen südlichen Lagen kann auf diese Weise die
Kultur recht früh beginnen, ohne daß man schädlichen Ein-
fluß durch Spätfröste spürt.
Die Abbildung zeigt einige Beete mit reichem Frucht-
behang im Juli. Im Vordergrund sieht man Palästinamelonen
und weiter hinten auf den Beeten Cantaluupen von Algier
und die Pariser Netz- Melone in voller Entwicklung.
Die Herrichtung der Beete erfolgt im zeitigen Frühjahr.
Dieselben werden so ausgehoben, daß in der Mitte ein Graben
von ca. 30—40 cm Tiefe und 50 cm Breite entsteht. Etwa
410
Die Gartenwelt.
IX, 35
Ende April füllt man diesen Graben mit frischem Pferde-
dung und zwar in regelrechter Packung, wie es beim An-
legen eines Mistbeetes geschieht. Hierauf kommt die aus-
geworfene Erde und nach genügender Erwärmung der Beete,
etwa nach 5 — 6 Tagen, lege man die Melonenkerne in Ab-
ständen von 60 — 80 cm (je 4—5 Stück) auf die Mitte des
Beetes ein und decke mit Glasglocken ab. Mit dem Aus-
pflanzen vorkultivierter Pflanzen warte man noch etwas
länger oder sorge für entsprechend größere Glasglocken. Billiger
ist es, wenn man sich selbst Holzkästen mit Scheibenbelag
anfertigt.
Wenn die Witterung es irgend gestattet, lasse man die
Melonen durch freie Entwicklung sieh kräftigen. Es ei'folge
dann nach dem vierten voll-
kommen entwickelten Blatt
der Rückschnitt und noch-
mals ein solcher nach dem
fünften und sechsten ent-
wickelten Blatt der jungen
Ranken. Es ist ja zur Ge-
nüge bekannt, daß an den
dünnen Ranken der Frucht-
ansatz sicherer und reicher
ist und man wird oftmals
noch ein drittes Stutzen nötig
haben. Später ist ein Ein-
kürzen der tragenden Ranken
(besondere bei trübem Wetter)
sehr vorteilhaft, wie auch
nach und nach das Ent-
fernen der nichttragenden
Ranken zu erfolgen hat. Das
Schneiden der Ranken erfolge
jedoch dann nicht zu früh.
Die Früchte sollen erst ge-
nügend stark sein, um ein
Fortkommen zu sichern.
Hühnereiergröße mindestens.
Dann ist es auch Zeit,
an ein Unterlegen (am besten
mit Schiefer) zu denken, wenn
auch bei diesen oval ange-
legten Beeten ein Faulen nicht
so leicht zu befürchten ist.
Dieses Verfahren der Melonen-
kultur ist liinsichtlich seiner
Einfachheit und der wenigen
Kosten sehr rentabel, zumal
man im günstigsten Falle
fast ebenso früh als bei der Kastenkultur schneiden kann
Vom Verfasser fü:
Koniferen.
Picea excelsji, Lk. virgata, Jacq., die Schlangen- oder
Rutenliclite und Picea excelsa viniinalis, Casp., die
Ilängeficlite.
Von L. Beißner.
(Hier XU eine Abbildung.)
l/iese beiden höchst charakteristischen Formen der viel-
gestaltigen Fichte oder Rottanne werden in der Praxis viel-
fach mit einander verwechselt, darum dürfte es am Platze
sein, ihi-e Unterschiede hier noch einmal scharf zu charak-
terisieren.
Die Form virgata in ilirer typischen, magersten Form
trägt langgestreckte, schlangen- oder rutenförmige Wipfel-
und Seitenäste, fast ohne seitliche Verzweigung, wie sie in
No. 18, Seite 209, unter der irrtümlichen Bezeichnung
viniinalis abgebildet wurde. Eine größere Pflanze, gleich
mager \mä unschön, steht im Park zu Schönlierg an der
Bergstraße und wurde im dritten Jahrgang der Gartenwelt
(1899) Seite 523 abgebildet.
Die Form rivnnalis zeigt normalen üppigen Wuchs,
wagerechte Mutteräste, an denen die Seitenäste und Zweige
oft meterlang strickförmig herabhängen, es sind dies meist
herrliche dekorative Bäume,
die nicht nur in Schweden,
sondern auch in Forsten bei
Aussaaten, und von da oft
in die Parks verpflanzt, in
schönster Entwickelung
überall vorkommen.
Zwischen diesen beiden
Formen gibt es nun, durch
Knospen Variation als eigen-
tümliche Sämlinge derselben
entstanden, Zwischen-
formen und zwar in allen
Abstufungen von den ge-
nannten magersten Formen
bis zu schönen sehr deko-
rativen , reich verzweigten
mit langem strickförmigem
Behang von Zweigen. Die
Abbildung der Seite 411
eines Prachtexemplares im
Hofgarten zuBückeburg,schon
erwähnt in den Mitteilungen
der Dendrologischen Gesell-
schaft 1902, Seite 57, stellt
entschieden auch eine solche
schöne Übergangsform
dar, wie das noch die obersten
rutenförmigen Bezweigungen
erkennen lassen. Bei einer
Aussaat im dortigen Garten
sind früher mehi-ere solcher
Bäume entstanden, die, etwas
verschieden entwickelt, mehr
zu der einen oder der anderen
genannter beider Formen nei-
gen. Bekannt ist der alte schöne Baum an der Schloßkirche
in Reinhardsbrunn ; ich besitze Sämlinge von demselben, welche
vorderhand ausgeprägte, aber reicher bezweigte Sclilangen-
fiehten darstellen. Solche Individuen können sich mit zu-
nehmendem Alter immer mehr als schöne Hängefichten aus-
wachsen.
Besonders in Nord-Europa kommen beide Formen öfter
vor und wo solche abweichende Individuen auch bei uns in
Forsten vorkommen, finden sich natürlich auch oft forstweise
unter den Sämlingen alle möglichen Übergänge. Die schönsten,
dekorativ wertvollsten Formen müssen dann durch Veredlung
auf die gewöhnliche Fichte fortgepflanzt werden.
IX, 35
Die Gartenwelt.
411
Ables arizonica, Merr. Der Aufforderung des Herrn
C. Rimann in No. 31 dieser Zeitschrift gern Folge leistend, über-
gebe ich mit Genehmigung der verehrlichen Redaktion mein kleines
Erlebnis mit dieser Tanne der Öffentlichkeit:
Im Sommer 1901 kaufte ich für 25 Mark zwei Exemplare von
Abics arixonica. Es waren kleine, etwas aufgeschossene, in Töpfen
kultivierte Pflänzchen. Eines davon ging schon in den ersten acht
Tagen, trotz meines Protestierens, den Weg „alles Irdischen". Die
andere, nun übrig gebliebene Pflanze wurde im Frühjahr 1903 an
einer gut geschützten, aber sonnigen Stelle, vor einem hohen, dichten
Boskitt als Einzelpflanze im Rasen ausgepflanzt. Anscheinend befand
sie sich dort ganz wohl. Der kalte na.sse Sommer bekam ihr ganz
gut, denn sie trieb im Frühjahr 1904 bedeutend kräftiger aus. Da
— an einem besonders heißen Tage (sie war auch der vollen Mittags-
sonne gänzlich ausgesetzt), wuiden die zarten jungen Triebe von der
Sonne total verbrannt. Der Schrecken war groß, doch der Schaden
nun einmal nicht mehr gut zu machen! Ich ließ die Pflanze, in der
Hoffnung, daß sie sich vielleicht erholen
würde, stehen, aber sie wurde immer schlech-
ter, bis eines Tages, jedenfalls in der Besorg-
nis, sie könnte ganz verdorren, unser alter
Pudel kam, und sie kräftig begoß und über-
brauste; das nahm ihm aber die ..Abies
arizonica, Merriam''^ sehr übel, denn sie starb
an den Folgen.
Über einige junge Pflanzen, die ich
noch besitze, kann ich kein weiteres Urteil
abgeben. J. F. Horäk, Schloß Dyck, Rheinl.
Die Redaktion bittet um weitere Meinungs-
äußerungen über Abies
Kakteen und Sukkulenten.
Echiiiocereiis acifer, Leni.
Von Alwin Berger, La Mortola.
(Hierzu eine Abbildung.)
JL/er kleine Echinocerens acifer ist
einer von denen, die jeder sich besorgen
sollte, der nur einige, aber lohnende
Sukkulenten kultivieren will. Die Pflanze
ist keine Neuheit mehr, reift öfters Samen
und sproßt auch hinreichend, sodaß ihre
Preise sich niedrig stellen, wie man .sich
aus jedem Handelskatalog überzeugen kann.
Bei einigermaßen zuträglicher Be-
handlung bringt dieser Eclnnocereus all-
jährlichim Vorsoramereinige seinerpracht-
vollen hochroten Blüten hervor, die den
V^orzug vor vielen anderen haben, daß
sie mehrere Tage andauern. Er stammt
aus den nördlicheren Gegenden Mexicos,
Durango und Coahuila und scheint dort
ziemlich liäufig zu sein. In Bezug auf
leichte Verschiedenheiten in der Be-
stachelung und der Masse und Schat-
tierung der Blumen unterscheidet man
drei Formen; ich sah jedoch in Süd-
frankieich eine Anzahl importierter Pflan-
zen, die noch einige weitere Varietäten
ergeben hätten.
Topfpflanzen,
üie Kennedya.
Von Peter Geier, Richmoud.
1/ie Kennedya, ein Schmetterlingsblütler, stammt aus
Australien. Leider ist dieser herrliche Schlinger des
temperierten Hauses wenig bekannt; in Handelsgärtnereien
Deutschlands würde man ihn vergeblich suchen und doch
verdiente die Kennedya wie kaum eine andere Pflanze in
Privatgärtnereien zur Zierde der Gewächshäuser oder Schau-
häuser und in Handelsgärtnereien als Topfpflanze und Schnitt-
blume kultiviert zu werden. Die beste Anzucht ist meines
Erachtens die durch Samen; auch durch Stecklinge kann
sie folgendermaßen vermehrt werden. Die Seitentriebe steckt
412
Die Gartenwelt.
IX, 35
man in Schalen' mit sandiger Heideerde, bringt sie in einen
Kasten ohne Bodenwärme, hält geschlossen, spritzt und
schattiert. Die Pflanzen erzeugen reichlicli Samen, welche
man von Februar bis April in Schalen in leichte, sandige
Erde aussät und auf etwas Bodenwärrae stellt, wo sie bald
und willig keimen. Wenn die Pflänzchen ungefähr 5 cm
hoch geworden sind, pflanze man sie in kleine Stecklingstöpfe,
was dem Pikieren im freien Grund vorzuziehen ist, da die
Kemiedya etwas empfindlich in der Wurzel ist imd olme
guten Ballen ein Verpflanzen kaum angeraten werden kann.
Später ist ein einmaliges Verpflanzen während des Sommers
vorzunehmen, jedoch nehme man für- die jungen Pflanzen nie
zu große Töpfe, wodurch die Erde leicht versauern würde.
Als Erdmischung liebt die Kennedya 2 Teile Laub- oder
Heideerde und 1 Teil Lehm mit Sand, dabei gute Drainage
der Töpfe. Den jungen Pflanzen sagt über Sommer ein
Standort im Mistbeetkasten, welcher nach dem Verpflanzen
mit Vorteil etwas Bodenwärme haben darf, am meisten zu.
Man gieße hier bei warmem, trockenem Wetter reichlich, wie
auch Schattieren und Lüften unerläßliche Faktoren zu einem
guten Erfolg sind. Die Kennedya läßt sich in Töpfen an
Stäben oder an aus Stäben hergestellten Gestellen, Säulen,
Leiterchen etc. ziehen. Die schönsten und zum Schnitt er-
tragreichsten Pflanzen erzielt man bei Kiütur im freien Grunde
des Hauses. Die Ranken werden an Wänden, Trägem und
unter dem Glase gezogen. Während des Frühlings und Sommers
gebe man den Kennedyen reichlich Wasser und Luft, bei zu
starker Sonne Schatten. In den Wintermonaten, wenn ruhend,
genügt ihnen eine Temperatur von 6 — 8 " C und ein sehr
mäßiges Gießen. Die natürliclie Blütezeit der meisten Arten
ist im April, Mai. Durch geeignetes Verfahren und richtige
Sortenauswahl ist es jedoch auch möglich, sie schon in den Winter-
monaten in Blüte zu haben. Hierzu entziehe man ihnen im
Spätsommer etwas die reichliche Bewässerung, jedoch nicht
gänzlich, was unter Umständen ein Eingehen der Pflanzen
zu Folge hätte. Man hat hiermit sehr vorsichtig zu sein,
um die Pflanzen zur Ruhe zu bringen, ohne daß sie durch
zur große Trockenheit leiden würden. Im November steigere
man nach und nach die Temperatur auf 15 — 20 " C und mit
dem fortschreitenden Wachstum auch die Bewässerung. Es
werden dann bald die Blüten aus den Blattwinkeln, d. h. an der
Basis des Blattstieles hervorsprießen. Wenn man die Pflanzen
gut behandelt, werden sie es mit ihrem Flor reiclilieh be-
lohnen. Die eleganten traubenartigen Blüten wirken be-
zaubernd in ihi-en verschiedenen Farben. Im Süden Frank-
reichs habe ich die Kennedya, im Freien an etwas schattigen
Stellen ausgepflanzt, als eine der dankbarsten und herrlichsten
Schlinger bewimdert. Bessere Blumengeschäfte würden jeden-
falls dankbare Abnehmer kurzer und langer Ranken mit
Blumen sein und reichliche Verwendung dafür- in Verbindung
mit feinem Asparagus-Grün u. a. haben. Wenn der Kennedya
die beschriebene Behandlung zuteil wird, ist sie ein schneller
und williger Wachser und bekleidet in kürzester Zeit die
Wände eines temperierten Hauses. Wie oft bleiben Wände
in Häusern kahl, wo ein solcher Schlinger freudig gedeihen
Avürde, der während des Flors einen hohen Zierwort besitzt
und die Arbeit und Unkosten als Schnittblume reichlich be-
lohnt. Wir besitzen eine ziemlich reiche Auswahl an
Kennedya- Arten ; einige der besten will ich liier anführen :
Kemiedya inophylla ist niedrig; die Blumen sind schai-lachrot
und erscheinen im Mai ; K. ruhicunda bat große lange Blüten-
trauben in dunkelpurpurner Färbung; blüht im Mai; K. ovata
blüht blau im Februar bis März; K. nigricans entwickelt im Juni
ihren Flor; die traubenartig stehenden Blumen sind dunkelpurpur
und schwefelgelb in der Mitte; K. eximia blüht in Dolden-
trauben scharlachrot mit großen gelben Flecken in der Mitte;
K. glahrata blüht Februar bis März tief purpurrot; K.
macrophylla hat große hellblaue Blütentrauben, die von März
bis Mai erscheinen. Ich könnte noch andere schöne Arten
hier anführen, jedoch hat der Knltivateur es selbst heraus-
zufinden, welche sich für ihn am besten eignen und von
seinen Abnehmei-n am meisten begehrt werden. Man sollte
dieser Pflanze, da sie es wirklich verdient, einen Platz in
unseren Kulturen einräxnnen. Nimmt man jedoch in der
Absicht, sie in Kultur zu nehmen, 3 — 4 Pflanzen zur Probe
davon und stellt sie verlassen in eine dunkle Ecke des Hauses,
wie dies so vielfach geschieht, dann kann man natiirlich
keinen Erfolg haben und das abfällige Urteil ist fertig.
Landschaftsgärtnerei.
Proportionen. Natnralismns, Moderne.
Xn einer früheren Arbeit sagte ich, daß gute Verhältnisse sich
nicht konstruktiv ermitteln lassen. — Das gibt Großmann Anlaß zu
der Frage, ob ich schon einmal etwas vom goldenen Schnitt gehört
habe. Während ich also dem Zergliedern der Schönheit die künst-
lerische Zulänglichkeit abspreche, bekennt sich Großmann zu dem
Schema 8:5 und will die landschaft-sgärtnerische Schablone bekämpfen
mit ihrer in Zahlen ausgedrückten Proportion von Licht und Schatten.
Unhehagen ruft ihm ein Verstoß gegen den goldenen Schnitt
und die übrigen vielen (?) guten Proportionen hervor. Kennt Groß-
mann die.se von ihm vertretenen Proportionen? Vermutlich nicht;
denn auch vom goldenen Schnitt weiß er den am meisten hervor-
getretenen Verfechter nicht. Würde er schon einmal von Bocbenek's
Kanon gehört haben, dann hätte er die eingangs zitierte Frage nicht
stellen dürfen.
Sollte Großmann erwidern, daß er bei seinen guten Proportionen
nicht an das gedacht habe, was man unter ästhetischer Pro-
portion versteht, dann würde er sich mit seiner Fragestellung in
Widerspruch setzen und meine Auffassung sich zu eigen machen,
daß Proportion für ihn ein Schlagwort sei.
Aus meinen Ausführungen soll — nach Großmann — deutlich
hervorgehen, daß ich Moderne mit Naturalismus verwechsele. Ich
habe mich bemüht, eine Stelle zu finden, die dahin mißverstanden
werden könnte. Hier den Erfolg: Mit einem Hinweis auf die penible
Hoohkultur im nutzbaren Hausgarten habe ich den Großmannscheu
Angriff auf den mit der guten Stube verglichenen naturalistischen
Parade- und Schaugarten pariert, um irrtumfrei die Stelle fest-
zulegen, gegen die ich mich wandte, hielt ich mich an den letzteren,
von Großmann gewählten Ausdruck. Um besonders zu monieren,
hätte kleinlich erscheinen müssen. — Und damit wird bewiesen, daß
ich Moderne und Naturalismus für identisch halte!
In No. 18 der Gartenwelt, Seite 208, stelle ich die Landschafts-
gärtnerei in Parallele mit der neuerdings begünstigten gruppierten
Bauanlage und dem unsymmetri.schen Fas.sadenriß, mit den krummen
und .selbst winkeligen Straßen, der m.ilerisohen Anlage im neueren
Städtebau. Ich sagte in No. IC, Seite 187, des sechsten Jahi'ganges
der Gartenwelt wörtlich: ,, Es charakterisiert sich also der so-
genannte Sieg der Natur über die Unnatur als das Aufgeben der
gebundenen {zu stereotypen Formen verknöcherten) Linie zu gunsten
der freien Linie (nach dem Vorbilde der Natur). Und darin liegt
ja das Wesen alter und neuer Kunst überhaupt. — Und in der
Modernen Kunst XVII, 3, heißt es: „Die Forderungen der alten
Kunst, wie sie uns in den historischen Bau- und Gai-tenstilen ent-
gegentreten: Regelmäßigkeit, Symmetrie und Stilistik lassen sich
IX, 35
Die Gartenwelt.
413
zusammenfassen als das Prinzip der gebundenen Linie. Dem stellt,
wiewohl zunächst unbewußt, der Landschafts- oder Parkgarten die
freie Linie, dargestellt durch Pflanzung, Terrain und Wasser, als
neuen Schönheitsbegriff gegenüber. — Wäre es vor hundert Jahren
gelungen, dies neue Prinzip von der Materie abzulösen, dann hätte
ein befruchtender Einfluß auf die gesamte Kunst garnicht ausbleiben
können. In der Deutschon Bauhütte VIII, 21, steht: „Die Garten-
kunst hat ihre Moderne gehabt, reichlich hundert Jahre vor der
Baukunst. Daß der (Jang ihrer Entwiokelung über die Nachahmung
der Natur hinweg zur Erringung neuer, freier, ungeahnter (durch
Pflanziuig und Terrain dargestellter) Linienführungen an Stelle ab-
gegriffener Formen führte, berechtigt nicht, noch heute die Nach-
ahmung als Ziel dieser Kunst hinzustellen, vielmehr ist sie just wie
die Architektur eine räumliche Kunst, die, weil sie ihre Gestaltungen
aus lebendem Material bildet, die natürlichen Wachstumsbedingungen
respektieren muß. Da aber diese Bedingungen gleichzeitig die
alleinigen Faktoren zu dem Resultat der unberührten Landschaft
sind, so wird auch heute noch ein landsohaftsähnliches Bild durch
die freie Kunst des Gartens geschaffen, an dem aber die darunter
liegenden, in Riß und Silhouette hervortretenden, ästhetisch be-
friedigenden Linienführungen das Eigentlich-Künstlerische darstellen."
Will Großmann jemanden des Naturalismus bezichtigen, dann
irrt er sich danach wohl in der Adresse. Die Behauptung, daß ich die
Moderne mit einigen Phrasen erklären und abtun wollte, ist ein
tiichtiges Stück von Unbefangenheit. Ich habe den Einfluß, den die
unter der Fahne der Moderne erfolgreich fortschreitende Künstler-
schaft auf unser Gebiet eventuell auszuüben vermöchte, bereits in
einer besonderen Arbeit erwogen, als Großmann jener noch mit:
„Hände weg. Schuster bleib bei deinen Leisten!" gegenüberstand.
Seine Auffassung vom Jahj'e 1Ö02 ist der vom Jahre 1904 gewichen.
Ich hoffe auf 1906.
Großmann scheint die hiermit wohl erledigten Angriffe für die
beste Verteidigung gehalten zu haben, denn die gegen seine Dar-
legungen in No. 1 erhobenen Einwände läßt er unberührt. Dagegen
bringt er diese Darlegungen in No. 28 ausführlich in Erinnerung
unter Vermeidung der beanstandeten Stellen.
Außerdem wird dem Leser erspart, selbst die Quintessenz zu
ziehen, welche besagt, daß der moderne Garten original gestaltet sein
müsse. — Hm ! — Von den äußeren Formen, auf die es uns an-
kommt, mag er nichts verraten. Das ist umsomehr zu bedauern,
als man über die im Text besprochenen Kunstformen gern näheres
erfahren hätte, vor allem ob sie mit den Meyer -Riesschen in Be-
ziehung stehen werden. Den Fall gesetzt, eine neue Moderne sei
möglich im Garten, dann wird sie sich nach Analogie der anderen
Gebiete im Positiven, in konkreten Vorschlägen, Vorbildern zeigen
müssen. Krone.
Nachschrift der Redaktion. Ein gesunder, sachlich geführter
Meinungsaustausch in schwebenden Fragen ist uns immer willkommen
und wird auch stets Zeugnis ablegen für das Interesse, welches man
in weiten Kreisen den Veröffentlichungen der Gartenweit entgegen-
bringt. Aber jeder Meinungsaustausch muß auch seine Grenzen
haben. Wir haben einen Abzug der vorstehenden Ausführungen vor
Drucklegung dieser Nummer Herrn J. P. Großmann übermittelt,
damit er eine Schlußäußerung anfüge. Herr Großmann hat darauf
verzichtet; er überläßt das endgiltige Urteil in dieser nach allen
Seiten hin beleuchteten Frage den Lesern mit dem Hinweise darauf,
daß seine Ansichten über die Moderne in der Gartenkunst nicht nur
theoretische seien, sondern, daß er dieselben als ausübender Land-
schaftsgärtner schon seit Jahren in der Praxis durchgeführt habe,
was wir ihm gern bestätigen. Wir schließen also hiermit die Er-
örterungen über die Moderne in der Gartenkunst.
weit" bekannt gab, konnte auch ich im vorigen Sommer machen.
Anfang Juni brachte eine meiner Ämaryllis-Hyhviden noch einen
verspäteten, aber kräftigen Blütenschaft. Da das Exemplar sich für
Samenzucht nicht gut genug erwie.s, und um eine unnötige Schwächung
der Zwiebel zu verhindern, schnitt ich den Stiel nach Entfaltung
der ersten Blume ab und steckte ihn, da keine Verwendung dafür
war, in die Tülle einer in der Nähe stehenden ausgedienton Gießkanne.
Trotzdem der Standort, eine Mauerecke, recht zugig und nur
leicht von einem Olivenbaum beschattet war und die Kanne nicht
einen Tropfen Wasser enthielt, blühten die weiteren drei Knospen des
Stieles nach und nach tadellos auf und schmückten die alte Gieß-
kaime wohl 14 Tage lang. Zu meiner Verwunderung hatten aber
zwei der Blumen, wahrscheinlich durcli Insekten befruchtet, sogar
Samen angesetzt, die während des abnorm heißen und trockenen Juli
zu vollkommener Reife gelangten, ohne daß der Stiel auch fernerhin
die geringste Wassergabe oder auch nur einen günstigeren Standort
erhalten hätte. Der Wissenschaft halber säete ich die Samen aus
und konnte konstatieren, daß sie zum großen Teil keimten.
Ich hatte schon früher beobachtet, daß abgeschnittene Amaryllis-
Blumen-Schäfte sich besser trocken als im Wasser aufbewahren lassen,
doch hätte ich eine solche Zählebigkeit, wie sie der angeführte Fall
dartut, nicht für möglich gehalten.
Ch. Brüggemann, Villefranche sur Mer.
Be
Zwiebel- und Knollengewächse.
Das Samentragen abgeschnittener Amaryllis-Blütenstiele.
Die gleiche interessante Beobachtung, die Heir Lobiier über das
öamentragen abgeschnittener .Araar^/W/s-Blumen in No. 31 der „Garten-
Neue Pflanzen.
Neue Hydraiigea Mariesii- Varietäten.
{Hierxu vier Abbildungen.)
►ekanntlich haben die Gartensorten von Hydrangea
paniciilata und hortensis ihren Schmuckwert erst dadurch
erhalten, daß sich die fertilen Blüten genau wie beim sterilen
Gartenschneeball in sterile verwandelt haben. Diesen Garten-
hortensien mit durchweg unfruchtbaren Blüten ist neuer-
dings die Hydrangea Mariesii hinzugetreten, deren Schein-
dolden zum größten Teile aus fruchtbaren lilafarbigen Blüten
gebildet werden. Sie zeigen aber eine lückenhafte Umrahmtmg
aus sterilen Blüten. Bei den sterilen Blüten sind die Blumen-
blätter verkümmert. Geschlechtsorgaue sind noch vorhanden,
dagegen ist der Fruchtknoten vollständig verschwunden, statt
dessen der blütenfarbige Blumenstiel ganz beträchtlich ver-
längert. Diese sterilen Randblüten der Scheindolde verleihen
den Jfar/es«- Varietäten den Schmuckwert. Die vier Kelch-
blätter tragen, äußerlich betrachtet, den Charakter und die
Färbung von Blumenblättern und man ist geneigt, sie dafür
zu halten. Unsere Abbildungen einzelner Blumendolden zeigen
scharf den Unterschied in der Entwicklung der normalen
und der sterilen Blüten. Der Durchmesser der letzteren be-
trägt durchschnittlich 6^/2 cm; sie sind mehr oder weniger
ausgerandet und von ungleicher Größe. Bei jeder Blüte ist
das innere Kelchblatt in Bezug auf die Größe von der Natur
stiefmütterlich bedacht. Die abgebildeten Hydrangea Mariesii-
Varietäten werden diu-ch die Firma J. Lambert & Söhne
in Trier in Deutschland verbreitet. Man wolle in Bezug
hierauf auf Seite 406 in voriger Nummer nachlesen. Die
größte Sorte ist H. Mariesii perfecta, Abbildung Seite 415,
deren sterile Blüten über 7 cm Durchmesser halten. Sie sind weiß
imd ganzrandig. Bei lilaeina Abb. S. 414 sind diese Blüten
6V2 cm breit rosafarbig, stark gekerbt; etwas größer sind
sie bei graMiflora, weiß und mitunter monströs, sodaß liier
neben den normalen sterilen, auch Blumen mit 5 bis 7 Kelch-
blättern auftreten. OI1 nun diese iJ/a?-ies »'-Hortensien den
hortensis und panicidata -Ysirie^ten vorzuziehen sind, ist
414
Die Gartenwelt.
IX. 35
lydrangea Mariesii lilacina.
Originalaufnahme für die „Garteuwelt".
Geschmacksache; jedenfalls siml sie interessant und daneben
haftet ihnen der Eeiz der Nruhcil an. Die von der Firma
Lambert Ende April nach Bnliii gisiliiciiten vollblühenden
Pflanzen, deren eine, H. Mariesü <jranäi/l.ora, Seite 415 ab-
gebildet ist, scheinen mir den Beweis zu liefern, daß diese
Hortensien ebenso und vielleicht in etwas höherem Maße
wie die guten Äor/ensis-Varietäten einer vernünftigen Treib-
kultur dienstbar gemacht werden können. M. H.
Ausstellungsberichte.
Die Weltausstellung in Lüttich.
Vom Herausgeber.
Wir leben im Zeitalter der Ausstellungen und zwar der
Weltausstellungen. Die kleinen Lokalausstellungen, die aller-
orten veranstaltet werden, haben mehr und mehr an An-
ziehungskraft eingebiißt. Auch die internationalen ziehen
nicht mehr recht und so fordert man denn, wenn man ein
großes Unternehmen ins Leben rufen will, die ganze Welt
zur Mitbewerbung heraus. Der großartigsten und imposantesten
Weltausstellung, die wohl jemals stattfand, derjenigen in
Chicago, sind gleichartige Unternehmungen in Antwerpen,
Paris und St. Louis gefolgt. Jetzt hat das kleine Königreich
Belgien seine zweite Weltausstellung in Lüttich (Liege, sprich
Liähsch) veranstaltet, die am 23. April eröffnet wurde. Die
Weltausstellung in Antwerpen war seinerzeit mehr ein großer
internationaler Jahrmarkt, von Leuten ins Leben gerufen,
denen man nachsagte, daß sie private geschäftliche Interessen
damit verfolgten. Ähnlich scheint es diesmal in Lüttich zu
sein, wenn mich meine dort empfangenen persönlichen Ein-
drücke nicht täuschen. Eine der angesehensten Berliner
itungen, die Vossische Zeitung, brachte kurz nach Er-
öffnung dieser Ausstellung ein Feuilleton über dieselbe, in
welchem dieses Unternehmen in überschwenglicher Weise ge-
lobt und worin ausgeführt wurde, daß der von den Aus-
stellungsbauten bedeckte Raum fast ebenso beti-ächtlich sei,
wie der bei den Ausstellungen in Paris und St. Louis. Diese
letzteren Ausstellungen habe ich nicht besucht, sollte aber
die erwähnte Angabe den Tatsachen entsprechen, so müßten
die genannten Weltausstellungen an Größe hinter der Berliner
Gewerbeausstellung vom Jahre 1896 zurückgestanden haben,
was doch nicht der Fall war.
Wenn in Deutschland eine Ausstellung am Tage dei'
KrölTiiung nicht fix und fertig ist, so erhebt sich alles gegen
I MM 11 II', allen voran die Ej-itik. Wie verhält sich nun die
S[v\\f in Lüttich? Die dortige Weltausstellung wurde, wie
bereits erwähnt, am 23. April eröffnet. Bei meinem ersten
i^esuch am U. Mai fand ich sie in einem Zustand totaler
Unfertigkeit, in einem Zustande, der tatsächlich jeder Be-
schreibung spottet. Würde man es in Deutschland wagen,
ein derartiges unfertiges Unternehmen, einen solchen Triuumer-
haufen aus Balken, Schienen, Erdlöchern, Sümpfen und Schutt
zusammengesetzt, als Ausstellung gegen Eintrittsgeld dem
Publikum zugänglich zu machen, so würde zunäciist die
Staatsanwaltschaft eingreifen, um die verantwortlichen Macher
des Unternehmens hinter Scliloß und Riegel zu setzen.
In den Tagen vom 8. bis 10. Mai fand in Lüttich ein
internationaler Gartenbau-Kongreß statt, zu welchem mich der
Generalsekretär, Herr Charles Gonthier brieflich einlud. Ich
Hydrangea Mariesii grandiflora.
Originalaufnahrae für die „Gartenwelt".
IX, 35
Die Gartenwelt.
bat den Herrn mir zunächst mitzuteilen, ob die Weltausstellung /.ui
Zeit schon den Besuch lohne und ob der Gartenbau dort in hervorragend ir
Weise vertreten sei. Statt der Antwort auf diese Fragen erhielt itli
eine Teihiehraei-karte. Ich hatte nicht die Absicht am Kongreß teil-
/.uneliMii'M, da ich aber nach Köln fahren mußte, bezog ich Lüttich mit
in mein Hciseprograram. In anbetracht der zur Zeit noch traurigslen
Bcsciiall'oniieit der Ausstellung wäre es angebracht gewesen, den Kongreß
auf eine geeignetere Zeit zu verlegen, zumal Lüttich an und für sidi
gärtnerisch absolut nichts bietet. Sehenswerte Handelsgärtnereien sind
dort niclit vorhanden. Die Firma Jacob Makoy & Co. , eine der ältesten
Handelsgärtnereien Belgiens, die den Ruf des belgischen Gartenbaues
mit begründen half, zehrt heute nur noch von ihrer Vergangenheit. Sie
hat die denkbar ungünstigste Lage, die ein handelsgärtnerischer Betriel)
haben kann, an einem steilen Hange, an welchem die Gewächshäu.ser wie
Schwalbennester kleben, und weist keine sehenswerten Kulturen auf.
Der botanische Garten ist unbedeutend, seine Gewächshäuser sind fast
sämtlich verschlossen. Die öffentlichen Anlagen befinden sich in keinem
guten Zustand; ihre Bepflanzung und die Art wie man hier die Gehölze
scheinbar mit der Heckenschere zn versclmeiden pflegt, spotten jeder
Beschreibung. Die Herren vom Vorstand des Kongresses, unter welchen
sich auch Herr Closon, der derzeitige Besitzer der Makoyscheu Handels-
gärtnerei befindet, waren sich wohl bewußt, daß man den Kongreß-
teilnehmern gärtnerisch nichts wichtiges bieten konnte Deshalb be-
schränkten sich die Exkursionen auf einen Rundgang durch die unfertige
Ausstellung und auf eine Visite des Etablissements Cockerill in
Seraing. Den Uneingeweihten sei verraten, daß dies kein Garten-
etablisseraent, sondern ein Stahlwerk von infernatioiialer Bedeutung ist,
nach den Kruppscheu Werken in Essen jedenfalls das bedeutendste
seiner Art.
Lüttich und seine Vororte bilden das Industriezentrum Belgiens.
Man braucht nur mit der elektrischen Straßenbahn nach dem vorgenannten
Seraing zu fahren, um dies festzustellen. Der Weg führt an gewaltigen
Gruben, Hüttenwerken und Maschinenfabriken vorüber, sodaß man sich
in das verräucherte rheinisch- westfälische Industriegebiet versetzt glaulit.
Die Weltausstellung hat eine günstige Lage, in nächster Nähe des
Hauptbahnhofes (gare des Guillemins). Durch das an mehreren Seiten
Hydrangea Mariesii perfecta.
Originalaufnahme für die „Gartenweif
Hydrangea Mar
grandiflora. Originalau fn^
von Arbeiterhäusern eng lunschlossene Ausstellungsterrain
fließt die hier gerade sehr breite Maas und ihr Neben-
fluß, die Ourthe. Innerhalb der Ausstellung fließen beide
zusammen, nur durch ein Wehr getrennt und teilen
sich gleich darauf wieder gabelförmig. So entsteht inr.er-
lialb der Ausstellung eine spitze Halbinsel mit altem
Parkbe.stand und verschiedenen malerischen Teichen. Diese
Halbinsel bildet einen abgesonderten Teil der Ausstellung,
die insgesamt aus drei, durch Meuse (Maas) und Ourthe
getrennten Teilen besteht. Diese Dreiteilung erhöht die
Übersichtlichkeit und bietet dem Besucher die Gewähr,
nichts zu übersehen.
Der Haupteingang befindet sich am Ausstellungs-
platz (Place de l'exposition); man gelangt aber durch
denselben nicht etwa in die eigentliche Ausstellung, sondern
in den mit großen Dauerausstellungen nun einmal un-
trennbar verknüpften Vergnügungspark, welchen das
linke Maasufer begrenzt. Die Geschichte erinnert sehr
lebhaft an den Vergnügungspark der vorjährigen Düssel-
dorfer A>isstellung. Dort lag er aber bescheiden am
hinteren Ende des Terrains, galt als selbständige Sache
und war nur gegen besonderes Eintrittsgeld zugänglich.
In Lüttich ist man nach Zahlung des Eintrittsgelds ge-
zwungen, zuerst in diese „Vogelwiese" zu spazieren, .sodaß
die Bierseligen gleich in dieser ersten Abteilung dauernd
Pie Gartenwelt.
IX, 35
hängen bleiben. Nach den Eeklameplakaten der Weltaus-
stellung soll das Unternehmen mehr als hundert Paläste und
Pavillons umfassen, in welche Zahl nach meiner Berechniuig
sämtliche Ansichtskarten- und Zuckerbuden sowie Bedürfnis-
anstalten mit eingerechnet sind. Von diesen „Palästen" be-
finden sich im Vergnügungspark nicht weniger als ca. fünf-
undzwanzig, darunter zahlreiche Kneipen, in denen Eiere de
Munich (Münchener Bier) ausgeschenkt wird, und auch das
Eestaurant ,,Oberbayei'n" von der vorjährigen Düsseldorfer
Ausstellung mit den abgelebten Pseudobajuvarinnen, ferner
die Düsseldorfer Wasserrutschbahn und ähnliche „Sehens-
würdigkeiten'-, für welche teilweise Eintrittsgeld erhoben wird.
Japanische Teehäuser sind zweimal vertreten, darunter eines
innerhalb der eigentlichen Ausstellung mit dem von Düsseldorf
her bekannten japanischen Garten, der aber hier vorläufig
noch mit einer Mauer umgeben ist, die mir mehr chinesisch
als japanisch erschien. Von diesem Vergnügungspark führt
eine prächtige neue Briicke, der Pont de Fragnee, über den
Maasfluß, den sie in zwei gewaltigen Bogen überspannt. Auf
dieser Brücke steht das Monument Z. Grammes, dem vor-
läufig noch die Hauptsache fehlt, da nur der Steinsockel
steht. Am Brückenkopf fallen Böschungen rechts und links
zur Maas ab, die mit tausenden von niedrigen Eosen, vorzugs-
weise in kreisrunden Gruppen bepflanzt sind. Einige dieser
Gruppen haben einen enormen Durchmesser; es mögen nach
oberflächlicher Schätzung gegen 15000 Eosen sein, die hier
vorzugsweise von der Fii'ma Gemen & Bourg, in kleinerem
Umfang auch von Soupert & Notting, beide in Luxemburg,
ausgepflanzt sind oder noch ausgepflanzt werden. Die
Etiketten von Soupert & Notting weisen die hervor-
ragendsten Neuzüchtungen der letzten Jahre auf, darunter
auch zahlreiche Sorten deutscher Züchter, wodurch der Be-
weis erbracht wird, daß man auch im Auslande unsere
Züchtungen nicht mehr übergehen kann. Kaum hat man die
erwähnte Maasbrücke überschritten, so muß man über eine
kleine zweite, über die Ourthe führende Brücke, um in den
zweiten und hauptsächlichsten Teil der Ausstellung zu ge-
langen. Man kommt hier zunächst auf einen Platz, dessen
Mittelpunkt ein Musikkiosk bildet, welcher von Gartenanlagen
umgeben wird. Eechts von diesen Anlagen liegt der ge-
waltige Hauptausstellungspalast, neben diesem ein Festsaalbau
und weiterhin befindet sich in diesem Teile der Ausstellung
noch der französische Palast für Acker- und Garten-
bau. Im übrigen wird dieser Teil der Ausstellung durch
Eestaurationsgebäude, Zucker- und sonstige Verkaufsbuden
ausgefüllt.
Innerhalb des Hauptausstellungspalastes befindet sich
auch das sogenannte Deutsche Haus, in welchem namentlich
die führenden Firmen der deutschen Industrie und des
deutschen Kohlenbergbaues, wie Krupp, Siemens, Löwe, Borsig,
Feiten & Guillaume, Schwarzkopff, Freund u. a. ausgestellt
haben. Von deutschen Samenfirmen sind nur die bekannten
Darmstädter Klenganstalten vertreten. Selbstverständlich be-
findet sich liier auch eine deutsche Kneipe. Dieser Haupt-
ausstellungspalast ist von ganz gewaltiger Größe, die sich
zur Zeit noch gar nicht abschätzen läßt, da er an den Seiten
noch von einem förmlichen Bangierbahnhof, von Erd- und
Schmutzbergen, Baubuden etc. vollständig umschlossen ist.
Auch im Inneren ist noch rein alles unfertig. Nur
diejenigen, die das Publikum mit ihren aufdringlichen An-
geboten anrempeln, stehen auf der Höhe der Ausstellungs-
eröffnung.
Die Hauptverkelirswege werden noch von Eisenbahn-
schienen durchschnitten, über welche kleine Lokomotiven die
schwerbeladenen Güterwagen ziehen. Alle drei Schritt kommt
man an einen vernagelten Kasten, der den Weg versperrt
und wenn auch der Eintritt in den Trümmerpalast nicht
direkt verboten ist, so ist doch das Vordringen mit Lebens-
gefahr verbunden.
Erwähnt sei noch, daß auf der Lütticher Ausstellung
die Franzosen eine beherrschende Stellung einnehmen. Ihnen
allein sind zwei große Baulichkeiten eingeräumt, der erwähnte
für Landwirtschaft und Gartenbau und das gesondert am
rechten Ufer der Ourthe gelegene Palais de France. Die
Baulichkeit für Landwirtschaft und Gartenbau füllen in den
unteren Räumen ausschließlich landwirtschaftliche Maschinen
imd gärtnerische Gerätschaften, doch war auch hier alles noch
in der Aufstellung begriffen. (Schluß folgt.)
Gerätschaften.
Samen -Einback- nnd Walzgerät für Rasenanlagen.
Vüu C. Sattler, Zivilingenieur, Steglitz-Berlin.
in No. 29, Seite 344, dieser Zeitschrift vom 15. April 1005
habe ich bereits auf die bisher übliche Art des Anlegens von Easeo
hingewiesen uod deren Mängel erwähnt, welche durch mein neues
Gerät behoben wel'den sollen. Ich komme nun heute auf das Gerät
selbst in seiner Eigenart und Anwendung, sowie dessen Vorteüe
zurück; möchte aber zunächst ein bekanntes Gerät zur Rasenpflege
erwähnen, mit dem da.s neue Gerät Ähnlichkeit hat, nämlich die
Easenmähniaschine. Im Prinzip unterscheidet man zwei Arten von
Rasenmäbmaschinen und zwar:
1. die alte bewährte Basenmähmaschine aus einer Walze mit von
dieser in Umdrehung versetzter Messertrommel und kleinen
Stellrädern vorn und
2. die neuere Kasenmähmasohine aus zwei breiten Laufrädern
und von diesen angetriebener Messertrommel. Die Messer-
trommel liegt hier zwischen den beiden Laufrädern der Maschine
imd eine kleine Druckwalze oder Bäder hinten.
Die erste Art mit der Walze, ein beliebtes und praktisches
Gerät, hat den wesentlichen Vorteil, daß sie den Arbeiter in bezug
auf Achtsamkeit weniger in Anspruch nimmt und zwar zumal beim
Schneiden des Randes von Basen, da die Walze, auch wenn die
Maschine zur- Hälfte frei läuft, der Maschine immer das Gleich-
gewicht hält, so daß ein Einschneiden der Messer in die Erde, also
ein Ausschneiden des Basens, nicht stattfinden kann.
Bei den Maschinen der zweiten Art, die leichter sind, ist
das Randschneiden des Rasens weniger einfach; es wird mehr Auf-
merksamkeit von dem Arbeiter verlangt, um ein Einschneiden der
Messer in das Erdreich zu verhüten, auch hinterlassen die Laufräder
Spuren im Rasen; trotzdem erfüllen diese Maschinen beim Flächen-
schneiden gut ihren Zweck.
Als Typ für mein Einhack- und Walzgerät habe ich nun in
erster Linie die erste Art der Basenmähmaschine gewählt, obgleich
ich beide, ja alle Arten hierzu beanspruchen bezw. wählen kann.
Meinem Gerät liegt nun der Gedanke zugrunde, an Stelle der Messer-
trommel oder der Messer eine Hackvorrichtung in eine Basenmäh-
maschine beliebiger Art auswechselbar einzubauen, um dadurch das
Gerät außer zum Einhacken des Samens und Walzen auch zum
Rasenschneiden verwenden zu können. Mit einem Gerät sollen also
drei verschiedene Arbeitsgänge, die bisher mit besonderen Geräten
ausgeführt wurden, erledigt werden.
Lu allgemeinen ist es nicht beliebt und auch nicht ratsam, mit
einem Gerät, durch Einstellen oder Auswechseln einzelner Teile des-
selben, mehrere verechiedene Arbeiten zu verrichten, da dann das
richtige Arbeiten des Gerätes zu dem einen oder anderen Zwecke
IX, 35
Die Gartenwelt.
immer von der Intelligenz des Arbeiters abhängt, der die Einzelteile
auswechseln und einstellen soll. Ich bin daher bei dem vorliegenden
Gerät von dem Gedanken ausgegangen, die auszuwechselnden Teile
und die Einstellung derselben auf ein Mindestteil zu beschränken
und so einfach zu gestalten, daß jedermann die Auswechsel'. ng leicht
erledigen kann. Überdies würde im Jahr schließlich eine Aus-
wechselung von Einzelteilen nur zweimal erfolgen, denn ist der
Rasen angelegt, also das Gerät als
Sanien-Einhack- und Walzmaschine
vorwendet, so wird es den Sommer
überdoch nur als Rasenmähmaschine
Verwendung finden.
Das Gerät, wie es nun am ge-
eignetsten erscheint, besteht aus
einer, in einem Gestell, ähnlich der
Rasenmähmaschine, gelagerten
^^■1 Walze, die im Bedarfsfalle beschwert
^^ I wei'den kann, und einer Messer-
^y^^ trommel, welch letztere von der
Walze aus mittelst Radervorgelegen,
die in einem Gehäuse eingekapselt
sind, in Umdrehung versetzt wird.
Die Hackvorrichtung besteht
hier lediglich aus Hackbalken, die
aus Flachstücken mit an einer
Längsseite angeordneten Zinken ge-
bildet sind, und die auf die Messer
der Messertrommel leicht aus-
wechselbar gelegt sind, wobei natür-
lich das Gegenmesser für die Messer-
tronimei abgenommen ist, was ohne
Schwierigkeiten in kürzester Zeit
geschehen kann. Soll nun das
Gerät, wie es in dem vorbeschrie-
benen Zustande als Samen-Einhack-
und Walzmaschine verwendet wird,
als Rasenmähmaschine in Benutzung
genommen werden, so ist weiter
nichts nötig, als die Hackbalken
von den Messern abzunehmen und
das Gegenme.sser für die Messer-
trnmmel anzulegen.
Bei diesen Manipulationen bleibt der Stand der
Messer und der Messertrommel immer derselbe, da die
Trommel selbst in der Maschine zu jeder Arbeitsart ver-
wendet wird. Man hat es in dem beschriebenen Falle
mit einer umlaufenden Einhackvorrichtung zu tun, die
Erde und Samen gleichsam mischt, welche Bestandteile
dann durch die nachfolgende Walze festgemacht werden.
Die ausgeführten Versuche und Proben lassen schließen,
daß sich dieses System am besten bewähren wird, zu-
mal die Hackvorrichtung an jede Rasenniähma.schine
angebracht werden kaan.
Eine andere Einhackvorrichtung besteht aus einem
oder mehreren Hackbalken mit Zinken, die, bei der
Umdrehung der Laufräder der Maschine mittelst Zahn-
räder oder anderen Getriebeteilen und durch E-xzenter
oder dergl., in eine schnelle und kurze Schwingung ver-
setzt werden und so die natürliche Hackbewegung
nachahmen. Diese Einhackvorrichtung ist etwas kom-
plizierter als die erste und erfordert meist die Aus-
wechselung der Messertrommel mit Gegenmesser.
Zur Einstellung der Schnitthohe bezw. Haoktief.^
ist nun eine Gcgendruckwalze an dem Gerät vni-
gesehen, die hier sowohl vorn als auch hinten an il r
Maschine verwendet werden kann. Die Fi.xierung di r
Stellung dieser Gegendruckwalze geschieht entwedir
durch federnde Stifte, die in Locher des Rahmens dei'
Maschine eingreifen können oder aber durch einfache
Verstellbarer Kübelhaken.
Iriginalaufnahme f. d, „Garlenwelf
Stellschrauben, welche die Walze in ihrer jeweiligen Stellung fest-
legen. Bemerkenswert ist hierbei, daß die Anordnung der Messer-
trommel und der Gegendruckwalze so getroffen ist, daß sich seitlich
und vor der Maschine kein Teil befindet, welcher in das Gras ein-
greifen und dasselbe niederlegen kann. Ferner steht dem nichts im
Wege, die Maschine mit Hackvorrichtung als Gerät zum Entfernen
des Mooses aus dem Rasen zu verwenden und glaube ich durch
meine einfache Konstruktion ein brauchbares Gerät zum Anlegern und
Pflegen von Rasen damit der Praxis bieten zu können.
Ein praktischer, verstellbarer Kübelliaken.
Von Ernst Richter, Charlottenburg.
(IR
zwei Abbildungen.)
Der verstellbare Kübelhaken besteht aus einem flachen
Eisenstab, einer leicht verschiebbaren Klemmschraube und einem
Traghaken, wie dies die beistehende Abbildung zeigt.
Der Eisenstab hat eine Breite von 30 mm, eine Stärke von
8 mm und eine Länge von 80—90 cm. In der Mitte seiner Länge
ist er halb um seine Längsachse gedreht und am Fußende haken-
förmig umgebogen. Der Traghaken ist unter der Drehung angenietet,
während die Klemmschraube oberhalb derselben angeordnet ist. Soll
der Kübel transportiert werden, so wird der untere in doppeltem Winkel
gebogene Teil unter den Kübelrand geschoben und die Klemmschraube
soweit herabgelassen, bis .sie auf dem oberen Kübelrand fest aufliegt.
Durch Anziehen der Schraube werderi die Kübeldaube und der Eisen-
stab derartig fest mit einander verbunden, daß ein Bewegen oder
gar Abrutschen des Kübels unmöglich ist.
Die Vorteile dieses Kübelhakens .sind so große, daß er in
keiner Gärtnerei, wo viele Kübel zu transportieren sind, fehlen sollte
und ich kann ihn aus eigener Erfahrung warm empfehlen. Vor
allem werden die Kübel selb.st sehr geschont und sehen immer
elegant aus, denn daß die festen Haken einem Kübel ein besonders
hübsches und elegantes Aussehen geben, kann wohl niemand be-
haupten. Aus diesem Grunde trifft man auch viele Kübel ohne teste
Haken an, besonders dort, wo es auch auf geschmackvolles Aus-
sehen derselben ankommt. Statt dessen sind in den meisten Fällen
allerdings kleine Vertiefungen unter dem Bandeisen, doch ist es auch
kein Vergnügen, solche Kübel zu ti-ansportieren, denn beim jedes-
maligen Absetzen fallen die Haken heraus. Auch werden Bandeisen
Kübeltran<port mit dem verstellbai
Originalaufnahme für die „Garte;-
418
Die Gartenwelt.
IX, 35
wie Kübel mit der Zeit selir angegriffen. Außerdem haben die
festen Haken wie die angebrachten Yeitiefungen noch den sehr un-
angenehmen Fehler, daß das Holz an den Stellen, an denen die
Haken befestigt sind, beziehungsweise wo sich die Vertiefungen be-
finden, leicht fault, sodaß man eines schönen Tages, wenn man den
Kübel anhebt, den Haken ausreißt beziehungsweise die unter dem
Bandeisen befindliche dünne Stelle eindrückt. Alles dieses fällt bei
dem verstellbaren Transporthaken weg und hoffe ich durch diese
Zeilen manchen Landschaftsgärtner zur Anschaffung desselben zu
bewegen, er wird diese kleine Ausgabe nicht zu bereuen haben.
Im Mai, wenn die Kübelpflanzen aus den Überwinterungsräumen
ins Freie gebracht werden, wird viel über die Ungeschicklichkeit der
Gehilfen geredet, wenn bei dem sogenannten Übereok-Nehmen des
Kübels dieser oder die Pflanze selbst leidet, oder der Gehilfe sich
durch irgend eine plötzliche Drehung des Kübels eine Verletzung z. B.
Quetschung zuzieht. Ich glaube jedoch, es tragen hier in den weit-
aus meisten Fällen weniger die ungeschickten Gebilfeu als die un-
geschickten Ti-ansportmittel, besonders der um den Kübel geschlungene
und leider so sehr beliebte Strick, der immer die Farbe so schön
abscheuert, die Schuld.
Diese verstellbaren Transporthaken konstruiert zu haben, ist
das Verdienst der in der Schweiz bestens eingeführten B'irma von
Fran^ois Wyss's Söhne in Solothurn (Schweiz), die als
Fabrikanten auch den Alleinverkauf haben, doch wird jedes größere
Gartenbaugeschäft, soweit es überhaupt mit Gartengeräten handelt,
bei Angabe der Adresse des Fabrikanten die Haken besorgen können.
Fragen und Antworten.
Beantwortung der Frage No. 320. Welche Mengen Samen
von Reseda, Astern, Mohn, Stiefmütterchen, Balsaminen etc. kann
man von 1 Ar = 100 qm zur Samengewinnung bebauter Bodenfläche
unter normalen Verhältnissen erzielen?
Durchschnittlich kann man von 1 Ar ■/., kg A.stersamen, 3 kg
Mohn (Papaver somniferum - Sorten), ^4 tg Stiefmütterchen, '/s ^S
Balsaminen (bei frühem Froste gar nichts), l'/„ kg Reseda erzielen-
Der Ertrag hängt wesentlich von der Witterung und von der Sorte
ab und kann nur annähernd geschätzt werden.
Otto Putz, Samenzüchter, Erfurt.
Beantwortung der Frage No. 321. Gibt es ein Handbuch
für Samenbau, das zuverlässige Angaben über das Verhältnis von
Saatgut und Ertrag erhält?
Ein solches Werk existiert bis heute noch nicht. Wohl gibt
es ein Buch unter dem Titel „Der praktische Gemüsesamenbau" von
Emanuel Groß, Professor an der deutschen königlich böhmischen
landwirtschaftlichen Akademie in Tetschen - Liebwerd. doch enthält
es keine Angaben über das Verhältnis von Saatgut zum Ertrag,
bietet aber wertvolle Ratschläge für die Beurteilung des Saat-
gutes, erörtert die Umstände, welche die Qualität des Saatgute.s
beeinflussen können und enthält systematisch geordnet eine große
Anzahl Gemüsepflanzen mit Angabe der Verwendungsart, der Ver-
mehrung, Behandlung und Samenernte, sowie Beschreibung der
Früchte und Samen, von welchen eine Anzahl auf vier Lichtdruck-
tafelu daigestellt sind. Wir nennen Ihnen ferner als Werke, die
sich mit Samenbau und Samenkunde befassen, die von W. Schulze:
Die Gemüsesamenzucht, Erfurt 1896 und Gärtnerische Samenkunde,
Berlin 1880.
Beantwortung der Frage No. 322. Welche Beobachtungen
sind über das Gedeihen von Obstbäumen gemacht worden, die aus
einer wärmeren Gegend bezogen und in einer rauhen Gegend gepflanzt
wurden? Man begegnet vielfach der Ansicht, daß solche Bäume
schlecht gedeihen.
Im allgemeinen ist es nicht ratsam aus merklich wärmeren
Gegenden, z. B. aus Südfr,'inkreich Obstbäume zur Anpflanzung in
Nord-, Ost- oder auch nur Mitteldeutschland kommen zu lassen.
Aus Klimaten mit sehr milden Wintern bezogene Obstbäume werden
sich bei uns immer erst akklimatisieren müssen; bevor dies aber ge-
schehen ist, können sie schon einem strengen Winter zum Opfer
fallen. Vielfach ist man aber auch zu ängstlich, indem man sich
fürchtet, im Rheingau gezogene Bäume z. B. in Cassel oder Nord-
hausen anzupflanzen. Das ist aber übertriebene Ängstlichkeit; es
genügt in nördlicher Gegend keine Sorten anzupflanzen, die nur
für südlichere Gegend geeignet sind; es würde verkehrt sein dem-
entsprechend aus einer Wiesbader Baumschule Winter Dechantsbirne
und Weißen Winterkalvill zur Anpflanzung in Nordhausen kommen
zu lassen. In gewisser Hinsicht ist auch Rücksicht auf die Boden-
bcschaffenheit zu nehmen. Es sei hierzu nur erwähnt, daß die in
fettem Moorboden holländischer Baumschulen herangezogenen Obst-
bäume im armen märkischen Sandboden lange kümmern oder gar
vöUig zu grunge gehen würden. M. H.
Beantwortung der Frage No. 323. Wie verwendet man
den Ruß aus Kaualheizungen zum Düngen und in welchen Mengen
\vird er verabfolgt? Erzielt man mit dieser Art Düngung merkbare
Erfolge?
Um den Weit des Rußes als Düngemittel zu erkennen, ist es
zunächst notwendig sich Klarheit über die chemische Zusammen-
setzung zu verschaffen. Steinkohlenruß enthält im Durchschnitt
2Vj 7o Stickstoff, '/, 7„ Phosphorsäure, '/,o 7o Kali, 4 7„ Kalk, 1V,7„
Magnesia, '/j 7o Schwefelsäure, 22 7o Kieselsäure und Sand, 67 7o
organische Substanz. Holzruß durchschnittlich 17io 7o Stickstoff,
V2 7„ Phosphorsäure, 2'/, 7„ Kali, 10 7„ Kalk, l'/j 7o Magnesia,
"'lo 7o Schwefelsäure, 4 "/(, Kieselsäure, 72 7u organische Substanz.
Diese Angaben sind natürlich nicht für alle Fälle zutreffend, was
leicht begreiflich ist, da in den Heizungen selten ein Heizmaterial
allein gebrannt wird. In Kanalheizungen wird nun wohl Holz und
Braunkohle vorherrschen, auch wird der Ruß aus dem sogenannten
„Wolf" nicht frei sein von Asche. Dies alles muß für die Beurteilung
des Wertes in betraoht gezogen werden. Holzasche z. B. enthält,
wenn von Laubholz stammend, S'/j 7o Phosphorsäure, 10 "/„ Kali,
2V2 7o Natron, 307'„ Kalk, 57o Magnesia, l'/Z/o Schwefelsäure, 5 7o
organische Substanz. Holzasche von Nadelholz 2'/27o Pbosphor-
säure, 6 7o Kali, 2 7„ Natron, 3.5 7» Kalk, 6 7(, Mag'nesia, l'/j 7o
Schwefelsäure, 18 7o Kieselsäure und Sand und 5 7'o organische
Substanz.
Torfasche, Braunkohlen- und Steinkohlenasche enthalten an
Phosphorsäure und Kali nur wenig, desgleichen ist Kalk schwankend
und wenig, 8—20 7o- Diese drei sind reich an Kieselsäure und Sand, was
aber für den Wert als Düngemittel weniger in betracht kommt. Es
ergibt sich aus vorstehendem also, daß erstens der Vv'ert des Rußes ver-
schieden ist, zweitens, daß Ruß als Düngemittel betrachtet, eine nur
untergeordnete Rolle spielt, weil er von den drei Hauptpflanzennähr-
stoffen Stickstoff, Phosphorsäure und Kali nur sehr wenig enthält; auch
Kalk enthält reiner Ruß ohne Aschebeiniischung nicht viel. Stein-
kohlenruß wirkt durch seinen Gehalt an Stickstoff, Holzruß
durch Kali und Kalk. Beide Rußarten sind dagegen gute Boden-
lockerer und wirken auch durch ihre Nebenbestandteile. Steinkohlen-
ruß z. B. hält durch seinen Gehalt an Teerölen Insekten im Boden
fern. Auch ihr Gehalt an Magnesia, Schwefelsäure, Kieselsäure
machl sie als Beidünger recht brauchbar.
Fragesteller will nun wissen, wie man Ruß am besten ver-
wendet und wird sich aus Gesagtem wohl die für seine Zwecke
vorteilhafte Verwendung entnehmen können , ob im freien Land,
zum Durchsetzen von Erdhaufen, oder auch als Zusatz zur Jauche.
Im letzten Fall ist es notwendig, daß die Mischung unter häufigem
Umrühren 14 Tage stehen bleibt. In welcher Menge Ruß an-
gewendet werden kann, ist nicht .so wichtig; zuviel kann man nur bei
Steinkohlenruß nehmen, besonders bei trockenem Boden. Als Kopf-
dünger darf Ruß keine Verwendung finden. Siehe auch Gartenwelt,
8. .lahrgang No. 16. Aug. Plantener, Hamburg 1.
Beantwortung der Frage No. 324. Welches ist das beste
Buch über Planzeiohnen zum Selbstunterricht?
Welches, das beste Buch zum Selbstunterricht ist, da.? kommt
sehr auf Talent und Vorkenntnisse an, wie auch darauf, was Frage-
steller erreichen will.
Ist er ein kleiner Landschaftsgärtner, oder will er sich nur das
Allemotwendigste über Planzeicbnen aneignen, dann sind zu empfehlen;
IX, 35
Die Garten weit.
„Anleitung zum Selbstunterricht im Planzeiclinen.-' —
Das Übertragen eines Entwurfs aufs freie Land und Flächen-
berechnung von A. Bode, Preis 1,50. Es ist für den ersten Anfang
m. E. das verständlichste, besondere da es auch die Grundlage für
das Vermessen berücksichtigt. Enthält 4 Tafein, teils kolonert mit
dazu gehörendem Text.
Auch „Das gärtnerische Planzeiohnen" von G. Bur-
mester, geh. 2, — Mk., geb. 2,50 Mk., ist für gleichen Zweck zu
empfehlen, enthält auch kurze Anleitung zum Kolorieren. — Des-
gleichen: „Vorlagen zum Zeichnen von Gartenplänen"
von Fr. Lucas. Mit 24 Tafeln, davon 12 koloriert, geb. 3,— Mk.,
berücksichtigt aber nur das Zeichnen und Kolorieren, nicht das
Übertragen in die Praxis. Enthält einen Plan in ümrißzeiohnung.
Empfehlenswert für den angehenden und kleinen Landschafts-
gärtner ist auch:
„125 kleine Gärten" von K. Hampel*), Preis 5,— Mi.
Neben einer sehr einfachen Zeichenmethode für kleinere Pläne be-
rücksichtigt es alle Verhältuisse in kleinen Neuanlagen, behandelt
auch die schön blühenden und durch Früchte zierenden Gehölze.
Zur Anschaffung sei dem Anfänger auch empfohlen ,,An-
eitung zur Landschaftsgärtnerei" von H. Godemann
2,S0 Mk., sowie: „Die Ästhetik der Gartenkunst" von
Dr. K. E. Schneider, 6, — Mk., denn mit dem Zeichnen allein ist
es nicht getan.
Hat Fragesteller bereits Vorkenntnisse und will auch ehvas
weiter, dann sind zu empfehlen in erster Linie:
„Anleitung zum gärtnerischen Planzeichnen" von Fritz
Encke, 8 Mk. Eins der besten Werke dieser Art, in welchem
Verfasser seine Erfahrungen während seiner vieljährigen Tätigkeit als
Lehrer im Planzeichnen und in der Landsohaftsgärtuerei an der könig-
lichen Gärtnerlehranstalt zu Wildpark niederlegte. Es gibt in klarer,
verständlicher Weise Anleitung über alles, was zum Planzeichnen not-
wendig, auch auf Besprechung der Geräte und Materialien geht es
ein. Ferner wird das Aquarellieren, Baumschlagzeiohnung mit Pinsel,
Bergschattierung durch Striche 'und in Tuschmanier ausführlich
behandelt.
Dann ,.Gärtnerisches Planzeichnen" von M. Bertram,
12 Mark. Wegen der angewandten, sehr vereinfachten Zeichen-
methode, auch weniger Begabten zu empfehlen. 16 Nebenblätter und
24 ausgeführte Gartenpläne enthaltend. Schließlich auch das vor-
züghche Werk: ..Handbuch des gärtnerischen Planzeichnens"
von H. Eich 1er. Dieses stellt allerdings an die Vorkenntnisse im
Zeichnen ziemlich bedeutende Ansprüche, ist aber sonst in jeder Be-
ziehung mustergültig. Es ist nicht nur Lehrbuch des Planzeichnens,
sondern berücksichtigt auch die Bepflanzung, sogar eine Auswahl
der Obstsorten ist angeführt. Preis in Mappe 10 Mark.
Aug. Plantener, Hamburg 1, Spezialbuchhandlung für Gartenbau.
— Obwohl es eine ganze Legion von Abhandlungen über
gärtnerisches Planzeichnen gibt, so existiert meines Wissens in der
Tat leider kein Lehrbuch über Planzeiohnen zum Selbstunterricht,
welches Anspruch auf Vollständigkeit des Lehrstoffes und Gediegen-
heit machen könnte und den modernen Bedürfnissen ganz und gar
genügen würde.
Die meisten Werke sind teilweise nach den heutigen An-
schauungen veraltet, teilweise aber — und dies ist der wundeste
Punkt — ist der Lehrstoff derselben zum Teil höchst mangelhaft.
Denn es ist ganz verkehrt, wenn ein Lehrbuch nichts enthält als
einige Baumschlagübungen und Gartenpläne und sich nicht in das
Detail des Zeichnens einläßt. Ein Verfasser muß doch bedenken,
daß nicht nur Gärtner von guter Schulbildung, sondern auch von
ungenügender bezw. von gar keiner Vorbildung durch sein Lehrbuch
«ich ausbilden wollen. Das heißt mit andern Worten, ein „vor-
zügliches" Buch muß nicht nur populär geschrieben sein, sondern
auch die ganze Zeichentechnik vom ersten Bleistiftstrich an bis zum
vollendeten Aquarell behandeln.
*) Vgl. C. K. Schneider, Gartengestaltung und Kunst, Seite 55 ff.
{Leipzig 1904).
Ein Lehrbuch über Planzeicbnen , dessen Lehrstoff noch sehr
viel zu wünschen übrig läßt, aber in Bezug auf gutes Kolorit und
flotte Pinselführung der Pläne als bestes genannt werden darf, ist
meines Erachtens die „Anleitung zum gärtnerischen Planzeichnen"
von Fritz Encke. R, Staudenmayer, Stuttgart.
Beantwortung der Frage No. 325. Kann Kuß zur Bei-
mischung der für die Tüpfkultur von Chrysanthemum bestimmten
Erde verwendet werden und in welchem Verhältnis? Wirkt Kuß
günstig auf der. Wuchs und die dunkelgrüne Farbe der Be-
laubung ein?
— Ruß und Ruß ist ein großer Unterschied! — Meint der Herr
Steinkohlenruß oder solchen aus Öfen, in denen vornehmlich Holz
gebrannt wird? Die Zusammensetzung beider Kußarten und dem-
gemäß ihre Wirkung ist grundverschieden. Holzruß hat nur wenig
über die Hälfte von dem Stictstoffgehalt des Steinkohlenrußes, aber
dafür 24 mal soviel Kali. Der Gehalt an Phosphorsäure ist der
gleiche, wenigstens in normalen Verhältnissen. Die große Differenz
an Kalk (bei Steiukohlenruß 4%, bei Holzruß 10 "IJ.) ist vom
praktischen Standpunkte aus unwesentlich. Denn gute, .sorgfältig ge-
pflegte Topferden sollen und werden stets soviel Kalk haben, als
nötig ist sodaß die Kalkzufuhr im Ruß außer Betracht bleiben kann.
Ruß wirkt langsam, aber sicher und nachhaltig; er ähnelt in
dieser Beziehung dem Thomasphosphatmehl, mit dem er außer-
dem Ähnlichkeit in der physikalischen Wirkung hat. Steinkohlen-
ruß befördert das Laubwachstum, während Holzruß, entsprechend
dem hohen Gehalt an Kali, dem An.satz, speziell aber der Blüten-
ausbildung günstig ist. Stickstoff fördert die Laubi rzeugung, und
wo der Laubproduktion, wie durch die Rußdüngung, so ungemein
günstige Bedingungen gestellt werden , da zeigt das Laub auch
gesunde, d. h. lebhaft grüne Färbung. Wo der Acker Stickstoff
vielleicht in Form von Salpeter bekommen hat, da zeigt der
Pflanzenwuchs stets satte Farbe. Außerdem aber haben alle Stick-
stoffdünger, besonders aber auch der Steinkohlenruß, stets gewissen
Gehalt an Eisen, das zur Chlorophyllbildung bekanntlich im-
entbehrlich ist und sie unterstützt. Demnach muß Ruß, besonders
Steinkohlenruß auf die Färbung und das Wachstum fördernd ein-
wirken.
Gerade den Chi-ysauthemum sagt Ruß gut zu; denn sie wollen
keine Anregung zum Wuchs, wie viele andere Gewächse, sondern
sie beanspruchen nur, Nahiung zu finden, wo sie von ihnen gesucht
wild. — Ruß ist Vorratsdüngung, d. h. eine Düngung, die an Ort
und Stelle verbleibt, bis die Pflanzenwurzel sie findet und ausbeutet.
Man beobachte die ÄhnHchkeit mit dem Thom.ismehl! Nur der
Stickstoffgehalt verliert sich verhältnismäßig schnell, und das ist gut.
Er gibt dem Laube die erwähnte dunkele Färbung und rege Arbeits-
lust, macht aber dann den mehr den Knospen- und Blütenreiohtum
fördemden Einflüssen des Kali und der Phosphorsäure Platz. Mit
anderen Worten: Ruß fördert anfangs die Laubbildung, später vor-
nehmlich das Blühen. Das entspricht dem natürlichen Gang der
Dinge. Steinkohlenmß werde, wenn man das obengesagte respektiert,
also entsprechend dem hohen Stickstoffgehalt zur Laubbildungsperiode,
Holzruß zur Zeit des Knospenansatzes, demnach von etwa Anfang
Juli bis August gegeben. Besser aber noch ist es, den Ruß dem
Erdhaufen beizumischen, wenn man ihn gerade da hat. Er kommt
dann nicht so stumpf zur Wirkung, sondern ist feucht, gut vor-
bereitet, hat Wasser angenommen, was nicht der Fall ist, wenn er
frisch zur Verwendung kommt; denn dann ist er fettig. Wieviel
man geben soll? — Na, man kann nicht leicht zuviel des guten
tun; denn einen milder wirkenden Dünger als Ruß gibt es so leicht
nicht wieder! Janson.
— Bei Anwendung von Ruß bei Kultur von Topf-Chiy.saiitbemum
empfiehlt ns sich den Ruß der Pflanze aufgelöst zu verabreichen.
Man nimmt ein Faß. füllt es mit Wasser, und hängt einen mit Ruß
gefüllten Sack hinein, und läßt das Ganze einige Tage stehen. Vor
dem Gebrauch rührt man das Wasser tüchtig lun. Das öftere Gießen
mit Rußwasser ist sowohl für den Wuchs als auch für die dunkel-
grüne Färbung der Pflanzen vorteilhaft. Auch ein öfteres Spritzen
Die Gartenwelt.
IX, 35
der Pflanzen mit Kußwassei- verhindert das Auftreten verschieden-
artiger schädlicher Pilze. Hans Heitmar, Obergehilfe, Berndorf.
— Ruß zur Beimischung der für die Topfkultur von Chiysan-
themum bestimmten Erde würde ich nicht raten. Nehmen Sie als
Erdmischung -/j gute Rasenerde und '/a halb verrotteten Pferde-
dünger, auch ist es ratsam die Chrysanthemum zeitig in große Töpfe
zu pflanzen, doch dabei einen Gießrand von 3-5 cm zu lassen und
diesen dann späterhin mit irgend welchen, mit Erde untermischten
guten Kunstdüngern anzufüllen. Auch während der Wachstums-
periode ist zweimal wöchentlich flüssiger Dünger nötig, unter diesen
nun eine Ijösung Eußwasser zu mischen, ist für die Färbung und
Knospen bildung sehr vorteilhaft und wird in England häufig ange-
wandt. Richard Heimann, Cap d'Antibes.
— Es ist vorteilhaft, der Chrysanthemum -Erde Ruß beizu-
mischen, da Ruß besonders günstig auf die Belaubung der Pflanzen
wirkt und gleichzeitig auch den Wuchs kräftigt. Man nehnie auf
zwanzig Teile Erde einen Teil Ruß. Gleichfalls ist Ruß, dem Dung-
guß beigemischt, nicht zu verwerfen.
Otto zur Gathen, Ürdingen a. Rh.
Beantwortung der Frage No. 326. Kann man in Häusern
mit ausgepflanzten Rosen den Boden kalken? Es handelt sich um
lehmiges, durch Kompost und Kuhmist verbessertes Erdreich. Die
Rosen stehen seit einigen Jahren, werden jährlich getiieben und
haben auch schon Kunstdünger erhalten.
— Warum soll man nicht kalken können'? Gerade da, wo wie bei
Ihnen, mit Kunstdünger gearbeitet wird, ist Kalkdünger sogar dringend
notwendig. Ein Dünger ist Kalk nur in ganz geringem Maße, aber
ein Reinigungs- und Desinfektionsmitte! par e.x'cellence für den Boden.
Was die Pflanze an Stoffwechselprodukten ausscheidet und durch
die Wurzeln an den Boden abgibt, was der Boden an schädlichen
Zersetzungsprodukten bildet, was der Mineraldünger an giftigen
Nebenprodukten dem Boden zuführt usvp., kurz, alles was boden-
vergiftend wirkt, mit dem geht der Kalk eine freundschaftliche Ehe
ein, alles absorbiert er. macht er unschädlich. Außerdem aber
arbeitet er als Bodenersohließer! Er macht jene Stoffe, welche un-
aufnehmbar im Boden niedergelegt sind, erst für die Pflanzen auf-
wollen Sie nicht mit Kalk düngen. Könnte er schädlich
wirken ? Schwerlich, besonders aber der Rose nicht, die kalkfreundlich
ist. Bei der Kartoffel vielleicht würde Schaden angerichtet werden;
denn die wird bei Kalküberfluß schorfig. Aber bei der Rose ist das
wirkUch ganz unbedenklich, und eine Kalkgrube werden Sie ja aus
Ihren Häusern wohl kaum machen wollen.
Da die Rosen bereits jahrelang stehen und Kunstdünger emp-
fingen, wird die Kalkung sogar von erheblichem, sichtbarem Nutzen
sein. Janson.
Neue Frage No. 337. Fördert Elektrizität, d. h. ein durch
den Boden geleiteter elektrischer Strom das Wachstum der Pflanzen
und wie ist dieser Einfluß zu erklären?
Neue Frage No. 338. Was bedeuten die Anpflanzungen von
Pyramidenpappeln um Festungen und warum sind die Pappeln meist
geradlinig gepflanzt und in mehreren Reihen hintereinander?
Neue Frage No. 339. Wer erinnert sich des Namens und
der Adresse des Händlers, der in der Industriehalle der vorjährigen
großen Gartenbau-Ausstellung in Düsseldorf Taschen-Gartenmesser
mit braunem hölzernen Hefte das Stück zu einer Mark verkaufte?
Neue Frage No. 340. Was ist der Erreger der als Krebs
bezeichneten Obstbaumkrankheit? Ist Krebs übertragbar?
Neue Frage No. 341. Welches Anstrichmittel hat sich zum
Anstrich der Innenwände von Gewächshäusern, zwecks Verhinderung
der Ansiedlung und des Wachstums niederer, den Kulturpflanzen
nachteiliger Vegetabilien und Parasiten bewährt? Es wird auf große
Haltbarkeit des Anstrichs Wert gelegt.
Neue Frage No. 342. Von ehemaligen Schülern einer höheren
Gartenbauschule wird es mit Bedauern empfunden, daß der Unter-
richt im Gartenbau, also eines Hauptfaches einer Gartenbauschule,
so ganz und gar nicht für die Schüler nutzbringend gestaltet war.
Die Zeit des Unterrichts wurde mit der Nachschrift von Kultur-
beschreibungen, endloser Sorten- und Pflanzenverzeichnisse ausgefüllt
und die Früchte zweijährigen Unterrichts waren ein dicker Band
vollgeschriebenen Papiers, aber nichts für die Praxis sofort
dienliches. Es soll nicht verkannt werden, daß der Gartenbau als
Lehrfach seine besonderen Schwierigkeiten bietet, aber es ist Zeit,
daß dieses Unterrichtsfach in einer Weise ausgestaltet wird, daß der
Schüler dem Unterricht mit Interesse folgen kann und etwas mehr
als Katalogweisheit und Bücherwissenschaft auf den Weg in die
Praxis mitbekommt. Wer macht Vorschläge?
Wir bitten unsere Leser sich im Interesse des Berufs zahl-
reich an der Beantwortung der gestellten Fragen zu beteiligen.
Tagesgeschichte.
Berlin. Landesökonomierat Späth, Baumschulenweg - Berlin,
kaufte zur Erweiterung seiner Baumschule das Gut Neu-Falkenrehde
bei Potsdam, sodaß das Areal der Späthschen Baumschule nun-
mehr über 1300 preußische Morgen -beträgt.
Brfinn. Vom 2'ä. bis 27. September d. Js. wird die „Deutsche
Landes - Obst-, Wein- und Gartenbau - Gesellschaft in Brunn" eine
Landes-Obst-, Wein- und Gartenbau - Ausstellung ver-
anstalten. Näheres durch die Geschäftsstelle der Gesellschaft, Brunn,
Wiener Gasse No. VMi.
Düsseldorf. Zur Erlangung von Entwürfen für die Anlage des
Kaiser Wilhelm-Parkes, der sich, an der Rheinbrücke anfangend, etwa
bis Golzheim erstrecken wird, sind drei Preise in Höhe von 1500,
ICOO und 500 Mark ausgesetzt. Die Anlage wird dem Projekte nach
weniger ein Park als eine Promenade mit vielen und großen Sport-
plätzen, schattigen Alleen werden. Zur Konkurrenz sind aufgefordert
die in Düsseldorf ansässigen Garten.architekten, sowie fünf andere
deutsche Firmen von gutem Ruf. Dies zur Ergänzung der Notiz in
No. 32. Die „Deutsche Bauzeitung" hat das Märchen verbreitet,
daß drei Preise von je 5000 Mark zur Verteilung kommen würden.
Jork. Nach Beschluß des Kreistages soll im Kreisobstgarten
zu Jork ein Gebäude für die Kreisobstbauschule errichtet werden. Die
Gesamtkosten für das Haus einschließlich des Inventars dürfen
25 000 Mark nicht übersteigen; zu diesem Zwecke soll eine mit
4 Prozent verzinsliche und mit 1 Prozent zu tilgende Anleihe bei der
Altländer Sparkasse aufgenommen werden.
Posen. Die Stadtverordneten bewilligten 51000 Mark für die
Herstellung einer Parkanlage auf dem Gelände des ehemaligen Fort
Colomb. Mit den Arbeiten ist bereits begonnen. K.
— Die Beschlußfassung über die Errichtung von Schreber-
gärten in den Vororten St. Lazarus, Jersitz und Wilda wurde ver-
tagt, da bereits der Natui'heilverein aus eigenen Mitteln eine der-
artige Anlage geschaffen hat, und die Stadt kein Konkurrenzunter-
nehmen schaffen will. K.
Personal-Nachrichten.
Erselius, Hugo Richard, Gärtnereibesitzer in Redhill, Surrey^
England, f a"' L Mai.
Föhre, Friedrich, Gärtnereibesitzer m llber.stedt, f im
6G. Lebensjahre.
Hofftnann, Gustav, und Krügel, Karl, Inhaber der Blumen-
und Pflanzenhandlungen von Hoffmann & Krügel in Hamburg,
Fuhlentwiete 35 und Valentinskamp 05, feierten das Jubiläum ihrer
25jährigen gemeinsamen Geschäftstätigkeit.
Torf, Eduard, Gutsgärtner zu, Liede im Kreise Soldin, wurde
das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.
Redaktear: Mai H esd iir f fe r , Berlin. — Verlae v. Ri
: i Co., Leipzig. — Druck; Anhalt. Bnchdr.
Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. ®
Jahrgang IX.
3. Juni 1905.
No. 36.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Ausstellungsberichte.
Die Orchideenschall im rahiieiigarten zu Franlvfiirt a.M.
vom 29. April bis T. Mai 1905.
Von Obergärtner 0. Krauß, Frankfurt a. M.
{Hierxu fünf Abbildungen.)
Als der Verwaltungsrat der Palmengarten - Gesellschaft
beschloß, eine Orchideenschau in größerem Umfange abzuhalten,
ließ er sich hauptsächlich von dem Beweggrund leiten, dem
Frankfurter Publikum, überhaupt den Besuchern des Gartens
aus der näheren und weiteren Umgebung Frankfurts, etwas
Neues, Eigenartiges zu bietei\ und die Liebhaberei für die
Orchideen zu heben. Daß dies gelungen ist, können wir
hier mit Freuden bestätigen. Herrn Otto Beyrodt in
Marienfelde, dem bekannten Großkultivateur von Orchideen,
war der Auftrag zuteil geworden, für das notwendige
Pflanzenmaterial zu sorgen, und er hat seine Aufgabe in
glücklichster Weise gelöst und es fertig gebracht, die große
Blütengalerie in reiclihaltigster Weise auszuschmücken.
Die Orchideenschau ließ sich in zwei Abteilungen
gliedern. Sie zeigte Orchideen, die mehr für Sammlungen
geeignet sind, und Orchideen,
wie sie für den Bluraen-
schnitt in Massen kultiMeit
werden. Interessierte diesei
letztere Teil hauptsaclüich
durch die numerische Reich
haltigkeit und durch bei dei
einzelnen Gattungen sich dii
bietende Verschiedenheit in
Forai und hauptsächlich Fai
bung der Blüten, so fesselt
der erstere besonderh durcli
die eigenartigen Gebilde un i
Formen die Besucher in hohe m
Maße. JLin konnte mit \ ei
gnügen wahrnehmen w i
speziell das LaienpuHikuin
seinem Erstaunen und seiiu i
Verwunderung über du ^
Sortiment Ausdruck g il
während der Gärtner wicdci-
um mehr seine Aufmerksam-
Gartenwelt. IX.
Odontoglossum crispum - Gruppe auf der Orchideer
im Frankfurter Palmengarten. Originaiaufd.ihme für die „Gari<
keit den Orchideen zuwandte, die einen Handelswert besitzen
und für ihn als Schnittblumen wertvoll sind.
Das Sortiment war mit den Cypripedium zusammen
auf einer langen Tafel aufgestellt und zwar auf der Ostseite
der Blütengalerie. Wir sahen da u. a. die Miniaturorchidee
PleurothalUs ornaia, Abbildung Seite 423, mit ihren kleinen
Blütchen, Kelch- und Blumenblätter mit zierlichen, weißen
Wimpern besetzt; Masdevallia ochthodes (syn. Scaphosepalum
oehthodes, Pfitx.) und von anderen Masdevallien, die sich
durch ihre merkwürdige Form und leuchtende Farbe aus-
zeichnen, 31. coccinea rar. harryana, violett, M. Pourbaixii,
orangerot und M. veitchiana var. grandiflora , leuchtend
Scharlach mit purpurrot. In einer herrlichen Varietät war
Mütonia ve.rillaria vertreten, auf hellem Grund rosa-violett
gezeichnet, Brassia brachtata, grün mit braunen Flecken,
Chysis hradescens mit weißen Blüten und die reizende
TVichopilia suavis. Lycasie Skinneri war in der wunder-
baren, reinweißen Form mit sieben Blüten zu sehen und die
brasilianischen Laelia cinnaharina und flava, erstere zinnober-
rot, letztere leuchtend gelb, fielen angenehm auf, Calanthe
verairifoUa., R. Br. und Phajus sanderianus mit seinem eigen-
tümlichen Kolorit seien gleich-
falls erwähnt. Von Epiden-
drum salien wir das orange-
rote E. vitellbnim var.majus,
E. Wallisli, goldgelb, karmin-
rot gespritzt mit weißer rot-
gezeichneter Lippe und die
Hybride, E. O'brienianum
{evectwn )•( radicans) mit
karminroten Blüten.
Von den Odontoglossum
erregten Interesse Od. cirrho-
sum, mit lebhaft gefärbten,
Ijizarren, Od. citrosmum mit
zitronenduftenden, weißen
Blumen, Od. constrictum,gelh
mit rötlichbraunen Flecken,
Od. Edwardi, eine kleine,
aber viel blumige Art, durch
die seltene purpurviolette
Farbe ausgezeichnet. Od. odo-
raium gelb mit bräunlichroten
Die Gartenvvelt.
Dendrobium senile auf der Orchideenschau im Fankfurter
Palmengarten. Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
Flecken, stark duftend und Od. Üro-Skinneri^ grünlichgelb
mit blaßrosa gezeichneter, weißgefleckter Lippe, von Oncidium,
0. ampliatum var. majus^ rein schwefelgelb mit braunrotem
Grund, 0. bicaüosum., eine schöne Varietät von 0. caven-
dishiamtm mit gelben, zimmtbraun gerandeten Blüten, 0. ma-
culatum gelblichgrün mit purpurbraunen Flecken und 0. un-
dulatum dunkelpurpur mit gewellten Blumenblättern.
Als Merkwürdigkeit sei noch Dendrobiimi senile (siehe
die Abliildung oben) aus Ostindien genannt, mit gelben Blüten
und weiß behaarten Bulben. Die ganze Zusammenstellung
war in ihrer Reichhaltigkeit und ihrer Farbenverschiedenheit
von guter "Wirkung und gab ein anschauliches Bild von der
Schönheit der Orchideen.
Die sich anschließenden Cypripedien, etwa 60 Arten und
Hybriden, waren in vorzüglicher Kultur und standen in voller
Blüte ; sie gehören zu den dem größeren Publikum bekannteren
Orchideen und verdienen auch hier besonders hervorgehoben
zu werden. Prachtvoll war ein Oypripedium harrisianum
superbmn (Hybride) von gi-oßen Blütendimensionen und einem
dunkelbronzefarbenen Ton von außerordentlicher Schönheit,
ferner C. albertianum (Hybride) weißgelblich, C. callosum
aureuni, bronzegelb, C. kynastianum. ezul, sanderianum,
ionsum und villosum. Als wertvoll sind zwei weiße Oypri-
pedium zu nennen, C. callosum var. Sanderae^ Sepalen auf
weißem Grund dunkelgrün geädert, mit hellgrünlichgelbem
Schuh und C. lawrenceanum-hyeanum dem vorigen ähnlich,
aber etwas kleiner in der Blüte,. Abbildung der beiden letzteren
nebenstehend.
In der einen erhöhten Ecke der Blütengalerie bot sich
ein überraschender Anblick; hier war eine Sammlung von
Odontoylossum crispum aufgestellt (Abbildung auf der Titel-
seite), die als musterhaft bezeichnet werden darf. t'Jiier den
Wert der Odontoylossum crispum für die moderne Aiis-
schmückungskunst und Binderei zu schreiben, dürfte sich an
dieser Stelle erübrigen; jeder Fachmann weiß den Wert dieser
liervorragenden Orchidee, die als eine der kulturwürdigsten
gelten kann, vollauf zu schätzen. Wenn man sie so in Massen
sieht, wie bei dieser Schau, kommt dies noch mehr zur
Geltung; die einzigartige graziöse Haltung der Blüten-
stengel, an denen die Blumen so leicht und duftig angeordnet
sind, die reizend geformte Einzelblüte, die Mannigfaltigkeit
<}er Farben, die sich in dieser Gruppe zeigte, gaben den
vollgültigen Beweis dafür. Diese natürlichen Hybriden sind
teilweise wunderbar gezeichnet und werden dann zu
Namen-Sorten gemacht. So sahen wir eine neue Sorte
„.Jusiizrat Dr. Fi-iedlcben'', reizend und i-eich gezeichnet,
,,Berolina''\ auf jedem Blumenblatt mit einem einzigen braun-
roten Fleck versehen, eine schöne große Blume, „Hilde
BeyrodV-^ eine reinweiße Varietät ohne jede Zeichnung, und
viele andere mehr.
Von der Wirkung der Odontoylossum bei dieser
Schau kann man sich ungefähr einen Begriff machen,
weim man hört, daß über 000 blühende Pflanzen ausgestellt
waren.
Gleichwie die Odontoylossum zeigen auch die Catlkya
eine große Neigung zum Variieren; sie können den ersteren
ebenbürtig an die Seite gestellt werden, was edlen Bau der
Blume und aparte Färbung angeht. Man sah Cattleya Mendeli,
Mossiae, Schroederae und Trianae in prachtvollen Varietäten,
es war eigentlich für jeden Geschmack etwas da; für den
Liebhaber zarter Farben war ebenso gesorgt, wie für den,
der leuchtende oder dunklere Töne bevorzugt. Hervorragend
waren einige weiße Varietäten mit purpurnem Fleck auf
der Vorderplatte der Lippe, kräftig in der Farbe die Cattleya
Trianae „Robert de Neufville'-\ zart und duftig die Cattleya
Mendeli „ Gartenbaudirektm- Siebert^\ Unter den Laelien
zeiclmete sich naturgemäß Laelia purjmrata als reichblühende
und gute Art aus; sie überdauerte die ganze Ausstellung
ohne Schaden. Auch die Laelio-Gattleyen waren ver-
treten, wir nennen „Mozart", lila mit amethystfarbener Lippe
alaufnahme für die „Gartenwe
Die Gartenwelt.
uiul wellsiana, weiß mit violettpurpiirner
Lippe. Als Seltenheit war die rein-
weiße Callleya intermedia var. alba zu
sehen.
Auch Dendrobimn wurden in der Jahres-
zeit entsprechendem Sortiment gezeigt,
liesi.nders 1). Ihiirs,/I,,nnii wiA'lnisiflnmin,
I). dfrouiaiiiti'ii. iaiH,s„iiii,„i. Iloxalli. Von
I). wardianinn war dir ^n.lU.luinigo, schön
gezeichnete Varietät «/i^awteM«» vorhanden,
von D. nobile das reinweiße virginak,
dann war in einer prächtigen Pflanze
D. chrysotoxum superbuni ausgestellt,
dessen dunkelgoldgelbe Farbe von großer
Wirkung ist.
In einer Baumfarngrnppe waren ver-
schiedene Oncidium untergebracht, deren
lebhaft gelbe Farben dort vorzüglich zur
Geltung kamen. An den Stämmen hing
das reingelbe 0. concolor, aus dem fi'ischen
Grün erhoben sich die schlanken Stengel
von 0. marshallianum , varicosum und
sareodes^ die in der verschiedenartigen
Zeichnung der Blüten recht anmutig
wirkten. Auch Catlleija citrina mit der
Cymbidiuin eburreo - lowianum auf der Orchideenschau
im Frankfurter Palmengarten.
Originalaufnahmc für die „Gartenweh".
ornata auf der Orchideenschau im Frankfurter Palmengarten.
Originalaufn.ihme für die „Gaitenwell".
kräftig modellierten, fein duftenden Blume war in mehreren
Exemplaren vertreten.
Die Cymbidien mit ihren langen, reich garnierten
Blütentrauben fehlten auch nicht, es war eine schöne Schau-
pflanze von Cymbidium lowianum mit IC Blütenständen da,
ferner Cymbidium lowio-eburneum {lounanum )/ ehurneum)
mit schneeweißen Blüten in aufrechter Traube und C. eburneo-
lowianum (eburnetmi X lowianum) mit blaßrosa Blüten,
Abbildung auf dieser Seite unten.
Zu erwähnen sind noch einige Pflanzen von Phalaenopsis
amabilis und amabilis var. rimestadiana, deren wunderbar
gebaute, reinweiße Blumen zu den schönsten gehören, die die
Familie der Orchideen aufzuweisen hat.
Der Erfolg der Schau war ein großer; es herrschte nur
eine Stimme der Anerkennung über das Gebotene und so ist
auch anzunehmen, daß die Absicht, das Interesse für Orchideen
durch diese Schau in weiteren Kreisen wachzurufen, ver-
wirklicht worden ist.
Die WeKausstellung in LüUicli.
Vom Herausgeber.
(Schluß.)
VJärtnerisch sehr interessant ist die Ausstellung der
Pariser Firma Tissot, die namentlich kleine, aus Kupfer imd
Messing gearbeitete Gießkannen, sowie eine große Kollektion
von Messinghandspritzen für alle erdenkliehen Kulturen, so
besondere Spritzenkonstruktionen für Orchideen, Palmen etc.,
vorzügliche Gartenmesser und Gartenscheren, wie sie in der
Form und in der Federkonstruktion in Deutschland absolut
unbekannt sind, zur Ausstellung bringt. Leider war kein
Vertreter anwesend, sodaß es mir nicht möglich war, die
unter Glas verwahrten interessantesten Stücke auf ihre
Handlichkeit zu prüfen. Das Palais de France war wie
so viele andere Bauten noch nicht einmal im Rohbau fertig
und im Innern noch ein unbeschriebenes Blatt. Abgesehen
Die Gartenwelt.
IX, 3(3
hioivon sind fast sämtliche Aiisstelhingsbauten für das
l'iililikiini, von welchem man sich skrupellos das gewiß an-
^f:iii'lii:i' l'jutiittsgeld bezahlen läßt, verschlossen, l'lherall da,
W" iMiii ;iiiMi4imen muß, eine Sache sei fertig, piangtcn Plakate
iMii 'l.'i niiiiii;',sen Aufschrift Entröe intredite |iin l'utilii'um .
I imI •Liliii'. daß dicRom A'^erbote auch Folgi' i;i-l.'istct wird,
>-ml i'iiii' ■s.iny.f Legion von Schutzleuten und -Suldaten.
!•> is( auf drr Ausstellung eine förmliche mililärischi' llaiipt-
wai-li.' eingovirlitot, mit regelmäßigem Ablösungsdienst. Alle
Waifengattungen, Infanterie und Kavallerie, letztere zu Fuß,
sind vertreten.
Sehr interessant ist im Ac kerbaiigebäude die Aus-
stellung verschiedener französischer wissenschaftlicher Institute
und eine Schau.stellung der Pariser Weltfirraa Vilmorin,
Andrieux & Co. Letztere umfaßt eine gewählte Kollektion
von Gräsern und Samen landwirtschaftlicher Nutzpflanzen,
sowie ein selten reichhaltiges Sortiment ganz vorzüglich durch-
gearbeiteter Nachbildungen (Modelle) von l''\il(i'irülien, Jvar-
tiiffoin, Kürbissen und anderen Nutzpllan/.i'ii.
Ein Gewächshaus ist auf der ganzen Weltausstellung nicht
vorhanden, ein Palais de THorticulture im Vergnügungspark in
der Ausführung begriffen. Dagegen befinden sich auf dem großen
Platz, der einerseits von der ()urthe, andererseits vom Haupt-
ausstellungspalast, sowie dem Salle des Fetes (Festsaalbau) und
dem französischen Aekerbaugebäude begrenzt wird, gärtnerische
Anpflanzungen. Diese sind ganz ausschließlich von französischen
Firmen ausgeführt, da sich außer diesen bis jetzt weder
eine belgische Firma noch diejenige sonst eines Landes,
Luxemburg ausgenommen, beteiligt hat. Einige Anlagen ver-
dankt die Ausstellung der Pariser Parkverwaltung, die übrigen
franzcisischen Handelsgärtnereien. Die mit Hornveilchen
(Viola cornu(a), mit Goldlack, Cineraria stellata, A\mke\n und
anderen bepflanzten Beete lassen alles zu wünschen übrig. Ein
Aussteller hat ein selten großes Sortiment blühender Topfflieder
ausgestellt, doch waren die Blüten unvollkommen entwickelt.
Andere Aussteller sind mit buntlaubigen Gehölzen, mit kleineren
Koniferen und mit schlecht geschnittenen hochstämmigen
Rosen vertreten. Letztere weisen durchweg Waldstämme
auf. In Luxemburg und Franki-eich ist man auf die in
Deutschland allgemein beliebten Sämlingsstämme anscheinend
schlecht zu sprechen, vielleicht, weil die Hei'anzucht der Säni-
lingsstämme in diesen Ländern nicht mit dem gleichen Er-
folg wie bei uns in Deutschland gehandhabt wird. Man ist
bei uns gerade zur rechten Zeit zur Sämlingszucht über-
gegangen, denn bald wäre der letzte brauchbare Waldstamm
ausgerodet gewesen.
Der Schwerpunkt der derzeitigen gärtnerischen Schau-
stellung in Lüttich liegt in den Erzeugnissen französischer
Obstbaum schulen. Nur ein Aussteller hat Hochstämme,
Pyramiden, Ruschbäume und Kordons in sogenannter Handels-
ware ausgestellt, alle übrigen zeigen Forniobst und zwar
in einer Beschaffenheit, wie solches auf deutschen Aus-
stellungen noch niemals zu sehen gewesen ist. Die Leser
wissen, daß ich für Kunstschneiderei bei der Obstkultur nicht
schwärme, wer aber solche betreiben will, dem kann das,
was in Lüttich gezeigt wird, vorbildlich sein. Da sieht man
Hochstämme mit Kronen in Kessel-, Regenschirm- und Teller-
form, hochstämmige Fächei-palmetten, wie sie in Belgien und
Frankreich so manche Häuserwand schmücken, Ü-Palmetten
in allen möglichen Variationen und wagrechte Kordons mit
zwei Etagen. Darunter befanden sich solche, die sich bei
50 cm Stammhöhe gabelten. Die Gabel bildete ein
wagerechtes c^, an dessen Grunde sich der Stamm um
50 cm verlängerte, worauf er wagerecht weiterläuft,
sodaß der obere Leitlrieb 50 cm über dem untern g
läuft. Neben diesen Spielereien gibt es dann noch Johannis-
lieereu als Spaliere in verschiedenen Formen gezogen \md
als Hochstämme einen Regenschirm imitierend, schräge
Kordons mit mehreren, einseitig laufenden Seitentrieben und
sonstige hübsche Sachen, deren Formierung sehr viel Arbeit
macht und die so künstlich und künstlerisch formiert sind,
daß man geneigt ist, sie im blattlosen Zustande gar nicht
mehr für lebende Pflanzen zu halten. Anerkennung verdient
das Ge,schick der Franzosen, mit welchem sie Lücken in
ihren Kunstformen durch Ablaktieren, zu welchem unter-
halb der Lücken stehende Holztriebe genommen werden, „aus-
zugipsen" verstehen. Es sind Kordons zu sehen, die mit
fünf und mehr durcli Abiaktionen geschaffener „Brücken"
versehen sind.
Dicht am Eingange des vorerwähnten Palais de France
führt eine Brücke, die dritte innerhalb der Ausstellung, über
die Ourthe nach der schon erwähnten Halbinsel. Hier
empfängt uns der Schatten alter Bäume. Leider waren die
Rasenflächen ganz zertreten, die Wege aufgewühlt und mit
Schienen belegt. Gleich rechts befindet sich wieder eine
große Münchener Bierkneipe, dieser gegenüber ein Pavillon
der gewerblichen Schulen Lüttichs. Unter diesen Schulen
ist auch eine Gartenliauschule, die allerdings nicht sonderlich
berühmt zu sein scheint, vertreten. Die ausgestellten Pläne
der Zöglinge dieser Anstalt sind recht primitiver Natur.
Sehenswert ist in diesem Teile der Ausstellung noch
eine internationale Kunstausstellung, für welche
natürlich wieder Eintrittsgeld erhoben wird. Das Haupt-
portal schmückt ein Gipsabguß des von der Düsseldorfer
Ausstellung her bekannten Blondatschen Brunnens, dessen
Abbildung wir in Nummer 'J, Seite 18, gebracht haben.
Verschiedene Nationen, auch die deutsche, allen voran aber
Belgien und Frankreich, sind hier mit Gemälden, Marmorbild-
werken und anderen Skulpturen vertreten. Die Vorliebe der
Künstler, namentlich der französischen, für das Ewig- Weibliche,
speziell für das Weiblich -Nackte ist nicht zu verkennen.
Kaum ein Saal ohne Aktbilder, zwischen künstlerisch hervor-
ragenden auch das eine oder andere eindeutige, aber auch
prächtige Blumenstücke und Stilleben. Selbstverständlich war
auch diese Kunstausstellung noch unfertig, mehr als ein
Raum noch abgesperrt und vernagelt. Ein Bau für antike
Kunst war noch verschlossen. Fertig war in diesem Teile
der Ausstellung das Palais de la Femme, eine Schau-
stellung weiblicher Sklaven. Da arbeiten Mädchen und be-
jahrte Frauen als Strohflechterinnen, Stickerinnen, Teppich-
weberinnen, Büglerinnen, da befindet sich eine Koch- und
Haushaltungsschule und etwa zwanzig bedauernswerte, in
schulpflichtigem Alter stehende Mädchen, klöppeln Tag
für Tag die sogenannten Brüsseler Spitzen unter der Auf-
sicht älterer Nonnen. Manche dieser zarten Kinder befinden
sich bei dieser mühseligen, in schlechter Körperhaltung aus-
zuführenden Arbeit scheinbar im Stadium des Verwachsens;
man sieht Kinder unter diesen Spitzenklöpplerinnen, die ihrer
körperlichen Entwicklung nach kaum das sechste Lel)ensjalu'
überschritten haben können.
Was die Weltausstellung in Lüttich im Laufe der Zeit
noch an gärtnerischen Leistungen bieten wird, läßt sich heute
noch nicht beurteilen. Gerade der halbinselartige Teil bietet
infolge seiner landschaftlich natürlichen Beschaffenheit die
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'rritoriia liyln
I KnipliciHa li\ Ij. .
Züchtung von Georg Arends in Honsdorf.
IX, 36
Die Gartenwelt.
Möglichkeit, hier einen reichen Bhimenschmuck als Gehölze-
vorpflanznngen und auch auf Blumengruppen z\ir Vorführung
zu bringen. Gelegentlich meiner Anwesenheit war man
gerade mit der gärtnerischen Ausgestaltung eines großen
Platzes vor dem Kimstausstellungsgebäude beschäftigt. Die
Ausstellungsbauten ordnen sich der landschaftlichen Umgebung
vorzüglich an. Sie sind ^zierlich und architektonisch schön,
ohne sich durch prunkende Überladung in so unangenehmer
Weise bemei'kbar zu machen wie dies in Düsseldorf der
Isall war. Den weitern Rahmen des Ganzen bildet die
malerisch liegende Stadt Lüttich, deren Straßen die Aus-
stellung dicht begrenzen, mit ihren zahlreichen Türmen und
die das Tal umschließenden Höhen. Menschlicher Voraussicht
nach wird die Weltausstellung in Lüttich, die anfangs Mai,
ich wiederhole es, durchaus unfertig war und in welcher es
zur Zeit meines Besuches etwa so ausgesehen hat wie in Pompeji
zur Zeit der Ausgrabungen, erst nach längerer Zeit fertig-
gestellt sein. Sie dürfte dann mehr ein internationaler Ver-
gnügiingsplatz und Jahrmarkt, als eine ernste Weltausstellung
sein, die kaum den Besuch derer, die statt aufreibender Ver-
gnügungen wirkliche Belehrung suchen, lohnen wird. Wer
aber Belgien besucht, um die bedeutenden Gartenbau-
Etablissements in Brüssel, Gent und Brügge kennen zu lernen,
unterbreche seine Fahrt in Lüttich und besuche die Aus-
stellung, schiebe aber seinen Besuch bis zu deren Fertigstellung
auf. Zum Studium dürfte ein Tag vollständig genügen. Es
ist nicht unmöglich, daß der offizielle Katalog noch vor Schluß
des Unternehmens im November fertiggestellt sein wird.
Hoffen wir es!
Als Kuriosum sei noch erwähnt, daß ich in ganz Lüttich
keinen ZeitungshändJer fand, der sich mit dem Verkauf einer
deutschen Zeitung befaßt; nicht einmal auf dem Hauptbahn-
hof ist eine solche zu haben. Dabei ist Lüttich Groß- und
Indusüiestadt mit internationalem Verkehr!
Schlingpflanzen.
Cantua buxifolia, Juss.
Cy'WiliM buxifolia, Jtiss., oder wie sie, häufiger genannt wird,
Cantun dependcm ist eine alte Gartenpflanze aus Peru, die aber in
Deut.sohland wohl nur sehr selten zu finden ist. Sie bringt im
Frühling reizende rosarote, langgeröhrte Blüten, die zu 9 bis 11 am
Ende der Zweige erscheinen. Die Blunienkrone überragt den Kelch
wohl um das Dreifache an Länge und ist am Ende fünfspaltig und
etwas ausgebreitet. Die Schönheit der Pflanze liegt in den herab-
hängenden Blütenzweigeu und den langgeröhrten Blüten, die den
Eindruck noch vermehren. Am vorteilhaftesten präsentiert sich der
Schlingstrauch,, denn ein solcher ist Canhia buxifolia, gegen eine
Mauer im Kalthause oder temperierten Hause in ein Beet mit nahr-
hafter Erde gepflanzt. Die Haupttiiebe werden hochgebunden,
während man die Blütenzweige sich frei entwickeln läßt, damit sie
graziös herabhängen. Nach der Blüte werden die Seitentriebe zurück-
geschnitten, bis ins vorjährige Holz, und die erscheinenden schwächeren
Triebe zugunsten der kräftigen entfernt. Die ■ Cantua verträgt trockene
Luft nicht recht und wird dann häufig von der Roten Spinne befallen.
Deshalb ist für feuchte Luft durch öfteres Spritzen zu .sorgen.
Cantua buxifolia darf als eine Pflanze für Privatgärtnereien
empfohlen werden, woselbst sie in Wintergärten oder Gewächshäusern
zur Bekleidung von Wänden oder in sonst passender Weise zur
Bekleidung von Bögen oder Trägern verwendet werden kann. Als
Topfpflanze entwickelt sie sich natiirgemäß weniger schön; für das
Zimmer ist sie, da gegen trockene Luft empfindhch, nicht geeignet.
Bemerkt sei noch, daß Caniua mit Cobaea scandens verwandt ist
und wie diese zur Familie der Polemoniaceen gehört, die uns in der
Phlox und in der Oilia noch zwei beliebte Zierpflanzen stellt.
W. T.
Etwas vom Efeu. Trotz des verflossenen milden Winters hat
der Efeu, namentlich der großblätterige, doch ganz bedeutend ge-
litten und besondeis in sonnigen und windigen Lagen ein recht
trauriges Aussehen bekommen. Eine kalte Nacht von — 20" C. und
mehr mit tags darauf folgendem Sonnenschein und vielem Winde,
ohne Schneedecke, waren die Ursachen zu dieser Erscheinung, die
zu beseitigen viele Arbeit machte. Hierbei «eigte sich der Wert der viel
härteren kleinblätterigen Varietäten recht augenscheinlich. Diese sind
besonders für das Freie dem großblätterigen wohl in den allermeisten
Fällen vorzuziehen. Zwei sehr wertvolle Eigenschaften, durch welche
sie den großblätterigen Efeu ganz bedeutend übertreffen, machen sie
für die verschiedensten Zwecke viel empfehlenswerter, nämlich die
größere Widerstandsfähigkeit im Winter und eine ebenfalls viel
größere Anpassungsfähigkeit an die verschiedensten Verhältnisse.
Während der großblätterige Efeu mit seinen langen Blattstielen und
großen fetten Blättern in gar vielen Fällen zu robust und unbequem
wird, schmiegt sich der kleinblätterige (je kleinblätteriger desto
schöner für viele Zwecke) viel besser und schöner an alles an, haftet
auch, leichter sich anklammernd, fest und gut an Mauern. Eine
Einfassung um Eosen, z. B. aus großblätterigem Efeu, wie man sie
dann und wann sieht, auch vor Sträuohern, kann recht unbequem
werden und ist m. E. durchaus nicht zu empfehlen. Viel besser ist
kleinblätteriger, schon seiner dünnereu Banken und flacheren Haltung
wegen, hier sowohl wie an Mauern, woselbst sich jener auch lange
nicht so schnell und so gut anklammert. Ebenso sollte mau in
Fällen, in welchen man Rasen durch Efeu ersetzen will, nur klein-
blätterigen wählen und zwar wiederum nicht zum wenigsten seiner
flachen Haltung wegen. In Kästen zu Wänden für Cafes,
Restaurants etc. mag großblätteriger verwendet werden, obschon ich
eine gute und dichte Wand aus kleinblätterigem Efeu auch hier
vorziehe, wenigstens in vielerlei Lagen und beschränkten Räumen.
Auch für Arabesken in großem Maßstabe auf dem Rasen kann groß-
blätteriger Efeu dienen; für solche in minder großem Umfange ist
wiederum der kleinblätterige vorzuziehen. Am härtesten ist wohl der
für mancherlei Zwecke (besonders an alten Bäumen, Ruinen etc.)
verwendbare gemeine europäische Efeu (Hedera Helix, Linne) mit
seinen großen dunklen, lederartigen und glänzenden Blättern und
vielfach blühenden Zweigen, welche ihm ein sehr interessantes Aus-
sehen geben. G. S.
Stauden.
Tritüina hybrida „Expreß".
Vom Herausgeber.
[Hierxu die Farbentafel.)
J-/iese Tritoma, über welche schon auf Seite 326 des
vorigen, VIII. Jahrgangs einige Mitteilungen gemacht wurden,
ist aus einer Kreuzung von Tritoma coraWma-Hybriden mit
Tritoma Tiwkii hervorgegangen. Diese Befruchtung wurde
ermöglicht, als zufällig einmal die erstgenannten gleichzeitig
mit der frühblühenden Tr. Tuckii in Flor kamen. Die w-rt-
vollste Eigenschaft der Tritoma Tuckii ist ihr frühes Blühen.
Diese Art hat aber als Schmuckstaude und Schnittblume ge-
ringeren Wert, weil die Farbe zu wünschen fibri^- läßt.
Diesem Mangel hat nun Georg Arends in Eonsdorf dm-ch
Züchtung der Tritoma hybrida „Expreß'^ abgeholfen; sie ver-
einigt die Vorzüge der frühblühenden und harten T. Tuckii
mit der leuchtenden Farbe der herbstblühenden Varietäten.
Über die Färbung dieser Neuheit gibt unsere vorzüglich ge-
lungene, nach den uns von Herrn Arends im vorigen Jahre
Die Gartenwelt.
IX. 36
übermittelten Blüten von Fräulein Johanna Beckmann, unserer
bewährten Bluraenmalerin, ausgeführte Farbentafel besten
Aufschluß. Triloma hybrida „B/xpreß"- ist eine Gartenaus-
schmückungspflanze und Schnittblume ersten Ranges. Durch
diese neue Züchtung sind die dekorativen, für freie Arrange-
ments vorzüglich geeigneten Blütenkolben jetzt dem Blumen-
binder den ganzen Sommer über zugänglich. Besonderen
Wert dürfte diese Züclitung auch für nördliche Länder mit
kurzem Sommer wie Dänemark, Schweden, Rußland, haben.
Überall da, wo die bisher bekannten spätblühenden Sorten
nicht mehr oder nur ausnahmsweise zum Blühen gelangen
können, darf man nun bei Anpflanzung von Tritoma „Expreß"'-
auf einen jährlich wiederkehrenden Blumenflor rechnen.
ü.
Topfpflanzen.
Yucca-Kreuzungen.
(Hierxu eine Abbildung.)
inter Hinweis auf meinen Aufsatz in No. 1 des VIII. Jahr-
ganges, Seite 7, über „Jucea karlsnihensis"- möchte ich mitteilen,
daß voriges Jahr die Befruchtung und gegenseitige Ki-euzung der
Yucca sehr gut gelungen ist. Yucca gloriosa mit Y. filamenlosa
befruchtet bat 2l! Früchte angesetzt (siehe Abb.); Yucca fdamentosa
mit ^tor/o.«fr befruchtet, deren 14. Einige Blüten von filamenlosa
mit eigenem Blütenstaub befruchtet, setzten 42 Fräohte an; Beweis
genug, daß auch ohne Yucca-Motte der Sani enansatz dieser Pflanzen
vorzüglich gelingt.
Meine Y. karlsruhensis entwiclieln sich prächtig; sie halten
immer noch genau die Mitte zwischen beiden Eltern; im Blau-grün
ihrer bereiften Blätter, die stark auf-
recht stehen, sehen sie sehr schön aus,
winterhart sind sie volll;ommen. Herr
Carl Schmidt, in Firma HaageS; Schmidt,
dem ich s. Zt. 100 Pflanzen abgegeben
habe, schreibt darüber folgendes: „Die
eine Hälfte, im frostfreien Mistbeetkasteu
überwintert, ist eingegangen, die anderen
ins Freie ausgepflanzt imd mit Brettei-
kasten und Fenstern bedeckt, ist gut durch
den Winter gekommen und wachsen die
Pflanzen sehr schön. Man sieht also hieraus,
daß Ihre Yucca karlsruhensis vollständig
wiuterhart ist*) und im Freien be.sser
gedeiht als im Unterwinterungskasten".
Da die Pflanzen Kältegi-ade bis zu 22 " C.
schadlos aushalten, dürfte jeder andere
Schutz als Bedeckung des Bodens durch
Laub eher schädlich als nützhch sein.
Graebener.
Grischowia hirta und Exacuih macranthum, zwei
prächtige Herbstblüher. Qrischuiiia hirta, Karst, i.st ein kleiner,
hübsch beblaiterter Kalthausstrauch aus den Hochgebirgen von
Venezuela, gehört zur Familie der Melastomaceen, wurde 1848
eingeführt und ist ein HerbstblUher von auffallender Schönheit. Die
großen Blüten, fast größer als die von Lasiandra, sind rosenrot mit
gelben Staubfäden und entwickeln sich von August an im hellen
Kalthause bis gegen Januar in ununterbvochener Folge an den Enden
der rötlichen Zweige. Die beachtenswertesten Kulturerfordernisse
sind Heideerde mit etwas Lehm und Sand, flüssige Düngung in der
Wachstums?,eit, sonniger Stand im Mistbeet oder Freien über Sommer
und rechtzeitige.s Entspitzen. Die duftlosen Blüten sind für Binderei
zu hinfällig und das ist ihr einziger Fehler.
Exaeum macranthum, Arn.^zE. xeylanicuw , Roxb. ist eine
Genfianee von den Gebirgen Ceylons und hat Blüten von der
Größe eines Zweimarkstückes in endständigen Doldentrauben. Ihre
Farbe ist ein prächtiges Ijltraniarinblau, Staubfäden und Antheren
sind goldgelb. Sie zieht sich leicht aus Samen (bei Haage & Schmidt
erhältlich), liebt lockere Heide- oder Moorerde mit Raseuerde vermischt,
ist über Sommer im halbwarmen Mistbeet und im Winter im
temperierten Warmhause zu halten. Sie blüht dann im November
und Dezember. Sie wurde 1852 zum erstenmale eingeführt, kam
dann in Vei'gessenheit und findet neuerdings wieder Verbreitung.
Wenn doch jemand diese beiden Pflanzen einmal auf einer
größeren Ausstellung in voller Blüte zeigte'. Es würde Aufsehen
erregen. R.
Rehmannia angulata.
jjei meiner
angulata, eine Pj
dieses
*) Anmerkung des Heraus-
gebers. Auch in meinem, den AVest-
winden stark ausgesetzten Versuchsgarten
hat sich diese Yucca als durchaus winter-
hart erwiesen. Sämtliche Pflanzen haben
den letzten Winter ohne Decke, ja ohne
jede Wurzeldecke, tadellos überstanden.
Das gleiche kann ich von Agave Parrgi
berichten. Diese winterharten Pflanzen
haben zweifellos eine gute Zukunft im
deutschen Klima.
letzten Anwesenheit in Erfurt sah ich Echmauma
achtpflanze, von welcher wir bereits auf Seite 114
kurze Beschreibung nebst Abbildung boten, in
den Gärtnereien von Ernst Benary
und Haage & Schmidt, je in
einigen vollblühenden Topfexemplaren.
Wie Herr Richard Anker an der ge-
nannten Stelle ausführte, ist diese Staude
von der Firma James Veitch & Son
aus dem Innern Chinas eingeführt worden,
sie soll eine Pflanze des temperierten
Hauses sein. In den genannten Erfurter
Gärtnereien wurde sie aber in sehr luf-
tigen Kalthäusern kultiviert in schwerer,
lehmhaltiger Erde. Die Pflanzen standen
gegen Ende Mai in vollem Flor und
hatten teils eine, teils mehrere Blüten-
ähren von etwa 1 m Länge. Die Ähren
sind einseitswendig; die Farbe der Blüten
ist ein ansprechendes blasses Rot. Die
Abbildung Seite 114 dieses Jahrgangs
charakterisiert die Blütenform vorzüg-
lich. Bisher waren nur zwei Eehmannia-
Arten in Europa bekannt, R. glulinusa
und R. rupestris, die beide unter Decke
im F'reien aushalten. Es ist zu hoffen,
daß sich R. angulata gleichfalls als unter
Decke winterharte Staude bewährt, aber
auch abgesehen von ihrem etwaigen
AVerte als Gartenschmuckstaude ist sie,
wie mir die blühenden Exemplare in
den Erfurter Gärtnereien bewiesen, eine
T u ]) f p f I a n z e ersten Ranges; sie
dürfte vielleicht eine Marktpflanze der
Zukunft werden ; wer sie sieht, muß sich
mit ihr befreunden. M. H.
Yui'ca gloriosa mit Früchten.
Verfasser für die „Garteiiwelt" photogr. aufge
IX, 36
Die Gartenwelt.
Koniferen.
Abie.s arizonica.
F. Tutenberg, Stadtgärtner, Offenbaoh a. M
(Hierxu ^ivei Abbildungen.)
Die Zeilen des Herrn Eimann in No. 31 der „Garten-
welt", Seite 363 und 364, .veranlaßten mich, Herrn Henkel
in Darmstadt zu ersuchen, mir einige photographisclie Auf-
nahmen aus seinen Kidturen und Züchtungen anfertigen zu
lassen, um in Wort und Bild verschiedenes in den Aus-
führangen des Herrn Eimann, welchem ich nicht in allen
Punkten beipflichten kann, im Interesse der Sache richtig zu
stellen.
Bei meinen häufigen Besuchen
in der Gärtnerei von H. Henkel,
Darmstadt, hatte ich Gelegenheit, die
jungen Saatbeete, wie die älteren
ca. 1 m hohen, importierten Pflanzen
zu sehen und mich an deren reichem
Wachstum zu erfreuen. Ich be-
' tone ausdrücklich, daß die jungen
Pflänzchen, in der Henkelscheu Gärt-
nerei aus Samen gewonnen, sich
ohne jedwede Bedeckimg während aller
Winter in ziemlich feuchter Lage und
gutem sandigen Lehmboden vorzüglich
entwickelten und trotz ihrer Jugend
schon die korkartige Beschaffenheit
des Stammes zeigten, während ältere
Pflanzen von ca. 1 m Höhe schon die
weiße birkenähnliche Färbung des
Stammes aufweisen.
Dabei konnte man bei den zu
vielen Tausenden vorhandenen Säm-
lingen ein frappierendes gleichmäßiges
Wachstum wahrnehmen, wie es auch
der Firma gelungen ist, einige Varie-
täten in den Handel zu geben, wie die
bereits bekannte Äbies arizonica var. pygmaea, welche sich unter den
Sämlingen aus hoher Lage zu 50 "/o vorfand und durch die eigenartige
schöne und gedrungene Form auffiel. Als eine besonders wertvolle
und gewiß vorteilhafte Verbesserung (wenn man bei dieser schönen
Korktanne noch von Verbesserung sprechen will) ist meines Erachtens
die von genannter Firma eingeführte und in Darmstadt in stattlichen
Exemplaren vorhandene vi fti es arizonica var. argentca hört. Henkel
zu bezeichnen, welche ich den verehrlichen Lesern in zwei Aljbildungen als
Einzelpflanze und in Gruppen vereinigt vorführe.
Die nebenstehende Abbildung der Einzelpflanze ist so gut getroffen,
daß man auch die weißliche Färbung der korkigen Einde, wie den silber-
glänzenden jungen Trieb deutlich erkennen kann.
Beobachtet man nun ferner, daß die Pflanzen in der heißen Mittags-
sonne Süddeutschlands und dazu noch in teilweise durch Wald geschützter
Lage, also bei erhöhter heißer Temperatur, so günstige Kulturresultato
ergaben, so stehe ich nicht an, die Befürchtungen des Herrn Eimann
als zu weitgehend zu bezeichnen. Ich glaube vielmehr, daß Abies ari-
zoniea nach hiesigen Beobachtungen und Erfahrungen für unser Klima
wie geschaffen ist. Allerdings muß ich bemerken, daß A. arizonica
einen feuchten lehmhaltigen Boden, als den ihr am meisten zusagenden,
jedem anderen vorzieht.
Wenn wirklich Koniferenzüchter ungünstige Eesultate bei Aussaaten
erzielt haben, so könnte es doch zuweilen an ungenügend ausgereiftem
Samen oder aber an anderen Mißständen liegen, die ich von
hier aus nicht beurteilen kann.
Die ungenügende Verbreitung dieser herrlichen Konifere
schreibe ich dem Umstände zu, daß bis dato die importierten
größeren Pflanzen verhältnismäßig hoch im Preise stehen,
während in 4—6 Jahren deutsche Firmen einen reichhaltigen
Vorrat ansehnlicher Korktannen zum billigeren Preise abgeben
können und dann der Einführung derselben in unsere Gärten
die Woge geebnet sind.
Immerhin bin ich gespannt auf die weiteren bekannt
zu gebenden Ansichten und hoffe, daß der von Herrn Eimann
angeregte Meinungsaustausch sich eingehend mit der auf-
geworfenen Frage beschäftigt und etwaige Mißstände klärt.
Abies arizonica var. argentea, oben cme jun
In der Handelsgärtnerei von H. Henkel, Darmstadl fur die C
Die Gartenwelt.
IX, 36
Landschaftsgärtnerei.
Zur Herstellung perspektivisclier Ausicliteu.
{Eierxu xwei Zeichnungen des Verfassers.)
in No. 23 dieser Zeitschrift wurde mit Recht auf den
großen Wert des perspektivischen Zeichnens für den Gärtner
hingewiesen; denn das Schaffen des Gai-tenküustlers ist doch
weit eher ein Erstellenlassen plastischer Bilder im Eaume,
als etwa eine Flächenverzierung, wie sie im Teppichbeet zum
Ausdruck kommt. Durch solche Überlegung gewinnen die
perspektivischen Ansichten gegenüber dem Grundplane als
Versuch einer Wiedergabe der dem Künstler vorscliwebenden
Ideen sehr an Bedeutung. Fehler in der Konstruktion ver-
mindern aber den Wert eines Bildes beträchtlich. '
Vorbedingung für das Darstellen perspektivischer An-
sichten ist Übung im Freihandzeichnen, d. h. im Skizzieren
(mit Blei, Kohle) oder Aquarellieren nach der Natur, ferner
die Kenntnis der Hauptgesetze und Konstruktionen der
Perspektive und der Schattenlehre. Auch das Zeichnen oder
die konstruktive Wiedergabe der einfachsten, regelmäßigen
Ahb.l
Körper im Gruncliiß, Aufriß, Querschnitt und Ansicht in ver-
schiedenen Stellungen und Beleuchtungen stärkt die Fähigkeit
zu sehen und im Räume zu denken. Namentlich, wenn im
Bilde regelmäßige Gartenanlagen oder reichere Architekturen
wiederzugeben sind, ist mit der Kenntnis von drei oder vier
wichtigeren Grundregeln der Perspektive nicht viel zu er-
reichen. Jeder, der nicht den Vorzug hat, klaren Unterricht
darüber zu empfangen, muß schon, wenn er fehlerlose An-
sichten konstruieren will, in einem der vorhandenen Fach-
werke mit Fleiß und Ausdauer studieren.*) Im Rahmen
eines kurzen Aufsatzes können die für den Gartentechniker
nötigen Kenntnisse der Perspektive nicht erläutert werden.
Ehe diese aber, wie in dem .schon erwähnten Aufsatze ver-
sucht worden ist, dargestellt werden, müssen die grund-
legenden Begriffe der Perspektive erst besprochen werden.
Mit Hilfe der beiden Abbildungen soll das im folgenden
kurz geschehen.
Vor allem muß sich der Zeichner klar sein, daß die
Perspektive eine rein mathematische Wissenschaft ist, und
daß alle Punkte, sofern ihre Lage im Räume genau bekannt
ist, auch im Bilde eine ganz bestimmte, durch Konstruktion
oder Rechnung zu findende Lage haben müssen.
*) Zu empfehlen ist: See berger, Prinzipien der Perspektive,
ferner: Sammlung Göschen, Perspektive von H. Freyberger,
80 Pfg. Letzteres Buch bringt viel klare Abbildungen.
Die Perspektive ist als eine Projektion aufzufassen und
zwar als Zentralprojektion (vgl. Abb. 1). Eine andere
Art ist die Parallelprojektion, die z.B. bei Grundrissen,
Querschnitten, Plänen angewendet wird. Man denke sich
zum Verständnis der Zentralprojektion Folgendes: In S, Abb. 1,
ist der Standpunkt einer Person, die nach den Gegenständen
bei C blickt. Sämtliche für eine zeichnerische Wiedergabe
wichtige Punkte der Gegenstände sind mit den als ein Punkt
aufgefaßten Augen S 1 der Person, durch Linien, Sehstrahlen
genannt, verbunden. In der Zeichnung sind nur die nötigsten
angegei)en. Denken wir uns bei B eine durchsichtige Tafel,
die Bildtafel, senkrecht aufgestellt, so wird sie von den Seh-
strahlen an bestimmten Punkten geschnitten. Verbindet man
diese entsprechend, so entsteht in der Ebene dieser Tafel ein
Abbild der Gegenstände bei C genau so, wie sie S 1 sieht,
nur verkleinert. Stände die Tafel bei B 1, Abb. 2, so er-
schiene das Bild noch kleiner, bei B 2 größer. Mit der
Entfernung würden seine Maße wachsen wie der Schatten
eines von einem Punkte aus beleuchteten Gegenstandes. Mit
Deckfarbe, die auf Glas haftet, kann man an einer Fenster-
scheibe die Probe auf das Gesagte machen, indem man die
Linien der dahinter erblickten Gegenstände nach
zieht.
Was in Abb. 1*) in perspektivischer An-
sicht dargestellt ist, zeigt Abb. 2 im Grundriß.
Von den drei augedeuteten Sehstrahlen wird S C
als Mittel- oder Hauptstrahl bezeichnet. Zu ihm
muß die Bildtafel senkrecht stehen, damit das
Bild ohne Verzerrungen erscheint, wie solche
etwa bei der Lage B 3 erscheinen würden.
Aus den Abbildungen geht anschaulich her-
vor, daß, sowie die Lage der Gegenstände, der
Standpunkt und der Mittelstrahl gegeben ist,
auch die Lage aller Punkte und Linien im
Bilde festliegt, nur die Größe, in der man es
konstruktiv entstehen lassen will, hängt von der
Entfernung der Bildtafel vom Standpunkte und
vom Maßstabe, den man bei der Zeichnung anwendet, ab.
Alle diese für das Verständnis der Perspektive grund-
legenden und unentbehrlichen Tatsachen und Begriffe werden
in dem Aufsatze in No. 23 garnicht erwähnt. Wie diese
Tatsachen sehr einfach konstruktiv ausgenutzt werden können,
soll in einem weiteren Aufsatze über das Körbersche Strahlen-
diagramm gezeigt werden. Hier sollen noch einige Be-
merkungen über die in dem erwähnten Aufsatze unter 1 — 3
angeführten Gesetze der Perspektive folgen.
Man liest unter 1 Seite 273: „Alle geometrisch wage-
rechten Linien bleiben aiich perspektivisch wagerecht." Das
Wort „geometrisch" soll vielleicht als Gegensatz zu per-
spektivisch gelten, ist hier aber überflüssig und unklar.
Denn was soll die besondere Eigenschaft einer „geometrisch
wagerechten" Linie gegenüber einer „wagerechten" sein ? Wie
man auch nach dem unter 2 Gesagten schließen muß, will
der Verfasser folgendes Gesetz aussprechen: Alle im Räume
wagerechten Linien, die zur Bildebene parallel laufen, bleiben
auch in der perspektivischen Zeichnung wagerecht (vergl. die
langen Kanten der Bank in den Abbildungen).
Dei Ausdruck unter 2: „Linien, die geometrisch recht-
winkelig ziu' Wagerechten stehen", ist ebenfalls unklar. Die
*) Hier ist die für einfache technische Zeichnungen gern ge-
brauchte Parallelperspektive angewandt.
IX, 36
Die Gartenvvel
429
Geometrie ist eine Wissenschaft, die sich mit den Beziehungen
von Punkten, Linien und Flächen zu einander bescliäftigt,
welche in einer Ebene liegen. Üb diese Ebene wagrecht,
senkrecht oder schräg im Räume steht, ist belanglos.
..Geometrisch rechtwinklig" besagt also nicht, daß dort nur
solche wagerechten Linien gemeint sind, die rechtwinklig
zur Bildtafel oder, anders gesagt, parallel zum Hauptseh-
stndil verlaufen (Seitenkanten der Bank in den Abb.). Dann
heißt es weiter: „Diese haben einen gemeinschaftlichen Flncht-
oilor Verschwindungspunkt auf der Horizontallinie im Haupt-
oder Augenpunkte.'' Es darf nicht ,,Horizontallinie" heißen,
sondern Horizontlinie. Eine Horizontallinio ist eine be-
liebige, wagrechte Linie, die Punkte gleicher Höhe verbindet
{Terraindarstellung in Horizontalen). Hier ist aber im Bilde
die wagereelite Linie gemeint, die die Bildtafel in der Augen-
höhe des Zeichners schneidet, also die Projektion der durch
die Augenhöhe gedachten horizontalen Ebene auf die Bild-
fläche'ist (H HAbb. 1).
Unter 3 muß gesagt werden statt: „Schräge Linien
haben gemeinsame Fluchtpunkte auf der Hori-
zontallinie": „Unter sich parallele schräge, d.h.
mit der Bildtafel einen schiefen Winkel bildende
Linien, die dabei aber im Räume wagerecht
liegen, baten einen gemeinsamen Fluchtpunkt
auf der Horizontlinie."
Ferner können diese Fluchti^unkte nicht
beliebig angenoinmen werden, wie weiter be-
hauptet wird. Beliebig kann nur der Stand-
punkt des Zeichners zu seinem Objekte und
seine Entfernung zu der gedachten Bildebene
angenommen werden. Damit sind aber sämt-
liche anderen Punkte festgelegt. Was weiter
über die Entfernung der Fluchtpunkte vom
Augenpimkte (A 1 in meiner Abbildung 1) und
von der Möglichkeit mehrere Distanzpunkte an-
zunehmen gesagt ist, kann nicht unwidersprochen
bleiben. Sogenannte Distanzpunkte gibt es
nur zwei, einen rechts und einen links vom
Augenpunkt auf der Horizontlinie (D D in Abbildung 2). Mit
ihnen werden die Verschwindungspunkte aller wagrechten
Linien, die die Bildtafel unter 45 " schneiden, bezeichnet.
Sie sind in ihrer Eutfernung von A bestimmt durch die
Entfernung oder Distanz zwischen Bildtafel und Zeichner,
also A und S Abb. 2, denn A D = A S, da A D S ein
gleichschenkliges Dreieck ist. Die Fluchtpunkte anderer im
Räume wagerechter Linien, welche die Bildtafel unter be-
liebigem Winkel sehneiden, heißen nicht Diatanzpunkte. Ihre
Lagen auf der Horizontlinie sind gegeben durch den Schnitt-
punkt einer Parallelen, die durch den Standpunkt S unter
dem betreffenden Winkel zur Bildtafel gezogen wird, mit
H H z. B. : S F II M N in meiner Fig. 2. Wo sich wegen
Raummangel solche Konstruktionen nicht ausführen lassen,
muß man zu Hilfskonstruktionen greifen, über die das Studium
der Perspektive aufklärt. Die Folgen der Unklarheiten in
den Punkten 1 — 3 des Artikels in No. 23 sind noch weitere
in den darauf folgenden Auseinandersetzungen, die der auf-
merksame Leser gewiß empfunden hat. So ist auch z. B.
die Konstruktion des gleichschenkeligen Dreiecks in Fig. III,
Seite 273, gar nicht logisch begründet. Wenn auch aus den
Figuren zu erkennen ist, daß der Verfasser die Perspektive
praktisch wohl beherrschen mag, so lassen die Ausführungen
doch die klare, logische Ausdrucksweise des Mathematikers
vormissen. Und bei einem so schwierigen Thema, wie es die
Entwickelung perspektivischer Gesetze ist, muß diese vor
allem im Interesse des Lesers angestrebt wen.len. Wenn
wir ,.gelegentlich die richtigen Aufschlüsse über die per-
spektivische Darstellung der Staffage" usw. zu erwarten
haben, so erschweren hoffentlich keine Unklarheiten und
Ongenauigkoiten im Ausdruck das Verständnis dos schwierigen
StofTos. ' Kühn.
Winke für dekorative Gaitengcstaltung.
In No. '21 (liesps Jahrganges wird unter ilieseiii Titel auf eine
vpreinfaclite liodeiigostaltun?, wenn ich es kui7, so bcneunen soll,
hingewiesen und Maßnahmen, wie sie jetzt gewölinlich bei der Anlage
von Gärten gehandhabt werden, einer Kritik unterzogen. Herrllartratli
betont auch, daß seinem Empfinden nach dies und jenes nicht .schon
sei. Ich will mir nun auch erlauben, meine Ansicht darüber aus-
zusprechen und ich glaube, weil gerade die beiden ins Auge gefaßten
Punkte des erwälinten Artikels so vielfache Anwendung finden, nicht
allein mit meiner Ansicht dazustehen.
Zunächst verurteilt Herr Hartrath die Vertiefung und Ab-
böschung von Blumenparterreanlagen (wenn ich recht ver-
stehe), und nennt diese Vertiefung mit ihren Blumenbeeten einen
„Verlegenheitsmittelpunkt". Ich kann nicht verstehen, wie man
eine solche Bezeichnung gebrauchen kann für eine recht durchdachte
und beabsichtigte Anlage! AVas man mit der Vertiefung bezweckt,
liegt wohl klar auf der Hand. Würde mau das Blumenparterre eben-
erdig oder gar erhöht anlegen, so wären Arabesken und „ver-
schnörkelte Blumenrabatten" gänzlich unnötig, weil man dann keinen
Überblick über dieselben erhielte. Zweitens würde, wenn wir
zu Gruppen vereinigte Dekorationspflanzen oder auch nur erhöhte
Teppichbeete auf dem flachen Parterre haben wollten, der Aus-
blick über dasselbe nach dem weiteren Garten oder Park be-
Die Garten'welt.
IX, 36
deutend behindert werden. Also, um sowohl einen Überblick über
die Linien und Zeichnungen in dem Parterre zvi bekommen, als
auch den Ausblick nach den dahinter sich ausdehnenden Parkpartieen
nicht zu veisperren, legt man vertiefte Parteires an. Daß man
solche vertiefte Beete so oft sieht, hat seinen Grund darin, daß man
eben gern dem oft flachen oder durch geringfügige Höhenunter-
schiede gekennzeichneten Terrain des Gartens ein kleines Contra,
eine angenehme Abwechslung entgegensetzen will, und meinem Gefühl
nach wirken solche gradlinige Böschungen stets ganz außerordentlich
und geben der Anlage einen vornehmen Charakter. Man vertieft
also nicht das Parterre, um die darin befindlichen Blumengruppen
und Zeichnungen zu „erniedrigen", sondern gerade um sie zu heben,
d. h. für das Auge übersichtlicher zu legen und sie dadurch besser
zur Geltung zu bringen.
Der zweite Punkt ist die Weganlage. Herr Hartrath sagt:
„Legt man hingegen die Wege in Terrainhöhe an etc. etc., so
stellt man die Anlage mit wenigen Kasten her und schafft für die
Aufstellung von Dekorationspflanzen etc. günstig hervorragende Stand-
orte. Ich weiß nicht, ob der Verfasser dieser Zeilen sich des Wider-
spruches darin bewußt ist, denn, wenn man den Weg in Terrainhöhe
anlegt, so wird man einen nur unbedeutenden Aushub an Erdmaterial
haben (es sei denn, man gibt eine mit giößeren Kosten verbundene
und für einfache Fußwege ganz überflüssige hohe Bestückung und
Beschotterung in die Wege). Das auf diese Weise gewonnene Erd-
material wird aber kaum zur Kantenlegung der Rasenflächen zu
beiden Seiten des Weges ausreichen. Wie man daher noch außerdem
mit dem gewonnenen Erdmaterial „günstig hervorragende Standorte
für ganze Dekorationsgruppen" herstellen kann, ist mir nicht ganz
erklärlich. -Die Anlage der Wege in Terrainhöhe wird aus einem
sehr tiefgehenden Gi-unde meist vermieden. Sehr oft ziehen sich
solche Wege quer oder längs (vom Punkte des Beschauers aus) durch
die Rasenflächen. Legt man die Wege zu flach, d. h. in Terrain-
höhe, so werden dieselben dem Auge sichtbar und wirkea unschön
und störend, weil sie die Fläche sichtbar teilen, was man eben ver-
meidet, wenn man die Wege vertieft in das Terrain legt, die Kanten
mit dem Aushub etwas auffüllt und dadurch den Weg von weitem
unsichtbar macht und zugleich erreicht, daß die Rasenflächen als
eine ganze große eischeint und nicht von dem Wege sichtbar zer-
schnitten wird. Im übrigen wird man sich nur in seltenen Fällen
bt'i der Weganlage nach dem Teriain richten können, sondern nach
der bequemen Begehung des Weges und wird daher ohne Rücksicht
darauf, ob man viel oder wenig in das Terrain mit dem Wege ein-
schneidet, vor allem darauf zu sehen haben, daß derselbe kein allzu
jähes Gefäll und keinen allzu steilen Anstieg erhält. Jedes Ding
muß selbstveretändlich Maß und Ziel haben, und Hohlwege werden
wir nur gezwungenermaßen herstellen, ebenso wie wir nicht an-
stehen werden, im gegebenen Falle den Weg einmal ganz flach und
sichtbar zu führen. Eine allgemeine Regel läßt sich für alle Ver-
hältnisse nicht aufstellen, aber deshalb ist es nicht zulässig, eine
Maßnahme zu befürworten, welche aus ästhetischen Gründen längst
ad acta gelegt worden ist.
Man ist Gott sei Dank heute in der Landschaftsgärtnerei schon
soweit gekommen, daß man einen Garten auch vom künstlerischen
und ästhetischen Standpunkte aus anlegt und sich nicht allein vom
Kostenpunkte leiten läßt. Wo wir ein ebenes Terrain vor uns haben,
werden wir, wenn auch nicht zu größeren Wühlereien, so doch
immer für eine gewisse, wenn auch teure Bodenbewegung eintreten
müssen und nicht nur die Billigkeit im Auge haben, denn damit
wird weder der Landschaftsgärtner einen Vorteil erreichen und eine
Wirkung erzielen können, noch wird der Besitzer eine dauernde
Freude an seinem Garten haben. Carl Rimann, Nagy Szent Miklös.
in enger Beziehung stehen dürften. Im Voraus bemerke ich, daß
mir jede sozialdemokratische Absiebt oder irgend welche Hetzerei
durchaus fern liegt, ich möchte nur einmal meine Ansicht über unsern
Stand, inbezug auf Gehalt bezw. Lohn aussprechen. — Die kürzlich
so starke Bewegung zugunsten der Errichtung einer Hochschule
für Gartenkunst scheint allmählich abzuflauen bei alten wie jüngeren
Fachgenossen. Fast könnte man diesen Umstand mit einer bitteren
Freude begrüßen. Denn, wird die Hochschule geschaffen, so schaffe
man zuerst einmal passende Stellungen und besolde die aus
der Hochschule hervorgehenden Gartenkünstler dementsprechend.
Man kann doch billigerweise — bilden wir mal schnell ein neues
schönes Wort — einem „Regierungsgartenbauführer" kaum zumuten,
für 3 — 3,50 Maik Tagelohn zu arbeiten; oder doch? Fast scheint es
so! Ziehen wir einen Vorgleich zwischen einer städtischen Bau-
verwaltung und einer Gartenverwaltung, so sieht man mit Schrecken,
wie letztere tief unter der ersteren steht. Wohl selten wird es einer
Bauverwaltung einfallen, ihre Techniker, Bauführer und Aufseher
im Tagelohn anzustellen, zum mindesten nicht zu einem so niedrigen
Satz von 3 Mark für den Tag. In den weitaus meisten Fällen stehen
hier die Angestellten in Monats- bezw. Vierteljahrsgehalt, sie haben
ihren Urlaub von 1 — 3 Wochen mit voller Weiterzahlung des Gehalts
und erhalten dieses gegen eine für städtische Beamte vorgeschriebene
Quittung an der Stadtkasse ausgezahlt. Und wir? Na, wir sind ja
nur ,.Gärtner''. Wir Techniker, die wir doch sehr oft eine bessere
Schulbildung besitzen, als die Bautechniker oder gar Bauaufseher,
wir erhalten 3 Mark für den Tag; arbeiten wir einen Vierteltag nicht,
wird er abgezogen, Sonn- und Feiertage werden überhaupt nicht be-
zahlt; wollen wir 10 Tage Urlaub im Jahr haben, gut, wir können
reisen — Lohn aber gibt es nicht. Alle acht Tage bekommen wir
unsern Lohn mit den Arbeitern ausgezahlt, gegen Quittung in der
Rubrik „Name des Arbeiters", letztere bei weitem oft mehr als ein
Techniker. Man stellt uns so oft die Architekten als Beispiel hin,
man stellt alle möglichen Ansprüche an das Wissen und Können und
das gesellschaftliche Auftreten der Gartentechniker, bedenkt aber
scheinbar nicht, daß gerade unsere elende Bezahlung und besonders
die Art und Weise derselben uns in den Augen der Architekten
und anderer Berufszweige so sehr herabsetzt. Die Ansicht, daß ein
junger Mann, der seine 3 Mark Tagelohn auf der Arbeiterlohnliste
mit den Arbeitern zusammen ausgezahlt erhält, nicht viel bedeuten
kann', ist ja durchaus berechtigt. Ich frage einmal unsere Herren
Gartendirektoren und Inspektoren, ob sie damit einverstanden wären,
als Unterbeamte zu gelten und in der Gehaltsklasse derselben zu
stehen? Ich glaube doch kaum. Sie selbst trachten ja ganz be-
lechtigt darnach, mit den höheren städtischen Beamten gleich zu
stehen bezw. gestellt zu werden. Wäre es da nicht recht und billig,
wenn diese Herren ein wenig mehr für ihre Techniker sorgen wollten,
die doch auf gleicher Bildung.sstufe mit ihnen stehen? Ist es denn
so unmöglich, bei der Stadtverwaltung zu beantragen, daß auch die
Gartenteohniker mit Monatsgehalt angestellt werden, daß sie bei
Weiterzahlung des Gehalts ihren Urlaub erhalten? Da genügt doch
nur ein Wort. Einige wenige Gartenverwaltungen machen ja bereits
eine rühmliche Ausnahme, aber gerade die giößten Gartenverwaltungen
stehen noch hintenan, scheinbar nur, weil es immer so war und die
Herren Chefs es nicht besser gehabt haben, warum also wieder eine
Reform einführen.
Mögen diese Zeilen dazu beitragen, hier bald Wandel zu
schaffen. Wir Techniker werden stets dankbar hierfür sein und mit
umso größerer Freudigkeit an unsere Arbeit gehen. X.
Zeit- und Streitfragen.
Etwas über die Bezaliking der Gartentechniker.
/iu den Ausführungen über ,,Gärtnerische Amtstitel" in No. 32
dieser Zeitschrift seien mir einige Bemerkungen gestattet, die damit
Mannigfaltiges.
Folgen der Sonimertrockenheit 1904.
Dereits mehrfach wurde auf die Schäden hingewiesen, welche
die außerordentliche Dürre dos voijährigen Sommers verureachte oder
noch in diesem Jahre zeitigen wird. Die ärgsten Schädigungen aber
dürften solche Pflanzen davongetragen haben, welche auf Kalk- und
IX, 3(j
Die Gartenwelt.
431
Sandböden stehen, zwei an und für sich trockene Bodenarten. Ich
beobachtete Obstbäume auf Kalkboden, die fast keine Ilolztriebe ge-
bildet hatten ; an einzelnen Sorten, die sich durch schwachen Wuchs aus-
zeichnen, haben viele Terniinalknospen der Leitzweige Blütenaugen
ungesetzt. Viele ältere Obstbäume, deren Wurzeln in solchem Boden
liereits auf den Schotter aufstoßen, was leicht ersichtlich ist durch
sehr gerinf^en Holzwuchs und dabei überreicheu Bliitenansatz, dei ihr
nahes Ende bedeutet, obwohl sie bei guter Pflege noch einige
Jahre gute Erträge liefern könnten, werden infolge der letztjährigen
Dürre bereits in diesem Jahre ihr Leben beschließen.
Viele unserer reichblühenden Gehölze dürften in diesem Jahre
bedeutend weniger im Blütenflor prangen als in anderen Jahren; ich
beobachtete dies an unseren Forsythien, die ich bei entsprechendem
Schnitt noch nie so spärlich habe, blühen sehen wie heuer.
Weiterhin ist es ganz auffallend, daß beim Antreiben der
Dahlienknollen so viele kräftige Knollen ausbleiben; dadurch verliere
ich eine Anzahl der schönsten Sorten; benachbarte Kollegen machen
dieselbe Beobachtung. Gerade bei den Dahlien und besseren Gehölzen
wurde im vorjährigen Sommer an Wasserzufuhr nicht gespart; daß
bei der außerordentlichen Dürre mit der dabei verbundenen Luft-
trockenheit selbst das reichlichste Gießen nutzlos gewesen, ist jetzt
bei vielen Pflanzen bereits zu beobachten. Auch die Kartoffelknollen
setzten in trockenen Lagen und Bodenarten wenig „Augen" an; ich
finde bei Sorten, wie „Magnum honum^\ „Geheimrat Thiel-^ usw.
große Knollen mit wenig oder gar keinen Augen.
Alle diese Schäden führe ich auf die mangelhafte Ansammlung
voQ Reservestoffen zurück, infolgedessen sind die hier genannten und
noch viele andere Pflanzen nicht in der Lage gewesen, für die
kommende Vegetation die erforderlichen Triebknospeu bilden zu
können. Breitschwerdt.
Der geringere Zuckergehalt des Traubensaftes der Reb-
sorte ..Frankenthaler Trullinger" im Jahre 1904. Wer einen
guten Traubeusaft kaufen möchte, wird den frisch gepreßten Saft
sofort wiegen, um den Zuckergehalt festzustellen.
Im Interesse der Winzer untersucht die Kgl. Württembergische
Weinbauversuchsanstalt zu Weinsberg jährlich eine Anzahl von
Traubensaftproben aus den verschiedenen Landesgegenden auf Most-
gewicht und Säuregehalt.
Im verflossenen Jahre zeigte bei diesen Untersuchungen der
Satt des Trollinger durchschnittlich ein verhältnismäßig niedereres
Mostgewicht als die Säfte der WeLßweinsorten, die in gleicher Lage
und Bodenverhältnissen standen.
Diese Erscheinung ist dadurch zu erklären, daß der Franken-
thaler einen feuchteren Untergrund liebt, als die meisten Weißwein-
sorten und durch den trocken gewesenen Sommer die Rebe etwas
litt. Der Lehrsatz, daß in regnerischen Jahren die Trollinger besser
ausfallen, d. h. kräftigere Werne liefern als in trockenen Jahren, der
in der Praxis galt, hat sich auch 1904 wiederum als richtig gezeigt.
Kgl. Garteninspektor Ph. Held, Hohenheim.
Haftpflicht der Besitzer verpachteter Obstanlagen. Eine
Gerichtsentscheidung, die einen Gutsbesitzer der Provinz Sachsen zu
einer hohen Entschädigung an einem vom Baume gefallenen Obst-
gärtner verurteilte, mahnt zur Vorsicht bei Abschluß von Pacht- und
HaftpflicbtversicheruQgsverträgeu. Der erwähnte FaU lag so, daß
zuerst der Obstpächter für den dem Obstgärtner erlittenen Unfall
haftpflichtig gemacht wurde. Dieser Pächter galt als Unternehmer
eines gewerblichen Betriebes und war seinen Leuten gegenüber haft-
bar. Da aber dieser Unternehmer nicht in der Lage war, einen
Schaden zu tragen, so mußte der Grundbesitzer zur Deckung ein-
treten. Die Bestimmungen der Haftpflichtversicherungsgesellschaften
sind oft unklar und lassen eine verschiedene Auslegung zu, sodaß es
ratsam ist, bei Abschlüssen die Bestimmungen juristisch prüfen zu
lassen.
Bücherschau.
Der praktische Schnittblumenzüchter der Neuzeit. Ent-
haltend die Kultur und Treiberei der gangbarsten Schnittblumen und
des Schnittgmns für Herbst, Winter und Frühjahr. Der richtige
Betrieb einer Schnittblumengärtnerei nebst Gewinnberechnung nach
eigenen praktischen langjährigen Erfahrungen von Otto Schnurbusch,
Grafenwerth. Dritte, neubearbeitete und erweiterte Auflage. Leipzig
19Ö5, Verlag von Hugo Voigt. 8 ", 204 S. Preis brosch. 5 Mk.
geb. .-),6ü Mk.
Dieser erste Teil, der zuerst als selbständiges Ganzes erschienen
war und dessen Erfolg erst die weiteren Bände entstehen ließ, liegt
nunmehr in diitter Auflage vor. Dieser Band ist unbedingt der beste
und für den Sohnittblumenzüchter unentbehrlichste des ganzen, jetzt
dreibändigen Werkes. Außer einigen Grundrissen und Querschnitten
von Gewächshäusern zur Schnittblumenk-ultur enthält er keine weiteren
Abbildungen, die auch entbehrlich sind, da jeder, der sich mit Schnitt-
blumenkulturen befassen will, zuvor die Pflanzen kennen muß, die
dafür in Frage kommen. Neu hinzugekommen ist in der vorhegenden
Auflage das Kapitel über Schnittorcfaideen, welches in gedrängter
Form Auskunft über alles bei der Kultur in Frage kommende gibt.
Eine kleine Tabelle enthält die hauptsächlichsten der in Frage
kommenden Arten und Varietäten, die wir in einer weiteren Tabelle
nach der Blütezeit geordnet finden. Den Schluß bilden drei
RentabiUtätstabellen über Cattleya labiata, Odontoylossum erv^imm
und Oypripedium. Selbstverständlich sind derartige Rentabilitäts-
tabellen mit Vorsicht zu genießen, da die Verhältnisse an den ein-
zelnen Orten grundverschieden liegen, was hier rentabel ist, kann
dort den Züchter zum armen Manne machen. M. H.
Die Schulgärten an den Volksschulen der Stadt Dresden
im Jahre 1903. Von Oscar Lehmann. Kommissionsverlag von
0. & R. Becker in Dresden.
Wir möchten diejenigen unserer Leser auf dieses Schriftchen
aufmeiksam machen, die sich mit den Schulgärten in irgend einer Weise
befassen. Es verdankt seine Entstehung dem Dresdener Lehrerverein
für Naturkunde und ist eine Ergänzung der vom gleichen Verein
bereits 1898 herausgegebenen Schrift: Die Bedeutung des Schul-
gartens und der Stand der Schulgarteuf rage im König-
reiche Sachsen. Das Geleitswort zu der Tabelle der an den
Volksschulen Dresdens bestehenden Schulgärten gibt den Text eines
Fragebogens wieder, wie er an alle Schulen gesandt wurde. Die
Tabelle selbst enthält Angaben über Lage der Schule, Zahl der
Schüler und Klassen, erste Anlage des Schulgartens, Größe und Ab-
teilungen im Garten, besondere Einrichtungen für Tierpflege, Zahl
der vorhandenen Pflanzen, jährlicher Kostenaufwand, Ausnutzung
des Schulgartens. Gleichzeitig sei auf die Schrift von Rob. Mißbach:
„Der Schulgarten im Dienste der Volksschule" hingewiesen. W. T.
Neumanns Orts- und Verkehrslexikon des Deutschen
Reichs. Herausgegeben von Dr. Max Broesike und Direktor
Wilhelm Keil. Vierte, neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mit
einer politischen Übersichtskarte, einer Verkehrskarte und 40 Städte-
plänen. 33 Liefenmgen zu je 50 Pf. oder in Halbleder gebunden
18 Mk. 50 Pf. Verlag des Bibliographischen Instituts in jLeipzig
und Wien. — Die auf Grund neuester amtlicher Veröffentlichungen
bearbeitete und vermehrte vierte Auflage dieses Oi'ts- und Verkehrs-
lexikons soll in alphabetischer Reihenfolge etwa 75 000 Artikel über
alle im deutschen Reich vorkommenden topographischen Namen:
Länder, Landschaften, Gebirge, Berge, Seen, Flüsse, Kanäle sowie
sämtliche Staaten und deren Verwaltungs- und Gerichtsbezirke mit
gedrängter Landesbeschreibung, Angaben über Produktion, Ge-
schichte usw. enthalten. Als Ortslexikon wird das Werk alle Wohn-
plätze von 300 Einwohnern aufwärts aufführen; ferner historisch
oder industriell bemerkenswerte Orte auch dann, wenn sie weniger
als 300 Einwohner zählen. Den einzelnen Orten sind Angaben über
Garnison, Behörden, Bildungsanstalten usw. hinzugefügt. Auf die
Verkehrsverhältnisse soll besonderer Nachdruck gelegt werden. Neu
gegen die früheren Auflagen ist die Angabe der Eisenbahnstation für
viele solche Orte, die selbst keine Eisenbahnstation haben; eine
wertvolle Ergänzung, umsomehr, als auch die Entfernung in Kilo-
metern beigefügt ist. Im übrigen sind laut Prospekt aufgenommen;
alle Pfarrdörfer, alle Post-, Bahn- und Dampfscliiffstatiouen, während
man für solche Orte, die keins von diesen aufweisen, die Grenzt-
Die Gartenwelt.
von 300 Einwohnern, bei Orteu mit Rittergut oder selbständigem
Gutsbezirk von 100 Einwohnern festgesetzt hat. Besonderen Wert
erhält das neu erscheinende Orts- und Verkehrs-Lexikon durch seine
Beilagen: eine politische Übersichtskarte, eine große Verkehrskarte
und 40 Städtepläne. Von letzteren sind Bremen und Frankfurt a. M.
dem 1. Heft beigefügt. Diese sorgfältig ausgeführten Städtepläne
bilden eine schätzenswerte Beigabe; die den meisten von ihnen
beigegebenen Namenregister machen sie noch besonders wertvoll.
Gärtnerisches Unterrichtswesen.
Brieg in Schlesien soll auf Grund eines früheren
der Landwirtschaftskammer eine Winterscliule für Gärtner er-
halten, die im Herbst d. J. begründet wird. Der Lehrgang soll sich
versuchsweise zunächst nur auf die Zeit eines AVinterhalbjahres er-
strecken und neben der Fortbildung in Realien vorzugsweise fachlichen
Unterricht bieten. Von einer praktischen Beschäftigung der Schüler
wird, ganz wie bei den landwirtschaftlichen Winterschulen, abgesehen
werden. Dagegen bietet der Ort der neuen Anstalt, Brieg, die will-
kommene Gelegenheit zu lehrreichen Demonstrationen und Ex-
kursionen. Zur Zulassung zum Unterrichte wird von den Schülern
nur gute Volksschulbildung verlangt werden , sowie der Nachweis
einer vorangegangenen hinreichenden Beschäftigung in gärtnerischer
Praxis.
Tagesgeschichte.
Delmenliorst i. O. Der Gärtner Bernhard Heinken wurde
auf der Jagd infolge eines Irrtums und mißverstandenen Zurufes von
seinem Bruder Wilhelm Heinken erschossen.
Erfurt. In den verschiedensten Zeitungen begegnet man jetzt
nachstehendem Inserat, umgeben von einem fantastischen Lianengebilde:
„Japanisoher Balkonschmuck — Blitzmischung. Nach besonderem Ver-
fahren innerhalb 4 Tagen aufgehend. — Anweisung liegt bei. Um
Fenster, Balkon, Laube, kahle Wände rasch mit anmutigem Grün
und Blumen zu bekleiden, beziehe man ein Samen -Sortiment
japanischen Balkonschmuck von blühenden Kletter- und Schling-
pflanzen — Blitzmischung — das ganze Sortiment Samen Mk. 1.—,
ein Düppelsortiment Mk. 2.—. Das Sortiment enthält zauberhaft
rasch wachsende alles über und über mit anmutigem Grün
schmückende Kletterpflanzen, die ein farbenprächtig blumiges Kleid
schnell über alles Unansehnliche am Haus und im Garten werfen,
süßen Wohlgerooh über die Umgebung ausbreiten.
Alte Blumentöpfe, Kästen, Kübel, freies Land, auch schlechter
Boden ist verwendbar: nach drei Tagen gehen die Samen auf, man
hat später nichts weiter zu tun, als die Zweige hoch zu binden und
dann rankt es und blüht es den ganzen Sommer hindurch bis tief in
den Herbst hinein. Die Aufträge sind zu richten an die Blumen-
gärtnereien P , Erfurt, welche Firma den Verkauf und den
Versand vornimmt.
Stiefmütterchen, riesenblumige Prachtsorten, 100 Pflanzen
Mk. 1 */ Thüringer Wetterhäuser mit Starkasten und großem
Thermometer 98 Pf. *,* Eucalyptus, Fieberheilbaum, der berühmte
Luftverbesserer Eucalyptus globulus, der heilsame Kräfte birgt gegen
Influenza und Asthma, sollte in keinem Wohnzimmer, vor allem in
keinem Schlafzimmer fehlen */ Eucalyptusbaum-Pflanzen in Töpfen
75 Pf., 3 Exemplare Mk. 2 *^* Zimmerakazien in Töpfen 35 Pf."
Jeder Kommentar' erscheint uns überflüssig.
Hamburg. Das Projekt des Hamburger Stadtparkes nimmt
immer größere Dimensionen an. Vor mehreren Jahren genehmigte
die Bürgerschaft den Ankauf des Sierichschen Gehölzes in dem Vor-
ort Winterhude zum Preise von 2 Millionen Mark und beauftragte
den Senat, Pläne für einen Stadtpark in dem Gehölz ausarbeiten zu
lassen, ähnlich wie der weitbekannte Bremer Bürgerpark. Bei der
Ausarbeitung der Pläne griff man seitens der Behörden immer weiter
und nahm noch weite Gebiete dem Staate gehörigen Terrains hinzu,
welches bis an die Alster heranreicht, um auch genügend Wasser
für den Park zu haben. Das Areal, welches jetzt für den Park in
Aussicht genommen ist, beträgt nicht weniger als 900 preußische
Morgen, das ist, nach dem Preise der anstoßenden Ländereien be-
rechnet, ein Wertobjekt von rund 7 Millionen Mark, zu welchem
später noch die Anlagekosten kommen werden. Der Bodenwert in
dieser ziemlich weit draußen liegenden Gegend ist so hoch, weil
Hamburg nach dieser Richtung hin allein die Möglichkeit hat, sich
auszudehnen, ohne an die preußische Grenze zu stoßen. Es sollen
durch Kanalisierung der oberen Alster zum Zwecke der Personen-
dampfschiffahrt hier noch weite Gebiete der Bebauung erschlossen
werden. B. T.
Quedlinburg. Das auf den Namen des Gärtners Hermann
Reinicke in Quedlinburg eingetragene Grundstück, Breitestraße 23,
soll am 27. Juni vor dem Kgl. Amtsgericht, Zimmer No. 8, zwangs-
weise verkauft werden.
Ragnit. Eine Obstverwertungsanstalt wird in diesem
Sommer hier eröffnet werden. Der Kreis Ragnit ist nach der
amtlichen Statistik der bei weitem obstreichste Kreis von ganz Ost-
preußen, aber die Obstgartenbesitzer des Kreises haben für ihr übst
bisher einen ganz unzureichenden Absatz gefunden und waren in
ob.streichen Jahren gezwungen, das beste Obst zu Schleuderpreisen
abzugeben. Um diesem Übelstande abzuhelfen, entschloß man sich
zur Gründung einer Obstverwertungsanstalt. Dort sollen nur alkohol-
freie Obstgetränke, Obstmus, Manneladen, Kompotts usw. hergestellt
werden, dagegen keine Ob.stweine, deren Herstellung infolge der
Notwendigkeit der langen Lagerung sehr kostspielig ist. Außerdem
soll die Anstalt eine Zentrale bilden für gutes Tafelobst. Ihr größter
Vorzug wird darin bestehen, daß gerade das Fallobst, für welches
der Obstgartenbesitzer bisher fast keine Verwendung hatte, angekauft
und zur Fabrikation von Obstkonserven verwendet werden vvird.
Steinfurth bei Bad-Naulieim. Aus kleinen Anfängen heraus
hat im Verlaufe von etwa 30 Jahren die hiesige Rosenzucht
einen großen Umfang angenommen. Sie ist hier zu einem all-
gemeinen Erwerbszweig geworden; vom Gutspächter bis zum kleinsten
Landwirt pflanzt alles Rosen. Ein weiterer Aufschwung steht nun
für die Rosenzucht bevor durch die vor kurzem gegründete Rosen-
züohter- Genossenschaft, welcher 130 Mitglieder angehören. Die
Genossenschaft hat das Freiherrlich von Löwsche Gut zu 40 Mark
pro Morgen gepachtet, um es mit Rosen zu bepflanzen. Das Gelände
umfaßt ca. 800 Morgen; die seitherigen Pächter zahlten nur 22 Mark
pro Morgen. Die Rosenzucht wurde hier in den 70er Jahren vom
Gutspächter Schultheis eingeführt. Die Rosenplautagen sind von
Jahr zu Jahr vergrößert worden und jetzt sind ca. 100 Morgen
Landes in Verwendung. Der Versand erfolgt größtenteils nach Nord-
Deutschland. England, Rußland, Schweden usw.
Personal-Nachrichten.
Aderhold, Dr., bisher Direktor im Kaiserlichen Gesundheits-
amt, wurde zum Direktor der Kaiserlichen Biologischen Anstalt für
Land- und Forstwirtschaft ernannt.
Goethe, A., Kgl. Landes-Ökonomierat, legte in Rücksicht auf
seine Gesundheit das Amt als Vorstandsmitglied des Deutschen
Pomologenvereins nieder. Garteninspektor Lorgas in Neustrelitz hat
die Vertretung übernommen.
Groth, Albertus, Gärtner in Wilster (Schleswig) feierte sein
25 jähriges Geschäftsjubiläum. Groth ist seit 1884 Vorsitzender des
Kreis-Gai'tenbau Vereins, seit 1884 Geschäftsführer des Schleswig-
Holsteinschen Gärtnerverbandes und Herausgeber des Monatsblattes.
Peters, Jacob, Privatmann und früherer Handelsgärtner in
burg-Sudenburg, + am Ki. Mai im 79. Lebensjahre.
Spaeth, F., Ökonomierat, Baumschulenbesitzer in Baumsohulen-
weg bei Berlin, wurde der Chaiakter als Landes-Ökonomierat verliehen.
Sperling, F., Handelsgärtner in Hildesheim, das älteste Mit-
glied des Hannoverschen Provinzial-Gartenbauvereins, wurde an Stelle
des verstorbenen Geheimrats Dr. Schuster zum zweiten Vorsitzenden
des genannten Vereins gewählt.
Wittmack, L., Geheimer Regierungsrat, Prof. Dr., legt am
1. Juni d. J. nach 30jähriger Tätigkeit sein Amt als Generalsekretär
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preußischen
Staaten nieder.
iiwortl. Redakteur: Ma
; Co., Leipzig. — Druck: Anhalt. Buchdr. Gutenberg,
H.. Dessau
Illustriertes Wochenblatt für den eesamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
lo. Juni 1905.
No. 37.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Orchideen.
Cypripediuin fairieaiiiiiu.
Von Ernst Bohlmann, London.
i/ie so sehr ersehnte Wiederanffindung des so lange
verloren gewesenen Cypripedmm fairieanum ist ein großes
Ereignis und wird als solches in Orchidophilenkreisen leb-
haft besprochen. Für den Züchter i.st die Auffindung
einer neuen Orchidee immer von Bedeutung. C. fairieanum
aber ist ihm mehr als willkommen, existieren doch eine
Reihe so wunderbarer Hybriden von C. fairieanum aus der
Zeit seiner Ersteinführung, daß jetzt nach seiner Wieder-
einführung in die Kultur den Cypripedien im allgemeinen
eine erneute, noch größere Aufmerksamkeit geschenkt
werden wird. Über die Geschichte dieses Cypripediums
läßt sich folgendes sagen: Im Oktober des Jahres 1857
wurde auf einer der Ausstellungen der Royal Horticultural
Society in London ein neues Cypripedium gezeigt, welches
nach seinem Besitzer Mr. Fairie in Liverpool C. fairieanum
genannt wurde. Bald darauf erschienen andere, die sich
unter einem Orchideenimport aus Assam befunden haben
sollen. Auch van Houtte erhielt Pflanzen, von denen ge-
sagt wurde, sie stammten aus Bhothan. Beides sind Länder
des östlichen Hiraalaya. Weitere Pflanzen erschienen nicht
und die größte Zahl der vorhandenen ging infolge falscher
Behandlung und schwieriger Kultur zugrunde; besonders
empfindlich zeigte es sich bei der Vermehrung durch Teilung.
Von allen Pflanzen ist in England nur ein Exemplar übrig
geblieben, welches sich in der ^vunderbaren Sammlung des
Präsidenten der Royal Hort. Soc, Sir Trevor Lawrence,
liefindet, außerdem befinden sieh im Jardin de Luxembourg
in Paris einige Exemplare. Mehr Glück hatte man mit der
Kultur der Hybriden, von denen sich Exemplare in fast
allen Sammlungen befinden. Bei den meisten dieser Hybriden
hat C. fairieanum als Pollenspender gedient, da man die
durch falsche Kidtur wahrscheinlich an und für sich schwachen
und kränklichen Pflanzen nicht durch Samenzucht noch mehr
schwächen wollte.
Die Zahl der verschiedenen Kreuzungen ist nicht groß,
aber ohne Ausnahme sind die Hybriden schön. So existi. r.Mi
Hybriden zwischen Cypripedium barbatum und C. faincuin/ni
{Cy^vexillarium), C. insigneY^G. f. (C.yCarthurianini/ j,
C. spicerianumXC. f (C.XMobe), C. purpuratumXC. f.
(CX Balleniim), C. callosumXC. f (C.XJuno), C. superbiens
Gartenwelt. IX,
X G /■. ( C. X Edwardii), G. laivrenceanum X G. f. ( CX Fairieano-
laivrenceanum), G. tonsumXG. f. (G.XAmesiae), G. Stonei
XG.f. (G. balmedianum). G.Xconsiableanum ist eine Kreuzimg
zwischen G. f. und G. dayanum. Gypr. fairieanum war
hier also flie Mutterpflanze. Diese Hybride soll mehr als
die anderen die Eigenschaften von C./amea«MOT übernommen
Getriebene Clematis montana grandiflora in einer Glas-
halle der Gärtnerei von H. Henkel, Darmstadt. (Text Seite 435.)
On^nalaninahme für die ..Garteau-ell".
37
Die Gartenwelt.
IX, 37
liaben. Außer diesen angeführten Hybriden existieren noch
eine Reihe Hybriden zweiten Grades, besonders häufig ist
C.y\venllarium zur Kreuzung verwandt worden.
Fast fünfzig Jalire sind seit der Einfülirung von C. f.
verflossen, und in dieser Zeit sind die Länder, in denen es
vermutet wurde, gründlich aber erfolglos abgesucht worden.
Sander bot vergeblich 20 000 Jlk. für die einfache Angabe
des Standortes dieser Art. Jetzt ist es dennoch in Bhotan
wiedergefunden worden und zwei Exemplare sind in Kew
angekommen. C. fairieanum wurde zuerst von Lindley in
.,The Gard. Chron.'' (1857, p. 740) beschrieben. Der Urtext
ist in No. 958 des laufenden Jahi'ganges (1905) des Gard.
Chron. wiedergegeben. Danach steht
C. fairieanum dem C. superbie?is am
nächsten. Die Blätter sind schmal
und einfarbig wie bei C insigne.
Die weiße Dorsal-Sepale ist grün und
karmin gestreift. Die hängenden, an
den Enden zurückgeschlagenen Fe-
talen sind hellgrün mit purpurnem,
gekräuseltem Rande. Die Lippe (der
Schuh) ist sehmutziggrün. Wenn
auch der Standort dieses hübschen
Cypripediums wohl einstweilen Ge-
heimnis bleiben wird, so ist doch
wohl zu lioffen, dass man einiges
Nähere über die Höhe erfährt, in der
es gedeiht, um danach festzustellen,
ob man es warm oder kalt zu kul-
tivieren hat, um in Zukunft erfolg-
reicher in der Kultur zu sein und
es nicht wieder aus den Sammlungen
verschwinden zu sehen.
Oncidium spleiididura.
Von Michael Kraemer, Obergärtuer
in Potsdaiir.
{Hierxu eine Abbildung.)
-Uie Oncidien haben unter der
großen Zahl von Orchideen in den
letzten Jahren immer mehr Freunde
gefunden und an Verbreitung ge-
wonnen. Das nimmt nicht wunder,
denn die bis meterlangen graziösen
Rispen dieser Orchideen rafen überall
das Entzücken derer hervor, welche
Gelegenheit haben, diese Pflanzen oder deren Blumen sehen
zu können; auch blühen die meisten Oncidien gerade in einer
Zeit, zu welcher vielfach Mangel an wirklich schönen Blumen
herrscht.
Unter all den mehr oder weniger empfehlenswerten
Arten und Sorten steht Onddivmi splendidum mit in erster
Reihe. Die Blütezeit dieser Pflanze fällt in die Monate
Januar und Februar. Es geht aber leider mit dieser
Pflanze wie mit so manch anderer schönen Orchidee, sie ist
schon heute sehr selten. Eine ziemlich starke blühbare
Pflanze mit 4 — .5 Scheinknollen kostet gegenwärtig durch-
schnittlich immerhin 10—15 Mark. Die Scheinknollen sind
bei dieser Art höchstens 6 — 8 cm lang, zusammengedrückt.
Oncidium splendidum.
Originalaufaahme für die „Gartenwelt
artiges Blatt von etwa 20 — 30 cm Länge. 0. splendidum stammt
aus Guatemala, es kommt auch noch vereinzelt in Mexiko vor.
Die meisten Pflanzen bringen nur einen Blütenstengel,
selten 2 oder mehr.
Die Länge des Blütenstieles beträgt durchweg 40 — 100 cm ;
er wächst schnurgerade aufrecht, sich am Ende verzweigend
Blütenschäfte mit 30 und 40 gleichzeitig ausgebildeten
Blumen sind keine Seltenheit. Die Blumen haben viel
Ähnlichkeit mit denjenigen von Oncidium Ugrinum, dagegen
hat die Pflanze an und für sich mit dieser Ait keine Ähnlich-
keit. Der Blütenschaft ist in den meisten Fällen bei Otwidium
splendidum ein viel stärkerer, als bei Oncidium tigrinum.
Die Kultur ist sehr einfach.
Man kann die Pflanzen zusammen
mit Cattlej^en kultivieren. Die Tem-
peratur des Cattleyenhauses, 20 bis
2.') " C, behagt ihnen auch; einige
Grad mehr, veranlaßt durch Sonnen-
wärme, schaden auf keinen Fall etwas.
Während der Bildung des jungen
Trielies im Sommer verlaugt die
Pflanze ziemlich viel Wasser.
Nach beendeter Blütezeit muß
eine gewisse Ruhezeit eingehalten
werden ; man hält die Pflanzen dann
etwas kühler und trocken.
Man pflanzt Oncidium splen-
didum am besten in Töpfe oder
Schalen in ein Gemisch von halb-
verwestem Laub mitetwasSphagnum.
Früher gab man den Pflanzen ge-
wöhnlich das englische Peat; bei
diesem Material hatte man aber
nicht so gute Erfolge wie heute mit
der Laubkultur. Deshalb war die
Pflanze in gewisser Beziehung in den
Ruf gekommen, ein schlechter Blüher
zu sein. Während der Bildung des
Blütenstengels muß man den Pflan-
zen genügend Ratim geben, damit
sie sich frei entwickeln können. Es
ist deshalb in dieser Zeit, da der
Blütenschaft, wie oben bemerkt, mit-
unter einen Meter lang wird, ein ge-
wisser Abstand vom Glas unbedingt
erforderlich.
Die Sepalen und Petalen der
Blumen sind sehr klein; von Farbe
gelblichgrün mit brauneu Tupfen; dagegen ist die Lippe be-
deutend größer, von Form flach und breit. Die Farbe der Lippe
ist ein klares Gelb, mittmter am Saum etwas gelblichweiß al>
getönt. — Man kann O. sjüendidum jedem Züchter und
Liebhai ler empfehlen, dem ein Warmhaus zur Verfügung steht.
Schlingpflanzen.
Die Gattimg Bomarea, Mirb.
(Hierzu eine Abbildung.)
er Alstroemerien, aus
windende Gewächse
-Uie Bomarien, nahe Verwandte
Familie der Amaryllideen , sine
Jede ScheinknoUeträgt ein aufrechtstehendes,dunkelgrünes,leder- Mexikos und der Anden. Sie haben einen mehr oder weniger
IX, 37
Die Gartenwelt.
435
knolligen Erclstamiii oder Wurzelstock, bis auf welchen sie
ilen Winter über einziehen und demgemäß iiiernaeh boliandelt
werden müssen. Um wirklich schöne und reiclil)liihende
Pflanzen zu erzielen, kultiviere man sie auf folgende Art und
Weise. — Bekanntlich bilden sich nur an kräftigen, starken
Trieben die Blütenbiischel und deshalb muß vor allen Dingen
darauf hingewirkt werden, daß die Pflanzen selbige in ge-
nügender Anzahl entwickeln. Dies erreicht man dadurch,
daß man die Bomnrien in einer nahrhaften, aber leichten und
durchlässigen Erde kultiviert. In recht grollkörniger Heideerde,
gut verrotteter Mistbeeterde, mit genügendem Flußsand ver-
mengt, gedeihen sie vorzüglich. Will man dieser Erde noch
eine recht lang anhaltende Nahrungsquelle zuführen, so ver-
menge man sie außerdem mit einer guten Portion getrockneter
und fein geriebener Kuhfladen. In eine solche Erdmischung
pflanze man im zeitigen Frühjahr die
Bomarien und bringe sie in einem tem-
perierten Glashause initer, wo den Sommer
über tüchtig gelüftet werden kann. Die
weitere Behandlung erstrockt sich nun
auf mehrmaliges Verpflanzen in recht
geräumige Gefäße, in der Wachstums-
periode auf reichliche Bewässerung und
von Zeit zu Zeit in einem leichten Dung-
guß. Reichlich werden die Bomarien dem
Kultivateur diese Mühe lohnen, wenn in
den Sommermonaten, von Mai ab, die
hübsehen Blütenbüschel erscheinen, dir.
nebenbei bemerkt, von langer Dauer sind
und auoli abgeschnitten zu manchen
Zwecken verwendet werden können. —
Da diese prächtigen Pflanzen halbliart
sind, so kann man sie auch den Sommer
über an einen sonnigen Platz im Freien
auspflanzen. Entweder legt man die
Wurzelstöcke im Frühjahr gleich an Ort
und Stelle oder man kultiviert die Pflanzen
in einem temperierten Hause etwas vor
und pflanzt sie dann, wenn sie genügend
gekräftigt sind, an den für sie be-
stimmten Platz. — Die Vermehrung der
Bomarien kann durch Aussaat und auch
durch Stockteilung vorgenommen werden.
Die Samen sät man im Frühjahr in
Handkästen oder Schalen in leichte sandige Erde ans und
gibt diesen einen Platz im Warmhause. In di-ei bis vier
Wochen werden die Samen keimen, und sobald die jiuigen
Pflänzchen die genügende GWlße erreicht haben, pflanzt man
sie einzeln in kleine Töpfe in oben angegebene Erdmischung,
•letzt bringt man sie am liesten, je nachdem es die Witterung
gestattet, auf einen lauwarmen Mistbeetkasten oder in ein tem-
periertes Gewächshaus. Behufs schnelleren Anwachsens hält
man die Fenster die erste Zeit ein wenig geschlossen, lüftet
dann aber mit der Zeit mehr und mehr und behandelt die
Sämlinge später wie die alten Pflanzen. Bei der Vermehrung
durch Stockteilung achte man darauf, daß vom Stengel mit
jungen Wurzeln oder Knollen etwas abgeschnitten wird. Hierbei
sei noch bemerkt, daß die an den Wurzelenden sich bilden-
den rundlichen Knollen zur Vermehrung nicht geeignet sind;
sie bleiben wohl eine Zeitlang gesimd, treiben aber nie aus.
Im Nachstehenden möchte ich noch kurz einige der besten
Arten erwähnen. Bmnarea Kalhreyeri, hört. Blumen scharlach-
rot, glockenförmig, innen goldgelb, mit dunklen Punkten
gezeichnet. — B. clwntalensia, Seemann hat die griUiten Blumen
von allen Arten. Die zierlichen, wachsartigen Blumen stehen
nickend zu vier bis sechs in lockerer Scheindolde. Die drei
äußeren Blumenblätter sind rötlich gefärbt mit einigen braunen
Flecken an der Spitze, die innere Seite ist weiß, die drei
inneren Perigonblätter sind von blaßgelbcu- Farbe, die innere
Seite derselben ist braun gefleckt. — B. Carderi, Maut, hat
regelmäßige glockenförmige Dolden. Die einzelnen Blumen
sind rosenrot und braun punktiert. — B. Schutlleworthii, Mast.
besitzt einen dicken, kriechenden Wurzelstock. Die Blätter
sind eiförmig, breit und glatt. Die ti-ichterförmigen Blumen
sind in einer hängenden Trugdolde vereinigt. Die Farbe
der drei äußeren Blumenblätter ist orangerot, der drei inneren
gelb, an den Spitzen grün punktiert. — B. Williamsiae, Mast.
mit rosafarbenen Blumen in Dolden. — B. caldasiana, Herb.
hat lebhaft gelbe Blumen. Die drei inneren Abschnitte der
Korolle purpurn punktiert, die kürzeren äußeren grün ge-
randet. — B. conferta ist auf der beigegebenen Abbildung
dargestellt. Ihre Blätter sind lanzettlich, vorn scharf zu-
gespitzt und von fast fleischiger Textur. Die Blumen sind
in einer vielblumigen hängenden, lockeren Scheindolde zu
15 bis 20 Stück vereinigt. Die äußeren Blumenblätter sind
lebhaft rot, innen gelb mit dunklen Punkten geziert. —
B. Salsilla, Mirb. Blumen am Grunde rot, oben dimkel
gefärbt. Otto Brand.
Clematis montana grandifiora, Abbildung auf der Titelseite,
ist eine gute, bekannte und beliebte früh- und dankbar blühende
Clematis, die zur Berankung von Gebäuden etc. im üarten unschätz-
bare Dienste leistet.
Weniger dürfte der liolio Wert dieser Cleniatisart als Treib-
pflanze bekannt sein. An der Hand der Abbildung auf der Titelseite
möchte ich daher den verehrlichen Lesern eine Olashalle aus der
436
Die Gartenwelt.
IX, 37
Gärtnerei von H. Henkel, Darmstadt, vorführen, in welclier Clematü
monlana grandfl. mit größtem Erfolg getrieben wurde' und für die
Binderei ob der 'i'/, m langen, mit herrlich weißen Blüten besetzten
Banken, ein überaus begehrtes Bindematerial lieferte.
F. Tutenberg, Stadtgärtner, Offrnbach a. M.
jedem einigermaßen nahrliaften Boden, und entwickelt, wenn
unter Glas gehalten, bei uns im Oktober regelmäßig ihre
Blütenschäfte.
Kakteen und Sukkulenten.
Aloe Baumii, Engl, et Gilg.
Von Oliergärtner H. Baum, Rostock.
(Hierzu eine Ahhihhtmj.)
V on den von nu'r in Angola gefundenen vier Aloearten
sind besonders Alo'd brmineo- punctata, Engl, et Qilg und
Aloe Baumii^ Engl, et Qilg hervorzuheben. Letztere hat sehr
ansehnliche, große und schön ziegelrot gefärbte Blüten, die erst-
genannte Art dagegen weißgefleekte Blätter, die an die Blätter
von AM' xehrina, Bak. erinnern. Von Aloe Baumii schickte
ich seinerzeit eine Menge Samen nach Deutschland, die, hier
ausgesät, bereits nach 2 Jahren blühbare Pflanzen ergaben.
Diese Art blüht übeihaupt sehr leicht; man findet in der
Heimat mitunter Pflanzen von kaum 10 — 15 cm Durch-
messer, die bereits Blüten erzeugen. Starke Pflanzen ent-
wickeln in der Heimat Blütenstände von 1,50 — 1,80 m Höhe.
Die beigegebene Abbildung, welche in Angola am Flusse
Kuito aufgenommen wurde, zeigt zwei Pflanzen mit besonders
kräftig entwickelten Blütenschäften. Die Blüten haben eine
mattziegelrote Farbe und zeichnen sich, wie mir Herr Berger,
einer der besten Succulentenkenner, aus La Mortola schrieb,
hauptsächlich durch die bauchige Anschwellung am Grunde
der Blumenröhre und die leicht
abwärts gebogene Kronröhre vor
den Blumen aller anderen Aloe-
arten aus.
Besonders erwähnenswert ist
die Verwendung der Blüten durch
die Kaffern von Humbe. Diese
sammeln die Blüten in gi-oßen
Mengen, trocknen sie, kochen sie
ein und pressen sie alsdann in die
Form runder, flacher Kuchen, die
an der Sonne getrocknet werden
und den Eingeborenen in Humbe
allgemein als Nahrungsmittel
dienen.
Die Blätter sind mit kräftigen
Zähnen bewaffnet inid aitt der
Blattoberseite schön weißbunt ge-
fleckt. Der Verbreitungsbezirk
von Aloii Baumii erstreckt sich
in Süd -Angola über ein weites
Gebiet und zwar vom Shella-
gebirge bis weit über den Kuito
hinaus, man findet sie sowohl in
Lehm, Sand und Ton, als auch
in steinigem Boden. Es ist nicht
ausgeschlossen , daß Aloe Baumii
auch im nördlichen bezw. mitt-
leren Deutsch-Südwest-Af rika auf-
gefunden Avorden ist.
Die Kultur dieser AJoe ist die
denkbar einfachste ; sie gedeiht in
Alog Baumii am Standort in der Heimat.
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
Landschaftsgärtnerei.
Ursachen malerischer Wirkungen.
Von Karl Hinze, Naunhof-Leipzig.
(Hierzu pier naeli Or igiiiaheiclinungeti des Verfassers (jefrrtigle
Abbildungen.)
JJie begabtesten Landschaftsgärtner, welche sich in ihrem
Fache auch schriftstellerisch betätigt haben, sind von jeher,
wie eine diesbezügliche recht . umfangreiche Literatur zur
Genüge dartut, bemüht gewesen, in dieser zumeist selir ge-
schickte Anweisungen zu geben, wie und wodurch eine
Gartenanlage am wirkungsvollsten zu gestalten und nach
welchen Grundsätzen diese anzuordnen sei, um ideal schöne,
naturwahr wirkende Bilder zu schaffen.
Wie wenig jedoch diese Hinweise im allgemeinen von
Seiten unserer Landschafter beachtet und verstanden werden,
können wir sowohl bei einem, wenn auch nur ganz ober-
flächlichen Studium verschiedener Gartenpläne, als auch beim
Betrachten so mancher nichtssagender Garten- und Park-
anlagen zur Genüge sehen. Der Grund hierfür ist vielfach
darin zu suchen, daß die meisten unserer Landschafter das
Haiiptgewicht mehr auf eine, auf dem Plan recht schwungvoll
wirkende Wegeführung legen, anstatt, wie ich schon im
fünften Jahrgang Seite 417 und 422 betonte, die Wege der
Bodengestaltung und dem Zwecke, dem sie dienen sollen,
entsprechend zu führen. Man
sieht doch in der Natur eine An-
lage niemals aus der Vogel-
perspektive, sodaß also die Wege-
führung des Planes in Erscheinung
treten könnte, sondern in der
freien Natur kommen neben der
Bepflanzung nur die Bodengestal-
tung und die auf derselben be-
findlichen Objekte, wie Gebäude
\ind dergleichen, zur Geltung.
Bei Anlage eines Parks oder
Gartens haben wir wohl immer
die Absieht, etwas Schönes, Ge-
fälliges und Interessantes zu schaf-
fen, die herrliche Natur in
der uns am meisten ge-
fallenden Form in unserer
Nähe zu vereinigen. Um dieses
mm ziemlich vollkommen zu er-
reichen, dazu gehört neben der
Berücksichtigung der Um-
gebung, der Bodengestal-
tung, sowie der Lage und
dem Aussehen des Hauses,
die möglichst genaue Kenntnis
jener Ursachen, die schöne
und malerische Wirkungen,
wie wir solche in Park und Garten
lieben, hervorrufen. Finden diese
Ursachen und Umstände die er-
forderliche Berücksichtigung, so
IX, 3i
Die Gartenwelt.
werden wir meist immer den Erfolg Iiaben, daß das Fertige
dorn Beabsichtigten entspriclit. Man darf jedoch nicht an-
nehmen, daß schon ein einfaclies, ohne große Überlegung
ausgeführtes Bepflanzen mit Bäumen und Sträuchern, selbst
wenn dieses Musterexemplare sind, genügt, um schöne und
interessante Partion zu schaffen, sondern jede Partie und
Gruppe sollte ein Meisterwerk sein, welches, fein
durchdacht, in seiner Ausführung mit dem Ganzen harmoniert.
Zunächst wollen wir sehen, inwieweit das Haus als
Objekt malerischer Wirkungen für uns in Betracht gezogen
worden kann. Überall werden wir finden, daß das Haus bei
allen Aussichten auf dasselbe stets den Punkt, auf dem der
Klick am längsten haften bleibt, abgibt, wodurch die Be-
pflanzung zwar etwas
nebensächlicher , von
ihrer Wichtigkeit aber
nichts einbüßen wird.
Von allen Aussichten
zeige sich das Haus
immer in möglichst
malerischer Verkür-
zung. Man sollte auch
in den verschiedenen
Aussichten auf dieses,
möglichst stets Ent-
fernung und sichtbare
Seite ändern, denn ein
zu oft wiederholtes Er-
blicken des gleichen
Hausteils läßt das Inter-
esse, welches das Haus
als in das Auge sprin-
gender Mittelpunkt
immer hervorrufen wird, schließlich erlahmen und das Ob-
jekt uninteressanter werden. Ist die Bepflanzung, welche
den Blick nach dem Hause hinlenkt, eine ruhige und gleich-
mäßige und das Haus selbst von seiner interessantesten
Seite sichtbar, so wird dasselbe zur vollendetsten Wirkung
kommen. An einem Punkte zeige man das Haus in offener,
breiter Stellung (vgl. die obeustehende Abbildung). Von einer
anderen Stelle aus wieder, wo vielleicht eine weniger schöne
Seite des Hauses sichtbar wird, lasse man diese nur zwischen
einigen lichten Zweigen hindurchschimmern. An einem
anderen Platze wederum mag nur das Dach und Obergeschoß
über Bäume und Sträucher hervorragen (Abbildung Seite 438).
Wenn wir jetzt einmal derartigen ansprechenden Aus-
sichten auf im Park oder Garten gelegene Gebäude be-
gegnen, so sind diese Aussichten in den seltensten Fällen
absichtlich entstanden, sondern zumeist nur dem Zufall zu
verdanken; jedoch empfiehlt es sich, vorhandene Objekte,
welche in hervorragender Weise -geeignet sind, die Wirkung
im Garten und Park zu erhöhen, mehr wie bisher als
Dekorationsmittel in die Anlage hineinzuziehen, indem man
es sich angelegen sein lasse, gleichgiltige und uninteressante
Seiten zu verdecken, die interessanten und wirkungsvollen
Seiten durch die Pflanzung aber möglichst noch mehr zur
Geltung zu bringen.
Der zweite Faktor, der gleichfalls wesentlich zur
malerischen Wirkung in einer Anlage beiträgt, ist die Ge-
stalt des Bodens. Man vermeide nach Möglichkeit wilde
Einschnitte, Felsklippen, Hohlwege usw., die sich bereits in
der Anlage (ich habe hier nur größere Anlagen, keine Haus-
en mut
gärten im Auge) vorfinden, zu entfernen, zu ebenen, oder
durch Pflanzung zu verdecken; vielmehr muß versucht werden,
diese zu erhalten und ihre Wirkung noch durch entsprechende
Pflanzung zu steigern. Schluchten und Einschnitte suche
man durch Freihalten von größeren Bäumen und Sträuchern,
sowie Anbringen solcher an deren Bändern, noch tiefer er-
scheinen zu lassen, wogegen Hügeln durch Bepflanzen mit
Bäumen und hohem Strauchwerk ein höheres Aussehen ge-
geben werden kann.
Das wirksame Mithineinziehen der Umgebung
in die Anlage, sowie ein Anpassen an diese, als auch ein
sonstiges weitgehendes Berücksichtigen derselben, bezüglich
ihres Ausdrucks usw., hat ebenfalls viel für sich, gelangt
jedoch noch viel zu wenig und dann meist
ebenfalls nur zufällig, oder aber überhaupt
nicht, zur Anwendung. Überall sollte das
Bestreben herrschen, die Anlage möglichst
mit der Umgebung in Einklang zu bringen
und nicht etwa in Stadtgärten, neben Gärt-
chen mit Teppichlieeten und sonstigen sehr
ausgeprägt künstlichen Zieranlagen, rustike
und pittoreske Felsenbauten oder ähnliches,
groß angelegtes aufzuführen, oder in wilden
allgelegenen Gegenden, wo große erhabene
Natur die Umgebung bildet, keine glatten und
geleckten Kunstrasen zu schaffen. In beiden
Fällen wird das Nichtharmonieren der An-
lage mit der Umgebung nur eine für den Be-
schauer unangenehme Wirkung hervorrufen.
Dazu gehört, wie schon gesagt, nicht
nur eine gewisse
Vorkenntnis je-
ner Ursachen,
welche das Male-
rische bedingen,
sondern auch ein
Auseinanderhal-
ten der viel-
fachen Unter-
scheidungen, in
welche wir den
Begriff male-
risch wiederum
zerlegen können.
Denn nicht ein
einfaches Zu-
sammensetzen
aller möglichen
malerischen For-
men, die wir als
pittoresk, rustik,
bizarr, grotesk usw.
einheitliche, m,
Trüb melaucholibche Stimmung.
bezeichnen, verursacht an sich eine
lerisch wirkungsvolle Stimmung, sondern ein
geschlossener Bildeindruck kann in jedem Einzelfalle nur dann
erzielt werden, wenn wir die jeweilige örtliche Lage mit
dem zu schaffenden in innigen Einklang bringen. Sicherlich
wäre es äußerst verfehlt, wollte man schematische Grundsätze
in Bezug auf die Erziclung malerischer Wirkungen im Garten
aufstellen.
Die Gartenwelt.
IX, 37
Wenn wir einer Gruppe, Szenerie, Landschaft oder der-
gleichen die Bezoiclmung malerisch beilegen, so tun wir dies
nach Begriffen und Anschauungen, welche wiederum von
unserem individuellen Geschmack und ästhetischem Empfinden
abhängen. Ohne nun näher zu untersuchen, warum dieses
so ist, wollen wir vielmehr versuchen, als das für uns
wichtigere, die Ursachen zu ergründen, durch welche solche
Wirkungen hervorgerufen werden, deren richtiges Erfassen
dem anlegenden Gärtner manche geschätzte Hilfe bieten mag
und ihn vor verkehrter Anwendung bewahrt. Wie wenig
wirklich hübsche Gärten zu finden sind, die nicht nur ein
gedankenloses übertragen eines ebenso gedankenlos aus-
gearbeiteten Planes erkennen lassen beweist uns taglich
schon die geringste Umschau uutei ^oihandenen und dojpelt
wohltuend wirtl derjenige,
welcher Sinn für wahre
Schönheit hat, berührt, wenn
er sieht, -wie in manchem
Garten mit glücklichem Griff
das richtige getroffen oder
mit fein durchdachter Al>
sicht in die Anlage gebracht
wurde. Am Wollen des Ein-
zelnen liegt es wohl selten,
selten auch wohl am Können,
■ — worunter ich mehr die
spezifisch gärtnerische Fer-
tigkeit als Kultivateur be-
greife — der Hauptgi-und ist,
daß die Wenigsten ver-
stehen, richtig zu sehen.
So absurd dieses klingen mag,
so wahr ist die.se Behauptung.
Der Maler muß auch zuvor
sehen lernen ; lernen wie die
Farbe in dieser oder jener
Beleuchtung, wie ein Körper
in dieser oder jener Ver-
kürzung aussieht. Haben
dieses auch erst unsere Land-
schaftsgärtner voll und ganz
erfaßt, dann werden wir nicht
so leicht mehr einer Anlage
begegnen, die unser Miß-
fallen erregt. Und haben wir
sehen gelei'nt, so werden
wir auch die Entdeckung
machen, daß so mancher
Effekt sich zuweilen auf eine unendlich einfache Weise
darstellt. Ein Viel ist niemals nötig, denn ein wirres Zu-
sammenstoppeln gefällt uns ebensowenig, wie ein Bild, welches
übermäßig bunt ist, d. h. Barben besitzt, welche nicht mit-
einander harmonieren. Unserem geläuterten Geschmacke ent-
spricht vielmehr ein solches, welches weniger Farben, dafür
aber einheitliche Stimmung aufweist und das ist es auch,
was wir im Garten nach Mögliclikeit erstreben sollten, denn
auch hier muß, gleichwie im Bilde, eine Stimmung,
welche mit der Umgebung, Bodenform, Lage und
Gestalt des Hauses harmoniert, vorhanden sein.
Den Begriff „malerisch" möchte ich gleichsam auf
viererlei Weise zergliedern und die dadurch erzeugten „vier
Stimmungen" kurz behandeln.
Mileiische SLcnene
Zunächst hätten wir das Idyllische, Anmutige, Zierliche
und Freundliche. Diese Stimmung kommt durch freundliche
Farbenzusammenstellungeu, harmonische Linien, sanfte Schwing-
ungen und Rundungen der Konturen, sowie durch allmählige
Übergänge und Vereinigungen von Farben zum Ausdruck
und macht auf den Beschauer einen friedlichen und be-
ruhigenden Eindruck. Lachende Fluren, blumige Wiesen,
blühende Obstgärten, graziös gewachsene Bäume, wie Birken,
Lärchen usw., größere Zusammenstellungen solcher, in denen
wir das harmonische, allmählige und regelmäßige Ineinander-
gehen der Konturen beobachten können, bezeichnen wir gern
als Idyll. Auch auf der Abbildung Seite 437 oben dürfte
solche Stimmung zum Ausdiuck kommen.
Sodinn hittcii wir das Pittoreske, Rustike, Romantische,
welches sich durch inten-
sivere Farbenkontraste, plötz-
liche Abweichungen in den
Konturen, bizarre Formen der
Bäume, des Geländes, sowie
durch gewaltsamere Gegen-
sätze und schärfere, schroffere
und unvermitteltere Wechsel
von Licht und Schatten kund
gibt und mehr für größere
Anlagen in Betracht kommt
(vergl. nebenstehende Abb.).
Diese Stimmung macht auf
uns einen erfrischenden und
ermunternden Eindruck,
während wiederum unaus-
gesprochene Farben, weniger
intensive Kontraste, undeut-
liches Ineinanderübergehen
eine melancholisch träume-
rische, monoton trübe Stim-
mung hervorrufen, wie wir
sie wohl an Regentagen oder
auf einsam weiter, sonnen-
durchglühter Heide oder an
einem weiten eintönigen
Meeresstrande empfinden.
Die Gartenwelt hat schon
früher derartige Stimmungs-
bilder veröffentlicht (siehe
auch Abb. Seite 437 unten).
Schließlich hätten wir
noch eine feierliche, erhabene
und majestätische Stimmung
zu berücksichtigen (Abb. Seite 439), wie sie uns in gewaltigstem
Ausdruck am brandenden Meere, in mächtigen Gebirgen, im
Hochwald, in weiten Steppen, Heiden und Wüsten vor Augen
tritt. Wenngleich solche grandiosen Partien im Park selbst
nicht wiedergegeben werden können, so ist doch zuweilen die
Möglichkeit vorhanden, sie als Ausblicke oder Abschlüsse
und Hintergründe mit in die Anlage hineinzuziehen.
Irgend eine der angeführten Stimmungen wird sich nun
in der Umgebung eines Parks oder Gartens als vorherrschende
vorfinden und man sollte nach Möglichkeit bemüht .sein, auch
den Garten hierauf zu stimmen. Es muß ja sonst immer,
wie bereits erwähnt, Disharmonien geben, wenn wir z. B. in
eine baumlose Ebene, wo eine blumige (Jase mit Blüten-
sträuchern und Laubhölzern hingehört, einen Park mit Nadel-
IX, 37
Die Gartenwelt.
hölzern oder sonstigen Gebirgsbäumen oder in bergiges Gelände
mit finsterem Hoclnvalde einen Garten mit blumigen Rasen und
Auen verpflanzen. Denn anstatt den Garten durch eine mit der
Umgebung in Widerspruch stehende Pflanzung abzuschließen,
sollte man lieber bestrebt sein, denselben mit der Umgebung
in Einklang und Verbindung zu bringen und ihm dadurch
ein größeres und weiteres Aussehen geben. Unser Streben
sei. nach meiner Meinung, stets darauf gerichtet, die Natur
in allem auf das Vollkommenste nachzuahmen, zu ergänzen.
Allein durch Erreichung dieses Zieles können wir wahre und
dauernde Erfolge haben, denn bei allen Abweichungen von
der Natürlichkeit zwingt uns diese doch immer wieder zur
Rückkehr zu ihr. Daher sollte man sich hüten, etwas zu
schaffen, was mit der Natürlichkeit der Umgebung in Wider-
spruch steht.
Kultureinrichtungen.
Wasserbeförderiiiigs- Anlagen.
Von H. Siemann, Gartentechniker, Charlottenburg.
{Hierxu vier vom Verfasser gefertigte Zeichnungen.)
-Dei der Eigenart gärtnerischer Betriebe und ihrer Ab-
hängigkeit von Licht und Luft ist es erklärlich, daß Gewächs-
haus-Anlagen, Baumschulen und Obstplantagen meist außerhalb
der Städte liegen, wohin gewöhnlich keine Wasserleitung führt,
sodaß der Besitzer einer solchen Gärtnerei gezwungen ist, sich
eine Leitung selbst anzulegen. Glücklich sind die Ver-
hältnisse für den, dessen Grundstück in der Nähe eines
Flusses, eines Baches oder eines kleinen Wassergrabens liegt,
denn ihm wird seine Leitung nicht so viel Kosten verur-
sachen, wie jenem, der auf Grundwasser oder eine Quelle
angewiesen ist. In nachstehenden Zeilen will ich nun zu
beschreiben versuchen, wie man sich zweckmäßig eine Wasser-
anlage für seine Gärtnerei beschafft, wobei angenommen sei;
L Wasser ist vorhanden,
2. Wasser muß gewonnen werden.
1. In der Nähe einer Gewächshausanlage ist ein Wassor-
lauf, sei es ein Fluß oder ein Bach. Der Besitzer wünscht
in seinen Häusern eine Leitung, die noch bei seinen Frühbeet-
kästen vorbei gehen soll. Das Gelände ist eben und flach.
Die Bodengestaltung spielt bei einer Wasserbeförderungs-
anlage die Hauptrolle. Dem Besitzer i.st nur zu raten, daß
er sich einen Petroleum-Motor anschafft, welcher mit einer
Saug- und Druckpmnpe versehen ist. Da in der Leitung ein
Druck vorhanden sein muß, so errichte er auf dem Kessel-
hause ein Sammelbecken oder Resen-oir. Im Heizraum stellt
er den Motor auf, und da das Kesselhaus weiter nichts zu
tragen hat, so ist es das geeigneteste Bauwerk, hier das
Resenoir anzubringen.
Von dem Motor geht die Saugleitung, wie es auf dem
Situationsplan zu sehen ist, nach dem Fluß. Man tut gut,
wenn man sich dort am Ufer ein sogenanntes Sammelbecken
anlegt, es ungefähr 1 — 1 '/._, m tief macht und mit einer Zement-
niauer umgibt. Nach der Flußseite läßt man eine Öffnung,
die man mit einem Schutzgitter versieht, damit nicht der
Schmutz und Unrat, welchen das Wasser so oft mit sich
führt, in das Sammelbecken und von dort in die Leitung treten
kann. Das Rohr, welches in dem Becken endet, schließt
man ebenfalls mit einem Siebe ab. Es ist darauf zu achten,
daß man das Becken nicht etwa in einem Monat baut, in
dem der Fluß das meiste Wasser mit sich führt; man baut
es zweckmäßig im Sommer, wenn der Wasserstand am
niedrigsten ist. Das Sammelbecken nuiß auch bei niedrigstem
Wasserstand gefüllt sein. Deshalb erkundige man sich nach
der Höhe des Wasserstandes in früheren trockenen .Jahren,
wenn sie einem nicht bekannt ist.
Wie nun die Pumpe das Wasser in der Saugleituug
heransaugt, so drückt sie es in der Druckleitimg nach dem
Reservoir empor; diese Leitung geht über den Rand des-
selben, ebenso ist am Rande das Überlaufrohr angebracht,
welches entweder nach dem Sammelbassin zurückgeht (xler
in ein Bassin, welches von der Leitung gespeist wird. Am
Grunde des Reservoirs ist die Hauptleitung oder Entwä.sse-
rungsleitung angebracht. Dieselbe führt durch den Vori'aum (a)
der Gewächshausanlage nach den einzelnen Häusern. In jedem
Hause ist unter der Stellage ein Bassin angebracht, und das
Rohr endet mit einem Wasserhahn. An die Hauptleitung
ist auch die Außenleitung angeschlossen, welche zwei
Bassins (6u. c) für die Frühbeetkästen speist, und den Schluß
bilden zwei Hydranten. Hier ist der Druck noch so stark,
(laß Schläuche angeschraubt werden können, um das Land
für die Staudenkulturen zu bewässern.
Hat man eine Baumschule oder Obstplantage, in der
kein ei'höhter Punkt ist, wie Haus oder Anhöhe, so errichtet
man einen Holz- oder Eisen-Turm, auf welchem man das
Reservoir anbringt. Nach dem Prinzip der kommunizierenden
Röhren verteilt sich der Druck auf sämtliche Leitungen und
man kann bis zu den entferntesten Teilen seiner Anlage
Wasser führen.
Düstere, feierliche Stimmung hcrvonulendc Schlucht.
440
Die Gartenwelt.
IX, 37
Wir kommen nun zu dem zweiten Punkt : „Das Wasser
muß gewonnen werden". Hier spielt nun das Grundwasser
eine bedeutende Rolle. Ist der Grundwasserstand nicht sehr
tief, so baut man sich einen Brunnen. Ist jedoch eine Quelle
in der Nähe, so muß das Wasser mittels Leitungsgräben in
Situationsplan zu einer
Wasserbeförderungsanlage.
ein Bassin geleitet werden. Hier kann sich dasselbe sammeln,
und, weniL nicht gebraucht, abfließen. In einem Parke oder
einer Landschaft legt man sich einen sogenannten Sammel-
teich an. Jedoch will ich von einer Wasserbeförderungs-
Aulage in einer Landschaft hier ganz absehen, sondern nur
eine Anlage im wirtschaftlichen Betriebe schildern. Da ich
im vorhergehenden den Motor berücksichtigt habe, so will
ich jetzt zur Wind -Turbine übergehen. Beides, Motor und
Turbine, kann man im flachen wie bewegten Lande benutzen,
denn beide sind mit einer Saug- und Druckpumpe verbunden.
Nachdem wir uns einen Brunnen gebaut liaben, setzen wir
darauf, wie es auf der Zeichmmg sichtbar ist, die Pumpen.
Das Saugrohr führt nach unten, es ist ebenfalls mit einem
Siebe versehen, das Steig- oder Druckrohr nach dem Reservoir.
Da unsere Turbinen meistens auf einem Holz- oder Eisenturm
stehen, so befindet sich das Reservoir direkt unter dem Rade.
Die Betriebskosten bei eiqer Turbine sind gleich Null;
jedoch ist der einzige Nachteil vorhanden, wenn im Sommer
das meiste Wasser gebraucht wird, so sind es heiße, wind-
stille Tage. Wehe dem, der es dann versäumt hat, sein
Reservoir stets gefüllt zu halten! Der Besitzer hat dann
eine Leitung und kann sie nicht benutzen. Also achte man
stets darauf, ein gefülltes Reservoir zu haben.
Von der näheren Beschreibung einer Wind- Turbine will ich
absehen, denn dieselbe kann man in jedem Kataloge
solcher Fabriken haben, die Turbinen und Motore bauen.
Die Preise der Turbinen oline Gerüst richten
sich nach der Größe des Rades und seiner Leistungs-
fähigkeit. Gewöhnlich beträgt der Durchmesser des
Rades 3 — 5 m, der Preis 400 Mk. bis 1700 Mk.
Für Motore gibt es ja viele berühmte tmd gute
Firmen und will ich hier nur auf die Firma Höntsch
& Co., Dresden-Niedersedlitz, hinweisen, welche ganze
Wasserleitungsanlagen baut.
Eine Leitung sich anzulegen, kostet meistens
gar nich't so viel, wie vermutet wird imd werden die
Auslagen durch Zeit und Kraft, die der Besitzer
spart, wieder ausgeglichen.
Gärtnerische Reiseskizzen.
Aus meiiiftr Keiseiiiappe. Jena.
Vom Uerausgeber.
-LJin chronischer Mangel unserer Zeit ist der Zeitmangel.
Jeder Mousch, sogar der Rentier, klagt darüber, und der
Arbeitsfreudige bedauert es, daß der Tag nur zwölf Stimden
zählt. Auch mir fehlt es an Zeit und zwar so sehr, daß ich,
bevor ich eine Reise antrete, bereits an die Rückkehr denke.
Da hält man sich denn meist an die Hauptverkehrslinien und
streicht bei der endgiltigen Feststellung der Route alles das,
was abseits des Verkehi-s liegt, ohne oft zu bedenken, daß
gerade die idyllischsten Naturschöuheiten häufig stille ab-
gelegene Winkel schmücken. Wie oft bin ich nicht von
Berlin nach Erfurt gefahren, in Weimar gewesen, ohne
jemals das von AVeimar aus in etwa .^0 Minuten zu er-
reichende Uuiversitätsstädtchen Jena zu besuchen.
In Jena wirkt seit nunmehr zwanzig Jahren Ernst
Rettig, unser langjähriger Mitarbeiter, als Inspektor am dortigen'
botanischen Garten. Einen ihm schon so oft zugesagten Be-
such wollte ich endlich einmal ausführen. So entschloß ich
mich denn, eine Fahrt in Weimar zu unteibrechen und die
Stunde des dortigen Aufenthalts mit einem Besuch des
Museums auszufüllen. Herr Rettig ist einer der wenigen
von deti Kollegen, die mit mir gemeinsam im berliner botanischen
Garten beschäftigt waren, die loh im Auge behalten konnte und mit
denen ich in ständigem Verkehr geblieben bin, obwohl wir uns im
Verlaufe von fast zwanzig Jahren nur einmal persönlich begegneten.
Ich hatte ihn wälirend unserer gemeinsamen Tätigkeit in Berlin als
guten Kameraden, gewissenhaften Menschen und hervorragenden
Kultivateur kenuen und schätzen gelernt, der auch widerspenstige
Pflanzen zu mei>>tern verstand. Auch den Lesern der Gartenwelt
ist Herr Rettig als tüchtiger Kultivateur bekannt, da wir im Laufe
der Jahre eine ganze Reihe vorzüglicher Kulturpflanzen aus dem
dortigen botanischen Garten gebracht haben. Das will um so mehr
bedeuten, als der jenenser botanische Garten räumlich sehr beschränkt
ist, nur alte Gewächshäuser besitzt, mit sehr bescheidenen finanziellen
Mitteln arbeitet und das ganze Personal außer dem Inspektor aus
nur zwei Gehilfen und einem Arbeiter besteht.
Ich tiaf an einem schönen Sonntag nachmittag unangemeldet
in Jena ein und fand Herrn Rettig, wie ich vermutet hatte, unter
seinen Lieblingen im Garten. Trotz ihrer beschränkten Größe enthält
die Anlage eine Fülle interessanter Gewächse. Es sind namentlich
Gehölze in stattlichen Exemplaren vertreten, die zur Zeit meist in voller
Blüte standen. Auch an schönen Koniferen fehlt es nicht. Unter
diesen befindet sich eine prächtige Picea pungens argentea, die Herr
Rettig vor achtzehn Jahren gepflanzt hat, auch eine selten schöne
Schlangenfichte ist unter anderen vorhanden und ein gewaltiges
Exemplar von Aristolochia Sipho hat einen Baum und weithin den
Boden unter demselben mit einem malerischen Gewirr von Strängen
Schnitt durch den Heizraum.
IX, 37
Die Gartenwelt.
Diurkl
durchzogen, sodaß man sich beim Anblici; dieses Bildes unwillkürlich
in das Innere eines tropischen Urwaldes versetzt glaubt. Der Garten
birgt des weiteren manches Prunkstück an schönen und interessanten
Stauden. Besonders reich sind Winterhärte Orchideen vertreten, für
welche überhaupt die Umgegend von Jena ein Dorado ist.
Zur Zeit meiner Anwesenheit standen neben anderen auch
die interessanten und schmuckvollen amerikanischen Stauden-
cypripedien in vollem Flor. Aber nicht nur „botanische Un-
kräuter", auch Modestauden der verschiedensten Art und
Edeldahlien haben im jenenser Garten eine Pflegestätte
gefunden. Von besonderem Interesse ist die kleine Teiohpartie
des Gartens, von welcher wir im V. Jahrgang Seite 195 eine
wohlgelungene Teilansicht boten. In diesem Teiche hat Herr Rettig
vor Jahren einmal ein Töpfohen mit Apmiogeton distaehyus versenkt.
Diese herrlich blühende und duftende "Wasserpflanze, die nebenbei
bemerkt, auch zu den besten Aquarienpflanzen gehört, hatte zuvor
noch niemand für winterhart gehalten. Sie hat sich hier vorzüglich
akklimatisiert und sich durch Selbstaussaat derart vermehrt, daß ihre
Sohwimmblätter stellenweise den Teich vollständig bedecken. Der
Hlütenreichtum dieser Pflanzen ist ein ganz unglaublicher. Tausende
der wohlriechenden Blumen schmücken den Wasserspiegel, der auch
nucli für die Kultur der prächtigsten Nymphaea chromatella Mar-
liacii - Hybriden Ixaum bietet, deren Flor aber zur Zeit noch nicht
begonnen hatte. Mit einer hier ausgepflanzten Calla aethiopiea
macht Herr Rettich eben einen Akklimatisations-Versuch; sie soll
in Nordamerika m Teichen, die nicht völlig ausfrieren, ausdauernd
sein. Von den Leistungen des Herrn Rettig in der Kultur feiner
Üicliideen und zarter Warmhauspflanzen haben wir unseren Lesern
wiederholt Proben geboten. Abgesehen hiervon ist ein ganz kleines
Gewächshaus, welches ausschließlich der Kultur der Todea dient, sehens-
wert. Diese außerordentlich empfindlichen und schwer zu kultivierenden
Farne, deren Wedel ständig naß gehalten werden müssen, gedeihen
hier in einer Üppigkeit, wie ich es vorher noch nicht gesehen hatte.
Auch Carnivoren, namentlich Sarraceuien und Darliugtonien, besitzt
der jenenser Garten in ganz vorzüglichen Kulturexemplaren. Einen
besonderen Schnmck des Gartens bilden die Rasenflächen, die ab-
sichtlich nicht kurz gehalten werden und mit allen möglichen lieblich
blühenden Rasenunkräutern durchwirkt sind, sodaß sie sich als blüten-
durchsetzte Teppiche bei der landschaftlichen Anlage des Gartens
besser ausnehmen als mancher moderne, kurz gehaltene und reine
Rasenteppich.
Nachdem die vielen Kleinodien des botanischen Gartens besichtigt
waren, tauschten wir bei einem Glase Bier alte Erinnerungen aus,
und Herr Rettig bot mir daim Gelegenheit, seine zahlreichen selbst-
gefertigten photographischen Aufnahmen zu betrachten, die aus-
schließlich Prachtstücke von ihm im Laufe der Jahre kultivierter
Pflanzen dai-stellen; er ist ein Meister auf dem Gebiete der Pflanzen-
photographie.
Wie viele Kollegen streben nicht nach einem großen, aus-
gedehnten Wirkungskrei.se und bleiben unbefriedigt fürs ganze Leben,
wenn ihnen das SchicLsal einen solchen vorenthält. Im botanischen
Garten zu Jena sah ich seit langer Zeit wieder einmal, wie man auch
im Kleinen Großes leisten kann und wie dann auch der kleine
Wirkungskreis einem tüchtigen Fachmann, der auch den giößten
Aufgaben, die an einen Gärtner herantreten können, gerecht zu
werden vermöchte, volle umi dauernde Befriedigung gewähren kann.
Schnitt durch das Sammelbassin.
Schnitt durch den Brunnen einer Turbine.
Fragen und Antworten.
Beantwortung der Frage No. 327. Welchen Boden und
welchen Standort verlaugt Polyyonum haldschiianicum , um zu
höchster Entwickelung zu gelangen? Ist dieser Schlingstrauch in
Thüiingen winterhart?
— Im vorigen Jahre bezog die hiesige Gartenverwaltung diese
Pflanze. Ich pflanzte sie aus, und zwar auf ein Beet, das den ganzen
Tag vollauf Sonne hat, in kräftige Grunderde. Tüchtige Bewässerung
war wegen des trockenen Sommers sehr notwendig. Einigemal jauchte
ich die Pflanze. Ich gab mir nicht sonderlich viel Mühe, da ich mir
von dieser Pflanze nicht viel versprach. Und dennoch überraschten
mich die zierlichen Blütenformen. Die Pflanze gedieh vorzüglich;
und für die zierlichen Blüten hatte ich für Bindezwecke stets passende
Verwendung. Soviel ich beobachten konnte, scheint die Pflanze
ganz anspruchslos zu sein. Einen allzustrengen Winter würde sie
jedenfalls nicht aushalten. In Gegenden, die nicht zu strenge
Winter durchzumachen haben, ist sie winterhart.
Hans Heitmar, Obergehilfe, Berndorf.
— Polijgonum baldscimanicum habe ich selbst in rauheren
Lagen Thüringens als hart vorgefunden. Nur in sehr rauhen, trocken-
kalten Wintern erfriert dieser Knöterich, aber auch nur in den
jüngeren Zweigen. Jedenfalls ist mir in Mitteldeutschland bisher
kein Fall vorgekommen, daß P. baldsei/ itani'cuni gänzlich erfroren
wäre. Bei mannigfachen Anbauversuchon in Frankreich fand ich
die üppigste Entwicklung auf humosera, leichtem Lehmboden bei
halbscliattigor Lage und feuchtem Stande. Janson.
Beantwortung der Frage No. 328. Ist Mütonia reiülaria
eine Schnittblume oder sind ihre Blumen zu hinfällig für diesen Zweck?
Unstreitig sind die Blumen von Millonia vexülaria von großer
Schönheit, wenn auch von geringerer Haltbarkeit. An der
Pflanze halten sich die Blumen wochenlang, freilich auf
Kosten der Pflanze. Herr E. 0. Orpet berichtete am
27. Februar v. J. in „American Gardening", daß er zur
Dekoration etliche starke Pflanzen von Millonia vexillaria
'""' verwendete, deren verzweigte Rispen bis zu 14 Blüten
trugen und einen herrlichen Anblick gewährten. Die Blüten
hielten sich sechs Wochen, dann welkten sie ab und die
Pflanzen gingen sämtlich ein. Herr Orpet liatte sich ver-
schworen, nie wieder Millonia vexillaria zur Dekoration
zu verwenden. — Abgeschnitten halten sich die Blüten
einer kräftigen Rispe etwa acht Tage. Aber an eine gute
Schnittorchidee muß die Anforderung gestellt werden,
442
Die Gartenwelt.
IX, 3^
daß sich die Blumen weit länger halten. Tatsächlich halten .sich
abgeschnittene Cattleyenblunien vier Woclien, die ßlüten-
rispen von Odontoglossum crispum sechs Wochen und Cypripedium-
Blumen 3 Monate. Auch unter den Onoidien sind viele, deren
Blüten sich an den abgeschnittenen RLspen wochenlang halten. Mit
solchen Schnitt-Orchideen kann man Miltonia vexülaria nicht ver-
gleichen. Sie hat auch noch den Ruf, ein etwas schwieriger Blüher
zu sein. Tatsächlich erfordert ihre Kultur besondere Aufmerksamkeit,
wenn sie blühen soll, auch einen recht kräftigen Wuchs. Schwächliche
Pflanzen soll man überhaupt nicht blühen lassen und bei blühenden
Exemplaren soll man die Rispe, sobald als angängig, abschneiden, um
die Pflanze zu schonen.
Meiner Ansicht nach ist Miltonia rexillaria als Schnittorohidee
nicht sehr zu empfehlen. Sie hat großen Wert für Privatgärten.
Daselbst in einigen kräftigen Exemplaren gehalten, wird sie stets mit
ihren herrhchen Blumen viel Freude bereiten.
Karl Wilh. John, Orohideenzüchter, Andernach.
— Miltonia vexillaria hat nicht den geringsten Schnittwert,
da die Blumen keine Haltbarkeit trotz ihrer Schönheit haben.
Theodor Franke, Orchideen-Züchter, Groß-Ottersleben.
— Miltonia rexillaria, Benth., die Fahnenmiltonia, ist meines
Erachtens eine gute Schnittorchidee. Die Blume an sich ist in ihrer
Größe und der herrlich weißen bis dunkelrosa Färbung eine der
schönsten, die ich kenne, und die Pflanze wirkt um so mehr, je zahl-
reicher ihre Blumen zu einer Blütentraube vereinigt sind. Ich habe
vor jetzt bald einem Jahre eine Blütentraube 17 Tage bei trefflichster
Erhaltung in abgeschnittenem Zustande aufbewahrt. Janson.
Beantwortung der Frage No. 329. Entstehen den orts-
ansässigen Uaadelsgärtnern durch eine Stadtgärtuerei, welche imr
ihren eigenen Bedarf heranzieht und keiuen Handel ti-eibt, Nachteile?
Aus einer Stadtgärtnerei entstehen den ortsansässigen Handels-
gärtnern auf jeden Fall Nachteile, da eine Stadt- oder Friedhofs-
üärtnerei stets eine, wenn auch nur indirekte Konkurrenz ist. Die
öffentlichen Anlagen werden, wenn keine Stadtgärtnerei vorhanden,
meistenteils von Landschaftsgärtnern unterhalten, die ihren Bedarf
an Pflanzen, insofern sie ihn nicht selbst ziehen, von Handelsgärtnern
beziehen, und doch dabei auch in erster Linie ihre Kollegen am
Platze berücksichtigen werden. Außer mit der Instandhaltung der
städtischen Anlagen befassen sich viele Stadtgärtnereien auch damit,
die Gärten der höheren Beamten der Stadt in Ordnung zu halten.
Auch übernehmen viele Stadtgärtnereien Dekorationen bei Festlich-
keiten in öffentlichen Gebäuden und bei den Familien- und Gesell-
schafts-Festlichkeiten der höheren Beamten, die sonst Von den am
Ort wohnenden HandeLsgärtnern ausgeführt würden. Wieweit die
Konkurrenz einer Stadtgärtnerei geht, hängt von den örtlichen Ver-
hältnissen und zum größten Teil von den leitenden Pereonen ab. Es
wird wohl jeder aus diesen Ausführungen ersehen können, inwiefern
Handelsgärtner durch die Stadtgärtnerei geschädigt werden.
Otto zur Gathen, tjrdingen a. Rh.
— Den schwer ums Dasein ringenden Handelsgärtnern einer
kleineren Stadt gereicht es sicherlich nicht zum Vorteil, wenn eine
Stadtgärtnerei am Platze ist, die ihren Pflanzenbedarf selbst zieht.
Dem Handelsgärtner wird dadurch eine Einnahme entzogen, die er
sicherhoh gut brauchen kann. Für eine Stadt wird es allerdings
billiger sein, ihren eigenen Bedarf zu ziehen, doch kann sie den un-
gerechterweise hohe Grundsteuer zahlenden Handelsgärtner ruhig
etwas verdienen la-ssen. Richard Heimann, Cap d'Antibes.
— Diese Frage ist mit einem entschiedenen „Nein!" zu be-
antworten. Im Gegenteil, das Vorhandensein einer Stadtgärtnerei ist
für die ortsansässigen Gärtnereien nur ein Vorteil. Da jedes „Warum"
sein „Darum" hat, will ich in Kürze über letzteres meine Ansicht
aussprechen. So ein Stadtpark ist einfach ein aus fertiger Ware zu-
sammengesetzter Katalog, der sich da in natura vor dem Publikum
ausbreitet. Die Blumenliebhaber und Liebhaberinnen sehen da alle
erdenklichen Blumen blühen; dies und jenes gefällt ihnen, es regt
sieh in ihnen der Wunsch, solch eine Pflanze zu besitzen. Dio
Stadtgärtnerei verkauft aber keine Pflanzen imd Blumen, es bleibt
den Kauflustigen nichts übrig, als zum nächsten Handelsgärtner zu
gehen und zu sagen: „Mein Verohrtester, heut habe ich im Stadtpark
die und die Pflanze gesehen, die möchte ich haben; so und so sieht
sie aus, hat die Größe, Form, Farbe usw., kann ich sie haben bei
Ihnen?" Hat sie der Handelsgärtner selbst nicht, so wird er sie der
Kundschaft besorgen, woran ja auch etwas zu verdienen ist. Gleich-
zeitig zeigt er dem Kunden die Schätze seiner Gärtnerei, dieser bekommt
Lust dies und jenes nocli zu kaufen, und so hat der Handelsgärtner
auch sein Geschäft gemacht. Wäre der Kunde zur Kauflust durch
den Anblick jener Pflanze im Stadtpark nicht angeregt worden, so
wäre er auch nicht zum Haudelsgärtner gekommen, und dieser
hätte das Geschäft nicht gemacht. Darum ist so ein Stadtpark
immer eine Art Reklame, eine Anregung zur Kauflust für das
blumenliebende Publikum. Und kauflustiges Publikum braucht der
Handelsgärtner, dann ist „det Jeschäft richtig".
Hans Heitmar, Obergehilfe, Berndorf.
— In kleineren Städten mit unbedeutenden städtischen
Anlagen und nur wenigen ßlumenpflanzungen dürften die orts-
an.sässigen Handelsgärtner einen städtischen Gärtnereibetrieb als
Schädigung ihres Geschäfts empfinden. Unter solchen Verhältnissen
tun die städtischen Verwaltungen am besten, ihren geringen Bedarf
aus den Handelsgärtnereien zu beziehen, zumal sie auf diese Weise
auch am billigsten dazu kommen. In größeren Städten mit aus-
gedehnten Anlagen, wo dem Publikum etwas geboten werden soll,
und die Gruppenpflanzen vielfach von Jahr zu Jahr wechseln, ist
die Stadtgärtnerei und die Selbstheranzucht des hauptsächlichsten
Gruppenmaterials geradezu eine Notwendigkeit für den leitenden
Stadtgärtner. Die ortsansässigen Haudelsgärtner sind .in solchen
Fällen gar nicht in der Lage, der städtischen Gartenverwaltung die
notwendigen Pflanzen in den gewünschten Arten und Sorten, deren
Bedarf oft in die Hunderttausende geht, zu liefern, und es würde
eine schwere Belästigung des Stadtgärtners bedeuten, wenn er all-
jährlich im Mai von Pontius zu Pilatus laufen müßte, um das herbei-
zuschaffen, was er braucht. Auch die Kostenfrage spricht hier mit,
da der Ankaut des Gruppenmaterials bei großem Bedarf den städtischen
Gartenetat in unzulässiger Weise belasten würde. Dagegen bin ich
der Ansicht, daß von Anlage städtischer Baumschulbetriebe
nach Möglichkeit abzusehen ist und daß man die vorhandenen, je
friiher um so besser, ihrer Auflösung entgegenführen sollte. Durch
städtische Baumschulen wird der Gartenetat meist schwer belastet;
der Bedarf an Bäumen und Sträuohern ist kein regelmäßiger. Wird
eine Neuanlage geschaffen, so reichen die Bestände einer städtischen
Baumschule gewöhnlich nicht aus; es muß dann viel hinzugekauft
werden. Ruht die Erweiterung der städtischen Anlagen mehrere
Jahre, so werden die Gehölze der Baumschule überständig oder zum
öchaden der ortsansässigen steuerzahlenden Baumsohulenbesitzer für
ein Spottgeld verschleudert. Deshalb fort mit den städtischen Baum-
schulen, die ebenso überflüssig wie die Gemeinde- und Provinzial-
Obstbaumsohulen sind. Keine städtische Gartenverwaltung, keine
Gemeinde kann Bäume in so guter Qualität und so billig heran-
ziehen, wie man sie in den gutgeleiteten Haudelsbaumschulen zu
mäßigem Preise erhält.
Alles in allem kann ich in den städtischen, sowie in den Kur-
gärtnereien eine Konkurrenz für den Handelsgärtner nicht erblicken;
im Gegenteil , die Darbietungen der öffentlichen Gärten haben in den
weitesten Kreisen erst den Sinn für sorgfältig gepflegte Garten-
anlagen und hübsch bepflanzte Blumengruppen geweckt; sie haben
Tausende von Liebhabern mit empfehlenswerten, ihnen vorher un-
bekannten Schmuckpflanzen bekannt gemacht und — der deutsche
Handelsgärtner hat den Vorteil davon gehabt. Da in diesen
Gärtnereien nichts an das Publikum verkauft wird, ist es gezwimgen,
sich das, was sein Interesse erregt, zu notieren und dann bei einem
Handelsgärtner zu kaufen oder durch dessen Vennittlung zu be-
schaffen. M. H.
— Ob den ortsansässigen Handelsgärtnern (warum nur den
Handels- und nicht auch den Landschaftsgärtnern?) durch eine Stadt-
gärtnorei, welche nur ihren eigenen Bedarf heranzieht und keinen
Handel treibt, Nachteile entstehen, das kommt auf den einzelnen
Fall an. Nachteile entstehen den gewerbetreibenden Gärtnern in-
sofern, als die Stadt, wenn sie keine eigene Gärtnerei unterhielte,
alle Pflanzen kaufen mußte, wodurch die gewerbetreibenden Gärtner
IX, 37
Gartenwelt.
443
natürlich verdienten. Zielit sich eine Stadtverwaltung alle Blumen,
Bäume, Sträucher usw. selbst heran, so geht den gewerbetreibenden
Gäi'tnern der Verdienst verloren und es verdienen nur noch die großen
Samenhandlungen etwas, besonders durch den großen Verbrauch an
Grassanien seitens der Stadtgärtnereien ; denn mit der Selbstgewinnung
der nötigen Sämereien werden sich die wenigsten Stadtgärtnereien
abgeben. Hat der Herr Fragesteller bisher einer Stadtverwaltung die
zur Ausschmückung erforderlichen Pflanzen geliefert und zieht sich
diese Stadtverwaltung jetzt alles selbst heran, so entgeht ihm natürlich
der Verdienst, den er durch Lieferung der Blumen usw. hatte.
Warum sollte sich eine Stadtverwaltung die erforderlichen Pflanzen
nicht durch eigene Gärtner heranziehen und verarbeiten lassen? Mit
demselben Rechte könnte ein Bauunternehmer von Nachteil reden,
wenn ein Handelsgärtner sich seine Steine direkt in der Ziegelei und
seine Bretter direkt in der Schneidemühle, das Glas direkt bei der
Glasfabrik kauft und sich dann seine Häuser und Kästen selbst baut.
Hier wird der Bauunternehmer vollständig von dem Gärtner aus-
geschaltet, während die Stadtgärtnerei doch wenigstens noch die
Sämereien von dem gewerbetreibenden Gärtner kauft. Von einem
Nachteil kann unter diesen Umständen wohl kaum die Rede sein;
denn wenn ich mir meinen Betrieb durch Selbstanfertigung einzelner
Sachen zu verbilligen suche, so kann mir das keiner übel nehmen,
und wer das dennoch tut, der hat noch nicht darüber nachgedacht,
ob er vor seiner eigenen Tür auch etwas zu fegen haben könnte.
Werfen wir den Stadtgärtnereieu also nicht Benachteiligung der ge-
werblichen Gärtnerei vor, es könnte uns leicht derselbe Vorwurf in
anderer Hinsicht treffen. Ernst Richter, Charluttenburg.
— Diese Frage kann man nicht ohne weiteres mit Ja oder Nein
beantworten, man liefe sonst Gefahr, in den Verdacht der Einseitigkeit
oder Parteilichkeit zu geraten. Ein Handelsgärtner wird eher dem
,,Ja'", ein Gartenbeamter mehr dem „Nein" zuneigen. Ich will es
versuchen und möglichst unparteiisch meine Meinung zum Ausdruck
bringen.
Allerdings entstehen den ortsansässigen Handelsgärtnern durch
eine Stadtgärtnerei, die eigene Kjilturen für den Selbstbedarf betreibt,
Nachteile, nämlich insofern, als die benötigten Pflanzen nicht von
den Gärtnern bezogen werden, und somit ein Absatz an gewissen
Pflanzen bei letzteren in Wegfall kommt.
Jedoch fragen wir uns einmal, ob die Städte die immer
steigenden Aufwendungen an Pflanzen und Blumenschmuck in öffent-
lichen Gartenanlagen bewilligen wurden, wenn sie nicht die Pflanzen-
ma,ssen, welche unsere Teppichbeete und Blumenanlagen ausfüllen,
in eignen Häusern und Kulturbeeten verhältnismäßig billig züchten
könnten'? Ich glaube schwerlich, denn der eigentliche Fortschritt und
die erfreulich umfangreiche Entwickelung städtischer Gärtnereien
datiert doch erst seit dem Bestehen der Stadtgärtnereien mit eigenen
Kulturen. Zudem sind die heutigen Anforderungen an öffentliche
Anlagen derartig, daß der Bedarf an Pflanzen die Anzucht bei Weitem
überschreitet und somit immerhin noch beträchtliche Lieferungen für
die ortsansässigen Händelsgärtner verbleiben. Von Baumschul-,
Stauden- und Kosenlieferungen garnicht zu sprechen.
Ich neige nun nach langjährigen Beobachtungen vielmehr der
Ansicht zu. daß derartige Stadtgärtnereien den Handelsgärtnern von
Vorteil sind und zwar insofern, als die öffentlichen Garten- und
Blumenanlagen dem großen Publikum als Erholung dienen und die
zur Schau, sei es auf Blumenbeeten oder Parterres, als Solitäre oder
in Schauhäusern, Palmen- und Wintergärten ausgestellten und sich
vorteilhaft präsentierenden Blatt- und Blütenpflanzen, Stauden, Bäume
und Sträucher doch nur dazu dienen, die Blumen- und Pflanzen-
freunde auf die Schönheiten vieler, ihnen bisher unbekannter Pflanzen-
arten hinzuweisen, wie nicht minder weitere Kreise für die Pflanzen-
zucht und Pflege zu gewinnen. Hierzu ist der Handelsgärtner trotz
Blumenladen etc. nicht in gleicher Weise in der Lage.
Diese so gewissermaßen von den .Stadtgärtnereien gemachte
Reklame und die sicher seitens der Handelsgärtner zu verspürende
Hebung des Absatzes überwiegt doch auf jeden Fall den geringen
Schaden, der einzelnen von ihnen durch die eigenen Kulturen der
Stadtgärtnereien insofern minimal erwächst, als letztere doch dann
im andern Falle ihren Bezug auf die ortsansässigen Gärtner verteilen
müßte, um jedem gerecht zu werden. Und da die mittleren und
größeren Städte eine stattliche Anzahl von HandeLsgärtnereien auf-
weisen, so entfiele auf den einzelnen Geschäftsmann kaum eine
nennenswerte Lieferung, während in der bereits angeführten Art und
Weise doch sicher der größere Nutzen liegt.
Natürlich dürfen die Stadtgärtnereien keinen Handel treiben,
höchstens sich auf den Austausch fehlender Pflanzen beschränken,
wie auch an Ausstellungen sich nur „Außer Konkurrenz" beteiligen.
Kurz gefaßt und ohne weitere Beweggründe anzuführen, möchte
ich die Frage auf Grund meiner Ausführungen dahingehend be-
antworten, daß ein Nachteil den Handelsgärtnern weniger, mehr
aber ein direkter oder indirekter Nutzen durch die Stadtgärtnereien
erwächst. F. Tutenberg, Offenbach a. M.
Blumenbindekunst.
Berlin im Festsclimuck.
Zi ur Einholung der deutschen Kronprinzessin am '6. d. M. hatte
sich Berlin in festlicher Weise geschmückt. Die Hauptfeststraße
Unter den Linden mit dem Pariser Platz und der „Via triumphalis",
dem Brandenburger Tor, prankte in einem so reichen Festschmuck,
wie ihn die Reichshauptstadt wohl nie zuvor gesehen hat. Mit den
reichlich bewilligten Mitteln wurde von der Stadt eine einheitliche,
großzügige Dekoration geschaffen. Gewaltige Mäste flankierten die
Feststraße; ein jeder von ihnen wuchs gleichsam aus einem riesigen
Rosenkorbe hervor, welche auf Postamenten fußten. Hohe Mäste,
von welchen Flaggen iu den preußischen und mecklenburgischen
Landesfarben wehten, wechselten mit kleineren, kranzgeschmückten.
Verbunden wurden diese Mäste durch rosengeschmückte Fichten-
guirlanden, welche mit vergoldeten Kugelrosetten befestig waren.
Weitere derartige Guirlanden liefen von den Masten nach den Häusern,
die Bürgei-steige in gewaltige Laubengänge verwandelnd. Auch die
Häuser der Feststraße zeigten reichsten Schmuck aus Guirlanden und
Blumen, hier und da von orientalischen Toppichen unterbrochen.
Am Pariser Platz waren gewaltige Tribünen errichtet und mit
bordeaurotem Stoff umkleidet, daneben hatten viele Geschäftsinhaber
die Schaufenster ausgeräumt und in Tribünen verwandelt. Diese
improvisierten Schauplätze und die Fenster der Feststraße fanden zu
hohen Preisen, bis zu 600 Mk. pro Fenster, Mieter. Außerhalb der
Hauptfeststraße hatten sich meist nur die Hoflieferantenfirmen be-
merkenswerte Schaufenster- und Frontdekorationen geleistet. Zur
Herstellung der Guirlanden wurden, wie kurz vorher bei der zwei-
hundertjährigen Gebui-tstagsf eier Charlottenburgs, ausschließlich Fichten-
zweige verwendet, die in Anbetracht der herrschenden Hitze sofort
die Nadeln zu werfen begannen ; die verarbeiteten Rosen waren selbst-
verständlich durchweg Papierfabrikate. Viele Schaufenster hatten
sich in prächtige blühende Miniaturgärteii verwandelt. Die Blümen-
binder und Dekorationsgärtnereien hatten am 3. Juni einen guten
Tag! M. H. ■
Dl
Mannigfaltiges.
Das Wässern des Sparge
Gartenbau-Gesellschaft hat einer erneuten Anfrage zufolge
sich wiederum an die Direktion der Kgl. Lehranstalt für Wein-,
Obst- und Gartenbau in Geisenheim a. Rh. in dieser Angelegenheit
gewendet und erhielt von dem Vorstand der dortigen pflanzen-
physiologischen Versuchsstation, Herrn Dr., Kroemer, folgende
Auskunft; „Die Bedenken, welche immer, wieder gegen das
Wässern des Spargels erhoben werden, sind zum Teil etwas über-
trieben, wenn sie auch einer gewissen Berechtigung nicht entbehi-en.
Sofern das Verfahren der Spargelwässerung sich nur darauf erstreckt,
die Spargel unmittelbar nach dem Stechen für einige Stunden in
reines frisches Wasser zu legen, ist es kaum zu beanstanden. Jeden-
falls ist in diesem Falle die Besorgnis nicht am Platze, daß der
Spargel durch das Wässern eine nennenswerte Nährstoffeinbuße
Die Gartenwelt.
IX, 37
erleiden könne. Unsere Versuche haben gezeigt, daß Spargelstangen
selbst nach 3 — 4tägiger Aufbewahrung, in täglich gewechseltem
kühlem Wasser, nur ganz geringe Mengen von Inhaltsbestandteilen
abgeben. Gegenüber dem großen Verlust an solchen Stoffen bei der
küchenmäßigen Zubereitung des Spargels, bei der fast die Hälfte der
im Spargel vorhandenen Extraktivstoffe vom Spargelwasser aus-
gezogen werden, ist die Vermindemng des Nährstoffgehaltes bei kurz-
andauerndem Wässern ganz unwesentlich. Größere Bedenken erregt
dagegen die Tatsache, daß der Spargel beim Wässern bis zu 10 %
seines Gewichtes und darüber Wasser einsaugt und daher erheblich
verteuert, bezw. im Werte vermindert wird. Billigerwoise muß man
deswegen fordern, daß gewässerter Spargel als solcher deklariert und
im Preise entsprechend herabgesetzt wird. Direkte Gefahren für die
Gesundheit erwachsen aus der Methode der Spargelwässerung nur
dann, wenn unsauberes, mit pathogenen Keimen verunreinigtes Wasser
verwendet oder die Wässerung zu lange ausgedehnt und unzweck-
mäßig gehandhabt wird. Wenn Spargel länger als 3—4 Tage ge-
wässert wird, stellt sich unter allen Umständen eine Bakterienfäulnis
der Spargelköpfe ein, die sich durch Weichwerden der letzteren und
durch Auftreten eines iinangenehm strengen, etwas ranzigen Geruchs
bemerkbar macht. Spargel von derartiger Beschaffenheit ist unter
allen Umständen zu verwerfen. Besondere Kennzeichen gewässerten
Spargels lassen sich sonst kaum angeben. Nach unseren Beobachtungen
scheint gewässerter Spargel besonders leicht dazu zu neigen, an der
unteren Schnittstelle durch einen Längsriß aufzuspringen. Möglichei'-
weise ließe sich gewässerter Spargel hieran erkennen. Ich habe
einige Versuche anstellen lassen, welche diese Frage klären sollen.
Maulwürfe vertreibt man lieber, als daß man sie fängt und
tötet. Sie vertragen den Steinkohlenteer und Petroleumgeruch nicht.
Will man daher einen Maulwurf verjagen, so stopft man in alle
Gänge je einen mit Petroleum oder Steinkohlenteer getränkten Lappen.
Tagesgeschichte.
Dortmund. Die Stadtverwaltung beabsichtigt im Südosten
einen neuen Friedhof anzulegen und hat sich zu diesem Zweck große
Ländereien in der Gemeinde Wambel an die Hand geben lassen.
Der Preis des in Frage kommenden Geländes wird mit 422000 Mk.
genannt.
Elberfeld. Der 8 Uhr-Ladenschluß ist nun auch für die
Blumengeschäfte vom Regierungspräsidenten angeordnet. Ausge-
nommen sind die Samstage und die Vorabende von Feiertagen.
Kattowitz. Die Stadtverordneten genehmigten 1200 Mk. für
einen Promenadenweg, welcher die Stadt mit dem Südpark verbinden
soll. Von den eingegangenen Plänen wurde der Entwurf des Garten-
ingenieurs Herrn Hanisch daselbst angenommen und ihm die Aus-
führung der Arbeiten für genannte Summe übertragen. A. K.
Lüneburg. In den letzten zehn Jahren haben in der Heide
die Obstbaumkulturen schon hier und da guten Aufschwung ge-
nommen, wenngleich im ganzen Dr. Linde in seiner Monographie:
„Die Lüneburger Heide" mit seiner tiefernsten Klage über die Inter-
esselosigkeit der Heideleute an diesem Nebenzweige der Landwirt-
schaft recht hat. An einigen Orten haben aber besonders die Lehrer
einen guten Einfluß in dieser Hinsicht ausgeübt, so z. B. auch in
Stedden. Vor 15 Jahren hatte das wenige Einwohner zählende Dorf
nicht ganz 400 Obstbäume und was für welche! und jetzt im Mai
blühen dort über 14Ü0 Obstbäume von den geringsten bis zu den
feinsten Sorten. Der großartigen Baumblüte wegen wird das hübsch
an der Aller gelegene Dörfchen schon viel aufgesucht.
Posen. In der Stadtverordneten-Versammlung referierte Stadt-
verordneter Prof. Binder über die Herstellung der Parkanlage am
Fort Colomb. Es ist hier eine größere gärtnerische Anlage mit einem
großen Teiche geplant. In der Mitte der Anlage ist ein größerer
Kinderspielplatz vorgesehen. Die Gesamtkosten sind mit 51000 Mk.
veranschlagt. Die Vorlage wurde genehmigt.
Zwickau. Der Platz um die neue Lutherkirche, welche am
10. November eingeweiht werden soll, wird mit gärtnerischen An-
lagen versehen, die auf 5000 Mk. veranschlagt sind.
Bevorstehende Ausstellungen.
Annaberg. Der hiesige Gartenbauverein kann nächstes Jahr
auf ein fünfzigjähriges Bestehen zurückblicken. Aus diesem Grunde
will der Verein 1900 in den Lokalitäten des Thießenschen Restaurants
eine Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung veranstalten.
Grfinberg. Hierselbst findet vom 16. bis 24. September d. Js.
eine Provinzial-Obst- und Gartenbau-Ausstellung auf Veranlassung
des Zentralverbandes schlesisoher Gartenbauvereiue statt, mit der
die Wander-Ausstellung dieses Verbandes verbunden ist.
Hannover. Vom 5. bis 9. Oktober d. J. findet hierselbst eine
große Obstbau- Ausstellung statt. Die Landwirtschaftskammer der
Provinz Hannover hat die Kreis-Ausschüsse und Magistrate der Stadt-
kreise ersucht, zu diesem Zwecke möglichst zahlreiche Ehren- und
Geldpreise zur Verfügimg stellen zu wollen. Die Namen der Preis-
stifter sollen in der gegen Mitte Juni zur Versendung gelangenden
Ausstellungsordnung veröffentlicht werden. Wie die Landwirtschafts-
kammer des weitereu mitteilt, sind die Kosten für das Unternehmea
in Höhe von 20000 Mk. bereits siehergestellt.
Personal-Nachrichten.
Britton. Dr., der erste Direktor des Newyorker botanischen
Gartens, trat am 27. v. M. eine Europareise zum Studium des neuen
botanischen Gartens bei Berlin und anderer europäischer botanischer
Gärten an.
Dehrn, Administrator, ist mit dem Range eines Regierungsrates
als kgl. bayr. Landesinspektor für Weinbau mit dem Amtssitz in
Neustadt a. Haardt (Rheinpfalz) ab 1. Juli angestellt worden.
Schumann, Gustav, Obergärtner a. D., t am 19. Mai im
84. Lebensjahre, zu Kamborvo. Prov. Posen.
Ecliert, Traugott, Gräfl. Dohnascher Obergärtner, f 15. Mai
im Alter von 57 Jahren in Kotzenau. Der Verstorbene bekleidete
seine Stellung seit 1872 und war als hervorragender Fachmann bekannt.
Brings, Wilh., Obergärtner, Quedlinburg, erhielt das allgemeine
Ehrenzeichen.
Brielkasten der Redaktion.
Oberieutnant R. S., Kleinzscliacliwitz. Die eingesandten
Blüten entstammen dem die AVissenschaft noch heute in hohem Grade
beschäftigenden, hochinteressanten Laburnum Adamii, Lavall. {Cytisiis
Ädamri, Poiteau Cytisiis purpurens und Laburnum vulgare).
Es ist dies das auffälligste Beispiel von Knospenvariation was
wir in Kultur besitzen.
Dieser interessante, durch Veredelung auf L. vulgare fort-
gepflanzte Strauch wird bekanntlich als Pfropfbastard aufgefaßt, d. h.
ein von Oytisus jmrpurcus auf L. vulgare gepfropftes Reis soll dicht
über der Veredelungsstelle abgebrochen sein, und unterhalb der Ver-
edelungsstelle soll sich ein Sproß gebildet haben (L. Adami), welcher
den Mischling, also eine Zwischenform darstellt mit kleineren Blättern
und schmutzig-purpurroten kleineren Blütentrauben als L. vulgare
sie hat. Das Auffälligste und bis heute Unerklärliche, dazu einzig
in dieser Art dastehende ist aber, daß dieser durch Veredelung fort-
gepflanzte Bastard die Befähigung behält, durch Knospen-
variation jederzeit in der Baumkrone beide Stammeltern,
also Laburnum vulgare und Cytisus purpureus rein
wieder zu erzeugen, so dass wir gleichzeitig goldgelbe, schmutzig-
rote und schön rosafarbige Blüten in der Krone blühen sehen.
Da Oylisus purpureus in rauheren Lagen empfindhch ist, so
kann es vorkommen, daß nach härteren Wintern die kleinen Nestern
in der Krone vergleichbaren Büschchen von Cytisus purpureus ganz
verschwinden, um später an anderen Stellen aus älteren Zweigen
plötzlich wieder hervorzusprossen.
Hier tritt also ein längeres Schlummern und plötzliches Wieder-
aufwachen ererbter Eigenschaften in auffälligster Weise auf.
Wie schon erwähnt, wird unabläßlich wissenschaftlich gearbeitet
und experimentiert, um die wunderbare Entstehung dieses .so hoch-
interessanten Bastardgoldregens genau zu ergründen. L. Beißner.
Drucl{fehlerberichtigung. Auf Seite 410, Zeile 4 von unten
rechts lies horstweise (= truppweise) statt forstweise.
Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlac v. Richard Carl Schmidt 4 Co., Leipzig. — Druck : Anhalt. Bnchdr. Qaienberg,e. G. m.
Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
17. Juni 1905.
No. 38.
Nachdruck and Nachbildung aas dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Zier- und Dekorationspflanzen.
Heckeria iinibellata, L
Von B. Othmer, Kgl. Garteninspektor, München.
(Hierxu eine Abbildung.)
Zlii den nahen Verwandten der artenreichen Gattung
Piper gehört die als Zierpflanze schätzbare und für unsere
Glashaus-Kulturen empfehlenswerte Heckeria umbellata {Syn.
Piper umbellahwi), die eine sehr kulturwerte Art darstellt.
Die beistehende Abbildung veranschaulicht ein schönes Exemplar.
Die unten etwas verholzenden Stengel tragen die abwechselnd
stehenden, stengelumfassenden, breit herzförmigen zugespitzten
Blätter. Die Blattmasse ist' nicht sehr kräftig, die fiedrigen
Nerven treten besonders auf der Unterseite stark hervor;
bedeckt ist diese von einer dünnen Schuppenbehaarung. Eigen-
tümlich ist die helle graugrüne Blattfärbiing, welche die Blatt-
pflanze als etwas Apartes unter ihresgleichen erscheinen läßt
und ihre Pflege rechtfertigt.
Im feuchten Warmhause, in humoser, nahrhafter Erde
gedeiht dieser Zierpfeffer ungemein leicht und lohnt seinem
Pfleger reichlich die aufgewandte Pflege.
Psilotum madagascariense.
Von R. Wehrhahn, Göttingen.
(Hierxu eine Abbildung.)
,ILk
sklame" ist heute das Losungswort für jeden Ge-
schäftsmann, sei dieselbe in Journalen oder in anderer "Weise
angewandt, Reklame muß sein. Ohne dies manchmal recht
teure Manöver kann oft kein Handeltreibender bestehen. Aber
hierzu gehört meistens Geld, sehr viel Geld, und daher sucht
jeder auf eine andere, weniger kostspielige Weise die Auf-
merksamkeit der llenge auf sich zu ziehen. Dieses bewirkt
man am besten mit Schaufensterdekorationen. Wenn man
auch nicht direkt sagen kann, daß die Gärtner ihre Schau-
fenster nicht geschmackvoll zieren, so kann man aber doch
behaupten, daß es in dieser Hinsicht noch recht schlecht in
unserem Fache aussieht, daran hat die meiste Schuld die
Überhäufung in den Auslagen. Oft macht die Hälfte der
Auslage viel mehr aus, als wenn sich ein Stück hinter das
andere verkriecht und versteckt. Etwas derartiges ist über-
haupt nicht mehr Dekoration zu nennen. Daß wir uns von
Gartenwelt. IX.
anderen, z. B. Dekorateuren usw. haben übertrumpfen lassen,
zeigen am besten die in Berlin ins Leben gerufenen Schau-
fensterwettbewerbe.
Vor allen Dingen kommt es auf den guten Geschmack
des Ausstellers an, die Pflanzen imd Bindereien spielen erst
eine zweite Rolle. Da aber die meisten Pflanzen immer
wiederkehren und ein Laie gute und mittelmäßige Sorten kaum
von einander imterscheiden kann, verlieren diese vollständig
den Reiz. Man muß also auch unbekannte, durch ihre eigen-
artige Form in die Augen fallende Pflanzen dem Beschauer
vorführen.
Ohne Zweifel kann man zu letzteren das im Bilde vor-
liegende Psilotum madagascariense rechnen. Seine sterilen
Zweige hängen lang herunter und geben der Pflanze ein
Heckeria umbellata.
Vom Verfasser für die „GartenweU" photogr. aufgeno
Die Gartenwelt.
IX.
phantastisches Äusselien ; sie
ähnelt den in Australien
heimischen Casuarinen.
Die botanischen Merk-
male der Pflanze sollen hier
Platz finden. Man bemerkt
unter starker Vergrößerung
nur eine Art von Sporen;
sie gehört daher zu den
Lycopodiaceen, während die
Selaginellaceen und -Isoeta-
ceen zwei Sporenarten be-
sitzen, die Mikro- imd Makro-
sporen. Die Äste des Psüo-
tum sind dichotomisch ver-
zweigt und kantig. Sie be-
sitzen sehr kleine, schuppen-
artige pfriemliche Blätter.
Die Fruchthäufchen sehen
kleinen gelben Kügelchen
ähnlich, die dicht am Stengel
sitzen. Die Sporangien sind
dreifächerig imd öffnen sicii
dreiklappig.
Die Art madagascariensc
ist in Südafrika heimisch.
Sie gehört ins Warmhaus und
liebt im Winter einen hellen
Standort, will im Sommer
schattiert und feucht stehen ;
am besten gibt man ihr gute
Heideerde mit Polypodiiim-
Fasern und Holzkohle.
Die Fortpflanzimg ge-
schieht durch Teilung und Sporen, die man auf Torf
Die beste Methode, Sporen zu erhalten, ist die, daß man die
gelben Sporenträger etwas vor der absoluten Reife abpflückt
und sie in einem trockenen, warmen Zimmer auf einem Stück
Papier ausbreitet. Haben dieselben dort zwei Tage gelegen,
wird man auf dem Papier unter den Sporangien gelblich-
braunen Staub finden, die Sporen.
rfasser für die „Garte
Koniferen.
Nochmals Abies arizonica Merriam.
Von L. Beißner.
in den Mitteilungen der deutschen dendrologischen Gesell-
schaft 1897, Seite 54, gab ich die erste Beschreibung dieser
merkwüi-digen Korktanne Arizonas. Im Jahrgang 1900, Seite 45,
brachte Herr Purpus, unter Vorlage von Zweigen und Stücken
der rahmweißen Korkrinde, nochmals eine eingehende Be-
schreibung, und 1901, Seite 427 der Garten weit wurden
durch eine Farbentafel Prachtexemplare, wie sie unser verdienst-
voller Herr Purpus auffand, dem Leser zur Anschauung ge-
boten.
Einer näheren Beschreibung dieser, in ihrer Erscheinung
einzig dastehenden Tanne wird es deshalb nicht mehr be-
dürfen.
Es fragt sich nur, wird sich dieser Prachtbatmi bei uns
wie in der Heimat in seiner ganzen Schönheit entwickeln.
und wie haben wir ihn zu
kultivieren, um dies wenig-
stens annähernd zu er-
reichen?
Daß ein Baum, welcher
in den San Francisco Moun-
tains in Arizona bis zu einer
Erhebung von 3000 m auf-
steigt, bei uns als winterhart
zu betrachten sein dürfte,
ist wohl kaum fraglich.
Es handelt sich also vor
allem darum, ihm die passend-
sten Standorte anzuweisen,
wo der Baum annähernd die
Bedingungen wie in der
Heimat wiederfindet. Dies
wären also, neben genügender
Bodenfeuchtigkeit, auch be-
sonders hohe Luftfeuchtig-
keit. Neben Gebirgs- oder
Seeklima, andererseits be-
günstigt durch Wasserflächen
oder Wasserläufe, oder im
feuchtgründigen Park, wo
ilurch hohe seitliche Pflan-
zungen ohne Über.schirmung
^1 Iisdörrende Winde und Son-
iieiibranil abni'lialten weixlen,
(laswer.leinli- l'läi/.p sein, wo
wir A. ariujiiii-a zu kulti-
vieren versuchen müssen.
Wo die nächste Verwandte,
Abies suhalpina. freudig ge-
deiht, da werden wir auch Ah. arizonica aufbringen, wie
dies auch die bisherigen Kulturversuche ergeben haben.
Wir wissen, daß die meisten Abies-Arten, Weißtannen,
in eingeschlossenen, heißen, lufttrockenen Lagen verkümmern;
neben Äbies pectinata sind es vor allem Ab. balsamea, Ab.
subalpina, Ab. sibirica., und von Fichten Picea sitchansis, die
hier unfehlbar langsam zugrunde gehen, also besser gar nicht
gepflanzt werden sollten.
Es kann also kein größerer Fehler begangen werden, als
Ah. arizonica, befürchtend, sie möge bei uns zärtlich sein,
die wärmsten, sonnigsten, eingeschlossensten Plätze anzu-
weisen. Ich habe wiederholt in den dendrologischen Mit-
teilungen auf diesen Umstand hingewiesen und will hoffen,
daß diese erneute Mahnung dazu beitragen möge, die Kultur
dieser schönen Tanne richtig anzugreifen, um hoffentlich
dann später auch gute Resultate melden zu können. Das muß
ja die Zukunft lehren.
Noch möchte ich darauf hinweisen, daß Purpus auch
von einer alpinen Form, der Ab. arizonica berichtete, die,
entsprechend der höheren Lage, einen etwas niedrigeren, ge-
drungeneren Wuchs, verbunden mit einer auffallend silber-
weißen Färbung aufweist, daß es aber durchaus falsch
ist, hier von einer var. pyginaea zu sprechen, wie das leider
bei Saat- und Pflanzen verkauf irrtümlich geschehen ist.
Hier ist von keiner Zwergform die Rede, was wir unter var.
pygmaea doch verstehen, also diese Bezeichnung ist als
falsch zu streichen, worauf ich schon in den dendro-
logischen Mitteilungen 1903, Seite 59, hingewiesen habe. Ich
IX, 38
Die Gartenwelt.
•147
möchto also auch an dieser Stelle alle beteiligten Kreise
bitten, diese falsche Bezeichnung überall da, wo sie noch
auftreten sollte, auszumerzen.
Im höchsten Grade unangenehm muß es jeden Sach-
kundigen berühren, wenn in marktschreierischer, überschwäng-
licher Weise eine Neueinführung ausgeboten wird, wie es
leider auch mit Ah. arizonica geschehen ist. Es schadet dies
stets mehr als es nützt, und wir sehen jetzt schon die un-
angenehmen Folgen. Man kann nie von unübertrefflicher Schön-
heit sprechen, bevor sie nicht bei uns erprobt worden ist.
Hier kann nur die Zukunft bei entsprechender richtiger Kultur
lehren, was uns Ab. arizonica gegenüber anderen in der
Wirkung ähnlichen bewährten Koniferen dereinst sein wird.
reinen Blau der etwa 20 cm großen Blumen eine der wert-
vollsten tropisclien Seerosen ist, deren Wei-t datlurch erhöht
wird, daß sie tagelang geöffnet bleibt, um den Beschauer
durch den Reiz der dunklen und hellblauen Karben ihrer
Fetalen und das Schwefelgelb der zahlreichen Staubfäden zu
erfreuen. Nur darf man sich durch den Namen „gigantea^''
nicht zu übertriebenen Vorstellungen von der Größe der
Pflanze verleiten lassen. Nur die Blume wird bei älteren
Pflanzen in guter Kultur besonders groß, jüngere Pflanzen,
die man über Winter in Vegetation hält, blühen bereits im
April, ihre Blütengröße ist aber nur eine bescheidene.
Obstbau .
Wasserpflanzen.
Nyraphaea gigantea.*)
Von F. Rehnelt, Großh. Garteniuspektor, Gießen.
(Hierxu eine Abbildung.)
Als Nymphaea giganiea^ Hook., 1852 aus dem tropischen
Australien eingeführt wurde, glaubte man in ihr eine Eivalin
der damals so ungeheures Aufsehen erregenden Victoria regia,
ein neues Wunder aus dem Wunderlande gefunden zu haben.
Während aber die Viktoria sieghaft ihren Platz behauptete,
kam die mit so großer Begeisterung empfangene Neuholländerin
bald wieder aus der Mode, weil sie bei weitem nicht so
imposant war, als man nach den ersten Berichten annehmen
mußte. Auch fehlte es wohl an tiefen, heizbaren Bassins,
in denen sie sich zur VoUkotfimenheit hätte entwickeln können.
So ging sie denn vollständig verloren, bis sie vor etwa
15 Jahren, als die Liebhaberei für tropische Seerosen er-
wachte, wieder neu eingeführt wurde. Was man inzwischen
als N. giganiea in Kultur hatte, waren Arten oder Hybriden
aus der Gruppe der CyananÜios.
Nymplmea giganiea wächst von Natur aus in verhältnis-
mäßig tiefem Wasser und verlangt, besonders zum Austreiben,
hohe Wärme. Hybriden hat sie noch nicht erzeugt und alle
auf Kreuzung mit anderen Arten hinzielende Bemühungen
waren seither vergeblich. Doch hat man Kulturformen ge-
wonnen, die bedeutend härter sind und nicht mehr Wärme
beanspruchen als andere blaue Nyraphäen. Eine solche Form,
deren williges und reiches
Blühen hervorzuheben ist,
zeigt unsere beistehende Ab-
bildung. Wenn man be-
denkt, wie formenreich unsere
einheimische weiße Seerose
in der Natur ist, so liegt
der Gedanke nahe, daß man
vielleicht leichter blühende,
in seichtem Wasser fortkom-
mende Varietäten eingeführt
hat und der Kultivateur hat
unter diesen dann nur Aus-
lese zu halten brauchen. Wie
dem aber auch sei, soviel ist
sicher, daß NymphafM gi-
ganiea mit ihrem prachtvollen
•) Vergl. Jahrg. I, Seite 121.
der Handelsgür
Einige Obstliebhaber aus der Insektenwelt.
Von 0. Jacobs, Weitendorf.
(Hierxu drei Abbildungen.)
Jür unreife Früchte finden sich nur wenig Liebhaber.
Selbst unsere Jugend, die sonst nicht wählerisch ist, ver-
greift sich nur einmal an solchen Sachen, wenn sie die herbe
Säure verspürte. Sobald aber die Früchte reifen und durch
Farbe und oft auch durch Duft zum Genießen einladen, finden
sich nicht nur die meisten Menschenkinder zum Essen ein,
sondern auch unter den Insekten zeigen sich verschiedene
Obstfreunde, oft sogar solche, die im allgemeinen tierische
Nahrung aufnehmen. Ist der Schaden, den diese Liebhaber
stiften, bei einigen Arten nur gering, so können doch andere
wieder Unmengen von Früchten durch Benagen zerstören und
für den menschlichen Genuß unbrauchbar machen.
Am meisten gefürchtet von allen Obstzüchtern sind die
Wespen, da sie fast regelmäßig in großer Zahl auftreten
und mit ihrem feinen Spürsinn sich stets die besten Früchte
zur Mahlzeit auswählen, so daß mit Recht das Sprichwort
lautet: „Die schlechtsten Früchte sind es nicht, woran die
Wespen nagen!" Die ersten Früchte, wovon die Wespen eine
Kostprobe nehmen, sind in meinem Garten die Frühpfirsiche.
Wenn Menschenaugen noch kaiun die eintretende Reife be-
merken, sind diese Liebhaber, angelockt durch den Duft,
schon da und untersuchen die einzelnen Früchte. Schone,
g:-oße Schaustücke von 100 Gramm und mehr Gewicht sind
am meisten in Gefahr, da sie bei eintretender Reife den
stärksten Duft ausströmen.
Will man diese Paradestücke
unversehrt ernten, so muß
man sie schon ein paar Tage
vor der Reife abnehmen, (über-
haupt muß zu dieser Zeit
täglich nachgesehen werden,
und alle Früchte, die kurz
vor der Reife stehen, müssen
abgenommen werden, trotz-
dem aber werden unsere
Wespen doch schon ver-
schiedene Früchte schmack-
haft finden, die man noch
hängen ließ. Verschmäht
werden auch von diesen
Liebhabern die Stachelbeeren
nicht; besonders werden sie
im Spätsommer gerne auf-
Nyiiiphaea gigantea.
von Heinr. Heakel, Darmstadt, für
photogr. aufgeDommeQ.
Die Gartenwelt.
IX, 38
jÄ^'f.
Hornisse als Obstschädlinge.
Originalzeichnung für die „Gartenwelt"
gesucht und vollständig ausgesogen, sodaß im Herbste leere Hülsen
an den Sträuchern hängen. Mit Vorliebe suchen die Wespen
reifende Weintrauben auf, und da bei diesen die einzelnen
Beeren gewöhnlich nach einander reifen, kann es kommen,
daß sie ganze Trauben verzehren, wenn diese nicht rechtzeitig
geschützt werden. Da Weintrauben durchaus am Stocke
reifen müssen, gibt es keinen besseren Schutz für sie als
kleine Gazesäcke, die bei beginnender Reife über die Trauben
gezogen und zugebunden werden.*)
Jeder Obstzüchter muß, um die Wesjjenplage zu ver-
mindern, besonders im Frühling gegen diese Insekten zu
Felde ziehen. Man findet bereits im März einzelne große
Exemplare umherstreifend. Das sind überwinterte Mütter
oder Königinnen, von welchen jede einzelne am passenden
Orte eine Kolonie gründet, die dann im Sommer zu vielen
Hunderten angewachsen ist. Tötet man also im Frühlinge
eine Wespe, so verhindert man damit eine ganze Nieder-
lassung. Oft aber entdeckt man erst im Sommer in der Nähe
des Gartens das Wespennest, wenn die flinken Tierchen recht
emsig an der Arbeit sind. Da ist die Sache schon schwieriger,
zumal die überaus beweglichen Gesellen einen spitzen Stachel
führen und ihre Behausung tapfer verteidigen. Ein Zu-
werfen und Feststampfen des Eingangs mit Ei-de am Abend
nützt nichts, da meistens schon am nächsten Morgen ein
neuer Ausgang geschaffen ist. Ebensowenig hat es Zweck,
Wasser in den Eingang zu gießen, da die Röhre meistens
eine ganze Strecke in wagerechter Richtung führt und das
eigentliche Nest gewöhnlich höher hängt als der Eingang
liegt. Überhaupt sterben die Wespen nicht so leicht im
Wasser. Vor zwei Jahren hing unter dem überstehenden
Dache meines Hausos ein ziemlieh großes Wespennest, das
frühmorgens, als noch alle daheim waren, in einen Sack ge-
stoßen wurde. Um die Tiere schnell zu töten, wurde der
zugebundene Sack gegen 10 Minuten unter Wasser gedrückt.
Aber als ich dann den Sack untersuchte, waren die meisten
Wespen lebendig und wollten herauskriechen. Da zufällig
kochendes Wasser bereit stand, wurde der Sack da hinein-
gedrückt und die Wespen waren sofort tot.**) Am sichersten
*) Anmerkung der Redaktion. Ein sehr umständliches
und oft nutzloses Verfahren.
**) Anmerkung der Rodaktion. An SpaUeren, Bäumen,
Dächern etc. befindliche Wespennester brennt man am besten am
späten Abend, wenn alle Wespen im Nest sind, mit einer Stroh-
fackel ab.
vernichtet man die in Erdhöhlen hausenden Kolonien, wenn
man frühmorgens einen brennenden Schwefellappen eine
Strecke in den Eingang .schiebt nnd dann die Öffnung mit
Erde schließt. Waren noch alle daheim, so wird sieh keine
Wespe wieder zeigen.
Sind die Wespennester nicht auffindbar und die Be-
lästigung wird groß, so muß man zum Fangglas greifen.
Es sind für diesen Zweck besondere Gläser konstruiert; ich
bin jedoch mit einfachen Glashäfen oder Einmachgläsern, wie
sie sich in jedem Haushalt finden, gut fertig geworden. Als
Lockmittel tut man mit Wasser verdünnten Fnichtsaft oder
Honig hinein und befestigt mit Draht die Gläser an solchen
Stellen, wo die Insekten besonders zahlreich anfliegen. Nach
einigen Tagen werden die Gläser von den toten Wespen ge-
reinigt und wieder neue Lockspeise hinein getan.
Ähnlichen Schaden als die Wespen richten die Hornisse
an, doch kommen diese Tiere seltener vor; dafür aber legen
sie ihre Kolonien gerne in hohlen Bäumen und anderen xm-
zugänglichen Orten an, und man kann daher selten an eine
Vernichtung gehen. Im letzten Sommer waren in der Nähe
meiner Wohnung zwei Hornissenbaue und ich konnte daher
eingehend das Leben imd Treiben dieser Insekten beobachten.
Nur selten stellte sich eine Hornisse bei den Pfirsichen ein,
bei den Beerenfrüchten gar nicht. Als wirkliche Obstliebhaber
entpuppten sich diese Tiere erst von Mitte September an, als
die ersten Birnen in meinem Garten reiften. Von dieser
Zeit an fand ich sie in großer Zahl an den Birnen schaben.
Sie wählten regelmäßig die größten und reifsten Früchte, und
bald hing eine ganze Zahl halber Birnen am Baum, andere
fielen zur Erde und wurden hier weiter benagt. Das An-
sclmeiden der Frucht schien den Hornissen einige Mühe zu
machen, denn sie suchten gerne solche Birnen auf, die bereits
angeschabt waren. Oft saßen zwei Hornisse zugleich auf
einer Frucht imd ließen es sich gut schmecken, während
eine dritte vergebens versuchte, noch festen Fuß zu fassen.
Ganz erstaunt war ich jedoch, als ich eines Tages noch über
30 dieser großen Insekten tot unter dem Baume
fehlte dafür zunächst
jegliche Erklärung, bis
ich sah, wie zwei Tiere,
die sich mit den Füßen
fest gepackt hatten und
sich nun gegenseitig
mit den scharfen
Stacheln bearbeiteten,
vom Baume kollerten.
In der Hitze des Kam-
pfes wurden beide
durch einen Fußtritt
getötet. Bei weiterer
Beobachtung sah ich
häufiger, daß zwei Hor-
nisse bei der Mahl-
zeit uneinig wurden
und dann mit scharfen
Waffen einen Gang auf
Leben und Tod mach-
ten. Da in der Nähe
zwei Kolonien waren,
denke ich, daß die ganz
erbittert kämpfenden ^ ^,^ Obstschädlinge.
Tiere aus verschiedenen OriginaUeiAnnng für die „Gartenwelt-
Mir
IX, 38
Die Gartenwelt.
Behausungen stammten, am Geruch sich als
Fremdlinge erkannten imd als grimme Feinde
auf einander losgingen. Der wütende Kampf
der Gegner endete meisteus mit dem Tode
beider. So scheinen diese Tiere einen wirk-
lichen Vernichtungskampf gegen einander
zu führen, sobald sie mit fremden Kolonisten
zusammentreffen. Oder sollte es Brodneid
sein, was die Tiere zum Kampfe treibt?
Wohl schwerlich, da noch eine ganze Reihe
angeschnittener Birnen am Baume hing. Wenn
der Schaden, den die Hornisse stiften, bei
Hochstämmen auch noch zu verschmerzen
ist, so kann er bei wertvollen Spalierbirnen
doch z\iweilen recht empfindlich werden. Man
tut daher gut, schon im Frühling sein Auge
auf diese Obstliebhaber zu richten, da man
dann auch mit jeder Hornisse, die man
tötet, eine ganze Niederlassung verhindert.
An Äpfeln finden Wespen und Hornisse
anscheinend keinen Geschmack, denn sie probierten sie nur.
In allen Gärten kommt mehr oder weniger zalilreich der
Ohrwurm vor, eines der nützlichsten Insekten im Haus-
halte der Natur, der unter normalen Verhältnissen ausschließ-
lich tierische Nahrung nimmt und eine Unzahl Eier, Larven,
Püppchen usw. von Schädlingen verzehrt. Allgemein bekannt
ist auch von diesem Gesellen, daß er gelegentlich als
Vegetarier Dahlien- und Cluysanthemumblüten kostet und
diese durch Benagen verunziert. Als Feinschmecker in Obst
lernte ich im letzten Herbste den Ohrwin-m kennen. Als
ich Ende September den Mecklenburger Kantapfel, eine
feine Lokalsorte, pflückte, fand ich, daß viele Früchte am
Stielende angenagt waren. Bei weiterem Pflücken zeigten
sich immer unmittelbar unter dem Laubwerk, das das Stiel-
ende deckte, ein oder melirere Ohrwürmer, wovon ich einige
noch bei der Mahlzeit ertappte. Bei der ungeheuren Dürre
des letzten Sommers hatten die Tiere wohl nirgends feuchte
Stellen, die sie sehr lieben, mehr finden können und dann
schließlich unter dem Laube Unterschlupf gesucht. Bei be-
ginnender Reife gefiel ihnen wohl der Apfelduft, oder auch
mangels anderer Nahrung wurden sie hier gelegentliche
Vegetarier und Obstliebhaber. Wohl gegen zehn Liter der
besten Früchte zeigten kleine Fraßstellen und mußten sofort
in der Küche verwendet werden. Auch beim Eve- Apfel
waren einige angefressen, bei anderen Sorten nicht. Da ich
den Ohrwurm früher nie als Obstfreund kennen lernte, ver-
zeihe ich ihm gerne seine Missetat und hoffe, daß auch andere
Obstzüchter, die ähnliche Erfahrungen machten, kein scharfes
Urteil über ihn fällen. Keineswegs aber darf der Obstgärtner
den Ohrwurm vernichten, damit würde er sich selbst den
größten Schaden zufügen.
Auch unter den Schmetterlingen, die sonst mir duftende
Blumen umgaukeln imd hier den süßen Nektar schlürfen,
finden sich zuweilen einmal Obstfreunde. Wiederholt hatte
ich Gelegenheit zu beobachten, wie der Admiral sich an
Pfirsichen und süßen, reifen Birnen gütlich t<it. Jedoch
können diese Tiere nur dann Obst naschen, wenn dasselbe
vollständig reif und die äußere Schale durch andere Insekten
weggeschabt ist. Einen wirklichen Schaden können also die
Schmetterlinge niemals anrichten, und wenn diese buntbe-
schwingten Tiere hin und wieder einmal zu Obstfreunden
werden, mag man ihnen den Genuß und das Vergnügen gönnen.
Ohrwürmer als Opstschädlinge,
Originalzeichnung: für die „Gartenwelt".
Gärtnerische Reiseskizzen.
Aus meiner Reisemappe. In Hameln.
Vom Herausgeber.
L/as Dampfroß führt den Rei-senden oft über
gewaltige Strecken unaufhaltsam dem Reiseziel
entgegen. Was dazwischen liegt, bleibt meist
unbeachtet, und das ist bedauerlich. An manchem
herrlichen Fleckchen Erde fährt man zehn- und
zwanzigmal voräber, bis man bei dem chronischen
Mangel an Zeit, dem häufig ab;;uhelfen wäre,
einmal ein ' Herz faßt und aussteigt. Wie oft
habe ich auf der Fahrt von Berlin nach Köln die
schöne Weserstadt Hameln gekreuzt. Als ich
h^tzthin von Köln auf der Rückreise nach Berlin
liegriffen war, kam mir der Gedanke, Hameln
i'iu Stündchen zu opfern, vornehmlich, um dem
Staudenzüohter Herrn Heinrich Junge einen
Besuch abzustatten. Mein Zug ging aber über
Hannover. In Hamm übergab ich am Bahnhof
dem ersten be.sten Bahnbeamteu ein Telegramm
an die Fahrkartenausgabe in Löhne,*) welches die Bestellung einer
Löhne an den Zug
-Hameln enthielt, die
Rückfahrkarte Löhn
gebracht wurde.
Hameln, das durch seinen sagenhaften Rattenfänger eine
gewisse Berühmtheit erlangt hat, weist eine Einwohnerzahl von
etwa 20 000 auf, macht aber einen bedeutend größeren Eindruck, da
es recht weitläufig gebaut ist. Im Wesertale breitet es sich
malerisch, von hübsch bewaldeten Höhen umgeben, aus. Die Straßen
sind sauber, die Häuser freundlich, öffentliche Gartenanlagen da-
gegen nur in geringem Umfang und in sehr primitiver Verfa.ssung
vorhanden: es soll noch am nötigen Kleingeld zur Besoldung eines
Stadtgäi-tners fehlen und deshalb sind Plätze und Straßenpflanzungen
dem städtischen ßauamte unterstellt, das sie durch einen unter-
geordneten, auch den Straßenbau versehenden Beamten „bear-
beiten" läßt.
Mau hat ausgerechnet, daß in der Reichshauptstadt auf je
tausend Einwohner ein Arzt entfällt; in Hameln kommt dagegen auf je
tausend Einwohner ein Handelsgärtner. Bei zwanzigtausend Ein-
wohnern gibt es dort rund zwanzig Handelsgärtner, von denen
viele auch Blumengeschäftsinhaber sind ; in einer Straße fand
ich in drei nebeneinander liegenden Häusern moderne Blumen-
geschäfte. Alle diese Handelsgärtner betreiben mit einer Ausnahme
ausschließlich Platzgeschäft. Die Ausnahme stellt Herr Heinrich
Junge dar, der Platz- und Versandgesohäft zugleich hat. Die Ver-
sandabteilung bilden die Staudenkulturen. Herr Junge ist seit acht
Jahren etabliert und bestrebt, sein Geschäft aus kleinen Anfängen
empor zu bringen; er hat, wie so manch anderer Staudenzüchter
der jüngeren Generation, das Interesse für diese Gewächse und
daneben auch seine kleine Frau von England mit nach Deutschland
gebracht.
Der Boden ist in Hameln für Stauden nichts weniger als
günstig; er ist ein zäher toniger Mergelboden, der in der Hitze und
Trockenheit so hart wird, daß es unmöghch ist, von einer Scholle
auch nur ein Bröckchen abzubrechen oder abzuschlagen. An vielen
Stellen sind die angepflanzten Stauden bald wieder zugrunde ge-
gangen, sodaß Herr Junge auf systematische Bodenverbesseruiig
bedacht sein muß. Infolge der frühen Jahreszeit blühte bei meiner
Anwesenheit in Hameln noch verhältnismäßig wenig. Iberis, nament-
lich die prächtige neue, gedrungen gewachsene Iberis sempervirens
„Weißer Zwerg^\ ferner Doronieum caueasicum und plantagineum
standen in vollem Flor, sodaß die größere Schönheit des letzteren
unverkennbar hervortrat. Die Doronieum sind als Frühlingsblüher
bekannt, ihre Blüten liefern auch ein schätzenswertes Bindematerial,
allerdings nur da, wo sie an Ort und Stelle verarbeitet werden
*) Derartige Telegramme kosten stets nur 25 Pfennige.
Die Gartenwelt.
IX, 38
Iris pumila-Sorten
lunge, \{
Ori^nalaufnahme für die „Gartenwelt'*
können, da sie zur natürlichen Blütezeit im Mai nicht mehr ver-
sandfähig sind. Besonderes Augenmerk richtet Herr Junge auf die
Verbesserung der Staudenastern und haben wir ja bereits in diesem
Jahrgang neben Textabbildungen auch eine Farbentafel seiner neuesten
und besten Züchtungen gebracht. Angepflanzt fand ich neben alt-
bewährten Sorten auch fünftausend Sämlinge eigener Zucht, die erst
noch zeigen sollen, was sie sind. Verhältnismäßig groß sind die
Bestände an Schwertlilien, Jris, speziell Iris pumtlaSorteo, darunter
befinden sich viele Sämlinge eigener Zucht, die aber noch nicht dem
Handel übergeben sind. Diese frühblühenden Iris standen gerade
in vollem Flor. Herr Junge hat aber auch Iris pumila mit Iris
germanica-Y arietäten gekreuzt und zwar mit gutem Erfolge. Die
daraus hervorgegangenen Sämlinge sind auf einem separat liegenden
Grundstücke ausgepflanzt und bereits zu starken Stauden heran-
gewachsen. Der Abstammung entsprechend, fällt die
Blütezeit etwas später als bei den reinen pumila-Sorten.
Diese Hybriden stehen in der Größe zwischen pumila
und germanica, sind also niittelhoch, aber immer noch
gedrungen genug, um für Einfassungen verwend-
bar zu sein. Die Blütenstiele sind kräftiger und länger
als bei Iris pumila. Schade, daß die einzelnen Blüten
der Iris, die man auch die Orchideen des freien Landes
nennt, nur von kurzer Dauer sind. Trotzdem lassen
sie sich für Bindezwecke, namentlich für Gesohenkstücke,
verarbeiten.
Als Mitglied der Deutschen Dahlien-Ge-
sellschaft betreibt Herr Junge auch die Kultur der
Edeldahlien in größerem Umfange. Die Knollen
waren bei meiner Anwesenheit bereits ausgepflanzt.
In Rücksicht auf den schlechten, harten Tonboden muli
für jede Knolle ein großes, mit guter Erde zu füllen-
des Pflanzloch ausgehoben werden.
Einen neuen Zweig der Jungeschen Gärtnerei
bilden die Wasserpflanzenkulturen. Sie werden hier in
ebenso einfacher als praktischer Weise in großen
halbierten, bis ziemlich zum Kand eingegrabenen ameri-
kanischen Schmalztonnen kultiviert. Der Preis einer
derartigen halben Tonne stellt sich auf sechs Mark.
Diese Kulturmethode bietet dem Züchter am meisten
Aussicht, konstante Nachzucht aus Samen zu erzielen.
Man läßt die reifen Samen einfach zu Boden sinken und
auskeimen, um sie dann gesondert zu pikieren, was
nicht möglich ist, wenn man z. B. verschiedene Nymphaeen-
hybriden im gemeinsamen Bassin kultiviert.
Bei der Besichtigung der Kulturen fiel mir auf, daß
fast allenthalben die Etiketten fehlten. Herr Junge er-
klärte mir aber, daß ihm das Etikettieren der Pflanzen
zu unsicher sei und er deshalb über jedes Quartier ein
besonderes Quartierbuch führe, in welches die ein-
zelnen Sorten in der Reihenfolge ihrer Anpflanzung ein-
getragen sind. Findet in dem betreffenden Quartier eine
Veränderung statt, so wird auch das Quartierbuch
entsprechend geändert. Diese Quartierbücher hat Herr
Junge, wie er mir weiterhin erzählte, schon während
seiner Lehrzeit in der Baumschule von Sc hiebler &
Sohn in Celle kennen gelernt. Mir waren diese Mit-
teilungen sehr interessant, da ich auch auf meinem
Grundstück von der Etikettierung in diesem Jahre ab-
gekommen bin und alle Aussaaten und Anpflanzungen
in ein besonderes Heft so eingetragen habe, daß ich
jederzeit mit Leichtigkeit jede einzelne Sorte feststellen
kann. Ich bin dazu gekommen, nachdem ich festgestellt
hatte, daß die Aluminium-Anhängeetiketten weder
der Witterung noch den Hej-bststürmen standhalten. Die
Ösen reißen aus und die leichten Dinger fliegen auf
Nimmerwiedersehen davon. Stecketiketten faulen
lasch, weiden von Krähen aus dem Boden ge-
rissen oder durch den Win terfrost ausgehoben.
Von allen Stecketiketten meiner Rosenveredlungen, die
15 cm tief im Boden steckten, hat nicht ein einziges dem vergangenen
milden Winter Stand gehalten. Für Standpflanzen empfehle ich Por-
zellanetiketten mit eingebrannter Schrift. Der beste Dralit zu ihrer
Befestigung ist verzinkter Eisendraht; mit Bleidraht befestigt,
reißen sie bei Sturm aus, während Messingdraht schon nach fünf
bis sechs Monaten unter dem Einfluß der Witterung mürbe und
brüchig wird.
Nachdem mir Herr Junge seine Herrlichkeiten gezeigt hatte,
führte er mich zur Bahn, wo ich gerade noch rechtzeitig ankam,
um meinen Zug vorüberfahren zu sehen. Ich mußte nun gute
Miene zum bösen Spiel machen und die Nacht in Hameln bleiben.
Der Nachmittag wurde zu einem interessanten Spaziergang in die
Umgebung von Hameln verwendet, der u. a. auch Gelegenheit bot,
die in einigen Privatgärten stehenden Koniferen von unvergleich-
Durui;
Miiin, im \'iirdcrgruiicl ibcris scinjjervircns
in der üartnerei \oii lleinr. junge, Hameln.
Origiualaufoahme für die „Gartenwelt".
.Weisser
IX, 38
Die Gartenwelt.
lieber Schönheit zu bewundeni. Reich an seltenen Laubgehölzen
und Koniferen in sehr starken Exemplaren ist der sogenannte
Ohrberg bei Hameln, über dessen Herrlichkeiten bereits im fünften
(1901), Seite 500 der „Gartenwelt" berichtet wurde.
Skizzen aus der RiUlerstadt Wiesbaden!
Von Gartentechniker Friedrich Schwartz, Düsseldorf.
Xn einer Zeit, wo grade in AViesbaden der Name des großen
Dichters Friedrich von Schiller so viel genannt wird, möge auch hier
ein Wort von ihm zitiert werden: „Das Alte fällt und neues Leben
sprießt aus den Ruinen!"'
Mit Schrecken bemerkt nämlich der Fremde, welcher die alte
Bäderstadt Wiesbaden besucht, daß das alte Kurhaus, welches fast
100 Jahre lang (es wurde 1808 erbaut) der Anziehungspunkt vieler
Reisender war, vom Erdboden verschwunden ist. Nur einige alte
Säulen und Bruchteile des Giebeldreiecks sind als
Erinnerung an verschwundene Herrlichkeit in den
Anlagen am Warmen-Damm, neben dem königlichen
Theater, wieder aufgebaut worden. Die Anlagen un-
mittelbar hinter dem ehemaligen Kurhause sind dem-
entsprechend auch beinahe in eine Wüste verwandelt
worden. Die Teiche stehen ohne Wasser und mäch-
tige Erdhaufen verunzieren die Landschaft. Doch
wird man sich trösten, in zwei Jahren wird auch
auf dieser Stelle in neuen Anlagen der internationale
Verkehr wieder auf und nieder wogen können.
Um nun aber den Ansprüchen der Badegäste
auch in diesem Jahre gerecht werden zu können, ist
aus dem ehemaligen Paulinenschlößchen, in unmittel-
barer Nähe des alten Kurhauses, im Laufe der
letzten Jahre ein Kurhausprovisorium (1902 — 1904)
hergerichtet worden.
Dies Schloß gehörte früher dem Großherzog
Adolf von Nassau, stand aber seit 1866 unbewohnt und
leer und wurde in den neunziger Jahren von der Stadt
erworben. 1902 wurde mit der Renovierung begonnen.
Bis zu dieser Zeit hat kaum eines Menschen Fuß
das Gebäude und seine umgebenden Anlagen betreten.
Am Gebäude mußten bedeutende bauliche Veränder-
ungen vorgenommen werden, um Säle, Veranden und
Restaurationszimmer zu schaffen. Die früheren An-
lagen waren zu wildem Gestrüpp zusammengewachsen,
Wege überhaupt nicht mehr zu erkennen.
Unter Leitung des Stadtobergäi-tners Herrn C.
Weber wurden nun die neuen Anlagen hergestellt.
Hoch oben am steilen Bergeshang liegt das jetzige Kurhaus.
Schön hebt sich das weiße Gebäude mit seinen Balustraden von den
smaragdgrünen Rasenflächen ab und das jungfräuliche Maiengrün der
Bäume bildet einen gut zum Bilde abgestimmten Rahmen.
Eine breite Serpentine mit einer nur sechs prozentigen Steigung
für den Wagenverkehr führt an Felspaiüen vorüber vor die Haupt-
front des Kurhauses. Bis zwei und einen halben Meter tief schneidet
der Fahrweg in das Gelände ein, begleitet von einem sanft an-
steigenden und einem steileren Fußwege. Fortwährend wechselnde
Bilder, hervorgezaubert durch plätschernde Wasserfälle und über-
wachsene Felsen, eingebettet in das alpine Terrain, fesseln beim Auf-
stieg das Auge des Beschauers.
Für die Wegeführung und deren Anlage war maßgebend, daß
so viel als möghch Stufen vermieden werden mußten, da sowohl
Kranke wie Gesunde und Genesende ohne Anstrengung den Aufstieg
zum Plateau machen wollen. Deshalb führt neben jedem kurzen
Wege mit stärkerer Steigung und teilweise mit Stufen noch ein
zweiter längerer in Biegungen und Windungen ohne Stufen bis
zur Höhe.
Bei der Nouanlage zeigten .sich ganz bedeutende, nicht vorher-
gesehene Schwierigkeiten. Einmal war der Boden, welcher fast rein
Lette ist, sehr schwer zu bearbeiten. Als zum Beispiel die Serpentine
fast fertig war, kam die obere Böschung ins Rutschen. Das Erdreich
mußte daher künstlich befestigt werden. Das geschab auf folgende
Art und Weise. Über das ganze Gelände wurde ein starkes Draht-
netz gelegt mit ungefähr einem Meter Maschenweite und alle Meter
mußte ein starker langer Bolzen tief in die Erde getrieben werden,
um ein Rutschen auszuschließen. An besonders steilen Stellen wurden
auch große Ankerplatten eingelassen. In diesem Netze hängen nun
die Fels- und Gesteinsmassen, an der einen Stelle, an einer dreizehn
Meter hohen Böschung, mit zirka 4,5 " Neigung. Die Bepflanzung der
Felspartien geschah durch Stauden und Rankengewächse, welche sich
in der Blüte folgen, sodaß das ganze Jahr über ein Blütenflor vor-
handen ist.
Auch die Anlage von möglichst großen, wagerechten Plätzen an
dem steilen Bergeshange, zum Aufenthalte für das Publikum bei
Konzerten und anderweitigen Veranstaltungen, erforderte viel Arbeit,
Mächtige Erdrnassen mußten bewegt werden, um eine solche Fläche
östlich des Kurhauses von zirka 2500 qm für 2400 Personen zu
Doronicutn plantagineum in der Handelsgärtnerei von Heinr. Junge, Hameln.
Originalaufnahme für die „Gartenwelt"
schaffen. Ungefähr 18 m höher als diese Terrasse liegt eine zweite
für 800 Personen, welche aber im wagerechten Abstände gemessen
nur zirka 8—10 Meter von der unteren entfernt ist. Daraus ist
auch ersichtlich, wie viel Mühe auf das Befestigen der Böschungen
verwendet werden mußte, bei diesem starken Gefälle und dem leicht
rutschenden Boden.
Aber trotz all dieser schwierigen Verhältnisse sind alle Aufgaben
in vollstem Maße glänzend gelöst und es bietet diese Anlage für
jeden Besucher, ob Fachmann oder Laie, sehr viel Anziehendes und
auch reichen Ersatz für die auf einige Zeit verlorenen Anlagen am
früheren Kurhause.
Eine andere imposante Anlage Wiesbadens ist das Nerotal,
welches nun schon seit sieben Jahren fertig gestellt ist. Unter dem
Einfluß der vielen Sonne, reichlicher Feuchtigkeit, gutem Boden und
sorgsamer Pflege haben sich sämtliche Pflanzen ausgezeichnet ent-
wickelt und stehen in üppigem Wachstum.
Mit Freude läßt das Auge den Blick schweifen über lange
Rasenbahnen, weiche von plätschernden und glitzernden Wasserläufen
durchzogen werden. Malerisch angelegte Weiher tragen viel dazu
bei, die Anlagen zu beleben. Schöne Felspartien, eingesprengt in
Busch und Rasen, von Rankengewächsen und Stauden überwuchert,
Die Gartenwelt.
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verschönem die einzelnen Bilder und Sichten. Eine bunte Menschen-
menge wogt auf den breiten Wegen auf und nieder, und belebt die
Landschaft in manchmal überreichen Maßen.
Aber nicht nur an landschaftlichen Bildern und künstlerischen
Motiven ist diese Anlage so reich, auch für den Dendrologen bietet
sie viel Sehenswertes. Man sieht hier Trupps von Picea exeelsa
viminalis, prächtige Exemplare von Abtes concolor violacea, Cedrits
Ldbani ylauca, Pseudotsttga Domjlasi, Picea alcockiana, überaus
reichblühende Prunus- und Pirus-kviea, Baccharis halimifolia,
Indigofera gerardiana, syn. Dosua und viele andere schöne Gehölze.
Mit ihrer Umgebung steht die Anlage in gutem Einklang und
fällt in keinem Teile aus dem Rahmen der sie umgebenden Land-
schaft. Die Verbindung mit dem Häusermeer der Stadt wird durch
die Villenviertel, einer Gartenstadt, gebildet, welche zu beiden Seiten
des Tales hoch die Berge hinanklimmen und teilweise oben an den
Wald grenzen. Der höchste Teil der Nerotalanlage geht schließlich
in das noch nicht künstlich verschönerte Nerotal über, welches aber
dennoch so unendlich viele Reize bietet, die nicht durch Menschen-
hand künstlich gesteigert zu werden brauchen, um jeden zu be-
geistern, welcher nur etwas Empfinden in seiner Brust trägt.
Überhaupt ist die nächste Umgebung Wiesbadens, welches im
Talkessel gebettet, von den Vorbergen des Taunus eingeschlossen ist,
überaus reich an reizvollen Bildern und überallhin kann man ohne
große Anstrengungen auf gutgepflegten Wegen gelangen.
Wie berauschend wirkt ein Bhck vom Neroberge: Vor mir
breitet sich das Häusermeer der Stadt aus mit seinen tausend
Türmchen, Erkern und Spitzen der vielen Villen, zu meinen Seiten
und hinter mir senkt sich der tiefblaue Himmelsdom auf die be-
waldeten Höhen des Taunus und in der Ferne zieht einem breiten
Silberbande' gleich der sagenumwobene Rhein durch die gesegneten
Gefilde des Rheingaues: ein wahrhaft entzückendes Bild.
Nicht minder schön ist ein Blick vom Augusta Victoriatempel
aus in das Adamstal, wo sich so recht der Charakter der Taunus-
landschaften erkennen läßt. Wohltuend für Seele und Auge wirken
die tief im Tale sich ausbreitenden sniaragdgränen Laubmassen der
herrlichen Buchenwaldungen. Kulissenartig schieben sich Berge vor
Berge und lassen so die Perspektive schier endlos erscheinen.
Und zu all diesem Schönen gesellt sich noch der Frühling mit
seinem neu erwachenden Treiben, und Leben scheint ein jeder Baum,
ein jeder Strauch zu atmen. Doch stille wirds allmählich:
Es senkt die Nacht sich leis auf die Natur,
In frommer Andacht nun verstummt die Kreatur.
Ein letztes Säuseln nur noch in der Bäume Zweigen
Singt allem Leben noch ein leises Schlummerlied,
Und fern verhallt im allgemeinen Schweigen
Der Schritt des Wandrers, der vorüberzieht.
Stauden.
Etwas vom Edelweiß.
Von F. Rehnelt, Großh. Garteninspektor, Gießen.
(Hierxu xwei Abbildungen.)
Man sollte eigentlich annehmen, dass dem Edelweiß
der Nimbus der Unnahbarkeit genommen sei, seitdem auf
jeden Berg, der über 1800 m hoch ist, eine elektrische Bahn
führt und seitdem man es im Garten wie Steckrüben ziehen
kann. Daß dem aber nicht so ist, beweisen die in zu-
nehmender Häufigkeit stets wiederkehrenden Unglücksfälle,
bei denen man die bedauernswerten Opfer mit einem armen
Sträußchen der weißwolligen Blüten in den zerschmetterten
Händen aus dem Abgrunde aufhest. Vom menschlichen
Standpunkte aus müßte man eigentlich wünschen, daß der
Zeitpunkt beschleunigt würde, an dem das letzte Edelweiß-
pflänzchen aus Unverstand ausgerottet ist. Es wird wohl
auch bald dazu kommen, wenn erst jeder Tourist .seinen auf
jede Höbe einstellbaren Gasbehälter im Rucksack führt, welcher
ein gelegentliches Schweben an steilen Felswänden gestattet.
Dann erst werden die alpinen Gärten ihre segensreiche Tätig-
keit entfalten und von reichen Staatsmitteln und dem Ver-
ständnis des Publikums unterstützt, die Wiederaufforstung
mit Almenrausch und Edelweiß in die Hand nehmen. Gegen-
wärtig ist die Ausrottung — im großen wenigstens — unter
Strafe gestellt, und wenn es auch nicht viel hilft, denn das
Verbotene reizt imd die Behörden drücken unter Umständen
die Augen zu, so ist es doch ein Beweis mehr, daß gerade
das Edelweiß sich einer Beliebtheit erfreut, wie wenige andere
Pflanzen. Gibt es doch in den Alpen eine ganze Anzahl
.schöner und seltener Arten, die des behördlichen Schutzes
gegen Ausrottung durch Sammler, Händler und eifrige Botaniker
noch weit bedürftiger wären. Ich erinnere nur an Eritrichium
nanum, den Himmelsherold, die seltene Primula Forsten,
Ärtemisia spicata, Qentiana lutea, punctata, pannonica und
purpurea.
Dieses lebhafte Interesse, das weit über die dem Berg-
sport huldigenden Kreise hinaus reicht, sollten sich unsere
Gärtner mehr zunutze machen. Ein Topf mit blühendem
Edelweiß wird stets gern gekauft werden, und in der Blumen-
binderei gibt es für seine Verwendung kaum eine Beschränkung.
Als Körbchen, als Phantasiestück, im Strauß oder Kranz, für
sich allein oder mit anderen Blumen geschickt zusammen-
gestellt, wirkt es stets vornehm und eigenartig. Nun wird
man mir auf meinen Vorschlag aber folgendes entgegen halten:
Erstens sei das Edelweiß schwer zu ziehen, zweitens sei es
nicht rein genug in der Farbe und drittens sei es zu kurz-
stielig. Keines trifft zu: denn erstens wächst das Edelweiß
in leichtem, womöglich sandigem Boden ebensogut wie hundert
andere Freilandpflanzen. Man setze dem Erdreich etwas Torf-
mull und [reichlich Kalkschutt zu. Die feinen Samen werden
im April oder Mai in Schalen gesät, die Sämlinge im ersten Jahr
pikiert und im darauf folgenden Frühjahr an Ort und Stelle
in recht sonnige Lage gepflanzt. Aber nie gebe man sich
mit ausgerissenen Pflanzen ab. Die Mühe wird meistens
vergeblich sein. Hat man, um zu Punkt zwei zu kommen,
den Kalkschutt nicht vergessen, so werden die sich bald
entwickelnden Blüten auch rein in der Färbung, d. h. weiß
sein. Man hat dann nur nötig, darauf zu achten, daß die
Blumen beim Gießen oder Spritzen nicht naß gemacht werden.
Besonders schädlich ist dies bei Sonnenschein, die Blumen
■werden dann gelbbraun, während Bogen nicht schadet. Man
darf die Blumen auch nicht zu alt werden lassen, sie werden
sonst grau, ganz wie in den Alpen auch. Dies wären die
beiden ersten Punkte; wie dem dritten Einwand zu begegnen
sei, werden wir gleich sehen:
Bekanntlich hat das Edelweiß Leontopodium alpinum
eine außerordentlich weite geographische Verbreitung. Wie
die Menschen sich verändern, wenn sie unter anderen Himmels-
strichen sich ansiedeln, so hat auch das Edelweiß andere
Formen und Eigenschaften angenommen. Man unterscheidet
als Unterarten des Alpenedelweißes 1. var. transsylvanieum,
das Sieben bürger Edelweiß. Es wächst sehr willig, entAvickelt
größere Blüten und hat den Vorzug, regelmäßig im Herbst
noch einmal und zwar sehr schön zu blühen. 2. var. altaictim,
das Edelweiß des Altiii. Dieses bringt kleinere, gut geformte
Blüten auf schlanken Stielen. 3. var. himalayanum, das
Edelweiß vom Himalaya. Dies ist die Sorte, welche ich
speziell als für Bindereien geeignet empfehlen möchte. Es
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Die Gartienwelt.
453
blüht sehr reich, wächst besser als
unser echtes alpinum, treibt niittel-
gioße, edel geformte Blüten und ist
längste ngelig, bis 30 cm, und diese
Länge dürfte für die meisten feineren
Bindereien genügen. Die Blütezeit ist
Juni und Juli.
Außer dem echten Edelweiß mit
seinen vorstehend aufgeführten Formen
kennt man noch das sibirische oder
Steppen-Edelweiß, Leontopodium sibiri-
cum. Es wächst ebenfalls sehr willig,
aber die dicken Blütenköpfe sind zu
schwerfällig, nni schön genannt werden
zu können. Leontopodium japonicum,
das japanische Edelweii5, hat glatte,
unbehaarte Hüllblätter, ist also grau
und grün und mehr interessant als
schön. Dann hat man noch zwei Edel-
weißarten in Südamerika auf den Anden
entdeckt. Leontopodiimi linifolium und
L. motioicum. Auch in Neuseeland ist
eine Art L. meredithae vertreten.
Zum Schluß noch einige Worte über
die australischen Edelweiße. Es ist nicht eine, wie gewöhnlich
angenommen, sondern es sind zwei recht verschiedene Arten.
Beiden ist die charakteristische Edelweißform eigen, obgleich sie
nicht zu den Kompositen wie das echte Edelweiß, sondern
zu den Doldengewächsen gehören und mit unsern Sterndolden
oder Astrantien und den Edeldisteln oder Eryngium verwandt
sind. Die eigentlichen kleinen Blüten stehen in halbkugeligen
Knöpfen zusammen. Dm diese breiten sich strahlenförmig
die weißfilzigen oder samtartigen Hüllblätter aus, die Edel-
weißform täuschend nachahmend. Obenstehende Abbildung
stellt das kleine australische Edelweiß, Actinotus leucoce-
phalus, Bth. dar. Der Samen davon wird in diesem Jahre
zum erstenmale von Haage & Schmidt in Erfurt zu mäßigen
Preisen angeboten. Die zweite Abbildung ist Actinotus
Helianthi, Bth., das große australische Edelweiß. Beide sind
einjährig, müssen spätestens im März ausgesät und sonnig
kultiviert werden. Vielleicht gibt im nächsten Jahrgang
jemand nähere Auskunft über die Kultur dieser in jeder
Hin.sicht interessanten Pflanzen.
Kleine?^ australisches
Edelweiß (Actinotus
leucocephalus)
Landschaftsgärtnerei.
Über die Schreibweise beim Krokieren.
Von Louis Kniese, Gaiteningenieur, Coburg.
(Bierxu mei vom Verfasser für (/w Oartenwelt gefertigte Zeiclmungeii.)
i/er nachstehende kleine Artikel ist nicht in der Absicht
geschrieben worden, Neuigkeiten zu bringen, sondern er hat
den Zweck, jüngere, im Vermessen weniger geübte Techniker
auf einige Punkte aufmerksam zu machen, die bei Ver-
messung größerer Flächen wohl beachtet werden müssen.
Der V^erfasser hat in einem Zeitraum von ungefähr sechs
Monaten Tag für Tag damit zugebracht, den Königl. Großen
Garten zu Dresden zu vermessen, und hat sich dabei von
der Wichtigkeit einer gut durchdachten Disposition und
einer geeigneten Auszeichnungsart hinreichend überzeugen
können.
Selbst bei der kleinsten Vermessungsaufgabe sollte man
nie versäumen, sich vor Beginn einen gründlichen Überblick
über das ganze Ten-ain zu verschaffen. Bei größeren, nicht
leicht übersehbaren Grundstücken ist dies unbedingt erforder-
lich, selbst wenn dabei Stunden aufgewandt werden müßten.
Der Verfasser hat oft halbe, ja selbst ganze Tage mit Aus-
probieren verbringen müssen, ehe das Meßliniennetz derartig
festlag, daß an eine eigentliche Aufnahme geschritten werden
konnte. Dieser Zeitaufwand wird durch nachheriges glattes
Arbeiten reichlich eingeholt. Die beim Disponieren ge-
fundenen Meßpunkte bezeichnet man sofort durch Fluchtstäbe
oder legt sie durch eingeschlagene mit Nummern oder Buch-
staben versehene Pfähle fest. Während dieser Arbeit zeichnet
man sich, am besten unter Zuhilfenahme eines kleinen
Winkels oder kurzen Lineals, das gefundene Liniennetz auf
Papier, wobei natürlich die einzelnen Meßpunkte über-
einstimmend mit den eingeschlagenen Pfählen bezeichnet
werden müssen. Bei ausgedehnten Vermessungen empfiehlt
es sich, die einzelnen Linien des Meßnetzes vor der eigent-
lichen Aufnahme einmal durchlaufend zu messen imd die
Längen im aufgezeichneten Netz zu vermerken. (Fig. 1.)
Zur Schreibweise möchte Verfasser folgendes bemerken: Die
Zahlen werden senkrecht zur Meßlinie geschrieben, wenn
dieselbe mehrere in gleicher Flucht liegende Meßpunkte
verbindet (A-H-F-E), dagegen auf die Linie, wenn diese
nur zwei Punkte verbindet (B-C oder G-E). Der kleine
Halbkreis bedeutet, daß die Linie in derselben Flucht
Großes australisches Edelweiß (Actinotus Helianthi).
Vom Verfasser für die „Gurtenwelt" gezeichnet.
Die Gartenwelt.
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weiterläuft, also einen Winkel von 180 " bildet, und dient
nur dazu, etwaige Zweifel bei der späteren Eeinzeichnung
zu beseitigen. Die Längen werden fortlaufend bis zum Ende
der ganzen Meßünie eingeschrieben.
Hat man nun dei-artig sein ganzes Liniennetz einmal
glatt durchgemessen, so schreitet man zur Einzelaufnahme,
die in der bekannten Weise mit dem Winkelspiegel oder
Winkelprisma erfolgt, wobei man zur Kontrolle die einzelnen
Linien in umgekehrter Weise wie bei der Netzaufnahme
mißt. Beim Krokieren der Einzellinien hat Verfasser fol-
gendes Verfahren für sehr praktisch befunden: Auf jedes
Krokiblatt kommt nur eine einzige Meßlinie, nur bei
sehr kurzen Linien können zwei aufgezeichnet werden. (Fig. 2.)
Hierdurch erhält die Aufnahme eine sehr große Klai-heit imd
Übersichtlichkeit. Der Verfasser bedient sich dabei der in
Fig. 2 angegebenen Schreibweise, die im städtischen Ver-
messungsamt zu Dresden üblich ist. Das Einschreiben der
Ordinatenzahlen erfolgt nach der in Fig. 1 gezeichneten Art,
die Abszissenzahlen werden dem Ausgangspunkt der Ordinaten
gegenübergesetzt, bei Ordinaten nach beiden Seiten un-
mittelbar darunter. Es wird hierdurch bedeutend an Platz
gespart und das Kroki selbst wird übersichtlicher. Der im
Ausgangspunkt der Ordinaten eingezeichnete kleine Viertelkreis
dient ebenfalls nur zur Kontrolle bei der Aufzeichnung.
Gebäudeecken oder sonstige Punkte, welche unbedingt genau
festgelegt werden müssen, werden außer durch eine Ordinate
noch durch eine kleine Konü-oUinie bestimmt. Verfasser
empfiehlt auch bei der Aufnahme im Freien, die Ordinaten
mit einem kleinen rechten Winkel zu ziehen, was übrigens
ebenso schnell geht als mit freier Hand. Zum Krokieren
genügt ein glattes Brettchen aus Lindenholz, welches an der
linken Seite mit einer schmalen Leiste zum Anlegen des
Winkels versehen ist und auf welches man die Blätter mit
Reißnägeln befestigt. Nach dem Überti-agen ins Reine werden
die Krokiblätter imd das Liniennetz zusammengeheftet und
für späteren Gebrauch aufgehoben.
An einem derartig durchgeführten Kroki wird man stets
seine Freude haben und auf etwaige Zweifel immer eine
klare Antwort finden. Die verschiedentlich geübte Methode,
sich vorher eine Terrainskizze zu machen und dann die
Meßlinien erst hineinzuzeichen, ist nur bei sehr kleinen
Vermessungen anwendbar, bei ausgedehntem Ten-ain,
wo man viel Einzelpunkte aufzunehmen hat, ist sie
vollständig unbrauchbar. Zum Schluß ist noch darauf
hinzuweisen, daß man nie versäumen darf, mehrere
Kontrollstrecken zwischen einzelnen weit auseinander-
liegenden Punkten aufzunehmen.
Fragen und Antworten.
Beantwortung der Frage No. 330. Welches sind
die besten literarischen Hilfsmittel zum Selbstunterricht im
Entwerfen und Zeichnen von Gewächshäusern, Mistbeeten,
Heizungsanlagen?
Ein Werk, das Ihnen in dieser Hinsicht nützlich sein
könnte, ist das Werk von Otto Sohnurbusch „Die prak-
tischen Kultureinrichtungen der Neuzeit", das in drei
Bänden ä 3, 6 und 7 Marü erhältlich ist. Sie finden darin
eine reiche Anzahl meist technisch richtiger Grundrisse und
Aufrisse von Gewächshäusern, Mistbeeten, Heizungsanlagen
und dgl., außerdem bietet der Inhalt viel praktisch Wert-
volles. Sie können das Werk ^
weit beziehen.
Beantwortung der Frage No. 331
Kultur
Verlag der Garten-
Anzucht
und Kultur von
Veilchenhoch-
stämmen?
Zur Anzucht
wähle man eine
großblumige,
reichblühende und
starkwachsende
Sorte. Die Stau-
don, respektive
Mutterpflanzen
tigen Frühjahr ge-
pflanzt werden. Im
Laufe des Soni-
mei-s bringen die-
selben Ranken von
30—50 cm Länge.
Beim Hacken und
sonstiger Bearbei-
tung ist sorgfältig
acht zu geben, daß
die Spitzen der
Ranken nicht ab-
gehackt oder gar
zertreten werden.
Im Oktober, wenn
die Vegetation zu
Ende geht, sind
die Stauden auf-
zunehmen; es wer-
den sich wohl 3
bis 5 Ranken ge-
bildet haben. Die
sind nun so ab-
zutrennen, daß ge-
nügend Wurzeln
daran bleiben. Zur
Überwinterung
werden die Ran-
ken im Freien je-
doch nicht zu eng
aneinander einge-
schlagen und bei
IX,
Die Gartenwelt.
Frosteiutritt mit Tanuenreisig zugedeckt, jedoch luftig. Im kom-
menden Mäiz — April werden nun die Ranken auf ein gut-
gedüngtes Beet gepflanzt; und um nun ein flottes Arbeiten zu er-
möglichen, im Quadrat von 30 cm und in 4 Reihen. Jede Pflanze er-
hält nun einen Stab, welcher 5 — 10 cm die Ranke überragen muß.
Alle Blütenknospen sowie die verdickten Endknospen sind auszu-
brechen. Es werden sich nun Nebenranken bilden; .sobald dieselben
Fingerlang sind, werden sie über dem zweiten Auge ausgebrochen.
Überhaupt muß man bis zum Herbste fleißig stutzen und ausbrechen,
öfteres Hacken und Jauchen ist nicht zu vergessen. Ende September
oder Anfang Oktober werden die Kronenbäumchen in die ihrer Größe
entsprechenden Töpfe gesetzt. Um besseres Anwachsen zu sichern,
werden sie ein paar Tage geschlossen und schattig gehalten. Bis
zum Treiben räumt man denselben einen luftigen, hellen und kühlen
Standort ein. Treiberei ist dieselbe wie bei den gewöhnlichen Veilchen.
P. Klein, Alfeld.
— Eine Ranke ohne Nebenwurzeln, je stärker desto besser,
wird an einem Stäbchen aufgebunden. Die am Wurzelstook ent-
stehenden Ranken werden unterdrückt. Damit hat man alles getan.
Wenn man von den Veilchenhoohstämmen eine reiche Blüte erwartet,
so könnte man sehr enttäuscht werden; sie blühen sehr spärlich und
haben nur eine kurze Lebensdauer, auch siebt die ganze Sache sehr
unnatürlich aus. J. Rösner, Obergärtner, Schloß Okno.
— Wir sollten eigentlich über solche Widersinnigkeiten, wie es
VeilchenhoohstUmme oder Veilchen mit Stämmchen sind, hinaas sein,
denn das künstliche Hochziehen eines Triebes läuft der ganzen Natur
des Veilchens zuwider, was sich schon an der Vergänglichkeit und
schwachen Blüte äußert.
Beantwortung der Frage No. 332. Woher kommt es, daß
Veilchenblumen, besonders die Blumen des Bismarckveilchens, so
weich und hinfällig werden? Heute noch ganz gut aussehend, konnten
sie gebündelt werden, waren aber am anderen Tage eine breiartige
Masse. Wer kennt die Ursache und weiß Abhilfe?
Sie haben vermutlich Ihre Veilchen gepflückt, als diese etwas
trocken standen, denn in diesem Falle tritt die Erscheinung ein, daß
die Blumen rasch nach dem Schnitt welken. Man tut daher gut, die
Töpfe oder Beete einige Zeit vor dem Schnitt zu gießen, damit die
Pflanzen voll im Safte stehen. Damit die Blumen sich weiterhin
gut halten, werden sie gebündelt, nachgeschnitten und sofort mit den
Stielen ins Wasser getaucht, dann herausgenommen und mit den
Blüten nach unten in einem kühlen, dunklen Räume an ein Latten-
gestell mit Drahtschlingen aufgehäng-t. Derart behandelt, halten sich
die Veilchen tadellos und behalten gerade Stiele.
Emil Dietze, Handelsgärtner, Steglitz.
Beantwortung der Frage No. 333. Worin unterscheiden
sich die Himbeersorten ,.Bülards Immertragende" und „Immertragende
von Feldbrunnen^^'^ Ich habe bei einer Vergleichspflanzung keinen
Unterschied herausfinden können.
.,BiUards Immertrageiide'- zeichnet sich bei uns durch ein be-
deutendes stärkeres Wachstum, ein größeres und dunkleres Blatt,
gegenüber der „Immertragetide von Feldbrunnen'- aus. Erstere trägt
an jungen Ruten bis zum Eintritt der Fröste, was bei der anderen
nicht in der Weise bemerkbar war. „Billards Immertragende''-
würde aus diesem Grunde besonders für herrschaftliche Gärten zu
empfehlen sein. Auch scheint die „Iwiiicrtraiiriiilc rmi Frlillininnen'^
mehr Ansprüche an den Boden zu machen als,./.V//'//v/.s Ji/i/urrfnii/ende'^
Frhr. A. von Solemacher'sche Obstkulturen, IJuri; N.imedy.
Beantwortung der Frage No. 334. Gibt es ein wirksames
Mittel gegen Ameisen in Orchideen-Häusern, wo sich in
Töpfen Nester befinden, ohne diese umpflanzen zu müssen?
Der Herr Fragesteller möge einen Versuch mit Körbelkraut
{Anthriscus Cerefolium) machen. Ein kleines altes, dem Verfall
nahes Erdgewächshaus, das gewissermaßen ein „Mädchen für alles"
ist, dient dem Verfasser ab März auch zum Treiben von Gurken.
Durch das schlechte Mauerwerk dringen alljährlich massenhaft Ameisen
ins Haus. Sobald Ameisen erscheinen, wird Körbelkraut geschnitten
und, um die Gurkenpflanzen etc. verteilt, ausgestreut; ist das Kraut
nach einigen Tagen abgewelkt, so wird es durch frischgeschnittenes
erneuert. Je kräftiger das Kraut, desto stärker der Geruch und
desto sicherer der Erfolg. Vielleicht macht der Herr Fragesteller
diesen Versuch auch bei den Orchideen und legt um und auf die
Töpfe das Kraut. Es wurde mir auch einmal das Aufstreuen von
frischen Fischschuppen zum Vertreiben von Ameisen anempfohlen;
ob das Mittel hilft, ist mir unbekannt, da ich es bisher nicht ver-
suchte, weil frische Fischschuppen mir nicht zur Verfügung stehen,
dagegen Körbelkraut im Garten massenhaft wild wächst. Brt.
— Ein wirksames Mittel gegen allerlei schädliche Insekten, wie
Thrips, rote Spinne, Fliege usw. ist eine Abkochung von Quassia
(Fliegenholz), das man bei einem Drogisten oder in der Apotheke
für wenig Geld kaufen kann. Nach einmaligem Abwaschen oder
Eintauchen der von Ungeziefer befallenen Pflanzen wird man die
Schädlinge meistens los. Dabei schadet das Mittel den Pflanzen nicht.
Der Herr Fragesteller möge zunächst die Brühe an einer Pflanze
versuchen, indem er letztere, nachdem der Topfinhalt trocken ge-
worden ist, in eine verdünnte Abkochung bis an den Rand hinein-
setzt. Ist die Wirkung befriedigend, so mag dann das Mittel bei
allen andern Pflanzen angewandt werden.
Sind einmal die ausgewachsenen Ameisen getötet, so sterben
die Larven, die von den Arbeitsameisen gefüttert werden müssen,
Zum Wegfangen der umherlaufenden Ameisen kann auf
Brettchen gestrichener Fliegenleim, der in jeder Drogerie zu haben
ist, benutzt werden. K. W. Gütig. Iserlohn.
Neue Frage No. 343. Kennt jemand ein Mittel zur Ver-
nichtung des Pilzes Peridermium Strobi (Kiefern-Blasenrost), der
bekanntlich die Weymouthskiefer befällt? Die Sporen des Pilzes
keimen auf Ribesblättern. Ende Juni bilden sich gelbe punkt-
förmige Häufchen auf der Unterseite der Ribesblätter, die gleichfalls
aus Fortpflanzungszellen bestehen, durch welche immer neue Blätter
angesteckt werden. Später bilden sich als dritte Form Wintersporen,
welche auf die Kiefern übergehen.
Neue Frage No. 344. Welcher Kessel ist für ein kleines
lü m langes, ö ni breites Gewächshaus, zu dessen Heizung Braun-
kohlen verwendet werden sollen, am zweckmäßigsten?
Neue Frage No. 345. Welche Etiketten haben sich für
Freilaudsortinientspflanzen am besten bewährt?
Neue Frage No. 346. Wie kommt es, daß auch in diesem
Jahre so viele Knospen von Paeonia chinensis nicht zur Entwickelung
gelangen, ja ein großer Teil der Stengel gar keine Knospen ansetzt?
Die Pflanzen stehen in tiefgründigem, gut und regelmäßig gedüngtem
Lehmboden und werden gut bewässert.
Neue Frage No. 347. Wer kann Auskunft über die gärtne-
rischen Verhältnisse in den südafrikanischen Plantagen und über das
dortige Klima geben?
Wir bitten unsere Leser sich im Interesse des Berufs zahl-
reich an der Beantwortung der gestellten Fragen zu beteiligen.
Bücherschau.
Blumen für die Kinder. Kurze Anleitung zur Pflege der
gebiäuchliohsten Blumen im Zimmer. Von Alexander Steffen. Mit
ö Abbildungen. Preis 2.ö Pfg., bei Bestellung zahlreicher Exemplare
bedeutend billiger. Frankfurt a. ,d. Oder. Verlag von Trowitzsch
& Sohn.
Ein kleines nur 13 Druckseiten umfassendes Schriftchen, für
die Kinder der Volksschulen bestimmt, das die Gartenbauvereine,
die sich mit Verbreitung von Zimmerpflanzen unter den Volks-
schülern befassen, soweit sie nicht schon selbst derartige Anleitungen
herausgegeben haben, gleichzeitig mit jeder Topfpflanze dem Kinde
übergeben sollten. Ich wünsche dem Schriftchen eine große Ver-
breitung, gestatte mir aber noch einige persönliche Randbemerkungen.
Seit Jahren habe ich die gäiinerischen Werke des Trowitzsch-
schen Verlags, wie alle anderen Fachwerke, unparteiisch und wohl-
wollend besprochen. Die Verlagsbuchhandlung hat mich auch als
kompetenten Kritiker betrachtet, denn sie hat meine Rezensionen, soweit
sie gute Werke betrafen, in umfassender Weise für ihre Propaganda-
456
Die Gartenwelt.
zwecke verwendet. Nun trifft es sich, daß ich ein „Praktisches
Taschenbuch für Gartenfreunde" geschrieben habe, das die
großen Fehler hat, nicht nur nicht bei Trowitzsch erschienen zu sein,
sondern auch verschiedenen Werken dieses Verlags Konkurrenz zu
machen. Herr Steffen, ein Unterredakteur der Firma Trowitzsch,
übrigens ein noch recht jugendlicher Herr, dem ich jüngst eist bei
Besprechung seines Erstlingswerkes nachgewiesen habe, daß er mit
der Schreibweise botanischer Namen noch auf dem Kriegsfuß steht,
findet nun, „im allgemeinen hat der Verfasser seine Aufgabe gut
gelöst," bemüht sich aber dann, das Buch nach Möglichkeit herab-
zusetzen. Nach ihm wird Geniüseland nicht rigolt, svenn der Ertrag
nachläßt, Erdbeeren werden bei Trockenheit nicht täglich bewässert, und
er möchte auch dem Liebhaber seine Samen selbst ernten lassen. Ich
gestatte mir zu entgegnen, daß bei tiefgründigem Boden unter um-
ständen ein Rigolen des Gemüselandes auf germge Tiefe sehr vor-
teilhaft ist, daß der Liebhaber bei Dürre seine Erdbeeren besser
gießt als vertrocknen läßt*) — im vorigen Sommer sind ganze Kulturen
durch die Dürre zugrunde gegangen — und daß er besser dabei
fährt, seinen Samen in guter Qualität zu kaufen, als oft minder-
wertiges Zeug selbst zu züchten. "Wollen nicht Samenzüchter und
-Händler auch leben? Will nicht Herr Trowitzsch auch seine Bücher
verkaufen und ist er nicht auch auf die Inserate der Samenzüchter
und -Händler ebenso angewiesen, wie diese auf die Liebhaber? Der
Buschbaum auf Seite 295 soll falsch geschnitten sein. Beruhigen Sie
sich, Herr Steffen, er ist ganz richtig von mir selbst geschnitten, aller-
dings täuschen solche Bilder, da sie das gesamte, nach allen Seiten
ausgebreitete Ästwerk des Baumes auf ebener Fläche zeigen. Diesem
Übel konnte selbst nicht durch den s. Z. in Fachkreisen mit so un-
geheurer H_eiterkeit aufgenommenen papierenen Obstbaumwettsohnitt
des — praktischen Ratgebers abgeholfen werden, aber ich habe im
Text genau auseinandergesetzt, wie ich Obstbäume naturgemäß
schneide.
Wollte ich die Bücher von wirklichen und vermeintlichen Kon-
kurrenten nach der Manier des jungen Herrn Steffen besprechen,
so müßte die Kritik seines oben besprochenen Heftohens „Blumen
für die Kinder" wie folgt lauten:
„Ein Schriftchen, wie man es in einer einzigen müßigen
Stunde schreibt. Es will den Kindern Anleitung zur Pflege ein-
fachster Zimmerblunien bieten und tut es, ohne von neuen Gesichts-
punkten auszugehen, oder auch nur einem neuen Gedanken Raum zu
geben. Von der naiven „Liebe Kinder" betitelten Anrede bis zum
Schluß bemüht sich der Verfasser mit durchaus negativem Erfolg zum
Gemüte des Kindes zu sprechen. Bevor er an eine etwa notwendig
werdende neue Auflage herangeht, rate ich ihm, sich zunächst erst
in die eine oder andere Jugendschrift eines Victor Blüthgen, Heinr.
Sohnrey oder Julius Lohmeyer, einer Ottilie Wildermuth, Frieda Schanz,
Marie Beeg u. a. zu vertiefen, um zu lernen, wie man zum Herzen des
Kindes sprechen soll. Rein sachlich sei noch bemerkt, daß die Abb.
Seite 7 keine englische Geranie, sondern eine Epheupelargonie dar-
stellt. Pelargonium und Oeranium sind verschiedene Gattungen,
aber auch die sogen, „englische'' Pelargonie hat mit der abgebildeten
Epheupelargonie nichts zu schaffen. Daß die auf Seite 12 abge-
bildete Glockenblume blüht, sehen die Kinder allein, sie wäre in der
Unterschrift richtiger mit ihrem Artnamen bezeichnet worden, Trades-
cantia ist nicht Immergrün, sondern Doldenriesche, mit Immergrün
bezeichnet man Vinea, auch Sinngrün genannt, Impatiens Sultani
ist die afrikanische Balsamine und nicht wie Verfasser angibt, das
fleißige Lieschen, letzteres ist Malta capensü, und das, was Verfasser
*) Bezüglich der Bewässerung der Erdbeeren verweise ich auch
auf eine eben bei Trowitzscli unter dem Titel „Praktische Erdbeer-
kultur" von Erdbeerplantagenbesitzer Spangenberg erschienene Schrift.
Da heißt es im Kapitel Bewässerung: „Ganz besonders groß ist das
Wasserbedürfnis in der Entwickelungszeit von der Knospe bis zur
beginnenden Reife. Brauchen doch schon andere Fruohtsträuoher
und Bäume gerade zu dieser Zeit viel Wasser, um wieviel mehr
noch die Erdbeere, die nur eine verhältnismäßig kurze Entwicklungs-
zeit hat; vier Wochen nach der Blüte erscheint bei der Erdbeer-
pflanze bereits die Frucht!'' Ja Mohr, das ist ganz was anderes,
wird Jung -Steffen sagen, das ist ja ein Buch aus unserem Verlage.
Soiiinierbegouien nennt, sind inimerblüheude Begonien {Begonia
semperfhrens). Und der Verfasser dieser Schrift ist Redakteur am
sogen. „Praktischen Ratgeher" !
Ich stelle es der Verlagsbuchhandlung von Trowitzsch & Sohn
anheim, ganz nach ihrem Ermessen die eingangs abgedruckte oder
vorstehende Rezension für ihre Propagandazwecke zu verwerten; ich
würde zur letzteren raten. M. H.
Verkehrs-Handbuch für den gärtnerischen Versand. Von
A. Radetzki. Preis kart. 3 Mk. Bedin, Verlag der Berl. Gärtner-
Börse.
Die vorliegende Schrift hat nach jeder Richtung hin meinen
vollen Beifall, sie stellt eine verdienstliche, mühevolle, nach amt-
lichen Vorschriften und Dienstinstruktionen zusammengestellte Arbeit
dar, ein praktisches Handbuch, das auf keinem Schreibtische jener
Handelsgärtner und Samenzüchter fehlen .sollte, die Versand- und
E.xportgeschäfte machen. Über die Verhältnisse in allen hierfür in
betracht kommenden Ländern, soweit sie den Post- und Güter-
verkehr betreffen, wird zuverlässig berichtet; das deutsche General-
konsulat und die Konsulate sind für jedes einzelne Land angegeben.
Werden immer und immer wiederkehrenden Schwierigkeiten beim
Versand, die meist aus der Nichtbeachtung von Sonderbestimmungen
resultieren, aus dem Wege gehen will, der schaffe sich Radetzkis
Verkehrshandbuch an. des.sen Benutzung ein sorgfältig bearbeitetes
Sachregister erleichtert. M, H.
Handbuch der Pflanzenkrankheiten. Von Prof. Dr. Paul
Sorauer. Dritte vollständig neu bearbeitete Auflage. In Gemein-
schaft mit Prof. Dr. G. Lindau und Dr. L. Reh herausgegeben. Mit
zahlreichen Textabbildungen. 16—18 Liefg. a 3 Mk. Beriin 1905.
Verlag von Paul Parey.
Es liegen mir vor Lfg. 1 (erster Band, Bogen 1 — 7), Lfg. 2
(zweiter Band, Bogen 1 — 6). Soweit es sich nach diesen Lieferungen
beurteilen läßt, wird die dritte Auflage ein durchaus übersichtliches
und völlig neu bearbeitetes Werk darstellen. Die Herausgeber haben
eine sehr vorteilhafte Arbeitseinteilung eintreten lassen, indem Reh
die tierischen Feinde, Lindau die pflanzlichen Parasiten und Sorauer
die durch Witterungseinflüsse, Lage und Bodenbeschaffenheit, sowie
durch gewaltsame äußere Eingriffe verursachten Krankheiten behandelt.
Jeder Autor ist Spezialist auf dem von ihm übernommenen Gebiete.
Der klare Te.xt, dem nie die Begründung fehlt, ist auch dem nicht
wissenschaftlich Gebildeten verständlich, die teils nach scharfen
Aufnahmen, teils nach guten Kornzeichnungen gefertigten Abbildungen
stehen durchaus auf der Höhe der Technik.
Auch der gärtnerische Praktiker ist heute durch die Macht der
Verhältnisse, durch den immer erbitterter werdenden Kampf, den
die Kulturpflanzen mit entfesselten Elementen, mit tierischen und
pilzlichen Schmarotzern zu kämpfen haben, geradezu gezwungen,
in das Wesen der verschiedenartigen Krankheitserscheinungen einzu-
dringen, um ihre Ursachen und Wirkungen zu erkennen und seine
Kulturen vor schwerem Schaden zu bewahren.
Die Namen der Herausgeber bürgen dafür, daß die dritte Auf-
lage des Handbuches der Pflanzenkrankheiten sowohl in ihrem wissen-
schaftlichen als auch in dem der Bekämpfung dienenden Teile auf
der Höhe stehen wird. M. H.
Bevorstehende Ausstellungen.
Mainz. Gartenbau - Ausstellung. Nach einem Beschluß des
Vorstandes des Mainzer Gartenbauvereins findet im Frühjahr 190(>
in Mainz eine große allgemeine deutsche Gartenbauausstellung statt.
Personal-Nachrichten.
Burow. Gustav, Handelsgärtner, Schleusenau, t am 31. Mai,
Cromm, Peter, Handelsgärtner, Bamberg, t am 24. Mai.
Klenert. Wilhelm, Baumsohulbesitzer in Graz, feierte am
Mai in vollster Rüstigkeit sein 40jähriges Gärtnerjubiläum.
Schumann, Heinr., Handelsgärtuer, Dölitz-Leipzig, fani 24. Mai
71. Lebensjahre.
Verantwortl. Redaktt
, Carl Schmidt i Co.. Leipzii
Drnci : Anhalt. Bnchdr. Outenberg, (
[ustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
24. Juni 1905.
No. 39.
Xachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Gärtnerische Reiseskizzen.
Aus meiner Reiseniappe. Erfurt.
Vom Herausgeber.
{Hierzu sechs Abbüdimgeti.)
W er die Erfurter Kulturen in Ruhe besichtigen will, der
muß sich mit einem acht- bis zehntägigen Aufenthalt in
diesem Zentralorte des deutsehen Blumensamenbaues vertraut
machen. Bei einem kürzeren Aufenthalt muß man sich auf
eine Besichtigung der gi-ößten Kultm-en beschränken. Dies
gilt namentlich für die Sommerzeit, wenn die ausgedehnten,
viele hundert Hektar großen, mit Sommerblumen bepflanzten
Felder in vollem Flore stehen. Die Hauptbedeutung Erfurts
liegt zweifellos in der Blumensamenzucht, wenn auch sein
Gemüsebau nicht zu unterschätzen ist. Als icli gegen Ende
Mai dieses Jahres in Erfurt war, herrschte überall auf den
Feldern die regste Tätigkeit. Hunderte von Arbeitern waren
mit dem Auspflanzen iler in Kästen herangezogenen Sommer-
blumen lieschäftigt. Mir war es diesmal in der Hauptsache
darum zu tun, verschiedene Erfurter Speziali-
täten, wie es Cinerarien, Calceolarien, Goldlack
und Levkojen sind, im vollen Flore zu sehen.
Hierfür ist die zweite Hälfte des Mai der ge-
eignetste Zeitpunkt; die Primeln sind aber dann
bereits verblüht, der Hauptflor der zur Samen-
kultur bestimmten Gloxinien gleichfalls vorüber,
während der Flor der Begonien noch nicht be-
gonnen hat. Es ist kaum glaublich, in welch
großen Massen in Erfurt Cinerarien, Levkojen
und gefüllter Stangengoldlack in luftigen Ge-
wächshäusern, luftigen Kästen, bzw. auf den be-
kannten Stellagen in Töpfen kultiviert werden,
eine sehr mühevolle Kultur, die aber bei sorg-
fältiger Handhabung einen guten Erfolg ver-
spricht.
In weiten Kreisen der Blumenfreunde ist
die Ansicht vertreten, daß die Cinerarie eine
gewöhnliche Blume sei. In der Provinz wird
sie geschätzt, in den Großstädten vernachlässigt,
weil für den kapitalkräftigen verwöimten Groß-
städter vielfach nur das Wert zu haben scheint,
was mit schwerem Gelde bezahlt worden muß.
Wer aber im Mai die großen Gewächshäuser
der Erfurter Spezialfirmon, mit den hüb.^ch
Gartenwelt. IX.
gezeichneten, duftenden Cinerarien besetzt sieht, der kann sich
doch nicht der Ansicht verschließen, daß es sich hier um
edle kulturwürdige Pflanzen handelt, von deren Scheindolden
ein Farbenzauber ausgeht, wie er nur wenigen anderen
Pflanzen eigen ist. Trotz der leuchtenden, vielfach grellen
Farben ermüden und beleidigen sie das Auge niemals, wie
dies bei den Pensees, die gleichfalls eine Erfurter Spezialität
sind, gar oft der Fall ist. Die Abbildung auf Seite 460
bietet eine Teilansicht aus den Cinerarienkulturen der
Firma Otto Putz, welche Florblumen in umfassender und
mustergiltiger Weise anbaut. Die Cinerarien werden be-
kanntlich in drei durch ihre Größe unterschiedenen Haupt-
varietäten, von den unzähligen Farbenvarietäten ganz abge-'
sehen, gezüchtet, in hohen, halbhohen imd niedrigen. Die
niedrigen machen auf mich immer einen verkümmerten Ein-
druck; ich würde sie deshalb höchstens zum Bepflanzen
teppichartiger Beete empfehlen. Die halbhohen und hohen
sind immer ansprechende, lel)ensfrische Erscheinungen, gleich
'leilansuht
.iner 1 tvkojenstellagt in der Handel^-g irlncic
Erfurt. Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
on Otto Piltz,
Die Gartenwelt.
IX, 39
geeignet zum Balkon- und Fensterschmuck wie auch zur Be-
pflanzung von Blumengrujjpen. Wer sich in der Unterhaltung
seines Gartens keine Beschränkung aufzuerlegen braucht, der
bepflanze die Beete nach Beendigung des ersten Frühlings-
flors mit Cinerarien, auf welche dann die endgiltige Sommer-
bepflanzung folgt. Die Cineraria hyhrida wird bis jetzt aus-
schließlich in Farbensorten mit abgerundeten Strahlenblüten
kultiviert. Die Sorte „Stella'^ mit röhrig gerollten Strahlen-
blumen, einer einfachen Miniatur -Edeldahlie gleichend, hat
keine nennenswerte Verbreitung gefunden. Auch die Ver-
breitung der gefüUthlühenden Cinerarien, mit kugelrunden.
Teilansicht einer Goldlackstellage in der Handelsgärtnerei
Haage & Schmidt, Erfurt. Ori^inalaufnahme für die „GartenweU
dichtgefüllteu Blüten, ist auf wenige Speziallieb-
haber beschränkt geblieben. Bei Ernst Benary
waren diese gefüllten Cinerarien, die sicher mehr-
interessant als schön sind, in ziemlicher Anzahl
vertreten. Die Blütenfarben sind bei ihnen
immer matter als bei den einfachblühenden. Die
einfachblühenden sind vorwiegend einfarbig,
häufig mit hellem Auge geziert oder die Stralilen-
blumen sind mit abweichender Farbe umrandet.
Anfänge zu streifenartiger Petalenzeichnung zeigt
eine Neuzüchtung der Firma Vilmorin, von
welcher ich einen Satz bei Haage & Schmidt
fand; diese Züchtung ist noch sehr verbesserungs-
bedürftig. Eine spezielle Art, die in neuerer
Zeit größere Verbreitung zu finden scheint, ist
die Gineraria stellata, mit der obengenannten
Sorte „Stella" nicht zu verwechseln. Während
man bei der C. hyhrida mit einer gewissen Be-
rechtigung auf einen regelmäßigen Bau mit flach-
gewölbter Scheindolde sieht, in welcher sich
eine Blüte an die andere schließt, ist die CUie-
raria stellala am schönsten, wenn sie einen
etagenförmigen Aufbau von Scheindolden zeigt.
Alles Regelmäßige ist bei dieser ungeheuer reich-
aber kleinblumigen Art von Übel. Die einzelne Blüte ist kaum
halb so groß wie die der edlen Hybridsorten ; die Bliunen sind
einfarbig. Prachtvolle, vollblühende Pflanzen dieser Cinerarie
fand ich bei Haage & Schmidt und F. C. Heineraann. Die
Blüten fast aller in der Gartenkultur bevorzugter Kompositen
beginnen in der Kultur bald zur Variantenbildung hinzuneigen.
Dieser Neigung verdanken wir, um nur einige Beispiele an^
zuführen, die grotesken Formen der Edeldahlien, des Helianthus
cucumerifolius^ der Cineraria „Slella^^ und anderer. Bei diesen
Pflanzen zeigt sich die auffallende Neigung der einzelnen
Blütenblätter zur Röhrenforra, wie wir sie in ausgeprägtem
Maße auch bei dem Chrysanthemum indifum, den Sommer-
astern und oft, bei Chrysanthemum carinatum finden.
Neuerdings zeigt auch C. stellata vielfach die Neigung,
die Strahlenblütchen nach auswärts zu rollen, was der
kleinen Blüte eine ausgesprochene Sternform gibt. Diese
Sternblüten fand ich besonders zahlreich und schön in
der Heinemannschen Gärtnerei, von wo aus sie wohl
früher oder später als Neuheit verbreitet werden dürften.
Die abgeschnittenen Blumen der C. stellata sollen sich
durch große Haltbarkeit auszeichnen.
Auf den Erfurter Levkoyenstellagen standen die
zur Sanienzucht bestimmten Pflanzen in vollem Flor.
Man sah aber nur noch einfachblühende. Die gefüllten
Levkoyen sind bekanntlich im Gegensatz zum gefüllten
Goldlack steril. Der Samen kann deshalb nur von den
immer und immer wieder auftretenden einfachen Blumen
gewonnen werden. In je geringerer Zahl die einfachen
Blumen auftreten, um so w^ertvoller ist die Rasse, um so
spärlicher natürlich die Samenernte und um so tem-er
der Samen. In den meisten Erfurter Kulturen werden
die gefüllten Levkojen zur Zeit des Vollflors aus den
Töpfen entfernt und an Blumenhändler verkauft, was
allerdings im Verhältnis zur mühevollen Kultur nur
eine geringe Nebeneinnahme ergibt. Wie eine Stellage
vollblühender Levkojen nach Entfernung der gefüllt-
blühenden Stengel aussieht, veranschaulicht die Abbildung
der Titelseite.
Teilansicht einer Goldlackstellage in der Handelsgärtnerei
& Schmidt. Erfurt. Originalaufnahmc für die „Gartenwelt
Haage
IX, 39
Die Gartenwelt.
459
Interessanter sehen die Stellagen mit gefülltem Stangen-
Goldlack aus (Abb. S. 4.58), der gleichfalls in Erfurt in großem
Umfange angebaut wird. Der bedeutende Umfang, in welchem
man die Sanwnziicht von Cinerarien, Levkojen mid Goldlack
in Erfurt handhabt, läßt darauf schließen, daß diese beliebten
deutsehen Volksblumen, denen man in den Großstädten nur
geringe Beachtung schenkt, auf dem flachen Lande und im
Auslande immer noch Tausende treuer Verehrer haben müssen.
In geringerem Maße, aber in immer noch großartiger Weise
wird in Erfurt die Kultur der Calceolaria hybrida gehand-
haltt, der liebliehen Pantoff^blume. die, wenn auch empfind-
licher gegen Wind und Wetter, doch noch zur Frühjahrs-
liepflanzung von Blumenbeeten in ge.schützten Lagen, zum
Balkon- und Fenstenschmuck von unvergleichlicher Schönheit
ist. Die Blumen .sind leider duftlos, aber in den neuen
Züchtungen von edler Form und prächtiger Färbung. Neben
ilen getigerten und getuschten Blumen kultiviert man auch
die einfarbigen, von welchen Ernst Benary ver-
schiedene Sorten in den Handel gegeben hat.
Eine rein gelbblühende soll demnächst in den
Handel gelangen.
In den Erfurter Handelsgärtneroieti dnOit
sich so ziemlich alles um den Samenbau und
Samenliandel. Im großartigsten Umfange wird
derselbe von den Firmen Ernst Benary, Haage
ife Schmidt und .1. C. Schmidt, aber auch noch
von anderen Firmen betrieben. So hat, um nur
ein Beispiel anzuführen, die Firma Haage k Schmidt
ein Areal von 101 Hektar in Kultur. Bei der
sorgfältigen Behandlung, welche die Blumen-
samenkulturen nicht nur unter Glas, sondern
auch im freien Lande erfordern, ist es be-
greiflich, daß in den größeren Kulturen ein nach
hunderten zählendes Personal vorhanden ist.
Diesen Samenkulturen gegenüber treten die Topf-
pflauzenkulturen zurück, mit Ausnahme der Floi-
lilumen natürlich, die zur Samenzucht in Töpfen
kultiviert werden müssen. Ausgedehnte Topf-
pflanzenkultureil besitzen vor allem Ernst Benary
und Haage i Schmidt, doch verkauft erstgenannte
Firma keine Topfgewächse. Herr Gustav Besoke,
früher Obergehilfe bei letztgenannter Firma, istz.Z.
Obergärtner der Benaryschen Topfpflanzenkul-
turen; seine liebenswürdige Führung ermöglichte
mir die eingehende Besichtigung derselben. Selbstverständlich
müssen in diesen Kulturen, soweit möglich, alle Topfpflanzen
ihren Tribut in die großen Samenmagazine liefern. Die
Benarysche Gärtnerei ist gerade durch ihre vielseitigen Topf-
pflanzenkulturen zu jeder Zeit des Jahres sehenswert. Hier
finden wir prächtige Palmen und sonstige Pflanzen des
Warmhauses und in einem besonderen, großen Gewächshause
ein wohl einzig in seiner Art dastehendes Farnsortiment, fast
ausschließlich in vorzüglichen Kulturexemplaren. In anderen
Gewächshäusern, welche in erster Linie den Samenkulturen
dienen, finden wir große Bestände von Primula chinensis,
Cimraria hybrida, Gloxinien und .sonstigen Gesneriaceen, Coleus
in feinsten Sorten, Odier- Pelargonien imd andere. Unter, den
Gesneriaceen fielen mir besonders die von Benary gezüchteten,
unerreichten Varietäten der Sainlpaulia ionantha auf. Dieses
sogen. Usambaraveilchen ist vom tiefsten Blau bis zum reinsten
Weiß in allen Farbenabstufungen vertreten, allerdings lassen
die Blüten der hellsten Farben in bezug auf Größe noch zu
wünschen übrig; die reinweißen sind in dieser Hinsicht
noch am meisten zurück. Die kommenden .Tahre werden
auch hier weitere Errungenschaften bringen. t'lber die
Sinningien hat Herr Obergärtner Besoke bereits in No. 24 der
Gartenwelt berichtet. Die Sinningia Regina und S. Regina
hybrida sind wahre Prachtpflanzen, dazu berufen, den Gloxinien
das Feld ernstlich streitig zu machen ; ich fand sie im letzten
Stadium des Blühens. Die Reichblütigkeit war eine ganz
enorme; die meisten Pflanzen hatten hundert Blüten und
mehr entwickelt und wenn auch die Blumen kleiner sind als
die der großblumigen Gloxiniensorton, so bieten doch die in
vollem Flor stehenden Pflanzen durch ihre kaum glaubliche
Blütenfülle einen imposanteren Anblick. Die Blätter, oft von
recht stattlicher Größe, sind nicht hart und brüchig wie bei
den Gloxinien, sondern ganz elastisch, also bieg.sam, was im
Gegensatz zu den Gloxinien auch die vollblühende Pflanze
transportfähig macht. Man legt bei Benary besonderen Wert
ia angulata in der Handelsgärtnerei von Haage <Sr Schmidt, Erfurt.
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
darauf, den Sinningien ihre Dunkellaubigkeit zu erhalten.
Deshalb werden zur Samenzucht nur solche Pflanzen aus-
gewählt, deren Blätter auch auf der Unterseite dunkelfarbig
sind. Auch die Schizanthus wise(onensis-E jhriden werden
jetzt bei Benary zur Samenzucht kultiviert und standen bei
meinem Besuche der Gärtnerei gerade im ersten Stadium
des Flors. Es war so viel des Interessanten zu sehen, daß
ich unmöglich auf Einzelheiten eingehen kann, nur eines
stattlichen Bestandes von Impatiens Holsti sei noch Erwähnung
getan.
Dieser Tmpnliens begegnete ich wieder bei Haage & Schmidt,
wo ich unter der liebenswürdigen und sachktmdigen Führung
des Inhabers, Herrn Carl Schmidt, und seines Obergärtners,
Herrn Zipperlen, die Kulturen eingehend besichtigen konnte.
Impatiens HoMi ist eine der gärtnerisch wertvollen Pflanzen,
die Profes.sor Dr. Engler von seiner ostafrikanischen Reise
mitgebracht hat. Diese Balsamine und Impatiens Pelersoni^
eine andere ihr ähnliche Art mit matterer Blumenfarbe,
400
Die Gartenwelt.
IX, 89
wurden von Prof. Engler der Firma Haage & Schmidt -über-
lassen. /. Petersoni halte ich für weniger wertvoll, 7. Holsti
aber für eine Prachtpflanze durch die edle Form der einzelnen
Blüte und ilu- feuriges Zinnoberscharlach. Übrigens variiert
/. Hokti an ihren natürlichen Standorten schon sehr, denn
die von Prof. Engler gesammelten Samen stammen von ver-
sdiiedenen Farbenvarietäten, die wohl als besondere Sorten
dem Handel übergeben werden. Beide genannte Balsaminen-
arten sind ebenso wie /. Siiliani aus Zanzibar Warmhaus-
I)flanzen oder Pflanzen des temperierten Hauses, aber noch
gut als Frei landpflanzen geeignet. Man hat sie in Erfurt als
Gruppenpflanzen erprobt. Beim Auspflanzen beachte man,
Teilansicht eines Cinerarienkastens in der Handelsgärtnerei
von Otto Putz, Erfurt, Originala
für die „Gartenweit"
daß alle afrikanischen Balsaminen einen Standort mit voller
Morgensonne jedem anderen vorziehen. Interessant waren
für mich zwei I. flb/sh-Pflanzen, die bei Haage & Schmidt
bereits seit einem Jahre in einem Wasserpflanzenbassin des
Warmhauses, mehrere Zentimeter tief im Wasser stehend,
.{iiltiviert werden und unermüdlich blühen. Für die Zimraer-
aquarien düi-fte sie jedoch nicht zu empfehlen sein, da es in
den Zimmern an der erforderlichen gleichmäßigen Wärme fehlt.
In den Warmhäusern der Haage & Schmidtschen Gärtnerei
befinden sich neue imd interessante Pflanzen in großer Zahl.
Ich nenne davon nur: Musa paradisiaca purpurea, eine Pracht-
varietät mit gleichmäßig dunkelpurpurrot gefärbten Blättern,
den herrlichen Asparagus Duchesnei, der sich hier, auf einer
Tablette ausgepflanzt, prächtig entwickelt hat. Seine Blätter
sind etwa doppelt so groß und doppelt so lang wie bei A.
Sprengen; in seinen Ranken liegt etwas Anmutiges, Elegantes.
Er erscheint mir sehr geeignet für feine und teuere Blumen-
arrangements. Mehr botanisch interessant ist Asparagus
inyriodadus, der, da die Blätter büschelartig zusammenstehen,
entfernt an Larix erinnert. Sansemera Laurenli ist eine
neue robuste buntblättrige Bromeliacee. Die Blätter stehen
steif aufrecht, sind marmoriert und gelb umrandet. Ghloro-
phytum fuchsianum ist eine dracaenenartige, wüchsige, neue
Blattpflanze, die Professor Engler vom Kongo mitgebracht hat,
Amorphoplmllus duhiosus, eine recht interessante Art mit
weiß und grün gezeichneten Blattstielen, Begonia howringeatm,
eine sehr lebhaft gefärbte, hochwachsende, von Sander ein-
geführte Blattbegonie, die man bei Haage & Schmidt schon
zu Kreuzungsversuchen benutzt hat.
Coleus werden bei Haage & Schmidt nicht überwintert,
die verschiedenen Sorten vielmehr ausscldießlich aus Samen
herangezogen. Mehrere tausend Sämlinge standen in kleinen
Töpfchen sortenweise noch so zusammen, wie sie gefallen
waren, wobei man beobachten konnte, daß manche Sorten
ziemlich konstant sind.
Die Wasserpflanzen der Haage & Schmidtschen Gärtnerei
bilden eine besondere Sehenswürdigkeit dieses Betriebes.
Für ihre zweckmäßige Vermehrung und Kultur sind in den
letzteu Jahren kostspielige Neuanlagen im Freien und unter
Glas geschaffen worden. Von ganz bedeutendem Umfang
sind ferner die Staudenkulturen, die man gesehen haben muß,
um sich nur einen annähernden Begriff davon machen zu
k'inneu. Neu war mir, daß bei Haage & Schmidt fast alles was
an Stauden für den Versand bestimmt ist, vom Waldmeister
bis zu den seltensten Kleinodien, in verhältnismäßig kleinen
Töpfen kultiviert wird. Auf einem großen Quartier stehen
große Massen solcher Stauden in kleinen Töpfen. Durch
diese gewiß umständliche, zeitraubende und kostspielige Kultur-
methode werden beträchtliche Vorteile für den Käufer er-
reicht. Jede zum Versand gelangende Pflanze hat ihren
kleinen, aber festen Ballen, was ihr Anwachsen am Be-
stimmungsort sicherstellt. Aber auch die beträchtlichen
Frachtkosten, die der Versand von Freilandstauden mit sich
bringt, erfahren hierdurch eine nicht zu unterschätzende Ver-
minderung. In den Staudenquartieren stieß ich u. a. auf
verschiedene Neuheiten, die die Firma Haage & Schmidt von
unserem langjährigen Mitarbeiter, Herrn C. Sprenger in
Vomero-Neapel, erworben hat. Unter diesen Neuheiten dürften
die Sprengerschen Yucca-Züchtungen einen ersten Platz ein-
nehmen. Es handelt sich hier selbstverständlich nicht um
winterharte Zfiohtungen. Herr Carl Schmidt, der im vorigen
Jahre selbst die Sprengerscheu Kulturen in Vomero-Neapel
besichtigte, war des Lobes voll über die Leistungen Sprengers
als Hybridisateur. Von Sprengers Neuheiten, die ich bei
Haage & Schmidt sah, erwähne ich noch das weißfilzige,
riesenblättrige Verhascum spec. Caialonien und eine riesen-
hafte btmtblättrige Fa^fugium-Sorte. Eine andere Neuheit, an-
geblich ein Glechoma, erkannte ich als das heimische Lamiutn
Oaleobdolon, das als bunte anspruchslose Ampelpflanze kiiltur-
würdig ist. Unter all den sonstigen Staudenherrlichkeiten
erwähne ich nur noch Saxifraga granulata fl.pl-, die gefüllte Form
einer heimischen Art. Unter den hunderten von Saxifragen der
Gärten zweifellos die schönste, mit gefüllten weißen Blumen, die
Bindeblumen ersten Ranges abgeben werden und Scorodosma
foetida,syn.Feriila Asa foelida, den Stink- Asant oder Teufelsdreck
der Apotheker, der trotz des abscheulichen Geruches seines
Gummiharzes eine dekorative Blütenstaude ersten Ranges ist (Abb.
S. 461). Der aus lausenden gelber Blüten gebildete kandelaber-
artige Blütenschaft erreicht eine Höhe von zwei Metern und
darüber. Die dekorativen, flaumigen, aschfarbigen Blätter breiten
sich am Boden aus. Die in der Gartenwelt schon mehrfach
besprochene Behmannia angulata fand ich hier imd bei Benary
in vollblühenden Pflanzen (Abb. Seite 459).
Erinnert sei zum Schlüsse noch an das be-
rühmte Kakteen- und Succulentensortiment der Firma Haage
& Schmidt, bei welcher jährlich mehrere Importe interessanter
IX, 39
Die Gartenwelt.
Fettpflanzen eintreffen. Einer der letzten bestand aus
Cephalocereus senilis und war einer derjenigen, die dem
Importeur wirklich Freude bereiten können, denn die im
.Alistbeete stehenden Pflanzen machten einen so vorzüglichen
Eindruck, daß der Nichtcingeweihte glauben konnte, sie l>e-
fänden sich schon seit Jaliren in Kultur.
Ausstellungsberichte.
Die intenialioiialc (iartenbaiimisstellium in Paris.
lu Stella der jährlich
H. Jordi, Paris.
M eine Abbildung.)
wiederkehrenden Ps
Frtihjahrsaus-
aationale Gartenbauaus-
stellung fand vom 20. bis 28. Mai
Stellung in und bei den städtischen
Treibhäusern Cours la Reine, in
der Nähe der Ale.Nanderbrücke, am
Ufer der Seine, statt, veranstaltet
von der Societö Nationale d'Hor-
ticulture de France. Diese Aus-
stellung wird wobl die größte des
laufenden Jahres bleiben. Das Pro-
tektorat lag in den Händen eines
internationalen Komitees, bestehend
aus den bekanntesten und tüch-
tigsteu Fachleuten, sowie aus ein-
rinßreichen in- und ausländischen
Gönnern, und der Präsident der
Republik vollzog die Eröffnung.
Den Gesaniteindruck der Aus-
stellung fand ich gut, besonders
Topfpflanzen waren großartig. Wen-
det man jedoch Kritik an, — und
welcher Ausstellungsbesucher zieht
keine Vergleiche, — so muß man
.sagen, daß die Umgebung der
Häuser sich für eine internationale
Gartenbauausstellung nictit eignete,
weil sie teilweise viel zu wenig
Kaum, besonders für Baumschul-
artikel ließ.
Auffallen mußte es, daß nur
wenige ausländische Firmen die
.\usstellung beschickten und daß
auch der deutsche Gartenbau fehlte.
Da klagen die deutschen Handels-
gärtner immer über ausländische
Konkurrenz, über kolossale Einfuhr
von gärtnerischen Produkten, und jetzt, wo sich eine Gelegenheit bot,
zu zeigen, daß der deutsche Gartenbau mächtige Fortschritte gemacht
hat, geht dieselbe unbenutzt vorüber.*) Ich bin überzeugt, daß
Spezialkulturen, wie z. B. enghsche Pelargonien (Bürgersche), Rosen,
Neuheiten, Maiblumen usw. Erfolg zu verzeichnen gehabt hätten.
Beim Eintritt blendete die Reichhaltigkeit der Koniferen-
Sortimente, der inunergrüuen Laub- und buntblättrigen Ziergehölze.
Sehr bemerkenswert waren die Kollektionen buntblättriger Acer
japonicitm der Firmen R. Croux et fils und L. Paillet in Chätenay.
Mehr oder weniger wai'en die Gruppen symmetrisch abgeteilt.
Von einer harmonischen Zusammenstellung oder abwechshingsvollen
Gruppierung war nichts zu sehen, da wegen Mangel an Platz die
*)Anmerkung der Redaktion. Vom Zeigen seiner Leistungen
auf französischem Boden kann der deutsche Gartenbau nicht leben
und einen nennenswerten Absatz nach Frankreich hat er nicht zu
erhoffen, eine Ausstellungsbeteihgung in Paris ist also zwecklos
für ihn.
Ferula Asa foetida in der
& Schmidt, Erfurt. Origi
Prachtexemplare von Magnolien, Prunus Ccrasus, buntblättrigen
LiyHstrwii und Evonyrmis in Hochstämmen und Pyraiiiidenform zu
nalie beieinander standen und deshalb wenig zur Geltung kamen.
Rechts neben den Koniferen stellten A. Nomblot-Bruneau, Bourg
la Keine, und Croux et fils Obstgehölze in Körben und Töpfen in
den verschiedensten Formen aus. Besonders hervorzuheben sind die
tadellos geformten Verrier-Palmetten, sow-ie die schrägen und wage-
rechten Cordons, voll besetzt mit kurzem, gesundem Fruchtholz.
Als Kuriosum betrachtete ich eine Gruppe von Moser et fils
in Versailles, welche einen japanischen Garten darstellen sollte, bepflanzt
mit Taxus baecata und baccata var. ereeta., verschiedenen Spezies von
Buxus, welche aber mit der Heckenschere zu den versoliiedensten
ornithologischen und sonstigen fantastischen Formen zugeschnitten
waren. Zur Nachahmung kann solche Spielerei wohl schwerlich
empfohlen werden.
In Topfpflanzen und Binderei waren zum Teil gute und selbst
sehr gute Leistungen zu verzeichnen.
Es würde zu weit führen, woUte ich die einzelnen Gruppen,
sowie alle ausgestellten Gegen-
stände aufzählen, weshalb ich mich
darauf beschränke, die Aussteller
und ihre hauptsächlichsten Lei-
stungen zu verzeichnen, was für
den deutschen Leser von Inter-
esse sein kann. Es nahmen die
Rhododendron und Azaleen den
ersten Rang ein. Es hatte den
Anschein, als woUteu die zwei Ge-
schäfte: Croux et fils in ChiUenay
(Seine) und Moser et fils in Ver-
sailles (Seine et Oise) das beste ihrer
Spezialkultui'en zur Geltung brin-
gen, da dieselben durchweg nur
mit vorzüglicher Ausstellungsware
in Wettbewerb traten.
Die verschiedenen Orchideen-
züchter und Liebhaber stellten
reiche Sammlungen von Orchideen
im vollsten Flor aus. In großer
Zahl wechselten die verschiedenen
Spezies von Cytnhiilititn, Oypripe-
diwn, Caltleya, Oiloninglossum und
MiUmiia ab. Die Abbildung S. 402
zeigt die Kollektion des Orchideen-
züchters G. Lesueur in St. Cloud
(Seine).
Unter einer Gla.sglocke war ein
blühendes Oypripedium caUosum
mr. Sanderae zusehen von A.Marcoz
in Villeneuve St. Georges (Seine et
Oise), eine wirklich sehr schöne
• Blume von zart weißgräner Fär-
bung. A. Regnier, Fontenay sous Bois (Seine) zeigte als Neuzüchtung
eine Kreuzung zwischen Cattleya MendeU und Laclia purpurata,
eine große Blume, aber zu dunkel in der Farbe ; Kelch gelblichbraun.
Duval et fils, Versailles (S. et 0.), waren mit einer Kollektion von
Anthurium sc//er««ria«2<OT-Hybriden, mit Caladium und Orchideen
vertreten. Unler den ersteren nenne ich nur einige Sorten, welche
allenfalls als Bindematerial geschätzt werden könnten. „Qeneral
MarciUe^\ rotweiße Färbung und rotgetupft, „Belle Franee", gleiche
Farbe nur etwas intensiver, „ Versailliensis" dunkelrot. Unter den
Orchideen bemerkte ich ein mit prächtiger Rispe versehenes Odonlo-
glossum Reichenheimi und ein Oypripedium rot/isckildiamim. Die
gelbblühenden Calla elliottiana, welche die Mitte der Cala/lium-
gruppe bildeten, werden hier viel als geschätztes Bindematerial ver-
arbeitet.
Die königliche Garteiibauschule in Florenz (Italien) brachte
Authui-iumneuheiteu, Blumen in allen Farbennuancen, welche aber
mehr- für Liebhaber Interesse bieten. Wohl die interessanteste
Handelsgärtnerei von Ilaage
Qalaufuahme für die „Gartenwelt".
Die Gartenwelt.
IX, 39
Pflanze war eine Sorte mit fast grüner Blume. Es waren überhaupt
Neuheiten in großer Zalil vorhanden. Rosen, Hochstämme und
niedere, stellten in großer Zahl Leveque et fils in l\ry (Seine)
und ü. Boucher, Avenue d'ltalie, Paris, aus. Die etwa 6000 Pflanzen
in sohöner Ware enthielten etwa 1200 Sorten. Eine von G. Boucher
mit „M»ie. Norbert Levavasseur" bepflanzte Gruppe gewährte einen
reizenden Anblick. Diese schöne Polyantharose wird wohl für immer
von Rosenfreunden geschätzt werden. Unter neuen und neueren be-
merkte ich „Etoile deFrance", dunkelrot (vgl. No.32), „Duchesse d'Albe".
kupferrot mit einer schwachgelben Tönung, „Abel Chatenay", prächtiges
Rot, „William. Notting" , große starke Blume, koloriert wie „Abel
Cliatenay", die Hybridrose pernetiana „Soleil d'm-" goldgelb mit kupfe-
i-igem Schimmer, unter den Bengalrosen „ Werners lAebling". Auch die
bekannte schöne weiße Remontantrose „Frau Karl Druschki" war
vertreten, hier segelt sie aber unter dem Namen „Reine de neige"-.
Sehr hübsche Gruppen von vollblühenden Clematis zeigten
G. Boucher et fils, Paris, und Paillet fils in Chatenay.
Als Marktpflanzen waren hauptsächlich KnoUenbegonieu, Nelken,
Maigueriten , Pelargonien, Calceolarien und Hortensien vertreten,
welche zum Teil die Bezeichnung I. Qualität verdienten. — Der be-
kannte Züchter A. Nonin in Ghatillon (Seine) zeigte als Neu-
züchtung die Marguerite „Queen Alexandra", eine sehr schöne,
starkwüohsige Pflanze mit großen halbgefüllten Blumen.*)
M. Forgeton fils von Anger waren Aussteller blauer Hortensien,
der Sorte ,,Sourenir de Claire^'-, mit 1'-' Blumen auf einer Pflanze.
Die englischen Pelargonien von Charles Mohn in Lyon ließen
an Schönheit sehr zu wünschen übrig. Bürgersche Neuzüchtungen
bemerkte ich nicht. — Eine große Gruppe von einfachblühenden
Zonalpelai-gonien stellte E. Poirier in Versailles in 45 Sorten au.s.
Die Aufmachung fand ich geschmacklos. Als bemerkenswerteste
Orchideengruppe von G
Bemerkenswert ist eine neue Pflanze
welche G. Boucher et fils ausstellten; Maurice de Vilmorin hat sie
aus Tibet eingeführt, sie soll, wie mir Herr Boucher jr. er-
klärte, einen zukünftiger Schattenbaum für die Pariser Boulevards
abgeben (vgl. Jg. VIT, Seite 3G2).
Das Samengeschäft von Vilmorin Andrieux et Cie. brachte
außer einer Anpflanzung von Alpenpflanzen in über 500 Sorten,
schöne Calceolarta hcrbacea und gefüllte Cinerarienhybriden, Paeonia
arborea in Töpfen, sowie abgeschnittene Blumen, welche den Haupt-
teil dieser Kollektion ausmachten. Auch H. Defresne in Vitiy,
L. Paillet fils in Chatenay und Lemoine et fils in Nancy waren mit
prächtigen Schnittblumen vertreten. Letztere stellten außer einer
Paeonia lutea Neuzüchtungen von Flieder aus, wie „Präsident
Imtbct" und „ Waldeck Rou^sseau", helllila. Sehr aufgefallen sind
mir die neu aus Japan eingeführten Paeonien von Paillet prr« in
Rübinson"'(Seine). Die Blumen sind sehr groß von rosa Farbe und
brrit gefranst.
Lesueur auf der internationalen Gartenbau-Ausstellung in Paris.
Originalaufnahme für die ,,GartenweU*'.
Dapidia involiicrata, Sorten sind zu nennen: „Buffalo", ziegelrot, „Adiniration" , rosa,
„Carmen Sylra", weiß, „Leeonte de Liste", ziegelrot mit weiß,
„Prinx. Comino", lila. Einen reizenden Anblick gewährte eine Gruppe
von Japan eingeführter Iris und Sämlinge von Iris Kaempferi von
E. Tabar, Handelsgärtner in Montmorency.
Rühmlich erwähnt zu werden verdienen die fkt/onia „Oloire de
Lorraine'-'', ausgestellt von R. Lebaudy, Amateur in Bougival S. et 0.
Es waren Schaupflanzen von 80—100 cm Durchmesser und gewährten
mit den dichtstehenden Blumen einen herrhchen Anblick; sie standen
in verhältnismäßig kleinen Töpfen von nur 30 cm Durchmesser.
Zum Schlüsse der Berichterstattung über Topfpflanzen möchte
ich noch einige Gru])peu von ausländischen Ausstellern erwähnen.
*) Anmerkung d^
Züchtung, über welche
bringen, lagen uns vor;
treten bereits auf.
ledaktion. Blüten dieser herrlichen
demnächst einen besonderen Artikel
sind sehr variabel, auch gut gefüllte
IX, 39
Die Gartenwelt.
W. Bofinger in Stuttgart zeigte die neue Salvia „Fe.ticrbalt\ Die
Pflanzen ließen eine sorgfältige Kultur erkennen, nur schade, daß
die Blumen bei der Wärme iu den Häusern abfielen. — Wilh. Pfitzer
in Stuttgart war mit einer neuen Verbeneuhybride „Eto/ie ilc Stutt-
gart" vertreten. W. Cutbush k Bons, London, hatti'n ilin' Nclkin-
neuheiton gebracht. Die schönste Blume war wolil „l'mr,. ^s ,,/'
tFafes" (Malmaison), prächtiges Kosa. Auch in der lliiiil'icinliii'iliir-
waren deutsche Firmen vertreten. Die einzelnen Objektf uml ihir .An-
ordnung ließen guten Geschmack vermissen, doch enthielt die Kollektion
jnanch schöne Einzelleistung. Nur schade, daß der Leiter der
deutschen Kollektivausstellung, Herr Olbertz in Erfurt, sich nicht
vorher erkundigte, mit welchen Kunstwerken er Erfolg haben könnte;
weder die französischen Fachmanner noch das Publikum konnten sich
für seine Ausstellung erwärmen.*)
In der Preiskonkurrenz für beste Pflanzen und Blüten zur Zimmer-
und Tisrhdi'kiinition erhielt J. Maissa, Paris, den höchsten Preis.
Für Kiesen Ijuketts zeigen die Pariser Damen große Vorliebe,
denn solche sieht man oft in den Schaufenstern der Binderei-
ge.schäfte. Sie werden meist aus Hortensien und weißen Lilien
gebunden. — Bedauerlich war das in der Bindereiabteilung häufig
wiederkehrende Photographieverbot. Ich fragte einen Aussteller, ob
er denn ein Patent auf seine „Kunst" erwerben wolle'?
In den Seitengängen der großen Haupthalle hatte die Gemüse-
uud Obst- .Ausstellung Platz gefunden. Von getriebenen Frücliten sind
Erdbeeren und Pfirsiche zu nennen, von L. Parent in Rueil S. et 0.,
.sie gehörten der Sorte „AiiLsden" an.
Den Abschluß der Ausstellung bildete die Abteilung Malerei
und Gartenarchitektur. Für ausgestellte Pläne erlüelt Fritz Bialie in
Mannheim einen Preis.
„The Teinple show" in London.
Von Peter Geier, West Wickham, Kenl.
V om 30. Mai bis zum 1. Juni fand diese Au.sstellung der königl.
Gartenbaugesellschaft wie bisher in dem „Temple Garden" statt. Als
die achtzehnte Ausstellung dieser Art muß es für die älteren Mit-
glieder dieses Vereines interessant sein, auf die ersten Ausstellungen
zurückzublicken, die Fortschritte und Leistungen englischer Handels-
und Privatgärtner zu betrachten, welche mit Fleiß, Ausdauer und Liebe
zu ihrem Beruf ihre Erzeugnisse von Jahr zu Jahr verbesserten.
Diese jährlichen Ausstellungen sind auch insofern für die englischen
Gärtner erfreuliche Erinnerungen, als sie damit das engli.sche Publikum
für sich gewannen und ihre Geschäfte in die Höhe brachten. Ob-
schon am zweiten Tage der Ausstellung das in London so viel besuchte
„Deiby' stattfand, so waren doch die Hallen so angefüllt, daß man
sich kaum einen Weg durch die Menschenmenge bahnen konnte.
Ich will mich bemühen, dem Wunsche des Herrn Hesdörffer
nachzukommen, mich so kurz wie möglich zu fassen, obschon es
ziemlich schwer fällt, nur einen kurzen Auszug des Erwähnens-
wertesten zu geben, denn für einen Gärtner war so manches dort,
wovon er sprechen möchte. Die Aufzählung ausstellender Firmen
und der Prämiierungen werde ich als für die Leser von nicht be-
sonderem Interesse unterlassen. Die Ausstellung an und für sich
war jedenfalls als sehr gelungen zu bezeichnen, stand in (Qualität der
Sachen sicher nicht gegen andere Jahre zurück und hielt voll und
ganz, was man von der Temple show erwartet. Riesenblumige
Begonien, gefüllte, einfache, cristata etc. in herrlichen Farben waren
großai'tig vorhanden und dürften wohl nirgends übertroffen werden.
Leistungsfähigste Aussteller davon waren Th. S. Ware (Feltham) und
Blackmore & Laugdon (Bath). In ebensolch guten Glo.xinien
suchten H. C an neu & Sons (Swanley) undJohnPeed & Son (West
Norwood) sich den Rang streitig zu machen. Frank (Croydon) brachte
eine Gruppe reichblühender Begonia wortliiana, welche den Wert
Anmerkung der Redaktion. Deutsche Kollegen haben
ülier die von Herrn Olbertz veranlaßte deutsche Bindereiausstellung
in Paris ein gradezu vernichtendes Urteil gefällt.
dieser Begonie für Beete bestätigte. Von Cannell & Sons war eine
herrliche Canna-Gruppe in schönsten Farben aufgestellt. Es würde
eine schwere Aufgabe gewesen sein, hier die besten Sorten heraus-
zufinden, da man sie alle als äußerst schön bezeichnen mußte.
Calceolarien, von ver.schiedenen Firmen gezeigt, waren gut in ihrem
reichen Farbenspiel, teilweise auch in großen Schaupflanzen vertreten.
Äußerst feine Gruppen von Cineraria slellata, Gloxinien, Begonia
cristata. Schixantkus etc. waren von Sutton iSons (Reading) zu
sehen, im Hintergrund einer Halle waren die Gruppen des letzt-
genannten Ausstellers steil ansteigend aus Caladium argyreum ge-
bildet und dieses mit einer schrägliegenden Rasenkante eingefaßt.
Obschon dieselben Pflanzen von anderen Ausstellern ebensogut und
vielleicht in einigen Fällen besser waren, so war doch Suttons
Arrangement einzig in seiner Art. Ich vermißte die von einigen
Firmen im vorigen Jahre so schön gezeigten Slrcptocarpus. Ich
konnte nur etliche in der Gruppe von Veitch cfe Sons finden, welche,
wie ich glaube, denen vorigen Jahres nachstanden. Eine gute Ver-
besserung der so beliebten Verbene „Miss Willmott", genannt „Tlic
King" von Cutbush & Son (Highgate N.) erhielt das Verdienst-
zeugnis. In den schönen Ausstellunggruppen von Carter & Co., High
Holborn, fand ich eine schöne zartrosa und reiohblühende Verbene
„Maidens Bliish". Eine kleine Gruppe feiner Primula obeoniea.
zeigte Arends (Ronsdorf), welche für ihn ein gutes Zeugnis ab-
legten und ihm das Verdienstzeugnis einbrachten. Zwei Gruppen
schünblühender I'kglloeactus bargen die Ausstellungsräume. Aus-
steller derselben waren Cannell & Sons und Veitch & Sons.
Großartig waren die ausgestellten, zum größten Teil in Dublin (Irland)
kultivierten Tulpen von Alex Dickson & Sons (Belfast) und Hogg
& Robertson (Dublin). Diese meist Darwinschen Tulpen fanden viel Be-
wunderung und zeigten, daß man in England nicht mehr auf holländische
Zwiebeln angewiesen ist. Kalanchoii ßammea und it. kcwensis nebst
der niedrigen Cineraria „Antique Rose" von Veitch & Sons fand
ich schön und wertvoll zur Kultur. Auch gute AinMiinncn in feinen
Sorten waren vertreten von Reamsbottoni A i'i. iiniishill. Irland),
w^orunter ich als besonders schön die Sorte „Ki":/ "/ >,//„, ,,//.s" fand.
I'neonia arhorea „Azumakagani" und /'. iirlmna „KoHiro/;(tk/i'\
1'. aiiiahilis und P. Oiina zeigten einige Aus.steller als beste Sorten
mit großen Blumen und besten Farben. Zwei Papaver „Mrs. Marrk",
rot mit hellgelben Streifen, sehr große Blumen und „Livermcre",
dunkelrot, waren entzückend. Von R. Wallaoe & Co., Colchester,
notierte ich mir als neuere schöne Heuchcra die Sorten „Hosa-
mumk", „Flambeau" und „Zabeliana" . Eine /'Afo.e-Neuheit, PIiIoj:
canadensis „Perry's imricty", schön blau, vollblühend, von ."imos
Perry-Winchmore Hill, wurde mit dem Verdienstzeugnis bedacht. In
schönen Exemplaren bi'achten mehrere Aussteller Qeum Heldreichi
und eine reiche Auswahl anderer schöner Stauden.
Die Stauden und Alpinen nahmen überhaupt einen großen Teil
der Ausstellung in Anspruch. Letztere waren von vei'schiedenen
Ausstellern äußerst fein in Grotten und Steine rangiert und fanden
viele Anerkennung. Am meisten hervortretende und beste Alpinen
waren folgende : Saxifraga jiyramidulis, wunderschön für den Gipfel
einer Crottc, .s'. Wallniri. S. mrsjiitusa, S. Rhei u. a. m. Cypri-
pcdhiiii xjMriiil),!,- si'hr srlmEi, t'ijjt. piiiescens, Allysum saxatile,
A. iiiariliiiiiiiii, (iniliniia rcnin, Aiii/rusace sarmentosa, Artneria mar.
var. laHcheana., Ibcris „Littlc dem," etc. Die in England und Amerika
so beliebten „Sweet peas" {Lathyrus od-oratus), von vielen Ausstellern
geboten, legten Zeugnis ihres unersetzlichen Wertes als Schnitt- und
Dekorationsblumen ab; sie wurden in feinsten Sortimenten gei'.eigt.
Es ist tatsächlich wunderlich, daß diese Blume noch nicht mehr
Verehrer auf dem Continent gefunden hat.
Die vorhandenen Pelargonien, obschon teilweise gut, stellten
jedoch nicht das Beste dar. Gute , neue Sorten in Zonal-
pelargonien waren „Paul Campbell"., rot, und „Mons. A. Rusalcur",
lachsrosa mit großen Blumen; letztere erhielt das Zeugnis für
Verdienste.
Gut und zum Teil großartig waren die Kosen auf der Aus-
stellung in Qualität wie auch in feinem Arrangement. Charles
Turner (Slough), Frank Cant & Co. (Colchester), George Mount
(Canterbury), Paul & Son (Chcshunt) und William Paul & Son,
Die Gartenwelt.
IX, 39
(Walthatn Gross) etc. waren in Kosen, wie stets, die besten Aus-
steller. Eine Wic/iuraüina-iieuheit „Lady Ony", reich mit Blumen
überschüttet, erhielt das Verdienstzeugnis. Großartige „Marechal
iV?W"- Blumen, welche unübertrefflich zu nennen waren, zeigten
Benj. Gant & Sons (Golchester). Andere bei den verschiedenen Aus-
stellern sehr hervortretende Sorten sind als Schlingrosen die beliebte
„Uorothy Perkins", ,,Blush Eambler" , „Walthatn Rambler'\ „Leucht-
stern" etc. „Souvenir de Pierre Notting'-'- fand ich in feinen, reich-
blühenden Topfpflanzen. „Ulrich Bnmner fils", „Mrs. E. Maicley'\
„Cleopatra", „Mme Edmee Metx, „Mildred Grant", „Frau Karl
Druschki", „FlorcncePeinberton" , „ Weiße Maman Cochet", „Liberty",
feine dunkle Farbe, „Boadicea", feinste rosalila Farbe und Form, waren
in besten Schnittblumen und Topfpflanzen vertreten. Paul & Son,
Gheshunt, erhielten das Verdienstzeugnis für „David Hamm", eine
Neuheit in Färbung der „La France" und feiner Form, sehr wertvoll.
Die riesenbluraige Malmaisonnelke „Princesse of Wales" zeigte
in besonders guten Topfpflanzen, mit andern Malmaison in einer
Gruppe gemischt, E. Wagg, Maidenhead. Wunderschöne Remontant-
noiken sind „Leander", „Encliantress", „Miss Laivrence", „Fair Maid" ,
„Floriana Harry Cowarden", „Cecilca", welche in keiner modernen
Schnittblumengärtnerei fehlen dürfen. Es ist dies eine Kollektion
von hellrosa bis zu dunkelrot und gelb. Sander & Sons,
St. Albans, zeigte eine Gruppe schöner, vollblühender Axalea indica
und R. u. G. Cuthbert (Southgate) ein feines Arrangement von Axalea
tnollis in wunderbarem Farbenspiel mit Acer in bunter Färbung unter-
mischt. Die Altmeister 'm Rhododendron io'hix Waterer & Sons Ltd.,
Bagshot, brachten eine feine Gruppe solcher, wovon „Pink Pearl" als
wirkliche Perle mit sehr großen zartrosa Blumen hervorstach. „Marquis
of Waterford", „B. W. Currie" wären als weiteie beste Sorten der
Kollektion zu nennen. Gutbush & Son, Highgate N., erhielten das
Verdienstzeugnis für die zwei folgenden wertvollen Neuheiten:
Rhododendron aureum und Edraianthus punälus. Schön war die
Giuppe blühender Topfclematis von Eichard Smith, Worcester.
Als beste Sorten notierte ich „King Edward F7/.", „Andeison";
„Harrif; ,Mine van Houlte'-\ „Princess of Wales'-'', „Lueic Lemoinc'-\
„Marie Lefvvrt", „Miss 0. Jackmann-'-, ,,Scnsalion^^ und „Purpurea
clegans^'-.
Galadium waren von verschiedenen Ausstellern iu besten
Suhauptlanzen mit feiner Färbung vertreten. Die besten dürften jedoch
in der Gmppe der Warmhauspflanzen von James Veitch & Sons,
Chelsea, gewesen sein. Auch hier konnte ich mich nicht enthalten, die
am meisten ins Auge stechenden Sorten zu notieren, als „Duchcss of
Fife'\ „George Berger'-\ „Mme Ibert Koechlin", „Gaston: Chandon";
„Baronne de Rothschild", „Silrer Cloud"-, „Dianiotitiana'\ „Ignata",
„Mr. Laing'-\ „Souvenir de Baron de Rotlischild-\ „Admiral Togo",
„Princcss of Teck'-', „Oriflamme", „Louis van Houtte", „Rosa Laing",
„Mr John Box" , „Raymond Lemoinier'K Schöne und seltene Warmhaus-
spflanzen waren inderGruppevonVeitch, XowW«oso»«a(PA//Wo(!aemM?«)
Lindeni, Croton Äe?Ä'(Schaupf lanzen), Ei-iocnemamarmorata,Medinilla
magniflca, Haemanthiis Kalbreyeri, sehr schön, Dracaena Alexandra,
Hydrangea Mariesi etc. Sehr wirkungsvoll war auch die Gruppe
neuer und seltener Pflanzen von Sander, neben seiner neuen
Nicotiana Sanderae aufgestellt. Auch waren hier einige ßex-
ßegonien „Tlie Quscn'\ „His Majcsiy", sehr schön, .Jf. 0. Moon'\
„Bowringeana'-', ferner Dracaena Victoria ähnlich /'. iitussamieaiM
wohl etwas leichteren Habits, Nephrolepis Scott i. Mpiiiid Sanderac,
schön weißbunt, Pobjpodium Knighti, Pamlanns /lut-iiiuana, Cycas
Michültxi and Fureraca watsoniana, sehr schön buntblättrig.
Schöne Schaupflanzen von Farnen hatten neben II. B. May,
Upper Edmonton, einige andere Firmen ausgestellt, l'/eris Wimsetti
compaeta, Po!,//,,,d;„m Mnyi. rirrts C/n/d.-^/. X,j,hrolepis Maiji,
Platycerium Willmrl.;. f;i/„iii„,,n,,i/»ir Hii-i/so/ihilhi waren besonders
.schön. Aphelexis iiianaiillin msca. PirnHra llnidn soui, niedrig,
rosa blüliend, schön, Erica i-cntricusa inaguifica gefielen mir in der
Gruppe von Hugh Low, Bush Hill Park. Eine sehr wirkungsvolle
chöno Crotonsorte ist „Did:e of l'ortland", gezeigt von Fisher
Son & Sibray Ltd, AVatorcr & Son, Handsworth. Der von dieser
Firma gezeigte Flieder dürfte in Deutschland entschieden \ibertroffen
werden.
Die Orchideen zeigten voll und ganz, was man von der Teniple
show zu erwarten gewöhnt ist. Etwas Großartiges boten unter den
Kollektionen aller Aussteller die bekannten englischen Orchidoen-
finnen Charles worth & Co., Heaton, Bradford, Sander & Sons,
St. Albans, Jas Cypher & Sons, Gheltenham, Hugh Low & Co.,
Bush Hill Park, etc. Gattleyen, Laelio-Gattleyen, Odontoglossum be-
herrschten die Gruppen. Eine neue Catlleya schilleriatia WestficM
var. von F. Wellesley Esq. , Browet, erhielt das Verdienstzeugnis.
In einigen Gruppen anderer Aussteller fand ich besondei-s schön Miltonia
vexillaria „Memoria-', Caltlcya Mossiae „ Walhalla-\ C. Mossiae „Princo
of Wales'-, Cattleya digbyana , Odontoylossum ardentissimum „ The
Countess, 0. ard. „Priruiesi Margaret-', Dendrobium thyrsiflorum
u. a. m. Als ausländische Ausstellerin fanden wir wieder eine hier
sehr gut bekannte Firma Gh. Viiylsteke, Looohristi, Belgien. Sie
zeigte einige feine, gefleckte Odontoglossum, welche von Kennern
sehr eingehend besichtigt wurden und Anerkennung fanden. Es
waren 0. X amalilr ,J.n'on'\ (Kreuzung zwischen Harryano-crispum
X crispum), Od. /irrrii///iiii (Rolfeae X ardentissimtim), Od. X
lawrenceanum „Aihnii.-- iln'iniijjhans X Rolfeae), Od. X venustulum
(Harryano-crispum \ ardentissimum). Eine Gruppe Sarraeenia in
guten Pflanzen zeigten A. J. A. Bruce, Ghorlton-cuni-Hardy.
Gemüse war größtenteils in Gurken, Tomaten etc. gut vertreten.
Die Ernte von im März gepflanzt sein sollenden Kartoffeln zeigte
Sutton & Sons, Reading, mit .schönem Resultat in mehreren Sorten.
Der in Erdbeeren wohlbekannte Laxton, Bedford, brachte solche
in vollhängenden Töpfen und auch sehr schöne gepflückte Früchte.
Eine Kollektion für diese Jahreszeit sehr guter Äjifel zeigten
G. Bunyard & Co., Maidstone. Großartig waren Pfirsiche und
Kirschen, in Töpfen getrieben, von Thomas, Rivers & Son,
Sawbridgeworth. Ein herrlicher Duft ging von den Früchten aus.
Draußen waren gute Gruppen Koniferen, Stauden und Sträucher
aufgestellt und auch gut bepflanzte Felsengrotten. Auch die so be-
liebten japanischen Zwergbäume und die in Figuren geschnittenen
Buxus von Cutbush waren hier wieder zu sehen. Einige schöne
Spiraea „Queen of Holland'-' brachten van Waweren & Krujff, Sasseu-
heim, Holland.
Stauden.
Paeonia chinensis (odm- sinensis, wie in manchen Katalogen
steht) ist in den letzten Jahren eine recht beliebte Schuittblumen-
pflanze des Spätfrühjahres geworden. Leider wird aber in der Auswahl
der anzupflanzenden Sorten noch mancher Fehler begangen. Vor allem
sollte man darauf sehen, alle einfach blühenden auszumerzen.
Gewiß sind sie auch sehr schön, aber nur auf der Staude. Ge-
schnitten flattern sie leicht auseinander und das Publikum betrachtet
sie als verblüht. Ferner sind, dem heutigen Geschmacke entsprechend,
alle unbestimmten Farben zu verwerfen, sie bleiben beim Blumen-
händler regelmäßig unverkauft stehen, bis er sie schließlich selbst
nicht mehr dem Gärtner abnimmt. Tief dunkelrot, zartrosa, gelb
und weiß in reinen Farben sind stets bares Geld. Und — schön
lang geschnitten ! Auch beim Schnitt werden Fehler gemacht! Zu-
nächst sind alle minderwertigen Blumen an der Staude zu lassen,
sie bringen kein Geld, entwerten die besseren Blumen, weil sie
billig angeboten werden, und dienen besser der Pflanze als Atmungs-
werkzeuge. Weiter ist zu beachten, daß Päonienblumen wie Rosen-
blumen und Mohn in dem Stadium des Aufbrechens geschnitten
werden müssen; sie entwickeln sich eigentümlicherweise in einer
tiefen Vase viel vollkommener und schöner als an der Staude und
behalten mehr Konsistenz.
Der Blumenhändler, bezw. Binder, mag und wird sie schon
verwerten, wie es ihm am vorteilhaftesten erscheint. Über die Kultur
und Vermehrung ist schon öfter und genug geschrieben. Wonig
bekannt nur dürfte sein, daß /'. chinensis sich kalt unter Glas recht
willig treiben läßt; dabei ist nur auf die nötige Höhe des Kastens
(nicht unter 1 m), gute Bewässerung und aufmerksame Lüftung zu
achten. Bei der Aufpflanzung ist es durchaus nicht nötig, auf teure
Sortimente Wert zu legen. Man verlange besten Rummel in den
IX, 39
Die Gartenwelt.
46r)
obengenannten Farben und konnnt mit dem balben Gelde zu dem-
selben Ziele. Ungeachtet dessen sei aber auf eine seit drei .fabren
im Handel befindliche Sorte hingewiesen. Sie steht zwar noch hoch
im Preise, bat aber so viele Vorzüge, daß sich .die Mehrausgabe in
Kürze deckt. Es ist dies /'. chinensis festiva maxima. Farbe:
leicht rabmfarben, fast weiß, stark gefüllt, mit nur wenigen roten
Adern durchzogen, wohlriechend. Diese Sorte treibt ca. 10—14 Tage
später als die andern aus, ist daher weniger den Maifrösten aus-
gesetzt, holt aber das verspiiteto Austreiben durch sclinelleres Wachs-
tum wieder ein und hat so gut wie gar keine bliitenlosen Triebe.
Die Blumen dieser Sorte werden allen anderen vorgezogen.
Paul Ruschpier, Dresden.
Blumenbindekunst.
Dresden im Blumenschmuck!
1 reisaussclireiben für den schönsten Vorgarten, den am schönsten
bepflanzten Balkon, für das schönste Blumenfenster etc.! Wahllich,
man gibt sich alle Mühe, den Sinn für Pflanzen und Blüten, der
beim Großstadtmenschen infolge der Lebensweise zwischen Stein,
Eisen und Papier leider immer mehr verkümmert, zu pflegen und
zu stärken. Die berufensten Führer in diesen Bestrebungen sind
naturgemäß die Oartenkünstler, und die Stätten, an denen der
Garten- und Blumenfreund sich seine Belehrung holt, sind außer
den Parks, Villengärten und öffentlichen Anlagen in erster Linie die
Schaufenster der grossen Blumengeschäfte. Welch schöne Gelegenheit,
dem Publikum den hohen Stand unserer Bindekunst zu zeigen, bietet
sich anläßlich der Festdekorationen bei Königs Geburtstag. Gerade an
solchen Tagen erwartet das Publikum ganz besondere Leistungen.
Und es ist auch anzuerkennen, daß eine Anzalil unserer Blumen-
ge.sohäfte recht hübsche Dekorationen mit Königsbüste und Landes-
farben ausgestellt hatte. Ich wil> ebensowenig ein Preislied dieser
Arbeiten singen, wie ich etwas dagegen einwenden möchte, wenn
hier oder dort eine besondere Dekoration für überflüssig gehalten
wurde, bin ich doch selbst der Ansicht, daß das Schaufenster einer
Blumenhalle seinen schönsten Schmuck in der Frische und Farben-
pracht der möglichst zwanglos gruppierten Pflanzen und Blumen-
vasen findet, sondern ich will angesichts der Festdekoration einer
unserer größten Blumenhallen darauf hinweisen, welcher Art die in
imserer alten Kunststadt gepflegte Bindekunst ist.
Ein Königsbildnis, etwa in halber Lebensgröße, umrahmt von
einem ca. V3 Meter breiten Kranze blauer Pensees. Darüber eine
übernaturgroläe Krone, deren Bügel aus gelben Pensees auf rotem
Tuche bestehen. Das ganze ruhte auf einer Rohrstaffelei, deren
Füße durch Lilien und Iris verdeckt waren.
Tausende betrachteten sich dies Werk moderner Bindekunst
und zollten ihm gebührende Ehrfurcht, ohne zu bedenken, daß sie
einige Schritte weiter, auf dem Markte, derartige mit Pensees, Feder-
nelken und dergleichen saisongemäßen Massenblüten gepflasterte
Machwerke täglich bei jeder Marktfrau seheil können. Sind wir denn
noch immer nicht weiter, als daß wir unser herrliches Material, um
das uns jeder andere bildende Kün.stler beneidet, erst in Formen
quetschen und pressen müssen, die jeder Rahmenfabrikant oder
Stukkateur natürlich weit richtiger herstellt, um „Kunstwerke" damit
zu schaffen? Können wir an einer Blume, besonders wenn sie
gerade häufig und billig ist, keine andere Schönheit finden, sondern
müssen sie zu unförmigen Klumpen geballt, lediglicli als Deckfarbe
verwenden? Ist die Zeit noch nicht vorüber, da die Binderin, um
ein „Schaustück" zu schaffen, die armen schönen Blüten herzlos zu-
sammendrückte und dann ein Solüff, ein Tier oder wohl auch eine
menschliche Figur oder gar eine Schlummerrolle daraus verfertigte und
eine solche Vergewaltigung unserer Gefühle stolz ein „Kunstwerk"
nannte?
Ich meine, daß diese Art von Kunstwerken läng.st nicht mehr
in unsere Blumenhallen gehört, ebensowenig wie die bei Begräbnissen
besonders hervorragender Zeitgenossen beliebten Lorbeerkränze von
Dimensionen, welche eine Kalkulation nur nach dem Kilo zulassen.
Denn die Blumenbinderei soll doch nicht bloß eine Fabrikation von
Kränzen und Sträußen en masse, sondern eine Kunst sein, deren
Ausübende es ern.st nehmen mit ihrem schönen Berufe.
M. Wällnitz.
Obstbau.
Anlage von Obstnutzgiirten.
Von Heinrich Heuwing, Garten- und Obstbautechniker, Oppenhoini.
{Hierzu eine Abbildung.)
-Uen vielen Lesern dieser Zeitschrift, die an der Ent-
wickclung des deutschen Obstbaues großes Interesse haben
und an der Hebung des Obstbaues nach bestem Können Anteil
nehmen, dadurch, daß sie selber ihren Grundbesitz mit Obst-
bäTimen bestellen, hoffe ich durch die, diesem Artikel beige-
gebene Zeichnung zeigen zu können, in welcher Weise man,
dem heutigen wirtschaftlichen Standpunkte entsprechend, Obst-
gärten anlegen nruß, um einen sicheren Gewinn daraus zu
erzielen.
Zwei Hauptfaktoren, Lage und Größe des Grund-
besitzes, sind bei Einteilung eines Olistgartens zu lieriick-
sichtigen. Auf einem größeren Grundstück wird man mehrere
Formen von Obstbäumen anpflanzen, somit auch mehrere
Quartiere benötigen, während man bei kleineren Grundstücken
die Anzahl der Quartiere möglichst gering anschlägt. Man
gehe von dem Grundsatze aus, möglichst große Quartiere
und wenig Wege, und diese letzteren nicht breiter anzulegen,
\ne unbedingt erforderlich; denn jeder Quadratmeter Weg,
der in einer Obstanlage überflüssig ist, geht den Wurzeln
des Obstbaumes verloren. Der Obstbaum verlangt vor allem
einen nährstoffreichen gut beai-beiteten und durchlüfteten
Boden.
Die Zeichnung Seite 4C6 veran .schaulicht den Lesern
zwei Obstgärten; A ein größeres Grundiätück von 9514 qm
Fläche und B ein kleineres von 2215 qm Fläche. Beide
Zeichnungen deuten an, in welcher Weise man einen Obst-
garten an den Villen- beziehungsweise Hausgarten anpaßt.
In Plan Ä bezeichnet H die Villa mit der freien
Terrasse K. Zwei schattige Sitzplätze J sind in der Nähe
des Hauses angeordnet, L ist der Hofraum, G die Kutscher-
oder Gärtnerwohnung mit Stallung und Remise. Aus dem
im natürlichen Stile angelegten Villengarten führen drei Wege
in den Obstgarten. Dieser ist in sechs Hauptquartiere ein-
geteilt.
Quartier A ist zur Anzucht von Gemüsen bestimmt;
Quartier F für Beerenobst; Quartier E für hochstämmige
Kirschen, Pflaumen- und Mirabellenbäume mit Zwischen-
pflanzung von Aprikosenbuschbäumen ; Quartier D für halb-
stämmige Apfelbäume ohne Zwischenpflanzimg; Quartier C
für Apfel -Buschobst und Quartier B, das in fünf Felder
zerlegt ist, wovon das mittlere runde Beet für Rosen, die
anderen vier Felder für Anzucht von Birnen, Buschbäumen
und strengen Formen, wie Pyramiden, Kesselformen, Säulen-
formen etc. bestimmt sind. An fast allen Wegen sind wage-
rechte Kordons vorgemerkt, die auf schmalen Rabatten von
1,50 m Breite von den größeren Quartieren getrennt stehen.
Diese schmalen Rabatten können mit Erdbeeren und anderen
Beerensträuchern bepflanzt werden. Die seitlichen Rabatten
werden mit Spalieren bestellt. Als Spaliergerüste errichte
man keine Mauern oder Zäune, sondern freistehende Spaliere, •
Die Gartenwelt.
IX. 39
sodaß Licht Timl Lnft von allen Seiten Zutritt haben. Man
verfalle ferner nicht in den Fehler, hochstämmige Obst-
bäume ■willkiirlioli auf das ganze Grundstück zu verteilen,
denn diese, abgesehen davon, daß sie bedeutend später er-
tragsfähig wei'den, geben der llnterpflanzung zu viel Schatten.
Auf die Sortenauswahl und Kultur der einzelnen
Forinon, sowie die Bearbeitung, der Kosten und Erträge einei-
solchen Anlage komme ich später noch zurück.
Zeit- und Streitfragen.
Ein Wort eines Niclit-Anslalters zu dem Artikel
,.Ziele für den Unternclit an Forthildungssrlinlen."
(■avtu
Von Fritz Schipperin,
Stiidtiscben Irren-Austait Frankfurt a M.
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Vom Verfasser für die „Garleuwelt" gezeichnet
Anlage B zeigt das kleinere Grundstück, worin A die
N'illa, B der Hausgarten, F der Kinderspiel jilatz, E der Lauben-
gang ist und C u. D die Obstquartiere sind.
Man ersieht aus dieser kleinen Zeichnimg schon, daß
man bei riclitiger Einteilung der Quartiere unter Belassung
weniger "Wege einen Obstgarten anzulegen im Stande ist,
der intensive Bearbeitimg ermöglicht, und schon aus diesem
Grunde einen reichen Ertrag vcrsi)ncht.
■-'7 und 33 der Gartenwelt erschien je ein
Artikel über das Thema die Fortbildungs-
schulen und Betrachtungen über den Wert
der gärtnerisclien Berufsbildung. Auch ich
möchte mir als einfacher Gärtner erlauben,
einige Gedanken über diesen Gegenstand zu
äußern.
"Wie im ersten Artikel mit Recht be-
tont wurde, gibt es auch junge Gärtner, die
nicht in einer Lehranstalt ausgebildet wurden
und trotzdem nicht nur in ihrem Fach
tüclitig, sondern auch wissenschaftlich ge-
bildet sind, ja sogar als leuchtende Vorbilder
manchem akademisch gebildeten Kollegen
gegenübero-estellt werden können. Im An-
schluß daran wird nun die Notwendigkeit,
eine Lehranstalt bezw. Fortbildungs.schule zu
liesuchen, hervorgehoben, da hervorragend
tüchtige Nichtanstalter nur Ausnahmen .seien.
Im großen und ganzen erkenne auch
ich die Richtigkeit des "Vorstehenden an; die
beiden Verfasser nehmen aber ■ daran an-
schließend einen Standpunkt ein. dem nicht
nur ich, sondern gewiß auch viele meiner
nicht akademisch gebildeten Berufsgenossen
entgegentreten müssen. Für Nichtanstalter
wird als höchste zu erringende Position nur
eine „Obergehilfen"-Stelle in Betracht gezogen
und die Bekleidung einer „Obergärtner"-
Stelluug für sie als ausgeschlossen angesehen.
Der Besuch einer Gärtner - Lehranstalt, den
ich an und für sich wohl zu würdigen weiß,
erfordert aber immerhin einiges Vermögen,
und es ist manchem armen Gärtner versagt,
seinen Wunsch, sich durch den Besuch einer
derartigen Anstalt zu bilden , in Erfüllung
gehen zu lassen. Soll aber nun darum ein
solch strebsamer junger Mann verdammt sein,
nie höher zu kommen als im besten Falle
zum ObergehiLten, seiner Annut halber? Wird
er nicht vielmehr mit eisernem Fleiß und
äußerster Energie auf alle mögliche Art seine
Kenntnisse in der praktischen Ausübung
seines Berufes und seine wissenschaftliche
Ausbildung durch alle ihm nur irgend er-
reichbaren Hiltslehrmittel zu bereichern
suchen? Und soll nun, wenn es ihm ge-
lungen ist, sich die zur Obergärtnerstelle
erforderlichen Kenntnisse zu erringen, was
doch immerhin als möglich zugegeben
werden muß, ihm ein anderer vorgezogen
werden, nur darum, weil letzterer den Nachweis des Besuchs einer
Lehranstalt beibringen kann, wenn es auch sehr fraglich ist, ob
er g 1 e i c h tüchtig im Beruf ist wie sein nicht akademisch
gebildeter, aber durch außerordentlichen Fleiß dennoch in den Be-
sitz der nötigen Kenntnisse gekommener Kollege?
Wäre es nicht viel schöner und edler, wenn man darnach streben
wollte, in Verbindung mit den Fortbildungsschulen Einrichtungen zu
treffen, die es auch armen, aber begabten jungen Gärtnern ermög-
licht, sich die zur höheren J,aufbahu unumgänglich nötigen Kennt-
nisse anzueignen? Die gehegte Befürchtung, Dünkel in den Köpfen
r>
IX, 39
Die Gartenwelt.
zu erweckeu, wie Verfasser des Artikels in Nummer 33 der Garten-
weit vielleicht meint, ist wohl nicht begründet, denn es gibt und
wird stets sowohl unter Anstaltern als auch Nichtanstaltern fleißige,
tüchtige und auch faule, unbrauchbare Gärtner geben. Jedenfalls
muß doch wohl zugegeben werden, daß auch durchaus nicht jeder
Anstalter schon im Lichte seines Berufes steht, da er meist nur
theoretisch und nicht praktisch ausgebildet wird.
Meine Zeilen sollen nur den Zweck haben, davor zu warnen,
daß man streb.samen, tüchtigen Gärtnern, nur darum, weil sie keine
Lehranstalt besuchen konnten, die Laufbahn eines Obergärtners ver-
schließe.
Nachschrift des Herausgebers. Ich habe den vorstehenden
Ausführungen Baum gegeben, obwohl sie nach mehr als einer Richtung
hin anfechtbar sind. Der Verfasser geht vielfach von falschen Voraus-
setzungen aus. Seiner Armut halber wird kein Kollege von besserer
Stellung ausgeschlossen. Die gut bezahlten Stellungen sind in den
meisten Fällen auch Verwaltungsposten. Solche Stellen erfordern
vor allen Dingen nicht nur fachlich tüchtige, sondern auch wnssen-
schaftlich gebildete Gärtner mit besten gesellschaftlichen Umgangs-
formen, gewandt im schriftHchen Verkehr, vertraut mit dem Rech-
nungswesen etc. Eine ganz vorzügliche Schulbildung
ist für solche Posten weit wichtiger als der Besuch einer
höheren Gärtnerlehranstalt. „Was Häuschen nicht lernte, das
lernt Hans nimmermehr." Auf der Grundlage der Volksschul-
bildung läßt sich bei eisernem Fleiß durch Selbststudium nur
ein Wissen aufbauen, das höchstens als lückenhafte Halbbildung
bezeichnet werden kann; ganz vereinzelte Ausnahmen bestätigen nur
die Regel. Allen denjenigen, die nicht mindestens in den Besitz des
Reifezeugnisses für den einj.-freiw. Militärdienst gelangt sind, sind
ja auch die höheren Lehranstalten verschlossen, weil nur diejenigen,
welche mindestens eine Realschule IL Ordnung absolviert haben,
dem Lehrgang mit Verständnis folgen können. Es gibt selbstver-
ständlich auch Obergärtnerstellen, die keine Anforderungen an bessere
Schulbildung stellen und sich auch mit einseitig gebildeten Fachleuten,
d. h. mit solchen, die hervorragende Eultivateure sind, ohne auch
nur richtig schreiben und rechnen zu können, besetzen lassen.
Ei-strebenswert ist und bleibt eine sorgfältige Schulbildung, die
stets die beste Grundlage für jeden Beruf war und bleiben wird.
Die ständige Verbesserung unserer Volksschulen nach fran-
zösischem Muster ist wünschenswert. Allen Eltern aber, die, wenn
auch unter Entbehrungen, die Mittel erechwiugen können, welche den
Besuch einer höheren Schule für ihre begabten Söhne ermöglichen,
sollten dieser Möglichkeit Rechnung tragen. Wissen ist im Gegen-
satz zum Reichtum ein sicherer und bleibender Besitz, der dem-
jenigen, der ihn auch anzuwenden versteht, über alle Fährlichkeiten
des Lebens hinweg hilft und eine geachtete Lebensstellung gewähr-
leistet.
Bücherschau.
Alpenflora. Die verbreitetsten Alpenpflanzen von Bayern,
Tirol und der Schweiz. Von Dr. Gustav Hegi, Privatdozent und
Kustos am königlichen botanischen Garten München und Dr. Gustav
Dunzinger in München. Mit 221 farbigen Abbildungen auf 30 Tafeln.
München, J. F. Lehmanns Verlag. Preis 6 Mk.
Soeben erscheint ein Werkchen, das eigentlich in der ein-
schlägigen Literatur keine Lücke aasfüllt, aber doch zu dem bereits
Bestehenden in sehr vorteilhaftem Gegensätze steht und eine wesent-
liche Verbesserung darstellt.
Zum Zwecke des Erkennens der häufiger gefundenen Alpen-
pflanzen, besonders für die Laienwelt, existierte in der schon in
7. Auflage vorliegenden Alpenflora von L. und Prof. C. Schröter
ein nettes Büchlein. In dem ihm sehr ähnlichen, soeben von den
obengenannten Müncliener Botanikern herausgegebenen Werke aber
erscheinen uns die einzelnen Tvpen künstlerischer aufgeführt, die
Farbentöne sind mit ganz wenig Ausnahmen durchaus richtig ge-
troffen, die Zeichnungen sind von Dui'chschnitts-Exemplaren wissen-
schaftlich richtig ausgefüln-t. Welch einen I'ntersohied und Fort-
schritt stellt z. B. die Tafel 4 des neuen Werkes gegen Tafel 18 des
Schröterschen Werkes dar. Man vergleiche die Nigrüella migustifolta,
das Rot ist dort viel zu dunkel, das Grün der Blätter im Schröterschen
Werke fast überall zu schwarz, während es hier durchweg richtig
getroffen, höchstens bei Allium Vidorialis etwas zu gelb geraten
ist. Wie plastisch wirken trotz des weißen Untergrundes die weißen
Blüten des Crocus vernus. Nicht anders bei den folgenden Tafeln
des Werkchens. Bei einzelnen, so den Tafeln 7, 8, 12, besonders 14
auch l!l ist zuviel auf ein Blatt zusammengedrängt, die Einzelbeiten
sind deshalb schwierig zu finden, die Bildwirkung geht verloren.
Auf Tafel 9 ist Atragena alpina »in wunderbar wahres Bild dieser
herrlichen Pflanze. Man muß doch seine Freude haben an jenen
Fortschi-itten der Druckerkunst, welche solche gute Wiedergabe des
gemalten Bildes auf wohlfeilem AVege erlaubt. Leider ist bei den
kleinen Saxifragen durch den Druck die Schärfe der Zeichnung ver-
loren gegangen, Tafel 14, No. 7, 8a und 9, recht schön, jedoch ge-
blichen bei Figur 8 .S'. oppositifoiia. Prächtig sind die Alpenrosen
der Tafel 19. Ziemlich naturwahr ist die so schwer wiederzugebende
Primelfarbe getroffen; herrlich wiederum besonders auch im Vergleich
zum Schröterschen Werke die blauen, gelben und punktierten Enziane.
Weniger zu loben ist auf Tafel 24 die Darstellung von Ajttga und
Horminum, prächtig sind wieder die Petlicularis auf Tafel 26. —
So stellen sich auf 30 Tafeln 224 spezifische Alpenpflanzen dar, in
einer Auffa-ssung, an der man ersieht, daß hier ein Künstler arbeitete,
der Botaniker und Maler zugleich ist (Dr. Dunzinger). Der Text
und mit ihm der Inhalt der Tafeln ist systematisch angeordnet, auch
im Gegensatze zu Schröter, der einerseits nach Sträuchern, hoch-
stengeligen und Polsterpflanzen, andererseits aber auch nach Enzianen,
Hahnenfußgewächsen, Körbchen blütlern etc. einteilte. Trotz seiner
Knappheit bieten diese Zeilen viel Bemerkenswertes, aus denen man
ersieht, daß Dr. Hegi die Gebirgspflanzen in jeder Beziehung gut
kennt, daß er seit den Knabenjahren mit ihnen und ihren Ver-
hältnissen außerordentlich vertraut ist.
Der Gärtner und auch der Naturfreund können viel Nützliches
aus diesem Buche lernen, daneben können sie an den wirklich schönen
und wahren Bildern ihrer alpinen Liebhnge sich auch dann ertreuen,
wenn dieselben unter dem Schutze von Eis und Schnee oder Nadel-
holzzweigen dem Frühlinge entgegenschlummern.
Wie wir hören, ist von denselben Autoren im gleichen Verlage
ein Werk in Vorbereitung, das die Pflanzen der deutschen Flora in
ähnlicher Weise vorstellen wird. Das Format ist dort etwas größer
gewählt, eine Überfüllung der Tafeln wird vermieden werden.
B. Othmer, München.
Nachruf.
Baron Friedrich Natiiaiiiel von Rothschild
Ba
Friedrich Nathaniel von Rothschild, der Besitzer einer der
schönsten österreichischen Gartenanlagen und hochherziger Förderer
des Gartenbaues, ist am 13. Juni seinen langjährigen Leiden erlegen.
Eine Schilderung des kostbaren Inhalts der ausgedehnten Glashäuser
und der Parkanlagen der Hohen Warte, die ich vor einiger Zeit
die.sor geschätzten Zeitschrift sandte, erecheint in nächster Nummer.
Es sei mir gestattet, ein Lebensbild des Verstorbenen diesem Artikel
vorauszuschicken, als Ausdruck des dankbaren und ehrenvollen Ge-
denkens seitens der Gärtnerscbaft. Friedrich Nathaniel von Rothschild
wurde am 26. Oktober 1836 in Frankfurt a. M. als erster Sohn und
viertes Kmd des Freiherrn Anselm und der Freifrau Charlotte von
Rothschild geboren. Infolge seiner persönlichen Neigungen überließ
der Verstorbene seinem um acht Jahre jüngeren Bruder Baron Albert
von Rothschild die Leitung des Wiener Bankhauses. Die Wiener
Kunstwelt verliert in Nathaniel von Rothschild einen der hervor-
ragendsten Mäcene, die Armen und Bedrängten Wiens einen ihrer
opferwilligsten Wohltäter und der private Gartenbau ÖsteiTeichs
ihren edelsten Pfleger und Förderer wohl in allen seinen Zweigen,
denn zu seineu Neigungen zählten die Blumenliebe und die Leiden-
schaft für Bauausführungen. Man erzählt, daß die Unterhaltung der
Gärten auf der Hohen Warte allein jährlich .öOOOOO Kronen (gleich
468
Die Gartenwelt.
IX, 39
424450 Mark) koste und daß das ständige Gartenpersonal aus
120 Gärtnern bestehe. Die köstlichen Erzeugnisse dieser Oarten-
anlagen fanden einst, als Baron Nathaniel von Rothschild der Ver-
anstalter großartiger Feste für wohltätige Zwecke gewesen, vollste
Verwendung. Aber infolge eines hartnäckigen chronischen Leidens
seit vielen Jahren gezwungen, ein förmliches Wanderleben zu führen,
war es dem Besitzer nicht möglich, von den kösthchen Früchten zu
genießen und sich an den Blumen, die seine paradiesischen Gärten
der Hohen Warte erzeugten, zu erfreuen. Dafür aber bot der Ver-
storbene alljährUch, wenn der Frühling ins Land zog, dem großen
Publikum den Genuß, die Schätze der von ihm so sehr bevorzugten
edlen Gai-tenkunst zu bewundern.
Die heimatliche Gartenkunst hat alle Ursache, um diesen edlen
Gönner und Förderer zu trauern und auch alle Vertreter dieser
Kunst im Auslande schließen sich an, welche Gelegenheit fanden, die
Rothschildgärten aus eigener Anschauung kennen und bewimdern zu
lernen. Auch unsere „Gartenwelt" erfüllt mit diesen Zeilen eine
Ehrenpflicht.
Auf dem schönen, an unvergeßlichen Namen so reichen Zentral-
fi'iedhof in Wien wurde der Verstorbene am 16. Juni in der Faniilien-
graft beigesetzt. Möge der Dahingeschiedene hier die Ruhe finden,
die er auf seinem Erdenwallen so lange Jahre vergeblich gesucht.
Der Verstorbene hat die Besitzung auf der Hohen Warte
seinem Neffen Baron Alfons, dem zweiten Sohne des Freiherrn
Albert von Rothschild, testamentarisch überwiesen. Jeder Freund
der Gartenkunst wird mit uns den Wunsch hegen, daß diese
herrlichen Gärten in ihrer Schönheit und Pi-acht weiter bestehen
bleiben, gleich einem Denkmal für den Verstorbenen und zur dauernden
Zierde östeiTeichischer Gartenk-unst auf Wiener Boden.
H. Breitschwerdt, Obergärtner u. Gartenbaulehrer in Mödling b. Wien.
Bevorstehende Ausstellungen.
Prag. Eine Rosenausstellung, veranstaltet vom Verein der
Ijärtnergehilfea, findet hierselbst am 2.5. d. Mts. statt.
Blumen- und Pflanzenausstellung rheinischer Garten-
freunde zu Cöln. Das Programm dieser vom 3.— 15. August d. Js.
stattfindenden Ausstellung, welche die Gesellschaft Flora zu Cöln-Riehl
in Verbindung mit der dortigen Gartenbau-Gesellschaft, dem Verkehis-
Verein uud dem Verschönerungsverein veranstaltet, ist soeben er-
schienen. Die Ausstellung erstreckt sich auf Liebhaberkulturen rhein-
ländischer Gartenfreunde, Sammelausstellungen von Gartenbauvereinen,
Pflanzensammiungeu. Aquarien und Terrarien, Blumenmalereien,
Gartenausstattungs- und Bedarfsartikel, Vorgärten- und Balkonaus-
schmückung, auf von Schulkindern gepflegte Pflanzen und auf
Kulturen aus Privatgärtnereien. Es stehen Preise im Gesamtwerte
von 4600 Mk. zu Verfügung.
Aus den Vereinen.
Die Deutsche dendrologische Gesellschaft wird vom 7. bis
11. August ihi-e Jahresversammlung in Konstanz abhalten und alle
dendrologisch wichtigen Anlagen am Bodensee besuchen. Das aus-
führliche Programm wird Ende Juni an die Mitglieder und sonstige
Interessenten, die es unter der Adresse: „An die D. D. G. in Ludwigs-
felde" verlangen, gesandt werden. Wir kommen auf den Inhalt
noch zurück.
Tagesgeschichte.
Berlin. Wegen Verpachtung des alten Botanischen Gartens
schweben Verhandlungen von Unternehmern mit der Königl.Ministerial-,
Militär- und Baukommission. Seitdem diese vor einigen Wochen
die Absicht bekanntgegeben hat, die etwa 73 100 qm große Fläche
im ganzen oder in Teilen zu verpachten, sind eine Menge Offerten
eingegangen. Bis heute ist abei- noch kein Zuschlag auf ein Angebot
erfolgt; die Entscheidung der Baukommission dürfte erst in diesen
Tagen erfolgen. In den Pachtbedingungen wird auf die Erhaltung des
gesamten Baumbestandes kein Wert gelegt, vielmehr können danach
in bestimmten Zwischenräumen Bäume abgeholzt werden, damit die
Pachtimternehmer Raum für ihre Anlagen gewinnen. Die Regierung
behält sich das Recht der Lösung des Pachtverhältnisses nach vorauf-
gegangener sechsmonatiger Kündigung vor, um jederzeit die Möglichkeit
zu besitzen, Teile oder die Gesamtfläche des Gartens für fiskalische
Zwecke zu verwenden.
Dortmund. Das neue Projekt für die Umgestaltung des
Fredenbaumwaldes in einen Stadtpark sieht einen Aufwand von
120000 Mk. vor.
Geislingen. Nachdem das Gemeindekollegium nunmehr
die Pläne für den Stadtpark an der Steingrabe, die der Inhaber der
Firma Berz & Schwede, Stuttgart, Gartenarchitekt Berz, fertigte,
definitiv genehmigte und die Kosten bewilligte, sind die umfang-
reichen Arbeiten in Angriff genommen worden. Diese Arbeit, durch
die eine Zierde der Stadt geschaffen werden soll, bietet einer großen
Zahl Arbeiter Beschäftigung.
Hamburg. Von dem geplanten Stadtpark hat man ziemlich lange
nichts mehr gehört; doch hat Ende März eine Senatskommission das
Terrain, das bekannthch auf Grund eines Senats- und Bürgerschaftsbe-
schlusses angekauft ist, besichtigt. Die Herren Senatoren bestiegen, he-
gleitet von den Herien Oberingenieur Vermehren und Friedhofsdirektor
Cordes, den Aussichtsturm des Winterhuder Stadtparks und über-
blickten das an den Grenzen durch rotweiße Fähnchen markierte
Gelände in der Größe von etwa 150 ha. Es wird daher in abseh-
barer Zeit eine Senatsvorlage mit entsprechenden Anträgen zu er-
warten sein.
Wien. In der letzten Sitzung des Gemeinderats fand das
Projekt des Wald- und Wiesengürtels einstimmige Annahme. In
dem Projekt sind auch Parkanlagen projektiert, zum Beispiel in
Hetzendorf eine Parkanlage mit 29000 qm, für die 200000 bis
300000 Gulden erforderlich sind.
Personal-Nachrichten.
Rausch, der laugjährige Obergärtner der Flora in Cöln-Riehl,
wurde von der Verwaltung in Anerkennung seiner Leistungen ziun
Garteninspektor befördert.
Briefkasten der Redaktion.
Unser Preisausschreiben. Als Ergebnis unserer Preisfrage,
erstmals veröffentlicht m Heft 24 des laufenden Jahrganges, sind
achtundzwanzig Arbeiten eingegangen. Hiervon sind drei, die sich
in gewissem Sinne gegenseitig ergänzen, zum Abdruck in der „Garten-
weit" geeignet. Wir haben den ausaesetzten Preis vou 100 Mk. in
drei Teile zerlegt und Herrn Willy Lange, Lehrer der Gartenkuude
und Abteilungsvorstand an der Kpl. liaitiirrlehranstalt zu Dahlem
.00 Mk, Herrn Obergärtner W. Friedländer, nderberg (Mark), 30 Mk.
und Herrn Kunst- und Handelsgärtner Karl Hegar, Friedberg in
Hessen, 20 Mk. zuerkannt; letzterer stellt sich auf den Standpunkt,
daß unter normalen Verhältnissen im gärtnerischen Handelsbetrieb
von einer Notlage keine Rede sei und daß der tüchtige und nicht
verschuldete Fachmann stets sein gutes Auskommen finde.
Lobende Erwähnung verdienen noch die Arbeiten von Friedr.
Schmidt, Leipzig - Lindenau, und Peter Geier, West Wickham,
Kent, England.
Die prämiierten Beiträge gelangen in den nächsten Nummern
zum Abdruck, die übrigen werden den Verfassern zurückgegeben.
M. Q., Düsseldorf. Zu unserem illustrierten Artikel in No. 32,
Seite 380, schreibt uns Herr Gartendirektor Grube, Aachen, daß er die
Korkbaumbänder, wie die dort abgebildeten, gesetzlich geschützten
schon vor 7 — 8 Jahren beschrieben und empfohlen habe. Sie sind
die Erfindung eines einfachen, aber tüchtigen Aachener Gutsgärtners
des verstorbenen Herrn Aug. Stratz, der diese Baumbänder schon
vor zehn Jahren auf seinem Gute anwendete. Danach kann der dem
zweiten Erfinder gewährte Musterechutz ungültig erklärt werden.
nt-ironl. Redakteur; Max He
Verlair v. Richard Carl Schmidt i Co., Leipzig. — Druck: Anhalt. Bnchdr. Gntenberg, e, G. m. b. H., Dessau.
Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
1. Juli 1905.
No. 40.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Koniferen.
Seine Kultur
Die Kiefern der Riviera.
Von Alwin Berger, La Mortola.
{Hierzu drei Abbildungen.)
Der Ölbaum dominiert längs der Riviera.
hat alle einigermaßen erreichbaren Flächen besetzt, weshalb
die waldbildenden Nadelhölzer sehr zurücktreten, was be-
sonders für den Nordländer, der an seine dunklen Fichten-
und Tannenwälder gewöhnt ist, bemerkenswert erscheint.
Aber wo die Kultur nicht hindrang, bestehen auch heute
noch Nadelwälder, wenn auch von anderem Aussehen als
unsere nordischen. Tiefer • landeinwärts bis in das Hoch-
gebirge treffen wir Laub- und Nadelwälder, die unseren nicht
nachstehen, ja an schwer zugänglichen Stellen haben sich
dieselben wie kleine Urwälder erhalten können.
Unsere deutschen Nadelhölzer sind auch an der Riviera
verbreitet. Die Tanne, die Fichte, die
Kiefer, dieBergkiefer mit ihrer als Krumm-
holz bekannten Form, sowie die Lärche
und Zirbelkiefer bilden große Bestände
in den hiesigen Bergen. Die drei letzten
steigen im Hochgebirge am weitesten in
die Höhe. Tanne und Fichte gehören
der niederen Alpenregion an, wälu'end
die Kiefer auch ins Vorgebirge herab-
steigt, ja vereinzelte Exemplare können
in schattigen, waldigen Schluchten bis
in die nächste Nähe des Meeres vor-
kommen. Auch die Eibe ist früher in
großen Exem]ilaren in den Hochtälern
häufig gewesen, jedoch gehört sie- jetzt,
wie bewußte Kenner des Gebirges ver-
sichern, zu den Seltenheiten.
Die Wälder der Vorgebirge und der
Küste werden fast ausschließlich von zwei
anderen Kiefernarten gebildet. Die eine,
die Stern- oder Schwarzföhre, zieht die
höheren Lagen vor, die andere, die Aleppo-
kiefer, hingegen die wärmeren Lagen
längs der Küste.
Diese letztere, Piims Imlepensis, be-
siedelt die trockensten und sterilsten Kalk-
felsen. Ihre Wurzeln bohren sich tief in
Gartenwelt. IX.
die Ritzen des Gesteines und finden .so das nötige Wasser
selbst in der größten Sommerdürre. An besonders mageren
Stellen formt sie kleine, von unten auf verästelte Bäume. In
den sogenannten Manhien, den Gesträuchformationen der
Jlittelmeerländer, auf sterilen und wasserarmen Hängen, bleibt
sie buschig und nimmt gewissermaßen das Aussehen von
Krummholzkiefern an. An besseren Standorten bildet sie
aber gi'oße, oft 2 — 3 m Umfang haltende Stämme. In der
Jugend wächst sie alsdann auch regelmäßig nach Art der
anderen Nadelhölzer, im Alter aber wird die Krone immer
unregelmäßig gerundet, was im Verein mit dem etwas gelb-
lichen Grün der kurzen weichen Nadeln dem ganzen Baume
ein recht gefälliges Aussehen verleiht, sodaß er auf den
kahlen Kalkfelsen oft recht malerische Gruppen bildet.
Schnurgerade Stämme findet man selten von dieser Kiefer;
meist sind sie knorrig und unregelmäßig gekrümmt und ge-
Pinus
halepensis am Strande zwischen Antibes und Cannes.
Originalaufnahme für die „Gartenweif.
Die Gartenwelt.
IX, 40
bogen, wie auch die Verästelung unregelmäßig und viel leichter
und eleganter ist als bei der Mehrzahl ihrer Gattungsgenossen.
Die Nadeln stehen zu zweien in einer kurzen grauen Scheide
und sind etwa 6 cm lang. Die Zapfen stehen einzeln auf
hakenförmig zurückgekrümmten dicken Stielen. Sie messen
etwa 5 — 6 cm und sind von kugelförmiger Gestalt. Da
sie auch nach dem Ausstreuen der Samen stehen bleiben, so
tragen sie viel zu dem charakteristischen Aussehen der Art bei.
Phius halepensis ist durch das ganze Mittelmeergel jiet
verbreitet, überschreitet jedoch fast niemals die Olivenregion.
ist von der vorigen auf den ersten Blick zu imterscheiden.
Sie ist ein viel kräftigerer Baum mit dunklerer Rinde, regel-
mäßiger, quirliger Verästelung und sehr großen Nadeln. Die
Zapfen erreichen 10 — 15 cm Länge, die Nadeln selbst bis
20 cm. Sie bewohnt die eigentlichen Vorberge, wo sie bis
etwa 1000 m aufsteigt und alsdann größere zusammen-
hängende Bestände bildet. Auf den unteren Höhen und an
sonnigen Stellen vermischen sich diese Bestände mit der
Pinus halepensis, nach oben hin wiederum mit der gemeinen
Kiefer. An vereinzelten Stellen kommt sie auch bis dicht
an das Meer vor, zieht aber meist tiefgründigen
Boden vor. Die Sternfölire ist ausgezeichnet durch
großen Harzreichtum. Sie %vird daraufhin hauptsäch-
lich in Südwest-Frankreich ausgebeutet.
Die meistgenannte und auf Bildern italienischer
Landschaften am häufigsten dargestellte Kiefernart,
die Pinie, Pinus Pinea, ist an der Riviera nicht sehr-
I verbreitet, da sie Sandboden liebt; man trifft sie daher
%^ nur in der Umgegend von Cannes einigermaßen
häufig, wo die Bodenverhältnisse ihr günstiger sind.
Sie spielt darum auch in der Landschaft der Riviera
keine so große Rolle, wie beispielsweise um Neapel
etc., wo ihre Samenkerne ein Volksnahrmigsmittel
bilden.
An der Riviera werden nur die Zapfen von
Pinus Pinaster benutzt und bilden einen gewissen
Handelsartikel für die arme Bergbevölkerung, aber
nicht als Nahrungsmittel, sondern als sehr geschätzte
Feueranzünder, woau sie sieh wegen ihres hohen
Harzgehaltes vorzüglich eignen.
Das Holz beider Kiefernarten hat geringen Wert
für Bauten und Tischlerarbeiten, da es sehr rasch dem
Wurmfraß anheimfällt. Ganz vorzüglich aber bewährt
es sich für allerlei Wasserbauten, für Boote, Wasser-
röhren etc., die beständiger Feuchtigkeit ausgesetzt
sind. Es wird alsdann fast steinhart und nimmt eine
dimkelrote Farbe an. Im übrigen dient es haupt-
sächlich als Brennholz. Eine Ausbeutimg der ge-
nannten Kiefern auf ihre Harzerzeugung hin findet
meines Wissens längs der Riviera nicht statt.
Pinus Pinaster (P. maritima) an einem Berghang über La Moi
Ori^nalaufnahme für die „GartenweU",
Sie ist also in Deutschland nicht winterhart, sondern müßte
im Kalthaus kultiviert werden. An der Riviera unterscheiden
sie die Bauern als Pin bianco (oder cianco), weiße Kiefer,
vom Pin negro der Sternföhre und Pin di montagno von
unserer deutschen Waldkiefer. Stellenweise kann man hier
alle drei Arten in guter Nachbarschaft durcheinander gemischt
vorfinden.
Die Sternföhre, Pinus Pinaster oder Pinus maritima*),
•) Anmerkung der Redaktion. Zweige mit reifen Zapfen
dieser Kieferart und der /'. Iirilepensis werden nach Deutschland
exportiert und von Bindegeschaften verarbeitet. Sie sind ein ziem-
lich haltbares eigenartiges Dekorationsmaferial, besonders die lang-
nadelige Pinm Pinaster.
Neue Pflanzen.
Marguerite (Chrysautheniuiii friitesceiis)
„Queen Alexandra".
ola. Von Richard Heimann, Cap d'Antibes, Südfrankreich.
Xn der letzten Zeit wurde in Frankreich für eine unter
diesem Namen in den Handel gebrachte Marguerite eine ungewöhn-
liche Reklame gemacht.
Diese Neuheit wurde von der Firma Sander & Sons, St. Albans,
England, aus Südafrika eingeführt und zwar als eine gefülltblühende
Marguerite.
Kurz nach ihrer Einführung wurde diese Marguerite auch schon
unter großer Reklame in deutschen Fachzeitungen als gefülltblühende
zu hohen Preisen feil geboten. In einer Fachzeitschrift war gar eine
Abbildung dieser Marguerite, die an das Fabelhafte grenzte, zu sehen.
Beim ersten flüchtigen Hinsehen hielt ich sie nach diesem Bilde
mehr für eine Dahlie, als für eine Marguerite. Da wir nun auch
einige Pflanzen von Herrn Sander bezogen hatten, die gefüllte, halb-
gefüllte und einfache Blumen auf ein und derselben Pflanze bringen
sollten, so stellte ich Vergleiche mit besagter Abbildung und meinen
IX, 40
Die Gartenwelt.
Blumen an, konnte aber zu meiner großen Enttäuschung keine ge-
füllte Blume ontdet'ken, doch schrieb ich diesen MiI5erfolg meinem
Kultnrverfahren zu. Da ich aber ständig weitere Lobpreisungen
über diese Marguerite vernahm, so entschloß ich mich, mein Haupt-
augenmerk deren Kultur zuzuwenden und vermehrte während des
ganzen Winters und Frühjahrs hier im sonnigen Süden im Anblicke
des blauen Meeres und der immer segenspendenden Sonne was nur
angängig war. Ich hatte große Hoffnungen, denn ich sagte mir,
wenn diese Marguerite in Deutschland und England gefüllt blühen
soll, so muß dies noch viel eher im fmchtbareu Süden der Fall sein.
Doch wurde ich bitter enttäuscht, als meine Pflanzen ins Blühen
kamen; unter mindestens 10000 Blumen konnte ich keine, auch nur
halbwegs so gefüllt blühende herausfinden, daß sie mit der oben be-
regten Abbildung einen Vergleich hätte aushalten können.
Somit muß ich behaup-
ten, daß die Marguerite
„Queen Alexandra'^ nicht
als gefüllt blühende Margue-
rite bezeichnet werden kann,
doch werden in keiner Weise
deren gute Eigenschaften
dadurch beeinträchtigt. Die
Marguerite „Queen Alexan-
dra''' hat einen sehr starken,
mastigen Wuchs, die großen,
schönen, halbgefüllten und
einfachen Blumen haben eine
vornehme elfenbeinweiße
Farbe, die noch duich das
meist dunkelrotbraune Zen-
tnim vorteilhaft hervor-
gehoben wird. Die Blüten
sind sehr groß, etwa 7—8 cm
im Durchmesser, stehen auf
sehr langen festen Stielen,
in eleganter Haltung, sodaß
man sie meist 30—40 cm
lang schneiden kann, was
für die Binderei von großem
Nutzen ist. Der Blüten-
leichtum ist unglaublich ;
die Pflanzen blülien, wenn
geschnitten, gewässert und gedüngt, ohne Unterbrechung das ganze
Jahr hindurch, selbst junge Stecklingspflanzen sind voll von
Knospen und Blüten, doch ist es besser dieselben auszubrechen, um
dadurch das Wachstum zu kräftigen und zu beschleunigen,
Margaeiite „Queen Alexandra" wird namentlich ihrer hochfeinen
Färbung als auch der halbgefüllten Blumen wegen vollen Beifall
finden und sich ohne Zweifel schnell verbreiten. Für den Süden
ist sie eine unvergleichliche Neuheit, die jetzt schon überall ange-
baut wird. Der Verkaufspreis beläuft sich hier auf 40— .OO Francs
pro 100 Stück Stecklingspflanzen aus kleinen Töpfen.
Daß die Marguerite „Queen Alexandra'''' auch in Deutschland
nur sehr selten ganz gefüllt blühen wird, davon habe ich mich über-
zeugt, da ich mir vor einigen Wochen einige größere Pflanzen von
dort kommen ließ, an denen ich bis jetzt noch keine ganz gefüllte
Blume finden konnte.
Wald von Pinus halepensis oberhalb La Mortola
Originalaofnahme für die „Gartenwelt".
Pflanzenkrankheiten.
Ein seltener Eindringling.
Von W. Völsing, Professor am Großh. Realgymnasium, Darmstadt-
(Hierxu xwei Ahbildtmgen.)
^s ist bekannt, daß in der Flora einer Gegend manchmal
neue Arten und Gattungen erscheinen, die ihre Heimat oft
weit ab haben. Meist verschwinden sie nach kurzem Be-
stehen, wie sie gekommen, zuweilen erwerben sie sich aber
Es
das Bürgerrecht, gewinnen sogar die Oberhand über viele
andere und werden zu Lästigen Unkräutern. Ich erinnere
dabei an die Wasserpest, Elodea canadensis, die in der Mitte
des vorigen Jahrhunderts über England aus Nordamerika zu
uns kam, an das kleinblütige Springkraut, hnpalien.s parvi-
flora, das aus der Mongolei stammt, an die aus Peru einge-
wanderte Oalinsoga parviflora und an den Beherrscher unseres
Sandes, das Canadische Berufskraut, Erigeron canadense. Bei
Tieren sind uns ähnliche Erscheiniuigen bekannt; man denke
an die Wanderratte, die Reblaus, den Coloradokäfer und die
St. Joseschildlaus.
Hier in Darmstadt ist nun in den letzten Jahren in den
Treibhäusern des Groß-
herzoglichen Hofgartens
am Neuen Palais ein Schäd-
ling aufgetreten, welcher
er,stens durch seine Sel-
tenheit überhaupt, dann
durch die Eigentümlich-
keit seiner Lebensweise
und durch die Art seiner
Schädigungen interessant
ist. Bekannt scheint das
Tier garnicht und anders-
wo noch nie beobachtet
worden zu sein.
Es wurde mir zu-
fällig im vorigen Sommer
Mitteilung von dem Auf-
treten des Insekts. Ich
ging der Sache gleich
nach und fand dabei von
Seiten des Herin Hofgäi't-
ners Dittmann und seiner
GehUfen freundliches Ent-
gegenkommen und nötige
Unterstützung. Gleich bei
der ersten Besichtigung fanden sich in einem großen Warmhause,
das ganz mit blühenden Gardenien besetzt war, eine Menge ange-
fressener, zerstörter Knospen und offeneBlüten, deren Kronblätter,
wie aus der Abb. Seite 472 ersichtlich, am Rand abgefressen,
infolgedessen gebräunt und unbrauchbar geworden waren.
Ein viel bedeutenderer Schaden soll weiter an Knospen von
Azaka pontica angerichtet worden sein. Auch der Missetä,ter
fand sich bald. In den dunklen Heizkanälen, den Schachten
für Wasserleitung, den Durchbrüchen für die Heizrohre nach
den Nachbarhäusern und in diesen fand sich in verschiedenen
Alters- und damit Größenabstufungen eine äußerst merkwürdige
Heuschrecke. Im ersten Augenblick mußte sie die Ver-
mutung wachrufen, daß man es hier nicht mit einem fertigen
Tier, sondern mit einer Larve zu tun habe, denn es war
bei keiner auch nur eine Spur von Flügeln oder Flügeldecken
zu sehen. Diese Eigentümlichkeit führte denn auch bei der
zu Hause vorgenommenen Bestimmung auf die richtige Fährte.
Man unterscheidet bei den Springheuschrecken — daß
es eine solche ist, zeigt ein Blick auf die gewaltig ent-
wickelten Sprungbeine — 3 Familien, die Feldlieuschrecken
{Äcrididae), zu denen unsere kleineren Heuhüpfer und die
gefürchtete Wanderheuschrecke gehören, die I^aubheuschrecken
{Locust'idae), dazu das grüne Heupferd, der Warzenbeißer,
und die Grillen {Qryllidae). Die langen Fühler und die
472
Die Gartenwelt.
IX, 40
viergliedrigen Füße ließen das Tier zur zweiten Gruppe ein- Tümpel sagt in
reihen. Während nun bei den meisten der hierhergehörigen seinen Orthoij-
Gattungen die Füße von oben her flach gedrückt sind, sind teren Deutsch-
sie nur bei einer seitlich zusammengedrückt. Diese letztere lands, daß es
mußte es sein, und siehe, auch alle anderen angegebenen von anderen
Merkmale stimmten. Es ist ein Tier aus der Gattung Tieren lebt. Es
Troglophilus*), zu deutsch „Hölilenfreund". Die Merkmale mag dies ja
sind: Füße seitlich zusammengedrückt, Flügeldecken und auch der Fall
Flügel fehlen. Hinterschienen oben mit kleinen, dichtgedrängten sein; hierfrißt
und größeren entfernter stehenden Dornen besetzt, imten mit es aber sicher
einer Furche. Fühler dreimal so lang wie der Körper, Beine auch Pflanzen
lang, an den Hinterfüßen ist das erste Glied so lang wie die oder vielleicht
übrigen zusammen, Legescheide aufwärts gebogen. Von den nur Pflanzen.
Forschern, die das Tier beobachtet und in ihren Spezialwerken wje ^yir
beschrieben haben, werden als Fundorte angegeben: Höhlen sehen, ist das
und Grotten in Krain, lUj'rien, dem Karst; besonders wird Tier selten und
die berühmte Adelsberger Grotte angegeben. Schreibers fand dieArtdesvon
es in einer Höhle bei Baden in der Nähe Wiens, Schmidt \\^^ angerich-
gibt einen gemauei-ten Brunnen bei Kutzing als Fundort an, tg^gu Schadens
dann sind noch 2 Angaben über das Vorkommen in Gewölben nicht so daß es
bei Syracus auf Sicilien vorhanden. von allgemei-
Bezüglich der Ernährung meint Schi'eibers : „ob es von nerem luter-
Insekten lebt — wie die meisten Lokustiden — , darüber esse wäre. Im-
werden wir durch Untersuchungen noch belehrt werden." merhinwirdes
aber
Troglophilus, ein seltener Schädling.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" pbotogr. aufgen.
Von Troglophilus zerfressene Gardenienblumen.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgeuommen.
*) Anmerkung der Redaktion. Ein Vergleich der Abbildung
dieser Seite mit der Abbildung im sechsten Jahrg. Seite 293 zeigt
deutlich, daß die hier al.s Troglophilus beschriebene Heuschreckenart
mit der dort als Distremenna marmorata bezeichneten identisch ist.
Nacli anderen, z. B. Kiaepehn (Referat über eine Abhandlung über
eingeschleppte Tiere im IV. Bd. der Jahresberichte über die Neuerungen
und LeistuBgen auf dem Gebiete der Pflanzenkrankheiten) ist die
Schreibweise Diestrammena. Der Verfasser des Artikels im sechsten
Jahrgang Seite 293 will zwar beobachtet haben, daß diese Heu-
schrecken tierische Nahrung verzehren und Pflanzenkost verschmähen,
doch wurden bereits Seite 459 und 4()0 des sechsten Jahrgaugs andei'e
rii'obaehtungen veröffentlicht, die sich mit denen des Verfassers
obigen Boitiag.s decken. Ergänzend sei noch bemerkt, daß der Schäd-
ling bereits vielerorts aufgetreten ist.
für alle Gärtner und besonders für die mit größeren
Treiljereien beachtenswert sein. Wie es hier ein-
gewandert ist, — ob durch Pflanzen, KnoUen, Erde
konnte ich nicht feststellen — so kann es auch
anderwärts geschehen oder schon geschehen sein.
Sollten sich unbekannte Fraßspuren finden, dann
dürfte es sich empfehlen, an den oben angegebenen
Orten nachzuforschen und bei Dunkelheit in die
Häuser zu gehen. Das Tier hat nämlich eine nächt-
liche Lebensweise. Zu übersehen ist es da trotz
seiner Erdfärbung — hellgraubraun mit dunkleren,
Flecken und Querstreifen — nicht, denn die Körper-
länge der größeren beträgt ca. 15 mm, die Lege-
scheide ist noch 12 mm, die Hinterbeine mit gewaltig
dicken Schenkeln sind 50 mm und die Fühler bis
70 mm lang.
Erdflöhe können schweren Schaden au Gemüse-
kulturen verursachen. Leider ist den Schädlingen schwer
beizukommon. Wirksam scheint aber ein physiologisches
Mittel zu sein, nämlich das Bestreuen der Beete mit
hellfarbigem am besten weißem Sande oder Knochen-
mehl. Solche Beete meiden die Erdflöhe ersichtlich.
Der helle Untergrund hebt ihre Schutzfärbung auf und
die Feinheit des Sandes und des Knochenmehls er-
schwert ihre Behendigkeit bei der Flucht, sodaß die
Erdflöhe, falls vorhanden, sich verziehen oder gar nicht
erst über die Beete herfallen, wenn man rechtzeitig vorbeugt.
Damit das Knoclienmehl nicht fortgeweht wird, ist das Beet nach dein
Überstreuen (an einem windstillen Tage) zu iiberbrausen.
Obstbau.
Die Obstplantagou mit Rliabarbor als Unterfrucht.
Von A. Warnecke.
J-ch kenne kaum eine Unterfrucht, welche sich besser
mit dem Obstbaum verträgt als Rhabarber. Es gibt dafür
viele Gründe, die ich hier nüchtern aufzähle.
IX, 40
Die Gartenwelt.
1. Die Obstbäume können verhältnismäßig eng gepflanzt
worden; denn der Rhabarber verträgt liis zu hohem Grade
Beschattung, wenn nur der Boden wann, durchlässig luul
auch im übrigen passend für ihn ist. Allerdings verlangsamt
der Mangel an Licht das Wachstum um ein Weniges, und
da beim Gemüsebau der Grundsatz gilt: „Sehnelle Entwicklung
bringt zartes Gemüse", so möchte man argwöhnen, daß die
unter den Bäumen gewachsenen Rhabarberstiele zäh' wie
Weinreisende seien. Diese Befürchtung aber wird lünfällig,
da der Rhabarber bekanntlich bereits erntereif ist, bevor die
Bäume noch recht belaubt sind.
2. Der mächtige Wuchs der Rhabarberpflanzen beschattet
den Boden, der infolgedessen Schutz vor dem Ausdön-en ge-
nießt. Nicht nur wird die unmittelbare Einwirkung des
Sonnenlichtes auf den Boden durch die Beschattung ver-
mieden, sondern es bildet sich zwischen dem Laubdach der
Pflanzen und dem Boden eine wassergesättigte Luftschicht,
welche die Abgabe von Feuchtigkeit herabmindert. Es ist
ja allerdings verständlich, daß die großen Blätter mit ihrer
grobzelligen Beschaffenheit und dem lockeren Aufbau ihrer
Stiele viel Feuchtigkeit entziehen; aber einerseits wird dieser
Verbrauch durch die oben charakterisierte Ersparnis aufge-
wogen, wie dies Versuche deutlich gezeigt haben, andererseits
wird jeder Regenfall besonders gut ausgenutzt, da der Boden,
wie gesagt, feucht gehalten wird und selbst bei Neigung zur
Krustenbildung das Wasser nie unaufgenommen abfließt, wie
das bei vielen Böden der Fall ist, wenn sie trockene Ober-
fläche haben. Der Einwand vieler Gärtner, daß das dichte
Blätterdach leichteren Regen nicht bis zum Boden durch-
dringen lasse, basiert auf oberflächlicher Beobachtung. Aller-
dings wird in diesem Falle, nicht die Oberfläche gleichmäßig
dünn augefeuchtet, sondern das auf der Blattfläche ange-
sammelte Wasser fließt an einer Stelle, meistens beim Stiel-
ansatz, ab und durchfeuchtet allerdings nur an dieser
Stelle den Boden. Hier aber dringt, was für unsere Zwecke
\'iel günstiger ist, das Wasser auch um so tiefer ein.
Bei dem leichten Besprengen der ganzen Oberfläche hat ein
mäßiger Regenfall mehr den Charakter einer Erfrischung,
denn als Ernährungshalter. Welche wohltätigen Folgen diese
Wasserökonomie auf den Obstbaum hat, ist jedem Obstzüchter
zur Genüge bekannt. Führt doch einer unserer größten
älteren Pomologen, nämlich Oberdieck, die Unfruchtbarkeit
der Obstbäume in den weitaus meisten Fällen auf Wasser-
mangel zurück.
3. Die dichte Beschattung des Bodens durch diese Unter-
frucht unterdrückt auch das Aufkommen der Unkräuter und
ein wesentliches Moment hierbei ist auch die sehr zeitige,
dem übrigen Frühjahrswuchs meistens weit vorauseilende
Entwicklung der Belaubung.
4. Das dichte Laubdach hält Regenschlag ab. Das hat
zur Folge, daß die Kiiistenbildung — die Schädlichkeit der
Bodenkruste in ihrer ganzen Bedeutung setzen wir- hier als
bekannt voraus — erschwert wii-d und die Lockerung des
Bodens infolge des Behackens lange vorhält. Man kommt
in der Regel mit zweimal Hacken im Sommer aus. Diese
stehende Lockerheit des Bodens ist atich ein weiterer Grund
der erwiesenen Wasserökonomie.
5. Eine Rhabarberpflanzung dauert 4 bis 6 Jahre; nach
Ablauf dieser Zeit muß die Pflanzung erneuert werden, da
die Erträge mit zunehmendem Alter stark abnehmen. Um
Bodenmüdigkeit zu vermeiden, baut man vor Erneuenuig der
Pflanzmig 2 bis 3 Jalu-e andere Früchte, so daß alle 6 bis
9 Jahre zugleich mit Neuanlagen der Rhabarbcrplantagen der
Boden tief rigolt und stark gedüngt wird. Dii; dadurch be-
dingte Bodenlüftung und -Bereicherung kommt dem Obstbau
zugute. Von den schädlichen Folgen der lioim Rigolen
allerdings nicht vermeidlichen Wurzelverletzungen habe ich
in meiner langjährigen diesbezüglichen Erfahrung nichts ge-
merkt; obwohl viele Obstzüchter heillose Angst vor solchen
Verw^undungen haben, konnte ich stets nur einen vermehrten
Fruchtholzansatz feststellen, eher also eine Vermehrung als
Verminderung der erntebringenden Faktoren.
6. Ohne reichliche Düngung gibt der Rhabarber keinen
Ertrag, das sieht jeder Züchter in einem Jahi-e ein und
düngt deshalb stark. Von den Nährsalzen versickert mit
dem Wasser ein großer Teil, ohne den Rhabarberpflanzen
Nutzen zu gewähren. Dieser Dünger, der sonst verloren
wäre, wird aber von den tief wurzelnden Obstbäumen auf-
genommen und in Erntewerte übergeführt. So wird auch für
eine gute Ernährung des Obstbaumes gesorgt, der sonst nicht
allzuviel Augenmerk zugewendet zu werden pflegt.
7. In Plantagen treibt der Rhabarber zeitiger als im
freien Lande, weil die Bäume Schutz gewähren. Je fi-üher
aber Rhabarber, \im so besser bezahlt der Markt ihn.
8. Der Rhabarber ist mit dem Spargel zusammen jene
Gemüsepflanze, die zur Zeit die höchsten Erträge bringt und
— was bei dem Leutemangel der Landwirtschaft von
Wichtigkeit ist — nur geringe Bearbeitung erfordert, die
zudem in arbeitsarme Zeiten fällt. Pro ha kann bei gleich-
zeitigem Anbau von Obstbäumen in normalen Pflanzabständen
und bei normalen Preisen ein Bruttoertrag von 14 — 15 00
Mark gerechnet werden. —
Es besteht kein Grund, den Unterbau von Rhabarber
nicht zu emj^fehlen. Es gibt schweriich eine Unterfrucht,
die gleich ertragbringend bei den schwierigen Kulturver-
hältnissen ist wie diese und keine, die so günstige Ver-
hältnisse für den Obstbaum schafft wie sie. Ich kann nm-
dringend zu einem Versuch raten, vorausgesetzt, daß Ver-
sucher überhaupt Absatz für Rhabarber hat.
Moiiatserdbeere „Schöne Anhaltinerin".
Re
Von A. Seulen.
(Eierxu eine Abbildung.)
reichlich, wie das Bild zeigt, waren im vorigen Jahre
wiederum die Frucbtzweige meiner Monatserdbeeren Beladen. Im
verflossenen Jahre habe ich noch im November bis haselnußdicke
und wohlschmeckende Früchte davon gepflückt. Die lange Dürre des
letzten Sommers setzte zuletzt den Sträuchern etwas zu. Nachdem
es einigemal geregnet hatte, blühten sie wieder unaufhaltsam. Einen
würzigen Duft und kräftige.s Aroma haben die bei der Vollreife
schwarzroten Früchte. Zu einer Bowle smd sie ausgezeichnet; sie
ergeben gekocht ein gutes Mus und schmelzen frisch genossen einem
im Munde. Die Beerchen lösen sich bei der Keife leicht vom Kelche,
fallen sogar bei einer geringen Erschütterung schon ab. Vorher
sind dieselben aber auch bitter und nicht gut von Geschmack. Das
Fleisch ist bei der Reife recht weich und saftig; die Frucht also
zum Transport vollends ungeeignet. Der Anbau ist daher auch nur
für den Privatbedarf zu empfehlen. Ich benutze die Pflanzen aus-
schließlich als Wegeeinfassung. Zu diesem Zwecke werden Ton
den an den schwachen Rankon sich bildenden jungen Stauden in
einem Abstand von 'JO cm auf den Rand der Rabatten jährhch im
September oder Oktober eine Anzahl gepflanzt. Länger als drei
Jahre verbleiben dieselben nicht au dem Standorte ; daher wird
Die Gartenwelt.
IX, 40
Rhododendron canadense. Originalaufnahme für die „Gartenwel
immer für Nachwuchs gesorgt. Auch bringen die jungen Sträucher
zwar weniger aber schönere Früchte. Die Wegeeinfassung würde
aber auch bei längerem Belassen das gute Aussehen verlieren. Wo
die alten Stauden nach dem dritten Jahre weggeräumt wurden,
werden nun auch auf drei Jahre keine jungen mehr hingepflanzt.
Nach meiner -Erfahrung gedeihen die Stauden dann besser, wenn
vorher keine Erdbeerstauden dort gestanden haben. Immerwährend
das gleiche Gewächs auf demselben Standort ist ja allenthalben un-
vorteilhaft. In diesem Sommer hatte ich auch Gelegenheit, die weiße
Monatserdbeere „Schöne Meißnerin" in einer Pflanzung kennen
zu lernen. Selbige ist mehr rundlich, bei der Reife gelblich -weiß,
aber auch recht ertragreich und würzhaft. Nach meiner Meinung
standen dieselben auf etwas zu magerem Erdreich und daher blieben
wohl die Früchte an Stärke hinter denen meines Gartens zurück.
Gehölze.
Rhododendron (Rhodora) canadense.
(Hierxu eine Abbildung.)
sollte
i/em seltenen, frühblühenden kanadischen Felsenstrauoh
man weitgehende Beachtung schenken.
Schon im April, wenn wir gewiß noch keinen Überfluß an
blühenden Sträuchern haben, erscheinen die purpmrosafarbeuen
Blumen, in einer 5 — 6 blutigen Doldentraube vereinigt, an den Enden
der Triebe und zwar in solcher Menge, daß der ganze Strauch mit
Blüten übersät ist. In die.ser Zeit gewährt Rh. canadense einen
feenhaften Anbhck. Die obenstehende Abbildung wurde im Park
der 'Wilhelmsböhe bei Cassel aufgenommen.
Da Rh. canadense eine sogenannte Moorbeetpflanze ist, .so
menge man dem Gartenboden Moor- oder Heideerde bei. Will man
noch ein übriges tun, ,so bedecke man den Boden mit kurzem Dünger.
Von großem Vorteil ist es auch, wenn man den Boden bei zu
trockener Witterung im Sommer einige Male kräftig durchgießt, da
die Moor- und Heideerde zu leicht austrocknet. O. B.
Gärten des Auslandes.
Die Baron Friedrich Nalhaniel von Rothschiidschen
Gärten in Wien,
Von Herrn. Breitschwerdt, Mödling.
ixlljälirlich, wenn kaum der Frühling seinen Einzug gehalten,
offnen sich die leider sonst so streng verschlossenen Pforten der
Biion Friedrich Nathaniel von Rothschild-
si hen Gärten auf der „Hohen Warte"
in AVien-Döbling, um dem blumenliebenden
Puhlikum auf einige Stunden einen Genuß
/u bieten, wie er wohl einzig in seiner
^rt auf dem Kontinent ist. Auch in
du sein Jahre waren die Rothschiidschen
(.iiten von etwa Mitte April an jeden
Mittwoch und Freitag von 2 — 6 Uhr nach-
mittags dem Publikum gegen ein Eintritts-
^1 Id von 1 Krone (8.T Pfennig) pro Person
^t uff iiet. Nach den Zeitungsberichten be-
ilädt die Be-sucherzahl an jedem Eintritts-
ta^'e durchschnittlich 1000 — 1200 Personen,
und irren wir nicht, so besuchten in den
liuheren Jahren in etwa 2 Monaten — .so
hinge sind zirka diese Gärten geöffnet —
_'■)— 30000 Personen jährlich die „Rothschild-
gditen", wie sie in populärer Art vom Wiener
kurzweg genannt werden. In hochherziger
Weise gestattete der am 13. Juni leider ver-
storbene Besitzer (Siehe Nachruf in No. 39),
daß jedes Jahr das Eintrittsgeld zu Gunsten der Wiener freiwilligen
Eettungs- Gesellschaft erhoben wurde; dadurch erwuchs dieser die
Humanität pflegenden Gesellschaft eine ganz bedeutende Einnahmequelle.
Die Rothschildgärten besitzen, soweit uns bekannt, etwa 70 Ge-
wächshäuser, von denen natürlich nur die „Schauhäuser", in einzelnen
Komplexen beieinander liegend, zu besichtigen sind, während die
Anzucht- und Kulturhäuser davon ausgeschlossen werden.
Ich besuche alljährlich nicht nur einmal, sondern mehrere Male
die Rothschildgärten und kann mir darum gewiß ein Urteil über
deren Leistungsfähigkeit gestatten, nachdem ich die dortige
hervorragenden ^
Kulturen nun das
fünfte Jahr kenne.
dereLeistung zeig-
ten vor mehreren
Jahren diese Gär-
ten darin, daß in
einem Gewächs-
hauskomplex die
beliebtesten ein-
jährigen Sommer-
blumen, in Töpfen
herangezogen, im
April in vollem
Flor standen. Ne-
ben einer aparten
Auswahl dieser
Annuellen Wühte
zu gleicher Zeit
— ebenfalls in
Töpfen kultiviert
— ein recht an-
sehnliches Sorti-
ment Edel- Dah-
lien, gewiß eine
Kulturleistung
allerei-sten Ran-
ges. Daß aber
trotz alles mensch-
hohen Fleißes,
trotz der aller-
besten So rgfalt,die
alles belebende
Sonne der Haupt-
faktor in der Ent-
Monatserdbeerc „Schöne Anhaltinerin"
Originalaufnahme für die „Gartenwelt*'.
IX, 40
Die Gartenwelt.
475
Wicklung der Vegetation ist, das konnte man so recht in der vor-
jährigen Frühlingsschau suhen; dein so sonnenarmen, dafür aber um
so mehr regen- und nebelroichen Winter des Jahres 1903 zu 1904
war es nur zuzuschreiben, daß in der vorjährigen Ausstellung vieles
nicht auf der sonst vorhandenen und zu sehen gewohnten Höhe ge-
standen; alle menschliche Kunst konnte auch hier das nicht erreichen,
was der Sonne zu leisten allein beschieden ist. Die diesjährige Aus-
stellung aber reiht sich würdig an die hervorragendsten der letzten
.lahre an. In den einzelnen Gewächshäusern steht alles auf der
höchsten Entwicklungsstufe.
Die Schauhäuser setzen sich aus einzelnen Häuserkomplexen
zusammen. Einzelne derselben liegen derart, daß man den geräumigen
Mittelgang durchschreitet und die sich an diesen rechts und links
anschließenden Gewächshäuser durch hohe Glaswände besichtigen
kann, oder man durchschreitet zunächst ein Haus, dann den Mittel-
gang, von dem aus man wieder durch Glaswände Einblick in die
Seitenhäuser erhält, und verläßt diesen Komplex durch ein anderes
Haus bezw. macht einen Rundgang durch mehrere Häuser, um
schließlich am Ausgangspunkte wieder im ersten Hause (auf der
anderen Seite desselben) einzutreffen.
Nahe am Eingang in den Garten befinden sich die Fruchttreib-
häuser. Das glasgedeckte Verbindungshaus ist mit Wein berankt,
der einen großartigen Ansatz zeigte; die Ecken sind mit frucht-
behangenen Feigenbäumen, in Kübeln befindhch, ausgefüllt. Das
erste Haus rechts ist mit Treibkirschen in den Sorten „NoDelle de
Eugenie'''', „Novelle de imperiale^'' und „Oolden Queen" besetzt, die
alle vollständig reife Kirschen zeigten und einen sehr verlockenden
Eindruck machten; entlang der Mauer war eine Reihe Erdbeertöpfe
mit reifen Früchten der Sorte „Royal Sovereign" zu sehen und von
der Glasdecke hingen massenhaft in schönster Ausbildung reife
Trauben von „Black Hamboiirglt" herab. In dem Haus gegenüber
sahen wir Pflaumen und Ananas mit reifen Früchten, davor Topf-
wein in den Sorten „Fasters Secdling" und „Black Hambourgli" .
In den nächsten zwei gegenüberliegenden Häusern befanden sich
halbreife Ananas, üui-ken in prachtvollster Ausbildung, Melonen mit
fast reifen Früchten, Wein und Erdbeeren in Töpfen und Reben an
der Glasdeeke mit reifen Trauben, schließlich noch Melonen in jungem
Nachwuchs.
Im zweiten Gewächshauskomplex war ein Haus mit Hortensien
in voller Blüte, unter denen auch die rosablühende Einführung H.
Iiorterisis rosea von J. Lambert & Söhne in Trier vertreten ist.
Das Haus gegenüber zeigte alle schönen Treibsträucher in vollstem
Blütenschmuok, wie Schneeball, Azaleen, Deutzien, Flieder, Prunus
vinaria (floribunda) und andere, Spiraeen usw. Für den Fachmann
ganz besonders ins Auge fallend waren die dazwischen zerstreut her-
vortretenden blühenden Catiiia, die den bestentwickeltsten des freien
Landes nicht nachstanden. Ein zweites Häuserpaar war mit getriebenen
Rosen in den schönsten Sorten und Spiraea japmiica gefüllt. In
dem diesen Häuserkomplex verbindenden Gang sind diverse Flor-
blumen und Blattpflanzen aufgestellt; als ganz besonders schön in
Kultur und Blütenreichtum sind hier verschiedene Eabrothammis,
wie elegans, floribunda etc. zu nennen; mau trifft diese alte, an-
spruchslose und dankbare Pflanze jetzt leider selten in den Kulturen
an, obwohl sie mehr Beachtung vordient.
Ein langes Warmhaus besitzt hervorragende Blattpflanzen
in bester Kultur; unter den hier vorhandenen Palmen, Paudaneen,
Araceen sieht man wahre Prachtstücke; die Decke des AVarmhauses
bekleidet teilweise ein großes Exemplar von Begonia eorallma, deren
große, weithin leuchtende Blüten außerordentlich zierend wirken.
Eine angenehme Abwechslung wird noch geboten in der gruppen-
weisen Aufstellung blühender Calla, Clivien etc. — Ein Seitenhaus,
mit einem Springbrunnen geziert, beherbergte zahlreiche Spezies von
Genista, Ericen, Spiraeen, sowie Tulpen, Cinerarien und herrlichen
Flieder.
An das vorerwälinte Warmhaus schließt sich als direkte Fort-
setzung ein zweites Haus an, dessen Mauerwände mit Camelien in ver-
schiedenen Sorten und dessen Glasdecke mit ,,Marechal i\'2e/"-Rosen
und Rosa Banksiae bekleidet sind; über den Wegen hängen Ampeln,
bepflanzt mit Pelargonien. Der ganze Grund des Hauses stellt ein
Blumen parterre dar, das in seiner leuchtenden, prachtvollen Farbon-
wirkung geradezu entzückt. Die Mittelgruppe, ein Rondel, wird von
einer hohen Kentie gekrönt, die mit blauen Cinerarien uiitorpflanzt
ist; als Einfassung dient, — wenn ich nicht irre, — Gi.ncraria
maritima. Als Seitenstücke sehen wir unter je einer hohen Dracaene
eine rosablühende Primula Sieboldii-'Va.neta.i, eingefaßt von weißen
Primula chinensis. Ein roter Kiesweg hebt zierend diese Gruppen
und den aus Selaginella gebildeten Rasen ab. Die Rabatten sind mit
dunkelsammtroten Cinerarien bepflanzt, unterbrochen von Dracaenen
und gelbbunten Abutilon-Pyramiden; die Eckgruppen werden von
blühenden Pelargonien gebildet.
Im dritten Häuserkomplex herrscht nicht minder reiche Ab-
wechslung. Das Verbindungshaus besitzt prachtvolle Amaryllis
vittata-Eyhnden, Browallien etc.; auffallend in der Blüte ist hier
eine Begoniensorte „Herzogin von Portkoid^'-. Dominierend aber tritt
Medinüla »lagnifica auf; jede einzelne Pflanze ist ein Kulturstück
allerersten Ranges und ich glaube, daß man selten wieder solchen
Riesen- und Kulturexemplaren begegnen dürfte; die riesigen Trauben
und ihre Menge bestricken das Auge eines jeden Fachmannes.
Unter dem Dach des ersten Seitenhauses rankt Clerodendron,
auf dem Mittelbeet präsentieren sich Colocasien mit ihren metallisch
schimmernden Blättern, umgeben von vielen bunten und grünen
niederen Warmhauspflauzen; das zweite Seiteuhaus zeigt dieselbe
Berankung und ist im übrigen in der Hauptsache mit bunten
Dracaenen, Coleits etc. gefüllt. In den folgenden zwei Seitenhäusern,
deren Inhalt man, wie bei den vorigen, ebenfalls nur durch hohe
Glasscheiben besichtigen kann, sind Croton, Maranten, Sanchezien,
Fittonien usw. vertreten.
Die folgenden Häuser können wir bis auf einige vollständig
durchschreiten; in dem ersten Hause sind Eriken, nur wenige
Spezies, aber diese in Masse, zu sehen. Ganz besonders schön sind
die violettrote Erica Chamissonis, die reizende, weiß wie Schnee
erscheinende Erica cupressina, die Kronenbäumchen von Erica
persoluta alba, dann Erica herbacea rosea und die rote, mit gelben
Spitzen gezierte Erica eoncolor; die kerngesunden Pflanzen, über und
über mit Blüten bekleidet, lassen erkennen, daß sie mit großer Sorgfalt
und vielem Verständnis kultiviert worden sind. Beachtenswert sind
in dem nächsten Seitenhaus in der gemischten Zusammenstellung
Orevillea thelemanniana, Äcacia longifolia, Tropaeolum axureum
und iricolor; eine recht mühsame Arbeit muß das Aufbinden dieser
außerordentlich zartrankenden Kressen sein, die in kleinen Ballon-
formen auf Drahtgestellen gezogen sind; von blühenden Pflanzen be-
gegnen uns noch Metrosideros semperflorens, Erica boveana mit
langen, schneeweißen Glöckchen und die durch ihre kreuzförmige
Blattstellung morphologisch interessante Veronica diosmaeflora, deren
kleine weiße Blüten an den Triebspitzen damals noch geschlossen waren.
Erwähnt seien noch Aralia eriocarpus, Theophrasta imperialis und
die mit interessanten Früchtchen besetzte Oclma multifiora. Zwei
weitere Seitenhäuser sind mit erst kürzlich ausgepflanzten Warmhaus-
pflanzen bestellt; im nächsten befinden sich buntblättrige Caladien
und blühende Gloxinien, während das Glasdach Solanum saeforthianum
mit lichtblauen Blüten ziert. Ein Haus ist mit Medinüla magnifica
gefüllt; als Umrahmung dient Saintpaulia ionantha; an der Decke
ranken Hexacentris mysorensis und H. mysoraisis superba; ganz
eigenartig sind die Blüten beider. Nun folgt noch ein Haus mit
Bromeliaceen, von denen viele in Blüte standen, darunter die durch
ihren blauen Blütenstand auffallende Cochliostcma jakobinianum und
vis-a,-vis diesem ein Kakteen-Haus, dessen roter Kiesweg die in
zwangloser Gruppierung gehaltenen Kakteen vorteilhaft abhebt; auf
kleinen Stellagen im Vordergrund stehen winzig kleine Kakteen in
Miniaturtöpfchen, die namentlich das Entzücken des Laienpublikums
— besondere der Damenwelt — bilden.
Im vierten Gewäch-shauskomplex gelangt man zunächst in ein
Haus, dessen großes Mittelbeet als Grundton eine blaue Myosotis
zeigt. Aus diesem Untergrund erheben sich zerstreut oder in kleinen
Gruppen arrangiert Eriken, Tropaeolum, Ocnista, Azaleen,
Goldlack, Reseda, Deutria gracilis, Wistaria chinensis, Ceanotkus
dentatus etc., alle in vollem Flor stehend. Durch ihre Größe
imponieren die den Hintergrund abschließenden blühenden Acacia
Die Gartenwelt.
IX, 40
aniMta, A. spiralü (in Baumform) und die hochstämmigen Kronen-
biiunie von Sparmamiia africana. Die afrikanische Zimmeilinde
wirkt als Kronenbaum, in voller Blüte, in der Tat großartig.
Im zweiten Hause begegnen wir herrlichen Blattpflanzen; auf
dem Selaginella-Raaea sind gruppenweis Amaryllis aufgestellt; ähn-
lich arrangiert ist das dritte Haus, von dessen Dach lange Fieits
slipuIata-Banken abwärts hängen. Das vierte Haus weist haupt-
sächlich blühende Calla, Anthurien etc. auf. Gänge und "Wände
des Verbindungshauses sind mit Ficus stipulala bekleidet; zierliche
Körbchen mit Ampelpflanzen geben der grünen "Wand reiche Ab-
wechslung.
In den folgenden zwei Häusern, deren Inhalt man nur durch
Glaswände betrachten kann, sind blühende Orchideen aufgestellt;
es war also unmöglich, diese Schönheiten — unter denen
sich gewiß auch kostbare Seltenheiten befinden — näher zu
betiachten. Nun folgt ein Haus mit Cinerarien, dann ein
solches mit Pelargonien und dann wieder ein Cinerarien - Haus.
Neben den schönsten Farben sind auch die neueren Formen ver-
treten, unter denen mir die Edeldahlieuform der Blütenblätter am
schönsten dünkt. Das zehnte Haus dieser Gruppe zeigt gemischte
Bepflanzung; envähnenswert sind große Pflanzen von Lotus peli-
orhynehus in Blüte, Eriostemon densifhriis mit prächtigen weißen
Blüten und Veroniea hulkeana, deren leichte, blaue Rispen ent-
zückend schön sind. Das elfte der zu besichtigenden Häuser der
vierten Gewächshausgrappe und überhaupt das letzte dem Publikum
geöffnete Haus ist nur mit Anthurium scherxerianum benetzt ; selten
wohl wird man einem solchen Blütenreiohtum und einer solchen
Größe bei jeder einzelnen Blume anderwärts wieder begegnen; von
der das Haus trennenden Glaswand betrachtet, sah die Innenfläche
des Hauses wie ein ausgebreitetes brennendrotes Tuch aus; das war
ein Anblick, der jeden Kenner entzücken mußte.
Nach dem Verlassen der dritten Häusergruppe, deren Abschluß
da.s Kakteen-Haus bildet, befinden wir uns dicht an der "Wohnung
des technischen Leiters der Eothsohildgärten, welchen seit vielen
Jahren Garteninspektor Jolly vorsteht. Das zierliche Häuschen wird
von einer Felsengruppenanlage umrahmt. Auf diesem idyllischen
Plätzchen haben eine auserlesene Sammlung von Alpenpflanzen, sowie
für solche Anlagen geeignete Laub- und Nadelhölzer Verwendung
gefunden. Interessant sind die an der "V\'"ohnung arrangierten Baum-
Kuriositäten, unter denen ein Stück Baumstamm den frappanten
Jjindruck eines menschlichen Kopfes macht. Auch dem neuesten
Sport, wenn man so sagen darf, wird hier gehuldigt ; nach dem Ver-
lassen dieser dendrologischen Kuriositäten begegnen wir auf der
linken Rasenfläche einer Sammlung japanischer Verkrüppelungen von
Laub- und Nadelhölzern. Von Laubhölzern sind künstlich verkrüppelte
Ahorn, von ebenso verunstalteten Koniferen Thuya obttisa und obhcsa
aurea-i Juniperus japonica, Pinus parviflora etc. vertreten. "Wir Gärtner
finden wohl alle nichts Schönes an diesen Kunstprodukten unserer
„japanischen Kollegen", aber das Laieupublikum ist ganz entzückt
davon.
Die Parkanlagen um die herrliche Villa des Besitzeis, soweit
sie dem Publikum zugänglich sind, machen den denkbar freundlichsten
Eindruck. Mit Vorliebe besuche ich immer die Rotschildgärten an
einem der ersten Besuchstage. Auf dem heißen "Wiener Kalkboden
hält der Frühling früher als sonstwo seinen Einzug und zu dieser
Zeit stehen bereits die Forsythien, die Prumis, Pirus und wie sie
alle heißen, die unvergleichlich schönen Frühlingsblüher unter den
Bäumen und Sti-äuchern, in vollem Blütenschmuck. Da leuchtea die
goldigen Riesenbüsche der Forsythien von großer Weite; ihr Glanz
wird gehoben durch die in der Nähe befindlichen dunkelrot- und
grünblättrigen höheren Bäume. Jeder bessere Baum und Strauch hat
sich hier frei entfaltet und zeigt sich in vollendeter Schönheit. Mit
großem Verständnis ist diese Anlage einst geschaffen und im Laufe
der Jahre ebenso gepflegt worden. Freundlichkeit, Zierlichkeit und
Anmut, das ist der Gesamteindruck, der diese Anlage auszeichnet
und sie zu einer der schönsten macht, die wir gesehen. In ge-
schicktester "Weise sind Stauden und Zwiebelgewächse in der Anlage
verwendet; letztere erfreuen dort das Auge, wu spättreibende Gehölze
noch ohne Blätterschmuck sind.
Den ausgedehnten Obstanlagen im Freien sieht man — trotz
gewiß sorgfältigster Pflege — auch hier die Nachteile des "Wiener
Kalkbodens und der Stürme an, mit welchen das "Wiener Becken ja
überreich gesegnet ist, und in dieser Höhe mögen die Stürme oft
noch unsanfter sich zeigen als in der Ebene.
Daß überall die denkbar peinlichste Sauberkeit herrscht, bedarf
wohl nicht erst besonderer Erwähnung und ich gebe hier als Beispiel
nur an, daß selbst die Hydranten der Wasserleitung im Park etc. in
tadellosem Glänze strahlen. Eine derart peinliche Sauberkeit ist leider
nicht überall durchführbar, sie zeigt hier aber, daß an Arbeitskräften
kein Mangel herrscht.
Leider konnte sich der blumen- und pflanzenfreundliche
Besitzer nur sehr selten des schönen Paradieses erfreuen, das
seine Munifizenz für den Gartenbau errichtete, denn er war
stets leidend und viel auf Reisen. Mögen pietätvolle Erben
nun dafür Sorge tragen, daß dieses schöne 'VN'"erk für alle Zeiten
erhalten bleibe, welches in seinen eigenartigen Kulturen in Österreich
nur noch im Sohönbrunner Hofgarten ein Gegenstück findet. Den
österreichischen Geldfürsten aber sollte diese Schöpfung ein Ansporn
sein, auch ihrerseits die Gartenkunst zu heben und zu pflegen, damit
dieselbe auch in Österreich eine Ausdehnung erfahre wie in manch
anderen Ländern unseres Erdteiles. Meinen deutschen Kollegen, die
gern einmal auch die Wiener Gärten aus eigener Anschauung kennen
lernen möchten, empfehle ich, sich im nächsten Jahre loszureißen
von der arbeitsreichsten Zeit, um einige schöne Maitage dafür zu
opfern, den Rothschildgärten, den k. k. Hofgärten in Schönbrunn
und dem nahen Laxenburg mit seinem an alten Baumriesen so reichen,
prächtigen Park im englischen Stil einen Besuch abzustatten; und
wer dann noch übrige Zeit hat, der lenke seinen Weg nach dem
modern gehaltenen Stadtpark in Baden; auf der Fahrt dahin durch
die rebenbekränzten Höhen der Ausläufer des Wiener Waldes mache
er von Mödling aus mit der elektrischen Bahn durch die Klausen
einen Abstecher noch nach der Brühl, deren wildromantische Natur-
bilder namentlich für den Landschaftsgärtner von höchstem Interesse
sind; hier lernt man die österreichische Schwarzföhre (Pinus Laricio
austriaca) so recht in ihrem charakteristischen Wuchs kennen;
zwischen dem schwarzgrünen Laub der Föhren wird dann dem auf-
merksameren Wanderer noch ein chai-akteristischer Strauch der
Kalkalpen durch seine weißfilzigen Blätter und weißen Blüten zur
Maienzeit auffallen, die Felsenbirne: Amelanehier vulgaris^ die in
ihrem Blütenschmuck, aus der Ferne gesehen, wie Edelweiß erscheint.
Das sind Bilder von unvergleichlicher Schönheit; man wird dann
■leicht begreifen, warum der Wiener seine Berge so liebt und zu jeder
freien Sonntagsstuude auf ihnen Erholung sucht. In der Tat hat auch
keine andere Großstadt eine so romantische Umgebung in allernächster
Nähe aufzuweisen als die alte Kaiserstadt Wien. Für deren Fremden-
besuch ist der Monat Mai die schönste Zeit; da ist die Hitze des
Kalkbodens noch erträglich und die Stürme haben um diese Zeit
auch noch nicht das junge Laub der Bäume mit Kalkstaub in ein
unschönes Grau verwandelt.
Ausstellungsberichte.
Die „Toniplc Sliow", dio große Loiuloner Frühjalirs-
Gartenbmi-Ausstelliing. I. Allgemeiner Bericht.
Von Ernst Bohlmann, London.
JJie alljährlich wiederkehrende große Frühjahrs-Ausstellung der
Kgl. Gartenbaugesellschaft in London, bekannt als Temple Show, war
auch dieses Jahr, wie nicht anders zu erwarten, wieder groß-
artig und in allen Teilen wohlgelungen. Sie begann Dienstag,
den 30. Mai und währte bis zum 1. Juni. Eine furchtbare Schwüle
lagerte über London, trotzdem der Himmel meist bedeckt war; die
Hitze in den Zelten war bei dem Gedränge sehr lästig. Ein Gewitter
und fast unaufhaltsamer Regen während des Nachmittags brachte
zwar etwas Abkülilung. doch war letzterer der Ausstellung natürlich
IX. 40
Die Gartenwelt.
477
nicht von Vorteil, manches ist draußen verregnet, auch mag raanclicr
von einem Besuch der Ausstellung am ei'sten Tage abgesehen haben ;
dennoch war der Besuch äußerst stark, da die interessierten Kreise
und die meisten Mitglieder der Eoyal Hortioultural Society schon
gleich nach der Eröffnung der Ausstellung um '/..l Uhr erschienen
wai-en. Die folgenden Tage waren, wenn auch nicht viel, so doch
etwas kühler und nur von einzelnen Schauern unterbrochen.
Als ich im vorigen Jahre diese Ausstellung besuchte und mir
Notizen für einen Bericht für die „Gartenwelt" sammelte, fand ich
heraus, daß meine Eindrücke und Notizen denen des Herrn Kohl-
mannslehner vom Jahre vorher, die er in einem Gartenwelt-Bericht
niedergelegt hatte (190a, No. 41—44) fast aufs Haar glichen, sodaß
ich nur nötig gehabt hätte, denselben abzuschreiben und einige kleine
Änderungen vorzunehmen. Darum sah ich von einem Bericht ab.
Und dieses Jahr, wieder genau dasselbe Bild, allerdings nicht weniger
schön als das der Vorjahre und so wird es auch sein, wenn ich nach
Jahren wieder einmal die Ausstellung besuchen sollte. Das Charakter-
bild einer englischen Gartenbauausstellung ist von dem einer
kontinentalen grundverschieden und mir in mancher Beziehung
sympathischer. Das liegt am Charakter des ganzen Landes und
Volkes. Die englischen Aussteller rechnen weniger auf den Besuch
der großen Menge des Volkes, denen ein schönes großes Gesamt-
bild der Leistungen des Gartenbaues vor Augen geführt werden soll,
als wie vielmehr auf den Besuch der wirklich interessierten und
kaufkräftigen Leute, mit denen sie gleich an Ort und Stelle ihre Ge-
schäfte abschheßen. Es ist interessant, das Publikum zu betrachten,
das sich zum größten Teil aus den vornehmsten Kreisen zusammen-
setzt, ein Zeichen, welch inniges Interesse gerade bei diesen für den
Gartenbau herrscht. Erst am letzten Tage, wenn der Eintrittsiireis
nur einen Schilling beträgt, stellen sich die weniger Bemittelten ein,
bei denen in England ja das Intere.sse für Blumen im Allgemeinen
ebenfalls ein viel größeres ist, als anderswo.
Praktisch und geschäftsmäßig wie die Engländer sind, bauen
sie auch ihre Ausstellung demgemäß auf. Der Tempelgarten steht
ihnen kostenlos zur Verfügung, die "Zelte sind schnell aufgebaut und
ohne viele Umstände stellt jeder seine Pflanzen auf. Pflanze an
Pflanze, dem Auge des Beschauers, resp. Käufers so beriuem wie
möglich. Irgendwelche landschaftliche Szenerien sind gänzlich
unbekannt. Die langen Zelte enthalten, ungefähr nach Art der
Gewächshäuser, eine Mittelstellage und eine Tablette an jeder Seite,
auf denen die einzelnen Ausstellungen zusammengedrängt sind. Im
Freien befinden sich Ausstellungen feiner, besonders buntblättriger
Gehölze, die natürlich für Dekorations- und Ausstellungszwecke in
Töpfen und Kübeln kultiviert sind. Auch befanden sich draußen
einige schnell und leicht aufgebaute Alpinen aus Stellagen bestehend,
die mit Matten und Moos abgedeckt waren, und auf denen Bimsstein-
felsen nach Ai-t eines Alpinunis arrangiert waren. Dazwischen
wai-en die Alpinen, kleine Gehölze etc. gestopft, die natürlich für
diesen Zweck erst in Töpfen gezogen sind. Sieht so ein Alpinum
auch wenig schön und natürUch aus, seinen Zweck verfehlt es nicht.
Eine Spezialfirma für Grottenbauten hatte ein wahres Alpinum auf-
gebaut, das auf alles Andere nur nicht auf Natürüohkoit Anspruch
machen durfte, dennoch zweifle ich nicht, daß die Leute ihr Geschäft
machen, denn eine mehr oder weniger große Felsanlage findet sich
in jedem englischen Garten und ist sehr beliebt.
So prachtvoll die Leistungen der Engländer auf allen Gebieten
der Pflanzenkultur sind. — denn davon geben die Ausstellungen ein
gutes Zeugnis — , soviel Sinn, Intere.sse und Verständnis sie für die
Pflanzen haben mögen, eines Eindrucks habe ich mich nie erwehren
können, und immer wieder bestätigte sich mir das, daß die Art und
VITeise der Verwendung der Pflanzen und Blumen, sei es in der
Gartenkunst, sei es in der Bindei-ei, in einem krassen Gegensatz dazu
steht. Das Material ist gut, aber die Verwendung, meinem unmaß-
geblichen Urteile zufolge, geradezu erbärmlich. Es sollte mich freuen,
hierüber eines Besseren belehrt zu werden. Weim ich sehe und
lese, wie sich die Gartenkünstler in Deutschland über Gartenkunst
streiten und behaupten, die Gartenkunst sei zurück, so möchte ich
einmal deren Urteil über Gartenkunst in England und Frankreich
hören. Wenn sie bei uns zurück ist, wo ist sie in diesen Ländern?
Doch das nur nebenbei. Komischerweise sieht man auf keiner Aus-
stellung der Royal Hort. Soc. irgend etwas von Gartenkunst, nie
einen Plan oder ähnliche.s, was mit Gartenkunst zu tun hätte;
nie sah ich auf einer Ausstellung irgendweiche Produkte der Biiide-
kunst, natürlich auch nicht auf der Temple Sliow.
Ein Rie.senzelt und zwei etwas kleinere Zelte waren für die
Ausstellung aufgebaut und enorme Mengen von Pflanzen hatten darin
Platz gefunden. Es ist natürlich unnötig, jeden Aussteller zu er-
wähnen, denn erstens haben diese Firmen für uns meist weniger
Interesse, und was ausgestellt war, hat Herr Kohlmannslehner schon
1903 berichtet; einiges Neue ist wohl hinzugekommen, was erwähnt
werden soll, doch in der Gesamtausstellung ist alles dasselbe ge-
blieben. Natürlich ist es unmöglich, über Alles ein Urteil zu geben,
man müßte in Allem Spezialist sein; ich werde darum zum Schluß
in nächster Nummer nur auf die Orchideen näher eingehen.
Großartig waren die Leistungen in Rosen und Orchideen, welche
auf der Ausstellung vorherrschend waren. Unter der Masse der
Rosen fielen besonders die vielen Schlingrosen auf, als „Crimson
Rambler^\ die prächtige ,.Blnsh Rambler", .,Walthani Rambler''^
welche der .,Blush Rambler^'- sehr ähnlich ist, die schöne ,,Dorothy
Perkins^^ und ^^Minnihaha''^ mit kleinen gefüllten, rosafarbigen Blüten,
„Austrian Copper'-'' u.a. Frank Kant & Co., Colchester, Hobbies
Ltd, Dereham, Charles Turner, Slough, Wm. Paul k Son,
Waltham Cross, Benjamin R. Kant & Sons, Colchester und
George Mount, Canterbury, waren die Hauptrosenau.ssteller. Die
Firma Paul & Son zeigte eine neue Schlingrose, ,Jjadij Qay'\ die
der feinen ,fiorothy Ferkiiis'-^ sehr ähnlich, in der Färbung eine
Tönung tiefer ist, die Blüten etwas größer hat und in noch größereu
Büscheln blüht; sie war einer der Hauptanziehungspunkte der Aas-
stellung. ,,Frau Karl Bruschki" wurde von allen Rosenausstellern ge-
zeigt, mehrfach in starken Exemplaren und wurde viel bewundert.
Im Orchideenzelt, wo die Orchideen nur die Mittelstellage einnahmen,
fehlten die Tabletten an den Seiten, und das Ausstellungsinateiial
war zumeist, abweichend von der gewöhnlichen englischen Aus-
stellungsmethode, am Boden hübsch arrangiert. Hier hatten ver-
schiedene Rosenzüchter die niedrigen Rosen mit Hochstämmen und
Schlingrosen vermischt, sehr gefällig aufgestellt. Es hat dies allseitig
gefallen, sogar eine Orchideenfirma, Jas. Cypher & Sons in
Cheltenham, hatte ihre Orchideen derartig dort au-sgestellt, ver-
mischt mit Palmen, Croton und anderen Warmhaussachen. Diese
Methode ist neu und als ein Fortschritt anzusehen, es scheint also
doch, als ob die Herren ihre alte Art der Ausstellung allmählich satt
bekommen.
Gerade für Orchideen, wenigstens solange es sich um Hybriden
und feine Varietäten, seltene Arten etc. handelt, dürfte sich diese
Methode am wenigsten bewähren, da sie die genaue Betrachtung
erechwert.
So schön wie die Rosenau-sstellung war auch die der Nelken,
woiTinter die Baumnelken vorherrschten. Gloxinien waren in
Mengen und in vorzüglicher Kultur zu sehen, von einem Farben-
reichtum, über den ich erstaunte. Desgleichen wurden Streptoearpiis
von verschiedenen Züchtern gezeigt. Die Kultur dieser Pflanzen
scheint hier auf sehr hoher Stufe zu stehen. Spätblühende
Tulpen, besonders Darwin-Tulpen, von großem Farbenreichtum und
vielfach von enormer Größe , waren von verechiedenen Finnen
ausgestellt. Darunter waren zwei irische Spezialfirmen, die diese
Tulpen in Irland zu großer Vollkommenheit bringen. Es scheint
die Blumenzwiebelkultur in Irland ein großei- neuer Erwerbszweig
zu werden. Unter dem Titel ,,Holland in Ireland" verbreitet die
Firma Hogg & Robertson, Dubhn, ihre Kataloge. Die Blumen
sind den holländischen zum Mindesten ebenbürtig, in den Katalogen
allerdings ist zu lesen, und auch sonst habe ich es gehört, daß sie
die holländischen übertreffen. Die andere irische Firma ist Alex
Dickson & Sons, Ltd, Belfast und Dublin. Auffallend waren mir
die Ausstellungen von Schizattthits. alle in prächtiger Kultui' und
von großem Farbenreichtum, so besonders die von James Carter
& Co., High Holborn, London, James Veitch & Sons, Chelsea,
und Sutton & Sons, Reading. Mit am meisten angezogen und
interessiert auf der Ausstellung haben mich die Sweet Peas, die
Die Gartenwelt.
IX, 40
herrlichen Lathyrus odoratus, worin hier ganz großartiges geleistet
wird, auf dei-en Kultur man auch in Deuschland viel mehr "Wei't
legen sollte. Von Phyllokakteen hätte ich besseres erwartet,
darin scheint man in Deutschland und Frankreich viel weiter zu sein.
Charakteristisch für englische Ausstellungen, so besonders auch
für die Temple Show, sind die großen Darbietungen an Stauden und
Alpinen. Diese Liebhaberei ist in England sehr groß und verdient bei
uns Nachahmung. Zu den größten Staudenausstellern gehörten Barr
& Sons, Covent Garden, London. Die Alpinen waren im Allge-
meinen auch in den Zelten zwischen kleinen Felsen und Grotten
gruppiert. In der Barrschen Gruppe fielen mirixias (South African
Corn Lilies) in den verschiedensten Farben auf. Außer Veitoh, der
eine kleine Gruppe von Primula obconica alba ausstellte, war Georg
Arends, Konsdorf, der einzige Primel-Aussteller und seine prächtigen
Hybriden wurden viel bewundert. Primula Arendsi erhielt ein
Award of Merit (Verdienstzeugnis).
Cannas waren von der Firma H. Cannell k Sons, Eynsford
und Swanley, au-sgestellt. Sie boten ein Bild vollkommenster Schönheit.
Es waren in der Hauptsache Sprengersche orchideenblütige
Cannas da. Besonders die reinfarbigen gefielen mir. Ich notierte
mir „Ä. Wallace'', die schönste gelbe, „M. Florent Pauwels'\ als
schönstes leuchtendes Rot, und ,,Resperide'\ rotorange. Es war nicht
leicht, aus der großen Zahl dieser Schönheiten das schönste heraus-
zufinden. Sanders schöner Tabak, „Nwotiana Sanderae^\ der in den
Vorjahren nur mit dunkelkarminfarbigen Blüten zu sehen war, war
dies Jahr in allen möglichen Farben vom tiefsten Purpur bis zum
reinsten "Weiß zu sehen. Diese gemischte Gruppe war zweifellos
eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Ausstellung.
HerrT. Jannoch, Dersingham (Norfolk), ein Deutsch-Engländer,
war mit zurückgehaltenem Flieder und Maiblumen eigentlich der
einzige Aussteller dieser Art. Sein Flieder war in denkbar schönstem
Zustande, sowohl in Form als Färbung. Alle die bekannten Treib-
sorten waren vorhanden. S. vulgaris, „Toussaint Louverture'' und
„Co?igo^^ möchte ich als die dunkelsten Flieder, die ich gesehen,
extra anführen. Der gefnlltblühende, lilafarbige „Pyramidalis''
zeichnete sich aus durch die Größe der Rispen und Blüten. Unter
seinen Maiblumen befand sich das groß- und reichblütige „Fontain'K
Rieh. Anker, Kensington, Mitarbeiter der Gartenwelt,- war diesmal
nicht mit Kakteen, sondern mit Bougainvilleen und Ericeen, wie
Erica cupressiim, Erica ventricosa rosea und vmtricosa alba lineata
erschienen.
Sehr fein war die Ausstellung getriebener Clematis von
Rieh. Smith & Co., Worcester. Die Pflanzen waren halbkugel-
förmig über Drahtgestelle gezogen und präsentierten sich so in ihrem
vollen Staat. Unter den vielen Sorten, die ich mir notierte, war,
wie immer „ilfod. van Houtte"- die schönste weiße. Auch gefüllte
und halbgefüllte Sorten waren vorhanden, so „Lucie Lemoine'\ halb-
gefüllt, weiß, „Gountess of Lovelace'\ halbgefüllt, lila, und „Venus
Victrix'\ gefüllt, lila. „Sensation'' hat ihren Namen mit Recht; sie
ist herrlich, die Farbe ist ein leichtes Lila, metallisch glänzend. Die
Ausstellung von Freiland-Azaleen der Firma R. & G. Cuthbert,
Southgate, London, die ein reiches Sortiment von Axalea mollis, A.
pontica, A. rustica und A. chinensis enthielt, war sehr hübsch
arrangiert und glich einem riesigen Blütenmeer. „Fanny", rosa
mit gelbem Spiegel, „J. C. van Tfwll-', rotorange, und „Antonie Koster",
sattgelb, waren vorherrschend. An Rhododendron war eine schöne
Kollektion der bekannten Rhododendronspezialisten John Waterer
& Sons, Bagshot, vorhanden. Da die Kultur dieser Pflanzen in
England so alt ist, konnte man wohl Gutes erwarten, und manche
gute alte Sorte war vertreten. Ich führe nur die besten an. Vor
Allem zeichnete sich „Pink Pearl' aus, von der ich leider nie habe
erfahren können, was für Blut sie enthält. Die Riesenstutze sind
oft 30 cm hoch und entsprechend breit, doch sind sie leider an der
Spitze nicht ganz geschlossen. Die großen rosafarbigen Blüten sind
glockenförmig. Stutze, Form der Blüten und Färbung lassen etwas
auf Rhododendron Metternichi schließen, doch müßte dann die andere
Stammsorte ein großblumiges Rhododendron gewesen sein, da die
Blüten die dreifache Größe von Rh. Metternichi haben. Es kann
aber auch ganz anderes Blut darin sein. Jedenfalls ist „Pink Pearl'
in Deutschland nicht hart, in England wird es als schönste harte
Sorte angesehen. „The Strategist-' ist eines der vollkommensten, die
ich kenne, ich habe stets bedauert, daß es nicht ganz hart ist in
Deutschland. Die rosafarbigen Blüten stehen in idealschönen,
pyramidalen, geschlossenen Stutzen, die fast in eine feine Spitze aus-
laufen. Nicht minder schön sind „Marquis of Waterford", dunkel-
karmin, hochpyramidal, und „Duchess of Edinburgh" karmoisin und
pyramidal. Weiter notierte ich mir „Duke of Connought" mit sehr
breitem pyramidalem Stutz, karmin, innen heller, „JB. W. Currie",
letzterer sehr ähnlich. „Lady Hillington", ganz zart lila mit gelb-
grüner Zeichnung und breitpyramidalem, geschlossenem Stutz, „Mrs.
W. Agneiv", karmin gerandet mit breiten runden Stutzen, „Fred
Waterer" mit schönen runden Stutzen, schön gekräuselten Blüten,
dunkelkarmin, „Princess Hortense", rosa mit gelber Zeichnung.
Außer diesen beiden letzten waren nur noch sehr wenige vorhanden,
die das Blut von Rhod. catawbietise enthalten. England mit seinem
milden Klima hat das harte Rhod. cataivbiense nicht so nötig, hätte
man es aber wegen der anderen herrlichen Eigenschaften mehr ver-
wandt, so stände die Rhododendronzucht auf einer viel . höheren
Stufe. Ich kann daram aus voller Überzeugung sagen, daß Herr
Rud. Seidel mit seinen prächtigen Neuheiten, besonders denen, die
aus der großen Zahl von Sämlingen ausgelesen sind, nun durch
Veredlung vermehrt werden und bislang weder gezeigt noch dem
Handel übergeben worden sind, alle anderen in der Rhododendron-
zucht überholt hat, trotz des hindernden Klimas, eben nur durch
eine zielbewußte und sorgfältige Zuchtwahl.
Geradezu wunderbar waren die Darbietungen an Warmhaus-
und Blattpflanzen, Farnen etc., besonders die buntblättrigen
Caladien von John Peed & Son, West-Norwood und James
Veitch & Sons, Chelsea. Daß es ferner an Topfobst, schönen
Obst- und Gemüsekollektionen nicht fehlte, brauche ich wohl kaum
zu erwähnen. Vergessen möchte ich es nicht, die jetzt aufkommenden
GerSem-Hybriden zu erwähnen, die „Transraal-Daisies" , die sowohl
von Veitch als vom botanischen Garten zu Cambridge ausgestellt
waren. Sie smd allediebst. Ich notierte mir „Guy Mennering",
feuerrot, „Amy Robsart", gelb, „Jeannie Deatis", hellgelb, „Mont
rose", rosa, „Red Oauntlet", rot, „WaveJ-ley" , orange, alle vom
botanischen Garten zu Cambridge. Oerbera ist eine Composite, deren
Arten in Asien und Südafrika auftreten. Die orangefarbige süd-
afrikanische Gerbera Jamesonii scheint die bekannteste zu sein, sie
soll sich auch gut im Sommer im Garten kultivieren lassen, während
die andern Arten wohl nur Kalthauspflanzen sind. Die Blüten
gleichen einer Marguerite (Daisy), doch sind die Randblüten viel
schmaler und geben den Blüten ein graziöses Aussehen.
Unter den vielen feinen Gehölzgruppen, die im Freien aus-
gestellt waren und unter denen große Sortimente von feinen Ahornen
sich befanden, will ich nur die von Thos. Gripps & Son, Tunbridge
Wells, anführen, für welche der Firma der höchste Preis, der von
der Firma Veitch gestiftete Pokal, „the Veitchian Cup" im Werte
von über 1000 Mark zufiel. Außerdem waren im Freien Alpinen-
und Staudengruppen vorhanden, unter letzteren befand sich auch der
neue gelbe Mohn, Meconopsis integrifoUa.*)
NatüHich fehlten auch Cutbushs unvermeidliche Cutbushes
nicht, diese zu allen möglichen und unmöglichen Schreckgestalten
verstümmelten Buxus und Taxus. Barr & Sons, Covent Garden,
London, zeigten eine schöne Sammlung von japanischen Zwerg-
bäumen, die vielfach ein prächtiges Aussehen hatten, dgl. James
Carter & Co., High Holborn, London.
Mit diesen kleinen Aufzählungen beabsichtigte ich nur ein
Charakterbild der Ausstellung zu geben. Den Glanzpunkt der Temple
Show, wie überhaupt der meisten, gewöhnlich alle 14 Tage, Dienstags,
abgehaltenen Ausstellungen der Kgl. Gartenbau -Gesellschaft bildet
die Orchideen -Schau, über die ich in der nächsten Nummer be-
richten werde.
*) Anmerkung der Redaktion. Abbildung und Beschreibung
folgen in Nummer 45.
,DiE Gartenwelt'
JAHRGANG IX.
Cyclamen persicum giganteum
„Brillantrosa"
Züchtung von H. Tubbeiithal,
Charlottenburg.
Verlag von Richard Carl Scliuiidt & Co. in Leipzig.
Kunstanitalt Ernsi Günlhqr, Gera, Reuss.
IX, 40
Die Gartenwelt.
479
Topfpflanzen.
Mannigfaltiges.
Cyclameii persicuiu giganteuiu „Brillantrosa". ^j^^^. ^^^ Schwindel-Anzeige aus der Provinz Neapel.
\ Olli HfiraiisEre hßr. '=' '
De
Vom Herausgebe
{Hiei-KU die Farbentafel)
/er vollständige Familienname dieser wirklich schönen und
eigenartigen Neuheit lautet Cyclamen persicum spleiide?is giyanteum
magnificum „Brillantrosa", Züchtung von Hans Tubbenthal. Dieser
Name stellt gewissermaßen den Stammbaum dieser neuen Züchtung dar
und verkörpert die ganze Lebensgeschichte einer ursprünglich höchst un-
scheinbaren, als Cyclamen persimm eingeführten, aber in Griechen-
land heimischen Knollenpflanze aus der Familie der Primulaceen.
Die weiteren Beinamen dieser Sorte bezeichnen Züchtungen, die bei
ilirem ersten Auftreten berechtigtes Aufsehen erregten und, später
untereinander gekreuzt, die gegenwärtigen bevorzugten Sorten des
Handels ergeben haben. Gewiß werden sich noch viele ältere Kollegen
der Cyclamen mit den kümmerlichen Blumen erinnern, mit welchen
man vor zwei bis drei Jahrzehnten die damals noch anspruchsloseren
Blumenfreunde beglückte. Mit dem Wachsen der Anspräche sind
auch die Blumen gewachsen und das ursprüngliche blasse Rot ist
einer vielgestaltigen Farhenskala gewichen, von der Form ganz ab-
gesehen, die heute eine Vollendung erlangt hat, die keine weitere
Verbesserung zuläßt.
Das Cyclamen hat von Anfang an gewichtige Rivalen als
Wiuterblüher in seinen Verwandten, den Primeln, gehabt. Während
aber die chinesischen Primeln mehr und mehr von der herrschenden
Moderichtung verdrängt wurden, hat es sich nicht nur behauptet,
sondern stets wachsender Beliebtheit erfreut, welcher auch die neuen
Einführungen und Verbesserungen der Primula obcom'ea, Siebotdi,
japoniea und andere keinerlei Abbruch tun konnten. Wenn nicht
alle Umstände trügen, wird das Cyclamen unter den winterblühenden
Modeblumen auch für die Folge den befestigten Rang behaupten.
Die beutige Vollendung der neuzeitUchen Cyclamenzüchtungen
verdanken wir fälligen Spezialisten in Hamburg, Dresden und Berlin,
deren Namen jedem Fachgenossen bekannt sind. In Berlin war es
vor allem Hans Tubbenthal in Charlottenburg, der sich mit der Ver-
besserung der vorhandenen Sorten und mit deren Samenkultur
befaßte. Es ist deshalb begreiflich, daß der Verein zur Förderung
des Gartenbaues, als er Samen der besten vorhandenen Züchtungen
aus dem In- und Auslande beschaffte, diese den bewährten Händen
Tubbenlhals anvertraute. Schon auf der Berliner Winterblumen-
ausstellung vom Jahie 1901 führte Herr Tubbenthal die aus dem
vom genannten Verein beschafften Samen gezogenen Cyclamen, nach
■ Farben geordnet, vor. Von besonderem Interesse waren damals die
flieder- und lachsfarbigen Blüten durch ihre prächtige Färbung,
während sie in der Größe zu wünschen übrig ließen.
Als ein Ergebnis der von Herrn Tubbenthal durchgeführten
Zuchtwahl und Kreuzungen dürfen wir die auf unserer Tafel natur-
getreu und in natürlicher Größe dargestellte Sorte „Brillantrosa" be-
trachten, die in Größe und Form allen berechtigten Anforderungen
entspricht und in der Färbung auch unerreicht dastehen wird; sie führt
Blut des Froebelschen .ßalmoneum'-^ und der englischen Sorte ,,Salmon
Queen'; zeigt eine Lichtfarbe, wie sie seither nicht vorhanden war und
steht in bezug auf den Bau und die Reichblütigkeit auf der Höhe der
besten Berliner Züchtungen. Auf alle Fälle bedeutet diese Züchtung
eine neue und erwünschte Bereicherung der Cyclamenfarben und
hält sich fern von den extravaganten Züchtungen der letzten Jahre.
Hierher gehören neben den gefranstblütigen, die man allenfalls noch
gelten lassen kann, die belgischen „Papilio" und die J. C. Sohmidtschen
,.Rokoko''-Cyclamen. Mit diesen beiden letzten Züchtungen dürfte der
zielbewußten Cyolamenkultiu- ein nur zweifelhafter Dienst erwiesen
worden sein, auf keinen Fall sind sie aber dazu angetan, den riesen-
blumigen Cyclamen splendens-Hyhiiden irgendwelchen Abbruch zu
tun. Die neue Tubbenthalsche Züchtung scheint mir dazu berufen zu
.sein, den Ruf der Berliner Cyclamenkultur aufs Neue zu befestigen
und den bisherigen Farben eine neue Prachtfarbe zuzufügen.
Samen sind vom Züchter in Charlottenburg, Straße 63, sowie
von Otto Ruhe, Samenhandlung, ebendaselbst, Wilmersdorferstr. 42
und von van der Smissen, Samenhandlung in Steglitz zu beziehen.
•«" Teilhaber
Italien, in der Umg^egend von Neapel,
.seit ISW bestehenden Geschäftes (Samenbau) in öchüner and ge-
sunder (regend. Als neue Geschäftszweige sollen aufgenommen
werden : Kulturen von Uandelspfjanzen, Schnittblumen. Früh-
spargel (Spargel ist infolge ganz besonders günstiger iirtllchcr
Verhältnisse hier zu jeder Zelt im Wiotor im Freien m ernten,
ohne jede Treib-Vorrichtung), Tafeltrauben und Tafelobst, nur das
edelste und feinste. In kleinerem Umfange bereits erprobt, ver-
spreclien diese Kulturen aelir hohen Gewinn, besonders Tafelobst,
welches im Norden nicht oder nur mit Hilfe kostspieliger Vor-
richtungen gewonnen werden kann, weshalb es hier besser und
doch billiger zu erzeugen ist. Bei dem Mangel guter Obstsorten
und Tafeltrauben hierzulande ist großer und lohnender Absatz
selbst im Inlande gesichert, auch wegen der d«s Land alljährlich
besuchenden reichen Retsenden. Tiefgründiger bester Boden von
erstaunlicher Fruchtbarkeit und kostenlose reichliche Bewässerung
stehen zur Verfügung. EfiOährlge Granatbaum-Steckiinge tragen
.schon Früchte, nnd Zwerg-Obstbäume (Busch-Form) bereits im
2. .Jahr nach Pflanzung. Deswegen Boden auch sehr geeignet zu
schnellerer Anzncht gewisser, zur Massenaustuhr nach dem Norden
geeigneter Handelspflanzen. Außer Bahn auch günstige Schiffs-
verbindungen nach allen Weltgegenden und Häfen vorhanden.
Deshalli ki'.nnte Teilhaber, wenn Neigung dazu bestände und wenn
kaufmännisch gebildet, auch ein im Norden zu errichtendes Zweig-
geschäft zum Warenveririeb an einem Hafen- oder sonstigen
günstigem Handelsplatz leiten. Durch 18jährigen Autenthalt in
hiesiger Gegend stehen reiche Erfahrung und genaueste Kenntnis
aller Verhältnisse, sowie viele Verbindungen zu Gebote. Da
Geschäftsinh.iber (Fachmann, Reichsdeutscher, ööjähr.) kinderlos
ist, so würde er einen jungen Mann aus guter Familie vorziehen,
den er als
Solin and einstigen Erben
betrachten könnte, ganz gleich, ob derselbe Fachmann wäre oder
kaulmiinnisoh gebildet, oder auch nicht, denn die nötige Ausbildung
könnte auch hier im Geschäftsbetrieb erfolgen. Angebote mit An-
gabe der näheren Familien- und Vermögensverhältnisse, sowie des
Alters usw. unter D. W. 313 befördert die Geschäftsstelle der
,, Deutschen "Warte", Berlin, Lindenstraße 26. (9i)G2
Man sandte mir aus Deutschland die vorstehend abgedruckte
Annonce 9062 aus der „Deutschen Warte" Berhn. Es wird darin ein
Teilhaber „mit verfügbarem Vermögen'' zur Erweiterung eines in
Italien in der Umgegend von Neapel seit 1890 bestehenden „Samen-
Geschäftes" — gesucht. Es sollen neue Kulturen hinzugetan werden und
somit wäre alles streng korrekt und natürlich, wenn nicht der hinkende
Bote, der Schwindel folgte, der, sollte er gelingen, dem Deutschtum
in Italien abermals Schaden bringen und die deutschen Gärtner
Neapels und Umgegend noch mehr diskreditieren würde, als es ohnehin
bereits der Fall ist.
Ich wünsche dem Suchenden den ersehnten Teilhaber und
einstigen Erben, ich wünsche ihm den Sohn mit recht gefüllten
Taschen, die er auch gerne leeren wolle, aber es ist leider not-
wendig, aus manchen Gründen den Inhalt der Annonce zu beleuchten
um im allgemeinen Interesse diejenigen Gärtner wenigstens zu
warnen, die sich geneigt fühlen sollten, auf den Schwindel einzu-
gehen und in ein fremdes Paradies auszuwandern, das ihnen zwar
mit schimmernden Farben gezeichnet, das sie aber nicht kennen
und in dem sie im Sinne der Anzeige nichts als Enttäuschung finden
und ihr Geld sehr wahrscheinlich verlieren würden.
Es sollen, so sagt die Anzeige, als neue Geschäftszweige auf-
genommen werden: Kulturen von Handelspflanzen, Schnittblumen,
Frühspargel, Tafeltrauben und Tafelobst, nur das edelste und feinste.
Das klingt dem Fernerstehenden veriockend, reell ist es aber nicht.
Der Raum fehlt mir, um auf alle diese Leimruten einzu-
gehen und ich kann nur einzelne Nummern herausgreifen. Nehmen
wir zuerst Spargel, d. b. Frühspargel. Es heißt „Spargel ist infolge
ganz besonders günstiger örtlicher Verhältnisse hier zu jeder Zeit im
Winter im Freien zu ernten, ohne jede Treibvorrichtimg.-' — Ort
der Handlung ist sehr wahrscheinlich Nocera in der Provinz von
Salerno. Die örtlichen besonderen Verhältnisse sind aber wahr-
scheinlich laues, erwärmtes Wa.sser einer Spinnerei. Nun ist der
Spargel hierzulande ebenso ruhebedürftig als in Deutschland.
Er treibt zweifellos etwas, vielleicht 2—4 Wochen früher und man
kann diese frühen Triebe ausnutzen und gut veiwerten, was auch
bereits vielseitig der Fall ist; wo er mit lauem Fabrikwasser ge-
schwemmt werden kann, wird er auch noch um eine Woche viel-
480
Die Gartenwelt.
IX. 40
leicht früher zu treiben beginnen. Aber im Winter muß er ruhen,
und eine besondere Treibvorrichtung wäre dann in die.seni Falle das
laue Wasser! Spargel treibt hier Frühling und Sommer bis tief in
den Herbst hinein, noch einmal recht lebhaft nach dem er,sten
Herbstregen, bleibt auch manches Jahr unheimlich lange grün, muß
aber dann unbedingt ruhen, sonst geht er in wenigen Jahren ein.
Ich befasse mich seit 7 Jahren mit ausgedehnter Spargelkultur in
dem im Vergleich zu Nocera noch wärmeren Calahrien und kenne sein
Verhalten recht gut. Den ersten Spargel verkaufen wir zu 6 Lire
per kg im Lande, dann sinkt der Preis rasch sehr tief und bei aller
Kraft des Bodens und aller Düngung gehen die Pflanzungen bereits
nach 7 Jahren zurück — werden lückenhaft. Es ist unmögHch,
ohne ganz warme Tage und besondere Treibvorriohtungen den
ganzen Winter frischen Spargel zu haben. Eine solche öffentliche
Lockung ist pui'er Schwindel !
Schnittblumen gibt es jetzt in und um Neapel so viele und in
solchen Mengen, daß damit außer der Fremdenzeit vom Dezember
bis Ende April ungefähr gar nichts zu machen ist. Und zum Ver-
senden eignen sich nur sehr wenige — d. h. für große Ent-
fernungen ! —
Italien, das erste Weinland und sagen wir Traubenland der
Erde, Italien, in dessen lachenden Gefilden die Rebe schon zur
Broncezeit kultiviert wurde — dieses Weinland par exoellenoe —
das Mutterland der köstlichsten Früchte, die Heimat fast aller edlen
Traubensorten, deren Riesentrauben und Beeren ohne Unterschied
auch die Tafel der Herrscher zieren können, dieses Produktionsland
allerersten Ranges, das allein nach Deutschland allsommerlioh große
Mengen köstlicher Trauben verschickt, deren Aroma, deren Süße, deren
Duft und deren Kraft nur hier erreichbar — nur diese strahlende
Sonne zaubern kann, habe Mangel an Tafeltrauben ! Ja, aber der
Verfasser dieses Schwindels muß entweder die Leser seiner Anzeige
für ganz abnorm beschränkt und unwissend halten, oder muß beides
selber sein, wenn er kein Narr ist. Vielleicht aber ist er alles zu-
sammen. Hat er nie in den angeblich 18 Jahren seines Treibens im
schönen Weinlande Italien eine Trauben - Ausstellung besucht?
Kennt er keine der herrUchen Rebensammlungen der Weinbau-
schulen des Landes? Hat er nicht die köstlichen Prachttrauben
Apuliens gesehen und gekostet? Zu was lebt er denn hier? Er
verdiente meinetwegen nach Island oder Grönland verbannt zu werden.
Also bester Sohn und einstiger Erbe der Trümmer deines
Geldes, hüte dich, hier bessere Tafeltrauben rasch züchten
zu wollen, als hereits da sind und bleibe lieber im Lande, wo
deine Wiege stand. So du aber einen liebenden Vater nicht
mehr hast und ihn suchest, werde es lieber selber! Auch an köst-
lichen Obstsorten hat Neapel und ganz Italien keinen Mangel, da
wir in Neapel fast immer, in Palermo sicher immer frisches Obst
genießen. Neapel hat die köstlichsten Pfirsiche der Erde, keine
Landschaft kommt ihm darin gleich. Es hat die feinsten und dünn-
schaligsten Walnüsse, hat duftende, köstliche Erdbeeren, herrliche
Pflaumen, paradiesische grüne Feigen, Prachtäpfel, die sogar in
großen Mengen exportiert werden, gute Birnen und ein ganzes Heer
von anderen Früchten, die sich alle sehen und schmecken lassen
können. Keine Frage, es gibt manche bessere Apfel- und Birnensorten
im Norden, als wir sie hier haben, aber die allermeisten nordischen
Winterbirnen und -Äpfel reifen hier 1 — 2 Monate früher und sind
dann Sommerbirnen und -Äpfel, werden rasch teigig und haben
keinen Handelswert.
Wo sind die einjährigen Granatbaumstecklinge, die schon
Früchte tragen? Hat der Wunderdoktor in Nocera etwa einen Bund
mit den Geistern Jules Vernes geschlossen und sich die Granaten
von anderen Welten verschrieben?
Die reichen Reisenden, von denen in der schwindelerregenden
Anzeige die Rede ist und auf die der Sucher spekuliert, kommen
und gehen. Sie finden in den Hotels alles was sie nur wünschen
und kommen zu einer Zeit, wo Früchte und Blumen in Hülle und
Fülle vorhanden sind. Zur Zeit aber, wo die 2jährigen Buschobst-
bäumohen bereits tragen, sind sie nicht bei uns und dann ist es
schwer, auch das beste Obst hier zu verkaufen, vom Auslande
aber wird es in jener Sommer- und Herbstzeit, außer Trauben, kaum
begehrt, weil man nicht in Italien kauft, was man selber hat. —
Auf Paohtgründen aber Obstbau in der Umgebung Neapels betreiben
zu wollen ist Wahnsinn, und der das will, spielt mit dem Wasser
im Siebe. Grund ist in Nocera sehr teuer und die Pacht sehr hoch.
Ich konnte, als ich die am Kopfe meiner Ausführungen ab-
gedruckte Anzeige sah, deren wahrscheinlicher Urheber mir sofort
lebhaft vor Augen trat, aus dem Lachen gar nicht mehr herauskommen,
denn der „Sohn und einstige Erbe" war mir ebenso neu als die
fabelhaften Beobachtungen und Erfolge des reichsdeutsoheu Fach-
mannes und liebebedürttigen zukünftigen Papas. C. Sprenger.
Tagesgeschichte.
Der hiesige Stadtpark wird angeblich um 10 ha
auch smd große Umänderungen des alten Prome-
»ehen; einen Stadtgärtner besitzt ßeutben bis jetzt
Beuthen
erweitert werdi
nadenteiles voi
noch nicht.
Hamborn. In der Gemeinderatssitzung vom 31. v. M. wurde
seitens der Gemeindeverwaltung nach Anhörung der Waldkommission
beschlossen, den ca. 4.5 preußische Morgen großen Waldkomplex an
der Grün- und Meidericherstraße zu einem Volkswald auszubauen.
Auf Grund eines beschränkten AVettbewerbes wurde das Projekt des
Gartenarchitekten M. Reinhardt, vorm. Fritz Gude, Düsseldorf, ge-
wählt und ihm die Ausführung nach den von ihm angefertigten
Entwürfen übertragen. Als erste Baurate wurden 35000 Mark zur
Verfügung gestellt.
Es ist für den obigen Volkswald u. a. auf einer dazu gehören-
den Wiese ein ca. ö preußische Morgen großer Sport- und Spielplatz
vorgesehen. C. H.
Königsberg, Neumark. Das in der hiesigen Feldmark liegende
Gut Sternberg ist von der neu gegründeten Spargel- und Obstbau-
Genossenschaft zum Zwecke des Anbaues von Obst, Spargel und
anderem Gemüse angekauft worden.
Wilmersdorf- Berlin. Der Platz D des Bebauungsplanes in
der Nähe der Brandenburgischen Straße wird zu einem Sohmuckplatz
hergerichtet. Die Stätte war bisher unter dem Namen Remisenberg
bekannt.
Personal-Nachrichten.
Kiendl, Job., Samen-, Blumen- und Pflanzenhandlung, Kunst-
und Handelsgärtner, Baum- und Rosenschule in Straubing, Hoflieferant
des Prinzen Ludwig von Bayern, wurde zum Hoflieferanten des
Prinzen Rupprecht von Bayern ernannt.
Seidl, Johann, seit 33 Jahren städtischer Obergärtner in
München, erlag am 13. Juni einem Herzschlag.
Stechhan, Friedr. Wilh., Kunst- und Handelsgärtner in
, feieite am 13. Juni seinen 70. Geburtstag.
Stratmann, August, Gärtner in Barmen, wurde das Allgemeine
Ehrenzei./iHMi vri-li..h,.n.
Zeidler, Karl August, Gärtnereibesitzer in Zittau, f am
11. Juni.
Briefkasten der Redaktion.
W. B., Eusliirchen. Der ims übermittelte kleine Käfer heißt
Aphodius arenarius und gehört zu einer mit den Mistkäfern verwandten
artenreichen Gattung; seine Larven leben sämüich im Mist, auch
wohl in fetter, grasbestandener Erde. Die Kaiserl. Biologische An-
stalt für Land- und Forstwirtschaft ist der Ansicht, daß dieser Käfer
kaum der Nelkenschädling sein kann, jedenfalls ließ sich an dem ver-
trockneten Material nichts mehr feststellen.
Gust. Witsche, Keszthely. Ihre Frage nach der Ursache der
Knollenfäule bei Cyclamen wollen wir aufnehmen, obwohl dle.se
Frage bereits im VII. Jahrgang, No. 6, Seite 70, beantwortet ist.
Ursache sind gewöhnlich Kulturfehler: Überdüngung und AVurzel-
beschädigung beim Verpflanzen.
G. L., Worms. Für Mainz wird nur eine lokale, keine große all-
gemeine, Gartenbauausstellung für Herbst 1906 geplant.
Redaktenr: M«
rffe
Berjin
Venae i
rd Ca
Schmidt * Co., Leipzic. — Drnck: Anhalt. Baohdr. On
nbarg, i
b. H.. Dessau.
ustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
8. Juli 1905.
No, 41.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Topfpflanzen.
Conoclinium janthiiuim, Moore.*)
Von H. Breitschwerdt, Obergärtner, Mödling bei AVien.
(Hierxu eine Abbildung.)
U bei- diese herrliche, im Februar blühende Komposite des
Warmliauses berichtete ich bereits in einer kleinen Abhand-
lung im IV. Jahrgang (S. 422) dieser gesehätzten Zeitschrift.
Heute bin ich nun in der angenehmen Lage, diese Pflanze
in einer wohlgelungenen Abbildung den Lesern der „Garten-
welt" vorzufüliren. Ich ließ die Pflanze am 7. Februar d. J.
photographieren, nachdem sich bereits etwa 14 Tage vorher
die ersten Knospen zu öffnen begannen; in einem mäßig
warmen Wohnzimmer aufgestellt, erfreute mich die Pflanze
noch Ende Februar durch ihre Blüten. Aus diesen Angaben
ist ersichtlich, daß die Blüten des Conocliniums an der
Pflanze recht haltbar sind und daß es sich wohl lohnt,
seiner Kultur mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Vergeblich
suchte ich das Conoelinium in den größeren Pflanzen-
katalogen; als Hebedinimn ist die Pflanze im Katalog von Haag e
iV Schmidt in Erfui-t verzeichnet (Seite 1.54, 206); unter
den an uns gelangenden Samenkatalogen botanischer Gärten
finde ich in dem diesjährigen Katalog des botanischen Gartens
zu Krakau die Pflanze angeboten gleichfalls unter dem Synonym
„Hebeclinitan janllihmm, Hook." Ich erbat mir von Krakau
Samen und hoffe, daß derselbe ebenso gut keimt wie in früheren
.lahren von dort bezogene Sämereien verschiedener anderer
Pflanzen.
Der Zweck dieser Zeilen ist, darauf hinzuweisen, daß
die Kultur die denkbar einfachste ist ; ich verfüge diesbezüg-
lich üter mehrjälirige Erfahi'ungen und bemerke, daß im
Laufe des Sommers — etwa bis Mitte August — ein mehr-
maliges Stutzen reichlichere Verzweigung, buschigere Pflanzen
und demgemäß reichlichere Blütentriebbildung bewirkt. Der
hier hen'schenden heftigen Winde wegen brachte ich die
Pflanze in den letzten 2 Jahren nie mehr den Sommer über
ins Freie, sondern kultivierte sie vorteilhafter mit anderen,
häi-teren Warmhauspflanzen im Kalthaus; auch die Unter-
wärme nach dem Verpflanzen im Sommer heß ich bei der
erstarkten Pflanze weg, die etwas schwerere Erde gut vcr-
*) In Engler Prantl. Nat. Pflanzenfain. IV, 5, 140 sind Conocli-
nium und Hebeclinium der Gattung Eupatoriunt einverleibt worden
Zu dieser Gruppe Expaforieae-Ageratinae gehört auoii die bekannte
Mikania scamlens und Ageratum.
trägt. Wie wenig empfindlich die Pflanze ist, geht daraus
hervor, daß ich dieselbe infolge enormer Durchwurzelung
noch Mitte Oktober vorigen Jahres — selbstverständlich
unter Schonung aller Wurzeln — verpflanzte und zwar in
ein Gemisch von Mistbeet- und Komposterde mit Sand,
etwas zerriebenem Lehm und sehr viel Kiihdung. Dieses
späte Verpflanzen sagte ihr sichtlich außerordentlich zu; die
Entwickelung der kraftstrotzenden Triebe und
Gartenwelt. IX.
Conocliniu
482
Die Gartenwelt.
IX, 41
Blätter — wie auf der Abbildung ersichtlich — waren der
Erfolg und sieht man auch deutlich auf der Abbildung, wie
die feinen Wurzeln bereits wieder über dem Topfrand sich
zeigten. Nach dem Verblühen bezw. der Samenernte ver-
pflanze ich das Conoclinium aufs neue und hoffe, von der
starken Pflanze diesmal keimfähigen Samen zu erhalten, anderen-
falls werde ich reichliche Stecklingsver-
mehrung vornehmen. Sobald sich etwa
Mitte Dezember vorigen Jahres die ersten
Knospenstände zeigten, düngte ich wöchent-
lich einmal mit aufgelöstem Kuhdünger,
und dieser reichlichen Düngergabe ver-
danke ich die großartigen Blütenstände,
wie sie die Pflanze zeigt. Ich habe die
Beobachtung gemacht, daß sie sehr viel
Dünger verträgt.
Es wäre sehr zu wünschen, wenn eine
größere Pflanzenhandlung diesen prächtigen
Winterblüher, von dem man wohl auch
sagen darf, daß er bei der herrschenden
Sucht nach Neuheiten fast in Vergessen-
heit geraten ist, in umfangreiche Ver-
mehrung nehmen würde. Für die Bin-
derei halte ich die Blütenstände für zu
weich, aber eine ältere, blühende Pflanze
von ca. 75 'cm Höhe, wie sie das ab-
gebildete Exemplar ist, wird jedem besseren
Wintergarten im Februar zur Zierde ge-
reichen. Leider kann die herrliche hell-
blau bis hell-lila erscheinende Farbe der
Blüten auf der Abbildung nicht wieder-
gegeben werden.
Insektenfressende Pflanzen.
Piugiiicula caudata.
Von J. Baum, Palud sur Vevey.
(Hierzu eine Abbildung.)
-•£>?
Pinguicula caudata.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt*' gezeichne
1 n dem Artikel ..Fleischfressende Pflanzen" in No. 27 des achten
.Jahrganges dieser geschätzten Zeitschrift wurde auch die reizende
Pinguicula caudata erwiihnt. Vor mehreren Jahren kultivierte ich
eine große Anzahl des geschwänzten Fettkrauts, zog auch einen Teil
aus Samen heran. Diese schöne interessante, dankbare Pflanze kann
jedem Pflanzenfreunde aufs beste empfohlen werden, da die Kultur
überaus leicht ist. P. caudata ist in Mexiko heimisch und blüht bei
uns von März bis spät in den Hochsommer. Die Blüten haben eine
karminrote Barbung, die oft variiert, die kräftigen Blütenstiele sind
15—20 cm hoch. Die Blätter sind groß, fettig und mit klebrigen
Drüsenhaaren versehen, diese Blätter erheben sich auf einer rosetten-
artigen Unterlage, den Winterblättern. P. caudata wächst leicht im
Kalthaus oder kalten Kasten, liebt im Sommer reichlich Wasser, im
Winter dagegen ist vorsichtiges Gießen anzuraten. In grober Moor-
erde mit Sphagnum und Sand vermischt, einmal im Frühjahr, ehe die
neuen Blätter erscheinen, verpflanzt, macht diese Pflanze keine
weiteren Ansprüche. Die Vermehrung kann durch Teilung und
aus Samen erfolgen, die letztere Art ist ergiebiger. Um Samen zu
erhalten, ist es ratsam, die Blüten zu befruchten; die Pollenüber-
tragung geschieht leicht mit einem sehr feinen Hölzchen, die Samen-
kapseln sind länglich und enthalten eine Menge feiner bräunlicher
Samen, die man am besten sofort aussät; die Keimung erfolgt in
3 bis 4 Wochen.
Schlingpflanzen.
Passiflora coccinea princeps (Abbildung Seite 483) ist wohl,
was die Größe der Blüteuiispen anbelangt (die einzelnen Rispen
zeigen oft 20 — 25 Blüten und Knospen und werden zuweilen diese
Blütenstände für eine Blüte angesehen), die schönste aller Passions-
blumen, deren herrhche Farbe nur noch eine Eivalin in Lapageria
rosea superba hat, die sie aber an Feinheit in
der Farbe übertrifft.
Die eigenartig schöne Farbe der Blüten
ist schwer bestimmt zu beschreiben; es ist ein
herrliches, etwas stumpfes Kot, eine Farbe, die
wir selten unter Pflanzen finden. Die neuen
Orchideenkreuzungen der ziegelroten LaeUen
weisen ähnliche Farben auf.
An Lieblichkeit rivahsiert mit P. coccinea
princeps nur noch P. kermesina vera, die ja
auch sehr dankbar, aber bei weitem nicht so
reichblütig ist.
P. coccinea princeps blüht im Warmhause
fast das ganze Jahr; trotzdem läßt sich eine
Hauptblütezeit im Herbst wahrnehmen, die bis
in den Winter dauert.
Die Pflanze liebt einen lockeren, gut
drainierten Boden, eine Mischung von Moor-
und Lauberde, Lehm und scharfem Sand; für
einen ab und zu verabreichten leichten Dung-
guß ist sie sehr dankbar. Ein Platz auf einer
Tablette, auf der sich die Wurzeln mehr in
das Beet und in die Tiefe ausdehnen können,
ist sehr von Vorteil für die weitere Entwicklung
dieser schönblühenden Schlingpflanze.
Die Ranken von P. coccinea princeps
erreichen eine Länge von 10—20 m und ist
gerade bei dieser Passiflora das Hauptverdienst
darin zu suchen, daß sie alljährlich immer
wieder aus dem alten Holze neue Blüten-
trauben treibt, während sie an dem Haupt-
triebende den Hauptflor entwickelt.
Bei der Firma H. Henkel in Darmstadt,
welcher ich die beigegebene Aufnahme ver-
danke, sah ich im verflossenen Winter schöne
Pflanzen im vollsten Flor.
Für die Warmhäuser, Wintergärten und
Palmenhäuser kann ich P. coccinea princeps
pfehlen.
F. Tutenberg, Stadtgärtner, Offenbach am Main.
bestens
Landschaftsgärtnerei.
Künstliche Ruine als Bade-Anstalt.
Von Willy Lange, Lehrer der Gartenkunde und Abteilungsvorstand
an der Kgl. Gärtnerlehranstalt Dahlem.
(Hierzu eine Abbildung.)
Uie Seite 483 abgebildete Ruine enthält und verbirgt eine
geräumige Licht-, Luft- und Schwimm-Bade-Ansta,lt (in recht-
eckigem Grundriß) und kommt hierdurch unserer wieder-
erwachenden, naturgemäßen Lebensweise entgegen. Während
die praktische Verwertung der Ruinen im Garten sich durch
das vorliegende Beispiel wesentlich erweitert, zeigt sich ihre
Anwendung als „Verdeckungsmittel" fast unbegrenzt: Benach-
barte Hausgiebel, Ställe, häßliche Aussichten — und Einsichten
anderer — , endlich weiter entfernte Gegenstände, welche wie
Schornsteine und Fabriken das Naturbild des Gartens stören,
könnten durch Ruinen- Wände dem Blick entzogen werden. Leider
IX, 41
Die Gartenwelt.
4ft3
sind nicht viele künstliche Ruinen in unsern Gärten natui'wahr
hergestellt. Auch die abgebildete zeigt, unbeschadet ihres lobens-
werten Zweckes, viele Mängel, aus deren Betrachtung wir aber
für den richtigen Aufbau mehr gewinnen, als aus einem einwand-
freien, künstlichen Muster. Das allgemein giltige Vorbild
für etwas Künstliches sollte immer das entspreciiendo
Natürliche sein; denn nur dieses wird seine Wesenszügo
rein bewahren, während jede künstliche Schöpfung — mit
Recht — einen von ihrem Urheber abhängigen Charakter
zeigt. Unser Bild zeigt möglicht „schön" gewählten Tuff-
stein als Baustoff. Dieser mit seinen Höhlungen, Röhren
und Strängen erscheint für das Mauerwerk einer alten
Kampfburg zu weich und bröckelig. Naturgemäß wurde für
solche das festeste Gestein verwendet. Wollte man nun für
die künstliche Ruine Tuffstein benutzen, so wäre die sand-
steinartige, dichte, formlose Art, welche sonst wohl weniger
beliebt ist, hier gerade recht gewesen.
Die Lücken und Höhlungen unseres Vorbildes scheinen
für eine gutgemeinte Pflanzen -„Dekoration" berechnet. In
der „Fußmauer" wirklicher Burgen wachsen aber keine
größeren Pflanzen; nur winzige Kräuter, kleine Mauerfarne
(Aspleniwn ruta muraria), Moose. Solche Bauwerke sind,
solange sie ihre Form bewahren, eben zu fest, als daß eine
üppige Pflanzenwelt auf ihnen gedeihen könnte. Eine
„Bepflanzung", wie sie an altem Gemäuer naturwahr ist,
wird hier an festen Burgmauern also zum Fehler.
Dem Umstände, daß die Pflanzen selbst auf dem Bilde
felilen, danken wir die deutliche Wiedergabe eines weiteren
lüßgriffes: Die naturgemäße Sclüchtung und Lagerung der
Fugen wird hier vermißt, während sie sich an allen mit
Mörtel gebundenen Mauern, • wenn auch in ungezwungener,
nicht gerade linearer Weise finden läßt. Wollte man
vielleicht die zyklopische, mörtellose Mauerbildung als ent-
schuldigendes Vorbild hinstellen? Dem widerspricht eben
die Verwendung von Mörtel und die rundliche Form der
kleinen Steine. An alten üfermauern der Gebirgsbäche sehen
Passiflora coccinea princeps.
Originalaufnahme für die „Gartenvvelt".
wii' oft die zyklopische Mauerbildung mit ihren riesigen,
durch zackige Gestalt ineinander verankerten Felsstücken. —
Wegen der Lage des Gartens auf weiter Talebene wäre es
natürlicher gewesen, dem Ganzen den Charakter einer
„Klosterruine" oder eines „alten Gemäuers" zu geben, als die
Form einer „Burg". Doch nicht genug
hiermit; auch der Maßstab ist zu tadeln,
weil unnatürlich verkleinert. In dem
Turm würde sich, wenn wir den Stuhl
im Vordergrunde als Maß annehmen,
kaum jemand bewegen können. Das
hübsch geformte Fenster ist zu klein,
um hinaussehen zu können; als Schieß-
schaite aber kann es nicht gelten.
Weder Natur noch Menschenwerke sollen
im natürlichen Garten bei der Nach-
schaffung eine widersinnige Verkleinerung
erfahren; denn diese macht alle Gegen-
stände in unserer Schätzung gering,
zur Spielerei. Haben wir für einen
Turm in natürlicher Größe keinen Platz,
so gestattet uns ja die Ruine, sie noch
„ruinierter" darzustellen, und statt des
ganzen Turm-Umfanges einen jäh auf-
hörenden Rest anzudeuten.
Nachschrift der Redaktion. Es
erscheint uns sinngemäßer, wenn solche
Vorspiegelungen falscher Tatsachen in
den Gärten vermieden werden.
Die Gartenwelt.
IX, 41
Gniiidplan und Perspektive in ihrem Znsammenhang.
Von Harry Maaß, Kiel.
{Iiierr.li acht für dir Gartenn-clt gefertigte Zeichnungen rnn Fr. Bmicr,
Magdeburg.)
Jiine in der landscliaftsgärtneri schon Praxis allom An-
sclieine nach wenig bekannte und ausgeübte Art perspektivisclier
Konstruktion, wie sie Gartenarcliitekt Fr. Bauer in Magdebnig
ausführt, soll hier erläutert werden.
Ohne große Schwierigkeit und unter Vermeidung eines
umständlichen Konstruktionsschemas, das leicht zu Irrtümern
Anlaß gibt, kann jeder beliebige Punkt perspektivisch gewonnen
und so vor allem Kreislinie und Kurve in jeder Lage unter
Auswahl der diese bestimmenden Punkte dargestellt werden.
Als erläuterndes Beispiel ist untenstehender Gnuidriß
eines Gartenhäuschens mit pflanzlicher Umgebung gewählt.
Der Standpunkt des Beschauers ist F (Fußpunkt).
In der Linie G schneiden sich die Bildflädie und Grund-
eliene, somit bildet dieselbe die Projektion der liildfläche in
der Grnndebene nach Art der Skizze No. 1.
Griindril'i und perspektivische Ansict
pUauzlicber Umgebung,
IX, 41
Die Gartenwelt.
Skizze
Als Bildflächo
denken wir uns
eine im Ramn
senkrecht ste-
hende Ebene
(Projektions-
ebene). Auf diese
Ebene bezw.
durch dieselbe
hindurch laufen
alle Strahlen, die
vom Projektions-
punkt (Auge) auf
den Gegenstand fallen. Als Bildfläche können wir beispiels-
weise eine Fensterscheibe ansehen, durch die wir einen Gegen-
stand liosciiauen.
Die in der Hauptzeichnung in die Koustruktionsebone
tun G unigeklaiii)te Bildfläche ist, damit die Klarheit der
Zeichnung niclit vermindert wird, um ein Stück nach oben
gelegt, denn bei praktischer Benutzung dieser Methode wird
man Grundriß-
undAufrißzeich-
nuug zur be-
quemen Hand-
habung völlig
trennen und am
besten auf zwei
Brettern aus-
führen.
Das Auge
des Beschauers
ist nach vor-
liegendem Maß-
stab 1,75 m
(Manneshöhe)
über F zu denken (also Horizonthöhe 1,75 m).
Um nun irgend einen beliebigen Punkt des Grundrisses
in die Bildfläche zu übertragen, wird ermittelt, wo der vom
Auge zum Pvuikt ausgehende Seiistrahl die Bildfläche trifft.
Wie dies geschieht, zeigt Skizze No. 2. Diese Durch-
schneidung findet unterhalb von G statt, wenn der Punkt
vor der Bildfläehe, oberhalb, wenn er hinter der
Bildfläche liegt. Also wären zu-
nächst, von F ausstrahlend, sämtliche
wesentlichen Punkte des Grundplanes r
mit Projektionen dieser Sehstralüen | ^
zu versehen und von deren Schnitt-
ptmkten mit G aus Senkrechte nach
oben oder nach unten zu ziehen. Auf
dieser Senkrechten müssen sich sowohl
der gewünsclite Punkt, wie über-
liaupt alle die in der vom Selistrahl
und dessen Projektion gebildeten Ebene
liegenden Punkte befinden; denn die
Projektion dieser Ebene in der Bild-
fläche stellt jene Senkrechte dar.
Zur Ermittelung des Punktes
wird nun diese Ebene in die Grund-
ebene umgeklappt oder der Einfach-
heit wegen wird die auf die Bildmitte
gerichtete, zur Grundebenc sowie zur
Bildfläche senkrecht stehende Ebene
Skizze 2.
\
■ A.
\
\
\
Ski,
an.statt vieler Einzolkonstruktionen benutzt, indem sie auch
nur der Übersichtlichkeit wegen rechts- oder linksseitlich nach
außen gerückt und umgeklappt wird. Dies veranschaulichen
die Skizzen No. 3 und 4.
Die Durchschlagspunkte werden nunmehr je nach ihrer
Bildtiefe auf die Seiten projektion übertragen und durch ein
von A ausgehendes Strahlenbündel berührt; der Abstand der
Schnittpunkte dieser Strahlen auf G von M aus ergibt ihre
perspektivische Bildtiefe und ist auf den oben schon er-
mittelten Senkrechten von G aus nach oben oder nach unten
hin abzutragen. In Skizze No. 4 wäre also a nach unten
und b nach oben abzutragen, weil Pa vor und Pb hinter G
liegt. Auf diese Weise läßt sich jeder Punkt ohne weiteres
bestinunen.
Selbstverständlich wird man sich bei Aufzeichnung tles
perspektivischen Grundrisses soviel wie möglich der Punkte
paralleler Verschwindungslinien bedienen, von denen hier der
auf rechter Bildseite liegende zugänglich ist.
Die Verschwindungspunkte aller wagerechten Linien
werden gefunden, indem man eine Parallele zur betreffenden
Richtung durch F (richtiger Auge A) nach der Bildfläche
zieht. In un-
serer Haupt-
zeichuung trifft
diese den Hori-
zont bei V. Fällt
der Verschwin- ,
dungspunktweit
außerhalb
Zeichnung, so-
daß er nur mit
großerUmständ-
lichkeit zu er-
reichen ist, so
bestimmt man sich 2 Punkte der betreffenden Richtung
möglichst im Vordergrund des Bildes — letzteres der
Genauigkeit wegen — und teilt den beiderseitigen Abstand
von der Horizontlinie in eine beliebige Anzahl gleicher
Teile. Dieses Teihnaß ist auch über den Horizont hinaus
fortzusetzen und diu-ch Numerierung besser nutzbar zu
machen. Siehe Skizze No. 5, Seite 486.
Es ist ohne weiteres klar, daß sich die Verbindungs-
linien gleichbezeichneter Punkte, wenn
Pk genügend verlängert, in einem Punkte,
■ J dem Verschwindungspunkte, treffen
' müssen (als Winkel - Teillinien). Die
' Höhen können auf verschiedene Arten
/ ermittelt werden:
Q I 1. Indem man ihre im Maßstab
, des Grundrisses abgegriffene Länge
von ihrem Fußpunkte aus parallel
\ / zu G umklappt und ein Lot vom Fuß-
\ / iiuukt auf F fällt. Von a aus, wo
. _\P'" ) das Lot die Linie F schneidet, trägt
\ , man die Horizonthöhe (in diesem Falle
\ ' 1,75 m) gleichviel ob nach rechts
\ ' oder links an und überträgt von diesem
Punkte ihre Maße auf die Bildfläche G.
Die hier sich ergebende Länge er-
richtet man nun auf den im Bild
vorhandenen Fußpunkt, wie dies Skizze
No. 6, Fig. 1, zeigt;
Skizze 3.
\/
486
Die Gartenwelt.
IX, 41
2. stellt man
dioHöhenfest
durch Benut-
zung eines
Strahlen-
inaßstabes,
der in G den
Maßstab des
Grundplanes
darstellt und
für jede je-
weilige Bild-
tiefedenMaß-
stab liefert.
Als Beispiel
diene die Skizze No. 6, Fig. 2. Bei runder Zahl der Horizont-
höhe (2, 3, 10 etc. m) benutzt man 3. den jeweiligen Ab-
stand eines Punktes der Grundebene vom Horizont als Höhen-
maßstab, nach Skizze No. 6, Fig. 3.
Um ein Durcheinander von Linien zu vermeiden, ist nur
ein Teil der Konstruktionslinien ausgeführt worden, doch wird
die Gewinnung der perspektivischen Lage des Blumenbeetes
im Vordergnind mit der auf der Vorderecke errichteten Höhe
von 60 cm den Gang der Konstruktion klar vor Augen führen.
. Diese Me-
Skizze 5.
• 5-
M
"im
ß
2m
2m
3m ,
2<ii
Kig. 3.
Skizze 6.
thode zeich-
netsichdurch
Einfachheit
der Kon-
struktion aus
und bedarf
keiner weit-
läufigen ma-
thematischen
Beweisführ-
ung, denn wie
aus Skizze
No. 7 ersicht-
lich, erfährt
das Dreieck
ABC, dessen
3 Seiten
durch die
vomAuge(A)
des Beschau-
ers dvirch den
Gegenstand
gehenden
Strahlen AB
und B C so-
wie durch die
Projektion
des Bildes
(BC) gebildet
sind, bei einer
Drehung um
die Achse FF,
von 90 ", wodurch das Bild also in die Grundebene geklappt
wird (A, B, C,) und durch seine parallele Verschiebung bis
zu A, B, C keine Ändening, vielmehr bleibt es sieh stets
kongruent und seine Seite B, C kann direkt mit Zirkel und
Lineal auf die Bildebene übertragen werden.
Ausstellungsberichte.
Die „Teniple Show", die groite Londoner Friihjahrs-
Gartenbau-Ansstellung. II, Orchideen.
Von Ernst Bohlmann, Loudon.
1/ie Teniple Show lockt die meisten Orchideenliebhaber und
Züchter des In- und Au.slandes an, weshalb in den Auktionsräumen
der Firma Protheroe & Morris, Cheapside, E.G., wo allwöchent-
Hch Orohideen-Äuktionen stattfinden, in der Teniple Show- Woche
mehrere Orchideen-Auktionen veranstaltet werden, von denen die
Sandersohe, am Nachmittage des ersten Ausstellungstages, wegen der
ausgesucht feinen und wertvollen Varietäten und Hj'briden, wohl die
berühmteste ist. Ich besuchte die Auktion und sah viele der be-
kannten Züchter und Liebhaber selbst anwesend oder vertreten, so
u. A. die Herren N. C. Cookson, H. T. Pitt, J. Leehmann,
W. Thompson, De Barri Crawshay, F. Wellesley, E.
Rogerson, JulesHye, allesLiebhaber, ferner Herrn H.Ballantine,
Baron Schröders bekannten Orchideengärtner, unter den zahlreichen
Züchtern u. A. die Herren Beyrodt-BerUn, Vuylsteke- Loochristi,
Peeters- Brüssel. Es kamen ca. 100 Pflanzen zum Verkauf, die
fast 4000 Guineen
einbrachten, das sind
84000 Mark. Den
höchsten Preis er-
zielte ein kleines
Odontoglossum cris-
pum var. „Roger San-
der", welches Herr
N.C. Cookson, Wy-
lam - on - Thyne, für
875 Guineen, also für
18375 Mark erstand.
Die Pflanze trug eine
Samenkapsel und an
den Verkauf war die
Bedingung geknüpft,
daß die Hälfte des
Samens nach der Reife
an Sander zurück-
geht. Keine der Pflan-
zen war zur Zeit des Verkaufes in Blüte, aber von den
Pflanzen war ein naturgetreues Aquarell ihrer Blüten vorhanden, das
bei der Auktion heramgereicht wurde. Das Bild geht mit in den
Besitz des Käufers über, der bei der nächsten Blüte das Gemälde
mit der Blüte vergleichen kann.
Auf der Ausstellung waren in diesem .Jahre weniger Orchideen
ausgestellt als in den Vorjahren, doch waren die Hauptfirnien mit
Ausnahme von Veitch alle vertreten; an Ausstellungen von Privat-
sammlungen waren leider nur zwei vorhanden. Sander & Sons in
St. Albans und Brügge erhielten wie alljährlich die große goldene
Medaille. Ihre Ausstellung enthielt die größte Kollektion von Albinos,
die je gezeigt worden ist. Ich habe die Pflanzen nicht genau ge-
zählt, aber es sind wohl nahe an 70 weiße Varietäten von Cattleyen,
Laelien und Laelio - Cattleyen dagewesen . davon ca. 40 CaUleya
Mossiae alba in verschiedenen Varietäten, 15 Laelio- CaUleya
canhamiana alba, darunter die feine Varietät „Rex", die feinste
aller, mehrere CaUleya Schröderae alba, C. Skinneri alba und
CaUleya intermedia alba und je eine CaUleya Mendeli alba. Laelia
purpiirata alba und Laelia grandis alba. Sehr fein war auch
CaUleya y. „Mrs. Myra Peeters". eine weiße Hybride zwischen C.
gashelliana und G. Wartteri alba. Der Glanzpunkt aber war eine
weiße Varietät von „ CaUleya Schriiderae" , genannt „ T/ic Baron",
die feinste Varietät von C. Schröderae, die existiert, von ungowöhn-
lichem Werte. Die weißen Petalen und Sepalen waren von so
wunderbar schöner Form und die Lippe von einer so sonderbaren,
prächtigen Färbung, daß man sich nach einer Beschreibung gar kein
richtiges Bild machen kann. CaUleya Mossiae und C. Schröderae
Skizze 7.
IX, 41
Die Gartenwelt.
waren auch in andern schönen Varietäten vorhanden, desg!. eine Reihe
schöner Hybriden, als Cattleya X Whitei var. splendidissima
(C. schilleriana X C. Wanicri), bei der sowohl Lippe wie Fetalen
und Sopalen vom tiefsten Purpur waren. Sehr fein war auch
Cnlllnja \'ulrnn alba - marginata {C. Mossiae X C. schilleriana).
Nehi'ri l.inli<i 'lii/bi/ana- Hybriden waren Exemplare von Laelio-
Catlh'ija Diijliijauo- Mossiae, mil der schönen großen gefransten
Digbyana-Lippe vorhanden.
Ferner war eine Anzahl von in Brügge gezogenen Odonto-
glossiim-Myhndcn vorhanden, so besonders schön gefleckte Varietäten
von Odontoglossum ',< ardcntissimum (richtiger 0. X armainviUierense
rar. ardentissimutn)., Kreuzung zwischen O.crispum und 0. Peseatorei.
Eine besonders starke Pflanze zeigte schon den verzweigten Bluten-
stand des 0. Peseatorei. Ferner waren mehi-ere feinere Varietäten
von 0. X wilkeanum ausgestellt, welche auf den Fetalen und
Sepalen große rotbraune Flecken auf gelbem Untergründe zeigen.
Darunter befanden sich 0. X n-ilkeamtm imperialis und 0. X w.
Piaii als ganz hervorragende Varietäten. Groß war auch wieder
die Zahl an guten 0. erispum und anderen Odontoglossen. Im
Hintergründe der Gruppe befanden sich große Prachtexemplare von
Detidrobium ihyrsiflorum, eines mit ca. 20 Blütentrauben. Außerdem
notierte ich mir Maxillaria Sanderi, ein Exemplar mit vielen Blüten,
die hübsche Rhenanthera imschoUiana mit ihren roten Blüten in
einem kräftigen Blütenstand, eine starke Schaupflanze von dem kost-
baren Cypripedium callosum Sanderae mit 7 Blüten und viele andere
.schöne Sachen.
Die Firma Charlesworth & Co., Heaton , Bradford,
erhielt ebenfalls eine große goldene Medaille für eine schöne und
große Orchideenkollektion. Dieselbe enthielt eine Menge Miltonia
vexillaria, darunter die feine Varietät „Kaiserin Augusta Victoria",
Cattleya Mossiae, in guten Varietäten, darunter C. Mossiae
bcllissima, fast ganz rein weiß, nur mit einem Hauch von gelb in
der Lippe, die bekannte weiße G. Mossiae reineckeana, Laelia
piirpurata, Cattleya intermedia alba und andere. Neben Odonto-
glossum triumphans, 0. excellens^ 0. Halli waren viele gute Varietäten
von 0. erispum und 0. X wilkeanum (natürl. Hybride zwischen
erispum und luteo-purpureum) zu sehen, desgl. feine, wert\'olle
Varietäten von 0. X ardentissimum mit großen kirschroten Flecken,
unter den Laelio-Cattleyen fielen die zahlreichen L.-C. „Faseinator"
auf, die fast in ebensoviel benannten als unbenannten Varietäten
vorhanden waren. L.-C. „Fascijiator" ist eine Kreuzung zwischen
Laelia purpurafa und Cattleya Schröderae. Fetalen und Sepalen
waren bei fast allen ganz zart lilarosa, ähnlich wie bei Cattleya
Sehröderae, während die Lippen variierten, aber im allgemeinen auch
sehr leicht gefärbt waren. L.-C. luminosa {L. tenebrosa X C.aurea)
hatte die kupferfarbigen Fetalen und Sepalen von L. tenebrosa,
während die Lippe tiefpurpur war und mehr von C. aurea hatte.
L.-C. „Hippolyta" und L.-C. „0. & Ball" waren in mehreren
Exemplaren zu sehen, beide zeichnen sich durch großen Blüten-
reichtum aus. Erstere ist eine Hybride zwischen L. cinnabarina
und C. Mossiae. letztere zwischen L. cinnabarina und G. Schröderae.
Beide Hybriden haben die vielblütige Infloreszenz von L. cinnabarina
und deren orangegelben Blüten, die hier natürlich viel größer sind.
Die Lippe von L.-C. „Hippolyta" ist außerdem tiefkirschrot. Außer
L.-C. digbyano-Mossiae war noch eine Laelia (besser Brassavola)
digbyana-Krenzang vorhanden, Laelia X „M>-s. Orafrit" {Brasso-
Laelia „Mrs. Gralrix"). Die Lippe ist zwar selir schön gekräuselt,
hat aber sonst nicht viel vom Charakter der Digbyana-Ryhiiden, die
Blume hat mehr von L. cinnabarina, welche die Mutter war. L.-C.
„Mereia", eine Hybride zwischen C. Schroederae und L. flava, ist
leicht gelb und mit dunklerer Lippe. L.-C. calliologlossa, eine
herrliche Hybride zwischen L. purpurata und C.yigas [Warsceivicxi\
hat den Habitus, die langen Bulben und Blätter, sowie die frei-
getragenen Blüten ersterer. Die Lippe ist tief pur|)ur mit gelbem
Schlünde. Neben anderen Laelio-Cattleyen waren auch mehrere
L.-C. canhamiana zu sehen.
Die schöne Phalaenopsis amabilis rimestadiana war in vielen
schönen Exemplaren ausgestellt; sie ist eine der schön.sten und
kulturwürdigsten Orchideen. Anführen will ich noch Änguloa
Clmeesi mit ihren sattgelben Blüten, das hübschgezeichnete Oncidium
ciirtum und die mehr interessante als schöne Ansellia africana mit
langen, starken, belaubten Bulben, mehreren Blütenrispen und
hunderten von gelben, rotbraungefleckten Blüten. Ein stattliches
Exemplar von Maxillaria luteo-alba hatte ca. 18 Blüten.
Die Firma Stanley & Co., Southgate, London N., zeigte
neben vielen Cattleya Mossiae und Odontoglossum erispum die
schöne Catll. eilrina und die kleine Cattleya Aclandiae, die im Habitus
der C. schilleriana sehr ähnlich ist und nicht höher als 10—15 cm
wird. Sepalen und Fetalen sind grün mit pui-purnen Flecken, die
Lippe dunkelkarmoisin. Außerdem waren die scharlachrote Masdc-
vallia Veitehii-grdß. und die karmoisinfarbige Masdevallia harriana
vorhanden und Oneidium erispum grdfl. mit sehr hübsch ge-
kräuselten, fast ganz braunen Blüten.
Hugh Low & Co., Enfield, zeigten neben Laelia purpurata,
Cattleya intermeflia alba, C. Mossiae und C. Skinneri, Fracht-
exemplare der beiden letzten. Auch in dieser Gruppe befanden sich
Phalaenopsis rimestadiana, daneben war ein Exemplar der Phalae-
nopsis lüddemanniana, in der Färbung so leuchtend karmoisin wie
etwa übermangansaures Kali. Ich notierte ferner Detidrobium elavatum
(Wall.), dottergelb mit dunkelrotbraunen Flecken und das allerliebste
Dendrobium Dearei, die Blüten stehen zu ca. 6 an einem Stiel, sind
weiß und im Schlünde hellgrün gefleckt. Auch Vanda leres und
Cypripedium callosum Satiderae waren ausgestellt und das inter-
essante Epiphronitis X Veitehü, eine seltsame Hybride zwischen
Epidetidrum radicans und Sophronitis grandifhra, mit dem Habitus
ersterer und in den Blüten mehr wie letztere, doch stehen dieselben
ziemlich zahlreich zu einem Blütenstand vereinigt zusammen. William
Bull & Sons, Chelsea, hatten in der Hauptsache schön kultivierte
Odontoglossum erispum, Miltonia vexillaria, Cattleya Mossiae, Laelia
purpurata etc., dgl. John Robson, Altringham und James Cypher,
Cheltenham.
An Liebhaber-Ausstellern waren dieses Jahr leider nur zwei vor-
handen, unterdenen SirFr.Wigan die schönste Gruppe vorführte. Neben
vielen Cattleyen, Laelien, Odontoglossen und Miltonien, unterdenen sich
auch schöne Exemplare von Miltonia vexillaria „Kaiserin Augustr
Victoria" und .1/. rcxillaria var. „Memoria J. D. Otven" mit dunkel-
roten Flecken auf der Lippe befanden, waren da: Sobralia macrantha,
die weiße Varietät „alba", sowie Thunia marshalliana, Phalaenopsis
rimestadiana, Odonloglossum citrosmum album, Brassia braehiata
mit langen, schmalen Sepalen und Fetalen, hellgrün, die reizende,
kleine, rotblühende Cochlioda noetxliana, die neuerdings durch die
Kreuzung mit Odontoglossen eine große Bedeutung erlangt hat, die
schöne Aerides Fieldingii mit kleinen rosafarbigen Blüten in langen
dichtgedrängten Trauben, Oncidium. Gardneri, Ckjpripedium
mastersianmn, das schöne Dendrobium infundibulum mit Blüten
fast so groß wie Cattleyen, auch in der Form denselben ähnlich,
weiß mit gelbem Schlünde, Cypripedium bellatulum und C. niveum
u. a. An Hybriden waren u.a. mehrere Laelio- Cattleya higkburieitse vor-
handen, eine Kreuzung zwischen C. laivrenceana und L. cinnabarina.
An langem Stiel trägt sie ca. 8 Blüten mit schmalen, lilarosafarbenen
Sepalen und Fetalen und schmaler dunkler Lippe. An Odontoglossum-
Hybriden war 0. Earryano-triumphans zu sehen.
Mr. Jeremiah Colman war der Aussteller der anderen Frivat-
sammlung. Dieselbe enthielt ebenfalls viele schöne Cattleyen, Laelien,
Miltonien und Odontoglossen, außerdem das grasgrüne Cymbidiumhicia-
num concolor, Masdevallia Veitchii und .1/. harrijana, die grüne Coelogync
pandurata, Oneidium macranthum mit 3 m langem Blütenstand,
eine Gruppe von EpidctidriimXBoundii, dessen orangefarbige Bluten-
stände sehr schön zur Geltung kamen.
Außerdem waren noch einige kleine Ausstellungen von Einzel-
pflanzen da, wovon icli nur die von Ch. Vuylsteko, Loochristi-
Gent anführen will. Vuylsteke ist bekannt als der er-
folgreichste Odontoglossum - Hybridenzüchter. Odonloglossum aus
Samen zu ziehen, ist bekanntlich noch neu, es existieren aber heute
schon eine Menge Hybriden und auch die Zahl der verschiedenen
Kreuzungen wächst ständig. Deswegen sind auch die Preise
für feine, besonders schön gefleckte Odontoglossum-^ msts.t'iD zum
Zweck der Samenzucht so enorm gestiegen.
488
Die Gartenwelt.
IX, 41
Vuylsteke zeigte Odontoglossum X amabilc Ixion (Barryano-
rrispum X erispum), eine prächtig gefleclite und gezeichnete
Varietät dieser Hybride; 0. X venustidum (Harry nno-crispimi-
X ardentissimum) ; es enthält Blut von drei Arten, erispum
zweimal {ardent. = crisp. X Pescat). Darum ist auch liier der
crispum-Charakter vorherrschend, die bei harryana charakteristische
braune Zeichnung hat hier ein schönes Rot angenommen.
0. X Imvrcnceanum var. Adonis, eine Kreuzung zwischen
0. (riumphans und Rolfeae (Bolfeae = harryanum X Pescatoi-ei),
hat große braune Flecken auf dunkelgelbem Grunde.
0. X perctdium „Oybele" (Rolfeae X ardentissimum) und
0. X formosum (Rolfeae X Pescatorei) haben beide viel von
0. Pescatorei, da sie Pescatorei zweimal enthalten. In allen diesen
Hybriden müssen die samen- und pollenspendenden erispum und
Pescatorei (nobile) herrlich gefleckte Varietäten gewesen sein, denn die
Zeichnung von Immjanimi hat überall die schöne rote Färbung der
ersteren. Diese Kleinodien sind wirklich ein großartiger Erfolg der
zielbewußten Hybridisation. Odo7itoglossumSs.m\mge haben noch
einen Vorteil, sie blühen nämlich im günstigsten Falle schon im
dritten Jahre nach der Aussaat. Die in den letzten Jahren
ausgestellten Sämlinge waren selbstverständlich alle noch sehr
schwach, wie großartig mögen sie erst sein, wenn sie als ältere
Pflanzen zahlreiche dieser herrlichen Blüten an einem Stiel tragen!
Mit diesen großartigsten Leistungen der Hybridisation will ich
meinen Bericht schließen. "Wer sich einen Begriff vom englischen
Gartenbau machen will, besonders auch von der Höhe, auf welcher
die Orchideenzucht und -Liebhaberei hier steht, der besuche die
Teniple Show oder auch die im Juli, gewöhnlich im Holland Park,
dieses Jahr Tm Garten des Chelsea-Hospitals stattfindende Ausstellung
(IL— 13. Juli;. Diese Ausstellungen machen sich sehr gut bezahlt,
da sie im Volke sehr vorteilhaft bekannt sind, somit viel besucht werden.
Reklame habe ich nur in Form von Annoncen in Zeitungen und
Zeitschriften gefunden. Allerdings werden hier Fachzeitschriften
von Liebhabern viel mehr gelesen als in andern Ländern.
Für- das leibliche Wohl auf der Ausstellung sorgen ein paar
Erfrischungszelte und ein Speisezelt, und wenn man vom vielen Sehen
müde ist, so findet man auf dem Rasen des Gartens zahlreiche
Stühle; zur Abwechshing kann man dann den Weisen einer prächtig
konücrticrenden Militärkapelle lauschen.
Obstbau.
We
Über den Soninierschnitt.
Von Arthur Janson.
er die strenge Form liebt, mag immerliiu schneiden,
brechen und kneifen, wie er will, ja, er muß es sogar. Und
wem es darin an Eoutine und Erfahrung fehlt, der nehme
eines der seinerzeit so hoch angesehenen Bücher zur Hand,
die den Formobstschnitt lehren. Er findet dort klare An-
weisungen, die mit geringen Abweichungen auf jeden Baum
passen, wie des Schneiders Papiermuster dem Menschen auf
seineu Leib.
Wir wandeln heute auf anderen Balmen! — Der Form-
baum in seiner strengen Regelmäßigkeit hat vielfach weichen
müssen und ist ersetzt worden durch jenen, von dem wir in
erster Linie Früchte erwarten, und weil man die Erfahrung
maclito, daß er in sehr vielen Fällen dann am besten trägt,
wenn man mögliclist wenig Messer und Schere verwendet,
so hat sich bei vielen die Regel herausgebildet, überhaupt
nicht zu schneiden. Der Zwergbaum von heute ist nur
selten noch ein Formbaum im früheren Sinne, und die diversen
überkünstelten Palmetten, Spindeln, Ki'onen-, Schnurbäume
usw. haben bedeutender Vereinfachung weichen müssen.
Trotzdem hat man ein Hauptraittel der Formobstkünstler
nicht ad acta legen wollen; das ist der Soninierschnitt. Und
das mit Recht!
Aber Avenn ich mich heute ganz energisch gegen etwas
wahre, dann ist es die Art der Handhabung. Wie der gütige
Herrgott seine Sonne leuchten läßt über Gerechte und Un-
gerechte, so glaubt der Mensch vielfacli, wenn er überliaupt
vom Sommerschnitt etwas wissen will, ihn anwenden zu
sollen ohne Ansehen der Person, in diesem Falle des
Baumes. Und doch sollte gerade beim Sommerschnitt
doppelt die Individualität des Baumes ins Auge gefaßt
werden.
Die Frage: Soll pinziert werden oder nicht? läßt sich
nicht einfach mit ja oder nein beantworten, sondern die
Auskunft muß lauten: Das kommt auf die Beschafffenheit
der Bäume an.
Grundlegend bei der Entscheidung muß sein, daß jeg-
licher Schnitt die Triebkraft des Baumes nicht erhöht, wie
fast durchweg angenommen wird, sondern sehr schwächt.
Und der Schnitt schwächt umsomehr, wenn er während
der Vegetation, also am belaubten Baiune, vorgenommen wird.
Der Grünschnitt bedeutet mitliin eine Schwächung des
Baumes. —
Die Fruchtbarkeit der Pflanze ist bis zum normalen
Grade natürlich, bei darüber hinausgehendem Maße er-
zwungen. Eine über den normalen Grad hinausgehende
Fruchtbarkeit, soweit sie nicht Individualität des Baumes
ist, ist fast stets die Folge ungünstiger Vegetationsbedingungen,
seien diese nun hervorgerufen dm-ch Krankheit, ungünstige
Bodenverhältnisse oder Wassermangel u. s. w. Mit anderen
Worten: die erhöhte Fruchtbarkeit ist die Folge einer
Schwächung, die auch durch den Schnitt, vornehmlich durcli
den mehr schwächenden Sommerschnitt hervorgerufen werden
kann. Praktisch wird diese Erkenntnis im Obstbau aus-
genutzt, indem wir eine solche, Fruchtbarkeit erzwingende
Schwächung durch Ringelung oder Abstechen der Wurzeln
vornehmen. Daß solche Schwächungen tatsäclüich den
Blütenansatz fördern, geht für jeden Obstzüchter aus der Tat-
sache hervor, daß z. B. nach einem Hagel- oder Insekteu-
fraßjahr, welches eine teilweise oder fast gänzliche Entlaubung
im Gefolge hatte, stets eine reiche Blüte folgt. Auch der
Sommerschnitt bedeutet nichts anderes als eine teilweise
Vernichtung der Blätter des Baumes, also die Nachahmung
derartiger natürlicher Ei-eignisse. Ganz entschieden verkehrt
ist die Ansicht, daß die Wirkung des Somnierschnittes
auf der Ausmerzung einer Anzahl von Augen beruhe. Es
kommt als Wertfaktor beim Schnitt ausschließlich das Laub
in Betracht, welches für den Baum Magen, Lunge, Leber und
Nieren des tierischen Körpers bedeutet, kurz, jene Organe
ersetzt, die für die Ernährung, die Reinigung und die
Atmung des menschlichen Organismus von erster Bedeutung
sind, und der Ausdruck: auf 8 oder 6 Augen schneiden oder
pinzieren, zeitigte wohl solche irrige Auffassung.
Eine solche, die Fruchtbarkeit erzwingende künstliche
Schwächung aber ist auch ein zweischneidiges Schwert; die
Ernährungstätigkeit wird sehr gehemmt und unter normalen
Verhältnissen würden wir nicht nur den Ansatz erzwingen,
sondern auch den Baum der Möglichkeit berauben, den Ansatz
nach Wunsch auszubilden. Wir würden, wie das bei den
lierührten elementaren Ereignissen nicht minder bemerkt
werden kann, wohl Fruchtansatz in Menge bekommen, aber
die Früchte würden unansehnlich klein bleiben, wenn nicht eine
IX, 41
Düe Gartenwelt.
489
sonstige sorgfältige Pflege und Ernährnng hinzutritt und nach
der, den Ansatz bewirkenden Sc-hwäehuiif;- für die Auslüldung
der Früchte sorgt.
Es heißt in den Lehrbüchei'n des Formobstschnittes ge-
wöhnlich, daß auf l) — ^"8 Augen j)i'iziert werde. Die Torheit
einer .solchen Vorschrift ist ohne weiteres ersichtlich. Im
allgemeinen hält sie ja den goldenen Mittelweg ein und ist
weder im Stande durcligreifend zu nutzen noch durchgreifend
zu schaden. Sie ist eben eine Eegel, der die klare Erkenntnis
der "Wirkung gefehlt hat. Je mehr Laub genommen wird,
d. h. je stärker man pinziert, um so schwächender ist der
Schnitt und um so mehr ist der Baum zur Blütenholz-
bildung geneigt, oder anders ausgedrückt: „Je stärker der
Raum treibt zum Nachteil der Früchtebildung, um so schärfer
pinziere man," oder noch anders : Der Sommerschnitt passe
sich dem Grade der Triebkraft an. Man wird also in vielen
Fällen sehr kurz, in vielen Fällen aber auch sehr
lang, ja gar nicht schneiden, wenn nämlich die Laubent-
wickelung sehr gering ist, so gering, daß das Laubwachstum
nicht genügt, um so viel Nährstoffe zu produzieren, als zur
Ernährung des Verbrauchers, der Blüte und Frucht, nötig sind.
Aber nun suche man unter den enragierteu Anhängern
der Formobstzucht einmal jemanden, der es über sein Herz
liringen könnte, nicht zu schneiden. Die Form verlangt in
ihren Augen das Pinzement und dadm-ch wird die ernälu-ende
Laubmasse weiter an Menge reduziert und in demselben
5Iaße fällt das Niveau der Arbeitstätigkeit der Pflanze, die
Fälligkeit, Früclite auszubilden.
Wie sich im wirtschaftlichen Leben der Preis einer
Ware und der Umsatz derselben nach dem Verhältnis
zwischen Angebot und Nachfrage regelt, so ist die Menge
und die Güte der erzeugten Früchte abhängig von dem Ver-
hältnis zwischen Baustofferzeugung imd Nährstoffverbrauch.
Ein überreich mit Blütenholz besetzter Baum liat einen
Mangel an nahnmgsproduzierenden Faktoren, der ihm die
Ausnutzung der vorhandenen fruchtproduzierenden Anlagen
verbietet, während andererseits ein mit sehr viel Laub aber
wenig Blütenanlagen versehener Baum für die Menge der
[M-oduzierten Nährstoffe keine Verwendung weiß und wieder
Laub produziert. Im anderen Falle wäre eine weitere Ver-
minderung der produzierenden Masse diu'ch den Sommerschnitt
ein Unding, ein Widersinn, im letzteren ist sie Notwendigkeit!
Was ist das anders als ein Beweis für die Behauptung, daß
die gleichmäßige Anwendung des Sommersehnittes nach
ülilichem Schema eine kaum glaubliche Gedankenlosigkeit ist?
Die Zeit des Sommerschnittes liegt vor uns. Möchte
man endlich einmal diese wichtige Arbeit nicht nach
Schema F vornehmen, sondern neben dem Messer auch den
Verstand ein wenig arbeiten lassen.
Es ergeben sich aus dem Vorhergegangenen folgende
Schlüsse, denen ich weitere Verhaltungsmaßregeln, ohne sie
näher zu begründen, beigebe, und zwar tue ich das luir,
um die nicht mindere Wichtigkeit derselben zu betonen:
1. Je geringer die Menge des Blütenholzes gegenüber
der Menge der Belaubung ist, um so energischer s(?i der
Soramerschnitt.
2. Unter normalen Verhältnissen reicht der Stickstoff-
gelialt des Bodens a\is und ist im Interesse der Frucht-
bildung eine Düngung mit Superphosphat und einem Teil
leichtlöslichen, deshalb schnellwirkenden Kalidüngers geboten.
3. Reicht der Soinmerschnitt in Verbindimg mit dem
Winterschnitt nicht aus, eine genügende Schwächung des
Wachstums herbeizuführen, dann verstärke man die Wii-kung
durch Ringelung oder Abstechen der Wurzeln.
4. Bei Bäumen, w-elche große Neigung zum BliUen-
und Fruchtansatz zeigen, unterlasse man jeden Schnitt, jode
Verminderung des Laubwachstumes, insbesondere aber den
Sommerschnitt.
.5. Bei übermäßigem Ansatz lichte man den Behang
durch zweckmäßiges Ausbrechen. Je weniger Früchte man
einem solchen Baum, der als Schwächling angesehen worden
muß, beläßt, um so mehr Energie kann er zur Laiibbildmig
verwenden, die bald ein gesundes Verhältnis zwischen Pi'o-
duktion und Konsumtion herbeiführt. Vom praktischen wie
theoretischen Standpunkte aus ist das Ausbrechen der
Früchte — zeitig vorgenommen — dem Ausbrechen von
Blütenknospen und Ausschneiden von Blütenholz vorzuzic;lien,
trotzdem von französischer und belgischer Seite das letztere
als günstiger empfohlen wird.
6. Der Laubtrieb von Bäumen, bei denen das Blütenliolz
vorwiegt, soll durch Stickstoffdüngung, vornehmlich durch
solche mit schwefelsaurem Ammoniak, Blutmehl, Jauche oder
Chilisalpeter gefördert werden.
7. Man wolle stets bedenken, daß Phospliorsäure mit
Kali die Neigung zur Fruchtbildung, Kali mit Stickstoff jene
zur Laubentwickelung fördert.
Ich meine zum Schluß, daß diese allgemeinen Gesichts-
punkte jedem Gärtner aus sich selbst geläufig sein sollten
und müßten. Aber man begegnet fast allgemein einem
Formalismus, der aus der praktischen Erfahrung heraus sich
entwickelt hat und manches Wertvolle enthält, aber mehr
als das irrte und Fehlschlüsse zog, die den Anfänger ver-
wiri-en und unsicher machen. Unsere Lehrbücher des
Formobstbaues und des Baumschnittes wimmeln von An-
weisungen, deren Zweck und Nutzen keiner der Herren
Autoren einwandsfrei belegen kann. Ich meine, es ist nötig,
daß wir uns frei machen von diesem Ballast, der denjenigen
mit minderweitem Blick auf den Weg des Pfuschens bringt,
denjenigen mit eigenem Urteil aber lächeln macht. Wir
müssen die Geheimniskrämerei, die die Formobstzücliter aus
den 80er Jahren des vorigen Jalirhimderts gleich den Ärzten
und Gelehrten des Mittelalters treiben, beiseite legen, um den
Baumschnitt mit physiologischer Unterlage auszubauen. Wii-
kommen damit nicht nur einer naturgemäßen Behandlung des
Obstbaumes näher, sondern wir schützen die jungen Gärtner
vor verhängnisvollen Irrtümern, deren mißhandelte Opfer fast
in jedem Garten zu sehen sind. Einfachheit und Klarheit,
das sind die Faktoren, die uns nützen können.
Un
Zeit- und Streitfragen.
Das Wandern ist des Gärtners Lnst.
nter dieser tjbeisclirift erörtert ein Ungenannter in No. 30
der „üartenwelt"' die Frage: Ist es für einen wißbegierigen jungen
Gärtner geboten, seinen Ge.sichtskreis im Auslände zu erweitern?
Daran anschließend, widerlegt in No. 34 Herr Moritz Woniauka, Saaz,
die in No. 30 über Österreicli gemachten Angaben ganz entschieden.
Mir liegt es ferne, nocli mehr über Österreich hinzuzufügen,
da ich es nur vom Hörensagen kenne und dürfte es in Österreich
nicht besser und nicht schlechter als in Deutschland sein. Doch
kann ich mich den in No. 30 gemachten Angaben über England nicht
voll und ganz anschließen. In England habe ich solch gute Ver-
Die Gartenwelt.
IX, 41
liältnisse betreffs Arbeitszeit usw. gefunden, daß es für andere
Länder vorbildlich sein kann. Auch die Behandlung fand ich in jeder
Hinsicht zufriedenstellend, besser als in Deutschland oder Frankreich.
"Wenn der Deutsche in England schlecht behandelt und nur
mit geringen Arbeiten beschäftigt wird, so ist das lediglich seine eigene
Schuld. Der Engländer hat auch allen Grund, den dummen deutsehen
Michel zu hassen. Der deutsche Gärtner kommt nach England,
arbeitet für einen geringeren Gehalt viel länger und mehr wie der
einheimische Gärtner. Den Herren Prinzipalen ist es natürlich an-
genehm, ihre Arbeiten schneller und billiger gemacht zu bekommen
und sie stellen deshalb Deutsche ein, die immer in genügender Zahl
ankommen. Dafür werden einige Einheimische entlassen. Ist ein
Deutscher eist einmal in einem englischen Geschäft, so ist er auf
jeden Vorteil bedacht imd auf jede Art und Weise sucht er in
leitende Stellung zu kommen, glückt ihm das, so richtet er sich nicht
etwa nach englischen Verhältnissen, sondern sucht oft auf jede Art
seine ihm Unterstellten auszupressen. Ich könnte hier manches
Beispiel hierfür anführen. Doch will ich damit nicht sagen, daß es
keine Ausnahmen gibt; ich kann von meinem zweijährigen Aufenthalt
in England nur gutes sagen, sowohl von einer deutschen, wie auch
einer englischen Firma und werden mir manche schön verlebte
Stunden stets in Erinnerung bleiben.
Nun zu Frankreich, dem Lande der Freiheit, Gleichheit und
Brüderlichkeit (liberte, egalite, fraternite). Es zuckt mir in den
Fingern, während ich diese Worte niederschi-eibe, habe ich doch
noch kein Volk so geknechtet gesehen, wie gerade das der freien
französischen Republik.
Der Engländer läßt uns wenigstens seinen Haß offenkundig
merken, aber der Franzose ist in unserer Gegenwart die Höflichkeit
selbst, während er hinter dem Rücken sagt, „die verfluchten Deutschen".
Ein guter Bekannter von mir, der im Norden von Frankreich tätig
ist, schreibt unter anderem : „Zwischen Menschen und Tieren stelle
ich in Frankreich wirklich keine Vergleiche mehr an, da doch beide
in gleicher Weise behandelt werden ; wir arbeiten von früh morgens
bis spät in die Nacht hinein, ohne Ausnahme, Sonntag und Werktag,
dazu noch diese gemeine Bezahlung, daß ich nicht einmal davon
leben kann und noch das gute Geld meines Vaters zusetzen muß
etc." Für Nordfrankreich ist es zutreffend, daß der Deutsche fast
nur zu Handlangerdiensten in den Kulturen verwendet wird und nur
selten gelingt es ihm, sich zu höheren Stellungen emporzuarbeiten.
Dagegen ist im Süden von Frankreich die Lage etwas besser, hier
ist der deutsche Gärtner in mancher Hinsicht bevorzugt, mag es
vielleicht daher kommen, daß es im Süden wenig kundige Gärtner
gibt, da man meist italienische Arbeiter oder Mischlinge zwischen
Italienern und Franzosen beschäftigt. Auch gibt es hier viele kleine
Gärtner, die wenig Kulturkenntnisse besitzen und ihre Erfolge
nur der wunderbaren Natur zuzuschreiben haben. Die größeren
Handels- und Privatgärtnereien haben häufig Deutsche zu ihren
Leitern auserkoren, doch sind sie bei der Auswahl sehr vorsichtig
und stets von einem unbegrenzten Mißtrauen erfüllt, welches sich
leider auch die deutschen Angestellten sehr bald aneignen. So kam
mir ein Fall vor, den ich hier anführen möchte.
Eines Tages besuchte ich Cannes mit einem anderen deutschen
Kollegen, um verschiedene Pflanzen einzukaufen. Wir suchten eine
größere Firma auf, deren Obergärtner ein Deutscher ist, und trugen ihm
auf die höflichste Weise in unserer guten Muttersprache unser An-
liegen vor, auf das er nur ganz zögernd antwortete, denn sein Miß-
trauen war schon im höchsten Grade erweckt; er sagte sich, halt,
das sind zwei Deutsche und fragen nach gewiss 3n Pflanzen, was
mögen die wohl vorhaben ? Nach langem Nachdenken erwiderte er:
.,Ja, ich habe jene Pflanzen, die Sie begehren, aber ich gebe keine
davon ab." Darauf bat ich ihn, mir dieselben doch wenigstens zu zeigen,
worauf er barsch erwiderte: „Unter diesem Vorwand könnte mir
jeder kommen, um meine Kulturen dabei auszuspionieren. „Sprachs,
drehte uns den Rücken und zog ab; wir gingen auch, aber mit
welchen Gefühlen? Das war wohl auch ein Beweis der vielgerühmten
deutschen Höflichkeit?
Ferner kenne ich eine andere große sehr bekannte Firma, deren
Besitzer ein Franzose ist, der aber nicht deutsch spricht, trotzdem er
in starkem Geschäftsverkehr mit Deutschland steht, weshalb er
Deutsche beschäftigen muß. Er engagiert unter Kontrakt deutsche
Gehilfen, die sich verpflichten müssen, die von ihm festgesetzte Zeit
zu bleiben; er selbst behält sich aber vor, nicht zusagende Kräfte
sofort zu entlassen. Die Bezahlung hat er auf drei Francs pro Tag fest-
gesetzt, davon werden 50 otms. abgezogen. Wenn nun ein Gehilfe vor der
festgesetzten Zeit fortgeht, so verliert er diese Summe. Arbeitszeit
ist von früh bis spät, bei etwaigem Frost werden die deutschen Ge-
hilfen noch die ganze Nacht zum Heizen gezwungen, ohne dafür
Vergütung zu erhalten; in trostlosen Nächten wird Wache gestanden,
wobei sich wieder die deutschen Gehilfen abzuwechseln haben, denn
auch hier gibt es Leute, die viel Freude an schönen Dingen haben
und das „Mein und Dein" nicht recht zu unterscheiden wissen.
Der gute deutsche Michel macht alles, ohne laut zu murren,
ein Einheimischer tut es nur selten, trotzdem bei zehnstündiger
Arbeitszeit ein gewöhnlicher Arbeiter 2,50 — 3 Francs und ein an-
gehender Gärtner 3,50 — 4 Francs erhält.
Trotz dieser traurigen Verhältnisse bekommt diese Firma noch
immer Leute genug. Ein deutscher Gehilfe gibt nun im Herbst
150 Mark aus, um die Reise bis nach dem Süden zu bestreiten, er
findet hier solche Zustände, die ihm gewiß nicht zusagen, aber was
will er machen, oft hat er die Mittel nicht, um zurückzufahren oder
er will das aus anderen Gründen nicht tun. So führt er denn dieses
Sklavenleben ein halbes Jahr lang, bis er im Sommer dann glücklich
entlassen wird. An Genüssen vom schönen Süden hat er da herzlich
wenig gehabt, denn während der Saison ist er immer beschäftigt und
kann sich nur spärlich an dieser wunderbar schönen Natur ergötzen.
Hat man nicht schon vorher genügend Studien in der französischen
Sprache gemacht, hier erlernt man sie sicherlich nicht, da hier ein
schauderhafter Dialekt gesprochen wird, der mit dem Französischen
wenig Ähnlichkeit hat. Darum Kollegen, wenn ihr nach dem Auslande
geht, so seht euch vor! Es gibt auch gute Stellen, aber diese sind
sehr selten, auch soll man niemals schönen Versprechungen trauen
und beachten, daß, je weiter man nach Süden kommt, die Verhältnisse
um so schlechter werden. Wenn ein anderer Kollege sagt, gehen Sie
nach Frankreich, dort sind gute Stellen hauptsächlich im Süden zu
haben, so nehmen Sie das ja nicht als bare Münze, denn diejenigen,
welche so sprechen, haben meist selbst traurige Erfahrungen gemacht
und möchten nun andere in derselben Lage wissen.
Richard Heimann, Cap dAntibes, Südfrankreich.
Kongresse, Versammlungen.
Der internationale botanisclie Kon<>reß nntl die
botanisciie Ausstellung in Wien.
Von Herm. Breitschwerdt, Obergärtner und Gartenbaulehrer in
Müdling bei AVien.
I.
Anläßlich der Weltausstellung in Paris im Jahre 1900
wurde die Abhaltung internationaler botanischer Kongresse ins
Leben gerufen. Der erste derartige Kongreß fand 1900 in
Paris statt; dort wurde der Bescliluß gefaßt, diese Kongresse
alle 5 Jahre zu wiederholen und als nächster Zusararaen-
kunftsort wurde Wien ausersehen. Der durch Jacquin,
Endlicher und andere botanische Korj'phäen begründete
Ruf der Wiener botanischen Schule war zu diesem Entschluß
wohl maßgebend gewesen, zumal es die botanische Wissen-
schaft in Wien stets verstanden hat, sich den alten Ruf zu
bewahren, denn den genannten Forschern schließen sich die
neueren, die Namen Kerner von Marilaun, Wiesner,
Ritter von Wettstein usw. ehrenvoll an.
Die Pflege der Botanik hat auf Wiener Boden immer
wohlwollende Förderer und Gönner gefunden; Wien ist in
dieser Beziehung als ein geradezu klassischer Boden zu be-
IX, 41
Die Gartenvvelt.
trachten. Von hier ans fand manche südländische Pflanze
die weiteste Verbreitung; Clusius erzog hier im Jahre 15 70
aus Samen die ersten RoßkastanieB, welche ihm Baron Ungnad,
damals kaiserlicher Botschafter in Konstantinopel, geschickt,
während elf Jahre früher Busbeg den Flieder nach Wien
brachte. Auch der Ailantkus hat auf Wiener Boden seine
zweite Heimat gefunden ; er ist durch Selbstaussaat in manchen
Gärten dadurch förmlich zu einer heimatlichen Pflanze geworden,
obgleich er im übrigen Mitteleuropa wohl nie die großartige
Ausbreitung erfahren wird, wie der Flieder und die Roßkastanie.
Jede große Gartenanlage hier hat ihre alte Ge-
schichte. Der botanische Garten der Universität war von
jeher eine hervorragende Pflegstätte, ein förmliches Akkli-
matisationsfeld südländischer Gehölze, von deren Schönheit
noch heute Prachtexemplare Zeugnis ablegen. In ganz hervor-
ragender Weise wurde im Regentenhause die Botanik und
Gartenkunst gefördert; die schönen, alten Gehölze im
..botanischen Garten" und in den übrigen Anlagen des Schön-
lirunner Hofgartens, die Riesen der tropischen Pflanzenwelt
in dem Glaspalast, dem Palmenhause, sie alle haben ihre
Geschichte, sie alle sind noch heute lebende Zeugen des
Samraelfleißes und Interesses, den die regierenden Kaiser und
Besitzer des Gartens der fremdländischen Pflanzenwelt ent-
gegengebracht und zu deren Erwerbung die gärtnerischen
Leiter der Anlagen überseeische Reisen im Auftrage ihrer
Fürsten einst unternommen haben.
Der zweite internationale botanische Kongreß
tagte vom 11. bis 25. Juni, eine internationale botanische
Aiisstellung war mit ihm verbunden. Die wissenschaftliche
Abteilung dieser Ausstellung konnte während der ganzen
Zeit des Kongresses, die gärtnerisch - botanische Abteilimg
nur bis zum 18. Juni besichtigt werden. In hochherziger
Weise hatte Kaiser Franz Josef die große Orangerie des
Hofgartens in Schönbrunn (Meidlinger Tor) für die Aus-
stellung zur Verfügung gestellt, welches Gebäude infolge
seiner Größe und Lichtwirkung für derartige Zwecke wie ge-
schaffen erscheint. Hier gaben sich die botanisch-gärtnerisch
interessantesten und mitunter seltensten Pflanzen eine Rendez-
vous und aucli die wissenschaftlichen Hilfsmittel waren in
selten umfassender Weise unter einem Dache vereint.
In der botanisch-gärtnerischen Abteilung war
der k. k. Hofgarten Schönbrunn am reichhaltigsten vei-ti-eten;
vier große Eckgruppen waren mit Proteaceen, Ericaceen etc.
und mit Warmhauspflanzen (Aroideen, Farne, Orchideen etc.)
besetzt und eine große Mittelgruppe war fast ausschließlich
von Palmen gebildet. Von den seltenen Kalthauspflanzen
sind zu nennen: Passerina filiformis (Daphnoideae) mit
peitschenförmigen Ästen und zierlichen, weichen, diclit an-
liegenden Blättern ; Sollya heterophylla, Ldl., eine
Pitiosporaceae aus Neuholland mit kleinen, blauen Blütchen;
Aralia spathulata (2 sehr hohe Exemplare), die durch ihre
ganz eigenartigen langen, sägeförmigen, schmalen, schwarz-
braunen mit hellerem Mittelnerv gezierten Blätter mehr in-
teressant als schön ist: Leucadendron Levisanus, Hakea
Victm-ii, cueullata und gigantea; Grevillea longifolia und
vestita: Banksia dryaridroides, R. Br. (mit silbriger Blatt-
untorseite) und aemula; Carmichelia australis. R. Br. von
Neusüdwales, mit interessanten, außen weißen, innen dunkel-
lila gezeichneten Blütchen und Stenocarpus quercifolius mit
selu- großen, langen Blättern, wohl eine der allerseltensten
und größten Pflanzen ; von nicht winterharten Coniferen Podo-
carpus dacrijdioides und spicaius.
Von Palmen stellte der Hofgarten aus: Martinezia
distachija, Wallis; Livistona subglobosa (sehr zierlich);
Maximiliana regia, Mart., eine imposante Eischcinung mit
herrlichen Wedeln; Licuala grandis und Jeannenceyi; Kentia
Albcrtii und singaporensis, letztere mit sehr feinen Wedeln;
PJi.ytelephas macrocarpa, Thrinax. argentea ; Trithrinax mauri-
tiaeformis; Latania rubra, deren rotbraune Wedelstiele und
Ränder jeder Spalte die Pflanze äußerst zierend machen ;
Galamus ciliaris, deren feine, wollige, cycasähnliche Wedel
mit meterlangen, feinbedornten Fäden behangen sind:
Guüiehna speciosa; Daemonorops periacanthus, Mieq. (von
Sumatra und Java), deren dichtstehende schwärzliche Stacheln
den Wedelstielen zur schönsten Zierde gereichen. — Aus
der reichhaltigen Sammlung der Araceen seien mu- ge-
nannt Atifhiiriiim pn/i/fnmjo» von Mexico mit vielschnittigen
und Atilhiirunii sidisifiinitiim von Costa Rica mit eigenartig
dreiteiligen Mhiiti-ni. .sowie ein Riesenexemplar von An-
ihurium crystallinum, wie man es selten so schön entwickelt
sehen dürfte.
Von den seltensten Vertretern der Pflanzenwelt über-
haupt stellte der Hofgarten nachstehende 2 Gewächse aus:
1. Adenium ohesum , eine Apocynaceae von Arabien,
deren klobige Sfcimmverdickung über dem Topf das direkte
Gegenstück zu den kleinen zartrosa angehauchten, dunkler
geränderten Blüten darstellt und 2. Fockea capensis, Endl,
eine Asclepiadaceae. Dieses Unikum der Pflanzenwelt ist
eine Rarität allerersten Ranges, auf welches der Schön-
brunner Hofgarten mit vollem Recht stolz sein darf, denn
diese Fockea ist nicht nur das einzige Exemplar in Europa,
sondern der Welt überhaupt, da selbst in Kapland, der
Heimat, bis dato kein zweites Exemplar nachgewiesen werden
konnte. Der Stamm der Fockea ist eine etwa kindskopfgroße,
steinharte Masse, aus welcher im Frühjahr graugrüne, zarte
Triebe und Blätter «austreiben, die im Winter aber zurück-
gehen, sodaß dann die Pflanze trocken und kahl dasteht.
Wir wollen hoffen, daß diesem einzigen Exemplar einer an-
scheinend ausgestorbenen Pflanzengattung noch viele Lebens-
jahre im Schönbrunner Garten beschieden sind, dessen Leiter
ihr Gedeihen mit Argusaugen bewachen.
Der Graf Harrachsche Scliloßgarten in Prugg bei Brück
an der Leitha war mit einer herrlichen Sammlung ebenso
seltener wie in kultureller Beziehung einzig dastehender Neu-
hoUändcr etc. vertreten. Was die hier ausgestellten Kultur-
leistungen betrifft, so lassen sich die Pruggschen Proteaceen,
Ericaceen, Rutaceen usw. nur noch mit denen von Schön-
brunn vergleichen, denn in der außerordentlich schwierigen
Kultur dieser edelsten Kalthauspflanzen ist Gartendirektor
Sandhofer ein Meister. Vertreten waren hier unter anderen:
Hakea suaveolens, acicularis, pugioniformis, daetyloides und
eUiptica; Banksia marescens, Ounningliamii, spinulosa, inle-
grifolia und 2 Exemplare von Banksia Solandrii, jedes zirka
2 m hoch; weiterhin neben der bekannteren Orevillea robusia
die selteneren Grevillea linearis, flezuosa, glahrata, rosmarini-
folia und longifolia, wovon einige in Blüte standen. Neben
einem prächtigen, selten so schön im Topf kultivierten
Exemplare von Cedrus Libani waren an Topfkoniferen noch
vorhanden Athrotaxis cupressioides, Pinus halepensis (2 m
hoch), eine Prachtpflanze von Dam-ydium cupressinum und
FVenela rhomboidea. Erwähnt sei noch Platycerium Willinkii
und alcicorne, dann Thibaudia viccinifolia mit niyrtenähn-
lichen Blättern, Desfontainea spinosa, Kennedya marialhii,
Hemielidia Baxterii und Rhopala corccrvadeiisis, eine durch
492
Die Gartenwelt.
IX, 41
ihre elegante BJättertracht auffallend schöne Erscheinung.
Diesen besseren Gewächshauspflanzen schloß sich eine kleine
Sammlung Rhododendron aus dem Himalaya- und dem Sikkim-
gebiet an. In der Voraussetzung, daß es weitere Kreise
interessieren dürfte, sei hier erwähnt, daß laut Ausstellungs-
katalog die Pruggsche Sammlung verkäuflich ist.
Die von der Fürstlich Liechtensteinschen Hof-
garten-Direktion in Eisgrub (Mähren) ausgestellten
Warmhauspflanzen boten in bezug auf ihre Kultiir ein
prächtiges Seitenstück zu den Pruggschen Kalthauspflanzen.
Als sehr seltene Pflanze und neueste Einführung im Eisgruber
Hofgarten ist Cycas Miclioüzü zu nennen, eine kleine Pflanze
mit nui- einem Wedel, über deren dekorativen oder sonstigen
Wert man daher kein Urteil fällen kann; bei guter Kultur
dürfte in einigen Jahi'en die Pflanze einen besseren Eindruck
machen. Von anderen Cycadeen in tadellosen Pflanzen waren
vorhanden Zamia angustifolia, niuricata, Lindenii (sehr groß),
Ottonis und insignis, Macrozamm helerd/iciini, Mnurc var.
tenuifolia. Mehrere Eiesenpflanzen von ( 'nsius Mitlniiieanu.i,
Wendl. mit gigantischen Blättern und J'epnun njilirlundrae-
flora, Andre mit schönen Blütenrispen mußten die aufrichtige
Bewunderung eines jeden Fachmannes finden, nicht minder
auch die förmlich Kübelpflanzen gleichenden Selaginellen,
von denen der Eisgruber Garten eine schöne Sammlung zu
besitzen scheint; wir nennen hier von den schönsten Sela-
ginella ergthropus, caulescens (^/^ m hoch), bellula und grandis;
dann noch Ludovia a-enifoUa, Drude, Sphaerogyne latifolia
und Stangeria Schizodon, Bull. Die Mitte dieser herrlichen
Gruppe nahm eine blühende Phoenix Roebelini, 2 1/, m
hoch, ein.
Aus den Vereinen.
Die Autographische Gesellschaft Dahlemer a. H. a. H. in
Steglitz hat sich am 21. März d. J. aus der Mitte der ab-
gehenden Hörer der Kgl. Gärtnerlehraastalt zu Dahlem gebildet.
Die Gesellschaft hat sich zusammengetan , um zu arbeiten.
Die Fortschritte im gärtnerischen Beruf, wie sie Dahlem bringt,
wollen die Mitglieder sich direkt nutzbar maclien, während sie alle
Beobachtungen von Bedeutung im Leben an ihren Vorstand und
durch diesen an den Ausschuß der Hörerschaft gelangen lassen. So
entsteht eine Wechselwirkung, die auf beide Teile befruchtend wirkt.
Die Mitglieder der Autographischen Gesellschaft erhalten auf Grund
eines Vertrages die Autogramme der Autographischen Ab-
teilung des Ausschusses der Hörerschaft vierteljährlich um-
sonst und portofrei übersendet, ein Vorteil, der ihnen allein gewährt
wird, weil die Autogramme der Autographischen Abteilung laut Be-
schluß des Ausschusses an alte Herren oder sonstige Personen nicht
abgegeben werden dürfen. Neben diesen praktischen Zielen zum
eigenen Vorteil hat es sich die Gesellschaft zur Aufgabe gestellt,
den Ausschuß der Hörerschaft mit Rat und Tat zu unterstützen.
Sie bildet die naturgemäße Entwickelung des Ausschusses der Hörer-
schaft, der seinerzeit von den Gesellschaftsmitgliedern ins Leben
gerufen wurde und wesentlich zum Innern Ausbau der Interessen
der Hörerschaft beigetragen hat. Vom 1. Oktober 1906 an können
satzungsgemäß auch ehemalige Schüler der Kgl. Gärtnerlehranstalt
am Wildpark aufgenommen werden ; bis dahin will die Gesellschaft
erst innerlich erstarken. Den Vorstand bilden z. Zt. Karl Kanig,
Gesohäftsführei- des volkswirtschaftlichen Vereins zur Förderung der
Obst- und GemüseverwertuDg in Deutschland (Steglitz, Fichte-
straße 91) und Rudolf Körte, Obergärtner der Gemeinde Friedenau
(Hähnelstraße 1 H), welche auch nähere Auskunft erteilen.
Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den
preußischen Staaten (Sitz Berlin) ehrte in der Monats- und Jahres-
versammlung am L'9. Juni den nach dreißigjähriger Tätigkeit als
Generalsekretär des ■ Vereins ausscheidenden Geh. Eegieiungsrat
Prof. Dr. L. Wittmack durch eine feierliche Ansprache, gehalten vom
Direktor Exo. Freiherrn von Gramm, durch Überreichung einer
Adresse, Zuerkennung der sämtlichen vom Verein zur Verleihung
kommenden Medaillen und durch Ernennung zum Ehrenmitghede.
Als Generalsekretär wurde der langjährige Mitarbeiter Prof. Wittmacks,
Redakteur Siegfried Braun, einstimmig gewählt. Im übrigen
bleibt der Vorstand derselbe. Bericht folgt. W. T.
Bevorstehende Ausstellungen.
Herbstausstellung der lt. k. Gartenbau-Gesellschaft Wien.
Vom 8. bis 12. November d. Js. wird die k. k. Gartenbau-Gesell-
schaft in Wien, wie im vorigen Jahre, eine große Ausstellung von
Blumen, Pflanzen, Obst und Gemüse, Baumsohulai-tikeln, Blumen-
bindereien etc. veranstalten. Auch im heurigen Jahre gibt sich für
diese Veranstaltimg in allen Kreisen der Gärtner, Obst- und Gemüse-
züoliter lebhaftes Interesse kund und wird dieselbe voraussichtlich
wieder eine große Beteiligung aufweisen. Der Erfolg, der im vorigen
Jahre den Schaustellungen von Obst und Bindereien zu teil geworden,
wird die Obstzüchter einerseits imd die Blumenbinder andrerseits be-
wegen, sich noch in ausgedehnterem Maße an dieser Ausstellung zu
beteiligen. Es winken auch eine Reihe wertvoller Ehren- und
Privatpreise.
Programme und Anmeldebogen werden auf Verlangen kosten-
frei übermittelt durch die Kanzlei der K. K. Gartenbau- Gesellschaft
in Wien I, Parkring No. 1-.
Tagesgeschichte.
Charlottenburg. In einer der neuen Prachtstrallen, durch
deren Mitte bepflanzte Rasenstreifen laufen, zwischen welchen die
Straßenbahnschienen so hindurch gelegt sind, daß die Schienenbahn
von anderen Wagen nicht befahren werden kann, ist jetzt an
einer Stelle versuchsweise das Pflaster auf eine kurze Strecke entfernt
und die Fläche zwischen den Schienen mit Rasen belegt worden.
Statt der bisherigen zwei getrennten schmalen Rasenstreifen entsteht
hierdurch eine breite geschlossene Rasenbahn, die nur von den flach
liegenden Schienen dui'chzogen wird. Dies hebt, wovon man sich
überzeugen kann, das Straßenbild in den vornehmen Straßenzügen
ungemein, die Erfahrung muß aber erst lehren, ob sich der Rasen
an und neben den Schienen auf die Dauer in gutem Zustande er-
halten läßt. Die schweren elektrischen Wagen erfordern nämlich
eine starke Ölung, sodaß während der Fahrt ständig Öl abtropft.
Dadurch werden die Rasenflächen im Laufe der Zeit in beträcht-
licher Weise mit Öl durchtränkt, was trotz reichlicher Bewässerung
sicherlich ihr allmähliches Absterben zur Folge haben wird. M. H.
Kattowitz. Zu unserer Notiz in No. 37, Seite 444. die wir
einem Freunde der Gartenwelt verdanken, wird uns berichtigend mit-
geteilt, daß die Stadtverordneten nicht zwölfhundert, sondern zwölf-
tausend Mark für die Anlage eines Promenadenweges, die Herrn
Garteningenieur Fritz Hanisoh, langjährigem Mitarbeiter der Garten-
welt, übertragen wurde, bewilligt haben.
Pirna. Der inmitten der Stadt gelegene und schon seit Jahren
nicht mehr benutzte Nikolai-Friedhof ist nach seiner Säkularisierung
in einen Park umgewandelt und jüngst der öffentlichen Benutzung
übergeben worden.
Briefkasten der Redaktion.
In unserer Abhandlung über Erfurter Gärtnereien iu No. 39 ist
bei den Bildunterschriften der Seite 458 ein kleines Versehen unter-
laufen, das hiermit richtig gestellt werden .soll. Die Teilansichteu
der Goldlackstellagen stammen nicht aus der Gärtnerei von Haage
& Schmidt, sondern aus derjenigen von Otto Putz. Das Ver-
sehen wurde dadurch verschuldet, daß sich diese Stellagen in den
verschiedenen Gärtnereien meist wie ein Ei dem anderen gleichen.
Sowohl bei Otto Putz als auch bei Haage & Schmidt waren die
Goldlackkulturen gleich musterhaft.
VeraiUwortl. Redattenr:
Schmidt 4 Co., Leipzig. — Druci : Anhalt. Baciidr. Gnlenberg,6. G. m. b. H.. Dessau
"W
Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
15. Juli 1905.
No. 42.
Kachdrack und Nachbildung aas dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Pflanzenkunde.
Einlieimische Pflanzen meines Gartens.
Von H. Nehrung (Florida).
(Hierxu drei Abhikbmgen.)
I.
W ie oft sehnte icli mich in meiner Jugend nach dem
Süden, nach dem Lande der immergrünen Wälder, der nie
verwelkenden Blumen ! Wie schaute ich in meiner Wisconsiner
Heimat den Schwärmen der Stärlinge sehnsüchtig nach, wenn
sie im Herbste lärmend ihi-e Reise nach südlicheren Gegenden
antraten! Eine geheimnisvolle, tiefe Sehnsucht ergriff mich.
Ich wollte mit ihnen ziehen, um die herrliche, großblumige
Magnolie in ihrer ganzen Pracht zu schauen, um unter
Lebenseichen und Palmen zu wandeln, um den Duft des
Karolina-Jasmins zu atmen. Diese Wünsche und Sehn-
suchtsträume der Jugend sind erfüllt. Ich kann nun
in Florida, wo aus dein „dunkeln Laube die Goldorangen
glühen", ganz meinen Herzensneigimgen leben. Ich weile in-
mitten eines Gartens voller Palmen und Magnolien. An den
Stämmen klettert der Karolina-Jasmin in nie geahnter Pracht
empor, wälu-end des Winters die Luft mit seinem köst-
lichen Dufte erfüllend. Ich erfreue mich im Frühling an
dem Glänze tausender heirlicher Amaryllis, während große
Beete farbenprächtiger buntblätteriger Caladien das Auge
monatelang im Sommer entzücken. Crinums blühen vom
April bis zum November in unbeschreiblicher Fülle und
Die Gartenwelt.
IX, 42
Schönheit. Im Herbst sind
es Begonien , Thunbergien
und besonders Tecomas
(Teeoma stans) und andere
in vollster Pracht stehende
Tropengewächse, welche den
Garten schmücken und im
Winter eine reiche Auswahl
von Kamelien. Dann blühen
auch die Orangenbäume und
erfiUlen die Luft mit dem
köstlichsten Wohlgeruche.
und dazu denke man sich
das fast ideale KJima und den
wunderbaren südlichen Abend-
liimmel, an dem die Sterne
in einer Pracht erstrahlen,
wie man sie sieh wunder-
barer nicht denken kann. In
der lauen Abendluft, auf der
mit Schlingpflanzen über-
rankten Veranda, lausche ich
demEufederChuckrillswidow
oder des südlichen Whig-
choorvill und dem Nacht-
gesange der Spottdrossel. Ein
jeder Luftzug führt den köst-
lichen Wohlgeruch des Nacht-
jasmins (Cestruni noetur-
num), der fast immer in
Blüte befindlichen „Marechal-
Niel"-Rose und der Engels-
trompete (Datura suaveolensj
mit sich. Ja, es ist schön
in Florida, und wenn nicht
Sorgen um das tägliche Brot
den gemütvollen Menschen
quälen, dann findet er hier
sein Ideal.
Im Jahre 1884 kaufte
ich mich hier an, aber erst
im Anfange des Jahres 1902
siedelte ich ganz nach Florida über. In der Zwischenzeit jedoch
wurde die Hauptarbeit des Klärens und des Bepflauzens des
Landes getan. Das Städtchen liegt in keiner fruchtbaren Gegend.
Das Land ist hügelig und sehr sandig, ist aber mit fast un-
zähligen kleineren und größeren klaren Seen übersäet. Auch mein
Platz liegt an einem kleinen See. Unter dem Sandboden
liegt in einer Tiefe von 2 bis 4 Meter eine sehr dicke Ton-
schicht, stellenweise auch Kaolin. Für die gewöhnlichen
landwirtschaftlichen Produkte und für Gemüsebau eignet sich
das Land nicht, doch gedeihen Orangen, Pamelos und Guayaven
(besonders Psidium caUleyanum und P. lucidum), sowie
auch Pfirsiche, Maulbeeren, Birnen, viele Rebensorten und
Dattelpflaumen (Diospyros Kaki) vorzüglich, wenn sie ver-
ständnisvoll gepflegt und reichlich mit Kunstdünger versehen
werden. Ursprünglich ist dieses Hochland fast ausschließlich
mit langnadeligen hohen Kiefern (Pinus palustris) bestanden.
Wo diese entfernt sind, gedeihen dann verschiedene Eichen
und vereinzelte Persimonenbäume (Diospyros virgvnica) in
solchen Massen, daß nach wenigen Jahren ein dichter Busch-
wald an Stelle des einst offenen Kiefernwaldes getreten ist.
Sabal Pahiietto. OriKii
Ich verbrachte fast jedes Jahr
einen Monat in Florida, um
die nötigen Arbeiten anzu-
ordnen, besonders aber um
den Garten herzurichten und
einen Orangenhain anzulegen.
Das Orangenfieber ergriff da-
mals jedermann. Es ent-
standen Orangenhaine auf
allen Bodenarten, a>if trocke-
nem und nassem Lande und
selbst auf den ärmlichsten
Sandhügeln. Die Kunde von
den riesigen Erträgen alter
Haine und von wahrhaft fürst-
lichen Einnahmen, welche aus
den Ernten ei'zielt wurden,
drang in alle Bevölkerungs-
schichteu des Nordens und
Englands und es wurden
riesige Vermögen in diese
Kultur gesteckt. Aus allen
Weltgegenden, wo die Orange
gedeiht, suchte man die besten
Sorten einzuführen. Die
Florida-Orange, der kalifor-
nischen und italienischen in
jeder Hinsicht weit über-
legen, beherrschte bald die
Märkte. Ich selbst pflanzte
über 1000 Bäume an, die
überraschend gut gediehen.
Im Jahre 1894 versandte der
Staat etwa 5 000000 Kisten.
Manche der großen Haine
warfen einen Reingewinn
von 40000 bis 200 000 Dol-
lars jährlich ab. Da kam
Ende des Jahres 1694 ein
Frost, der die noch auf den
Bäumen befindlichen Früchte
vernichtete. Junge Bäume
waren fast total erfroren, die alten jedoch verloren nur das
Laub und fingen rasch an zu treiben, als wärmeres Wetter im
Januar einti'at. Anfangs Februar- standen sie in voller Blüte.
Da kam am 8. des genannten Monats ein zweiter Frost.
Das Thermometer sank bis auf 18 •> F. (— 10 <> C), nicht
ganz so tief als im Dezember, doch, da die Bäume im vollen
Safte waren, wurden sie bis auf die Wurzel vernichtet.
Tausende fleißiger Ansiedier, die alle ihre Mittel, alle ihre
Arbeit in diese Kultur gesteckt, hatten in einer Nacht alles
verloren. Die meisten verließen den Staat, wn in ihre alte
Heimat zurückzukehren. Der Verlust, den Florida damals
allein an Orangenbäumen erlitt, wurde von Fachleuten auf
100 000 000 Dollars veransclilagt. Doch nicht alle Orangen-
züchter konnten den Staat verlassen. Viele vermochten die
nötigen Mittel zum Fortziehen nicht aufzutreiben und waren
gezwungen, zu bleiben. Um leben zu können, mußten sie
dem ärmlichen Sandboden andere Ernten abzuringen suchen.
Man pflanzte Cassava, Kuherbsen (Vigna chinensis), die
Sammetbohne (Mucuna utilts), den sogenannten „Boggarwood"
(Desmodium lortosum), Süßkartoffeln, Mais, Zuckerrohr,
IX. 42
Die Gartenwelt.
495
Trosinth (Euchlaetia niexwana var. limurians, eine Futterpflanze),
Kartoffeln, Kohl, Tomaten u. s. f., man schaffte Vieh an
und siehe da, es ging, zuerst allerdings sehr ärmlich, doch
es ging, obwohl langsam, doch sicher voran. Die Ansiedler
gehörten meistens den gebildeten Ständen an und hatten
keinen Sinn für gewöhnliche Landarbeit. Die Orange war
ihr Ideal. Sie drängte alle anderen Kulturen in den Hinter-
grund. Da es ursprünglich in Florida große Wälder wilder
Orangen gab — wahrscheinlich war die wilde oder bittersüße
Orange von den Spaniern vor Jahrhunderten auf der Halbinsel
eingeführt — mit riesigen, oft mehr als hundertjährigen Bäumen,
so hatte Niemand an eine solche Kalamität gedacht. Bald nach
dem Froste schlugen die alten Bämne aus der Wurzel
junge kräftige Triebe. Diese wurden von den zurück-
gebliebenen Ansiedlern sorgfältig gepflegt und heute sind die
Bäume fast ebenso gi-oß und schön als sie vor dem ver-
hängnisvollen Froste waren. Jedenfalls sind diejenigen,
welche hier blieben und Mut und Ausdauer zeigten, besser
situiert als diejenigen, die fortzogen. Von den deutschen
Ansiedlern verließen nur wenige die Gegend.
Nachdem mein Orangenhain auf dem besten mir zur
Verfügung stehenden Lande eingerichtet war, legte ich
meinen Garten an. In meinem Gewächshause in Milwaukee
zog ich zahlreiche Pflanzen aus Samen, besonders Palmen,
japanische, argentinische und australische Pflanzen, Amaryllis
und Crinums. Diese wurden, nachdem sie eine gewisse
Größe erreicht hatten, nach Florida gesandt. Doch um
schneller zum Ziele zu gelangen, pflanzte ich zunächst eine
große Anzahl schöner einheimischer Bäume, Sträucher und
Schlingpflanzen an. Jeden Herbst, wenn ich dem Platze
meinen Besuch abstattete, sychte ich die nahen Laubholz-
wälder nach schönen Pflanzen ab. Florida hat eine überaus
reiche, prachtvolle Flora, in welcher immergrüne
Bäume vorherrschen. Diese allein würden genügen, um
einen selir reichhaltigen Garten von wunderbarer Schönheit
anzulegen. Doch leider beachtet man das Gute, das so nahe
liegt, nicht. Man sieht geringschätzig auf diese „gewöhn-
lichen Pflanzen" und setzt da, wo Magnolien, Gordonien,
Wachsmyrten, Hülsen, Andromeden und Palmettos stehen
sollten, Kampferbäume, Oleander, Eucalyptus und China-
bänme aus. Ich richtete zunächst mein Augenmerk auf die
Palmen, von denen es in unmittelbarer Nähe fünf Arten
gibt. Auf meinem Lande wuchsen zahlreiche dichte Gruppen
der Sägepalme {Serenoa serrula'.a, Hook). Ich ließ einige
davon im Garten stehen. Der Stamm ist kriechend und die
Blattstiele sind sägeartig gezähnt. Sie kommt hier in un-
geheurer Menge vor und bildet feste und undurchdringliche
Dickichte von ein bis zwei Meter Höhe. Diese Palmettodickichte
bilden ausgezeichnete Verstecke für wilde Kaninchen,
Opossums, Waschbären, Stinktiere und Schlangen, darunter
die gefürchtete Diamant-Klapperschlange. Viele hunderte
von Ackern sind von ihnen bestanden. Wäre sie nicht so
gewöhnlich, so würde man sie wohl für schön halten,
doch wo sie wächst, da ist der Boden auiSerordentlich
schwer zu bebauen. Aus den Blättern dieser Art werden
heute die so beliebten künstlichen Palmen hergestellt und nach
allen Weltgegenden, auch massenhaft nach Deutschland
geschickt. Derartige Palmenfabriken gibt es in Florida
mehiere, und sie alle scheinen ein gutes Geschäft zu machen
Aus den Stämmen verfertigt man Bürsten und Gerberlohe.'
Zur Ausschmückung der Gärten wird sie al>er kaum je
benutzt, obwohl sie bei guter Kultur eine dichte halbkugelige
Masse von 2 bis 3 Meter Höhe bildet. Wie oft hat man
mir schon von berufener und unberufener Seite den Ge-
danken nahe zu legen gesucht, das gi-oße Exemplar meiner
Anlagen aus der Gesellschaft „feinerer Pflanzen" zu entfernen.
Man hält sie geradezu für unschön und behauptet, daß sie
die Harmonie des Gartens störe. Diese Palme blüht im
Mai in großen Trauben, und die grünlich-weißen Blüten
sind wohlriechend. Sie werden viel von Bienen umschwärmt,
die reiche Honigerträge aus ihnen gewinnen. Die länglichen,
gelblich-gi-ünen Früchte sind sehr saftreich und widerlich
süß. Man benutzt sie zur Anfertigung verschiedener Patent-
medizinen.
Dieser Art ganz ähnlich ist die neuerdings von ihr
getrennte stammbildende Sägepalme {Serenoa arborea). Sie
wächst in Gruppen von einem halben Dutzend und mehr
Sabal Palinetto (Junges Exemplar).
Ori^oalaufaahme für die „Gartenwelt''.
Die Gartenwelt.
IX, 42
und ist sehr zierend. Der biegsame, scUanke, sehraubende
Stamm erreicht eine Höhe von 3 bis 5 Meter und ist ganz
mit einer faserigen Masse überzogen.
Die schönste aller unserer zwergartigen Palmen ist die
blaue Palmetto oder Nadelpalme (Bhapidophylhmi hystrix,
Wendl. & Drude). Sie wächst häufig im feuchten Humus-
boden unserer Laubholzwälder. Der Stamm erreicht eine
Höhe von etwa einem Meter und ist mit einer dichten,
schwammartigen Masse weicher, brauner Fasern umgeben.
Das Herz ist durch sehr viele lange, schwarze, aufrecht
stehende Stacheln geschützt. Die Blüte ist in einer
hühnereigroßen wolligen Scheide eingeschlossen. Diese Art
läßt sich leicht verpflanzen, selbst viele Jahre alte Exemplare,
und bildet dann in den Gärten dichte, prächtige dunkel-
blaugrüne Blättermassen. Wohlgepflegte Exemplai-e werden
1 bis 2 Meter hoch.
Die niedrige, stammlose Zwerg-Fächerpalme (Sabal Adansmü,
Guerns) ist besonders im nördlichen Florida häufig. Ihr
Vorkommen erstreckt sich nördlich bis nach Nord-Karolina
und ihre größte Vollkommenheit erreicht sie im reichen
Humusboden der Staaten Mississippi und Louisiana, wo sie
gesellig in ungeheurer Menge auftritt. Sie wird selten ange-
pflanzt. Die schönste aller unserer Palmen ist die ebenfalls
an den Küstengegenden Nord-Karolinas südlich bis Florida
und Louisiana vorkommende Palmetto (Sabal Palmetto, Lodd).
In Florida 'entfaltet sie ihre größte Schönheit und ist im
LandschaftsbUde (vgl. die Abb. Seite 494 und 495) das an-
ziehendste und auffallendste Element. Man findet sie ver-
einzelt und in kleineren und größeren Gruppen, ja, öfters
stehen tausende und hunderttausende von hohen, schlanken
Exemplaren in dichtgedrängten Massen beisammen. Dies ist
besonders am oberen St. Johns-, am Ocklawaha-, Tomoka-,
Indian-River, Caloosahatchee und anderen Flüssen der Fall.
Diese dichten Gruppen hoher, schlanker Bäume mit ihren
majestätischen Kronen bilden einen unbeschreiblich heiTlichen
Anblick. Im Winter, wenn die oft weniger vornehme als
reiche Welt des Nordens nach Florida strömt, ein Strom,
der bereits im November einsetzt, im Januar un-
geheure Dimensionen annimmt und erst im Mai versiegt, ist
es diese Palme, welche den Eindruck des Tropischen und
Eigenartigen auf den Beschauer macht. Selbst der nüchternste
Geschäftsmensch kann sich gegen den Eindruck des Schönen
und Majestätischen, des Poesievollen und Lieblichen nicht
ganz verschließen. Er wird überwältigt von der Pracht und
Schönheit, die sich seinem Auge bietet. Im Kiefernwalde
tritt sie nicht auf, wächst aber, dorthin verpflanzt, ganz
ausgezeichnet. Jedenfalls ist es den jedes Jahr vorkommenden
Waldbränden zuzuschreiben, daß sie da nicht vorkommt.
Obgleich die kleineren und größeren Gruppen dieser Palmen
am eindrucksvollsten sind, so nehmen sich doch auch einzelne
Exemplare zwischen Magnolien, Lebenseichen, Gordonien,
und Amberbäumen (Liquidambar styraeiflua), die alle melir
oder weniger dicht mit spanischem Moos (Tillandsia
usneoides) guirlandenartig behangen sind, wundervoll aus
und verleihen diesen Waldstrecken ein entschieden tropisches
Gepräge. Junge Exemplare von 3 bis 5 Meter Stammhöhe
sind noch vom Boden auf mit den Enden der alten Blatt-
stiele besetzt, was dem Stamm ein sehr massives Ansehen
verleiht. In den Vertiefungen zwischen den Blattüberresten
und dem Stamme sammelt sich stets etwas Humus, in
welchem verschiedene Famkräuter, namentlich die in großen
Büscheln herabhängende Viltaria lineata, dann auch Poly-
podium incanum und P. angustifolium var. ensifolium, aufs
üppigste gedeihen. Später verlieren sich die alten Blatt-
überreste und der Stamm wird glatt und schlank. Nur
unter der schönen Blattkrone finden sie sich noch und
hier setzt sich dann das prachtvolle Polypodium aureum
fest, dichte, kranzartige Massen dicht unter der Krone
bildend. Dieses Farnkraut gereicht den an sich schon so
schönen Palmen zu ganz besonderem Schmucke. Sehr oft
sind die Stämme auch von einem dichten Netzwerk von
Schlingpflanzen bedeckt, die bis hinauf in die Krone klettern.
Besonders ist es eine schöne immergrüne Bignonie (Bignonia
capreolata), welche an ihnen emporklimmt und mit ihren
dichten, schönen, dunkelgrünen, im Winter purpurfarbig an-
gehauchten Blättern, die Stämme bekleidet. Auch Tecoma
radicans sckmückt sehr oft die Palmenkronen mit ihren
leuchtend orangeroten Blütenbüscheln. Steclirinden (be-
sonders Sniilax laurifolia und S. lanceolata) und die Mond-
blume (Ipomoea Bona-nox), und selbst der häufig sich findende
elegante Gift-Sumach (Rhus toxicodendron) klettern ebenfalls an
ihnen in die Höhe. Die schönste aller an den Palmen sich
findenden Kletterpflanzen jedoch ist der Karolina-Jasrain, Oel-
semium semperiirens, Ait., Abb. auf der Titelseite. Ich halte
ihn für die schönste aller amerikanischen Kletterpflanzen
überhaupt. Er bedeckt oft den ganzen Stamm mit einem
dichten, immergrünen Mantel von prächtigem Laubwerk, und
im Winter, von Weihnachten bis März, wenn sich die gelben,
trichterförmigen Blumen öffnen, dann erscheint die ganze
Palmenkrone eine leuchtend gelbe Masse und der von ihnen
ausströmende starke und überaus angenehme Veilchenduft ist
weithin wahrnehmbar. Nach allen Seiten hin hängen die
Blütenzweige guirlandenartig herab von den Palmen und
verleihen ihnen einen bezaubernden Schmuck. Die Natur
gibt uns hier einen sehr wertvollen Fingerzeig. Die Stämme
aller Palmen sehen schöner aus, wenn sie mit Schlingpflanzen
bekleidet sind. Ich verwende hierzu fast alle die genannten,
wild hier vorkommenden Kletterpflanzen, und außerdem auch
noch Bignonia tweediana, B. spedosa, B. venusla, Ipomoea
Briggsii, Ficus pumila (rejmis)^ Cereus grandiftorus, C. nycti-
calus, C. Botiplandii, C. Martinii, C. triangularis und am
Stamm selbst Farnkräuter, Orchideen (besonders unser wild-
wachsendes Epidendrum venosum, E. conopseum, E. lam-
pense, Dendrobiurn nobile) und Phyllocadus crenatus.
Topfpflanzen.
Caiiiia iridiflora.
Voü Heinrich Wulle, Samenzüchter, Neapel.
{Hierxii eine Abbildung.)
1/urch die vielen neuen Canna-Zttchtungen der letzten
Jahre droht das irisblütige Blumenrohr, Canna iridi/lora,
Ruix et Pav. nebst seinen Formen, in Vergessenheit zu ge-
raten. Der Zweck meiner Zeilen ist es daher, auf den
hohen Wert dieser Canna als Dekorationspflanze in Wort und
Bild hinzuweisen.
Man wird mir beipflichten, daß diese Pflanzen mit ihren
riesigen bananenähnlichen Blättern und den zahlreichen, hoch
über die Belaubung hinausragenden Blütenrispen einen über-
wältigenden Eindi'uck hervorrufen.
Canna iridiflora liebt zu ihi-er höchsten Entwickelung
sehr nahrhaften Boden, viel Wasser und viel Sonne. In
IX, 42
Die Gartenwelt.
497
Einzelpflanzung oder in kleinen Qnippen an Teich- oder
Grabenrilndern, wo die Wurzeln möglichst dauernd im durch-
näßten Uferboden wuchern können, entwickeln sich diese
Cmina prächtig und sind dort von unübertrefflicher
malerischer Wirkung. Welche riesenhaften Formen besonders
kräftige Exemplare erreichen können, zeigt die untenstehende
Abbildung nach einer in meinen Kulturen photographisch
aufgenommenen, an einem Wassergraten stehende Pflanze,
deren Blütenstiele bis zu 3^/^ m Höhe emporragen. Ich
muß allerdings erwähnen, daß der Wurzelstock ungestört zwei
Jahre an demselben Platze steht und nicht geteilt wurde,
und infolgedessen einen Busch von ca. 20 Trieben hervor-
brachte. Ich rate, die Rhizome bereits während des Winters
in große Töpfe zu legen und im Warmhause anzutreiben,
um dieselben später bereits in voller Entwickelung an ihren
Bestimmungsort auszupflanzen. Wenn die Blumen auch
nicht im geringsten an die Größe und Farbenpracht der
neuen Blütencanna heram-eichen, so haben dieselben mit
ihrer abweichenden, langen irisähnlichen Form
und den vorherrschend carminroten Färbungen
doch Anspruch auf eine eigenartige Schönheit.
Für den Landschaftsgärtner bedeutet Canna
iridiflorn ein wertvolles Dekorationsmaterial.
Aus deutschen Gärten.
Aus der Flora iu Cölii.
(Hierxu drei Abbildungen.)
xxls ich Anfang Mai auf der Reise nach Lüttich durch Cöln
kam, besuchte ich auch die dortige „Flora", die bekanntlich ein Ver-
gnügungs-Etablissement nach dem Muster des Frankfurter Palmen-
gartens ist. Lange .Jahre krankte die Cölner Flora gleich ihrer jetzt
der Bauspekulation zum Opfer gefallenen Charlottenburger Namens-
schwester. Seit einigen Jahren geht es aber wieder, wenn auch
langsam, aufwärts, die Einnahmen decken jetzt die Ausgaben oder
ergeben einen kleinen Überschuß und die gärtnerischen Leistungen
laus, ein sehr schädliches Insekt, das auf verschiedenen Koniferen
und in mehreren Generationen auf verschiedenen Wirtspflanzen
vorkommt. Wir verweisen auf die interessante Abhandlung über
Chermes piceae im VIII. Jahrgang, Seite 341 u. f. m. Abbildungen.
An alter Rinde hilft ein Anstrich aus Schmierseifenlösung mit etwas
Erdöl.
Koniferen.
Abies arizonica.
Von Rud. Vollert, Baumschulen „Semiramis", Lübeck.
-Uiese Silber-Tanne treibt sehr früh, trotz-
dem leidet sie nicht vom Nachtfrost, während
bei mir Abies Pinsapo, Ab. cilicica, Ab. cejyfia-
lonica, Ab. pcdinata, Ab. concolor-violacea, Taxus
baccata, sehr viele junge Triebe durch den letzten
Nachtfrost verloren haben, selbst einige früh-
treibende Pflanzen von Abies Veitchü, welche
sonst außerordentlich widerstandsfähig ist, haben
Frostspuren an den jungen Trieben ; Ab. arizonica
hat hier gar nicht gelitten, es ist dies eine sehr
gute Eigenschaft.
Bisher kann ich nur Gutes über diese Tanne
berichten. Von der ersten Aussaat gingen nicht
viele Samen auf ; es waren fast alle Samen aus-
gefressen und in den Samenbeuteln fast eben-
soviel fliegenähnliche Insekten wie Samen, aber
die zweite Aussaat ging sehr gut auf, auch
beim Verpflanzen zeigten sich die Sämlinge sehr
widerstandsfähig. Als ältere Pflanze baut sie
sich außerordentlich regelmäßig. Die Tanne
scheint der Ab. subalpina am ähnlichsten zu sein.
Alle meine Pflanzen zeigen schöne Blaufärbung;
die zuerst in Töpfen gequälten Pflanzen ließen
allerdings kein Urteil zu, doch ist dieses Ver-
fahren entschuldbar, da man bei einer Neuheit
nie weiß, wie dieselbe zu behandeln sein wird.
Wo Tannen leicht von Nachtfrösten leiden, ist
Ab. brachyphylla {umbilicaia) sehr empfehlens-
wert, dieselbe treibt spät und wird nicht von
der Nordma7iniana-haMS*) befallen, auch
Veitchü scheint nicht darunter zu leiden.
Ab.
*) Änmerkui
ist Chermes piceae
der Redakti
verstehen, die
iridiflora. Originalaufnahme für die „Gartenwell"
Die Gartenwelt.
IX, 42
sind gewachsen, seitdem die technische Leitung in den Händen des
jüngst zum Garteninspelitor beförderten Herrn Rausch liegt.
Wenn man, wie ich, den Nachtschnellzug benutzend, an einem
der ersten Maitage von BeiUn abfährt und sich am nächsten Morgen
in Cöln den Schlaf aus den Augen reibt, glaubt man in einer anderen
"Welt zu sein. An Stelle der in Berlin zurückgelassenen, noch höchst
unentwickelten Vegetation, findet man in Cöln eine in üppigster
Fülle stehende Baum- und Strauchblüte vor. In den prächtig ge-
haltenen städtischen Anlagen und in der Flora beherrschte Flieder
und Rhododendron die Situation. Die Baum- und Strauchblüte der
Flora war von wunderbarer Pracht und ließ erkennen, daß dort
Säge und Schere mit Sachkunde imd weiser Mäßigung gehandhabt
werden. Im Laufe der Unterhaltung mit Herrn Inspektor Rausch
ergab es sich, daß derselbe seine Gehölze in Übereinstimmung mit
den Grundsätzen, die ich seit Jahr und Tag vertrete, schneiden läßt.
Die prächtigen Magnolien der Flora, unter welchen sich ein Riesen-
exemplar von Magnolia Yulan befand, traf ich noch im letzten
Blütenstadium an. Ich ließ mir die Gelegenheit nicht entgehen, einige
photographisohe Aufnahmen zu machen, von welchen ich drei bei-
stehend den Lesern
biete. Nebenstehendes
Bild zeigt uns ein Teil-
stück des Blumenpar-
terres,das ein anmutiges
Frühiingskleid angelegt
hatte. Die Hauptgrup-
pen waren ausschließ-
lich mit Tulpen in har-
monischer Farbenzu-
sammenstellung be-
pflanzt; sie waren frei
von der berüchtigten
Tulpenkrankheit und
zeigten eine sehr gleich-
mäßige Entwickelung.
Das Bild Seite 499 oben
zeigt die Teilansicht
eines der beiden großen,
aus Weißbuchen gebil-
deten Laubengänge der
Floraund das dritte Bild
bietet einen Blick in
eines der Schauhäuser.
Herr Rausch ist ein
tüchtiger Kultivateur,
der aus den Gewächs-
häusern nicht nur so-
genannte, sondern wirk-
liche Schauhäuser ge-
macht hat, die unübertreffliche Kulturpflanzen bergen.
In der Anlage fiel mir ein gewaltiger Findlingsblock auf. Auf
meine Frage teilte mir Herr Rausch mit, daß die Direktion die.sen
Felsen für einige hundert Mark beschafft habe; er soll zur Aufnahme
eines Reliefbildes des verstorbenen Schöpfers und ersten Garten-
direktors der Flora, Niepraschk, dienen. Dieses zukünftige Medaillon-
bildchen hat eine interessante Vorgeschichte. Freunde des Genannten
hatten sich zusammengetan, um zu einem Denkmal für ihn zu
sammeln. Geschäftsführer war Herr Olbertz in Erfurt, der es für
angemessen hielt, als solcher den Aufruf zunächst in seiner Zeit-
schrift unter Beigabe einer Abbildung einer auf stolzem Sockel stehenden
Phantasiebüste des zu ehrenden zu veröffentlichen, um einige Wochen
später die übrige Fachpresse um Nachdruck zu bitton. Dieses Er-
suchen habe ich seinerzeit als Herausgeber der Gartenwelt sehr
energisch abgelehnt, während ich bei ordnungsmäßiger Handhabung
der Denkmalsgeschäftsführung die gute Sache in jeder Weise ge-
fördert haben würde. So ist denn aus der erträumten stolzen
Marmorbüste auf granitenem Sockel ein bescheidenes Medaillon-
bildchen geworden, das in einen von der Flora gestifteten Findlings-
block eingelassen wird. Die Freunde Julius Niepraschks werden
Teilansicht des Blumenparterres der
Originalaufnahme
wissen, bei wem sie sich für dieses Fiasko zu bedanken haben.
Niepraschk ist der eigenthche Schöpfer der Cölner Flora, zu deren
Anlage und Leitung er 1862 auf Empfehlung Lennes berufen wurde.
Er stand der Flora bis zu seinem, am 1. September 1890 erfolgten
Tode, vor. M, H.
Mannigfaltiges.
Neue wetterfeste Etiketten bringt die Firma Eugen Wagner,
Alleinverkäufer der Ideal -Patent -Etiketten -Fabrik in Friedland
i. Böhmen in den Handel. Sie bestehen aus besonders präpariertem
Ton oder aus unglasiertem Porzellan (sogen. Biskuitmasse). Die
gesetzlich geschützten Etiketten werden mit und ohne Aufdruck ge-
liefert. Ohne Aufdruck sind sie zum Beschreiben mit Tinte bestimmt
und die Firma liefert eine Flüssigkeit zum Bestreichen der Etiketten
nach dem Beschreiben, die das Ansetzen von Moos in Warmhäusern
verhindern soll.
Die Aufschrift, die auf Bestellung ausgeführt wird, geschieht
mit lichtbrauner Glasur, ,iuf Wunsch auch dunkler, blauer oder
grüner Glasur, die sich
von dem sandfarbenen
Hiutergmnd gut lesbar
abhebt, oder nur relief-
artig in der Farbe des
Etiketts.
Die Etiketten mit
Schrift werden auch mit
farbigem Hintergrund
geliefert. Die Firma
stellt auch Etiketten mit
aufgedruckter Firma
her, doch werden solche
Etiketten vorläufig nicht
abgegeben.
Die Preise für
100 Stück Etiketten mit
Namen betragen 1,50
bis 3 Mark für Ton-
etiketten und 3 bis 5 Mk.
für Porzellanetiketten.
Bei Abnahme unter
zehn Stück einer Sorte
tritt ein erhöhter Preis
von 6 bezw. 8 Pf. pro
Stück ein.
Wirkönneninter-
essenten einen Versuch
mit diesen Etiketten
warm empfehlen. Ihre
die gute Lesbarkeit der
Stück),
Flora in Cöln zur Zeit der Tulpenblüte.
für die „Gartenwelt'*.
Beständigkeit gegen Witterungsein
reliefartigen Schrift, ihr geringes Gewicht (10 bis 13 g
das gefällige Aussehen und der verhältnismäßig sehr niedrige Preis
werden diesen Ideal -Patent -Etiketten bald viele Liebhaber und
Käufer verschaffen.
Zur Vertilgung der Wespen und Hornisse. In dem
Artikel in No. 38, Seite 448 wurde als Lockmittel für die zum Ab-
fangen der obengenannten Schädlinge bestimmten Fanggläser Frucht-
saft, beziehungsweise Honig empfohlen. Die Herren Vilmorin
Andrieux & Co. in Paris waren so liebenswürdig uns mitzuteilen,
daß bei Verwendung dieser Lockmittel neben den Schädlingen auch
zahlreiche der nützlichen und fleißigen Arbeitsbienen ihren Tod
in den Gläsern finden. Als weit besseres Mittel empfehlen die ge-
nannten Herren einfaches Bier, wozu Reste aus Flaschen und
Gläsern verwendet werden können. Bierreste locken niemals Bienen
an, während sie auf Wespen und Hornisse anziehend wirken. Ich
möchte dem noch hinzufügen, daß man hier in Berlin, wo im Som-
mer das sogenannte Weißbier als erfrischendes Getränk viel konsumiert
wird, dieses als Lockmittel vorzieht. Ich hatte erst in diesen Tagen
IX, 42
Die Gartenwelt.
Gelegenheit, die Fanggläser eines Liebhabers näher zu betrachten.
Der Köter bestand hier aus Weißbier. In den einzelnen Gläsern
befanden sich zahlreiche Wespen, Hornisse und Fliegen der ver-
schiedensten Art, aber keine Bienen, trotzdem das betreffende Garten-
grundstück von solchen permanent beflogen wird. Im Interesse der
Bienenzucht und der Gärtner selbst wäre es also geboten, nur Bier
als Lockmittel zu verwenden. M. H.
Gärtnerische Betriebslehre.
Was muß geschehen, um die Zier- und Haudeis-
giirtnerei in allen ihren Zweigen, trotz der in
No. 24, Seite 287 angeführten Mißstände, wieder
einträglich und unter den heutigen Verhältnissen
rentabler als bisher zu gestalten?
Eine Antwort in Leit.sätzen von Willy Lange, Lehrer der Garten-
kunde und Abteilungsvorsteher an der Kgl. Gärtner- Lehranstalt Dahlem
bei Steglitz.
(Erste Prei.?arbeit.)
1. Die kaufmännische Berechnungsart ist abgeleitet aus
den Verhältnissen des Handels und der Fabrikation toter
Wai-en. Diese Berechnungsart ist nicht ohne weiteres auf
die Gärtnerei anwendbar, vielmehr muß „gärtnerische Be-
triebslehre" die Grundlage aller Erwägungen bilden. (Vergl.
die Landwirtschaft !)
2. Die Überproduktion besteht meistens in den „Spezial-
kulturen". Sie hat auch in der Spezialisierung, bezgl. Ein-
Blick in ein Schauhaus der Flor;
in Cöln.
Originalaufnahme für die „GarteuweU**.
Teilansicht eines Weißbuchen(Carpinus Betulus)-
Laubenganges der Flora in Cöln.
Orifinalaufnahme für die „Gartenwelt".
seitigkeit der Modepflanzen-Liebhaberei und Anzucht ihren
Grund.
Gegenmittel: Größere Mannigfaltigkeit in den dem
Publikum anzubietenden Pflanzen gattun gen, dagegen nicht
in dem großen Sortenreichtum weniger Gattungen.
3. Die Sucht, viele beliebte Blumengattungen, Gemüse,
Früchte möglichst während des ganzen Jahres dem Publikum
anzubieten, verringert die Wertschätzung dieser Pflanzen zu
der fi-üher üblichen Zeit des Angebotes, in welcher ihre Heran-
zuclit gewinnbringend war. (So waren Eis-Maiblumen letzten
Winter zuzeiten billiger als Keime.)
Gegenmittel: Allgemeine Rückkehr zur Begleitung der
Jahreszeiten durch die ihnen entsprechenden Blumen etc.;
Beschränkung des Angebotes zu übermäßig unnatürlicher
Zeit auf die Gourmands unter den Pflanzenfreunden.
4. In der Konkurrenz der Privatleute im Angebot von
Blumen, Obstbäumen, Rosenpflanzen, Gemüse erblicke ich keinen
erheblichen, allgemeinen Schaden des Berufes. Diese Privat-
leute helfen Pflanzenfreunde heranbilden, die dann
Bedarf haben, weit über das hinaus, was ihnen von den
Privatleuten geboten werden kann. Dagegen ist die Handels-
gärtnerei aller gärtnerischen Beamten schädlich, weil diese
gegenüber dem freien gärtnerischen Betrieb zu sehr in un-
gerechtfertigtem Vorteil sind.
5. Die Eigenanzucht zur eigenen Verwertung kann Be-
hörden jedoch billigerweise nicht zum Vorwurf gemacht
werden: Wozu sind denn ihre gärtnerischen Beamten da, als
dazu, um im Interesse ihrer Auftraggeber so vorteilhaft wie
Die Gartenwelt.
IX, 42
möglich zu wirtschaften? Aber die Städte etc. sollten
darüber hinaus keinen Handel treiben.
G. Sinken des Grundwertes ist ein Verlust am Stamm-
Kapital, aber nicht am Betrieb. Zeitwert eines Grundstückes
einerseits und gärtnerischer Nutzwert andrerseits müssen streng
imterschieden werden.
Der Zeitwert, wenn er höher ist als der gärtnerische
Nutzungswert (wie dies in der Nähe von Städten fast immer
der Fall ist), muß vom Reservefonds verzinst werden.
Nur die Zinsen des gärtnerischen Nutzwertes sind vom
Betrieb aufzubringen. Nur durch Meliorationen wird der
Nutzwert erhöht.
Der Zeitwert kann steigen oder fallen und bedeutet
dann Gewinn oder Verlust am Reservefonds. Das Grundstück
ist so zu wählen, daß der Zeitwert voraussichtlich periodisch
von zehn zu zehn Jahren mindestens \im so viel steigt, als
die Verzinsung während dieser Zeit betrug. Hypotheken müssen
als „Schulden" empfunden und behandelt werden, nicht als
ein Mittel um in „Besitz" (nämlich eines Grundstückes) zu
kommen.
Es ist kein Vorteil des Käufers gegenüber dem Pächter,
daß man „Hypotheken aufnehmen kann". Hypotheken sind
eben Schulden — und Schulden sind kein Vorteil! Welche
Unklarkeit herrscht über diese einfache Sache!
7. Die_Zinsen des Nutzwertes des Grundstücks zu vier
bis fünf Prozent sind vom Überschuß der laufenden Einnahmen
des Betriebes über die laufenden Ausgaben abzuziehen. Erst
dann ergibt sich die Rentabilität im wahren Wortsinn,
oder der Verlust.
8. Eine Aufnahme der Vermögensstücke in Rück-
sicht auf die Eigenart des gärtnerischen Betriebes ist un-
erläßlich zum Vergleich über Gewinn oder Verlust am Be-
sitz, unabhängig zunächst vom Gewinn oder Verlust am
Betrieb.
Ueber die Rentabilität der einzelnen Zweige der Gärtnerei
herrscht viel zu wenig Klarheit.
In diesem Sinne sind „Rentabilitätsberechnungen" gärtne-
rischer Werke sehr vorsichtig zu benutzen. — Bei jeder
Rentabilitäts- Vorberechnung muß man bedenken, daß es stets
nur heißen kann: „Wenn" . . . Witterung, Kulturresultat la,
keine Schädlinge, Absatz, ,,wenn" kein allgemeiner Preis-
rückgang, kein Inkasso- Verlust — „dann" . . .
9. Über alle diese Dinge fehlt es an guter Literatur,
die aus handelsgäi'tnerischer Praxis hervorgegangen ist. Auch
der Unterricht an den Lehranstalten über Betriebslehre haftete
bisher zu sehr am Formal-kaufmännischen.
Die Gäi-tner- Lehranstalt Dahlem geht auch in dieser
Beziehung jetzt andere, richtigere Wege.
10. Die Jahreszeit (Witterung), Feste, politische Ereig-
nisse, die gesamte Handelskonjunktur, Kaufkraft der Be-
völkerung in ihren verschiedenen Klassen, ortsübliche Reise-
zeiten, das Verhältnis der Witterung zur Importmöglichkeit
müssen mehr berück.sichtigt werden. Nicht „ins Blaue"
hinein produzieren!
11. Die Betriebs- und Handelserfahrungen, soweit sie in
nachweisbaren, eigenartigen Zuständen ihren Grund haben,
.sind tagebuchartig aufzuzeichnen, \im sie künftig zu ver-
werten.
12. Ein klarer, kurzer Kultur plan für jedes Jahr ist
unerläßlich; er muß so abgefaßt sein, daß in Behinderung
des Betriebsleiters auch derjenige mit Sicherheit die nötigen
Aufgaben ausführen kann, der der nächste dazu ist.
Nur so ist eine planmäßige Durchführung auf Grund
einfacher Vor -Überlegung denkbar. Dann aber auch kein
Schwanken, Wechsel, keine Augenblicks- und Stimmungs-
Entschlüsse, sondern ruhige, des Zieles bewußte Arbeit.
13. Sicherung von Abnehmern durch Angebot,
lange bevor die Ware fertig ist, sobald sich die voraussicht-
liche End-Beschaffenheit beurteilen läßt, „freibleibend".
14. Schutzzölle sind nur bedingte Förderer der
deutschen Gärtnerei. Sie erhöhen die Preise und ver-
ringern den Abnehmerkreis. Jede Ware zu einem be-
stimmten Preise entspricht einem bestimmten Kreis von Ab-
nehmern, die zu eben diesem Preise zu kaufen in der Lage
sind. Erhöht sich der Preis, so verringert sich der Kreis der
Abnehmer, doch sind im Sinne der Erziehung des Publikums
zum Kauf deutsclior Ware Schutzzölle erwünscht.
15. Der Straßenhandel bedient Kreise, die für das
Blumengeschäft kaum in Betracht kommen. Dieses muß
seine gewinnbringende Aufgabe in der Gestaltung der Blumen-
Zusammenstellungen, in der besten Qualität und Zuverlässigkeit
suchen. In diesem Sinne erzieht der Straßenhandel mit seinen
billigen, einseitigen Angeboten allmählich anspruclisvollere
Blumenfreunde für die Blumengeschäfte (ähnlich wie unter 4).
Gegenüber dem Import, Straßenhandel und Privat-
konkurrenz muß die Parole lauten für das Streben nach
Gewinn : „Trotzdem".
Fachmännisches Geschick, umfassender Blick, die Fähig-
keit rechtzeitig dem Betrieb Nutzbringendes anzu-
gliedern, müssen den Sieg über diese Schädigungen davon-
tragen.
16. Vernünftige Vielseitigkeit, welche die volle Aus-
nutzung aller Beti'iebsmittel (Land, Gewächshausraum, Arbeits-
kräfte, Heizungsanlagen) während des ganzen Jahres gewähr-
leistet.
17. Erziehung des Personals zu Mitarbeitern, in
heiterer Vertraulichkeit, welche für Alle die Arbeit zur Freude
macht.
18. Rückhaltlose innerliche Anerkennung der Schutz-
gesetze für die Arbeitnehmer, die „Glieder". Rückhaltlose An-
erkennung ihrer berechtigten Interessen als einer Entwicklung
unseres sozialen Körpers — wofür die Arbeitnehmer die
Pflicht anerkennen müssen, die Interessen des Arbeitgebers
als des sie ernährenden „Magens" (im Sinne der bekannten
Fabel gesprochen) wirklich wahrzunehmen.
Beziehen sich die Rechte der ersteren auf achtungsvolle
Behandlung, angemessene Bezahlung und Freiheit nach der
Arbeitszeit, so ist ihre Pflicht innerhalb der Arbeitszeit ab-
solute Zuverlässigkeit in Ausnutzung der Zeit, ihrer Ki-aft
und Fähigkeit für den Arbeitgeber. Die Behandlung lebender
Wesen (Pflanzen und Tiere) ist keine Fabriktätigkeit, sondern
sollte als „Vertrauenssache" betrachtet werden. Das Ver-
trauen zu rechtfertigen sei Ehrensache.
Daß die Gärtnerei nicht durch Handwerks- und Innungs-
wesen allgemein hindurch gegangen ist zu der heutigen
Freiheit, hängt ihr heute an. Das Innungswesen hat die
Handwerker-Ehre groß gezogen, und die Gärtner, besonders
die Jüngeren, bedürfen dieses traditionellen Ehrgefühls. In
diesen Imponderabilien, meinetwegen auch Idealen, gründet
sich die Wurzel praktischer Zusammenarbeit von
Arbeitgeber und Gehilfen.
19. Mit allen Mitteln muß die Liebe zm- Pflanzenzucht
in das Volk getragen werden: Blumen und Pflanzen müssen
als Bedürfnis anerzogen werden (vergl. Japan).
IX, 42
Die Gartenwelt.
Mittel:
1. Schulgärten.
2. Oratis-Cberlassung von Gemeindeland und Gonieinde-
bauplätzen zur Pflanzenzucht.
3. Behördlicher Zwang, wüstliegende Spekuhitions-
grundstücke in und bei Städten gartenmäßig zu be-
stellen.
4. Weitere Begünstigung der Schrebergärten.
h. Verbreitung von Kenntnissen fiber Pflanzenzucht unter
das Pubhkum in Gartenbau- und gemeinnützigen
Vereinen.
6. Abhaltung von Kursen für Gartenfreunde an Lehr-
anstalten.
(Bemerkung: Manche Fachgenossen glauben noch
immer, die Verbreitung von Kenntnissen über
Pflanzenzucht im Publikum bringe ihnen Schaden.
Das Gegenteil gilt dem Schreiber dieses als be-
wiesen. Die Kenntnisse lassen das Publikum
den Besitz von Pflanzen wünschen, die Kidtur
wagen; Erfolge führen zu neuen Bedürfnissen
und Wagnissen, d. h. zur Inanspruchnahme des
Berufshandelsgärtners.)
20. Weitere Mittel zur Vergrößerung des Pflanzen-
bedarfes: Reiche, vielseitige, blumige Pflanzung in öffent-
lichen Gärten, in Vorgärten, Stadtparks, mit dem Ziel, während des
ganzen Jahres Schönheiten zubieten. Solange zwischen den
„Gehölzgruppen" alljährlich gegraben wird, statt den Boden
mit dahingehörigen Pflanzen zu bedecken, ^vird jede „Anlage"
dem Gärtner, d. h. Pflanzenzüchter und -Händler weniger
Verbrauchsmöglichkeit gebeu als Vernunft und Schönheits-
sinn, Freude an den Pflanzen von „Anlagen" zu fordern be-
rechtigt sind.
Man vergleiche das Mißverhältnis zwischen dem Auf-
wand an Erdarbeiten und dem für Pflanzen — um derent-
willen doch die Anlage geschaffen wird. Also: Spart an
Erdai'beiten, gestaltet das gebene Gelände (wo nur irgend
möglich) so wie es ist, durch Pflanzung, nicht durch Spaten
und Rechen.
21. Zurüekführung der Ausstellungen auf ein vernünf-
tiges Maß, Verringerung der Menge zugunsten der Beschaffenheit;
Zurückhaltung von Ausstellern, welche durch Menge und
lediglich „dekorative" Gru])pen die wertvolleren Einzelleistungen
erdrücken.
Keine Verquickung von Profitwut, von ehrgeizigen
Bestrebungen Einzelner mit den Interessen des Ausstellungs-
unternehmens als einer gärtnerischen Musterschau. Hier-
durch Verringerung der Opfer, Sicherung wirklichen künftigen
Gewinnes für die einzelnen Aussteller.
Viele Ausstellungen der letzten Jahre wuchsen sich zu
Vergnügungs- und Spekulationsunternehmungen aus, mit Hilfe
der Gärtner, die lange stillinnerlich an den Ausstellungs-
wunden bluteten. Vorher- Berechnung von Kosten — auch
Stönmgen im regelmäßigen Betrieb gehören dazu — und
möglicher Gewinn der Ausstellung für den Einzelnen. Zeigt
die vorherige Berechnung ein Defizit, so muß man sich
fragen, ob man dem persönlichen Ehrgeiz solche Opfer
bringen soll und kann — und darf dann nachher nicht
lamentieren.
Kongresse, Versammlungen.
Der internationalft botanische Kongrel» uiul die
botanisciie Ausstellung in Wien.
Von Herrn. Breitschwerdt, Obeigärtnfir und GavtiTibaulelini- in
Mödling bei Wien.
n. (Schluß.)
-Ucr botanische Garten der k. k. Universität in Wien
stellte seine jüngste Erwerbung aus: MesemhrinitÜtemuvi
Bolusü, Mart., vom Kapland stammend, eine rein botanisch-
interessante Pflanze mit einem harten mehrgliedrigen Stamm,
ähnlich dem des Elefantenfußes (Testudinaria elepltantipes).
Garteninspektor Wiemann vom botanischen Garten ist auch
der Schöpfer der Felsengruppe, welche die Flora der Raxalpe
bei Wien aufgenommen ; ausgestellt hatten hier die Direktion des
Wiener botanischen Gartens und der österreichische Gebirgs-
vorein mit Unterstützung des Vereins zmn Schutze und zur
Pflege der Alpenflora in Bamberg, wozti noch der alpine
Garten auf der Raxalpe Material gespendet. Eine kleine Aus-
lese unter den blühenden Gebirgskindern sei hier gegeben:
Orckis maculata, Androsace laciea, Scabiosa lucida, Draba
siellata, Dianlhus alpinus, Polygala amara, Gentiana vulgaris
und verna, Leontopodium alpinum, Viola alpina, Primula
clusiana, Rammculus alpestris und Trollius humilis. Diese
kleinen reizenden Blütenteppiche wurden von diversen alpinen
Sträuchern xuid Koniferen angenehm unterbrochen. Die ge-
samte Anordnung war außerordentlich gut gelungen, recht
übersichtlich gehalten und wurde daher auch die Raxalpe-
Flora von dem Gebirgspflanzen liebenden Wiener Publikum
zeitweise so belagert, daß es für den Berichterstatter schwer
wurde, sich Notizen zu machen.
Die Garteninspektion der Reichshauptstadt und
Residenzstadt Wien (Gai-teninspektor Wenzel Hybler)
hatte ihre Ausstellungsobjekte zu einem förmlichen Kabinett
arrangiert. Der Eingang wai- mit einer schmucken Drapierung
und dem Wappen geziert tmd lenkte schon von weitem die
Aufmerksamkeit auf diese Gegenstände. Längs- und Seiten-
tisclie grenzten den Ausstellungsteil ab; die Tische waren —
selbst mit Benutzung der Fensternischen — mit einer reichen
Gehölzsammlung, darunter blühenden Sträuchern und blühenden
Stauden besetzt, die abgeschnitten in Wassergläsern aufgestellt
gewesen; an Gehölzen allein mögen wohl 200 Stück oder
noch mehr vorhanden gewesen sein. Leider aber war das
Material zu dicht aneinander gereiht, daß es kaum möglich
war, die in der dritteu Reihe befindlichen Gehölze zu Ije-
sichtigen, geschweige denn die in den rückwärts und hiiher
gelegenen Fensternischen nur flüchtig zu studieren. Unter
den Gehölzen hätten die schmutziggelb gesprenkelten Acer
und einige andere, durch unreine Tinten unschön wirkende
Gehölze fern bleiben können; mit einem solchen Material,
und wenn noch so vorsichtig verwendet, wird man in der
Landschaft niemals ruhige Bilder schaffen können. Durch
Blattgröße geradezu auffallend wai- eine als Tilia Lueyeri, H. B.
bezeichnete Linde. Im großen und ganzen aber zeigte diese
Sammlung, daß in den Wiener öffentlichen Stadtanlagen ein
recht umfangreiches Gehölzmaterial verwendet wird.
Die bestehenden und projektierten Gartenanlagen der
Stadt Wien waren in flott gezeichneten Plänen — die die
Eisgruber Schule verraten — und die bestehenden Anlagen
inklusive der Frietlhöfe in prächtigen, die Wand schmückenden
502
Diie Gairtenwelt.
IX, 42
Photographien und in einem großen Album zu sehen. Weiter-
hin erläuterten Wandtabellen die aus der städtischen Baum-
schule an die Anlagen abgegebeneu Gehülze, die Ausdehnmig
imd Erweiterung der Gartenanlagen usw. Wie leider so oft,
so waren auch hier einige Sachen derart hoch plaziert, daß
man zum genauen Studium ein Fernrohi- gebraucht hätte;
derartige Objekte sollte man dem Auge doch näher bringen,
denn sie finden beim Publikum oft mehr Interesse als der
Aussteller selbst vermutet.
In den letzten Jahren hat die Stadt Wien ungemein
viel für Reformierung und Neuschöpfung von Gartenanlagen
getan. Bürgermeister Lueger ist entschieden ein begeisterter
Gartenfreund; er sucht das einst Versäumte nachzuholen und
jedes noch so kleine Fleckchen Erde für eine Anlage zn
gewinnen. Wenn auch nicht alles geschaffene einwandfi-ei
ist, so muß man doch dem Streben des Bürgermeisters, seiner
Vaterstadt grünende Anlagen zu schaffen, Anerkennung zollen,
denn die Stadt Wien besitzt heute für Gartenanlagen ein
Budget von 1500000 Kronen (= 1273350 Mark).
Die Direktion des botanischen Gartens der
deutschen Universität in Prag brachte in einem Glas-
kasten die Ameisenpflanze Myrmecodia echinata, Jack, eine
Rubiaceae von Java zur Schau und zwar in einem alten
Exemplar und daneben in je einer Sämlingspflanze der Jahre
1901 bis 1905. Weiterhin waren Platycerium alcicorne rnajus,
Moore (1903), ÄKw, Moore (1903), WilUnkii, Moore (1903),
alcicorne (1905) und grande (1904) zu sehen; die Jahres-
zahlen entsprechen dem Anzuchtsjahr und die Pflanzen von
1904 und 1905 mit ihren großen Prothallien erregten das
lebhafteste Interesse des Fach- und Laienpublikums. Neben
einigen zierlich blühenden Alpinen in Töpfen sind noch zu
erwähnen ein größeres Acrostichum crinitutn {Polypodiaceae),
Spathicarpa sagitlifolia (Araceae), kleine Testudinaria elephan-
iipes und die Meine, mit Blütchen übersäte, leider selten an-
zutreffende Staude Linnaea borealis..
Frantz De Laet in Contich bei Antwerpen stellte eine
kleine Gruppe größerer importierter Kakteen und Anton
Zaruba in Prag-Liebau ebenfalls Kakteen, aber durchwegs
Veredlungen in ausgezeichneter Ware aus; die Objekte beider
Aussteller waren verkäuflich. De Laet hatte am mittleren
Eingang der Orangerie einen Riesenkaktus, der drei Meter-
zentner wiegen soll, aufgestellt. Zuletzt mögen in der gärt-
nerisch-botanischen Abteilung noch die zwei an der Wand
hängenden Glaskästen erwähnt sein, in denen der Schön-
brunner Hofgarten zusammen 35 verschiedene Nejientkes-
Kannen in Herbarmaterial ausstellte.
Die wissenschaftliche Ausstellung gliederte sich
in zwei Gruppen, in die historische Abteilung, in welcher
die Beteiligung nur auf Österreich beschränkt gewesen und
in die Abteilung für moderne Hilfsmittel der Forschung und
des Unten-ichts.
Die historische Abteilung. Die k. und k. Familien-
fideikommiß-ßibliothek (Vorstand Dr. A. Karpf) stellte eine
Reihe Portraits von österreichischen Botanikern, Werke
botanischen Inhaltes und zahlreiche Kunstblätter und
lUustrationen aus. Es waren hier Pflanzenillustrationen von
1473 bis zur Gegenwart vertreten. Von Werken sind zu
nennen ein „Herbarius" von Jakobus de Dondes (1473),
der mit seinen naiven Pflanzenbildem die Anlegung von
Herbarien zu ersetzen trachtete, ein Gmelin-Böhmer „All-
gemeines Blumen-, Kräuter-, Fiucht- und Gai-tenbuch" (1750
bis 1772), ein Originalwerk „Orchideae Sehönbrunnensis", ge-
zeichnet von Franz Gruber, mit 100 Tafeln und Index
(1847), die der Künstler für den Kaiser Franz I. und
Ferdinand I. geschaffen, ein Franz Antoine „Abbildungen
von 51 Pfirsich-Sorten nach der Natur (1816), ein A. Har-
tinger und S. Endlicher „Paradiesus Vindobonensis", Wien
1844 — 1847, ein Ph.' Opitz „Deutschlands cryptogame Ge-
wächse", Prag 1817 und ein J. A. Scopol i „Flora carniolica",
Wien 1760. Die herrlichen Originalbilder von Hartinger,
Schmutzer und anderen mußten jeden Kenner entzücken.
Die botanische Abteilung des k. k. naturhistorischen Hof-
museums (Kustos Dr. A. Zahlbruckner) stellte Werke öster-
reichischer Autoren aus, um zu zeigen, welchen Anteil an
der Entwicklung der botanischen Wissenschaft Österreich hat,
weiterhin Werke ausländischer Autoren, die im Besitze dieses
Institutes sind, Werke mit Bezugnahme auf österreichische
botanische Expeditionen, getrocknete Pflanzenarten öster-
reichischer Autoren oder Sammler mit Originaletiquetten und
Pflanzenarten österreichischer botanischer Expeditionen und
zuletzt Briefe liervorragender Botaniker aus Jacquins des
Älteren Briefwechsel. Aus dieser Abteilung sind hervor-
zuheben: Wawra, „Botanische Ergebnisse der brasilianischen
Reise des Kaisers Maximilians von Mexiko von 1859 — 1860";
Martins, „Naturgeschichte der Palmen"; Malpighi, „Pflanzen-
anatomie"; Abbildungen zur „Alpenflora" von Erzherzog
Johann; die nicht edierten Abbildungen von Oberer und
Sieboldt zu den ,,Aroideen" von Schott; J. Soureis „Ab-
bildungen von in den Jahren 1806 — 1817 kulti\aerten Nelken"
mit farbigen Blütenblattzeichnungen (nach unserer oberfläch-
lichen Schätzung zirka 350—400 farbige Nelkenblätter ent-
haltend); ein Kräuterbuch (Herbarium) aus Tirol, aus dem
16. Jahrhundert stammend, und ein Kräuterbuch aus der Zeit
um das Jahr 50 n. Chr., „aufs neue übersehen" von Peter
Uff enbach (Frankfurt, Joh. Bringer 1610). Unter den Hand-
schriften ist zu erwähnen ein Brief des van S wie ton an
Jacquin vom Jahre 1788 „auf dem Rennweg in dem
botanischen Garten".
Diese beiden genannten Institute hatten in jeder Be-
ziehung großartig ausgestellt und ein eingehendes Studium
aller Objekte hier hätte viele Wochen beansprucht.
Dr. M. Kronfeld in Wien brachte Pflanzenbilder und
Dokumente zur Geschichte des Schönbrunner botanischen
Gartens zur Schau. Welcher Riesenfleiß gehörte dazu, diese
Kollektion von Abbildungen und Manuskripten zu sammeln,
die insbesondere in die wissenschaftliehe Glanzzeit Schön-
brunas unter Jacquins Leitung fällt! Von historischem
Interesse ist der Briefwechsel der auf Expeditionen befind-
lichen Schönbrunner Gärtner mit ihren damaligen Fürsten
und Vorgesetzten und weiterhin ein dickleibiges Werk, „Ver-
zeichnis der gesamten in dem kaiserl. königl. Holländisch
botanischen Hofgarten zu Schönbrunn befindliehen Gewächsen
und Pflanzen, zusammengetragen von dem alldasigen Kaiserl.
Königl. Hoffgärtner Franz Boos. Im Jahre 1799."
Sehr interessant waren das vom Benediktinerstift
Braunau in Böhmen ausgestellte „Herbarium vivum oder
lebendiges Kräuterbuch von Georg Philipp Säur wein in
Innsprugg 1748" und das im Besitze von Dr. Albert Figdor
in Wien befindliche „Herbar des Jeronimus Hardefus
von Bregentz", angefangen anno 1562, welches als eines
der ältesten erhalten ist.
Das pflanzenphj'siologische Institut der k. k.
Universität Wien (Hofrat Prof. Dr. Wiesuer) zeigte neben
diversen Mikroskopen von F. A. Nobert in Barth (Pommern)
IX, 42
Die Gartenwelt.
503
und Amici, sowie Stativs von Plössl, einen großen Mikro-
skopiertiseh des berühmten Wiener Botanikers ünger; die
k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien (Direktor: Hof-
rat Ganglbauer) herrliche Naturselbstdrucke von Pflanzen;
Frau Eegierungsrätin Weiß in Wien XVIII 12 Bände mit
2238 Aquarellen diverser Künstler, Pilze und Phanerogamen
darstellend; das botanische Institut der k. k. Universität
Wien (Direktor Prof. Dr. Eitter von Wettstein) alte
Mikroskope und Präparate von historischem Wert, Briefe
Linnes an Jacquin den älteren, und ein altes, autorenloses
Herbarium aus Tirol, Ende des 16. Jahrhunderts angelegt,
und Kustos Dr. A. Zahlbruckner in Wien Portraits vom
Reichsverweser Erzherzog Johann und seines Beirates Johann
Baptist Zahlbruckner, welcher, in einer AJpenlandschaft sitzend,
eine Blume betrachtet; ein reizendes wissenschaftliches Bild
aus der Biedermeierzeit.
Die wissenschaftliche Abteilung. — Die bio-
logische Versuchsanstalt in Wien, „Vivarium" im
Prater, stellte Algenkulturen aus, unter denen viele durch
ihr reizendes Aussehen (wie z. B. Codium iomentosum von
Triest, Chara spec. von Faied, Ägypten, Padina Pavonia von
Triest etc.) wohl jedem Besucher auffielen; die k. k. Samen-
kontroll-Station in Wien (k. k. landw. -botanische Versuchs-
station, Direktor Hofrat Dr. Ritter von Weinzier 1) eine
ungemein reichhaltige Sammlung von Apparaten und Uten-
silien zur Samenprüfung, verfälschte Samen des
Handels nebst den Fälschungsprodukten, Photographien
von Weizenkreuzungen, Apparate zur Getreidezüchtung,
Proben veredelten Saatgutes und vieles andere; Prof. Dr.
Tschermak (Hochschule für Bodenkultur) in Wien Tafeln
mit Zeichnungen und aufgeklebten Pflanzen, darstellend die
Vererbiingsgesetze (z. B. die Aufspaltung der Blütenfarbe nach
Kreuzung einer rotblühenden i'i) mit weißblühenden (6) Lev-
koje); die k. k. forstliche Versuchsstation Mariabrunn
bei Wien (Direktor Hof rat Friedrich) diverse Ai^parate,
Modelle etc., einen Querschnitt durch eine 600 Jahre alte
Schwarzföhre (Pinus Laricio austriaca) vom Schneeberggebiet,
Hölzer mit Zeichen von Hagelschlägen bei Lärche, Weißkiefer
und Rotbuche, Ansichten von denkwürdigen Schwarzföhi-en
aus Niederösterreich, unter denen auch die „breite Föhre"
bei Mödling vertreten gewesen und Präparate zimi Nachweise
der Kompressionsfähigkeit und Härte der Hölzer; die k. k.
zoologische Station in Triest (Direktor Prof. Dr. J. Cori)
herrliche Vegetationsbilder des Golfes und der Alpenvegetation
beim Leuchtturm von Triest, diverse Netze und eine Zange
zum Heben von mit Algen bewachsenen Steinen, und d i e
k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien
diverse Bilder, Bücher etc., darunter das große Landes-
herbar von Niederösterreich.
In sehr- hervorragender Weise war die Botanik, wie
sie tatsächlich an den österreichischen Mittelschulen gelehrt
wird, durch eine Spezialkommission, bestehend aus den Pro-
fessoren Anger, Lanner und Dr. Linsbauer vorgefülu-t;
die hier veranschaulichten Objekte entstammten einer großen
Zahl von Wiener Gymnasien und Realschulen.
Photographien stellten aus: Hjalmar Jensen in
Buitenzorg (Java), herrliche Vegetationsbilder (Nejjenthes,
Oriodoxa regia, Urwald-Moosregion, Bambusen etc.), Dr. Hans
Hallier in Hambm-g, Ansichten von seiner ostasiatischen Reise
1903/4; das botanische Institut der k. k. Universität
Innsbruck (Direktor Prof. Dr. Heinricher), diverse Tropen-
bilder, z. B. ein von Luftwurzeln umgebener großer Stamm
von Fi^(s elaslica und Taue einer Rotangpalme aus Buiten-
zorg, Atemwui-zeln einer Sonneratia acida (raseolaris) von
Java und Kokospalmen am Strand bei Mount Lawinia nächst
Colombo (Ceylon); Dr. Johs. Schmidt in Kopenhagen,
Mangrove -Vegetation im Golf von Slam und andere siame-
sische Vegetationsbilder von seiner Expedition 1899/1900;
Prof. Dr. Wille, botan. Garten in Christiania, norwegische
Pflanzen und Pflanzenvegetation; Prof. Dr. Schröter-Zürich,
herrliche Vegetationsbilder aus der Schweiz; Kon r ad Heller,
Landschaftsphotograph, Wien XII, solche aus Korfu, der
Türkei, Dalmatien, Tirol und Niederösterreich und Prof. Dr.
Luja Adamovio- Belgrad, solche vom Balkan. Selir schön
waren die stereoskopischeu Photographien von Dr. C. Schröter,
Zürich aus der Schweiz, aus Japan, .lava und von Ceylon,
die Photographien eines Tiekwaldes in Mitteljava und in
einem Glaskasten präpariert die Brugmansia Ztppelii auf
OissMs- Wurzeln, die Präparate von Pilzen und Pflanzenorganen
in Konservierungsflüssigkeit von Prof. Dr. Gino Pollacci in
Pavia, die Alkoholpräparate von Rafflesiaceae, Balanophoraceae
und Loranihaceae nach einer verbesserten Methode hergestellt
vom botan. Institut der k. k. Universität Innsbruck
(Prof. Dr. Heinricher) und die Sammlung brasilianischer
Lianen vom botan. Institut der k. k. Universität in
Wien, welche der Direktor, Prof. Dr. Ritter von Wettstein,
von seiner Expedition mitgebracht. Eduard Reiner in
Wien bi achte in farbigen Photographien die Farben Variation
der Victoria regia -'Blüten am 1., 2. und 3. Tage; das
botan. Institut der technischen Hochschule in
Dresden (Prof. Dr. Drude) Proben des Formationsherbariums
der sächsischen Flora, pflanzengeographische Wandkarten etc.
und das botan. Institut der k. k. deutschen Universität
in Prag (Prof. Dr. G. von Beck) pflanzengeographische Erd-
karten, Vegetationsbilder etc.
Eine große Anzahl Firmen stellte Mikroskope, Mikrophoto-
graphien, Präzisionswagen für botanische, pflanzenphysiologische
und chemische Zwecke, Skioptikons, Glasinstrumente für bo-
tanische Zwecke etc. aus; Prof. Dr. Linsbauer in Wien XIX,
Apparate zur Messung der Lichtstärke in großen Wasser-
tiefen und zur Ermittlung der Stärke des Ober- und Unter-
lichtes in geringeren Wassertiefen ; das artistische Institut
Orell Füssli in Zürich, herrliche, sehr sauber gearbeitete
botanische Photochrom-Reproduktionen und botanische Demon-
strationspräparate für Mittel- und Hochschulen; J. Wenzl
& Fleischmann in Wien XVI, transparente Tafeln; Hugo
Hinterberger, Universitätsrektorin Wien, Mikrophotogramme,
Diapositive für Skioptikons, Lichtdrucktafeln etc., alles hoch-
interessante Objekte, diverse Private und Handlungen, Her-
barien, Bücher, anatomische Wandtafeln, botanische Fach-
schriften und Literatur.
Die k. und k. Hofgarten-Direktion in Schön-
brunn hatte ihre von der ersten österreichischen Gartenbau-
Ausstellung her bekannte Sammlung der Hofgärten von
Schönbrunn, Laxenburg etc., bestehend in äiißerst wertvollen
alten und neueren Gemälden und Photographien, zur Auf-
stellung gebracht; die kunstvolle Anordnung und Aus-
schmückung war sehr apart gehalten und wirkte überaus
vornehm.
Ludwig Schröter-Zürich, Mathilde von Mestrovic
in Wien und Therese Kuderna, k. k. Oberstengattin in Wien,
waren mit prachtvollen Ölgemälden, Orchideen, vertreten; die
genannten Künstlerinnen hatten das Material den umfang-
reichen Orchideenhilusern des Schönbrunner Hofgartens ent-
504
Die Gartenwelt.
IX, 42
nommen und Frau Kuderna dabei speziell die dort ent-
standenen Kreuzungen berücksichtigt; sie stellte aus:
2 Gemälde von Laelia hybrida teneh-osa X eler/ans
2 „ „ Laelio-CaUleya xanihina yC gaskelli-ana
3 „ „ C. Mossiae X ienebrosa
1 „ „ C. Mossiae X elegans
1 „ „ Laelia hybrida purpuraia X grandis.
Diese Gemälde zeigten aufs deutlichste, wie variabel
die Orchideen, \vie unerschöpflich sie in der Farbenvariation,
der Größe und Form der Blüten sind, selbst dort, wo aus
einer Samenkapsel mehrere Pflanzen entstanden. Der Schön-
brunner Hofgarten hat in der Orchideenanzucht aus Samen
ein fabelhaftes Glück; dort wachsen die Sämlinge in den
Anzuchtschalen der Orchideenhäuser jährlich zu Tausenden
und förmlich wie Unkraut heran. Jeder, der nach Schön-
brunn kommt, versäume nicht, sich Einlaß in die Orchideen-
häuser zu verschaffen ; was er dort in bezug auf Sämlings-
zucht zu sehen bekommt, wird ihm auf dem Kontinent so
bald nicht wieder begegnen.
Und nun zurück zur Ausstellung! Sie war in allen
Teilen großartig durchgeführt und von der Kommission, an
deren Spitze Hofrat Prof. Dr. Eitter von Weinzierl gestanden,
außerordentlich übersichtlich arrangiert. Der Besuch soll auch
recht zahlreich gewesen sein. Se. Majestät zeichnete die
Ausstellung durch eingehende Besichtigung aus, und man sagt,
daß über 10 000 Personen dieselbe besichtigt halien.
Programm zur XIV. Jahresversammlung der Deutschen
Dendrologischen Gesellschaft in Konstanz vom 7. bis 1 1. August
d. Js. Das soeben erschienene Programm ist, wie alles, was von
der genannten Gesellschaft ausgeht, in seiner Art eine anerkennens-
werte Musterleistung. Mit peinlicher Sorgfalt klar und übersichtlich
ausgearbeitet, ersetzt es den Teilnehmern Kursbuch und Eeisehand-
buch zugleich. Es ist alles auf die Minute berechnet, über jede
Stunde der einzelnen Tage ist verfügt. Alle Abfahrtzeiten, möge es
sich nun um Bahn- oder Wagenfahrt handeln, sind genau angegeben,
die Preise fiii- die einzelnen Bahn-, Dampfer- und Wagenfahrten,
Mittagessen usw. fehlen nicht. Bei den Fußtouren finden wir ge-
naue Zeitangaben, die zur Zurüoklegung der Sti-ecken erforderlich sind.
Wie der Vorsitzende der Gesellschaft, Herr Fritz Graf v. Schwerin
keinerlei veraltete Förmlichkeiten kennt, so kennt solche auch die
Deutsche Dendrologische Gesellschaft nicht. Frack und Zylinder mag
jeder Teilnehmer in seinem eigenen Interesse ruhig zu Hause lassen ;
zu allen Sitzungen, Mahlzeiten und Ausflügen erscheint man stets
in seinem Reiseanzug. Tischreden düi-fen selbstverständlich nicht
gehalten werden, da die Gesellschaft nur wissenschaftliche Zwecke
verfolgt. Ihre Veranstaltungen sind deshalb durchaus ungeniert und
mit keinerlei gesellschaftlichen Verpflichtungen verbunden. Damen,
welche persönliche Mitglieder der Gesellschaft sind, können sich an
der Jahresversammlung beteiligen; sie haben aber keine andere Rück-
sichtnahme als die männUchen Mitglieder zu beanspruchen, da andern-
falls die planmäßige Abwicklung des Programms in Frage gesteht
werden würde.
An Ausflügen .sind vorgesehen: Für Dienstag, den 8. August
Schloß Arenberg und Schloß Gaste! ; für Mittwoch, den 9. August
Stadtgarten in Überlingen und Insel Mainau; für Donnerstag, den
10. August Villa Taxis, Bregenz; für Freitag, den 11. August Bad
Schachen mit Parkanlagen des Lindenhofes und königlich württem-
bergischer Schloßpark in Friedrichshafen. Bekanntlich sind die Vor-
mittagsstunden für die wissenschaftlichen Vorträge imd die Nachmittage
für dendrologische Besichtigimgen bestimmt; nur dei- letzte Tag
dient vollständig den Ausflügen.
Folgende Vorträge sind angemeldet.
I. Tag.
Herr Fritz Graf von Schwerin (Wendisch- Wilmersdorf): Zweck
und Ziel der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft.
Herr Hofgartendirektor Graebener (Karlsruhe): Über die in Deutsch-
land winterharten Magnolien.
Herr Otto Fröbel (Zürich): Dendrologische Plauderei über einige
interessante und seltene Koniferen und über einen neuen Sorbus.
Herr von Grünberg (Pritzig): Notizen über Sorbus.
Geschäftsbericht. ^^- ^*S-
Herr Professor Pfitzer (Heidelberg): Kleine Mitteilungen über
Bambusen und Arundinaceen.
Herr HofgUrtner Nohl (Mainau): Geschichte der Anpflanzungen auf
der Insel Mainau und Beobachtungen an den dortigen Exoten.
Herr Garteninspektor Beißner (Poppeisdorf): Kleine dendrologische
Mitteilungen.
III. Tag.
ißner (Poppelsdo
■f): Mitteilungen über
ch): Unsere winterharten Rosenarten und
Herr Garteninspektor
Koniferen.
Herr St. Olbrich (Züi
ihre Verwendung.
Herr Fritz Graf von Schwerin (Wendisch- Wilmersdorf): Bericht
über die Resultate des Wiener Nomenklaturkongresses.
Im Sitzimgssaale (Sitzungssaal des Stadthauses am Stephans-
platz) findet eine kleine Ausstellung von Gehölzen, Zapfen und
Photographien statt.
Der Herausgeber der Gartenwelt bedauert lebhaft, in diesem
Jahre an der Jahresversanmilung nicht teilnehmen zu können, da er
am 19. August zur Eröffnung der Gartenbau-Ausstellung in Darmstadt
sein muß und es ihm unmöglich ist, im Hochsommer 14 Tage von
Berlin abwesend zu bleiben. Allen Mitgliedern aber, die die notwendige
Zeit erübrigen können, sei die Teilnahme an den Verhandlungen und
an den in diesem Jahre besonders interessanten Ausflügen wärmstens
empfohlen. Die Besichtigung der an dendrologischen Schätzen so
überaus reichen Insel Mainau, dem Lieblingsaufenthalt des Groß-
herzogs Friedrich von Baden, würde allein die ßeise bezahlt machen.
Ich vei-weise auf die illustrierte Abhandlimg im IV. Jahrgang, Seite 522
und folgende. M. H.
Aus den Vereinen.
Die Niederländische Gesellschaft für Gartenbau und
Botanik verlieh ein Zeugnis erster Klasse für Funckia Fortunei
robtista, eine Neuzüchtung der Herren G. Zeestraten & Söhne,
Blumenzwiebelzüchter in Oegstgeest, für Impaficn^ Holstii und für
Patuianus Veitchi albiceps, Neuzüchtung des Herrn J. F. AVilke,
Obergärtner im Zoologischen Garten in Rotterdam.
Bücherschau.
Les Plantes alimentaires indigfenes. Par Georges Gibaiüt.
Paris 1904. Librairie Horticole, 84 bis Rue de Grenelle. Preis franko
70 cts.
Ein kleines Schriftchen über zahlreiche (in Frankreich) ein-
heimische Nährpflanzen, die zu Genußzwecken verarbeitet werden
können und wohl auch da und dort verarbeitet werden. 1. Solche
mit genießbaren Knollen, Rhizomen, Zwiebeln, Wujrzeln wie Lathyrus
tuberosus, Bunium bidboeastamim, Conopoditim denudatum, Ärum
macidatimi, Bryonia dioica, Nymphaea alba und Nuplmr hiteum,
Tragopogon praiense; 2. Krautartige Pflanzen, die man, nach Art des
Spinats und des Spargels zubereitet, genießen kann, wie Rumex
Patieftüia, Cheiwpodium Bonus Hcnrtcus, Solanum nigrum (!),
Mercurialis annua u. a.; 3. Krautartige Pflanzen, die als Salat zu-
bereitet werden, wie Cardamine pratensis, Plantago Coronopus,
Sedimi album, junge Triebe von 'hjpha latifolia. Zum Schluß werden
das Mehl von Olyceria fluitans (Mannaschwaden) und die Früchte
von der Wassernuß, Trapa natans, als Nahrungsmittel genannt.
Personal-Nachrichten.
Goegginger, Heinrich Franz, in Riga, der am 1. April auf
eine fünfundsiebzigjährige Berufstätigkeit zurückblicken konnte, starb
am 23. Juni n. St. im Alter von 87 Jahren.
Verantwortl. Redakteur: Ma
Berlin. — Verlae \
■ Druck: Anhalt. Bachdr. Öutenberg, e. G. m. b. H.. Dessau.
Illustriertes Wochenblatt für den gresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
22. Juli 1905.
No. 43.
Xachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Pflanzenkunde.
\jaAal
ilieimischo Pflanzen meines Gartens.
Von H. Nehrung (Florida).
{Hiei'iu xirei Abbildungen.)
IL
2I Palmetto wird jetzt, sehr häufig in den Gärten an-
gepflanzt und zwar wählt man dazu Exemplare, die eine
Stammhöhe von 2 bis G Meter haben. Die Wedel werden
entfernt, dann wird der Stamm ausgegraben, die Wurzeln ab-
gesclinitten und der sehr schwere Stamm in den Garten oder
Park verpflanzt. Hier dauert es gewöhnlieh ein volles Jahr,
bis sich neue Wedel bilden, ein Zeichen, daß die Pflanze
angewachsen ist. Vertrocknet das stehen gebliebene, halb-
entwickelte Herzblatt, was jedoch auch nicht vor Ablauf
von etwa zehn Monaten geschieht, dann ist alle Mühe ver-
gebens gewesen. Man kann dann mit leichter Mühe das
ganze Herz herausziehen und sieht dann, daß es verfault
ist. Die Farbe der massigen, großen Blätter ist oberseits
dunkelgrün, urfterseits bläulichgrün; sie sind überdies
mit \'ielen bräunlich-weißen Fasern besetzt. An den
Hotelpalästen der Ostküste Floridas ist diese Palme in den
letzten Jahren massenweise angepflanzt worden. Gruppen
und Alleen dieser Palme sind von großartiger land.schaftlicher
Wirkung und entzücken .selbst den sonst an der Natur
achtlos vorübergehenden Alltagsmenschen. Ich habe Sabal
Palmetto zahlreich in meinem Garten angepflanzt, wo sie
sich in Gesellschaft der verschiedenen Dattelpalmen und der
südamerikanischen Cocos-Arten herrlich ausnimmt. Ich
pflanze allerdings nur kleine Exemplare an, da es sehr
schwierig ist, die großen, schweren Stämme fortzuschaffen.
Garlenuelt IX
Die Gartenwelt.
IX, 43
Nur ein Exemplar mit einem etwa 2 1/2 ^ holien Stamme
Ijflanzte ich letztes Jahr dicht am Hause an und es beginnt
in diesem Jahre seine volle Schönheit zu entfalten. Dieses
sind die im nördlichen Florida vorkommenden wild-
wachsenden Palmen. An der Küste, am atlantischen Ozean
und am Golf von Mexico, der Südspitze Floridas, kommt
aaßer diesen auch noch die Kokospalme, sowie die Königs-
palme (Oreodoxa regia) vor. Beide werden dort häufig an-
gepflanzt. Drei andere Arten, Thrinax jMrviflora, Thrinax
argeniea, und Thrinax Garberi finden sich dort ebenfalls
mehr oder weniger zalilreich. Auf den kleinen Korallen-
inseln der Südspitze, den sogenannten Florida Keys, findet
sich auch die schöne Pseudophoenix Sargentii^ die eine
Stammhöhe von 7 bis 8 Metern erreicht und sich durch
lange, elegant gebogene Fiederblätter auszeichnet. Sie wui-de
im Jahre 1886 von Prof. C. S. Sargent entdeckt und von dem
berühmten, im Januar 1903 verstorbenen Palmenkenner Wend-
land-Hannover beschrieben und benannt. Alle diese ge-
nannten Palmen sind in meinem Garten nicht ausdauernd.
Von den kalifornischen Arten gedeiht nur Washingtonia
ßamentosa (vergl. VIH. Jahrg., Seite 601 und 602) einiger-
maßen gut, während die schöne Erythea armata und Erylhea
edulis durchaus nicht wachsen wollen. Jedenfalls ist ihnen
das Klima zu feucht und der Boden zu leicht.
Nächst den Palmen wandte ich meine Aufmerksamkeit
den Magnolien zu. Die laubabwerfenden Arten kommen
leider in meinem Garten nicht fort, dagegen gedeiht
Magnolia grandtflora, jedenfalls der schönste immergrüne
Blütenbaum unseres Landes und einer der schönsten immer-
gi-ünen Bäume der Erde, ganz vorzüglich. Sie findet sich
nördHch bis zum Oliio, hält selbst in Washington im Freien
aus und findet sich an einzelnen Stellen selbst noch in
Philadelphia. An der nördlichen Grenze ihres Verbreitungs-
gebietes ist sie jedoch spärlicher belaubt und verästelt als
weiter südlich. Die schönsten Magnolien sah ich in Mobile,
in New-Orleans, im südlichen Louisiana und an den Ufern
des Buffallo - Bayou in Houston, Texas. Die Belaubung, der
Wuchs und die Blüten, sowie auch die Samenzapfen sind so
verschieden, daß man fih' Gartenzwecke eine ganze Anzahl
Sorten aufgestellt und teilweise mit lateinischen, von den
Botanikern jedoch nicht anerkannten Namen bezeichnet hat.
Ich suchte im Laufe der Jahre alle Sorten zusammen zu
bringen und habe deren jetzt etwa zwanzig verschiedene.
Es gibt groß- und kleinblätterige und dasselbe gilt von den
Blüten. Manche blühen nur einmal im Jahre, andere von
Ende März bis amu August und vereinzelt sogar bis zum
November. Der Wuchs fast aller ist sehr dicht, doch ist
die Form der Bäume sehr verschieden, je nach der Sorte.
Manche sind pyramidal, andere haben die Form einer
italienischen Pappel, noch andere sind breit und buschig
imd mehrere haben eine vollständig nmde Form. Die
Fruchtzapfen mancher Sorten stehen aufrecht und haben
eine leuchtend rote Farbe, bei anderen hängen sie herab und
sind grau. Der Wuchs fast aller ist sehr symmetrisch und
sie verzweigen sich vom Boden aus. Es ist ein herrlicher
Anblick , die Bäume , wenn sie neues Laub getrieben
haben, vom Winde sich hin- und herbewegen zu sehen. Das
hellgrüne, junge, glänzende Laub, das oft auf der Unterseite
rostrot gefärbt ist, dann die tiefgrünen alten Blätter bilden
einen sehr hübschen Kontrast. Ist an sich der Baum schon
von großer Schönheit, so ist doch das ganz besonders der
Fall, wenn sich die großen Blüten erst kelchförmig, dann
tellerförmig öffnen und ihren köstlichen Wohlgeruch aus-
strömen lassen. Verschiedene meiner Magnolien sind so dicht,
daß sie den Lieblingsaufenthalt der gesangeskundigen Spott-
drossel, des schönen roten Kardinals und des hübschen
kleinen Sperlingstäubchens (Chamaepelia passerina, L.)
bilden. Die ersten pflanzte ich aus dem Walde im Jahre
1891 an. Sie sind heute etwa acht Meter hoch. Die nächste
Gruppe, lauter verschiedene Varietäten, wurde im Jahre 1903
gepflanzt. Die größten sind jetzt 7 bis 8 Meter hoch,
während einzelne zwergartige buschige Sorten kaum eine
Höhe von 2 Meter erreicht haben.
Ein schöner immergrüner, einheimischer Blütenbaum ist
auch die Gordonie ( Gordonia Lasianthus), zur Familie der
Ternstroemiaceae gehörend. Er ist nicht so dicht verästelt und
belaubt wie die Magnolie, die Blätter sind auch nicht
so glänzend dunkelgrün, aber es finden sich stets,
namentlich im Winter und Frühling, so viele scharlachrote
Blätter unter den grünen, daß man wähnt, es seien rote
Vögel oder Blüten. Die großen Blüten erscheinen im Mai
und Juni. Sie sind rein weiß, sehr wohlriechend und einer
einfachen Kamelie sehr älmlieh. Die herabgefallenen auf-
gerollten Blüten sehen Eierschalen täuschend ähnlich. Die
Gordonie läßt sich leicht in den Garten verpflanzen, obwohl
sie ursprünglich nur im feuchten Humusboden wächst.
Schöner und dichter ist der amerikanische Ölbaum
(Osmanthus americanus). Er verästelt sich vom Boden auf
und bildet eine dichte, fast halbkugelförmige, dunkel-immer-
grüne Masse. Die Blätter sind groß und glänzend grän.
Die Blüten erscheinen zu Ende des Winters. Sie stehen in
dichten Trauben, sind klein, grünlichweiß und schwach
duftend. Die Früchte sind blauschwarz, einer Olive sehr
ähnlich, reifen im Spätherbst, sind aber nicht verwertbar.
Ich verpflanzte im Spätherbste des Jahres 1895 eine Anzahl
kleiner Bäumchen aus dem Walde, die heute eine Höhe von
fünf Metern erreicht haben und fast ebenso breit sind.
Von ganz besonderer Schönheit ist auch die Wachs-
myrte (Myrica cerifera). Sie bildet vom Boden aus mehrere
Stämme, die sich halb aufrecht nach allen Seiten hin ver-
breiten und schließlich immergrüne, dichte Massen von vier
bis fünf Meter Höhe bilden und noch breiter werden. Das
Laub ist klein, stark aromatisch, immergrün, mit einem ins
Bräunliche gehenden Schimmer. Dadurch wird sie sehr
wertvoll, da sie Abwechslung in den Ton der Landschaft
bringt. Auch durch ihre eigenartig schöne Form ist sie für
die Gestaltimg des Landschaftsbildes sehr wichtig. Im
Herbst und Winter ist sie über und über dicht mit kleinen
bräunlichweißen, mit einer Wachskruste bedeckten Beeren
geschmückt, wodurch sie ebenfalls sehr effektvoll wird. Diese
Beeren wurden früher sehr viel zui- Bereitung von Wachs
benutzt. In meinem Garten werden die Büsche den ganzen
Winter hindurch von Myrtensängern (Dendroica coronata) um-
schwärmt, welche sich von den Früchten nähren.
Ausgezeichnete kleine immergrüne Bäume sind auch die
Stechpalmen oder Hülsen, besonders die schöne dichte Bex
Apaca, allgemein als „Holly" bekannt. Die Blätter sind
stachelig und dunkel - immergrün. Der Wuchs ist dicht
und buschig von unten auf verästelt. Im November be-
ginnen sich die etwa erbsengroßen Beeren prachtvoll
scharlachrot zu färben und sie schmücken den Baum dann
den ganzen Winter hindurch aufs schönste. Ganze Eisenbalm-
ladungen von mit Beeren besetzten Zweigen werden jährlich
IX 48
Die Gartenwelt.
507
nach dem Norden versandt, um zu Weilinachten die Woh-
nungen zu schmücken. Das Einsammeln dieser Zweige wird
aber in so verständnisloser Weise betrieben, daß Gefahr vor-
handen ist, daß der schöne Baum in absehbarer Zeit ganz
ausgerottet sein wird. Die Pflanze variiert sehr, denn es
gibt auch Sorten, welche fast ganz glatte, wenig liestachelte
Blätter haben. Ich habe sie sehr zahlreich in meiner Anlage
angepflanzt, und die älteren unter ihnen bilden bereits pracht-
volle dichte Bäumchen von etwa zwei bis drei Meter Hölie.
Sehr schön ist auch der Dahoon (Hex Dal/ooii, I. Cassiiie),
ein kleines buschiges Bäumchen von vier bis fünf Meter
Höhe. Die Blätter sind klein,
hell-immergrün und glatt-
randig. Im Spätherbst und
Anfang des Winters sind
diese dicht mit scharlach-
roten, glänzenden kleinen
Beeren besetzt, so daß die
Blätter kaum zur Geltung
kommen. Das Ganze ist dann
eine schon von weitem sicht-
bare leuchtend rote Masse.
Der Wuchs ist nicht so dicht
und schön wie bei der
vorigen Art, doch gereicht
auch sie dem Garten stets
zu hoher Zierde, besonders
wenn man sie zu kleinen
Gruppen vereinigt. Sie läßt
sich leicht verpflanzen und
bildet schon nach wenigf^n
Jahren sehr hübsche Exem-
plare. Der Yaupon {I.vomi-
toria, vomitorius = brechen-
erregend) mit kleinen, myrten-
förmigen Blättern geschmückt
und hübsche Büsche von
drei bis vier Meter bildend,
ist ebenfalls des Anpflanzens
wert. Auch diese Art ist
im Winter sehr dicht mit
kleinen korallenroten Beeren
geschmückt. Gereichen diese
Hülsen schon in dem feuchten
Humusboden der Landschaft
zu großer Schönheit, so ist
dies noch mehr im Garten
der Fall, wo man sie pflegen
und ihren Wuchs beaufsich-
tigen kann.
Der so schöne Lorbeer-
kirsclibaum (Prunus caroli-
niana), der im feuchten, gehaltreichen Boden eine unvergleichlich
schöne dichte Krone immergrüner Blätter bildet, will leidei
nicht so recht seine vollste Schönheit in dem trockenen Sand-
lioden meines Gartens, wo alle die bereits genannten Bäume
sehr gut gedeihen, entfalten. Er wächst zwar auch hier
schnell und nimmt eine hübsche Form an, wer aber die
wilden Bäume in ihrer "Vollkommenheit geschaut, wird zu-
geben müssen, daß sie sich mit jenen nicht vergleichen lassen.
Unter den immergrünen Eichen ist es namentlich die
Lebenseiche {Quercus nrginiana), Abb. auf der Titelseite, welche
sich durch schöne Form und Dichtigkeit des Wuchses aus-
zeichnet. Sie kommt hier selbst auf dem trockensten und
ärmlichsten Sandboden fort und entwickelt sich im Laufe
der Zeit zu sehr auffallenden, oft malerisch herabgebogenen
Bäumen. Nachdem mein Gartenland geklärt worden, schössen
Eichen in dichten Massen auf, darunter auch Lebenseichen.
Ich ließ einige davon stehen und diese haben sich im Laufe
von etwa vierzehn Jahren zu schönen, etwa fünf Meter hohen
Bäumen entwickelt. Auch die blaugraue Eiche {Quercus
brerifolia*), die gewöhnlichste Art unseres sandigen Hoch-
landes, findet sich in einer Anzahl hübscher Exemplare in
meinem Garten. Sie wächst
sehr rasch und wird sehr
breit und buschig. Ver-
schiedene Exemplare sind
bereits zehn Meter hoch und
ebenso breit. Das Laub hat
die Form eines Weidenblattes
unil ist bläulichgraugrün.
Es fällt nach Neujahr lang-
sam ab, erneuert sich aber
nach etwa sechs Wochen und
zeigt beim Erscheinen eine
prachtvolle rötlichgraue und
violette B'ärbung. Diese, mit
jungem Laube geschmückten
Bäume sind in der Land-
schaft von großartiger Wir-
kung. Manche meiner Exem-
plare sind ganz mit Bigno-
nien, Karolina-Jasmin, Trom-
petenlianen, Mondblumen
(Ipomoea Bona-nox) und be-
sonders mit Silber.sträuchern
(Elaeagnus reflexa) überrankt
und durchwachsen.
(Schluß folgt.)
Laubliol
Über die Ergebnisse der
Nomeiildaturberatungeii
auf dem Interuatioiialen
Botanischen Kongreß in
Wien, Juni 1905.
Von C. K. Schneider, AVien.
JJer kürzlich stattgehabte
Botanische Kongress in Wien
erfreute sich eines reichen inter-
nationalen Besuches. Dies kam
au( h in den Sitzungen der Nomenklaturkonterenz zum Ausdruck, welche
in ganz vorzüglicher Weise von Professor Flah au It (Montpellier) unter
Assistenz der Herren Professor Mez (Halle) und Professor Ren die
(England) geleitet wurden. Es ist nicht meine Absicht auf Einzel-
heiten aus den Verhandlungen näher einzugehen, umsoniehr als ich
ihnen nijr gelegentlich beiwohnte und im Übrigen der ganzen Ver-
anstaltung unbeteiligt, wenn auch nicht uninterressiert, gegenüber-
stand. Nur über die wichtigsten Ergebnisse dieser internationalen
Ongiiial lufnilune für die „Garienwolf
*) Anmerkung der Redaktion. Nach dem Handbuch der
Laubholz-Benennung ist sie eine Form von Qu. pubeseens.
Die Gartenwelt.
IX, 43
Vereinbarongen will ich einige Worte sagen. Und da ich hier in
erster Linie zu Nicht- Botanikern spreche, die in die, dem systematischen
Botaniker leider nur zu geläufig gewordenen Details der Nomenklatur-
diskussionen der letzten Jahre nicht eingeweiht sind, so dürfte es
gut sein, die Hauptsachen, um welche sich die ganze Frage dreht,
kurz zu rekapitulieren.
Die Vertreter der systematischen Botaniker haben im Verein
mit ihren Kollegen der übrigen botanischen Disziplinen und mit den
Vertretern der angewandten Botanik das Bestreben, der zur Zeit
nur allzufiüssigen wissenschaftlichen Namengebung der Pflanzen eine
wenigstens annähernde Stabilität im Interesse einer schnellen und
leichten internationalen Verständigung zu verleihen. Es iiandelt sich
dabei zunächst vor Allem darum, einen festen historischen Ausgangs-
punkt als Basis für die Nomenklatur zu gewinnen. Daß dieser in
den Werken des Reformators oder sagen wir ruhig Begründers dieser
Nomenklatur, in den Werken Linnes, zu suchen sei, darüber war sich
die Mehrheit der Botaniker einig. Aber welches Liunesohe Werk
man herausgreifen müsse, das war die schwierig zu beantwortende
Frage, die seit gut einem Jahrzehnt sebr hitzige Erörterungen in
den interessierten Kreisen gezeitigt hat. Zu denen, die am lautesten
in diesen Streit eingegriffen, gehört 0. Kuntze, der durch seine
Revisio generum plantarum schon um 1891 versuchte, eine Basis
für die Nomenklatur zu schaffen. Er vertrat dabei vor allem den
Standpunkt daß es die ,.Gerechtigkeit" erfordere, stets den ältesten
bekannten, unseren heutigen Anforderungen entsprechend publizierten
Namen beizubehalten. Ein Standpunkt, der in vieler Hinsicht sehr
akzeptabel erscheint 0. Kuntze proponierte also zunächst als Aus-
gangsjahr für Gattungen 1735, d. h. die erste Ausgabe von Linnes
Systema plantarum, für Spezies 1753, die erste Angabe von Linnes
Spezies plantarum. Später veränderte 0. Kuntze insofern seinen
Standpunkt, als er für die Gattungen 1737 (erste Ausgabe von Linnes
Genera plantarum) in Vorschlag brachte, aus Gründen, deren Be-
rechtigung ebenfalls nicht abzustreiten, auf die hier einzugehen aber
zwecklos wäre. Natürlich traten außer 0. Kuntze noch viele andere
mit Vorschlägen auf den Plan und icb erwähne Kuntze nur deshalb,
weil er doch derjenige war, der sich am meisten um die Sache ver-
dient gemacht hat. Denn selbst wenn ich für meine Person Kuntzes
Verhalten gegen den letzten Kongreß durchaus mißbilligen muß, so
wird dadurch der Wert seiner ersten grundlegenden Arbeiten für
eine einheitliche Nomenklatur nicht geschmälert. Doch um es kurz
zu sagen, es trat im Laufe der Jahre immer deutlicher zu T^e, daß
eine internationale Vereinbarung in Nomenklaturfragen einmal sehr
schwierig sein würde, daß aber zum anderen zunächst in vielen
Punkten Kompromisse geschlossen werden müßten, wollte man die
widerstreitenden Ansichten, deren jede um gute Gründe nicht ver-
legen war, versöhnen. Denn wenn die Annahme des jeweilig ältesten
Namens von einem bestimmten Jahre ab gerechnet, wenn also
strikteste Piiorität durchgeführt werden sollte, so erscheint das wohl
fürs Erste theoretisch sehr gut und schön, aber die Umsetzung in
die Praxis ist ein ander Ding. Haben sich doch in den L50 Jahren
seit Linno sehr viele besondere Gepflogenheiten eingebürgert, ist doch
die Zahl der Namen ins Ungeheure geschwollen und durch den
natürlichen Fortschritt auf allen Gebieten die einstige Auffassung
vielfach modifiziert oder ganz umgestaltet worden. In den Kreisen
derer, die man „Praktiker" zu nennen pflegt, also unter Gärtnern,
Forstleuten etc. haben sich viele Namen eingebürgert, die heute
jedes Kind kennt und die strikten Prioritätsansprüchen nicht eben
genügen. Jedenfalls galt es, alle diese Dinge zu beachten und nicht
ganz einseitig den sogenannten „Gereohtigkeitsstandpuukt" gegenüber
dem ersten Autor zu vertreten, wo so viele Gründe für die Ge-
rechtigkeit einer abweichenden Auffassung sprechen. Und so sehr
ich selbst bisher ein Vertreter der strikten Priorität ab 1753 war, so
freue ich mich doch, daß die Wiener Beratungen gezeigt haben,
daß man die Nomenklatur als Mittel zum Zweck, nicht als Selbst-
zweck auffassen und eben auf der Basis aufbauen müsse, die die
meisten Anhänger zeigt, ganz gleichgültig ob dies „streng logisch",
„gerecht" oder sonstwie richtig im Sinne eines Nomenklatur-
fanatikers sei. Wenn die Mehrheit beschließt, wir werden eine
Pflanze fortan so oder so nennen, gut, so wird jeder, der eine
StabiUtät in der Nomenklatur wünscht, sagen müssen, ich tue es
auch, selbst wenn ihm eine andere Lösung sympathischer wäre. Und
so hat man denn jetzt als Basis für die Nomenklatur folgende Regel
angenommen: „Die botanische Nomenklatur beginnt mit Linne, Species
plant, ed. l. (ann. 175.3) für alle Gruppen. Man ist überein ge-
kommen, denjenigen Gattungen, deren Namen in diesem Werke vor-
kommen, die Beschreibungen zu Grunde zu legen, welche in den
Genera plantarum ed. V. (ann. 1754) gegeben wurden."
Im Prinzip ist also Priorität ab 1753 angenommen. Um nun
aber viele eingebürgerte Gattungsnamen nicht durch ältere ersetzen
zu müssen, hat der Kongreß eine Liste von solchen phanerogamen
Gattungsnamen, die allgemein eingebürgert, aber nicht prioritäts-
berechtigt sind, akzeptiert, wonach, um einige Beispiele heraus-
zugreifen, die Namen P/nhde?idron, Schott (1829), nicht durch
Batirsea, Hoffmgg. (182S), Pitcaimia, L'Her. (1789) nicht durch
Hepetis, Swartz (1788), Dendrobüim, Sw. (1799) nicht durch Callista,
Lour. (1790), Calycantkus, L. (1759) nicht durch Biüneria, Duh.
(1755) etc. etc. ersetzt werden sollen. Diese von Kuntze als
„Index inhonestans" gebrandmarkte Liste bewahrt viele „populäre"
Namen vor dem Verschwinden und wird von den Gärtnern ins-
besondere mit Freude begrüßt werden.
Ein weiterer sehr wichtiger Punkt war die unbedingte Priorität
der Speziesnamen. Hier standen sich besonders 2 Anschauungen
gegenüber. Die einen sagten, es sei stets der tatsächlich älteste
Name beizubehalten, gleichgültig ob er vom Autor als Spezies- oder
als Varietät- (Form-) Name publiziert wurde und gleichgültig ob die
Art heute in eine andere Gattung gehört, als sie der erste Autor
stellte. Die anderen aber waren der Ansicht, daß nur derjenige
älteste Name beizubehalten sei, der der Art in der richtigen, d. h.
heute ihr zugesprochenen Gattung gegeben wurde. So müßte z. B.
nach der ersten Auffassung die Zelkova crenata, Spach (1843) lu
Zelkova ulmoides umgetauft werden, da diese Art zuerst 1787 von
Güldenstadt als Rhamnus ulmoides beschrieben wurde. Die Gegner
aber bleiben bei crenata, denn das war der erste Name in der
richtigen Gattung. Oder unsere wilde Zwergkirsche, Prunus fruticosa,
Pall. (1784) müßte Prunus pumila heißen, denn sie entspricht dem
Linnesohen P. Gerasus var. pwnila (1753), nicht aber dessen /'.
pumila 1767. Nim hat man sich aber in Wien einstimmig derart
geeinigt, daß Spezies-Namen unbedingte Priorität genießen sollen,
d. h. es muß bei Zelkova ulmoides bleiben. Allein Varietäts- und
Formen-Namen werden nur dann auch später bei Erhebung einer
Form zur Art beibehalten, wenn nicht schon ein „Artname" existiert
(es bleibt also bei Prunus fruticosa) und wenn nicht sonst die
Andemng des Namens erwünscht scheint.
Wichtig sind ferner noch folgende Beschlüsse der Nomenklatur-
konferenz. Vom Jahre 1908 ab sollen alle neuen Gattungen, Arten,
Formen etc. lateinisch publiziert werden, sonst haben sie keinen
Anspruch darauf, anerkannt zu werden. Man wollte erst außer
lateinisch auch deutsch, englisch, französisch und italienisch zulassen,
aber dagegen sträubten sich — meines Erachtens mit Recht — vor
allem die Russen, deren Sprache man übergangen hätte. Jedenfalls
ist die lateinische Publikation, die ja kurz sein und der eine anders-
sprachige beigegeben werden kann, die internationalste. — Ferner
wurde beschlossen, die „Doppelnamen" nicht zu akzeptieren, die
Spezies-Namen nicht durcluveg klein zu schreiben und noch manches
andere, auf das ich einmal zu sprechen kommen werde, wenn erst
die Ergebnisse der Konferenz gedruckt vorliegen.
Ich muß gestehen, daß der glatte Verlaitt der Konferenz mich
überrascht hat. Und wenn ich persönhch auch manchmal für andere
Beschlüsse lieber gestimmt hätte, so glaube ich doch, wir können es
als gutes Zeichen ansehen, daß in Wien eine so weitgehende Einigung
sich ergab und ich hoffe, daß auch die Gegner im Interesse der
Sache die gefaßten Beschlüsse respektieren werden. Natürlich haben
ja derartige Regeln nur eine „moralische Autorität", man kann
Niemand wirklich zu ihrer Einhaltung zwingen. Aber ich wünschte,
daß nun Nomenklaturautoritäten wie 0. Kuntze, gegen den man sich
in Wien sehr loyal verhalten hat, das Kriegsbeil tief vergrüben
und ihren Einfluß in das Interesse der gemeinschaftlichen Sache
stellten. Jedenfalls verdienen die Herren Professor Briquet, Genf,
IX, 43
Die Gartenwelt.
509
welcher als Generalberichterstatter eine ungeheure Arbeit leistete
und Professor von Wettstein, Wien, der die Seele des Wiener
Nomenklatur-Kongresses bildete, so wenig er auch in die Beratungen
direkt eingriff, den Dank aller derer, die eine Stabilität in der inter-
nationalen botanischen Namengebung wünschen müssen, also nicht
zuletzt der Gärtner.
Gehölze.
Hortensien im Freien.
Von H. Grote, Obstbautechniker, Bühl i. H.
(Hierxu eine Abbildurtg.)
Allbekannt ist als Gruppenpflanze fürs Freie die strauchartige
Hortensie (IJijdrangea panicidata), die während der Blütezeit, in
größeren Mengen zusammengepflanzt, sehr ins Auge fällt. Bedeutend
schöner ist aber in gleicher Eigenschaft unsere gewöhnliche Hortensie,
die meistens in Töpfen oder Kübeln gezogen wird, jedoch im freien
Grunde im Garten ausgepflanzt, selten anzutreffen ist. Wie prächtig
aber eine solche Gruppe
wirkt, zeigt unsere bei-
stehende Abbildung zur
Genüge. Man glaubt
allgemein, diese Hor-
tensie lasse sich im
Freien nicht durch-
bringen. In rauheren
Lagen mag dies wohl
zum Teil zutreffen, aber
in etwas geschützteren
und wärmeren Gegen-
den überwintert sie
unter einergutenEeisig-
decke ganz prächtig.
Von Vorteil ist es, den
Wurzelhals mit kur-
zem Dünger etc. zu
überdecken, der zudem
den Pflanzen etwas
Nahrung zuführt, wa.s
auf die bessere Aus-
bildung der Blüten von
außerordentlichem Ein-
fluß ist. Einmal ins
Freie gesetzte Pflanzen
werden natürlich von
Jahr zu Jahr kräftiger,
und daß man den Boden vor der Pflanzung gut voibereitet, ins-
besondere auch mit Eisenfeilspänen durchsetzt, um eine schöne bläu-
liche Färbung der Blüten zu erreichen , ist eine Hauptsache mit.
Eine solche Gruppe gereicht jedem Garten zur Zierde und lohnt
die kleine Mühe und Arbeit reichlich.
llortensiengruppe
Empfehlenswerte winterharte Heidekräuter und
ihre Verwendung.
öchon seit längerer Zeit hatte ich die Absicht, in dieser ge-
schätzten Zeitschrift den winterharten Heidekräutern einige Zeilen
zu widmen, denn diese kleinen, lieblichen Kinder Floras haben noch
immer nicht die genügende Beachtung gefunden, die sie in so reichem
Maße verdienen. Nur ganz vereinzelt und dann auch meist noch in
einem traurigen Zustand sieht man Beete, sowie kloine Felspartieen
mit ihnen bepflanzt und doch gereichen solche jedem Garten zur
Zierde. In jeder kleinen und größeren Anlage wird ein Plätzchen
für sie übrig sein und der Besitzer und Blumenfreund wird an den
niedlichen, bescheidenen Heidekräutern seine Freude haben. Allen
Gartenbesitzern, die etwas Besonderes besitzen möchten und nicht
mit den alltäglichen Blumenbeeten von Pelargonien, Fuchsien, Helio-
trop, Sommerblumen u. a. m. zufrieden sind, möchte ch die aus-
dauernden Heidekräuter ganz besonders empfehlen. Ein solches
Beet, mit den so mannigfaltig blühenden Arten und Varietäten be-
pflanzt, nimmt sich allerliebst aus.
Ziemlich gleichgültig ist die Lage des Beetes, denn die winter-
harten Heidekräuter gedeihen fast eben so gut in voller Sonne, wie
auch an .schattigeren Stellen. Vorzuziehen ist immer eine halb-
schattige Lage, denn hier wird im Sommer das Beet nicht so
rasch austrocknen tmd im Winter werden durch die umstehenden
Bäume und Sträucher die Sonnenstrahlen etwas abgehalten, denn
meistens ist es im Winter, zumal bei starkem Forstwetter, die Sonne,
die den Pflänzchen arg zusetzt. Allerdings kann man hier durch
Auflegen einiger Tannenzweige leicht Abhülfe schaffen.
Etwas mehr Aufmerk.samkeit muß man aber dem Boden des
betreffenden Beetes zuwenden. Durchweg lieben alle Heideptlanzen
ein Moorbeet.
Da ein solches aber nicht überall zur Verfügung steht, so muß
man durch andere geeignete Erdarten Abhülfe schaffen. Dies sind
z. B. Heide-, sandige
_ Lauberde und Nadel-
erde. Wenn diese Erd-
arten auch nicht zu be-
kommen sind, so nehme
man einfach Torfmull
oder Torfstreu und ver-
menge dieses tüchtig
mit der Gartenerde; in
dieser Mischung wer-
den die Pflanzen ganz
vorzüglich gedeihen.
Alle zwei bis drei
Jahre muß die Erd-
misohung erneuert
werden. Meistens wird
dies unterlassen und
daher kommt es auch,
daß man mitunter Beete
sieht, deren Pflanzen
keinem Garten zur
Zierde gereichen. Auch
lioi den Heidekräutern
^larf man es an dem
Nötigen nicht fehlen
lassen, denn es ist doch
ganz erklärlich, daß sich
der Boden mit der Zeit
erschöpft und die betreffenden Pflanzen keine Nahrung mehr finden,
deshalb nach und nach zurückgeben und mit der Zeit ganz absterben.
Bemerken möchte ich noch, daß im" Sommer selbstverständlich ein
öfteres Gießen Bedingung ist, denn die leichte Erdmischung trocknet
bei starkem Sonnenschein sehr stark aus.
Um den Beeten stets ein freundliches Aussehen zu erhalten,
kann man sie auch zwischendurch mit Tuff und anderen Steinarten
belegen.
Aber nicht allein zur Beetbepflanzung und für Felspartieen
eignen sich diese winterharten Heidekräuter, sondern auch als
Topfpflanzen sind sie wertvoll und sie werden, wenn in genügender
Anzahl vorhanden, guten Absatz finden. Ich erinnere nur beispiels-
weise an die Gattung Calluna. Auch die Daboecien, bei denen be-
sonders die einzelnen Glöckchen von ansehnlicher Größe sind, den
Maiblumen sehr ähneln und schöne Farben besitzen, sind schöne
Topfpflanzen. Der geschickte Bindekünstler kann sie in kleinen und
größeren Blvunensträußen vorteilhaft verwenden, auch kleine Tafel-
dekorationen von diesen bescheidenen Heidekräutern wirken allerliebst.
Erfreulich ist es, daß sich einige Staudengärtnereien der winterharten
Heidekräuter annehmen und für deren weitere Verbreitung Sorge
tragen.
Die üartenwelt.
Nachstehend verzeichnete Gattungen, Arten und Abarten ver-
dienen die weiteste Verbreitung, weil sie besonders schön sind.
Bruckenthalia (Erica) spiculiflora. Die Belaubung ist saftig-
grün und äußerst feinnadelig. Aus den schon im Juni erscheinenden,
i-osafarbenen Blütchen ragen die Stempel und Staubfäden weit heraus.
Empfehlenswert sind zahlreiche Varietäten der bekannten
Calluna rulgaris, des gemeinen Heidekrautes. Ich nenne C. v.
Alporti mit schlanken, graugrünen Trieben und weißen Blüten;
C. V. Alporti fl. pL. eine gefüUtbiühende Sorte; C. v. Reginae,
eine äußerst zierliche, feinstengelige Form mit weißen Blüten;
C. V. tetragona, gedningen wachsend, mit leuchtend weißen
Blüten in dichten einseitigen Scheinrispen. C. r. Searly, mit graugrüner
Belaubung und späten weißen Blüten ; C. v. elafa alba, von kräftigem
"Wachstum, C. r. dumosa, deren Zweige sich flach über die Erde
ausbreiten, Blüten weißlichro.sa ;
C. V. duMosa aitrea: C. r. to-
mentosa, Belaubung graufilzig,
Blüten rahmweiß; C. v. pyy-
maea bildet gedrungene Büsche,
Blüten weiß mit rosafarbener
Spitze; C.v. hamiltoniana hat
aufrechten, zierlichen Wuchs,
weiße Blüten; C.v. Hammondi
hat frischgrüne Belaubung, weiße
Blüten; C. v. minima wächst
ziemlich horizontal und ist eine
äußerst zierliche Erscheinung,
Blüten weiß, mit rosafarbener
Spitze; C. v. compacta hat
niedrigen dichten "Wuchs.
Daboecia (Menxiesia) po-
lifolia, die gemeine Heiligen-
heide, hat dunkelgrüne, unter-
seits graue Belaubung, schön
leuchtend weinrote Blüten in
großen endständigen Ähren ;
Daboecia polifoiia rar. alba.
Maiblumenerika, mit blendend-
weißen Blütenglocken ; rar.
grandiflora, großblumig, dunkel-
weinrot; rar. btcolor, eine aller-
liebste Varietät mit roten und
weißen Glöckchen ; rar. empetri-
folia, eine kriechende Art mit
frischgrüner Belaubung; die im
Mai erscheinenden Blütenglocken
sind rosenrot.
Erica Tetralix vor. alba,
silbergraue Triebe, fast weiße
Blütenglöckohen ; E. T. var.
Mackayi, zartrosa Blütenglöck-
ohen ; var. rubra mit rosa Blüten.
Erica earnea ist eine lieb-
liche, frühblühende Art, die bei mildem "Wetter, oft schon im
"Winter, sobald der Schnee verschwindet, mit einer Fülle von leuch-
tend fleischfarbenen Blüten bedeckt ist; rar. alba, weißblühend.
E. stricta wächst straff aufrecht, mit rosa Blüten. Veilangt im
"Winter etwas Deckung. E. ciliaris hat feine, zierliche Belauljung
und auffallend große, glockenförmige, dunkelrote Blumen; var. alba
hat weiße Blüten. E. vagans ist eine kräftige, breitwachsende Art
mit langen, endständigen Blütentrauben von rosa Farbe. E. v. alba
ist eine Abart der Vorgenannten mit reinweißen Blüten. E. Watsoni
hat ziemlich große, dunkelrosafarhene Blütenglöckohen in endständigen
Köpfchen und ist von ganz besonderer Schönheit. Otto Brand.
Nachschrift der Redaktion: Die herr.schende Moderiehtung
bevorzugt in der Hauptsache, auch in den Parkanlagen, großblumige
Gewächse. Immerhin sollten hie und da in öffentlichen Anlagen ge-
legentlich hübsche Beete von winterharten Heidekräutern gezeigt
werden; leider werden sie nur in wenigen Baumschulen kultiviert.
Aus deutschen Gärten.
Aus dem Schloßgarteii zu Bückeburg.
(Eierxu sechs Abbildungen.)
Uie Abbildungen auf dieser und den folgenden Seiten
aus dem alten Bückeburger Schloßgarten verdanken wir der
Liebenswürdigkeit des Hern: Oberhofgärtners Vollmer, unter
dessen Leitung er steht. Die vortrefflich gehaltene Anlage
erfreut sich in den Kreisen der Fach- und Liebhaberwelt
eines vorzüglichen Rufes. Der alte Park wurde im Jahre
179G unter der speziellen Leitung der damals regierenden,
sehr geistreichen Fürstin
Juliane angelegt. Aus dieser
Zeit stammen noch sehr viele
der jetzt zu mächtigen Exem-
plaren herangewachsenen
alten Bäume, wie Kiefern,
Eichen, Lärchen (Abbildung
Seite 512), Sumpfzypressen
{Taxodium), Walnüsse (Jug-
lans), Sophora und andere.
Das von einem breiten
Wassergraben umgebene
Schloß wird im Osten und
Westen von prachtvollen
alten, gleichfailsimJahrel 796
gepflanzten Kastanienalleen
flankiert.
Im Jahre 1871 wurde
der vor dem alten Park ge-
legene Gemüse- und Obst-
garten in Schmuckanlagen
verwandelt, die vollständig
in den alten Park übergehen.
Die damals gepflanzten Koni-
feren, worunter sich auch
die auf dem Bilde Seite 513
sichtbare Picea excelsa var.
riniinalis befindet, von wel-
cher in der Gartenwelt be-
reits mehrfach die Rede war,
haben sich zu pi'achtvollen
Exemplaren entwickelt. Es
sind unter anderen von sol-
chen Prachtstücken vorhan-
den: virginiseher Wacholder
(Juniperiis virginiana), Nordmannstannen (Abies tiordmanniana),
österreichische Schwarzföhren (Pinus Laricioauslriaca), spa-
nische Weißtannen {Abie.s Pinsapo) u. a.
Vor etwa zehn Jaliren wurden am Residenzschlosse be-
deutende Umbauten vorgenommen und in Verbindung damit
der auf Seite 511 sichtbare Schloßplatz geschaffen. Unsere
Abbildungen bieten typische Ansichten vom Residenzschloß,
dem Schloßplatz und interessante Parkpartieen. Die Trauer-
buchen sind, das lehrt die obenstehende Abbildung, so recht
zur Gegenüberstellung geeignet. Einen Blick zwischen
solchen Bäumen hindurch nach einem schönen Punkte im Park
zu schaifen, ist eine feine gartenkünstlerische Leistung. Wie
man sieht, haben sich die Bäume in 34 Jahren prächtig ent-
wickelt. Die unter jedem Bilde gegebene Unterschrift über-
hebt uns eingehender Beschreibung an dieser Stelle. M. H.
Fagus silvatica pendula im .Schloßgarten zu Bückeburg
(gepflanzt 1871).
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
IX, 43
Die Gartenwelt.
Gärtnerische Reiseskizzen.
Die „Seefelder" bei Bad Keinerz in Schlesien
und ihre Vegetation.
Alle Sonimerfrischlor und Touristen, welche im Sommer den
.schön und romantisch gelegenen Badeort Reineiz aufsuchen, sollten
nicht versäumen, dem in näch.ster Nähe 727 m über
dem Spiegel der Ostsee liegenden Hochmoor einen
Besuch abzustatten. Von Bad Reinerz aus die Fahr-
straße benutzend, welche am Gasthaus „Zur Schmelze"
vorbei nach Grunwald und hoher Mense führt,
gelaugt man zu Fuß in ungefähr zwei Stunden an
den sogenannten Reitsteg, der links von der Straße
abzweigt und von dem aus das Moor in 15 Minuten
zu erreichen ist. Der erste Eindruck, den man von
der 353 Morgen großen, mit spärlichem Baumwuchs
bedeckten Fläche erhält, ist nicht gerade sehr
freundlich zu nennen. Beim Gehen bewegt man sich
fortwährend auf sumpfigem, nachgiebigem Boden,
doch kann man auch auf trockenen Wegen die
Seefelder durchstreifen. Nicht immer sollen letztere,
wie ein Bericht aus dem .lahre 1799 sagt, ein so
kahles Aussehen gehabt haben, dies sei vielmehr erst
seit dem Jahre 1790 der Fall, in welchem Jahre
ein furchtbarer Brand stattgefunden und jeglichen
Baumwuchs zerstört habe. Neuerdings ist diese
Angabe sehr in Zweifel gezogen worden, indem da-
rauf hingewiesen wurde, daß durch die Asche des
großen Brandes der Boden hätte besser werden
müssen. Dies ist aber nicht der Fall, denn alle An-
pflanzungsversuche, die dort vorgenommen wurden,
waren bisher erfolglos. Die Untersuchungen haben
ergeben, daß die Seefclder geologisch sehr alt sind,
V. Vitis Idaea, die Preiselbeere und die in Moorgegenden be.sonders
gut gedeihende Moosbeere, F. oxycoccos. Die holzigen Triebe dieser
Pflanze sind sehr dünn und kriechen am Boden hin. Eingelegt sind
die purpurroten, kugeligen Beeren sehr schmackhaft und gelten als
Delikatesse. Hierzu gesellt sich auch der wilde Rosmarin, Ledum.
pahistrc, eine Pflanze, die in ihrer Belaubung lebhaft an Azaleen
erinnert. Die interessanteste Pflanze aber, die früher in großen
Massen auf den Seefelderii zu finden gewesen sein soll, jetzt aber
Südseite des Residenzschlosses in Bückeburu
canadensis. Originalaufnahme für du
iiid Popiilus
Schloßplatz mit linkem Schlollvorijebaude in Biirkeburg, geschmückt m
Statuen von Adrian de Vries (ums Jahr 1621).
Originalaufnahme für die ,, Garteuwelt".
die hier befindlichen Torflager haben eine Dicke von 3—6 Meter. Bei
dem Holzreichtum dieser Gegend findet dieser schöne Torf als Brenn-
material wenig Verwendung. Den Hauptbestandteil der Vegetation dieser
riesigen Moorfläche bilden die Riedgräser. Weiter finden wir vierSpezies
von ßeerenpflanzen, Vnreiinum, und zwar V. tdiginosii»/, die so-
genannte Sumpfheidelbeere, V. Myrtillus, die gewöhnliche Blaubeere.
infolge Ausbeutungssucht mancher Touristen sehr
abgenommen hat, dena bei meinem Ausflug, den ich
vergangenen Sommer dorthin unternahm, fand ich
mit Mühe und Not nur noch einige Exemplare, ist der
rundblättrige Sonnentau, Drosera rotundifhlia. Die
feinen, fadenförmigen Wurzeln dringen nur ganz
oberflächlich in den Moorboden ein und die fast kreis-
runden, hellgrünen, langgestielten Blätter bilden
eine Rosette. Die Blätter tragen Drüsenhaare, die
am Ende einen wasserhellen, klebrigen Saft in Form
kleiner Tropfen absondern, die als Verdauungsflüssig-
keit für von den Blättern gefangene Insekten dienen.
Denn der rundblättrige Sonnentau ist eine fleisch-
und insektenfressende Pflanze, ähnlich wie die
bekannte Venus -Fliegenfalle, Dionaea muscipula,
welche die Sümpfe Nordkarolinas zur Heimat hat
und bei uns in Gewächshäusern kultiviert wird.
An Gehölzen sind es vorzugsweise Piitiis
ul/ginosa, die Suinpfkiefer, und Detula nana, di«
Zwergbirke, die das Seefelder-Terrain beleben.
Erstere ist in zahlreichen Exemplaren vertreten,
letztere schon spärlicher. Anpflanzungsversuche mit
Pmus uliginosa und Betula nana, die an besonders
feuchten Stellen in den hiesigen Kuranlagen gemacht
wurden, waren nicht gerade erfolglos, doch ent-
behrten diese Pflanen des üppigen Wuch.scs ihres
natürlichen Standorts und gingen nach Jahren wieder ein. Außer
unserer gewöhnlichen Heide findet man beim Durchstreifen dieser
großen Moorfläche noch riesige Mengen des in der Pflanzenkultur
viel verwendeten Torfmooses. Sphngnuiii, von dem man vier Arten
unterscheidet. K. Rösner.
512
Die Gartenwelt.
IX, 43
Wo
Pflanzenkrankheiten.
Die Schimmelpilze,
Jos. Winkler, Kunstgärtoer, NeuaicLen.
0 ist ein Gärtner, dessen Aussaaten nicht manchmal vom
Schimmelpilz zu leiden hätten? Und dieser scheint es gerade
auf Aussaaten von Neuheiten und anderen, um teures Geld gekauften
Samen abgesehen zu haben, während der billige Eigenbau nicht nach
seinem Geschmack zu sein scheint. Mancher ist ganz betrübt
darüber, und mit Recht,- denn das Geld ist verloren, und
dahin auch die Freude, seine Kollegen mit etwas Besonderem über-
raschen zu können. In seiner Phantasie sah der unglückliche Züchter
.schon das neue Wunder der
Blumenwelt von allen angestaunt
und bewundert, das seine kun-
dige Hand selbst herangezogen
Doch mit des Geschickes Mach-
ten ist kein ewiger Bund zu
flechten; der Schimmelpilz hat
die Saatsohale mit der teuren
Saat überzogen, den Samen ver-
dorben, bevor ein winzig Eeim-
blättchen zum Vorschein kam
Ich sehe manchen Leser
vornehm lächeln über den armen
Tropf, der fäulnisschwangeiei
Erde den kostbaren Samen an-
vertraute, doch hat er andern
Samen in dieselbe Erdmischung
gestreut und sieht, ohne sich
darob zu wundern, neues Leben
reichlich hervorsprießen. Auch
die Nässe hat den Pilz nicht be-
günstigt, sonst war den andern
Aussaaten ein ähnhches Schick-
sal nicht erspart geblieben. Wo-
lan liegt sein Auftreten nun?
Ich behaupte kühn : au den
Samen. Mit dem Samen kom-
men auch die Erzeuger des Schim-
melpilzes in die Erde. Die
Reinheit und Keimfähigkeit des
gekauften Samens läßt mitunter
vieles zu wünschen übrig. Neben
den guten reifen Samenkörnern
finden sich viele taube Körner,
notreifer unkeimfähiger Samen
und andere Bestandteile, die
bald als Häute, bald als Wolle
den Samen umgeben. Dies alles
geht, wenn feucht und warm
und dunkel gehalten, in Fäul-
nis über und ebnet dem gefährlichen Feind der Aussaat ih
zum Gedeihen.
So bezog ich, um nur ein Beispiel anzuführen, einmal 10 Korn
einer neuen Salvia splnulens, 8 Korn waren gelblich und ge-
schrumpft, 2 Korn schwai'z und glatt. Doch ich säte alle aus, auch
die 8 verdächtigen, um mich zu überzeugen. Nach fünf Tagen
bildeten sich auf der Erdoberfläche über den unreifen Samen kleine
Häufchen vom Schimmelpilz, ich hob dieselben mit dem darunter
liegenden, ganz in Fäulnis übergegangenen Samen aus, und bestreute
die Stelle mit feingesiebter Holzkohle von weichem Holz, und rettete
so die beiden keimfähigen Körner, welche in Kürze aufgingen.
Daher ist eine genaue Durchsicht des gekauften
Samens notwendig, vor allem bei Neuheiten, deren Samen
oft unreif geerntet wird. Wer Muße hat, der kann den
Samen nochmals putzen, durch Ausblasen auf einem Teller, was fast
immer zu empfehlen ist; bei größeren Samen kann er die vollen
Samen auslesen, die anhaftenden Häute, Flügel z. B. bei Gladiolen,
Nemesia abreiben, das Fruchtfleisch z. B. bei Latania entfernen.
Er wird dadurch wohl manches Korn verlieren, aber nicht die ge-
samte Aussaat; die von Häuten etc. befreiten Samen keimen
leicht und .schnell. Was man mit Möhrensamen tut, nämlich ab-
reiben, ist auch bei manch anderen Samen empfehlenswert.
Eine andere Ursache des Schimmelpilzes ist die weitverbreitete
Ansicht, daß die Aussaat schattig oder gar dunkel gehalten werden
müsse, damit die Sonne nicht den zarten Keim verderbe. Ich mache
schon seit Jahren viele Aussaaten in einem heizbaren Zimmer-
gewächshaiis, habe dieses immer am sonnigen Fenster unbeschattet
stehen, und die Sonne hat noch kein Pflänzchen ruiniert. Die Sonne
ist der Tod für die Miasmen. Schimmel bildet sich nicht im
Sonnenlicht, nur im Dunkel der
Nacht streckt er seine Arme
zur Vernichtung aus, wie ich
dies oft am Morgen, niemals am
Abend beobachtet habe.
Wer also seine Aussaaten
vor dieseni argen Feinde retten
will, streue nur keimfähigen,
reinen Samen aus, sorge für
Licht, habe ein wachsames Auge
auf seine Aussaat, entferne die
etwa sich bildenden Schimmel-
pilze und bestreue dann mit fein-
ge.siebter Holzkohle, und er
wird um seine Hoffnung nicht
betrogen werden.
Larix europaea im Schloßgarten
Orieiaalaufnahme fü]
W(
Obstbau.
Internationaler Obstbau
und Weltmarkt.
VTewissermaßen als Ergänz-
ung, und wenn wir so sagen
wollen, Bestätigung der Schrift,
auf die sich die Abhandlung über
Obstbau und Obstverweiiung in
Nordamerika bezog (No.34), kön-
nen wir unseren Lesei'n, denen
die Entwicklung des deutschen
Obstbaues vom volkswi
liehen Interesse ai;
liegt, eine von A. G. Grant in
London verfaßte Broschüre:
Internationaler Obstbau und
Weltmarkt*) warm empfehlen.
Selbst wenn wir mit dem um-
stände rechnen, daß der Verfasser nicht alles aus eigener Anschauung
kennt, was er beschrieben hat, denn er widmet dem Obsthandel der
ganzen Erde sein Interesse und versteht es vortrefflich, das Wesent-
liche aus dem Obstbau jedes Gebietes herauszuschälen, muß diese
Schrift als eine wertvolle Bereicherung jener in der Praxis brauch-
bai'en Schriften über Obstbau angesehen werden. Es sind so viele
Anregungen in dem Buche durch Angabe hie und da üblicher
Methoden gegeben, daß die Lektüre für Jedermann anziehend und
lehrreich ist. Um die Leser über den Inhalt der Grantschen Schrift
zu Bückeburg (gepflanzt
die „Gartenwelt".
*) Internationaler Obstbau und Weltmarkt. Was der
rationelle Obstbau der Vereinigten Staaten von Nord -Amerika den
deutschen Obstzüchter lehrt. Eine Skizze von A. G. Grant, London.
Hamburg 1905. Druck und Verlag von Fr. Meyer. 8", 231 Seiten.
Preis geheftet 2 Mark.
IX, 43
Die Gartenwelt.
513
etwas zu uoterricliten, geben- wir nachstehend kurze Angaben aus
dem Inhalt, die erliennen lassen, wo uns der Schuh drückt und wie
ein anderes Reich, England, gleichfalls durch eine Kette unglück-
licher Umstände auch viel weniger Obst erzeugt als es braucht. In
England bestehen noch mittelalterliche Eigentumsverhältnisse an
Grund und Boden. Der Uradel ist Besitzer der größten Bodenfläche
und die großen ungeteilten Besitztümer vereiteln zahllose kleinere
und größere Existenzen. "iVir erkennen, wie die Latifundienwirtschaft
der Landmonopolisten der Ausdehnung der Obstbaumk-ultur in Eng-
land hinderlich, wie die schon binnen kurzer Zeit Erträge liefernde
Beerenobstkultur aus diesem Zustande emporgeblüht
ist, wie der Obstbau andererseits unter den Trans-
portmonopolisten und den oft ganz eigenartigen
Marktverhältnissen zu leiden hat. So gehört der
größte Londoner Markt, der Covent Garden Market,
dem Herzoge von Bedford, der das „Privilegium"
hat von jedem einzelnen „Packet", sei es ein Obstkorb,
eine Kiste, ein Sack, eine Tonne oder dergleichen
einen Zoll zu erheben, der einen halben Penny bis
vier Pennies betragen kann. Der Verfasser gibt
an, daß dieser Zoll dem Herzoge eine jährliche
Bruttoeinnahme von 506000 Mk. bringt, eine Summe,
die natürlich die Konsumenten aufbringen müssen.
Das sind Zustände, die nur mit Staatshilfe geändert
werden können und damit hat es bei der gegen-
wärtigen Zusammensetzung der enghschen Regierung
noch gute Wege. Zahlreich sind in England dir
Obstpräservefabriken wegen des Überangebots billigen
und minderwertigen Obstes, das auf dem Markte
keine Käufer finden würde. Die.se Fabriken bilden
nach Ansicht des Verfassers die einzige Grand-
bedingung des Absatzes des Obstes in England und l'artic au
so gibt es eine Anzahl Jamfabriken, die riesige eigene
Obstgärten besitzen und zahlreiche Personen beschäf-
tigen. Ermöglicht wird ferner diese Industrie dadurch,
daß der Einfuhrzoll auf Zucker in England seit den
fünfziger Jahren vorig. Jahrhunderts aufgehört hat, sodaß die Fabriken,
die ihren Rohzucker nieist aus Deutschland beziehen, diesen sonder-
barer Weise zu einem Preise erhalten, zu welchem ihn in Deutsch-
land keine derartige Fabrik erhält. Für die Marmeladefabrikation
werden große Mengen Obstes importiert, so auch aus Deutschland.
Der Verfasser schildert, in welchem Zustande häufig das deutsche
Obst am englischen Markt ankommt, Zeugnis für die beklagenswerte
Sorglosigkeit davon ablegend, mit welcher man in Deutschland oft
die Verpackung und Transportierung des Obstes bewirkt.
Dann bringt der Verfasser statistisches Material über den ge-
waltigen Obstimport Englands, der im Welthandel unter allen Ländern
die erste Stelle einnimmt. Interessant ist es, die Ursprungsländer
der eingeführten Obstsorten kennen zu lernen. Da nimmt unser
Nachbarstaat Belgien einen bevorzugten Rang ein und der Ver-
fasser spricht von Belgien als dem Musterland in Europa in Bezug
dem Schloi'.garten zu Bückeburg mit Bin
Jahre 1.017, bepflanzt mit Pelargonium peltatum.
Originalaufnahme far die „Gartenwelt".
Blattpflanzengruppe im Schloßgarten zu Huckt bürg, rechts Pi
var. viminalis. (Siehe auch Text und Abbildung Seite 411
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
auf Obstbau und bezeichnet als Ursache genossenschaftlich organisierten
Absatz. — Für Spanien, die Azoren, die Schweiz, Griechenland
(Korinthen), Nord- Amerika, Australien ist England das beliebteste
Absatzgebiet. Wie das Obst aus überseeischen Ländern kommt,
schildert der sachkundige Verfasser in höchst ausführlicher und lehr-
reicher Weise. Die Lektüre dieses Abschnitts bietet
eine Fülle praktischer Anregung. Immer ist es
die Antbewahiiing, die Verpackung und die ge-
schäftliche Organisation, die den Handel empor-
blühen läßt und lationellen Obstbau ermöglicht.
Wir erfahren aus diesen Zeilen nähere Einzelheiten,
wie die Regierung Canadas großartige Versuche mit
Transportmitteln für Obst unternommen und dadurch
staunenswerte Erfolge erzielt hat, daß diese Regierung
aber nicht nur Versuche anstellt, sondern das Er-
gebnis auch zu weitgehender Verbreitung bringt.
Dadurch wird jeder Pflanzenzüchter mit den
Errungenschaften der Forschung auf dem Gebiete
der Landwirtschaft, des Obst- und Gartenbaues be-
kannt. Die Obstzüchter Canadas treten auch mit
Forderungen an ihre Regierung heran. So wurde
im vorigen Frühjahr verlangt, den Obstbauschutz
auf dem Gebiete der Insektenvertilgung zu ver-
staatlichen. Da in Canada die San -Jose -Schildlaus
den Obstbau schwer bedroht und besonders den
Export sehr erschwert, so liegt die Vertilgung des
Schädlings nicht nur im Intere.sse Einzelner, sondern
im Interesse der Gesamtheit des Staates. Wenn
ein Staat den Obstbau so fördert, dann darf es
nicht Wunder nehmen, wenn großartige Erfolge er-
zielt werden.
Auch in Südafrika beginnt man Obstbau für
Exportzwecke im Großen zu betreiben und auch
cea excelsa
d. Jahrg.)
Die Gartenwelt.
IX, 43
hier ist es die Eegieruug, die fördernd eingreift. So werden
die Regjei'ungsfarmen durcli „Verbi'echer" bewirtsoliaftot, die von
erfahrenen Obergiirtneni geleitet werden. Man hat keine Ur-
sache mit diesem System der Gefangenenbeschäftigung unzufrieden
zu sein. Auch in Deutschland könnten an 20000 Strafgefangene
iu dieser Hinsicht segeasreich beschäftigt und vielleicht als
brauchbare Glieder der menschlichen Gesellschaft untergebracht
wei'den. Die Ob.stfarnier der KapkoloDie beklagen sich aber über
die Konkurrenz der Regierung und trachten ebenso nach billigen
.Arbeitskräften. Dabei wird Gimpelfang scheußlichster Art getrieben
und es werden Leute aus Europa, besonders Italiener, auch Deutsche
und Schweizer, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen iu fürmüohe
Sklaverei gelockt.
Auch die Schilderung des australischen, speziell tasmanischen
Obstbaues und seiner Entwicklung ist interessant. Hier wird ge-
zeigt, wie hohe Zuckerpreise der Obstverwertung hindernd im Wege
stehen. Auch die deutsche Regierung könnte das Nationalvermögen
sehr kräftigen, wenn sie die Steuer auf Zucker aufhöbe, sodaß
Marmeladen etc. wohlfeil hergestellt werden könnten.
Den breitesten Raum nimmt die Schilderung des rationellen
Obstbaues der Vereinigten Staaten von Nord -Amerika ein, von dem
der Verfasser .sagt, daß das Anpassen desselben an die klimatischen,
Boden- und Markt Verhältnisse, die praktische Sammlung und wissen-
schaftlich begründete Aufbewahrung, Verpackung und Transportierung
seiner Produkte heute einzig dastehe und mustergültig für sämtliche
obstbautreibende Länder der Erde sei. So ward die jüngste Nation
zum Lehrmeister ihrer eigenen Lehi'er!
Die Anfänge ameiikanischen Obstbaues liegen im Weinbau, der
1821 festen Fuß faßte, als Adlum die Catawbarebe, einen Abkömmling
der Vitis riparia (mlpina) nach Washington brachte, und die Förderung
des einheimischen Weinbaues verdankt die Union hauptsächlich deutscheu
Einwanderern. In Kalifornien hat der Obstbau in den letzten dreißig
Jahren einen beispiellosen Aufschwung genommen, dank der aus-
gedehnten künstlichen Bewässerung, die Wüsten in Paradiese ver-
wandelte. Auch in Florida wird großartiger Obstbau getrieben; ein
Landi das man früher für unkultivierbar hielt, gibt heute enorme
Erträge an Orangen und Wein. Wenn dabei zahlreiche Existenzen
zugrunde gingen, so lag ,das daran, daß viele nicht kapitalkräftig
genug waren, um das Resultat ihrer E.vperimente abzuwarten. Denn
erst nach vielen Mißerfolgen gelang es, jene Sotten ausfindig zu
machen, die für Klima und Boden geeignet sind. (Vgl. Nu. 42, S. 494.)
Der amerikanische Obstzüchter bevorzugt den Halbhochstamm,
da er bei der Obstbaumpflege, bei der Ernte und Bekämpfung von
Krankheiten am zweckdienlichsten ist. Pfirsiche werden durch ge-
eigneten Schnitt so niedrig gehalten, daß man beim Einernten keine
Leiter gebraucht. Den Apfelbäumen läßt man in der Regel sieben
bis acht Hauptäste, die so aufrecht wie möglich stehen müssen, alle
anderen werden unterdrückt. Seitentriebe werden gekürzt, damit
sich Fruchtholz bildet. Durch den Schnitt wird wohl die Anzahl
der Früchte verringert, die Qualität aber gehoben und das Gewicht
der erzielten Früchte wird dasselbe sein. Durch das Aufrechtziehen
der Äste erreicht man mehrere Vorteile: Man spart Platz und
vermeidet Windbruch, da die Last besser verteilt ist. Auch die
Jühannisbeeie wird ähnlich geschnitten. Der Verfasser schätzt den
Wert der amerikanischen Obstprodukle der Union auf ,ööO Millionen
Mark für das Jahr 1899.
Die heute übliche Verpackung der Obstarten ist das Ergebnis
spezieller Studien. Für jede einzelne Fruchtart, oft für bestimmte
Sorten, ist iu vielen Fällen eine besondere Verpackungsmethode nötig,
soll die Frucht sauber, appetitlich und marktfähig sein und bleiben.
Das Verpacken in Körbe und Säcke, das in Deutschland noch an
der Tagesordnung ist, kennt man nicht mehr. Das Obst muß im
richtigen Zustand der Reife geerntet werden und bei der Verpackung
spielt das Papier als Umhüllung der einzelnen Früchte eine große
Rolle. Oft gibt man den Früchten zwei, selbst drei Hüllen. Innen
Seidenpapier, dann Paraffinpapier und endlich gewöhnliches Zeitungs-
papier. Man pflegt nur eine Sorte Früchte in ein und dieselbe Kisto
oder Tonne zu packen, wie überhaupt die übstzüchter stets nur
wenige Sorten, diese aber in Masse ziehen. Ja man hat es nicht
nur zu Obst - Verpackiuig.sgesellschaften (Fruit Packing Companies),
sondern auch zu höchst sinnreich konstruierten Verpackungsmaschinen
gebracht, die die Früchte mit Papier umwickeln.
Schließlich schildert der Verfasser die Fortschritte der Obst-
aufbewahrung und des Transportes. Die Aufbewahrung in Gefrier-
räumen ist eine amerikanische Erfmdung. Diese Methode hat bei
uns nur in den Großstädten und auch da nur spärlich Eingang ge-
funden, erfreut sich aber in Amerika größter Verbreitung. Wie
schneller und sachgemäßer Transport die Kulturen befördert, lehrt
der Aufschwung der Pfirsichkultur. Nur mit den besten Mitteln
der Aufbewahrung und des Transports ist es möglich, diese köstliche
Frucht Tagereisen weit an die Verbrauchsstätten zu schaffen und
tadellos frisch zu verkaufen. Die Eisenbahnen und Schiffe haben
in dieser Hinsicht eine große Kulturarbeit vollbracht, indem sie den
Bedürfnissen des Obstversandes in der denkbar besten Weise durch
Einrichtung von Gefrier- und Kühlräumen entgegenkamen.*)
Der Verfasser schließt mit den Worten : „Da wird es wirklich
Zeit, daß auch der deutsche Obstbau sich seiner eigenen Rück-
ständigkeit und Lage bewußt wird, daß er sein Haus in Ordnung
bringt, seine Produktions-, Aufbewahrungs- und Transportmethoden
von Grund auf reorganisiert, um also gestärkt und modernisiert seine
lächerliche Stellung auf dem Weltmarkte mit einer achtunggebietenden
zu vertauschen. Darin liegt seine Zukunft." W. T.
Ne
Zeit- und Streitfragen.
Bücherbesprechungen.
Vom Herausgeber.
(eben der Fachpresse sind in erster Linie die guten Fachwerke
dazu berufen, das gärinerische Wissen zu fördern und dem Bildungs-
drang des Gärtners entgegen zu kommen. Das Lesen einer guten
Fachzeitschrift ist ein unabweisbares Erfordernis unserer Zeit;
daneben wird aber auch jeder vorwärtsstrebende Gärtner darnach
trachten, sich mit der Zeit eine seinen Mitteln entsprechende Fach-
bibliothek zuzulegen, in welcher Werke über die Spezialitäten vor-
herrschen weiden, denen er sein besonderes Interesse widmet.
Dieser Tatsache entsprechend hat die Fachpresse die Verpflichtung,
die neuen Erscheinungen auf gärtnerischem Gebiete zu beachten
und sie unter der Rubrik „Bücherschau" einer rein sachlichen, un-
parteiischen Kritik zu unterziehen. Diese Kritiken sollen den
Lesern die guten und schlechten Eigenschaften der rezensierten
Bücher vor Äugen führen, die Verbreitung des Schlechten hindern,
des Guten aber fördern, wie sie auch dazu dienen, jungen, bisher
unbekannten Talenten die Wege zu ebnen.
Nun gibt es leider nicht nur in der gärtnerischen Fachpresse,
sondern auch in der politischen Presse zahlreiche Redakteure, die für
alles andere, nur nicht für das Studium neuer Bücher Zeit haben
und sich entweder damit begnügen, ohne jeden Kommentar die
Titel der neu erschienenen Werke bekannt zu geben, oder die ihnen
obliegende Rezensionspflicht auf fremde, häufig unfähige Schultern
abwälzen, im günstigsten Falle ein paar nichtssagende Worte über
das niohtgelesene Buch schreiben, wenn sie es nicht vorziehen, den
sogen. „Waschzettel" abzudrucken. Unter solchen Waschzetteln ver-
steht man in buchbändlerisdien Kreisen die vom Verleger eines Buches
selbst abgefaßte Rezension. Die Verleger wissen sehr wohl, daß neu
erschienene Werke, und mögen sie von noch so gi'oßer Bedeutung
sein, in den meisten Redaktionen nicht gelesen und nicht gewürdigt
werden und deshalb unbesproohen bleiben, wenn den Redakteuren
nicht mit jedem Rezensionsexemplar gleich die druckfertige Re-
zension, das ist der Waschzettel, übermittelt wird.
Manch anerkennende Besprechung in einer angesehenen Fach-
zeitschrift hat schon, wie gesagt, jungen aufstrebenden Talenten die
*) Anmerkung der ]?edaktion. Siehe unseren illustrierten
Artikel von Prof. Sajo: ,..\us der Geschichte des amerikanischen
Obstverkehrs, Jahrg. 6, No. 13 und 14.
IX, 43
Die Gartenwelt.
Wege gi'ebnet. in noch liäufigeren Fällen ist aber durch (jarteiische
und ungerechte Besprechungen beträchtliches Unheil angerichtet worden,
indem nichtswürdige Rezensionen ein Hemmschuh auch für die Ver-
breitung des Guten sind. Man kann nicht gut verlangen, daß der
Leiter einer großen Fachzeitschrift alle neu erschienenen Fach-
werke durchliest und rezensiert; dazu ist die gegenwärtige Zeit zu
produktiv, aber was er bespricht, soll er vorurteilslos besprechen
und was er nicht selbst besprechen kann, soll er fähigen, gereiften
und unparteiischen Faohgenossen zur Besprechung überweisen. Daß
sich hier und da auch Redakteure dazu hergeben, ihre Überzeugung
kleinlichen Geschäftsinteressen kurzsichtiger Verleger zu opfern, ist
eine bedauerliche Tatsache. Auf solche Geschäftsinteressen ist auch
das Unterbleiben der Angabe des Ladenpreises der besprochenen
Bücher zurückzuführen, womit den Abonnenten der Blätter, die
diese kleinliche Pra.\-is üben, sicher nicht gedient ist.
Wie auf allen Gebieten, so herrscht auch gegenwärtig auf dem
des gärtnerischen Verlagsgeschäftes eine erbitterte Konkurrenz. Ver-
einzelte Großfirmen möchten alles au sich reißen ; sie sind die "Waren-
häuser des gärtnerischen Verlagsgeschäfts und nehmen wo-
möglichjedes Anerbieten, auch das Überflüssigste an,damitbeileibe nicht
dieses oder jenes Werk späterhin bei einem Konkurrenten erscheint.
Dadurch überstürzt ein neues Buch das andere; erst schreibt da ein
solcher Autor ein Gartenbuch über den gesamten Liebhabergarten-
bau, dann läßt er ein zweites folgen, das nur die Blumen behandelt,
ein drittes, da.s nur von Obstbäumen erzälilt, ein viertes über Gemüse,
ein fünftes über Gemüsetreiberei mit Salat und ein sechstes über
Salat mit Gemüsetreiberei, sodaß schließlich nur noch ein Buch über
die Kultur der Unkräuter, über die Vermehraug und Anpflanzung
der Pyramidenpappeln oder über die rationeile Zucht der Schildlaus
und ihre Dressur auf die Kulturpflanzen fehlt, damit alle Lücken
geschlossen sind. In jedem neuen Buche wird oft der Inhalt bereits
erschienener Bücher behaglich wiedergekaut, ein Verfahren, das man
technisch als Zeilenschinderei bezeichnet, denn je dicker das Opus
wird, um so höher pflegt das Honorar zu sein, das die Herren Ver-
leger notorischen Vielschreibern aber möglichst knapp zu bemessen
pflegen. Natürlich hat solch ein Bücherschreiber im Kreislauf des
Jahres keine Zeit, ein von einem anderen verfaßtes Buch einer
objektiven Besprechung zu unterziehen, ja es fehlt ihm, wenn er
Redakteur ist, sogar die Zeit auch einmal für sein eignes Blatt
einen Artikel zu schreiben; das müssen alles die Mitarbeiter besorgen
damit die Bücherproduktion keine Unterbrechung erleidet.
Die von vielen Seiten gegebenen schlechten Beispiele werden
uns nicht abhalten, allen Neuerscheinungen, wie bisher, unser Augen-
merk zuzuwenden und dafür Sorge zu tragen, daß sie ohne
Rücksicht auf den Autor und die Verlagsbuchhandlung, bei der
sie erschienen, in objektiver Weise gewürdigt werden, so weit
sie überhaupt eine Würdigung verdienen. Alles das, was sich als
Abschreiberei, Vielschreiberei wertlos und überflüssig erweist, bleibt
selbstverständlich von der Besprechung ausgeschlossen; wir werden
aber jeder guten Neuerscheinung wohlwollend gegenüberstehen, von
der Ansicht ausgehend, daß es besser ist, eine ehrliche Arbeit etwas
zu wohlwollend zu beurteilen, als sie in den Schmutz zu ziehen.
Es sei noch eines Krebsschadens gedacht, der die Ausnutzung
guter oder auch zweifelhafter Rezensionen durch die in Frage kommenden
Verleger betrifft; es gibt wahre Virtuosen auf diesem Gebiete, die
mit den Rezensionen ehrenwerter Fachleute Jahrzehntelang hausieren
gehen. Das ist ja an und für sich nicht schlimm, bedenklich ist
nur der Umstand, daß diese Verleger selbst aus im Grunde un-
günstigen Rezensionen einige Sätze aus dem Zusammenhang zu reißen
verstehen, die ihnen gerade in den Kram passen, die aber ein ganz
anderes Bild als dasjenige geben, welches der betreffende Rezensent
gezeichnet hat. Das ist unlauterer Wettbewerb. Ich be-
.schränke mich heute darauf, hierzu nur ein drastisches Beispiel an-
zufiiliren, mit weiteren, auch meine eigenen Rezensionen betreffenden,
kann ich jederzeit dienen.
In der „Deutschen Bauhütte" vom 17. November 1904 hatte
unser Mitarbeuer K. Krone das Werk „Die Gartenkimst in Wort und
Bild" in durchaus sachlicher, von jeder Voreingenommenheit freier
Weise besprochen. Wir selbst haben diesem Buche zwei Rezensionen
gewidmet. Der Verleger dieses Werkes hat nun einen Prospekt mit
Rezensionen zusammengestellt. Die da abgedruckten Rezensionen
aus gärtnerischen Zeitschriften interessieren uns nicht, da sie nur
Blätter betreffen, die in urteilsfähigen Fachkreisen als Fachblätter nicht
anerkannt werden. Um so lehrreicher ist der Auszug der Rezension
des Herrn Krone. Er besteht aus zwei Sätzen. Der erste Satz lautet:
„ . . . Aber das Buch will mehr sein als eine brauchbare Garten-
technik, und in einer Hinsicht ist es das auch, in der liebevollen
Behandlung des gemischten Gartenstils nämlich, der als Bastard
bisher nur geringe Beachtung fand . . ." Dieser Satz hat aber einen
wesentlichen Nachsatz, über den die drei Punkte nicht hinweghelfen
können, und der Verfasser der Kritik sollte wegen Unterschlagung
dieses Nachsatzes energisch Front machen. Der Nachsatz lautet
nämlich: „Aber auch diese Empfehlung geschieht nicht durch den
Text, der sich immer mit zwar anzuerkennender Gründlichkeit in
die Einzelheiten verliert, man muß sie vielmehr aus der Zahl der
Illustrationen herauslesen." Das ergibt doch ein wesentlich anderes
Bild! Dann führt der Auszug noch den zweitletzten Satz aus der
ganzen Kritik an. Er lautet. „Möge das Werk den Anstoß geben,
den gemischten Stil für die Aufgaben heranzuziehen, die anders nicht
befriedigend zu lösen sein würden." Hier hat der Herr Verleger
wieder das kleine Naohsätzchen zu zitieren vergessen, welches den
Schluß der Kroneschen Ausführungen bildet und also lautet: „Viel-
leicht ist das seine ausgesprochene Tendenz." Das paßte natürlich
dem Verleger nicht in den Kram, denn wenn ein ernster Kritiker
nach dem zeitraubenden Studium eines dickleibigen Bandes die Frage
offen lassen muß, was eigentlich die Tendenz des Buches ist, so
muß man dies als alles andere, denn als Anerkennung auffassen.
Es ist zu wünschen und zu hoffen, daß Verleger, die darauf
Anspruch erheben wollen, ehrliche Geschäftsleute zu sein, für die
Folge nicht zu einem so zweideutigen Mittel greifen, wie es ein
künstlich zugestutzter, tendenziös einseitiger Auszug aus einer ernsten
Kritik darstellt. Die Herren könnten Gefahr laufen, von einem
Rezensenten, der in einer derartigen Ausbeutung seiner Kritik eine
Schädigung seines fachlichen Rufes erblickt, vor die Schranken des
Gerichts zitiert zu werden.
Mannigfaltiges.
Frostschäden an den Knltnren der Riviera.
Von Richard Heimann, Cap d'Antibes, Südfrankreich.
Anschließend an meinen Artikel in No. 18 dieser geschätzten
Zeitschrift, in welchem ich eme Abhandlung über die durch Frost
sehr gelittenen Kulturen brachte, möchte ich an dieser Stelle, an-
geregt durch verschiedene Anfragen, über deren Erholung berichten.
Wie schon bekannt, hatte der Süden im letzten Winter unter
sehr starker Kälte zu leiden, den ganzen Herbst durch bis zum
1. Januar d. J. war täglich Sonnenschein, doch schlug dann die Witterung
plötzlich um und es trat eine Kälte ein, wie sie hier wohl noch nie
verzeichnet wurde.
Cyclamen, Primeln usw. waren erfroren und es sahen die
Blumenbeete in öffentlichen Anlagen danach ganz schauderhaft aus,
doch auch die widerstandsfähigeren Pflanzen hatten viel gelitten.
Die Rosenblumen in den Kalthäusern waren bald alle erfroren, sowie
viele Palmen, Eucalyptus u. a. m.
Am meisten wunderte ich mich darüber , daß die Asparagus-
Arten fast gar nicht gelitten hatten, nicht emmal die edel.sten Sorten,
trotzdem sie zu dieser Zeit viele zarte junge Triebe hatten. Was
den Kulturen zu großem Vorteil gereichte, war, daß nach der Kälte
reichlich Regen gefallen ist und hat sich somit vieles schneller er-
holt, als es sonst der Fall gewesen wäre. Die Agaven scheinen
mehr, denn alle anderen gelitten zu haben und sind zum Teil ganz
eingegangen. Selbst haushohe Palmen, die schon manchen Strauß
mitgemacht haben, wurden auch dieses Mal nicht verschont.
Einer Firma, die durch ihre Araucarien-Kulturen sehr bekannt
ist. sind etwa 10000 Phoenix canarietisis erfroren, ohne daß sie es
wußte; erst im Frühjahr als der Versand einsetzen soUte und die
516
Die Gartenwelt.
IX, 43
Palmen, die im Winter über mit Erikamatten überdeckt sind, auf-
gedeckt wurden und die Sonne sie mit ihren sonst so segenspendenden
Strahlen beschien, wurde der Schaden bemerkt.
Dieses Frühjahr waren die Witterungsverhältnisse sehr schlecht,
der Himmel immer bewölkt und dabei war es für den Süden sehr
kühl, man merkte es auch an den Obstpreisen; Kirschen 1 kg
75 Centimes. Orangen hat es fast keine gegeben, da alle erfroren sind,
doch standen im Juni Oi'angen, Zitronen und Oliven in schön-
ster Blüte, auch die Feigen sehen gut aus imd versprechen eine gute
Ernte, der Wein läßt manches zu wünschen übrig, kann sich aber
noch erholen, wenn das Wetter nunmehr besser wird.
Die Rosen leiden durch diese Witterung sehr unter dem Mel-
tau und wurde mancher Zentner Schwefel daran verpulvert.
Die Palmenkulturen machen sich rein gar nicht mehr bezahlt
und werden von verschiedenen Firmen aufgegeben, soweit sie nicht
schon aufgegeben worden sind.
Das Auspflanzen der Nelken, Margueriten usw. für den Winter-
flor ist im vollen Gange.
Überall, wo das Auge in der Natur hinblickt, „Werden und
Vergehen".
Wespennester in der Erde vertilgt man mit Schwefelkohlen-
stoff. Dieses Mittel hat sich hier bewährt. Ein wollener oder
leinener Lappen wird abends, wenn die Wespen in ihrem Baue
sitzen, mit Schwefelkohlenstoff getränkt, in das Loch gesteckt, darauf
das Loch mit Erde oder mit einem Stein geschlossen. Schwefel-
kohlenstoff dämpfe sind schwerer als atmosphärische Luft und sinken
deshalb allmählich nach unten. Hier wurde dieses Mittel zuerst mit
durchschlagendem Erfolge für die Hanistervertilgung verwendet. Im
Einzelnen kostet das Kilo 80 Pf. Schwefelkohlenstoff ist eine leicht-
bewegliche Flüssigkeit, die explosibel ist und widerlieh riecht.
Friedrich Roemer, Quedlinburg.
Wasserbeförderungsanlagen. Im Anschluß an den Artikel
darüber in No. 37 schreibt uns Herr Friedrich Roemer in Quedlin-
burg, daß bei ihm di-ei Systeme von Wasserbeförderungsanlagen in
Betrieb sind. 1. Ein Gasmotor, der zwei Pumpen zur Füllung eines
22 obm fassenden Reservoirs bedient; 2. ein auf Feldbahngeleisen
transportabler Heißluftmotor, der zum Spritzen und Bewässern dient ;
3. ein transportabler Elektromotor, gleichfalls zum Spritzen und
Bewässern. Letztere Kraftquelle ist allen anderen an Bequemlichkeit
und Billigkeit vorzuziehen, wo Strom erhältlich ist oder erzeugt wird.
Insektenfanggürtel. In obstarmen Jahren ist der Kampf
gegen die Hauptschädlinge des Obstbaues, den Apfelblüten-
stecher und die Obstmade, besonders Erfolg versprechend. Beide
hatten durch geringen Blütenaosatz wenig Gelegenheit, sich fort-
zupflanzen. Ihre Zahl ist also relativ gering. Werden die Vor-
handenen gefangen, so besteht die beste Gewähr für ein Verschonen
der Blüten und Früchte im nächsten Jahre. Man darf überhaupt
nie nachlassen in der Bekämpfung der Schädlinge, sonst gewinnen
sie im Nu die Oberhand. Ein anerkannt gutes Bekämpfungsmittel
für Obstmade und Apfelblütenstecher ist der Insektenfanggürtel
„Einfach" der Firma Otto Hinsberg, Nackenheim am Rhein
deren Broschüre auch eme Menge anderer Präparate und Geräte
zur Baumpflege enthält.
Fragen.
Neue Frage No. 348. Wie ist die Blutlaus von Äpfelbäumen
am besten zu vertilgen und wie wird das Mittel angewendet V
Neue Frage No. 349. AVoher kommt es, daß die augesetzten
Gurken in den Frühbeeten trotz der heißen Witterung faulen? Ich
habe in der letzten Zeit stark mit der Brause gegossen.
Neue Frage No. 350. Welche Dungart eignet sich für Baum-
schulen mit kalkhaltigem Boden?
Neue Frage No. 351. Woher kommt es, daß Ahorn in einer
kalkhaltigen Boden besitzenden Baumschule am Wurzelhals plotzlicli
schwarz werden und absterben?
Neue Frage No. 352. Ist Eichenlauberde schädlich für Topf-
pflanzen, speziell für Croton und enthält diese Erdart giftige Substanzen ?
Neue Frage No. 353. Was ist die Ursache der Knollenfäulnis
bei Cyclamen? Anfang Juni standen meine Cyclamen in 10 bis 12 cm
weiten Töpfen gesund, gut bewurzelt und wurden bei einer geringen
Bodentemperatur von 22 " C sehr luftig kultiviert, trotzdem ging
täglich eine Anzahl von Exem])laren an Knollenfäulnis ein. Dieses
plötzliche Absterben gesund aussehender Cyclamen zeigt sich
sowohl bei hoch als auch bei tiefergepflanzten und scheint oben an
der Knolle an der Blattentwicklungsstelle zu entstehen, da die sämt-
lichen Blätter und Wurzeln ganz gesund sind.
Neue Frage No. 354. Welches ist die wirksamste und halt-
barste, dabei preiswerteste Spritze zur Verteilung von Bordeaux- und
Kupfersodabrühe in einer kleinen Obstanlage mit 200 Halbhoch-
stämmen und Niederstämmen?
Wir bitten unsere Leser sich im Interesse des Berufs zahl-
reich an der Beantwortung der gestellten Fragen zu beteiligen.
Personal-Nachrichten.
Denner, Adolf, ein Schüler weiland Hermann Jägers (Eisenaoh),
bisher freiherrlich von Werthernscher Obergärtner, kaufte die Ver-
sandgärtnerei von J. G. Wähmann in Weißenfels. Als bedeutender
Pflanzenzüchter wird Herr Denner bestrebt sein, die Kulturen zu
erweitern und ihren guten Ruf zu fördern.
Duval, H., Mitinhaber der Firma Duval & fils, Versailles, f
am 29. Juni im Alter von 35 Jahren nach sechswöchentlichem
Krankenlager an den Folgen einer Operation. Mit ihm verliert Herr
Duval seinen zweiten und letzten Sohn. Maurice Duval, der
unter dem Herausgeber dieser Zeitschrift vor Jahren als Volontär
tätig war und den er ebenso wie den jetzt Verstorbenen als tüchtigen
und strebsamen Menschen kennen lernte, wurde gleichfalls im
jugendlichen Alter von einem tückischen Leiden dahingerafft. Die
Firm.a Duval, die auch Deutsche beschäftigt, ist durch ihre vorzüg-
lichen Orchideen- und Warmhauspflanzenkulturen weitbekannt.
Fahldieck, langjähriger Obergärtner in Quedlinburg, zuletzt
bei Heinrich Mette und dann im Ruhestand lebend, starb hoch-
betagt in Quedlinburg. Der Verstorbene war ein beliebter und ge-
achteter Fachmann der alten Schule, der auch in weiteren Kreisen
bekannt war als Verfasser eines Buches unter dem Titel: Der
praktische Gartenfreund (erschienen in Leipzig 1881). das viele Auf-
lagen erlebte.
Holtzer, bisher Obergärtner am Kaiserlichen Botanischen Garten
in St. Petersburg, trat nach 49jähriger Tätigkeit in den verdienten
Ruhestand.
Jolly, Franz, Baron Rothschildscher Obergärtner, Sohn des
Garteninspektors Anton Jolly auf der Hohen Warte in Wien-
Döbling, t am 19. Juni im Alter von 36 Jahren.
Kleyhonz, J. A., bi.sher in Stuttgart, ließ sich als Landschafts-
gärtner und Staudenzüchter in Rosenburg am Kamp in Nieder-
österreich nieder.
Kraus, Jos., bisher Obergärtner des der Firma Hch. Mette
gehörenden Stumpfsburger Gartens in Quedlinburg, übernahm die
Leitung der Privatgärtnerei des Kgl. Sachs. Handelsrichters Friedr.
Wilh. Dodel in Dölitz bei Leipzig.
Kreis, Franz A., Handelsgärtner in Nieder- Walluf, Spezial-
kulturen von Rosen und Cleniatis, wurde zum Hoflieferanten des
Fürsten von Schaumburg-Lippe ernannt.
Meißner, C, bisher Obergärtner im Großherzoglichen Hofgarten
zu Karlsruhe, übernahm die freigewordene Obergärtnerstelle am
Kaiserlichen Botanischen Garten in St. Petersburg.
Seiltz, Eduard, Gutsgärtner zu WoUin im Kreise Stolp i. P.,
wurde das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.
Verantwortl. Redakienr: Max Hesdr
rd Carl Schmidt & Co., Leipzig.
Drack : Anhalt. Bnohdr.
atenberg, e. Q. m. b. H., Dessau.
Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
29. Juli 1905.
No. 44.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Pflanzenkunde.
Einheimische Pflanzen meines Gartens.
Von H. Nehrung (Florida).
in. (Schluß.)
V 011 großer Schönheit sind auch besonders junge, von
unten auf venästelte Exemplare der Florida- oder Bleistift-
Ceder {■Juniperus har-
hadensis, Thunb. :=■ J.
chinensis, Mantiss). Es
ist das dieselbe Art, aus
deren Holz die berühmte
Fabersche Fabrik meist
ihre Bleistifte herstellt.
Sie war damals, besonders
auf Cedar Keys, häufig;
gutes Holz ist jetzt aber
schwierig zu erlangen.
Sie findet sich vereinzelt
in feuchten Laubholz-
wäldern hiesiger Gegend,
doch sind große Exem-
jjlare außerordentlich sel-
ten geworden. Ich sam-
melte im Herbst des
Jahres 1895 einige hun-
dert Beeren in St. Augus-
tina und aus diesen sind
die verschiedenen dichten
Prachtbäumchen meines
Gartens entstanden. Die
Färbung des Laubes ist
hellgrün und der Wuchs
ein sehr dichter und sym-
metrischer. Auch die aus
Wisconsin mitgebrachte
gewöhnhehe rote Ceder'')
(Juniperus virginiana) ge-
deiht gut, dagegen wollte
die großfrüchtige Berg-
ceder (J. occidentalis conjugens) aus Texas hier gar nicht fort-
kommen.
Unsere wilde Pflaume (Prunus umhellata) bildet frei-
stehend einen prächtigen breiten und dichten Baum von etwa
5 bis G Meter Höhe. "Wenn sie im Frühling mit ihren
weißen Blüten wie mit einem Tuche bedeckt ist, dann ist
die Wirkung inmitten der Palmen, Magnolien, Wachsmyrten
*) Im englischen Sprach-
gebiet wird Junipenis als
Cedar (Ceder) bezeichnet.
cgonia „Gloire de Sceaux
von Emil Dielze, Steglitz bei Bei
Seite ,5l.'0.)
„Gartenwelt" photogr. aufgen
Gartenwelt. IX.
518
Die Gartenwelt.
IX, 44
und Bambusen wahrhaft bezaubernd. Von anderer Pracht und
Wirkung ist der wilde Kirschbaum {Prunus semperflorens = sero-
tina). Er wächst schlaulc empor und breitet sicli erst im Alter hoch
oben in der Ki-one mehr aus. Ältere Bäume sind hervor-
ragend schön. Die Früchte sind schwarz und bittersiiJ3, von
der Größe einer großen Erbse, und werden von den Vögeln
gerne gefressen. Das Holz großer Bäume ist außerordent-
lich wertvoll, da es zur Fabrikation feiner Möbel sehr viel
verwendet wird. Kleine Sämlinge, die ich vor acht Jahren
aussetzte, haben bereits eine Höhe von 10 bis 12 Metern er-
reicht. Auch die sehr aromatische Stachelesche {Xanthoxylon
americanum, Mill. = Clava lierculis L.), auch von den Deutschen
hier gewöhnlich „Prickly Ash" genannt, verpflanzte ich vom
Wald in den Garten. Stamm, Äste und Blattstiele sind
sehr stachelig. Der Baum wächst schnell und bildet eine
breite offene Ki-one, wird aber durch Wurzelschößlinge im
Garten sehr lästig. Immerhin ist er so auffallend eigenartig,
daß man ihm einen Platz
im Parkgarten gönnen darf.
Diese drei letztgenannten
und die Catalpa (Catalpa
speciosa und C. higno-
7iioides) sind die einzigen
laubabwerfenden Bäume,
welche ich angepflanzt
habe.
Wie schon erwähnt,
bildet die wilde bitter-
süßeOrange( Citrus auran-
iiaca rar. amara) in vielen
Gegenden Floridas mit
Magnolien , Lebenseichen
und Palmettos große
Wälder und erweckt den
Anschein einer einhei-
mischen Pflanze. Früher
bedeckten diese als Wäl-
der tausende von Äckern,
doch sind sie heute alle
unter Kultur. Diese wilden
Stämme wurden mit den
besten Sorten okuliert, die
dazwischenstehenden Pal-
men, Magnolien und Lebenseichen entfernt und diese veredelten
Bäume gut gepflegt. Sie brachten vor dem verhängnißvollen
Froste des 8. Februar 1895 ihren Besitzern wahrhaft fürst-
liche Einkünfte. Woher diese bittersüßen Orangenbäume
eigentlich stammen, ist mit Sicherheit nicht festgestellt. Man
nimmt an, daß sie Ende des sechzehnten .Jahrhunderts von
den Spaniern eingeführt imd von den Indianern bis ins Innere
des Staates weiter verbreitet wurden. Die bittersüße Orange
trägt ungemein reichlich und ihre Früchte fallen nicht ab,
oder doch erst nach langer Zeit. Im Sommer sind diese selir
süß und dann genießbar. Man pflanzt sie häufig in den
Gärten an, da der Baum eine sehr schöne Form annimmt,
mehrere male im Jahre blüht, die Blüten einen köstlichen
Wohlgerueh ausströmen und weil die Früchte fast das ganze
Jalu- hindurch dem Baume zur großen Zierde gereichen.
Auch eine zweite Varietät, die sauere Orange, wird häufig
wild angetroffen. Die Frucht hat eine sehr rauhe dicke
Schale und ist sehr sauer. Man verwendet sie zur Bereitung
von Orangen-Marmelade und Limonade. Diese beiden Sorten,
Winterblühender niedriger Goldlack. (Text Seite 52
Züchtung von Handelsgärtner Max Türpe, Wiederau i
OriginaUufnahme für die „Gartenwelt".
wie auch eine verwilderte Citrone, habe ich ebenfalls in
meinem Garten angepflanzt.
Wohl kein kalifornischer Baum ist so beliebt als der
Tollon oder die Weihnachtsbeere (Photinia syn. Heteromeles
arhutifoliaj. Es ist der einzige Baum Kaliforniens, der in
meiner Anlage gut gedeiht.
Es würde zu weit führen, wollte ich alle die einheimischen
immergrünen Sträucher, die ich in meinem Garten anpflanzte,
ausführlich beschreiben. Nur die allerschönsten mögen ge-
nannt werden. Zu diesen allerschönsten zähle ich in erster
Linie den zu den Rubiaceen gehörenden Korallenstrauch
(Hamelia patens). Er wird selten über 2 Meter hoch, doch
finden sich die aufrecht stehenden, prachtvoll roten, aus jedem
Endzweig hervorbrechenden Blütenbüschel, oft auch Büschel
schwarzer Beeren, das ganze Jahr hindui-ch. Das Laub ist
herzförmig, wolhg, purpurn angehaucht und viele der älteren
Blätter zeigen eine orangegelbe und scharlachrote Farbe.
Der Strauch ist so schön
und aulfallend, daß er es
\ erdient, auch in den Ge-
wächshäusern gezogen zu
weiden
Florida ist reich an
Heide ge\\ ächsen, die alle
im Garten ausgezeichnet
^\ ichsen Ich nenne hier
die rosarote Andromeda
( indiomeda nitida), die
mit \\ achsweißen, herab-
h mgenden, nach Honig
duftenden Blüten ge-
^Llimuckte Andromeda ra-
imota, die bräunlich-
lii laubten A. ferruginea,
Im' pidchtig blühende A.
I pcwsa, die weiße Azalee
/ hododendron viscosum
= Axalea viscosa), eine
ganze Anzahl dicht und
buschig wachsender, teils
immergrüner Heidelbeer-
arten und die schöne Be-
jaria racemosa, die den
Waldboden des Tieflandes auf viele Meilen lün im Juni mit einem
weißen Teppich schmückt. Sehr schön sind im Garten auch
die Knopisträucher (Cepltalanthus occidentalis) und der Spitzen-
baum {Chionanthus virginica), leider jedoch nicht immergrün.
Wenn man die Wälder und Dickichte aufmerksam durch-
wandert, dann ist man erstaunt über die prächtigen Schling-
pflanzen, die sich allerorten zeigen. Es sind auch hier zu-
nächst die immergrünen Lianen, die unsere Aufmerksamkeit
fesseln. Ich habe Seite 490 schon auf die Bignonie, den
Karolina-Jasmin, die Stechwinde u. a. hingewiesen. Während
des Frühlings entzückt uns ganz besonders das korallenrote
Jelängerjelieber (Lonicera sempervirens), das am Saume des
Waldes ganze Dickichte und kleine Bäume überwuchert. Ein
solches Dickicht, mit zalülosen roten Blütenbüscheln übersät,
bildet einen allerliebsten Anblick. Die in meinem Garten
befindlichen ExemjJare sind sehr schön, wenn sie in voller
Blüte sind, aber da sie unten stets das Laub verlieren und
eine verworrene kahle Masse bilden, so sind sie an den den
Blicken zimächst ausgesetzten Plätzen kaum zu dulden.
IX, 44
Die Gartenwelt.
Wilder Wein in zwei verscliiedenen Arten, die Opossum- oder
Frostrebe ( Vilis cordifolia) >ind die Sommerrebe ( V. aeslivalis),
letztere mit rostbraun angehauchtem, rotrippigem, sehr orna-
mentalem Laubwerk, klettern bis in die liöchsten Waldbäume.
Sie finden sich beide in meiner Anlage. Besonders pflanzte
icii aber die sich durch ihre köstlichen Früchte auszeichnende
echte Fuchsrebe, Vitis rolundifolia, an. Sie findet sich wild
in fast allen SiULstaaten der Union und zwar in mehreren
Varietäten mit hellen und dunkelen Früchten. Aus
letzteren bereitet man einen ganz vorzüglichen Wein. Die
kleineren Sciilingpflanzen, von großem Zierwerte, namentlich
die Passionsbhnne [Passiflora incarnaia), die großblumige
Clitoria (CUloria mariana), deren Blüten köstlich duften,
die ebenfalls
wohlriechende
Clemalis Viorna,
die hübsche .^jBios
tuberosa finden
sich zahlreich wild
in meinem Garten.
Sie ranken gerne
an Büschen empor
und geben diesen
dann einen eigen-
artigen Schmuck.
So klettert eine
Clematis an einem
kleinen Exem-
plare von Jaca-
ratida mimosae-
folia empor und
läßt ihre veilchen-
blauen, wachs-
artigen, vasenför-
migen nach Vanda
suai'ia duftenden
Blüten in Menge
herabhängen.
Wistaria chinensis. Originalaulnahme für die „GarteDwell"
Schlingpflanzen.
Wistaria chinensis, eine prächtige Schlingpflanze.
Von H. Grote, Bühl in Baden.
{Hierzu eine Abbildung.)
Stauden.
Bemerkungen Aber winterharte Selagineilen nnd
Lycopodien.
(Eierxu ciiie Abbildung.)
\j\e winterharten Selagineilen, von denen S. helvetica (s. J. III,
S. 244) mit ihren gelbgrünen, im Herbst rot werdenden Polstern am
längsten bekannt und geschätzt ist, können als Beispiel dienen, daß
man derartige Pflanzen in ihrer Eigenart bald kennen und verwenden
lernt, wenn sie nur willig wachsen, auch wenn ihnen jeder bluinistisclie
Wert fehlt. Welche Verbreitung bat in den letzten Jahren die neue
.5'. Dfiwßasi gefunden ! Sie ist der S. helvetica unserer Alpen ähnlich,
kann vielleicht als
die nordamei-ika-
nische Form ange-
sehen werden. Sie
breitet sich aber
noch rascher aus
und gedeiht wie die
erstere in windge-
schUtztei-, schattiger
Lage, der es an
Feuchtigkeit nicht
fehlen darf.ganzaus-
gezeiohnet. Ebenso
hat Selaginella nt-
pestris, die sainmt-
artigedunkle Polster
bildet und .sonnige
Lage bevorzugt,
schon weite Verbrei-
tung gefunden, ob-
schon keinJahrzehnt
verflossen ist, seit
man weiß, daß sie
unter leichter Decke
unseie Winter aus-
hält. Man konnte
auf diesen kühnen
Gedanken nichtohue
Weiteres kommen,
denn sie ist in der
merkwürdig genug
Un
) nter unseren holzartigen Schlingpflanzen wird gewiß so leicht
keine Partnerin zu finden sein, ausgenommen vielleicht einige Schling-
rosen, die sich mit der Wistaria chinensis., was Schönheit anbelangt,
messen könnte. Wo der Glycine Klima und Boden zusagt,
da ist sie unübertrefflich in der Blüte. Zu den verechiedensten Be-
kleidungen, so von Häuserwänden, Lauben, Balkons etc., kurz und gut
allerorts, ist sie geeignet und wird durch ihre herrliche Blüte im Mai
jedermann entzücken. In Süddeutschland findet man sie bald in
jedem Garten verwendet, weniger dagegen in Norddeutschland, wo
sie einen leichten Winterschutz verlangt. Dieser Umstand wird viel
dazu beitragen, daß sie dort nicht solche Verbreitung findet, wie sie
es in Wirklichkeit verdient, was obenstehende Abbildung beweist.
Wo sie eines Winterschutzes bedarf, da sollte man sie trotzdem an
geeignete Plätze pflanzen und man wird erstaunt sein über die Blüten-
fülle, mit der sie uns im Mai überrascht. Altere Exemplare blülien
im Juli— August nochmals, nur kommt die Blüte wegen des Blatt-
werkes nicht mehr so zur Geltung.
Sukkulentengegend von Texas und außerdem
— in Südafrika zu Hause.
Noch weit interessanter als die an den Boden gedrückten
Selagineilen sind ohne Zweifel die eigentlichen Bärlappmoose oder
Lycopodien. Ihre tropischen Vertreter geben uns einen kleinen Be-
griff von dem Aussehen jener Riesenpflanzen, die im Jugendalter
unserer Erde dem feuchtwarmen Boden entsprossen und mit deren
verkohlten Überresten wir heutzutage unsere Glashäuser heizen.
Wem das Glück beschieden war, sie unter der Tropensonne selbst zu
sehen, oder wer sie bloß aus unsern Wannhäusern als L. Eippuris
und Phlegmaria kennt oder wem das meterhohe L. cernuum, das
wunderbare L. rufescens oder das australische L. de7isum, das einer
Straußenfeder nicht unähnlich sieht, nur aus den Herbarien bekannt
ist, der wird in unsem bescheideneu einheimischen Arten die Ver-
wandten eines vornehmen und alten Geschlechtes erkennen. Am
bekanntesten von allen ist Lycopodium elavatum. Man glaubte
früher, daß es das Verpflanzen nicht vertragen könne und somit für
den Garten nicht in Betracht käme. Das ist ein Irrtum. Ausgerissen
wächst es freilich niemals weiter. Wenn man aber im zeitigen
Frühjahr oder im Nachsommer große Rasen davon unverletzt aus-
hebt, diese dem natürlichen Standort entsprechend mehr oder weniger
sonnig in Lehm und HeiUeerde pflanzt und tüchtig angießt, so wird man
die Freude haben, seine Bärlappkolonie fröhlich weiter wachsen zu
sehen. Auch das Verpflanzen des schönen, im Jahrgang IH, S. 381,
beschriebenen L. eomplaiiatmn mit der Form chamaeeyparisaus glückt
Die Gartenwelt.
IX, 44
auf diese Weise in sandigem Bodea und es dürfte bei einiger Auf-
merksamkeit möglieb sein, auch die anderen Arten, nämlich alpinum,
inundatimi und annotinum für den Garten zu gewinnen. Lyeopodium
Selago ist schon lange in Kultur, es läßt sich aber gleich vielen
andern Alpinen nicht dauernd im Garten halten, weil es an Luft-
feuchtigkeit fehlt. Wo man eine feuchte Schlucht hat, erweist es
sich nicht bloß haltbar, sondern vermehrt sich auch durch die sich
an älteren Pflanzen bildenden Bratknospen. Dem L. Selago sehr
ähnlich ist L. Incicbihim aus Nordamerika. Mehr von Interesse ist
das aufrecht wachsende Lycopodimn demlroideum, Mchx, das unsere
nebenstehende Zeichnung zeigt. Das Pflänzchen wird 15—20 cm
hoch und dürfte, da es ebenfalls in Nordamerika zu Hause ist, bei
uns winterhart sein; Es wächst leicht im Topf und da es in seiner
bäumchenartigen Tracht und dem frischen Grün sich allerliebst aus-
nimmt, möchte ich es für Liebhaber und
Sammlungen botanischer Art empfehlen. Die
Vermehmng geschieht durch Teilung. Wohl
ist der Vorgang der geschlechtlichen Ver-
mehrung durch Sporen endlich aufgeklärt,
man hat die Prothallien, meist kugelige, chloro-
phyllose Körperchen, die 1 — 2 cm tief unter
der Oberfläche sich befinden, sowohl in der
freien Natur gefunden, als auch künstlich ge-
zogen, es ist aber noch nicht gelungen, daraus
Pflanzen zu ziehen. Rehnelt.
Topfpflanzen.
Doryantlies excelsa und Astelia
Bauksii.
Von E. Jahn, Obergärtner des botanischen
Gartens in Genua.
(H'ierxu »wei AbbUdungcn.)
jL/oryanlhes excelsa ist eine agavenähn-
liche Amaryllidee aus Australien, Astelia
Banksii eine grasartige Liliacee aus Neusee-
land. Wegen dieser Verwandtschaft und des
Herkommens möchte ich sie hier zusammen
betrachten. Beide kommen selten zur Blüte
und das ist für Ästelia, bei der Wertlosigkeit
ihrer Blumen, vielleicht nicht so sehr zu be-
klagen. Einem Botaniker dagegen kann das
Herz höher schlagen, wenn er die beiden
Blüten entwickeln sieht. Im Botanischen
Garten in Genua schickten sich im Herbste
1902 mehrere alte Topfexemplare der beiden
genannten zum Blühen an. Doryantlies trieb
im Verlauf von sechs Monaten einen 27.^ m
hohen Blütensohaft. Dieser wurde von
einer dichten Rispe karminroter, lackglänzender, aufrechtstehender
Blüten gekrönt. Von gleicher Farbe sind auch die oberen Deck-
blätter. Die einzelnen Blüten haben eine ansehnliche Größe, etwa
wie Hemerocallis. Die Petalen, die ziemlich schmal sind, sind sehr
weit zurückgeschlagen; ganz enorm sind die weit ausgespreitzten
Staubblätter. Die Nektaiabsonderung ist geradeso wie hei Agaven
sehr reichlich, in dicken Tropfen fließt der süße Saft beim Schwanken
des Schaftes aus. Die Blätter der Doryanthes sind unbewehrt.
Neben Doryanthes excelsa, Coriea, ist noch D. Palmeri, W. Hill,
bekannt. Diese Art stammt ebenfalls aus Australien und hat blassere,
weniger straffe Blätter.
Die Astelien sollen in der Heimat epiphytengleioh auf Bauni-
ästen wachsen, gedeihen jedoch bei uns nicht nur im Topf, sondern
auch ausgepflanzt. Sie sind überhaupt anspruchslose Pflanzen. Bei
Tüpfkultur verlangen sie eine gute Diainage und eine grobe, lockere,
bunuisreiche Erde. Man kennt von Astelia neun Arten, davon ist
nur A. Banksii, A. Cunn, in Kultur. Die beigegebene Abbildung
gibt besser, als es Worte vermöchten, die Tracht der Pflanze wieder.
Astelia ist uns hier uneutbebrlich zur Bekrönung der zahlreichen
Terra.ssenpfeiler geworden. Mit ihren riemenförmigen, nach allen
Seiten gleichmäßig über den Topf elegant herabfallenden Blättern
eignet sie sich wie keine andere zu diesem Zweck. Die Blätter sind
gekielt, oberseits glänzend dunkelgrün und lückseils weißlich-filzig.
Die Blüten erheben sich nicht über die Blätter und stehen zwei-
häusig; sie werden von großen Deckblättern gestützt und sind iu
einer vielverzweigten Rispe angeordnet. Die grünlich-weißen Einzel-
blumen sind unscheinbar genug, der starke Holunderduft, den sie
verbreiten, macht sie uns jedoch wahrnehmbarer. — Starke Astelia-
Pflanzen sind iu Deutschland*) selten, wo man solche pflegt, empfehle
ich sie wie Oyiieritiiii zu behandeln.
Lyeopodium dendroideum.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" gezeichnet.
Begonia „Gloire de Sceaiix".
(Hierzu eine Abbildung.)
Auf der Titelseite bieten wir eine
Abbildung vorzügliclier Kulturpflanzen der
Begonia hybrida „Gloire de Sceaux"- aus
der Handelsgärtnerei von Emil Dietze
in Steglitz. Diese Begonie ist eine Züclitung
der französischen Firma Thibaut &
Ketteier in Sceaux und aus einer
Kreuzung der Begonia socotrana mit
B. suhpeüala hervoigegangen. Durch
diese Züchtung wurde die Firma Lemoine
in Nancy erst auf den Wert der B.
socotrana für die Hybridisation aufmerk-
sam gemacht und stellte mit ihr Befruch-
üingsversuehe an, aus welclien unter
anderen die herrliche B. „Gloire de Lor-
raine" hervorgegangen ist. Begotiia,, Gloire
de Sceaux" ist großblättriger, stämmiger
tmd größer als die letztgenannte Sorte,
in ihren Blüten haben aber beide eine
gewisse Ähnlichkeit, nur sind die Blüten
der „Gloire de Sceaux" dunkler gefärbt.
Beide Sorten bringen bei der üblichen
Kultur fast nur männliche Blüten. Wir
haben früher wiederholt über Beg. „ Gloire
de Sceatix" berichtet, zuerst Jahrgang VII,
Seite 351 (mit Textbildern), dann Jahr-
gang VIII, Seite 431, mit Tafel vorzüg-
licher Kulturpflanzen. Es sei hier nur
noch erwähnt, daß Beg. „ Oloire de Sceaux^^
die Beg. „Gloire de Loiraine^'' nicht ver-
drängen soll; beide ergänzen sich ge-
Ausgang des Winters, wenn sich „ Oloire de
Lorraine" sozusagen zu Tode geblüht hat, setzt ,, Gloire de
Sceaux'^ mit Blühen ein; sie ist eine Marktpflanze ersten Ranges
für das zeitige Frühjalir. Herr Dietze hat sie auch als
solche erkannt und in Kultur- genommen. M. H.
Türpes winterblühender niedriger Goldlack.
{Eierxu eine Abbildung.)
Wir haben bereits im VIII. Jahrgang, Seite 500 u. 501
über diesen Lack, eine Züchtung des Handelsgärtners
*) Der Berliner Botanische Garten besitzt seit langen Jahren
zwei stattliche Exemplare.
IX. 44
Die Gartenwelt.
Max Türpo in Wiederau, der ein langjähriger Mitarbeiter
der Gartonwelt ist, berichtet. Im April dieses Jahres sandte
uns Herr Türpe zwei herrliche, in voller Blüte stehende
Kulturpflanzen, die letzten noch im Flor stehenden, wie rr
uns schrieb. Nach diesen Pflanzen ist die Abbildung Seite 5 IS
gefertigt. Wir haben stets eine besondere Vorliebe für Lack
gehabt, der zu Ende des Winters eine herrlich duftende
Marktpflanze und Schnittblume ersten Ranges ist, eine Blume
für die große Masse der Liebhaber. Aber etwas Besseres
als diese Züchtung ist uns noch nie vor Augen gekommen,
weshalb wir jetzt zur Aussaatzeit erneut darauf hinweisen.
Sie wächst gedrungen und geschlossen, je später sie aus-
gesät wird, um so gedrungener. Die Blüten sind groß, tiet
sammetrot und sehr wohlriechend. Im April ausgesät liefert
dieser Lack starke Schaupflanzen, bei späterer Aussaat, die
kleinen Marktpflanzen, wie sie unser Bild darstellt. Die
Blüten haben meist den bekannten Goldlackton, doch kultiviert
Herr Türpe auch rein dunkelrot blühende Pflanzen. Die Samen-
zucht soll etwas schwierig sein, da die Samenschoten bei
ungünstiger Witterung leicht abstecken.
Über die Kultur teilt uns Herr Türpe folgendes mit:
„Man verstopft die Sämlinge baldmöglichst und pflanzt diese
mit Ballen auf freiliegende Beete, die nicht frisch gedüngt
sein dürfen. Ein mehr magerer Kulturboden ist der beste;
während der Lack sich hier sehr kurz und gedrungen ent-
wickelt, versagt er jedoch hin und wieder auf rigoltem,
schwerem Lehmboden vollständig. Eingepflanzt wird er vor-
teilhaft erst Ende September, Anfang Oktober ,^amit die Ballen
nicht vorzeitig verfilzen." M. H.
Koniferen.
Pinus Pinaster, Sol. {Syn. Pinus maritima, Po«V.), die St i- and -
kiefer, Igelföhre oder Kiefer von Bordeau.K führte uns Hen'
Alwin Berger auf S. 470 in Wort und Bild in dankens-
werter Weise vor. Wir finden da für Pinus Pinasler auch
die deutsche Bezeichnung „Stemföhre" verzeichnet, ein
Irrtum, den ich schon in den Mitteilungen der Deutschen
Dendrologisohen Gesellschaft berichtigte. Bei der Ver-
deutschung des Namens Pinaster kommt nämlich nicht
das Wort aster = Stern iu Betracht, sondern „Pinaster",
die wilde Pinie, gegenüber der kultivierten, eßbaren
PiniiJi Pinea, L. Dieselbe Bedeutung hat ,.Piraster'-\
Borkh. als Artname zu Pirus, worunter die wilde Birne
(Pirns communis Form globosa) zu verstehen ist, oder
,,Olfasfer'-\ Ölweide, wilder Ölbaum (Elaeagnus) im
Gegensatz zu Olca. dem echten Ölbaum. Der Name
Sternföhre wäre also zu streichen. L. Belßner.
Taxus baccata, die gemeine Eibe, diiifte zur
Anpflanzung in ziemlich beschatteter Lage von allen
Koniferen am geeignetsten sein. Allerdings entwickelt
sie sich im Schatten nur strauchartig, dorn Ikx gleich,
dichtes immergrünes Gestrüpp bildend. In den Wal-
dungen der Schweiz fand ich Taxus baccata vielfach
als Unterholz; bei uns in Deutschland ist sie in Rück-
sicht auf ihr langsames Wachstum als Waldbaum, weil
nicht nutzbringend, schon lange ausgerottet.
Dorvanthes c.xcelsa
Die Gartenwell
IX, 44
Landschaftsgärtnerei.
Zwei Entwürfe für einen Blumengarten.
Von F. Tutenberg, Stadtgärtner in Offenbach a. M.
{Hieriu xwei Originaheichnimgen für die Oartcnu-elt.)
Uie Besitzeria des Parkes zu N. N. (der Name tut niclits
zur Sache) ist eine gi-oße Bluraenfreundin und wünscht des-
halb möglichst viel Blumenbeete, um auch die vielen Zimmer
des Schlosses mit Blüten, ihren Lieblingen, ständig aus-
schaftliehen Park an und für sich unnatürlich und zu Schnitt-
zwecken gebraucht, unschön wirken, während alle Blumen-
beete in Massen zusammengetan und zwar in der Nähe des
Hauses, gleich letzterem als Kunstprodukt behandelt, zu
Wirkiuig und Effekt gelangen und daß die Fülle der hier ver-
einigten Blumen die durch den Schnitt entstandenen Lücken
verdecken, also weniger ins Auge fallen lassen.
Zu den vorliegenden Projekten war in östlicher Richtung
vom Schlosse ein Terrain von zirka 33 ar Fläche zur Ver-
fügung gestellt. Zu bemerken ist, daß der im Süden an-
Erster Entwurf für einen Blumengarten. Vom Verfasser für die „GartenweU" gezeichnet.
Erklärung der Zeichen: 1. Sonnenuhr, ningeben von niedrigem Soranierflor; 2. vier Rosenbeete mit Wurzelhals-
veredlungen; 3. vier Rabatten für Sommerflor; 4. Sommerflor, die kleinen Rondels mit Canna; -ö. Knollengewächso; ^.Rhododendron chinense
(= Axalea mollis) \xaA Rh. flamim (= A.ponlica); 7. Sommerflor; 8. Dahlien; 9. Stauden; 10. zwei Gruppen mit Rhododendron.
zuschmücken. Gewächshäuser und Mistbeete stehen ihr an
anderer Stelle des Parkes zur Verfügung, wie auch ein er-
fahrener Gärtner das Ganze leitet. Es muß daher auch Be-
dacht genommen werden auf den Winter, indem im Blumen-
garten geeignete Treibsträucher für die Wintersaison heran-
gezogen werden.
Da es sich nun nicht nur um Blumen zur Verzierung
der Anlage allein handelte, sondern dieselben auch vorwiegend
zur Ausschmückung der Wohnräume des Schlosses, also zu
Schnittzwecken, mit verwendet werden sollten, entschloß sich
die Besitzerin dazu, den Blumengarten in unmittelbarer Nähe
des Schlosses, abgeschlossen vom anschließenden Park, an-
zulegen. Der Verfasser betonte, daß Blumenbeete im land-
gedeutete Laubengang von alten Buchen vorhanden war und
auch belassen werden sollte, während an der Grenze in nörd-
licher Richtung ein größerer Spiel-, Turn- und Tummelplatz
für die Jugend beginnt, wie auch hier ein Weg zum Wirt-
schaftsliof, zur Viehtränke etc. führt. Die auf beiden Plänen
sich entlang des Schlosses und der Wirtschaftsgebäude hin-
ziehende Rabatte ist mit Blütensträuchern bestanden und soll
verbleiben, ebenso der anschließende 2,30 m breite gerada
Weg. Bemerkt sei noch, daß der hier zu schaffende Blumen-
garten auf die Rückseite des Schlosses und der Wirtschafts-
gebäude zu liegen kommt und sollen in dieser Anlage weder
Teppichbeete noch parterreartige Bepflanzung der einzelnen
Gruppen vorherrschen, sondern die Besitzerin will nach Be-
IX, 44
Die Gartenwelt.
lieben ihr besonders zusagende Blumen und Pflanzen hier
heranziehen; somit kann in diesem Falle auch eine bestimmte
Bepflanzungsangabe niclit gemacht, sondern nur die Art
und Weise, wie der Verfasser die Anordnung des Materials
empfahl, in allgemeinen Grundrissen wiedergegeben werden.
Bei der Bearbeitung der Entwürfe ging der Verfasser
von folgenden Grundsätzen aus: Der sich dem Hause an-
schließende Blumengarten ist von dem weiteren Park durch
Pflanzung etc. abzuschneiden, er muß, getrennt von letzterem
gehalten, ein geschlossenes Ganzes für sich bilden. Somit
kann in seiner Bearbeitung die künstliche Anlage vor-
beiden wurde aber auch dem vorhandenen Buchenlaubengang
in südlicher, ein zweiter Laubengang in nördlicher Richtung
gegenübergestellt, um somit außer der beabsichtigten Symmetrie
auch vom angrenzenden Turnplatz einen wirksamen und auch
passenden Abschluß zu haben. Dieser zweite, noch an-
zulegende Laubengang soll indes nicht durch eine Buchen-
pflanzuug gebildet, sondern er soll eine Auslese der
herrlichsten Schling- und Kletterpflanzen in Laub und Blüte
aufweisen.
Nachdem ich dieses vorausgeschickt habe, bleibt mir bei
der einzelnen Besprechung der beiden Projekte noch wenig
-X
Zweiter Entwurf zu einem Blumengarten. Vom Verfasser fUr die „Gartenwell" gezeiclmet
Erklärung der Zeichen; 0. große Blatt- und Blütenpflauzengrupije iu der Mitte; 1. vier Beete mit Gräsern etc.; 2. Sommer-
flor; 3. Sommerflor, die kleinen Rondels mit Canna; 4. Knollengewächse; 5. Sommerflor; 6. zwei große Rhododendron-Gruppen; 7. viel
große Gruppen mit Rhododendron chineiise und lih. /lavum; 8. Monatsrosen; 9. Sitzplätze; 10. freier Rasen für Stauden etc.
zur Erläuterung übrig. Projekt I wurde unter der Vorau.s-
setzung bearbeitet, daß die mit No. 1 bezeichnete Gruppe in ihrer
Mitte eine steinerne, an fraglicher Stelle vorhandene Sonnenuhr
behält. Daher wurde die eigentliche Mitte (wie dies in Projekt II
der Fall ist) nicht genau innegehalten. Die Bepflanzung
des Gartens ist nun unter Berücksichtigung der Sonnenuhr
herrschend sein; da die landschaftliche Anordnung und
Gruppierung der einzelnen Blumenrabatten ein weniger über-
sichtliches, geschlossenes Bild ergeben würde, mußte man
hier zu streng regelmäßigen Formen greifen. Die Wahl des
Gartenstiles, welcher sich doch hier dem Hause anpassen
soll, welches aber einen gemischten Stil, so halb Barock-,
halb den sogenannten Biedermeierstil verriet, war schwierig,
konnte daher hier nicht prägnant zum Ausdruck kommen, und
so sah der Verfasser von der Schaffung einer Anlage, welche
sich im wesentlichsten einem bestimmten Stil zuwendet, ab
und wählte, gleich dem Hause, eine gemischte Stilart. Beide
Projekte wurden unter diesen Gesichtspunkten bearbeitet; in
derartig gedacht, daß dieselbe nach der Mitte fällt und nach
den Seiten ansteigt. Die vorgesehene Gehölzpflanzung auf
beiden Projekten besteht lediglich aus Blütensträuchern, vor
welchen wiederum im freien Rasen einzeln oder in Trupps
Stauden in reichlicher Fülle anzubringen sind. Den großen
halbkreisförmigen Weg umsäumen zu beiden Seiten Rosen,
524
Die Gartenwelt.
IX. 44
welche wiederum durch Clematis guirlandenartig verbunden
sind. In Projekt II ^vurde die vorhandene Sonnenuhr nicht
berücksichtigt und auch der Hauptblick in den Blumengarten
nicht vom Hause« aus gedacht, sondern von den beiden
Laubengängen. Demzufolge entstand eine ganz abweichende
Bearbeitimg. Während die Wege in Projekt I eine Breite
von 1,50 m erhielten, wiu-den sie hier auf eine solche von
1,25 m besclu-änkt. Der große ovale Weg wird mit Hoch-
stammrosen und Clematis begrenzt. Die Bepflanzung ist hier
durchaus verschieden von der des ersten Projekts.
Beide Pläne Seite 522 und Seite 523 sind etwa im Maß-
stab 1 : 600 reproduziert: alles weitere ist aus iiinen er-
sichtlich; Einzelheiten der Bepflanzungen ersieht man aus der
unter den Plänen angegebenen Erklärung. Da durch die
Verkleinerung, die wegen des Formates der Zeitschrift nötig
war, die Zahlen recht winzig geworden sind, empfiehlt es
sich, ein Vergrößerungsglas zur Hand zu nehmen. Die an-
gedeutete 5 m breite Fahrstraße führt in den unmittelbar
anschließenden im rein landschaftliehen Stil gehaltenen aus-
gedehnten Park mit uraltem, mächtigem Baumbestand, während
der Blumengarten, die fleißigen Hände und künstlerisches
Schaffen der Menschen verratend, das Schloß, also die Wohn-
stätte derselben, als ein lieblich duftendes und blühendes
Eden umfängt, ohne störend oder die Erhabenheit der weiten
Landschaft beeinträchtigend empfunden zu werden. Hier
strenge Sym'metrie, dort schwungvolle^ natürliche Formen der
Linien; Kunst und Natur vereint, in ihren Eigenheiten dem
Menschen dienend und durch ihr harmonisches Zusammen-
wirken ihn erfreuend und für alles Gute und Schöne liegeisternd.
Fragen und Antworten.
Beantwortung der Frage No. 335. Wie kommt es, daß
Weintraubon, weno sie in voller Schönheit dahängen, auf einmal
ganz gi-au werden und nicht mehr genießbar sind? Dies geschieht
schon seit zwei Jahren. Der Weinstock ist jetzt 10 Jahre alt.
Ihre Weinstöcke sind ohne allen Zweifel von dem gefährlichen
Pilze Oidium Tuckeri, nach seinem Auftreten Lscherig genannt, be-
fallen, ein Zeichen, daß Sie in der Kultur nicht die wünschenswerte
Sorgfalt walten lassen. Jeder Weinzüchter kennt oder sollte diese
Krankheit kennen, um rechtzeitig vorzubeugen. Das geschieht nach
alter Weise dadurch, daß man bei heißem Wetter die ganzen Wein-
stöeke mit Schwefel bestäubt. In Frankreich hat sich ein Schwefel-
präzipitat Schloesing, das ist ein sehr feines, daher wirksameres
Schwefelpulver, bewährt. Auch gibt es Gemische von Schwefel mit
KupferverbinduDgen, die sowohl den falschen Meltau (Pcrenospora
viticola) als auch den Ascherig (OirfiM/« Tuckeri) veniichten. Solche
geschwefelte Kupforkalkbrühe stellt man dar, indem man Kalk mit
Schwefelpulver trocken innig mischt und dann zur Kupfervitriol-
lösung hinzugibt. Zu 2 kg Kalk nimmt man noch 250 g Kolophonium,
100 g Melasse und 300 g Gelatine. Bei geschwefelter Kupfersoda-
oder Burgunderbrühe nimmt man den Schwefel zuerst mit der Soda
(Natriumkarbonat) und mischt dann mit der Flüssigkeit. Am besten
wirkt eine einprozentige Brühe. W. T.
— Es ist ganz unmöglich von hier aus die wirkliche Ursache
des Grauwerdens festzustellen, denn dazu gehört eine mikroskoi)ische
Untersuchung. Ich vermute, daß es sich um den echten Meltau der
Heben {Oidium Tuelreri) handelt, welcher erfolgreich durch Bestäuben
mit Schwefelpulver bekämpft werden kann, unter der Voraussetzung,
daß man das Schwefeln bereits beim Auftreten der ersten Spuren
der Krankheit oder noch besser vorher anwendet. G.
Beantwortung der Frage No. 336. Von einer großen Neu-
heitenfirma erhielten wir „Vormehrungspflanzen", die derartig zu-
rückgeschnitten waren, daß auf den 15 cm hohen Stengelteilen nichts
Grünes zu finden war. Im Hinbhcke darauf stellen wir die Frage:
Können derart geplünderte und verschnittene Pelargonienpflanzen als
Vermehrungsptlanzen angesehen werden?
Unter „Vermehrungspflanzen" versteht unzweifelhaft auch der
einfachste Gärtner Pflanzen, die in vollster Vegetation, in kräftigster
Entwicklung stehen, also Pflanzen mit Blättern und jungen Trieben.
Wenn der Herr Fragesteiler anstatt „Vermehrungspflanzen" blatt-
und trieblose Stengelteile mit Wurzeln erhalten hat, so ist das ent-
weder aus Versehen oder absichtlich geschehen. Im ersteren Falle
wird jede anständige Firma bei sofortiger Reklamation den Preis der
Pflanzen entsprechend herabsetzen oder andere Ware dafür liefern,
jedenfalls aber nach besten Kräften den Käufer zu befriedigen suchen.
Weigert sich dagegen die Firma, entsprechenden Ersatz zu leisten,
so würde der Prozeßweg zu beschreiten sein, — vorausgesetzt, daß
es sich um einen größeren Posten von Pflanzen und um einen
größeren Betrag handelt und der Wert des Objektes im Verhältnis
zu den Prozeßkosten steht. Dem Herrn Fragesteller empfehle ich,
jede bestellte Sendung, die von einer Firma eintrifft, mit welcher er
bisher nicht in Verbindung gestanden, in Gegenwart von 2 — 3 fach-
männischen Sachverständigen auszupacken, sowie jede Bestellung in
Abschrift zu haUen; nur auf diese Weise geschützt, kann man mit
Erfolg den Prozeß anstrengen. Ich habe aber bisher stets auf
gütlichem Wege das gewünschte Resultat erreicht, wo ich Anlaß zur
Beschwerde hatte und das dürfte auch bei dem Herrn Fragesteller
der Fall sein, zumal der Lieferant eine „große" Neuheitenfirma ist,
die doch darnaoü streben muß, sich jeden Kunden dauernd zu erhalten.
Ist auf gütlichem Wege nichts zu erreichen und lohnt es sich nicht,
über das Objekt Prozeß zu führen, so bestellt man bei dieser Firma
einfach nichts mehr und sendet deren später einlangende Kataloge
zurück, schließlich pubhziert und warnt man in Kollegenkreisen und
dadurch schadet man der Firma mehr, als ihr s. Zt. der Ersatz ge-
kostet hätte. Brt,
Beantwortung der Frage No. 337. Fördert Elektrizität, d. h.
ein durch den Boden geleiteter elektrischer Strom das Wachstum der
Pflanzen und wie ist dieser Einfluß zu erklären?
Man wird geneigt sein, der Elektrizität keine oder geringe Be-
deutung für das Leben und die Entwicklung der Pflanzen zuzu-
sprechen, da es noch an Beobachtungen in der Natur und an wissen-
schaftlich geleiteten Versuchen fehlt. Wohl sind von Laien hie und
da Experimente mit in den Boden geleiteten elektrischen Strömen
gemacht worden, auch sind aus Amerika Nachrichten von über-
raschenden Resultaten bei Ausnützung elektrischer Energie für Kultur-
zwecke nach Europa gelangt, aber alle diese Unternehnuuigen sind
nicht einwandfrei, ja vielleicht sogar erdichtet. So hat, um nur ein
Beispiel zu nennen, A. üaul in einer kleinen, 1901 in Magdeburg
erschienenen Schrift, die kühne Behauptungen aber keine Beweise
enthielt, schon von werdender elektrischer Gärtnerei gefabelt. Damit
hat es natüriich gute Wege. Wie könnte auch ein Gärtner, dem
die elektrotechnischen Kenntnisse und Erfahrungen fehlen, auch nur
halbwegs einwandfreie Versuche machen und wie würde man in
gärtnerischen Kreisen wissenschaftlichen Versuchen mißtrauisch gegen-
überstehen, selbst wenn diese Versuche ein günstiges Ergebnis hätten,
von den großen Kosten ganz abgesehen. Und doch hat ein schwedischer
Gelehrter Dr. Selim Lemström*), Professor der Phj'sik an der
Universität Helsingfors, schon jahrelange Versuche mit Pflanzen gemacht,
die bei der Kultur elektrischen Influenzströmen ausgesetzt wurden und
die gegenüber den Kontrollpflanzen in gewissen Fällen ein merkbar
günstigeres Wachstum zeigten und höhere Erträgnisse ergaben. Solche
Versuche wurden mit Getreidearten, mit Erdbeeren, Kohlrüben,
Erbsen, Weißkohl luid anderen Pflanzen auf dem Felde gemacht.
Bei Erdbeeren hatte man auch Pflanzen in Töpfe gepflanzt und in ein
Kalthaus gestellt. In jeder Abteilung waren zwei Töpfe; in der ersten
ging der Strom von einem über die Pflanzen ausgespannten Draht-
*) Elektrokultur. Erhöhung der Ernte-Erträge aller Kultur-
Pflanzen durch elektrische Behandlung. Auf Grund mehrjähriger
Versuche dargestellt von Dr. Selim Lemström, Professor der Physik
an der Universität Helsingfors. Autorisierte Übersetzung von Dr.
Otto Pringsheim. Beriin NW. 5. 1902. Verlag von W. Junk. Preis
broschiert 1,50 Mai'k.
IX, 44
Die Gartenwelt.
525
netz zum Buden, in der zweiten umgekehrt, die dritte Abteilung er-
hielt keinen Strom. Die Erdbeeren reiften in der ersten Abteilung
in L'ü, in der zweiten in 33 und in der dritten in 54 Tagen. Der
Strüni hat somit fordernd auf die Reifezeit gewirkt, ein Umstand,
der wohl zu beachten ist. Bei den Versuchen im freien Lande be-
steht die Hauptscliwierigkeit darin, gleichmäßigen Boden auf dem
Versuchsfeld und auf dem Kontrollfeld zu haben, auch muß das Feld
gleiche Besonnung haben. Viele Versuche ergaben gegenüber den
Kontrollpflanzen ein ungünstigeres Ergebnis, wenn man den Strom
andauernd und zu stark gab und es an Bewässerung fehlen ließ.
Auch muß der Strom während großer Hitze vermindert werden.
Professor Lemstrom hat eine Trommel - Influenzmaschine (D. R. P.
107tJl7) erfunden, die bei gleichem Arbeitsaufwand die drei- bis
vierfache Menge Elektrizität liefert, nicht so empfindlich gegen
Feuchtigkeit sein und deshalb die Speisung eines größeren Netzes
ermöglichen soll. Nach Professor Lemströra soll die "Wirkung des
negativen Stromes, der von der Erde durch die Pflanzen zu den
Spitzen des Drahtnetzes geht, die Aufwärtsbewegung dos Wassers
erleichtern und die Zirkulation der Pflanzensäfte befördern, während
der positive, umgekehrte Strom der Pflanze die verschiedenartigen
Bestandteile der Atmosphäre zuführt, welche Wirkung der ersteren
bedeutend überlegen ist. Es ist anzunehmen , daß in der freien
Natur ständig ein elektrischer Strom auf- und niedergeht und seinen
Einfluß auf das Pflanzenleben ausübt. Dr. Lemstrom zieht folgende
Schlüsse ans seinen Versuchen:
Die wirkliehe Größe des Zuwachsprozentes hat für die ver-
schiedenen, dem Versuch unterworfenen Pflanzen noch nicht mit
Sicherheit bestimmt werden können. Man kommt dem Minimalwert
des Zuwachses nahe, wenn man ihn auf 4.5 % fü'' mittelgutes Feld
bestimmt.
Je besser ein Feld gepflügt und bestellt ist, desto größer ist
das Zuwachsprozent. Bei magerem Boden ist es so klein, daß es
niclit auf merkbare Weise heiTortritt.
Einige Pflanzen lohnen die ^elektrische Behandlung nicht, wenn
sie nicht bewä.ssert werden, aber dann geben sie auch sehr hohe
Zuwachsprozente. Hierzu gehören u. a. Erbsen, Mohrrüben und Kohl.
Elektrische Behandlung zusammen mit starker Sonnenwärme
ist schädlich für die meisten, wahrscheinlich für alle Pflanzen,
weshalb, falls günstige Ergebnisse beabsichtigt werden, die Be-
handlung an sonnigen und heißen Tagen in der Mitte des Tages ab-
gebrochen werden muß.
Da es sehr schwer ist, die Wirkung der Elektrizität auf die
Pflanzen zu bestimmen, so müssen besondere Vorkehrungen getroffen
weiden, damit Unsicherheit in den Versuchen vennieden wird.
Vielleicht bekommt der Fragesteller Lust, selbst Versuche an-
zustellen, wozu wir ihm raten können, wenn er über einen wohl-
gefüllten Geldbeutel verfügt. Im anderen Falle tut er besser
daran, sich mit den von uns mitgeteilten Angaben zu begnügen.
Aus den Vereinen.
Verein zur Förderung des Gartenbaues in Berlin. Nach
dreißigjäliriger Tätigkeit als Generalsekretär des Vereins hat Professor
Wittmack am 29. .Juni d. J. sein Amt einer jüngeren Kraft, in
Person seines langjährigen Mitarbeiters, des Redakteure Herrn Sieg-
fried Braun abgetreten, wie der in Nummer 41 mitgeteilte Vereins-
beschluß besagt. Herr Braun, der es verstanden hat, durch gewandte
Geschäftsführung, Organisationstalent und Tatkraft bei wiederholter
Gelegenheit die Augen der Mitglieder auf sich zu lenken, bringt
demnach viele gute Eigenschaften für seine, man kann ruhig sagen,
schwierige Stellung mit, nur eines wünschten seine Freunde, daß er
statt Landwirt Gärtner von Beruf sei, um in Sachen unseres Berufes
die wünschenswerte Klarheit zu besitzen.
Aus dem Jahres- und Kassenbericht interessieren hauptsächlich
folgende Mitteilungen: Der Verein hat am Schlüsse des Vereins-
jahres einen Bestand von 653 Mitgliedern gegenüber 661 im Vor-
jahre. Während des Vereinsjahres sind gestorben 7, freiwilUg aus-
getreten 28 und aus der Mitgliederliste gestrichen worden 15 Mit-
glieder, mithin Abgang im ganzen 50 Mitglieder. Neu traten hinzu
42, sodaß, wie gesagt, 653 Mitglieder ins neue Vereinsjahr hinüber-
gehen. Von 25 Ehrenmitghedern sind zwei gestorben, neu ernannt
wurden Stadtrat Töbelmann, Charlottenburg und Professor Dr.
Ascherson, Berlin. Zahl der korrespondierenden Mitglieder 36
(im Vorjahre 39). Ortsansässige Mitglieder 416, auswärtige 237, ein
Verhältnis, das für einen Landesvorein als ungünstig bezeichnet
werden muß. (1903 war das Verhältnis bereits 406 : 249.) Lieb-
haber sind 263 (271), Berufsgärtner 334 (337); außerdem sind 50
(53) Vereine Mitglieder. Die vorjährige Ausstellung in der Phil-
harmonie, deren Etat von 45000 Mark nur um etwa 2700 Mark
überschritten wurde, was eine sehr gute Vorausberechnung der
Kosten im ganzen darstellt, hat eine Zubuße von 12430,94 Mark
erfordert. Die Gründe, weshalb die Ausstellung nicht den erhofften
Erfolg hatte, habe ich bereits im VIII. .lahrgang, Seite 454, erörtert.
Hauptgrand war das ungeoignote Lokal und zu geringe Beteiligung,
da in gärtnerischen Kreisen starke Abneigung herrschte. Für
Prämien und Medaillen wurde die stattliche Summe von 13352 Mark
aufgewendet. Die Platzmiete brachte nur 2615 Mark. An Ehren-
preisen wurden 5210 Mark gestiftet. 25832 Mark brachten die
Eintrittsgelder und zirka 1500 Mark der Verkauf von Katalogen,
Ansichtspostkarten (an Blumenverkauf hatte man nicht gedacht!)
und diverse.
Der Verein verlieh die Vermeilmedaille dem städtischen
Obergärtner, Herrn Mende in Blankenburg bei Berlin, und dem
Geheimen Rechnungsrat, Herrn Schmidt in Berlin, sowie das
Wertzeuguis für Cyclamen „Brillantrosa^'- dem Handelsgärtner,
Herrn Tubbenthal in Charlottenbui-g. Gezeigt wurden sehr
hübsche Cliantlms Dampteri von Herrn Forberg, Reviergärtner im
botanischen Garten in Berlin. Es sind Sämlingsveredlungen auf
Colutea arborescens. Die Sämlinge der Unterlage müssen etwa
14 Tage älter sein als die Clianthussämünge. Herr Forberg zeigte
neben der Stammform noch die Sorte „Deutsche Flagge", eine
Züchtung von Vieweg in Quedlinburg und eine weiße Abart, an-
geblich eine Kreuzung, wahrscheinlich aber nur eine Farbenvariation,
denn die Sorte weist im Wuchs, in den Blättern und im Bau der
Blüten nicht den geringsten Unterschied von C. Dampieri auf,
welcher übrigens am schönsten ist. Herr Garteninspektor Nahlop,
Britz-Berlin, zeigte einen Zweig der Abies nobilis tiar. glauca mit
Zapfen; charakteristisch für diese Art sind die breiten zurück-
geschlagenen Zipfel der Deckschuppen, welche die Außenschuppen
fast verdecken. W. Tscheuke, Berlin.
Bücherschau.
Handbuch der Laubholzkiinde.
Erklärung
zur Berichtigung in No. 33, Seite 396 der Oartenwelt.
lu No. 33 der Gartenwelt brachte Herr C. K. Schneider
über meine bisherigen sehr wohlwollenden Besprechungen seines
„Handbuches der Laubholzkiinde" eine Entgegnung, die gar keine
,. Berichtigung" ist, wie er sie nennt, da es nichts zu berichtigen
gibt. Leider konnte ich zufällig diese „Berichtigung" erst jetzt
lesen, und möchte darauf doch kurz antworten. Herr Schneider,
dessen schön ausgestattetes Werk ich mit Recht so gelobt habe, daß der
Herr Verleger schon auf dem Umschlage der 2. Lieferung einige
wesentliche Sätze meiner Kritik als wirksame Empfehlung brachte,
fühlt sich durch einige meiner doch wohl richtigen Andeutungen
ohne jeden Grund verschnupft. Dazu hat er mir auch zwei nicht
eben höfliche Briefe geschrieben, die das S. 396 gedruckte erweitern.
Darin wirft Herr Schneider mir vor, daß ich wirkliche „Unrichtig-
keiten" nicht widerrufen hätte. Gemach, Herr Schneider, ich habe
nichts zu widerrafen, wohl aber Sie. Da ist zunächst die Gattung
Deutxia. Ich halte das „Illustrierte Handbuch der Laubholzkunde"
und die „Mitteilungen der deutschen dendrologischen Gesellschaft",
526
Die Gartenwelt.
IX, 44
in denen diesmal gleichzeitig vod demselben Verfasser diese
üattung bearbeitet erschien, für ganz gleichwertig in ihrem dendro-
logischen Streben, und durchaus nicht zu verwechseln mit irgend
einer Monographie, welche etwas ganz anderes ist. Deshalb werden
mit mir wohl alle, mit Ausnahme des Herrn Schneider, der Ansicht
sein, daß die üattung gleichzeitig in gleichwertigen Werken
von demselben Verfasser „gleichmäßig" bearbeitet sein müßte.
Dies ist trotz der Behauptung des Verfassers nicht geschehen.
Ks ist nicht wahr, daß im Handbuch alle Namen der Mit-
teilungen enthalten sind, denn es fehlen bei Deulxia sieboWiana
var. c. thunbeigiana (s. M. d. d. G., S. 178 u. folg.), bei D. seabra,
Thbg., f. alba pleiia b. crenafa candidissima plena, hört. Froebel
und f. „Pnrfe of Rochester" hört. Ellw. et Barry, es fehlt f. macrose-
pala, hört. Nonn., bei D. siaminea, E. Br. fehlt var. c. sildcimcnsis,
C. K. Seh., OS fehlt ü. hamata, Koehne, und bei D. grandiflora,
Bge. fehlen var. a. typica, C. K. Soh. und vai: b. glabrala, Maxim.
Bei Nr. 8 im Hdb. D. corymbosa fehlen var. b. hooken'ana, C. K.
Soh. und var. d. piirpurascens (parvi-
flora var. pupiirasccns, '¥va,ach.)\ es fehlt
D. glabrata, Komarow, (D. glaberrima^
Koehne). Es fehlen also im Handbucli
9 Formen und 2 Arten, demnach ist
meine Angabe richtig, die ,. Berichtigung"
falsch.
Wenn ich dabei, ich sage leider, das
Wort „Unterschlagung" gebraucht habe,
so übersieht Herr Schneider, daß ich in
scherzender Weise von einer „Unter-
schlagung -des besseren Wissens" ge-
sprochen habe, also ein Lob für den besser
unterrichteten Verfasser.
Betreffs der Zahlenvei-gleiche der
Nummern mit dem Handbuch d. D. D. G.
habe ich in der ersten Besprechung in
No. 50 Seite 599 des achten Jahrg. der
Gartenwelt 1904 ausdrücklich gesagt: „Die
große Mehrheit (der nummerierten Arten)
im Handbuch von Beißner hat z. T. ihren
Grund, daß hier viele Ba.starde und
Formen mit nummeriert sind u. s. w.",
der Vorwurf fällt also fort.
Wenn ich in der 2. Lieferung, S. 209,
bei der Familie Trochodendraceae das Feh-
len von CercidiphylluiH rügte, so halte
ich dies aufrecht, denn Engler führt auch
in der 4. Auflage seines anerkannten
„Syllabus 1904" diesen japanischen Baum
in dieser seiner 90. Fam. Trochodendraeeae
auf und nicht, wie Schneider will, in
der 123. Fam. Hamamclidaeeae. Daß
C'ercnliphyllum in dieser Familie in der 3. Lieferung nachfolgen
würde, konnte ich bei Besprechung der 2. Lief orung nicht annehmen,
keinesfalls wissen.
Wenn man einem so guten und schön ausgestatteten Buche,
wie es Schneiders Laubholzkunde ist, so wohlwollend und so
entschieden empfehlend gegenübersteht, wie ich in meinen
sachlichen Besprechungen, dann sollte der Verfasser über richtige
Äußerungen, die er z. T. mißversteht, nicht ärgerlich werden und
„Berichtigungen", die gar keine sind, sondern auf ihn zurückfallen.
Die komischen brieflichen Drohungen übergehe ich gern,
ja nicht veröffentlicht sind und die Beteiligten darüber
Fried!
Herzogl. braunschw.
da
lächeln. Auch sollte ein so scharfer Kritiker wie Herr Schneider
eine so wohlwollende Besprechung richtig auffassen.
Diese Berichtigung wird mich aber in keinerlei Weise beein-
flussen. Meine künftigen, ruhigen Besprechungen werden, wie
bisher, nur sachlich bleiben und, wie ich hoffe, das sehr gute Buch
auch fernerhin lobend empfehlen können.
H. Grube, Aachen.
Verdiente Fachgenossen.
Dem Herzogl, Promenaden-Inspektor Friedrich Kreiß
in Brannscliweig zu seinem Dienstjnbiiänm.
(Hierxzi ein Porträt.)
V
„Hihret Eure Meister und Lehrer!" Dieser Ausspruch veranlaßt
mich, des Wirkens und Schaffens eines Mannes zu gedenken, der
als Fachmann wie Künstler zu unsei'en Gartenbau - Autoritäten
zählt, ohne sich selbst in die Reihen dieser Auserlesenen zu stellen,
der vielmehr im Stillen wirkt und schafft und wirklich Schönes und
Gutes, trotz vielfacher Anfeindungen, auf dem Gebiete der Garten-
Kunst und -Technik geleistet hat.
Am 1. August d. Js. sind es 25 Jahre her, daß der Herzogl.
Promenaden-Inspektor Herr Fr. Kreiß unter den denkbar ungünstig-
sten Verhältnissen seineu Posten in Braunschweig antrat und mit
schweren Mühen und Kämpfen bis zum
heutigen Tage einen Kranz blühender und
duftender, landschaftlich hervorragender
Park- und Promenaden- Anlagen schuf, die
wohl als ebenbürtig den Meisterwerken
namhafter Autoritäten zur Seite gestellt
werden können. Ja man kann, ohne zu
übertreiben, behaupten, hier arbeitete ein
Fachmann und Künstler, den die Liebe
und Begeistei-ung zu seinem Berufe, zu
seiner Kunst, alle Hindernisse und Ärger-
nisse eines im öffentlichen Leben stehen-
den Fachmannes überwältigen ließ.
Den vielen Freunden und Fach-
genossen aber, die neidlos die hervor-
ragenden Verdienste eines Kollegen zu
würdigen wissen, besonders aber den
Schülern des Jubilars, die (gleich dem
Verfasser dieser Zeilen) in ihm einen stets
väterlichen Freund, Gönner und zur Nach-
ahmung anfeuernden Meister erblicken,
möge an dem Ehrentage des Jubilars in
kurzen Zügen der Lebenslauf, Lehr- und
Werdegang dieses aus der Praxis hervor-
gegangenen, in Praxis und Theorie gleich
tüchtigen Fachmannes gewidmet sein.
Am 28, August 1842 als Sohn des
Maurermeisters und Architekten G g. K r e i ß
in Ortenberg (Oberhessen) geboren, nahm
Herr Kreiß nach dem Besuche der Schule
i!n Geburtsorte an dem Unterricht der
Gewerbeschule in Nidda teil. In der hier
bestehenden „Sektion für Geodäsie" eignete
er sich die grundlegenden Wissenschaften in der Mathematik, der
Feldmeßkunst in praktischen Übungskursen, der darstellenden Geos
metrie, dem Plan- und Freihandzeichnen an. Die vier Semester
brachten ihm, als dem begabtest«n Schüler, jedesmal die ersten
Prämien ein.
Die Liebe zur Natur, die den Jubilar bis zum heutigen Tage
alle Hindernisse überbrücken ließ, bestimmte Herrn Kreiß, sich der
Landschaftsgärtnerei zu widmen. In der Gräfl. Stolberg-Roßia'schen
Gärtnerei zu Ortenberg lernte er vier Jahre, und trat dann als Ober-
gehilfe in die vorzüglich geleitete Gärtnerei des Barons v. Low in
Stadon ein. Von hier führte ihn der Weg nach Braunschweig, wo
er zwei .Talire als Obergehilfe in der, von dem im besten Andenken
stehenden Pomologen, Garteninspektor Adam Koch geleiteten
Herzogl. Landesbaumschule tätig war.
Nun erfüllte sich der sehnlichste Wunsch des emsig Vorwärts-
strebenden, in den weltberühmten engl. Parks zur weiteren fach-
lichen Ausbildung Stellung zu erhalten, indem ihm durch Vermittlung
seines in London lebenden Bruders, welcher dorLselbst als fiskahscher
Architekt und Baumeister tätig war, eine leitende Stelle als Gehilfe
h Kreiß,
Promenaden-Inspektor.
IX, 44
Die Gartenwelt.
in dem herrlichea Batterseapark in London von der Parlcver-
waltuug iibortragen wurde. Die lüer seinerzeit vorgenommenen groß-
zügigen Verändemugen und Ausgestaltungen und umfangreichen Er-
weiteningen dieser Anlagen gaben dem jungen Landschaftsgärtner
die vollliommenste Gelegenheit, sich nicht nur praktisch, sondern
auch zeichnerisch zu betätigen, um in allen Zweigen seines gewählten
Berufes reiche Erfahmngen zu sammeln, sodaß der Jubilar diese
Zeit seiner Wirksamkeit als die der Erlangung der eigentlichen
Selbständigkeit in seinem Berufe bezeichnet. Die beiden Jahre seines
Aufenthalts in England benutzte Herr Kreiß außerdem, um durch
Reisen und Besichtigungen der bedeutendsten Parks und Gärtnereien
Englands und Schottlands seine Kenntnisse zu erweitern.
Mit Verehrung und Dankbarkeit für den damaligen Leiter des
Batterseaparks, Herrn Gibson, verließ er 1808 diese ihm un-
vergeßliche Bildungsstätte, um einem Kufe der Herzogl. General-
direktion der Eisenbahnen zu Braunschweig zu entsprechen, woselbst
ihm die Aus- bezw. Umgestaltung der Rönneckendorfschen und
Schmidtschen Gartengrundstücke zum jetzigen Eisenbahnpark über-
tragen wurde. — Im Jahre 1864 war die damalige Generaldirektion
der braunschweigischen Eisenbahnen genötigt, aus Betriebssicherheits-
gründen ihre Bahnhofsanlagen durch Verlegung der Oker nach Osten
hin zu vergrößern. Nach Vollendung dieser Arbeiten verblieb noch
von den angekauften Gartengrandstücken ein Gartenterrain von 2,8ö ha.
Dieses Terrain war mit alten Waldbäumen fast planlos bepflanzt und
mußte stark gelichtet werden, um Platz für größere Ra-senfläihen,
Wege, Baum- und Gehölzpartien zu schaffen. Die 1868 begonnene
Umänderung nach dem Projekt des Herrn Kreiß war im Jahre 1869
beendet, wonach der Park dem Publikum zur Benutzung übergeben
werden konnte. Bei dem späteren Verkauf der herzogUchen Staats-
eisenbahuen ist der Eisenbahnpark Staatseigentum geblieben und ge-
hört zum Ressort der herzoglichen Promenadenverwaltung.
1872 wurde Herr Kreiß von der Direktion der braunschweiger
Eisenbahngesellschaft als Bahnhofsobergärtner definitiv angestellt.
Die nun folgenden S Jahi-e bis 1880 gaben Herrn Kreiß Ge-
legenheit, in privaten Anlagen' seine erworbenen Kenntnisse und
sem gartenkünstlerisches Können zu betätigen. Eine reiche Auslese
herriicher Anlagen verdankt seinem nie rastenden Genie ihr Dasein.
Nach Süden bis Österreich, nach Norden bis zur Ostsee haben wir
Beweise seiner Tätigkeit in größeren und kleineren Parks und Gärten.
Am 1. August 1880 wurde Herr Kreiß als Proraenaden-
verwalter in den braunschweigischen Staatsdienst berufen und mittelst
Reskriptes des Herzogl. braunschw. Ministeriums am 16. September
desselben Jahres fest angestellt. Infolge seiner Verdienste wurde er
durch den verstorbenen Herzog Wilhelm von Braunschweig im
Jahre 1886 in besonderer huldvoller Weise durch die Ernennung
zum Herzogl. Promenaden-Inspektor ausgezeichnet.
Reiche Arbeitsjahre begannen nun für den rastlos Tätigen. Im
Jalire 18S2 wurde das ehemalige Fasanenholz des herzoglichen
Hofes nach dem Projekt und unter der Leitung des damaligen
Promenadenverwalters Kreiß fertig gestellt und somit für die Braun-
schweiger Bürgerschaft ein neuer und heute noch gern aufgesuchter
Park mit großem Restaurationsgebäude, Spiel- und Tummelplätzen
geschaffen. 1886 konnte mit der Schaffung des Bürgerparkes,
welcher sich unmittelbar an den bereits 1869 vollendeten Eisenbahu-
park anschließt, begonnen werden, da Herr Kreiß sich ohne jedwede
Aufforderung in seinen dienstfreien Stunden an die Bearbeitung eines
Projektes gemacht hatte und dieses denn auch einstimmig vom
Magistrat und den Stadtverordneten angenommen wurde. Welche
Schwierigkeiten bei diesem 25 cm unter dem Okerspiegel liegenden,
aus sumpfigen und saueren Wiesen bestehenden Terrain zu über-
winden waren und welche Schutt- und Abfallmassen zur Auffüllung
hier angefahren werden mußten, kann der Fernstehende nicht er-
messen und soll es mir später eine angenehme Aufgabe sein, diesen
Park den verehrlichen Lesern der „Gartenwelt" an der Hand von
Plänen und photographischen Aufnahmen zu beschreiben.
Im Jahre 1895 genehmigte Se. Königl. Hoheit der Prinz
Albrecht von Preußen, der Regent des Herzogtums, das von Friedr.
Kreiß ausgearbeitete Projekt für den Nußbergpark, mit dessen,
noch im selben Jahre begonneaer Ausführung er auch betraut wurde.
Während bei diesem Terrain, einem früheren Exerzierplatz mit
reinem Sandboden, scliwierige Terrainbewegungen spielend bewältigt
wurden und große hainartigo Pflanzungen, landschaftliche Aus-, Fern-
und Durchsichten nach dem Elm- und Harzgebirge und mächtige
Rasenbahnen die Hauptrolle spielen, fesselt der Bürgerpark
durch seine großartigen Teichszenerien, die an Meisterechaft nicht
zu übertreffen sind und ihresgleichen suchen.
Bei allen Arbeiten, die ein irmiges Vertiefen in diese Meister-
werke schöner Gartenkunst, die ein Menschenalter bedeuten und vor
allen Dingen edle Begeisterung für den Beruf deutlich verraten, fand
der Jubilar noch Zeit, trotz der stets knapp vorhandenen Mittel, einen
Kranz schöner Promenaden- und Wallanlagen zu schaffen, die wohl
jeden Fachmann erfreuen können.
Erwähnt seien die Anlagen am Lessingplatze, dem Siegesplatze,
die Verändening des Windmühlenbergs, sowie diejenige des Gauß-
berges ; ferner die neuen Plätze an der Insel- und Hohetorpromenade,
die mit dem Monumentplatz in Verbindung stehende Okeq)artie, die
neue Inselpromenade mit dem Bammelsburgerteiche und der Löbbecke-
schen Villa im Hintergrunde, die alle ob ihrer landschaftlichen
Szenerien einen überraschenden, vorzüglichen Eindruck auf den Be-
schauer ausüben. Mit geringen Mitteln und knapp gestellten Hilfs-
kräften wurde alles dieses geschaffen und in einem stets gefälligen
Aussehen erhalten. Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen konnten
denn auch den Jubilar für sein rastloses Streben erfreuen.
Auf vielen Fachausstellungen und größeren Preisausschreiben
war Herr Kreiß Preisrichter. Besondere Auszeichnungen wurden
ihm gelegentlich der Gartenbau-, landwirtschaftlichen und baugewerb-
lichen Ausstellungen zu Braunschweig in den Jahren 1877, 1881 und
1883 zuteil, wo sich Herr Kreiß als Hauptordner große Verdienste
um das großartige Gelingen dieser Unternehmen erwarb.
Um Herrn Kreiß in seiner äußerst gastfreundlichen Häus-
lichkeit aufzusuchen, kamen viele und für alle hatte er je nach-
dem ein freundliches Wort, gute und verständige Ratschläge und
vor allem ein mitfühlendes und warmschlagendes Herz, ein Herz, das
so recht zum Herzen spricht, das keinen Standesunterschied, keinen
Hochmut kennt. Wie viele blicken zu ihm auf in Verehrang und
Dankbarkeit, wie viele haben ihn als Vorbild gewählt, dem sie nach-
zustreben sich bemühen!
So wollen wir denn mit Freuden und stolzer Genugtuung des
Ehrentages dieses Veteranen geistiger und körperhcher Arbeit gedenken ;
die Alten mit Stolz, wir Jungen aber mit Verehrung und Hoch-
achtung, und wenn wir heute Herrn Kreiß zu seinem Ehrentage von
Herzen beglückwünschen und hoffen, daß er seine Werke glücklich
beendigen und noch viele Jahre sich derselben erfreuen möge, so
dürfen und wollen wir auch seiner Lebensgefährtin nicht vergessen,
die Freud und Leid mit ihm teilte. Der glücklichen, harmonischen
Ehe entsprangen zwei Kinder, von welchen leider der bittre Tod den
Eltern die Tochter in blühender Jugend entriß, wie ihnen auch ferner
vor kurzer Zeit nicht das Weh erspart blieb, die junge Frau ihres
Sohnes zu Grabe zu geleiten und so mit dem einzigen Sohn um sem
einziges Glück trauern zu müssen.
Wenn dereinst im heranrückenden Alter die sonst arbeitsfrohen
Schultern die Last der Geschäfte nicht mehr tragen können, dann
möge dem Jubilar ein heiterer Lebensabend im Kreise seiner Familie
und seiner Freunde beschieden sein. Möge er sich dann noch viele
Jahre an seinen Schöpfungen erfreuen, mögen seine Augen das, wa-s
der Geist bereits vor vielen Jahren sah, dann in natura erblicken.
Gönnen wir ihm diese schönste aller Freuden, die nur die Arbeit
segnend dem Fleißigen spendet. Der Jubilar aber kann beim Rückblick
auf sein vergangenes Leben mit den Worten der heüigen Schrift sagen :
„Und wenn es köstlich gewesen, so ist es Mühe und
Arbeit gewesen!" F. Tutenberg, Stadtgärtner, Offenbach a. M.
Verkehrswesen.
Das Postblatt No. ^ vom 1. Juli 1903 vciüfientlicht folgende
eingetretene Neuerungen:
In Jap (Karolmen) ist eine Telegraphenanstalt für den inter-
nationalen Verkehr eröffnet worden.
528
Die Gartenwelt.
Der Meistbetrag für Postanweisungen im Verkehr mit Britisoh-
ßetschiianaland (Schutzgebiet), Natal, OraiijefluR-Kolonie, Rhodesia
und Zululand ist von 10 auf 40 Pfund Sterling (= 800 Ml;.) erhöht
worden.
Nach Mexiko sind Postanweisungen bis 200 Mk. zulässig.
Für Postfrachtstücke nach Schweden und nach Finnland über
Schweden ist ein ermäßigter Tarif in Kraft getreten.
Tagesgeschichte.
Berlin. Eine märkische Obst- und Tafeltrauben -Ge-
nossenschaft ist durch den Landes-Ökonomierat Herrn Dr. Frei-
herrn von Canstein und Geschäftsführer der brandenburgischen Land-
schaftskammer Herrn G r o b b e n begründet worden. Die Genossenschaft,
für die bis jetzt 36 Anteile in 1000 Mk. gezeichnet sein sollen, be-
zweckt die Heranzucht edlen Obstes und ferner die Kultur von
Tafeltrauben unter Glas. Im Herbst soll zunächst in Luckau i. L.
eine 2.5 Morgen große Obstplantage angelegt und dortselbst 5 Glas-
häuser für die Kultur von Tafeltrauben gebaut werden. Weitere
Anlagen in der Provinz sind für später in Aussicht genommen. Die
Versammlung wählte Herrn Dr. Freüierm von Canstein zum Präsi-
denten des Aufsichtsrates und Herrn Grobben zum Direktor der
Genossenschaft. Dem Aufsichtsrat bezw. Vorstand gehören ferner an
die Herren Landrat Freiherr von Manteuf f el-Luckau, Landesrat
Dr. Gerhardt-Berlin, Rittergutsbesitzer v. Langenn-Steinkeller-
Birkholz, Ökonomierat Eber t- Landsberg u. a. m.
— Di« Deutsche Hagelversicherungs - Gesellschaft
A. G. für Gärtnereien etc. zu Berlin hat im Jahre 1904 ein
etwas günstigeres Ergebnis gehabt als im Voijahre, da weniger
Schadenzahlungen zu leisten waren. Sie hatte auch einen ansehn-
lichen Zuwachs an Versicherungssumme und Prämieneinnahme zu
verzeichnen, so daß eine Dividende für das Jahr 1905 möglich er-
scheint. Immerhin sind die Schadenzahlungen verhältnismäßig noch
so hohe gewesen, daß sie weit über die Durchschnittszltfer hinaus-
gehen und nach den langjährigen Erfahrungen als ziemlich außer-
gewöhnlich anzusehen sind. Da auch in den Jahren 1901 — 1903
recht hohe Schadenleistungen aufzuweisen waren, so hatte die Hagel-
versicherungs-Gesellschaft für Gärtnereien mithin 4 hintereinander
folgende Jahre mit schweren Hagelschäden zu überstehen; auch in
diesem Jahre sind Hagelwetter leider sehr häufig.
Die abgeschlossenen Versicherungen beliefen sich in 1904 auf
7597 Policen mit 15 622080 Mk. Versicherungssumme und 269 967
Mark Prämieneinnahme gegen 7068 Policen mit 14 531 160 Mk. Ver-
sicherungssumme und 241002 Mk. Prämieneinnahme im Vorjahr, so-
daß sich demnach ein Zugang von 529 Policen mit 1 090 920 Mark
Versicheningssumme und 28 965 Mk. Prämieneinnahme ergab.
Die Hagelschadenperiode begann im Geschäftsjahr 1904 schon
sehr zeitig und währte bis in den Monat September. Nach dieser
Zeit kamen nur noch 2 kleine Schadenfälle zur Erledigung. Im
ganzen waren 47 Hageltage mit 686 Schadeuanmeldungen zu ver-
zeichnen. Die zahlreichsten und schwersten Schäden brachte der
Monat Juni; 21 Policen wurden je zweimal betroffen. Gerichtliche
oder schiedsgerichtliche Schadenprozesse sind im Geschäftsjahr nicht
vorgekommen.
Die Versicherungssumme ist von 6 679 063 Mk. im Jahre 1890
auf 156228080 Mk. im Jahre 1904 gestiegen, die Prämien sind in
dem gleichen Zeitraum von 100552 auf 269967 Mk. gestiegen.
— Der alte Botanische Garten ist an die Deutsche
Hausbaugesellschaft m. b. H., Dickmann u. Reglin verpachtet
worden. Die Unternehmerin beabsichtigt, ein Konsortium zu bilden,
das im nordischen Hausbaustil eine große Halle errichten wird, die
hauptsächUch zur Ausstellung von Automobilen dienen soU. Ferner
werden umfangreiche Bauten für- einen Konzertpark hergestellt
werden. Das Terrain umfaßt etwa 30 Morgen. Der herrliche Baum-
bestand bleibt größtenteils erhalten. Leider sind verschiedene wert-
volle Bäume dem Absterben nahe. So die in No. 1 dieses Jahrgangs
Seite 9 und 10 abgebildete und beschriebene Ptcrocarya cau^asica.
C. A. M.. die nur noch M-enige, spärlich belaubte Zweige hat, ferner
mehrere schöne Buchen und eine ganze Anzahl anderer Gehölze.
Die LTrsache liegt im veränderten Grundwasserstande. Seit dem Bau
der Untergrundbahn hat sich der Grundwasserspiegel bedeutend ge-
senkt, was Feuchtigkeit liebende Bäume zum Absterben bringt.
Hoffentlich gelingt es, noch einige Raritäten nach dem neuen Garten
zu verpflanzen, wie die alte Sophora jap. var. petidula und Koni-
feren, darunter schöne Eiben.
— Der Kreisausschuß des Kreises Teltow hat das bei Königs-
wusterhausen am Todtnitzsee gelegene Gut Körbiskrug in Größe von
400 Morgen angekauft, um auf dieser Besitzung eine Baumschule
im großen Maßstabe anzulegen. Obwohl der Kreis bereits einige
kleinere Baumschulen besitzt, so konnten von deren Ertrag doch nur
die Bedürfnisse zur Erneuerung der Bäume an den dem Kreise
selbst gehörigen Chausseen und Wegen gedeckt werden, während bei
Neuanlagen Privatfirmen in Anspruch genommen werden mußten.
Die Baumschule in Körbiskrug soll aber einen derartigen Umfang
erhalten, daß der Kreis nicht nur im stände ist, seine eigenen Be-
dürfnisse vollständig zu decken, sondern auch an sämtliche Gemeinden
und Besitzer des Kreises, die Wege zu unterhalten haben, Bäume
abgeben zu können. Voss. Ztg.
Dem Kreisausschuß scheint es unbekannt zu sein, daß sich im
Kreise Teltow große und vorzüglich geleitete Baumsohulenfirmen be-
finden, darunter der größte derartige Betrieb in Europa. Diese
Baumschulen liefern die für Unterhaltung und Neuanlage von
Chausseen notwendigen Bäume billiger als sie der Kreisausschuß selbst
heranziehen kann, dazu noch in einer Qualität, mit welcher die Er-
zeugnisse der höchst überflüssigen Kreisbaumschulen keinen Vergleich
aushalten können. War es also wirklich notwendig, den steuer-
zahlenden Baumschulenbesitzern durch eine derartige Gründung die
Existenz zu erschweren'? M. H.
Halle a. S. Die vom 2. und 3. kommunalen Bezirksverein ge-
plante Errichtung emes Süd-Parkes wurde, wie uns mitgeteilt wird,
vom Magistrate verworfen.
Schwetzingen. Hier hat anhaltende Trockenheit, verbunden
mit afrikanischer Hitze (36 " C im Schatten), sehr nachteilig auf die
Kulturen eingewirkt. In einzelnen Kreisen ist der ersehnte Regen
in schweren Unwettern niedergegangen, aber die Gewitterstürme
haben viel geschadet und im Schwetzinger Park sind am 3. Juli
prächtige alte Bäume entwurzelt worden.
Die Kirschen gaben guten Ertrag. Süßkirschen wurden mit
15 bis 20, Sauerkirschen mit 25 bis 30 Pfennigen das Pfund bezahlt.
Äpfel wird es sehr wenig geben, Birnen werden Mittelernte ergeben.
Zwetschen und Mirabellen sind reich behängen, Pflaumem mittel-
mäßig. Spalierwein stand gut in Blüte und verspricht guten Ertrag.
Regen tut aber dringend not. Kartoffeln laufen Gefahr, wie im
Vorjahre, durch zu spät eintretenden Regen „Wasseransätze'- zu be-
kommen, besonders die Sorte „Magnum bomim" und „Juwel"-,
letztere wird in schwerem Boden unter solchen Verhältnissen fast
ungenießbar. H. B.
Personal-Nachrichten.
Ebert, Obergärtner des Reichskanzlers Fürsten von Bülow,
wurde die fürstlich bulgarische bronzene Verdienstmedaille mit der
Krone verliehen.
Engler, A., Geh. Regierungsrat, Prof. Dr., Direktor des Bo-
tanisehen Gartens in Berlin, trat am 26. Juli eine grosse, auf neun
Monate berechnete wissenschaftliche Reise an. Prof. Engler reist
zunächst nach Südafrika mit einer englischen Gesellschaft, dann nach
Ostafrika und von da nach Buitenzorg auf Java. Von hier aus wird
er eine Rundreise im Archipel machen, dann nach Vorderindien gehen,
von wo aus die Heimreise angetreten werden soll.
Müller, Johann, Kaufmann und Blumenhändler zu Hannover,
wurde das Prädikat eines Königlichen Hoflieferanten verliehen.
Petersen, Hans, zur Zeit Hörer der Gartenkunst an der Kgl.
Gärtner-Lehranstalt zu Dahlem, wurde von der Heimstätten -Aktien-
Gesellschaft, Nicolassee bei BerUn, als Obergärtner angestellt.
Vorantwortl. Eedakteur: Max Hesdrlrfter, Berlin. — Verlag v. Ei
rd Ca
Schmidt & Co., Leipzig. — Drnci: Anhalt. Bachdr. Guten b erir, e. G. m.
Dessau .
^^?-^^C/^t^
/\M^.^^^i,
Illustriertes Wochenblatt für den eesamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
5. August 1905.
No. 45.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Aus deutschen Gärten.
Aachen als Gartenstadt.
Vom Herausgeber.
(Eierxti neun Abbildimgen.)
W ie fast allenthalben im rheinisch-westfälischen Industrie-
gebiet der Neuschaffung und Pflege öffentlicher Anlagen
seitens der städtischen Behörden eine so große Beachtung
geschenkt wird, daß man wohl behaupten kann, dieses
übrigens auch wohlhabendste Gebiet unseres Vaterlandes sei
in dieser Hinsicht bahnbrechend vorgegangen, so ist dies
auch speziell in Aachen der Fall. Aachen ist Industrie- und
Badestadt zugleich und diese doppelte Stellung legt ilir in
besonderem Maße die Verpflichtung auf, für ausgiebige
Lungen in Form öffentlicher Anlagen zu sorgen. Allerdings
sind die eigentlichen städtischen öffentlichen Gärten im
Verhältnis zur Bevölkerungs-
zahl, die nach derletzten Volks-
zählung 135 235 Einwohner
betrug, heute aber beträcht-
lich höher sein dürfte, nicht
sehr groß. Sie nehmen zur
Zeit einen Flächenraum von
GO Hektar ein, wobei aller-
dings der Stadtwald in der
Gi'öße von 1225 Hektar nicht
mit eingerechnet ist. Im Gegen-
.satz hierzu sei auf die Stadt
Frankfurt a. M. liingewiesen,
die gleichfalls den Ruf ge-
nießt, eine Gartenstadt aller-
ersten Ranges zu sein. Frank-
furt hatte nach der letzten
Volkszählung 288 489 Ein-
wohner und trotz dieser be-
trächtlich größeren Einwohner-
zahl nur 51 Hektar öffentliche
Anlagen, ausschließlich des
3470 Hektar großen Stadt-
waldes, der nichts weniger
als ein "Waldpark ist, aber von
der Bevölkerung zu Erholungs-
ausflügen in ausgiebiger Weise
in Anspruch genommen wird.
Gartenwelt. IX,
Die laufenden Ausgaben der Stadt Aachen für die Unter-
haltung der bestehenden Anlagen betrugen 1904 nach dem
Etat 80382 Mark, diejenigen der Stadt Frankfurt 182400 Mk.
gegen 138 500 im Jahre vorher. Dazu kamen bei beiden
Städten sehr beträchtliche Aufwendungen für Neuanlagen.
Der 1225 Hektar große Stadtwald der Stadt Aachen
erfreut sich gleichfalls eines außerordentlich regen, immer
noch wachsenden Besuches seitens der Bevölkerung. Er
schließt das Stadtgebiet nach Süden hin ab, ist park-
ähnlich, wird von vielen Promenaden und Fahrwegen durch-
zogen und nicht melir lediglich nach forstwirtschaftlichen
Grundsätzen bewirtschaftet. Im Norden grenzt unmittel-
bar an die Stadt ein langgestreckter Höhenzug mit dem
Lousberg, dem Salvatorberg imd dem Wingertzberg. Hiervon
ist der Lousberg etwa 25 Hektar groß; sein Gipfel liegt
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Säulenhalle im EH^^engarten zu Aachen. Originalaufnahme für dii
Die Gartenwelt.
IX, 45
264 ni über dem Meer, der Fuß dieses Berges ist land-
schaftsgärtneriseh angelegt, während die alten Baumbestände
des Gipfels waldartig bewirtschaftet werden. Vom Südab-
hange dieses Berges hat man einen herrlichen Überblick
über die Stadt. Der Salvatorberg wird durch einen schmalen
Einschnitt vom Lousberg getrennt. Auf ihm befindet sich
die alte Salvatorldrche.
Auf dem Wingertzberge und seiner Umgebung hat man
einen Stadtgarten geschaffen, der ursprünglich ein Kranken-
hausgarten für das Mariahilf-Spital war; in den siebziger
Jahren v. Jahrh. wurde er aber der Öffentlichkeit übergeben,
sodaß er heute im wahren Sinne ein Volksgarten ist.
Es bot sich mir in den letzten Jahren mehrfach Ge-
legenheit, unter der Führung der leitenden städtischen Gaiten-
beamten Aachens, dessen öffentliche Anlagen eingehend zu
besichtigen. Bei jedem neuen Besuche konnte ich zu meiner
Lenne-Denk
Freude feststellen, daß die öffentlichen Anlagen dieser uralten
Krönung.stadt der deutschen Kaiser sich in rascher Weise
weiter entwickelten. Die eigentliche Stadtgärtnerei Aachens
ist noch jüngeren Datums. Der erste Stadtgärtner wurde in
den dreißiger Jahren v. Jahrh. angestellt, zu einer Zeit, zu
welcher die Stadt kaum 40000 Einwohner gehabt liaben
dürfte, während deren Zahl im Jahre 1867 auf etwa 68000
und 1880 mit Einschluß der Garnison auf über 85000
gestiegen war. Hervorragend verdient gemacht um die
Ausgestaltung der bestehenden und um die Schöpfung neuer
Anlagen haben sich der ehemalige Stadtgärtner Janke, der
im Ruhestand lebende städtische Gartendirektor Grube, der
unter diesem als Garteninspektor tätig gewesene jetzige
Gartendirektor Heicke zu Frankfurt a. M. und der derzeitige
Gai-tendirektor Weß berge. Herr Weßberge, vordem städt.
Obergärtner in Hannover, wurde nach der Berufung des
Herrn Heicke nach Frankfurt zunächst als Garteninspektor
in Aachen angestellt und nach der Pensionierung des Herrn
Grube im Jahre 1902 zum städtischen Gartendirektor dort-
selbst befördert.
Die vorzügliche Beschaffenheit der städtischen An-
lagen in ihrer Gesamtheit, von der ich mich vor Jahres-
frist erneut überzeugen konnte, lieferte mir- den Beweis,
daß mit Herrn Gartendirektor Weßberge, der seinem Berufe
mit Leib und Seele zugetan ist, der rechte Mann an die
rechte Stelle gesetzt worden ist, sodaß man mit einer
gewissen Berechtigung annehmen kann, daß sich Aachen auch
für die Zukunft seinen wohlbegründeten Ruf als Gartenstadt
erhalten wird.
Auf die Aachener städtischen Anlagen und ihre Ge-
schichte will ich kurz eingehen. Die eigentliche landschafts-
gärtneriseh-schöpferische Tätigkeit nahm im Revolutionsjahre
1848 ihren Anfang. Von diesem Jahi-e bis zum Jahre 1876
wurden angelegt: 1. Die Wald-
anlage Karls hü he, die den
gleichnamigen Aussichtspunkt mit
eineniRestam-ationsplatz verbindet.
Sie ist auch heute noch ein viel-
besuchter Ausflugsort, von dem
aus man einen prächtigen Über-
blick über die Stadt genießt.
2. Der Kurgarten am Elisen-
brunnen, ein Sammelpunkt der
Fremden, wird nach der Straße von
einer von Scliinkel geschaffenen
Säulenhalle, Abbildung auf der
Titelseite, begrenzt, die in einer
Rotunde die hier zutage tretende
warme Quelle birgt, zu welcher
Stufen liinabführen. Diese An-
lage ist nur von bescheidener
Größe: sie wird aber sorgfältig
gehalten und in malerischer, ab-
wechslungsreicher AVeisebepflanzt.
3. Der Kurgarten, der in der
Hauptsache nur aus einem mit
einigen alten Bäumen bestandenen
Kiesplatz besteht. 4 . Die Lud\\-igs-
allee, die von der Marienburg,
einem alten Festungsturm, bis
zum Pouttor auf dem fi-üheren
Wallgelände fühii. 5. Ein Teil
des jetzigen Stadtgartens auf der Grundlage des von Lenne
entworfenen Planes. Der nordwestliche Teil dieser Anlage
wurde einige Jahre später nach dem Entwürfe des damaligen
Stadtgärtners Janke ausgeführt. In Anerkennung der Ver-
dienste Lenn6s um einen Teil dieser Anlagen ist ihm darin
eine Büste errichtet worden (Abbildung oben).
Auch unter Gartendirektor Grube ist der Stadtgarten
verschiedentlich erweitert worden; so durch den Finkenteich
(Abb. Seite 531), den botanischen und den dendrologischen
Garten, die ich beide als nachahmenswerte, die Pflanzen-
kenntnis in weitesten Kreisen fördernde, städtische Muster-
anlagen bezeichnen muß. Der Stadtgarten bedeckt heute
eine Fläche von etwa 15 Hektar. Er ist eine vorzüglich
unterhaltene, künstlerisch einwandfrei durchgeführte Anlage,
auf teilweise starkbewegtem Terrain, mit Höhenunterschieden
bis zu 30 Meter und mit altem herrlichem Baumbestand.
In dieser Anlage liegt auch die wirklich sehenswerte Stadt-
IX, 45
Die Gartenwelt.
531
gärtnerei. Sie umfaßt ein großes Palmenhaus, zwölf moderne
Kultur- und Vermehrungshäuser, eine Orangerie zur Über-
winterung des reichen Dekorationsmaterials und etwa 350
Fenster Mistbeete, sowie die nötigen Bureau- und Wirt-
schaftsräume. Es befindet sich auch hier eine reichhaltige,
gärtnerisch-botanische Bibliothek und eine hübsehe botanische
Sammlung, die, wenn ich nicht irre, von Herrn Grube im
Laufe der Jahre zusammengestellt worden ist.
Der „botanische Garten" ist interessant durch eine
reiche Sammlung von Stauden und Annuellen und etwa
.50 Ar groß. Der „dendrologische Garten" hat eine
Größe von 2 Hektar und enthält in systematischer An-
pflanzung die besten, in der Rheinprovinz winterharten Zier-
gehölze. Es besteht die Absicht, durch geeignete Wege-
führung den Stadt-
garten mit dem Sal-
vatorberg und dem
Lousberg zu einer
einzigen großen, zu-
sammenhängenden
Anlage, die die Stadt
nachNorden begrenzt,
auszugestalten.
Aufdem 25 Hektar
großen Lousberg wer-
den, wie bereits er-
wähnt, die alten Be-
stände waldartig be-
wirtschaftet. Eine
Sehenswürdigkeit bil-
det hier unter anderen
eine alte Buchenallee.
Vom Südabhang die-
ses Berges genießt
man den schönsten
Überblick über die
Stadt, Abb. Seite 532
links, und einen Blick
auf den tenachbarten
Salvatorberg (Abb.
Seite 532 rechts).
In den Jahren 1 87 G
bis 1881 wurde der
größte Teil der alten
Wall mauern abge-
brochen. Erhalten °
Illieben von diesen
nur der „Lavenstein", von einer kleinen Anlage um-
geben, der „Lange Turm" mit einem Teil der malerischen
Mauern, die 1889 mit Anlagen umgeben wurden, das „Pont-
tor", in den Anlagen am Ende der Ludwigsallee liegend, und
das hohe „Marschiertor", gleichfalls innerhalb der Anlagen
liegend. In diesen Jahren wurde auch der „Burtscheider
Kurgarten" auf seine jetzige Größe von über ly, Hektar
gebracht. Er bildet wegen seines alten Baumbestandes einen
beliebten Aufenthalt für die Fremden. Die gleichfalls in
diesen Jahren angelegte „Monheimsallee" grenzt an den
Stadtgarten. Sie besteht aus zwei Fußwegen, zwei Fahr-
bahnen und zwei Fromenadenwegen mit je zwei Baumreihen
und einem 10 Meter breiten Anlagestreifen, gebildet aus
längeren rechteckigen Stücken mit Strauchgi-uppen. Diese
Strauchgruppen hat Gartendirektor Weßberge allmählich
durch die verschiedenartigsten immergrünen Gehölze ersetzt
und gleichzeitig die Anlage in regelmäßigen Abschnitten
durch grosse Rundbeete, die stets einen der Jahreszeit ent-
sprechenden reichen Blumenflor tragen, unterbrochen (Ab-
bildung Seite 533 oben). Die angepflanzten immergrünen
Gehölze, imter welchen Rhododendron vorherrschen, ent-
wickeln sich in zufriedenstellender Weise.
Im Jahre 1879 wurde die städtische Baumschule am
Stadtgarten angelegt und 1903 um einen Hektar erweitert.
Sie liefert zurzeit den weitaus grüßten Teil des Gehölz-
bedarfes.
Es folgte nun die Anlage der „Ludwigsallee", die
vom Ende der Monheimsallee bis zur Marienburg führt. Sie
ist eine landschaftlieh gehaltene Anlage, bestehend aus
Partie mit F"inkenteich, Wingertzberg und meteorologischem Observatorium im Stadtgarten zu Aachen.
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
einem Fußweg, der an Vorgärten vorüberführt, einer nörd-
lichen Fahrbahn, einer 10 bis 15 Meter breiten Anlage, einer
südlichen Fahrbahn und wieder einem Fußweg, der an
geschlossener Häuserreihe entlang führt. Der Höhenunter-
schied zwischen den beiden Fahrbahnen beträgt stellenweise
bis sechs Meter. Zu gleicher Zeit ausgeführte Anlagen
sind der Rehmplatz im Innern der Stadt, mit einer Marien-
säule geschmückt, die Anlagen des ehemals kahlen Salvator-
berges, der Hansemannplatz, Abb. Seite 533 unten, mit
reichem Blumenschmuck und die Anlagen um den „Langen
Turm", einem ehemaligen Festungsgelände.
1895 wurde der Steffenplatz im Innern der Stadt
angelegt, ein kleiner halbrunder Platz mit Springbrunnen,
und die Anlagen an der Christuskircho zur Vermittlung des
starken Höhenunterschieds zweier Straßen.
Die Gartenwelt.
IX, 45
In die Jahre 1896 bis 1898 fiel die Neiibepflanzung
der an den Hansemannplatz anschließenden „Heinrichsallee"
mit einer Mittelreihe starker Platanen und je einer Seiten-
reihe Linden, die in zwei Meter breiten Basenstreifen stehen
Blick vom Lousberg aut die Stadt Aachen.
Originalaufnahme für die „Gartenwell".
lind durch Guirlanden von Vitis odoratissima verbunden sind.
Niedrige Ligusterhecken fassen die Easenstreifen ein. Am
Ende der Allee liegt ein kleines Parterre mit einer vom Ver-
schönerungsverein gestifteten Vase, Abb. Seite 534 oben. Daran
schließt sich der Kaiserplatz, der gewissermaßen nur als
Eettungsinsel in dem dort herrschenden starken Verkehr zu
betrachten ist; ihn ziert ein von einem Bürger zur Erinnerung
an die goldene Hochzeit Kaiser Wilhelms I. und der Kaiserin
Augusta (11. Juni 1879) gestifteter großer Springbrunnen.
Auch die Anlagen auf dem Südabhang des Lousbergs,
die ihn in unmittelbare Verbindung mit der Ludwigsallee
bringen, fallen in die Jahi-e 189G bis 1898.
In die folgenden Jahre, bis 1902, fällt die Anlage des
Ludwigsplatzes, nach einem Entwürfe des früheren Garten-
inspektors Heicke, von diesem ausgeführt, Abb. Seite ,534 unten.
Es ist eine schöne landschaftliche Anlage mit großem Teich
inid natürlich wirkenden Felspartieen, die sich bis in die
Ludwigsallee fortsetzen. Der Teich wird durch die Wasser-
leitung, deren Wasser als Quell über die Felsen rieselt, ge-
speist. Breite Rasenbahnen ziehen sich bis zum Wasser
hinab. Mit Vollendung dieses Platzes wurde im Norden der
Stadt eine großartige zusammenhängende Anlage geschaffen,
vom Kaiserplatz durch die Heinrichsallee, Monheimsallee,
und Ludwigsallee zum Ludwigsplatz in Verbindung mit dem
Stadtgarten, Salvatorberg und Lousberg.
Der in den gleichen Jahi-en angelegte Hubertusplatz im
Süden der Stadt ist eine kleine Anlage zur Vermittlung der
Höhenunterschiede im Querprofil dieses Platzes, der im Nord-
osten angelegte große Blücherplatz ist hauptsächlich Spiel-
platz für die zahlreiche Jugend dieser Gegend. Eine zwei-
reihige Ulmenallee und schmale Gehölzegruppen umgeben ihn.
Verschiedene Anlagen hat der jetzige Garteudirektor
Woßbcrge geschaffen. Hierher gehört die Waldanlage am
Wald.schlößchen, einem städtischen Restaurant. Hier wurden
um eine große Waldwiese im dichten Waldesschatten an-
genehme Sitzplätze geschaffen, die teilweise einen wunder-
vollen Ausblick in die weite Ebene bis nach Belgien und
Holland gestatten. 1904 wurde der Fliesengarten von
Herrn Weßberge in der Weise umgeändert, daß die
beiden alten kreisförmigen Rasenstücke in ein großes,
reichbepflanztes Blumenparterre zusammengezogen wur-
den. Auch wurde ein zweiter Rundgang geschaffen,
der ein bequemes Promenieren in dieser Anlage gestattet.
Die neuen Anlagen um die städtische Pflege-
anstalt Mariaberg wurden zum Teil durch den
Durchbruch der neuen Schillerstraße bedingt. Unter
Verwendung von Kalksteinen aus der nahen Eifel wurde
hier auf der steilen, nach der Anstalt aufsteigenden
Böschung eine malerische Felspartie geschaffen, die zeigt,
wie man derartige Straßenböschungen behandeln muß,
wenn sie nicht den langweüigen Eindruck eines Eisen-
bahndammes machen sollen.
Ferner sind die fünf Hektar großen städtischen
Anlagen am neuen städtischen Krankenhaus Mariabrunn,
die mit den Anlagen der vorgenannten Anstalt zusammen-
hängen und den Kranken einen angenehmen Aufenthalt
gestatten, bereits ihrer Bestimmung übergeben. Von hier
aus bieten sich prächtige Ausblicke über weite, durch
einzelne Villen und Bauerngehöfte unterbrochene Feld-
luid Wiesenflächen nach dem Stadtwald.
Der bereits eingangs erwähnte Stadtwald, der vom
Burtscheider Kurgarten in zwanzig Minuten zu erreichen
Blick vom Stadtgarten in Aachen zum Salvatorberg.
Oriffinalaufnahme für die „Gartenwelt".
ist, ist mit der Stadt durch breite schattige Alleen verbunden.
Gut erhaltene Fuß- und Fahi-wege haben ihn seit 20 Jahren
dem Verkehr erschlossen. Seitdem bildet er den Sammel-
punkt fih' Bürger und Fremde. Durch sein stark bewegtes
Gelände und die zahlreichen Ausblicke auf die Stadt einer-
seits, die weite holländische Ebene, Belgien und das neutrale
Ländchen Moresnet auf der belgisch-preußischen Grenze, 7 km
südwestlich von Aachen, andererseits, ist er bei seiner Bewirt-
schaftung, die weniger auf großen Gewinn, als auf einen
angenehmen Erholungsort in der Nähe der Stadt hinarbeitet,
ein unschätzbarer Besitz für die Stadt.
IX, 15
Die Gartenwelt.
Zuletzt seien die großen Spielplätze von zusammen
vier Hektar Größe erwähnt, die in verschiedenen Gegenden
liegen, teils inner-, teils außerhalb der Stadt, jedoch leicht zu
Fuß oder mit der elektrischen Bahn zu erreichen. Ferner
hat sich in diesem Jahre eine Genossenschaft zur Errichtung
sogenannter Schrebergärten gebildet. Die 85 Gärtchen reichten
bei weitem nicht aus. um der Nachfrage zu genügen.
Ich möchte diese Ausfüiirungen nicht zum Abschluß
bringen, ohne unserem Mitarbeiter, Herrn Gartentechniker
Walter Kiehl, früher in Aachen, jetzt in Posen tätig,
für verschiedene interessante, mh- für diese Abhandlung
überlassene Daten imd Photographien meinen verbind-
lichsten Dank abzustatten.
liehen Auftreten und in der Lebeasweise von liliynchites conicus
und Psylla piri erkennen. Daß die Unterschiede tatsächlich groß
sind, geht aus der nachfolgenden näheren Beschreibung hervor.
Rhynchites conicus, der Zweigabstecher, ist ein alter Bekannter,
der zur Famihe der Rüsselkäfer gehört und im Mai und Juni, ja oft
schon Ende April in ganz raffinierter Weise unsere Formobstbäume
heimsucht. Der schöne blaue Käfer von ca. 10 mm Größe sticht
oder .schneidet zu angegebener Zeit die jungen Triebe (meist immer
die schönsten Leittriebe) an, sodaß die Spitze herunter hängt. In
den abgetrennten, somit dos weiteren Saftzuflusses beraubten und
Obstbau.
Drei gefähiiiche Obstbaiiiiischädlingo.
Von H. Beuß, Schwetzingen.
J-ch habe hier besonders drei Schädlinge ins Auge gefaßt,
deren AVesen noch verhältnismäßig wenig bekannt ist, deren
Schädlichkeit aber, besonders beim Formobst, sehr empfindlich
hervorüitt. Diese drei sind: Rhynchites conicus, der Zweig-
abstecber, I'sylla piri, der Birnsauger, und Blastodacna hel-
lerella, die Markschabe.
Alle drei sind insbesondere Schädiger der Triebe, von
denen der Zweigabstecher wohl der bekannteste ist. Obgleich
sich das Erscheinen dieser drei Gesellen in ähnlicher Weise
bemerkbar macht, nämlich im Welken und Absterben der
jungen Formobsttriebe (besonders gerade der Leittriebe), so ist
doch die Lebensweise wie auch die dadurch bedingte Bekämpfungs-
art grundverschieden, sodaß es angebracht erscheint, an dieser
Stolle die einzelnen Erscheinungen näher zu erörtern.
Beim oberflächlichen Hinschauen könnte man annehmen, daß
die Schädigungen einer Ursache zuzuschreiben seien. So passierte
es mir, daß ich von einer „maßgebenden Stelle", der ich einige be-
schädigte Zweigspitzon eingesandt hatte, eine unrichtige Antwort er-
hielt. Ich lernte dann die beiden anderen Schädlinge aus eigener
Anschauung kennen und konnte nunmehr den Unterschied im schäd-
Mittelbeet auf dem Hansemannplatz in .\achen.
(Herbstbepflanzung mit Chrysanthemum.)
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
Partie aus der Monheimsallee in Aachen.
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
deshalb verwelkenden Trieb werden die Eier abgelegt und die dar-
aus hervorgehenden Larven (1-3 an der Zahl) gelangen dann mit dem
ihnen zugleich seither als erste Nahrung dienenden Triebteil, der ab-
fällt, auf den Boden. In der Erde geht die Verpuppung vor sich
und der im Herbst fertige Käfer verkriecht sich unter alter Einde
in Spalten und anderen Orten (auch in Madenfallen) und beginnt im
Frühjahr sein Werk von neuem am Kern- und Steinobst.
Die Bekämpfungsmittel bestehen im wesentlichen im Ab-
klopfen und Verbrennen der Käfer am frühen Morgen und
Nachsehen der Obstmadenfallen, ferner im zeitigen Abpflücken
der angestochenen und mit Eiern besetzten Zweigspitzen.
Der zweite SchädHng Psylla piri, der Birnsauger, dessen
Tätigkeit wohl eine ähnliche, aber doch gut zu unterscheidende
Wirkung hervorruft, die mir, wie eingangs erwähnt, von einer
Seite als von Rhynchites conicus herrührend bezeichnet
wurde, ist ein fliegenartiges, sehr winziges Insekt. Es
sitzt im Mai, Juni au den jungen Birntrieben, von deren Saft
es lebt. Die Eier werden an den jüngsten Triebteilen ab-
gelegt, etwa 16 — 18 Stück und mehr zusammen. Sie sind
etwa ein Viertel Stecknadelknopf groß. In Schwetzingen tritt
dieser Schädling, den ich früher weniger beobachtete, massenhaft
auf und es ist gerade bei diesem Unhold sehr wichtig, wenn
man ihn noch vor der Eiablage vernichten kann, was aber
wegen der geringen Größe des Tieres und seiner Behendigkeit
nicht leicht ist. Es bleibt eben nur übrig, diese „Fliegen'-, die
dem etwas geübten Blick nicht entgehen, zu zerdrücken. Man
muß aber flink sein, denn „schnell wie ein Floh" (so äußert
sich Freih. v. Schilling) springt es bezw. fliegt es auf imd ver-
schwindet.
Ich selbst bin auch erst durch längeres aufmerksames Be-
obachten dem Birnsauger auf die Spur gekommen. Zuerst stellte
ich fest, daß die welke Erscheinung der Triebe nicht durch den
534
Die Gartenwelt.
IX, 45
Ein Überhandnehmen wäre für größere Formobst-
an'iagen eine große Gefahr, zumal man ohnehin oft Mühe hat,
die Formäste gleichmäßig zu erziehen.
Bei älteren Pyramiden etc. mag es sich wohl nicht so
sehr fühlbar machen, aber meiner Ansicht nach sollte man
diesen gefährlichen Schädlingen doch etwas mehr wie seither
auf den Leib rücken.
Stauden.
Parterre in der Heinrichsallee zu Aachen. (Herbstbepflanzung
Chrysanthemum.) OrisinaUufnahme für die „Gartenwelt".
Zweigabstecher und den weiter unten beschriebenen dritten Schädling
verursacht sein könnte; nach weiteren Studien und Vergleichen erkannte
ich den Schädling als den Birnsauger. Durch fortwährendes Saugen
(auch der Carven) wird der junge Trieb zum Welken gebracht; es
bilden sich schwarze Punkte und ganze korkartige Flecken an der
jungen Binde und gar bald, nach meinen Beobachtungen nach Ver-
lauf von zwei bis drei Wochen, ist ein solcher Trieb welk. Von den
meisten wird der Schaden erst dann bemerkt und gewöhnlich dem
Zweigabstecher zugeschrieben. Aber das Aussehen der Rinde, wie
eben beschrieben, sowie die welke Spitze, läßt, falls sich im Innern
(Mark) nichts vorfindet, auf den Birnsauger schließen. Man suche
dann nur die Nachbartriebe ab und irgendwo werden wir den Täter
vielleicht bei erneuter Tätigkeit überraschen und ihn verhindern^
das Werk der Zerstörung zu
vollenden.
Wie erwähnt, fange man das
Insekt selbst fort, oder zerdrücke
die Eier oder Larven, wo man sie
sieht. Zum Abpinseln kann ich
eine starke Quassia - Tabakbrühe
empfehlen.
Der dritte Schädiger ist Bla-
stodacna lielkrella (Laverna helle-
rella), die Markschabe, die ich vor
etwa 4 Jahren am Niederrhein häufig
antraf. Dieselbe bringt besonders
junge Formobstleittriebe (Äpfel) da
durch zum Absterben, daß sie die-
selben hohlfrißt.
Die Raupe überwintert unter
der Rinde der Apfeltriebe und
bohrt sich im Mai in eine Knospe
ein, um sich so in den jungen
Verlängerungstrieb hinauf zu fressen.
Die Triebe ei-scheinen dann welk
und werden dürr und bröckelig.
Zeitiges Abschneiden und Verbren-
nen der welken Triebe ist das
richtigste. Wie wichtig die Er-
kenntnis und rechtzeitige Be-
kämpfung dieser drei Gesellen ist,
geht aus dem Geschilderten zur
Genüge hervor.
Meconopsis integrifolia.
Von F. W. Meyer, Landschaftsgärtner, Exeter (England).
{Hier XU die Farbentafel.)
Wer die diesjährige „Temple-Show" in
London besuchte, wird zugeben müssen, daß in
dieser großen weltberühmten Ausstellung wohl
keine andere Neuheit so viel Aufsehen erregte, wie
die herrliche Meconopsis integrifolia.
^if So ausgeprägt war die allgemeine Bewunderung,
welche dieser Pflanze gezollt wurde, daß ich nicht
umhin konnte, mir von der ausstellenden Firma, den
Herren James Veitch &Sons, Ltd., eine Photographie
zu erbitten. Die nach dem Bilde hergestellte Parbentafel
zeigt den Lesern der „Gartenwelt" diese Neuheit ersten
Banges in Form und Färbung.
Die ilfecowopsw-Pflanzen der Herren James Veitch
& Sons waren im Freien vor dem Hauptzelte ausgestellt,
und zwar in der passenden Gesellschaft von manchen
anderen Neueinführungen aus dem südwestlichen China,
wie z. B. Primula cochhur)iiana, P. deflexa, P. tanpctica,
P. nllosa und anderen schönen Sachen, die der zurzeit in
Ludwigsplatz in Aachen. Originalaufnahme für die „Giirtcnwelf
.Die Gartenwelt"
JAHRGANG IX.
Meconopsis integrifolia.
IX, 15
Die Garlenwelt.
535
China reisende Sammler der Firma, Herr Wilson, ent-
declvt und eingesandt hatte und deren Beschreibung gewiß
an anderer Stelle erfolgt.
Wohl die schönste dieser Einführungen ist die hier
abgebildete Mecoiiopsis inteyrifolia. Die Heimat dieser
Staude ist das südwestliche China und Tibet, wo sie in
einer Höhe von 3700—5000 m über dem Meeresspiegel
masseniuift wild wächst. In England ist sie vollkommen
winterhart, aber leider nur von zweijähriger Dauer. Der
in China gesammelte Samen hat zahlreiche Pflanzen
produziert, die inzwischen auch in England keimfähigen
Samen geliefert haben. Die in London ausgestellten
Pflanzen variierten in Höhe von 45—00 cm. Etwa 8
bis 16 I^lumen erscheinen auf jeder Pflanze. Die herr-
lichen Blüten haben einen Durchmesser von 10—22 cm,
sind von rein schwefelgelber Farbe mit goldgelben Staub-
gefäßen und haben eine Dauer von 2—3 Wochen. Nicht
weniger schön sind die lanzettförmigen, silbergrauen, ganz-
randigen Blätter, welche eine Länge von 20 — 30 cm
haben und dicht mit weißen Haaren besetzt sind. Bei
den Stengeln sind diese weißen seidigen Haare noch
auffallender und geben der Pflanze ein zottiges Aussehen.
Meconopsis iiitegrifoKa liebt Feuchtigkeit und Halb-
schatten und gedeiht am besten in einer humusreichen
Mischung aus Rasenerde, Lauberde und Heideerde.
Es ist sicher, daß sich diese imposante Neuheit viele
Freunde erwerben wird.
Außer der beschriebenen Mcconopmn inteurifolin war
von den Herren James Veitch & Sons noch eine andere
Art, nämlich Meconopsis punicea ausgestellt. Leider war
diese beinahe verblüht, aber einige der großen karmin-
roten Blüten waren noch deutlich zu erkennen. Ob
auch diese Art sich als winterhart erweisen wird, ist
noch ungewiß.
Bisher war nur eine Anzahl indischer Mceonojm's-
,\rten bekannt, wie M. Wnllicliü, M. robttsfn, M. paniciilata.
Aus China stammen M. Henrici und M. Delniayi, so-
wie M. f/irnidis; letztere blüht schön dunkelblau mit
purpurrotem Schein.
Gärtnerische Betriebslehre.
Was null) (geschehen, um die Zier- iiiid Ilandels-
gärtnerei in allen ihren Zweigen, trotz der in
No. 24. Seite 287 angeführten MilJständc, wieder
einträglich und unter den heutigen Verhältnissen
rentabler als bisher zu gestalten?
Von W. Friedlaender, Obergärtner in Odeiberg, Mark.
(Zweite Preisarbeit.)
Xjs steht fest, daß die gewerbliche oder Haudelsgärtnerei
unter verschiedenen argen Mißständen zu leiden hat, welche
fast den gesamten Erwerbszweig niederdrücken und einzelne
Betriebe ganz lahm legen. Leider muß zugegeben werden,
daß diese Mißstände zum großen Teil von den Gärtnerei-
besitzem selbst verschuldet sind und daß viele. . sehr vieles
besser sein könnte, trotz ungünstiger äußerer Ei.:-.virkungen.
Es sei mir gestattet, in kurzer Form Vorschläge f ';• die Be-
seitigung vorerwähnter Schäden zu machen, unter Be;; 'g'nahme
auf die der Frage in No. 24 und No. 30 vorausgeschickten
Umstände, in denen die mißliche Lage der deutschen Hai.Jcls-
und Ziergärtnerei zu suchen sei.
Da ist zunächst die gerügte wenig entwickelte
kaufmännische Berechnung kräftig zu unterstreichen.
Ohne kaufmännische richtige Kalkulation ist ein gewinn-
bringender Betrieb nicht denkbar. Die Erkennung des Übels
schließt die Mittel zur Beseitigung desselben in sich.
Dann kommt die Überproduktion. Auch dieser Miß-
stand ist im gewissen Sinne vorhanden, aber die Handels-
gärtnerei hat selbst den Keim zu diesem wirtschaftlichen
Elend gelegt. Hiervon weiter unten. Als unbequem wird
zuweilen die Gewerbefreiheit*) betrachtet werden; sie stellt
.sich in Wirklichkeit jedoch nicht so schwerwiegend dar, wie
in der Frage zur Betonung gelangt, denn die Gewerbefreiheit
ist eine Notwendigkeit unserer Zeit und ihr verdanken wir
den Aufschwung von Industrie und Handel. Wer wirklich
auf einem Gebiete des Handels oder des Handwerks etwas
Tüchtiges leisten kann, dem soll es freistehen, damit seinen
Unterhalt zu verdienen, olme der Knebelung mittelalterlicher
Zopfvorschriften zu verfallen. Die Gewerbefreiheit hat auch
für den tatkräftigen Gärtner ihr Gutes; wäre sie nicht vor-
handen, sie müßte geschaffen werden, um Intelligenz und
Tatkraft des Einzelnen zu stärken und das gesamte Kultur-
leben auf vorwärtsstrebende Bahnen zu lenken.
Wenn auch wirklich Gutsbesitzer, Pastoren, Lehrer,
Gartenliebhaber und andere mit ihren Erzeugnissen Schleuder-
konkurrenz treiben, so hätten die gewerbetreibenden Gärtner
dagegen schon längst eine kräftige Agitation ins Werk -setzen
können, indem sie darauf hinwirken, daß Staatsbeamten diese
Art des Nebenverdienstes untersagt wird. Einen solchen
Mißstand schafft man freilieh nicht von heute auf morgen
aus der Welt und die Klagen in Fachblättern beseitigen das
Übel nicht. Man muß vor die rechte Schmiede gehen.
So klagten beispielsweise die Gastwirte in der Grunewald-
gegend über die Konktirrenz der Förster. Ilu-e Vorstellung
beim Landwirtschaftsminister hat jetzt sehr schnell dazu ge-
führt, bei den Förstern, die keine Gewerbesteuer zahlen, den
Schankbetrieb aufzuheben.
Viel besprochen wird auch immer das Submissions-
ntiwesen. Ein nachahmenswertes Beispiel hat neuerdings
iler Verband der Holzindustriellen Hannovers angebahnt. Die
Mitglieder desselben sind nämlich auf folgende Verpflichtungen
eingegangen: Nach jeder öffentlichen Submission erfolgt die
Ermittehuig des Durchschnitts aller zur Abgabe gelangten
Angebote. Wer 20—30 "/„ über oder unter den Durch-
schnitt anbietet, hat 1 o/o> '^ver 30—40 % "l^er- oder unter-
bietet 2 o/o, wer 40 — 50 ^o "ber- oder unterbietet 3 "/o
seiner veranschlagten Summe zu zahlen usw. Wer die Zu-
erteilung seines Angebots erhält und vom Durchschnitt ab-
gewichen ist, zahlt jedesmal das Doppelte. Die Strafgelder
gelangen alsdann zur gleichmäßigen Verteilung. Es ist an-
zunehmen, daß dieses Vorgehen eine wesentliche Verbesserung
zeitigen wird.
*) Anmerkung der Redaktion. Die politischen Aus-
fülinuigen des Verfassers geben wir wieder, ohne uns mit denselben
in allen Punkten einverstanden zu erklären.
Die Gartenwelt.
IX, 45
Man denke 'einer an die Erfolge des „Bundes der
Landwirte" iii'.i ics „Aligemeinen Deutschen Gärtnervereins"
im Laufe <''■■ i'-tzlen Jahres.
Haiti; ' !-t heutzutage nichts. Um vorwärts zu kommen,
bedarf es wirklicher Kenntnisse und Tatkraft. Die Kon-
kurrer.z • r Gutsgärtnereien kann dem Fachgärtner nie ge-
fährli'i^ werden, wenn er wirklich tüchtiges Personal be-
schäiugt, die Gärtnerei der Güter äfft der Handelsgärtnerei
rur nach, während dem Berufsgärtner die Befähigung eigen
-in soll, neue gewinnbringende Kulturen einzuführen,
■.voiin andere sich nicht mehr zweckmäßig erweisen.
Werden von Gütern indessen tüchtige Kräfte entsprechend
besoldet, so läßt sich rechtlich nichts mehr dagegen ein-
wenden. Aber mit ihren schlecht bezahlten Gärtnern und
Schleuderpreisen sind die Rittergutsgärtnereien von energischen
Fachleuten schon niederzuzwingen. Weit schädlicher ist zweifel-
los die Annahme von Gartenburschen, die unter der Be-
zeichnung „Lehrling" ausgenutzt und später mit einem Lehi--
zeugnis entlassen werden.
Ganz anders verhält sich nun freilich die steuerfreie
Konkurrenz der staatlichen, fürstlichen Gärtnereien usw. Hier
zeigt sich eine harte Ungerechtigkeit. Da hilft gleichfalls
nur energisches Vorgehen. Einmal nützt nichts. Immer und
immer wieder muß der Vorstoß zur Beseitigung derartiger
Schäden unternommen werden. Es ist in der Tat ganz un-
erfindlich, weshalb reiche fürstliche Gärtnereien dem Handels-
gärtner Konkurrenz machen dürfen, ohne den Lasten unter-
worfen zu sein, welche dem gewöhnlichen Gewerbetreibenden
auferlegt sind. Ja, noch mehr: die Bevorzugung geht so
weit, daß fürstliche Gärtnereien ihre Kataloge kraft ihrer
Von-echte völlig portofrei versenden dürfen — auf Kosten
des Staates. — Hiergegen wurde vor Jahren von einem
freisinnigen Reichstagsmitglied Front gemacht. Die Handels-
gärtner haben dahin zu wirken, daß die Gründe ihrer be-
rechtigten Klagen abgestellt werden. Zielbewußtem und un-
ablässigem Vorgehen winkt schließlich doch der Erfolg. Wozu
sind sonst die Parlamente da, wenn nicht zur Wahrung der
Volksrechte?
Hingegen läßt sich gegen die Eigenanzucht des Bedarfs
der Stadtgärtnereien an Zierpflanzen kaum etwas einwenden.
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die gärtnerischen
Anlagen der Städte ohne Eigenanzucht vielleicht ganz oder
teilweise, in Rücksicht auf finanzielle Schwierigkeiten, unter-
bleiben müßten. Und das wäre im höchsten Grade bedauer-
lich. Die städtischen gärtnerischen Anlagen sind aus gesund-
heitlichen vmd ästhetischen Gründen unentbehrlich, heben zu-
gleich die Bedeutung der Stadt und fördern somit das All-
gemeinwohl. Indirekt hat auch der Handelsgärtner als Bürger
der Stadt, sodann aber auch geschäftlich Nutzen davon. Denn
der Sinn für den Gartenbau wiitl im weiteren Publikum ge-
hoben tnid dieses Interesse kommt .somit der Handelsgärtnerei
wieder zugute.
Wenn nun schließlich in der Fragestellung unter Punkt 7
das Sinken des Grundwertes ins Feld geführt wird, Fallissements
der Banken und andere Umstände, so wurzeln alle diese
Faktoren in unserem ganzen wirtschaftlichen und politischen
Leben.
Die sogenannte Überproduktion ist streng genommen ein
nichtssagendes Schlagwort. Eine tJberproduktion gibt es in
normalen Verhältnissen überhaupt nicht. Dieser Zustand ist
nur scheinbar und entspringt oberflächlicher Beurteilung. Im
Gegenteil: die Produktion kann eher gefördert werden. Dahin-
gegen mangelt es an kaufkräftigem Publikum, welches in
der Lage ist, die Produkte zu kaufen.
Für alle gärtnerischen Erzeugnisse wäre der Absatz an
sich schon leicht vorhanden. Auf dem Gebiete des Obst-
und Gemüsebaues kann überhaupt nicht zuviel produziert
werden. Wieviel Obst und Gemüse wird nicht verschleudert
und kommt durch falsche Aufbewahrung gänzlich um. Ja,
ich kenne Fälle, wo auf Gütern die Schweine mit Obst und
Salat massenhaft gefüttert werden, während die Gutsarbeiter
vergebens trachten, auch einmal einen Kopf Salat zu be-
kommen. Und wie viele wüi-den gern frisches oder kon-
serviertes Gemüse kaufen, können aber die Preise nicht er-
schwingen. Eine verkehrte Wirtschaftsordnung! Auf der
einen Seite wird die „Überproduktion" bejammert und auf
der andern Seite hegen die Gelehrten Befürchtung einer Über-
völkerung, für welche die Erde am Ende nicht genügend
Nahrungsmittel hervorzubringen vermöchte. Auch die wissen-
schaftlichen Forschungen zur Erzeugung künstlicher Nahrungs-
mittel nehmen ihren ungeschwächten Fortgang.
Aber so widerspruchsvoll wie in diesem Falle ist es
nicht nur in der Gärtnerei, sondern überall. Man vergegen-
wärtige sich nur, wie jeder Beruf und jedes Gewerbe seine
Klagen erhebt. Man sieht nur die Mängel seines eigenen
Interessenkreises, ohne den Blick über weitere Grenzen
schweifen zu lassen. Sonst würde manches Urteil wesentlich
anders ausfallen.
Was nun insbesondere die Handelsgärtnerei betrifft, so
hat sie gewiß Ursachen zur Unzufi-iedenheit, aber nicht in
übertriebenem Maße. Es ist mit Freuden festzustellen, daß
der Gartenbau der Neuzeit einen gewaltigen Aufschwimg ge-
nommen hat; das allgemeine Interesse ist im ganzen Volke
gestiegen und vielfach werden ihm großes Ansehen und hohe
Protektionen zuteil. Ich bestreite auch entschieden, daß der
Gartenbau ein besonders leidender Teil sei. Aber im großen
ganzen ist heutzutage die zweckmäßige Geschäftsführung eine
Kunst geworden. Ein sehr zu beachtender Umstand ist auch
die vielfach bemängelte fehlende kaufmännische Gewandtheit.
Wir wollen keine Namen nennen, aber dem Berufsgärtner
sind sicherlich genügend Gartenbaufirmen bekannt, die erst
auf kaum zehnjähriges Bestehen zurückblicken und sich in
der kurzen Zeit einen weit verbreiteten, ehrenvollen Ruf erworben
haben. Und nicht nur das ! Ihre inzwischen vorgenommenen
Au.sdehnungen sind einwandsfreieste Zeugen dafür, wie der
geschäftskundige Gärtner auch heutzutage vorwärts kommen
kann. Denn sonst wären die Unternehmen nicht so glanzvoll
gediehen. Ihre Lieiter sind eben Männer, die ihre Zeit ver-
stehen — eine Zeit, die ein ungleich anderes Gesicht zeigt,
als früher.
Das junge Element ist in ihr aufgewachsen und was ist
natürlicher, daß auch in ihm die Saat sich kraftvoll ent-
wickelt, welche dem neuzeitlichen Gartenbau entsprießt. Und
so kann es nicht ausbleiben, daß ein neues Geschlecht heran-
wächst, w-elches den in alten, durch die Zeitvei-hältnisse über-
holten Anschauungen befangenen Handelsgärtuern über den
Kopf wächst, weil diese die berechtigten Forderungen der
Gehilfenschaft nicht anerkennen mögen. Aber gerade diese
arbeitet machtvoll auf die Hebung des Gartenbaues hin. Ich
bin dessen sicher, hierbei auf vielseitigen lauten Widerstand
zu stoßen, sage es aber mit vollem Vorbedacht, wenn ich
die Wirksamkeit des „Allgera. Deutsch. Gärtnervereins" als
eine eminent treibende Kraft zur Gesundung des ganzen
Gartenbaues bezeichne. Und dieses sage ich nicht als Gehilfe,
IX, 45
Die Gartenwelt.
537
sondern in meiner Eigenschaft als technischer Geschäftsloiter
eines größeren gewerbliclien modernen Gartenbaubetriebes.
Zur Hebung des Geschäfts ist es unerläßlich, daß
das gesamte Personal mit Lust und Eifer seine Obliegen-
heiten erfüllt, selbst denkt, mannhaften Stolz besitzt und
sich als geachteter Mitarbeiter des Ganzen würdig fülüt.
Nach Leistung und Fähigkeit sollen alle Mitarbeiter besoldet
und behandelt werden und dauerndes Interesse am Geschäft
finden ; und das erzielt man vorwiegend fast nur mit älteren
Leuten. Dann befinden sich alle Teile wohl.
Hat der Angestellte auskömmliches Verdienst, braucht
er nicht zu befürchten, wegen zunehmenden Alters auf die
Straße gesetzt zu werden, so wird er sich auch dauernd in
seiner abhängigen Stelle wohl fühlen. Andernfalls ergreifen
viele Angestellte die erste beste Gelegenheit zm- Selbständig-
machung, machen den alten Geschäften unsolide Konkurrenz
und legen sich schleunigst auf die „Ausbildung" von Lehr-
lingen, um wohlfeile Arbeitskräfte zu erhalten. Wer hat
denn diese Industrie schließlich verschuldet? Doch nur der
Handelsgärtner in seiner unverantwortlichen Kurzsichtigkeit.
Man beseitige zunächst diese ungesunden Verhältnisse
luul erziehe ein geschäftlich einsichtsvolles Personal, so wird
die ganze Konkurrenz allmählich in solide Bahnen gerückt.
Die Überproduktion, soweit man von ihr sprechen kann, er-
fährt dann ohnehin ihre Einschränkung.
Als Kaufmann verfolge dann auch der Berufsgärtner
die ganze wirtschaftliche Lage genau und beachte die
Vorgänge an der Börse. Sodann ist es Pflicht jedes Ge-
werbetreibenden, schon im eigenen Interesse keine derartige
Politik fördern zu helfen, welche oftmals unser gesamtes
wirtschaftliches Leben aufs emjjfindlichste geschädigt hat.
Dazu gehört die Pflicht, nur solche Abgeordnete in die
Volksverti-etuug, vornehmlich in den Reichstag zu wählen,
die sich ihrer Würde bewußt sind und gegen Beschlüsse
über ihren Kopf hinweg entschieden Protest erheben.
So hat der Feldzug gegen die Hereros dem deutschen
Reiche Unsummen gekostet, ganz abgesehen von den vielen
Menschenleben, die schon für diese aussichtslose Sache geopfert
wurden. Eine außerordentlich interessante und eingehende
Schrift hierüber veröffentlichte der neuerdings viel genannte
Wirtschaftsgeograph Dr. Paul Rohrbach unter dem Titel:
Deutsch-Südwestafrika eine Ansiedelungsgesellschaft (mit einem
Vorwort von Dr. Fr. Naumann, im Buchverlag der „Hilfe" 1905).
Rohrbach schätzt die aufgebrachten Mindestkosten für
diese Kolonie auf 862 Millionen Mark, womit weiter nichts
erzielt wird, als 25 000 Farmerfamilien unterzubringen. Das
Reich gibt somit für jede Familie 34000 Mark. Es ist aber
wahrscheinlicher, daß sich die Verhältnisse wesentlich un-
günstiger gestalten werden, sodaß es wohl bei einer An-
siedelung von 5000 Farmern bleibt; diese hätten dann dem
Reich auf die Familie 170 000 Mark gekostet. Welcher
Reichsbürger erfreut sich einer annähernd so tatkräftigen Für-
sorge? Aber abgesehen hiervon, müssen die Farmer (wenn
überhaupt 5000 zusammenkommen) 20 — 25000 Mk. Anlage-
kapital besitzen. Leute mit diesem Vermögen finden auch
im Reiche ihr sehr gutes Fortkommen. Dieses kurz ge-
streifte Beispiel zeigt schon den großen Widersinn unserer
Kolonialpolitik. Welches gewaltige Kulturwerk hätte mit
dieser bedeutenden Summe im Reiche geschaffen werden,
weviel Armut unter der Bevölkerung hätte gelindert und
wie viele hätten einer gesicherten Existenz zugeführt werden
können!
Und so hat unsere Politik zum Nachti^il des Reiches
noch manches verschuldet. Hiergegen muß sich die Ge-
samtheit wehren. Im übrigen stelle jeder seinen Mann.
Denn das ganze Leben heutzutage erfordert Mannheit und
völligen Bruch mit vielen veralteten Zuständen. Dem Zu-
sammenschluß und der Einigkeit selbstbewußter Männer wird
es schließlich doch gelingen, Widerwärtigkeiten siegreich
niederzukämpfen. Denn das ganze Leben ist heutzutage nur
ein Kampf aller gegen alle.
Paul Lindenberg hat schöne Worte gesprochen, welche
jedem Strebsamen und Unverzagten zur steten Richtschnur
dienen sollten:
Zum Licht empor mit klarem Bhok,
Ein Vorwärts stets, nie ein Zurück,
Ein frohes Hoffen, kühnes Streben,
Und schnelles Handeln auch daneben,
So hat das Dasein Zweck und Ziel,
Wer Großes will, erreicht auch viel.
Fragen und Antworten.
Beantwortung der Frage No. 338. Was bedeuten die An-
pflanzungen von Pyramidenpappeln um Festungen und warum sind
die Pappeln meist geradlinig gepflanzt und in mehreren Reihen hinter-
einander?
Die Anpflanzung von Pyramidenpappeln auf den Wällen von
Festungswerken dienen jedenfalls in erster Linie der Befestigung der
Erdwälle. Wenn hierzu die Keihenpflanzung gewählt wird, so ge-
schieht dies gewiß des besseren Aussehens der Anpflanzung halber.
Es kann nicht in der Absicht der Festungskommandantur hegen, auf
den Wällen landschaftlich schöne Wirkungen hervorzubringen. Zu
Erdbefestigungen ist jedenfalls die flach- und starkwurzelnde
Pappel geeigneter als jeder andere Baum, die auch den
Gewölben der Kasematten keinen Schaden zufügt, wie dies tief-
wui'zelnde Bäume tun würden. Vor einigen Jahrzehnten war be-
kanntlich die Pyramidenpappel der vorherrschende Chausseebaum in
Deutschland. Die mit ihr bepflanzten Landstraßen waren monoton
und .schienen endlos zu sein. Da die Wurzeln dieser Pappel auf
weite Strecken hin in die benachbarten Äcker eindrangen und diese
aussogen, so ist fast allenthalben ihre Anpflanzung als Chau.sseebaum
gesetzlich verboten worden.
Beantwortung der Frage No. 339. Wer erinnert sich des
Namens und der Adresse des Händlers, der in der Industriehalle der
vorjährigen großen Gartenbau -Ausstellung in Düsseldorf Taschen-
Gartenmesser mit braunem hölzernem Heft das Stück zu einer Mark
verkaufte ?
Der Name des Händlers war nicht in Erfahrung zu bringen.
Beantwortung der Frage No. 340. Was ist der Erreger
der als Krebs bezeichneten Obstbaumkrankheit? Ist der Krebs über-
tragbar?
Gemeinhin werden vom Obstzüchter alle fressenden Wunden,
die durch Frostschäden und Insekten, wie Raupen der Glasflügler,
Käferlarven oder Blutläuse erzeugt werden, als Krebs bezeichnet.
Der Erreger des echten Krebses ist ein Pilz, Nectria ditissima,
welcher nicht nur unsere Obstbäume gefährdet, sondern auch auf
Forstbäumeu ein ungebetener Gast ist.
Am häufigsten tritt der Nectria-KxQha an unseren Apfelbäumen
auf, jedoch leiden an vielen Orten auch die Birnen sehr unter ihm;
weniger ist er bisher auf Steinobst beobachtet worden.
Wir unterscheiden an den Apfelbäumen zwei verschiedene
Formen des iVcf<ria- Krebses — den offenen und den ge-
schlossenen Krebs.
Die offene Form charakterisiert sich durch die zerrissenen
Wundränder, die in konzentrischer Anordnung die Mitte der Wunde
umgeben. Bei genauer Beobachtung wird man diese Anordnung
leicht erkennen können.
Gartenwelt.
IX, 45
Der geschlossene oder knollige Krebs, der die Größe einer
Kokosnuß erreichen kann, gleicht den Knollen von Maserbildungen,
ist aber durch die regelmäßigen Schichtungen des Holzes der Knolle
leicht von Maserbildungen zu unterschneiden.
Außer diesen beiden Hauptformen treten oft auf ein und dem-
selben Baum, ja am selben Zweig Übergangsformen auf.
Der Krebs zeigt sich an alten und jungen Bäumen, au starken
und dünnen Zweigen, geht sogar auf die jüngsten Triebe über und
hat dann eine Spitzendürre zur Folge.
An Birnbäumen zeigt sich zumeist der offene Krebs, bei
Steinobst werden die Krebswunden stets gumniiflüssig und können
nicht immer mit Sicherheit von "Wunden, die ihre Ursache in
anderen Einflüssen haben, unterschieden werden.
Zur Übertragung und Fortpflanzung des Nectria -Krebses
dienen mikroskopisch kleine Sporen, die durch Wind, Regen oder
Tiere auf andere Bäume verschleppt werden. Diese Sporen ent-
springen zwei Formen von Fruchtkörperchen, der Sommer- und der
Winterf orm. Je nach ihrem Ursprung sind die Sporen verschieden geartet.
Im Sommer zeigen sich bei anhaltender Feuchtigkeit stecknadel-
kopfartige weiße Knötchen, die sich über die ganze Krebswunde
verteilen. Im Winter dagegen entstehen auf den Wundstellen
kleine rotgefärbte Fruchtkörperchen in Gestalt der Sommerform,
aber bedeutend kleiner.
Gelangt nun eine Pilzspore, gleichviel ob sie der Winter-, oder
Sommerform entstammt, in den Riß einer Baumrinde, so beginnt
sie zu keimen, indem aus ihr ein dünner, mit bloßem Auge nicht
sichtbarer Faden hervorwächst und sich in der Rinde verzweigt, ähnlich
wie sich die Wurzeln einer größeren Pflanze im Erdboden aus-
breiten. Dort,' wo ein solcher Faden hinkommt, stirbt die Rinde ab
und trocknet um die Ansteckungsstelle aus. Der Baum sucht die
Wundstelle zu vernarben, indem er um sie herum eine Überwallungs-
schioht bildet, doch ehe sich diese Schicht vollständig geschlossen
hat, dringt der Pilz in den lockeren Wundrand ein und tötet ihn
von neuem, was wieder ein Absterben des Rindenringes zur
Folge hat.
Der Baum bildet nun zum zweiten Male eine Überwallungs-
schicht, aber auch sie wird wie die erste zerstört. So folgt eine
dritte, eine vierte und mehr, doch die Wunde schUeßt sich nie,
denn der Pilz zerstört fortwährend ihr Verheilungsbestreben.
War die Wunde beim ersten Eindringen des Pilzes groß, da-
gegen aber die Überwallungschicht des Baumes klein, so kommt der
offene Krebs zustande, der sich immer mehr vergrößert; blieb
dagegen die W^unde klein und gelang es dem Baum, die Überwallung
fast ganz zu bewerkstelligen, so entstand der geschlossene oder
knolhge Krebs, der in seinem Durchschnitt einen mit mooriger Masse
angefüllten Spalt erkennen läßt.
Bei jungen Trieben ist die Abtötungszone in der Regel so
groß, daß sie den Zweig ganz umklammert und das völlige Ab-
sterben desselben veranlaßt, noch ehe der Baum überhaupt Über-
wall ungsschichten gebildet hat. Es entsteht so weder der offene
noch geschlcssene Krebs, vielmehr tritt eine Spitzendürre ein.
Die vorher genannten, durch Frost oder Insekten gebildeten
Krebse sind ohne weiteres vom echten Krebs zu unterscheiden.
Der „Frostki-ebs" ist eine seltenere Erscheinung, da Frost-
beschädigungen nicht gerade häufig hintereinander aufzutreten
pflegen und Frostwunden ohne häufige Wiederholung gut verheilen.
Der „Blutlauskrebs" zeigt keine konzentrisch verlaufenden
Überwallungswülste und Blutlausknollen sind innerlich nie mit einem
Spalt versehen.
Der „Raupen-, Glasflügler- imd Käferlai'venkrebs" endlich ist
an den Bohrgängen dieser Insekten zu erkennen. Maaß, Kiel.
— Der Erreger des Krebses beim Apfelbaum ist ein Pilz aus
der Familie Hypocreales, namens Nectria düissima, der an
Buchen und Apfelbäumen schmarotzt. Die Verbreitung des Pilzes
geschieht durch die Luft, welche die Sporen hinwegträgt. Gelangen
diese Sporen auf günstigen Boden, also etwa in eine Wunde eines
Apfelzweiges, so keimen sie und bilden Ansiedlungen. Daraus geht
hervor, daß die Krebskrankheit auch durch Nebenumstande be-
günstigt werden kann, wie Reibungen des Pfahles am Stamme,
Hagelschlag und andere Wunden ; auch zu tiefes Pflanzen, kalte und
nasse Tonböden, zu hoher Grundwasserstand, Mangel an Kalk, Über-
düngung befördern die Neigung zur Krebskrankheit.
Wichtig ist es, daß man beurteilen kann, ob man es in einem
Falle überhaupt mit dem Krebs zu tun hat. Deshalb sei hier er-
wähnt, in welcher Weise sich die Krankheit äußert. Viele sind
nämlich geneigt, alle kreb.sähnlichen Erscheinungen an den Bäumen
für Krebs zu halten und demgemäß zu behandeln, was ein großer
Fehler ist, so z. B. Brand, Frostwunden, Blutlausanschwellungen
und solche von Schildläusen. Letztere unterscheiden sich von den
Krebswunden besonders dadurch, daß sie Anschwellungen ohne Ein-
senkung der Rinde, im Gegensatz zum Krebs, verursachen. Dem
Krebs beugt man wirksam vor, wenn man die Bäume vor Ver-
wundungen schützt und sie nicht frostempfindlich macht.
Man unterscheidet einen offenen und einen geschlossenen Krebs.
Der offene oder brandige Krebs entsteht, wenn der Baum sohlecht
ernährt ist, also der Krankheit keinen Widerstand zu leisten veimag,
sodaß die AYunden immer größer werden. Der geschlossene
Krebs entsteht an gutgenährten Bäumen, die Kraft genug haben, die
AVunden zu überwallen, wodurch mit der Zeit jene bekannten An.
Schwellungen entstehen.
Was die Bekämpfung betrifft, so empfiehlt es sich, falls dies
noch möglich ist, die Wunden bis auf das gesunde Holz auszu-
schneiden und mit Teer zu verstreichen und später noch einen
Lehmverband anzubringen. Hat ein Baum eine große Anzahl von
Krebswunden, so ist ein Umpfropfen zu empfehlen. Man pfropft
dann eine der widerstandsfähigen Sorten auf. Sorten, die häufig
von Krebs heimgesucht werden, sind: „Canndn- Reinette", „Winter-
Qoldparinäne'\ „Weißer Winter- Calvill". Widerstandsfähig gegen
Krebs sind „Roter Eiserapfel", „Boikenapfel", „Roter Trierischer
Weinapfel" u. a.
Wenn auch bei Birnen hie und da Krebs beobachtet wurde,
so ist dies wohl nur auf ungewöhnlich ungünstige Verhältnisse zurück-
zuführen; im allgemeinen wird die Birne nicht von der Krebs-
krankheit befallen. Der Krebs ist die gefährlichste Krankheit unserer
Apfelbäume, besonders der Stamm krebs, dem gewöhnlich der Baum
zum Opfer fällt. Das bei großen Wunden empfohlene Überbrücken
mit Pfropfreisern ist in den meisten Fällen nur Spielerei.
Heinr. Beuß.
— Der Fragesteller sei auf die empfehlenswerte Schrift von
Landesökonomierat R. Goethe: Über den Krebs der Obstbäume,
BerUm 1904, Preis 1 Mk., verwiesen, die an der Hand von 28 Ab-
bildungen eine erschöpfende Belehrung bietet.
Beantwortung der Frage No. 341. Welches Anstrichmittel
hat sich zum Anstrich der Innenwände von Gewächshäusern, zwecks
Verhinderung der Ansiedlung und des Wachstums niederer, den
Kulturpflanzen nachteiliger Vegetabilien und Parasiten bewährt? Es
wird auf große Haltbarkeit des Anstrichs Wert gelegt.
Einen vorzüglichen, dauerhaften Kalkanstrich für Gewächshäuser
liefert eine Lösung von frischgelöschtem Kalk in Kaliwasserglas;
letzteres ist iu jeder Drogenhandlung für wenige Groschen erhältlich.
Kaliumsihkat oder Wasserglas entsteht durch Zusammenschmelzen
von Kieselsäure und Pottasche; es bildet eine durchsichtige amorphe
Masse, die sich bei längerem Kochen in W^asser löst. Die Lösung
trocknet an der Luft zu einer anfangs glänzenden, aber bald matt
weidenden Masse ein imd findet in der Industrie verschiedenartige
Verwendung. Der auf diese Weise hergestellte Kalkanstrich färbt
nicht ab. Einen nur wenig abfärbenden, gleichfalls dauerhaften Kalk-
anstrich erhält man durch eine Mischung von Kalk mit unentrahmter
Milch, durch deren Fettgehalt der Kalk an den Wänden gebunden
wird; in Zusatz von etwas Lysol ist empfehlenswert. M. H,
— Als einfaches Mittel empfehle ich Kalkmilch mit Zusatz
von Petroleum. Be.sser noch ist aber eine besonders starke
Bordelaiser Brühe, dargestellt aus etwa 3 bis 4 kg Kalk und
ebensoviel Kupfervitriol auf 100 1 Wasser. Bei der Herstellung
werden beide Bestandteile in je 50 1 Wasser getrennt gelöst und für
den Gebrauch zusammengegossen und sofort verwendet.
Ein ganz vorzügUches Anstrichmittel, besonders zur Imprägnation
von Holzwänden, Stellagen, Fahrdielen etc., ist das .\ntimeruli on.
IX, 45
Die Gartenwelt.
Es trocknet schnell ein, ist geruchlos und hat keinen sohiidliohen
Einfluß auf Pflanzen. Wir haben hier die Kübel innen damit ge-
stiichen, ohne daß es den Pflanzen geschadet hätte. Antimerulion
ist zu beziehen von der Chemischen Fabrik von G. Sohallehn in
Magdeburg. Heinr. Beuß.
Bücherschau.
Das Leben der Pflanze. Von H. R. France. Stuttgart, Ge-
sellschaft der Naturfreunde. Franokhsche Verlagsbuchhandlung. In
drei Bogen starken Lieferungen ä 1 Mk.
Schon früher ist der Versuch gemacht worden, ein Werk zu
schaffen, das für den Pflanzenfreund die Bedeutung von Brehnis
Tierleben hat, dessen Erfolg einzig in seiner Art in der populären
naturwissenschaftlichen Literatur dasteht. Dieses Gegenstück sollte
Kerner v. Marilauns „Pflanzenleben'' sein, das im gleichen Ver-
lage wie Brehms Tierleben erschienen ist. Ohne die Bedeutung des
Kernerscheu Werkes zu verkennen, muß man doch bekennen, daß
es alles andere als ein Gegenstück zum ., großen Brehm" ist. Jetzt
hat es ein junger Botaniker, Herr France, der mir übrigens seit
Jahren bekannt ist. unternommen, mit seinem „Leben der Pflanze"
ein Werk zu schaffen, das, so weit es die vorliegenden vier Liefe-
rungen erkennen lassen, für die populäre Pflanzenkunde noch weit
mehr zu werden verspricht, als Brehms Tierleben für die Tierkunde
geworden ist. Der Prospekt gibt keine bindende Auskunft über den
Gesamtumfang dieses Werkes, er gibt nur eine Übersicht über die
ersten beiden Bände. Danach zerfällt der erste Band in die beiden
Hauptabschnitte: Die Ursachen der Pflanzengestalten und die Flora
Deutschlands und seiner Nachbarländer als Resultat ihrer Lebens-
verhältnisse. Die Hauptabschnitte des zweiten Bandes werden sein:
Die wesentlichen Vorgänge des Pflanzenlebens (Ernährungs- und Er-
haltungsvorgang, Ernährungsformen, Fortpflanzung), die Ursachen des
Pflanzenlebens, die praktische Anwendung der Lebensgesetze. Die
folgenden Bände sollen dann« an Stelle der veralteten und öden
systematischen Botanik eine Beschreibung der Pflanzenwelt in lebens-
vollen Schilderungen bieten, es sollen die wissenschaftlichen Gr-und-
lagen der angewandten Botanik gemeinverständlich erläutert werden.
In diesem Stadium wird das Werk auch die Gebiete der Gartenkunst
und Blumenzucht, der Land- und Forstwirtschaft, der Gärungs- und
Zucker-, Textil- und Stärkeindustrie, forner der Nahrungsmittel-
kontrolle, Heilkräuterkunde und Bakteriologie umfassen. In einem
besonderen Bande soll die Pflanzenwelt unserer kolonialen Besitzungen
behandelt werden. Dieser Band wird dann eine populäre Botanik
der Tropenpflanzen sein.
Die erste Abteilung umfaßt insgesamt 26 Lieferungen zu einer
Mark, die zusammen zwei starke Halbfranzbände bilden. Die Liefe-
rungen erscheinen in Zwischenräumen von drei bis fünf Wochen.
Das Werk ist in der denkbar reichsten Weise mit meist vorzüglichen
Textbildem ausgestattet; die einzelnen Lieferungen enthalten aber
auch meisterhaft ausgeführte Farbendrucktafeln und Tafeln in Schwarz-
druck. Zu jeder Farbentafel gehört ein durchsichtiges Konturenblatt,
auf welchem die einzelnen dargestellten Pflanzen nur in den Konturen
skizziert und mit Namen versehen sind, wie dies auch bei dem
Kernerschen Werke der Fall ist. Die Schreibweise läßt überall er-
kennen, daß der Verfasser ein guter populärer Schilderer ist. Im
Kapitel: „Einfluß der Wärme auf das Pflanzenleben" geht er auch
in eingehender und sachkundiger AVeise auf das Ätherisieren der
Pflanzen ein, was ich nur als Beweis dafür anführen möchte, daß
der Verfasser auch auf dem Gebiete der angewandten Naturwissen-
schaft durchaus auf der Höhe steht. Ich glaube, daß wir mit dem
Leben der Pflanze ein Werk erbalten werden, dessen Studium auch
jenen Gärtnern, die ohne jede naturwissenschaf thche , speziell
botanische Vorbildung in ihren Beruf eintreten, die Möglichkeit bietet,
sich spielend mit allen Vorgängen im Leben der Pflanzen und mit
diesen selbst vertraut zu machen. M. H.
Les Peuplier. l'ar J. Beaumont. Paris 190.Ö. Librairie Horti-
cole. Preis franko 1 fr. 10 cts.
Dieses Sohriftcheu behandelt die in Frankreich allgemein an-
gepflanzten Pappel -Arten und Formen, ihre Vermehrung, Pflanzung,
Kultur, ihre Krankheiten und Schädlinge, nebst Abhilfe, die Ver-
wertbarkeit und den Nutzen. Hier wird angegeben, wann die ge-
eignete Zeit zum Fällen gekommen ist, daß zum Beispiel die Stämme
1 m 8 cm bis 2 m 2ö cm Umfang haben sollen, den sie etwa im
dreißigsten Jahre gewöhnlich erreichen, um geschlagen zu werden,
wie der Kubikinhalt von Nutzholz ermittelt wird, auch werden
Rentabilitätsberechnungen angestellt. Der Verfasser hält die Pappel-
kultur für eine wichtige patriotische Spekulation, da Frankreich an-
statt Importeur von Holz, Exporteur sein könnte, wenn die Kultur
auf der Höhe stünde. Ferner hält der Verfasser die Pappeln für
außerordentlich wertvoll für die Gestaltung der hydrographischen
Verhältnisse des Landes und damit in Verbindung der gesundheit-
lichen Verhältnisse. Das Sohlußkapitel behandelt den Nutzen der
einzelnen Pappelarten; es zeigt, in welch vielfacher Hinsicht das
Holz verwertet werden kann, wie die Zweige, die Rinde (Maroquin-
leder) die Knospen etc. technisch und medizinisch vielfach verwendet
werden. Der Verfasser ist Gärtner in Bellenaves.
Les Plantes m^dicinales indig^nes, leurs utilisation dans
la Medecine populaire. Par G. Gibault & J. Bouyssous. Paris
1905. Librairie Horticole. Preis franko 1 fr. 10 cts.
Während vieler Jahrhunderte hat sich die geplagte Menschheit
zur Heilung von Krankheiten und Gebresten nur heimischer Gewächse
bedient, die aber im Laufe der Zeit stark in Mißkredit geraten sind,
teils durch das Bekanntwerden tropischer Erzeugnisse und dann
durch die Fortschritte der Medizinalchemie, die Heilmittel auf ana-
lytischem Wege herstellt. Freilich würde zu heutiger Zeit die Ver-
wendung heimischer Kräuter zu Heilzwecken unter den Gesichts-
punkten der veränderten Kultur weit zweckmäßiger geschehen als
in den Zeiten der Unwissenheit und des Aberglaubens, wo die
Pflanzen zu allerlei Sympathiemitteln herhalten mußten. Die Ver-
wertung otfizineller Pflanzen von diesen Gesichtspunkten aus könnte
aber für viele Leute nützlich werden, denn die Bewohner des platten
Landes haben in den Kräutern in Feld und Wald eine wohlfeile und
uumittelbare Hilfe für zahlreiche Zufälle und Gebresten. Zahlreich
sind die (in Frankreich) einheimischen offizineilen Pflanzen und das
Verzeichnis ist umfangreich und die Art der Verwendimg der
Wurzeln, der Blätter, Blüten und Friiohte oder Samen bietet des
Interessanten in Fülle. Auch wie man die Kräuter sainmelt, prä-
pariert luid konserviert ist in knapper Form in dem Schriftchen
behandelt, das allen Lesern, die der Sprache mächtig sind oder sich
darin fortbilden und gleichzeitig vom Inhalte profitieren wollen, warm
empfohlen werden kann. W. T.
Bevorstehende Ausstellungen.
Eine Fränkische Gartenbau-Ausstellung von großem Um-
fang wird der „Fränkische Garteubau-Verein" aus Anlaß
seines 50jährigen Jubiläums im Mai 1907 zu Würzburg ver-
anstalten. Die Ausstellung, die sich sachlich auf den Gartenbau in
ganz Franken erstrecken wird, soll einen umfassenden Überblick über
die intensive Gartenkultur in Franken bieten; insbesondere werden
die hochentwickelte Frühgemüsetreiberei in Würzbm-g und Umgebung,
dann die Kultur blühender und anderer Zierpflanzen, die Kunst der
Dekoration und Binderei, die Obstbaumzucht, die Landschaftsgärtnerei
vmd andere Zweige der Gartenpflege den hohen Ruf des fränkischen
Gartenbaus wieder bestätigen und verstärken. Auch die königl. Hof-
gärtnerei Würzburg, die königl. Wein-, Obst- und Gartenbauschule
in Veitshöohheim und der Kreisobstbauverein werden sich nach den
vorläufigen Verhandlungen an der Ausstellung in hervorragender
Weise beteiligen. Als geeigneter Ausstellungsraum ist die Ludwigs-
halle, der bewährte große Würzburger Ausstellungsbau, nebst dessen
nächster Umgebung in Aussicht genommen. Die vorbereitenden
Arbeiten für die Ausstellung, bei der speziell Würzburg seinem
Namen als Gartenstadt Ehre machen wird, sind unter Leitung des
Herrn königl. Prof. Dr. Camill Füll, des Vorstands des Fränkischen
Gartenbauvereins, bereits in Angriff genommen.
Die Gartenwelt.
IX, 45
Provinzial-Obst-Ausstellung in Schwiebus vom 7. bis 10.
Oktober 1905 in der städtischen Turnhalle und deren Umgebung.
Mit der Ausstellung ist eine Ausstellung von Erzeugnissen des
Gartenbaus und der Bienenzucht verbunden. Ausstellungsberechtigt
sind alle Interessenten der Provinz Brandenburg (Imker müssen je-
doch den bestehenden Verbänden angehören), sowie die Mitglieder
des Ostdeutschen Weinbau-Vereins. Andere Personen werden zwar
als Aussteller zugelassen, müssen aber außer Preisbewerb ausstellen
und die festgesetzte Platzgebühr zahlen. Schon jetzt winken den
Ausstellern wertvolle Preise in besonders reichlicher Zahl (Staats-
und Kammermedaillen), Wertgegenstände, Geldpreise, Diplome). Die
Ausstellungsbedingungen, der Prämienplan sowie alle anderen Papiere
sind zu beziehen von dem Geschäftsführer der Provinzial- Ausstellung,
Herrn Gustav Jenner in Schwiebus, GerberstraBe 3.
Mannigfaltiges.
Zum Kapitel der Landesverschönerung: In Darmstadt tagt
vom -1. — 9. September der „Deutsche Forstverein'' (VI. Hauptver-
.sammlung). Die Tagesordnung weist ein interessantes Thema auf:
„Die Waldschönheitspflege als Aufgabe der Forstver-
waltung.'' Referenten: Rittergutsbesitzer von Sali-soh auf Postel
(Bezirk Breslau) und Geh. Oberforstrat Dr. Walther aus Darmstadt.
Sehr erfreulich wahrzunehmen, daß aus den Kreisen berufener Forst-
männer die Anregung geschieht; der Wald bedarf der Schönheits-
pflege, er ist Nationaleigentum und nicht nur zur Steigerung der
Revenuen der Großgrundbesitzer vorhanden. Wer das sehr be-
achtenswerte Werkchen „Forstästhetik" von Heinrich von Salisch, im
Verlage von Julius Springer, Berlin, in 2. Auflage, Preis 8 Mark
kennt, wird bedauern, den zweifellos hochinteressanten Ausführungen
dieses begeisterten Naturfreundes nicht anwohnen zu können. — h.
Tagesgeschichte.
Dortmund. Die seit langem erstrebte Vergrößerung des Kaiser
Wilhehn-Hains kann jetzt endhch ausgeführt werden, nachdem es
durch das Verkoppelungsverfahren in der Süd-Feldmark gelungen ist,
eine Einigung mit dem Hörder Bergwerks- und Hüttenverein zu er-
zielen. Der letztere hatte sich bisher geweigert, den ihm gehörigen
Bauenenkamp abzugeben. Die Eigentümer der anliegenden Gnind-
stücke haben mit dem Verein ausgetauscht und sich veiijflichtet, der
Stadt 2 V. H. ihres Besitztums kostenlos abzutreten, wenn das Ge-
lände zwischen Hohe- und Märkische Straße, welches durch eine
26 Meter breite, hinter dem Hain herlaufende Allee durchschnitten
wird, aufgeschlossen werden wird. Der Hain wird auf diese Weise
um ca. 20 Morgen vergrößert, ohne daß die Stadt große Opfer zu
bringen hat. A. W.
Berlin. Der Bau einer gi'oßen Ausstellungshalle ist ein seit
Jahren gefühltes Bedüi'fnis. Im vorigen Jahre scheiterte ein Projekt,
das einen Teil des Zoologischen Gartens dafür bestimmte, an dem
Widerspruch der Aktionäre. Jetzt ist, wie Exe. Freiherr von
Gramm dem Verein zur Förderung des Gartenbaues mitteilen konnte,
eine Gesellschaft ins Leben getreten, die diesen Bau, Dank kaiser-
lichen Entgegenkommens, auf einem 2 Hektar großen Gelände durch-
führen wird. Exe. v. Gramm, als Aufsichtsratsmitglied, wird seinen
Einfluß dahin geltend machen, daß die neue Halle durch eine große
Gartenbau-Ausstellung in würdiger Weise eröffnet werde. Da die
Projekte fertig .sind, ist zu hoffen, daß 190ü die Einweihung er-
folgen kann. X.
Erfurt. Am 28. Juli nachmittags ging ein schweres Hagel-
wetter nieder, das an den Feldkulturen und in den Gärtnereien be-
deutenden Schaden anrichtete.
Essen. Im vorigen Jahre hatte Frau Geheimrat Krupp einen
etwa 35 Morgen großen Wald in unmittelbarer Nähe der Kolonie
„Altenhof" von dem Freiherrn von Vittinghoff-Scheel erworben. Das
Gelände ist mittlerweile zu einem Waldpark umgestaltet worden und
wurde Mitte Juli der allgemeinen Benutzung übergeben. A. W.
Schlesien. Die Landwirtschaftskammer der Provinz Schlesien
hat in den Haushaltungsplan zu den alljährhch bewilligten 500 Mk.
behufs Förderung des Obstbaues durch Bewilligung von Preisen auf
Gartenbau- und landwirtschaftlisohen AussteUnngen , dieses Jahr
weitere 300 Mk. zu Prämüerungszwecken eingestellt mit der Maß-
gabe, daß auch Erzeugnisse des übrigen Gartenbaues, im besonderen
des Gemüsebaues, der Kunst- und Ziergärtnerei — -außer Binderei —
auf Provnnzial-Gartenbau-Ausstellungen ausgezeichnet werden können.
Ein vom Oberschlesischen Gartenbau - Verein vor Jahren im
Provinzial - Verband Schlesischer Gartenbau - Vereine eingebrachter
Antrag, die Medaillen der Landwirtschaftskammer nicht ausschließlich
für Zwecke des Obstbaues, sondern auch als Preise im übrigen
Gartenbau vorwenden zu können, scheint zu dieser dankenswerten
Mehrbewilligung die Anregung gegeben zu haben.
In den Unterausschuß für Obst- und Gartenbau der Landwirt-
Schaftskammer der Provinz Schlesien wurden aus den Kreisen de:
Gärtner gewählt die Herren: Kgl. Garten bau- Direktor Haupt-Brieg,
Handelsgärtner Hübner, Kl. Tschausch (Bezirk Breslau), Baum-
schulenbesitzer Streubel, Hassitz bei Glatz. — h.
Schneeberg. Die Erben des hier verstorbenen Kommerzien
rates Dr. Geitner stifteten seinerzeit eine beträchtliche Summe zu:
Anlegung eines Stadtparkes, dessen festliche Einweihung
Ende Juni erfolgte.
Wiesbaden. Die Stadtverordnetenversammlung vom 5. Juli
beschäftigte sich mit der Frage der Neugestaltung der Kuranlagen.
Sie betraute einen Ausschuß mit den Vorarbeiten zu einem Wett-
bewerb, wofür entsprechende Preise vorgesehen sind.
Personal-Nachrichten.
Laubert, Dr. R., Botaniker (gelernter Gärtner), ist für Pflanzeu-
pathologie an der neuen Biologischen Reichsanstalt für Land- und
Forstwirtschaft in Dahlem bei Berlin angestellt.
Siesmayer, Philipp, König!. Gartenbaudirektor, Siesmayer,
Ferdinand, Kaufmann in Firma Gebr. Siesmayer in Frankfurt
a. M.-Bockenheim uud Swoboda, Walter, Mitinhaber der Firma
J. C. Schmidt, Berlin uud Steglitz, wurde das Prädikat eines Kgl.
preuß. Hoflieferauten verliehen.
Zabel, Hans, bisher Reviergärtner der Kolonialabteilung des
Kgl. bot. Gartens in Dahlem bei Steglitz, wurde zum 1. August an
SteUe des nach Petersburg übereiedelten Herrn Meißner als (außer-
etatmäßiger) Obergärtner an den Großh. Hofgarten (Bot. Garten)
nach Karlsruhe i. B. berufen.
Briefkasten der Redaktion.
V. Seh., Lieser. Die Kaiserliche Biologische Anstalt für Land-
und Forstwirtschaft teilt uns mit, daß die Krankheit der eingesandten
Gloxinien auf eine Infektion mit Nematoden zurückzuführen
sei. In den Knollen und ebenso in den Stengeln und Blättern wurden
zahlreiche Älchen gefunden. Da die Parasiten .sich in der Topf-
erde befinden, darf die gebrauchte Topferde nicht auf den Kompost-
haufen geworfen werden, um neue Infektionen zu verhindern. Die
abgeblühten Triebe der kranken Pflanzen müssen ebenso wie Blätter
mit verdächtigen Stellen sorgfältig ge.sammelt und verbrannt werden.
Beim Verpflanzen der Stecklinge ist darauf zu achten, daß sie in
älchenfreie Erde kommen. Durch Erwärmen der Erde und nach-
heriges Begießen mit heißem Wasser kann man die etwa in der Erde
enthaltenen Älchen zum Absterben bringen.
Dendrologe. Wenn Sie sich über die Koniferenschätze der
Insel Mainau zu unterrichten wünschen, verweisen wir Sie auf den
\-ierten Jahrgang der Gartenwelt (1900), der Seite 524, eine Ab-
bildung der Araucarienallee, dann in ganzseitiger Tafel eine Partie
aus dem Koniferenweg mit Sequoia gigatüea, Libocedrus deciirrens,
Cedriis Deodara und Arcwcaria imbricata, auf ebensolcher Tafel
den Torbau mit Ciiprcssns fastir/iata, Juniperus tirginiana und
Cedrus Deodara, bietet. Im Text hat Herr Hofgärtner Nohl eine
nähere Beschreibung zu den Bildern gegeben.
Venmt-wortl. Redaktc
rffe
Berlin.
Verlas \
rd Ca
nidt & Co., Leipzig. — Druck: Anhalt. Buchdr. Qutenberg.e. G. m. b. H., Dessau.
Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
12. August 1905.
No. 46.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Gehölze.
Hydrangea vestita, Wall. var. piibescens, Sarg.
(= H. Brettschneiderii, Dippel).
Von F. Rehnelt, Großfa. GarteniDspektor, Gießen.
{Hierzu eine Abbildung.)
JJieser Sh-auch wurde 1890 aus dem nördlichen
China eingeführt. Er ist bei uns vollkommen winter-
hart, gedeiht in jedem nicht zu trockenen Boden, läßt
sich leicht aus Samen und durch Stecklinge in Menge
heranziehen und blüht alljährlich gegen Ende Juni mit
Deutxia crenata zu gleicher Zeit während mehrerer
Wochen ungemein reich. Er hat aber den Fehler,
zu wenig bekannt zu sein. Anders läßt sich der Um-
stand, daß man ihn in
keinem Baumschulen-
Verzeichnisse angeboten
findet, nicht gut erklären.
Ich habe deshalb unsern
Busch für die Gartenwelt
abbilden lassen und
möchte dem Bilde nur
noch einige Worte hin-
zufügen.
Dieflachen, 10-12cm
großen Scheindolden sind
rahmweiß. Nach dem
Verblühen wenden sich
die unfi'uchtbaren Rand-
blüten um, sodaß sie nach
innen gekrümmt, die pur-
purrosa Rückseite nach
außen zu kehren. Der
Strauch hat dann rote
Blüten und zwar den
ganzen Sommer über. Ji'
sonniger der Standort,
desto lebhafter tritt diese
Färbung hervor. Doch
scheint es auch Pflanzen
zu geben, die weniger rot
werden. Diese sollte man
GartcQwelt. IX.
dann nicht vermehren. Im tiefen Schatten bleiben
die Blüten grünlich. Erst gegen den Spätherbst, wenn
die Samen reifen, werden die Dolden braun und un-
ansehnlich. Unser Busch steht in gewöhnlichem Garten-
boden, er wird bei Trockenheit mittels Rasensprenger
hin und wieder reichlich bewässert und macht dann
Jahrestriebe von über 1 m Länge. Er hat bei einem
Alter von 10 Jahren eine Höhe von .3 m. Die Angabe
der dendrologischen Werke von 1 m 50 bis 1 m 70 cm
Höhe wäre demnach zu berichtigen und könnte wohl
auf 3—4 m erhöht werden. Die Zweige sind rot-
braun wie bei Pliiladelphus, der Wuchs ist aufrecht und
gefällig.
Hydrangea vestita var. pubescens.
larten zu Gießen für die „Gartenwtit" photogr
Die Gartenwelt.
IX, 46
Salix Cottetii, Lagger.
Vou F. Rehnelt, Gioßh. Garteninspektor, Gießen.
{HierxH eine Abbildung.)
\jaiiT Cottetii soll ein natürlicher Bastard zwischen der
hauptsäclilich im Alpengebiet einheimischen Salix nigricans
und der Gletscherweide, Salix retusa, sein. Von dem 1870
verstorbenen schweizerischen Arzt Dr. Lagger in den Frei-
burger Alpen entdeckt, hat sie seither nur botanisches In-
teresse beansprucht. Wie ein Blick auf die nebenstehende
Abbildung lehrt, ist sie aber viel mehr wert. Der Wuchs
ist vollständig niederliegeud, das Wachstum dabei sehr
kräftig, sodaß sie sich zum Begrünen größerer Felsenanlageu
in sonniger Lage besonders gut eignet. Namentlich im
Schmucke der goldgelben, länglichen Kätzchen an den meter-
langen, herabhängenden Zweigen sieht sie reizend aus und
gefällt allgemein. Hochstämmig veredelt ließe sie sich auch
als Trauerbäumchen verwenden, als Kriech weide in der
angedeuteten Weise angewendet, dürfte sie den Landschafts-
gärtner aber mehr befriedigen.
Koniferen.
Picea puiigens peiidiila „iSämling Henkel".
Von Stadtgärtner F. Tutenberg, Offenbach a. M.
{Eierxu %wei Abbildungen.)
W enn Neuheiten oder Varietäten bei der großen Familie
der Koniferen in den Fachzeitschriften angepriesen werden und
wir dieselben im Bilde selbst erblicken, so treten doch allerhand
Zweifel in uns auf, weil wir eben wissen, daß wohl keine
Pflanzen- oder Gehölzart so leicht in Färbung des Laubes
resp. der Nadeln variiert, als die Nadelhölzer. Dabei ist die
Sucht, etwas Neues zu züchten, ebenso verbreitet, wie man
ebenso schnell mit einem Namen für den Täufling zur
Stelle ist.
An der Hand von Beweisen und Gegenproben in Bildern
ist es einer Zeitschrift allein möglich, ihren Leserkreis zu
überzeugen, daß die bekanntgegebene Neuheit oder Varietät
wirklich etwas Neues und wesentlich Abweichendes ist.
Von diesem Standpunkt ausgehend, möchte ich den
verehrl. Lesern der ,,Gartenwelt" in zwei Bildern einen Ab-
kömmling der schönen Hängeblaufichte vorführen. Unser Bild
Seite 543 unten zeigt
die bekannte alte
Form Picea pungens
glauca pendula mit
ihrem lockeren, gra-
ziös hängenden
Wuchs und den blau-
grünen, sehr spitzen
Nadeln.
Die andere Ab-
bildung stellt Picea
pungens glauca pen-
dula ., Sämling Hen-
kel'- dar.
Vergleichen wir
diese beiden Hänge-
fichten, so zeigt uns
das Bild nur zu deut-
lich, daß die letzte
Form ganz ab-
weichend ist. Wäh-
rend die alte Form
den lockeren Aufbau
zeigt, bildet der
„SäniHug Henkel"
eine schöne, gleich-
mäßige Pyramide mit
herabhängenden Spit-
zen und leuchtend
stahlblauen Nadeln.
Mir fiel diese Varietät
direkt ins Auge, eben-
so die auf dem Bilde im Vordergrunde stehende Zwerg-
form von Picea pungens glauca, welche indeß noch nicht
genügend beobachtet ist, um näher beschrieben zu werden.
Der „Sämling Henket' dürfte als eine wertvolle Be-'
reicherung unserer beliebten Hängeblaufichten gelten und wegen
seiner beschriebenen Eigenschaften eine hervorragende Zierde
in unsern Gäi-ten bilden.
Nacll.sehi'ift. Dieser Henkolsche Sämling ist eine sehr
schöne üppige Pflanze mit etwas nach unten gerichteten,
al^er nicht herabhängenden Zweigspitzen, wie sie öfter bei
Aussaaten gefunden wurde und stets imd aller Orten wieder
entstehen kann.
Dieselbe kann aber doch keineswegs als eine
Trauerform (pendula) bezeichnet werden, das würde
wohl kein Beschauer des Bildes zugestehen.
IX, 46
Die Gartenwelt.
543
Die dort vorhandenen Pflanzen und Sämlingo sind durch den
Sammler der Firma Henkel, Herrn Heinr. Seibert, in echten
Exemplaren eingeführt und möchte ich Herrn Beißner durch die
beipegebenen Abbildungen von der Irrtümlichkeit seiner Behauptungen
überzeugen.
Auch noch andere Formen sind durch Herrn Seibert eingeführt
worden, die in genannter Firma vorerst weiterkultiviert werden, um
dann in entsprechender Weise, aber durchaus nicht marktschreierisch,
bekannt gegeben zu werden.
Was die Eigenart der Korkblautanne anbelangt, so steht sie
keiner anderen Konifere an Wuchs und Willigkeit nach; in Uarmstadt
gedeiht sie sowohl in heißester und sonnigster, als in schattiger und
recht feuchter Lage vortrefflich.
Lehmboden, der die Wurzeln kühl und feucht hält, ist be-
kaimtlich bei allen Koniferen zu Anfang erforderlich.
Wie ich bereits in meiner früheren Abhandlung hervorhob,
kann man in Darnistadt die eigenartige Korkbildung auf der
Rinde sehr gut wahrnehmen, schon bei kleinen Pflanzen. Die Ab-
bildung auf Seite 545 oben zeigt zwei gleichaltrige Veredlungen,
und zwar rechts: Abies arixonica var. argentea, hört. Henkel und
links: Abies arixonica var. argentea pygmaea, hört. Henkel.
Die zweite Abbildung derselben Seite zeigt rechts und links
A. arixonica var. argentea pygmaea, hört. Henkel und in der Mitte
i'iiien gleichaltrigen Sämling von Abies arixonica var. argentea, hört.
Henkel.
Zeigt hier die var. pygmaea nicht deutlich, daß sie eine Zwerg-
form ist? Ist ferner der gedrungene kurznadelige und feinzweigige
Wuchs nicht deutlich in's Äuge fallend? Kann es sich hier um
einen Irrtum handeln, wo die Augen uns die Tatsachen zeigen? Wie
ganz anders nun, wenn wir tausende von Korkblautannen bei Herrn
Henkel vorfinden und uns unter den kleinsten Sämlingen die pygmaea-
Formen sofort ins Auge fallen!
Ist da noch an ein Ausmerzen einer falschen Bezeichnung
zu denken? Sicherlich nicht.
Picea pungens pendula „Sämling Henkel", davor Zvv(
von F. p. glauca (oben) u. Picea pungens glauca pendula (unten).
In der Handelsgäitaerei vou H. Henkel, Darmstadt, für die „Gartenwelt"
photogr. aufgenommea.
Als Trauerform kann doch nur die auf dem nebenstehenden
Bilde vorgeführte Form bezeichnet -werden, wo die Äste
erster Ordnung im Bogen herabhängen, die als ganz
charakteristische, auffällige Erscheinung sofort in die Augen
fällt. L. Beißner.
Nochmals Abies arizonica, Merr.
Von F. Tutenberg, Stadtgärtner, Offenbach a. M.
(Hierxu xtvci Abbildungen.)
in No. 38 der „Gartenwelt" auf Seite 446 führt Herr Garten-
inspektor Beißner in Bonn, welchen ich als Koniferenkenner sehr
schätze, zum Schlüsse seiner Ausführungen über Abies arixonica var.
pygmaea an, daß diese Bezeichnung als durchaus falsch zu
streichen sei.
In Darmstadt könnte sich Herr Beißner einmal überzeugen,
daß man Neuheiten oder Neuzüchtungen nicht .so ohne weiteres die
Daseinsberechtigung absprechen darf.
Da demnächst die Darmstädter Ausstellung viele Fachleute
nach Darmstadt bringen wird, sei allen Interessenten ein Besuch
der Firma H. Henkel empfohlen, da in ihrem Etablissement Abies
arixonica wohl in ganz Europa am längsten behandelt und kultiviert
wird und man bei den Massen der Pflanzen gar leicht die wesent-
lichen und wirklich ins Auge fallenden Unterschiede
sehen kann.
^^^^ m,^ ^-M
sirai^a
WM
Die Gartenwelt.
IX, 46
Die Korkblautanne wächst in ihrer Heimat in einer Erhebung
von 2800—3500 m über dem Meere in sehr heißer Lage; natüriich
veKenlien sich die Wurzeln in kühle Felsenwände. C. Hart.
Merriam, ein amerikanischer Geologe, hat Abies arixonica dort
1889 zuerst entdeckt und Maxwell T. Masters, der berülmite englische
Koniferenkenner, hat sie in „Gardeners Chronicle" am 2. März 1901
vorzüglich beschrieben und abgebildet.
Nachschrift. Bevor ich mich zu den Auslassungen des Herrn
Tutenberg weiter äußere, will ich den Ausspruch des Herrn A. Purpus
in den dendrologischen Mitteilungen 1904, Seite 47, hier anführen:
„Die interessanteste Konifere der San Francisco Mountains ist
Abies arixonica. Bekanntlich wurde dieselbe von Merriam 1889
entdeckt und 1901 von C. A. Purpus zum erstenmal eingeführt. Die
ersten Samen und lebenden Exemplare erhielt der botanische Garten
in Darmstadt, von wo aus sie zuerst verbreitet wurde. Das Gebiet
ihres Vorkommens liegt zwischen 9 — 11 000 Fuß, doch geht sie nicht
selten bis in die alpine Region, welche bei nahezu 12000 Fuß Hegt,
dort gedrungene kleine Bäumcheu bildend. Sie wächst auf Basalt
und Trachyt, feucht, nie ganz trocken, entweder vereinzelt oder in
Beständen mit Popidus iremuloides , Pinus flexilis, Pseudotsuga
Douglasii und Picea Engelmannii, reine Bestände bildet sie nie.
Fast alle Exemplare sind blau oder silberig weiß benadelt, giiine gibt
es nur wenige und nur im tiefsten Schatten." — — Dann folgt die
Beschreibung . „Die in der alpinen Region vorkommenden, in-
folge der hohen Lage im Wuchs zurückgebliebenen Exemplare als
besondere Varietät zu betrachten und zu benennen ist völlig
unberechtigt.'' — Hiermit wäre ja alles gesagt, und der Baumkenner
weiß darnach seine Exemplare zu behandeln.
Ich will nun kurz Herrn Tutenberg entgegnen, daß ich meinen
früheren Ausspruch voll und ganz aufrecht erhalte, lun so mehr, als
ich die in Frage kommenden Pflanzen genau kenne, indem zwei
lebende Exemplare vor mir stehen, die Herr Henkel mir sandte.
Dieselben sollen meinerseits gewissenhaft geprüft werden, — dazu
müssen aber die Pflanzen jahrelang unter gleichen Verhältnissen
kultiviert und beobachtet werden.
Daß bei Aussaaten jederzeit und überall wieder gedrungenere
Formen entstehen können, ist doch wahrlich nicht verwunderlich,
aber schon der üppige Spitzentrieb der gedrungeneren Särahnge hier
im Bilde zeigt deutlich, daß die Bezeichnung ^.pyginaea"' als
durchaus falsch zu streichen ist.
Wer kann es wissen, ob der jetzt gedrungene Wuchs
dauernd so bleibt, ob nicht in wenigen Jahren, den Kulturverhält-
nissen entsprechend, die Unterschiede fast ganz verwischt werden? —
Unter keinen Umständen liegt hier also eine Zwergform vor, wie
wir sie in: Chamaecyparis obtusa pygmaea, Ch. sphaeroidea pygmaea,
Pititis silveUris pygmaea. Picea excelsa pyginaea besitzen, wo die
normalen Pflanzen zu dichten, gedrungenen, kaum noch die Charaktere
deutUch zeigenden Zwergen zusammengeschrumpft sind — solche
Gestalten heißen pygmaea, nicht aber eine etwas gedrungene Form,
wie sie, je nach Herkunft des Saatgutes, bei jeder Aussaat entstehen
kann und wo, nach Purpus, selbst die hoohalpine Form nicht durch
eine besondere Benennung unterschieden werden soll.
Also Herr Tutenberg hat mich durchaus nicht von der Irrtüm-
lichkeit meiner Behauptung überzeugen können — im Gegenteil, er
ist hier im Irrtum mit der Bezeichnung, und wenn sich der Herr
einmal so lange wie Schreiber dieses mit Dendrologie wird beschäftigt
haben, so wird er auch einsehen, daß man bei Piüfung von Holz-
gewächsen außerordentlich vorsichtig zu Werke gehen muß und nicht
voreilig neue Formen aufstellen soll ! Hier kann nur eine jahrelange
genaue Prüfung zeigen, ob die Beständigkeit der Eigentümlich-
keiten dauernd ist — dann ist es Zeit, eine passende Benennung
zu wählen. Nichts ist schlimmer, als bei Aussaaten jede kleine Ab-
weichung sofort als etwas Absonderliches benennen und verbreiten
zu wollen; solcher Sucht, unter allen Umständen jälirlich Neuheiten
bringen zu wollen, muß mit aller Energie gesteuert werden — da
gäbe es kein Ende — denken wir nur an die zahllosen, oft recht
scliönen dekorativen Formen der Cliamaeeyparis lawsoniana, die
sich immer wiederholen und oft gleich schön aber zu ähnlich sind.
Noch möchte ich des so oft mißbrauchten und getadelten, auch
hier fälschlich gebrauchten Wortes „Neuzüohtung" gedenken. Hier
ist dasselbe nicht am Platze, hier liegt keine mit Bedacht vor-
genommene Züchtung vor, sondern es wurden bei Aussaaten zu-
fällig entstandene abweichende Sämlinge gefunden, die
nun weiter zu prüfen und, wenn als kulturwert befunden, zu ver-
breiten sind. Wir wissen, daß wir solcher Entstehung die Tausende
von abweichenden Gestalten verdanken, die unseren Gärten zur
Zierde gereichen und oft die größten Kontraste hervorzubringen be-
fähigt sind.
Also, wie vorstehend nachgewiesen, heißt es hier eine weitere
Entwickelung abwarten, nach jahrelanger weiterer Beobachtung werden
wir darüber ein Urteil fällen können. Jetzt wäre jede weitere Aus-
einandersetzung ein Streit um des Kaisers Bart, also zwecklos, denn
nur die Zeit kann hier lehren, wie sich die Pflanzen weiter ent-
wickeln werden. L. Beißner.
Ausstellungsberichte.
Somnierausstelluug der Royal Horticultiiral Society
im Clielsea Hospital vom 11. bis 13. Juli 1905.
Von Peter Geier, West-Wickham.
D„
'ieso Ausstellung stand gewiß der Temple show nicht nach,
zeigte sie doch Vieles in einer Entwickelung wie es die reichlich
fünf Wochen früher abgehaltene Temple show nicht aufweisen konnte.
Daß die enghschen Kollegen Meister in der Kultur von Orchideen,
Nelken, Knollenbegonieu und wohlriechenden Wicken (Sweet Peas)
sind, konnte man hier so recht sehen. Das Feld beherrschten
prächtige Laeiio - Caitleya. Von Neuerscheinungen erregten Auf-
merksamkeit Catlleya Mossiae reineckiana var. excelsa, schön gelb
und purpurrot gelippt, mit reinweißen Sepalen und Petalen. Schön
war ferner Sanders Laeiio- Cattleya Martinetli, Vanda coerulea und
Cattleya Warscewicxii (gigas) „Our Queen" (die identisch mit
„Frau Melanie Beyrodt" sein dürfte. Red.). In der Gruppe von
Charlesworth & Co. fiel eine neue Laelio-Cattleya dominiatm
auf, mit tiefdunkelroter Lippe und zartrosa Sepalen und Petalen.
J. Colmans Oncidium macrantkum waren hübsch mit Asparagus
garniert. Hübsch war auch eine Anzahl in England einheimisolier
Orchideen in Moos gebettet. Bulbopliyllum Lobbü var. colossum in
guter Kultur zeigte W. Cobb, Esqu., Tunbridge und für eine rein-
weiße Cattleya Mossiae var. alba erhielt C. Cookson, Esq., ein
Wertzeugnis erster Klasse.
Unter den Nelken fielen die riesenblumigen Malmaisonnelken
von Wagg, Esq., Maidenhead, besonders auf. Die Sorten „Cecilia",
gelb, „Martin Smith", rosa, „Maggie Hodgson", dunkelrot, waren
herrlich, auch „Princess of Wales" wurde in tadellosen Schaublumen
gezeigt. In der Kollektion von Cutbush & Sons glänzte besonders
„Cecilia". Die Picotee-Neike „Miss Willmott", leuchtend rot, groß
und von feiner Form, war die beste der Kollektion von Douglas,
Edenside.
Die Knollenbegonien übertrafen an Pracht die auf der
Temple show gezeigten. Beste Aussteller waren Blackmore &
Langdon, Bath, Thomas S. Ware, Feltham und John K. Box,
West-Wickham. In diesem Kulturzweig sind die Engländer Meister.
Riesenblumige in allen Farben, von dunkelrot bis rein weiß, mit
glattem und gekräuseltem Rande und cristata-Formen waren vollendet
schön vorhanden. Zwei Neuheiten „Water Uly", gefüllt weiß, und
„Mrs. Arthur Paget", laohsrosa mit weißer Mitte, von Thomas
S. Ware erhielten ein Verdienstzeugnis. In der Gruppe von John
R. Box fanden besonders die gefüllten, tief dunkelroten Sorten und
eine „Miss Mildred Salter", lilarosa mit lachsfarbiger Mitte, von
feiner Form, neben Begonia erispa und cristata Beifall.
Stauden und Alpinen, nebst Lathyrus odoralus waren
reichlich vorhanden. In der Gruppe von Prichard, Christchurch,
sah man schöne Iris Kaempferi und Oladiolits Colvilli. Amos
Perry zeigte Betonica spicata crispa (Stachys) mit rosa Blumen
IX, 46
Die Gartenwelt.
in pyramidalen Ähren von 20 bis 30 cm Länge. Sehr hübsch war
mich Ercmin-Hs Bitrujci desselben Ausstellers. Eine neuere Staude,
Thalictnim Delamiji, zeigten R. Wallace & Co. Es wird 1 m
hoch und bringt viele bläuliche Glockenblumen. Wie die Betoniea
erhielt die Staude ein Verdienstzeugnis. Thalictnim Dclavayi ver-
dient verbreitet zu werden.
Eine Gruppe schön gefärbter und für die Jahreszeit gut ent-
wickelter Cofh'aeum {Croton) brachte H. B. May in Upper-Edmonton,
dessen Crotoii eilmontoniense ein Verdienstzeugnis erhielt. Sehr ge-
fielen mir Mays Ixoras in den Sorten „Fraserie", „Prince of Orange"
Beide Gruppen waren in einem Leinenzelte mit Rückwänden auf
Tischen aufgestellt und erfreuten sich des lebhaftesten Interesses
seitens des Publikums.
Die Ausstellung überwinterten Obstes war hauptsächlich mit
Äpfeln beschickt, welche in verschiedener Weise (in Torfmull und
freilagernd auf Hürden usw.) aufbewahrt worden waren. Infolge-
dessen war günstige Gelegenheit geboten, sich über die haltbarsten
Sorten und über zweckmäßige Überwinteningsart zu belehren. Das
Obst war in Fäßchen und in Pyramiden, auf Tischen mit Moosbelag
aufgebaut und präsentierte sich sehr schön. Die Sorten, „ Champagner
Rtte", „Roter Eiserapfel", „Großer rheinischer Bohnapfel",
„Casseler Rtte", „Purptirroter Cmisinot" waren hauptsächlich
vertreten. Außerdem „Schickenapfel", „Orüner Fürstenapfel"',
„Harberts Rtie'''-, „OloriaMundi'', „Schafsnase", „Roter Trierer
Weinapfel"., „Isnyer Jahrapfel'-\ „ Grüner Stettiner^^ ,,Boiken-
ap fei", „Baumanns Rtte", „OlasRtte^^ und einige Lokalsorten. Die
Ergebnisse der Aufbewahriingsarten, in Torfmull verpackt oder
frei gelagert, welche auf Karten verzeichnet den einzelnen
Ausstellungsnummem beigelegt waren, gaben interessanten
Aufschluß über die Brauchbarkeit der angewandten Methoden.
Doch ein Vergleich der Zahlen war für den Laien vielleicht
Veranlassung zu Zweifeln über die sich bewährende Über-
winterungsart, weshalb ich hier eine kurze Erklärung beifügen
möchte. Zum Beispiel:
1. Roter Eiserapfel in Torfmull 16 "'„ , freilagernd 20 % Verlust.
2. „ „ „ „ 40 7„ , „ 32 % Verlust.
Diese Zusammenstellung von Lagerverlustziffern ist, wie
ersichtlich, geeignet, Zweifel über den Gebrauchswert des Torf-
mulls als Überwinterungsmittel hervorzurufen. Ich glaube, daß
hier wie in anderen hier nicht spezialisierten Fällen die Qualität
der eingewinterten Früchte den Ausschlag gegeben hat, und
Gleichaltrige Veredlungen der gedrungenen Form und
der gewöhnlichen Abies ,arizonica var. argentea.
In der Handelsgartnerei von H. Henkel, Darmsladt, für die „Gartea-
welt" photogr. aufgenommen.
„Acuminata", „ William sii", in Farben von weiß bis tief-
rosa. Diese schönen Warmhaus-Blütensträucher verdienten
allgemeiner kultiviert zu werden. Im übrigen waren die Warm-
hauspflanzen wie auf der Temple show.
Eine neue Hydrangea nivalis mit weißbuuter Belaubung
zeigten Bull & Sons, Chelsea, in jungen Pflanzen. Dann
sah ich noch Kakteen in gut kultivierten Exemplaren, .sowie
prächtige Nymphaeen, darunter in vollendeter Entwickelung
N. odorata, odorata gigantea, earnea albida, Leydeckeri lila-
cina, Marliacii rosea, alba, earnea u. a. Die Blumen waren
in tiefen Pfannen mit Blättern hübsch arrangiert.
Pfirsiche und Kirschen in Töpfen zeigten G.Bunyard
& Co., Maidstone. Vorjährige Äpfel, denen man meistens
nicht ansehen konnte, daß sie so lange im Aufbewahrungsräume
zugebracht hatten, zeigte dieselbe Firma in den Sorten „Smart
I'rince", „Arthur", „Belle duBois", „Calvillerouge", „GalviUe
des femmes", „Baldwin Tibets", „Permaine Älfrision", Mur-
fitts Seedling" etc. Melonen in Soiien Suttonscher Züchtung,
ausgestellt von M o r t i m e r , Famham, waren gut und spendeten
ein herrliches Aroma.
Außerhalb der Zelte befanden sich Ausstellungen von
Bäumen und Sträuchern, wovon die buntblätterigen Acer den
größten Raum einnahmen. H. C. Pulham (Elsenham) hatte wieder
Felsengrotten ausgeführt.
Die Obstschau auf der Ausstellung der D. K-G.
in München vom 29. Juni bis 4. Juli 1005.
Mi,
Lit der großen Ausstellung der deutschen Landwirtschafts-
gcsellsohaft in München war eine Obstausstellung verbunden, welche
in zwei Gruppen über wintertes Obst und Frühobst umfaßte.
Gleichaltrige Sämlinge der gedrungenen Form und der gewöhn-
lichen (Mittelpflanze) Abies arizonica var. argentea.
In der Handelsgärtnerei von H. Henkel, Darmstadt, für die „Gartenwelt" photogr,
aufgenommen.
trotz scheinbarer Wiedersprüche Torfmull als sehr geeignetes Über-
winterungsmaterial bezeichnet werden muß.
An der Ausstellung waren hauptsächUoh Obstbau- Vereine sowie
Kreisobstbau - Verbände aus Bayern beteiligt. Jedenfalls erfüllte
dieser Teil der Ausstellung seinen Zweck vollauf und hat gezeigt,
daß unsere heimischen Apfelsorten bei guter Auswahl der Früchte
und Benutzung einer geeigneten Überwinterungsart noch bedeutend
länger haltbar bleiben, als dies in der Praxis notwendig erscheint,
da im Juni das überwinterte Obst durch Frühobst völhg vom Markte
verdrängt wird.
546
Die Gartenwelt.
IX, 46
Die Frühobstausstellung, durch eine Wand von der vorerwähnten
geschieden, bot in ihrer Anordnung in hübschen, mit Papierwolle ge-
fütterten Körbchen ein anziehendes und farbenprächtiges Bild,
welches in seiner Frische auf die Äusstellungsbesucher eine große
Anziehungskraft ausübte. Hauptsächlich waren Kirschen in großen
Mengen vertreten und vereinzelt wurden auch Aprikosen, Johannis-
und Stachelbeeren sowie einige Erdbeeren und Birnen der Sorte
„Orüne Sommcr-Magdalene'' ausgestellt.
Den Anfang machten die Darbietungen der Gemeinde Frei ns-
heim (Rheinpfalz) mit einer Kirschenausstellung. Der Ort Freinsheim
besitzt einen ständigen Obstmarkt in eigens hierzu gebauter Halle
und hat einen Jahresumsatz von etwa 20000 Zentner Obst, davon
im Jahre 1904 10645 Zentner Kirschen. Einem so gewaltigen Markte
entsprechend, besitzt die Gemeinde 25 821 tragende Bäume in Feld-
k-ultur. Die ausgestellten Kirschen waren erster Güte, und bemerkens-
und nachahmenswert ist es, nur wenige Kirschsorten auszustellen.
Hier sah man, daß sich die Kirschsorten bei den Einzelausstellern
immer wiederholten. Diese Einheitlichkeit in der Produktion ist
jedenfalls nicht als der letzte Grund für die Entwicklung einer der-
artigen gewinnbringenden Produktion anzusehen. Die Hauptsorten
waren: „Sekwarxkirsche^'; „Mohren/nrscke^\ „Haiimüllcr^\ („Zottel-
haumüller"), „Lambsheimer Kurxstiel-^. „Napoleon^\ „Süße Weichsel'-\
„Spanüche Weiclisel", „Nägeleskirsche'\ „Lerehcnkirsche^\ „Seher-
kirsche", „Hellrote Sauerkirsche'-'-.
Im Anschlüsse an Freinsheim hatte die Gemeinde "Weisen-
heim a. S. (Rheinpfalz) ausgestellt, wo die Produktion und Baum-
zahl noch erheblich höher ist, als in Freinsheim. Die ausgestellten
Kirschen waren von bester Qualität und in gleichen Sorten wie eben
genannt. Außerdem beschickte Weisenheim die Ausstellung mit
.Tohannis- und Stachelbeeren; die in diesem Orte große Erdbeer-
produktion konnte infolge vorgeiückter Saison nicht berücksichtigt
werden. Derselbe Umstand verhinderte die Beschickung der Aus-
stellung mit den bekannten Weisenheimer Maikirschen, welche
den Hauptanteil au der Kirschenproduktion dieser Gemeinde haben.
Eine sehr hübsche Sammlung von Johannisbeeren und Kirschen
kam durch die Landw. Winterschule Frankenthal zur Aus-
stellung. Kleinere Mengen von Johannisbeeren, Stachelbeeren und
Kirschen bildeten den Schluß der Rheinpfälzer Ausstellung.
In weiterer Folge müssen die Kirschen des Distriktsobstbau-
verbandes Hers brück genannt werden, welche durch große Mannig-
faltigkeit der Sorten sich auszeichneten. Leider hatten ^viele der
ausgestellten Früchte die volle Größe und Färbung nicht erreicht,
was auf die späte Kirschensaison der dortigen Gegend zurückzuführen
ist. Immerhin hat das vorhandene Obst gezeigt, daß in der Hers-
brucker Gegend eine große Kirschenproduktion besteht imd gute Ware
hervorgebracht wird.
Die Obstbaumverkaufsgenossenschaft Effeltrich in
Bayern brachte außer allgemein bekannten Kirsohensorten noch
folgende: „Frühe braune von Effeltrich", „Große Rote von Effeltrich" ,
„schimrxe Eerxkirsche von Effeltrich". Die ausgestellten Erdbeeren
waren: „Sensation", „Laxtons Noble", „König Albert von Sachsen",
„Sliarpless", „Kaisers Sämling", „.Jiicunda".
Der Obstbau-Verband Bamberg war mit einer Sammlung
von Erdbeeren und Kirschen vertreten.
Als Schluß der FrühobstaussteUung ist die Sammlung von
Johannis- und Erdbeeren des Obstbau-Verbandes Wasserburgam
Bodensee, und das Kirschen-, Johannis- und Erdbeersortiment des
Dominiums Rattern anzuführen.
Die ganze Ausstellung muß trotz vieler Schwierigkeiten und
der relativ geringen Ausdehnung als äußerst gelungen bezeichnet
werden und bot in engem Rahmen nur wirklich Gutes. Das
Arrangement der bayerischen Ausstellung, welches unter der Leitung
des Bayerischen Landeskonsulenten Herrn Rebholz durchgeführt
wurde, war bei aller Einfachheit sehr schön und zweckmäßig. Somit
fand der Obstbau als Zweig der Gesamtlandwirtschaft auf der
Münchener Ausstellung würdige Vertretung. St.
Heizungsanlagen.
Der Reform-Gliederkessel.
JjJine der bedeutendsten Errungenschaften auf heiztechnischem
Gebiete ist die Herstellung der gußeisernen Gliederkessel. Dieselben
kamen vor ca. 20 Jahren vom Lande der unbegrenzten Möglichkeiten
zu uns herüber und haben sich bereits derart bei uns eingeführt,
daß sie in absehbarer Zeit die schmiedeeisernen Kessel für Nieder-
druckheizungen vollständig verdrängen werden.
Die Ursachen, welche den Ghederkessel zu seinem unaufhalt-
samen Vorwärtsdrängen verhelfen, sind verschiedener Art.
1. Das Material. Erfahrungsgemäß ist Gußeisen bedeutend
widerstandsfähiger gegen Rostbildung als Schmiedeeisen. Es bietet
den Rauchgasen eine gleichmäßige Wandstärke, hat keine hervor-
springenden Nietköpfe, Nietnähte oder das Material teilweise
schwächende Schweißnähte.
2. Die Möglichkeit der Vergrößerung des Kessels durch An-
setzen weiterer Glieder ist von großem Werte, speziell, wenn diese
Arbeit wie beim Reform-Gliederkessel vom Gärtner selbst ohne Ver-
größerung des Untersatzes vorgenommen werden kann.
3. Läßt sich ein Gliederkessel mit Wasserrost herstellen, wo-
durch das Ansetzen von Schlacke auf ein Minimum reduziert, da-
gegen die Heizfläche vergrößert wird, speziell beim Reform-Glieder-
kessel, dessen Wasserrost so eingerichtet ist, daß das Wasser auch
wirklich hindurch zirkuliert.
4. Großer Füllschacht und Kontaktheizfläche zumal beim Reform-
Gliederkessel mit freier Flammenentwickelung, wodurch ein äußerst
ökonomischer Betrieb gewährleistet wird.
Die weiteren Vorteile, welche der Reform-Gliederkessel gegen-
über ähnlichen Konstruktionen bietet, sind folgende: Verwendung
auch minderwertiger Brennstoffe. — Äußerst beijueme Reinigung. —
Versand in einzelnen Gliedern. — Montage durch jeden Laien. —
Sparsamster Betrieb. — Wenig Bedienung. — Wasserrost. —
Stabile Konstruktion. — Führung der Rauchgase nach dem Gegen-
stromprinzip. — Kein Mauerwerk nötig. — Keine wagerechten Heiz-
flächen, daher wenig Rußablagerung.
Der Reform-Gliederkessel hat sich überall, wo er aufgestellt ist,
in den gärtnerischen Betrieben vorzüglich bewährt.
Richard Röder, Ingenieur, Hannover, Wüthstraße 17.
Fabrik für Gewächshausbau, Heizkessel und Zentralheizungen.
Landschaftsgärtnerei.
Entwässerungen.
Von Willy Liebs, Steglitz.
(Hierzu drei vom Verfasser für die Gartenicelt gefertigte
Zeichnungen.)
JJjine technische Vorkehrung, von welcher heutzutage der
praktische Wert und die Existenz vieler Gartenanlagen abhängt, ist
eine gute Entwässerungsanlage. Die Frage nach dem „Wie und Wo"
beschäftigt den Landschaftsgärtner heute viel mehr als früher.
Während man sich in früheren Jahren bei kleineren Anlagen einfach
dem Gelände anpaßte und das Wasser laufen ließ wohin es wollte,
ist man jetzt infolge der gesteigerten Anforderungen und auch aus
Gründen der Zweckmäßigkeit dahin gekommen, möglichst gute Ent-
wässerungseinrichtungen zu schaffen. Das zahlende Publikum ist
eben auch anspruchsvoller geworden. Auch die Literatur gewinnt
mehr und mehr Einfluß, trotzdem meines Wissens über dieses Thema
in der gärtnerischen Faciiliteratur wenig und nicht eingehend genug
geschrieben wird.
Man unterscheidet Tages- und Grundwässer, welche wiederum
je nach Art des Bodens und Lage des Geländes, ob im Gebirge oder
flachen Lande, entsprechend behandelt werden müssen.
IX, 46
Die Gartenwelt.
547
Die bequemste und wohlfeilste Art der Ableitung von Tagos-
wässern geschieht in die Gehölzzüge. Die Wege erhalten ein dem-
entspreehendes Gefälle, auf 1 m Wegelänge ca. 1 cm Fall, und
an den tiefen Stellen läßt man das Wasser über die flachen Kanten
in die dazu ausgemuldeten Gehölzgruppen laufen. Dieses gilt natür-
lich nur für Anlagen im flachen und wenig koupierten Terrain. Im
steilen Gelände sollte man von dieser Art Entwässerung ganz absehen,
weil die hierbei alle 10—20 m notwendig werdenden Kinnsale quer
über den Weg unschön wirken; besonders wenn sie noch im Käsen
ihre Fortsetzung finden und dadurch der Rasen versandet. Bei
solchen Entwässerungen müssen aber die unnatürUch hohen, ge-
wölbten Kanten in Wegfall kommen, denn es i.st tatsächlich „un-
natürhoh", in einer Gartenanlage mit durchweg hohen gewölbten
Kanten das Wasser in Gebölzzüge etc. abzuleiten.
Ganz zu verwerfen ist das Ableiten auf ausgemuldete Rasen-
flächen, will man nicht bei jedem Regen oder plötzlich eintretendem
Tauwetter einen Teich statt
Rasenfläche vor sich haben. In
sandigen Gegenden wird das AVasser
über kurz oder lang versickern,
aber wehe, wenn der Frost hinzu-
kommt und im Bereich des Wassers
bessere Koniferen, Stauden etc.
stehen, ganz abgesehen, daß auch
der Rasen ausfriert.
Kann man das Wasser auf
diese Art nicht bewältigen, oder
fürchtet man Pflanzenverluste, so
kann man sich durch Anlage von
Sicker- Gruben , -Gulli oder -Röhren helfen. Nun haben sich
im Laufe der Zeit allerdings verschiedene Systeme herausgebildet,
und muß es dem Landsohaftsgärtner überlassen bleiben, je nach ört-
lichen und zeitlichen Verhältnissen das Praktischste zu wählen. In
sandigen Gegenden genügen 1, 2 auch 3 senkrecht übereinander
stehende Tonrohre, auf einer Seite des Weges, deren lichte Weite
15 — 30 cm betragen kann. Die oberste Muffe wird mit einem
Wasserrost bedeckt, und man kann bei weiten Röhren die käuflich
erhältlichen rechtwinklichen Wasserioste verwenden, welche bei
Straßenbauten vei-wendet werden. Schön sehen diese Sicker-Röhreu
in feinen Gartenanlagen allerdings nicht aus und deshalb ist es ratsam,
Röhren von geringerer Weite zu nehmen, ditse etwas tiefer einzu-
bauen und mit einem aas starkem Zinkblech gefertigten Einsatz, den
Fig. 1 veranschaulicht, zu versehen, damit noch etwas grobkörniger
Kies obenauf gestreut werden kann. Wo indeß die Straßen-
Wasserroste doch gelegt werden, müssen sie eingemauert werden,
wobei zu beachten ist, daß sie möglichst wagereoht zu liegen kommen,
damit das Regenwasser bei starkem Gefälle nicht darüber hinweg-
schießt. Diese Regel gilt für sämtliche Einlaufsschächte. Damit nun
eine genügende Menge Wasser Platz findet und damit dieses
schneller versickern kann, haue man mit einem scharfen, spitzen
Stahlmoißel Löcher in die Seiten der Rohre und umgebe letztere
noch mit geschlagenen Ziegelsteinen, Schlacken oder dergl. nach Art
der Figur 2.
Dies ist wohl die empfehlenswerteste Art der „Entwässerung" für
durchlässige Böden und weniger steile Lagen. Ich will hier aber
noch einige andere Arten anführen. — Man nehme ein Muffenrohr,
grabe es ein und lege vom Fuße desselben nach verschiedenen
Richtungen hin mehrere Meter Drainageröhren. Dadurch wird er-
zielt, daß sich die Niederschlagsmengen ziemlich weit verteilen;
nötigenfalls kann man auch in der Nähe befindliche größere Bäume
auf diese Weise bewässern.
Eine weitere, weniger gute Art wird noch vielfach angewendet,
wo die schrecklichen, hohen gewölbten Kanten (Wülste) noch „Mode"
sind. Man legt hier die Tonrbhren ziemlich horizontal in die Erde,
wobei es vorkommt, daß sich das Wasser mit der Zeit einen Aus-
weg nach den tiefer liegenden Rasenstücken sucht und alles über-
schwemmt.
Um nun zu wissen, mit welchen Wassermengen gerechnet
werden muß, resp. wie groß solche Sickerschäcbte annähernd sein
müssen, vergegenwärtige man sich, daß die durchschnittliche Regen-
höhe jährlich GG cm beträgt, welche in Gebirgen bis zu 2 m steigt.
Es ist dies allerdings ein sehr scMechter Maßstab. Praktische Er-
fahrungen sind hier allein maßgebend.
Einen wesentlichen Unterschied bilden die sogenannten Sicker-
gruben. Während man Sickerechächte immer an Wegerändern
unterbringen wird, ist man dagegen mit jenen örtlich nicht gebunden.
Dieser praktischen Seite gesellt sich noch eine andere hinzu, das
scheinbare Nichtvorhandensein dieser Gruben. Eine Sickergrube ist
weiter nichts als ein sich nach oben verjüngendes, mit Steinschlag,
Schlacke etc. ausgefülltes, je nach Bedarf bis 4 cbm großes Erdloch,
welches je nach Lage mit Rasenplatten oder Kies abgedeckt wird.
Doch die erfindungsreichen „Garten-Architekten" wissen sich
auch anders zu helfen. Figur 3 zeigt eine aus Ziegelsteinen ge-
mauerte und gewölbte zirka 2 cbm haltende zementierte Grube mit
2 Einfallschächten zu beiden Seiten des Weges. Diese Grube liegt
so ziemhch an der tiefsten Stelle des Gartens und nahe am Wohu-
hause. Ungefähr 10 m davon befindet sich ein kleiner Goldfisch-
teich. Nup kommt es bei jedem größerem Regen vor, daß diese
Grube die Niederechlagsmengen nicht zu fassen vermag, resp. daß
das Wasser nicht schnell genug versickern kann. Bei dem großen
Gewitterregen Pfingsten 1904 bildete der Garton einen einzigen See,
und die Goldfische mußten nach Verlauf des Wassers schleunigst zu-
sammengesucht werden. Dies ist natürlich ein abnormes Beispiel
und kommt nicht oft vor, immerhin sollten solche Naturerscheinungen
doch mit in den Bereich des Möglichen hineingezogen werden. — Was
lernen wir nun aus diesem Beispiel? — Die Grube ist trotz ihres
Rauminhaltes noch zu klein, weil das AVasser nicht rasch genug ver-
sickern kann, die technische Ausarbeitung ist also fehlerhaft. Denn
alle Tagewässer
führen mehr oder
weniger Schlamm
mit sich, welcher
sich auf der Sohle
ablagert. Da nun
das Wasser nach
den Seiten hin
nicht entweichen
kann, wird die
Durchlässigkeit
nach unten, je
stärker die
Schlammschicht
wird, um so frag-
licher. Endresul-
tat ; Aufreißen der
Grube und erneute
Geldkosten ! — —
Hätte man das
Fundament sowie
die Seitenteile
durchbrochen,
und einige Meter
Drainageröhren
gelegt, sowie einen
Einsteigeschacht mit starker Holzbohlen- oder Eisenplatten-Abdeckung
geschaffen, so wäre außer den hohen Anlagekosten an dieser Grube
nichts auszusetzen.
Wo Tonrohre schwer zu beschaffen sind, lasse man aus Mauer-
steinen sog. „Sicker- Gulli'- herstellen. Diese müssen ebenfalls
durchbrochen sein und können je nach den örtlichen Verhältnissen
wie Sicker-Schächte behandelt werden. Als Abdeckung erhalten sie
die oben erwähnten Wasserroste oder, wo diese zu teuer, lasse
man Stäbe aus Rundeisen oder starkem, dreikantigem Holz einmauern.
Mit ganz anderen Erscheinungen haben wir im steilen Ge-
lände zu rechnen. Ist doch schon die Niederschlagsmenge eine viel
höhere, besonders an steilen Hängen, wo der Boden meistens nur
wenige Fuß hoch, der Uiitergnind aber entweder Felsen, Steingeröll
oder undurchdringliche Lotte ist. Ein Versickern der Tagewässer ist
also, wenn nicht ganz ausgeschlossen, so doch sehr schwer. Es
Fig.
548
Die Gartenwelt.
IX, 46
müssen daher diese 'Wassermengen unterirdisch abgeleitet werden. Bei
lijeinen Gärten und wo es gestattet ist, kann man an die Kanalisation
anschließen oder nach Chausseegräben entwässern, doch hüte man
sich, Privateigentum in Mitleidenschaft zu ziehen.
Es sei mir hier gestattet, einige Beispiele von öffentlichen An-
lagen in steilen Lagen anzuführen, welche einer ausreichenden Ent-
wässerung entbehren. Ich greife deshalb öffentliche Park-Anlagen
heraus, weil man Behörden, welche tausende von Mark für
Parks ausgeben, gerechterweise diesen Vorwurf machen kann. Ob
und wieweit dem ausführenden Laudsohaftsgärtner dieser Vorwurf
gilt, soll hier nicht erörtert werden. Jeder weiß aus eigener Er-
fahrung, daß ein Kampf gegen Windmühlenflügel vergebens ist.
Der Quilitz-Park in Landsberg a.W. zeigt geradezu schreckliche
Zustände. Die Wege haben alle 5—8 m, je nach Bedürfnis, einen
Knüppel erhalten. Im Anschluß hieran hat man ca. 10 m
lange Rinnen in die Rasenflächen gegraben und am Ende einfach
ein großes Loch ausgeworfen. Natürlich ist auch diese Art
der Selbsthilfe bei größeren Gewitterregen unzulänglich. Nun denke
man sich eine größere Rasenfläche, welche mit solchen Rinnen und
Löchern verunziert ist. Man will allerdings einer
^^ endgültigen Lösung durch Kanalisation näher treten,
^rr\ ■ aber erst muß das nötige Geld hierzu vorhanden
^:-,,. sein. Nun frage ich; Warum man für den künst-
m^'.
:^U^c^^^
Fig. 3.
In\v>
lieh aus Thüringer Tuffsteinen hergestellten Wasserfall Unsummen
verschwendete, zumal dieses „Kunstwerk" gar nicht mit seiner Um-
gebung harmoniert?
Im Viktoria-Park zu Berlin fehlt ebenfalls eine durchgreifende
Entwässerung. Hier werden auch die Tageswässer in die Gehölzzüge
geleitet und kommt es bei heftigem Regen vor, daß das Wasser
über den Bürgersteig liinweg die Kreuzbergstraße entlang läuft.
Wie nun solche Kanalisationen zweckentsprechend ausgeführt
werden können, will ich im Nachstehenden ausführen. Bemerkt sei
hier gleich, daß ohne Unkosten solche Anlagen nicht herzustellen
sind. — Die größte Schwierigkeit besteht im Auffangen des
Wa,ssers, das Weiterführen und -leiten macht weniger Kopfschmerzen.
Jeder Landschaftsgärtner weiß, welchen Schaden Gewitterregen an
Wegen anrichten. Diesen möglichst zu verhüten, sei unsere vor-
nehmliche Aufgabe. Jeder Weg muß schon im Planum so aus-
gearbeitet werden, daß das Wasser nach dem nächsten Eiufallschacht
hinlaufen muß. Diese Seite des Weges erhält, bei starkem Gefälle,
eine extrastark befestigte Rinne. Breite (Fahr-) Wege erhalten
niöglich.st zu beiden Seiton Einfallschächte und Rinnen, auch im
Querprofil mehr Gefälle. Das hierzu zu verwendende Material darf
in seiner Oberfläche nicht zu glatt sein, weil glatte Flächen dem
dahinsausenden Wasser keine Hmdernisse bieten. Dadurch aber
wird die Kraft des Wassers eine geiadezu immense, es reißt dann
alles mit sich fort. Das beste Material bieten uns kleine Kieselsteine,
bei Fahrwegen werden die Rinnen am besten gepflastert. Man wähle
dazu etwa hühnereigroße Kiesel aus und drücke sie bis zur Hälfte
in eine trockene Zementmisohung (1:7) und begieße das Ganze so-
dann mit einer Gießkanne. — Auf diese AVeise kann man auch sich
immer wieder nach Regengüssen einstellende Mängel an Wegen be-
seitigen. Die aufgerissenen Stellen werden mit Zement ausgegossen
und gröberer Kies darüber gegeben. — Haben wir so dem Wasser
die „Kraft genommen", fällt es nicht mehr schwer, dasselbe dahin
zu leiten, wo wir es hinhabeu wollen, in die Einfallsohächte. Diese
müssen natürlich groß genug sein, um größere Wassermengen auf-
zunehmen. Die eingangs erwähnten Wasserroste, welche bei heftigen
Regengüssen aufgeklappt oder herausgenommen werden können, sind
hier sehr praktisch. Zu beachten ist, daß die Einfallschächte etwas
tiefer sind als die eigentliche Leitung, welche die Abwässer auf-
nimmt und weiterführt, damit sich der weggeschwemmte Kies
sammeln kann. Derselbe wird nach jedem Regen herausgefischt und
eventuell wieder auf die Wege verteilt. Man kann auch in diese
Schächte hineinpassende Eimer oder Kästen mit einer Vorrichtung
zum Herausnehmen machen lassen und diese nach jedem Regen
entleeren.
Eine andere Erscheinung ist das Quetsch- oder Quellwasser,
welches im Frühjahr oder bei nassen Jahreszeiten recht unangenehm
wirken kann. Ist die Quelle so stark, daß sie auch im Sommer
- nicht austrocknet, nun so wird sie dem Landschaftsgärtner ein
_,^,* willkommenes Motiv sein. Wasser belebt die Landschaft und
Bachränder geben zu mannigfacher Bepflanzung Anlaß. Eine
^luelle in entsprechender Gesteinsart gefaßt, anmutig be-
pflanzt, im Schatten größerer zur Ruhe einladender Bäume,
-<i ■ ist das Ideal vieler Naturfreunde. — Aber Quellwasser kann
im Gebirge auch recht unangenehm für den Landschafter werden,
besonders dort, wo der kleine Bach noch allerhand Zuflüsse
erhält und bei Gewitterregen zum reißenden Fluß wird. Auch
hier kann geholten werden. Es muß auch hier wiederum
den Wasserfluten die Kraft genommen werden, das Wasser
muß sich wie der Fachmann sagt ,, totschlagen". Das wird
dadurch erreicht, daß wir das Bett des Baches mit großen
Steinen kaskadenartig pflastern, bei den Abstufungen aber
dafür sorgen, daß diese Steine nicht ins Rollen kommen können.
Natürlich müssen die Ufer auch dementsprechend behandelt
werden.
Quetsch- und Grundwässer müssen durch Auffangen und
Weiterführen (Drainage) beseitigt werden. Die Drainage mit
den bekannten Drainageröhren ist so bekannt, daß ich davon
absehe, näher darauf einzugehen. Weniger bekannt dürfte die
Entwässerung durch offene Gräben oder in gedeckten, aber mit
Kiesel- oder Bruchsteinen, Schlacken etc. gefüllten Gräben sein. Das
System der Entwässerung durch offene Gräben hat bekanntlich eine
unserer ältesten und größten Baumschulen eingeführt. An Stelle der
30 cm langen Drainageröhren lassen sich auch Steine, Schlacken etc.
verwenden, sogar Faschinen hat man dazu gebraucht, doch muß acht
gegeben werden, daß sich diese nicht verechlämmen können. Es ist
ratsam, dem Graben etwas mehr Gefälle zu geben, die unteren gi-ößeren
Steine mit kleineren, das Ganze aber mit Rasenboden (den Rasen
nach unten) abzudecken.
Regenschluchten, welche auf natürlichem Wege das Regen-
wasser dem tiefer liegenden Gelände übermitteln, sind im Gebirge
zwar keine seltene Erscheinung und haben dort auch ihre gute
Wirkung; dieselben aber im Park künstlich anzulegen, sollte man sich
sehr reiflich überlegen.
Zum Schluß möchte ich auf eine gute, aber auch kostspielige
Entwässerung eines größeren ViUengartens in der Nähe von Eisenach,
dem sogenannten Pflugensberg, Herrn von Eichler gehörig, hin-
weisen. Diese Anlage sich anzusehen, möchte ich jedem nach dort
kommenden Landschaftsgärtner raten.
Anmerkung der Redaktion. In dem empfehlenswerten
Werke „Die Technik der Gartenkunst" von M. Bertram, Berlin 1902,
ist die Anlage am Pflugensberg, die der Verfasser geschaffen hat,
eingehend beschrieben.
IX, 46
Die Gartenwelt.
549
Gemüsebau.
Cliamitigiioükiiltiir im Soiiiiiicr in der Kgl. Meionerie
/u Sanssouci.
Von Fr. Freiberg, Sanssouci.
Die Monate Juni, Juli, August sind für den Cham-
pignonziichter die schwierigsten des Jahres, da es ihm in
dieser Zeit meist an geeigneten kühlen Räumlichkeiten fehlt.
Da auch die hiesigen Wintertreibräume im Sommer eine
zu hohe Temperatur aufweisen, werden zur Kultur während
der heißen Monate ein nach Norden gelegener Stall und ein
Heizgang benutzt.
Um sich wälu-end der heißen Jahreszeit vor Mißerfolgen zu
schützen, ist so manches zu beachten. Zunächst darf der frische
Pferdednng nicht zu schnell verbrennen, was man durch fleißiges
Begießen mit Wasser verhindert. Ist der Dung fertig, so wird er
hier reichlich mit altem Lehm vermischt, danach werden die
Beete gepackt. Der Lehm hat die gute Eigenschaft, die
Hitze des Pferdedüngers zu mäßigen. Es wird liier nur
lose, frische Brut verwendet. Die Brutstücke werden in
10 cm Abstand gelegt, infolge dieses Dichtlegens sind die
Beete sehr bald diu-chsponnen.
Bevor die Erde auf die Beete gebracht wird, werden
dieselben angefeuchtet. Um die Temperatur möglichst niedrig
zu halten, werden die Räume am Tage geschlossen, des
Nachts aber geöffnet; außerdem wird durch stetes Feucht-
halten der Umgebung des Champignonraumes eine mit
Wasserdampf gesättigte Luft erzeugt.
Bei eintretender nasser Witterung bilden sich öfters
Schimmelpilze auf der Oberfläche der Beete. Durch Ab-
brennen mit einer Lötlampe wird ScliimmelbUdung hier
schnell beseitigt.
Die im Sommer besonders reichlich auftretende Cham-
pignonfliege wird dadurch bekämpft, daß man die Fenster
und sonstigen hellen Stellen mit Pergamentpapier belegt und
dasselbe mit Fliegenleim bestreicht.*)
Bei dieser Behandlung sind hier Mißerfolge unbekannt,
sodaß das ganze Jahr hindurch diese schmackhaften Pilze
geliefert werden können.
Obstbau.
Die Düngung der Obslbäume.
Von Otto Pauls, lierliii.
Uio Düngungsfrage ist iu unserem reformbedürftigen Zeitalter
schon oft angeschnitten worden, und es scheint, als ob sie nie er-
schöpfend beantwortet werden wird. Große Umwälzungen sind in
den letzten Jahrzehnten auf dem Gebiete der Düngerwirtschaft ge-
schehen und wer weiß, wie lange es noch dauert, bis wir eine
wirklich brauchbare Düngungsmethode haben werden. Trotz der
großen Erfolge, die durch die Anwendung künstlicher Düngemittel
erzielt werden, ist diese Düngung noch lange nicht die richtige, wie
ich weiter unten atiseinandersetzen werde.
Wir müssen uns zuerst fragen, was der Zweck einer Düngung
sei. Die Antwort ist darauf nicht schwer: Durch die ständige Ent-
nahme von Nährstoffen aus dem Boden wird dieser erschöpft, was
sich auch sehr deutlich im Nachlassen der Erträge erkennen läßt.
*) Fliegenleim beieitet man sich durch Zusammenschmelzen von
300 gr Kolophonium, 200 gr Leinöl und 20 gr gelbem Wachs. Vor-
sicht wegen Feuersgefahr und Verbrennung!
Da die Pflanzen zu ihrer Ernährung dringend dieser Stoffe bedürfen,
so miLssen diese ersetzt werden. Die Natur gebt uns hierbei zu
Hilfe, doch nicht iu genügendem Maße; wir müssen daher selbst
für einen Ersatz dieser fohlenden Nährstoffe Sorge tragen. Vielfach
werden auch Kulturpflanzen in einen Boden gesetzt, der ihrem
Nährstoffbedürfnis nicht entspricht; dann muß man dem Boden die
fehlenden Nährstoffe zuführen.
Leider wird dieses wichtige Thema viel zu wenig und meist zu
einseitig behandelt. Auch die Lehrbücher über Obstbau weisen
herzlich wenig davon auf. So hat z. B. N. Gaucher in seinem
Handbuch der Obstkultur der Düngungsfrage nur 5 bis C Seiten ge-
widmet, was allerdings zu wenig ist. Ich will nun versuchen, dieses
wichtige Thema eingehend zu besprechen.
Wenn ich hier von einem Nährstoffbedürfnis spreche, .so muß
darin das Verlangen, bezw. das Hungern der Pflanzen nach gewissen
Nährstoffen verstanden werden. Nach allen bisherigen Versuchen
steht es fest, daß fast alle Kulturgewächse in hohem Grade Stick-
stoff, Phosphorsäure und Kali zum Aufbau der Zellen nötig
haben, dazu kommt noch der Kalk, welcher dem Boden oft fehlt.
Nach Barth bringt ein Obstbaum von 4 bis ö m Kronendmchmesser
jährlich an Trockenmasse hervor:
Baumart
Wurzel-
holz
g
Stamm-
holz
g
Ast- u.
Frucht-
holz
Laub
g
Früchte
g
Kirsche
Pflaume
Apfelbaum
Birnbaum
1847
1805
1994
1295
1846
1806
1993
1295
1846
1806
1993
1294
9050
2451
4073
2273
6020
7^95
2929
15584
Der Durchschnittswert des G
ehalts der Trecke
nmasse
st:
Wurzel-
holz
Stamm-
holz
Ast- u.
Frucht-
holz
Laub
Früchte
°/o
"/o
°/o
°/n
%
^
Stickstoff . .
0.37
0.36
0.90
1.80
0.86
§
Phosphorsäure .
0.11
0.09
0.24
0.36
0.37
'5
Kali ....
0.21
0.21
0.40
2.20
1.80
OQ
Kalk ....
0.60
0.80
2.10
4.—
0.15
^
Stickstoff . .
0.36
0.58
0.99
1.70
0.56
^
Phosphorsäure .
0.15
0.13
0.19
0.20
0.19
ä
Kali ....
0.30
0.32
0.50
1.20
1.11
w
Kalk ....
0.70
1.26
2.63
2.70
0.12
Es berechnet sich demnach
qm Baumstandortsfläche
Nährstoffbedürfnis für jeden
Baumart
Stickstoff
g
Phosphor-
säure
Kali
g
Kalk
g
Kirschbaum ....
Pflaumenbaum . . .
Apfelbaum
Birnbaum
11.90
7.—
7.10
7.50
3.10
2.30
1.50
2.10
15.95
10.64
7.30
10.90
21.05
8.42
9.80
6.70
Nach Wolff bestehen die Früchte der verschiedenen Obst-
arten aus:
1
1
M
S,
%
.5
g
1
ll
ll
s
6
"/„ 1 °/„
7„
°/o
%
%
7o
°u
%
7o
Apfel . . .
83.1
O.Ofi
0.03
O.OR
0.06
O.Ol
0.02
O.Ol
O.Ol
83.1
0.06
0.05
0.18
0.03
0.03
Ü.Ü2
0.02
0.01
—
Erdbeere . .
90 2
0.05
0.07
0 09
0.051 -
O.Ol
0.04
O.Ol
Kirsche . . .
82 5
0.06
0.20
O.Ol
0.03
Ü.Ü2
0.02
0.04
O.ül
Pflaume . . .
83.8
0.04
017
0.03
0.02
0.01
0.01
—
Stachelbeere .
90 3
0.07
0.13
0.03
Ü.04
0.02
0.02
O.Ol
—
Weintraube .
80.3
0.17
0.14
0.50
ü.ül
ü.lü
0.Ü4
U.Uo
0.Ü3
U.Ol
Die Gartenwelt.
IX, 46
Daraus ersieht man, daß die Obstbäume zu ihrer Ernährung
Stiükstoff, Phosphorsäure, Kali und Kalk brauchen. Meistens ist der
Boden nicht hinreichend mit diesen Nährstoffen versehen, sodaß man
diesen oder jenen hinzufügen muß. Es verlangen die Bäume nicht
von jedem Nährstoff das gleiche Quantum, .sondern der Bedarf an
Stickstoff beträgt etwa 35 %, der an Kali .'iO 7o und der an Phosphor-
säure 15 7o des gesamten Nährstoffbedarfs. Je nach dei Obstgattung
dann noch Kalk.
Diese Nährstoffe müssen wir den Pflanzen durch Düngung
des Bodens zugängig machen. Die verschiedenen Düngungsmethoden
wollen wir jetzt durchsehen.
Beginnen wir mit dem ältesten und jetzt noch am meisten an-
gewandten Düngemittel, dem Stallmist. In ihm sind die Nährstoffe
so ziemlich in einem richtigen Verhältnisse beisammen, sodaß man
ihn bis jetzt als den besten Dünger bezeichnen kann. Es enthält
ein Doppelzentner:
Kali
Phosphorsäure
kg
Stickstoff
Rindviehmist ....
Pferdemist
Stallmist, frisch . . .
verrottet . .
0.40
0.4S
0..52
0.50
0.16
0.30
0.22
0.30
0.34
0.50
0.44
O.tiO
Außerdem wird für Obstbäume noch die Jauche -Düngung
angewandt, ebenso der Kompost. Da aber alle diese Düngerarten
nicht genügten, so versuchte man die in der Landwirtschaft schon
längst bekannten künstlichen Düngemittel:
a) Stickstoffdünger: Chilisalpeter mit 17 7,, Stickstoff,
schwefelsaures Ammoniak mit 20 "/o Stickstoff, Hornmehl mit
12 7„ Stickstoff.
bj Phosphorsäurehaltige Dünger: Superphosphat mit
17 7„ Phosphorsäure, Thomasmehl mit 15 7o Phosphorsäure.
c) Kalihaltige Dünger: Kaiuit mit 24 7„ Kali, Kali-
dü ngosalz mit 40 7o Sali-
Mit diesen Mitteln sind Versuche angestellt worden, welche
auch teilweise befriedigend abgelaufen sind. Die Ergebnisse wurden
in Tabellen niedergelegt. So empfiehlt Professor Fleischer als
jährliches Düngungsquantum für jeden jungen Baum:
75 g Chilisalpeter,
250 g Kainit,
225 g Thomasschlacke.
Nach Professor Wagner soll dagegen jeder junge Obstbaum
jährlich erhalten:
75 g Ghilisalpeter,
100 g Kainit,
100 g Thomasmehl.
Ältere Obstbäume sollen nach Professor Wagner außer reich-
licher Stallmistdüngung jährlich für je 100 qm Bodenfläche erhalten:
4 kg Superphosphat,
2 kg Kalidüngesalz,
2 kg schwefelsaures Ammoniak,
welches gleich nach dem Ausstreuen (Februar) untergegraben wird.
Zur Ergänzung werden dann noch Mitte Mai 3 kg Chilisalpeter und
Ende Juni nochmals 3 kg Chilisalpeter ausgestreut. Von allen ver-
schiedenen Mischungen hat sich bis jetzt immer noch die Wagnersche
Mischung bewährt. Wir wollen nun einmal sehen, ob alle diese
Dünger auch ihren Zweck vollkommen erfüllen.
Stallmistdüngung ist überall dienlich, jedoch nicht immer
durchführbar und rentabel. Sehr oft ist Mist schwer zu haben, oft auch
recht teuer. Hat man seinen Garten auf einer Anhöhe liegen, so
sind die Transportkosten erheblich. Auch gelit dem Stallmist meist
durch unrichtige Behandlung ein großer Teil seines Stickstoffgehalts
verloren; und es ist schon oft vorgekommen, daß man neben Stall-
mist noch fleißig mit künstlichen Düngern nachhelfen mußte.
Doch i.st von allen bisherigen Düngern der Stallmist immer
noch der beste, da er viel zur Humasbildung beiträgt. Die Düngung
der Obstbäume durch Stalljauche ist auoh nicht immer gut, da die
Zufuhr von Nährstoffen zu einseitig geschieht. Es mangelt in der
Stalljaucho besonders an Phosphorsäure.
Von den künstlichen Düngern erzielt man bei richtiger An-
wendung sehr große Ernten, die diejenigen auf ungedüngtem Boden
oft um das Fünffache übersteigen. Jedoch bnngt eine einseitige Er-
nährung mit künstlichen Düngern oft so geringe Ernten, daß un-
gedüngte Bäume manchmal das Doppelte ti-agen.
Chilisalpeter und andere Stickstoffdünger wirken besonders
anregend auf den Wuchs des Holzes, dagegen alle Phosphorsäure
enthaltenden Düngemittel sehr auf den Fruchtansatz. Kali übt einen
besonderen Einfluß auf die Struktur des Zellengewebes aus. Die
Äste und Zweige werden fest und winterhart. Auch die Früchte
erhöhen ihren Zuckergehalt und werden wohlschmeckender und
haltbarer.
Kalk ist für die Obstbäume sehr nötig, doch wende man ihn
mit Vorsicht an ; denn durch zu reiche Kalkdüngungen wird der
Boden eher verschlechtert, statt verbessert.
Man muß durch die Bodenanalyse feststellen lassen, welche
Nährstoffe dem Boden fehlen und kann danach seinen Düngungsplan
entwerfen.
Kali und Phosphorsäure wirken, wenn zu reichlich gegeben,
leicht schädlich auf die Kulturpflanzen, jedoch vermindert sich diese
schädliche Wirkung durch eine reiche Gabe von Stickstoff. Es be-
stätigt sich also die Erfahrung, daß, während Stickstoff den Holz-
wuchs fördert, dieser (der Holzwuohs) durch einseitige Mineraldüngung
zumckgehalten wird. Wenn auch die Ernten auf vollgedüngtem
Boden sehr hoch sind, so muß doch vor einer zu häufigen Anwendung
dieser künstlichen Dünger gewarnt werden. Dieselben üben wohl
eine sofortige Wirkung aus, jedoch ist diese nicht dauernd. Wenn
auch einige Stoffe dem Boden in größerer Menge zugeführt werden,
so bereichert sich der Boden nicht besonders, da sehr viele dieser
Nährstoffe versickern. Die chemischen Düngemittel sind sehr ver-
werflich, weil der Boden, wenn er von einem Nährstoff zuviel erhält,
schon einseitig ernährt wird, was auf die Pflanzen nicht ohne Einfluß
bleibt. Besonders schädliche Eigenschaften unter den künstlichen
Düngemitteln hat z. B. das Chlorkalium. Ebenso ist es mit dem
Chilisalpeter, welcher ohne reichliche Anwendung von Kali nicht an-
gewendet werden kann. Dieser schadet den Pflanzen zwar nicht
immer direkt, aber er macht den Kulturboden zähe, naß und kalt.
Dies ist ein so schwerwiegender Nachteil, daß schon viele Personen
von der Anwendung des Chilisalpeters abgekommen sind. Dies läßt
sich nicht abstreiten. Niemand kann behaupten, daß dies nur neben-
sächliche Folgen sind, die durch den Nutzen zehnfach aufgehoben
werden. — Nein, das Gegenteil ist der Fall. — Nur durch ein be-
stimmtes harmonisches Zusammenwirken sämtUcher Faktoren, die
zum Aufbau der Zellen nötig sind, erzielt man die gewünschten Er-
folge. Nun braucht der Obstbaum ganz besonders viel Licht und
Wärme. In einem nassen Boden kann es aber nicht sonderlich warm
sein. Es bleibt also die Pflanze in der Entwickelung zurück, ganz
gleich, ob die Nährstoffe in großen oder kleinen Mengen vorhanden sind.
„Licht und Wärme nebst Feuchtigkeit, aber keine Nässe, sowie
die nötigen Nährstoffe sind zum gesunden Gedeihen eines Obstbaumes
unbedingt erforderlich."
Es mag wohl eine Zeitlang gehen, daß man ohne nennens-
werten Schaden fortwährend künstiiche Dünger anwenden kann;
aber es werden' sehr viel Menschen einsehen, daß es nicht allein die
Nährstoffe im Boden sind, die zum Wachstum der Pflanze nötig sind.
Wie schon bemerkt, steht auch Professor Wagner auf dem
Standpunkte, daß man künstliche Dünger mit Erfolg nur in Ver-
bindung mit Stallmist anwenden soll. Es gibt Gegenden, wo die
Obstbäume ohne jegliche Düngung gedeihen und reichliche Ernten
geben. Aber diese gesegneten Gegenden, findet man sehr selten.
In neuerer Zeit sind dann wiederholt Versuche angestellt
worden, um neue Düngerijuellen zu finden, denn speziell die Stick-
stoffdüngung ist sehr teuer. Jährlich wandern Millionen von Mark
ins Ausland, nui' um den Bedarf an Chilisalpeter zu decken. Müssen
wir denn durchaus vom Ausland abhängig sein'? Es ist aber auch
gar nicht ausgeschlossen, daß die reichlichen Salpeterlager in Chile
einmal versiegen; und was dann?
IX, 46
Die Gartenwelt.
So hat man vor einigen Jahren die Gründüngung angefangen
und erzielt bis heute noch große Erfolge.
Die uns umgebende Luft besteht zu 79 Teilen aus Stickstoff;
dies ist eine großa Nährstoffquelle für den Acker und Garten,
umsomehr, als man durch einfache und natürliche Mittel diesen
Stickstoff dem Boden zuführen kann. Die Natur kommt uns hierbei
schon zu Hilfe. Gute Humusböden haben nämlich die Eigenschaft,
Stickstüffgase aus der Luft aufzusaugen und im Boden zurückzuhalten.
Auch im Regenwasser ist eine Menge Stickstoff enthalten, und
zwar auf einen Liter 2 mg. Dies macht bei einer jährlichen Regen-
menge von 600—700 mm oder 6 bis 7000000 Liter Wasser auf den
Hektar 12 — 14 kg Stickstoff. Dies ist jedoch noch nicht ausreichend.
Viele Pflanzen haben nun die Eigenschaft, den Stickstoff aus
der Luft aufzunehmen.
Es ist eine irrige Meinung, wenn man glaubt, daß Grün-
düngung nicht rentabel und nicht durchführbar sei. Bereits viele
Versuche sind mit derselben angestellt und man hat glänzende Er-
folge erzielt. Besät man z. B. ein Feld mit Lupinen, so erhält man
pro ha zirka 20000 kg grünes Kraut; dies enthält ungefähr 100 kg
Stickstoff, welcher zur Düngung der Kulturen im Boden bleibt. Es
empfiehlt sich daher, statt der bisher üblichen Anwendung künst-
licher Düngemittel die Gründüngung einzuführen.
Die Anwendung derselben ist sehr bequem, denn es macht viel
mehr Mühe, einige Fuhren Mist auf den Acker zu bringen als ein
paar Hände voll Samen.
Die meisten Pflanzen haben ein großes Bedürfnis nach Stick-
stoff. Leider wird ihnen dieser meist in einer falschen Form ge-
geben. Eine vollkommen richtige Zufuhr von Stickstoff
erhält der Boden nur durch eine Gründüngung. Daß man
auch sehr hohe Erträge erzielen kann, hat jetzt die Erfahrung be-
wiesen. Es waren die Erträge auf grüngedüngteu Flächen enorm hoch
gegen diejenigen von uugedüngten Feldern. Ja, die grüngedüugten
Quartiere brachten oft viel mehr Ernten, als die einseitig mit künst-
lichem Dünger ernährten. Auch gegen die Erträge auf vollgedüngten
Flächen, wo alle drei künstliche Dünger richtig zusammengesetzt
angewendet wurden, blieb die Gründüngung nicht weit zurück.
Und außerdem hat dieselbe nicht die schädliche "Wirkung, die
künsthche Dünger mit sich bringen. Durch den Anbau tiefwurzelnder
Gründüngungspflanzen wird die Ackerkrume infolge vermehrter
Humusbildung vertieft. Der Boden wird sehr gelockert. Der Haupt-
wert der Gründüngung liegt neben dem Ansammeln von Stickstoff
besonders in der Bildung von Humus. (Schluß folgt.)
Pflanzenkunde.
Untersuchungen über das Erfrieren der Pflanzen. Prof.
Karl Mez in Halle a. S. hat über das Erfrieren der Pflanzen in der
Zeitschrift: „Aus der Natur" eine neue Lehre aufgestellt, welche
ganz bedeutende Umwälzungen im Gartenbau und in der Landwirt-
schaft hervorrufen wird, falls sie sich bestätigen sollte. Man nahm
bisher an, daß am Erfrieren der Pflanzen das Gefrieren des Zellsaftes
und die damit verbundene Austrocknung des Protoplasmas schuld
sei. Prof. Mez hat nun durch zahlreiche Untersuchungen festgestellt,
daß gerade das Gegenteil der Fall ist. Bei gleicher Widerstands-
fähigkeit gegen tiefe Temperatur bleibt diejenige Pflanze am Leben,
die am frühesten das Eis in ihren Geweben sich derartig ansetzen
läßt, daß es in der Rinde des Stammes eine Schutzschicht um die
Pflanze herum bildet, welche den vorhandenen Rest der Innenwärme
vor raschem Abströmen schützt. Eine Folge dieser Entdeckung wird
die Züchtung frostbeständiger Arten unserer Kulturpflanzen sein, da
man die Vorgänge und Substanzen kennt, welche die Eigenschaft
besitzen, den Gefrierprozeß im Pflanzensaft zu beschleunigen. Es
leuchtet somit ein, daß eine solche Entdeckung von hervorragender
Bedeutung werden kann, und ganz ungeahnte Ausblicke in die Zu-
kunft eröffnet. Prof. Mez hat ein Verfahren zur Züchtung möglichst
frostbeständiger Rassen von Kulturpflanzen zum Patent angemeldet.
(Kl. 45 f M. 26114. 19. 9. 04).
Gärtnerisches Unterrichtswesen.
Obstverwertungskurse an der Königlichen Lehranstalt
für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisenheim werden für
Männer in der Zeit vom 21. bis 26. August d. Js,, für Frauen in
der Zeit vom 28. August bis 2. September d. Js. abgehalten. Die
Kuree beginnen jedesmal an den zuerst genannten Tagen vormittags
9 Uhr. Der Unterricht wird theoretisch und praktisch erteilt, sodaß
die Teilnehmer Gelegenheit haben, die verschiedenen Verwortungs-
metlioden einzuüben.
Der Unterricht umfaßt: Obstweinbereitung und Behand-
lung desselben im Keller, Bereitung von Essig, Branntwein und
Beerenwein; Schau mweinbereitung, Untersuchung des Mostes
auf Zucker und Säure. — Bereitung von Gelee, Marmelade und
Herstellen von Konserven und Obstsäften; Dörren des
Kern- und Steinobstes und des Gemüses. — Obsternte. Auf-
bewahrung und Verpackung des frischen Obstes.
Das Honorar beträgt 6 Mk., für Nichtpreußen 9 Mk. Unter-
kunft für die Frauen besorgt die Direktion, an welche auch die An-
meldungen zu den Kursen bis spätestens 14 Tage vor Beginn der-
selben zu richten sind.
Geisenheim a. Rhein, den 3. Juli 1905.
Der Direktor Prof. Dr. Wortmann.
Bücherschau.
Rosenbuch für Gartenliebhaber. Von Dr. Julius Hoffmann t.
Mit zwanzig Farbentafeln. Stuttgart, ohne Jahreszahl. Verlag von
Julius Hoffmann. Oktav, 143 Seiten, Preis elegant gebunden 6 Mk.
Der leider nicht mehr unter den Lebenden weilende Verfasser
dieses Buches hat als Verlagsbuchhändler in Stuttgart lange Jahre
durch Herausgabe vorzüglicher, populär-naturwissenschaftlicher "Werke
der Naturliebhaberei und damit auch dem Gartenbau nicht zu unter-
schätzende Dienste geleistet. Es sei hier nur an seinen Pflanz en-
atlas erinnert, eine farbig illustrierte Flora, die eine beträcht-
Hche Verbreitung erlangte und heute in ihrer Art noch un-
erreicht dasteht. Daß Herr Dr. Hoffmann als Besitzer eines vor-
zugsweise naturwissenschaftlichen Verlags selbst Naturfreund und
speziell auch Gartenfreund war, ist selbstvei'ständlich. Als Garten-
freund hat er sein besonderes Interesse den Rosen zugewendet
und die Mußestunden seiner letzten Lebensjahre der Abfassung dieses
Rosenbuches gewidmet. Als er an den letzten Seiten arbeitete,
raffte der Tod den hochbetagten Gartenfreund dahin, sodaß die Arbeit
von Hermann Ostertag, der die Rosenliebhaberei mit ihm teilte,
beendet werden mußte. Es widerstrebt mir, diese Arbeit, die von
einem Liebhaber verfaßt und für den Liebhaber bestimmt ist, mit
den kritischen Augen des Berufsgärtners zu durchmustern, um hie
und da fühlbare Mängel festzunageln. Sie ist mit Liebe und
mit einem Verständnis geschrieben , wie es in Laienkreisen nicht
häufig zu finden sein wird, mit einem Verständnis, das wohl die
Bezeichnung eines deutschen Reynholds Hole für den Verfasser
rechtfertigt. Der Inhalt des ganzen Buches ist fast durchweg
praktisch, die einzelnen Kapitel befassen sich mit allem, was der
Liebhaber notwendig hat. Der Schlußteil enthält ein Verzeichnis der
dreihundert besten Rosen aller Klassen, von denen diejenigen mit
einem Stern versehen sind, die bei den Abstimmungen des Vereins
deutscher Rosenfreunde die meisten Stimmen auf sich vereinten.
Dieses Verzeichnis führt die Rosen nicht nach Klassen geordnet,
sondern in der übersichtlichen, alphabetischen Anordnung auf. Merk-
würdigerweise ist in dieser Liste Madame teils ausgeschrieben, teils
mitMe und Me. abgekürzt; die allein verständliche Abkürzung ist Mme.
Emgeheftete leere Blätter gestatten dem Besitzer des Buches Nach-
tragungen. Textillustrationen sind nur spärüch vorhanden, dagegen
sind die vom Kunstmaler Hermann Friese aquarellierten und von
E. Hochdanz vervielfältigten Rosentafeln wahre Meisterwerke, die
alles, was bisher von farbigen Bildern in Rosenbüchern veröffentlicht
wurde, in den Schatten stellen.
Die Gartenwelt.
IX, 46
Lag auch zu einem neuen Rosenbuoh kein Bedüi-fnis vor, da
mit der deutschen Ausgabe des Buches von der Rose von Reynholds
Hole, seit dem Erscheinen des großen Nietnerschen Rosenpracht-
werkes „Die Rose, ihre Geschichte etc.", das 5000 Sorten beschreibt
und 1880 erschien, bis auf die neueste Zeit Spezialwerke erschienen
sind, so mutet mich doch gerade das vorliegende Buch eines be-
geisterten Liebhabers durch Inhalt und künstlerisch vollendetste Aus-
stattung so sehr an, daß ich es unter allen am meisten als Lehrbuch
und Geschenkwerk für den Gartenfreund empfehlen möchte. Der
Preis ist im Verhältnis zum Gebotenen sehr mäßig. M. H.
Praktische Erdbeerkultur. Anleitung zur Anlage und Pflege
von Erdbeerpflanzungen, sowie zu (I) Ernte, Verpackung, Versand und
Verwertung der Früchte. Von E. Spangenberg. Mit 63 Abbildungen.
Frankfurt a. 0. 190ä. Verlag von Trowitzsch & Sohn. Preis ge-
heftet 1 Mk. 50 Pfg. 8", 112 Seiten.
Wenn man beim Erscheinen neuer Bücher die Bedürfnisfrage
in Betracht zieht, so muß man sich sagen, daß ein Bedürfnis
nach dem Erscheinen dieser Broschüre nicht vorhanden war. Ab-
gesehen davon, daß eine Zersplitterung der Gartenbauliteratur in
alle möglichen Einzelkulturen von Übel ist, e.xistieren auch bereits
seit Jahren zwei Spezialwerke über Erdbeerkultur, von welchen das
ältere keinen geringeren als den Altmeister Goeschke zum Ver-
fasser hat. Im Speziellen habe ich gegen die vorliegende Schrift
keinerlei Einwendungen zu machen. Der Verfasser hat durch die-
selbe erwiesen, daß er ein ganz hervorragender Praktiker auf seinem
Spezialgebiete ist und das auch in Worte zu kleiden versteht, was
er sagen will. Die Abbildungen haben zum größten Teil bekannte
Gesichter und sind aus den verschiedensten Publikationen des
Verlags, wenige Ausnahmen abgerechnet, zusammengeholt worden.
Diese immerwährende Verwendung der gleichen Bilder scheint erst
die MögUchkeit zu bieten, solch wohlfeile Bücher in die Welt zu
setzen. Unter diesen Bildern befinden sich viele, die den Raum
verdienen, den sie einnehmen, bei nicht wenigen anderen wäre es
aber besser gewesen, sie nicht erneut ans Tageslicht zu ziehen. Da
es eine große Anzahl von Gartenliebhabern gibt, denen jede Kultur
erst Vergnügen macht, wenn man sie ihnen in möglichst breiter
und umständlicher Weise auf mindestens hundert Druckseiten ge-
schildert hat, so zweifle ich nicht daran, daß auch die vorliegende
Schrift ihre Abnehmer finden wird. M. H.
Kongresse, Versammlungen.
Der Verein Deulsclier Gartenkünstler, Sitz Berlin, hält
seine diesjährige, XVIII. Hauptversammlung vom 22. bis 25. August
in Darmstadt in der Festhalle der Gartenbau-Ausstellung ab. Der
Abend des 21. August ist für eine zwanglose Zusammenkunft im städt.
Saalbaurestaurant vorgesehen. Am 22. August stehen in der Haupt-
sache Vorträge auf der Tagesordnung, unter anderen von Professor
Ol brich über den „Farbengarten", von Maler Leipheimer über
seinen in der Ausstellung geschaffenen Sondergarten, von Direktor
W. Cordes-Ohlsdorf über das Nützliche und Schöne in der Garten-
kunst, von Gärtendirektor Heicke-Fi-ankfurt über „Die rückständige
Gartenkunst" mit anschließender Erörterung. Am 23. August, einem
Mittwoch, stehen hauptsächlich interne Angelegenheiten auf der
Tagesordnung. Einige Anträge werden zu ernsthaften Auseinander-
setzungen führen. Von allgemeinem Interesse ist der Antrag des
Herrn Stadtgärtners Schlegel -Schöneberg: Die Hauptversammlung
wolle beschließen, daß der Name „Verein Deutscher Gartenkünstler"
fallen gelassen und durch die Bezeichnung „Verein zur Förderung
Deutscher Gartenkunst" ei-setzt wird. Diesem Antrag darf man Er-
folg wünschen. Erstens kommt der neue Name der Wirklichkeit
viel näher als der bestehende, zweitens umschreibt er auch die Ziele
des Vereins viel deutlicher und drittens ermöglicht er auch, daß dem
Vereine Personen beitreten, die, ohne selbst Garterkünstler zu sein, die
Gartenkunst auf irgend eine Weise zu fördern wünschen, wodurch
ein Mitghederzuwachs zu erwarten ist. Am 24. und 25. August
werden Ausflüge unternommen. Die Teilnehmerkarte kostet 7 Mark.
Auskünfte erteilt Herr Garteninspektor Stiipel, Darmstadt, Emilstr. 19.
Tagesgeschichte.
Vale (Verein. Staaten). Die Universität läßt einen ihr zu-
fallenden Landbesitz durch den Gartenarchitekten Frederick Law
Olmstead zu einem Park mit botanischem Garten im Anschluß an die
Forstschule ausgestalten.
Von der diesjälirigen Sommerwitterung. Fast überall im
Reiche waren in den letzten beiden Monaten die Niederschläge aus-
reichend, vielfach zu reichlich. In der Provmz Brandenburg brachte
der Juli kaum einen regenfreien Tag, so daß der Roggen vielfach
nicht rechtzeitig eingebracht werden konnte und auf dem Halm aus-
keimte. Letzteres ist, wie uns Herr Handelsgärtner Hinderlich in
Neumarkt i. Schi, mitteilt, auch dort der Fall gewesen. In einigen
Gegenden Schlesiens war aber bis zur Roggenernte permanente Dürre
zu verzeichnen, erst dann setzten starke Regengüsse ein, die das
metertief ausgedörrte Erdreich wieder genügend durchfeuchteten.
Dabei hatte Schlesien schon im vorigen Jahre furchtbar durch Dürre
zu leiden, so daß in handelsgärtnerischen Betrieben große Schäden
zu verzeichnen waren. Auch im Großherzogtum Baden herrscht
Dürre. Herr Hofgartendirektor Graebener schrieb uns unter dem
28. Juli: „Es ist schrecklich wie die Trockenheit hier schadet. Seit
Anfang Juni haben wir keinen Regen mehr gehabt. Das Erdreich
ist zu Staub ausgetrocknet, der Rasen ausgebrannt. Sträucher und
Bäume verlieren das Laub, alles welkt. Wir gießen den ganzen Tag,
aber das Wasser verdunstet, sowie man es ausgießt. Ich erinnere
mich nicht solcher Trockenheit in all den vielen Jahren, während
welcher ich das Wetter beobachte". Auch auf weiten Gebieten des
russischen Reiches herrscht fürchterliche Dürre, so daß man infolge
der Mißernte bereits mit Hungersnot rechnet. Charakteristisch für
die diesjährige abnorme Witterung sind die zahlreichen schweren
Hagelwetter, die in den regenreichen Gegenden zu verzeichnen waren.
In der Gegend von Berlin, in der Altmark und an anderen Orten
haben die Hagelwetter vielfach den schwersten Schaden an Garten-
und Feldkulturen angerichtet.
Personal-Nachrichten.
Bloßfeld, Robert, übernahm die Leitung der Karthaus'schen
Orchideengärtnerei in Potsdam an Stelle des bisherigen Obergärtners
Micliael Krämer, eines seit Jahrzehnten in der Orchideenpraxis
stehenden Fachmannes.
Molsberg, Freiherr Paul Adolf von, zu Nackenheim a. Rh.
T am 31. Juli, als letzter Nachkomme Gutenbergs, des Erfinders der
Buchdruckerkunst. Herr von Molsberg war Naturwissenschaftler und
hat als solcher ein dreibändiges Werk unter dem Titel „Streifzüge
ins Gebiet der Philosophie und Naturwissenschaften" (Wiesbaden bei
Rud. Bechtold & Co.) herausgegeben. Dieses gemeinverständliche
AVerk birgt eine Fülle des Wissens und der Erbauung. Der Ver-
storbene war ein großer Gartenfreund und bekannter Obstzüchter,
der als langjähriger Freund der Gartenwelt mit der Redaktion in
steter Fühlung gestanden hat.
Pfitzer, Wilhelm sen., Privatier, Begründer der weitbekannten
Handelsgärtnerei in Stuttgart, die vor Jahren auf seinen gleich-
namigen Sohn überging, t am 30. Juli im Alter von 84',, Jahren.
Briefkasten der Redaktion.
Nelkenmade. Die kaiseiliche biologische Anstalt fiü- Land-
und Forstwirtschaft hat den Nelkenschädling selbst nicht nachweisen
können.' Die Fraßspuren deuten entweder auf die Larve eines
Rüsselkäfers, Hypera (Phytonomus) polygoni, oder auf die Wurzel-
fliege, Anthomyia radieum. Die fußlose Rüsselkäferiarve bohrt sich
in die Triebe der Nelken ein und höhlt sie aus. Die populäre Be-
zeichnung „Nelkenmade" kann sich nur auf einen der beiden Nelken-
schädlinge beziehen. Als Bokämpfungsmittel kann nur empfohlen
werden auf die welkenden Triebe zu achten, dort die Larven zu
suchen und zu vernichten. Vorbeugend wirkt, so schreibt uns Herr
Obergärtner Richard Heimann, öfteres Bespritzen mit Tabaksaftlösung
('/4 1 Nicotin auf 10
Vorantworü. Redakteur: Mai Hesdörffer, Berlin. — Verlae v. Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. — Dmck : Anhalt. Bnchdr. Gntenberg, e. O. m. b. H., Dessau.
^^w^^^
Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
19. August 1905.
No. 47.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Obstbau.
Schallfrüchte aus L. Späths Baumschule.
Vom Herausgeber.
(Hierzu xehn für die „OarlenweW" gefertvjte Abbildungen.)
im Herbste vorigen Jahres veranstaltete die Späthsche
Baumschule in einem leerstehenden großen Obsthause eine
Obstausstellung von Erzeugnissen ihres Betriebes, von welcher
ich nur durch Zufall gelegentlich eines Sonntagsbesuches
Kaiser Alexander.
beim Besitzer dieses großartigen Betriebes Kenntnis erhielt.
"Wie ich feststellen konnte, wurde die Ausstellung sehr viel
von Grai-tenfreunden aus der näheren und weiteren Umgebung
besucht, die durch eine Bekanntmachung im Kreisblatte davon
Kenntnis erlangt hatten. Daß derartige Veranstaltungen für
jeden Baumsciiulenbesitzer nur von großem Vorteil sein
können, liegt auf der Hand, da sie es dem Liebhaber er-
möglichen, sich die Früchte, die sein besonders Interesse er-
regen, zwecks späterer Bestellung der Sorten zu notieren,
ihm aber auch die Möglichkeit geben, Lieblingssorten, die
ihm dem Namen nach bisher nicht bekannt waren, festzustellen,
was erst deren Anpflanzung ermöglicht. Die Kollektion ent-
hielt ein gewähltes Sortiment, in dem sich auch die besten
neuen Sorten befanden, in durchweg musterhaft ausgebildeten
Früchten. Diese Früchte entstammten meist den Spalier-
und Kordonbäumchen des gutgepflegten Späthschen Form-
obstgartens, zumteil aber auch den Topfobstbäumen, die bei
Späth in großer Zahl und mit großer Liebe gepflegt werden.
In Rücksicht auf den beschränkten Raimi können wir
nur wenige Sorten in starker Verkleinerung im Bilde vor-
führen. Da sehen wir zunächst den „Kaiser Alexander^'- in
zwei prächtigen, vom Kordon geernteten Früchten; er ist
Gartenwelt. IX,
entscliieden besser als sein Ruf, nicht nur weil er Schau-
früchte ersten Ranges liefert, alljähi-lich auch als Buschbaum
gut trägt, sondern weil er auch als haltbarer Tafel-
apfel gelten kann. Bei sachgemäßer Aufbewahrung sind die
felilerfreien Früchte von langer Haltbarkeit, und wenn sie auch
nicht als Tafelfrüchte ersten Ranges gelten können, so ziehe
ich sie doch im Geschmack dem seinerzeit mit so großer
Reklame in den Handel gebrachten „Bismarckapfel"- ent-
schieden vor. Als Hochstamm ist der „Kaiser Alexander^'
ebensowenig als andere riesenfrüchtige Sorten geeignet, da
er als solcher, namentlich in windigen Lagen, viel Fallobst
ergibt.
Einen nicht zu verachtenden Rivalen hat dieser Apfel
in neuester Zeit durch „Peasgoods Goldreineiie'^ (Peasgoods
Nonesuch) erhalten. Unsere Bilder lassen schon äußerlich
erkennen, daß beide Sorten nahe verwandt sind und in
Wirklichkeit ist „Peasgoods Goldreineiie'^ auch ein Abkömmling
von yjKaiser Alexander^'., gewissermaßen ein verbesserter
„Kaiser Alexander^'-. Die Früchte sind festfleischiger, aroma-
tischer und bei guter Kultur noch erheblich größer. „Peas-
goods Goldreinettey dürfte bis heute überhaupt die groß-
früchtigste Apfelsorte sein. Ich habe sie mir in 25 wage-
rechten Kordonbäumchen angepflanzt, nachdem ich feststellen
konnte, daß sie auch im Sandboden ganz vorzüglich gedeiht
und hier auch als Buschbaum große Erträge gibt.
554
Die Gartenwelt.
EK, Vi
Pariser Rambour (Kanada Rtte)
Zu den rieseDfrüchtigen Sorten gehört auch der .^Pariser
Banibour" oder die „Kanada Bemette", Abbildung oben,
die in der Form lebhaft an Calville erinnert. Sie ist eine
kräftig treibende Sorte, die bei guter Kultur prächtig ent-
wickelte wohlschmeckende Eiesenäpfel liefert. Sie ist sehr
starkwüchsig, verlangt also kräftigen Boden und auf Doucin,
oder besser noch auf Paradies veredelt, kann man wahre
Kabinettfrüchte von ihr ernten, die auch zum Preise von
einer Mark für das Stück in größeren Städten ihre Liebhaber
finden. Allerdings ist die ,, Kanada Reinette" eine alternde
Sorte, die sich besonders empfänglich für Krebskrankheit
zeigt, weshalb vielfach der „Schöne von Boskoop^' als Ersatz-
sorte empfohlen wird. Letztgenannter Apfel ist jedenfalls
unter allen großfrüchtigen seiner Gattung die Sorte, die seit
zehn Jahi-en die weiteste Verbreitung erlangt hat. Deshalb
begegnen wir ihr auch am häufigsten in den Norraalobst-
soi-timenten der Landwii-tschaftskammern und Landes-Obst-
bauvereine, worin sie noch die „Wititer- Goldparmäne"- an
Häufigkeit übertrKft. Der „Schöne von Boskoop" ist einer
der schönsten Tafeläpfel ohne jede scWechte Eigenschaft.
Zu den bevorzugtesten großfrüchtigen Apfelsorten gehört
auch die ,. Große Casseler Beinette", Abbildung rechtsstehend;
sie ist Tafel- und Wirtschaftsfrucht, die sich für alle Lagen
und Bodenarten eignet und als reichtragend gelten kann.
Ihre Entwicklung ist aber nicht in allen Gegenden gleich
gut und so kommt es, daß man häufig auf Ausstellungen
Früchte von ihr sieht, die keineswegs die Bezeichnung groß
verdienen. Unser Bild zeigt von Verrier-Palmetten geerntete
Früchte.
Eine sehr feine und anspruchslose, wenn auch nicht
allzugroße Frticht liefert uns ferner der ,,London Pepjnnt/-'
(Abbildung unten). Er eignet sich gleichfalls für alle
m0^w
Lagen und Bodenarten, empfiehlt sich auch sehr für Busch-
baumform und ist, wovon ich mich vielfach überzeugen
konnte, für den Sand der Mark Brandenburg einer der besten
und dankbarsten Tafeläpfel; er kann als bester Ersatz des
Weißen Wintercalvills in rauhen Lagen gelten.
„Neustadts gelber Pepping'^ (Yellow Newton Pippin), Ab-
bOdung Seite 5.55, ist eine weniger verbreitete amerikanische
Sorte, über die ich aus eigener Wissenschaft kein Urteil ab-
geben kann. Der Späthsche Katalog sagt von ihm, daß er
von Januar bis Sommer lagerreif sei, eine ziemlich große,
gute Wirtschafts- und auch Tafelfrucht liefere, sehr fruchtbar
sei und an Boden und Lage keine besonderen Ansprüche stellte.
Die auf unseren Bildern S.5.55 dargestellten Birnen Sorten
sind beliebte und geschätzte Tafelfrüchte. Die „ Gute Louise
von Avranches^\ deren Reifezeit in die Monate September bis
Oktober fällt, gehört zu den reich- und frühtragencJen
Sorten und ihi-e Frucht ist von köstlichem Wohlgeschmack.
„Clairgeaus Butterbirne" reift vier Wochen später; sie ist
gleiclifalls eine große wohlschmeckende Sorte und ebenso
wie die „Gute Louise^'' früh- und reichtragend und besonders
für Pyramiden geeignet. Die ,.Neve Boiteau" hat gleiche
Große Casseler Reinette.
Reifezeit und gehört gleichfalls zu den früh- und reich-
tragenden großfrüchtigen, wolüschmeckenden Sorten. Sie
liebt etwas feuchten Standort, ohne sonst besondere Ansprüche
an denselben zu stellen und gedeiht auch in etwas be-
schatteter Lage.
Weniger verbreitet als die vorgenannten Sorten ist
„Triomphe de Vienne'-^ , Abbildung Seite 5.06. Sie liefert in
guten Lagen sehr große Früchte von feinem Geschmack und
kann als recht fruchtbar bezeichnet werden.
Die Düngung der Obstbäume.
Von Otto Pauls, Berlin.
II. (Schluß.)
Lumus ist der wichtigste Faktor in der Ernährung der Pflanzen-
welt. Seine wasserhalteade Kraft übersteigt selbst die des Tons.
Während sie bei schwerem Tonboden 70— 90 °/o ■'') beträgt sie bei
gutem Humusboden ungefähr 180 %■ Der Verdunstung gegenüber
hält Humu,s das Wasser fester als Sand, Lehm und Ton. Schwere
tonige Erden werden durch Uumus leichter und durchlässiger, dagegen
werden leichte und Sandbdden durch Humus voller, dichter und
wasserhaltender. Humus ist eine in langsamer, beständiger Ver-
brennung befiudüche organische Masse und erzeugt dabei Wärme.
H.
IX, 47
Die Gartenwelt.
Die Sonnenstrahlen werden vom Humusboden begierig aufgesogen
und in Wärme verwandelt. Ein besonderer Vorzug ist die Absorptions-
fäliigl;eit dos Humusbodens. Die für die Ernährung so wichtigen Kali-
und Ammoniaksalze werden durch Humus aufgeschlossen und den
Pflanzenwurzeln zugänglich gemacht. Dieses ist besonders wicbtig;
denn man sieht, daß auf einem humusreichen Boden die verschiedenen
Dungstoffe vollständig aufgeschlossen und festgehalten werden,
während dieselben bei anderen Erdarten allmählich versickern.
Außerdem saugt, wie schon erwähnt, Humus die Ammoniakgase aus
der Atmosphäre auf, welche ja zur Bereicherung des Bodens an
Nährstoffen viel beitragen.
Humus besitzt selbst Nährstoffe, aber er befördert das Wachs-
tum und die Fruchtbarkeit auch noch durch die physikalische Ver-
besserung des Bodens, wie oben angeführt wurde. Humus erhölit
das Aufsaugungsvermögen , er trägt viel zur Losung der meisten
Gute Louise von Avranches.
mineralischen Nährstoffe bei. Auch ist Humus eine ständige Kohleu-
säureijuelle.
Dr. Otto (Proskau) schreibt, daß ein Obstbaum eine genügende
Feuchtigkeit im Boden verlangt. Bei humusreichem Land findet
man wohl eine langanhaltende Feuchtigkeit, aber die so schädlich
stockende Nässe ist nicht vorhanden. Auch braucht der Obstbaum
einen säurefreien, lockeren und gut durchlüfteten Boden, und Humus
verleiht dem Boden diese Eigenschaften, hält die Nährstoffe fest,
während die schädlichen Säuren versickern. Der Obstbaum bedai-f
ein genügendes Maß von Luft und Wärme, was alles durch den
Humasboden gegeben wird. Man sieht hieraus, daß nicht immer die
Nährstoffe die Faktoren zum Pflanzenaufbau sind, sondern daß da-
neben Licht, Luft, Wärme und Wasser nötig sind.
„Nur durch einen guten Humusboden ist eine Pflanze
im Stande, die ihr gereichten Nährstoffe voll und ganz
aufzunehmen."
Ich habe
aber noch nie
bemerkt, dali
irgend ein
künstlicher
Dünger Hu-
mus gebildet
hat. Hornmehl
und einige an-
dere tun es
zwar, aber dies
ist so minimal,
daß es gar
nicht in Be-
tracht gezogen
werden kann.
„Wirmüs-
son daher den
Pflanzeneinen
humusreichen
Boden geben."
Da nun von Humus bildenden Düngemitte! nur zwei in Betracht
kommen, nämlich Stallmist und Gründüngung, so ist der empfehlens-
werteste Dung für den Obstbau die Gründüngung.
„Die Gründüngung ist die beste bisher bekannte
Düngungsmethode, sie ist bequem, billig und leicht durch-
führbar, bereichert den Boden an Nährstoffen und bildet
reichlich Humus."
Es ist falsch, zu glauben, daß die Gründüngung nicht auch so-
fort wirkt. Im Gegenteil, die Wirkung tritt sehr schnell ein, hält
aber auch lange an. Schon viele Besitzungen werden nur mit Grün-
düngung bewirtschaftet, ohne jegliche Zufuhr von Chilisalpeter, und
die Erfolge sind glänzend gewesen. Auch im Obst- und Gartenbau
hat sich dieselbe bewährt. Ich verweise nur auf den neuesten Be-
Neustadts gelber Pepping.
rieht des Herrn Pfeiffer, Oppenheim in No. 33 der Gartenwelt. In
Amerika wird die Gründüngung in großen Obstplantagen schon lange
mit großem Erfolge angewandt. Dort wird besonders viel Wert auf
Bodenbearbeitung gelegt. Es werden Klee, Mais, Hülsenfrüchte, sowie
auf schwerem Boden Buchweizen angesät. Hierdurch wird das Un-
kraut unterdmckt und der Boden im Winter vor Frost geschützt.
Im Frühjahr wird die Grünmasse untergepflügt, wodurch dem Boden
reichlich Nährstoffe zugeführt werden. Auch in Europa werden
schon vielfach unter Obstbäumen Hülsenfrüchte angebaut, zwecks
tJründüngung. In der Landwirtschaft wird die Gründüngung schon
seit langer Zeit und mit bestem Erfolg angewandt.
Es bleibt jetzt noch zu erörtern, wie dieselbe gehandhabt wird.
Da die Gründüngimg neben der Humusbildung die Aufspeicherung
von Stickstoff aus der Luft bezweckt, so muß man die hierfür ge-
eigneten Pflanzen anbauen. In erster Linie besitzen die Leguminosen
Die Gartenwelt.
IX, 47
die Fähigkeit, Stickstoff aus der Luft aufzunehmen und zu verarbeiten
und zwar einige Gattungen mehr als die andern. Nachstehende Tabelle
soll dies erläutern.
Es werden durchschnittlich von einem preußischen Morgen
geerntet:
Pflauzenart
Grüne Masse
Ztr.
Organische
Substanz
Ztr.
Sticksoff
Ztr.
Gelbe Lupinen .
Blaue
Weiße „
Seradella . . .
314,67
259,44
287,17
214,90
170,50
124,30
48,39
43,78
47,75
22,09
21,38
29,34
1,411
0,996
1,085
0,678
Inkarnatklee . .
Wicke ....
0,484
0,904
Für schweren Boden empfiehlt es sich, Wicke anzusäen- der
Samen muß jedoch vorgekeimt werden. Auch Erbsen, Bohnen und
Rotklee sind für schweren Boden geeignet. Nachstehende Auf-
führung zeigt, welches die geeignetsten Pflanzen für die verschiedenen
Böden sind. Für schweren Boden sind am empfehlenswertesten:
Erbsen, Wicken. Bohnen, Rotklee, Luzerne und Hopfenklee. Für
leichten Boden eignen sich alle anderen angeführten Pflanzen.
Die Anwendung der Gründüngung kann auf verschiedene Weise
erfolgen. Will man den Raum unter den Obstbäumen jährlich durch
Kulturen wie Getreide, Kartoffeln oder Gemüse ausnutzen, so kann
man die Grändüngungspflanzen erst im Spätsommer einsäen. Will
man jedoch in einem Jahr die Zwischenernte opfern, so ist dies für
die Obstbäume viel besser, weil dann das Land in diesem Jahr zwei-
mal gedüngt werden kann. Hat man das Land während eines ganzen
Jahres frei, so sät man im zeitigen Frühjahr den Gründüngungs-
samen aus. Kurz vor Beginn der Blüte werden die Pflanzen um-
gewalzt und sofort untergepflügt. Gleich darauf kann man nochmals
ansäen, und die Masse im Herbst oder Frühjahr unterbringen.
Jedoch sollte man nach dem 1. August, im äußersten Falle 15. August,
keine Aussaat mehr vornehmen, weil sich sonst die Pflanzen bis zum
Winter ungenügend entwickeln. Hat man unter den Bäumen
Kartoffeln, so kann man im Frühjahr- Samen dazwischen säen und
später untei'hacken. Steht Getreide dort, dann säe man 2 — 3 Wochen
vor der Ernte den Samen aus. Die Stoppeln werden dann nicht
unigejiflügt, da die Samen schon aufgegangen sind. Betreibt man
Gemüsebau, so sorge man dafür, daß die Ernte spätestens Ende Juli
stattfindet und säe dann die Gründüngungssamen aus. Der Samen
muß ziemlich dicht ausgestreut werden, damit das Unkraut gleich
unterdrückt w^ird. Die von Professor Merker angestellten Versuche
über die besten Mischungen seien hier mitgeteilt.
pro ha
J.I
No.
Aussaat-
« 1
cip^
mischung
o>
Sm
ks
kg
1.
Lupinen
50
47,90
Viktoria-
erbsen
100
Lathyrus
50
2.
Lupinen
Viktoria-
50
86,66
erbsen
100
Wicken
50
3.
Bohnen
Viktoria-
50
77,39
erbsen
50
Lupinen
100
"
^.
_„__
pro ha
^•^
No
Aussaat-
r^i^
r^i=^
mischung
^«
kg
kK
4.
Bohnen
50
132,36
Wicken
50
Lupinen
100
5.
Bohnen
50
137,71
Peluschken
100
Wicken
50
6.
Bohnen
Viktoria-
50
154,44
erbsen
100
Wicken
50
Auch Senf ist eine vorzüg
sind nicht kalkliebende Pflanzen
sich besser der schwedische und
liehe Gründüngungspflanze. Lupinen
Für kalkreiche Bodenarten eignen
Gelbklee, sowie die Wicke.
Triomphe de Vienne
Die beste Zeit für das Unterpflügen der Grünmasse im Sommer
ist kurz vor der Blüte. Im Herbst bleibt es sich gleich, ob die
Masse sofort oder erst im nächsten Frühjahr untergebracht wird.
Um aus der Gründüngung noch eine Nebeneinnahme zu er-
zielen, verfahre man folgendermaßen. Im Frühjahr werden die be-
treffenden Pflanzen angesät, die Masse aber nicht vor der Blüte
untergebracht, sondern man läßt die Samen zur Reife kommen. Die
besten reifen Schoten werden gepflückt und erst hiernach das Feld
flach umgestürzt. Der in den Boden gekommene Rest des Samens
geht bald auf und bringt eine neue Gründüngungsmasse hervor, die
im Herbst oder Frühjahr umgeackert wird. Für diese Methode
eignet sich für leichten Boden die Lupine, für schweren die graue
Erbse. Betreibt man neben dem Obstbau noch Viehzucht, so kann
in Jahren, wo das Futter knapp wird, die Grünmasse verfüttert
werden. Da die Leguminosen den Stickstoff nicht nur im Kraut,
sondern vor allem auch in den Wurzeln aufspeichern, so hat der
Boden immer noch Nutzen. Graswuchs unter Obstbäumen ist
für den Boden nicht so vorteilhaft. Ist man jedoch dazu ge-
zwungen, so säe man eine Mischung von den verschiedenen Gras-
sorten sowie Thimothee und Inkarnatklee aus. Das Gras sollte aber
alle zwei Jahre umgepflügt werden. Nebenher muß man fleißig
jauchen und eventuell mit künstlichem Dünger nachhelfen, da in
dem grünen Kraut der Leguminosen neben Stickstoff noch Kali und
Phosphorsäure enthalten ist, und dieses nun fehlt. Um den Kali
dem Boden zuzuführen, gibt mau Kainit. Die Phosphorsäure wird
durch Thomasmehl in den Boden gebracht. Will man aber die
künstlichen Düngemittel überhaupt nicht anwenden, so kann man
anstatt Kainit Holzasche, und anstatt Thomasmehl Latrinendünger
nehmen. Beide Düngemittel erfüllen ihren Zweck vollkommen.
Zum Schluß noch ein Wort über den Kalk. Derselbe wird von
den' meisten Pflanzen nur in geringen Mengen verbraucht und
schadet deshalb eine kleine Gabe Kalk durchaus nicht. Kirsch-,
Pflaumen-, Aprikosen- und Pfirsichbäume haben zu ihrer Ernährung
sogar große Mengen Kalk nötig.
Kalk erwärmt kaltes Land, indem er die chemische Zersetzung
befördert. Er trägt zur Aufsehließung der im Boden vorhandenen
Nährstoffe bei, sodaß sie von den Wurzeln aufgenommen werden
können. Es sind daher im Herbst nach einer Kalkdüngung die Er-
träge sehr groß, der Boden verliert aber auch zu schnell Nährstoffe.
Werden diese nicht wieder ersetzt, so gehen die Erträge immer
mehr zurück. Man soll also Kalk nur in Verbindung mit anderen,
reichlich gegebenen Düngemitteln anwenden. Bei Obstbäumen schadet
eine starke Kalkdüngung nicht so sehr, weil die Wurzeln in die
Tiefe gehen, wohin die Wirkung des Kalkes nicht mehr reicht, wohl
aber bei gleichzeitigem Gemüsebau. Mit Erfolg kann man Kalk an-
wenden bei Gras und Hülsenfrüchten. Alle Knollengewächse, be-
sonders Kartoffeln, sollen jedoch keinen Kalk erhalten.
Stallmist und Jauche kann man neben Gründüngung ganz gut
anwenden, überhaupt schadet bei Dünger, die Humus bilden, ein
Zuviel durchaus nicht, wohl aber bei künstlichem Dünger. Dr. Clausen
stellte hierüber Versuche an, indem er jungen Obstbäumen reichlich
IX, 47
Die Gartenwelt.
55?
Kainit und Thomasmehl gab, je 1 kg für den Baum. Die schädliche
Wirkung dieser Düngung war noch nach drei Jahren zu erkennen.
Durcli reichliche Zufuhr von Stickstoff konnte die schädliche Wirkung
etwas gemindert werden. Man sei also vorsichtig im Gebrauch von
künstlichen Düngemitteln, loh erkenne sehr wohl den Wert der
künstlichen Dünger an, ich weiß auch, daß durch sie die Ernten
sehr erhöht werden können, sie haben aber auch ihre Schattenseiten
und Gefahren. Will jemand künstlichen Dünger anwenden, so gebe
• er ihn mit Maß, höchstens zur Ergänzung irgend eines Durgstoffes,
aber nie ausschließlieh. Als beste und sicherste Düngungsmethode
wird sich die Gründüngung das Feld erobern. Durch sie wird der
Boden dauernd verbessert ; dabei ist eine schädigende Wirkung durch
ein Zuviel ausgeschlossen. Als Nebendüngung wende man allenfalls
noch Kainit und Thomasmehl an, und zwar gebe man auf 1 ha
Bodenfläohe 600 kg Kainit, 300 kg Thomasmehl jährlich, sowie
alle 6—8 Jahre 100 Ztr. Kalk oder 200 Ztr. Mergel. Ruß, Kompost,
Straßenschlick etc. kann man nebenbei noch anwenden.
Pflanzenkrankheiten.
Der PüLsterscliiminel des Obstes.
Von Werner Lieb, Steglitz.
(Hierx,u eine Abbildung)
Das Faiüen der Früchte, sowohl am Baum als auch in
den Lagerräumen, wird in den weitaus meisten Fällen durch
Polsterschimmel-, das sind Momlia-Arten, bewirkt. Es sind
dies Monilia frucligena, der Polsterschimmel des Kernobstes
und Monilia cinerea, der Polstei-schimmel des Steinobstes.
Jedoch kommen mit den brauneu Polstern des ersteren die
aschgrauen des letzteren auch gemeinsam auf einer Frucht vor.
Die Krankheit äußert sich zunächst in dem Auftreten
brauner Flecke, die rasch an Große zunehmen. Bevor jedoch
die Hälfte der Frucht von Fäulnis ergriffen ist, brechen die
oben erwähnten Polster, in großer Anzahl zu konzentrischen
Ringen vereint, durch die Oberhaut. Im Zentrum dieser
Ringe findet sich immer eine wenn aucli oft kaum sichtbare
Verletzung der Frucht, die aus den allerverschiedensten
Ursachen entstehen kann. Obstmaden (die Larven des Apfel-
und Pflaumenwicklers), Sägewespen, Wespen, Hornisse, Frucht-
stecher (Bkytichites), auch Vögel, fügen
der Frucht Verletzungen zu; außer-
dem entstehen solche durch Stoß, Fall,
Hagelschlag etc.
Gelangen Sporen des Monilia-
Pilzes an diese Stelleu, so keimen
sie und erzeugen im Fruchtfleisch ein
Gewebe von Pilzfäden P.
(Mycel), welches das
Fruchtfleisch bräunt und
in Fäulnis überführt. Nach-
dem sich das Mycel ge-
nügend gekräftigt hat,
schreitet der Pilz zur
Fructifizierung. Pilzfäden
durchbrechen in großer
Anzahl die Oberhaut 0.
der Frucht und erzeugen
an ihren Enden Sporen
Sp., die nun wieder im
Stande sind, neue Infek-
tionen hervorzurufen. Die
Monilia fructigena, Polsterschimmel des Kernobstes.
Schnitt durch ein Polster auf einer Apfeifrucht.. (Sehr stark vergrößert.;
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" gezeichnet.
dicht zusammengedrängten, sporentragendeu Fäden ersclieinen
ims als Polster von wechselnder Größe; einen Durchschnitt
durch ein solches von ca. 1 Quadratmillinieter Grüße zeigt
die Abbildung, die nach einem mikroskopischon Präparat an-
gefertigt wurde. Die Zellen Z. des Fruchtfleisches sind durch
den Pilz fast völlig zersetzt.
In selteneren Fällen dringen die Pilzfäden nicht durch
die Oberhaut der Frucht, der Pilz wuchert inwendig weiter.
Die Früchte "werden dann pechschwarz und halten sich in diesem
Zustande, den man als „Schwarzfäule" bezeichnet, lange Zeit.
In der Regel fallen die am Baum befallenen Früchte
bald ab, zuweilen aber bleiben sie, besonders gerne bei
Zwetschen und Pflaumen, eingeschrumpft und zusammen-
geklebt an den Zweigen sitzen; man bezeichnet sie dann als
„Fruchtmumien".
Mit dem großen Schaden, den der Pilz an Früchten an-
richtet, hat seine verderbliche Tätigkeit noch nicht ihr Ende
erreicht. Bei Obstbäumen, die ohnehin unter ungünstigen
Verhältnissen leiden, geht er auch auf die Zweige über und
bringt sie zum Absterben. Besonders häufig kann man dies
bei Kirschen und Aprikosen beobachten, bei denen kurz nach
dem Austrieb die befallenen Zweigenden wieder eintrocknen
und die vertrockneten Blätter, Blüten öder jungen Früchte
fest sitzen bleiben. Im Anschluß daran stellt sich oft auch
Harzfluß ein.
Häufig kann man in solchen Fällen die Ursache der
Infektion gleich feststellen: unterhalb der trockenen Spitze
sitzt eine Fruchtmumie, dem Zweig fest aufliegend; von ihr
aus gelangte der Pilz in das Wachstumsgewebe. Eine zweite
Möglichkeit des Eindringens bietet die Blüte; der Pilz ge-
langt durch die Narbe, den Griffelkanal und den Fruchtknoten
ins Gewebe des Holzes. Eine Sporenbildung findet bei te-
fallenen Zweigen in den Blattwinkeln statt. Im Winter bildet
der Pilz (nach Prof. Woronin) eine Dauerform, von der im
Frühjahr die erste Infektion ausgeht.
Nun zur Hauptsache, den Bekämpfungsmaßnahmen.
Nach den vorstehenden Erläuterungen müssen sie vor allen
Dingen vorbeugend wirken. Durch Verletzungen dringt der
Pilz in die Frucht, es gilt also, den obengenannten Erregern
von Fraßstellen zu Leibe zu gehen. Käfer und Obstmaden
bekämpft jeder einsichtige Obstzüchter
nach der bekannten Fanggüi-tel-Me-
thode ; Wespen und Hornisse fängt man
in Fanggläsern mit Bier.
Faide Früchte, die ihre Sporen
massenhaft in die Luft entsenden, soll
man nicht unter den Bäumen liegen
lassen, sondern von Zeit
zu Zeit durch Eingraben
unschädlich machen. Im
Winter entfernt man beim
Schnitt die Fruchtraumien
sorgfältig, ebenso im Früh-
jahr- die eingeti-ockneten
Zweige.
Beim Einernten ver-
meide man jede Verletzung
und halte die Aufbewahr-
ungsräume durch regel-
mäßiges Aussuchen frei
von faulenden Früchten.
Die Gartenwelt.
IX, 47
Landschaftsgärtnerei.
fiaiteDkolonieii.
Von Max Ton, Gartentechniker, Weimar.
Dio Wälller und Felder grünen.
Es trillert die Lorch' in der Luft,
Der Fruhlinj; ist erschienen
Mit Lichtern und Farben und Dult.
Do sang einst Heinrich Heine, ein von Gott begnadet ge-
wesener Naturfreund, der es im wahren Sinne des Wortes verstand,
landschaftliche Schönheiten in poetischen Versen zu besingen
und zu verherrlichen. Es ist auch wirklich etwas Poetisches,
in einer stillen Stunde einmal zwischen „Gartenkolonien'' dahin-
zuwandeln. Freilich plätschern da keine Springbrunnen, weder Bosketts,
Blumengruppen noch Teppichbeete fessein hier das Auge des Natur-
freundes. Keine edlen Rosen stehen hier beisammen und flüstern
sich etwa die alten, ewig neuen Geheimnisse von Frühling und Liebe
errötend zu. Weder Steinbilder noch bunte Glaskugeln, umrankte
Urnen oder Tuffsteingebilde schmücken jene enganeinanderliegenden
kleinen Gärten, die sich im Rücken dieser oder jener Stadt als schlichte
nutzbringende „Gartenkolonien-' dahinziehen. In langen Streifen
erstrecken sie sich, zwischen deren Hecken und Zäunen sich schmale
Wege entlang ziehen, von wo aus sich dem menschlichen Äuge
wieder weite Blicke in eine mehr oder weniger schöne landschaftliche
Umgebung eröffnen.
Diese „Gartenkolonien", welche schon im Mittelalter dem Ge-
schmack und Gemüt des deutschen Bürgersmannes entsprachen,
haben sich auch in unserer Zeit wieder eingebürgert. Tausende von
Gartenfreunden besitzen draußen vor den Toren ihres liebgewonnenen
Heimatsortes ein Gärtchen zur Kurzweil und Äugenfreude, aber auch
zu wirtschaftlich nützlichen Zwecken. Und jeder Garten, so klein
er auch sein mag, besitzt sein Häuslein, von der brettergezimmerten
Laube bis zum festen ziegelbedeckten Steinbau eines Pavillons oder
Gartenhäuschens. Diese kleinen Sommerklausen in den so eng bei-
einanderliegenden Gärten besitzen einen so eigenartigen Charakter,
daß man beim Anblick derselben unwillkürlich an jene mit Winzer-
häuschen übersäten Gelände des Main- und Saaletales erinnert wird.
Zwischen diesen „Gartenkolonien" aber dahinzuschlendern , ist zu
allen Jahreszeiten für den Naturfreund wirklich etwas Schönes und
Genußreiches. Da nun aber die zu sogenannten Kolonien vereinigten
Gärten immer nur einer geringeren Pflege bedürfen, als jene großen
Schmuck- imd Prunkanlagen unserer Schloß- und Villenbesitzer, so
entwickelt sich denn auch heute nur zeitweise, namentlich in den
Frühlings- und Herbsttagen ein flüchtiges, vorübergehendes Treiben
in ihnen. Wer sich aber an den Naturschönheiten ergötzen will,
der findet auch hier immer etwas zu schauen, auch der Landsohafts-
gärtner, als berufener Naturfreund, der mit fachkundigem Auge hier
manches sehen und schätzen lernt.
Wie überall, so gebührt auch in jenen „Gartenkolonien" dem
Frühling der Vorantritt, der Preis der Naturschönheiten. Wenn in
den Laubwäldern dei- Lenz sich regt, die lila schimmernden Blatt-
knospen der Buchen von jugendlicher Kraft geschwellt, die engenden
Hülsen lichttrunken sprengen, wenn es zwischen dem raschelnden
Laube lebendig wird und aus den am Boden kriechenden Stauden-
gewirr dio großen Anemonen ihre vveißen Glocken entfalten,
Ostern, das Frühlingsfest der Natur, einzuläuten, dann beginnt auch
in den „Gartenkolonien", zwischen den Hecken und Zäunen ge-
heimnisvolles Leben sich zu regen. In allen Ecken und Enden hebt
ein Drängen und Streben nach Licht und Frühlingshauoh an, Wunder
auf Wunder vollzieht sich, bis an einem herrlichen Frühlingstag
alles in den kleinen Nutzgärten wie in ein dichtes Blütenmeer ge-
hüllt ist. Da sind es denn namentlich die Vertreter unserer Obst-
arten, Kirsch-, Pflaumen-, Birn- und Apfelbäume, welche mit ihren
zarten Blüten vom schneeigen Reinweiß bis zum fleischfarbenen
Rosa im Spitzengehänge ihrer Wipfel prangen. Ein süßer Dutt lockt
die Bienen aus dem winterlichen Hause, Finken, Drosseln und andere
nützliche Singvögel aus den nachbarlich gelegenen Wäldern. Jeder
Mensch müßte doch da des Lobes voll sein, er könnte sich als be-
geisterter Naiul-freund nicht satt sehen an dieser leuchtenden Blüten-
pracht. Zwischen den Hecken und Zäunen am Wege bleibt es
indessen auch nicht still. Fleißig schafft die Natur hier, Gras, wilde
Sträucher und Blumen hervorzaubernd.
Auch der liebliche Sommer ändert nicht viel an dem Aussehen
jener „Gartenkolonien".
Plötzlich ist der Herlxst da! Bis in die weite Ferne sieht un-
behindert das Auge, wolkenlos wölbt sich der blaue Himmel und
durch die Lütte schwebt das Mariengarn, Ketten über den Weg, von
einem Gärtchen zum anderen, spannend, Schleier über Baum und
Strauch webend, sich um Hut und Wanderstab des Naturfreundes
festsetzend. Wenn dann so die Sonnenstreifen durch das buntfarbige
Laub brechen, glaubt man jene wonnigen Frühlingstage seien noch
einmal zurückgekehrt. Aber da lacht es aus den „Gaitenkolonien"
heraus, das schöne übst wird geerntet und das Lachen und Plaudern
der Erntehaltenden tönt von einem Gärtchen hinüber nach dem
anderen. Ist auch dieses vorüber, so wird es wieder still in den
„Gartenkolonien". In ein naßkaltes melancholisch graues Nebel-
gespinst trüber Novembertage liegen sie eingehüllt. Gräser und
verdorrte Blumen, vergilbte Laubblätter zittern im Winde und
klagend wirbelt es durch die Gärten; mit häßlichem Gekrächz fliegen
große schwarze Krähen hinaus in das so müde dareinblickende Land
der „Gartenkolonien". Erst der Schnee bringt wieder Helle und
Frische in das öde Naturbild; zwischen Hecken und Zäunen, Baum
und Strauch sieht man zuweilen ärmliche Gestalten scheu entlang
huschen, jene dem Gärtner und Gartenfreund so lästigen Hasen und
Kaninchen.
Endlich kommt Weihnachten heran, dann die Jahreswende mit
den fröstelnden Tagen des Januars und jene übermütige Fachings-
zeit, sie alle ändern nichts im Naturbilde der „Gartenkolonien".
Noch einsamer denn je liegen die verschneiten Pfade zwischen den
einzelnen Gärten da. Die Meise zirpt, Rotkehlchen und Drossel
wispern geheimnisvoll, durch die dürren Hecken und kahlen Zäune
schlüpft der Zaunkönig, bis es eines Tages wieder aus dem nächst-
gelegenen Walde wie schmetternder Finkenschlag ertönt: Der
Frühling ist da!
Topfpflanzen.
Malmaison-Nelkeii in der Kgl.Melonerie zu Sanssouci.
Von Fr. Freiberg, Sanssouci.
{Hierxu xwei Abbildungen.)
Als Lieblingsblume Ihrer Majestät der Kaiserin ist die
Malmaison-Nelke hier eine vielbegehrte Pflanze. Die Anzucht
der Blumen geschieht zwar in primitiven Kulturräumen, wie
die Abbildungen dies zeigen, aber die Erfolge sind Dank
einer verständigen Kultur sehr befriedigend und Blumen von
10 — 13 cm Durchmesser sind nicht selten.
Die Vermelu-ung geschieht Ende Juli oder Anfang August
durch Absenker. Nach erfolgter Bewurzelung werden die
Pflänzchen eingetopft und in einen kalten Kasten gestellt.
Wenn nötig, wird vor Herbst ein nochmaliges Verpflanzen vor-
genommen. Am besten überwintern die Nelken in einer leichten,
sandigen Erde. Bei Frosteintritt kommen die Pflanzen in
ein Haus, worin die Temperatur auf +3 — ö o c gehalten wird.
Trockenheit und Kühle sind die Hauptbedingiuigen bei der
Überwinterung.
Ende Januar bis Anfang Februar wird in etwas kräftige
Erde verpflanzt. Anfang April nochmals in eine recht nahr-
hafte Erde, bestehend aus fetter Mistbeeterde und etwas
Lehm und Sand. Für guten Wasserabzug muß durch reich-
liche Scherbeneinlage gesorgt werden.
Die zur Schnittblumengewinnung bestimmten Nelken
werden Anfang April in 20 cm Entfernung ausgepflanzt.
IX, 4<
Gartenwelt.
Die untere AbbildiiDg zeigt ein solches Beet in
einem Pfirsiehquartier mit noch jungen Bäumclien.
Von März ab werden die Häuser derartig ge-
lüftet, daß die Luft Tag und Nacht liind\irch-
streichen kann.
Die Blüte währt von Ende Mai bis Ende Juli.
Um die Pflanzen vor dem verheerenden Pilze
zu schützen, werden sie (ifters mit Schwefelblüte
bestäubt.
Die Widerstandsfähigkeit der Malraaison-Nelke
gegen Kälte ist grüßer als man allgemein glaubt.
Einige im vorigen Herbst hier ausgepflanzte Nelken
überwinterten bei — 15 "C ohne jegliche Bedeckung
und brachten mächtige Blütenstile hervor.
Plaudereien.
Blumen in Rom.
Xion
3111 ist steinern, dort wo es herrlieh ist und aueli
da, wo CS auf dieses Beiwort nicht deu mindesten An-
spruch hat. Wenn man durch die alten, engen Straßen
geht, so kann man auf den Gedanken kommen, der Gegen-
satz zwischen Patriziern und Plebejern sei nie ausgeglichen
worden, was die Geschichte auch darüber sagen möge.
In den Bauwerken wenigstens tritt er zutage. „Aut nihil,
aut Cäsar": entweder schreckhch häßliche, düstere, un-
beiiueme Häuser, bar jeden Schmuckes, oder stolze Paläste,
Museen, prachtvolle Kirchen, das sind die Gebäude Roms.
Daß hier nie ein wohlhabendes Bürgertum, froh des mäßigen
Besitzes und stolz darauf, blühte, sieht man auf den ersten
Blick den Häusern an. Und wenig Grün gibt es in diesem
steinernen Labyrinth; nur einige ganz neue Straßen, wie die Via
nazionale, sind mit Bäumen bepflanzt. Über diesen Mangel
pflegen die Touristen zu schimpfen, von Unvollkommenheit, Unsinn
etc. zu reden. Solch ein richtiger Tourist ist ein unangenehmes
Wesen. Er ist nämlich so furchtbar gescheit. Was und wieviel er
etwa gut weiß, dahinter kommt man in den seltensten Fällen. Aber
daß er Alles besser weiß, steht bombenfest. Wer jedoch nicht mit
so beglückendem Selbstvertrauen ausgestattet ist, der kommt auf den
Gedanken, daß die Generationen, die seit Jahrhunderten in diesen
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Teilansicht aus den Malmaisonnelken-Kulturen zu Sanssouci.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen.
lilausicht aus den Malmaisonnelken-Kulturen zu Sanssouci.
Vom Verfasser für die „Gartenwelt" piiotogr. aufgenommen.
engen, kahlen Straßen gelebt haben, vermutlich auch nicht aus lauter
Eseln bestanden und herausgefunden haben, was für die durch das
Klima gegebenen Verhältnisse das Beste sei. Und dann versteht
man die Berechtigung der schmalen, baumlosen Straßen. Vor der
glühend heißen Sonne braucht der Städter Schutz, und den findet er
am besten in dem tiefen Schatten der hohen Häuser. Der Staub
würde ihn ersticken, darum sind die Straßen so dicht gepflastert,
daß kaum eine Fuge zwischen den Steinen ist. Ohne Sonnenschein
und Erde kann aber keine Pflanze, kein Baum wenigstens, gedeihen.
Das ist also der Grund der schmalen, baumlosen Straßen, meine
Damen und Herren vom Rundreisebillet, und wenn bei Ihnen „des
Aliens viel soheener is" — in diesem Dialekt hört man sehr
häufig derartige Weisheit und er macht sich besonders reizend
in klassischer Umgebung — , so gebe ich das, nachdem ich ein-
gestandenermaßen nicht zu den furchtbar Gescheiten gehöre,
mit Vergnügen zu. Aber im Süden ist es eben anders, weil es
eine Notwendigkeit ist. Und die sollte doch schheßhch selbst
ein Tourist anerkennen.
Man kann also oft weit dui-ch Rom wandern, ohne etwas
Grünes oder Blühendes zu sehen, denn auch die Fenster sind,
aus gleichen Gründen wie die Straßen, selten damit geschmückt.
Und doch spielen die Blumen — wo täten sie das nicht V —
auch in Rom eine große Rolle. An der Ecke einer düstern,
winkligen Gasse leuchtet es plötzhch auf: taufrische Kosen,
Nelken, Orangenblüten, echter Jasmin mit seinen gelben duf-
tenden Blüten. (So sah ich es im Mai; natürlich wechselt das
Bild.) Eine kleine Blumenhandlung auf der Straße. Man
braucht nur einen Blick der Bew^underung hinzuwerfen und
es ist schwer, das nicht zu tun, so ertönt das übliche: ,,Vuolor"
(Wollen Sie?) mit dem schmeichlerisch überredenden Klang,
den ihm die Römer zu geben wissen. Widersteht man und
geht vorüber, so trifft man wahrscheinlich wenige Schritte weiter
einen kleüien Burscheu mit einigen Sträußen in der Hand, im
Frühling meist dunkelrote Rosen. Er bietet sie uns an, läßt
auch ein bischen handeln und wenn man sich des französischen
Sprichwortes erinnert, das sicherste Mittel, eine Versuchung auf-
Die Gartenwelt.
IX, 47
hören zu machen, sei, ihr zu unterliegen, so kommt man um einen Pracht-
strauß reicher und um 30 — 50 Centesimi ärmer nach Hause. Das
kleine Blumenmädchen mit einer einzelnen Bliite, meistens einer
Nelke, in der Hand, ist noch unwideretehlieher. Viele Leute würden
sagen: unausstehlicher. Ich kann das nicht unterschreiben. Gar so
arg ist es nicht mit der Zudringlichkeit. Wenn ich es wirklich
wollte, bin ich die Verkäufer immer sehr bald los geworden und
zwar mit einigen freundlichen Worten, nicht etwa durch .solide
Grobheit, wie man zuweilen empfehlen hört. Diese harten Urteile
kommen gewöhnlich von solchen, die kein Italienisch können. Die wissen
immer am meisten über das Volk, mit dem sie nicht reden können
und haben eine beneidenswerte Sicherheit in ihren Aussprüchen.
Ein reizendes, etwa zwölfjähriges Mädchen bot mir einmal eine
schöne Nelke an, begleitete mich, förmlich tanzend, unbeschreiblich gra-
ziös, ein Stückchen Weges, wollte mir die Blume ans Kleid stecken. Aber
ihren Soldo (5 Centesimi, die kleinste Münze, die ich in Italien sah) mußte
sie dooli dafür verlangen und — den hatte ich nicht, iußer einem Fünf-
lireschein barg mein Portemonnaie momentan nichts. Ich daclite an die
anmutige Anekdote von der verewigten Kaiserin Elisabeth, die einst
einem jungen Mädchen für eine Blume ein Goldstück gab und als
Jemand in ihrer Begleitung darüber staunte, den Grund ihrer Handlung
mit den Worten erklärte. „Weil sie so schön ist". — Gern hätte ich
älinlich getan, aber Kasse und Lebensauffassung stehen bekanntlich
oft in schroffem Gegensatz zu einander. So nahm ich denn die
Kleine — sie war zu reizend — bei ihrem zierlichen Kinn und
sagte ihr: „loh habe den Soldo nicht, cara mia, sonst würde ich ihn
Dir gewiß geben." Und sie ließ sofort von mir ab. Sie wird auch
andere Abweisungen erfahren haben; ich habe der kleinen Marietta
— leb wette, sie hieß so — die Strophen gewidmet:
Kleines schönes Blumenmädchen
Mit der Nelke in der Hand,
Augen wie die Feuerrädohen —
Steh.st in dürftigem Gewand
Wartend an den Straßenecken,
Willst, als seis ein tändelnd Spiel,
Blumen in das Knopfloch stecken —
Doch — ein Soldo? Viel zu viel!
Deine Schönheit, jetzt und künftig.
Hier verliert sie ihre Kraft. —
Wie die Leute doch vernünftig!
Es ist wirkUch schauderhaft.
Denn sie kritteln und sie schmähen,
Weil den Soldo Du begehrt. —
Ist nicht so viel Anmut sehen
Mehr als einen Soldo wert? —
Ich bin überzeugt, ein Soldo wäre ihr lieber, ein Fünfliresohein
vielleicht eine Wohltat gewesen. Aber man tut eben, was man
kann; in Bezug auf das Versemachen mancher zwar auch, was er
nicht kann.
Außer den vielen kleinen und umherwandernden gibt es aber
auch eine große Blumeninsel in Rom, am Fuß der berühmten
spanischen Treppe. Ihrer ganzen Breite nach ist sie von Blumen-
verkäufern besetzt und alles, was die Jahreszeit bietet, prangt dort
in reichster Fülle. Wenige Schritte entfernt, ist ein Biunnen — mit
der berülimten „Conca" von Bernini — ; aus dem beständig
sprudelnden Wasser werden die bunten Gaben Floras stets erfrischt.
Kein Baum steht da; nur die Wipfel des Pincio grüßen von der
Höhe, zu der die Prachttreppe führt, und die Blumenfülle sendet
ihre Düfte empor zu der den Platz beherrschenden Kirche San
Trinito dei Monti, wo die Nonnen zur Zeit des Ave Maria ihre
sanften Weisen ertönen lassen. Gewiß, Blumen sind immer und
überall schön, aber in dieser Umgebung machen sie einen ganz be-
sonders starken Eindruck.
Und wie vollkommen entwickelt all die roten und gelben Rosen
— weiße sab ich selten — waren. Sie müssen wohl so prächtig
gedeihen, sonst würden die Giirtner, die in Rom gewiß ebenso schlau
sind wie anderswo, doch mitunter den Versuch machen, weniger
schöne Exemplare in einen großen Strauß zu schmuggeln. — Natürlich
gibt es auch Blumenläden mit verlockenden Schaufenstern. Das ge-
hört zur Physiognomie jeder Großstadt.
Hier und da ist ein Balkon mit Grün geschmückt, ein stolzer
Palast, wie der Palazzo Doria, gestattet durch die offene Türe einen
Blick in die palmen besetzte Oase semes Cortile. Der trausportabele
Gast- und Kaffeehausgarten wird meist nur durch ein Gewächs
repräsentiert: eine Art Bambus, Pliyllosiacbys. Das muß unglaub-
lich viel aushalten können. Doch die wenigen großen Cafes,
die es in Rom gibt, verziehten auf solchen Schmuck. Die hohen
schlanken Stämmcheu mit den hellgrünen Blättern umrahmen meist
Plätze von recht bescheidenen Erfrischungsstätten in den bewußten
engen Straßen. Luft und Kaffee pflegen dort gleich schlecht zu sein.
Blumen bringt die Staude freilich auch nicht; allein es gibt deren
doch andere als abgeschnittene in Rom. Von den Fenstern und Gassen
haben sie sich dorthin geflüchtet, wo ihnen Luft und Licht in un-
beschränkter Fülle wird: auf das Dach. Semiramis hat Schule ge-
macht bis in das zwanzigste Jahrhundert hinein, denn etwas
Ähnliches wird man sich wohl unter ihren hängenden Gärten denken
müssen. Ja, die Terrasse — da.s ist die übliche Bezeichnung — ,
das mit Blumen und Sträuehern in Töpfen und Kübeln geschmückte,
oft teilweise mit Rasen besäete flache Dach, das ist der Hausgarten
der Römer. Es ist ein Surrogat, aber wahrlich kein schlechtes. Um
die Überwinterung seiner Topfpflanzen, oft im Norden eine so
schwer zu lösende Frage, hat man sich nicht zu kümmern; sie
bleiben einfach draußen. Für das Begießen sorgt die Wasserleitung,
mit Staub hat man gar nicht, mit Unkraut sehr wenig zu kämpfen,
und einer der Hauptzwecke eines Gartens, nach städtischen Begriffen
besonders, ein Platz in frischer Luft und Ruhe, wird doch erfüllt.
Besonders am Nachmittag und Abend ist es schön, da zu sitzen.
Selbst in den belebtesten Stadtteilen dringt der Lärm nur sehr ge-
dämpft in diese meist den Höfen zugekehrten Höhen. Übrigens
dienen die Terrassen auch praktischen Zwecken, vor Allem dem
Trocknen der Wäsche, denn der weiträumige staubige Hausboden
findet sich äußerst selten in römischen Häusern; selbst allerhand
Getier wird auf der luftigen Höhe gehalten; doch das gehört ja nicht
zu den Blumen in Rom und also nicht hierher.
Doch steigen wir wieder zur natürlichen Heimat der Gewächse,
zur Mutter Erde, herab. Dabei muß ich noch eines Platzes gedenken,
wo mir die Blumen einen ganz besonders starken Eindruck gemacht
haben, wohl auch wegen der Umgebung. Es war im Museo
Nazionalf, das in den Thermen des Diokletian angelegt ist. Ein
riesiges Viereck, von Arkaden, unter denen größtenteils verstümmelte
Antiken stehen, umgeben, ist in einen Garten verwandelt, in dem
auch allerhand Statuen und Fragmente sind. Ein entzückendes Bild :
im Rahmen einer großen Vergangenheit diese hebliche Gegenwart
und Zukunft an Blüten und Knospen. Da steht eine Frauengestalt
in langherabwallendem Gewand; Blütenzweige neigen sich über sie
und verhüllen gnädig, daß sie keinen Kopf hat. Ein Paar zierliche
Füßohen schauen hervor unter den blaublühenden Ceanothus-
Büschen; wo der Rest ist, weiß kein Mensch. Am eigentümlichsten
berührte es mich, als ich die japanische Rose Crimson Rambler in
reichster Farbenpracht Diokletians alte Porphyrsäulen umschhngen
.sah. „Orient und Occident sind nicht mehr zu trennen", dieses
Wort Goethes fiel mir dabei ein. Ja, wie weit die Dinge in der
Welt auch auseinander zu liegen scheinen, alles ist verbunden durch
eine lückenlose Kette von Ereignissen, und es ist wunderbar, wie es
doch eigentlich nichts Vergänglicheres gibt als jenes Geschlecht, das
darüber nachdenkt: die Menschen. Dieser Gedanke drängt sich einem
in Rom besondere auf, wo die Gegenwart sich an eine so ferne Ver-
gangenheit knüpft und das Leben doch den Eindruck macht wie
überall: als sei es stets so gewesen und werde immer so sein. Das
Fernste und das Nächste schließt sich aneinander.
Um ein recht bescheidenes Beispiel hierfür anzuführen: auf
einer gewiß Jahrhunderte alten umgestürzten Säule, die am Eingang
des Pineio liegt, schrieb ich diese kleine Plauderei über die Blumen
m Rom. M. Holthausen.
IX, 47
Die Gartenwelt.
561
Gärtnerische Betriebslehre.
Was miili goscliclicii. uiii die Zier- und llaiidels-
gärtnerei in allen ihren Zweigen, trotz der in
No. 24, Seite 287 angeführten Mißstände, wieder
einträglich und unter den heutigen Verhältnissen
rentahler als bisher zu gestalten?
Von Karl Hegar, Handelsgärtner in Friodberg i. U.
(Dritte Preisarbeit.)
Als ich diese Frage in No. 24 der „Gartenwelt" las
und spezioll über die Worte „wieder einträglich" nach-
dachte, fiel mir zufällig eine mit gleicher Post angelangte
Landwirtschaftliche Zeitung in die Hände, in der einige
findige Theoretiker auf Grund ellenlanger statistischer Be-
rechnungen herausgeklügelt hatten, daß der Landwirt heut-
zutage jeden Liter Milch mit 2 Pfg. (öfter auch noch mehr)
Verlust verkaufe. Als ich nun diese Weisheit einigen Bauern
mit schönem Viehstande und guter Milchwirtschaft vorlegte,
lachten sie mich einfach aus.
Es ging mir fast gerade so, als ich die 7 Gründe des
Handelsgärtners und gerichtlich vereidigten Sachverständigen
las. Danach könnte man glauben, daß wir Gärtner, ganz
gleich, welche Kulturen wir nun betreiben, alle dem Hunger-
tode nahe seien. Ganz so schlimm ist es in Wirklichkeit
wohl nicht. Es wird ja niemand bestreiten, daß der Kampf
ums Dasein durch die Massenproduktion und Eiesenkonkurrenz
von Jahr zu Jahr schwieriger wird, aber — wohl zu be-
achten — dies ist in den meisten andern Branchen .noch
viel schlimmer, als in der" Gärtnerei. Ich sehe z. B. bei
meinen nächsten Nachbarn, den Eosenzüchtern Steinfurths,
keinen Notstand; wie bekannt (vgl. Tagesgeschichte in No. 36,
Seite 432) haben sie sich zu einer Eosenzüchter-Genossen-
schaft vereinigt, und ca. 1000 Morgen Land, den Morgen zu
40 Mk., von Herrn v. Löv gepachtet; dies sagt genug.
In der Annahme, daß die offenherzige Meinung eines
Handelsgärtners, der auch Sachverständiger ist, willkommen
ist, möchte ich zu den der Preisfrage vorausgeschickten
Punkten und dann zur Frage selbst Stellung nehmen. Warnen
möchte ich vor zu großer Augstmeierei. Man soll den
Menschen den Mut nicht nehmen, speziell dem Gärtner nicht,
der Mut in hervorragendem Maße braucht, will er nicht ver-
zagen, wenn schlechte Zeiten kommen.
In Punkt 1 soll wohl gesagt werden, daß der Gärtner
im großen ganzen zu wenig kaufmännisch ausgebildet ist,
meist keine Bücher führt, ein Feind der Feder ist u. s. w.
Dies ist vollkommen richtig und leider noch stark der Fall,
obgleich die meisten Kollegen dies schon eingesehen haben,
sodaß diesem t'belstand im Laufe der Zeit mehr- und melu-
abgeholfen werden wird.
Was zweitens zu teuren Landkauf anbelangt, so kaufe
ich als Handelsgärtner doch lieber in nächster Nähe der
Stadt, an guter Straße gelegen, 3 — 4 Morgen, den qm
zu 3 Mk. mit dem Vorteil, daß ich vielleicht später mit
Nutzen verkaufen kann, als 10 Morgen an schlechten Wegen,
im Felde gelegen, zu 1 Mk. pro qm. Dies ist doch dasselbe
wie beim Kauf eines Geschäftshauses, Mieten eines Ladens
und anderem mehr. Ich erinnere hier an einige bekannte
Frankfurter Gärtner, welche seinerzeit ilire Gärtnereien zu
enormen Preisen verkauften, nicht etwa, um sich zur Euhe
zu setzen, sondern um eben weiter außerhalb wieder anzu-
fangen. Wenn diese Herren nicht eingesclien hätten, daß
sie mit ihrem Fleiße und ihrer tüchtigen Fach- und Ge-
schäftskenntnis nicht doch noch etwas aus der Gärtnerei
herausschlagen können, hätten sie sich sicher mit ihren 100-
oder 200 000 Mk. Barvermögen zur Euhe gesetzt.
Was drittens die Konkurrenz der ausländischen Gärtner
botritrt, so kann sich diese niemals so weit entwickeln, wie
bei jeder anderen Branche, weil die Waren in der Hauptsache
eben nicht haltbar sind. Ich sage: gute deutsche Schnitt-
blumen zieht jeder bessere Binder den ausländischen, oft
verdorben ankommenden, vor. Gutes deutsches Gemüse,
gleichviel welcher Gattung, zieht jeder dem ausländischen
Gemüse vor. Es weiß jeder Züchter, daß wirklich gute
frische Ware immer abgeht zu gutem Preise.
Was die durch die Gewerbefreiheit begünstigte Kon-
kurrenz der Eittergutsbesitzer und anderer anlangt, so mag
dies ja noch an manchen Oi-ten, wo sie sich in nächster
Nähe größerer Städte befinden, der Fall sein, ich kenne
jedoch einige Herren, und zähle diese zu den Vernünftigen,
welche diese Sache nach einigen Jahren Probe als unrentabel
aufsteckten, denn sie sahen ein, daß die Besoldung eines
Gärtners, welcher alle Augenblicke wechselte, letzteres noch
das schlimmste, weiterhin die eigene Nichtfachkenntnis, sowie
der Mangel an Personal wähi-end der Ernte, ihre Einnahmen
statt erhöhte, verminderte. Niemand kann zween Herren dienen,
und sie bauen ruhig wieder Kartoffeln, Eüben und Ge-
treidearten.
Weit mehr als Gutsbesitzer, Kantor, Lehrer und Pastoren
schadet dem Gärtner in Klein- und Mittelstädten das Vor-
gehen einer gewissen Firma, deren Inserate man in jedem
Wm-stblatto lesen kann. Wenn auch von 100, welche mal
bei der Firma bestellen, 98 unzufi'ieden sind, so gibt es
doch immer wieder solche, die eben nicht alle werden.
Wiederum Tausende lesen diese Eamschinserate, gehen dann
zu ihrem Gärtner und sagen beim Einkaufe von Pflanzen,
aber lieber Herr so und so, die Firma Schwindelmaier offeriert
diese Pflanzen zum dritten Teile des von ihnen geforderten
Preises, hier haben sie das Inserat. Ich erwidere stets:
Werter Herr oder werte Frau so und so, lassen sie sich
doch bitte von der Firma Schwindelmaier diese Pflanzen
senden, sie würden mir sogar einen Gefallen erweisen.
Nun möge jeder Herr Kollege, speziell in Mittel- und Klein-
städten, welchem meine Zeilen zu Gesicht kommen, sagen,
ob dies nicht fast überall zutrifft.
Was die Punkte 5 und 6, die steuerfreie Konkurrenz
fiu'stlicher Gärten und die Selbstanzucht der Stadtgärtnereien*)
anbetrifft, so wird ja mit Macht in den Vereinen und Ver-
bänden gearbeitet, liierin Besserung zu schaffen, und wird
dies wohl im Laufe der Zeit auch erreicht werden.
Was das Sinken des Grundwertes (7.) anlangt, so ist
dies doch wohl an sehr wenigen Orten der Fall und kann dies
nur an kleineren Orten sein, wo wenig Verkehr herrscht,
dort sollte sich überhaupt kein Gärtner niederlassen, aus-
genommen er gründet Versandtgeschäft, und nun gar mit dritter
Hypothek! Na— Na.
Nun ganz kurz die Preisfrage: Was kann geschehen?
— — Antwort: Es kann hier gar nichts geschehen, Miß-
stände sind vorhanden wie überall, man kaiui hier nur, meiner
Ansicht nach, belehren und warnen, speziell junge Leute,
welche sich selbständig machen.
*) Anmerkung ds
zuwenden.
Jedaktion. Gegen letztere ist nichts ein-
Die Gartenwelt.
IX, 4/
Da ist einer Obergärtaer oder erster Gehilfe in einer
schönen flottgehenden Gärtnerei, er steht im Alter von
25 — 30 Jahren, arbeitet von morgens G Uhr bis abends
7 Dlir, braucht sich über nichts Sorgen zu machen, erhält
wöchentlich seine 20—30 Mk. Lohn, schließlich noch
Wohnung und Kaffee. Nun hat der gute Mann unglück-
licherweise 2—4000 Mk. Vermögen, die ihn reizen, selbst-
ständig zu werden und auch den Prinzipal zu spielen. Er
geht ans Werk, kauft an einem kleinen Orte ein Stück Land,
bekommt es wohl billig, macht aber auch kein richtiges
Geschäft, da wenig Umsatz zu erzielen ist.
An größeren verkehrsreichen Orten ist für den kleinen
Anfänger das Land viel zu teuer. Er muß sich mit Pacht-
land begnügen, das, wenn es das Unglück will, in die Bau-
linie fällt, sodaß der Mann, der das Land mit vieler Mühe
und vielem Fleiße bestellt hat, wieder herunter muß. Diese
Schädigung seines Betriebes, denn er muß doch seine Be-
stände verschleudern, hält er aber nicht aus, so sitzt er
bald auf der Straße und das kleine Kapital ist aufgezehrt.
Übrigens kann ein solcher junger Anfänger mit kleinem
Kapital den Atem nicht halten, wie man sagt, er muß seine
Waren billig absetzen, um nur leben zu können; zum
Schlüsse werden Fenster und anderes Inventar verschleudert;
der Mann ist sein Geld los und nun froh, wenn er wieder
eine sorgenfreie Stelle bekommt, falls er nicht zu alt ge-
geworden ist, wo er nun wieder von 6 Uhr morgens bis
7 Uhr abends arbeitet und nicht wie als selbständiger
Gärtner von 4 Uhr morgens bis 9 Uhr abends. Solche ver-
fehlte Geschäftsgründimgen kommen dutzendweise vor und
bilden den Krebsschaden der gewerblichen Gärtnerei.*) Doch
diesen Punkt hat der Herr anzuführen vergessen, als er die
Gründe für die mißliche Lage der Handelsgärtner anführte.
Ich stelle folgende Grundsätze für die Selbständig-
machung als Handelngärtner auf. 1. Der Gärtner, der sich
selbständig machen will, muß gute ausgereifte Kenntnisse
besitzen; es genügt absolut nicht, ein tüchtiger Fachmann
zu sein, er muß auch Kaufmann sein. 2. Er muß genügend
Kapital besitzen; es läßt sich selbst mit G— 8000 Mk. noch
wenig anfangen. 3. Er soll sich keinen zu kleinen Ort
wählen, Verkehr muß herrschen, Betrieb imd lieben. 4. Bei
Neugründung eines Geschäftes soll er sich hinreichendes Be-
triebskapital bereitstellen, um in der ersten Zeit alle Ver-
bindlichkeiten erfüllen zu können. Hineingepulvert ist das
Geld schnell, herausgezogen sehr, sehr langsam.
Entschieden besser ist für alle Fälle der Ankauf einer
Gärtnerei. Hier ist der Boden Ijearbeitet, Bestände sind
da, Kundschaft ist da usw.
*) Anmerkung der Redaktion: Der Verfasser hat in diesem
Punkte den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Folgen des Übels
tragen aber nicht nur die in geordneten Verhältnissen lebenden
Handelsgärtner, sondern auch arbeitnehmende Obergärtner und Ge-
hilfen leiden darunter, da die verkrachten E-xistenzon, wenn sie
wieder in Stellung gehen, geneigt sind, unter dem ortsüblichen Lohne
zu arbeiten, um nur Unterkommen zu finden. Hier bietet sich für
die Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Organisationen ein reiches Feld
der Betätigung. Die Grundursache des Übels liegt in einer durch
Mangel an Bildung verursachten Überschätzung der eigenen Kräfte.
Ein vielseitig gebildeter, über Kapitalsfragen orientierter Mann wird
sich auf eine gewagte Selbständigmaohung gewöhnlich nicht einlassen.
Er wird für sein Kapital, falls er solches besitzt, ein weit besseres
Unterkommen finden und sorgenlos seiner Arbeit nachgehen können.
Pflicht der Arbeitgeber ist es andererseits, ihr Personal, das sich in
der Mitarbeit bewährt hat, so zu stellen, daß es eine sorgenfreie und
anständige E.xistenz hat und es menschenwürdig zu behandeln.
Und nun zinn Schlüsse eine Hauptsache zum Vorwärts-
kommen. Welchen Kulturen man sich auch zuwenden mag,
immer muß man hohen Wert auf die Auswahl der Sorten
legen. Man soll auch die Neuheiton nicht vernachlässigen,
soll gute I\achschriften mit Aufmerksamkeit lesen, die
Offertenblätter ebenfalls, um über Fortschritte auf dem
laufenden zu bleiben, und soll be.strebt sein, aufs äußerste
bestrebt sein, nur allerbeste Ware zu ziehen; für beste
Ware findet man stets schlanken Absatz und guten Ver-
dienst, kommt auf seine Rechnung, und damit man seinen
Verdienst ziffernmäßig feststellen kann, sei zum Schluß der
gute Rat gegeben, die Buchführung nicht zu vergessen.
Mannigfaltiges.
Die Unfallstatistik in der Landwirtschaft.
jJie neueste vom Reichsversicherungsamt herausgegebene Un-
fallstatistik für Land- und Forstwirtschaft zeigt, abgesehen von der
früheren Trennung nach Groß-, Mittel- und Kleinbetrieben (von
denen — die Größe der Betriebe beurteilt nach der bewirtschafteten
Fläche — die Großbetriebe sich als gefährlicher als die Mittelbetriebe,
vmd diese gefährlicher als die Kleinbetriebe erwiesen haben), auch
eine weitere Zerlegung nach Bewirtschaftungsarten. Es ist für das
Jahr 1901 erstmalig ermittelt, wieviel von allen Verletzten auf die
Bewirtschaftung von Feldern, von Gärten, Forsten, Wiesen, Weiden-
und Rebland kommen. Hiernach ist die Bewirtschaftung der
Gärten (Hausgärten mit ihrer intensiven Bewirtschaftung, Obst-
bau usw.) am gefährlichsten, dann folgt das Eebland (abschüs-
siges Gelände). Wiese und Weide sind weniger gefährlich als Acker-
land und Forst. Diese Ergebnisse sind naturgemäß abhängig von
den Verhältnissen der einzelnen örtlichen Bezirke, zumal bei dem
mutmaßlichen Einflüsse, den Bodenbesohaffenheit, Volkscharakter,
örtliche Verschiedenheiten der Einrichtung, Arbeitsführung der Ver-
sicherten, Betriebsleitung der Unternehmer usw. wie überhaupt, so
auch in der Landwirtschaft ausüben.
Beim Obstbau verletzten sich im deutschen Reich insgesamt
1729 Personen, für welche im Jahre 1901 zum ersten Male Ent-
schädigungen festgestellt worden sind, das sind 3,04 v. H. aller Ver-
letzten. Nach dem Inhalt der Zählkarten ereigneten sich die Unfälle
bei der Pflege der Obstbäume (Beschneiden, Entästen, Abraupen
und dergl.), sowie ganz besonders bei der Aherntung des Obstes.
Die Unfälle wurden herbeigeführt durch Astbruch, Bruch morscher
Bäume und Zweige, auf denen die Verletzten standen oder an die sie
die Leiter legten, Fall von der Leiter durch Abrutschen, Fall von
der Leiter Seim Heranziehen von Zweigen oder beim Schütteln
einzelner Zweige, Bruch der Leiterbäume oder Leitersprossen.
Nach der im Reiohsversicherungsamt bewirkten Nachprüfung
und Auszählung der Schuldfragen hat sich ergeben: Auf die Schuld
des Arbeitgebers entfallen bei der Gewerbe- usw. Unfallversicherung
(1897) lü,81 V. H., in der Land- und Forstwirtschaft (1901) 17,67
V. H. der Unfälle, für welche im Jahre 1901 zum ersten Male Ent-
schädigungen festgestellt worden sind. Auf die Schuld des Arbeiters
entfielen bei der Gewerbe-Unfallversicherung (1897) 29,89 v. H., in
der Land- und Forstwirtschaft (1901) 27,90 v. H. der Unfälle. 49,23
V. H. davon kamen auf unvernieidhche Betriebsgefahr (d. h. Schutz-
mittel nach dem derzeitigen Stande der ünfallverhütungstechnik nicht
möglich, nicht hinlänglich bewährt oder nicht gebräuchlich); 25,42
v. H. auf Ungeschicklichkeit und Unachtsamkeit usw., 2,57 v. H.
auf höhere Gewalt, Zufälligkeit usw., 1,92 v. H. auf Schuld von Mit-
arbeitern oder anderen Personen. Unter „unvermeidlicher Betriebs-
gefahr" ist zu verstehen, daß die hier nachgewiesenen Unfälle nach
dem derzeitigen Stande der in steter Entwicklung begriffenen Unfall-
verhütungstechnik bei Anwendung der bekannten, bewährten und
üblichen Sicherheitsmaßnahmen noch nicht zu vermeiden waren.
IX, 47
Die Gartenwelt.
Gerade bei dieser Art der Unfälle wird sich mit der Zeit und der
fortschreitenden Entwickhing der Unfallverhiitungstechnik noch vieles
liessern und manches auf dem Wege der Unfallverhütung erreichen
lassen. Die neueste Statistik enthalt im übrigen unmittelbar aus der
f^inzelbeschreibung der Unfälle abgeleitete Katschläge zur Unfall-
verhütung, deren Überführung in die praktische Handhabung der
Unfallverhütung jetzt Gegenstand von Beratungen der Berufsgenossen-
schaften usw. ist. W.
Bücherschau.
Die schädlichen Krankheiten unserer Feld-, Obst-,, Ge-
müse- und Garten-Gewächse, ihre Erkennung und erfolgreiche
Bekämpfung. Von Dr. J. E. Weiß, Prof. der Botanik in Freising,
t'rankfurt a. U. Verlag von Trowitzsch & Sohn. Preis 1 Mark.
Diese Schrift ist bereits im Jahre 1898 im Verlage einer
Münchener Buchdruckerei erschienen, die jedenfalls sogut wie nichts
davon abgesetzt hat. Jetzt ist das Verlagsrecht an die Firma
Trowitzsch & Sohn übergegangen, welche die alte Verlagsfirma mit
ihrer eigenen und der weniger abgenutzten Jahreszahl 1905 über-
klebt hat Doch das ist nebensächlich. Hauptsache ist und bleibt,
daß weiteste Kreise der Landwirtschaft und Gartenbau treibenden
Bevölkerung über das Wesen der, unsere gesamten Kulturpflanzen in
mehr oder weniger verderbhcher Weise heimsuchenden Krankheits-
erreger und über deren einfachste Bekämpfungsmethoden aufgeklärt
werden. Dies wird aber nur erreicht durch Flugblätter oder durch
ganz wohlfeile Schriften wie die vorliegende. Wenn sich die Schrift
auch in erster Linie mit den Krankheiten der landwirtschaftlichen
Kulturpflanzen befaßt, so gibt sie doch auch über die Krankheiten
der Obstbäume, Gemüsearten und Ziergewächse zuverlässige Aus-
kunft. Es werden aber nur Pilzkrankheiten besprochen und der
Titel der Schrift würde korrekter lauten: „Die schädlichsten
Pilzkrankheiten etc. Die einzelnen Krankheitserscheinungen
finden wir in wenigen Worten kurz aber treffend charakterisiert
und daran anschließend werden die Gegenmittel kurz klargelegt. Ein
Schlußabschnitt gibt Rezepte für die Herstellung der A'ei-tilgungs-
mittel von Pflanzenkrankheiten und deren zweckmäßige Anwendung.
Außerdem wird am Schluß noch ein dankenswerter Literaturnach-
weis geboten. Ich empfehle die Anschaffung dieser Broschüre an-
gelegentlichst allen jenen, denen die teuren Spezialwerke nicht zu-
gänglich sind. M, H.
Die Gefährdung der Naturdenkmäler und Vorschläge zu
ihrer Erhaltung. Denk.schrift von H. Conwentz. 8", 207 Seiten.
Berlin 190-t. Verlag- von Gebr. P.ornträger. Preis geb. 2 Mark.
Wie sehr Mangel an Bildung, unvollständige Fachkenntnis,
Meliorationen. Nutzung und Industrie an der Zer.störung der Natur-
denkmäler, d. h. jener Wahrzeichen einer unbemhrten Natur, die
an irgend einem Orte naturge.schichtliche Bedeutung haben und so
wertvolle Zeugen einer früheren Zeit sind, daß ihrer Vernichtung
vorgebeugt werden muß, arbeiten, davon kann sich jeder die Land-
schaften mit offenen Augen durchwandernde, einigermaßen Gebildete
überzeugen und jeder, der nicht lediglich materiell-egoistische Inter-
essen verfolgt, wird empört sein über die Pietätlosigkeit einer Anzahl
von Menschen, die, seis aus irgend welchem Grunde oder aus Un-
kenntnis die Natur vergewaltigen und sie mehr und mehr ihres jung-
fräulichen Reizes berauben. Das Verdienst von Professor Conwentz,
dem Direktor des Westpreußischen Provinzialmuseums in Danzig ist
es, daß er in dieser empfehlenswerten, preiswerten Schrift eine
stattliche Anzahl solcher Naturdenkmäler aufzählt und praktische
Voi-schläge für deren Erhaltung macht, die glücklicherweise bei der
Regierung semer Heimat Preußen ein freundhches Ohr fanden. Zu
den gefährdeten Naturdenkmälern gehören bei uns z. B. die Eibe,
die Zwergbirke, die Wassernuß, die fleischrote Primel {Primula
farimsa), die Frauenschuhorchideen, die Maiglöckchen, die Misteln,
feraer zahlreiche Vögel, höhere und niedere Säugetiere (Biber),
Gesteinsarten (Trias bei Küdersdorf, Sandstein in der sächsischen
Schweiz) etc. Jeder, der sich für Heimatschutz und Schutz der
Naturdenkmäler interessiert und seinerseits beitragen kann, daß in
seiner engeren Heimat dieser oder jener scliöm; Baum oder Wald-
bestand vor der Abholzung, jene botanische Seltenheit vor allzueifrigen
Sammlern, jene Vogelart vor Nachstellung gescliützt werden kann,
kann in diesem wohlfeilen Buche Rat erholen. Nicht zuletzt ist es
eine schöne Pflicht der Landschaftsgärtner und Gartenkünstler der
heimischen Natur ihre Rechte ungeschmälert zu wahren. Daß in
diesen Kreisen ein Umschwung in mancher Hinsicht eintreten muß,
unterliegt keinem Zweifel; wird doch auch von landschaftsgärtnerischer
Seite der heimischen Natur und der heimischen Pflanzenwelt vielfach
noch nicht die rechte Würdigung zu teil. W. T.
Der 7. Band von Meyers Großem Konversations-Lexikon
ist vor kurzem erschienen. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen
Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage.
Mehr als 148000 Artikel und Verweisungen auf über 18240 Seiten
Text mit mehr als 11000 Abbildungen, Karten und Plänen im Te.vt
und auf über 1400 Illustrationstafeln (daninter etwa 190 Farben-
drucktafeln und 300 selbständige Kartenbeilagen) .sowie 130 Text-
beilagen. 20 Bände in Halbleder gebunden zu je 10 Mark. (Verlag
des Bibliographischen In.stituts in Leipzig und Wien.)
Kaufmanns Herrschgewalt (Empire of Business). Von Andrew
Carnegie. Autorisierte Übersetzung von Dr. E.E.Lehmann. Berlin W. 35.
Verlag von C. A. Sohwetschke & Sohn. Preis brosch. 5 M., geb. 6 M.
Wie häufig hört man die Klage, daß es in gärtnerischen Kreisen
an tüchtigen Kaufleuten mangele. Daß diese Klage berechtigt ist,
scheint der Umstand zu beweisen, daß viele Handelsgärtner glauben,
ihr Geschäft leide unter der Konkurrenz anderer oder durch den
Import aus dem Süden oder unter der gerade schlechten Konjunktur etc.
Würde man solchen Klagen auf den Grund gehen, so würde man in
zahlreichen Fällen wahrnehmen können, daß es den guten Leuten an
weiter nichts fehlt als au kaufmännischem Geiste. Was alles den
Geisichtskreis des Kaufmanns in allgemeiner Hinsicht zu ei-weitern
imstande ist, kann mau bei der Lektüre des Buches von "Carnegie
(sprich Kernegie) erkennen, das als wertvolles Geschenkwerk, trotz-
dem es nicht der Fachliteratur angehört, warm empfohlen werden
kann. Wir bedürfen zur Ausübung des Berufes nicht nur der Fach-
kenntnisse, sondern auch bestimmter Charaktereigenschaften und
moralischer Gmndsätze. Und das lehrt uns Carnegie, ein Mann von
einer ungewöhnlich reichen Erfahrung und Einsicht, der von der
Pike auf gedient hat. in seinen Aufsätzen. In einer Ansprache an
junge Kaufleute ermahnt er sie zur Strebsamkeit, zur Enthaltsamkeit
von geistigen Getränken, warnt sie vor dem Spekulieren und vor dem
Bürgschaftleisten. In „Des Geldes A. B. C." werden wir in leicht
faßbarer Weise aufgeklärt, warum Geld eigentlich existiert und wie
das Gold die Grundlage aller Wertbemessrmg ist, auf die sich unser
ganzes Kreditwesen aufbaut. Prächtig sind auch die Ansprache an
Arbeiter über das gemeinschaftliche Interesse von Arbeit und Kapital,
die Kapitel „Wie kann man ein Vermögen erwerben" und „Reichtum
und sein Gebrauch''. Wer hätte noch nicht gehört, welchen vor-
nehmen Gebrauch Carnegie von seinem Reichtum macht und daß er
ungezählte Millionen für öffentUche nützliche Zwecke gestiftet hat.
Das Kapitel „Geschäft" verdient das ernsthafte Studium jedes jungen
Menschen, der es im Erwerbsleben vorwärts bringen will, es enthält
die moralischen Grundlagen und wertvolle Winke „wie sie ihr Schiff
zu lenken oder ihr Boot zu rudern haben". „Die geschäfthche Lauf-
bahn ist eine strenge Schule aller Tugenden; daneben verheißt sie
oftmals als höchsten Lohn etwas, was keine andere Laufbahn besitzt,
ich ziele auf die edlen Wohltaten, die sie ermöglicht", sagt der Verfasser.
Das Schlußkapitel „Was für Tarife würde ich aufstellen, wenn ich Zar
wäreV" sollte man unseren Handelsgärtnern, die in Schutzzöllen das All-
heilmittel sehen, vor Augen führen. Cai'negie wü)'de zunächst alle not-
wendigen Lebensbedürfnisse von allen Abgaben frei zu halten suchen,
dagegen Luxusgegenstände der wenigen Reichen hoch besteuern. Die
Volksmassen, welche heimatliche Erzengnisse benutzen und konsumieren,
würde er überhaupt nicht besteuern, dagegen sollten die Leute, die
alles Ausländische bevorzugen, die Tarifabgaben zahlen ; die Champagner
und alte seltene Weine trinken, feines Glas und Porzellan kaufen,
könnten mit Recht einen erhöhten Wert zahlen, denn „einen Haupt-
bestandteil des fashionableu Bedürfni.sses bilden eben die großen
Die Gartenwelt.
IX, 47
Kosten'-. Ja, Carnegiu kennt .seine Leute, und gibt es nielit auch in
Deutschland solche Kreise mit solchen Anschauungen?
Wir wiederholen: Dieses Werk ist von außerordentlicher all-
gemeiner Bedeutung und sollte von Fachgenossen, die einem gesunden
Fortschritt huldigen, gelesen und weiter empfohlen werden. Es kann
nur Nutzen .stiften. W. T.
Fruticetum Vilmorinianum (Catalogus primarius), Catalogue
des arbuätes, existant en 1904 dans ia coUeotion de M. Maurice
Leveque de Vilmorin, avec la description d' especes nouvelles et
introduction recente par Maurice L. de Vilmorin et D. Bois. Paris
1904. Librairie agricole und 0. Doin.
Den Dendrologen unter unseren Lesern wird bekannt sein, daß
Herr von Vilmorin in Les Barres bei Orleans eines der schönsten Arbo-
retums, genauer gesagt Fruticetums geschaffen hat, das ohne Rivalen
dasteht. Nicht nur, daß zahilose exotische Sträucher, Einführungen
fi-üherer Jahrzehnte, dortselbst angepflanzt und teils durch Aussaat
herangezogen wurden, sondern Herr von Vilmorin darf auch das
Verdienst in Anspruch nehmen, zahlreiche und darunter sehr be-
achtenswerte Neuheiten unter Beihilfe von Männerü, wie des Abbe
David, Delavay. Farges, Soulie eingeführt zu haben. Naturgemäß hat
der Besitzer und der verständnisvolle Schöpfer einer solchen Anlage
viele Anfragen und Tauschanerbieten zu erledigen, sodaß der Gedanke,
einen Katalog der in Les Barres angepflanzten Straucharten heraus-
zugeben, nahe lag. Dieser Katalog liegt jetzt in einem stattlichen,
284 Seiten starken Bande vor. Das Verzeichnis ist systematisch
geordnet und führt die Sträucher mit Gattungs- und Artnamen, Autor-
namen und Heimat a\ii. Von besonderem Interesse für den Dendro-
logen sind eine Anzahl Sträucher, die überhaupt erstmals beschrieben
und abgebildet sind, z. B. Clematis meyeniana heterophylla, Gagne-
pain, Euptelea Francheti, Van Tieghem, Cotoneaster bullata^ Bois.
Cotoneaster adpressa , Rosa soulieana , ZanÜioxylum Bimgei
rar. foKolis amjustioribus , Flahault, ein harter Strauch aus China,
der bis 20° C Kälte verträgt, mit feiner Belaubung und zierlichen
Zweigen, gegen l'/„ m hoch werdend, Prurms canescens, D. Bois
spec. nov., nahe verwandt mit Pr. Maximowicxii, Rupr., l'/, bis 2 m
hoch werdend, blülit zeitig im Frühjahr, nicht sehr auffallend, aber
einen Geruch nach bitteren Mandeln verbreitend. Früchte niedlich,
lebhaft rot, im Aussehen und Geschmack wie Kir.schen. Von den
beschriebenen und abgebildeten Sträuchern sei noch erwähnt Deutxia
Vümorimw, Lemoine et Bois, ein Strauch aus Se Tschuen, von
Abbe Farges an Vilmorin 1897 gesandt. Von historisiihem Interesse
.sind die vielen neuen Arten in Anmerkung beigefügten Jahreszahlen
der Keimung bezw. der Anpflanzung und der Blüte im dortigen
Arboretum. Die Abbildungen, die den Katalog schmücken, sind vor-
züglich, teils Holzschnitte, teils Autotypien. Verschiedene Be-
schreibungen sind im internationalen Interesse lateinisch aufgeführt.
W. T.
Tagesgeschichte.
Cöln. Mit der Herstellung einer Parkanlage von 24 Morgen
an der Luxemburgerstraße erklärten sich die Stadtverordneten ein-
verstanden.
Görlitz. Ein Wohltäter, der ungenannt zu bleiben wünscht,
hat in hochherziger Weise dem Magistrat die Summe von 270000 Mk.
zur Verfügung gestellt zu dem Zwecke, das ehemals Geißlersche
Grundstück an der Promenade für die Stadtgemeinde anzukaufen
und so dauernd als einen Teil des öffentlichen Parkes zu erhalten.
Die vom Magistrat mit dem jetzigen Besitzer des Grundstückes ein-
geleiteten Verhandlungen haben zu dem Resiütat gefülirt, daß das
Grundstück für den Preis von 330000 Mk. in den Besitz der Stadt-
gemeinde übergegangen ist. Die Auflassung ist bereits am 7. August
erfolgt.
Konitz. Zur Vergrößerung des Stadtparkes stimmten
die Stadtverordneten einem mit der Frau Selma Fenski in Dunkers-
hagen abgsschlossenen Kaufvertrage zu, durch den die Stadtgemeinde
etwa 9 Hektar Land zum Stadtpark hinzukauft. Der Kaufpreis
für den Hektar beträgt 1080 Mark.
Riesa. Die Stadtgenicinde beabsichtigt, auf dem 9 Hektar
großen früheren Pfarrlehngrundstück Familiengärten und einen
Kinderspielplatz anzulegen, wenn sich genügende Beteiligung findet.
Rixdorf bei Berlin. Der Pflege der öffentlichen Schmuck-
anlagen wendet der Magistrat in diesem Jahre seine ganz besondere
Aufmerksamkeit zu. So sind diesmal allein zur Unterhaltung der
Anlagen auf dem HohenzoUern-, Richard-, Reuter-, Boddin-, Loh-
mühlen-, Herrfurth-, Wildenbruch-, Weichselplatz, an der Magdalenen-
kirche. dem Platz an der Straße 184 a usw. 12000 Mk. mehr vor-
gesehen als in den früheren Jahren. Alle diese Plätze prangen im
schönsten, frischen Schmuck ihrer Blumen, Sträucher und Bäume.
Zur Unterhaltung der in fast jeder Straße Kixdorfs angepflanzten
Bäume sind außerdem noch 7000 Mk. erforderlich.
Wien. Der Stadtrat befaßte sich kürzlich mit dem Detail-
projekte für die Ausgestaltung der Gartenanlage auf dem Hoffer-
platze im 10. Bezirke. Die Ausführung dieses Projektes erfordert
einen Kostenbetrag von 25.570 Kronen. Die Arbeiten sollen schon
Anfang September beginnen und der Park im nächsten Frähjahre
eröffnet werden.
Aus den Vereinen.
Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands, Sitz in
Berlin, hielt in den Tilgen vom 30. Juli bis 2. August seine 22. Haupt-
versammlung in Danzig ab. Die Versammlung nahm umfassende
Statutenänderungen vor. Die Verwaltung des Verbandes besteht
nach den hier gefaßten Beschlüssen nunmehr aus dem Haupt vorstand,
d. h. dem ersten Vorsitzenden, dessen Stellvertreter, dem Kasseu-
verwalter und zwei Beisitzern, ferner aus einem dem Vorstand bei-
gegebenen Ausschuß, der die Hauptaufgabe hat, den Vorstand zu
wählen und zwar auf die Dauer von vier Jahren. Der Ausschuß
soll sich aus 25 Mitgliedern zusammensetzen und zwar entfallen auf
(Ost- und Westpreußen), (Posen und Schlesien), (Brandenburg),
(Pommern und Mecklenburg), (Thüringen), (Braunschweig), (Bayern,
Württemberg, Baden, Elsaß) je 1, auf (Hannover, Bremen, Olden-
burg, Lippe-Schaumburg), (Westfalen, Lippe-Detmold), (Hessen-Nassau,
Großherzogtum Hessen, Pfalz) je 2, auf (Provinz Sachsen und Anhalt),
(Rheinprovinz), (Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck) und (König-
reich Sachsen) je 3 Ausschußmitglieder. In den Hauptvorstand
wurde gewählt: zum ersten Vorsitzenden Herr H. Kohlmanns-
lehner, Britz-Berlin, zum zweiten Vorsitzenden Herr Ziegenbalg,
Laubegast - Dresden, zum Kassenverwalter Herr Wilhelm Ernst,
Charlotten bürg, als Schriftführer Herr De Coene in Franz-Buchholz
und als Stellvertreter Herr Seh ir bei, Berlin. Der Verwaltung ist
ein Geschäftsfülirer beigegeben, der den Titel Generalsekretär führt.
Beschlossen wurde ferner, daß die Hauptversammlungen in Zukunft
nur noch in Berlin und zwar im Februar abgehalten werden sollen.
Bevorstehende Ausstellungen.
Gartenbau - Ausstellung des Vereins der Gärtner und
Gartenfreunde von Dornbach und Umgebung, Sitz Wien
XVII. Bez., vom 7. bis 10. September 1905. Anmeldungen bis
21. August. Kalt- und Warmhauspflanzen, Marktpflanzen, Bindereien
und abgeschnittene Blumen, Baumschulartikel, Obst und Wein, Ge-
müse, Gartenpläne, Garten-Industrie. Zahlreiche Medaillen und
Ehrenpreise.
Personal-Nachrichten.
Brando, Gustav, vcn-legte seine Handelsgärtnerei von Kagrau
bei Wien nach Wien XXI, Stadlau.
Radi, Florian, führt nach dem Austritt des Herrn Trache die
Firma Trache & Radi in San Giovanni a Teduccio bei Neapel auf
seinen Namen lautend fort.
Teuerkauf, Carl, Handelsgärtner in Stendal, t am 30. Juli
im 56. Lebensjahre.
Verantwortl. Redikteur:
Bdörfter, Berlin. — Verlag v. Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. — Druck: Anhalt. Bnchdr. Qalenberg.e. O. m. b. H.. Dessau.
Illustriertes Wochenblatt lür den y^esamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
26. August 1905.
No. 48.
Nachdruck und Nachbildung aas dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Landschaftsgärtnerei.
Kunstwerke und Kunst im Garten.
Von Willy Lange, Lehrer der Gartenkunde an der Kgl. Gärtnerlehr-
anstalt in Dahlem bei Steglitz.
(Hierin drei Abbiklungen.)
um höchsten, wenn er sagt:
Der Künstler lobt
„Das ist Na
Der Laie glaubt die N a
■Das i
; ein Bild'
1 höchste
. preisen, wenn (
Wenn ich heute meine Besprechungen über die Grarten-
gestaltung unserer Zeit beende, so kann ich mich über das,
■was in ihnen fehlt, nur trösten mit der Aufgabe selbst: nur
Wegweiser sein zu wollen dui;ch die deutsche Natur zu logisch
richtiger Gartenbildung. Das Richtige ist nun aber noch
nicht Kunst, sondern nur deren Voraussetzung. Wie wird
nun richtige Gartengestaltung zur „Garten-Kunst"? —
Doch erinnern mich unsere Bilder daran, wie wir bisher
nur einerseits von Naturwerken gesprochen haben, und anderer-
seits die Menschenwerke im „Naturgarten" gleichfalls einfacli
„naturgemäß" forderten. Nun aber leisten bevorzugte Menschen
noch ein Höheres als „Naturgemäßes" : „Kunstwerke". So-
weit sie mit dem Garten in Berührung kommen, sind es
Bildhauer und Baukünstler. Von der mächtigen Kunstwirkung
der Musik auch im Garten können wir absehen, weil sie uns
nur in flüchtigen Tonwellen umschmeichelt, während Malerei
in unserem Falle sich fast immer an die Baukunst anlehnen
wird imd gekünstelte, auf Täuschung berechnete „Machwerke"
wahrer Kunstwirkung geradezu feindlich sind.
Wie- sollen nun echte Kunstwerke dem Naturgarten ein-
gefügt werden?
Bisher war es allgemeine „ästhetische" Regel, daß sie
— z. B. Statuen, Säulen, Brunnen — ihre nächste Garten-
umgebung beherrschen mußten. (Beachte nebenstehend die
Verkünstehing des Wassers als „ästhetische" Folge des Bild-
w^erkes.) Wenden wir das malerische Element der freien
Linien im Raum auch auf die Kunstwerke an, dann fügen
sich Kunstwerke ebenso zwanglos in die naturgemäße Garten-
landschaft, wie jedes andere Menschenwerk. Daß man den
Umgangsweg um die ornamental geformte Basis eines Kunst-
werkes, wenn solches erwünscht ist, den UmrißUnien des-
selben folgen läßt, ist nur selbstverständlich und ebenfalls
naturgemäß. Damit ist aber auch der Ornamentik Genüge
getan. Notwendig ist sie nicht, sobald sich das Bildwerk
auf naturgemäß bewachsenem Boden erhebt. Gleiches gilt
Gartenwelt. IX.
für architektonische Werke, wie wir früher andeuteten: man
kann ein Haus in eine Landschaft stellen, ohne die Land-
schaft den Formengesetzen des Hauses entsprechend um-
zuformen.
Für gereiftes Empfinden erlangt ein Kunstwerk seine
höchste Wirkung, wenn es in Verbindung mit natürlich freier
Partie aus dem Parke des Schlosses Altenstein bei Liebenstein
in Thüringen. Vom Verfasser für die „Gartenweif photoRr. aufgenoinuieu.
IS
56 1;
Die Gartenwelt.
IX, 48
Sphinx. Vom Verfasser'für die „Gartenwelt" photogr aufgenommen
Umgebung als „BUd" wirkt, diese Umgebung durch seine
Gegenwart erst zum inhaltvollen Bilde macht. Wir gelangen
hierin zum Empfinden der griechischen Altmeister der Bildnerei
zurück, die ihre Werke — „in naivem Schaffen" hat man
gesagt, ich glaube aber vielmehr mit vollem künstlerischen
Bewußtsein — in die Natur „hineinkomponierten".
Merkwürdig ist mir immer gewesen, daß die Architekten,
wenn sie eine malerische Skizze ihrer Werke zeigen, zwar
eine freie, „ natui'gemäße " Baum- und Blumenumgebung
zeichnen, dann aber, wenn das Werk verwirklicht wird,
symmetrisch ornamentale Umgebung dulden. Das hat wohl
zwei Gründe: einen praktischen, indem eine ornamentale An-
lage sofort „fertig" wirkt und das Publikum (wozu auch
Stadtväter und -Herren gehören) für sein Geld schnell etwas
„Ganzes" sehen will. Der zweite Grund liegt in der alten
Ästhetik. Von dieser habe ich schon öfter nicht sehr-
kavaliermäßig gesprochen; und doch kann man weder zum
Kunstverständnis noch zur Künstlerschaft ohne ästhetische
Schulung, ohne Studium der überlieferten Kunst gelangen.
In der Gartengestaltung aber sind bisher nur die groben,
handgreiflichen Züge der Ästhetik zur Geltung gekommen,
die sich den Jüngern bequem einpauken lassen, ohne ihre
feineren Reize, die doch dem Wesen der „Kunst" am
nächsten stehen, zu entschleiern. So erhielten wir Gärtner
statt einer lieblichen, schmiegsamen, im Zeitgeist sich ver-
jüngenden Gestaltungsästlietik eine dün-e Fratze, aus der
nur leere Formengesetze si^rechen — und dieser bin ich
nicht gut.
Kunstwerke werden sich also im Garten, ohne auf seine
Gestaltung in theoretisch-ästhetischem Sinne Einfluß zu haben,
überall dort einfügen lassen, wo sie eine waltende oder
beabsichtigte „Stimmung" eines Gartengebietes durch ihren
seelischen Gehalt zu vertiefen oder symbolisch eindringlich zu
betonen geeignet .sind. So zeigt unser zweites Bild im ge-
heimnisvollen Halbdunkel der Fichtenschleier eine Sphinx als
Sinnbild des Lebensrätsels — ein vollendeter Gleichklang
von Bildhauer- und Gartenkunst; nicht von „Kunst und
Natur", wie oft „schöngeredet" wird. Denn der Naturgarten
ist immer ein Werk von Menschenhand, im besten Falle
Kunstwerk und nicht „Natm*". —
Schon Fürst Pückler verlangte, daß der Garten
eine Galerie von Bildern sei: er dachte und schrieb
aber vor allem für den Park, für große Verhält-
nisse und scheint immer eine deutlich tableauartige
Wirkung gemeint zu haben, bei welcher man Rahmen,
Mittel- und Hintergrund unterscheiden konnte. (Bild 3.)
Mit Recht sind solche Bilder beliebt, aber ich möchte
nicht zum wenigsten auch für kleine Gärten an eine
Vertiefung des „Bild"-Begriffes erinnern, die vni er-
langen, wenn vnv uns bewußt bleiben, daß unsere
Bilder lebendig-plastisch sind, daß sie nicht in der
Flächen Wirkung, sondern in der Eaumerfüllung ihre
gartenkünstlerische Bedeutung erlangen. In diesem
Sinne bedarf es nicht allein durch Rahmen ab-
geschlossener Bilder vne Abbildung 3, sondern vielmehr
einer höchsten Fülle plastischer, nebeneinander ge-
reihter, zwar im einzelnen selbständiger, aber im Ganzen
einander innerlich bedingender „Skizzen" im größten
wie im kleinsten Garten. Unsere fi-üheren Abbildungen
konnten in dieser Richtung manche Anregung geben.
Wenn es nun gelingt, all diesen Skizzen im kleinen
einheitlichen, auf großen Gebieten getrennt-vielseitigen,
ber immer klaren und eindringlichen „Stimmungsgehalt" zu
Natürlicher Rah
bei Gotha). Vom v
1 Landschaftsbild (Dietharz
die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen.
IX, 48
Die Gartenwelt.
verleihen, wozu Zeit, Himmel und Sonne ihr Bestes tun
müssen, so haben wir neben der Naturwahrheit künstlerisch-
„malerische" Wirkungen erreicht; unser Werk wird echte
Kunst, „empfängt der Dichtung Schleier aus der Hand der
Wahrheit", denselben, mit dem sich umhüllt die Kunst aller
Künste: -
Orchideen.
Masdevallia Bella. Diese interessante Orchidee ist ein äußerst
dankbarer Blüher und auch von leichter Kultur. Sie muß, da sie
nach abwiuts hUiht, im Korbe kultiviert werden und verlangt ebenso
wie M. i'liiiiiiiim mehr Wärme und Sonne. Die Blätter sind schmal,
ledei'artij,', die lihite hat rütlichgelbe Grundfarbe mit karminroten und
oft schwarzbraunen Zeichnungen; der Rand der Blüte ist bewimpert.
In Sphagnum und Peat gepflanzt und im temperierten Hause auf-
gehäugt, wächst sie leicht und blüht dankbar. J. B.
Züchter gezwungen wurden, die Veilchenzucht ganz aufzugeben. In
den Voreinigten Staaten werden jährlich für nicht weniger als eine
Million Dollars (4'/^ Millionen Mark) Veilchen vorkauft; der jährlich
durch die Krankheit verursachte Verlust wird auf volle 200000
Dollar (850000 Mk.) geschätzt. „Vielleicht hat keine Angelegenheit, die
sich auf die Blumenzucht bezieht, in den Blumenzucht- und Garten-
bau-Zeitschriften während der letzten 8—10 Jahre mehr Beachtung
gefunden als die in Frage stehende Krankheit," Betreffs der
Ursachen und der Behandlung der Krankheit herrschten sehr unklare
und widersprechende Ansichten. Die wichtigsten Hypothesen sind
folgende. Die Pflanzen werden durch das Treiben und die forzierte
reichhche Blütenproduktion von Generation zu Generation so ge-
schwächt, daß sie gegen jeden schädigenden Einfluß widerstandslos
gewordensind. Es ist daher von Wichtigkeit, bessere Kultur-
und Überwintor f ungs -Verfahren auszuprobieren. Andere
machen die Erde / für das Übel verantwortlich. Sie sei zu
leicht oder zu / schwer, zu wenig oder zu stark wasser-
haltend, zu nähr / stoffarm oder zu nährstoffreich, daher Aus-
probieren einer ge / eigneten Erdqualität besonders wichtig.
Pflanzenkrankheiten.
Da
Die Fleckenkrankheit i
(K'eferat.)
Veilchens.
/aß die Nordameiikaner uns in ihi'en Leistungen in der Technik
und Industrie im großen ganzen durchaus gleichwertig, in vielem
sogar entschieilen voraus sind, wird, glaube ich, heute wohl
niemand, der die Verhältnisse kennt und nicht gar zu sehr an Eigen-
liebe und Selbstüberschätzung leidet, ern.stlich bestreiten wollen.
Aber auch in ihren wissenschaftlichen Leistungen stehen uns die
Amerikaner kaum nach. Dies_ gilt ganz besonders für die auf die
Praxis angewendete Wissenschaft, z. B. für die wissenschaftliche
Förderung und Lösung von Problemen, die für die Landwirtschaft,
für den Pflanzenbau von Bedeutung sind, und — um gleich zur Sache
zu kommen — für die Erforschung und Bekämpfimg der Krankheiten
der landwirtschaftlichen, forstlichen und gärtnerischen Kultur-, Nutz-
mid Zierpflanzen. Speziell auf dem zuletzt genannten Gebiet haben
die Amerikaner in den letzten 20 Jahren eine recht statthche Reihe
von Publikationen geliefert, von denen allerdings manche etwas breit
gehalten sind — ein Vorwurf, den man indes auch vielen ent-
sprechenden Abhandlungen deutscher Forscher nicht ersparen kann.
In der Beifügung instruktiver, zum Teil kolorierter Abbildungen sind
die Amerikaner weniger knauserig als wir Europäer.
Doch nun zu unserm Thema.
Wir wollen hier eine Krankheit einer gärtnerischen Kultur-
pflanze besprechen und uns damit auf ein Gebiet begeben, dem in
Deutschland von den Pflanzenpathologen im allgemeinen noch lange
nicht die Beachtung geschenkt wird, die es verdient.
In Amerika hat die Veilchenzucht seit etwa 15 Jahren eine
schwere Schädigung durch das „spot disease", die „Fleckenkrankheit"
der Veilchen, erütten. Herr P. H. Dorsett — ob er Professor,
Geheimrat oder nur Doktor ist, erfährt man nicht: der Amerikaner
kennt nicht die harmlos kindliche Freude, die der Europäer empfindet,
wenn er mit hohen Titeln prunken kann; er ist dazu nicht
kleinlich genug — Hen- Dorsett also hat nun über die ge-
nannte Krankheit der Veilchen vor nicht langer Zeit eine gründ-
liche und verdienstvolle Arbeit veröffenthcht. Da die Krankheit
auch den deutschen Gärtner und Blumenfreund interessieren dürfte,
die betreffende Abhandlung aber nur wenigen zugänglich und außer-
dem in einem etwas schwer zu lesenden Englisch geschrieben ist,
so erscheint es erwünscht, hier das wichtigste dariibor mitzuteilen.
Die Fleckenkrankheit, die verbreitetste und gefährhchste Krank-
heit der Veilchen, wird, obgleich sie in der Praxis mit verschiedenen
Namen belegt worden ist, meist kurzweg das „violet disease", die
„Veilchen-Krankheit", genannt. Sie hat in den Veilchenzüchtereien
vielfach so große Verwüstungen angerichtet, daß die betreffenden
568
Die Gartenwelt.
IX, 48
Ändere halten ungeeignetes Kultur-Verfahren, Anzucht im freien
Land, wo die Pflanzen schädlichen Witterungseinflüssen aus-
gesetzt sind, und mangelhafte Pflege für die Ursachen. Deshalb
seien die nötigen Bedingungen zu schaffen, um die Pflanzen stets in
kräftigem, gesundem Zustande zu erhalten.
Die Pflanzen werden in jedem Entwicklungsstadium, vom un-
bewuTzelten Steckling bis zur blühenden Pflanze, von der Krankheit
ergriffen. Üppig, schnell und besonders mastig gewachsene Pflanzen
sind dem Erkranken am meisten ausgesetzt. Die Krankheit kann an
jedem Teil der Pflanze, der sich über der Erde befindet, auftreten.
Der größte Schaden wird indes verursacht, wenn die Blätter befallen
werden. Das Auftreten auf den Blättern kennzeichnet sich durch
kleine, gewöhnlich kreisförmige, grünlich- oder gelblich-weiße Flecke,
die an Insektenstiche erinnern. Sie variieren in der Größe von kaum
sichtbaren Punkten bis zu Flecken von 10—12 mm Durchmesser.
Der hellgefärbte mittlere Teil jedes Flecks ist von einem schmalen,
schwarzen oder dunkelbraunen Saum umgeben, der indes später heller
wird. Manchmal kommt die Entwicklung der Flecke zum Stillstand;
sie können sich dann vom gesunden Teil des Blattes loslösen und
herausfallen. Häufiger aber breitet sich die Krankheit immer mehr
aus, bis das ganze Blatt abgestorben ist. Die älteren Flecke er-
scheinen in ihrem äußeren Teil heller und dunkler gezont. Pilz-
sporen sind auf den Flecken sehr häufig nicht aufzufinden. "Wenn
man die Blätter aber 1—2 Tage in einen feuchten Raum legt, so
kommen auf den Flecken Pilzsporen zuweilen in so großer Menge
hervor, daß man sie schon mit bloßem Auge wahrnehmen kann. Die
Sporen werden von Pilzfäden, die aus den Blattflecken hervor-
sprossen, abge_schnürt und gelangen, da sie sehr leicht sind, durch
Luftbewegungen auf andere Blätter. Es gibt nun zwar verschiedene
Pilze, die Flecke auf den Veilchenblättern zu erzeugen vermögen;
die meisten rufen aber keine ernstliche Schädigung hervor. Die
Ursache der hier besprochenen eigentlichen Fleckenkrankheit ist aber
ein ganz bestimmter sehr schädlicher Pilz. Derselbe führt den
Namen Altemaria violae, Galloway und Dorsett. Durch einen ganz
nahe verwandten Pilz wird das Early Potato Blight, die „Dürrflecken-
krankheit" der Kartoffelblätter hervorgerufen. Was die Kennzeichen
des Veilohenpilzes anbetrifft, so soll hier nur angeführt werdeii, daß
seine Sporen, die, wie bereits gesagt wurde, auf den Blattflecken
entstehen, von keulig-flaschenförmiger Gestalt, mauerförmig geteilt,
olivenfarbig und etwa V20 """ '^^S sind. Dem genannten amerika-
nischen Forscher, Dorsett, ist es nun gelungen, den Pilz auf künst-
lichen Nähnnedien (Agar-Agar) zu züchten und mit den Sporen
an gesunden Veilchenpflanzen die Krankheit künstlich zu erzeugen —
ein unwiderlegbarer Beweis, daß in der Tat der Pilz die Ursache der
Krankheit ist. Der Pilz entwickelt sich außerordentlich schnell. Es
ist hier nicht der Ort, die ausgeführten Experimente näher zu be-
sprechen. Daß, wie das bei allen durch Pilze erzeugten Pflanzen-
krankheiten der Fall ist, auch äußere Einflüsse die Erkrankung zu
fördern, bezüglich zu hemmen vermögen, darf natürlich nicht ignoriert
werden. In erster Linie wird durch die langen, gewöhnlich heißen
und trockenen Tage im August und September und darauf folgende
kühle, feuchte Nächte eine schnelle, hinfällige, mastige Entwicklung
der Veilchen bewirkt und damit zugleich günstige Bedingungen zur
Erkrankung geschaffen. Es ist also besondere Sorgfalt darauf zu
verwenden, die Pflanzen widerstandsfähig zu machen und gut durch
die kritische Periode hindurchzubringen. — Verfasser zählt die ver-
schiedenen Umstände auf, welche ein Erkranken begünstigen. Die
Widerstandsfähigkeit der verschiedenen Sorten ist verschieden.
„Marie Louise'-^ z. B. erkrankt selbst unter den günstigsten Ver-
hältnissen leichter als „Lady Hume Campbell". Die einfachen
Varietäten sind m der Regel NAiderstandsfähiger als die gefüllten.
Vorbeugungs-Maßnahmen. — Ein wirkliches Heilmittel
für die Krankheit, sobald sie einmal ausgebrochen ist, ist bis jetzt
nicht bekannt. Die Anwendung der hauptsächlichsten Pilzbekämpfungs-
mittel ist mit zweifelhaftem Erfolg versucht worden. Bordeaux-Brühe
scheint nur geringe oder keine vorbeugende Wirkung zu haben und
macht andrerseits die Blätter zur Benutzung unbrauchbar. Die Auf-
gabe, der Krankheit entgegenzuwirken, hat vielmehr darin zu be-
stehen, Sorgfalt auf die Erziehung kräftiger, gesunder Pflanzen zu
verwenden, als in einer direkten Bekämpfung der bereits aus-
gebrochenen Krankheit. Die hauptsächlichsten Maßregeln, die der
Züchter befolgen sollte, sind folgende.
Studiere sorgfältig das Verhalten der Pflanzen unter den ver-
schiedenen Verhältnissen und sei bestrebt, die Wachstumsbedingungen
so zu gestalten, daß die denkbar vollkommenste Entwickelung er-
zielt wird. Halte die Häuser und Kästen sauber und in gutem Zu-
stande und entferne allen Abfall und Schmutz. Pflanze nur gesunde,
kräftige Stöcke und diese nur zur geeigneten Jahreszeit fort. Wähle
in jedem Frühling von den bewurzelten Steckhngen nur die voll-
kommen gesunden und kräftigen zum pflanzen in die Häuser und
Kästen aus. Alte Pflanzen sind allen möglichen Erkrankungen viel-
mehr ausgesetzt als junge. Halte die Pflanzen frei von gelben,
toten und absterbenden Blättern und beseitige und vernichte letztere.
Halte die Pflanzen frei von Insekten und sonstigem Ungeziefer. Gib
sorgsam Obacht auf Lüftung, Heizung und Schattierung der Häuser
und Kästen und auf das Begießen, Reinhalten, Kultivieren der
Pflanzen. Erneuere den Boden der Beete jedes Jahr vor dem
Pflanzen ca. 8 — 12 Zoll tief durch frische Erde. Setze die jungen
Pflanzen früh im Frühling in das Beet, wo sie während der Saison
bleiben sollen, so daß sie bereits gut entwickelt sind, wenn das
heiße, trockene Sommerwetter beginnt.
Wie man sieht, wird hier keine Maßregel empfohlen, die ledig-
lich im Studierzimmer ausgeklügelt wurde, bei deren Durchführung
in der Praxis sich indes unüberwindbare Schwierigkeiten in den Weg
stellen würden. — So viel bekannt ist, hat die Veilchenzucht in
Deutschland umfangreiche Schädigungen durch die hier besprochene
Fleckenkrankheit bisher nicht erlitten. Sollte letzteres dennoch der
Fall sein, so wäre es außerordentlich dankenswert, wenn aus
gärtnerischen Kreisen in diesem Blatte demnächst diesbezügliche
Mitteilungen gemacht würden und unsere Kenntnis von den Krank-
heiten unserer gärtnerischen Kulturpflanzen dadurch eine Fördenmg
erfahren könnte. L.
Topfpflanzen.
Cyclamen persiciim margine rubro „Alpenglühen".
Von Otto Hinze, Obergärtner in Naumburg.
(Hierxii eine Abbildung.)
„1/as Alpenglühen", Ärdor Alpium, hat der Züchter Herr
Georg Matthes, Handelsgäi-tner in Naumburg a. S., ein
neues Cyclamen genannt, das er jetzt in den Handel bringt.
Das Auge der Blüten ist intensivrot, die Fetalen sind rein-
weiß und rot umsäumt. Eine Gruppe Pflanzen dieser Sorte
erweckt die Vorstellung des als Alpenglühen bekannten Natur-
schauspiels in frappierender Weise. Obwohl die Blumen
etwas gefranst sind, hat die Sorte doch nicht Blut der
belgischen „Papilw^^, sondern ist aus der Ci/cl. splendens
gigantetim-Kla.sse hervorgegangen, deren gute Eigenschaften,
nämlich üppigen, willigen Wuchs, straffe Haltung und edel-
geformte Blüte „Alpenglühen" geerbt hat. Auch im Er-
blühen ist die Sorte sehr befriedigend, da sie selbst in
sonnenarmer Zeit willig öffnet. Alles in allem verdient die
Züchtung, von der wir Seite 569 ein Habitusbild sehen, die
Beachtimg der Kollegen.
Gefranste und Rokoko-Oyclaraen.
im zweiten Jahrgang, Seite 401, bot ich in einem meiner Be-
richte über die damalige Genter Gartenbau-Ausstellung eine Aufnahme
des Cyclamens „Papilio", dem ich sehr anerkennende Worte widmete.
Ich bezeichnete es als eine wesentliche Verbesserung des auf Seite 117
gleichen Jahrgangs abgebildeten gefranst blutigen Cyclamens, welches
wir damals den Lesern als Züchtung des Handelsgärtners Heinze in
IX, 48
Die Gartenwelt.
Bremen vorführten. Ich glaube, daß dieses Papilio -Cydamen der
damaligen Genter Ausstellung überhaupt erst den vielen phantastisch
geformten Züchtungen die Wege geebnet hat. Ich hatte seinerzeit
bei der ersten Begegnung mit dieser Neuheit augenscheinlich ihren
Wert überschätzt, denn sie hat bei uns in Deutschland nur geringe
Verbreitung gefunden, während die größte Nachfrage immer noch
nach den vollendeten Züchtungen mit normal geformten gauziandigen
Blumen vorhanden ist. Gelegentlich meiner Be.sprechung der neuen
Tubbenthalschen Cyclamenzüchtung in No. 41 dieses Jahrgangs gab
ich unumwunden den Blüten dieser Art, wie sie zuerst von Stoldt
in größter Vollkommenheit gezüchtet worden sind, den Vorzug. Die
sogenannten Rokoko-Cyclamen sind mir mehrfach auf Ausstellungen,
aber auch nur auf solchen, und noch nicht im Handel begegnet. Ich
habe nicht für sie schwärmen können, namentlich hat mir das viel-
fach in den Blüten auftretende Grün mißfallen, das oft etwas ins
Gelbliche übergeht und so der Hoffnung Raum läßt, daß die Rokoko-
Züchtung vielleicht eine Brücke zur Erzielung des ersten gelbblühenden
Cyclamens bilden könnte. Selbstverständlich huldigt fast jeder Mensch
einer besonderen Geschmacksrichtung, und es wäre für viele Gebiete,
besonders auch für die Gärtnerei schlimm, wenn dies nicht der Fall
sein würde. Hunderte und Tausende werden auch am Rokoko-
Cyclamen ihre Freude haben. Ich gebe deshalb gern
an dieser Stelle das bekannt, was mir Herr Handels-
gärtner E. Binne\vies in Alfeld a. d. Leine über seine
Lieblinge, die Rokoko-Cyclamen, mitteilt. Er schreibt :
„Die Gyclanien"„Äo^-oA:o" sind so eigenartig schön
in ihrem Charakter, so apart in ihrer ganzen Er-
scheinung, daß sie unbedingt eine große Zukunft
haben und für den Handel vorteilhaft sein werden.
Sie sind nicht im entferntesten mit „PajoiVzo" zu
vergleichen und auf eine Stufe zu stellen. In der
Kultur ist ,^Rokoko" eine dankbare Pflanze für den
Kultivateur, als welche ich sie in verschiedenen Ent-
wicklungsstadien gesehen habe.
Es wird unbedingt eine Handelspflanze werden
infolge ihrer Stark wüchsigkeit, was in erster Lmie
mit in Betracht kommt. Wenn die gefransten Cyclamen
nicht überall Aufnahme fanden, so lag die Ursache
in dem unbestimmten Charakter der Blumen und des
starken Variierens; ganz anders verhält sich jedoch
Rokoko.
Ich war deshalb übei-rascfat, wie Sie diese
schöne Neuzüchtung bewerteten und bitte Sie, die
Züchtung auf erwähnte Eigenschaften zu beurteilen,
da es doch im Interesse der Spezialisten ist, ganz
gleich von welcher Seite eine Neuheit kommt, falls
dieselbe wertvoll ist, ihr den verdienten Platz unter
den Pflanzen einzuräumen."
Ich zweifle nicht daran, daß sich viele dem
Urteil des Herrn Binnewies anschließen, während
wieder andere, die für das Neue und Aparte
schwärmen, Alwin Richters gefransten Cyclamen den
Vorzug geben. Auch Herr Richter fühlte sich durch
meinen abweichenden Geschmack getroffen und
schrieb mir folgendes:
„Meine Züchtung gefranster Cyclamen wurde
von hervorragenden Fachleuten schon oft beschrieben,
u. a. auch in der ,,Gartenwelt", und der Wert
dieser Züchtung ist in allen Gärtnerkreisen längst an-
erkannt worden.
Daß sich meine Cyclamen allgemeiner Beliebt-
heit erfreuen, beweist die Tatsache, daß ich für
dieselben höhere Preise erziele, als die meisten
anderen Züchter. Daß ich ferner die größten Samen-
handlungen des In- und Auslandes zu meinen Ab-
nehmern zählen darf, wird Sie wohl davon über-
zeugen, daß meine Cyclamen überall gern gekauft
werden. Auch viele Berliner Gärtner bevorzugen
meine Cyclamen; ich liefere dort an mehrere gioße
Samenhandlungen, dieses Frühjahr an eine Firma allein über
50000 Korn."
Ich habe auch diesen Ausführungen gern Aufnahme gewährt
und verweise nur noch darauf, daß die Gartenwelt verschiedentlich
die Richterschen gefransten Cyclamen in Wort und Bild gewürdigt
hat; wir haben unter anderem auch von dieser Züchtung im sechsten
Jahrgang, Seite 474, eine wohlgelungene Farbentafel gebracht, ein
Beweis dafür, daß die Spalten der Gai-tenwelt jeder verdienstlichen
Leistung offenstehen, gleichviel, ob sie mit meiner persönlichen Ge-
schmacksrichtung übereinstimmt oder ihr widerspricht. M. H.
Stauden.
Zur Empfehlung der Phlox decussata-Varietäten.
Von H. Beuß, Obergärtner in Schwetzingen.
JJurch die herrlichen Neuzüchtungen von Phlox decussata,
welche sich durch die Mannigfaltigkeit ihrer Farbenpracht und Groß-
blumigkeit auszeichnen, haben unsere Blumengärten manch schöne
Bereicherung erfahren.
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Cyclamen persicuni margine rubro „Alpenglühen"
Die Gartenwelt.
IX, 48
Neben den erwähnten Eigenschaften muß auch besonders der
meist niedere Wuchs gegenüber den alten Phloxsorten hervorgehoben
werden, was diese Pflanzengattung noch wertvoller macht. Besonders
bei Bepflanzung von Gruppen und Beeten in einfarbiger wie ge-
mischter Ausführung spricht dieser Vorzug wesenthch mit.
Diese Phlox Varietäten können wie die meisten unserer schönen,
niedrigen und mittelhohen Stauden vielseitig verwendet werden.
Was die Bepflanzung der Blumenrabatten betrifft, so dürften diese
Phhx deeiissata-SoTten wohl dauernd ihren Platz behaupten ; machten
doch die älteren sehr hohen Phlox stets einen steifen Eindruck.
Man ist eben bestrebt, Staudourabatten und Gi-uppen mehr niedrig zu
bepflanzen. So versucht man ja auch Dahlien durch Veredlung oder
Steoklingszucht in Topfvorkultur möglichst niedrig zu erziehen, die
Blumen repräsentieren dann auch viel mehr. Anders bei Anpflanzung
vor Gehölzgruppen weit vom Weg ab; dort verwendet man auch gern
höhere Gewächse.
Um besonders schöne, niedrige Gruppenpflanzen zu erhalten,
vermehrt man seine Phlox decussata durch Stecklinge. Im Früh-
jahr, etwa April — Mai, in Töpfe mit sandiger Erde gesteckt, im lau-
warmen Mistbeet geschlossen gehalten, wachsen sie willig; sie bleiben
sehr niedrig und lassen sich mit Tcptballen selbst auf schmalen
Parterrebeeten vorzüglich verwenden. Im Frankfurter Palmengarten
wie auch in einigen städtischen Anlagen sah ich diese Phlox sehr
zweckmäßig und wirkungsvoll verwendet.
Einige Sorten, die auch hier gegenwärtig viel angepflanzt werden
und deren Wert erprobt ist, sind folgende:
„Eclaireur", karminrot, Mitte heller, mittelhoch; „Beianger",
rosa, ist sehr -schön und niedrig; „Jocelin", von schön roter Farbe
und kompaktem Wuchs; „Le Solcil", rosa; „Fräulein K.Rück". fast
reinweiß, mittelhoch mit sehr großen Scheindolden „Professor
ScIiHetnann", rosa mit dunklerem Auge, Wuchs robust.
Die Blütezeit fällt, wie bekannt, in die Monate Juli bis Sep-
tember.
Wasserpflanzen.
Nyniphaea zanzibariensis rosea.
VoB F. Tutenberg, Stadtgärtner, Offenbach a. M.
(Hierzu eine Abbildung.)
We
die vielen Bassins der Wasserpflanzenhäuser der
Firma H. Henkel in Darmstadt besichtigt hat, so haben die Augen
des Fachmannes so manche schöne Art in voller Entwickelung ge-
sehen, daß man sich wundert, daß diese oder jene herrliche Pflanzen-
art noch nicht in dem Umfange verbreitet ist, wie sie es eigentlich ver-
dient. So fiel mir bei einem Besuche der genannten Gärtnerei eine auf
hohem Stiele getragene, mit enorm großer rosafarbener Blüte ver-
sehene Wasserrose auf, die Nymphaea xanxibariensis rosea. von
welcher Pflanze es mir gelang, eine wohlgelungene photographische
Aufnahme herzustellen, nach welcher die beistehende Abbildung ge-
fertigt ist, die wohl jede nähere Beschreibung erübrigt. Interessenten
sollten es nicht versäumen, der Firma H. Henkel, welche sich vor
einigen Jahren in der Koßdörferstraße in ausgedehnter Weise an-
baute, einen Besuch abzustatten, da dieser sich in jeder Hinsicht als
lohnend erweisen wird.
Obstbau.
Eine Zwerg- und Beerenobstanlage, die frisches
Obst zu jeder Jahreszeit zu genießen ermöglicht.
{Hiei-xu eine Abbildung.)
Da
isis rosea in der llandelsgärtnerei von
istadt. Origiaalaufnahme für die „Gartenwell".
'as der Kgl. Gartenbauschule von der Direktion des landwirt-
schaftlichen Institutes Hohenheim überwiesene Bahnhofgärtchen soll
zu Demonstrationen den Studierenden der landwirtschaftlichen Hoch-
schule, den Gartenbauschülem, den Zöglingen der Ackerbauschule,
den Obstbauschülern, den Teilnehmern von Spezialobstbaukursen und
Wiederholungskursen als eine Abteilung einer beinahe 2 ha großen,
gemischten Obstanlage dienen.
Es ist IL' a 22 qm groß, nur durch eine Straßenbreite von der
Gartenbauschule getrennt, und wird, da es sich neben dem Bahnhofe
befindet. Bahnhofgärtchen genannt.
Den Mittelpunkt nimmt ein mit Zwergbäumen, Johannis- und
Stachelbeerhochstämmen bepflanztes und nach vorn mit Apfelschnw-
bäumen und davor mit Johannisbeer- und Stachelbeerschnurformen
abgeschlossenes Oval ein. Auf den sich links und rechts an-
schließenden Ergänzungsbeeten stehen auf Rasen Obstsolitärbäume
und in Gruppen Stein-, Beeren- und Kernobst in verschiedenen
Formen. An der Straße befinden sich, Ende Juli 1894 mit neuen
Reisern umgepfropfte Frühbirnhochstämme und als Guirianden späte
Wintertafelbirnen, dahinter eine ca. 80 Sorten umfassende Rosen-
sammlung. Nach Süden an der Bahnhofstraße sind wagrechte
Schnurbäumc dachförmig gepflanzt, denn, um den Zug sehen zu
können, durften nur bis 1 m hoch werdende Obstpflanzen gesetzt
werden, auch einige Kebcordons mit „Frühem Malinger^'-, „Frühem
Leipziger" und „Blattern Burgunder", die aber in dem schweren
Lehmboden, 400 m über dem Meere, selten völlig reif werden, be-
finden sich dort.
Die Erde erhielt seit dem Aalegen 1892 bis jetzt nur Kunst-
dünger, da Jauche etc. zu übel riechen würde und — bei sach-
gemäßer Beurteilung — hat sich dieser Düngungsmodus, abwechselnd
1 Jahr Chilisalpeter, Thomasmehl und Kainit, das andere Jahr
schwefelsaures Ammoniak, Superphosphat und 40 prozentiges Kali-
salz und das dritte Jahr eine regelrechte Kalkung mit Ätzkalk, behufs
Bodenlockerung, bewährt. Als Zwischenk-ulturen sind Erdbeeren ver-
wendet, besonders „G arten- Inspel-tor Koch" und „Kaijier Wilhelm",
IX. 48
Die Gartenwelt.
^ i::i^>fyf4mfrTr':'^
^'\^
l?i&<tMi^?^i -'ir-^-^^
Form- und Beerenobstgarten (Bahnhofsgärtchen in Hohenheim). Vom Verfasser für die „Gartenwelf'ige
sowie „Sl. Joscpli". Von 5 zu 5 Jahren weiden Wicken als Grün-
düngungspflanzen gebaut und untergegraben.
An Obstsorten befinden sich zu Lehrzweoken auf dem Platze,
„Durc/isichtiger Sommerapfel", „Ohm Paul", „IVn'ßrr und rofry-
Astrachan", „Pßrsiehroter noi Virginischer Roseiinji/rl". ^,('liiirUi-
mowslcy", „Lord Grosvenor" , „Lord Suffield" , „Prois Ctillin",
„Manks Kiichenapfel" , „Ananas-", „Baumanns-", „Cltainpaijner-",
„Cox Orangen-", „Stern-", „Engl. Oranat-" und „Ganada- Reinette",
„Schüncr von Boshoop" , „Boikenapfel" , „Goldparmäne" und andere
als Ü-Formen, Pyramiden, Palmetten und an den Grenzen als Hoch-
stämme. Von Birnsorten sind vorhanden: „Jididecliantshirne" , „Olas-",
„ Peters- " , „ Frauenischenkelfrühbirnc " , „ Amanlis - " , „ Oellerfs
Butterbirne", „Pitmaston", „Herzogin von AngouUme", „Winter-
dechantsbime" , „Hardenponts Butterbirne", „Josephine von Mecheln",
„Pastorenbime" , „Bergamotte Sageret", „Idaho", „Esperens
Bcrgamotte" und „ Olivier de Serres " , als senkrechte Cordons,
U-Formon und Palmetten ; als Hochstämme : „ Oute Luise vcm
Avranches", „Sparbime", „Römische Schmahbirne" und „Mmid-
netxbirne'-'- .
Von Steinobst sind Kirschen, Pfirsiche, Mirabellen, grüne
Reineclauden, Kaiserzwetsohen in Buschform und als Hochstämme
vorhanden, und da auch Haselnüsse, Himbeerstauden und Quitten
nicht fehlen, gewähren mir diese Bäume — auch nach Abrechnung
der demonstrationsweise gekosteten Früchte — immer noch soviel,
daß ich, für mich wenigstens, frisches Obst im ganzen Jahre zum
Kohgenuß habe.
Wenn aus obenangeführten .Sorten auch in beschränkterem
Maße eine Auswahl getroffen wird, so wird der Obst- und Garten-
freund sicher Freude an seinen Bäumen haben und das ihm gehörige
Stückchen Erde zu einem Tuskulum gestalten.
Garteninspektor Ph. Held.
üie Obsteiiifuhr iind der deutsche Obstbau.
We
Von Arthur Jansen, Würzburg,
enn junge Obstbau -Wanderredner ihre Zuhörer zu
weiteren AnpfLanzungen von Ubstbäumen begeistern wollen,
dann holen sie das beliebte Thema von den „Millionen, die
für Obst ins Ausland fließen und von uns selbst verdient
werden können'', heran.
Das ist man gewöhnt, und ebensosehr gewöhnt man
sich daran, daß kein Mensch dieser Phrase auf den Grund
geht. Es ist eine Redensart, und damit genug!
Also mit einer umfassenden Vermehrung der Obst-
bäume soll dem Defizit abgeholfen werden. Der eine will
noch 20 Millionen, der andere deren 25 pflanzen lassen und
Vater Staat soU helfen. Gewiß, die Leute haben rechnen
gelernt, imd ihre Rechnung scheint ebenso richtig, wie klar
und verständlich. „Wir haben in Deutschland so und .soviel
Obstbäume, die Durchschnittsernte wird auf soviel Millionen
Mark geschätzt, somit trägt jeder Baum x kg Früchte, ergo
fehlen uns noch soviel Bäume. Die müssen auf jeden
Fall her!
Und auf diese Offenbarung hin wird nun gepflanzt!
Der Obstbauverein pflanzt in Corpore, man gründet Obstbau-
genossenschaften, der Staat gibt Beihülfe zm- Anpflanzung,
man verlost junge Bäume in den Landwirtschaftsvereinen, an
Schulkinder und Konfirmanden, bezw. Erstkommunikanten,
der Staat selbst pflanzt an Straßen, Eisenbahngeländen, Städte
und Gemeinden pflanzen auf ihre Rieselfelder und Ödungen.
Seit 10 bis 15 Jahren pflanzt alles, was einen Nickel und
einige Quadratmeter übrig hat. So entwickelt sich denn das,
was nur dem aufmerksamen Auge offenbar wird, nämlich eine
Obstüberproduktion, die in wenigen .lahi-en zu einer Kalamität
führen wird.
Ich höre da verschiedene lachen. Bisher ist noch fast
jeder verlacht worden, der den Teufel an die Wand gemalt
hat, bis der Teufel dem Lacher im Nacken saß. Dann geht
das Jammern los nach Hilfe. Das ist die alte Sache, und
das kann mich nicht kümmern und vcranlas.sen, meine Meinung
zurückzuhalten.
Aber vielleicht geht auch demjenigen, dem ich am lächer-
lichsten scheine, ein Dämmerzustände erzeugendes Talglicht
auf, wenn ich ihm erzähle, daß z. B. der Kreis Limburg seine
Bestände an Kernobstbäumen in den .Jahren 1893 bis 1900
von 81115 auf 111 548 vermehrt hat. Das ist aber nicht
alles. Bessere Pflege, das Umpfropfen ungeeigneter Sorten
(mit ca. 30 000 zu diesem Zwecke vom Kreise verteilten
Edelreisern) und andere Begünstigungen der Obsterzeugung
haben an sieh die Produktion ganz wesentlich gehoben. Im
Jahre 1893 wurde die Ernte auf 15 400 Dz. geschätzt, im
vorigen Jahre auf 28450 Dz., also auf fast das Doppelte.
Kennt der verehrte Leser den Kreis Limburg? Nicht?
Nun, das ist keine Schandfe; denn er ist ja nm- ein Kreis,
sogar noch kleiner als viele andere. Nun bedenke er aber
einmal die Produktionszunahme im ganzen Reiche, wenn
ilieser von uns kaum gewürdigte Kreis bereits eine solche
Produktionssteigerung erfahren hat.
und dann bedenke er dazu, daß, wenn auch jetzt noch
keine Sch^v^erigkeiten beim Absatz bemerkt werden, die Höhe ■
der Tragbarkeit dieser seit 1893 gepflanzten Bäume erst in
etwa 10 bis 15 Jahren erwartet wei'deu darf.
572
Die Gartenwelt.
IX, 48
Man wird einwerfen: Wenn wir Überproduktion haben,
werden wir ausführen, nachdem wir unser eigenes Defizit
gedeclit haben.
Nun, ich besti-eite zunächst einmal ganz entschieden, daß
in der Tat ein Defizit in der Erzeugung der Ernte besteht.
Wenn die Einfulir ein solches zu beweisen scheint, so ist es
drich leicht, diesen Beweis auf das zurückzuführen, was er
ist, nämlich eine irrige Behauptung. Ich werde beweisen,
daß Schidd an der Einfuhr nicht unsere ungenügende Produktion
ist, sondern die Verzettelung der Ernten infolge einer
dem Obstbau und Obsthandel ungünstigen Fracht-
tarifierung.*)
Die Ernten sind infolge der sehr verschieden gearteten
Feststellung der Produktionsorte verschieden. Einmal gibt
es hier viel und dort nichts, ein anderesmal dort wenig und
hier viel. Nehmen wir den Fall an, daß Württemberg mit
seinem starken Mostobstverbrauch Mißernte hat, dann muß
es einführen. Die Provinzen Hannover und Westfalen können
abgeben. Dann ergibt sich für den württembergischen Käufer
die recht nüchterne Kalkulation dahingehend, daß er billiger
wegkommt, wenn er aus der Schweiz iraijortiert, die fast jedes
Jahr abgeben kann. Zudem bekommt er dort echte bewährte
Mostsorten einheitlicher Art, die ihm einen brauchbaren Most
eher garantieren als das Mischmasch der aus allen Ecken
und Kanten zusammengestoppelten Tafel- und Wii-tschafts-
früchte des -norddeutschen Obstes, das auf die Mostbereitung
nicht eingerichtet ist.
Oder ein anderes Beispiel: Berlin ist bekanntlich, gerade
was Obst angeht, ein ganz außergewöhnlich starker Konsument.
Die große Hitze des letzten Jahres ergab eine sehr mäßige
Ernte im mittleren Norddeutschland. Wir hier in Unter-
franken hatten 1904 eine so reiche Ernte, daß ich persönlich den
Zentner Goldparmänen für 6 Mk., Canadareinetten für 4,50 Mk.
kaufte. Man sollte meinen, daß sich die Verhandlung von
hier nach dort hätte gut fülu-en müssen. Aber sie war
trotzdem sehr mäßig. Warum? — Nun, auch Böhmen hatte
gute Ernte, und da die Benutzung des Wasserweges durch
Elbe, Havel und Spree dem Transport mit der Bahn als viel
billiger gegenübersteht, so bezog der Händler unter Umgehung
der hohen Eisenbahnfrachtspe.sen von Unterfranken nach Berlin
das Obst von Böhmen mit dem Schiff. Herr Hesdörffer als
genauer Kenner der Berliner Obsthandelsverhältnisse wird mir
bestätigen können, daß aber auch in anderen Jahren die
Zufuhr böhmischen Obstes nicht geringer ist**). Man muß be-
denken, daß der Obstbau der Umgegend Berlins nicht aus-
reicht, um den Konsum zu decken. Es muß jedes Jahr sehr
viel von weiter her importiert werden. Aber das Export-
land könnte ein deutsches sein, und nur die Frachtsätze
*) Anmerkung der Eedaktion: In weiten Kreisen bedauert
man, daß die Staatsbabnen in der Hauptsache nicht vom wirtschaft-
lichen, sondern vom finanz-fiskalisohen Prinzip geleitet werden. Die
Regierungen berechnen immer die Mindereinnahmen, die durch Tarif-
verbilligung erzielt werden könnten. Daß der Staat in manchen
Dingen billigen Anforderungen gerecht wird, beweist die Bestimmung,
wonach Falirräder als Passagiergut in Preußen nach allen Entfernungen
50 Pfennig kosten. Warum macht man dem heimischen Obst und Ge-
müse nicht eine ähnhche Konzession? Man setze einen bestimmten
Frachtsatz für den Waggon auf alle Entfernungen fest und man
wird sehen, wie glatt sich der Ausgleich des Obstes vollzieht. Aber
das wird kaum je geschehen, die Staatsbabnen müßten sonst zu viel
Obst befördern und würden zu wenig daran verdienen.
**) Anmerkung des Herausgebers. Sie ist stets beträohtUch
und eher in der Zunahme als Abnahme begriffen. In allen Spree-
kanälen kann man bis in den Winter hinein die stattlichen böhmischen
Obstkähne an geeigneten Stellen in großer Zahl vor Anker liegen sehen.
zwingen dem Berliner das böhmische Obst auf, welches das
ganze schiffbare Stromgebiet der Elbe bis abwärts über
Magdeburg liinaus beherrscht. Ich möchte z. B. behaupten,
daß kaum zehn vom Hundert der Birnen, die als Flaschenbirnen,
Mariannenbirnen, Kaiserkronen usw. in Berlin verkauft werden
(pomologisch ist es „Böses HasclienUrne" wohl zum größten
Teil!), ein anderes Ursprimgsland haben als Böhmen.
Ja, Böhmen ist sogar gezwungen, sein Obst nach
Deutschland abzuschieben ; denn die Kaufkraft der vornehmlich
Landwirtschaft treibenden Bevölkerung ist nicht groß. Und
das Hinterland Mähren ist nicht besserer Abnehmer. Da die
Frachtverhältnisse noch ungünstigere sind als bei uns, so kann
von einem Transport nach Nieder- und Oberösterreich mit
Wien um so weniger gedacht werden, als dort die Konkmrenz
des steierischen und südtiroler Obstes sowie der serbischen
und bosnischen Pflaumen besteht. Aber nach Deutschland
hin ist alles offen. Der Rücken der Elbe trägt willig, un-
beschädigt und billig das Obst bis in das Herz unseres
Landes und das Königreich Sachsen mit seiner reichen Indu.strie-
tätigkeit, seiner dichten, kaufkräftigen Bevölkerung ist ein
mächtiges Absatzgebiet, das mit einem Bahntransport von
einigen 40 bis 50 km leicht erreicht werden kann. Und
außerdem kommt hinzu, daß Sachsens Obstbau klein und wenig
produktiv ist.
Wir sehen aus diesem schon zur Genüge, daß es nicht
notwendigerweise die ungenügende Erzeugung eines Landes
ist, welche eine Einfuhr bedingt, sondern daß die wirtschaft-
lichen Verhältnisse ausschlaggebend sind. Nur die eigenartige
Lage Böhmens und unsere Verkehrsverhältnisse sind
es, die es diesem Lande ermöglichen, von seiner Gesamtaus-
fidir von jährlich etwa 13 Millionen Kronen 921/2V0 "^^^h
Deutschland abzuschieben.
Und wenn die Leute in Sachsen und bei Berlin Wälder
von Obstbäumen pflanzen wollten, so konnten sie wohl die
Preise drücken, aber die Einfuhr aus Böhmen würden sie nicht
beseitigen ; denn das könnte nur geschehen auf Kosten des Haupt-
landwirtschaftszweiges von Böhmen. Und ehe die Böhmen
sich einer etwaigen libermacht ergeben würden, würden sie
wohl durch Unterbieten der Preise sich zu halten suchen.
Da ihre ganzen Produktionsverhältnisse sie wiederum in den
Stand setzen, billiger als wir es könnten, zu verkaufen, so
würde wolü ein Mißerfolg der Bemühungen unserer Pflanzer
unausbleiblich sein.
Wir würden uns einer Einfuhr von dieser Seite nur
dann erweliren können, wenn wir so hohe Einfuhrzölle be-
kämen, daß sie einer Sperre gegen fremdes Obst gleichkämen.
Und das wird und braucht nie einzutreten.
Die hohen Frachtsätze sind uns allerdings auch insofern
ein Schutz, als sie verbieten, ausländisches Obst weit in das
Land hineinzubi-ingen, sofern nicht der Wasserweg benutzt
werden kann. Aber sie bewirken auch, daß an vielen, vielen
Orten reichlich Obst vorhanden und nicht absetzbar ist, ob-
wohl andere Plätze bedürftig sind und aus dem Auslande
beziehen oder, falls auch das unmöglich ist, hohe Preise
zahlen imd im übrigen darben. Es ist mit anderen Worten
die Erschwenmg des Verkehrs mit Obst, die Schuld daran
ist, daß viel Obst verkommt und verfüttert wird; denn daß
das geschieht, ist nicht eine fi-omme Sage, über die mancher
Obstbautechniker mit modernen und doch so alten An-
schauungen lächelt, sondern unverrückbare Tatsache. Die
Leute verfüttern und ver]ilempem tausende von Zentnern,
während ihre Landsleute vom Auslande beziehen, und sie
IX, 48
Die Gartenwelt.
573
können nicht anders, weil ein Ausgleich zwischen Angebot und
Naciifrago durch die Frachtensätze unmöglich gemaclit wird.
Das ist der Grund, weshalb wir einführen, und Tat-
sache ist, daß das eingeführte Obst in größeren Mengen nie
das Herz Deutschlands erreicht und unter obwaltenden Ver-
hältnissen auch nie erreichen wird. Holländisches Obst ver-
wenden nur der Rheinländer und Westfale, amerikanisches
fast ausschließlich die Bewohner der Hafenstädte, schweizerisches
der Württeni berger, französisches der Elsässer.
Nur da, wo die billigere Produktion und der Wasser-
weg dem Auslande zu Hilfe kommen, ist ein weiteres Ein-
dringen möglicli, wie denn auch bei unseren internen Ver-
hältnissen die Wasserstraße stets den Obstbau begünstigt.
Welche Landschaften sind Deutschlands Obstkammem? Werder
bei Berlin (Havel und Spree), Vierlande bei Hamburg (Elbe),
Dresden (Elbe), Unterfranken, Hessen, Württemberg, Bodensee-
gebiet (Rhein, Main und Neckar) usw.! Daraus geht hervor,
daß die günstigste Transijortgelegenheit vielfach in Verbindung
mit der Nähe bedeutender Konsumplätze ausschlaggebend für
das Gedeihen des Obstbaues sind. Hauptsache ist die Verkehrs-
frage! Für unseren deutschen Obstbau wäre deshalb ein
Ausbau der Wasserstraßen, vornehmlich der geplanten Kanäle,
im weitesten Maße erwünscht und günstig, ebenso wie weitere
Frachtvergünstigungen wünschenswert wären.
Man braucht nicht zu fürchten, daß diese Erleichterungen
und Verbilligungen dem Auslande das Eindringen weiter er-
leichtern würde. Unsere Ernte käme mehr zur Geltung und
würde ein wirksamer Damm sein. Dann aber könnten Auslands-
sendungen mit einem Sondertarif bedacht werden. Unter
solchen Verhältnissen bedürfte es auch nie eines Zolles, mit
Ausnahme vielleicht eines s'olchen, der unsere Obsttreiberei
schützt.
Ich habe eingangs vor zu sehr forzierter Vermehrung
der Anpflanzungen gewarnt und eine Überproduktion in Aus-
sicht gestellt, wenn mit der Pflanzungsmanie nicht gebrochen
wird. Es ist immer leichter, Obst zu erzeugen, als es zu
guten Preisen, d. h. mit genügendem Nutzen zu verkaufen.
Wanim, das darf ich vielleicht ein andermal erklären. Die
mannigfachen Abhilfsmittel, Obstverkaufsvermittlungs- und
-Nachweisstellen, Verkaufsobstausstellungen, Obstmärkte usw.
stiften ja gewiß viel Segen, aber sie haben doch nur so viel
Wirkung, wie ein Tropfen auf einen heißen Stein. Es ist
besonders die Kleinproduktion fern von dem Konsum der
größeren Städte, die ihr Obst immer schlecht los wird.
Stellen wir uns einmal vor, es käme solch eine Überproduktion
und fände unsere Obstabsatzverhältnisse noch so schwierig,
so unvorbereitet wie sie zurzeit sind. Die unausbleibliche
Folge würde Unverwertbarkeit großer Obstmengen sein, ab-
gesehen von dem sicher eintretenden Preissturz, der unseren
Obstbau unrentabel machen würde.
Von einem Export wird nicht viel werden! Wer sollte
wohl von uns kaufen. Bis auf Rußland und England haben
ja alle Staaten Überfluß, so daß sie noch abgeben können und
müssen. Und diese'? In England treten wir in schärfste Kon-
kurrenz mit Frankreich, Holland, Kanada und den Vereinigten
Staaten. Rußland ist vorerst noch eia gutes Abnahmefeld,
aber wie lange wird das noch dauern. Die Anpflanzungen in
dem für den Obstbau höchst geeigneten Wolgagebiet nehmen
riesig zu und die Ernten in Südrußland, vornehmlich auf
der Krim, wachsen mächtig. Die russische Regierung fördert
den Obstbau im umfangreichsten Maße.
Und die Produktion des übrigen Auslandes?
Serbien hat innerhalb weniger Jahre seine Bestände
verdoppelt, Nordamerika produziert von Jahr zu Jahr mehr,
in Australien wurden dem Obstbau in letzter Zeit mächtige
Flächen erschlossen, und vor etwa Jahresfrist exportierte
Kapstadt die ersten Kistenäpfel.
Ich bin weit davon entfernt, von der Vermehrung unserer
Anpflanzungen abzuraten. Aber ich will, daß zunächst
einmal der Absatz sichergestellt wird. Werden die vielen
Mittel, welche Staat, Behörden aller Art, Vereinigungen von
Interessenten usw. ziu- Subventionierung der Beschaffung von
Pflanzenmaterial verausgaben, zur Auslosung von Obst-
verwertungsgeräten, die nach einem mißlungenen Versuch in
der Ecke verstauben, von Modellfrüchten, nach denen kein
Mensch Sorten zu bestimmen und erkennen vermag, zu einer
Organisation und Regelung der Absatz Verhältnisse, zur
Sicherung der Marktlage, zur Schaffung einer für den Klein-
produzenten gültigen Marktpreisnotierung, zu statistischen Er-
hebungen über den Umfang der Jahresproduktion und ähnlichen,
dem Absatz dienenden Unternehmungen verwendet, und wird
dadurch der Absatz geregelt, gesichert und lohnend gemacht,
dann wird der deutsche Michel auch pflanzen, ohne pro
Baum den meist üblichen Zuschuß von ^|^ des Anschaffungs-
wertes zu bekommen. Der rückständigste Bauer ist sehr
fortschrittlich, wenn er Geld klappern hört.
Es ist ein ökonomischer Grundsatz, daß die Produktion
sich nach dem Absatz richten soll. Das umgekehrte Ver-
hältnis führt stets zu ungesunden Zuständen. Und dieser
oberste Leitsatz jedes vernünftigen Geschäftsqjannes muß
auch jener der die Fortschritte leitenden Regierungen sein.
Leider ist er es im Obstbau nicht.
Ich habe mit diesen Ausführungen, mit denen ich so
lange die Geduld der verehrlichen Leser in Anspruch nehmen
mußte, ein sehr schwieriges Gebiet berührt und hätte noch
manches bezüglich der wirtschaftlichen Seite unseres Obst-
baues auf dem Herzen. Vielleicht gestattet mir der Herr Heraus-
geber dieser bewährten Zeitschrift, später davon zu sprechen.*)
Für heute sei es genug. Nur das sei noch gesagt, daß
vieles, sehr vieles besser sein könnte, wenn unsere obst-
bauende Bevölkerung, die Kreise unserer Obstzüchter nicht
immer nur auf oft ganz unwesentlichen technischen Er-
örterungen herumgeritten, sondern ihren Obstbau von dem
weiteren Gesichtspunkte eines nationalökonomischen Faktors
betrachtet hätten.
Und Vater Staat, dessen Fürsorge hier willig anerkannt
werden soll, kann nicht von dem Vorwurf befreit werden,
daß er seine Fürsorge oft in unzweckmäßiger Weise an-
wendet. Aber er handelt bona fide, indem er seinen Rat-
gebern folgt, die entweder aus Leuten des Verwaltungs-
beamtenstandes bestehen und für die Aufgaben zur Hebung
das technische Verständnis nicht besitzen , oder aber aus
obstbautechnischen Beamten, die ohne Zögern die ausge-
fahrenen Geleise annehmen und mitunter ganz ohne Ver-
ständnis für die nationalökonomischen Aufgaben, die sie zu
erfüllen haben, arbeiten.
Ich meine, wir müßten von unseren staatlich geprüften
Obergärtnern und Obstbaulehrern eine genügende Kenntnis
und Reife der Auffassung von den wirtschaftlichen Vor-
bedingungen eines blühenden Obstbaues verlangen. Es könnte
ihnen wirklich nicht schaden, wenn sie an irgend einer
Universität ein Semester Nationalökonomie hörten. Allerdings
*) Anmerkung der Redakti
Mit Vergnügen!
Die Gartenwelt.
IX, 48
führen auch unsere höheren Ijehranstalten diese als Lehrfach ;
aber ob zweckmäßig?
Ich habe seinerzeit in Proskau ein Semester Volks-
wirtschaftslehre (2 stündig) gehört, wie die meisten meiner
damaligen Kollegen. Und sie können mir bezeugen, daß
wohl von der Staatsverfassung, von Freizügigkeit, Heimats-
recht, Staatszugehörigkeit, auch vom Handels- und Wechsel-
recht gesprochen wurde; aber über die Faktoren, von denen
die Produktion und ihre Verwertung, von denen die Nutzbar-
machung der Volksarbeit und des Volks Vermögens abhängt,
davon ist nichts verlautet. Als Lehrer für solche Fächer
will ich auch keinen Nurjuristen, mag er an sich noch so
tüchtig sein, sondern einen Fachmann mit nationalökonomischen
Kenntnissen ; denn beim Obstlau hängt Wirtschaftlichkeit und
Technik unlösbar zusammen.
Warum beurlaubt man nicht einen der Fachlehrer für
1 — 2 Semester, der sich die Kenntnisse an einer Fachschule
erwerben könnte? Er sollte an eine landwirtschaftliche
Hochschule gehen. Dort hat er das, was er braucht, aus
erster und lauterster Quelle.
Zeit- und Streitfragen,
unser Zeiclieiuinterricht an den Fortbildungsschulen.
J.n den Spalten der „Gartenwelt" ist in letzter Zeit wiederholt
die Rede gewesen vom Fortbildungsschulunterricht*), wobei natür-
licherweise auch der Fachzeichenunterricht gestreift wurde. Vielleicht
interessieren in dieser Angelegenheit die folgenden Zeilen. Niemand
wird leugnen wollen, daß von der Kraft, die heute für den Zeichen-
unterricht aufgewendet wird, und von der Zeit, die mancher für das
Zeiohnenlernen verwendet, gar manches „für die Katz" ist, das soll
heißen, daß viele Kraftaufwendung und manche Zeit gespart werden
könnte, ohne daß dadurch irgend ein Verlust bemerkbar wäre. Der
Grund liegt in der — zumeist — falschen Methode des Unterrichtsen.
Wir werden im lieben deutschen Vaterlande, wenn wir von den
eigentlichen unter fachmännischer Leitung stehenden Fachschulen
absehen, wenig Fortbildungsanstalten finden, wo der Fachzeichen-
unterricht wirklich praktischen Erfolg zeitigt.
In wohl allen Städten, wo eine Fortbildungsschule besteht, ist
auch der „Fachzeichenunterricht für Gärtner'' im Lehrplan mit auf-
genommen. Nach dem Unterrichtenden getraut man sich aber meist
gar nicht erst zu fragen, da man von vornherein weiß, daß dieser
kein Fachmajui ist. Dem Unterrichtenden entsprechend muß natür-
lich auch der Lehiplan gestaltet sein, der wohl meist auf irgend
eins unserer Lehrbücher aufgebaut ist. Das Besuchen eines solchen
Unterrichts wird für einen Gehilfen meistens absolut wertlos sein,
und für einen Lehrling, der etwa zwangsweise den Unterricht besucht,
wird hierbei nicht mehr herausspringen, als wenn er irgend welchen
anderen beliebigen Zeichenunterricht genösse. Fin für die Praxis
brauchbares Fachverständnis für das Planzeichnen wird
hierbei nicht herauskommen.
Nicht viel besser sieht es an manchen Schulen aas, wo der
Unterricht durch einen Fachmann geleitet wird — dies einzugestehen,
mag für uns schmerzlich sein, aber es ist Tatsache. Auch bei
solchen Schulen wird viel überflüssige) Arbeit geleistet; der Lehrplan
trägt auch hier die Schuld. Die Mehrheit der Besucher solcher
Schulen bringt es nicht weiter als zum Kopieren von Plänen und
deren Ausmalen, weil nichts anderes gelehrt wird. Daß der Lehr-
plan nur auf dieses Ziel zugeschnitten ist, das ist das größte Übel,
welches ich im ganzen Faohzeichenunterricht kenne. (Ich höre schon
Einwendungen: ob denn ein Schüler in einem halben Jahr etwa so-
weit kommen soll, daß er sich an Konkurrenzen für Friedhofsanlagen
beteiligen kann — ich bitte, mich ausreden zu lassen.) Daß die Idee,
den Schüler nur bis zum Kopieren von Plänen gelangen zu lassen,
Anhänger findet, geht auch aus einem Artikel in der „Gartenwelt" iu
No. 27 hervor. Dort heißt es Seite 321: „Mag sich der Zeichenunter-
richt in der Fortbildungsschule außer dem für den Anfänger viel
weltvolleren Freihandzeichnen auch auf das Üben von GruppeÄ-
zeichnen, wohl auch als Schluß auf das Kopieren kleinerer Pläne
erstrecken, um den jungen Gärtner eine Idee beizubringen, svie ein
Plan aussieht und gemacht wird und was die Zeichnungen auf dem-
selben bedeuten, was darüber ist, das ist vom Übel."
„Was darüber ist, das ist vom Übel." Ich möchte das
Gegenteil behaupten, indem ich den Standpunkt vertrete, daß das
.,Plänekopieren und Malen" wenn auch gerade nicht vom Übel, so
doch minder vviolitig als anderes beim Zeichenunterricht ist.
Weit wesentlicher für mich ist, daß ein Gärtner lernt, einen Arbeits-
plan*) lesen zu können, als daß er versteht, die verschiedenen
Bäume hübsch säuberlich auf Papier zu malen. Ich halte es für
viel notwendiger, daß ein Gärtner lernt, an der Hand einer
Arbeitszeichnung eine Anlage auszuführen, als daß er sich
mit seinen schwerfälligen Händen abmüht, schwungvolle Wegekurven
auf das Papier zu zaubern.
Man wolle mich nicht mißverstehen ; ich verwerfe es nicht, daß
im Plänemalen unterrichtet wird, aber ich erkenne anderes als
wesentbcher an. Das Plänemalen wird in der Praxis dem Gärtner
weniger dienlich sein, wie das Verständnis einer kompletten Ärbeits-
zeichnung, denn weit häufiger tritt an den Gärtner die Aufgabe
heran, nach einem gegebenen Plane auf einer Anlage mit tätig zu
sein, als daß von ihm die Herstellung einer farbigen Zeichnung ver-
langt wird. Selbst der tüchtigste Landschaftsgärtner, der eine Praxis,
das soll heißen einen Kundenkreis, sich erwerben will, kann sein
Brot gut verdienen, ohne daß er im Stande ist, einen Plan zu
malen. Aber ein Unverständnis für Arbeitspläne würde für ihn sehr
hinderlich werden. Farbige Pläne kann man heute für wenig Geld
in den gartentechnischen Bureaus haben; man kauft .solche Pläne
meist wohlfeiler, als man sie selbst herzustellen vermag. Um aber
die Unterlagen für die Anfertigung eines farbigen Planes geben zu
können, ist wiederum das Verständnis für die Arbeitszeichnung bezw.
die Herstellung einer solchen erforderlich.
Diesem Gedankengange entsprechend, muß der Lehrplan an
den Fortbildungsschulen eingerichtet sein, sofern das ganze Zeichnen
einen wirklieben Wert für die Praxis haben soll. Daß ich mit
dieser Anschauung nicht allein stehe, das ergibt sich u. a. aus dem
Artikel in der „Gartenwelt" No. 33, Seite 392 und 393.
Ein weiteres ist bei der Gestaltung des Lehrplanes noch zu be-
rücksichtigen, nämlich die Frage: In welcher Zeit muß der Lehr-
plan beendet sein? Glücklich der Lehrhng, dem es vergönnt ist,
drei Wintersemester eine Fortbildungsschule besuchen zu können.
Über drei Semester verteilt, läßt sieh der Lehrplan in dem eben ge-
dachten Sinne recht schön ausbauen. Aber was ist da zu machen,
wo der Schüler den Unterricht nur ein Semester besuchen kann?
Man wird zugeben, daß es wenig Wert hat, einen Unterricht, der
in drei Semestern etwas Vollständiges bietet, nur ein Semester zu
besuchen. Nun sind aber die meisten jungen Gehilfen in den
seltensten Fällen länger in einer Stadt, als daß sie mehr wie ein
Semester von Anfang bis Ende belegen können.
Es handelt sich nun also darum, festzustellen, ob es möglich ist,
einen Lehrplan für den Zeichenunterricht zu schaffen, der es einem im
Zeichnen nicht vorgebildeten Gärtner ermöglicht, aus dem Unterricht
in einem Semester wirklich praktischen Nutzen zu ziehen. Ich
möchte diese Frage bejahen und als Beweis dafür kurz den Lehr-
plan skizzieren, der in Erfurt gehandhabt wird. Der Unterricht
findet zweimal wöchentbch von 8—10 Uhr abends statt und wird
durchweg von GehUfen besucht, die nur ein Semester „mitmachen"
können. Nur in ganz vereinzelten Fällen besucht ein Schüler auch
zwei oder gar drei Semester. Im Sommersemester wird Sonntag
*) In No. 27, 33,
*) Vgl. den Artikel „Der Arbeitsplan"
Arbeitsplan.
in No. 6 dieses Jahr
IX, 48
Die Gartenwelt.
vormittag noch Unterricht im Feldmessen gegeben. Der Lehrgang
ist kurz der folgende: 1. Zeichnen verschiedener Maßstäbe, Zeichnen
gerad- und krummlinig begrenzter Flächen und Inhaltsberechnung
nach verschiedenen Maßstäben. 2. Zeichnen einfacher Teppich-
figuren in Quadrat und Kreis (Kreisteilung). Die Figuren werden
aus dem Gedächtnis nachgezeichnet, entweder nach wirklich gesehenen
Anlagen oder nach gezeigton Vorlagen. Kein Entwerfen oder Ab-
zeichnen komplizierter Figuren! 3. Profilieren eines Grundstückes
mit gegebenen Hohen und Ermittlung der Höhen von bestimmten
Punkten. 4. Einzeichnen der Höhenkurven in ein gegebenes Grund-
stück, Planieren des Grandsttickes auf die Durchschnittshohe, Be-
rechnung von Auf- und Abtrag. 5. Wegsteigung und Böschung.
6. Vergrößerung einer Anlage und Herstellung eines kompletten
Arbeitsplanes mit Wegsteigung, Erdbewegung des Rasens (Höhen-
kurven) und Pflanzungslinien. 7. Anfertigung von Tuschzeiehnungen.
Teppichbeete und vollständiger Plan.
Dieses Ziel in einem Semester ganz zu erreichen, bedarf es
natürUch gewaltiger Anstrengung. Da der Besuch ein freiwilliger
ist, so ist ohne weiteres klar, daß die Schüler den besten Willen
haben, möglichst viel zu lernen und deshalb auch die Mitarbeit im
Hause nicht scheuen. So wird in der Schule das Baumschlag-
zeichnen nur in Ausnahmefällen besonders geübt, die meisten Schüler
besorgen das zu Hause. Daß dies von großem Werte für den Schul-
unterricht ist, wird ohne weiteres klar, wenn man sich vergegen-
wärtigt, wieviel Zeit in den meisten Schulen gerade auf das Baum-
schlagzeichnen verwandt wird. Der Unterricht wird möglichst
individuell gehandhabt. Die unter 2 angegebene Übung läßt schnell
die Fähigkeiten jedes einzelnen Schülers erkennen, sodaß daraufhin
der weitere Unterricht dem einzelnen entsprechend gehandhabt
werden kann. Das bedeutet zwar eine Erschwerung für den Unter-
richtenden, kommt aber den Schülern nur zu gute.
Nur in Ausnahmefällen wird von einem Schüler, der das ganze
Semester besucht, der Lehrgang nicht vollständig erreicht. Wer die
Schule ein zweites Semester noch besucht, beginnt den Unterricht
natürlich nicht von neuem, sondern arbeitet weiter fort. Insbesondere
wird in solchen Fällen die Herstellung eines Arbeitsplanes zu einer
größeren Anlage nebst Pflanzplan und Kostenanschlag geübt. Dann
endhch kommt auch das ,, Malen" zu seinem Recht und endlich wird,
falls der Schüler überhaupt Talent dazu besitzt, zu dem eigenen
Entwurf einer kleinen Anlage geschritten.
So viel über den Erfurter Lehrplan, den seit fünf Jahren in jedem
Semester durchschnittlich fünfzehn Schüler besuchen. Daß derselbe gut
und praktisch ist, hat die Erfahrung mehrfach bewiesen. In ähnlicher
Weise wird meines Wissens nur in Hamburg der Zeichenunterricht
geübt. Der Leiter des Hamburger Unterrichts referierte über seine
Methode in ausführlicher Weise auf der vorjährigen Jahresversammlung
des Gaitenkünstler -Vereins, bei welcher Gelegenheit allseitig die
Vorzüglichkeit des in Hamburg geübten Lehrganges anerkannt wurde.
Dies ist ein Grund mehr, der mich in meiner Anschauung bestärkt,
daß der Zeichenunterricht nur dann Wert hat, wenn er in erster
Linie auf das „Planlesen" zugeschnitten ist Übrigens sollte in
Essen a. d. Ruhr ein Fachzeichenunterricht nach dem Erfurter Muster
eingerichtet werden; ob es dazu gekommen ist. entzieht sich meiner
Kenntnis.
In dem Gartenwelt- Artikel in No. 33 wird die Einführung
einer einheitlichen Lehrmethode empfohlen'). Wenn das
möglich wäre, es bedeutete etwas Großes! Denn dann könnte der
Gärtner vor allem den in einer Stadt abgebrochenen Unterricht in
einer anderen Stadt wieder weiter fortsetzen. Heute ist dies nicht
möglich. Die Einheitlichkeit im Zeichenunterricht wird gewiß auch
sonst vieles für sich haben und darum bleibt es wünschenswert, daß
die diesbezüglich gegebenen Anregungen Erfolg zeitigen! Allein ich
glaube — es bleibt vorläufig ein Wunsch. H. E.
*) Anmerkung der Redaktion. Das würde vor allen Dingen
einen Kontakt der gärtnerischen Lehrkräfte aller Orte erfordern, der
zur Zeit nocli fast vollkommen fehlt. Wir sind gern bereit, diese
wichtige Angelegenheit dadurch zu fördern, daß wir die Spalten der
Gartenwelt einem regen Meinungsaustausch der mit dieser Sache
Vertrauten zur Verfügung stellen.
Kongresse, Versammlungen.
Bericht über die XIY. Jahresversammlung der
Deutschen Dendrologischen Gesellschaft in Konstanz
vom 7. bis 10. August 1905,
Von St. Olbrich, Zürich V.
De
/er fast schon sprichwörtlich gewordene glatte Verlauf der
Jahresversammlungen der D. D. G. wird in erster Linie durch ein
sehr sorgfältig aufgestelltes, wohldurchdachtes Programm, das nicht
nur auf dem Papiere steht, sondern auch praktisch von A bis Z
durchgeführt wird, ermöglicht. So ist vorgesorgt, daß sich die Ver-
handlungen nicht ins Ungemessene ausdehnen, daß die Exkursionen
zur festgesetzten Zeit angetreten und beendet werden und daß die
VersammlungsteUnehnier zu angemessener Zeit an den Versammlungs-
ort zurückkehren und die wohlverdiente Ruhe finden können. Auch
der Ton, der bei den Diskussionen und geschäftlichen Verhandlungen
herrscht, ist von jener Gemessenheit getragen, die kein Hervortreten
persönlichen Strebertums kennt. Hier werden keine vorgefaßten
Meinungen vorgetragen, um sie anderen aufzudrängen: mjw begnügt
sich mit der Erwähnung von Tatsachen und mit dem Austausch ge-
machter Beobachtungen und Erfatu'ungen.
Von den aus allen Teilen Deutschlands nach Konstanz reisenden
Dendrologen trafen viele bereits am 7. August in Donaueschingen
zusammen, um die Parkanlagen des Fürsten von Fürstenberg, in
welchen sich auch die Donauquelle befindet, zu besichtigen. Herr
Parkinspektor Berndt führte die Schar eifriger Dendrologen. Donau-
eschingen liegt in einer rauhen Gegend, 678 m über dem Meer.
Frühe Herbstfröste, sowie späte Frühjahi-sfröste sind da regelmäßig,
ebenso strenge Winter mit ungeheuren Schneefällen. 31 — 35 " C.
Frost sind gewöhnliche Erscheinungen. Die Gartenanlagen umfassen
55 Hektare, wovon der letzte Teil vor zwölf Jahren angelegt wurde.
Der ältere Park stammt aus dem Jahre 1770. Große Wasserflächen,
belebt von zahlreichem seltenem Geflügel, wechseln mit malerischen
Baumgruppen von gewaltigen Birken, Eschen und Ulmen ab. Der
neuere Teil, der vor zwölf Jahren angelegt wurde, ist durch ZufüUung
eines Sumpfes gewonnen worden. Angepflanzt sind vorwiegend
bessere Gehölze und Koniferen; letztere rahmen kulLssenartig eine
ausgedehnte Wiesenfläche ein und bestehen aus solchen Arten, von
denen man annehmen konnte, daß sie in dem rauhen KUma noch
gedeihen. Wir begegnen da Pinus Strobtis, Abies nordmanniana,
Taxus baecata nebst Varietäten, diversen Thuja-Arten, Picea polita
in schönen Exemplaren. Jede Art und Sorte in mehreren Pflanzen.
Ein Prachtstück von Picea Omarica von 6 m Höhe interessierte die
Dendrologen besonders. Diese Koniferen erhalten allerdings im
Winter einen leichten Schutz. Verschiedene große Gruppen von
Rhododendron Cunniftgkamii, die einen enormen Knospenansatz zeigen
und auch im Winter gedeckt werden, sind den Koniferen vorgelagert.
Im älteren Teil der Anlagen fesseln uns vor allem zwei tadel-
los schöne, etwa 8 m hohe Picea pungens ylauca, die vom früheren
Leiter der Anlage, Herrn Garteninspektor Kirchhoff, aus Samen ge-
zogen worden waren. Wir bemerken ferner unter dem Schutz
großer Bäume eine 4 m hohe Abies cephalonica, was in dieser rauhen
Gegend geradezu ein Wunder ist, und Chamaecyparis nutka'dusis
etwa 10 m hoch.
Ein äußerst interessanter Baum ist eine 250 jährige, sehr krumme
Esche, deren Krümmungen man sehr geschickt zu einem Sitzplatz
ausgenützt hat. Etwa 4 m vom Boden ist der Sitzplatz aus gleich-
farbiger Baumrinde hergerichtet. Diese Esche ist ein Überbleibsel
von einem früheren Laubengang, welcher vom Schlosse aus zu den
füheren Ökonomiegebäuden geführt haben mag.
Daß das große Blumenparterre vor dem Schlosse, den vielen
Temperaturschwankiingen entsprechend , auch nur mit solchen
Pflanzen besetzt ist, die sich da auch noch entwickeln können, darf
als selbstverständlich angenommen . worden, durch seine Großartigkeit
fesselt es aber in hohem Grade. Von Pelargonitmi sind besonders
Die Gartenwelt.
IX, 48
bevorzugt: ..Terowa'', „Fürst Bcichenbery", „Meteor^', ^.Gartcndirektor
Vetter" und „Achtevemenf". Die ausgedehnten Kulturen unter Glas
beherbergen große und gut kultivierte Pflanzenschätze, wobei alles
zu finden ist, was zu einer fürstlichen Gärtnerei gehört. Eine
prachtvolle Sukulenten-Sammlung fesselte die Besucher in hohem
Grade.
Erster Tag der Versammlung. Tor Beginn der Ver-
sammlung am 8. August, der ein ebenso prächtiger Tag als der
vorhergegangene zu werden verhieß, wurde die Stadt, die eine
wundervolle Lage am Ausflusse des Bodensees besitzt, besichtigt.
Sie wurde schon vor Christi Geburt von den Kelten gegründet
und ist seit den vielen wechselvollen Zeiten von 1806 an eine Be-
zirkshauptstadt des Großherzogtums Baden. Vor allem fesselte uns
Gärtner der prächtig am See gelegene, tadellos und reichhaltig
arrangierte Stadtgarten. Moderne Blumengruppen wechseln mit
schönen Gehölzen, Koniferen und sauberen Rasenflächen ab, die
unter sachkundiger Leitung des Stadtgärtners Fritz stehen. Über-
schreiten wir die Rheinbriicke, so bemerken wir an der herrlich ge-
legenen Seestraße in dem ausgedehnten Garten des Sanatoriums
„Konstanzer Hof" verschiedene, in herrUcher Entwiokelung stehende
Gehölze, die lobend erwähnt werden sollen: Abies Pinsapo von 15 m
Höhe, Taxus baccata aiireo varieg. von 6 m Höhe bei 5 m Breite,
gewaltige Betula alba fastigiata, die einen prächtigen Ersatz für die
nicht mehr beliebte Pyramidenpappel bilden ; Juglans regia laeiniata,
ein so selten anzutreffendes, in engen Waohstumsgrenzen bleibendes
Gehölz, das noch in kleineu Gärten sehr gut zu verwenden ist. Wir
sehen ferner Cedrela chinensis, bedeckt mit ihren riesigen Blüten-
ständen, die einen angenehmen Kontrast in den Blättermassen hei'vor-
rufen; dann enorme Patdowiiia imperialis-, Taxodium distichum,
Sophora japonica u. a. m. Man sieht, daß dieser Park wohl einer
der ältesten von Konstanz sein muß, dessen heutiger Pfleger, Herr
Mayr, der Schwiegersohn des verstorbenen Hofgarteninspektors
Eberling, von der Mainau ist.
Die Versammlung wurde danach pünktlich im Sitzungsaale des
Stadthauses eröffnet.
Herr Bürgermeister Haulick begrüßte die 54 Anwesenden,
die sich aus aller Herren Länder zusammengefunden hatten. Daß
auch Japan vertreten war, darf wohl nicht überraschen. Darauf be-
grüßte der Präsident des Konstanzer Verkehrsvereins die Anwesenden
ebenfalls und der Vorsitzende des D. D. G. stattete darauf den
üblichen Dank für das der Gesellschaft bewiesene Entgegenkommen
ab. Er begann seinen Vortrag „Zweck und Ziel der D. D. G." mit
einigen Erläuterungen, warum und weswegen grade die für die Nach-
mittage in Aussicht genommenen Gärten besucht werden. Er be-
tonte die seit Jahren immer mehr zu Tage tretenden Erfolge der
D. D. G., die sich darin bekunden, daß die Pflanzen des früher ver-
teilten Samens jetzt schon eine Entwicklung zeigen, welche die
damaligen Voraussetzungen bewahrheiten, dann durch die vielen Zu-
wendungen an Pflanzen und Samen von Seiten hochherziger Gönner
im In- wie Auslande und durch die rasche Zunahme der Mitgliederzahl,
die von 810 im vergangenen Jahre auf 1000 gestiegen ist. —
Ferner hat es sich gut bewährt, daß Samen, der wenig vorhanden,
von der Gesellschaft selbst ausgesät wird und dann später erst
die Pflanzen verteilt werden, daß überhaupt die Anzucht der ver-
schiedenen, seltenen Gehölze in dem von Herrn Landrat von Stuben-
rauch zur Verfügung gestellten, großen Terrain im Kreise Teltow,
unter Leitung des Herrn Hübner, Groß-Lichterfelde, große Fort-
schritte mache und zu großen Hoffnungen berechtige! Durchschnitte
von 37 jährigen Kiefern und 25 jährigen Douglastannen von gleichem
Standort bewiesen, daß letztere dreimal schneller wächst, somit auch
produktiver ist. Der Vorsitzende betonte ferner an der Hand von Tat-
sachen bezw. Vergleichsversuchen, daß die Banks Kiefer noch gut im
schlechtesten Sandboden gedeiht, wo selbst die einheimische
Kiefer versagt und als Laubholz z. B. Betula lutea und Prmius
serotina noch auf dem trockensten Sande gedeihen können und gute
Wachstumsverhältnisse aufweisen. Herr Königl. Gartenbaudirektor
Goeschke-Proskau zeigte darauf Zapfen von Pinus korakmis,
welche in dem sehr rauhen Klima von Proskau an einer 0 m hohen
Pflanze gewachsen waren. (Fortsetzung folgt.)
Aus den Vereinen.
Verein zur Förderung des Gartenbaues. Die Juliver-
sammlung erfreute sich an zahlreichen schönen Stauden, die Herr
Obergärtner Peters vom Kgl. Botanischen Garten in Dahlem der
Versammlung vorführte. In erster Linie zog Astilbe Davidi, eine
Einführung von Veitch, Chelsea, durch ihre schlank aufrechten,
rosafarbenen schönen Rispen die Bhcke aUer auf sich. Da die Astilbe
in ihrer Heimat auf feuchten sonnigen Wiesen wächst, verlangt sie
in der Kultur feuchte lehmige Erde und sonnigen Standort. Da die
einführende Firma Samen dieser Staude führt, so ist eine Anzucht
zur Probe nicht schwierig. Dankenswert war auch die vergleichs-
weise Vorführung verschiedener Eryngium- Arten. Die schönsten
Arten sind entschieden Erijngium giganteum, die Elfenbeindistel, und
Eryngium alpinum, letzteres aber nur selten echt im Handel. Wie
Herr Peters anführt, wird häufig E. planum, die kleinköpfige Art,
dafür ausgegeben. E. alpinum verlangt feuchten Boden, während
die anderen auch mit einem trockenen Standort fürlieb nehmen. Die
Gartenwelt brachte im dritten Jahrgang, 1899, Seite 577/578, schöne
Abbildungen von E. alpinum nebst Farbefftafel. Auch einige Echinops
oder Kugeldistelarten waren zu sehen, so der schöne E. bannatieus.
Sehr schön war auch Vcronica subsessilis. eine Staude mit langen,
tiefblauen Blütenrispen. Ferner empfahl Herr Peters die im siebenten
Jahrgang der Gartenwelt, Seite 149 und 150 abgebildete Rosa setigera,
Mchx. als Rose zur Beraukung von Böschungen, wegen ihres kriechenden
Wuchses. Wertvoll ist ihre Eigenschaft des späten Blühens, weil
sie erst Ende Juli zu blühen beginnt, wenn die anderen SchUng-
und Rankrosen längst verblüht sind. Bemerkenswert waren noch
abgeschnittene Pcnstemon von Emil Dietze in Steglitz, die man
entweder im Februar aus Samen heranzieht oder, falls man auf
Farben echtheit Wert legt, durch Stecklinge vermehrt.
Daß ein Coleua zur Erteilung eines Wertzeugnisses der Jury
vorgelegt wurde, mag als ein Beispiel für eine beneidenswerte Zu-
versichtlichkeit erwähnt werden. Die Coleus sind Pflanzen, die so
zur Variation neigen, daß es kaum möglich sein wird, dieser angeb-
lichen Neuheit, die bereits von Versammlungsteilnehmern als Be-
kannte von der Düsseldorfer Ausstellung angesehen wurde, ein Zeugnis
zu erteilen. Die Pflanzen stammten von einer Saalfelder Firma, die
bereits mit einem neuen Tabak Lorbeeren ernten wollte.
Lebhaft besprochen wurde eine vom zweiten Vorsitzenden,
Herrn Broder sen, ausgegangene Anregung, im Herbst ein
Chrysantbemumfest zu veranstalten. Da Herr Brodersen ab-
wesend war, begnügte man sich mit Vorschlägen aus der Versammlung.
Auf diesen Punkt wird man noch zurückkommen.
Über eine Beteiligung des Vereins au der nächstjährigen
Wander- Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts-
Gesellschaft, die in den Tagen vom 21. bis 20. Juni in Berlin
auf Sohöneberger Gelände beim Bahnhof Friedenau stattfinden wird,
entspann sich eine lebhafte Diskussion über das Für und Wider. Die
Debatte zeigte, daß die Handelsgärtner, durch Erfahrungen belehrt,
gegen Beteiligung an anderen Ausstellungen mißtrauisch geworden
sind, da es passiert ist, daß man die mitausstellenden Gärtner schnöde
zurücksetzte. Immerhin darf eine Beteiligung an einer der rühmlich
bekannten Ausstellungen der D. L.-G., unter der Voraussetzung, daß
die Bedingungen vorteilhafte sind, als ratsam und geschäftsfördernd
angesehen werden. Hoffentlich gelingt es, in den Verhandlungen
beider Vereine zu Vereinbarungen zu kommen, die dem Gartenbau
eine günstige und freie Entfaltung bei coulanten Bedingungen be-
züglich des Ausstellens ermöglichen.
Den Schluß bildeten Erörterungen über die so wichtige, leider
noch immer nicht überall als wichtig gewürdigte ßalkonschmuck-
frage, im Anschluß an eine Einladung des Vertreters des Christ-
lich-sozialen Vereins, Herrn Bartels, zum Besuche der Versöhnungs-
privatstraße in Berlin N., deren eigenartige Bauweise bemerkenswert
ist. Die Bestrebungen der Einwohner, ihre Balkons mit Blumen zu
schmücken, sollen durch Preise gefördert werden, und der Verein
hat sich bereit erklärt die gute Saclie zu unterstützen. Der Dekorations-
ausschuß wird sich daher in Tätigkeit setzen und die Leistungen in
Augenschein nehmen, um dem Verein dann Vorschläge für Prä-
miierungen zu machen. W. T.
Verantworü. Rediktear:
Berlin.
Verlait t. Richard Carl Schmidt S Co., Leipzig. — Druck: Anhalt.
. aQtenberg,e. O. m. b.
Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
2. September 1905.
No. 49.
Sacbdrack und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Gärtnerische Reiseskizzen.
L
Gärtnerisches aus Stendal.
Vom Herausgeber.
{Eierxu >,ehn Abbildungen.)
No. 43 des achten Jahrgangs der Gartenwelt hatte
ich einen Besuch in den Kulturen von Chr. Bertram in
Stendal geschildert. Damals war es leider nicht möglich,
meine Ausführungen durch Abbildungen zu erläutern und so
leistete ich denn einer seitens des Besitzers dieser Kulturen
an die Redaktion ergangenen Einladung in Gemeinschaft mit
meinem Assistenten, Herrn Tscheuke, Dienstag, den 18. Juli,
Folge. Meine Erwartung, in diesem Jahre die Kulturen
in größter Üppigkeit vorzufinden, sollte nicht getäuscht
werden. Wie das gegenwärtige Jahr für so manche Gegend,
so war das vorige Jahr für die Provinz Brandenburg
und weitere Gebiete ein Jahr der Dürre, das die Entwickelung
mancher Kulturen sehr beeinträchtigte. Der gegenwärtige
Sommer ist hier durch reiche, fast überreiche Niederschläge
ausgezeichnet, die der Landwirtschaft vielfachen schweren
Schaden brachten, aber bis in den Juli hinein für die Garten-
kulturen, von verschiedenen Hagelschlägen abgesehen, außer-
ordentlich vorteilhaft gewesen sind.
Dies kam bei der Besichtigung der
Bertramschen Kulturen so recht
zum Ausdruck. Wir hatten für
den Besuch von Stendal den rich-
tigen Zeitpimkt gewählt , denn
wenn es auch trübe und regnerisch
war, so gelangen doch die meisten
Aufnahmen. Aber am Tage nach
unserer Abreise ging über die Alt-
mai-k ein furchtbarer wolkenbruch-
artiger Regen, unterbrochen von
Hagelschauern nieder, der die gute
alte Stadt Stendal stellenweise
unter Wasser setzte, aber an den
Feldkulturen noch gnädig vorüber-
gegangen ist.
Zur Besichtigung solcher aus-
gedehnter Baumschul- und Samen-
kulturen, wie es diejenigen von
Chr. Bertram sind, reicht ein langer
Sommertag nur dann aus, wenn
sie zu Wagen ausgeführt wird,
■wobei nur an den interessantesten
Punkten Zeit zu dessen Verlassen und zur Inaugenschein-
nahme gewisser Spezialitäten bleibt. Die gesamten Kulturen
bedecken einen Flächenraum von über 550 Morgen. Sie
grenzen teilweise dicht an die Stadt, teilweise liegen sie in
der Gemarkung zerstreut, auf Boden verschiedener Qualität,
ein gut Teil aber auf Weizenboden. Auch die Baumschulen,
insgesamt 100 Morgen lehmiger Sandboden, und zwar 60 Morgen
Obstbaumschule und 40 Morgen Gehölzbaumschule, nehmen
keinen zusammenhängenden Komplex ein, da eine sehr inten-
sive und zweckmäßige Wechselwirtschaft betrieben wird. Ab-
geräumte Baumschulquartiere werden gepflügt, mit Getreide,
Gemüse- oder Sommmerblumenkulturen bestellt, und Län-
dereien, die bisher der Feldkultur dienten, mit dem Rigol-
pflug bearbeitet und zu Baumschulquartieren eingerichtet. Die
Kulturen der Ziergehölze, Zier- und Obstbäume befinden sich
auf getrennten Grundstücken. Da bei dem großen umfang
der Samenkulturen für Baumschulzwecke immer jungfräulicher
Boden zur Verfügung steht, so lassen Bäume und Sträucher
allenthalben eine verblütfende Wüchsigkeit erkennen. Wir
führen aus den Baumschulkulturen auf dieser Seite ein
Fliederquartier mit einjälu-igen Okulaten im Bilde vor. Im
Treibfl
Die Gartenwelt.
IX, 49
Hintergrund sieht man den gewaltigen Neiibau der Kaserne des
1 0. Husaren-Eegiments. Die Augen der Fliederveredlungen haben
Triebe gemacht, die teilweise über 150 cm hoch sind. Der
inmitten der Flieder stehende Mann gestattet einen Vergleich
zur Beurteilung der Wüchsigkeit der Olailaten. Das Quartier
enthält ein großes und gewähltes Sortiment und soll in der
Hauptsache Pyramiden und Halbstämme für Treibzwecke
liefern. Bisher hat man bei der Heranzucht von Treibfliedern
fast mir an Buschpflanzen gedacht, andere gefällige Formen
könnten aber der Fliedertreiberei neue Absatzgebiete eröffnen.
Eine erstaunliche Wüchsigkeit bekunden die meisten
Obstsorten; sie gestattet die Heranziehung von wirklich
tadellosen Halb- und Hochstämmen, welcher ganz besondere
Sorgfalt gewidmet wird. Auch die Formobstkultur wird
in umfangreicher Weise betrieben. Spaliere sind in allen
Variationen vorhanden; ihre Formierung wird fast aus-
schließlich durch geschulte Arbeiter ausgeführt. Ein Unikum
ist das große Quartier für wagerechte ein- und zweiarmige
Kordons. Ich habe im vorigen Jahre selbst 75 solcher
Kordons von Herrn Bertram bezogen, die von solcher Wüchsig-
keit waren, wie ich sie nur bei Wildlingsunterlage für
möglich hielt. Aber diese Kordons sind keineswegs auf
WUdlinge, sondern ausschließlich auf Paradies veredelt. Jahres-
leittriebe von IY2 bis 2 m Länge stellen bei an imd für
sich starkwüchsigen Sorten wie „Schöner von Boskoop" und
„Pariser Rimhour - Reinette'- das normale Wachstum dar.
Photographische Aufnahmen dieser Quartiere sind bei der
Üppigkeit des Wuchses ein Ding der Unmöglichkeit. Die
Bilder würden ein Blättergewirr darstellen, in welchem man
sich nicht zurecht finden könnte. Wie ich bereits im vorigen
Jahre erwähnte, hat Herr Bertram mit ,,Aderslebener Calville",
einem Zukunftsapfel ersten Ranges, eine acht Morgen um-
fassende Plantage angelegt. Unsere unten.stehende Abbildung
gibt eine Teilansieht dieser, nur Halbstämme enthaltenden
Anlage mit Kartoffel- und Himbeer-Ünterkultur. Sie befindet
sich auf Boden siebenter Klasse. Die Bäume zeigen eine
vorzügliche und durchaus gleichmäßige Kronenentwicklung.
Sie stehen jetzt im fünften Jahre und haben nur bei der
Anpflanzung Korapostdüngung erhalten, sollen aber für die
Folge regelmäßig mit Jauche gedüngt werden. Der Abstand
zwischen den einzelnen Stämmen beträgt nach allen Seiten
acht Meter; es ist aber noch eine ZwischenpQanzung vor-
gesehen und zwar sollen die Mutterpflanzen des ganzen Obst-
Sortimentes in Busch- und Pyramidenform aufgepflanzt
werden. Fruchtansatz zeigten die Bäume nicht, da das gegen-
wärtige Jahr in der „Altmark" für Kernobst das denkbar
ungünstigste ist. Die Blüte wurde durch abnorme Witterung
beeinträchtigt und der geringe Ansatz durch die sehr ver-
derblich auftretende Obstmade und die schweren Hagelwetter
entwertet.
Besondere Pflege genießen in den Bertramschen Kulturen
die in verschiedenen verbesserten Sorten angebauten Futter-
runkelrüben, unter welchen Bertrams rote und gelbe Kiesen-
walzenrüben hervorzuheben sind. Roggen und Hafer, nament-
lich aber Weizen werden in den neueren, anerkannt guten
Sorten in sachgemäßer und dementsprechend erfolgreicher Weise
für Saatzwecke als Zwischenkultur zwischen den Samensorten,
der Bodenqualität entsprechend, angebaut. Besonders fielen
uns die Sorten „Square Äead"-Weizen und der neue „Prinz
Heinrich" -Joggen auf.
Während mancheroi-ts die Gemüse- und Blumensaraen-
kulturen infolge der überaus zahlreich angebauten Sorten
Kartoffel-Unterkultur.
IX, 49
Die Gartenwelt.
57£
lebhaft an botanische Gärten erinnern, werden in Stendal
nur wenige Sorten, diese aber in großem Umfange angebaut.
Aus den etwa 450 Morgen großen Geraiisesamenkulturen
bieten wir zwei Ansichten, untenstehend eine Teilansicht aus
einem enonn großen Quartier in Samen stehenden Braun-
schweiger Weißkohls, und auf Seite 580 eine Kolonne der
Bertramschen Arbeitsfrauengarde unter Leitung eines Kolonnen-
führers bei Anpflanzung des gleichen Weißkohls für die nächst-
jährige Samenernte. Die mit Kohlgewächsen bebaute Fläche
beträgt Iti bis 20 Morgen. Ganz im Hintergrund des Bildes
sieht man die mit feurigen Rossen bespannte Bertramsche
Feldkutsehe. Aus dem Bilde ist zu ersehen, daß die An-
pflanzungen nicht im Verband, sondern im Quadrat erfolgen,
was die Bodenlockerung mit der Planetjunior Hacke und
später die Durchführung der auf dem Bilde dieser Seite
sichtbaren Kokosfaserstricke ermöglicht, die den Samen-
trägern Halt gewählten. Die Stangen dienen zum Befestigen
der Stricke. Zur Zeit meiner Anwesenheit begann gerade
die Ernte der frühen Erbsen und da gerade Schulferien
waren, so hatten sich zahlreiche Knaben imd Mädchen zur
Mitarbeit eingefunden.
Von Gurken sind die beiden hier gezüchteten Sj^eziali-
täten: „Bertrams verbesserte extra lange Scldangen'-'' und
„Bertrams lange grüne volltragende", von denen ungefähr
28 Morgen angebaut werden, zu erwähnen. Beide Sorten
zeichnen sich neben reichem Ertrage an grünen Gurken da-
durcli aus, daß ihre Schalen sich für Senfgurken besonders
eignen. Eine Berliner Senfgnrkenfabrik bezieht allein davon
kontraktlich tausend Zentner. Dem Anbau von Bohnen sind
heuer insgesamt 66 Mor-
gen gewidmet; 14 Mor-
gen der Sorte „Hinriclis
Riesen}'-, die von den Kon-
servenfabriken allen üb-
rigen vorgezogen wird,
weil sie am wenigsten
Fäden hat; ebensoviel
läßt Herr Bertram noch
von anderer Seite an-
bauen.
Große Sorgfalt wird
auch auf die Samen-
zucht von R a d i e s ,
50 Morgen, verwandt,
die zunächst auf Saat-
beete gesät und dann
zur Samenkultur aus-
gepflanzt werden. Die
Salate, 14—20 Morgen,
standen sehr schön und
begannen eben in Samen
zu schießen. Die im
vorigenJahre eingeführte
Sorte ,,Maikönig" hält
Herr Bertram für sehr
wertvoll ; dieser Salat
bildet schon Ende Mai
feste Köpfe, die an
Größe denen des „Deiil-
sclien Unvergleichlichen^'
entsprechen.
Einen Flächenraum von 120 Morgen nehmen die Blume n-
samenkulturen ein, aus welchen wir mehrere Abbildungen
bieten. Abbildung Seite 581 oben zeigt die Teilansicht eines
Quartiers mit hohem päonienblütigem Mohn, im Vordergrund
Iberis amara. Dieser Mohn ist auch in halbhohen und
niedrigen Sorten vorhanden und ferner wird unter anderen
der farbenprächtige Shirley-Mohn angebaut. Die Abbildung
Seite 581 unten zeigt rechts Hyazinthenrittersporn und links
Pensees. Von letzteren ist ein sehr reichhaltiges und ge-
wähltes Sortiment vorhanden, Anbaufläche 6 bis 8 Morgen.
Neben den seit Jahrzehnten in den Kulturen bekannten,
aber gegen früher sehr vervollkommneten Sorten wie „Kaiser
Wilhelm", „Schneewittchen'-'-, „Mohrenkönig'-' und anderen
werden auch die neuesten Sorten kultiviert, mit besonderer
Vorliebe die großblumigen wie „Trimardeau" , „Groß-
fleckige Riesen", darunter „Bertrains Non Plus ultra'-', die
drei- und fünffleckigen „Odier", ebensolche „Cassier" und
„Bugnots", sowie die gekräuselten „ (rerwawm"-Sorten. Über-
all tritt der gedrungene, gleichmäßige Wuchs hervor. Zur
Samenzucht werden nur Pflänzlinge der Frühjahrssaat ver-
wendet, die im Hochsommer im Vollflor stehen imd ihre
Samen noch sicher reifen.
Wirklich sehenswert sind sonst immer die Resedakul-
turen, 12 bis 15 Morgen umfassend, die aber nebenden Zwerg-
iberissorten am meisten durch Erdflöhe zu leiden hatten und in
diesem Jahre wiederholt nachgepflanzt werden mußten. Die be-
kannte „Bismarck"- Reseda,, die von Quedlinburg aus in den
Handel gegeben wurde, ist augenscheinlich nichts weiter als
eine durch sorgfältige Zuchtwahl verbesserte „Machet". Für die
Teilansiclit eines Quartiers mit Braunschweiger Weißkohl, kurz vor der Samenreife.
Originalaufnalune fftr die „Gartenwelt",
580
Die Gartenwelt.
IX, 49
gegenwärtig empfehlenswerteste der großblumigen
Sorten hält Herr Bertram neben |der echten „Ilachef" bezw.
„BisTnarck"' die Sorte ,,OoliaMK Reseda werden bei Bertram
zur Samenkultur in fünfzig Zentimeter Abstand ausgepflanzt.
Lebhaft interessierten mich aucli die recht umfangreichen
Verbenenkulturen. Es ist sonderbar, daß die Verbene in
unserer Zeit so sehr ins Hintertreffen geraten konnte. Noch
vor zwei Jahrzehnten wurden in allen besseren Gärtnereien
große Verbenensortimente unterhalten, von welchen man in
Kalthäusern Mutterpflanzen überwinterte, die allein die
konstante Vermehrung ermöglichten. Die Stecklinge hatten
fast überall sehr durch den Vermehrungspilz zu leiden. Heute
ist wohl kaum noch von den damaligen Sorten die Rede,
höchstens noch von solchen, die sich wie coccinea = „Defiance''
aus Samen konstant vermehren lassen. Beliebt ist heute noch
die Prachtmischung der großblumigen Verbenensorten, die
Eine Kolonne der ßertramschen Arbeitsfrauengarde beim Pflanzen von Weißkohl
nächstjährige Samenernte. Originalaufnahme fOr die „Gartenweit".
bei Bertram an Größe den sogenannten „Mmnmuthverbenen'^
nichts nachgeben, wovon ich mich durch sorgfältigen Ver-
gleich überzeugte. Auch die aurikelblütigen Verbenen
sind sehr hübsch und kommen aus Samen konstant. Bevor
die Knollenbegoniea zu ihrer gegenwärtigen Beliebtheit ge-
langt waren, sah man in der Verbene die Sommerblume, die
sich durch dankbaren unerschöpflichen Flor vor allen anderen
auszeichnete, und trotz der Begonie ist die Verbene auch
heute noch als dankbarste Blüherin unübertroffen. Es lassen
sich mit den reinweißen, den roten und den blauen Sorten
die farbenfreudigsten Blütenbecte herstellen, die bei sorg-
fältigstem Niederhaken der üppigen Triebe tadellose Teppiche
bilden. Vom Mai bis zum Eintritt des "Winters ist der Flor
lückenlos.
Der Kultur der Lobelia Brinus -Yaiiet&ten dienen bei
Bertram etwa zwei Morgen. Die weiten sattblauen Felder
der alten, aber unübertroffenen Sorte „Kaiser Wilhelm'^ boten
einen prächtigen Anblick. Hie imd da ti-at eine ganz tief-
blau gefärbte Varietät auf, die weiter beobachtet werden soU.
Zu erwähnen wären unter den Sommerblumen, die
übrigens alles Kulturwerte umfassen, noch die Topfkulturen
der Petunien in den besten Züchtungen. Die größte Rivalin
der Petunie ist die Pelargonie. Vom "Werte beider als
Gruppenpflanzen für sonnigst^ Lagen abgesehen, sind sie
beide unvergleiclilich zur Bepflanzung der Balkonkästen in
südlicher und südöstlicher freier Lage. Ich habe gerade jetzt
in Berlin und Vororten Gelegenheit, neben den dominierenden
Pelargonienbalkon en auch einige mit Petunien bepflanzte be-
obachten zu können; letztere sind unbedingt die auffallendsten
durch den reichen Blütenschmuck. Aber in weiten Kreisen
wird der "Wert der Petunia als Sommerblume noch nicht ge-
nügend gewürdigt, auch mag sie die etwas klebrige Be-
schaffenheit der Stengel und Blät-
ter bei manchem Blumenfreund
unbeliebt machen. Einen Blick
in das Mistbeetrevier, wo diese
Petunien u. a. kultiviert werden,
zeigt Abbildung Seite 582. Daß
1er Samenertrag dieser umfang-
i'ichen Kulturen sehr bedeutend
i-t und große Stapelräume er-
hirdert, läßt sich denken. Ge-
waltige Scheunen müssen die zum
Dreschen eingefahrenen Samen-
träger aufnehmen und der ge-
wonnene reine Samen wird dann
aufgespeichert, wofür die technisch
vollkommensten Einrichtungen
vorhanden sind. Seite 582 .sehen
wir die großen Samenspeicher im
Bilde. Im Hofe arbeitet gerade
die durch eine Lokomobile an-
getriebene Dreschmaschine, wäh-
rend der Besitzer im Begriffe
steht, eine Rundfahrt dm-ch die
Kulturen zu machen. Zum Ab-
schied von den Kulturen werfen
wir noch einen Blick auf die weiten
Flächen . Die Abbildung Seite 583
stammt noch aus der Zeit, als die
Husarenkaserne noch nicht erbaut
war, die wir S. 577 im Bilde sehen.
Als Spezialität werden bei Bertram auch die Stauden zur
Samengewinnung angepflanzt. Das gegenwärtige Stauden-
quartier hat eine große Ausdehnung und enthält, von alpinen
Gewächsen abgesehen, alles was für Gartenausstattung tmd
Schnittblumenkultur von "Wert ist. Dies Quartier wird im
Herbst nach einer mehr als doppelt so großen neuen Fläche
verlegt und das Sortiment soll gelegentlich dieser Umpflanzung
um die besten Neuheiten erweitert werden.
"Während der Fahrt durch die Felder hatten wir auch
Gelegenheit, den vor etwa zehn Jahren angelegten Bürger-
park der Stadt Stendal zu besichtigen, der auf einer etwa
40 Meter hohen Anhöhe westlich der Stadt gelegen ist.
Der Gnindstock dieser Anlage ist ein abgebautes
Lehmlager, das nach Plänen des Herrn Bertram, der ein
ehemaliger "Wildparker ist, landschaftlich verwertet und vom
früheren Stadtgärtner, Herrn Zahn, jetzt Lehrer für Garten-
IX, 49
Die Gartenwelt.
581
kunst an der Kgl. Gärtner-
lehranstalt in Dahlem, er-
weitert worden ist. Leider fehlt
es der Stadt an den nötigen
Mitteln für die sorgfältige Er-
haltung dieser Parkanlage, aber
einen besseren Zustand als
den gegenwärtigen müßte sie
unter allen Umständen zeigen.
In den schönsten und male-
rischsten Gehölzpartien wirken
zahlreiche Gehölzleichen stö-
rend und abstoßend. Eine Ent-
fernimg dieser Memento mori,
inmitten des grünenden Lebens,
könnte von einem einzigen
Tagelöhner an einem Tage aus-
gefühi't werden. Die Wiesen
sind völligungepflegt,dieWege
verunkrautet. Von besonderem
Interesse sind zwei Ulmenalleen
von Ulmus americana. Die
in den gehörigen Abständen
und in freier Lage ausge-
pflanzten Stämme haben nie-
mals Schere oder Messer ge-
fühlt, was eine ideale Kronenentwickelung zur Folge hatte. AUen
denen, die glauben, nur durch Gewaltanwendung tadellose Kronen
erzielen zu können, kann die Besichtigung dieser Ulmen nicht
warm genug empfohlen werden. An den Ulmen, die einen
großen Sportplatz umsäumen, sieht man drastisch den Unter-
schied des Wachstums in gewachsenem unrigoltem Boden,
worin die Stämme dünn imd die Kronen klein blieben, und
in aufgeschüttetem, also lockerem Erdreich, das den Bäumen
ein üppiges Wachstum ermöglichte.
An und für sich ist die großzügig diuchgeführte Anlage
beachtenswert; sie könnte bei sorgfältiger Pflege und bei
Durchführung der von Herrn Bertram von Anfang an ins
Auge gefaßten Ergänzungen zu einem schönen Volkspark
ausgestaltet werden. Auf einer Anhöhe ist zur Erinnerung
Teilansicht eines Feldes mit Päonienmohn. Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
an die hundertste Wiederkehr des Todestages Schillers (9. Mai
d. .1.) ein Steiudenkmal mit Schillerbüste von gemeinnütziger
Seite errichtet worden, das in seiner schlichten, gediegenen
Ausfühnmg aus großen Sandsteinquadern eine Zierde der
Anlage ist.
Ein besonderes Kuriosum des Parkes ist eine Laube,
deren Dach von Robinienstämmen geti-agen wii'd. Die starken
Stämme haben vor ihrer Verwendung vom Winter bis zum
Hochsommer trocken gelegen, worauf sie bearbeitet und un-
entrindet eingerammt wurden. Zum großen Erstaunen Aller
haben sich diese Stämme noch bewurzelt und fast jeder
Grundpfeiler der auf einsamer Höhe stehenden Laube bildet
jetzt einen Busch mit weitausladenden Zweigen. Nur die zwei
südlichen Stämme zeigen kein Leben «mehr. Das jBildchen
Teilansicht aus den Bertramschen Blumenfeldem. Pensees und Hyazinthen-Rittersporn.
Originalaufnalune für die „Gartenwelt".
582
Die Gartenwelt.
IX, 49
Mistbeet-Revier mit Levkojenstellagen der Firma Chr. Bertram, Stendal.
Für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen.
Seite 584 ist eine Aufnahme aus dem Innern der Laube.
Man sieht, wie die Stämme ausgetrieben haben und zur
war erst am späten Abend
beendet. Nachdem wir dann
Linken sieht man, ins
Freie blickend, im Hin-
tergrund das Schiller-
denkmal liegen.
In der Nähe des
geschilderten VoLks-
parkes befindet sich
eine sehenswerte, im
Privatbesitz befindliche
Obstplantage. unter
die prächtigen Süß-
kirschenstämme kam
das große Sterben, die
durch einen Pilz Valsa
leucosioma verursachte
Krankheit. Der Be-
sitzer hat an jedem
Stamm vom Kronen-
ansatz bis zum "Wurzel-
hals mehrere bis aufs
Holz gehende Längs-
schnitte geführt, die
den Bäumen Eettung
gebracht haben.
Nach einer wechsel-
vollen Fahrt in Son-
nenschein und Regen
Besichtigung der Kulturen
gastlichen Hause des Herrn
Großer Samenspeicher der Firma Chr. Bertram in Stendal mit Dreschmaschine im Betrieb.
FOr die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen.
Die Gartenwelt'
JAHRGANG IX.
Qrossblumige flurikeln
]. Bavaria 2. Germania
blau, creme,
IX, 49
Die Gartenwelt.
583
u
Bertram auch unseren hungrigen Magen hatten Ge-
rechtigkeit widerfahren lassen, konnten wir in dem Be-
wußtsein, einen hochinteressanten und lehrreichen Tag
hinter uns zu haben, in später Abendstunde die Heim-
reise antreten.
Stauden.
Primula Auriciila „Germania*' und „Bavaria",
zwei neue farbenprächtige Aurikel.
(Hierx,u die Farbentafel und eine Abbilduwj.)
1. Primula Auricula „Germania".
Von Georg Arends, Haudelsgärtner, Ronsdorf.
nter den als Boten des Frühlings mit Recht so be-
liebten Arten der Gattung Piimula stehen die Aurikeln
{Primula Aurimla, hört.) wegen ihres reichen Farben-
spiels, ihres Wohlgeruchs und ihrer Anspruchslosigkeit
in erster Reihe. Schon imsere Vorfahren wußten diese
Blumen zu schätzen, weshalb dieselben einen Haupt-
schmuck der alten Bauern- und Hausgärten bildeten.
Während nun in Deutschland in den letzten Jahr-
zehnten die Pflege der Aurikeln zurückging, nahm man
sich in England ilirer mit besonderer Vorliebe an und
brachte sie zu einer außerordentlich hohen Stufe der
Vollkommenheit.
Auch ich befasse mich seit einer Reihe von Jahren
besonders gern mit der Kultur der Aurikeln und nahm
zur Erzielung neuer reiner Farben eine Reihe von
Kreuzungen vor, bei denen ich teilweise auf die echte
Alpen-Airrikel (Primula Auricula, L. oder Pr. Auricula
alpina der Gärten) zurückgriff. Die dieser letzten
Kreuzung entstammenden Sämlinge zeichneten sich zum
Teil durch schöne helle Farbentöne aus, und aus ihnen
wurde Prim. Auricula „Germania" als die beste und
schönste ausgewählt. Während der nun folgenden Jahre
der Teilung und Vermehrung erwiesen sich alle die
hervorragenden Eigenschaften dieser Sorte als durchaus
beständig. Die Pflanzen haben einen außerordentlich
kräftigen und ges\mden Wuchs und große, hellgrüne
Belaubung. Die auf langen Stielen stehenden Dolden
sind groß und außerordentlich \äelblumig. Die Einzel-
blüten siod gleiclifalls sehr groß und von edler Form.
Die auf der beiliegenden Farbentafel von der Künstlerin
so gut wiedergegebene Farbe ist ein reines klares
Cremegelb. Die knospigen und erblühenden Blumen
sind fein grünlich getönt. Durch die Reinheit und
Feinheit der Farben, verbimden mit angenehmstem Wohl-
geruch und großer Haltbarkeit, geben die Dolden einen
prächtigen Werkstoff für feine Bindearbeiten ab. Der
Hauptüor fällt in den Anfang des Monats Mai, also
eine Zeit, wo ähnlich gefärbte Blumen überhaupt nicht
zur Verfügung stehen und feine Sachen im allgemeinen
noch knapp sind.
Der Blütenreichtum der Pflanzen ist erstaunlich;
dies möge die Textabbildung Seite .58.") veranschaulichen.
Um die zartfarbigen Blüten vor Beschmutzen durch
Schlagregen zu bewahren, ist es zweckmäßig, sie durch
überlegte Fenster, unter denen die Luft hindurehstreichen
kann, zu schützen. Durch Einpflanzen in einen kalten
Kasten läßt sich auch der Flor noch um etwa 14 Tage
584
Die Gartenwelt.
IX, 49
verfrühen. Sonst sind die Pflanzen völlig winteiiiart und
bedürfen keiner Deckung. Zum guten Gedeihen erfordern sie,
wie alle Aurikeln, einen kräftigen, nahrhaften, wenn möglich
etwas lehmigen Boden. Die Vermelu-ung durch Zerteüen
bietet keinerlei Schwierigkeiten, dagegen kommt die Sorte aus
Samen, den sie wenig ansetzt, nicht echt.
2. Primula Auricula „Bavaria".
Von Heinrich Kohlmannslehner, Haadelsgärtner, Biitz-Berliu.
Fast könnte die beiliegende naturgetreue Farbentafel eine
nähere Beschreibung meiner mitdargestellten Primula
Auricula „Bavaria" überflüssig erscheinen lassen, trotzdem
seien wissenswerte Einzelheiten mitgeteilt. Vielleicht ist
diese veilchenblaue Aurikel nichts Neues, sie mag hin und
wieder in den Kulturen unserer Stauden- und Aurikel-
ZOchter anzutreffen gewesen sein, aber man hat sich mit
einer Reinzucht dieser heiTÜchen Farbe bis jetzt nicht be-
faßt. Umfragen in englischen und deutschen
Stauden-Gärtnereien ergaben jedoch, daß als „Kultur-
sorte" eine veilchenblaue Aurikel nicht vorhanden
war, als ich vor einigen Jahren diese Züchtung
von einem Geschäftsfreunde mit allen Eigentums-
rechten erwarb. Vordem ließ ich mir natürlich
einige Male Blumen schicken und konnte daran
konstatieren, daß diese Züchtung etwas wh-klich
Schönes und. in der Farbe etwas Auffälliges war.
Der Kauf kam zustande und ich unterließ es
nicht, Autoritäten um deren Beurteilung anzu-
gehen. Der Verein der Berliner Blumen-Geschäfts-
inhaber ließ durch eine Kommission die dortselbst
zum Wertzeugnis angemeldete Züchtung gewissen-
haft prüfen und die Preisrichter gaben bei ein-
stimmiger Erteilung des Wertzeugnisses dazu fol-
gendes Protokoll:
„Am 26. AprU 1903 wurden von Herrn Heinrich
Kohlmannslehner, Britz, Rudowerstraße, dem Verein
der Blumengeschäftsinhaber in Berlin zu Händen
seines Vorsitzenden abgeschnittene Blumen von
Primula Auricula in bisher noch nicht existieren-
der Farbe mit dem Ersuchen zugesandt, dieselben
von Mitgliedern des Vereins bewerten lassen zu
wollen. Die hierauf berufenen Preisrichter, die
Herren H. Krüger, Flensburgerstr. 417, Julius
Zander, Königin Augustastr. 30 und A. Nigrin,
Friedrich Wilhelmstraße 3, hielten am selben Tage in Steglitz,
Restaurant Schloßpark, eine Sitzung ab, in welcher diese Neuheit
mit Freuden begrüßt und ihr einstimmig ein Wertzeugnis erster
Klasse zuerkannt wurde. Begründung: Die dem Verein über-
sandten Blumen von Primula Auricula sind wohlriechend,
sehr großblumig und besitzen eine dem Veilchen ähnliche
Farbe, innen ein weißes Auge. Diese Blume ist nach
unserem Gutachten sehr wohl berufen, einen guten Platz in
der Binderei einzunehmen, da dieselbe eine Farbe besitzt,
welche bisher grade in der Blütezeit der Aurikel fast gänz-
lich fehlte, und diese Farbe in der Binderei mit besonderer
Vorliebe zu Zusammenstellungen von Arrangements be-
nutzt wird."
Wenn das vorgenannte Urteil der „Bavaria- Aurikel" einen
besonderen Wert als Schnittblume zumißt, so verdient diese
Züchtung besondere Beachtung seitens der liandschafts-
gärtner und der Gartenfreunde, fehlen uns doch besonders
unter den Frühjahrspflanzen schöne, blaublühende Gruppen-
blüher. Eine Gruppe dieser veilchenblauen Aurikel, mit
Arabis oder mit der cremefarbigen „Germania-Aurikel^^ ein-
gefaßt, gewährt einen entzückenden Anblick und in jedweder
Pflanzungsweise wird man schöne FarbenefFekte mit der
„Bavaria" erzielen. Im Herbst eingetopfte Pflanzen, im
kalten Kasten getrieben, ergeben fernerhin reizende Verkaufs-
püanzen, weil die eigenartig schöne, veilchenblaue Färbung be-
kanntlich auch unter den Marktpflanzen selten und begehrt ist.
Es würde mich sehr freuen, wenn meine veilchenblaue
Aurikel und auch die cremefarbige meines Freundes Georg
Arends, Ronsdorf, dazu beitragen würden, das Interesse für
die im Frühjahr blühenden Aurikeln wieder wachzurufen,
damit diese alte, schöne Pflanzengattung wieder zu neuen
Ehi'en gebracht wird.
Laube im Bürgerpark zu Stendal, deren Robinienpfosten bis auf zwei
angewachsen sind und dem Lichte zu getrieben haben.
Im Hintergrunde Schillerdenkmal. Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
Kongresse, Versammlungen.
Bericht über die XIV. Jahresversammlung der
Deutschen Dendrologisclien Gesellschaft in Konstanz
vom 7. bis 10. August 1905.
Von St. Olbrich, Zürich V.
He
IL
Lerr Hofgartendirektor Graebener- Karlsruhe hielt hierauf einen
Vortrag über „Die in Deutschland winterharten Magnolien". An der
Hand von einem sehr reichhaltigen Denionstrationsmaterial behandelte
der Vortragende den Stoff sein- ausführlich und ich möchte fast
sagen so genau, als wenn es sich um eine Monographie handeln
würde. Es ist immöglich, auch nur etwas auf die interessante Materie
einzugehen, da mir nicht alle Namen verständlich waren, ich muß
daher auf den Jahresbericht der D. D. G. verweisen, um Unrichtig-
keiten zu vermeiden. Die Diskussion wurde vom Vorsitzenden be-
nutzt, um darauf hinzuweisen, daß Herr Hesse in Weener fast alle
im Vortrag erwähnten Magnolien in Kultur hat.
IX, 49
Die Gartenwelt.
585
Dann begann Herr Otto Froebel seine dendrülogische Plauderei
über einige interessante und seltene Koniferen und über eine neue
Sorbus.
Von den Koniferen waren es Picea Omorica mit den charakte-
risierten Nadüln, Picea excelsa alpestris und Picea excclsa caerulea,
die je in einem kleinen Exemplar vorgeführt wurden. Die Benennung
„interessante und seltene Koniferen" war wohl etwas unglücklich
gewählt. Die Geschichte mit der charakterisierten Form der P.
Omorica ist schon so häufig in Wort und Schrift erläutert worden,
daß sie den Dendrologen vollständig bekannt war. Picea excelsa
alpestris ist eine Form der so viel gestalteten Fichte, welche mehr im
Walde als im Garten ein Interesse erwecken kann. Picea excelsa
caerulea, welche im Neuenburger Jura im Walde gefunden wurde,
existiert schon seit längerer Zeit; Breinig in Mülheim a. Rh. brachte sie
in den Handel, sie hat aber wenig Verbreitung gefunden, weil wir
viel schönere bläuliche Picea besitzen. Die erwähnte neue Sorbus
war Sorbus cuspidata, wovon ein Zweigabschnitt vorlag. Besonders
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H^BJI^^^^F/ «T^^^^I^mmk^^^^BR-* Jn^^^lH^I
H&i^
Primula Auricula „G
in den Kulturen von Georg Arends
aufnähme für die „Gartenwelt".
neu ist die Sorbus nicht, denn ich sah sie schon vor 14 Jahren im
Forstgarten zu Hannoverisch Münden, auch ist sie schon in ver-
schiedenen Gälten verbreitet. Übrigens ist Sorbtis cuspidata zärtlich
und friert in strengen Wintern stai'k zurück. Die Diskussion stellte
das fest.
Herr Garteninspektor Purpus- Darmstadt berichtete über die
an dendrologischen Schätzen .sehr reiche Baumschule von Simon
Louis freres in Plantieres bei Metz und legte von dorther
stammende Zweige verschiedener interessanter Gehölze vor. So von
Tilia mongolica, einer Art, deren Laub in der Form zwischen Birke
und Pappel steht und ganz rote Blattstiele aufweist; ferner TiHa
miqueliana mit besonders lang zugespitztem, unterseits weißlichem
Blatt; Zweige mit Zapfen von Pintis hungeana, einem Baum, der
seine Rmde alljährlich abwirft wie die Platane; Ligustrum yunnanense,
eine außergewöhnlich großblättrige Art; Torreya nu£ifera mit vielen
großen Früchten besetzt; Populus pekinensis, eine großblättrige
Silberpappel; Clematis pseudococcineamit hellroten, langen, trompeten-
förmigen Blüten; Crataegus Chamaemespilus, wo die beiden typischen
Formen and die Übergangsform auf einem Zweig vertreten waren;
Berberis sanguinea, eine äußerst zierliche feinhiättrige Berberitze;
Aesculus Hippocastanum incisa mit tief eingeschnittenen Blatt-
rändern, die schon vor 40 Jahren in den dortigen Baumschulen ge-
funden wurde, jetzt aber wieder von einer anderen Firma als
Aesculus Henkeli als neu angeboten wird. Ferner Zweige von
Syringa villosa, pubeseens*) und Bretschtieideri , die im Handel
häufig falsch vorkommen. Darüber entspann sich eine interessante
Diskussion. Der Verfasser dieses Berichtes konnte bestätigen, daß
er alle Pflanzen, die hier als Zweige vorlagen, vor kurzem an Ort und
Stelle gesehen hat und konnte auch auf die reichen Gehölzsammlungen
der erwähnten Baumschule aufmerksam machen.
Am 8. August nachmittags begab sich die* Gesellschaft mit der Bahn
nach der Schweizerischen Station Ermatingen, um das oberhalb dieser
Station gelegene Schloß Arenenberg und dessen Park zu besichtigen.
Das Schloß istEigeutiim der Exkaiserin Eugenie von Frankreich und birgt
in seinem Innern viele historische Merkwürdigkeiten aus der Glanzzeit
von Napoleon III. Der um das Schloß angelegte Park enthält sehr
interessante Gehölze, die ein-
Kehend besichtigt wurden. Der
Park umgibt das auf einem
Hügel liegende Schloß, von
dessen Terrasse aus sich eine
unvergleichlich herrliche Aus-
sicht auf einen Teil des Boden-
sees, den sogenannten Untersee
und die in demselben liegende
Insel Reichenau bietet. Ebenso
überblickt man von da aus die
meisten der stattlichen Koniferen
des Parkes. Das Besitztum
wurde vor ca. 75 Jahren von
der Mutter Napoleons III., der
nachmaligen Königin Hortense,
erworben und von der Zeit stam-
men auch die Anpflanzungen,
während die nahen Waldungen
schon bestanden, die Eichen von
472 m Stammumfang aufweisen.
Im Park begegneten wir
unter Führung von Obergärtner
Simon einer streng säulenförmig
wachsenden 20 m hohen Sequoia
gigantea von wunderbarer Schön-
heit; Abies Pinsapo von 14 m
Höhe, der im Winter von 1879
zu 1880 die Spitze erfror und
dann mit zwei Gipfeln austrieb,
die sich inzwischen so gewaltig
entvpickelt haben, daß es aus-
sieht, als stünden zwei Bäume
neben einander. Außer riesigen Blutbuchen, Tulpenbäumen, Platanen,
amerikanischen Linden und Birken sind noch verschiedene, dicht ge-
wachsene C hamaecyparis lawsoniana von 10 m Höhe, Chamaeeyparis
nutka'ensis von 12 m u. a. m. vorhanden. Von hier aus ging es auf gut
angelegten Straßen, die mit herrUchen Obstbäumen dicht bestanden sind,
nach Schloß Castel. Diese sehr ausgedehnte Besitzung liegt auch auf
einem Hügel, gehörte früher einem Baron von Scherrer und ging
nach dessen Tode in den Besitz des Herrn von Stockar in Zürich
über. Der frühere Besitzer, ein begeisterter Pflanzenfreimd, ließ
durch seinen Obergärtner Schneider die Umgebung des Schlosses
mit vielen seltenen Gehölzen bepflanzen, die heute, dank der bevor-
zugten Lage und der guten Bodenverhältnisse, %vahre Prachtexemplare
sind. Hier stehen enorme Exemplare von Cetlrus atlantica glauca,
Abies cephalonica, Chamaeeyparis lawsoniana erecta viridis,
Oryptomeria japouica, Thuja, Sequoia gigantea, Libocedrus
*} Anmerkui
rinianum Seite 182
pubeseens, Turcz.
g der Kedaktion. Nach Fruticetum Vilmo-
st Syringa villosa, Vald. non Sargent := Syringa
Die Gartenwelt.
IX, 49
deeurrens, riesige Picea cxcclsa pendula, eine ebensolche Jiiglans
nigra, deren Äste auf dem Boden liegen und mit Imnderten von
Misteln bedeckt sind, sowie prächtige alte Silberlindeu und eine extra
starlie Robinia Pseudaeacia. Die Zeit war zu kurz, um die Höhen-
maße der angegebenen Bäume aufzunehmen. In einstündiger Wagen-
fahrt ging es durch schmucke Dörfer, in denen der Blumenschmuck
an allen Häusern, nicht weniger auch an ihren Fenstern auffiel, aus
dem Schweizerlande der Stadt Konstanz zu. Abends versammelten
sich die ca. 60 Teilnehmer in dem prächtig gelegenen Stadtgarteu,
in dem, zu Ehren der Dendrologen, ein großes Konzert nebst
brillanter Beleuchtung vom Verkehrsverein veranstaltet worden war.
Hunderte von Konstanze'r Bürgern nahmen daran Teil.
Der zweite Tag, der 9. August, begann mit Erstattung des
Geschäftsberichtes von selten des Vorsitzenden, Herrn Grafen von
Schwerin. Zuerst wurden die der Geseilschaft im Laufe des Jahres
gemachten Schenkungen von Samen, Pflanzen und Photographien
seltener Bäume oder ganzer Vegetationsbilder aufgeführt. An Samen
wird stets von in Japan und Amerika wohnenden Gönnern der D. D. G.
viel gestiftet. Von Photographien sind im Berichtsjahre besonders
zu erwähnen Zuwendungen vom Verlag von Gustav Fischer in Jena
und von Dr. Bernds in Freiburg i. B. Verschiedene wertvolle Bücher
wurden auch der Gesellschaft geschenkt. Angekauft wurden von der
Geseilschaft vierzehn Zentner Samen der Magnolia macrophylla, die
an einzelne eifrige Mitglieder der Gesellschaft verteilt wurden, um
Pflanzen daraus zu erziehen, die dann verteilt werden sollen. Es ist
schwer, die Pflanzen in dem ersten Stadium ihrer Entwicklung fort-
zubringen, sehr viele bekommen Wurzelfäule in deu ersten Monaten.
Die Anzuchtbaumschule der Gesellschaft macht erfreuliche Fort-
schritte. Es Fst das Prinzip der Samenverteilung an die einzelnen
Mitglieder wegen der vielen Mißerfolge aufgegeben worden, und es
kommen nur noch Pflanzen, die etwas erstarkt sind, zur Gratis-
verteilung; dieselben werden daher selbst herangezogen.
Die Verteilung der von den einzelnen Mitgliedern gewünschten
Pflanzen gestaltet sich von Jahr zu Jahr zu einer immer mehr Zeit
in Anspruch nehmenden Arbeit. Es müssen die Zahlen der vor-
handenen Pflanzen mit den Wunschlisten der vielen Mitgheder in
Einklang gebracht und jede Eigenart der Wünsche muß be-
rücksichtigt werden. In sehr dankenswerter Weise besorgt der Vor-
sitzende die Auslosung der vorhandenen Pflanzen nach einem sehr
zeitraubenden, aber gerechten System, während Herr Rusohpler
in Dresden den Versand unentgeltlich besorgt. Von dieser Arbeit
kann man sich ungefähr einen Begriff machen, wenn man erfährt,
daß zwei Gärtner zwei volle Tage brauchten, um nur die
Etiquetten für die zu versendenden Pflanzen zu schreiben.
Herr Zabel in Gotha, der Altmeister der Dendrologen, wurde
zum Ehrenmitgliede und Joh. Rafn, Kopenhagen, zum korrespon-
dierenden Mitgliede ernannt. Diese Ernennungen wurden einstimmig
und mit Beifall beschlossen.
Die Jahresrechnung wurde von den Herren Kneif f und
Schinabeck geprüft, für richtig befunden und dem Geschäftsführer
Decharge erteilt.
Die Wahl des nächs-fjährigen Versammlungsortes fiel einstimmig
auf Oldenburg.
Der bisherige Vorstand wurde in seiner Zusammensetzung
wiedergewählt und dabei besondere der großen Verdienste des Vor-
sitzenden und des Geschäftsführers gedacht, die das Ansehen der
Gesellschaft in die weitesten Kreise getragen haben.
Nach Beendigung des Geschäftsberichtes erhielt Herr Schelle,
Univei'sitätsgärtner in Tübingen, das Wort. Er erwähnt, welche
exotischen Gehölze dort noch den Winter überdauern und berichtet
auch über viele Gehölze, die unter verschiedenen oder falschen Namen
in Gärten vorkommen mit Angabe ihrer richtigen Benennung.
Herr Professor Pf itzer, Heidelberg, hielt darauf einen Vortrag
„Über Bambuseen und Arundinaceen". Au der Hand von einem
äußerst sorgfältig gewählten und umfangreichen Herbarmateriale be-
gründete er die Benennung der einzelnen Arten, die gar nicht so
leicht sei, weil es sehr selten Blüten von Bambuseen gibt und ge-
wöhnlich das Material von den existierenden Herbarien ungenügend
ist, es fehlen meistens die Schuppenhüllen und Nebenblätter, die
aber sehr wichtig zur Bestimmung sind. Alles, was in Gärten als
Bambusa vorkommt, gehört zur Gattung Phyllostachys. Die Aus-
sprache über diesen interessanten Vortrag zeitigte noch manches
Wertvolle über diese sehr dekorativen Gräser.
Der nächste Vortrag wurde von Herrn Hofgärtner No hl -Insel
Mainau gehalten über „Geschichte der Anpflanzung auf der Insel
Mainau und Beobachtungen über die dortigen Exoten". Der Boden
auf der Mainau ist nicht besonders gut. Pseudotsuga gedeihen dort
nicht. Die große Ceder, welche im Schloßhofe steht, wurde als
größeres Exemplar vom Bahnhofsgarten in Müllheim dorthin gebracht.
Der Winter 1904/05 war mit seiner plötzhch einsetzenden Kälte
etwas unangenehm für die Koniferen. Es erfror ein drei Meter
hohes Exemplar von Cupressus ammiica. Das weitere aus dem
interessanten Vortrage finden wir nachstehend bei der Beschreibung
der Exkursion nach der Insel Mainau. Nach Beendigung des Vor-
trages wurde jedem Teilnehmer (die Zahl hatte sich um eine Anzahl
neuhinzugekommener vermehrt) ein Führer durch die Insel Mainau
überreicht, um ein bleibendes Andenken an diese prächtige Heimstätte
von Koniferen zu besitzen.
Es folgten dendrologische Mitteilungen von Herrn Beißner-
Poppelsdorf über neuere oder empfehlenswerte Gehölze. Wegen
seines wertvollen Holzes empfiehlt er Sorbus torminalis als Wald-
baum. Alrebia lobata ist schöner als A. qtiinata, Hex latifolia ist
mit seinen bis -0 cm Länge erreichenden Blättern ein sehr auf-
fallender, immergrüner Strauch. Yucea karlsruhensis, ein Bastard
von Ymcxi glaiica X Y. filamentosa, ist äußerst dekorativ und
empfehlenswert. In neuerer Zeit sind wieder an einzelnen Stellen
Pyramidenlinden aus Samen gefallen, welche man schon früher in
alten Parks sah.
Man erörterte noch die Erscheinung, daß männliche oder
weibliche Pflanzen plötzlich, ohne erkennbare Ursache, einen Ast
oder Zweig mit Blüten des anderen Geschlechts treiben können und
dann fruktifizieren. Es wurde besonders Taxus ei-wähnt. Pflanzen,
die nur als männhch bekannt waren, wurden weibhch und umgekehrt,
das heißt beide Geschlechter kamen auf einer Pflanze vor.
Ein Extradampfer beförderte die Versammlungsteilnehmer, deren Zahl
auf 75 angewachsen war, nach Überlingen, um die herrlichen Koniferen
in dem dortigen Stadtgarten zu besichtigen und dann nach der
Mainau. Der Bürgermeister der Stadt Überlingen übernahm unter
Assistenz des Stadtgärtne'rs Hoch die Führung. Der Garten ist nach
Norden ganz geschützt und hat eine für Koniferen vorzüglich ge-
eignete Lage. Man muß die Pflanzen gesehen haben, um sich eine
Vorstellung davon machen zu können. Die Artenzahl ist sehr reich-
haltig, und ich will nur einige der stärksten Exemplare erwähnen:
Chamaecyparis lawsoniana, pemlula, 13 m hoch; Abtes cephalonica,
9 m hoch; Cedriis Deodora, 15 m hoch; Cedrus Libani, 14 m hoch;
Picea Orientalis, 15 m hoch; Pseudotsuga Doiiglasi, 15 m hoch;
Tsuga canadensis, 10 m hoch; Thuja gigantea und Libocedru-s
deeurrens, 19 m hoch u. a. m. Ferner ist der Stadtgarten berühmt
durch eine große Sammlung Sukkulenten, worunter speziell ganz
enorme Opuntien. Die Stadt Überlingen, in prächtiger Lage am
Bodensee, tut sehr viel zur Verschönerung ihrer Umgebung durch
Anlage von schattigen Alleen und Promenaden am See, die durch
großartige Auffüllungen in den letzten Jahren immer vermehrt wurden.
Ein Dampfer brachte die Teilnehmer dann nach der Mainau.
Die Insel Mainau, 44 ha groß, im Privatbesitz Sr. Königl. Hoheit des
Großhorzogs von Baden, wurde im Jahre 1853 erworben. Das Hoch-
plateau dieser idyllisch gelegenen Insel war vordem ausschließlich
mit Obstbäumen bepflanzt. Der Hohe Herr, stets ein eifriger
Dendrologe, heß darauf mit den Koniferenpflanzungen beginnen, die
sich heute in fast allen Arten und Varietäten, die noch in günstigem
Klima im Freien aushalten können, in einer Üppigkeit daselbst vor-
finden, wie man sie selten sehen kann.
Zu dem außerordentlich guten Gedeihen der Koniferen hat die
bevorzugte Lage imd die stets mit Feuchtigkeit gesättigte Luft, die
dort meistens herrscht, viel beigetragen. Von den großen Wasser-
mengen des Bodensees umgeben, welcher 539 Quadratkilometer Fläche
mißt, dessen Spiegel 399 m ü. d. M. liegt imd der eine Tiefe von 140 m
hat, bietet diese Insel die günstigsten Bedingungen für das Gedeihen
IX, 49
Die Gartenwelt.
b87
von Koniferen, welche alle einen hohen Feuchtigkeitsfjrad der Luft
bevorzugen. Dom Wasser entströmt im Winter ziemlieh viel Wärme,
welche sicli als Nebel der Umgebung mitteilt und so eine intensive
Winterkälto nicht aufkommen läßt. Das Frühjahr dagegen tritt dort
wieder später ein. Die Wassermassen sind sehr abgekühlt und werden
durch die Schneeschmelze der umgebenden Gebirge noch mit kaltem
Wasser fortgesetzt versehen. Deswegen beginnt die Vegetation
ziemlich spät und Spätfröste können den sonst empfindlicheren
Koniferen nichts anhaben.
Die Insel Mainau ist wohl der nördlichste Platz, wo die echten
Oypressen noch gut im Freien aushalten und zu stattlichen Exemplaren
von 12 m Höhe herangewachsen sind. Wir finden die Sorten
Oupressits semperrirens fasfii/iata , horizontalis und fiinehris in
prachtvollen Exemplaren, die nur noch diesseits der Alpen übertroffen
werden von solchen an den geschützten Ufern des Genfer Sees, z. B.
m Territet, Montreux und Ciarens.
Die Cedern haben sich in verschiedenen Arten auf der Mainau
herrlich entwickelt, wiewohl ihre ersten Anpflanzungen nur etwas
über 40 .Jahre zurückliegen. Dagegen treffen wir in der Umgebung
von Genf riesige Exemplare vou Cedrus Libani, die schon im Jahre 1778
angepflanzt wurden.
Wir finden auf dem Schloßhofe der Insel Mainau*) eine Cedrus
Deodara, die 186.5 gepflanzt wurde, von 23 m Höhe und 13 m
Kronendurchmesser. Dann eine 1863 gepflanzte Cedrus Libani von
20 m Höhe, die sich inmitten anderer Cedern ganz in fraier Lage
befindet.
Die in Japan heimische Oryptomeria japonica und Varietät
eleyans gedeihen hier wie in der Heimat. Wir sahen im Jahre 1870
gepflanzte Exemplare von 10—17 m Höhe in tadelloser Entwicklung,
ebenso riesige Chamaecyparis laivsoniana. Unsere Edeltannen finden
wir auf der Mainau großartig vertreten; Abtes nobilis von 7 m Höhe,
Picea morinda von 13 m Höhe, ferner Abies numidica, nordmanniana^
Picea ormitalis, Abies webbiana u. a. Ebenso sind die Cupressineen
zahlreich vertreten, wie Ldbocedrus decurrens, Biota orientalis und
aurea, Juniperus Sabina fastigiata von ö'/^ m Höhe, welche in ihrem
Habitus ganz an die echten Cypressen erinnert und an deren Stelle
in nordischen Gegenden auch verwandt werden könnte. 70jährige
riesige Juniperus virginiana im Schloßhofe zeigen uns, wie aus-
gewachsene Pflanzen so ganz anders aussehsn wie Baumschulen-
exemplare. Es sind dies auch die ältesten Koniferen der Insel,
außerdem gewöhnliche Picea exeelsa im Waldbestande. Die in
Wuchs, Form wie Belaubung eigentümlichen Koniferen, die Araucarien,
sind in der Art imbricata, die einzigen, welche man im Freien in
Mitteldeutschland noch fortbringt; außer einer Allee jüngerer Pflanzen
auch in großen Exemplaren vertreten. Wir sehen ein tadelloses
Exemplar, welches im Jahre 1865 gepflanzt wurde, von 9 m Höhe
und 6 m Breite.
Sehr verschieden ist die Widerstandsfähigkeit gegen die Un-
bilden des Winters bei Araucaria imbricata. Wir trafen oft
Exemplare in Höhenlagen an, wo man es kaum für möghch halten
würde, daß sie den Winter über aushalten würden. So z. B. kenne
ich ein Exemplar auf dem Gotthard in Airolo, bei 1100 m Höhe
über dem Meer, welches sich ausgezeichnet entwickelt, sogar einige
Cedern stehen in diesem geschützten Garten in Airolo. Ein Pracht-
exemplar von Araucaria imbricata^ denen auf der Mainau ziemlich
überlegen, steht am Bodensee bei Walzenhausen in der Schweiz 540m
über dem Meer. Die Pflanze ist 45 Jahre alt und wurde für die
D. D. G. photographisch aufgenommen und in Form von Ansichts-
postkarten vervielfältigt und den Teilnehmern zum Andenken in
mehreren Exemplaren überreicht. In einer erhöhten Lage in Luzern
am Vierwaldstätter See finden wir ein ähnliches Exemplar. Es
spielen hier individuelle Eigenschaften der einzelnen Pflanzen, Ge-
sundheit und passender Standort eine ganz spezielle Bolle, die be-
treffs ihrer Widerstandsfähigkeit oft alle Theorien über den Haufen
warfen.
Daß jahrelange fortgesetzte Akklimatisationsversuche mit
*) Anmerkung der Redaktion. Vergleiche IV. Jahrgang,
Seite 524.
exotischen, immergrünen Gehölzen auch auf der Mainau ausgeführt
wurden und noch heute vorgenommen werden, darf wohl als selbst-
verständlich angesehen werden. Die Erfahrungen mit den ver-
schiedenen Pflanzen sind oft ganz andere als vermutet werden konnte.
Es waren dauernd nicht fortzubringen: Laurus nobilis, Olea, Camellia,
Magnolia grandiflora; letztere hat man z. B. in verschiedenen süd-
französischen Städten als Promenadenbäume. Dagegen haben sich
als winterhart gezeigt: Viburnum Tinus und lusitanieus, Quercus
llex, Nandina domestica, Edgeworthia chrysanUm, u. a. m.
Gedacht sei auch an dieser Stelle des erst vor wenigen Jahren
verstorbenen Pflanzers und Pflegers der herrlichen Koniferen auf
der Insel Mainau, des Hofgarteninspektors Eberling. Über
40 Jahre hat er hier rastlos gewaltet und den Grund zu dem gelegt,
was heute zu sehen ist. An seiner Lieblingsbank, mit Ausblick auf
eine schöne Koniferenpartie, war von Freundes Hand pietätvoll
ein Kranz zu seinem Andenken niedergelegt.
Ein Rundgang durch das Schloß und die Besichtigung der sehr
ausgedehnten Ökonomie beendete den genußreichen Nachmittag. Ein
Dampfer beförderte die reichlich befriedigten Dendrologen nach
Konstanz zurück. (Schluß folgt.)
Ausstellungsberichte.
Die Gemüseschau auf der Ausstellung der D. L.-G.
in München vom 29. Juni bis 4. Juli 1905 *)
iVn die schon in No. 46 Seite 545 beschriebene Obstsohau war
eine Gemüseschau angegliedert. Die hervorragendste Leistung fäUt
in dieser Abteilung unstreitig den bamberger Gärtnervereinen, Gärtnern
una der Kgl. Winterschule in Bamberg zu.
Die bamberger Gemüsezucht hat einen unbestrittenen Ruf. Es
waren hauptsächlich Freilandgemüse in Pyramiden imd sonstigem
Arrangement aufgebaut. An der Ausstellung beteiligten sich: die
Kgl. Winterschule Bamberg mit Erbsen, Bohnen, Schwarz-
wurzeln, Rhabarber, Frühkartoffeln in 8 Sorten und Küchenkräutern.
Die Produkte entstammten dem Versuchsgarten dieser Anstalt, dessen
beigegeben war. Der Obere Gärtner-Ver
)rg
/"irsing und Kartoffeln
erg Sammlungen von
hatte eine Sammlung von Salaten, Radieschen,
gebracht; der Untere Gärtnerverein Ban
Rettichen, Kohlrabi. Wirsing, Karotten, Salati
Herr Nioolaus Badum, Gärtner in Bamberg, beschickte die
Ausstellung mit Gemüse aller Art in bester Qualität. Von den
übrigen Gemüsegärtnern Bambergs, die als Emzelaussteller auftraten,
läßt sich nur berichten, daß sie ihre Produkte wie die oben besagten
in mus.tergiltiger Ware und Weise zur Schau gestellt. Die ganze
Bamberger Ausstellung war dazu angetan, dem Beschauer ein Bild
von der Bedeutung und Leistungsfähigkeit des dortigen Gemüsebaues
zu geben.
Der Rheinpfälzische Gemüsebau, dei- in einzelnen Gegenden
treffliches leistet, war leider wenig vertreten. Repräsentiert wurde
derselbe durch die „Bobenheimer Rettiche". Die Rettichkultur
in Bobenheim a. Berg hat eine überaus große Ausdehnung und
ihre Erzeugnisse sind ausgezeichnet. Kleinere Partien von Ge-
müse luad Spargeln hatte die ' Firma J. C. Eberhard- Speyer
in hübscher Verpackung ausgestellt. Der Gemüsebau Ober-
frankens war durch seine bekannten Meerrettiche vertreten.
Schöne Spargel hatte die im letzten Jahre ins Leben ge-
rufene Spa r gelver kauf s stelle Dudenhofen bei Speyer zur
Ausstellung gesandt. Die dortselbst gezogenen Spargel zeichnen sich
durch besonderen Wohlgeschmack aus und bilden deshalb einen be-
gehrten Handelsartikel bis weit über die Grenzen der Pfalz hinaus.
Herr Rittergutsbesitzer Koller, Kattern (Schlesien) beschick-te
die Ausstellung mit Rhabarber und Spargel von bestem Aassehen.
Herr Paul Uiemanu, Paulshof bei Scliermen, Bezirk Magdeburg,
hatte ebenfalls einiMi iiüeressaiiten Beitru.i;- zur Ausstellung geliefert.
') Wegen RaumiiKuigci verspätet.
Gartenwelt.
IX, 49
Der von ihm ausgestellte Spargel war nach Ergebnissen angestellter
DüngUDgsversuche sortiert.
Die Versuchsresultate füge ich, da sie gewiß auch für weitere
Kreise von Interesse sind, in einer Tabelle zusammengestellt, bei.
Düngung
Ert
■äge
Gesamt-
p. ha neben Stallmist
I. Qual.
II. Qual. UI. Qual.
IV. Qual.
ertrag
jährlich
kg
kg ; kg
kg
kg
Ungedüngt, d. h.
ohne Kunstdünger
953
859
711
846
3369
■400 kg 40°,, Kali 1
500 kg Thoraasmehl
400 kg Chilisalpeter J
1404
1075
766
623
3868
500 kg Thomasmehl \
400 kg Chilisalpeter J
1137
974
748
671
3530
Rhabarber und Meerrettiche wurden noch vom Kgl. Landwirt-
schaftslehrer Herrn Schleyer in Fürth und Herrn Deck mann,
Erfurt ausgestellt.
Die Firma Mayer-Frankentlial war mit Frühkartoffeln ver-
treten. Ein schönes Modell eines Rheinschiffes stach derartig hervor,
daß die Kartoffeln fast verschwanden.
Die schöne und reichhaltige Gemüseausstellung fand allgemeinen
Beifall. Die Aussteller waren mit der Zusammensetzung des Preis-
gerichtes nicht ganz einverstanden und es erscheint zweckmäßig,
der D. L.-G. die Beiziehung von anerkannt tüchtigen Gemüsegärtnern
zum Preisrichterkollegium anzuraten. Jedenfalls hat die Gemüse-
ausstellung, deren Gelingen wie bei der Obstschau größtenteils dem
umsichtigen und eifrigen Wirken des bayerischen Staatskonsulenten
Herrn Rebholz zu verdanken ist, gelehrt, daß in Bayern auf dem
Gebiete des Gemüsebaues sohou sehr viel geleistet wird und daß
man das Bestreben hat, Ertragsmenge und Güte der Produkte durch
Belehrung, Versuchsanbau und Düngungsversuche zu steigern. St.
Tagesgeschichte.
Berlin. Um den Obst- und Südfrüchte- Verkauf auch
auf die Sonn- und Feiertage bis nachmittags 6 Uhr auszudehnen,
sind einflußreiche Personen bei der Regierung voi-stellig geworden.
Man will damit dem Alkoholismus entgegenwirken. Derzeit finden
bei den Polizeiorgauen Erhebungen darüber statt. In Süddeutschland
ist der Straßen verkauf von Obst während der fraglichen Zeit bereits
gestattet.
Dresden. Eine dritte deutsche Kunstgewerb^aus-
stellung wird in Dresden vom 12. Mai bis 31. Oktober 1906 ver-
anstaltet. Die Stadt hat zu diesem Zweck den Ausstellungspalast
nebst Park zur Verfügung gestellt. König Friedrich August hat das
Protektorat übernommen. Zur- Vorbereitung der Ausstellung, die ein
Bild von der Kunst und dem Kunsthandwerk unserer Tage geben
will, sind unter dem Vorsitz von Fachleuten Ausschüsse eingesetzt
für bildende Kunst, Raumkunst, kirchliche Kunst nebst
Priedhofskunst, Volkskunst, für Techniken und Schulen, für
kunstbandwerkliche Einzelerzeugnisse, für kunstindustrielle Vorbilder
und Materialgruppen, Maschinen und Werkstätten. Auch Eiiizel-
wohnhäuser außerhalb des Hauptgebäudes werden zur Schau gestellt
werden, bei denen der Anlage des Gartens besondere Aufmerksam-
keit geschenkt werden soll. — Für alle Gebiete des Kunsthandwerks
sind selbstverständlich unter Vorsitz von Fachleuten Ausschüsse ge-
bildet. Wo sind da wieder die Vertreter unserer so viel gepriesenen
Gartenkunst geblieben? AVäre es nicht endlich einmal an der Zeit,
daß der hierzu berufene Verein deutscher Gartenkünstler sich regt
und ein Lebenszeichen von sich gibt? K. P.
Wien. Der Stadtrat hat das Detailprojekt für die gärtnerische
Ausgestaltung des restlichen Teiles der Elisabethpromenade genehmigt.
Es betrifft dies die. Strecke von der Mosergasse bis zur Brigitta-
brücke. Die Kosten stellen sich auf 80000 Kronen.
Worms. Der Rosengarten - Ausschuß beschloß ein Preisaus-
schreiben zur Erlangung von Entwürfen für die geplante Rosengarten-
anlage, eine Idee, für die sich auch die drei um ihre Ansicht be-
fragten Fachmänner Gartendirektoren Siebert - Frankfurt, Bertram-
Dresden und Garteninspektor Beißner-Bonn aussprachen. Ais Preise
wurden 500, 250 und l;^ö Mk. ausgesetzt. Ein Teil des Geländes
soll schon im kommenden Frühjahr angelegt werden. Bis dahin wird
auch das für den Worniser Kosengarten bestimmte Hagen-Standbild,
mit dessen Anfertigung Bildhauer Johann Hort-Karlsruhe beauftragt
ist, fertiggestellt sein.
Bevorstehende Ausstellungen.
Die actite Deutsctie Datilien - Ausstellung der deutschen
Dahlien - Gesellschaft findet von Freita.g, den 8., bis Sonntag, den
10. September d. J. in Verbindung mit der Großen Gartenbau-Aus-
stellung in Darmstadt statt. Interessenten sei der Besuch dieser
AussteUung hiermit in Erinnerung gebracht.
Gärtnerisches Unterrichtswesen.
Die Königl. Gärtner-Lehranstalt zu Dahlem bei Steglitz-
Berlin läßt in der Zeit vom 2. bis 13. Oktober 1005, jedesmal um
5 Uhr nachmittag beginnend, sechs gartenkünstlerische Vorträge
mit Lichtbildern nach folgeudem Programm abhalten.
1. „Entwickelung des Gartens" durch Abteilungsvorsteher
Willy Lange; Montag, den 2. Oktober.
2. „Landhaus und Garten" durch Regierungsbaumeister
Otto Stahn ; Mittwoch, den 4. Oktober.
3. „Gartenkunst im Dienste der Öffentlichkeit" durch
Abteilungsvorsteher Fritz Zahn; Freitag, den 6. Oktober.
4. „Gartenge staltung und Natur" durch Abteilungs-
vorsteher Willy Lange; Montag, den 9. Oktober.
5. „Gartenarchitekturen" durch Regieningsbaumeister
Otto Stahn; Mittwoch, den 11. Oktober.
ö. „Parkanlagen" durch Abteilungsvorsteher Fritz Zahn
Freitag, den lü. Oktober.
Das Honorar für die sechs Vorträge beträgt 6 Mark. Es wird
gebeten, 6 Mk. und 5 Pfg. vor Beginn des Kursus an die hiesige
Anstaltskasse mittels Postanweisung einzuzahlen und die Quittung
darüber bei dessen Beginn als Legitimation vorzuzeigen.
Nachschrift der Redaktion. Es ist schade, daß sich die
Direktion nicht entschließen kann, die Vorträge anderswo als in dem
von allen Verkehrsmitteln abgelegenen Anstaltsgebäude halten zu
lassen. Viele wird der zeitraubende Weg davon abhalten, sich als
Zuhöhrer einzufinden. Sollte sich kein geeignetes Lokal in Steglitz
ausfindig machen lassen?
Aus den Vereinen.
Die „Deutsche Dendrologische Gesellschaft" beschloß in
ihrer von 70 Mitgliedern besuchten Jahresversammlung zu Konstanz,
ihren nächsten Kongreß Anfang August 1906 in Oldenburg ab-
zuhalten, von wo aus die dendrologischen Anlagen in Bremen,
Rastede, Lützburg, Ebenburg und Weeuer besichtigt werden sollen.
Personal-Nachrichten.
Rafn, Joh., Waldsamenhändler in Kopenhagen, wurde von
der „Deutschen Dendrologischen Gesellschaft" zum korrespondierenden
Mitgliede erwählt.
Sigismund, Oswald, Gutsgärtner in Staffeide im Kreise Ost-
havelland und
Weber, Franz, Bahngärtner zu Wasserliesch im Landkreise
Trier, wurde das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.
Zabel, H., Kgl. Gartenmeister a. D. zu Gotha, wurde von der
„Deutsehen Dendrologischen Gesellschaft" zum Ehrenmitgliede erwählt.
Verantwortl. Redakteur: Ma
dnrffer, Berlin. — Verlag v. Richard Carl Schmidt & Co., Leipzic. — Dmck; Anhalt. Bnohdr. ßutonberg.e. fl. m. bi
Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenb
au.
Jahrgang IX.
9. September 1905.
No. 50.
Nachdruck und NachbUdung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt*
Ausstellungsberichte.
Die Allgemeine Gartenbaii-Ausstellimg in Darnistadt.
Vom Herausgeber.
(Hierzu vier Abbildungen.)
U nter den Ausstellungen, die im Verlaufe des letzten
Jahrzehnts in Deutschland veranstaltet worden sind, nimmt
die Darmstädter Ausstellung vielleicht den ersten Platz ein;
nicht etwa in bezug auf ihre Größe und Vollkommenheit,
sondern ausschließlich durch ihre Eigenartigkeit und zwar
durch eine Eigenartigkeit, die sicherlich in gärtnerischen
Kreisen die verschiedenartigste Beurteihmg finden und, wie
ich gleich im voraus bemerken möchte, den größten Wider-
spruch hervorrufen wird. Dieser "Widerspruch Avird sich in
der Hauptsache auf den landschaftsgärtnerischen Teil des
Unternehmens erstrecken, in welchem Künstler und Architekten
dominieren, während die Berufsgärtner, von zwei Ausnahmen
abgesehen, diesen Eindringlingen in das gärtne-
rische Bereich nur Handlangerdienste geleistet
haben. Ich muß es mir heute leider versagen,
auf den landschaftsgärtnerischen Teil der Aus-
stellung einzugehen, da meine diesbezüglichen
Aufnahmen nocli nicht reproduziert sind, ich
behalte mir dies für das nächste Heft vor.
Neben dem landschaftsgärtnerischen Teil, der
dem ünternelimen den Charakter aufdrückte,
hen-schte die Wasserflora vor. Darmstadt ge-
nießt längst in gärtnerischen Kreisen den Euf
einer Wasserpflanzenstadt, der durch den als
tüchtigen Kultivateiu bekannten Hofgärtner
Herrn Dittmann begründet und durch die
Firma Heinrich Henkel befestigt worden ist.
Diese beiden sind es auch, die auf dem Ge-
biete der Kultur von Sumpf- und Wasser-
pflanzen auf der Darmstädter Ausstellung
Großes, ich möchte sagen Unerreichtes ge-
leistet haben.
Die zahlreichen Handelsgärtner von Darm-
stadt und Umgebung haben sich redlich be-
müht, den gegenwärtigen Stand gärtnerischer
Handelskulturen zur Anschauung zu bringen,
ohne mit wirklich vorzüghchen Leistungen
dominieren zu können. Eine große allgemeine
Beteiligung der Handelsgärtner des Reiches war nicht zu er-
hoffen, zumal es sich hier erstmals um eine große Aus-
stellung ohne jede Prämiierung handelte. Wer sich große
Opfer an Zeit und Geld auferlegt, um mit seinen Leistungen
vor die Öffentlichkeit zu treten, der wird in den meisten
Fällen auch auf eine Prämiierung rechnen; eine Ausnahme
machen hier eigentlich nur die glücklichen Besitzer hervor-
ragender Neuheiten, in deren eigenstem Geschäftsinteresse es
liegt, ihre Kleinode auf besuchten Ausstellungen vorzuführen
und damit weiten Kreisen bekannt zu machen. So konnte man
denn in Darmstadt feststellen, daß sich nur solche Handels-
gärtner in beschränkter Zahl aus weiter Ferne eingestellt
hatten, die mit neuen Züchtungen und Einführungen dominieren
konnten.
Es sei hier noch hervorgehoben, daß die Ausstellimgs-
leitung ihrer Aufgabe voll und ganz gewachsen war. Die
bpartie aus dem landschaftlichen Garten von Hoflieferant
Heinr. Henkel, Darmstadt.
Originalaufuahme für die ..Gartenwelt'*,
390
Die Gartenwelt.
IX, 50
Ausstellung präsentierte sich am Eröffnungstage, von einigen
Kleinigkeiten abgesehen, in allen Teilen als fertiges Ganzes.
Ganz besondere Anerkennung verdient auch der stattliehe,
ge-w-issenhaft und übersichtlich bearbeitete, mit zahlreichen
Abbildungen geschmückte Ausstellungskatalog, der allerdings
schon in den ersten Stunden nach Eröffnung der Ausstellung
vollständig vergriffen war, sodaß man ihn in den nächsten
Tagen weder für Geld noch für gute Worte erhalten konnte.
I. Wasserpflanzen.
Unter denjenigen Pflanzen, welche die Mode in den
letzten .Jahren auf ihren Schild erhob, stehen die Wasser-
pflanzen obenan. Wenn auch die Victoria regia durch die
Aufnahme ihrer Kultur in einigen botanischen Gärten schon
seit Jahrzehnten das Interesse der Gärtner und Pflanzen-
-fc.x t^.'.'i:^-^'' ^ ■■,-^?s>.-';fiM-i<i,i..'
Äußere Ansicht des Wasserpflanzenhauses der Hofgärtnerei
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
freunde erregte, so galten doch die Sumpf- und Wasser-
gewächse bis in die neuere Zeit allgemein nur als botanische
Unkräuter. Nur ganz vereinzelt befaßten sich Handelsgärtner
mit ihrer Kultur, wie Haage & Schmidt in Erfurt und Gebr.
Harster in Speyer. Schon vor Jahren habe ich iu der Garten-
welt auf die Zukunftsbedeutung der Wasserpflanzen hingewiesen
und die Entwickelung der Dinge hat mir recht gegeben. Die
gewaltige Zunahme der Aquarienliebhaberei, die heute in fast
allen Städten des Reiches durch teils sehr einflußreiche Vereine
vertreten wird, hat in Verbindung mit der modernen landschafts-
gärtnerischeu Richtung, die eine malerische Bepflanzungder Plätze
vor den Teichen und dieser selbst anstrebt, den Umschwung
hervorgerufen. In fast allen Handelsgärtnereien, tUe sich mit
dem Verkauf an Liebhaber befassen, findet man heute wenn
auch nur schüchterne Anfänge in der Wasserpflanzenkultur,
die sich in bescheidenem Umfange schließlich auch in Gläsern
und Tonnen betreiben läßt. Das Glanzstück und das größte
Zugstück der Düsseldorfer Ausstellung, das sich iu seiner
gärtnerischen Eigenart turmhoch über die Professoren-
Dilettantengärten erhaben zeigt, ist das von Herrn Hofgärtner
L. Dittmaun, dem Vorsteher der Hofgärtnerei Rosenhöhe, ge-
schaffene Wasserpflanzenhaus. Schon seine Gr">ßenverhält-
nisse sind imponierend; es ist 55 m lang, 16 m breit und
71/2 m lioch. Die Abbildung dieser Seite gibt ein Bild seines
Äußeren, Abbildung Seite 591 unten zeigt einen Blick in
das Innere zur Zeit der beginnenden Vegetation, und die
obere Abbildung der gleichen Seite gibt eine Teilausicht des
Kulturzustandes am Tage nach Eröffnung der Ausstellung.
Rein äußerlich beb-achtet ist das Haus schon merkwürdig
durch seine Bauart. Der ganze Bau ist aus rohen, derben
Balken gezimmert und mit Ausnahme des Daches sind die
übrigen Glasflächen durch Verwendung von Mistbeetfenstern
hergestellt. Das Innere des Hauses wird im wesentlichen aus-
gefüllt durch zwei ge-
mauerte, gewaltige Bas-
sins, die durch eine von
derFirma G.Schneider,
Feuerbach bei Stutt-
gai't angelegte, vorzüg-
lich arbeitende Heiz-
anlage erwärmt wer-
den. Das eine schmale
Bassin führt an der
rechten Seite entlang
und ist ausschließlicli
mit Lotosblumen be-
pflanzt, die eine reiche
Blattvegetation entfaltet
haben, aber, wie alle
frisch verpflanzten Lo-
tes, im ersten Jahre nur
spärlich blühen. Herr
Hofgärtner Dittmann ist
der erfolgreichste Kulti-
vateur dieser herrlichen,
sagenumwobenen Blüte,
und seiner bahnbrechen-
den Kulturarbeit haben
wir auch die heute noch
vereinzelte Aufnahme
dieser königlichen Blü-
herin in die Schnitt-
blumenkulturen zu verdanken. Der Dittmannschen Züchtungs-
kunst verdanken viele der hier ausgestellten Farbensorten ihre Ent-
stehung. Das sich durch die Mitte des Glashausbaues ziehende,
länglich viereckige Hauptbassin enthält neben wenigen Seerosen
die Victoria regia in nicht weniger als neun Exemplaren, die
schon ziemlich stattliche Blatteller entfaltet haben, doch er-
scheint es mir fraglich, ob diese Pflanzen noch während der
Ausstellungsdauer zur Blüte gelangen. Neben der typischen
Art sind zwei Formen ausgepflanzt, V. eruxiana und eine
neue von Dr. Mahne iu Brasilien gesammelte. Diese beiden
Formen zeichnen sich ebenso -svie die in Amerika verbreitete
Trickers Varietät (siehe Gartenwelt Jahrgang EI, Seite 229)
durch besondere Härte aus, die ihre Kultur auch im un-
geheizten Bassin ermöglicht. Das Ende des Hauses bildet
ein erhöht angelegter, mit Sitzplätzen ausgestatteter Palmen-
hain. Zur Linken wird das Hauptbassin von einem lauben-
artigen, von prächtigen Blattgewächsen, speziell von Thalia
Cyperus Papyrus, Juncus zebrinus und
.Rosenhöhe"
IX, 50
Die Gartenwelt.
Innenansicht aus dem Wasserpflanzenhaus der Hofgärtnerei „Rosenhöiie
zur Zeit der Ausstellungseröft'nung. Oripnalaufnahme für die „Gartenwelt".
flankierten Gang begrenzt. Das gesamte Balkenwerk ist, wie dies
unsere Abbildung deutlich erkennen läßt, in üppigster "Weise von
Luffagurken lierankt, aus dereii griniem Blattgewirr hier und
da riesige, gurken-
Klrniige Früchte her-
vorleuchten. Die ge-
samte Lianenvegeta-
tion bietet einen ur-
wüchsigen male-
rischen Anblick, da
man es vermieden
hat, wie dies häufig
geschieht, die Ranken
mit peinlicher Sorg-
falt anzuheften, sodaß
sie ab und zu in
langen Strähnen gra-
ziös herabhängen.
Wie man Herrn
Dittinann mit Fug
und Recht als Meis-
ter auf dem Gebiete
der Viktoria- und
Lotoskultur bezeich-
nen kann, so ist Herr
Henkel ein Seerosen-
züchter, wie wir in
Deutschland keinen
zweiten haben. Vor
dem großen Orange-
riegebäude, welches
dem eben beschriebenen großen Wasserpflanzenhaus gegen-
über liegt, befindet sich das gewaltige Henkeische Nymjihaea-
bassin. Es ist gleichfalls rechtwinkelig, etwa .35 ra lang und
8 m breit und mit einer Schnellumlauf -Warmwasserheizimg
versehen. Diese Heizungsaulage hat Ingenieur Fritz-Darm-
sLadt ausgeführt, während die Firma Rud.
Otto Meyer, G. m. b. H., Mannheim, für
dieselbe einen Strebeischen Original - Gegen-
strom-Gliederkessel lieferte. Bepflanzt ist das
Bassin mit den wertvollsten, derzeit in
Kultur befindlichen tropischen und winterharten
Seerosen, die wohl in etwa 70 tag- und nacht-
blühenden Sorten vertreten sein mögen. Die
Liebhaberei für diese wunderbaren, farben-
prächtigen und duftigen Blüten nimmt von
Jahr zu Jalir einen größeren Aufschwimg. Sie
ist heute schon so groß, daß für seltene und
neue Sorten von Liebhabern hohe Preise auf-
gewendet werden. Neben diesem Seerosen-
bassin hat die Firma Heinrich Henkel in
einer von ihr geschaffenen, im landschaft-
lichen Stil gehaltenen, einen subtropischen Cha-
rakter zur Schau tragenden Anlage noch eine
in jeder Hinsicht vorbildliche Teichanlage ge-
schaffen, von welcher die Abbildung auf der
Titelseite eine Teilansicht bietet. In voller Blüte
stehende Seerosen und einige Lotosblumen be-
herrschen diesen Teich; seine Ufer sind, wie
dies die Abbildimg deutlich erkennen läßt, mit
malerischen Sumpfgewächsen bepflanzt, an
welche sich weiterhin stattliche Phyllostachys
und Bananen anschließen.
Die Wasserpflanzenliebhaberei ist aber auch noch durch
den Darmstädter Aquarien verein Hottonia vertreten, dessen
Innenansicht aus dein Wasserpflanzenhaus der Hofgärtnerei „Rosenhöhe" zur Zeit der beginnenden
Vegetation. Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
Kollektivausstellung in zahlreichen Behältern ein vollständiges
Bild des gegenwärtigen Standes der Aquarienliebhaberei
bietet. Alles, was von in- und ausländischen Fischen für die
Bevölkerung der Aquarien von Wort ist, alles was sieh von
heimischen und fremden Wasserpflanzen zur Ausschmückung
592
Die Gartenwelt.
IX, 50
der Behälter eignet, wird hier in mustergiltiger Weise vor-
geführt. Der zahlreiche Zuspruch, den sich diese Abteilung
zu erfreuen hatte, lieferte den besten Beweis für das vom
Publikum der Aquarienpflege entgegengebi-achte lelihafte
Interesse.
Aus deutschen Gärten.
Eine Wanderung durch den Bremer Bürgerpark.
Von Harry Maaß, Kiel.
{Eienii xehn vom Verfasser für die Garlcnuelt cjefertüjte Aufnahmen.)
In nordöstlicher Richtung von der Stadt Bremen, in
einer Viertelstunde vom Zentral-Bahnliof be(|uem zu erreichen,
Das Parkhaus im Bremer Bürgerpark,
liegt der Bürgerpark, der Lieblingsaufentlxalt der bremischen
Vor vierzig Jahren war diese 136 ha große Fläche noch
tiefes Wiesen- und Weideland, welches Jahrhunderte hindurch
den Bürgern als Viehweide diente. Dieses Areal wurde der
Bevülkerimg imentgeltlich vom Staate zur Verfügung gestellt,
denn das Bedürfnis nach Baumschutz, Schatten und Waldes-
luft machte sich bei der außerordentlich großen Armut an
natürlichen landschaftlichen Reizen immer mehr bemerkbar.
Der Bürgerpark ist eine gemeinnützige Schöpfung:
„Für Herr und Gesind'
Mami, Weib und Kind,
Zu Nutz, und Freud'
Auf alle Zeit."
— so lesen wir an einem in der Nähe des Emmasees be-
findlichen Ruhesäitz. — Er wurde in den Jahren 18GG-1884
nach den Plänen des Landschaftsgärtners Benque angelegt.
Den Baumbestand bilden vorwiegend Eichen, Buchen
und Mischwald, nur im Osten befinden sich ausgedehnte
Nadelholzanpflanzungen. Begrenzt wird der Park von allen
ner Seiten durch breite Eichenalleen.
Wir betreten die Anlagen durch den Hauptoingang an
der Holler Allee, am Ende der Straße „Bei der Gasanstalt".
Vor uns liegt der Hollersee, ein großes Bassin von
150X160 m Größe, in Form eines Rechtecks mit auf-
gesetztem Halbkreis. Umrahmt wird der Hollersee von einer
breiten und mehrreihigen Linden- und Kastanienalloo, in
deren Schutz Beete mit Rhododendron und Azaleen von an-
sehnlicher Größe einen köstlichen Blütenreichtum entfalten.
Rotdorn-Pyramiden spiegeln sich wirkungsvoll in der silber-
klaren Flut. Hinter diesem von Schwänen reichbelebten See
liegt das Parkhaus (Abb. neljenstehend), ein Zeuge der im
Jahre 1890 hier im Park stattgefimdenen gi-oßen Gewerbe-
ausstelhmg. Die ausgedehnten Räiunlichkeiten dieses schmucken
Baues geben Gelegenheit zur Abhaltung größerer Festlich-
keiten und Konzerte. Auf dem am Wasser liegenden Konzei't-
platz steht das unten abgebildete Siegfrieddenkmal.
Östlich vom Parkhaus geleitet uns der Weg, an dem
von Pinus Cemln-a eingefaßten Nieraitz-Brunnen (Abbildung
Seite 593) vorüber führend, in das Pinetum. Diese Samm-
lung enthält eine ungewöhnlich große Anzahl wertvoller
Nadelhölzer, die hier im Park ein üppiges Gedeihen zeigen.
Die Koniferen wurden im Jahre 1879 vom jetzigen Park-
direktor, Herrn Ohrt, gepflanzt. Ganz vorn links auf dem
Bilde Seite 593 sehen wir eine stattliche ('lininaeryparis
squarrosa, dahinter Picea excelsa. Rechts fallen besondei-s
auf Pinus Laricio paltasiana syn. taurica imd Pinus
Sirobus. Vor beiden stehen Zwergformeu von Fichten und
eine Ihujopsis. Auf diesem Wege gelangen wir zur
Wohnung des Parkdirektors 0 h r t , unter dessen Leitung die
Anlagen stehen. Ganz dem täglichen Getriebe enthoben, liegt
das reizende Häuschen im Rahmen tiefgrüner Nadelbäume
und blühender Rosen.
Immer vereinzelter treten die schlanken Fichten und
Kiefern auf, bis sie fast ganz den Buchen Platz gemacht
haben, nur noch truppweise stehen lüer und da alte Fichten-
stämme. Im Schutze einer solchen Tannengruppe liegt auf
einer Anhöhe die in Abb. Seite 594 ersichtliche Borkenhütte.
Ein solides Strohdach bekrönt die aus Naturholz errichtete
Laube.
Nach kurzer Rast an diesem einladenden Ort setzen wir
unsere Wanderung fort, als nächstes Ziel den Aussichtsturm
ins Auge fassend. Vor allem interessiert uns ein Quei-cetiun,
eine einzig dastehende Sammlung unserer interessantesten
Eichenarten.
Die zahlreichen, den Park durchschneidenden Wasserzüge
(Abb. Seite 594) gaben Veranlassung zur Anlage vieler Brücken,
teils Stein- und Eisen-, teils Naturholzkonstruktionen. Die
Brücken sind meistens Geschenke Bremer Parkfreunde und
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pWN
^-^^Inf^?'^"'"^ 1 [ '^1 '• iir ''•-"■
üM^mBrnm
H^^^^^^M^^
Das Sicgfried-DcnkMial am UmIIcisc
igcrpark.
IX, 50
Die Gartenwelt.
593
erhielten ihre Namen nach dem jeweiligen Stifter. Wir passieren
die Rickraersbrücke \mä die AhrenRbrückc, um den Anssichts-
turm zu erreichen. Von diesem am Waldhügel erbauten Aus-
sichtsturm genießt man einen Rundblick auf meilenweite
Entfernungen. Im Norden übersehen wir das Blockland, den
Weiher Berg; im Osten ist ein Teil der Provinz Hannover
sichtbar; südlich liegt zu unseren Füßen die Stadt Bremen
mit im Hintergrund sich erhebender oldenburgischer Land-
schaft; im Westen blicken wir auf die Höhenzüge der Hamnio
und Lesuni. Die unteren Räume des Aussichtsturmes werden
als Restauration benutzt.
Ein Geschenk eines eifrigen Parkfreundes ist die Meierei,
die im Jahre 1881 als Musterwirtschaft für Milcherei er-
öffnet wurde; sie erfreut sich eines starken Besuches. Zwischen
zwei Hallen liegt ein wohlgepflegtes Parterre, welches im
Sommer mit Blattpflanzen geschmückt ist. Zm' Frühjahi'szeit
prangen auf den zu schönen Ornamenten geformten Beeten
Tulpen, Hyazinthen und andere Frühjahrsblüher. Belebt
wird die Landschaft an der Meierei durch Viehherden, welche
auf einer vor dem Gebäude sich ausbreitenden ausgedehnten
Wiese grasen. Ziemlich am nordöstlichen Ende des Bürger-
parks liegt das Restaurant „Waldschlößchen".
Von der Meierei westlich gelangen wir durch Mischwald
an der Niemannbrücke vorbei zum Wildgehege. Wieder treffen
wir eins der malerischen mit Stroh gedeckten Borkenhäuschen
an (Abb. Seite 595). Ein Wildhaus — von der Firma
C. Voigt in Eisleben erbaut — beherbergt Hirsche, Rehe
und ausländische Schafe. Das Wild erfreut die Parkbesucher
durch seine bewundernswerte Zutraulichkeit. Eine Natur-
holzbrücke in der Nähe des Wildgeheges leitet uns zur
Liebesinsel, auf der noch ein längst verlassenes Storch-
nest steht.
Im Schatten dichter Eichenbestände en-eichen wir bald
das Kaffeehaus
am Emmasee. Der
Emmasee ist ein
verbreiteter Arm
der Wasserzüge.
Zwischen dem
Kaffeehaus, dem
Aussichtsturm u.
der schon erwähn-
ten Meierei ver-
kehrt wähi-end der
Sommermonate
ein Motorboot,
auch werden Ru-
derboote vermie-
tet ; es entsteht so
auf dem Wasser
ein reger Verkehr.
Im Winter sind
diese sehr ausge-
dehnten Wasser-
züge den Schlitt-
schuhläufern eine
willkommene
Stätte. Vom Kaffee-
haus gelangen wir
wiederzuunserem
Ausgangspunkt,
dem Parkhause.
Niemitz-Brunnen, umgeben von Pinus Cembra,
gepflanzt bei der Errichtung des Brunnens im Jahre 1878.
Der Waldbestand in westlicher Richtung besteht ausschließlich aus
Eichen. Am Wege steht in grüner Umgebung der auf der
Abbildung Seite 596 ersichtliche blendend weiße Kiosk. In
unmittelbarer Nähe des Parkhauses, inmitten eines lichten
Lindenhaines liegt ein Springbrunnen, der „Markusbrunnen".
Die im Bürgerpark befindlichen geräumigen Spielplätze
und die in der Nähe der Meierei liegenden größeren
Tennisplätze werden von der Bremer Jugend gern und eifrig
benutzt.
Eine Wasserleitung durchzieht die ganze Anlage. Der
Wasserstand in den Teichen und Seen wird während der
Sommermonate durch eine ständige Pumpstation auf stets
gleicher Höhe ge-
halten.
Die Unterhal-
tungskosten des
Bürgerparks wer-
den dui'ch einen
Verein lediglich
aus freiwilligen
Beiträgen Bre-
mischer Bürger
bestritten. Die
jährliche Unter-
haltung kostet an
65 000 Mk., wo-
von ungefähr
20000 Mk. aus
den Holz- und
Grasbeständen etc.
gewonnen werden,
außerdem wiu'den
eine große Anzahl
wertvoller Deko-
rationsstücke von
wohlhabenden
Bremer Bürgern
geschenkt.
Cbaih,:. lahiiitLT Picea L-xccUa, link. ..^ i W- ■<, rinu^ pa
flora Uli 1 iiiiiei i;i uu'i. 1 jiiub Laricio pallasiana, Syn. launca und Pinus Strobus
rechts vom Wege, davor Zwergfichten und eine Thujopsis dolobrata im Pinetum
des Bremer Btirgerparks.
Die üartenwelt.
IX, 50
Heizungsanlagen.
Die Instandhaltung der Heiziingsanlagen.
_ Von H. Siemann, Gartentechniker, Charlottenluirg.
In den meisten Gärtnereien wird der Heizungsanlage in
den Gewächshäusern zu wenig Beachtung geschenkt. Sei es
aus Unerfahrenheit, oder sei es, daß der Besitzer zu sehr
mit anderen Sachen, z. B. mit Kulturarbeiten beschäftigt ist.
Und doch soll und muß so viel Zeit vorhanden sein, daß
man sich auch im Sommer um die Heizungsanlage kümmert;
ist doch die Heizung gerade derjenige Teil, welcher bei der
Gewächshausanlage das meiste Geld verschlingt. Welcher
Teil liegt im Sommer so unbeachtet da? — der Kessel, die
Wärmequelle, das Herz der Heizung. Er verstaubt, wird vom
Roste angegriffen, und wenn dann der Winter herankommt,
so brennt er nicht, liat keinen Zug und leckt. Nun kommen
die Ausgaben füi- die Reparaturen, neues Material muß herbei
geschafft werden. Alles wäre zu vermeiden, wenn man die
Kessel auch außer der Beti-iebszeit sachgemäß imstande hielte.
Der Kessel, sei er freistehend oder eingemauert, ist der
wichtigste Teil der Heizungsanlage. Die Technik hat ja so
viele verschiedene Konstruktionen erfunden, daß es schwer ist,
zu sagen, welches das beste System ist. Jeder Fabrikant
lobt seine Ware; jedoch ist es eine feststehende Tatsache,
daß jeder Kessel funktioniert. Zwei wichtige Faktoren nur
müssen erfüllt sein, nämlich, daß der Kessel Zug hat und
daß er .stets sauber ist. „Mein Kessel hat keinen Zug, der
ist nichts wert", so habe ich schon manchmal sagen hören.
Ja, da liegt der Fehler meistens daran, daß der Schornstein
zu niedrig ist. Die Höhe muß mindestens 8 — 12 ni betragen.
Also hat irgendwo ein Kessel keinen Zug, so untersuche man den
Schornstein, ob dieser die richtige Höhe besitzt nnd ob er
nicht zu sehr mit Ruß bedeckt ist, denn dann kann der best-
konstruierte Kessel nicht gut brennen. Ist ein Kessel im
Winter stark im Gebrauch, so ist es vorteilhaft, wenn man
denselben in der Woche zweimal reinigt. Ruß und Flugasche
setzen sich in den Zügen fest und wirken hier als ein
Naturholzhütte mit Strohdach im Bremer Bürgerpark.
Isoliermantel, denn die Heizgase können die Rohrwände nicht
direkt bestreichen, sondern müssen erst den Ruß erwärmen.
Da der Ruß ein schlechter Wärmeleiter ist, so dauert das
sehr lange. Auch geht bei einem ungereinigten Kessel die
meiste Hitze zum Schornstein hinaus. Man muß also stets
darauf achten, daß der Kessel sauber und gereinigt ist, denn
dann kann man auch an Verbrennungsmaterial sparen.
Ferner ist bei Inbetiiebnahme einer Heizungsanlage nach-
zusehen, ob die Heizrohre genügend mit Wasser gefüllt sind,
und ob auch die Luft aus den Röhren, die Zirkulations-
störungen verursacht, abgelassen ist. Ob die Röhren genügend
mit Wasser gefüllt sind, sieht man am Wasserbehälter, der
an höchster Stelle angebracht ist. Man sollte beim Auffüllen
von Wasser durch das Reservoir stets die Lufthähne öffnen,
damit die mit eindringende Luft entweichen kann.
Tritt nun
Blick auf einen Teil eint: Wasser/.uges im B
Sommerzeit heran und wird der Kessel
außer Betiieb gesetzt, so läßt man das
ganze Wasser ab, füllt von Neuem und
heizt solange, bis das Wasser tüchtig kocht.
Dadurch, daß das Wasser kocht, entweicht
die ganze Luft. Es ist dieses von be-
sonderer Wichtigkeit ; denn das Eisen
wird nur dann vom Roste angegriffen,
wenn der Sauerstoff der Luft zu dem
Wasser tritt. Ist die Luft entwichen, so
kann kein Rost das Eisen von innen an-
fressen. Nachdem man das Wasser ge-
kocht hat, reinigt man den Kessel, sodaß
keine Kohle, keine Schlacke, keine Asche
auf dem Heizroste liegen bleibt; denn
auch diese Stoffe fressen das Eisen unter
dem Einflüsse der Luft an. Sämtliche
an dem Kessel befindliche Türen öffnet
man, damit er innen von der Luft gut
aiisb'ocknet.
Beginnt die Heizperiode wieder, so
läßt man das im Sommer in den Röhren
stehende Wasser ab, füllt neu, reinigt den
Kessel noch einmal und beginnt zu heizen.
Hat man sich dieser kleinen Mühe
imterzogen, so kann man sicher sein,
daß die Anlage in gutem Zustande ist.
IX, 50
Die Gartenwelt.
595
Kein Monteur, kein Schlosser brauclit zu kommen, und man
hat keine kostspieligen Kcparaturkostcn.*) Das Brennmaterial
lieschaffe man im Juli-August, da die Kohlenpreise im Sommer
niedriger sind.
Gemüsebau.
Blumenkohl im Winter.
W ie der Spargel, so ist aiiuli div
HJumonkühl eines der feinsten, zartu-
sten und nalirliaftesten, deshalb gu-
sundcsten Gemüse, das besonders dann
an Wert und Wohlgeschmack — wenn
auch nur scheinbar — gewinnt, wenn
es zu einer außergewöhnlichen Zeit
zur Verfügung steht.
ünterden späteren Herbstblumen-
kohlsorten werden wir hiiufig unfertig;-
ausgebildete, oder gar kaum merklich
mit Ansatz versehene Pflanzen vor-
finden, die gewöhnlich bei Räumung
der Beete auf den Komposthaufen ge-
langen oder verfüttert werden. Schon
weil der Blumenkohl ein so zartes
Gemüse ist, sollte man auf Ü b e r w i n -
t e r u n g der sich nachträglich ausbilden-
den Blumenkohlstauden Wert legen.
Für späte Blumenkohlernte muß entschieden der „Frankfurter
Niesen" empfohlen worden, welcher im Juli bis Anfang August ge-
sät wird.
Hierzu wähle man am vorteilhaftesten ein abgeerntetes Mist-
Borkenhüttc
*) Anmerkung der Redaktion. Es empfiehlt sich in allen
Heizräumen Vorschriften für die Instandhaltung und Bedienung der
Heizanlage in Plakatform deutlich für das Personal lesbar an-
zubringen und dem Pei-sonal die Innehaltung dieser Bestimmung zur
Pflicht zu machen.
beet, da die Pflanzen hier besser aufgehen und sich auch gleich
kräftiger entwickeln, als auf freien Landbeeten. Unter Umständen
(besonders wenn zu dicht Kcsät) ist noch ein Verstopfen nötig und
nach genügender Erstarkung [iflanzt man den Blumenkohl auf öO cm
allseitige Entfernung auf kräftiges,
lockeres Land. Der Blumenkohl ver-
langt reichliches Gießen und Locke-
rung des Bodens, sowie Anhäufeln.
Vor Beginn stärkeren Frostes nehme
man die Pflanzen mit Ballen heraus
(Oktober bis November) und schlage
die unfertigen im Keller, Kalthaus
(Rückseite), tiefem Mistbeet etc. dicht
nebeneinander ein, knicke die Blätter
etwas über das Herz und überlasse die
Pflanzen so sich selbst. Der Erfolg
dieser einfachen Manipulation bleibt
nicht aus. Die Blüten wachsen in
überraschender Weise nach. Ich habe
von Anfang Dezember bis Februar
Blumenkohl auf diese Weise geerntet,
Köpfe von etwa 20— 2ö cm Durch-
messer. Man kann auch derartigen
späten Blumenkohl zur Vollendung
bringen, indem man ihn in Zober
mit Sand einschlägt und etwas AV asser
darüber läßt, welches aber ständig nach-
gefüllt werden muß. Ersteres ist jedoch
einfacher und nicht minder erfolgreich.
Beuß.
Um Radies im Winter zu haben, säe ich Mitte bis Ende Sep-
tember im Freien ein Beet an. Öfteres Gießen und Reinhalten von
Unkraut sind Arbeiten, die jedermann bekannt sind. Sobald nun die
Tage rauher werden oder sich leichte Nachtfröste einstellen, mache
ich um das Beet einen Verschlag aus Brettern und lege Fenster auf,
falls die Entwicklung der Radies noch nicht abgeschlossen ist. Sind
die Radies fertig, so nehme ich die Fenster herunter und setze
erstere Wind und Wetter aus. Treten nun Fröste ein, so umgebe
ich den Verschlag oder Kasten mit Laubdecke, lege Bretter auf und
auf diese wiederum eine starke Schicht Laub.
-, Bei warmer Witteniug ist Lüftung unbedingt
nötig. Auf diese Weise habe ich Radies, bis
es wieder welche im Kasten gibt.
A. Spranger, gräfl. Schloßgärtner, Pfoerten.
Buri;Lrp;i
Gehölzpartie im Bremer Bürgerpark, im Mittelgrunde ein Wasserzug.
Kongresse, Versammlungen.
Bericht über die XIV. Jahres-
versammlung der Deutschen
Dendrologischen Gesellschaft in
Konstanz vom 7.-10. August 1905.
Von St. Olbrich, Zürich V.
III. (Schluß.)
Ziu Beginn der Sitzung am dritten Tage,
den 10. August, trug Gartenüispektor Beißner
verschiedenes Interessante über Koniferen vor;
leider mußten seine Ausfuhrungen wegen
Zeitmangel sehr abgekürzt werden. Oberforst-
inspektor Coaz aus Bern (Schweiz) be-
richtete über die Tätigkeit seines Departe-
ments in Bezug auf die Bestrebungen der
D. D. G. Wir kennen in ihm einen eifrigen
Förderer imserer guten Sache. Er ist der
Gründer des Schweizer Baumalbums, eines
596
Die Gartenwelt.
IX, 50
Kunstwerkes allerersten Ranges, welches er der ü. D. G. ge-
schenkt hat.
Hofgartendirektor Graebener-Karlsruhe brachte sehenswerte
Koniferenzweige mit Zapfen zur Ansicht, speziell von solchen Arten,
die man selten mit Früchten zu Gesicht bekommt.
Es folgte der Vortrag des Referenten über das Thema „Unsere
winterharten Rosen und ihre Verwendung". loh habe schon
seit Jahren diesem Gebiete viel Aufmerksamkeit geschenkt und auch
schon des öfteren in Gartenzeitungen') die Anpflanzungen winter-
harter Rosen empfohlen und die Eigenschaften verschiedener Arten
und Sorten erwähnt, sodaß ich auf diesem Gebiete wohl unter-
richtet zu sein glaube.
"Wie meine Schriften und Bücher, so war auch mein Vortrag
hauptsächlich der Pra.xis gewidmet; ich berührte die Wissenschaft
nur, wenn es absolut notwendig erschien. Ich ging von der
Forderung aus, daß wir wieder mehr zum natürlichen urspmngliohen
Zwecke der Kosen zur Verschönerung der Gartenanlagen zurück-
kommen sollten. Von einem Decken derselben im Winter kannte
man früher nichts; man kannte nur
winterharte Sorten der Rosa gallica,
R. centifolia, R. cinnamomca und
R. pimpinellifoKa, die allerdings nur
einmal im Jahre zur Blüte kamen,
dafür aber auch wenig Ansprüche an
den Pfleger stellten.
Mit der Einfühning der Rosa
hidica und bourbonica zu Anfang des
19. Jahrhunderts begannen durch Be-
fruchtung der ausdauernden Rosen
neue Sorten zu entstehen, welche ja
die lobenswerte Eigenschaft besaßen,
zweimal im Jahre zu blühen, dafür
aber mit der Verfeinerung ihre Wider-
standsfähigkeit verloren.
Wäre mit der Einfülining der
Rosa indica^ bourbonica und beti-
gaknsis, auch die leider erst viel später
eingeführte Rosa niyosa von Japan
gekommen, so hätten wir auch viel
früher die schönen Ä;<^osa-Kreuzungen
erhalten, welche ja mit zu den besten
und widerstandsfähigsten Strauchrosen
gehören. Ihr großes, festes, gesundes
Laub, die enormen Blumen, die zahl-
reichen Früchte sind alles Eigen-
schaften, welche sie beliebt machen
können. Dabei haben sie den Vor-
zug, daß sie mehrmals im Jahre blühen. Alle anderen ausdauernden
Rosenarten blühen allerdings nur einmal, aber ihre Vertreter sind
von einer großen Reichhaltigkeit in Wuchs, Belaubung, Farbe und
Form der Blüten und Früchte, sowie auch in der Blütezeit, sodaß
man bei richtiger Auswahl der Sorten in einem Garten monatelang
einen Flor haben kann.
Je nach Gegend, bereits Mitte Mai, blühen die Rosen aus der
Klasse der R. pimpinellifolia und R. lutea, während Rosen aus der
Klasse der R. einnamomea und R. carolinae erst im Juli zu blühen
anfangen. Die Rosen aus der canina-K\asSQ zeichnen sich vorwiegend
durch die in großer Zahl erscheinenden, verschieden geformten und
lebhaft roten Flüchte aus, die monatelang den Strauch zieren können.
Dagegen machen von der Sektion Cinnamomea die als frühblühend
bekannten Arten wie R. cardica, R. Fendleri, R. Malyi und einzelne
Äi«7oso- Varietäten dem Liebhaber Freude.
Daß die ausdauernden Rosonarten noch nicht die Verwendung
in un.seren Gärten gefunden haben, wie sie es verdienen, mag in
erster Linie daher rühren, dal! man sie in den Katalogen der Baum-
schulen und Rosenzüchter sehr selten beschrieben und angeboten
!rs. Vergleiche (Jartonwelt VII,
5. Arten aus de
Kiosk im Bremer Bürgerpark
*) Anmerkung des Vorfas
116, 124, 137, U7, 199.
findet, und daß auch ihre Wuchsverhältnisse und Eigenschaften zu
wenig in der Praxis bekannt sind, um sie zweckmäßig anpflanzen zu
können. Sobald letzteres nicht der Fall ist, erlebt man bei un-
richtiger Verwendung der einzelnen Sorten nur Ärger und Verdruß.
Zum Zwecke des Bekanntwerdens muß die große Zahl der Arten,
unabhängig von ihi-er botani.schen Einteilung in die verschiedenen
Sektionen, nach praktischen Gesichtspunkten, d. h. nach ihren Wuchs-
verhältnissen eingeteilt werden. Es ergeben sich demnach :
1. Arten, welche einen niedrigen, buschigen Wuchs haben und
kaum 1 m Höhe übersteigen.
2. Arten, deren Wuchs nicht unter 1 m Höhe bleibt, aber selten
2 m übersteigt.
3. Arten, die hoch und breit werden, 3 — 4 m Höhe und Breite
erreichen können und sicli nur für größere Plätze eignen.
4. Arten, die sich vermöge ihrer langen, dünnen Zweige nicht
von selbst aufrecht halten können, und als Schling- und Kletteri'osen
zu verwenden sind.
erschiedenen Wachstumsgrößen, die sich
speziell durch ihre sehr großen und
zahlreich erscheinenden, schön ge-
färbten Früchte auszeichnen. (Vergl.
VlI. Jahrgang, Seite llü, 124, 137,
147, 199.)
Ehe die Angehörigen der ein-
zelnen Sorten genannt werden, darf
nicht unerwähnt bleiben, daß eine
große Zahl der sogenannten Remontant-
rüsen, speziell der älteren Sorten, die
ja alle mehr oder weniger von Rosa
tjaliica abstammen, in normalen Win-
tern im mittleren Deutschland auch
als winterhart betrachtet werden kön-
nen. Man sollte sie nur nicht stark
zurücksohneiden, sondern ungehindert
wachsen lassen. Dadurch wird ihr Holz
älter und widerstandsfähiger, als wenn
durch immerwährenden Rückschnitt die
Pflanze geschwächt und zu Neuaus-
trieben veranlaßt wird, was die
Winterhärte vermindert. Die zahl-
reichen widerstandsfähigen älteren
Remontantrosen alle aufzuführen, wüi-do
den Rahmen dieses Berichtes zu sehr
ausdehnen. Ich befürwortete noch
besonders, viele der bereits vergessenen
alten Remontantrosen wie Ziersträucher
in den Gärten zu verwenden. Die
Rosen sollten also auch nach dieser Richtung mehr gewürdigt werden,
nicht nur von selten des Schnittblumenzüchters. Die Vertreter der
oben erwähnten Sektionen sind in der schon erwähnten Abhandlung
im VII. Jahrgang der Gartenwelt aufgeführt, weshalb ich darauf
hinweise und wegen Kaummangels nur eine beschränkte Anzahl
anführe.
Zur Kategorie 1 (VII, 124), den niedrigbleibenden Strauchrosen,
gehören also u. a. folgende: R. Älberti, R. austriaca, R. carelica,
R. cuspidata, R. gliäinosa, R. hüea Harrisoni, R. Malyi. Die
Rosen dieser Sektion eignen sich sehr gut als Vorpflanzungen für
größere Gruppen.
Aus der zweiten Kategorie (VII, 124/25), den höher werdenden
Rüsenarten, erwähne ich : R. alpina, R. ascliersoniaiia, R. earyo-
pliyllacea, R. elliptica, R. phuenicea, R. Rapa, deren Namen man
in den besseren Rosenkatalogen beieits sehen kann.
Aus der dritten Kategorie (VII, 147), den besonders groß
werdenden Strauchrosen, nenne ich folgende: R. beggeriana, R. canina-
Hybriden von Lord Penzauce und aus der vierten Kategorie
(VII, 149), den Kletterrosen, folgende: „Ämadis", „Ayrshire",
„Cliamaeleon'\R.camea grcuuliflora, „Himmelsauge", „Leuchtstern",
„Michigan Eve Corina", R. mutabilis, R. Ruga, R. nisselliana,
„Rubin", R. Setigera, R. thoresbiana. Diese Rosen sind absolut winter-
IX, 50
Die Gartenwelt.
591
hart, was von den vielen in den Katalogen der Rosenziichter
offerierten neueren Sorten nicht gesagt werden kann, welche oft
Kreuzungen mit „Crimson Rambler" (diese ist selbst nicht hart
genug) und Abkömnilingo der Rosa tvicliuraiana sind. Ich wies
auch auf die Verwendung der Kletterrosen nicht nur an Mauern,
Veranden etc., sondern auch in Pyraraidonform und für die dünn-
rankenden Sorten auch als Einfassungen und zur Bekleidung von
Steinen hin.
Folgende Arten konnte Referent noch nicht genügend be-
obachten; Mitteilungen hierüber, von Personen, die sie kultivieren,
sind willkommen, um ihren dekorativen Wert feststellen zu können.
Es sind: R. soulieana, R. LycUü, R. heckelliana, R. oxyodon, R.
gymnocfirpa, R. Ltwiae, R. Colletti, R. amissa, R. oxijacanthoides,
R. sepiiiiii, R. oricntalis, R. dumalis, R. vin/iniana. Zum Schlüsse
äußtMte Referent die Ansicht, daß es für die D. D. G. verdienstvoll
würo, wenn die sehr interessante, aber nur noch in einzelnen
E.xemplaren in Deutschland existieiende Rosa berberidifolia in keim-
fähigen Samen aus Zentralasien eingeführt würde. Da es eine
Wüstenpflanze ist, muß sie auch dementsprechend kultiviert werden.
Es folgte darauf der Bericht des Vorsitzenden „über die
Resultate des Wiener No-
menklaturkongresses". Es
ist bedauerlich, daß dieser
äußerst interessante, klare und
ausführliche Bericht in der
kurzen Zeit von 25 Minuten er-
ledigt werden mußte. Bei der
Pünktlichkeit des ganzen Pro-
gramms gab es jedoch keine
Überstunde. Über den alle
Teilnehmer sehr interessieren-
den Bericht kann ich mich nicht
auslassen, da so schnell ge-
sprochen wurde, daß Notizen
zu machen ausgeschlossen war. *)
— Die XIV. Jahresversamm-
lung der D. D. G. wurde, was
die Vorträge betraf, vom Vor-
sitzenden 12 Uhr mittags ge-
schlossen, damit die auch noch ge-
planten Exkursionen ihren unge-
störten Verlauf nehmen konnten.
Lobend erwähnt muß werden,
daß die am ersten Tage zusammen-
gestellte Präsenzliste bei Beginn der Vorträge am zweiten Tage jedem
Teilnehmer gedruckt zugestellt wurde. Ebenso erhielt jeder An-
wesende die gedruckten Verzeichnisse der sehenswertesten Geholze
nebst Höhenangaben von Arenenberg, Schloß Weinburg, Villa Taxis
und Ländenhof. Diese Einrichtung ist sehr zu begriißen, sie erspart
die sehr zeitraubenden Eintragungen in das Notizbuch und macht
die Exkursionen viel angenehmer.
Trotz der äußersten Zeiteinteilung im Programm zeigte sich
die allgemeine Erscheinung, daß bei solchen Versammlungen anfangs
etwas über die Zeit mit den Vorträgen und Diskussionen gegangen
wird durch Zwischenschiebung von nicht im Programm
enthaltenen Themas, dann aber zuletzt die .sorgfältig vor-
bereiteten und eine rege Diskussion voraussetzenden Vorträge phono-
grammartig abgewickelt werden mußten. Es sollten die nicht an-
gemeldeten Mitteilungen unbedingt erst hinter den programmmäßigen
rangieren und für jeden Vortrag nebst Diskussion eine bestimmte
Zeit nicht überschritten werden.
Der Vortrag von Herrn v. Grünberg über Sorbus fiel wegen
Krankheit des Betreffenden aus.
Es ist die Tatsache zu konstatieren, daß sich eine regere Teil-
nahme an den Verhandlungen der D. D. G. von Jahr zu Jahr be-
merkbar macht, waren doch am letzten Tage die Reihen noch fast
Winterbild aus dem Bremer Bürgerpark
inmerkung der Rodaktion.
No. 41, Seite 490 und No. 42,
Wir verweisen auf den Be-
Seite 501.
gar nicht gelichtet, und das gewissenhafte Ausharren bewies das
große Interesse für die gute Sache.
Die Abreise von Konstanz stand bevor, die noch in Aussicht
stehenden Exkursionen führten nunmehr nicht dahin zurück. Das
Gepäck wurde nach Lindau befördert' wo abends gelandet werden
sollte. —
Nachdem das Mittagessen eingenommen, begab man sich mit
der Schweizer Bahn am Bodensee entlang nach Station Rheineck, um
den Park des Fürsten von Hohenzollern bei Schloß Weinburg zu
besichtigen. Die Teilnehmer hatten sich hierzu auch wesentlich ver-
mehrt. Herr Gartendirektor Dreher von Krauchen wies, sowie Herr
Hofgärtner Stapf waren die liebenswürdigen Führer.
Die fürstliche Besitzung AVeinburg im Kanton St. Gallen ist
seit dem Jahre 1817 im Hohenzollernschen Besitz und umfaßt
S'/j Hektare Park, Obstgarten und Rebland. Die geschützte Lage
gegen Norden läßt die Kiacbmandel, herrliche Trauben und vorzüg-
liches Obst reifen. Die Gehölze haben sich hier ausgezeichnet ent-
wickelt. Wir sehen enorme Faulorvnia, Cedrela, Gingko, Liriodendrmi,
Liqmdanibar, Cnrnus fixrrida, Marjnolia grandiflora und acuminata,
(,hiercw! Hex, Lnurus bisitaniea. stark mit Früchten, Oymnocladus,
Photinia glabra usw., an Ko-
niferen vollentwickelte E.xem-
plare von Chamaeeyparis law-
soniana aurea. Picea Engel-
manni glauca, Chamaeeyparis
nbkisa nana nnd aurea,
TImjopsis laetevirens, Crypto-
meria japonica, 18 m hoch,
Abies Pinsapo, 12 m hoch,
TIneja gigantea, 22 m, und wohl
eine der größten und ältesten
Seqiwia gigantea am Bodensee
von 20 m Höhe und 3 m Stamm-
\imfang. Es war der heißeste
Tag der Exkursion und ein vom
fürstlichen GartendirektorDreher
angebotener Imbiß wurde dank-
barst entgegengenommen und
sehr ausgiebig benutzt. Der
herriiche Burgunder, welcher
dort an den steilen Berglehnen
in der Sonnenglut reift, war zur
Belebung des ermatteten Körpers
wie geschaffen.
Nach kurzer Eisenbahnfahrt durch das Gebiet der Rheinregulierung
wurde die Schweiz verlassen und Bregenz auf österreichischem Boden
erreicht. Der Villengarten des Prinzen von Thurn und Taxis, auf
einer Anhöhe liegend, mit prächtigen Blicken auf den Bodensee, ent-
hält wertvolle Gehölze. Der durch seine rotblättrigen Begonien-
züchtungen wohlbekannte Obergärtner Smetana machte den Führer.
Wir sahen prächtige Exemplare von Picea Engelmanni glauca,
die schönsten der ganzen Exkursionen, Picea excelsa pyramidalis,
12 m hoch, Picea excelsa var. rirgata, 12 m. Picea Maximowicxi,
G m, 'Tsitga paitoniana glauca, 2 m, Pintts Strobus, 25 m, Torreya
californica, 3 m, Abies nobilis glauca, 5 m, sowie enorme Cedern
und Sequoien.
Nach Besichtigung des Begonienhauses wurde einer der statt-
lichen Bodensee-Dampfer bestiegen, um nach Lindau in Bayern zu
gelangen, somit das vierte Land, welches heute betreten wurde.
Lindau, in prächtiger Lage als Insel im Bodensee, war überfüllt mit
Fremden, und die meisten mußten sich mit mühsam gesuchten Privat-
quartieren behelfen. Auf die fürchterliche Hitze des Tages setzte
ein starker Gewitterregen ein, der äußerst abkühlend wirkte.
Früh ging es den anderen Morgen mit Schiff nach dem nicht
weit entfernten Bad Schachen, das unstreiUg der schönste Punkt des
ganzen Bodensees genannt werden muß. In dieser prächtigen I^age
sind viele schöne Villen mit großen Gärten entstanden. In den
Gärten gedeihen die Gehölze herrlich. Lindenhof, die älteste Nieder-
la.ssung, hat ca. 8 Hektare Park und die besten exotischen Baum-
Die Gartenwelt.
IX, 50
bestände. Eigentümer sind die Herren Gebrüder Grub er, gärtne-
rischer Leiter ist der Gartenverwalter Herr Euppreoht. Hier
sahen wir die älteste und stärkste Pseiulotsuga Douglasi von 30 m
Höhe, 60 Jahre alt, und konnten da erst so recht erkennen, daß es ein
Waldbaum ist, denn man wüjde das Exemplar eher für eine große
Tanne halten. Es wurden weiter bewundert : Abies cephalonica, 20 m
hoch, Thnjopsis dolobrata, 10 m hoch, Picea orientalis, 20 m, Thuja gi-
gnntea, 20 m, Pirms Jeffreyi, 30 m, Chamaeeyparis lawsoniatM glauca,
30 m, Cn/ptomeria japonica, 25 m, Juniperus drtipMea, 5 m, Chamae-
cyparis nutkaünsis, 30 m, Oiiigko biloba^ 30 m, Hex Aquifolium.^
15 m, Abies pectinaia fastigiata, 15 m, Abies nobilis gtauca, 8 m hoch,
und andere. Darauf wurde der Garten der Villa Tannhof besichtigt.
Derselbe steht unter der Leitung des durch seine Begonien-Rasse
bekannten Gartenverwalters Herrn Schmeiß, welcher den liebens-
würdigen Führer machte und auch schon tags zuvor bei der An-
kunft in Lindau den kundigen und sehr brauchbaren Cicerone
spielte. Der Vorsitzende hatte speziell zu dieser, außerprogramm-
mäßigen Exkursion eingeladen. In dieser wohlgepflegten Garten-
anlage sahen wir das größte Exemplar von Picea alba der ganzen
Exkursionen in einem tadellosen Zustande, ca. 14 m hoch. Zwanzig-
jährige Pseuchistiga Douglasi von 12 — 14 m. Schöne Exemplare
von Tilia platyphyllos jnjramidalis und asplenifolia , Pterncarya
raucasica mit ihren langen herabhängenden Blütenständen, Abies
amabilis, 6 m hoch. Ein Prachtexemplar von Abies pectinata
pendula^ von Juniperus virginiana glauca, Abies concolor und
nobilis glaiUM, Picea pungens glauca, Pinus excelsa, voll besetzt
mit enormen Zapfen, und P. Laricio, Picea excelsa pyramidalis,
15 m hoch, Liquidambar siyraciflua, 6 m, u. a. m. Prächtige ge-
schmackvolle Blumenbeete zieren diese tadellose Anlage, ohne daß
eine Überfüllung zu bemerken ist.
In Friedrichshafen wurden die herrlichen Baumbestände des
Kgl. württembergischen Schloßparks unter der Führung des Garten-
inspektors Herrn Amman besichtigt. Der Park ist noch nach älterem
Geschmack angelegt, birgt jedoch viele sehr starke und alte exotische
Gehölze, deren Aufzählung zu weit führen würde. Damit waren die
Dendrologentage zu Ende und die Teilnehmer trennten sich, bereichert
an neuen Erfahrungen.
Durch ein Hagelwetter zerstörte Gewächshäuser eines Handelsgärtners in Straßburg i. E.
Originalaufnahme für die „Gartenwelt".
Die in diesem Jahre allerorts verderblich auftretenden Unwetter haben schweren Schaden ver-
ui-sacht. Gar manchem kleinen Handelsgärtner wird dadurch die Existenz erschwert, wenn nicht gar
untergiaben, weshalb enistlich zu raten ist, die Kulturen und Glasflächen bei der Hagelversicherungs-
gesellschaft für Gärtnereien, Berlin SO, Schmidtstr. zu versichern, oder dafür Sorge zu tragen, daß die
Deckladen oder Kohrmatten zum Decken stets bei der Hand sind. Rechtzeitiges Zudecken bei herau-
uaheudem Unwetter hat schon manches Unheil in Gärtuereibetrieben verhütet.
Fragen und Antworten.
Beantwortung der Frage No. 338. Was bedeuten die An-
pflanzungen von Pyramidenpappeln um Festungen und warum sind
die Pappeln meist geradlinig gepflanzt und in mehreren Reihen hinter-
einander?
(Verspätet eingegangen. Vgl.No.45,S.53T). Die Beantwortungliegt
auf strategischem Gebiete. Man pflanzte die Pappeln früher in erster
Linie als Wegweiser; ob dieses nun in einer Reihe oder in mehreren
Reihen hintereinander geschah, ist nebensächlich. Die Pappeln um
Festungen pflanzte meist Napoleon I. an, als er Deutschland unter-
jocht hatte, mit dem seiner Schlauheit Ehre machenden Hinter-
gedanken, gute Zielscheiben für seine Feldartillerie zu schaffen.
Napoleon erkannte, daß Festungen den Feuerwaffen gegenüber nur
geringen Wert hatten. Heutzutage würde es keinem Menschen
mehr einfallen, um Festungen Pappeln zu pflanzen; sie sind der
beste Zielpunkt, besonders für Artillerie. Wo es heute noch Pappeln
um Festungen gibt, würden sie bei Beginn eines Feldzuges sofort
abgeholzt werden. Eine Befestigung des Erdreichs war damit nicht
beabsichtigt, denn die Wälle sind so flach, daß Graswuchs voll-
kommen genügt, und das war schon vor Jahrzehnten so.
Karl Hegar, Friedberg i. H.
Beantwortung der Frage No. 342. Von ehemaligen Schülern
einer höheren Gartenbauschule wird es mit Bedauern empfunden, daß
der Unterricht im Gartenbau, also eines Hauptfaches einer Gartenbau-
sch ule, so ganz und gar nicht für die Schüler nutzbringend gestaltet war.
Die Zeit des Unterrichts wurde mit der Nachschrift von Kultur-
beschreibungen, endloser Sor-
ten- und Pflanzen Verzeichnisse,
ausgefüllt und die Früchte zwei-
jährigen Unterrichts waren ein
dicker Band vollgeschriebenen
Papiers, aber nichts für die
Praxis sofort dienliches. Es
soll nicht verkannt werden,
daß der Gartenbau als Lehrfach
seine besonderen Schwierig-
keiten bietet, aber es ist Zeit,
daß dieses Unterrichtsfach in
einer Weise ausgestaltet wird,
daß der Schüler dem Unter-
richt mit Interesse folgen kann
und etwas mehr als Katalog-
weisheit und ßücherwLssen-
schaft auf den Weg in die
Praxis mitbekommt. Wer macht
Vorschläge?
Als icli die Frage las,
reizte es mich, zu antworten,
um so mehr, als „Dahlem"
nicht gemeint sein konnte,
da die geschilderte Art des
Unterrichts auf diese Lehr-
anstalt nicht zutrifft. Dann
aber schwieg ich, in dem Ge-
fühl: „man muß nicht überall
dabei sein!" Weil ich aber
eine unmittelbare Bitte des
Herrn Herausgebers, zu der
Frage mich zu äußern, nicht
abschlagen will, sei einiges
kurz bemerkt.
IX, 50
Die Gartenwelt.
599
1. Vom Standpunkt des „Lehrers" muß ich sagen: Ich halte
es für sehr richtig, wenn alle ehemaligen Schüler alles, was sie an
Verbesserungswünschen auf dem Herzen haben, Ratschläge für die
Ausgestaltung des Unterrichts, damit er unmittelbar den Aufgaben
dos Lebens diene, — an die Direktionen der Lehranstalten oder an
die betreffenden Lehrer selbst richten. Ich kann mir keinen Lehrer
denken, der — das übel nähme! Gerade durch solche praktische
Mitarbeit, positive Kritik und positive Verbesserungsvorschläge
können die ehemaligen Schüler ihren Nachfolgern, ihrem Benif nützen
und der Anstalt einen Teil dessen lohnen, was sie von ihr erhalten
haben. Die „negative" Kritii, die nur sagt, wie es nicht sein soll,
ist wertlos. — Die Vereinigung ehemaliger Dahlemer ^gegründet 1905)
hat nach den in No 41, Seite 492, abgedruckten Mitteilungen die
positive Mitarbeit am Fortschritt ihrer Mutteranstalt zu einem ihrer
Ziele gemacht.
2. Es ist leichter, in abstrakten (z. B. über Kunst) oder wissen-
schaftlichen Unterriohtsgegenständen (z. B. Chemie) ein abgerundetes
„"Wissen" zu vermitteln, als in rein praktischen Anweisungen über
die Ausübung eines Handwerkes (z. B. Gartenbau, Pflanzenzucht).
Beweis: in ersteren Fällen ist der Nachweis des Wissens das Ziel;
im letzten Fall soll auf das Wissen die handwerksmäßige Ausübung
zu praktischem Gelingen (Zuchtresultat und Gewinn) im Leben
folgen.
Es kommt nun zunächst auf die Vorbildung des Schülers au,
wie weit die ihm durch Worte vermittelten Tatsachen durch Wach-
rufen von Erinnerungsbildern zu innerer lebendiger Anschauung
werden. (Wer z. B. nur Baumschul-Vorerfahrungen hat, wird bei
Belehrungen über Gewächshauskulturen den in diesen vorgebildeten
Zuhörern gegenüber einen schweren Stand haben.)
Was bei Vorträgen nicht zu lebendiger innerer Anschauung
des Hörers wird, langweilt, ermüdet, wird nicht aufgenommen. Wie
viel mag beim Unterricht auf diese Weise verloren gehen I Es dringt
dergleichen so wenig ein, daß manche gelegentlich behaupten, sie
hätten noch nichts „davon" gehört, bis sich aus ihren eigenen Notizen
das Gegenteil erweist. Der Schüler hat also die Pflicht, .so auf-
merksam zu folgen, daß im Unterricht selbst die mitgeteilten Tat-
sachen zu seinejn Besitz werden.
3. Das Lehren vermeide:
a) Von Pflanzen und Sorten zu reden, die nicht jedem be-
kaimt sind oder durch Abbildung oder Naturobjekt durch unmittelbare
Vorführung bekannt werden.
b) Die mündliche Aufzählung von Namen. Was davon Besitz
werden soll, werde schriftlich vermittelt. Schi'eiber dieses vermeidet
das Nachschreibenlassen ; die Erfahrung lehrt, daß große Übung dazu ge-
hört, das Wesentliche vom Nebensächlichen zu trennen. Durch die
Reduktion des umständlich Gehörten auf wenig Geschriebenes tritt
leichter Ermüdung ein, dann die Versuchung, über das Papier ge-
beugt, zu ..schlafen''. Daher findet der Unterricht nur Auge in
Auge statt; was notiert werden muß, sei nui' das Gerippe der
wichtigen Einzelheiten, das werde diktiert. In Zukunft sollte es
möglich sein, das Diktat der Einzeltatsachen zu vermeiden durch
Druck oder Autographie der Notizen.
c) Nicht auf die „Grundzüge der Kulturen" kommt es auf einer
höheren Gartenbausohule an, sondern auf Übermittelung gerade der
feinsten Einzelheiten, die, aus der Praxis der Spezialisten abgelauscht,
zum Erfolg führen.
d) Der Lehrer muß gewillt und durch die Nähe von Spezial-
Gärtnereien ersten Ranges in der Lage sein, seine Anschauungen
fortwährend zu erweitern. Die Praxis der Pflanzenzucht geht un-
aufhaltsam vorwärts; was heute neu ist, kann morgen durch Besseres
überholt sein. Wenn also der Lehrer fortwährend lernt, so muß er
doch eine derartige eigene Praxis hinter sich haben, daß er sich
sofort über den Wert von Neuerungen kritisch klar ist; er muß
stets wissen, wie weit das Neue auch nützlich ist.
e) In dem Wechsel der Erscheinungen muß der Lehrer die
treibenden Kräfte darzulegen wissen.
f) Da die Praxis nicht nur Kulturresultate, sondern auch Ge-
winne fordert, muß aus handelsgärtnerischem Geiste heraus jede
gärtnerische Maßnahme beurteilt und gelehrt werden, sobald es sich
um Handelskulturen handelt.
g) Die Ziele des Liebhabers und des Botanikers sind von den
Zielen des Handelsgärtners zu scheiden. Eine Lehranstalt soll alle
drei wenn auch in klarer Trennung berücksichtigen.
h) Hierzu ist nötig, daß der Gartenbau unter so viele Spezial-
Lehrkräfto auf einer Anstalt verteilt wird, daß jede Richtung ge-
sondert vertreten ist, wie es in Dahlem der Fall ist.
i) Trotz der Spezialisierung muß jeder Lehrer so weit die
übrigen Lehrgebiete beherrschen, daß er so oft als möglich die Zu-
sammenhänge der einzelnen Gebiete den Schülern klar legt, dadurch
das Spezial-Lehrfach belebt und die Warnung vor Einseitigkeit in der
Ausbildung lebendig erhält; die Nützlichkeit der Kombinationen von
Kulturen, die auf einer Lehranstalt im Unterricht weit auseinander
zu liegen scheinen, kommt dadurch zum Bewußtsein.
k) Mit theoretischen Entwürfen auf dem Papier soll man nicht
Zeit und Kraft versäumen. Nützlicher ist das Eindringen in die
Lebensbedingungen bestehender Betriebe durch häufige Anschauung.
1) Der Besuch von Handelsgärtnereien in der Weise, daß die
Gründe für die Kultur-Art, Betriebsweise, Kombination, das Mengen-
verhältnis etc. klar dargelegt werden, ist nützlicher, als das rezept-
mäßige Einprägen von Kulturverfahren.
m) Kulturverfahren: Rezeptmäßig können sie nicht gelernt
werden. Das sitzt nicht länger als bis zum „Examen". Aber: auf
Grund der natürlichen Eigenart der Pflanze kann man die Prinzipien
feststellen und verinnerlichen, welche mit künstlichen Mitteln die
natürliche Veranlagung jeder Pflanze zu steigern geeignet sind.
Wenn man dann die verschiedenen künstlichen Mittel der Pflanzen-
kultur aufstellt und bei jedem Mittel fragt und beantwortet, welche
Pflanzen sind der bezüglichen Beeinflussung zugänghch, so gelangt
man dazu, das ge.samte Verfahren beider Pflanzenkultur lehrtech-
nisch auf verhältnismäßig wenige Unterweisungen zurückzuführen.
Dadurch schafft man dem Schüler ein Eindringen und Verständnis
für das Gesamtgebiet; dann steht nicht mehr jede „Kultur" isoliert
da, sondern es knüpfen sich die Beziehungen der Kulturpflanzen
unter einander in Rücksicht auf gleiche oder ähnliche Ansprüche,
Kombinationen zu gleichzeitiger Kultur, Blüten und Fruchtfolge,
gleichzeitige Kultur auf derselben Fläche, Beziehungen zum Absatz,
zum Import und anderes. Statt des ermüdenden, nicht übersehbaren
Hintereinanders von Rezepten — die natürlich gegeben werden
müssen, wie gesagt, künftig gedruckt — bietet sich ein leicht sich
einprägendes Nebeneinander unter gemeinsamen Gesichtspunkten.
u) Das Lehren ist eine Kunst, kein Handwerk.
o) Anschauung ist wichtiger als Worte es sind.
p) Zur Belebung der Tatsachenvermittelung dienen alle Mittel;
auch der Scherz hat sein Recht und seinen befreienden Wert bei
der Arbeit.
f]) Die Schüler müssen zu Mitarbeitern an der Idee des Unter-
richts werden.
r) Die Schüler müssen selbst möglichst oft zu Worte kommen,
Ansichten, Erfahrungen, auch und gerade dem Vorgetragenen ent-
gegenstehendes in angemessener Form zur Geltung bringen, damit
neben Belebung des Unterrichts etwaige örtliche Abweichungen auf
ihre Gründe zuriickgeführt werden.
s) „Heiteres Vertrauen" muß zwischen Lehrer und Hörern be-
stehen, damit sie ihm mitteilen,, was sie in der gärtnerischen Welt
und — nicht zum wenigsten — auch in der übrigen W^elt sehen
und hören. Da fällt denn manches Licht der Erkenntnis aus der
großen in die Garten- Welt 1 Das scheinbar Fremdeste reimt sich
zusammen !
t) Als Ergänzung des Unterrichts dient der Hinweis auf Bezugs-
quellen und Kataloge; au Stelle von Sortenverzeichnissen werden
die für die einzelnen Sortimente in Betracht kommenden Firmen
mitgeteilt.
u) Der nutzbringende Handel beruht auf dem Erkennen und
Schaffen von Bedürfniäsen. Daher ist eine wichtige Ergänzung des
Unterrichts im Gartenbau die Betriebslehre, die Rücksicht auf
Import, Inlandsmarkt und Gewinn. Trotz aller Schwierig-
keiten bilden diese das belebende Element der gesamten Pflanzen-
Die Gartenwelt.
IX. 50
Kultur-Betrachtungen. Hier hinein gehört auch das Verstehen der
Bedürfnisse der einzelnen Handelsbetriebe.
Schluß: Man wird aus Vorstehendem bemerken, daß aus den
in Dahlem vertretenen Absichten heraus geschrieben wurde. Hier
bewahi-t schon die Verteilung der Lehrfächer des Gartenbaues (und
auch der Gartengestaltung) auf eine größere Zahl von Lehrfa-äften
vor Einseitigkeit. — Übrigens ist nicht allein das im einzelnen
Lehrfach Gelernte nach Ansicht des Verfassers das Wichtige, sondern
dem gleich steht die Gesamteinwirkung der Lehrer, der An-
schauung auf die Besucher dieser Lehranstalt. Damit ist ein deut-
liches geistiges Ausreifen verbunden. „Die Hochsohuljahre sind des
Jünglings Wanderjahre" sagt .Tahn; und die „Wanderjahre" des
jungen Gärtners sollen auf einer Lehranstalt abgekürzt und sein
Lebensschatz soll bereichert werden. Ich behaupte : Wenn ein fleißiger,
nach den Anforderungen des Programms der Lehranstalt (einjähriges
Zeugnis, möglichst 4jährige Praxis !) vorgebildeter, gesunder Besucher
des zweijährigen Lehi'ganges der Kgl. Gärtnerlehranstalt Dahlem sich
im Leben der Praxis nicht zurecht zu finden weiß, — dann liegts
an ihm, nicht an der Lehranstalt. Ihre Ziele sind gute und die
Wege zu ihnen werden immer sorgfältiger ausgearbeitet. Dazu
mögen alle wirklichen Freunde der Anstalt durch positive Rat-
schläge und Mitarbeit helfen.
Willy Lange, Lehrer der Gartenkunde und Abteilungsvorsteher an
der Kgl. Gärtnerlehranstalt Dahlem.
Aus den Vereinen.
Jahresversammlung des Vereins Deutscher Gartenkünstler
in Darmstadt. Der Verein begann seine Tagung am 22. August,
begrüßt durch Oberregierungsrat Hölzinge r als Vertreter der Staats-
regierung und durch Bürgermeister Dr. G lässing als Vertreter von
Darmstadt. An dem veranstalteten Festessen nahmen etwa 140
Personen teil. Viele Vereinsmitglieder beteiligten sich auch an den
programmmäßigen Ausflügen. Im Verlaufe der Verhandlungen legte
der bisherige Voreitzende , Herr Landsohaftsgärtner Brodersen,
Berlin, sein Amt nieder, da die weitaus größte Mehrheit der An-
wesenden auf dem Boden der vorjährigen Düsseldorfer Beschlüsse
stand, die darauf hinausliefen, den Verein von den „Berliner Ein-
flüssen" frei zu machen und seinen Sitz nach der Provinz zu ver-
legen. Nachdem anfangs Herr Gartendirektor He icke mit der pro-
visorischen Leitung der Geschäfte betraut worden war, entschloß
man sich im Verlaufe der Tagung, sofort zu einer Neuwahl des
Vorstandes zu schreiten. Der im vorigen Jahr in Düsseldorf ge-
wählte Vorstand wurde mit großer Mehrheit erneut gewählt. Stadt-
gai-tendirektor Trip, Hannover, ist also erster Vorsitzender, der
Stadtobergärtner Zeininger, ebenda, erster Schriftführer, Kari oh,
Bremen, Schatzmeister. Die Redaktion des Vereinsorganes dürfte, wie
ich höre, wohl auch in Kürze in andere Hände übergehen.
Im Interesse des Vereins bezw. seiner ruhigen Weiterentwick-
lung ist zu hoffen, daß man sich nun allerseits bei den neu ge-
schaffenen Verhältnissen beruhigt, denn es könnte andererseits sonst
die ganze Vereinigung in die Brüche gehen und sich wohlgefällig
in die einzelnen Gruppen auflösen, womit der Gartenkunst nicht ge-
dient wäre. M. H.
Gärtnerisches Unterrichtswesen.
Jahresbericht über die Königlich Bayerische Gartenbau-
schule in Weihenstephan bei Freising für die Schuljahre
1903 04 und 1904,05. Die Jahresberichte unserer Garteubausohulen
haben den Zweck, die Fachkreise über das, was sie den ünterricht-
nehmern zu bieten vermögen, zu informieren und als werbende
Kräfte zu dienen. Daher widmet man der Ausstattung dieser Be-
richte große Sorgfalt. So ist auch dieser Doppelbericht für die Zeit
von 1903 bis 1905 mit zahlreichen Abbildungen der Anstalt und ihrer
Gärten versehen. Das gärtnerische Lehrpersonal der Anstalt
aus dem Königl. Garteninspektor Jos. Schinabeck, Schulvorstand,
Lehrer für Obst- und Weinbau und Gehölzzucht, dem Obergärtner
Peter Holfelder, ständigem Hilfslehrer für Obst- und Gemüsebau,
Buchführung, Betriebslehre und Bienenzucht, dem Obergärtner
Gottlieb Kaiser, ständigem Hilfslehrer für Blumen- und Land-
sohaftsgärtnerei. Feldmessen und Nivellieren, Zeichnen und Gewächs-
hausbau und Heizungsanlagen, und dem Königl. Adjunkten an der K.
Akademie L u d w i g K i e ß 1 i n g , für allgemeinen Pflanzenbau. Die
Lehrzeit an der Gartenbauschule beträgt zwei Jahre. Die Zahl der
in die Gartenbauschule und in den Obstbaukursus (Internate) auf-
zunehmenden Schüler beschränkt sich insgesamt auf 18, außerdem
können 6 Hospitanten zugelassen werden, die über 20 Jahre alt sind,
die nicht in der Anstalt wohnen und verpflegt werden, schließhch
werden auch Praktikanten ohne gärtnerische Vorbildung nicht unter
18 Jahre alt aufgenommen. Diese Praxis wird für den nach-
folgenden Besuch der Anstalt füi- eine zweijährige Lehrzeit an-
gerechnet. Die I. Klasse war 1903/04 von 4, 1904/05 von 10. die
n. Klasse 1903/04 von 5, 1904/05 von 4, der Obstbaukursus 1903/04
von 4, 1904/05 von 7 Schülern besucht. Aus dem Sohulbericht ist
zu erwähnen die Verlegung des Schuljahres vom 1. Oktober bis Ende
September auf die Zeit vom 1. April bis 31.- März, wodurch die
Herbstprüfung 1904 ausfiel, die dann durch die Prüfung am 28. März
li)05 ersetzt wurde, sodaß die Änderung nunmehr durchgeführt ist.
Die Referate über Gehölzzucht und den Anstaltsgarten beschränken
sich auf die Aufzählung des Pensums, vermeiden es aber leider,
etwas spezieller auf das tatsächUch Erreichte einzugehen. Die An-
stalt könnte sich in dieser Hinsicht den Geisenheimer Jahresbericht
als Vorbild nehmen.
Den Schluß des Jahresberichtes bildet eine Schilderung der
Geschichte der Kgl. Staatsbaumsohule, die in diesem Jahre ihre
Zentenarfeier begangen hat. Die Schule wurde s. Z., es war im Jahre
ly97, in Anlehnung an diese Staatseinrichtung durch Ministerial-
erlaß vom 10. November 1896 gegründet. Die Staatsbaumschüle war
in der Hauptsache im Interesse des bayerischen Obstbaues tätig und
hatte die Aufgabe, die Obstsorten zu prüfen und der Einführung des
Bewährten die Wege zu ebnen. Leiter der Baumschule waren bis
1837 F. W. Hinkert, der Verfasser des 1836 erschienenen
„Systematisch geordneten Handbuches der Pomologie mit Inbegriff
der in der K. bayer. Zentral - Obstbaumsohule zu Weihenstephan
kultivierten Kern- und Steinobstsorten unter besonderer Berück-
sichtigung auf Boden und Klima etc'. Dann übernahm Josef
Es tu er aus Wallerstein, der später den Titel eines K. Oberbaum-
schulgärtners erhielt, die Leitung; er .starb 1863. Ihm folgte Georg
Schuster, der bis 1883 wirkte. Seit 1883 ist Garteninspektor
Schinabeok Leiter der Staatsbaumschüle.
Tagesgeschichte.
Wiesbaden. Preisausschreiben. Die Stadt Wiesbaden be-
absichtigt, wie wir bereits in No. 45 ankündigten, gleichzeitig mit
der Errichtung des neuen Kurhauses, das am 1. April 1907 fertig
sein soll, die südlich und östlich hegenden Parkanlagen entsprechend
umzugestalten, zu welchem Zwecke die Stadtverordneten zunächst
die Summe von 50000 Mark bewilligten. Zur Erlangung von Plänen
und Projekten wird hierfür ein Ideen - Wettbewerb ausge-
schrieben, wofür drei Preise, ein erster, zweiter und dritter Preis in
Höhe von 1200, 1000 und 750 Mark ausgesetzt sind. Außerdem be-
hält sich der Magistrat vor, weitere Pläne zum Preise von je 300 Mk.
anzukaufen und die ausgeworfenen Preise anders als angegeben zu
verteilen, wenn die Preisrichter es einstimmig beschließen. Als
Preisrichter .sind berufen: Der Herr Oberbürgermeister von Wies-
baden oder sein gesetzlicher Stellvertreter, ferner die Herren Garten-
baudirektor Siebert, Frankfurt a.M.; Gartenbaudirektor Schröder,
Mainz; Stadtgartendirektor Encke, Cöln; Garten direkter Rieß,
Karlsruhe; Beigeordneter Körner; Stadtbaurat Forbenius und
Kurdirektor von Ebene y er; letztere drei in AViesbaden.
VerantTorU. Red»ktenr: Max Headörffer. Berlin. — Verlag v. Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. — Dmck :
. Gntenbetg,
Dessau.
mm
Illustriertes Wochenblatt für den gresamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
16. September 1905.
No. 51.
Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschriß wird strafrechtlich verfolgt.
Ausstellungsberichte.
Hie Allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Darnistadt.
Vom Herausgeber.
n. Landschaftsgärtnerei und Gartenkunst.
(Hierzu sieben Abbildungen.)
Ich habe bereits in meinem vorigen Artikel erwähnt,
daß der landschaftsgärtnerische Teil der Ausstellung derjenige
war, der ihr den Charakter aiifprägte. Gleich bei meinem
Eintritt in die Ausstellung hatte ich das Empfinden, daß
hier Besonderes, vom alltäglichen Abweichendes zu sehen sei.
Schon die sich vom Eingange nach dem Inneren des Bessunger
Hofgartens hinziehende stattliche Allee machte einen absonder-
lichen Eindruck. Die zwei Reihen Riesenbäume wurden nämlich
von zwei Reihen blaublflhender Hortensien flankiert. Diese von
H"fgärtner Dittraann kultivierten riesendoldigen Pflanzen hatte
man nicht etwa, wie es sonst üblich ist, mit den kleinen Töi)fen
in die Rasenbordüren versenkt, sondern man hatte sie in
riesige, schmucklose, kübelartige Tontöpfe gebracht
und in diesen auf den Rasenplatz gestellt. Hierdurch
sollte wohl im Gegensatz zu dem „Stammeffekt"
der AUeebäume der mir bisher unbekannte „Topf-
efTekt'- markiert werden. Ich kann meiner Ansicht nur
dahin Ausdruck geben, daß die freistehenden Riesen-
töpfe mit den kleinen Pflanzen recht geschmacklos
aussahen.
In Darmstadt wollten die Künstler und Ar-
chitekten unter fast völligem Ausschluß der so-
genannten Gartenarchitekten, die man ja durcliaus
nicht für voll ansehen will, einmal ihre genialen
Ideen in die Wirklichkeit übertragen. Dazu braucht
man aber immer einen Gärtner, der nicht nur
Pflanzenkenntnis besitzt, sondern die Sache auch
macht, weil sie eben der Architekt oder Bild-
hauer, wie er glaubt, zwar versteht, aber nicht
ausführen kann. Daß sich nun in Düsseldorf
Berufsgärtner gefunden haben, die den Ai-chitekten
Handlangerdienste leisteten, will ich gelten lassen,
denn nur dadurch ist uns die llöglichkeit geboten
worden, ein Urteil über die von der Darmstädter
Künstlerkolonie ausgehenden Bestrebungen z>i er-
langen. Ich glaube, man ist sich in den Kreisen
noch nicht recht klar über das, was
Gartenwelt. IS.
die Architekten, Bildhauer und Maler eigentlich wollen. Im
Volke ist es allgemein bekannt, daß die Kunst nach Brot
geht. Die Welt ist heute voll von Architekten, Bildhauern imd
Malern, die nichts, auch rein gar nichts zu tun haben und,
soweit sie nicht in der Wahl ihrer Eltern vorsichtig gewesen
sind, haben sie deshalb auch nichts zu essen. Unter hundert
akademischen Künstlern gibt es vielleicht zehn, die auf ihrem
Gebiete etwas leisten und sich schlecht und recht durchs Leben
schlagen, aber kaum einen, der ein Genie ist und seinem
Namen Geltung verschafft. Nun suchen die meisten nach einer
milchenden Kuh, und diese glauben einige in der Gartenkunst
gefunden zu haben. In diesem, meinem Empfinden nach
unschönen Bestreben, sich in ein fremdes Gebiet hineinzu-
drängen, den Berufsgartenkünstlern, die eine gute Schul-
bildung besitzen, möglichst eine Staatslehranstalt absolvieren
und ein staatliches Examen ablegen müssen, das Brot weg-
zunehmen, sie zu ihren Handlangern herabzuwürdigen, finden
602
Die Gartenwelt.
IX, 51
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Partie aus dem Hausgarten des Architekten J. Chr. Gewin un
Landschaftsgärtner Gebr. Wenz in Darmstadt.
Originalaufnahme für die „Garlenwelt".
sie die weitgehendste Unterstützung der politischeii Presse,
während es den Gartenkünstlern außerordentlich schwierig
wird, sich in der Öffentlichkeit Geltung zu verschaffen.
Natürlich soll der Gärtner, der, von seinen wissenschaftlichen
und künstlerischen Fähigkeiten abgesehen, noch den Vorzug
einer vorzüglichen und langwierigen technischen Ausbildung
besitzt, nicht überflüssig werden und vom Erdboden ver-
schwinden, nein, ,jDer Gartenfachraann'', so heißt es im Aus-
stellungskatalog, „ist trotzdem heute ebenso unentbehrlich
wie früher, weil ohne technische und botanische Kenntnisse
die sachlich beste Lösung einer Aufgabe nicht
möglich ist." Na also! Mit anderen Worten ge-
sagt, der Herr Maler, der Herr Bildhauer und
der Herr Architekt, sie stehen alle drei mit ihren
Phantasiegärten wie der Ochs am Berge, wenn
ihnen der Gärtner nicht hilft, ihre Pläne, be-
ziehungsweise Modelle, von welchen Professor
01b rieh den Gartenkünstlern so phantasievoll zu
erzählen wußte, in die Wirklichkeit zu übertragen.
Gewiß, wir können manches von genialen Künst-
lern lernen. Das muß festgehalten werden, wie
auch die Kunsthandwerker von akademischen
Künstlern gelernt haben. Die vom Großherzog
von Hessen so sehr protegierte Darmstädter Künstler-
kolonie liat unbestreitbar befruchtend und bildend
auf das Kunsthandwerk eingewirkt. Hierfür bieten
Steinmetz-, Kunsttischler- und Schlosserarbeiten auf
der Ausstellung die schönsten Beweise. Aber die
Herren überschätzen sich entschieden, wenn sie
sich für Alleskönner imd demgemäß auch für
Landschaftsgärtner halten. Wie sagte doch Freund
Heicke in seinem Vorti-ag? „Derjenige ist noch
lange kein Komponist, der einem Musiker eine
Melodie vorpfeift, der sie dann in Noten nieder-
legt." In unserem Fall ist der Professor der
Pfeifer und will jedenfalls auch der Pfiffikus
sein, der Gärtner der sich zum Handlanger her-
gebende Musiker. Wenn alle, die sich Land-
schaftsgärtner oder Gartenkünstler nennen
und es in Wirklichkeit sind, treu und fest zu-
sammenhalten, wenn sie sich darüber klar werden,
daß es unvereinbar mit der gärtnerischen Würde
ist, dem Künstler, der uns das Brot nehmen will,
Handlangerdienste zu leisten, so ist die drohende
Gefahr beseitigt. Die Künstler suchen aber mit
ihrer Bewegung noch nach anderer Richtung hin
Vorteile: sie wollen Gärten schaffen, in denen die
Pflanzen, speziell der Baum undStrauch, nur neben-
sächliches, vielleicht völlig entbehrliches
Beiwerk sind. An ihre Stelle tritt das Orna-
ment , die Skulptur, der künstlerisch behauene
Brunnen, die allegorische Figur usw. Dadurch wird
den Baumschulen der Absatz unterbunden, während
dem Bildhauer unerschöpfliche Absatzquellen er-
schlossen werden, natürlich immer vorausgesetzt,
daß das zahlungsfähige Publikum den Architekten
blindlings folgt und sich den gutgefüllten Geldbeutel
von ihnen gründlich leeren läßt. Die Gefahr, die
-j jg,. in der neuen Strömung für den Landschaftsgärtner
besteht, ist nicht zu unterschätzen. Wenn aber die
Landschaftsgärtner die notwendige Lehre aus den
Vorsclüägen der Künstler ziehen und das was brauch-
bar ist, acceptieren, dann dürfte sie auf ein Minimum zusammen-
schrumpfen. Der Großherzog von Hessen soll, wie ich höre,
den Bestrebungen der Darmstädter Künstler sympathisch
gegenüberstehen. Seiner Förderung verdankt es erst Professor
Olbrich, daß er seine versenkten Gärten auf der Aus-
stellung vorführen konnte, denn die beträchtlichen Kosten
für diese Gärten hat der Fürst aus seinen Mitteln bestritten.
Diese Gärten sollen, so wie sie sind, auch für die Folge einen
Bestandteil des Orangeriegartens bilden. Professor Olbrich,
der von Beruf Architekt ist, hat seine Gärten ummauert; er
IX, 51
Die Gartenwelt.
603
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Partie aus der die lieiikelschen (jartfii Ueiiii
Oripinalaufnahme für die „Gartenwelt"
hat, wie er in seinem Vortrage erwähnte,
eine persönliche Vorliebe für ummauerte,
oder sagen wir lieber vermauerte Gärten.
Die Gärten liegen auf der oberen, regel-
mäßig gestalteten Terrasse des Bessunger
Orangeriegarten.s, umgeben von erhöht an-
gelegten regelmäßigen Rasenflächen ohne
allen Gehölz- \md Blumenschmuck; sie sind
achteckig und haben etwa 10 m Dureh-
messer. Es wurde zunächst die über 21/2 m
hohe Uminauernng der Gärten aufgefülirt,
dann wurden gewaltige Erdmassen auf die
Terrasse gefahren und derart angeschüttet,
daß die Gärten in metertiefer Versenkung
lagen, sodaß die Mauern noch anderthalb
Meter über das umgebende Erdreich empor-
ragen. Mauern und Versenkung sollen die
Abgeschlossenheit der Gärten bewirken, weil
anderenfalls die Riesenbäume des Bessunger
Parkes das Kimstwerk aus Menschenhand
erdrückt und einen Kontrast ergeben hätten,
der dem neuen Gartenpropheten keineswegs
erwünscht gewesen wäre. Die Gärten sind
Farbengärten, d. h. jeder von ihnen
ist in einer Farbe gehalten. Der Blaue
Garten ist mit Ageratum, Astern, Hortensien und Lobelien ragenden Kunstschmiedearbeiten, abgeschlossen. .Jeder Garten
bepflanzt, der Rote in der Hauptsache mit Monatsrosen, Begonien, enthält, von der Rabatte abgesehen, zwei bis drei regelmäßig
Pelargonien, Fuchsien, Salvia etc., der Gelbe mit Calceolaria gestaltete Beete, wie man sie in gleicher oder ähnlicher
rugosa, Coreopsis, Rudbeckia Neumamii, zur Abwechslung Form hundertfach in unseren Anlagen wiederfindet. Die
Grundlage eines jeden Gartens, der Rasen-
teppich, d. h. der sattgrüne Untergrund, von
dem sich die ganze Bepflanzung abheben soll,
fehlt, dafür sind die massiven Mauern, die
ich mit Festungsmauern vergleichen möchte,
reich mit Schlinggewächsen, vorzugsweise mit
Cobaea berankt. Die Wege sind breit, so
breit, daß sie einschließlich des architek-
tonischen Beiwerks weit mehr Raum als die
Bepflanzung einnehmen. Im Roten Garten
sind sie mit weißem, in den übrigen Gärten
mit gelbrotem Kies bestreut, wie er in der
dortigen Gegend gegraben wird. Er hat die
unangenehme Eigenschaft, nach dem ersten
Regen die Farbe zu verlieren und dann
schmutziggrau zu werden. Dieser Kies soll
den nicht zu umgehenden Farbenkontrast her-
vorrufen. Das genügt aber beim Roten Garten,
in welchem auch die Salvien als Blüher
versagt haben, noch nicht, deshalb ist hier
in der Mitte noch ein länglich viereckiges,
etwa meterhohes Wasserbassin gemauert
worden, das sich nur mit einer großen Bade-
wanne vergleichen läßt. Bei Eröffnung der
Ausstellung war das Wasser in diesem Becken
tiefblau gefärbt, später hat man dann versucht,
ihm durch Anilinrot eine etwas weniger aufdringliche Farbe zu
geben. Die See kann unter Umständen blau sein, das Wasser
in einem gemauerten Becken niemals. Das Publikum, das
in der Hauptsache eine urteilslose Masse darstellt und alles
was Mode ist oder Mode werden soll, schön findet, sei es
nun die Straßenschleppe, der bis über die Ohren gehende
Stehkragen oder der Farbengarten, fand natürlich gleich beim
Dei Rote Galten
I Hofliefeiant, Dainistadt
r. irtenwelf
aber atich mit Pnimis Pissardi und Blutbuchen. Vom rein
landschaftsgärtnerischen Standpunkte betrachtet, bieten diese
drei Gärten absolut nichts Neues, wenn man von Verstößen
bei der technischen Ausführung etc. und Kuriositäten absehen
will. Zu den übrigens dem Publikum verschlossenen Gärten
füliren breite Steintreppen hinab. Die Eingangspforten sind
mit reich verzierten und vergoldeten Eisengittern, hervor-
604
Die Gartenwelt.
IX, 51
Anblick die Farbengärten schön, aber alle drei ohne
beleidigen das Auge, wenn man sie längere Zeit
betrachtet. Kein Baum, kein Strauch steht in diesen Gärten,
man sieht nur Kies und Blüten. Zur Bepflanzug jedes ein-
zelnen Gartens wurden verschiedenartige Blütenpflanzen ver-
wendet; so stehen im Blauen Garten Ageraium neben Verbenen
und Helioti-op, im Roten Garten Semperflorens-Begomen neben
Bengalrosen. Da nun die Blüten dieser verschiedenen
Pflanzen verschiedene Nuancen zeigen, so entstehen durch
das Aneinanderreihen ziemlich gleicher Farben unharmonische
und daneben noch eintönige Kontraste. Über die feststehenden
Gesetze der Farbenharmonie ist Professor Olbrich kaltblütig
hinweggegangen, und für die weiße Blüte, die immer die
Disharmonie aufhebt, hat er keine Verwendung gefunden.
Diese Gärten haben auf keinen
Fall eine Zukunft. An solch
einfarbigem und grellfarbigem
Garten sieht man sich ebenso
satt wie an einem grell gefärbten
Papagei als Hausgenossen. Bei
strömendem Regen füllen sich
die versenkten Gärten mit Was-
ser, das keinen Abfluß findet
und verwandeln sich inSchwimm-
bassins, für welche sie auch
ihrer Form nach höchst geeignet
sind ; bei Sonnenbrand kann der
„glückliche" Besitzer eines sol-
chen Gartens kochen und braten,
von Schatten ist keine Rede,
da jede Baumvegetation fehlt,
auch eine Laube ist nicht vor-
handen; nur im Gelben Garten
befindet sich ein Blockhaus, so
plump und schwerfällig, daß
es mit seinem klobigen Stroh-
dach die ganze Umgebung zu
erdrücken scheint. Dagegen ist
an Bildwerken kein Mangel.
Die Abbildung der Titelseite
zeigt den Blauen Garten. Im
Hintergrund steht eine Venus,
die sieh mit den Händen keusch
die Blößen deckt, im Mittelgrund
ein unverhältnismäßig massiv aus
großen, feinbehauenen Sandsteinquadern zusammengesetztes Boll-
werk mit muldenförmiger Vertiefung. In einem Zeitungsberichte
figurierte es als Taufbecken. Am besten wirkt noch der
Gelbe Garten, weil hier einige, wenn auch nur dürftige blut-
rote Gehölze etwas Kontrast in die gelbe Masse bringen und
weil die reichlich angepflanzten Rudbeckia Neumanni durch
ihre dunkelgefärbten Blütenköpfe etwas „Leben in die Bude"
bringen, die in ihrem einseitigen Gelb die Verkörperung des
Neides zu sein scheint. Ein Spaßvogel nannte diesen Garten
„die gelbe Gefahr". Recht schmuckvoll nehmen sich außerhalb
der Gai'tenmauern hölzerne B o g e n 1 a u b e n aus, mit Hopfen
und Angurien bewachsen; sie bieten angenehme Ruhesitze und
gestatten Einblick in das Innere der kuriosen Gärten.
Charakteristisch für alle kleinen Gärten der Ausstellung
ist die geradlinige Wegef ührung. Diese geradlinigen
Gärten sind aber keineswegs eine neue Erfindung der
Architekten; alle urteilsfähigen Gartenkünstler sind sich viel-
Koniferengruppe von Hoflieferant H. Schneider, Darm
Stadt (mit Standbild). Oripnalaufnahme für die „Gartenwelt'
mehi' schon seit Jahren darüber einig, daß man kleine An-
lagen, die ganz unter dem Drucke des Hauses stehen, am
besten und zweckmäßigsten geradlinig behandelt. Im übrigen
ist der gerade "Weg nur bei großen Raumverliältnissen in
Verbindung mit malerischen Wegen am Platze. Herr Stadt-
gartendii-ektor Heicke führte in seinem Vortrage mit Recht
aus, daß uns die Künstler darüber im Zweifel lassen, wie sie
größere Parkanlagen gestalten wollen. Für die regelmäßige
oder freie Gestaltung des Gartens seien allein Gründe der
Zweckmäßigkeit maßgebend; hierüber würde der Garten-
künstler zu entscheiden haben. Es würde den Rückschritt
um ein halbes Jahrhundert bedeuten, wollten wir die gerad-
linigen Darmstädter Vorbilder wieder für alle Verhältnisse
anwenden. — Die Hausgärten mit geraden Wegen, wie sie uns
die Darmstädter Ausstellung
zeigt, sind die am leichtesten
auszuführenden Anlagen ; ein
einigermaßen geübter Garten-
arbeiter ist im Stande, eine der-
artige Anlage mit Schnur und
Pflöcken abzustecken.
Ein in regelmäßigem Stil
gehaltenes, sogenanntesB ü r g e r -
gärtchen,insgesamtnur340qm
groß, hat der Landschaftsgärtner
Jakob Leißler, Nieder-Ram-
stadt, nach dem Entwiu-f des
Malers L e i p h e i m e r aus-
geführt. Ein von Ost nach
West laufender Haupt weg schnei-
det das Gärtchen in zwei Teile ;
er führt zu dem auf der West-
seite gelegenen Gartenhaus. Den
Eingangsweg flankieren Helian-
thus, die leider nicht blühen
wollen; sie haben den weiteren
Zweck, das auf der Südseite
gelegene Miniatm-gemüsegärt-
chen dem unmittelbaren Anblick
zu entziehen. Was übrigens die
Gemüsegärtchen in den ver-
schiedenen Anlagen betrifft,
so sind dieselben derartig ge-
künstelt angelegt, daß sie sich
durch einen bloßen Wechsel
der Pflanzen sofort in Teppichparterres verwandeln ließen.
In diesem Bürgergärtchen befinden sich wenigstens zwei Bäume,
hochstämmige Birken, von welchen die eine den Mittelpunkt
eines mit Koniferen bei)flanzten Beetes bildet. Um die Birke
gruppiert, stehen hier fast ein Dutzend Nadelbäume, auf einem
Räume, der noch nicht einem Platz zur naturgemäßen Ent-
wicklung bieten würde. Zwei weitere Gartenanlagen haben
die Architekten Fuchs und Koch entworfen, einen bürger-
lichen Nutzgarten und einen vornehmen Hausgarten, die
beide in Anlage und Gestaltung nichts Neues bieten. Recht
hübsch ist der Garten des Architekten J. Chr. Gewin, aus-
geführt von Gebr. Wenz, Hoflieferanten in Darmstadt (Ab-
bildung Seite G02). Er hat rechteckige Form; im Vorder-
grunde soll man sich die Landstraße, im Hintergrunde das
Wohnhaus denken. Die Anlage zerfällt in Wohngarten und
Vorgarten, sie ist terrassiert, d. h. der Wolmgarten liegt etwa
50 cm höher als der Vorgarten, was eine Trennung ohne
IX, 51
Die Gartenwelt.
605
Störung des Gesamtüberblickes ermöglichte. Die Wege sind
regelmäßig und in ihrer Linienführung der Architektur des
Hauses angepaßt. Auf den Beeten tritt eine Farbe als
Hauptfarbc hervor. Diese Anlage weist einen hübschen, vor-
zugsweise mit Lagenarien berankten Laubengang auf. Die
Baumvegetation wird durch einige Koniferen und eine vor-
handen gewesene malerische Salix bahylonica vertreten, ab-
seits liegt ein winziges Gemüsegärtcheu. Recht hübsch nimmt
sich ein Brunnenbassin in der Mitte der Anlage aus, dem
das Wasser von unten in Gestalt kleiner ßodenquellen zu-
geführt wird. Vor diesem Garten, gleich rechts beim Ein-
gang, liegt der Hausgarten von Friedrich W. Begas,
Gartenarchitekt in Neu-Isenb\u-g bei Frankfurt. Die Anlage
soll ein städtischer Hintergarton sein und ist etwa 600 qm
gross. Herr Bogas hat es vorzüglich verstanden, die Um-
gebung, d. h. den Hofgarten und die Nachbargärten, durch
vorgepflauzte Gehölze in Beziehung zu seiner Anlage zu
bringen. Die
und andere schon vorhanden gewesene Gehölze sind in ge-
schickter Weise in die Anlage einbezogen worden. Solitärs
von Bambusen und Bananen, vollblühende Passifloren imd
andere fremdländische Gewächse geben in Verbindung mit
der üppigen Wasserflora der ganzen Anlage einen tropischen
Charakter, wie dies unsere Teilansicht Seite 589 erkennen
lässt. Der zweite Henkeische Garten ist streng architektonisch
gehalten und Herr Professor Ol brich hätte ihn sich bei der
Ausführung seiner Farbengärten ruhig als Vorbild dienen
lassen können. Er stellt in der Hauptsache, wie die Abb.
Seite 603 zeigt, ein großes, sich an den Glaspavillon an-
schließendes, regelmäßig geformtes Blumenparterre dar, das
im saftiggrünen Rasenteppich liegt; es ist ausschließlich in
Rot gehalten. Durch Verwendung von Weiß als Trennungs-
farbe würde auch hier wie in den Olbrichschen Gärten die
Farbonwirkung wesentlich gehoben worden sein. Ein Weg
führt um das viereckige Parterre, an seiner Außenseite
von \
wird in der Hauptsache
von einer Riesenblut-
buche des Nachbargar-
tens beeinflußt. Ein be-
sonderes Zierstück dieses
Gartens bildet eine weiße
berankte Pergola mit
der davor stehenden
Statue eines Jünglings.
Der schmale Rasenplatz
ist am Rande in Ab-
ständen mit wohlgepfleg-
tcn guten Säulentaxus
besetzt. (Abb. Seite 602.)
Auch dieser Garten ist
im Grundriß geometrisch
angelegt. Die rechte
Hälfte ist mit Rosen
und Sommerblumen ge-
schmückt, während die
linke Hälfte Obst und
andere Nutzpflanzen, so-
wie Schnittblumen be-
herbergt.
Ein Gartenkünstlor
ersten Ranges, dessen Leistungen alles was die akade-
mischen Künstler auf der Ausstellung vorgefühi-t haben,
in den Schatten stellt, ist Hoflieferant Heinrich Henkel
in Darmstadt. Die Firma führt zwei Gartenanlagen
vor, einen landschaftlich und einen regelmäßig gestalteten
Garten, die beide getrennt sind von einem langen Glas-
Iiavillon, welcher der Vorführung ihrer Bindewerke dient.
Aus dem landschaftlichen Garten brachten wir bereits auf
der Titelseite der vorigen Nummer eine Teilansicht der Teich-
partie, eine weitere Ansicht, das Innere des Blumen-
pa\'illons, geben wir auf Seite 603. Diese landschaftliche
Anlage wu-d einerseits von einer vorhanden gewesenen Weiß-
buchenhceke, andererseits von einer Pergola begrenzt, neben
der eine mit blendendweißen Peümien bepflanzte Rabatte
einherläuft. Alle erdenklichen Schlingpflanzen beranken die
Pergola und hängen in malerischen Strähnen von deren Gitter-
werk herab. In tiefgrüner Rasenfläche ruht der Weiher,
reich mit Sumpf- und Wasserpflanzen bewachsen. Eine
mächtige, mit entsprechender Umpflanzung versehene Birke
Teilansicbt des mit Backsteinen gepflasterten Blumenparterres nach
dem Entwurf von Prof. Olbrich. ■ Originalaufnahme fUr die „Gartenwelt".
grenzt. Bepflanzt sind
dieRabatten in derHaupt-
sache mit Fuchsien
„Andenken an Heinrich
Henkel'' und mit rot-
blättrigen Cannas. Zur
Bepflanzung des Par-
terres wurden Pelargo-
nien, Begonien, Glücks-
klee tmd ganz kleine
japanische Ahorn, alle
in roter Farbe, verwen-
det. Den ornamentalen
Schmuck in dieser An-
lage bilden Blumen-
ständer und Blumen-
vasen aus Ton, nach
Entwürfen des Aus-
stellers gefertigt.
Auf ornamentale
Schmuckstücke ist in
allen Gärten der Aus-
stelhmg großer Wert ge-
legt worden. Wenn sie
auch vielfach zu reich-
lich verwendet wurden, so läßt sich doch gegen eine
ausgiebigere Verwendung, als sie bisher stattfand, kaum
etwas einwenden. Diese Vorbilder tragen hoffentlich dazu
bei, das Publikum von den beliebten Spielereien, wie Gnome,
Pilze, Rehe, verrückte Gärtnerkarrikaturen etc., allmählich ab-
zubringen. Unsere verschiedenen Bilder veranschaulichen ja
in bester Weise die Wirkung architektonischen Beiwerkes.
Es sei besonders das überlebensgroße Standbild der Abbildung
Seite G04 erwähnt. Links vom Eingang, vor dunklen Koniferen
des Hoflieferanten H. Schneider, Darmstadt, stehend, war die
Statue von packender Wirkung.
Die Handelspflanzen der Mitglieder der Darm-
städter Handelsgärtnerverbindung, welche die eine
Hälfte des großen freien viereckigen Platzes, der zwischen
der Terrasse mit den Olbrichschen Gärten und dem Orangerie-
gebäude mit den Wasserpflanzen liegt, einnahmen, waren nach
einem Entwürfe des Herrn Prof. Olbrich arrangiert worden.
Dieser Entwiu-f entsprang sicher einer neuen und ureignen
Idee des Herrn Professors. Zur Trennung der einzelnen
Die Gartenwelt.
Beete wurden nämlich Backsteine vei-w'endet und die ge-
wünschte erhöhte Mitte schuf man durch einen Unterbau aus
ebensolchen Steinen, der etwa den Eindruck des letzten
Restes eines abgetragenen Fabrikschorn.steines macht. Dieser
Schornsteinrest erhielt eine Füllung aus roten Fuchsien, die
wieder zu den roten Steinen einen unharmonischen Kontrast
bildeten. Unsere Abbildung Seite G05 zeigt das merkwürdige
Blumenparterre mit seiner geflickten, unschön wrkenden Be-
setzung. Ich hielt erst diese ganze Backsteinarbeit füi- die
Fundamente eines abgetragenen Bauwerks, bis ich von Ein-
geweihten eines Besseren belehrt wurde. Wenn man sich
den Unterschied zwischen derartigen Machwerken und den
großen Leistungen moderner Gartenkunst vor Augen führen
will, so braucht man sich nur nacheinander die großartigen
Blumenparterreanlagen im Frankfurter Palmengarten und
diese dilettantenhafte Stümperarbeit anzusehen.
Zukunftsgärten! Wenn die Olbrichschen Gärten An-
hänger finden, wenn die Zukunftsstraßen, von welchen er
in seinem bilderreichen Vortrag phantasierte, wirklich einmal
Aussicht haben, verwirklicht zu werden, dann wird, das will
ich nicht unerwähnt lassen, eine neue Äi-a für den Pflanzen-
züchter hereinbrechen. Die Samenkulturen von Erfurt und
Quedlinbiu-g werden sich über die ganze Provinz Sachsen
erstrecken, vor lauter Blumenkultur wird Hungersnot ins Land
ziehen, denn auf meilenweite Entfernungen werden Ge-
treide- und Kartoffeläcker verschwinden, um den Blumen Platz
zu machen, die dazu bestimmt sind, das Material für die
Farbengärten zu liefern. Da jede Blüte ihre Zeit hat und
da man sich an jeder Farbe bald satt sieht, so wird dem
schneeigen Weiß im Frühling ein Rosa im Juni, ein Rot
und Blau im Hochsommer und schließlich ein sattes Gelb
im Herbste folgen. — Die deutschen Landschaftsgärtner werden
von der Erde verschwunden sein, die Künstler und die Topf-
pflanzenzüchter werden triumphieren. Mit den Landsehafts-
gärtnern wird natürlich auch der „Verein Deutscher Garten-
künstler" zu existieren aufgehört haben; an seine Stelle ist
dann der geplante „Verein zur Förderung der Gartenkunst"
getreten, in welchem Professor Olbrich der Vorsitzende,
Schult ze-Naumburg der Schriftführer ist, während als Bei-
sitzer die Herren Baumeister Muthesius, Prof. Lichtwark,
Prof. Leipheimer und Ferd. Avenarius fungieren. An die
Stelle der „Gartenkunst" tritt der „Kunstgarten", gärt-
nerisclie Zeitschrift für die Interessen der Architekten, Bild-
hauer und Kunstmaler.
Rosen.
Der Verein Elsalj-Lothringer Rosenfreiinde und
sein Rosengarten in Zabern.
Von W. König, Zabern.
(Hierxtt zwei Abbildungen.)
In dorn schönen Städtchen Zabern, dei- „Perle der
Vogesen", wurde im Jahre 1898 ein Verein gegründet, der
sich die ideale Aufgabe stellte, die Rosenliebhaberei zu
fördern. Der jetzige Geschäftsführer des Vereins, der Ober-
Postassistent Walter, erließ einen Aufruf, dem 2 1 Rosenfreunde
in Zabern Folge leisteten. Diese gründeten den „Verein der
Rosenfreunde in Zabern", nachdem der Statutenentwurf ge-
nehmigt war; damals betrug die Anzahl der Mitglieder 46.
Durch Geschenke von der Firma Lamesch konnten im Herbste
1898 unter die Mitglieder 390 Rosen verlest werden.
Um noch melir Mitgheder zu werben, beschloß der junge
Verein im Jahre 1899 einen Vereins-Rosengarten anzulegen,
nachdem eine Ausstellung von Schnitti-osen großen Beifall ge-
funden hatte. Ein entsprechendes Gesuch an die Stadt
Zabern hatte den Erfolg, daß von dieser eine Wiese unent-
geltlich hergegeben wurde.
Herr Peter Larabert aus Trier, der bekannte Rosen-
züchter, half den Plan entwerfen imd besorgte auch die Ein-
teilung des Gartens. Im Frühjahr 1900 fanden dann über
900 veredelte Rosen in dem neuen Garten ihren Platz,
während ein Teil als Wildgarten mit 1200 Wildlingen be-
pflanzt ^vnrde. Wieder kam die Stadt Zabern dem Vereine
entgegen, indem sie die Kosten für die Umzäunung des
Gartens im Betrage von ungefähr 750 Mark übernahm.
Währenddem war die Mitgliederzahl auf 143 gestiegen.
Der erste Vorsitzende, Polizeikommissar a. D. Dohmen,
legte wegen seines hohen Alters sein Amt nieder. Rechts-
anwalt Videnz wurde sein Nachfolger und ein eifriger
Förderer der schönen Sache.
Der Garten erhielt 1901 einen eisernen Kiosk, der zur
Zeit ganz mit Kletterrosen umsponnen ist und eine Zierde
der Anlage bildet. Er ist auf beiden Abbildungen sichtbar.
1901 fand die zweite Rosenausstellung statt. Wieder
erzielte der Verein gi'oße Bewunderung und eine Zunahme
der Mitglieder auf 236. Anläßlich dieser Ausstellung schenkte
Herr Lamesch, Dommeldingen, dem Verein 520 niedrig
veredelte Rosen.
Langsam, doch stetig, entwickelte sich der Verein weiter.
Unterstützt von Regierung und Stadtbehörde konnte der
Garten bald weiter verschönert und im Jahre 1903 sogar
noch erweitert werden. Nunmehr besitzt der Garten 1200
Sorten Rosen in ungefähr 4000 Exemplaren und bildet eine
Zierde der Stadt.
Die Mitgliederzahl stieg immer mehr, sodaß jetzt 640
Mitglieder dem Vereine angehören. Wohl selten hat ein
Verein in so kurzer Zeit einen solchen Aufschwung ge-
nommen. Dies war jedoch nur dadurch möglich, daß den
Mitgliedern bei dem geringen Jahresbeitrag von 2 Mk. große
Vorteile geboten sind. Jedes Mitglied erhält 10 Rosenaugen
nach seiner Wahl gratis, bei Bestellungen auf Rosen und
Obstbäume durch den Verein haben sie Vorzugspreise; femer
läßt der Verein Vorträge halten über Rosenzucht usw., die
dann den Mitgliedern gedruckt kostenlos zugehen u. a. m.
Ein weiterer Werber für den Verein waren seine großen
Erfolge auf den Ausstellungen im vorigen und in diesem
Jahr. In M. Gladbach erwarb der Verein 1904 einen ersten
Preis, in Düsseldorf auf der internationalen Gartenbauaus-
stellung einen Eliren preis, sowie eine silberne und drei
bronzene Medaillen; in diesem Jahre fielen dem Verein zu:
ein erster Preis in M. Gladbach, ein erster Ehrenpreis in
Kreuznach und ein Siegerpreis in Lingolsheim bei Straßburg.
Der Besuch des Rosengartens ist jedermann gestattet.
Von dieser Erlaubnis wird reichlich Gebrauch gemacht. Ein-
heimische und Fremde bewundern, besonders an Sonntagen,
die Anlagen mit den herrlichen Blumen. Der Vorstand hat
veranlaßt, daß den Besuchern, besonders den Fremden, kleine
Sträußchen abgegeben werden, was jedesmal große Freude
hervorruft.
Jedes Beet im Galten ist mit einer Nummer versehen
und an jedem Rosenstock ist auf einem Alurainiumtäfelchen
der Name angebracht, und zwar bei den Hochstämmen an
dem Pfahl und bei den niedrigveredelten au einem eisernen
IX, 51
Die Gartenwelt.
Draht von 5 mm Durch-
messer, der neben der Rose
in die Ertle gesteckt wird.
Jeder Besucher hat dadurch
Gelegenheit, sich gleich
auch die Namen der Rosen
zu merken.
Wie schon erwähnt,
bildet der Vereinsrosengar-
ten eine Zierde von Zabern
und es wäre zu wünschen,
daß auch in anderen Orten
auf diese Weise die Roseu-
liebhaberei gepflegt würde.
Orchideen.
Über die Beziehungen
der Orchideensämliiige
zu anderen Organismen
während der Keimung.
Jus ist heute kein
Geheimnis mehr, daß zur
erfolgreichen Aufbringung
von Orchideen - .
noch andere Naturkräfte
eine Rolle spielen als die menschliche Hülfe allem. Die
Natiu- hat auch hier Einrichtungen geschaffen, die erst nach
Teilansichten aus dem Rosengarten des Vereins Elsaß-Lothringer Kosenfreur
Originalaufnahmen für die „Gartenwelt".
vielen vergeblichen Muhen des (jditiici.-5 \uu ihiu
werden. Sie streifen das Gebiet der Symbiose, bilden wo-
möglich gar ein Glied dieser
interessanten und wichtigen
Erscheinungen des Pflan-
zenlebens. — unter Sym-
biose versteht man bekannt-
lich das Zusammenleben
verschiedener Organismen,
die zu ihrer Erhaltung in
wechselseitigen Be-
ziehungen stehen. — Diese
Annahme hat wenigstens
mehr Berechtigung nach
den gemachten Beobach-
tungen als ein Fall von
Parasitismus. Beobach-
tungen und Untersuchungen
der letzten Zeit haben er-
geben, . daß neben der
Keimung der Orchideen-
Sämlinge gleichzeitig die
Entwicklung eines Pilzes
einherschreitet, der mit dem
Keimungsprozesse in eng-
.sten Beziehimgen steht.
Die Keimung der Or-
chideen ist deshalb als
abhängig von der
Gegenwart dieses Pil-
zes anzusehen. In den
nachfolgenden Zeilen finden
sich hierüber wichtige Auf-
sclüüsse ; vorerst möchte ich
Die Gartenwelt.
IX, 51
aber noch einige Bemerkungen über feststehende Tatsachen, die
sich auf die gemachten Erfahrungen gründen, anführen: Vielen
Kultivateuren ist es ohne Scliwierigkeit gelungen, Orchideen
aus Samen zu blühfähigen Pflanzen heranzuziehen. Bei einer
großen Anzahl von Gärtnern ist aber der Erfolg auf eine
bestimmte Gruppe beschränkt geblieben (Gruppe: im Sinne
einer Zusammenfassung mehrerer Gattungen), trotz aller
Mühen — trotz aller Wiederholung gelingt es jenen nicht,
auch Erfolge in andern Gruppen zu erzielen. Sie bringen
mit Leichtigkeit die Samen auf, welche z. B. das Ergebnis
von Kreuzungen zwischen Laelia, CaUleya, Epidendrum,
Sophronites, Leptoies etc. sind, wälireud Samen, die aus einer
andern Gruppe stammen, trotz aller Vorsicht nicht keimen
wollen. So verhält sich z. B. der Samen von Odontoglossum
und Oncidium, von Va7ida und Acrides, von Cypripedien
u. V. a. m. Und doch sind schon Sämlinge auch aus diesen
Gruppen aufgezogen worden ! Woher kommt es nun, daß an
manchen Orten der Erfolg ausbleibt?
Schon zu Anfang der künstlichen Erzeugung von
Orchideen-Bastarden fiel es auf, daß der Samen mancher
Gattungen unter den ihm zur Keimung zugewiesenen Be-
dingungen nicht keimte. Er tat dies da, wohin man ihn ge-
streut hatte nicht, sondern man fand ihn oftmals später un-
erwartet an ganz andern Stellen ausgekeimt imd den Sämling
wachsend! Da trat es dann offensichtlich zu Tage, daß ver-
scliiedene Gattungen auch verschiedene Bedingungen benötigen.
Nur verhältnismäßig wenigen Fachgenossen war es vergönnt,
diese ausfindig zu machen, wohl nur jenen, die sich einer-
seits nur mit der Anzucht und zwar gründlich damit be-
schäftigten, und die andererseits die Versuche in einem
solchen Maßstabe auszudehnen vermochten, daß der Erfolg,
wenn er auch anfangs niu- gering war, doch sicher schließ-
lich eintrat. Bei den Gärtnern, welche Raummangels wegen
weniger ausgedehnt arbeiten konnten, blieben die Erfolge
zurück, die Verhältnisse, unter denen der Samen keimen
sollte, waren unter den verschiedenen Gruppen zu ähnlich;
stellten sie sich auch für die eine als günstig heraus, so
waren sie jedoch für die andere weniger günstig oder gar
verderbenbringend. Ich bin daher zu der Schlußfolgerung
gekommen, daß nur solche Gattungen, welche sich unter-
einander kreuzen lassen und dadurch verwandtschaftlich eine
Gruppe bilden, unter denselben Bedingungen keimen. Mit
anderen Worten: Jede Gruppe erfordert zu ihrer
Keimung die Hülfe eines besonderen Pilzes!
Ich will nun einiges über die neuesten wissenschaft-
lichen Versuche mit Orchideenaussaaten referieren. Im
Journal de la Societö Nationale d'Horticul ture
de France teilt M. Noel Bernard über seine Unter-
suchungen folgendes mit:
„Ich verwendete mit einem Baumwollepfropfen ge-
schlossene Glasröhren, in die ich absorbierende Baumwolle
stopfte, die in eine Nährlösung getaucht war, und steri-
lisierte diese Tuben in einer Weise, die alle Lebewesen
töten mußte. Der Samen, welcher zu diesem Zwecke un-
geöffneten Kapseln entnommen wurde, wurde auf ein Stück
■feuchter Baumwolle gesät. Die Aussaat geschah mit aller
erdenklichen Sorgfalt, um Mikroben keinen Einlaß zu ge-
währen. Es war mir leicht möglich, unter diesen Verhält-
nissen den Samen 6 bis 7 Monate zu halten, ohne daß sich
Schimmel entwickelte. Unter diesen Verhältnissen war eine
Keimung nicht bemerkbai-, auch nicht als die Tuben ins Ge-
wächshaus gelegt und dem vollen Lichte ausgesetzt wurden.
Für gewöhnlich schwoll der Samen etwas und wiu-de auch
während der ersten Wochen grün, dann aber trat Stillstand ein.
Ich habe z. B. etwas Phalae7iopsis-Sa.men^ welcher sich
seit 3Y2 Monaten in diesem Stadium befindet. Die kleinen
grün gewordenen Embryos waren nicht über 1 mm hinaus-
gekommen, ohne eine weitere Entwicklung gingen sie nach
wenigen Monaten ein.
Um eine Keimung herbeizuführen, muß ein Pilz in die
Tube gebracht werden, eine Ai-t Schimmel aus langen Fäden
zusammengesetzt, den ich in einer besonderen Röhre
kultivierte. Sobald die Samen mit diesen Fäden in Berührung
kommen, beginnen sie zu keimen. Dies erkennt man deutlich,
wenn man clie PhalaenopsisSumen, welche ohne Einfügung
des Pilzes lange Zeit in der einen Röhre lagen, mit denen
in der anderen vergleicht. Beide Portionen waren ja zu
gleicher Zeit ausgestreut. Die erste beharrte immer noch in
ilu-er Verfassung, während dessen die Samen der zweiten
schon zu erbsengroßen Pflänzchen herangewachsen waren.
In den Gewächshäusern liegen die Verhältnisse ganz
ähnlich. Wenn sich in den Samenschalen der Pilz nicht
entwickelt hat, so tritt auch eine Keimung der Samen nicht
ein, und keimen die Samen, so ist es unter Einfluß des
Pilzes. Betrachtet man die Sämlinge durch ein Mikroskop,
so gewahrt man die Pilzfäden diese durchziehen. Bei einer
Überführung des betreffenden Pilzes aus der Tube zur Samen-
schale, erreicht man bestimmt eine gleichmäßige Keimung,
wie es von M. Magne nachgewiesen und bekannt gegeben ist.
Welch' seltsamer Pilz wird es aber sein, der hierzu er-
forderlich ist? Und verhält sich derselbe zu allen Orchideen
gleich oder ist für jede Gattung oder Art ein besonderer er-
forderlich? Diese Frage habe ich entschieden. Ich nehme an,
daß dieselbe Pilzart viele Arten von Orchideen zum Keimen
veranlassen kann. Der Cypripedien-Pilz kommt auch in Be-
tracht bei CaUleya, Laelia und Bletia — überhaupt bei
Orchideen, deren Keimung eine verhältnismäßig leichte ist
und die in der Art des Pilzes nicht besonders wählerisch sind.
Aber alle Orchideen, deren Samen schwer keimt, stellen
besondere Anforderungen. So wollen z. B. Phalaenojisis-Samen
weder in Gesellschaft des Cyiiripedien-Pilzes, noch unter dem
Einfluß des Pilzes der CaUleya oder des Odontoglossum keimen.
Sie keimen nur, wenn sie mit dem PMlaenopsis-Yilz in Be-
rührung stehen, der aber wiederum auch für- Vanda wii-kungs-
voll ist. Ebenso steht es mit Laelia, deren Samen mit Hülfe
des einen oder anderen Pilzes mehr oder weniger keimen.
Von zwei jungen Z/aeZm-Sämlingen war der eine unter Einfluß
des Phalaetiopsis-Tihes, der andere mit dem Cypripediuni-
Pilz aufgebracht worden; obgleich beide gleichen Alters sind,
ist doch der erstere weiter vorgeschritten.
Um einen Erfolg zu sichern, genügt es deshalb nicht,
einen beliebigen Pilz aufs Geratewohl zu wählen, sondern
eine besondere Art mag oftmals bedingt sein für clie einzelnen
Orchideen.
Die Pilze, Avelche zur Keimung von Catileya, Laelia,
Cypripedium, Phalaenopsis und Vanda, man kann auch sagen
von Odontoglossum führen, sind vorhanden.
Es erfordert aber noch viele und verschiedenartige Ver-
suche, um für jeden Fall Bürgschaft leisten zu können."
Die Züchter sind ohne Zweifel M. Bernard sehr zu
Danke verpflichtet; sie wissen heute, worum es sich handelt
xmd worauf das Augenmerk besonders zu richten ist.
M. Bernard hat uns einen gewaltigen Schi-itt vorwärts ge-
bracht. E. B. B., Berlin.
IX, 51
Die Gartenwelt.
609
Zeit- und Streitfragen.
Giirtnerei-Aktien-Gesellschafteii.
Vom Herausgeber.
Öeit den sogenannten Gründerjahren, die nach dem deutsch-
französischen Kriege von 1870 zu 71 einsetzten, haben die Groß-
betriebe, speziell die Aktiengesellschaften bei uns in Deutschland
ständig an Zahl und Größe zugenommen. So manche dem Mittel-
und besseren Bärgerstand angehörigen Existenzen, Kaufleute und
Handwerker, sind durch die mächtige Konkurrenz der Aktiengesell-
schaften und neuerdings der Warenhäuser, die gewissermaßen
verschämte Aktiengesellschaften sind , in ihrer Selbständigkeit
gefährdet, in abhängige Stellungen gedi'ängt und selbst an den Bettel-
stab gebracht worden; es sei hier nur an das Brauergewerbe erinnert,
das die Aktiengesellschaften vollständig erdrückt haben. Sie treten
auf diesem Gebiete wie auf keinem anderen dominierend auf und
der gelernte Brauer ist heute, wenn er nicht als Millionär geboren
ward, dazu vei urteilt, zeitlebens in abhängiger Stellung zu bleiben.
Dabei darf freilich nicht unerwähnt bleiben, daß leitende Stellungen,
die unsere großen und rentablen Aktien-Gesellschaften zu vergeben
haben, gar mancher Selbständigkeit entschieden vorzuziehen sind.
Unter allen Betrieben ist wohl die Gärtnerei am wenigsten
in ihrer gewerblichen Existenz durch die Aktiengesellschaften
beeinträchtigt worden. Man hatte es früh genug eingesehen,
daß sich kaum ein anderes Gewerbe weniger zu sogen. Gründungen
eigne, als der Gartenbau und die Ziergärtnerei, und so bestehen denn
Gärtnerei-Aktiengesellschaften nur- ganz vereinzelt im In- und Aus-
lande. Manche verfielen bald wieder ihrer Auflösung, die anderen haben
von ihrer Gründung an bis auf den heutigen Tag vielfach zwischen
Tod und Leben gekämpft. Eine der ersten deutschen Gärtnerei-
Aktiengesellschaften, wenn nicht die erste in Deutschland überhaupt,
war die A.-G. Biechers & Söhne in Hamburg. Sie war vordem
ein bedeutender handelsgärtnerisoher Betrieb, der viel dazu beige-
tragen hat, den Ruf Hamburger Spezialkulturen im In- und Auslande
zu fördern. Als Aktiengesellschaft stellten sich aber dem Unter-
nehmen bald unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen; es wurde
als solche aufgelöst und floriert heute noch als einfache Kunst- und
Handelsgärtnerei. Eine, zweite Handelsgärtnerei-Aktiengesellschaft be-
stand einige Jahre in Bernburg, ohne zu irgendwelcher Bedeutung
zu gelangen, dann wurde die Firma Sattler & Bethge in Quedlin-
burg, auf welche ich späterhin noch zu sprechen komme, der Not
gehorchend, in eine A.-G. verwandelt, und die letzte und größte
Gründung dieser Art ist die Firma Gustav Jaensch, Aktiengesell-
schaft für Samenbau, in Aschersleben, die wohl unter allen bestehen-
den Gärtnerei-Aktiengesellschaften das größte Aktienkapital besitzt,
aber, soweit ich unterrichtet bin, es nur im Jahre nach ihrer Gründung
zu einer Dividendenhöhe von acht Prozent gebracht hat. Größere
Aktiengesellschaften bestehen noch in Belgien, wo sich die Betriebe,
die mehr Pflanzenfabriken als Handelsgärtnereien nach unserem Be-
griff sind, für 'derartige Gründungen besser zu eignen scheinen.
Bedeutend ist die Gesellschaft Flandria in Brügge, die aber auch
mit keinem oder nur mit sehr geringem Nutzen arbeitet und
L'Horticole Coloniale in Brüssel. Nach dem Tode des alten Herrn
Linden wurde sein dortiger Betrieb im Parke Leopold, der in der
Hauptsache eine Orchideen-Spezialgärtnerei ist, in eine Aktiengesell-
schaft (Societe anonyme) mit einem Kapital von, wenn ich nicht irre,
zweieinhalb Millionen Francs umgewandelt. Die Aktien dieser Gesell-
schaft sind die einzigen mir bekannten Gärtnereiaktien, die zum
Handel und zur Notierung an einer Börse zugelassen sind und zwar
an der Börse zu Brüssel. In Rücksicht darauf hat man die Gesell-
schaft „L'Horticole Coloniale" genannt, um belgische Kolonialschwärmer
für das Papier zu interessieren. Sonst würde die Gesellschaft viel-
leicht Compagnie Orohidophile oder ähnlich genannt worden sein.
Leider ist mir hier in Berlin keine Brüsseler Zeitung zugängUoh, in
der ich mich über den derzeitigen Kursstand dieser Aktien orientieren
könnte; es wird aber sicher nur ein bescheidener sein.
Bei uns in Deutschland ist es namentlich die Firma Sattler
& Bethge A.-G. in Quedlinburg gewesen, deren Schicksal in weiten
gärtnerischen Kreisen Interesse erregte. Die Firma wurde von den
Gärtnern Sattler & Bethge zu einer Zeit gegründet, als die Teppich-
gärtnerei ihren Siegeszug antrat und bald auf stolzer Höhe stand.
Damals existierten noch hunderte kleiner Handelsgärtnereien, die kein
Warm- und kein Vermehrungshaus hatten und deshalb bessere
Teppichbeetpflanzen, wie Coleus, Alternanthera, Iresinen und Achy-
ranthes nicht überwintern konnten. Diese Firmen und die kleinen
Privatgärtnereien versorgen Sattler & Bethge im Frühling mit
Stecklings, und Sämlingsmaterial von allen möglichen Teppich- und
Gruppenpflanzen, ferner mit pikierten Sämlingen von Cyolamen,
Cinerarien, Calceolarien, Primeln usw. Das Geschäft war fast
konkurrenzlos, der Absatz enorm und von Jahr zu Jahr
wachsend, sodaß der Betrieb ständig durch Gewächshausneubauten
vergrößert werden mußte. Da aber die Mittel knapp waren, so
wurden die Neubauten in primitiver Weise ausgeführt, weshalb bis
in die neueste Zeit Reparaturen auf der Tagesordnung standen. Als
die Firma auf der Höhe stand, starb Herr Sattler. Damals waren
zahlreiche Verpflichtungen vorhanden, als Folge der rapiden Geschäfts-
vergrößerung, und das Unternehmen ließ sich nur durch Umwandlung
in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 180000 Mark in
Anteilen von je tausend Mark über Wasser halten. Herr
Bethge, die Witwe Sattler und die verschiedenen Gläubiger wurden
mit Aktien für ihre Forderungen abgespeist. In Quedlinburg selbst
und in allen Teilen des Reiches entstanden aber bald andere Firmen,
die sich in gleicher Weise mit dem Engrosversand von Sortiments-
pflauzen befaßten, dazu kam, daß es mit der Teppichgärtnerei rapide
abwärts ging, die Primeln unmodern wurden und daß mehr und
mehr Privat- und Handelsgärtner zur Selbstanzucht übergingen, so
daß sich der Absatz immer unrentabler und schwieriger gestaltete.
Die Aufnahme von Samenkultur und Samenhandel konnte auch keine
Besserung herbeiführen. Die Firma Sattler & Bethge, die sich im
übrigen, was ich besonders hervorheben will, als solides Unternehmen
eines guten Rufes erfreut, hat während ihres langjährigen Bestehens
nur zwei oder dreimal ganz minimale Dividenden von 2 bis 3°/o
zur Verteilung bringen können, was bei 2°/„ einem Gewinne von
3600 Mark entspricht. Das ist wahrlich ein recht bescheidener Ge-
winn für ein Unternehmen, das einen Direktor, einen Prokuristen,
mehrere Obergärtner und ein stattliches Gehilfen- und Arbeiter-
personal beschäftigte und Umsätze aufzuweisen hatte, die, im Hinblick
auf das bescheidene Aktienkapital, beträchtlich genannt werden müssen.
Aber auch diese gelegentlichen bescheidenen Gewinne konnten nur
durch eine optimistische Bilanzierung herausgerechnet werden, in
welcher die Erd- und Komposthaufen mit einem kleinen Vermögen
bewertet wurden. Seit einer Reihe von Jahren gab es keine
Dividende mehr, sondern nur Unterbilanzen, die schließlich wohl die
Höhe des halben Aktienkapitals erreicht hatten. Der Direktor
gab im vorigen Jahre seine unersprießliche Tätigkeit auf, nachdem
der Prokurist gestorben war, und einer der Obergärtner übernahm
die Leitung. Die Gesellschaft stand vor der Liquidation, die dadurch
verhindert wurde, daß sich einige Interessenten zur Übernahme von
zwanzig Vorzugsaktien ä 1000 Mark verpflichteten, die vorweg 4 7„
Dividende erhalten sollen. Die hundertaohtzig alten Aktien ;i 1000 Mk.
wurden zu sechzig neuen, nicht vorberechtigten Stammaktien zu-
sammengelegt, also für 3000 Mark alte Aktien gab es eine neue zu
1000 Mark, so daß das gesamte Aktienkapital auf 80000 Mark
reduziert worden ist. Wie man die neuen, ans drei Stamm-Aktien
zusammengelegten Aktien in Quedlinburg bewertet, geht aus einer
am 1. August d. Js. dortselbst vorgenommenen Versteigemng von
sechs derartigen Aktien hervor, die etwa 390 Mk. pro Stück erzielten,
was einer Wertbemessung von 130 Mark für die alte Stammaktie
von 1000 Mark entspricht. Es bleibt nun abzuwarten, wie sich die
Zukunft dieser Gesellschaft gestalten wird und ob sie in der Lage
sein wird, auch nur die zwanzig Vorzugsaktien mit 4 "/o zu verzinsen,
was einem Reingewinn von 800 Mark aus dem großen Betriebe ent-
sprechen würde!
Auf jeden Fall sind die Schicksale dieser einen gärtnerischen
Aktiengesellschaft außerordentlich lehrreich und dürften wesentlich
dazu beitragen, daß wir auf Jahre hinaus mit neuen derartigen
Gründungen verechont bleiben.
Die Gartenwelt.
IX, 51
Taglühner oder Gärtner?
In No. 33 dieser geschätzten Zeitschrift wurde nicht mit Un-
recht auf die in unserem Bemfe herrschenden Zustände hingewiesen,
indem der Verfasser an ein abgedrucktes Gehilfen-Gesuch Erörterungen
knüpfte.
Jeder selbständige Gärtner, der früher selbst in Stellung war
und in der Welt herumkam, muß dem Verfasser auch vollkommen
Recht geben. Über die eigentlichen Uisachen, warum der Gärtner-
beruf so ungeachtet dasteht, könnte ein ganzes Werk geschrieben
werden, da sehr, sehr viele Umstände hierbei in Betracht kommen.
Indeß möchte ich doch auf einen Fehler, den die meisten
Gärtnergehilfen begehen und durch den sie sich selbst auf die Tag-
löhnerstufe heruntersetzen, aufmerksam machen. Durch den steten
Umgang und fortwährendes Arbeiten mit Taglöhnern ist es für
Gärtner allerdings eine gewisse Charakterprobe, daß sie mit den
Leuten nicht allzu kollegial werden. In allen meinen Stellungen
mußte ich mehr oder weniger die traurige Tatsache mit erleben, daß
viele meiner Kollegen mit den Taglöhnern nicht nur in den Geschäfts-
stunden, sondern auch außerhalb derselben einen kollegialen Verkehr
unterhielten. Und die Taglöhner waren augenscheinlich bemüht, jeden
Gärtner auf ihre Kulturstufe herunterzuziehen. Mancher wird mir
nun entgegenhalten, es wäre doch ein Unrecht, die Taglöhner etwa
über die Achseln anzusehen, es niü.sse doch aus Gründen der
Humanität viel schöner sein, Gleichheit und Biiiderlichkeit walten zu
lassen. Der Gehilfe soll keineswegs hochfahrend sein, er soll es ver-
stehen lernen, nicht nur mit Gleich- und Höhergestellten, sondern
auch mit den einfachsten Arbeitern umzugehen, ohne aber mit ihnen
in privates Freundschaftsverhältnis zu treten. Zu allerei'st halte der
Gehilfe aber auch über seine eigene Person selbst Gericht und be-
fleißige sich eines soliden mustergültigen Lebenswandels; das Publikum
wird dann den Gärtner vom Taglöhner bald unterscheiden lernen.
Wenn ein Gärtnergehilfe einmal in die unangenehme Lage
gerät, gewisse Hausknechtdienste machen zu müssen, so ist dies
noch lange nicht das Allerschlimmste, denn nicht durch die Berufs-
art oder durch Ausübung irgend einer mehr oder weniger ehren-
vollen Arbeit gelangt der Mensch zu Ansehen, sondern durch seine
Bildung.
Würde es nicht angemessener für unsere heranwachsenden Be-
rufsgenossen sein, wenn sie in ihren freien Stunden, anstatt mit Tag-
löhnern oder zweideutigen Personen umzugehen, mehr auf ihre Aus-
bildung bedacht wären? St.
Fragen und Antworten.
Beantwortung der Frage No.343. Kennt jemand ein Mittel zur
Vernichtung des Pilzes Peridermium Slrobi (Kiefern-Blasenrost), der
bekanntlich die Weymouthskiefer befällt? Die Sporen des Pilzes
keimen auf Ribesblättern. Ende Juni bilden sich gelbe punkt-
förmige Häufchen auf der Unterseite der Ribesblätter, die gleichfalls
aus F'ortpflanzungszellen bestehen, durch welche immer neue Blätter
angesteckt werden. Später bilden sich als dritte Form Wintersporen,
welche auf die Kiefern übergehen.
Ein Mittel zur gänzlichen Vernichtung dieses gefährlichen
Feindes unserer Weymouthskiefern gibt es meines Erachtens nicht,
wohl aber behindern zahlreiche Vorbeugungs- und Bekämpfungsmaß-
regeln sein verheerendes Auftreten.
Die dunkelgelben Sporen des Pilzes Peridermium Strobi ent-
springen gelben Säckchen, welche die Stämmchen junger Pflanzen,
sowie die Äste älterer Bäume bedecken. Sie sind nur fortpflanzungs-
fähig, wenn sie auf Ä?'6es-Blätter verweht werden, und ist es daher
geraten, ein Zusammenpflanzen von Pinus Strobus und liibes-kiten
zu vermeiden.
Dort, wo sich einerseits auf Ribesblättern die gelben Häufchen
des Oronariium ribicola, andererseits auf Pinus Strobus die Säckchen
des Peridermium Strobi zeigen, entferne man ohne Zögern die
Ribespflanzen. Auf Pini^ Strobus wirkt der Pilz direkt tötlich, bei
Ribes dagegen venirsacht er nur eine Blattkrankheit.
In Baimischulen sollte stets nur eine der beiden Pflanzen ge-
zogen werden.
Zu empfehlen ist es, die Weymouthskiefer aus Samen selbst
heranzuziehen oder beim Bezug jungen Pflanzenmaterials darauf be-
dacht zu sein, daß die Pflanzen aus Gegenden bezogen werden, wo
der Blasenrost nicht vorkommt. Auch verlange man eine Be-
scheinigung vom Lieferanten, daß er seine Ware selbst heranzog,
denn gerade der Zwischenhandel fördert die Verbreitung der Krankheit.
Baumschulbesitzer, die in Gegenden ansässig sind, in denen der
Blasenrost mehr oder weniger auftritt, sollten lieber die Kultur der
Weymouthskiefer einstellen. Zeigen sich in einem Strobus-Q,na.Ttiei
Pflanzen mit Anschwellungen, so sollten keine Pflanzen mehr daraus
verkauft werden.
Alten wertvollen Bäumen, die vom Peridermium befallen sind,
schneide man die AnschvpeUungen aus und verstreiche die Wund-
stellen mit Teer; auf diese Weise erhält man die erkrankten Bäume
noch eine Zeit lang am Leben. H. Maaß, Kiel.
— Weitere Belehrung findet der Fragesteller im sechsten
Jahrgang, Seite 61, der Gartenwelt in einer illustrierten Abhandlung
von Prof. Dr. Paul Sorauer, einer anerkannten Autorität auf dem
Gebiete der Pflanzenkrankheiten,
Beantwortung der Frage No. 344. Welcher Kessel ist für
ein kleines 16 m langes, 6 m breites Gewächshaus, zu dessen Heizung
Braunkohlen verwendet werden sollen, am zweckmäßigsten?
Zur Beheizung eines kleinen Gewächshauses von lö m Länge
und 6 m Breite ist unser Premier-Kessel (Abbildung Seite 611)
sehr empfehlenswert. Er bedarf keiner Einmauerung, ist sehr leicht
anzuschließen und hat den großen Vorzug, daß man alle möglichen
Brennmaterialien, auch Abfälle, verwenden kann. Er ist als Dauer-
brandofen ausgebildet, heizt sehr sparsam und läßt sich außer-
ordentlich beciuem bedienen.
Burgass & Sohn, Fabrik für Zentralheizungen, Landsberg a. W.
— Als zweckdienlichen Heizkessel für Braunkohlenfeuerung
(Landkohle) kann ich dem Fragesteller den Hohlrippenkessel der
Firma M. Heller & Co., llversgehof en-Erfurt empfohlen. Der
Kessel besitzt alle Vorzüge, welche man von einem solchen verlangen
kann: 1. Schnelles Heizen. 2. Dauerbrand. 3. Heizung mit billigster
Kohle, infolge engen und zweckmäßigen Rostes. 4. ReguUerbares
Feuer durch einen beweglichen Rost. 5. Große Heizfläche infolge
zweckmäßiger Konstruktion.
Der Kessel beansprucht absolut keinen besonderen Raum
(Kesselhaus), sondern wird einfach unter das Vermehrungsbeet ge-
schoben, wo dann die entwickelte Wärme gleich ausgenützt werden
kann. Auch da, wo Grundwasser hoch steht, ist er vorteilhaft zu
verwenden.
Die Firma Daiker & Otto besitzt zwei Hellersche Hohlrippen-
kessel, von denen jeder 1500 laufende Meter Rohre mit Leichtigkeit
heizt. Das Feuer wird nur zwecks Reinigung der Kessel ausgelöscht,
sonst brennt es immer; daß dadurch keine großen Temperatur-
schwankungen entstehen, ist selbstredend und vorteilhaft. Die Er-
sparnisse an Heizkosten gegenüber unseren früheren Kokskesseln
sind bedeutend.
Jeder Interessent sollte sich, wenn er eine Kesselanlage an-
sieht, ganz gleich welchen Systems, zuerst die Heizabfälle zeigen
la.ssen; dann findet jeder die Vor- und Nachteile selbst. Der
Hellersche Kessel hinterläßt nur reine vollständig ausgenützte Asche.
G. Krüger, Obergärtner der Firma Daiker & Otto, Langenweddingen.
— Trotzdem uns die letzten Jahre eine erkleckliche Anzahl
neuer Kesselkonstruktionen brachten, von denen jede ihre unleugbaren
Vorzüge bietet, kommt mancher Gärtner, welcher mit geringer Braun-
kohle rationell feuern will, bei der Auswahl in Verlegenheit, weil die
meisten der neuen Kesselkonstruktionen vornehmlich für Koks ein-
gerichtet sind und gerade eine für geringe Braunkohle geeignete
Schüttvorrichtung vermissen lassen. Eine solche findet sich üi
zweckentsprechender Weise angeordnet in unserem Hohlrippen-
kessel und zwar in Form eines geräumigen schrägen Füllschachtes
und eines treppenförmigen Rostes. Diese Einrichtung ermöglicht das
Auffüllen eines größeren Quantums Braunkohle, ohne daß diese Masse
mit einem Mal zur Verbrennung kommt; die im Füllschaoht be-
IX, 51
Die Gartenwelt.
findliolie Kohle bleibt vorerst
völlig unberührt vom Feuer,
bis sie allmählig auf den Rost
rutscht und hier ei'st ent-
flammt. Die schon am obern
Teil des ßostes infolge der
Hitze sich bildenden Rauch-
gase sind gezwungen, über
die heißeste Glut hinwegzu-
streichen und zu verbrennen.
Der Feuerraum wird auf
drei Seiten von den wa.sser-
umspülten. tief gewellten Kes-
, selwandungen umgeben; die
Feuergase durchziehen in
mehrfach wechselnder Rich-
tung den Kessel sowohl im
Innern, als auch an den Außen-
wänden entlang, wobei sie auf
dem reichlich langen Wege
ihre Hitze an die Kessel-
wanduDgen nutzbar abgeben,
bevor sie nach dem Schornstein
abziehen.
"Wie die Abbildung zeigt,
besteht der eigentliche Kes-
sel aus einem oder mehreren,
an der inneren Wölbung stark eingewellten Hohlkörpern aus Schmiede-
eisen, die ummauert werden.
In Anbetracht der geringeren Höhe des Kessels läßt sich dieser
an Stellen, wo infolge Grundwassers sich die Anlage von vertieften
Standorten für stehende Kessel verbietet, ohne jede Vertiefung auf-
stellen. Zu weiteren Angaben sind wir gern bereit.
M. Heller & Co., Uversgehofen bei Erfurt.
— Ich halte den Holilrippenkessel von Heller & Co.,
Ilvei-sgehofen - Erfurt für Braunkohlenfeuerung sehr passend,
weil man den Kessel vollschütten kann, ohne daß die Flamme er-
stickt wird, indem die Kohle in einem schrägen Schacht auf einem
schrägen Rost nach und nach hinabrutscht.
Ich benutze für meine zwei Häuser von 18 m Länge und 4 m
Breite seit 1900 einen Hohlrippenkessel Xo. 3 und glaube, daß der
Fragesteller mit einer noch kleineren Nummer auskommen könnte.
Ich verwende nur gewöhnliche Braunkohle, wovon der Ztr. 40 Pfg.
kostet oder Braunkohlen-Briketts, wovon der Ztr. 58 Pfg. kostet.
Fr. Schrader, Handelsgärtnerei (Rosentreiberei), Altenweddingen.
— Für das in Frage kommende Gewächshaus würde ein
Hellerscher Hohlrippenkessel von der Firma Heller & Comp.,
Uversgehofen bei Erfurt, der geeignetste sein. In Folge der vor-
züglichen Einrichtung seines Treppenrostes brennt auch die geringste
Braunkohle noch ganz vorzüglich, ganz gleich, ob sie großstückig
oder fast staubfein ist. Mein Haus ist 23 m lang und 4.50 m tief
und ich habe mit einem verhältnismäßig kleinen Kessel stets die er-
forderlichen Grade + 12— 15»G ohne zu decken erzielen können.
Oscar Teichert, Handel.sgärtner, Kirchhain, N.-L.
Aus den Vereinen.
Verein zur Förderung des Gartenbaues in Berlin. Mit
dem beginnenden Herbst stellen sich auch wieder mehr Mitglieder
zur Versammlung ein und auch die Darbietungen an Pflanzen be-
ginnen wieder vielseitiger zu werden. Was Schönheit und Kostbar-
keit der vorgeführten Pflanzen anlangt, so hatte Herr Otto Beyrodt,
Marienfelde, der bekannte Orchideen-Großzüchter, in der Versammlung
am 31. August den Vogel abgeschossen. Unter seinen Cattleyen
waren prächtige Kulturpflanzen von Cattkya Warsceicicxii (gigas)
rar. smideriana, die sich durch dunklere Färbung der Sepalen und
Petalen und leichtere Blühbarkeit vorteilhaft von der Stammart unter-
scheidet. Was Größe der Blumen, namentlich der edelgefonnten,
breiten, dunkellilafarbenen Lippe anbelangt, so darf Beyrodts Catfleya
gigas „Imperator i?e.(:" wohl als schönste bezeichnet werden. Die
in der Gartenwelt Iso. 46, Seite 544, ausgesprochene Vermutung, daß
Freistehender Premierkessel von
Burgass & Sohn, Landsberg a. W.
Eingemauerter Hohlrippenkc
Uversgehofen bei Ei hu
Heller & Co.,
schnitt. I
Lin^cniauertLT 1 l..|ilnppenkessel von Heller .V Co.. llvers-
gehofen bei Erfurt. (Querschnitt.)
die Sandersche Cattleya .,Our Queen^^ mit der prächtigen bisher
einzigen weißen Cattleya gigas ,,Frati Melanie Beyrodt-^ identisch
sei, beruht auf einem Irrtum. „Oiir Quenf- ist nicht weiß, sondern
ist eine lilafarbige Cattleya mit besonders großer Lippe, während
y,Melanie Beyrodt'-'- als erste reinweiße Cattleya Warscewicxii von
außergewöhnlichem Werte ist, was sich auch in dem enormen Preise
zeigt, den Herr Beyrodt für vier dieser Pflanzen in England erzielt
hat; man munkelt von 20000 Mark. Dann zeigte Herr Beyrodt noch
prächtige Cattleya aurea, sowie eine natürliche Hybride zwischen
C. harrisoniana Forbesii, beide Eltern in Brasilien heimisch. Die
dunkle Lilafärbung der Sepalen und Petalen und die kräftige gelbe
Zeichnung auf der Lippe lassen sie sehr begehrenswert erscheinen.
Unter den Cypripedien befand sich eine Rarität in Gestalt eines C.
nii-ettm leucoglossum, dessen Blüte rein weiß ist, auch die Lippe
(C niveum ist bekanntlich purpur punktiert), die am Gnmde zwei
vereinigte, lebhaft gelbe Flecken trägt. Ferner Cyprijiediutn X oetian-
thum superbiim, das Produkt einer Doppelkreuzung von C. villosum X
barbatum = C. harrisoniammi mit C. insigne Maidei. Dann war
noch ein schönes Oneidiuni cramerianum da, eine Art, die dem
Oneidium Papilio sehr nahe steht und sich nur durch die runden
Stiele mit dichten Knoten von dem ^J'apilio-'- mit zweikantigen
Stielen und entfernten Knoten unterscheidet. Bei beiden treibt der
Stengel lange Zeit hindurch Blüten, die einem Schmetterling täuschend
612
Die Gartenwelt.
IX, 51
ähnlich sehen. Schließlich sei noch das seltene Dendrobium Deari
erwähnt, das in einer erstaunlich reich blühenden etablierten Pflanze
vorhanden war. Im Erblühen zart grünlich, sind die Blumen voll-
erblüht reinweiß; sie stehen meist zu sechs zu einer Traube vereint.
Außerdem zeigte Herr Beyrodt noch ein Anihurium seandens mit
Früchten, das mit dem Beinamen ^Jeiicocarpiim'-'- bezeichnet war,
den es aber zu Unrecht trägt, da die Früchte sich späterhin violett
färben und nur in einem gewissen Stadium weiß wie Paraffin sind.
Von den sonstigen Darbietungen sind noch erwähnenswert
schöne Begonia Rex, die Herr Garteninspektor Weidlich- Berlin
aus Samen herangezogen hat, den er im Februar in Torfmull mit
Sand ausgesäet hat, welche Mischung den Sämlingen sehr zusagt.
Die gezeigten Pflanzen waren bereits fertige Marktware.
Herr Heinrich Kohlmannslehner, Britz, zeigte Pflanzen
der neuen NepJiroIepü Scotti, die den Vorzug vor bosioniensis hat,
schmale, kürzere "Wedel in Menge zu treiben und daher als Topf-
pflanze sehr brauchbar ist.
Derselbe zeigte ferner eine Rehneltsche winterharte
Fuchsiensorte. Die Winterhärte bei Fuchsien ist nichts Neues,
da die alten Thompsonü und Rtccartonii -¥oivaen der Fiichsia
eoeeinea unsere Winter unter guter Laubdecke überstehen, wenngleich
sie über dem Erdboden abfrieren. Hauptsache ist jedoch, wie Herr
Brodersen betonte, daß die Fuchsien recht tief, bis 25 cm, gepflanzt
sind, sodaß sie von unten austreiben können. Schließlich zeigte Herr
Kohlmannslehner noch Blumen der Edeldahlie „Pink Pcarl'\ die
eine engUsche Züchtung von angenehmer bläulichrosa Färbung ist.
Sehr hübsch waren die herumgereichten Verpackungen der
Firma May & Sohn in Groß-Walditz bei Bunzlau, Pappkartons mit
Holzrahmenversteifung, deren Pappdeckel kreuzweisen Fadenverschluß
durch Metallösen haben. Auf diese Verpackungen kommen wir noch
zurück.
Hen- L. Kühn, Nassau a. d. Lahn, hatte einen Metallpanzer-
Schlauch für eine recht zweckmäßige Bewässerung von Kulturen ein-
geschickt. Der spiralförmig aufgerollte Schlauch wird mittels Schlauch-
bändern und Eollhaken an einem Seil aufgehängt, sodaß der Schlauch
ohne auf dem Erdboden zu liegen, sehr geschont wird und eine
außerordentliche Beweglichkeit für den, der spritzt, gestattet.
Herr Dietze in Steglitz zeigte Carotten der Vilmorinschen
„Ouermule-Carotte", einer in Größe und Zartheit kaum übertroff enen
stumpfspitzen gelbroten Carotte, sowie Bohnen der Sorte „Burpees
stringless yreen Pod-\ die als Konservenbohne warm empfohlen sei,
da sie absolut keine Fäden bat und reich an Kernen ist. ohne daß
darunter die Zartheit der Schote leidet, sowie den Kopfsalat „Mam-
iiiufh", eine Riesensorte, die selbst in tj'ockenem Sandboden über 2 kg
schwere Köpfe von größter Zartheit ergibt, wovon sich die Versammlungs-
teilnehmer durch Kostproben in der Nachsitzung überzeugt haben.
Herr BeTthold Trenkner- Quedlinburg berichtete an der
Hand von geradezu fabelhaft großen Noas Treibgurken über seine
für die gärtnerische Kulturpraxis außerordentlich wertvollen Düngungs-
versuche, auf die wir an anderer Stelle zurückkommen.
Der Bericht des Herrn Generalsekretärs Braun über die Be-
deutung der Olbrichschen Farbengärten auf der Darmstädter Aus-
stellung gipfelte in dem Satze des Referenten, aaß diese Gärten eine
Bedeutung für den Liebhaber nicht hätten, weil sie für ihn zu
teuer sind, daß sie ferner für den Fachmann Phantasien eines
freilich wohlmeinenden Schwärmers und daß diese „Juwelen"
endlich für die Allgemeinheit überhaupt nicht da seien, denn diese
verlange nach einer gesunden kräftigen Hausmannskost. Diese Meinung
des Herrn Generalsekretärs wird in Fachkreisen geteilt werden.'
Einige Mitglieder schienen in bedauerlicher Kurzsichtigkeit mit der
Heise des Generalsekretärs nicht einverstanden zu sein. Diesen Herren
muß man das volkstümliche Verschen: „AVenn jemand von der Reise
kommt, so kann er was erzählen," ins Gedächtnis zurückrufen. Einen
mutigen Entschluß faßte die Versammlung mit allen Stimmen gegen
eine Stimme, indem sie dem vorbereitenden Ausschuß für eine vor-
aussichthch vom 9. bis 11. November d. J. in Berlin in den neuen
großartigen Räumen des Ausstellungsrestaurants am Lehrter Bahnhof
zu veranstaltende Chrysanthemunischau in erster Lesung
einen Blankokredit von 15000 Mark bewilligte und sich mit einer zu
veranstaltenden Ausstellung einverstanden erklärte. Hoffentlich ist
die näcbste Versammlung ebenso beherzt, den Titel endgiltig zu be-
willigen, damit der Verein endlich wieder beginnt in Berlin ange-
nehm von sich reden zu machen und den Gartenbau energisch zu
fördern; den Kennern unserer Muttersprache genügt nämlich schon
das Wörtchen „fördern", das „Befördern" überläßt man lieber den
Eisenbahnen und Schiffen. W. Tscheuke, Berlin.
Tagesgeschichte.
Düsseldorf. Von den eingegangenen vierzehn Entwürfen zur
Ausgestaltung des Kaiser Wilhelm-Parks haben die Preisrichter
dem Entwurf „Schwan", Verfasser Gartenarchitekt Fincken, Cöln,
dem Entwurf „Dem Volke", Verfasser Gartenbaudirektor Ph. Sies-
mayer, Frankfurt a. M.- Bockenheim, dem Entwurf „Am Rhein",
Verfasser Gartenarchitekt R. Hoemann in Düsseldorf, je einen
Preis von 1000 Mark zuerkannt. Zum Ankauf wurden empfohlen die
Entwürfe „Dürerbund", Verfasser Garteningenieur Fr. Bauer,
Magdeburg, „AVarum- Darum", A'erf asser R. Hoemann, Düssel-
dorf und „Jungbrunnen", Verfasser Körner & Brodersen,
Steglitz. (A^gl. No. 32, 33, 35. Red.) H.
Landeshut i. Schi. Der hiesige Verschönerungsverein plant
die Anlage einer ötadtparkanlage auf dem Kirohberge, zu der Garten-
ingenieur H a n i s c h - Kattowitz einen Entwurf gefertigt hat. Die
Gesamtkosten sind auf 30000 Mk. veranschlagt und die Ausführung soll
in Abschnitten, bedingt durch die jeweils verfügbaren Mittel, erfolgen.
Der A'orstand beschloß, Herrn Hanisch die Ausführung der Stadt-
parkanlage zu übertragen. Die Schachtarbeiten haben bereits begonnen.
Personal-Nachrichten.
Brefeld, Dr., Geheimrat, ordentl. Prof. der Botanik an der
Universität zu Breslau, trat von seiner Professur wegen eines
schweren Augenleidens zurück.
Hoffmann, Dr. Hans, bisher Gartenbaulehrer in Köstritz, wurde
zum Großh. hess. Oberlehrer an der Obstbauschule in Friedberg er-
nannt. Herr Hoffmann ist dreißig Jahre alt, lernte unter Gustav
Fintebnann in Wilhelmshöhe und besuchte von 1896—1899 die
Gärtnerlehranstalt am Wildpark.
Kunert, Ed., Kunst- und Handelsgärtner in Langenbielau bei
Neiße, wurde der Titel Garteninspektor verliehen.
Kraemer, Michael, bisher in Potsdam, trat als Obergärtner in
die Spezialgärtnerei von Gurt Moll in Borgsdorf bei Birkenwerder
(Berliner A''orort) ein. Die Gärtnerei hat jetzt 10 große Glashäuser für
Rosen- imd Nelkenkultur zum Schnitt; das Unternehmen ist noch
jung und im Aufblühen begriffen.
Jurrissen, J. J., Baumsohulenbesitzer in Naarden (Holland)
wurde durch die A'erleihung des holländischen Ritterordens von
Orange-Nassau ausgezeichnet.
Rebenstorff, J. sen. in Erfurt, tritt, wie bereits in No. 34
mitgeteilt wurde, am 1. Oktober d. J. von seinem Posten als Fried-
hofsinspektor zurück und eröffnet am selben Tage daselbst eine
Handelsgärtnerei unter der Firma „Zenti'alstelle für praktischen Obst-
bau, J. Rebenstorff sen., Handelsgärtnerei". Die Gärtnerei befindet
sich Nordhäuserstraße zwischen Lazarett und Krankenhaus.
Sandhack, Herrn. A., bisher langjähriger Obergärtner des
Fürsten Metschersky in Dugino, Gouv. Smolensk, Rußland, sah sich
infolge der anarchischen Zustände in Rußland gezwungen, seine
Stellung aufzugeben und nach Deutschland zurückzukehren. Er weilt
jetzt in Niendorf bei Hamburg, um sich in Deutschland einen ge-
eigneten Posten zu suchen. Herr Sandhack hat Brasilien bereist und
ist ein erfolgreicher Orchideenkultivateur, der die fürstl. Metschersky-
sche Gärtnerei zu hohem Ansehen gebracht hat.
Vieweg, Franz, herzoglicher Oberhofgärtner in Meiningen,
starb Ende August nach langem schwerem Leiden.
Wächter, Großherz, mecklenburgischer Hofgärtner a. D., starb
in Ludwigslust im Alter von 92 Jahren. Der A^erstorbene stammte
aus Thüringen und war seit Ende der dreißiger Jahre vorigen Jahr-
hunderts in Ludwigslust bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1890 tätig.
Verantvortl. Redakteur: Mi
Verlag t. Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. — Druci: Anhalt. Bachdr. Outenberg,e. Q.
1., Dessau.
Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau.
Jahrgang IX.
23. September 1905.
No. 52.
Nachdruck und Nachbildung aas dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt.
Ausstellungsberichte.
Die Allgemeine Gartenbaii-Aiisstelluiig in Darmstadt.
Vom Herausgeber.
III. Florblumen und Handelspflanzen.
(Eierxu fünf Abbildungen.)
i/ie Haupteigenart der Ausstellung lag, wie ich bereits
früher hervorhob, in den einzigartigen Wasserpflanzenkultiu'en
und in den größtenteils recht kuriosen Zier- und Nutzgärten,
zumal nichts zu dumm ist, um nicht daran lernen zu können.
Der Großherzog von Hessen hat durch gewiß beträchtliche
Geldopfer diesen Vorfttlu'ungen erst den Boden geebnet. Die
Handelsgärtner hatten sich keiner besonderen fürstlichen
Beihilfe zu erfreuen, imd da ihnen auch keinerlei Preise
winkten, so war speziell die Beteiligung in marktgängigen
Handelspflanzen nur örtlicher Natur. Von den zahlreichen,
meist kleineren Handelsgärtnern in Darmstadt und seiner
näheren und weiteren Umgebung hatte jeder sein Bestes zur
Ausstellung beigetragen. Gruppenpflanzen aller Art und
marktgängige Topfgewächse wie Myrten, Palmen,
Ficus, Azaleen, Pelargonien, Chrysanthemum etc.
waren, wenn auch nicht in hervorragenden einzig-
artigen Kulturpflanzen, so doch in guter Markt-
ware vorhanden. Es hieße den Katalog ab-
schreiben, wenn ich die einzelnen Aussteller und
ihre Ausstellungswaren hier durchsprechen wollte.
Das wäre auch durchaus überflüssig, und ich
beschränke mich darauf, das hervorzuheben, was
besonderer Erwähnung wert war. Ein großer
Teil der Ausstellungsgegenstände der Darm-
städterHandelsgärtnerverbindungwar
auf dem von Professor Ol brich entworfenen, mit
Backsteinen gepflasterten Blumenparterre unter-
gebracht (Abbildung in No. 51, Seite 605), in
dessen Nähe sich noch ein zweites, ähnlich
gepflastertes, aber rundes Parterre befand. Diesen
sonderbaren Arrangements gegenüber lagen noch
von der Hofgärtnerei Bessungen durch Hofgärtner
Weigold, und von der Stadtgärtnerei Darmstadt
durch Garteninspektor Stapel ausgeführte
Pai-terres. Hier bildete, wie üblich, der grüne
Rasen den lebendigen Untergrund, den Professor
Olbrich durch tote Steine ersetzte. Im Parterre
des Herrn Stapel lag das große, mit hochstammigen Plumhago
capetisis bepflanzte Mittelbeet vertieft, während die es
nach außen umgebenden Beetlinien an den vier Ecken mit
Helianthus (Rudbeckia) laciniatus „OoldhaW- bepflanzt waren, die
sich beträchtlich über die Hochstämme des llittelbeetes erhoben
und die Plumhago drückten. Wozu zieht man die Plumhago
als Hochstämme heran; um sie dann tiefer zu setzen und
durch hohe, leuchtendblühende Stauden zu erdrücken? Der
große kalile, rechtwinkelige Platz, der die ganzen Gruppen-
anlagen aufnahm, wäre besser zu einer einheitlichen, in der
Hauptsache geradlinigen Parterreanlage umgestaltet worden.
In einem besonderen Eaume, der die Planausstellung umfaßt,
befindet sich ein von Stadtgarteninspektor Stapel gefertigter
Entwurf zu dieser Anlage, der aus auch mir begreiflichen
Gründen keinen Beifall gefunden hat, weil das in Frage kommende
regelmäßige flache Terrain die von Stapel projektierte
freie Gestaltung nicht zuließ, weshalb man Prof. Olbrich
mit der Ausarbeitung des geeigneten Entwurfes beauftragte.
Gartenwelt. IX
Kakteengruppc mit Diorama, vom Botan. Garten in Darnistadt ausgestellt.
Origiualaufnahme für die „Gartenwelt".
52
Die Gartenwelt.
IX, 52
Daß dieser auch nicht den Vogel' abgeschossen hat, mag uns
Grärtnern ein schwacher Trost sein.
Unter den vorhandenen, bemerkenswerten Handels-
pflanzen erwähne icli in erster Linie die liervorragenden
Blankenburg
ttingen" von Georg Bornemann,
Originalaufnahrae für die „Gartenwelf*
Halt bieten, dann aber auch Villen mit rauhem Zement-
verjjutz. Im Gegensatz zu den sonst angepflanzten Lianen,
wie Tecoma, Wistaria, Jungfernrebe und Efeu, bieten die
selbstklimmenden Weinreben den überall lästigen Spatzen
durch ihr dichtes Anliegen keinerlei Nistgelegeuheit, was
ich als großen Vorteil betrachte, da die aus alten Efeu-
wänden und anderen herausklingenden Spatzenkonzerte
nicht zu den angenehmen Beigaben eines behaglichen Heimes
gehören.
Von einer Staudenfirma im Herzogtum Sachsen-Alten-
burg war ein Beet mit Echinaeea ausgepflanzt, doch konnte
ich nicht in Erfahrung bringen, ob diese Echinacea die an-
gebliche ,,rote Sonnenrose" darstellen sollten. Recht be-
merkenswert war ein Beet sogenannter Eisspiräen von
Heinrich Kohl mann sieh n er, Britz-Berlin, in Töpfen.
Die künstlich zurückgehaltenen Pflanzen standen in vollem
tadellosem Flor. Ich lasse es dahingestellt, ob man nicht
besser dabei fahren würde, sich darauf zu beschränken, die
Spiräen zu Ende des Winters zu treiben und im Frühling
naturgemäß blühen zu lassen. Wenn sie dann im Sommer
und Herbst dem Publikum zum dritten und vierten Mal
vorgesetzt werden, wird es sie sehr bald über bekommen.
Der gleiche Aussteller hatte auch Medeola myrtifolia und
Selaginella watsoniana gebracht, über welche wir fiüher
schon in Wort und Bild berichteten. Die karminrot
blühende Nicotiana Sanderae, deren Blüten während des
ganzen Tages geöffnet sind, während N. affinis Nacht-
blüherin ist, waren mehrfach in voUblühendeu Exemplaren
vorhanden. Ich halte diese Einführung noch für verbesserungs-
fähig, und tatsächlich hat die einführende Firma N. Sanderae
Canna - Sorten der Firma Goos & Koenemann, Nieder-
Walluf, die zur Umpflanzung eines der beiden auf dem er-
wähnten Terrain vorhandenen Eiesenbassins zweckentsprechende
Verwendung gefunden hatten. Bemerkenswert sind die
Sorten .,Frau M. Nagel'-'-, hellgelb; „Elisabeth Hoss'\ gelb mit
roten Tupfen; „Han-y Laing^', blutrot, gold glänzend, und
ganz besonders „König Humberl^'- mit roten Blüten und roten
Blättern. Letztere ist die größte unter allen sogenannten Cmij-
Cannas und hat die festesten, in den Umrissen regelmäßigsten
Blüten mit den breitesten Fetalen, die nach Größe und Form
fast an Gladiolen erinnern. Dieser Typus sollte bei weiterer
Verbesserung dieser Cannarasse zugrunde gelegt werden. Die
Firma Goos & Koenemann glänzte auch durch Vorführung
vorzüglicher Topfclematis, unter welchen sich auch die
blaue C. Jackmanni befand, eine der ersten guten Sorten,
die den Waldreben die Wege ebneten. Daneben notierten
wir die spätblühende, aber enorm wüchsige Clemalis paniculala,
Gl. montana grandiflora, „Ville de Lyon'^ schon weinrot,
unterseits heller, „Proteus'-^ rosa und iniegrifolia Durandi,
blau, die Blüte in Form eines eisernen Kreuzes. Herr Koene-
mann nennt sie deshalb die Eiserne -Kreuz-Clematis. Auch
ein zweiter Nieder walluf er Züchter, Franz A. Kreis, führte
gleichfalls winterharte Clematis vor, daneben Rosen und selbst-
klimmende Vitis. Diese letzteren haben in Süddeutsehland
,eine kaum glaubliche Verbreitung gefunden. In den west-
lichen Villenstraßen von Frankfurt a. M. begegnet man immer
und immer wieder malerischen Villen und Landhäusern, die
ganz in das zierliche, dicht anliegende Grün von Vitis Veilchii
und anderer Selbstklimmer gehüllt sind. Zu einer derartigen
Bekleidung eignen sich in erster Linie sogenannte Verblend-
steinbauten, da die porösen Backsteine den Haftwurzeln festen
Neue Fuchsie „Koralle" von Georg
Blankenburg a. Harz. Originalaufnahme für
Bornemann,
die „Garlenwelt".
IX, 52
Die Gartenwelt.
615
letzthin in Brügge weiße und auch rosafarbene Variationen
gezeigt, welche die rote an Schönheit weit übertrafen. Jeden-
falls ist sie unter den rotblühenden Sorten die reichblühendste,
bleibt aber an dekorativem Wert erhcblicii hinter ISf. silvesiris
zurück.
"Winterharte blühende Ericaceen und Farne zeigte Georg
Arends, Ronsdorf, auf an einer schattigen Böschung hübsch
arrangierten Folsenbeeten.
Als Ausstellerin besserer Gewächshaus pflanzen tat
sich besonders die Firma Carl Oser & Co., Diez a. d. Lahn,
hervor. Die Firma hat die bekannten belgischen Großkulturen
aufgenommen, wie Lorbeer, Araucarien etc. und leistet darin
wirklich Gutes. Wilhelm Hennis, Hildesheim, zeigte eine
Gruppe junger, aus selbstimijortierten Samen gezogener
Phoenix Roeheleni, auf welche wertvolle Einfühi'uiig wir
mehrfach in der Gartenwelt
in Wort und Bild hingewiesen
haben. Die Firma J. Lam-
bert & S ö h n e in Trier war
mit gut kultivierten Croton
in besten Sorten, mit dem zur
Jardinierenbepflanzung und
Binderei unentbehrlichen Ca-
ladium argyridcs, Araucarien
und mit prächtigen Blatt-
begonien vertreten. Die be-
liebte Sorte „Louise Closson^'
sah ich nie zuvor in solchen
üppigen und tiefrot gefärbten
Exemplaren. Besondere Er-
wähnung verdienen noch tlie
Sorten „Bronce de Nancy"
mit stark gezähnten, bronze-
farbigen Blättern und Be-
gonia argentea guttata, mit
silberbetupftem Laub. Th.
Steinhauer, Laubenheim
am Rhein war mit Palmen,
Croton, Farnen und mit Be-
gonia Eex „Ludwig Reiffer/y,
einer metallisch glänzenden,
riesigblättrigen Sorte, ver-
treten. Anerkennenswerte
Kulturpflanzen zeigte auch
Georg Hörn, Darmstadt.
Zu erwähnen sind seine
schönen Cocos weddelliana
und seine Asplenimn Nidus
ttvis, die sogenannten Vogelnesterfarne, mit ihren nestförmig
angeordneten, gelbgrün gefärbten breiten, ganzrandigen Blättern.
Für Wintergärten werden diese Pflanzen empfehlenswerte
Schaustücke bilden.
Dafür, daß auch Kakteenliebhaber ihre Rechnung fanden,
trug in erster Linie der botanische Garten in Darmstadt,
vertreten durch Garteninspektor Purpus, Sorge. Herr Purpus,
der selbst einen Teil der Union bereist hat, verstand es, das
reiche Material des botanischen Gartens, das auch so ziemlich alle
wn seinem Bruder eingeführten neuen Arten und Varietäten,
mit Ausschluß der winterharten Opuntien, enthielt, in un-
gezwungener Weise zu einer dioramaartigon Idealkakteen-
landschaft anzuordnen, von welcher die Abbildung der Titel-
seite eine getreue Darstellung gibt.
Teerose „Liberty". Originalaufnahme füi
Ein weiterer Kakteen-Aussteller war Friedrich Adolf
Haage jr., Erfurt, dessen Kollektion die größere Hälfte eines
kleinen Gewächshauses einnahm. Herr Ha;ige vertritt als
Aussteller einen durchaus praktischen Standjiunkt, der anderen,
die gern Geld verdienen wollen, aber nicht wissen wie, vor-
bildlich sein kann. Er bringt seine Miniatur- Zimmertreib-
häuschen auf die Ausstellungen, dazu Kakteen in reicher Sorten-
auswahl in allerkleinsten bis höchstens mittleren Exemplaren,
alles mit Preisen ausgezeichnet, und setzt für die ganze Aus-
stellunnjsdauer einen Mann zu dieser stachligen Gesellschaft,
der ein gutes Mundwerk besitzt und Geschäfte macht. Und
darauf kommt es dem Handelsgärtner doch eigentlich an.
IV. Neuheiten.
In Rücksicht darauf, daß die Darmstädter Ausstellung
einen vorzugsweisen lokalen Charakter trug, war ihre Neu-
heitenabteilung recht reichlich
beschickt. Hierzu hatte in
erster Linie die Weltfirma
Sander & Sons in Brügge und
St. Albans beigetragen. Sie
war insgesamt mit zwei Wag-
gons Pflanzen, einschließlich
der Lorbeeren vertreten, die
zwar einige Tage Verspätung
erlitten hatten, aber doch
schließlich noch auf dem Plane
erschienen, eine vordem sehr
fühlbare Lücke im riesigen
Orangeriegebäude ausfüllten
und, was die Hauptsache ist,
ihre Bewunderer fanden. Na-
türlich mußte, wie das bei
englischen und belgischen
i'irmen Mode ist, zur Feier
des Tages gleich eine Taufe
vorgenommen werden. Der
Täufling war eine Dracaena,
richtiger eine sogenannte J/ß-
tris, die in der Taufe den
Namen „ Gi-oßherxog Ernst
Ludwig von Hessen"- erhielt;
ob sie damit nun endgiltig ge-
tauft ist, oder ob sie viel-
leicht späterhin auf einer
Genter Ausstellung als ,,König
Leopold" erscheint, will ich
dahingestellt sein lassen. In
der Sanderschen Kollektion be-
fand sich aber noch eine zweite Aletris, die den hübschen
Namen „Vidoi-ia" führte, in einem stärkeren Exemplar. Ich
habe beide Sorten auf das allergenaueste verglichen und nur
ganz minimale Unterschiede gefunden, die ihre Ursache darin
zu haben scheinen, daß Aletris „ Victoria", ein älteres, weniger
triebkräftiges Exemplar war, wälirend sich „Ch-oßherzog Ernst
Ludwig von Hessen" als junger triebkräftiger Steckling
präsentierte. Die neue Sorte oder sagen wir beide neue
Sorten betrachte ich als eine Verbesserung der alten Aletris
Lindeni; sie gleichen ihr wesentlich im Bau, in der Blatt-
färbung und in der Zeichnung. Das Gelb herrscht aber vor,
das Grün tritt mehr zurück, die Färbung ist lebhaft und
freudig. Alles in allem eine prächtige Züchtung oder zwei
prächtige Züclitungen, wie man es nimmt. Die Sandersche
Die Gartenwelt.
IX, 52
Neuheiten-Kollektion war ganz hervorragend, was ich gern
anerkenne, eine Zusammenstellung schmuckvollster Neuheiten
des Warmhauses, wie sie kein deutscher Aussteller zu bieten
vermöchte. Ich erwähne von aussichtsreichen Züchtungen:
Caladüim „FVeund Sieberl'^. dem Direktor des Frankfurter
Palmengartens gewidmet, und „ Countess of Warwiek", beide
Sorten von prächtigem Rot mit monströsen Blättern; Bülhergia
forgetiana, weißbunt; Croton „Frerf Sander", gelbe Blätter,
teilweise grün umrandet, noch nicht im Handel; Oycas
Mieholitzii, über welche wir einen besonderen Artikel bringen;
die Wedel erinnern lebhaft an gewisse Farne. Helwonia
Edwardus Rex, wieder eine sehr beachtenswerte Neuheit
dieser buntblättrigen dekorativen Warmhauspflanzen; die
Blätter sind oberseits grün, rot geädert, unterseits völlig rot.
Prachtvoll war eine Kreuzung zwischen Begonia hyhrida Rex
imd hourringiana mit dunklem hell geperltem Blatt und Fieus
pandu7-ata, hell geädert. Botanisch interessant ist Pandanus
padficus mit sehr breiten rinnenförmigen, steifstehenden
Blättern. Die ganze Pflanze hat einen etwas bromeliaceen-
artigen Charakter.
Neben Sander tat sich als Ausstellerin neuer Pflanzen be-
sonders die Firma Ernst Benary, Erfurt, hervor. Ihre neuen
Tj/f/aea-Hybriden stellen unbedingt das großblumigste und
farbenprächtigste dar, was auf diesem Gebiete existiert. Sind
diese wunderbaren und dankbaren Blüher auch nicht Handels-
pflanzen im landläufigen Sinne, so möchte ich deren Kultur
doch ganz speziell den Herrschaftsgärtnern empfehlen, die
sich durch eigenartige und interessante Kulturen Anerkennung
erringen wollen. Eine Tablette mit diesen Tydeen, \'ielleieht
eingefaßt mit verbesserten Saintpaulia ionanlha, wird An-
erkennung finden. Die blaublumige Saintpaulia ionantha
grandiflora, die die Firma Benary zeigte, stellt eine wirklich
beachtenswerte Verbesserung dieses ursprünglich unscheinbar
blühenden sogenannten „Dsambaraveilchens" dar. Im Gegen-
satz zu Tydaea, Achimenes u. a. ist aber die Saintpaulia
tatsächlich eine Handelspflanze oder sagen wir Liebhaber-
pflanze, die auch im Zimmer weiterwächst und unermüdlich
blüht. Die Firma Ernst Benary zeigte ferner die Ei'-
gebnisse einer Ki'euzung zwischen Begonia Bex diadema und
Eßx f/*scoZor- Hybriden, die einer Mitte Januar dieses Jahres
erfolgten Aussaat entstammen. Mag auch die Kreuzung neu
sein, so bieten doch nicht alle aus ihr hervorgegangenen
Pflanzen, die sämtlich mit Namen versehen waren, wirklich
Neues; viele unterschieden sich kaum wesentlich von bereits
vorhandenen Sorten, andere verdienen es, in den Handel ge-
bracht zu werden. Dem Einen werden diese, dem Anderen
jene besser gefallen. Mir gefielen die zartrot getönten
Sämlinge am besten. Hierher gehörten die Sorten „liott?-atif\
„Rose Benary" und „Großlierzog Ernst Ludwig von Hesse»^^.
Als dritter Neuheiten - Aussteller ist Georg Borne-
mann, Blankenburg a. H., zu nennen. Er zeigte zwei neue
Fuchsiensorten, die 1906 in den Handel gelangen sollen, dieSorteu
„ Göttingeii" und ^Jwralle^' (Abb. S. 6 1 4). Beide, Züchtungen des
Herrn Gartenmeisters Bonstedt, Göttingen, sind aus der gleichen
«Kreuzung F. fulgens X irijihylla hervorgegangen. Trotzdem
die hübsch kultivierten Pflanzen auf der Reise eine Menge
Blüten verloren hatten, denn die Fuchsien reisen bekanntlich
schlecht, waren sie doch reichlich mit hübschen roten Glocken
behangen. Beide Sorten scheinen mir als gute Züchtungen
dazu berufen, den in den letzten Jahren etwas ins Hinter-
treffen geratenen tripht/lla-Tyjiws zu neuen Ehren zu bringen.
In dem Gewächshause, das die Bonaryschen und Bornemanu-
schen Neuheiten enthielt, befanden sich noch als
Vertreter ihres vornehmen Geschlechtes einige nicht alltägliche
gut kultivierte Orchideen von Hofgarteninspektor Goebel,
die ich nicht unerwähnt lassen möchte.
V. Schnittblumen.
Für Schnittblumen und Ähnliches war eine große Halle
errichtet, in welcher in bestimmten Zwischenräumen nach
Düsseldorfer Vorbild Sonderausstellungen stattgefunden haben.
Bei der Eröffnung der Ausstellung war eine in ihrer Art
recht sehenswerte Schnittblumen - Ausstellung zustande ge-
kommen, an deren Stelle nach einigen Tagen eine Spezial-
gemüseschau trat. Letztere, um welche sich Herr Hofgärtner
Weigold als Aussteller und Arrangeur besonders verdient
gemacht hat, konnte ich nicht mehr vollendet sehen. Ihr
Zustandekommen wird infolge des ungewöhnlich trockenen
Sommers der dortigen Gegend große Schwierigkeiten gemacht
haben. Eine weitere Sonderausstellung abgeschnittener Dahlien
hat die Deutsche Dahliengesellschaft in dieser Halle
veranstaltet. Außerhalb der Halle dehnen sich die reichhaltigen
Dahlienbeete der Gesellschaft aus, die zur Zeit meiner An-
wesenheit in Darmstadt im Blühen noch einen auffälligen Rück-
stand zeigten, im Gegensatz zu den Dahlien hiesiger Gegend,
die seit Ende Juli blühen. Den Glanzpunkt der Schnitt-
blumenausstellung büdete unbedingt die WilhelmPfitzersche
Gladiolenkollektion. Ich habe vor einigen Jaliren die Pfitzer-
schen Kulturen in Stuttgart zur Zeit des Hochflors der
Gladiolen besichtigt, hatte im vorigen Jahre in Düsseldorf
Gelegenheit, seine Kollektion mit der des größten Gladiolen-
züchters unserer Zeit, des Herrn V. Lemoine in Nancy, zu
vergleichen und bin zu der Überzeugung gelangt, daß die
Pfitzerschen Leistungen hinter denen Lemoines nicht zurück-
stehen. Es ist allerdings wohl zu beachten, daß sich in der
Pfitzerschen Kollektion zahlreiche der schönsten Lemoineschen
Züchtungen befinden und daß aus diesen erst Pfitzers eigene
Neuheiten hervorgegangen sind; Lemoine hat also das
Fundament gelegt, auf dem jetzt auch in Deutschland weiter-
gebaut werden kann. Es würde zu weit führen, eine Sorten-
aufzählung zu geben, die ja gewissermaßen nur eine Wieder-
holung aus dem Pfitzerschen Katalog sein könnte. Von den
ausgestellten Sorten war jede ein Glanzstück. Am modernsten
sind zurzeit die blauen Sorten, von welchen meinem Ge-
schmack speziell die Sorten ,,Dora Widmami" und die tief-
blaue „Loiiisc Rieher''" entsprachen. Von anderen notierte ich
mir die farbenglühende ,,Neues Jahrlmndert^'- , „ Gräfin Degen-
feld"-, auf cremefarbigem Grunde rot gezeichnet, ,,Reinhold
Breitschiverdt^\ auf purpurnem Grunde hell gezeichnet, und
„Gretel Lambert''", kupferrot mit hellem Schein. Als weitere
Pfitzersche Lieblinge waren prächtige Ceanoihus -'EjhriAen
vertreten, die leider etwas zu zart für das deutsche, speziell
das norddeutsche Klima sind. Andere erwähnenswerte Aus-
steller abgeschnittener Gladiolen waren Fritz H u f e 1 d ,
Darrastadt, Hermann Boos, Speyer, Friedrich Mau rer,
Calw (Württemberg).
Mit Rosen hatten sich nur zwei Aussteller eingefunden.
Heinrich Kohlmannslehner, Britz-Berlin, Aqy Aie ,, Liberty"
gewaltig poussiert, war mit einer großen Masse prächtig ent-
wickelter, taufi-ischer (Abb. S. 6 1 5) Blumen erschienen, denen er
eine ebenso frische Verkäuferin zugesellt hatte, die keinen
geringeren Reiz auf die Gärtnerwelt ausübte. Über den
Wert dieser leicht gefüllten, prächtig sammetrot gefäi'bten
Teerose füi' die Treiberei und Schnittblumenkultur dürfte
kaum ein Fachmann, der sie gesehen hat, im Zweifel sein.
IX, 52
Die Gartenwelt.
Etwas besseres oder gar gleichwertiges in dieser Farbe gibt
es nicht. Peter Lambert, Trier, zeigte, wie immer auf
Ausstellungen, ein ziemlich reichhaltiges Sortiment neuerer
und älterer Sorten. Man sah aber den Blumen, im Gegen-
satz zu den vorerwähnten, die in Eis verschickt wurden,
stark die Reise an. Vieles war aufgeblüht, manches im Ver-
blühen begriffen, allem fehlte die Frische, sodaß man keinen
rechten Begriff von der tatsächlichen Schönheit der aus-
gestellten Sorten erlangen konnte.
Sommerblumen waren sehr stiefmütterlich vertreten. Die
Firma Keil holz in Quedlinburg, Inhaber Carl Fessel,
führte eine reiche Astern-Kollektion aus allen Klassen vor
und Emil (loericke, Niemberg bei Halle, der Züchter der
Hohenzollernaster, zeigte diese in sehr vollkommenen Blüten
aller Farben und daneben Blüten einer neuen, noch nicht im
Handel befindlichen Sorte eigener Züchtung, die er Herkules-
aster nennt. Diese Aster ist aber ihrer ganzen Bauart nach
nur eine verbes-
serte oder sagen
wir vergrößerte
Hohenzollern-
aster, die ihre
wohlgebauten
weißen Riesen-
blüten auf sehr
straffen Stielen
trägt und sicher
eine gute Zukunft
hat. Sie würde
wohl besser unter
dem Namen Rie-
sen-HohenzoUern-
aster in den Han-
del kommen.
Eine schöne
Sommerblumen-
neuheit für 190Ö
scheint der groß-
blumige Dianthus
Hedewig i„ Schnce-
ftaZ/" vonBenary,
Erfurt, zu werden.
Große Sorti-
mente abgeschnit-
tener Stauden zeig-
ten Georg Arends, Ronsdorf, und Goos & Koenemann,
Niederwalluf. Alles, was die Jalu-eszeit bietet, war in den Kollek-
tionen dieser beiden Aussteller vertreten. In der Arendsschen
Kollektion gefiel mir besonders seine neue Coreopsis lanceolaia
oculata, auf die -wir demnächst in der Gartenwelt zurück-
kommen werden. In der Kollektion von Goos & Koenemann
erregten verschiedene Phlox (kcussata-Sovtei\ meine Auf-
merksamkeit, wie „Diademd\ weiß, ^^Coquelkot" . feuerrot, und
„Reichsgraf von Hochberg'-\ tiefrosa. In dieser Kollektion be-
fanden sich auch wohl die einzigen abgeschnittenen Dalilien
der ganzen Schau und einige Stiele des prächtigen Gladiolus
Priiiceps (Farbentafel im VIII. Jahrgang, Seite 378, der Garten-
welt). Von den EdeldahUen notierte ich als auffallende
Schönheiten: ,,Trude'-", pfirsichfarbig und farbenwechselnd wie
,,Serpenlina" ; ,,Walthari." , gelb, sehr feinstrahUg; ,,Rother",
samnietartig, tiefrot ; ,,Bnmhilde'\ Hybridcharakter, innere Fetalen
flach ausgebreitet, äußere röhrig, Farbe tief rot; „Florence
W. Siredwiet\ rahmgelb, und „Volker", gelb. Eine ganz
aparte Sorte ist „Überfluß", sehr langstrahlig, elegant,
leuchtendrot und „GaUia^\ eine Halskrausendahlie. Mit einem
großen Sortiment abgeschnittener buntblättriger Gehölze war
die Baumschule der Firma Gebr. Siesmayer in Vilbel in
Hessen vertreten.
VI. Baumschulartikel.
Als Hauptkoniferenaussteller dominierten die Firmen
Heinrich Henkel, Darmstadt, und A. Weber & Co., Wies-
baden. Die Firma Henkel zeigte ausschließlich schöne und
seltene Varietäten wie Cedrus atlantina glaiica, Cedrus Libani
Sargeidi pendula, Cedrus Deodara aurea und verticülata
glauca, .sowie Cedrus allantica petidula, Sequoia giganiea
pendula, eine ganz eigenartige, stark hängende Form; Abies
arizonica und Abies concolor violacea, ferner Cotoneaster
horixontalis, ein hochinteressantes Gehölz mit flach über den
Boden kriechenden Ästen ; es ist im Frankfurter Palmengarten
in wahren Pracht-
exemplaren ver-
treten. Weber &
C 0. führten nur
ihre bekannten
Picea pungens ar-
gentea vor und
zwar in riesigen,
mit den Kübeln
versenkten Exem-
plaren. Ich komme
.später noch auf
die Kulturen die-
ser Firma zurück.
Schöne Koniferen-
Schaupfianzen
zeigte auch H.
Noack, Bessun-
gen-Darmstadt, so
u.a. große Exem-
plare von C. Deo-
dara, Abies con-
color argeniea.
Picea Engel-
mannii glauca und
pungens glauca^
sowie Tsuga nier-
tense. Obstbäume
waren wohl in Rücksicht auf den beschränkten Raum ziemlich
spärlich vertreten. Heinrich Grunow, Auerbach in Hessen,
führte eine sehr wüchsige Ware von Hochstämmen, Pyramiden
etc. vor, Christian Möller, Biebrich, Hochstämme und
Pyramiden, sowie zweiarmige Kordons, J. Buckelshausen,
Ladenburg am Neckar, Hochstämme und Forraobst, Ph. Quint,
Erbenheim bei Wiesbaden, Hochstämme, während Konrad
Trumpff, Blankenburg a. H. und Josef Heinrich, Darm-
stadt, mit Forstgehölzen vertreten waren.
VII. Verschiedenes.
Zu erwähnen sind zum Schlüsse noch prächtige Bindereien
von Hoflieferant Henkel (Abbildung oben), Hoflieferant Roth
u. a., Heizkessel von Heinrich Fritz, Darmstadt (Patent
Schnellumlauf- Warmwasserheizung), von Rud. Otto Mej-er,
G. m. b. H., Mannheim (Strebelkessel), Höntsch & Co.,
Niedersedlitz liei Dresden (Universal-Gliederkessel, sowie sehr
618
Die Gartenwelt.
IX, 52
praktische und schmuckvolle Ge-wächshäuser von Hont seh
& Co. und Josef Hesseier, Cöln.
In dem oberen Stockwerk des Orangeriegebäudes hatte
man eine Plan- und Literaturausstellung arrangiert. Pläne
und Bücher scheinen die Stiefkinder der Gartenbau - Aus-
stellungen zu sein. Man bringt sie gewöhnlich da unter, wo
sie nur auf Umwegen zu erreichen sind. In diesem Falle
ging der Umweg über eine steile hölzerne Treppe, eine so-
genannte Nottreppe. Wer sie aber erkletterte, wird befriedigt
gewesen sein, denn besonderes Interesse bot u. a. eine Sonder-
ausstellung der Firma Gebr. Siesmay er, enthaltend Pläne
ausgeführter Anlagen und prächtige Landschaftsbilder daraus,
nach Aufnahmen des Herrn Philipp Siesmayer, der ein
gewaltiger Photograph vor dem Herrn ist und ein photo-
graphisches Werkzeug besitzt, um das ihn mancher Amateur
beneiden dürfte ; ich habe seine prächtigen Apparate in seinem
Frankfurter Bureau mit Interesse besichtigt. Mich interessierten
besonders die Teilansichten aus dem sogenannten Japanischen
Garten, den die genannte Firma in diesem Frühjahr für
König Leopold von Belgien in Laeken bei Brüssel ausführte.
Alles in allem war die Ausstellung in ihren Hauptteilen
eine lokale Veranstaltung, die aber weit mehr Interesse als
andere Ausstellungen gleichen Grades erweckte, und dies
nicht zum wenigsten dadurch, daß sie in ihrer gartenkünst-
lerischen Abteilung zu gewaltigem Widersprucli herausforderte.
Gar mancher Gartenkünstler mag sie mit der in der Tasche
geballten Faust verlassen haben, und mir persönlich erschien
beim Betrachten der landschaftsgärtnerischen Verirrungen der
Geist meines großen Lehrmeisters, Heinrieh Siesmayer, der
sich mit Recht „Landschafter" nannte. Er würde den Herren
Professoren Olbrich und Leipheimer seinen Standpunkt in
seiner derb-drastischen Weise klar gemacht haben, wenn er
noch unter den Lebenden weilte. An .seinen Werken im
nahen Frankfurt, in Bad Nauheim, Wiesbaden etc. mögen die
Herren erkennen lernen, was wahre Gartenkunst ist.
Pflanzenkrankheiten.
p]ine neue Orchideenkrankheit, üredo behnickiana.
An diesem Jahre wurde eine ganze Anzahl .schädlicher Orohideen-
pilze beschrieben, deren schädlichster und verbreitetster Uredo
bchniekiana. zu sein scheint. Zuerst wurde der Filz im Berliner
botanischen Garten auf Oncidium dasystyie gefunden. Danach
wurde die Art festgestellt und die Original- Beschreibung in der
„Hedwigia" Bd. XLIV veröffentlicht. Dann tauchte der Pilz in größerer
Menge in der Beyrodtschen Gärtnerei in Marienfelde auf und zuletzt
wurde er auch von M a s s e e in Kew, dem er zur Bestimmung
eingesandt wurde, in Gard. Chron. vom 19. August 190.5, No. 973,
als Hemileia americana beschrieben und abgebildet. Ich will das
Auftreten dieses Pilzes nicht als besonders gefahrdroliend liinstellen,
doch auf die Schädlichkeit dieser Uredo hinweisen. Sobald sich der
Schmarotzer irgendwo einstellt, entferne man die befallenen Blätter
sofort und verbrenne sie.
Ohne Zweifel wurde der Pilz erst vor kurzer Zeit einge-
schleppt und zwar aus Brasilien, mit von dort exportierten
Pflanzen. In nachstehenden Zeilen gebe ich die Beschreibung von
Herrn Prof. P. Hennings wieder, die jeden Kultivateur den Pilz
zur Genüge erkennen läßt:
„Auf der Unterseite der Blätter eines Oncidium dasystyie
Reichb. f., einer Anfang 1904 aus Süd-Brasilien importierten Pflanze,
trat ein orangefarbener, mehlig'^rUberzug auf. Fast liatte es
den Anschein, als ob das Blatt mit Blütenpollen be.stäubt wäre. Eine
Fleckenbildung machte sich oberseits nicht bemerkbar. Dieser staubige
Überzug erwies sich als eine Uredo-Art, abweichend von den meisten
bisher bekannten Formen, in dem Auftreten ganz an Hcmihia
rastatrix (eine gefährliche Krankheit des Kaffeebaumes. Red.)
erinnernd.
Das zarte farblose Mycel ist weit im Blatte verbreitet und
nach den von Dr. Dietel ausgeführten Schnitten entsteht eine Art
Hymenium von minimaler Ausdehnung unter den Spaltöffnungen,
aus denen sich ein Bündel von Hyphen erhebt, welches mit der
Spitze über die Blattfläche hervortritt. Diese Hyphen scheinen sich
noch außerhalb des Blattes zu verzweigen, Sterigmen zu bilden, an
denen die kugeligen, goldgelben, oft von zahlreichen Öltröpfchen er-
füllten Sporen entstehen. Diese besitzen einen Durchmesser von
1.5 — 25 /<, sowie eine stachelig-warzige, ca. 2 /« dicke Membran.
Es ist eigenartig, daß, wie bereits erwähnt, keine Flecken-
bildung auf der Blattoberseite verursacht wird, und daß die Sori
nicht in Pusteln aus der Epidermis hervortreten. Vielleicht findet
dies in der dünnen Beschaffenheit des Blattes, der festen Epidermis,
sowie in der feuchtwarmen Luft, in der die Pfanzen kultiviert werden,
seine Ursache.
Diese Uredo-Art ist von allen bisher auf exotischen Orchideen
festgestellten Arten gänzlich verschieden, so besonders von
Uredo Oncidü, P. Henn. auf Oncidium lanceanum , Lindl. aus
Brasilien, welches auf beiden Blattseiten rundliche, stark verdickte
rotbraune Flecke bildet, aus denen die Sori pusteiförmig von der auf-
geblasenen Epidermis sehr lange bedeckt austreten, mit länglich
eiförmigen oder ellipsoiden 20—30X13 — 18 /i großen Sporen.
Ebenso sind üredo ivittmackiana, P. Henn. et Klitzing auf Epiden-
drum aus Me.\iko, ferner U. Epidendri, P. Henn. auf Epidendrum
sjMC U. nigropunctata, P. Henn. auf Stanhopea aus Brasilien und
U. Scabies, Cooke auf Vanilla in Kolumbien von U. bchniekiana
völlig verschieden." E. B. B.
Die Rosenokuiatenmade, Clinodiplosis oculiperta.
E.
glücklicherweise vielerorts unbekannter, aber da wo er auf-
tritt, gefürchteter Schädling ist die Okulatenmade, die Larve der
fxosenokulaten-Gallmücke oder, wie sie auch oft widersinnig genannt
wird, die Okuliermade. Leider wird häufig das Nichtwachsen der
Veredlungen auf Ungeschicklichkeit des Veredlers und seiner Helfer
zuräckgeführt, weil äußerlich den Veredlungen nichts weiter anzu-
sehen ist, als daß eben das Auge statt anzuwachsen, eintrocknet,
sodaß die Arbeit des Veredeins vergeblich war. Wer sich aber mit
dem äußeren AnbHck des Schadens nicht begnügt, wird unter den
Rindenzipfeln des Schnitts und unter dem Schildchen kleine orange-
rote bis 2 mm lange Larven sehen. Falls sich der Schädling im
Anfangsstadium befindet, sind die Larven noch kleiner und fast weiß
und deshalb schwer zu sehen. Diese Larven sind aus Eiern hervor-
gegangen, die eine winzig kleine Mücke von Juni bis Mitte August
an frisch okuherte Rosen imter die Rindenlappen, die das Schildchen
bedecken, ablegt und zwar trotz des Verbandes, da die Mücke eine
ziemhch iange Legeröhre hat, sodaß die Eier zwischen den Windungen
des Bastes hindurch an die Okulation gelegt werden können. Wert-
volles und sehr ausführliches Material hat Friedrich Richter von
Binnenthal in seinem Werke „Die Rosenschädlinge aus dem Tier-
reiche" über die Gallmücke niedergelegt. Die dort gegebene Be-
schreibung der Mücke geben wir hier auszugsweise wieder: Hinter-
kopf schwarzbraun, nach den Augen zu heller, Hals fahlgrau bis
gelbgrau, Thorax (Brustteil) honiggelb, ins Röthche spielend, Thorax-
rüoken schwarzbraun, grau behaart. Schildchen des Thorax an der
Basis rotbraun, sonst dunkelgelb. Beine braun, Abdomen (Hinterleib)
honiggelb bis orangerot, jedes Segment mit schwarzbrauner Binde.
Flügel gelb und violett irisierend, lang behaart, rauchgrau mit drei
Längsadern. Das Weibchen hat eine weißlichgelbe, lang vorstreckbare
Legeröhre. Fühler vierzehngliedrig, beim Männchen in der Mitte
eingeschnürt, mit Haarschleifen versehen, beim Weibchen mit Borsten-
kranz. Die Larven überwintern in der Erde und verwandeln sich
im Frühjahr in eine Mumienpuppe. Der Schädling kommt nicht nur
IX, 52
Die Gartenwelt.
in Okulationen, sondera auch an anderen durch Wunden zugänglichen
inneren Teilen der Rosen und wahrscheinlich der Obstarten vor.
Durch geeignete Vorbeugungsniaßreln beim Okulieren schützt
man die Rosen am besten vor dem Schädling. Bei Wurzelhals-
veredlungen genügt das Behäufeln der Veredlungsstelle mit Erde
sogleich nach dem Verbinden. Bei Stämmcheuveredlung ist es von
größter Wichtigkeit, daß der Verband sofort nach dem Umlegen
sorgfältig mit Baumwachs verstrichen wird, sodaß nur die Spitze des
Edelauges aus dem Wachs hervorsieht. Wer das nicht will, nehme
statt Bast Wolle zum Verband. Zweckmäßig soll die Wolle mit
einer Mischung von Leinöl, Terpentin und etwas Naphtalin imprägniert
werden; sie darf aber nur trocken verarbeitet werden.
Wo die Okulationen eintrocknen, gehe man der Sache auf den
Grund. Sowie die Okulatenmade wahrgenommen wird, sind die
ükulationsstellen mit scharfem Messer auszuschneiden und die Ab-
schnitte mit den Larven zu verbrennen. Die AVunden werden mit
Baumwachs verstrichen. Den Boden soll man mit Kalk bestreuen
und umgraben, damit die sich verpuppenden Larven in der Erde
vernichtet werden. W. T.
Koniferen.
Die mexikanische Simipfzeder.
Li u den schönsten Bäumen gehören die Taxodien, die sogenannten
Sumpfzedern oder Sumpfzypressen des südlichen Nord - Amerikas.
Von diesen wieder ist die schönste die mexikanische Sumpfzeder
(Taxodium mexicmmm, Carr., T. distichnm, H. ß. K., derAhuehuetl
der Azteken, der Sabino der spanischen Me-xikaner), die in einigen
Teilen des Landes noch ausgedehnte Wälder bildet.
Im Tale von Mexiko, eine Stunde von der Hauptstadt entfernt,
stehen nahezu 200 Stämme in dem schönen Park von Chapultepec,
benannt nach dem etwa 60 m hoch aus dem Tal emporragenden,
etwas langgestreckten Porphyj'hügel, auf dem im achtzehnten Jahr-
hundert der spanische Vizekönig Galvez das gleichnamige Schloß
erbaute. Chapultepec war der Lieblingsaufenthalt des edlen, un-
glücklichen Kaisers Max, unter dessen kunstveretändiger Anregung
der Berichterstatter dort von Ende 1864 bis Anfang 1867 an den
Parkanlagen arbeiten konnte. Von dem Schlosse aus hat man einen
.schönen Überblick über das ganze reiche Tal von Mexiko, nach Osten
die tiefgelegene Hauptstadt, das Bild umschlossen von waldbedeckten
Gebirgszügen, aus denen am Horizont in stolzer Majestät emporragen
der spitze, regelmäßige, wie einePyramide emporsteigende Popocatepetl,
der „rauchende Berg", mit ewigem Schnee bedeckt, und der breitere
Rücken des Iztaccihuatl, „der weißen Frau". Am Fuße des Schloßhügels
von Chapultepec steht die schönste der dortigen Taxodien, die „Monte-
zuma-Zeder", ein stolzer Baum von etwa 30 m Höhe, dessen schöner
rostbrauner Stamm 1 m über Boden 14,45 m Stamm-Ümfang hat. Der
Stamm und die Zweige sind dicht mit den langen silbergrauen Fäden
der Tillamlsia usneoides, einer kleinen Bromeliacee, die dem mit frisch-
grünen, nielu- fiederblatt- wie nadelblattartigem Laube geschmückten
Baume ein eigenartiges, fast greisenhaftes Aussehen geben, behangen.
Rno nennt der Mexikaner diesen duftigen, moosartigen Pflanzen-
schleier, welchen die Deutschen in der Hauptstadt sich gerne zu
Weihnachten holen, um damit ihren heimatlichen Christbaum zu
schmücken, der auch in Mexiko seinen festlichen Einzug gehalten hat.
Die Rinde des Taxodium ist nicht glatt und nicht borkig,
sondern sieht faserig aus, fast wie die äußere Hülle der Kokosnuß,
und laufen die Fasern nicht senkrecht, sondern etwas gewunden mit
dem Eindruck des länglichspirahgen am Stamm empor, wodurch der-
selbe mit seiner rostbraunen Färbung ein eigenes, aber schönes Aus-
sehen erhält; die jährlich einmal abfallenden Blätter sind zarte, hell-
grüne, 3 bis 6 cm lange, weiche Fiederblätter, deren frische grüne
Farbe angenehm von dem rotlichbraunen Holze sich abhebt.
Das schönste und berühmteste Exemplar dieser mexikanischen
Zedern steht am Kirchhof des Dorfes Santa Maria de Tulo im Staate
Oaxaca.
Der prächtige Baum erhebt sich zu einer Höhe von 32,7 m ;
seine Krone hat einen Umfang von über l."».") m, und der mächtige
Stamm zeigt bei 1,56 m über Boden noch einen Stammumfang von
31,06 m. Bei den meisten Taxodien bildet der Stamm keinpn runden
Umriß, sondern ist wie auch die meisten Äste etwas abgeplattet und
rissig im Umfang.
Diese Zedern waren schon zur Zeit der Entdeckung und der
Eroberung durch Cortez, Anfang des lü. Jahrhunderts berühmt.
Deßhalb möge auch hier der alten Zeder bei Tacuba gedacht werden,
des Baumes, unter dem Cortez in der Nacht vom 1. zum 2. Juli 1520,
als die Mexikaner ihn aus der Hauptstadt vertrieben hatten, geruht
haben soll, und der deshalb heute noch el arbor de la noche triste,
„der Baum der traurigen Nacht" heißt. Dieser Stamm zeigt auch
die Folgen des unsinnigen Feuermachens am Stamm so ehrwürdiger
Baumriesen, wie dies leider so oft, auch in Europa, vorkommt. Das
Alter der beschriebenen Bäume wird auf mehr als 4000 Jahre ge-
schätzt. H. Grube, Aachen.
Obstbau.
Zwei genflgsaiue Birneiisorteii.
Von Herrn. Lindner, Obergärtnor, Wannsee.
ür
' nsere Obstarten verlangen bekanntlich, außer guten Boden-
vorhältnissen, fast alle eine möglichst sonnige Lage. Man findet
daher auch die Nordwände von Gebäuden oder hohen Mauern fast
immei' nur mit wildem Wein, Efeu oder ähnlichem berankt. Besitzer
solcher Wandflächen können aber von diesen noch einigen Nutzen
ziehen, wenn sie z. B. eine passende ßirnensorte, als Spalier, an-
pflanzen.
Ich beobachte nun schon seit zwölf Jahren zwei an Nordwände
gepflanzto Birnensoiien, die sich in dieser ungünstigen Lage durch
gute Tragbarkeit auszeichnen.
„Ämanlis Butterbirne" ist die beste und fleißigste von beiden.
Wer nur eine Sorte pflanzen will, dem rate ich zu dieser. Ihre
ziemlich großen, sehr saftreichen, grüngelben Früchte reifen in den
letzten Tagen des September und erhalten hier auf unserem Sand-
boden immer einen vorzüglichen Geschmack. Die andere Sorte ist
„Neue Poitemc'-^ deren Früchte, die sehr groß sind, aber grün bleiben,
am Nordspalier Ende Oktober pflückreif werden und sich etwa vier
Wochen halten. Beide Sorten werden außerdem auch früh tragbar
und haben einen kräftigen, hochstrebenden Wuchs, aus welchem
Grunde sie sich nur für hohe Wände eignen. An niedrige, wenig
besonnte Mauern kann man die ausgezeichnete „ Williams Christ-
hinie'-^ noch setzen, die, auf Wildling veredelt, dort noch gut trägt.
Fragen und Antworten.
Beantwortung der Frage No. 34S. Welche Etiketten haben
sich für Freilandsortimentspflanzen am besten bewährt?
Bei unparteiischer Beurteilung haben sich als wirklich praktisch
für Freilandkultur die Z i n k e t i k e 1 1 e n , sowohl Steck- als auch
Ilängeetiketten bewährt. Die an starken, in die Erde gesteckten
Drähten aufgehängten Etiketten habe ich bei halbhohen und hohen
Stauden vielfach verwendet.
Die besonderen Vorteile dieser Art Etiketten sind unbegrenzte
Haltbarkeit, stets gut leserliche Schrift, mehrfache Benützung eines
Etiketts, da dieselben für einen neuen Pflanzennamen nur kräftig
abgerieben werden brauchen ; der Preis schwankt zwischen 8 — 10 Mk.
I»'0 °/oo-
Dort, wo man mit einem verfeinerten Geschmack zu rechnen
hat, würden noch die Aluminium -Etiketten in Betracht kommen,
diese sind im Preise immer noch niedriger als Porzellan- oder
Emaille-Pflanzenschilder. Erich Berger, Chemnitz.
— Auf die Wahl einer Etikettensorte wirkt bestimmend, ob
die Namenschilder dauernd oder nur für eine bestimmte Zeit ange-
620
Die Gartenwelt.
IX, 52
bracht werden sollen. Dauerhafte pite lesbare Etiketten sind Por-
zellanetiketten mit eingebrannter Schrift, wie solche von Nie.
Kißling in Vegesack bei Bremen preiswert hergestellt werden und
die neuerdings in den Handel kommenden Ideal-Patent-Etiketten von
Eugen Wagner, Friedland in Böhmen, aus präpariertem Ton oder
Biskuitmasse. Eine sehr haltbare Schrift, die mit einer Säure auf-
getragen wird, erzielt man auch auf Zinketiketten, die in jeder
Samenhandlung käuflich sind. Die Aluminiumetiketten kann ich zur
Verwendung im Freien nicht empfehlen. Wo sie andauernd vom
Winde bewegt werden, reibt sich die Öse bald durch und das
Etikett ist verschwunden. Wo Holzptähle billig zu beschaffen sind,
können diese mit Vorteil verwendet werden. Mit einem Schnitz-
messer werden sie an einer Seite glatt und eben geschnitten, sorg-
fältig mit Ölfarbe gestrichen und nach dem Trocknen mittels Schablonen
mit Ölfarbe signiert. Solche Etiketten sind besonders als Nummer-
etiketten (Steokhölzer) praktisch. Die flachen thüringer Holzetiketten
sollte man im freien Grunde nicht verwenden, da sie oft von Krähen
herausgezogen oder im Winter vom Froste herausgehoben werden
und dann verschwinden, bezw. vom Winde fortgetragen werden. Als
bestes Befestigungsmittel für Hängeetiketten darf gut verzinkter
Eisendraht bezeichnet werden, der nicht brüchig wird wie Messing-
draht und auch nicht reißt wie Bleidraht und billiger als beide ist.
W. T.
— Ich glaube, der Herr Fragesteller hat seine Frage schon beim Lesen
des Artikels „Aus meiner Reisemappe" in No. 38, S. 450 von Herrn Hes-
dörffer, sehr treffend beantwortet gefunden. Holzetiketten sind nicht
widerstandsfähig genug, um mehrere Jahre ohne Erneuerung zu dienen.
Die Metalletiketten verrichten auch noch nicht voll und ganz die
Dienste, welche jnan an ein dauerhaftes Etikett stellen muß, denn
bei denselben wird im Laufe der Zeit die Schrift mehr oder weniger
von der Witterung zerstört. Am dauerhaftesten scheinen mir Porzellan-
Etiketten mit eingebrannter Schrift zu sein. Sie stellen sich für den
Anfang etwas teuer, aber im Laufe der Zeit bringen sie die Mehr-
ausgabe wieder doppelt ein, denn man hat die Garantie, daß der Name,
welcher einmal eingebrannt ist, auch unverändert für unabsehbare
Zeiten darauf zu le.sen ist. Die Porzellantafeln können mittels 2
Nieten an Eisenstäbchen befestigt werden und bewähren sich solche
Etiketten sehr gut. J. Roesner, Obergärtner, Schloß Okno.
Beantwortung der Frage No. 346. Wie kommt es, daß auch
in diesem Jahre so viele Knospen von Paeonia chinensis nicht zur
Entwickelung gelangen, ja ein großer Teil der Stengel gar keine
Knospen ansetzt? Die Pflanzen stehen in tiefgründigem, gut und regel-
mäßig gedüngtem Lehmboden und werden gut bewässert.
Das Nichtblühen ihrer Paeonieu kann von zu dichtem Pflanzen
und von beschattetem Standort herrühren, einen andei'eu Grund
kann man, ohne die Pflanzen gesehen zu haben und ohne die öi-t-
lichen Verhältnisse zu kennen, nicht vermuten.
Tagesgeschichte.
Frankfurt a. d. Oder. Schulgärten. Zur Hebung der
heimischen Obst- und Gartenbaues hat die Regierung verfügt, daß
dieser Gegenstand auf die Tagesordnung der Kreislehrerkonferenz
190.') gesetzt werden soll, mit Zugrundelegung der Schritt „Zur
Förderung des heimischen Obst- und Gartenbaues und die Anlegung
von Schulgärten" von Pastor Wilms in Nieheim. In erster Linie
soll die Anlage von Schulgärten erörtert werden. Hingewiesen wird
dabei auf den Friedenauer Schulgarten, sowie auf die Aufsätze über
Schulgärten im Schulblatt für die Provinz Brandenburg. Ferner sollen
die Landräte auf die Kreiseingesessenen und den Kreistag in dieser
'Beziehung einwirken und in Jahresfrist über die Schulgartenfrage
Bericht erstatten. k.
Göttingen. Am Hainberge, unweit des Wasser- Reservoirs,
befindet sich eine etwa 3 Hektar- große, zurzeit als Ackerland be-
nutzte Fläche. Nach dem Beschlüsse der städtischen Kollegien soll
dieses Grundstück noch im Laufe dieses Herbstes parkähnlich um-
gestaltet werden.
Wandsbek. "Pflanzenausstellung der vereinigten
Handelsgärtuer. Am 30. August eröffneten die vereinigten
Handelsgärtner zu Wandsbek ihre diesjährige Ausstellung, an der
sich etwa 20 Firmen mit den Erzeugnissen ihrer Gärtnereien be-
teiligten. Der große Saal, sowie 2 Zimmer und der Garten des
Hotels „Zum alten Posthause" bargen gute Erzeugnisse gärtnerischen
Fleißes.
Besonders schön arrangiert war im Saale die große Gruppe der
Firma Neubert, bestehend aus guten Palmen und Farnen, kraft-
strotzenden Croton imd Dracaenen mit schöner Färbung, kräftigen
blühenden Maiblumen (Eiskeime), ferner Selaginelta uatsoniana,
Catnpanula Mayi, Cyclamen u. a. Außerdem hatte Neubert im Freien
eine große Gruppe von Lorbeeren, Phormium, Myrten, Rhododendron,
Azaleen, Nelken, Draeaena Doucetti, die Polyantharose ^f1ne Norbert
Lavavcisseur, sowie Coeos Bonetti nsw. ausgestellt.
W. Runde zeigte im üartenpavillon schöne Araucarien in ver-
schiedenen Größen und Varietäten; von derselben Gärtnerei waren
im Saale noch Kentia, Phönix Boebeleni, Pandanus Veitchi,
Aralia clegantissima, Oeonoma graciiis etc. ausgestellt.
Die beiden Firmen A. Herbst und Franz Jank hatten je
eine Kollektion gut kultivierter Handelsfarne ausgestellt; von
Jank waren noch schöne großblumige Gloxinien und Lorraine-Bego-
nien. W. Goepel glänzte wie immer mit schönen Palmen und
außerordentlich starkem Asparagits.
Von Axel Haagstroem waren Croton, Dracaenen, Eymanto-
phyllum und Farne da. C. Bück zeigte schöne hochstämmige
Fuchsien, darunter mehrere gute Sorten.
Gust. Hamckens brachte Malmaison - Nelken und Begonia
„Qloire de Lorraine'^ in selten schönen, starken Pflanzen.
In eignem Zelte hatte C. N u p n a u Araucarien, Medeola,
Aralien, Myrten, Palmen etc. ausgestellt. Von Jul. Schneider
stammten schöne Azaleen und Camelien, sowie prachtvolle Remontant-
Nelken.
Gute Leistungen waren ferner Herrn. Berndts schöne Ericen,
Boronien, Hortensien und Heg. „Qloire de Lorraine", Jobs. Eck-
manns üppige Cyclamen, E. M. Rieckens Chrysanthemum und
hochstämmige Fuchsien, C. H. W. Wolters l'rimula obconiea,
J. G. Soherquists schöne Lorraine-Begonien, sowie Cyclamen und
Farnsämlinge; Max Bulls Adiantum, Asparagus und Cyclamen;
Gust. Sauls Hydrangea, Ericen und Camelien; Fr. Kobers Celosia
Thompsoni, Solanum und schön blühende Myrten und Lud. Kochs
Cyclamen, die wegen ihrer prachtvollen Blattzeichnung allgemein be-
wundert wurden.
Als einzige nicht ansässige Firma hatte Nonne & Höpker
aus Ahrensburg eine Gruppe von ca. 50 verschiedenen Koniferen-
Arten, schöne weißbunte Epheu, Begonia „Oraf Zeppelin" etc. aus-
gestellt. Dieselbe Firma zeigt in der Schnittblumen - Abteilung
Blumen von zirka 100 Dahlien- Sorten und zirka 60 verschiedenen
Stauden.
Eine ebenfalls reichhaltige Kollektion schöner Dahlien-Blumen
hatte als junger Anfänger Fr. Wnuck ausgestellt.
Mit gärtnerischen Instrumenten und sonstigen Bedarfsartikeln
hatten sich 12 Firmen und 2 mit Heizkesseln an der Ausstellung
beteiligt. Herrn. A. Sandhack.
Briefkasten der Redaktion.
Xanten. Die kleinen gelblichen Wärzchen, die sich auf den
Blättern der beiden eingesandten Pflanzen von Solanum Pseiido- Capsi-
cwm befinden, sind sogenanntelntumescenzen. Es sind dies krank-
hafte Wucherungen des Blattfleisohes, die indes nicht durch einen
Schmarotzerpilz hervorgerufen werden, also nicht parasitärer Natur
sind. Die Erkrankung ist jedenfalls auf ungeeignete Ernährungs-
verhältnisse zurückzuführen. Durch zu feuchte Luft und durch
zu reichhohe Ernährung bei reicher Wasserzufuhr wird die Ent-
stehung der Intumescenzen begünstigt. Falls der Erdboden gut und
nahrhaft genug ist, dürfte es sich empfehlen, die Düngung mit Abort-
jauche ganz zu unterlassen. Kais. Biol. Anstalt.
Verantwortl. E«d»iteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag v. Kichard Carl Schmidt & Co., LeipziK. — Druck : Anhalt. Bnoiidr. Qntenberg, e. Q. m. b. H., Dessau.
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